Mit 12 Seiten extra!
Immer am Ball Roland Schmid
Wir leben Immobilien. Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement
ehl.at
Schindler Ahead ElevateMe Innovative Aufzugsbedienung per Smartphone Schindler Ahead ElevateMe ermöglicht es die Aufzugskabine per Smartphone zu bedienen und gleich das gewünschte Stockwerk einzugeben. Mit vollkommen intuitiver Benutzerführung können die Fahrgäste digital den Aufzug steuern. Mit Schindler Ahead ElevateMe wird die Aufzugsbedienung um eine Steuerung per Smartphone ergänzt. Die vorhandenen Aufzugstableaus können selbstverständlich wie bisher verwendet werden. Die Schindler Ahead ElevateMe App ist für iOS und Android-Betriebssysteme erhältlich und kann bequem mit Ihrem Aufzugssystem verbunden werden.
We Elevate
Millennium City / Tower, Vienna
ImmoFokus.Rubrik
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ImmoFokus
Global Players. Local Heroes. A privately-owned, real estate asset and investment management company, offering a vertically integrated range of portfolio, asset and property management services.
2.7
billion euro assets under management
180 5 employees
operations in 5 countries
>1
billion euro successful exits
550
thousand sqm total rental space
www.cc-real.com
Herbst 2021
05
14
Arbeitswelten Wo geht die Reise hin?
ImmoFokus.Rubrik
Immer am Ball INHALT
INTERVIEW MIT ROLAND SCHMID
58
HERBST
Rubriken
Positionen & Meinungen
08 10 184
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VOM HERAUSGEBER EDITORIAL VORSCHAU/IMPRESSUM
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Unternehmen & Projekte
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MODERNE ARBEITSWELTEN KURZ UND BÜNDIG TOP DEAL
Google kauft Büroimmobilie
IMMOBILIE IM FOKUS
Ikea am Westbahnhof
AUFSTEIGER
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IMMER AM BALL
98 PANDEMIEWELLENREITEN
SIE WERDEN ALLE ZURÜCKKOMMEN
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DIE ZUKUNFT DES BÜROS
100 WIENER BAUORDNUNG - GEGEN KLIMA UND UMWELTSCHUTZ
Coverinterview mit Roland Schmid Kommentar von Andreas Kreutzer Kommentar von Eugen Otto
ZOMBIE-ALARM
Kommentar von Gunther Maier
DIE ZWEI VERNETZUNG HEISST DAS ZAUBERWORT
Interview mit Fabian Goslar
ImmoFokus
CORONA: NEGATIVE AUSWIRKUNGEN SPÜRBAR
Kommentar von Philipp Kaufmann
Kommentar von Michael Pisecky
101
IRRWEGE
Kommentar von Hans Jörg Ulreich
102 KEINE DAUERHAFTE VERÄNDERUNG IN SICHT Kommentar von Georg Spiegelfeld
SEIT 30 JAHREN AUF KURS
103 KLEINE ÄNDERUNGEN - GROSSE WIRKUNG
GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN
104
Interview mit Michael Ehlmaier Interview mit Marco Hoffmann
Kommentar von Georg Flödl
90 NACHRÜSTEN
105
94
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Interview mit Simon Battlogg
06
Kommentar von Frank Brün
MEDIATION OHNE KOMPROMISSE
Interview mit Melanie Berger
GLÜCK ODER UNGLÜCK?
Kommentar von Hania Bomba
VOX FEMINA
Kommentar von Isabella Stückler
ZU TISCH MIT ...
Ewald Stückler & Thomas Belina
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Seniorenimmobilien
Die aufstrebende Assetklasse
46 106
Immobilie im Fokus
Zu Tisch mit ... Ewald Stückler & Thomas Belina
AUSGABE 112 114 116 Fotos: BoysPlayNice/Studio Reaktor, ZOOMVP.AT
118 119 120 121 122
NICHT OHNE UNSERE MIETER
Kommentar von Jenni Wenkel
124 138
WEINKOLUMNE
REAL CIRCLE CO2-FREIE IMMOBILIEN
Interview mit Jasmin Soravia
154
LEBENSMITTEL VERWENDEN STATT VERSCHWENDEN
Franz Gschiegl
Mit Mathias Miller-Aichholz
FRECH GESAGT
Blueprint
ImFokus: Betreiberimmobilien
DIE PANDEMIE ALS BESCHLEUNIGER FÜR EINE NEUE ETHIK
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158 162
Kolumne von Anita Körbler
Kommentar von Erwin Soravia
DIE PANDEMIE UND ANFORDERUNGEN AN DEN WOHNRAUM
Kommentar von Karina Schunker
GREEN EUROPE
Kommentar von Louis Obrowsky
EIGENTÜMERN CHANCEN AUF INVESTITIONEN GEBEN
Kommentar von Martin Prunbauer
BRAUCHEN WIR EINE „NEUE NORMALITÄT“?
Kommentar von Wolfgang M. Fessl
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VORWORT
Thomas Malloth
WOHNUNGSEIGENTUM IM AUFSCHWUNG
Magdalena Weißmann
HAUS MIT ZUKUNFT - BAUEN MIT BAMBUS?
Hanna Heinisch, Maximilian Seier & Johannes Widnhofer
VON DER NOTWENDIGKEIT DER UM-BILDUNG
Petra Herzog
„SPÄTER“... GEHT (NICHT) IMMER
Franz Gschiegl
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HOTEL-NOTVERKÄUFE BISLANG AUSGEBLIEBEN DEMOGRAFISCHER WANDEL WIRD FAHRT AUFNEHMEN
Interview mit Adolf Hengstschläger, Kurt Hafenscher, Jochen Lindner und Mathias Staudt
COPA REAL FM-CLUB IMMOFUTURE.LAB EVENTS OBSERVER
Medienanalyse zum Thema ESG
BUCHTIPPS
Herbst 2021
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Ungebrochener Optimismus „Die Risikobereitschaft der Investoren wird wieder zunehmen (müssen).“
E
itel, Wonne Sonnenschein. Nach einem Jahr Pause hat die ExpoReal dieses Jahr wieder ihre Pforten geöffnet. Es tut einfach gut, sich wieder persönlich austauschen zu können. Dass, bis auf einige wenige Ausnahmen alle Events – so auch unser traditionelles EarlyBird Breakfast – abgesagt wurden, trug der guten Stimmung keinen Abbruch. Bemerkenswert: Man schaute sich maskenbedingt tiefer in die Augen. „Ist er’s oder doch nicht?“. Die Stimmung unter Ausstellern und Besuchern – rund 1.125 Aussteller waren dieses Jahr in München vertreten und knapp 8.000 Teilnehmer hatten sich angesagt, darf als zurückhaltend blendend bezeichnet werden. Keine Frage: Die Immobilienwirtschaft gehört weltweit zu den wenigen Branchen, die, abgesehen von Hotellerie und Retail, aus der Pandemie mit nur geringen Blessuren herauskommen wird. Auch wenn man da und dort von verlockenden Angeboten gehört hat, die vom Preis her, durchaus in die Nähe von Notverkäufen gerückt werden darf. Bei nicht allen Marktteilnehmern dürfte es um die Liquidität so gut bestellt sein, wie tagein tagaus kommuniziert wird.
schaft über das Jahr 2021/22 weiter befeuern. Gleichzeitig werde die Risikobereitschaft der Investoren wieder zunehmen (müssen), sind sich Immobilienexperten einig. ESG war auch eines DER Themen im Small Talk. Noch schlagen sich die ESG-Faktoren bei der Immobilienbewertung, und sowohl bei Nachfrage als auch Preis noch nicht durch. Das ist wohl aber nur eine Frage der Zeit, geht es doch um die Fragen, welche Auswirkung ESG auf Immobilienwerte haben wird und wer die Wertabschläge in Kauf nimmt bzw. wer die Aufschläge zahlt. Bei einigen Gesprächen habe ich allerdings den Eindruck gewonnen, dass das Thema noch unterschätzt wird. Übrigens: Noch nie habe ich so viel Holz- und Grünelemente im Standbau gesehen. Auch wenn mancher Grün-Effekt auf perfekt produzierte Tapetenelemente zurückzuführen war.
Der Grundtenor
Michael Neubauer Herausgeber
Foto: Adobe Stock
Die Kombination von niedrigen Zinsen, wenn auch verhalten anziehender Konjunktur und hoher Liquidität im Markt wird die Immobilienwirt-
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ImmoFokus
© Lichtpunkt Fotografie
SV Mag. Astrid Grantner, MSc MRICS Geschäftsführerin | EHL Immobilien Bewertung
Herzlichen Glückwunsch zu dieser grandiosen Auszeichnung! Seit vielen Jahren wissen all deine KundInnen und KollegInnen deine Fachkompetenz und Verlässlichkeit sehr zu schätzen. Michael Ehlmaier Im Namen des gesamten EHL-Teams
ehl.at
Wir leben Immobilien.
Es läuft „Über Langeweile kann die Immobilen-Branche nicht klagen.“
D
er Motor der Immobilien-Branche brummt. Auch wenn durch die hohen Baupreise etwas Sand ins Getriebe gekommen ist, so scheint die Nachfrage nach Substanz ungebrochen. Nach wie vor gibt es viel Geld am Markt, die Kredite sind günstig und die Angst vor einer Inflation hoch, die Renditen gar nicht mehr so wichtig. Im Moment zumindest. Was die Branche sonst noch so bewegt, haben wir beim 23. Real Circle abgefragt. 45 ausgewählte Entscheidungsträger diskutierten zu den Themen Finanzierung und Investment, ESG, Retail und Logistik, neue Arbeits- und Wohnwelten, Herausforderungen im Hotelbereich und Quartiersentwicklung. Eifrig wurden Erfahrungswerte, Ideen und Informationen zu aktuellen Entwicklungen ausgetauscht. Was sich besonders eindrucksvoll zeigte, war der Hunger nach persönlichen Treffen und
Austausch. Die Teilnahmeliste war schnell überbucht, die Warteliste voll.
Das Persönliche zählt
Sowohl vor als auch nach den Diskussionsrunden wurde freudig begrüßt und geplaudert. Irgendwie schwebt der Corona-Geist immer noch herum, man weiß nicht, wann man sich wiedersieht. Obwohl die Expo Real stattfindet, so fehlt es ihr an den üblichen Veranstaltungen und auch an Besuchern. Lange haben die Unternehmen überlegt, ob und wen sie nach München schicken. Die Entscheidung ist, in reduzierter Form, zugunsten der Expo Real gefallen. Denn auch dort zählt das persönliche Gespräch, das Sehen und Gesehen werden. Schließlich läuft alles weiter, wenn auch nicht, wie gewohnt.
Lisa Grüner
Foto: Adobe Stock
Chefredakteurin
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ImmoFokus
EYCarbon
Büroimmobilien sind nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie aktuell unter starkem Veränderungsdruck. Auch der Megatrend Nachhaltigkeit beeinflusst die Immobilienwelt immer mehr und fordert auch Eigentümer von Büros dazu heraus, klimaneutral und nachhaltig zu werden. Wir haben mit Elisabeth Rauter, Senior Managerin bei EY und EYCarbon-Verantwortliche für den Immobiliensektor zum Thema grüne Büroimmobilien gesprochen. Die Pandemie hat einen Trend beschleunigt, der schon lange spürbar war: Das mobile Arbeiten bzw. Arbeiten von zuhause. Ist das klassische Büro tot?
