3/2020
Juni/Juli
EUR 9,-
Nr. 149
sfr 14,-
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fitness MANAGEMENT international 3/2020 Nr. 149 Offizielles Organ DSSV e. V. und BfB e. V.
KING OF MACHINES
Deutschland | Österreich | Schweiz
www.gym80.de
Fitness Neuroathletiktraining in der Praxis (Teil 2)
gym80international
Gesundheit Ein starkes Immunsystem: Gesund durch Training
Management Teambuilding in der Krise für erfolgreichen Neustart
Markt Krisenmanagement: Studios in der Corona-Krise
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DSSV Die ökonomische Relevanz der Fitnessbranche
Foto: Klaudia Lech
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WIR Birgit Schwarze Chefredakteurin
„Es ist eine Zeit der Bewährung!“ Prof. Dr. Thomas Wessinghage im Webinar der DHfPG am 8. Mai 2020
Es gibt erste Lichtblicke für die Fitness- und Gesundheitsbranche in der Corona-Krise: Im Rahmen der Bund-Länder-Konferenz am 6. Mai 2020 wurde beschlossen, dass über den Zeitpunkt der Wiedereröffnung der Fitness- und Gesundheitsstudios auf Landesebene entschieden werden sollte. Die ersten Entscheidungen fielen noch am gleichen Tag: Nordrhein-Westfalen kündigte an, dass Fitnessstudios bereits am 11. Mai unter Abstands- und Hygieneauflagen öffnen dürften. In Hessen wurde die Studioöffnung ab dem 15. Mai, in SchleswigHolstein sowie Sachsen ab dem 18. Mai und in Rheinland-Pfalz ab dem 27. Mai bewilligt. Mit der Erlaubnis zur Wiedereröffnung übernehmen die Studios eine besondere Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitglieder – sie werden auf Bewährung geöffnet. Ein Verstoß gegen die Auflagen kann unabsehbare Folgen für die gesamte Branche nach sich ziehen. Das Vertrauen, das der Fitnessbranche von der Politik entgegengebracht wird, darf nicht verspielt werden. Es wird auf jeden einzelnen Unternehmer und jeden einzelnen Mitarbeiter ankommen, um die Abstands- und Hygieneauflagen in den Studios zu 100 Prozent umzusetzen. Fitnessunternehmer waren in der Zeit des Lockdowns vor allem als Krisenmanager gefordert. Stellvertretend für die gesamte Branche hat die fitness MANAGEMENT international (fMi) mit drei Studiobetreibern gesprochen, die die Herausforderungen der Corona-Krise für ihre Studiokonzepte in ihrem regionalen Umfeld bewältigen mussten: Monica Lanzendörfer (Fit-In-Haan), Alexander Dillmann (Vivana Fitness & Wellness Park, myline®) und Henrik Gockel (PRIME TIME fitness) schildern ab Seite 16, wie sie ihre Unternehmen in dieser schwierigen Zeit geführt haben und wie sie ihre Studios auf die Wiedereröffnung vorbereitet haben.
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Zu den wichtigsten Faktoren für den Erfolg eines Unternehmens – insbesondere in Krisenzeiten – zählen motivierte und loyale Mitarbeiter. Wie Führungskräfte gemeinsam mit ihren Mitarbeitern ihren Betrieb nach dem Shutdown wieder aus der Krise führen können, erläutert Karl Drack ab Seite 26. Auch wenn die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamt werden konnte und daraufhin auch Fitness- und Gesundheitsanlagen wieder öffnen durften: Das Virus ist noch im Umlauf, leicht übertragbar und es besteht ein latentes Infektionsrisiko. Prof. Dr. Arne Morsch von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) hat für die fMi geprüft, warum gerade jetzt möglichst viele Menschen ein fachgerecht angeleitetes Training, zum Beispiel in Fitness- und Gesundheitseinrichtungen, wahrnehmen sollten (S. 40 f).
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Dass regelmäßiges Fitnesstraining dazu beiträgt, die Gesundheit zu erhalten und zu verbessern, ist allgemein anerkannt. Weniger bekannt ist, dass die Fitness- und Gesundheitsbranche auch für die deutsche Wirtschaft von Bedeutung ist und einen wichtigen Teil zur Bruttowertschöpfung, zum Volkseinkommen und zu den Steuereinnahmen beiträgt. Ab Seite 38 legt Florian Kündgen dar, welchen ökonomischen Mehrwert die 9.669 Fitness- und Gesundheitsanlagen mit ihren 11,66 Millionen Mitgliedern für Deutschland generieren. Viel Spaß beim Lesen und bleiben Sie gesund!
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INHALT 03/20 XXX
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Kommentar: DANKE für den Zusammenhalt in der Krise Die Fitnessbranche aus volkswirtschaftlicher Sicht Neue Mitglieder Neue Fördermitglieder Eckdaten 2020 bestätigen WHO-Bewegungsempfehlungen Recht: Webinare des DSSV
Monica Lanzendörfer
Alexander Dillmann
Henrik Gockel
FITNESS Zu Besuch in Dublin – die Fitnessbranche in Irland for me do: 30 Jahre Sportpark Roxel EGYM: Branded Member App bis Ende Juni gratis CyberConcept: Das Beste aus drei Welten LES MILLS On Demand LES MILLS: Virtual Fitness – eine Bedrohung für Live-Kurse? Umsetzen und Ausstoßen mit der Langhantel Crosstraining – Wirksamkeit und Risiken Neuroathletiktraining in der Praxis (Teil 2)
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Krisenmanagement im Lockdown Die Fitness- und Gesundheitsbranche gegen die Corona-Krise
Foto: Jelena - stock.adobe.com
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GESUNDHEIT 40 54 90 104 106 110 114 128
Körperliche Leistungsfähigkeit und COVID-19 Olimp Sport Nutrition kann mehr! JK-Gruppe: VIROBUSTER® Luftentkeimungssysteme Yoga wird zum Standardangebot im Gesundheitsbereich Wie viel Gewicht wollen Kunden verlieren? Clever trinken bei Hitze Ernährungsmythen (Teil 3): Superfoods Eckdaten der deutschen Besonnungsbranche: erste Erhebung
MANAGEMENT
Erfolgreicher Start nach dem Shutdown: Herausforderung Mitarbeiterführung in Krisenzeiten
Erfolgreicher Start nach dem Shutdown Vom guten Vorsatz zur Gewohnheitsbildung Lowell: Forderungsmanagement in Krisenzeiten Kolumne Stefan Haase: Anwendungsfelder der Digitalisierung Aidoo: Wir bleiben fairbunden Zertifizierung: Erfahrungsbericht der SG Stern aktiv DHfPG-Science-Lab: Potenziale zur Kundenbindung Kolumne Antonio e Silva: Neukunden gewinnen
Florian Kündgen
MARKT
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Die Fitnessbranche aus volkswirtschaftlicher Sicht: Warum Fitnessstudios auch wirtschaftlich wichtig sind
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Körperliche Leistungsfähigkeit und COVID-19
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Grafik: liuzishan - stock.adobe.com
Aktuelles aus der Fitness- und Gesundheitsbranche Krisenmanagement im Lockdown Kommentar Albert Busek: Sport ist die beste Prävention Die Gewinner des FIBO INNOVATION & TREND AWARD 2020 Neue Bestimmungen für EMS-Training ab 2021 Sven Janus, Jürgen Decker und Marc Götza über den EMS-Markt Visualisierung und Kommunikation durch digitale Helfer Aufstiegskongress auch als Online-Veranstaltung Fernlehrgänge der BSA-Akademie – digitale Präsenzphasen DHfPG/BSA Aktuell: Studium – Weiterbildung – Qualität Science News: Branchenrelevante Studien im Fokus Personenporträt: Sven Herdemerten Buchtipp: „Führen mit Telefon, E-Mail, Video, Chat & Co.“
Foto: Kzenon - stock.adobe.com
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Karl Drack
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Fotos: pict rider - stock.adobe.com | privat | Reinhard Berg | PRIME TIME fitness
DSSV
Neuroathletiktraining in der Praxis (Teil 2)
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Hinweis zu den Inhalten dieser Ausgabe der fitness MANAGEMENT international
Online-Infoveranstaltung der DHfPG – alles Wissenswerte rund ums Studium
Die dargestellten Meldungen und Artikel in dieser Ausgabe der fMi wurden entsprechend des Kenntnis- und Informationsstandes zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses verfasst. Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Maßnahmen kann es sein, dass die dargestellten Informationen zum Erscheinungszeitpunkt der Ausgabe nicht mehr aktuell sind. Beachten Sie daher auch die Meldungen auf unserer Website oder informieren Sie sich über spezielle Corona-Angebote direkt bei den Anbietern.
Wer sich für einen der sechs dualen Bachelor- oder vier MasterStudiengänge an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) interessiert, hat die Möglichkeit, sich in einer „Online-Infoveranstaltung“ über das Studium an der DHfPG zu informieren. Hier werden alle Studiengänge kurz vorgestellt sowie Fragen rund um das Studiensystem, die Studiendauer etc. geklärt. Das Video ist jederzeit auf der Website der DHfPG abrufbar.
fitnessmanagement.de
dhfpg.de/events
Foto: FIBO
Foto: Marcel Malysek – bengal-sports.de
„I miss my gym“ – mit Mund- und Nasenmaske jetzt Flagge zeigen
Silke Frank neu in den Vorstand von EuropeActive gewählt
Die Nachfrage nach Schutz- und Behelfsmasken ist durch die Maskenpflicht in allen Bundesländern exponentiell gestiegen. Viele fitnessnahe Unternehmen helfen, wo sie können und engagieren sich. So auch Marcel Malysek, Betreiber des Online-Shops Bengal Sports, der mit seinem bunt bedruckten Accessoire mit dem Slogan „I miss my gym“ nicht nur ein modisches Ausrufezeichen setzt. Auch der Gerätehersteller Life Fitness und die Sportartikelhersteller Under Armour und TRIGEMA produzieren und spenden Masken.
Zusammen mit Prof. Alfonso Jiménez (Ingesport GO fit), Jennifer Halsall (Basic-Fit International) und erneut Ana Damaso (Portugal Activo) wählte die Generalversammlung FIBO-Chefin Silke Frank in das neue Vorstandsquartett. Ihr Schwerpunkt wird auf Finanzen und Strategie liegen und soll verstärkt für Synergien sorgen. Neuer Präsident ist David Stalker, Executive Director wird Andreas Paulsen. Beide waren bereits vorher im EA-Vorstand tätig. Marco Mazzanti gehört dem Gremium künftig als kooptiertes Vorstandsmitglied an.
bit.ly/imissmygym
bit.ly/silke-frank-ea
Foto: www.staystrong.fitness
"Stay Strong - Stay Together!": Appell zum Zusammenhalt während der Corona-Krise Mit dem Aufruf "Stay Strong - Stay Together!" zeigt die FitnessBranche Geschlossenheit und die Bereitschaft, sich der CoronaKrise gemeinsam zu stellen. Ziel der Initiative ist die Fortzahlung der Mitgliedsbeiträge während der behördlichen Schließung aller Fitnesstudios durch die Corona-Pandemie, so Nico Scheller, Initiatior der Kampagne und Inhaber der In Shape Fitnessstudios. Im März und April 2020 veröffentlichte die Initiative bereits zwei Videokampagnen, weitere sind geplant. staystrong.fitness
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Foto: Ergoline
FIBO INNOVATION & TREND AWARD 2020 für Ergoline
Aufstiegskongress und wissenschaftlicher Vorkongress: in 2020 auch online
Der Ergoline Sonnenengel Spectra gewinnt den FIBO INNOVATION & TREND AWARD 2020 in der Kategorie Lifestyle/Life Balance/ Wellness. Per Sensor passt der Sonnenengel die UV-Dosis an die Hautempfindlichkeit an und soll damit das Risiko eines Sonnenbrandes vermeiden. Zusätzlich präsentiert die JK-Gruppe mit dem Virobuster® und Solarfix Care ein Produkt zur Luftentkeimung und ein Desinfektionsmittel, um die Studiohygiene in Zeiten der Corona-Krise zu erhöhen.
Aufgrund der aktuellen Situation, in der noch nicht vorhersehbar ist, ob Großveranstaltungen ab dem 1. September 2020 wieder stattfinden können, wird der diesjährige Aufstiegskongress vom 9. bis 10. Oktober sowie der wissenschaftliche Vorkongress „Upto-date“ am 8. Oktober sowohl als Vor-Ort-Veranstaltung in Mannheim als auch als Online-Kongress geplant. Weitere Informationen finden Sie in dieser Ausgabe ab Seite 84 oder auf der Kongresswebseite.
Zuversicht nach Corona: Keyfacts des European Health & Fitness Market Report 2020
Starke Resonanz für „Global MEPs challenge“ von Myzone
Aufgrund der Corona-Krise und der damit verbundenen Verschiebung der FIBO fand die Präsentation des „European Health & Fitness Market Report 2020“ (EHFMR) am 15. April 2020 im Rahmen eines Webinars statt. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte der europäische Fitness- und Gesundheitsmarkt in puncto Mitgliederwachstum, Anlagenentwicklung und Umsatz im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Der deutsche Fitnessmarkt gehört laut Karsten Hollasch (Deloitte) zu den „wichtigsten Treibern“ in Europa.
Mit der weltweit stattfindenden „Global MEPs challenge“ hat sich Myzone etwas Neues einfallen lassen, um der Corona-Krise den Kampf anzusagen. Während des gesamten Monats April 2020 war es registrierten Myzone-Usern möglich, mithilfe ihres Fitnesstrackers sogenannte Myzone Effort Points (MEPs) zu sammeln. Das Erreichen von 1.300 MEPs sicherte die Teilnahme an der Verlosung, bei der Preisgelder in Höhe von insgesamt 10.000 US-Dollar (rund 9.000 EUR) gewonnen werden konnten.
bit.ly/fibo-award-ergoline
aufstiegskongress.de
Foto: Dirima - stock.adobe.com
bit.ly/fitness-ehfmr-corona
bit.ly/myzone-challenge
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Jetzt mitmachen! Eckdatenerfassung des Bundesfachverbands Besonnung Der Bundesfachverband Besonnung e. V. (BfB) hat in Zusammenarbeit mit der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement eine Eckdatenerfassung für die Besonnungsbranche in Auftrag gegeben. Die Erfassung richtet sich an alle Studiobetreiber, die ein Studio mit mindestens vier Solarien betreiben. Nehmen Sie sich 15 Minuten Ihrer Zeit und helfen Sie dabei valide Zahlen zu generieren und ein umfassendes Bild der Besonnungsbranche zu erstellen. bit.ly/umfrage-besonnung
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COVID-19: mildere Krankheitsverläufe durch körperliche Fitness?
Corona-Alltag & Studio-Lockdown: Stecken wir in der Gewohnheitsfalle?
Wie das DeutscheGesundheitsPortal berichtete, kann Sport das Immunsystem positiv beeinflussen. Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger, Leiter des Sportmedizinischen Instituts der Universität Paderborn, betont die Wichtigkeit von körperlicher Leistungsfähigkeit zur Stärkung des Immunsystems und ermutigt auch untrainierte Menschen, jetzt mehr Sport zu treiben, allerdings nur, wenn sie noch keine Krankheitssymptome aufweisen. Mehr zum Einfluss von Bewegung auf das Immunsystem lesen Sie im Fachartikel von Arne Morsch ab Seite 40.
Bis zu 50 Prozent unseres alltäglichen Handelns basiert auf Gewohnheiten. Sie geben uns Struktur und damit Sicherheit und werden als hilfreich und gesund wahrgenommen. Aber was passiert, wenn wir in der Gewohnheitsfalle stecken und viele liebgewonnene Routinen, z. B. regelmäßiges Fitnesstraining im Studio, plötzlich nicht mehr möglich sind , wie durch den Corona-Lockdown geschehen? Die fM-Infografik liefert zum Thema „Gewohnheiten in der Krise“ spannende Erstergebnisse von Prof. Dr. Oliver Schumann (DHfPG).
bit.ly/sport-immunsystem
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Yoga-Trainer/in-B-Lizenz – Einführungsangebot verlängert
Zwangspause im internationalen Profisport – Interview mit Volker Lichte
Bei der Buchung des Lehrgangs „Yoga-Trainer/in-B-Lizenz“ erhalten Interessierte bis zum 30. Juni 2020 25 Prozent Einführungsrabatt und ein attraktives Yoga-Set. Dieser neu entwickelte Lehrgang der BSA-Akademie qualifiziert Teilnehmende, Kunden in Fitness- und Gesundheitsstudios mit unterschiedlichen Trainingszielen und körperlichen Voraussetzungen für die Yoga-Praxis zu begeistern und verantwortungsvoll zu betreuen.
Sämtliche Ligen des internationalen Sports haben ihren Spielbetrieb ausgesetzt oder die Saison vorzeitig beendet. Die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele in Tokio wurden auf 2021 verschoben. Im fM-Interview erläutert MATRIX Key Account Manager Volker Lichte die aktuelle Situation im Spitzensport, wie Vereine und einzelne Athleten ihr Training unter Kontaktverbot handhaben und wie MATRIX als Partner des Spitzensports die Vereine und Sportler in Corona-Zeiten unterstützt.
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Robert Koch-Institut stellt neue App zur Verfügung Die Corona-Datenspende-App des Robert Koch-Instituts soll ab sofort die Daten von Fitnessarmbändern und Smartwatches nutzen, um mehr über die Verbreitung des Coronavirus in Erfahrung zu bringen. Unter dem Namen „Corona-Datenspende“ ist die App für iOS und Android verfügbar. Die App ist jedoch keine Anwendung, um COVID-19 im Einzelfall zuverlässig zu diagnostizieren. Sie ersetzt NICHT die regulären Tests auf das Virus, ebenso wenig wie den öffentlichen Meldeweg zur Erfassung der Infektionszahlen. bit.ly/corona-datenspende-app bit.ly/prowave-suns
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KRISENMANAGEMENT
Die Fitness- und Gesundheitsbranche gegen die Corona-Krise
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Der behördlich angeordnete Shutdown vom 16. März 2020 hat die Fitnessund Gesundheitsunternehmer deutschlandweit vor bisher nie dagewesene Herausforderungen gestellt. Ein schnelles Krisenmanagement war gefragt. Die fitness MANAGEMENT international hat dazu mit drei Studiobetreibern gesprochen, die sich mit viel Know-how, Kreativität und starken Netzwerken der Krise entgegengestellt haben: Monica Lanzendörfer (Fit-In-Haan), Alexander Dillmann (Vivana Fitness & Wellness Park, myline®) und Henrik Gockel (PRIME TIME fitness). Wie haben sie ihr Unternehmen und ihre Mitarbeiter durch diese schwierige Zeit geführt? Wie bereiten sie ihre Studios auf die Wiedereröffnung vor? Text: Florian Schmidt und Jürgen Wolff
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Studios bewältigen die Corona-Krise
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ie deutschlandweite Schließung der Fitness- und Gesundheitsstudios Mitte März 2020 hat die Branche hart getroffen. Die Zeit seit Beginn des Lockdowns war von vielen Unsicherheiten geprägt. Lange war nicht sicher, wann und unter welchen Bedingungen die Studios wieder öffnen dürfen. Daher mussten Fitnessunternehmer mehrere mögliche Szenarien in ihre Entscheidungen miteinbeziehen. Mit wenig bis gar keiner Vorlaufzeit mussten Betreiber vielfältige Probleme meistern und neue Prozesse aus dem Boden stampfen – gefragt waren Krisenmanager.
Komplexe Herausforderungen und viele Baustellen Es galt, die Liquidität sowie die Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu sichern, trotz der erheblichen Einschränkungen die Nähe zu seinen Mitgliedern nicht zu verlieren und gemeinsam mit den Trainern schnellstmöglich neue digitale Angebote zu entwickeln. Auch hinsichtlich der Mitarbeiterführung wurde den Unternehmern einiges abverlangt. Angestellte hatten Angst vor Kurzarbeit, Arbeitsplatzverlust und einem ungewissen Ausgang der CoronaKrise. Sie sollten aber gleichzeitig hochmotiviert die Kunden während der Schließung aus der Ferne betreuen. Im Rahmen der Kommunikation waren Fingerspitzengefühl und psychologische Soft Skills gefragt. Zusätzlich musste man mit Vertragspartnern, Zulieferern, Banken und Kunden in einer unsicheren Zeit offen und transparent kommunizieren. Die Führungskräfte waren täglich gezwungen, auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren, ohne dabei den Masterplan für den Neustart aus den Augen zu verlieren.
Auswirkungen der Corona-Krise für Clubbetreiber Eine Studie hat Anfang April 2020 die Maßnahmen von Clubbetreibern im Rahmen einer Online-Umfrage untersucht. Im Auftrag
des Informationsnetzwerks für Fitnessclubbetreiber (iff), initiiert durch den Studiobetreiber und myline®-Geschäftsführer Alexander Dillmann, hat die Muench Solutions Consulting GmbH eine aktuelle Marktstudie durchgeführt. Diese lieferte konkrete Hinweise, wie es um die Lage der Fitness- und Gesundheitsbranche in der CoronaKrise im April bestellt war. Alexander Dillman sagt über die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie: „Die Studie zeigt, dass die Mitglieder sich in allen Fitnessclubs sehr solidarisch zeigen und ihren Mitgliedsbeitrag weiter bezahlen, obwohl unsere Unternehmen geschlossen haben. Der größte Prozentsatz der befragten Studios kalkulierte daher auch nur, dass unter zehn Prozent der Mitglieder ihre Beitragszahlung stilllegen werden. Wirtschaftlich gesehen haben mehr als zwei Drittel der befragten Studios die finanziellen Unterstützungsangebote des entsprechenden Bundeslandes beziehungsweise des Bundes in Anspruch genommen oder dies geplant. Das zeigt auch, dass diese Hilfspakete der Regierung mehr als notwendig waren. Knapp die Hälfte der Teilnehmenden gab an, zum Zeitpunkt der Studie Kurzarbeit für die Mitarbeiter beantragt zu haben. Eine besonders auffällige Entwicklung ist das Bereitstellen von Online-Kursen und CoachingAngeboten. 90 Prozent bieten diese digitalen Tools ihren Mitgliedern während der Schließungszeit an.“
Die Branche hat reagiert Die Betreiber deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen haben mit ihren Teams erfolgreich Maßnahmen umgesetzt, die den eigenen Betrieb über mehrere Wochen Shutdown „getragen“ und auf die Wiedereröffnung unter Auflagen vorbereitet haben.
