BauTecFokus Sommer 2020

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Makler aus Leidenschaft KONSEQUENT EFFIZIENT Thomas Belina reizt die Veränderung

Georg Stadlhofer Auszeichnung zu Österreichs wertvollster Immobilienmarke.

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Sommer 2020

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ImmoFokus


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Sommer 2020

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Projekt im Fokus

Rubrik

Konsequent effizient

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INTERVIEW MIT GEORG STADLHOFER

INHALT

SOMMER

Rubriken

Positionen & Meinungen

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44 KONSEQUENT EFFIZIENT Coverinterview mit Georg Stadlhofer 54 ZU TISCH MIT ... Stefan Graf 60 DIE SCHATTEN DES LOCKDOWNS 70 VOX FEMINA 71 BAUMARKETING Kommentar vonPhilipp Kaufmann und

VOM HERAUSGEBER EDITORIAL VORSCHAU/IMPRESSUM

Unternehmen & Projekte 12 36 37 38 39 40

KURZ UND BÜNDIG AUFSTEIGER PROJEKT IM FOKUS TOP DEAL START-UP PROBLEMLÖSER

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BauTecFokus

Alexander Bosak

72 BAUKAUFMANN Kommentar von Philipp Kaufmann

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GENAU BETRACHTET Kommentar von Harald Greger

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CORONA UND RICS Kommentar von Frank Brün

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SONNENSCHUTZBRANCHE ZEIGT SICH KRISENSICHER Kommentar Hannes Gerstmann

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DIE COVID-19-PANDEMIE FORDERT INNOVATIVE LÖSUNGEN Kommentar von Yasmin Obojkovits


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Abgemeldet Jobsituation am Bau

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Schockstarre am Bau

Zu Tisch mit ... Stefan Graf

AUSGABE ImFokus

Events & Awards

Branchen & Service

80 SCHOCKSTARRE AM BAU 86 ABGEMELDET 90 ZUSATZQUALIFIKATIONEN

116 120

100 DOMINANZ DER GEMEINNÜTZIGEN 130 BUCHTIPPS

ILLMITZER GESPRÄCHE ET HOUSE AWARD

Kommentar von Andreas Gobiet

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PANDEMICH ODER WAS? Kommentar von Clemens Hecht

92 BAUGENEHMIGUNGEN 94 INTENSIVPATIENT GEBÄUDESANIERUNG

Bauen & Technik 104 GUT GEBAUT

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Zäsur „Objektive, faktenbasierte Berichterstattung dafür steht die Real Estate Media Group.“

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elche Bedeutung journalistischer Arbeit zukommt, hat der COVID-19-bedingte Lockdown eindrucksvoll gezeigt: Oft ließ sich eine objektive, faktenbasierte Berichterstattung erfolglos suchen. Fake statt Fakten, eindimensionale Wortmeldungen, selbsternannte Experten, Meinungsmache – all das, was in gutem Journalismus nichts zu suchen hat, wurde publiziert. Dem entgegen setzt unsere Redaktion, die wir im Zuge unserer Umfirmierung erweitert haben, seriösen Journalismus. Die langjährige Journalistin und PR-Beraterin Lisa Grüner wird unseren Verlag als neue Chefredakteurin verstärken und mit ihrer neugierig-frechen Art viele spannende Fragen stellen. Neue Akzente wollen wir auch grafisch setzen und erweitern das Team um Marianne Pratscher und Sibylle Exel-Rauth.

sie doch eindrücklich die dramatischen Entwicklungen unserer Branche und wie schnell alles anders sein kann. Wie stark die Verwerfungen sind, erheben wir aktuell gemeinsam mit immQu, Salon Real und RICS in einer großen Online-Umfrage. Die ersten Ergebnisse überraschen. Die Details dazu finden Sie ab 15. August exklusiv auf www. bautecfokus.at. Die Baustellen sind hochgefahren, die Verunsicherung bleibt. Die Baubranche leckt ihre Wunden, aber blickt nach vorn und wird ihre Lehren daraus ziehen. Die mit der COVID-19-Pandemie einhergehende Entschleunigung sollte als Chance be- und ergriffen werden, um gestärkt aus der Krise zurückzukommen.

Crossmediale Berichterstattung Um den eingeschlagenen Weg der qualitativen Berichterstattung zu verstärken, habe ich die Anteile meiner bisherigen Co-Gesellschafter übernommen und bin nunmehr Alleingesellschafter des Verlages. Daher firmiert die GNK Media House ab sofort unter dem Namen Real Estate Media Group. Besonderes Augenmerk wollen wir auf die crossmediale Berichterstattung richten und werden in mehreren Schritten unsere digitale Präsenz erhöhen. Unserem hohen Anspruch an Qualität fielen leider unsere Frühlingsausgaben des ImmoFokus und BauTecFokus zum Opfer. Schweren Herzens mussten wir die bereits gedruckten Ausgaben einstampfen, da sich die Rahmenbedingungen durch die COVID-19-Pandemie so dramatisch veränderten, dass der Inhalt obsolet wurde. Die Beiträge aber sind archiviert - zeigen

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BauTecFokus

Mag. Michael Neubauer Herausgeber


Ein Stück Zeitgeschichte „Entschleunigung mit Stressfaktor. Auf jeden hatte der Lockdown eine andere Auswirkung.“

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m 16. März 2020 geschah, was niemand für möglich gehalten hatte: ein kompletter Lockdown, Ausgangsbeschränkungen, geschlossene Grenzen. Alles ging so schnell vonstatten, dass keiner wusste, wie ihm geschah. Während Österreich für sieben Wochen und einen Tag angesichts des Virus COVID-19 erstarrte, standen die Baustellen nur wenige Tage still. Krisenstäbe wurden installiert, Manager standen unter Dauerstrom, stündlich musste auf neue Herausforderungen reagiert werden. Dank eines schnell ausgehandelten 8-Punkte-Plans mit den Sozialpartnern, durfte unter Auflagen weitergearbeitet werden. Große Unternehmen hatten ihre Mitarbeiter vorsorglich bereits beim AMS angemeldet, schwenkten dann um und nutzten das Kurzarbeitsmodell der Regierung. Währenddessen brach die Leiharbeiterbranche komplett zusammen. Mitarbeiter und Materiallieferungen kamen nicht mehr über geschlossene Grenzen, schwere körperliche Arbeit mit Maske wurde zur Qual. Dennoch zeigte die Baubranche mehr denn je ihre Kämpfernatur. Unternehmen, die rechtzeitig auf Digitalisierung und Telearbeit gesetzt hatten, erhielten die Bestätigung, dass sie richtig investiert hatten. Selbst wenn für das Jahr 2020 vergleichsweise geringe Umsatzeinbußen in Kauf genommen werden müssen – COVID-19 hat einen langen Atem: Bauverhandlungen stehen, den Gemeinden geht das

Geld aus, geplante Projekte werden eingefroren. Die Folgen der Pandemie werfen ihren dunklen Schatten in die kommenden Jahre.

Gebaut wird immer Wie die Bauunternehmen während der COVID19-Pandemie agiert haben und wie sie mit den Folgen umgehen, haben wir in dieser Ausgabe des BauTecFokus unter die Lupe genommen und zusammengefasst. Doch kein Rückblick ohne Ausblick: So haben wir Top-Manager um einen Blick in die Glaskugel gebeten. Eines vorweg: vieles ist persönlicher geworden. Auch die Gespräche, die wir mit den Branchenkapitänen geführt haben. Andere haben sich neu aufgestellt. Unter anderem auch der BauTecFokus. Der vormalige Chefredakteur Michael Neubauer hat den Verlag übernommen, umfirmiert und ist zum Herausgeber avanciert. Seinen Platz habe ich eingenommen und damit ist diese Ausgabe auch für mich geschichtsträchtig: Sie ist meine erste als Chefredakteurin. Da mich die Themen der Immobilien- und Baubranche, sowohl als Journalistin als auch als Kommunikations-Beraterin bereits mein halbes Leben lang begleiten freue ich mich besonders, ab sofort meine Feder im 17. Stock des Millennium Towers zu schwingen. Es sei denn, COVID-19 zwingt uns wieder ins Home-Office. Ob eine zweite Welle anrollt? Wir werden es erleben. Langfristig gesehen werden wir wohl mit dem Virus leben lernen müssen.

Lisa Grüner Chefredakteurin

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Unternehmen & Projekte 37

SYDNEY BEKOMMT WELTWEIT HÖCHSTEN TURM IN HOLZ-HYBRIDBAUWEISE Das Softwareunternehmen Atlassian will bereits 2025 mit seinen 4.000 Mitarbeitern in das neue Headquarter einziehen. 40 Geschosse und 180 Meter hoch soll der einzigartige Hybrid werden.

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600 MILLIONEN EURO-STREIT Wer war schuld am Einsturz des Kölner Stadtarchives? Diese Frage wird nicht mehr eindeutig geklärt werden. Die Stadt Köln und die Arbeitsgemeinschaft einigten sich per außergerichtichem Vergleich. Auf die Porr entfällt ein Drittel der Vergleichskosten. Zahlen müssen die Versicherer.

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BauTecFokus

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PROBLEMLÖSER

Material- und Mengenkalkulationen, die Erstellung von Raumbüchern und Verträgen, sowie Abstimmungsprozesse will die finnische Software GBuilder vereinfachen.


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Unternehmen & Projekte

Bauinsolvenzen 2020

Rückläufig

Markt für Lüftungskanäle

Wachstum   Auch 2019 setzte sich der Aufschwung am Markt für Lüftungskanäle in Österreich fort. Allerdings konnten nur mehr bei Produkten aus Alluminium siginifikante Zuwächse verzeichnet werden. Laut aktuellem Branchenradar Lüftungskanäle in Österreich 2020 stiegen die Herstellererlöse um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 28,1 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2018 stieg der Umsatz um knapp dreizehn Prozent auf 5,8 Millionen Euro. Aus heutiger Sicht ist jedoch mit einem Umsatzrückgang von rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Im kommenden Jahr könnte sich der Markt knapp unter den Werten von 2019 stabilisieren.

Goldbeck Rohmberg mit bestem Jahr der Unternehmensgeschichte

Industriebauspezialist auf Erfolgskurs   Strahlende Gesichter bei den Verantwortlichen von Goldbeck Rohmberg in Wolfurt: Das Wirtschaftsjahr 2019/2020 war seit der Unternehmensgründung 2001 bislang das erfolgreichste. Von April 2o19 bis März 2020 setzte die Baufirma 200 Millionen Euro um, das entspricht einem Plus von rund 14,2 Prozent. Der Standort in St. Gallen hat an dieser Rekordbilanz einen großen Anteil: 92 Millionen Schweizer Franken wurden hier umgesetzt.

Das Joint Venture von Goldbeck aus Bielefeld und dem Vorarlberger Rhomberg Bau hat die nächsten Meilensteine bereits im Blick. In der Steiermark entsteht das neue Postverteilerzentrum Wolfurt, ein Logistikzentrum für die Gebrüder Weiß. Hinzu kommt ein Auftrag des Schweizer Unternehmens Luzi mit einem Volumen von 35 Millionen Schweizer Franken. Auch das Bürohaus „Schellerareal“ für den Stammkunden Q11 steht auf der Agenda.

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig

Glorit-CEO Lukas Sattlegger sieht sein Unternehmen dank Anfragenrekord gut gerüstet für die Zeit nach dem Lockdown.

Angelika Aulinger hat die Regionenverantwortung für Österreich, Süd- und Osteuropa von Schöck Bauteile übernommen.

Michael Strugl ist neuer Präsident von Österreichs E-Wirtschaft und wird 2021 neuer Verbund-Chef.

News Ticker Absage: Grohe sagt die Teilnahme an der Fachmesse ISH 2021 in Deutschland ab. Ein Grund für diese Entscheidung sei das nicht zufriedenstellende Hygienekonzept seitens der ISH. Auszeichnung: Der Geze Fensterantrieb F 1200+ erhält den German Innovation Award 2020 in der Kategorie „Excellence in Business to Business - Building & Elements“.

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BauTecFokus

Fotos: Jens Ellensohn Fotografie, Valetta, Schöck Bauteile, Glorit, Strabag SE, Christian Fürthner/Oesterreichs Energie, Fronius, ioschrome

Laut einer aktuellen Insolvenzstatistik von Creditreform sind die Bauinsolvenzen stark zurückgegangen. So ist die Zahl, trotz des coronabedingten Konjuktureinbruchs, bislang nicht gestiegen. Im ersten Halbjahr 2020 verringerte sich die Zahl der Unternehmerinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24 Prozent auf 2.012 Fälle. Auch die Bausparte verzeichnete einen hohen Rückgang an Insolvenzen. Im ersten Halbjahr 2019 wurden noch 436 Insolvenzen angemeldet - 2020 bisher 308. Das ist ein Rückgang von 29,4 Prozent. Den größten Rückgang meldete Tirol mit einem Minus von 38 Prozent, dicht gefolgt von Salzburg mit -35,1 Prozent und Oberösterreich mit -34,5 Prozent. Mit knapp neun Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen herrscht die höchste realtive Insolvenzbetroffenheit in Wien.


Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte

Umsatzanstieg auf 73,5 Millonen Euro

Rekordumsatz für Austria Email   Auch nach 165 Jahren Bestehen gibt es noch Premieren: das Traditionsunternehmen Austria Email hielt kürzlich coronabedingt die erste digitale Hauptversammlung ab und präsentierte die Ergebnisse des vergangenen Jahres. 2019 konnte der Jahresumsatz von 67,4 Millionen Euro auf 73,5 Millonen Euro gesteigert werden. Das Unternhmen selbst verzeichnete einen Umsatz von 68,4 Millionen Euro nach 62,5 Millionen im Vorjahr. Das EGT wurde 2019 auf vier Millionen Euro gesteigert nach 2,5 Millionen im Vorjahr. So wurden im vergangenen Jahr in den Knittelfelder Werken 149.000 Speicher produziert. Die größte Absatzsteigerung wurde in den Segmenten höhere Energieeffizienz und Alternativenergie inklusive Wärmepumpen verzeichnet. Auch die Exportzahlen stiegen:

In den CEE-Ländern und im Verbund mit dem französischen Mutterkonzern Groupe Atlantic verzeichnen die Exportzahlen ein zweistelliges Ergebnis. Allein 1,7 Millionen Euro wurden im vergangen Jahr im Zuge fortgesetzter Investitionen in die nachhaltige Entwicklung der Produkte und in die Optimierung der Produktion in den heimischen Standort investiert. Gleichzeitig wurde eine Photovoltaikanlage installiert, der Fuhrpark auf Hybrid- und die Staplerflotte auf Elektroantrieb umgestellt. „Der Trend in Richtung Investitionen der öffentlichen Hand in leistbares Wohnen und Anreize für gemeinnützige und gewerbliche Bauträger sowie Private kommt genau zum richtigen Zeitpunkt“, ist CEO Martin Hagleitner überzeugt.

60 Jahre Valetta

Sonnenschutz

Leistungsrückgang und hoher Auftragsbestand

Strabag Trading Statement   Das Leistungsminus der Strabag beträgt im ersten Quartal 2020 satte neun Prozent. Bedingt ist dieser Wert durch drei Faktoren: Mitte 2019 ist der Vertrag mit einer deutschen Großkundin im Bereich Property & Facility Services ausgelaufen und die Leistungen sind somit weggefallen. Auch die temporäre Einstellung der Bauarbeiten während der Coronakrise hat neben der Fertigstellung von Tunnelbauprojekten in Chile zu Verlusten geführt. Dementsprechend deftig ist das Minus im Bereich „In-

ternational und Sondersparten“, wo sich die Leistung um 22 Prozent - rund 185 Millionen Euro - auf knapp 652 Millionen Euro verringerte. Auch die Mitarbeiterzahl hat sich entsprechend um ein Prozent auf 73.502 Personen reduziert. Der Vorstand hält den im April 2020 aktualisierten Ausblick für das Geschäftsjahr 2020 aufrecht: Er geht von einer Abnahme der Leistung auf rund 14,4 Millliarden Euro aus. Gleichzeitig dürfte eine EBIT-Marge von zumindest 3,5 Prozent erreicht werden können.

Rund 140.000 Sonnenschutzeinheiten produziert Valetta im Jahr. Kein Wunder also, dass das familiengeführte Unternehmen mit Sitz in Linz 2019 einen Umsatz von rund 19 Millionen Euro erwirtschaftete. Zur Gründungszeit vor 60 Jahren - war das Unternehmen noch auf die Fertigung von Jalousien und Falttüren spezialisiert. In den 1970ern wurde das Sortiment um Markisen und Rolläden erweitert. Heute produziert Valetta von speziellen Objektlösungen bis zu Standard- und Sonnenschutzlösungen. Trotz Corona läuft das Geschäft gut: Bei den Kunden besteht nun, nach Lockerung der Maßnahmen, Nachholbedarf. Die Produktion, Beschaffung und Auftragsannahme war, bis auf wenige Wochen, im Normalbetrieb, wo auch zum Teil auf Home-Office umgestellt wurde. So wurden 500.000 Euro in die Digitalisierung investiert. Auch die Produktentwicklung des Easy Click-Raff ist in vollem Gange. Seinen Namen verdankt das Raffstorensystem seiner schnellen Montage.

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Unternehmen & Projekte

Zweitstärkstes Jahr am heimischen Markt

Photovoltaikmarkt 2019   Laut dem Bericht „Innovative energietechnologien: Marktentwicklung 2019 des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)“ konnte 2019 ein deutliches Plus bezüglich des Zubaus von Photovoltaikanlagen verzeichnet werden. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 247 Megawatt Sonnenstrom in Österreich zugebaut. Das entspricht einem Plus von knapp 33 Prozent. Rund 13.700 PV-Anlagen wurden letztes Jahr errichtet. Trotz positivem Trend muss sich das Ausbautempo bis 2030 dennoch deutlich steigern. Obwohl laut Bericht fast alle Bundesländer ein Zubauplus verzeichnen, kann in einzelnen Bundesländern wie etwa in Salzburg, der Steiermark und Tirol von Stagnation und

einem teilweisen Rückgang gesprochen werden. Hier sei die Politik auf Landesebene gefragt, so Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Photovoltaic Austria. Die Art der Montage trägt maßgeblich dazu bei: Betrug der Anteil der freistehende PV-Anlagen in den Vorjahren noch drei Prozent, ist dieser 2019 auf sieben Prozent gestiegen, auch die Anwendungen von gebäudeintegrierten Anlagen wurde gehoben. Für 2020 rechnet Paierl mit einem neuerlichen Zubauplus. Aufgrund des PV-Notpakets stehen nun zusätzliche Fördermittel für die Umsetzung weiterer Projekte zur Verfügung. „Spätestens ab 2025 muss jährlich 1.000 Megawatt, und damit 4-mal so viel PV-Leistung wie jetzt, installiert werden“, fordert Paierl.

Auszeichnung für Marina Tower

Gold für Tower   In der Leopoldstadt in Wien ensteht derzeit unter der Zusammenwirkung von Buwog und IES Immobilien der Marina Tower. In dem vierzigstöckigen Tower werden bis 2022 rund 500 neue Eigentumswohnungen gebaut. Besonders geachetet wurde beim Bau auf die Nachhaltigkeit. So wurden von der Planung bis hin zur Errichtung nachthaltige Maßnahmen ergriffen. Bei dem Bauwerk wird unter anderem die Verwendung von Geothermie zum Heizen, Kühlen und zur Stromerzeugung, angedacht. Nun erhält der Tower die klimaaktiv Auszeichnung in Gold. Vorallem in den Sparten Standort, Energie und Versorgung punktet der zukünftige Bestandteil der Wiener Skyline. Das zeigt sich bei der von Zechner und Zechner gestalteten Fassade, die wechselweise Einschnitte hat und so für eine natürliche Belichtung des Stiegenhauses sorgt. Die unterste Ebene wird zusätzlich als Hochgarten für die Gebäudebegrünung genutzt. Die Fertigstellung soll noch dieses Jahr erfolgen.

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BauTecFokus

Ein Dreiviertel Jahrhundert Familienunternehmen

Fronius feiert 75-jähriges Bestehen   Als Einmannbetrieb von Günther Fronius gegründet, entwickelte sich das oberösterreichische Unternehmen zu einem internationalen Player in den Bereichen Schweißtechnik, Photovoltaik und Batterieladetechnik. In den ersten Jahren des Unternehmens beschäftigte man sich mit Batterie- und Schweißtechnik, ehe in den 90er Jahren, auch auf die damals neue Solartechnologie, gesetzt wurde. Seit 1980 konzentriert sich das Unternehmen ganz auf die Solartechnolgie. Heute hat Fronius

International weltweit mehr als 5.400 Mitarbeiter und verfügt über Standorte in Wels, Thalheim, Steinhaus und Sattledt. Der Firmensitz befindet sich im oberösterreichischen Pettenbach. Der Exportanteil mit 93 Prozent wird mit 34 internationalen Fronius Gesellschaften und Vertriebspartnern/Repräsentanten in mehr als 60 Ländern erreicht. Mit innovativen Produkten und Dienstleistungen sowie 1.264 erteilten Patenten ist Fronius einer der Innovationsführer am Weltmarkt.


Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte

Siemens & Nato setzen Zusammenarbeit fort

Höchste Priorität: Cyber-Sicherheit   Siemens Smart Infrastructure und das Nato Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence (CCDCOE) haben eine Vereinbarung unterzeichnet, um die Zusammenarbeit im Bereich der Cybersicherheit für kritische Infrastrukturen fortzusetzen. Mit der neuen Vereinbarung intensivieren die beiden Parteien ihre bestehende Zusammenarbeit im Bereich Cybersicherheitstrainings für Stromnetze. Durch das Training mit der Netzleittechnik Spectrum Power gewinnt Siemens wertvolle Erkenntnisse über mögliche Angriffspunkte. Gleichzeitig kann das Unternehmen neue, sicherheitsrelevante Funktionen oder Protokolle für seine Produkte und Lösungen umfassend testen. Mit der Integration von mehr erneuerbaren und dezentralen Energiequellen hat sich in den vergangenen Jahren die Art und Weise, wie Stromnetze betrieben werden, grundlegend

verändert. Deutlich zugenommen hat der Bedarf an Netzoptimierung, der Interaktion zwischen den Prosumern und die Anzahl neuer Marktteilnehmer. Da der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie in Übertragungs- und Verteilnetze zunimmt, führt die wachsende Zahl an Verknüpfungen zu mehr potentiellen Angriffspunkten in digitalen Stromnetzen. Folglich hat die Cybersicherheit für Betreiber von Stromnetzen und Regierungsbehörden höchste Priorität. Robert Klaffus, CEO von Siemens Digital Grid: „Stromnetze und alles, was mit ihnen verbunden ist, bilden das Rückgrat moderner Gesellschaften. Sie sind daher attraktive Ziele für Hacker. Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Übung Locked Shields sind für die Sicherung und den Schutz von Stromnetzen von entscheidender Bedeutung.“

Großauftrag für MABA

ÖBB verlängert   In Österreich erhielt die Kirchdorfer Concrete Solutions vor fünf Jahren als erster Anbieter die Zulassung für die Errichtung von Holzbeton-Lärmschutzwänden für Zuggeschwindigkeiten bis zu 250 Stundenkilometer. Nun wurde der Rahmenvertrag, nach der erfolgreichen Umsetzung von Referenzprojekten verlängert. Seit Jahrzehnten zählt der österreichische Fertigteilhersteller zu den Lieferanten der ÖBB. Jetzt erhält auch das Thema Lärmschutz immer größere Bedeutung. Insbesondere die Kombination aus Betonfertigteilen und Phonobloc Holzbeton-Paneelen steht im Fokus zahlreicher Bahninfrastruktur-Projekte. Dank speziellen Produktionsprozessen des Unternehmens MABA haben die Kirchdorfer Lärmschutzinstallationen eine Lebensdauer von bis zu 50 Jahren.

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Unternehmen & Projekte

Gira Mini Server X1

Power-Boost

Sclable und Contakt schließen Digitalisierungslücke am Bau

Baueffizienzplattform Made in Austria   Gemeinsam mit Contakt, einem Unternehmen der Umdasch Group Ventures, hat sich Sclable der Herausforderung der Digitalisierung auf der Baustelle angenommen. Mittels Echtzeitdatenerfassung lassen sich Abläufe auf der Baustelle erheblich verbessern. Nun hat das digitale Produkt, das seit vergangenem Jahr auf einigen Baustellen bereits zum Einsatz kommt, den German Innovation Award gewoonen. Es werden aber nicht nur Daten gesammelt,

sondern auch die Planungs- und Koordinationsprozesse am Bau unter Einsatz der sogenannten Lean Construction Methode erfasst. Ein wichtiger Bestandteil der Software ist dabei das Building Information Modeling. Der digitale Zwilling schafft mehr Transparenz im gesamten Baustellenablauf und Optimierungsmöglichkeiten können besser identifiziert werden. Eine zusätzliche Innovation ist die Platzierung von Sensoren an den Schalungen.

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig

Horst Reiner und Dario Travaš freuen sich über den Real Estate Brand Award für ATP architekten ingenieure, auch wenn der Award heuer per Post zugestellt werden musste. ATP belegt im Top-Ranking den ersten Platz.

Georg Blümel, verantwortlich für den Vertriebsbereich, ist neuer Geschäftsführer für die Unternehmensgruppe Synthesa.

News Ticker Baustart: OMV und Österreich haben mit dem Bau der größten Flächen-Photovoltaikanlage in Österreich auf einer Gesamtfläche von 13,3 Hektar begonnen. Fristverlängerung: Die Einreichfrist für den Staatspreis Architektur wurde aufgrund der aktuellen Corona-Situation bis zum 18. September 2020 verlängert.

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BauTecFokus

Fotos: Zumtobel, CONTAKT, Baumit, Gira, ATP, Synthesa, proHolz / Bruno Klomfar, Velux, Wolf

Einen kräftigen Leistungsschub verpasste Smart-Home-Spezialist Gira seinem kompakten KNX Server. Auch der Funktionsumfang wurde mit dem letzten Update erheblich erweitert. Eine neue IFTTT-Schnittstelle, ermöglicht die durchgängige Sprachsteuerung und kann auf einen Leistungsumfang von 625 Funktionen und 2.500 Gruppenadress-Datenpunkte erweitert werden. Zudem hat der Gira Mini-Server X1 jetzt die offizielle „Works with Sonos“-Zertifizierung. So lässt sich der Server nahtlos in das Sonos Home Sound System integrieren. Die Bedienung des Gira X1 erfolgt via Smartphone, Tablet, Computer oder Gira G1. Programmiert und projektiert wird über den Gira Projekt Assistenten (GPA), was die Inbetriebnahme nicht nur vereinfacht, sondern auch beschleunigt. Erhältlich sind die kostenpflichtigen Pakete über den Gira AppShop.


Kurz & Bündig > Technik & Wissen

Zumtobel mit Gewinn

Schwarze Zahlen   Nach zwei Verlustjahren kann der börsennotierte Leuchtenhersteller Zumtobel wieder schwarze Zahlen schreiben. Das Jahresergebnis für das Geschäftsjahr 2019/2020 verbesserte sich um 30 Millionen Euro auf plus 14,5 Millionen Euro. Auch die Mitarbeiterzahl ist im vergangenen Geschäftsjahr von 5.878 auf 6.040 gestiegen. Aufgrund der Coronakrise ist der Umsatz gesunken. So war die globale Lieferkette während des Lockdowns unterbrochen. Kurzarbeit habe Zumtobel in Österreich, Deutschland, England und Frankreich angemeldet. In Frankreich musste ein Werk aufgrund von Corona geschlossen werden, andere Werke konnten aber, dank strenger Maßnahmen, weiterhin geöffnet bleiben. Ein Ausblick für das kommende Geschäftsjahr wurde nicht gegeben, die Strategie werde jedoch fortgesetzt.

Die Finalisten stehen fest

Baumit Life Challenge 2021   Mit allein fünf Nominierungen im Wettbewerb um die europäische Fassade des Jahres 2021 kann Österreich mit Fug und Recht als NominierungsKaiser bezeichnet werden. Nominiert ist in der Kategorie Wohnbau die GreenCity in Graz. Der Seeparkcampus West in Wien wurde in der Kategorie Nicht-Wohnbau nominiert. Die Secession wurde für das große Finale in der Kategorie historische Renovierung nominiert. Weitere Nominierungen sind die Grüne Fassade in Salzburg für ihre thermische Sanierung und Winery Müller in Klöch, Steiermark in der Kategorie Fassa-

denstruktur. Die Baumit Life Challenge wurde 2014 erstmals europaweit ausgeschrieben, um die unzähligen Möglichkeiten, die sich bei der Gestaltung von Fassadenoberflächen und -strukturen bieten, zu präsentieren. Die Finalisten werden von einer internationalen Architektenjury in sechs Kategorien ausgewählt. Die Preise werden im Rahmen eines GalaEvents übergeben. Aufgrund der COVID-19-Krise und der bekannten Sicherheitsbestimmungen wurde die finale Preisverleihung der Sieger-Projekte in Valencia von Mai 2020 auf April 2021 verschoben.

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Unternehmen & Projekte

Markt sinkt

Fertighausquote  Laut einer aktuellen Studie der Interconnection Consulting wird der Fertighausmarkt zurückgehen. Das bedeutet jedoch keinen Rückgang der europaweiten Fertighausquote. Diese soll 2020 von 12,1 auf 13 Prozent steigen. In Westeuropa steigt der Anteil von 15,3 auf 16,6 Prozent an. Auch in Osteuropa wird die Fertighausquote marginal ansteigen. Eine negative Entwicklung zeigt sich hingegen 2020 in Italien und Russland. Das Land mit dem größten Fertighausanteil ist Schweden mit 81,3 Prozent. Auch in Österreich wird in diesem Jahr ein Wachstum von 4,8 Prozent erwartet. So ist der europäische Fertighausmarkt vor allem von Einfamilienhäusern geprägt. Spitzenreiter ist Kroatien: 95,5 Prozent beträgt hier die Einfamilienhausquote bei Fertighäusern. In Österreich liegt diese zum Vergleich bei 84,5 Prozent und in Deutschland bei 88,4 Prozent. Im Allgemeinen entwickeln sich die ausbaufertigen und schlüsselfertigen Häuser besser als bodenbelagsfertige. In Österreich ist laut Studie ein Anstieg der Massivbauweise zu erwarten wenn auch nur leicht.

Modular Skylights Glasdachsystem mit hoher Designqualität

Red Dot Award für Velux  Die neuste Produktvariante der Velux Modular Skylights erhielt kürzlich aufgrund herausragender Designqualität den Red Dot Award. Die stufenweise LichtbandLösung sorgt für Tageslicht und Frischluft im Gebäude und verbessert so die Lebensqualität. Mit der Stufenstruktur werden mehrere Reihen von Lichtbändern miteinander verbunden, um ein großes Glasdach zu schaffen. Sie zeichnet sich durch ein schlankes Design mit einer einheitlichen

und eleganten Struktur aus. „Wir haben die Velux Stufen-Lichtband-Lösung entwickelt, um unseren Kunden eine Produktvariante für große Glasflächen mit maximalem Tageslichteintrag zu bieten. Damit haben wir unsere Produktpalette erweitert. Das Montagesystem ermöglicht eine engere Platzierung der Module, die Eindeckrahmen sorgen für eine wasserdichte Lösung“, erklärt Erik Kjærgaard, Global R&D Director von Velux Commercial.

127 Wettbewerbsbeiträge

Student Trophy  Seit 2016 verleiht proHolz Austria im Zweijahrestakt die Student Trophy. In diesem Jahr wurde die Auszeichnung erstmals international ausgeschrieben. 127 Beiträge aus sieben Ländern wurden eingereicht. Unter dem Titel Light up! werden in Kooperation mit der Stadt Wien Aufstockungen mit Holz auf bestehende Wiener Wohnbauten gesucht. Ziel der Trophy ist es, möglichst viele Studierende zur konkreten, praktischen Auseinandersetzung mit dem Baustoff Holz und dem modernen Holzbau anzuregen. Der Löwenanteil der Einreichungen kommt neben Österreich (43) aus Deutschland (41), gefolgt von Italien (14) und Slowenien (14). Der Rest verteilt sich auf Russland (6), Kroatien (5) und die Slowakei (4). Die Preisträger werden am 13. Oktober 2020 gekürt.

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Kurz & Bündig > Technik & Wissen

HNP Architects gewinnt Wettbewerb für TwentyOne

Dienstleistungsportfolio erweitert

Architekturwettbewerb für Central Hub

Beteiligung

Bereits Ende April rief Bondi Consult einen privaten, einstufigen und begrenzten Wettbewerb ins Leben. Im Mittelpunkt dabei stand der Central Hub, einer von insgesamt sechs Hubs des Projekts TwentyOne in der Siemensstraße in Wien Floridsdorf. Eingereicht wurde unter anderem Lageplan, Grundrisse der Geschoße, Bericht mit Berücksichtigung von ökologischen und energietechnischen Parametern, Flächen- und Kubaturberechnung sowie die Kostenschätzung und das Modell. Überzeugen konnten am Ende Planung und Modell der Architekten von HNP Architects. Modernes Design kombiniert mit effektiver Technologie waren ausschlaggebend dafür, dass Heinz Neumann, Florian Rode und Oliver Oszwald den Planungsauftrag erhielten. Die Baugenehmigung steht noch aus.

Anton Bondi de Antoni: „Ich bin von der Kreativität der Teilnehmer positiv überrascht – die Entscheidung ist uns, der Jury, sehr schwer gefallen. Entscheidend schlussendlich war aber die Flexibilität und die Nachhaltigkeit.“ Der Projektstandort des TwentyOne befindet sich in der Siemensstraße 87-89, im 21. Wiener Gemeindebezirk und ist eine der letzten, großen zusammenhängenden Gewerbeflächen Wiens. Die Liegenschaften – mit einer nach Teilabverkäufen verbliebenen Grundstücksfläche von ca. 50.000 Quadratmeter – wurden ursprünglich in sechs Bauplätze unterteilt. Dementsprechend besteht das Projekt TwentyOne aus sechs Hubs: Innovation-, Service-, Central-, Student-, Office- und Hotel Hub. Der Service Hub wurde von Bondi Consult bereits verwertet.

Adomo, Tochterunternehmen der Soravia, erweitert mit einer Beteiligung von 30 Prozent an der Universal Gebäudereinigung sein Dienstleistungsportfolio im Bereich Property- und Facility-Management. Die Gebäudereinigung ist einer der größten Dienstleister Tirols. Das Familienunternehmen mit Sitz in Innsbruck beschäftigt rund 380 Mitarbeiter und konnte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 14,2 Millionen Euro erwirtschaften. Ziel ist es nun, eine 360-Grad-Dienstleistung rund um die Immobilie zu ermöglichen und neben der Reinigung und Hausverwaltung auch auf das Thema Sicherheit und Immobilienvermarktung zu setzen. Adomo erwirtschaftete 2019 einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro und beschäftigt derzeit über 1.100 Mitarbeiter.

Erweiterung der CKL evo Serie von Wolf

Neue Leistungsgrößen   Höhere Luftleistungen im montagefreundlichen Design. Die überarbeitete CKL-Serie von Wolf punktet mit erweiterter Funktionalität. Ab sofort sind die Modelle der neuen Gerätegeneration mit hocheffizienten EC-Ventilatoren in den Leistungsgrößen 1400, 2400 und 3300 Kubikmeter pro Stunde verfügbar. Im

Vergleich zur bisherigen Produktlinie, haben die Geräte bis zu zehn Prozent höhere Luftleistungen bei gleichen beziehungsweise sogar verkleinerten Geräteabmessungen. Eine doppelte Filterstufe und ein Taschenfiltermodul gewährleisten die Einhaltung höchster Hygieneanforderungen.

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Unternehmen & Projekte

Rosenberg im Parlament

Architektur und Design leisten einen wichtigen Beitrag

Baulicher Infektionsschutz   Welche Bakterien leben auf Oberflächen in Patientenzimmern? Kann eine angepasste Raumplanung Infektionen in Kliniken verhindern? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Architekten, Mediziner und Molekularbiologen der Technischen Universität Braunschweig im Rahmen des Projekts Karmin. Das Forschungsteam entwickelte gemeinsam mit 18 Industriepartnern einen Prototyp des infektionspräventiven Patientenzimmers, welches künftig in Würzburg und auf dem Gelände der Charité Berlin zu besichtigen sein wird. Zum Einsatz kom-

Neue Fußgängerbrücke

Flughafen Wien Ab sofort verbindet eine neue Fußgängerbrücke am Flughafen Wien das Areal des Office Park 4 mit dem Parkhaus 3 und dem Terminal 1 sowie den öffentlichen Verkehrsmitteln CAT und S-Bahn. Rund 145 Tonnen schwer bietet die Fußgängerbrücke mit circa 180 Quadratmetern Fläche einen Blickfang, der als Werbefläche noch mehr ins Auge sticht. Gestaltet wurde die Fußgängerbrücke vom Büro HNP Architects.

men hier Materialien, die sich leicht reinigen lassen, eine Raumgestaltung mit seperatem Badezimmer und die Neugestaltung hygienerelevanter Artikel spielt beim Prototypen des Projekts Karmin eine Rolle. Zum Einsatz kommen dabei Produkte von FSB in rostfreiem Edelstahl. Diese Produkte werden aus Chrom-Nickel-Stahl gefertigt und weisen einen Anteil von 18 Prozent Chrom und acht Prozent Nickel auf. Eine Zusatzlegierung macht das Material sehr korrisionsbeständig und unempfindlich gegen Kratz- und Stoßspuren.

Der neue Lieferant für die Lüftungsgeräte im Parlament heißt Rosenberg. Mit mehr als einer Million schlägt dieser Auftrag zu Buche. Der deutsche Hersteller Rosenberg übernimmt im Zuge des Auftrags auch den Einbau der Lüftungsgeräte und somit einen Teil der Haftung. Der Zuschlag für die Errichtung der Heizungs-, Kälte-, Lüftungs- und Sanitäranlagen sowie der Mess- und Regeltechnikanlagen im gesamten Gebäude ging 2018 an die Bietergemeinschaft Bacon, Stolz und Hofstätter. Trox, das Unternehmen, das ursprünglich mit der Ausstattung des Parlaments beauftragt war, bleibt mit der Lieferung von Komponenten im Parlament vertreten. Für Rosenberg ist der neue Parlamentssitz eine Parade-Referenz, die es ermöglicht, den heimischen Markt aufzumischen. Zuletzt hat das Unternehmen bei Boehringer in Wien ­ Meidling aufgezeigt. 1981 gegründet, ­beschäftgit Rosenberg heute rund 1.400 Mit­arbeiter und betreibt 14 Produktionsstandorte auf vier Kontinenten. Zu den Referenzprojekten in Österreich zählen unter anderem das Tech Gate Vienna.

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig

Christian Buchbauer ist ab sofort neuer Vaillant-­ Marketingchef und Mitglied der Geschäftsleitung.

Yasmin Objoikovits hat mit Juli die Leitung der Abteilung Baumanagement bei EHL übernommen.

TGA- und BIM-Experte Thilo Eckert ist neu an Board des Vorstands von ATP architekten ingenieure.

News Ticker Übernahme: Die Actual Fenster Gruppe hat kürzlich Kosmos Sonnenschutz übernommen. Über die Übernahmesumme wurde Stillschweigen vereinbart. Porr-BIM-Experten: Um die Studierenden fit für die Praxis zu machen, holt sich die FH Burgenland zwei BIM Manager der Porr als Lektoren. Das Duo Oliver Philips und Alexander Diebalek lehrt bereits seit einem Jahr an der FH.

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BauTecFokus

Fotos: Daniel LibeskindLuxigon, IIKE Tom Bauer 2020, Christian Richters, Goddard Littlefair & Brisengroup, Vaillant,, EHL, ATP/Becker,

Parade-Referenz


| BA12-20G |

Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management

Einfach konfigurierbar: TwinCAT 3 Lighting Solution für DALI 2

Occitaine Tower in Toulouse

Wolkenkratzerprojekt

Im zukünftigen Grand Matabiau Business Center in Toulouse soll bis 2022 ein 150 Meter hoher begrünter Wolkenkratzer entstehen. Auf vierzig Stockwerken verteilt sich hier eine Fläche von 30.000 Quadratmetern. Neben 11.000 Quadratmetern Bürofläche entstehen im Tower auch 120 Wohneinheiten. Auch ein Hilton Hotel und eine Panorama-Restaurant-Bar wird nach Fertigstellung den Tower beziehen. Rund 2.000 Quadratmeter umfassen die Geschäftsflächen im Erdgeschoß des Towers. Hier wird die SNCF einziehen, Frankreichs staatliche Eisenbahngesellschaft. Für die Gestaltung des Occitaine Towers ist kein geringerer verantwortlich als Star-Architekt Daniel Libeskind. Als Studio Libeskinds Partner vor Ort agiert der französische Architekt Francis Cardete. Die Glasfassade besticht mit Terrassen pro Etage. Das Besondere an der Fassade ist aber vor allem ein Pflanzenband, das sich um die Fassade wickelt. Die Schleife soll eine üppig bewachsene Wasserstraße des Canal du Midi repräsentieren, welche sich durch Toulouse zieht. Der Canal du Midi zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auch die Plattform sowie einzelne Freiflächen des Turms sollen begrünt werden. Landschaftsarchitekt Nicolas Gilsoul hat das Design der vertikalen Gärten des Occitanie Towers übernommen. Entwickelt wird der Tower von der Compagnie de Phalsbourg, einem der Hauptakteure des gewerblichen Immobilienmarkts in Frankreich.

www.beckhoff.at/lighting-solution Mit TwinCAT 3 Lighting Solution stellt Beckhoff eine Lichtlösung vor, die vom Engineering bis zur Wartung auf die Vereinfachung aller Arbeitsschritte setzt. Alle typischen Lichtregelungen sind integriert, die Anzahl der DALILinien ist unbegrenzt. TwinCAT 3 Lighting Solution ist auch für Betreiber leicht über Excel konfigurierbar und zugleich voll HTML- und webfähig, dezentral skalierbar sowie direkt über Panel bedienbar. Schnelle Funktionsänderungen, Adressierungen und Erweiterungen sind direkt im Betrieb möglich, ebenso wie von DALI-Linien unabhängige Gruppierungen.

Direkt vom Panel aus bedienbar: TwinCAT 3 Lighting Solution vereinfacht die Umsetzung individueller Lichtlösungen.

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Unternehmen & Projekte

Lernhilfe

Smartes Licht Bedüfnisorientiertes Licht gewinnt auch an Schulen immer mehr an Bedeutung. Spaß und Lernen spielen hier neben der Digitalisierung eine zunehmende Rolle. Aus diesem Grund bringt Zumtobel nun ein bedürfnisorientiertes Licht für Schulen auf den Markt. So erhalten neue Lernkonzepte und digitales Equipment dank innovativer LED-Lichtlösungen ein effizientes Umfeld. Die Investition in eine LEDBeleuchtung wird nicht nur mit besserem Licht, sondern auch mit geringen Wartungs- und Energiekosten belohnt. Bei der Sanierung der Volksschule Herrenried in Hohenems entschied man sich im Neubautrakt und Sanierungsbau für die Leuchtenfamilie Mirel von Zumtobel. Diese Lampen können gegenüber traditionellen mit 4 x 18 Leuchtstofflampen den Energieverbrauch um mehr als 60 Prozent senken. In Kombination mit Steuerung und Sensorik kann noch mehr Energie gespart werden. Die Technische Lehranstalt TGM Wien setzt bereits auf eine flächige LED-Deckenleuchte mit hellem Deckenbild. Die Beleuchtung passt sich dem Tageslichteinfall automatisch an.

Paracelsus Bad und Kurhaus in Salzburg erhält Zertifikat

klimaaktiv Gold Standard Als erstes Hallenbad in Österreich wurde das Paracelsus Bad und Kurhaus in Salzburg einer umfassenden Nachhaltigkeitsanalyse unterzogen und erreichte mit 909 Punkten klimaaktiv Gold Standard. Neben modernster Bädertechnik ist das Energiekonzept auf erneuerbare Energien ausgerichtet. Eine Wärmepumpenanlage nutzt gebäudeinterne Abwärmen als Wärmequellen. Das Wärmeabgabesystem ist primär auf Niedertemperatur ausgelegt und wird aus der

Tieftemperaturschiene des Kältemaschinenprozesses bedient. Spitzenlasten werden über die Salzburger Fernwärme bereitgestellt. Auch die jeweils circa 1.500 Quadratmeter steinopor EPS plus Grund- und Gefälle-Dämmplatten von Steinbacher leisten am genutzten Warmdach einen wesentlichen Beitrag. Aufgrund der enthaltenen Infrarotreflektoren dämmt es um 25 Prozent besser als das herkömmliche weiße EPS und als die meisten herkömmlichen Dämmstoffe.

Upgrade für Arbeitslicht

Human Centric Lighting Esylux präsentiert ein Upgrade der Esylux Light Control. Eine der Neuerungen ist eine sogenannte Schwarmfunktion, die für mehr Komfort in Großraumbüros sorgt. Diese verhindert in teilweise besetzten Großraumbüros das Entstehen von isolierten Lichtinseln. Ermöglicht wird das durch die Kommunikation miteinander vernetzter Systemgruppen, die in ihren Raumzonen mithilfe integrierter Präsenzmelder autark das Licht regeln. Sind die Arbeitsplätze innerhalb einer Zone unbesetzt, wird die Beleuchtung dort nicht automatisch ausgeschaltet, sondern auf ein Orientierungslicht heruntergedimmt. Erst wenn der Letzte das Büro verlassen hat, schaltet das System sämtliche Leuchten ab. Vernetzen lassen sich die Lösungen via Plugand-play.

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BauTecFokus


Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management

Mit und ohne Wärmerückgewinnung

Sanitäre Installationsboxen

Varianten der Wohnraumlüftung

Wachstum

Je nach Bauprojekt unterscheiden sich die Ansprüche an eine kontrollierte Wohnraumablüftung. Das x-well-Sortiment von Kermi ermöglicht verschiedene Lösungen für unterschiedliche Anforderungen und architektonische Voraussetzungen. Geht es um maximale Effizienz und höchsten Komfort, eignen sich die zentralen x-well Lösungen besonders. Dank integrierter Feuchtesensoren tauschen sie die Luft bedarfsgerecht aus, temperieren die einströmende Zuluft mit hoher Wärmerückgewinnung und arbeiten äußerst leise. Die Kompaktlüftungsgeräte der x-well-F-Serie, F130 und F150¬, sind mit einer Tiefe von 20 Zentimetern besonders flach. Die optionale senkrechte oder waagrechte Montage macht die Geräte flexibel einsetzbar. Dezentrale Lüftungsgeräte kommen hingegen zum Einsatz, wenn es

sich um ein Bau- oder Renovierungsprojekt handelt, bei dem ein geringer Planungsaufwand und ein schneller Einbau im Fokus stehen. Die Pendellüfter x-well-D12 von Kermi vereinen Be- und Entlüftung in einem Gerät und werden direkt in der Außenwand der zu versorgenden Räume installiert – ganz ohne Verlegung einer Luftleitung. Die Errichtung erfolgt im Neubau durch spezielle Montagesteine; bei der Renovierung durch Kernbohrung. Oft ist jedoch bei großen Immobilienprojekten eine kostengünstige Variante gefragt. Diese Lösung ist ein System aus Kleinraumlüftern und Luftdurchlässen ohne Wärmerückgewinnung. Während die xwell-Außenwandluftdurchlässe für eine Zuluftnachströmung ohne Ventilatoren sorgen, entlüften x-well-A12 oder x-well-A20 Bäder, WCs und Küchen.

