Die Dinge müssen sich weiterdrehen Hubert Wetschnig
Wir leben Immobilien. Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement
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CARE Österreich
CO 2- neutral
Worte füllen keine Hilfspakete. Ihre Spende schon.
paket.care.at
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Photovoltaik Grenzenlose Energie
BauTecFokus.Rubrik
Die Dinge müssen sich weiterdrehen INHALT
INTERVIEW MIT HUBERT WETSCHNIG
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WINTER
Rubriken
Positionen & Meinungen
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VOM HERAUSGEBER EDITORIAL VORSCHAU/IMPRESSUM
Unternehmen & Projekte 10 22 46 47 48 49 50
BILDSTRECKE PHOTOVOLTAIK KURZ UND BÜNDIG AUFSTEIGER PROJEKT IM FOKUS TOP DEAL START-UP PROBLEMLÖSER
DIE DINGE MÜSSEN SICH WEITERDREHEN Coverinterview mit Hubert Wetschnig
BauTecFokus
KREISLAUFWIRTSCHAFT STYROPOR IM FOKUS
Kommentar von Clemens Hecht
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ZU TISCH MIT ...
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HOCH HINAUS
98 NACHHALTIG UMGEBAUT
Christoph M. Achammer
Wie sich die Pandemie auf Wartungsverträge auswirkt
Interview mit Clemens Demacsek Kommentar von Philipp Kaufmann
99 MEDIENARBEIT
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GREENWASHING
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HISTORISCHE GEBÄUDE ERHALTEN
100 UPCYCLING VERSUS RECYCLING
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KREISLAUFWIRTSCHAFT
101 VERZERRTE WAHRNEHMUNG
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VOX FEMINA
102 ROHSTOFFPOLITIK NEU DENKEN
Es braucht mehr Tiefgang Man muss Irrtümer aufklären
Kommentar von Andreas Gobiet Kommentar von Julia Gorschkowa
92 SONNENSCHUTZ ALS SCHLÜSSELTECHNOLOGIE Kommentar von Hannes Gerstmann
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Kommentar von Philipp Kaufmann und Alexander Bosak Kommentar von Frank Brün
Kommentar von Andreas Kreutzer Kommentar von Bernd Rießland
103 SORGFÄLTIGE PLANUNG
Kommentar von Yasmin Obojkovits
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Es grünt so grün ... Greenwashing im Fokus
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Round Tables Was die Branche bewegt
Zu Tisch mit ... Christoph M. Achammer
AUSGABE Fotos: Dany Eid, Adobe Stock
ImFokus 106 118 120
ROUND TABLES SCHULTERSCHLUSS NUR FÖRDERN IST ZU WENIG WEIN & IMMOBILIEN
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UMFRAGE
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BUCHTIPPS
Kolumne von Lisa Grüner
Wie geht es 2022 weiter?
Winter 2021
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Auf dem Holzweg? „Die Entwaldung in römischer Zeit war ein Ergebnis des Expansionsstrebens des Römischen Reichs.“
B
auboom in den USA und in China. Russland stoppt den Export und Kanadas Bäume . In Kanada kämpft die Forstwirtschaft mit dem Bergkiefernkäfer. Fazit: Die Preise für Holz in den nationalen und internationalen Märkten kletterten wie wild nach oben. Im Mai 2020 kosteten 2,4 Kubikmeter Bauholz an der US-Rohstoffbörse noch 250 US-Dollar. Im Mai 2021 ist der Preis auf 1.500 US-Dollar gestiegen. Mittlerweile hat sich Preisspirale wieder ein wenig nach unten gedreht. Ein Problem bleibt: Beim Holz kann man nicht einfach die Förderung erhöhen. Wald braucht Zeit. Gut und gerne 30 Jahre dauert es, bis aus einem Setzling eine veritable Fichte geworden ist. Nicht alle Setzlinge kommen durch. Trockenheit und Hitze, Schädlinge und Unwetter haben Einfluss auf das Wachstum. Nicht zu vergessen: Waldbrände, die durch den Klimawandel angefacht werden könnten. Der Waldbrand im Rax-Schneeberg-Gebiete in diesem Jahr wütete auf einer Fläche von 115 Hektar.
gehen auf das Konto der Sektoren „Gebäude“ und „Hochbau“. Werden diese Materialien durch umweltfreundliche Alternativen wie Holz ersetzt, trägt dies maßgeblich zur Verbesserung der Energiebilanz eines Gebäudes bei. Dass dafür zunehmend mehr Waldflächen geopfert werden, blenden wir aus. Schon einmal wurde in Europa an den vorhandenen Ressourcen Raubbau begangen. Die Entwaldung in römischer Zeit war ein Ergebnis des Expansionsstrebens des Römischen Reichs und dessen Bevölkerungswachstums – und der Kriegslust. Römische Legionen kannten keine Rücksicht bei der Gewinnung von Holz für den Lager- und Schiffbau. In Südamerika hat sich dafür die Brandrodung zur Gewinnung von Ackerflächen etabliert. Dass verantwortungsvolles Handeln in der Holzbranche nicht immer selbstverständlich ist, dürfen wir nicht einfach nur zur Kenntnis nehmen. „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten“: Das sollten wir beachten. Damit wir eben nicht am Holzweg sind.
Holz ist also gut für die Umwelt und fürs Klima. Oder doch nicht? Im Kampf gegen den Klimawandel spielt nachhaltiges Bauen eine entscheidende Rolle. Mehr als ein Drittel des globalen Energieverbrauchs und rund 40 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen
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BauTecFokus
Michael Neubauer Herausgeber
Fotos: Adobe Stock
Holz ist zum Rohstoff der Zukunft avanciert. Darauf ruhen auch große Hoffnungen für eine emissionsfreie Zukunft. Holz wird immer wieder nachwachsen. Wird nachhaltig gewirtschaftet, geht es nie aus und bindet dabei auch noch kräftig CO2. Aus ökologischer Sicht gilt Holz deshalb als absoluter Allrounder. Holzfasern können zum Beispiel sogar Kunststoff ersetzen.
Und täglich grüßt … „Das Zauberwort heißt wie immer TUN.“
H
allo Murmeltier! Hat es wirklich sein müssen, dass wir diesen Winter genau das Gleiche erleben wie letztes Jahr? Lockdown, abgesagte Weihnachtsfeiern, Einschränkungen und wenig Aussicht auf ein normales Leben? Natürlich kannst du nichts dafür, liebes Murmeltier. Hoffentlich wird dir in deinem Erdloch nicht zu warm. Dafür können nämlich nur wir Menschen was, mit dem durch uns verursachten Klimawandel. Die Energiewende, allen voran die EU-Taxonomie, soll uns nun aus dem Versäumnis der letzten Jahrzehnte herausholen. Schmerzfrei wird das nicht gehen, zu sehr sind unsere Bestandsimmobilien mit fossilen Kohlenstoffen beheizt. Raus aus Erdöl, Kohle und Gas! Rettet uns das? Ja. Und es ist auch unabdingbar. Sonst haben wir bald das Klima von Dakar.
Aber wie kommen wir aus der Sache raus?
Der Neubau hat es einfach, wenn es um den Einbau von klimaneutralen Heiz- und Kühlanlagen geht. Das große Problem ist der Bestand. Doch auch hier gibt es Hoffnung, durch Sanieren, Dämmen, Umstellen auf Erdwärme. Hier gilt das Zauberwort für fast alles: TUN. Wenn erst die große Masse an Immobilienbesitzern auf die Idee kommt, dass sie ihre Häuser und Wohnungen energetisch
umdrehen müssen, wird es jedoch schwierig: Wir haben einen Mangel an Arbeitskräften und Material, steigende Kosten und davonlaufende Zeit. Wer clever ist, schaut sich schleunigst um, seine Immobilie zukunftsfit zu bekommen. Was uns sonst noch so bewegt? Bei drei hochkarätig besetzten Round Tables zu den Themen Vorfertigung und Automatisierung, Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion auf Baustellen, und Bauen und Sanieren im Bestand wurde diskutiert, was auf die Baubranche in nächster Zeit zukommen wird. Im Coverinterview erzählt Hubert Wetschnig, was die Habau Group bewegt, und mit Christoph M. Achammer fand ein spannendes Zu Tisch mit … im ATP-Büro statt. Viele andere Themen vom Greenwashing bis zum Styropor haben Eingang in den BauTecFokus gefunden. Viel Vergnügen beim Lesen! Herzlichst
Lisa Grüner Chefredakteurin
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Unternehmen & Projekte 47
KRAFT DER SONNE
FRISCH GEDRUCKT
Wollen wir die Energiewende schaffen, müssen wir uns umweltfreundlicher und unbegrenzter Energiereserven bedienen. Das Gewinnen von Strom ist zu einem reinen Technologiethema geworden. Die Entwicklung der Photovoltaik spielt eine große Rolle.
Im niederösterreichischen Hausleiten entsteht Österreichs erstes Gebäude aus dem 3D-Drucker. Umgesetzt wird es vom Bautechnologiekonzern Strabag gemeinsam mit dem Gerüst- und Schalungshersteller und 3D-Betondruck-Pionier Peri. Der Rohbau wurde in rund 45 Stunden reiner Druckzeit fertiggestellt.
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AUFSTEIGER Gerald Herndlhofer ergänzt als Dritter die Geschäftsführung von Drees & Sommer Österreich. Herndlhofer hat Bauingenieurwesen studiert und bringt mehr als 15 Jahre Erfahrung als Projektmanager in der Immobilienbranche sowie im Energiesektor mit.
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BauTecFokus
Foto: Adobe Stock
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ARBEITSWELTEN
B&R Innovations- und Bildungscampus Eggelsberg, 2016-2021
Foto: Dietmar Tollerian
Foto: Martin Steinkellner
SCWP Rechtsanwälte Linz, 2012-2013
RLB Campus 25
Infineon F&E Gebäude Linz, 2017-2020
Linz, 2019, Wettbewerbsbeitrag
KAUFMANN HAAS PARTNER A
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www.khsa.at
Architektur Generalplanung Projektsteuerung Bauleitung Projektmanagement
Unternehmen & Projekte
Weil uns die Sonne lacht Unbegrenzte Energiereserven nutzen. Das Gewinnen von Strom ist zu einem reinen Technologiethema geworden. Wir haben eine erste Idee, wie man mittels Photovoltaik Sonnenenergie in Strom verwandeln kann, wir haben auch eine erste Idee, wie man Wärme erntet, wir haben aber noch keine Idee, wie wir Wärme puffern oder Strom speichern. Die Photovoltaik hat in den letzten Jahren an Entwicklungspotenzial gewonnen. Autor: Lisa Grüner
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BauTecFokus
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Foto: Fotowerder
Unternehmen & Projekte
GRÖSSTE ALPINE SOLARANLAGE An der Muttsee-Staumauer in den Glarner Alpen entsteht seit Sommer 2021 eine Solaranlage mit fast 5.000 Solarmodulen. Die Anlage soll nach der vollständigen Inbetriebnahme im August 2022 jährlich rund 3,3 Gigawattstunden Strom produzieren. Das ist so viel, wie rund 740 durchschnittliche VierPersonen-Haushalte verbrauchen. Insgesamt nimmt die Solaranlage eine Fläche von 10.000 Quadratmetern ein. Das entspricht rund 1,5 Fußballfeldern. Die Staumauer ist Teil des Pumpspeicherwerks Limmern in den Glarner Alpen und die höchstgelegene Staumauer Europas. Hersteller: Axpo und IWB Standort: Schweiz
Fotos: Fotowerder, Alpinsolar, Urbasolar
www.alpinsolar.ch
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BauTecFokus
GRÖSSTES STÄDTISCHES KRAFTWERK Ein Jahr nach der Installation des ersten Panels hat das bisher größte städtische Kraftwerk seine ersten Kilowattstunden produziert. Diese 15-MWp-Anlage wurde auf kontaminiertem Land errichtet. Fast 20 Jahre nach der verheerenden Explosion im Werk „AZF“ zeugt die Eröffnung des Solarkraftwerks davon, wie viel an der Wiederbelebung dieses Standortes gearbeitet wurde. Dank des Know-hows und der Expertise der Stadt Toulouse Metropole, der Elektrizitätsbehörde und den Teams von Urbasolar konnten die innovativen Planungs- und Installationsprozesse umgesetzt werden. Die Photovoltaikanlage entstand als Land-Art-Konzept und zeichnet sich durch ihr innovatives Design aus. Sie wurde nach dem Entwurf des bildenden Künstlers Damien Aspe aus Toulouse umgesetzt. Hersteller: Urbasolar Standort: Frankreich urbasolar.com
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Unternehmen & Projekte
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BauTecFokus
SOLARSCHIRME IM TERRA-PAVILLON Auf der um ein Jahr verschobenen Expo 2020 in Dubai hat sich das glänzende kreisförmige Dach von „Terra“, dem Pavillon zum Thema Nachhaltigkeit, zum Wahrzeichen der Expo 2020 entwickelt. In mehreren Monaten sorgfältiger Arbeit wurden, ausgehend vom Inneren des Dachs, nach und nach die einzelnen Module nach außen hin verlegt. Insgesamt wurden 1.055 Module montiert. Die Solarmodule generieren einen Teil der vier Gigawattstunden Strom, die der Pavillon pro Jahr erzeugt – genug, um mit einem Nissan Leaf die halbe Strecke zum Mars zu bewältigen oder mehr als 900.000 Mobiltelefone aufzuladen. Der Pavillon wurde vom britischen Architekturbüro Grimshaw Architects geplant und erfüllt den Platin-Standard von LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) für ökologische Gebäude. Auftraggeber: Expo 2020 Standort: Dubai
Fotos: Dany Eid
www.expo2020dubai.com
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Unternehmen & Projekte
Hersteller: Solarterrassen & Carportwerk GmbH Standort: Flexibel www.solarcarporte.de
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BauTecFokus
Fotos: Alexandre Zveiger, Carportwerk, rh2010 - stock.adobe.com
SONNENGESCHÜTZT STROM GEWINNEN Das Solarcarport spendet Schatten und erzeugt Solarstrom für das Elektroauto und das Einfamilienhaus. 15 Quadratmeter erzeugen Strom für 17.500 Kilometer. Als Sonnenschutz auf der Terrasse werden transparente Solarmodule eingesetzt. Sie sind lichtdurchlässig, und es sind keine weiteren Sonnensegel oder Markisen notwendig. Die Module sind flexibel einbaubar und als Dach, Zaun oder Abgrenzung einzusetzen.
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Unternehmen & Projekte
Hersteller: Wien Energie Standort: Wien www.haus-des-meeres.at
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BauTecFokus
Fotos: Johannes Zinner, StadtKommunikation/Spatzek
ARTENSCHUTZ TRIFFT KLIMASCHUTZ Am Dach vom Haus des Meeres in Wien produzieren 202 Photovoltaikmodule Sonnenstrom. Auf dem Dach in 56 Meter Höhe hat Wien Energie innovative „bifaziale“, also doppelseitige Glas-Glas-PVModule verbaut. Diese nutzen die direkte, aber auch indirekte Lichteinstrahlung zur Energieerzeugung. Mit dieser neuartigen Technologie wird der Ertrag der Anlage weiter gesteigert. Insgesamt liefert das Solardach pro Jahr rund 63.300 Kilowattstunden Sonnenstrom. Mit dem Ökostrom kann etwa der gesamte Strombedarf der neuen Zoobereiche im Zubau abgedeckt werden. Die Anlage dient nicht nur als Sonnenkraftwerk, sondern auch als Schattenspender für die Gäste des Dachcafés.
PHOTOVOLTAIKPARK VERSIEGELT MÜLLDEPONIE Seit zwölf Jahren ist die Hausmülldeponie Hörtendorf stillgelegt. Bis 2030 muss sie endgültig verschlossen und abgedichtet sein. Im Zuge dessen plant die Stadt im Sinne ihrer SmartCity-Strategie als Nachnutzung auf der etwa zehn Hektar großen Fläche der Mülldeponie eine Dachkonstruktion mit zahlreichen Photovoltaikpaneelen zu errichten. Mit der Photovoltaikanlage auf der 99.000 Quadratmeter großen Deponieabdeckung könnten 5.000 Haushalte mit 22.300.000 kWh Sonnenenergie versorgt werden. Ein „Blendgutachten“ weist nach, dass es durch die Photovoltaikpaneele auf der Überdachung zu keiner Blendwirkung und somit zu keinen Beeinträchtigungen für nahe Gebäude oder den Straßen- und Flugverkehr kommen wird. Hersteller: Stadtwerke Klagenfurt Standort: Klagenfurt www.klagenfurt.at
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Unternehmen & Projekte
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PHOTOVOLTAIKDACHZIEGEL Aufgesetzte Solarpanele auf den Dächern sind kein optisches Highlight. Die neue Systemlösung von Eternit heißt „Sunskin“, das ein durchdachtes Design vorgibt. Mit ihrer rahmenlosen, flachen Form fügen sich die Sunskin-Photovoltaikmodule in die Dachlandschaft ein und sind so eine ästhetische Alternative zu herkömmlichen Aufdachsystemen. Sunskin ist für beinahe jede Dachform geeignet. Die Module sind nicht nur gerade, sondern auch versetzt montierbar und erlauben dadurch eine vielfältige Gestaltung der Dachfläche, ganz auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Hinzu kommen Ergänzungsplatten aus Faserzement. Hersteller: Eternit Standort: Flexibel
Fotos: Meraner & Hauser OHG
www.eternit.at
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Unternehmen & Projekte
Baustoffproduzent Wienerberger
Wienerberger verzeichnet heuer einen Gewinn über dem Vorkrisenniveau von 2019. In den ersten drei Quartalen 2021 verfünffachte der Baustoffproduzent das Ergebnis gegenüber der Vorjahresperiode von 43,3 auf 227,3 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 14 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. „Das RekordNettoergebnis in Höhe von 114,7 Millionen Euro im dritten Quartal, das entspricht einer Steigerung von 58 Prozent gegenüber dem Vorjahr, ist eine Bestätigung für unseren erfolgreich umgesetzten Wachstumskurs und zeigt, dass wir – nach einem sehr starken ersten Halbjahr – auch in den letzten Monaten in einem herausfordernden Umfeld richtig reagiert haben“, so Wienerberger-Vorstandsvorsitzender Heimo Scheuch. Dazu zählt auch der organische Wachstumskurs des Unternehmens: 2021 konnten bisher drei Akquisitionen getätigt werden, etwa mit FloPlast in Großbritannien.
Hochbausparte zieht weiter an
Baupreise steigen Auch im dritten Quartal 2021 sind die Baupreise deutlich gestiegen. Vor allem der Hochbau verzeichnet deutliche Zuwächse. Hier stiegen die Preise laut Statistik Austria um 9,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Deutlich geringer war hingegen der Preiszuwachs im Tiefbau mit 1,3 Prozent. Der Baupreisindex für Hoch- und Tiefbau gemeinsam legte um 6,2 Prozent zum dritten Quartal des Vorjahres zu, im Vergleich zum Vorquartal stieg er um 1,8 Prozent. Laut Statistik sind vor allem Bauleistungen wie Holzbau, Dachabdichtungsarbeiten, Metallbauarbeiten, Glasfassaden, Beton- und Stahlbetonarbeiten sowie Aufschließung und Infrastruktur für den Anstieg in der Hochbausparte verantwortlich.
Porr erhält größten Hochbau-Einzelauftrag der Firmengeschichte
Volle Hochbau-Pipeline in Deutschland Der Bauriese Porr wurde mit dem Generalübernehmerauftrag für die Errichtung des ABC-Towers am Berliner Alexanderplatz beauftragt. Mit rund 240 Millionen Euro ist das Großprojekt der größte Hochbau-Einzelauftrag in der Geschichte der Porr. Innerhalb von 41 Monaten Bauzeit soll nach den Plänen des Architektenbüros O&O Baukunst ein 150 Meter hoher Wohnturm mit über insgesamt 39 Etagen sowie einer Geschossfläche von 42.000 Quadratmetern entstehen. Unter ande-
rem entstehen 303 Mikroapartments. Schon jetzt sind die Bauarbeiten in vollem Gange: Bereits im Spezialtiefbau errichtete die Porr mit ihrem Tochterunternehmen Stump-Franki die Baugrube und die damit verbundenen Dichtungs- und Gründungsaufgaben. Nach erfolgreichem Abschluss aller Spezialtiefbauarbeiten im September wurde eine solide Basis für die Errichtung des zweithöchsten Turms in Berlin geschaffen. Logistisch herausfordernd sind die beengten Platzverhältnisse.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
David Schöne und die Projektmanagerin Carolin Breitschopf stehen ab sofort den bestehenden und zukünftigen Kunden am neuen Standort von Drees & Sommer im Zentrum von Linz zur Seite.
Das Wiener Ingenieurbüro Hoyer Brandschutz verstärkt mit Martin Tomek als neuen Projektleiter sein Planungsteam.
News Ticker Pleite: Der niederösterreichische Hochbau-Verschalungsspezialist VST Building Technologies AG ist pleite und hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Auf Einkaufstour: Der börsennotierte Kranhersteller Palfinger übernimmt die Unternehmen TSK Kran und Wechselsysteme und TSR Lacktechnik in Duisburg.
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BauTecFokus
Fotos: Austrotherm/Hollaus, pde Integrale Planung / Entwurf von Ortner & Ortner Baukunst, Drees & Sommer Österreich, Robert Tober, klimaaktivAPA-FotoserviceJuhasz, Strabag
Gewinnplus
Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte
Elf Unternehmen unterzeichnen
klimaaktiv-Bündnis Gleich elf heimische Großbetriebe – daunter die Buwog, die UniCredit Bank Austria und der Leuchtenhersteller Zumtobel – haben den im Sommer geschlossenen Klimaschutzpakt „klimaaktiv“ des Umweltministeriums nun auch unterzeichnet. Sie eint das Ziel, die Kohlenstoffdioxid-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2005 um fast 57 Prozent zu senken. Das Vorhaben der Unternehmen mit insgesamt rund 110.000 Mitarbeitern bedeutet den Angaben zufolge eine CO2-Reduktion von mehr als 8,4 Millionen Tonnen – das entspreche den durchschnittlichen jährlichen Treibhausgasemissionen von mehr als 146.000 Autos oder 57.000 Ölheizungen in Einfamilienhäusern. Bis spätestens 2040 wollen die Firmen komplett aus Öl und Gas aussteigen. Somit beginnt für die Projektpartner mit der Aufnahme in den klimaaktiv-Pakt des Klimaschutzministeriums ein jährlicher strukturierter Prozess zur Optimierung ihres vorgelegten Klimaschutzkonzepts. Dafür braucht es ein breites Bündel an betrieblichen Maßnahmen: sei es in den Bereichen Mobilität oder etwa Sanierung. Für 2022 ist eine weitere Ausschreibung geplant, um zusätzliche Mitglieder für die Klimaschutzinitiative zu gewinnen.
Höhere Bauleistung für die Strabag 2021
Volle Auftragsbücher
Austrotherm übernimmt Dämmstoffproduzenten
Erfolgreiches Closing
Die Bauleistung des größten heimischen Baukonzerns Strabag soll heuer dank zahlreicher Aufträge weiter wachsen. In den ersten drei Quartalen 2021 erhöhte sie sich gegenüber der Vorjahresperiode um 4 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro, im Gesamtjahr soll sie über dem Wert im ersten Coronajahr 2020 (15,4 Milliarden Euro) liegen. Die höhere Bauleistung bisher sei vor allem durch Zuwächse in Österreich bedingt. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte eine vorübergehende Einstellung der Bautätigkeit zu Beginn der Coronavirus-Krise „das Geschäft getrübt“. Der Auftragsbestand lag zum Stichtag 30. September mit 21,6 Milliarden Euro um 14 Prozent über dem Vorjahreswert.
Die Austrotherm-Gruppe hat im Zuge eines erfolgreichen Closings den tschechischen Dämmstoffproduzenten DCD IDEAL spol. s r.o. zu 100 Prozent übernommen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. „Wir schließen mit dem Kauf von DCD den letzten weißen Fleck in unseren Kernmärkten Zentral- und Osteuropa und stärken damit die Marktposition von Austrotherm“, freut sich Klaus Haberfellner, Geschäftsführer der Austrotherm, über den erfolgreichen Abschluss der Firmenübernahme. Die DCD IDEAL spol. s r.o. ist ein Familienunternehmen und gilt in Tschechien als einer der führenden Hersteller von Styropor-Dämmstoffen für die Baubranche mit Werken in Slavětín und Dynin.
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Unternehmen & Projekte
Buwog baut aktuell 2.351 Wohnungen
Gut gefüllte Pipeline
Strabag-Geldbuße
Baustoffhersteller Leube kauft zu
Trotz sinkender Umsatzzahlen
Rechtskräftig
Wachstumskurs
Profitsteigerung
Aufgrund der Teilnahme an dem vor einigen Jahren in Österreich aufgeflogenen Baukartell ist nun die Geldbuße gegen den Strabag-Baukonzern von 45,37 Millionen Euro vom Kartellgericht bestätigt worden. Die umfängliche Kooperation seitens der Strabag wirkte sich positiv auf die Höhe des Bußgelds aus. Die Porr zahlte wegen desselben Kartellvorwurfs die bisherige Rekordstrafe von 62 Millionen Euro. Auch dieser Konzern gab die Preisabsprachen zu. Am Kartell nahmen laut BWB zahlreiche weitere Unternehmen teil. Im Frühjahr 2017 hatte die Bundeswettbewerbsbehörde im Rahmen ihrer Ermittlungen zu möglichen illegalen Preisabsprachen in der Bauwirtschaft Hausdurchsuchungen durchgeführt und dabei auch umfangreiches Datenmaterial sichergestellt. Im Herbst 2019 ergingen laut BWB die ersten Mitteilungen der Beschwerdepunkte an die betroffenen Unternehmen. Dabei handelte es sich um einen formalen Schritt der Wettbewerbshüter, um sich gegenseitig über die Beschwerdepunkte in Kenntnis zu setzen.
Die Leube-Gruppe wächst weiter und hat gleich zwei Unternehmen unter ihrem Dach vereint: das Betonteile-Werk Wörndl in Plainfeld und das Unternehmen Burgstaller Beton in Taiskirchen. Ziel des Expansionskurses sei es, so Leube, die eigene Beton- und Betonteil-Expertise weiter auszubauen. Ab 1. Dezember 2021 firmiert das Betonteile-Werk Wörndl unter dem Namen „Leube Betonteile Flachgau GmbH“. Das Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Fertigteilen aus Beton spezialisiert. 25 Prozent der Firmenanteile bleiben weiterhin im Besitz des Alleingesellschafters Leonhard Wörndl-Aichriedler, der auch künftig die Geschäfte des Unternehmens führen wird. Das Unternehmen Burgstaller Beton in Taiskirchen wurde zu 100 Prozent übernommen und firmiert ab 1. Dezember 2021 unter dem Namen „Leube Beton Innviertel GmbH“ Sämtliche Mitarbeiter beider Unternehmen werden übernommen. Die Leube-Gruppe gilt heute als Profi in den sechs Baustoffsegmenten und beschäftigt derzeit mehr als 500 Mitarbeiter.
Der Spezialist für technische Gebäudeausrüstung Caverion verzeichnet im dritten Quartal 2021 mit 493, 7 Millionen Euro einen leichten Umsatzrückgang (Q3 2022: 515,5 Millionen Euro. Der Profit hingegen konnte gesteigert werden. So steigt der Auftragsbestand im dritten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 16,1 Prozent auf 1.889,7 Millionen Euro (1.627,7 Millionen Euro) und um 5,6 Prozent im Vergleich zum Ende des zweiten Quartals (1.789,0 Millionen Euro). Das bereinigte EBITA verbesserte sich im dritten Quartal auf 21,5 Millionen Euro (21,2 Millionen Euro) oder 4,4 Prozent (4,1 Prozent) des Umsatzes. Das EBITA lag bei 17,7 Millionen Euro (17,7 Millionen Euro) bzw. 3,6 Prozent (3,4 Prozent) des Umsatzes. Caverion geht davon aus, dass die Marktnachfrage im Bereich Services insgesamt positiv sein wird und sich auch im Bereich Projects bis Ende 2021 verbessern wird. Allerdings können erhöhte Materialpreise und längere Lieferzeiten das Geschäft von Caverion in Zukunft durchaus beeinflussen, somit setzt Caverion bei seinem Ausblick voraus, dass die Pandemie unter Kontrolle gehalten werden kann.
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BauTecFokus
Fotos: AIT/APA-Fotoservice/Hinterramsko, BUWOG / Die goldenen Hirschen
Mit dem Start zweier Projekte in Favoriten und Simmering baut die Buwog ihr Entwicklungsportfolio weiter aus: Im 10. Wiener Gemeindebezirk entstehen im „Deck10“ in der Laxenburger Straße 2 in Summe 229 Wohneinheiten. Im Nachbarbezirk Simmering erfolgte kürzlich der Spatenstich für das Projekt „Haller“ in der Hallergasse 8 mit 127 Eigentumswohnungen. Die Fertigstellung des Wohnbauprojekts „Deck 10“ in unmittelbarer Nähe des Wiener Hauptbahnhofs soll im Herbst 2023 erfolgen. Alle 229 der von BKK3-Architekten geplanten Wohnungen sind mit Freiflächen ausgestattet und als Ein- bis Vierzimmerwohnungen mit Wohnflächen von 37 bis 98 Quadratmetern konzipiert. Das Projekt „Haller“ wurde vom Architekturbüro FOAM geplant. Die Anlage besteht aus drei Baukörpern mit je vier Stockwerken, die Wohnungen sind zwischen 50 und 113 Quadratmeter groß. 20 der 79 PKWStellplätze in der hauseigenen Tiefgarage können bei Bedarf mit E-Ladestationen ausgestattet werden. Die Fertigstellung ist für den Sommer 2023 geplant. Damit befinden sich aktuell 2.351 Wohnungen der Buwog in Bau, 4.050 weitere sind in Planung.
Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte
100 Millionen Euro für Werkserweiterungen und Neubauten
ULI tritt IBPDI bei
Megainvestment für Dachbaustoffe
Neues Mitglied
Der Dachsystemhersteller Paul Bauder mit Firmensitz in Stuttgart beschließt das größte Investitionsvolumen der Firmengeschichte innerhalb der nächsten fünf Jahre. Mehr als 100 Millionen Euro werden investiert. Profitieren wird davon auch das Werk Bruck bei Wien. Hier soll neben einer neuen Fertigungslinie zur Herstellung von Bitumenbahnen auch eine neue Fertigung für den Hochleistungsdämmstoff PU-Hartschaum gebaut werden, da dieser nach Angaben des Dachsystemherstellers vor allem auf den Märkten in Südosteuropa und Österreich zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Auch in Süddeutschland, Frankreich
Das Urban Land Institute (ULI) Germany/ Austria/Switzerland ist neues Mitglied der International Building Performance & Data Initiative (IBPDI). Somit bringt sich das ULI als weltweite, mitgliedergeführte Forschungs- und Bildungsorganisation sowie Think Tank der Immobilienwirtschaft fortan bei der Entwicklung und Etablierung des Common Data Models for Real Estate (CDM) als international einheitliche Datensprache und -semantik der Immobilienwirtschaft ein. Die IBPDI wurde 2020 von BuildingMinds, Microsoft, pom+ und der RICS initiiert.
und der Schweiz steigt die Nachfrage nach Bitumenbahnen und PU-Hartschaum. Für den Dachsystemhersteller ist es folglich der nächste logische Schritt, die Produktion mit einem Werksneubau im Elsaß weiter auszubauen. Durch die Werkserweiterungen etwa in Dresden und Landsberg bei Halle sowie die Neubauten werden Arbeitsplätze für zusätzlich knapp 200 Mitarbeiter geschaffen. Und auch der Vertrieb soll in den kommenden Jahren in allen Märkten Europas weiter ausgebaut werden. „Wir wollen in unserer Branche europaweit der attraktivste Arbeitgeber sein“, so Geschäftsführer Tim Bauder.
Fundermax räumt doppelt ab
Ausgezeichnet Gleich zwei der renommiertesten Werbepreise des Landes holt sich der Hersteller hochwertiger Fassadenplatten Fundermax für seinen neuen Markenauftritt: Gold beim Kärntner Werbepreis CREOS und Silber in der Königsklasse der Kommunikationspreise, dem EFFIE Award. So lautet das JuryUrteil beim begehrten Kärntner Werbepreis CREOS: „Mit klarer Bildsprache, modern und am Punkt wird die Geschichte und Zukunftsperspektive des Unternehmens eindrucksvoll dargestellt – ein ,Best practice‘Imagefilm.“ Ähnlich wurde dies von der Jury beim EFFIE-Award wahrgenommen: „Wenn ein Traditionsunternehmen im Krisenjahr die gesamte Unternehmensstrategie durch die Marke neu ausrichtet, ist das mutig und weitsichtig zugleich. Eine Markenhaltung, die sich auch wirtschaftlich bezahlt macht: tolles Umsatzplus und massive Steigerung der Online-Präsenz. Glänzende Aussichten für die Zukunft inklusive – und einen EFFIE in Silber als Draufgabe!“ „Wir haben unseren Markenauftritt radikal neu gedacht und unsere Kunden kompromisslos in das Zentrum unseres Denkens und Handelns gestellt. Weil es uns darum geht, Design so zu verstehen, wie es unser Markt versteht und dem Kunden dient“, so Gernot Schöbitz, Geschäftsführer und Unternehmenssprecher bei Fundermax.
AIT auf der Weltausstellung in Dubai
Tool zur digitalen Stadtplanung Die Experten des City Intelligence Labs zeigen im Rahmen der Weltausstellung in Dubai am 17. Februar 2022, wie Städte unter den Aspekten des Klimawandels, Energie und Mobilität geplant werden können. Unter dem Motto „Sustainable Future Urban Planning“ wird an einem realen Stadtmodell gezeigt, wie sich die Parameter wie beispielsweise Grünflächen, Freiflächen, Platzierung und Größe von Gebäuden auf das Mikroklima im Stadtteil auswirken können. Das City Intelligence Lab (CIL) fungiert dabei als internationales Vorzeigelabor. Hier treffen modernste digitale Technologie und innovative Ansätze auf Big Data
und durch künstliche Intelligenz (KI) gestützte Stadtplanungstools. Mittels Augmented Reality können Prozesse und deren Produkte in Echtzeit in 3D auf einer interaktiven Plattform analysiert und simuliert werden. Dank des CIL können die Ideen von Entwicklern, Investoren und Stadtplanern schneller und kostengünstiger zusammengeführt werden. Auch Szenarien wie die Klimasituation in Stadtteilen können anschaulich simuliert und durchgeplant werden. Mit der Infrastruktur des CIL kann zudem eine Vielzahl von möglichen Planungsszenarien visualisiert werden – und das per Knopfdruck.
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Unternehmen & Projekte
Isover launcht neue Website
Auszeichnung für die Stadtbibliothek Innsbruck
Nutzerfreundlich
„+ sonderpreis metallbau“
Der Dämmstoffspezialist Isover hat nicht nur das Design seiner Website erneuert, sondern auch sämtliche Services und Angebote neu aufbereitet. „Inspiriert wurde der Relaunch durch das Feedback der Kunden“, berichtet Kathrin Resinger, verantwortliche Projektleiterin Marketing Digital bei SaintGobain Austria.Um auf die Kundenbedürfnisse einzugehen, kommen die User ab sofort mithilfe der neuen schlanken und zielgruppengerechten Navigation noch schneller an ihr gewünschtes Ziel. Mit nur einem Klick gelangt man zu zusätzlichen Services wie Mengenermittlung, bautechnisch relevante Daten, technische Infos zum Downloaden. Zusätzlich werden auch markenübergreifende Infos von RIGIPS angeboten.
Der Kärntner Metallbaubetrieb Sauritschnig wurde am 6. Oktober 2021 für die beste Metallbauleistung im Rahmen des AluminiumArchitektur-Preises 2020 der Gemeinschaftsmarke Alu-Fenster ausgezeichnet. Gemeinsam mit dem siegreichen Metallbaubetrieb wurden das Architektenteam der LAAC, der Bauherr Pema, der Aluminium-Profilsystem-Anbieter AluKönigStahl und der Oberflächenveredelungsbetrieb Piesslinger mit einer Urkunde aus Aluminium ausgezeichnet. Die Fachjury,
die paritätisch aus Vertretern der Architektur- und Metallbaubranche zusammengesetzt wurde, begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Besonders markant und fordernd ist die extreme Kleingliedrigkeit der facettenreichen Außenfassade. Es kommen unterschiedliche Konstruktionen in verschiedenen Varianten, die gerade, polygonal und rund gebogen ausgeführt sind, zur Anwendung. Das Gebäude sieht von außen glatt aus, hat aber eine große Komplexität in den Details und wirkt plastisch.“
Schöck mehrfach ausgezeichnet
Bereits seit Jahren zählen Schöck-Produkte für Architekten und Planer zu den „Lieblingen der Baubranche“. So ist es wenig verwunderlich, dass sich der Hersteller von Bauprodukten auch 2021 wieder über drei Auszeichnungen freuen darf. Gold ging an das tragende Wärmedämmelement Schöck Isokorb in der Kategorie „Balkone/ Loggien/Terrassen“. Das Trittschallschutzsystem Tronsole wurde in der Kategorie „Schallschutz“ mit Silber ausgezeichnet. Nochmals Silber ging an Sconnex, die neue Produktfamilie für die thermische Trennung von Wänden und Stützen als „Beste Produktinnovation (Rohbau)“. Die Preisverleihung der Architects‘ Darling Awards fand am 9. November 2021 im Rahmen der Celler Werktage statt. An der bundesweit größten Branchenbefragung haben in diesem Jahrrund 1.800 Architekten und Planer teilgenommen.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Andreas Brandner wurde zum neuen Präsidenten des European Council of Civil Engineers (ECCE) gewählt.
Die Bundesinnung der Bauhilfsgewerbe hat seit 1. November 2021 mit Martin Greiner eine neue Leitung.
Klaus Thürriedl wurde zum Präsidenten des Europäischen Rats der Ingenieurkammern (ECEC) gewählt.
News Ticker Nachhaltige Pools: BioWaterPools von BioPools sind auf den Einbau von Naturfiltersystemen spezialisiert und deswegen besonders nachhaltig. Der Kalkstein-Kies-Filter ist bereits in vielen öffentlichen Bereichen, etwa in Hotels, im Einsatz und spart so nicht nur die Kosten für chemische Zusätze, sondern auch Stromkosten.
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BauTecFokus
Fotos: alufenster.at/Marc Lins, Somfy/Fotostudio Huger, Techwoodhomes, BKZT, Bundeskammer ZT/Sandra Schartel
Architects’ Darling
Kurz & Bündig > Technik & Wissen
Gebäudeautomation digital verwalten
Bauzentrum Hannak setzt auf Somfy
Zentrale Plattform
Gegen Überhitzung
Mit seinem neuesten Softwareupdate stellt Loxone eine Online-Bibliothek, die Loxone Library, als Beta-Version zur Verfügung. Diese beinhaltet mehr als hundert Templates zur Einbindung von Komponenten anderer Hersteller. So lassen sich schon jetzt tausende Geräte vereinfacht ansteuern. Dazu zählen Energiespeicher von Varta, Tesla und Wechselrichter-Lösungen von SolarEdge, Kostal, Fronius, TV-Geräte von Samsung via IR-Fernbedienung, aber auch alle Home-Connect-Produkte des Marktführers BSH (mit den Marken Bosch, Siemens, Neff und Gaggenau) und viele mehr. Rüdiger Keinberger, CEO von Loxone, erläutert: „Mit der Loxone Library bieten wir eine offene Sammlung von Schnittstellen und Vorlagen, die es Partnern mit wenigen Klicks ermöglicht, externe Geräte zu integrieren und vorhandene Vorlagen mit anderen zu teilen.“ Dabei setzt Loxone nicht nur auf eigene Templates, sondern bietet auch anderen Herstellern, Partnern und Nutzern die Möglichkeit, eigene Vorlagen zu hinterlegen. Bei allen Vorlagen wird die jeweilige Version kenntlich gemacht, und sie können vom Ersteller bei Bedarf geupdatet werden. Auch Technologien und Geräte, die direkt in der Loxone Config integriert sind, wie etwa EEBus und Home Connect, werden zusätzlich in der Loxone Library gelistet, um Partnern und Kunden eine zentrale Anlaufstelle zu bieten und die Integrationsmöglichkeiten zu prüfen.
Der Salzburger Baufachmarkt Hannak vergrößert seinen Standort in Salzburg-Gnigl mit neuen Ausstellungsflächen und modernen Büroräumen. Diese Entscheidung fiel bereits 2019. Und Platz ist genug, da das Areal rund 20.000 Quadratmeter umfasst. Architektonisch verbindet eine „Brücke“ das Bestandsgebäude mit dem neuen viergeschossigen Baukörper. Die Ausstellungshalle erstreckt sich über das gesamte Erdgeschoss und ein Galeriegeschoss. Im zweiten und dritten Obergeschoss befinden sich die neuen Büro-, Besprechungs- und Verwaltungsräume des Unternehmens. Für viel Tageslicht sorgen die loggienartigen Außenräume im zweiten Obergeschoss inklusive einer begrünten Dachterrasse. Um unter anderem die Überhitzung der Innenräume in den heißen Sommermonaten zu vermeiden, setzt das Unternehmen auf funkgesteuerte Sonnenschutzlösungen von Somfy. Ausschlaggebend dafür war nicht nur die Umsetzung eines einheitlichen Fassadenbilds: „Wir wollten einen flexiblen Sonnenschutz, mit dem man trotzdem ins Freie schauen kann. So haben wir uns für funkgesteuerte Screens entschieden. Uns haben mehrere Faktoren überzeugt: Das war zum einen der Kostenfaktor und zum anderen der Umstand, dass durch die Funksteuerung bis zu zwei Drittel weniger Verkabelung nötig war“, so der angehende Unternehmenschef Florian Hannak.
Neues Proptech geht an den Start
Smartes Holzhaus Mit der Techwoodhomes Holding geht ein neues Proptech-Unternehmen an den Start, das Smart Home, Nachhaltigkeit und Assisted Living vereint. Und der Name ist Programm: Smart-Home-Technologie wird mit Holzbau kombiniert. Gleich fünf unterschiedliche Haustypen präsentiert das Unternehmen in Gaaden bei Mödling nahe Wien. Dieses soll ab Mai 2022 für Besucher geöffnet werden. Das Ergebnis ist ein smartes Holzhaus, das mit der eigens entwickelten Software das Leben im Haus nachhaltig verändert. Dabei reduziert die integrierte Thermoenergetik den Energieaufwand auf ein Minimum und erzeugt ein natürliches Raumklima. Dieses System lässt sich bequem via App steuern. Das eigens designte User Interface ermöglicht eine intuitive Steuerung. Informationen zum Haus wie z. B. Energieerzeugung, Strom- und Wasserverbrauch und Informationen wie Grundbucheintrag, Einreichplan oder Leitungspläne sind ebenfalls über die App abrufbar.