“
Büros der Zukunft sind vor allem Orte des Zusammentreffens und des Austauschs, der Ideen und Innovationen und der Identifikation mit dem Unternehmen. Rauter: Der Wandel der Arbeitswelt wird seit geraumer Zeit als globaler Megatrend diskutiert. Im Zeitalter von „New Work“ geht es um eine gelungene Verknüpfung von Leben und Arbeiten, bei der die Potenzialentfaltung eines jeden Einzelnen im Mittelpunkt steht. Die Pandemie hat diesem Megatrend einen deutlichen Schub geben. Die Erfahrungen der letzten Monate waren dabei vielerorts positiv: weniger pendeln, flexiblere Arbeitsplatz- und Arbeitszeitmodelle. Also ja, das klassische Büro als Arbeitsraum, wo jeder Mitarbeitende vor seinem Stand-PC und Festnetztelefon am Schreibtisch sitzt, dieser Arbeitsraum ist tot. Das heißt aber keinesfalls, dass „New Work“ keine Büroimmobilien mehr benötigt. Durch die zunehmende Digitalisierung der Arbeit und die Flexibilisierung des Arbeitsortes entstehen neue Anforderungen, die Büros wirksamer denn je erfüllen müssen. Büroimmobilien von morgen sind nicht nur klimaneutrale Gebäude mit flexiblen Grundrissen und sehr guter öffentlicher Anbindung. Büros der Zukunft sind vor allem Orte des Zusammentreffens und des Austauschs, der Ideen und Innovationen und der Identifikation mit dem Unternehmen. Arbeiten kann man überall — für Socializing und Termine können Büros die perfekte Bühne bieten.
ganz oben auf der Wunschliste ans Büro. Aus meiner Sicht ist das nachhaltige Büro gut öffentlich erreichbar, es bietet mehrwertstiftende Kollaborationsflächen genauso wie Rückzugsmöglichkeiten. Das Gebäude ist gut gedämmt und verbraucht auch allein aufgrund seiner intelligenten Steuerung wenig Energie — im besten Fall erzeugt es diese Energie auch weitgehend selbst zum Beispiel durch Solarund Geothermie. Und natürlich stehen nicht nur Indoor-Flächen zur Verfügung, sondern auch Freibereiche mit bewachsenen Pergolen oder begrünten Fassaden, die das Wohlfühlambiente komplettieren. Neben Nachhaltigkeit prägt Digitalisierung unser Zeitalter. Wie lassen sich beide Megatrends verbinden, damit Büros sowohl nachhaltig als auch digital sind? Rauter: Nachhaltigkeit geht mit Technologisierung und Digitalisierung Hand in Hand. Arbeitsplatzbuchungstools sorgen dafür, dass die Anzahl der Arbeitsplätze soweit reduziert werden kann, wie es sinnvoll ist. Intelligente Gebäude erfassen und verarbeiten Informationen und stellen diese bereit, sodass nachhaltiges Handeln auf breiter Basis möglich wird. So werden Räume nicht unnötig beheizt oder gelüftet, wenn sie nicht in Verwendung sind. Reinigungsdienste werden informiert, wenn Räume gar nicht benutzt werden. Sonnenschutz und Lichtsteuerungen funktionieren automatisch und sorgen für die notwendige Helligkeit und einen passenden Energieeintrag von außen. Gibt es Tipps, die sich in punkto Nachhaltigkeit auch im Homeoffice anwenden lassen? Rauter: Das vermehrte Arbeiten im Homeoffice sollte nicht dazu führen, dass der Wohnflächenbedarf pro Person noch schneller zunimmt. Es sollten daher flexible Lösungen geschaffen werden, die es ermöglichen das Homeoffice mit anderen Nutzungen zu kombinieren. Ich denke da an flexible Möbel, wo der Schreibtisch eingeklappt werden kann oder an einen Bildschirm, der gleichzeitig als Fernseher verwendet wird. Möglich scheint auch die Nutzung von Kinderzimmern als Büro, während die Kinder tagsüber außer Haus sind. Einen Mittelweg zwischen Büro und Homeoffice könnten auch Coworking-Flächen bieten, die vielleicht besser zu erreichen sind, als das Büro und eine Alternative bilden, wenn das Homeoffice mal nicht zur Verfügung steht.
Was kann bei Büros getan werden, damit sie nachhaltiger und vor allem auch klimaneutral sind? Rauter: Nachhaltigkeit hat viele Aspekte. Ein wichtiger Aspekt ist mit weniger Verbrauch von Ressourcen, Flächen oder dergleichen mehr zu erreichen. Sparsam mit Büroflächen, gefahrenen Kilometern oder auch Energie umzugehen steht im Mittelpunkt. Für Mitarbeitende stehen Aspekte wie gute öffentliche Erreichbarkeit, natürliche Belichtung und Wohlfühlambiente neben funktionierender IT und Konnektivität
Elisabeth Rauter ist Senior Manager im Bereich Real Estate bei EY. Bei EYCarbon, der Nachhaltigkeitsinitiative von EY Österreich, verantwortet sie alle Themen rund um Nachhaltigkeit von Immobilien. elisabeth.rauter@at.ey.com
„EY“ und „wir“ beziehen sich auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG), eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. ED None. Getty Images
Bestehende Immobilien nachhaltig ausbauen oder gleich ein neues Haus bauen? Scannen Sie den QR-Code und erfahren Sie von Elisabeth Rauter, wie Sie Ihre Bestandsimmobilien nachhaltig gestalten können.
Unternehmen & Projekte 44
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HOHER PLATZBEDARF
DAS BÜRO VON MORGEN
Der Home-OfficeBoom kann Google nicht stoppen, denn der Platzbedarf für die Mitarbeiter ist hoch. Grund genug für rund 2,1 Milliarden US-Dollar eine Immobilie in New York zu kaufen.
Flexibel muss es sein und im besten Fall Hotelflair verströmen: Das Office der Zukunft. Dass es dafür mehr braucht als Büromöbel, die sich je nach Situation verschieben lassen und so neue Räume schaffen, zeigt die Bildstrecke Office - wo geht die Reise hin? 46
NACHHALTIG EINKAUFEN
Foto: Adobe Stock
Der Ikea am Westbahnhof ist in aller Munde: Begrünte Fassade, öffentliche Dachterrasse und so konzipiert, dass auf das Auto gut verzichtet werden kann. Über 140 Millionen Euro sind in das Projekt geflossen.
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ImmoFokus
Nicht im Bild: Ihr verkauftes Zinshaus.
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JP IMMOBILIEN
Unternehmen & Projekte
Office – wo geht die Reise hin?
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ImmoFokus
Foto: BoysPlayNice/Studio Reaktor
Zukunftsmusik. Social Distancing hieß das Gebot der Stunde im Pandemiejahr. Ein Ausdruck, der unweigerlich mit dem Begriff Home Office fällt. Vorbei die Zeiten der Coworking Spaces und Shared Desks? Wohl kaum. Vielmehr müssen sich Büroentwickler jetzt neue Konzepte einfallen lassen, um nicht nur die Mitarbeiter wieder aus den eigenen vier Wänden zu locken, sondern in erster Linie die Flächen auch für Unternehmen interessant zu machen. Was die Zukunft bringt oder bringen könnte, zeigt die folgende Bildstrecke anhand ausgewählter Beispiele.
Herbst 2021
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Unternehmen & Projekte
Architekturbüro: Studio Reaktor Officefläche: 2.068 Quadratmeter Bürostandort: Prag, Tschechien www.studio-reaktor.com
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ImmoFokus
Fotos: BoysPlayNice/Studio Reaktor
SPIELWIESE BÜRO Ein Zahnrad. So lautete die Metapher für das Konzept des Prager Architekturbüros Studio Reaktor bei der Gestaltung des Büros für das Tech-Unternehmen „Livesport.cz“. Wenig verwunderlich, dass auch der Grundriss dem eines Ziffernblatts gleicht. Dabei wurde die zentrale Etage in drei Funktionskreise rund um das Atrium – das Herzstück – des Gebäudes konzipiert, unter anderem auch, um die Fortbewegung mit dem Scooter oder Einrad zu erleichtern. So gelangt man von einem Büro zum anderen ohne auch nur eine Tür öffnen zu müssen. Neben flexiblen Büroräumen ist der innerste Kreis begrünt und dient als Bereich für informelle Gespräche und zur Entspannung. Auch die technischen Spielereien kamen bei der Office-Gestaltung nicht zu kurz: Das Beleuchtungskonzept in den Hauptgängen funktioniert nach dem Prinzig des Domino-Effekts und soll, so die Designer das Beschleunigen eines Sportwagens imitieren. Auch bei den Oberflächenmaterialien der Tische wurde experimentiert. Diese verfärben sich je nach Temperatureinwirkung.
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Unternehmen & Projekte
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ImmoFokus
COBOT HUB Ein Office für Mensch und Maschine: Das beschreibt den Ausdruck „Cobot Hub“ wohl am treffendsten. Denn mit der Gestaltung des RobotikZentrums in Dänemark hat das Architekturbüro 3XN einen Ort geschaffen, an dem Kooperation an erster Stelle steht. Sogenannte Cobots sind Roboter, die Seite an Seite mit Menschen arbeiten können. Auf diese Maschinen spezialisiert sind beide Unternehmen Universal Robots (UR) und Mobile Industrial Robots (MiR), die sich nun einen Standort unter einem Dach teilen. Bei der Gestaltung dient der Android auch gleich als Vorlage: Die verschiedenen Arbeitsbereiche bestehen, ähnlich wie der Maschinenmensch, aus unterschiedlichen Komponenten und lassen sich individuell modular zusammensetzen. Offene Bürolandschaften sowie gemeinsam genützte Bereiche sollen den Austausch untereinander und das Wohlbefinden fördern Architekturbüro: 3XN Officefläche: 20.000 Quadratmeter Geplante Fertigstellung: 2023 Bürostandort: Kopenhagen, Dänemark
Fotos: 3XN
www.3xn.com
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Unternehmen & Projekte
WOHNEN UND ARBEITEN Mit der Quartiersentwicklung „De Plus“ soll bis 2025 ein einzigartiger Platz zum Wohnen und Arbeiten entstehen. Unmittelbar an der Amsterdamer Südachse entwickeln Edge Technologie und Vorm einen Komplex mit einer Fläche von rund 50.000 Quadratmetern bestehend aus einem 25-geschoßigen Büroturm, einem Wohnturm mit 22 Stockwerken und einem gemischt genutzten Sockelbau. Bei der Entwicklung des Gebäudes stand vor allem der Faktor Nachhaltigkeit und leistbarer Wohnraum im Vordergrund. So zielt das Projekt etwa darauf ab, den Energie- und Wasserverbrauch zu begrenzen. Dafür sorgen unter anderem über 7.000 Quadratmeter Sonnenkollektoren. Alle 151 Mietwohnungen sind im mittleren Preissegment. Mitte September 2021 hat die Union Investment die Projektentwicklung für den Bestand des Offenen Immobilien-Publikumsfonds „UniImmo: Deutschland“ erworben. Architekturbüros: MVSA Architects & VMX Architects Officefläche: 36.000 Quadratmeter Bürostandort: Amsterdam, Niederlande
Fotos: Absent Matter 2021
www.mvsa-architects.com www.vmxarchitects.nl
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ImmoFokus
WOHLFÜHLFAKTOR
Fotos: bloomimages
Mit der Realisierung des Timber Pioneers schafft die UBM nicht nur eine Arbeitsklima zum Wohlfühlen, sondern auch eine CO2-Bilanz, die sich sehen lassen kann. Das Bürohaus wird in Holz-HybridBauweise errichtet und ist mit seiner Fertigstellung im zweiten Quartal 2023 das erste seiner Art in der Bankenmetropole Frankfurt am Main. Rund 1.500 Kubikmeter Holz werden verbaut. Für den absoluten Wohlfühlfaktor sorgen aber nicht nur natürliche Holzoberflächen, sondern auch circa drei Meter hohe Decken sowie eine flexible Raumaufteilung: Von der Creative Area etwa für Meetings bis zur Flexible Work Unit, die sich spielerisch mit einer Trennwand verkleinern lässt, ist alles möglich, aber nichts muss. Architekturbüro: Eike Becker Architekten Officefläche: 14.100 Quadratmeter Bürostandort: Frankfurt am Main, Deutschland www.eikebeckerarchitekten.com
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Unternehmen & Projekte
CONTAINER-OFFICE
Design: Anton Toomere Officefläche: 10,5 Quadratmeter Kosten: ab 30.000 Euro www.oodhouse.de
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ImmoFokus
Fotos: ÖÖD
Was anfangs als Hotel gedacht war, ist heute auch als Office erhältlich: Das ÖÖD-Haus. Die Idee für das Tiny House stammt aus Estland, genau genommen von den beiden Brüdern Andreas und Jaak Tiik, die einst ein Wanderwochenende planten und ein kleines Haus zum Übernachten suchten. Doch die Unterkünfte, die sie vorfanden, entsprachen nicht ihren Vorstellungen und so schlug die Geburtsstunde des Modulbaus ÖÖD („ööd“ heißt übersetzt Nächte). Es lässt sich als Hotel je nach Bedarf um mehrere Module erweitern. In Zeiten der Pandemie ist jedoch der Bedarf an Home-Office-Lösungen signifikant gestiegen. Ein Trend, den sich die Architekten sofort zunutze machten. Dabei musste das neue Konzept global umsetzbar sein. So wurde die Fläche den Bedürfnissen des Arbeitens entsprechend angepasst und auch bei der Verglasung der drei Außenwände des Kubus kam eine spezielle Beschichtung zum Einsatz. Diese sorgt dafür, dass ausreichend Licht ins Innere gelangt.
