Interview: Thomas Kämmerling – neue Wege im zweiten Gesundheitsmarkt
Fachbeitrag: Sportpsychologisches Verletzungsmanagement
Veranstaltungen: FIBO 2020 – die neue Halle 8, Congress mit DHfPG/BSA
Erfahren Sie mehr auf Seite 62 www.fitnessmanagement.de
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Foto: Klaudia Lech
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Birgit Schwarze Chefredakteurin
Medical Fitness neu denken
L
iebe Leserinnen und Leser, in dieser Ausgabe präsentieren wir Ihnen gleich mehrere Ansätze, Training und Therapie neu zu denken: von Best-Practice-Beispielen und Experten-Tipps zur nachhaltigen Positionierung im zweiten Gesundheitsmarkt sowie Fachartikeln über interdisziplinäre Ansätze in der Rehabilitation bis hin zu Rück- und Ausblicken auf relevante Branchenveranstaltungen. Aufgrund des demografischen Wandels, der zunehmenden Bereitschaft, aktiv für die eigene Gesundheit zu sorgen und der stetig wachsenden medialen Präsenz der Themen Gesundheit und Prävention hat sich der zweite Gesundheitsmarkt zu einem Markt mit vielen Perspektiven entwickelt. Sowohl die Therapie- als auch die gesundheitsorientierte Fitnessbranche sind bereits mit Trainingsangeboten auf dem zweiten Gesundheitsmarkt aktiv. Wie können Physiotherapeuten ihre Möglichkeiten mit einem Selbstzahlerbereich als zweites Standbein nutzen? Was müssen Betreiber von Fitnessstudios bei der Etablierung eines Gesundheitsangebotes beachten? Warum sind neue Denkmuster notwendig? Warum ist die richtige Kommunikation des Angebotes für beide Seiten so entscheidend? Für die Beantwortung dieser Fragen konnten wir Thomas Kämmerling gewinnen – Gesundheitsexperte des DSSV e. V., Physiotherapeut und Co-Betreiber eines medizinischen Trainingszentrums. Das Interview finden Sie auf Seite 18 ff. Sowohl im Therapie- als auch im Fitnessbereich gehört der Umgang mit Sportverletzungen zum Alltag. Wir widmen uns zwei neuen Ansätzen, die Einfluss auf den Erfolg der Rehabilitation haben: Ernährung und Psychologie. Warum es nach einer Verletzung gilt, neben klassischen Rehabilitationsmaßnahmen auch die Ernährung zu berücksichtigen, erklärt Dr. Katrin Stücher ab Seite 40 ff. Wenn körperliche Schmerzen besiegt sind, bleibt oft der Kampf mit Sportverletzungen auf der psychischen Ebene. Wie es eine ergänzende psychologische Behandlung möglich macht, Athleten nach einer Verletzung beim Wiedererlangen ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit zu unterstützen, lesen Sie auf Seite 28 ff. Auch die Veranstalter der weltweit größten Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit, FIBO, haben für das nächste Jahr viele Neuerungen geplant. Vom 2. bis 5. April 2020 wird das Kölner Messegelände auch zum Treffpunkt für den weltweiten Gesundheitsmarkt und bringt dessen Player zusammen. Im Zuge der Umstrukturierung für 2020 wird dem Gesundheitsbereich u. a. in der neuen Halle 8 noch einmal mehr Raum gegeben. Auf den Seiten 46 bis 49 erfahren Sie mehr über das Gesundheitsangebot der FIBO sowie den neuen FIBO Congress, der erstmals von der DHfPG/BSA-Akademie organisiert wird. Viele Spaß beim Lesen!
02/2019 | medical fitness and healthcare
INHALT 02/19 Foto: David Köndgen
Branche
8 Aktuelles 12 Studioporträt: Gesundheitszentrum VitalPLUS Hahnstätten
18 Fitness vs. Physio? Interview mit Thomas Kämmerling
22 miha bodytec: Vom Zitterrochen zum Medizinprodukt
26 DSSV-Workshop Recht: 100 % Recht – praktisch und kompakt
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Fachartikel 28 Sportpsychologisches Verletzungsmanagement
32 Dehntraining – Hintergründe und Anwendungsempfehlungen
36 Beinachsentraining zur Leistungsoptimierung
40 Ernährung bei Sportverletzungen
Veranstaltungen
46 FIBO 2020 – die neue Halle 8, Congress mit DHfPG/BSA
50 BSA/DHfPG GESUNDHEIT&FITNESS WEEK
Prof Dr. Julia Krampitz
52 REHACARE 2019: Die Innovationskraft der Reha- und Pflegebranche
53 therapie on tour BOCHUM mit positiver Bilanz
56 Erfolgreiche Neuauflage der TheraPro Essen
58 Medizintechnik von morgen auf der MEDICA 2019
28
Sportpsychologisches Verletzungsmanagement: Gezielte „Kopfarbeit“ in der Rehabilitation
46
FIBO 2020 – Halle 8 mit neuem Konzept, DHfPG/BSA organisieren FIBO Congress
Foto: FIBO/Behrendt und Rausch
Prof. Dr. Jana Timm
Industrie
Fotos: lassedesignen - stock.adobe.com | DHfPG/BSA
Interview mit Thomas Kämmerling: Neue Wege im zweiten Gesundheitsmarkt
60 seca mBCA – die perfekte BIA-Lösung für Fitnessstudios
62 eGym Physio für wirtschaftlich erfolgreichen Selbstzahlerbereich
64 MetaShake® – Ein individualisierter Mahlzeitenersatz
68 milon Gesundheitszirkel – Therapie- und Trainingserfolge
70 for me do: Fünf Minuten gegen den Schmerz
72 Holz-Fertigbau garantiert schnelle Bauzeit und fixen Einzugstermin
74 Veranstaltungen 2019/2020 – Timeline
Impressum
medical fitness and healthcare Herausgeber & Verlag
Vertrieb und Anzeigen
Druck
Wissenschaftlicher Beirat
fitness MANAGEMENT – eine Marke der PIPG GmbH Privates Institut für Prävention und Gesundheitsmanagement GmbH Beutnerring 9, D-21077 Hamburg
Refit Kamberovic, Natali von Zmuda, Alisha Dittmer
Meinders & Elstermann GmbH & Co. KG Weberstraße 7 49191 Belm bei Osnabrück
Prof. Dr. Bernhard Allmann Mitglied Gesundheitsausschuss DSSV e. V., Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG), Präventionsbeauftragter der IKK Südwest
Geschäftsführer
Satz & Gestaltung
Janosch Marx, Johannes Marx
Klaudia Lech, Lars Marschalek, Kimberly Piersdorf, Stefanie Reifschneider
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Chefredaktion Birgit Schwarze
Redaktionelle Mitarbeit Prof. Dr. Daniel Kaptain, Prof. Dr. Julia Krampitz, Marcel Reuter, Anke Sörensen, Dr. Katrin Stücher, Prof. Dr. Jana Timm, Jürgen Wolff
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Tobias Niemann Mitglied Gesundheitsausschuss DSSV e. V., Mitglied der Bundesfachkommission, Sozialpolitik des Wirtschaftsrates, Geschäftsführer for me do
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Foto: FIBO/Behrendt und Rausch
Grafik: fitness MANAGEMENT
Branche
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Teil 1 der DIN-Norm 33961 wird durch europäische Norm ersetzt!
Neuer Veranstalter
Durch die Veröffentlichung der Europäischen Norm für Fitnessstudios, DIN EN 17229, ist der zuständige Arbeitsausschuss im Deutschen Institut für Normung verpflichtet, den Teil 1 der nationalen DIN-Norm 33961 zurückzuziehen. Er wird durch die neue europäische Richtlinie DIN EN 17229 ersetzt. Die Teile 2 bis 5 der DIN-Norm bleiben erhalten. Eine Kombination aus DIN EN- und DIN-Norm ist möglich. Die unabhängige Zertifizierungsstelle BSA-Zert bietet sowohl die Zertifizierung nach DIN EN- als auch nach DIN-Norm an.
Die FIBO, internationale Leitmesse für Fitness, Wellness und Gesundheit, holt sich ab 2020 für die Organisation des FIBO Congress fachkundige Unterstützung. Mit der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie werden erfahrene Spezialisten, die seit über 35 Jahren im Bereich Bildung tätig sind, die Organisation und Durchführung des Kongresses unter Federführung der FIBO verantworten.
www.bsa-zert.de
bit.ly/FIBO-Congress-2020_DHfPG-BSA
Foto: DHfPG/BSA
Foto: Adiano - stock.adobe.com
Mehr Jüngere erkrankt
Neu im BSA-Lehrgangsangebot: „Yoga-Trainer/in-B-Lizenz“
Bei Erwachsenen unter 50 Jahren steigen die Darmkrebsraten. Das ergab eine in verschiedenen Ländern durchgeführte Studie der US-amerikanischen Krebsgesellschaft. Nach wie vor ist das Risiko jüngerer Menschen, einen Darmkrebstumor zu bekommen, geringer als bei älteren Menschen. Trotzdem zeigen die Zahlen eine beunruhigende Tendenz. Experten vermuten veränderte Lebens- und Ernährungsstile, außerdem häufige Antibiotikagaben an Kinder. Auch Übergewicht wird als Risikofaktor in Erwägung gezogen.
Der neu entwickelte Lehrgang zur „Yoga-Trainer/in-B-Lizenz“ der BSA-Akademie ermöglicht den Teilnehmern, Kunden in Fitness- und Gesundheitsstudios mit unterschiedlichen Trainingszielen und körperlichen Voraussetzungen für die Yoga-Praxis zu begeistern und verantwortungsvoll zu betreuen. Zur Einführung können sich Teilnehmer auf einen Rabatt von 25 Prozent auf den Lehrgang sowie ein attraktives Yoga-Set freuen.
bit.ly/trend-bei-darmkrebs
www.bsa-akademie.de/yoga
Der seit Februar 2019 um das EMS-Training erweiterte Teil 5 bleibt fester Bestandteil der Normenreihe DIN 33961. Bei einigen EMS-Anbietern herrschte Verunsicherung, inwieweit ihre angebotenen Konzepte normkonform sind. Es sind keine Erkenntnisse zum EMS-Training verfügbar, die ein Training mit einem Betreuungsschlüssel von größer 1:2 als sicher einstufen. Für den Arbeitsausschuss besteht deshalb kein Grund, die Normenreihe DIN 33961, Teil 5, für eine Überarbeitung zu öffnen. bit.ly/update-gk-ems-training
02/2019 | medical fitness and healthcare
Foto: innervisionpro - stock.adobe.com
Kein Grund für eine Überarbeitung der DIN
Fotos: fitness MANAGEMENT
Bewegte Bilder: Der fitness MANAGEMENT Imagefilm mit Arnold Schwarzenegger Branchen-News, Top-Events, Exklusiv-Interviews, spannende Studien oder wissenschaftlich fundierte Trainingslehre – die fMi ist stets ganz nah dran am Puls der Fitnesswelt. Selbst Fitness-Ikone Arnold Schwarzenegger liest die fMi. Neben „Arnie“ kommen im Video viele weitere Experten aus der Branche zu Wort. Lernen Sie uns noch besser kennen und schauen Sie sich direkt unseren brandneuen Film an. Das gesamte fitness MANAGEMENT Team wünscht Ihnen viel Spaß! bit.ly/wir-sind-fitness
Foto: eGym GmbH
INSIDE eGym zum Thema Krafttraining im hohen Alter Leidenschaftlich vorgetragene und wissenschaftlich fundierte Plädoyers fürs Krafttraining bis ins hohe Alter standen im Mittelpunkt von INSIDE eGym, der jüngsten Kundenveranstaltung des Münchner Sport-Tech-Unternehmens. Das fast 300-köpfige Fachpublikum des Kundenevents erlebte einen abwechslungsreichen und informativen Tag mit Top-Referenten, Praxis-Workshops an den eGym und fle-xx Geräten und der legendären Party zum Abschluss. bit.ly/INSIDE-eGym
Foto: sveta - stock.adobe.com
Körperliche Aktivität begünstigt Kognition Ein Forscherteam der Universität Münster hat in einer groß angelegten Studie einen positiven Zusammenhang zwischen der körperlichen Fitness (operationalisiert über die Ausdauerleistung in Form der zurückgelegten Strecke im Gehtest) und der kognitiven Leistungsfähigkeit nachweisen können. Die Ergebnisse wurden im Rahmen des 32. ECNP-Kongresses (European College of Neuropsychopharmacology) in Kopenhagen präsentiert. bit.ly/sport-fuer-hirngesundheit
02/2019 | medical fitness and healthcare
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Foto: Kieser Training AG/Verena Meier
Foto: milon industries GmbH
Branche
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Jannes Schellhas und Christian Geiser verstärken milon industries
Erstes Kieser Training Compact-Studio eröffnet in Heidenheim an der Brenz
milon industries will seine Zukunftsstrategie fortführen und hat für die strategische Weiterentwicklung des Produktportfolios und die Erschließung neuer Geschäftsfelder und Märkte zwei neue Mitarbeiter im Distributionsbereich eingestellt. Jannes Schellhas (links im Bild) verstärkt das Team als Business Development Manager, Christian Geiser übernimmt den Bereich Sales und Marketing. Beide verfügen über langjährige Erfahrungen in der Fitness- und Gesundheitsbranche.
Kieser Training Compact-Studio – im Frühjahr 2019 hat das Franchiseunternehmen das neue Geschäftsmodell für Standorte ab 40.000 Einwohnern vorgestellt. Nun bekommt die baden-württembergische Kleinstadt Heidenheim an der Brenz das erste derartige Studio. Weitere Studios sollen bereits 2020 folgen. Das zweite Kieser Training Compact-Studio ist bereits geplant und soll spätestens Anfang 2020 in Bad Soden im Taunus eröffnen.
bit.ly/milon-verstaerkt-team
bit.ly/kieser-compact-heidenheim
Foto: DHfPG/BSA
Foto: ACISO Fitness & Health GmbH
Unter neuem Namen: Aus "INLINE Kongress" wird "ACISO Congress"
Neuer Schwerpunkt im Master-Studiengang der DHfPG
Treffpunkt der Besten am 9. und 10. November 2019 ist Kassel: Im dortigen Kongresspalais findet Europas größter Branchenkongress – der ehemalige "INLINE Kongress" – erstmals unter dem neuen Namen "ACISO Congress" statt. An zwei Kongresstagen erwartet Sie ein hochkarätiges Line-Up mit dem Who-is-Who der Speakerszene wie Managementspeaker Cristián Gálvez, Thomas Huber, Dr. Kurt Mosetter und Slatco Sterzenbach und den beliebtesten ACISO Presentern.
Der Master-Studiengang Prävention und Gesundheitsmanagement der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement wurde um den neuen Schwerpunkt „Psychische Gesundheit“ im Fachbereich Psychologie/Pädagogik erweitert. Somit können die Master-Studierenden zwei von nun insgesamt 15 Studienschwerpunkten in den Bereichen Gesundheitswissenschaft, Psychologie/ Pädagogik, Ökonomie, Trainings- und Bewegungswissenschaft sowie Ernährungswissenschaft wählen.
bit.ly/aciso-congress-2019
www.dhfpg.de/mpgm
Die positiven Auswirkungen des Intervallfastens wie die Verbesserung der Insulinsensitivität und Vorbeugung einer Fettleber sind bekannt. Forscher des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) unter der Leitung von Professor Annette Schürmann und Doktor Tim J. Schulz wiesen nun in einer Studie an übergewichtigen Mäusen nach, dass durch Intervallfasten auch Fettablagerungen im Pankreas schrumpfen. Das könnte Patienten zur Prävention gegen Diabetes Typ 2 dienen. bit.ly/intervallfasten-diabetes
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Foto: thanksforbuying - stock.adobe.com
Studie: Kann Intervallfasten bei Diabetes helfen?