Winter 2021
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Unternehmen & Projekte
TU Graz forscht an Faltwerklösung für Dachausbauprojekte
Zusätzlichen Wohnraum schaffen
Mehrfach zertifiziert Im Rahmen der Übergabefeier wird die Wohanlage „Flair in the City“ in Atzergsdorf erneut für ihre nachhaltige Bauweise ausgezeichnet. So belegen die Auszeichnung Xella eXcellence sowie die Nachhaltigkeitszertifikate Green Pass Gold und klimaaktiv Bronze höchsten Wohnkomfort. Bei dem mehrgeschossigen Wohnbau – kombiniert mit Einfamilienhäusern und Stadtvillen – wurden erstmals mehrere unterschiedliche Klimakriterien kombiniert und zertifiziert. Aufgrund zahlreicher klimatechnischer und thermischer Gegebenheiten erhielt diese Wohnanlage das in Österreich erstmals verliehene internationale Zertifikat Green Pass Gold sowie das klimaaktivBronze-Nachhaltigkeitszertifikat des Bundesministeriums für Umwelt. Die Nachhaltigkeit des Bauprojekts überzeugte auch den Baustoffhersteller Xella, der im Rahmen der Eröffnungsfeier „Flair in the City“ mit der Auszeichnung Xella eXcellence würdigte. So wurde die Wohnanlage aus hochwertigen massiven Materialien mit ausgeklügelter Bauphysik und hoher Beständigkeit im Niedrigenergiestandard gebaut. Bei den mineralisch massiven Außenwänden mit hervorragenden Wärmedämmeigenschaften und außenliegendem Vollwärmeschutz wurden dank der hohen Schall- und wärmedämmenden Eigenschaften Silka-Kalksandstein und Ytong-Porenbeton verwendet. Ein ideales Sorptions- und Feuchtespeicherungsvermögen wird durch spezielle mineralische Putze und Mineralfarben im Zusammenspiel mit den mineralischen Massivwänden erreicht.
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BauTecFokus
kommt. Bei der sogenannten „Faltwerk“-Lösung besteht das Haupttragsystem aus einem dreieckförmigen zentral geführten Balken aus Brettsperrholzplatten, der in Firstrichtung verläuft. Vorgefertigte Holzelemente – ebenso aus Brettsperrholz (CLT) – werden an diesen „Faltwerkträger“ angelehnt und bilden die tragende Dachhaut. Diese Konstruktion genügt den Anforderungen an Gebäude der Altstadtschutzzonen ebenso wie auch den statistisch-konstruktiven und bauphysikalischen Ansprüchen. Ein Pilotprojekt, bei dem die „Faltwerk“-Lösung der TU Graz im historischen Bestand zum Einsatz kommt, ist bereits in Planung.
Wärmerückgewinung mit Daikin
Neues Modell Daikin bringt das Wärmerückgewinnungsystem der fünften Generation auf den Makt und will so Impulsgeber in Sachen Nachhaltigkeit sein und den CO2-Fußabdruck von Gebäuden deutlich reduzieren. Gelingen soll das mit der Einführung des Kältemittels R-32. Mit diesem lässt sich laut Hersteller der Treibhauseffekt um bis zu 71 Prozent reduzieren. Dabei sorgt ein hocheffizientes Wärmerückgewinnungssystem mit drei Leitungen dafür, dass die Räume - völlig unabhängig on deren Ausrichtung - im Zuge der Wärmerückgewinnung gleichzeitg geheizt oder gekühlt werden können.
GBB Award geht an Value One und 3F Solar
Bonsai für nachhaltige Immobilien Zum zehnten Mal hat Ghezzo in Kooperation mit der TPA Steuerberatung die GBB Awards an Projekte und Produkte aus dem Immobilienbereich vergeben, die einen speziellen Fokus auf Nachhaltigkeit legen. Berücksichtigt wird dabei der gesamte Lebenszyklus einer Immobilie. Im Rahmen der zwölften GBB Green & Blue Building Conference wurden am 9. November die GBB Awards vergeben. Eine hochkarätige Jury hat unter einer Vielzahl an Einreichungen die Gewinner ermittelt. In der Kategorie „Projekte“ wurden Value One für
die „Tribünen im Viertel Zwei in Wien“ ausgezeichnet. In der Kategorie „Produkte/Services“ ging der Award an die Firma 3F Solar mit dem Hybridkollektor „Solar One“. Traditionell werden bei den GBB Awards keine Statuetten oder Pokale verliehen. Die Gewinner erhalten einen Bonsaibaum, der extra für diesen Zweck vom Bonsaimuseum in Seeboden gepflanzt wird. Dies soll die Verantwortung in der Immobilienwirtschaft symbolisieren, denn die Verantwortung übernimmt der Preisträger für seinen lebenden Preis.
Fotos: www.alufenster.at/Christian Richters, Daikin, Xella
Ausgezeichnet wohnen
Laut Schätzungen gibt es allein in der Steiermark rund 400.000 Dachböden. Davon werden 340.000 nicht als Wohnraum genutzt. Alleine in diesen ungenutzten Dachböden der Stadt Graz könnte jedoch schon Wohnraum für rund 36.000 Menschen geschaffen werden. Oft scheitert das aber auch am Instandsetzungsbedarf. Jetzt haben Experten der TU Graz einen holzbasierten Lösungsansatz vorgestellt, der den Bestand schützen soll und zugleich eine stützenfreie und flexible Gestaltung des Dachraumes ermöglichen kann. Entscheidend ist dabei vor allem der Baustoff, der bei historischen Dachausbauprojekten zum Einsatz
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Kurz & Bündig > Technik & Wissen
Wassersparen mithilfe einer Turbine in der Dusche
CO2-Abdruck reduzieren
Einfach konfigurierbar: TwinCAT 3 Lighting Solution für DALI-2
Dubai gilt als die Stadt der Superlative: Hier werden Tonnen von Sand aufgeschüttet, um künstliche Inseln in Palmenform zu schaffen, und auch die Gebäude sind mitunter die höchsten und größten der Welt. Doch Dubai hat sich auch zum Ziel gesetzt, Vorreiter in Sachen CO2-Abdruck zu sein – und das im positiven Sinne. Mit der sogenannten „Clean Energy Strategy 2050“ möchte Dubai die Stadt mit dem kleinsten CO2-Abdruck weltweit werden. Mithelfen soll die Rabmer-Ecoturbino, ein Mini-Teil für die Dusche, das den Wasserverbrauch um rund 40 Prozent senkt. Die Innovation stammt vom österreichischen Unternehmen Rabmer mit Sitz in Oberösterreich und garantiert bei gleichzeitiger Reduktion des Wasserverbrauchs einen gleichbleibenden Duschkomfort. Zum Einsatz kommen soll die intelligente Lösung vor allem in Hotels. Im Zuge der österreichischen Wirtschaftsdelegation unter der Leitung von Bundesministerin Margarete Schramböck wurde nun in Dubai die Vertriebspartnerschaft zwischen dem oberösterreichischen Familienunternehmen Rabmer und der in Dubai ansässigen Firmengruppe Danway unterzeichnet.
Zwei Objekte erhalten Aluminium-Architektur-Preis
Doppelsieg Mit dem Paracelsus-Bad in Salzburg und dem BTV Bank- und Geschäftshaus in Dornbirn wurden dieses Jahr gleich zwei Objekte mit dem Aluminium-Architektur-Preis ausgezeichnet. Berger+Parkkinen Architekten waren gemeinsam mit der SIG Stadt Salzburg Immobilien und dem Metallbaubetrieb Saller aus Bischofshofen für das Paracelsus-Bad in Salzburg siegreich. Das Architektenteam Rainer Köberl wurde gemeinsam mit dem Bauherren BTV und dem Metallbaubetrieb Jobarid für das BTV Bank- und Geschäftshaus in Dornbirn ausgezeichnet. Der vom Aluminium-Fenster-Institut, der Architekturstiftung Österreich und der IG Architektur ausgeschriebene Aluminium-ArchitekturPreis 2020 wurde im Oktober 2021 zum zwölften Mal vergeben.
Mit TwinCAT 3 Lighting Solution stellt Beckhoff eine Lichtlösung vor, die vom Engineering bis zur Wartung auf die Vereinfachung aller Arbeitsschritte setzt. Alle typischen Lichtregelungen sind integriert, die Anzahl der DALILinien ist unbegrenzt. TwinCAT 3 Lighting Solution ist auch für Betreiber leicht über Excel konfigurierbar und zugleich voll HTML- und webfähig, dezentral skalierbar sowie direkt über Panel bedienbar. Schnelle Funktionsänderungen, Adressierungen und Erweiterungen sind direkt im Betrieb möglich, ebenso wie von DALI-Linien unabhängige Gruppierungen.
Scannen und alles über die Vorteile der Lighting Solution erfahren
Direkt vom Panel aus bedienbar: TwinCAT 3 Lighting Solution vereinfacht die Umsetzung individueller Lichtlösungen.
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Dana und Domoferm sorgen für Sicherheit und Eleganz
Zumtobel erweitert Tecton-Linie
Türen für Sicherheit im TrIIIple Tower
Lichtlösungen
Über 1.000 Wohnungseingangstüren aus heimischer Produktion von Dana und Domoferm sorgen im Wohnprojekt TrIIIple Tower für Sicherheit und Lebensqualität. Dabei wurden über 500 Türen für Einbruchschutz und Sicherheit ausgestattet. Neben der Sicherheit wurde großes Augenmerk auf die Oberflächen und Farben gelegt: Durch das satte Weinrot der Türaußenseiten wird das Fassadendesign aufgegriffen. Zum Einsatz kommt dabei Know-how aus Österreich: Für die Wohnungs-
Industriebereiche müssen sich rund um die Uhr anpassen und agil auf das sich stetig verändernde Marktumfeld reagieren. Diese Dynamik verlangt nicht nur perfekt abgestimmte Prozesse, sondern ebenso verlässliche Technologien. Und das beginnt auch beim Beleuchtungskonzept. So kommt das System Tecton IP64/IP5 4 von Zumtobel überall da zum Einsatz, wo beispielsweise Metall, Holz oder Papier verarbeitet und Parkhäuser beleuchtet werden, denn es ist staub- und spritzwassergeschützt. Dafür sorgt ein durchdachtes Dichtungskonzept etwa mit einer geschlossenen Endkappe an den Schienenenden. Aufgrund der sorgfältigen Auswahl an Materialien ist das System besonders widerstandsfähig gegen chemische Einflüsse und mechanische Belastungen: Im Gegensatz zu klassisch verzinkten Schienen werden dem Zinkbad Magnesium und Aluminium zulegiert. Hinzu kommt eine Lackbeschichtung aus Polyesterharz. In der Montage ist das Beleuchtungskonzept Tecton für Industrieanlagen einfach: Es kommt ohne jedes Wekzeug aus und lässt sich dabei völlig individuell gestalten. So können jegliche Module auf die einzelnen Tragschienen angebracht werden.
German Design Award für Duravit
Herausragend
Die Jury des German Design Award 2022 hat Duravit für Designqualität im Produktund Kommunikationsdesign gewürdigt. Der Badhersteller erhält je drei Mal die Auszeichnung „Winner“ und „Special Mention“ in den Kategorien „Excellent Product Design – Bath and Wellness“ und „Excellent Communications Design – Integrated Campaigns and Advertising“. Die erste Auszeichnung ging an die Produktlinie White Tulip sowie die Komplettbadserie D-Neo.
eingangstüren des Projekts kombinierten die Planer Entwicklungen von zwei heimischen Türprofis: Die sicheren Türen wurden von den Experten des Dana-Türenwerks im oberösterreichischen Spital am Pyhrn entwickelt und werden dort auch produziert. Die DomofermStahlzargen für Türen mit einbruchhemmender Funktion stammen aus Gänserndorf im niederösterreichischen Marchfeld. Das DanaSicherheitskonzept beruht auf mehreren Komponenten sowie der fachgerechten Montage.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Führungswechsel beim österreichischen Leuchtenproduzenten Trilux: Wolfgang Dvoracek und Klaus Strohmer übernehmen am 1. Januar 2022 die Geschäftsleitung des Beleuchtungsexperten von Matthias Sporer, der das Unternehmen Ende des Jahres 2021 verlassen wird. Dvoracek ist seit 2017 für Trilux im Vertriebsaußendienst und als Teamleiter in Wien tätig.
News Ticker Gemeinsames Projekt: Engie und Leube möchten die Abwärme der Zementproduktion für rund 3.000 Haushalte nutzen. Das geplante Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei rund 30 Millionen Euro. Erweiterte Ausbaupläne: Der Pelletskesselhersteller ÖkoFen verdoppelt den Ausbau des Produktionsstandorts in Niederkappel nun auf insgesamt 40.000 Quadratmeter.
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BauTecFokus
Fotos: DANA | JELD-WEN Türen GmbH/Bernhard Schober, Keuco, Ergosun, Panasonic, Trilux
Unternehmen & Projekte
Kurz & Bündig > Gebäude, Ausrüstung, Management
„Kaldewei nature protect“
Baumit simuliert Blackout im Viva-Forschungspark
Klimafreundlich
Wie sich ein Winter ohne Heizung anfühlt
Das Ahlener Sanitärunternehmen Kaldewei setzt auf klimafreundlichen Stahl. Sogenannter bluemint Steel von thyssenkrupp kommt bei der neuen limitierten Produktlinie „Kaldewei nature protect“ zum Einsatz. Dabei spart thyssenkrupp bei der Stahlproduktion 100 Prozent CO2 ein. Berücksichtigt man die Emissionen aus der Vorkette wie Förderung und Transport der Rohstoffe, weist das Endprodukt einen um 70 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck nach dem international anerkannten Green-House-GasProtocol (GHG) aus. Sämtliche Produkte der Linie werden ab sofort vertrieben.
Was sich im Winter ohne Heizung innerhalb von 48 Stunden abspielt, haben die Experten des Viva-Forschungsparks von Baumit in einer umfassenden Studie simuliert: Im Februar 2020 wurde dazu in zwölf Häuser des Forschungsparks die Heizung ausgeschaltet. Die anfängliche Innentemperatur betrug 21 Grad Celsius, die Außentemperatur lag bei 3 Grad Celsius. „Es macht einen spürbaren Unterschied, ob ein Gebäude gedämmt ist oder nicht, ob es in Massiv- oder Leichtbauweise errichtet wurde. Die aktuelle Blackout-Simulation zeigt, dass die Kombination von Wärmedämmung und Speichermasse eine rasche Abkühlung im Gebäudeinneren
am besten vermeidet und zumindest für 48 Stunden erträgliche Temperaturen sicherstellt“, bringt Georg Bursik, Geschäftsführer von Baumit, die Ergebnisse auf den Punkt. Obwohl die Außentemperaturen in den Wintertagen der Simulation verhältnismäßig mild waren, zeigt die Auswertung sofort große Temperaturunterschiede zwischen den getesteten Häusern. Die niedrigsten Temperaturen wurden im ungedämmten Viva-Haus mit dem 25-ZentimeterZiegel gemessen. In den gedämmten Häusern mit Massivwänden lagen die Innentemperaturen nach zwei Tagen hingegen im Durchschnitt noch bei erträglichen 17 Grad Celsius.
Keuco vereint Qualität und Design
Passend gemacht Bei Armaturen im eigenen Bad muss einfach alles passen: Qualität und Design. Darauf setzt auch der international tätige Komplettanbieter für hochwertige Badausstattungen Keuco. Die Edition 90 etwa, die im Design runde mit eckigen Elementen verbindet und durch präzise Oberflächenbearbeitung besonders langlebig ist. Hier kommt innovative Technik mit vollautomatischen Robotern zum Einsatz. Für den letzten Feinschliff sorgt traditionelle Handarbeit. Dabei werden alle Amaturen am Hauptsitz im westfälischen Hemer hergestellt – vom Design bis zum fertigen Produkt.
Integrierte Solardachplatten von Ergosun
Die neue Solarziegel-Generation Schnell, einfach und ohne jeden Eingriff in die bestehende Dachstruktur lassen sich die integrierten Solardachplatten von Ergosun installieren. Aber die Dachziegel sind nicht nur einfach zu montieren, sie sind auch noch besonders leistungsstark: In jeder Dachplatte befindet sich eine Überbrückungsdiode, um etwa den Energieverlust durch Lichtreflektion deutlich zu reduzieren. Laut Hersteller erzeugen die Solardachplatten damit selbst bei geringem Lichteinfall und nicht optimaler Ausrichtung deutlich mehr Strom durch Sonnenenergie als
herkömmliche Sonnenkollektoren. Montiert werden die Ergosun-Solarziegel, indem sie mit Schrauben oder Nägeln mit dem Dachgerüst verbunden werden. Der Photovoltaik-Ziegel hat bereits ein Solar-PV-Modul, eine Anschlussdose sowie zwei Steckverbinder für den einfachen Systemanschluss integriert, sodass die Bauherren weder zusätzliche Stützsysteme noch Rahmen benötigen. Die Ergosun-Solarplatten sind in Matt-Schwarz und als SonderEdition in Terrakotta erhältlich und sind hoch witterungsbeständig.
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Unternehmen & Projekte
Kärntner Holzbaupreis geht an Bürogebäude Theurl
Signify im Leipziger Stadion
Innenausstattung aus eigener Produktion
Maßgeschneidert
Das Bürogebäude Theurl gewinnt in der Kategorie „Gewerbliche Bauten“ den Holzbaupreis Kärnten 2021. Die integrale Planung der beiden Bauabschnitte – High-Tech-Werk und Bürogebäude – für den Osttiroler Holzproduzenten erfolgte durch ATP Innsbruck. Das hochmoderne Werk für Cross-Laminated-Timber-Elemente (CLT) wurde auf einem rund 12,5 Hektar großen Areal in Kärnten errichtet. Das Besondere daran: Der Bauabschnitt 1 erzeugte die Holz-Elemente, aus denen der Bauabschnitt 2 errichtet wurde. Auch innerhalb des Bürogebäudes kommt der Baustoff Holz zum Einsatz.
Bereits 2020 haben der RB Leipzig und der Weltmarktführer für LED- und Stadionbeleuchtung Signify eine zukunftsweisende Partnerschaft abgeschlossen. Im Zuge dieser Partnerschaft entwickelte Signify ein umfassendes Lichtkonzept, das unter anderem die moderne Umrüstung und smarte Steuerung der Lichtanlagen der Red-Bull-Arena in Leipzig beinhaltet. Bis Ende 2021 werden insgesamt circa 2.200 Leuchten installiert, bis Ende 2022 rund 3.000 Stück. Neben innovativen Produkten kommt das moderne IoT-gestützte Lichtmanagement-System Interact zum Einsatz. Mit diesem lassen sich die vernetzten Beleuchtungssysteme zentral und aus der Ferne verwalten. Dieses findet sich vor allem an der Außenfassade des Stadions wieder. Konzipiert wurde diese Außenbeleuchtung von den Lichtplanern der Licht Kunst Licht AG. Auch in zahlreichen Bereichen im Innern der Red-Bull-Arena wurde am Lichtkonzept gefeilt. So transportiert etwa das Lichtsystem in Zukunft die Stimmung im Innern: Bei jedem Tor pulsiert das Stadion mit einer Lightshow in Rot und Weiß. Um eine optimale Ausleuchtung für die Zuschauer zu Hause zu garantieren, wurde auch die Spielfeldbeleuchtung auf ein neues Level gebracht.
So ist nicht nur die Fassade aus Holz, sondern auch die tragenden Elemente. „Die Holzflächen der eigenen Produktion und eine zurückhaltende, aber elegante Innenraumgestaltung schaffen gemeinsam mit den überhohen Räumen und einer offenen Büroraumstruktur, die die Möglichkeit zukünftiger Umstrukturierungen unterstützt, dennoch ein angenehmes, großzügiges Raumgefühl und Arbeitsklima. Insgesamt ein für eine moderne Verwaltung sehr stimmiges Gebäude und zugleich der perfekte Werbebotschafter für den Holzbau“, so die Begründung der Jury.
Wietersdorfer revitalisierte Wasserkraftwerke für 12 Millionen Euro
Im Oktober 2021 fand die zweijährige Revitalisierung der Wietersdorfer Kraftwerkskette entlang der Görtschitz ihren Abschluss. Insgesamt zwölf Millionen Euro wurden investiert, um zwei Kraftwerke vollständig neu zu errichten und ein weiteres zu optimieren. „Durch umfassende Investitionen in modernste Umwelttechnologie zählt der Standort Wietersdorf heute zu den saubersten Zementwerken der Welt. Deshalb freut es mich, dass wir mit der Eröffnung der revitalisierten Kraftwerkskette einen weiteren wichtigen Schritt zu einer CO2-armen Zementproduktion setzen“, erklärt Christina Fromme-Knoch, Eigentümervertreterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Wietersdorfer-Gruppe.
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BauTecFokus
Die drei Kraftwerke liefern 18.000 Megawattstunden Grünstrom, die unter anderem auch das Zementwerk Wietersdorf zu einem Viertel mit selbst produzierter erneuerbarer Energie versorgen. „Das entspricht in etwa der Versorgungsleistung für 3.600 4-Personen-Haushalte“, erklärt Florian Salzer, technischer Direktor von w&p Zement und Verantwortlicher für die Revitalisierung der Wietersdorfer-Kraftwerkskette. Sämtliche bauliche Maßnahmen wurden im Zeitraum von September 2019 bis Oktober 2021 durchgeführt. Das alte Kraftwerk in Wietersdorf wurde durch einen Neubau ersetzt, und die beiden Kraftwerke in Hornburg und Eberstein wurden zusammengelegt und ebenfalls durch einen Neubau ersetzt.
Schließlich wurde am dritten Kraftwerk in Wieting, welches bereits im Jahr 2016 modernisiert wurde, die Automatisierungstechnik erneuert. An den Kraftwerksstandorten wurde darüber hinaus besondere Rücksicht auf ökologische Begleitmaßnahmen, wie etwa durch den Bau von Fischaufstiegshilfen im Bereich der Wehranlagen, genommen. Im Zuge der Kraftwerkserneuerung wurde die gesamte Produktkompetenz der Wietersdorfer-Gruppe eingesetzt. Vom Tochterunternehmen Amiblu, das auf die Produktion von glasfaserverstärkten Kunststoffrohren spezialisiert ist, stammen beispielsweise die verbauten 1.900 Meter Druckrohre. Das Bindemittel wiederrum stammt von w&p Zement.
Fotos: HELLA, ATP architekten ingenieure, LAUFEN
Investment in Grünstrom
Kurz & Bündig > Gebäude, Ausrüstung, Management
Resonanz-Schalldämpfer von ATEC
Weniger Lärm Der Resonanz-Schalldämpfer RSD von ATEC dämpft den Abgasschall von Blockheizkraftwerken (BHKW) sowie Brennwertgeräten und ist damit der Spezialist für tiefe Frequenzen – und das nahezu ohne Druckverlust. Erhältlich ist der Schalldämpfer in zwei verschiedenen Ausführungen. Das, was den RSD so einzigartig macht, befindet sich im Innern des robusten Korpus aus Kunststoff-Polypropylen: Das installierte Edelstahlrohr ist in den ersten 100 Millimetern als Lochblech ausgeführt. Der Schall dringt durch die Löcher des ansonsten leeren Korpus ein und wird dann am Schalldämpferboden reflektiert. Dadurch heben sich die reflektierten und die ankommenden Schallwellen gegenseitig auf. Der Resonanz-Schalldämpfer eignet sich im raumluftabhängigen Betrieb für Abgastemperaturen bis 120 Grad Celsius. Um die Dämpfleistung zusätzlich zu erhöhen, empfiehlt der Hersteller die Kombination mit Absorptionsschalldämpfern. Beide Varianten können leicht miteinander verbunden sowie waagerecht und senkrecht installiert werden. Die Montage der abgestimmten ATEC-Verbindungshandhabung ist leicht.
Plus X Award für Kasettenmarkisen von Hella
Ausgezeichnet beschattet Gleich in vier Kategorien wurde die Kasettenmarkise des europäischen Anbieters für Sonnen- und Wetterschutzsysteme für Gebäude mit Hauptsitz in Abfaltersbach, Osttirol, Hella mit dem Plus X Award ausgezeichnet. So überzeugt die Produktreihe die Fachjury in den Kategorien High Quality, Design, Bedienkomfort und Funktionalität. Insgesamt bewertet die Fachjury, bestehend aus verschiedenen Vertretern unterschiedlicher Branchen, die einzelnen Produkte in Hinblick auf die sieben Gütesiegel-Kategorien Innovation, High Quality, Design, Bedienkomfort, Funktionalität, Ergonomie und Ökologie. Die Kassettenmarkisen erhielten im Zuge der Auszeichnung folgende Gütesiegel: High Quality, Design, Bedienkomfort und Funktionalität. Die Markisen werden nach Maß gefertigt und lassen sich frei an der Fassade anbringen.
Design Preis Schweiz für nachhaltige Idee
Kreislauffähige Toilette Die kreislauffähige Toilette save! von Laufen wurde mit dem Design Preis Schweiz auszeichnet, und das vor allem weil diese mit Hilfe des sogenannten „Source Separation Technology“ gleich zwei Probleme auf einmal löst: die teure und aufwändige Aufbereitung von Urin im WC-Abwasser und die Verschwendung von wertvollen Ressourcen. So wird der Urin bereits in der Toilette getrennt gesammelt und abgeleitet, um die verschiedenen Abwässer dadurch einfacher verarbeiten zu können. Dabei spielt eine ausgefeilte Geometrie im Inneren des WC-Keramikbeckens eine zentrale Rolle. So befindet sich im Keramikkörper eine integrierte „Falle“, die den Urin unter Ausnutzung der Oberflächenspannung, dem sogenannten Teekanneneffekt, in Richtung eines eigenen Auslasses leitet und dadurch separiert. Designt wurde die Toilette in Kooperation mit dem österreichischen Designstudio EOOS. Laut Nominierungsteam des Design Preis Schweiz „eine Erfindung, die im zukünftigen Abwassermanagement eine Schlüsselrolle einnehmen könnte und in ihrer potenziellen Tragweite kaum zu überschätzen ist.“
Grüne Wasserstoff-Produktion in Gabersdorf
Nachhaltigkeitsstrategie Die österreichweit erste außerbetriebliche Produktionsanlage für „grünen“ Wasserstoff wird von der Energie Steiermark Gabersdorf errichtet. Mit einer Investitionssumme von rund 10 Millionen Euro wird auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal eine neuartige Erzeugungsanlage realisiert. Es wird eine Photovoltaik-Großanlage mit 6.000 Quadratmeter Kollektorfläche gebaut und mit den Ressourcen einer bereits bestehenden Biogasanlage kombiniert. Baubeginn ist das Frühjahr 2022, eine Fertigstellung ist für das Jahresende geplant. Jährlich sollen rund 300 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden. Damit kann ein Wasserstoff-Auto über 40 Millionen Kilometer zurücklegen. Mit dem Projekt können bis zu 5.200 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. Auch der erste Liefervertrag wurde kürzlich mit Wolfram Bergbau & Hütten unterzeichnet.
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Unternehmen & Projekte
Rehau bringt neue Innovation
Sicher schweißen
Null Emissionen
Neue Baugeräte Wacker Neuson präsentiert Neuerungen im Bereich der Zero-Emission-Baugeräte. Mittlerweile werden drei Akkustampfer, sechs Akkuplatten und ein Innenrüttlersystem mit demselben leistungsstarken Lithium-Ionen-Akku angetrieben. Vor allem für den Innenrüttler mit AkkuUmformer-Rucksack (ACBe) steht nun ein neues Akkumodell namens BP500 mit einem Energieinhalt von 500 Wattstunden zur Verfügung. Damit wird das Gewicht des Rucksacksystems nochmals um circa 3,5 Kilogramm auf zehn Kilogramm reduziert. Das bedeutet für den Bediener noch höheren Bedienkomfort. Für den LithiumIonen-Akku steht nun ein neues StandardLadegerät zur Verfügung. Damit liegt die Ladezeit für den leistungsstärksten Akku BP1400, der für alle Zero-Emission-Verdichtungsgeräte verwendet werden kann, bei nur noch 4,6 Stunden.
Premiere für Liebherr-Kompaktkrane mit Seilausschubtechnik
Die Qual der Wahl Bereits Ende 2020 hat Liebherr erstmals den Kompaktkran LTC 1050-3.1 mit einer zweiten Auslegervariante vorgestellt, doch die Idee wurde bereits auf der Bauma 2019 entwickelt. Bei dieser Variante handelt es sich um eine Seilausschubmechanik. So überzeugt der Kompaktkran LTC 1050-3.1 vor allem bei Halleneinsätzen, allerdings sei die Technologie, so Peter Stöttinger, Firma Felbermayr, in der Praxis oft nicht so vertraut. Aus diesem Grund wurde der Kompaktkran mit einem neuen Ausleger
ergänzt, der 31 Meter lang ist und aus dem Anlenkstück und vier Teleskopteilen besteht. Die Teleskope werden über einen doppelt wirkenden, zweistufigen Hydraulikzylinder aus- und eingefahren. Mit Stufe 1 wird das Teleskop 1 direkt ausgeschoben. Stufe 2 schieben die Teleskopteile 2 bis 4 über einen ZweifachFlaschenzug synchron aus. Auch beim neuen Ausleger sind hohe teleskopierbare Tragkräfte realisierbar. Das ist ein wichtiges Kriterium für Kraneinsätze in Hallen.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Christian Küster ist mit Januar 2022 Sprecher der Geschäfstführung bei Kemper. Komplementiert wird das Trio durch Michael Rehse, der seit 2017 die Geschäftsführung für die Unternehmensbereiche Guss- und Gebäudetechnik inne hat, und Martin Thiel, der vor fast zwei Jahren geschäftsführend den Unternehmensbereich Walzprodukte übernommen hat.
News Ticker Nachhaltiges Handwerk: ISZ-Markt zieht in die Fabrik Klarenbrunn in Bludenz. Auf einer Fläche von 450 Quadratmetern sind rund 4.000 Artikel für den täglichen Bedarf von Installateuren lagernd. Zertifiziert: Der Verband für Bauwerksbegrünung (VfB) entwickelte mit dem Forschungslabor GRÜNSTATTGRAU (GSG) ein Gütesiegel für Betriebe der Begrünungsbranche.
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BauTecFokus
Fotos: Kemper, Hartl Haus, Liebherr
Kanalrohre werden immer häufiger verschweißt. Vor allem bei schwierigen Bodenverhältnissen und zur Ableitung von aggressiven Industrieabwässern kommt dieses Verfahren zum Einsatz. Rehau bietet hierfür ein Komplettsystem aus Polypropylen, das eine sichere Verbindung der einzelnen Komponenten ermöglicht. Der neue Schweißadapter Awadukt PP Fusion ermöglicht die Verarbeitung von Standardformteilen. Die Montage erfolgt analog einer Verbindung mit Standard-Elektroschweißmuffen. Nach entsprechenden mechanischen Vorarbeiten werden das Rohr und das Formteil an den Adapter angeschlossen und fixiert. Die Verschweißung kann dann mit einem Verbindungskabel ausgeführt werden.
Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen
Hartl Haus Möbeltischlerei investiert in CNC-Anlage
Präzise arbeiten mit Holz Neben einer der modernsten Fertighaus-Produktionsanlagen in Österreich ist Hartl Haus auch für seine modernen Tischlereibetriebe bekannt. Mit der Bautischlerei, die mit einer Investition von 6,5 Millionen Euro im Jahr 2020 neu in Betrieb gegangen ist, wird auch der Maschinenpark der hauseigenen Möbeltischlerei weiter ausgebaut. Jetzt hat das Unternehmen rund 100.000 Euro für eine neue CNCAnlage im Waldviertler Werk investiert. Diese wird in der Möbelproduktion vor allem für die Herstellung von Schubladen, Auszügen, Möbelfronten und Möbelkorpusse eingesetzt. Mit der neuen Anlage erfolgen Arbeiten wie Bohrungen, Fräsungen und Ausschnitte, wo zuvor fünf bis sechs Arbeitsschritte notwendig waren, nun in einem Aufspannvorgang. Dies bedeutet eine große Erleichterung im täglichen Arbeiten in der Küchen- und Möbelherstellung. Damit hat Hartl Haus nun insgesamt fünf CNC-Bearbeitungszentren in den Tischlereien in Betrieb. Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren hat sich Hartl Haus für das Modell Evolution 7405 der Firma Holzher entschieden. Ausschlaggebend hierfür waren Referenzen bekannter Tischlereibetriebe, die bereits positive Erfahrungen in der Verwendung mit der Anlage gemacht haben, und die Tatsache, hier ein Produkt mit österreichischem Support anzuschaffen.
VÖB stellt erstmals Referenzwerk vor
Beitrag zur Ressourcenschonung
Rutschfeste Betonpflastersteine
Gipsrecycling
Aus einem umfangreichen Fundus von Prüfberichten hat der Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) zum ersten Mal in Österreich ein Referenzwerk zum Rutschwiderstand von Betonpflastersteinen und -platten veröffentlicht. Dieses inkludiert alle vier national oder international genormten Versuchsanordnungen, die für Entscheidungsträger in der österreichischen Bauindustrie von höchster Relevanz sind: von BetonplattenHerstellern über Bauträger, Planer und Architekten, Baufirmen, Baustoffhändler bis hin zur AUVA sowie Gutachter und Sachverständige. „Dieses Referenzwerk ist eine wesentliche Grundlage für alle, die an der Produktion, Planung, Montage und Unfallprävention im Bereich Betonpflastersteine beteiligt sind. Wir befinden uns jetzt am Beginn der Feststellung, wo die einzelnen Messmethoden miteinander korrelieren, und werden unsere Datenbank in nächster Zeit laufend im Dialog mit den Anwendern mit neuen Messwerten ergänzen“, sagt Paul Kubeczko, VÖB-Geschäftsführer Technik. Die Übersicht wurde nach Maßgabe und unter Einhaltung von genormten Labor-
Sowohl Gips als auch weitere Komponenten in Gipsprodukten, wie zum Beispiel der Karton bei Gipsplatten, als auch die Komponenten der Trockenbaukonstruktionen, wie zum Beispiel Metalle bei den Ständerwandsystemen, können immer wieder recycelt (multi-recyclingfähig) und somit in hochwertigen Kreisläufen geführt werden. Und die Vorteile des Gipsrecyclings liegen auf der Hand: Je mehr recyclet wird, umso geringer ist der Bedarf an Primärrohstoffen, folglich muss weniger importiert werden. Gleichzeitig kann eine höhere Qualitäten an Baustoffen produziert werden, da nach der Aussortierung gipshaltiger Baustoffe bei der Herstellung von mineralischen Ersatzbaustoffen der begrenzende Parameter Sulfat reduziert wird. Derzeit werden jedoch, laut einer Hochrechnung für das Jahr 2020 durch den deutschen Bundesverband der Gipsindustrie, nur rund 10 Prozent der statistisch erfassten Gipsabfälle in die Gipsindustrie zurückgeführt, weitere Anteile werden für sonstige Verwertungen vermarktet. Und das obwohl Gipsrecyclinganlagen verfügbar sind.
prüfberichten aus akkreditierten Prüfanstalten und aus empirischen Versuchen auf Basis bauseitiger Messwerte über einen Zeitraum von zwei Jahren erstellt. „Da für die Inverkehrbringung von Betonpflastersteinen und -platten herstellerseitig nur die Deklaration eines ‚ausreichenden‘ Rutschwiderstandes im Rahmen der CE-Kennzeichnung verpflichtend ist, bieten wir mit diesem Referenzwerk eine zusätzliche Orientierungshilfe. Dadurch unterstützen wir eine qualitätsvolle Herstellung und Produktauswahl sowie eine sichere Nutzung dieser Produkte. Wir stehen mit der Pionierarbeit allerdings erst am Beginn einer solchen Wertermittlung und sind zukünftig auf weitere Informationen und verifizierte Messwerte aller relevanten Akteure angewiesen“, sagt Stefan Weissenböck, Produktgruppenvorsitzender für Betonsteine und -platten im VÖB. Konkret werden folgende Wertskalen abgebildet: der USRV-Wert gemäß ÖNORM EN 1338 und EN 1339, die in der gesamten EU als harmonisierte Norm gelten, der μ-Wert gemäß ÖNORM Z 1261, der R-Wert gemäß DIN 51130 und der ABC-Wert gemäß DIN 51097.
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Unternehmen & Projekte
Brenner Basistunnel
Tunnelbohrung
Ein Akku für alle Werkzeuge Alle handgeführten Elektrowerkzeuge von Bosch lassen sich ab sofort mit derselben Energiequelle versorgen: den Akkus aus dem Professional-1V-System. Der Clou: Das Professional-18V-System von Bosch ist mit den Werkzeugen zahlreicher Profimarken kompatibel und macht den Einsatz von spezialisierten Produkten wie Baustrahlern, Kartuschenpressen, akkuhydraulischen Schneidwerkzeugen und zum Beispiel auch UV-Lichtanwendungen zur zuverlässigen Oberflächendesinfektion gegen das Corona-Virus für die Profis flexi-
bel und einfach. Durch die Partnerschaft mit Brennenstuhl, Cox Sulzer, Fein, Heraeus, Klauke, Ledlenser, Lena Lighting, Sonlux und Wagner ermöglicht Bosch ein noch breiteres Anwendungsspektrum, das über das eigene Werkzeugportfolio hinausgeht. Und damit nicht genug: Das Professional-18V-System wird laufend um Geräte namhafter Hersteller erweitert. In Österreich erzielte die BoschGruppe 2020 mit 2.940 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,23 Milliarden Euro. Bosch ist seit 1899 in Österreich präsent.
Mineralische Baustoffe
Einzigartige Wandbeschichtung
Klimaschutz
Ohne Biozide
Der mineralische Baustoff Ziegel soll einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten. Den Beweis dafür liefert die Verleihung des Energy Globe Award Österreich, bei der in der Sonderkategorie „Massiv Ökologisch“ alle drei Nominierten aus dem Bereich des mineralischen Baustoffes kamen. Ausgezeichnet wurde Michael Wallraff aus Wien mit einem ökologischen Baugruppenprojekt aus Ziegel in der Nähe des Wiener Hauptbahnhofs. Ebenso erhielt Bauhütte Leitl-Werke den Preis für eine massive Vitalziegel-Holzbalken-Decke. Dritter Sieger ist Martin Pichler Ziegelwerk mit dem PiaRollmörtel, der Arbeitszeitersparnis durch rasches Arbeiten und Materialeinsparung von Zement und Kalk ermöglicht.
Die Schimmelbildung wird vor allem durch abtropfendes Kondenswasser und Feuchtigkeit in den Wänden begünstigt. Dem Abhilfe verschaffen lässt sich mit der einzigartigen biozidfreien Farbbeschichtung von KEFASystem. Diese gewährleistet einen dauerhaften Kondensschutz. Die Wirkweise des KEFASystems ist dabei rein physikalisch: Durch die besondere Beschaffenheit der Beschichtung wird die Oberfläche vergrößert, und es bilden sich Mikroporen aus. Diese ziehen über den Kapillareffekt die Feuchtigkeit aus der Wand und lösen dabei die Oberflächenspannung des Wassers auf, sodass es sich nicht mehr in flüssiger Form halten kann und nach außen diffundiert. So bleibt die Wand trocken, und kein neuer Schimmel kann sich bilden.
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BauTecFokus
Fotos: Bosch, KEFA System GmbH
Bosch bringt Professional-18V-System auf den Markt
Der Brenner Basistunnel erreicht erstmals die Staatsgrenze. Möglich gemacht hat das die Tunnelbohrmaschine (TBM) „Serena“, die nach 14 Kilometern und 3,5 Jahren Vortrieb erfolgreich an ihrem Ziel am Brenner angekommen ist. Die Reise der Tunnelbohrmaschine begann im Mai 2018. Sie wurde im Erkundungsstollen des Brenner Basistunnels, genau genommen beim Baulos Mauls gestartet, um einen Abschnitt in diesem Stollen auf Südtiroler Seite zu durchörtern. Bei dieser Maschine handelt es sich um eine Doppelschild-Tunnelbohrmaschine mit einem Durchmesser von 6,85 Metern. Mit einer Antriebsleistung von 2.800 Kilowatt hat die Tunnelbohrmaschine sich nicht einfach nur durch den Fels gegraben, sondern gleich in einem Arbeitsgang mittels Nachläuferkonstruktion Fertigbetonteile als Innenschale versetzt. Zur Erzeugung dieser Betonelemente wird das Ausbruchgestein nachhaltig wiederverwertet. Die Tunnelbohrmaschine „Serena“ hat eine Länge von knapp 300 Metern und ein Gewicht von über 1.200 Tonnen. Insgesamt umfasst das Tunnelsystem des BBT ca. 230 Tunnelkilometer. Davon sind derzeit 147 Kilometer ausgebrochen.
Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen
REAL ESTATE MEDIA GROUP REAL ESTATE MEDIA GROUP
w&p Zement investiert in Rohsteinaufbereitungsanlage
Nachhaltige Bergbautechnik Im Sinne eines verantwortungsbewussten Umgangs mit natürlichen Ressourcen hat w&p Zement über 2,5 Millionen Euro in eine moderne Rohsteinaufbereitungsanlage am Standort Peggau investiert. Mit der neuen Anlage soll in Zukunft ein größerer Anteil des abgebauten Rohguts aufbereitet und anschließend zu hochwertigen Kalksteinprodukten weiterverarbeitet werden. Bei der Errichtung setzt das Unternehmen auf lokale Partner: Die Konstruktion der Anlage erfolgt durch das in Gleisdorf ansässige Unternehmen Binder+Co in Zusammenarbeit mit dem Wernsteiner Unternehmen CAB. Die Grazer SteKa zeichnete zudem für die Elektromontage sowie Porr für sämtliche notwendigen Baumeisterarbeiten verantwortlich. Erst im Mai dieses Jahres hatte w&p Zement zwei neue CAT-Muldenkipper für insgesamt 900.000 Euro angeschafft.
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Wachstumsmarkt mit Potenzial
Effiziente Bauteilaktivierung Seit vielen Jahren erhebt das Klimaschutzministerium im Rahmen der Kooperation mit der Internationalen Energieagentur IEA die Marktentwicklung innovativer Energietechnologien in Österreich. Jetzt wurde im Auftrag des BMK erstmals auch eine Markterhebung „Energiespeicher in Österreich“ für das Jahr 2020 durchgeführt, unter anderem auch die thermische Bauteilaktivierung. Klares Fazit der Studie, wie Projektleiter Peter Biermayr vom Ingenieurbüro Enfo bestätigt: „Bei der Aktivierung von Bauteilen und Gebäuden handelt es sich um einen Wachstumsmarkt mit einem großen zukünftigen Potenzial. Aufgrund der seit dem Jahr 2000 kontinuierlich steigenden Absatzzahlen von Heizungswärmepumpen gewinnt dieses Heizsystem immer größere Marktanteile.“
Austroflex ist klimaaktiv-Partner
Energieverluste minimieren Im Rahmen des klimaaktiv-Jahrestreffens am 18. Oktober 2021 wurden 26 neue Partner vor den Vorhang geholt, die Klimaschutz in ihren Unternehmen bereits aktiv praktizieren, Qualitätsstandards umsetzen, diese gemeinsam mit klimaaktiv weiterentwickeln und als Netzwerkpartner ihr Know-how in die Breite tragen. Zu diesen Partnern zählt auch der österreichische Produzent von Rohrisoliersystemen Austroflex. „Die Bereiche Nah- und Fernwärme, Wärmepumpen und Solaranschlussleitungen und die Dämmung betriebstechnischer Anlagen haben entscheidendes Einsparpotenzial, welches mit Austroflex-Produkten und -Know-how realisiert werden kann“, erklärt dazu Business-Development-Manager Christian Engel. So erzielen etwa die mit flexiblen AustroPUR plus gedämmten Rohre bei neuen Netzen die geringsten Verluste.