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Unternehmen & Projekte
EINE IDEE Der Entwurf für das Bürogebäude Saint Denis in Paris stammt aus der Feder keines Geringeren als Stararchitekten Arthur Mamou-Mani. Sein Name steht vor allem für parametrisches Design im Holzbau. Wenig verwunderlich also, dass sich dieser Ansatz auch hier findet: Die modulare Fassade besteht aus sogenannten „Voxels“ – dreidimensionalen Pixeln aus Holz und Glas. Diese geben auch die Raumaufteilung im Inneren vor. Denn mit dem durchgängigen Einsatz von Raumteilern aus Holz und Glas entstehen flexible Work Spaces, die je nach Bedarf neu konfiguriert werden können. Ziel des Entwurfs sei es, so der Architekt, den Wald in die Stadt zu bringen. Architekturbüro: Mamou-Mani Bürostandort: Paris, Frankreich
Fotos: Mamou-Mani Ltd.
www.mamou-mani.com
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ImmoFokus
URBAN PLAZA Nur wenige Schritte vom Buckingham Palace entfernt soll im August 2022 der Spatenstich für das Bürogebäude 105 Victoria Street erfolgen. Es wird das erste Projekt von Henning Larsen in London sein. Das rund 47.000 Quadratmeter große Gebäude hat vor allem eins im Sinn: Bewegung in den trägen Arbeitsalltag bringen. Gelingen soll das nicht nur mit der Schaffung gemischt genutzter Büroräume, sondern mit Flächen, die explizit für Zusammenarbeit, Feiern und Entspannung gedacht sind. Der hauseigene Fahrradparkplatz verfügt auch über eine Werkstatt inklusive Fitnessraum. Auch auf ein traditionelles Bürofoyer soll komplett verzichtet und stattdessen ein überdachter öffentlicher Platz im Freien geschaffen werden. Dieser soll als moderne Markthalle fungieren. Architekturbüros: Adamson Associates Architects & KPF Gesamtfläche: 47.000 Quadratmeter Bürostandort: London, UK
Fotos: Henning Larsen
www.henninglarsen.com www.adamson-associates.com
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Unternehmen & Projekte
Viersternehotel Flachauerhof feiert Neueröffnung
Mit neuem Betreiber Der neue Eigentümer, C&P Immobilien, hat gemeinsam mit dem neuen Betreiber, Alpin Family, große Pläne für das exklusive Hotel. Die Alpin Family hat bereits viele erfolgreiche Ideen erschaffen und umgesetzt, darunter die bekannte Marke AvenidA, mit der schon über zehn Projekte realisiert wurden. Auch der Flachauerhof soll in Zukunft Teil von AvenidA werden. Das im Ortszentrum von Flachau gelegene Viersternehotel bietet dafür die besten Voraussetzungen. Von der idealen Lage in den
Bergen, die für ein großes Angebot an Freizeit aktivitäten sorgen, bis hin zu lokaler Küche, einem modernen Wellnessbereich und der hoteleigenen Sonnenterrasse. Das Umbranding wird im Zuge einer Erweiterung des Hotels vollzogen. Ganz nach dem erfolgreichen Flagship von AvenidA, dem Glemm by AvenidA 4*S in Hinterglemm, wird es dann auch hier einen Pool, sowie einen größeren Wellnessbereich mit mehreren Saunen, Ruheräumen und Infrarotsitzen geben.
In Planung JP-Hotel am Naschmarkt
Visionäres Projekt JP Immobilien entwickelt und baut an der Rechten Wienzeile im fünften Wiener Gemeindebezirk das Hotel Indigo Vienna – Naschmarkt. Im Frühjahr 2022 soll die Fertigstellung des Hotelprojekts, das von der STRABAG umsetzt wird erfolgen. Das Boutiquehotel zählt zur Marke der IHG Hotels und wird von tristar Austria betrieben. Das Motto der Indigo Hotels weltweit lautet „Reisen wie ein Entdecker, übernachten wie ein Einheimischer“. Der Hotelkomplex wurde auf einer Grundstücksfläche von 4.200 Quadratmetern errichtet und verfügt mit seiner Fertigstellung über 158 Gästezimmer sowie eine Tiefgarage, ein Restaurant, Konferenzräume, Personalräume, Fitness- und Technikräume und eine Bar. Das Restaurant wird auch für externe Gäste zugänglich sein und über 194 Sitzplätze sowie 76 Sitzplätze im Außenbereich verfügen. Das Fassadenkonzept für das neue Hotel Indigo stammt von BWM Architekten und TM-Architektur.
Falkensteiner plant ein 4-Sterne-Superior Families Only Erlebnishotel in Ehrenburg. Noch wird fleißig am neuen Falkensteiner Hotel Lido gebaut. Die Fertigstellung des Südtiroler Familienhotels ist für Herbst 2021 geplant. Mit einem aufwendigen Restyling, einem neuen Erlebnis-Konzept und spannender Architektur will Falkensteiner seine Familienresorts ausbauen. Falkensteiner Hotels & Residences ist derzeit in sieben europäischen Ländern vertreten.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Kempinski Hotels verlängert das Vorstandsmandat von Bernold Schroeder als CEO der Kempinski Gruppe.
Die Serviced-Apartment-Marke Stayery gewinnt Jan Winterhoff als Head of Real Estate Expansion.
Seit dem 6. September 2021 verstärkt Peter Finkbeiner als Chief Executive Officer die Teams von Primonial REIM Germany.
News Ticker Rioca Vienna Posto 2 feiert Eröffnung: Mit der Eröffnung des Rioca Vienna Posto 2 im Wiener Stadtteil St. Marx und dem Rioca Vienna Posto 1 in der Dresdnerstraße betreibt die i Live Group ab sofort insgesamt 568 Serviced Apartments in Wien.
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ImmoFokus
Fotos: www.emo-photo.com, Stayery, UBM Hotel Mlynska Sp. Z.O.O., JP Immobilien/Helmut Tremmel, Falkensteiner, Dennis Moebus Photography
4-Sterne-Superior Erlebnishotel
Kurz & Bündig > Hotel
UBM-Projekt in Polen
Eröffnungsfeier Das UBM-Projekt Mercure Katowice Centrum in Polen feierte kürzlich Eröffnung. Das Hotel in einem der größten Industriezentren Polens verfügt über 268 moderne Zimmer, die sich auf acht Etagen verteilen. Aushängeschild des Hauses ist dabei der nachhaltige Einsatz von umweltfreundlichen Lösungen. Denn das Thema „Green & Clean“ war der Leitsatz bei der Planung des neuen Hotels von Accor. Dieser spiegelt sich auf der Außenfassade wider: die natürlich begrünte Wand ist die größte und höchste in Katowice. Darüber hinaus sind umweltfreundliche Technologien im gesamten Haus verfügbar: ein fortschrittliches Monitoring-System sorgt für ökologisches Wasser- und Energiemanagement. Ein weiterer Ausdruck der Verpflichtung zu ökologischem Handeln ist das Wandgemälde in der Lobby, das von der lokalen Aktivistin und Street-ArtKünstlerin Mona Tusz gestaltet wurde.
Hotel Motto feiert Eröffnung
Tourismusbranche in der EU
Paris trifft Wien
Umdenken notwendig
Am 2. Oktober 2021 eröffnete das Boutiquehotel Motto im 6. Wiener Gemeindebezirk in der Mariahilfer Straße. Das Hotel verfügt über 91 Zimmer, Seminarräume sowie ein öffentlich zugängliches Restaurant und eine Bar im Dachgeschoss. Bei der Neugestaltung des ehemaligen Hotel Kummer hat der Bauherr WertInvest gemeinsam mit dem Betreiber und Gastronom Bernd Schlacher sowie dem Architekten Arkan Zeytinoglu die historische Bausubstanz und die Fassade großteils erhalten. Besonders ins Auge sticht die Kuppel, die sich am Dach des Gebäudes befindet. Die Proportionen der kreuzgewölbten Kuppel sind an die Geometrie der Kopffassade sowie der Fassade in der Schadekgasse angelehnt. Im Inneren des Hotels finden sich einige Unikate des Hotel Ritz in Paris, die Gastronom Bernd Schlacher eigens ersteigern konnte.
Die Pandemie hat die Tourismusbranche in Europa in die Knie gezwungen, jetzt ist es an der Zeit, traditionelle Tourismusmodelle zu überdenken und diese innovativer, kultureller und im Hinblick auf die Umwelt nachhaltiger zu gestalten. Laut der Zusammenfassung eines Berichts aus dem auf die Analyse von EURegionalpolitik spezialisierten ESPON-Programm ist ein solches Umdenken notwendig, da die Tourismusindustrie naturgemäß auf wirtschaftliches Wachstum ausgerichtet ist und keinen oder nur wenig Wert auf Umwelt, Gesellschaft und Kultur legt. Der Bericht basiert auf einer Untersuchung der Auswirkungen von COVID-19 auf den Tourismus in der EU und soll Entwicklungstendenzen des Sektors skizzieren, insbesondere mit Bezug auf kulturelles Erbe. Dem Bericht zufolge sind die schwerwiegendsten Auswirkungen auf die Beschäftigung zu erwarten.
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Unternehmen & Projekte
Fulfillment-Zentren
Investment
Taborland in Steyr
KGAL erwirbt FMZ Mit dem Erwerb des Fachmarktzentrums „Taborland“ in Steyr in Oberösterreich erweitert die KGAL-Gruppe erneut ihren Immobilienbestand in Österreich. Das Objekt wird Gegenstand eines offenen Österreich-Immobilien-Spezialfonds. Bei dem erworbenen Objekt handelt es sich um ein im November 2020 nach einer KomplettRevitalisierung wieder eröffnetes Fachmarktzentrum mit 10.200 Quadratmetern Einzelhandels- und Gastronomieflächen mit Schwerpunkt Nahversorgung. Diese verteilen sich auf 16 Shops und sind komplett und langfristig vermietet an marktführende Filialisten. Ankermieter ist der Verbrauchermarkt Billa.