Branche
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Studioporträt
Gesundheitszentrum VitalPLUS Hahnstätten
„Wir fühlen uns wie eine große Familie“ Als ganzheitliches Zentrum für Gesundheit und Fitness setzt das VitalPLUS Hahnstätten auf individualisiertes, digital gesteuertes Training an medizinischen Geräten, ohne dabei den Menschen aus den Augen zu verlieren. Das Team um Inhaber Stephan Wawrok überzeugt durch langjährige Therapieerfahrung und will für seine Mitglieder einen Ort schaffen, der weit mehr ist als ein normales Fitnessstudio.
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ußen schlicht und funktional, innen lichtdurchflutet und modern – das VitalPLUS Hahnstätten wurde als ganzheitliches Zentrum für Gesundheit, Fitness, Wellness, Physiotherapie und Rehasport nach dem Prinzip der fünf Elemente konzipiert. Das sorgt für eine Wohlfühlatmosphäre, die der Gast sofort spürt. Bodentiefe Fenster verbinden die Fitnessfläche, Kursräume und den Saunabereich mit dem großzügigen Außengelände direkt
an der Aar. Das VitalPLUS Hahnstätten ist neben einer Physiotherapie-Praxis in Holzappel und dem Gesundheitszentrum Diez bereits das dritte Projekt von Stephan Wawrok. Insgesamt beschäftigt der gelernte Physiotherapeut und Heilpraktiker an den drei Standorten in Rheinland-Pfalz 50 Mitarbeiter und blickt auf 27 Jahre Berufserfahrung zurück. Im VitalPLUS Hahnstätten setzen er und sein achtzehnköpfiges Team ihre Arbeit konsequent fort. Das Konzept fußt 02/2019 | medical fitness and healthcare
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Fotos: Denise Schmidt
auf vier Säulen: Fitness, Physiotherapie, Rehasport und Wellness. „Wir haben ein Monopol in der Gegend“, erklärt Stephan Wawrok stolz. „Physiotherapie in Verbindung mit medizinischem Fitnesstraining gibt es hier sonst nicht. Zwar befinden sich viele Fitnessstudios in Limburg und Umgebung bis hinauf nach Koblenz, aber diese Kombination ist ein Alleinstellungsmerkmal.“ In der Verbandsgemeinde Hahnstätten mit ihren rund 10.000 Einwohnern hat das VitalPLUS ohnehin keine direkten Wettbewerber. Die zentrale Lage an der Bundesstraße sowie sehr gute Parkmöglichkeiten wertet er als weiterere Pluspunkte des neuen Standorts, ebenso wie seinen großen Bekanntheitsgrad in der Region aufgrund der bestehenden Einrichtungen in der Nähe. Bei hohem Patientenaufkommen im zehn Kilometer entfernten Diez können Patienten nun alternativ in Hahnstätten betreut werden.
Positiver Start durch fachliche Kompetenz Im März dieses Jahres wurde das neue Fitnesszentrum eröffnet. Das ganzheitliche Konzept kommt sehr gut an. Mittlerweile hat das VitalPLUS Hahnstätten schon über 430 Mitglieder, fast ohne Werbung. Denn viele Neumitglieder kommen zunächst als Patienten und wechseln dann zum medizinischen Fitnesstraining ins Studio. „Wir betreuen hier Menschen mit vielen Krankheitsbildern, von Diabetes über Herzinfarkt bis zum Bandscheibenvorfall, sowie Patienten mit künstlichem Hüft- oder Kniegelenk, die ganze Palette. Nach der Physiotherapie haben unsere Patienten häufig ein hohes Interesse daran, selbst etwas für ihren Körper zu tun. Es ist ja hier wie im Fitnessstudio – nur mit medizinischem Touch.“ 02/2019 | medical fitness and healthcare
Die Kunden sind vorwiegend sogenannte Best Ager ab 40 Jahren aufwärts, die weiter in ihre Gesundheit investieren wollen. Sein ältestes Mitglied ist bereits 90 Jahre alt, leidet unter Parkinson und trainiert dreimal pro Woche gemeinsam mit der 89-jährigen Ehefrau. „Im Anschluss trinken beide einen Cappuccino und fühlen sich bei uns pudelwohl“, freut sich Stephan Wawrok über den Erfolg seines Patienten. Dessen Lebensqualität hat sich deutlich verbessert, seit er durch regelmäßiges Training seltener stürzt. Er kann viele solcher Fallbeispiele nennen, wie die Altenpflegerin, deren Rückenschmerzen nachgelassen haben oder den MS-Patienten, dessen Gangbild durch die Kombination aus Physiotherapie und Gerätetraining sicherer wurde. In Hahnstätten ist die persönliche Beziehung zu den Mitgliedern wichtig. „Hier herrscht eine sehr lockere, familiäre und private Atmosphäre. Ich kenne 70 bis 80 Prozent der Mitglieder persönlich“, erklärt der Mittfünfziger. „Unsere Studios sind nicht groß, es gibt keine 3.000 Mitglieder. Die Ortschaft ist klein und ich komme selbst aus der Gegend, das macht viel aus und schenkt Vertrauen.“
Gesundheitstraining auf hohem Niveau In Hahnstätten setzt man auf Innovation und Technik. Das Studio ist mit medizinischen Fitnessgeräten ausgestattet, die per Transponder bedient werden. Jedes Mitglied trägt seinen individuellen Trainingsplan am Handgelenk und trainiert selbstständig auf der Fläche. Screens an den Geräten dokumentieren, ob die Bewegungen korrekt ausgeführt werden und zeigen Verbesserungsvorschläge an. Alle drei Monate
Branche
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Studioporträt
steht ein Re-Check beim Trainer an. Dann werden die Fortschritte per InBody-Messung dokumentiert und ein neuer Trainingsplan erarbeitet. Rehasport ergänzt das Gerätetraining auf der Fläche momentan mit acht Kursen, Tendenz steigend. Darunter sind Klassiker wie Yoga, Pilates und Wirbelsäulengymnastik, aber auch Zumba mit Rosilane, Wawroks brasilianischer Ehefrau, die wie er zwischen den verschiedenen Standorten pendelt. Nebenan, Luftlinie nur dreihundert Meter entfernt, liegt mit SCHAEFER KALK einer der größten Arbeitgeber der Region. Für das Kalkwerk bietet das VitalPLUS Hahnstätten im Vierwochenrhythmus zwölf wechselnde Kurse zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement an. Das Kursangebot ist bewusst breit gefächert und wechselt zwischen Bewegung und Entspannung, um die Bedürfnisse möglichst vieler Beschäftigter abzudecken. Dafür wurden die Arbeitsabläufe und Prozesse vor Ort studiert. Schließlich braucht ein Mitarbeiter im Controlling in der Regel eher Maßnahmen zur Stressreduktion wie Autogenes Training und ein körperlich stark geforderter Arbeiter eher eine Rückenschulung. Diese Kooperation ist beispielhaft für verschiedene BGM-Maßnahmen mit weiteren Arbeitgebern in der Umgebung.
Keine Angst vor neuen Herausforderungen Stephan Wawrok bleibt nicht stehen. Er ist ein Arbeitstier, bleibt neugierig und glaubt an das, was er tut. Nach seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten bildete er sich umfassend mit Lehrgängen zu Manueller Therapie, Sportphysiotherapie, Bobath und PNF weiter. Er wollte das gesamte Spektrum anwenden können. Deshalb absolvierte er parallel
zum Job auch noch eine Ausbildung zum Heilpraktiker an der Paracelsus Schule sowie eine einjährige AkupunkturAusbildung nach Thews. Zum medizinischen Fitnesstraining und letztendlich zur Eröffnung eines eigenen Studiobereichs kam der Sportler allerdings über Umwege. „Mit Gerätetraining hatte ich nichts am Hut. Ich war Fußballer, habe geboxt und Tennis gespielt, meine Leidenschaft galt den Ballsportarten.“ Er war immer fit. Bis 2010, als ihn ein Bandscheibenvorfall lahmlegte. „Die ganze Maschinerie mit Arztbesuchen, Reha und Schmerzen hat mich sehr geprägt.“ Plötzlich konnte der Physiotherapeut die Rückenschmerzen seiner Patienten am eigenen Leib nachvollziehen. In der dreiwöchigen Reha trainierte er an medizinischen Geräten und war schnell von deren Effektivität begeistert. So entstand die Idee, einen medizinischen Fitnessbereich in die neuen Praxisräume im Gesundheitszentrum Diez zu integrieren. Um sich die Kompetenzen zum Aufbau eines Studios und zur Mitgliederbetreuung anzueignen, hospitierte Stephan Wawrok in einem Fitnessstudio in Frankfurt. 2012 wurde das Gesundheitszentrum Diez eröffnet. Die dort gesammelten Erfahrungen und der Erfolg gaben den Ausschlag, mit dem VitalPLUS Hahnstätten eine zweite größere Einrichtung mit medizinischem Training im Rhein-Lahn-Kreis zu platzieren.
Mitarbeiter glücklich machen „Was du den Menschen gibst, bekommst du irgendwann zurück“, lautet Stephan Wawroks Philosophie. „Du musst Empathie empfinden, das ist wichtig. Sonst kann man in einer Fabrik arbeiten, aber nicht mit Menschen.“ Nach
Fotos: Denise Schmidt
Das Team (vorn links Rosaline und Stephan Wawrok) am Tag der Eröffnung des VITALPlus Hahnstätten
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diesen Kriterien sucht er auch seine Mitarbeiter aus. Die Basis für die therapeutische Arbeit sei eine grundlegende Freundlichkeit, die Gabe, mit Menschen eine Beziehung einzugehen. „Das sind schon mal 50 Prozent unseres Berufs. Alles Fachliche kann man sich aneignen, es wächst durch die Erfahrung – aber wer kein Menschenfreund ist, wird es in der Physiotherapie und als Trainer nicht weit bringen.“ Ein Gesundheitszentrum wie das VitalPLUS Hahnstätten funktioniert nur mit einem eingespielten Team. Einige der Mitarbeiter sind seit 20 Jahren dabei, die Atmosphäre untereinander ist familiär, für die Motivation wird viel getan. Zum Teambuilding fahren alle Mitarbeiter alle zwei Jahre gemeinsam in ein verlängertes Wochenende, waren schon auf Sylt und auf Wandertour in Oberammergau. Für nächstes Jahr ist bereits eine Reise in die Niederlande geplant. „Wir sind eine große Familie, aber sehr stark gewachsen. Diese Events machen viel Spaß und die Mitarbeiter sprechen noch ein halbes Jahr später darüber. Das ist es uns wert!“.
Events zur Mitgliederbindung Stephan Wawrok und seine Frau wollen nicht, dass die Mitglieder nur verschwitzt vom Training kommen, duschen und sofort wieder nach Hause gehen. Im Gegenteil: Die Mitglieder sollen zusammenkommen und sich nach dem Training noch auf einen Kaffee oder ein Glas Wein treffen. Beide verfügen über einen Gewerbeschein für das Gaststättengewerbe und wollen das VitalPlus zu einer Anlaufstelle machen. Dafür will das Ehepaar alle drei bis vier Monate besondere Events ins Leben rufen. Im Juli fand zur Einweihung der Fitnessterrasse eine Festa Brasileira mit Sambatänzerinnen, Zumba, Caipirinha-
Auch wenn die Geräte auf jedes Mitglied individuell per Transponder eingestellt werden, sind die Trainer auf der Fläche bei Fragen jederzeit ansprechbar
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Stand und DJ statt – mit über 300 Gästen ein voller Erfolg. Für das nächste Jahr ist ein Livekonzert mit Sängerin und Saxofonspieler geplant, im Winter steht ein Sauna-Event an. Das ist nicht ganz uneigennützig: „Ich bin jetzt 55. Für unser Alter gibt es nicht mehr so viele Angebote hier in der Gegend.“ Da holt er sie eben selbst ins Haus. Man merkt: Mit seinen Ideen ist Stephan Wawrok noch lange nicht am Ende.
VitalPLUS Hahnstätten Fläche des Studios gesamt Kraft Cardio Dehnzirkel Kurse Wellness
ca. 1.000 m2 200 m2 100 m2 20 m2 100 m2 150 m2
Ausstattung ERGO-FIT 4000, fle-xx-Zirkel, InBody270, Finnische Sauna, Bio-Sauna, Fitnessterrasse Therapie- und Trainingsangebote Krankengymnastik, PNF, Bobath, Manuelle Therapie, Massage, Fango, Präventionskurse, Hausbesuche, BGM, Rehasport, Zirkeltraining, Wirbelsäulengymnastik, Pilates, Yoga, Zumba Anzahl Mitarbeiter 1 Inhaber 3 Physiotherapeuten 4 Trainer 1 Wellnesstherapeutin 2 Studierende (Gesundheitsmanagement) 7 geringfügig Beschäftigte www.vitalplus-hahnstaetten.de
Branche
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Der zweite Gesundheitsmarkt
Fitness vs. Physio? Interview mit Thomas Kämmerling
„Lernen, neue Wege zu gehen“ Die Schnittmenge zwischen dem ersten und dem zweiten Gesundheitsmarkt bzw. den klassischen Fitnessdienstleistungen wird immer größer. Dabei entstehen neue Marktsegmente und die Nachfrage nach individuell finanzierten Gesundheitsdienstleistungen wächst. Wo liegen die Chancen und Risiken für Physiotherapeuten auf der einen sowie für Betreiber von Fitnessstudios auf der anderen Seite? Welche Grenzen gibt es für die Positionierung in diesen Bereichen? Thomas Kämmerling, Therapeut, Studiobetreiber und Gesundheitsexperte des DSSV e. V. beantwortet im Interview mit der medical fitness and healthcare die entscheidenden Fragen.