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Unternehmen & Projekte
Baustart für Wohnbauprojekte „Deck 10“ und „Haller“
Buwog baut aktuell 2.351 Wohnungen
Mühlenbau
Das Mühlenunternehmen GoodMills erteilt dem Wiener Standort von ATP architekten ingenieure den Auftrag zur integralen Planung einer neuen Getreidemühle in Krefeld. Die Getreidemühle am Krefelder Rheinhafen hat eine Vermahlungskapazität von 408.000 Tonnen Getreide pro Jahr. Das Planungsteam von ATP entwarf einen geschlossenen Gesamtkomplex, um den Kernprozess des Gebäudes – die Vermahlung von Weizen und Roggen sowie den An- und Abtransport des Getreides bzw. Mehls – optimal zu unterstützen. Dabei sind die großvolumigen Gebäudeteile so arrangiert, dass sie einen trimodalen Warenumschlag erlauben: Die Getreideanlieferung erfolgt auf allen Verkehrswegen – über Bahn, Lkw und Schiff. Bei der Planung und Ausführung stellte die Gleitbauweise, die mit konventioneller Stahlbetonbauweise kombiniert wurde, eine besondere Herausforderung dar. Ausschlaggebend für diese Art des Schalverfahrens war vor allem der rasche Baufortschritt, den es ermöglicht. „Der verriebene Sichtbeton ist völlig homogen, ohne Durchankerlöcher und Rahmentafelabdrücke. Das sieht eigentlich aus wie ein Stück Textil und ist eine Betonqualität, die man im Industriebau selten hat“, erklärt Gesamtprojektleiter Ingo Koller.
ausgestattet und als Ein- bis Vierzimmerwohnungen mit Wohnflächen von 37 bis 98 Quadratmetern konzipiert. 138 Wohneinheiten sind freifinanzierte Mietwohnungen, die restlichen 91 sind Eigentumswohnungen. Das Projekt „Haller“ wurde vom Architekturbüro FOAM geplant und befindet sich in fußläufiger Entfernung zu den beiden U3-Stationen Zippererstraße und Gasometer. Die Wohnungen sind zwischen 50 und 113 Quadratmeter groß und verfügen über private Freiflächen wie Balkon, Terrasse oder Eigengarten. Die Fertigstellung ist für den Sommer 2023 geplant.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Harald Gindl wird in den Finanzvorstand von Swietelsky berufen und neuer CFO der Unternehmensgruppe. Für die Leitung des Auslandsressorts konnte Klaus Bleckenwegner gewonnen werden, der ab April 2022 in den Vorstand einziehen wird.
Christoph Paulweber wurde in den Aufsichtsrat des Bausparerheims gewählt. Dieser zählt zur Salzburg-Wohnbau-Gruppe.
News Ticker Mega Uni-Projekt: Der Architekturwettbewerb für das 313-Millionen-Neubauprojekt des Graz Center of Physics ist abgeschlossen. Das Siegerprojekt stammt vom Wiener Architekturbüro fasch&fuchs.architekten. Sanierungsstartschuss: Bis 2024 wird das WUK für rund 22 Millionen Euro umfassend saniert.
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BauTecFokus
Fotos: : SWIETELSKY/Grünwald, BKK3/Laxenburger Straße, Robert Perkovatz/Sedlak Ges.m.b.H., ATP/Friedmann, www.wildbild.at
ATP in Deutschland
Mit dem Start zweier Projekte in Favoriten und Simmering baut die Buwog ihr Entwicklungsportfolio weiter aus: Im 10. Wiener Gemeindebezirk entstehen im „Deck 10“ in der Laxenburger Straße 2 in Summe 229 Wohneinheiten. Im Nachbarbezirk Simmering erfolgte kürzlich der Spatenstich für das Projekt „Haller“ in der Hallergasse 8 mit 127 Eigentumswohnungen. Die Fertigstellung des Wohnbauprojekts „Deck 10“ in unmittelbarer Nähe des Wiener Hauptbahnhofs soll im Herbst 2023 erfolgen. Alle 229 der von BKK3-Architekten geplanten Wohnungen sind mit Freiflächen
Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau
Campus V in Dornbirn
Die Sanierungsförderung ist nur die Basis für die Gebäudesanierung
Fortschritt
Anreize für Gebäudesanierung
Im Frühjahr 2021 wurde für das dritte Neubaugebäude am Campus V in Dornbirn ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Jetzt steht das Siegerprojekt fest: Gewonnen hat der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Zaffignani Malin López Architekten. Der Umsetzungsbeginn des Projekts der PrismaUnternehmensgruppe ist im Herbst 2022 geplant. Das neue Gebäude am Campus V soll zukünftig Unternehmen aus den Bereichen Innovation, Technologie, Digitalisierung, Kreativität und Wirtschaftsdienstleistung beheimaten. Die Erdgeschosszone wird eine besondere Raum- und Nutzungskonfiguration erhalten, die durch Transparenz, Flexibilität und Kooperation geprägt sein wird. Die dazugehörige Tiefgarage wird zweigeschossig errichtet. Damit ist der Campus V Vorarlbergs erster impulsgebender Unternehmerstandort für Wirtschaft, Wissen und Kreativität. Mit der Fertigstellung umfasst das Quartier unter anderem Hochschul- und Forschungseinrichtungen, eine Kinderbetreuung, Coworking-Spaces sowie Restaurants.
Klimaministerium und Baustoffindustrie forderten zusätzlich zur Förderung bau- und wohnrechtliche Regelungen, noch mehr Fachkräfte für alle Sanierungsphasen und viel Kommunikation. Schaffte man im geförderten Bereich vor zehn Jahren Spitzenwerte von 40.000 umfassend sanierten Wohnungen, waren es 2018 nur noch 13.000 – und waren 2020 nur unwesentlich mehr. Im gleichen Zeitraum verminderten sich die geförderten Einzelmaßnahmen, wie zum Beispiel Fensteroder Heizungstausch, von 50.000 auf 20.000. Insgesamt sank die Sanierungsförderung der Länder zwischen dem Höchstwert 2009 und dem Tiefstwert 2018 um mehr als zwei Drittel und legte seither nur geringfügig zu. Auch die Zahl ungeförderter Generalsanierungen halbierte sich von jährlich 8.000 vor zehn Jahren auf zuletzt nur noch 4.000. Dafür entwickelten sich die Einzelbauteilsanierungen positiv: Wurden Mitte der 2010er Jahre in rund 60.000 Wohnungen thermisch-energetische Einzelmaßnahmen durchgeführt, waren es zuletzt 110.000. Derzeit liegt die Sanierungsrate in Österreich bei 1,5 Prozent, das ist die Hälfte
der im aktuellen Regierungsprogramm angepeilten 3 Prozent. Doch Wolfgang Amann, der Geschäftsführer des IIBW, zeigt sich weiterhin optimistisch: Es sei möglich, bis 2050 eine Sanierungsrate von 2,5 Prozent zu erreichen. Dabei sei Sanierungsförderung lediglich die Basis, sind sich die Experten einig. Darüber hinaus braucht es Kompetenzzentren, an die sich jene wenden können, die bereit sind zu sanieren wie etwa die Sanierungsberatung „Hauskunft“ der Stadt Wien. Auch eine breite Informationsoffensive würde dazu beitragen, die Sanierungsrate zu erhöhen. „Dass die Menschen bezüglich Gebäudesanierung derzeit mit ihrer Bereitschaft und all dem Aufwand in Sachen Förderung allein gelassen werden, hemmt Wirtschaft und Klimaschutz“, stellte Obmann Robert Schmid abschließend fest. „Umso mehr freuen wir uns über die gemeinsame Anstrengung von Politik und Wirtschaft, um alle Möglichkeiten in diesem Bereich anzukurbeln.“ Bei der Umsetzung der Sanierungen sei die gesamte Baubranche gefordert, vor allem auch was die notwendige Ausbildung von Fachkräften angeht.
Wiener ÖJAB-Pflegewohnhaus
Dachgleichefeier Bis Herbst 2022 entstehen in Wien Meidling am künftigen Hermann-Glück-Weg in Summe 214 stationäre Pflegeplätze. Als Bauunternehmen wurde die Wilhelm-SedlakGesellschaft beauftragt. Das angrenzende bisherige Pflegewohnhaus-Gebäude wird renoviert und von der ÖJAB für Kinderbetreuung, als Stützpunkt für Hauskrankenpflege, für Pflegeausbildung und für GenerationenWohnen genutzt. Gleich nebenan werden WBV-GPA und Neues Leben den „Lebenscampus Wolfganggasse“ errichten. Dort wird das Berufspädagogische Institut (BPI) der ÖJAB einziehen. „Das Pflegewohnhaus setzt ökologische Akzente mit einer Fassadenbegrünung, Photovoltaik und einer thermischen Bauteilaktivierung, welche die Gebäudemasse zur Temperaturregulierung nützt“, erläutert Generalplaner Architekt Christian Krakora von der B18 Architekten ZT Gmbh.
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Unternehmen & Projekte
Haus der Physik in Innsbruck
Austria Center Vienna wird umgestaltet
Planungsphase
Modernisierungsschritt
Das Finanzministerium und das Wissenschaftsministerium erteilten die Planungsfreigabe für das Bauprojekt „Haus der Physik“, das die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) für die Universität Innsbruck errichten wird. Ganze 180,8 Millionen Euro investiert die BIG am Standort. Der Baubeginn ist für Herbst 2024 geplant. Die Fertigstellung soll dann 2028 erfolgen. Das Haus der Physik wird am Campus Technik der Universität Innsbruck im Westen der Tiroler Landeshauptstadt errichtet und soll mit Fertigstellung Platz für rund 850 Studierende und über 500 Mitarbeiter bieten. Außerdem können bisher auf den Campus verteilte Institute in einem Gebäude untergebracht werden. Der Architekturwettbewerb für die Planung des Neubaus läuft bereits. Im Sommer 2022 soll das Siegerprojekt feststehen. Das Land Tirol beteiligt sich mit drei Millionen Euro.
Das donauSEGEL und der neue Panorama-Walk sind bereits fertiggestellt, auch die Arbeiten am neuen Zugangsgebäude sind nahezu abgeschlossen. Nun wird die Eingangshalle modernisiert, auch die Säle E und F sowie Lounge-Bereiche werden erneuert. Die Fertigstellung ist für Ende 2022 geplant. Das Großprojekt mit einem Gesamtbudget von 25,1 Millionen Euro ist bereits seit Sommer 2021 in vollem Gange. Die Projektsteuerung übernimmt die ARGE HPM Weiner, als Generalplaner fungiert Vasko + Partner, welcher in Folge eines Verhandlungsverfahrens beauftragt wurde. Ausführende Generalunternehmer sind die Firmen Sedlak (Bau), Bacon (Gebäudetechnik) und Fleck (Elektroinstallationen). Die Fertigstellung ist für Ende 2022 vorgesehen – eine Teilfertigstellung ist bereits für das Frühjahr 2022 beim Radiologenkongress ECR geplant.
ÖBB investiert in den Franz-Josefs-Bahnhof
Barrierefrei reisen
Schweizer Baukonzern errichtet fünf Gebäude im neuen Wohn- und Geschäftsquartier „Central Malley“
Implenia sichert sich Großauftrag in Lausanne Der Schweizer Baukonzern Implenia hat von der SBB einen Auftrag im Volumen von rund 200 Millionen Franken (191,3 Millionen Euro) erhalten. Als Generalunternehmer baut Implenia fünf Gebäude im neuen Wohn- und Geschäftsquartier „Central Malley“ in Lausanne. Das Projekt „Central Malley“, die erste Etappe der Sanierung der Industriebrache Malley in den Gemeinden Prilly und Renens westlich von Lausanne, sieht vor, inmitten von Grünflächen ein nachhaltiges Stadtquartier mit Wohnungen, Büroräumen und Gewerbeeinheiten zu erstellen. Das Projekt
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BauTecFokus
wurde im Hinblick auf die ökologischen Herausforderungen konzipiert und ist integraler Bestandteil des Raumentwicklungsplans des Ballungszentrums Lausanne, der eine Reihe ehrgeiziger architektonischer Entwürfe mit Schwerpunkt auf neue Lebensformen vorsieht. Implenia erhielt den Zuschlag für den Bau von fünf Gebäuden, darunter zwei Hochhäuser mit 19 sowie 24 Stockwerken. Die Gebäude weisen eine Gesamtfläche von 42.200 Quadratmeter auf, von denen 23.700 Quadratmeter für Büroflächen, 14.700 Quadratmeter für rund 200 Wohnungen und 3.800 Quadratmeter für
Gewerbeeinheiten vorgesehen sind, und sollen mit dem Umweltlabel Minergie P-Eco zertifiziert werden. Das Projekt war 2018 Gegenstand zweier getrennter Architekturwettbewerbe, die von den Büros Aeby Perneger & Associés und Pont 12 Architectes gewonnen wurden. Jens Vollmar, Head Division Buildings von Implenia, freut sich über den komplexen Großauftrag: „Wir haben das Projekt mit einer Vielfalt von Planungs- und Ausführungskompetenzen verfolgt und freuen uns darauf, es jetzt gemeinsam mit SBB Immobilien erfolgreich zu realisieren.“
Fotos: ÖBB-Feuchtenhofer Archtitekten ZT GmbH, KSP Engel, Modesta
Die Arbeiten am Althan-Quartier oberhalb des Franz-Josefs-Bahnhofs im neunten Wiener Gemeindebezirk haben längst begonnen, nun soll auch der Bahnhof mit über 8.000 Fahrgästen einladend, hell und vor allem barrierefrei werden. Die ÖBB investiert für die Sanierungsarbeiten bis Juli 2023 insgesamt 54 Millionen Euro. Nicht nur die Eingangshalle wird komplett erneuert, sondern auch die Gleise und Weichen zwischenWiens Franz-Josefs-Bahnhof und Spittelau. Besonders aufwändig sei die Baustelle aufgrund der Überplattung des Franz-Josefs-Bahnhofes. Für mehr Barrierefreiheit werden alle fünf Bahnsteige inklusive Bahnsteigausstattung wie Sitzgelegenheiten, Mistkübel, Wegeleitsystem neu errichtet. Weiters wird das taktile Leitsystem für sehbehinderte und blinde Menschen über den gesamten Bahnhof ausgedehnt.
Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau
U-Bahn-Bau in Wien
Niederösterreich plant Einschnitte
Im Zeitplan
Infrastrukturbau
Laut Wiener Linien liegt der Ausbau des Wiener U-Bahn-Netzes im Zeitplan. Bereits seit einem Jahr laufen die Bauarbeiten für die neue U5 bzw. die Verlängerung der U2. Es handelt sich um ein hochkomplexes UBahn-Bauprojekt, das es in dieser Dimension seit dem Bau der U3 in der Innenstadt in den 1990er Jahren nicht mehr gegeben hat. Derzeit sind die Arbeiten in vollem Gange. Mehr als 700 Menschen sind tagtäglich auf den Baustellen. Rund 60 Unternehmen sind beteiligt. Das Investitionsvolumen beträgt 2,1 Milliarden Euro. 2022 sollen die Bauarbeiten verstärkt unterirdisch stattfinden. Im Rahmen der Netzerweiterung wird die U2 bis zum Matzleinsdorfer Platz verlängert. Das Gesamtprojekt soll 2028 fertiggestellt werden.
Für 2022 und 2023 ist ein Haushaltsvolumen von gesamt 14,4 Milliarden Euro geplant, das Defizit beträgt für beide Jahre in Summe 868 Millionen Euro und wird den Schuldenstand weiter erhöhen. Während unter anderem verstärkt in Kinderbetreuung, Bildung und Forschung investiert werden soll, werde beim Bau von Infrastruktur gespart, sagte Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) Anfang November. Für 2022 sind im Doppelbudget Ausgaben in Höhe von 7,1 Milliarden Euro und ein Saldo von minus 530 Millionen Euro vorgesehen. Für 2023 sind 7,3 Milliarden Euro an Ausgaben und ein Saldo von minus 338 Millionen Euro geplant. Der Gesamtschuldenstand des Landes soll damit auf 7,829 Milliarden Euro steigen.
Flexipark Wien Nord
Architektenwettbewerbe im Mainzer Zollhafen entschieden
Baustart
Siegerprojekte stehen fest
Mitte November startete im Gewerbegebiet Stockerau Ost der Bau von Flexiparks Wien Nord. Goldbeck Rhomberg wurde mit der Planung und dem Bau des Gewerbeparks beauftragt. Die Fertigstellung der beiden Hallen ist für das zweite Quartal 2022 geplant. Auf dem ca. 10.000 Quadratmeter großen Grundstück, direkt an der Autobahnausfahrt A22 Stockerau Ost, entsteht in den kommenden Monaten ein moderner Gewerbepark mit zwei Hallen, der aufgrund seines innovativen und flexiblen Flächenkonzepts eine breite Kundenspanne aus unterschiedlichsten Branchen bedienen wird. Insgesamt werden 3.700 Quadratmeter Hallenfläche für Lager-, Logistik- und City-Logistiknutzung sowie für Showrooms und leichte Produktion entstehen. Büroeinheiten, Sozialflächen und sonstige kundenspezifische Anforderungen können dabei an die individuellen Bedürfnisse der Mieter angepasst werden. Mit Halleneinheiten ab 130 Quadratmeter bis hin zu 1.800 Quadratmeter ist Flexiparks Wien Nord sowohl für KMU als auch für führende international tätige Unternehmen eine passende Lösung für einen neuen oder zusätzlichen Unternehmensstandort.
Die LBBW Immobilien-Gruppe hatte die Baufelder Hafeninsel I und Marina mit einer Bruttogeschossfläche von rund 14.000 Quadratmetern nach einem mehrstufigen Bieterprozess Ende des vergangenen Jahres erworben. Im Architekturbewerb konnten sich die Entwürfe von KSP Engel sowie Rapp+Rapp und zanderrotharchitekten durchsetzen. Auf dem Baufeld Marina entstehen zwei Bauten, die jeweils von den Architekturbüros KSP Engel, Frankfurt am Main (Marina A) und Rapp+Rapp, Amsterdam (Marina B) gestaltet werden. Der Siegerent-
wurf im Projekt Hafeninsel I stammt von zanderrotharchitekten, Berlin. Der Entwurf ist als strukturell klassischer Wohnungsbau angelegt. Der siegreiche Entwurf im Projekt Marina B stammt vom Architekturbüro Rapp+Rapp. Hier soll ein Bürogebäude mit Loftcharakter entstehen. Das Fassadenmaterial besteht über alle Geschosse hinweg aus hochwertigen Betonfertigteilen. Im Mainzer Zollhafen entsteht ein Stadtquartier mit einer urbanen Mischung aus Stadthäusern, Eigentumswohnungen und modernen Büroimmobilien.
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Unternehmen & Projekte
Alpacem setzt auf Drohnen & Co
Betriebstechnik
Assistenzsysteme für Bagger Mit digitalen Extras sorgt Huppenkothen Baumaschinen mit Sitz in Vorarlberg für eine deutliche Produktivitätssteigerung auf der Baustelle. Das gelingt mit dem neuen elektronischen Assistenzsystem für Bagger der Mini- und Kompaktklasse HuppView, das nun nach eineinhalb Jahren Entwicklungszeit auf den Markt kommt. Es ergänzt die Hub- und Schwenkbegrenzung HuppLimit. Mithilfe von HuppView können Baggerfahrer auf der Baustelle ab sofort viel Zeit einsparen, denn ein Display im Inneren der Fahrerkabine bildet die exakte Höhenposition der Löffelschneide
German Design Award für Bauwerk
Goldstatus Nach dem Red Dot Design Award hat der Projektentwickler Bauwerk nun den zweiten Designpreis in Folge für den Relaunch seiner Website erhalten: Das Unternehmen ist Preisträger des renommierten German Design Awards 2022 in der Kategorie „Excellent Communications Design – Web“. Die Jury verlieh an die Webpräsenz die höchste Auszeichnung „Gold“. Im Rahmen eines Rebrandings erhielt die Website ein völlig neues Design.
in Relation zum individuell definierbaren Referenzpunkt ab – und das in Echtzeit. Der Baggerfahrer kann via Touchscreen Soll-Höhen und ‑Tiefen festlegen, die ebenfalls visualisiert werden. Dasselbe gilt für Soll-Winkel, wenn Gefälle oder Steigungen hergestellt werden müssen. So lassen sich Messvorgänge und Arbeitsschritte bei gleichzeitiger präziser Arbeit einsparen. Anfang 2022 will Huppenkothen das halbautomatische Planiersystem HuppLevel auf den Markt bringen. Alle drei Module sind miteinander kombinierbar und bilden das elektronische Assistenzsystem HuppTronic.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Seit September ist der Holzbaumeister Karl Hintermeyer Werksleiter im Produktionswerk in Groß-Enzersdorf bei Glorit.
Nach 13 erfolgreichen Jahren verlässt Geschäftsführer Christian Bolsmann das Unternehmen Pluggit im kommenden Jahr. Mit dem Abschied von Marketingleiter Dieter Frost steht zum 1. Dezember 2021 ein weiterer Wechsel in der Personalstruktur an.
News Ticker Aus für Öl und Gas: Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts zeigt anhaltend hohe Treibhausgasemissionen in den Bundesländern. Diese nimmt die Umweltschutzorganisation Global 2000 zum Anlass für einen Appell an die Länder. Global 2000 sieht Wasserstoff und erneuerbares Gas als Teil der Lösung.
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BauTecFokus
Fotos: Saint-Gobain Austria GmbH, RMBH GmbH/Herrieden, Markus Frühmann, Glorit
HuppView sorgt für Produktivitätssteigerung am Bau
Die Digitalisierungsoffensive der Alpacem-Unternehmensgruppe ist in den vergangenen fünf Jahren voll angelaufen. In diesem Zeitraum wurden an den Standorten in Österreich, Slowenien und Italien über fünf Millionen Euro in Anlagen- und Umwelttechnik investiert. Heute schwirren in den Steinbrüchen Drohnen durch die Luft, in der Produktion laufen tausende Prozessdaten von einem Punkt zum nächsten, und Datenbrillen lassen virtuelle Technikwelten vor den Augen der Mitarbeiter entstehen. Die Datenbrille kommt vor allem zum Einsatz, um Know-how länderübergreifend verfügbar zu machen: „Der Einsatz von Datenbrillen ermöglicht es uns, technische Probleme in Rekordzeit zu lösen, und bringt zudem CO2-Einsparungen durch reduzierte Reisetätigkeiten von Spezialisten“, erklärt Lutz Weber, Geschäftsführer von Alpacem für die Bereiche Technik, Personal und Einkauf. Der Einsatz von Drohnen hingegen, etwa in den Steinbrüchen im österreichischen Wietersdorf, dient unter anderem dazu, die Sprengungen im Bergbau exakter planen zu können und Inspektionsflüge an Orten durchzuführen, die dank Drohne leichter erreichbar sind.
Kurz & Bündig > Praxis & Lösung
Josef Rädlinger setzt auf OneStop Pro
Präzise digitale Lösung Bereits seit über einem Jahr nutzt das Familienunternehmen Josef Rädlinger die Bausoftware OneStop Pro und bildet mit der Software den rund 4.500 Maschinen und Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark digital ab. Mithilfe der cloudbasierten Lösung und baustellentauglichen QR-Codes werden die Fahrzeuge, Baugeräte und -maschinen digital am PC oder mobil auf der Baustelle verwaltet. So können zu jeder Zeit und an jedem Ort sämtliche Daten des Maschinen- und Fuhrparks eingesehen und aktuelle Standorte, Bewegungen oder Betriebsstunden der Maschinen, Geräte und Fahrzeuge in Echtzeit erfasst und einheitlich auf einer Karte abgebildet werden. Zusätzlich lassen sich alle anstehenden Wartungen und Prüfungen in der Software speichern. In Zukunft will das Bauunternehmen zusätzlich alle aktiven Baustellen mithilfe der Software erfassen.
Weber Terranova geht mit neuer App digital
1. Österreichische Bodenschutzstrategie
Digitales Servicetool
Bodenverbrauch reduzieren
Mit der neuen Weber-App können Handwerker, Bauingenieure und Architekten ab sofort auf sämtliche Informationen von Weber Terranova zu jeder Zeit und an jedem Ort zugreifen. Das neue digitale Servicetool kann kostenlos über den Apple Store oder über den Google Play Store installiert werden. Die neue App schafft Abhilfe, zum durch die umfassende Produkt- und Servicevielfalt zu navigieren, die von einfach zu verarbeitenden Baustoffen für die Bereiche Fassade, Wand, Wärmedämmung, Beton und Mauermörtel bis hin zum Boden reicht. Die App bietet zudem die Möglichkeit, Favoriten zu markieren und so schnell auf die relevanten Themenfelder zuzugreifen. Unter dem Menüpunkt „myWEBER“ können häufig benötigte Informationen wie zum Beispiel Kontakte zur Technik-Hotline, Objekt- und Kundenberater etc.individuell abgespeichert werden.
Die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) hat unter dem Vorsitz von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die „1. Österreichisches Bodenschutzstrategie“ auf den Weg gebracht. Ziel ist es, bis 2030 den Bodenverbrauch um 80 Prozent auf 2,5 Hektar zu reduzieren. Binnen eines Jahres soll die Strategie im Einvernehmen von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden beschlossen werden. Die Kernthemen sind die Ausarbeitung nationaler Zielsetzungen, die Entwicklung eines bundesweit einheitlichen Monitoringsystems und bessere Daten für den Bodenverbrauch sowie der Schutz landwirtschaftlicher Böden und nachhaltige Entwicklung der Natur-, Grün- und Erholungsräume. Zudem soll ein Aktionsplan „mit konkreten Aktivitäten, Meilensteinen und Zielhorizonten für die Umsetzung bis 2030“ ausgearbeitet werden.
Problemlöser von RMBH
Alu-Deckenstrahlplatte Die neue Aluminium-Deckenstrahlplatte Radia Expert KIT von RMBH bringt zwei entscheidende Vorteile mit sich: Sie weist eine hohe Wärmeleistung auf, ist modular aufgebaut und aufgrund des Materials vor allem eines – leicht. So ist etwa die Wärmeleistung eines KIT-Elements laut Hersteller nicht nur um rund 25 Prozent höher als bei gängigen Produkten, es ist auch noch um 30 Prozent leichter. Das kann vor allem bei Hallen, bei denen die maximale Dachlast zum Beispiel durch eine Photovoltaikanlage bereits ausgereizt ist, von Vorteil sein. Die Deckenstrahlplatte aus Aluminium ist in einer Länge von bis zu sechs Metern erhältlich und über drei Meter breit. Die einzelnen Platten sind auf der Baustelle zu Elementen von 720, 1.100 und 1.500 Millimeter Breite zusammenzufügen. Dieses Baukastenprinzip ist nicht nur praktisch, es spart auch noch Frachtkosten.
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Unternehmen & Projekte
easy Controls 3.0 von Helios
Forschungsprojekt CICO geht in die nächste Phase
Smarte Steuerung
Kreislaufwirtschaft in der Praxis
Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ist in vielen Einoder Mehrfamilienhäusern längst keine aufregende Neuheit mehr. Intuitiv und individuell lässt sich diese jetzt mit dem smarten Steuerungskonzept easy controls 3.0 von Helios bedienen. Je nach Wunsch lässt sich die Wohnraumlüftung intuitiv via Bedienelement, internem Webserver oder völlig ortsunabhängig per Cloud bedienen. Das smarte Touch-Bedienelement ist in den Farben Schwarz und Weiß erhältlich und laut Hersteller mit nahezu jedem Schalterprogramm kompatibel.
Aus einem alten Haus ein neues zu bauen, das ist das Kernziel des Forschungsprojekts CICO (Circular Concrete), das vor rund einem Jahr auf Initiative der Salzburg Wohnbau mit prominenten Partnern gestartet wurde und sich über drei Jahre und vier Projekte erstreckt. Praxis und Forschung laufen dabei Hand in Hand. Aktuell wird mittels BIM (Building Information Modelling) und einer besonderen Digitalisierungstechnologie kombiniert mit einer weiterentwickelten Schad- und Störstoffanalyse Projekt Nummer drei, der Rückbau des alten Seniorenwohnheims in Golling, in Angriff genommen. Gewonnenes Abbruchma-
Velux-Konzept „Build for Life“
Schonend sanieren
Neue Denkweisen
In den historischen Gemäuern der ehemaligen Austria-Tabak-Werke in Fürstenfeld wird das insgesamt 10.000 Quadratmeter große Areal unter Berücksichtigung von Denkmalschutzvorgaben saniert und revitalisiert. Um die Denkmalschutzauflagen einzuhalten, liefert der Vorarlberger Baustoffhersteller und -anbieter Röfix für das Projekt spezielle Systeme und Materialien sowie eine Reihe von Dienstleistungen. So wird das Angebot des Baustoffherstellers durch speziell auf den Denkmalschutz angepasste Beratungsleistungen ergänzt.
Wie können Gebäude das Wohlergehen von Menschen und unserem Planeten fördern? Mit dieser Frage befasst sich das Konzept „Build for Life“ des Dachflächenfensterherstellers Velux. Das Konzept basiert auf der Erkenntnis, dass die Art und Weise, wie wir heute bauen, enorme Auswirkungen auf die Menschen und Ökosysteme hat. Es dient als Richtungsweiser für Designer, Stadtplaner sowie Baufachleute. „Häuser und Gemeinden sollten auf gesunde und regenerative Designprinzipien ausgerichtet sein und sowohl für Menschen als auch für den Planeten entworfen werden. ‚Build for Life‘ ist mehr als ein Designkonzept, es ist eine Art zu denken und zu leben“, erklärt Lone Feifer, Direktorin für nachhaltige Gebäude bei der Velux-Gruppe. Das Konzept wird durch ein Kompassmodell erweitert, das sieben strategische Leitlinien umfasst: Flexibilität, Qualität, Umwelt, Gesundheit, Gemeinschaft, Lokalität und Erschwinglichkeit. Mit diesen sollen Bau- und Entwicklungsprozesse gesteuert und branchenübergreifende Zusammenarbeit in einem einfachen, offenen Rahmen für die Entwicklung und Umgestaltung von Gebäuden für die Zukunft ermöglicht werden. Das Kompassmodell wurde von der Velux-Gruppe in Zusammenarbeit mit EFFEKT architects, MOE engineers und LeaderLab entwickelt.
Baustoff-Software im Einsatz
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BauTecFokus
stellen über die Software integriert werden. So können interne Bestellungen von der Baustelle an das Lager über die Software durchgeführt werden oder die Verfügbarkeit von Mengengeräten geprüft werden. Das Berliner Start-up Cathago wurde Anfang des Jahres 2021 unterstützt durch die Initiative Mittelstand-Digital und das Kompetenzzentrum Planen und Bauen gegründet. Emil Buxmann, Gründer von Cathago: „Wir haben Cathago stets in enger Zusammenarbeit mit dem Markt entwickelt und können dadurch reale Probleme in der Materialbeschaffung im Baugewerbe lösen.“
Fotos: Siemens, Röfix AG
Denkmalschutz
Digitales Baustellenmanagement dank Cathago
Mit der cloud-basierten Software Cathago können Unternehmen Baustelle, Einkauf und Lieferanten digital vernetzen, um alle Materialströme zentral zu steuern und alltägliche Prozesse zu automatisieren. Aktuell kommt die Software bei großen Generalbauunternehmen wie dem Unternehmen Richard Ditting zum Einsatz. Die cloud-basierte Software bietet eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten: Bestell- und Anlieferungsprozesse lassen sich schnell umsetzen. Zusätzlich kann neben einer direkten Anbindung an externe Lieferanten auch der unternehmensinterne Bauhof durch Schnitt-
terial, das in Zukunft als Rohstoff bezeichnet wird, wird dort für den Neubau einer Wohnanlage mit 36 Eigentums-, Mietkauf- und Mietwohnungen fragmentiert und aufbereitet. So können beim Abbruch des alten Seniorenwohnheims am Gangsteig in Golling mit der Anwendung der weiterentwickelten Methoden rund 4.300 Tonnen an Recyclingmaterial gewonnen werden. Mehr als ein Drittel davon wird für die Errichtung der neuen Wohnanlage Verwendung finden. Darunter auch der alte Holz-Dachstuhl und 570 Tonnen Ziegel. Der Baustart für das Wohnbauprojekt der Salzburg Wohnbau ist im Juli 2022 geplant.
Kurz & Bündig > Praxis & Lösung
Aspern Smart City Research (ASCR)
Forschungszeit Grundlegendes Ziel der ASCR ist es, skalierbare und wirtschaftliche Lösungen für die Energiezukunft im urbanen Raum zu entwickeln. Ins Leben gerufen wurde das einzigartige Forschungsprojekt von der Stadt Wien in Kooperation mit Siemens. Im Jahr 2023 endet die zweite Forschungsperiode, die sich mit der Anwendung der gesammelten Daten in der Praxis befasst. Dabei spielt die Reduktion der Systemkomplexität für die Anwender, die Automatisierung von Betriebsprozessen auf Basis der gewonnenen Daten und Betriebserfahrungen eine wesentliche Rolle. Ziel ist die Schaffung von praxistauglichen Lösungen für Bewohnerinnen und Bewohner, Netz- und Gebäudebetreiber sowie Energielieferanten. Die Basis dafür bildet die nahtlose Kommunikation von Gebäuden mit ihren Bewohnern, dem intelligenten Netz und Energiemärkten über Aggregatoren, Energiedienstleistern und Handelsplattformen sowie darüber hinaus das smarte Laden von Elektro- und HybridAutos und die Analyse neuer Ansätze der Bereitstellung thermischer Energie für dezentrales Heizen und Kühlen.
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Aufsteiger Absteiger
Drees & Sommer mit drittem Geschäftsführer Aller guten Dinge sind drei. Gerald Herndlhofer ergänzt das Team rund um Philipp Gansch und Georg Stadlhofer. Herndlhofer hat Bauingenieurswesen studiert und bringt mehr als 15 Jahre Erfahrung als Projektmanager in der Immobilienbranche sowie im Energiesektor mit. Er soll sich nun auf den Ausbau der Generalplanung konzentrieren.
2 2005
Nachdem Herndlhofer seine erste Berufserfahrung in einem Ziviltechnikerbüro gesammelt hat, wechselt er zur Siemens AG Österreich in den Real-Estate-Bereich, wo er als technischer Assistent der Projektleitung das Projekt Siemens City Vienna betreut. Für Siemens schreibt Herndlhofer auch seine Diplomarbeit zum Thema Standort- und Marktanalyse.
4 2012
Herndlhofer wechselt vom Hochbaubereich in den Bereich der erneuerbaren Energie und wird Senior Project Manager beim Windkraftanlagenhersteller ENERCON. Er verantwortet bei ENERCON großvolumige Windparkprojekte in Österreich und steigt 2014 zum Abteilungsleiter für das Projektmanagement in Österreich auf.
5 2016
Herndlhofer kehrt in den Hochbau zurück und wird bei ILF Consulting Engineers Austria Gruppenleiter für das Projektmanagement. Neben der übergeordneten Gesamtprojektleitung eines Krankenhausprojekts in Wien ist er für das Business Development und den Aufbau der Gruppe verantwortlich.
5
4 2 1 3 2008
3
Nach Abschluss des Studiums wechselt Herndlhofer zur bau-control ZT GmbH in die Projektsteuerung. Neben einigen Logistikprojekten im CEE-Raum betreut Herndlhofer in Österreich u. a. auch ein großes Universitätsprojekt in Wien als stellvertretender Projektleiter.
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BauTecFokus
6 2018
Der Diplomingenieur erhält die Möglichkeit als nebenberuflicher Vortragender an seine Hochschule, den FH Campus Wien, zurückzukehren. Der zertifizierte Projektmanager hält seit dem Sommersemester 2018 Vorträge zum Thema Controlling bei Bauvorhaben im berufsbegleitenden Masterstudium Bauingenieurwesen.
7 2021
Der 38-Jährige wird bei Drees & Sommer Österreich Geschäftsführer und ist für den Ausbau der Bereiche Projektmanagement und Generalplanung verantwortlich.
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Foto: Drees&Sommer
1 2003
Gerald Herndlhofer beginnt das berufsbegleitende Studium Bauingenieurwesen/Baumanagement am FH Campus Wien, das er 2007 mit der Vertiefung Projektentwicklung/Projektmanagement abschließt.
Projekt ImFokus
2021
Im niederösterreichischen Hausleiten entsteht Österreichs erstes Gebäude aus dem 3D-Drucker. Umgesetzt wird es vom Bautechnologiekonzern Strabag gemeinsam mit dem Gerüst- und Schalungshersteller und 3D-Betondruck-Pionier Peri.
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Fotos: STRABAG/PERI
3D-Druck bietet dort, wo er technisch und finanziell eingesetzt werden kann, mehrere Vorteile: Die maximale Druckgeschwindigkeit des in Hausleiten eingesetzten BOD2 Portaldruckers liegt bei einem Meter pro Sekunde und verkürzt die Bauzeit deutlich.
Von der Idee bis zum ersten Druck-Tag dauerte es 215 Werktage. Mitgeplant sind bereits alle Leitungen und Anschlüsse für Wasser, Strom etc., die der Drucker während des Druckvorganges berücksichtigt. Der BOD2 ist so zertifiziert, dass auch während des Drucks im Druckraum gearbeitet werden kann. Manuelle Arbeiten, z. B. das Verlegen von Leerrohren und Anschlüssen, können auf diese Weise einfach in den Druckprozess integriert werden.
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Der Rohbau wurde in rund 45 Stunden reiner Druckzeit fertiggestellt. Darüber hinaus ermöglicht der 3D-Druck Gestaltungsfreiräume gegenüber dem klassischen Betonbau wie z.B. architektonisch ansprechende abgerundete Formen.
Die Nutzfläche beim Bürozubau beträgt rund 125 Quadratmeter und schafft zwölf neue Arbeitsplätze. Der Trockenmörtel für den 3D-Druck des Bürozubaus der Asphaltmischanlage in Hausleiten kommt von Lafarge. Dieser garantiert lange Verarbeitbarkeit und gute Pumpbarkeit.
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Für die Bedienung des Druckers sind nur zwei Personen notwendig. Durch den Einsatz der 3D-Technologie soll langfristig der massive Fachkräftemangel abgefedert werden.
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Der 3D-Drucker trägt das Druckmaterial, den Trockenmörtel, schichtweise auf, wodurch die vier Wände entstehen. Durch das Herstellen von zwei parallelen Druckbahnen entsteht eine Hohlwand, die mit Ortbeton hinterfüllt wird und statisch als tragendes System wirkt.
Peri setzt beim Druckprojekt in Hausleiten den Portaldrucker COBOD BOD2 ein. Diese Drucktechnologie stammt vom dänischen Hersteller COBOD, an dem PERI bereits seit 2018 beteiligt ist. Bei dieser Technik bewegt sich der Druckkopf über drei Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen. Damit kann sich der Drucker an jede Position innerhalb der Konstruktion bewegen und muss nur einmal kalibriert werden.
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Top Deal ImFokus
Eingekauft Gleisgebundene Schotterbettreinigung. Die Rhomberg Sersa Rail Group (RSRG) übernimmt von Balfour Beatty U.S. den Geschäftsbereich „Track Solutions“. Mit dem Kauf steigt die österreichisch-schweizerische RSRG erstmals in den US-amerikanischen Markt ein.
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BauTecFokus
im Überlandverkehr im Vergleich mit dem europäischen Schienennetz sehr stark auf den Güterverkehr ausgerichtet und hat andere Instandhaltungsanforderungen.“
Marktführende Inspektionstechnologien
„Track Solutions“ ist in den USA führend in der Schotterbett- und Gleisinstandhaltung sowie in Inspektionstechnologien, der übernommene Unternehmensteil scannt und analysiert den Zustand von mehr als 48.000 Gleiskilometern jährlich. Mit den marktführenden Inspektionstechnologien können den Kunden End-to-end-Lösungen für die Instandhaltung und Sanierung ihrer Bahninfrastruktur angeboten werden.
Dafür ist eine Flotte von acht Schotterbettreinigungsmaschinen, darunter drei neue Plasser-RM80-Maschinen, in Nordamerika unterwegs, die von mehr als 30 Technikern betreut werden. Die spezialisierten PowerWaggons ermöglichen es der RSNA zudem, noch mehr End-to-end-Lösungen für Schottererneuerungsprojekte anzubieten. RSNA wird die bestehenden Verträge mit öffentlichen und privaten Unternehmen übernehmen und das Geschäft in den USA ausbauen. Zum bestehenden Kundenstamm gehören New Jersey Transit, MTA New York, das größte US-amerikanische Schienengüterverkehrsnetz Burlington Northern Santa Fe (BNSF) und die öffentliche US-Personenverkehrsgesellschaft Amtrak.
Foto: RSRG
D
ie Abteilung des US-Eisenbahngeschäfts der britischen Bauunternehmung wird in Rhomberg Sersa North America (RSNA) umbenannt. Damit steigt RSNA zum größten Serviceanbieter der gleisgebundenen Schotterbettreinigung in Nordamerika auf. Bisher ist die RSRG in sieben Ländern auf den drei Kontinenten Europa, Australien und Nordamerika tätig. Mit den USA kommt nun neben Kanada der größte Bahnmarkt der Welt dazu. „Mit über 250.000 Kilometern an Güterverkehrsstrecken und über 40 Großstädten mit städtischen Bahninfrastrukturen hat das Autoland USA die mit Abstand größten Gleiskilometer weltweit“, erklärt der für die RSRGGruppenstrategie verantwortliche CTO Garry Thür. „Das amerikanische Bahnnetz ist allerdings
Start-Up ImFokus
Atilla Färber, Mitgründer & CEO Raumpioniere Gründung
Das Start-up Raumpioniere wurde 2020 von Atilla Färber, Christoph Giger und Tamás Kiss ins Leben gerufen.
Gründer
Zwei der drei Gründer sind studierte und tech-begeisterte Architekten, der dritte ein Werber.
Umsatz
Umsatzerwartung für 2022 350.000 Franken, Tendenz steigend.
Mitarbeitende 5
Bauen ohne Land Kampf der Bodenversiegelung. Um die fortlaufende Zersiedelung zu bremsen, gilt es, Grund und Boden restriktiv zu nutzen, Bestand zu optimieren und nach innen zu verdichten. Das Start-up Raumpioniere verspricht eine Lösung.
Foto: Raumpioniere
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as Start-up aus der Ostschweiz verspricht Bauen ohne Land. Raumpioniere hat ein intelligentes Tool entwickelt, das Verdichtungs- und Optimierungspotenzial für jedes Grundstück, jede Liegenschaft und jedes Immobilienportfolio sichtbar macht. In der ersten Phase einer Immobilienentwicklung wird das Potenzial errechnet, gleichzeitig mögliche Strategien aufgezeigt und per Knopfdruck eine verlässliche Entscheidungsgrundlage geboten. Zusätzlich bieten die Raumpioniere eine Art Landkarte an, mit deren Hilfe sie die
Die Meinung des Profis Grundkosten steigen, Raum wird knapp – utopisch? Mitnichten. Die Verdichtung von Lebensräumen wird Häuslbauer und Baubranche in diesem Jahrhundert noch ziemlich beschäftigen. Die Raumpioneere sind wirklich zur rechten Zeit am rechten Knopf, äh Ort. Genial!
