medical fitness and healthcare 01/22 (Vollversion)

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Bei chronischen, nicht-spezifischen Rückenschmerzen

Evidenzbasierte Wirksamkeit#,1-6

Medizinische EMS* zur Stärkung der Rückenmuskulatur Von Meinungsbildnern empfohlen##

Einfache Integration in den Praxisalltag

Erfahren Sie hier mehr zu Elektromyostimulation (EMS) unter www.medizinische-ems.de * EMS = Elektromyostimulation . # Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewertet die Studienergebnisse zur WB-EMS als klinisch relevant mit einer potenziellen Manifestation in zukünftigen nationalen Versorgungsleitlinien Kreuzschmerz (08/2020). ## „Medizinische Elektromyostimulation (EMS) ist eine sinnvolle Form der therapeutischen Bewegung für Patienten mit chronisch nicht-spezifischem Rückenschmerz und hat zudem auch einen herausragenden prophylaktischen Stellenwert in dieser Indikation inne,“ so PD Dr. Bernd Wegener, Orthopädische Klinik und Poliklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München. 1 Konrad KL et al. PLoS ONE 15(8):e0236780 2 Weissenfels A et al. Dtsch Z Sportmed. 2017; 68:295-300 3 Weissenfels A et al. BioMed Research international 2019; https://doi.org. /10.1155/5745409 4 Weissenfels A et al. Journal of Pain Research 2018; 11:1949-1957 5 Kemmler W et al. Evid Based Complement Alternat Med. 2017;2017:8480429.doi: 10.1155/2017/8480429 6 Neuwersch-Sommeregger S et al. Schmerz 34, 65–73 (2020). DOI:10.1007/s00482-019-00431-2

IMPULSE für Prävention und Therapie


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Weg von der Reparaturmedizin hin zur Präventivmedizin

E

in gesunder Mensch hat viele Wünsche, ein kranker nur einen Wunsch. Der erste Teil dieser Aussage wird beispielsweise durch eine Untersuchung von Allensbach bestätigt. Dabei werden jährlich über 20.000 Personen dazu befragt, was sie persönlich im Leben für besonders wichtig halten. Als häufigste Antworten werden eine glückliche Partnerschaft, Erfolg im Beruf, sozialer Aufstieg und ein selbstbestimmtes Leben genannt. Der Wunsch, „gesund sein“ bzw. „gesund bleiben“, ist interessanterweise nicht aufgeführt. Dies ändert sich jedoch schlagartig, sobald ein Mensch erkrankt ist. Ähnliche Muster sind bei unserem Gesundheitssystem in Deutschland erkennbar. Meist greift es erst dann, wenn ein Mensch krank wird. Entsprechend sind Leistungen auch erst nach einer Diagnose für die ärztliche Versorgung, die Arzneimittelversorgung oder eine Krankenhausbehandlung verfügbar. Dies ist der Ansatz der Reparaturmedizin. Die Leistungsausgaben zur Förderung der Gesundheit und Verhütung von Krankheiten betragen hingegen nur ein bis zwei Prozent des Gesamtbudgets von rund 240 Milliarden Euro. Dabei wäre es finanziell deutlich günstiger, Menschen gesund zu erhalten, als Krankheiten zu behandeln. Folglich sollten Gesundheitsleistungen nicht erst bei Beschwerden, sondern stärker als bislang für die Prävention von Krankheiten verfügbar sein. Diesen Gedanken „Weg von der Reparaturmedizin hin zur Präventivmedizin“ wollen wir Ihnen mit dieser Ausgabe der medical fitness and healthcare näherbringen. Sicherlich wird sich das Krankenversicherungssystem nicht von heute auf morgen ändern lassen. Jedoch prognostiziert der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) für 2023 eine Finanzierungslücke in Höhe von 17 Milliarden Euro. Die Versicherer sind zum Umdenken gezwungen und suchen aktiv nach Lösungsansätzen. Und genau dort können Zusatzangebote im Bereich Physiotherapie sowie in der Fitness- und Gesundheitsbranche unterstützen und das Gesundheitssystem entlasten. Präventive Konzepte und Strategien sind unerlässlich für die Gesunderhaltung der Bevölkerung. In unserem Unternehmensporträt „MedAix“ ab Seite 12 sowie in unserer Titelreihe „Therapie und Training“ ab Seite 18 stellen wir Ihnen Best Practice Beispiele vor und zeigen, wie die Umsetzung in der Praxis gelingen kann. Ein anderes spannendes Beispiel in diesem Zusammenhang ist die „Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“. Bei diesem Modellprojekt haben sich das saarländische Gesundheitsministerium sowie die gesetzlichen Krankenkassen bereit erklärt, finanziell zu unterstützen. Dabei können Menschen mit wenig oder keiner körperlichen Bewegung für acht Wochen in einem Fitness- und Gesundheitsstudio trainieren. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts erfolgt durch die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Mehr dazu ab Seite 26. Begleitende Fachartikel zum Thema finden Sie ab Seite 68 ff. In der ersten Jahreshälfte fanden bereits die ersten Branchenevents in Präsenz statt, beispielsweise die Eckdatenpräsentation der deutschen Fitness-Wirtschaft durch den DSSV sowie die FIBO und der FIBO-Congress. In unseren Nachberichten ab Seite 30 fassen wir für Sie die wichtigsten Punkte zusammen und hoffen, Sie bei zukünftigen Veranstaltungen persönlich begrüßen zu dürfen. Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Foto: fitness MANAGEMENT

Janosch Marx Herausgeber der medical fitness and healthcare

Literaturliste Allmann, B., Loth, J. & Morsch, A. (Hrsg.). (2022). Zivilisationskrankheiten: Krankheitsketten vermeiden – Präventionskompetenzen entwickeln. Hamburg: fitness MANAGEMENT-Verlag IfD Allensbach. (2021). Umfrage in Deutschland zu wichtigen Lebensaspekten, Zielen und Werten bis 2021. Zugriff am 19.04.2022. Verfügbar unter https://www. ifd-allensbach.de/awa/startseite.html Verband der Ersatzkassen e. V. (2021). vdek Basisdaten des Gesundheitswesens in Deutschland 2021. Zugriff am 21.04.2021. Verfügbar unter https://www.vdek. com/presse/daten/_jcr_content/par/publicationelement_1479644990/file.res/VDEK_Basisdaten2021_210x280_RZ_web.pdf

01/2022 | medical fitness and healthcare




INHALT 01/22 Aktuelles 8 Aktuelles aus der Fitness- und Gesundheitsbranche 12 Unternehmensporträt: MedAix Aachen Elisengalerie 18 Therapie und Training: Wie gelingt der Übergang? 26 „Fitmach-Aktion“ für das Saarland gestartet 30 Die FIBO ist zurück 31 FIBO Congress 2022 32 milon YOU: Der Einstieg in das Training der Zukunft 34 Aufstiegskongress 2022

Branche

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MedAix – Gesundheitsberater:innen mit Kompetenz und Leidenschaft

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Wie gelingt der Übergang? – Symbiose aus Therapie und Training bei sportsmed-saar

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„Fitmach-Aktion“ im Saarland – Modellprojekt für mehr Fitness und Gesundheit gestartet

36 Kommentar Albert Busek – Oliver Schmidtlein: Training & Therapie 40 Dual studieren im Gesundheitsmarkt: Selina Teusch 42 miha bodytec: Prävention und Therapie mit medizinischer EMS 44 KWS: Grundpfeiler der aktiven Trainingstherapie 46 Mit „ZertFit“ und Hygienezertifizierung neu durchgestartet

Verband & Industrie 48 Der DSSV und fitness MANAGEMENT auf der FIBO 2022 54 Die Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2022 58 DSSV-Recht: Selbstständig oder scheinselbstständig? 60 EGYM Smart Strength Geräte mit neuem Open Modus 62 for me do: Galileo® Trainings- und Therapiegeräte 64 DHfPG/BSA Aktuell: Studium – Weiterbildung – Qualität 66 BODYMEDIA: MEET THE TOP Physio

Fachartikel 68 Praxisimpulse für ein erfolgreiches Changemanagement 72 Training bei Krebsbetroffenen mit Knochenmetastasen 76 Forschungskontroverse: Vitamin D und Krebs 80 Arthrose: Prävention und Therapie mithilfe von Ernährung 84 Relevanz der Muskulatur bei der Volkskrankheit Sarkopenie

Impressum

medical fitness and healthcare

Verlag und Herausgeber

Matthias Schömann-Finck, Niklas Schwarz, Anke Sörensen, Sascha Tetzlaff, Jürgen Wolff

fitness MANAGEMENT – Privates Institut für Prävention und Gesundheitsmanagement GmbH Beutnerring 9, D-21077 Hamburg

Lektorat

Geschäftsführer

Vertrieb und Anzeigen

Janosch Marx, Johannes Marx

Chefredaktion Birgit Schwarze

Redaktionelle Mitarbeit

Patrick Berndt, Katrin Bohr, Iris Borrmann, Albert Busek, Annika Hundt, Karl Kühne, Florian Kündgen, Jochen van Recum, Ronja Reuber, Prof. Dr. Friederike Rosenberger, Carolin Schmidt, Florian Schmidt,

ClimatePartner ID

Prospektus Druckerei Tartu Str. 6 | H-8200 Veszprem

11266-2002-1001

Lieferbedingungen

Carolin Schmidt

Refit Kamberovic, Alisha Dittmer, Cara Jedamski

Einzelheftpreis 9 EUR* Jahresabonnement Inland 14 EUR* Jahresabonnement Ausland 18 EUR* *inkl. MwSt. und Versandkosten

Satz und Gestaltung

Kündigungsfrist

Lars Marschalek, Lara-Chantal Müller, Stefanie Reifschneider

Kontakt

Telefon: +49 (0) 40 - 300 945 - 0 E-Mail: info@fitnessmanagement.de www.fitnessmanagement.de

Gendergerechte Sprache

Als Fachverlag, der das Leitmagazin einer offenen und bunten Zukunftsbranche herausgibt, sehen wir uns in einer Vorbildfunktion. Dazu gehört auch eine klare Haltung gegenüber Diskriminierung jeglicher Art. Mit Beginn des Jahres 2022 verwenden wir deshalb in unseren Medien gendergerechte Sprache. Uns ist wichtig, niemanden auszuschließen – vor allem nicht sprachlich.

Urheber- und Verlagsrechte

Produktion

Alle in diesem Magazin veröffentlichten Beiträge sind urhe-

1 Monat vor Ablauf des Bezugsjahres

Registereintragungen

Amtsgericht Hamburg | HRB 147152

VerpackG-Registrierungsnummer DE5601912575515

berrechtlich geschützt. Das gilt auch für die veröffentlichten Anzeigen sowie redaktionellen Anzeigen (Advertorials). Kein Teil dieses Magazins darf außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben oder zugänglich gemacht, in Datenbanken aufgenommen, auf elektronischen Datenträgern gespeichert oder in sonstiger Weise elektronisch vervielfältigt, verbreitet oder verwertet werden. Zuwiderhandlungen sind strafbar.

Wissenschaftlicher Beirat

Prof. Dr. Bernhard Allmann Mitglied Gesundheitsausschuss DSSV e. V., Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG), Präventionsbeauftragter der IKK Südwest Dr. phil. Hartmut Wolff Mitglied Gesundheitsausschuss DSSV e. V., Master Sportwissenschaft & Erziehungswissenschaft, Promotion Sportwissenschaft, Geschäftsführer Dr. WOLFF Sports & Prevention GmbH

Hinweis

Namentlich gekenn­zeichnete Artikel sowie Beiträge, die mit dem Begriff „Anzeige“ gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

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Foto: DHfPG/BSA

Aktuelles

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Hinweis zu den Inhalten dieser Ausgabe der medical fitness and healthcare

„Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“ – Modellprojekt für mehr Fitness gestartet

Die dargestellten Meldungen und Artikel in dieser Ausgabe der mfhc wurden entsprechend des Kenntnis- und Informationsstandes zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses verfasst. Aufgrund der CoronaPandemie und den damit einhergehenden Maßnahmen kann es sein, dass die dargestellten Informationen zum Erscheinungszeitpunkt der Ausgabe nicht mehr aktuell sind. Beachten Sie daher auch die Meldungen auf unserer Website.

Das saarländische Gesundheitsministerium initiiert in Kooperation mit der DHfPG und dem Verein PuGiS e. V. die „Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“. Das Pilotprojekt soll mithilfe eines Netzwerks aus Fitness- und Gesundheitsstudios in der Region möglichst viele Menschen zu regelmäßigem körperlichem Training motivieren und sie langfristig dafür begeistern. Mehr zum Projekt und den Chancen für unsere Branche erfahren Sie auf Seite 26.

www.fitnessmanagement.de

www.fitmach-aktion.de

Foto: EGYM GmbH

Fotos: seca gmbh & co. kg

Gesundheit und Rehabilitation: seca und RehaVitalisPlus schließen Partnerschaft

Volles Potenzial: EGYM und Just Fit vereinbaren Zusammenarbeit

Ab sofort begleitet und unterstützt seca seine Lizenznehmer:innen gemeinsam mit dem RehaVitalisPlus e. V. und der RehaBox bei der erfolgreichen Umsetzung des Reha- und Gesundheitssports. Mithilfe von seca TRU soll das Angebot auch für den Reha- und Gesundheitssport erweitert werden. Mit dem neuen Lizenzkonzept der RehaBox verschmelzen zudem Lifestyle und zeitgemäßes Rehasporttraining miteinander.

Digitales Training für alle dank neuem TechnologiePartner: EGYM und Just Fit haben eine enge Kooperation vereinbart. Just Fit will in bestehenden Clubs zur Festigung seiner Marktposition die EGYM Smart Strength Geräte sowohl im bewährten Zirkel-Modus als auch im neuen Open Modus auf der freien Trainingsfläche implementieren. Ergänzt wird die Kund:innenreise mit dem EGYM Fitness Hub, dem Herzstück der modernen Trainingsfläche.

www.bit.ly/kooperation-seca-rehavitalisplus

www.bit.ly/kooperation-egym-just-fit

Der neue duale Studiengang Bachelor of Arts Sportund Bewegungstherapie qualifiziert für eine sporttherapeutische Tätigkeit in stationären und ambulanten medizinischen Rehabilitations- und Gesundheitseinrichtungen und wird von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) in Kooperation mit dem Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie e. V. (DVGS) angeboten. Beratung unter Tel.: +49 681 6855 599. www.dhfpg.de/bsbt

Fachkräftemangel in der Physiotherapie: Fitnessbranche zeigt Lösungsansatz

Laut den therapeutischen Fachverbänden ergibt sich in Deutschland aktuell ein Fachkräftemangel von mehr als 30.000 Physiotherapeut:innen. Für besonders häufig auftretende muskuloskelettale Erkrankungen hat Medizinproduktehersteller Dr. WOLFF nun ein Physiotraining entwickelt, das therapienahe und indikationsspezifische Programme bietet. Dieses wird von speziell ausgebildeten Trainer:innen angeleitet und in Kleingruppen absolviert. www.bit.ly/physio-training-dr-wolff

01/2022 | medical fitness and healthcare

Foto: contrastwerkstatt – stock.adobe.com

Foto: DHfPG/BSA

Neuer Bachelor-Studiengang an der DHfPG B. A. Sport- und Bewegungstherapie



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Foto: DHfPG/BSA

Foto: DHfPG/BSA

Aktuelles

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Förderprogramme für Lehrgänge der BSA-Akademie

DHfPG sichert sich FernstudiumCheck Award

BSA-Lehrgangsteilnehmende haben viele Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung im Rahmen ihrer Weiterbildung zu erhalten. Antragsberechtigte können sich u. a. über Aufstiegs-BAföG oder die Bundesagentur für Arbeit oder auch über regionale Programme eine Förderung sichern. Das BSA-Service-Center steht bei Fragen rund um das Thema „Förderung von BSA-Lehrgängen“ unter Tel.: +49 681 6855 143 gern zur Verfügung.

Mit einer Weiterempfehlungsrate von 96 Prozent hat es die DHfPG in die Top Ten der beliebtesten Fernhochschulen Deutschlands geschafft und sich einen FernstudiumCheck Award in der Kategorie „Beliebteste Fernhochschule“ gesichert. Als Deutschlands größtes Bewertungsportal für Fernlehr- und Fernstudiengänge präsentiert FernstudiumCheck jedes Jahr mit dem gleichnamigen Award die beliebtesten Fernhochschulen Deutschlands.

www.bsa-akademie.de/foerderung

www.dhfpg.de/newsroom

Hilfe bei der Bewältigung der Folgen des RusslandUkraine-Kriegs – so lautet das Ziel der Kampagne #WirtschaftHilft der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Auch der DSSV e. V. beteiligt sich und bietet eine spezielle Landingpage zur Unterstützung.

Foto: DHfPG/BSA

Foto: Юлия Рябкова – stock.adobe.com

DSSV-Landingpage: Geflüchteten des Ukraine-Kriegs eine Perspektive bieten

Veranstalter des FIBO Congress 2022 ziehen positives Resümee

Vom 7. bis 9. April 2022 lieferten renommierte Referent:innen auf dem FIBO Congress 2022 in ihren abwechslungsreichen Vorträgen neuen Input für die tägliche Praxis in Fitness- und Gesundheitsstudios. Die Veranstalter möchten an diesen ersten Erfolg des Kongresses nahtlos anknüpfen und starten mit den Vorbereitungen für das Jahr 2023. Merken Sie sich also bereits jetzt den 13. bis 15. April 2023 als Termin für den nächsten FIBO Congress vor.

www.dssv.de/ukraine

www.bit.ly/fazit-fibo-congress-2022

Hüfingen im Schwarzwald ist nicht nur die Heimat von Five-Konzept, sondern ab sofort auch die erste Adresse für das Training der Zukunft – zu Hause im milon und five FORUM. In dem neu errichteten Kompetenzzentrum der milongroup, das am 17. März 2022 feierlich eröffnet wurde, erhalten Fitness- und Gesundheits-Professionals praxisnahes Expert:innenwissen aus erster Hand. Mehr zum FlaggschiffScreening-Tool lesen Sie ab Seite 32.

www.bit.ly/premiere-milon-you

Foto: XXXXXX

Foto: milon Industries GmbH

milon YOU feiert im brandneuen milon und five FORUM seine Weltpremiere

DHfPG für besonderes soziales Engagement und gelebte Verantwortung geehrt

Seit einiger Zeit ist die DHfPG Partner der reha gmbh, einem saarländischen Unternehmen, das dauerhaft qualifizierte Arbeitsplätze und ein selbstbestimmtes Leben im sozialen Umfeld für Menschen mit Handicap sicherstellen möchte. Mit der Partnerschaft wurde bisher 13 Menschen mit Handicap eine beständige, sichere, fordernde und fördernde Beschäftigung bei der reha gmbh ermöglicht. Dafür hat reha gmbh nun die DHfPG mit einer Urkunde geehrt.

www.dhfpg.de/soziales-engagement

01/2022 | medical fitness and healthcare


ZIVILISATIONSKRANKHEITEN Krankheitsketten vermeiden – Präventionskompetenzen entwickeln

NEU Namhafte Autor*innen mit neuen Perspektiven auf lebensstilbedingte Erkrankungen

In Deutschland leiden mehr als 20 Prozent der Bevölkerung an Erkrankungen des sogenannten tödlichen Quartetts, zu denen Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes mellitus Typ 2 gehören. Das neue Herausgeberwerk „ZIVILISATIONSKRANKHEITEN: Krankheitsketten vermeiden – Präventionskompetenzen entwickeln“ analysiert in insgesamt 21 Beiträgen von namhaften Autor*innen aus Gesundheit, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft die gegenwärtige Situation, gibt wertvolle Impulse zum Aufbau von Gesundheitskompetenzen und soll Leser*innen dazu motivieren, selbst aktiv zu werden.

Jetzt bestellen: www.fitnessmanagement.de/hgw

HERAUSGEBER Prof. Dr. Bernhard Allmann Prof. Dr. Jörg Loth Prof. Dr. Arne Morsch


Aktuelles

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Unternehmensporträt

MedAix Aachen Elisengalerie

Gesundheitsberater:innen mit Kompetenz und Leidenschaft Text: Jürgen Wolff

Das Unternehmen MedAix hat sich in weniger als 20 Jahren zu einem der größten Anbieter für Physio- und Trainingstherapie im Großraum Aachen entwickelt. Der wesentliche Faktor für diesen beachtlichen Erfolg ist das qualifizierte, empathische Team, das immer den Erfolg seiner Kund:innen und Patient:innen in den Mittelpunkt stellt und das einzigartige Konzept konsequent umsetzt.

M

edAix betreibt im Frühjahr 2022 mit rund 250 Mitarbeiter:innen zehn Physiotherapiepraxen. An sechs Standorten sind sportwissenschaftliche Trainingszentren an die Praxen angeschlossen. Zusätzlich leitet MedAix auch die Physiotherapie in der Eifelklinik St. Brigida in Simmerath. Über alle Standorte hinweg bietet das Unternehmen 150 Rehasportgruppen pro Woche sowie 100 Gesundheitskurse und Outdoorangebote an. Mit ZS Health Management, dem B2B-orientierten Unternehmensteil, werden bundesweit über 20 MedX-Rückenprojekte in Großunternehmen durchgeführt sowie jährlich über 300 Gesundheitsmaßnahmen in KMUs organisiert.

Start im Herzen von Aachen Ausgangspunkt dieser außergewöhnlichen Unternehmensentwicklung ist der MedAix Standort in der Elisengalerie im Herzen von Aachen. Hier eröffnete Zoran Stojanovic 2005 seine zweite Physiotherapiepraxis, das erste MedAix Rückenzentrum unter der Standortleitung von Daniel Gier, dem heutigen Co-Geschäftsführer des Unternehmens. Die Elisengalerie ist ein Shoppingcenter. Sie liegt mit ihren Geschäften, einem vielfältigen Gastronomieangebot und dem Grenzlandtheater direkt am Elisenbrunnen, einem Wahrzeichen der Kur- und Badestadt Aachen. Das klassizistische Bauwerk wurde in den 1820er-Jah-

Fotos: MedAix GmbH

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ren an der Stelle errichtet, an der Aachens heiße Quellen zutage treten, die bereits die Römer und Karl der Große zu schätzen wussten. Der Firmenname „MedAix“ spiegelt die lange, traditionsreiche Geschichte der Kaiserstadt Aachen wider. Er setzt sich zusammen aus „Med“ für „Medizin(isch)“ und „Aix“ für den französische Namen Aachens: Aix-la-Chapelle.

Physiotherapie, Rückenzentrum und Training Das MedAix Rückenzentrum und Trainingszentrum beherbergt heute die Unternehmensbereiche Physiotherapie, MedX-Therapie, Sportherapie und Gesundheitstraining. „Wir sind der einzige Anbieter in Aachen und Umgebung, der Bewegungstherapie, Sporttherapie, Physiotherapie, Ernährung, Rehasport, Laufsport und Leistungsdiagnostik unter einem Dach vereint“, so Daniel Gier. „Wir verstehen uns als Gesundheitsberater:innen, die für jede:n das passende Angebot haben. Ebenfalls bieten wir in Kooperation mit Ärzt:innen delegierbare Leistungen an. Viele verordnende Ärzt:innen sind therapeutisch integriert .“

separate Räume brauchten. Ziel war es, neben der physiotherapeutischen Versorgung dem Berufsstand der Sportwissenschaftler:innen ein Arbeitsfeld aufzubauen, das gemäß der Ausbildungsqualität auch entsprechend ausgestaltet ist. Hierbei war uns bewusst: Patient:innen, die zu Selbstzahlerkund:innen werden sollen, haben andere Ansprüche als klassische Fitnesskund:innen.“

„Es hat einfach funktioniert!“

Die Schwerpunkte der konzeptionellen Ausrichtung von MedAix bilden die MedX-Therapie und die KGG. „Unser Fokus liegt auf einem gesundheitsorientierten Muskelkrafttraining, weil hier die nachhaltigsten und für die Patient:innen und Kund:innen spürbarsten Ergebnisse zu erzielen sind. Die Muskulatur ist das größte ‚Organ.‘ Ergänzt wird dieses Training mit der vollen Palette dessen, was bewegungsund sporttherapeutisch sinnvoll ist: Ausdauertraining, Mobilität, soziale Gesundheit durch Gruppenangebote, Community Impact und Ernährungsberatungselemente.“

Der Gedanke, mit dem Konzept MedAix zu expandieren und weitere Standorte zu eröffnen, entstand bereits innerhalb der ersten 18 Monate. „Nach dem ersten Jahr MedAix Rückenzentrum und der Implementierung von Rehasport im Jahr 2006 wurde uns bewusst, dass das, was wir tun, Potenzial für mehr hat. Es gibt eine Stelle in der Elisengalerie, von der wir die ganze Galerie überblicken können. Dort standen Zoran und ich und ich meinte nur: ‚Wäre super, wenn hier überall MedAix wäre‘“, so Daniel Gier weiter. „Genau in diesem Moment fiel die Entscheidung, MedAix zu erweitern und den Grundstein für ein umfassendes Konzept zu legen, das sich auch auf weitere Standorte übertragen lassen würde.“ 2007 wurde am Standort Elisengalerie das erste gesundheitsorientierte Trainingszentrum von MedAix unter der Leitung von Daniel Gier eröffnet – eine „logische“ Erweiterung, weil sich zum einen das Konzept dort „von alleine“ entwickelte und zum anderen, weil geeignete Räume verfügbar waren.

Therapie und Training konzeptionell verbunden „Die grundlegende Idee hinter MedAix ist, eine maximal bewegungsorientierte Therapieausrichtung konzeptionell zu verankern. Diese Ursprungsidee hatte Zoran Stojanovic, der von Hause aus Physiotherapeut ist“, erinnert sich Daniel Gier. „Schnell wurde uns klar, dass der Bedarf an einer physio- und sporttherapeutischen Ausgestaltung eines weiterführenden Konzeptes riesig ist, da die meisten unserer Patient:innen nach Anschlussprogrammen fragten und wir zu diesem Zeitpunkt nichts anzubieten hatten.“ „Die Entscheidung, ein Trainingszentrum anzugliedern, war der logische nächste Schritt, da auch Angebote wie Präventionskurse und Rehasport mehr Platz und 01/2022 | medical fitness and healthcare

Gesundheitsorientiertes Muskelkrafttraining

Gesundheit ist „MedAix-DNA" Die Positionierung beschreibt Daniel Gier wie folgt: „Während andere ‚Gesundheit‘ sagen oder draufschreiben, machen wir es seit 2005 exakt so: Mit Spezialist:innen für alle physiotherapeutischen sowie sport- und bewegungstherapeutischen Versorgungsformen sowie Spezialist:innen für die Zusammenarbeit mit Ärzt:innen im Bereich der Medizinischen Kräftigungstherapie.“ Komplettiert wird diese Ausrichtung durch eine konsequente Umsetzung aller therapeutischen Angebote und Abrechnungsmöglichkeiten: Heilmittel, T-RENA, FPZ,


Aktuelles

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Unternehmensporträt

IV-Verträge, Selektivverträge, Sport- und Bewegungstherapie, Rehasport und Prävention. „In der Zusammenarbeit mit Kostentragenden sind wir im ambulanten Bereich optimal aufgestellt“, sagt Daniel Gier. „All diese Erfahrungswerte und Kompetenzen fließen in unser Selbstzahler:innenangebot mit ein, sodass es hinsichtlich der Dienstleistungsqualität so gut wie keine Einbrüche gegenüber den therapeutischen Angeboten gibt.“

Konzentration auf das Wesentliche „Den Fokus legen wir ganz klar auf das Training oder die Therapie selbst. In einer ruhigen Atmosphäre beschränken wir uns auf das Wesentliche. Bei uns gibt es keine Musik, kein Bistro und keine Fernseher, die vom Training ablenken könnten. Vor allem die Symbiose aus Trainingszentrum und Physiotherapie ist uns wichtig – schnelle, kurze Wege für einen optimalen Therapieverlauf. Das sind jedoch nur die räumlichen Einflussfaktoren“, erklärt Daniel Gier. „Auch haben wir uns bewusst gegen die Digalisierung im Bereich Trainingsgeräte entschieden. Viele Gesundheitsstudios sind mittlerweile vollends auf Geräte umgestiegen, die sich quasi von selbst einstellen. Dies möchten wir vermeiden. Bei uns steht der:die Gesundheitsberater:in und seine Expertise im Vordergrund. Gemeinsam mit ihm:ihr können unsere Mitglieder:innen ihren Trainingserfolg erarbeiten und vor allem selbst beeinflussen. Die soziale Interaktion halten wir nach wie vor für sehr wichtig und notwendig.“ „Wir möchten vor allem, dass unser ‚MedAix-Spirit‘ bei den Mitgliedern und Patient:innen ankommt. Wir möchten Werte vermitteln, die unsere Mitarbeiter:innen mit Stolz repräsentieren können. Wir setzen nur die Dinge um, von denen wir wirklich überzeugt sind.“

„Ohne unsere Mitarbeitenden wären wir nichts“ Um dieses anspruchsvolle Konzept im Praxisalltag umzusetzen, braucht es Mitarbeiter:innen mit Expertise, hoher Sozialkompetenz und Teamfähigkeit. „Ohne unsere Mitarbeitenden wären wir nichts! Wir verkaufen keine Gerätenutzung, kein Trainingskonzept und nicht jedes Jahr einen neuen Fitnesstrend. Wir ‚verkaufen‘ die Kompetenz, die Leidenschaft, das Wissen und die Expertise. Die Menschen, die bei MedAix arbeiten, stehen hinter der Unternehmensphilosophie und können sich mit unserem Konzept voll und ganz identifizieren.“

Ein wertschätzender Führungsstil, der permanent weiterentwickelt wird, eine entsprechende Vergütung sowie fortlaufende Investitionen in die Aus- und Weiterbildung sind deshalb für den nachhaltigen Unternehmenserfolg unabdingbar, insbesondere in Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels.