Der Markt für sanitäre Installationsboxen in Österreich wächst. Dank dieser lassen sich die Montagezeiten von Waschtischen, Badewannen, Duschen und vielen anderen sanitären Facilities deutlich verkürzen. Auch im vergangenen Jahr ist die Nachfrage gestiegen. Laut aktuellem Branchenradar „Sanitäre Installationsboxen in Österreich 2020“ erhöhten sich im Jahr 2019 die Herstellererlöse um zwanzig Prozent auf knapp 2,9 Millionen Euro. Insgesamt wurden allein in Österreich rund 80.000 Einheiten installiert. Das Potenzial liegt aber beim Fünffachen und ist somit noch lange nicht ausgeschöpft. Die Installationsquote im Neubau lag im Jahr 2019 in Mehrfamilienhäusern bei 26 Prozent, im produktrelevanten Nicht-Wohnbau bei 16 Prozent und in Eigenheimen sogar nur bei neun Prozent.

Fernüberwachung

Smarte Ventile

Fünf-Sterne-Luxushotel Mandarin Oriental

HNP revitalisiert altes Handelsgericht Das ehemalige Handelsgericht im ersten Wiener Gemeindebezirk wurde 2016 von der Schweizerischen Brisen Group erworben. Sofort wurde mit der Projektplanung begonnen und 2018 starteten die ersten Bauarbeiten, so HNP architects. Die Eröffnung des Luxushotels in der Riemerstraße ist für 2023 geplant. Insgesamt entstehen hier 151 Gästezimmer. Im ausgebauten Dachbereich sowie dem obersten Regelgeschoß werden außerdem zusätzlich 17 Luxusapartments auf einer Fläche von zirka 3.500 Quadratmetern

geschaffen. Flexibel nutzbare Bankett- und Konferenzräumlichkeiten runden das Angebot rund um das revitalisierte Objekt ab. Als Erholungsmöglichkeit ist außerdem ein großes Spa mit Schwimmbad und Fitnesscenter vorgesehen. Das Wiener Architekturbüro ist bereits in der anspruchsvollen Aufgabe der Revitalisierung von denkmalgeschützten Gebäuden geübt. Mit dem Haus am Schottentor wird derzeit von HNP architects ein weiteres Objekt im ersten Bezirk umgestaltet.

Das selbstoptimierende Ventil Intelligent Valve von Siemens Smart Infrastructure ist durch eine Vielzahl an neuen Funktionen und Anwendungen für Heizgruppen, Lüftungs- und Klimaanlagen noch breiter einsatzfähig geworden. Das Gerät kontrolliert den Durchfluss, misst Temperatur sowie Leistung und passt die Ventileinstellungen automatisch an den Wärmetauscher an. Anhand der CloudAnbindung und nun erstmals direkter Einbindung in den Building Operator, der Cloud-Applikation von Siemens zur Fernüberwachung von Gebäuden, können Kontrollarbeiten sowie direkte Anpassungen der Einstellwerte des intelligenten Ventils von jedem Ort zu jeder Zeit durchgeführt werden. Neue Features erweitern die Aufgabenbereiche des Ventils. Datensätze können in die SiemensApp ABT go und anschließend mithilfe von WLAN auf jedes Ventil geladen werden. Anhand der smarten Eigenschaften ermöglicht das intelligente Ventil einen Zugriff aus der Ferne. Dies erfolgt über BACnet-IP.

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Rubrik Unternehmen & Projekte

Einmal volltanken bitte!

Betontankstellen

Photovoltaik für Businessanlage

Strom vom Dach  Mit 20.000 Quadratmetern ensteht in Brunn am Gebirge die größte gemeinschaftliche Photovoltaikanlage. In Zusammenarbeit der Wien Energie, HanseMerkur und 10hoch4 im Rahmen der Initiative „Tausendundein Dach“ ensteht das Projekt direkt auf dem Dach des Businessparks. Für die 150 ansässigen Unternehmen enstehen keine zusätzlichen Fixkosten oder bürokratischer Aufwand, während sie mit insgesamt 1,2 Megawatt Leistung versorgt werden. Die Anlage soll mit Frühjahr 2021 in Betrieb gehen und pro Jahr 400 Tonnen CO2 einsparen. Das wären dann etwa die Hälfte des jährlichen Bedarfs des Campus 21.

Sensoren an Betonschalungen liefern Daten

Echtzeitdaten aus der Wand   Eine Lösung für häufige logistische Probleme auf Baustellen liefert das Unternehmen Sclable in Zusammenarbeit mit Contact und Line Metrics. Das Kundenprojekt „Contakt“ soll helfen, Vorgänge auf Baustellen zu optimieren und ineffiziente Abläufe zu verhindern. Damit gewannen die deutschen Unternehmer, deren Software bereits seit 2019 zum Einsatz kommt, den German Innovation Award in der Katego-

rie Connectivity. Das Besondere an Contakt ist, dass es mittels Sensoren in der Betonschalung nicht nur Daten in Echtzeit sammelt, sondern auch bei Planungs- und ­Koordinationsprozessen am Bau hilft. Das Programm erkennt mittels Sensorik an den Schalungen der Betonwände Bewegung, Neigung und Höhe und hilft so ein sen­sorisches Bild der Abläufe detailiert zu ­erfassen.

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig Mit einem neuen Führungsteam, bestehend aus Vertriebsleiter Jochen Reinders, Standortleiter Heiko Hansen und Geschäftsführer Winfried Traub setzt der System­ anbieter für Tageslichtund Rauchabzugslösungen in Flachdächern Essertec auf Zukunftskurs.

News Ticker IG Lebenszyklus Bau: Am 10. Oktober soll unter dem Motto Strategien für den Green Deal der zehnte Kongress der IG Lebenszyklus Bau stattfinden. Betonfertigteil-Pionier: Das in der vierten Generation geführte Familienunternehmen Trepka feiert 100-jähriges Jubiläum und blickt mit 250 Mitarbeitern zuversichtlich in die Zukunft.

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BauTecFokus

Fotos: CONTAKT, Platio Solar Pavement, Essertec, nora systems, Cobiax, AGC Interpane,

Möglichst flexibel und zeitsparend soll sie sein: die neue Betontankstelle von Liebherr. Die modifzierbare Betonabgabe, bei der man manuell die gewünschte Mischung aus verschiedenen Beton- und Estrichsorten einstellen kann, wird mittels QR-Code vom Smartphone aus gesteuert. Nach zwei bis drei Minuten Dauer wird die gewünschte Mischung abgegeben. Das Angebot soll Privatkunden sowie Großabnehmer mit Fahrmischer gleichfalls ansprechen. So sind schon Abgaben in Kleinmengen ab 0,15 Kubikmeter möglich. Kundenfreundliche Öffnungszeiten und die hohe Automatisierung sollen helfen, die Anlage auch ohne großen Mehraufwand zu betreiben. Durch die geringe Stellfläche von unter 100 Quadratmeter werden die langwierigen Genehmigungsverfahren vermieden.


Platio Solar Pavement liefert Solarstrom

Strom aus dem Boden  Die Frage nach erneuerbaren Energien beschäftigt besonders in der Stromgewinnung immer mehr Unternehmen. So auch ein Team aus Ungarn. Platio, ein Unternehmen, das 2015 gegründet von einem Designer und Landschaftsarchitekt sowie einem Chemiker und Maschinenbauingeineur gegründet wurde, schlossen sich zusammen und entwickelten „Platio Solar Pavement“. Es handelt sich dabei um eine Art begehbare PV-Anlage. Die Solarplatten sind universell einsetzbar und können am Boden, an Gebäudefassaden oder auf Dächern gleichermaßen montiert werden. Aus recyclten, bruchfestem Glas und leistungsstarken Solarzellen bestehend, soll die Entwicklung ermöglichen, große Infrastruktur wie Einkaufszentren oder Parkgaragen vor Ort mit dem nötigen Strom zu versorgen. Geeignet sind die PV-Platten aber auch für große öffentliche Plätze, die weiterhin normal begehbar sein sollten. Das Budapester Technologieunternehmen ist bereits in 16 Ländern präsent. Zu den Schlüsselmärkten zählen unter anderem Deutschland und Spanien.

VON DEN BESTEN LERNEN

Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen

ARS AKADEMIE – ERFOLG DURCH WEITERBILDUNG Über 18.000 ARS-Kunden profitieren jährlich von unseren Experten aus der Praxis. Nimmerrichter Baumeisterkurs – Modul 3

21794 21.8.–26.9.20, Wien

Nimmerrichter Holzbau-Meisterkurs – 4.9.20–10.4.21, Modul 1, 2 und 3 21784

Vorbereitung auf die Befähigungsprüfung mit Experten aus der Praxis

Wien

Nimmerrichter Baumeisterkurs – 4.9.20–21.8.21, Modul 1, 2 und 3 21777

Vorbereitung auf die Befähigungsprüfung mit Experten aus der Praxis

Wien

Übergabe von Bauwerken – Verdeckte Mängel u. a. Fallen

22047 10.9.20, Wien

Praktisches Basiswissen inkl. Tipps zur Gefahrenvermeidung mit RA Ing. DDr. Wenusch u. a.

Verhandlungstraining für das Baumanagement

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Jedes GESPRÄCH, bei dem Sie ein ZIEL verfolgen, ist eine VERHANDLUNG! mit Hon. Prof. (FH) Mag. Dr. Oppitz-Pfannhauser

Bauprojekt in Wolfurt

Holz oder Massivbau  Wie unterscheiden sich Baudauer, Baustellenlogisitk, Lärm- und Staubentwicklung oder auch die Energieeffizienz zwischen Holz- und Massivbauweise? Valide Antworten auf diese Fragen generierte nun Generalunternehmer Rhomberg Bau, indem er in Wolfurt erstmals zwei weitgehend identische Häuser errichten ließ - eines in Holz und eines in Massivbauweise. Das Ergebnis: Holzbau kann mit einem großen Potenzial aufwarten, aber auch am klassischen Bau lassen sich Zeit und Kosten sparen. Geht es um die Baukosten, so konnte die Massivbauweise im Vergleich jedoch besser abschneiden. Schon bei der Kalkulation für zweigeschoßige Gebäude ergab sich eine Teuerung von 0,6 Prozent vom Holzbau mit entsprechender Fassade. Die Holzhybridbauweise punktet hingegen mit der Bauzeit. So kann mit einer bis zu 60 Prozent schnelleren Bauweise gerechnet werden.

Vorbereitung auf die Befähigungsprüfung mit Experten aus der Praxis

Fachtagung Beurteilung von Bauschäden

20876 29.–30.9.20, Wien 21322 8.10.20, Wien

Estriche, Fußböden, Wände / Malerei, Fenster, Türen, Vollwärmeschutz u. v. m. mit Ing. Tschirk • RA Dr. Riepl u. a.

Fachtagung Lüftung Aktueller Stand der Technik mit DI Tappler • DI Greml u. a.

Das Gesamtprogramm finden Sie auf www.ars.at: SUCHFELD auf ars.at eingeben. Einfach Kursnummer in das Sie sind an unserem vielfältigen Webinar-Angebot interessiert? Informieren Sie sich über unsere Weiterbildungen im Virtual Classroom auf www.ars.at/ars-webinare

JETZT ANMELDEN:

office@ars.at • +43 (1) 713 80 24-025 Sommer 2020 ARS Akademie • Schallautzerstr. 2–4, 1010 Wien


Unternehmen & Projekte

Rockwool-Dämmplatte

Klebefläche   Seit Jahrzehnten bietet Rockwool für die Ausführung einer nicht brennbaren Flachdachdämmung bewährte Dämmplatten für unterschiedliche Anforderungen an Wärmeschutz und Druckbelastbarkeit an. Ab sofort ist auch die neue Bitrock-Platte mit planeben geschliffener Oberfläche lieferbar. Sie fungiert zu 100 Prozent als Klebefläche und ist ein optimaler Haftverbund für direkt aufgeschweißte Abdichtungen. Die Verarbeitung ist dabei so einfach, dass Fehler weitgehend ausgeschlossen sind. Schon während des Schweißvorganges kann durch Zurückrollen der Bahn deren Haftung auf der Dämmstoffoberfläche optisch kontrolliert werden. Zeigt sich die Unterseite nahezu flächig mit Steinwolleflocken bedeckt, so ist der optimale Haftverbund erreicht. Nicht zuletzt, weil schon diese einfache optische Kontrolle genügt, bietet die Bitrock ein ausgezeichnetes Kosten-NutzenVerhältnis. Sie ist hochbelastbar und somit auch für die Anwendung bei Dächern mit PV-Anlagen bestens geeignet. Zusätzlich punktet die Dämmplatte mit einem optimalen Haftverbund.

Kautschukböden zur Infektionskontrolle

Verlässlich und krisenerprobt  Gerade in Gebäuden des Gesundheitswesens ist vor dem Hintergrund der CoronaPandemie die Umgebungssicherheit verstärkt in den Fokus gerückt. Hier spielt auch der Boden eine entscheidende Rolle. Denn aufgrund seiner großen Oberfläche bietet er Potenzial für die Anhaftung von Viren und Bakterien. Bei der Herstellung einer infektionssicheren Umgebung leisten nora-Kautschuk-Beläge von Interface im Gesundheitswesen bereits seit Jahrzehnten ihren

Beitrag. So ist es die dichte und geschlossene Oberfläche der Böden, die für eine sichere Infektionskontrolle sorgt. Die KautschukBeläge lassen sich einfach reinigen sowie vollständig desinfizieren und sind somit beständig gegen Flächendesinfektionsmittel. Erst vor kurzem kamen die in Deutschland produzierten Böden für die Klinik Huoshenshan, die kürzlich in Wuhan in Rekordzeit für die Behandlung von COVID-19-Patienten gebaut wurde, wieder zum Einsatz.

Beton einsparen

Nachhaltig Bauen  Klimaschutz im Bauwesen? Die Hohlkörperelemente von Cobiax ermöglichen es, die Beton- und Bewehrungsstahlmenge beim Bau eines Gebäudes massiv zu reduzieren. So lassen sich in einem Gebäude bei Verwendung der Elemente pro Geschoßdecke bis zu 35 Prozent Beton und 20 Prozent Bewehrungsmaterial einsparen. Aber nicht nur der Einsatz der Elemente hilft CO2 zu sparen, auch die Hohlkörperelemente von Cobiax bestehen zu 100 Prozent aus Recyclingkunststoff. Geliefert werden sie als Halbschalen, die erst auf der Baustelle zusammen gesetzt werden. So lässt sich eine große Menge mit nur einer Lieferung transportieren. Die Hohlkörperelemente können jedoch logischerweise nur an statisch unbedenklichen Gebäudeteilen zum Einsatz kommen.

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Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen

Finnisches Landmark für Stora Enso in Helsinki

Produktpalette erweitert

Neues Headquarter aus Holz

Komfortlüftung

Stora Enso, ein weltweit tätiger Konzern für erneuerbare Materialien bezieht ein neues Headquarter in Helsinki, Finnland - komplett aus Holz gebaut. Eigentümer des Gebäudes ist die finnische Pensionsversicherung Varma. Die Gestaltung des Gebäudes konnte das Architekturbüro Anttinen Oiva Arkkitehdit Oy im Zuge eines Wettbewerbes für sich entscheiden. Ziel war es, den Anforderungen an das urbane Umfeld bezüglich Skyline, Funktion und Ästhetik sowie auch den technischen und ökonomischen Anforderungen gerecht zu werden. Sechs Architekturbüros aus Finnland, Skandinavien und Japan waren eingeladen, einen Entwurf einzureichen. Gewonnen hat am Ende das Siegerprojekt Spring. Die Jury überzeugt hat nicht nur das ausbalancierte Design des Entwurfs, sondern auch dessen Blockstruktur,

die sich nahtlos in die Struktur der umliegenden Gebäude entlang der Meeresküste einfügt. Neben dem Gewinnerprojekt wurden zwei weitere Projekte für ihre Arbeit honoriert: die Entwürfe Beacon von White arkitekter AB sowie Rantametsä von PES-Arkkitehdit Oy. Alle Entwürfe wurden auf Basis des Office Concept by Stora Enso, einem Baukonzept, das Architekten, Ingenieuren und Bauträgern den Entwurf neuer Bürogebäude aus Holz erleichtert, designt und daher mit den von Stora Enso hergestellten veredelten Massivholzelementen geplant. Das Gebäude in Katajanokka in Helsinki strebt CO2-Neutralität an. So soll das Gebäude eine CO2-Menge speichern, die den jährlichen Emissionen von über 3.300 Privatfahrzeugen entspricht. Die Fertigstellgung des Gebäudes soll 2023 erfolgen.

Siblik erweitert seine Maico Produktpalette um ein weiteres Produkt: die WS 75 Powerbox. Das intelligente Lüftungsgerät arbeitet leise und ist zudem dank eines Gehäuses aus schall- und wärmedämmendem EPP-Kunststoff besonders hygienisch. Die WS 75 Powerbox eignet sich sowohl für die Decken- als auch die Wandmontage. Sie kann Unterputz oder Aufputz installiert werden. Vier manuelle Lüftungsstufen lassen sich bequem per App steuern. Die Geräte verfügen über ein integriertes WLAN-Modul und sind somit mobil per App von zu Hause aus oder unterwegs bedienbar. Sie können über Tablet und PC die Nutzerverwaltung angepasst sowie die Lüftungsgeräte bequem eingestellt und angesteuert werden. Letztere lässt sich per KNX-Modul integrieren.

Hält Sturmgewehren stand

Holz-Alu-Fenster

Stromerzeugung über die Gebäudehülle dank AGC Interpane

SunEwat-Reihe in neuem Design  Verborgen hinter Beschichtungen und Lackierungen können die Zellen aus der SunEwat-Reihe problemlos in moderne Architektur integriert werden und ermöglichen es, Strom über die Gebäudehülle zu erzeugen. Die sechs neuen Produkte von Interpane sind das Ergebnis einer Kooperation mit den auf solare Lösungen spezialisierten Unternehmen Physee Technologies, Sonnenstromfabrik SolTech und Solar Visuals. Alle Modelle erfüllen die Anforderungen für Niedrigstenergiehäuser und sind zudem

auch noch günstiger als herkömmliche Produkte - so amortisiert sich die Installation schneller. Für Fenster und Fassaden sind vor allem die Produkte Vision Square, Vision Stripe und SmartSkin gedacht. Diese Produkte erhalten weitgehend die Lichtdurchlässigkeit und Funktionalität der Verglasung bei gleichzeitiger Energieerzeugung. So ist SmartSkin beispielsweise eine dynamische Innovation für Fassaden, die Photovoltaik mit lernfähigen Sensoren und intelligentem Gebäudemanagement kombiniert.

Erst im Dezember vergangenen Jahres hat i+R Fensterbau ein durchschusshemmendes Fenster der Widerstandsklasse FB 4 NS auf den Markt gebracht. Nun konnte die Sicherheitsstufe des HolzAlu-Fensters erhöht werden. Bei der Prüfung wurde das Fenster an den kritischen Stellen an Rahmen und Glas mit einem Sturmgewehr aus zehn Metern Entfernung beschossen und hielt stand. Nach 31 Schüssen waren auf der Außenseite zwar Krater zu erkennen, auf der Innenseite aber keine Schäden sichtbar. Das entspricht laut Zertifikat des Beschussamts Ulm einer Sicherheitsstufe sechs von sieben. Das durchschusshemmende Fenster ist dreifach verglast und erfüllt dank minimalem Wärmeverlust den Passivhausstandard. Für die Produktion des Holz-Alu-Fensters kam massive Eiche zum Einsatz, weshalb das Sicherheitsfenster auch ästhetischen Anforderungen entspricht und sowohl in denkmalgeschützten Gebäuden als auch in Altbauten und Villen sowie in öffentlichen Gebäuden verbaut werden kann.

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Rubrik Unternehmen & Projekte

Silver Living baut in Kindberg

Invester entwickelt in der Leberstraße in Wien Simmering

Spatenstich für Wohnbauprojekt   Ende Juni erfolgte auf dem Grundstück der Leberstraße 26 der Spatenstich für 57 freifinanzierte Mietwohnungen. Die Consulting Company Immobilien zeichnet sich für die Projektentwicklung verantwortlich und hat derzeit über 500 Wohnungen in Bau oder in Entwicklung. Das gesamte Asset Management sowie die Verwertung wird von Invester United Benefits übernommen. Das Generalunternehmen Hazet realisiert das Wohnbauprojekt, wobei roh/

Architekten das Konzept verantworten. Neben den Mietwohnungen entstehen 24 PKW-Stellplätze in einer hauseigenen Tiefgarage. Die Wohneinheiten haben eine Größe zwischen 30 und 60 Quadratmetern, die mit hoher Qualität und einem leistbaren Mietniveau punkten. Aufgrund der guten Anbindung an den öffentlichen und den Individualverkehr setzt man bei der Zielgruppe vorrangig auf Pendler aus dem Umland und Studenten.

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig

Die VÖZ, genau genommen Sebastian Spaun und Rudolf Zrost, sind sich sicher, dass Österreich das Klimaziel der europäischen Zementindustrie erreichen und bis 2050 klimaneutral sein wird. Möglich machen soll das unter anderem die Bauteilaktivierung.

Johannes Möller, übernimmt künftig die Leitung der Light + Building und löst damit Maria Hasselmann ab.

Der Marktführer im Wohnbau für Seniorenwohnanlagen Silver Living realisiert im steirischen Kindberg ein neues Generationenwohnprojekt. Hier entstehen insgesamt 13 betreute Wohneinheiten für Senioren sowie eine Kindergrippe. Die Größe der Wohnungen bewegt sich zwischen 40 und 56 Quadratmetern. Neben einem Gemeinschaftsraum sowie einer Gemeinschaftsterrasse wird die Wohnanlage auch über einen kleinen Garten verfügen. Besonders im Vordergrund stehen hier die gemeinsamen Aktivitäten, die beide Generationen zusammen bringen sollen. Exklusiver Vertriebspartner im Bereich der Bauherrenmodelle ist die ÖKO Wohnbau. Die Fertigstellung des Gesamtobjektes ist für Sommer 2021 geplant, die Kinderkrippe soll ihren Betrieb bereits im Herbst 2020 aufnehmen.

ZWI der Universität Graz

Gleichenfeier   Vor über einem Jahr feierte das Zentrum für Wissens- und Innovationstransfer, das die ZWI, ein Tochterunternehmen der Universität Graz, am Standort Schubertstraße 6a errichtet, Gleichenfeier. Beauftragt ist die Bundesimmobiliengesellschaft. Bis Anfang 2021 entsteht auf 3.000 Quadratmetern Nutzfläche mit fünf Stockwerken unter anderem Platz für Start-ups. Finanziert wird das Zwölf-Millionen-Euro-Projekt mit Unterstützung durch Fördermittel des Landes Steiermark und des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung. arge leb idris architektur + architektin Iris Reiter konnten sich im Wettbewerb durchsetzen.

News Ticker Fertigstellung: Ende Juni konnte das Wohnbauinvestment City Suits Graz der IFA fertiggestellt werden. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 22 Millionen Euro entstanden hier 100 Neubauwohnungen und vier Geschäftslokale. Tiefbaukosten: Laut Berechnungen von Statistik Austria verzeichneten im Juni 2020 die Baukosten für alle Tiefbausparten einen Rückgang.

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BauTecFokus

Fotos: Sabine Klimpt, pos Architekten, Hatec/Peneder, Certov, Winkler + Ruck Architekten, Asfinag, VÖZ/APA-Fotoservice/Rastegar, Messe Frankfurt Exhibition GmbH/Pietro Sutera

Für Jung und Alt


Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau

Bildungscampus Rappachgasse

Ein Schiff im Auwald   Im 11. Wiener Gemeindebezirk soll bis 2023 ein neuer Bildungscampus für rund 825 Kinder im Alter von bis zu zehn Jahren entstehen. Das Grundstück befindet sich an der Siedlungskante im Bereich der ehemaligen Donauauen - entlang der Rappachgasse zog sich früher ein Donauarm. Der Campus wird von der Haidstraße erschlossen. Den ersten Platz im offenen, zweistufigen Realisierungswettbewerb im Oberschwellenbereich konnte sich das Architekturbüro pos Architekten sichern. „Jedes unserer Gebäude ist so entworfen, dass wir es selbst nutzen, oder selbst darin wohnen wollen“, so der Leitsatz des Wiener Architekturbüros. So liegt der dreigeschossige flache Baukörper wie ein Schiff im ehemaligen Auwald. Breite begrünte Landebrücken verbinden es mit der bewaldeten Uferzone. Auf den Landungsbrücken befinden sich Spielbereiche, die vom ersten Obergeschoss aus zugänglich sind. Geplant ist das Gebäude als Niedrigst-EnergieHaus. Die notwendige Energie liefert dabei nicht nur die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, sondern auch das Grundwasser und das Erdreich.

Die neue KONE DX-Klasse: Intelligente Aufzüge für digitale Gebäude

Hochschule Luzern mit neuem Studiengang

Digitale Kompetenzen   Als erste Universität im deutschsprachigen Raum bietet die Hochschule Luzern den neuen Studiengang „Digital Construction“ an. Absolventen des interdisziplinären Studiengangs erwerben sowohl ein digitales als auch ein fachliches Kompetenzprofil und besetzen nach dem Abschluss die Schnittstellen zwischen den klassischen Gestaltungs- und Ingenieurberufen im Bauwesen. Dadurch ergeben sich vielfältige Berufsfelder in allen Branchen des Bauwesens. Mit Beginn des Herbstsemeters können Studierende am Department Technik und Architektur in sieben Semestern Vollzeitstudium die Abschlüsse Bachelor of Science und Bachelor of Arts erwerben. Der Hochschule ist es gelungen, Mark Baldwin und Markus Weber als Co-Studiengangleiter für den neuen Studiengang zu gewinnen. Beide sind Koryphäen im digitalen Planen, Bauen und Betreiben.

Erleben Sie die weltweit erste Aufzugsreihe mit serienmäßig eingebauter digitaler Konnektivität und sicheren, offenen Schnittstellen. Die KONE DX-Aufzüge lassen sich mit allen denkbaren Geräten und Anwendungen einfach und umstandslos verbinden. Dazu zählen beispielsweise Lieferroboter in Hotels und Pflegeeinrichtungen, Sprachassistenten, Navigationssysteme und ganze gebäudetechnische Systeme. Auch elektrische Türen und Tore können mit der DX-Klasse kommunizieren. Treten Sie ein in eine neue Ära unter: www.kone.at/neubau/aufzuege

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Unternehmen & Projekte

Nachhaltige Stadtentwicklung und Gebäudebegrünung

Baustart für Wiener Stadtoase   Zwischen Schönbrunn und Westbahnhof entsteht in der Äußeren Mariahilferstraße ein Neubau mit 50 Wohnungen. Die Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen verfügen über eine Wohnfläche von 45 bis 135 Quadratmeter und private Freiflächen von sechs bis acht Quadratmetern. Alle Einheiten sind barrierefrei zugänglich. Die Kühlung der Räume erfolgt mittels Betonkernaktivierung in den Regelgeschoßen sowie mit dezentralen Klima-Splitgeräte in den Dachgeschoßen. Eine Tiefgarage mit 46 Stellplätzen und Fahrradabstellräume mit 136 Stellplätzen bieten ausreichend Platz. Der Name der Wiener Stadtoase ist Programm: nachhaltige Stadtentwicklung mit Gebäudebegrünung inklusive Gemeinschafts- und Außenflächen stehen bei dem

Wohnbauprojekt von Avoris im Fokus. Begrünte Flächen im Innenhof sowie auf den Dächern und an der Fassade sorgen vor allem an heißen Sommertagen für ein angenehmes Mikroklima. Zusätzlich stehen ein Jugendspielraum sowie ein Kleinkinderspielplatz zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Verfügung. Einlargerungsräume und weitere Storage-Flächen können angemietet werden. Im Erdgeschoß entsteht eine durchgängige Geschäftszone, die die Nahversorgung in unmittelbarer Nähe garantiert. Raumhohe Fenster sorgen hier für ausreichend Tageslicht. Ein breiter, erhöhter Gehsteig vor den Geschäften sorgt für ausreichen Distanz zur Straße. Gestaltet wird der Neubau vom Architekturbüro t-hoch-n.

Tunnel-Einfahrtsbereich

LED-Licht   Obwohl die LED-Technologie der Asfinag bereits in etlichen Tunneln im Einsatz ist, war das Umrüsten der Einfahrtsbeleuchtung auf LED mit einigen Hürden verbunden. Große Sanierungen mit enormen Aufwand waren unumgänglich. Jetzt konnte mit einer Neuerung unter der Federführung von Betriebstechnik-Regionalleiter Thomas Nessel in den vergangenen Wochen die Einfahrtsbeleuchtung des 230 Meter langen Farchern Tunnels auf der A 2 Südautobahn erfolgreich umgebaut werden. Denn je heller es im Freien ist, umso mehr Licht benötigt man aus Sicherheitsgründen bei den Tunneleinfahrten. Die nächsten Tunnel, die auf LED umgerüstet werden sollen, stehen auch bereits fest: Auf der A 10 Tauernautobahn sind das die Tunnel Wolfsberg, Ofenauer, Hiefler, Brentenberg, Zetzenberg, auf der A 12 Inntalautobahn der Tunnel Landeck, auf der A 9 in Oberösterreich der Tunnel Lainberg und auf der S 35 Brucker Schnellstraße in der Steiermark der Tunnel Kirchdorf.

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BauTecFokus

Neues Kompetenzzentrum für Hatec

Peneder baut in Klagenfurt   Ein neues Kapitel öffnet sich für das Familienunternehmen Hatec mit dem Spatenstich am sechsten Juli. Rund zwei Millionen Euro werden in den Standort am Südrand von Klagenfurt investiert. Das zweistöckige Kompetenzzentrum mit 920 Quadratmetern Nutzfläche wird mit modernen Büros, Simulations-Studios und einem RoboterLabor ausgestattet. Für die Planung und Baurealisierung ist der ober-österreichische Generalunternehmer Peneder verantwortlich. Mit der Fertigstellung soll dank Open-

Space-Büro größtmögliche Flexibilität in der Zusammenarbeit entstehen. Besprechungsinseln und Begegnungszonen schaffen Raum für informelle Meetings. Zusätzlich kann der Raum bei Bedarf in zwei Einheiten geteilt werden. Möglichkeiten zur Entspannung bieten der begrünte Außenbereich, eine Küche mit Aufenthaltsraum und Tischfußball sowie eine Sauna. Zusätzliche Erweiterungsmöglichkeiten sind bereits eingeplant, um für zukünftiges Wachstum gerüstet zu sein.


Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau

Baukostenindex Mai 2020

Kostenrückgang

Abschluss des Vergabeverfahrens das Wien Museum

IGO-Gruppe baut am Karlsplatz   Bereits Anfang Juli wurde die Bietergemeinschaft bestehend aus Porr, Ortner und Elin mit den Bau-Generalunternehmerleistungen für das Wien Museum Neu am Karlsplatz beauftragt. Rund 108 Millionen Euro werden investiert. Finanziert werden Sanierung und Erweiterung des städtischen Museums aus den Mitteln der Stadt. Nach dem Entwurf der Architekten Certov, Winkler + Ruck wird der denkmalgeschützte Haerdtl-Bau, der bereits seit Februar 2019 für den Umbau geschlossen ist, saniert. Über dem Gebäude schwebend entsteht hier voraussichtlich bis Herbst 2023 ein zweigeschossiger Neubau. Damit steht dem Museum in Zukunft mit einer Nettonutzfläche von 12.000 Quadratmetern eine fast verdoppelte Fläche zur Verfügung. Auch der Eingangsbereich wird mit einem großzügigen Pavillon und einer öffentlich zugänglichen Terrasse neu gestaltet. Mit der Baustelleneinrichtung und den ersten baulichen Maßnahmen wird bereits im Juli begonnen. Nach einer veranschlagten Bauzeit von drei Jahren rechnet der Bauherr mit einer Eröffnung des neuen Wien Museums im Herbst 2023.

Sinkende Baukosten verzeichneten im Vorjahresvergleich alle Bausparten des Tiefbaus im Mai 2020. Der Index für den Straßenbau erreichte 106,3 Punkte und lag damit um 3,2 Prozent unter dem Wert von Mai 2019 (-0,3 Prozent im Vergleich zu April 2020). Der Brückenbau hielt bei 107,8 Indexpunkten, die Kosten fielen somit um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, stiegen aber um 0,4 Prozent zum Vormonat. Die Kosten für den Siedlungswasserbau (108,3 Punkte) sanken um 0,6 Prozent gegenüber Mai 2019 und stiegen im Vergleich zu April 2020 um 0,5 Prozent. Diese Entwicklung ist auf die neuen Kollektivvertragsabschlüsse einiger baurelevanter Branchen zurückzuführen. Parallel zu 2019 sind die Lohnkosten für die Gesamtbaukosten sowie die Baumeisterarbeiten um jeweils 2,3 Prozent gestiegen. Allerdings werden die höheren Lohnkosten durch den Rückgang der Kosten einiger Warengruppen im Gesamtergebnis abgeschwächt.

Geplante Fertigstellung bis Ende September

28-Millionen-Schulprojekt

Schwimmende Gärten

Großumbau

Vor Jahren angekündigt, erfolgte kürzlich der Baustart für die schwimmenden Gärten am Donaukanal. Die neue Freizeitoase soll im Bereich der Kaiserbadschleuse entstehen. Im Zuge der Realisierung wird die historische Wehranlage im Bereich der U-Bahn Station Schottenring mit Überplattungen umgestaltet. Hier soll eine neue Verbindung zwischen der Donakanal-Promenade und der bisher nicht benutzbaren Konstruktion geschaffen werden. In Zukunft werden dann 1.484 Quadratmeter Nutzfläche kostenlos zur Verfügung stehen. Strenge Sicherheitsauflagen und der Denkmalschutz der Schleuse gelten als besondere Herausforderungen der Umgestaltung. Angekündigt wurden Holzdecks, Pflanztröge mit Stauden- und Gräserbepflanzungen und Sitz- und Liegemöglichkeiten am Wasser. Die Begrünung soll an Hitzetagen auch zur Abkühlung der Umgebung beitragen. „Da gerade in diesem Abschnitt des Donaukanals kaum Grün-, sondern viele Betonflächen das Bild prägen, sollen nun bewusst neue Grün- und damit attraktive Aufenthaltsräume geschaffen werden“, so Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Gestartet wird zunächst mit der Baustelleneinrichtung, dann wird es zu Abbrucharbeiten am Vorkai und auf der Schleuse für Brückenlager kommen. 3,5 Millionen Euro Baukosten umfasst das Projekt für die ChillArea am Donaukanal. Die Wehr Kaiserbad war bis 1945 in Betrieb. Am Ende des Weltkrieges wurde die Wehranlage zerstört. Teile der Kammerschleuse sowie die Schleuseninsel bestehen bis heute und werden nun im Zuge des Projekts „Schwimmende Gärten“ für alle begehbar und nutzbar gemacht. Die geplante Fertigstellung des Projekts soll Ende September erfolgen.

Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), saniert und erweitert um rund 28 Millionen Euro das Konrad Lorenz Gymnasium in der Gärtnergasse 5-7 in Gänserndorf. Mit der Planung beauftragt wurde das Architektenbüro Franz und Sue. Der Neubau mit zentraler, stockwerkübergreifender Aula soll als Begegnungsraum und Bindeglied fungieren. Im Zuge der Bauarbeiten werden die bestehenden Klassentrakte sowie das Bibliotheksgebäude abgebrochen. Nach Fertigstellung verfügt die Schule über mehrere Außenanlagen. Im Eingangsbereich verbindet ein Vorplatz mit Sitzelementen, Pergola und Mikrospielflächen das Gymnasium mit dem angrenzenden Regionalbad. Die Bepflanzung mit verschiedenen Baumarten sorgt für zusätzliche Begrünung. Die Fertigstellung soll im Frühjahr 2022 erfolgen.

Sommer 2020

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Rigips Window Planline

BMD Softwarelösungen

Mehr Licht im Innenbereich

Mehr Effizienz am Bau

Tageslicht in Innenräumen sorgt nicht nur für ein gutes Arbeitsklima, sondern hilft auch bei der raschen Genesung von Patienten. So wurde beispielsweise bei der Gestaltung des Hauses C der Uniklinik St. Pölten Wert auf großzügige Glasflächen an der Fassade und im Innenbereich gelegt. Hier kam die Rigips Window Planline zum Einsatz. Die Vorteile: absolute Flächenbündigkeit mit den tragenden Gipskarton-Ständerwänden, unsichtbaren Rahmen und Verschraubungen und eine daraus resultierende filigrane Optik. Die Fixverglasung ist hermetisch versiegelt, sodass sich kein Staub oder andere Verunreinigungen an den Randflächen absetzen kann. Das ist der Hauptgrund, weshalb die Rigips Window Planline explizit in vielen Ausschreibungen von Krankenhäusern, Labors, Gesundheitseinrichtungen und im hochwertigen Bürobau gefordert wird.

„Ressourcen-Verschwendung am Bau muss nicht sein“, lautet das Credo des BMD Bausoftwareexperten Gerhard Poschinger. Kein Wunder also, dass die Softwarelösungen von BMD nicht nur Zeit, sondern auch Kosten sparen. Die Software erfasst sämtliche Daten von der Baustellenorganisation bis hin zur Nachkalkulation der Baustelle. So verfügen die Nutzer über einen einheitlichen Wissenstand und behalten den Überblick. Mit dieser BMD Baustellen-Stammdatenlage können bereits den Dokumenten Aufgaben oder Termine zugeordnet werden werden, damit ein elektronischer Baustellenakt entsteht. Hier werden sämtliche Dokumente wie Angebote, Aufträge, Lieferscheine oder Mahnungen vollautomatisch der Baustelle bezehungsweise dem Kunden zugeordnet. Angefangen von E-Mails, Fotos, aber auch CAD-Entwürfen, bis hin zu gescannten Dokumenten, kann alles im BMD Dokumentenmanagement einfach archiviert werden. Eine weitere Option ist die Überleitung aus der Ausschreibungssoftware „Auer-Success“ in das Angebotswesen. Nach erfolgter Beauftragung des Bauvorhabens lassen sich Projektpläne mit einzelnen Bauphasen und Meilensteinen definieren. Auch die Baustellenzeiterfassung lässt sich bequem in der BDM Cloud speichern. Die Mitarbeiter selbst können ihre Arbeitszeiten via App aufzeichnen. Die Verwaltung der Geräte lässt sich mittels BMD Verleih organisieren. Die Ausgabe der Geräte kann mittels eigenen Ausgabescheinen oder mit Material-Lieferscheinen erfolgen. Die Belastung der Baustellen mit den Verleihkosten wird automatisch durchgeführt und kann jederzeit in der Baustellennachkalkulation ausgewertet werden.

Baustellensicherheit

Messtechnik  Für die Sicherheit auf der Baustelle im Parlament sorgt das in Bad Vöslau ansässige Startup DocTec von Johannes Schabauer. Das Startup entwickelt Sensoren für die Baustellenüberwachung, die präzise Messdaten, ausgeklügelte Auswertungen sowie verlässliche Alarmierungen in Echtzeit garantieren. Nach erfolgreicher Marktpositionierung im Jahr 2018, liegt nun der Fokus auf der Intergration von speziellem Know-how.

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig

Seit Mai 2020 hat der Ziegelhersteller Wienerberger mit Michael Harry einen neuen Vertriebsleiter für den Bereich DACH.

Milan Zahradnik freut sich über die Beteiligung seines PropTechs Proster am Pi Labs Accelerator Program.

Eine berührungslose Check-InLösung für Besucher bietet Proxyclick-CEO Gregory Blondeau.

News Ticker Intelligente Fußbodenheizung: Der Smart Climate Comfort Floor von Dimplex ermöglicht eine schnelle und einfache Montage. Right-to-plug-Regelung: Bisher mussten alle Bewohner dem Einbau der E-Ladestation in der hauseigenen Garage zustimmen. Diese Einstimmigkeit soll nun ab Herbst fallen. Ein Entwurf für eine Gesetzesänderung wird vorbereitet.

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BauTecFokus

Fotos: untermStrich, Bosch, Delta, Frauenhofer IGD, Rigips/Kelemen, Trimmel Wall Architektur, Wienerberger Österreich GmbH, Propster,

Rubrik Unternehmen & Projekte


Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen

Zählerstand selbst ablesen

Online-Tool

Digital Data Environment

Datenpool-App von Delta  Mit dem Datenpool wird nicht nur eine innovative Software angeboten, sondern zusätzlich auch das Projektmanagement Know-how aus mehr als 40 Jahren erfolgreicher Projektabwicklung der DELTA Gruppe. Ab sofort steht der Datenpool den Benutzern auch als praktische App zur Verfügung und kann jederzeit und überall – egal ob auf der Baustelle oder im Büro – ganz einfach auf dem Smartphone abgerufen werden: alle Projektdaten inklusive.

Die Datenpool App kann vom App Store für die Betriebssysteme iOS und Android heruntergeladen werden. Mit der neuen App wird es möglich, über das Smartphone direkt auf Datenpool-Projekte zuzugreifen und Informationen abzurufen. Dem Nutzer wird es außerdem ermöglicht, schnell und einfach alle benötigten Dokumente zu finden. Die App verfügt über Funktionen wie die Freigabe von Workflows, das Versenden und Empfangen von Nachrichten.

Aufgrund der COVID-19-Pandemie änderte die österreichische Bundesregierung im April 2020 zahlreiche gesetzliche Rahmenbedingungen wie etwa das Heizkostenabrechnungsgsetz. Ziel war es, Verbrauchsdatenablesungen durch externes Fachpersonal kurzfristig zu beschränken, damit die Ansteckungsgefahr der Bewohner sowie des Ablesepersonals minimiert wird. Um die Kunden optimal dabei zu unterstützen, entwickelte das PropTech Symvaro in kürzester Zeit ein eigenes Online-Portal. Darin konnten alle Techem Kunden ihre Werte der Wärme- und Kältezähler, Warm- und Kaltwasserzähler sowie Heizkostenverteiler zur Abrechnungserstellung online bekannt geben. Die Zusammenarbeit mit Symvaro e­ rklärt Bernd Markt, Head of Sales & Marketing der Techem Messtechnik­ folgendermaßen: „Wir kannten ihr Leistungs­portfolio und waren uns sicher, nach einer gemeinsamen Weiterentwicklung die Lösungen am Markt einsetzen zu können.“

Frauenhofer IGD entwickelt Software

Vernetzte Sensoren  Das Frauenhofer-Institut für Graphische Datenverabreitung (IGD) hat eine Software entwickelt, die im Bereich Smart Living weg von Einzellösungen hin zu einem vernetzten System geht. Verschiedene Sensoren werden miteinander vernetzt und können so Situationen im häuslichen Umfeld erkennen und entsprechende Aktionen durchführen. Diese Innovation kann vor allem in Pflegeeinrichtungen Personal entlasten und Leben retten, aber auch in Privatwohnungen können die Smart-Living-Technologien problemlos eingesetzt werden. So erkennt der Controller uCORE mit der Software uLive über die angeschlossenen Sensoren verschiedene vordefinierte Situationen und löst festgelegte Aktionen individualisiert aus. Das System kann jederzeit optimal auf die individuellen Bedürfnisse seines Nutzers angepasst sowie nachgerüstet werden.

Update für untermStrich x3

Organisationstool  Schon vor Corona stand untermStrich für gute Handhabung in Home-Office-Situationen. Das aktuelle Update untermStrich X3 beinhaltet neben einer Vielzahl von Tools und technischen Neuerungen, User-Interface Überarbeitung sowie besagte Erleichterungen für das tagtägliche Arbeitsleben. Eine der wichtigsten neuen Eigenschaften ist die Möglichkeit, Honorarnoten flexibel in der Datenbank zu verschieben und sogar anzugleichen.

Sommer 2020

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Unternehmen & Projekte

Viessmann macht‘s möglich

Die Heizung per Sprachbefehl steuern  Ab sofort lässt sich in wenigen Schritten Viessmann Alexa Skill aktivieren, um es mit den gleichnamigen Heizsystemen per Sprachbefehl via Alexa zu steuern. So kann anschließend nicht nur die Heizkreis- und Raumtemperatur angepasst werden, auch die Außentemperatur lässt sich problemlos abfragen. Im Amazon-Skill-Store stehen zum Start gleich zwei kostenlose Services zur Verfügung: Viessmann Basic und Viessmann Costum. Viessmann Basic ist der Alexa-Standard-Skill. Dieser besteht aus vorgegebenen Befehlen für Heiz- und Klimasysteme, mit dem sich beispielsweise die Soll- und Ist-Temperaturen abfragen lassen. Zusätzlich können sich Temperaturen einfach einstellen lassen. Der Alexa-Skill Viessmann Coustum geht einen Schritt weiter: er

ist benutzerdefiniert. So bietet er die gleichen Funktionen wie der Alexa-StandardSkill, darüber hinaus sind weitere individuelle Sprachbefehle und Variationen in der Reihenfolge der Wörter innerhalb des Sprachbefehls möglich. Dieser Skill wird weiterentwickelt und um Funktionen für Lösungen des gesamten Viessmann Portfolios erweitert. Nutzer eines Viessmann Heiz- und Batterienspeichersystems können somit Temperaturen steuern und den Autarkiegrad abfragen. 1917 gegründet wandelt sich Viessmann kontinuierlich vom Heiztechnikhersteller zum Lösungsanbieter für den kompletten Lebensraum und integriert auf Basis der Energiequellen Produkte und Systeme über Plattformen und digitale Services.

Sanierung im Wohnbau

Kluger Schutz  Vor allem in den heißen Sommermonaten haben die Bewohner mit hohen Temperaturen in den eigenen vier Wänden zu kämpfen. Die Lösung ist für viele die Anschaffung eines Klimageräts. Diese belasten jedoch die Umwelt, weshalb es wichtig ist, bereits bei geplanten Sanierungsarbeiten entsprechende Maßnahmen zu setzen. Markisen, Rolläden und Raffstore sind hier die ökologisch sinnvollste und gesündeste Wahl. So kann ein effektiver außenliegender Sonnenschutz die Temperatur von Innenräumen um rund zehn Grad kühler halten als im Vergleich ein Raum mit unbeschatteten Fesntern. Effektiv ist der Sonnenschutz dann, wenn er 85 Prozent der Sonneneinstrahlung vom dahinterliegenden Raum abhält. Zehn bis 15 Prozent Lichteintrag sind bei direkter Sonne völlig ausreichend, um Räume zu belichten. Die Beschattungssysteme, die vor allem tagsüber zum Einsatz kommen, lassen sich heutzutage leicht per Smartphone oder Tablet regulieren.