Baulandmobilisierung smarter und effizienter machen. Konkret lassen sich damit im Bestand Grundstücke und Liegenschaften mit allen möglichen und unmöglichen Eigenschaften finden, auch solche, die in naher Zukunft veräußert werden. Nachdem die Raumpioniere aktuell in den Schweizer Markt eintreten, planen sie, 2022 im Sinn eines Pilots auch zwei „Footprints“ in Österreich, das heißt, urbane Regionen mit einem hohen Siedlungsdruck sowie einer optimalen Datenlage, zu bearbeiten.
Sabina Berloffa, BSC Strategy Consulting GmbH IDEE GESCHÄFTSMODELL TIMING
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Problemlöser ImFokus
Alfred Hagenauer
Geschäftsführer A-NULL Bausoftware
1. DAS PROBLEM
Die BIM-Planung ist ein junges Feld. Erste Pilotprojekte sind umgesetzt, die Anforderungen von Bauherren und Auftraggebern sind dennoch schwer einzuordnen. Bestehende Mitarbeiter mit viel Erfahrung in der Planung widmen sich BIM oft nur zögerlich. Dementsprechend schwierig ist es, hoch qualifizierte Mitarbeiter mit Praxiserfahrung für BIM-Projekte zu gewinnen.
2. DIE LÖSUNG
3 DIE ZAHL A-NULL bietet BIMQualifizierung auf drei Ebenen: Mit der A-NULL Fitnesscard, den erprobten Softwarelösungen und den ConsultingPaketen sollen Planungswerkzeuge der Zukunft erfolgreich eingesetzt werden können. Foto: A-NULL
Das Unternehmen A-NULL spezialisiert sich seit über 30 Jahren auf Software und bietet Dienstleistungen, die speziell auf die Bedürfnisse der Bauplanenden ausgerichtet sind. Die Lösungen sind darauf ausgerichtet, dass sich die Planer BIM- und Softwarewissen in absehbarer Zeit aneignen können. Die dafür entwickelte A-NULL Fitnesscard begleitet Unternehmen bei der nachhaltigen Qualifizierung ihrer Mitarbeiter, die ein ganzes Jahr lang nahezu alle Kurse aus dem A-NULL Schulungsprogramm besuchen können. Zusätzlich bietet das Unternehmen Consulting bei der Umsetzung von Projekten.
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BauTecFokus
IMPRESSUM Vorschau
Medieneigentümer Real Estate Media Group GmbH Handelskai 94-96 1200 Wien
r e d in ie S n e s e L : e b a g s u A n e t s h näc
Tel. +43 1 890 18 26-100 office@media-group.immo www.media-group.immo Herausgeber Mag. Michael Neubauer
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raft un haltig. Ohne Windk gGrün, resilient, nach ale Energieversorgun imaneutr se Photovoltaik keine kl m Supermarkt - Re-U de er üb n ne oh W : en - Zu Verdicht n für Baumaterialien be Le es eu N g: in cl cy und Re oße Interview mit … Tisch mit … - Das gr
Chefredaktion Mag. Lisa Grüner Grafik & Layout Eva Stern Lektorat Dr. Melanie Knünz Michaela Hocek Ingeborg Morawetz, BA Autoren dieser Ausgabe Mag. Patrick Baldia, Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA, Mag. Michael Neubauer, Gisela Gary, Mag. Gerald Wagenhofer, sowie die Kommentatoren
ng 2022
MIN: Frühli R E T S G N U IN E H C S R E
Head of Sales & Relations Rudolf E. Oezelt Relations Management Tanja Klingseis Fotos wenn nicht anders angegeben: Real Estate Media Group/Gabriel Alarcon, Michael Hetzmannseder, Katharina Schiffl, Richard Tanzer
Täglich top informiert: www.bautecfokus.at Den BauTecFokus jetzt immer und überall lesen, mit der REMG-App.
Druck Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H Der BauTecFokus wendet sich im Sinne der Gleichstellung gleichermaßen an Frauen und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Verständlichkeit kann es bei den Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline Ansprechform verwendet wird.
BauTecFokus ist Mitglied bei:
Nachhaltig innovativ bauen Herbst 2021
Renate Hammer
Wir leben Immobilien.
Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement
ehl.at
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Positionen & Meinungen 54
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INNOVATIONSGETRIEBEN
ATP-CEO Christoph M. Achammer im Gespräch über Nachhaltigkeit, integrale Planung, Frauen in Führungspositionen und warum er ein Kroatienfan ist. Er vertritt die Meinung, dass zukünftig ohne ESG nichts mehr gehen wird.
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SCHLECHTES IMAGE Styropor wird immer wieder als umweltfeindliches Dämmmaterial angefeindet. Zurecht? Clemens Demacsek, Geschäftsführer von der Güteschutzgemeinschaft PolystyrolHartschaum nimmt Stellung zum vermeintlichen Problemstoff.
Foto: Adobe Stock
Im Coverinterview spricht Hubert Wetschnig, CEO der Habau Group über BIM, Digitalisierung und die veränderte Arbeitswelt auf der Baustelle. Er steht Veränderungen sehr offen gegenüber und findet, die Dinge müssen sich weiterdrehen.
ZU TISCH MIT ...
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BauTecFokus
Gute Aussichten
Smart Cities, Stadtk lima, Architektur, Sozialer Wohnbau, Nachhaltigkeit, Büros, Wohnungslosigkeit, Hotellerie, Rev italisierung, Lu xus, Wohnraumgestaltung, Stadtplanung, Investments, Grätzelent w ick lung, … Wir haben die Gegenwart und Zukunft von Wohnen und Bauen im Blick. Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ und unter:
DiePresse.com/immobilien
Positionen & Meinungen
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BauTecFokus
Die Dinge müssen sich weiterdrehen Innovationsgetrieben. Der CEO der Habau Group Hubert Wetschnig im Interview über BIM, Digitalisierung und die veränderte Arbeitswelt auf der Baustelle. Das Gespräch führte: Lisa Grüner
Die Lockdowns haben die Digitalisierung angetrieben. Was ist Ihr Resümee? Hubert Wetschnig: Ich stehe Veränderungen sehr offen gegenüber und finde, die Dinge müssen sich weiterdrehen. Wenn man etwas Positives an der COVID-Situation finden will, dann ist das in meiner Sicht der Schub, den die Digitalisierung erhalten hat. Wir wurden gezwungen, virtuell und hybrid zu arbeiten. Glücklicherweise waren wir darauf vorbereitet und hatten die IT-Ausrüstung und Installationen bereits. Damit war es einfach, auf virtuelle Kommunikation umzustellen. Stieß die virtuelle Kommunikation auf Widerstand? Bei einem Change-Thema ist die Kommunikation das Allerwichtigste. Der Lockdown war ein sehr harter und plötzlicher Change, und da konnte man nur mehr über den Bildschirm kommunizieren. Die Leute waren generell sehr verunsichert durch COVID-19, dazu kamen die Menschen, die mit Veränderungen große Probleme haben.
Wie haben Sie das Problem gelöst? Wir haben uns vermehrt mit den Führungskräften ausgetauscht und seit dieser Zeit auch viele andere Projekte umgesetzt, wobei wir die Digitalisierung bei uns nicht als Projekt sehen, sondern als einen Teil unserer Unternehmensstrategie. Wir sehen sie als Notwendigkeit, um unsere Ziele zu erreichen und unsere Mitarbeiter zu unterstützen, damit sie ihre Aufgaben erledigen können. Wenn man sich so ein Projekt wie diese Baustelle hier in der Dresdnerstraße in Brigittenau ansieht, dann läuft die Arbeit ganz anders als noch vor zehn oder 20 Jahren. Es haben sich die Aufgaben der Bauleiter verändert. Auch ihr Verantwortungsbereich, die Kontrollen von Arbeitspapieren, Sicherheitsthemen usw. ist viel höher, schon allein deshalb müssen wir die jungen Mitarbeiter mit digitalen Möglichkeiten unterstützen. Können Sie ein konkretes Beispiel nennen? In meiner Zeit habe ich noch ein Handbuch von Baugeräten auf der Baustelle gehabt und
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Positionen & Meinungen
„BIM bringt dem Kunden sehr viel und wir können damit effizienter arbeiten und Fehler vermeiden.“ Hubert Wetschnig, Habau Group
musste dort nachschlagen, wann die nächste Überprüfung notwendig ist. Heute kommt ein E-Mail: „Achtung, die Krankette ist wieder von einem Zivilingenieur zu überprüfen.“ Solche Dinge laufen digital, da haben wir große Schritte gemacht. Wie ist der Stand zu BIM? BIM ist ein Beispiel, um effizient zu werden. Da wird einerseits sehr viel geredet, andererseits sind die Baufirmen nicht so weit, wie man überall lesen kann. Wir versuchen, diese Art des Arbeitens möglichst strukturiert einzusetzen, um möglichst alle Variablen bestmöglich zu greifen und proaktiv unsere Projekte voranzutreiben. Hat die Pandemie BIM gepusht? Nein, das hat sie nicht. Die Pandemie hat bei unseren älteren, konservativen Mitarbeitern
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BauTecFokus
die Einstellung zu digitalen Tools verändert. Einer unserer Geschäftsführer, der bereits über 60 ist, war sehr gegen virtuelle Meetings, in der ersten Woche der Pandemie war er von der Möglichkeit einer Videokonferenz begeistert. Da konnten wir die letzten Skeptiker überzeugen. BIM hätten wir so und anders gepusht, weil wir der Meinung sind, dass man BIM-Modelle als modernes Unternehmen einsetzen muss. Einerseits bringt es dem Kunden sehr viel, andererseits können wir aber auch effizienter arbeiten. Wir vermeiden dadurch Fehler. Früher wurden die Mengen in jedem Geschoss händisch gerechnet. Mit BIM geht das auf Knopfdruck, und das hilft vor allem, wenn der Kunde Änderungen wünscht. Wenn das Gebäude dann fertig ist, hat der Kunde ja auch sehr viel von einem auf BIM aufgesetzten Projekt, weil er eine digitale Übersicht über alle zu wartenden Teile hat und alles gut
dokumentiert und hinterlegt ist. Beim Betrieb ist das sehr hilfreich. Können Sie ein Digitalisierungsbeispiel anführen? Wie alle Bauunternehmen müssen wir für den Kunden alle Kosten zusammentragen, denn der will einen Preis haben. Um das machen zu können, haben wir ein eigenes Kalkulationsprogramm verwendet, dass berechnet, wie viele Arbeitsstunden, welche Mengen etc. wir für das Projekt brauchen. Dieses langjährig eingesetzte Kalkulationsprogramm musste nun ersetzt werden, weil es nicht mehr stateof-the-art und mit digitalen Medien nicht mehr kompatibel war. Wir hatten dann die Aufgabe, tausende Mitarbeiter auf das neue Programm zum Kalkulieren zu schulen. Dies erfolgte über ein
Hubert Wetschnig
E-Learning-Programm, und die Mitarbeiter konnten dann eine Prüfung ablegen. Das hat super funktioniert. Wird die Digitalisierung durch ESG noch weiter gepusht? Das ESG ist ein wesentliches Thema. Da wir uns als Familienunternehmen mit Handschlagqualität sehen, gehen wir wertschätzend mit den Projektparteien um. Daher behaupten wir, schon sehr weit bei den drei Buchstaben zu sein. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns massiv. Es wird derzeit noch wenig von Kundenseite gefordert, aber es gibt viele Prozesse, die im Hochbau und im Infrastrukturbau laufen, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Eingesetzte Produkte sollten immer wieder verwendet werden. Wir sind gerade dabei, mit der TU Graz eine Testphase beziehungsweise
Hubert Wetschnig studierte Bauingenieurwesen an der TU Graz und begann seine Karriere 1990 als Leiter für Hochbau bei der STUAG AG in Wien. Nach der Eingliederung in die Strabag AG wurde er dort zum Leiter des Bereichs Ingenieurbau ernannt. 2004 wechselte Wetschnig zur Porr, wo er in unterschiedlichen Führungspositionen agierte, zuletzt als ExecutiveBoard-Mitglied. Seit 2017 ist Hubert Wetschnig Geschäftsführer der HABAU Hoch- und Tiefbaugesellschaft m.b.H. sowie CEO der Habau Group. Er verantwortet nicht nur technisch das Geschick der Organisationen, sondern treibt auch mit großem Erfolg interne Change-Prozesse und den Bereich der Digitalisierung voran.
ein Forschungsprojekt umzusetzen, wie man digital den CO2-Fußabdruck ermitteln kann. Das Thema beschäftigt die ganze Industrie. Als Familienunternehmen sehen wir uns da auch in der Verantwortung. Alle unsere Standorte sind zum Beispiel mit PhotovoltaikAnlagen ausgestattet. Ein weiterer Schritt ist, mehr elektroangetriebene Baugeräte einzusetzen. Wir sind auch innerhalb der Unternehmensgruppe dabei zu erforschen,
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Positionen & Meinungen
wo wir noch in Richtung Nachhaltigkeit drehen können. Das Recyclingthema liegt uns am Herzen, weil wir ein Unternehmen sind, dass sich aus dem Erdbau entwickelt hat. Damit war die Materialgewinnung, auch im Abbruch, und die ganze Entsorgungskette immer im Fokus. Die Habau-Gruppe hat ja 108 Jahre Geschichte. Sie setzen auf die altbewährte Handschlagqualität … Wir als Habau-Unternehmensgruppe sind mit 1,7 Milliarden Umsatz und rund 5.500 Mitarbeitern die Nummer vier am Markt. Wir sind ein Konzern, aber wir sind ein Famili-
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BauTecFokus
enunternehmen. Es gibt die zwei Familien, die Eigentümer sind, die sind auch immer wieder präsent. Wir haben als oberösterreichisches Unternehmen die Philosophie der Handschlagqualität. Wir machen etwas aus, wir halten das ein, wir kommunizieren direkt und arbeiten lösungsorientiert mit unseren Projektpartnern. Das kommt gut an und spricht sich auch herum. Was sind die Problemkinder bei den Abbruchmaterialien? Asbest ist immer wieder eine große Herausforderung. Die größte Herausforderung ist aber, Materialien, die wir bei einem Abbruch
„Die größte Herausforderung ist, Materialien, die wir bei einem Abbruch gewinnen, just in time bei einem anderen Projekt einzubauen.“ Hubert Wetschnig, Habau Group
gewinnen, just in time bei einem anderen Projekt einzubauen. Kann das Material gerade nicht verwertet werden, dann muss man es zwischenlagern. Da haben wir im Flughafenbereich die Möglichkeiten dazu. Welche Materialien lassen sich besonders gut weiterverwenden? Alles, was im Abbruchbereich ist und nicht kontaminiert ist, bauen wir bei unseren Projekten im Straßenbau oder im Tiefbau ein. Das Material muss ja regional verbaut werden, es macht keinen Sinn, es lange herumzutransportieren. Der Transport im Sinne der Umweltoptimierung wäre kontraproduktiv.
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Positionen & Meinungen
„Die Arbeit am Bau wird noch digitaler werden, und man muss Projekte mit weniger Personal umsetzen.“ Hubert Wetschnig, Habau Group
Ändert sich etwas im Einkauf von Material? Werden vermehrt Ökomaterialien gekauft? Es gibt schon ein Umdenken, aber dabei liegt nicht unbedingt der Fokus auf Ökomaterialien, sondern eher auf der Durchgängigkeit, wo wir Verträge mit unseren Kunden eingehen. Haben wir gewisse Vorgaben im Vertrag drinnen, dann geht die Kette bei unseren Lieferanten weiter. Ist keine Vorgabe vom Kunden da, dann sorgen wir dafür, dass wir uns flexibel auf zwei, drei Lieferanten stützen, wo wir früher nur einen hatten. Wir haben einfach gemerkt, dass Materialausfall schneller passieren kann, als wir es gewohnt sind. Vor der Pandemie hat es das nicht gegeben, dass ein Material gar nicht verfügbar war. Wie wird sich die Baubranche die nächsten fünf Jahre entwickeln? Wir haben einen ganz hohen Zug drauf, um die Dinge noch weiter zu digitalisieren. Ich erwarte, dass die Branche noch effizienter wird und verstärkt auf modulare Bauweisen
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BauTecFokus
setzt. Nachhaltigkeit und biologische Baustoffe werden an Bedeutung gewinnen. Wir müssen uns auch darauf einstellen, dass wir nicht mehr die Mitarbeiteranzahl bekommen, die wir gewohnt waren. Es kommen jetzt die geburtenschwächeren Jahrgänge, die gerade ihr Studium abschließen und in die Branche einsteigen. Kurz gesagt, es wird noch digitaler werden, und man muss Projekte mit weniger Personal umsetzen können. Die papierlose Baustelle hat sich auch durchgesetzt. Es wird immer weniger Papier eingesetzt, nur die Pläne werden noch ausgedruckt und aufgehängt. Wie sieht es mit Innovationen aus? Wir beschäftigen uns sehr stark mit Innovationen; zum Beispiel in Perg in Oberösterreich haben wir ein großes Werk, wo wir selbst Betonfertigteile produzieren. Sehr komplexe und spezielle Aufhängungen, um die Platten bei den Fassaden zum Halten zu bringen, werden mit einem 3D-Drucker ausgedruckt. Es ist toll, da schon so weit zu sein, die Materi-
alien, die wir brauchen, mit einem Drucker auszudrucken. Wie sieht es mit dem Einsatz von Robotik auf Baustellen aus? Das ist sicher ein Thema. Vor allem Hilfsmittel zum Heben werden verstärkt kommen. Auch der Roboterhund wäre für uns interessant, der herumgeht, alles festhält und genau dokumentiert. Wir sind sehr offen für die nächsten und übernächsten Schritte. Wir waren in puncto Technik immer ganz vorne mit dabei, aber der Einsatz muss Sinn machen. Wir sind sehr hellhörig, welche neuen Dinge und Entwicklungen es in diesem Bereich gibt. Inwieweit wirken sich die verzögerten Baugenehmigungen aus? Wir wünschen uns natürlich, dass es mit den Baugenehmigungen weitergeht, sonst wird es die nächsten Projekte nicht geben. Ich setze immer wieder bei Ministern ab, dass wir das Investment auch in den Regionen brauchen. Wir haben große Organisationen, die ihre
WORDRAP MIT HUBERT WETSCHNIG
In den nächsten zehn Jahren möchten Sie unbedingt…
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Die geplanten Ziele der Habau Group erreichen.
Ausdauer und Konsequenz!
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Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Ja, soweit es vertretbar ist.
Ferialjob in einer Papierfabrik.
Welches Buch liegt auf Ihrem Schreibtisch?
Ihr Lieblingshobby?
Keines liegt am Schreibtisch!
Golf.
Morgen- oder Abendmensch?
Mit welcher Person (lebend oder bereits verstorben) würden Sie gerne einen Abend verbringen?
Mit meiner Frau und meiner Tochter.
Wenn Sie das Radio im Auto aufdrehen, was läuft?
Lounge Motion FM
Morgen- und Abendmensch Ihren Kaffee trinken Sie am liebsten…
Schwarz.
Wenn Sie zehn Millionen Euro im Lotto gewinnen würden, was machen Sie damit?
Mich freuen.
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Positionen & Meinungen
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BauTecFokus
Habau Group Die Habau Group ist das Dach für 18 Gesellschaften aus den Bereichen Hochbau, Tiefbau, Fertigteilbau, Pipelinebau, Untertagebau, Stahl- und Stahlanlagenbau sowie Holzbau und industrielle Fertigungsstätten für Fertigteilbau, unter ihnen die Habau Hoch- und Tiefbaugesellschaft m.b.H., die Held & Francke Baugesellschaft sowie Karl Seidl Bau und Östu-Stettin Hoch- und Tiefbau. Alle Konzernunternehmen treiben Innovationsthemen wie Digitalisierung, neue Verfahrenstechniken und Baustoffrecycling voran. Insgesamt beherbergt der Konzern, dessen Wurzeln als Familienunternehmen die Unternehmenskultur stark prägen, rund 5.500 Mitarbeiter und zählt mit einem jährlichen Bauvolumen von 1,5 Milliarden Euro zu den Top vier der österreichischen Bauindustrie.
Tätigkeiten im Gemeindebereich haben und nicht nur von einzelnen Großprojekten leben. Die brauchen diese kleinen Baustellen, das sogenannte Flächengeschäft wie Gehsteige, Kanalanschlüsse etc. Da brauchen wir die Unterstützung für die Gemeinden. Helfen Förderungen? Die COVID-Förderungen von sieben bis 14 Prozent waren sehr hilfreich. Viele Betriebe, die eine Vergrößerung oder einen Umbau fertig in der Lade liegen hatten, haben diese Projekte dann doch umgesetzt, weil sie die Förderung bekommen haben. Jetzt haben wir den nächsten Lockdown … Für uns ist wichtig, dass wir weiterhin Klarheit haben, unter welchen Bedingungen wir auf
„Durch die hohen Materialpreise kommen Kunden durchaus in Schwierigkeiten, weil sich am Ende das Projekt nicht mehr rechnet.“
den Baustellen und Betrieben arbeiten dürfen. Wir haben hunderte Mitarbeiter auf den einzelnen Baustellen, da müssen wir wissen, wann eine Maske zu tragen ist, wie es mit der gemeinsamen Anfahrt zur Baustelle und mit Firmenquartieren aussieht. Diese Dinge, die aktuell klar sind, müssen wir fortführen, damit wir Rechtssicherheit und Sicherheit für unsere Mitarbeiter gewährleisten können. Führt das zu einem weiteren Materialmangel, wenn die Supply Chain wieder gestört wird? Wir sind es jetzt schon gewohnt, mit diesem Thema umzugehen. Das heißt nicht, dass es leicht ist. Manche Dinge haben sich entspannt. Wir haben circa fünf Hauptbaustoffe, wo wir Probleme hatten, wie Holz, wo das Material
Hubert Wetschnig, Habau Group
nicht zu bekommen war oder wenn, dann nur sehr teuer. Das hat sich eingependelt. Dann haben wir das Stahl- und Bewehrungsthema, da gibt es eine leichte Entspannung. Alu für große Fassaden ist noch ein Problem, weil es sehr teuer ist. Und dann noch Kunststoff für PVC-Rohre und Dämmstoffe, die wir deshalb bekommen, weil wir ein gutes partnerschaftliches Verhältnis mit unseren Lieferanten haben. Das kommt uns jetzt zugute. Vorbei ist das Problem mit dem Material aber nicht und führt bei unseren Kunden durchaus zu Schwierigkeiten, weil sich am Ende das Projekt nicht mehr rechnet. Die Lieferkettenthematik ist mehr im Hochbau ein Problem als im Tiefbau, da sind diese Materialien nicht im Einsatz. Wird Urban Mining damit zum Thema? Das ist bei uns aktuell noch nicht im Fokus. Wenn die Rohstoffe knapper werden, könnte es aber durchaus Thema werden. Derzeit versuchen wir als Firmengruppe eine hohe Wertschöpfungstiefe und die Produkte selbst in der Hand zu haben. Wo es möglich ist, recyclen wir, damit wir nicht abhängig sind. Wir haben Ressourcenabbaustellen, wo wir selbst abbauen. Aber wer weiß … in fünf oder zehn Jahren können sich die Dinge noch ändern.
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Positionen & Meinungen
Ohne ESG geht nichts mehr Weitblick. ATP-CEO Christoph M. Achammer im Gespräch über Nachhaltigkeit, integrale Planung, Frauen in Führungspositionen und warum er ein Kroatienfan ist. Autor: Lisa Grüner
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uf dem Weg in das Büro von Christoph M. Achammer werde ich für eine Studentin gehalten, außerdem sei er ja gar nicht in Wien, heißt es seitens eines Mitarbeiters. Beide Missverständnisse können gleich aufgeklärt werden. Ich bin hier, um ein Interview zu führen, und ja, der Top-Architekt ist auch in seinem Büro, das wir nach ersten Schwierigkeiten, weil abends der Lift gesperrt wird, dann auch finden. Coronabedingt führen wir unser „Zu Tisch mit …“ im Wiener ATP-Büro. Gecatert wird von Dario, dem Besitzer des Lubin in der Hainburgerstraße 48 im dritten Bezirk. „Das ist quasi unsere Kantine“, scherzt Achammer. „Besser man hat nachher keine Termine mehr.“ Damit fängt er an, von Kroatien zu schwärmen. „Ein sehr unterschätztes Land in meinen Augen. Stellen Sie sich vor, da gibt es Austern im See und am Land herrliche Trüffel, besser geht es doch gar nicht.“ Um mich davon zu überzeugen, dürfen wir zwei Austern probieren. Dazu bekommen wir einen Krauthaker Sauvignon aus Slavonien. „Herrlich, nicht wahr?“ Achammers Augen leuchten. Ich möchte ein bisschen etwas von ihm persönlich erfahren. Der studierte Architekt erzählt, dass er in Chicago arbeitete, als sein Vater anrief und ihn fragte, ob er nicht das Büro in Wien übernehmen möchte, das er
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ausbauen wollte. „Ich habe gesagt, ich komme, wenn du gehst, und er hat ja gesagt. Meinem Chef in Chicago habe ich gesagt, dass ich drei Monate unbezahlten Urlaub nehme und dann zurückkomme. Am 21. August 1987 sind wir durch das Büro gegangen, und mein Vater hat mich als neuen Chef vorgestellt. Am 22. August hat er das Büro geräumt. Das hat mich so beeindruckt, dass ich das Unternehmen mit meinem Senior-Partner Sigfried Tritthart neu aufgestellt und eine Verfassung im Bereich Nachhaltigkeit festgesetzt habe, und so ist ATP architekten ingenieure entstanden. Das mache ich jetzt 34 Jahre.“ Der fünffache Vater ist seit 2002 Universitätsprofessor. „Noch bis nächstes Jahr lehre ich dort integrale Planung und Industriebau. Da spielt Nachhaltigkeit schon seit 15 Jahren in meinem Bestreben eine große Rolle. Wobei – ich habe immer gesagt, dass ein Umschwung zur Nachhaltigkeit passiert, wenn es in der Finanzbranche ankommt. Interessanterweise ist das im Schatten der COVID-19-Pandemie nun passiert. Das Nachhaltigkeitsthema ist voll angekommen, wenn man die Taxonomie, in welcher Tiefe sie auch kommt, ernst nehmen will. Jedenfalls ist sie da, und wenn ein Larry Fink von BlackRock sagt, „we don’t buy other stuff“, dann ist das sehr ernst zu nehmen. Achammer ist in einigen Aufsichtsräten von Immobilienfonds und stellt fest, dass die Kunden aus der Immo-
bilienindustrie massiv auf die EU-Taxonomie reagieren. „Die Fondsinhaber fragen sich, was sie jetzt tun müssen, und am schnellsten reagieren die Banken. Vor eineinhalb Jahren haben sie noch gelacht, jetzt am Jahresende müssen sie in irgendeiner Form gemäß der ESG-Kriterien ihre Kreditportfolios darstellen und ab nächstem Jahr immer wieder.“
Die Fonds müssen reagieren
„Bei den Neubauten ist es das Problem der Anbieter“, so Achammer. „Wenn du nicht taxonomiekonform baust, wird es nicht gekauft.“ Dabei verweist er auf das Dilemma, das die Architekten geschaffen haben. „Es gibt keinen kreativen Beruf in der ganzen Industrie, dem es gelungen ist, seine Bedeutung so zu minimieren. Im gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes machen die Architekten und Ingenieure einen Kostenfaktor von unter zwei Prozent aus. Mit diesen zwei Prozent beeinflussen wir fast 50 Prozent derselben, sind aber in der Wertschätzung des Gesamtprozesses quasi bedeutungslos.“ Dabei verweist er auf Produkte vom Auto bis zur Zahnpasta, wo das Design, aber auch die Gesamtkonzeption einen großen Stellenwert haben. „Ich habe für die Automobilindustrie Designcenter gebaut, da werden die Entwürfe für neue Modelle in einem fast sakralen Akt genauestens angesehen.“
Zu Tisch mit … Christoph M. Achammer
Gedanken zu einem Menü verfasst
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Als ersten Gang bekommen wir Calamari, Jakobsmuscheln, Garnelen und Oktopus. Ich möchte wissen, ob es bei den Planern angekommen sei, wie wichtig ESG in ihrer Arbeit ist. „Ich denke schon. Aber die meisten Planungsprozesse sind so aufgestellt, dass sie diese nicht erfüllen können.“ ATP sei mit dem Unternehmen ATP sustain gut aufgestellt. Achammer verweist auf drei Alleinstellungsmerkmale von ATP: „Das erste ist, wir sind in Europa von der Größenordnung mit über tausend Mitarbeitern Nummer eins und gehen bei jeder Aufgabe vom Kernprozess des zukünftigen Nutzers aus. Das zweite und entscheidende ist, dass wir schon seit 1976 integral aufgestellt sind, von den damals 60 Angestellten waren 40 Architekten und die anderen 20 Tragwerksplaner, HKLS-Ingenieure, Logistiker etc. Das haben wir vom Prozentsatz beibehalten. Die dritte Unterscheidung vom Markt ist, dass wir kein Signature-Office, sondern ein Corporate-Office sind, in einer lernenden Organisation. Wir haben keine Finanzbeteiligung, wir gehören nur den tätigen Architekten und Ingenieuren.“ Bei der Planung eines Gebäudes ist Achammer bedingungslos. „Wir bauen ein Haus nur dann, wenn wir nach dem durchgängigen Verstehen des Kernprozesses, den dieses Haus bedienen soll, von diesem überzeugt sind. Wir haben schon Kunden für immer gewonnen, indem wir beim ersten Mal kein Haus für sie gebaut haben.“ Die DNA von ATP ist der Industriebau. „Da kommen wir her. Wir bauen immer noch 25 bis 30 Prozent für Forschung, Entwicklung und Produktion. Die Planung für die Industrie hat eine andere Logik als die Immobilienindustrie. Wir schauen uns beispielsweise genau an, wie ein Auto zusammengebaut wird, dann schauen wir uns die Facilities an und planen erst dann, wenn alles funktional ist.“
Ein Bild im Kopf
Als nächstes serviert uns Dario istrische Fuzi mit schwarzen Trüffeln und dazu einen Kozlović Malvazija, eine starke Rebsorte, die typisch für die istrische Region ist. Die kroatischen Weine haben sich gut entwickelt, stelle ich fest. Achammer erzählt von seinen 20
ATP architekten ingenieure Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architektur und Ingenieurwesen sowie modernes Wissensmanagement ließen ATP architekten ingenieure zum führenden europäischen Büro für integrale Planung werden. Mehr als 1.000 Mitarbeitende an derzeit elf Standorten in DACH+CEE planen für Auftraggeber aus Forschung & Industrie, Handel, Immobilienwirtschaft und Gesundheitswesen, unterstützt durch eigene Forschungs-, Sonderplanungs- und Consulting-Gesellschaften.
Jahren Lehrtätigkeit an der Universität. „Interdisziplinarität muss man täglich üben, weil unsere Branche so heterogen ist. „Ein junger Mensch, der sich entscheidet, Architektur zu studieren, hat ein Bild im Kopf. Nach 20 Jahren erhält er schwarz gekleidet den Pritzker-Preis und weist in seiner Dankesrede auf die hin, die ihm den Weg dorthin erschwert haben, die Bauherren, die Ingenieure etc. Die Ingenieure der Tragwerksplanung müssen die Bilder, die ihm die Architekten vorlegen, dazu bringen, dass sie gebaut werden können, und die Haustechnik sorgt dafür, dass die Gebäude bewohnt werden können. Auf den Universitäten wird massiv akademisch gelehrt, wie das geht. In der Praxis muss dann die Interdisziplinarität gelernt werden.“ ATP habe eine Größe erreicht, wo es gelinge, über Standorte hinweg das Thema Zusammenarbeit zu leben und diesen integralen Ansatz zu beschleunigen. „Wenn man daran denkt: Am Anfang saßen sechs Architekten und drei Haustechniker, ein Tragwerksplaner und ein Elektriker zusammen, und es war extrem schwierig, denen beizubringen, dass sie gemeinsam ein Haus entwerfen sollen. Da hat sich viel getan.“
Integrale Planung
Eine Übernahme eines Haustechnikbüros in Zürich ist gescheitert. „Der Chef war von der Idee der integralen Planung begeistert, die Mannschaft bestand aus großartigen Haustechnikern. Ein Jahr haben wir auf Probe zusammengearbeitet, bevor wir die Übernahme
besiegeln hätten sollen. Es ging um eine Fabrik für die IWC, da sitzen viele Uhrmacher und bauen die Uhren zusammen. Das Projekt war prädestiniert für die Zusammenarbeit von Architektur und Haustechnik, ein Schmuckstück. Doch die Haustechniker wollten einen Plan zum Rechnen haben. Sie könnten nicht entwerfen, das sei Aufgabe der Architekten, sagten sie. Die Erkenntnis daraus war, dass in der Regel ein, zwei Jahre notwendig sind, bis ein integraler Kreis entsteht. Es überfordert immer noch die Leute, auch die Architekten, wenn sie sich plötzlich mit Tragwerksplanern und Haustechnikern im Entwurf auseinandersetzen müssen.“
Die Arbeit in der Praxis
ATP arbeitet in drei Ringen. Im Zentrum sind die Architekten und Ingenieure, außen die Forschungs- und Sonderplanungsgesellschaften, ATP sustain, Health und die MINT architects in Zürich und Deutschland für Interior, ganz außen gibt es Consultingeinheiten. „Das sind jene, die die Verbindung zwischen der Unternehmens- und Immobilienstrategie vermitteln. Diese drei Ringe sind derzeit unser Unternehmensorbit, und aus dem heraus kommt das Nachhaltigkeitsthema, das wir schon lange spielen. Dieses bilden wir auch virtuell ab. Seit sechs Jahren bauen wir unsere Häuser nur mehr virtuell. Oft müssen wir uns damit abfinden, dass viele Projektsteuerer unsere Modelle nicht in Pläne umsetzen können. Aber im Wesentlichen ist die Modellierung des Gebäudes der Beginn dieser Nachhaltigkeitsgeschichte. Wir simulieren im Planungsstadium nicht
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nur den Betrieb nach CO2-Werten, sondern auch die verwendeten Materialien nach CO2Werten. Das bedeutet, jedes Element, das wir da im 3D-Modell einbauen, hat ein Attribut mit CO2-Belastungen, und daher können wir jederzeit sagen, was der CO2-Wert der grauen Energie und auch der CO2-Wert im Betrieb ist.“
Wo es hakt
Dario serviert uns einen Anglerfisch Brudet mit marinierter Polenta, dazu kredenzt er einen Korta Katarina 2019 Rosip, einen etwas stärkeren Wein mit 13,5 Prozent, rauchigem Abgang und Zimtgeschmack nach hinten. „Die größte Herausforderung ist es, eine verbundene Lösung zu schaffen, weil die Dinge nicht eindimensional betrachtet werden können. Auf der Kundenseite war Nachhaltigkeit sehr lang eine ökonomische Frage. Sie finden heute keinen Auftraggeber, der etwas macht, wenn es nicht ökonomisch darstellbar ist. Der Bestand ist natürlich ein Problem. „Viele Immobilien verlieren im Vergleich zu anderen an Wert. Wir werden zu intelligenten Lösungen kommen müssen, abreißen können wir sie nicht. Wir wollen den CO2-Ausstoß reduzieren. Das bedeutet, wir müssen aufhören, Kohlenwasserstoffe zu verbrennen, also Kohle, Gas und Öl, das ist die Aufgabe bei den Häusern. Heizung und Kühlung sind ein Thema. Wir müssen die unendlich vorhandene Energie der Sonne ausbeuten. Das ist ein reines Technologiethema. Wir haben eine erste Idee, wie man mittels Photovoltaik Sonnenenergie in Strom verwandeln kann, wir haben auch eine erste Idee, wie man Wärme erntet, wir haben aber noch keine Idee, wie wir Wärme puffern oder
„Aus meiner Lehrtätigkeit an der Universität weiß ich, dass man die Interdisziplinarität täglich üben muss.“ Christoph M. Achammer, ATP architekten ingenieure
Strom speichern. Das hat erst in den letzten Jahren an Entwicklung zugenommen. Parallel dazu müssen wir überlegen, wie wir intelligente Häuser bauen können, die bewohnbar sind, ohne dass wir im Winter viel Wärme und im Sommer viel Kälte zuführen müssen. Das muss man dann so umsetzen, dass diese Gebäude, wenn man sie baut, kein CO2 freisetzen. Das ist der Job der Architekten.“
Logistik entwickelt sich massiv
ATP sei schon immer stark in der Logistik gewesen: „Zum Beispiel für Aldi haben wir außerhalb von Deutschland sämtliche Logistik gemacht, in Österreich, der Schweiz, in Grie-
chenland, England. Die Distributionslogistik hat sich geändert. Heute machen wir zwölf Amazon-Projekte. Das ist eine ganz andere Logistik. Ein LKW kommt rein und hunderte Sprinter wieder raus, weil die Packerl zum Endkunden fahren. In einem normalen Lager haben die ein Parkhaus für bis zu 400 Sprinter.“
Und der Retail?
„Der stationäre Handel muss mehr machen als nur Bedarf zu stillen. Der digitale Handel vermittelt Perfektion, man klickt drauf und kauft. Der stationäre Handel muss Überraschung und menschliche Interaktion bieten. In Zukunft wird der Handel im Wesentlichen nur mehr im Erdgeschoß, im Untergeschoß und maximal im ersten Stock stattfinden.
Quartiersbildungen
Christoph M. Achammer Der Architekt Christoph M. Achammer ist Vorstandsvorsitzender von ATP architekten ingenieure und Universitätsprofessor an der TU Wien, wo er sich am Lehrstuhl für Integrale Bauplanung und Industriebau am Institut für interdisziplinäres Bauprozessmanagement mit der Forschung zu integraler Planung, Nachhaltigkeit, BIM und Digitalisierung beschäftigt.
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Bei Quartiersbildung sieht Achammer eine hohe Chance. „Gibt man die Autos weg, hat man die Straße als kostenlose Erweiterung des Wohnraums. Das ist auch eine Möglichkeit, die Versiegelung aufzubrechen, inklusive einer enormen Erhöhung des Werts der Immobilien und Lebensqualität. Definiert man eine Fläche von 400 mal 400 Metern als autofreie Zone, muss man Transportachsen definieren
und Stellplätze bauen, aber das Quartier selbst ist aufgewertet. Dem Ganzen steht das private Grundstückseigentum im Weg. Da hat die öffentliche Hand eine Aufgabe, das private Grundstück aus der Spekulation herauszunehmen. Intelligente Planungslösungen werden durch die Spekulation verhindert, weil die Entwickler keine Grundstücke zu vernünftigen Preisen bekommen.“
Mitarbeiter und Potenzial
Bei einer hausgemachten Rozada, einer kroatischen Creme Karamell mit Erdbeeren, Physalis und Feigen, begleitet von einem halbsüßen Wein Kozlović Muskat Momjanski kommen wir auf die Mitarbeiter zu sprechen. „25 Prozent unserer Mitarbeiter sind in der Partnerschaft. Das hat mit der Hierarchie nichts zu tun, sondern ist eine parallele Sache. Einmal im Jahr treffen wir uns und wählen neue Associates und Associate Partners, das ist ein aufwändiger Prozess. 50 Associates und Associate Partners und alle Sprecher der Standorte treffen sich über eine Videokonferenz und stellen Wahlvorschläge vor. Sie schildern, was der oder die für das Unternehmen bringen kann, und dann wird abgestimmt. Wir haben 70 verschiedene Nationen, eine tolle Diversity, aber immer
noch nicht genügend Frauen in Führungspositionen. Vor allem bei den Bauingenieurinnen und in der Haustechnik zu wenige. Wir haben einmal eine Task Force für Frauen ins Leben gerufen. Damit wollten wir Hindernisse identifizieren, die verhindern, dass Frauen Karriere machen. Ich war auch für eine Quote, das ist aber gar nicht so gut angekommen. Die Skandinavier und Amerikaner sind uns da weit voraus. Hierzulande ist es noch gewollt, dass Kinder ein Karriereknick sind. In den Niederlanden gibt es eine hochqualifizierte Kinderbetreuung, da gehen Frauen nach drei Monaten wieder arbeiten. Bei uns sind Frauen oft drei bis vier Jahre weg, auch patriarchale Strukturen unserer Industrie spielen eine Rolle.“ ATP habe hauseigene Kindergärten im Unternehmen geschaffen, wo Kinder ab sechs Monaten bis sechs Jahre betreut werden. „Sogar Männer bringen die Kinder mit. Die Kindergärten haben sich sehr bezahlt gemacht. Die Väter gehen in der Mittagspause mit den Kindern in den Park und kommen dann wieder. In Wien war das kein Problem, aber in Tirol im Stammhaus war es sehr schwierig, einen privaten Kindergarten zu etablieren.“ Damit stoßen wir mit dem letzten Achterl an und lassen den wunderbaren Abend ausklingen.
Das Lubin Das Restaurant Lubin hat uns aufgrund des Lockdowns mit dalmatinischen Spezialitäten im ATP-Büro verwöhnt. Restaurant Lubin, Hainburgerstraße 48, 1030 Wien www.lubin.at
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Alles aufsteigend Auswirkungen der Pandemie. Die Nachfrage nach Liftanlagen ist hoch, demgegenüber stehen Wartezeiten auf Material und gestiegene Kosten. Wie wirkt sich das auf bestehende Wartungsverträge aus und wie geht es 2022 weiter? Autor: Lisa Grüner
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n einem Punkt sind sich alle Aufzugsfirmen einig: Sie konnten keine wesentlichen Auswirkungen der COVID19-Pandemie auf Wartungsverträge wahrnehmen, wobei diese Aussage für sowohl bestehende als auch neu aufgesetzte Verträge gilt. „Schon vor der Pandemie hatten unsere Kunden die Möglichkeit, sich aus einer Vielzahl von Vertragsbausteinen einen auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Vertrag zusammenzustellen“, erklärt Christoph Sengstschmid, Managing Director von Otis Österreich. „Dieses Konzept zeigt jetzt umso mehr seine Stärken, da sich unsere Kunden nun noch mehr Individualität wünschen, und darauf haben wir mit unseren Signature-Service-Verträgen die richtige Antwort.“ Für den Kone-Finanzvorstand Christian Wukovits war es überraschend, dass die Nachfrage nach Hygienelösungen, wie beispielsweise Luftreiniger in Aufzügen oder Handlauf-Desinfektionseinrichtungen für Rolltreppen, überschaubar ist. „Hier hätten wir mit größerer Investitionsbereitschaft seitens der Gebäudebetreiber gerechnet.“ Schindler hat die Pandemie genutzt und schnell auf die neuen Bedürfnisse des Marktes reagiert. „Im Rahmen unserer CleanMobilityLösungen bieten wir aktuell ein Produkt für Fahrtreppen und zwei Produkte für Aufzüge an“, so Daniel Reisenberger, Geschäftsführer von Schindler. „Zum Einsatz kommt ultraviolettes Licht, das die Oberflächen desinfiziert und somit den Einsatz von herkömmlichen Desinfektionsmitteln weitgehend reduziert.“ Für Aufzüge gibt es den „UV CleanAir“. Mittels
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UV-Strahlen und einem speziellen Filter wird die Kabinenluft in kürzester Zeit gereinigt. Bei der Lösung „UV CleanCar“ wird die gesamte Kabine mittels UV-C-Licht desinfiziert. Drei ausfallsichere Sensoren prüfen, dass dieser Vorgang nur erfolgt, wenn keine Fahrgäste in der Kabine sind, diese steht und die Türen geschlossen sind.