Marc O’Polo bezieht Retail-Fläche in der Wiener Kärntner Straße
Hines vermietet an Marc O’Polo Die Lifestyle-Marke Marc O’Polo eröffnete Ende September in der Kärntner Straße 9 in Wien auf knapp 200 Quadratmetern den erste Store im neuen Konzept The Scandinavian Studio. Der Asset-Manager Hines wurde bei der Vermietung von DPC Immobilien beraten. Zusammen mit der Flagship Boutique Nespresso Atelier sind damit nun die Einzelhandelsflächen des Objektes vollständig vermietet. Seit Übernahme des Asset Management Mandates arbeitet Hines an der strategischen Neuaus-
richtung des Wohn- und Geschäftshauses. Dabei werden insbesondere die sich wandelnden Anforderungen an den Einzelhandel berücksichtigt. Die ehemals großflächige und über mehrere Etagen zusammenhängende Fläche wurde in kleinere, nachhaltig nutzbare Einheiten aufgeteilt. In den Obergeschossen werden modernisierte Flächen für Büro- und Wohnungsmieter geschaffen. Das Objekt ist Teil eines Portfolios von insgesamt acht Immobilien in Deutschland, Österreich und Frankreich.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Otto Immobilien ernennt Georg Kretschmer zum Teamleiter Capital Markets. Kretschmer ist seit 2018 im Unternehmen.
Barbara Alfons übernimmt ab sofort die Teamleitung der Immobilienbewertung bei Immobilien Funk.
Paul Olsacher hat mit 1. Oktober die Position des Head of Communications der Swiss Life Select Österreich übernommen.
News Ticker Award für Aleja Ljubljana: Das jüngste der fünf slowenischen Center des Entwicklers und Betreibers SES Spar European Shopping Centers wurde am 23. September 2021 in London mit dem „Global RLI Award“ in der Kategorie „International Shopping Centre – New Build“ ausgezeichnet.
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ImmoFokus
Fotos: Romana Fürnkranz, Laolao Wien, Immobilien Funk, Christian Steinbrenner, Swiss Life Select Österreich
Die Rohlik Group, der tschechische Mutterkonzern des Online-Supermarkts gurkerl.at, wird ein automatisiertes Lager- und Bereitstellungssystem (ASRS) in Fulfillment-Zentren in ganz Europa in stallieren. Die automatisierte Lösung wird schrittweise in den europäischen Märkten ausgerollt. Bei gurkerl.at wird die Automatisierung als einer der nächsten Schritte zur Erhöhung der Produktivität und Kapazität im Fulfillment Center Wien Süd genutzt werden. Wann der Umbau dafür genau abgeschlossen sein wird, ist derzeit noch unklar. Geplant wird mit einem Go-live Ende 2022/Anfang 2023. In der ersten Phase des Rollouts von Rohlik werden ca. 45 Millionen Euro in die Automatisierung investiert, in den Jahren 2022 bis 2025 sollen insgesamt bis zu 400 Millionen Euro in weitere Fulfillment Zentren investiert werden. Das Ziel ist, Europas bester und größter OnlineLebensmittellieferdienst zu werden.
Kurz & Bündig > Retail
EHL vermittelt an Jokr
Global Retail Outlook von CBRE
Metro übernimmt Filialen
Online-Supermarkt
Wachstumskurs
Großhandelsmärkte
Die Einzelhandelsabteilung der EHL Gewerbeimmobilien konnte eine rund 450 Quadratmeter große Retail-Fläche im „Trienna Living“ an den Online-Supermarkt Jokr vermitteln. Teil des Konzepts des USamerikanischen Unternehmens ist die Zustellung der Waren binnen 15 Minuten. Dafür sind innerstädtische Auslieferungsstationen in Kundennähe erforderlich. Das Wohnprojekt Trienna befindet sich im dritten Wiener Gemeindebezirk und verfügt über mehrere Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss. „Wir rechnen damit, dass Onlinehändler und verwandte Branchen in den kommenden Jahren zu den aktivsten Nachfragern nach Flächen gehören werden“, so Einzelhandelsspezialist Mario Schwaiger.
Der Einzelhandel ist weltweit auf Wachstumskurs. Allerdings mit unterschiedlichem Tempo in den einzelnen Sektoren und Ländern, wie aus dem aktuellen „Global Retail Outlook“ des Immobiliendienstleisters CBRE hervorgeht. Während sich das Segment „Travel Retail“ voraussichtlich erst 2023/24 wieder erholt haben wird, ist der Bereich Food & Catering bereits wieder auf gutem Niveau, ebenso der Bereich Fashion, dessen Wachstum allerdings stark von ECommerce beeinflusst ist, heißt es in der CBRE-Studie. Stichwort E-Commerce: In keinem Land der Welt ist dessen Siegeszug so weit fortgeschritten wie in Korea. Aktuell werden dort bereits 35 Prozent des Konsums über E-Commerce abgewickelt.
Metro Österreich übernimmt die AGM mit neun Großhandelsmärkten sowie das zu den Betriebsstätten gehörige Belieferungsgeschäft und die Firmenzentrale in Salzburg mit insgesamt über 20.000 Kunden. Diese Geschäftsbereiche erzielten insgesamt einen Umsatz von 125 Millionen Euro im Jahr 2019. Mit der Transaktion baut Metro Österreich das eigene stationäre Netzwerk mit heute zwölf Märkten regional (bspw. in Steiermark, Kärnten und Burgenland) und mit dem dazugehörigen Belieferungsgeschäft erfolgversprechend aus. Der Weiterbetrieb der Standorte und des Belieferungsgeschäfts mit insgesamt über 400 Mitarbeitern ist langfristig unter dem Markendach von Metro Österreich vorgesehen, die vollständige Integration wird innerhalb der nächsten Monate angestrebt.
Colliers bringt Gastro-Konzept in die Wiener Innenstadt
Zweiter Standort Dank der Vermittlung von Colliers eröffnet im Dezember 2021 ein zweiter Laolao-Standort auf einer 45 Quadratmeter großen Fläche im geschichtsträchtigen Hochhaus Herrengasse in der Herrengasse 6–8. Die renommierten Architekten Tzou Lubroth sorgen für ein passendes Ambiente. Der Fokus wird auf Take-Away mit Street Food-Charakter liegen. Tanja Tanczer, Head of Retail bei Colliers Österreich: „Laolao ist ein positives Beispiel für ein erfolgreiches Gastro-Konzept trotz Pandemie – wir freuen uns sehr, dass Laolao nun auch in die Innenstadt kommt. Der zweite Standort in der Herrengasse ist die ideale Fortsetzung zum ersten Standort auf der Mariahilfer Straße.“
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Unternehmen & Projekte
„Logivest Lagerhallen-Suche“
Myflexbox kooperiert mit Turmöl Tankstellen
Digitale Suche
Erweitertes Netzwerk
Der Investmentberater im Bereich Logistikimmobilien Logivest brachte kürzlich eine App für die Logistikimmobiliensuche auf den Markt. Der Launch erfolgt zum zehnjährigen Firmenjubiläum des Logistikimmobilien-Beraters. Die „Logivest Lagerhallen-Suche“ ermöglicht die Suche nach Logistikimmobilien zur Miete oder zum Kauf in einer bestimmten Region – mobil und zeitlich flexibel. Aktuell werden in der App über 1.700 Immobilien und Grundstücke angeboten, zu denen jeweils umfangreiche Informationen vorliegen. Bei der Suche kann nach Hallen/Produktion zur Miete oder zum Kauf sowie nach Grundstücken zum Kauf unterschieden werden. Weitere Suchfilter sind unter anderem die Kategorien Fläche, Merkmale, Ausstattung, Widmung, Industriegebiet, Wohngebiet oder Infrastruktur.Die App ist kostenlos für mobile Endgeräte verfügbar.
Einen Mehrwert beim Tanken schaffen? Wie das geht, beweist das Salzburger Start-up für smarte Locker Myflexbox, indem er sein österreichweites Netzwerk durch eine Kooperation mit den Turmöl Tankstellen erweitert. Die Kooperation startete im Dezember 2020 mit sechs Standorten in Wien. Mittlerweile wurde die Partnerschaft auf insgesamt 14 Standorte in Graz, Linz, Salzburg, Wels und Steyr ausgebaut. Für Myflexbox ist die Standortwahl entscheidend, denn in den intelligenten Ab-
Investment
Logistik Fonds Anfang September legte LIP Invest seinen vierten Logistikimmobilien-Fonds auf, der laut eigenen Angaben eine gesicherte Pipeline von über 100 Millionen Euro Ankaufsvolumen hat. Das Zielvolumen liegt bei 450 Millionen Euro. Kurze Zeit später ging das rund 40.000 Quadratmeter große FiegeLogistikcenter in Gengenbach im Betrieb. Die LIP Invest hatte die Projektentwicklung bereits als Forward Deal für einen ihrer Logistik Fonds erworben und in den Neubau mehr als 50 Millionen Euro investiert. Auf dem 73.000 Quadratmeter großen Grundstück nahe der deutsch-französischen Grenze zwischen Straßburg, Freiburg und Stuttgart sind ein dreigeschossiges Bürogebäude sowie vier Hallenabschnitte entstanden.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Trammell Crow Company (TCC) hat Marc Daiß zum Director Business Development für das Logistikteam des Unternehmens in Deutschland und Österreich ernannt.
Carmen Dilch verlässt den Logistikspezialisten Go Asset, um das Thema „Logistikimmobilie der Zukunft“ stärker in Lehre und Forschung zu integrieren.
BNP Paribas Real Estate ernennt Craig Maguire zum Head of Logistics and Industrial für das europäische Logistikgeschäft.
News Ticker Mangelware: Obwohl der Logistik-Sektor bisher vielfach als „Krisengewinner“ angesehen wurde, fiel die Vermietungsleistung laut Vienna Research Forum (VRF) mit 49.240 Quadratmetern rund 50 Prozent geringer aus als im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 (98.900 Quadratmeter).
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ImmoFokus
Fotos: Salzburg AG, Österreichische Post/Mitja Kobal, Trammell Crow Company, Katharina Schiffl, BNP Paribas Real Estate
holstationen kann man nicht nur rund um die Uhr Pakete flexibel und kontaktlos einlagern beziehungsweise abholen, sondern sogar retournieren. Damit eröffnet Myflexbox auch lokalen Händlern und dem Online-Handel neue Möglichkeiten. „Die hohe Frequenz an den Tankstellen und deren zentrale Lage ermöglicht eine optimale Vernetzung aller Beteiligten, sodass unnötige Wege vermieden werden können“, erklärt Lukas Wieser, Head of Partnerships and Sales von Myflexbox.