Foto: David Köndgen
mfhc: In den vergangenen Jahren haben sich die Verflechtungen zwischen dem ersten und zweiten Gesundheitsmarkt – zu ersterem zählt die Physiotherapie, zu letzterem die Fitnessbranche – intensiviert. Wie nehmen Sie als Gesundheitsexperte diese Entwicklung wahr? Thomas Kämmerling: Der demographische Wandel spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Die Babyboomer-Jahrgänge – zu denen ich auch zähle – suchen nach Lösungen zur Verbesserung ihrer Gesundheit. Das sind in der Regel Menschen, die vor 30 oder 40 Jahren Sport in der Schule abgewählt haben. Die meisten Endverbraucher haben mittlerweile den Nutzen von Bewegung verstanden: Sie ist ein Medikament das hilft, viele gesundheitliche Probleme nachhaltig zu lösen. Die Anzahl der Menschen, die das verstanden haben, steigt stetig. Hinzu kommt, dass die Personen, die heute um die 50 sind, eine ganz andere Erwartungshaltung haben als noch
vor 30 Jahren. Wer zwar gewisse Anforderungen an seine Lebensqualität hat, aber von Wehwehchen geplagt wird, der braucht Lösungen. Zu einer Handlung kommt es nur, wenn es einen Leidensdruck gibt – ein gesundheitliches Problem. Die Medien spielen uns hier zu und sensibilisieren immer mehr dafür, das „Produkt Bewegung“ als Medikament zu sehen. So ist ein riesiger Markt entstanden, für den die Fitnessbranche die richtigen Lösungen bereithält. Die Unternehmen dieser Branche müssen die Menschen nur genau dort abholen: „Ihr habt Probleme – ich habe die Lösungen dafür!“ Das passiert nach meiner Wahrnehmung zu wenig und funktioniert nicht mit den herkömmlichen „Figur- und Lifestyle-Angeboten“. Auf der einen Seite sind viele Studiobetreiber in ihrem Handeln und Tun noch zu sehr in ihrem „Fitness-Kosmos“ gefangen und können den Veränderungsprozess nicht zulassen. Sie wären gut beraten, sich Hilfe zu holen. Auf der anderen Seite sehe ich, dass der Physio-Markt große Anstrengungen unternimmt, sich den bestehenden 02/2019 | medical fitness and healthcare
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Patienten und den Selbstzahlern als Lösung anzubieten. Den Physiotherapeuten fällt es leichter, ihre Kompetenz als Gesundheitsspezialisten nach außen zu stellen, sie müssen jedoch weg vom Charakter des „Rezept-Einlösers“ und hin zum Anbieter von Lösungen. Es geht für Physios darum, den Patienten nach der verordneten Behandlung als selbst zahlenden Kunden zu gewinnen. mfhc: Gibt es Ihrer Ansicht nach Synergieeffekte zwischen den beiden Gesundheitsmärkten, insbesondere zwischen den Segmenten Therapie und Fitness, die noch nicht oder nicht vollumfänglich genutzt werden? Thomas Kämmerling: Ja, definitiv! Physiotherapeuten und Studiobetreiber müssen lernen, neue Wege zu gehen. Auf der einen Seite hat jede Physiotherapieeinrichtung aufgrund ihrer Kernkompetenz eine große Chance, ihre Patienten zu Kunden zu machen. Entscheidend sind dabei die Schnittstellen zwischen Therapie- und Selbstzahlerbereich, die optimal mit Prozessen strukturiert werden müssen. Die Therapeuten müssen in der Leistungskommunikation und ihrem Verständnis von Bewegungsangeboten als Teil der Kundenakquise unterstützt werden und erkennen, dass dieser Service im Selbstzahlerbereich als nachhaltige Therapieform eingesetzt werden kann. Auf der anderen Seite muss der Fitnessbereich das Verständnis für den Gesundheitskunden entwickeln, raus aus dem Massen-, hin zum Einzelgeschäft. Der Studiobetreiber sollte lernen, Dienstleistungen zu vermarkten. Da sehe ich aktuell noch das größte Handicap. In der Vergangenheit war es so, dass Studios geeignete Räumlichkeiten mit gutem Equipment hatten und die Fitnesskunden betreut haben. Aber die Gesundheitskunden legen in ersten Linie Wert auf die persönliche Betreuung – Menschen bewegen Menschen! Das wird honoriert und wertgeschätzt. Dann sind sie auch bereit, dafür Geld auszugeben. Dazu gehören natürlich auch gute Gerätekonzepte, aber die persönliche Betreuung ist das, was anerkannt wird und im Vordergrund steht. Hier müssen die Fitnessstudios zeigen, dass sie in der Lage sind, auch gesundheitlich eingeschränkte Menschen zu bewegen. Der Markt akzeptiert das unter Umständen noch gar nicht. Studios müssen ihre Kompetenz als Gesundheitsdienstleister auf allen Kanälen kommunizieren – digital und konventionell. Es muss klarwerden, dass die Studios mehr im Angebot haben als Bewegung für den Lifestylebereich. Die große Zielgruppe der Gesundheitskunden kommt nur, wenn sie erkennt, dass jemand ihnen hilft und sich für sie verantwortlich fühlt. Je mehr Verantwortung ich übernehme, desto mehr kann ich für meine Dienstleistung verlangen. mfhc: Wo liegen Ihrer Einschätzung nach die Grenzen für eine Annäherung der beiden Märkte? Thomas Kämmerling: Der Physio- und Gesundheitsmarkt auf der einen Seite wird nie ein Massenprodukt und lässt sich aufgrund der intensiven Betreuung nur mit hohen Beiträgen rechnen. Der Fitnessmarkt wird auf der anderen Seite aufgrund des zunehmenden Beitragsverfalls keine Dienstleistung an02/2019 | medical fitness and healthcare
bieten können, die für den Gesundheitskunden ausreichend ist. Mitarbeiter, die solche Dienstleistungen erbringen, müssen dementsprechend gut bezahlt werden. Das wird bei den geringen Margen der Massenbeiträge nicht zu leisten sein. mfhc: Welche Entwicklungen erwarten Sie für den zweiten Gesundheitsmarkt in den kommenden fünf Jahren? Thomas Kämmerling: Das ist spannend, weil der Zeitraum von fünf Jahren eigentlich schon zu lang ist. Wir haben im digitalen Zeitalter eine enorme Geschwindigkeit in der Entwicklung. Ein Großteil der Physiotherapiepraxen wird sich zu ganzheitlichen Gesundheitszentren weiterentwickeln – Therapie und Training aus einer Hand. Dabei muss man bedenken, dass die Physiotherapie als Geschäftsmodell auch Wachstumsschwierigkeiten hat, da die Ressource „Mitarbeiter Therapeut“ immer knapper wird. Deshalb ist der Unternehmer gut beraten, ein zweites Geschäftsfeld in Form eines Selbstzahlerbereiches zu fördern. Er hat die Patienten ja schon im Haus und muss sie nun zu selbstzahlenden Kunden entwickeln. In der Fitnessbranche werden die großen Ketten und Aggregatoren die Menschen mit ihren günstigen Beiträgen binden. Die Big Player werden den Preisverfall weiter vorantreiben. Der einzelne Fitnessunternehmer wird keinen großen Einfluss mehr auf die Neukundengewinnung haben. Es wird für ihn immer schwieriger werden, sich mit seinem Beitrag durchzusetzen. Weiterhin sehe ich große Chancen für die Special-Interest-Unternehmen, wie z. B. EMS-Mikrostudios, in denen die Dienstleistung großgeschrieben wird. Das sind Unternehmen, die eine eigene Community und einen guten ProKopf-Umsatz haben und auf wenigen Quadratmetern eine gewisse Anzahl von Mitgliedern bewegen und dadurch über eine gute Kundenbindung verfügen. mfhc: Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist in vielen Fitnessstudios inzwischen ein wichtiger Umsatzfaktor. Sehen Sie für Therapeuten im Bereich BGM ein ähnliches Potenzial? Thomas Kämmerling: Absolut! Es geht ja um das Thema Gesunderhaltung. Es liegt im Interesse der Firmen, ihre Fachkräfte möglichst lange gesund zu halten. Den Fachkräftemangel spürt jeder Unternehmer und das wird sich trotz Zuwanderung auf absehbare Zeit nicht ändern. Allerdings ist BGM kein Geschäftsmodell, das man mal eben so nebenbei macht. Das wird oft unterschätzt. BGM verlangt Zeit, Konzentration und vor allem Mitarbeiter, die sich ausschließlich darum kümmern. Wer nicht bereit ist, einen Mitarbeiter vollständig für BGM abzustellen und entsprechend zu honorieren, der sollte die Finger davonlassen. Physiotherapeuten haben es leichter sich im BGM zu positionieren, weil sie mit „Therapie“ den gesundheitlichen Aspekt schon im Namen haben. Es gelten aber die gleichen Regeln wie für Studios: Für ein erfolgreiches BGM-Angebot braucht es Fachwissen, hauptamtliche Mitarbeiter, die aus dem Tagesgeschäft rausgenommen werden und sich nur um die Umsetzung des BGM kümmern und klar definierte Prozesse im Unternehmen anstoßen.
Branche
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Der zweite Gesundheitsmarkt
mfhc: EMS-Training hat seine Wurzeln in der Therapie. In der Fitnessbranche hat es sich in wenigen Jahren zu einem eigenen Marktsegment herausgebildet. Welche weitere Entwicklung erwarten Sie für EMS zum einen im Fitnessbereich und zum anderen im Therapiebereich? Thomas Kämmerling: In der Therapie ist die Behandlung mit Strom ein alter Hut. Deswegen haben wir Therapeuten wahrscheinlich auch weniger Berührungsängste als der normale Fitnessanbieter. EMS ermöglicht Fitnessbetreibern, sich eine besondere Dienstleistung ins Haus zu holen und sich damit vom Wettbewerb abzugrenzen. Allein bei diesem Satz müsste es eigentlich bei jedem Fitnessunternehmen klingeln. EMS bietet die große Chance, dass Betreiber sowohl den bestehenden Kunden als auch dem regionalen Markt – und somit neuen Kunden – die großen Vorteile von Personal Training mittels EMS zur Verfügung stellen können. Diese Trainingsform ist ein Abgrenzungstool gegenüber allen Mitbewerbern und ein unglaublich lukratives Personal Trainingskonzept mit wenig Flächenbedarf. Außerdem entstehen Synergieeffekte, weil ein neues Publikum adressiert wird. EMS-Training spricht nämlich genau diejenigen an, die wenig Eigenmotivation, kaum Erfahrung und Zeit für regelmäßige Bewegung haben, sowie Menschen mit geringer körperlicher Belastbarkeit. Diese Kunden kann ich im Studio oder in der Praxis weiterentwickeln. EMS ist für mich die beste Trainingsform zum Wiedereinstieg in die regelmäßige Bewegung. Im Therapiebereich haben wir häufig nur wenig Platz für Bewegungsangebote. Ab 100 Quadratmetern Bewegungsfläche kann ich natürlich einfacher ein weitläufiges Kraft- und Beweglichkeitsangebot schaffen, als wenn ich nur 40 Quadratmeter zur Verfügung habe. In kleinflächigen Räumlichkeiten ist das EMS-Training die ideale Lösung, weil ich auf wenigen Quadratmetern einen enorm hohen Umsatz und Gewinnmarge habe. Therapeuten können das Geschäftsmodell „20 Minuten am Patienten“ für die gleiche Dauer leicht auf EMS-Training übertragen. Wenn ich dem Patienten nach einer zwanzigminütigen Therapiesitzung vorschlage, in diesem Zeitfenster ein
Mal pro Woche gezielt zu trainieren, wird seine Bereitschaft dazu sehr hoch sein. Es reicht aber auch hier nicht aus, nur die Geräte zu kaufen. Es muss ein Konzept dahinterstehen. mfhc: Welche Dienstleistungen aus dem kommerziellen Fitnessbereich haben Ihrer Einschätzung nach das Potenzial, sich nachhaltig im ersten Gesundheitsmarkt zu etablieren? Thomas Kämmerling: Es ist schwierig, das zu clustern. Ich halte das gesamte Bewegungskonzept – Beweglichkeit, Koordination, Kraft und auch Ausdauer– also alles, was einen nachhaltigen Trainingseffekt zur Gesunderhaltung der Menschen hat, für übertragbar. Wobei ich Beweglichkeit und Kraft die größten Chancen einräume. Das größte Hemmnis in unserer Industriekultur ist Sitzen. Ab dem dreißigsten Lebensjahr baut unsere Muskulatur an Umfang und Länge ab. Aufgrund des vielen Sitzens beginnt dieser Prozess heute früher und wird beschleunigt. Kraft und Beweglichkeit benötigt jeder Mensch zu Gesunderhaltung. Wenn ich dazu noch die Koordination und die Ausdauer trainiere, dann ist es perfekt. Wichtig für die Fitnessbranche ist es, dass sich die Mitarbeiter dem zukünftigen Kundenstamm anpassen. Sie müssen auch Kunden mit Arthrose oder Gefäßerkrankungen bedienen und helfen. Dafür brauche ich sowohl eine fachliche als auch eine kommunikative Komponente. Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen haben eine andere intrinsische Motivation und häufig auch Vorbehalte, weil jede Bewegung mit Schmerzen verbunden ist. Darauf muss man als Gesundheitsdienstleister vorbereitet sein und eingehen können. Nicht jeder Studiomitarbeiter mit Anfang Zwanzig kann den Leidensdruck der Patienten nachvollziehen Was für Therapeuten selbstverständlich ist, muss die Fitnesswelt erst noch verstehen. Das ist ganz wichtig. mfhc: Sie sind selbst Physiotherapeut. Wenn Sie einen Rat geben, was sich andere Physiotherapeuten von Fitnessstudiobetreibern abschauen sollten, wie würde dieser lauten? 02/2019 | medical fitness and healthcare
Fotos: David Köndgen
Thomas Kämmerling (l.) im Gespräch mit Janosch Marx (Geschäftsführer fitness MANAGEMENT)
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Thomas Kämmerling: Erstens sollten sie sich abschauen, wie Menschen in dauerhafte Bewegungsangebote überführt und gebunden werden. Zweitens benötigen Therapeuten auf jeden Fall ein digitales Marketing – Facebook, Instagram – und eine zeitgemäße Homepage. Dieser Bereich wird oft zu stiefmütterlich behandelt. Sie sollten in erster Linie ihre Dienstleistung nach außen stellen – Menschen helfen Menschen. Wir Therapeuten müssen verstehen, dass unsere Mitarbeiter niemals Verkäufer werden, sondern bestenfalls positive „Empfehler“ für den Selbstzahlerbereich. Deshalb brauchen wir Gesundheitsberater, die als Verkäufer agieren bzw. den Verkaufsprozess übernehmen können. mfhc: Neben der Physiotherapie betreiben Sie das Fitnessstudio „Sportmedizinisches Trainingszentrum Kämmerling“. Was können sich Fitnessstudiobetreiber bei Physiotherapeuten abschauen? Thomas Kämmerling: Im Vordergrund steht, sich nicht mehr nur als Fitnessstudio zu vermarkten, sondern als Gesundheitsstudio mit entsprechender Kernkompetenz. Die „Fitness-Kleider“ müssen abgelegt und die neuen „Gesundheits-Kleider“ müssen angezogen und mit Leben gefüllt werden. Dabei spielt die Öffentlichkeitsarbeit eine ganz große Rolle. Sämtliche Marketingmaßnahmen müssen entsprechend angepasst werden. Das Wichtigste sind aber die Ausbildung und die Entwicklung der Mitarbeiter, vor allem in der Kommunikation mit den Gesundheitskunden. Betreiber müssen bereit sein, in ihre Mitarbeiter zu investieren. Als Fitnessstudio erhält man nicht von allein die Akzeptanz, dass man die gesundheitlichen Probleme der Menschen lösen kann. Die Frage ist, ob ein Fitnessstudio glaubhaft als Lösungsanbieter für gesundheitliche Probleme gesehen wird. Deshalb muss über alle Marketingkanäle nach außen kommuniziert werden, dass das Studio sehr wohl in der Lage ist, auch die Menschen zu bewegen, die gesundheitlich eingeschränkt sind. mfhc: Welche Maßnahmen sichern Ihrer Erfahrung nach den Erfolg von Fitnessdienstleistungen in physiotherapeutischen Einrichtungen? Thomas Kämmerling: Die Fitnessmaßnahmen müssen als nachhaltige Therapie erkannt und durch alle Mitarbeiter vermittelt werden – insbesondere an der Rezeption als Herzstück einer Praxis. Die Schulungen der Mitarbeiter stehen dabei klar im Vordergrund. Eine Physiotherapiepraxis ist ein Mikrokosmos mit einem bewährten Geschäftsmodell. Jetzt stehen 100 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, die zu einer Fitnessfläche für Selbstzahler umgebaut werden sollen. Das gehört nicht zum klassischen Geschäftsmodell. Für mich ist es dabei sehr wichtig, dass ich die Mitarbeiter, die diese Änderung ja tragen und den Patienten und Kunden gegenüber kommunizieren sollen, von Anfang an mitnehme. Sie müssen in die geänderten Prozesse einbezogen werden. Schon beim ersten telefonischen Kontakt an der Rezeption gibt es gravierende Änderungen. Früher wollte ein Patient nur sein Rezept einlösen. Jetzt habe ich einen ganz anderen Prozess und brauche einen neuen Leitfaden. Nun rufen Leute an und erkundigen sich nach dem Bewegungskonzept für Arthrose. Hier benötigen die Physiotherapeuten 02/2019 | medical fitness and healthcare
einen Service-Gedanken, sonst verbrennen sie ihre Leads. Die Dienstleistung am Menschen muss neu gedacht werden. mfhc: Welche Maßnahmen sind auf der anderen Seite für den Erfolg von therapeutischen Angeboten in Fitnessstudios erforderlich? Thomas Kämmerling: Die Physiotherapie darf intern nicht als eigenes Geschäftsmodell gesehen werden. Auch hier muss eine interdisziplinäre Vernetzung gefördert werden – von Bewegung in die Behandlung und umgekehrt. Ganzheitlichkeit ist wichtig. Ich muss sicherstellen, dass die Therapieleistung als fester Bestandteil des gesamten Angebotes vermittelt wird. Es bringt nichts, wenn ein Studio nebenher eine Therapiepraxis eröffnet und sonst alles unverändert bleibt. Das ist kein Automatismus. Ich muss die Schnittstellen durch eine gute Leistungskommunikation mit Leben füllen, damit die Überführung der Patienten in Selbstzahler gelingt. Die Arbeitsprozesse müssen dafür in jedem Unternehmen individuell klar definiert werden. Die (Verkaufs-)Prozesse aus dem Fitnessbereich in die Therapie zu kopieren, wird nicht funktionieren. mfhc: Wann wäre für Sie das Optimum der Verschmelzung von Gesundheit bzw. Therapie und Fitness erreicht? Können Sie uns eine Idealkonstellation beschreiben? Thomas Kämmerling: Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich glaube, wenn die Wertschätzung vom Endverbraucher und die Wertschöpfung im Unternehmen übereinstimmen, dann hat man alles richtig gemacht. Das bedeutet natürlich hohe Pro-Kopf-Umsätze mit über 100 Euro monatlich, eine gute Überführung aus der Therapie in die Selbstzahlung und eine geringe Fluktuation sowohl von Mitgliedern als auch Mitarbeitern. Dann hat man schon einiges richtig gemacht!