Service und Reaktionszeit
Fragt man nach, wie die derzeitige Reaktionszeit auf Wartung, Service und Reparaturen ist, so fällt die Antwort unterschiedlich aus. „Wir haben mit unseren Wartungsunternehmen die Reaktionszeit für den Bedarfsfall genau verhandelt und diese im Wartungsvertrag festgehalten“, so Hans-Peter Kranz, Geschäftsführer von Arealis. „Diese Reaktionszeiten bzw. Wartungs- und Servicearbeiten konnten auch in der COVID-19-Pandemie großteils eingehalten werden.“ Die Reaktionszeit im Falle von eingeschlossenen Personen ist durch den Gesetzgeber vorgegeben und ist damit verpflichtend einzuhalten. „Bei Wartungen und Reparaturen ist es Vereinbarungssache zwischen uns und unseren Auftraggebern“, so Sengstschmid. „Auf Wunsch des Kunden garantieren wir auch gerne Verfügbarkeiten von Anlagen, verbunden mit Pönalvereinbarungen bei Unterschreiten der vereinbarten Verfügbarkeit.“ Auch bei Kone wird die Reaktionszeit, also die maximal vereinbarte Zeitspanne zwischen Meldung einer Störung und der definierten Reaktion, individuell für Anlagen vereinbart und ist vertraglich festgehalten. „Bei Wartungen haben wir pro
Anlage einen individuellen Terminplan. Auf Kundenwunsch können Termine individuell vereinbart oder im Voraus definiert werden, wie es beispielsweise in den Segmenten Handel und Gesundheitswesen üblich ist“, so Wukovits. „Durch unsere patentierte Modulwartung Kone Care, bei welcher einzelne Module der Anlage zu flexiblen Terminen gewartet werden können, konnten wir auch in Zeiten des Lockdowns die Wartungstermine nach Rücksprache mit den Kunden individuell vereinbaren und somit die vertraglich vereinbarte Wartungsleistung erbringen.“
Digitalisierung
Die digitale Vernetzung nimmt im Bereich der Wartung bei allen Firmen eine sehr wichtige Rolle ein und konnte ihre Bedeutung während der Pandemie nochmals verstärken. „Dank unserem Ahead Remote Monitoring kann die Aufzugsanlage von jedem Ort überwacht werden. Es bildet zusammen mit Ahead Action Board und Connectivity die dritte Säule der Ahead-Core-Produktwelt“, so Reisenberger. „Das intelligente System sammelt, analysiert und übermittelt anlagenrelevante Daten in Echtzeit, erkennt Abweichungen vom Normal-
betrieb und passt die Wartungsroutine flexibel an. So können wir schon reagieren, bevor es überhaupt zu einem Problem kommt.“ Durch die vorausschauende Wartung können zum Beispiel Verschleißteile rechtzeitig ausgewechselt werden, bevor sie einen Ausfall des Aufzugs provozieren. Bei einem Störfall erhalten Einsatzzentrale und in weiterer Folge die Techniker sämtliche relevante Informationen auch auf ihre Mobiltelefone. Dann kann sofort entschieden werden, welches Ersatzteil notwendig ist bzw. welcher Prozess angestoßen werden soll. Auch bei View Elevator setzt man auf Digitalisierung: „Unsere Aufzugsmanagementplattform wird über Metadaten in der Lage sein, die Antworten auf viele Fragen zu liefern, die mit der Wartung und LifeCycle-Kosten zusammenhängen“, erklärt Johannes Schober, Geschäftsführer bei View Elevator. „Vorausschauende Prognosen zu den Folgen einer pandemisch bedingten Rohstoff- und Logistikkrise sind da eine andere Dimension.“
Foto: Kone
Lieferkettenproblematik
Kranz sieht die Lieferketten aufgrund der Pandemie auf globaler Ebene zum Teil stark beeinträchtigt. „Daraus resultieren auch für uns in Österreich in weiterer Folge in diversen Branchen längere Wartezeiten bei der Materialbeschaffung“, so der Arealis-Geschäftsführer. Auch Otis spürt derzeit den Materialengpass und die damit verbundenen längeren Lieferzeiten. „Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine rasche Kommunikation mit unseren Kunden“, so Sengstschmid. „Das gibt ihnen die Möglichkeit, rechtzeitig zu reagieren.“ Bei Kone soll es laut eigenen Angaben angeblich zu keinen Lieferverzögerungen im Servicebereich geführt haben, die Versorgung bei Ersatzteilen sei derzeit gewährleistet, heißt es. „Bei versorgungskritischen Komponenten gibt es ein geregeltes Vorrangsystem für Anlagen, die aufgrund von Störungen ausgefallen sind“, so Wukovits. Schindler Österreich ist in der komfortablen Position, direkt „vor den Toren Wiens“ zu produzieren. „So haben wir für Bauprojekte in Österreich sehr kurze Transportwege und können sehr rasch Aufzugsmaterial auf die Baustelle schaffen“, ist Reisenberger stolz.
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Dennoch sieht hier auch Schober die Lage skeptisch: „Supplychain-Probleme in der aktuellen Ausprägung sind tatsächlich eine besondere und in diesem Ausmaß eine Herausforderung, da sie nicht bloß von den Marktentwicklungen einzelner Rohstoffe, sondern zusätzlich von einer temporären Limitierung der gesamten globalen Logistik beeinflusst sind.“
„Steigende Kosten für Material und Logistik, das ist real.“ Christian Wukovits, Kone
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Hört man auf die Kunden, so werden durchaus ärgerliche Stimmen laut, dass die Aufzüge nicht so schnell wie gewohnt wieder flott gemacht werden. „Natürlich ist das für die Kunden nicht erfreulich, für uns ja ebenfalls nicht, vor allem, weil eine Aufzugsanlage eine Erleichterung im Alltag bieten soll“, so Kranz aus Hausverwaltersicht. „Wenn die Aufzugs-
anlage aufgrund von Lieferverzögerungen wochenlang ausfällt, dann können wir den Unmut unserer Kunden durchaus nachvollziehen. Dennoch sind wir als Hausverwaltung immer sehr bemüht, derartige Ausfälle zu vermeiden oder wenigstens zu minimieren.“
Materialverteuerung
„Steigende Kosten für Material und Logistik, das ist real“, so Wukovits. „Das kriegen wir momentan überall zu spüren und wir als Kone natürlich auch. Deshalb kommen wir auch um Preisanpassungen nicht herum. Die halte ich aber noch für moderat, weil wir versuchen, viel durch langfristige Lieferverträge und Alternativen abzupuffern. Im Servicebereich beispielsweise spüren wir die Verteuerung von
„Wir spüren in mehreren Branchen längere Wartezeiten bei der Materialbeschaffung.“ Hans-Peter Kranz, Arealis
Materialien nur sehr individuell bei speziellen Teilgruppen. Bisher haben wir daher bei Wartungsverträgen, die eine Abdeckung der Reparaturen beinhalten, keine Kostenadaptierungen vorgenommen.“ Bei Otis zeichnet sich ein ähnliches Bild. „Grundsätzlich kann gesagt werden, dass es keinen Bereich gibt, wo wir eine verbesserte Kostensituation vorfinden. In einigen Bereichen, beispielsweise in der Logistik, sind wir mit hohen zweistelligen Prozentsatzsteigerungen konfrontiert“, so Sengstschmid. „Das macht eine Weitergabe der Kosten unumgänglich, wir müssen unsere Verkaufspreise nach oben anpassen. Auch hier gilt eine Transparenz unseren Kunden gegenüber. Auf diese Weise erreichen wir ein gutes Maß an Akzeptanz.“
Auch die Hausverwalter spüren die Kostensteigerungen. „In unseren Wartungsverträgen sind diverse Reparaturen oder Erhaltungskosten genau definiert“, so Kranz. „Sollte es zu etwaigen notwendigen Reparaturen kommen, die im Zuge der Wartung nicht abgedeckt sind, so ist das bestehende Wartungsunternehmen verpflichtet, uns ein schriftliches Offert zukommen zu lassen. Diese Angebote werden von unserer Fachabteilung genau geprüft, ausverhandelt und anschließend freigegeben. Es ist uns natürlich aufgefallen, dass die Materialien im Vergleich zum vorherigen Jahr teurer geworden sind. Diese Preiserhöhungen können jedoch zu einem großen Anteil den erschwerten Bedingungen aufgrund der COVID-19-Pandemie und den allgemeinen Preiserhöhungen, die jetzt in unserem Alltag stattfinden, zugeordnet werden.“ Insgesamt muss man erkennen, dass es nicht nur den einen Grund für höhere Preise im Service gibt, sondern viele Faktoren hineinspielen: Umstieg auf alternative Formen der Mobilität, Kosten durch Corona, Schulungsund Personalkosten und natürlich der harte Wettbewerb um Fachkräfte.
Fotos: Arnaud Février/OTIS, Philipp Schmidli, View, Katharina Schiffl, Christian Strobl
Schwierige Lieferketten
Für Schober stellt sich die Lage folgendermaßen dar: „Es kann davon ausgegangen werden, dass die Lieferfähigkeit der Ersatzteile für Auf-
„Supplychain-Probleme in der aktuellen Aus prägung sind tatsächlich eine Herausforderung.“ Johannes Schober, View Elevator
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züge kurzfristig nicht dramatisch betroffen ist. Diese unterliegen einer Lagerhaltung mit entsprechender Bevorratung. Allerdings könnte hier bei Andauern der Probleme ein mittelfristiges Problem entstehen. Anders gestaltet sich die Situation im Neuanlagenbereich. Denn diese Systeme werden – auch wenn sie hochgradig standardisiert und modularisiert sind – tatsächlich auftragsspezifisch produziert werden. Wenn hier auch nur einzelne – und noch so kleine – Komponenten nicht verfügbar sind, können sehr wohl deutliche Veränderungen der Lieferzeiten, aber auch der Preise entstehen. Angebote werden üblicherweise mit einer definierten Gültigkeitsdauer erstellt, und in Kaufverträgen wird üblicherweise die Auswirkung von Preisänderungen bis zur Lieferung geregelt.“ Kone sieht seine eigenen Lieferketten sehr stabil, es wurde global vorgesorgt. „Bislang gab es wenig Probleme, Stahl und Aluminium für Rolltreppengerüste und Fahrkörbe zu bekommen. Auch die Zulieferung von Wand- und Bodenbelägen und von Chips und Halbleitern für die Anlagensteuerung funktioniert. Toi toi toi, dass das auch so bleibt, denn in der Tat herrscht global eine schwierige Situation in Sachen Lieferketten zurzeit“, so Wukovits. Otis ist da ähnlich gut aufgestellt. „Wir können die Herausforderungen, die uns die Lieferketten bescheren, gut abfedern“, so Sengstschmid. „Schon in der Vergangenheit war für uns das Thema Ersatzteilverfügbarkeit und die damit verbundene lokale Bevorratung dieser von größter Wichtigkeit.“
Bauboom
Vom Bauboom profitieren natürlich die Aufzugsfirmen. „Das Neuanlagengeschäft hat sich trotz der Pandemie von 2019 bis 2021 positiv entwickelt und ist durchschnittlich um zwei Prozent gestiegen. Die Nachfrage konnte seitens Kone sehr gut bedient werden, und es gab bisher keine Schwierigkeiten in der Abwicklung“, so Wukovits. „Trotzdem spüren wir natürlich, dass es auf manchen Baustellen stockt. Wenn ein anderes Gewerk nicht arbeiten kann, weil selbst Verbrauchsmaterialien wie Kleber nicht zu bekommen sind, zieht das Verzögerungen nach sich. Da müssen wiederum wir flexibel sein.“ Auch
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„Wir haben für Bauprojekte in Österreich sehr kurze Transportwege.“ Daniel Reisenberger, Schindler
das Neuanlagengeschäft von Otis profitiert von der hohen Auftragslage am Bausektor und zeigt diesbezüglich auch Wachstum. „Die Nachfrage können wir mit unseren kurzen Lieferzeiten sehr gut bedienen, weil unsere Partner durch diese Art der Kurzfristigkeit ein hohes Maß an Flexibilität gewinnen“, so Sengstschmid. Schober sieht hier mögliche Preissteigerungen: „Da Aufzugspreise in Österreich in der Beobachtung der letzten drei Jahrzehnte auch indexbereinigt – entgegen der allgemeinen Preis- und Kostensteigerungen – stark rückläufig waren, obwohl die Nachfrage im gesamten Beobachtungszeitraum stets gestiegen ist,
„Wir können die Herausforderungen, die uns die Lieferketten bescheren, gut abfedern.“
Fotos: Philipp Schmidli, Wilke, Otis
Christoph Sengstschmid, Otis Österreich
könnte die aktuelle Verknappung zu einer Preiskorrektur nach oben führen.“
Ausblick 2022
Schindler setzt weiter auf Digitalisierung und die Neuentwicklung von modularen Produkten. „Diese neue Produktgeneration beeindruckt mit multimedialer OnboardUnterhaltung, informiert vorausschauend den Wartungsservice und ermöglicht maximale Flexibilität bei Planung, Ausstattung und Design“, so Reisenberger. „Mit zunehmender Urbanisierung und einer immer älter werdenden Bevölkerung steigt auch in Österreich der Bedarf an Smart Citys, die sich an den Ansprüchen ihrer Bewohner ausrichten. In diesem
Kontext haben wir mit unserer neuen modularen Aufzugsgeneration genau den Trend der Zeit getroffen. Egal ob Werbung bzw. Information vor oder im Aufzug, 2022 wird man noch weniger an unseren digitalen Out-of-HomeProdukten vorbeikommen.“ Auch Otis setzt voll auf die Digitalisierung seines Wartungsportfolios und auf das damit eng verbundene Thema Internet of Things (IoT). Der Kundennutzen liegt klar auf der Hand: Eine erhöhte Verfügbarkeit der Aufzugsanlagen durch prädiktive Wartung. „Außerdem erhöhen wir durch die Bereitstellung von Echtzeitdaten unsere Transparenz und die Möglichkeit, proaktiv zu kommunizieren“, so
Sengstschmid. „Derzeit arbeiten wir sehr intensiv mit den unterschiedlichsten Marktplayern daran, was wir mit den durch die Digitalisierung verfügbaren Daten gemeinsam alles machen können – ich bin überzeugt, dass wir hier erst am Anfang einer spannenden Reise stehen.“ Der Fokus von Kone im Neubau für das Jahr 2022 liegt auf dem Thema Nachhaltigkeit. Es geht um Klimaschutz, um soziale Verantwortung und um lebenswerte Städte. „Zudem stehen auf unserer Agenda nach wir vor neben unseren Kernprodukten ebenfalls unsere smarten und digitalen Lösungen, um gemeinsam mit unseren Kunden zukunftsfähige Gebäude zu entwickeln. Auch das verstehen wir unter Nachhaltigkeit“, so Wukovits. Unternehmen wollen Büros in Gebäuden, die in Errichtung und Betrieb umweltfreundlich sind. Weil die Unternehmen die Gebäude nicht selbst bauen, sondern anmieten, lassen immer mehr Investoren ihre Gebäude zertifizieren. „Wenn du als Bauherr oder Projektentwickler und Investor am Markt erfolgreich sein willst, musst du Gebäude errichten, die immer höhere Anforderungen erfüllen“, so Wukovits weiter. „Entsprechend sind wir im Bereich Fördertechnik und People Flow als Partner gefragt, unseren Teil beizutragen, und das ist uns eine große Freude.“ Insgesamt kann man feststellen, dass die Aufzugsbranche einem guten Jahr 2022 entgegenblickt.
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Es grünt so grün … Greenwashing. Ein Begriff erobert nun auch die Baubranche. Die Meinungen gehen auseinander, was genau unter Greenwashing zu verstehen ist. Fakt ist, eine begrünte Fassade, ein paar kleine Bäumchen oder ein begrüntes Dach reichen nicht aus, um von einer nachhaltigen Immobilie sprechen zu können. Dazu braucht es schon mehr Tiefgang – und vor allem eine gemeinsame Anstrengung. Autor: Gisela Gary
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er Modekonzern, der Shirts um fünf Euro verkauft, die zwar aus Biobaumwolle sind, aber aus Bangladesch kommen – die Wandfarbe, die der Gesundheit gut tut, aber Bestandteile aus Kautschuk enthält – das Holz, das ein Nachhaltigkeitsgütesiegel hat, aber dennoch aus Rumäniens Urwäldern herangekarrt wird… Beispiele für auf den ersten Blick nicht offensichtliches Greenwashing gibt es viele.
Fotos: Adobe Stock
Der Begriff Greenwashing stammt von USamerikanischen Umweltaktivisten aus den 70er Jahren. Er beschreibt alles, was umweltfreundlich wirken soll, es aber nicht ist. Auch die Bauwirtschaft ist vor dem nicht wirklich neuen Phänomen nicht gefeit. Man macht halt alles, was sich gut verkauft. Bio, Öko, Grün – wie auch immer Baustoffe genannt werden, der Name alleine macht sie nicht umweltfreundlich. Zu Inhaltsstoffen und Materialien kommt beispielsweise noch die sogenannte graue Energie hinzu, die zur Erzeugung benötigt oder auch beim Transport verursacht wird. Auch diese muss einberechnet werden, wenn ein Produkt als „grün“ eingestuft werden soll. Doch wie viele andere Kriterien wird auch sie meist vergessen. Doch wie soll die Bauwirtschaft – die Bauherren und letztlich die Konsumenten – mit der ganzen Grünfärberei umgehen? Sollen neue Zertifizierungen und weitere Gütesiegel
erfunden werden? Davon raten Experten, wie Robert Lechner vom Österreichischen Ökologie-Institut und Vorsitzender des Wiener Klimarates, ab. „In Österreich ist die Lage eigentlich sehr klar, es gibt keinen Kampf der Zertifizierungen“, erklärt er, „Die meisten Gebäude werden über klimaaktiv ertifiziert. Doch grüne Fassaden, ein paar kleine Bäume, und schon sprechen wir von Klimaschutzmaßnahmen – das ist Greenwashing. Wir brauchen eine möglichst fossilfreie Gebäudetechnik, die das Klima schützt, wir brauchen Baustoffe, die nachhaltig sind, und wir brauchen Gebäude, die weit über den üblichen Lebenszyklus nutzbar sind, die flexibel sind, denen man eine neue Nutzung zuführen kann.“ Der Holzbau werde gern als die einzige Methode des „grünen Bauens“ bezeichnet – das ist Greenwashing, vor allem dann, wenn zu viele Bäume als CO2-Speicher dadurch verloren gehen, oder wenn der wertvolle Rohstoff aus anderen Ländern importiert wird. Hier brauche es, meint Lechner, wieder ein wenig „Ordnung“ und „Wahrheit“. Gerade würden bei dem empfindlichen Thema zu viele simple Abkürzungen genommen. Um emotionale Missverständnisse gleich vorab aus dem Weg zu räumen, erläutert Lechner: „Der Holzbau hat eine große Bedeutung für die Bauzukunft. Aber eben nur dann, wenn er auch höchst energieeffizient ist, und Holz nicht quer durch die Welt gekarrt werden muss. Das gleiche Prinzip
„Wir brauchen eine möglichst fossilfreie Gebäudetechnik, die das Klima schützt.“ Robert Lechner, Österreichisches Ökologie-Institut
gilt aber auch für Bauten aus Ziegel oder Beton, für alle Bauten.“
Boom an Klimaschutzideen
Der Klimawandel ist in aller Munde – die Planer und die Baubranche sprühen vor Ideen und Innovationen, die auf eine deutliche CO2Reduktion von Gebäuden abzielen. Neben der Errichtung stehen ebenso die Erhaltungs- und Betriebskosten, innovative Gebäudetechnikkonzepte wie auch optimierte Gebäudehüllen im Fokus. Doch halten die Konzepte, was sie versprechen? Oder führt der Boom an Klima-
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„Es gibt eine sehr starke fossile Lobby.“ Christian Steininger, Vasko+Partner Ingenieure
schutzideen zu noch mehr Greenwashing – frei nach dem Motto: Öko-Pickerl erhalten und wir machen weiter wie bisher...? Lechner beruft sich auf das Pariser Klimaschutzabkommen aus dem Jahr 2015: „Diese internationale Einigung war entscheidend. Mit der jetzt dazu gekommenen EU-Taxonomie gibt es sechs einfache Kriterien: Klimaschutz, Klimawandel, Ressource Wasser, Kreislaufwirtschaft, Umweltverschmutzung, und Biodiversität und Ökosystem Und das sind zugleich unsere Schwerpunkte, an denen wir uns orientieren müssen.“ Bis 2040 soll Österreich den Ausstieg aus fossiler Energie geschafft haben. Dazu braucht es noch viel mehr Energieeffizienz, erneuerbare Energien vor Ort und Betriebsoptimierungen. Zersiedelung und Versiegelung müssten ein Ende haben, so Lechner – denn wie nachhaltig kann ein fossilfreier Wohnbau mitten auf einer grünen Wiese sein? „Raus aus Gas“ ist das Stichwort, und zugleich eine gewaltige Herausforderung für alle. Christian Steininger, Gebäudetechnikexperte bei Vasko+Partner Ingenieure und Vorsitzender der Fachgruppe TGA, beobachtet, dass scheinbar gerade das Thema Klimaschutz und Energieeffizienz dazu führt, dass bei einer Äußerung, einem Bauvorhaben oder einer Zertifizierung schnell Greenwashing vermutet wird: „Es gibt eine sehr starke fossile Lobby, die sich redlich bemüht, all ihre Produkte als öko und sauber zu vermarkten. Wir machen Projekte für große Bauträger,
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da sind wir immer wieder in Besprechungen, wo ich erst mal erklären muss, was ein nachhaltiges Gebäude ausmacht, und dass ein begrüntes Dach eine Alibiübung ist, wenn es kein Klimaschutz-Konzept für das gesamte Gebäude gibt.“ Fakt ist, der EU-Aktionsplan wird die Bau- und Immobilienbranche gewaltig verändern. Um das in Glasgow beschlossene 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, darf nur noch eine bestimmte Menge an CO2-Emissionen ausgestoßen werden. Immobilien sind immerhin für rund 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Antje Schulz-Eickhorst, Leiterin Advisory Services bei dem Planungs- und Beratungsbüro Arup, ist davon überzeugt, dass der EUAktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums ein gut durchdachter Katalog ist: „Bislang war der Begriff Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft nicht klar definiert und eröffnete somit weite Interpretations-
spielräume. Die im März dieses Jahres in Kraft getretene Offenlegungsverordnung für nachhaltige Investitionen hat die Möglichkeiten des Greenwashings stark eingeschränkt. Mit der angekündigten Präzisierung der Taxonomie als Bezugspunkt für die Offenlegungsverordnung und der weiteren Maßnahmen des EU-Aktionsplans wird dem Greenwashing langfristig die Grundlage entzogen.“
Entscheidung durch Emotionen
Die Psychologie weiß, dass Entscheidungen oftmals aufgrund von Emotionen und daher zu einem guten Teil unterbewusst getroffen werden. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. Auch Farben und ihre Symbolwirkung können einen Einfluss auf die Entscheidungsfindung haben – so auch die Farbe Grün, die für Umweltschutz und Achtsamkeit steht. Das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz lässt niemanden mehr kalt: jeder Wohnbau, jedes Unternehmen will grün sein, koste es,
„Mit der EU-Taxonomieverordnung und dem EU-Aktionsplan wird dem Greenwashing langfristig die Grundlage entzogen.“ Antje Schulz-Eickhorst, Arup
Fotos: Aleksandra Pawloff, Adobe Stock
was es wolle. So kommt es manchmal auch mit guten Absichten zu unerwünschtem Greenwashing.
„Erdgas ist alles andere als sauber, noch viel mehr: Gas ist Teil des Problems.“ Johannes Wahlmüller, Global 2000
Doch wird bewusst getäuscht oder nur gut gemeint? Streng genommen beschreibt der Begriff Greenwashing eine bewusste Täuschung eines Konsumenten, der auf der Suche nach umweltfreundlichen Produkten ist. Die Umweltorganisation Greenpeace hält dazu fest, dass hinter Greenwashing auch der Versuch steht, ein umweltbelastendes Kerngeschäft zu tarnen. Diese Behauptung kann mit Zahlen gestützt werden, denn oftmals wird in Werbekampagnen insgesamt mehr investiert als in den Umweltschutz. Engagement gegen Greenwashing kommt nun auch von der IG Lebenszyklus. Vorstandsmitglied Stephan Heid, Heid & Partner Rechtsanwälte, initiierte gemeinsam mit Markus Beham von der Universität Passau eine „Charta gegen Greenwashing“. Die Charta stellt sich der aktuellen „Mode“ entgegen, Ge-
schäftsmodelle zu „begrünen“, und dabei Konsumenten mittels Marketing-Kampagnen zu täuschen. Heid und Beham formulierten zehn Prinzipien, die eine rasche Ersteinschätzung der „realen Nachhaltigkeit“ eines Geschäftsmodells ermöglichen. Um der gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen gerecht zu werden, stellen die Initiatoren das Gemeinwohl in den Zielfokus, und nicht die PR-getriebene Optimierung der eigenen Marktposition. Ein aktuelles Beispiel für Greenwashing liefert das Thema Gas. Es ist zu beobachten, dass in Werbekampagnen klimaschädliches Gas als „natürlich“, „sauber“, „umweltfreundlich“ oder als „Partner der erneuerbaren Energien“ präsentiert wird. Erdgas ist allerdings, so Umweltschützer, alles andere als sauber, es ist sogar Teil des Problems: „Öl, Gas und Kohle sind hoch klimaschädlich und sollten rasch ersetzt werden. Durch Greenwashing wird die Bevölkerung aber getäuscht und die Politik zur weiteren Untätigkeit gebracht. Wir fordern die österreichische Energiewirtschaft dazu auf, die umfangreichen Greenwashing-Aktivitäten zu beenden, und stattdessen umsetzbare Lösungsstrategien für den Ausstieg aus Erdgas auszuarbeiten“, so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000. Ein ähnliches Urteil fällen Experten über den Begriff „grünes Gas“ – grünes Gas in der Raum-
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„Regionale Produkte, Rohstoffe und Güter forcieren.“ Klaus Reisinger, iC consulenten
wärme gibt es (noch) nicht, aber der Begriff klingt gut.
Der weite Weg
Das Engagement von Bauschaffenden ist beeindruckend – Ingenieure, Architekten und auch Bauherren liefern wertvollen Input auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Ähnliches gilt auch für Strom. Klaus Reisinger, iC consulenten, will regionale Produkte, Rohstoffe und Güter forcieren. Das spart CO2 und kurbelt die regionale Wirtschaft an, sofern der Strom für die Produktion ebenfalls „grün“ bezogen wird. Dafür ist es notwendig, das Preisniveau von Baustoffen an ihre tatsächliche Kostenwahrheit mit Blick auf die Umwelteinwirkungen anzupassen. Einberechnet werden der CO2-Ausstoß und die Emissionen anderer Schadstoffe während der Produktion und des Transports. Marianne Durig, Architektin, Burtscher-Durig ZT, beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Thema „Nachhaltig bauen“: „Wir haben die ersten Schulturnsäle mit Null-CO2 gebaut, wir haben genug Erfahrung – aber es braucht auch die Bauherren, die zu nachhaltigen Investitionen stehen.“ Als aktuelle Referenzen nennt sie das Vienna Internationale Busterminal oder das Landesdienstleistungszentrum Salzburg: „Da müssen wir in der weiteren Planung bis zur Bauökologie alles erfüllen. Nachhaltig bauen ist mittlerweile in jedem Architekturbüro angekommen. Schwierig finde ich, dass nachhaltige Ansätze oft bei den ersten
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„Es braucht auch die Bauherren, die zu nachhaltigen Investitionen stehen.“ Marianne Durig, Burtscher-Durig ZT Kostenschätzungen gestrichen werden. Aber auch, dass ein nachhaltiges Gebäude mit einer komplexen Haustechnik häufig sich selbst überlassen wird, halte ich für Greenwashing.“ Bernd Vogl, MA 20, Energieplanung, räumt ein, dass die perfekte Lösung nicht immer gleich am Tisch liegt: „Doch wenn wir uns anschauen, was wir vor 20 Jahren gemacht haben, wissen wir, dass wir heute viel besser sind. Wir wissen heute sehr wohl die richtige Richtung: möglichst intensive Nutzung von erneuerbarer Energie vor Ort, und gewisse Qualitäten wie Temperierung von Gebäuden. Früher hat man die erneuerbaren Energien mit dem Wirtschaftlichkeitsargument quasi weggerechnet. Mittlerweile ist klar, dass wir das Ziel des Umstiegs erreichen wollen und müssen. Jetzt wird gegen die erneuerbaren Energien mit Greenwashing argumentiert! Gut ist, wir haben in Wien eine qualitativ sehr hochwertige Kultur der Planung, die uns hilft, optimale Lösungen zu finden, womit wir weltweit im Spitzenfeld sind.“ Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) hat, um jeglichem Greenwashing gleich im Vorfeld einen Riegel vorzuschieben, mit dem Holistic Building Program einen Kriterienkatalog für nachhaltiges Bauen und Betreiben entwickelt. Dirk Jäger, Nachhaltigkeitsexperte der BIG, erläutert dazu: „Für uns war schon früh klar: Das Ziel, klimaneutral bis 2040, ist ambitioniert und eine echte Herausforderung für unseren
„Wichtiger als am Papier ist, wie effizient ein Gebäude im realen Betrieb funktioniert.“ Dirk Jäger, Bundesimmobiliengesellschaft (BIG)
„Früher hat man die Erneuerbaren mit dem Wirtschaftlichkeitsargument quasi weggerechnet.“
Fotos: Stefan Seelig, Adobe Stock
Bernd Vogl, MA20
großen Bestand, aber wir arbeiten daran, das auch zu schaffen. Mit dem Holistic Building Program, plus einem eigenen Onlinetool, haben wir Standards gesetzt, die für unsere Gebäude umgesetzt werden müssen. Wichtiger als am Papier ist, wie effizient ein Gebäude im realen Betrieb funktioniert. Wir wollen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.“ Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit – ein Ziel, das die Baubranche eint. Die grünen Meilensteine bis dahin müssen gemeinsam mit höchster Transparenz und Effizienz erreicht werden.
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Historische Gebäude erhalten – mit Innovation, Tradition und EU-Projektförderung Auf den Punkt gebracht. Historische Gebäude bilden etwa fünf Prozent der europäischen Bausubstanz und sollen der Nachwelt erhalten bleiben. Da braucht es kreative und innovative Ansätze, vor allem wenn ihr positiver Einfluss auf die Energiebilanz berücksichtigt wird. Es ist also Zeit, Flagge zu zeigen und vorhandene Irrtümer aufzuklären. Autor: Gerald Wagenhofer
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• die Kosten sparen, • die langfristig den Energieverbrauch der Gebäude senken und • die den langfristigen Erhalt des Gebäudes ohne Substanzverlust sichern. Dies ist eine Herausforderung für die beteiligten Fachleute, die traditionelles Wissen mit modernen digitalen Werkzeugen verbinden müssen. Ohne entsprechende Ausbildung ist das aber unmöglich. Die Lösung heißt EU-Projekte! Mit europäischem Mehrwert wird maßgeschneiderte
Weiterbildung geschaffen, die genau auf die Bedürfnisse historischer Gebäude zugeschnitten ist.
Europas Energiefahrplan für Gebäude
Im Jahr 2012 verabschiedete die Europäische Kommission die Energieeffizienzrichtlinie, die das Ziel von 20 Prozent Energieeffizienz bis 2020 festlegt. Im Jahr 2011 wurde bereits die Initiative BUILDUP Skills (BUS) ins Leben gerufen, um die Unabhängigkeit Europas von Energieimporten zu erhöhen. Der Bausektor soll signifikant zu den Energiezielen für 2020 beitragen.
Fotos: Adobe Stock
L
aut Klimaschutz- und Energiepolitik der EU muss jeder Mitgliedstaat eine Reihe von Energieeffizienzzielen und -vorschriften entwickeln und festlegen. Dabei sind Gebäude ein Schlüsselelement, um die gesetzten Ziele zu erreichen. In Europa gibt es aber zahlreiche historische Gebäude, die ständig gewartet und saniert werden müssen, um den Anforderungen an Nachhaltigkeit und Nutzung gerecht zu werden. Wenn die verantwortlichen Stellen also ohnehin Geld ausgeben, erscheint es ökonomisch und ökologisch sinnvoll, solche Instandhaltungsverfahren anzuwenden,
In der Energieeffizienzrichtlinie 2012 wurde jedoch eine Ausnahme für traditionelle Gebäude festgelegt. Im Jahr 2018 wiederum, dem Europäischen Jahr des Kulturerbes, hat der Rat der Europäischen Union eine OMK-Arbeitsgruppe (Offene Methode der Koordinierung) eingesetzt. Diese Gruppe erstellte einen Bericht über
die „Förderung der Zusammenarbeit in der EU in Bezug auf Qualifikationen, Ausbildung und Wissenstransfer in Berufen des kulturellen Erbes“. Ziel war, die Nachhaltigkeit des europäischen Kulturerbes zu gewährleisten. Anhand einer SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen, Bedrohungen) wurden die Auswir-
kungen auf die europäische Landschaft für Berufe im Bereich des Kulturerbes aufgelistet (nur ein Auszug). Aber hat der Sektor des kulturellen Erbes wirklich Einfluss auf die Energieeffizienzrichtlinie der Europäischen Kommission?
Stärken
Schwächen
Chancen
Bedrohungen
Verbesserung der Zugänglichkeit
Gefährdete Qualifikationen
Akademisierung der Gesellschaft
Nationale Zusammenarbeit/ Netzwerk
Bildungslücken
Europäischer Qualifikationsrahmen (EQR) und Validierung von früherem und informellem Lernen
Formale Bildung
Probleme mit der Qualitätssicherung im Beruf
Neue Lernansätze und Ausbildungsformate
Berufliche Weiterbildung/ Lebenslanges Lernen/Nichtformale Bildung
Keine Politik zur Förderung von Berufen im Handwerk und im Kulturerbe
Steigendes Interesse und Beteiligung am kulturellen Erbe
Akkreditierung und Zertifizierung Einbindung der Gesellschaft
Kürzung der öffentlichen Mittel und institutionelle Instabilität Marktbedingungen und kommerzieller Druck
Sektorenübergreifende Partnerschaften Kulturerbe als Schlüsselfaktor für nachhaltige Entwicklung
Einbindung junger Menschen
Zusammenarbeit zwischen dem Kulturerbesektor und der formalen Bildung
Internationale Zusammenarbeit Steigerung der Bedeutung des immateriellen Erbes
Gesetzgebung zur Unterstützung der Weitergabe von Wissen und Fähigkeiten
Blühendes Handwerk und Fertigkeiten
Demografische Auswirkungen auf die Arbeitskräfte: Einstellungsprobleme
Negative Ansichten über das Kulturerbe Widersprüchliche Interessen setzen das Kulturerbe unter Druck Auswirkungen von Digitalisierung, Robotik, Automatisierung und neuen Technologien
Kulturerbe kurbelt die Wirtschaft an
Historische Bauten sind anders
Statistiken zu historischen Gebäuden in Europa fehlen derzeit. Der Wechsel von der traditionellen zur modernen Bauweise wurde
Typ
vor 1945
1945–1969
in EU-Ländern zu unterschiedlichen Zeiten zwischen 1920 und 1950 vollzogen. Es werden daher alle Gebäude vor 1945 in die Analyse einbezogen.
1970–1979
1980–1989
1990–1999
2000–2010
nach 2010
Summe Altersklassen
Mio Gebäude Wohngebäude Nicht-Wohngebäude Gesamt Anteil
23,42
24,33
16,97
14,88
13,20
15,51
9,83
118,14
3,20
2,03
1,08
1,79
1,79
1,93
0,83
12,64
26,63
26,35
18,04
16,67
14,99
17,44
10,65
130,78
20,36%
20,15%
13,80%
12,75%
11,46%
13,34%
8,15%
100,00%
Anzahl der Gebäude pro Altersklasse in EU28
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Etwa ein Fünftel aller Gebäude in der EU sind vor 1945 entstanden. Die Zahl denkmalgeschützter Objekte ist aber wesentlich geringer, zum Beispiel in Österreich insgesamt 38.519 Denkmäler. Davon sind ca. 26.000 als Gebäude zu klassifizieren. Dies entspricht bei ca. 2,19 Millionen Gebäuden in Österreich etwa 1,19 Prozent aller Gebäude. Diese Gebäude benötigen besondere Aufmerksamkeit in der Erhaltung und damit bestens geschulte Fachleute. Da die notwendigen traditionellen Fertigkeiten gefährdet sind, muss eine lernende Organisation etabliert werden, die die kulturellen Unterschiede berücksichtigt, aber auch die verschiedenen Handwerker in ganz Europa miteinander verbindet. Historische Gebäude oder Stätten bestehen in der Regel aus verschiedenen (alten) Materialien, Stilen und dicken Mauern. Oft stehen sie unter Denkmalschutz, was häufig zu Einschränkungen bei der Nutzung und Zugänglichkeit führt. Dieser Schutz und die eventuellen Einschränkungen führen zu der Annahme, dass traditionelle Gebäude immer ca. 200 kW/h pro m² und mehr haben werden. Oft herrscht die Vorstellung, dass traditionelle Gebäude nicht nur in Bezug auf die Nachhaltigkeit schlecht abschneiden, sondern dass nur wenige und extrem teure Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Effizienz ergriffen werden können. Ein Grund dafür ist, dass die Ausbildung an den Hochschulen sich fast immer auf Neubauten bezieht, so dass historische Gebäude in der Praxis falsch behandelt werden. Die meisten traditionellen Gebäude verfügen über Fenster, Türen und andere wichtige Merkmale, die von Handwerkern auch thermisch verbessert werden können. Ein gutes Beispiel aus der Forschung von Historic Scotland zeigt, dass ein Fenster in schlechtem Zustand, das normalerweise einen U-Wert von 3,5 hat, leicht um über 50 Prozent auf einen Wert von 1,7 verbessert werden kann.
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PRO-Heritage greift hier ein und sorgt vor allem durch internationalen Austausch für die Wiederbelebung von traditionellem Handwerk.
Wie kann Energieverbrauch historischer Gebäude gesenkt und die Barrierefreiheit erhöht werden?
Die Antwort der Bauwirtschaft wird sein, die Gebäude zu isolieren und die Fenster auszutauschen. Doch so einfach ist das nicht: • Das Dämmen einer denkmalgeschützten Mauer wird von den Denkmalbehörden untersagt. • Die Dämmung einer gegliederten Wandfläche ist mit natürlichen Materialien weder denkmalverträglich noch kostengünstig herzustellen. • Die Dämmung einer Wand oder eines Daches aus historisch gewachsenen, natürlichen Materialien wie Kalkstein, Kreide, Sandstein, Holz usw. muss sachgerecht ausgeführt werden. • Der Einbau von luftdichten Fenstern beeinflusst das natürliche Belüftungssystem im Gebäude. • Luftdichte Fenstern mit Isolierverglasung besitzen kurzfristig gute u-Werte, nach Ablauf von zehn Jahren verliert sich diese Wirkung und wird daher von der Fensterindustrie auch nicht garantiert. Vorher-/ Nachher-Messungen in Schottland belegen, dass traditionelle Kastenfenster (in gutem Zustand) über ihre Lebensdauer von mehr als 100 Jahren konstant niedrigere u-Werte aufweisen. Die Anwendung von Isolierung, richtigen Fenstern und neuen Technologien ist in diesem Umfeld viel anspruchsvoller als in modernen Gebäuden oder Gebäudeblocks, da die Bauphysik dieser Gebäude komplexer ausgelegt ist, als meist vermutet wird. Diese Besonderheiten im Umgang mit traditionellen Gebäuden sind auch nicht in den BUS-Roadmaps enthalten. Das macht es noch dringender, ein solides Weiterbildungssystem für Fachleute und Handwerker sowie Lehrlinge zu entwickeln, die an, in und mit historischen Gebäuden arbeiten.
Instandhaltungsmanagement für gebautes kulturelles Erbe
Das Erasmus+ Projekt MODI-FY bildet Personen weiter, die im Bereich historische Gebäude arbeiten und denen es an erforderlichen Fähigkeiten und Kompetenzen mangelt. Bei der Entwicklung der Trainingsmaterialien arbeitete der Projektkoordinator Gerald Wagenhofer und sein Team mit Partnern aus ganz Europa zusammen, darunter der National Trust of England, die portugiesische Präsidentschaftskanzlei und ein Forschungszentrum in Italien. Es wurde eine standardisierte Kompetenzkarte für „Cultural Heritage Management – Maintenance Manager“ mit den erforderlichen zertifizierten Fähigkeiten und Kompetenzen erstellt. Die entwickelten Trainingskurse sind umfassend und decken die Instandhaltung des kulturellen Erbes ab. Hand in Hand mit dem Abschluss des EUProjektes MODI-FY ging die Gründung von The European Heritage Academy (EHA), die die im Projekt entwickelten Trainings anbietet und durchführt. Die Akademie ist eine Kooperation zwischen Burghauptmannschaft Österreich und Bundesdenkmalamt mit Sitz in der Kartause Mauerbach. Über die EHA-Website ist auch ein E-Learning-Portal aufrufbar, auf dem die Teilnehmer ihr vorhandenes Wissen über das gebaute Kulturerbe testen können.
Energieeffizienz in historischen Gebäuden
Im Jahr 2019 finanzierte die EU im Rahmen des Programms H2020 das Projekt PROHeritage – PROtect Traditional Built Heritage Skills. Die Partner des Horizon-2020-Projekts PRO-Heritage haben sich zum Ziel gesetzt, eine laufende Weiterbildung für Fachleute und Handwerker anzubieten, die traditionelle Kompetenzen und Fertigkeiten für das gebaute Kulturerbe vermittelt. Darüber hinaus wird PRO-Heritage quasi die traditionelle Walz wieder aufleben lassen. Also eine Art
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regelmäßige Studienreisen für Handwerke, die den Austausch und die Sicherung von Kompetenzen und Fertigkeiten in ganz Europa weiter fördert. Damit erfüllt PRO-Heritage die Hauptbedürfnisse: • Schutz traditioneller Kompetenzen und Fertigkeiten für gebautes Kulturerbe, relevant für Energieeffizienz und erneuerbare Energien • Notwendigkeit, angemessen ausgebildete und geschulte Fachleute und Handwerker in die „sanfte“ Erhaltung, Instandhaltung und laufende Pflege einzubeziehen • Notwendigkeit, Fachleute und Handwerker zu zertifizieren, um Anerkennung ihrer Kompetenzen und Fähigkeiten zu ermöglichen.