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BauTecFokus

Wachstum durch Innovation und Kooperation

Bosch bringt Akku-Allianz  Allein im vergangenen Jahr konnte Bosch Power Tools seinen Umsatz um drei Prozent auf 4,8 Milliarden Euro steigern. Das Unternehmen bringt innerhalb eines Jahres bis zu 100 Innovationen auf den Markt. Nun geht Bosch Power Tools einen weiteren Schritt und öffnet sich gegenüber anderen Herstellern bezüglich der Verwendung von Akkus und Ladegeräten. Künftig können mit ein und demselben 18 Volt-Akku sowohl Elektrowerkzeuge, Gartengeräte und Haushaltsgeräte von Bosch als auch

Produkte der Marken Gardena, Emmaljunga, Gloria, Wagner und Rapid betrieben werden. So sparen Verwender beim Kauf von Produkten der Allianz künftig nicht nur Geld, sondern auch Platz und Zeit. Bosch selbst baut das Akku-Segment bis 2022 um 100 Geräte aus und bringt damit mehr Akku-Geräte als jemals zuvor innerhalb von zwei Jahren auf den Markt. Der Anteil kabelloser Elektrowerkzeuge wird innerhalb der nächsten drei Jahre von 60 auf 80 Prozent steigen.


Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen

Traumhafter Ausblick für Alt- und Neubauwohnungen

Hohe Effizienz

Innovative Fenster-Schiebelemente

Abgasnutzung

Perfekte Fensterlösungen im Alt- und Neubau sind dank innovativer Schiebeelemente von Hacksteiner-Metall aus Faistenau bei Salzburg möglich. Gleich sechs AXAAR-Elemente wurden in eine Wiener Altbauwohnung in der Nähe des Schloss Schönbrunn eingebaut. Das größte Schiebeelement ist 5,4 Meter breit und 2,4 Meter hoch. Die Einbauneigung beträgt 45 Grad. Die Fensterflügel sind mit einem Motorantrieb ausgestattet und auch die Beschattung außen und die Verdunklungsrollos innen funktionieren per Knopfdruck. Die Innovation von Hacksteiner-Metall kommt immer öfter bei Dachgeschoßausbauten zum Einsatz, da die Systeme großflächig in geneigte Wände oder Dachflächen eingesetzt werden können. Besonders beliebt sind die Anfertigungen in historischen Altstädten. So wer-

den die AXAAR-Elemente individuell angefertigt und beziehen bei der Produktion Wärme­schutz, Schallschutz, Luftdurchlässigkeit, Windwiderstand sowie Schlag­ regen­dichtheit mit ein. Stadardmäßig werden hoch isolierende Gläser eingebaut. Zudem werden Zugluft, Kondensat und Kältestrahlung in Kombination mit den wärmegedämmten Rahmen optimiert. Für noch mehr Lebensqualität sorgt der hohe Lichteinfall durch die Schiebeelemente. Mit AXAAR hat Hacksteiner-Metall ein wärmegedämmtes Schiebesystem entwickelt, das weltweit gefragt ist. So haben die AXAARSysteme außerdem auch eine Zertifizierung für den Einbau im amerikanischen, britischen und asiatischen Raum. Seit 2006 führt Wilhelm Rinnerthaler als Geschäftsführer das Unternehmen.

Die neuen Dampf-Luftbefeuchter von Condair erleichtert nicht nur die Installation, sondern bedürfen auch geringer Investitionskosten. Bei den mit Erdgas beheizten Dampf-Luftbefeuchtern der Baureihe GS von Condair dürfen bei der Dampferzeugung entstehenden Abgase der Gebäudeabluft zugegeben und ins Freie abgeführt werden. Dadurch entfällt, wie bislang gefordert, die Abführung der Brenngase über einen separaten Schornstein. Gleichzeitig kann die darin enthaltene Wärme zurückgewonnen und zur Beheizung verwendet werden. Gleichzeitig lassen sich mit dem DampfLuftbefeuchter der Serie Condair GS aktuelle und historische Betriebsdaten sowie Störungs- und Wartungsmeldungen anzeigen und weiterleiten.

GARANTIERT ZUKUNFTSORIENTIERT. Wir von LEYRER + GRAF halten unsere Versprechen nicht nur, wir garantieren sie sogar. Und fühlen uns als eigentümergeführtes, österreichisches Bauunternehmen verpflichtet, durch zukunftsorientiertes, nachhaltiges Denken und Handeln einen langfristigen Beitrag für unser Land zu leisten. Auf uns können Sie bauen. Und vertrauen.

Leyrer + GraF Baugesellschaft m.b.H. | Hochbau • Tiefbau • Energie + Telekom • Holztechnik | www.leyrer-graf.at

Sommer 2020

Ing. Manuela Foltyn, Kalkulantin

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Rubrik Aufsteiger Absteiger

Zwanzig Jahre internationale Erfahrung Branchenprofi. Mike Bucher übernimmt als Vorstandsvorsitzender die Gesamtverantwortung der internationalen Schöck Gruppe und legt seinen Fokus auf die strategische Ausrichtung, den nationalen und internationalen Vertrieb sowie das Marketing.

1  1999

4  2018

Mike Bucher steigt in die Baustoffbranche ein und zeichnet sieben Jahre lang als Export Leiter für die Creaton verantwortlich. Der diplomierte Betriebswirt hatte zuvor das Studium Medien- und Kommunikationswirtschaft an der dualen Hochschule Baden-Württemberg abgeschlossen, diesem folgte ein Master in Wirtschaftsrecht an der HFH Hamburger FernHochschule.

Im Jänner 2018 übernimmt Bucher die Geschäftsführung von Wienerberger Ziegelindustrie. Freiberuflich ist er als Beirat der MDHolding tätig.

5

2  2006 Mit dem Sprung zu Geze gelingt der Wechsel in die Architekturbranche. Bucher übernimmt für vier Jahre die Geschäftsführung.

2

4

MIKE BUCHER Vorstandsvorsitzender Schöck Gruppe.

3

1 3  2010 Bucher bleibt der Architekturbranche treu und avanciert zum Geschäftsführer von Prefa Aluminiumprodukte. Acht Jahre lenkt er das Unternehmen zum Erfolg.

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BauTecFokus

5  2020 Bucher übernimmt als CEO die Gesamtverantwortung der internationalen Schöck Gruppe, diese erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 202 Millionen Euro und überschritt die 1.000 Mitarbeiter-Grenze.


Projekt imFokus

2025 Fotos: SHoP/BVN Architects

Der weltweit höchste Turm in Holz-Hybridbauweise soll nahe dem Hauptbahnhof in Sydney errichtet werden. Auftraggeber ist dabei das Softwareunternehmen Atlassian, das mit seinem neuen Headquarter ein Statement setzen will. Der Baubeginn ist mit 2021 geplant, fertig soll der Hybrid 2025 sein.

40 25.000

Das Gebäude soll dem Viertel, in dem es gebaut wird, neuen Schwung verleihen. Rund 25.000 neue Arbeitsplätze werden dort geschaffen, um die Attraktivität des Standorts zu erhöhen.

4.000

Die derzeit 4.000 Mitarbeiter von Atlassian finden im neuen Headquarter ideale Arbeitsbedingungen vor, 2.500 Arbeitsplätze sollen zusätzlich geschaffen werden.

50

Die 40 Holz-Geschosse des Turms sollen von einem Stahlskelett getragen und mit einer Stahl-Glas-Fassade versehen werden. Die Höhe wird um die rund 180 Meter betragen. Im Hybrid wird auf natürliche Ventilation gesetzt. Großzügig bepflanzte Terrassen sowie Selbstbeschattungselemente und Solarpaneele in der Fassade produzieren nachhaltige Energie direkt vor Ort.

100

2

Zwei Büros wurden für die Planung des ambitionierten Vorhabens engagiert. Mit dem in New York ansässigen Architektenteam SHoP und dem australischen Architekturbüro BVN wurden zwei innovative Weltmarktführer zusammengespannt, um die Vision von Atlassian umzusetzen.

Großen Wert legt Atlassian auf die Energieeffizienz des Hybriden. Für den Betrieb sollen 100 Prozent erneuerbare Energien genutzt werden, eine Netto-Nullemission wird angestrebt.

Geplant ist ein um 50 Prozent geringerer Energieverbrauch gegenüber herkömmlichen Gebäuden dieser Größe. Verglichen mit konventionellen Bauweisen soll die Errichtung in Hybridbauweise eine CO2-Einsparung von rund 50 Prozent ermöglichen.

Sommer 2020

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Rubrik Top Deal

600 Millionen EuroStreit beigelegt Kölner Stadtarchiv-Einsturz. Nach elf Jahren kommt es zwischen der Arbeitsgemeinschaft aus Bilfinger, Wayss & Freytag Ingenieurbau und Strabag-Tochter Ed. Züblin und der Stadt Köln zu einer außergerichtlichen Einigung. Die großen Verlierer sind die Versicherer.

M

it dem Vergleich schließt sich der Akt um das Projekt NordSüd-Stadtbahn Köln und damit um eine der größten Baukatastrophen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das Archivgebäude in der Kölner Südstadt war am frühen Nachmittag des 3. März 2009 bei U-Bahnbauarbeiten in eine riesige unterirdische Baugrube gestürzt und hatte zwei Nachbarhäuser mit in die Tiefe gerissen. In einem dieser Häuser kamen zwei junge Männer ums Leben, insgesamt 30 Regalkilometer Archivgut wurden verschüttet. Mit der Zahlung von insgesamt 600 Millionen Euro seitens der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) werden alle Forderungen der Stadt Köln und der Kölner Verkehrs-Betriebe abgegolten. Im Rahmen der Vergleichsvereinbarung wurde die ARGE zur Sanierung, sowie zur erweiterten Rohbaufertigstellung des Gleiswechselbauwerks, inklusive des integrierten Hohlraums für eine spätere Gedenkstätte, auf eigene Kosten verpflichtet.

Versicherer zahlen „Angesichts der überaus komplexen Thematik der Schadensursache, die alle Beteiligten nun bereits seit mehr als 11 Jahren beschäftigt und wohl auch noch weitere 10-15 Jahre beschäftigt hätte, und nach intensiver Abwägung aller Optionen, halten wir die erzielte

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BauTecFokus

Einigung für sinnvoll – nicht nur für alle Projektbeteiligten, sondern auch für unsere Anteilseigner,“ erklärt Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender der Strabag. „Es ist an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen und sich auf die anstehenden Herausforderungen in diesen schwierigen Zeiten zu konzentrieren. Dennoch bleibt der 3. März 2009 ein zutiefst tragischer Tag, den wir nie vergessen werden.“ Auf den Strabag-Konzern entfallen anteilsgemäß 200 Millionen Euro der Vergleichssumme. Aufgrund der Versicherungsdeckung sowie entsprechender Risikovorsorge bleibt die Ergebnisschätzung des börsenotierten Konzerns für das Geschäftsjahr 2020 von der Einigung unberührt. Auch Bilfinger gibt an, dass die auf das Unternehmen entfallenden Zahlungen in Höhe von 200 Millionen Euro vollständig durch die Versicherer abgedeckt werden. Insgesamt hatte die Stadt Köln eine Schadenssumme von 1,3 Milliarden Euro veranschlagt. Im Jahr 2009 erhielt die Stadt von der Provinzial Rheinland 61,5 Millionen Euro an Versicherungsleistung.

Schonung von Zeit und Ressourcen Durch die Einigung kann ein weiterer langjähriger Rechtsstreit über die Schadensursache und -höhe mit Bindung von materiellen

und personellen Ressourcen vermieden werden. In den zurückliegenden elf Jahren haben sich die Untersuchungen zur Einsturzursache fast ausschließlich auf eine Fehlstelle in der Schlitzwand konzentriert. Ursprünglich waren für die Erforschung dieses Szenarios nur zwei Jahre vorgesehen. Die anderen relevanten Verdachtsstellen waren für eine zweifelsfreie Ursachenforschung bisher nicht tiefgehend genug untersucht worden. Daher gilt bei diesem technisch höchst komplexen Thema für die ARGE nach wie vor, dass die Ursache nicht abschließend geklärt ist.

Stillstand beenden Auch um weitere Verzögerungen zu vermeiden, hat die ARGE trotz der nicht vollständigen Aufklärung der Schadensursache einer Beendigung der Erkundungen zugestimmt. Dies nicht zuletzt, um auf diesem Wege einen Beitrag zum Stadtfrieden zu leisten und den Stillstand am Waidmarkt zu beenden. Damit sind nun die Voraussetzungen für die Sanierung und Fertigstellung des Gleiswechselbauwerks sowie die Vollendung der U-Bahnlinie geschaffen und den Bewohnern Kölns kann in absehbarer Zeit eine durchgängige U-Bahnlinie zur Verfügung gestellt werden.


Green Deal: Fluch oder Segen

F

ür die Bau- und Immobilienwirtschaft steht 2020 im Zeichen von Klimawandel und den Folgen der CoronaPandemie. Während vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie für viele Branchenmitglieder und Bauherren eine gigantische Herausforderung darstellen, eröffnen New-Work-Modelle verstärkt ein notwendiges digitales und integrales Arbeiten. Dieses neue Arbeiten fördert ein interdisziplinäres Denken, Planen und Umsetzen sowie eine neue Transparenz auf die nachhaltige Gebäude-, Raum- und Stadtplanung.

Intensiver Austausch Der 10. Kongress der IG Lebenszyklus Bau am 20. Oktober 2020 dient dem intensiven Austausch zwischen nationaler und internationaler Politik, Bauherren und Vertretern der Bau- und Immobilienbranche und greift die Themen rund um Mobilität, Vernetzung und Verknappung als wesentliche Faktoren im Hinblick auf den europäischen Green Deal auf. Die IG Lebenszyklus Bau nimmt im Arbeits-

programm sowie mit dem Kongress 2020 die gesellschaftliche Verantwortung der Bau- und Immobilienbranche beim Klimaschutz wahr: Die Arbeitsgruppen des Vereins, zu denen führende Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung und Politik zählen, erörtern, diskutieren und entwickeln Problemstellungen und innovative Strategien und Lösungsansätze.

Innovationsschübe nach Corona Wie eröffnen New-Work-Modelle neue Perspektiven für Klimaschutz und Digitalisierung? Was sind die Grundlagen einer zukunftsfähigen Gesellschaft? Klimaschutz und New Economy? Ein Widerspruch? Wie tragen Gebäude zum nachhaltigen Klimaschutz bei? Der europäische Green Deal und seine Rahmenbedingungen: Fluch oder Segen? Wie planen, bauen, finanzieren und betreiben wir bis 2040? Nachhaltig durch Verzicht oder nachhaltig durch technologische Innovation? Mit diesen Fragen beschäftigen sich am 20. Oktober im Rahmen des 10. Kongresses der IG Lebenszyklus Bau rund 20 hochkarätige

Speaker in Keynotevorträgen, Diskussionen und Arbeitsergebnispräsentationen, darunter ein hochrangiger Vertreter der Europäischen Kommission, der frühere weltweite Kampagnendirektor von Greenpeace, Wolfgang Pekny, Jürgen Schneider (Sektionschef im Bundesministerium für Klimaschutz), Roland Bechmann (Vorstandsmitglied der Werner Sobek AG), Christoph M. Achammer (ATP architekten ingenieure), Klaus Reisinger (iC consulenten), Brigitte Karigl (Umweltbundesamt), Tim Schabert (KPMG), Walter Hammertinger (Value One), Berthold Lindner (Heid & Partner Rechtsanwälte), Erich Thewanger (KPMG), Wolfgang Kradischnig (DELTA), Karl Friedl (M.O.O.CON), u.v.m … Der Kongress richtet sich an innovative Bauherren, Projektentwickler und Stadtplaner und weitere Vertreter der Bau- und Immobilienbranche. Der Termin verspricht intensives Networking mit rund 200 Teilnehmern, Zukunftstrends und topaktuelle Branchennews. www.ig-lebenszyklus.at/kongress2020

Sommer 2020

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Foto: Leo Hagen/IG Lebenszyklus Bau: Kongress der IG Lebenszyklus Bau

10. Kongress der IG Lebenszyklus Bau. Strategien für eine nachhaltige Stadt-, Raum- und Gebäudeentwicklung in Österreich und in der Europäischen Union.


Rubrik Problemlöser ImFokus

Firmengründer GBuilder

Harri Majala

1. DAS PROBLEM

In der Verkaufs- und Bemusterungsphase müssen sich Kunden oft basierend auf nichtssagenden ­Beispielbildern oder eindimensionalen Grundrissen für Material- und Ausstattungsoptionen ­entscheiden. Für Projektentwickler und Ausführende fallen dabei mühsame Material- und Mengenkalkulationen, die Erstellung von Raumbüchern und Verträgen, sowie zeitintensive Abstimmungsprozesse an. 2. DIE LÖSUNG

© GBuilder

Die finnische Software GBuilder verwandelt CADDateien in interaktive 3D-Modelle in hoher Auflösung und ermöglicht den Kunden das digitale und interaktive Besichtigen, Bemustern und Möblieren im exakten 3D-Modell. In Echtzeit können das Aussehen sowie die Kosten von verschiedenen Material- und Ausstattungsoptionen verglichen und unterschiedliche Möblierungen ausprobiert werden. Das System funktioniert auf jedem gängigen Gerät mit Internetverbindung. Wohnungen und Häuser können so samt Ausstattungsangebot in hoher Detailtreue und unabhängig vom Baufortschritt präsentiert werden. Sonderwünsche werden sofort vom System transparent angegeben und kalkuliert, der für Projektentwickler oft sehr individuelle Freigabeprozess mit verschiedenen Partnern und Ausführenden wird vom Tool unterstützt. Zusätzlich können auch Mängel mit dem GBuilder verwaltet werden. Durch die Automatisierung von Datenverwaltung und Abläufen werden signifikant Kosten und Zeit gespart, Fehler vermieden und der Gewinn bei Ausstattungs- und Materialauswahl gesteigert.

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BauTecFokus

2020 DIE ZAHL GBuilder wurde vom Bauunternehmer Harri Majala 2012 in Finnland entwickelt. Mit dem Einsatz bei großen skandinavischen Projektenwicklern wie Skanska, Bonava und YIT wagt sich das Unternehmen in weitere Märkte vor und möchte in England, Tschechien und der Slowakei Marktanteile gewinnen. 2020 gehen erste Projekte in Österreich und Deutschland an den Start.


Advertorial

Hotel- und Freizeitimmobilien „Buy to Let“-Modelle aus steuerlicher Sicht.

Fotos: prescott09, Matthias Nemmert , studiohorak

G

emeinden möchten sogenannte „kalte“ Betten vermeiden. Immobilieninvestoren wünschen sich höhere Renditen als mit der klassischen Vorsorgewohnung. Buy to LetModelle können im besten Fall beide Erwartungen erfüllen. In diesem Modell erwirbt der Anleger eine Freizeitimmobilie und überlässt diese im Anschluss an einen Betreiber, welcher die kurzfristigen Vermietungen an Touristen übernimmt. Aus steuerlicher Sicht ist vor allem auf die Erzielung einer ausreichenden Rendite zur Gewährleistung des Vorsteuerabzuges zu achten. Da sich der Mietzins für den Eigentümer am erwirtschafteten Umsatz bemisst, hängt der Erfolg dieses Modells insbesondere von der Auslastung ab.

destens 20 Jahre erfolgt und innerhalb eines Zeitraumes von 20 Jahren ab Beginn der Vermietung bzw 23 Jahren ab dem erstmaligen Anfallen von Aufwendungen ein Gesamtüberschuss erwartet wird. Andernfalls würde ein steuerlich unbeachtliches sogenanntes Liebhabereiprojekt vorliegen.

Bei Erwerb der Eigentumswohnung fallen aus steuerlicher Sicht die üblichen Nebenkosten wie 3,5 %  Grunderwerbsteuer und 1,1 %  Eintragungsgebühr an. Die Übertragung von Immobilien ist grundsätzlich von der Umsatzsteuer befreit. In der Regel wird für Immobilien im Rahmen des Buy to LetModells seitens des Errichters aber freiwillig zur Umsatzsteuerpflicht optiert. Dies ist möglich und sinnvoll, sofern seitens des Käufers eine Berechtigung zum Vorsteuerabzug besteht. Voraussetzung dafür ist, dass eine umsatzsteuerpflichtige Vermietung für min-

Zum Nachweis, dass ein ausreichender Gesamtüberschuss erzielt wird, empfiehlt sich die Erstellung einer realistischen Prognoserechnung. Zeichnet sich später ab, dass aus der Vermietung kein Gesamtüberschuss erwirtschaftet werden kann, muss die Vorsteuer zurückgezahlt werden. Vor diesem Hintergrund sind iZm dem Buy to Let-Modell insbesondere die Lage der Eigentumswohnung und die Wahl eines erfolgreichen Betreibers ausschlaggebend. Andernfalls werden sich die vermeintlich hohen Renditen des Buy to Let-Modells, welche vom Umsatz abhängig

LeitnerLeitner Wirtschaftsprüfer Steuerberater

Natascha Stornig-Wisek, Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin bei LeitnerLeitner Wien.

Am Heumarkt 7 A-1030 Wien Tel: +43 /1/718 98 90 Fax: + 43 /1/718 98 90 - 804 E-Mail: wien.office@leitnerleitner.com

Helene Breit, Steuerberaterin bei LeitnerLeitner Wien. sind, nicht einstellen und es droht der Verlust des Vorsteuerabzugs. Auch wenn die umsatzsteuerpflichtige Vermietung der Wohnung vor Ablauf von 20 Jahren beendet wird, um etwa die Wohnung ausschließlich selbst zu nutzen (sofern dies rechtlich zulässig ist), kommt es zu einer aliquoten Rückzahlung der geltend gemachten Vorsteuern. Für ausländische Investoren gilt, dass diese mit den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung in Österreich der beschränkten Steuerpflicht unterliegen. Gewinne aus einer Veräußerung der Immobilie unterliegen in Österreich einer 30 %igen Flat Tax (ImmoESt) unabhängig von Behaltefristen. n

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EINE GRENZNAHE BAUERFAHRUNG 44

KONSEQUENT EFFIZIENT

Im Coverinterview erzählt Drees & Sommer-Geschäftsführer Georg Stadhofer über den Green Deal, Energieeffizenz und Contracting. Und warum an BIM keiner vorbeikommt. 42

BauTecFokus

Geschäftsführer Stefan Graf hat das Waldviertler Unternehmen Leyrer + Graf erfolgreich durch die Coronazeit gesteuert und dabei viel gelernt. In Zu Tisch mit ... erzählt er, was es bedeutet, ein regionaler Big Player zu sein.

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SO HART TRAF ES DIE BAUWIRTSCHAFT Österreichs führende Baumanager blicken auf die harte Zeit während der COVID-19-Pandemie zurück, beantworten Fragen hinsichtlich der Auswirkungen auf das zweite Halbjahr und wagen einen Ausblick auf 2021.


LEBENSWELTEN

LINZ-PUNKT Business- und Wohnviertel, Linz

Foto: Dietmar Tollerian

www.kaufmann.at

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Architektur Generalplanung Projektsteuerung Bauleitung Projektmanagement


Positionen & Meinungen

Konsequent effizient Energiewende. Der frischgebackene IFMA Austria-Präsident Georg Stadlhofer ist überzeugt: „Der Green Deal und der Umstieg hin zu einer energieeffizienteren und klimaneutralen Wirtschaft wird bestimmt viel Geld kosten - ist aber ein Gebot der Stunde.“ Das Gespräch führten: Lisa Grüner und Michael Neubauer

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von Gebäuden rund 30 Prozent aller CO2Emissionen! Und zu COVID-19: Die Krise hat uns natürlich alle stark gefordert! Die damit zusammenhängenden Herausforderungen waren und sind enorm! Oberste Priorität war es dabei immer, ein sicheres Arbeitsumfeld für alle Mitarbeiter zu gewährleisten, gleichzeitig musste der Betrieb von Büroanwesenheit auf Home-Office und Online umgestellt werden. Gebäude wurden runtergefahren, Services angepasst und schließlich wieder sukzessive hochgefahren. Vor allem unsere Kollegen, die im Bereich der kritischen Infrastruktur tätig waren, haben hier großartige Arbeit geleistet! Wird Facility Management in Zukunft eine größere Bedeutung zukommen?

Fotos: Michael Hetzmannseder

Herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum IFMA Austria-Präsidenten. Spannende Zeiten. Wie stark hat die COVID-19-Pandemie die Branche getroffen? Georg Stadlhofer: Vielen herzlichen Dank! Ich freue mich schon sehr auf diese spannende Aufgabe! Facility Management als Sammelbranche steht in Österreich ja immerhin für mehr als 200.000 Beschäftigte und einen Gesamtumsatz von rund 18 Milliarden Euro. Mit unseren Leistungen erreichen wir über 2,5 Millionen Kunden und tragen damit entscheidend zu einem produktiven, gesunden Arbeitsumfeld in Österreich bei. Neben diesem klaren Blick auf den Menschen im Arbeitsprozess, wird der Beitrag des Immobilien- und Facility Managements zum Klimaschutz eines meiner zentralen Anliegen sein. Schließlich verursacht der Betrieb


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Positionen & Meinungen

„Der europäische Green Deal ist ein zentrales Anliegen der Europäischen Kommission.“

Der Gebäudebetrieb wird mit Sicherheit an Bedeutung gewinnen. Allein vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen im Bereich Klimaschutz und Energieeffizienz. Der europäische Green Deal ist ein zentrales Anliegen der Europäischen Kommission und enthält schon sehr konkrete Zielvorstellungen und Vorgaben – beispielweise Klimaneutralität bis 2050. Eine wichtige Maßnahme dafür ist, die jetzige Sanierungsquote von ungefähr einem Prozent auf drei Prozent zu heben. Das heißt, nicht nur der Gebäudebetrieb, aber auch der Gebäudebestand an sich, für den wir in der Betriebsphase verantwortlich zeichnen, wird stärker in den Fokus rücken. Ein energieeffizienter Betrieb und eine entsprechende Optimierung des Gebäudebestandes sowie ein schonender

Umgang mit den darin befindlichen Ressourcen wird mit Sicherheit wichtiger werden. Ist dies angesichts der leeren Kassen auch realistisch? Eine berechtigte Frage. Der Green Deal und der Umstieg hin zu einer energieeffizienteren und klimaneutralen Wirtschaft wird bestimmt viel Geld kosten. Da ist die aktuelle ökonomische Entwicklung mit Sicherheit eine zusätzliche, große Herausforderung. Gleichzeitig bieten sich dadurch jede Menge Chancen. Auch die aktuellen politischen Signale zeigen deutlich, dass es gerade für Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung Unterstützung geben wird. Darüber hinaus arbeiten schon heute viele unserer Mitglieder intensiv an Lösungen und Ansätzen, um ihre Immobilienbestände energieeffizienter zu gestalten. Apropos Effizienz: Ein wichtiger Stellhebel für die Effizienz im Facility Management sind die Flächen. Jeder Quadratmeter, der nicht geplant, gebaut und betrieben werden muss, schont Ressourcen und Budgets. Um die Nutzung von Flächen entsprechend effizient zu gestalten, war das Thema Mobiles Arbeiten immer schon ein wichtiger Baustein, der nun durch COVID-19 plötzlich unglaublich an Bedeutung und Brisanz gewonnen hat. Auch jene Unternehmen, die bisher diesem Wunsch der Mitarbeiter eher skeptisch gegenüber standen, haben in den letzten Monaten gesehen, dass das Arbeiten zu Hause funktioniert und die Kollegen, oft unter großem persönlichem Einsatz, ihre Aufgaben weiter bravourös erfüllt haben. Zudem hatten jene Unternehmen, deren Kultur, Systeme und Prozesse bereits davor Home-Office ermöglichten und unterstützten, einen Vorteil im Lockdown. Aus diesem Grund fiel einigen der Umstieg bedeutend leichter. Wir sind schon gespannt auf die langfristigen Auswirkungen dieser Entwicklung und werden die Diskussion dazu auch mit einer eigenen Plattform innerhalb der IFMA Austria, dem Forum Arbeitswelten, breiter aufstellen und aktiv führen. Noch einmal kurz zurück zur Energieeffizienz. Stehen wir vor einem Revival des Contracting?

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Ich glaube, ja. Auch vor dem Hintergrund der zuvor angesprochenen leeren Kassen. Contracting bedeutet ja für den Investor oder Bauherren, dass seine Anfangsinvestition geringer ist, da er die Herstellung der Energieerzeugung und des -betriebs nicht selbst zahlen muss, sondern dem Contracting-Geber über die Energiekosten ersetzt. Im Falle eines Investors können diese dann sogar über die Betriebskosten an den Mieter weitergegeben werden.

Contracting ist immer dann hoch im Kurs, wenn die Energiekosten hoch sind. Ist damit zu rechnen, dass die Energiekosten steigen? Keine leichte Frage. Sicher ist, dass die Kosten für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern, oder anders formuliert, die Kosten für die durch Energieverbrauch entstehenden Klimaschäden in nicht allzu ferner Zukunft eingepreist werden müssen. Im Gegenzug wird alles, was klimaneutral ist, begünstigt werden.

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Welche Rolle wird die fortschreitende Digitalisierung dabei spielen? Die Digitalisierung ist neben dem Klimaschutz das bestimmende Thema in der Branche. Und das zu Recht! Zwar sind Gebäude auch bisher nicht ohne Daten und IT-Systemen wie CAFM (Computer Aided Facility Management) oder BMS (Building Management System) vernünftig zu betreiben gewesen. Durch die Möglichkeiten der Sensorik, die Vernetzung von Gebäudedaten und der zunehmenden Intelligenz von

„Dem Smart Readiness Indicator (SRI) gehört die Zukunft. “

Wenn Sie das Radio im Auto aufdrehen, was läuft?

Spotify

Wenn Sie zehn Millionen Euro im Lotto gewinnen würden, was machen Sie damit?

Spenden

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?

Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari

Systemen und Gebäudetechnik werden uns jedoch künftig noch ganz andere Möglichkeiten in der Planung, im Bauen, Betreiben und in der Nutzung von Gebäuden zur Verfügung stehen. Ein einfaches Beispiel aus dem Gebäudebetrieb: Um den Energieverbrauch eines Gebäudes zu optimieren, müssen die Energiesysteme richtig eingeregelt werden und dürfen zudem nur so viel Energie bereitstellen wie tatsächlich benötigt wird. Ein Raum, der nicht genutzt wird, muss klarerweise nicht geheizt, gekühlt, belichtet oder belüftet werden. Dabei helfen uns Daten aus der Gebäudetechnik und über die aktuelle Auslastung des Gebäudes sowie Informationen zu Energieverbrauch und beispielsweise Wetterentwicklung. Durch die Verknüpfung dieser Daten und einer intelligenten Gebäudeautomation lässt sich der Energieverbrauch um bis zu 20 Prozent reduzieren. Genau darauf zielt auch der sogenannte Smart Readiness Indicator (SRI) ab. Dieser Indikator sagt aus, ob eine Immobilie smart genug ist, energieeffizient betrieben werden zu können. Dies erfordert eben ein Mindest48

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Ihr Lieblingshobby?

Skitouren gehen solange es noch geht

In den nächsten zehn Jahren möchte ich unbedingt…

Gesund bleiben


WORDRAP MIT GEORG STADLHOFER Mit welcher Person (lebend oder bereits verstorben) würden Sie gerne einen Abend verbringen?

Peter F. Drucker

Womit haben Sie ihr erstes Geld verdient?

Unkraut jäten und Studentenpartys organisieren

Morgen- oder Abendmensch?

Weder noch, aber eher noch Morgenmensch

Nehmen Sie gerne Risiko?

Ja, aber nicht ohne Plan B

Meinen Kaffee trinke ich am liebsten…

Häufig, stark und schwarz

Ihr größtes Laster ist…

Zucker

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Positionen & Meinungen

maß an Digitalisierung. Neben dem Energieausweis wird auch der SRI in naher Zukunft gesetzlich verpflichtend sein und damit einen wichtigen Baustein zur Erreichung der Energieeffizienz darstellen. FM-Manager beklagen, dass sie bei der Planung viel zu spät hinzugezogen werden. „Wir müssen früher in die Planung hinein“, heißt der Schlachtruf. Sind das berechtigte Klagen? Natürlich ist es entscheidend, die Anforderungen und Bedürfnisse der Gebäudenutzung und des Gebäudebetriebs möglichst frühzeitig im Planungsprozess zu berücksichtigen. Es braucht also einen viel engeren Schulterschluss zwischen Betrieb und Planung. Die Herausforderung dabei ist, dass Objektplaner und Objektbetreiber, bildlich gesprochen aus unterschiedlichen Ländern stammen. Und es gibt nur wenige Fachleute, die die Sprache beider Länder beherrschen

und somit vermitteln können. Aber auch hier bietet die Digitalisierung, mittels der Planungsmethodik Building Information Modelling (BIM), enormes Effizienzsteigerungspotential. Bereits bevor das erste Element modelliert wird, muss definiert sein, welche Informationen für den Betrieb notwendig sind und wie diese generiert und im Modell abgespeichert werden können. FM sollte also früher mit einem Pflichtenheft dabei sein? Nicht sollte, sondern muss. Diese im BIM-Prozess erforderlichen AuftraggeberInformationsanforderungen müssen natürlich maßgeblich auch durch das Facility Management gestaltet werden. Natürlich gibt es gerade dabei noch Lernund Entwicklungsbedarf, auch im Facility Management. Als FMA/IFMA Austria haben wir uns aus diesem Grund gemeinsam mit dem AIT (Austrian Institute of Technology),

dem VZI (Verband der Ziviltechniker und Ingenieure), der Smart Construction Austria sowie der IG Lebenszyklus Bau erfolgreich um das FFG-Förderprojekt Innovationslabor – Digitales Planen, Bauen und Betreiben beworben, um in den nächsten fünf Jahren mithilfe digitaler Methoden und Best Practices die Vernetzung zwischen den heimischen Planern, Bauunternehmen

„BIM ist die Planungsmethodik der Zukunft.“ und Betreibern zu forcieren, Sprachbarrieren abzubauen und somit die aktuellen Schnittstellenverluste zu verringern und Innovation(en) über den Lebenszyklus zu ermöglichen. Die Arbeitsbereiche des Innovationslabors reichen dabei von der Schaffung digitaler Infrastruktur über Innovationsbegleitung von Open-BIM-Pilotprojekten und Forschungs- und Entwicklungsvorhaben bis zu zielgerichteten Weiterbildungsmaßnahmen und Know-how-Transfer sowie Beratung von geplanten Förderprojekten. Somit sind alle Lebenszyklusphasen eines Gebäudes vertreten. Das Interessante dabei ist, dass die Leistungen des Innovationslabors allen österreichischen Akteuren offen stehen. Die Kritik an BIM ist häufig, dass dadurch die Kleinen unter die Räder kommen, weil viel zu teuer? BIM ist die Planungsmethodik der Zukunft, daran führt kein Weg vorbei. Ich kenne niemanden, der einmal mit BIM geplant hat dann sagt: Nein, ich will es wieder anders machen. Aber ja, jede Veränderung und Weiterentwicklung ist mit Aufwand verbunden und erfordert auch in diesem Fall Anfangsinvestitionen. Dass es sich lohnt, zeigt auch die internationale Erfahrung.

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... der Weg ist aber noch weit... Es ist sicher noch ein weiter Weg, aber ich bin sehr guter Dinge, dass wir mit dem Innovationslabor einen guten Beitrag für die Professionalisierung der gesamten Branche, über den Lebenszyklus hinweg, leisten können. Ich glaube tatsächlich, dass der Betrieb von Gebäuden und Infrastruktur hier der Schlüssel ist. Wenn wir es schaffen, die Anforderungen des Gebäudebetriebs klar und für die Planung verständlich zu formulieren, können und werden diese von den Planern auch berücksichtigt. An dieser Definitionskompetenz müssen wir aus dem Betrieb heraus sicher noch arbeiten. Genau diese Lücken wollen wir schließen.

Factbox DREES & SOMMER Drees & Sommer begleitet private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen die 3.700 Mitarbeiter an weltweit 43 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer the blue way. Drees & Sommer Österreich ist mit dem Monitoring und der Begleitung der Entwicklung sowie dem Facility Management von einem der Investoren beim Bau des TrIIIple in 1030 Wien beauftragt.

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... mit Digitalisierung – wobei wir wieder bei einem Kernthema angelangt sind. Die Immobilienwirtschaft wird durch die Digitalisierung transformiert. Auch in meinem beruflichen Alltag als Geschäftsführer von Drees & Sommer Österreich beschäftigt mich das Thema sehr intensiv. Als Innovationsführer in der Branche arbeiten wir mit zahlreichen Partnern an unterschiedlichen Initiativen zur Digitalisierung von Gebäuden selbst und für und in Gebäuden notwendigen Prozessen.

„In unserem IncubatorProgramm CREATORS vernetzen wir Start-ups, Corporates und kreative Köpfe .“

In unserem Incubator-Programm CREATORS vernetzen wir Start-ups, Corporates und kreative Köpfe miteinander, um Lösungen zu erproben, aber auch um jungen Menschen und ihren innovativen Ansätzen die Möglichkeit zu geben, sich auszuprobieren. Ein weiteres Beispiel ist der von Drees & Sommer kürzlich gelaunchte Real Estate Service Monitor: res-monitor.com. Hier finden Auftraggeber, Immobilieneigentümer oder Investoren erstmals an zentraler Stelle Dienstleister aus Asset-, Property- oder Facility Management, passgenau nach benötigter Leistung, Assetklasse und Region. Das Feedback aus dem Markt ist wirklich er-

Factbox FMA & IFMA AUSTRIA IFMA Austria ist die seit 1998 bestehende österreichische Niederlassung des weltweiten personenbezogenen FM-Netzwerkes der International Facility Management Association (IFMA) mit Sitz in Houston (USA). IFMA International wurde 1980 gegründet und ist in 78 Ländern aktiv tätig. Die 1995 gegründete Non-Profit-Organisation Facility Management Austria (FMA) versteht sich als das österreichische unternehmensbezogene Netzwerk für Facility Management. Mitglieder sind namhafte national und international tätige Unternehmen und Organisationen, Verbände und Ausbildungsinstitutionen sowie Personen, die sich in einer FM-Aus- und Weiterbildung befinden.

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mutigend und wir denken schon über weitere Ausbauschritte und Funktionen nach, wie beispielsweise die Abwicklung des gesamten Beschaffungsprozesses. Wie kommt man zu FM? Warum studiert man Facility Management? Eine gute Frage – immerhin ist Facility Management keine sehr sichtbare Branche. Facility Management ist eine spannende Querschnittsmaterie mit Aspekten der Bau- und Gebäudetechnik, Wirtschaft, Soziologie und Managementlehre. Auf jeden Fall sollte man aber ein Interesse für Immobilien mitbringen und gerne mit Menschen arbeiten. Der Mensch im Arbeitsprozess steht schließlich im Mittelpunkt der Bemühungen des Facility Managers und damit sind wir durch und durch Dienstleister. Als gebürtiger Niederösterreicher haben Sie in Tirol studiert. Gab es kein passendes Studium in Ostösterreich? Einerseits hat mich das Curriculum angesprochen – eine Kombination aus Technik und Wirtschaft - und da gab es 1999 tatsächlich noch kein vergleichbares Studium in Ostösterreich. Andererseits wollte ich mit 19 natürlich gerne raus in die Welt – und Kufstein im schönen Tirol war zumindest schon mal weiter weg als Wien. Nach Abschluss des Studiums habe ich beim Pharmakonzern Novartis begonnen und war dort aus dem damaligen Division-Headquarter in Wien erst lokal, dann europaweit für Facility Management-Sourcing verantwortlich. Über diese Schiene bin ich dann in die Beratung gekommen und war dann viele Jahre in Rumänien und Deutschland tätig. 2015 habe ich mich mit meinem Geschäftspartner Peter Prischl entschieden, unser damaliges Unternehmen in die Drees & Sommer Gruppe einzubringen. Mit einher ging für mich damit die Möglichkeit, nach vielen Jahren im Ausland wieder in Österreich zu arbeiten. Diese Chance habe ich sehr gerne ergriffen. Wenn Sie Österreich und Deutschland mit Blick auf FM vergleichen. Gibt es große Unterschiede, wenn ja welche? Ich glaube, wir haben in Österreich noch sehr, sehr viel Potenzial, gemeinsam diese Branche weiterzuentwickeln und professioneller zu machen. Dabei können wir natürlich viel von anderen Märkten und Ländern lernen, ob das


nun Deutschland oder der angelsächsische Raum ist. Ich denke da an Vertragsstrukturen im FM, internationale Standardisierungsund Steuerungs-Modelle oder eben den Einsatz von IT. Gerade der internationale Bezug macht mir, in der Rolle als Präsident der IFMA Austria, besonders große Freude. Wir blicken über die Grenzen hinaus, betrachten Best Practices und versuchen, diese für Österreich gewinnbringend zu übersetzen. Der diesjährige FM-Day ist dem Virus zum Opfer gefallen? Ja, leider mussten wir den FM-Day 2020 absagen. Über die letzten Jahre haben wir mit dieser Veranstaltung eine tolle Marke und einen großartigen Ort der Begegnung für die Branche aufgebaut - das ist wirklich der beachtenswerten Arbeit meiner Vorgänger zu verdanken! In den letzten Jahren war der Event immer restlos ausverkauft, über dreihundert Teilnehmer, zahlreiche spannende Vorträge, Präsentationen und Diskussionen. Leider ist das derzeit nicht machbar und mit einem digitalen Event wären wir unseren selbstgesteckten Zielen und Ambitionen nicht gerecht geworden. Aber: Wir haben uns bereits die ersten Keynote-Speaker für das nächste Jahr gesichert. Für Spannung, Unterhaltung und Überraschungen ist am 15. September 2021 jedenfalls gesorgt.

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Zu Tisch mit … Stefan Graf

Gedanken zu einem Menü verfasst

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Da komm´ ich her, da g´hör ich hin Erfolgsfaktor Regionalität. Stefan Graf ist dem Waldviertel verbunden, privat und beruflich. Eine grenznahe Erfolgsgeschichte. Das Gespräch führte: Lisa Grüner

D

er Weg nach Gmünd führt vorbei an bunten Wiesen, sanften Hügeln und üppigen Feldern. Zwei Stunden fahren wir teils über die Autobahn, teils auf der Bundesstraße Richtung tschechische Grenze. „Ob wir einen Pass brauchen?“, frage ich den Fotografen mit einem Augenzwinkern und er lacht. „Was weiß man schon in Zeiten wie diesen“, antwortet er. Der Grund für unsere Fahrt in den Norden Niederösterreichs ist ein Interview: Stefan Grafs Terminkalender ist minutiös durchgetaktet, den einzigen Timeslot, den wir ergattern konnten, ist ein Mittagstermin in Gmünd. Und da sind wir nun, im Hotelrestaurant des Sole-Felsen-Bads. Warum hier? Die Antwort liegt auf der Hand, das Hotel wurde von der Leyrer + Graf Baugesellschaft errichtet und wie stolz das Unternehmen auf das Projekt ist, zeigt sich durch die Verbundenheit. Stefan Graf begrüßt unsere Kellnerin namentlich,

sie sind per du, für die Bestellung braucht er keine Speisekarte, er kennt sie auswendig. Er nimmt eine klare Rindssuppe mit Grießnockerl und einen Backhendlsalat, mich lacht das Beef Tartare mit Grissini, Wachtelei und Parmesanchip an und um etwas aus der Region zu bestellen, entscheide ich mich für das Waldviertler Bio-Karpfenfilet mit Pastinakencreme und Polenta. Der Firmensitz des Unternehmens ist historisch bedingt in Gmünd, doch das Marktgebiet erstreckt sich überwiegend auf Ostösterreich, das Unternehmen ist sehr regional aufgestellt. Graf wurde zwar in Wien geboren, ist aber hier aufgewachsen. „Das Waldviertel wird unterschätzt, es tut sich mehr als die landläufige Meinung ist. Vor allem sind es die soliden sozialen Netzwerke, die Schönheit der Natur und die hohe Lebensqualität, die es hier lebenswert machen.“

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Dafür hat er oft lange Wegstrecken in Kauf genommen. Nach dem Studium in Wien war Graf in einem Ingenieurbüro tätig und ist jeden Tag nach Wien gependelt. Ob es das wert war, jeden Tag vier Stunden mit dem Zug zu fahren, will ich wissen. „Es ist eine höchstpersönliche Entscheidung und ja, das war es wert, denn ich wollte meine Söhne jeden Tag vor dem Schlafengehen sehen.“ Und so fuhr er morgens um halb sechs weg, war von acht bis vier Uhr nachmittags im Büro und abends um sieben wieder zuhause. „Ich habe im Zug gearbeitet und während der Fahrten viel weitergebracht.“

Orchestriertes Wachstum Irgendwann wechselte Graf vom Ingenieurwesen dann doch in die Bauwirtschaft und damit ins Familienunternehmen. Das war 2010, vor wenigen Tagen hat er sein zehnjähriges Firmenjubiläum gefeiert, seit sieben Jahren ist er in der Geschäftsführung von Leyrer + Graf in der Nachfolge seines Vaters Franz Graf. Ich bitte ihn um einen kurzen Rückblick. „In diesen zehn Jahren hat sich in der Geschäftslei-

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tung von Leyrer + Graf, vor allem dadurch, dass ich meinem Vater nachgefolgt bin, enorm viel getan. Die ersten drei Jahre waren meine Einarbeitungsphase. Es war notwendig, mir die Zeit zu nehmen, um alles kennenzulernen, die Abläufe zu verstehen und mir zu überlegen, wie ich es machen würde. Es war ein sanfter Einstieg mit vielen interessanten Gesprächen. Die nächsten drei Jahre waren geprägt von konkreten Vorbereitungen, wobei die Einführung des ERP-Systems die Krönung war. In den darauffolgenden vier Jahren haben wir unsere Pläne und Ideen in die Tat umgesetzt. Das bedeutete eine starke Transformation für das Unternehmen und auch für die Mitarbeiter. Es war nicht selbstverständlich, dass sie den Weg mitgehen. Wenn es einen Wechsel an der Unternehmensspitze gibt, dann verändern sich die Dinge. Vor allem, wenn der Sohn eine andere Herangehensweise hat als sein Vater. Mir waren Neuerungen in den organisatorischen Abläufen wichtig und die Weiterentwicklung der kulturellen Belange. Mein Vater hat eine großartige Basis geschaffen, auf die

ich aufbauen konnte. An mir war es dann, die Weichen neu zu stellen.“ Das Wachstum des Unternehmens spricht für sich. Gemessen am Umsatz hat es sich von 2013 bis 2019 mehr als verdoppelt und ist von 195 auf über 400 Millionen Euro gewachsen. „Natürlich hat sich das auf den Personalstand ausgewirkt und dieses Wachstum zu orchestrieren, ist eine große Herausforderung. Ein Unternehmen erfolgreich zu führen, bedeutet auf einer Gesamtklaviatur zu spielen. Das ist oft eine Gradwanderung, das richtige Gespür zu haben, schnell zu reagieren und aufzufangen und wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wenn etwas ins Schwanken kommt. Das ist die unternehmerische Kunst. Allerdings sieht man immer erst im Rückblick, ob man richtig gehandelt hat.