Kurz & Bündig > Logistik
Selfstorage-Start-up Storebox
Mehr Kapital
27 Millionen Euro für den Ausbau des Logistikzentrums Wolfurt
Post baut in Vorarlberg aus Aufgrund der stark steigenden Paketmengen baut die Österreichische Post ihre Logistikinfrastruktur aus, über 500 Millionen Euro fließen in den nächsten Jahren in den Ausbau von Logistikzentren und Postbasen. Ein wichtiger Meilenstein für Westösterreich wurde mit dem Ausbau des Logistikzentrums in Wolfurt erreicht. Bei laufendem Betrieb und auf engstem Raum fanden die Umbauarbeiten statt. „Als stark exportorientierter und wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstandort zählt Vorarlberg zu einer der leistungsfähigsten Regionen innerhalb Europas. Das lässt sich auch deutlich an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung ablesen. Ich freue mich, dass die Post das Logistikzentrum in Vorarlberg zu einem wichtigen Standort für Westösterreich ausgebaut hat“, so die Vorarlberger Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink. Der Ausbau wurde
in diesen eineinhalb Jahren Bauzeit flächensparend und ohne weitere Bodenversiegelung umgesetzt. Durch den Bau einer Tiefgarage mit 111 Stellplätzen für PKW und zusätzliche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder konnten diese Flächen unter die Erde verlegt werden, darauf aufbauend wurde die Erweiterung aufgesetzt. Am Dach des Logistikzentrums wurde eine neue Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 360 Kilowatt peak installiert. Die Außenräume wurden von Landschaftsarchitekten und Gärtnern umweltfreundlich, nachhaltig und ökologisch ausgestaltet. Das Logistikzentrum Vorarlberg in Wolfurt ist mit dem Ausbau technisch auf dem neuesten Stand und zählt zu den modernsten Standorten der Österreichischen Post. Kleine Bauarbeiten wie etwa die Erneuerung der Fassade des Verwaltungsgebäudes sollen 2022 folgen.
Das Wiener Selfstorage-Start-up Storebox hat in einer Finanzierungsrunde 52 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. Mit der Kapitalaufstockung soll zunächst das bestehende Netzwerk von Storebox-Lagerräumen verdichtet werden, vor allem in deutschen Städten ab 30.000 Einwohnern. Im nächsten Schritt sollen in den nächsten Jahren tausende neue Standorte in Europa eröffnet werden. Als neue Investoren in der Series-B-Finanzierungsrunde sind Activum SG, Attila Balogh, Kineo Finance, n3K Holding, Senger-Weiss, Wicklow Capital und Wille Finance dazugekommen. Auch die bestehenden Investoren Hansi Hansmann und Apic Investments tragen die Finanzierungsrunde mit. Aktuell gibt es 120 Storebox-Standorte in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Luxemburg. Storebox ist laut eigenen Angaben die erste komplett digitalisierte Selfstorage-Lösung in Europa.
Amazon in Deutschland
Logistikboom Der Online-Handelskonzern Amazon hat die Eröffnung von acht neuen Logistikzentren in Deutschland bis Mitte kommenden Jahres angekündigt. Damit soll das deutsche Logistiknetzwerk weiter ausgebaut werden, um der Kundennachfrage gerecht zu werden und die Produktauswahl zu erweitern, so das Unternehmen. Mit dem Ausbau sollen insgesamt mehr als 3.000 neue, unbefristete Jobs entstehen. Drei der acht Standorte werden noch im laufenden Jahr entstehen, die übrigen im ersten Halbjahr 2022.
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Unternehmen & Projekte
Immobilienmarkt in der Steiermark
Nachfragehoch
Lebenskern Rodaun
Just in time „Trotz COVID-19-Krise konnten alle Zeitpläne eingehalten und das Projekt im Sommer 2021, nach einer Bauzeit von 17 Monaten, erfolgreich übergeben werden“, so Patrick Kloihofer, Geschäftsführer der VI-Engineers. Im Frühling 2020 erfolgte der Baubeginn der Wohnhausanlage Kerngasse 38 im 23. Wiener Gemeindebezirk. Die im Auftrag der VI-Engineers errichtete und vom Architekturbüro DTA Duda, Testor. Architektur entworfene Wohnanlage besteht aus zwei Baukörpern. Die Gesamtwohnnutzfläche des Projekts umfasst 1.687 Quadratmeter und verteilt sich auf 29 frei finanzierte Wohnungen mit Wohnflächen von 41 bis 85 Quadratmetern.
Wohnprojekt in der Hohenbergstraße im 12. Wiener Gemeindebezirk
Winegg feiert Dachgleiche Die Bauarbeiten für das Wohnprojekt der Winegg in der Hohenbergstraße im 12. Wiener Gemeindebezirk laufen auf Hochtouren. Die Fertigstellung der 37 Eigentumswohnungen und zwei Townhouses soll im zweiten Quartal 2022 erfolgen. Die Zwei- bis Vierzimmerwohnungen in der Größe von 39 bis 101 Quadratmeter verfügen über Freiflächen wie Balkone, Terrassen oder Eigengärten. Die zweigeschossigen Townhouses befinden sich im Mitteltrakt des Wohnbaus. Für Wohlfühlatmosphäre im
Inneren sorgen Eichenparkettböden in Kombination mit einer Fußbodenheizung. Neben durchdachten Grundrissen sowie großzügigen Verglasungen, die für lichtdurchflutete Räume sorgen, verfügen alle Eigentumsobjekte über Gegensprechanlagen mit Videofunktion. Zudem ermöglicht die smarte Online-Hausverwaltung „Puck“ eine einfache Kommunikation mit der Hausverwaltung mittels App. Darüber hinaus gibt es hauseigene Paketboxen für Zustelldienste.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Der Immobilienrechtsexperte Alexander Fuchs ist neuer Leiter der 3SI ImmogroupRechtsabteilung.
Mit 1. September 2021 übernahm Jelena Pirker die Leitung des Teams Wohnen Eigentum in der ÖRAG Immobilien Vermittlung.
Isabella Stickler wurde bei der Delegiertenversammlung von Alpenland am 2. September 2021 einstimmig als Obfrau gewählt.
News Ticker Ideenwettbewerb: Im Zentrum von Wiener Neustadt entsteht in den kommenden Jahren ein nachhaltiges Stadtquartier. Der Bauträger des Bauvorhabens, die SÜBA, ruft nun gemeinsam mit der Stadt Wiener Neustadt einen Ideenwettbewerb zur Namensfindung aus. Die Einreichfrist endet am 6. Dezember 2021.
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ImmoFokus
Fotos: JamJam, Michael Nagl, ÖRAG/Wilke Alpenland/Tanja Wagner, www.stefanjoham.com
Laut dem Engel & Völkers Marktbericht 2021 wurden 50 Prozent des gesamten Transaktionsvolumens im Segment Eigentumswohnungen in der Steiermark in Graz erzielt. Die Region Schladming-Dachstein verzeichnet wiederum eine steigende Nachfrage nach Luxus-Ferienimmobilien. In Graz-Umgebung werden laut dem Marktbericht jedes Jahr über 150 Millionen Euro an Transaktionsvolumen im Segment der Eigenheime umgesetzt. Und das bei einem derzeit noch moderaten Preisniveau: Der durchschnittliche Preis für Ein- und Zweifamilienhäuser in der Steiermark ist mit knapp 250.000 Euro nicht einmal halb so hoch wie im benachbarten Salzburg. Da das Preisniveau trotz der hohen Nachfrage vergleichsweise moderat ist, werden insbesondere im Großraum Graz aktuell viele Wohnimmobilien erworben. Auch die Nachfrage nach Ferienimmobilien steigt deutlich.
Kurz & Bündig > Wohnen
Trend Home-Office
Preistreiber
UBM und Invester übergeben „Pohlgasse 26“
Innerstädtische Nachverdichtung Bereits Ende August wurde das von UBM Development gemeinsam mit Invester United Benefits entwickelte Wohnbauprojekt „Pohlgasse 26“ an einen von der Investmentgesellschaft GalCap Europe betreuten Fonds übergeben. GalCap ist ein Immobilien-Investmentmanager mit Fokus auf Österreich sowie Mittel- und Osteuropa. Das aus 121 freifinanzierten Mietwohnungen und 1.950 Quadratmetern Handelsfläche bestehende Objekt in Wien Meidling war um 28,65 Millionen Euro im Zuge eines Forward Deals verkauft worden. „Die Pohlgasse ist ein Musterbeispiel für eine gelungene innerstädtische Nachverdichtung mit einer attraktiven Lage zu ausgesprochen fairen Preisen und einer hervorragenden Infrastruktur durch einen langjährigen RetailPartner“, erklärt Gerald Beck, Geschäftsführer von UBM Development Österreich. „All das
hat die Pohlgasse zu einem attraktiven Investitionsobjekt gemacht. Aufgrund unserer langjährigen Partnerschaft mit GalCap haben wir einen Investitionspartner gefunden, der an diesem Investment viele Jahre große Freude haben wird.“ Michael Klement, CEO von Invester United Benefits: „Das Projekt Pohlgasse ist durch sein Mixed-Used-Konzept und die ausgezeichnete Lage ein spannendes Entwicklungsprojekt und darüber hinaus auch ein attraktives Investmentobjekt. Wir freuen uns sehr, dass es uns gemeinsam mit UBM gelungen ist, dieses Projekt auf die Beine zu stellen.“ Der Wohnkomplex „Pohlgasse 26“ zeichnet sich nicht nur durch die exzellente Lage und gute Infrastruktur in direkter Umgebung aus, sondern auch durch einen großen begrünten Innenhof, der mit einem Kinderspielplatz ausgestattet ist.
Das Wohneigentum in Niederösterreich hat sich 2020 um sieben Prozent verteuert, so die aktuelle Studie von Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Raffeisen Research und Raiffeisen Immobilien. So legten die Immobilienpreise in Niederösterreich 2020 durchwegs eine höhere Dynamik an den Tag als im gesamten Bundesgebiet. Diese Entwicklung kann, so die Studie, auch auf den durch die Pandemie forcierten Home-Office-Trend zurückzuführen sein, von dem Teile des Bundeslandes in besonderem Maße profitiert haben. „Nirgendwo sonst schwanken die Preise von Haus, Wohnung oder Grund auf Bezirksebene derart wie in Niederösterreich“, so Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen Research. Das ist nicht zuletzt der Sonderstellung Niederösterreichs mit ihrer Bundeshauptstadt im Zentrum geschuldet. So ist das Wiener Preisniveau in den umliegenden Bezirken der Referenzmaßstab.
Urbahn City Homes 1020
Dachgleiche Dachgleiche für das Projekt Urbahn der Kibb Immobilien. Mit der geplanten Fertigstellung im Herbst 2022 bietet das Projekt in der Wiener Leopoldstadt einen Mix aus 168 freifinanzierten Wohnungen, vier Gewerbelokalen und fünf Büros. Auch die Kibb wird dann ihren eigenen Unternehmensstandort in die Sockelgeschoße entlang der Bruno-Marek-Allee übersiedeln. Das Nordbahnviertel gilt derzeit als größte innerstädtische Entwicklungszone Wiens. Auf einer Gesamtfläche von rund 85 Hektar entsteht nahe des Pratersterns ein Stadtteil.
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Unternehmen & Projekte
Tribüne 3 im Viertel Zwei
Headquarter
CA Immo entwickelt in Berlin
Hochhauskomplex Gemeinsam mit der CA Immo entwickelt DKB das Bürohochhaus Upbeat als nachhaltige und voll digitalisierte Immobilie und der erste Mieter steht bereits fest: Die DKB selbst eröffnet am Standort ihren neuen DKB-Campus. Der Mietvertrag über 15 Jahre Laufzeit ist bereits unterzeichnet und betone, so Andreas Quint, CEO der CA Immo, die Attraktivität des Immobilienmarktes in Berlin. Mit dem Upbeat realisiert die CA Immo bereits das zehnte Gebäude in der Berliner Europacity. Das Gesamtinvestment beläuft sich auf ca. 300 Millionen Euro. Die architektonische Gestaltung verantworten die Berliner Architekten Kleihues + Kleihues. Neben flexiblen Grundrissen für effiziente Büroflächen steht bei der Entwicklung der Gebäudes auch die Gesundheit beziehungsweise das Wohlbefinden der Mieter im Vordergrund. Entsprechend wird für den Hochhauskomplex eine WELL Core Zertifizierung in Gold angestrebt.