Anforderungen der Praxis
In einem Workshop wurde die folgende Vision festgelegt: Was ist ein intaktes traditionelles Gebäude? Und was muss getan werden, um es intakt zu halten? Eine weitere Schlussfolgerung war, dass es an Trainings für Handwerker im Hinblick auf traditionelle Fertigkeiten, einschließlich des Energieaspekts, mangelt. Da es sich um denkmalgeschützte Gebäude handelt, gibt es eine Behörde, die genehmigt, was zu tun ist – die Zertifikate haben also einen Zweck und einen Nutzen; natürlich auch für private Bauherren – man denke an die Fragen der Substanzerhaltung, der Bodenversiegelung, des Abrisses traditioneller Gebäude gegenüber der Sanierung und Instandhaltung. Das Problem ist ein Mangel an qualifizierten Handwerkern, die
ein traditionelles Gebäude mit den richtigen Methoden instand halten. Daher wurde definiert, die EHA zu erweitern, um die Position der Handwerker im Wettbewerb zu stärken. Heute wird in der Regel der billigste Anbieter gewählt, aber durch die Einführung eines Zertifikats für Handwerker, die in der Lage sind, auch historische Gebäude zu sanieren, erhalten diese Betriebe einen Wettbewerbsvorteil, da zum Beispiel die Burghauptmannschaft Österreich diese Zertifikate auch einfordert. Der folgende Ansatz wurde für PRO-Heritage umgesetzt: 1. Erarbeiten eines gemeinsamen Verständnisses für Energieeffizienz traditioneller Gebäude
Abbildung: Energieeffizienz von traditionellen Gebäuden
Feuchtigkeitsabwehr Feuchtigkeits management Dampf undurchlässig Dampf durchlässig
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Nicht atmungsaktiv
Nicht atmungsaktiv
Dampfdicht
Dampfoffen
BauTecFokus
Gerald Wagenhofer
Gerald Wagenhofer, UBW
Die Energieeffizienz umfasst: • Alle Möglichkeiten, Gebäude energieeffizienter zu machen • Das ursprüngliche Gebäude so gut wie möglich instand zu setzen, ohne etwas hinzuzufügen • Nachrüstung • Ganzheitliche Betrachtung des Gebäudes als System, als „kommunizierendes Gefäß“
Ganzheitlich bedeutet hier: Der effektivste Weg, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zu gewährleisten, besteht darin, historische Gebäude instand zu halten. Damit sie so lange wie möglich halten, nicht ersetzt werden müssen und nicht unter vermeidbarem Verfall leiden, dessen Behebung Energie und CO2 erfordern würde. Dazu muss man das Gebäude verstehen, also die Werte, den Bestand und den Zustand.
Geschäftsführender Gesellschafter der UBW Unternehmensberatung Wagenhofer. Seit 30 Jahren in der Unternehmensberatung mit Schwerpunkten in den Bereichen Prozessgestaltung, Prozessmanagement, Prozesscontrolling, Aufbauorganisation und Wirtschaftlichkeitsanalysen unterstützt der Betriebswirt seine Kunden bei der Projektdefinition, der Programmauswahl, der Antragseinreichung, dem Projektmanagement, dem Projekt-monitoring (-controlling) und der externen Projektevaluation von EU-Projekten. Wagenhofer ist auch zertifizierter Trainer und Projektkoordinator des Erasmus+ Projekt MODI-FY
Abbildung: Behandlung von denkmalgeschützten, traditionellen und modernen Gebäuden Traditionelle Bauweise
Traditionell und denkmalgeschützt Behandelt als traditionelles Gebäude
Moderne Bauweise
Traditionell, aber nicht denkmalgeschützt
Modern, nicht denkmalgeschützt
Behandelt als modernes Gebäude
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2. Identifizieren und Auswählen relevanter Handwerker: • • • • • • • • • • •
Schmied Zimmermann Dachdecker Spengler Steinmetz Maler/Dekorateur Maurer (Bau-)Tischler Konservator Elektriker Facility Manager
3. Definieren traditioneller Kompetenzen und Fertigkeiten für das gebaute Kulturerbe 4. Evaluieren ausgewählter Aus- und Weiterbildungsanbieter für traditionelle baukulturelle Kompetenzen und Fähigkeiten 5. Ausarbeiten und Durchführen von Trainings mit folgenden Schwerpunkten: • Was ist für Handwerker wichtig, um erfolgreich in/an traditionellen Gebäuden zu arbeiten? • Wie können/werden die richtigen Verfahren die Energieeffizienz historischer Gebäude verbessern? • Welche Auswirkungen des Klimawandels müssen wir berücksichtigen und bewältigen? 6. Ableiten von Empfehlungen zu traditionellen Kompetenzen und Fähigkeiten für Energieeffizienz in Kulturstätten 7. Entwickeln einer strukturierten Zertifizierung auf der Grundlage des ECQA-Systems Ein europaweit anerkanntes Zertifikat für PROHeritage Energy Experts für Handwerker und andere Fachleute, die im Bereich historischer Gebäude arbeiten
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Das Projekt trägt dazu bei, Handwerke und Kompetenzen am Leben zu erhalten, die als gefährdet oder sogar aussterbend gelten. In PRO-Heritage werden ausgewählte traditionelle Handwerke erforscht, aufgelistet und in ein anspruchsvolles Berufsbildungsangebot (Vocational Education and Training) überführt, um diejenigen zu unterstützen, die diese Handwerkskunst noch ausüben. Gleichzeitig wird es für neue und junge Handwerker am Leben erhalten, wodurch die Vermittlung traditioneller Fertigkeiten und Kompetenzen sichergestellt wird, die der europäische Kulturerbesektor dringend benötigt.
Formelle und strukturierte Weiterbildungskurse über Energieeffizienz und erneuerbare Energien, die auf traditionelle Gebäude angewandt werden, sind immer noch Mangelware. In den meisten Fällen handelt es sich um Projekte, viele davon von der EU finanziert, die zu Leitlinien bei der Sanierung von historischen Gebäuden führen. Es gibt in den meisten EULändern Universitätskurse und Masterstudiengänge, die sich mit der Instandhaltung, Restaurierung und Konservierung von Gebäuden oder mit Energieeffizienz und erneuerbaren Energien befassen. Allerdings ohne einen speziellen Schwerpunkt auf die Energieeffizienz
traditioneller Handwerkstechniken für traditionelle Gebäude zu haben. Eine Verbesserung der Weiterbildung in Fragen der Energieeffizienz für Fachleute in Fragen zu Wärmedämmung, Zugluftschutz, Tischlerei, Verglasung, Instandhaltung oder Technologien für Energieeffizienz hat das Potenzial, den Sektor des Kulturerbes in Bezug auf die Nachhaltigkeit erheblich positiv zu beeinflussen. Dies würde die Unabhängigkeit Europas von Energieimporten im Einklang mit der Energieeffizienzrichtlinie (2012/27/EU) und der BUS-Initiative erhöhen.
In der Hofburg Wien hat die Burghauptmannschaft Österreich verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz umgesetzt und weist nun einen Energieverbrauch von ca. 80 kW/h pro m² auf.
reichen. Damit kann der Endenergieverbrauch in den nächsten fünf Jahren in Europa um circa 0.3 PJ reduziert werden. So wie es die Hofburg Wien bereits tut, ist eine Reduktion von 130 kWh pro m² und Jahr erreichbar.
In einer Auswertung der genehmigten Projekte in Österreich hat das Bundesdenkmalamt festgestellt, dass die durchschnittliche Verbesserung der Energieeffizienz bei historischen Gebäuden ca. 90 kWh pro m² und Jahr beträgt. PRO-Heritage-Trainingskurse unterstützen die Eigentümer traditioneller Gebäude eine Reduktion um 90 kWh pro m² und Jahr zu er-
Die Ausgangsfrage war, ob die Steigerung der Energieeffizienz traditioneller Gebäude Auswirkungen auf die Energieeffizienzrichtlinie der Europäischen Kommission haben könnte. Die Antwort ist ein klares und lautes JA! Der Aufwand für eine sachgerechte Instandhaltung entsteht ohnehin, da die Länder ihr kulturelles Bauerbe erhalten wollen.
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Zum Autor Andreas Gobiet, Präsident des Verbands der Zivil techniker- und Ingenieurbetriebe (VZI).
Kreislaufwirtschaft: Die Wiederentdeckung des Ur-Menschlichen Kommentar: Andreas Gobiet
Recycling und Wiederverwendung sind natürliche Verhaltensweisen des Menschen seit tausenden von Jahren. Allerdings hat erst die Moderne das Nicht-Recycling erfunden. Doch werfen wir mal einen kurzen Rückblick in unsere „nähere“ Vergangenheit: Schon in der Steinzeit wurden Werkzeuge oder Bauten recycliert und wiederverwendet. Vor etwa 2.000 Jahren, also bei den gar nicht so „alten Römern“, wurde das Prinzip des Wiederverwendens von Baustoffen ökonomisiert, das heißt, in sämtlichen Städten des Imperiums gab es in der Nähe von Friedhöfen (sic!) Wertstoffhöfe, wo Baumaterialien von „rückgebauten“ Häusern, Tempeln etc. gesammelt, klassifiziert und an damalige Baufirmen zum Bau von neuen Gebäuden wieder verkauft wurden. Das nenne ich mal eine durchdachte und nachhaltige Kreislaufwirtschaft der Antike!
Neu als Trend
Erst mit der industriellen Revolution und des damit einher gehenden gewinnmaximierenden Wirtschaftssystems wurde es „en vogue“ alles neu zu produzieren, zu bauen, zu konsumieren. Das ging eine Zeit lang gut, aber nur bis zu dem Zeitpunkt, da sich das Klima begann zu ändern, Umweltkatastrophen häufiger wurden und die Ressourcen merklich immer weniger wurden. Das Prinzip des Neuen und des immer mehr bekam ein Fragezeichen zur Seite gestellt, das seit einigen Jahren immer größer wurde. Aus dem Fragezeichen wurde rasch der hart gefühlte Klimawandel, Baustoffe wurden und werden immer teurer und rarer, Immobilienpreise explodieren und wir fragen uns: Wie kann Wohnen leistbar bleiben (wieder werden)?
Bevor das geschehen kann, müssen alle Materialien für den Bau gesammelt, klassifiziert und digital erfasst werden. Das ist die Stunde des BIM-Merkmalservers, in dem genau diese Daten gesammelt und dann genutzt werden können. Gemeinsam mit Digital Findet Stadt, dem AIT Austrian Institute of Technology, Austrian Standard und zahlreichen anderen Playern der Branche arbeitet der VZI an der Weiterentwicklung der bestehenden BIM-Definitionen. Es geht darum, eine gemeinsame Sprache für BIM zu finden, ein einheitliches BIM-Vokabular. Dafür sollen 30.000 Properties/Merkmale produkt-, hersteller- und interessensneutral definiert werden, die kostenlos für alle zugänglich sein sollen und die Basis für eine zeitgemäße und digital funktionierende Kreislaufwirtschaft sind. Damit sichern sich die Städte ihre Zukunft, in dem sie Umweltschäden vermeiden, den Menschen ihre (leistbare) Lebensqualität und auch in Zukunft eine wettbewerbsfähige Wirtschaft sichern. Und das gelingt nur, wenn die Wertschöpfung vom Verbrauch endlicher Ressourcen entkoppelt wird, damit diese nachhaltig wird.
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Fotos: Adobe Stock
Daten sammeln
Dem Fetisch des ungehemmten Ressourcenverbrauchs in der Bauwirtschaft muss eine Ökonomie des Teilens, der Wiederverwendung und Recyclings entgegengestellt werden. Das heißt, dass die aktuelle lineare Ökonomie durch eine vernunftbasierte und nachhaltige zyklische Kreislaufwirtschaft ersetzt werden muss, die alle Materialien in den Produktionszyklus zurückfließen lässt.
Zum Autor Arch. Julia Gorschkowa hat auf der TU Wien Architektur studiert. Seit 2011 ist sie als selbstständige Architektin und Immobilienprojektentwicklerin mit Schwerpunkt Wohnbau mit ihrem Unternehmen REOconsult e.U. in Wien tätig.
Kreislaufbauwirtschaft ist eine Querschnittsmaterie Kommentar: Julia Gorschkowa
Jede Erneuerung und jeder Wandel sind in der Regel lange Prozesse, egal, in welchem Bereich sie stattfinden. Da Bauabfälle mindestens 30 Prozent der gesamten Abfälle bilden, passiert gerade ein Umdenken auf allen Ebenen unserer Gesellschaft. Die Bereitschaft für die Wiederverwertung der Baustoffe, um unsere globalen Ressourcen zu schonen und den voranschreitenden Klimawandel zu stoppen, steigt.
* VERORDNUNG (EU) Nr. 305/2011 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 9. März 2011 **KreislaufBAUwirtschaft – Skizze White Paper Umweltbundesamt 2021
Wie sieht ein kreislauffähiges Gebäude aus? *
• Das Bauwerk, seine Baustoffe und Teile müssen nach dem Abriss wiederverwendet oder recycelt werden können. • Das Bauwerk muss dauerhaft sein. • Für das Bauwerk müssen umweltverträgliche Rohstoffe und Sekundärbaustoffe verwendet werden.
Wo liegen die Probleme bei der Umsetzung der Kreislauffähigkeit am Bau? **
• Es gibt noch zu wenig Wissen bei der Qualitätssicherung von Recycling-Materialien. • Die gesetzlichen Rahmenbedingungen verursachen einen hohen bürokratischen Aufwand.
• Investoren, die eine Immobilie nicht selbst bewirtschaften, haben oft keine Motivation, die Mehrkosten für ein kreislaufähiges Gebäude zu tragen. • Die Investition in die erforderliche komplexere Planung und Errichtung eines kreislauffähigen Gebäudes hängt stark von der Motivation der Bauherren ab. • Das bereits vorhandene Wissen über Lebenszykluskosten wird in der Praxis noch nicht angewandt – es fehlt an langfristigen Umsetzungsstrategien.
Welche Konzepte und Instrumente stehen uns zur Verfügung?
Um nur ein paar Beispiele zu nennen: • Investieren in den Bestand. Ein ressourcenschonendes Gebäude ist ein am längsten genutztes, das immer wieder saniert oder modernisiert werden kann. In diesen Bereich fallen beispielsweise gut bewährte Wiener Gründerzeithäuser als lebendes Beispiel mit hoher Flexibilität in der Umnutzung. • Weiterentwicklung der Verwendung der modularen Bauweise aus nachwachsenden Baustoffen wie Holz. Dafür sollen die Flexibilität der Flächenwidmungen und Vorschriften für ihre Umsetzung bestmöglich verbessert werden. • Sorgfältige und gezielte Planung und Dokumentation (BIM) von Anfang an, die das zukünftige Recycling des Gebäudes mitberücksichtigt und dessen Wert für die aktuellen und zukünftigen Immobilienbesitzer und Käufer klar darstellt bzw. sichtbar (Stichwort Zertifizierung) macht. Das Thema kann nur unter der engen Mitwirkung aller in die Bauwirtschaft führend involvierten Akteure wie Gesetzgeber und Behörden, Bauherren, Baustoffproduzenten und Planer gemeinsam forciert werden. Es soll ein freundliches Klima für Förderungen erreicht und Forschung und Entwicklung samt Wissensverbreitung erhöht werden. Das heißt, wir haben noch viel zu tun.
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Zum Autor Hannes Gerstmann ist Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik Österreich. Den Bezug zur Praxis hält er durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.
Sonnenschutz ist eine Schlüsseltechnologie zur Erreichung der Klimaziele! Kommentar: Hannes Gerstmann
Die aktive Raumkühlung in Gebäuden dürfte in Europa bis 2050 rasch zunehmen. Haupttreiber für den steigenden Kühlbedarf sind sowohl die zunehmende Überwärmung von Gebäuden aufgrund des Klimawandels als auch der gestiegene Komfortbedarf der Gebäudebenutzer.
Bedarf an Kühlung steigt
Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt in ihrem „Business-asusual“-Szenario, dass in Europa die Anzahl an Klimageräten von derzeit 115 auf 275 Millionen Einheiten im Jahr 2050 ansteigen wird. Außerdem werden sich die Betriebsstunden der bestehenden und zukünftigen Anlagen erhöhen. Mehr Klimaanlagen benötigen mehr Strom und das wirkt sich auch auf die Treibhausgasemissionen aus, denn nicht jede Anlage wird mit erneuerbarer Energie betrieben. Nicht außer Acht lassen darf man in diesem Zusammenhang das Aufheizen der Außentemperatur durch Abwärme. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das Potenzial bewährter Technologien wie die Prävention gegen Überwärmung mittels passiver Systeme (temporärer Außenbeschattungen von Fenstern und Fassaden) voll ausgeschöpft wird, um den Strombedarf für Raumkühlung so gering wie möglich zu halten, damit bis 2050 die Klimaneutralität erreicht und das Pariser Abkommen erfüllt wird.
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BauTecFokus
Dynamischer Sonnenschutz an transparenten Bauteilen ist eine Schlüsseltechnologie, um die Überhitzungen von Gebäuden zu vermeiden bzw. den Einsatz von Kühlgeräten hinsichtlich der Dimensionierung und Betriebsstunden zu minimieren. Das Ziel muss sein, den klimabedingten zusätzlichen Energiebedarf für Raumkühlung gering zu halten und die Außentemperatur nicht durch Abwärme zusätzlich zu belasten.
Ganzheitliche Betrachtung
Der Schutz vor Überwärmung muss in der Planung stets ganzheitlich betrachtet werden, damit keine Reboundeffekte in Kauf genommen und Einsparpotenzial beim Kühlen nicht oder nur teilweise realisiert werden. Eine intelligent gesteuerte Beschattung von transparenten Flächen gewährleistet sowohl die Nutzung solarer Gewinne als auch die Versorgung von Innenräumen mit natürlichem Licht. Zum einen erreicht man damit eine Reduktion des Heizenergieverbrauchs, denn im Vergleich zu unbeweglichen oder manuell betriebenen Beschattungen, maximieren automatisierte Systeme temporär die passiven solaren Wärmegewinne und zum anderen wird die Tageslichtautonomie ganzjährig verbessert, was sich positiv auf die Energieverbrauch der Beleuchtung auswirkt. Dieser Dreifachnutzen des automatisierten, dynamischen Sonnenschutzes ist, wie der Smart Readiness Indikator (SRI) zeigt, ein wesentliches Element zur Optimierung der Energieeffizienz und mindert die Emissionen im Bereich des Kühlens, Heizens und Beleuchtens. Dynamischer Sonnenschutz ist eine bewährte Schlüsseltechnologie mit großem Potenzial hinsichtlich der Anpassung des europäischen Gebäudebestands an den Klimawandel.
Fotos: Adobe Stock
Am 29. Juli 2021 trat das Europäische Klimagesetz in Kraft. Dieses legt ein rechtlich verbindliches Ziel von Netto-Treibhausgasemissionen bis 2050 fest. Die Dekarbonisierung der Energieversorgung stellt eine enorme Herausforderung dar. Jede zusätzliche Belastung erhöht das Risiko, dass dieses Ziel nicht erreicht wird.
Zum Autor Clemens Hecht, Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (QG), Referent an der WKO, Geschäftsführer der Fachvereinigung Mineralwolleindustrie (FMI), Tätigkeit in verschiedenen nationalen und europäischen Verbänden.
Wie werden Wandflächen rund? Durch Kreislaufwirtschaft! Kommentar: Clemens Hecht
Für den Vollwärmeschutz wird in Österreich zu etwa 80 Prozent Extrudiertes Polystyrol (EPS), umgangssprachlich auch als Styropor bekannt, für die Dämmung verwendet. Da diese Komponente wesentlich für den Vollwärmeschutz ist, dreht sich für die Kreislaufwirtschaft auch alles um die Frage: „Was tun mit dem EPS, wenn es nicht mehr gebraucht wird?“ EPS besteht zu circa 98 Prozent aus Luft, die restlichen zwei Prozent Material können in den Rohstoffkreislauf zurückkehren, für neues EPS. In Holland wurde dieses Jahr eine solche Wiederverwertungsanlage in Betrieb genommen. Wir, die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme, sind Mitglied der Non-Profit-Genossenschaft PolyStyreneLoop (www.polystyreneloop.eu).
Möglichkeiten nutzen
Auch wenn sich aufgrund der langen Lebensdauer der verwendeten WDVS (Wärmedämmverbundsysteme) die aktuellen Rücklaufmengen in Grenzen halten, gibt es Verwertungsmöglichkeiten für den Dämmstoff EPS. Solvolyse nennt sich die Lösung. Die technische und wirtschaftliche
Durchführbarkeit von EPS-Recycling wurde 2016 mit einer Pilotanlage aufgezeigt. Basis dafür ist CreaSolv®, ein Prozess entwickelt vom Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV. Langfristig gesehen soll überhaupt nichts mehr entsorgt werden. Unser Ziel ist, alles was produziert wird, im Kreislauf zu halten. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten der Weiter- bzw. Wiederverwertung von Alt-EPS: - Aufdoppelung auf bestehende WDVS (sollte das System dann tatsächlich irgendwann nicht mehr verwendet und rückgebaut werden, gelten die zwei folgenden Punkte) - Rohstoffliche Verwertung: Zuführung in den Produktionskreislauf der Dämmstoffe (u. a. CreaSolv®-Verfahren) - Energetische Verwertung: Dieser Bereich ist von großer praktischer Bedeutung- EPS kann z. B. zu einem Anteil von 2 Prozent des Brenngutgewichts mit dem Hausmüll restlos verbrannt werden.
Langlebigkeit
Aufgrund der Langlebigkeit von (qualitativ verarbeiteten) WDVS gibt es aktuell ein sehr geringes Abfallaufkommen von EPS aus WDVS, selbst der Pilotanlage fehlte es an Versuchsmaterial. Da hier das Stichwort Flammschutzmittel themenschwer wiegt: HBCD als Flammschutzmittel wird für die Produktion von EPS in Österreich bereits seit Anfang 2016 nicht mehr verwendet. HBCD wurde durch ein polymeres Flammschutzmittel ersetzt. In der Experimente-Show „DämmWeise“ mit Kabarettist Martin Puntigam (bekannt von den Science Busters) veranschaulichte ich übrigens diesen Rückgewinnungsprozess. https://www.youtube.com/watch?v=tkDuM6oMJx8 Rund vierzig Prozent der verbrauchten Energie in Europa entfallen auf den Gebäudesektor. Das bedeutet, dass Klimaziele nur mit erheblichen Verbesserungen bei der Energieeffizienz im Gebäudebestand erreicht werden können. Daher mein Fazit: Dämmen macht Sinn.
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Positionen & Meinungen
Viel Luft um nichts? Schlechtes Image. Styropor wird immer wieder als umweltfeindliches Dämmmaterial angefeindet. Zurecht? Clemens Demacsek, Geschäftsführer von der Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum nimmt Stellung zum vermeintlichen Problemstoff. Das Gespräch führte: Lisa Grüner
Mit welchen Vorurteilen muss Styropor kämpfen? Clemens Demacsek: Heute dreht sich alles um zwei Kernthemen: Schonung fossiler Ressourcen und Kreislaufwirtschaft. In beiden Fällen hat Styropor zu Unrecht mit Vorurteilen zu kämpfen. Styropor ist zwar ein Erdölprodukt, benötigt aber außerordentlich wenig von diesem wertvollen Rohstoff, da es zu 98 Prozent aus Luft und zu lediglich 2 Prozent aus Polystyrol, dem Zellgerüst, besteht. Über die Lebensdauer des Produktes betrachtet können mit jedem Liter Erdöl, aus dem Styropor zur Dämmung von Gebäuden hergestellt wird, bis zu 200 Liter Heizöl eingespart werden. Es gibt somit wohl kaum eine bessere Verwendung für Erdöl, als Dämmstoff daraus zu erzeugen! Styropor hat das beste Recyclingkonzept. Unsere Produkte sind – einmal verbaut – bis zu 100 Jahre im Einsatz, bevor sie dann wiederverwendet werden können. Der damit in den
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BauTecFokus
Gebäuden „im Einsatz“ befindliche Styropordämmstoff ist somit unser Rohstoff der Zukunft. Das ist ökonomisch wie ökologisch äußerst sinnvoll. Warum ist das so? Aus dem Bauch heraus würde man meinen, dass Styropor bei der Herstellung große Mengen fossiler Ressourcen benötigt. Tut es aber nicht. Aufklärung findet man in den Öko-Bilanzen der Produkte. Dabei stellt man fest, dass jeder Dämmstoff fossile Ressourcen benötigt. Der eine mehr, der andere weniger. Hinzu kommt, dass von Beginn an die ÖkoKennwerte je Kilogramm angegeben wurden. Diese dürfen jedoch nicht miteinander verglichen werden, weil sie nicht berücksichtigen, wie viel Luft in einem Dämmstoff enthalten ist. Während nämlich für die Herstellung von einem Kubikmeter Fassaden-Styropor lediglich 15 bis 18 Kilogramm Polystyrol benötigt werden, ist der Materialaufwand bei
„Aufklärung findet man in den ÖkoBilanzen der Produkte.“ Clemens Demacsek, Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum
Clemens Demacsek Clemens Demacsek hat Bauingenieurswesen auf der TU-Wien studiert. Seit 2001 ist er Geschäftsführer der Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum und seit 2017 ist er zusätzlich Geschäftsführer der GDI 2050 – Gebäudehülle+Dämmstoff Industrie 2050.
anderen Fassadendämmstoffen bis zu zehn Mal höher. Beispielsweise liegt die Rohdichte von Putzträgerplatten aus Holzfaser bei ca. 190 Kilogramm pro Kubikmeter. Aber selbst volumenbezogene Öko-Kennwerte sind nicht vergleichbar, weil es auch auf die Wärmeleitfähigkeit ankommt. Schlechter dämmende Produkte benötigen eine größere Dämmdicke, um dieselbe Dämmwirkung zu erzielen. Daher müssen Dämmstoffe fairerweise je Funktions-
Dämmstoff für WDVS
einheit – unter Berücksichtigung von Rohdichte und Wärmeleitfähigkeit – miteinander verglichen werden. Welche Ökobilanz hat Styropor im Vergleich zu anderen Dämmmaterialien? Aufgrund seines geringen Rohstoffeinsatzes (98 Prozent Luft, 2 Prozent Polystyrol) und seiner sparsamen Herstellung hat Styropor eine hervorragende Öko-Bilanz. Die Auswertung
PEI n.e. MJ *)
GWP100 kg CO2-Äquiv. *)
AP kg SO2-Äquiv. *)
ΔOI3
EPS grau
43,19
1,51
0,0038
2,19
EPD-EUM-20160273-IBG1-EN
EPS weiß
48,51
1,69
0,0043
2,47
EPD-EUM-20160269-IBG1-EN
Hanffaser
49,45
-2,77
0,0113
2,69
baubook-Nr. 1383 ip
Holzfaser
98,45
-10,08
0,0116
3,15
EPD-PAV-2013254-CBG2-DE
Mineralschaum
55,35
4,43
0,0067
3,47
EPD-XEL-20180168-IBD1-DE
Steinwolle
49,04
5,25
0,0252
5,87
EPD-DRW-20180118-IBC1-DE
*) je Funktionseinheit (1 m² Fläche mit R = 1 m²·K/W)
der aktuellen Umwelt-Produktdeklarationen (EPD) hinsichtlich der drei wesentlichen Kennwerte „Primärenergieinhalt nicht erneuerbar (PEI n.e.)“, „Treibhauspotential (GWP100)“ und „Versäuerungspotential (AP)“, zusammengefasst im ΔOI3-Index, verdeutlicht, dass sich Styropor durchaus auf Augenhöhe mit den „ökologischen Alternativen“ Mineralschaum und Holzfaser befindet.
EPD-Nr.
Quelle: Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU) und baubook
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Positionen & Meinungen
„Styropor ist regional verfügbar. Es gibt zahlreiche über ganz Österreich verteilte Herstellungsbetriebe.“ Clemens Demacsek, Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum
Wir haben ja sehr viele heimische Styroporhersteller … Styropor ist regional verfügbar. Es gibt zahlreiche über ganz Österreich verteilte Herstellungsbetriebe: Flatz in Vorarlberg, Steinbacher in Tirol, Bachl in Oberösterreich, Swisspor und Austyrol in Niederösterreich, Austrotherm in Burgenland sowie EPS Industries und Hirsch Porozell in Kärnten. Zusätzlich gibt es mit Sunpor in Niederösterreich einen großen EPS-Rohstoffhersteller. Das schafft Arbeitsplätze und spart CO2-Emissionen durch kurze Transportwege! Wie hoch ist der Styroporbedarf in Österreich? Wie viel Styropor muss noch zusätzlich importiert werden? Die Transportweite von Styropor ist aufgrund der geringen Dämmstoffkosten sehr beschränkt. Daher gibt es nur vereinzelte Importe aus dem angrenzenden Ausland. Schaut man sich die Dämmstoffimporte an, zeigt sich ein interessantes Bild.
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BauTecFokus
Steinwolle, Schaumglas, Glaswolle, Kork, Holzfaser und Jute werden nicht in Österreich produziert. Warum ist das so? Bei Stein- und Glaswolle hängt das damit zusammen, dass solche Werke relativ teuer sind. Daher gibt es nur wenige in Europa. Bei Kork ist der Grund, dass die für die Gewinnung notwendige Korkeiche nur in Portugal vorkommt. Für Holzfaser gibt es keine Begründung. Recycling und Kreislaufwirtschaft sind bei allen Baumaterialien große Themen. Wie ist der Stand bei Styropor? Mit dem mechanischen Recycling von Styropor wurde im Jahr 1963 begonnen. Am lösemittelbasierten Recycling wird seit 20 Jahren intensiv geforscht. Solche Entwicklungen benötigen zahlreiche Forschungsprojekte und viel Zeit, um zur Umsetzung zu gelangen. Beim lösemittelbasierten Recycling gab es zunächst eine Pilotanlage im FraunhoferInstitut mit einer Jahresleistung von wenigen Tonnen. Am 16. Juni 2021 wurde in Terneuzen, Niederlande, die Demoanlage „PolyStyrene-
Loop“ mit einer Recyclingkapazität von 3.300 Tonnen pro Jahr eröffnet. Die nächste Anlage wird wieder um eine Stufe größer ausfallen und ist bereits in Planung. Welche Verfahren zum Recycling von Styropor gibt es? Erstens das mechanische Recycling: Bei diesem Verfahren werden die Styroporabfälle zu Granulat vermahlen. Es wird zum Beispiel Wärmedämmplatten zugesetzt, dient aber auch als Zuschlagstoff für Leichtbeton, gebundene EPS-Schüttungen und Dämmputze sowie als Porenbildner in der Ziegelindustrie. Zweitens das lösemittelbasierte Recycling: Bei diesem Verfahren wird das Polystyrol unter Verwendung von Lösungsmitteln wiedergewonnen. Am bekanntesten ist das CreaSolv®Verfahren des deutschen Fraunhofer-Institutes für Verfahrenstechnik und Verpackung. Konkret werden zunächst die Styroporabfälle in kleine Fragmente zerkleinert. Diese kommen dann in ein spezielles Lösemittel, das se-
lektiv nur auf das Zielpolymer und bestimmte lösliche Verunreinigungen wirkt. Entscheidend dabei ist, dass die Polymerkettenstruktur des Kunststoffs in der Lösung erhalten bleibt. Nach dem Herausfiltern der unlöslichen Verunreinigungen durchläuft die Lösung den Prozess der Ausfällung, um die verbleibenden löslichen Verunreinigungen physikalisch vom reinen Polymer abzutrennen. Dazu wird das Lösemittel abdestilliert und kann so wieder in den Prozess zurückgeführt und erneut verwendet werden. Das ausgefällte Polymer durchläuft einen Trocknungsprozess und wird als Feststoff wieder zu neuen Granulaten mit den gleichen Eigenschaften wie das ursprüngliche Neumaterial extrudiert. Der CreaSolv®-Prozess funktioniert wie eine Waschmaschine auf molekularer Ebene. Genau wie ein sauberes Hemd aus einer Maschine erhält man beim CreaSolv®-Prozess saubere und völlig intakte Polymerketten. Bei dieser Technologie kommen nur physikalische Prozessschritte zum Einsatz, was bedeutet, dass das Polymer immer nur seinen physikalischen Aggregatzustand von fest zu flüssig und wieder zurück zu fest ändert. Es finden keinerlei chemische Reaktionen statt, da diese das Polymer zerstören würden (siehe auch das YouTube-Video CreaSolv® Prozess Animation). Welche Schwierigkeiten gibt es dabei? Wie ist es zum Beispiel mit Putzresten? Putzreste können beim lösemittelbasierten Recycling herausgefiltert werden.
Das Flammschutzmittel HBCD ist ja ein Problem und darf nicht mehr verwendet werden. Kann man das Abbruchmaterial dann noch verwerten? Abbruchmaterial kann mit dem lösemittelbasierten Recycling verwertet werden. Das in Altdämmstoffen enthaltene Flammschutzmittel HBCD wird herausgefiltert und zerstört. Dabei kann das im HBCD enthaltene wertvolle Brom zurückgewonnen und wiederverwendet werden. Zusätzlich kann Abbruchmaterial thermisch verwertet werden. Ein mechanisches Recycling ist nicht möglich. Wie wird sich die Verwendung von Styropor in den nächsten zehn Jahren entwickeln? Die größte Entwicklung der letzten Jahre ist das expandierte Polystyrol mit Infrarotstrahlungsabsorbern. Für dieses graue EPS wird Graphit verwendet, wodurch die Dämmwirkung um ca. 25 Prozent verbessert wird. Ohne die Verwendung von EPS-Dämmplatten wird die Klimakrise im Gebäudebereich bis 2050 kaum zu lösen sein. Daher wird die Nachfrage in den kommenden 20/30 Jahren weiter zunehmen. Warum ist es so schwierig, Recyclingstoffe als Rohstoff zu bekommen? Beispielsweise wird der Heizwert von Styropor in Müllverbrennungsanlagen und in Zementwerken genutzt: 1 Kilogramm Abfälle
Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum Die GPH – Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum – ist die Interessensvertretung und Verbandsorganisation der Styropor-Hersteller und -Rohstofflieferanten in Österreich. Angesichts der zunehmenden Umweltproblematik setzt sich die GPH seit vielen Jahren für die Forcierung von Maßnahmen zur Wärmedämmung ein. Ein wichtiges Ziel der GPH ist die die möglichst umfassende und neutrale Information der jeweiligen Zielgruppen über Eigenschaften, Anwendungsgebiete und Kennzeichnung von Styropor durch Bereitstellung von detailliertem Dokumentationsmaterial.
spart 1,3 Liter wertvolles Heizöl. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass nur geringe Anforderungen an die Sauberkeit der Styroporabfälle gestellt werden. Sie starten ja im nächsten Jahr ein großes Kreislaufwirtschaftsprojekt. Können Sie mir dazu etwas erzählen? Die österreichische Styroporindustrie startet 2022 ein großes Kreislaufwirtschaftsprojekt mit allen Beteiligten der gesamten Wertschöpfungskette. Das Projektkonsortium umfasst EPS-Rohstoffhersteller, Hersteller von EPSDämmstoffen und -Verpackungen, Verarbeiter von Dämmstoffen und Abbruchunternehmen, Hersteller von Elektrogeräten und Händler, Abfallsammler und -entsorger sowie Hersteller von Recyclingmaschinen. Im Rahmen des Projektes sollen insbesondere die folgenden beiden Fragen geklärt werden: • Wie können die aktuellen und zukünftigen EPS-Abfall- und -Recyclingmengen quantifiziert (= gemessen) werden? Dabei sind die Abfallströme EPS-Baustellenabfälle, EPS-Abbruchabfälle und EPS-Verpackungsabfälle zu unterscheiden. • Durch welche technischen, organisatorischen und behördlichen Maßnahmen können die von der europäischen EPSIndustrie vereinbarten Recyclingquoten erreicht werden? Wie sieht es aus mit Verpackungsmaterial, zum Beispiel beim Kauf eines Fernsehers? Wird dieses Styropor recycelt? Unverschmutztes Verpackungsmaterial kann problemlos mechanisch recycelt werden. Welche Recyclingziele müssen erreicht werden? Braucht es gesetzliche Maßnahmen, um zu Recyclingmaterial zu kommen? Die europäische EPS-Industrie hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 eine Recyclingquote von 46 Prozent zu erreichen. Dabei sollen Verpackungsabfälle zu 50 Prozent, Dämmstoffabfälle aus dem Gebäuderückbau zu 27 Prozent, Dämmstoffabfälle aus dem Neubau und der Renovierung zu 80 Prozent sowie EPS-Abfälle aus dem Tiefbau zu 90 Prozent recycelt werden.
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BauKaufmann
#12
Regelmäßige Kolumne über Max B. und seine Erlebnisse als Mitarbeiter.
Nachhaltig umgebaut Szenen zum Schmunzeln und Nachdenken Kommentar: Philipp Kaufmann
Nachhaltigkeit
Max B. hat Nachhaltigkeit nicht auf der Uni gelernt und ist etwas ratlos. Er holt sich Rat bei einem jüngeren Freund, der in diesem Bereich studiert hat. Max B. durchsucht das Internet und findet zahllose gute Ratgeber und macht sich an die Umsetzung. Die Ausschreibung ist ein Kinderspiel, denn er verwendet Mustertexte seines Freundes, und der Umfang der Arbeiten ist überschaubar. Es gilt, den Teppich zu erneuern. Hier setzt er auf Cradle-to-Cradle. Bei der Elektrik setzt er auf den KNX-Standard und wird mit Bewegungsmeldern das Licht nur eingeschaltet lassen, wenn Nutzer im Büro sind. Mit der intelligenten Steuerung setzt er auf CO2-Messungen und die KI-basierende Regelung der Lüftung. Bei den Malerarbeiten will er mineralische Farben verwenden und verzichtet beim Trockenbau auf die klassischen Platten , die nichts zum Innenraumklima beitragen, kein Wasser speichern und auch keine VOCs aus der Luft entfernen können. Er ist glücklich und zufrieden. Sein Job scheint ihm dieses Mal sinnvoller und sinnstiftender als sonst zu sein. Sein Umbau wird Menschen ein Umfeld schaffen, welches zu ihrer Gesundheit beiträgt und umgekehrt auf keinen Fall krank machen wird. Innerlich dankt er Allmächtig für die Chance und den Freiraum, den er bekom-
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BauTecFokus
men hat. Erstmals in seiner langen Zeit beim Unternehmen darf er etwas mehr ausgeben und gute Qualität einkaufen. So macht Arbeiten Spaß, und Max B. ist von diesem Projekt restlos begeistert.
Fertigstellung
Freitag, 11 Uhr: Am Montag wird das Objekt übergeben, und Max B. ist unter Druck. Die Fertigstellung wird bei diesem nachhaltigen Projekt ein Husarenstück: Alle Beteiligten drängen sich gleichzeitig im Objekt herum, und vieles ist noch nicht fertig, leider auch durch Lieferverzögerungen verursacht. Der Elektriker fragt ihn was, der Bodenleger will eine Entscheidung. Dort gilt es eine Entscheidung zu treffen, dort einen Kompromiss zu suchen, damit der Übergabetermin nicht gefährdet wird. Alle helfen zusammen, alle geben ihr Bestes. Der eine organisiert noch schnell etwas beim Baumarkt, der andere holt etwas vom Lieferanten. Es zeigt sich wieder einmal: Wenn alle zusammenhelfen, ist Unmögliches möglich. Montag, 9.15 Uhr: Übergabe. Der Mieter ist gekommen und will zur Überraschung die Qualität überprüfen. So etwas gab es noch nie. Er will eine Innenraumluftmessung, eine VOC-Messung. Max B. ist verwirrt. Allmächtig stimmt den Wünschen des Mieters zu. Das Ergebnis ist da und ist niederschmetternd: Die Werte sind katastrophal, und der Mieter zieht nicht ein. Was ist passiert? Bei der kurzfristigen Fertigstellung sind Materialien eingebracht worden, die einfach nicht passen. Keiner kontrollierte, was am Freitag vor Fertigstellung an Klebern, Schäumen oder Holz kurzfristig organisiert wurde. Das Ergebnis ist jetzt leider aktenkundig .
Fotos: Adobe Stock
In diesem Monat hat Max B. ein Büro für eine Übergabe an den neuen Mieter fertigzustellen und legt sich mächtig ins Zeug. Bei diesem Projekt hat Hubert Allmächtig, der Alleinentscheider und Boss, sich für eine restlos konsequente Nachhaltigkeit entschieden und Max B. folgendes Credo auf den Weg mitgegeben: Unser Mieter liebt Blue Buildings. und wir haben ihm eines verkauft, jetzt liegt es an Ihnen. Enttäuschen Sie mich nicht und machen Sie uns stolz.
BauMarketing Gedankensplitter zum Marketing als regelmäßige Kolumne.
Grundbausteine für die Medienarbeit Regelmäßiger Kommentar: Philipp Kaufmann und Alexander Bosak
In der letzten Kolumne haben wir uns mit dem PR-Einmaleins auseinandergesetzt und uns Gedanken zu „A guate G’schicht“ gemacht. Am Schluss ging es um die Unterschiede einer Presseaussendung, einer Pressekonferenz bzw. eines Events zu einer exklusiven Geschichte in einem einzelnen Medium. Am Ende all dieser Überlegungen steht ein Jahresplan bzw. ein Kommunikationskonzept fürs Unternehmen, bei dem die jeweiligen Instrumente in unterschiedlicher Intensität eingesetzt werden. Ein guter Plan ist die beste Voraussetzung für den Erfolg, und gerade eine integrierte Kommunikation will gut überlegt sein. Neben der tagesaktuellen Medienarbeit gibt es aber eine Basisarbeit; hier steht nicht der schnelle einzelne Artikel im Vordergrund, sondern die Basis für die langfristige Zusammenarbeit. Wir sprechen vom Aufbau und der Pflege der Journalistenkontakte.
Journalistenbeziehung
Immens wichtig für eine langjährige, erfolgreiche Medien- und Pressearbeit ist eine gute Beziehung zu den Personen, die darüber schreiben: den Journalisten. Wie erreicht man dies am besten? Mit guten Geschichten, gutem Bildmaterial, dem Vermeiden von PR-Floskeln, der Verwendung von konkreten Inhalten bzw. Zitaten mit „Fleisch“. Und vor allem: mit Ehrlichkeit. Ehrlichkeit währt auch im Journalismus bzw. in der PR-Arbeit am längsten. Dies heißt nicht, dass man jedes noch so kleine Detail öffentlich machen muss, aber bei Nachfragen gilt es, die Wahrheit zu sagen, auch wenn dies unangenehm ist. Die allermeisten Journalisten werden es Ihnen danken. Zudem ist die Fähigkeit,
schnell reagieren zu können, das A und O. Die meisten Journalisten stehen selbst unter massivem Zeitdruck und warten maximal ein paar Stunden, denn mehrere Tage auf ihr Material. Dies bietet auch Chancen für PR-Verantwortliche, die auf Anfragen schnell reagieren können. Eine gute Möglichkeit, die Beziehung aufzubauen, sind beispielsweise Hintergrundgespräche. Dieser Beziehungsaufbau sollte nicht zur RushHour stattfinden und auch nicht unter Druck. Bei diesen Aktivitäten ist es auch nicht das Ziel, mit einer Geschichte durchzudringen , vielmehr lernt der Journalist Sie und Ihr Unternehmen kennen, und Sie haben die Chance, eine Vertrauensbasis aufzubauen.