Anspruchsvolle Zielgruppe „Wir sind Anbieter für die Kund:innengruppen, die kein Fitnessstudio (mehr) besuchen möchten. Wir sprechen diejenigen an, die ab einem bestimmten Lebensabschnitt merken, welchen Stellenwert das Thema ‚Gesundheit ein Leben lang‘ haben kann. Unser Leitspruch lautet: ‘MedAix For Life‘ “, erläutert Daniel Gier. „Es kommt der Moment, in dem die Menschen, die Teil unserer Zielgruppe sind, merken, dass sie im besten Fall beruflich, familiär und sozial gesettelt sind. Darüber hinaus kommen die ersten Krankheiten oder Schmerzprobleme. Zusätzlich verlangt der Markt Speziallösungen für indikationsabhängige Problemstellungen.“

Alleinstellungsmerkmal Fachkompetenz Für die Ansprache dieser spitzen Zielgruppe, die zusätzlich eine besondere Erwartungshaltung mitbringt, bedarf es einer besonders authentischen Kommunikationsstrategie, die das Unternehmen vom Wettbewerb abgrenzt. „Bei uns stehen ganz klar unsere Mitarbeiter:innen an erster Stelle! Sie sind das, was MedAix wirklich ausmacht. Die Fachkompetenz, die jede:r Einzelne mitbringt, sucht ihresgleichen. Viele Fitnessstudios labeln sich zwar aufgrund des Marktdrucks in Gesundheitsstudios um, verfügen jedoch nicht über das nötige Know-how. Deshalb heben wir im Marketing das Thema Personal besonders hervor. Jede:r Mitarbeiter:in kann sich bei uns verwirklichen“, so Daniel Gier. „Hinzu kommen unsere Gesundheitskampagnen, die thematisch unser Angebotsportfolio widerspiegeln. Wir präsentieren sie unseren Mitgliedern, aber auch externen Interessierten in regelmäßigen Abständen – z. B. „Sport als Medizin“, „Gesundheitsoffensive“, „Kraft im Kreuz“ – mit Fachvorträgen, Workshops oder auch Screenings. Natürlich stehen die MedX-Therapie und das Thema Rücken dabei im Fokus.“

Digital wo möglich Digitale Strukturen und Social Media sind in der Unternehmenskommunikation von MedAix fest verankert. „Die sozialen Medien sind fester Bestandteil in unserer Unternehmenskommunikation“, erklärt Daniel Gier. „Das heißt jedoch nicht, dass wir jeden Trend mitgehen und in blinden Aktionismus verfallen. Wir möchten unsere Expertise nach außen kommunizieren und unsere Mitglieder mit Content-Marketing überzeugen.“

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Fotos: MedAix GmbH

„Digitale Tools werden auch in den Trainings- und Therapiebetrieb integriert. Wir haben z. B. die digitale Physiotherapie ins Leben gerufen, um die Patient:innen von zu Hause aus zu therapieren, und wir haben eine Exercise App entwickelt, damit unsere Mitglieder auch außerhalb


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Daniel Gier

Der Diplom-Sportwissenschaftler (Prävention und Rehabilitation, Deutsche Sporthochschule Köln) Daniel Gier, Jahrgang 1977, ist Geschäftsführer der MedAix-Gruppe. Nachdem er von 1997 bis 2005 diverse sporttherapeutische Tätigkeiten in rehabilitativen und physiotherapeutischen Einrichtungen ausgeübt hatte, übernahm Daniel Gier 2005 die Leitung des MedAix Rückenzentrum Aachen. 2006 eröffnete er gemeinsam mit MedAix-Gründer Zoran Stojanovic den Präventions- und Gesundheitstraining Aachen e. V. für Rehabilitationssport .

der MedAix Räumlichkeiten mit uns trainieren können. Verwaltung, Trainingsdokumentation etc. erfolgen digital.“

Kommunikationstools fördern Fachkompetenz und Arbeitsprozesse Bei rund 250 Mitarbeitenden ist es kaum möglich, jede:n Mitarbeiter:in persönlich im Vier-Augen-Gespräch anzusprechen. Um professionelle Strukturen aufzubauen, hat MedAix seine „Denksportzentrale“ ins Leben gerufen, die an den Standort Aachen Brand angegliedert ist. Dort sitzen unter anderem die Abteilungen Marketing, Personal, Forschung, IT, Grafik, Verwaltung und Standortentwicklung, die sich tagtäglich Gedanken machen, wie sie MedAix weiterentwickeln können. Dieser Arbeitskreis hat bereits viele wertvolle Impulse für die Unternehmensentwicklung gegeben. Insbesondere in der Corona-Zeit war auch MedAix zunehmend auf digitale Lösungen angewiesen. Das Team wurde daraufhin personell verstärkt. Das Thema Kommunikation hat durch das Wachstum einen immer höheren Stellenwert eingenommen. Es wurden digitale Kommunikationsnetzwerke aufgebaut, um noch effektiver arbeiten zu können. Es gibt ein Ticketsystem, damit die Anliegen der Mitarbeitenden intelligent und effizient verwaltet und bearbeitet werden können. Alle Mitarbeitenden arbeiten mit der Geschäftsführung permanent nicht nur im Unternehmen, sondern auch

Zoran Stojanovic

Seit 1999 ist der Physiotherapeut Zoran Stojanovic in eigener Praxis selbständig. Die erste Praxis für MedX-Therapie (medizinische Kräftigungstherapie) eröffnete er im Jahr 2000. 2005 entsteht der Name „MedAix“. 2007 gründet er ZS, ein Unternehmen für Betriebliches Gesundheitsmanagement, 2008 die spineconcept GmbH. Zoran Stojanovic wird vom MedX Anwender zum MedX Gerätevertrieb und stellt MedX Geräte sowie die m+ software in Eigenregie her. Er hat in den USA und auf den Philippinen gearbeitet und war Physiotherapeut der deutschen Triathleten und Radfahrer.

am Unternehmen, um dessen Dienstleistungen immer wieder zu optimieren – Unternehmenswachstum und Expansion inklusive. Die Weichen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Unternehmens MedAix sind also gestellt.

Die Eckdaten des MedAix Aachen Elisengalerie

Fläche des Zentrums insgesamt:

Trainingszentrum Trainingszentrum: 1.200 m2 Kursbereich: 150–170 m2 Krafttraining: 400–500 m2 Cardiotraining: 100–150 m2 Infrastruktur: 250–500 m2 (Flure, Umkleiden, Duschen, Toiletten, Besprechungsräume, Empfang, Wartebereiche etc.) Ausstattung: MedX, CYBEX®, Life Fitness, five, mobee®, Concept2 Physiotherapie und Rückenzentrum Behandlungsräume: 250–350 m2 KGG: 100–150 m2 MedX-Therapie: 25 m2 Behandlungsräume nach gesetzlicher Vorgabe Ausstattung: MedX, Stolzenberg Anzahl Mitarbeitende im MedAix Aachen Elisengalerie: 10 Physiotherapeut:innen, 5 Sportwissenschaftler:innen, 5 Gesundheitsmanager:innen, 3 Gymnastiklehrer:innen, 5 dual Studierende (B. A. Gesundheitsmanagement) – alle festangestellt 10 Aushilfen (Studierende Physiotherapie + Sport) 3 Verwaltungskräfte diverse Übungsleiter:innen Rehasport (teilweise in Doppelfunktion mit Festanstellung) Anzahl der Mitarbeiter:innen MedAix insgesamt: 250 MedAix Aachen Elisengalerie Friedrich-Wilhelm-Platz 5-6 Elisengalerie | 52062 Aachen www.medaix.de

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Aktuelles

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Gesundheitstraining

Therapie und Training

Wie gelingt der Übergang? Text: Anke Sörensen

Foto: contrastwerkstatt – stock.adobe.com

Nach Abschluss einer therapeutischen Behandlung in der Physiotherapiepraxis bietet ein weiterführendes medizinisches Gesundheitstraining im Selbstzahler:innenbereich sowohl den Patient:innen und Kund:innen als auch den Therapeut:innen viele Vorteile. Diese psychologischen, medizinischen, trainingswissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekte sollten bei der Entscheidungsfindung und Implementierung eine Rolle spielen – denn sie bieten viele Möglichkeiten für die individuelle konzeptionelle Gestaltung eines therapieergänzenden Trainingsbereiches. Wie erfolgreich eine Investition in das Gesundheitstraining sein kann, erläutern die Geschäftsführer von sportsmed-saar im Interview.

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B

ei einer Verletzung oder muskuloskelettalen Erkrankung zeigen Therapiemaßnahmen den Weg zur Genesung auf und führen in der Regel zu Behandlungserfolgen. Doch leider setzen sowohl der Fachkräftemangel in Physiotherapiepraxen als auch die begrenzten Verordnungsmöglichkeiten vonseiten der Ärzt:innen der therapeutischen Arbeit personelle, finanzielle und zeitliche Grenzen. Für einen nachhaltigen Erfolg wäre meist ein weiterführendes Gesundheitstraining zielführend. Zudem wird in allen Leitlinien für die Behandlung von muskuloskelettalen Beschwerden Bewegungstherapie empfohlen.

Kompetenz, Vertrauen und persönliche Bindung Zwischen Patient:innen und Therapeut:innen ist durch die gemeinsame Bewältigung einer Verletzung oder Erkrankung über einen gewissen Zeitraum bereits ein Vertrauensverhältnis und eine persönliche Bindung entstanden, was entscheidend zur Genesung beiträgt. Fachleute gehen davon aus, dass zwischen 50 und 70 Prozent des Therapieerfolgs von der Beziehung zwischen Patient:innen und Therapeut:innen abhängt. Das gegenseitige Vertrauen unterstützt den Rehabilita-

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Aktuelles

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Gesundheitstraining

tionsprozess positiv und bietet Anknüpfungspunkte für den Übergang in ein medizinisches Gesundheitstraining. Auf Basis einer gründlichen Analyse und im Lauf der Behandlung hat der:die Therapeut:in bereits fundiertes Wissen über den Gesundheitszustand des:der Patient:in erworben. Gepaart mit dem therapeutischen Knowhow ermöglicht dies ihm:ihr die Erstellung individueller Trainingspläne, die weit über ein „Standardprogramm“ hinausgehen. Bereits in der Therapie erlernte Übungen können im anschließenden Gesundheitstraining vertieft und weiterentwickelt werden. Patient:innen müssen ihr gesundheitliches Befinden nicht – wie beim Wechsel in ein Fitnessstudio – erneut einer unbekannten Person erklären. Missverständnisse werden ausgeschlossen und Erfolge begünstigt, weil Patient:in und Therapeut:in auf ein bestehendes Vertrauensverhältnis aufbauen. Während der Pandemie hat sich gezeigt, wie wertvoll diese Vertrauensverhältnisse sind: Das Physiotherapeutennetzwerk Physio Aktiv stellte in einer Umfrage unter den Physiotherapiepraxen mit Trainingsbereich eine signifikant geringere Kündigungsquote der Mitglieder im Gegensatz zur Fitnessbranche fest. In Zahlen ausgedrückt waren es in den vergangenen beiden Jahren nur 15,9 Prozent Mitgliederverluste im Vergleich zu den 20,5 Prozent in den Fitnessstudios (Wisner, 2021). Daran lässt sich ablesen, dass Physiotherapiepraxen als sichere Orte für ein medizinisch betreutes Training mit entsprechendem Hygienekonzept wahrgenommen wurden, woraus eine höhere Loyalität der Kund:innen resultierte. Schneller als die Fitnessstudios konnten Physiotherapeut:innen in den Bereichen Rehabilitation und Training wieder in den normalen Betrieb übergehen und ihre Patient:innen fühlten sich aufgrund der hohen Hygienestandards rasch wieder sicher. Von diesem Vertrauensbonus profitiert langfristig auch ein medizinisches Trainingsangebot im selben Haus.

Gesteigertes Gesundheitsbewusstsein Der Bedarf an Therapie und Fitness hat sich geändert. Die Pandemie hat das Bewusstsein in der Bevölkerung dafür geschärft, wie wichtig körperliche Fitness für das Wohlbefinden und die Prävention sind. Viele Menschen sind bereit, in ihre Gesundheit zu investieren. Gleichzeitig

nehmen Zivilisationskrankheiten wie Arthrose, Rückenschmerzen, Adipositas, Diabetes und psychische Leiden zu und unsere Gesellschaft wird immer älter. Auch für ältere Menschen, die möglicherweise Hemmungen haben, in ein Fitnessstudio einzutreten, bietet medizinisches Gesundheitstraining eine niedrigschwellige Lösung. Medical-Fitness-Anbieter:innen können sowohl Gesundheitstraining als ernstzunehmende Präventionsmaßnahme unter qualifizierter Anleitung positionieren als auch maßgeschneiderte Trainingskonzepte liefern und damit ihr Unternehmen auf ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein stellen.

Marktanalyse und Kund:innenbedürfnisse Wer mit dem Gedanken spielt, das Unternehmen zu erweitern, sollte sich gründlich mit den aktuellen Herausforderungen des Marktes und den Bedürfnissen der Kund:innen auseinandersetzen. Dazu gehört u. a. die Beantwortung der folgenden Fragen: Welchen Mehrwert/ Nutzen wollen wir unseren Kund:innen bieten? Wie können wir unsere Stärken als Team einbringen? Bietet der Markt vor Ort die Chance auf zusätzliches Einkommen? Ist das Team motiviert und bereit für die neuen Herausforderungen? Sehr wichtig ist auch der Blick durch die „Kund:innenbrille“: Wie heben wir uns mit unserem Konzept von der Konkurrenz ab? Wer ist unsere Zielgruppe, was sind ihre Bedürfnisse und an welchen „Stellschrauben“ müssen wir drehen, um Synergien zu nutzen und sie rundum zu begeistern (Rolli, 2021)? Physiotherapiepraxen können neben ihrer umfassenden Gesundheitsexpertise mit einem medizinisch orientierten Selbstzahler:innenbereich (beispielsweise mit Zirkel, EMS-Training, BIA-Messungen) und/oder mit Personal Training bei den Kund:innen punkten, ihnen neue Mehrwerte bieten und sie langfristig an das Unternehmen binden (Tetzlaff, 2020). Je individueller das Konzept auf den Standort, das Klientel und die eigenen Kompetenzen zugeschnitten ist, desto größer sind die Chancen auf Erfolg.

Unsere Experten

Auszug aus der Literaturliste Rolli, N. (2021). Neue Geschäftsfelder für Physiotherapeuten. medical fitness and healthcare, 01/2021, 62–64. Tetzlaff, S. (2020). Selbstzahlerbereiche als Erfolgsmodell. medical fitness and healthcare, 02/2020, 40–42. Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte presse@fitnessmanagement.de.

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Foto: contrastwerkstatt – stock.adobe.com

Im sportsmed-saar, Praxis für Physiotherapie, Sportphysiotherapie und ambulante Rehabilitation am Olympiastützpunkt in Saarbrücken, werden Diagnostik, Therapie und Training seit vierzehn Jahren sehr erfolgreich miteinander verknüpft. Hier trainieren zahlreiche Spitzensportler:innen. Im Doppelinterview erläutern die Geschäftsführer Oliver Muelbredt, Dipl.-Sportlehrer Schwerpunkt Rehabilitation, und Dirk Mund, Physiotherapeut, die Vorteile ihrer interdisziplinären Zusammenarbeit, des intensiven Austauschs und der ganzheitlichen Sicht auf Patient:innen und Kund:innen.



Aktuelles

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Gesundheitstraining

Oliver Muelbredt und Dirk Mund, Geschäftsführer sportsmed-saar

Symbiose aus Therapie und Training Das sportsmed-saar ist eine Praxis für Physiotherapie, Sportphysiotherapie und ambulante Rehabilitation am Olympiastützpunkt in Saarbrücken. Seit der Gründung 2008 ist es stetig gewachsen und hat sich permanent in Bezug auf Fortbildungen und Diagnosemöglichkeiten weiterentwickelt. Hier trainieren sowohl Kaderathlet:innen als auch Patient:innen. Neben der therapeutischen Behandlung wird ein klassischer Selbstzahler:innenbereich angeboten. Die Geschäftsführer Oliver Muelbredt, Trainingstherapeut und Athletiktrainer, und Dirk Mund, Physiotherapeut, schaffen eine optimale Verbindung aus Therapie und Training. Im Doppelinterview erläutern beide, welche Vorteile und Synergieeffekte sich aus diesem Konzept ergeben.

Fotos: contrastwerkstatt – stock.adobe.com | Andreas Schlichter

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mfhc: Sie bieten Physiotherapie und medizinische Trainingstherapie an. Wollten Sie von Anfang an eine Symbiose aus Therapie und Training schaffen? Oliver Muelbredt: Ja, unbedingt. Ein Patient soll und muss ganzheitlich gesehen werden, im Sinne einer Erweiterten Ambulanten Physiotherapie (EAP) ja sowieso. Deshalb ist es sehr wichtig, dass ein komplettes Kompetenzteam aus Physiotherapeut:innen, Osteopath:innen, Manualtherapeut:innen und Diplom-Sportlehrer:innen fachübergreifend eine:n Patient:in betreut. Was unterscheidet Ihren Ansatz von herkömmlichen Physiotherapiepraxen? Oliver Muelbredt: Wir verfügen über einen großen Pool an apparativen Möglichkeiten: AlterG Laufbandanalyse, isokinetische Testmaschinen für untere und obere Extremitäten sowie Rumpftestungen, Elektromyografie (EMG), KangaTech, physikalische Therapie usw. Vor Kurzem haben wir ein Gerät angeschafft, mit dem man sowohl einen kompletten Hüftstatus erheben als auch kleinste Muskelgruppen und Gelenke testen kann. Neben EMG-Messungen besteht auch die Möglichkeit eines EMG-Biofeedbacktrainings, das dem:der Patient:in bei der Ansteuerung eines einzelnen Muskels hilft und ihn:sie diesen wahrnehmen lässt oder defizitär eben auch nicht. Ein Skillcourt, ein Gerät, das die Wahrnehmung äußerer Reize in Bewegungsmustern und somit Wahrnehmung und Reaktionsverhalten aufzeigt, sowie ein Antigravitationslaufband, auf dem man eine:n Patient:in mit bis zu 70 Prozent reduziertem Körpergewicht trainieren lassen kann, runden das Angebot ab. Welche medizinischen, trainingswissenschaftlichen, psychologischen und betriebswirtschaftlichen Aspekte haben Sie dazu bewogen, das sportsmed-saar in diesem Bereich zu positionieren? Dirk Mund: Aus medizinischer Sicht wollten wir ein Rundumpaket schnüren. Schon zu Beginn unserer beruflichen Laufbahn haben wir die Vorteile einer interdisziplinären Zusammenarbeit zu schätzen gelernt. Ich habe vor unserer Gründung in der Schweiz und in Luxemburg gearbeitet und diese Symbiose vermisst, da es dieses Behandlungskonzept so dort nicht gab. Aus psychologischer Sicht wissen es die Patient:innen zu schätzen, dass zwischen Therapie und Trainingstherapie ein enger Austausch stattfindet. Das schafft Vertrauen, welches unheimlich wichtig für den Therapieerfolg ist. Und man muss auch sagen, dass Krankengymnastik am Gerät (KG-Gerät) sehr gut vergütet wird und deshalb aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist. Inwieweit profitieren die Physiotherapie mit den vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten und die Angebote zur medizinischen Trainingstherapie (MTT) voneinander? Oliver Muelbredt: Wir sehen uns alle als Therapeut:innenteam, das im Sinne des:der Patient:in interagiert. Physiotherapie und MTT tauschen sich täglich auf dem kurzen Dienstweg aus. Einmal pro Woche werden Problemfälle im gesamten Team diskutiert, um eine 01/2022 | medical fitness and healthcare

Oliver Muelbredt Oliver Muelbredt ist Diplom-Sportlehrer mit dem Schwerpunkt Rehabilitation und Athletiktrainer am Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland. Er bereitet Athlet:innen diverser Disziplinen auf Weltmeisterschaften und die Olympischen Spiele vor und betreut Spitzensportler:innen, u. a. Rennfahrer Timo Bernhard. Gleichzeitig ist er Geschäftsführer des Rehazentrums sportsmed-saar, das ebenfalls seinen Sitz am Olympiastützpunkt hat.

Dirk Mund Dirk Mund ist Physiotherapeut, Sportphysiotherapeut, Heilpraktiker und Osteopath mit vielfältigen Zusatzausbildungen. Nach Tätigkeiten in der Schweiz und in Luxemburg ist er heute Geschäftsführer des sportsmed-saar, außerdem Lehrbeauftragter an der Universität des Saarlandes und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). 2008 war er Physiotherapeut bei den Olympischen Spielen und ist Lizenzinhaber von „DOSBSportphysiotherapie“ und ausgebildeter Golf-Physio-Trainer.


Aktuelles

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Gesundheitstraining

Oliver Muelbredt: In Zeiten von ärztlicher Budgetierung der Rezepte reichen die Verordnungsmöglichkeiten oftmals nicht aus, um eine Therapiemaßnahme vollständig zu Ende zu führen. Deshalb zeigt die Therapie oft nur einen Weg zum Erfolg auf, der nach Ende der Therapiemaßnahme weitergeführt und zu Ende gebracht werden muss. Das war der Grund, warum wir einen Selbstzahler:innenbereich eingerichtet haben, um den Patient:innen die Möglichkeit zu geben, weiter von uns betreut zu werden. Dirk Mund: In allen Leitlinien für muskuloskelettale Beschwerden wird Bewegungstherapie empfohlen. Durch die Erstbehandlung mit Rezept haben die Patient:innen schon ein Vertrauensverhältnis aufgebaut und werden dann gern weiter von uns betreut.

maximale Betreuung und maximalen Output für den:die Patient:in zu gewährleisten. Durch welche unternehmerischen Maßnahmen sichern Sie im Praxisalltag diese Synergieeffekte? Oliver Muelbredt: Wir setzen ganz klar auf standardisierte Testmöglichkeiten und Screenings, um muskuläre Dysbalancen im Kraftbereich und Ansteuerungsprobleme im Bereich der Neurologie des:der Patient:in oder Athlet:in aufzuzeigen. Hier haben wir in den letzten Jahren intensiv investiert. Des Weiteren haben wir in Zusammenarbeit mit externen Expert:innen eine Testbatterie für unsere Bedürfnisse entwickelt und orientieren uns hier an den Zielbereichen „Return to activity, sport, competition“. Dirk Mund: Durch die Investition in Messsysteme können wir sagen „Stop guessing, start assessing“. Wir wollen valide Aussagen über Beschwerdeursachen treffen. Dazu braucht es reliable Testmöglichkeiten. Das wissen die Patient:innen zu schätzen. Durch diese Möglichkeiten können wir u. a. vergleichbare Wiederholungstests ausführen und auch unsere Therapie überprüfen. Bei uns gibt es keine „Pi mal Daumen“-Therapie. Welche Bedeutung haben die Mitarbeiter:innen und deren Qualifikationen für die erfolgreiche Verzahnung von Therapie und Training? Oliver Muelbredt: Jede:r Therapeut:in ist extrem wichtig und trägt mit seinem:ihrem Engagement, der Qualifikation und Erfahrung dazu bei, dass die Patient:innen optimal versorgt werden und schnellstmöglich therapiert werden können. Damit prägt jede:r Einzelne den Ruf von sportsmed-saar immens und nachhaltig mit. Das Team ist sportsmed-saar, nicht nur Dirk und ich.

Wie entscheidend ist aus Ihrer Sicht das weiterführende Training nach Abschluss einer therapeutischen Leistung?

Dirk Mund: Man sagt, dass der Therapieerfolg zu 50 bis 70 Prozent von der Bindung zwischen Patient:innen und Therapeut:innen abhängt. Fühlt sich ein Patient nicht ernst genommen oder mit seinen Problemen allein gelassen bzw. hat das Gefühl, dass hier nur Standardtherapie angeboten wird, dann wird es mit dem Therapieerfolg nichts. Welche Rolle spielt das Athletiktraining am Olympiastützpunkt (OSP) Rheinland-Pfalz/Saarland für Ihr Unternehmen und Angebot? Oliver Muelbredt: Die Arbeit mit den Athlet:innen des OSP schafft auch hier wieder Raum für Vertrauen, sodass viele meiner Athlet:innen im Verletzungsfall ihre Rehamaßnahme auch in meinen bzw. unseren Händen lassen und sich durch bekannte Gesichter gut betreut fühlen. Während des Rehaprozesses können hier schon Schwerpunkte hinsichtlich der Sportartspezifik gesetzt werden. Wir sehen die Athlet:innen ganzheitlich und haben so die Möglichkeit, an Baustellen zu arbeiten, die nicht im verletzten Bereich liegen und für die im Alltag wenig Zeit bleibt. Somit ist die Reha auch immer eine Chance, die Athlet:innen im gesamten Anforderungsbereich ihrer Sportart besser und stabiler zu machen. Der Vorteil hier ist natürlich auch, dass ich nach Abschluss der Reha unabhängig von Verordnungen weiter an den Problemen des:der Athlet:in im Athletiktraining arbeiten und ihn:sie so ganz gezielt in die Sportart zurückführen kann. Was hat sich seit der Gründung des sportsmed-saar verändert? Oliver Muelbredt: Unsere Eröffnung war am 15. September 2008. Seitdem sind wir stetig gewachsen, nicht 01/2022 | medical fitness and healthcare

Fotos: sportsmed-saar

Dirk Mund: Wir sind mit unserem Therapeut:innenteam breit aufgestellt, sodass jede:r Patient:in seinen:ihren Therapeut:in finden kann. Die Mitarbeiter:innen in allen Bereichen sind das Herz der Praxis.

Wie wichtig ist dabei die Bindung zwischen den Patient:innen und Trainer:innen auch aus psychologischer Sicht? Oliver Muelbredt: Immens wichtig. Das Vertrauensverhältnis und der Vertrauensvorschuss sind sehr hoch und das psychologische Verhältnis zwischen Patient:innen und Therapeut:innen ist entscheidend für den Rehabilitationsbereich.


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nur personell, sondern auch inhaltlich, was Fortbildungen und apparative Möglichkeiten betrifft. Dirk Mund: Der Gerätepark in unserem Kraftraum wurde 2014 komplett ausgetauscht, im Rahmen der räumlichen Erweiterung von 225 auf 450 Quadratmeter. Insgesamt ist die Praxis von 450 auf über 700 Quadratmeter gewachsen, denn neben den Behandlungsräumen und Trainingsmöglichkeiten haben wir die Praxis um ein Biomechaniklabor erweitert. Dort können wir die Patient:innen noch besser screenen und die Therapie noch individueller gestalten. Bekommen Sie in Ihrem Unternehmen den zunehmenden Fachkräftemangel im Ersten und Zweiten Gesundheitsmarkt zu spüren? Oliver Muelbredt: Ja, das ist ein großes Problem und stellt die gesamte Branche vor eine schwierige Aufgabe. Dirk Mund: In der Vergangenheit mussten Physiotherapeut:innen ihre Ausbildung selbst bezahlen. Aufgrund der schlechten Verdienstaussichten wurde daraus ein echter Fachkräftemangel. Das bekommen viele Praxen jetzt zu spüren. Inwieweit waren Sie von der Corona-Pandemie betroffen und wie konnten Sie auf die Herausforderungen reagieren? Oliver Muelbredt: Als Unternehmen des Ersten Gesundheitsmarktes durften wir auch in Corona-Zeiten geöffnet bleiben. Das Problem war, dass die Patient:innen aus Verunsicherung und Angst zu Beginn des ersten Lockdowns ausgeblieben sind. Dieser Zeitraum von circa sechs bis acht Wochen war mehr als beängstigend. Hat sich durch die Pandemie die Nachfrage nach bestimmten Leistungen verändert? Oliver Muelbredt: Ich habe das Gefühl, dass den Menschen in der Pandemie bewusst geworden ist, wie wichtig die eigene Gesundheit ist und dass es nicht selbstverständlich ist, sich uneingeschränkt sportlich betätigen zu können Haben Sie in den vergangenen Jahren bedingt durch die Pandemie verstärkt auf die Digitalisierung gesetzt? Von welchen Aspekten profitieren Sie in welchen Bereichen, wo sind die Grenzen? Oliver Muelbredt: Im Athletiktraining mit den Profis haben wir auf Online-Training gesetzt. Ich war anfangs extrem skeptisch, ob das funktionieren kann. Letztendlich hat es aber außergewöhnlich gut funktioniert und die Athlet:innen waren sehr froh, unter Anleitung weiter an ihrer Performance arbeiten zu können. Diese Entwicklung freut mich sehr, da sie mir heute die Möglichkeiten gibt, meine Athlet:innen zu betreuen und Einfluss zu nehmen – egal, wo sie in der Welt gerade sind, ob im Wettkampf oder im Trainingslager. Diese Möglichkeit schweißt das Trainer:innen- und Athlet:innenteam nochmal mehr zusammen. 01/2022 | medical fitness and healthcare

Dirk Mund: In der Therapie wurden Online-Behandlungen bundesweit angeboten. Ich sehe das eher als Konzept für die Zukunft. Momentan finde ich es noch schwierig, Therapie in dieser Form anzubieten, denn dazu gehören ja auch ein paar Grundvoraussetzungen. Es ist schwierig, mit den Patient:innen nur Übungen durchzugehen. Anders als bei Sportler:innen ist oft das Körpergefühl nicht so gut ausgeprägt und der:die Therapeut:in kennt die Patient:innen weniger gut als ein:e Trainer:in ihre Athlet:innen. Es gibt aber technische Entwicklungen, mit denen man auch online z. B. taktile Reize geben kann, um die Patient:innen zu stimulieren. Das wird mit Sicherheit spannend. Welche Entwicklungen erwarten Sie in den kommenden Jahren für die Physiotherapie und das medizinische Training? Oliver Muelbredt: Aus meiner Sicht wird die Tendenz immer mehr zu klar strukturierten Unternehmen gehen, die nachhaltige Konzepte mit standardisierten Test- und Protokollierungsmöglichkeiten aufweisen können. Dirk Mund: Digitalisierung ist natürlich ein großes Thema. Im Gesundheitswesen wird die Telematik eingeführt. Während der Pandemie wurden auch in der Physiotherapie Online-Behandlungen durchgeführt. Die Spitze des Fachkräftemangels ist noch nicht erreicht. Von daher müssen wir als Praxisbetreiber für Angestellte attraktiv bleiben. Wie können Betreiber:innen ihr Unternehmen innovativ und zukunftssicher aufstellen? Oliver Muelbredt: Wir versuchen, uns breit aufzustellen, Kooperationen mit Ärzt:innen und Betrieben aus dem Gesundheitsbereich weiter auszubauen und uns fachlich sowie hinsichtlich der apparativen Ausstattung auf dem neuesten Stand zu halten. Auch die Zusammenarbeit mit Krankenkassen, Gesundheitsexpert:innen und weiteren Gesundheitsdienstleister:innen gehört hierzu. Dirk Mund: Man muss die Augen und Ohren für innovative Entwicklungen offenhalten. Ein „Wir machen das schon immer so“ oder die Angst vor Investitionen wird ein Unternehmen nicht weiterbringen.


Aktuelles

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Aktion & Veranstaltung

Marco Wolter (FitnessLoft) und Mike Schommer (Motivitas Fitness GmbH) haben sich als eine der Ersten mit ihren Studios der Aktion angeschlossen

Die Auftaktveranstaltung zur „Fitmach-Aktion“ traf auf große Resonanz unter den Fitness- und Gesundheitsstudios, bei der regionalen Presse und in der Politik

In spannenden Impulsvorträgen gaben die Referierenden Einblick in ihre Beweggründe zur Teilnahme am Projekt

Prof. Dr. Sarah Kobel (l.), Projektleiterin, gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Samira Rzakulieva (r.)

Modellprojekt für mehr Fitness und Gesundheit

„Fitmach-Aktion“ für das Saarland gestartet Text: Carolin Schmidt

Das saarländische Gesundheitsministerium hat in Kooperation mit der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) als Projektverantwortliche und dem Verein für Prävention und Gesundheit im Saarland (PuGiS e. V.) als Projektpartner die „FitmachAktion: fit & gesund im Saarland“ initiiert. Mithilfe des Netzwerks aus Fitness- und Gesundheitsstudios in der Region sollen die Menschen zu regelmäßigem körperlichem Training motiviert und langfristig dafür begeistert werden. Schon jetzt sind über 60 Studios bei der Aktion dabei. Diesem Negativtrend möchten die Organisator:innen mit dem Modellprojekt „Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“ entgegenwirken.

