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IHRE MEINUNG
Alles fließt! Alles im Griff?
Corona, Klimawandel, Digitalisierung. Die Gesellschaft ist im Wandel. Wir haben nachgefragt: Worauf kann man sich heute noch verlassen? Wandel als Konstante: Was ist dran an dem Schlagwort? Tradition versus Innovation: Sind sie ein Gegensatz? Wo liegt Ihre persönliche Präferenz?
Verlassen: „Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln.“ Mit diesen Worten rückte der Philosoph Platon die „Flusslehre“ seines Kollegen Heraklit vor 2.500 Jahren ins Bewusstsein. Vor dem „Nichts bleibt“ haben wir Angst.
Wandel als Konstante: Die Welt besteht aus voneinander abhängigen Prozessen. So bedingen sich die Verbreitung des Coronavirus, der Klimawandel und die Digitalisierung gegenseitig. Konkreter: Arbeiten im Homeoffice vermeidet die An steckungsgefahr, schont das Klima und fördert die Digitalisierung.
Tradition & Innovation: Tradition ist eine Illusion – wichtig ist das Lernen aus Veränderungen. Gesellschaften lernen meist erst im Nachhinein aus Katastrophen, Kriegen und Krisen. Beim Klimawandel wird Antizipation allerdings zur Überlebensfrage.
Mag. Martin Adam leitet das FH-Service Personal und Recht an der FH St. Pölten.
Verlassen: In der Coronakrise brauchte es am Anfang vor allem Krisenmanagement, weniger ChangeManagement. Dazu kommt es erst jetzt, weil Change das bewusste Gestalten von Veränderung ist. Man muss ein System aufbrechen, verändern und wieder festigen. Essenziell für Change-Management ist die Kommunikation.
Wandel als Konstante: „Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders“, hat schon Herbert Grönemeyer gesungen. Man muss minimale gesellschaftliche, ökologische, wirtschaftliche und technische Veränderungen erkennen, prognostizieren und diese Aspekte verknüpfen. Menschen brauchen aber auch Konstanten, Sicherheit und Orientierung. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Tradition & Innovation: Innovation ist überlebensnotwendig. Wir brauchen sie für die aktive Gestaltung der Zukunft. Menschen brauchen aber auch Orientierung und Strukturen. Das zeigt sich in der Tradition. In Summe sollte man agieren statt reagieren.
FH-Prof. Mag. Wolfgang Römer ist ausgebildeter Wirtschaftsinformatiker und Kulturmanager. An der FH St. Pölten unterrichtet er Innovationsmanagement und strategisches Management.
Verlassen: Werte und Traditionen verändern sich. Viel entscheidender ist Anpassungsvermögen, also die Fähigkeit, auf neue Situationen zu reagieren, brauchbare Lösungen und Bewältigungsmethoden zu finden und anzuwenden.
Wandel als Konstante: Irgendetwas ändert sich immer, nicht alles und auch nicht sofort. Durch die Konfrontation mit neuartigen Situationen werden Ideenreichtum und Kreativität kontinuierlich auf die Probe gestellt. Stagnation als Konstante wäre ein Albtraum.
Tradition & Innovation: Die beiden sind keine Gegensätze, sie liegen nur an jeweils anderen Punkten am Zeithorizont. Nicht jede Innovation bewährt sich, nicht jede Tradition hält ewig. Ich persönlich kann mehr mit Innovation anfangen, vor allem im Sinne von Anpassung und Optimierung.
Lea Wall studiert im Bachelorstudium Marketing & Kommunikation an der FH St. Pölten und ist seit Juni 2020 Vorsitzende der Studierendenvertretung (ÖH) an der FH St. Pölten.