Warburg-HIH Invest kauft Büroobjekt Square One
Club Deal in Wien abgeschlossen Die Warburg-HIH Invest Real Estate hat für zwei Individualmandate deutscher institutioneller Investoren im Rahmen eines Club Deals ein Büroobjekt in Wien erworben. Verkäuferin ist STRABAG Real Estate Österreich. Das Objekt liegt im 19. Gemeindebezirk und verfügt über eine Gesamtmietfläche von rund 31.450 Quadratmetern. Das 2018 fertiggestellte Objekt weist aktuell einen Vermietungsstand von 91 Prozent aus. Rund fünf Prozent der Mietfläche entfallen auf Einzelhandels- und
Gastronomieflächen. Den Mietern stehen 354 Pkw-Stellplätze zur Verfügung. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die rechtliche Due Diligence wurde von der Kanzlei Dorda Rechtsanwälte durchgeführt. Die steuerliche und finanzielle Due Diligence erfolgte durch TPA. Für die technische und die ESG Prüfung wurde Alpha & Partner Immobilien Consulting beauftragt. Die wirtschaftliche Due Diligence wurde von EHL Investment Consulting durchgeführt.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Matthias Gass ist ab sofort Präsident des Internationalen Verbands für Immobilienberufe FIABCI.
Der pan-europäische Investment Manager Primevest Capital Partners (Primevest CP) hat Peter Helfrich zum Managing Partner und Gaston Hupkens zum Head of Operations und Partner berufen.
News Ticker Hybrides Arbeiten: Laut aktuellem CBRE Report ist hybrides Arbeiten das neue Normal. Die Erkenntnis, dass Menschen nicht nur an ihren Arbeitsplätzen produktiv sind, hat laut CBRE sehr wohl Einfluss auf den Büroimmobilienmarkt. So braucht es in Zukunft mehr Flexibilität und eine digitale Infrastruktur.
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ImmoFokus
Fotos: Daniel Hawelka, Absent Matter, Primevest Capital Partners, Raphaela Raggam/Point of View
Red Bull Media House hat die Tribüne 3 des Viertel Zwei gekauft. Das Office und Agency Team von CBRE hat zwischen dem Entwickler Value One und dem Verlagshaus vermittelt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Rund 400 Mitarbeiter werden im neuen Headquarter von Red Bull Media House Platz finden. Die Kernsanierung der denkmalgeschützten ehemaligen Tribünen des Wiener Trabrennvereins und der daran grenzende Zu- und Neubau wurde vom Immobilienentwickler Value One durchgeführt. Unter der Leitung von RealEstate Partner Manfred Ton beriet Cerha Hempel die Value One beim Verkauf der denkmalgeschützten Tribüne 3 an Red Bull Media House.
Kurz & Bündig > Office
Modesta vermittelt in der Schönbrunnerstraße
Neue Office-Mieter Modesta Real Estate konnte knapp 500 Quadratmeter Bürofläche an das Unternehmen Coinpanion in der Schönbrunner Straße 131 im fünften Wiener Gemeindebezirk vermieten. Um weiterhin genug Raum für Wachstum zu haben, vermittelte Modesta Real Estate dem Wiener Start-up Coinpanion zwei Flächen in einem modernen und repräsentativen Bürogebäude im 5. Bezirk. Auf beiden Flächen stehen insgesamt knapp 500 Quadratmeter zur Verfügung, auf denen sich die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen der neuen Mieter optimal umsetzen lassen.
In Deutschland weiterhin gefragt
Top-Büromärkte Zumindest institutionelle Investoren scheinen nicht daran zu glauben, dass die Folgen der COVID-19-Pandemie – Stichwort Home-Office – den Core-Büromarkt auf Dauer beeinträchtigen werden. Darauf deutet jedenfalls die Entwicklung des JLL Valuation Performance Indicator, Victor Prime Office, der die Büroflächen-Wertentwicklung in deutschen 1a-Lagen – konkret in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München – analysiert. Mit einem Plus von 2,1 Prozent auf den neuen Stand von 227,2 Punkten setzt er seine Erholung im 2. Quartal fort. Modernste Technologie und Nachhaltigkeitsapekte machen hier den Unterschied.
Union Investment kauft in Amsterdam
Quartiersentwicklung Union Investment hat die Quartiersentwicklung „De Puls“ an der Amsterdamer Südachse erworben. Die Fertigstellung soll 2024 erfolgen. Laut Medienberichten lag der Kaufpreis bei rund 380 Millionen Euro. Geplant sind rund 36.000 Quadratmeter vermietbare Büroflächen sowie 200 Wohnungen mit einer vermietbaren Gesamtfläche von etwa 9.600 Quadratmetern, von denen 149 im mietpreisgebundenen Mid-Segment und 51 im freien Segment vermietet werden.
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Unternehmen & Projekte
Wiener Zinshausmarkt
Drittes IFA Prime Investment in Salzburg
Mit Weitblick
Quartiersentwicklung V33
Auch 2021 führt der Nachfrageüberschuss am Zinshausmarkt zu soliden Wertzuwächsen bei Wohn- und Geschäftshäusern. Allerdings haben sich, laut Arnold Immobilien, die Preise in den sehr guten und guten Lagen aktuell auf hohem Niveau stabilisiert. Diese Entwicklung befeuere aufseiten der Investoren den Trend, „über den Wiener Tellerrand hinaus“ zu blicken, berichtet Markus Arnold, CEO bei Arnold Immobilien. Im besonderen Fokus stehen Graz und Linz. Aber auch dynamische Wachstumsstädte, mit guter Verkehrsanbindung an Wien, wie z.B. St. Pölten oder Wiener Neustadt, sind aufgrund der günstigeren Einstiegspreise ab rund 2.500 Euro pro Quadratmeter zunehmend ein Thema. Zum Vergleich: In Wien liegen die Einstiegspreise für ortsübliche Objekte innerhalb des Gürtels derzeit schon bei 4.000 bis 5.000 Euro pro Quadratmeter, so Arnold Immobilien.
Ab dem Sommer 2022 realisiert IFA am Einfahrtstor zur historischen Altstadt in Salzburg ein Mixed-Use Quartier aus Hotel, Büro-, Gewerbe- und Gastronomieflächen sowie gefördertem Wohnbau: das V33. Die geplante Fertigstellung des Projekts in der Salzburger Vogelweiderstraße 33 soll im Herbst 2024 erfolgen. Mit dem V33 bietet die 1978 gegründete IFA nach dem „Palais Faber“ und „Residenz Mayburg“ das dritte Prime Investment. Das Gesamt-Investmentvolumen beträgt
65,6 Millionen Euro. Eine Beteiligung an der Projekt-KG mit persönlichem Eintrag der Anteile im Firmenbuch ist ab rund 100.000 Euro Eigenmittel, verteilt auf zwei Jahre, möglich. „Anlegern bietet das Investment laufende Mieteinnahmen sowie die Realisierung der Wertsteigerungspotenziale beim geplanten Verkauf“, so Michael Baert, CTO der IFA. Weiter versichert Baert, dass Bauvorbereitungen inklusive der erforderlichen Genehmigungen bereits abgeschlossen seien.
Keine Notverkäufe
Hotelmarkt People in Motion - People in Motion - People in Motion
Klaus Schmitt wird in Zukunft den Ausbau der Accumulata Real Estate Group beratend unterstützen.
Ralf Kunzmann wechselte als Geschäftsführer zur Erste Asset Management in die neu gegründete Erste Private Capital.
Georg Schöppl wurde als ÖBf-Mitglied des Vorstandes für die Bereiche Finanzen und Immobilien einstimmig wiederbestellt.
News Ticker EHL vermittelt: Swiss Life Asset Managers und BEOS haben drei Gewerbeimmobilien in Wien beziehungsweise Gewerbeparks am Wiener Stadtrand für den europäischen Industrie- und Logistikfonds erworben. Dieser vierte Ankauf des Fonds ist zugleich die erste Transaktion außerhalb Deutschlands. Verkäufer des Portfolios ist BENA Hubs.
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ImmoFokus
Fotos: IFA Hannes Loske, Accumulata ÖBf-Archiv/Katarina Šoškić, Erste AM/Huger
Laut dem Immobiliendienstleister CBRE geht es dem österreichischen Hotelmarkt besser als erwartet. Während der Höhepunkte der Pandemie hat es nach Angaben von Georg Fichtinger, Head of Investment Properties bei CBRE Österreich, nur wenige beziehungsweise eher kleinere Transaktionen gegeben, da die Erwartungshaltungen der Verkäufer von jenen der potenziellen Investoren – die von Preisabschlägen ausgingen – stark abwichen. Investoren sind jedenfalls wieder auf der Suche nach passenden Hotelobjekten, da der Druck aufgrund des verfügbaren Kapitals weiterhin groß ist. Mittlerweile sind die Käufer wieder bereit, Preise ähnlich dem VorKrisen-Niveau zu zahlen – das zeigen auch jüngste Transaktionen.
Kurz & Bündig > Invest
Auris Immo Solutions kauft Seniorenzentrum
Gesundheitsinvestment Auris Immo Solutions hat das Seniorenzentrum „Hoffmannpark“ für den „Sozialimmobilien Fonds Österreich“ erworben. Verkäufer ist die IMMAC, die österreichische Tochtergesellschaft des europaweit agierenden Konzerns IMMAC Holding. Betrieben wird das Pflegeheim von der Seniorenzentrum Hoffmannpark gemeinnützige Gesellschaft, die zur Antaris health care Holding gehört. Das Seniorenzentrum „Hoffmannpark“ am Stadtrand von Wien besteht aus drei Bauteilen, wobei der älteste Bauteil unter Denkmalschutz steht. Das Zentrum verfügt über 176 Betten für Langzeit- und Kurzzeitpflege, mit einer Nutzfläche von ca. 9.800 Quadratmetern. Für 2021 sind in Österreich weitere Investments in Pflegeheime und Betreuungseinrichtungen geplant, womit bis Jahresende ein Fondsvermögen des „Sozialimmobilien Fonds Österreich“ von ca. 100 Millionen Euro erwartet wird. Der mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifizierte „Sozialimmobilienfonds Österreich“ wurde im Jänner 2020 aufgelegt und richtet sich ausschließlich an institutionelle Investoren. „Investitionen in Pflegeheime und Betreuungseinrichtungen sind nicht nur aus demografischer Sicht erfolgsversprechend. Auch für die institutionellen Investoren handelt es sich hierbei um eine sichere Kapitalanlage und stabile Erträge mit sozialer Verantwortung“, so Christian Schön, geschäftsführender Gesellschafter von Immo Solutions.
Condo in Wien Simmering
Green Bond in Österreich
Immofinanz stockt auf
Verkauft
Premiere
Nachverdichtung
Projektentwickler und Verkäufer ist WBÖ elf, eine Projektgesellschaft der Whitestone Investment Advisory und der Crown Consulting. Das Projekt „Condo 11“ bietet auf einer Wohnnutzfläche von rund 3.000 Quadratmetern hochwertigen Wohnraum mit durchschnittlichen Wohnungsgrößen von rund 48 Quadratmetern. Neben der Energieeffizienz wurde das Projekt hinsichtlich der Standort- und Ausführungsqualität, der Qualität der Baustoffe, der Konstruktion sowie in Bezug auf zentrale Aspekte zu Komfort und Gesundheit von der Zertifizierungsstelle klimaaktiv Bauen und Sanieren überprüft. Das Gebäude entspricht den Kriterien gemäß der klimaaktiv-Gebäudezertifizierung und damit dem österreichischen Qualitätszeichen für nachhaltige Wohngebäude. Begleitet wurde die Transaktion von Adeqat Investment Services und Beacon Invest Group.
