Das Heft – Ausgabe Nr. 3 (2020) – Motivation in der Schule

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AUS DER PH

«Das gute Gefühl, etwas zu erarbeiten, das anderen nützt»

Wer das Grosse verstehen will, muss es zuerst im Kleinen begreifen. Studierende der PH FHNW in Solothurn zeigen, dass der Garten in diesem Kontext ein vielversprechender Lernort ist. Am Beispiel der Kartoffel haben sie Unterrichtsmaterial zum Thema Artenvielfalt erarbeitet. Von Virginia Nolan (Text), Alwin Gasser (Fotos)

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limawandel, Welternährung, Migration oder soziale Ungleichheiten sind Themen, die uns bewegen. Und sie zeigen, wie eng wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Prozesse zusammenhängen. Wer diese Dynamik besser verstehen will, muss sich mit ihren Puzzlestücken auseinandersetzen – auch in der Schule. Entsprechend formuliert der Lehrplan 21 Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) als zentrales Anliegen. Das erklärte Ziel einer nachhaltigen Entwicklung ist demzufolge, «allen Menschen innerhalb der ökologischen Belastbarkeitsgrenzen unseres Planeten ein gutes Leben heute wie morgen zu ermöglichen». BNE rückt die Beziehung zwischen globalem und lokalem Kontext ins Zentrum, Fragen, die unseren Alltag betreffen, aber in ihrer Bedeutung weitreichender sind: Was landet auf unserem Teller? Wie gehen wir mit unterschiedlichen Menschen um? So sollen Kinder ihren Blick für die Zusammenhänge globaler Herausforderungen schärfen und später in der Lage sein, eine zukunftsfähige Entwicklung mitzugestalten. Das Grosse im Kleinen verstehen Das grosse Ganze wurzelt bekanntlich im Kleinen – im Garten, zum Beispiel. In der Erde wächst, was uns ernährt: etwa die Kartoffel, eine der beliebtesten Schweizer Nutzpflanzen. An ihrem Beispiel haben Studierende der PH FHNW in Solothurn eine BNE-Unterrichtseinheit zum Thema Artenvielfalt erarbeitet. Im Rahmen einer Service-Learning-Veranstaltung am Institut Kindergarten-/Unterstufe setzten sie sich zunächst theoretisch mit BNE und Schulgartenarbeit auseinander und entwickelten auf dieser Grundlage Unterrichtsmaterial für sieben Lektionen und eine

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Exkursion zum «BildungsSortenGarten» im ehemaligen Kapuzinerkloster Solothurn. Dort sollten die Kinder Kartoffeln ernten und in der Klosterküche gemeinsam kochen. «Die Kartoffel ist ein passender Lerngegenstand, weil sie einen direkten Bezug zur Lebenswelt der Kinder hat», sagen Marlene von Arx und Carole Schreiber, zwei von von fünf Studierenden, die die Unterrichtseinheit entwickelt haben. Unterschiedliche Perspektiven kennenlernen In den ersten Lektionen nähern sich die Kinder der heimischen Knolle mit Bilderbüchern und Liedern, die Herkunftsgeschichte und Wachstumsprozess der Pflanze thematisieren. Mit den verschiedenen Bezeichnungen, die die Kartoffel im Schweizer Dialekt und in anderen Sprachen hat, kommt auch die Artenvielfalt ins Spiel. LERNEN DURCH ENGAGEMENT Service-Learning ist eine Lehr- und Lernform, die gesellschaftliches Engagement von Studierenden («Service») mit fachlichem Lernen («Learning») verbindet. Dabei engagieren sich Studierende im sozialen, kulturellen, politischen oder ökologischen Bereich für das Gemeinwohl. Das geschieht in Verbindung mit Praxispartnern und gestützt auf projektorientierte und kooperativ gestaltete Lehrveranstaltungen. So können Studierende etwa Vermittlungsformate für Museen entwickeln oder Inhalte für ein Naturschutzgebiet aufbereiten. «Sich gesellschaftlich engagieren, Verantwortung übernehmen, Theorie und Praxis verknüpfen: Durch solche Erfahrungen trägt Service-Learning zu einer innovativen Lehrerinnen- und Lehrerbildung bei», sagt Christine Bänninger, Leiterin der Koordinationsstelle für Service-Learning am Institut Kindergarten-/Unterstufe. Die Koordinationsstelle schafft konzeptionelle Grundlagen, berät Dozierende und vernetzt Lehrende der PH mit Praxispartnern.


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