Thomas Kämmerling Der ausgebildete Physiotherapeut Thomas Kämmerling ist der Sachverständige für Gesundheitsanbieter des Arbeitgeberverbandes der deutschen Fitness- und GesundheitsAnlagen (DSSV e. V.). Er ist als „Kind dieser Branche“ seit 1983 in Therapie und Fitness tätig. Gemeinsam mit seinem Bruder Michael und seinem Neffen Marco berät und begleitet Thomas Kämmerling mit der KWS GmbH rund 150 Therapieeinrichtungen und Fitnessstudios, die die Transformation zum Gesundheitszentrum vollzogen haben. Darüber hinaus ist er in verschiedenen Branchen ein international gefragter Experte für das Thema Leistungskommunikation und gemeinsam mit seinem Bruder Michael selbst Betreiber eines Gesundheitszentrums in Schwerte.
Branche
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EMS-Training | Anzeige
Vom Zitterrochen zum Medizinprodukt EMS als Ganzkörpertraining stellt eine innovative und neuartige Trainings- und Therapieform dar – die elektrische Muskelstimulation blickt aber bereits auf eine lange Geschichte zurück. 02/2019 | medical fitness and healthcare
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Stromgeneratoren zur Ansteuerung lokaler Muskelbereiche dienen bis heute als Vorbild moderner Elektrostimulation. Nach der Jahrhundertwende stellten namhafte Forscher mit ihren Untersuchungen zur Wirkung auf das Nerven- und Muskelsystem sowie der Festlegung einer Terminologie die Grundgesetze der Elektrostimulation auf. Zahlreiche Einsätze und Forschungen im Leistungssport sollten folgen, bis letztlich Ende der 1970er-Jahre erste belastbare wissenschaftliche Studien verfasst wurden. Parallel entwickelte sich Anfang der 1960er-Jahre der Zweig der funktionellen Elektrostimulation in der Therapie, welche bis heute auf großes Interesse in der medizinischen Forschung stößt. Sowohl in der Schmerztherapie als auch zur gelenkschonenden Therapie nach Verletzungen, Unfällen oder Operationen ist „der Strom“ nicht mehr wegzudenken. Mit der Markteinführung des ersten Ganzkörper-EMSGerätes im Jahr 2003 etablierte sich das Training unter fortlaufender Weiterentwicklung durch den Marktführer miha bodytec mehr und mehr im Fitness- und Breitensport – so Jens Vatter, Sebastian Authenrieth und Stephan Müller in ihrer Publikation „EMS Beratungs- und Trainingshandbuch“.
Der EMS-Markt auf dem Vormarsch Der deutsche Sportstudioverband DSSV veröffentlichte hierzu folgende Eckdaten: 2018 haben über 141 EMS-Einrichtungen eröffnet Aktuell gibt es in Deutschland über 1.300 EMS-Einrichtungen* Die Gründe für dieses Wachstum sind: Geringer Flächenbedarf Niedriges Investitionsvolumen Hohe Individualität Vergleichsweise hohe Mitgliedsbeiträge
Foto: miha bodytec GmbH
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ereits etwa 200 v. Chr. wurde in Kleinasien erstmals die natürliche Elektrizität bestimmter Tierarten genutzt, um beispielsweise Kopfschmerzen zu behandeln. Nachdem schon Mitte des 18. Jahrhunderts Physiker die Grundsteine für die heutige physikalische Therapie gelegt hatten, erfolgte 1780 mit dem Nachweis elektrischer Erregbarkeit von Muskelgewebe durch den italienischen Arzt Galvani ein weiterer Meilenstein in Richtung Elektromyostimulation als Trainingsmethode. Der berühmte „Froschschenkelversuch“ ist einigen von Ihnen sicher noch aus dem Biologieunterricht in bester Erinnerung.
Entwicklung des EMS-Trainings Die im 19. Jahrhundert entworfenen ersten mechanischen 02/2019 | medical fitness and healthcare
(vgl. „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft“, © DSSV 2019)
* Angabe miha bodytec GmbH
EMS in der Therapie Neben der bekannten und in Praxen etablierten lokalen Anwendung, zum Beispiel bei der TENS-Therapie, gewinnt in den letzten Jahren auch das Ganzkörper-EMS-Training immer mehr an Bedeutung. Bereits im Jahr 2012 brachte miha bodytec das erste EMS-Medizinprodukt auf den Markt. Einige innovativ denkende Therapeuten und Rehakliniken waren schon damals von den Einsatzmöglichkeiten begeistert und setzten die Geräte zur Behandlungsunterstützung bei ihren Patienten ein. Das Interesse der Wissenschaft war ungebrochen und so folgten zahlreiche Studien zu den unterschiedlichsten Beschwerde- und Krankheitsbildern. Federführend waren hier die Universität Erlangen-Nürnberg, die LMU München und das Deutsche Herzzentrum in Bad Oeynhausen. Trotz der überaus positiven Studienergebnisse sollte es noch einige Jahre dauern, bis das medizinische EMS-Training seinen Weg in die Therapieeinrichtungen fand. Durch die Zulassung der neuesten miha bodytec Gerätegeneration
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EMS-Training | Anzeige
zum Medizinprodukt, in Verbindung mit der Einführung der gewerblichen DIN-Norm zur Regelung eines sicheren EMS-Trainings, setzen mehr und mehr Therapeuten, Ärzte und Kliniken auf die Wirksamkeit dieser hocheffektiven und sicheren Trainingsmethode.
Erfolgreiche Umsetzung im Praxisbetrieb Mit dem alleinigen Verkauf eines Geräts ist es heute nicht mehr getan. Nur die Symbiose zwischen einem hochwertigen Produkt und einer fachkompetenten Beratung und Betreuung führt zum gewünschten Erfolg – für alle Beteiligten. Langjährige Erfahrung und das Know-how ausgebildeter Medizinprodukteberater schaffen die Basis die Erfolg versprechende Investition in ein Medizinprodukt. Die persönliche und individuelle Konzept- und Umsetzungsberatung vor Ort sowie der gezielte Einsatz bewährter praxistauglicher Marketingtools bilden die Grundlage für eine langfristige vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Worin liegen die Vorteile eines therapeutischen EMS-Trainings? Mehrwert für die Praxis Vergrößerung des individuellen Behandlungsspektrums In die vorhandenen Räumlichkeiten integrierbar Ansprache neuer gesundheitsorientierter Zielgruppen Hohe Wertschöpfung bei niedrigen Investitionskosten Steigerung der Attraktivität als fortschrittlicher Arbeitgeber – ein Faktor, der immer wichtiger wird! Mehrwert für die Patienten Gelenk- und wirbelsäulenschonendes Muskeltraining Hohe Akzeptanz – auch oder gerade bei älteren Menschen Frühzeitiger Einsatz – bereits in der Immobilisationsphase möglich Hohe und zeitnahe Erfolgsquote durch verbindliche und persönliche Betreuung Einsatz bei unterschiedlichsten Beschwerdebildern
Warum ist ein medizinisches EMS-Training so wirkungsvoll? Lassen wir einmal die erwiesene Effektivität einer niederfrequenten Strombehandlung außer Acht, sind nachstehende Faktoren von entscheidender Bedeutung für einen langfristigen Erfolg: • persönliche und individuelle Betreuung in einer 1:1-Situation durch einen fachkompetenten Trainer oder Therapeuten • d ie Abfolge einfacher, gelenkschonender und alltagsrelevanter Übungen in sehr kurzer Zeit • die Verbindlichkeit eines festen Trainingstermins Bei all diesen Punkten findet sich der Therapeut in seinem beruflichen Umfeld wieder. Seine Arbeit ist terminiert, individuell, persönlich und zielt darauf ab, die Alltagstauglichkeit seiner Patienten so schnell wie möglich wiederherzustellen. Medizinisches und persönlich angeleitetes EMS-Training kann die Praxis, ob groß oder klein, hierbei auf sehr einfach umsetzbare und höchst wirkungsvolle Weise unterstützen.
Ein Blick in die Zukunft – Wo geht die Reise hin? Das medizinische oder therapeutische EMS-Training steckt noch in seinen Anfängen. Viele Therapeuten berichten allerdings bereits heute von guten bis sehr guten Erfahrungen bei unterschiedlichsten Krankheitsbildern. Diese Erkenntnisse werden sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Folglich muss es das Ziel sein, die überaus positiven Erfahrungen aus der Orthopädie auch in andere Bereiche zu übertragen und mit Untersuchungen und Studien wissenschaftlich zu evaluieren. Ob in der Onkologie, Neurologie, Kardiologie oder Psychiatrie – nur die wissenschaftliche Evidenz schafft Sicherheit und steigert langfristig die Akzeptanz des medizinischen EMS-Trainings bei Ärzten und Therapeuten.
Fotos: miha bodytec GmbH
Burkhard M. Peters Diplom-Sportwissenschaftler mit Schwerpunkt Sportmedizin und Trainingslehre Leitung miha bodytec healthcare E-Mail: bp@miha-bodytec.de
newsystEMS HEALTHCARE Die Healthcare-Spezial-Ausgabe der newsystEMS präsentiert umfangreiches Know-how, zahlreiche Praxisberichte sowie neue Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung zu medizinischem EMS-Training. www.newsystems.health
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Rechtsseminar
Fotos: Klaudia Lech
Iris Borrmann und Andrea Elbl
DSSV-Workshop Recht
100 % Recht – praktisch und kompakt Der DSSV informiert seine Mitglieder auch 2019 bundesweit über Themen der aktuellen Rechtsprechung rund ums Studio in einem eintägigen Rechtsseminar. Die Inhalte ergeben sich direkt und praxisbezogen aus den aktuellen Erfordernissen für Kleinbetriebe wie z. B. Fitnessstudios oder auch Therapiepraxen.
A
ktuelle Rechtsprechung des EUGH und des BAG: Was ist bei der Gestaltung von Arbeitsverträgen zu berücksichtigen? Wie flexibel können Mitarbeiter eingesetzt werden und wann gibt es die Möglichkeit eines „geteilten“ Dienstes? Wer haftet beim Diebstahl aus den Umkleideräumen? Diese und viele weitere wichtige Fragen aus dem Unternehmeralltag, wie Verbraucherschutz, Datenschutz etc., wurden mit den Teilnehmern des aktuellen DSSV-Rechtsseminars „100 % Recht – praktisch und kompakt“ erörtert.
Fragen aus dem Studioalltag rechtssicher beantwortet Die Studioinhaber erhielten rechtssichere Antworten von den Dozentinnen Iris Borrmann und Andrea Elbl, Juristinnen des DSSV. Die Auftaktveranstaltung fand am 3. September in Hamburg statt, es folgten Termine in Stuttgart, Frankfurt und Düsseldorf. Die Inhalte des Seminars ergaben sich wieder direkt und praxisbezogen aus den aktuellen Erfordernissen des Studiobetriebs. Dabei ging es um Vertragslaufzeiten, Kündigungsfristen, aber auch um die Themen Mitgliedsbeiträge und Haftung im Falle eines Diebstahls. Besondere Aktualität bestand im Hinblick auf das geplante Gesetz des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz zum Schutz vor
Kostenfallen. Arbeitsrechtlich wurden die teilnehmenden Mitglieder des DSSV u. a. über die Stolpersteine bei der Gestaltung einer freien Mitarbeit informiert. Ebenso wurde die rechtssichere und effektive Gestaltung von Vereinbarungen über Abrufarbeit und einen „geteilten Dienst“ erläutert. Die Kommunikationswege im Zusammenhang mit der Erkrankung von Mitarbeitern sowie weitere Freistellungsansprüche von Angestellten wurden zusätzlich besprochen. Außerdem erhielten die Anwesenden Informationen über die aktuelle Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes und des Bundesarbeitsgerichtes. Die Konsequenzen, die daraus für die Gestaltung der Arbeitsverträge folgen, wurden durch Formulierungsbeispiele erläutert.
Komplexe rechtliche Sachverhalte anschaulich vermittelt Die rege Beteiligung der Teilnehmer in Form von vielfältigen Fragen zeigte erneut, dass die referierten Themen aktuell und interessant für alle Unternehmer sind. Wieder gelang es den Seminarleiterinnen, auch den Nicht-Juristen komplexe rechtliche Sachverhalte anschaulich zu vermitteln. Die Kaffeeund Mittagspause boten allen Teilnehmern eine gute Gelegenheit, mit den Dozentinnen auch persönlich ins Gespräch zu kommen. Eine gelungene Veranstaltung, die nach einer Fortsetzung verlangt! 02/2019 | medical fitness and healthcare
Fachartikel
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Psychologie gegen Sportverletzungen
Sportpsychologisches Verletzungsmanagement
Gezielte „Kopfarbeit“ in der Rehabilitation Foto: lassedesignen - stock.adobe.com
Leistungssport und die Teilnahme an Wettkämpfen, aber auch ambitionierter Freizeitsport bergen für Sportler aufgrund ihrer hohen physischen und psychischen Anforderungen ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Doch auch wenn körperliche Schmerzen schnell besiegt sind, bleibt bei vielen Athleten der Kampf mit Sportverletzungen auf der psychischen Ebene lange bestehen.