Bewegungsmangel – die unterschätzte Gefahr Die negativen Folgen, die diese neuen Herausforderun01/2022 | medical fitness and healthcare

Fotos: DHfPG/BSA

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urch die coronabedingten Lockdowns mussten viele monatelang auf ihr Training in den Fitness- und Gesundheitsanlagen verzichten. Ohnehin inaktive Menschen verloren jegliche Motivation zur körperlichen Betätigung. Das Resultat: zunehmender Bewegungsmangel in der deutschen Bevölkerung.


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gen, wie Angst vor einer Ansteckung mit Corona, Existenzängste, Sorge um Angehörige und Freund:innen sowie soziale Isolation und der gleichzeitig fehlende Ausgleich durch Fitnesstraining hatten, untersuchten die DHfPG-Expert:innen in drei großen Studien (Kobel, 2021). Das Ergebnis: Sowohl das körperliche als auch psychische Wohlbefinden litt deutlich unter den Schließungen und damit unter dem fehlenden Training in den Studios. Viele Studien haben bereits die positiven Effekte von regelmäßigem körperlichem Training auf die Gesundheit erwiesen. Die Studienergebnisse der DHfPG verdeutlichen allerdings zusätzlich den zentralen Beitrag, den Fitness- und Gesundheitsstudios dabei leisten. Die Anlagen verfügen über das entsprechende Leistungsportfolio und qualifizierte Mitarbeiter:innen, um ein individuell ausgerichtetes Kraft- und Ausdauertraining anzubieten, das einen optimalen gesundheitsprotektiven Nutzen für die Menschen hat. Dennoch verfügen im Saarland beispielsweise nur 13,1 Prozent, also ca. 129.000 Personen, über eine Mitgliedschaft, obwohl im Schnitt 12,4 Anlagen auf 100.000 Einwohner:innen kommen – bundesweit sind es sogar nur 11,4 Anlagen (DSSV, 2022).

Ergebnisse werden anonymisiert gesammelt, ausgewertet und in Form eines Ergebnisberichts veröffentlicht. Für den Zeitraum der achtwöchigen Trainingsphase trainieren alle Proband:innen kostenfrei in den Studios.

Modellprojekt mit Auftaktveranstaltung gestartet Am 5. April 2022 fand in der Saarbrücker Zentrale der DHfPG die Auftaktveranstaltung zur „Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“ statt. Zahlreiche Vertreter:innen des Gesundheitsministeriums, der gesetzlichen Krankenkassen, der Fitness- und Gesundheitsbranche, der Medienlandschaft sowie die Expert:innen der DHfPG wohnten dem Event bei. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 25 Fitness- und Gesundheitsanlagen angemeldet. Während der Veranstaltung und danach stieß die Aktion auf so großen Zuspruch, dass aktuell bereits über 60 Betriebe, also etwa die Hälfte aller saarländischen Anlagen, mitmachen. Auch die offizielle Bewerbung der Aktion, die noch am Veranstaltungsabend startete, fand enormes Interesse in der Bevölkerung, sodass bereits jetzt eine große Zahl an Proband:innen angemeldet ist und viele schon mit dem Training begonnen haben.

Für ein gesundes Trainingsverhalten

Die Partner:innen

Die DHfPG, das Gesundheitsministerium des Saarlandes und der Verein PuGiS haben in Kooperation mit den saarländischen gesetzlichen Krankenkassen und lokalen Fitness- und Gesundheitsstudios die „Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“ ins Leben gerufen, um dem Bewegungsmangel in der Bevölkerung entgegenzuwirken und den Zugang zu regelmäßigem Fitnesstraining mit dem daraus resultierenden gesundheitsprotektiven Nutzen zu ermöglichen. Das Ziel ist es, zu dokumentieren und zu analysieren, inwiefern die Proband:innen während der Projektlaufzeit und darüber hinaus ein regelmäßiges Training in ihren Alltag integrieren konnten. Dieses Modellprojekt soll den Grundstein legen, damit Menschen mit einem bislang fehlenden oder unzureichenden Bewegungsverhalten ein Training langfristig in ihren Alltag integrieren und so aktiv einen Beitrag für ihre Gesundheit leisten.

Mit der „Fitmach-Aktion“ ist es erstmals gelungen, das saarländische Gesundheitsministerium, die DHfPG, den Verein PuGiS sowie die saarländischen gesetzlichen Krankenkassen und Fitness- und Gesundheitsanlagen in einem Projekt zu vereinen. Auch der DSSV e. V. – Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen unterstützt das Modellprojekt. Auf diese tolle Partnerschaft und Kooperation dürfen alle Beteiligten bereits jetzt sehr stolz sein. Und mit dem großen Engagement aller kann es gelingen, den Saarländer:innen den Zugang zu regelmäßigem körperlichem Training und zu dem damit einhergehenden Gesundheitsnutzen zu ermöglichen und sie langfristig dafür zu begeistern.

Training nach WHO-Empfehlungen Im Rahmen des Modellprojektes „Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“ werden 1.000 Proband:innen, die gar nicht, wenig oder unregelmäßig sportlich aktiv sind, in einem wohnortnahen Fitness- oder Gesundheitsstudio ihrer Wahl ein achtwöchiges, individuell ausgerichtetes Trainingsprogramm absolvieren, das den evidenzbasierten Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entspricht. Vor dem Start werden das aktuelle Trainings- und Bewegungsverhalten festgestellt. Nach der Hälfte und am Ende der acht Wochen sowie einige Zeit nach Projektabschluss dokumentieren die Fitnessfachkräfte vor Ort mithilfe von Fragebögen, wie oft die Proband:innen das Training absolviert haben und weiterhin absolvieren und wie das körperliche sowie mentale Befinden ausgeprägt sind. Die 01/2022 | medical fitness and healthcare

Die Initiatoren planen, diese Aktion auf das gesamte Bundesgebiet unter dem Motto „fit & gesund in Deutschland“ auszuweiten und der Politik sowie den Krankenkassen zu präsentieren.

Saarländische Studios können sich weiterhin per E-Mail an info@fitmach-aktion.de anmelden. Für Fragen stehen wir unter Tel.: +49 681 6855 457 zur Verfügung. Weitere Informationen zum Modellprojekt unter: www.fitmach-aktion.de Literaturliste Kobel, S. (2021). Auswirkung der Corona-Krise auf das Trainingsverhalten. Zugriff am 02.02.2022. Verfügbar unter https://www.fitnessmanagement.de/fileadmin/ user_upload/Bilder_news/2021/01_januar/19_bis_20/Ergebnisbericht_dhfpg.pdf DSSV e. V. – Arbeitgeberverband Deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (Hrsg.). (2022). Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2022. Hamburg: Hrsg.


Aktuelles

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Aktion & Veranstaltung

Monika Bachmann Die CDU-Politikerin ist bereits seit 1994 Mitglied des saarländischen Landtages und übte schon mehrere Jahre davor neben ihrer beruflichen Tätigkeit u. a. als Versicherungskauffrau politische Ämter aus. Von 2014 bis April 2022 war sie Ministerin für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie.

mfhc: Frau Gesundheitsministerin a. D. Bachmann, Sie haben noch in Ihrer Zeit als Ministerin gemeinsam mit der DHfPG und dem Verein PuGiS e. V. die „FitmachAktion: fit & gesund im Saarland“ ins Leben gerufen. Warum haben Sie dieses Pilotprojekt gestartet? Und aus welchen Gründen gerade im Saarland? Monika Bachmann: Durch Datenerhebung der DHfPG wurde ersichtlich, dass die Corona-Pandemie die Problematik des Bewegungsmangels nochmals verschärft hat und dass auch selbst körperlich aktive Menschen während der Krise die Motivation zum körperlichen Training verloren haben. Wir haben das Pilotprojekt gestartet, um dem entgegenzuwirken.

Sehen Sie in der „Fitmach-Aktion“ das Potenzial, bundesweit die Themen Fitness und Gesundheit populärer zu machen? Wenn ja, warum? Wir unterstützen das Projekt, weil wir uns hierdurch eine langfristige Steigerung der körperlichen Aktivität der saarländischen Bevölkerung erhoffen. Sofern in anderen Bundesländern noch keine vergleichbaren Projekte stattfinden, könnte das hier durchgeführte Vorhaben bei positiven Ergebnissen sicherlich auch als Modellprojekt und Vorbild dienen. Bewegungsmangel ist kein spezifisch saarländisches Problem. Das Konzept hat daher auch das Potenzial, auf andere Bundesländer übertragen zu werden.

Neben verschiedenen anderen Faktoren gehört körperliche Inaktivität bzw. Bewegungsmangel zu den Hauptrisikofaktoren für nichtübertragbare Erkrankungen, wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, psychische Störungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen, kurz MSE. Laut dem Bericht „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2014/2015 – EHIS) gaben 48,0 Prozent der befragten saarländischen Männer an, mindestens 2,5 Stunden pro Woche ausdaueraktiv zu sein und 34,6 Prozent mindestens zwei Mal pro Woche muskelkräftigende Übungen zu absolvieren. Bei den saarländischen Frauen war der Anteil mit 35,9 Prozent Ausdaueraktivität und 24,0 Prozent Muskelkräftigungsaktivität deutlich geringer.

Weshalb ist Ihrer Meinung nach die Fitness- und Gesundheitsbranche eine so wichtige Akteurin, wenn es um den Erhalt der Gesundheit geht? Um die körperliche Aktivität der Bevölkerung zu steigern, sind viele Ansätze und viele beteiligte Akteur:innen wichtig. Hierzu gehört natürlich auch die Fitnessund Gesundheitsbranche, da hier Menschen ihrem Körper etwas Gutes tun und regelmäßig unter Anleitung trainieren können. Das Projektkonzept ermöglicht Menschen mit fehlendem oder unzureichendem Bewegungsverhalten den Zugang zu Fitness- und Gesundheitsanlagen, wo sie nach einem auf sie zugeschnittenen Trainingsplan, der auf den Empfehlungen der WHO basiert, und mit bedarfsorientierter Unterstützung durch qualifiziertes Personal trainieren können. Damit soll regelmäßige körperliche Aktivität in das Leben der Saarländer:innen – auch über die Dauer des Projektes hinaus – integriert werden, um die genannten Vorteile für die Gesundheit realisieren zu können. Deshalb war es mir ein wichtiges Anliegen, dieses Modellprojekt zu unterstützen, um hierdurch die körperliche Aktivität der Saarländer:innen zu erhöhen.

Sie engagieren sich seit Jahren auf Landes- und auf Bundesebene für mehr Bewegung und Prävention.

Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie Geleitet wurde das Ministerium bis April 2022 von Ministerin Monika Bachmann mit Unterstützung des Staatssekretärs Stephan Kolling. Die Mitarbeiter:innen widmen sich in den verschiedenen Abteilungen u. a. den Themen „Soziales, Inklusion, soziales Ehrenamt“, „Jugend, Senioren, Familien und Frauen“, „Sozialversicherung, Gesundheits- und Pflegeberufe, Krankenhauswesen“ und „Gesundheit und Prävention“. Das Ministerium trägt somit die Verantwortung in vielen Themengebieten: von Freiwilligendiensten und Tafeln über Gleichstellungs- und Frauenpolitik bis hin zum Gesundheitswesen und der Arzneimittelüberwachung.

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Fotos: Carsten Simon photography | PuGiS e. V.

Durch ein Mindestmaß an einem körperlich aktiven Lebensstil wäre eine Vielzahl der genannten Gesundheitsprobleme weitgehend vermeidbar oder sie würden verringert. Aus diesem Grund sind Maßnahmen sinnvoll, die dem Bewegungsmangel entgegenwirken und das Bewegungsverhalten der Bevölkerung verbessern. Studien der DHfPG (2021) zeigen, dass die Bereitschaft, künftig mehr auf die eigene Gesundheit zu achten, in der Bevölkerung zwar gegeben ist, die Umsetzung dieser Verhaltensintention aber nur einem Teil der Menschen ohne aktive Unterstützung durch eine:n qualifizierte:n Gesundheitsdienstleister:in aktuell gelingt. Genau an dieser Stelle setzt das Projektkonzept an. Ich freue mich, dass auch die saarländischen Krankenkassen dieses Projekt mitfördern und PuGiS ebenfalls beteiligt ist.


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Dirk Mathis Dirk Mathis ist seit 2019 Geschäftsführer von PuGiS e. V. Ebenfalls ist er als Autor für Fachzeitschriften aktiv. Sein Ziel ist es, für alle Saarländer:innen, speziell Kinder und Jugendliche, bessere gesundheitsförderliche Strukturen zu schaffen und ein „gesundes Aufwachsen“ zu ermöglichen.

mfhc: Herr Mathis, Sie sind Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins für Prävention und Gesundheit im Saarland (PuGiS e. V.), der u. a. vom GKV-Bündnis für Gesundheit gefördert wird, und unterstützen die „Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“ der DHfPG und des saarländischen Gesundheitsministeriums. Wie hat sich Corona auf die gesundheitliche Situation der saarländischen Bevölkerung ausgewirkt? Dirk Mathis: Die Corona-Pandemie hat Veränderungen in fast allen Bereichen der Gesellschaft beschleunigt und verstärkt. Aber nicht nur aus gesellschaftspolitischer, sondern auch aus gesundheitlicher Perspektive hinterlässt die Pandemie ihre Spuren. Wie in ganz Deutschland hat die Pandemie auch weitreichende Auswirkungen auf die Alltagsstruktur der saarländischen Bürger:innen, was die negative Entwicklung von Zivilisationskrankheiten über alle Lebensphasen hinweg begünstigt. Vor allem die während der Pandemie geltenden Kontaktbeschränkungen, ein in dieser Zeit übermäßiger Medienkonsum, fortschreitender Bewegungsmangel und auch Fehlernährung stellen ein zusätzliches hohes Risiko für Zivilisationskrankheiten dar. Welche Rolle spielt die Fitness- und Gesundheitsbranche in Bezug auf die physische und psychische Gesundheit dieser Menschen im Speziellen? „Mens sana in corpore sano“ lautet eine lateinische Redewendung, die übersetzt „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ bedeutet. Eine Vielzahl an Studien hebt die Zusammenhänge zwischen körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit auf der emotionalen, aber auch auf der kognitiven Ebene über alle Lebensphasen hinweg hervor.

sogar eine mit spezifischen Gesundheitsgefährdungen belastete Zielgruppe, die älteren Personen, erreichen. Durch die konkrete Ansprache im Rahmen des Modellprojektes besteht die große Chance, diese Zielgruppe kurzfristig „in Bewegung“ zu bringen und hoffentlich auch langfristig für ein Mehr an Bewegung im Tagesablauf zu begeistern. 2. Wir wollen unseren Beitrag zu einer breitgefächerten kommunalen Allianz zur Bewegungsförderung leisten. Durch das Zusammenführen von Hauptamt (z. B. Gesundheitsstudio) und Ehrenamt (v. a. Sportverein) in kommunalen Lenkungsgruppen oder kommunalen Präventionskonferenzen wollen wir zwei entscheidende kommunale Player zusammenführen, einen Austausch ermöglichen, eventuelle Ängste beseitigen und mögliche Fusionen anregen. 3. Wir erhoffen uns, durch die begleitend durchgeführte Evaluation einen Aufschluss über die relevanten Zusammenhänge von geplantem Input sowie realem Output zu erhalten. Nicht zuletzt sind wir aber auch auf das Outcome in Bezug auf die Zielgruppe gespannt. Im Optimalfall erhalten wir sogar einen konkreten Impact, also z. B. längerfristige positive Auswirkungen auf die (saarländische) Gesellschaft. Ebenfalls sollen die mit der Durchführung der Studie einhergehenden Ergebnisse nicht nur allen teilnehmenden Proband:innen, sondern auch der Fachöffentlichkeit und damit auch allen Saarländer:innen präsentiert werden.

Alternative Sporträume müssen erschlossen werden und die bekannten Möglichkeiten ergänzen. Die Chancen, die die Fitness- und Gesundheitsbranche bietet, sind enorm, da sie die vorhandenen kommunalen Ressourcen um ein Vielfaches erweitern kann. Was möchten Sie mit dem Modellprojekt erreichen? Wir haben drei unterschiedliche Ziele formuliert, die aber auch alle miteinander in Verbindung stehen: 1. Wir können durch das Modellprojekt unsere indirekte Zielgruppe der Kampagne „Das Saarland lebt gesund!“, nämlich alle saarländischen Bürger:innen und 01/2022 | medical fitness and healthcare

Prävention und Gesundheit im Saarland (PuGiS e. V.) Prävention und Gesundheit im Saarland (PuGiS e. V.) ist ein gemeinnütziger Verein, der derzeit Projektträger von drei unterschiedlichen Projektbereichen ist: „Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit“, „Verzahnung von Arbeitsund Gesundheitsförderung“ sowie „Das Saarland lebt gesund!“. Der Verein unterstützt saarländische Kommunen fachlich vor allem in den Themen Gesundheitsförderung und Prävention sowie Gesundheitsplanung, besonders in den drei Bereichen Vernetzung, Qualifizierung und Beratung.


Aktuelles

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Fachmesse | Anzeige

Fitness als Garant für Gesundheit

Die FIBO ist zurück Mit dem neuen Aufschwung geht der Blick nach vorne: Die FIBO ist zurück und die Fitnessbranche wieder in Bewegung. Wie groß die Potenziale für Fitness, Wellness und vor allem Gesundheit sind, hat die FIBO deutlich gemacht.

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ünktlich am Weltgesundheitstag setzte sie wieder ein, die Sogwirkung der größten Fitnessmesse der Welt: 51.270 Besucher:innen waren vom 7. bis 10. April nach Köln gekommen. Auch international zog die FIBO bereits wieder Expert:innen aus 109 Ländern an. Mit im Gepäck: konkrete Projekte und Investitionsvorhaben sowie die Lust am Entdecken einer längst überfälligen Innovationsvielfalt, aber auch viele Lifestylethemen für die internationale Community.

FIBO Event Director Silke Frank. „Der Trend, mit Sport die Gesundheit zu fördern, Krankheiten vorzubeugen und Heilungsprozesse zu unterstützen, ist nicht neu, wurde aber durch die Pandemie weiter beschleunigt. Fitnesstraining, Healthy Nutrition und Wellness sind längst Teil einer ganzheitlichen Gesundheitsprävention“ – und das altersunabhängig. Entsprechend spiegelte sich das im Interesse der FIBO-Besucher:innen wider.

„Die FIBO 2022 hat klar gezeigt: Die Branche schaut nach vorne – auf neue Konzepte und neue Zielgruppen. Getrieben von einer zunehmenden Integration des Themas Gesundheit in alle Marktsegmente. Ganz nach dem Motto: ‚Health is Wealth‘“, ist Benedikt Binder-Krieglstein, CEO des Veranstalters RX Austria & Germany, überzeugt. Über den gelungenen Restart sagt er: „Ich bin stolz darauf, dass die FIBO nach wie vor die wegweisende Plattform der Branche ist. Mehr als 500 Aussteller:innen zeigten sich begeistert von der großen Zahl und vor allem der hohen Qualität der Besucher:innen.“

Die Fitnessbranche leistet mit innovativen Geräten und Trainingsprogrammen einen entscheidenden Beitrag zur Entlastung des Gesundheitssystems. Entsprechend stehen die Zeichen auf Entspannung. So stieg die Anzahl der Studiomitglieder bereits im vergangenen Jahr in Europa wieder um eine Million. Auch die Zahl der Fitnessstudios in Europa konnte wieder leicht zulegen. Das sind die Ergebnisse des „European Health & Fitness Market Report 2022“ von Deloitte im Auftrag von Europe Active. Dieser wurde zum Auftakt der FIBO im Rahmen des EHFF in Köln veröffentlicht.

Entspannung des Marktes in Europa

Das Thema Gesundheit stand ganz klar im Fokus dieser FIBO. „Nach zwei Jahren mit drastisch eingeschränkten Bewegungsangeboten ist die Bedeutung von Fitness für die Gesunderhaltung nochmals enorm gestiegen“, so

FIBO 2023 – save the date: 13. – 16. April 2023, Koelnmesse www.fibo.com

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Foto: © Oliver Wachenfeld

Fitnessbranche: Schlüssel zu mehr Gesundheit


Anzeige | FIBO Congress

Spannende Vorträge. Interessante Praxistipps. Gute Gespräche. Der FIBO Congress vom 7. bis 9. April 2022 war ein Erfolg. Renommierte Referent:innen lieferten in ihren Vorträgen neuen Input für die tägliche Praxis in Fitness- und Gesundheitsstudios und den Besucher:innen wurde viel Raum für den persönlichen Austausch geboten.

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pannender wissenschaftlicher sowie praxisorientierter Input und viel Raum für interessante Gespräche zwischen Referent:innen und Teilnehmenden – so lässt sich der FIBO Congress, der erstmals von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie unter Federführung der FIBO organisiert und durchgeführt wurde, zusammenfassen.

Foto: DHfPG/BSA

Programm mit Topthemen der Branche Im Congress Centrum Nord Koelnmesse fanden Studierende, Mitarbeitende und Entscheidungsträger:innen der Branche zusammen, um sich über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Trends der Branche zu informieren. Die Teilnehmenden durften sich auf mehr als 80 kurzweilige und aktuelle Vorträge von Top-Speakern der Branche wie Ralf Capelan, Prof. Dr. Christoph Eifler, Henrik Gockel, Prof. Dr. Julia Krampitz oder Prof. Dr. Wolfgang Kemmler in den Themensträngen Management von Fitness- und Gesundheitsanlagen, Training, Ernährung, Mentale Fitness/Coaching, Physiotherapie, Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), EMSTraining und Management, Sun, Beauty & Care sowie Existenzgründung freuen. Zusätzlich lud die Örtlichkeit zum Verweilen und zum intensiven Austausch mit Branchenkolleg:innen ein. Auch 01/2022 | medical fitness and healthcare

die Referent:innen standen nach ihren Vorträgen gern für Gespräche mit den Besucher:innen zur Verfügung.

Erster FIBO Congress erfolgreich zu Ende gegangen Trotz der anhaltenden coronabedingten Unsicherheit und Zurückhaltung in der Bevölkerung trafen sowohl der Fachkongress als auch die Leitmesse auf positive Resonanz. Das zeigt, wie sehr die Menschen solche Treffen vermisst haben. Alle Anwesenden waren sichtlich erfreut, wieder an einer Vor-Ort-Veranstaltung teilnehmen zu können und nach so langer Zeit wieder mit Partner:innen, Bekannten und Freund:innen aus der Branche persönlich in Verbindung zu treten und auch neue Kontakte zu knüpfen.

SAVE THE DATE – FIBO Congress 2023 Die DHfPG, die BSA-Akademie und die FIBO möchten an diesen ersten Erfolg des Kongresses anknüpfen und starten in die Vorbereitungen für 2023. Merken Sie sich also bereits jetzt den 13. bis 15. April 2023 als Termin für den kommenden FIBO Congress vor und profitieren Sie von diesem besonderen Fachkongress im Rahmen der Fitnessleitmesse FIBO. www.fibo-congress.de

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Aktuelles

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Trainingssteuerung | Anzeige

Der Einstieg in das Training der Zukunft

milon YOU Die Innovation von milon feierte ihre Premiere auf der FIBO 2022: Der milon YOU stellt für alle Menschen und für jedes Trainingsmotiv – von Leistungssportler:in bis Patient:in – einen Einstieg mit hohem Erlebnisfaktor sicher. milon YOU verkürzt den Onboarding-Prozess, bietet einfache, regelmäßige Rechecks und gibt in Echtzeit leicht nachvollziehbare, konstruktive Rückmeldungen in perfekter 3D-Optik.

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ller Anfang ist – motivierend! Ein gelungener Start ins Training ist garantiert, wenn man milon YOU in seiner Einrichtung stehen hat. Die neue, weiterentwickelte Generation des biometrischen Bodyscanners steht für einen schnellen Trainingseinstieg mit hohem Erlebnisfaktor.

Onboarding: einfach, schnell, ganzheitlich

Während des Screenings lassen sich auch körperliche Einschränkungen sowie individuelle Schmerzpunkte und -zustände erfassen. Bereits im Studio vorhandene Tools und Körperwaagen können problemlos angesteuert werden.

Wolf Harwath, Geschäftsführer five

Erkennen, warum und wofür man trainiert Bei der Entwicklung von milon YOU stand stets der:die User:in im Fokus. So sollen die Trainierenden ein besseres Verständnis für ihren eigenen Ist-Zustand und die angestrebten Ziele sowie Fortschritte auf dem Weg dorthin erhalten. Zu Beginn wird zwischen drei verschiedenen Trainingsmotiven ausgewählt. Wenn gewünscht, kann der passende Trainingsplan sogar automatisch zugewiesen werden. Dann stehen regelmäßige Rechecks auf dem Programm, die valide Auskunft über zentrale Fragen des Trainingszustandes geben – sowohl persönlich als auch im Vergleich zum Durchschnitt (Alter, Geschlecht). 01/2022 | medical fitness and healthcare

Fotos: milon | fitness MANAGEMENT

Weil der gesamte Onboarding-Prozess durch milon YOU maximal verkürzt wird, können neue Mitglieder schnell und einfach ins Training gebracht werden. In wenigen Sekunden sind die persönlichen Daten eingetragen und das Screening startet: Der Scan der Körpermaße liefert nun noch präzisere Ergebnisse für ein höchst individuelles und effizientes Training, das sofort beginnen kann. Denn wie gehabt stellen sich alle milon Q Geräte anhand der gemessenen Daten automatisch ein.

Im eng getakteten Studioalltag bleibt meist wenig Zeit für das Onboarding. Bei milon YOU haben wir daher besonderen Wert auf eine kinderleichte Bedienbarkeit gelegt.


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Im Rahmen von neuen Fitness- und Beweglichkeitstests stellen Trainierende ihre Reaktionsfähigkeit, Beweglichkeit und die kognitiven Fähigkeiten auf die Probe. Verständliche Auswertungen, die von neuen Visualisierungen unterstützt werden, sorgen dabei für noch mehr Motivation im Trainingsalltag.

3D-Avatar-Technologie Highlight von milon YOU ist eine neue 3D-Avatar-Technologie, die im Wettbewerbsumfeld einzigartig ist. Auf dem riesigen Display erscheint der:die Benutzer:in als digitales Abbild von sich selbst. Der wahlweise männliche oder weibliche Avatar schlüpft in die Rolle des:der Coach:in oder Trainingspartner:in und gibt in Echtzeit konstruktive Rückmeldungen, die beispielsweise die richtige Haltung betreffen. Die besondere 3D-Optik bringt die User:innen Experience auf ein neues Level.

In milon YOU steckt unsere gemeinsame Innovationskraft ebenso wie unsere 50-jährige Erfahrung bei der Gestaltung von effektivem und sicherem Training. Bernd Reichle, Geschäftsführer milon

VIKOMOTORIK™ Was ist das? Der Begriff setzt sich aus „visuell“, „kognitiv“ und „motorisch“ zusammen. Alle drei Fähigkeiten werden in einem kombinierten Training gemeinsam gefördert. Kopf und Körper sollen als vernetztes System wahrgenommen und aktiv trainiert werden. Wofür und für wen ist es gut? Ein gezieltes und regelmäßiges Training der vikomotorischen Fähigkeiten verbessert Schnelligkeit, Sehen, Wissen, Intelligenz und Motorik. Es trägt aktiv zur Demenzprävention bei, lässt die Trainierenden stressresistenter werden und eine bessere Reaktionsfähigkeit erreichen. Kurzum: VIKOMOTORIK™ ist für alle wichtig und ermöglicht Betreiber:innen, neue Zielgruppen wie Sportler:innen, Jugendliche, Rentner:innen oder Patient:innen zu erreichen. Warum ist es notwendig? Der Körper verliert mit zunehmendem Alter an Muskelmasse. Ähnlich verhält es sich mit der Leistungsfähigkeit des Gehirns. Erschwerend kommen die Faktoren unserer modernen Zivilisationsgesellschaft hinzu: Stress, falsche Ernährung und wenig Bewegung wirken sich negativ auf unsere kognitiven Fähigkeiten aus. Computer, Tablets und Handys beeinträchtigen unsere visuellen Fähigkeiten. Um die lebensnotwendigen vikomotorischen Fähigkeiten zu entwickeln, hat den Menschen in früheren Jahren das Leben selbst genügend Reize geboten – heute braucht es dafür gezieltes Training.

Innnovative Software und edles Massivholz Beim Design vereint die Produktneuheit die beiden Marken der milongroup: Wie bei den Geräten von five kommt edles Massivholz zum Einsatz. Der elegante Korpus wird nach höchsten Qualitätsstandards in Deutschland gefertigt. Im Inneren befinden sich, wie bei allen milon Geräten, innovativste Softwarelösungen für präzise Messungen und eine flüssige 3D-Darstellung. Die Wiedergabe erfolgt über einen 43 Zoll großen 4KBildschirm. Für ununterbrochene Funktionalität bietet milon YOU einen Offline-Mode sowie eine WLAN-Schnittstelle und der Funktionsumfang des Systems wird über Updates kontinuierlich erweitert.

milon YOU und die VIKOMOTORIK™ Der milon YOU ist das „Tor zum Training der Zukunft“, der VIKOMOTORIK™. Hinter dem Begriff versteckt sich die Kombination aus Kraft, Beweglichkeit und kognitiven Fähigkeiten – ein alternativloser Dreiklang für uneingeschränkte Lebensqualität bis ins hohe Alter. Ein gutes Beispiel hierfür ist der „Agility-Test“ am milon YOU. Hier müssen die Trainierenden Säulen ausweichen und dabei schnell reagieren. Das dafür notwendige Zusammenspiel von visuellen, kognitiven und motorischen Fähigkeiten ebnet den Weg in die neuen Trainingswelten von milon und five. www.milongroup.com 01/2022 | medical fitness and healthcare

Die beiden Geschäftsführer von milon und five, Bernd Reichle (l.) und Wolf Harwath, präsentierten den milon YOU auf der FIBO 2022


Aktuelles

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Fachkongress | Anzeige

Aufstiegskongress 2022

Zurück in Mannheim! Nach zwei Jahren „Aufstiegskongress ONLINE ONLY“ heißt es endlich wieder: Der Aufstiegskongress findet vor Ort in Mannheim statt! Vom 7. bis 8. Oktober 2022 treffen sich Mitarbeiter:innen, Partner:innen und Entscheider:innen der Branche im m:con Congress Center Rosengarten, um sich im Rahmen des bewährten Kongresskonzeptes über die aktuellsten Trends und Themen der Branche zu informieren und miteinander zu netzwerken.

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ufatmen – die Branche ist langsam wieder auf dem „Vormarsch“. Die Mitglieder kommen wieder zurück in die Anlagen und die wirtschaftliche Situation verbessert sich Schritt für Schritt. Und auch bei den so wichtigen Veranstaltungen und Treffen der Branche wie dem Aufstiegskongress lautet die Devise wieder: Zusammenkommen. Informieren. Netzwerken. Gemeinsam Spaß haben.

Bewährtes Kongresskonzept bleibt Obwohl in den zwei Jahren „Aufstiegskongress ONLINE ONLY“ die Resonanz der Branchenentscheider:innen sehr positiv war, haben die Zahlen v. a. in 2021 eines gezeigt: Die Menschen akzeptieren digitale Angebote als Alternative, aber sie wünschen sich die Vor-Ort-Veranstaltungen zurück.