Pandemie und Krisenmodus Die Weinkarte kommt. Sie ist stark reduziert und foliert. Die Zeit der COVID-19-Pandemie scheint weit weg zu sein, doch die Weinkarte erinnert daran. Die Einigung auf einen Wein fällt leicht, es wird ein Gemischter Satz vom Weingut Wieninger in Stammersdorf. Auf die Frage, wer bei Graf zuhause koche, folgt prompt die Antwort: „Ich sehr selten, da mir die


Zeit hierfür fehlt. Jedoch grille ich leidenschaftlich gerne, doch es muss unbedingt mein Holzkohlegrill sein.“ Ich erkundige mich, wie er die COVID-19-Pandemie erlebt hat. „Sehr spannend und herausfordernd, die Unsicherheit der ersten Wochen war sehr

„Ein Unternehmen erfolgreich zu führen, bedeutet auf einer Gesamtklaviatur zu spielen.“ anstrengend. Doch genau diese Unsicherheit macht eine Krise aus, sonst wäre es ja keine. Es war nicht klar, ob wir die Baustellen aufrechterhalten dürfen beziehungsweise sollen oder nicht. Es gab keine klaren Weisungen, wie zum Beispiel in der Gastronomie. Diese hatte ein Öffnungsverbot. Wir haben sehr rasch in einen Krisenmodus gefunden und die Regierung hat schnell klar gemacht, dass die Bauwirtschaft weitermachen soll. Von unseren rund 2.400 Mitarbeitern haben wir um die 800 für drei Monate für Kurzarbeit angemeldet. Wir konnten diese aber für die meisten bereits im April wieder beenden und für das gesamte Unternehmen dann Ende Mai. Anfangs warf das viele Fragen auf: Brauchen wir Kurzarbeit und wenn ja, für wie lang? Wie sind die Abrechnungsmodalitäten? Der großen Verunsicherung der Mitarbeiter begegneten wir mit Kommunikation, wobei es schwierig war, aus der Fülle der sich schnell ändernden Informationen die richtigen herauszufiltern. Mit der Herausgabe der Handlungsanleitung der Sozialpartner trat eine große Erleichterung ein, sie brachte die ersehnte Klarheit und natürlich die nächste Herausforderung: alles auf den Baustellen umzusetzen und vor allem Masken zu organisieren. Wir hatten im Gegensatz zu

anderen Branchen aber Glück, die Bauwirtschaft konnte sich sehr schnell stabilisieren, nach Ostern ging es auf hohem Niveau wieder weiter.“ Die Branche lässt vermuten, dass Leyrer + Graf viele ausländische Arbeiter beschäftigt und diese während des Lockdowns festsaßen. Doch dem ist nicht so. „Wir haben sehr viele einheimische Mitarbeiter, deswegen war dieses Problem für uns vernachlässigbar. Nur etwa 50 sind nicht über die Grenze gekommen. Schwierig war, dass Tschechien, Polen und Österreich jeweils andere Regelungen für die Ein- und Ausreise hatten, das ergab spannende Konstellationen.“ Stolz schwingt in Grafs Stimme mit, wenn er berichtet, dass sehr viele seiner Mitarbeiter aus dem Waldviertel kommen. Die Entwicklung der Region liegt ihm am Herzen und darin sieht er auch seine große Verantwortung als Unternehmer, nämlich gesamtwirtschaftlich zu denken. Die Wertschöpfung und das Bruttoregionalprodukt sind wichtige Indikatoren für Graf. War Regionalität auch ein Vorteil während der Pandemie? Bestimmt. „Bei der Supply Chain gab es punktuell da und dort einen Engpass, bekannterweise war die Beschaffung von Masken schwierig. Die Arbeitsleistung blieb überraschend stabil und es musste keine Produktion aufgrund von mangelndem Baumaterial heruntergefahren werden. „Beim Grenzverkehr mit Materialtransporten gab es keine nennenswerten Schwierigkeiten“, bestätigt Graf. „Andere Bauunternehmen in Österreich hatten mehr Probleme, vor allem, weil diese größtenteils ausländische Arbeiter beschäftigen und diese nicht über die Grenze kamen.“

Zwischen Erleichterung und Belastung So erfreulich der 8-Punkte-Plan der Sozialpartner war, um die Arbeit auf den Baustellen fortführen zu können, so schwierig war die Einhaltung der Gesundheitsvorschriften für die Mitarbeiter. Am Bau ist es nicht immer einfach, den Ein-Meter-Abstand einzuhalten, da man oft gemeinsam anpacken muss. Anfangs war auch die Verunsicherung groß, wann welcher Schutz getragen werden muss, wann brauche ich einen Mund-Nasen-Schutz, wann kommt eine FFP1- oder FFP2-Maske zum Einsatz? Dazu kommt, je höher der Schutz der Maske, desto dichter das Gewebe, umso weniger Sauerstoff kommt durch und das führt

Factbox STEFAN GRAF Geschäftsführender Gesellschafter (CEO) bei Leyrer + Graf Baugesellschaft Er hat an der Technischen Universität Wien Bauingenieurwesen studiert und 2004 die Ziviltechnikerprüfung Bauingenieurwesen abgelegt. In den Folgejahren hat Graf das Advanced Management Program an der Hochschule St. Gallen in der Schweiz erfolgreich absolviert. 2012 hat Graf die Baumeisterprüfung gemacht und seit 2013 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Leyrer + Graf Baugesellschaft.

LEYRER + GRAF ­BAUGESELLSCHAFT Die Unternehmensgruppe Leyrer + Graf zählt mit durchschnittlich 2.200 Mitarbeitern an mittlerweile 17 Standorten und einem Umsatz von rund 410 Millionen Euro zu den führenden Bauunternehmen Österreichs. Das vielseitige Leistungsspektrum erstreckt sich von Hoch- und Tiefbau über Elektrotechnik bis zu Holztechnik. Dabei werden Projekte jeder Größenordnung realisiert – auch als General- und Totalunter­nehmer. Das Familien­unternehmen mit Firmensitz im niederösterreichischen Gmünd wurde 1926 von Anton Leyrer gegründet und befindet sich seit 1964 im Besitz und unter der Führung der Familie Graf.

auch zu einer weiteren Belastung bei ohnehin schon körperlicher Anstrengung. „Logistisch bestand die Herausforderung darin, einerseits jedem Mitarbeiter ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen zu müssen, andererseits vor geschlossenen Hotels zu stehen. Doch die Krise hat viel Kreativität hervorgebracht, so wurde die Initiative openhotels.at aus dem Boden gestampft, die einen Überblick über verfügbare Hotelzimmer bietet. Viele Mitarbeiter sind zwar aus der Region, aber die Baustellen befinden sich überwiegend in den Zentralräumen, was bedeutet, dass Unterkünfte benötigt werden.“ Dieser Zusatzaufwand steigert auch die Kosten. Meine Frage, ob diese vertraglich abgesichert sind, verneint Graf. „Nein, nicht

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wirklich, weil die COVID-19-Pandemie eine völlige neue Situation ist. Natürlich nimmt die Vertragsgestaltung auf höhere Gewalt etc. Rücksicht, aber ist COVID-19 höhere Gewalt? Das kann man nur mit Kommunikation lösen: Es kam sehr schnell zu Gesprächen zwischen den ­Auftraggebern und den Baufirmen und es wurden Überlegungen angestellt, wie man mit den Risiken umgeht, wie Methodiken der

„Wir hatten Glück, die Bauwirtschaft konnte sich schnell stabilisieren.“ Nachverrechnung aussehen könnten et cetera. Hilfreich war der rasch entwickelte Leitfaden der Österreichischen Bautechnikvereinigung, der vor allem für die öffentliche Hand als Auftraggeber herangezogen werden konnte und damit auch beispielgebend für den privaten Auftraggeber war. Dadurch klärte sich vieles und es konnte sich ein faires Verhältnis entwickeln. So kam es auch zu keinen Pönalezahlungen und coronabedingten Verzögerungen. Hinsichtlich Fristvollstreckung gibt es genaue gesetzliche Regelungen, wobei sich die Verzögerungen in Grenzen halten.“ „Was geht einem als Unternehmer durch den Kopf, wenn man ganz am Anfang der Pandemie in der Zeitung über die Vorkommnisse in Ischgl liest?“, frage ich meinen Interviewpartner. „Ich habe Ischgl beobachtet und wie eine Gemeinde nach der anderen abgeriegelt wurde. Da war es für mich nur eine Frage der Zeit, wann das Virus Ostösterreich erreicht. Einerseits war es faszinierend, zu sehen, was alles möglich ist, andererseits war da die Sorge, wie geht’s denen dort in der Region? Was kommt auf uns zu, wie muss ich mich vorbereiten als Unternehmer und als Privatperson? Gefürchtet habe ich mich nicht, ich war gespannt, was kommt. Natürlich stellt man sich als Unternehmer die Frage, wie man selbst mit so einer Situ-

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Zu Tisch mit …

ation umgehen würde, sind die Vorhaltungen und Vorwürfe gerechtfertigt? Hinterher ist man immer gescheiter.“

Die Lehre aus der Krise Unser Essen wird serviert und ich stelle noch schnell die Frage, was Graf aus der Krise für sich und das Unternehmen mitgenommen hat. „Ich habe viel gelernt über den Informationsfluss, über Befindlichkeiten, Emotionen, wie sich eine Information über verschiedene Stellen durch den Stille-Post-Effekt verändern kann, aber auch über mich selbst, wie ich in so einer Ausnahmesituation reagiere und wie ich ein Unternehmen in völlig neue Bahnen führe. Trotz aller Schwierigkeiten war es spannend und erfreulich, zu sehen, dass wir als Unternehmen stark aufgestellt sind, dass die Mitarbeiter hinter dem Unternehmen stehen und bereit sind, über sich hinauszuwachsen. Der Zusammenhalt war für mich eine große Bestätigung. Ich habe auch viele Erkenntnisse über Unternehmensführung gewonnen. Wir haben viele Informationssysteme aufgebaut und analysieren jetzt, was gut gegangen ist, was weniger zielführend war und wo wir nachbessern müssen. Wir haben uns vor der COVID-19-Pandemie viele Gedanken zu den Themen Flexibilisierung, Gleitzeit, Telearbeit und deren Vor- und Nachteile gemacht. Jetzt haben wir einen riesigen Feldversuch hinter uns, den wir uns so nicht getraut hätten. Die Mitarbeiter waren zuhause und damit waren plötzlich Gleitzeit und 100 Prozent Telearbeit

der Status quo. Dass letzten Endes alles so reibungslos funktioniert hat, sowohl technisch als auch bei der Einstellung der Mitarbeiter, hat mich ermutigt, diese Themen schneller anzugehen und umzusetzen. Persönlich nehme ich noch etwas mehr Selbstvertrauen im Bereich Unternehmensführung mit. In der Phase der Transformation eines Unternehmens ist nicht alles toll und wenn man mit einer neuen Idee kommt, bricht nicht jeder sofort in Jubel aus. In Phasen des berühmten Change Managements habe ich angefangen, sehr stark zu reflektieren, vor allem wenn es Widerstände gibt. Hier muss man der Ursache auf den Grund gehen. Kommt die Gegenwehr, weil ich die Leute aus der Komfortzone hole oder handelt es sich wirklich um eine schlechte Idee, das sind die zwei Pole und die Wahrheit liegt oft irgendwo dazwischen. Die Zahlen zeigen, dass wir in den letzten Jahren offenbar einiges richtig gemacht haben. Und dann kommt die Krise und wir brauchen plötzlich wieder neue Strukturen, die uns helfen, uns zu organisieren. Gut, dass da die Basis im Bereich Digitalisierung, Verwendung von Videokonferenz-Tools und die Führungsstrukturen bereits etabliert waren. Aber es hätte auch anders laufen können, eine solche Krise kann einem Unternehmen in einem starken Wachstum den Boden unter den Füßen wegziehen. Uns hat es gestärkt.“

Ein Blick in die Zukunft Bei der Bestellung der Nachspeise frage ich nach einem Blick in die Zukunft, schließlich


Lokal DAS SAGT DER FALSTAFF Eine Hommage an den heimischen Karpfen, der von kleinen und mittelgroßen Familienbetrieben in der Region aufgezogen wird. will ich sie nicht aus dem Kaffeesatz lesen. „Wir sind resilient aufgestellt, die Telearbeit ist gut vorbereitet. Generell sehe ich, dass viele Projekte in der Pipeline sind, aber jetzt nicht umgesetzt werden können, weil viele Investitionen nicht freigegeben werden. Das wird die Baubranche zu spüren bekommen. 2021 rechne ich mit einem deutlichen Rückgang der Umsätze und mit Schwankungen von plusminus zehn Prozent, in gewissen Segmenten eventuell sogar mehr, weil die Kaufkraft zurückgeht. Aus heutiger Sicht wird es 2022 ein verstärktes Aufholen geben, um die Umsatzrückgänge wieder zu kompensieren. In unserem Unternehmen werden wir die Digitalisierung auf der Baustelle weiter vorantreiben, allen voran die Prozesse und Workflow, innerhalb der Baustelle, vom Büro auf die Baustelle und wieder zurück. Vernetzung ist eine schöne Herausforderung und es macht Freude, das Potential, das in der Digitalisierung schlummert, zu heben, da bekommt man Lust auf mehr. Die Möglichkeiten in diesem Bereich sind riesig, vor allem, wenn wir die Erfolge der digitalen Vermessung und den Einsatz von Drohnen bis hin zum Einsatz von BIM auf der ersten Baustelle sehen.

Und die nächste Generation? Das schön dekorierte Panna Cotta Parfait mit Himbeerragout und Crunch für mich und das Erdbeermousse mit Minzpesto und Hippendekor für meinen

Interviewpartner werden serviert. Es ist noch Zeit für eine private Frage, die sich in einem Familienunternehmen mit zwei Söhnen, die Wirtschaft und Technik studieren, aufdrängt: „Werden die beiden auch ins Unternehmen einsteigen?“ Dabei holt Graf etwas aus: „Ich habe Technik studiert, mein Bruder Wirtschaft und meine leider verstorbene Schwester Jus. Eine perfekte Kombination, doch das ist nie Realität geworden. Ich bin Richtung Ingenieurswesen gegangen, meinen Bruder zog es zur Philosophie. Für mich war es nicht vorhersehbar, dann doch in die Bauwirtschaft zu wechseln. Auch meinen Söhnen möchte ich die Freiheit lassen, ihr Ding zu machen und etwas von der Welt zu sehen. Mir persönlich hat es sehr gut getan, nicht sofort ins Familienunternehmen einzusteigen, sondern eigene Erfahrungen zu machen. Natürlich genieße ich es sehr, mich dank meines technischen und betriebswirtschaftlichen Verständnisses mit meinen Söhnen auf Augenhöhe unterhalten zu können. Das sieht dann so aus, dass ich mit dem Jüngeren über Mechanik und Physik spreche und mit dem Älteren über Unternehmensorganisation und Controlling.“ Das heißt, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ist es doch ein Wunsch, die eigenen Söhne in der Unternehmensnachfolge zu haben? „Jein, natürlich würde ich mich freuen, vor allem aber möchte ich, dass sie die Freiheit haben, sich für ihren Lebensweg zu

DAS SAGT DER BAUTECFOKUS Klassische österreichische Küche mit modernen Elementen und Zutaten aus dem Waldviertel, auch optisch sehr ansprechend. Freundliches Service und schönes Ambiente.

DAS GASTHAUS Hotelrestaurant Sole-Felsen-Welt Albrechtser Str. 14 A-3950 Gmünd Durchgehend warme Küche Öffnungszeiten 11.30 – 21.30 Uhr www.solefelsenwelt.at

ImmoFokus Restaurantguide

17 PUNKTE

Essen: Service: Weinkarte: Ambiente:

entscheiden. Das ist sehr wichtig für die persönliche Entwicklung. Sollten sie einen anderen Weg finden, glücklich zu werden, ist das für mich genauso in Ordnung. Natürlich habe ich den Köder ausgeworfen und ihnen im Rahmen von Praktika bei Leyrer + Graf spannende Felder gezeigt. Es ist auch schön, dass es beide, trotz ihrer Wohnung in Wien regel­ mäßig nachhause ins Waldviertel zieht.“

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Postionen & Meinungen

Die Schatten des Lockdowns COVID-19-Pandemie. Nach dem schnellen Reagieren in der Krise lecken sich die Bauunternehmen die Wunden und sehen nach vorne. Wir haben Branchenprofis hinsichtlich der Auswirkungen auf das zweite Halbjahr, Umsatz- und Preisentwicklungen sowie veränderter Arbeitsbedingungen befragt. Zudem haben wir sie um einen Ausblick für 2021 gebeten. Autor: Lisa Grüner

Caroline Palfy, Geschäftsführerin cetus Baudevelopment

Caroline Palfy cetus Baudevelopment

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BauTecFokus

Bei den Gewerbeimmobilien wird der Wechsel eintreten, den ich schon vor Jahren tendenziell gespürt habe und welchen wir im HoHo Wien schon umsetzen: Lebens- und Arbeitszeiten durchdringen sich genauso wie Lebens- und Arbeitsräume zunehmend. Die Arbeitswelt wird sukzessive zur Lebenszeit und ist nicht mehr als separater Teil zu betrachten. Wer bereits alles im selben Gebäude oder hinter der nächsten Straßenecke vorfindet, ist sehr mobil und leistungsfähig. Auf diese vielschichtigen

Anforderungen muss man in der Projektentwicklung vermehrt eingehen. Interdisziplinär, funktional und technisch flexibel: Die Zukunft liegt im Wandel von Räumen, innen sowie außen – immer mit dem Ziel, Menschen zu inspirieren. Und wann setzen wir den Fokus auf Regionalität? Die Immobilien- sowie die Baubranche sollte sich in Folge dieser Erfahrungen weiter diversifizieren. Wir haben in Österreich jede Menge tolle Unternehmen, Traditionsfirmen und Start-ups, die bei uns produzieren, dadurch Arbeitsplätze schaffen und eine ganze Region beleben. Vielleicht wirken manche auf den ersten Blick teurer, auf lange Sicht zahlen sich die hohe Qualität der Fachkräfte und der hervorragende Servicecharakter aber aus. Wir befinden uns am Anfang eines wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Veränderungsprozesses, der auch vor der heilen Immobilienwelt nicht Halt macht. Auf dem zögerlichen Weg zum Umdenken hin zu einer ressourcenschonenden Bau- und Immobilienwirtschaft hat uns die COVID-19-Pandemie voll erwischt und verdeutlicht, dass die Uhr tickt. Es darf nicht nur um Geld und noch mehr Geld gehen. Überlegen wir uns lieber, was und wie wir die Erde unseren Enkelkindern hinterlassen wollen. Günter Kerbler und ich versuchen trotz der aktuellen Bedingungen, unsere Projekte am Laufen zu halten und freuen uns schon auf die Hoteleröffnung des HoHo Wien im Herbst.

Copyrights: Moni Fellner, Klaus Vyhnalek, Jana Madzigon

„Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungsprozess macht auch vor der heilen Immobilienwelt Halt.“

Um über das Thema „Was kommt, was bleibt?“ in der Immobilienbranche zu sinnieren, bedarf es meiner Meinung nach erst einer Analyse des Status quo. Was muss ich überdenken? Was gehört nachgeschärft? Was brauche ich dringend? Worauf kann ich verzichten? Es gibt ein Danach, wo wir alle doppelt und dreifach anpacken müssen und alle ein wichtiger Indikator sind, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Im Bereich Wohnraum muss man sich weder als Investor, Bauherr noch Eigentümer Sorgen machen. Wohnen werden die Menschen immer irgendwo. Als Entwicklerin möchte ich vermehrt zielgruppen- und investorenspezifische Interessen und Begehren miteinander verweben. Der Schlüssel liegt in einer intelligenten, systematisierten und leistbaren Planung, damit zum Beispiel Themen wie Green Leases künftig realisierbar sind. Günter Kerbler und ich haben zudem noch weitere Projekte in Holzhybridbauweise geplant.


„Umsatzverschiebungen wird es durch verzögerte Baugenehmigungen geben.“ Wolfdieter Jarisch S+B Gruppe

Wolfdieter Jarisch, Vorstand S+B Gruppe Gerade Krisenzeiten kann man dafür nützen, sich durch außergewöhnliche Leistungen hervorzutun. Wir als Familienunternehmen nehmen diese Herausforderung als Chance wahr. Kündigungen und Kurzarbeit hat es bei uns nicht gegeben. In puncto Preisentwicklung erleben wir derzeit ein ständiges Up and Down. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Lage stabilisieren wird. Umsatzverschiebungen wird es selbstverständlich durch verschobene Baugenehmigungen, zeitweisen Baustellenstillstand und erhöhte Sicherheitsvorkehrungen geben. 2021 wird aber auch der Bau wieder in Schwung kommen. In diesem Sinne: Happy Building!

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Postionen & Meinungen

„Ich wünsche mir ein adaptiertes Modell der derzeitigen Kurzarbeit bis ins Jahr 2021.“ Ewald Müller AluKönigStahl

Ewald Müller, Vorstand AluKönigStahl Die vergangenen Monate und zuvor der Lockdown haben sich vor allem in Form von Baustopps auf Baustellen und verzögerten Abwicklungsprozessen gezeigt. In Zahlen ausgedrückt erwarten wir für das zweite Halbjahr 2020 einen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich liegenden Rückgang der Umsätze verglichen zum Vorjahr. Das trifft auf den österreichischen sowie auf den slowenischen Markt zu. Auf den Märkten Südosteuropas sind wir mit anderen Szenarien konfrontiert. Bei Ländern, die während der Pandemie einen konsequenten Weg gegangen sind, sehen wir größere Einbrüche beim Umsatz als in Ländern mit einem soften Lockdown. Für Österreich prognostizieren wir, dass der Umsatzrückgang aus diesem Jahr 2021 nicht zur Gänze aufgefangen werden kann. Auch wenn wir von einer Verbesserung der Entwicklung im kommenden Jahr ausgehen, werden wir

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BauTecFokus

das Vorjahresniveau nicht erreichen. Das bedeutet, Kostendruck auf vielen Ebenen mit all seinen volkswirtschaftlichen Konsequenzen. Da es in zahlreichen Phasen der Projektentwicklung und auch im Genehmigungsbereich zu Verzögerungen gekommen ist, wäre es wünschenswert, wenn ein adaptiertes Modell der derzeitigen Kurzarbeit bis weit in das Jahr 2021 hineinreichen würde. So hätten Arbeitgeber mehr Flexibilität, um auf die neuen Marktanforderungen besser reagieren zu können. In puncto Preisentwicklung zeigen während der Pandemie einzelne Rohstoffe durchaus eine Entwicklung nach unten. Im Hintergrund waren aber zahlreiche Absicherungsmaßnahmen notwendig, wodurch die Effizienz der Prozesse gelitten hat. Um Lieferketten sicherzustellen und nachhaltig zu verankern, ist ein höherer Aufwand nötig. Wir gehen deshalb von einer Stagnation beziehungsweise einem leichten Anstieg der Preise aus. Die Umstellung auf Home-Office konnten wir gut managen und gleichzeitig haben wir auch das Potenzial dieses Modells für die Zukunft ausgelotet. In der Feinabstimmung bräuchte ein derartiges Konzept aber noch Anpassungen auf Arbeitnehmer- und auf Arbeitgeberseite. Die verstärkte Integration digitaler Abläufe und Strukturen in unseren Business-Alltag haben für uns neue Wege eröffnet. In den vergangenen Jahren wurden zwar bereits wichtige Strukturinvestitionen getätigt, die uns zugute gekommen sind, aber wir müssen sicher noch digitaler werden.


„Es wird sich zeigen, ob ausreichend Liquidität bei den Unternehmen vorhanden ist.“

Michael Pucher LeitnerLeitner

Michael Pucher, Partner LeitnerLeitner Ich erwarte, dass das zweite Halbjahr 2020 von Unsicherheiten in vielerlei Hinsicht geprägt sein wird: Kommt eine zweite Infektionswelle? Werden Reisebeschränkungen aufrecht bleiben? Droht eine Pleitewelle im Tourismus und in der Gastronomie oder kann diese durch die gesetzten Maßnahmen der Bundesregierung abgefangen werden? Welche Formen der Zusammenarbeit setzen sich im Bürosegment mittel- und langfristig tatsächlich durch? Verliert der stationäre Handel weitere Marktanteile an Onlineanbieter oder kann dieser Trend durch ein stärkeres regionales Bewusstsein und Miteinander zumindest eingedämmt werden? Allgemein gültige Prognosen in Bezug auf Umsatzentwicklungen lassen sich meines Erachtens nur schwer treffen, zumal dies von der konkreten Assetklasse sowie der Bonitätsstärke der jeweiligen Eigentümer- und Mieterstruktur abhängig ist. Insbesondere wenn die Sonderzahlungen im vierten Quartal fällig werden, wird sich zeigen, ob ausreichend Liquidität bei den Unternehmen vorhanden ist. Die Preisentwicklung ist ebenfalls maßgeblich vom jeweiligen Immobiliensegment abhängig. Ich erwarte eine stabile Preislage bei Wohnimmobilien, sofern die Arbeitslosigkeit nicht wesentlich steigt und Mieter ihre fälligen

Mieten bezahlen beziehungsweise Vermieter bestehende Finanzierungen bedienen können. Eine weitere Auswirkung der Pandemie ist, dass die kurzfristig erforderliche Verlegung des Arbeitsplatzes ins Home-Office verdeutlicht hat, wie wichtig der persönliche Kontakt, sei es physisch oder virtuell, im täglichen Ablauf ist. Die veränderten Arbeitsbedingungen haben den weiteren positiven Effekt mit sich gebracht, dass im Bereich Digitalisierung ein sehr großer Schritt in sehr kurzer Zeit gemacht werden konnte und zudem hat sich gezeigt, wie flexibel, offen und positiv unsere Mitarbeiter dieser gegenüberstehen. Lassen wir uns überraschen, welche neuen Geschäftsmodelle und Dienstleistungen im Lockdown entwickelt wurden. Wenn ähnlich wie 2008/2009 Unternehmen wie WhatsApp, Uber, Airbnb sowie Bitcoins als Kryptowährung entstanden sind, freue ich mich auf eine Innovationswelle in den kommenden Monaten und Jahren. In unserer täglichen Beratung von innovativen Unternehmen lässt sich bereits eine erfreuliche Entwicklung in diese Richtung erkennen. Dennoch: Unter Berücksichtigung der oben dargestellten Unsicherheiten wage ich einen Ausblick auf 2021 nicht vor Dezember 2020.

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Postionen & Meinungen

„Die Nachnutzung im Sinne der Recyclingfähigkeit und Kreislaufwirtschaft werden in nächster Zeit große Themen sein.“

Robert Schmid, Geschäftsführer Schmid Industrieholding Robert Schmid Schmid Industrieholding

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Die aus meiner Sicht durchaus vernünftigen Vorsichtsmaßnahmen aufgrund von COVID-19 haben dazu geführt, dass im April kurzfristig für die Zeit von zwei Wochen fast kein Umsatz und Absatz zu verzeichnen war. Dies war jedoch sehr unterschiedlich. Grundprodukte, zum Beispiel Transportbeton, sind nahezu auf null abgesackt, während Heimwerkerprodukte, die noch im Baumarkt verfügbar waren, relativ stabil weitergelaufen sind. Das zweite Halbjahr 2020 wird sich aus unserer Sicht durch Fertigstellungen von Neubauten auszeichnen. Neue Projekte wird es wenige geben und das wird auch das große Problem im Jahr 2021. Der Wunsch, die thermische Sanierung und Sanierung allgemein zu forcieren, um einerseits Konjunktur und Arbeit zu fördern und andererseits das Klima zu schützen, ist eine sehr gute Idee der öffentlichen Hand. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Umsetzung schnell genug und pragmatisch im Sinne von „keep it simple“ sein wird!? Mit wenig Aufwand sollte man sanieren dürfen und mit wenig Aufwand sollte man zu etwaigen Förderungen kommen. Aus meiner Sicht sind nicht irgendwelche Steueroder Finanzierungsunterstützungen sinnvoll, sondern man sollte Anreize in Form von Einmalzahlungen schaffen – im Sinne von „nur Bares ist Wahres“.

Vorbei ist jedenfalls die Kurzarbeit, Kündigungen gab es meines Wissens am Bau relativ wenige beziehungsweise sind die Menschen wieder eingestellt worden und auch die ausländischen Arbeitskräfte, die wir dringend brauchen, sind wieder im Land. Auf den Baustellen gibt es ganz sicher Veränderungen aufgrund von COVID-19, die in Richtung Mehrnutzung von Verarbeitungsmaschinen, das Verwenden qualitativ hochwertigerer und schnellerer Materialien und sparsamer und effizienter Arbeitsleistung gehen werden. Unser Denken der Vergangenheit im Sinne von mehr, mehr, mehr … wird hoffentlich um den Leitspruch „mehr Klasse als Masse“ ergänzt. Qualität ist notwendig, um langfristig nutzbare Häuser zu bauen. Nicht nur die Qualität und die lange Haltbarkeit der Baustoffe, sondern am Ende auch die Nachnutzung im Sinne der Recyclingfähigkeit und Kreislaufwirtschaft werden in nächster Zeit große Themen sein. Höhere Qualität führt natürlich auch zu höheren Preisen, aber zu geringeren Mengen. Am Ende des Tages leben wir nicht von großen Mengen, sondern von guten Produkten und fairen Preisen dafür. Das Jahr 2021 wird jedenfalls sehr spannend und die Unternehmer werden sehr, sehr wachsam, aber nicht ängstlich den Markt beobachten müssen, um gegebenenfalls schnell reagieren zu können.


„Ich sehe aufgrund neuer Chancen einer positiven Entwicklung entgegen.“ Wolfgang Kradischnig Delta

Wolfgang Kradischnig, Geschäftsführer Delta Gerade in der Bauwirtschaft werden wir eine Abschwächung der Aufträge erst zeitverzögert merken, weil die Krise vielen Einzelpersonen, Firmen und Institutionen viel Geld gekostet hat. Da werden doch einige überlegen, ob sie sofort, später oder gar nicht in Baumaßnahmen investieren sollten. Wichtig ist deshalb gerade jetzt, dass die Branche die Zeit nutzt und die notwendige Transformation der Wirtschaft in Hinblick auf den Klimawandel vorantreibt und neue nachhaltige Lösungen entwickelt. Mit totalen Umsatzeinbrüchen rechne ich nicht, sehr wohl aber mit einer Abschwächung des Auftragsvolumens. Generell sind die Preise noch hoch, sie werden aber im Herbst beziehungsweise Winter voraussichtlich zurückgehen. In der zweiten Jahreshälfte 2020 könnte die Auslastung der Bauwirtschaft wieder auf ein normales Level ansteigen. Jene Unternehmen, die sich zukunftsorientierte Felder, wie das der Sanierung oder Revitalisierung von Altsubstanz oder Prozessverbesserungen durch Digitalisierung mit einem modernen partnerschaftlicheren Stil der Projektabwicklung, suchen, werden die Gewinner sein. Die Auswirkungen der Krise beeinflussen natürlich auch die Beschäftigungssituation. Ich vermute aber, dass diese Delle nicht allzu tief sein wird. Dadurch, dass es nicht viele Kündigungen gegeben hat und die Baustellen nicht

längerfristig stillgestanden haben, gibt es hier meines Wissens im Bereich unserer Arbeitsgebiete keine großen negativen Auswirkungen. Die Abstandsregeln und der Mundschutz werden noch eine Zeit lang bleiben, aber mit steigendem Druck wegen der zusätzlichen Kosten, werden auch diese Maßnahmen schrittweise gelockert werden. Generell gehe ich davon aus, dass jene Unternehmen, die gut diversifiziert sind oder die Krise genutzt haben, um sich strategisch besser aufzustellen, erfolgreiche nächste Jahre erleben werden. Jene Unternehmen, die ein strategisches Defizit hatten oder von Kunden abhängig sind, die durch die Corona-Krise schwer getroffen wurden, werden es in Zukunft schwer haben. Zusammengefasst sehe ich jedoch aufgrund neuer Chancen einer positiven Entwicklung entgegen.

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Postionen & Meinungen

Peter Giffinger, CEO bei Saint-Gobain Österreich

Peter Giffinger Saint-Gobain Österreich

„Die Digitalisierung wurde vom Trend zur Notwendigkeit, um Geschäftsprozesse am Laufen zu halten.“

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Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie beziehungsweise die damit einhergehenden Maßnahmen sind aus unserer Sicht weniger schlimm als befürchtet. Die Kurzarbeit konnte bei den meisten Unternehmen wieder beendet, der Baustellenbetrieb unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln weitgehend aufrechterhalten werden. Allerdings haben alle dafür notwendigen Maßnahmen in der Produktion, in der Logistik, beim Händler oder auf der Baustelle zu einem manchmal beträchtlichen Mehraufwand geführt; das betrifft durchwegs alle Prozesse entlang der Wertschöpfungskette. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieses verzögerte Momentum in den nächsten Monaten auswirken wird. Aus Gründen des Arbeitsschutzes wird sich nach der Krise die modulare Bauweise noch schneller entwickeln. Die zunehmende Verlagerung von der Baustelle in die Vorfertigung wird auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken, der derzeit aufgrund der geschlossenen Grenzen wieder evident ist. Saint-Gobain ist beim sogenannten seriellen Bauen ein innovativer, strategischer Partner zum Beispiel für die Fertigteil- oder Holzbauindustrie. In den letzten Wochen wurde die Digitalisierung vom Trend zur Notwendigkeit, um Geschäftsprozesse weiter am Laufen zu halten. Auch wir von Saint-Gobain konnten unsere Geschäftsprozesse und die unserer Kunden dank der Digitalisierung am Laufen halten. Dies nicht nur bei der Planung mit dem digitalen Baumanagement und systemübergreifenden BIM-Plugin, sondern auch beim täglichen Business – vom Dokumentenlauf über unsere Home-OfficePlattform bis hin zu digitalen Meetings. Wir werden in Zukunft noch stärker in den Bereich der digitalen Services investieren, aktuell liegt der Fokus im zielgruppengerechten Angebot von Webinaren. Das Jahr 2021 sehen wir vorsichtig optimistisch und wir hoffen, dass die unterschiedlichen Konjunkturmaßnahmen der österreichischen Bundesregierung – für die Bauwirtschaft die Pakete der Sanierungsund Bildungsoffensive – für die Ankurbelung der Wirtschaft sorgen.


„Für das Jahr 2021 sehen wir die Entwicklung je nach Assetklasse unterschiedlich.“

„Die Sparte der OnlineVermarktung wird dank der Coronakrise weiter eine große Nachfrage erfahren.“ Heinz Fletzberger SÜBA

Heinz Fletzberger, Vorstand SÜBA Auf die Assetklasse Wohnen hat die COVID19-Pandemie kaum Auswirkungen, die Nachfrage bei Wohnimmobilien ist mittlerweile wie vor Corona. Allerdings bleibt abzuwarten, wie die Banken weiter agieren. Momentan herrscht dort große Vorsicht sowohl bei Liegenschafts- und Projektfinanzierungen als auch bei der Kreditvergabe für den privaten Wohnungskauf. Im Wohnimmobilienbereich ist mit gleichbleibenden Preisen bei Wohnungseigentum und Miete zu rechnen, die Renditen bei Immobilieninvestments werden weiter sinken. Auswirkungen sehe ich sehr wohl in den Bereichen Retail, Hotellerie und Büroräumlichkeiten. Erhöhte Kosten und Umsatzverschiebungen wird es aufgrund der völligen Einstellung der Arbeit der Baubehörden geben. Ich rechne mit Verzögerungen von mindestens drei bis sechs Monaten bei Bauverhandlungen, Baubescheiden und somit auch Baustarts. In unserem Unternehmen konnten wir den Lockdown gut abfedern. Die SÜBA hat weder die Kurzarbeit in Anspruch genommen noch Mitarbeiter wegen COVID-19 gekündigt. Wir waren drei Wochen im HomeOffice und sind danach wieder sukzessive und abwechselnd ins Büro zurückgekehrt. Wie es weitergeht, wird sich zeigen und ist sehr wohl abhängig davon, ob eine zweite Welle kommt und wie die Regierung darauf reagiert. Kommen wir an einem erneuten Aufkeimen des Virus in Österreich vorbei, dann gehe ich von einer leicht steigenden Preisentwicklung im Sektor Wohnimmobilien aus. Gepusht wurde jedenfalls die Sparte der Online-Vermarktung (Augmented Reality). Diese wird durch Corona sicher eine noch größere Nachfrage erwarten dürfen.

Michael Klement Invester

Michael Klement, CEO Invester Wir vernehmen durch die COVID-19-Pandemie keine Auswirkungen auf die bestehenden Baustellen. Wichtig ist jedoch, dass sich sowohl die Bauherren als auch die Bauunternehmen an die neuen Sicherheitsvorschriften halten, um so einer Verbreitung vorzubeugen. In Bezug auf die Umsatzentwicklung kommt es durch COVID-19 zu zyklischen Verschiebungen, welche durch längere Planungszeiten verschärft werden. Glücklicherweise hatten wir bei Invester weder Kurzarbeit noch Kündigungen, im Gegenteil, wir haben unsere Mannschaft während der Krise sogar verstärkt und konnten neue Mitarbeiter hinzugewinnen. Da Invester selbst nicht ausführend auf den Baustellen tätig ist, hat sich in puncto Arbeitsbedingungen nicht viel verändert. Nur der Austausch mit der ÖBA vor Ort hat sich im Vergleich zu vorher noch weiter intensiviert. Generell konzentrieren wir uns weiterhin auf unsere Kernkompetenzen und sehen die Entwicklung im Jahr 2021 je nach Assetklasse unterschiedlich. Für unseren Tätigkeitsbereich sind wir vorsichtig optimistisch.

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Bauen & Technik

Klimaneutral bis 2050 Zementindustrie. Als Beitrag zur Umsetzung des „European Green Deal“ hat die europäische Zementindustrie eine Roadmap mit konkreten Zielen und Handlungsoptionen vorgelegt.

W

ir wollen bis 2050 die Emissionen entlang der Wertschöpfungskette von Zement und Beton auf null reduzieren. Wir sind davon überzeugt, dass wir das schaffen“, erklärt Rudolf Zrost, Vorstandsvorsitzender der VÖZ. Bis 2030 sollen bereits 40 Prozent der CO2-Emissionen in der Wertschöpfungskette eingespart werden.

Vorbild Österreich

„Ganz oben auf der Agenda stehen Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung.“ Rudolf Zrost, Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ)

400 Millionen Euro investierte die österreichische Zementindustrie in den vergangenen zehn Jahren in den Umwelt- und Klimaschutz. Damit ist die Branche zweifacher Weltmeister: „Wir emittieren bei der Herstellung am wenigsten CO2 pro Tonne Zement. Und im weltweiten Vergleich haben wir in Österreich den Einsatz von Kohle, Öl und Gas am meisten zurückgedrängt: Mit etwa 80 Prozent Ersatzbrennstoffen führen wir das internationale Ranking mit Abstand an. Und drittens haben wir einen niedrigen Klinkeranteil von knapp 69 Prozent in unserem Zement – denn das Brennen des Zementklinkers ist ja der Prozessschritt, bei dem das CO2 anfällt“, so Rudolf Zrost. Österreich ist international ein Vorbild, bestätigt auch Sebastian Spaun, VÖZ-Geschäftsführer: „Wir haben einen weiteren bedeutenden Vorsprung, um den uns andere beneiden: Wir haben in Österreich mit den Zyklonvorwärmeöfen die neueste Technologie flächendeckend im Einsatz, mit der wir die entstehende Abwärme konsequent nutzen.“ Im aktuellen Online-Jahresbericht

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werden Zahlen, Daten und Fakten zur Leistung der österreichischen Zementindustrie präsentiert. Die österreichische Zementindustrie erzielte im Jahr 2019 bei einem leichten Rückgang der Produktion ein Plus im Umsatz: Die acht Zementwerke in Österreich produzierten 2019 mit 5,23 Millionen Tonnen Zement um 0,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Jahresumsatz erhöhte sich um 3,1 Prozent auf 445,1 Millionen Euro. Stolz sind Zrost und Spaun auf die anhaltend hohen Investitionen der Zementwerke: Die Anlageinvestitionen sind 2019 ausgehend vom hohen Vorjahrsniveau noch einmal um fast fünf Prozent gestiegen und betrugen 75,2 Millionen Euro, wiederum ein historischer Höchststand. Das Investment in Klima- und Umweltschutzmaßnahmen ist mit 33,8 Mio. Euro auf anhaltend hohem Niveau. „Die österreichische Zementindustrie ist in puncto Umweltschutzmaßnahmen und niedrigste Emissionen international nach wie vor die unangefochtene Nummer 1“, so Zrost.

Die absoluten CO2-Emissionen sind um 2,8 Prozent zurückgegangen. Das erste Halbjahr 2020 war für die heimische Zementindustrie turbulent: Durch das Coronavirus wurden von einem Tag auf den anderen alle Baustellen – und damit auch die Zementproduktion – gestoppt. Mittlerweile zeigt sich die Branche jedoch wieder optimistisch, begonnene Projekte werden fortgeführt. „Wir freuen uns über die Investitionsbereitschaft in


den Infrastrukturbereich, jedoch macht uns die angespannte Budgetsituation von Ländern und Gemeinden Sorge“, meint Spaun. „Ganz oben auf der Agenda stehen Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung, hier kann unsere Branche viel beitragen. Unsere Produkte müssen auch so intelligent und effizient wie möglich eingesetzt werden. Heizen und Kühlen durch thermisch aktivierte Bauteile ist beispielsweise längst in der Baubranche angekommen und wird bereits im sozialen Wohnbau eingesetzt“, so Spaun. Ein Knackpunkt für die Zukunft ist die Carbonatisierung von Beton. Beton wirkt wie ein CO2-Schwamm, wenn der Baustoff der Luft ausgesetzt ist, bindet er CO2 dauerhaft ein. „Knapp ein Viertel des bei der Zementherstellung erzeugten CO2 wird im Lebenszyklus wieder eingebunden – in Summe ist das eine große CO2-Senke“, so Spaun.

Rohstoff CO2 Der Startschuss für den nächsten Meilenstein in puncto Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft fiel vor wenigen Tagen. Lafarge Zementwerke entschied gemeinsam mit OMV, Verbund und Borealis eine Zusammenarbeit für die Abscheidung und Nutzung von CO2. Bei dem Pilotprojekt „Carbon2ProductAustria“ (C2PAT) wird CO2 aus der Zementherstellung abgeschieden und zum wertvollen Rohstoff für neue Produkte, beispielsweise hochwertige Kunststoffe. Diese können am Ende ihres Lebenszyklus wieder als Brennstoff eingesetzt werden – so wird CO2 im Stoffkreislauf genutzt! Bis 2030 will das Konsortium den jährlichen Ausstoß des Zementwerks Mannersdorf in Niederösterreich von 700.000 Tonnen CO2 mithilfe von grünem Wasserstoff zu neuen Produkten verarbeiten. Diesbezüglich erweist sich die Zementindustrie erneut als Innovationstreiber.

„Wir wollen bis 2050 die Emissionen entlang der Wertschöpfungskette von Zement und Beton auf null reduzieren.“ Sebastian Spaun, Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ)

Aus dem Aufzugsschacht entweicht unkontrolliert Energie – aber wieviel und was kostet Sie das genau? Messen Sie selbst mit BlueKit Lift Vision

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Ingrid Fitzek-Unterberger Präsidetin Salon Real Club von und für Frauen in der Immobilienwirtschaft, ist Bereichsleiterin Marketing ­ & Kommunikation der BUWOG Group, zuständig für Österreich und Deutschland.

Nachhaltigkeit im Wohnbau – jetzt erst recht Kommentar: Ingrid Fitzek-Unterberger

Die hoch gepriesene Globalisierung der vergangenen Dekaden entwickelte sich 2020 zur Wurzel allen Übels: Ein Virus, das auf einem Markt in China vermeintlich seinen Ursprung hat, verbreitete sich in rasendem Tempo über den gesamten Globus — Menschen auf (Dienst-)Reisen sei Dank. Während nun viele aufgrund der von der Regierung ausgerufenen Beschränkung der Reisefreiheit auf ihren diesjährigen Urlaub mit mehr oder weniger überschaubaren Verlusten verzichten müssen und Videokonferenzen anstelle von Dienstreisen zum Usus wurden, hatte der plötzliche Stopp von Produktionen und Transporten weitreichende Folgen. Selbst Unternehmen, die sich den ausschließlich regionalen Bezug von Produkten und Materialien auf die Fahnen heften können, kamen aufgrund der Corona-Krise in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Auch in Österreich standen für einige Wochen beinahe alle nicht systemrelevanten Betriebe still. Schlimmer traf bzw. trifft es jene, die auf Lieferungen und Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen sind, wie zum Beispiel die Baubranche. Mittlerweile sind die Grenzen zu Österreichs Nachbarländern wieder so gut wie uneingeschränkt passierbar, doch der Verzug, der sich bei vielen Projekten ergab, ist so schnell nicht wieder aufzuholen. Bei Produkten bzw. Rohstoffen, die beispielsweise aus Südamerika oder Asien importiert werden, ist auch weiterhin mit Lieferschwierigkeiten zu rechnen. Und

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obwohl auch der Bezug von Produkten, die zur nachhaltigen Entwicklung von Immobilienprojekten benötigt werden, derzeit nicht uneingeschränkt möglich ist, wurde die Bedeutung nachhaltiger Maßnahmen insbesondere im Wohnbau noch stärker sichtbar: Ein Großteil der Österreicherinnen und Österreicher verbrachte im ersten Halbjahr 2020 so viel Zeit Zuhause wie sonst nie. Dies hatte einen gestiegenen Energieverbrauch –— u.a. bedingt durch Home Office — zur Folge, der nur durch Maßnahmen, die einer Steigerung der Energieeffizienz dienlich sind, nicht in explodierenden Energiekosten resultierte. Auch mikroklimatische Effekte, beispielsweise hervorgerufen durch die Begrünung von Fassaden, Innenhöfen und Dächern, machten sich schon vor dem Sommer bemerkbar, ebenso effizient geschnittene Grundrisse, die z.B. die Möglichkeit zum Querlüften bieten. Wurde in Wohnbauprojekten auch dem sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit Rechnung getragen, so konnten sich die Bewohnerinnen und Bewohner während der Ausgangsbeschränkungen über räumliche Abwechslung, z.B. mit Sportgeräten ausgestattete Gemeinschaftsräume, freuen. Die logische Schlussfolgerung daraus: Nachhaltigkeit im Wohnbau ist nicht nur ein Zeichen für den Klimaschutz, auch die darin wohnenden Menschen profitieren davon — insbesondere in Krisenzeiten —, weshalb Bauträger auch in Zukunft noch stärker darauf setzen sollten.


BauMarketing Gedankensplitter zum Marketing als regelmäßige Kolumne.