D
ie Erfahrung einer Sportverletzung kann sich verschieden auf den Einzelnen und das Team, den Verein oder auch die Organisation auswirken. Auf individueller Ebene sind bei verletzten Athleten negative kognitive und emotionale Reaktionen wie Stress, Sorge, Angst und Traurigkeit weit verbreitet (Wiese-Bjornstal, 2010).
History of Stressors
Personality
Potentially stressful athletic situation
Auf Team- und Vereins- bzw. Organisationsebene gehen die negativen Auswirkungen häufig mit erhöhten Kosten (Ekstrand, 2013) sowie mit Leistungseinbußen einher (d. h. schlechtere Leistungen einzelner Athleten führen zu schlechteren Mannschaftsleistungen und somit zu schlechteren Platzierungen in der Ligatabelle; Hägglund et al., 2013).
Coping Resources
Stress Response Cognitive Appraisals
Cognitive
Physiological/ Attentional Changes
Interventions
Injury
Somatic
Abb. 1: Modell zur Erklärung des Zusammenhangs von Stress und Sportverletzungen (Andersen & Williams, 1999)
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Diese Erkenntnisse verdeutlichen nicht nur die Wichtigkeit der Verletzungsprävention, sondern auch die adäquater Rehabilitationsprogramme. Sie folgen einem biopsychosozialen Ansatz, um den Athleten den Wiedereinstieg in den Sportalltag zu erleichtern und die individuelle und teambezogene Leistungsfähigkeit zu erhalten bzw. zu verbessern.
Psychologische Prädiktoren von Sportverletzungen Um effektive Programme zur Prävention von Verletzungen und deren Rezidiv (Wiederauftreten) nach abgeschlossener Rehabilitation zu entwickeln, ist es wichtig, Risikofaktoren zu identifizieren, die die Wahrscheinlichkeit von Sportverletzungen erhöhen können. Das Modell von Stress und Sportverletzungen von Andersen und Williams (1999; Abb. 1) liefert einen theoretischen Rahmen, um den Zusammenhang zwischen psychologischen Variablen und dem Auftreten von Verletzungen zu erklären. Dieses Modell postuliert, dass das Risiko einer Sportverletzung durch das Ausmaß der Stressreaktionen des Athleten beeinflusst wird und zudem eine bidirektionale Beziehung mit der Einschätzung des Athleten über seine potenzielle Stresssituation (z. B. Wettbewerb) besteht. Sowohl das Ausmaß der Stressreaktionen des Athleten als auch dessen Einschätzung der Situation werden vom Zusammenspiel verschiedener psychologischer Faktoren beeinflusst. Diese Faktoren können laut des besagten Modells in drei Kategorien eingeteilt werden: Persönlichkeitsfaktoren, Geschichte der Stressoren und zur Verfügung stehende Bewältigungsressourcen. Sowohl die Persönlichkeitsfaktoren als auch die Bewältigungsressourcen können die Stressreaktion direkt beeinflussen, zudem kann auch die Vorgeschichte erlebter Stressoren und der damit 02/2019 | medical fitness and healthcare
Fachartikel
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Psychologie gegen Sportverletzungen
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Psychologische Strategien zur Bewältigung der Stressreaktion
einhergehende Effekt auf Fähigkeiten und Bewältigungsmechanismen einen direkten Einfluss ausüben. Deutlich wird dies, wenn man sich einen Athleten vorstellt, der sich in seiner Gedankenwelt ständig mit verschiedenen Dingen seines Lebens beschäftigt. Die kürzlich durchlebte Trennung von seiner Partnerin sowie eine generelle Vorsicht und Ängstlichkeit führen zu einer starken Stressreaktion, allein schon, wenn er an die Trennung denkt. Eine solche als stark erlebte Stressreaktion kann dazu führen, dass der Athlet eine verminderte Wahrnehmungsfähigkeit und eine daraus resultierende schlechtere Entscheidungsfindung bei der sportlichen Tätigkeit aufweist, was seine Verletzungsanfälligkeit wiederum erhöht. Wenn Interventionsansätze diesen negativen Effekt hemmen, kann dies zu einem reduzierten Verletzungsrisiko des Athleten führen.
In Untersuchungen zur Vorhersage von Verletzungen stehen die Merkmale „Ängstlichkeit“ (Devantier, 2011) und „Sorge“ (Noh et al., 2005) in Verbindung mit einem erhöhten Verletzungsrisiko. Das heißt, dass insbesondere Personen, die ein hohes Maß an Ängstlichkeit oder Sorge verspüren, prädisponiert dafür sind, Situationen als stressig wahrzunehmen. Das subjektiv empfundene Stressniveau gilt als stärkster Prädiktor für Sportverletzungen. Eine mögliche Erklärung für die Beziehung zwischen negativen Stressereignissen und einem erhöhten Verletzungsrisiko ist, dass Ereignisse, die von Athleten als negativ empfunden werden, eine erhebliche Auswirkung auf ein breites Spektrum an psychologischen Zuständen wie z. B. auf die Stimmung und die wahrFoto: DHfPG/BSA
Foto: DHfPG/BSA
Prof. Dr. Julia Krampitz
Prof. Dr. Jana Timm
Julia Krampitz studierte Diplom-Fitnessökonomie, B. A. Ernährungsberatung und M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement. Während ihres Master-Studiums begann sie als freie Dozentin für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und die BSA-Akademie in den Fachbereichen Psychologie und Pädagogik, Betriebliches Gesundheitsmanagement und Gruppentraining zu arbeiten. 2016 promovierte sie im Bereich Public Health an der Universität Bielefeld bei Prof. Bernhard Badura und ist seitdem Professorin an der DHfPG.
Die Diplom-Psychologin Prof. Dr. Jana Timm ist stellvertretende Fachbereichsleiterin des Fachbereichs Psychologie und Pädagogik und Dozentin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie der BSA-Akademie. Sie promovierte im Bereich der kognitiven Neurowissenschaften an der Universität Leipzig. Im Jahr 2016 wurde ihr der Professorentitel verliehen.
www.dhfpg-bsa.de
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genommene Kontrolle haben (Baumeister et al., 2001). Dies erhöht wiederum die Wahrscheinlichkeit sich zu verletzen bzw. verletzt zu werden. Eine Bewältigungsstrategie, die nachweislich die Stärke der Stressreaktion verringern kann und mit einem geringeren Verletzungsrisiko verbunden ist, stellt die soziale Unterstützung dar (Andersen & Williams, 1999). Für einen Athleten, der sich in einer Umgebung mit fürsorglichen Menschen befindet, verringert sich das Ausmaß der Stressreaktion. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass neben sozialen Ressourcen auch wissenschaftlich fundierte Interventionen in Form von kognitiven und verhaltenstherapeutischen Ansätzen (Perna et al., 2003) sowie Achtsamkeits- (Ivarsson et al., 2015) und psychologischen Kompetenztrainings (Tranaeus et al., 2015) das Ausmaß der Stressantwort reduzieren. Der Einsatz dieser Interventionsansätze senkte nicht nur das Verletzungsrisiko, sondern beeinflusste zugleich den Rehabilitationsprozess positiv. Zudem spielt in diesem Zusammenhang die Selbstwirksamkeitserwartung der Athleten, also deren Wahrnehmung selbst fähig oder effektiv in ihren Bestrebungen oder Bemühungen zu sein, eine zentrale Rolle. Um gestärkt aus einer Verletzung hervorzugehen, bedarf es Selbstvertrauen, positiven Denkens und Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten. Hier stellt der Einsatz des Mentalen Trainings eine wirksame Maßnahme dar, wobei hierunter die planmäßig wiederholte und bewusst durchgeführte Vorstellung einer Bewegung oder Handlung unter Einbezug möglichst vieler Sinnesmodalitäten, ohne deren gleichzeitige praktische Ausführung, verstanden wird (Eberspächer, 2001). Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, lernt der Athlet beispielsweise sich durch Mentales Training auf Schlüsselstellen seines Wettkampfs zu konzentrieren. Nach einer Verletzung kann das Mentale Training darüber hinaus eingesetzt werden, um Bewegungsabläufe in der Vorstellung weiterhin zu trainieren (Mayer & Hermann, 2015), verletzungsbedingte Ängste abzubauen, das Kontrollgefühl zu stärken und die Selbstwirksamkeit positiv zu beeinflussen.
Fazit Sportverletzungen sind häufig negative Ereignisse, die fast alle Athleten während ihrer Karriere einmal oder sogar wiederholt erleben. Durch die Arbeit mit evidenzbasierten Methoden, wie zum Beispiel entspannungsbasierten Interventionen oder Mentalem Training, scheint es möglich zu sein, das Verletzungsrisiko zu reduzieren oder auch nach einer eingetretenen Verletzung erfolgreich und leistungsfähig in den Sport zurückzukehren. Durch die Integration einer psychologischen Perspektive in den Bereich der Sportverletzungen ist es möglich, den Athleten noch gezielter bei der Wiedererlangung und Erhaltung seiner sportlichen Leistungsfähigkeit zu unterstützen.
Auszug aus der Literaturliste Andersen, M. & Williams, J. (1999). Athletic injury, psychosocial factors and perceptual changes during stress. Journal of Sports Sciences, 17, 735 – 741. Baumeister, R., Bratslavsky, E., Finkenauer, C. & Vohs, K. (2001). Bad is stronger than good. Review of General Psychology, 5, 323 – 370. Devantier, C. (2011). Psychological predictors of injury among professional soccer players. Sport Science Review, 20, 5 – 36. Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte: marketing@dhfpg-bsa.de.
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Fachartikel
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Dehntraining
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Dehntraining – Hintergründe und Anwendungsempfehlungen
Dehnen im Fitnesstraining Eine aktuelle Studie stellt die Effektivität von Dehnen zur Vorbereitung intensiver Belastungen in Frage (Blazevich et al., 2018). Demgegenüber steht die These, dass Dehnübungen zur Trainingsvorbereitung notwendig sind, um nachfolgend ein verringertes Verletzungsrisiko zu erreichen. Welche Effekte Stretching tatsächlich haben kann und welche Einflussfaktoren bestehen, thematisiert Prof. Dr. Daniel Kaptain (DHfPG) in diesem Artikel.
T
rainer sowie Kunden stehen immer wieder vor der Frage: Ist Dehnen sinnvoll oder gar kontraproduktiv? Häufig wird postuliert, dass ein spezifisches Warm-up aus Dehn- und Mobilitätsübungen notwendig ist, um eine erhöhte Leistungsfähigkeit im folgenden Training oder Wettkampf zu erreichen. Auch wird ein vermindertes Verletzungsrisiko als möglicher Effekt genannt. Eine aktuelle Studie zum Thema heizt diese Diskussion noch an (Blazevich et al., 2018).
Um eine konkrete Aussage zu den Auswirkungen eines Dehntrainings formulieren zu können, muss zunächst eine Differenzierung der Dehnformen und Arbeitsweisen vorgenommen werden, da es verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten gibt. Stretching wird in die abgebildeten Methoden (Abb. 1) unterteilt, wobei in der Praxis auch Mischformen aus den dargestellten Arbeitsweisen und Dehnvarianten existieren: 02/2019 | medical fitness and healthcare
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Aktive Dehnung
Passive Dehnung
Statische Dehnung
Dynamische Dehnung
Sonderformen CHRS + Mischformen (aktiv + passiv) Abb. 1: Dehnmethoden und -formen (modifiziert nach Schönthaler & Ohlendorf, 2002, S. 20)
Wirkung auf die Muskelspannung Klassische Formen, die im Warm-up verwendet werden, sind das statisch-passive sowie das aktiv-dynamische Dehnen. Generell ist zu beachten, dass aufgrund der Unterschiede der Dehnmethoden hinsichtlich Dauer und Intensität sowie der individuellen Voraussetzungen des Sportlers (Trainingserfahrung, Beanspruchungszustand, Genetik u. v. a. m.) keine pauschale Anwendungsempfehlung ausgesprochen werden kann. Letztendlich geht es um die Konditionierung/Gewöhnung der Rezeptoren (u. a. Golgi-Sehnenorgane und Muskelspindeln), die durch die dosierte und sukzessive Erweiterung der Bewegungsamplitude eine größere Reichweite ermöglicht bzw. ein vorzeitiges Aktivieren der Gegenspannung oder einen Dehnschmerz unterbindet. Eine weitere entscheidende Rolle spielt die Dehnintensität. Je höher diese ist, desto größer ist die Beanspruchung des Gewebes durch die Zugbelastung auf den Muskel-Sehnen-Apparat und desto umfangreicher ist auch der Effekt auf die Steigerung der Beweglichkeit. Dies und die Tatsache, dass durch die kurzfristige Veränderung (Elongation) des beanspruchten Gewebes eine temporäre Absenkung des Ruhetonus erfolgt, sollte bei der Eingliederung von Dehnübungen in die Trainingsplanung berücksichtigt werden. Die durch intensive Stretching-Übungen (bis Dehnschmerz) erwirkte Herabsetzung des Ruhetonus und die Veränderung der Gewebeeigenschaften (Hysterese) kann zu einer temporären Reduktion der Kontraktilität führen. Die im Sport notwendigen schnellen Kontraktionszeiten und ein schnelles Annähern von Ursprung und Ansatz der entsprechenden Muskulatur sind während dieser Phasen reduzierter Kontraktilität herabgesetzt. Somit sind die hervorgerufenen Effekte abhängig von der Dehnmethode sowie von der vorherigen bzw. nachfolgenden Aktivität (neuromuskuläre Beanspruchung). Ein intensives Dehnen vor oder nach einer beanspruchenden Trainings- bzw. Sporteinheit, in der schnellkräftige Bewegungen ausgeführt werden sollen, ist somit nicht empfehlenswert.