Vorfreude auf topaktuelles Programm Auch in diesem Jahr dürfen sich die Besucher:innen auf spannende Vorträgen renommierter Referent:innen aus den Bereichen Fitness, Gesundheit, Ernährung, Management, Coaching und Gruppentraining freuen. Zusätzlich werden viele starke Unternehmen der Branche ihre neuesten Entwicklungen und Geräte im Rahmen der beliebten Partner-Ausstellung präsentieren. In der Speakers Corner haben Besucher:innen wieder viel Raum zum intensiven Austausch mit den Referent:innen des Aufstiegskongresses. Und auch das Rahmenprogramm wird den Entscheider:innen der Branche zahlreiche Möglichkeiten zum Netzwerken bieten.

Save the date – vor Ort in Mannheim! Merken Sie sich diesen Termin: 7. bis 8. Oktober 2022, m:con Congress Center Rosengarten. Und seien Sie dabei, wenn die Branche nach langer Zeit wieder auf dem Aufstiegskongress zusammenkommt.

Bleiben Sie up to date Melden Sie sich auf der Kongresswebsite zum kostenfreien Newsletter an oder folgen Sie uns auf Facebook. So bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen zum Aufstiegskongress immer aktuell informiert. Mehr Infos und Tickets unter: www.aufstiegskongress.de 01/2022 | medical fitness and healthcare

Foto: DHfPG/BSA

Aus dem Grund wird der Aufstiegskongress in diesem Jahr wieder im bewährten Konzept wie zuletzt 2019 durchgeführt. Dieser Vor-Ort-Kongress setzte mit mehr als 1.100 Teilnehmenden neue Maßstäbe. KeynoteSpeaker Jan Frodeno begeisterte die Zuschauer:innen mit einem fesselnden Vortrag über seine Karriere als Triathlet und die damit verbundenen physischen wie psychischen Herausforderungen. Zusätzlich konnten sich die Besucher:innen in unterschiedlichen Vorträgen von hochkarätigen Speaker:innen über die neuesten Entwicklungen der Branche informieren. Das abwechslungsreiche Rahmenprogramm mit Partner-Ausstellung, Speakers Corner und Get together rundete das Konzept des Aufstiegskongresses ab. An diesen Erfolg möchten die Veranstalter – die Deutsche Hochschule für Präven-

tion und Gesundheitsmanagement, die BSA-Akademie und die BSA-Zert – nun wieder anknüpfen.


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Branche

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Kommentar Albert Busek

Oliver Schmidtlein: Training & Therapie

Der „Mann mit dem Gummiband“ Text: Albert Busek

Oliver Schmidtlein wurde am 24. Juni 1965 in Bamberg geboren. Er gilt als einer der erfahrensten Physiotherapeut:innen, Rehatrainer:innen und Fitnesscoach:innen im deutschen Fußball. Darüber hinaus betreute er unter anderem Boris Becker, Katarina Witt und Franziska van Almsick. Viele Jahre lang war er für den FC Bayern München, den TSV 1860 München, die U 21-Nationalmannschaft und die deutsche Fußballnationalmannschaft tätig und trug entscheidend dazu bei, die Strukturen im deutschen Profifußball zu modernisieren. Seit 2008 betreibt er mit OSPHYSIO® training & therapie eine eigene Praxis für Physiotherapie und Rehabilitation.

Während der Vorbereitung der deutschen Fußballnationalmannschaft auf die Heim-WM 2006 machte ein neues Trainingssystem bundesweit Schlagzeilen. Auch die TV-Sender strahlten zur besten Sendezeit Beiträge über eine neue Methode aus, bei der austrainierte Fußballprofis im Entengang mit dem Deuserband® über den Platz watschelten. Das in den USA entwickelte System wurde hierzulande mehrheitlich abgelehnt, ja als lächerlich empfunden. Ein deutscher Physiotherapeut stand plötzlich bundesweit im Mittelpunkt der Medien und wurde zum „Mann mit dem Gummiband“: Oliver Schmidtlein. Fitnessikone Albert Busek kennt ihn seit über dreißig Jahren und führte mit ihm ein Interview.

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Seit 2008 ist Oliver Schmidtlein mit eigener Praxis in München höchst erfolgreich und hat nie aufgehört, sein Trainingskonzept weiterzuentwickeln, aus dem schließlich „Schmidtleins Functional Training“ entstand. 01/2022 | medical fitness and healthcare

Fotos: Oliver Schmidtlein | Albert Busek

rste Ideen zum Functional Training hatte Oliver Schmidtlein bereits in den Neunzigerjahren, als er zunächst die U 21-Nationalmannschaft betreute und dann mit dem legendären Hans-Jürgen Montag zusammenarbeitete, den er als seinen Mentor bezeichnet. Zweifellos ist er einer der Vorreiter:innen des Functional Trainings in Deutschland, wenn nicht sogar DER Visionär schlechthin.


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In den Folgejahren ließ Oliver Schmidtlein neue Erkenntnisse in sein Konzept einfließen und erweiterte die Leistungen in seiner Praxis kontinuierlich. Heute bilden diese drei Säulen sein ganzheitliches Konzept, um Menschen fit zu machen und diese Fitness dann nach persönlichen Zielsetzungen weiterhin dauerhaft zu fördern und zu betreuen: Physiotherapie, Rehabilitation, Training! Bis zum Beginn der Pandemie Anfang 2020 hat die Fitness- und Gesundheitsbranche eine höchst erfolgreiche Entwicklung erlebt und steht jetzt vor der größten Herausforderung seit ihren Anfängen vor über 60 Jahren. Ich habe mit Oliver Schmidtlein über sein Gesamtkonzept und die aktuelle Situation gesprochen. mfhc: Das Deuserband® und ähnliche Bänder gab es schon viele Jahre vorher. Was war zu Beginn bei deinem ursprünglichen Ansatz des Functional Trainings anders und was umfasst es für dich heute? Oliver Schmidtlein: Tatsächlich waren Gummibänder schon lange vor dem Functional Training Trend bekannt. Eigentlich kannte man sie mehr aus dem therapeutischen Kontext. Therabänder waren hauptsächlich für das Eigentraining der Patient:innen zu Hause im Einsatz. Das ist auch heute noch so. Hinzugekommen ist die Idee ihrer Verwendung im Leistungssport, als man sie auf dem Platz oder in der Trainingshalle bei Ballsportarten einsetzte. Hier sah man hauptsächlich die kleinen Gummischlaufen, die Sportler:innen um beide Unterschenkel oder Kniegelenke trugen. Auch wenn diese Übungen anfangs lächerlich gemacht wurden, so ergaben sich durch diese alte und neue Idee wegen der einfachen Logistik mehr Möglichkeiten. Auf diese Weise hat man einige gezielte Übungen in Warm-ups oder „OnField Athletikeinheiten“ einbauen können, ohne in den damals ungeliebten Kraftraum gehen zu müssen – falls es überhaupt einen gab. Man konnte mit der ganzen Mannschaft gleichzeitig Übungen machen. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. In der kommerziellen Fitnessszene wurden fortan spezielle Bungees und kräftige Gummischlaufen (in der Länge des Deuserbandes®, wie ein 28 Zoll Fahrradschlauch) eingesetzt, mit denen man explosive Bewegungen gegen Widerstand trainieren kann. Gummibänder haben für mich immer noch vorwiegend logistische Vorteile. Man kann sie überall hin mitnehmen, sie sind leicht. Auf Reisen habe ich immer einen Beutel mit einer Auswahl dabei. Wenn ich in einem Gym bin, verwende ich aber höchstens mal ein Miniband um die Knie bei Kniebeugen. Sonst bevorzuge ich dort Geräte und Gewichte. Du hast deine Praxis vor zwei Jahren um eine top ausgestattete Trainingsabteilung erweitert und bietest damit sozusagen Functional Fitness Plus an. Was hat dich zu diesem Schritt bewogen? Wir sind eine Physiotherapiepraxis, in der die Rehabilitation nach Verletzungen und OPs einen Schwerpunkt darstellt. Dort begleiten wir Menschen zurück in ihre Alltagsaktivitäten. Das bedeutet, dass wir auf deren sportliche Zielfunktion eingehen müssen. Um 01/2022 | medical fitness and healthcare

das Niveau zu erreichen, brauchten wir mehr Platz und auch ein paar zusätzliche Geräte. Uns war es wichtig, Freizeit- oder Profisportler:innen bis zur „On-Field Rehab“ zu bringen. Damit ist gemeint, dass sie beispielsweise mit ihrem Ball auf dem Platz wieder erste Trainingseinheiten absolvieren können. In der Endphase einer Reha unterscheidet sich das Training kaum vom Fitness- oder Performancetraining. Wir haben vielleicht ein paar mehr Stangen an der Decke und ein paar Geräte, die es im Fitnessstudio so nicht gibt. Dazu braucht man auch eine:n ausgebildete:n Trainer:in. Deswegen ist unser Gym jetzt auch ein guter Raum für Personal Training und Athletiktraining für Gesunde. Du hast schon als junger Mann gern in Fitnessstudios trainiert und bist auch als Best Ager in Topform und trainierst selbst regelmäßig. Wie gestaltest du dein persönliches Training? Ich fahre gern Rennrad. Das habe ich schon im Alter von 20 Jahren gemacht. Aber jetzt kann ich mir vernünftiges Material leisten. Das macht Spaß und ich habe nach dem Sommer wieder mein Idealgewicht. Im Gym trainiere ich gefühlt zu wenig und manchmal nicht regelmäßig genug. Da geht es mir phasenweise wie jedem anderen Menschen meines Alters. Manchmal fehlt im Alltag der Antrieb. Ich habe den Vorteil, alles vor der Nase zu haben und zu wissen, wie wenig es braucht, um sich danach besser zu fühlen. Dazu brauche ich die Umgebung eines Studios. Das motiviert mich. Während der Woche gehe ich dann auch eher in das Fitnessstudio, das hier um die Ecke angesiedelt ist. Da kann ich ohne Ablenkung 45 bis 60 Minuten für mich sein. Die Übungen, die ich bei meinen Workouts auswähle, würde ich als Basisübungen bezeichnen. Zu Beginn ist es immer ein kleiner Zirkel mit dem Körpergewicht und auf der Matte.


Branche

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Kommentar Albert Busek

Dabei geht es um Mobilität, Stabilisation und Aktivierung. Danach folgen ein bis zwei Beinübungen und vier bis fünf Oberkörperübungen mit Kurzhanteln, Klimmzugstange und Zugapparat. Ich versuche, mir durch das Training einen Grundstock an Beweglichkeit, Kraft und Stabilität zu erhalten. Es geht ja nicht um Leistung, sondern um Gesundheit. Dazu braucht es nicht viel. Die Bedeutung des partiellen Muskeltrainings wurde lange unterschätzt. Welche Erfahrungen hast du diesbezüglich auf deinem beruflichen Weg gemacht? Das ist eine sehr gute Frage, denn der Hype um CrossFit® und Functional Training haben uns lange Zeit vergessen lassen, welchen Zweck das isolierte Training erfüllt. Durch meine persönliche Erfahrung mit vielen, vielen Patient:innen und durch zahlreiche fachliche und wissenschaftliche Veröffentlichungen bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass isoliertes Training eine große Bedeutung hat. Es ist aus der Rehabilitation von orthopädisch-traumatologischen Gesundheitsproblemen nicht mehr wegzudenken. Auch bei beschwerdefreien Personen kann dieses Training sinnvoll sein, um zum Beispiel die Dominanz einer Muskelgruppe durch gezieltes Training der „Gegenspieler“ auszugleichen. Für mich besteht das perfekte Training aus einer Mischung aus isoliertem Training mit Basisbewegungsmustern, die jeder Mensch können sollte. Du hast viele erfolgreiche und berühmte Sportler:innen in Therapie und Training betreut. Was waren dabei für dich die größten Herausforderungen und warum? Die größte Herausforderung war es, die Spieler:innen im Training etwas für sie Unbeliebtes machen zu lassen. Spielsportler:innen waren es noch vor 15 bis 20 Jahren nicht gewohnt, außerhalb des Platzes auch konsequent Übungen zu machen. Da wurde immer wieder diskutiert, zum Beispiel am Tag nach einem Spiel in den Regenerationsabläufen. Heute ist alles, was damals ein Kampf war, selbstverständlich. Gut für die Kolleg:innen, die jetzt da sind. Du bist auch einer der führenden Experten des Functional Movement Screenings (FMS) und hältst seine Aussagekraft für die korrekte Ausführung der Übungen für äußerst wichtig. Warum? Ich habe mit den Amerikaner:innen um Mark Verstegen in Deutschland 2004 mit dem Functional Movement Screen angefangen. Jetzt bin ich nicht mehr im „Inner

Circle“ der FMS Leute. In der Praxis verwende ich mittlerweile ein eigenes Testszenario. Aber das Gedankengut, das hinter dem FMS steckt, vertrete ich mit Überzeugung. Um bestimmte Bewegungen sauber ausführen zu können, braucht es ein Mindestmaß an Beweglichkeit und Stabilität. Mit einem Screening (= einfache Testbatterie) kann man das gut und schnell feststellen. Durch Retraining kann man dann viele Funktionen verbessern. Der Flexibilität und Balance des Körpers räumst du eine hohe Priorität ein. So manche:r Topsportler:in erlebte bei dir dabei seine:ihre persönliche „Stunde der Wahrheit“. Was sind deine Gründe dafür? Ich würde Flexibilität eher weiter fassen als Beweglichkeit. Das schließt die Gelenkbeweglichkeit mit ein, die ja nicht nur durch Muskeln begrenzt wird. Gelenkbeweglichkeit in einem natürlichen Maß ist die Voraussetzung für eine gesunde Steuerung der Muskulatur. Die Gelenke haben Rezeptoren, die über das Nervensystem Einfluss auf die Ansteuerung der Muskulatur nehmen. Das heißt, Beweglichkeit und Stabilität stehen in engem Zusammenhang. Das eine bedingt das andere. Das hat zum einen mit der Gesundheit zu tun, zum anderen mit der Leistungsfähigkeit. Und beides muss eine:n Sportler:in interessieren. Hat es auch meistens. Wie stark war deine Praxis von der Pandemie betroffen und wie schätzt du die überschaubare Zukunft für die gesamte Fitness- und Gesundheitsbranche ein? Geplantes Wachstum durch die Erweiterung der Praxis hat nicht stattgefunden. Wir durften glücklicherweise während der Lockdown-Phasen weiterarbeiten. Meine Mitarbeiter:innen waren so gut wie nicht in Kurzarbeit. Wir wollten gern für die Menschen da sein, die sich trauten, zu uns zu kommen. Also haben wir auch ohne Auslastung die Arbeitszeiten nicht dauerhaft gekürzt. Der Inhalt unserer Arbeit war durch die Situation anders als sonst. Es gab keine Sportverletzungen und OPs wurden, wenn es kein Unfall war, verschoben. Damit fielen auch die nötigen Nachbehandlungen und Rehaeinheiten dafür weg. In diesen Monaten kamen aber Patient:innen deutlich öfter, die wir sonst mit eher unspezifischen Problemen in größeren Zeitabständen sehen. Dadurch hatten wir eine Belegung, mit der die Physiotherapiepraxis überleben konnte.

Was ist dir sonst noch wichtig? Ich danke dir für das Gespräch. Als ich vor 30 Jahren nach München kam, habe ich bei dir trainiert. Das war für mich wichtig – ein kleines Stück L. A. in München. 01/2022 | medical fitness and healthcare

Foto: Oliver Schmidtlein

Für die Fitnessbranche bin ich grundsätzlich optimistisch. Es wird einige Zeit dauern, bis sich die Menschen wieder trauen, in geschlossenen Räumen nah an anderen Menschen zu sein. Aber die Gesundheitsbranche, und zu der zähle ich die Fitnessindustrie, wird ordentlich zulegen. Wenn die Impfquote weiter steigt und sich die Gefahren und Ängste verziehen, wird Fitness wieder boomen. Wir brauchen noch etwas Geduld. Dann geht es steil aufwärts.



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Dual studieren im Gesundheitsmarkt

Mit B. A.-Studium Fitnessökonomie die Karriereleiter hinauf

Dual Studierende startet in Gesundheitszentrum durch Text: Ronja Reuber und Carolin Schmidt

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Fotos: Physiotraining Ruwertal

Selina Teusch wollte in ihrem Beruf Fitness und Management miteinander verbinden. Als sie auf Facebook die Stellenanzeige des Gesundheitszentrums Physiotraining Ruwertal entdeckte, bewarb sie sich direkt und klettert seit dem Beginn ihres dualen Bachelor-Studiums Fitnessökonomie an der DHfPG die Karriereleiter kontinuierlich nach oben. Heute ist Selina Teusch mit gerade einmal 26 Jahren Assistenz der Geschäftsleitung.


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as Gesundheitszentrum Physiotraining Ruwertal startete 2010 ganz klassisch als Physiotherapiepraxis. Zwei Jahre später kam eine Trainingsfläche hinzu. „Wir haben uns auf Medical Fitness spezialisiert und sind zudem Anbieter für Rehanachsorge“, so Geschäftsführer Thomas Borresch. Mit der Trainingsfläche wuchs auch der Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Auf die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) wurde er bei seiner Suche nach Nachwuchsfachkräften eher zufällig aufmerksam. „Als wir 2012 die Trainingsfläche eröffnet haben, kam die Freundin meines besten Freundes auf mich zu. Sie studierte damals an der DHfPG und fragte mich, ob sie die betriebliche Ausbildung im Rahmen ihres dualen Studiums bei mir beenden könnte. Das tat sie dann auch.“ Weil seine Erfahrungen mit dem dualen Studiensystem der DHfPG durchweg positiv waren, entschied sich Thomas Borresch dazu, eine:n dual Studierende:n zu suchen, der:die ihn im Management unterstützen könnte.

Mit Facebook zum dualen Studium Zum gleichen Zeitpunkt machte sich auch Selina Teusch Gedanken über ihre berufliche Zukunft. „Für mich war klar, dass ich in meiner Arbeit Fitness und Management miteinander kombinieren möchte“, erzählt sie. Sie suchte nach entsprechenden Arbeitgeber:innen und wurde über eine Stellenanzeige bei Facebook auf das Gesundheitszentrum und die DHfPG aufmerksam. Also bewarb sie sich als dual Studierende. „Ich habe dann zuerst als Praktikantin angefangen, um zu schauen, wie in dem Unternehmen gearbeitet wird und welcher Studiengang zu mir passt. Was die Inhalte betrifft, hat mich der Bachelor of Arts Fitnessökonomie schließlich überzeugt!“ Mit diesem Studiengang konnte Selina Teusch Fitness und Management miteinander verbinden und ihr Chef Thomas Borresch konnte sich auf Unterstützung in der Praxisorganisation freuen. „Da die dual Studierenden zwischen 30 und 35 Stunden pro Woche im Betrieb sind und nur alle sechs Wochen mal für wenige Tage fehlen, konnte ich Selina auch direkt als vollwertige Mitarbeiterin in die Arbeitsabläufe und Projekte integrieren. Dadurch spürte ich eine sofortige Entlastung und sie selbst konnte sich von Anfang an sehr gut in alle unternehmensspezifischen Vorgänge einarbeiten.“ Für die Wittlicherin stellt besonders der hohe Praxisbezug einen der größten Vorteile des dualen Studiums dar. „Ich konnte meine Ideen von Anfang an einbringen und durfte direkt mit anpacken. Während des Studiums habe ich schon viele Aufgaben übernommen, z. B. Kurskonzepte schreiben oder im Controlling arbeiten. Ein Jahr vor Ende meines Studiums haben wir uns dann zusammengesetzt und überlegt, wie es danach weitergehen soll.“ Thomas Borresch zögerte nicht lange und bot ihr an, sie nach dem Studium zu übernehmen. „Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut. Nach meinem Abschluss habe ich zuerst als Praxismanagerin gearbeitet, 01/2022 | medical fitness and healthcare

ein halbes Jahr später wurde ich dann zur Assistenz der Geschäftsleitung befördert. Mittlerweile bin ich allein für das operative Tagesgeschäft verantwortlich.“

Geschäftsführer vom dualen Studiensystem überzeugt „Die Studierenden bringen von jeder Lehrveranstaltung Know-how mit, das sie direkt in die Praxis umsetzen können. Wir haben daher beschlossen, nach jeder Präsenzphase ein internes Meeting zu veranstalten. So können die dual Studierenden alle Mitarbeitenden auf den neuesten Stand bringen und wir können ihnen von Anfang an Verantwortung übertragen – und das kommt in Form von Motivation zurück!“ Thomas Borresch erlangt aus dem Wissen, das sich die Studierenden in den Selbstlernphasen aneignen und in den Lehrveranstaltungen vertiefen, auch immer wieder neue Erkenntnisse für seine eigene Arbeit. „Wir können wirklich alle von dem vermittelten Fachwissen profitieren.“ Zusätzlich bringen die Studierenden wichtige Kompetenzen in Bereichen wie Marketing und Controlling in die Arbeitsprozesse mit ein und können so aktiv zur effektiveren Gestaltung des Praxisalltags beitragen. Selina Teusch leitet mittlerweile ein 20-köpfiges Team – und das mit 26 Jahren. Sie gehe mit dieser Verantwortung sehr gut um, bemerkt ihr Chef. „Die Entscheidung, eine dual Studierende des B. A. Fitnessökonomie einzustellen und diese kontinuierlich zu fördern, war also goldrichtig! Aus diesem Grund sind wir aktuell auch auf der Suche nach drei weiteren dual Studierenden in den Bachelor-Studiengängen Fitnessökonomie, Gesundheitsmanagement und Sport-/Gesundheitsinformatik. Es wäre wirklich toll, wenn sich einige qualifizierte Bewerber:innen melden würden und wir diese Erfolgsgeschichte mit Selina wiederholen könnten.“

Mehr Informationen zum dualen Studium der DHfPG erhalten Sie unter www.dhfpg.de oder kontaktieren Sie den Career Service der DHfPG unter Tel.: +49 681 6855 580.


Branche

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Medizinische EMS | Anzeige

Prävention und Therapie mit medizinischer EMS

Wirksam und schonend gegen das Volksleiden „Rücken“ Nicht-spezifischer Rückenschmerz ist die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit und frühzeitige Berentung. Aktive Bewegung zur Prävention oder Behandlung muskulärer Dysbalancen oder einer insuffizienten Rumpfmuskulatur kommt für viele Betroffene nicht infrage, weil sie aufgrund ihrer Beschwerden Bewegung vermeiden und sich so in einen Teufelskreis begeben – es droht eine Chronifizierung. Medizinische EMS ist ein wirksames und gelenkschonendes Behandlungskonzept zur langfristigen Prävention und Therapie von nicht-spezifischen Rückenschmerzen.

R

ückenschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden in der Bevölkerung: So leiden rund drei Viertel aller Deutschen mindestens einmal im Leben unter Rückenschmerzen (BÄK, KBV & AWMF, 2017). Bei 70 bis 80 Prozent der Rückenschmerzen handelt es sich um Schmerzen im unteren Lendenwirbelbereich (lumbale Kreuzschmerzen, low back pain [LBP]) (Bork, 2017). Die Beschwerden betreffen mehr Frauen als Männer und vorwiegend Personen im mittleren Lebensalter zwischen dem 40. und 69. Lebensjahr (Bork, 2017). Da Rückenschmerzen der häufigste Grund für eine Arbeitsunfähigkeit und nach psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen die zweithäufigste Ursache für eine frühzeitige Berentung sind, sind auch die ökonomischen Auswirkungen beträchtlich. Entsprechend ihrer Ursache werden Rückenschmerzen in spezifische und nicht-spezifische Rückenschmerzen eingeteilt. In 80 Prozent der Fälle liegen nicht-spezifische Rückenschmerzen vor, die es von Rückenschmerzen aufgrund einer spezifischen Ursache wie u. a. Bandscheibenvorfällen, Infektionen, Frakturen oder Tumoren mit einer gezielten Anamnese und einer körperlichen Untersuchung abzugrenzen gilt. Liegen weder eine neurologische Begleitsymptomatik noch extravertebragene Ursachen oder sogenannte „Red Flags“ (Warnsignale) vor, kann die Diagnose nicht-spezifischer Rückenschmerz gestellt werden (BÄK, KBV & AWMF, 2017).

Pathophysiologisches Duo: Insuffizienz der Rumpfmuskulatur und Kinesiophobie Nicht-spezifischen Rückenschmerzen liegen meist muskuläre Dysbalancen wie Muskelverspannungen oder eine insuffiziente Rumpfmuskulatur (Chibuzor-Hüls, Casser &

Geber, 2020) sowie degenerative Veränderungen der Facettengelenke der Wirbelsäule zugrunde. Fehlbelastungen durch langes Sitzen in der gleichen Position, einseitige oder schwere körperliche Arbeit, aber auch psychische Belastungen wie Stress am Arbeitsplatz, finanzielle oder familiäre Sorgen, ausgeprägte Ängstlichkeit oder Selbstzweifel können die Entstehung nichtspezifischer Rückenschmerzen fördern (IQWiG, 2022). Die pathophysiologische Assoziation einer insuffizienten Rumpfmuskulatur mit nicht-spezifischen Rückenschmerzen führt zu einem Teufelskreis: Patient:innen mit lumbalen Beschwerden meiden Bewegung, durch die Minderbeanspruchung baut die rumpfstabilisierende Muskulatur ab, die Belastung der degenerativen Facettengelenke und die Beschwerden nehmen zu und führen zu einer verstärkten Vermeidung der Bewegung durch den:die Betroffene:n (Kinesiophobie) (Konrad et al., 2020). Aus diesem Grunde empfiehlt die nationale und europäische Leitlinie aktive Bewegung und das Anhalten zur regelmäßigen körperlichen Betätigung als effektivste Maßnahme bei der Behandlung nicht-spezifischer Rückenschmerzen (BÄK, KBV & AWMF, 2017).

Therapie: Herausforderung Chronifizierung Nicht-spezifische Rückenschmerzen chronifizieren häufig: So berichten durchschnittlich zwei Drittel der Betroffenen (42–75 %) von persistierenden Beschwerden nach zwölf Monaten. Dementsprechend ist die Vermeidung der Chronifizierung erklärtes Therapieziel bei der Behandlung nicht-spezifischer Rückenschmerzen. Als Risikofaktoren für eine Chronifizierung gelten sitzende Tätigkeiten, geringe körperliche Kondition, Stress, Rauchen und Über01/2022 | medical fitness and healthcare


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gewicht, aber auch psychosoziale, arbeitsplatzbezogene oder iatrogene Faktoren (BÄK, KBV & AWMF, 2017). Die Behandlung des nicht-spezifischen Rückenschmerzes erfolgt symptomatisch und orientiert sich an Qualität und Stärke der Schmerzen, am Grad der Funktionseinschränkung sowie am zeitlichen Verlauf der Beschwerden – akuter (< 6 Wochen), subakuter (6–12 Wochen) und chronischer (> 12 Wochen) nicht-spezifischer Rückenschmerz. Neben der Aufrechterhaltung der körperlichen Aktivität können initial begleitend analgetische, medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapieoptionen wie Akupunktur, Entspannungsverfahren, Funktionstraining, manuelle Therapie, Wärmetherapie etc. angewendet werden. Auch die Evaluation und Adressierung etwaiger Risikofaktoren und die Wissensvermittlung eines gesundheitsbewussten Verhaltens spielen bei der Behandlung des nicht-spezifischen Rückenschmerzes eine wesentliche Rolle. Sollten die Beschwerden persistieren oder sollte eine Chronifizierung drohen bzw. bereits bestehen, wäre es laut den nationalen und europäischen Leitlinien essenziell, dass ein individuell auf den:die Patient:in maßgeschneidertes, multimodales Behandlungsprogramm, bestehend aus Physiotherapie, physikalischer Therapie, Psychotherapie, Beschäftigungstherapie und Edukation, ausgeführt wird (BÄK, KBV & AWMF, 2017). Dieses Programm, das sowohl im ambulanten als auch im stationären Setting durchgeführt werden kann, gilt derzeit als Goldstandard bei der Behandlung nicht-spezifischer Rückenschmerzen – allerdings ist es sehr zeitintensiv.

Erfahren Sie mehr über die

Eine zeiteffizientere, aber laut Studiendaten vergleichbar wirksame Methode zur Behandlung von nicht-spezifischen Rückenschmerzen ist die medizinische Elektromyostimulation (EMS). So zeigte eine prospektive, kontrollierte nicht-randomisierte klinische Studie im Vergleich zum Goldstandard des multimodalen Therapieansatzes eine gleichwertige Wirksamkeit bei der Behandlung nicht-spezifischer Rückenschmerzen für medizinische EMS – und das bei einem Zeitaufwand von 20 Minuten pro Woche (Konrad et al., 2020).

Elektromyostimulation (EMS) unter www.medizinische-ems.de

Foto: RG Images / STOCK4B-RF – Getty Images

Prävention = Zeitaufwand? Bewegung, insbesondere Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen der Rumpfmuskulatur, beugt nicht-spezifischem Rückenschmerz vor. Hierbei ist ein regelmäßiges Training essenziell, um die Muskulatur dauerhaft zu stärken. Bei konventionellen Trainingsmethoden ist es notwendig, mehrmals pro Woche zu trainieren. Dies ist nicht nur zeitlich aufwendiger, sondern insgesamt belastender für die Gelenke. Demgegenüber steht der Zeitaufwand bei Anwendung medizinischer EMS mit 20 Minuten pro Woche – bei in verschiedenen Studien belegter Wirksamkeit. Damit steht mit medizinischer EMS ein innovatives, wirksames, besonders gelenkschonendes und zeiteffizientes Behandlungskonzept zur langfristigen Prävention und Therapie von nicht-spezifischen Rückenschmerzen zur Verfügung. 01/2022 | medical fitness and healthcare

Literaturliste BÄK, KBV & AWMF. (2017). Nationale Versorgungsleitlinie: Nicht-spezifischer Kreuzschmerz (2. Aufl.). Zugriff am 31.03.2022. Verfügbar unter https://www.leitlinien.de/themen/kreuzschmerz/2-auflage Bork, H. (2017) Nicht spezifischer Rückenschmerz. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date, 12 (06), 625–641. Chibuzor-Huls, J., Casser, H.-R. & Geber, C. (2020). Wenn Rückenschmerzen chronisch werden. Schmerzmedizin, 36 (4), 40–48. IQWiG Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (2022). Zugriff am 31.03.2022. Verfügbar unter https://www.gesundheitsinformation.de/rueckenschmerzen.2378.de.html Konrad, K. L., Baeyens, J-P., Birkenmaier, C., Ranker, A. H., Widmann, J., Leukert, J. et al. (2020). The effects of whole-body electromyostimulation (WB-EMS) in comparison to a multimodal treatment concept in patients with non-specific chronic back pain – a prospective clinical intervention study. PLoS ONE, 15 (8), 1–21.


Branche

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Therapie & Training | Anzeige

Grundpfeiler der aktiven Trainingstherapie: Zeit und Eigenverantwortung

Mehr Nachhaltigkeit für Patient:innen!

U

mfragen im Rahmen meiner Tätigkeit als Sachverständiger für Gesundheitsanbieter:innen haben ergeben, dass nur 14 Prozent der Patient:innen allein durch die physiotherapeutische Behandlung einen nachhaltigen Therapieerfolg erreichen. 86 Prozent haben nur einen geringen oder sogar gar keinen nachhaltigen Therapieerfolg. Woran liegt das?