Mensch, mach Social Media! Vom Posting zum Social-Media-Profi Regelmäßiger Kommentar: Alexander Bosak & Philipp Kaufmann

Plattformen wie Facebook, Instagram, aber auch XING und LinkedIn sind noch keine Jahrzehnte alt, sind aber dennoch nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken und haben einen fixen Bestandteil in unserem Leben. Jede Branche und jedes Unternehmen ist davon anders betroffen, aber keiner kommt daran vorbei. Kommunikation findet auf diesen Kanälen statt und wer wissen will, was über einen gesprochen wird, sollte die Kanäle nutzen. Dieser passive Zugang ist unserer Erfahrung nach das Mindestmaß an Engagement eines jeden Bauunternehmens. Einzige Voraussetzung für diese „Passivität“ ist es, sich einzuklinken, einen ­Account zu eröffnen und sich damit zu beschäftigen.

Passivität ist ein Must, Aktivität ist gefragt Der erste Schritt in diese neue Welt ist vergleichbar mit einer Büroadresse in der realen Welt. Ja, es gibt Unternehmen, die auch ohne Büro, ohne Adresse existieren, aber ein seriöses Unternehmen ist erreichbar, hat einen Standort. Genauso verhält es sich in der virtuellen Welt – mit einem Unterschied: Nutzer können dort einem Unternehmen einen „Standort“ geben, auch ohne, dass dieses davon Bescheid weiß. So kann jeder User beispielsweise auf Facebook für ein Unternehmen eine Seite eröffnen. Dort können Kunden Feedback hinterlassen und sich über die Produkte des Unternehmens austauschen. Wenn der Bauunternehmer das nicht weiß, weil er nicht online ist, findet die Kommunikation trotzdem statt, nur eben ohne ihn. Daher ist es ein absolutes Must, sich zu

registrieren und die Seiten selber zu launchen beziehungsweise in Anspruch zu nehmen. Als Unternehmer bin ich auf allen Plattformen berechtigt, derartige Seiten zu meinen zu machen - es ist ja auch mein Unternehmen, oftmals meine Marke. Der nächste Schritt ist, sich aktiv einzubringen. Dies beginnt mit der bewussten Entscheidung, auf welchen Plattformen man präsent sein will. An den großen, wie LinkedIn, XING oder Facebook kommt eigentlich keiner vorbei. Ob Pinterest oder TikTok auch relevant und notwendig sind, hängt von den Unternehmens- und Kommunikationszielen ab und muss individuell entschieden werden. Danach folgt der richtige Auftritt mit Logo, umfassender Information zum Unternehmen und der Umsetzung von folgenden drei Maßnahmen: 1. Monitoring: Der eigene Auftritt, aber auch die Konkurrenz sind laufend

zu überwachen und auf Anfragen ist schnell zu reagieren. 2. Content: Der Inhalt ist regelmäßig in guter und authentischer Qualität zu erstellen – hier hilft ein gut geplanter Redaktionsplan. 3. Werbung: Geld ist zu investieren. Facebook bietet Reichweite nicht gratis, diese ist mit Geld zu kaufen und dafür gilt es zu investieren. All dies ist kein Buch mit tausend Siegeln – wir helfen hier gerne und bieten kostenlose Webinare an. www.immo-timeline.at/webinare

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BauKaufmann

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Regelmäßige Kolumne über Fakten und Inhalte, die verändern und prägen

Brücken bauen für die Branche der Brüche Kommentar: Philipp Kaufmann

Allmächtig ruft normalerweise nicht selber an, oft lässt er anrufen und Termine weit im Voraus abstimmen; wobei „abstimmen“ nicht bedeutet, mitreden zu dürfen, aber dem Geschäftsführer ist es wichtig, den richtigen Eindruck zu erwecken und schlussendlich passen die von ihm beziehungsweise seiner Assistentin vorgeschlagenen Termine den Mitarbeitern immer gut in deren Zeitplan. Zumindest hat Allmächtig diese Vorstellung und tatsächlich wagt sich keiner mit eigenen Vorschlägen aus der Deckung. So werden private Termine verschoben und schnell die Geburtstagsfeier der Tochter auf einen anderen Tag verlegt, damit der abgestimmte Termin wahrgenommen werden kann. An diesem Morgen wird aber kein langfristiges Meeting vereinbart, sondern es geht um einen Spontantermin, ein sofortiges Treffen. Max steht, während Allmächtig mit ihm telefoniert, und hört aufmerksam zu, will jeden Zwischenton verstehen und heraushören, was los ist. „Kommen sie bitte zu mir. Wir müssen schnell handeln und ich brauche ihr Organisationstalent!“, so Allmächtig. Max antwortet ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken: „Ja, verstanden. Ich bin schon auf dem Weg.“ Noch schnell das Sakko angezogen und die Krawatte gerichtet, denn er weiß, Allmächtig legt darauf besonderen Wert. Nicht nur einmal hörte er die Sätze: „Der erste Eindruck zählt.“ oder „Wer sich nicht richtig anziehen kann, kann auch nicht richtig arbeiten.“ Gelernt ist gelernt und Max versteht es außergewöhnlich gut, sich anzupassen und zu lernen.

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BauTecFokus

Max Max liebt seinen Job und ist Mitarbeiter bei einem österreichischen Immobilienunternehmen. Er nimmt seine Aufgaben ernst, ist bemüht und möchte alles richtig machen. Gelingt ihm das immer?

Oben angekommen, war das Spontan-Meeting eine klare Sache. „Bitte bereiten Sie die Wohnung Kaltenbrunnenweg 2, Top 32 für eine behinderte Dame vor, bauen Sie um und bereiten Sie alles für den nächsten Monat vor.“ – so einfach und klar die Anweisung. Jegliche Nervosität war völlig unbegründet gewesen. Es ging um eine Vermietung, die auf Wunsch des Aufsichtsrates, von ganz oben also, besondere Leistungen erfordert und dafür kann nur, wie Max weiß, er in Frage kommen. Wenn es um besondere Aufgaben geht, ist er der Richtige und er wird Allmächtig, wie immer, nicht enttäuschen. Auf ihn kann sich die Geschäftsführung verlassen. Max legte los und baut um: Die Eingangstür wird vergrößert, alle Türen ausgetauscht, alle Schalter auf Rollstuhl-Niveau versetzt, das Bad um den Nebenraum und das bisher getrennte WC vergrößert, damit das WC und die Dusche mit einem Rollstuhl benutzbar sind. Der Sanitärraum ist jetzt keine „Wohlfühloase“ mehr, aber überaus praktisch und mit einem Notausschalter bestens ausgestattet. Max ist mit dem Umbau und sich zufrieden. Geschafft. Der Tag der Übergabe steht am Programm. Aber wider Erwarten: Großes Entsetzen, große Verwirrung und alles andere als Lob und Bewunderung für die großartige Leistung. Max versteht die Welt nicht mehr. Der Grund, die neue Mieterin ist blind und hätte gerne in einer Wohlfühloase mit getrenntem WC gewohnt.

Cartoon: Jelio A. Stefanov

Montag, 8.23 Uhr. Einmaliges geschieht: Das Telefon läutet und Geschäftsführer Hubert Allmächtig ist am Telefon. Max ist nervös und angespannt. Hat er eine Aufgabe letzte Woche nicht ordnungsgemäß erledigt, was ist am Wochenende passiert und warum kann er jetzt nicht in Ruhe seinen Morgenkaffee trinken?


Zum Autor Harald Greger ist Geschäftsführer des AFI – AluminiumFenster-Institut. Der 1987 gegründete Verein ist eine spartenübergreifende Kooperation österreichischer Gewerbe-, Industrie- und Handelsunternehmen.

Genau betrachtet ... sind ALUFENSTER die Nummer 1 Kommentar: Harald Greger

Aussagen über Werkstoffe werden in erster Linie von Interessensgruppen getätigt und sind daher nach den zugrundeliegenden Prämissen zu differenzieren. Fensterwerkstoffe bilden dabei keine Ausnahme – im Gegenteil, sie waren in den letzten Jahrzehnten eher Vorreiter in Sachen Verwirrung. Um für Architekten, Bauherren und Nutzer mehr Transparenz zu schaffen, hat der Verein zur Erhebung von Informationen über Aluminiumfenster und -fassaden in den letzten Jahren eine Reihe von Studien und Analysen veranlasst.

Technische Universität & Gemeinde Wien forschen Der wichtigste Kooperationspartner bei den umfangreichen Tests und Analysen war die Arbeitsgemeinschaft der Hersteller von MetallFenster/Türen/Tore/Fassaden der Wirtschaftskammer Österreich. Fachkundige Studienleiter waren das Institut für interdisziplinäres Bauprozessmanagement der Technischen Universität Wien, die MA39 – Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien, die bauXund und die M.O.O.CON.

Lebens-Zyklus-Künstler Wirtschaftliche und ökologische Potentiale alternativer Fensterwerkstoffe wurden einem harten Test unterzogen. Dabei wurden nicht – wie meist üblich – nur die Investitionskosten und die bei der Herstellung entstehenden Umweltauswirkungen betrachtet. Vielmehr flossen die gesamten finanziellen und auf die Ökobilanz bezogenen Auswirkungen unterschiedlicher Fenstermaterialien über den ­gesamten Gebäudelebenszyklus hinweg in die Untersuchungen ein. Diese um­fassende Betrachtung führte im Gegensatz zur reinen Feststellung des Erstaufwandes zu einer gänzlich anderen Beurteilung sowohl der Kosten als auch der damit einhergehenden Auswirkungen auf die Umwelt.

termaterial weitgehend aus – daher fällt die langjährige Betrachtung positiv aus.

Überraschend: Alufenster mit geringsten Umweltfolgen Die Untersuchung der ökologischen Auswirkungen erfolgte mittels Ökobilanzberechnung. Das ist das auf Gebäudeebene übliche Bewertungsverfahren. Die Ökobilanz wird immer anhand bestimmter Wirkkategorien berechnet. Die Phasen der Herstellung, der Nutzung sowie die Entsorgung werden realitätsbezogen berücksichtigt. Diese langfristige Betrachtung kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Das Aluminiumfenster weist hinsichtlich der untersuchten Kategorien die geringsten Auswirkungen auf. Das kommt vor allem daher, dass das Grundmaterial Aluminium nach einer langen Lebensdauer einem hochwertigen stofflichen Recycling zugeführt werden kann. Andere Fensterrahmenmaterialien sind zwar in der Phase der Herstellung durch einen zunächst geringeren Energiebedarf weniger umweltschädlich, letztendlich schlagen sich jedoch Faktoren wie niedrigere Gutschriften aus Materialrückgewinnung oder eine energieintensive thermische Verwertung am Ende ihres Lebensweges ungünstig in deren Ökobilanz nieder.

Aluminium-Fenster-Institut veröffentlicht erfreuliche Ergebnisse Fenster- und Fassadensysteme, die die Gemeinschaftsmarke ALUFENSTER führen, verursachen bei der Betrachtung über das gesamte Gebäudeleben im Vergleich zu anderen Fenstern weniger Kosten und belasten die Umwelt in einem geringeren Ausmaß.

Alufenster sind besonders wirtschaftlich Analysiert man die Kosten, die für Fenster im Laufe eines Gebäudelebens aufgewendet werden, zeigt sich, dass Alufenster die wirtschaftlichste Variante darstellen. Ersatzinvestitionen bleiben beim Fens-

Studienlinks: http://www.alufenster.at/positionspapier http://www.alufenster.at/fensterstudie

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IMPRESSUM Vorschau

r e d n i e i S n e s e L : e b a g s u A n e t s h c nä & truktur - Flächenheizerätemanagement G & rk pa hr Fu e em sch Kühlsyst d Brückenbau - Zu Ti un nße ra St im e kt je Großpro rview mit … mit … - Das große Inte

bau & Infras Infrastruktur: Tief

Medieneigentümer Real Estate Media Group GmbH Handelskai 94-96 A-1200 Wien Tel. +43 1 890 18 26-100 office@media-group.immo www.media-group.immo Herausgeber Mag. Michael Neubauer Chefredaktion Mag. Lisa Grüner Grafik & Layout Marianne Pratscher, Sibylle Exel-Rauth Lektorat Mag. Bettina Trauner Redaktion Amelie Miller, Ferdinand Neubauer Autoren dieser Ausgabe Andreas Altstädter, Patrick Baldia, Lisa Grüner, Amelie Miller, Ferdinand Neubauer, Michael Neubauer, sowie die Kommentatoren.

erbst 2020 H : IN M R E T S G N U ERSCHEIN

Fotos wenn nicht anders angegeben: Real Estate Media Group / Katharina Schiffl, Real Estate Media Group / Michael Hetzmannseder Druck Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H

Aktuell informiert auf: www.bautecfokus.at

DER IMMOFOKUS WENDET SICH IM SINNE DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN AN FRAUEN UND MÄNNER. AUS GRÜNDEN DER ÜBERSICHTLICHKEIT UND VERSTÄNDLICHKEIT KANN ES BEI DEN BEITRÄGEN VORKOMMEN, DASS NUR DIE MASKULINE ANSPRECHFORM VERWENDET WIRD.

BauTecFokus ist Mitglied bei:

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Zum Autor Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management. Von 2016 bis 2019 Vorsitzender des Vorstands RICS Österreich und Mitglied der RICS Continental European Standards Board (CESB).

CORONA und RICS Kommentar: Frank Brün

RESILIENZ: Mit Corona wurde der Begriff auf dem Weg zum NewNormal häufiger gebraucht. Den Weg zur Erhaltung der „psychische[n] Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen“ (Duden) haben alle unterschiedlich, auf ihre eigene Art, beschritten. Ein Freund spricht mit seinen Topfpflanzen, ein anderer dreht beim Arbeiten den Fernseher auf und ich spreche gerne mit unserer Katze. Eine Herausforderung war anfangs auch die Erhaltung von persönlichen Mindeststandards. Ein Kollege wollte diskutieren, ob es in Ordnung sei, beim Arbeiten den Schlafanzug anzubehalten oder möglicherweise ein Anruf des Chefs beim Gang auf die Keramikabteilung anzunehmen. Mit der Regelmäßigkeit von Zoom- und MS-Teams Online-Calls hat sich diese Frage schließlich erledigt.

Webinar, Streamen oder Online-Meeting. Begriffe, die heute jeder 8-jährige erklären kann. Die etwas Älteren unter uns haben dank Lockdown vielleicht einen solchen daheim, den sie fragen können. Die deutsche Sprache hätte sonst so viel zu bieten, es braucht aber nicht immer Anglizismen: zum Beispiel das Wort Assetmanagementquartalsgesprächtelefontermin, so was gibt es nur bei uns. In einem viral gegangenen Video weist ein Herr für die deutsche Gesellschaft der Psychiater darauf hin, dass man zurzeit von Anrufen überschwemmt würde und dass es in Zeiten der Quarantäne völlig normal sei, wenn man mit Wänden, Blumen oder sonstigen Gegenständen spricht. Er bittet darum, erst anzurufen, wenn sie einem antworten. Meine Katze antwortet mir schon seit Jahren, also kein Grund zur Beunruhigung

HOME-OFFICE: Mit dem Lockdown gelangte das sonst oft geschmähte Home-Office zu neuer Blüte. Es heißt, Home-Office sei wie Schulpflicht – nur schlimmer. Es gibt keine Entschuldigung mehr, nicht am Rechner zu sitzen. Webinare sind das neue großartige Medium zur Akquise. Es gab sogar welche als „After-Work“ für Weinfreunde. Nach der ersten Schockstarre sorgten Online-Meetings für Abwechslung, was jedoch durch den Blick von unten auf die Kollegen in ihre weit geöffneten Nasenlöcher nicht ganz mit dem Plausch am Caféautomaten im Pausenraum zu vergleichen ist. Ein Anblick, der in Erinnerung bleibt. In Zoom schaut meistens jeder auf die anderen herab. Mit leichtem Silberblick, weil er lieber die Qualität seines eigenen Konterfeis auf dem Bildschirm kontrolliert, als in die Kamera zu schauen. In Erinnerung bleibt auch die schlechte Tonübertragung, wenn bei den schicken InEar-Kopfhörern Bluetooth hakt oder die grausame Bildqualität, wenn die Kinder zeitgleich auf Netflix streamen. Unvergesslich auch bei Zoom die schönen Panoramahintergründe der Kollegen, die das Idyll vom Häuserl in Kärnten oder an der Donau bieten sollten, wenn auch das Gegenlicht leicht blendet. Die Angeber! ANGLIZISMEN: Mit dem Einzug der weiteren Digitalisierung mehrte sich auch der Gebrauch von Anglizismen wie Home-Office,

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Im Fokus Zum Autor Hannes Gerstmann ist Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik Österreich. Den Bezug zur Praxis hält er durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.

Sonnenschutzbranche zeigt sich krisensicher Kommentar: Hannes Gerstmann

Gute Nachrichten in schwierigen Zeiten: Der Klimawandel, aber auch das energieeffiziente Bauen mit großen, nach Süden ausgerichteten Glasflächen stimuliert den Sonnenschutzmarkt. Damit werden an die 10.000 lokalen Arbeitsplätze in den Bereichen Beratung, Verkauf, Produktion und Montage gesichert und knapp eine Milliarde Wertschöpfung in der D-A-CH-Region generiert. Die Saison für die Sonnenschutzindustrie beginnt traditionell im März. Leider fiel das heuer mit dem Beginn der Corona-Krise zusammen. Eine Umfrage bei den wichtigsten Betrieben der Sonnenschutzbranche zeigt, wie man die Zeit des Lockdown überstand, welche Probleme es zu meistern galt und immer noch gilt und was man vom heurigen Geschäftsjahr erwarten kann. Das Frühjahr hatte sehr gut begonnen, aber dann kam das große Schließen und verursachte beträchtliche Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Geschäftsjahres. Über etliche Wochen sank das Auftragsvolumen deutlich, was zu erheblichen Umsatzeinbußen führte. Die Betriebe mussten unterschiedlich reagieren. Jene, die durch die Tiroler Quarantäneverordnung massiv betroffen waren, sahen sich gezwungen, die Produktion stillzulegen. Andere wiederum konnten durch Drosselung der Produktion

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und vorübergehende Kurzarbeit den Betrieb einigermaßen aufrechterhalten. Und es gab auch Firmen, die alle Unternehmensbereiche am Laufen halten konnten. Seit 16. April dürfen Fachhändler die Kunden wieder in ihren Schauräumen betreuen und man spürt den Nachholbedarf. Mit der Krise ist das eigene Zuhause wieder in den Fokus der Menschen gerückt; vor allem Produkte für das Leben draußen erfreuen sich großerBeliebtheit. Dazu kommt das Bewusstsein für die Klimaerwärmung und die Notwendigkeit, die Wohnung oder das Haus auf sommertauglich zu trimmen. Die Aufträge dafür liegen daher derzeit teilweise bei 100 % über denen in den Vergleichswochen des Vorjahres. Diese positive Entwicklung ist sehr erfreulich, die Umsetzung forderte die Branche jedoch enorm: Einerseits ist man am Limit der verfügbaren Kapazitäten und andererseits bereitet die Krise auch im Nachgang große logistische Probleme. Ein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang vielen disziplinierten und verantwortungsbewussten Mitarbeitenden, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass trotz Krise kein Chaos ausbrach. Die Prognose für 2020 ist, wenn sich die Lage stabilisiert und nichts Unvorhersehbares geschieht, durchwegs optimistisch. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Sonnenschutzbranche trotz Corona das Geschäftsjahr mit einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr abschließen wird. Nach der Finanzkrise von 2008, welche die Sonnenschutzindustrie wesentlich weniger hart traf als viele andere, schaut es derzeit so aus, als ob auch die Pandemie gut überstanden werden könnte.


Zum Autor Yasmin Obojkovits leitet die Abteilung Baumanagement der EHL Immobilien Management und ist in dieser Funktion für die Koordination von baulichen Erhaltungsarbeiten bis hin zu Büro- und Wohnungsumbauten, verantwortlich.

Die COVID-19-Pandemie fordert innovative Lösungen Kommentar: Yasmin Obojkovits

Das Coronavirus mitsamt seinen wirtschaftlichen Folgen hat auch die Baubranche unerwartet vor große Herausforderungen gestellt. Unmittelbar nach dem Lockdown haben vor allem große Baufirmen mit einem österreichweit temporären Baustopp reagiert, welcher nur schrittweise und mithilfe von verschärften Schutzmaßnahmen wieder hochgefahren werden konnte. Es zeigt sich jedoch, dass die gesetzten Schritte einen beträchtlichen Einfluss auf den Bauablauf haben. So erfordern etwa die notwendigen Hygienemaßnahmen auf der Baustelle neben erschwerten Arbeitsbedingungen auch einen erhöhten Koordinationsaufwand. Die Beschränkungen an den innereuropäischen Grenzen, wodurch ein nicht unerheblicher Anteil der Arbeitskräfte nicht einreisen durfte, führten ebenfalls zu Verzögerungen beim Baufortschritt. Verschärfend kommen auch Engpässe bei Materiallieferungen aus dem globalen Markt hinzu. Generell ist eine Bewertung der monetären Auswirkungen natürlich projektspezifisch unterschiedlich, es kann jedoch von erhöhten Baustellengemeinkosten und einer möglicherweise verlängerten Bauzeit ausgegangen werden.

und Immobilienbranche war und immer noch ist, so wichtig ist es, daraus positive Impulse für die Zukunft zu ziehen. Neben den Investoren und ausführenden Firmen werden auch Architekten und Konsulenten gleichermaßen vor komplexe Aufgaben gestellt. In Hinblick auf die Zukunft sollten die Erkenntnisse der Krise als Chance gesehen werden, aktuelle Themen wie etwa Digitalisierung und Green Building voranzutreiben. Es gilt, innovative Ideen und Lösungen in puncto Raumgestaltung, alternative Kommunikationswege und ressourcenschonendes, nachhaltiges Bauen zu entwickeln, um flexibel auf veränderte Lebensumstände reagieren zu können. Wir, das EHL Baumanagement, haben z.B. Vergabeverfahren und Baubesprechungen durchaus erfolgreich und effizient online abgehalten. Abgesehen von den zahlreichen Schwierigkeiten und Herausforderungen hat die COVID-19-Krise mit Sicherheit einen Umdenkprozess angestoßen, wovon die Branche auf lange Sicht profitieren kann.

Projekte fristgerecht fertigstellen Unabhängig davon sind Eigentümer derzeit daran interessiert, laufende Projekte fristgerecht fertigzustellen, um abgeschlossene Verträge halten zu können Daher werden sich die Folgen der Krise in der Baubranche vermutlich erst mittel- bis langfristig zeigen. Für das dritte und vierte Quartal zeichnet sich aus jetziger Sicht Zurückhaltung bei Umbautätigkeiten ab. Viele Eigentümer beobachten den Markt und sind darauf bedacht, das Risiko so weit wie möglich zu minimieren, indem nicht dringend benötigte Investitionen vorerst „on hold“ gesetzt werden. Terminverschiebungen aufgrund verzögerter behördlicher Genehmigungsverfahren sind ebenso zu erwarten. So herausfordernd die Krise für die gesamte Bau-

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Im Fokus: COVID-19 86

KURZARBEIT UND JOBVERLUST

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SCHOCKSTARRE AM BAU

Mitarbeiter kamen nicht mehr über die Grenzen, BaustoffLieferungen blieben aus, Schutzmaterial war Mangelware. Wie die Bauwirtschaft die COVID19-Pandemie erlebte und welche Folgen sie hat. Ein Rück- und Ausblick. 78

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Der Stillstand auf den heimischen Baustellen sorgte für einen sofortigen personellen Kahlschlag. So gingen die Firmen mit der Situation und ihrem Personal um: Eine Story mit niederschmetterndem Ergebnis.

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Im Fokus

Schockstarre am Bau COVID-19-Pandemie. Mit dem Lockdown standen tausende Baustellen still: Mitarbeiter kamen nicht mehr 端ber die Grenzen, Lieferungen von Baumaterial blieben aus und an Schutzmaterial mangelte es 端berall. Doch gebaut wird immer. Ein R端ck- und Ausblick. Autor: Lisa Gr端ner

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sichergestellt werden konnte. Damit wurden alle 11.000 Arbeiter und Angestellten in Österreich beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet. Am 20. März konnte dies zurückgenommen und die Mitarbeiter rückwirkend mit 1. März für drei Monate zur Kurzarbeit angemeldet werden. „Mit den neuen Rahmenbedingungen zur Kurzarbeit hat die Regierung, nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen Drucks, eine für alle akzeptable und vernünftige Lösung ausgearbeitet. Das ‚Gespenst der Kündigung aller Mitarbeitenden‘ war damit vom Tisch, und darüber bin ich sehr froh“, sagt Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender der STRABAG. „Wir haben Kurzarbeit zu tragbaren Bedingungen immer als die bevorzugte Lösung angesehen und diese Bedingungen wurden geschaffen. Bis dahin mussten wir das Risiko für unser Unternehmen mit seinen tausenden Arbeitsplätzen verringern“, so Birtel weiter. Am 27. März erfolgte schließlich die Wiederaufnahme der Baustellentätigkeit.

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Auch Swietelsky musste sofort reagieren: Mit 20. März erfolgte der Beschluss, das Unternehmen zur Kurzarbeit anzumelden. Sieben Tage später konnte die Fortsetzung der Bautätigkeit unter der Voraussetzung wirksamer und einhaltbarer Schutzvorkehrungen für die Mitarbeiter angeordnet werden. Es galt alle behördlichen Auflagen im Kontext des Mitarbeiterschutzes zu erfüllen wie beispielsweise die Beschaffung von Schutzausrüstung, Abstände in den Büros, Home-Office-Vereinbarungen usw. und das bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung aller wichtigen Prozesse im Unternehmen. „Zusätzlich gab es Herausforderungen in Bezug auf die Dokumentation von Leistungsstörungen und den Umgang mit Folgen von COVID-19 in Bauverträgen“, so Karl Weidlinger, Vorstandsvorsitzender von Swietelsky. „Dazu kam die Abklärung und Analyse kaufmännischer Risiken und rechtlicher ­Fragestellungen.“

Die STRABAG schildert die Zeit des Shutdowns so: Am 18.März erfolgte die Schließung aller über 1.000 Baustellen in Österreich. Eine Evaluierung der Baustellen hatte ergeben, dass bei einer Vielzahl ein 1-Meter-Abstand zwischen Mitarbeitenden im praktischen Baubetrieb nicht, wie gesetzlich gefordert, durchgängig gewährleistet sowie die Lieferkette von Materialien und Nachunternehmen nicht mehr

Mit Beginn der Coronakrise stand die PORR mit den verantwortlichen Behörden, Fachleuten und der Regierung im stetigen Austausch. „Das war schon eine Herausforderung“, erinnert sich CEO Karl-Heinz Strauss. „Die Reisebeschränkungen und auch die Schutzmaßnahmen veränderten unser Arbeiten in allen Bereichen, sowohl in den Büros als auch auf den Baustellen. So müssen unsere Mitarbeiter auf den Baustellen unter anderem auf die Einhaltung der notwendigen Abstände achten, Masken und teilweise sogar Visiere

ie sich plötzlich überschlagenden Ereignisse lähmten die ganze Baubranche. Täglich änderten sich die Rahmenbedingungen für die Arbeit auf den Baustellen und so standen die Krisenstäbe der Baufirmen täglich vor neuen Entscheidungsgrundlagen und Herausforderungen.

tragen.“ Gleichzeitig setzte das Unternehmen auf Maßnahmen wie Kurzarbeit, Home-Office, Urlaubsabbau und den freiwilligen Verzicht auf einen Teil der Managementgehälter.

„Dank Kurzarbeit war das 'Gespenst Kündigung' aller Mitarbeiter vom Tisch.“ Thomas Birtel, STRABAG

„Wir waren gezwungen, Baustellen teilweise einzustellen. Das hatte auch Kurzarbeit im Betrieb zur Folge“, erzählt Hubert Wetschnig, CEO der HABAU. „Es gab aber auch Kunden, die mit Nachdruck gefordert haben, die Baustellen müssen weiterlaufen. Etwa 20 Prozent der Baustellen blieben offen.“ Ende März wurde das Unternehmen wieder Schritt für Schritt mit neuen Hygiene- und Verhaltensregeln hochgefahren. Für Vasko+Partner kam es durch die Einstellung der Baustellen zu Verzögerungen bei den Bauvorhaben, die wieder eingeholt werden müssen. „Es gab Rückstände bei in Planung befindlichen Bauvorhaben, dafür konnten wir einige Planungsarbeiten von anderen Projekten vorziehen“, versuchte Günther Sammer, Geschäftsführer von Vasko+Partner einen Ausgleich, auch in puncto Beschäftigung seiner Mitarbeiter, zu erreichen. „Wir sind als Planungsbüro in der Wertschöpfungskette der Bauwirtschaft ja quasi mittendrin, das bedeutet, wenn eine Baustelle gesperrt wird, hat zum Beispiel auch unsere örtliche Bauaufsicht mit Ausnahme des geordneten Herunterfahrens keine Arbeit vor Ort.“

Acht Punkte als Plan Aufgrund des großen Drucks wurde in kürzester Zeit gemeinsam mit den Sozialpartnern ein Acht-Punkte-Plan erarbeitet. Dabei ging es um zusätzliche Vorgaben für die Arbeitshygiene

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Im Fokus wie etwa die Reinigung von Werkzeug und Maschinen, aber auch um organisatorische Maßnahmen zum Beispiel zeitlich gestaffeltes Umkleiden, um zusätzlichen Schutz bei Tätigkeiten, die üblicherweise mit weniger als einem Meter Abstand ausgeführt werden zu gewährleisten. Ferner wurden Regelungen für den An- oder Abtransport von Personen zu und von Baustellen sowie Einzelbelegungen für Schlafräume festgelegt sowie die Einhaltung der allgemeinen Corona-Schutzmaßnahmen, die bereits im öffentlichen Raum galten, vereinbart. „Dank dieser Sozialpartnervereinbarung konnte der Mindestabstand bei notwendigen Arbeiten auf der Baustelle unterschritten werden, sofern Mund und Nase aller beteiligten Personen geschützt waren und Angehörige von Risikogruppen nicht für solche Arbeiten eingesetzt wurden“, so Birtel. „Damit standen wir aber auch vor der Herausforderung, für jede einzelne Baustelle unserer über tausend österreichischen Baustellen zu prüfen, ob und wie die Gesundheitsvorkehrungen eingehalten werden konnten.“

Lieferketten und der Verfügbarkeit von Personal, das zwischenzeitlich ins Ausland ‘heimgereist’ war”, erzählt Weidlinger. „Dazu kamen diverse organisatorische und technische Herausforderungen im Kontext der Kurzarbeit.” Die Unterbrechung der Lieferkette durch die Schließung der Grenzen bereitete den meisten Bauunternehmen Kopfzerbrechen. „Plötzlich war es schwierig, das Baumaterial im notwen-

Nadelöhr Logistik

Hubert Wetschnig, HABAU GROUP

Die Folge der Verordnungen war, dass ein regelrechter Ansturm auf die notwendige Schutzausrüstung, wie Mund-Nasen-Schutz, Atemschutzmasken der Klassen FFP1 bis FFP3 und Desinfektionsmittel sowohl für Hände als auch die Reinigung von Flächen losbrach. „Anfangs war diese Schutzausrüstung kaum erhältlich“, erklärt Wetschnig. „Dennoch mussten wir sofort alle Mitarbeiter mit Schutzausrüstung versorgen.“ Dem gegenüber stand auch die generelle Bereitstellung der personellen und materiellen Ressourcen für die Fortsetzung der Baustellen. „Es gab anfängliche Probleme mit

„Die Schutzmaßnahmen veränderten unser Arbeiten in allen Bereichen.“ Karl-Heinz Strauss, PORR

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„Sorgen bereitet uns am ehesten das regionale Geschäft in den Bundesländern.“

digen Ausmaß auf die Baustelle geliefert zu bekommen. Teilweise kommt das Material über die Grenze, aus der Slowakei oder aus Ungarn. Ein oft wenig bedachtes Material auf Straßenbaustellen sind etwa Geogitter, die man im Erd-/Straßenbau braucht“, so Wetschnig. Für Sammer ist die Erinnerung an die ersten Tage der Unsicherheit noch sehr frisch: „Wir erlebten bei einigen unserer Projektpartner eine gewisse Schockstarre und zunächst keine Reaktion auf Anfragen unsererseits. Bei uns intern gab es keine Panik und wir sind der Situation mit der Einberufung einer täglichen Geschäftsführer-‘Krisensitzung‘ begegnet. Es war auch für uns anfangs schwer zu beurteilen, was der Shutdown nun für die Bauwirtschaft insgesamt bedeutet – diverse Horrorszenarien wurden ja durch die Medien gepeitscht. Doch bald erkannten wir, der Bau hat Glück, die Branche funktioniert und ist vor allem gut und recht krisenresistent aufgestellt.“

3 (international) konnten wir trotz Coronakrise den Großteil der Aktivitäten mit nur wenigen Unterbrechungen fortführen”, so Strauss. Auch die Unternehmen der HABAU-Gruppe, die zu 70 Prozent in Österreich und in Deutschland tätig sind standen vor dem Problem, dass die Schutzmaßnahmen in Österreich strenger waren, als in Deutschland.

Lockereres Deutschland In Deutschland wurde der laufende Baubetrieb, unter Einhaltung aller Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen aufrechterhalten. Daher traf es die deutsche Baubranche nicht ganz so hart wie die österreichische. „In der BU

Der Preis der Krise „Für das Geschäftsjahr 2020 lässt sich eine verlässliche Einschätzung der Effekte der Coronavirus-Krise auf das Ergebnis und damit auf die angestrebte EBIT-Marge der STRABAG


SE nach wie vor nicht abgeben“, so Birtel. Aus derzeitiger Sicht geht der Vorstand von einer um ca. 10 Prozent verringerten Leistung und einem leicht abgeschwächten Ergebnis für das Jahr 2020 aus. „Doch je längerer man in die Zukunft schaut, desto unsicherer ist es", räumt der STRABAG-Chef mit Blick auf die weitere Entwicklung der Nachfrage etwa von Kunden aus der Automobilindustrie, im Hotel- und Einkaufszentrumsbereich ein. „Da sehen wir Zurückhaltung.“ Betreffend weiterer Aufträge aus dem Infrastruktursektor ist er aber zuversichtlich und glaubt auch an den Wohnbau. „Wer Liquidität anlegen müsse, werde auch

anlegen wollen. Da ist der Liquiditätsdruck auf Anlagen, sodass Rückgänge in manchen Bereichen durch Zuwächse in anderen aufgefangen werden." Bei der PORR waren erste Effekte im Rückgang von Leistung und Ergebnis im ersten Quartal sichtbar. „Aber hier gilt es zu beachten, dass das erste Quartal in der Baubranche typischerweise nur wenig Aussagekraft für das gesamte Jahr hat“, so Strauss. „Die Produktionsleistung im ersten Quartal 2020 belief sich auf 942 Millionen Euro.“ Dies entspricht einem Rückgang gegenüber dem hohen Vorjahresniveau von 10,0 Prozent oder 105 Millionen Euro.“ Das Ergebnis vor Steuern

war saisonal- sowie coronabedingt negativ und lag bei EUR -25,5 Mio. Bei Vasko+Partner gibt man sich zuversichtlich. „Perspektivisch sieht es so aus, als ob die Umsätze stabil bleiben“, so Sammer. Die HABAU gibt sich eher bedeckt: „In den Monaten März und April kam es zu Umsatzeinbrüchen aufgrund der stillgelegten Baustellen“, sagt Wetschnig. „Weitere Veränderungen werden sich erst in den nächsten Monaten zeigen.“ Bei bestehenden Verträgen, vor allem wenn die beauftragten Leistungen vertragskonform erfüllt werden mussten und insbesondere bei ÖNORM-Verträgen war man mit sogenannten geänderten Umständen

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Im Fokus der Leistungserbringung konfrontiert. Diese waren zum Zeitpunkt der Beauftragung nicht bekannt und wurden als Leistungsabweichungen, also als klassische Mehrkostenforderungen abgewickelt. Bei Swietelsky rechnet man vorerst mit eher geringen Einbußen, die durch die Leistungsunterbrechung verursacht wurden. „Auswirkungen von konjunkturellen oder anders bedingten wirtschaftlichen Schwächephasen treffen die Bauwirtschaft üblicherweise zeitverzögert“, erklärt Weidlinger. „In welchem Ausmaß dies der Fall sein wird, lässt sich noch nicht seriös beantworten.“ Risiken sieht er im Flächengeschäft mit der Kundengruppe öffentlicher Auftraggeber wie Gemeinden, aber natürlich auch bei privatwirtschaftlichen Auftraggebern. Ob sich der erhöhte Abstimmungsbedarf mit Auftraggebern und Subunternehmern, Kosten durch die Hygienebestimmungen und die Erschwernis der Materialbeschaffung für die Kunden zu Buche schlagen werden, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Derzeit ist die Meinung der Firmen unisono, die Preise annähernd gleich zu lassen.

Veränderung der Kommunikation Es gab auch einen Bereich, der während der Covid-19-Pandemie einen ungewöhnlichen Aufschwung erfuhr: Die Kommunikation. Allen voran die digitale und mit ihr die Projektkommunikation. „Herausfordernd war aufgrund der sich täglich wechselnden Anforderungen und unklaren Vorgaben der Regierung die Kommunikation mit Auftraggebern, Behörden, Subunternehmer, Architekten – aber auch die flächendeckende interne Kommunikation“, so Wetschnig. Der überraschende Shutdown ließ auch in technischer Hinsicht nicht viel Vorbereitungszeit zu. „Anfangs standen wir vor IT-technischen Herausforderungen zur Gewährleistung stabiler Netze und der Kommunikation unter allen Umständen“, blickt Weidlinger zurück nimmt sich vor, das Thema der Digitalisierung von Bauprozessen noch stärker als bisher voranzutreiben, da der Druck für Prozessoptimierungen in der gesamten Branche und darüber hinaus steigt. Für den Generalkonsulenten Vasko+Partner ist die ganzheitliche Denkweise Teil der Unternehmensphilosophie. „Dazu zählt der Lebenszyklusansatz ebenso wie die laufende Überprüfung des Zeit- und Kostenplans, im Sinne des Bauherrens und zum positiven Gedeihen des Projekts“, erklärt Sammer. „Da wir als

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interdisziplinäres Planungsbüro bereits sehr früh digital dachten und arbeiteten, waren uns Tools, wie Microsoft Teams bereits vertraut.“ So wurden kurzerhand alle geplanten Besprechungen, auch mit externen Projektpartnern in sogenannte Teams-Sitzungen umgelenkt. „Daraus haben wir gelernt, dass zukünftig nicht mehr jede Besprechung persönlich stattfinden muss, das haben uns Projektpartner als auch Bauherrenvertreter signalisiert“, so Sammer weiter. Für die PORR erlaubt die Krise einen Blick auf unser aller zukünftiges Leben. „Sie zeigt uns anschaulich unsere digitale Welt, eine Welt des Streamings, des Online-Handels,

der Online- und Cloud-Dienstleister, der virtuellen Meeting-Räume sowie neuer Formen der Zusammenarbeit in unserer Bauindustrie“, so Strauss. „Durch den Einsatz moderner Methoden wie Building Information Modeling und LEAN Design & Construction wird sich die Bauwelt in den kommenden Jahren komplett verändern. Wer diese Entwicklung mutig angeht und die technischen Innovationen aktiv mitgestaltet, wird immer einen Schritt voraus sein.“ Die PORR sieht sich durch ihre Digitalisierungsinitiativen und die Investitionen in den Ausbau der IT als Branchenpionier in diesem Bereich.


Was bleibt, ist Wertschätzung Jede Krise bringt letzten Endes auch etwas Gutes mit sich. „Die Bedeutung des Bausektors als lokal wertschöpfender Sektor wird wieder mehr gesehen“, ist der STRABAGChef optimistisch. „Auch deswegen, weil wir ein sehr personalintensiver Sektor sind, sprich es sind viele Arbeitsplätze damit verbunden.“ Eine Meinung, die auch Wetschnig teilt: „Die Bauwirtschaft als wichtiger Teil der österreichischen Wirtschaft hat insbe-

tierte Euro zwei bis drei Euro Investitionen in der nachgelagerten Industrie bringt, sollte die öffentliche Hand vermehrt auf Investitionen in den Bausektor setzen bzw. diese weiter ausbauen.“ Das öffentliche Gelder in Bauprojekten, vor allem im Sinne des Arbeitsmarktes und der Konjunktur dringend gebraucht werden, betont auch Weidlinger. „Die Löhne unserer Mitarbeiter steigern die regionale Wertschöpfung“, erklärt der SwietelskyChef. „Wir werden jedenfalls unserer Rolle für die Aufrechterhaltung der Beschäftigung mit einer großen Zahl gut bezahlter Jobs auch in Krisenzeiten gerecht.“

Und wie geht es weiter?

„Wirtschaftliche Schwächephasen treffen die Bauwirtschaft zeitverzögert.“

Die Swietelsky AG wird die Kurzarbeit nicht mehr verlängern und daher im Juni auslaufen lassen. „Nach wie vor suchen wir in vielen Bereichen Fachkräfte und stellen Mitarbeiter ein“, ist Weidlinger zuversichtlich. „Betriebsbedingte Kündigungen sind jedenfalls im Angestelltenbereich nicht vorgesehen.“ Die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr sind bei Swietelsky weitgehend stabil, wenngleich die Entwicklung mit einigen zusätzli-

Karl Weidlinger, Swietelsky

Copyrights: Gregor Hartl, Stanislav Kogiku, Astrid Knie, Mario Pampel

sondere in dieser Phase einen relevanten und auch positiven Beitrag geleistet und wurde auch so wahrgenommen.“ Auch wenn in den ersten vier Wochen des Lockdowns Mitarbeiter auf den laufenden Baustellen durchaus mit negativen Reaktionen von verunsicherten Anrainern konfrontiert waren. „Diese Situationen haben sich aber rasch beruhigt“, bestätigt der HABAU-Chef. Auch Vasko+Partner kann von positiven Rückmeldungen seitens der Bauherren berichten. „Es gab wertschätzende Mails und Anrufe, die wir ohne Covid-19 vermutlich nicht erhalten hätten“, so Sammer. „Ob das Coronavirus nun grundsätzlich zu mehr Wertschätzung der Planungs- bzw. Baubranche führt, das kann ich nicht sagen, auf jeden Fall hoffen wir, dass nach der Pandemie Respekt, Höflichkeit und ein wertschätzender Umgang miteinander bleibt, denn der bringt uns alle weiter und unsere Projekte dann sowieso.“ Dass gerade in Zeiten wie diesen Zusammenhalt und Kontinuität unerlässlich über alle Branchen hinweg sind, merkt Strauss noch an. „In der Krise ist die Bauwirtschaft eine Schlüsselindustrie. Da jeder in die Bauwirtschaft inves-

„Teilweise kam das Material für Straßenbaustellen nicht über die Grenze.“ Günther Sammer, Vasko und Partner

chen Risiken behaftet ist. Der weitere Verlauf wird genau zu beobachten sein. „Das mit Ende März ausgelaufene Geschäftsjahr 2019/20 war ein sehr erfolgreiches mit rund drei Milliarden Euro Bauleistung, rund 11.000 Mitarbeitern im Jahresdurchschnitt sowie einer im Branchenvergleich sehr soliden Profitabilität konzernweit gesehen“, so Weidlinger weiter. Genaue Zahlen zum letzten Geschäftsjahr werden erst mit dem Geschäftsbericht veröffentlicht. Dennoch, in Bezug auf das

tatsächliche Ausmaß der Corona-Krise und der wirtschaftlichen Implikationen aus dem Shutdown in vielen Ländern, besteht große Unsicherheit. „Welche Auswirkungen diese völlig neuartige Ausnahmesituation auf das Wachstum der betroffenen Volkswirtschaften und damit auf die Bautätigkeit haben wird, ist noch nicht absehbar“, so Strauss. Die Strategie der PORR bleibt unverändert und langfristig ausgerichtet. Mit dem 2019 gestarteten Transformationsprogramm PORR 2025 hat das Unternehmen eine Neuausrichtung der, in den letzten Jahren stark gewachsenen, Organisation initiiert und sich substanziell für den Strukturwandel des Bausektors aufgestellt. Darüber hinaus sind die mittel- und langfristigen Fundamentaltrends in der Baubranche weiterhin intakt, wirken sich positiv auf die Baubranche aus und eröffnen der PORR auch in Zukunft weitere Wachstumschancen. Die HABAU sieht für 2020 noch kein Problem. Doch die Frage ist, wie lange es brauchen wird, bis sich die Wirtschaft wieder erholt. Industrie und Bau reagieren stark verzögert auf Krisen. „Sorgen bereitet uns am ehesten das regionale Geschäft in den einzelnen Bundesländern wie bei unserem Unternehmen Held & Francke beispielsweise“, räumt Wetschnig ein. „Wenn wir das Geld nicht dort hinbringen, wo die Gemeinden sparen wollten, dann stehen wir im Herbst 2020. Jetzt gibt es das Hilfspaket, das heißt, es wird nun in die Gemeinden hinein investiert. Natürlich freuen wir uns über Investitionen in den Infrastrukturbereich bei ÖBB und Asfinag, aber man darf nicht vergessen, dass im Baugeschäft, das gilt nicht nur für unsere Bau-Gruppe, die Investitionen in den Bundesländern wichtig sind, dass dort für die vielen kleineren Projekte – ein Gehsteig, ein Kreisverkehr, ein Kanal, was auch immer gebaut wird – Geld da ist.“ Diese Sorge wurde zwar von Seiten der Politik ein wenig entkräftet, dennoch ist die Frage, wie schnell Projekte zur Umsetzung kommen, auch, was die Genehmigungen etc. betrifft. „Hier haben wir bereits unsere Botschaften an den Präsidenten der Wirtschaftskammer Österreich Harald Mahrer übermittelt und klar positioniert“, so der HABAU-Chef. Jedenfalls geht Wetschnig im zweiten Halbjahr 2020 davon aus, im Flächengeschäft, Investitionsrückgänge in der Tourismusbranche und Industrie zu spüren zu bekommen. Im Ausblick für 2021 ist alles noch ungewiss, vor allem wie hoch der Umsatzrückgang ausfallen wird.   Sicher ist nur, es wird allen weh tun.

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Im Fokus

Abgemeldet Kurzarbeit und Jobverlust. Die COVID-19-Pandemie sorgte auch in der Bauwirtschaft für einen personellen Kahlschlag. Während das Stammpersonal in die Kurzarbeit gerettet wurde, traf es die Leiharbeiter besonders hart. Autor: Lisa Grüner

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it dem 16. März 2020 veränderte sich der österreichische Arbeitsmarkt schlagartig, innerhalb von 16 Tagen wurden 193.829 Personen arbeitslos vorgemerkt. Doch nicht nur eine gewaltige Menge an Arbeitslosenmeldungen brach über das Arbeitmarktservice (AMS) ein. Die Zahl der Anträge von Unternehmen explodierte ab Mitte März innerhalb kurzer Zeit auf weit über 100.000. Damit lagen Anträge auf Kurzarbeit für fast jede dritte beschäftigte Person vor. Im Vergleich dazu: Im Jahr 2019 waren insgesamt rund 300 Betriebe in Kurzarbeit. Mit der COVID-19-Kurzarbeit gelang es, die Entwicklung am Arbeitsmarkt zu stabilisieren, mit Ende April 2020 wurden somit rund 1,2 Millionen Arbeitsplätze gesichert. Dennoch stieg im Mai die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer im Vorjahresvergleich um 58,2 Prozent auf einen historischen Höchststand: 571.477 Personen waren arbeitslos gemeldet. Ergo waren Ende April 2020 waren 210.275 Menschen mehr ohne Job als im April letzten Jahres.