Effekte auf die Leistungsfähigkeit Diese Tatsache wird von diversen Studien gestützt, die aufzeigen, dass beispielsweise ein statisches Dehnen vor höheren Krafteinsätzen die Leistungsfähigkeit reduziert (Ogura et al., 2011; Pacheco et al., 2007). So bewirkt ein Dehnpro02/2019 | medical fitness and healthcare
gramm mit einer intensiven und bis zu 90-sekündigen Dauer ein Nachlassen der Sprungleistung (Winchester, 2008; Vetter, 2007; Robbins & Scheuermann, 2008). Generell bedeutet dies jedoch nicht, dass ein Stretching mit moderater Intensität zukünftig im Warm-up vermieden werden sollte, denn negative Effekte dieser Form des Beweglichkeitstrainings wurden ebenso nicht nachgewiesen (Blazevich et al., 2018). Des Weiteren ist der Einsatz von Dehnübungen von der darauffolgenden Belastungsphase abhängig. Erfolgt hier eine moderate Beanspruchung, so sind keine leistungshemmenden Einflüsse zu erwarten. Außerdem konnte gezeigt werden, dass sich dynamisches Dehnen dem statischen vor intensiven Trainings- bzw. Wettkampfbelastungen als überlegen erweist. So konnten Sportler ihre Sprintleistung und die horizontale Sprungfähigkeit durch dynamisches Stretching signifikant verbessern (Haddad et al., 2013). Dies scheint durch die geringeren Reize eines aktiven Dehnens und durch die Aktivierung des neuronalen Systems sowie des Bewegungsapparates gegeben zu sein. Allgemein ist bei den genannten Studien jedoch zu bedenken, dass a) Sportler mit einer hohen Leistungsfähigkeit und Belastungstoleranz sowie b) intensive sportliche bzw. körperliche Beanspruchungen untersucht wurden. Diese Tatsachen muss ein Fitnesstrainer auf den Kunden und dessen individuelle Ziele, Leistungslevel und Trainingsinhalte übertragen. Zusammenfassend gelten die folgenden Grundsätze hinsichtlich Dehnform bzw. -intensität in der Trainingsplanung: Intensives Dehnen sollte zeitlich getrennt von beanspruchenden (v. a. schnellen) Muskelkontraktionen (Training, Wettkampf) absolviert werden. Tendenziell aktiv-dynamisches Stretching wird vor dem Training ausgeführt. Statische und intensive Dehnformen sind als separate Einheiten durchzuführen. Auch die Antwort auf die Frage nach weiteren Effekten wie Verletzungsprophylaxe und/oder einer langfristigen,
Fachartikel
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Dehntraining
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allgemeinen Leistungssteigerung ist häufig unklar. Der derzeitige Sachstand lässt sich wie folgt zusammenfassen: Die Aussage, dass eine Verletzungsprävention durch ein statisches Dehnen gegeben ist, widerlegten bereits diverse Studien (Thacker et al., 2004; Marchall & Ruckelshausen, 2004; Wiemeyer, 2002). Jedoch wurde ebenso nachgewiesen, dass statisches Dehnen die Sehnenstrukturen stärkt und belastbarer macht, was bei Lauf- und Sprungbelastungen eine positive Wirkung haben kann. Dieser positive Effekt bezieht sich auf die Verbesserung der Leistungsfähigkeit im kurzen Dehnungsverkürzungszyklus (DVZ) und wird durch spezifische Warm-ups vor der Belastung erreicht (Andrade et al., 2015).
Dehnen, Gelenkigkeit und Mobilität Gemeinhin muss bedacht werden, dass Dehnfähigkeit, Gelenkigkeit und Koordination sowie situative, personenbezogene und konditionelle Aspekte (bspw. Ermüdungszustand) auf die Einflussfaktoren der Beweglichkeit einwirken. Folgende Abbildung (Abb. 2) zeigt diese Zusammenhänge auf:
Exkurs Foam Rolling Eine Sonderform in Bezug auf die Trainingsmethoden nimmt das sog. Foam Rolling ein. Auch hier sind die Effekte uneinheitlich zu bewerten bzw. auch diese Variante des Beweglichkeitstrainings ist den anderen weder über- noch unterlegen (Howe et al., 2013). Wahrscheinlich ist, dass sich Behandlungen durch Hartschaumrollen (Foam Rolls) positiv auf die Muskulatur bzw. das gesamte involvierte Gewebe auswirken, was zu vielseitigen kurzzeitigen Adaptationen führen kann. Foam Rolling beeinflusst die Beweglichkeit positiv (Jay et al., 2014). Hierbei handelt es sich jedoch nur um einen kurzweiligen Effekt. Langanhaltende positive Veränderungen für mehr als 30 bis 60 Minuten nach Beendigung des Trainings waren nicht nachzuweisen (Howe et al., 2013). Die Beweglichkeit konnte durch Foam Rolling kurzzeitig um bis zu 15 Prozent gesteigert werden. Die Mechanismen, die dem zugrunde liegen, werden unterschiedlich interpretiert. Eine Veränderung der faszialen Gewebsstrukturen scheint nicht vorzuliegen, denn die mechanischen Reize
Einflussfaktoren Beweglichkeit Personenspezifische Einflussfaktoren Alter Geschlecht Psyche Abnutzung der Gelenke
Äußere Einflussfaktoren Anthropometrische Einflussfaktoren
Dehnfähigkeit Elastizität bzw. Dehnungsverhalten der gelenkumgebenden Strukturen: Muskuläre Hemmung Band- und kapselhafte Hemmung Nervös-strukturelle Hemmung
Temperatur Tageszeit Ermüdungsgrad der Muskulatur
Kraftfähigkeit Kraftfähigkeit der Skelettmuskulatur zur Ausschöpfung der Bewegungsamplituden Gelenkigkeit Art und Struktur eines Gelenkes
Abb. 2: Einflussfaktoren auf die Beweglichkeit (modifiziert nach Schnabel et al., 2008) 02/2019 | medical fitness and healthcare
reichen hierfür nicht aus, was sich schon vor dem „Faszien Trend“ herausstellte (Chaudry & Schleip, 2008). Ein weiterer Erklärungsansatz ist das Argument, Foam Rolling würde das fasziale Gewebe rehydrieren, was durch diverse Studien nachgewiesen wurde. Doch auch hier zeigt sich, dass die fasziale Rehydration auch bei regulärem Stretching erfolgt (Hellmer et al., 2003). Somit lässt sich auch hier resümieren, dass dem Trainer diverse Strategien und Mittel zur Steigerung der Beweglichkeit zur Verfügung stehen.
Fazit Der fachlich kompetente Trainer kann sich im Kontext des Beweglichkeitstrainings einer Vielzahl von Methoden bedienen. Es gilt dabei zu beachten, dass die Auswahl der Maßnahmen von diversen Überlegungen und Einflüssen abhängt. Der Zeitpunkt der Intervention (vor, während oder nach dem Training/Wettkampf), die Intensität der Maßnahme, der Ist-Zustand der Trainerenden (Leistungsstand, Verletzungshistorie, Erfahrung, derzeitiger Ermüdungszustand etc.) und das eigentliche Ziel (Vergrößerung der Bewegungsamplitude, Regenerationsförderung etc.), das mit einem Beweglichkeitstraining verbunden ist, sind nur einige Faktoren, die zur Entscheidungsfindung bedacht werden müssen.
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Prof. Dr. Daniel Kaptain Prof. Dr. Daniel Kaptain, Experte für Military Fitness, Athletiktraining und CrossFit, ist als Dozent für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie BSA-Akademie tätig. Zudem agiert der promovierte Sportwissenschaftler als wissenschaftlicher Leiter einer Premium-Fitnesskette und leitet das Athletiktraining mehrerer Profivereine. Seit 2002 ist er international (USA) und national als Personal Trainer aktiv. www.dhfpg-bsa.de
Auszug aus der Literaturliste Andrade, D., Henriquez-Olguín, C., Beltrán, A., Ramírez, M., Labarca, C., Cornejo, M., Álvarez, C. & Ramírez-Campillo, R. (2015). Effects of general, specific and combined warm-up on explosive muscular performance. Biology of sport 32 (2), 123 – 128. Blazevich, A., Gill, N., Kvorning, T., Kay, A., Goh, A., Hilton, B., Drinkwater, E. & Behm, D. (2018) No effect of muscle stretching within a full, dynamic warm-up on athletic performance (Stretching during sports warm-up). Medicine and science in sports and exercise, 50 (6), 1258 – 1266. Chaudhry H., Schleip R., Ji Z, Bukiet B., Maney M., Findley T. (2008). Three-dimensional mathematical model for deformation of human fasciae in manual therapy. The Journal of the American Osteopathic Association, 108 (8), 379 – 390. Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte: marketing@dhfpg-bsa.de.
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Fachartikel
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Beinachsentraining
Funktionelle Belastbarkeit durch mehr Stabilität
Beinachsentraining zur Leistungsoptimierung
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Im Leistungs- und Hochleistungssport ist das Beinachsentraining eine fundamentale Basis zur Verbesserung der Belastbarkeit und zur Ausschöpfung der Ressourcen der Athleten sowie zur Wiedererlangung der Leistungsfähigkeit nach einer Verletzung der unteren Extremitäten. Doch auch für den Breiten- und Hobbysportler bietet diese Trainingsform ein noch stark unterschätztes Potenzial.
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gal ob zur Stand- und Schrittstabilisation, zur Fortbewegung oder zum Springen, die unteren Extremitäten sind bei nahezu allen sportlichen Bewegungshandlungen involviert. Betrachtet man das Anforderungsprofil verschiedener Sportarten wie Fußball, Handball, Laufen oder Gewichtheben wird klar, dass unter anderem das Kraftpotenzial der Beinmuskulatur ein wichtiger Prädiktor für die Ausprägung der sportartspezifischen Leistungsfähigkeit ist. Die volle Leistungsfähigkeit der unteren Extremitäten kann jedoch nur bei optimaler Beinachsenstatik abgerufen werden. Störungen dieser Statik, verursacht durch Beinachsenfehlstellungen, wirken zum einen leistungslimitierend und zum anderen können sie ein erhöhtes Risiko für Verletzungen und degenerative Schäden darstellen.
Störungen der Beinachsenstatik und Verletzungsrisiko Insbesondere bei sportlichen Bewegungshandlungen, die eine Stabilisierung der Beinachse nach einem Sprung oder nach einem weiten Ausfallschrittsprung fordern, können Störungen der Beinachsenstatik zu Verletzungen oder degenerativen Schäden führen. Dementsprechend stellt bereits ein konventionelles intensitätsorientiertes Krafttraining ein Verletzungs- und Degenerationsrisiko für die unteren Extremitäten dar. Studien zeigen, dass Sportler mit starker O- oder X-Bein-Stellung einem höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt sind (Schmitt, 2006).
Entstehung einer Beinachsenfehlstellung Beinachsenfehlstellungen können durch verschiedene Fakto02/2019 | medical fitness and healthcare
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ren hervorgerufen werden. Die Ursachen für eine unphysiologische Beinstatik können Beinlängendifferenzen, Hüftdysplasien, Fußfehlstellungen, Sprunggelenksinstabilitäten oder die Kombination mehrerer Faktoren sein (Laessoe, Svendsen, Christensen, Rasmussen & Gaml, 2019; Li et al., 2018).
Beinachseninstabilität am Beispiel der X-Bein-Stellung Beinachsenfehlstellungen provozieren nicht nur eine arthrotische Degeneration sowie Läsionen von Bindegewebsstrukturen, sondern wirken sich ebenfalls auf benachbarte Gelenke sowie deren umgebende Muskulatur aus. Eine prominente Beinachsenfehlstellung ist die sogenannte X-Bein-Stellung (Genu valgum): Bei dieser Fehlstellung weichen die Kniegelenke nach innen von der physiologischen Beinachse ab. Das Femur (Oberschenkelknochen) rotiert im Hüftgelenk nach innen verstärkt. Kompensatorisch rotiert die Tibia (Schienbein) im Kniegelenk nach außen. Diese Abweichungen von der physiologischen Beinachse verändern die auftretenden Kräfte zwischen Patella (Kniescheibe) und dem femoralen Gleitlager sowie zwischen Femur und Tibia. Auf das Kniegelenk bezogen resultiert aus einer X-Bein-Stellung eine erhöhte laterale Druckbelastung auf die knöchernen Partner und den hyalinen Knorpel. Daraus können Läsionen der lateralen Meniskusbasis sowie eine Gonarthrose der lateralen Kniegelenkkompartimente (Verschleiß der knorpeligen Gelenkflächen) entstehen. Umgekehrt wirkt im medialen Kniegelenkkompartiment eine erhöhte Zugbelastung auf die gelenkstabilisierenden Strukturen (insbe-
sondere auf den Kapsel-Band-Apparat). Die X-Bein-Stellung wird in der Regel bilateral diagnostiziert, kann aber in wenigen Fällen auch unilateral auftreten. Außerdem ist sie bereits durch einen optischen Befund feststellbar.
Trainingsmethoden zur Verbesserung der Beinachsenstabilität Zur Stabilisierung der Beinachse eignet sich beispielsweise ein gezieltes Athletiktraining für die unteren Extremitäten (Mornieux et al., 2019). Im Fokus sollten unilateral ausgeführte Übungen stehen, insbesondere Ausfallschrittbewegungen und Übungen am Seilzug (siehe Beispiel 2). Bei den Übungen zur Beinachsenkorrektur wirkt eine mechanische Störgröße in Form einer Zugbelastung in Höhe des Kniegelenks nach innen. Die Zugbelastung nach innen veranlasst den Sportler zur aktiven muskulären Gegenreaktion nach außen, um die Beinachse stabilisieren zu können. Hierdurch werden zum einen diejenigen Muskeln beansprucht, die bei einer X-Bein-Stellung in der Regel abgeschwächt sind (Hüftabduktoren und -außenrotatoren) und zum anderen kann durch diese Trainingsmaßnahme ein motorischer Stereotyp durchbrochen werden. Durch ein spezifisches Training zur Stabilisierung der Beinachse besteht die Möglichkeit, das Verletzungsrisiko zu reduzieren (Stoffels, Achtnich & Petersen, 2017). Aus diesem Grund kommt im Athletiktraining den unteren Extremitäten eine überaus hohe Bedeutung zu. Im Folgenden werden zwei indikationsspezifische Trainingspläne zur Beinachsenstabilisierung dargestellt.
Anwendungsbeispiele Beispiel 1 These 1: Die X-Bein-Stellung wird durch Deformität des Fußgewölbes erzeugt. Wird die Fehlstellung/Instabilität durch eine Deformität des Fußgewölbes erzeugt, sollten zunächst Übungen durchgeführt werden, die zur Modellierung der physiologischen Fußhaltung dienen. 1) Modellierung des Fußgewölbes: „kurzer Fuß“ nach Janda (Häfelinger & Schuba, 2002, S. 65) 2) Standstabilisation mit Gewichtsverlagerung auf die Fußaußenkante 3) Standstabilisation mit Gewichtsverlagerung auf die Fußaußenkante auf instabiler Stützfläche Tab. 1: Trainingsprogramm zu Beispiel 1
Modellierung der physiologischen Fußhaltung („kurzer Fuß“ nach Janda) 1 – 2 Serien pro Seite 40 – 60 Sek. Übungsdauer 30 Sek. Serienpause
Fotos: DHfPG/BSA
Standstabilisation mit Gewichtsverlagerung auf die Fußaußenkante 1 – 2 Serien pro Seite 40 – 60 Sek. Übungsdauer 30 Sek. Serienpause
Standstabilisation mit Gewichtsverlagerung auf die Fußaußenkante auf instabiler Stützfläche 1 – 2 Serien pro Seite 40 – 60 Sek. Übungsdauer 30 Sek. Serienpause
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Beinachsentraining
Beispiel 2 These 2: Die Beinachseninstabilität resultiert aus zu schwachen Hüftgelenksextensoren, -außenrotatoren und -abduktoren 1) Zug aus Adduktion und Innenrotation in die Abduktion und Außenrotation 2) Zug aus der Flexion, Adduktion und Innenrotation in die Extension, Abduktion und Außenrotation 3) Isolierte Außenrotation in Bauchlage Tab. 2: Trainingsprogramm zu Beispiel 2
Zug aus Adduktion und Innenrotation in die Abduktion und Außenrotation 2 – 3 Serien pro Seite 15 – 20 Wdh. 80 – 90 % RPEmax 60 Sek. Serienpause
Zug aus der Flexion, Adduktion und Innenrotation in die Extension, Abduktion und Außenrotation 2 – 3 Serien pro Seite 15 – 20 Wdh. 80 – 90 % RPEmax 60 Sek. Serienpause
Fotos: DHfPG/BSA
Fachartikel
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Isolierte Außenrotation in Bauchlage 2 – 3 Serien pro Seite 15 – 20 Wdh. 80 – 90 % RPEmax 60 Sek. Serienpause
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Foto: DHfPG/BSA
Fazit Die Beinachsenstabilität hat sowohl großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit als auch auf die Verletzungsanfälligkeit des Sportlers. Zur Optimierung der Leistungsfähigkeit und zur Reduktion des Verletzungsrisikos der unteren Extremitäten ist ein Beinachsentraining, beispielsweise im Rahmen eines Athletiktrainings, eine Ergänzung mit außerordentlich hohem Potenzial.