Österreich will bald einen sogenannten Green Bond, also eine „grüne Anleihe“, begeben. Finanzminister Gernot Blümel hat die OeBFA mit der Bildung einer interministeriellen Arbeitsgruppe beauftragt, um konkrete grüne Projekte zu definieren. Ausgearbeitet werden sollen auch noch Details wie etwa das Volumen, die Laufzeit und die Ausgestaltungsform. „Österreich hat große Expertise mit nachhaltigen Finanzierungsprojekten, und unser Portfolio beinhaltet bereits einen sehr hohen Anteil an grünen Investments, und unsere Staatsanleihen sind bei den Investoren nach wie vor sehr gefragt“, sagte Blümel. „Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der erneuerbaren Energie, Forschung und Entwicklung oder auch die Stärkung der nachhaltigen Landwirtschaft sind mögliche Investitionen, die wir in einem rot-weiß-roten Green Bond abbilden werden“, kündigte Blümel an.
Die Immofinanz startet im Wachstumssegment nachhaltiges und leistbares Wohnen. Mit Top on Stop werden eingeschossige Retail Parks der Marke Stop Shop überbaut und damit preisgünstiger und ressourcenschonender Wohnraum geschaffen. Mittelfristig können so 12.000 neue Wohnungen entstehen. „Angesichts der Verknappung und Verteuerung von städtischen Grundstücken bei gleichzeitiger Wohnungsknappheit besitzen wir mit Europas größtem Netz an Retail Parks eine gewaltige Ressource. Mit Top on Stop wollen wir diese Opportunität nun optimal nutzen und damit als erfahrener Immobilienentwickler leistbaren und nachhaltigen Wohnraum anbieten und für eine verantwortungsvolle Nutzung wertvoller Bodenressourcen sorgen“, erklärt Dietmar Reindl, COO der Immofinanz, die Strategie. Aktuell umfasst das Stop Shop Portfolio der Immofinanz rund 100 Standorte in zehn europäischen Ländern.
Herbst 2021
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Unternehmen & Projekte
Investmenthoch für PropTech-Unternehmen 2021
PropTech-Szene mit Rekordjahr
Digitaler Sparplan Bereits nach vier Monaten hat die Crowdinvesting-Plattform Rendity am 6. September 2021 die Marke von 1.000 aktiven Sparplänen durchbrochen. Investoren haben seit Einführung 2,7 Millionen Euro in das Finanzvehikel angelegt. Anleger investieren dabei ohne laufendes Zeitinvestment in ausgewählte Rendity-Projekte und können Laufzeit sowie Investmenthöhe individuell festlegen. Investoren bestimmen zudem individuell weitere, wichtige Attribute für ihren Sparplan wie Zahlungsmethode, Rendite, Standort der Immobilie oder Rendity-Rating. „Wir sehen deutliche Tendenzen bei den Investmentkriterien“, erläutert Tobias Leodolter, Co-Founder und CIO von Rendity. „So wählen Anleger hinsichtlich Lage der Immobilie vorranging Österreich. Bei der Rendite entscheiden sie sich verstärkt für sechs bis sieben Prozent. Beim Rating setzen Investoren am häufigsten auf ein A-Rating“, kommentiert Leodolter. Mit nur wenigen Klicks können sich Anleger somit ihren digitalen ImmobilienInvestmentplan selbst maßschneidern.
namhafte globale Player als auch für regionale Bau- und Immobilienunternehmen gilt: Um eine Zusammenarbeit kommt die Branche nicht mehr herum.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt, der die PropTech-Branche antreibt, ist die ESG-Regulierung, eine Entwicklung, die auch in den kommenden Jahren anhalten wird. Laut dem Report verleiht ESG als Sinnstifter der Digitalisierung den notwendigen Schub. Dabei spielt nicht nur der Bereich „Environment“, sondern auch „Social“ und „Governance“ eine Rolle. Nachhaltigkeit als Megatrend der Immobilienbranche bringt Veränderungsdruck mit sich, der für PropTechs zum Wachstumstreiber wird. Sarah Schlesinger: „Bei der Analyse zum aktuellen Report mussten wir eine beachtliche Zahl an PropTechs aufgrund von Konsolidierungen aus der Gesamtsumme rausrechnen. Dabei handelt es sich neben Marktabgängen vor allem um Neuausrichtungen auf andere Branchen sowie Zusammenschlüsse oder strategische Exits.“ Die auf Innovation und Digitalisierung in der Bau- und Immobilienbranche spezialisierte blackprintpartners (blackprint) mit Sitz in Frankfurt am Main hat auf Basis der eigenen Datenbank die Marktstimmung analysiert.
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Frank Brün übernimmt die Leitung des Vienna Research Forums. Er folgt auf Alexander Bosak.
Andrea Dissauer leitet EHL Immobilien Management ab sofort gemeinsam mit Bruno Schwendinger.
Laura Holzheimer ist neuer Head of Research im Wiener Office von CBRE und arbeitet eng mit allen Business Units zusammen.
News Ticker Neue Hochschulausbildung: Im Oktober 2022 starten MCI | Die Unternehmerische Hochschule in Innsbruck und die FH Technikum Wien in Kooperation mit dem Handelsverband die ersten Hochschullehrgänge mit Abschluss Bachelor Professional zum eCommerce Fachwirt in Österreich.
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ImmoFokus
Fotos: Rendity, Accumulata Real Estate, Studio Huger, EHL immobilien Management, CBRE
Rendity knackt 1.000er-Marke
Laut aktuellem Report „Mission PropTech – Technologie trifft auf Gebäudesektor – PropTech in Deutschland 2021“ von blackprint verbuchen PropTechs bei den Finanzierungsrunden bisher das erfolgreichste Jahr seit der Datenerhebung 2016. So wurden im ersten Halbjahr rund 287 Millionen Euro an Kapital in PropTechs investiert. Das ist bereits jetzt mehr als im gesamten Jahr 2020 mit rund 284 Millionen Euro. 2016 waren es zum Vergleich noch 159,1 Millionen Euro gewesen. Auch die Corona-Krise und ihre Folgen haben die Zahl der PropTech-Neugründungen nicht geschmälert. Bereits 55 neue PropTechs wurden bisher im Jahr 2021 in der DACH-Region gegründet, 2020 waren es im gesamten Jahr 80. Derzeit gibt es 824 PropTechs in der DACH-Region, davon haben 609 ihren Hauptsitz in Deutschland. Die meisten PropTechs sitzen nach wie vor in Berlin (181), gefolgt von München (69) und Hamburg (44). Sarah Schlesinger, Managing Director bei blackprint: „Die Anzahl der Neugründungen und das steigende Investmentvolumen sind Indikatoren dafür, dass 2021 das bisher erfolgreichste Jahr der PropTech-Szene sein wird. Sie besitzt mittlerweile eine Marktreife, welche die Attraktivität für Investoren deutlich steigert. Sowohl für
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Zirkulär mit digitaler Plattform
Kreislaufwirtschaft Der Münchener Asset-Manager Accumulata Real Estate Group setzt ab sofort auf die Onlineplattform Madaster, ein digitaler Kataster für die Erfassung von verbauten Materialien in Gebäuden und Infrastruktur. Dabei können die Immobilienbesitzer und -verwalter auf der Plattform selbst die Materialien, Produkte und Elemente in ihren Bauobjekten dokumentieren. Die Plattform erstellt dann, basierend auf der Bewertung der verbauten Baustoffe, einen Zirkularitätsindex, der Aufschluss über die Kreislauffähigkeit eines Gebäudes, die Lebensdauer der Produkte und Materialien sowie den Anteil an Primär- und Sekundärstoffen gibt. Zusätzlich finden sich auf der Plattform Madaster nicht nur Informationen über die Wiederverwendbarkeit von Materialien, sondern auch Daten über die Toxizität der eingesetzten Produkte sowie deren Einfluss auf das Well-Being der Nutzer. „Nicht nur die Nutzer der Gebäude, sondern auch Unternehmen, die schadstoffarme, qualitativ hochwertige Baustoffe einsetzen, werden langfristig durch die Wertsteigerung profitieren“, so Lena Drewes, Sustainability Managerin der Accumulata Real Estate Group.
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PriceHubble in Belgien
Auf Erfolgskurs
Neue Datenbank
Expansion
Das Proptech-Unternehmen trovato.immo hat das erste Wohnprojekt für EKAZENT Management in der Perfektastraße 11 in Wien Liesing vermittelt. Mit dem ersten bereits bezugsfertigen Wohnungsprojekt im 23. Wiener Gemeindebezirk unterstützt der Digitaldienstleister EKAZENT Management in der Vermarktung von insgesamt 110 Mietwohnungen inklusive 38 Tiefgaragenplätze. trovato wurde im Frühjahr 2021 von Anita Körbler und Andreas Dorner gegründet, mit dem Ziel, die Digitalisierungsschraube weiter zu drehen: Vermittlung, Vermarktung und Vertragsgestaltung erfolgen digital.
Der Grundbuchspezialist IMMOunited erweitert mit dem neuen Produkt „IMMOdeveloper“ ihr Service um eine übersichtliche Bauprojektdatenbank. Der Fokus, so Andreas Millonig, COO und Prokurist von IMMOunited liege dabei vor allem auf aktuellen Bauprojekten. Neben aktualisierten Angebotsdaten für jedes Bauprojekt beinhaltet der neue digitale Service grundbuchbasierte Transaktionsinformationen. Auch sämtliche Bauprojekt-Phasen werden übersichtlich dargestellt. Die klassische Suchfunktion wird um eine kartenbasierte Geo-Suche erweitert.
Das Schweizer Proptech-Unternehmen PriceHubble setzt seine internationale Expansionsstrategie in Europa fort. Bisher ist das Unternehmen in neun europäischen Ländern operativ tätig. Dazu zählen unter anderem die Schweiz und Japan. Nun soll der Markt in Belgien erschlossen werden. Julien Schillewaert, CEO von PriceHubble: „Das gesamte Team von PriceHubble ist stolz auf die Markteinführung in Belgien und die abgeschlossenen Arbeiten zur Anpassung unserer Technologie an diesen sehr dynamischen Markt, der in den letzten Monaten seine Widerstands- und Innovationsfähigkeit unter Beweis gestellt hat.“
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Unternehmen & Projekte
Schroder Capital kauft in Berlin
Wiener Goethehof holt sich EAE-Award
Renovierung
International energieeffizient
Schroder Capital hat einen Hotelkomplex am Berliner Alexanderplatz erworben. Dieser umfasst drei Häuser: das Holiday Inn Hotel, das Indigo Hotel und das One80° Hostel mit insgesamt 527 Zimmern. Die beiden Hotels werden an die zur Whitbread-Gruppe zählende Hotelkette Premier Inn verpachtet und einem umfangreichen Renovierungsprogramm unterzogen. Das Hostel hingegen wird vom Verkäufer im Rahmen eines langfristigen Mietvertrags weiterhin betrieben. Schroder Capital besitzt bereits mehrere Hotels in den wichtigsten strategischen Zentren Europas, darunter das Pullman Bercy Paris, das Westin Palace Mailand, das Saint Regis Venedig, das Radisson Paris Boulogne und das Marriott Monaco Cap d‘Ail. Der Immobiliendienstleister JLL beriet bei der Transaktion.