Clipping-Report
Wenn alles geschafft ist, geht es an die Nacharbeiten. Wer hat was, wann, wo und wie geschrieben? Je nachdem, wie groß das Unternehmen ist, ist es mal einfacher, mal schwieriger, sämtliche erschienenen Artikel über das eigene Unternehmen zu finden. Hier bieten sich automatische ClippingDienste oder Google an. Bezahlte Dienste suchen aktiv nach den Artikeln, insbesondere in Printmedien. Diese gibt es in preiswerten bis zu sehr teuren Kategorien. Wofür man sich auch entscheidet, eine professionelle und schnelle Pressearbeit ist ohne einen solchen ClippingReport fast nicht möglich. Abschließend noch ein Praxistipp: Nutzen Sie die Zeit für den Beziehungsaufbau und rufen Sie Michael Neubauer an – es gibt keinen besseren Journalisten in der Bau- und Immobilienwirtschaft.
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Zum Autor Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management und Gründungsvorsitzender der AREAMA – Austrian Real Estate Asset Management Association.
Upcycling versus Recycling Kommentar: Frank Brün
Wir leben in einer Überflussgesellschaft, die zugleich eine Wegwerfgesellschaft ist. Wir leisten uns Tag für Tag, Wertstoffe auszusortieren und zu entsorgen, die ihre Aufgabe durchaus noch erfüllen könnten: Kleidung, Deko und insbesondere elektronische Geräte. Unsere Überflussgesellschaft ist so getaktet, dass ständig schon neuere Produkte auf dem Markt verfügbar sind. Wegen diesem Zuviel, das unseren Bedarf weit übersteigt, findet sich in unserem Abfall immer etwas, das sich upcyceln lässt.
Aus alt mach neu
Wegwerfen war gestern. Upcycling ist der Trend, wenn es darum geht, aus Altem etwas Neues zu machen. Aus Anzugshosen werden Röcke, aus LKW-Planen werden Taschen und alte Flaschen werden zu Lampen. Ist Upcycling besser als Recycling? Der Vorteil besteht darin, dass das Leben von Produkten verlängert und dadurch Müll vermieden wird, wobei das jedoch eher eine lebensverlängernde Maßnahme ist, da früher oder später die meisten upgecycelten Produkte auf dem Müll landen. Genau wie ihre nicht-upgecycelten Gegenstücke.
Aber ist das gut?
Auch wenn man durch Upcycling Müll vermeidet bzw. die Müllentstehung nach hinten verschiebt, löst es nicht das Problem des Ressourcenverbrauchs. Ist eine als Tischvase umgebaute PET-Flasche nachhaltig? Eher nicht, denn um sie im Recyclingkreislauf zu ersetzen, muss mit Rückgriff auf Erdöl eine neu produ-
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BauTecFokus
ziert werden. Für eigentlich gute Zwecke werden tausende Flaschen dem Recycling entzogen. Der Upcycling-Trend signalisiert, dass wir vieles zu früh ausrangieren und entsorgen. Andererseits ist Upcycling eine Quelle neuer Wertschöpfung, die Arbeitsplätze schafft. Dieser Effekt ist in weniger überfließenden Gesellschaften als der unseren gut zu beobachten. Wir sollten uns vor dem Kauf jedes upgecycelten Produkts aber überlegen, ob es wirklich Sinn macht. Fragwürdig ist insbesondere der Trend, aus neuen Materialien vermeintlich hippe Upcycle-Produkte zu machen, wie z. B. der stylische Kronleuchter aus nie benutzten Weinflaschen oder coole Wohnzimmermöbel aus nagelneuen Europaletten, bei denen der Used-Look nur aufgemalt wird.
Fotos: Stephan Huger, Sima.pix, Adobe Stock
Upcycling ist eine kreative, positive Art mit dem Müllproblem der Gegenwart umzugehen, aber keine Lösung für die Zukunft. Ganz im Gegenteil.
Zum Autor Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu 30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei Marktanalysen und Projekten.
Verzerrte Wahrnehmung Kommentar: Andreas Kreutzer
Das Verhältnis von Wahrnehmung zu Wirklichkeit stellt ein Grundproblem dar, das für Philosophie und Wissenschaft seit der Antike zu den großen Herausforderungen zählt. Speziell die öffentliche Wahrnehmung ist oftmals nicht viel mehr als Fiktion. So auch beim Thema Baustoff-Recycling. Denn das ubiquitäre Deutungsmuster hat nur noch bedingt etwas mit der Realität zu tun. Baustoff-Recycling wird in Österreich seit Beginn der 1990er-Jahre professionell betrieben – ob mobil auf Baustellen oder stationär. Aufbereitungsanlagen sind flächendeckend vorhanden. Zuletzt wurden über achtzig Prozent der mineralischen Fraktion der Verwertung zugeführt. Mehr als sieben Millionen Tonnen Recycling-Baustoffe kommen Jahr für Jahr zum Einsatz. Die Gründe liegen nicht zuletzt in den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die es in Österreich zum Teil seit Jahrzehnten gibt, wie etwa das Altlastensanierungsgesetz, die Deponieverordnung und die Recycling-Baustoff-Verordnung. Für viele Bauunternehmen ist Baustoff-Recycling bereits Usus. Strabag erzeugte bzw. verwendete im Geschäftsjahr 2020 rund 500.000 Tonnen Sekundärbaustoffe. Bei Porr werden jährlich rund zwei Millionen Tonnen an Baurestmassen recycelt.
Ende der Deponien
Laut aktuellster Novelle der Deponieverordnung dürfen ab 2024 die meisten mineralischen Baustoffe – etwa Ziegel aus der Produktion, dem Straßenaufbruch und dem Betonabbruch – in keinem Fall mehr deponiert werden. In den Jahren 2026/2027 wird die Liste auf Gipsplatten, Gipswandbauplatten, faserverstärkte Gipsplatten sowie künstliche Mineralfasern erweitert. Doch auch in anderen bauaffinen Warengruppen
landet kaum noch etwas auf der Deponie. So werden seit vielen Jahren etwa von allen in Österreich ausgebauten, weil erneuerten Kunststofffenstern 91 Prozent nachweislich einer Wiederverwertung zugeführt. Zugegeben, bei Verbundmaterialien ist eine industrielle Lösung für eine sortenreine Trennung nach wie vor nicht wirklich in Sicht. Aber Hand aufs Herz, hat aus umwelttechnischer Sicht die Wiederverwertung von Baustoffen wirklich höchste Priorität, zumal deren Lebenszyklus deutlich länger ist, als der der meisten anderen Waren und Güter, die unsere Volkwirtschaft begründen?
Äpfel- und Birnenvergleich
Fenster werden im Durchschnitt alle 45 Jahre erneuert, Vollwärmeschutz nach rund sechzig Jahren und Dachmaterial für Steildächer nicht vor siebzig Jahren. Dem gegenüber stehen etwa Mobiltelefone mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von drei Jahren und Kleidungsstücke werden nach rund fünf Jahren entsorgt. Hat eigentlich schon jemand erhoben, wie viele ungetragene Teile direkt im Altkleidercontainer landen? Durch geplante Obsoleszenz fallen alleine in Österreich jährlich hunderte Tonnen an zusätzlichem Elektroschrott an. Nicht, dass deshalb ein Recycling von Baumaterialen nicht notwendig wäre, aber haben wir in Sachen Kreislaufwirtschaft nicht andernorts dringenderen Handlungsbedarf? Um am Bau zu bleiben, beispielsweise im angesagten Holzbau: Brettsperrholz und Leimbinder können aufgrund des Bindemittels im Prinzip nicht wiederverwertet, sondern nur verbrannt werden. Verbrennt man Holz, wird die viel gelobte CO2-Senke aber wieder aufgefüllt. Vielleicht sollten wir öfter mal die durch eine Nachhaltigkeits-Olympiade getriebenen Argumentationen zu Ende denken.
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Zum Autor Verbandsobmann Bernd Rießland studierte Klavier und Bauingenieurwesen. Nach Stationen im Wirtschaftsministerium, bei Erste Bank und Wirtschaftsagentur Wien ist er seit 2010 Vorstandsmitglied der SOZIALBAU AG.
Rohstoffpolitik neu denken Kommentar: Bernd Rießland
Ohne Baustoffe kein Bauen – so einfach ist das. Und gleichzeitig so schwierig, wie die aktuelle Situation zeigt. Denn die momentane Krise am Baustoffmarkt trifft auch die gemeinnützigen Bauträger mit voller Wucht. Darum erleben wir gerade eine sehr merkwürdige Situation: Vieles soll gebaut oder saniert werden, aber immer mehr Projekte stehen still. Das Fehlen einzelner, vermeintlich unbedeutender Produkte kann die zügige Umsetzung großer Investitionen aufhalten. Daraus ergeben sich in unserer Branche mehrere Probleme. Probleme für die ausführenden Baufirmen, die vertragliche Verpflichtungen nicht einhalten können. Probleme für die Investierenden, die ihre Unternehmensziele nicht einhalten können. Vor allem aber Probleme bei den Bewohnern, bei denen das Grundbedürfnis Wohnen mangels zu geringem Angebots nicht zu leistbaren Preisen befriedigt werden kann.
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Umdenken bei den Rohstoffen
Zwei Ansatzpunkte müssen wir daher verstärkt angehen: Den sorgsamen Umgang mit Baustoffen, wozu z.B. auch das Baustoffrecycling zählt. Dies ist ein wichtiger Ansatz, der in Österreich noch immer in den Kinderschuhen steckt. Derzeit werden österreichweit beispielsweise nur zehn Prozent des Altbetons recycelt. Diese Versäumnisse gilt es schleunigst aufzuholen. Der zweite Ansatz muss die Regionalisierung der Lieferketten sein. Aus Umweltsicht sind regionale Kreisläufe anzustreben, um die Umweltbelastung durch Verkehrsströme zu minimieren. Sie können aber auch für Innovation genutzt werden. Nicht zuletzt geht es um das Zurückgewinnen von Arbeitsplätzen und damit regionaler Wirtschaftsleistung sowie regionaler Haushaltseinkommen. Packen wir es an.
Fotos: Horst Dockal, Adobe Stock
Problem der Abhängigkeit
Lösungen zu dieser Baustoffkrise sind nicht einfach zu finden. Durch die Auslagerung vieler Produktionsstätten aus Europa in andere Erdteile haben wir uns in Abhängigkeiten begeben. Dieses selbst gemachte Problem, gepaart mit hoher bzw. zu hoher Nachfrage, war ein Baustein dieser kritischen Situation. Bei der Gesundheitsversorgung (Stichwort Maskenverfügbarkeit) und Energie (Stichwort Blackout) ist das für jeden sofort ersichtlich. Aber auch beim Wohnen entsteht durch geringes Angebot mangels Baustopps physischer Mangel an zusätzlichen Wohnungen. Die Preisspirale bei Eigentumsobjekten und Grundstücken dreht sich daher nach oben. Aber auch hohe Preisanstiege bei der Wiedervermietung schon bestehender individueller und institutioneller Anlegerwohnungen gehen damit einher, was gerade in den letzten Monaten wieder deutlich vor Augen geführt wurde.
Zum Autor Yasmin Obojkovits leitet die Abteilung Baumanagement der EHL Immobilien Management und ist in dieser Funktion für die Koordination von baulichen Erhaltungsarbeiten bis hin zu Gewerbe- und Wohnungsumbauten, verantwortlich.
Reduktion von „grauer Energie“ und Ressourcen im Bauwesen – am Anfang steht die sorgfältige Planung Kommentar: Yasmin Obojkovits
Das Errichten und Betreiben von Gebäuden ist mittlerweile für rund 40 Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich. Um dieser unerfreulichen Entwicklung entgegenzuwirken, sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Ein Gebäude nachhaltig zu gestalten, bedeutet nicht allein die Energieeinsparung während des Betriebs. Denn betrachtet man den Lebenszyklus eines Bauwerks, so entfällt ein großer Teil der erzeugten Gesamtemissionen auf die Phase vor der ersten Nutzung. Daher ist bereits vor Errichtung eines Objekts zu prüfen, wie diese sogenannten „grauen Energien“ bestmöglich reduziert werden können. Der indirekte Energiebedarf setzt sich unter anderem aus der Gewinnung, Herstellung und Lagerung der Baustoffe, den Transport und Logistikwegen sowie dem Bauvorgang selbst zusammen.
Zuerst die Parameter bewerten
Hat man diese Parameter bewertet, ist in weitere Folge zu analysieren, wieviel an Emissionen für laufende Wartungen und Instandhaltungen ausgestoßen werden. Abschließend müssen auch der Abbruch und die Entsorgung evaluiert werden. Mithilfe einer Lebenszyklusanalyse können diese Vielzahl an Informationen gebündelt und die grauen Emissionen berechnet werden. Die LCA (Life Cycle Assessment) bewertet den Umwelteinfluss von Produkten und Prozessen über deren ganzen Lebenszyklus. Mithilfe von Benchmarking ist es möglich, in der eigenen Planung in Relation zu Referenzgebäuden Emissionstreiber zu identifizieren und diese zu optimieren.
Als Folge von Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum sowie fortschreitender Urbanisierung steigt auch der Ressourcenkonsum im Bauwesen. Anstatt Rohstoffe immer wieder der Natur zu entnehmen, wäre es wichtig, Materialien im Sinne eines Kreislaufansatzes wiederzuverwenden und zu verwerten. Optimal wäre es, wenn Bestandsgebäude als temporäre Ressourcenspeicher dienen und der Abbruch wieder in einen Neubau zurückfließen kann. Voraussetzung dafür ist, dass sich die einzelnen Bauteile sortenrein trennen lassen, daher muss bereits bei der Planung ein Rückbau und Verwertungskonzept für Baustoffe entwickelt werden.
Der Planungsprozess wird aufwändiger
Daraus lässt sich schlussfolgern, dass der Planungsprozess künftig aufwändiger werden wird. Die Planer müssen sich mit den Themen der Ökologie auseinandersetzen und die verschiedenen Baustoffe für die jeweilige Ausführung vergleichen, um Bewertungen über „graue Energie“ und den Ressourceneinsatz machen zu können. Vernünftig wäre es Materialien dort einzusetzen, wo sie nachhaltig, dauerhaft, optisch ansprechend, ausführungstechnisch und kostentechnisch gut realisierbar sind. Aus diesen Kriterien ergeben sich meist hybride Gebäudekonstruktionen, die langlebig und kreislauffähig sind. Wir, im EHL Baumanagement beraten unsere Kunden gern bezüglich CO2-Reduktion und Ressourcenschonung und zeigen mögliche Optionen auf um diese dann gemeinsam mit dem Liegenschaftseigentümer umzusetzen.
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ROUND TABLES Bei drei hochkarätig besetzten Round Tables zu den Themen Vorfertigung und Automatisierung, Nachhaltigkeit und CO2Reduktion auf Baustellen und Bauen und Sanieren im Bestand wurde diskutiert, was auf die Baubranche in nächster Zeit zukommen wird.
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QUALITÄTSSTEIGERUNG Technik und Automatisierung bergen ein hohes Einsparungspotenzial. Grundlage dafür ist eine Hinterlegung, Zusammenführung und Analyse von Daten. Eine Herausforderung, erklärt Christian Pillwein, Leiter der Gebäudeautomation bei Beckhoff. 104
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Die Auftragsbücher sind voll, wie geht es weiter? Der BauTecFokus hat herumgefragt: Werden Bauvorhaben aufgrund der hohen Baupreise stillgelegt, verschoben oder eingestellt? Wie sieht es mit Investitionen in die Infrastruktur aus?
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WAS ERWARTET UNS 2022?
Entgeltliche Einschaltung
Packen wir’s an Unter diesem Motto widmet sich die AUVA im Rahmen ihres aktuellen Präventionsschwerpunkts Muskel-Skelett-Erkrankungen.
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chmerzen in Rücken, Nacken oder Gelenken – wer kennt das nicht? Werden diese körperlichen Probleme hauptsächlich durch die Arbeit verursacht, dann spricht man von arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE). Sie sind in Europa das häufigste arbeitsbedingte Gesundheitsproblem, der Fehlzeitenreport 2020 belegt auch für Österreich hohe Zahlen. Demzufolge waren MSE im Vorjahr für rund ein Fünftel (21,3 Prozent) aller Krankenstandstage verantwortlich. Erkrankungen des Bewegungsund Stützapparats haben freilich nicht nur negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Beschäftigten, sie erzeugen auch massive Kosten.
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Hohe Kosten
Nicht weniger als 1,6 Milliarden Euro für Betriebe, Gesundheits- und Sozialsystem sowie die Betroffenen selbst lassen sich jährlich insgesamt auf arbeitsbedingte MSE zurückführen. Das geht aus einer Schätzung der AUVA auf Basis des Fehlzeitenreports sowie einer WIFO-Studie aus 2020 zu den Kosten arbeitsbedingter Erkrankungen hervor. Von MSE sind Beschäftigte in vielen Branchen und Bereichen
betroffen. Einer der größten Risikofaktoren ist das Heben und Bewegen schwerer Lasten wie es etwa bei Tätigkeiten auf Baustellen häufig vorkommt. Auch wiederholte Hand- und Armbewegungen oder Vibrationen wie sie beim Bedienen von handgeführten Maschinen auftreten sowie Arbeiten in ermüdenden Positionen, z. B. bei Überkopfarbeiten, können Beschwerden verursachen.
Ganzheitlicher Ansatz
Zur Vorbeugung von MSE ist ein ganzheitlicher Ansatz wichtig, der von technischen Lösungen wie Bauaufzügen über organisatorische Maßnahmen bis hin zu Schulungen zum richtigen Heben und Tragen reicht. Manchmal sind es ganz einfache und kostengünstige Maßnahmen, die viel bewirken können: Etwa die regelmäßige Wartung von Transporthilfen, damit diese leichtgängig bleiben und auch wirklich verwendet werden. Auch ein genauerer Blick auf Pausen, Arbeitsdichte und -tempo kann bei der Belastungsreduktion helfen.
Partner der Unternehmen Die AUVA steht Unternehmen in Sachen Prävention beratend zur Seite, auch im Rahmen der Präventionsschwerpunkte. 2021/2022 stehen Muskel-Skelett-Erkrankungen im Fokus, angeboten werden Veranstaltungen, Publikationen, ErgonomieTools sowie direkte Beratung vor Ort in den Betrieben. Workshops, Seminare und Webinare zum Thema können während des Schwerpunkts um die Hälfte reduziert gebucht werden. Speziell auf das Bau- und Baunebengewerbe ist das Präventionsprogramm „baufit“ zugeschnitten. Es umfasst die Vermittlung von Wissen über körpergerechtes Arbeiten, Ausgleichsübungen, die sich gut in den Arbeitsalltag integrieren lassen, die Förderung des Gefahrenbewusstseins sowie arbeitspsychologische Aspekte. Alle Infos zum Schwerpunkt finden Interessierte auf www.auva.at/mse
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Was erwartet die Baubranche 2022? Erster Round Table. Bei drei hochkarätig besetzten Round Tables zu den Themen Vorfertigung und Automatisierung, Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion auf Baustellen und Bauen und Sanieren im Bestand wurde diskutiert, was auf die Baubranche in nächster Zeit zukommen wird. Autor: Lisa Grüner
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eim Round Table zum Thema Vorfertigung und Automatisierung in der Baubranche diskutierten Glorit-Geschäftsführer Lukas Sattlegger, Geschäftsführer von Drees & Sommer Georg Stadlhofer und Erich Benischek, Geschäftsführer des Fertighauszentrums Blaue Lagune, was die Baubranche nächstes Jahr bewegen wird. „Vor 30 Jahren habe ich gesagt, irgendwann geht alles in Richtung Vorfertigung“, eröffnet Benischek. „Es ist hat bei den kleinen Häusern begonnen, ist immer mehr in den großvolumigen Bau gekommen, und was derzeit einen
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steilen Aufstieg macht, ist der Modulbau als solcher, also die klassische Raumzellenfertigung.“ Benischek geht davon aus, dass sich der Bereich der Vorfertigung massiv entwickeln wird. Nicht zuletzt wegen des Arbeitskräftemangels. „Früher haben wir uns die Leute aus dem Osten geholt, aber die bekommen wir jetzt nicht mehr“, fügt er hinzu. „Diese kritische Situation unterstützt natürlich die Vorfertigung.“ Den Knackpunkt sieht er derzeit bei den hierfür notwendigen Investitionen, da die Produktionsanlagen verbessert werden müssen. Für Stadlhofer wird das nächste Jahr für die Baubranche ein Jahrzehnt der Veränderungen
einläuten. „Die Taxonomie-Verordnung, die seit 2018 in Kraft ist, zwingt die Unternehmen zur Offenlegung ihrer Bauweisen“, so der Geschäftsführer von Drees & Sommer. „Die nächsten drei Kriterien kommen nächstes Jahr ins Spiel, und das bedeutet, dass sich jeder überlegen muss, wie er seine Objekte kreislauffähig machen kann.“ Nachfrage und Bedarf an kreislauffähigen Materialien steigen, und Drees & Sommer verzeichnet immer mehr Anfragen diesbezüglich. „Nächstes Jahr im März ist der Jahresbericht fällig, dazu kommt das Thema der nachhaltigen Finanzierung, das bedeutet, dass jeder Euro dahin zu bewerten ist, ob er nachhaltig investiert ist.“
Dazu bringt Benischek das Problem der Kreislaufwirtschaft auf den Punkt: „Niemand hat das bis jetzt gelernt, das bedeutet, man muss sich in die Thematik hineindenken.“ Laut ihm beginnt das Thema bereits bei der Definition. „Man muss die Langlebigkeit des Gebäudes und die Nachnutzung im Auge haben. Auch wäre es wichtig, eine Baudokumentation, aber auch eine Aufbau- und Montagedokumentation zu haben.“ Hier fordert er ein Umdenken ein. „Man muss die Gebäude wieder zerlegen beziehungsweise abtragen können. Das bedeutet, dass Leim durch Steckverbindungen ersetzt werden muss und Verschraubungen Sinn machen.“ Dazu muss man prinzipiell in Basisfunktionen und Nachnutzungsmöglichkeiten denken. „Baue ich ein Hotel, muss ich mir jetzt schon überlegen, was ist, wenn es in 20 Jahren nicht mehr geht. Will ich es in Offices umbauen, brauche andere Raumhöhen.“ Man muss vom Denken des maximalen Ertrages von der ersten Sekunde weggehen und in die Köpfe bringen, dass diese Dinge Geld kosten.
einen Aufholbedarf. Wir sind mit dem Einsatz von Holz und unserer Holzriegelbauweise gut aufgestellt“, erklärt er. „Es werden aber auch andere Werkstoffe, also ökologische Baustoffe in den Vordergrund treten, und die haben ein anderes Preisniveau.“ Für Benischek ist klar, dass es zu einer Koexistenz der Baustoffe kommen werde. „Man muss sich überlegen, welche Hölzer man einsetzt. Es wird auch derzeit viel experimentiert, zum Beispiel mit Stroh und Lehm, aber das kann derzeit nur kleinvolumig eingesetzt werden.“ So benötigt eben jeder Baustoff seine Zeit. Benischek erinnert sich daran, wie sehr Asbest gehypt wurde, bevor er dann verteufelt wurde. Das Gleiche mit Spanplatten und Formaldehyd. „Man muss weg von Verbundstoffen, die Bindemittel werden da eine wichtige Rolle spielen.“ Sattlegger bestätigt, dass bei den Materialien viel getestet werde. „Aber ein gesamtheitliches System zu einem vernünftigen Preis gibt es noch nicht. Bei Glorit setzen wir auf qualitätsvolle und langzeiterprobte Systeme.“
Sattlegger bricht das Thema auf die Sicht eines Bauträgers und ausführenden Betriebs herunter. „Die EU-Taxonomie schärft das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, und da gibt es
Für Stadlhofer ist die Kompetenz einer kreislauffähigen Planung wichtig. „Hier haben wir noch viel zu lernen. Die Planung ist beim Holzbau anders als beim Stahlbetonbau. Man muss
„Niemand hat die Kreislaufwirtschaft bis jetzt gelernt, das bedeutet, man muss sich in die Thematik hineindenken.“ Erich Benischek, Blaue Lagune
vieles durchdenken, um ein Standardprodukt entwickeln zu können. Eine Baudatenbank, aber auch die Modularisierung helfen da sehr.“ Beim Baupreis geht er davon aus, dass sich dieser auf einem gewissen Niveau normalisieren wird. Beim Thema leistbarer Wohnraum kann Vorfertigung und Standardisierung helfen, günstiger zu bauen. Zusammenfassend meint
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er, dass man neue Materialien und Planungsansätze zusammengenommen neu denken muss.
„Unsere langjährigen Partnerschaften mit Lieferanten und Geschäftspartnern waren für uns ein wesentlicher Faktor.“ Lukas Sattlegger, Glorit
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Benischek bringt das Beispiel der Materialnomaden zur Diskussion. Er wurde gemeinsam mit einem Team vor die Aufgabe gestellt, sich die Nachnutzung eines Parkdecks zu überlegen. Der Aha-Effekt war für ihn, dass man Träger und Stützen zerlegen kann. Es wurde aber auch die Idee geboren, einen Markt oder ein Fachmarktzentrum in das Erdgeschoss zu bauen, oben das Parkdeck zu belassen und das Obergeschoss als Urban Farming zu nutzen. „Schlussendlich waren wir bei fünf Prozent Abfall, das ist die Erkenntnis von ‚learning by doing‘.“ Sattlegger sieht, dass sich bei den Baupreisen eine Entspannung abzeichnet – zumindest beim Holz, bei Kunststoffen allerdings noch nicht. Auch das Verfügbarkeitsproblem flaut langsam wieder ab. „Die Preise sind um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Es hat einen Aufholeffekt gegeben, der
sich wohl 2022 wieder normalisieren wird.“ Benischek sieht das ähnlich: „Aufholeffekt und Materialmangel beruhigen und pendeln sich ein. Jedenfalls hat uns die Pandemie die Abhängigkeit von Asien drastisch vor Augen geführt. Wir haben es vernachlässigt, bei uns zu produzieren. Gestemmt wurden die Probleme bei der Materialverfügbarkeit vor allem dort, wo gute Partnerschaften gelebt wurden.“ Hier hackt Sattlegger ein: „Unsere langjährigen Partnerschaften mit Lieferanten und Geschäftspartnern waren für uns ein wesentlicher Faktor. Wir konnten dadurch durchproduzieren und waren immer handlungsfähig. Da wir zudem stark auf Regionalität setzen, sind wir unabhängiger als andere. Das klingt einfach, ist es auch – es bedarf aber schon einer nachhaltigen Strategie und entsprechender Aufbauarbeit.“ Für Benischek ist klar, dass es immer wichtiger wird, Aufklärungsarbeit zu leisten: „Gesetzliche Rahmenbedingungen sind notwendig, aber wir müssen auch nachdenken, was uns die Zukunft wert ist.“ Dazu ergänzt Stadlhofer,
dass der Zwang zur Wirtschaftlichkeit bestehen bleibe. „Aber was sich schon geändert hat, sind gewisse Regeln in der Beurteilung und ein gewisser Abwertungsdruck für Bestandsimmobilien. Natürlich will der Investor den maximalen Profit herausbekommen.“ Für den Bestand fordert er Fördersysteme, da dieser sonst nicht geschaffen werden kann. „Es braucht eine Dokumentation. Beim Neubau ist das kein Problem, aber beim Bestand weiß ich nicht, was da drin ist. Es gibt keinen Standard, wie beim Auto zum Beispiel das Serviceheft.“ Hier ergänzt Benischek, dass man in die Tiefe gehen müsse: „Auch die Vorlieferanten müssen bekanntgegeben werden. Man muss zur Wurzel gehen, bis ins letzte Detail.“ Da müssen Digitalisierung, BIM und Materialdatenbanken eingesetzt werden. „Aber es sind noch keine Lösungen out of the box“, ergänzt Stadlhofer. Beim Thema Vorfertigung wirft Benischek ein, dass sich die Produktionsstätten sehr gewandelt hätten. „Wo früher 60 Leute tätig waren, arbeiten heute 5–6 Menschen. Wir sind
auf Kurs der Industrialisierung und Robotik. Aber was machen wir mit den Menschen?“ Hier sieht Stadlhofer keinen Grund zur Sorge. „Die Arbeitskräfte schaffen Produktivität für andere hoch qualitative Arbeit. Sie müssen sich weiterbilden und lernen, komplexe Steuersysteme managen zu können.“ Sattlegger setzt bei Glorit auf einen hohen Vorfertigungsgrad: „Wand und Deckenelemente sind fix und fertig, die Fassade ist vorbereitet und vernetzt, dann wird auf der Baustelle alles montiert.“ Bei Glorit werden etwa 60 Prozent des Hauses im Werk vorgefertigt. „Da wir unsere Grundrisse perfekt an die Gegebenheiten des Grundstücks anpassen, ist für uns ein noch höherer Vorfertigungsgrad nicht sinnvoll möglich.“ Als gemeinsame Problemlösung, die alle als Wunsch für die nächsten Jahre formulieren, wäre eine Homogenisierung der Bauordnung, also österreichweite Vorschriften. Diese Maßnahme würde zu einer Innovationsförderung führen, so Benischek, Sattlegger und Stadlhofer.
„Die Arbeitskräfte müssen sich weiterbilden und lernen, komplexe Steuersysteme managen zu können.“ Georg Stadlhofer, Drees & Sommer
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Nachhaltigkeit auf Baustellen Zweiter Round Table. Zum Schwerpunktthema „Nachhaltigkeit auf Baustellen“ diskutierten Stefan Graf, geschäftsführender Gesellschafter von Leyrer + Graf, Helmut Berger, Geschäftsführer von Allplan, und Harald Mezler, Geschäftsführer von Lindner, miteinander. Dabei ging es um die Themen Energieeffizienz und CO2-Reduzierung im Baubetrieb beziehungsweise auf Baustellen, Nachhaltigkeit, ESG und EU-Taxonomie. Autor: Lisa Grüner
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ir als Bauunternehmen sind extrem stark im ausführenden Prozess tätig, weil es bei uns darum geht, gewisse Elemente zusammenzufügen. Wir haben wenig Einfluss auf Materialien, die werden vom Ausschreiber und vom Planer vorgegeben. Unser Hebel ist die Ausführung, also das Zusammenfügen“, eröffnet Graf. „Wir bewegen auf den Baustellen große Massen, wir bewegen sie horizontal als auch vertikal, und dort ist der große Energiebedarf angesiedelt. Hier muss man auf die Optimierung der Bauabläufe setzen und versuchen, sowohl Ressourcen als auch Energie einzusparen. Der zweite Hebel ist die Logistik, Stichwort Transporteffizienz.“ Leyrer + Graf setzt zusätzlich auf Photovoltaik beim Betrieb der Büros und beschäftigt sich mit dem Einsatz von Grünstrom, wie man von gasbetriebenen Anlagen auf elektrische um-
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stellen und den Fuhrpark auf E-Mobilität umstellen kann. „Etwas weitergedacht, aber nicht mehr ganz auszuschließen ist Wasserstoff“, ergänzt Stefan Graf. „Es ist noch Zukunftsmusik, aber definitiv auf unserem Schirm.“ Mezler, der auf Innenausbau spezialisiert ist, führt an, dass bei Familienunternehmen das „S“ in ESG ohnehin gelebt wird und oft als selbstverständlich gilt. „Wir sind auch Gründungsmitglied von DGNB und beschäftigen uns schon lange mit Nachhaltigkeit“, so Mezler. „Wir haben auch vor einigen Jahren begonnen, unsere Produkte mit einem Mehrwert abzubilden.“ So existieren für alle Produkte UPD (Umweltproduktdeklarationen). Darüber hinaus sind viele Produkte Cradle-to-Cradle zertifiziert und die Werke ökozertifiziert. „Zudem ist es wichtig, sich anzusehen, was die Produkte im Gebäude zusätzlich zu ihrer Grundfunk-
tion leisten. Zum Beispiel für die Gesundheit der Mitarbeiter und was sie an visuellem und thermischem Komfort bringt.“ Nachhaltigkeit sieht er als Grundbestreben seines Unternehmens. In Baden hat Lindner mit der Gemeinde ein Wasserkraftwerk gebaut. Mit dem Strom lädt Lindner unter anderem seine Elektroautos. „Wir sind auch ein produzierendes Unternehmen, die Lindner-Gruppe macht circa ein Drittel des Umsatzes mit Industrieproduktion, da hat man andere Hebel“, so Mezler. „Da geht es natürlich um CO2 bei der Produktion, aber auch darum, was verwende ich? Holzplatten, die CO2 binden, oder Platten aus Kalziumsulfat, die ich mehrmals im Kreislauf führen und als Gebrauchtplatten einsetzen kann.“ Für ihn ist das Thema Kreislaufwirtschaft sehr wichtig. Die großen Hürden, die 2026/27 vor uns liegen, wie Deponierungsverbot von Mineralwolle und Gips, zeigen, wohin die Reise gehen kann.
„Etwas weitergedacht, aber nicht mehr ganz auszuschließen ist Wasserstoff.“ Stefan Graf, Leyrer + Graf
Damit wird die Rücknahme ihrer Produkte für die Hersteller ein Thema. Für manche Materialien wie zum Beispiel Gips kann man Wiederverwertung wahrscheinlich nur über die Entsorgungskosten steuern, da der Grundstoff so günstig ist, dass sich Recycling sonst nicht rechnet. „Da werden sich einige neue Geschäftsmodelle auftun.“ „In der Gebäudetechnik muss man effizient planen, um mit möglichst wenig Energieeinsatz auszukommen, in den letzten Jahren wird immer mehr auf Zertifizierungen Wert gelegt“, so Berger. „Für gute Haustechnik gibt man da und dort auch mehr Geld aus.“ Sieht man sich die Baustelle selber an, so erklärt er weiter, so könne die Gebäudetechnik komplett vom Gebäude getrennt werden, sodass die Materialien im Kreislauf gehalten werden können. Allplan ist neben der Gebäudetechnik in der zweiten
Schiene weltweit als Consulter im Bereich Energie- und Ressourceneffizienz und CO2Vermeidung tätig. „Wir sehen, dass wir Europäer weltweit einen besonders hohen Standard haben, wo man sich Zeit nimmt, Probleme auf eine vernünftige Art zu lösen“, so Berger. „Gerade wir Europäer müssen uns die Zeit nehmen, Lösungen zu finden und diese international bereitzustellen, vor allem für Länder, die die Mittel nicht haben.“ Der Allplan-Geschäftsführer ist zuversichtlich, dass die komplette Dekarbonisierung von einzelnen Sektoren im nächsten Jahrzehnt möglich ist. „2030 sollte es in Wien einen CO2-neutraler Zement geben. Das ist ein Riesenschritt, weil man Zement maximal 150 Kilometer transportiert, da er extrem schwer und billig ist.“ In die Entwicklung des CO2-neutralen Zements sollen sehr viele Förderungen hineinfließen. Lafarge, Verbund, OMV und Borealis, aber auch die Voest mit
Stahlproduktion mit Wasserstoff haben die Chance erkannt und versuchen, die Fördertöpfe auszuschöpfen. „Der Trend zur Digitalisierung wird gerade vom Megatrend Nachhaltigkeit, das Schlagwort für alles, was mit Klima und Klimawandel zu tun hat, abgelöst“, so Graf. „Das ist wichtig, weil die Effekte auf die Umwelt bereits beobachtbar sind. Jetzt liegt es an uns, eine technische und eine wirtschaftliche Sichtweise einzunehmen, um das Problem zu lösen.“ Graf spricht in diesem Zusammenhang den Verzicht an. „Über den wird es nicht funktionieren, weil die Masse nicht bereit ist, auf Wohlstand und Annehmlichkeit zu verzichten. Man hört ja beispielsweise von Entwicklungsländern, die ihr Recht auf Umweltverschmutzung nahezu einfordern.“ Daher ist für Graf klar, dass das Klima nur durch neue Technologien und eine
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ist Graf optimistisch, da es viele Visionen und Ideen zur Rettung des Klimas gibt, der Teufel aber oft im Detail steckt.
„Für jeden neue Mieter muss man neu ausbauen, das ist eine Chance, Materialien in die Kreislaufwirtschaft hineinzubekommen.“ Helmut Berger, Allplan
stete Forschung und Entwicklung gerettet werden kann. „Der technologische Fortschritt ist da. Derzeit ist der Wirkungsgrad bei Wasserstofferzeugung noch gering und die Frage offen, ob es auch wirtschaftlich darstellbar und die Technologie skalierbar ist.“ Dennoch
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Mezler stellt hier die philosophische Frage, was genau Verzicht sei. „Ist es Verzicht, wenn wir Doppelbodenplatten wiederverwenden und der Kunde kein neues Produkt bekommt, oder ist das clevere Kreislaufwirtschaft?“ Alles, was man nicht produzieren muss, spart CO2, es fällt nur das CO2 vom Transport an. „Interessant wird es dann, wenn das Wiederverwenden einen Kostenvorteil bringt“, so Mezler weiter. „Langfristig werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass manche Sachen nicht neu sind.“ Als weiteren Punkt führt er die Option an, dass man Produkte in Zukunft nicht mehr verkauft, sondern vermietet. „Betrachten wir einen Businesspark auf der grünen Wiese: Der steht circa 30 Jahre. Ist es dann nicht ein attraktives Geschäftsmodell, wenn ich das Gebäude miete? Der Eigentümer nimmt die Wertsteigerung des Grundstücks mit, der Errichter und Vermieter baut das Gebäude ab, das gleichzeitig ein Rohstofflager ist und für die Neuerrichtung verwendet werden kann.“ Dabei spielt er darauf an, dass man
eigentlich seit 2013 weiß, dass das kanadische Holz aufgrund von Bränden und Borkenkäfer knapp wird, dennoch war man 2021 diesbezüglich überrascht. Da muss man sich die Frage stellen, was man sonst noch übersieht? „Vielleicht ist es nicht schlecht, in 40 Jahren Holz, Beton, Stahl etc. in einem Gebäude ‚gelagert‘ zu haben.“ Ergänzend führt er an, dass Lindner eine Rücknahmegarantie auf Doppelböden aus Kalziumsulfat hat. „Die hätten wir heuer gut brauchen können, aber es kam wenig zurück.“ Im Innenausbau geht es immer noch mehr in Richtung modulares Bauen. Dabei haben Produkte unterschiedliche Lebenszyklen. „Ein Bodenbelag ist das am schnellsten drehende Produkt und kommt oft schon nach zehn Jahren raus, ein Doppelboden und eine Metalldecke werden erst alle 30 bis 40 Jahre ersetzt, aber das Gebäude planen wir meist für einen viel längeren Zeitraum“, so Mezler. Berger findet die Tatsache interessant, dass man sich beim Bau eines Gebäudes auf das Grundstück, den Skelettbau und die Fassade konzentriert und den Innausbau mietet. „Man muss mit jedem Mieter innen neu ausbauen. Das kann man
als Chance sehen, Materialien in die Kreislaufwirtschaft hineinzubekommen“, so Berger. „Wobei ein Mietsystem nur Sinn macht, wenn es günstiger ist.“ Mezler hakt da ein: „Man muss die Produkte in ihrer Langlebigkeit verbessern und sie dann refurnishen und idealerweise so lange im Kreislauf halten, wie auch das CO2 in der Luft bleibt.“ Klar ist, dass immer der Preis entscheidet, aber Miete sei seiner Meinung nach auch ein Weg, um Lebenszykluskosten sichtbar zu machen. „Ein Beispiel: Zahlen wir die Waschmaschine nach Waschgang und nicht pro Stück, würden diese so gebaut werden, dass sie 20.000 Gänge aushalten“, so der LindnerGeschäftsführer. „Bei großen Druckern haben wir bereits den Preis pro Kopie, also eigentlich ein auf das Ergebnis bezogenes Mietsystem, im Gegensatz zu Haushaltsdruckern oder Kapselkaffeemaschinen, die in der Anschaffung günstig sind, die Druckerpatronen oder die Kaffeekapseln aber teuer sind.“ Graf begrüßt das Modell, zeigt aber auch die Herausforderung auf, die das mit sich bringt.
„Die Berechnung bei einem Drucker, Scanner etc. ist im Vergleich zu einem Gebäude simpel“, erklärt der CEO von Leyrer + Graf. „Gebäude sind nicht so leicht simplifizierbar, dahinter steht ein enormer Kapital- und Ressourceneinsatz.“ Zudem gäbe es Modelle wie das Bauträger-Modell bereits. Hier ergänzt Mezler, dass diese aber noch weitergedacht werden können. Er führt als leichter greifbares Beispiel den Bodenbelag als Mietsystem an. „Dieser wird einmal im Jahr grundgereinigt, alle zehn Jahre bekommt man einen neuen Belag. Nimmt man dann weiter die Trennwand und den Doppelboden dazu, hätte man schon einen vermietbaren Innenausbau. „In der Haustechnik ist das hauptsächlich eingesetzte Material Stahl, da kann ich alles wieder zerlegen und wiederverwenden. Derzeit wird recycelt, Refurnishment ist mir nicht bekannt. Natürlich könnte man zum Beispiel Lüftungskanäle oder andere Komponenten abbauen und wiederverwenden, da sind aber die Kosten des Neuen zu gering, und bei Pumpen, Gebläsen oder Kältemaschinen sind die neuen Komponenten effizienter als die alten“, meint
„Interessant wird die Kreislaufwirtschaft dann, wenn das Wiederverwenden einen Kostenvorteil bringt.“ Harald Mezler, Lindner
Berger. Für Graf ist klar, dass zukünftig Standardisierung und Modularisierung stärker Thema werden – auf Kosten der Individualität. „Es ist immer auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Bei vielen historischen Gebäuden kostet die Sanierung mehr als ein Neubau.“
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Sanieren im Bestand Dritter Round Table. Zum Thema „Bauen und Sanieren im Bestand“ diskutierten Robert Lechner, Geschäftsführer des Österreichischen Ökologie-Instituts und von pulswerk, Helga Noack, Geschäftsführerin von DenkMalNeo, Herbert Hetzel, Geschäftsführer von Beyond Carbon Energy und Heinz Hackl, Public Affairs Manager von Velux.