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Interview mit Monica Lanzendörfer
„MEINE MITARBEITER MACHEN DEN UNTERSCHIED“
fMi: Frau Lanzendörfer, aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus ordnete die Bundesregierung am 16. März 2020 eine Kontaktbeschränkung an, was zur Folge hatte, dass Fitnessstudios geschlossen werden mussten. Was waren die ersten Maßnahmen, die Sie für Ihr Unternehmen ergriffen haben und welche Aspekte hatten für Sie dabei Priorität? Monica Lanzendörfer: Als die Nachricht kam, dass die Studios geschlossen werden mussten, habe ich als erstes Kontakt zum Ordnungsamt aufgenommen und konnte den zuständigen Beamten erklären, wie gesundheitsorientiert wir arbeiten und was wir alles anbieten. Daraufhin sind wir zunächst in den Bereich Gesundheit und Reha eingestuft worden und durften geöffnet bleiben. Bis zum Abend des 17. März hatten wir auch noch geöffnet. Unsere Mitbewerber hatten sich in der Zwischenzeit beschwert, woraufhin die Anordnung folgte, dass auch wir schließen müssen. Wir haben uns danach sofort im Team zusammengesetzt und einen Plan verfasst, wer welche Mitglieder anruft. Es ging zuerst darum, die Mitglieder zu informieren und auch mit ihnen in Kontakt zu bleiben. In diesen Gesprächen haben wir angekündigt, dass wir in der Zeit des Lockdowns Angebote für ein betreutes Training zu Hause zur Verfügung stellen und haben erklärt, wie wir das organisieren werden. Parallel dazu habe ich mich darum gekümmert, unsere Kosten so schnell wie möglich zu reduzieren. Ich habe mich bei der Arbeitsagentur um die Anträge für das Kurzarbeitergeld gekümmert und Gespräche mit den Banken, dem Finanzamt, den Krankenkassen und Leasingpartnern geführt. fMi: Welche Angebote haben Sie für Ihre Mitglieder in der Zeit des Shutdowns bereitgestellt? Monica Lanzendörfer: Wir übertragen täglich Live-Workouts auf Facebook, Instagram und Zoom. Bei Facebook und WhatsApp haben wir dafür neue Gruppen gegründet, damit dieser Content auch exklusiv für unsere Mitglieder bleibt. Wir haben auch Equipment verliehen. Wenn Mitglieder in den Telefonaten gesagt haben, dass Sie zu Hause keine Geräte haben, mit denen Sie trainieren können, dann hatten sie die Gelegenheit, Kleingeräte bei uns abzuholen oder wir haben sie sogar hingebracht.
Foto: privat
MONICA LANZENDÖRFER
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ie passionierte Triathletin Monica Lanzendörfer betreibt das PremiumGesundheitsstudio Fit-In-Haan. Sie ist seit über 35 Jahren in der Branche tätig, seit 1999 Referentin bei der BSA-Akademie und seit 2002 auch Dozentin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG).
Darüber hinaus haben wir auch eine Einkaufshilfe organisiert. Gerade in der Anfangszeit des Lockdowns haben sich insbesondere die Älteren unter unseren Mitgliedern gar nicht aus dem Haus getraut. Wir sind dann aktiv geworden und haben unsere Hilfe angeboten. Wenn seither eine Trainerin oder ein Trainer einkaufen geht, dann macht sie oder er eine kleine Runde. Unsere Mitglieder konnten sich auch während der täglichen Sprechzeiten bei uns melden. Uns war wichtig, für unsere Mitglieder da zu sein. Insgesamt haben wir, von wenigen Ausnahmen abgesehen, sehr viel Solidarität erfahren. Ein Beispiel: Unsere Reinigungsfirma hat gesagt, wir sollen uns melden, wenn wir wieder öffnen und bis dahin hat sie die vereinbarten Beträge ausgesetzt. Das ist klasse! Wir stehen zusammen, in guten und in schlechten Zeiten. fMi: Welche Ihrer Entscheidungen und Schritte haben sich rückblickend für Sie am meisten bewährt? Monica Lanzendörfer: Zuallererst die vielen Gespräche, die ich frühzeitig geführt habe, um die Kosten zu senken. Das ermöglicht uns einen längeren Atem.
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Studios bewältigen die Corona-Krise
Und dann der Kontakt mit den Kunden: Wir haben zuerst alle Mitglieder angerufen und später auch E-Mails versendet. Wir haben vor Ostern zu unserem 13-jährigen Bestehen einen Brief verschickt und unseren Kunden den Gratis-Download eines Hörbuchs geschenkt sowie verschiedene Kompensationsmöglichkeiten für ihre Beitragszahlung angeboten, die sie nach Corona in Anspruch nehmen können. Die Reaktion der Kunden auf diese Aktivitäten – dass wir uns so viele Gedanken machen und uns Mühe geben – war sehr positiv. Das hatten wir so nicht erwartet. Viele haben gesagt, dass es ihnen guttut, beim Cybertraining während der Zeit des Homeoffice ihre Trainer und andere vertraute Gesichter zu sehen. fMi: Welchen Stellenwert haben Ihre Mitarbeiter in dieser Krise? Monica Lanzendörfer: Einen sehr hohen Stellenwert. Wir sind ein Premiumstudio und da machen die Mitarbeiter eigentlich alles aus – sie machen den Unterschied. Das Team ist in dieser Zeit super zusammengewachsen. Ich habe viel über meine Mitarbeiter gelernt und alle haben sich gegenseitig Halt gegeben. Unser Team hat einfach einen „Wahnsinnsjob“ gemacht. Jeder Trainer hat die Kunden angerufen, die er oder sie betreut hat. Die Kontakte waren sehr wichtig und auf einem ganz anderen Niveau, als wenn ich angerufen hätte. Die persönliche Bindung hat dabei sehr geholfen. Zu den Minijobbern und Freiberuflern, die wir in dieser Situation nicht „in Lohn und Brot“ haben, halten wir auch Kontakt. Wir haben gesagt, dass sie Bescheid geben sollen, wenn es bei ihnen eng wird, dann finden wir eine gemeinsame Lösung. fMi: Sie sind mit Ihrem Studio auch der Initiative „Haan Hilft“ beigetreten, die von Unternehmern der Region ins Leben gerufen wurde. Was hat es mit der Initiative auf sich und wie konnten diese Sie unterstützen? Monica Lanzendörfer: Unternehmer und Selbstständige aller Branchen aus der Stadt Haan haben sich zusammengetan. Den Anstoß hat eine Unternehmerin gegeben, die sehr gut vernetzt ist. Sie konnte den Kontakt zu der Düsseldorfer Agentur werbejunge herstellen, die u. a. Online-Plattformen einrichtet. Die Agentur hat die Website der Initiative gratis angelegt. Nach wenigen Tagen erhielten alle teilnehmenden Unternehmen einen Zugang und konnten an entsprechender Stelle ihre Daten eingeben. Die Website hat sich sehr schnell gefüllt und war nach zwei oder drei Tagen bereits aktiv. Seitdem können Gutscheine im Wert von 10, 25 oder 50 EUR bei den Firmen gekauft werden, die sich auf der Seite präsentieren, um sie nach der Krise dort einzulösen. Den teilnehmenden Unternehmen wird in der Zeit des Lockdowns Liquidität zur Verfügung gestellt. Wir haben unseren Beitrag für diese Initiative noch aufgestockt, indem wir unter unseren Mitgliedern Gutscheine für „Haan Hilft“ verlost haben, z. B. für besonders gelungene oder originelle SocialMedia-Posts zum Thema „Home-Workout“. Als Studio haben wir von diesem Engagement profitiert – durch Gutscheine, vor allem aber durch die Vernetzung und weil wir uns weiter als Qualitätsstudio positionieren konnten. fMi: Was sind für Sie die prägenden Eindrücke und Erkenntnisse, die von der Corona-Krise und der Zeit des Lockdowns bleiben werden? Monica Lanzendörfer: Die Solidarität und der Zusammenhalt prägen die Corona-Krise sehr stark. Es ist schön zu sehen, wie die Unternehmen der Branche zusammenrücken – sowohl auf der In-
dustrie- als auch auf der Studioseite. Der Austausch der Branche über die Social-Media-Plattformen ist sehr intensiv. Konzepte und Ideen werden großzügig geteilt, das gab es vorher kaum. Es trennt sich aber auch die „Spreu vom Weizen“. Man erkennt sehr schnell, wer sich um das große Ganze kümmert und auch schaut, wie es den Kollegen geht oder wer eben nur seine eigenen Vorteile sieht. fMi: Wie haben Sie Ihr Unternehmen auf die Aufhebung der Kontaktbeschränkungen und die Eröffnung der Studios vorbereitet? Monica Lanzendörfer: Wir haben vor allen Dingen viel kommuniziert, intern und extern. Wir haben unsere Mitarbeiter sehr intensiv geschult und an einer einheitlichen Kommunikation gearbeitet. Außerdem haben wir das Studio richtig schön „zurechtgemacht“. Wir haben es von Grund auf gereinigt, alles auseinandergenommen und neu gestrichen. Schon vor der Schließung hatten wir die Empfehlungen des DSSV immer direkt umgesetzt – wie z. B. Thekenaufsteller, Handdesinfektion beim Betreten und Verlassen des Studios. Die Mitglieder haben diese Angebote genutzt. Es hat allen Sicherheit gegeben. Während der Schließung haben wir ständig versucht, einen möglichst konkreten „Fahrplan“ für die Wiedereröffnung zu bekommen. Wir haben so gearbeitet, als würde es bald wieder losgehen und sind deshalb gut vorbereitet. Wir haben z. B. eine große Menge Desinfektionsmittel geordert, für die Hände und die Geräte, feste Spender sowie Masken, Handschuhe, Absperrbänder und einen Spuckschutz für die Theke. Gewisse Hygienemaßnahmen waren ja schon Standard, z. B. für die Desinfektion der Cardiogeräte und auch – bei Bedarf – der Kraftgeräte. Hier haben wir unsere Ausstattung konsequent erweitert. Wir gehen davon aus, dass die Corona-bedingten Änderungen nach der Wiedereröffnung noch länger nötig sein werden. Wenn es jetzt wieder losgeht, können wir zu 100 Prozent leisten, was gefordert wird. fMi: Inwieweit werden sich aus Ihrer Sicht der Fitnessmarkt und die Studiolandschaft nach Corona verändern? Monica Lanzendörfer: Es wird leider eine Marktbereinigung geben, aber die Studios, die professionell und wirtschaftlich arbeiten, werden überleben. Der Gesundheitsaspekt des Fitnesstrainings, der jetzt so stark in den Vordergrund gerückt ist, wird einen höheren Stellenwert bekommen. Insbesondere die Premiumstudios, die sich bereits vorher in dem Bereich positioniert haben, werden davon profitieren können. Ich denke, dass auch von den Initiativen wie „Stay Strong – Stay Together“ etwas bleiben wird. Vielleicht nicht in dem Ausmaß wie zur Zeit des Lockdowns, aber dass man gemeinsam etwas für das Image unserer Branche tut, wird meiner Einschätzung nach weiter bestehen. Wir haben jetzt angeschoben, dass die Fitnessstudios von außen noch stärker als Gesundheitsdienstleister wahrgenommen und verstanden werden, nicht mehr nur als Ort für Freizeitaktivität. Unsere Mitglieder signalisieren uns auch, dass sie sich freuen, wenn es endlich wieder losgeht. Ich sehe für unser Studio nach der Krise ein engeres Miteinander. Auf vielen Seiten sind Bindungen entstanden, von denen etwas bleiben wird. 03/20
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KRISENMANAGEMENT
Interview mit Alexander Dillmann
„DIE BRANCHE HAT WIRKLICH GUTE ARBEIT GELEISTET“
fMi: Herr Dillmann, woher kam der Impuls, die Inititative „iff – Informationsnetzwerk für Fitnessclubbetreiber“ ins Leben zu rufen? Alexander Dillmann: Der eigentliche Impuls war die Notwendigkeit, dass wir unsere vier myline® Unternehmertreffen in Deutschland am Freitag, den 13. März 2020, absagen mussten. Diese sollten ab dem 17. März, mit über 450 festen Anmeldungen, starten. Zu diesem Zeitpunkt spitzte sich die Situation mit dem Coronavirus in Deutschland gerade zu. Es drohte eine Ausgangssperre und es war schon abzusehen, dass die Fitnessclubs wenige Tage später geschlossen werden würden. Damit war klar, dass wir unseren über 500 myline® Partnerstudios eine Plattform liefern mussten, um uns alle zusammen schnell, sicher und effektiv austauschen zu können. Vor diesem Hintergrund bin ich eben an diesem Freitag den 13., auch in der Rolle als Fitnessclubbetreiber des Vivana Fitness & Wellness Parks, auf die Idee gekommen, die Facebook-Gruppe für alle Fitnessclubbetreiber in Deutschland zu gründen, damit wir alle als Branche von diesem Austausch profitieren. fMi: Wenige Tage nach der Gründung am 13. März zählte Ihr Netzwerk bereits mehrere 1.000 Fitnessstudios. Hätten Sie dies erwartet? Alexander Dillmann: Nach zwei Tagen, am Sonntag, den 15. März, waren es tatsächlich bereits über 1.000 Studios. Ich bin zwar von einer hohen Nachfrage ausgegangen, aber diese Wachstumsgeschwindigkeit hatte ich so nicht erwartet. Das Tempo, mit dem die Teilnehmerzahl der Gruppe steigt, hat sich bis heute zwar verringert, wir verzeichnen aber immer noch täglich neue Mitglieder. Wir rechnen damit, dass wir auf weit mehr als 4.000 Teilnehmer kommen werden. Da uns Qualität wichtiger ist als Quantität, möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir nur Fitnessclubbetreiber und deren Bereichsleiter zulassen, die bei ihrer Anfrage zum Gruppenbeitritt die vorab gestellten Fragen beantwortet haben.
Foto: Reinhard Berg
ALEXANDER DILLMANN
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er ehemalige Leistungssportler Alexander Dillmann betreibt seit 1984 den Vivana Fitness & Wellness Park und ist Geschäftsführer der myline Deutschland GmbH. Am Wochenende vor dem Corona-bedingten Shutdown startete er die Initiative „iff – Informationsnetzwerk für Fitnessclubbetreiber“.
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fMi: Wie wird das Netzwerk von den Studios genutzt und wie lautet Ihr vorläufiges Fazit für „iff“? Alexander Dillmann: Ich habe unzählige Danksagungen und positive Feedbacks von meinen Kollegen erhalten. Immer wieder wird der wertvolle Netzwerkaustausch geschätzt, der für viele von enormer Bedeutung ist. Ein Schwerpunkt des Austausches war und ist die rechtliche Situation im Umgang mit der Krise. An dieser Stelle war es besonders dem Rechtsanwalt Dr. Hans Geisler, mit dem ich in engem Kontakt stehe, zu verdanken, dass bereits am Sonntagabend, dem 15. März, Antworten auf die rechtlichen Kernfragen, wie sich ein Fitnessclub gegenüber den bestehenden Mitgliedern verhalten kann und muss, vorlagen. Auch die Initiative „Stay Strong – Stay Together“, die von Nico Scheller ins Leben gerufen wurde, ist aus unserem Netzwerk entstanden. Momentan entwickelt sich der Austausch sehr dynamisch. Insbesondere durch die fast täglichen Pressemeldungen seitens der Bundesregierung reagiert auch das Netzwerk entsprechend intensiv. Besonders hervorzuheben ist, dass auch die Industrie viele positive Impulse in den Netzwerkaustausch einbringen konnte und es uns, als Moderatoren der Gruppe, dabei gelungen ist, dass aus dem Netzwerk keine Werbeplattform wurde. Mein Fazit lautet daher, dass unser Netzwerk genau zum richtigen Zeitpunkt ins Leben gerufen wurde. Ich sehe sogar eine positive Zukunft
Studios bewältigen die Corona-Krise
darin, wenn die Krise einmal vorüber ist, sich auch dort weiter über hochaktuelle Fragen, die die Branche bewegen, auszutauschen.
Nachfrage nach unserem myintense+ Programm, das von den gesetzlichen Krankenkassen bis zu 100 Prozent bezuschusst wird.
fMi: Welche Leistungen müssen die Branche und einzelne Studios Ihrer Ansicht nach erbringen, damit die Fitness- und Gesundheitsbranche trotz anhaltender Corona-Krise erfolgreich durchstarten kann? Alexander Dillmann: Insbesondere die Sicherstellung der Hygienemaßnahmen ist von entscheidender Bedeutung. Hier muss ein schlüssiges Konzept für alle Fitnessclubs entwickelt werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass es unserer Branche sogar gelingen muss, die geforderten Hygienestandards zu übertreffen, um den Mitgliedern so schnell wie möglich das Gefühl der Sicherheit geben zu können.
fMi: Welchen Stellenwert haben Ihre Mitarbeiter in dieser Krise für Sie? Alexander Dillmann: Unsere Mitarbeiter haben den höchsten Stellenwert. Wir sind mit 61 Mitarbeitern in die Krise gegangen und werden auch mit 61 Mitarbeitern wieder aus der Krise heraustreten. Alle vorgenommenen Schritte wie die Kurzarbeit und sämtliche organisatorische Maßnahmen während der Schließung haben wir mit unseren Mitarbeitern gemeinsam entwickelt und abgestimmt.
Der wichtigste Aspekt ist zum Zeitpunkt unseres Interviews aber natürlich der, dass die Bundesregierung bei ihrer Entscheidung am 6. Mai zu dem Ergebnis kommt, dass die Fitnessbranche in der Lage ist, die Hygienemaßnahmen zu erfüllen und einer Wiedereröffnung zugestimmt wird. Um dieses Ziel mit der höchstmöglichen Erfolgschance zu erreichen, sehe ich an dieser Stelle ein Bündnis aus allen Verbänden unserer Branche, die sich jetzt zusammensetzen sollten, um dann über nur einen Kommunikationskanal mit der Regierung ins Gespräch zu kommen, als zwingend notwendig an. fMi: Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus ordnete die Bundesregierung am 16. März 2020 eine Kontaktbeschränkung an, was zur Folge hatte, dass Fitnessstudios geschlossen werden mussten. Was waren die ersten Maßnahmen, die Sie für den Vivana Fitness & Wellness Park ergriffen haben und welche Aspekte hatten für Sie dabei Priorität? Alexander Dillmann: Im Vordergrund stand natürlich die rasche und positive Kommunikation zwischen uns als Unternehmen und unseren Mitgliedern. Dazu haben wir alle Mitglieder über sämtliche digitale Kanäle und auch auf postalischem Weg informiert. Die Kernbotschaft des Schreibens war, dass wir auf nicht absehbare Zeit schließen müssen, dass wir zur Sicherung der Arbeitsplätze um Solidarität bezüglich der Zahlung der Mitgliedsbeiträge bitten, dass wir mit einem Gutschriftenmodell nach der Wiedereröffnung auf unsere Kunden zukommen und dass wir aber auch schon die ersten Trainings- und Kursvideos zur Verfügung stellen. Erst im nächsten Schritt haben wir dann die wirtschaftlichen Maßnahmen zur Kostensenkung gemeinsam mit dem gesamten Team besprochen und entwickelt. Wie in unserem Netzwerk festzustellen, war das exakt auch die Strategie, die viele Fitnessclubs ebenso mit Erfolg umgesetzt haben.
fMi: Welche Ihrer Entscheidungen und Schritte haben sich rückblickend für Sie am meisten bewährt? Alexander Dillmann: Am meisten bewährt hat sich, dass wir in der Führungsmannschaft einen Strategieplan A, B und C entwickelt haben. Plan A steht für vier Wochen Schließungszeit, B für acht Wochen, C für zwölf Wochen. Die Strategiepläne D und E sehen wir zur Zeit nicht, haben aber diese bereits zur Planung eingetaktet. Die Strategiepläne berücksichtigen alle Faktoren einer möglichen politischen, wirtschaftlichen, aber auch organisatorischen Entwicklung und die entsprechend darauf abgestimmten Maßnahmen. Diese Leitfäden haben sich interessanterweise zum jetzigen Zeitpunkt zu 100 Prozent bewährt. fMi: Was sind für Sie die prägenden Eindrücke und Erkenntnisse, die von dem Shutdown in der CoronaKrise bleiben werden? Alexander Dillmann: Der Shutdown hat mir gezeigt, dass wir als Vivana Fitness & Wellness Park und auch als Fitnessbranche insgesamt offenbar eine wirklich gute Arbeit für fast zwölf Millionen Mitglieder leisten und geleistet haben. Hintergrund dazu ist die spürbare Treue unserer Mitglieder und die damit verbundene Solidarität, ihre Mitgliedsbeiträge weiter zu bezahlen obwohl ihre Fitnessclubs geschlossen haben. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist auch der Zusammenhalt der Branchenkollegen und der Fitnessindustrie. Corona hat es geschafft, die Grenzen des Wettbewerbs fallen zu lassen. Erstmalig fand unter den Fitnessclubbetreibern und der Fitnessindustrie ein offener Austausch satt. Auch die Initiative „Stay Strong – Stay Together“ ist ein Ergebnis der Krise und bietet ganz neue Chancen für die Zukunft. Allerdings lebt „Stay Strong – Stay Together“ nur durch die Solidarität der Fitnessclubbetreiber, auch ihren freiwilligen Beitrag dem Verein zu überweisen, damit aus der entwickelten Kommunikationsstrategie auch Wirklichkeit werden kann. Corona hat uns zwar körperlich auseinandergebracht, aber die Herzen zusammengeführt.