Auszug aus der Literaturliste Häfelinger, U. & Schuba, V. (2002). Koordinationstherapie. Propriozeptives Training (Wo Sport Spaß macht). Aachen u. a.: Meyer & Meyer. Laessoe, U., Svendsen, A. W., Christensen, M. N., Rasmussen, J. R. & Gaml, A. S. (2019). Evaluation of functional ankle instability assessed by an instrumented wobble board. Physical Therapy in Sport: Official Journal of the Association of Chartered Physiotherapists in Sports Medicine, 35, 133 – 138. Li, Y., Ko, J., Walker, M. A., Brown, C. N., Schmidt, J. D., Kim, S.-H. et al. (2018). Does chronic ankle instability influence lower extremity muscle activation of females during landing? Journal of Electromyography and Kinesiology: Official Journal of the International Society of Electrophysiological Kinesiology, 38, 81 – 87. Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte: marketing@dhfpg-bsa.de.
Marcel Reuter Der Sportwissenschaftler Marcel Reuter ist als pädagogischer Mitarbeiter und Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie an der BSA-Akademie im Fachbereich Trainings- und Bewegungswissenschaft tätig. Er ist ehemaliger Badminton-Nationalspieler und verfügt über vielfältige Erfahrungen im Coaching und in der Beratung von Spitzensportlern und Mannschaften. www.dhfpg-bsa.de
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Fachartikel
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Ernährung bei Sportverletzungen
Ernährung bei Sportverletzungen
Angepasste Ernährung während der Rehabilitation Wer denkt nach einer Verletzung und der damit verbundenen Rehabilitation an seine Ernährung, um schnell wieder fit zu werden? Kaum einer! Die Wirkung von Ernährung auf unseren Körper und deren Einfluss auf Heilungs- sowie Regenerationsprozesse bei Sportlern wird häufig unterschätzt. Doch wie und wann ein Athlet wieder trainieren kann, hängt stark von der Ernährung während der Regenerationsphase ab.
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erletzungen sind im Sport, insbesondere im Leistungssport, nahezu unvermeidbar. Die Konsequenz daraus ist meist Ruhe für die betroffene Muskulatur, Sehnen, Bänder oder Knochen. Außerdem gehen Verletzungen auch mit einer Trainings- und Wettkampfpause einher. Bekannte Rehabilitationsmaßnahmen stellen neben Ruhe auch Eis, Wärme, Massage, Elektrostimulation oder Akupunktur dar. Der Einfluss von und die Möglichkeiten durch Ernährung werden im Rehabilitations- und Heilungsprozess allerdings oftmals unterschätzt. Meist ist in diesen Phasen die Ernährung sogar qualitativ schlechter, da der Sportler in dieser Situation die Notwendigkeit einer hochwertigen Ernährung nicht erkennt.
Einfluss von Ernährung auf Heilungsprozesse Bei einer Verletzung und einer möglichen Immobilisierung eines Athleten gilt es in erster Linie, einen Nährstoffmangel zu vermeiden. Dabei besteht häufig die größte Herausforderung für den Sportler und die betreuenden Personen darin, den Muskelmasseverlust und die gleichzeitige Körperfettzunahme möglichst gering zu halten (Tipton, 2015; Wall et al., 2015). Bereits nach drei bis fünf Tagen Immobilisierung ist ein Muskelabbau zu erkennen. Zusätzlich sinkt der Energieverbrauch des Sportlers durch das verminderte Training und den Rückgang des Proteinumsatzes, sodass
die erste Maßnahme logischerweise eine Reduktion der Energiezufuhr vorsieht. Allerdings ist dieser Rückgang des Energieverbrauchs teilweise nicht so hoch wie manchmal angenommen. Verglichen mit dem eigentlichen Energieverbrauch ohne sportliche Betätigung kann der Energiebedarf während eines Heilungsprozesses, in Abhängigkeit der Schwere der Verletzung, um 15 bis 50 Prozent erhöht sein (Frankenfield, 2006). Werden zum Beispiel Krücken o. Ä. verwendet, muss ein um das Zwei- oder Dreifache erhöhter Energiebedarf gegenüber normalem Gehen berücksichtigt werden. Zur Unterstützung der Wundheilung und des Muskelmasseerhalts ist für den Athleten eine ausgeglichene Energiebilanz ausschlaggebend, wobei allein die Muskelproteinsynthese ein sehr energieaufwendiger Prozess ist und bei einer muskulösen Person auch ohne Training bereits ca. 500 kcal täglich dafür benötigt werden. Ein Energiedefizit würde zu einem rascheren Muskelmasseverlust und zur Beeinträchtigung der Wundheilung führen (Tipton, 2015).
Protein Bei Verletzungen ist, neben der Verminderung der Gesamtenergiezufuhr, eine der ersten nutritiven Gegenmaßnahmen eine Erhöhung der Proteinzufuhr zur Vermeidung eines Muskelmasseverlusts und zur Unterstützung der Wundheilung. Durch die Zufuhr von 20 bis 40 Gramm Protein in einer 02/2019 | medical fitness and healthcare
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Mahlzeit wird die Muskelproteinsynthese bei gesunden Personen maximal stimuliert. Neben der Menge spielen bei der täglichen Nahrungsaufnahme auch Verteilung und Einnahmezeitpunkt der zugeführten Proteine sowie die Aminosäurenzusammensetzung der Proteinquelle eine wichtige Rolle. Da die maximale Muskelproteinsyntheserate ca. zwei Stunden postprandial erreicht wird, ist es für Athleten mit dem Ziel der Muskelmassemaximierung empfehlenswert, vier bis sechs kleinere Mahlzeiten mit jeweils 20 bis 40 Gramm Protein aufzunehmen (Moore et al., 2009; Wall et al., 2015). Während einer Immobilität hat die Proteinaufnahme jedoch möglicherweise nicht den gleichen Einfluss, da eine anabole Resistenz entsteht. In diesem Fall wird empfohlen, die Proteinzufuhr auf das Maximum von 40 Gramm hochzusetzen.
Fette Dem unterschätzten Makronährstoff Fett wird in der Rehabilitation bzw. Wundheilung eine tragende Rolle zugesprochen. Entscheidend ist vor allem das Verhältnis der Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren. Durch eine hohe Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren können Entzündungen im Körper reduziert werden, wohingegen Omega-6-Fettsäuren entzündliche Prozesse fördern. Omega-3-Fettsäuren sind allerdings nur in wenigen Lebensmitteln enthalten, sodass die Ernährung in der Regel eher Omega-6-lastig ist. Daher 02/2019 | medical fitness and healthcare
Fachartikel
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Ernährung bei Sportverletzungen
essen die Deutschen durchschnittlich im Verhältnis 12:1 (Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren). Bei einer akuten Verletzung, zur Unterdrückung einer übermäßigen Entzündungsreaktion sowie bei chronischen Entzündungsprozessen kann daher eine Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren, beispielsweise durch die Einnahme von Fischölkapseln, sinnvoll sein. Alternativ ist in der täglichen Ernährung auf eine gesteigerte Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren zu achten. Diese finden sich in fettreichen Meeresfischen wie Hering, Lachs und Makrele oder in Lein- sowie Chiasamen bzw. -ölen. Erstrebenswert ist ein Zufuhrverhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren im Verhältnis 3:1 bis 1:1, sodass ein ausgewogenes „Entzündungsprofil“ entsteht. Bei der westlichen Ernährungsweise bedeutet dies in den meisten Fällen eine Reduzierung der Omega-6- und eine Erhöhung der Omega-3-Fettsäurenzufuhr. Bei Ratten konnte, unabhängig von
der entzündungshemmenden Wirkung von Omega-3-Fettsäuren, durch die Zufuhr von Fischöl eine geringere Muskelatrophie bei Immobilisierung bewiesen werden (You et al., 2010). Des Weiteren führte beim Menschen die tägliche Aufnahme von vier Gramm Omega-3-Fettsäuren über einen Zeitraum von acht Wochen zu einer Steigerung der Muskelproteinsynthese (Smith et al., 2011a, 2011b). Darüber hinaus könnte nach einer Verletzung eine erhöhte Zufuhr an Omega-3-Fettsäuren eine Minderung des oxidativen Stresses bewirken und somit den Heilungsprozess unterstützen und den Muskelproteinabbau vermindern. Zwar ist die Datenlage bezüglich einer optimalen Dosierung bei verletzten Athleten noch lückenhaft, doch scheint nach Wall et al. (2015) eine Zufuhr von täglich vier Gramm Fischöl innerhalb der Wochen null bis acht nach der Verletzung sinnvoll beziehungsweise mit positiven Wirkungen verbunden zu sein.
Fazit Nach einer Verletzung gilt es daher neben den bekannten Rehabilitationsmaßnahmen Ruhe, Eis, Wärme, Massage, Elektrostimulation oder auch Akupunktur die Ernährung mit zu berücksichtigen. Über eine angepasste Energieaufnahme hinaus können vor allem eine gesteigerte Eiweißaufnahme, aber auch eine gezielte Einnahme von Omega-3-Fettsäuren helfen, die Rehabilitationszeit zu verkürzen. Außerdem kann durch diese Ernährungsmaßnahmen der Muskelabbau bei Immobilisierung vermindert und somit der Weg zur Leistungsfähigkeit vor der Verletzung verkürzt werden.
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Dr. Katrin Stücher Dr. Katrin Stücher studierte von 2005 bis 2011 an der Justus-Liebig-Universität Gießen und schloss dies mit einem Master of Science in Ernährungswissenschaft ab. Es folgte eine sportwissenschaftliche Promotion in der Abteilung Sportmedizin der Goethe-Universität Frankfurt. Seit 2012 berät die ehemalige Handballerin und aktive Triathletin zahlreiche Sportler sowie Personen mit unterschiedlichsten Erkrankungen hinsichtlich ihrer Ernährung. Sie ist zudem u. a. tätig als Dozentin der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement/BSA-Akademie. www.dhfpg-bsa.de
Auszug aus der Literaturliste Frankenfield, D. (2006). Energy expenditure and protein requirements after traumatic injury. Nutrition in Clinical Practice, 21 (5), 430 – 437. Moore, D. R., Robinson, M. J., Fry, J. L., Tang, J. E., Glover, E. I., Wilkinson, S. B. et al. (2009). Ingested protein dose response of muscle and albumin protein synthesis after resistance exercise in young men. American Journal of Clinical Nutrition, 89 (1), 161 – 168. Smith, G.I., Atherton, P., Reeds, D.N., Mohammed, B.S., Rankin, D., Rennie, M.J. & Mittendorfer, B. (2011). Dietary omega-3 fatty acid supplementation increases the rate of muscle protein synthesis in older adults: a randomized controlled trial. American Journal of Clinical Nutrition, 93 (2), 402 – 412. Foto: BlueSkyImages - stock.adobe.com
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Veranstaltungen
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Messevorschau
Fotos: FIBO/Behrendt und Rausch
Health & Training auf der FIBO 2020
Die neue Halle 8 Vom 2. bis 5. April 2020 präsentieren mehr als 100 Aussteller der FIBO Angebote für physiotherapeutische Einrichtungen. Dazu gehören Unternehmen aus den Bereichen Abrechnung, Interior, Hilfsmittel, Software sowie Therapie- und Trainingsgeräte für das KGG-Angebot, den Rehasport, eine gerätegestützte Lauf- oder Rückentherapie oder die Leistungsdiagnostik. Die neu geplante Halle 8 wird das Herzstück des Gesundheitsangebotes der FIBO 2020.
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as Thema Gesundheit gewinnt im Fitnesssektor immer mehr an Bedeutung. Die FIBO ist ein Treffpunkt für den weltweiten Gesundheitsmarkt und bringt deren Player – darunter Physiotherapeuten, Sportmediziner, Klinik-, Rehazentren- und Studiobetreiber, Trainer, Hersteller und Händler, Personaler und BGM-Verantwortliche sowie Betreiber von Spa- und Wellnesseinrichtungen – vom 2. bis 5. April 2020 in Köln zusammen. Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Halle 8 ein. Im Rahmen der FIBO 2020 repräsentiert sie den stetigen Wandel in den Bereichen Gesundheit, Training sowie Wellness und bietet Lösungen für Fitnessstudios an, die sich stärker auf den Gesundheitsmarkt ausrichten möchten.
„Der aktuelle Wandel betrifft nicht nur jede Branche für sich allein. Immer mehr Schnittstellen sorgen für Synergien im Markt. Diese Entwicklung greift die Halle 8 auf“, so Silke Frank.
Prävention, Rehabilitation und Therapie im Ausstellungsangebot Durch das große Ausstellungsangebot, Vorträge und praxisnahe Workshops sind die Themen Prävention, Rehabilitation und Therapie bereits seit Jahren fester Bestandteil des Messekonzepts der FIBO. Zukünftig bietet die Halle 8 einen gebündelten Überblick über medizinische Therapie- und Trainingsgeräte, die in Rehaabteilungen der Kliniken, Therapieeinrichtungen und Physiotherapiepraxen einsetzbar sind. Das Ausstelleran02/2019 | medical fitness and healthcare
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gebot erstreckt sich von der Praxiseinrichtung über Abrechnungssysteme, Therapiegeräte, Therapieliegen, Bedarfsund Verbrauchsartikel bis hin zur Beratung und Fortbildung.
Herzstück der Halle 8: Meetingpoint Health Herzstück der Halle ist der Meetingpoint Health, der ab 2020 den Meetingpoint Physio ersetzt und das Thema damit ganzheitlicher in den Fokus rückt. Die Fläche des Meetingpoint Health bietet gleich vielfachen Mehrwert. So präsentieren sich hier zum einen Partner und Institutionen aus dem Gesundheitsbereich, die beratend zur Verfügung stehen. Zum anderen genießt Networking in entspannter Atmosphäre einen hohen Stellenwert. Das Rahmenprogramm prägen praxisorientierte Workshops, Vorträge und Expertentalks zu Themen wie Gesundheit, Therapie und Training. Dabei gehen die Redner auch auf die aktuellen politischen Entwicklungen in der Physiotherapie ein. Der Meetingpoint Health ist außerdem Startpunkt der Guided Tours.
Betriebliches Gesundheitsmanagement In großen Firmen sind sie bereits weit verbreitet, viel Potenzial steckt allerdings in kleinen und mittelständischen Unternehmen: Die Themen Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) werden immer stärker nachgefragt und es ist abzusehen, dass die Umsätze durch Angebote aus diesen Bereichen auch in den kommenden Jahren weiter ansteigen werden.