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etzel eröffnet die Diskussion: „Ich gehe davon aus, dass 2022 ein Gamechanger für Bestandsimmobilien wird. Das liegt an den Anforderungen aus der EU-Taxonomie, die in den ersten sechs Monaten des nächsten Jahres durchschlagen werden und eine Großzahl an Veränderungen auslösen wird“, ist der Geschäftsführer von Beyond Carbon Energy überzeugt. Er geht davon aus, dass die EUTaxonomie-Regeln, da sie zum ersten Mal von der Finanzierungsseite ausgehen, einen völlig neuen Bedarf in diesem Markt identifizieren werden. „Die Bestandhalter sind sensibel, denn nicht alle Immobilien der institutionellen In-
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Autor: Lisa Grüner
vestoren sind mit Eigenkapital finanziert. Ich gehe davon aus, dass das einen Sanierungsbedarf auslösen wird, der nicht befriedigt werden kann“, so Hetzel. „Das steht in keinem Verhältnis zu dem, was der laufende Wohnbedarf in dieser Stadt ausmacht, die Dimension, um die es geht, ist riesig, und es werden alle auf den Zug aufspringen.“ Da man aber heute schon nicht wisse, wo man die Mitarbeiter herbekommen soll, werde es ein großes Problem werden. „Derzeit haben wir eine Sanierungsquote von zwei Prozent, was passiert, wenn die restlichen 98 Prozent in Bewegung kommen“, fragt er in die Runde. „Das wird spannend und aufregend werden.“
Hier schließt sich Hackl an: „Ich kann eher für den kleinvolumigen Bereich sprechen, da ist während der Corona-Zeit viel spontan renoviert worden. Die Menschen hatten viel Zeit, einen Sanierungsbedarf wahrzunehmen, und davon haben wir geschäftlich profitiert.“ Laut Hackl fehlt aber der Plan für eine strukturierte Sanierung. Auch er sieht nicht, wie diese arbeitskräftetechnisch umgesetzt werden können. „Wir haben die Menge an ausgebildeten Kräften nicht. Daher braucht es einen Wandel in Richtung serieller Sanierung, industrieller oder halbindustrieller Vorfertigung und neue Technologien“, fügt der Velux-Geschäftsführer hinzu.
„Das Jahr 2022 wird aufgrund der EU-Taxonomie ein Gamechanger für Bestandsimmobilien.“ Herbert Hetzl, Beyond Carbon Energy
ten Prozent der Gebäude gehören.“ Das würde bedeuten, dass ein Gründerzeithaus den energietechnischen Anforderungen der letzten zehn bis 15 Jahre entsprechen muss, damit sie taxonomiekonform ist, egal wie das erreicht wird. „Was macht also der Markt, wenn viel Geld da ist? – Und es ist viel Geld am Markt. Der wird taxonomiekonforme Immobilien in Österreich nicht so schnell finden und weicht auf Neubauten aus, weil diese jetzt schon auf den technischen Standard vorbereitet sind.“ Damit widerspricht er Hetzel, dass die Entwicklung nicht nach innen, also Richtung Sanierung gehe, auch wenn das gut wäre. Aber in Bezug auf die Finanzierung glaubt er, dass der Neubau weiter boomen werde. „Vor allem, wenn das Geld schnell ausgegeben werden muss.“
Damit greift er auch schon das nächste Thema auf: „Wir müssen weg vom Flächenfraß in Richtung qualitätsvolle Nachverdichtung“, erklärt er. Hier sollten auch durch die Raumordnung Schranken gesetzt werden, damit nicht mehr in die grüne Wiese gebaut, sondern saniert werde. „Da braucht es mutige Leute, die sich über so was auch drübertrauen.“
Serielle Sanierung wird notwendig
Noack findet das Tempo spannend, mit dem es in die Umsetzung gehen soll. „Das geht nur mit serieller Sanierung“, so die DenkMalNeoGeschäftsführerin. „Man muss sich überlegen, wie wir das notwendige Know-how entwickeln und weitergeben. Generell wird die Frage spannend, wie wir in Zukunft miteinander arbeiten werden. Da wird sich die gesamte Arbeitswelt mitentwickeln müssen, vor allem im Hinblick auf die höheren Klimaziele.“ Lechner schließt sich der Meinung von Herbert Hetzel an. „Die EU-Taxonomie wird einen Schub in Richtung Nachhaltigkeit auslösen.“ Er ist aber skeptisch, dass der österreichische Markt darauf vorbereitet ist. „Die Taxonomie für Bestandsimmobilien, also alles, was vor Dezember 2020 errichtet wurde, sieht vor, dass sie dann konform sind, wenn sie zu den 15 bes-
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„Die Umsetzung der Sanierungen wird nur mit dem Einsatz von serieller Sanierung möglich sein.“ Helga Noack, DenkMalNeo
Problem Arbeitskräftemangel
Zum Arbeitskräftethema fügt er hinzu, dass die Pandemie gezeigt habe, was passiere, wenn die Grenzen geschlossen seien. „Wir haben am Bau schon lange keine Tagespendler mehr, die Leute kommen von weiter her und bleiben einen Monat oder länger und gehen dann zurück. Wenn sie nicht kommen dürfen, dann kommt es zu bösen Verzögerungen.“ Man werde sehen, wie der jetzige Lockdown das aktive Baugeschehen dämpfe. Hackl fügt hinzu, dass die Arbeitskräfte nicht nur im städtischen, sondern mittlerweile auch im ländlichen Bereich fehlen, da in puncto Ausbildung viel verschlafen worden sei. „Beim Thema Geld muss man unterscheiden, ob wir von Geld reden, das eine Veranlagung sucht und noch keine gefunden hat, oder über das Geld, das schon investiert ist“, so Hetzel. „Das Geld, das schon in den Immobilien steckt, ist ein Problem, weil sich das bestehende Portfolio bei fehlender Taxonomiekonformität abwertet. Die Diskussion führen wir erst, wenn die Banken die Kredite teuer machen. Aber das wirkliche Thema ist, dass die Investoren nicht mehr transaktionsfähig sind. Die alten Spielregeln gelten nicht mehr, sprich die Mieten steigen nach dem VPI, haben eine Finanzierung, und dann findet der Investor keinen, der ihm dieses Haus abkauft. Deswegen verliert es über Gebühr an Wert, „Taxonomie beats Location“.
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Ein weiteres Problem des Bestandes sei, erklärt Hetzel, dass das Wohnungseigentumsgesetz es nicht ermögliche, dass die Immobilien die nächsten 200 Jahre erleben könnten, weil man nichts verändern könne, wenn sich einer querlege. An den Zinshäusern werde ständig etwas verändert und modernisiert, je nach Mietrechtsgesetz. Es werden Bäder gebaut, Gas eingeleitet etc., und man habe sie über 200 Jahre gebracht. Die Häuser haben sich viel gefallen lassen, weil es Reserven gegeben habe und einen Eigentümer, der Entscheidungen getroffen habe. Bei neuen Wohnungseigentumsobjekten gehe es nicht, weil man technische Reserven habe. Man könne dort keine Wohnungen zusammenlegen oder trennen oder ein Büro daraus machen etc. Daher werden diese Immobilien eine kurze Halbwertszeit haben.
Wertverlust bei schlechten Immobilien
Lechner stellt dazu eine spannende These auf: „Produzieren wir jetzt eine strukturelle, praktisch legistisch vorgegebene Blase, weil wir Taxonomie leben müssen? Das würde bedeuten, dass Kartenhäuser zusammenbrechen, wenn die Immobilien weniger wert werden, genauso wie die Altersversorgung.“ Hetzel bestätigt das, worauf Hackl die Zusatzfrage stellt, ob das den betroffenen Bestandhaltern bewusst sei. Hetzel verneint dies. „Die meisten Menschen, die eine Wohnung kaufen, beschäftigen sich nicht so intensiv mit Immobilien, tätigen aber damit die oft größte Investition ihres Lebens.“ „Wenn ich den Designern der Taxonomie guten Willen unterstelle, dann ist das intelligent aufgezogen“, meint Lechner. „Dennoch muss man sich bewusst sein, dass die Taxonomie auch toxische Bestimmungen enthält, wie zum Beispiel, dass auf Ackerflächen mit mittlerer und hoher Bonität nicht mehr neu gebaut werden darf. Damit wäre die Stadtentwicklung in Wien, Linz, Graz etc. vorbei. Das ist in der Begutachtung durchgerutscht, wenn es so gelebt wird.“ Noack wirft ein, dass die Taxonomie zunächst ein Werkzeug sei. „Was wir wissen, ist, dass ab jetzt Berichtspflichten für gewisse Kreise gelten. Was wir noch nicht wissen, ist, wofür die Taxonomie in Zukunft außerdem noch
„Es fehlen der Plan für eine strukturierte Sanierung und die Arbeitskräfte für die Umsetzung.“ Heinz Hackl, Velux
„Bestandsimmobilien müssen energieeffizienter werden, und Sanierungsförderungen müssen abgeholt werden.“ Robert Lechner, Ecology, pulswerk
hergenommen wird. Wenn man es herunterbricht und seinen eigenen Immobilienbestand beleuchten möchte, sehe ich noch gar nicht die Maßstäbe. Wie kommen wir denn überhaupt zu den Zahlen, dass man das Portfolio vergleichbar bewerten kann?“ Hetzel meint, dass dies fix geregelt sei. „Verbessern sich die Zahlen bei sogenannten schlechten Immobilien nicht, so erhöhen die Banken ihren Eigenkapitalanteil für die Finanzierung, und damit machen sie die Finanzierung teuer.“ Noack meint dazu, dass erkannt wrde, dass der Klimawandel eine Menge Geld kosten werde und dass die Idee hinter der Taxonomie sei, Finanzströme umzuleiten. Hetzel hat darauf mit seiner Firma Beyond Carbon Energy eine Antwort: „Ich bin ein Unternehmer, der das Problem mit einer CO2-freien Wärme-KälteVersorgung löst.“
Technologie wird den Ausschlag geben
„Es gibt viel gute Technologieentwicklung“, so Lechner. „Aber nicht jedes Gebäude, das schon steht, hat das Recht stehen zu bleiben,
weil es schon mal da ist. In der Gründerzeit hat man viel abgerissen und umgesiedelt, hat Wien praktisch neu gebaut, eben gegründet im wahrsten Sinne des Wortes. Es würde heute nicht diese Bauten geben, wenn nicht ordentlich investiert worden wäre. Manche Gebäude kann man nur neu bauen, weil es viel aufwändiger wäre zu sanieren.“ Hackl meint, dass man aufpassen müsse, dass man es sich mit dem Abreißen nicht zu einfach mache. Er führt das Gebäude von „Universalversand“ in Salzburg, ein Betonbunker, an, wo überlegt wurde, es zu sprengen. Stattdessen wurde im Bestand adaptiert, weil sehr viel Beton dort eingesetzt worden sei.
muss Gebäude bis zum Ende des Lebenszyklus denken und neue Modelle finden.“
Dem fügt Noack hinzu, dass eine profunde Prüfung vor dem Abriss notwendig sei. „Am Anfang muss man sich intensiv mit der Bausubstanz auseinandersetzen, es bauhistorisch und bauphysikalisch prüfen etc.“, so Noack. „Wir haben theoretisch so viel Baubestand, dass wir gar nicht neu bauen müssten. Ziel der Immobilienbranche kann es nicht sein, wie Autos und Fleisch an den Pranger gestellt zu werden. Man
Eine Möglichkeit, aus dem Heizungsdilemma herauszukommen, sei die Suche nach systemischen umweltfreundlichen Lösungen, die man schnell skalieren könne. Auch eine EnergieFlatrate wäre denkbar, denn man spare beim Verwalten und Verrechnen von Energie. Stattdessen lege man bei den Gesamtinvestitionskosten ein bisschen drauf und refinanziere langfristig über die Miete.
Für Hetzel ist eines klar: „Wenn es gelingt, dass wir aus dem Gas rauskommen, dann schaffen wir den Klimawandel, denn wenn dort der größte Impact möglich ist, dann muss ich dort das Problem lösen.“ Lechner sieht das große Problem in Wien, wo sehr viele Wohnungen mit Gas beheizt werden. „2035 müssen wir aus dem Gas raus, da muss man den Markteilnehmern klarmachen, dass diese Heizungsart vorbei ist. Bestandsimmobilien müssen energieeffizienter werden, und Sanierungsförderungen müssen abgeholt werden.“
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Sanieren aktivieren. Politik und Wirtschaft fordern konkrete Anreize. Die Renovierung bestehender Gebäude anzukurbeln, ist für die Erreichung der Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 unerlässlich und sichert zudem Wertschöpfung und Arbeitsplätze.
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elten verbinden sich die Benefits für Klima und Wirtschaft so gut wie beim Sanieren“, stellte Sektionschef Jürgen Schneider aus dem Klimaministerium fest. Er bezog sich damit auf eine Studie zur Gebäudesanierung in Österreich, die das Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) gemeinsam mit dem Umweltbundesamt erstellt und vor Ort präsentiert wurde. „Die Ergebnisse zeigen, dass Fördern allein zu wenig ist, um bei der Wohnhaussanierung in die Gänge zu kommen“, analysierte der Geschäftsführer des IIBW. Es brauche darüber
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hinaus bau- und wohnrechtliche Regelungen, noch mehr Fachkräfte für alle Sanierungsphasen und viel Kommunikation. Schaffte man im geförderten Bereich vor zehn Jahren Spitzenwerte von 40.000 umfassend sanierten Wohnungen, waren es 2018 nur noch 13.000 – und waren 2020 nur unwesentlich mehr. Im gleichen Zeitraum verminderten sich die geförderten Einzelmaßnahmen, wie zum Beispiel Fenster- oder Heizungstausch, von 50.000 auf 20.000. Insgesamt sank die Sanierungsförderung der Länder zwischen dem Höchstwert 2009 und dem Tiefstwert 2018 um mehr als zwei Drittel und legte seither nur geringfügig zu.
„Förderungen für Sanieren müssen vereinfacht werden.“ Jürgen Schneider, Klimaministerium
Foto: Fachverband der Stein- und keramischen Industrie/APA-Fotoservice/Juhasz
Fördern allein ist zu wenig
Auch die Zahl ungeförderter Generalsanierungen halbierte sich von jährlich 8.000 vor zehn Jahren auf zuletzt nur noch 4.000. Dafür entwickelten sich die Einzelbauteilsanierungen positiv: Wurden Mitte der 2010er Jahren in rund 60.000 Wohnungen thermisch-energetische Einzelmaßnahmen durchgeführt, waren es zuletzt 110.000.
Anhebung der Sanierungsrate auf 2,5 Prozent bis 2025 möglich
Derzeit liegt die Sanierungsrate in Österreich bei 1,5 Prozent, das ist die Hälfte der im aktuellen Regierungsprogramm angepeilten 3 Prozent. Amann zeigte sich jedoch optimistisch, was die Potenziale der Sanierung angeht: Es sei möglich, die Sanierungsrate bis 2025 um 1 Prozentpunkt auf 2,5 Prozent zu heben. Dies sei wesentlich am Weg zur Klimaneutralität bis 2040. In den Jahren von 2005 bis 2012 wurden die Treibhausgasemissionen im Sektor Gebäude um ein Drittel gesenkt, das sind 4 Millionen Tonnen CO2. „Wir brauchen dieselbe Performance in den kommenden sieben Jahren. Was schon einmal ging, ist wieder möglich“, so Amann.
„Sanierungsförderung ist nur die Basis. Weitere attraktive Anreize müssen geschaffen werden.“
„Fördern allein ist zu wenig, um bei der Wohnhaussanierung in die Gänge zu kommen.“
Robert Schmid, Fachverbandes der Steinund keramische Industrie
Wolfgang Amann, Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW)
Kompetenzzentren schaffen, Wertschöpfung aufzeigen
Robert Schmid, der Obmann des Fachverbandes der Stein- und keramischen Industrie, hakte hier ein: „Wir sehen ja, dass großes Interesse an Sanierungen besteht. Dieses Potenzial gilt es zu aktivieren.“ Schmid zeigte zudem auf, wie dies erreicht werden könne: „Die zur Verfügung gestellte Sanierungsförderung ist nur die Basis, im nächsten Schritt müssen weitere attraktive Anreize geschaffen werden.“ Dazu gehöre in erster Linie der Aufbau von Kompetenzzentren als Anlaufstelle für Sanierungswillige – ein One-Stop-Shop, wie etwa die Sanierungsberatung „Hauskunft“ der Stadt Wien. Zudem brauche es dringend eine breite Informationsoffensive in Richtung Endkonsumenten, damit die Fördergelder auch tatsächlich abgeholt werden. Die Gesellschaft müsse von der Notwendigkeit der Gebäudesanierung überzeugt werden – nur dann könne die Sanierungsrate umgehend erhöht werden. Andererseits bedeuten die genannten Maßnahmen allein in der Hochbausanierung eine Steigerung des Produktionsvolumens um 60 Prozent
von derzeit rund 10 Milliarden Euro auf rund 16 Milliarden Euro bis 2025 – „das nützt nicht nur dem Klima, da entstehen Arbeitsplätze für Fachkräfte“, so Schmid.
Sanierungen steuerlich begünstigen
Zur hohen Zahl der ungeförderten Sanierungen kommentierte Schneider: „Hier zeigt sich ganz klar das Interesse, die Bereitschaft und nicht zuletzt das Bewusstsein der Bürger. Dass bisher so viele ohne Förderungen sanieren, zeigt die Notwendigkeit der Vereinfachung.“ Zugleich sollen die Bundesförderungen aufgestockt werden, zusätzlich zu der mit 650 Millionen Euro dotierten Sanierungsoffensive 2021/2022. Schneider konnte hier auch schon ins Detail gehen: „Es wird 2022 und 2023 jeweils 90 Millionen Euro mehr geben für den Umstieg von fossilen auf klimafreundliche Heizsysteme, die Mittel für soziale Abfederung für einkommensschwache Haushalte werden ebenfalls 2022 und 2023 von jährlich 50 auf 90 Millionen Euro erhöht. Dazu kommen 2022 zusätzlich 60 Millionen Euro für den mehrgeschossigen Wohnbau.“ Zudem werden als Teil der Öko-Steuerreform Sanierungen künftig steuerlich begünstigt.
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Wein & Immobilien Frisch von der Leber weg Ein lockeres Gespräch bei einem Lokalstreifzug in der Gösser Bierklinik mit Christian Pillwein, Leiter der Gebäudeautomation bei Beckhoff.
Immobilien werden Richtung Qualität gedrillt Green Deal und Nachhaltigkeit. Technik und Automatisierung bringen ein hohes Einsparungspotenzial. Grundlage dafür ist eine Hinterlegung, Zusammenführung und Analyse von Daten. Eine Herausforderung. Kolumne: Lisa Grüner
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omen est omen“ ist ein lateinisches Sprichwort. Deswegen wollte ich Christian Pillwein unbedingt im Rahmen meiner Weinkolumne interviewen. Doch dieser bevorzugt Bier. Frau ist ja auch flexibel und bestellt sich ein Krügerl Gösser Zwickel. Was die Branche im Moment so durchrüttelt, möchte ich wissen. „Der Entstehungsprozess der Immobilien wird derzeit stark in Richtung Qualität gedrillt. EAG (Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz) ist ein großes Thema und der Green Deal ein guter Hebel, um Gedachtes auf den Boden zu bringen“, so Pillwein. „Es
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wird Zeit, dass alle – vom Investor, Bauherrn, Planer, Betreiber – ins Tun kommen.“ Für ihn ist fix, dass Entscheider, die eine Immobilie bauen und bis jetzt nur kaufmännische Ziele hatten, jetzt darauf achten müssen, dass die Immobilie einen langfristigen Wert hat. Dafür müssen sie eine Basis für verschiedene Nutzungsarten einbauen, also Flexibilität mitdenken. Durch die EU-Taxonomie sind jetzt Geldinstitute involviert, und das verändert die Bewertung, erhöht den Druck. Finanzierungen werden dann freigegeben, wenn die Immobilien eine gewisse Grundqualität haben, optisch gut auszusehen
genügt nicht mehr. Doch nicht nur die Funktionalität, auch der Nutzer muss im Vordergrund stehen. Dass nicht mehr der Return of Investment im Vordergrund steht, bedeutet eine grundlegende Veränderung für die Branche. „Der Investor und Bauherr muss sich noch viel mehr überlegen, was er genau will, und seine Bestellqualität überdenken. Baut man Glasfronten, so hat das einen Impact auf den Betrieb, die Kubatur hat Einfluss auf Technik. Häuser kann man so bauen, dass zum Beispiel Lüftungs- und Kälteanlagen überflüssig werden.“ Für Pillwein steht außer Frage, dass Betreiber mehr Mitspracherecht bei
der Planung bekommen sollten. „Sie haben die Erfahrung, wie man Gebäude steuert und betreibt.“ Als Flaschenhals sieht er den Ansatz des gegenwärtigen Planungsprozesses und das Verständnis von Digitalisierung. „Jeder versteht unter Digitalisierung etwas anderes. Hier wäre es wichtig, alle Disziplinen abzuholen.“ Schwierig ist, dass der Investor sehr früh indirekt über den Einsatz von Technik entscheidet und somit den CO2-Ausstoß während des Lebenszyklus zu wenig im Fokus hat. „Im Betrieb ist ein geringer CO2-Ausstoß eine Gewinnsteigerung.“
Fotos: Beckhoff, Adobe Stock
Alle reden von BIM
Bei einem Schladminger Märzen sind wir auch schon beim ewigen Thema BIM. „Die einen reden über BIM und meinen 3D-Planung“, so Pillwein. „Dass aber auch die Funktionalität abgebildet werden muss, ist vielen noch nicht klar, beziehungsweise stehen noch keine geeigneten Werkzeuge dafür zur Verfügung. Da braucht es noch Aufklärungsarbeit und Zusammenarbeit aller am Planungsprozess beteiligten Disziplinen. Alles, was physisch vorhanden ist, wird in heutigen Planungswerkzeugen bereits abgebildet, jedoch die Funktionalitäten, die zum Beispiel eine Raumkonditionierung beschreiben, fehlt in den Planungsunterlagen. Dass das in BIM dargestellt werden kann, übersteigt so manchen Horizont.“ Dass es ein sehr komplexes Thema ist, streitet Pillwein nicht ab. „Wir durften bei verschiedenen Planungen mitwirken und unseren Input eingeben. Da haben wir selbst gesehen, wie schwierig es ist, Digitalisierung in die bestehenden BIM-Modelle zu integrieren. Die Haustechnik besteht aus vielen Silo-Themen, Zutrittssystemen, Multi-
„Den Lebenszyklus muss man im Fokus haben, denn im Betrieb ist ein geringer CO2-Ausstoß eine große Gewinnsteigerung.“ Christian Pillwein, Beckhoff
media, Beleuchtung, Antriebstechnik, Fenster, Lüftung etc. Hier gilt es, die Informationen zusammenzuführen. Vereinfacht gesagt spielen zum Beispiel Beleuchtung und Heizung zusammen, aber auch ein Beschattungssystem mit der Kühlung. Die Gewerke brauchen einen gemeinsamen Nenner, um die relevanten Daten miteinander verschränken zu können – dazu werden sinnvolle Schnittstellen benötigt. Aus einem großen Datenpool werden dann Daten mittels Analysetools evaluiert und Algorithmen zugeführt. Als individuelle Variable bleibt immer der Nutzer. Füttert man den Algorithmus mit den relevanten Informationen, kann dieser mitlernen und immer besser werden.“ Woran scheitert es dann? „Immer an der gemeinsamen Datenbasis“, so Pillwein. „Die Kreativität der einzelnen Branchen ist sehr groß, wenn es darum geht, ihren Markt zu schützen. Das bedeutet, dass sie sich wehren, Daten zur Verfügung zu stellen.“ Diesbezüglich
verweist er darauf, dass technisch schon sehr viel möglich und vorhanden ist. „Interessant ist, dass gerade jetzt sehr viele Start-ups entstehen, die dem Planer die Arbeit abnehmen und helfen, den Weg der Digitalisierung zu gehen.“ In Gesetzestexten steht, dass Immobilien ein Monitoring haben müssen, um Energiesparpotenziale zu heben. Daten werden auf Servern abgelegt, doch es braucht jemanden, der die Daten analysiert, verknüpft und einen Mehrwert kreiert. „Es gibt noch zu wenige Firmen, die sich damit beschäftigen, zum Beispiel Bewegungsmuster zu analysieren. In der Hotellerie kann man viele Informationen über den Gast sammeln und entsprechende Rückschlüsse ziehen.“ Für viele Firmen ist es nach wie vor ein großer Akt, die Daten zur Verfügung zu stellen, dabei könnte es so einfach sein: eine Lüftungsanlage oder eine Zutrittskontrolle, die sich selbst optimieren.
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Geringer Ressourcenverbrauch
Pillwein plädiert darauf, aus diesem Silodenken auszubrechen. „Es braucht neue Disziplinen, die mit Daten, Wissen und Verknüpfung umgehen können.“ Hier ist seine Hoffnung die integral-interdisziplinäre Planung. „Man muss ein Gebäude so gesamtheitlich sehen wie die Anatomie eines Menschen.“ Bei der Planung von Gebäuden kann von vielen Inhalten und Ansätzen profitiert werden. Je weniger Technik man braucht, umso geringer sind die Kosten. Intelligente Beleuchtungskonzepte mit Bewegungsmeldern sparen Geld, setzt man so wenig Sensoren wie möglich ein, spart man noch mehr. „Bei einem Hotel haben wir durch intelligente und ganzheitliche Automatisierung 3.500 Stück Sensoren à 200 Euro eingespart. Dazu kommen die nicht notwendigen Wartungskosten und Flexibilitäten für Umnutzungen“, erzählt Pillwein. „Dahinter steht ein mathematisches Modell. Zum Beispiel kann ich Daten einer intelligenten Wettersta-
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tion, geografische und geometrische Daten mit der Azimutberechnung in einem Modell hinterlegen und spare dadurch Helligkeitssensorik im Raum ein. Das kann alles im digitalen Zwilling abgebildet werden und auf beliebig viele Räume skaliert werden. Und dann hast du eine Technik, die du nicht bemerkst, weil sie einfach perfekt funktioniert.“ Dazu bringt er ein Beispiel in Hagenberg, wo Räume über eine ganzheitliche Gebäudeautomation gesteuert werden. „Im Outlook wird ein Termin eingetragen, dass ein Meeting mit x Personen stattfindet. Der Raum arbeitet mit diesen Informationen. Das Licht geht rechtzeitig an, die Präsentation ist gestartet, die Raumklimatisierung perfekt eingestellt. Während der Präsentation ist die Beschattung gesperrt. Das alles ist möglich.“ Dennoch, so fügt er hinzu, wollen Menschen durch ein Bedienelement Einfluss auf die Umgebung nehmen. „Manchmal will man die Möglichkeit haben, zum Beispiel das Licht zu dimmen oder die Beschattung zu bedienen.“
Es macht Sinn, sich mit den Materialien auseinanderzusetzen. Die Natur beeinflusst die Technik maßgeblich. In Deutschland gibt es einen interessanten Investor, der so ökologisch wie möglich baut. Der hat keine Lüftungsanlage im Gebäude, sondern lüftet über die Fenster situativ und automatisch. Die Mitarbeiter fühlen sich im Gebäude wohl, die Investitionskosten waren geringer als herkömmlich, und auch die Betriebskosten betragen nur ein Achtel eines vergleichbaren Gebäudes. „Innovationen werden durch Regulatorien verhindert“, so Pillwein. „Es werden Lüftungsanlagen vorgeschrieben, wo es keine braucht, anstatt zu fragen, wann eine Lüftungsanlage sinnvoll eingesetzt ist.“ Als Letztes bestellen wir ein Staro brno und schließen den Kreis, indem wir wieder zum Green Deal zurückkommen: „Die Entwicklungen in der Energiewirtschaft wirken sich auf die Immobilienbranche aus“, so Pillwein. „Die Erneuerbaren-Energiegemeinschaft ist perfekt für den lokalen Austausch von Energie und auch die Bürgergemeinschaft, wo Energie überregional ausgetauscht werden kann. Gerade beim Thema Versorgungssicherheit und Resilienz ist es sinnvoll, die Energie dort zu erzeugen, wo sie benötigt wird. Beim Wärmeund Heizungsbedarf ist die Immobilie gefragt. Aber man sollte nicht nur von Energieeffizienz, sondern von Ressourceneffizienz reden und auch Technik einsparen. Denn auch in technischen Geräten sind Materialien enthalten, wofür in anderen Ländern die Natur ausgebeutet wird.“
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Die Auftragsbücher sind voll, wie geht es weiter? Herumgefragt. Werden Bauvorhaben aufgrund der hohen Baupreise stillgelegt, verschoben oder eingestellt? Wie sieht es mit Investitionen in die Infrastruktur aus? Der BauTecFokus hat um einen Forecast für das erste und zweite Halbjahr 2022 gebeten. Dazu wurde noch gefragt, welche Lehren aus der Pandemie gezogen wurden und was sich bei der Angebotslegung geändert hat.
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Thomas Wetzstein, Vasko+Partner Ja, uns geht’s aktuell sehr gut. Wie es weitergeht, ist immer die Gretchenfrage am Bau – doch wir sind zuversichtlich. Zudem haben wir einige große Bauvorhaben, die in jedem Fall die kommenden Jahre für eine gute Auslastung unseres Büros sorgen werden. Und nein, wir haben das Glück, dass kein einziges Projekt, an dem wir maßgeblich beteiligt sind, eingestellt werden musste – aufgrund der Pandemie gab es natürlich Leistungsverschiebungen, aber die haben wir bereits wieder eingeholt. Unsere Lehre aus der Pandemie ist vor allem, dass wir mit wesentlich höherer Effizienz bei Besprechungen auskommen. Das sehen auch unsere Bauherren und Projektpartner so. Virtuelle Besprechungen sind, wenn sie gut organisiert und vorbereitet sind, für uns eine neue Erfahrung und ein toller Erfolg. Denn wir arbeiten nun mit Sicherheit noch effizienter – mit kleineren Besprechungsrunden und mit weniger Reibungsverlusten. Voraussetzung für virtuelles Arbeiten ist jedoch eine gute Datenübertragung/Netzwerkverbindung. Mal sehen, ob das so bleibt. Wir bei Vasko+Partner setzen jedenfalls weiter auf Videokonferenzen, soweit es gut klappt. In puncto Angebotslegung sehen wir keine großen Veränderungen. Eventuell hat sich bei dem einen oder anderen Bauherren – ohne Namen zu verraten – aber vielleicht doch die Bestellqualität verbessert. Insgesamt sind wir zufrieden und blicken optimistisch in die Zukunft.
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Karl-Heinz Strauss, Porr Wenn wir in die Zukunft schauen, sehen wir die Bauindustrie als großen Gewinner, besonders in den nächsten drei bis fünf Jahren. Wir als Porr haben einen sehr hohen Auftragsbestand, und es gibt Förderprogramme der Regierung und der Europäischen Union, deren Auswirkungen jetzt spürbar werden. Auch der Klimawandel wird uns natürlich beschäftigen und – bei allen negativen Auswirkungen – auch viele neue Geschäftsmodelle aufzeigen. Die Porr ist schon heute bestens dafür aufgestellt, auch alle anderen Megatrends – von der Urbanisierung über die Mobilität bis zur Digitalisierung – zu bedienen. LEAN und BIM sind bereits großflächig im Einsatz. Beim Bauablauf wird es Unterstützungsleistungen durch Automatisierung und Roboter geben. Darüber hinaus sind wir schon sehr nahe an der papierlosen Baustelle. Was den Materialmangel betrifft, können wir heute sagen, dass das nur noch Halbleiter und dadurch verursachte Verzögerungen betrifft. Es gibt noch ein paar logistische Probleme, aber es ist mehr oder weniger alles vorhanden. Man muss nur früher bestellen. Aber da haben wir als Porr vorausschauend agiert. Wie auch bei der Covid-19-Pandemie. Die wird uns noch länger begleiten. Aber durch eine sehr hohe Impfquote bei der Porr – im Büro und auf der Baustelle – konnten und können wir Schlimmeres verhindern. Wir werden auch weiterhin Impfungen anbieten und flächendeckend testen. In allen Märkten der Porr.
Stephan Messner, AluKönigStahl Wir sehen aktuell, dass viele unserer Kunden eine sehr gute Auslastung bis weit in das nächste Jahr 2022 haben, allerdings sehen wir auch, dass der Ausschreibungsmarkt, vor allem in Bezug auf das Volumen, aktuell etwas nachlässt. Das ist aber nach so intensiven und boomenden Jahren nicht ganz ungewöhnlich.
Foto: Sissi Furgler, Leo Hagen, Klaus Vyhnalek, Astrid Knie, V+P, Foto Tschank GmbH, Adobe Stock
Man darf auch nicht vergessen, dass sich die Auslastung der Firmen auch durch die noch immer aktuellen Liefer-/Verfügbarkeitsthemen verschieben. Wir sehen aber auch viele neue, interessante und größere Projekte, allerdings kommen die erst frühestens 2023 auf den Markt.
Zusätzlich haben die gestiegenen Baupreise dazu geführt, dass viele Projekte auf der Bremse stehen oder insgesamt verschoben wurden, da die Entscheidungsträger die aktuell überhitzte Phase abwarten und die prognostizierte Beruhigung der Marktpreis- und Liefersituation auch generieren wollen. Wann das passiert ist aber schwer vorauszusagen. Das ist auch der Grund, warum eine Prognose für 2022 nicht so einfach ist. Trotz der aktuell erkennbaren Stagnation planen wir optimistisch. Schauen wir auf die aktuellen Projekte und Ausschreibungen gehen wir davon aus, dass das erste Halbjahr 2022 auch noch durch Verschiebungen der laufenden Projekte unterstützt wird. Das zweite Halbjahr 2022 wird aber davon abhängig sein, wie schnelle die Bremse bei vielen in der Entscheidung befindlichen Projekten gelöst werden kann. Schauen wir auf aktuelle Trends in der Immobilienentwicklung, sehen wir zusätzliche Chancen durch den (wieder) weiterwachsenden Trend, nachhaltig und ressourcenschonend zu bauen und vor allem auch zu sanieren. Mit unseren Metallbausystemen, Schüco und Jansen, können wir Konzepte wie Cradle-to-Cradle im Bau und die Reduktion des CO2-Fußabdruckes bestehender und zukünftiger Immobilien, sehr gut unterstützen.
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Thomas Birtel, Strabag SE Wir blicken derzeit im Konzern auf einen Rekordauftragsbestand von über 21 Milliarden Euro, auch in Österreich konnten wir außerordentlich viele Auftragseingänge verzeichnen. Im Hochbau sind nur noch wenige Corona-Auswirkungen zu spüren. Auch wenn gewisse Asset-Klassen wie Hotels gelitten haben, wird dies kompensiert durch Wohn- und Büroimmobilien. Im Verkehrswegebau sind die Projekte traditionell kürzer, die Visibilität für das Jahr 2022 damit noch nicht ganz so gut gegeben. Aber dennoch stimmen uns die in Aussicht gestellten Investitionen in Infrastruktur hier positiv. Auch bei den Baumaterialien stabilisiert sich – wie von uns erwartet – der Markt wieder. Mengenseitig sehen wir deutlich weniger Einschränkungen, die Preise haben sich auf hohem Niveau stabilisiert. In der Angebotslegung versuchen wir stärker, Partneringmodelle, bei STRABAG nennen wir das teamconcept, zu forcieren. Gerade die CoronaPandemie hat gezeigt, dass die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer der beste Weg ist, um Krisen, welcher Art auch immer, zu bewältigen. Wir hoffen, dass wir künftig nicht nur private, sondern auch vermehrt öffentliche Auftraggeber davon überzeugen können.
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Wolfgang Kradischnig, Delta Ich denke, dass sich die „überhitzte“ Marktsituation wieder etwas abkühlen wird. Das heißt, dass die Auftragslage mit Frühjahr 2022 wieder auf dem Niveau der Vorjahre sein wird. Die Rohstoffthematik hat sich bis dahin wahrscheinlich auch entspannt, dennoch bin ich der Überzeugung, dass die Endlichkeit der Ressourcen dazu führen wird, dass Gebäude rohstoffsparsamer (Bestandssanierungen) und rohstofferhaltender (Rückbaukonzepte, Urban Mining) geplant werden müssen. Bauprojekte werden sich aufgrund der hohen Baupreise maximal verschieben, aber nicht stillgelegt werden – wenn der Bedarf da ist, muss letztlich trotzdem gebaut werden. Entscheidend sind dabei die EU-Taxonomie und der European Green Deal: Wir müssen Gebäude nachhaltig bauen, damit sie finanzierbar bleiben. Investitionen in die Infrastruktur kann ich aus unserer Hochbauexpertise heraus so einschätzen, dass diese notwendig sind und weiterhin sein werden – mehr denn je werden Kindergärten, Schulen und Wohnungen sowie gesundheitstechnische und pharmatechnische Bauten gebraucht. Ich glaube, dass es der Wirtschaft gutgehen wird, allerdings wird ein immer stärkerer Druck auf jenen lasten, die nicht in der Lage sind, ihr Business nachhaltig auszurichten. Jene Unternehmen, die sich jetzt auf nachhaltige Lösungen und Geschäftsmodelle vorbereiten, werden hingegen weiterhin gefragt sein. Wir haben gelernt, mit der Pandemie umzugehen, und sind mittlerweile in der Lage, sowohl im Bürobereich als auch im Baustellenbereich durch Einhaltung entsprechender Hygiene- und G-Regeln unser Business erfolgreich weiter zu betreiben. Auch in der Angebotslegung hat sich durch Corona eigentlich nichts wesentlich geändert.
Erich Frommwald, Kirchdorfer-Gruppe Auch in der Kirchdorfer-Gruppe sind die Auftragsbücher bis weit in das kommende Jahr gut gefüllt, insbesondere in den Bereichen Hoch- und Tiefbau sowie Infrastruktur. Es gibt einige Projekte, die von diesem Jahr auf 2022 verschoben wurden. Den Hauptgrund hierfür sehen wir in der mangelnden Verfügbarkeit von Rohstoffen, Vormaterialien und vor allem von Personal. Möglicherweise spielen auch die höheren Herstellungskosten eine Rolle. Eine durchaus positive Entwicklung lässt sich bei zukünftigen Investitionen in die Infrastruktur feststellen. Speziell der Bahnbereich wird weiterhin eine große Rolle spielen. Wir gehen davon aus, dass die Umsätze des ersten Halbjahres 2022 nicht ganz denen von 2021 entsprechen werden. Im zweiten Halbjahr sollten wir aber zumindest die Umsätze dieses Jahres erreichen. Die Pandemie hat uns gelehrt, dass es zu unvorhersehbaren „Störungen“ von bisher ungeahnter Tragweite kommen kann. Dadurch wurde unser Risikobewusstsein geschärft. Projekte jeglicher Art – nicht zuletzt zukünftige Investitionen – wurden kritischer betrachtet. Skurrile Preisentwicklungen von beispielsweise Energie, Treibstoffen oder Stahl haben zu einer unerwarteten Veränderung in der Angebotslegung geführt. Angebote haben eine kürzere Gültigkeit, und Indikatoren für die wesentlichen Kostentreiber wie Stahl oder CO2 werden nun miteinbezogen.
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Buchtipps
EDITOR´S CHOICE: Lesenswert!
Heiko Schwarzburger, Sven Ullrich
189 Seiten ISBN: 9783800753093 VDE-Verlag | 2021 € 56,00
Sonnenstrom aus der Gebäudehülle
Bauwerkintegrierte Photovoltaik, abgekürzt BIPV (Building Integrated Photovoltaic), hat sich mittlerweile zu einem interessanten Geschäftsfeld entwickelt. Die Möglichkeiten, Solarpaneele in Fassade oder Dach zu integrieren, werden technisch und ästhetisch immer ausgefeilter und wirtschaftlicher. Das Interesse, diese Möglichkeiten kennenzulernen und zu nutzen, steigt – auch vor dem Hintergrund der seit 2021 geltenden EUGebäuderichtlinie, die für neue Gebäude eine weitgehend ausgeglichene Energiebilanz (nearly zero energy) fordert. Dieses Werk richtet sich an B2B-Zielgruppen, die Dächer und Fassaden für Solarstrom nutzen wollen – im Neubau und in der Bestandssanierung. Die Autoren zeigen anhand von zahlreichen Fotos die vielfältigen Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten von BIPV, geben ausführliche Hinweise zur Technik, Planung und Wirtschaftlichkeit und präsentieren Tipps zum Betrieb und zur Wartung der Anlagen. Wer modern baut, baut mit der Sonne.
297 Seiten ISBGN: 9783738802771 Fraunhofer Irb Stuttgart Verlag | 2021 € 71,00
180 Seiten ISBN: 9783879076741 Wichmann Herbert Verlag | 2021 € 32,00
Mike de Saldanha
Smart Bauen Smart zu bauen bedeutet, ein ganzheitliches Konzept zu entwickeln, das für die jeweilige Bauaufgabe sowohl eine Optimierung des Energie- und Materialverbrauchs als auch der Behaglichkeit und Gestaltung zum Ziel hat. Der Autor stellt eine Vielzahl von zukunftsorientierten Baukonzepten vor – ausgehend vom einzelnen Raum über die Fassade und das Gebäude bis hin zu ganzen Stadtteilen. Die Strategien und Konstruktionsprinzipien werden jeweils unter dem Aspekt einer intelligenten und energieoptimierten Bauweise betrachtet und anhand von zahlreichen Praxisbeispielen anschaulich vermittelt. Experten und Akteure kommen dabei zu Wort und geben ihre Erfahrungen weiter. Durch den interdisziplinären und themenübergreifenden Ansatz wendet sich dieses Werk gleichermaßen an Architekten und Ingenieure wie an Bauherren und alle, die sich für Architektur und Stadtplanung im Kontext der Energiewende interessieren.
Josef Kauer, Hardy Lehmkühler, Rasso Steinmann
BIM & GIS Sowohl BIM (Building Information Modelling) als auch GIS (Geoinformationssysteme) beschreiben die uns umgebende räumliche Welt in digitaler Form. Beide Welten existieren seit mehr als 30 Jahren. Die moderne IT ermöglicht nun erstmals die Symbiose von beiden Welten mit teilweise erstaunlichen Auswirkungen. Das Buch führt sowohl in die Grundlagen von GIS, als auch von BIM ein Es zeigt auf, wie bessere Entscheidungen durch die kombinierte Nutzung beider Welten erzielt werden und wo es u. a. noch Handlungsbedarf in Deutschland gibt, um diese Mehrwerte zu heben. Untermauert wird das Buch durch internationale und nationale Best-Practice-Beispiele – dort wo die Synergien aus beiden Welten schon sichtbar werden.
144 Seiten ISBN: 9783955535292 Detail Verlag | 2021 € 42,69
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Bauen für die Gemeinschaft in Wien Die vorgestellten Wohnprojekte in Wien entstanden aus dem Wunsch, Lebenskonzepte zu entwickeln, die den Gemeinschaftssinn stärken und zu einer solidarischen Gesellschaft beitragen – Baugruppen und partizipative Projekte, Quartiershäuser, temporäre oder permanente soziale Wohn- und Arbeitsformen für Randgruppen wie Obdachlose und Asylberechtigte. Privatwohnungen können verkleinert werden, wenn es mehr gemeinsam genutzte Flächen gibt. Das reduziert den Bedarf an Grund und Boden und gibt dem Gemeinschaftsleben Spiel- und Möglichkeitsräume. Die Kürzel der Baugruppe B.R.O.T. tragen ihr Programm im Namen: Begegnen, Reden, Offensein, Teilen. Bei diesen Wohn- und Lebensmodellen geht es um Alternativen zum kapitalistischen Investorendenken. Die Nutzer bringen sich ein, auch bei der Projektplanung.
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Der bewusste Umgang mit Ressourcen steht bei Wienerberger stets im Fokus. Diese Verantwortung nehmen wir bereits bei der Rohstoffgewinnung ernst: So werden z.B. Tongruben nach dem Abbau nicht einfach zurückgelassen, sondern schrittweise wieder ins Ökosystem eingegliedert. Auf diese Weise erwächst aus Baugruben wieder ein artenreicher Lebensraum. we are wienerberger
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