Förderdschungel und die Gier Die Förderung der Kurzarbeit weckte auch die Gier mancher Unternehmer. Rund 350 Finanzpolizisten kontrollierten ab Mitte April rund 2.500 Betriebe und knapp 10.000 in Kurzarbeit befindliche Personen. Dabei hagelte es über 150 Anzeigen wegen KurzarbeitMissbrauchs, über 1.300 Übertretungen nach dem Ausländerbeschäftigungsgesetz, dem Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz, dem

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Arbeitslosenversicherungsgesetz, dem Lohnund Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz sowie dem Arbeitszeitgesetz wurden verzeichnet. Während die einen etwas wollten, was ihnen nicht zustand, wurden anderen Steine in den Weg gelegt: Für die Bauwirtschaft galt die Regelung, dass Beschäftigte erst vier Wochen nach Tätigkeitsbeginn in die Kurzarbeit aufgenommen werden dürfen. „Dadurch blieben viele Bauunternehmen auf den Kosten der Kurzarbeit bei Wiedereinstellungen sitzen“, so Josef Muchitsch, Vorsitzender Bau-Holz beim ÖGB. „Andere haben Stammpersonal nach der Winterunterbrechung im März nicht wieder aufgenommen, weil es keine Vergütung von Kurzarbeit für diese Gruppe gegeben hat.“

Rettungsschirm Kurzarbeit Dennoch war es vor allem das Kurzarbeitsmodell, das bewirkte, dass Mitarbeiter in der Beschäftigung gehalten werden konnten. „Wir haben die Kurzarbeit im März im Sinne all unserer Mitarbeiter für rund 9.400 Personen eingeführt“, erklärt Karl-Heinz Strauss, CEO der PORR, wie der vorübergehende Stillstand der Baustellen überbrückt wurde. „Es freut uns, dass wir sie nach drei Monaten mit 18. Juni auch wieder erfolgreich beenden konnten.“ Für die Leiharbeiter war der Lockdown ein harter Schlag, da sie nicht weiterbeschäftigt wurden. „Nach dem Hochfahren der Baustellen gab es kurzfristig einen Mangel an Leiharbeitern, da viele der Beschäftigten in Leiharbeitsfirmen eine ausländische Staatsbürgerschaft und sich während dieser Zeit

nicht in Österreich aufgehalten haben“, so Strauss weiter. „Hier haben die restriktiven Reisebeschränkungen den Arbeitsmarkt temporär beeinflusst.“ Auch Wienerberger hat, wie so viele das Kurzarbeitsmodell der Regierung in Anspruch genommen, um damit Arbeitsplätze der eigenen Mitarbeiter abzusichern. Während die Angestellten in Verwaltung und Vertrieb ihre Jobs aus dem Home-Office erledigen konnten, wurde die Zusammenarbeit mit den Leiharbeitern unmittelbar nach dem Lockdown beendet. „Damit wurden die Mitarbeiter der Leiharbeiterfirmen ebenso für das Kurzarbeitsmodell angemeldet“, blickt Johann Marchner, Geschäftsführer von Wienerberger zurück. Bei Rhomberg Bau hingegen kam es weder zu Kündigungen noch flächendeckend zu Kurzarbeit bei der Stammbelegschaft.


„Aufgrund der fehlenden Vorgaben und Regelungen seitens der Regierung hatten wir anfangs eine kurze Unterbrechung der Arbeitsverhältnisse von maximal zwei Wochen“, geht Jürgen Jussel, Mitglieder der Geschäftsleitung und Personalchef der Rhomberg Bau auf die Situation der Leiharbeiter ein. „Sobald wir aber Sicherheit hatten, wurden sämtliche Beschäftigungsverhältnisse umgehend wieder aufgenommen und ganz normal weitergeführt.“ Bei Implenia sah man die Situation ganz pragmatisch, man habe auf die Kurzarbeitssituation der Leiharbeiter wenig Einfluss, denn darum kümmert sich der Überlasser. Dennoch stellte auch Implenia fest, dass während des Lockdowns teilweise die Leiharbeiter auf den Baustellen fehlten, weil sie vorübergehend nicht einreisen konnten.

Bredouille der Personalüberlasser Während die Bauunternehmen mit einem blauen Auge davon kamen, brach für die Leiharbeitsfirmen der Markt komplett zusammen. „Bei den Auftragnehmern wurde die Leiharbeit eingestellt“, resümiert Muchitsch. „Das Schlimme ist, dass die Leiharbeiter dann überwiegend beim AMS gelandet sind.“ Stellvertretend für die Branche führte die Maschinenring Personal und Service eGen eine repräsentative Studie durch, aus der hervor geht, dass 92 Prozent der Befragten einen deutlichen Rückgang bei überlassenen Arbeitskräften verzeichnen. Am am meisten betroffen ist hier die Industrie, dicht gefolgt von Dienstleistung und Baugewerbe. „Wir konnten eine große Verunsicherung bei den Baubetrieben beobachten“, erzählt Gertraud Weigl, Geschäftsführerin

„Wir mussten im März Kurzarbeit für rund 9.400 Mitarbeiter einführen.“ Karl-Heinz Strauss, Porr

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Copyrights: Wienerberger/Andreas Hafenscher, Rhomberg Bau, Maschinenring, PORR/Astrid Knie

Im Fokus

­ aschinenring Personal und Service eGen. M „In der ­ Lockdown-Phase sind bei uns die Überlassungen am Bau gegen Null gegangen.“ Dann kam in der Bauwirtschaft auch noch das Problem mit den, wegen COVID-19, nicht stattfindenden Bauverhandlungen und den dadurch blockierten Baustellen.

Zukunft Personalbedarf

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„Die Mitarbeiter der Leiharbeiterfirmen wurden ebenso für das Kurzarbeitsmodell angemeldet.“

„Wir hatten eine Unterbrechung der Arbeitsverhältnisse von maximal zwei Wochen.“

Johann Marchner, Wienerberger

Jürgen Jussel, Rhomberg Bau

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Für das heurige Jahr sieht es für die Leiharbeiter, aber auch für das Stammpersonal soweit gut aus. Die PORR hat mit 18. Juni die Kurzarbeit für die 9.400 Mitarbeiter beendet und sieht dank voller Auftragsbücher personell eine Vollauslastung. Auch bei Rhomberg Bau gibt es bei der Stamm- als auch bei der Leihbelegschaft keine Kurzarbeit mehr. Weigl weiß, dass die regionalen Baufirmen volle Auftragsbücher haben und damit Bedarf an Leiharbeitern. Dass die Unternehmen diese wieder in Anspruch nehmen werden, um Spitzen abzudecken, bestätigen alle befragten Unternehmen. Doch längerfristig gesehen, zeichnet sich kein besonders positives Bild ab.


Ausblick auf den Arbeitsmarkt „Wichtig wäre es, die während des Lockdowns gestoppten Baubewilligungsverfahren rasch wieder zu starten, damit es im kommenden Jahr zu keinen gravierenden Schwierigkeiten kommt“, resümiert Marchner. Der Maschinenring-Chefin macht hingegen die verhaltene Auftragslage im kommunalen Bereich Sorge. Doch nicht nur ihr alleine. „Im öffentlichen Bereich müssen Bewilligungen und Auftragsvergaben rasch erfolgen und Projekte baureif gemacht werden“, so Muchitsch. „Die Gemeinden sind die wichtigsten regionalen Auftraggeber. Gerade sie mussten aber durch die CoronaKrise empfindliche Einbußen hinnehmen, wodurch sich jetzt zahlreiche regionale Projekte stark verzögern oder sich finanziell gar nicht mehr ausgehen.“ Hier sieht Muchtisch die Politik gefordert: Das von der Bundesregierung präsentierte Gemeindeinvestitionspaket greift seiner Meinung nach viel zu kurz und kann in vielen Gemeinden gar nicht genutzt werden. „Die Gemeinden brauchen vom Bund jetzt rasch einen Ersatz für entgangene Einnahmen, um wieder investieren zu können.“ Passiert das nicht, befürchtet Muchitsch einen Einbruch der Aufträge und damit des Arbeitsmarktes ab dem Herbst 2020. Fatal wäre, würde dieser Einbruch dann auch noch mit der aufgrund des Winters höheren Bauarbeitslosigkeit zusammenfallen. Dem gegenüber steht eine stete Suche nach Fachkräften. Diese sind nach wie vor sehr gefragt und haben die besten Chancen, schnell eine sichere Arbeitsstelle zu finden.

Veränderung der Arbeitswelt Grundsätzlich hat die COVID-19-Pandemie den Arbeitsalltag verändert, und zwar nachhaltig. Sie hat die Digitalisierung stark vorangetrieben. Es hat sich gezeigt, wie gut Home-Office und virtuelle Meetings funktionieren können. Die Sitzungskultur wird einer genauen Prüfung unterzogen und auch die Relevanz von Dienstreisen wird immer mehr in Frage gestellt werden. Was hoffentlich bleiben wird, ist der Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft, die auf positive Art und Weise zum Vorschein getreten ist. Ebenso, wie ein wertschätzender Umgang mit den eigenen Mitarbeitern im Ausnahmezustand, der diesen im Gedächtnis blei  ben wird.

„In der LockdownPhase sind die Überlassungen am Bau gegen Null gegangen.“ Gertraud Weigl, Maschinenring

„Das Schlimme ist, dass die Leiharbeiter dann überwiegend beim AMS gelandet sind.“ Josef Muchitsch, ÖGB

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Im Fokus Zum Autor Andreas Gobiet ist Präsident der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland, österreichischer Vertreter in der EFCA und Vorstandsmitglied in der FIDIC.

Zusatzqualifikationen – essenzieller Bestandteil für das erfolgreiche Arbeiten Kommentar: Andreas Gobiet

Gerade in Zeiten von Corona wird deutlich, dass auch in technischen Berufen umfangreiche Kompetenzen gefragt sind, die über den rein technischen Bereich hinausgehen. Neben neuen Datenschutz- und Gesundheitsrichtlinien werden Projektmanagement-Tools und Building Information Modeling (BIM) im Projektalltag immer präsenter. Aktuell gilt es zudem, mit dem veränderten — teils erhöhten — Kommunikationsbedarf in Zeiten von Corona umgehen zu können: Interdisziplinarität, Kreativität, soziale und kommunikative Skills sowie Managementkompetenzen müssen weiter verstärkt in den Projektalltag einfließen, um den sich wandelnden Anforderungen im digitalen Zeitalter gerecht zu werden. Mit der aktuellen Krise steigt der Bedarf an diesen Zusatzqualifikationen enorm. Es ist wichtig, hier zu betonen, dass mit der Digitalisierung auch immer eine Veränderung einhergeht, die zwingend auch

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die technische Ausbildung an den Fachhochschulen und Universitäten betrifft. Trotz einer fundierten technischen Ausbildung sind österreichische Architekten und Ingenieure mit unzureichenden Qualifikationen der Bewerber konfrontiert. Dies gilt vor allem im Hinblick auf die im digitalen Zeitalter fuür diesen Berufszweig so wichtigen Managementfähigkeiten sowie die sozialen und kommunikativen Kompetenzen. Das rasante Fortschreiten der Digitalisierung unterschiedlichster Prozesse bringt enormes Potenzial mit sich. Frühzeitiges Erlernen umfangreicher, über den rein technischen Bereich hinausgehender Kompetenzen ist ein essenzieller Bestandteil für das erfolgreiche Arbeiten im digitalen Umfeld von Architekten und Ingenieuren von morgen.


Zum Autor Clemens Hecht, Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme, Referent an der WKO; Mitinitiator des Fachverbandes Innendämmung e.V. und des Bundesverbandes Schimmelsanierung und technische Bauteiltrocknung e.V.

Pandemich oder was? Kommentar: Clemens Hecht

Ganz ehrlich, noch vor wenigen Wochen kannten die wenigsten von uns eine Pandemie, eine globale Epidemie. Und jetzt? Eine Pandemie hält uns in Schach, aber sie setzt uns nicht matt! Die Baubranche dürfte (Stand heute) mit einem blauen Auge davonkommen. Andere Branchen trifft es härter, von persönlichen Schicksalsschlägen einmal abgesehen. Uns, die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme hat es zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Die feierliche Übergabe der zehnten ETHOUSE Awards 2020 musste einen Tag vor der Veranstaltung abgesagt werden. Trotzdem gibt es Sieger: http://ethouse.waermedaemmsysteme.at/sieger/2020.

An der thermischen Sanierungen führt kein Weg vorbei Im Rahmen der virtuellen Verleihung gab Mag. Nina Tomaselli, Die Grünen, Abgeordnete zum Nationalrat, Sprecherin für Finanzen, Kon­ trolle, Wohnen & Bauen folgendes Statement ab: „Die Wohnbaupolitik braucht eine klare Ausrichtung als Klimaschutzinstrument. An einer extremen Steigerung der thermischen Sanierungen führt aus grüner Sicht kein Weg vorbei. Kluger Klimaschutz heißt mit dem Vorhandenen gut zu haushalten. Wenn wir in die Sanierung investieren, können wir gleichzeitig die Umwelt schonen und günstigen, guten Wohnraum schaffen.“

Was heißt das? Na klar: Sanieren, ­sanieren, sanieren! Seitens der Baustoffindustrie und ihrer Partner liegen Vorschläge vor, wie z.B. mit steuerlichen

Maßnahmen Anreize geschaffen werden können, in die Sanierung zu investieren. Schwierigkeiten bereitet bisher u.a. wie die Sanierungsrate gemessen werden kann. Einig ist man sich nur in einem Punkt: Es wird zu wenig saniert. Auch eine kurzfristige Evaluierung der Sanierungsrate ist bisher nur sehr schwer möglich, es liegen in der Regel nur Zahlen für ein Jahr vor. Dazu gibt es ebenfalls einen Vorschlag. Weiters hat die Initiative Umwelt & Bauen einen „Marshall-Plan“ ausgerufen, um nach der Pandemie den Aufschwung für zukunftsfähige, klimafreundliche Gebäude zu schaffen. In dem von der Bundesregierung am 16.06.2020 beschlossenen Ministerratsvortrag „Zusammen in die Zukunft“ heißt es zum Thema Sanierungsoffensive: „Die Sanierung von Gebäuden wird durch die Verlängerung bzw. den Ausbau bestehender Förderprogramme, steuerliche Anreize bzw. Förderungen für Investitionen in thermisch-energetische Sanierung sowie den Heizkesseltausch für Gewerbliche und Private und den Abbau rechtlicher Barrieren im Wohn- und Mietrecht weiter forciert. Ein spezifischer Förderschwerpunkt wird dabei bei einkommensschwachen Haushalten liegen.“ Das aktuelle Regierungsprogramm weist in die gleiche Richtung. Man könnte meinen, dass sich alle einig sind und sich zufrieden zurücklehnen. Aber jetzt gilt es erst recht: Wir müssen vom Reden ins Tun kommen! Wir müssen dran bleiben – für eine nachhaltige Zukunft mit klimafreundlichen Gebäuden!

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Im Fokus

JOSEF MUCHITSCH (LI.) UND ERWIN SORAVIA

2021 erwischt's uns richtig Von der Gesundheitskrise zur Baukrise. Um zu retten was, zu retten ist, fordern VÖPE und GBH gemeinsam die Beschleunigung von Baugenehmigungen von baureifen Projekten mit einem derzeitigen Gesamtvolumen von 25 Milliarden Euro.

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atürlich hat die COVID-19-­ Pandemie auch die österreichische Bürokratie gelähmt. Bescheide und Beschlüsse liegen auf Eis, Bauverhandlungen konnten nicht durchgeführt werden. Anbetracht der Rekordarbeitslosigkeit ein Desaster. „Ab Herbst wird die Krise an die ersten Türen von Baufirmen klopfen“, so Josef Muchitsch, von der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH). „Trifft die Corona-Arbeitslosigkeit auch noch auf die Winterarbeitslosigkeit, wird der Staat das nicht mehr stemmen können.“ Deshalb soll die Konjunkturlokomotive Bau durch private Bauprojekte mit Sprit versorgt werden. Baureife Projekte mit einem Gesamtvolumen von 25 Milliarden Euro, die mangels Bescheiden und Beschlüssen auf Eis liegen, sollen schneller bewilligt werden.

auf eine Studie des Institutes für Höhere Studien: Jede investierte Million Euro sichert rund zehn Arbeitsplätze, schafft eine Wertschöpfung durch direkte und indirekte Effekte von mehr als 900.000 Euro und sorgt für eine Steuer- und Abgabenleistung von mehr als 300.000 Euro. „Dieses Geld kommt wieder direkt in Österreich an und bringt die Konjunktur insgesamt zum Laufen“, so Soravia. „Wenn nur ein Teil der privaten ­ baureifen Projekte jetzt schneller bewilligt wird und der Rest in Etappen, wird daraus das größte Konjunkturpaket der 2. Republik.“ Durch ein stärkeres Bekenntnis seitens der VÖPE zu regionalen Vergaben aller Auftragnehmer inklusive der Subunternehmen könnten dadurch rund 250.000 Arbeitsplätze in Österreich gesichert beziehungsweise geschaffen werden.

Baubescheide raus aus den Schubladen Erwin Soravia, Präsident der Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE) schlägt in die gleiche Kerbe und beruft sich

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Klare Forderungen an die Politik „Wir haben nur dann eine Chance, gut ins Frühjahr zu starten, wenn wir die Zeit jetzt

nutzen und baureife Projekte schneller startklar machen“, so Muchitsch. „Tatsache ist, je größer die Bauprojekte, umso länger die Vorarbeiten und die Vorlaufzeiten.“ Der laut Ökonomen und Wirtschaftsexperten prognostizierten negativen Entwicklung am Arbeitsmarkt kann nur mit Beschäftigung entgegengewirkt werden. Daher fordern VÖPE und GBH unter dem Titel „Bauen ohne Bröseln“ schnellere Behördenwege, verbindliche Fristen und Zeitfenster auf Behördenseite, planbare und verlässliche Timelines und digitalisierte Prozesse, die der modernen Realität entsprechen. Zusätzlich sollen alle Auftragnehmer inklusive Subunternehmen stärker an regionale Vergaben gebunden werden. „Raus aus der Krise durch Investitionen in den Arbeitsmarkt“, erklären ­Muchitsch und Soravia unisono. „Die politisch Verantwortlichen sind nun gefordert, die dazu notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.“


E-Baulehre Zugriffszahlen seit März versiebenfacht. Schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie rüstete das Baugewerbe bei der Digitalisierung der Baulehre auf – das trägt Lehrende und Lehrlinge nun durch die Krise.

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uf Basis der bestehenden ELearning-Angebote hat die Berufsschule für Baugewerbe für den Lockdown bereits im März 2020 ein Distance-Learning konzipiert. Der Lösungsansatz: Jeden Tag ein Onlinekurs. Möglich wurde das rasche Vorgehen nur aufgrund der seit Herbst 2019 bestehenden E-LearningPlattform.

formiert. Die bisherigen Lehrbereiche wurden neu ausgerichtet. Außerdem wurde eine vertiefende, sogenannte Bau-Kaderlehre für zukünftige Führungskräfte am Bau geschaffen. Die Baulehre trägt heute dem zunehmenden Einsatz digitaler Geräte und Techniken am Bau Rechnung. So sind beispielsweise die digitale Vermessung und das elektronische Datenmanagement Teil der Ausbildung.

Thomas Prigl, stv. Direktor an der Berufsschule für Baugewerbe Wien: „Aktuell haben sich die Zugriffszahlen der E-Baulehre im Bundesland Wien in 14 Wochen mehr als versiebenfacht von rund 1.100 Zertifizierungen per März auf rund 8.400 per Anfang Juli. Das digitale Lernportal gewährleistet ein schnelles und effizientes Lernen. Es holt die Jugendlichen genau dort ab, wo sie sich oft auch in ihrer Freizeit aufhalten: online, im Netz. Der Grundpfeiler ist die Verfügbarkeit, denn der Wissenserwerb erfolgt zeit- und ortsunabhängig – das ist gerade jetzt wichtig. Die mediale Wissensvermittlung mit Bildern und Filmen erhöht durch den hohen Praxisbezug zudem die Motivation der Lernenden, was wiederum zum Lernerfolg beiträgt.“

Zeitgleich zur inhaltlichen Anpassung der Lehrpläne, gab es auch eine Veränderung in der Wissensvermittlung: Im Auftrag der Bundesinnung Bau wurde die digitale Lernplattform e-baulehre.at umgesetzt. Diese bietet seit Herbst 2019 Baulehrlingen ein umfassendes digitales Trainingsprogramm, das neue Lernmethoden wie Videos und Online-Trainings in die Ausbildung integriert. Die BAUAkademie Oberösterreich ist für das Gesamtkonzept und die Projektumsetzung verantwortlich. Die Berufsschule Freistadt und Wien liefern den Content.

Fit für die Zukunft am Bau mit der E-Baulehre Der Bauberuf hat sich in den letzten Jahren stark verändert: Digitalisierung und moderne Technologien stellen neue Anforderungen an die Fachkräfte. Mit dem Projekt Baulehre 2020 wurde die Lehrlingsausbildung in Österreich in den vergangenen zwei Jahren umfassend re-

Derzeit befinden sich rund 100 Lehrlinge in Ausbildung in Wiener Unternehmen des Baugewerbes. Damit vermehrt Lehrlinge in Betriebe aufgenommen werden, wird die Lehrlingsausbildung in Wien besonders gefördert. Zu 2.000 Euro Förderung durch die Bundesinnung kommen noch einmal 3.000 Euro durch die Landesinnung Bau Wien hinzu. Die Beträge werden aktuell für das vergangene erste Lehrjahr 2019/20 ausgezahlt. Für das kommende Lehrjahr sind seitens der Bundesinnung erneut 2.000 Euro beschlossen.

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Im Fokus: Dämmen/Thermische Sanierung

Intensivpatient Gebäudesanierung Turbo zünden. Dekarbonisierung bis 2040. Die Corona-Krise hat faktisch über Nacht einen wesentlichen und auf Touren laufenden Motor der heimischen Wirtschaft – den Bausektor – ins Stottern gebracht. Autor: Andreas Altstädter

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ie thermisch-energetische Sanierung bietet gerade jetzt große Chancen: Wirtschaftsbelebung durch Wohnhaussanierung bei gleichzeitiger Dekarbonisierung bis 2040. Gleich zwei jüngst präsentierte Studien untermauern die Bedeutung des Sanierungsbereiches als „Turbo“ für die Wirtschaft Raumwärme und Warmwasserbereitstellung umfassen fast 30 Prozent des gesamten Energiebedarfs in Österreich. Das ist allen Verantwortlichen klar und wird auch immer wieder in Podiumsdiskussionen und Expertengesprächen betont. Doch: Alle Ansätze zur thermischenergetischen Sanierung von Gebäuden haben bisher nicht ausreichend gegriffen. „Der Bereich Gebäudesanierung liegt seit Jahren auf der Intensivstation“, meint nicht nur Georg Bursik, F.B.I. Forschungsverband der österreichischen Baustoffindustrie. „Gerade in der jetzigen Situation braucht die Wirtschaft starke Impulse. Die Wirtschafts- und Arbeitsmarkt-belebende Wirkung von Investitionen in den Bausektor wurden in der Vergangenheit ja schon vielfach bestätigt“, unterstreicht Bursik.

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Die Bedeutung des Sanierungsbereiches als „Turbo“ für die Wirtschaft lässt sich an einigen Kennziffern festmachen. Jeder Quadratmeter Fassade, der thermisch-energetisch saniert wird, generiert 1 Stunde Arbeitszeit, spart Energie im Ausmaß von 10 Liter Heizöl bzw. 100 kWh und spart damit pro Jahr zumindest 25 kg CO2 für den Klimaschutz. Jeder Quadratmeter Fassade bringt zudem der Staatskasse direkt 20 Euro an Steuereinnahmen, indirekt zusätzliche Lohnnebenkosten und entlastet durch zusätzliche Arbeitsplätze das AMS-Budget. Umgelegt auf ein ungedämmtes Einfamilienhaus mit ca. 250 Quadratmeter Fassadenfläche zeigt sich der „Turbo“-Effekt für Klimaschutz, Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Staatsbudget. Und wie die aktuelle Studie zur Sanierungsrate belegt, ist der Sanierungsbedarf allein bei Eigenheimen besonders hoch – auch wegen dem viel höheren Energiebedarf im Vergleich zu baugleichen Mehrgeschoßwohnungen.

Komplexe Rahmenbedingungen Die Industrie braucht eine allgemein anerkannte Methode zur Berechnung der Sanierungsrate. Seit zwei Jahrzehnten beinhalten Regierungsdokumente Ziele für Sanierungs-


raten – allerdings ohne die Sanierungsrate näher zu definieren. Dementsprechend breit streuen die bisher angewandten Formeln. Bei der Sanierungsrate wurden bislang häufig nur geförderte umfassende Sanierungen berücksichtigt, nicht aber Einzelmaßnahmen. Projektziel der Studie war daher die Findung von konsensfähigen Definitionen, basierend auf einer einfachen und nachvollziehbaren Methode. Die Sanierungsrate soll zuverlässig messbar, sektoral und regional aufschlüsselbar und mit bestehenden rechtlichen Regelungen kompatibel sein. „Die vorgeschlagene Definition für die thermisch-energetische Sanierungsrate hilft ein vollständiges Bild der Sanierungsaktivitäten in Österreich zu liefern. Auf dieser Grundlage kann die Wirkung von Maßnahmen vergleichbar und nachvoll-

ziehbar bewertet werden“, erläutert Wolfgang Schieder, Umweltbundesamt, Team Gebäude.

Geförderte Sanierungen 2009 mit All-time-high Die Wohnhaussanierung ist seit 1969 Gegenstand der Wohnbauförderung. Anfangs standen Standardanhebungen im Vordergrund, ab den 1980er Jahren kamen thermische Maßnahmen hinzu. Ab 2005 wurden mehrere Bund-Länder-Vereinbarungen zum Klimaschutz in der Wohnbauförderung geschlossen, die zu einem starken Anstieg der Inanspruchnahme dieser Schiene führten. In Folge der Globalen Finanzkrise 2008 wurden von Bund und Ländern wirtschafts- und umweltpolitisch motivierte Initiativen zur Ankurbelung thermischer Sanierungen

Neudefinition „Sanierungsrate“ Sanierungsrate =

Σ umfassende Sanierungen + Σ äquivalente Einzelmaßnahmen Gesamtbestand Wohnungen

„Einzelaktionen werden uns nicht weiterbringen. Wir brauchen dringend eine Sanierungsstrategie.“ Roland Hebbel, Zentralverband Industrieller Bauproduktehersteller

gesetzt, die 2009 zu einem Höhepunkt mit annähernd 40.000 umfassenden Sanierungen und etwa doppelt so vielen geförderten Einzelmaßnahmen führten. Zusammen ergab das allein (ohne ungeförderte Maßnahmen) eine Sanierungsrate von 1,8 Prozent. Seither sind geförderte Sanierungen kontinuierlich rückläufig und erreichten 2018 eine Rate von nur noch 0,5 Prozent.

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Im Fokus: Dämmen/Thermische Sanierung

Ungeförderte Sanierungen mit gegenläufigem Trend

„Mit einer Sanierungsrate von 2,5 bis 3 Prozent können wir den Wohnungsbestand bis 2040 Klima-fit machen.“ Wolfgang Amann, Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen.

Factbox ZUM NACHLESEN Die beiden Studien „Zur aktuellen thermisch-energetischen Sanierungsrate in Österreich“ (IIBW/Umweltbundesamt) und „Steuerliche Maßnahmen zur Dekarbonisierung des Wohnungssektors“ (IIBW/ Fuhrmann/Stingl) stehen auf www.iibw.at zum download bereit.

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Die Datenauswertungen im Rahmen der Studie belegen erstmals den hohen Stellenwert ungeförderter Sanierungen. Umfassende, nicht geförderte Sanierungen hatten vor zehn Jahren zwar einen deutlich geringeren Stellenwert als geförderte, ihr Rückgang fiel aber deutlich moderater aus. Überraschungen zeigt die Entwicklung von ungeförderten Einzelsanierungsmaßnahmen. Ihre Zahl stieg von etwa 10.000 vor zehn Jahren auf zuletzt etwa 100.000 pro Jahr. Rückläufige Förderungsaktivitäten führten bei Einzelmaßnahmen also zu keinem Rückgang des Marktes, sondern zu einer Verlagerung zu „Einzelsanierungen aus dem Baumarkt“. „Es ist den verschiedenen Förderungsmodellen offenbar nur unzureichend gelungen, diese Investitionsbereitschaft „einzufangen“ und in umfassende Maßnahmen umzulenken. In eine Sanierungsrate umgerechnet, stiegen ungeförderte Sanierungen zwischen 2009 und 2012 von 0,4 Prozent auf fast 1,0 Prozent und blieben seither auf etwa diesem Niveau“, so Wolfgang Amann, Geschäftsführer des IIBW – Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen.

Sanierungsrate 1,4 Prozent Nach der neuen Methode, unter Berücksichtigung ungeförderter sowie (kumulierter) Einzelbauteilsanierungen, lag die Sanierungsrate für Hauptwohnsitzwohnungen 2010 bei 2,2 Prozent und unter Berücksichtigung der Wohnungen ohne Hauptwohnsitz (Nebenwohnsitze, Ferienwohnungen, Leerstand) bei etwa 2,1 Prozent. 2018 wurde demgegenüber nur noch eine Sanierungsrate von 1,4 Pro-

zent erreicht. Vor zehn Jahren dominierten umfassende Sanierungen, heute überwiegen eindeutig die Einzelmaßnahmen.

Hoher Sanierungsbedarf Die Studie liefert neben einer erstmals umfassend ermittelten Sanierungsrate auch einen Einblick zum Sanierungsbedarf in den einzelnen Wohnungsbeständen: Seit 1991 ist der Wohnungsbestand um etwa 40 Prozent auf fast 4,8 Millionen Einheiten angewachsen. Besonders stark zugelegt haben Eigenheime ohne Hauptwohnsitz, gemeinnützige Mietwohnungen und Eigentumswohnungen. Etwa 1,9 Millionen Einheiten haben einen thermisch unzureichenden Standard. Besonders hoch ist der Sanierungsbedarf bei Eigenheimen, nicht nur wegen der sehr hohen Zahl, sondern auch wegen dem sehr viel höheren Energiebedarf im Vergleich zu baugleichen Geschoßwohnungen.

„Durchsaniert“ und Klima-fit bis 2040 Zur Erreichung einer vollständigen thermischenergetischen Ertüchtigung des Wohnungsbestands bis 2040 muss die Sanierungsrate (umfassende Sanierungen und kumulierte Einzelmaßnahmen) kurzfristig auf 2,6 Prozent und ab 2025 auf 3,2 Prozent erhöht werden. Dies sind kurzfristig etwa 120.000 umfassende Sanierungsäquivalente. „Mit einer Sanierungsrate von 2,5 bis 3 Prozent können wir den österreichischen Wohnungsbestand bis 2040 Klima-fit machen. Das ist bei entschlossenem Handeln von Politik, Wirtschaft und Bevölkerung zu schaffen“, so Amann. Um die Effizienz der Maßnahmen zur Steigerung der Sanierungsrate in Zukunft darstellen und gegebenenfalls zeitnah eine Anpassung der


Maßnahmen vornehmen zu können, empfehlen die Autoren eine halbjährige Berichterstattung zum Sanierungsgeschehen.

Österreich braucht eine Sanierungsstrategie Die Erkenntnisse aus der Studie zur Sanierungsrate haben offen gelegt, dass eine deutliche Anhebung der Sanierungsrate nur mit einem Maßnahmenbündel für die einzelnen Bestandssegmente zu erreichen sein wird. „Einzelaktionen, wie in der Vergangenheit, werden uns nicht weiterbrigen. Wir brauchen daher in Österreich dringend eine Sanierungsstrategie“, so Roland Hebbel, GDI 2050, ZIB – Zentralverband Industrieller Bauproduktehersteller. „Für eine Erholung der Bauwirtschaft und die Erreichung der Klimaziele brauchen wir eine massive Ankurbelung der thermisch-energetischen Sanierung. Das ist eine riesige Herausforderung für alle Beteiligten, vor allem für die bauausführende Wirtschaft und die öffentliche Hand – es ist aber auch die Chance. Also packen wir es an“, so Hebbel.

Schwerpunkt bei steuerlichen Förderungen Nachdem die bisherigen Ansätze zur Erhöhung der Sanierungsrate nicht ausreichend fruchten, spricht sich die Bauprodukteindustrie für einen neuen Schwerpunkt bei steuerlichen Förderungen aus. Schon im Regierungsprogramm heißt es: „Das Steuersystem ist ein wirksamer Hebel, um die Dekarbonisierung voranzutreiben“ (S. 78). Das erste in der vorliegenden Studie vorgestellte Modell zielt auf Eigenheime und Eigentumswohnungen ab, das zweite auf private Mietwohnungen, also

auf Bestandssegmente, bei denen die bisherigen Förderungsmodelle besonders auslassen. Die Sanierung von Eigenheimen und Eigentumswohnungen soll durch die großzügige Absetzung von Sanierungskosten von der Lohn- und Einkommensteuer bzw. einer Negativsteuer im Rahmen der Arbeitnehmerveranlagung angekurbelt werden, die Sanierung von privaten Mietwohnungen durch eine verkürzte Absetzung von Sanierungskosten oder alternativ mit Investitionsprämien.

Sanierung von Eigenheimen und Eigentumswohnungen Mit einem möglichst einfachen Modell in Anlehnung an die seit Langem in Südtirol angewandte steuerliche Sanierungsförderung können alle thermisch-energetisch relevanten Maßnahmen steuerlich abgesetzt werden. Das Rückgrat bildet ein zu 100 Prozent absetzbares Sanierungskonzept. Auf dieser Basis kann sich der Eigentümer für eine umfassende oder die Sanierung von Einzelbauteilen entscheiden. Bei einer umfassenden Sanierung sollen der Heizwärmebedarf oder die Gesamtenergieeffizienz um zumindest 60 Prozent verbessert werden. Dafür können 65 Prozent der Kosten steuerlich geltend gemacht werden. Bei Teilsanierungen müssen die jeweiligen Bauteile den thermischen Standard von Neubauten erreichen. Dafür gibt es eine steuerliche Absetzbarkeit von 40 Prozent der Kosten. Wenn sich ein Eigentümer nach der einen oder anderen Teilmaßnahmen für eine umfassende Sanierung entscheidet, erhält er nachträglich die entsprechende zusätzliche Steuergutschrift. Diese einfache Vorgangsweise scheint bestmöglich zur Realität vieler Haus- und Woh-

„Der Bereich Gebäudesanierung liegt seit Jahren auf der Intensivstation.“ Georg Bursik, Forschungsverband der österreichischen Baustoffindustrie

nungseigentümer zu passen. Die Bereitschaft, in das eigene Haus zu investieren, ist hoch. Die meisten aber wollen nur im Ausmaß ihrer aktuellen Rücklagen investieren. Für manche, etwa viele Pensionisten, fällt es auch schwer, Bankfinanzierungen zu bekommen. Steuerliche Förderungen bevorzugen typischerweise reichere Haushalte. Dieser Effekt wird mit dem Förderungsmodell weitgehend neutralisiert,

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Im Fokus: Dämmen/Thermische Sanierung

indem die anerkennbaren Kosten gedeckelt sind und Niedrigverdiener alternativ eine Negativsteuer in Anspruch nehmen können. „Bei der Sanierung von Eigenheimen können wir den mit Abstand größten Hebel ansetzen. Die einkommensteuerliche Absetzung der Sanierungskosten ist ein international erfolgreich angewandtes Modell“, so Walter Stingl, Gründer der Stingl Top Audit Steuerberatung GmbH.

Ankurbelung der Sanierung privater Mietwohnhäuser Ein ähnlich einfaches steuerliches Förderungsmodell wurde für die thermisch-energetische Sanierung privater Mietwohnhäuser entwickelt. Ähnlich einem in Deutschland neu eingeführten Instrument soll durch eine stark verkürzte Absetzung der Sanierungskosten innerhalb von nur fünf Jahren die Bereitschaft für Sanierungen angekurbelt werden. Für Eigentümer, die mit erhöhten Absetzbeträgen wenig anfangen können, soll alternativ eine Investitionsprämie in Höhe von 15 Prozent der Investitionskosten eingeführt werden. Denkmalgeschützte Gebäude werden zusätzlich begünstigt, indem die Liebhabereiberechnung entschärft wird. Bei gewerblich genutzten Mietflächen ist schon heute eine Sofortabsetzung möglich. Dies soll bei Mischobjekten auch auf Wohnungen ausgeweitet werden. Begleitend soll zur erleichterten Finanzierung die steuerfreie Ansparung der Mietzinsreserve ermöglicht werden.

Angesichts dessen spricht viel für die Anwendung des beim Sanierungsscheck erprobten Modells, dass förderbare Teilsanierungen eine Effizienzsteigerung um mindestens 40% erreichen müssen, nachzuweisen entweder über den Heizwärmebedarf oder die Gesamtenergieeffizienz.

„Besten Effekte durch steuerlichen Förderungen und wohnrechtliche Anpassungen.“ Karin Fuhrmann, TPA Steuerberatung

Augenmaß beim thermisch und wirtschaftlich Machbaren Regelungen und Anreize müssen bei Miethäusern anders als im Wohnungseigentum angelegt sein. Umfassende thermisch-energetische Sanierungen sind unter den heutigen Rahmenbedingungen nur sehr schwer wirtschaftlich darstellbar. Andererseits ist kaum mit politischer Unterstützung für eine Begünstigung von Einzelbauteilsanierungen zu rechnen.

„Bei privaten Vermietern wird man mit steuerlichen Förderungen in Verbindung mit wohnrechtlichen Anpassungen die besten Effekte erzielen“, Karin Fuhrmann, Steuerberaterin und Partnerin bei TPA Steuerberatung.

Ergänzende wohnrechtliche Maßnahmen als Turbo Die entwickelten Modelle werden zweifellos von der Branche gut aufgenommen werden. Ihre Wirksamkeit würde aber wesentlich steigen, wenn begleitende wohnrechtliche Reformen durchgeführt werden. Beim Wohnungseigentum sind die großen Brocken eine Neuregelung der Rücklage und effizientere Regelungen der Willensbildung. Im Mietrecht wäre ein besonders starker Treiber, wenn Wohnungen im Vollanwendungsbereich (Gründerzeit-Bauten) bei entsprechend hoher Qualität der Sanierung angemessen vermietet werden könnten. Für viele Maßnahmen, etwa die Umstellung von fossilen wohnungsseitigen Heizungen (Gasthermen) auf regenerative Hauszentralheizungen (Fernwärme), müssen die Duldungspflichten der Mieter reformiert werden.

2 Millionen Tonnen CO2-Reduktion in zehn Jahren Bei entsprechend konsequenter Umsetzung der dargestellten steuerlichen Förderungsmodelle ist in den jeweiligen Bestandssegmenten eine Erhöhung der Sanierungsrate um etwa einen Prozentpunkt machbar. Damit ist ein wesentlicher Beitrag zur Dekarbonisierung des Wohnungssektors darstellbar, der in 10 Jahren eine CO2-Reduktion von 2 Millionen Tonnen bewirken würde. Turbo für die Wirtschaft und Arbeitsmarkt – Herausforderung für die Bauwirtschaft Die Wohnhaussanierung ist ein mächtiger Motor für Wirtschaftsleistung und Beschäftigung. Die dargestellten Maßnahmen versprechen einen zusätzlichen Bruttoproduktionswert von fast 2,6 Milliarden Euro pro Jahr. Von der Eigenheimsanierung profitiert insbesondere

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der ländliche und semiurbane Raum, die Miethaussanierung wirkt hingegen eher in den Städten. Es werden nicht weniger als 18.000 Arbeitsplätze dauerhaft gesichert. Allerdings bedeutet die massive Forcierung der Wohnhaussanierung eine Herausforderung für die Bauwirtschaft. Bei Umsetzung des skizzierten Volumens werden jährlich 31.000 Häuser und Wohnungen umfassend thermisch saniert (inkl. Äquivalente für Einzelmaßnahmen). Im Vergleich dazu schaffte die gesamte Wohnbauförderung zuletzt nur 19.000 Sanierungen.

Win-Win-Win für Umwelt, Wirtschaft und Fiskus Unter den getroffenen Annahmen bewirken die beiden Modelle zusätzliche Einnahmen aus der Lohn- und Umsatzsteuer bzw. Minderausgaben für eingesparte Arbeitslosenunterstützung und Kompensationszahlungen für nicht benötigte Emissionszertifikate von knapp 790 Millionen Euro. Dem stehen steuerliche Mindereinnahmen im Ausmaß von etwa 630 Millionen Euro gegenüber. Zu den fiskalisch positiven Effekten kommen noch Vermögensund Wohlfahrtseffekte für Eigentümer und Bewohner, weiterführende Umwelteffekte etwa durch reduzierte Feinstaubbelastung sowie Einsparungen bei Infrastrukturinvestitionen der Gemeinden und Effekte aus dem Zurückdrängen der Schattenwirtschaft. Zusätzlich stark positiv wirkt sich die massive Verlängerung der Nutzungsdauer der Gebäude aus.

Factbox SANIERUNG VON EIGENHEIMEN UND EIGENTUMSWOHNUNGEN Es sollen alle thermisch-energetisch relevanten Maßnahmen einer Gebäudesanierung steuerlich absetzbar sein. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Umfassende Sanierung mit Sanierungskonzept; die Gesamtenergieeffizienz oder der Heizwärmebedarf eines Gebäudes muss um mindestens 60 Prozent verbessert werden Einzelbauteilsanierungen sind förderungswürdig, sofern die jeweiligen Bauteile den thermischen Standard von Neubauten erreichen Sanierungsausgaben werden mit 100.000 Euro gedeckelt. Die abzuschreibende Summe wird in fünf gleiche jährliche Beträge aufgeteilt und über Einkommensteuererklärung bzw. Arbeitnehmerveranlagung geltend gemacht. Bei umfassender Sanierung können 65 Prozent der Kosten steuerlich geltend gemacht werden, bei Einzelbauteilsanierungen 40 Prozent der Kosten (können nachträglich zu einer umfassenden Sanierung ausgeweitet werden). Niedrigverdiener können alternativ eine Negativsteuer in Anspruch nehmen.

SANIERUNG PRIVATER MIETWOHNHÄUSER Voraussetzung für die Förderung ist eine Verbesserung der Gesamt-energieeffizienz oder des Heizwärmebedarfs eines Gebäudes um mindestens 40 Prozent. Stark verkürzte Absetzung in Form einer Sonderabschreibung (innerhalb von 5 Jahren) Alternativ eine Investitionsprämie von 15 Prozent der Investitionskosten Für denkmalgeschützte Gebäude soll die Liebhabereiberechnung entschärft werden Mietzinsreserven: zum Ansparen der Finanzierungsbeiträge für Sanierung. Werden diese nicht für energetische Sanierung verwendet, sind sie nachzuversteuern. Sofortabsetzung Wohnungen bei Mischobjekten (analog gewerblich genutzte Mietflächen)

EFFEKTE UND AUSWIRKUNGEN AUF DAS BUDGET 2 Mio. t CO2-Reduktion in 10 Jahren

„Einkommensteuerliche Absetzung der Sanierungskosten ist ein international erfolgreich angewandtes Modell.“ Walter Stingl, Stingl Top Audit Steuerberatung

2,6 Mrd. Euro zusätzlicher Bruttoproduktionswert pro Jahr (dient der Konjunkturbelebung) 18.000 Arbeitsplätze werden dauerhaft gesichert 31.000 Häuser und Wohnungen werden jährlich saniert - 630 Millionen Euro steuerliche Mindereinnahmen + 790 Millionen Euro zusätzliche Lohnsteuer und USt., Nichtausgaben Arbeitslosigkeit und Einsparung CO2-Zertifikate + 160 Millionen Euro Saldo für die öffentliche Hand

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Dominanz der Gemeinnützigen Kleinere Projekte, aber mehr Wohnfläche. Je größer die Nähe zu Wien und den regionalen Ballungsräumen, desto höher ist der Anteil der gewerblichen Bauträger. Autor: Andreas Altstädter

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m Herbst des Vorjahres wirbelten der WKÖ-Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder und die Exploreal mit der Studie über die Pipeline an Wohnbauprojekten in Wien gehörig Staub auf. Nun haben die beiden Kooperationspartner mit einer Untersuchung über die Wohnsituation in Niederösterreich nachgelegt. Wie bei der Premiere stand auch bei der Studie für Niederösterreich eine umfassende Auswertung anstehender Großprojekte, von denen wichtige Impulse in Hinblick auf den Wohnungsmarkt und die Bauwirtschaft ausgehen, im Fokus.

Über 1.000 Projekte in Niederösterreich ausgewertet Um ein typisches Neubau-Bauträgerprojekt zu charakterisieren, wurden über 1.000 Projekte in Niederösterreich mit über 30.000 Wohneinheiten ausgewertet. Rund 5.000 Wohneinheiten (überwiegend Wohnungen) wurden im Detail erfasst und analysiert. „Für uns ist es nicht nur als Interessenvertreter eine interessante Abbildung der Ist-Situation, wir können damit auch unsere Kunden exakt über derzeitige Bauaktivitäten informieren“, erklärt Johannes Wild, geschäftsführender Obmann

der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder Niederösterreich.

Vergleich mit Wien: Projekte in NÖ kleiner, Wohneinheiten aber mit mehr Wohnfläche Wie auch in der ersten Studie wurden die in der Pipeline befindlichen Projekte auf ein „typisches Durchschnittsprojekt“ heruntergebrochen. Im Vergleich zu Wien fällt auf, dass die Projekte in Hinblick auf die Anzahl der Wohneinheiten deutlich kleiner sind, mehr Wohnfläche und PKW-Stellplätze aufweisen und die Wohnungen über einen hohen Terrassen-/

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DAS „GLÄSERNE“ PROJEKT – WIEN

1-2 Zi-Wg: 50 % 3 Zi-Wg: 35 % 4+ Zi-Wg: 15 %

ø 63 Wohnungen / Projekt

aller Wohnungen im Angebot (n = 7.377)

arithm. Mittel geeigneter Projekte in EXPLOREAL (n = 1.570) ø 65,6 m² Wohnnutzfläche

mit Loggia: 29 % mit Balkon: 50 % mit Terrasse: 35 % mit Garten: 14 %

Median aller Wohneinheiten im Angebot (n = 7.481)

mit Freifläche: 91 %

ø 9,1 m² Freiflächen

(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten) aller Wohnungen im Angebot (n = 7.483)

ø 0,81 PKW-Stellplätze / Wohnung arithm. Mittel geeigneter Projekte in EXPLOREAL (n = 759)

(Loggia/Balkon/Terrasse) Median aller Wohneinheiten im Angebot (n = 7.483) ø Grundkostenanteil: 1.120 €/m² arithm. Mittel geeigneter Projekte in EXPLOREAL (n = 948)

Gartenanteil verfügen. Durchschnittlich umfasst jedes Bauprojekt 25 Wohnungen, diese haben im Median 76,5 Quadratmeter Wohnnutzfläche, 11,7 Prozent Freifläche (Loggia/ Balkon/Terrasse) und 1,62 PKW-Stellplätze, rund doppelt so viele wie in Wien (0,81 PKWStellplätze/Wohnung).