Foto: Vivana Fitness & Wellness Park
fMi: Welche Angebote haben Sie für Ihre Mitglieder in der Zeit des Shutdowns bereitgestellt? Alexander Dillmann: Unsere Mitglieder profitieren von dem ins Leben gerufenen Online-Kursangebot unseres Kooperationspartners LES MILLS®. Zudem produzieren wir jede Woche Trainingsvideos mit den beliebtesten Kurstrainern unseres Fitnessclubs und stellen diese unseren Mitgliedern ebenfalls über alle digitalen Kanäle zur Verfügung. Interessant ist aber auch, dass statistisch gesehen genau jetzt die Menschen dennoch zu Hause zunehmen. Aus diesem Grund bieten wir unseren Mitgliedern die digitalen Coaching-Programme myline® und myintense+ an. Unter dem Motto „Gesund und schlank zu Hause“ haben wir eine dauerhaft hohe 03/20
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KRISENMANAGEMENT
Interview mit Henrik Gockel
„KOMMUNIKATION IST IN DIESEN TAGEN ALLES!“
fMi: Herr Gockel, Sie sind für elf Fitnessstudios im ganzen Bundesgebiet und 150 Mitarbeiter verantwortlich. Wie fühlt es sich an, wenn plötzlich flächendeckend der Studiobetrieb eingestellt werden muss? Henrik Gockel: Ich war am 18. März 2020 abends bei der Schließung aller Frankfurter Clubs vor Ort und habe mit Mitgliedern und Mitarbeitern gesprochen. Es war eine merkwürdige Abschiedsstimmung in eine ungewisse Zukunft. Insbesondere im Westend, dem ersten unserer Clubs, der dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert, war die Stimmung sehr gedrückt. 120 Monate hatten wir jeden Tag von 6 bis 24 Uhr geöffnet, fast 3.600 Tage – und dann wird er vom einen auf den anderen Tag auf unbestimmte Zeit geschlossen. fMi: Mit welchen Maßnahmen haben Sie die Liquidität Ihres Unternehmens abgesichert? Henrik Gockel: Als erste Maßnahme haben wir uns von allen Mitarbeitern inklusive Management die Zustimmung zur Kurzarbeit eingeholt. Auch gegenüber unseren Banken habe ich persönlich gleich einen kompletten Verzicht meiner Bezüge bis zur Wiedereröffnung kommuniziert und umgesetzt. Trotz der Schließung Mitte März wurden die Märzgehälter inklusive Boni schon am 23. März 2020 voll ausbezahlt. Zugleich haben wir versprochen, keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen, wenn die Krise im zeitlichen Rahmen von zwei bis drei Monaten beendet ist. Wir haben sehr viel in unsere Mitarbeiter investiert und brauchen sie bei einer V-Krise bald wieder dringend. Bis Ende April 2020 waren rund 70 bis 80 Prozent unserer Mitarbeiter in Kurzarbeit. Ende März hatten wir unsere Einnahmen für April noch mit mindestens 60 Prozent des „normalen“ Umsatzes geschätzt. Tatsächlich lagen die Abbuchungen im April sogar bei rund 80 Prozent, was hauptsächlich daran lag, dass wir seit Mitte März kein Neukundengeschäft hatten und damit die Einnahmen aus den Starterpaketen fehlten. Rücklastschriften gab es kaum. Gleichzeitig haben wir alle Vermieter informiert. Die neuen Gesetze geben hier Spielräume zur Stundung von bis zu drei Monaten. Da beides zusammen bei uns etwa 65 Prozent der Kosten ausmacht, waren wir sozusagen bis über den Mai hinaus „safe“. Leasing und Tilgungen waren weitere Punkte, gegebenenfalls staatliche Beihilfen, Zuschüsse oder KfW-Kredite. Das haben wir parallel angeschaut. Weitere Maßnahmen waren Anträge für die Stundung der Sozialversicherungsbeiträge während der Zeit der Kurzarbeit. Wir konnten Steuervorauszahlungen anpassen oder sogar zurückholen.
Foto: PRIME TIME fitness
HENRIK GOCKEL
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eine Tätigkeit in der Fitnessbranche startete Henrik Gockel bereits während des Studiums, bevor er zehn Jahre bei Paul & Partner als Unternehmensberater tätig war. Den „Seitenwechsel“ zum Studiobetreiber vollzog er als CEO der TC Training Center Gruppe, wurde dann Operations Director Europe und Managing Director bei Fitness First. Seit 2008 ist Henrik Gockel Dozent an der DHfPG. 2010 gründete er PRIME TIME fitness mit bundesweit derzeit elf Clubs.
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An alle Studenten in Urlaub und/oder Kurzarbeit ging zudem der klare Auftrag, die Zeit intensiv für das Studium zu nutzen, sich auf Präsenzphasen vorzubereiten oder an Abschlussarbeiten zu schreiben. Das Studium geht ja weiter und wir haben auch die Studiengebühren weitergezahlt. fMi: Haben Sie Mitarbeitern oder dual Studierenden gekündigt? Henrik Gockel: Kategorisch NEIN. Die Mitglieder zahlen nicht ihre Beiträge weiter wegen mir als Unternehmer, sondern allein damit die Mitarbeiter ihren Job behalten und das Center nach der Schließung mindestens genauso öffnet wie vorher. Mitglieder um Geld „anbetteln“ und gleichzeitig Mitarbeiter entlassen ist ein No-Go und schließt sich aus.
Studios bewältigen die Corona-Krise
fMi: Welche Rolle spielt die Kommunikation mit den Mitarbeitern, dem Vermieter und den Kunden in einer derartigen Krisensituation? Henrik Gockel: Kommunikation ist immer das „A und O“, besonders mit den Kunden. Die Mitarbeiter brauchen etwas Eingewöhnung in die neue Situation. Dies ist eine extreme Veränderung von außen mit gravierenden persönlichen Folgen. Der duale Student, der bei Kurzarbeit nur 60 Prozent seines Gehaltes erhält, könnte vor finanziellen Herausforderungen stehen. Da muss man miteinander sprechen. Außerdem habe ich eine lange E-Mail individuell an jeden einzelnen Vermieter geschrieben. Unsere Clubs liegen in Toplagen, was mit hohen Mieten einhergeht. Den Vermietern ist daran gelegen, uns in der Krisensituation zu unterstützen und als treue Mieter zu halten. Wir standen von der Schließung bis zur ersten Abbuchung mit unseren Mitgliedern in regem Kontakt. Nach der Abbuchung der Mitgliedsbeiträge für April kamen viele Kundenanrufe, die wir sehr gut bewältigen konnten. Alle Anrufer, die in der Warteschleife verlorengegangen waren, haben wir zurückgerufen, sämtliche Fragen geklärt. Kommunikation ist in diesen Tagen alles! fMi: Wie planen Sie die Phase nach der gesetzlich verordneten Studioschließung? Henrik Gockel: Vollgas! Sobald der Termin zur Wiedereröffnung absehbar ist, werden wir die meisten Mitarbeiter mindestens eine Woche vorher aus der Kurzarbeit aktivieren, dann laufen die Telefone heiß. Wir wollen Termine buchen und die Mitglieder persönlich einladen. Diese sind zurzeit gut erreichbar und freuen sich sehr, etwas von ihrem Club zu hören, in dem sie viel ihrer kostbaren freien Zeit verbringen. In dieser Phase wird die persönliche und authentische Kommunikation mit dem Kunden noch einmal enorm wichtig. fMi: Welche Maßnahmen haben Sie für die Wiedereröffnung Ihrer Studios geplant? Henrik Gockel: Wir wollen sobald wie möglich starten! Die Frage über allem ist: Unter welchen Auflagen dürfen wir öffnen? Um bestmöglich vorbereitet zu sein, haben wir uns die Vorschläge und das empfohlene Hygienekonzept des DSSV sowie internationale Empfehlungen von der IHRSA genau angeschaut. Wir haben auch geprüft, unter welchen Bedingungen Studios z. B. in China oder Südkorea wieder öffnen durften. Das halte ich für wichtig, weil sich die Politik auch daran orientiert, welche Maßnahmen in anderen Ländern erfolgreich waren. Darüber hinaus haben wir Hygieneartikel wie Desinfektionsmittel und Handsprayer angeschafft, unsere Reinigungskräfte entsprechend gebrieft und ein operatives Handbuch geschrieben, in dem die wichtigsten Checks dokumentiert sind. Wir haben uns allerdings bewusst nicht für horrendes Geld mit Schutzmasken eingedeckt. Wir haben uns auf rund 25 Punkte vorbereitet. Wenn es soweit ist, müssen wir nur die dann geforderten Auflagen umsetzen, wahrscheinlich zehn Quadratmeter pro Mitglied und zwei Meter Abstand zwischen den Geräten. Ob wir Trennwände zwischen die Geräte stellen, Abstandsmarkierungen auf den Boden kleben und Schutzmasken ausgeben müssen, wissen wir noch nicht. fMi: Wie schätzen Sie die mittelfristige Perspektive der Fitnessbranche nach dieser Krisensituation ein? Henrik Gockel: Am Tag der Verkündung der Studioschließungen kamen auch die Ergebnisse der Eckdaten-Studie 2020 des DSSV
heraus. Vergleichbar mit dem „ifo Geschäftsklimaindex“ gaben 80 Prozent der Studioinhaber an, dass 2020 noch besser für sie laufen wird als 2019. Das sehe ich hundertprozentig genauso. Wir erleben durch das Virus einen „exogenen Schock“ mit mehreren Erkenntnissen: Gesunde Menschen sind widerstandsfähiger und besser vorbereitet als kranke. Die Medizin kann nur in begrenztem Umfang helfen. Eigenverantwortliches Fitnesstraining wird deshalb einen noch höheren Stellenwert bekommen. fMi: Wie denken Sie über die Aktivitäten des DSSV während des Lockdowns und die Schreiben von Frau Schwarze an die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel? Henrik Gockel: Ich verfolge mit Sorge, dass der DSSV mit viel Häme und Spott in den sozialen Medien überschüttet wird. Diejenigen, die etwas tun, werden kritisiert, aber die Diskussion sollte konstruktiv sein und man sollte mit dem DSSV in Kommunikation treten und schreiben, was man besser machen könnte. Das Schreiben an die Kanzlerin fand ich bis auf einige Formalien gut. Es ging um die baldige Wiedereröffnung, d. h. es klarzumachen, dass kurzfristig Training wieder möglich ist, weil es sicher ist. Jetzt Punkte wie die Bekämpfung der Sarkophenie anzusprechen, ist strategisch völlig richtig, aber es wird die Studios nicht schneller öffnen. Ich fand auch das Hygienevideo des DSSV vom April okay, obwohl die Maßnahmen, die beispielhaft herangezogen wurden, vielen Betreibern zu weit gehen. Ich denke, der Film signalisierte, dass wir Betreiber bereit sind, alle Maßnahmen zu ergreifen, damit wir zumindest teilweise in einer frühen Phase öffnen können. Beispielsweise die Empfehlung, den ÖPNV nicht zu nutzen, halte ich für ganz geschickt: Es signalisiert, dass die Studios wesentlich sicherer sind als das, was der Gesetzgeber bereits erlaubt – nämlich den ÖPNV. Auch die anderen Initiativen finde ich gut. Sie sollten aber ergänzend und nicht gegen den DSSV positioniert werden. fMi: Welche Voraussetzungen sind aus Ihrer Sicht entscheidend für einen erfolgreichen Neustart des Studiobetriebes nach dem Lockdown? Henrik Gockel: Am 4. Mai hatten wir eine Web-Konferenz mit dem hessischen Innenministerium, der Wirtschaftsförderung Frankfurt, Prof. Dr. Wessinghage, Deloitte und den größeren Studiobetreibern aus Frankfurt, um neben den bundesweiten Initiativen föderal auf Gemeinde- und Landesebene unseren Nutzen zu kommunizieren und vor allem, dass wir professionelle und verlässliche Partner sind. Die politisch Verantwortlichen hatten Sorge, dass Fitnessstudios nicht ausreichend gut organisiert und strukturiert sind, um die erforderlichen Gesundheitsmaßnahmen umzusetzen. Wir konnten sicher „einen Mosaikstein“ hinzufügen, um dieses Vorurteil zu entkräften. Hessen hat Sport und Fitness in der Länderkonferenz sehr positiv vertreten. Entscheidend ist für mich, dass wir diese Erfolge als Branche jetzt nicht „vermasseln“! Jeder muss sich im Klaren darüber sein, wie wichtig jetzt Disziplin in der Umsetzung ist. Die Regeln – auch wenn man sie für unsinnig hält, wenn z. B. das Tragen von Handschuhen und Masken verpflichtend werden würde – müssen strikt umgesetzt werden. Wir müssen uns gegenüber der Politik und gerade gegenüber unseren Fürsprechern, die wir dort haben, als hundertprozentig verlässliche „Bündnispartner“ beweisen. Das gilt für Premiumstudios genauso wie für Discounter. 03/20
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KOMMENTAR Foto: Klaudia Lech
Birgit Schwarze Präsidentin DSSV e. V.
Danke In den letzten Wochen haben die Corona-Pandemie und der damit verbundene Studiolockdown uns allen sehr viel abverlangt und uns vor große Herausforderungen gestellt. Gerade in dieser schwierigen und turbulenten Phase waren Engagement, Solidarität und Zusammenhalt in unserer Branche wichtiger denn je.
Erst einmal sage ich DANKE! Die Innovationsbereitschaft und die Flexibilität der Studiobetreiber, Ausbildungsbetriebe, Bildungspartner und IndustrieUnternehmen in dieser Krise waren beispiellos und die zahlreichen neuen Online-Angebote, Projekte und Initiativen sind ein klares Indiz dafür, dass unsere Branche noch enger zusammengerückt ist. Dafür danke ich Ihnen allen – den DSSV-Mitgliedern, den DSSV-Fördermitgliedern und allen Beteiligten, die Solidarität gezeigt und sich für unsere Branche mit ihren mehr als 200.000 Mitarbeitern bzw. knapp 12 Millionen Mitgliedern starkgemacht haben. Fakt ist: Die Folgen der Corona-Krise werden uns noch lange über das Ende des Lockdowns hinaus beschäftigen und erneute Einschränkungen sind noch lange nicht vom Tisch, sofern sich die Infektionszahlen wieder erhöhen.
Jetzt kommt es auf jeden Einzelnen an! Nach den ersten Lockerungen und der Wiedereröffnungen der Studios in Nordrhein-Westfalen und bald in weiteren Bundesländern gilt es nun dafür zu sorgen, das entgegengebrachte Vertrauen lückenlos zu erfüllen und die geforderten Auflagen in vollem Umfang umzusetzen, damit ein flächendeckender Trainingsbetrieb wieder möglich wird.
Besonnenheit und Verantwortung sind gefragt Hier ist jeder Einzelne gefordert, Verantwortung zu übernehmen und seinen aktiven Beitrag zu leisten! Wir müssen jetzt Disziplin und Einigkeit demonstrieren und beweisen, dass wir als professioneller Gesundheitsdienstleister zu unserer Verantwortung stehen und das in uns gesetzte Vertrauen auch zu Recht genießen. Deshalb appelliere ich eindringlich an alle Beteiligten, jetzt besonnen zu agieren und gemeinsam dafür zu sorgen, dass unsere Mitglieder in den Studios sicher trainieren und dort ihr Immunsystem stärken können!
Gemeinsam Gesundheit und Zukunft gestalten Wir als Gesundheitsanbieter stehen jetzt in der Pflicht, unseren Gesundheitsauftrag trotz bzw. gerade wegen der CoronaPandemie noch zielführender zu erfüllen. Aus dieser Verantwortung ergeben sich nicht nur zahlreiche Verpflichtungen, sondern auch neue Chancen. Das Gesundheitsbewusstsein in der deutschen Bevölkerung wird weiter wachsen und es liegt an uns, jetzt das Richtige zu tun, um den Stellenwert unserer Branche für die Volksgesundheit nachhaltig unter Beweis zu stellen. Mit den besten Grüßen aus Hamburg
Birgit Schwarze
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www.ks-einrichtungen.de
FACHARTIKEL MITARBEITERFÜHRUNG
Herausforderung Mitarbeiterführung in Krisenzeiten
Erfolgreicher Start nach dem Shutdown Motivierte und loyale Mitarbeiter sind eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg eines Unternehmens. Aber wie kann man als Führungskraft die Mitarbeiter und den Betrieb nach dem Studio-Shutdown wieder aus der Krise führen? Die Corona-Pandemie hat viele Unternehmen personell wie finanziell vor große Herausforderungen gestellt. Wie Sie diese meistern und worauf es dabei getreu dem Motto „Jetzt erst recht“ ankommt, lesen Sie hier. Foto: Jelena – stock.adobe.com
Text: Karl Drack
M
it der Corona-Krise und der vorübergehenden Schließung der Fitness- und Gesundheitsanlagen gingen zahlreiche erhebliche Einschränkungen und negative Folgen einher (Umsatzeinbrüche, Liquiditätsengpässe, Ausgangsbeschränkungen sowie Arbeitsplatzverlust, Kurzarbeit etc.). Gerade deshalb ist für die Bewältigung dieser Krise ein umfangreiches Grundverständnis menschlichen Verhaltens in solchen Ausnahmesituationen notwendig.
Besonders in Krisenzeiten kristallisiert sich hier eine gute Führungskraft heraus, die diese Herausforderungen annimmt und in positive Energie und Fortschritt umsetzt. Es gilt, die Motivation (statt den Frust) aller Beteiligten jetzt hochzuhalten, offen zu kommunizieren und gemeinsam an einem Strang zu ziehen!
Umdenken und Herausforderungen akzeptieren
Es kann jeden treffen – ein Leben ohne Krisen gibt es nicht. Für alle Krisen gilt, dass eine Person, ein Team oder ein System (Unternehmen, Staat etc.) aus einer täglichen Routine gerissen wird und bisherige übliche Problemlösungen für neue Situationen nicht mehr hilfreich – möglicherweise sogar kontraproduktiv – sind. Als Führungskraft und insbesondere als Krisenmanager mussten und müssen sich Betreiber wie Studioleiter vergegenwärtigen, dass das menschliche Verhalten grundsätzlich in folgendem Vier-PhasenModell abläuft.
Umdenken und gemeinsam den „Spirit“ nutzen, heißt jetzt die Devise: Negative Emotionen müssen möglichst schnell in eine Aufbruchsstimmung umgewandelt werden, denn in jeder Krise stecken auch immer zahlreiche Chancen für alle Beteiligten. Als Unternehmer überdenkt man möglicherweise das Geschäftsmodell, macht aus der Not eine Tugend und setzt vermehrt auf digitale Lösungen bzw. alternative Trainingsangebote oder nutzt die Solidarität sowie ein neues gemeinsames Ziel für das Teambuilding.
urch die Krise führen – D Leadership ist „Calmness unter Stress“
Tab. 1: Vier-Phasen-Modell menschlichen Verhaltens in Individualkrisen nach S. L. Fink – eigene Darstellung (leicht modifiziert) Phase
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Selbsterfahrung
Wahrnehmung der Wirklichkeit
Emotionale Erfahrung Hilflosigkeit; Angst; Versinken in ein Dunkel; Panik
Kognitive Struktur
1. Schock
Bedrohung bestehender dominanter Systemziele oder gar der Überlebensfähigkeit des Systems
Die Wirklichkeit stellt sich als erdrückend und überwältigend dar
2. D efensiver Rückzug
Versuch, die bisherigen Systemziele beizubehalten
Verdrängung; Leugnung, Verharmlosung; Ausgeglichenheit oder Wunschdenken Euphorie; auch Wut, Zorn
Defensive Reorganisation; Widerstand gegen jegliche Veränderung
3. E ingeständnis/ Akzeptanz
Aufgabe der bisherigen Systemziele
Erkennung der Wirklichkeit; die Tatsachen „sprechen für sich“
Depression; Frust Minderwertigkeits-, Bitterkeits-, Trauer-, Angstgefühl
(Teil-)Zusammenbruch; Neuorganisation auf Grundlage der veränderten Wahrnehmung von Wirklichkeit
4. A npassung und Wandel
Aufstellung neuer Systemziele
Aktive Auseinandersetzung mit der neuen Wirklichkeit
Abbau von Angst/ Depression; Erfahrung neuer Befriedigung; Freude; Stolz
Neuorganisation auf Grundlage der gegebenen individuellen Ressourcen und Fähigkeiten; Potenzialentfaltung; Kompetenzentwicklung
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Zusammenbruch: Unfähigkeit, die Situation zu begreifen, klar zu denken, zu planen und zu handeln
Tab. 2: Erfolgsfaktor Resilienz (gekürzt und leicht modifiziert nach Wellensiek & Kleinschmidt (2015))
RESILIENZ ALS ERFOLGSFAKTOR IM UNTERNEHMEN NICHT-RESILIENTES VERHALTEN
RESILIENTES VERHALTEN
(destabilisierend/schwächend)
(stabilisierend/stärkend)
Die Führungskraft/Geschäftsleitung…
Die Führungskraft/Geschäftsleitung…
• ist getrieben von operativen Aufgaben, sieht wenig Möglichkeiten bzw. hat geringe Fähigkeiten zu delegieren und priorisieren
• achtet auf und nutzt wertvolle Ressourcen, weiß um ihre Leistungsgrenzen, setzt Prioritäten und delegiert gewinnbringend für alle Beteiligten
• nimmt sich zu wenig Zeit für die Personalführung, entwickelt keine echte Beziehung zu den Mitarbeitern
• lebt „begleitende“ Personalführung, hat eine klare, vertrauensvolle Beziehung zu den Mitarbeitern und fördert bzw. unterstützt deren Eigenverantwortung/Lösungsorientierung
• verhält sich häufig unklar und intransparent • bereitet sich nicht proaktiv auf Krisenzeiten vor
• kommuniziert klar und transparent – auch unangenehme Veränderungen
• fällt in Krisen häufig durch überraschende, unangekündigte Strategiewechsel auf
• denkt vorab auch an mögliche Krisenszenarien und Veränderungen – und entwickelt mögliche Strategien und Lösungswege
In diesen Zeiten wird erst die Bedeutung von professionellem Krisenmanagement deutlich. In der Regel wurden die meisten Führungskräfte mit einer solch existenziellen Herausforderung bzw. einem exogenen Schock wie der Corona-Krise noch nie konfrontiert.