Engpass 1: Zeit An den therapeutischen Maßnahmen liegt es keineswegs. Die Rahmenbedingungen für die Patient:innen, die Therapeut:innen und die Praxis lassen oftmals keine andere Möglichkeit als eine Symptombehandlung zu. In 20 Minuten Behandlung ist weder ausreichend Zeit für eine tiefgehende Ursachenanalyse noch für eine adäquate Behandlung und Befundung.

Engpass 2: Eigenverantwortung

Thomas Kämmerling Physiotherapeut, Sachverständiger für Gesundheitsanbieter:innen des DSSV e. V., Physiospezialist der ExpertenAllianz für Gesundheit e. V., internationaler Referent zum Thema Leistungskommunikation, Geschäftsführer KWS GmbH E-Mail: kontakt@kws-schwerte.de

Um das Problem der „Ressource Zeit“ zu lösen, müssen wir als Therapierende bzw. als geschlossenes Praxisteam die Patient:innen besser aufklären. Die Patient:innen müssen verstehen, dass die Grundversorgung durch die Krankenkasse oft nicht mehr als einen „ausreichenden“ Behandlungserfolg vorsieht. Paragraf 12 Abs. 1 SGB V: „Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten“. Ein optimaler und nachhaltiger Behandlungserfolg ist in der Grundversorgung also per Definition schon nicht vorgesehen. Deshalb muss eine systematische Empfehlungsstruktur für Rezeptionist:innen und Therapeut:innen etabliert werden. Patient:innen mit Bedarf an und dem Wunsch nach mehr Therapiezeit muss diese als Selbstzahler:innenleistung empfohlen und zur Verfügung gestellt werden. In der Praxis hat der:die Therapeut:in dann beispielsweise sechs Mal 40 Minuten Zeit für die Patient:innen. Das ermöglicht nicht nur eine bessere Ursachenanalyse, sondern schafft auch die Grundpfeiler für die nachhaltige Effektivität der Therapie.

Lösung 2: Eigenverantwortung unter Anleitung Die Eigenverantwortung der Patient:innen kann durch die zusätzliche Behandlungszeit dahingehend unterstützt werden, dass sie gemeinsam mit den Therapeut:innen die Routinen „eintrainieren“. Und genau hier greift der nächste wichtige Schritt für einen nachhaltigen Therapieerfolg: Die Empfehlung einer aktiven Trainingstherapie als Selbstzahler:innenleistung. Wichtig ist nun, den Patient:innen diesen Bereich strukturiert zu empfehlen. So haben sie gemeinsam mit den Therapeut:innen die Möglichkeit, die so wichtige Eigenverantwortung für ein aktiveres Leben unter Anleitung nachhaltig in ihren Alltag zu integrieren. 01/2022 | medical fitness and healthcare

Fotos: rh2010 – stock.adobe.com | Volker Beushausen

Der zweite Engpass ist bei den Patient:innen selbst zu finden. Viele meiner Kolleg:innen geben den Patient:innen fleißig Hausaufgaben mit auf den Weg. Der Auftrag ist immer gleich: „Bitte führen Sie diese zu Hause zusätzlich zur Therapie durch.“ Die Realität zeigt jedoch, dass diese eigenständige Umsetzung durch die Patient:innen nur selten geschieht. Die notwendige Eigenverantwortung für die nachhaltige Verhaltensveränderung fehlt.

Lösung 1: mehr Zeit = mehr Erfolg


Ihre Zukunftsperspektive im Management der Gesundheitsbranche M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement ●

Fernstudium mit kompakten Lehrveranstaltungen

qualifiziert durch wählbare Studienschwerpunkte zur Übernahme von Führungspositionen in den vielseitigen Handlungsbereichen der Gesundheitsbranche

kann nebenberuflich absolviert werden

Zusätzliche Berufsqualifikation als S“ möglich „Sport- und Bewegungstherapeut/-in DVG dhfpg.de/therapie

Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement

dhfpg.de/mpgm

University of Applied Sciences


Branche

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Zertifizierung

Qualität von Angebot, Beschäftigten und Hygienestandards bestätigt

Mit „ZertFit“ und Hygienezertifizierung neu durchgestartet Text: Ronja Reuber und Carolin Schmidt

mfhc: Warum haben Sie sich für die neutrale Zertifizierung Ihres Studios entschieden? Richy Gogel-Beck: Als die Studios während der CoronaPandemie schließen mussten, wollten wir die Zeit nutzen und das Studio durch die Zertifizierungen nochmals aufwerten. Wir legen von Beginn an großen Wert auf Qualität und das wollten wir durch die Zertifikate noch mehr zum Ausdruck bringen. Es ist wichtig, gewisse Qualitätsstandards einzuhalten – so fühlen sich auch die Mitglieder sicher und in guten Händen. Hat sich in Ihrem Studio aufgrund der Zertifizierung etwas verändert? Viel hat sich nicht geändert, da wir vorher schon die meisten Inhalte umgesetzt haben. Der Tagesablauf ist jetzt aber noch besser strukturiert und zusätzlich haben alle Mitarbeiter:innen eine Brandschutz- und Erste-HilfeSchulung absolviert.

Richy Gogel-Beck und Christian Arnold freuen sich über ihre Zertifikate

Welche Vorteile sehen Sie in den Zertifizierungen für Ihr Studio? Mit den Zertifizierungen zeigen wir den sehr guten Qualitätsstandard unserer Dienstleistungen, Mitarbeiter:innen und Hygienemaßnahmen. Die Mitglieder merken, dass wir uns Mühe geben und dadurch fühlen sie sich auch sicher – z. B. was Hygiene, aber auch Erste Hilfe betrifft. Außerdem ist das ein sehr gutes Aushängeschild, weg vom Klischee der „Muckibude“. Können Sie den Ablauf des Verfahrens anhand Ihres Beispiels noch einmal schildern? Da wir die Zertifizierungen während des Lockdowns gemacht haben, hat es wegen der Kurzarbeit etwas länger gedauert, ca. sechs bis acht Wochen. Insgesamt war der Ablauf genau erklärt und man wusste, was zu tun ist. Wir konnten die Zertifizierung dementsprechend gut 01/2022 | medical fitness and healthcare

Foto: Gesundheitszentrum Life

Das Gesundheitszentrum Life ist ein großes Fitness- und Gesundheitsstudio mit Trainingsfläche, Cardio- und Wellnessbereich, five-Zirkel sowie integrierter Physiotherapiepraxis in Bad Friedrichshall. Inhaber und Studioleiter Christian Arnold und sein Mitarbeiter sowie Stellvertreter Richard „Richy“ Gogel-Beck legen großen Wert auf Qualität und haben sich daher für zwei der vier Zertifizierungsprogramme der BSA-Zert entschieden. Wir haben im Interview mit dem „Hygienebeauftragten (BSA)“ Richy gesprochen.

Haben Sie kommuniziert, dass Sie zertifiziert sind und gab es schon Rückmeldungen dazu? Ja, wir haben die Zertifikate direkt am Eingang aufgehängt und viele Mitglieder haben das nach der Wiedereröffnung unseres Studios gesehen. Unsere Stammkund:innen wissen aber, dass wir auch vorher immer auf Hygiene und hohe Qualitätsstandards geachtet haben. Man merkt aber, dass viele vor den Zertifikaten stehenbleiben und sie sich genauer anschauen. Zusätzlich haben wir das auf unserem Instagram-Kanal in der Story gepostet, das kam auch sehr gut an!


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umsetzen. Das „schwierigste“ waren die Absprachen mit der Reinigungsfirma, die Reinigungspläne und die Schulungen. Aber auch hier wussten wir durch Checklisten, Infomaterial und die gute Beratung durch die Mitarbeiter:innen der BSA-Zert immer genau, was zu tun war. Da die Hygienenorm, die der Hygienezertifizierung zugrunde liegt, die Ernennung einer für die Hygiene beauftragten Person mit entsprechender Qualifikation vorschreibt, habe ich selbst noch die Online-Qualifikation „Hygienebeauftragte/r (BSA)“ der BSA-Akademie, dem Bildungspartner der BSA-Zert, absolviert. Sie haben es bereits selbst angesprochen: Wie verlief die Zusammenarbeit und Kommunikation mit der BSA-Zert? Das war ziemlich genial. Unsere Ansprechperson hat

immer direkt geantwortet und alles verständlich und unkompliziert erklärt, wenn ich mal eine Frage hatte. Fiel es Ihnen schwer, die Anforderungen der Zertifizierung umzusetzen? Nein, überhaupt nicht. Nachdem ich das Zertifizierungsprogramm „ZertFit“ erfolgreich abgeschlossen hatte, musste ich für die Hygienezertifizierung nicht mehr so viel machen, da der Aufbau ähnlich ist und ich die Vorgehensweise schon kannte. Würden Sie die Zertifizierungsprogramme „ZertFit“ und Hygienezertifizierung weiterempfehlen? Ja, auf jeden Fall. Es gibt keine bessere Möglichkeit, um Bestands- und Neukund:innen auf die hohe Qualität der eigenen Dienstleistung, der Beschäftigten und der Hygienemaßnahmen hinzuweisen.

Sie interessieren sich für das Zertifizierungsangebot der BSA-Zert? Dann kontaktieren Sie uns unter Tel.: +49 681 6855 330 oder besuchen Sie unsere Website: www.bsa-zert.de. Auf Wunsch erstellen wir Ihnen gern ein kostenfreies Angebot. www.bsa-zert.de/zertfit www.bsa-zert.de/hygiene

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BSA-Zert Zertifizierungsstelle der BSA-Akademie

Jetzt anmelden!

KOSTENFREIE WEBINARE ●

Studiozertifizierung „ZertFit“ Dienstag, 24.05.2022, 14.00 Uhr ●

Hygienezertifizierung Mittwoch, 25.05.2022, 14.00 Uhr

bsa-zert.de/webinare


Verband & Industrie

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Fachmesse

Die unerwartet hohe Besucher:innenzahl der FIBO 2022 sorgte für eine positive Überraschung. Der Stand des DSSV wurde von vielen Mitgliedern, Interessierten und Kooperationsunternehmen besucht

Der DSSV auf der FIBO 2022 – for a strong and healthy society

Die Branche ist wieder in Bewegung Text: Annika Hundt

Das diesjährige Comeback der FIBO war erfolgreich: Die weltweit größte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit lockte mit mehr als 500 Aussteller:innen zahlreiche Studioinhaber:innen, -mitarbeitende und -mitglieder in die Kölner Messehallen und präsentierte sich als starkes Forum der Fitness- und Gesundheitsbranche. Know-how für eine starke Branche Als Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen war auch der DSSV e. V. mit einem zehnköpfigen Team in Halle 7 vertreten. Mit dabei waren auch das Team der fitness MANAGEMENT international (fMi), dem offiziellen Organ des Verbandes, sowie Mitarbeitende und Expert:innen des Bildungspartners der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). 01/2022 | medical fitness and healthcare

Fotos: fitness MANAGEMENT

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ie offizielle Bilanz des FIBO-Veranstalters Reed Exhibition Deutschland GmbH lautet: „Die FIBO ist zurück und die Fitnessbranche wieder in Bewegung.“ Nach zwei Jahren Corona-Pandemie, mehreren Lockdowns und den Schließungen der Fitness- und Gesundheits-Anlagen ist das Thema „Gesundheit und Bewegung“ weltweit noch stärker in den Fokus gerückt. Der Bewegungsmangel hat seine Spuren hinterlassen. Umso wichtiger ist es nun, an die Zeit vor Corona anzuknüpfen.


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DSSV-Präsidentin Birgit Schwarze im Interview mit RTL

Die FIBO war am Donnerstag und Freitag deutlich entspannter. Das lag an der geringeren Frequentierung, weil offensichtlich überwiegend Fachpublikum anwesend war. Dadurch gab es mehr Raum für den Austausch zwischen uns und den Messeausteller:innen. Und es war natürlich herzerwärmend und aufmunternd zugleich, endlich wieder den Branchenkolleg:innen und –freund:innen ‚im wahren Leben‘ zu begegnen!“ Konstruktiver Austausch mit der Politik: Florian Kündgen (DSSV, l.) und Henrik Gockel (PRIME TIME fitness, r.) im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Philipp Hartewig (FDP, m.)

Johannes Linzenich, Inhaber der Linzenich Fitnessgruppe OHG

Die Kombination aus Studioberatung, führendem Fachmagazin und Aus- sowie Weiterbildung zog viele bekannte und neue Gesichter an den offiziellen DSSV-Stand.

Energie – hierauf müssen wir gemeinsam als Branche aufbauen”.

Spürbare Aufbruchstimmung

Philipp Hartewig, sportpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion und seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages, besuchte ebenfalls den Stand des DSSV und tauschte sich mit Florian Kündgen über die aktuelle Lage sowie die Perspektiven der Fitness- und Gesundheitsbranche aus. Des Weiteren ging es in den Gesprächen um die Senkung der Mehrwertsteuer und darum, dass der Branche im deutschen Bundestag mehr Gehör verschafft wird. Auch in Zukunft wird es einen vertrauensvollen und regelmäßigen Austausch zwischen Philipp Hartewig und dem DSSV geben, um den Aufschwung der Branche voranzutreiben und die Belange der Studios anzusprechen.

Der große Andrang der Fachbesucher:innen am Donnerstag und Freitag hat die Erwartungen der Teams von DSSV, fMi und DHfPG übertroffen. Aber auch am Samstag und Sonntag fanden viele interessierte Besucher:innen, die sich gern in unserer so wertvollen Branche etablieren möchten, den Weg an den Messestand. Das gibt Anlass zur Hoffnung auf eine baldige Erholung der Branche und ein erneutes Wachstum. Am DSSV-Stand fanden zahlreiche intensive Gespräche und Beratungen rund um alle Themen des Studioalltags, Überbrückungshilfen und Marketing statt. DSSV-Juristin Gülizar Cihan stand den Mitgliedern bei rechtlichen Themen Rede und Antwort. In Gesprächen mit Fördermitgliedern sowie Industrieund Kooperationspartner:innen forcierte die DSSV-Geschäftsführung weiter die Anerkennung der Branche als Gesundheitsdienstleister:innen sowie die Zusammenarbeit zum Wohle der Fitness- und Gesundheitsbranche. Florian Kündgen, stellvertretender Geschäftsführer des DSSV: „Eine großartige Veranstaltung! Was unsere Branche ausmacht, ist die Passion jedes:jeder einzelnen Marktteilnehmer:in für ein gesünderes und fitteres Leben. Die Aufbruchstimmung war bei der diesjährigen FIBO besonders zu spüren. Eine wahnsinnig positive 01/2022 | medical fitness and healthcare

Politik am DSSV-Stand

„Wir müssen uns in der Politik noch viel prominenter platzieren. Es ist ein steiniger Weg – aber wir sind dran. Gemeinsam als starke Community, die an einem Strang zieht, erreichen wir unsere Ziele”, so das Fazit von Florian Kündgen.

Ein gelungener Restart für alle Besucher:innen Wir haben gemeinsam viel Arbeit vor uns, die es zu bewältigen gilt. Also stellen Sie jetzt mit uns gemeinsam die Weichen für die Branche. Weitere Informationen zur Arbeit des DSSV und einer Mitgliedschaft im Verband finden Sie unter www.dssv.de oder rufen Sie uns gern in der Geschäftsstelle unter Tel.: 040-766 24 00 an.


Verband & Industrie

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Fachmesse

Aufbruchstimmung auf der FIBO 2022

Erwartungen übertroffen Starkes Comeback, Befreiungsschlag, Kickstart – im Nachgang wurde die Leitmesse mit vielen positiven Attributen belegt: Die FIBO ist zurück! Die Fitness- und Gesundheitsbranche zeigte mit über 500 Ausstellern und über 50.000 Besuchern auf dem Messegelände in Köln eindrucksvoll, dass sie wieder in Bewegung ist.

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Starker Neubeginn Im Vorfeld der FIBO waren die Erwartungen von Veranstalter und Aussteller:innen noch verhalten optimistisch. Je näher die Messe kam, zeichnete sich immer deutlicher ab, dass die angekündigten Lockerungen der Coronaschutzmaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden konnten. Da alle Tickets vorab online mit Registrierung erworben werden mussten, war abzusehen, dass die FIBO 2022 erfolgreich werden würde.

Bewegung in der Politik Wie wichtig Training und Bewegung für eine nachhaltige Gesundheitsprävention sind, hat die Pandemie der Gesellschaft deutlich vor Augen geführt. Die politische Arbeit der Fitness- und Gesundheitsbranche zahlt sich aus und verschafft ihr Gehör. Der sportpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Philipp Hartewig, besuchte den Stand des DSSV, um sich über die Situation der Branche und ihre Perspektiven für die Zukunft sowie ihren Stellenwert und ihre Wahrnehmung in der Politik auszutauschen. Janosch Marx, Geschäftsführer von fitness MANAGEMENT, hatte die Gelegenheit, den Bundestagsabgeordneten Philipp Hartewig zu seinen Eindrücken und seiner Sicht auf die Branche zu befragen. Zu sehen ist dieses Interview auf den Social-Media-Kanälen der fM.

Starkes Medieninteresse Die FIBO stieß bei ihrem Restart auf ein großes Medieninteresse. An allen vier Messetagen waren Teams mehrerer deutscher TV-Sender auf der Messe unterwegs. Auffällig war in diesem Jahr, dass bei der Berichterstattung der Gesundheitsaspekt des Trainings im Fokus stand. 01/2022 | medical fitness and healthcare

Fotos: fitness MANAGEMENT | FIBO / Behrendt und Rausch

ach zwei Jahren coronabedingter Pause öffnete die FIBO am 7. April, passenderweise amdiesjährigen Weltgesundheitstag, ihre Tore. Bis zum 10. April bot die weltweit größte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit unter dem Motto „for a strong and healthy society“ an vier Tagen Trends und Inspirationen für jedes Business rund um Fitness und Gesundheit und – das ist vielleicht das Wichtigste – gab der gesamten Branche einen Ort für persönliche Begegnungen, echte Wiedersehensfreude und Kontaktpflege.

Bereits die beiden Fachbesucher:innentage am Donnerstag und Freitag waren gut besucht. Zu den Stoßzeiten am späten Vormittag waren vor allem die Hallen 6 und 7 sehr gut besucht, die Gänge zwischen den Ständen gefüllt. Das war nicht zu jeder Zeit so und auch nicht in jeder Halle – die diesjährige FIBO war deutlich übersichtlicher als ihre Vorgängerin 2019, aber es war definitiv ein starker Neubeginn.


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fM Geschäftsführer Janosch Marx (r.) im Interview mit Philipp Hartewig (MdB)

Reporter und Kamerateam von SAT1 drehen am Stand von seca einen Beitrag über BIA-Messung

Solidarität mit der Ukraine: Yuliya Kravchenko (Inter Atletika) und David von Hase (DHZ Fitness)

Zufriedene Aussteller:innen

Solidarität mit der Ukraine

Viele Besucher:innen, insbesondere die Fachbesucher:innen, hatten konkrete Projekte und Investitionsvorhaben im Gepäck sowie den Wunsch, Innovationen zu testen und auszuprobieren. Die Ausstellenden zeigten sich zufrieden und positiv überrascht vom Andrang der Besucher:innen und der Qualität der Kontakte:

DHZ Fitness und die FIBO setzen ein starkes Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Der ukrainische Gerätehersteller Inter Atletika konnte nicht wie geplant zur FIBO nach Köln kommen, wo die Firma seit 2004 Stammgast ist. Inter Atletika hat seinen Sitz in dem vom Krieg besonders hart getroffenen Butscha bei Kiew. Die Standfläche in Halle 7 blieb aber nicht leer. FIBO-Veranstalter Reed Exhibitions ließ die Fläche mit einem blau-gelben Teppich auslegen und DHZ Fitness bestückte den Stand mit den Outdoorgeräten der Explode-Linie, die von Inter Atletika hergestellt und von DHZ in Deutschland vertrieben wird.

"Gerade nach der Pandemie sehen wir ein lebenslanges Gesundheitstraining als den Megamarkt der nächsten Jahre für breite Bevölkerungsschichten. Wir fühlen uns als Firmengruppe mit unserem Messeauftritt in der Positionierung als Partner für gesundheitsorientiertes Training mehr als bestätigt. Unser modulares Leistungsangebot der Trainingswelten trifft punktgenau den aktuellen Bedarf für breite Zielgruppen und somit auch für unsere Betreiber:innenkunden.“

fM hatte die Möglichkeit, mit zwei Protagonist:innen der Initiative Interviews zu führen, die Sie auf den Social-Media-Kanälen der fM ansehen können.

Wolf Harwath, Geschäftsführer five

"Die ersten beiden Messetage waren super, wir hatten mit deutlich weniger Ansturm gerechnet. Noch zwei Wochen vor der FIBO waren wir sehr verhalten, unsere Erwartungen sind deutlich übertroffen worden. Die Qualität der Besucher:innen war sehr hochwertig, es gibt keinen großen Key Accountant, der nicht da war. Es war definitiv die richtige Entscheidung, zur FIBO zu kommen.“ Jürgen Aschauer, Business Development Director Matrix

"Es freut uns sehr, dass die FIBO endlich wieder stattfinden konnte und wir erneut den persönlichen Austausch mit Studiobetreiber:innen und Physiotherapeut:innen erleben konnten. Unsere neuen Produkte lassen sich im direkten Kontakt viel besser erklären. Die Nachfrage war phänomenal, die Messe ist für uns ein voller Erfolg!“ Christoph Bischoff, Chief Customer Officer EGYM 01/2022 | medical fitness and healthcare

David von Hase, Geschäftsführer DHZ Fitness, schilderte, wie es zu der gemeinsamen Aktion von FIBO und DHZ kam und wie sein Unternehmen die Menschen in der Ukraine sowie von dort Geflohene unterstützt. Yuliya Kravchenko, Export Mangagerin bei Inter Atletika, hatte Butscha rechtzeitig verlassen und konnte zur FIBO anreisen und das Unternehmen dort vertreten. Sie berichtete, unter welchen extremen Bedingungen die Menschen in der Ukraine versuchen, so viel Normalität wie möglich aufrechtzuerhalten und wie sehr sie Unterstützung brauchen und zu schätzen wissen. Bitte scannen Sie den QR-Code, um die fM Interviews mit Yuliya Kravchenko und David von Hase anzusehen.


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Verband & Industrie

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Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft

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ECKDATEN Die „Visitenkarte“ der Zukunftsbranche Prävention, Fitness und Gesundheit

der deutschen Fitness-Wirtschaft Text: Jürgen Wolff

01/2022 | medical fitness and healthcare

Fotos: DHfPG/BSA

Sie sind die „Visitenkarte“ der Fitness- und Gesundheitsbranche: Die Eckdaten zeigen die Wirtschaftskraft der Branche und bilden eine fundierte Grundlage für den Austausch mit anderen Branchen und allen Interessierten – darunter Banken, Versicherungen, Partner:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Bildung, Forschung und Medien. Die aktuellen Eckdaten bilden den Status quo der Fitness- und Gesundheitsbranche im Wirtschaftsjahr 2021 ab und wurden vom DSSV, von Deloitte und der DHfPG am 17. März 2022 in Köln erstmals vorgestellt.


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emeinsam mit dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) erstellt der DSSV als Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen seit nunmehr zwölf Jahren die wissenschaftliche Studie „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft“.

Krise, den behördlich angeordneten Schließungen und weiteren Auflagen betroffen, sondern auch alle anderen Sportarten. So blieb Fitnesstraining auch im Jahr 2021 die mitgliederstärkste Sportart. Mit einer Mitgliederzahl von 7,06 Millionen belegt Fußball unverändert als beliebteste Sportart in Vereinen den zweiten Platz, gefolgt von Turnen mit 4,68 Millionen Mitgliedern in 2021.

Nach über 30 Jahren des kontinuierlichen Wachstums der Fitness- und Gesundheitsbranche kam mit der Corona-Pandemie eine Zäsur, von der sich die Branche noch nicht erholt hat. Die „Eckdaten der deutschen FitnessWirtschaft“ zeigen die drastischen Auswirkungen der Krise im Jahr 2021.

Staatliche Hilfen mildern die Einschnitte

Die Vorstellung der diesjährigen Studie war dementsprechend mit großer Spannung erwartet worden – auch, weil viele Player der Branche aufgrund des gestiegenen gesellschaftlichen Stellenwertes von Gesundheit und Training optimistisch in die Zukunft blicken.

Präsenzveranstaltung mit wegweisendem Charakter Am 17. März 2022 hatten der DSSV und die FIBO als Co-Veranstalter zur ersten Live-Präsentation der Eckdaten nach zwei Jahren Corona-Pause nach Köln eingeladen. Rund 100 Gäste – Studiobetreiber:innen und Vertreter:innen von Kooperationsunternehmen aus der Fitnessindustrie – waren in die Event-Location „Rheinterrassen Köln“ gekommen. Dort nahmen sie an der Vorstellung der diesjährigen Studie – unter Einhaltung der gültigen Hygiene- und Abstandsregeln – vor der spektakulären Kulisse von Rhein, Altstadt und Dom teil. Die Veranstaltung lud aber aufgrund ihres Informationsgehaltes zur aktuellen Lage der Branche nicht nur zur Teilnahme, sondern auch zum Netzwerken ein. Gerade nach der coronabedingten Pause bot die Präsentation im Vorfeld der FIBO für alle Beteiligten eine willkommene Möglichkeit, in Form einer Präsenzveranstaltung zur Normalität zurückzukehren. DSSV-Präsidentin Birgit Schwarze begrüßte die Gäste gemeinsam mit FIBO-Chefin Silke Frank, deren Team das Event organisiert hatte. Im Anschluss präsentierte Ralf Capelan die „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2022“.

Mitgliederzahl sinkt als Folge der Corona-Krise Zum 31. Dezember 2021 zählten die Fitness- und Gesundheits-Anlagen in Deutschland 9,26 Millionen Mitglieder. Der Rückgang um 10,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist insbesondere auf ausbleibende Neumitgliedschaften aufgrund der behördlich angeordneten Schließungen zurückzuführen. Diese betrafen mit den Monaten Januar und Februar insbesondere auch die stärksten Monate für die Gewinnung von Neumitgliedern.

Fitnesstraining bleibt mitgliederstärkste Trainingsform Jedoch ist nicht nur das Fitnesstraining von der Corona01/2022 | medical fitness and healthcare

Die Folgen der behördlich angeordneten Schließungen und Zutrittsbeschränkungen haben die 9.492 kommerziellen Fitnessanlagen (Vorjahr: 9.538) hart getroffen. Die Betreiber der Studios mussten im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von durchschnittlich 46,4 Prozent auf insgesamt 2,23 Milliarden Euro verkraften. Hierbei gilt es zu beachten, dass der Umsatz der Studios zuzüglich der Hilfen des Bundeswirtschaftsministeriums ein Volumen von 3,60 Milliarden Euro (netto) erreicht. Diese staatlichen Hilfen wurden von 94,2 Prozent der Betriebe in Anspruch genommen. Betrachtet man den Umsatz zuzüglich der Hilfen, so ist ein Rückgang um 13,5 Prozent zum Vorjahr festzustellen.

Zukunftsgerichtete Positionierung Eine beeindruckende Zahl verdeutlicht, dass die Anlagen ihre wichtige Rolle als Gesundheitsdienstleistungsunternehmen angenommen haben und ihre Position ausbauen. Auch in diesem Jahr setzen die Fitness- und GesundheitsAnlagen bei ihrer Positionierung verstärkt auf Gesundheit (44,2 % der Anlagen). Gleichzeitig trägt die Corona-Situation zu einer Sensibilisierung der Menschen für die Notwendigkeit regelmäßiger Bewegung bei. Deshalb spielt auch die schwerpunktmäßige Positionierung im Bereich Training unter den Anlagen in Deutschland eine nicht unerhebliche Rolle (30,9 % der Anlagen). Fitness, Training und Gesundheit gehen hier Hand in Hand. Positionierungen in den Bereichen Lifestyle (19,4 %) und Wellness (5,5 %) kommt eine vergleichsweise untergeordnete Bedeutung zu.

Flexibilität kontert Ungewissheit Die deutschen Fitness- und Gesundheitsanbieter:innen reagieren mit Flexibilität auf Ungewissheit. Mit 97,3 Prozent wird die Vertragslaufzeit von zwölf Monaten


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Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft

zwar am häufigsten in den Anlagen angeboten, aber insbesondere die Einmonatsverträge, die mit 51,4 Prozent von mehr als der Hälfte der Anlagen angeboten werden, gewinnen an Bedeutung. Der Vorjahreswert lag noch bei 43,5 Prozent. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Betriebe ihren Kund:innen aufgrund der angespannteren Wettbewerbssituation einerseits sowie der Ungewissheit durch die Corona-Pandemie andererseits zunehmend mehr Flexibilität bieten möchten. Außerdem werden kürzere Laufzeiten durch das Gesetz für faire Verbraucherverträge forciert, das am 1. Oktober 2021 zum Teil in Kraft getreten ist. Zudem hat die Gesetzesnovelle Auswirkungen auf alle Verträge, die ab dem 1. März 2022 geschlossen werden.

Investitionen in Know-how und sicheres Training

Silke Frank

Event Director FIBO Der Stellenwert der Eckdaten ist gerade super wichtig. Es ist unheimlich spannend, wie sich die Entwicklung im Rahmen der Pandemie und nach der Pandemie gezeigt hat. Noch spannender wird es natürlich, in den nächsten zwei Jahren zu sehen, wie sich die Mitgliederzahlen wieder erholen werden.

Markus Vancraeyenest

Geschäftsführer FitX Deutschland GmbH Für mich bilden die Zahlen einfach den Startpunkt und die Referenz für all das ab, was jetzt noch kommen kann. Der Fitnessmarkt war immer stark und wird auch wieder neu erstarken. Hoffentlich haben wir jetzt einen Punkt erreicht, von dem es für alle wieder deutlich nach oben geht.

Roy Scherer

Kieser Training GmbH, Leitung Ausbildung

Angelika Müller

Geschäftsführerin INKO Internationale Handelskontor GmbH Ich glaube, dass wir uns alle breiter aufstellen und das Thema Gesundheit noch stärker in den Fokus nehmen müssen. Wir müssen verschiedene Generationen ansprechen. Wir sollten die Persona per se identifizieren, die ins Fitnessstudio geht, und dementsprechend dafür dann das Marketing betreiben.