„Anzahl der Wohnungen mit vier oder mehr Zimmern doppelt so hoch als in Wien.“ Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder Wien

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„In Wien sind ca. 50 Prozent der neu gebauten Einheiten 1- oder 2-Zimmerwohnungen und lediglich 15 Prozent haben vier Zimmer und mehr. In Niederösterreich ist die Anzahl der großen Wohnungen – mit vier oder mehr Zimmern – doppelt so hoch“, analysiert Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Immobilienund Vermögenstreuhänder Wien. Dies sei vor allem dem hohen Prozentsatz an Ein- und Zweipersonenhaushalten in Wien geschuldet, aber auch dem höheren Quadratmeterpreis, weshalb die Wohnungen kleiner sind, um

leistbar zu bleiben. Erwartungsgemäß ist der Anteil an Eigennutzern, die für die Familie die Wohnung im Eigentum erwerben, in Niederösterreich höher als in Wien. Ähnlich hoch zeigt sich der prozentuelle Anteil der Wohneinheiten mit Freiflächen in beiden Bundesländern: 97 Prozent sind es in Niederösterreich, immerhin 91 Prozent in der Großstadt Wien.

In NÖ dominieren gemeinnützige Bauträger mit rund 64 Prozent der Wohnbauten Bei den Aktivitäten der gewerblichen und gemeinnützigen Bauträger gibt es einen auffälligen Unterschied zwischen den beiden Bundesländern. Alexander Bosak, Mitbegründer und Geschäftsführer der Exploreal: „Während in Wien die gewerblichen Bauträger dominieren, sind es in Niederösterreich die gemeinnützigen. In Niederösterreich errichten die gemeinnützigen Bauträger 64 Prozent der Wohnbau-


DAS „GLÄSERNE“ PROJEKT – NIEDERÖSTERREICH

1-2 Zi-Wg: 32 % 3 Zi-Wg: 37 % 4+ Zi-Wg: 31 %

ø 25 Wohneinheiten / Projekt

aller Wohnungen im Angebot (n = 5.242)

arithm. Mittel geeigneter Projekte in EXPLOREAL (n = 1.218) ø 76,5 m² Wohnnutzfläche

mit Loggia: 19 % mit Balkon: 41 % mit Terrasse: 48 % mit Garten: 36 %

Median aller Wohneinheiten im Angebot (n = 5.367) ø 11,7 m² Freiflächen

mit Freifläche: 97 % (Loggia/Balkon/Terrasse/Garten) aller Wohnungen im Angebot (n = 5.356)

(Loggia/Balkon/Terrasse) Median aller Wohneinheiten im Angebot (n = 5.365)

ø 1,62 PKW-Stellplätze / Wohneinheit

Wohnungen: 85 %

arithm. Mittel geeigneter Projekte in EXPLOREAL (n = 1.037)

Reihenhaus/Doppelhaus: 13 % Einfamilienhaus(-grundstück): 2 % aller Wohneinheiten in EXPLOREAL (n = 30.840)

ten, die freifinanzierten Projekte betragen 36 Prozent. In der Bundeshauptstadt werden nur 33 Prozent der Wohnbauprojekte von gemeinnützigen Bauträgern gebaut, die gewerblichen Wohnbauträger zeichnen für rund zwei Drittel der neuen Wohneinheiten verantwortlich. Je größer die Nähe zu Wien und den regionalen Ballungsräumen, desto höher ist der Anteil der gewerblichen Bauträger. „Ein überproportional großer Anteil der gewerblichen Bauträger ist – im Verhältnis zur Gesamtverteilung – daher in den Bezirken Mödling, St. Pölten/Stadt, Korneuburg, Tulln, Baden und Krems festzustellen“, ergänzt Exploreal-Mitbegründer Matthias Grosse. Die größte Bautätigkeit in Niederösterreich findet prinzipiell in den – an Wien verkehrstechnisch gut angebundenen – Städten statt. Die meisten Projekte sind seit April 2019 im

Industrieviertel (172 Projekte) und Mostviertel (135 Projekte) in die Vermarktung gekommen. Regionale Schlusslichter waren das Weinviertel mit 92 Projekten und das Waldviertel mit 50 Projekten.

More to come „Aufgrund der großen Resonanz – über die Immobilienwirtschaft hinaus – werden wir in den kommenden Monaten die Studie auf alle österreichischen Bundesländer ausweiten, um die jeweilige Wohnbausituation zu erheben und zu analysieren“, kündigt Gerald Gollenz, stellvertretender Fachverbandsobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, anlässlich der Präsentation weitere Studien an. Denn die einzelnen Bundesländer zeigen eigene Charakteristika bei der Verteilung und Umsetzung der Wohnprojekte, wie auch die Studie für Niederösterreich bestätigt.

„In NÖ zeichnen wir für rund zwei Drittel der neuen Wohneinheiten verantwortlich.“ Alexander Bosak, Exploreal

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Gut gebaut? Nachhaltigte Bauprojekte im Praxistest. SeeSee Tower, SmartWohnen im Sonnwendviertel II und MGG22: Ein Zertifikat macht noch keine Wohnqualität – warum sich ein Wohnbauprojekt erst in der Praxis beweist und was die Bewohner dazu sagen. Autor: Amelie Miller

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Fotos: Stephan Huger, Norbert Mayr

n gleichmäßigem Tempo rattert die U-Bahn über das Gleis. Der Blick aus dem Fenster verrät, hier wird gebaut. Stolz ragen Kräne in die Luft. Hinter türkisblauem Wasser steht ein Rohbau nach dem anderen. Die Sonne kennt kein Erbarmen. Schweißgeruch steigt einem in die Nase. „Endstation. Bitte alle aussteigen.“ Seestadt prangt in weißen Lettern auf violettem Hintergrund. Die Menschen, die hier aussteigen, scheinen alle in eine Richtung zu strömen. Am Bauzaun entlang hebt man nur widerwillig den Kopf, um die Fassade des weltweit zweithöchsten Holzhochhauses zu mustern. Von ihrer Last gekrümmt biegt eine Blondine mit wippendem Pferdeschwanz nach links in die Janis-Joplin-Promenade ein. Ganz ohne dicken Benz schleppt sie zwei Gummibäume in einer blitzblauen Ikea-Tasche in die Wohnung. Vorbei an Betonmischern zur Linken und spielenden Kindern zur Rechten ist das Ziel erreicht.

Der SeeSee Tower – High Class mit Panorama? Errichtet in Massivbauweise, genau genommen besteht er aus Stahlbeton, zumindest die tragenden Elemente – der SeeSee Tower. Unschwer zu erkennen: ein Wohnbauprojekt der BUWOG. 105 freifinanzierte Mietwohnungen und 40 PKW-Stellplätze verteilen sich hier vertikal auf einer Grundstücksfläche von 1.745 Quadratmetern. Mit dem Einzug der Bewoh-

ner im August vergangenen Jahres reiht sich das Gebäude in das Ensemble der BUWOGProjekte SeeSee Home und SeeSee Living ein. Errichtet wurde der Tower als Niedrigenergiegebäude. Geheizt wird mit Fernwärme. Qualitäten, die dem SeeSee Tower im Februar 2019 bereits eine ÖGNB-Auszeichnung mit 800 von 1.000 Punkten einbrachte. Allerdings kein klimaaktiv-Zertifikat. „In der Seestadt Aspern werden alle Gebäude an den Qualitätskriterien der ÖGNB gemessen, die allermeisten davon entsprechen auch den Anforderungen von klimaaktiv. Freiraumqualität und soziale Einrichtungen, klimaschonende Fernwärme, Energieeffizienz bei den Gebäuden und eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr gelten weltweit als eines der Vorzeigemodelle für den Städtebau der Zukunft,“ betonte Robert Lechner, Vorsitzender der ÖGNB, bei der Verleihung. Tatsächlich ist der SeeSee Tower nicht nur wenige Gehminuten von der U-Bahn-Station entfernt, sondern verfügt auch über eine sogenannte „Urban Loggia“, einen „Indoor Playground“ sowie Allgemeinflächen, die den Bewohnern zur Verfügung stehen. Von außen sieht der Tower nicht gerade wie ein gewöhnliches Wohnhaus aus. Ab dem zweiten Obergeschoß wirkt es, als wäre ein Loch in der Fassade. Hier befindet sich ein Kinderspielplatz. Durch das Abweichen von der Baulinie sollen Fallwinde im Fußgängerbereich vermieden werden.

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Zudem soll die abgestufte Höhe Licht und Schatten in der Umgebung optimieren, so der planerische Ansatz des Architekturbüros Podsedensek ZT. Durch die angrenzenden Gebäude entsteht vor dem Hauseingang des Towers eine Art Innenhof. Endlich Schatten. Ein leichter Westwind bringt frische Luft.

Zweckmäßigkeit und hohe Identifikation Direkt vor dem Hauseingang des Towers sitzt auf einer circa zwei Quadratmeter großen Sitzfläche aus Holz ein Mann mittleren Alters mit schütterem Haar und tätschelt den Kopf eines Bernhardiners. Ob er hier wohnt? „Nein“, sagt er, aber er würde gerne, schließlich lebt seine Tochter nur zwei Häuser weiter. Er warte gerade auf die Maklerin. Gründe, in die Seestadt zu ziehen, gibt es auch abseits der Verwandtschaft genug: Raus aus der Stadt, den See vor der Tür – davon hat auch der Hund was. Der Tower an sich ist kein Grund. Hauptsache in der Seestadt. Einen Termin zur Besichtigung zu bekommen, war nicht schwer, allerdings ist das nicht die erste Wohnung, die er sich in der Seestadt anschaut. Ob es bisher am Hund lag? Man weiß es nicht. „Ich habe lange nach einer passenden Wohnung in der Seestadt gesucht. Eines Tages waren dann ein Dutzend Wohnungen im SeeSee Tower online. Die Besichtigung wurde von einem Immobilienmakler organisiert. In-

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nerhalb von ein paar Tagen habe ich den Mietvertrag unterschrieben. Provision musste ich keine zahlen“, berichtet eine junge Frau, die vor Kurzem mit ihrem Freund eingezogen ist. Was ihr besonders am SeeSee Tower gefalle? Der Name. „SeeSee Tower, das klingt schon sehr anziehend. Der Eingangsbereich erinnert auf den ersten Blick eher an eine Hotellobby oder an ein Business Center.“ Und in der Tat kann von einer hohen Identifikation der

stadt Aspern. Dabei untersuchen sie auch den Belebungsprozess des neuen Sozialraums. Demnach ist der Prozess der Besiedelung eng mit Identitätsbildung verbunden. Ortsbindung entsteht über Aneignungsprozesse, so die Studie. Nach außen kommuniziert wird das vor allem über soziale Medien, denn die Bewohner der Seestadt sind vor allem eins – jung. „Personen mit mittleren Einkommen, einem eher höheren Bildungsgrad und ein

„Die Bewohner übernehmen keine Eigenverantwortung.“ Bewohner der Seestadt mit selbiger und der eigenen Wohnung gesprochen werden. Wer in der Seestadt wohnt, ist ein Pionier. Das Gefühl, Teil von etwas Neuem zu sein und dieses auch noch mitgestalten zu können, entspricht laut Stadtforschung dem Gefühl des „Placemaking“. Die Soziologen Christoph Reinprecht und Cornelia Dlabaja erforschen seit 2015 im Rahmen der Studie „Besiedelungsmonitoring Seestadt Aspern“ die Wechselwirkung zwischen den Bewohnern und dem Planungsteam des neuen Stadtteils See-

durchschnittlicher Migrationsanteil mit überdurchschnittlich vielen Menschen mit Herkunft aus alter und neuer EU – in der Seestadt wohnen vor allem relativ junge Menschen, mit und ohne Kinder“, erklärt Reinprecht. Bei den Bewohnern punktet der SeeSee Tower also mit seiner Lage am Wasser und direkter U-Bahn-Nähe, der bloßen Tatsache, dass er sich in der Seestadt befindet, den Gemeinschaftsräumen sowie dem Spielplatz. „Die Heizkosten sind aber schon etwas höher als in


unserer vorherigen Wohnung“, sagt ein junger Familienvater, der das sommerliche Wetter nutzt, um mit Frau und Kindern im See zu baden. „Die Temperatur lässt sich nur bis 22 Grad regulieren. Im Winter könnte es also durchaus etwas wärmer sein.“ Was ihn jedoch am meisten stört, ist die Parkplatzsituation. „Die Parkplätze bei uns in der Garage sind zu teuer und auch drum herum ist es schwierig, einen Parkplatz zu finden. Der meiste Verkehr in der Seestadt entsteht dann, wenn die Leute ihr Auto umparken müssen“, lacht er. Ob das ein Grund wäre, die Seestadt wieder zu verlassen? „Ja“, antwortet der Papa in Badehose nach einer kurzen Pause. Der Soziologe Christoph Reinprecht erklärt diesen Unmut wie folgt: „Bei vielen Menschen spielt das eigene Auto eine große Rolle, die Seestadt ist jedoch auch aufgrund der bereits im Vorfeld gebauten U-Bahn-Linie auf die Integration alternativer Transportmittel konzipiert. Das führe schnell zur Frustration bei Menschen, die auf das Auto als primäres Verkehrsmittel zurückgreifen; sei es, weil sie auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit darauf angewiesen sind, wegen der Kinder oder aus Gründen der Freizeitgestaltung.“ Die Gemeinschaftsräume nutzt die junge Familie gerne und regelmäßig, die Sauberkeit würde aber zu wünschen übrig lassen. Auch die Grünflächen rund um den See würden von Müll nicht verschont werden. „Die Bewohner übernehmen keine Eigenverantwortung“, kritisiert die Mutter, die sich gerade sorgfältig mit Sonnencreme einschmiert. „Oft wird Sperrmüll einfach nur abgestellt. Es kommt häufig vor, dass die Leute ihren Müll dort liegen lassen, wo sie gerade stehen. Da liegt dann schon mal eine Maske im Stiegenhaus.“ Immerhin auf das Reinigungspersonal sei Verlass, das einmal pro Woche dafür sorgt, dass das Stiegenhaus und die Müllräume sauber sind. Die Nachbarn kenne man großteils nicht. Das Interesse daran scheint aber auch nicht sonderlich groß zu sein, zumal keinerlei Initiativen für ein nachbarschaftliches Miteinander existieren. „Das kann gerne so bleiben“, sagt ein junger Mann, der, seiner Kleidung nach zu urteilen, gerade von der Arbeit kommt. Ob er sich sicher fühle in der Seestadt? „Absolut, aber ich mache ja auch Kampfsport. Security Personal am See? Sei ihm nie aufgefallen, bräuchte es auch nicht, seiner Meinung nach.

Der Nachtbus ist jedoch schlecht organisiert“, findet er. „Immer wieder muss man anrufen, weil man nie genau weiß, wann er wie fährt.“ Wenn es nach ihm ginge, könnte das gastronomische Angebot etwas größer sein, aber ihm sei schon klar, dass die Infrastruktur noch im Wachsen ist. Auch der Baustellenlärm sei manchmal störend, aber „das hat man ja vorher gewusst“, sagt er achselzuckend.

Szenenwechsel Mit der Schnellbahn geht es nach Favoriten. Den falschen Ausgang genommen, überquert man zuerst gefühlt zehn Ampeln, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Die Luft flirrt und der Geruch von Teer steigt einem in die Nase. Hier herrscht reges Treiben. Taxler lehnen lässig an ihren Autos und tauschen sich darüber aus, wie die Regierung „in den Oasch geht“. Hier gehen Menschen

Factbox SEESTADT ASPERN Das Areal der Seestadt Aspern am Rande des 22. Wiener Gemeindebezirks ist 240 Hektar groß und damit nicht nur Wiens größtes Stadtentwicklungsprojekt, sondern auch eines der umfassendsten in Europa. 2010 wurde mit dem Bau der Wohnhäuser begonnen. 8.316 Personen leben aktuell dort. Bis 2028 sollen es 20.000 sein. Das Gesamtinvestitionsvolumen beläuft sich auf rund fünf Milliarden Euro. Der namensgebende See in der Mitte des Areals macht fünf Hektar aus.

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ein und aus – der Hauptbahnhof. Vorbei an Neubauten und uniformierten Bankern trifft man direkt auf die D-Linie. Alles andere als gemütlich strebt sie ihrem Ziel entgegen – der Endstation Absberggasse. Ein Novum. Bis Herbst 2020 wird auch die Linie O verlängert, sie fährt dann ins Nordbahnhofviertel. Die Wiener Linien und die Stadt Wien investieren insgesamt 70 Millionen Euro in den Ausbau und in die Beschleunigung des Straßenbahnund Busnetzes. Hinter den Straßenbahngleisen ragen auch hier in der Ferne mehrere Rohbauten in die Luft. Stolz recken die Kräne ihre Hälse nach vorne. Vor dem schwarzen Himmel zeichnet sich ihre gelbe Farbe besonders deutlich ab.

Smart-Wohnen im Sonnwendviertel II Zweimal nach rechts um die Ecke gebogen, ist man auch schon in der Alfred-AdlerStraße. Vorbei an großen Glasfronten, die der Aufschrift nach ein angesagtes CafèBistro-Coworking-Space beherbergen, steht man auch schon davor: der Bauplatz B.04. Heimbau errichtete hier ab 2016 mit einer förderbaren Nutzfläche von circa 11.900 Quadratmetern insgesamt 116 Smart-Wohnungen und 32 geförderte Wohnungen. Mit dem neuen Wohnbauprogramm der Stadt Wien wurde erstmals die Planung von Smart-Wohnungen im Zuge eines Bauträgerwettbewerbs verpflichtend vorgesehen. Erschwinglicher Wohnraum für Jungfamilien, Paare, Alleinerzieher, Senioren und Singles wurde hier geschaffen. Dank kompakter Bauweise soll der Energieverbrauch gering sein und das trotz nieriger Baupreise. Das Raumklima im Inneren der Wohnung wird über eine kontrollierte Wohnraumlüftung gesteuert.

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Die architektonische Gestaltung des Wohnbauprojekts konnten Geiswinkler und Geiswinkler in einem Wettbewerb für sich entscheiden. Laut deren Webseite wurden bei der Umsetzung des Projekts „vertraute städtebauliche Prinzipien der straßenbegleitenden Bebauung weitergeführt“. Großstädtisch und linear ist die Gebäudestruktur. Bunte Balkone wechseln sich an der Außenfassade ab. Ein vorgesetzter Stahlbetonskelettfilter vereint die öffentliche mit der privaten Zone. So sollen vorgelagerte Balkonzonen private Freiräume schaffen. Zutritt zu den Spielund Grünanlagen haben nur die Bewohner. Horizontal werden die Wohnungen durch offene Laubengänge erreicht. Die Idee hinter diesen war, nicht nur Durchgänge, sondern gleichzeitig informelle Begegnungszonen zu schaffen. Alle Wohnungen seien von zwei Seiten belichtet und hätten trotz äußerster Flächensuffizienz einen wohnungsbezogenen Außenraum. Nominiert wurde das Wohnbauprojekt 2017 bereits zweimal, einmal für den Staatspreis Architektur & Nachhaltigkeit und einmal für den ZV-Bauherrenpreis.

Straßenlärm & Co Vorbei an einer kleinen Pizzeria, die sich im Erdgeschoss des Gebäudes befindet, steht man auch schon im Inneren. Die wenigen Sitzgelegenheiten im Innenhof sind besetzt. Primär ältere Menschen halten sich hier auf. Es scheint das ausgelagerte Wartezimmer des Allgemeinmediziners schräg gegenüber zu sein. Nach vorn gebeugt sitzt ein Mann Ende 70 im Schatten. Anlehnen kann er sich nicht. Mit der linken Hand stützt er sich auf seinen Gehstock, während er mit der rechten seinen Befund umklammert. Ja, er wohnt

hier. „Eh schon länger. Der Straßenlärm wird immer mehr und die Nachbarn san a Gsindl. Da wird von Balkon zu Balkon geschrien und die Hausverwaltungen unternehmen nichts.“ Er wohnt im ersten Stock und hat daher keinen Balkon, den Lärm höre er trotzdem. Außerdem würde der vorgelagerte Balkon der Wohnung über ihm dafür sorgen, dass er kein Tageslicht hat. Da ist es doch eine schöne Abwechslung, beim wöchentlichen Arztbesuch wenigstens ein bisschen Tageslicht abzubekommen, bemerkt er schnippisch und zieht dabei den linken Mundwinkel nach oben. Und in der Tat, in beiden Stiegenhäusern hängt jeweils ein Aushang von Heimbau mit der Information: „Es gibt Beschwerden der Bewohner, dass es immer wieder zu Lärmbelästigung – vor allem auf den Balkonen und Terrassen in den späten Abend- und Nachtstunden – kommt und sich diese dadurch in ihrer Wohnqualität beeinträchtigt fühlen.“ Es sei, abgesehen von der Hausordnung im Interesse aller Bewohner, „gegenseitige Rücksichtnahme auszuüben“, um eine gut funktionierende Hausgemeinschaft zu gewährleisten, heißt es weiter. Ja, die Lärmbelästigung durch die Nachbarn habe in letzter Zeit etwas zugenommen, was sicher daran liegt, dass aufgrund des Lockdowns viele zu Hause sind, erzählt eine junge Frau, die gerade mit ihrer mannshohen Deutschen Dogge aus dem Lift kommt, um mit dem Hund Gassi zu gehen. Trotzdem genießt sie es, dass ihre Wohnung einen Balkon hat. „Es ist meine erste Wohnung in Wien mit Balkon. Allerdings fühle ich mich schon manchmal etwas beobachtet von den Nachbarn, wenn ich draußen im Liegestuhl liege, um mich sonnen zu lassen. Zum


Glück sind es nur zwei ältere Damen“, lacht sie. Ein Grund, hierher zu ziehen, war aber nicht allein der Balkon, sondern vor allem die niedrige Miete in Kombination mit der guten Verkehrsanbindung. Zugluft umgibt einen, steht man vor den aneinandergereihten schwarzen Postfächern. Für ein wenig Farbe im dunklen Stiegenhaus sorgen vier gelbe Post-Abholstationen. Ein Blick nach rechts gibt die Sicht auf eine kleine, begrünte Fläche im Innenhof frei – der Spielplatz. Zwei Schaukeln, ein Sandkasten. „Meine Tochter spielt gerne hier“, erzählt eine Mutter, während ihr fünfjähriges Kind fröhlich die Beine auf der Schaukel in die Luft wirft. In den eigenen vier Wänden bereite ihr aber die kontrollierte Wohnraumlüftung Probleme. „Leider haben wir mit einer hohen Luftfeuchtigkeit zu kämpfen, da wir viele Pflanzen in der Wohnung haben. Im Badezimmer gibt es Probleme mit der Abluft“ Immerhin müsse sie im Winter nicht heizen, weil es in der Wohnung immer dieselbe Temperatur habe. Hohe Stromkosten seien ihr deshalb noch nicht aufgefallen, allerdings müsse einmal pro Monat der Filter gereinigt werden, was laut Hausverwaltung

aber völlig normal sei. Will sie sich mit den Nachbarn austauschen, sind es primär die anderen Mütter, die sie am Spielplatz trifft. „Man kennt, grüßt sich und tauscht sich kurz aus. Besonders innig ist das Verhältnis aber nicht. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass das Interesse daran besonders groß wäre.“ Gemeinsame nachbarschaftliche Aktivitäten

seine Nachbarn nicht. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist es jeder Fünfte. Insgesamt finden das 14 Prozent der Österreicher auch wünschenswert. Ein guter Nachbar zeichnet sich ihrer Meinung nach vor allem dadurch aus, dass er sie in Ruhe lässt. Bei Männern ist dieser Wunsch laut einer Online-Umfrage mit 16 Prozent deutlich ausgeprägter als bei Frauen (11 Prozent).

„Man kennt, grüßt sich und tauscht sich kurz aus. Besonders innig ist das Verhältnis mit den Nachbarn aber nicht.“ seien ihr, abseits vom Mietertreffen, nicht bekannt. Sie selbst habe aber auch noch nie an einem teilgenommen. Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Innofact im September 2019 kennt jeder zehnte der Befragten

Leistbares Wohnen und günstige Mieten sind für die Bewohner also die Hauptgründe, in die Alfred-Adler-Straße 12 zu ziehen. Lärm, sei es von den Nachbarn oder von der Straße, wird als störend empfunden. Während der eine die

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Factbox SONNWENDVIERTEL Auf dem Areal des ehemaligen Südbahnhofs ist in den vergangenen Jahren ein völlig neuer Stadtteil entstanden: das Sonnwendviertel. Mit dem Neubau des Wiener Hauptbahnhofs erfolgte auch der Startschuss für die Neugestaltung des Areals. Auf insgesamt 59 Hektar entstehen im zehnten Wiener Gemeindebezirk neben Kindergärten und einem Bildungscampus 2021 insgesamt 20.000 neue Arbeitsplätze und rund 5.000 Wohnungen. Der Helmut-Zilk-Park gilt mit seiner acht Hektar großen Grünfläche als Herzstück des Viertels.

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Infrastruktur im Sonnwendviertel perfekt findet, weil „alles, was man zum Leben braucht“, in der Nähe ist, beschwert sich der andere, dass es außer einem Interspar keine „nennenswerten Geschäfte“ gebe. „Parkplätze sind Mangelware. Der Autoverkehr wurde ausgesperrt, ohne die Öffis anzubinden. Nach 21 Uhr fährt hier gar nichts mehr“, beschwert sich ein Mann mit Dreitagebart, der müde die Stahlbetontreppen hinunterschleicht. Er arbeite im Schichtdienst, weshalb ihm die schlechte Anbindung besonders „auf den Geist“ geht. Kaum zu glauben – am Hauptbahnhof! Einmal in Rage geredet, holt er zum Rundumschlag aus: „Die Architektur? Eine Katastrophe. Unser Gebäude ist das Vorzeigebeispiel und wurde in vielen Zeitschriften als dieses angepriesen. Generell gibt es bei uns aber viele Probleme. Vor allem bei starkem Regen, da regnet es in die Aufzüge, weshalb diese dann ausfallen. Durch die offenen Gänge regnet es in Richtung Garage, dort sammelt sich das Wasser und fängt an zu stinken. Das Haus ist schön, aber scheinbar katastrophal gebaut.“ Ob er überlege, wieder wegzuziehen? „Nein. Es war schwer, in dieser Lage überhaupt eine Wohnung zu bekommen. Ohne Bekannte von der Mama würde ich immer noch zu Hause wohnen“, grinst er und zieht von dannen.

Schlichte Betondominanz

Urbaner Dschungel

Sieben Baukörper auf drei Bauplätzen, gestaltet von drei Architekturbüros. Man würde vermuten, jeder Baukörper sieht anders aus. Mitnichten. Einzig das erste Gebäude scheint mit seiner rosa Fassade aus der Reihe zu tanzen. Sonst findet sich nichts Trennendes. Keine Zäune grenzen die Baukörper voneinander ab. Im Gegenteil, Gassen und kleine Plätze verbinden die einzelnen Häuser. „Ziel war es, ein grundstückübergreifendes städtebauliches Konzept umzusetzen“, erklärt Peter Thalbauer. Mit der linken Hand deutet er auf eine schmale Gasse: „Diese entsteht durch die Bebauung und führt einen weiter auf einen Platz. Das sind Gegebenheiten, wie wir sie auch in der Stadt kennen.“ Alle sieben Gebäude eint auch ihre puristische und minimalistische Bauweise mit Flachdach. Dass Beton hier der dominierende Baustoff ist, ist ganz einfach erklärt. „Geheizt und gekühlt wird im MGG22 mit thermischer Bauteilaktivierung. Das ist die erste geförderte Bauteilaktivierung in ganz Österreich“, berichtet der Architekturhistoriker und Publizist Norbert Mayr stolz. Leistbares Wohnen würde also durch niedrige Energiekosten geschaffen. „Für eine 70 bis 80 Quadratmeter große Wohnung sollte die Jahresrechnung für Heizung, Kühlung und Warmwasser unter 300 Euro betragen. Dieses Projekt wird keinesfalls ein

Statt gemütlich einen weißen Spritzer an der Alten Donau zu genießen, steht ein Grüppchen betagter Herrschaften beisammen und scharrt mit den Hufen. Und das an einem Sonntag um 17 Uhr bei gefühlten 35 Grad. Der Grund? Eine Führung mit dem Architektenteam – Sophie und Peter Thalbauer, Norbert Thaler und Ursina Thaler-Brunner, Alfred Charamza und Norbert Mayr, dem Initiator des Wohnbauprojekts MGG22. Raus aus der U-Bahn in Stadlau überquert man eine vielbefahrene Straße und hat gleich das Gefühl, am Land zu sein. Auf einer Pferdekoppel grast ein Haflinger im Schatten. Blickt er allerdings auf das Haus gegenüber, ist Schluss mit Natur. Das graue Gitter, das über die ganze Fassade reicht, erweckt den Eindruck, dass die Bewohner hier einsitzen. Was aussieht wie ein Gefängnis, ist allerdings ein Genossenschaftsbau des Österreichischen Siedlungswerk (ÖSW). Angeblich wäre am Ende kein Geld mehr da gewesen, munkelt man. Dass es auch anders geht, beweist das MGG22 gleich daneben.

Einzelfall bleiben“, bemerkte Johann Gruber, Obmann vom Bauträger Neues Leben bei einem Baustellenbesuch. Doch das Tolle am Wohnbauprojekt im 22. Wiener Gemeindebezirk sind nicht allein die Architektur und das Energiekonzept, sondern vor allem die Natur. „Die essbare Stadt“ zeichnet sich dadurch aus, dass sämtliche Grünstreifen vor den Häusern mit den verschiedensten Kräutern bepflanzt sind. Auch Obstbäume und Sträucher laden die Bewohner zum Naschen ein. Zusätzlich können die Bewohner am angrenzenden Wald- und Wiesengürtel dem eigens gegründeten Gartenverein beitreten und ein eigenes Beet mieten und bepflanzen. Auch ein Mitspracherecht wird den Bewohnern eingeräumt, etwa bei der Gestaltung des Mehrzweckraums und des Waschsalons mit Nachbarschaftsbibliothek. Unterstützt werden sie dabei vom Team der wohnbund:consult. Das Projekt wurde mit mehreren Auszeichnungen


belohnt. So erhielt das MGG22 2019 neben dem ÖGUT-Umweltpreis auch den GBB-Award.

Stadtgemüse in der Auslage „Da ist man ja gleich beim Mühlwasser“, schwärmt eine bereits ergraute ältere Dame mit Fächer. Langsam bewegt sich der Besichtigungstrupp vorwärts und wird dabei neugierig beäugt. Während die einen freundlich von den Dächern winken, hat man den Eindruck, dass andere Fremde bewusst ignorieren. Vorbei an ebenerdigen Terrassengelangt man in einen Innenhof. Bunte Stühle stehen hier gruppiert – auf Sand. „Warum kein Gras?“, fragt einer aus der Gruppe. Dafür habe man sich ganz bewusst entschieden, schließlich handelt es sich um eine Nutzfläche. Natürlich sei das am Anfang etwas staubig gewesen, hätte sich aber dann doch sehr schnell beruhigt, versichert einer der Architekten. „Die Kinder spielen hier ständig“, erzählt eine junge Mutter, die in einem der Häuser wohnt. Neben dem Versprechen, dass es auch einen Jugendspielplatz gibt, war vor allem der Blick ins Grüne und die gute Anbindung einer der Gründe, hier einzuziehen. Die Wohnung zu bekommen, war aber alles andere als einfach. „Wir haben über ein Jahr gesucht und haben uns bei mehreren Genossenschaften

angemeldet und dann ging es plötzlich sehr schnell. Generell würde ich aber sagen, dass es schwer ist, eine Genossenschaftswohnung zu bekommen.“ In einem kleinen aufblasbaren Minipool liegt ein Mann in schwarzen Shorts. „Die angepriesene offene Bauweise ist zum Wohnen echt unangenehm. Bei mir kann jeder direkt ins Wohnzimmer schauen und sieht, ob ich zu Hause bin oder nicht. Vor allem am Abend, wenn ich das Licht anmache, fühle ich mich wie in der Auslage”, zeigt er sich wenig begeistert. Ob er auch schon überlege, seine Terrasse, wie der ein oder andere Nachbar, mit aufgestellten Europaletten vom Rest abzugrenzen? „Nein“, er habe sich schon daran gewöhnt. Ihn störe viel mehr, dass man aufgrund der Bauweise auch keine Privatsphäre im Inneren der Wohnung hat. Warum die ganze Anlage nicht umzäunt ist, könne er auch nicht verstehen. „Da geht es weniger um die Privatsphäre als um das Sicherheitsgefühl. Es kann wirklich jeder, auch Leute, die gar nicht in dieser Anlage wohnen, bis auf unsere Terrasse spazieren”, zeigt er sich erregt. „Ja, das mit der fehlenden Privatsphäre dank offener Bauweise ist so eine Sache“, klinkt sich

nun der Nachbar von schräg gegenüber ins Gespräch ein, der gerade seine Pflanzen gießt. „Das ist eine Frage der Einstellung. Sicher, es könnte privater sein, aber das wusste man ja vorher.” Zudem habe er ein gutes Verhältnis mit einigen Nachbarn, was sicher auch daran liegt, dass er dem Gartenverein „Stadtgemüse22” beigetreten ist. „Eine tolle Sache zum Garteln und Kontakte knüpfen. Die Idee mit der essbaren Stadt ist witzig, aber bei den meisten Kräutern und Gewächsen weiß keiner, was es ist. Das hat man halt einfach gepflanzt ohne jede Beschilderung”, schmunzelt er. Womit er allerdings so gar nicht zufrieden sei, das ist die Heizung. „Das ist ein nicht enden wollender Kostenschock. Da habe ich ja umgerechnet in meiner 90-Quadratmeter-Altbauwohnung vorher weniger gezahlt. Für Kühlung und Heizung hieß es beim Einzug 25 Cent pro Quadratmeter. Das wären auf 70 Quadratmeter circa 18 Euro. Derzeit zahlen wir 67.” Hinzu kommt, dass vor ein paar Wochen erst eine Betriebskostennachverrechnung ins Haus flatterte. „40 Euro müssen wir pro Monat nachzahlen. Das sind acht Prozent der Gesamtmiete! Das müssen Sie sich einmal vorstellen“, zeigt er sich empört. Nicht nur die Kosten seien höher als propagiert, im Winter sei die Heizung immer wieder ausgefallen, selten hätte er die im

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Bauen & Technik

Vertrag angegebene Temperatur erreicht. „Die Reaktion der Hausverwaltung war da schon sehr schleppend. Im März hat man dann festgestellt, dass die Vorlauftemperatur zu niedrig ist.” Von seinen Nachbarn weiß er, die hohen Kosten überraschen auch diese. „Immerhin funktioniert die Kühlung im Sommer.“

Katastrophe”, sagt er. „Es wird immer munter weiter gebaut, aber die Anzahl der Parkplätze wächst nicht mit. Es gibt jetzt schon zu wenig Parkplätze. Wenn man beim Grünstreifen parkt, kassiert man sofort einen Strafzettel.” Außerdem sei die hauseigene Parkgarage völlig überteuert.

Angekommen am Gemeinschaftsbeet „Stadtgemüse22” wird schnell klar, wer hier eine Wohnung hat, hat das große Los gezogen: Ein herrlicher Blick in die Natur. Hier pflegt der Gartenverein seine Beete. Pflanzen kann aber nur, wer zahlt. Dazu bereit sind offensichtlich viele, denn alle Beete sind vermietet, nächstes Jahr sollen noch welche dazukommen. Am Grill steht ein Familienvater. Wovon er am meisten enttäuscht sei? „Als wir eingezogen sind, hat man uns versprochen, dass es einen Jugendspielplatz geben wird. Und was ist? Nix.” Auf der Wiese stehen heute etwas verloren zwei Tore. Das sei aber nicht der Gipfel: „Ja, die meisten Nachbarn sind nett. Klar, Leute, die deppert sind und nicht grüßen können, hat man überall. Die Müllräume bieten ein großes Konfliktpotenzial, weil es manche einfach nicht schaffen, ihr Zeug richtig zu entsorgen.” Zum Essen komme jetzt dann Besuch – mit dem Auto. „Eine absolute

Das MGG22 überzeugt die Bewohner also tendenziell weniger mit Parkmöglichkeiten und der viel gepriesenen Betonteilaktivierung. Auch die offene Bauweise scheint für mehrere ein heikles Thema zu sein, weil die Privatsphäre nicht gewahrt sei. Überzeugen kann das Wohnbauprojekt aber definitiv mit der guten Anbindung, der Lage in der Natur und nicht zuletzt einem nachbarschaftlichen Miteinander. Und das muss man den Architekten wohl lassen, Identifikation gelingt hier nicht über die besonders individuelle Fassade, sondern über die Bauweise und die Bewohner, die sich auf die nachbarschaftlichen Angebote einlassen.

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BauTecFokus

So sieht die Praxis aus Alle drei Wohnbauprojekte eint nicht nur, dass sie teilweise über geförderten Wohnraum verfügen, sondern auch, dass sie vergangenes Jahr bezugsfertig wurden. Was den Bewoh-

nern im SeeSee Tower, im Sonnwendviertel II und im MGG22 gleichermaßen gefällt, ist vor allem die gute Anbindung an die U-Bahn und die Schnellbahn. Für Unmut sorgen hingegen bei vielen die Verunreinigung der Müllräume, mangelnde Mülltrennfähigkeiten sowie die Parkplatzsituation an allen drei Standorten. Bei den Gemeinschaftsräumen sind es die Bewohner selbst, die diese nicht sauber halten. Auf die Parkplatzsituation hat man jedoch

„Die Heizung ist ein nicht enden wollender Kostenschock. Von wegen 25 Cent pro Quadratmeter.“


wenig Einfluss: Die Stellplätze in den hauseigenen Garagen seien nicht nur zu wenig in Relation zu den Wohnungen, sondern auch völlig überteuert. Unzufriedenheit herrscht wegen langer Parkplatzsuche, notwendigem Umparken und darüber, dass auch Besucher, die mit dem Auto kommen, vor Strafzetteln nicht sicher seien. Wer in den SeeSee Tower zieht, schätzt nicht nur den direkten Blick auf den See, sondern vor allem den hohen Identifikationswert des Stadtentwicklungsgebiets in der Seestadt. Für den einen klingt schon der Name SeeSee Tower besonders, während es für den anderen ein Highlight ist, Teil von etwas völlig Neuem zu sein: die Stadt in der Stadt. Blickt man ins Sonnwendviertel II, ist es hier die Leistbarkeit und weniger die Identifikation mit der Umgebung, die die Bewohner anlockt. Einzig die Architektur versucht sich hier mit bunten Balkonen von der grauen Betonmasse abzuheben und so den Bewohnern das Gefühl zu geben, Teil von etwas Besonderem zu sein. Im MGG22 sind es vorzugsweise junge Familien, die Ruhe in der Natur suchen. Eine hohe Identifikation scheint den Leuten hier nicht wichtig zu sein. Dennoch trägt die häufig kritisierte offene Bauweisedazu bei, dass die nachbarschaftli-

chen Kontakte hier am ausgeprägtesten zu sein scheinen. Eine Vielzahl an Aktivitäten, sei es der Gartenverein oder die Arbeit durch die wohnbau:consult, aber auch WhatsApp- und Facebook-Gruppen sorgen dafür, dass man seine Nachbarn im MGG22 kennt. Sowohl im SeeSee Tower als auch im Smart-Wohnen Sonnewendviertel II findet der Austausch lediglich digital statt. Hier gibt es jeweils eine FacebookGruppe, persönlich kenne man seine Nachbarn aber kaum bis gar nicht. Nachbarschaftliche Initiativen, um sich besser kennenzulernen und auszutauschen gibt es laut Angaben der Bewohner nicht, das sei aber auch nicht unbedingt erwünscht. Der Bewohner im Sonnwendviertel II und im SeeSee Tower kennt seine Nachbarn großteils nicht und will daran auch nichts ändern. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass hier, anders als im MGG22, viele Menschen auf engem Raum leben. Störfaktor im Sonnwendviertel II sei nicht nur der Straßenlärm , sondern vor allem jener, der durch die Nachbarn verursacht werde.

rend die Bewohner im SeeSee Tower im Winter oftmals Probleme haben, die Temperatur den eigenen Bedürfnissen entsprechend zu regulieren, haben manche im Sonnwendviertel II gerade im Sommer mit zu hoher Luftfeuchtigkeit zu kämpfen. Nicht nur das ein oder andere Problem, sondern auch wesentlich höhere Kosten verursache die Betonteilaktivierung im MGG22. Die laufenden Kosten liegen deutlich über dem ursprünglich angepriesenen Preis von 0,25 Euro pro Quadratmeter und auch die Betriebskostennachverrechnung sorgt für Ärger. Der Praxistest hat gezeigt, Zertifikate werden meist verliehen, bevor überhaupt jemand ein Projekt bewohnt. Gefördert und unterstützt werden bevorzugt Projekte, die gut für das Klima sind. Kein schlechter Ansatz, allerdings sind Theorie und Praxis eben doch zwei Paar Schuhe.

Die ein oder andere Schwierigkeit mit der Heizung beziehungsweise mit dem Raumklima gibt es an allen drei Standorten. Wäh-

Factbox MGG22 Ursprünglich ein Marchfelder Bauerndorf, entstand in Stadlau auf einer Nutzfläche von 11.100 Quadratmetern das MGG22. 30 Erdsonden wurden hier durch die PORR bis in eine Tiefe von 150 Metern verbaut. Allein 14.500 Kubikmeter Beton kamen auf der Baustelle zum Einsatz. Die Landschaftsplanung des Projekts verantwortet Rajek Barosch. Vielfach als Game Changer im Bereich der Energieversorgung gepriesen, ist das MGG22 der erste mehrgeschoßige soziale Wohnbau mit Bauteilaktivierung Wiens.

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Branchen & Services Events & Awards

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ILLMITZER GESPRÄCHE 15.-17. OKTOBER 2020

"Helfende Hände und finanzielle Mittel sind gefragt, um gemeinsam definierte Ziele zu erreichen", so Thomas Malloth. Die Anmeldung für die Veranstaltung ist bereits offen. 114

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ETHOUSE AWARD VERGEBEN Der Preis würdigt zum zehnten Mal Sanierungen, die das Thema Energieeffizienz ganzheitlich umsetzen und dabei architektonisch Impulse setzen. Insgesamt gibt es vier ausgezeichnete Sanierungen und neun Sieger.

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BUCHTIPPS Georg Reinberg ist ein Pionier des ökologischen Bauens und der Solararchitektur und will mit seinem Buch Architektur für eine solare Zukunft aufzeigen, wie wichtig die Nutzerzufriedenheit ist. Die Entwicklung des Digitalen in der Architektur beleuchten die Autoren Teresa Fankhänel und Andres Lepik in Die Architekturmasche.


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Illmitzer Gespräche

DIE LACKE STIRBT Wir haben keine Zeit mehr. Wir haben uns als Gruppe zusammengeschlossen, um interdisziplinär, unabhängig, klar und deutlich und auf hohem Niveau, sachlich, kritisch und im Diskurs reflektiert über die WAHRE NACHHALTIGKEIT zu sprechen. Wir laden Sie ein, an diesem Dialog teilzunehmen, egal, woher Sie kommen, egal, was Sie in Ihrem Leben tun und wohin Sie wollen. Autor: Thomas Malloth

I

ch sitze am Schreibtisch und schaue hinaus auf den Schrändlsee, diese alte – leider längst vergangene – Lacke. Heute ist sie „nur“ noch Wiese, denn schon in den 1950er Jahren wurde ihre wasserdichte Schicht durchbrochen, das Oberflächenwasser hält sich nicht mehr, das Entlastungsgerinne der nahegelegenen Kläranlage hat der Lacke den letzten Rest gegeben. FreundInnen aus Illmitz erzählten mir, wie sie damals über den Schrändlsee mit den Schlittschuhen gelaufen sind, dann kurz die Schuhe aus- und umgezogen haben, um gleich drüben am Kirchsee weiter zu laufen. Heute stirbt die Lacke ein zweites Mal: Während vor fünf Jahren aus der Wiese noch mindestens 20 Strohballen gewonnen werden konnten, sind es – ob der ständigen Dürre – in den letzten Jahren oft weniger als zehn, manchmal gar keiner. Während ich so hinausblicke, befinde ich mich in selbst auferlegter Quarantäne. COVID-19

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hat uns fest im Griff, ich sorge mich um meine schon etwas ältere Mutter, die alleine im 4. Bezirk lebt und nur durch uns versorgt werden kann. Durch meine Lehrtätigkeit hatte ich in den vergangenen Tagen und Wochen eine Vielzahl von sozialen Kontakten, die ich nunmehr annähernd auf 0 reduziert habe. Der helle Sonnenschein draußen über der pannonischen Tiefebene – unmittelbar nach dem letzten Abbruch der Kalkalpen – irritiert mich etwas und ich werde trotzdem am späteren Nachmittag hinaus laufen gehen, vielleicht ein wenig in der Werkstatt arbeiten, Obstbäume schneiden, alleine hinausfahren, um die Reben zurück zu schneiden. Ich habe das auch gestern gemacht und auf den Feldern niemanden getroffen. Im Englischunterricht haben wir das Buch „On the beach“ von Nevil Shute gelesen, ich konnte es halb auswendig, weil ich glaubte, es zur Matura zu bekommen. Es war dann doch der „Gatsby“ im Vergleich zur „Importance of being earnest“. Shute beschreibt eine Welt nach dem großen Atomkrieg. Seine Charaktere sind eine kleine Gruppe, die dem Strahlentod entgegengeht. Einige von ihnen – zB Moira Davidson – „tries to flee reality while racing“, sie flüchtet sich in halsbrecherische Autorennen – ob sie dabei stirbt, weiß ich nicht mehr. Ich weiß aber, dass etwa das „Schwarze Kameel“ gestern knall voll gewesen sein soll. Nichts gegen das „Schwarze Kameel“, vielleicht ist es ja der gesellschaftliche ÖsterreichRing dieser Tage. Ich habe keine wissenschaftliche Evidenz über die Frage, warum das alles so ist, wie es ist, ich kann nur beobachten, probieren, Schlüsse ziehen. Es sind MEINE Schlüsse, weil es ja auch MEINE Welt ist, die ich sehe, eine objektive

andere Welt kann ich nicht sehen, denn es gibt eben nur DEINE oder MEINE Welt. Das Einzige, was wir tatsächlich erreichen können, ist eine ähnliche Sicht der Dinge, die im Informationsaustausch entsteht, in DEINEM und in MEINEM Kopf.