Wie war Ihre individuelle Reaktion als Führungskraft auf die Corona-Krise nach dem Vier-Phasen-Modell? Wo stehen Sie und Ihr Unternehmen aktuell?
Sehr wichtig ist grundsätzlich, dass man möglichst schnell in die Phase drei kommt, sozusagen fähig ist, zu akzeptieren, denn erst dann passiert der erste Schritt „nach vorne“. Durch den exogenen Schock der behördlich angeordneten Studioschließungen hätte Lamentieren nichts gebracht, sondern es waren schnelle Lösungen gefragt. Soll heißen: Es galt, zusammen mit den Mitarbeitern die neuen Herausforderungen, die nicht beeinflussbar waren, so anzugehen, dass die eigene Regulations- und Handlungsfähigkeit trotzdem erhalten blieb. Man muss in kritischen Phasen als Führungspersönlichkeit immer in die „Metaperspektive“ wechseln, denn nur dadurch erkennt und respektiert man die Grenzen der Kontrollierbarkeit und kann somit Krisen besser bewältigen. Gemäß dem Motto „Es gibt immer eine Alternative“ reagiert man eben nicht mit Schockstarre und Lähmung, sondern mit neuen Denkmustern/Ideen, alternativen Lösungsansätzen und noch mehr Zusammenhalt.
Treiber aus der Krise: Resilienz, Flexibilität und Solidarität Zahlreiche Unternehmen der Fitness- und Gesundheitsbranche haben gezeigt, dass sie als Team mit innovativen Lösungen und schnellen, flexiblen Veränderungen auf die Corona-Krise reagiert haben. Entscheidend war und ist hierbei, sich immer proaktiv mit der Krise auseinanderzusetzen, seine Möglichkeiten auszuloten und als Team nach Lösungen zu suchen. Der erfolgreiche Umgang mit existenzbedrohenden Krisen macht Führungskräfte, Mitarbeiter und Unternehmen grundsätzlich resilienter und belastbarer, sofern sie diese meistern (vgl. Tab. 2). Und dieses resiliente Verhalten sowie die damit einhergehende lösungsorientierte und positive Managementphilosophie sollten Führungskräfte verinnerlichen, täglich vorleben und offen kommunizieren. Das motiviert nicht nur die Mitarbeiter, sondern gibt auch Sicherheit und stärkt den „Teamspirit“, da jeder in die Lösung involviert ist und sein Bestes dazu beitragen kann, die Krise abzuwenden.
Krisenkommunikation als Schlüssel zum Erfolg Grundsätzlich kann man nach Krystek und Hünecke (2020) destruktive Wirkungen von Unternehmenskrisen wie • Existenzgefährdung der Mitarbeiter (durch Arbeitsplatzverlust) • Geringe Wertschätzung/Sinnlosigkeit • Motivationsprobleme/Frust/Innere Kündigung • Vertrauensverlust (in die Führung) • Abwanderung von Leistungsträgern etc. und konstruktive Wirkungen von Unternehmenskrisen wie • Sicherung von Arbeitsplätzen • Karrierechancen der Mitarbeiter • Selbstbestätigung/Herausforderung • Motivation/Kompetenzentwicklung/-erweiterung • Freisetzen von Innovationspotenzial • Neue Produkte, Dienstleistungen, Prozesse, Geschäftsmodelle generieren etc. anführen.
Wie gingen/gehen Ihre Mitarbeiter mit der Corona-Krise um? Wie führen Sie Ihre Mitarbeiter durch die Krise? Und wie kommunizierten/kommunizieren Sie mit Ihren Kunden und Partnern vor, während und nach der Krise?
Als Manager entscheiden Sie, welcher Seite Sie die größere Bedeutung beimessen, aber die Krisenkommunikation spielt eine extrem wichtige Rolle, die Sie niemals unterschätzen sollten. Nach Ducki (2017) bedarf das Krisenmanagement „einer klar strukturierten, eindeutigen und präzisen Kommunikation: Menschen müssen informiert und geleitet, Maßnahmen koordiniert und erklärt werden. Falsche Kommunikation kann Krisen vergrößern, richtige Kommunikation kann sie begrenzen.“ Nach Suppiger (2020) sind Vertrauen und Glaubwürdigkeit die wichtigsten Ziele einer professionellen (Krisen-)Kommunikation. Einige seiner Eckpunkte lauten: • gesicherte Informationen durch gezieltes Monitoring sammeln • rasche/stetige Kommunikation, Kommunikationslead halten • offene und transparente Kommunikation gegenüber allen Beteiligten • frühzeitige Information und Einbindung der Mitarbeiter als Multiplikatoren • tatsächliche Umsetzung angekündigter Maßnahmen/Verlässlichkeit 03/20
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FACHARTIKEL MITARBEITERFÜHRUNG
Wie können wir im Unternehmen den Gründergeist, das „Grenzen überschreiten“ – gerade auch in Krisen – lebendig halten? Was und wie müssen wir uns jetzt verändern, damit wir die Krise meistern und in Zukunft noch erfolgreicher sind bzw. uns den veränderten Marktbedingungen stellen?
Gerade in sehr unruhigen Zeiten setzen sich gut informierte und in die Abläufe einbezogene Mitarbeiter für die Organisation und das gemeinsame Ziel ein.
Motivation konservieren und sichern Sehr wichtig sind auch einzelne persönliche Mitarbeitergespräche im Hinblick auf ihre individuellen Bedürfnisse, Sorgen und Ängste. So mancher bisherige Leistungsträger tut sich in sehr kritischen Phasen schwer und fühlt sich überfordert, während andere in extremen Belastungsphasen plötzlich zu Höchstleistungen auflaufen und relativ mühelos ihr Potenzial abrufen/entfalten können. Es geht in diesen Gesprächen in einem ersten Schritt darum, mit jedem Mitarbeiter persönlich eventuelle Ängste (Arbeitsplatzverlust etc.), Sorgen (finanzielle Probleme) und möglicherweise auch entstehenden Frust (unzureichende Informationen vom Unternehmen etc.) zu besprechen. In einem zweiten Schritt können idealerweise einige Punkte entkräftet und Gegenstrategien entwickelt werden. Exemplarisch wird dem Mitarbeiter kommuniziert, dass der Arbeitsplatz sicher ist, die Studiengebühren bezahlt werden, auch wenn vorübergehend Kurzarbeit eingeführt wurde. Für mögliche finanzielle Engpässe bei Mitarbeitern findet man in der Regel auch passende Lösungen. In manchen Fällen wird man sich als Unternehmer auch ehrlich entschuldigen, wenn die Informationspolitik extrem schlecht und/oder widersprüchlich war. So eine heftige Situation hat bisher in dieser Konsequenz noch keine Führungskraft erlebt, was zwangsläufig zu Informationsasymmetrien und Missverständnissen führt. Offen und ehrlich Fehler zugeben und sich zu entschuldigen zeigt Verantwortungsbewusstsein und Führungsstärke. Grundsätzlich gilt es, in diesen Eins-zu-eins-Gesprächen individuelle demotivierende Elemente zu erkennen und idealerweise auszuräumen oder zumindest abzuschwächen. Mögliche Bedürfnisse, in Anlehnung an die bekannte Maslow-Pyramide, nach Sicherheit, Angstfreiheit, Zusammengehörigkeit, Sinnstiftung, Potenzialentfaltung, Perspektiven, Wertschätzung etc. stehen individuell im Fokus. Das ist gelebte „begleitende“ Personalführung, um nach dem Ende des Shutdowns möglichst motiviert, engagiert und mit einem hohen Commitment den Neustart zu schaffen und das Team noch enger zusammenzuführen.
Zukunft sichern und Innovationen festigen Nach Sprenger (2012) lautet die vierte (wichtige) Kernaufgabe „Zukunftsfähigkeit sichern“. Gute Führungskräfte denken „nach vorne“, erweitern Horizonte, fördern Vorstellungsvermögen für eine bessere Zukunft und erhöhen somit die Veränderungsbereitschaft. 28
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Fazit Krisen beinhalten auch immer zahlreiche Chancen und Entwicklungspotenziale. Große Krisen zeigen uns, um wie viel größer unsere Ressourcen sind, wenn sie sinnvoll gebündelt und kanalisiert werden. Gerade nach dem Shutdown wurden in zahlreichen Unternehmen unter Hochdruck relativ schnell neue Dienstleistungen/Produkte wie digitale Workouts, Krisenberatung, Online-Betreuung generiert und es wurde unternehmensintern sowie auch branchenübergreifend eng zusammengearbeitet bzw. kooperiert. Und nun geht es darum, diesen „Spirit“ im Team/Unternehmen beizubehalten und motivierende Ziele für 2020 zu stecken. Denn eines ist sicher, nach Corona werden noch mehr Menschen auf ihre Gesundheit bzw. Fitness achten: Lassen Sie mich deshalb mit folgendem Zitat von Arthur Schoppenhauer schließen: „Gesundheit ist nicht alles. Aber alles ist nichts ohne Gesundheit!“
Foto: © Björn Marquart
Foto: fizkes – stock.adobe.com
Gute Führungskräfte gelten als wichtige Botschafter der Zukunft. Ein klares und positives Bild der möglichen (Unternehmens-)Zukunft vermittelt den Mitarbeitern Sicherheit und lässt die Angst schwinden bzw. in den Hintergrund treten. Man sieht den „Gipfel“ als Fernziel, die „Schlucht“ in der Krise, die man angespannt überquert, wird relativiert. Als weitere Komponente spielt der Erfolgsfaktor „Ergänzendes aufeinander Zugehen mit einem hohen Verantwortungsgrad“ für alle Beteiligten eine große Rolle. Teamarbeit ist die Fähigkeit, zusammen auf eine gemeinsame Vision – nach vereinbarten Leitwerten und Spielregeln – hinzuarbeiten. Es ist die Begabung, individuelle Fähigkeiten, Stärken, Ressourcen und Kompetenzen in die Richtung der gesetzten unternehmerischen Ziele zu lenken. Gleichzeitig ist es der „Kraftstoff“, der es möglich macht, dass gewöhnliche Menschen – gerade in Krisenzeiten – außergewöhnliche Ergebnisse erzielen.
Karl Drack Karl Drack, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler M. A., war langjähriger Betriebsleiter im Gesundheitsbereich. Als Coach/Unternehmensberater ist er spezialisiert im strategischen Kompetenzmanagement. Seit 1998 ist er Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie. www.dhfpg-bsa.de
Auszug aus der Literaturliste Bédé, A. (2020). Grundsätze und Leitlinien zum Führen von (Unternehmens-)Krisenstäben. In: Zeitschrift für OrganisationsEntwicklung. Ausgabe 1/2020. Sprenger, R. K. (2012). Radikal führen. Frankfurt am Main: Campus Verlag. Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.
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FACHARTIKEL MANAGEMENT
Vom guten Vorsatz zur Gewohnheitsbildung
Praxistipps für nachhaltigen Erfolg
Foto: Alliance – stock.adobe.com
Text: Prof. Dr. Oliver Schumann
Vorsätze haben oftmals eine geringere Halbwertszeit als Silvesterböllerreste – die meisten verabschieden sich von vielen Vorsätzen für das neue Sport- oder Geschäftsjahr schon in den ersten Monaten nach der Intention wieder. Aber warum ist das so? Wie kann die Herausforderung von der Absichtserklärung zur Umsetzung gemeistert werden? Dieser Artikel sensibilisiert dafür, wie gefasste Vorsätze in die Tat überführt werden und damit eine nachhaltige Wirkung für Trainierende, Unternehmen und Teams erzielt wird. Die zentrale Botschaft: Der Köder muss ihnen schmecken!
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orsätze sind konkrete Absichtsbekundungen, die nicht nur in vorübergehende Verhaltensweisen umgesetzt, sondern dauerhaft beibehalten werden sollen: Sportlicher Lebensstil, Achtsamkeit und Kostenbewusstsein sind beispielhafte Individualbzw. Unternehmensvorsätze. Die Herausforderung liegt hierbei in „dauerhaft beibehalten“ und spiegelt sich in einem individuellen Lebensstil oder einer spezifischen Unternehmens- bzw. LeadershipKultur wider.
Gewohnheitsbildung – der zentrale Schlüssel zum Erfolg Gewohnheitsbildung ist nicht gleich Gewohnheitsbildung. So ist beispielsweise die unbewusste Entstehung etwas anderes als eine bewusste Entwicklung oder gar die zielgerichtete Veränderung einer Gewohnheit. Im Folgenden liegt der Fokus auf der Entwicklung einer Gewohnheit und es wird beschrieben, wie das dadurch verinnerlichte Handeln zur besseren Umsetzung verschiedener Ziele beiträgt – sowohl für Einzelpersonen als auch für Unternehmen. 32
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1. Schritt: Welche Gewohnheit soll entwickelt werden und aus welchem Grund? Spielerisch ausgedrückt: Jeder Vorsatz hat einen Hauptsatz. Also, worum geht es wirklich? Die Aussicht, eine Gewohnheit erfolgreich zu entwickeln, wird durch den Grund bestimmt, aus dem etwas getan werden soll. Geht es um etwas Positives, eine Chance auf etwas, worauf man Lust hat oder ist externer Handlungsdruck vorhanden, der das Unternehmen in seiner Existenz bedroht oder die persönliche Gesundheit beeinträchtigt? In diesem ersten Schritt ist auch zu klären, weswegen eine Gewohnheit entwickelt werden soll. Die Intentionen können entweder extrinsisch (weil andere das von mir wollen: „Nimm endlich ab – das ist nicht schön anzusehen“) oder intrinsisch motiviert sein („Ich mache das für mich bzw. mein Unternehmen“, „Das wird mich noch gesünder machen“ bzw. „Nur wenn wir uns verändern, können wir erfolgreich bleiben“). 2. Schritt: Der „Köder“ muss dem Adressaten schmecken! Nur wenn die Gewohnheitsentwicklung ein positiver intrinsischer Wunsch ist, steigt die Aussicht auf dauerhaften Erfolg. Erst dieser
innere Antrieb schafft die zentrale Voraussetzung: Commitment zu der angestrebten Gewohnheit und damit in der Übersetzung zum unbedingten „Ja“ zu dieser Entwicklung. Oftmals wird in der Praxis mit Argumenten geworben, die nützliche und nicht selten moralische Aspekte zum Ausdruck bringen, so beispielsweise der erhobene Zeigefinger des Arztes: „Wenn Sie nicht abnehmen, dann drohen Ihnen ein Herzinfarkt oder Schlaganfall!“ Dieser Ansatz reicht lediglich für die Initiierung von Vorhaben, aber oft nicht für deren Verinnerlichung aus.
Umzug größere beispielhafte Umbrüche und damit die Chance dar, gewohnte Denkstrukturen und Verhaltensmuster aufzubrechen.
3. Schritt: Wann soll die entsprechende Gewohnheit entwickelt werden? Vielen Vorhaben wird in der Praxis häufig die höchste Priorität beigemessen: Jetzt und sofort soll das Ganze umgesetzt werden. Oft ist damit aber auch schon der Todeszeitpunkt des Vorhabens bestimmt: Nämlich kurz nach dem Start, denn der zeitliche Horizont wird falsch gesetzt. Der richtige Moment zum Beginn einer Gewohnheitsentwicklung hat mit der Komplexität und der Tiefe des jeweiligen Vorsatzes zu tun. Entsprechend gilt: Besser eine Gewohnheit nach der anderen entwickeln als mehrere auf einmal (Komplexitätsdilemma). Des Weiteren stellt sich hinsichtlich der Tiefe folgende Frage: Wie neu und herausfordernd ist die konkrete Gewohnheitsentwicklung (Bsp.: „Ich habe seit 20 Jahren keinen Sport mehr gemacht.“). Während weniger komplexe und tiefe Gewohnheitsentwicklungen schneller und einfacher vonstattengehen, sollten umfassende und tiefgreifende in sogenannten „Teachable Moments“ eingebettet werden. So stellen ein Change-Prozess durch eine neue Geschäftsführung, ein neuer Beruf oder privater
ie Auslöser zur Entwicklung einer Gewohnheit sind unD terschiedlich und facettenreich. Von sozialem Druck (beispielsweise in Form von Verabredungen mit anderen zum Training) über veränderte Rahmenbedingungen (präventive Kurse nach §20 SGB werden finanziell bezuschusst) bis zur Überrumpelung (Studios werden wie bei der Corona-Pandemie über Nacht geschlossen und es braucht ad hoc alternative Trainingsmöglichkeiten) sind alle Varianten erlaubt, die dem Zweck dienlich sind. Bekannte Beispiele aus der Wirtschaft sind die automatischen Check-in-Schalter am Flughafen, dem Studio oder den Messezentren bzw. SB-Kassen im Supermarkt, deren Handhabung (noch) von Mitarbeitern betreut wird, aber die Kunden zielgerichtet und behutsam an die neue Handlung herangeführt werden. Lange Warteschlangen bzw. Zeitersparnis sind weitere – oft unbewusste – Argumente, um branchenübergreifend neue, innovative Varianten und Lösungen auszuprobieren.
4. Schritt: Wie soll eine Gewohnheit entwickelt werden? Das Herzstück der Gewohnheitsentwicklung ist eine klare Struktur, die sich in folgendem Dreiklang widerspiegelt:
1. Auslöser
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2. Handlung ier geht es um das gewünschte und fest vorgenommene H Handeln – Sport treiben, gesunde Ernährung, kompaktere und strukturiertere Meetings, mitarbeiterzentrierte Führung usw. In dieser Phase wird genauer betrachtet, wie die neue Handlung gerade zu Beginn der Umsetzung geschützt und unterstützt werden kann, damit sie immer wieder ausgeführt und dadurch verinnerlicht werden kann.
Pausen – in Form von Unterbrechungen – haben „toxische“ Wirkung auf die Gewohnheitsentwicklung. Das gilt insbesondere dann, wenn im Change-Management nicht die adäquate Geschwindigkeit eingehalten wird und Pausen das Prinzip von wiederkehrender Anwendung der neuen Prozesse unterbinden. Um diesen Fallstricken zu entgehen, braucht es zusätzlich ein entsprechend strukturiertes Barrieremanagement. Wie in jedem Management geht es hier in einem ersten Schritt um die Analyse eventuell auftretender individueller und unternehmerischer Barrieren. In einem zweiten Schritt geht es um die Überlegung, wie man diese Barrieren entweder umgehen („get around“) oder ihnen begegnen kann („get through“).
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3. Belohnung
Wenn-Dann-Pläne für die praktische Umsetzung
esonders Belohnungen sind der Grund, weshalb man eine B Handlung erneut durchführt. Durch die Belohnung bzw. ersten Erfolgserlebnisse werden Botenstoffe (wie Dopamin, Serotonin u. Ä.) ausgeschüttet, die die Handlung positiv bewerten. Erst das erneute Erlebenwollen führt zur Wiederholung. Belohnungen müssen dabei immer adäquat und variabel sein. Adäquat im Sinne der Attraktivität: Es hat keine Wirkung, wenn man den Kunden nach einem harten, fordernden Workout mit einem gratis Glas Wasser belohnt oder wenn eine Führungskraft für einen hochmotivierten Mitarbeiter nur einen feuchten Händedruck und warme Worte übrig hat. Der Begriff „variabel“ deutet in diesem Zusammenhang an, dass die entsprechenden Belohnungen (egal ob gegenüber sich selbst oder Kunden und Mitarbeitern) abwechslungsreich gestaltet werden müssen, da sie sonst schnell ihren hormonellen Glückscharakter sowie ihren Motivationsaspekt verlieren. Nur wenn die Belohnung attraktiv und im positiven Sinne unberechenbar bleibt, ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, den Sprung von der einzelnen Handlung zur Wiederholung und final zur fixen Gewohnheit zu schaffen.