Die Branche nimmt die neuen Rahmenbedingungen an und investiert in diese wichtigen Bereiche, um ihren Mitgliedern ein sicheres und innovatives Training zu ermöglichen. Trotz des behördlich angeordneten Schließungszeitraums im ersten Halbjahr 2021 wurden von den geplanten Investitionen über alle Anlagen betrachtet 90,8 Prozent realisiert. Dies entspricht einem Gesamtvolumen von 759 Millionen Euro. In 2021 investierten mit 84,5 Prozent fast alle Anlagenbetreiber:innen in den Bereich Hygiene, um ihren Mitgliedern und Mitarbeiter:innen ein sicheres Trainingsumfeld zu bieten. Auch Investitionen im Bereich der Digitalisierung werden von 80,5 Prozent der Anlagen getätigt. Die durch Corona beschleunigte Digitalisierung führt zu einer sinnvollen und qualitativen Ergänzung des Leistungsportfolios der Anlagen. Nach Hygiene und Digitalisierung ist die Aus- und Weiterbildung der Bereich, in den die Anlagen 2021 am meisten investiert haben. 60,5 Prozent haben im Betrachtungszeitraum in ihre Mitarbeiter:innen investiert. Besonders positiv ist, dass die Investitionsbereitschaft im Bereich Mitarbeiter:innenbildung und -weiterbildung in allen Anlagentypen im Vergleich zum Vorjahr nochmals zugenommen hat. Das zeigt den großen Qualitätsanspruch der Branche, mit dem sie ihren Gesundheitsauftrag auf höchstem Niveau verfolgt. Diese Ergebnisse verdeutlichen insgesamt den Stellenwert von Gesundheit und Qualität in der Branche und setzen damit ein positives Signal für eine erfolgreiche Zukunft! 01/2022 | medical fitness and healthcare

Fotos: DHfPG/BSA | Reed Exhibitions Deutschland GmbH

Ein atrophierter Muskel hat ein großes Potenzial zu wachsen. Daher bin ich zuversichtlich, dass die Entwicklung wieder nach oben geht. Viele gesundheitliche Probleme haben sich in den beiden letzten Jahren verstärkt. Kieser Training kann hier großen Nutzen bieten. Das sehe ich als Anhaltspunkt, dass unser Wachstumspotenzial sehr groß ist.

Bereits in der Vergangenheit hat sich die Branche immer wieder an die sich ändernden Bedürfnisse der Kund:innen angepasst und neue Angebote für bestehende und neue Zielgruppen geschaffen. Diese Professionalisierung der Branche und die Weiterentwicklung der Leistungsangebote zeigt sich auch im zweiten Krisenjahr 2021. Insbesondere die Digitalisierung und die Verlagerung des Trainings in den Außenbereich stehen im Fokus, da die Gegebenheiten im Betrachtungszeitraum neue, kreative Lösungen erforderten.


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Positive Perspektive für die Branche Die Gesundheit der Menschen ist eines der höchsten Güter. Die Fitness- und Gesundheits-Anlagen leisten in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung der Bevölkerung. Zwar hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen, jedoch ist dadurch in der Bevölkerung auch ein hoher Nachholbedarf entstanden, etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Zudem hat sich das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung zugunsten der Branche verändert. Es ist davon auszugehen, dass die Branche zukünftig wieder vermehrt Mitglieder gewinnen und an Wirtschaftskraft zunehmen wird, da sie genau diesen Bedarf deckt. Dies spiegelt sich ebenfalls in der Erwartung des Marktes wider und zeigt eine positive Perspektive für die zukünftige Entwicklung der Branche auf.

Expansion mit Signalwirkung Im Anschluss an die Präsentation der Eckdaten aus Deutschland kündigte der Herausgeber der fitness MANAGEMENT international und der medical fitness & healthcare, Janosch Marx, der auch federführend an der Erhebung der Studie in Deutschland mitwirkt, an, dass im kommenden Jahr auch für die Schweiz die „Eckdaten der Fitness-Wirtschaft“ erhoben werden. Der DSSV und die DHfPG setzen damit ein Zeichen für die europäische Fitness- und Gesundheitsbranche. „Die Methodik zur Erhebung der Eckdaten gibt es schon seit über zehn Jahren. 2010 wurden sie erstmals nach dem aktuellen Modell erhoben. Ich bin froh, wenn wir jetzt in der Schweiz mit der Erhebung der Eckdaten beginnen. Das ist ein super Signal. Sobald wir eine Datenbasis haben, können wir bessere Vergleiche ziehen. Ich hoffe, dass Österreich und die Beneluxländer nachziehen, und dass wir noch ganz viele andere Länder erreichen können. Viel Politik wird mittlerweile in Brüssel betrieben. Wenn wir dann eine europaweite Datenbasis haben, kann uns das nur in die Karten spielen“, so Florian Kündgen, stellvertretender Geschäftsführer des DSSV.

Stephan Schulan

Geschäftsführer BestFit GmbH Der Stellenwert der Eckdaten ist sehr hoch. Es ist ein ganz wichtiger Termin für die gesamte Branche, um den Gesamtüberblick zu behalten und nicht nur sein Segment zu betrachten. Wir sitzen alle im gleichen Boot und wollen Fitness und Gesundheit nach vorn bringen. Auch intern arbeiten wir sehr eng mit den Daten.

Günter Noll

Inhaber Donna’s Frauenfitness Was wir jetzt in den letzten zwei Jahren erleiden mussten, war schon sehr hart für die Branche. Auf der anderen Seite glaube ich definitiv, dass das Produkt „Fitness und Gesundheit“ aktuell ist und auch aktuell bleiben wird.

Patrick Soxhlet

Vice President Partner Management Urban Sports GmbH

Die „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2022“ wurde erstmalig auch via Online-Präsentation vom Hauptgeschäftsführer des DSSV, Refit Kamberovic, und dem stellvertretenden Geschäftsführer Florian Kündgen vorgestellt und mit den teilnehmenden DSSV-Mitgliedern diskutiert. Die Online-Präsentation steht DSSV-Mitgliedern im Mitglieder-Login zur Verfügung. DSSV-Mitglieder finden die „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2022“ kostenfrei im Mitglieder-Login unter www.dssv.de. Über den SSV-Shop können die Eckdaten darüber hinaus von allen Interessierten erworben werden. Bei Fragen melden Sie sich gern telefonisch in der Geschäftsstelle unter 040- 766 24 00. www.dssv.de

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Insgesamt haben wir erwartet, was wir heute gesehen haben. Wir sehen die Branche in 2022 positiv. Wir wissen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Umso wichtiger ist es, genau bei solchen Ereignissen zusammenzukommen, um gemeinsam ins nächste Jahr zu gehen.

Fabian Menzel

CFO XTRAFIT GmbH Die Eckdaten haben in diesen Zeiten einen ganz hohen Stellenwert, weil man nicht nur die eigenen Zahlen sieht, sondern die des Marktes insgesamt. Das bietet eine Vergleichsmöglichkeit, gerade, weil Unternehmer in den letzten zwölf bzw. 24 Monaten von extrem vielen Sondereffekten betroffen waren. So kann man die Zahlen miteinander vergleichen und sehen, wie man selbst positioniert ist.


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Recht

Rechtliche Änderungen für das Statusfeststellungsverfahren

Selbstständig oder scheinselbstständig? Text: Iris Borrmann

Zum 1. April 2022 tritt eine Änderung des Paragrafen 7a SGB IV in Kraft, der das Statusfeststellungsverfahren für Beschäftigungsverhältnisse regelt. DSSV-Juristin Iris Borrmann erläutert, auf welche Regeln sich Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen einstellen müssen.

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hältnis zwischen Auftraggeber:in und Auftragnehmer:in vorliegt, also ob Arbeitnehmende sozialversicherungspflichtig und damit abhängig beschäftigt sind oder nicht.

Das sogenannte Statusfeststellungsverfahren soll den Beteiligten Rechtssicherheit darüber verschaffen, auf welcher Basis – selbstständig oder abhängig beschäftigt – sie einen Vertrag geschlossen haben. Mit Wirkung zum 1. April 2022 wurde eine Änderung des Paragrafen 7a SGB IV vorgenommen, der das Statusfeststellungsverfahren regelt.

Die am 1. April 2022 in Kraft getretenen Neuerungen sollen allen Beteiligten schneller und einfacher Gewissheit hierüber verschaffen.

Statusfeststellungsverfahren Das Statusfeststellungsverfahren dient der Klärung, ob ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsver-

Schon in der Vergangenheit konnte jede:r Arbeitgeber:in vor der Clearingstelle der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV Bund) den Status z. B. einer selbstständigen Kursleiterin oder eines Physiotherapeuten prüfen lassen, um dem Risiko einer eigenen falschen Bewertung vorzubeugen – insbesondere, um sich vor der Nachforderung von Sozialversicherungsbeiträgen im Rahmen einer Betriebsprüfung der DRV Bund zu schützen.*

Leider ist es in diesem Zusammenhang immer noch nicht zu einer Formulierung von Abgrenzungskriterien, wann ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis vorliegt und wann eine selbstständige Tätigkeit anzunehmen ist, gekommen. Im Mitgliederbereich des DSSV e. V. finden Sie die wesentlichen Entscheidungskriterien für eine Bewertung. 01/2022 | medical fitness and healthcare

Fotos: contrastwerkstatt – stock.adobe.com | fitness MANAGEMENT

er Begriff Scheinselbstständigkeit kennzeichnet ein Arbeitsverhältnis, bei dem ein:e vertraglich gesehen selbstständige:r Auftragnehmer:in nach objektiven Kriterien ein:e Arbeitnehmer:in ist und als solche:r versicherungspflichtig angemeldet und beschäftigt werden müsste. Wird eine abhängige Beschäftigung und dementsprechend eine Scheinselbstständigkeit nachträglich festgestellt, können Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen dazu verpflichtet werden, die Beiträge zur gesetzlichen Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung für vorgegebene Zeiträume rückwirkend zu entrichten.


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Exkurs: Rechtsprechung zur Scheinselbstständigkeit Auch vermeintlich selbstständige Berufsgruppen können – je nach Tätigkeit – abhängig beschäftigt bewertet werden. Erst am 16. Juli 2021 hatte das Landessozialgericht Baden-Württemberg (LSG Baden-Württemberg, Urteil v. 16.07.2021, Az.: L4 BA 75/20) die Scheinselbstständigkeit eines Physiotherapeuten festgestellt, der zusätzlich zu seiner eigenen Praxis in einer Gemeinschaftspraxis tätig war. Das Gericht hatte resümiert, dass Physiotherapeut:innen ihre Leistungen zwar grundsätzlich im Rahmen einer selbstständigen Tätigkeit erbringen können, maßgeblich sei aber die konkrete Ausgestaltung des Arbeitsverhältnisses und die Eingliederung in die Organisationsstruktur und Arbeitsabläufe einer Gemeinschaftspraxis. Es kann schon eine Scheinselbstständigkeit vorliegen, wenn ein:e Physiotherapeut:in im Rahmen seiner:ihrer Tätigkeit im Wesentlichen nur solche Patient:innen behandelt, die ihm:ihr seitens der Inhaber:innen der Gemeinschaftspraxis angetragen wurden, und er:sie die in der Praxis vorgehaltene Ausstattung nutzt, z. B. spezielle Behandlungsräume, Telefonanlagen etc. Die wichtigsten Änderungen zur Statusfeststellung ab dem 1. April 2022 finden Sie in den folgenden Absätzen.

feststellung. Eine solche kommt z. B. in Betracht, wenn die vereinbarten Tätigkeiten ihrer Art und Ausübung nach einheitlichen vertraglichen Bedingungen unterliegen. Hierdurch soll der Aufwand für eine Vielzahl gleicher Statusfeststellungsverfahren vermieden werden. Allerdings hat die Gruppenfeststellung, die sich auch auf künftige Auftragsverhältnisse erstrecken kann, dann keine Bindungswirkung für die neuen Auftragsverhältnisse.

Dreiecksverhältnis Ein Dreiecksverhältnis liegt vor, wenn z. B. der Einsatz des:der Auftragnehmer:in bei einem:einer Endkund:in des:der Auftraggeber:in im Rahmen eines Dienst- oder Werkvertrages stattfindet. Hier prüft die DRV Bund jetzt eine Tätigkeit umfassend und nicht nur begrenzt auf das jeweilige Rechtsverhältnis. Voraussetzung für eine Feststellung im Dreiecksverhältnis ist, dass Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass der:die Auftragnehmer:in in die Arbeitsorganisation des:der Endkund:in eingegliedert ist und dessen:deren Weisungen unterliegt. Eine Beurteilung des Dreiecksverhältnisses erfolgt auch dann, wenn nur eine der Vertragsparteien einen Antrag auf Statusfeststellung stellt – sie kann also auch gegen den Willen der jeweils anderen Vertragspartei erfolgen.

Widerspruchsverfahren

Feststellung des Erwerbsstatus

Im Widerspruchsverfahren gegen eine Entscheidung der DRV Bund gibt es künftig die Möglichkeit einer mündlichen Anhörung. Bisher erfolgte das Verfahren ausschließlich schriftlich.

Bislang wurde durch die DRV Bund festgestellt, ob eine Versicherungspflicht vorliegt. Dies hat sich seit dem 1. April 2022 geändert. Nun wird nur noch die Entscheidung über den Erwerbsstatus – selbstständig oder abhängig beschäftigt – getroffen. Die Feststellung bezieht sich immer auf das konkrete Auftragsverhältnis, welches angefragt worden ist. Eine gesonderte Feststellung der Versicherungspflicht findet nicht statt.

Einige Änderungen (Prognoseentscheidung, Gruppenfeststellung und Dreiecksverhältnis) sind zunächst auf rund fünf Jahre befristet: bis zum 30. Juni 2027. In dieser Zeit soll durch die DRV Bund evaluiert werden, wie die Akzeptanz der Regelungen in der Praxis ist und ob sie tatsächlich eine beschleunigende und vereinfachende Wirkung erzielt.

Feststellung vor der Aufnahme der Tätigkeit Ein entsprechender Antrag kann nun bereits vor Aufnahme der Tätigkeit gestellt werden. Die DRV Bund trifft dann eine sogenannte Prognoseentscheidung auf der Grundlage der vertraglichen Vereinbarungen und den Vorstellungen der Vertragsparteien, wie das Vertragsverhältnis in Zukunft gestaltet werden soll. Es handelt sich dabei um keine vorläufige, sondern um eine reguläre und endgültige Statusentscheidung. Die DRV Bund kann nur dann, wenn sich Änderungen in der tatsächlichen Ausgestaltung ergeben, die Prognoseentscheidung für die Zukunft wieder zurücknehmen.

Gruppenfeststellung Außerdem gibt es nun die Möglichkeit einer Gruppen* Die Sozialversicherungsbeiträge müssen von Arbeitgeber:innen/Auftraggeber:innen nach einem Statusfeststellungsverfahren rückwirkend für maximal vier Jahre nachgezahlt werden, wenn die Sozialversicherungspflicht ermittelt wird und keine Beiträge gezahlt wurden. Arbeitgeber:innen dürfen von ihren Mitarbeiter:innen allerdings den Arbeitnehmer:innenanteil zur Sozialversicherung für Sachverhalte, die mehr als drei Monate zurückliegen, nicht mehr zurückfordern.

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Iris Borrmann, DSSV-Juristin Zu allen rechtlichen Fragen rund um den Studioalltag bietet die Rechtsabteilung des DSSV im Rahmen einer bestehenden Mitgliedschaft die Möglichkeit, eine kostenlose rechtliche Erstberatung mit Einschätzung der Rechtslage zu erhalten, beispielsweise nach Erhalt einer Attestkündigung, zur Überprüfung von Vertragsklauseln oder zu arbeitsrechtlichen Themen. Tel.: 040 - 766 24 00, E-Mail: jurist@dssv.de www.dssv.de


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iele Patienten kennen und schätzen die EGYM Smart Strength Geräte bisher aus dem Zirkel. Dort trainieren sie sicher und effektiv mit optimal auf ihre Therapie ausgerichteten Trainingsmethoden. Dazu gehören das isokinetische Training, das sich besonders für Menschen mit orthopädischen Einschränkungen eignet, oder das explonische Training, das v. a. älteren Mitgliedern dabei hilft, wieder Funktionalität für den Alltag zurückzugewinnen.

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Studium – Weiterbildung – Qualität Informationen/Neuigkeiten der BSA-Akademie, der BSA-Zert und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement

Herausforderung Physiotherapiepraxis Neues Webinar zu „Personal und Fachkräfte“

Physiotherapiepraxen zeichnen sich durch ihre professionelle Betreuungsqualität und hochqualifizierte Mitarbeiter:innen aus. Gleichzeitig sehen sie sich aber seit Jahren mit einem immer stärker werdenden Fachkräftemangel konfrontiert. Doch wie ist man erfolgreich im „War for Talents“? Wie der aktuelle Status quo von Physiotherapiepraxen tatsächlich ist und wie Mitarbeiter:innen erfolgreich rekrutiert und eingesetzt werden können, erfahren Interessierte am Mittwoch, 18. Mai 2022, 19 Uhr, im neuesten Webinar der Reihe „Herausforderungen und Lösungen in der Physiotherapie“ mit dem Schwerpunkt „Personal und Fachkräfte“. Um vorherige Anmeldung über untenstehenden Link wird gebeten. www.dhfpg.de/physiotherapie

Zu mehr Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit Ehemalige Krebsbetroffene kompetent betreuen

In Fitness- und Gesundheitsstudios ist eine kompetente und bedürfnisorientierte Betreuung von ehemaligen Krebsbetroffenen essenziell. Mit dem Aufbaulehrgang „Trainer/in für Fitnesstraining in der Krebsnachsorge“ erfahren Teilnehmende, wie sie ehemalige Krebsbetroffene bei der Steigerung ihres Wohlbefindens und ihrer Leistungsfähigkeit unterstützen sowie Spätfolgen der Therapie entgegenwirken können. Sie werden u. a. mit medizinischem Grundlagenwissen zu den häufigsten Krebserkrankungen und insbesondere mit praktischen Aspekte des Fitnesstrainings vertraut gemacht.

Fotos: DHfPG/BSA

Der Lehrgang ist v. a. geeignet für Personen, die bereits über eine „Fitnesstrainer/in-B-Lizenz“ oder eine vergleichbare Vorbildung verfügen. www.bsa-akademie.de/trftkn

Studiengänge >> dhfpg.de

Lehrgänge >> bsa-akademie.de

Zertifizierung >> bsa-zert.de

Mehr Infos zu dualem Bachelor- und Master-Studium, BSA-Lehrgängen oder zur Zertifizierung unter: Tel. +49 681 6855 143

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Interdisziplinäre Kompetenzen nutzen Bachelor-Studierende Fitnessökonomie qualifizieren

Die Verbindung aus Therapie und Training ist in vielen Physiotherapiepraxen und Gesundheitsstudios bereits fester Bestandteil des Dienstleistungsangebots. Allerdings fehlen meist qualifizierte Fachkräfte, die diese Synergieeffekte optimal nutzen und eigenverantwortlich betreuen können. Mit dual Studierenden des B. A. Fitnessökonomie können Praxen und Gesundheitsstudios eigenes Fachpersonal qualifizieren, das über interdisziplinäre Kompetenzen in Wirtschafts-, Natursowie Trainings- und Gesundheitswissenschaften verfügt und somit u. a. sowohl Selbstzahler:innenbereich als auch Studiound Praxisorganisation eigenständig verantworten kann. www.dhfpg.de/bfo

Herausgeberwerk zu Zivilisationskrankheiten Jetzt erhältlich beim fM-Verlag

Das neue Herausgeberwerk „ZIVILISATIONSKRANKHEITEN: Krankheitsketten vermeiden – Präventionskompetenzen entwickeln“ der DHfPG-Professoren Bernhard Allmann, Jörg Loth und Arne Morsch analysiert in insgesamt 21 Beiträgen von namhaften Autor:innen aus Gesundheit, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft die gegenwärtige Situation, gibt wertvolle Impulse zum Aufbau von Gesundheitskompetenzen und soll Leser:innen dazu motivieren, selbst aktiv zu werden. Die Neuerscheinung ist ab sofort in Buchhandlungen und beim fM-Verlag für 29,95 Euro erhältlich. www.fitnessmanagement.de/hgw

Bevor es zu spät ist Gesetzliche Anforderungen für EMS-Training erfüllen

Ab 1. Januar 2023 dürfen laut NiSV nur noch Personen EMSTraining an Kund:innen anwenden, die über die gesetzlich geforderte „Fachkunde EMF“ zur Stimulation (EMF = Elektromagnetische Felder) verfügen. Eine solche Personenzertifizierung wird von der BSA-Zert mit ihrem Zertifizierungsprogramm „Fachkunde EMF“ zur Stimulation (Niederfrequenz-, Gleichstrom- oder Magnetfeldgeräte) angeboten. Für die Erstzertifizierung durch die BSA-Zert ist die Teilnahme an einer Schulung laut NiSV verpflichtende Voraussetzung. Die BSA-Akademie bietet eine solche Schulung durch den Fernlehrgang „EMSTrainer/in“ mit einer zweitägigen Präsenzphase an. www.bsa-zert.de/ems

Über die DHfPG und die BSA-Akademie informieren Die DHfPG und die BSA-Akademie bieten Infoveranstaltungen vor Ort sowie kostenfrei abrufbare Infovideos auf ihren Websites an. Jeweils zwei Mal im Monat werden digitale Infoveranstaltungen zum Studium an der DHfPG bzw. zu den Lehrgängen der BSA-Akademie angeboten. Beide Unternehmen sind regelmäßig auf digitalen Messen vertreten. Alle Termine finden Sie unter: >> dhfpg.de/events

>> bsa-akademie.de/events

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Event | Anzeige

Premiumtreffen der Physio- und Gesundheitsbranche

MEET THE TOP Physio – Netzwerken unter Palmen

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ie kaum ein anderes Event in der Physiobranche steht MEET THE TOP für produktive Gespräche, effektives Netzwerken, hochkarätige Teilnehmer:innen und luxuriöses Ambiente. Vom 6. bis 9. Oktober 2022 findet das Premiumtreffen auf der Sonneninsel Mallorca statt. Fragt man Teilnehmer:innen von MEET THE TOP aus den letzten Jahren, hört man folgende Kommentare: „Eines der wichtigsten Events der Branche“, „Zielführender Austausch mit gut selektierten Gesprächspartner:innen“, „Ein abwechslungsreiches Programm“, „Herausragende Locations und Organisation auf höchstem Niveau“. Wer neue Kontakte knüpfen oder alte Geschäftsbeziehungen pflegen möchte, trifft hier auf das Who is who der Physiotherapie- und Gesundheitsbranche. MEET THE TOP Physio 2022 findet im wunderschönen Melia Palma Marina statt. Das Hotel befindet sich direkt an der Hafenpromenade, einem der exklusivsten und schönsten Bereiche Palmas, und zeichnet sich durch helle und elegant gestaltete Zimmer aus, die keinen Komfort vermissen lassen.

Das Konzept

Was bietet das Event für Praxisinhaber:innen?

Hoher Businessfokus dank Wohlfühlumgebung MEET THE TOP ist für sein außergewöhnliches Ambiente und tolle Locations bekannt. Der Arbeitsalltag zu Hause gerät schnell in Vergessenheit, was den Teilnehmer:innen hilft, sich auf ihre Businessgespräche zu fokussieren und offen für Neues zu sein. MEET THE TOP Teilnahme –

Die Vorteile für Praxisinhaber:innen Innovationen und Trends entdecken Business meets Freizeit auf Mallorca Mehr als 60 Hersteller vor Ort Hochkarätige Speed-Dating-Meetings Drei Übernachtungen inklusive Vollpension Fachvorträge und wertvolles Netzwerken

Kontakt MEET THE TOP GmbH & Co. KG Tel.: +49 (0) 7253 - 98 75 710 anmeldung@meet-the-top.de

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Kaum eine andere Veranstaltung bietet die Möglichkeit, 01/2022 | medical fitness and healthcare

Foto: Meliá Hotels International, S.A.

Hauptbestandteil des Events sind effiziente und informative 1:1-Business-Meetings an zwei Tagen. Wer auf wen trifft, wird bereits im Vorfeld der Veranstaltung via Online-Wahl bestimmt. Das Freizeit- und Rahmenprogramm am Nachmittag lädt zum Verbinden von Business und Freizeit ein. Oder aber man besucht die interessanten Fachvorträge, die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie für angewandte Sportmedizin (DAASM) durchgeführt werden.

mehr Produkte und Dienstleistungen in dieser Ausführlichkeit kennenzulernen. Zudem können Inhaber:innen bei MEET THE TOP neue Kontakte knüpfen, ihr Firmennetzwerk erweitern und sich mit Branchenkolleg:innen austauschen. Als Inhaber:in, Geschäftsführer:in oder Führungskraft einer Physiotherapiepraxis, eines Rehazentrums, einer Klinik, Gesundheitseinrichtung oder eines Fitnessstudios mit angeschlossener Physiotherapie können Sie sich für eine Teilnahme inklusive drei Übernachtungen und Vollpension (exkl. Anreise) unter www.meet-the-top.physio anmelden.


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Fachartikel

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Mit Wandel zum Unternehmenserfolg

Praxisimpulse für ein erfolgreiches Changemanagement

Mit neuem Mindset zu noch mehr Erfolg Text: Jochen van Recum und Sascha Tetzlaff

Ganzheitliche Gesundheit im Fokus: Wie Sie mit dem Changemanagementmodell von John P. Kotter Mitarbeiter:innen zu einem positiven Mindset verhelfen, sie motivieren und so Patient:innen auch langfristig binden können, zeigen Jochen van Recum und Sascha Tetzlaff anhand praxisnaher Impulse. Innovationspotenzial erkennen und Patient:innen langfristig binden Den Therapeut:innen ist – anders als vielen Betroffenen – bewusst, dass eine kurzfristige Behandlung zur Genesung und insbesondere auch zur Prävention von weiteren Erkrankungen i. d. R. nicht ausreicht. So stellt ein ergänzendes bzw. anknüpfendes Training im Selbstzahler:in01/2022 | medical fitness and healthcare

Foto: Gajus – stock.adobe.com

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rundsätzlich verfolgen Therapeut:innen und Patient:innen in der Praxis häufig sehr ähnliche Ziele. Die Patient:innen möchten möglichst schnell wieder gesund werden, die Therapeut:innen wollen die Betroffenen dabei bestmöglich unterstützen und eine zielführende Genesung erreichen. Dennoch gibt es in dieser Beziehung ein Dilemma.


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nenbereich (Tetzlaff, 2020) für viele Patient:innen eine sinnvolle Ergänzung dar, die langfristig positive Gesundheitseffekte erzielen kann. Leider fehlt im fordernden und eng getakteten Tagesgeschäft oftmals die Zeit und auch das nötige „Argumentations- und Verkaufs-Know-how“, um diese Zusammenhänge umfassend klarzumachen und vor allem die eigenen Zusatzangebote zielführend zu vermarkten. Dadurch geht den Physiotherapiepraxen wertvolles Umsatz- und Kund:innenbindungspotenzial verloren – doch das muss nicht so bleiben!

Theorie meets Praxis: So gelingt der Change-Prozess Um für ein neues positives Mindset sowie ein ganzheitliches Verständnis von Zusatzleistungen und deren Einfluss auf den langfristigen Unternehmenserfolg zu sorgen, kann das Changemanagementmodell von John P. Kotter (2009 & 2013) Führungskräften bei der Umsetzung wertvolle Dienste leisten (vgl. Abb. 1). Was es in den einzelnen Phasen dieser Veränderungsprozesse alles zu berücksichtigen gilt, machen die folgenden detaillierteren Ausführungen deutlich. Sie können Betreiber:innen dabei als wertvolle Orientierung dienen und liefern gleichzeitig hilfreiche Umsetzungstipps, wie man Fallstricke vermeiden und den Prozess aktiv begleiten kann.

1. Dringlichkeit erzeugen Wer den Status quo durchbrechen und vorhandene Denk- sowie Verhaltensweisen im eigenen Arbeitsumfeld neu ausrichten möchte, muss allen Beteiligten zuallererst zu verstehen geben, welche Be-

deutung der angestrebte Wandel für sie und das Unternehmen hat (Kotter, 2009). Die Dringlichkeit sollte sich dabei nicht nur auf existenzbedrohende Szenarien fokussieren. Ziel muss es sein, alle Mitarbeiter:innen von Anfang an miteinzubeziehen und „abzuholen“. Grundsätzlich wollen Therapeut:innen bestmöglich helfen, jedoch hören viele Patient:innen systembedingt nach dem Ende der Therapie auch mit dem Training wieder auf und investieren nicht weiter in ihre Gesundheit. Dagegen hat zumindest ein Teil der Therapeut:innen häufig kein probates „Gegenmittel“ und ist zu Recht frustriert. Angesichts demografischer Veränderungen und der Zunahme von zivilisationsbedingten Erkrankungen werden ganzheitliche Lösungsansätze und eine zielführende Prävention immer wichtiger – und genau hier können Sie und Ihre Mitarbeitenden gemeinsam wertvolle Hilfe leisten. Im Hinblick auf die wachsenden unternehmerischen Herausforderungen sollten Sie Ihr Produktportfolio deshalb immer in einer Wirkungskette von Maßnahmen darstellen und auch so vermarkten. Mithilfe eines konkreten „Fahrplans zur Gesunderhaltung“ können Sie Ihren Mitarbeiter:innen so zum einen eine sinnvolle Argumentationshilfe in Form eines Leitfadens an die Hand geben und verknüpfen zum anderen gleichzeitig betriebswirtschaftliche Perspektiven mit der eigenen Berufung. Nutzen Sie hierfür einfache Sprache und arbeiten sie mit bildhaften Metaphern wie „Gegenmittel“, „Fahrplan“ usw. Untermauern Sie die Dringlichkeit mit konkreten Fragen an die Beteiligten, z. B.: „Was, glauben Sie, passiert, wenn Sie weiterhin so vorgehen wie bisher?“ In dieser Phase werden Sie relativ schnell erkennen, welche Teammitglieder flexibel und offen und welche eher „eingefahren“ in ihren Denk- und Handlungsmustern sind.

WANDEL IN DER UNTERNEHMENSKULTUR VERANKERN

8. Veränderung verankern 7. Veränderung antreiben

EINFÜHRUNG NEUER VERHALTENSWEISEN

6. Quick Wins: Erfolge erzielen/aufzeigen 5. Mitarbeiter:innen befähigen

AUFTAUEN DES VERHÄRTETEN STATUS QUO

4. Die Vision/Das Konzept visualisieren 3. Vision entwickeln 2. Führungskoalition aufbauen 1. Dringlichkeit erzeugen

ACHT-STUFEN-MODELL

DES CHANGEMANAGEMENTS NACH KOTTER

Abb. 1: Veränderungsprozesse erfolgreich meistern mit dem Acht-Stufen-Modell nach Kotter (modifiziert nach Kotter, 2009, S. 28–29) 01/2022 | medical fitness and healthcare


Fachartikel

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Mit Wandel zum Unternehmenserfolg

2. Führungskoalition aufbauen Ein Change-Prozess muss immer von allen wichtigen Entscheidungsträger:innen gewollt und unterstützt werden und sollte deshalb nicht im Sinne des Top-down-Prinzips im Alleingang durchgeführt werden. Beziehen Sie von Anfang an loyale Mitarbeitende aus unterschiedlichen Hierarchiestufen in Ihre Planung sowie Umsetzung mit ein, hören Sie aktiv zu und agieren Sie im Umgang mit allen Beteiligten sensibel und wertschätzend. Durch transparente Informationen, eine motivierende Kommunikation und einen aktiven Austausch mit allen Beteiligten können Sie frühzeitig Barrieren und Vorbehalte (Schumann, 2020) aus der Welt schaffen und Sie sichern sich für die weitere Umsetzung ein breites Engagement und die Unterstützung Ihres Teams.