Wir müssen dem Klimawandel entgegentreten BLUEPRINT und die Redaktion dieses fabelhaften Magazins haben es sich zur Aufgabe gemacht, vor allem dem Klimawandel entgegen zu treten, einer Entwicklung, die sich irgendwo da oben abspielt, da oben zwischen den Wolken, da oben in einer hell erleuchteten Welt, die in einem Maße zerbrechlich ist, wie wir es uns angesichts ihrer Masse – gemessen an unserer eigenen Größe – nicht vorstellen können. Sie kurvt durch ein nicht allzu bedeutendes Sonnensystem, das in einem Teil des Universums existiert, das recht jung ist. Ich musste jetzt kurz aufstehen, weil mich fröstelt. Eugene Cernan, der Kommandant der Apollo 17 Mission, sagte nach seiner Rückkehr vom Mond im Jahre 1972: „Wir brachen auf, um den Mond zu erkunden, aber tatsächlich entdeckten wir die Erde.“ Er sah einen einzigartigen Planeten, perfekt platziert, perfekt temperiert, sodass Wasser in flüssiger Form vorhanden ist.

Wir müssen die Dinge in die Hand nehmen Wir leben, wie es der Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht in seinem überaus empfehlenswerten Buch „Das Ende der Evolution“ (ISBN 978-3-570-10241-1) beschreibt, auf und in einem kosmischen Glücks- und ungeheuren Zufall. Ich hoffe, dass ich mit diesen Zeilen keinesfalls eine Freundin oder einen Freund, die


Illmitzer Gespräche Gemeinsam mit Abstand! 15. - 17. Oktober 2020

an einen oder mehrere Götter glauben, brüskiere. Das liegt mir weit fern. Jetzt aber liegt es an uns, die Dinge in die Hand zu nehmen und kräftig, unerschrocken, deutlich, ausdrücklich und ohne falsche Höflichkeit in die andere – in die gute – Richtung zu bewegen. Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen und schließe keinen WENN-Satz an.

Das GUTE gibt es Bevor ich das Ruder zum Guten herumschwenke – denn das GUTE gibt es, wir sind evolutionär betrachtet NETT, denn wären wir das nicht, es gäbe uns nicht mehr – noch ein paar Gedanken über den Klimawandel hinaus. Wenn ich dann hinüber in den Obstgarten gehe, dann kann ich die Stämme der alten und der von mir neu gepflanzten Bäume berühren. Der eine oder andere junge Baum ist von den Rehen „verfegt“ oder auch angenagt. Wird es das in 20 oder 30 Jahren noch geben oder wird die Art Rehwild ausgestorben sein, weil wir ihren Lebensraum so stark eingeschränkt haben, dass sie keinen Platz mehr hat? Werden wir die letzten Exemplare der Spezies auf der Straße zwischen Gols und Illmitz totfahren? Keine Sorge – im Tiergarten können wir den stolzen Rehbock weiter betrachten, sein Geweih müssen wir nur ein wenig stutzen, damit er sich selbst oder andere nicht verletzt. Zurück: Von Nordwesten kommen jetzt ein paar Wolken, es ist nicht mehr so hell wie vorher, unser Hund Nanni, die Deutschlanghaarhündin, sitzt auf der Wiese, am Horizont stehen Pferde, es ist der 14.3.2020 und die Bäume blühen – hoffentlich treibt der Wein nicht zu früh, damit er nicht einem späten Frost zum Opfer fällt. Auch 2020 wird es die ILLMITZER GESPRÄCHE geben, das wollte ich an sich als Erstes schreiben, dann sind mir aber Gedanken und Tastatur entglitten. Die ILLMITZER GESPRÄCHE werden vom 15. bis zum 17.10.2020 stattfinden, das vorläufige Programm findet ihr in auf der nächsten Doppelseite des BauTecFokus. Danke lieber Michael Neubauer dafür, dass du uns so viel Raum und Unterstützung gibst. Wir haben auch schon unsere Schreiben an die Sponsoren des Vorjahres versandt und hoffen auch in schwierigen Zeiten - wie diesen - auf Unterstützung. Wir brauchen jede helfende Hand und wir brauchen finan-

zielle Mittel, um unsere gemeinsam definierten Ziele zu erreichen:

ber nachdenken, ob wir schon etwas erreicht haben?

• • •

Ich denke ja: Wir füllen diese Seiten, wir publizieren wöchentlich(!) in der BVZ, das Bundesministerium für Nachhaltigkeit zieht in Erwägung, Bildungsexperten anlässlich der ILLMITZER GESPRÄCHE zu entsenden, um neue Bildungszugänge zu diskutieren, wir dürfen den Landeshauptmann von unserem Tun überzeugen, mit dem Präsident der Wirtschaftskammer Burgenland sind wir eng abgestimmt, er möchte mit den burgenländischen UnternehmerInnen einen beispielhaften Weg definieren, ich werde noch darüber berichten. Mit Hannes Ehrenfeldner, dem Chef des Nationalparks Neusiedlersee, wollen wir gemeinsam „Nationalpark neu denken“. In der Österreichischen Immobilienzeitung dürfen wir regelmäßig berichten, die Interessensvertretung der ImmobilientreuhänderInnen in der WK Österreich und Wien unterstützen uns und wir werden angefragt, was denn wir dazu sagen würden, dass …

Zivilgesellschaft und Wissenschaft zu einem fruchtbaren Miteinander zusam- men zu bringen Die Nachhaltigkeit im Alltag zu propagieren Regionen – wie den Seewinkel – zu unter- stützen, um zu einem Labor der Nachhal- tigkeit zu werden.

Schwerpunkt auf Politik, Bildung und soziale Nachhaltigkeit, 2020 legen wir einen Schwerpunkt auf Politik, Bildung und soziale Nachhaltigkeit, wobei aber auch Landwirtschaft, Klimaforschung und Best Practice Beispiele nicht zu kurz kommen werden. Von Kromp-Kolb über die zuständigen Ministerinnen, den Landeshauptmann des Burgenlandes bis zum Bildungsexperten Glattauer und zu Pepi Umathum, dem Bio-Weinurgestein, spannt sich unser Bogen. Wir werden den Empfehlungen des letzten Jahres folgen und das Programm weniger dicht gestalten, obwohl uns Herz und Hirn übergehen. Die Anmeldung ist OFFEN – bitte gehe einfach auf www.illmitzergespraeche.at. Solltest Du uns als Unternehmen oder persönlich unterstützen wollen, dann haben wir interessante Sponsorenpakete, ruf mich einfach an, die Redaktion kennt die Erreichbarkeiten des Organisationsteams. Mein Blick schwenkt wieder hinaus, die Sonne hinter den Wolken macht den Himmel weiß, leichter Wind kommt auf, das ist gut, denn er treibt die Blüten weiter. Ich muss noch darü-

Ich schreibe und meine Finger gleiten über die weiße Tastatur – jemand hat gemeint die Zeit würde stillstehen. Plötzlich habe ICH Zeit, ich muss und kann auch gar nicht irgendwo hinfahren, gar hinfliegen. Wir sitzen als Familie zusammen und diskutieren über die Frage, ob wir heute Abend eine Runde Tarock spielen. Ich ertappe mich dabei die Bäume, Sträucher, Rosen und natürlich die Weinstöcke etwas genauer anzusehen, etwas bedächtiger und aufmerksamer zu schneiden, jeden Trieb besonders zu schätzen. Auf einmal geht Reduktion und Zurückhaltung, auch in meinem Leben. Ich denke an das Gute im Schlechten.

Sommer 2020

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Illmitzer Gespräche

Illmitzer Gespräche 2020 15. – 17. Oktober Das Programm DONNERSTAG, 15. 10.

Pause

11.00 UHR Ethische Aspekte der Nachhaltigkeit

14.00 UHR Begrüßung und Eröffnung

19.30 UHR Abendempfang

BM Elisabeth Köstinger (angefragt) Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS

Landgasthof Karlo geselliges Besammensein und Vorstellung der Medienkooperationen, chillige Musik von Monsieur Lotha

Podiumsdiskussion Mag. Anton Faber Dipl. Soz. Kenan Güngör KommR Mag. Michael Gehbauer Präsident Gerhard Weissgrab im Anschluss Diskussion

WKO BGL Präsident Ing. Peter Nemeth

FREITAG, 16. 10.

Mittagspause

15.30 UHR Klimawandel – die Wahrheit

Das Weltbild der Nachhaltigkeit

13.30 UHR Nationalspark neu gedacht

Em. o. Univ. Prof. Dr.in Helga Kromp-Kolb im Anschluss Diskussion

08.00 UHR Yoga der Weg

DI Johannes Ehrenfeldner im Anschluss Diskussion

14.45 UHR Nachhaltig wirtschaften im Burgenland

16.30 UHR Wirtschaftsrechtliche Rahmen der Nachhaltigkeit Univ Prof. Dr.in Verena Mader im Anschluss Diskussion

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Mag.a Petra Herzog Treffpunkt: Nationalparkhotel

09.30 UHR Es kann alles anders werden

Keynote zum erweiterten Verständnis von Bildung in unserer Gesellschaft (N.N.)

BM Leonore Gewessler, BA

17.15 UHR tun statt reden

10.15 UHR Kann Politik nachhaltig sein?

René Fischer Global 2000 im Anschluss Diskussion

Günther Ogris, MA im Anschluss Diskussion

BauTecFokus

14.15 UHR Bildung Menschenbilder Vorbilder

14.45 UHR Paradies und Lackensterben Führung durch den Nationalpark mit den Nationalparkrangern


ILLMITZER GESPRÄCHE 2020

Parallelworkshop: FORUM Umweltbildung

SAMSTAG, 17. 10.

11.45 UHR Was kümmerts mich?

Wie kann eine erweiterte Bildungsvision lebendig werden?

08.00 UHR Lauf durch die Lacken

Michael Niavarani (angefragt) im Anschluss Diskussion

Parallelvortrag „So sieht die Pflanze ihren Gärnter“

Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS Dr. Franz Gschiegl

Dr. Wilfried Hartl, Pepi Umathum, im Anschluss Diskussion

Treffpunkt: Hauptplatz Bartholomäusquelle

16.30 UHR Masterthesen zur Nachhaltigkeit

10.00 UHR Experiment Burgenland

Young Scientists, Kooperation mit der FH für Immobilienwirtschaft Wien im Anschluss Diskussion

LH Mag. Hans Peter Doskozi im Anschluss Diskussion

12.45 UHR Wende oder Ende? DI Dr. Harald Frey

ENDE DES FORUMS

17.15 UHR Ein bisschen Schule

10.30 UHR Bürgermeister vor den Vorhang

humorvolle Lesung von Bestsellerautor Nikolaus (Niki) Glattauer

„Prozesse zur Stärkung des Zentrums“

Nationalpark-Kino

Ing. Hans Peter Bock, BM von Fließ

18.30 UHR Paradies und Lackensterben Regina Petrik mit Grußbotschaft von Bundeskanzler Sebastian Kurz Kooperation mit dem Gymnasium Neusiedl und der Volks- und Mittelschule Illmitz

LA DIin Elisabeth Blanik, BM von Lienz

„Baulandpolitik und Betriebsansiedelung“

Ab 15.00 UHR besteht die Möglichkeit, etwas mehr über den Weinbau im Seewinkel zu erfahren. Namhafte WinzerInnen führen durch ihre Weingärten und Weinkeller und werde Ihnen bei dem ein oder anderen Glas Wein die Besonderheiten des Seewinkels, das Terroir und die Vinifikation näher bringen.

Ab 18.00 UHR Gemütliches „get-together“ im Bartholomäus-Stüberl. Bei Pepi Michlits.

DI (FH) Rainer Handlfinger BM von Ober-Grafendorf

„Ernährungssouveränität und Bodenschutz“ Alfred Reinisch, BM von Tattendorf

„Nationalpark Garten Gemeinde“ 20.00 UHR Empfang in der Pusztascheune

Ausklang

im Anschluss Diskussion

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geselliges Beisammensein in rustikalem Ambiente

21.00 UHR Boogie Nights

www.illmitzer-gespraeche.at.

Der weltbeste Boogie-Pianist Christoph Steinbach and Friends

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ImFokus: Dämmen/Thermische Sanierung

Vier Sanierungsprojekte mit ETHOUSE Award ausgezeichnet ETHOUSE Award. Der Preis für energieeffizientes Sanieren der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme.

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BauTecFokus


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ie ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (QG WDS) verlieh gestern den ETHOUSE Award 2020. Der Preis würdigt zum zehnten Mal Sanierungen, die das Thema Energieeffizienz ganzheitlich umsetzen und dabei auch architektonisch Impulse setzen. In den Kategorien „Privater Wohnbau“, „Wohnbau“ und „Öffentliche Bauten“ wurden vier Siegerprojekte ausgezeichnet. Die Auszeichnung geht sowohl an Architekten als auch an WDVSverarbeitende Betriebe und war abermals mit einem Preisgeld dotiert. Aufgrund der aktuellen Situation von Indoor-Veranstaltungen ab 100 Personen abzusehen, fand die Preisverleihung nicht wie geplant im designforum Wien statt, sondern virtuell. Die Jury hat getagt, die nominierten Projekte sind bekannt, die Preisträger stehen fest: vier ausgezeichnete Sanierungen und neun Sieger. Die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (QG WDS) zeichnete neben den Einreichern wie Planer, Architekten, Wohnbaugesellschaften, auch die verarbeitenden Betriebe aus. Besonderes Gewicht kam bei der Bewertung den Aspekten Energieeffizienz und der Zugang der Gestaltung zu. Dr. Clemens Hecht, Sprecher der QG WDS, freut besonders: „Wir als QG streben nach einer energieeffizienten Zukunft und alle ausgezeichneten Projekte zeigen, wie Energieeffizienz geht.“

Dr. Katharina Rogenhofer, Mitinitiatorin der Friday-for-Future-Demonstrationen in Wien und Sprecherin des Klimavolksbegehrens, fasst ihren geplanten Vortrag "Sind wir noch zu retten? Wie wir die Klimawende schaffen können." wie folgt zusammen: „Das Regierungsprogramm legt zwar Ziele fest, jetzt geht es aber darum vom Handeln ins Tun zu kommen. Wenn eine Sanierungsrate von drei Prozent ernst gemeint ist, dann müssen wir jetzt damit in die Gänge kommen, um die Energiewende zu vollziehen. Die Lösungen dazu liegen auf dem Tisch.“

Aufgrund der aktuellen Situation von IndoorVeranstaltungen ab 100 Personen abzusehen, fand die Preisverleihung nicht wie geplant im designforum Wien statt, sondern virtuell. Das bereits in Produktion befundene bio-vegetarische Buffet des Cateringservice Gaumenfreundinnen wurde caritativen Einrichtungen gespendet.

„Müssen in die Gänge kommen, um die Energiewende zu vollziehen“

Im Rahmen der Verleihung sagt Mag. Nina Tomaselli, Die Grünen, Abgeordnete zum Nationalrat, Sprecherin für Finanzen, Kontrolle, Wohnen & Bauen: „Die Wohnbaupolitik braucht eine klare Ausrichtung als Klimaschutzinstrument. An einer extremen Steigerung der thermischen Sanierungen führt aus grüner Sicht kein Weg vorbei. Kluger Klimaschutz heißt mit dem Vorhandenen gut zu haushalten. Wenn wir in die Sanierung investieren, können wir gleichzeitig die Umwelt schonen und günstigen, guten Wohnraum schaffen.“

Gewinner Privater Wohnbau Der Preis in der Kategorie „Privater Wohnbau“ ging an das 2-Familienhaus von Ularchitektur und dem Fassadenbauer Mate & Darko OG. Die Sanierung dieses Mehrgenerationenhauses in der Tiroler Ortschaft Rum wurde als ein mustergültiges Beispiel der Nachverdichtung

im privaten Wohnbau ausgezeichnet. Unter Beibehaltung des ursprünglichen Grundrisses wurde die Nutzfläche von 169,6 m2 (ohne Keller) auf 319,73 m2 erweitert. „Die flexible Nutzung zweier Ebenen verdeutlicht die Auseinandersetzung der Planer mit dem Thema Raum“, so die Jury. Der Altbau aus den 1990ern und die Zubauten erhielten eine neue thermisch hochwertige Hülle und wird mittels Luft- Wasserwärmepumpe beheizt. So konnte der Heizwärmebedarf von 122,9 kWh/m2a auf 47,7 kWh/m2a im Erdgeschoß bzw. 34,5 kWh/ m2a im Dachgeschoß reduziert werden, was einer Verbesserung von 61,2 % (Erdgeschoß) und 71,9 % (Dachgeschoß) gleichkommt. Arch. Dl Norbert Buchauer und sein Team konnten die ETHOUSE-Jury ein zweites Mal überzeugen.

Zwei Gewinner in der Kategorie Wohnbau Der Goethehof saniert durch die GSD Gesellschaft für Stadt- und Dorferneuerunq m.b.H. gemeinsam mit der ARGE Leyrer+Graf Baugesellschaft m.b.H., Sareno Obiektisolierunq GmbH & Co KG. Die Sanierung der Wohnhausanlage aus der Zwischenkriegszeit in Wien Donaustadt zeigt auf, dass Denkmalschutz und umfangreiche Sanierungsmaßnahmen Hand in Hand gehen können. Im Zuge der Sanierung wurden zahlreiche Fassadenkunstwerke restauriert, im Dachgeschoss 128 neue Wohnungen geschaffen und an das Fernwärmenetz angeschlossen. Der Heizwärmebedarf wurde von 167,77 kWh/m2a auf 44,77 kWh/m2a reduziert, was eine 73,3-prozentige Verbesserung ergibt. „Der Rückbau von befestigten Flächen, die Nachverdichtung

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ImFokus: Dämmen/Thermische Sanierung

„Der ETHOUSE Award ist ein wichtiger Impuls und eine Motivation für Bauherren, auch bei Projekten ein besonderes Augenmerk auf Energieeffizienz und damit auf den Klimaschutz zu legen. “

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und die Barrierefreiheit machen die Wohnanlage fit für die Zukunft“, die Jury verweist auf die umfassend gesteigerte Wohnqualität nach der Sanierung. Projektverantwortlicher der GSD Arch. Werner Rebernig nimmt den ETHOUSE Award mit Freude zum dritten Mal entgegen: „Viele Menschen waren an diesem Projekt beteiligt. Nun bekommen sie mit dem Preis eine Anerkennung für die Herausforderung, Wärmeschutzziele im Denkmalschutz zu erreichen. Wir haben das mit viel Knowhow geschafft und dafür mit guten Firmen zusammengearbeitet.“ Eine weitere Auszeichnung in der Kategorie „Wohnbau“ bekommt das Projekt Mariahilferstraße 182 von trimmel wall architekten zt qmbh gemeinsam mit dem Vearbeiter Levrer+Graf Baugesellschaft. Das stadtbildprägende Gründerzeit-Eckwohnhaus an der äußeren Mariahilfer Straße in Wien wurde nach einer Gasexplosion im April 2014 wiederaufgebaut und auf einem hohen energietechnischen Standard saniert. Der städtebauliche Identitätserhalt im Zuge der Sanierung wird von der Jury hervorgehoben. Durch die Sanierungsmaßnahmen weisen die Altbauwohnungen sowie der Dachgeschossausbau Passivhausstandard auf. Der Heizwärmebedarf verbesserte sich um 78,4 Prozent, von 119,53 kWh/m2a vor Sanierung auf 25,79 kWh/m2a. Das Architektenteam Isabella Wall und Günther Trimmel freuen sich, die Jury mit ihrem Sanierungskonzept überzeugt zu haben: „Die Verleihung des ETHOUSEAwards 2020 ist für uns eine Bestätigung unserer ökologischen Ambitionen im Bereich der Sanierung von Gründerzeithäusern.“

Gewinner Kategorie Öffentliche Bauten In der Kategorie „Öffentliche Bauten“ siegte das Projekt „Haus Penzing“ von Karl und Bremhorst Architekten ZT GmbH und dem WDVS-verarbeitenden Betrieb Dl Wilhelm Sedlak GmbH. Das im Jahr 1971 errichtete Seniorenwohnhaus in Wien Penzing wurde umfassend generalsaniert und hat die Jury in seiner gesamten Architektur überzeugt. „Der reduzierte Heizwärmebedarf nach der Sanierung ist vorbildlich für die Nutzungsart des Gebäudes.“ Der Heizwärmebedarf wurde von 160 kWh/m2a auf 22,93 kWh/m2a reduziert - eine Verbesserung um 85,67 %. Im Zuge der Sanierung wurde der Passivhausstandard umgesetzt sowie eine optische und qualitative Aufwertung der Fassade und der Innenräume. Die Projektverantwortlichen Arch. Dl Christoph Karl und Arch. Dl David Schineri freuen sich über die Auszeichnung: „Energieeffizientes Bauen ist in unserem Büro seit Jahren eine Selbstverständlichkeit, die wir bereits ab der Wettbewerbsphase berücksichtigen. Der ETHOUSE Award ist aus unserer Sicht ein wichtiger Impuls und eine Motivation für verantwortungsvolle Bauherren, auch bei zukünftigen Projekten ein besonderes Augenmerk auf Energieeffizienz und damit auf den Klimaschutz zu legen. Die Auszeichnung ist eine besondere Anerkennung für unsere Arbeit und unser Team. Sehr viel persönlicher Einsatz, Herzblut und reichlich Fachwissen waren bei diesem Projekt notwendig.“ Die beiden Architekten danken so auch Dl Paul Track von RWT Plus ZT, verantwortlich für die Bauphysik, und der KWI Engineers GmbH für die Gebäudetechnik.


Siegerprojekte ETHOUSE Award 2020 ÜBERSICHT PREISTRÄGER KATEGORIE „PRIVATER WOHNBAU“

KATEGORIE „WOHNBAU“

KATEGORIE „ÖFFENTLICHE BAUTEN“

2-Familienhaus, Friedhofsweg 22, 6063 Rum Architektur: Architekturbüro U1architektur Verarbeitung: Mate & Darko OG

Mariahilferstraße 182, 1150 Wien Architektur: trimmel wall architekten zt gmbh Verarbeitung: Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H.

Haus Penzing Dreyhausenstraße 29, 1140 Wien Architektur: Karl und Bremhorst Architekten ZT GmbH Verarbeitung: Dl Wilhelm Sedlak GmbH

Goethehof in Wien Schüttaustraße 1-39, 1220 Wien Architektur: GSD Gesellschaft für Stadtund Dorferneuerung Ges.m.b.H. Verarbeitung: ARGE Leyrer+Graf Baugesellschaft m.b.H., Sareno Objektisolierung GmbH & Co KG

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KATEGORIE „PRIVATER WOHNBAU“

2-FAMILIENHAUS, FRIEDHOFWEG 22, 6063 RUM Architektur: U1architektur Architekt: Dl Norbert Buchauer Verarbeitung: Mate & Darko OG Eckdaten WDVS: EPS-F 16 cm Baujahr: 1990er Projektdauer Sanierung: 2016 bis 2017 Nutzfläche: 319,73 m2 (vor der Sanierung ohne Keller: 169,6 m2) Energiekennzahl: Erdgeschoß: 47,7 kWh/m2a, Dachgeschoß: 34,5 kWh/m2a (122,9 kWh/m2a vor Sanierung) Verbesserung in %: Erdgeschoß: 61,2, Dachgeschoß: 71,9

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Aus der Begründung der Jury „Dieses Projekt ist ein mustergültiges Beispiel der Nachverdichtung im privaten Wohnbau unter Beibehaltung des ursprünglichen Grundrisses. Die flexible Nutzung zweier Ebenen verdeutlicht die Auseinandersetzung der Planer mit dem Thema Raum.“

Kurzbeschreibung des Projekts Bei der Sanierung dieses Mehrgenerationenhauses in der Tiroler Ortschaft Rum spielte die Nachverdichtung eine große Rolle. Das Dach wurde entfernt und das Gesamtgebäude um ein volles Geschoß aufgestockt. Die beiden Bestandsebenen wurden erweitert: jeweils um eine Raumachse in Massivbauweise und eine Vorgesetzte, thermisch getrennte Terrasse. Dabei sind die beiden Ebenen als je eine Wohnung oder als zwei kleinere Einheiten zu nutzen. Die großzügigen Verglasungen werden u.a. durch das auskragende Vordach vor Überhitzung geschützt. Altbau und Zubauten wurden gemeinsam wärmebrückenfrei in einen neuen thermischen Mantel eingebettet. Das Gesamtgebäude wird mittels Luft-Wasserwärmepumpe beheizt.


KATEGORIE „WOHNBAU“

GÖTHEHOF, SCHÜTTAUSTRASSE 1-39, 1220 WIEN Bauträger: GSD Gesellschaft für Stadtund Dorferneuerung m.b.H. Architektur: Arch. Dl Martin Kiener, Arch. Dl Werner Rebernig Projektverantwortlicher: Arch. Dl Werner Rebernig Verarbeitung: ^ARGE Leyrer+Graf Baugesellschaft m.b.H., Sareno Objektisolierung GmbH & Co KG Eckdaten WDVS: EPS-F 3 und 5 cm, Mineralwolle 3, 5 und 8 cm Baujahr: 1928/30 Projektdauer Sanierung: Herbst 2014 bis Mitte 2019 Nutzfläche: 35.700 m2 (664 Wohnunge im Bestand) Energiekennzahl: 44,77 kWh/m2a (167,77 kWh/m2a vor Sanierung) Verbesserung in %: 73,3

Aus der Begründung der Jury „Hier wird klar aufgezeigt, dass Denkmalschutz und umfangreiche Sanierungsmaßnahmen Hand in Hand gehen können. Der Rückbau von befestigten Flächen, die Nachverdichtung und die Barrierefreiheit machen die Wohnanlage fit für die Zukunft.“

Kurzbeschreibung des Projekts Die denkmalgeschützte Wohnhausanlage aus der Zwischenkriegszeit in Wien Donaustadt wurde über mehrere Jahre saniert. Im Zuge der Sanierung wurden zahlreiche Fassadenkunstwerke restauriert, im Dachgeschoss 128 neue Wohnungen geschaffen und an das Fernwärmenetz angeschlossen. Das ehemalige Tröpferlbad erhielt als Wohngemeinschaft für Betreutes Wohnen eine neue Nutzung. Zur verbesserten Wohnqualität nach der Sanierung tragen gegenüber dem Bestand u. a. bei: Der nachträgliche Tiefgaragenbau, er ermöglicht Grünfläche statt Parkfläche im Mittelhof, Freiflächen in den Wohnungen - vor allem im Dachgeschoss -, Aufzugsanlagen sowie barrierefreie Erschließung des gesamten Areals.

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ImFokus: Dämmen/Thermische Sanierung

KATEGORIE „WOHNBAU“

MARIAHILFERSTRASSE 182, 1150 WIEN Architektur: trimmel wall architekten zt gmbh Projektverantwortliche: Arch. Dl Günther Trimmel, Arch. Dl Isabella Wall Verarbeitung: Leyrer+Graf Baugesellschaft m.b.H. Eckdaten WDVS: Hanfdämmung 20 cm Baujahr: 19. Jahrhundert Projektdauer Sanierung: Mai 2014 bis März 2018 Nutzfläche: Altbau: 1.600 m2 Dachgeschoss: 760 m2, Lokale: 230 m2 Energiekennzahl: 25,79 kWh/m2a (119,53 kWh/m2a vor Sanierung) Verbesserung in %: 78,4

Aus der Begründung der Jury „Es ist besonders, wenn ein stark beschädigtes Gebäude nicht abgerissen, sondern wieder aufgebaut wird. Bemerkenswert ist zudem der städtebauliche Identitätserhalt im Zuge der Sanierung.“

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Kurzbeschreibung des Projekts Das stadtbildprägende Gründerzeit-Eckwohnhaus an der äußeren MariahilferStraße in Wien wurde nach einer Gasexplosion im April 2014 wiederaufgebaut und auf einem hohen energietechnischen Standard saniert. Die Altbauwohnungen mit offenen, zeitgemäßen Wohnungsgrundrissen und der Dachgeschossausbau erfüllen Passivhausstandard. Im begrünten Innenhof konnten für rund ein Drittel der Altbauwohnungen Freiräume geschaffen werden; die Belichtungssituation im Innenhof wurde durch bauliche Maßnahmen verbessert und eine Aufzugsanlage gewährleistet die barrierefreie Erschließung aller Wohnungen. Die neu aufgebauten Außenwände und die Innenhoffassaden wurden mit einem nachwachsenden Rohstoff gedämmt. Die erhalten gebliebene, gegliederte Straßenfassade wurde mit einem hochwärmedämmenden Putz ausgeführt. Die Erdgeschoßzone wurde neugestaltet und garantiert eine nachhaltige Geschäftslokalvermietung.


KATEGORIE „ÖFFENTLICHE BAUTEN“

HAUS PENZING, DREYHAUSENSTRASSE 29, 1140 WIEN Architektur: Karl und Bremhorst Architekten ZT GmbH Projektverantwortliche: Arch. Dl Christoph Karl, Arch. Dl David Schineri, Ingrid Pulkert (Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser) Verarbeitung: Dl Wilhelm Sedlak GmbH Eckdaten WDVS: Steinwolle 24 cm Baujahr: 1971 Projektdauer Sanierung: Juni 2016 bis Februar 2019 Nutzfläche: 17.128 m2 Energiekennzahl: 22,93 kWh/m2a (160 kWh/m2a vor Sanierung) Verbesserung in %: 85,67

Aus der Begründung der Jury „Das Seniorenwohnhaus hat in seiner gesamten Architektur überzeugt. Der reduzierte Heizwärmebedarf nach der Sanierung ist vorbildlich für die Nutzungsart des Gebäudes.“

Kurzbeschreibung des Projekts Das im Jahr 1971 errichtete Seniorenwohnhaus in Wien Penzing wurde umfassend generalsaniert. Im Mittelpunkt des Planungskonzeptes lag die optische und qualitative Aufwertung der Fassade und der Innenräume wie auch die Umsetzung des Passivhausstandards. So wurde mit einer hellen Fassade und diversen Zubauten das heterogene Erscheinungsbild des Bestandes beruhigt. Lichtdurchflutete Räume und großzügige Gemeinschaftsloggien und Terrassen sorgen nach der Sanierung für eine hohe Wohnqualität. Sowohl die Haustechnik als auch die komplette Innen- und Außenausstattung entsprechen nach der Sanierung zeitgemäßen Standards.

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ImFokus: Dämmen/Thermische Sanierung

Energieeffiziente Zukunft Eine Frage der Finanzierbarkeit. „Förderprogramme, wenn sie nachhaltig sind und zur Bewusstseinsbildung beitragen, wirken langfristig, sie erzeugen Nachfrage und lösen zusätzliche private Investitionen aus“, ist Clemens Hecht, Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (QG WDS) überzeugt..

„Gebäude benötigen circa 40 Prozent der Energie in der EU.“

2008 wurde der ETHOUSE Award erstmals vergeben. Was hat die ARGE QG WDS bewogen, einen Preis für energie­ effiziente Sanierungen auszuloben? Clemens Hecht: Dazu gab es viele Gründe und im Verlauf der zehn Awards haben sich diese nicht nur bestätigt. Der ETHOUSE Award ist eine der drei Säulen, auf denen das Tun der QG basiert. Die beiden anderen sind die Verarbeitungsrichtlinie (VAR) als Grundlage für Planung wie Verarbeitung und der zertifizierte WDVS-Fachverarbeiter als Umsetzer der VAR. Der ETHOUSE Award gilt als Zeichen, dass planerische und Ausführungsqualität zu attraktiven Objekten führen. Diese als Impulse wollten wir in die Öffentlichkeit bringen. Am Wettbewerbshimmel betrachtet, füllte der ETHOUSE Award eine Lücke, nämlich ein Preis, der ausschließlich Sanierungen würdigt. Mit den Siegerprojekten wird gezeigt, was mit WDVS möglich ist - gestalterisch und bei der Einsparung von Heizenergie. Da der Gebäudebestand eine enorme Ressource zur C02-Reduktion ist, gilt es aufgrund der Klimaerwärmung, sich darauf stärker zu konzentrieren. Die Initiierung des Awards liegt zwischen dem Kyoto-Protokoll aus 1997 und dem Pariser Abkommen von 2015. Das Thema

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Erderwärmung hat im vergangenen Jahr definitiv alle Branchen, ökologische und politische Diskurse erfasst. Klimaschutz ist Mainstream. Welchen Beitrag kann WDVS dazu leisten? Ganz klar: einen wesentlichen! Betrachten wir mit der Renovate Europe- Kampagne (Anm.: eine europäische Plattform, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Energieverbrauch von Gebäuden bis 2050 um 80 Prozent zu senken) den größeren Rahmen: Neun von zehn Häuser in der EU werden 2050 weiterhin vorhanden und genutzt sein. Gebäude sind zu 36 Prozent für den CO2- Ausstoß in der EU verantwortlich und benötigen circa 40 Prozent der Energie in der EU. Schon heute leisten Gebäude mit minimalem Energieverbrauch durch Vollwärmeschutz einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion. Nachhaltigkeit entwickelt sich vom Konsumtrend zum Wirtschaftsfaktor. Wie schlägt sich dieser Wandel am WDVS-Markt nieder? Entwickelt sich WDVS mit? Ja! Wir sind nicht mehr an jedem Punkt groß entwicklungsfähig, aber es gibt noch reichlich Entwicklungspotenziale und Herausforderungen. Physikalisch sind wir z. B. bei der


Clemens Hecht Seit 2012 Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme und Referent an der WKO Österreich; 2009 bis 2012 Leiter der Abteilung Bautechnik, Baustoffprüfung und Bauschadenanalyse der TVFA - TU Wien GmbH; bis 2009 Mitarbeiter der TU Wien - Institut für Hochbau & Technologie, Zentrum für Bauphysik & Bauakustik; freier Mitarbeiter als wissenschaftlicher Berater für verschiedene Firmen; 2001 Doktorat an der TU Wien; Schwerpunkt: nachträgliche Mauerwerksinjektion und Ersatz von Sanierputzen mittels Platten aus Calciumsilikat; seit 2012 im Vorstand der European Association of ETICS (EAE); seit 2004 Mitarbeit im österreichischen Normungsinstitut; seit 1998 Mitglied der WTA, Schriftleitung für die WTA-Merkblätter und WTA-reviewed in der Zeitschrift BAUSUBSTANZ, seit 03/2009 im Vorstand der WTA; Mitinitiator des Fachverbandes Innendämmung e.V. und des Bundesverbandes Schimmelsanierung und technische Bauteiltrocknung e.V.

Entwicklung niedrigerer, also noch geringerer Wärmeleitfähigkeiten für die Dämmstoffe quasi am Ende. Aber wer kann schon eine Innovation ausschließen? Zudem ändert sich der Blick auf die Dämmstoffe selbst, einem wesentlichen Bestandteil des WDVS. Nicht nur neue Materialien werden diskutiert, sondern auch alt bewährte zeigen bei objektiver Betrachtung ihre nachhaltige Qualität.

das Klima und unser direktes Wohlbefinden sind bekannt. Zudem notwendig ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den finanziellen Möglichkeiten, also den Steuergeldern. Was heißt das? Förderprogramme, wenn sie nachhaltig sind und zur Bewusstseinsbildung beitragen, wirken langfristig, sie erzeugen Nachfrage und lösen zusätzliche private Investitionen aus.

Potenzial gibt es jedenfalls in der Kreislaufwirtschaft. Rückbau und Wiederverwendung kommen immer mehr in den Fokus. Wirtschaftlich relevant sind auch die Vorfertigung von Systemen, der Fachkräftemangel und die Qualifizierung der Verarbeiter. Sicher werden sich die Berufsbilder verändern. In Summe schaue ich optimistisch in die Zukunft, wir werden viele Aufgaben zu lösen haben.

Damit der Hausbestand seinen Beitrag für eine energieeffiziente Zukunft leisten kann: Welche Hebel müssen für das Erreichen der Sanierungsrate bewegt werden? Ein Aspekt, auf den wir als QG derzeit besonders setzen, sind steuerliche Maßnahmen. Gemeinsam mit anderen interessierten Gruppen haben wir eine Studie „Steuerliche Maßnahmen zur Dekarbonisierung des Wohnungssektors“ beim IIBW (Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen) beauftragt, die demnächst der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die bisherigen Ansätze zur Erhöhung der Sanierungsrate haben nicht ausreichend gegriffen. Nach dem Klimaschutzbericht 2019 des Umweltbundesamtes trägt der Gebäudesektor wesentlich zu den gesamten österreichischen CCV-Emissionen bei. Die Sanierungsrate ist derzeit so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr, nämlich unter 1,4 Prozent. Für die Errei-

Um dem steigenden Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein der Menschen nachzukommen: Thermische Sanierung ist auch eine Frage der Finanzierbarkeit. Welche Aufgabe kommt der Politik zu? Bewusstseinsbildung! Die Politik muss vor allem dafür sorgen, dass thermische Sanierungen ein positives Standing haben. Thermische Sanierung darf und kann künftig nicht hinterfragt werden, die Potenziale für

chung der Klimaziele muss die Sanierungsrate langfristig auf 2,5 Prozent angehoben werden. WDVS heute und morgen: Wie fit ist das Produkt? Das Produkt ist zukunftsfit! Wichtig ist zu bedenken, dass wir in der baupraktischen Realität Systeme beurteilen, die ca. vierzig Jahre alt sind. Ältere vergleichbare Systeme gibt es einfach noch nicht. Eine im Endstadium befindliche Studie zur Beurteilung der Dauerhaftigkeit ausgeführter Projekte der MA 39 belegt, dass entsprechende Systeme existieren und weiter bestehen werden. Das heißt, dass qualitativ geplant und verarbeitete Systeme bei einer regelmäßigen Pflege und Wartung eine Lebensdauer über die bisher bekannte hinaus haben.

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Rubrik Buchtipps EDITOR´S CHOICE: Lesenswert!

248 Seiten ISBN 978-3-0356-2155-6 Birkhäuser | 2020 € 39,95

Teresa Fankhänel, Andres Lepik

Die Architekturmaschine Der Computer ist im heutigen Alltag in Architekturbüros essentiell geworden. Bits und Bytes haben längst wichtige Aufgaben im Entwurf und in der Präsentation von Architektur übernommen. Das Werk, das im Rahmen einer gleichnamigen Ausstellung im Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne in München (14.10.2020– 10.01.2021) erscheint, beleuchtet erstmalig die Entwicklung des Digitalen in der Architektur. Von den Anfängen in den 1950er-Jahren bis heute erzählt es diese spannende Geschichte in vier Kapiteln und präsentiert den Computer als Zeichenmaschine, Entwurfswerkzeug, Medium des Geschichtenerzählens und interaktive Kommunikationsplattform. Wie sehr hat der Computer die Architektur verändert? Lassen Sie sich überraschen.

Christine Weinzierl

Christoph Wiesinger

Umsatzsteuer in der ­Bauwirtschaft

Kollektivverträge der Bauwirtschaft

368 Seiten ISBN: 9783707342284 Linde Verlag € 68,00

Die Geschäftsfälle in der Bauwirtschaft folgen in der Umsatzsteuer in weiten Bereichen speziellen und sehr komplexen Regelungen. Diese in der Praxis zu überblicken und richtig anzuwenden, kann eine große Herausforderung darstellen. Das Fachbuch „Umsatzsteuer in der Bauwirtschaft“ beleuchtet unter anderem die Abgrenzung von Lieferungen, Montagelieferungen und Dienstleistungen bei der Erbringung von Bauleistungen und den Übergang der Steuerschuld in der Bauwirtschaft. Sonderbestimmungen nach der Schrott-UStV und UStBBKV sowie das Thema Rechnungen über Bauleistungen werden auch behandelt. Vorsteuerabzug aus Rechnungen über Bauleistungen und gemischte Nutzung der Grundstücke sind weitere Themen dieses Buches. Bestimmungen zu Bauherrenmodell und Arbeitsgemeinschaft können auch hier nachgelesen werden. Ein praktisches Nachschlagewerk für alle mit umsatzsteuerlichen Fragestellungen befassten Praktiker im Bereich der Bauwirtschaft sowie für Steuerberater, Rechtsanwälte und Unternehmer.

492 Seiten ISBN: 9783707338881 Linde Verlag €72,00

Das Arbeitsrecht in der Bauwirtschaft hat den Ruf besonders kompliziert und umfangreich zu sein. Das „Bauarbeitsrecht“ unterscheidet sich vom Arbeitsrecht anderer Branchen in vielen Punkten. Der vorliegende Kommentar soll bei der Erforschung dieser Materie hilfreich sein. Es werden jene Punkte besonders ausführlich gewürdigt, die in der Praxis häufig Fragen aufwerfen. Das Werk bietet dem Einsteiger in die Materie eine Darstellung der Verbindung von Gesetzesrecht und Kollektivvertragsrecht und zeigt auf, wie das Zusammenspiel beider funktioniert. Es enthält für den Praktiker zahlreiche Mustervereinbarungen, die speziell für die Bauwirtschaft erstellt wurden und nicht nur die Besonderheiten des Kollektivvertrags, sondern auch der arbeitsrechtlichen Sondergesetze, insbesondere das BUAG, berücksichtigen.

304 Seiten Birkhäuser | 2020 ISBN-10: 3035622140 € 49,95

Georg W. Reinberg

Architektur für eine solare Zukunft Reinberg ist ein Pionier des ökologischen Bauens und der Solararchitektur. Bereits vor Gründung seines Büros 1985 war er an einigen Forschungsprojekten zum Thema Architektur und Ökologie beteiligt. Alle Bauten profitieren vom Know-how des forschenden Architekten. Sie kennzeichnet eine immanent eingeplante Nachhaltigkeit, die auf genaue Weise auch die Bedürfnisse der Nutzer und Bewohner berücksichtigt: Zahlreiche Wohngebäude, Sanierungen, öffentliche und Firmengebäude realisierte er zur höchsten Nutzerzufriedenheit. Preise und Lehrtätigkeiten im In- und Ausland bezeugen seinen Erfolg. Durch seinen integrativen Entwurfsansatz ist so eine spezifische Architektursprache entstanden, die sich in seinen Bauten widerspiegelt.

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PPP und Kooperationsmodelle — Wege zur lebenszyklusorientierten Immobilie Public Private Partnerships (PPP) sind verrufen — das ist paradox, zumal viele realisierte Projekte Erfolgsgeschichten sind

Auch in Österreich sind bereits einige Projekte als Kooperationen zwischen der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft umgesetzt worden. Erfolgreiche Beispiele dafür sind die Neubauprojekte aus dem Bildungseinrichtungen-Neubauprogramm (BIENE) der Stadt Wien, das insgesamt 21 Bildungseinrichtungen (davon 18 Bildungscampus-Standorte) als PPP beinhaltet. Jene Standorte, die bereits in Betrieb sind, zeichnen sich durch hohe Nutzerzufriedenheit aus und bestätigen den Ansatz der Auftraggeberin, Leistungen, die nicht in ihrem Kernaufgabenbereich liegen oder bei denen die vorhandenen Managementkapazitäten in quantitativer Hinsicht nicht ausreichen, einem Spezialisten zu überlassen. Auf diese Weise können durch Effizienzgewinne Kosten gespart werden. Aus rechtlicher Sicht lassen sich PPP- und Kooperationsmodelle im mittleren Spektrum zwischen der Privatisierung von Einzelaufgaben (Outsourcing bzw. Contracting-out) und einer materiellen Privatisierung, d. h. der Überlassung ganzer Aufgaben- bzw. Geschäftsbereiche, einordnen. Die nachhaltige, langfristige Zusammenarbeit zwischen interdisziplinären Partnern kann in vielerlei Hinsicht wirtschaftlich sinnvoll sein. Nicht zuletzt spielt der Lebenszyklusansatz bei Zusammenschlüssen in Kooperationsmodellen eine wichtige Rolle. Die Lebenszyklusorientierung bei Bauprojekten bedeutet eine phasenübergreifende Optimierung von Planung, Bau und Betrieb. Besonders in Zeiten des Klimawandels ist die Fokussierung auf langfristigen Erhalt und Ressourcenschonung unumgänglich. Auch rückt die Erkenntnis, dass die Betriebsphase der größte Kostentreiber ist, immer mehr in das Bewusstsein der Bauherren. Gebäude verursachen zudem auch nicht quantifizierbare Umweltkosten, die Teil der Klimadebatte sein sollten und es zukünftig wohl auch sein werden, da fast ein Drittel aller CO2-Emissionen und etwa die Hälfte des Energieverbrauches auf den Immobiliensektor zurückzuführen sind.

Bei PPP-Modellen ist die Aufgabe des wertschöpfungsstufenübergreifenden Managements grundsätzlich dem privaten Partner zugeordnet. Die öffentliche Hand vergibt einen phasenübergreifenden Dienstleistungsauftrag mit üblichen Laufzeiten zwischen 20 und 30 Jahren auf Basis einer outputspezifischen Leistungsbeschreibung. Dieser Ansatz schafft für den privaten Partner Anreize, bereits in der Planungsbzw. Bauphase Investitionen zu tätigen, die zu einer Minimierung der Lebenszykluskosten führen können und es ihm über die Vertragslaufzeit erleichtern, das Gebäude effizient in dem definierten Soll-Zustand zu halten, an den seine Vergütung gebunden ist. Die Qualitätssteigerung bei PPP-Projekten lässt sich auch darauf zurückführen, dass die übliche Gewährleistungsfrist für Mängel des Bauunternehmens nicht zutrifft. Projektrisiken werden im Kooperationsmodell jeweils dem Partner zugewiesen, der sie am besten beherrschen kann. Somit entsteht für den privaten Partner, der nach den Regelungen des ESVG (Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung) auch wirtschaftlicher Eigentümer ist, ein wesentlich höherer Anreiz, nachhaltig und wartungsarm zu bauen. Im allgemeinen Verständnis steht PPP für verschiedene Varianten der Kooperation zwischen Privatunternehmen und der öffentlichen Hand, denen ein langfristiger Vertrag zugrunde liegt. Dieser wird für verschiedene Kombinationen aus Service-, Bau- und Finanzierungsleistungen geschlossen und mit Mitteln aus dem öffentlichen Budget abgegolten. Grundsätzlich wird zwischen institutionellen und vertraglichen PPP unterschieden. Im Unterschied zum Outsourcing oder Contracting-out wird beim PPP durch die öffentliche Hand nicht nur die reine Ausführungsleistung bestellt, sondern es werden Aufgaben mit einem Partner geteilt sowie Know-how und Ressourcen langfristig und kooperativ in die Leistungserbringungen eingebunden. Dieser

Lebenszyklusansatz kann zu Qualitätssteigerungen führen und bietet für beide Vertragspartner Chancen und Lösungen für viele Herausforderungen im öffentlichen Bereich. Quellen:

Röber M. (2018): Public Private Partnerships (PPP), in: Voigt R. (Hrsg.): Handbuch Staat, Springer VS, Wiesbaden

Beckers, Wagemann, Klatt (2013): Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei PPP-Vorhaben: Herausforderungen und Lösungsoptionen, in: Reichard/Schröter (Hrsg.): Zur Organisation öffentlicher Aufgaben: Effizienz, Effektivität und Legitimität, Verlag Barbara Budrich

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