Gewohnheitsbildung lässt sich in folgender Erfolgsformel darstellen:
Denken
Tun
Anders denken
Die wirksamsten Mittel, um eine neu entwickelte Gewohnheit zu schützen, sind sogenannte Wenn-Dann-Pläne. Sie beruhen auf dem gleichen Wirkungsprinzip wie Gewohnheiten und haben als Kernidee folgende Überlegung: „Wenn ich in die Situation komme, in der mich mein innerer Schweinehund auf die Couch locken will, dann mache ich…“. Der Situation aus dem Weg gehen ist eine psychologische Variante der Wenn-Dann-Pläne. Eine soziale Variante der Wenn-Dann-Pläne ist es, Ressourcen zu aktivieren, z. B. beruflich einen Mitarbeiter oder privat den Lebensgefährten um Unterstützung zu bitten oder für den Trainingseinstieg einen geeigneten Trainingspartner zu suchen. Die psychologische WennDann-Variante stellt das Commitment in Form des unbedingten Willens („Ja, ich will“) in den Fokus.
Resümee und Ausblick Scheuen Sie sich nicht vor Veränderungen und arbeiten Sie im Alltag kontinuierlich an neuen Gewohnheiten! Sie gelten zwar als die größten Verhinderer von individueller und unternehmerischer Weiterentwicklung bzw. Veränderung, aber sie sind gleichzeitig auch die Grundlage für Innovation, Performance und Exzellenz.
Foto: Oliver Schumann
Verinnerlichen
Die vereinfachte Formel umfasst die Prozesskette von der grundlegenden Einstellung zu einer Handlung (Denken), über die Handlung selbst (Tun), dem Reflektieren und Erkennen („Gar nicht so schlecht“/Anders denken) bis hin zur wiederholten unbewussten Durchführung der Handlung (nicht mehr denken/Verinnerlichen).
Barrieren und Fallstricke gezielt vermeiden Bevor sich die Gewohnheit voll entwickeln kann, ist die immer wieder durchzuführende Handlung noch sensibel und im wahrsten Sinne des Wortes anfällig „wie ein rohes Ei“. Die unterschiedlichen Barrieren können physikalischen, sozialen oder psychologischen Charakter haben. Die bekanntesten psychologischen Barrieren sind Verlockungen oder der innere Schweinehund. Diese Barrieren wie „Bleib bequem zu Hause, anstatt dich im Studio zu quälen“ oder „Warum Managementprozesse ändern, wenn es doch auch so geht“ verhindern die erneute Handlungsdurchführung. Auch 34
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Prof. Dr. Oliver Schumann Prof. Dr. Oliver Schumann ist für die BSA-Akademie und die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) als Dozent, Tutor und Autor tätig. Die Schwerpunkte seiner Professur liegen in den Bereichen Strategisches Management, Neurokommunikation und Sportökonomie. www.dhfpg-bsa.de
Literaturliste Myers, D. G. (2014). Psychologie (3. Aufllage). Heidelberg: Springer. Verplanken, B. (2018): The Psychology of habit. Theory, Mechanisms, Change, and Contexts Heidelberg: Springer. Statista (2019). Die guten Vorsätze für 2020. Zugriff am 02.01.2020 unter https://de.statista. com/infografik/20341/umfrage-beliebteste-vorsaetze-fuer-2020/ ZEIT ONLINE (2018). Am liebsten würde ich damit aufhören ... die Frage ist nur: Wann? Und vor allem: Wie?. Zugriff am 15.01.2020 unter: https://www.zeit.de/zeit-wissen/2018/01/psychologie-gewohnheiten-verhalten-muster-aenderung
WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG VON FITNESS
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Grafik: © DSSV e. V.
schaftliche Bedeutung unserer Branche. Fitness und aktives Gesundheitstraining gehören heute zu einem modernen Lebensstil.
Umsatz (netto) und Umsatzsteuer der deutschen Fitness-Wirtschaft 2019
Volkswirtschaftliche Relevanz der Fitnessbranche 5,51
6 in Mrd. EUR
Neben den genannten gesundheitlichen Aspekten ist die Branche auch aus ökonomischen Gesichtspunkten von hoher Bedeutung für die deutsche Wirtschaft und trägt einen wichtigen Teil zur Bruttowertschöpfung, dem Volkseinkommen und den Steuereinnahmen bei. Über zwei Drittel der deutschen Bruttowertschöpfung werden im tertiären Wirtschaftssektor generiert. Dieser Sektor umfasst die Dienstleistungsbereiche, die für ihre Leistungserstellung auf den Arbeitsfaktor Mensch angewiesen sind. Genauer gesagt: gesunde, arbeitsfähige Menschen – die Arbeitnehmer.
5 4 3 2 1,02
1 0 Gesamtumsatz
Ein Ausfall der Arbeitnehmer, z. B. durch Krankheit, führt zu Arbeitsunfähigkeitstagen (AU-Tage). Diese hindern das Wachstum der deutschen Wirtschaft und kosten Geld. Die Handwerkskammern beziffern die Produktionsausfallkosten auf rund 100 EUR pro AU-Tag/Arbeitnehmer. In Dienstleistungsbetrieben liegen die Kosten für einen AU-Tag je nach Branche und Betriebsgröße sogar zwischen 200 und 400 EUR pro Arbeitnehmer.
Mehrwert durch Reduktion von AU-Tagen Im Februar 2020 hat das statistische Bundesamt rund 45 Millionen Erwerbstätige in Deutschland registriert. Werden Kosten durch AU-Tage von 100 EUR angenommen, liegen die Ausfallkosten auf alle Erwerbstätige hochgerechnet bei 4,5 Mrd. EUR pro Tag. Oder anders ausgedrückt: Wenn es durch gesundheitsorientiertes Fitnesstraining gelingt, die durchschnittlichen AU-Tage um einen Tag zu senken, kann unsere Wirtschaft 4,5 Mrd. EUR mehr an Wertschöpfung generieren. Schätzungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zufolge liegt der jährliche Gesamtausfall an Produktion und Bruttowertschöpfung durch AU-Tage bei etwa 145 Mrd. EUR. Das Potenzial ist somit groß.
Die Berechnung der Umsatzsteuer bezieht sich auf das Gesamtjahr 2019 und unterliegt der Annahme, dass die Nebenumsätze i. H. v. 0,52 Mrd. EUR netto hälftig mit dem regulären (19 %) und dem ermäßigten Steuersatz (7 %) entstanden sind.
als eine Milliarde Euro Umsatzsteuereinnahmen für die Bundesrepublik. Zur genannten Umsatzsteuer kommen weitere Steuerarten hinzu. Diese umfassen beispielsweise die Lohn-, die Einkommens-, die Energie- sowie die Gewerbe- und Körperschaftssteuer. Auch bei diesen Steuerarten tragen die Fitnessstudios ihren Teil zu den Steuereinnahmen für die Länder und Gemeinden bei.
Fazit Fitness-Anlagen sind nicht nur als Gesundheitsanbieter relevant, sondern generieren für die Bundesrepublik Steuereinnahmen in Milliardenhöhe. Zudem bietet die Branche ein hohes Potenzial für Kosteneinsparungen, wenn durch gesundheitsorientiertes Training die AU-Tage reduziert werden können. Des Weiteren existieren durch die Fitness- und Gesundheitsbranche über 200.000 Arbeitsplätze, die vom Outsourcing ausgeschlossen sind.
Florian Kündgen
Foto: privat
Durch das Wachstum der Fitness- und Gesundheitsbranche in den vergangenen Jahren wurden viele Arbeitsplätze geschaffen, die positiv zum Volkseinkommen beitragen. Per 31. Dezember 2019 sind rund 217.400 Beschäftigte in der Fitnesswirtschaft tätig. Nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Arbeitsplätze ist an dieser Stelle zu betonen. Kaum einer dieser Beschäftigten ist „outsourcebar“. Die Arbeitsplätze umfassen i. d. R. eine persönliche Dienstleistung, die durch den Mitarbeiter, z. B. den Trainer, direkt am Kunden durchgeführt wird. Dazu kommt, dass sich die Fitnessund Gesundheitsbranche kontinuierlich professionalisiert. Laut den „Eckdaten 2020“ des DSSV handelt es sich bereits bei einem Fünftel der Mitarbeiter um Akademiker. Die Tendenz ist steigend, da 80,2 Prozent der Fitnessbetriebe mindestens einen dual Studierenden beschäftigen. Diese fachlich kompetenten Mitarbeiter tragen aktiv zu einer besseren Wirtschaftlichkeit des Unternehmens bei.
Umsatzsteuer
Florian Kündgen ist für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) als Dozent tätig. Zudem ist er als freier Mitarbeiter im Bereich Unternehmensbewertungen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Fitness- und Gesundheits-Anlagen sowie als Mitarbeiter im Bereich der steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Beratung tätig. Ab 1. Juli 2020 ist er stellvertretender Geschäftsführer des DSSV e. V.
Steuereinnahme in Milliardenhöhe Laut der Eckdaten-Studie 2020 generierten die deutschen Fitnessund Gesundheits-Anlagen im Jahr 2019 rund 5,51 Mrd. EUR netto. Davon sind 4,99 Mrd. EUR Umsatzerlöse aus Mitgliedsbeiträgen, die mit 19 Prozent versteuert werden. Dies entspricht 948 Mio. EUR Steuereinnahmen. Hinzu kommen die Zusatzumsätze von 0,52 Mrd. EUR netto, die teilweise auch dem ermäßigten Steuersatz von 7 Prozent unterliegen, wie z. B. Nahrungsergänzungsmittel zum Verzehr außer Haus. Unter der vereinfachten Annahme, dass sich diese Umsätze zur Hälfte aus 19 und 7 Prozent zusammensetzen, generiert die Branche hierdurch weitere 67 Mio. EUR Steuereinnahmen. Insgesamt erzielt die Fitnessbranche also mehr
Auszug aus der Literaturliste Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) (2020). Volkswirtschaftliche Kosten durch Arbeitsunfähigkeit. Zugriff am 04.05.2020 unter https://www.baua.de/ Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) (2020). WHO-Bericht zu Zivilisationskrankheiten. Zugriff am 04.05.2020 unter https://www.in-form.de/wissen/meldungen/profiportal/who-bericht-zu-zivilisationskrankheiten/ Kamberovic, R. et al. (2020). Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2020. Hamburg: DSSV. Meyer, M., Wenzel, J. & Schenkel, A. (2018). Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft. Berlin: Springer. Statista (2020). Anteil der Wirtschaftssektoren an der Bruttowertschöpfung in Deutschland im Jahr 2019. Zugriff am 04.05.2020 unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36846/ umfrage/anteil-der-wirtschaftsbereiche-am-bruttoinlandsprodukt/
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FACHARTIKEL IMMUNSYSTEM
Körperliche Leistungsfähigkeit und COVID-19
Text: Prof. Dr. Arne Morsch
Das Coronavirus ist hochinfektiös und leicht übertragbar. Durch Maßnahmen wie die Einschränkung sozialer Kontakte konnte die rasche Ausbreitung verlangsamt werden und die erste Krankheitswelle scheint in Deutschland abzuebben. Dennoch ist das Virus im Umlauf und es besteht ein latentes Infektionsrisiko. Was können wir selbst tun, um dieses Risiko zu senken und welchen Beitrag kann eine gute körperliche Fitness leisten, um die Erkrankung im Falle einer Infektion bestmöglich bewältigen zu können?
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as COVID-19-Virus scheint sich hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion zu verbreiten. Beim Übertragungsweg macht das Virus keinen Unterschied zwischen körperlich aktiven Menschen und „Bewegungsmuffeln“. Allerdings führt regelmäßiges körperliches Training dazu, dass die Funktionalität des Immunsystems verbessert wird (Baum & Liesen, 1998). Der Körper kann sich besser auf die Bewältigung einer Erkrankung einstellen. Bei einer COVID-19-Infektion bedeutet dies, dass das Immunsystem in der Lage sein muss, den Krankheitserreger effektiv zu eliminieren. Erste Untersuchungen dazu, wie das menschliche Immunsystem das neuartige Coronavirus bewältigt, zeigen, dass es zu einem Anstieg der Antikörper produzierenden Zellen kommt. Ebenso wurde eine Zunahme sogenannter T-Zellen beobachtet, deren Aufgabe die Zerstörung aller Zellen ist, in denen sich die Viren vermehren (Thevarajan et al., 2020). Die Ergebnisse zeigen, dass gerade durch körperliches Training die Aktivität der T-Zellen gesteigert werden kann (Duggal, Pollock, Lazarus, Harridge & Lord, 2018). Regelmäßiges Training und eine gute körperliche Leistungsfähigkeit scheinen somit für eine angemessene Immunreaktion des Körpers von wichtiger Bedeutung zu sein. Wer ist hauptsächlich von schweren und tödlichen Krankheitsverläufen betroffen? Die Daten und Fakten zeigen, dass insbesondere ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes von schweren bis hin zu tödlichen Krankheitsverläufen betroffen sind. Die genauen Erklärungen hierfür sind wissenschaftlich noch nicht geklärt. Dennoch
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scheint es so zu sein, dass das Immunsystem alter und/oder vorerkrankter Menschen nicht immer in der Lage ist, den Krankheitsprozess zu stoppen und die krankheitshemmenden T-Zellen ausreichend zu aktivieren (Bloch, Halle & Steinacker, 2020). Zwar kann man das kalendarische Alter als Risikofaktor nicht beeinflussen, jedoch trägt ein körperliches Training dazu bei, die Immunkompetenz des Körpers zu verbessern und Infektionen wirksam zu begegnen. Auch betagte Menschen und Personen mit Vorerkrankungen sollten deshalb nach medizinischer Abklärung zur regelmäßigen Bewegung aktiviert werden (Hollstein, 2019). Verhindert körperliche Aktivität eine Erkrankung und einen frühzeitigen Tod? Unabhängig von der Situation um das Coronavirus belegen eine Vielzahl an Beobachtungsstudien, dass körperlich aktive gegenüber inaktiven Personen ein deutlich reduziertes Risiko für die Entwicklung zahlreicher Erkrankungen und für einen vorzeitigen Tod haben (Fiuza-Luces et al., 2018; Wen et al., 2011). Eine erste Risikoreduktion zeigt sich bereits durch den Einstieg in regelmäßige Bewegung in kleinem Umfang. Bei höheren Umfängen im Sinne der Bewegungsempfehlungen der WHO von 150 Minuten moderater körperlicher Aktivität pro Woche fällt die Risikoreduktion noch deutlicher aus (Kraus et al., 2019). Dennoch sind die wenigsten Menschen in Deutschland ausreichend körperlich aktiv (Finger, Mensink, Lange & Manz, 2017; Krug et al., 2013). Ein Grund hierfür könnte sein, dass bei derart allgemeinen Empfehlungen Art, Umfang und Intensität einer Belastung unkonkret bleiben. Außer der Erkenntnis „Ich müsste mich mal wieder bewegen“ bleiben diese dann für den einzelnen Menschen wenig fassbar.
Foto: Kzenon – stock.adobe.com
Gesund bleiben durch Fitnesstraining
Hält ein Fitnesstraining biologisch jung? Interessante Befunde ergaben sich in der Studie von Werner et al. (2019) insbesondere bei der Frage, inwiefern ein Fitnesstraining dazu beitragen kann, dass wir biologisch jung bleiben. Hierbei stellt sich zunächst die Frage, warum wir eigentlich altern? Damit sich das Gewebe ständig erneuern kann, müssen sich Zellen teilen. In der Regel entstehen aus einer Zelle zwei Tochterzellen. Jede Zelle enthält einen Chromosomensatz, in dem die Erbinformation gespeichert ist. Diese Information muss geschützt werden, damit die ordnungsgemäße Funktion der Zelle erhalten bleibt. Diese Aufgabe übernehmen die sogenannten Telomere, die, vergleichbar mit den Schutzkappen an Schnürsenkeln, an den Enden der Chromosome sitzen. Sie haben die Aufgabe, die Teilungshäufigkeit der Zelle zu regulieren. Mit jeder Zellteilung werden diese jedoch kürzer. Unterschreitet die Telomerlänge ein kritisches Minimum, kann sich die Zelle nicht mehr teilen. Das Gewebe kann sich dann nicht mehr regenerieren und die Zelle altert. Zwischen der Telomerlänge und der Lebenserwartung gibt es einen Zusammenhang. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben kürzere Telomere. Je kürzer diese sind, desto schwerwiegender ist die Erkrankung. Ebenso haben ältere Menschen deutlich kürzere Telomere als jüngere. Ein Enzym, das diesen Prozess aufhalten kann, ist die Telomerase. Dessen Aufgabe ist es, die Chromosome zu stabilisieren und die Länge der Telomere zu erhalten. Fehlt die Telomerase, können sich Zellen nach einer gewissen Zeit nicht mehr teilen und müssen altern. Auch die Telomeraseaktivität reduziert sich mit zunehmendem Alter. Es wurde daher untersucht, wie sich ein regelmäßiges Fitnesstraining auf die Telomerlänge und die Telomeraseaktivität auswirkt. Die Studie konnte zeigen, dass regelmäßiges Ausdauertraining zu einer Verlängerung der Telomere und zu einer Erhöhung der Telomeraseaktivität führt. Für das Kraftausdauertraining konnten diese Effekte nicht nachgewiesen werden. Allerdings kam es sowohl beim Ausdauer- als auch beim Krafttraining zur Bildung weiterer Schutzproteine, die einen Telomerabbau vorbeugen, was ebenfalls im Sinne eines Anti-Aging-Effekts zu deuten ist. Die Studie liefert somit einen ersten Erklärungsansatz für den lebensverlängernden Effekt eines individuell gesteuerten Fitnesstrainings. Wie können diese Befunde in die gegenwärtige Situation eingeordnet werden? Eine gute körperliche Fitness liefert eine wichtige Basis für eine erfolgreiche Krankheitsbewältigung und ist ein wichtiger Schutz-
faktor vor schwerwiegenden Verläufen bei Infektionserkrankungen (Bloch et al., 2020). Zu der auf politischer Bühne oft zitierten „neuen Normalität“ sollte es daher unbedingt gehören, dass den Mitgliedern in Fitnesseinrichtungen möglichst schnell eine Rückkehr zu ihrem normalen Gesundheitstraining ermöglicht wird. Ebenso wäre es wünschenswert, dass die wichtige Schutzfunktion eines präventiven Ausdauerund Krafttrainings als probates Mittel zur Krankheitsbewältigung stärker in medizinische Strategien einbezogen wird. Da davon auszugehen ist, dass uns die Corona-Pandemie noch eine Zeit lang beschäftigen wird, sollten auch bislang untrainierte Personen wie auch Personen mit Vorerkrankungen (nach einem medizinischen Check-up) körperlich aktiv werden, um bestmögliche Voraussetzungen für einen günstigen Krankheitsverlauf im Falle einer Infektion zu schaffen. Hierzu ist es erforderlich, möglichst vielen Menschen die Gelegenheit für ein fachgerecht angeleitetes Training zum Beispiel in Fitness- und Gesundheitseinrichtungen zu bieten. Eines zeigt die gegenwärtige Corona-Krise nur zu deutlich: Der Bedarf an zielgerichteten körperlichen Aktivitäten zum Zwecke der Gesundheit ist quer durch die Bevölkerung riesig. Der Übergang zum Normalbetrieb in Fitness- und Gesundheitseinrichtungen wird aber nicht von heute auf morgen erfolgen können. Um das Infektionsrisiko beim Training zu minimieren, werden noch eine ganze Zeit lang Verhaltensregeln festgelegt und Hygienevorkehrungen getroffen werden müssen. Analog zu anderen Lebensbereichen sollte die Einhaltung entsprechender Sicherheitsmaßnahmen allerdings problemlos umzusetzen sein. Bei allem Übel, das die gegenwärtige Situation mit sich bringt, bleibt zu hoffen, dass gerade durch die Corona-Krise das Vertrauen in die Fitnesseinrichtungen als wichtige Partner in Bezug auf die Gesundheit wächst.
Foto: DHfPG/BSA
Hält Fitnesstraining den Körper leistungsfähig und gesund? In Fitness- und Gesundheitseinrichtungen kann ein Training hingegen entsprechend wissenschaftlicher Vorgaben optimal und individuell gesteuert werden. Um die präventive Wirksamkeit eines Fitnesstrainings (dreimal pro Woche 45 Minuten) auf die körperliche Leistungsfähigkeit, auf ausgewählte Gesundheitsparameter und Zellalterungsprozesse zu überprüfen, wurden im Rahmen einer kontrollierten Trainingsstudie die Effekte eines Ausdauertrainings nach der Dauer- und der Intervallmethode sowie die Effekte eines gerätegestützten Kraftausdauertrainings untersucht (Werner et al., 2019). Sowohl in den beiden Ausdauergruppen als auch beim Kraftausdauertraining zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit. Darüber hinaus kam es in allen drei Gruppen zu ähnlichen Verbesserungen im Risikoprofil bezüglich der Entwicklung von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Eine gute körperliche Fitness kann somit als wichtiger Schutzfaktor der Gesundheit angesehen werden.