3. Vision entwickeln Die nächste Herausforderung besteht darin, dem Team das große Ganze klar verständlich zu vermitteln. Deshalb bedient man sich in der Führungspraxis häufig einer zentralen Vision, gemäß dem Grundsatz des Philosophen Friedrich Nietzsche: „Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie“ (Zitat gekürzt). Gerade wenn es darauf ankommt, dem eigenen Handeln einen Sinn zu geben, sind gemeinsame Visionen und Ziele ein innerer Katalysator bzw. Motivator, der dem Team Sicherheit, Vertrauen und Mut für das Beschreiten neuer Wege gibt. Hierzu ein paar einfache Leitfragen für Ihr ganz persönliches Vision-Statement (sign:up, 2021): • Was möchten wir als Unternehmen mit unserem Handeln erreichen? • Warum tun wir gerade das und nichts anderes? • Für wen tun wir das? Was zeichnet uns dabei besonders aus? • Wie können wir dadurch unsere Zukunft sichern und gleichzeitig einen positiven Beitrag für unsere Kund:innen und auch die Allgemeinheit leisten? • Welchen Beitrag muss jede:r Einzelne dazu beisteuern? Ein Beispiel: Wir wollen, dass in zwei Jahren jede:r Patient:in zusammen mit uns sein:ihr persönliches Ziel über die Therapie hinaus erreicht, weil das unseren Beruf und unser Verständnis von einer ganzheitlichen Betreuung charakterisiert und wir damit unseren Patient:innen mehr Lebensqualität schenken.

4. Die Vision/Das Konzept visualisieren Über die visuelle Darstellung wird die Vision in einem weiteren Schritt dann im Unterbewusstsein der beteiligten Personen manifestiert. Da wir Bilder deutlich schneller wahrnehmen als Texte und wir uns an einprägsame Bilder besonders gut erinnern, ist es sinnvoll, die eigene Vision auch bildhaft in allen Köpfen fest zu verankern. Nutzen Sie für die Umsetzung deshalb auch motivierende Bilder, Fotos, Illustrationen und Grafiken (bspw. in Form einer Roadmap o. Ä.), die die zentralen Inhalte und Aussagen Ihrer Vision auf einen

Blick zusammenfassen. Am besten platzieren Sie diese Vision in Form eines Posters an einem zentralen Ort Ihrer Praxis und erinnern somit Ihr Team in der täglichen Arbeit immer wieder unterbewusst daran. Eine weitere sehr wirksame und häufig angewandte Methode, um diese Inhalte motivierend zu vermitteln, ist das Storytelling (Adlmaier-Herbst, 2021; Sammer, 2019). Verbinden Sie Ihre Visionen und Ziele doch mit einer authentischen Erfolgsgeschichte und ermöglichen Sie neuen Teammitgliedern so einen schnellen Einstieg in das große Ganze.

5. Mitarbeiter:innen befähigen Damit Ihr Change-Prozess fortschreiten und gelingen kann, müssen zeitraubende Organisationsstrukturen, unökonomische Arbeitsabläufe und eingefahrene Prozesse sukzessive hinterfragt und angepasst werden. Bei Bedarf sollten Sie Ihr Praxismanagement optimieren und für adäquate Verstärkung beispielsweise durch dual Studierende sorgen (Kreis, 2021). Die oberste Prämisse muss dabei lauten, dass Sie alle Ihre Mitarbeitenden stärkenorientiert einsetzen und ihnen vor allem die Zeit, das Know-how und die richtigen Tools an die Hand geben, um auf die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen bestmöglich einzugehen. Achten Sie darauf, an allen entsprechenden Touchpoints im Rahmen der Therapie schon frühzeitig immer wieder Brücken zum Selbstzahler:innenbereich sowie zu den Zusatzangeboten zu schlagen. Das gelingt aber nur, wenn Sie ständig in die Weiterbildung und Schulung Ihres Personals investieren und für das existenzielle Thema „Beratung und Verkauf“ sensibilisieren.

6. Quick Wins: Erfolge erzielen/aufzeigen Nichts ist frustrierender als das Gefühl, dass es innerhalb des Change-Prozesses nicht vorangeht und keine sichtbaren Ergebnisse erzielt werden. Häufig machen Führungskräfte in dieser Phase den Fehler, dass sie die Ziele zu weit stecken und den Erfolg ausschließlich an „harten“ Kennzahlen festmachen. Um auch kleine Fortschritte aufzuzeigen und wertzuschätzen, sollten Sie Ihrem Team immer wieder Rückmeldung und motivierendes Feedback geben (Malik, 2013). Bleiben Sie auch hier in den Köpfen und somit im Interessenkreis der Mitarbeiter:innen. „Es ist der Herr Müller, der jetzt wieder laufen kann, nein, sogar wieder Golf spielen kann, weil ihr ihm das durch langfristiges Training im Gerätepark und die zusätzlichen Leistungen ermöglicht habt“ – Nutzen Sie so viele persönliche Erfolge wie möglich und stellen Sie die Kennzahl bei der Führung mehr in den Hintergrund. Das ist Ihr ganz persönliches „Schulterklopfen“ für jede:n Mitarbeiter:in.

7. Veränderung antreiben In der Praxis wird nach den ersten Erfolgen häufig allzu schnell der Veränderungsprozess als implementiert und verinnerlicht angesehen – dem ist aber nicht so. Treiben Sie deshalb mit dem gleichen Fokus und derselben Ernsthaftigkeit wie in den ersten Monaten den Prozess weiter an und gehen Sie als 01/2022 | medical fitness and healthcare


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Vorbild voran! Nehmen Sie das Team mit und festigen Sie die neuen Denk- und Handlungsmuster. Argumentieren Sie dabei weniger mit Umsatz und Kosten, sondern arbeiten Sie mit der Passion und der Berufung Ihrer Mitarbeitenden. Nach den ersten positiven Erfahrungen mit dem Modell können Sie jetzt aufzeigen, warum dieser Ansatz auch im Kund:innenkontakt wertvolle Dienste leisten kann: „Nutzt das Change-Modell auch bei euren Patient:innen. Sie müssen die Dringlichkeit und den Nutzen für ihre Gesundheit erkennen. Auch sie sollten eine Vision haben, brauchen Unterstützer:innen, die ihnen auf diesem Weg zielführend helfen. Nur wenn Sie und Ihr Team diesen Mindset verinnerlichen und auch authentisch nach außen tragen, können Sie langfristig erfolgreich agieren und Menschen emotional überzeugen (Tetzlaff, 2021). Das gelingt am besten, wenn alle von dem, was sie täglich tun, überzeugt sind!

8. Veränderung verankern Erst wenn Sie es schaffen, die Innovationsbereitschaft im gesamten Team insbesondere auch nach Rückschlägen dauerhaft hochzuhalten und den Wandel als festen Bestandteil Ihrer Unternehmenskultur zu verinnerlichen, haben Sie den Change-Prozess erfolgreich durchlaufen. Aber geben Sie Acht: Das einzig

konstante in der Unternehmensführung ist der Wandel – Gerade deshalb ist es wichtig, dass die Mitarbeiter:innen den Erfolg und die Veränderung unmittelbar miteinander assoziieren und nicht ungewollt oder zufällig in Verbindung bringen. Deshalb sollten Sie in jedem Meeting und jedem Feedback- bzw. Jahresgespräch diese Aspekte immer wieder aufgreifen und thematisieren. Sobald Sie Rückfälle in alte Muster feststellen, heißt es nachjustieren, sensibilisieren und erneut visualisieren!

Fazit Scheuen Sie sich nicht vor Veränderungen, sondern gehen Sie diese gemeinsam mit Ihrem Team an. Für eine gelebte Innovations- und Veränderungskultur (Rolli, 2021) brauchen Sie im Rahmen der Mitarbeiter:innenführung Weitblick, Empathie und vor allem Durchhaltevermögen, denn Veränderungsprozesse sind kein Sprint, sondern ein fortlaufender Prozess, der nie zu Ende geht. Der Erfolg Ihres Vorhabens steht und fällt mit dem Rückhalt und der Unterstützung Ihrer Mitarbeitenden. Nutzen Sie die vorgestellten Praxisimpulse und sorgen Sie so für eine gemeinsame Vision und einen positiven Veränderungsspirit.

Jochen van Recum

Sascha Tetzlaff

Jochen van Recum ist Sportökonom und Physiotherapeut. Er leitete über zehn Jahre ein Fitnessstudio und ein Gesundheitszentrum sowie zwei Physiotherapiepraxen. Seit 2016 arbeitet er als pädagogischer Mitarbeiter und Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie als Referent an der BSA-Akademie. www.dhfpg-bsa.de

Sascha Tetzlaff, M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement, verfügt über langjährige Branchenerfahrung im Zweiten Gesundheitsmarkt in den Bereichen Fitness und Physiotherapie. Er ist als pädagogischer Mitarbeiter und Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) im Fachbereich Management tätig. www.dhfpg-bsa.de

Auszug aus der Literaturliste Kotter, J. P. (2013). Leading Change – Wie Sie Ihr Unternehmen in acht Schritten erfolgreich verändern. München: Verlag Franz Vahlen. Kreis, M. (2021). Wachsende Anforderungen an das Praxismanagement: Kundenbindung und Mitarbeiterqualifikation im Fokus. medical fitness and healthcare, 02/2021, 62–63. Sammer, P. (2019). What´s your Story? Leadership Storytelling für Führungskräfte, Projektverantwortliche und alle, die etwas bewegen wollen. Heidelberg: O'Reilly.

Fotos: DHfPG/BSA

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

Kostenfreie Webinarreihe

SU NG EN HE RAUS FO RD ER UN GE N UN D LÖ IN DE R PHYS IOT HE RA PIE

01/2022 | medical fitness and healthcare

Mittwoch, 18. Mai 2022, 19 Uhr, zum Thema „Personal und Fachkräfte“ u. a. mit Branchenexperte Marlon Kreis. Infos und Anmeldung: www.dhfpg.de/physiotherapie


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Fitnesstraining und Krebs

Krebsbetroffene mit Knochenmetastasen

Frakturrisiko im Training Auch bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen kann Training dazu beitragen, die körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten. Wenn die Krebserkrankung in die Knochen metastasiert, ist das Frakturrisiko allerdings erhöht. Das sieht man Patient:innen nicht unbedingt an. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung ist daher unerlässlich.

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Foto: StratfordProductions – stock.adobe.com

Text: Prof. Dr. Friederike Rosenberger


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uch für Menschen mit fortgeschrittener Krebserkrankung kann körperliche Aktivität ein wichtiger Bestandteil des Lebens sein. Wenn Knochenmetastasen vorhanden sind, besteht jedoch ein erhöhtes Frakturrisiko. Inzwischen liegen erste Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis vor, die zeigen, was bei der Trainingsgestaltung zu berücksichtigen ist.

Was sind Knochenmetastasen? Knochenmetastasen sind Absiedlungen bösartiger Tumoren im Knochen. Etwa 60 bis 75 Prozent der Patient:innen mit fortgeschrittenem Brust- oder Prostatakrebs entwickeln sie im Laufe ihrer Erkrankung. Die meisten Knochenmetastasen sind im Achsenskelett (Wirbelsäule, Brustkorb, Schädel) lokalisiert, aber auch Röhrenknochen können betroffen sein. Man unterscheidet osteolytische Knochenmetastasen (das Knochengewebe löst sich auf) und osteoplastische Knochenmetastasen (das Knochengewebe wuchert). Gemischte Formen sind ebenfalls möglich. Bei allen Arten büßt der Knochen Stabilität ein, bei den osteolytischen jedoch mehr als bei den osteoplastischen. Von einer pathologischen Fraktur spricht man, wenn ein Knochen im Bereich der Metastase bei zum Teil nur geringer Krafteinwirkung bricht. Bei Wirbelkörperfrakturen können Knochensplitter das Rückenmark verletzen. Etwa 35 Prozent der Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen weisen pathologische Frakturen auf – mitunter unbemerkt als Zufallsbefund. Knochenmetastasen können auch unabhängig von Frakturen starke Schmerzen verursachen. Betroffene sind deshalb zum Teil mit Opiaten als Schmerzmedikation eingestellt (Sheill et al., 2018).

Beurteilung des Frakturrisikos Die Stabilität betroffener Knochen wird in der Regel von Fachärzt:innen für Orthopädie oder Radiologie beurteilt. Bekannte Risikofaktoren für pathologische Frakturen sind osteolytische Metastasen, große Läsionen, Schmerz (insbesondere Belastungsschmerz), zahlreiche Knochenmetastasen sowie vorangegangene pathologische Frakturen (Saad et al., 2007; Sheill et al., 2018). Es liegen verschiedene klinische Scores zur Stabilitätsbeurteilung für medizinische Therapieentscheidungen vor. Hierzu gehören der Spinal Instability Neoplastic Score (SINS) und der Taneichi Score für die Wirbelsäule sowie der Mirels‘ Score für die Röhrenknochen (Fisher et al., 2010; Mirels, 2003; Taneichi et al., 1997). Bei sehr hoher Frakturgefahr wird der Knochen durch ein Korsett, Unterarmgehstützen oder Bettruhe entlastet. Zur Stabilisation kommen Medikamente (Bisphosphonate, Denosumab), Strahlentherapie oder operative Verfahren infrage. Einige Expert:innen gehen davon aus, dass das Frakturrisiko in den ersten Wochen nach Strahlentherapie durch Umbauprozesse zunächst steigt, bevor der Knochen bei Therapieerfolg rekalzifiziert. Eine Stabilitätsbeurteilung im Hinblick auf körperliche Aktivität gehört nicht zum Routinevorgehen. Sie sollte 01/2022 | medical fitness and healthcare

von Patient:innen aktiv erfragt werden. Einige Autor:innen schlagen vor, die oben genannten Scores auch zu diesem Zweck zu verwenden. Andere Kliniker:innen lassen die Informationen ohne formale Score-Bildung in ihre Entscheidung einfließen.

Datenlage zu körperlichem Training Bislang gibt es erst relativ wenige Studien zu körperlichem Training für Patient:innen mit Knochenmetastasen. Ein aktuelles systematisches Review fasst 17 Studien zusammen, von denen vier spezielle Trainingsprogramme für Patient:innen mit Knochenmetastasen untersuchten und 13 unter anderem Patient:innen mit Knochenmetastasen einschlossen (Weller et al., 2021). In den meisten Studien wurde Krafttraining allein oder in Kombination mit Ausdauertraining durchgeführt. Zwei Studien beschäftigten sich mit reinem Ausdauertraining und zwei mit Fußball. Das Training wurde mindestens zu Beginn von Sport- und Bewegungstherapeut:innen supervidiert. Insgesamt traten vier Verletzungen auf (0,5 %), die sich beim Fußball ereigneten und nicht im Zusammenhang mit Knochenmetastasen standen. Allerdings hatten die meisten Studien strenge Teilnahmevoraussetzungen. Patient:innen mit instabilen oder schmerzhaften Knochenmetastasen oder funktionellen Beeinträchtigungen nahmen meist nicht teil. Erwähnenswert sind die Trainingsansätze in den Studien, die speziell für Patient:innen mit Knochenmetastasen gestaltet waren. In zwei australischen Studien ließen die Teilnehmer:innen Übungen weg, bei denen betroffene Knochen belastet wurden. So war allgemeines Fitnesstraining sicher möglich (Cormie et al., 2013; Galvao et al., 2018). In zwei Heidelberger Studien wurde hingegen die betroffene Körperregion gezielt trainiert. Patient:innen mit Wirbelsäulenmetastasen absolvierten unter Eins-zu-eins-Betreuung freie isometrische Übungen, um die wirbelsäulenstabilisierende Muskulatur zu kräftigen (Rief et al., 2014; Rosenberger et al., 2021). Insgesamt zeigen die Studien, dass körperliches Training für Patient:innen mit Knochenmetastasen sicher und machbar ist, sofern Teilnahmevoraussetzungen definiert werden und das Training von qualifizierten Sportund Bewegungstherapeut:innen angeleitet wird.

Trainingsempfehlungen: ein Expert:innenkonsens Für evidenzbasierte Trainingsempfehlungen reicht die wissenschaftliche Datenlage bislang nicht aus. Kürzlich wurde jedoch ein erster Expert:innenkonsens publiziert (Campbell et al., 2022). Darin wird betont, dass das Risiko einer Knochenkomplikation gegen den potenziellen Nutzen des Trainings abgewogen werden sollte. Hierfür werden fünf Hinweise gegeben: • Folgende Informationen sollten eingeholt werden a) zu den Knochenmetastasen: Lokalisation(en), Größe, Art, Erstdiagnose, Verlauf, Schmerz, Schmerzmedikation, sonstige Symptome, b) allgemein: Krankheitsgeschichte, Therapie,


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Fitnesstraining und Krebs

Stürze und Frakturen, Knochendichte (falls verfügbar), bisheriges Training, Trainingsziele. • Für die Risikobeurteilung sollte unbedingt eine ärztliche Stabilitätseinschätzung eingeholt und ggf. mit dem:der Arzt:Ärztin besprochen werden. • Für die Trainingsbetreuung sind Physio- oder Sportund Bewegungstherapeut:innen mit onkologischer Zusatzqualifikation und Erfahrung am besten geeignet. • Vor Leistungstests (z. B. Krafttests) sollte man abwägen, ob diese weggelassen oder angepasst werden müssen. • Bei der Trainingsdurchführung sollte auf Folgendes besonderer Wert gelegt werden: a) Körperhaltung und Bewegungsausführung, b) Vorsicht bei Übungen, die betroffene Knochen belasten, c) Fortlaufendes Monitoring und ggf. Anpassung der Übungen.

Welche Belastungen sind kritisch? Welche Belastungen zu Frakturen führen, ist kaum systematisch beschrieben. Man geht davon aus, dass hoher Impact und nicht achsengerechte Belastungen kritisch sind. Daher rät man mit zunehmender Instabilität vom Heben schwerer Lasten und von Stößen (z. B. Sprüngen) ab – im Extremfall bis hin zur Entlastung vom eigenen Körpergewicht. Bei Wirbelsäulenmetastasen sollten je nach Grad der Instabilität unter Last und endgradig oder generell zudem Rotation, Flexion, Extension und Lateralflexion vermieden werden. Bei

Metastasen der Röhrenknochen erscheinen Scherkräfte und Torsion risikobehaftet. Zudem sollte der Kraftfluss berücksichtigt werden. Beispielsweise kann beim Training an der Beinpresse je nach Gerät hoher Druck auf der Wirbelsäule oder dem Schultergürtel lasten, obwohl die untere Extremität trainiert wird. „Start low, go slow“ ist ein gängiger Hinweis in der Praxis. Im schmerzfreien Bereich zu trainieren ist hingegen nicht immer ein sinnvoller Indikator, da einige Patient:innen ständig Schmerzen haben oder durch starke Schmerzmedikation keinen Schmerz spüren.

Fazit Erste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis zeigen, dass körperliches Training für Patient:innen mit Knochenmetastasen sicher ist, wenn definierte Teilnahmevoraussetzungen eingehalten werden und das Training von qualifizierten Physio- oder Sport- und Bewegungstherapeut:innen betreut wird. Expert:innen sind sich einig, dass das Risiko für eine Knochenkomplikation gegen den potenziellen Nutzen des Trainings abgewogen werden muss. Hierfür sollten Informationen zu den Knochenmetastasen und der Krankheitsgeschichte sowie eine ärztliche Stabilitätseinschätzung eingeholt werden. Beim Training sollten die Übungen sorgfältig gewählt und besonderer Wert auf die Bewegungsausführung gelegt werden. So können auch Menschen mit fortgeschrittener Krebserkrankung und Knochenmetastasen von körperlichem Training profitieren.

Prof. Dr. Friederike Rosenberger

www.dhfpg-bsa.de

Auszug aus der Literaturliste Rosenberger, F., Sprave, T., Clauss, D., Hoffmann, P., Welzel, T., Debus, J. et al. (2021). Spinal stabilization exercises for cancer patients with spinal metastases of high fracture risk: feasibility of the DISPO-II training program. Cancers, 13 (201), 1–11. Sheill, G., Guinan, E. M., Peat, N. & Hussey, J. (2018). Considerations for exercise prescription in patients with bone metastases: A comprehensive narrative review. PM R, 10 (8), 843–864. Weller, S., Hart, N. H., Bolam, K. A., Mansfield, S., Santa Mina, D., Winters-Stone, K. M. et al. (2021). Exercise for individuals with bone metastases: A systematic review. Critical Reviews in Oncology/Hematology, 166, 1–9. Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

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Fotos: StratfordProductions – stock.adobe.com | DHfPG/BSA

Prof. Dr. Friederike Rosenberger, Sportwissenschaftlerin, ist Co-Leiterin der Arbeitsgruppe Onkologische Sport- und Bewegungstherapie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und Dozentin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG).



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Auswirkungen von Vitamin D auf Krebserkrankung

Vitamin D und Krebs

Forschungskontroverse um ein ilemma

D

Text: Matthias Schömann-Finck

01/2022 | medical fitness and healthcare

Foto/Grafiken: Игорь Дзюин, pandavector – stock.adobe.com

Neben der klassischen Betrachtung von Vitamin D als Regulator für den Calciumstoffwechsel und damit für die Knochengesundheit gibt es seit den 1980er-Jahren Forschungsbefunde, die positive Wirkungen von Vitamin D hinsichtlich einer Krebserkrankung zeigen. Allerdings sind diese Befunde teils widersprüchlich und werden von einem buchstäblichen „D-ilemma“ begleitet.


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itamin D ist als Regulator für den Calciumstoffwechsel und damit für die Gesundheit der Knochen bekannt. Seit den 1980er-Jahren gibt es außerdem Forschungsergebnisse, die Vitamin D mit der Vermeidung von Krebserkrankungen beziehungsweise einer Reduktion der Krebssterblichkeit in Verbindung bringen. Ausgehend von Korrelationsstudien zu Sonnenbestrahlung, der damit eingehenden Vitamin-D-Synthese in der Haut und Darmkrebs (Garland & Garland, 1980) konnte für viele Krebsentitäten ein inverser Zusammenhang zwischen der Sonnenbestrahlung eines Gebietes und dem Auftreten von Krebs gezeigt werden (Grant, 2012). Da diese Studien nur zusammengefasste Daten nutzen – z. B. Sonnenbestrahlung in einem Land, ohne zu erfassen, wer sich wie der Sonne aussetzt –, können Korrelationsstudien allerdings nicht zur Bestätigung von Kausalitäten genutzt werden. Aber sie können, wie im Hinblick auf Vitamin D und Krebs, Hypothesen liefern, die dann mit anderen Studienformen überprüft werden können. Die Hypothese zur schützenden Wirkung von Vitamin D ist aus zwei Gründen von Bedeutung: Einerseits haben Krebserkrankungen einen hohen Anteil an der Krank-

heitslast und dem Sterbegeschehen in Nationen mit alternden Gesellschaften wie Deutschland. Rund 500.000 neue Krebserkrankungen pro Jahr und 230.000 Krebstodesfälle pro Jahr sind die traurige Bilanz in Deutschland (Zahlen ohne nicht-melanotischen Hautkrebs; Robert Koch-Institut, Gesellschaft der Epidemiologischen Krebsregister & Zentrum für Krebsregisterdaten, 2021). Andererseits sorgt die Alterung in Ländern wie Deutschland im Zusammenhang mit verschiedenen modernen Verhaltensweisen für einen verbreiteten Vitamin-D-Mangel, da ältere Menschen meist geringere Vitamin-D-Spiegel haben (Rabenberg & Mensink, 2016).

Wirkungsmechanismen Die Hypothese zur schützenden Wirkung von Vitamin D beruht nicht nur auf Korrelationen, sondern wird untermauert durch biologisch plausible Wirkungsmechanismen (Bandera Merchan, Morcillo, Martin-Nuñez, Tinahones & Macías-González, 2017; Bouillon et al., 2019). Somit lohnt an dieser Stelle ein Blick auf den VitaminD-Stoffwechsel und die Wirkungen von Vitamin D hinsichtlich der Entstehung und Progression von Krebs (vgl. Abb. 1).

UV-B

7-DHC

UV-B

Previtamin D3

Tachytsterol (inaktiv)

(bei zu langer Bestrahlung)

Haut Zirkulation

Vitamin D3 Nahrung 25(OH)D3 (Calcidiol)

Leber

1,25(OH)2D3 (Calcitriol) Niere Vitamin-D-Rezeptor Abb. 1: Vitamin-D-Stoffwechsel über Leber, Niere, Vitamin-D-Rezeptor (modifiziert nach Fritsch & Schwartz, 2018, S. 439)

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Fachartikel

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Auswirkungen von Vitamin D auf Krebserkrankung

Vitamin D kann über die Nahrung aufgenommen werden, dies macht aber nur einen geringen Teil der Vitamin-D-Versorgung aus. Hauptquelle für Vitamin D ist die Synthese in der Haut durch die Einwirkung von UVB-Strahlung (= ultraviolette Strahlung mit 280–315 nm Wellenlänge). Somit ist Vitamin D im engeren Sinne kein Vitamin, sondern ein Prohormon beziehungsweise Hormon. Nach ersten Syntheseschritten in der Haut bindet Vitamin D3 an ein spezifisches Transportprotein. Aus dem Komplex aus Vitamin D3 und Vitamin-D-bindendem Protein wird in der Leber 25-Hydroxyvitamin D3 (25[OH]D3, Calcidiol) gebildet. 25(OH)D3 ist die wichtigste zirkulierende Form von Vitamin D und wird als Messwert für den Vitamin-D-Status genutzt. Über den Blutkreislauf gelangt 25(OH)D3 zu den Nieren. Dort findet eine zweite Hydroxylierung statt, aus der der aktive Metabolit 1,25-Dihydroxyvitamin D3 (1,25[OH]2D3, Calcitriol) hervorgeht. 1,25(OH)2D3 wird über das Blut zu den Zielzellen transportiert. Ziel für 1,25(OH)2D3 sind nicht nur Zellen zur Regulation des Calciumstoffwechsels. Denn mittlerweile wurde der Vitamin-D-Rezeptor (VDR) in vielen Geweben nachgewiesen. Es konnte in den letzten Jahren zudem gezeigt werden, dass viele Zellen selbst die Fähigkeit zur lokalen Produktion von 1,25(OH)2D3 besitzen. Hierzu gehören beispielsweise Immunzellen. Zusätzlich wurde ein weiterer Vitamin-D-Stoffwechselmechanismus entdeckt, der nicht über den VDR läuft (Chun et al., 2014; Saternus & Reichrath, 2020; Slominski et al., 2015). Vitamin D reguliert auf diesen Wegen eine Vielzahl von Prozessen im Körper. Unter anderem auch Prozesse, die Einfluss auf die „Hallmarks of Cancer“ (Hanahan & Weinberg, 2000), also die grundlegenden Merkmale von Krebserkrankungen, haben. Bandera Merchan et al.

(2017) geben in ihrem Review einen Überblick über die entsprechenden Prozesse. Beginnend bei Wirkungen auf chronische Entzündungen, die oft Ausgangspunkt der Krebsentstehung sind, über die Regulation des programmierten Zelltodes (= Apoptose) sowie der Gefäßneubildung (= Angiogenese) und der Zelldifferenzierung bis hin zum Einfluss auf die Metastasenbildung spielt das Vitamin-D-System eine Rolle (vgl. Abb. 2). Aufgrund dieser Wirkungen schätzen Bandera Merchan et al. Vitamin D sogar als wichtigsten Faktor im Rahmen der körpereigenen Bekämpfung von Neubildungen ein.

Daten zur protektiven Wirkung von Vitamin D Über die letzten Jahre gab es eine Zunahme an Studien zum Thema „Vitamin D und Krebs“. Jedoch zeigen sich je nach betrachteter Krebsart, gewählter Studienform und zugrunde gelegtem -fokus teils widersprüchliche Ergebnisse. Die schon erwähnten Korrelationsstudien, in denen die Vitamin-D-Versorgung über die Sonnenbestrahlung geschätzt wird, zeigen hinsichtlich des Krebsrisikos wie auch der Krebssterblichkeit einen positiven Einfluss von Vitamin D (Grant, 2012). Aufgrund der Defizite dieses Studientyps wurde eine Vielzahl von Beobachtungsstudien, Kohortenstudien oder Fall-Kontroll-Studien durchgeführt. Hier zeigten sich für verschiedene Krebsarten unterschiedliche Befunde. Ebenso fallen die Daten zum Einfluss des Vitamin-D-Spiegels auf die Krebssterblichkeit positiver aus als die Daten zum Vitamin-D-Spiegel in Bezug auf das Risiko des Entstehens von Krebserkrankungen. Wird statt des VitaminD-Spiegels im Körper die Aufnahme von Vitamin D durch Supplemente oder die Nahrung betrachtet, ergeben epidemiologische Studien oft keine Zusammenhänge, was aber nicht zuletzt daran liegt, dass im Rahmen solcher Studien die Vitamin-D-Aufnahme schwer zu messen ist.

Reduktion von chronischen Entzündungen

Regulation Apoptose (programmierter Zelltod)

Förderung der Zelldifferenzierung

Wirkungsmechanismen von Vitamin D hinsichtlich der Entstehung von Krebs

Regulation Angiogenese (Neubildung von Gefäßen)

Regulation Proliferation (Neubildung von Zellen) Einfluss auf Invasion (Eindringen in umgebendes Gewebe) und Metastasenbildung

Abb. 2: Wirkungsmechanismen von Vitamin D hinsichtlich der Entstehung von Krebs (modifiziert nach Bandera Merchan et al., 2017, S. 208) 01/2022 | medical fitness and healthcare


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Dementsprechend zieht sich aufgrund der widersprüchlichen Datenlage und der methodischen Defizite von Beobachtungsstudien der Ruf nach randomisiert-kontrollierten Interventionsstudien (RCT) wie ein roter Faden durch die Literatur. Die Hoffnung ist, dass durch die Befunde solcher Studien Vitamin D als kostengünstiges und sicheres Mittel im Kampf gegen Krebserkrankungen allgemein oder zumindest gegen einige Krebsarten bestätigt wird (Maalmi, Ordóñez-Mena, Schöttker & Brenner, 2014; Maalmi et al., 2018). Im Rahmen von RCTs ergeben sich jedoch immer wieder keine oder nur schwache Effekte. Dies liegt auch an methodischen Problemen, z. B. sehr geringe Vitamin-D-Dosierungen oder Proband:innen, die gar kein Vitamin-D-Defizit haben. Ein aktueller Umbrella Review von Sluyter, Manson und Scragg (2021) wertet Übersichtsarbeiten, die RCTs zusammenfassen aus und kommt hinsichtlich des Krebsrisikos zu dem Schluss, dass hier keine Verbindung zur Vitamin-D-Aufnahme besteht. Jedoch zeigen die Daten für die Aufnahme von Vitamin D in Zusammenhang mit der Krebssterblichkeit einen statistisch gesicherten positiven Einfluss bei Vitamin-D-Supplementierung. Die Risikoreduktion liegt hier bei etwa 15 Prozent. Beim Blick auf die verschiedenen Krebsarten fällt insbesondere der Zusammenhang zwischen hohen VitaminD-Spiegeln und reduzierter Darmkrebsmortalität auf, auch die Daten zum Brustkrebs ergeben ein positives Bild (u. a. Maalmi et al., 2014). Andere Tumorarten wie beispielsweise Pankreas- oder Prostatakarzinome zeigen sich dagegen weniger Vitamin-D-sensitiv. Bei selteneren Krebsarten ist die Datenlage oft schwach.

tion rund 25 μg (1.000 IE) Vitamin D pro Tag bereitgestellt werden, entsprechend weniger bei geringerer UVBestrahlung und weniger Hautexposition. Bei Gruppen mit eingeschränkter endogener Synthese raten Fachgesellschaften wie die DGE zu einer Substitution von 10 bis 20 μg (400–800 IE) (Maretzke et al., 2020, S. 392).