Yoga und Wellness Abgerundet wird das Angebot durch Wellness- und Yogabereiche. Neben Ausstattern für Wellness- und Spa-Einrichtungen beraten und informieren Experten des Deutschen Wellness Verbands e. V. an allen Messetagen im Wellness Competence Center. Thematisiert werden dort die Schnittstellen zwischen Wellness, Gesundheit und Fitness unter dem Motto „World of Recreation, Regeneration and Relaxation“. Die neuesten Yoga-Trends und Mitmachangebote finden die Besucher zudem in der Body&Mind Area, die zum Entspannen einlädt.
Datum: 02. – 05. April 2020 Ort: Messegelände Köln Messeplatz 1 50679 Köln Öffnungszeiten: täglich von 09:00 – 18:00 Uhr
Über die FIBO Die FIBO ist die weltweit größte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit: Auf dem Messegelände in Köln schaffen rund 1.100 Aussteller und 145.000 internationale Fach- und Privatbesucher aus fast 140 Nationen einen Ort für Trends, Innovationen und Investitionen. Dabei bietet die FIBO internationales Business und Networking, aber begeistert auch Fitnessfans mit einem tollen Live-Erlebnis. 2020 findet die Messe vom 2. bis 5. April statt. Mit weiteren FIBO-Shows in China, Mexiko, Afrika und den USA ermöglicht die FIBO zusätzlich den Zugang zu den dynamischsten und wichtigsten Fitnessmärkten weltweit. www.fibo.com
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Veranstaltungen
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Messevorschau
„We are FIBO“ – Interview mit der Markenbotschafterin Katrin Seitz
Gesundheit und Fitness im Herzen Es sind echte Geschichten aus der Fitness- und Gesundheitsbranche, die hinter der neuen Kampagne der FIBO stehen. Acht Branchenteilnehmer werden 2020 zu Markenbotschaftern der Messe und einer spannenden, großen und vielfältigen Branche. Katrin Seitz ist selbstständige Physiotherapeutin aus Apolda in Thüringen und zukünftig Markenbotschafterin für den Bereich Gesundheit. Was repräsentiert die FIBO für dich? Katrin Seitz: Alles, was man sich unter den Schlagwörtern Fitness, Gesundheit und Lifestyle vorstellen kann. Es ist für jeden etwas dabei und einmal im Jahr ist sie absolutes Pflichtprogramm. Alle hier tragen Gesundheit und Fitness im Herzen. Die Atmosphäre kann man mit Worten nicht beschreiben. Es ist eine riesengroße Community, die alle Altersgruppen vereint. Das ist schon spitze. Ich persönlich nutze die FIBO, um neuen Input zu bekommen, mir immer neue Ideen anzuschauen und diese dann zu Hause umzusetzen.
Mit welchen täglichen Problemen hast du als Physiotherapeutin zu kämpfen? Katrin Seitz: Die Physiotherapie ist in den letzten Jahren schwierig geworden. Die Herausforderung besteht darin, den Menschen da abzuholen, wo er ist, ihn richtig einzuschätzen und dann für ihn ein Programm zu finden, bei dem
Würdest du dir eine engere Zusammenarbeit zwischen Fitnessstudios und Physiotherapeuten wünschen? Katrin Seitz: Auf jeden Fall. Es bringt nichts, wenn ein Fitnessstudio damit wirbt, dass es einen Physiotherapeuten hat. Der kann maximal acht Stunden arbeiten. Was mache ich aber, wenn er Frühschicht hatte und ich abends um sechs komme? Natürlich, die Trainer, die heutzutage ihre Ausbildung machen, lernen auch etwas über Anatomie. Das entspricht aber bei weitem nicht der Ausbildung eines Physiotherapeuten. Was möchtest du der Community durch deine Teilnahme an „We are FIBO“ mit auf den Weg geben? Katrin Seitz: Leider geht es heutzutage in der Fitnessbranche oft unter, dankbar für das zu sein, was man hat. Gesundheit ist keine Normalität. Während es oft ums Sehen und Gesehenwerden geht, sollte die Gesundheit und man selbst zu bleiben im Vordergrund stehen. Es ist ein Segen, jeden Morgen gesund und schmerzfrei aufzustehen. Keiner weiß das so gut wie ich. Foto: FIBO
Wenn du als Physiotherapeutin einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen? Katrin Seitz: Orthopädische Erkrankungen sind oft auf muskuläre Defizite zurückzuführen. Es wäre mein Herzenswunsch, dass die muskuläre Behandlung von den Krankenkassen mehr unterstützt wird. Tabletten und sogar OPs könnten so oft vermieden werden. Ich selbst hatte in den letzten Jahren sieben Bandscheibenvorfälle mit neurologischen Ausfällen. Mich hat damals der Alltag aufgefressen. Weil ich eine OP unbedingt vermeiden wollte, habe ich auf ein professionell unterstütztes Training gesetzt und am eigenen Leib erfahren, was man so erreichen kann. Es kommt aber ganz klar auf die Unterstützung durch qualifiziertes Personal an, das die Situation richtig einschätzen kann und den Patienten individuell betreut. So können gewaltige Schritte erreicht werden – ganz ohne OP.
er Erfolge sieht und am Ball bleibt. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Es gibt viele Übungen, die vor 20 Jahren schon gut gewesen sind und es heute noch sind. Wenn man heute aber ein wirtschaftlich stabiles Unternehmen führen möchte, ist es oft eine Geldfrage. Mit einem schicken Studio verdient man mehr. Ich würde mir wünschen, dass der Mensch und seine Gesundheit wieder mehr in den Fokus rücken.
Die FIBO-Markenbotschafterin für den Bereich Gesundheit Karin Seitz ist als Physiotherapeutin in Apolda, Thüringen, selbstständig mit einem eigenen Bewegungszentrum
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Neuer Veranstalter des
Congress
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achinformationen und Weiterbildung werden auf der FIBO großgeschrieben. Darum holt sich die internationale Leitmesse für Fitness, Wellness und Gesundheit ab 2020 für die Organisation des FIBO Congress fachkundige Unterstützung. Mit der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie werden erfahrene Spezialisten, die seit über 35 Jahren im Bereich Bildung tätig sind, die Organisation und Durchführung des Kongresses unter Federführung der FIBO verantworten.
Fachwissen auf einer neuen Ebene Dank ihrer langjährigen Erfahrung, auch in der Organisation von Kongressen, wird der Fachcharakter des Kongresses im Rahmen der FIBO vom 2. bis 5. April – und langfristig darüber hinaus – auf eine neue Ebene gehoben. „Das Weiterbildungsprogramm auf der Messe hat für uns absolute Priorität“, betont Silke Frank, Event Director der FIBO. „Deswegen geben wir dieses Thema ab sofort in die Hände der DHfPG/BSA während wir uns auf unser Kerngeschäft, nämlich Messen zu veranstalten, konzentrieren.“ „Wir freuen uns, die FIBO dabei unterstützen zu dürfen, den Fachbesuchern ein hochwertiges und anerkanntes Weiterbildungsangebot zu präsentieren und so dem Markt wertvolle Impulse zur weiteren Entwicklung zu geben“, erklärt Gerd Maurer, Kongressorganisator der DHfPG/BSA. Die Inhalte werden „aus der Praxis für die Praxis“ sein, sodass die Teilnehmer die Impulse direkt in ihrem Berufsalltag umsetzen können. Im Rahmen des Kongresses werden insbesondere die Themen Management von Fitness- und Gesundheitsanlagen, gesundheitsorientiertes Training, Ernährung und Mentale Strategien fokussiert. Zusätzlich stehen Inhalte wie Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), EMS-Training, der Bereich Sun, Beauty & Care sowie umfangreiche Informationen zur Existenzgründung auf dem Programm.
Kongressthemen für Branchenspezialisten Das Kongressprogramm umfasst interessante Themen für die unterschiedlichsten Spezialisten im Fitness- und Gesundheitsmarkt: Für Inhaber und Manager stehen Inhalte wie (Online-) Marketing, Mitarbeiterführung, Controlling, Digitalisierung, Dienstleistungsmanagement, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Verkauf und Vertrieb zur Verfügung. 02/2019 | medical fitness and healthcare
Bewegungsspezialisten profitieren von aktuellen Informationen im Bereich Krafttraining, Cardiotraining, EMS-Training und Functional Training/Athletiktraining. Ernährungsspezialisten erhalten wertvolle Tipps, um Kunden gesundheitsorientiert und/oder sportartspezifisch kompetent beraten zu können. Um das Wohlbefinden der Kunden zu steigern, schließt das Kongressprogramm Inhalte zu Coaching, Mentaltraining und Stressmanagement ein. Für Wellness-Experten steht mit dem Bereich Sun, Beauty & Care ein weiterer Themenblock zur Verfügung, der sich mit spezifischen Kundensegmenten, Angeboten und Betreuungsleistungen befasst. Der Fitness- und Gesundheitsmarkt bietet viele Ansätze, um sich erfolgreich selbstständig zu machen. Wie dies gelingt, wird in speziellen Existenzgründungsworkshops ausführlich erarbeitet, unter anderem mit den Themen Geschäftsmodell, Finanzierung und Risikoabsicherung. Dem Bereich Physiotherapie wird ebenfalls ein eigener Vortragsblock gewidmet sein, der sich über die gesamte Kongresslaufzeit erstreckt und den Teilnehmern vielfältige Impulse bietet.
Neues Aushängeschild der FIBO im Congress Centrum Nord Veranstaltungsort ist während der FIBO von Donnerstag bis Samstag das Congress Centrum Nord. Ein Themenstrang pro Tag wird simultan ins Englische übersetzt – ein Schritt, der in Zukunft weiter ausgebaut werden soll, denn langfristig soll der Kongress auch international zum Aushängeschild der FIBO werden.
Über die DHfPG/BSA Die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) gehört zu den zehn größten deutschen Hochschulen in privater Trägerschaft und wurde 2002 gegründet. Aktuell sind mehr als 8.000 Studierende in den dualen Bachelor-Studiengängen und den Master-Studiengängen eingeschrieben. Die BSA-Akademie gehört zu den führenden Bildungsanbietern im Themenfeld Prävention, Fitness, Sport und Gesundheit. Seit ihrer Gründung im Jahre 1983 bildete sie über 200.000 Lehrgangsteilnehmer aus und bietet heute mehr als 70 staatlich geprüfte und zugelassene Lehrgänge an.
Foto: FIBO/Behrendt und Rausch
kooperiert ab 2020 mit DHfPG/BSA
Veranstaltungen
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TOP-EVENT-Woche
23. bis 30.05.2020, ROBINSON Club Daidalos, Kos
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BSA/DHfPG GESUNDHEIT&FITNESS WEEK
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Der Frühling wird fit
Foto: ROBINSON Club Daidalos
Die Erstauflage 2019 war ein voller Erfolg. Deswegen geht 2020 die TOP-EVENT-Woche der BSA-Akademie/Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) in Kooperation mit der SAFS – Swiss Academy of Fitness & Sports und dem ROBINSON Club Daidalos in die zweite Runde. Vom 23. bis 30. Mai 2020 wird die griechische Insel Kos erneut zum Treffpunkt für Aktivurlauber und Entspannungssuchende: Angesehene Experten aus den Bereichen Gesundheit, Prävention, Fitness und Ernährung machen die „BSA/DHfPG GESUNDHEIT&FITNESS WEEK“ zu einem unvergesslichen Erlebnis.
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esundheitsinteressierte und Fitnessfans sind im ROBINSON Club Daidalos auf der idyllischen Insel Kos genauso willkommen wie all diejenigen, die es noch – oder wieder – werden wollen: Die TOP-EVENTWoche der BSA-Akademie/DHfPG, der SAFS sowie des ROBINSON Club Daidalos bietet ein umfangreiches Aktivprogramm aus Bereichen wie Ernährung, Fitnesstraining, Group Fitness sowie Body&Mind. Ideale Rahmenbedingungen für Anfänger, Wiedereinsteiger und Fortgeschrittene!
Top-Experten bieten ein Top-Programm Nicht nur die malerische Kulisse der griechischen Insel Kos, sondern auch der Blick auf das Betreuungsteam der „BSA/ DHfPG GESUNDHEIT&FITNESS WEEK“ 2020 lässt keine Wünsche offen: Die aus 2019 bekannten Experten sind u. a. der ehemalige Lauf-Europameister Prof. Dr. Thomas Wessinghage, Profi-Coach Clive Salz, die internationale Presenterin Jana Spring, Sportwissenschaftler Prof. Dr. Arne Morsch sowie der ehemalige Karate-Europameister Marcel Baumann. 02/2019 | medical fitness and healthcare
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Lockerer Start in den Tag mit Frühsport am Strand
Teilnehmer dürfen sich wieder auf ein professionelles Workout mit Marcel Baumann freuen
Ausgleichende Yoga- und Pilates-Kurse
Fotos: DHfPG/BSA
ROBINSON Club Daidalos bietet eine Traumkulisse für diese TOP-EVENT-Woche
Die Neuen im Team, aber mit genauso viel Expertise, sind der frühere Badminton-Nationalspieler Marcel Reuter, Group-Fitness-Trainerin Eva Gut und Ernährungsberaterin Aline Emanuel. Die Experten bieten für jedes Leistungslevel ein abwechslungsreiches Aktivprogramm wie Functional und Healthy Living Workshops, kreative Dance Masterclasses, individuelle Körperanalysen und auch ausgleichende Yogaund Pilates-Kurse. So erhalten die Teilnehmenden neben dem aktiven Mitmachprogramm auch eine professionelle Beratung sowie hilfreiche Tipps für einen gesundheitsorientierten Lifestyle.
Flexible und individuelle Teilnahme Ob durch Experten angeleitetes Kraft-, Ausdauer- und Gruppentraining, entspannende Body&Mind-Kurse oder wissenschaftlich fundierte Ernährungsberatung, alle Angebote richten sich stets nach den individuellen Bedürfnissen und Leistungsstufen der Teilnehmenden. Täglich bietet das Betreuungsteam neue, attraktive Mitmachangebote rund um Fitness und Gesundheit für Anfänger, Wiedereinsteiger oder
02/2019 | medical fitness and healthcare
Auch 2020 als Experte mit dabei: Profi-Coach Clive Salz
Erfahrene. Die Teilnehmer entscheiden dabei selbst, welche Angebote sie wahrnehmen. So können sich die einen dem Frühsportangebot anschließen, während die anderen nach Belieben erst am Nachmittag einsteigen. Ob spontan oder vorausgeplant, Frühaufsteher oder Langschläfer, Aktiv- oder Entspannungskurs, jeder kann das Programm flexibel und individuell in den eigenen Tagesrhythmus einplanen. Eine Woche ganz im Zeichen Ihres persönlichen Wohlbefindens!
Bis zu 15 % Frühbucher-Rabatt sichern Die TOP-EVENT-Woche ist ein Erlebnis exklusiv nur für Club-Gäste des ROBINSON Club Daidalos. Interessenten können in jedem beliebigen Reisebüro oder direkt über ROBINSON.de ihren Urlaub buchen und während ihres Aufenthalts kostenfrei an den Angeboten der „BSA/DHfPG GESUNDHEIT&FITNESS WEEK“ teilnehmen. Bei Buchungen bis zum 30.11.2019 gewährt ROBINSON einen Frühbucher-Preisvorteil von bis zu 15 %. Schnell sein lohnt sich! Weitere Informationen unter: www.bsa-akademie.de/kos