Prof. Dr. Arne Morsch Prof. Dr. Arne Morsch ist Fachbereichsleiter Gesundheitswissenschaft und Dozent der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Darüber hinaus leitet er den Fachbereich Gesundheitsförderung der BSA-Akademie.
www.dhfpg-bsa.de
Auszug aus der Literaturliste Bloch, W., Halle, M. & Steinacker, J. M. (2020). Sport in Zeiten von Corona. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 71 (4), 83–84. https://doi.org/10.5960/dzsm.2020.432 Kraus, W. E., Powell, K. E., Haskell, W. L., Janz, K. F., Campbell, W. W., Jakicic, J. M. et al. (2019). Physical Activity, All-Cause and Cardiovascular Mortality, and Cardiovascular Disease. Medicine & Science in Sports & Exercise, 51 (6), 1270–1281. https://doi.org/10.1249/MSS. 0000000000001939 Thevarajan, I., Nguyen, T. H. O., Koutsakos, M., Druce, J., Caly, L., van de Sandt, C. E. et al. (2020). Breadth of concomitant immune responses prior to patient recovery: a case report of non-severe COVID-19. Nature Medicine, 26 (4), 453–455. https://doi.org/10.1038/s41591020-0819-2 Werner, C. M., Hecksteden, A., Morsch, A., Zundler, J., Wegmann, M., Kratzsch, J. et al. (2019). Differential effects of endurance, interval, and resistance training on telomerase activity and telomere length in a randomized, controlled study. European heart journal. https://doi. org/10.1093/eurheartj/ehy585 Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.
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KOMMENTAR
George Otott, Sportwissenschaftler aus Kalifornien, (links) und Albert Busek vor der Cooper Clinic in Dallas/Texas im Jahr 1987
Fotos: Busek-Archiv
Kommentar von Albert Busek
Sport ist die beste Prävention In den letzten 40 Jahren wurden in Europa und Amerika viele Studien zum Thema „Prävention und Sport“ veröffentlicht. Eine der umfangreichsten und aufsehenerregendsten legte das renommierte British Medical Journal (BMJ) am 1. Oktober 2013 vor. Fast ein Jahrhundert nach Eugen Sandows Buch „Leben ist Bewegung“ (1919 in London erschienen) wiesen die Wissenschaftler Huseyin Naci von der London School of Economics and Political Science und John Ioannidis von der Stanford University California anhand der Daten von mehr als 300.000 Menschen nach, dass gezielte Bewegung im Frühstadium bestimmter Erkrankungen (Diabetes, Herz-Kreislauf) effektiver vor einer Verschlimmerung schützen kann als gängige Medikamente. Fazit: Sport ist die bessere Präventionsmaßnahme! Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Forscher in aller Welt mit diesem enorm wichtigen gesundheitspolitischen Thema. Das American College of Sports Medicine legte in einer Veröffentlichung von 1998 anhand einer umfangreichen Untersuchung die Minimalbeanspruchung durch körperlich-sportliche Aktivität mit 800–1.000 kcal pro Woche fest. 1999 bestätigten die deutschen Forscher Dr. Alexander Woll und Dr. Susanne Tittlbach im CESS-Sport and Health Magazine, dass dieser Wert nur von maximal 10 bis 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung erreicht wird. Beim Kongress des European College of Sport Science im Jahr 2000 wurde explizit darauf hingewiesen: „Die Folgen sind katastrophal für die Lebensqualität, für die Volksgesundheit sowie für die Ökonomie. Bewegungsmangel ist ein zentraler Risikofaktor für die Entstehung insbesondere von Herz-Kreislauf- sowie von Muskel-Skelett-Erkrankungen. Körperliche Inaktivität mit ihren Auswirkungen wurde demzufolge bereits als das zentrale Gesundheitsproblem des dritten Jahrtausends bezeichnet.“ Prof. Dr. Dr. Michael Leitzmann vom Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin an der Universität Regensburg bewertet die Studie wie folgt: „Die herausragende Stärke dieser groß angelegten Netzwerk-Metaanalyse von Huseyin Naci und John Ioannidis ist, dass sie erstmals alle weltweit verfügbaren Daten aus kontrollierten klinischen Studien zusammengeführt und bezüglich des Sterberisikos den Effekt körperlicher Aktivität mit dem Effekt von medikamentöser Therapie verglichen hat“. Auf den ersten Blick mag es provokant erscheinen, aber auf den Punkt gebracht kann man sagen: Sport statt Pillen! Viele Forscher bemängeln seit Jahren, dass das Präventionspotenzial des Sports viel zu wenig ausgenutzt wird. Ich propagierte in verschiedenen Fachzeitschriften schon vor Jahrzehnten die inzwischen wissenschaftlich untermauerte These, dass regelmäßiges und gezieltes Training in vielfältiger Weise einen positiven Einfluss auf das Leben hat. Inzwischen ist belegt, dass Bewegung bei manchen Krankheiten genauso gut wie oder sogar besser als gängige Medikamente schützen kann. Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde Fitness von Fachleuten mit dem Fehlen von Krankheiten gleichgesetzt. Dass dies nicht zutrifft, wusste ich schon vor 50 Jahren. Lange Zeit wurde partielles Gewichttraining als uneffektiv oder sogar gefährlich abgelehnt und Laufen als das einzig wirksame Fitnesstraining propagiert. Aber sogar der „Father of Aerobics“ Dr. Kenneth H. Cooper erkannte schließlich, dass Gewichttraining für die umfassende Fitness zwingend notwendig ist. Die umfassende Fitness steht auf drei Säulen: Kraft, Ausdauer und Flexibilität. Wie die umfassende Fitness hat sich heute auch die ausgewogene und zielführende Ernährung durchgesetzt. Alle diese Themen erörterte ich anhand von damals vorliegenden Studien bereits 1987 mit dem legendären Dr. Kenneth H. Cooper in seinem Institut in Dallas/Texas. Ich wollte als überzeugter Vertreter des partiellen Muskeltrainings eine Diskussion mit dem Mann führen, der aerobes Training als DAS präventive Training schlechthin erachtete und großen Anteil an der vor 40 Jahren beginnenden weltweiten „Aerobic-Welle“ hatte. Zu meiner großen Überraschung hatte Dr. Cooper seine ursprünglich kritische Haltung gegenüber gezieltem Muskeltraining gleich zu Beginn unseres Gesprächs aufgegeben. Laufen und jegliche aerobe Trainingsformen dominierten für ihn zwar immer noch, aber er gab unumwunden zu, dass er die gesundheitsfördernden Aspekte des reinen Muskeltrainings als Teil einer ganzheitlichen Prävention unterschätzt hatte. Im weiteren Verlauf unseres sehr einvernehmlichen Gesprächs ging es um die Gewichtung und Gliederung der Trainingsmodule innerhalb eines ganzheitlichen Präventivkonzepts. Auch da kamen wir schnell zu einem Konsens. Körperliche Aktivität hat nach derzeitigem Kenntnisstand keinerlei kritische Nebenwirkungen. Ganz im Gegenteil – es stärkt das Immunsystem. Sein Wert bei der Prävention von Krankheiten wird dennoch bei Weitem nicht ausgeschöpft. Viele Ärzte bemängeln, dass es immer noch an gesicherten Daten bezüglich der genauen Art, Frequenz und Intensität präventiv wirkender körperlicher Bewegung fehle. Als möglicher Beginner brauchen Sie darauf aber nicht zu warten. Dr. Kenneth H. Cooper (links) und Albert Busek im Jahr 1987 Legen Sie sofort los und bereichern Sie Ihr Leben mit Sport und Bewegung.
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NEUE MITGLIEDER
Neue Mitglieder OFFIZIELLES MITGLIED
Aviva Fitness Barbara Renn 87544 Blaichach Bali-Fitness Michael Schütte 26169 Friesoythe BEWEGEND-einfach Frau sein Jutta Christmann 65191 Wiesbaden FFMTRAINING Health & Fitness Peter Zlatew 60318 Frankfurt am Main fitbox Hamburg Wandsbek Andrew Simpson 22041 Hamburg fitbox Pankow Karsten Schreckling 13187 Berlin
Schaalsee Fitness Andy Redner 19246 Zarrentin
Hill-Fitness Christian und Friedhelm Hill 54411 Hermeskeil
Sportstudio Fit4Life Axel Bertram 31195 Lamspringe
Mrs. Sporty Stephan Schruff 51427 Bergisch Gladbach
Sportstudio Vitalis Markus Steffen 53909 Zülpich
Physiotherapie Merzig PMGYM Marc Forster 66663 Merzig Physioundfit mit tib Ines Berndt 52249 Eschweiler Pigspoint Fitness Esslingen Andreas Wildermuth 73730 Esslingen am Neckar
SportX Athletic Club Julian Hagel 89584 Ehingen (Donau) STUDIO53 Benno Lorenz 74182 Obersulm TURNHALLE hightech sports Sabine Kemmler 10117 Berlin
fitness4you – train with style Daniel Haymann 88074 Meckenbeuren
Pole and Move Miriam Saroos 68309 Mannheim
VitaShape Nils Gerken 20099 Hamburg
fitness4you – your finest edition Daniel Haymann 88677 Markdorf
PRÄVENTAS Dirk Banesberger u. Holger Herzog 30916 Isernhagen
Z1 Gesellschaft für Gesundheit und Bewegung Peter Schneider 79669 Zell im Wiesental
Gesundheits Park Frank Zeitinger 58099 Hagen
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GYM+ Tommy Bækdalhus Christensen 24955 Harrislee
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Propheter Body-Line Andrea Propheter-Hegenaue 63486 Bruchköbel
Neue Fördermitglieder MYZONE STARTET IN DACH-REGION DURCH Myzone, eine der marktführenden Technologien im Bereich Herzfrequenzmessung und Tracking, hat in der DACH-Region eine eigene Niederlassung gegründet, um Clubbetreibern, Trainern und Mitgliedern im deutschsprachigen Raum die Möglichkeit zu geben, ihr Trainingserlebnis auf ein neues Level zu heben. Die Myzone-Technologie, die von einem Clubbetreiber für Clubbetreiber entwickelt wurde, nutzt Echtzeit-Herzfrequenztracking, Smartphone-basierte spielerische Elemente und Social-Media-Mechanismen, um die Leistungen der Nutzer zu messen und diese zu belohnen und somit motivierende Anreize für einen höheren persönlichen Einsatz zu geben. Country Manager Hubertus Effinger leitet die Expansion der Technologieplattform in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Myzone wird bereits in mehr als 7.000 Clubs auf der ganzen Welt eingesetzt und schon über zwei Millionen registrierte Nutzer profitieren von den innovativen Funktionen. Durch den Aufbau eines Teams in Deutschland wird Myzone besser in der Lage sein, noch mehr Betreiber direkt beim Ausbau ihrer Geschäfte zu unterstützen. deutschland@myzone.org www.myzone.org
COSMOCONCEPT Als inhabergeführte Agentur mit den Kernkompetenzen Marketing und Social Media ist CosmoConcept Ihr Teamplayer im Informationszeitalter. Die Zukunft hat schon längst in den Köpfen der Konsumenten begonnen. Lassen Sie uns also mit Innovationsfreude Ihren Marketingmix mit der passenden Strategie in allen modernen und klassischen Kanälen gewinnbringend optimieren, mit dem Ziel, Ihre Botschaften und Angebote zeitgemäß und zielgruppenorientiert zu verbreiten. Social Media ist weit mehr als nur Facebook. Instagram, YouTube, XING, LinkedIn und Co. sind Plattformen mit tausenden von Besuchern, die sich längst in weltweiten Communitys etabliert haben.
DIE FITNESSSACHVERSTÄNDIGEN
Steuerberater und von der IHK Koblenz öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Wirtschaftlichkeitsberechnung für Fitnessund Freizeit-Anlagen.
Werner Kündgen
Joseph-von-Fraunhofer-Str. 1 53501 Grafschaft (Ringen) Telefon: 02641 - 800 40 www.kuendgen.de
1/3 ANZ
Von der IHK Bonn/Rhein-Sieg öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für die Bewertung von Fitnessund Freizeit-Anlagen.
Günter Noll
Auf dem Freibogen 3 53127 Bonn Telefon: 0228 - 298 701 www.fitnesssachverstaendige.de
CosmoConcept hat langjährige Erfahrung in diesen Kommunikationskanälen und ist fit im Umgang mit diesen Communitys. CosmoConcept plant für Sie effiziente Werbemaßnahmen, damit alle Touchpoints der Customer Journey für Ihre Marke, Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung zielgerichtet eingesetzt werden. Mit präziser Planung und Erstellung individueller Redaktionspläne sind Sie ständig informiert. Von der IHK Koblenz öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Wirtschaftlichkeitsanalysen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), insbesondere Sport-, Fitnessund Gesundheits-Anlagen.
CosmoConcept überwacht alle Arbeitsschritte, Reaktionen und Diskussionen im Netz und hat dabei stets einen Blick auf die Effizienz der Maßnahmen, um bei Bedarf korrigierend einzugreifen. Mit Leidenschaft, Kompetenz und auf der ständigen Suche nach neuen Trends zeichnet sich CosmoConcept durch kundenorientierte Arbeitsweise aus, die dem Marketingmix Persönlichkeit und frischen Schwung im zeitgemäßen Look verleiht. www.cosmoconcept.de
Sabrina Fütterer
Dahlenkehre 3i 21077 Hamburg Telefon: 040 - 648 343 57 www.fitnesssachverstaendige.de
ECKDATEN
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15,0%
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© DSSV e. V.
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10,1%
SN
TH
14,6%
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Reaktionsquote Deutschland ø 14,0
<14,0%
Abb. 1: Deutschlandkarte – Reaktionsquoten
Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2020
Fitnesstraining zur Erfüllung der WHO-Bewegungsempfehlungen Text: Anke Sörensen
Die vergangenen Wochen haben deutlich gezeigt, wie sehr den Mitgliedern deutschlandweit der Besuch in ihrem Fitnessstudio fehlt. Mit 11,66 Millionen Mitgliedern in 9.669 Fitnessstudios und einer Reaktionsquote von 14 Prozent erzielte die Fitnessbranche im letzten Jahr in Deutschland ein neues Hoch. Damit tragen Fitnessstudios wesentlich dazu bei, dass die Bevölkerung die Empfehlungen für körperliche Aktivität der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erreicht.
M
it Sport trainiert man die Muskeln, stärkt das Immunsystem und er ist wichtig für die physische und psychische Gesundheit. Gesunde Routinen und regelmäßige Bewegung tragen zum Wohlbefinden bei und erhöhen die Lebensqualität. Der Mangel
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an Bewegung dagegen kann im schlimmsten Fall die Lebenszeit beschränken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht klare Bewegungsempfehlungen und Bewegungskriterien aus, um das Risiko von Erkrankungen zu minimieren. Demnach sollen
Erwachsene ab 18 Jahren pro Woche mindestens 2,5 Stunden moderat und 1,25 Stunden intensiv körperlich aktiv sein. Einzelne Trainingseinheiten sollten dabei mindestens zehn Minuten umfassen, zudem ist es wichtig, dass mindestens zweimal pro Woche muskelstärkende Aktivitäten stattfinden. Laut Robert Koch-Institut erreichen mit 45 Prozent nur knapp die Hälfte der Deutschen diese Empfehlungen in Bezug auf Ausdaueraktivitäten in ihrer Freizeit.
11%
55% Ausdaueraktivität insgesamt (RKI):
45%*
Fitnessstudios für mehr Aktivität in allen Regionen Das Sportsatellitenkonto (SSK), ein Projekt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp), misst die volkswirtschaftliche Relevanz des Sports. Im Rahmen seiner Erhebungen hat das SSK untersucht, welchen Beitrag Sport zu den Bewegungsempfehlungen der WHO leistet und dabei interessante Fakten für die Fitness- und Gesundheitsbranche ermittelt. Bei Erwachsenen über 16 Jahre erreichen 34 Prozent allein durch Sport und sportliche Aktivitäten die Empfehlungen der WHO, treiben also ausreichend Sport pro Woche. Obwohl die Bevölkerung sich insgesamt noch zu wenig bewegt, spielt Sport eine wesentliche Rolle bei ihrer Aktivierung. Fitnessund Gesundheitsanlagen in Form von Einzel-, Kettenbetrieben und Mikrostudios tragen mit ihren vielfältigen Angeboten in allen Regionen Deutschlands dazu bei, immer mehr Menschen in Bewegung zu bringen. Seit 2015 ist die Zahl der Mitglieder um 2,2 Millionen gewachsen.
Abb. 2: Erfüllung der Empfehlung der WHO zur Ausdaueraktivität der erwachsenen Bevölkerung (ab 16 Jahren).
Status beeinflusst Fitnesslevel
Regionale Verteilung und vielfältige Angebote
Je nach Alter, dem Lebensabschnitt sowie dem sozialen und ökonomischen Status kommt es zu erheblichen Unterschieden im Aktivitätslevel verschiedener Bevölkerungssegmente. Das lässt sich leicht erklären: Ein Berufseinsteiger mit kleinen Kindern hat in der Regel weniger Zeit, Sport zu treiben, als beispielsweise ein seit mehreren Jahren Berufstätiger mittleren Alters mit jugendlichen Kindern und entsprechend mehr Freiraum. Die aktivste Altersgruppe sind Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren. 54 Prozent erzielen – auch durch den Schulsport – ausreichend körperliche Aktivität. Diese nimmt nicht linear von Jung nach Alt ab. Zwar bilden die 20- bis 29-Jährigen die zweitaktivste Gruppe (46 %), in der Altersklasse von 30 bis 39 Jahren sinkt die sportliche Aktivität allerdings auf einen Tiefstand (26 %), um in der mittleren Altersklasse von 40 bis 49 Jahren und 50 bis 59 Jahren wieder auf 38 Prozent zu steigen. Ab 60 Jahren nimmt das Interesse an Sport zwar nicht ab, verlagert sich aber in Richtung gesundheitsorientierter Angebote, was insbesondere ortsansässige Fitness- und Gesundheitsanlagen zielgruppengenau bedienen können. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Menschen mit einem hohen Bildungsstand und einem hohen Einkommen sich häufiger ausreichend bewegen als andere Bevölkerungsgruppen und bewusst in ihre Gesundheit investieren.
Diese Zahlen belegen, wie wichtig die Fitness- und Gesundheitsbranche ist. Der Status hat sich in den vergangenen Jahren gefestigt, wie die „Eckdaten 2020“ eindrucksvoll belegen. Mit einer Steigerung um 5,1 Prozent auf 11,66 Millionen Mitglieder und einer Reaktionsquote von durchschnittlich 14,0 Prozent (Vorjahr 13,4 Prozent) erreichte die Fitnessbranche 2019 ein neues Hoch. Dabei zeigt die Reaktionsquote das Verhältnis von Mitgliedern zu Einwohnern an. Auf der Deutschlandkarte (vgl. Abb. 1) lässt sich die regionale Verteilung in den einzelnen Bundesländern ablesen. Die Stadtstaaten liegen ganz vorn: Mit einer Reaktionsquote von 19,2 Prozent steht Hamburg an der Spitze, gefolgt von Bremen (17 %) und Berlin (15,4 %). Danach folgen mit jeweils 15,0 Prozent das einwohnerstärkste Bundesland Nordrhein-Westfalen sowie Baden-Württemberg und das Saarland. Die Schlusslichter bilden die Bundesländer Thüringen (9,7 %), Sachsen-Anhalt (8,9 %) und Mecklenburg-Vorpommern (8,5 %). Gesamt gesehen haben in Deutschland Kettenbetriebe mit 52,7 Prozent die meisten Mitglieder, 41,7 Prozent der Bevölkerung trainieren in Einzelstudios und 5,6 Prozent in Mikrostudios. Aufgrund ihrer Angebotsvielfalt sind gerade Fitness- und Gesundheitsanlagen in der Lage, verschiedene Bevölkerungsschichten, Alters- und Interessengruppen in allen Regionen Deutschlands zu erreichen und zu mehr Bewegung zu motivieren.
Beitrag des Sports relativ:
75%
34%
WHO-Empfehlung allein durch Sport erreicht WHO-Empfehlung auch durch andere Aktivitäten erreicht WHO-Empfehlung nicht erreicht Quelle: Sportsatellitenkonto (SSK) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp); Berechnungen und Darstellung: 2HMforum. Deutsche Bevölkerung 2017 (Repräsentative Stichprobe N=1.222, ab 16 Jahren). *Quelle: Finger et al. (2017a).
Top 3: Radsport, Fitness und Laufen Interessant ist, in welchem Maß die verschiedenen Sportarten laut Sportsatellitenkonto zur Erfüllung der WHO-Empfehlungen in Bezug auf die körperliche Aktivität betrieben werden. Nach dem Radsport (15 %) liegt Fitness mit 14 Prozent deutlich an zweiter Stelle, gefolgt von Laufen (9 %), Wandern (7 %) und der Vereinssportart Fußball (5 %). Auch bei den häufig ausgeübten Sportarten kann Fitness punkten und liegt mit 24 Prozent auf Rang 3, hinter Radsport und Schwimmen. Besonders positiv: Zwei Drittel der Fitnesstreibenden geben an, dass sie ihren Sport mindestens zweimal pro Woche oder auch häufiger betreiben. Auch gesundheitsbezogene Sportarten wie Pilates, Yoga oder Gymnastik werden regelmäßig besucht und binden damit die Mitglieder stark an „ihre“ Fitnesseinrichtung.