Fazit Auch wenn noch viel Forschungsbedarf besteht, zeigen die verfügbaren Daten die Wichtigkeit eines guten Vitamin-D-Status. Um diesen zu erreichen, ist die kutane Vitamin-D-Synthese das zentrale Element. Jedoch ist für diesen Prozess UV-B-Strahlung notwendig und diese ist der größte Risikofaktor für die beiden Formen des weißen Hautkrebs und ein wichtiger Risikofaktor für das maligne Melanom, also den aggressiveren schwarzen Hautkrebs (Pfeifer & Besaratinia, 2012). Es muss somit ein Maß gefunden werden, um einerseits eine ausreichende Vitamin-D-Produktion sicherzustellen und andererseits die Gefahren durch UV-Strahlung zu minimieren. Hier gilt es vor allem Sonnenbrände zu vermeiden. Denn im Hinblick auf Vitamin D und UV ist das Motto: „Viel hilft viel“ nicht zutreffend! Denn bereits moderate Sonnenexpositionen von Armen, Beinen und Gesicht im Sommerhalbjahr über die Mittagszeit (5 bis maximal 30 Minuten abhängig von Tages-/Jahreszeit, Breitengrad, Hautpigmentierung, zwei- bis dreimal pro Woche) sorgt für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung (Saternus & Reichrath, 2020).

Auch Befunde zu Dosis-Wirkungs-Beziehungen sind uneinheitlich. Hier gibt es Kontroversen, ob die DosisWirkungs-Beziehung linear verläuft oder ob es einen u-förmigen Zusammenhang gibt, dass also das Risiko ab einem gewissen Vitamin-D-Spiegel wieder steigt (Ekmekcioglu, Haluza & Kundi, 2017; Grant et al., 2016).

Vitamin-D-Spiegel optimieren – auf welches Maß und wie?

Foto: DHfPG/BSA

Die Frage nach dem optimalen Vitamin-D-Spiegel spielt in der Wissenschaft eine wichtige Rolle. Eine mangelhafte Vitamin-D-Versorgung wird definiert als eine 25(OH)D3-Serumkonzentration von weniger als 25 bis 30 nmol/l. Uneinigkeit herrscht jedoch über den „optimalen“ Bereich. Das amerikanische Institute of Medicine (heute: National Academy of Medicine) oder die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfehlen mindestens 50 nmol/l. Die Endocrine Society und die International Osteoporosis Foundation sprechen dagegen von mindestens 75 nmol/l (Maretzke et al., 2020, S. 393). Um das entsprechende 25(OH)D3-Level zu erreichen, stehen die exogene Zufuhr von Vitamin D über die Nahrung bzw. über Nahrungsergänzungsmittel und die körpereigene Vitamin-D-Synthese in der Haut zur Verfügung. Über die Haut können tagsüber bei wolkenlosem Himmel im Sommer in Mitteleuropa bei einer Ganzkörperexposi01/2022 | medical fitness and healthcare

Matthias Schömann-Finck Matthias Schömann-Finck (u. a. M. Sc. Patientenmanagement) ist als pädagogischer Mitarbeiter der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) im Fachbereich Gesundheitsförderung sowie als Referent der BSA-Akademie im Fachbereich Gesundheit u. a. für den Lehrgang „Fachkraft UVSV“ tätig. www.dhfpg-bsa.de

Auszug aus der Literaturliste Maretzke, F., Bechthold, A., Egert, S., Ernst, J. B., Melo van Lent, D., Pilz, S. et al. (2020). Die Rolle von Vitamin D bei der Prävention und Behandlung ausgewählter extraskelettaler Erkrankungen – ein Umbrella Review. In Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (Hrsg.), 14. DGE-Ernährungsbericht (S. 390–440). Bonn: Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Rabenberg, M. & Mensink, G. B. M. (2016). Vitamin-D-Status in Deutschland. Journal of Health Monitoring, 1 (2), 36–42. Saternus, R. & Reichrath, J. (2020). Kraftwerk Sonne und Hormonfabrik Haut. Aktuelle Standortbestimmung zur Bedeutung des Vitamin-D-Stoffwechsels während der menschlichen Evolution und Strategien zur UV-Prävention. Der Hautarzt, 71 (10), 772–785. Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.


Fachartikel

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Ernährungsberatung gegen Arthrose

Prävention und Therapie mithilfe von Ernährung

Geheimwaffe „Nährstoffe“ bei Arthrose Text: Niklas Schwarz

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Foto: Halfpoint – stock.adobe.com

Etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden unter den Beschwerden einer Arthrose, die die am häufigsten auftretende chronische Gelenkerkrankung darstellt (Deutsche Arthrose-Hilfe e. V., 2022). Training bzw. Bewegung spielen bei der Prävention und Behandlung von Arthrose eine wichtige Rolle. Doch wie sieht es mit der Ernährung aus?


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rthrose ist eine Gelenkerkrankung, bei der die Knorpelschicht eines Gelenks ganz oder teilweise zerstört ist. Folglich kommt es zu Knochenveränderungen. Zu den am häufigsten betroffenen Gelenken zählen Hüfte, Hände und Knie (Deutsche Arthrose-Hilfe e. V., 2022). Deutschlandweit sind 21,8 Prozent der erwachsenen Frauen und 13,9 Prozent der erwachsenen Männer betroffen, wobei diese Anzahl mit zunehmendem Alter ansteigt. Etwa die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer ab 60 Jahren leiden unter Arthrose (Fuchs, Kuhnert & Scheidt-Nave, 2017). Aufgrund verschiedener Studien weiß man heute, dass bestimmte Nährstoffe das Arthrosegeschehen beeinflussen können.

Prävention durch Ernährung Bekannt ist, dass Bewegung und Training bei der Prävention von Arthrose eine wichtige Funktion haben. Vor allem regelmäßiges und sinnvoll geplantes Krafttraining beugt der Degeneration des Gelenkknorpels vor.

Lese-Tipp: „Prävention durch Krafttraining“ von Karl Kühne, erstmals erschienen in der Ausgabe 01/2020 der mfhc.

Die Ernährung kann hier anknüpfen und die positiven Effekte des Sports unterstützen. Ein erhöhtes Körpergewicht stellt einen Risikofaktor für die Entstehung einer Arthroseerkrankung dar (Keyßler, 2018, S. 720). Ein Kaloriendefizit mit dem Ziel einer Gewichtsreduktion ist also bei übergewichtigen Menschen zu empfehlen, um Arthrose vorzubeugen. Darauf aufbauend ist eine nährstoffreiche Kost mit viel Obst und Gemüse sowie eine Reduktion bzw. Vermeidung von Alkohol- und Tabakkonsum zur Prävention von Arthrose empfehlenswert (Keyßler, 2018, S. 721). Auf eine adäquate Zufuhr von Vitamin K, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren sowie auf eine angepasste und ggf. verringerte Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren sollte ebenfalls geachtet werden (Thomas, Browne, Mobasheri & Rayman, 2018). Hierbei spielt das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren (optimal 1:1) eine wichtige Rolle (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. [DGE], 2017a). In Bezug auf die genannten Ernährungsempfehlungen zur Prävention von Arthrose erfüllt bspw. die mediterrane Ernährung diese Voraussetzungen (Keyßler, 2018, S. 724). Hierbei werden Oliven- und Nussöle, Nüsse sowie nennenswerte Mengen an fettreichem Fisch (Omega-3-Fettsäuren) verzehrt. Kollagene Strukturproteine kommen hauptsächlich im Bindegewebe vor. Daher ist naheliegend, dass eine Zufuhr von Kollagen (hier: Kollagenhydrolysat) einen 01/2022 | medical fitness and healthcare


Fachartikel

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Ernährungsberatung gegen Arthrose

positiven Effekt auf Gelenke bzw. den Knorpel haben kann (Clark et al., 2008). Da Kollagen hauptsächlich in tierischem Bindegewebe und Knorpel vorkommt und seltener auf dem Speiseplan zu finden ist, bietet sich eine Supplementierung als leichtere Form der Aufnahme an. Es gilt jedoch, noch weitere Studienergebnisse abzuwarten, um daraus Empfehlungen über Nährstoffe und -konzentrationen bei der Prävention von Arthrose ableiten zu können.

Gezielter Einsatz von Nährstoffen zur Therapie Studienergebnisse zur Therapie von Arthrose sind im Vergleich zur Prävention etwas eindeutiger, jedoch herrscht auch hier noch dringender Forschungsbedarf. Ähnlich wie bei der Prävention ist auch bei der Therapie von Arthrose auf die Nährstoffvielfalt zu achten. Alkohol- und Tabakkonsum sollten reduziert oder im besten Fall gemieden werden (Keyßler, 2018, S. 721). Eine obst- sowie gemüsereiche Kost ist auch bei der Therapie sinnvoll, da diese Lebensmittel reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Antioxidanzien sowie sekundären Pflanzenstoffen sind. Die mediterrane Ernährung spielt hierbei erneut eine wichtige Rolle (Keyßler, 2018, S. 724). Die entzündungshemmend wirkenden Gewebshormone, die aus Omega-3-Fettsäuren gebildet werden, haben in der Therapie der Arthrose eine essenzielle Funktion. Eine Supplementation von Glucosamin konnte sich positiv auf bspw. Schmerzen oder Steifheit auswirken, wobei die Kombination beider Nährstoffe (Omega-3-Fettsäuren und Glucosamin) bessere Effekte erzielte (Gruenwald, Petzold, Busch, Petzold & Graubaum, 2009). Auch eine ärztlich kontrollierte Gabe von Nicotinamid kann die Gelenkbeweglichkeit verbessern und den Schmerzmittelbedarf generell senken (Burgerstein et al., 2012, S. 463). Eine ausreichend hohe Versorgung mit Vitamin C kann die Reparatur und Neubildung von Knorpelgewebe fördern, indem die Bildung von Kollagen und Glycosaminoglycanen gefördert wird (Burgerstein et al., 2012, S. 464). Weitere Nährstoffe, die bei der Therapie unterstützen können, sind Creatin, Kollagen(-hydrolysat) und Chondroitin (Kreider et al., 2017; Lugo, Saiyed & Lane, 2016; Reichenbach et al., 2007). Bei der Gabe von Chondroitin und Glucosamin ist eine ausreichende Menge an Kupfer zu berücksichtigen, da dieses die Wirkung von Chondroitin und Glucosamin fördert (Fiebrich & Grünwald, 2007). Eine ausreichende Menge an Vitamin E kann die Bildung der entzündungsfördernden Arachidonsäure hemmen und somit das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 aktiv verbessern (Burgerstein et al., 2012, S. 463). Auch Vitamin K ist am Knorpelaufbau beteiligt. Um ein durch Arthrose bedingtes hohes Frakturrisiko zu vermeiden, aber dennoch keine Blutgerinnungsstörung bei Selbstmedikation zu riskieren, sollte auch die Zufuhr des

fettlöslichen Vitamin K ärztlich kontrolliert werden (Burgerstein et al., 2012, S. 465). Die Wirkungsweise von Kurkumin, bekannt aus der Kurkumawurzel oder dem Gewürz Curry, und von Grünem Tee wird derzeit in Studien untersucht. Kurkumin soll verschiedene Entzündungsmediatoren günstig beeinflussen (Kuptniratsaikul et al., 2014; Madhu et al., 2013; Chandran et al., 2012). Auch Grünem Tee wird eine positive Wirkung auf das Entzündungsgeschehen zugeschrieben (Comblain et al., 2017). Weitere Studienergebnisse und daraus abgeleitete Ernährungsempfehlungen hierzu stehen noch aus. Abgesehen von der Zufuhr der unterschiedlichen Nährstoffe ist auch das Körpergewicht der Patient:innen zu beachten. Sind Patient:innen übergewichtig, ist zur Entlastung der Gelenke und des Knorpelgewebes eine Gewichtsreduktion sinnvoll. Wie bei der Prävention gilt auch in der Therapie, dass zusätzlich zur Ernährung ein angepasstes Training durchgeführt werden sollte.

Mit angepasstem Speiseplan gegen Arthrose Um Übergewicht zu vermeiden und damit der Arthrose entgegenzuwirken, gilt es, allgemeine Ernährungsempfehlungen umzusetzen und ein Kaloriendefizit einzuhalten. Bei der Nährstoffversorgung hilft in der Praxis die Fünf-am-Tag-Regel: drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst pro Tag. Dadurch werden ausreichend Vitamine und Mineralstoffe zugeführt. Außerdem profitiert der Körper von den enthaltenen Ballaststoffen, die zu einem erhöhten Sättigungsgefühl beitragen (DGE, 2017b). Dabei sollten die Obst- und Gemüsesorten möglichst von unterschiedlicher Farbe sein, da so unterschiedliche essenzielle Mikronährstoffe aufgenommen werden. Proteine, die u. a. in magerem Fleisch, Milchprodukten oder Hülsenfrüchten enthalten sind, tragen ebenfalls zu einer verbesserten Sättigung bei und können so dabei helfen, Übergewicht zu vermeiden oder das Körpergewicht zu reduzieren. Hierbei ist auf eine gesteigerte Proteinzufuhr von z. B. mehr als 1,5 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu achten (Stulnig, 2011). Außerdem sind Vollkornprodukte als Kohlenhydratquelle zu bevorzugen. Zur Aufnahme der genannten Omega-3-Fettsäuren bietet sich die vermehrte Zufuhr von fetten Fischarten oder auch von Leinsamen bzw. Leinöl an. Auch bestimmte Algenprodukte können dabei helfen, den Bedarf an Omega3-Fettsäuren zu decken. Zu den Omega-6-reichen Lebensmitteln, die es im Vergleich dazu zu reduzieren gilt, zählen fettes Fleisch (v. a. Schweinefleisch), Getreide(-produkte), Sonnenblumen- sowie Distel- und Kürbiskernöl. Weitere im Bereich der Prävention und Therapie von Arthrose erwähnte Nährstoffe sollten möglichst mit speziellen Ernährungsplänen über Lebensmittel zugeführt 01/2022 | medical fitness and healthcare


Tabelle 1: Unterstützende Nährstoffe einer Arthrosetherapie und ihre Vorkommen (Literatur siehe Text)

oder ggf. supplementiert werden, wenn die Aufnahme über Lebensmittel nicht gewährleistet werden kann. Die Gabe ist immer ärztlich zu kontrollieren (Blutbild). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Kost, die reich an Obst und Gemüse, mageren Proteinquellen wie Milchprodukten oder Hülsenfrüchten sowie Nüssen, guten Ölen und fettigem Fisch ist, bei der Prävention und Therapie von Arthrose unterstützen kann. Die mediterrane Ernährung bspw. sieht diese Lebensmittel in nennenswerter Menge vor.

Stoff

Effekte

Quelle

Grüner Tee

Positive Beeinflussung des Entzündungsgeschehens

Vitamin E

Hemmung der Bildung von Arachidonsäure und somit aktiver Eingriff ins Entzündungsgeschehen

pflanzliche Öle, Nüsse, Vollgetreide

Vitamin K

Knorpelaufbau

Grüne Gemüsesorten, Supplementation nur unter ärztlicher Kontrolle

Chondroitin

Positive Effekte bzgl. Schmerzhemmung

Meeresfrüchte (Muscheln), Schweinefleisch

Omega-3Fettsäuren

Entzündungshemmend

Leinöl, fettreiche Fische

Vitamin D

Positive Auswirkungen auf Muskelkraft, Entzündungsfaktoren, Knochenaufbau

fettreiche Fische, wie Makrele, Lachs oder Hering

Kurkumin

Günstige Beeinflussung verschiedener Entzündungsmediatoren

Kurkumawurzel (oft enthalten in CurryMischungen und Curry-Pasten)

Vitamin C

Förderung der Reparatur und Neubildung von Knorpelgewebe

Paprika, schwarze Johannisbeere, Zitrusfrüchte

Creatin

Förderung der Leistungsfähigkeit

fettreiche Fische, Rindfleisch

Knorpelaufbau

tierisches Binde- und Knorpelgewebe, Gelatine, Supplementation

Fazit Sowohl zur Prävention als auch zur Therapie von Arthrose spielen ein normales Körpergewicht und eine entzündungshemmende Kost eine große Rolle. Dies gilt es durch Ernährungsempfehlungen, wie die Fünfam-Tag-Regel sowie hohe Ballaststoff- und Proteinzufuhr, umzusetzen. Wichtige Nährstoffe in Bezug auf Arthrose sind Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, wobei erstgenannte vermehrt zu verzehren sind. Darüber hinaus gibt es viele weitere Nährstoffe, z. B. die Vitamine K und D und das Kollagen, die Einfluss auf das Entzündungsgeschehen und den Knorpelaufbau bzw. die -regeneration haben. Zusätzlich zur Ernährung sollten geplante Trainings- bzw. Bewegungseinheiten auf der Tagesordnung stehen.

Foto/Grafiken: DHfPG/BSA | artinspiring – stock.adobe.com

Niklas Schwarz Niklas Schwarz, B. A. Ernährungsberatung, ist als Dozent, Autor und Tutor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie als Referent an der BSA-Akademie im Fachbereich Ernährung tätig. Praktische Erfahrung sammelte er mehrere Jahre als Fitnesstrainer und Ernährungscoach in der Betreuung von Sportler:innen sowie übergewichtigen Personen. www.dhfpg-bsa.de

Kollagen (hydrolysat)

Auszug aus der Literaturliste Deutsche Arthrose-Hilfe e. V. (2022). Deutsche Arthrose-Hilfe e. V. | Häufigkeit. Zugriff am 10.02.2022. Verfügbar unter https://www.arthrose.de/arthrose/ haeufigkeit Keyßler, G. (2018). Rheumatoide Arthritis. In H. K. Biesalski, S. C. Bischoff & C. Puchstein (Hrsg.). Ernährungsmedizin. Nach dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer (4., vollständig überarbeitete und erweiterte Aufl., S. 720–724). Stuttgart: Thieme.

Glucosamin

Thomas, S., Browne, H., Mobasheri, A. & Rayman, M. P. (2018). What is the evidence for a role for diet and nutrition in osteoarthritis? Rheumatology (Oxford, England), 57 (suppl_4), iv61-iv74. Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

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Nicotinamid

positive Effekte z. B. auf Schmerzen oder Steifheit

Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit und Senkung des Schmerzmittelbedarfs

Supplementation

Supplementation (unter ärztlicher Kontrolle)


Fachartikel

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Relevanz der Muskulatur mit zunehmendem Alter

Erhalt von Muskelmasse und -kraft im Alter

Volkskrankheit Sarkopenie Text: Karl Kühne

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Foto: weyo – stock.adobe.com

Als Sarkopenie bezeichnet man den altersbedingten Verlust von Muskelmasse, -kraft und -leistung, der mit Einschränkungen von Gesundheit und Lebensqualität einhergeht. Wie dem Voranschreiten dieser Erkrankung mit strategischer Trainingsplanung und einer gesteigerten Muskelkraft entgegengewirkt werden kann, zeigt der vorliegende Artikel.


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arkopenie bedeutet so viel wie „Fleischarmut“. Sie ist neben dem Masseabbau der kontraktilen Elemente in der Muskulatur durch eine Verschlechterung des Zusammenspiels zwischen Nerven und Muskulatur gekennzeichnet. Die daraus resultierende Verschlechterung der intra- und intermuskulären Koordination kann bei Betroffenen im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung zu einem Verlust der körperlichen Selbstständigkeit führen. Alltagsarbeiten können somit nur noch eingeschränkt durchgeführt werden (Schaupp, Martini, Schmidmaier & Drey, 2021).

Veränderte Körperzusammensetzung mit zunehmendem Alter Bereits ab einem Alter von etwa 30 Jahren verändert sich die Körperzusammensetzung dahingehend, dass anteilig Körperfettmasse zu- und körperfettfreie Masse abnimmt. Diese Veränderung zeigt sich im Laufe des weiteren Lebens immer deutlicher: Ab dem 50. Lebensjahr verringert sich die Muskelmasse um ca. ein bis zwei Prozent pro Jahr (Eglseer, 2016, S. 3). Dieser Wert steigt mit jedem weiteren Lebensjahr und betrifft alle Muskeln – auch die Herzmuskulatur. Der reduzierte Muskelmasseanteil wirkt sich auf die Stoffwechselsituation aus. Neben steigenden Prävalenzen für Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 ist dadurch auch die Wahrscheinlichkeit für eine Zunahme des Körperfettanteils, insbesondere des Viszeralfetts, erhöht. Dies ist unter anderem darin begründet, dass die schwindende muskuläre Arbeitsleistung zu einer Senkung des kalorischen Gesamtumsatzes führt. Zwar sinkt aufgrund der homöostatischen Regulation mit geringerer Muskelmasse auch der kalorische Gesamtbedarf, dieser Mechanismus greift jedoch verspätet und nicht im gleichen Ausmaß. Zusätzlich können Gewohnheiten oder gezielt appetitanregende Effekte industriell verarbeiteter Nahrungsmittel gegen den tatsächlich wahrgenommenen Nahrungsbedarf der Betroffenen spielen (Marzetti, 2009). Überschüssige Energie, die sich durch diese Mechanismen ansammelt, wird verstoffwechselt, ins Fettgewebe eingelagert und begünstigt somit den erhöhten Körperfettanteil.

Relevanz einer möglichst frühzeitigen Diagnose Oft kommt es erst zur Diagnose Sarkopenie, wenn bereits eine erhebliche körperliche Leistungsminderung festzustellen ist. Betroffene sind dann schon nicht mehr vollständig in der Lage, Alltagsaktivitäten selbstständig durchzuführen. Für eine Verlangsamung des Krankheitsfortschritts oder gar eine Rückgewinnung der ursprünglichen körperlichen Leistungsfähigkeit kann es dann bereits zu spät sein. Demnach leiden die Betroffenen unter dem Verlust der Lebensqualität sowie der Eigenständigkeit. Sie befinden sich in einer Abwärtsspirale, durch die sie selbst auf immer mehr Pflege angewiesen und ihre Angehörigen mit erheblichen Mehrkosten konfrontiert sind. Eine möglichst frühzeitige Feststellung der Erkrankung ist also von großer Bedeutung, um wirksame Gegenmaßnahmen umsetzen zu können. 01/2022 | medical fitness and healthcare

Innerhalb eines Sarkopenie-Screenings, also der Diagnostik, wird beispielsweise die Gehgeschwindigkeit gemessen. Liegt sie unter 0,8 m/s, erfolgen die nächsten Messungen. Unter anderem findet die Muskelmassenbestimmung statt, oftmals mittels DEXA-Messung (DEXA = Dual Energy X-Ray Absorptiometry), die auch in der Osteoporose-Diagnostik angewendet wird. Hier kann auch die körperliche Gesamtmasse bestimmt und differenziert analysiert werden. Weitere Diagnostikinstrumente sind die dynamo-metrische Muskelkraftmessung mittels Handkrafttest und der sogenannte Chair-StandTest, bei dem die Zeit gemessen wird, die die Testperson braucht, um fünf Mal ohne Armhilfe von einem Stuhl aufzustehen und sich wieder hinzusetzen (Buess et al., 2013). Werden in allen drei Untersuchungen die vordefinierten Grenzwerte unterschritten, muss laut leitlinienbasierter Handlungsempfehlung eine Therapie erfolgen. Die vorgestellte Form der Diagnostik kann jedoch durchaus kritisch bewertet werden. Auch wenn beispielsweise keine Ganggeschwindigkeitsminderung festgestellt werden konnte, da ein:e Patient:in schneller als 0,8 m/s voranschreitet, schließt das keinesfalls aus, dass der Muskelmasseschwund und der damit einhergehende Kraftverlust bereits begonnen hat. Auch die dynamometrische Muskelkraftmessung mittels Handkrafttest und der Chair-Stand-Test haben nur eine begrenzte Aussagekraft. Darüber hinaus ist eine DEXA-Messung zwar diagnostisch ein Goldstandard, jedoch auch mit nicht unerheblicher Strahlenbelastung sowie mit viel Aufwand und hohen Kosten verbunden.

Möglichkeiten zur Entgegenwirkung einer Sarkopenie Sicherlich ist die muskuläre Atrophie eine körperliche Veränderung, die mit zunehmendem Alter jede:n betreffen wird. Schließlich sind Alterungsprozesse nicht aufzuhalten und ein normaler körperlicher Vorgang. In welcher Geschwindigkeit und in welchem Ausmaß diese meist natürlichen Prozesse stattfinden, kann jedoch nicht verallgemeinert werden. Denn hier spielen viele Einflüsse eine Rolle. Infrage kommen Risikofaktoren wie hormoneller, oxidativer Stress und mitochondriale Dysfunktion, Ungleichgewichte in den Proteinsynthese- und -abbauwegen, Denervation der Skelettmuskulatur, abnormale Skelettmuskelreparatur, Dysbiose des Darmmikrobioms sowie der Einfluss genetischer Faktoren (Feike, Zhijie & Wei, 2021). Für Fachkräfte in Sport-, Fitness- und Gesundheitseinrichtungen sind jedoch vor allem die lebensstilbedingten Einflussfaktoren relevant. Da auch der sedentäre („sitzende“) Lebensstil, Bewegungsmangel, Fehlernährung und Stress maßgeblich an einer verfrühten Prävalenz der Sarkopenie beteiligt sind (Beaudart et al., 2017; Smith et al., 2020; Yanagita et al., 2019), bilden diese Faktoren besonders gute Ansatzpunkte, um dem Verlust von Muskelmasse und -leistung entgegenzuwirken.


Fachartikel

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Relevanz der Muskulatur mit zunehmendem Alter

Für den Umgang mit Betroffenen ist weiterhin die Änderung der medizinischen Bewertungsindikatoren der Sarkopenie von 2018 interessant. Demnach wird Sarkopenie nicht mehr als reiner Muskelmasseverlust, sondern vielmehr als messbarer Kraftverlust bewertet (Cruz-Jentoft et al., 2019). Das hat Konsequenzen für die Therapie der Erkrankung, in der der Fokus nun stärker auf den Erhalt bzw. den Aufbau der Muskelkraft gelegt werden sollte. Die Relevanz einer gesteigerten Kraft bestätigen auch aktuelle Studien, die Aufschluss über die Strategie zum Umgang mit Sarkopenie geben (Chen, He, Feng, Ainsworth & Liu, 2021). Demnach bestehen die Hauptindikatoren zur Vermeidung und Prävention des altersbedingten Muskelschwundes nicht nur, wie bisher angenommen, im extensiven Muskelaufbautraining, sondern vielmehr im Maximalkraftbereich. Der reine Muskelmasseverlust ist nun nicht mehr im Vordergrund der Betrachtung, sondern vielmehr ein Teilfaktor neben der hauptsächlich die Alltagsfunktionalität beeinträchtigenden Reduzierung der Kraftfunktion der Muskulatur. So trägt eine funktionale Kraftleistung im maximalkräftigen Bereich deutlich mehr zur Sicherheit und Sturzrisikoprophylaxe bei als isoliertes und submaximales Muskelaufbautraining. Diese Trainingsform dauerhaft und intensiv sowie funktionsorientiert durchzuführen, minimiert signifikant die Symptomatik.

Sporttherapie als Grundlage für ein Leben ohne Muskelschwund Altersbedingt nimmt die Muskelproteinsynthese immer

weiter ab, was ein Voranschreiten der Sarkopenie begünstigt. Neuere Untersuchungen belegen in diesem Kontext, dass ein Maximalkrafttraining die Proteostase positiv beeinflusst (Calamini & Morimoto, 2012; Höhfeld et al., 2021). Durch eine trainingsinduzierte Steigerung der Muskelproteinsynthese werden muskelaufbauende bzw. -erhaltende Effekte begünstigt und sarkopenische Prozesse gehemmt. Bei bereits zu stark verringerter Muskelproteinsynthese kann die Wirksamkeit einer alleinigen konservativ-medikamentösen oder auf Nahrungsergänzungsmittel basierenden Therapie eingeschränkt sein, da zugeführte Proteine, Hormone und sonstige Medikamente vom Körper nicht mehr oder nur noch eingeschränkt zum Aufbau der Muskulatur genutzt werden können. In solchen Fällen ist es möglich, ein angepasstes Krafttraining, das beispielsweise im Rahmen der sporttherapeutischen Trainingspraxis umgesetzt wird, als vielversprechende Ergänzung zur konservativen Therapie einzusetzen. Aber auch aus dem Bereich der Pharmakologie gibt es deutliche Signale im Hinblick auf die Bedeutung einer strategischen Trainingssteuerung. So sind neu entwickelte Medikamente vorhanden, die über verschiedene Signalwege auf die Proteostase einwirken. Allerdings sind diese ohne entsprechende mechanische Reize nahezu wirkungslos (Feike et al., 2021). Das bedeutet, dass die Einnahme von Medikamenten ohne intensives Aufbautraining zu keinem nennenswerten Erfolg führen kann.

Fazit Damit bei vorliegender Sarkopenie eine frühzeitige Intervention möglich ist, sollte eine Diagnostik mittels Ganzkörperkrafttestung und Analyse der Körperzusammensetzung regelmäßig durchgeführt werden. Hier können Bioimpedanzanalysen (z. B. Körperfettanalysen) und klassische Maximalkrafttestungen Abhilfe schaffen. Dem Muskelschwund wird durch mechanische Reize auf die Muskulatur entgegengewirkt. Wurden diese nicht in Form von lebenslanger, harter körperlicher Arbeit gesetzt, können sie mittels Krafttraining erzeugt werden. Bei Letzterem sollte der Fokus auf intensiven Trainingsmethoden liegen, da das Sturzrisiko vor allem aufgrund des Verlusts von Kraftleistung und der funktionalen Einschränkungen im Alltag gefördert wird.

Karl Kühne Karl Kühne verfügt über langjährige Erfahrung als Coach von Wettkampfsportler:innen und Therapeut von Patient:innen verschiedener Sportarten und medizinischer Fachbereiche. Er ist seit vielen Jahren als Dozent und Tutor für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie als Referent der BSA-Akademie tätig. Seine Aufgabenbereiche umfassen die Trainingslehre, Gesundheitsförderung und Sporttherapie. www.dhfpg-bsa.de

Auszug aus der Literaturliste Buess, D. & Kressig, R. W. (2013). Sarkopenie: Definition, Diagnostik und Therapie. Praxis, 102 (19), 1167–1170.

Feike, Y., Zhijie, L. & Wei, C. (2021). Advances in research on pharmacotherapy of sarcopenia. Aging Medicine, 4 (3), 221–233. Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie gern marketing@dhfpg-bsa.de.

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Foto: DHfPG/BSA

Chen, N., He, X., Feng, Y., Ainsworth, B. E. & Liu, Y. (2021). Effects of resistance training in healthy older people with sarcopenia: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. European review of aging and physical activity: official journal of the European Group for Research into Elderly and Physical Activity, 18 (1), 23.



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