Komplette Studie bestellen Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2020 Preis: 99 EUR (zzgl. Versand), 39 EUR (ermäßigt für Schüler und Studierende bei Vorlage einer gültigen Bescheinigung) Tel.: 040 – 766 24 00 www.ssv-verlag.de
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FIBO INNOVATION & TREND AWARD | ANZEIGE
Die Gewinner des FIBO INNOVATION & TREND AWARD 2020
MENSCHEN FÜR FITNESS BEGEISTERN Sechs innovative Unternehmen der Fitnessbranche sollten auf der diesjährigen FIBO im April im Rampenlicht stehen: die Gewinner des FIBO INNOVATION & TREND AWARD 2020. Ihre überzeugenden Produkte und Konzepte werden dennoch in den Fokus der Branche gerückt. Die Preisverleihung wird nachgeholt und die Gewinner werden im Rahmen der FIBO im Oktober präsentiert. Über die Qualität der 22 Produkte, die nach einer Vorauswahl für den Award nominiert worden waren, entschied 2020 eine internationale Fachjury: Prof. Dr. Ingo Froböse (Deutsche Sporthochschule Köln), Prof. Dr. Niels Nagel (Deutscher Industrieverband für Fitness und Gesundheit e. V.) und Prof. Dr. Thomas Rieger (University of Applied Sciences Europe) sowie Natalia Karbasova (Gründerin des FitTech Summit) und Anja Beverwijck (EuropeActive) kürten die Gewinner in den sechs Kategorien „Digital Fitness“, „Gesundheit & Prävention“, „Lifestyle/Life Balance/ Wellness“, „Performance & Leistungsfähigkeit“, „Start-up“ sowie „Ökologie und Nachhaltigkeit“.
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Kategorie: Lifestyle/Life Balance/Wellness
JK-International GmbH: Ergoline Sonnenengel Spectra Der Ergoline Sonnenengel Spectra ermöglicht für den Solarienbereich in Fitnessstudios einen neuen Kontext von Gesundheit und Prävention. Das von Medical Active zertifizierte Solarium ist das weltweit einzige mit integriertem Hautsensor, der die individuelle Hautempfindlichkeit misst und so Sonnenbrand vermeidet. Der Sonnenengel bietet außerdem ein sogenanntes Vitamin-D-Programm ohne direkte Bräune sowie ein komplett UV-freies Beauty-Programm zur Hautpflege und zum Kollagenaufbau.
Foto: Ergoline
ELEIKO GROUP AB: EVO Rotating Dumbbell Die EVO Rotating Dumbbells haben die Jury durch ihre Performance und Leistungsfähigkeit überzeugt. Die Hanteln sind mit einem sich drehenden Griff ausgestattet, der dem Benutzer ein kontrolliertes und sicheres Heben ermöglicht. Die Konstruktion ist so gestaltet, dass ein wesentlich kleinerer Griffdurchmesser erreicht wird, wodurch sich die EVO Rotating Dumbbells für eine größere Bandbreite an Nutzern eignen. Zudem überzeugen die Hanteln durch ihre Robustheit und das Design. Die Griffkonstruktion ist zum Patent angemeldet.
Foto: ELEIKO GROUP AB
Kategorie: Performance & Leistungsfähigkeit
Foto: IMG Quality Design
Foto: Sphery AG
Sphery AG: The ExerCube League – Physical eSports Die ExerCube League ist eine Physical-eSports-Liga für jedermann. Dabei dient der ExerCube – ein immersives, funktionelles Fitness-Game – als Turnier- und Trainingsgerät. Das Spiel fordert Körper und Geist zugleich und kann je nach Fitnessniveau, Geschlecht und Alter individuell eingestellt werden. Für Fitnessstudios bietet die Liga ein motivierendes Trainingsangebot. Eine weitere Zielgruppe sind eSports-Athleten, für die das Spiel ein ergänzendes Trainingsinstrument sein kann, um körperlichen Problemen bedingt durch die sitzende Spieltätigkeit entgegenzuwirken.
Kategorie: Gesundheit & Prävention
Schwa-medico GmbH: SYMBIONT SYMBIONT ist die Kombination aus Echtzeit-Trainingsdaten und einem (Elektro-)Stimulationstraining. Das zertifizierte Medizinprodukt ermöglicht es, das subjektive Belastungsempfinden beim Training mit objektiv gemessenen Werten wie Puls, Herzfrequenzvariabilität (HRV), Elektromyografie (EMG), Bewegungssensorik und Körperzusammensetzung in „real time“ zu vergleichen. SYMBIONT unterstützt dabei jegliche Formen konventioneller (Trainings-)Aktivitäten sowie EMS-Training. Die Anbindung an Ärzte, Therapeuten, Trainer, Coaches sowie auf Wunsch auch an Teammitglieder oder die Social-MediaCommunity erfolgt auf Knopfdruck.
air up GmbH: air up® Die air up® Trinkflasche ist die weltweit erste Trinkflasche, die Wasser nur durch Duft Geschmack verleiht. Die air up® Trinkflasche macht sich dabei einen Trick zunutze: das retronasale Riechen durch den Mund. Über die austauschbaren Duft-Pods wird dem Wasser beim Trinken duftende Luft hinzugefügt. Beim Schlucken trennt sich diese wieder vom Wasser und steigt über den Rachenraum zum Riechzentrum auf, wo sie als Geschmack wahrgenommen wird. Das Getränk selbst bleibt dabei pures Wasser. air up® sagt damit dem übermäßigen Konsum von Zucker durch Softdrinks den Kampf an und bietet eine Alternative für Menschen, die nicht gern pures Wasser trinken.
Kategorie: Digital Fitness
Foto: Schwa-medico GmbH
Foto: air up GmbH
Kategorie: Start-up
Kategorie: Ökologie & Nachhaltigkeit
IMG Quality Design Sp. Z o.o. Sp. k.: ERGO-ECO MAT Hauptbestandteil der komplett recycelbaren Trainingsmatte ERGO-ECO MAT ist Zuckerrohr, das herkömmlich verwendetes Harz vollständig ersetzt. Die Trainingsmatte enthält keinerlei Gifte und Fitnessstudios können mit dem Einsatz dieser Matten ihr ökologisches Bewusstsein zeigen. Zudem punktet die ERGO-ECO MAT in Sachen Funktionalität. Sie gewährleistet eine gute Dämpfung während des Trainings und „besticht“ durch Haltbarkeit.
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me Mach den Self-Check mit mescan. Demnächst in deinem Studio. Du willst das optimale Training. Mit der neu entwickelten mescan-Technologie misst du selbst in 45 Sekunden deine wichtigsten Bio-Marker wie Health-Index, Fitness-Index und Recovery-Index. Zusammen mit der vicoach-App wird dein Workout damit effektiv wie nie zuvor. Mehr ßber die mescan-Technologie: cardioscan.de/mescan
Health-Index
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Recovery-Index
25 %
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Qualität aus eigener Forschung und eigener Produktion
Olimp Sport Nutrition kann mehr! Das Traditionsunternehmen Olimp Laboratories strukturiert seine Präsenz im Fitness- und Gesundheitsmarkt der DACH-Region neu. Im Mittelpunkt steht dabei die Produktqualität der Olimp Sport Nutrition, deren umfassendes Portfolio auf Basis modernster Forschungsmethoden vom Unternehmen selbst entwickelt und produziert wird. Alle Produkte von Olimp Sport Nutrition sind optimal auf den menschlichen Stoffwechsel abgestimmt und ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich nachgewiesen.
D
ie Olimp Laboratories (kurz: Olimp Labs) wurden 1990 im polnischen Pustynia in der Nähe von Krakau gegründet. Von Beginn an lautete die Mission des Unternehmens: „Unseren Kunden durch unsere Produkte eine bessere Lebensqualität, mehr Kraft und Gesundheit sowie mehr Vitalität zu sichern!“ In 30 Jahren hat sich Olimp Sport Nutrition in Europa zu einem der führenden Anbieter für Sport-Nutrition mit Inhaltsstoffen und Rezepturen auf dem höchsten Stand der Wissenschaft entwickelt. Das Unternehmen produziert Arznei- und Nährstoffe, Medizinprodukte und Supplements. Das Portfolio von Olimp Labs beinhaltet über 600 Produkte, die in mehr als 100 Länder weltweit exportiert werden.
für die Arbeit von Olimp Labs. Das Unternehmen verfügt über ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum in Dębica, Polen und stellt sämtliche Produkte nach höchsten Standards im eigenen Werk her. Alle Produkte werden auf Grundlage intensiver eigener Forschungsarbeit entwickelt und optimiert. Ziel ist es, den eigenen Standard immer wieder aufs Neue zu übertreffen und die eigenen Produkte im Sinne der Kunden stetig weiter zu verbessern. Führende Verbraucherschutzorganisationen und Gesundheitsbehörden weltweit – darunter GMP (Good Manufacturing Practice) und die FDA (U. S. Food and Drug Administration) – haben den Olimp Labs Produkten zahlreiche Zertifikate und Akkreditierungen ausgestellt, die die hohen Qualitätsstandards und die Authentizität der Inhaltskennzeichnungen bestätigen.
Familiäre Werte Zur Unternehmenskultur von Olimp Labs gehören familiäre Werte, die sich in vertrauensvoller Zusammenarbeit, gegenseitiger Unterstützung, in der Beteiligung und im Mitwirken der Arbeitnehmer sowie in einer umfassenden Kundenorientierung und einer sehr guten Kenntnis der Bedürfnisse des Marktes widerspiegeln.
Inhouse-Forschung für höchste Qualität Höchste Qualität und fortwährende Innovation sind das Fundament 54
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Einzigartiges wissenschaftliches Know-how Olimp Labs verfügt über eine der modernsten Produktionsstätten für Nährstoffe und Supplements in Europa. Das unternehmenseigene Forschungs- und Entwicklungszentrum ist mit dem ArtificialDigestive-System „SHIME®“ ausgestattet, vom dem es weltweit nur neun Exemplare gibt. SHIME® steht für „Simulator of the Human Intestinal Microbial Ecosystem“ und ermöglicht sehr genaue biopharmazeutische Untersuchungen und Experimente der mikro-
Fotos: OLIMP LABORATORIES Sp.z.o.o.
biotischen Bestandteile der Darmflora und der Prozesse innerhalb des menschlichen Darms. Jede dieser Studien dauert mindestens sechs Wochen. Ein Aufwand, der sich lohnt, weil die Ergebnisse zu einem einzigartigen Know-how führen: Die Aufnahme einzelner Nahrungsmittel und ihrer Bestandteile im menschlichen Darm sowie die daraus resultierenden Effekte können exakt nachvollzogen werden. Die Erkenntnisse aus den Studien erlauben zukunftsweisende Optimierungen in der Qualität und Wirksamkeit aller Nahrungsmittel – von diätischen Lebensmitteln bis zu Food-Supplements. Dieses firmenintern entwickelte Know-how sichert Olimp Labs einen Vorsprung in der Wirksamkeit und somit in der Produktqualität von Sport-Nutrition. Die Food-Supplements werden so hergestellt, dass der menschliche Körper sie besonders schnell und leicht resorbieren kann und sie ihre Wirkung optimal entfalten können.
Produktentwicklung unterstützt durch das Artificial-Digestive-System „SHIME®“
Schwerpunkt des neuen Vertriebskonzeptes wird die Qualität der Produkte und deren wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit sowie die Vielfalt des Produktportfolios von Olimp Labs sein. Das Unternehmen bietet seinen Partnern und Kunden eine enorme Bandbreite an Supplements für verschiedenste Trainingsziele und unterschiedliche Zielgruppen, wie z. B. die Ladies Line – Queen Fit, eine Linie für Ausdauersportler und Produkte speziell für das Gewichtsmanagement. Diese Vielfalt ermöglicht Studiobetreibern, ihre individuellen Kundensegmente zielgenau anzusprechen und die Mitglieder durch die Olimp Sport Nutrition wirkungsvoll auf dem Weg zu ihrem Trainingsziel zu unterstützen.
Der Nutzen für die Betreiber steht im Mittelpunkt Ziel des Traditionsunternehmens ist es, seinen Kunden einen zählbaren Mehrwert zu bieten. Die Studiobetreiber sollen Freude daran haben, Olimp Sport Nutrition Produkte zu verkaufen und sie sollen auch an dem Verkauf verdienen.
Erwartungen übertreffen Weltweit zählen bereits 37 Millionen zufriedene Kunden auf die metabolische Wirksamkeit der Produkte von Olimp Sport Nutrition. Um diesen Erfolgsweg fortzusetzen investiert das Unternehmen verstärkt in Forschung und Entwicklung. Ziel ist dabei, den eigenen Standard immer wieder aufs Neue zu übertreffen und somit auch die Erwartungen der Kunden.
Olimp in Deutschland, Österreich und der Schweiz Olimp Laboratories strukturiert seine Präsenz in den Fitnessmärkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz neu. Neben einem größeren Vertriebsteam, dass in diesem Jahr um mehrere, erfahrene Branchenfachleute erweitert wurde, wird auch das komplette Vertriebskonzept für die Olimp Sport Nutrition auf den Prüfstand gestellt und erneuert.
Der neue Marktauftritt wird zukunftsträchtige, digitale Tools beinhalten, wie u. a. Shake-Automaten, aber auch klassische Verkaufsförderung und Support bei der Sortimentgestaltung, die auf die Bedürfnisse jedes Studios passgenau zugeschnitten werden kann, bis hin zu einer optimalen Lagerhaltung.
OLIMP Laboratories Germany Am Weiher 8 63505 Langenselbold www.olimpsport.com/de Customer Sales Service Tel.: 06184 / 932 880 E-Mail: css@olimp-labs.com
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STRAHLENSCHUTZVERORDNUNG
Fotos: innervisionpro - stock.adobe.com
Fachkundenachweis gemäß Strahlenschutzverordnung
Neue Bestimmungen für EMS-Training ab 2021 Text: Florian Schmidt
In Zukunft dürfen nur noch diejenigen Personen Elektromyostimulationstraining (EMS) einsetzen, die nachweislich über die erforderliche „Fachkunde EMF“ (EMF = Elektromagnetische Felder) verfügen, so steht es unter anderem in Artikel 4 der Strahlenschutzverordnung. Um die Fachkunde auf dem aktuellen Stand zu halten, ist mindestens alle fünf Jahre die Teilnahme an einer Fortbildung vorgeschrieben.
D
as Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit veröffentlichte im März dieses Jahres die neuen Anforderungen u. a. an den Erwerb der „Fachkunde EMF“. Nach Artikel 4
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§ 4 der Verordnung zum Schutz vor schädlichen Wirkungen nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung am Menschen (NiSV) muss der Betreiber einer Anlage nach dem 31. Dezember 2021 sicherstellen, dass die Person, die die Anlage anwendet, die erforderliche Fachkunde besitzt.
Mehr Sicherheit durch neuen Fachkundenachweis gemäß Strahlenschutzverordnung Durch die neu geregelte Fachkunde soll die Sicherheit im Umgang mit nichtionisierender Strahlung am Menschen erhöht werden. Hierzu gehört insbesondere die fachgerechte Bedienung der verwendeten Anlagen (Geräte, Einrichtungen oder Quellen) und die Vermeidung der mit den Anwendungen verbundenen Risiken. Die Fachkunde kann durch die Teilnahme an einer geeigneten Schulung erworben und durch den erfolgreichen Abschluss einer Prüfung belegt werden (lt. Anlage 3 der NiSV).
Fachkunde ist jedoch nicht gleich Fachkunde. Die Anforderungen richten sich nach der jeweiligen Art der Anwendung. Die NiSV differenziert hierbei in vier Fachkundegruppen. Jede einzelne Gruppe besteht wiederum aus ein bis maximal zwei Fachkundemodulen. Für jede Gruppe kann die Fachkunde extra erworben werden. Zu den Fachkundegruppen zählen neben „Laser/intensive Lichtquellen“, „Ultraschall“ und „EMF-Kosmetik“ auch das Elektromyostimulationstraining (EMS) – in der Verordnung mit „EMFStimulation“ bezeichnet. EMF bedeutet hier „Elektromagnetische Felder bei Niederfrequenz-, Gleichstrom- und Magnetfeldgeräten“.
Praktische Anwendungserfahrung bei Lehrpersonal zwingend erforderlich Zusätzlich zu den Anforderungen an die Fachkunde steigen mit Inkrafttreten von Artikel 4 NiSV die Bedingungen für das in den Schulungen eingesetzte Lehrpersonal. Demnach müssen Lehrkräfte neben der Qualifikation zur Vermittlung der spezifischen Lerninhalte für das EMS-Training künftig eine mindestens einjährige praktische Anwendungserfahrung nachweisen können, damit sie Praxisübungen an Anlagen anleiten dürfen. In Betracht kommen in der Regel Nachweise über den erfolgreichen Abschluss der Berufsausbildung und berufliche Tätigkeiten, gegebenenfalls in Verbindung mit Nachweisen über einschlägige Fort- und Weiterbildungen.
Praxisübungen bei Schulungen nur noch unter fachärztlicher Aufsicht möglich Eine weitere neue Voraussetzung betrifft die Anwesenheit von fachärztlichem Personal: Laut Strahlenschutzverordnung dürfen
praktische Übungen bei Schulungen zum EMS-Training künftig nur noch unter fachärztlicher Aufsicht erfolgen.
Mindestens alle fünf Jahre Teilnahme an einer Fortbildung vorgeschrieben Damit die Fachkunde stets dem aktuellsten Stand entspricht, ist nach § 4 Absatz 3 NiSV mindestens alle fünf Jahre die Teilnahme an einer geeigneten Fortbildung notwendig. Hierin werden unter anderem die für den Anwendungsbereich geltenden Strahlenschutzaspekte, neue technische Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse thematisiert. Quelle: Bundesanzeiger; herausgegeben vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz; www.bundesanzeiger.de; Bekanntmachung; veröffentlicht am Mittwoch, 25. März 2020; BAnz AT 25.03.2020 B7
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EMS-TRAINING
Sven Janus, Geschäftsführer der terra Sports GmbH
Jürgen Decker, Geschäftsführer der miha bodytec GmbH
Marc Götza, Personal Trainer, Dozent an der DHfPG/BSA-Akademie
Foto: Nikos_Studio
Foto: miha bodytec GmbH
Foto: animofortecrossfit
Interview mit Sven Janus, Jürgen Decker und Marc Götza
EMS-Segment weiter in Bewegung Text: Anke Sörensen
Mit über 1.300 reinen EMS-Studios gewinnt der EMS-Markt in Deutschland weiter an Bedeutung und erzielt unter den Mikrostudios den höchsten Umsatz pro Kopf. Ein individuelles Training mit einem Personal Trainer wird zukünftig sicherlich noch wichtiger werden. Im Interview erläutern Sven Janus aus Betreibersicht, Jürgen Decker aus dem Blickwinkel der Industrie sowie Marc Götza als Personal Trainer und Dozent die positive Entwicklung. Sie bewerten die Strahlenschutzverordnung ab 2021 und die Chancen des neuen technikorientierten Studiengangs für die Branche. fMi: Warum ist das Geschäftsmodell EMS-Training so interessant? Sven Janus: Aus verschiedenen Aspekten: Ein wesentlicher Punkt sind die hohen Pro-Kopf-Umsätze im EMS-Segment. Laut der aktuellen Eckdaten-Studie vom DSSV, von Deloitte und der DHfPG sprechen wir von über 90 EUR brutto monatlich pro Mitglied – das ist mehr als doppelt so viel wie im Gesamtmarkt. Parallel dazu bietet EMS-Training einen hohen Kundennutzen. Es macht Personal Training für die breite Masse erschwinglich und hat viele Vorteile gegenüber dem klassischen Fitnesstraining. Dazu gehört die feste Terminierung, also kein Walk-in-Geschäft, und die individuelle Betreuung im Verhältnis von einem Trainer zu maximal zwei Trainierenden. Bei einem seriösen Anbieter trainiert der Kunde nie allein, sondern wird immer von einem qualifizierten Trainer betreut, der eine individuelle Anpassung der Belastung sicherstellt. Positiv ist weiterhin, dass keine externe Gewichtsbelastung vorliegt und so Menschen jeden Alters EMS-Training betreiben können. Aktuell besonders interessant ist, dass EMS-Training sehr hohen Hygienemaßnahmen und -standards unterliegt, u. a. durch die Vorgaben der DIN-Norm 33961-5. So könnten auch die kontrovers diskutierten Infektionsketten entsprechend den Vorgaben des Robert Koch-Instituts klar nachvollzogen werden. 60
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fitness MANAGEMENT international
fMi: Wie können Kunden einen seriösen Anbieter für EMS-Training erkennen? Jürgen Decker: Beim EMS-Training steht die Dienstleistung im Vordergrund – und nicht das Gerät. Die persönliche Betreuung macht das EMS-Training zum „Personal Training“. Der Trainer übernimmt hier eine entscheidende Rolle. Er hat die Aufgabe, eine Balance zwischen Leistungsniveau und Zielsetzung des Kunden zu finden und durch individuelle Motivation für die erfolgreiche Verwirklichung dieser Wünsche zu sorgen. Dabei muss zu jeder Zeit sichergestellt werden, dass der Kunde in der für ihn passenden Intensität trainiert. Auf Sicherheit bedachte EMS-Anbieter halten sich an die Vorgaben der Wissenschaft. Endverbraucher erkennen seriöse Studios daran, dass sie eine individuelle Betreuung des Kunden durch einen gut ausgebildeten Trainer gewährleisten und kein Training mit mehr als zwei Trainierenden je Trainer oder gar Selfservice-Angebote für zu Hause als Teil ihrer Dienstleistungen präsentieren. fMi: Herr Götza, Sie sind unter anderem als Dozent für die Ausbildung von EMS-Trainer/innen verantwortlich. Wie ist diese Ausbildung geregelt? Marc Götza: Wichtig ist, dass die Dozenten neben fachspezifischem, theoretischem Wissen auch einschlägige Praxiserfahrung
haben. Wo ich unterrichte, kommen alle Dozenten aus der Praxis. Die Kollegen arbeiten wie ich im Trainingsbereich oder betreiben selbst Studios und wissen daher genau, worauf es ankommt. Entsprechend ist auch die Ausbildung konzipiert. Die Lehrgangsteilnehmenden sind daher immer up to date. Lehre und Praxisanteil orientieren sich an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Lehrbriefe und Präsenzphasen, die die Teilnehmenden durcharbeiten beziehungsweise absolvieren, werden regelmäßig revisioniert und aktualisiert. Diese schnellen Anpassungen an neue Marktgegebenheiten innerhalb der Ausbildung sind essenziell. Das EMS-Segment entwickelt sich permanent weiter, teilweise gravierend, wie die neue Verordnung zum Schutz vor schädlichen Wirkungen nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung am Menschen (NiSV), die 2021 in Kraft tritt, zeigt. fMi: Welche Auswirkungen hat die neue Strahlenschutzverordnung auf die EMS-Branche? Jürgen Decker: Die Auswirkungen werden für den EMS-Markt erheblich sein. Es gibt staatliche Auflagen für die Betreiber von EMS-Studios und deren Trainer. Einen ähnlich drastischen Eingriff konnten wir 2012 in der Besonnungsbranche beobachten. Damals hat der Gesetzgeber durch festgelegte Anforderungen zur Qualität verpflichtet, was sich heute auszahlt. Daher ist die Regulierung durch die NiSV auch eine Chance für unsere Branche. Marc Götza: Aus Ausbildersicht ist die NiSV definitiv als Chance einzustufen. Sie schafft eine gesetzliche Absicherung und klare Regelungen, die mehr Qualität und Sicherheit bieten. EMS-Training wird zukünftig im rechtlichen Raum geregelt: Nur qualifizierte und zertifizierte Trainer dürfen es dann anbieten. Regelmäßige Weiterbildungen in einem Fünfjahresturnus werden verpflichtend. Das ist richtig, denn wir brauchen Mindeststandards, um EMS weiter als sichere Trainingsform zu etablieren. Übrigens agieren die meisten Anbieter heute schon gemäß diesen Maßstäben. Wir haben die Chance, den EMS-Markt gemeinsam zu reglementieren, um sicher zu sein, dass er weiter wächst und noch viele Jahre bestehen bleibt. fMi: Die Anforderungen an die Ausstattung und den Betrieb von EMS-Studios sind in einer offiziellen DINNorm, der DIN 33961 Teil 5, verankert. Warum sollten sich EMS-Anbieter zertifizieren lassen? Jürgen Decker: Durch eine Zertifizierung wird die Qualität für den Kunden sichtbar. Da es sich dabei um eine neutrale und unabhängige Qualitätsbestätigung handelt, dient sie als Orientierung für den Endverbraucher und schafft Transparenz. Ein weiterer Vorteil für die Betreiber der EMS-Studios ist die Rechtssicherheit, denn die Normkonformität wird durch einen Prüfer bestätigt und dokumentiert. Eine Zertifizierung bedarf keiner großen Investition und ist mit einem überschaubaren Zeitaufwand leistbar. fMi: Herr Janus, Sie haben sich für eine DIN-Zertifizierung Ihrer 52 Anlagen durch eine unabhängige Zertifizierungsstelle entschieden. Was waren Ihre Beweggründe? Sven Janus: Mit der terra sports GmbH sind wir die größte deutsche EMS-Kette im Eigenbetrieb, stammen aber aus einer Unternehmensgruppe mit Informatik-Background. Das Mutterunternehmen, die WORTMANN AG mit der Eigenmarke TERRA, ansässig in Hüllhorst in Nordrhein-Westfalen, ist in der IT-Branche aktiv. Begriffe wie Zertifizierung, DIN-Norm und Qualitätssicherung sind seit jeher Teile des Erfolges unseres Mutterkonzerns. Als die DIN-Norm 33961 um Teil 5, das EMS-Training, erweitert wurde, stand der Entschluss fest, unsere Qualität unabhängig und neutral bestätigen zu lassen. Die Zertifizierung ist für unser Unterneh-
men eine Möglichkeit, den EMS-Markt als Wachstumstreiber der Fitnessbranche weiter zu stärken. Alle Schulungen, Fortbildungen und Nachweise, die wir bei der Zertifizierung nach der DIN-Norm benötigen, können wir über unseren engen Kooperationspartner, die global fitness and health academy GmbH, abbilden und durch eine unabhängige und neutrale Prüfstelle bestätigen lassen. fMi: Die WORTMANN AG, das Mutterunternehmen der terra sports GmbH, ist eines der erfolgreichsten unabhängigen deutschen IT-Unternehmen. Wieso investiert ein IT-Konzern in die Fitness- und Gesundheitsbranche? Sven Janus: EMS ist ein stark nachgefragter Markt mit großem Wachstumspotenzial. Mein Background ist der EMS-Markt, der Background der WORTMANN AG ist die Informatikbranche. Die Stärkung der regionalen Strukturen vereinen die WORTMANN AG und die terra sports GmbH in ihren Werten und Idealen. Die Gemeinsamkeiten spiegeln sich auch in unseren Ansprüchen an uns selbst wider. Wir sind darauf bedacht, ausschließlich höchste Qualität zu verkaufen. Das beginnt bei Hygieneartikeln zum täglichen Gebrauch und führt bis zu unserem Gerätehersteller miha bodytec. Gleichzeitig bringen wir mit dem EMS-Training ganz neue Zielgruppen in die Fitness- und Gesundheitsbranche. Fazit: EMS ist die perfekte Kombination von IT und Gesundheit. fMi: Die Schnittmenge zwischen Informatik und Sport/ Gesundheit wird ab Herbst auch mit dem ersten interdisziplinären dualen Studiengang Bachelor of Science Sport-/Gesundheitsinformatik gebildet. Was bedeutet dieser neue Studiengang für die Branche? Jürgen Decker: Der Sport- und Gesundheitssektor, in Verbindung mit dem IT-Sektor, ist ein wichtiger Markt für Wachstum und Beschäftigung. Seine wirtschaftliche Bedeutung bezüglich der Digitalisierung ist sehr hoch einzustufen. Die Absolventen werden technische Entwicklungen passend für unsere Branche weiter vorantreiben, da sie Spezialisten auf beiden Gebieten sind. Das ist ein großer Vorteil für die gesamte Fitness- und Gesundheitsbranche. Sven Janus: Die Bachelor-Absolventen werden zwei Fachkräfte – Fitnessexperte und Informatiker – in einer Person sein. Für mich als Arbeitgeber ist das eine echte Bereicherung. Da ich unser Unternehmen als Branchenvorreiter sehe, muss ich mir diesen Wettbewerbsvorteil selbstverständlich sichern. Und auch schon heute setzen wir bei der Mitarbeiterqualifikation auf die Bildungspartner des DSSV. Marc Götza: Nachdem bereits Bachelor-of-Arts-, Master-ofArts-Studiengänge und ein MBA-Studiengang speziell für unsere Branche entwickelt wurden, wird es nun auch einen Bachelor-ofScience-Studiengang geben. Der Bedarf der Branche steht eben immer im Fokus. Das ist ein weiterer Schritt in der Professionalisierung der Branche. Schließlich haben die Geschehnisse in Zeiten der Corona-Pandemie gezeigt, dass wir auch die Digitalisierung in alle Richtungen ausbauen müssen.
Das Interview führte die fitness MANAGEMENT international mit: Sven Janus, Geschäftsführer der terra Sports GmbH mit 52 EMS-Studios in ganz Deutschland Jürgen Decker, Geschäftsführer der miha bodytec GmbH, einem der Marktführer für EMS-Geräte Marc Götza, Personal Trainer, Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie
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INTERNATIONAL
Foto: Gregory DALLEAU – unsplash.com
Die Fitnessbranche auf der grünen Insel Europas
Zu Besuch in Dublin Text: Birgit Schwarze
Knapp ein Drittel der Iren lebt in direkter Umgebung von Dublin. An der Ostküste gelegen, bietet die Hauptstadt neben historischen Sehenswürdigkeiten viele grüne Plätze und ausgezeichnetes Essen. Früher bekannt für das Brauwesen, kommen nun immer mehr IT-Konzerne und Finanzunternehmen nach Irland, um vom niedrigen Steuersatz zu profitieren. Irland ist ein Land voller Tradition, Vielfältigkeit und hat laut Umfragen die freundlichsten Einwohner Europas.
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ie Fitnessbranche in Irland ist in den letzten Jahren weitergewachsen, sehr umkämpft und stärker fragmentiert als je zuvor. Immer mehr Menschen erkennen die Vorteile regelmäßiger Bewegung und finden den Weg ins Fitnessstudio. Nach der Rezession 2015 gab es einen unglaublichen Boom an neuen kleinen Studios, den sogenannten Mikrostudios. Viele junge Unternehmer nutzten die günstigen Mieten, um sich den Traum vom eigenen Fitnessstudio zu erfüllen.
Rund 504.000 Iren in über 720 Fitnessstudios Laut Statistiken lag die durchschnittliche Mitgliederzahl 2019 bei 700 Mitgliedern pro Anlage, dabei wurden durch die Mitglied64
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schaftsbeiträge rund 281 Millionen Euro eingenommen. 12,4 Prozent der Erwachsenen in Irland besitzen eine Fitnessstudiomitgliedschaft und 8,5 Prozent schwimmen mindestens einmal pro Woche in den über 380 Studios mit angegliederten Schwimmbädern, Tendenz steigend. Von Boutique-Studios, Kettenstudios und Personal Trainings über internationale Fitnessstudio-Franchisesysteme bis hin zum unabhängigen Betreiber mit nur einem Studio, in Irland findet man mittlerweile für jeden das passende Angebot. Für den Erfolg scheint es dabei keine Rolle zu spielen, ob das Studio dem höheren oder niedrigeren Preissegment zuzuordnen ist. In eher ländlichen Regionen gibt es immer noch Orte mit nur einem oder keinem Studio. In den
großen Städten wie Dublin dagegen sind gleich mehrere Fitnessstudios innerhalb des Radius von einem Kilometer zu finden. Die Iren interessieren sich vor allem für Gruppentraining. Das gemeinsame Trainingserlebnis und sich gegenseitig zu Höchstleistungen zu motivieren macht nicht nur Spaß, sondern schafft auch ein Gemeinschaftsgefühl. Vielen Mitgliedern fällt es dadurch leichter, regelmäßig Sport zu treiben. Dabei gibt es in den Studios keine sogenannten Spitzenmonate mehr, in denen die meisten Check-ins zu verbuchen sind. Vielmehr geht der Trend zu einer ganzjährigen, konstanten Nutzung. Die meisten Check-ins werden am frühen Morgen gezählt. In den letzten Jahren gab es in Irland einen Wandel weg vom klassischen Cardiotraining hin zu einem abwechslungsreichen Training mit Cardio- und Kraftelementen. In Deutschland werden im Vergleich immer noch mehr Cardio- als Kraftgeräte benutzt. Doch in Irland gehören die schweren Geräte schon lange nicht mehr nur zum Training der jungen, fitten Männer. Ganz im Gegenteil: Viele jüngere Frauen, aber auch ältere Menschen trainieren immer öfter an den Kraftgeräten im Studio. Krafttraining erhält aktuell mehr Zuspruch als das Cardiotraining. Vor fünf Jahren etwa waren
nur wenige Clubs mit professionellen, multifunktionalen „Power Racks“ und Hebebühnen ausgestattet. Heute gibt es bis zu zehn Stück davon pro Studio und 50 Prozent der Nutzer sind Frauen. Der Trend spiegelt sich auch im Bereich des Gruppentrainings wider. LES MILLS® Programme mit Kräftigungsübungen sind bei den Mitgliedern sehr beliebt und stark besucht. Vor einigen Jahren boten nur hochpreisige Studios wie West Wood Clubs und David Lloyd Clubs LES MILLS® Kurse an. Heute haben die meisten Studios diese fest in den Kursplan integriert und profitieren von vollen Kursräumen. Die Prognosen für die Fitnessbranche in Irland sind weiterhin sehr gut. Studioinhaber investieren immer mehr in hochwertige Geräteausstattung und Einrichtungsgegenstände. Jeden Tag kommen junge Entrepreneure mit neuen, frischen Ideen dazu – wie einer App, einem technologischen Produkt oder einem neuen Fitnessstudiokonzept. Wir waren vor Ort und haben uns drei Fitnessstudios in Dublin und Umgebung angeschaut.
Gym Plus Ballsbridge
Eckdaten des Gym Plus Ballsbridge
Das Gym Plus Studio befindet sich im dynamischen Vorort Ballsbridge, in der Nähe des Aviva Stadiums, wo regelmäßig Fußball-, Rugbyspiele und Konzerte stattfinden, sowie der RDS Arena als Austragungsort für große Sport- oder Musikveranstaltungen. Das Studio ist verkehrsgünstig zu erreichen. Die Kraft- und Cardiobereiche sind mit Geräten von namhaften Herstellern ausgestattet, Aquakurse finden im hauseigenen Schwimmbad statt. Mit dem Slogan „Get More, Go Further” möchten die Mitarbeiter vom Gym Plus Studio den Mitgliedern einen Mehrwert bieten, indem sie mehr Dienstleistungen, mehr Standorte und mehr Unterstützung anbieten, um den Kunden die optimale Mitgliedschaft zu ermöglichen. Das Gym Plus ist mit sieben weiteren Studios in ganz Irland vertreten.
Öffnungszeiten Montag bis Freitag Samstag und Sonntag
Den Eingang des Gym Plus Ballsbridge ziert ein alter Schornstein
07:00 – 22:00 Uhr 09:00 – 19:00 Uhr
Mitgliedsbeiträge 12-Monatsvertrag 3-Monatsvertrag 6-Wochenvertrag 10-Tagespass
590,00 € 59,00 € 142,00 € 100,00 €
Eckdaten Studio Gesamtfläche 600 m2 ® Kurse: LES MILLS Kurse, Aquafitness, Tai Chi, Indoor Cycling u. v. a. m. Anzahl Mitarbeiter 12 Anzahl Mitglieder 950
Schlagkräftige Motive im Cardiobereich motivieren die Mitglieder
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Westpark Fitness
Eckdaten des Westpark Fitness
13 Kilometer südwestlich von Dublin ist das Westpark Fitness gelegen. Knapp 5.000 Mitglieder können hier im gut ausgestatteten Kraft- und Cardiobereich trainieren, Gruppenkurse wie LES MILLS® Kurse oder Indoor Cycling besuchen oder in Irlands einzigem Pool aus rostfreiem Stahl ihre Bahnen ziehen. Außerdem unterstützt das Studio seine Mitglieder im Erreichen und Erhalten ihrer Ziele mit exklusiven Fitness-Tech-Partnerschaften. Dazu gehören der Einsatz von Myzone Fitnesstrackern, die Shape My Plan Software und die Westpark-Fitness-App. 2019 wurde Westpark Fitness mit dem Ireland Active Award für hervorragende Freizeitgestaltung ausgezeichnet.
Öffnungszeiten Montag bis Freitag Samstag und Sonntag
06:00 – 23:00 Uhr 08:00 – 20:00 Uhr
Mitgliedsbeiträge 6-Monatsvertrag Studententarif 6-Monatsvertrag Studententarif 2-Monatsvertrag
58,00 € pro Monat 43,00 € pro Monat 51,00 € pro Monat
Eckdaten Studio Gesamtfläche 2.400 m2 ® Kurse: LES MILLS Kurse, Aquafitness, Yoga, Indoor Cycling u. v. a. m. Anzahl Mitarbeiter 40 Anzahl Mitglieder 5.000
„Cooles“ Ambiente für das Functional Training
Großzügige Anlage in Tallaght bei Dublin
Hoch hinaus und preisgekrönt: Westpark Fitness erhielt letztes Jahr den Ireland Active Award
Einzigartig: Der Pool aus rostfreiem Edelstahl sorgt für Hygiene
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West Wood Clubs Mit insgesamt sechs Studios in Dublin sind die West Wood Clubs über die ganze Stadt verteilt und gut zu erreichen. Die Studiogrößen variieren zwischen 30.000 und 250.000 m². Neben den gängigen Gruppenkursen bieten die West Wood Clubs ihren aktuell 10.500 Mitgliedern auch ein spezielles Trainingsprogramm für Kinder und Jugendliche an und sind somit ein beliebter Aufenthaltsort für Familien. Ein weiteres Highlight im Studio sind die virtuellen Gruppenkurse, die sich steigender Beliebtheit erfreuen.
Eckdaten der West Wood Clubs Öffnungszeiten Montag bis Freitag Samstag und Sonntag Mitgliedsbeiträge 12-Monatsvertrag Monatsvertrag
Und Action! Stimmige Trainingsatmosphäre bis ins Detail
06:00 – 23:00 Uhr 08:00 – 21:00 Uhr
499,00 € 79,00 €
Eckdaten Studio Gesamtfläche zwischen 30.000 und 250 m2 ® Kurse: LES MILLS Kurse, Aquafitness, Virtuelle Fitnesskurse u. v. a. m. Anzahl Mitarbeiter 200 Anzahl Mitglieder 10.500
Topmodern: eine Vielzahl von Hightech-Cardiogeräten im Fitnessbereich
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Grafik: Sammby - stock.adobe.com
Mit geringem Aufwand Neukunden gewinnen Die Akquise neuer Mitglieder nach Wiedereröffnung bedingt einen hohen Einsatz finanzieller Ressourcen. Unternehmen mit geringem Werbebudget sollten auf einen effektiven Einsatz ihrer Mittel achten. Mit dieser Checkliste können Sie Ihre Situation analysieren und optimale Lösungen finden. Per Checkliste zum Erfolg 1. Rezeption als Aushängeschild Wer ins Studio kommt, trifft zuallererst auf Ihre Rezeption. Sie ist wichtig für den ersten positiven Eindruck: Ist sie offen, freundlich und modern gestaltet? Sauberkeit sollte hier ebenso selbstverständlich sein wie ein angemessener Infobereich. Nicht vergessen: Empfangsmitarbeiter sind die Visitenkarte Ihres Fitnessstudios.
Foto: Volker Beushausen
2. Angebote für bestimmte Zielgruppen Konzentrieren Sie sich alle 60 Tage auf ein Thema, das Ihr Team mit Begeisterung umsetzt. Planen Sie eine interne und eine externe Kampagne zur Neukundengewinnung in folgender Reihenfolge: (A) E-Mail-Newsletter (im HTML-Format) versenden (B) Facebook-Aktion für 30 Tage starten (C) Check-in-Gutscheine für zwei Personen anbieten (D) PR-Maßnahmen mit der Lokalpresse vereinbaren Wählen Sie Problemlöserthemen mit Aufmerksamkeitseffekt, z. B.: • Nie wieder Diät: langfristige Ernährungsumstellung • Best-Ager-Training: So hältst du dich fit und gesund • Osteoporose vorbeugen: Fitness für starke Knochen • „Oha, mein Rücken“ • HIIT-Training: Fett verbrennen in Intervallen 3. Nutzen Sie Networking Workshops sind sehr effektiv. Diese können als Präsenzveranstaltungen oder auch als Online-Webinare angeboten werden. Werben Sie intern und extern für einen 60-minütigen Informationsabend, den einer Ihrer Mitarbeiter durchführt. Die Veranstaltung kann nur für Neumitglieder der letzten Monate sein, die ein bis zwei Freunde mitbringen dürfen. Tipp: BieAntonio e Silva ten Sie einem Lokalreporter eine kostenfreie Sales Director/Vertriebsleiter for me do Teilnahme an. Zum Schluss erhält dann jeder 134
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der Teilnehmenden eine Urkunde sowie einen kostenlosen, 14 Tage gültigen Trainingsgutschein für zwei Personen. 4. Betriebsfitness: erfolgreiche Neukundenakquise Sehr erfolgreich erprobte eine Mitarbeiterin mein Konzept zur Firmenfitness-Akquise. Sie kontaktierte mit einer B2B-Liste der Creditreform e. V. (https://www.firmenwissen.de) gezielt alle lokalen Firmengeschäftsführer. Wichtig für eine gute Resonanz und eine erfolgreiche Werbeaktion ist die richtige Reihenfolge der Schritte: (A) Persönlich adressiertes Mailing (B) Anruf nach fünf Tagen mit der Bitte um Präsentation des BGM-Konzepts vor Ort (C) Organisation eines Gesundheitstags mit Infostand: drei kurze Workshops (Entspannungstechnik, Rückentraining, Abnehmen) und als Aktion eine Bodyanalyzer-Messung (D) Wichtig: Ihre Trainingsangebote müssen nach §20 SGB V zertifiziert sein, damit das Unternehmen einen Steuervorteil für die Investition ins Gesundheitsmanagement erhält 5. Ernährungsberatung und Fettreduktion Rund zwei Drittel der deutschen Frauen (62 %) wollen abnehmen, 77 Prozent haben es mindestens einmal versucht. Jedes Fitnessstudio muss dieses Dauerthema bedienen und ein bis zwei Mitarbeiter perfekt dafür ausbilden. Doch wie werbe ich damit neue Interessenten? • Kundenmeinungen sind sehr effektiv. Werben Sie zweimal monatlich mit Testimonials per Foto auf den Social-Media-Kanälen und/oder einem Kurzfilm auf YouTube • Starten Sie eine Aktion wie „Abnehmen für einen guten Zweck“. Für jedes verlorene Kilo geht eine 1-Euro-Spende an ein Krankenhaus in Ihrer Nähe • Planen Sie „Kunden werben Kunden“-Aktionen, z. B. „Abnehmen zu zweit macht mehr Spaß“. Jeder Kunde bringt einen Freund mit und trainiert einen Monat lang kostenlos, falls dieser sich anmeldet
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DSSV Die ökonomische Relevanz der Fitnessbranche