Erstmals hat der europäische Dachverband für Wärmedämmverbundsysteme, die EAE (European Association for External Thermal Insulation Composite Systems – ETICS), den EAE-Award 2021 für Gebäude mit exzellenter Energieeffizienz verliehen. Der Goethehof in Wien holte sich eine lobende Erwähnung in der Kategorie „Wohnbau Sanierung“. Unter den Nominierten fanden sich bereits die beiden ETHOUSE Award Siegerobjekte 2020, der Goethehof und das Haus Penzing in Wien. Jury-Mitglied war unter anderem Clemens
Hecht, Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme. Verliehen wurde der EAE-Award online im Rahmen des 5. Europäischen ETICS-Forum am 16. September 2021. Die Herausforderung bei der Sanierung des Projekts Goethehof bestand darin, die Wärmeschutzziele mit dem Denkmalschutz zu vereinbaren. Saniert wurde die Wohnhausanlage aus der Zwischenkriegszeit von der GSD Gesellschaft für Stadt- und Dorferneuerung gemeinsam mit der ARGE Leyrer+Graf Baugesellschaft und der Sareno Objektisolierung.
Neuer Firmensitz für rmSolar
Spatenstich
People in Motion - People in Motion - People in Motion
Andreas Reinhardt übernahm mit 1. August den Vorsitz im Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ).
Matthias Zimmermann ist neuer COO/CFO von Inreal Technologies. Er verantwortet u.a. den Bereich Finanzen.
Bernhard Nenning leitet bei TGS Technischer Gebäude Service die Bereiche Unternehmens- und Personalentwicklung.
News Ticker Auszeichnung: Die REIWAG wurde im Zuge des traditionellen Sommerfests am 8. September 2021 im Garten der Sektkellerei Schlumberger erneut als Leitbetrieb Austria zertifiziert. Aufbruchstimmung: Mit dem neuen Energiegesetz (EAG) sollen in den kommenden Jahren mehr als 150 Projekte, die zum Teil seit zehn Jahren auf Umsetzung warten, realisiert werden.
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ImmoFokus
Fotos: Darko Todorovic, Helmut Harringer, BEÖ/Tom Son, GSD, Bondi Consult
Das Bauunternehmen i+R errichtet im deutschen Reichenauer Industriegebiet einen neuen Firmensitz des auf PV-Anlagen spezialisierten Unternehmens rmSolar. Dieser soll im August 2022 in Betrieb gehen. Das Auftragsvolumen an den Generalunternehmer beträgt 1,8 Millionen Euro. PVElemente in der Fassade, drei Stockwerke hoch, die zwei oberen markant ausgekragt, mit Terrasse und Showroom: So präsentiert sich der neue Firmensitz von rmSolar im Industriegebiet Reichenau-Lindenbühl, direkt beim Reichenauer Bahnhof. Das 2004 gegründete Unternehmen ist auf PVAnlagen mit Batteriespeicher spezialisiert. Errichtet wird der Neubau, nach Plänen des Konstanzer Büros D‘Aloisio Architekten, von der i+RB Industrie- & Gewerbebau, ebenfalls aus Konstanz.
Kurz & Bündig > Immobilienmanagement
Wiener Zentralfriedhof
Gute Energie
Magenta im Gewerbequartier TwentyOne
Digitalisierungspartner Der Projektentwickler Bondi Consult setzt bei der Bereitstellung und dem Betrieb der digitalen Infrastruktur am Gewerbequartier TwentyOne auf das technologische Know-how von Magenta Telekom. Damit wird Magenta Telekom mehr als 5.000 Arbeitsplätze mit 120.000 Quadratmeter Gesamtfläche, davon ca. 500 Studentenapartments und mehr als 100 Hotelzimmer, mit Infrastruktur versorgen. Der Telekomanbieter ist seit der Entwicklungsphase in das Projekt eingebunden, um die Digitalisierung des Gewerbequartiers von Grund auf mitzuplanen. Anton Bondi: „Der Zugang zu einer hohen Bandbreite und einer smarten Vernetzung im gesamten Gebäude beziehungsweise Quartier wird immer wichtiger. Das haben wir im TwentyOne bereits im
Rahmen der Immobilienentwicklung berücksichtigt. Mit Magenta Telekom haben wir uns für einen renommierten Partner mit großer Expertise in der Digitalisierung von Gebäuden und Büroflächen entschieden, der mit seinen Leistungen maßgeblich zur visionären Entwicklung des TwentyOne beiträgt.“ Der Projektstandort des „TwentyOne“ befindet sich im 21. Wiener Gemeindebezirk und ist eines der letzten großen zusammenhängenden Industrie- und Gewerbegebiete im Norden Wiens. Auf einer Grundfläche von rund 50.000 Quadratmeter entstehen auf fünf Bauteilen – Innovation-, Central-, Student-, Office- und Hotel Hub – neben Büro- und Laborflächen ein Hotel, Serviced Apartments sowie Gastronomieangebote und eine Hochgarage.
Wien Energie realisiert am Betriebsgelände der Friedhöfe Wien am Wiener Zentralfriedhof ihr 29. Wiener BürgerInnenSolarkraftwerk. Mit einer Leisung von 1,4 Megawatt wird die Anlage zu den größten BürgerInnen-Solarkraftwerken gehören und rund 1.435 Megawattstunden klimaneutralen Strom erzeugen. Damit spart die Anlage jedes Jahr mehr als 840 Tonnen CO2 ein. „Klimaschutz in der Stadt gelingt nur gemeinsam! Mit den Friedhöfen Wien konnten wir bereits mehrere PhotovoltaikProjekte etwa auf der Firmenzentrale oder den Werkstätten umsetzen. Das neue BürgerInnen-Kraftwerk am Betriebsgelände des Zentralfriedhofs ist ein weiterer Schritt unserer Zusammenarbeit für eine erfolgreiche Energiewende in Wien“, ergänzt Wien Energie-Geschäftsführer Karl Gruber. Insgesamt betreibt Wien Energie bereits mehr als 280 Photovoltaikanlagen österreichweit. Bis 2030 sollen 250.000 Haushalte mit Sonnenstrom von Wien Energie versorgt werden. Und auch die Friedhöfe Wien setzen seit Jahren auf einen umwelt- und klimafreundlichen Betrieb ihrer Anlagen. So kommen auf dem Gelände des Zentralfriedhofs etwa nur elektrisch betriebene Fahrzeuge zum Einsatz. Diese können nun zukünftig mit eigenem Solarstrom geladen werden. Die Errichtung der Anlage wird abhängig von der Witterung bis Ende 2021/Anfang 2022 dauern und die Inbetriebnahme bis zum Frühjahr 2022 erfolgen. Dann startet auch die BürgerInnen-Einbindungsaktion, bei der online Gutscheinpakete erworben werden können. Ein exklusives Vorkaufsrecht haben dann die Nutzer des digitalen Grabs. Diese werden als Erste über das konkrete Angebot informiert.
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Unternehmen & Projekte
Salzburg Wohnbau in Golling
Recyclingbau
Döblinger SES-Shopping-Center mit neuem Glasdach
Jahresenergieeinsparungen Der Betreiber SES Spar European Shopping Centers hat vor kurzem das über 1.200 Quadratmeter große Glasdach des Q19 Einkaufsquartiers Döbling komplett erneuert. Somit sollen in Zukunft weitere Energieeinsparungen erzielt werden. Die neue Verglasung des Q19-Daches sorgt durch Wärmeschutz für eine Jahresenergieeinsparung von bis zu 35 Prozent. Im Sommer kann sogar 55 Prozent der Kühlenergie eingespart werden, da die einstrahlende Hitze durch das neue Glas gefiltert wird. Im Winter ergibt sich durch die besonderen Eigenschaften des Glases eine Verringerung der Transmissionswärmeverluste von 15 Prozent. Beispielsweise wird die
Wärmeversorgung ganzjährig durch Fernwärme gewährleistet. Die Abdeckung der Kühllast erfolgt durch Kaltwasserspeicher am Dach. So wird nach Bedarf die Nachtluft zur Kühlung der Shopping-Mall außerhalb der Öffnungszeiten eingesetzt. Um die Energieeffizienz weiter zu erhöhen, werden die beiden Sprinklerbecken in der Nacht mit der Kältemaschine auf acht Grad abgekühlt und tagsüber zur Kühlung der Mall in die Lüftung eingebracht. Sämtliche Lüftungsanlagen enthalten technische Einrichtungen zur Wärmerückgewinnung.Das Q19 wurde 2008 vom internationalen Shopping-Center-Verband mit dem „ICSC ReSource Award“ ausgezeichnet.
Die Salzburg Wohnbau errichtet nachhaltigen Wohnraum in Golling. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Unternehmensgruppe das rund 3.000 Quadratmeter große Grundstück in Golling erworben. Derzeit wird das Seniorenheim, das sich auf dem Grundstück befindet, abgetragen.Das Besondere daran: Zwei Drittel des Recyclingmaterials kommen bei der Errichtung der rund 30 Wohnungen zum Einsatz. So werden durch den Rückbau des Seniorenwohnheims im Zuge des Forschungsprojekts „CICO“ 4.300 Tonnen an Recyclingmaterial gewonnen. Darunter auch der alte Holz-Dachstuhl und 570 Tonnen Ziegel. Das Forschungsprojekt „CICO“ wurde vor rund einem Jahr auf Initiative der Salzburg Wohnbau mit prominenten Partnern gestartet. Kernziel des Forschungsprojekts, das sich über drei Jahre und vier Projekte erstreckt, ist es, aus einem alten Haus ein neues zu bauen. Gelang es beim ersten Projekt, einer Wohnanlage in Schwarzach, bereits 1.100 Tonnen eines Bestandsobjekts im neuen Objekt wieder zu verwerten, so wurden beim zweiten Projekt, bei der alten Volksschule in Anif, rund 3.300 Tonnen Altbeton abgebrochen und recycelt, die in der Folge für den Neubau verwendet werden. Der Rückbau des Seniorenwohnheims in Golling ist Forschungsprojekt Nummer drei.
Hörburger baut am Römergrund
Das auf innovative Energietechnik-Lösungen spezialisierte Unternehmen Hörburger realisierte seine 2.000 Quadratmeter große Produktionshalle am Römergrund in Rankweil als Zero-EmissionGebäude. Vier Millionen Euro wurden investiert. Der autonome Jahresbetrieb von Heizung und Kühlung erfolgt am Römergrund mithilfe eines komplexen Systems bestehend aus einer Grundwasser-Wärmepumpe, einer 160 Quadratmeter großen Photovoltaik-Anlage, knapp 1.000 Tonnen Beton zur Bauteilaktivierung sowie einer eigens entwickelten Regelungssoftware. Nur der Strombedarf zum Betrieb der Produktion wird aus dem Netz bezogen. Hörburger Energietechnik und Architekt Gerhard Aicher setzten nicht nur bei der Gebäudetechnik auf Langlebigkeit und Qualität, sondern auch bei den Arbeitsplätzen und Sozialräumen.
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ImmoFokus
Fotos: ATP/Bause, Darko Todorovic, Q19/Robert Fritz
Zero-Emission-Gebäude
| BA12-20G |
Kurz & Bündig > Immobilienmanagement
ATP plant in Tirol
Produktionsbetrieb in BIM
Einfach konfigurierbar: TwinCAT 3 Lighting Solution für DALI-2
ATP architekten ingenieure hat den Produktionsbetrieb der Handl Gastro Service in BIM geplant. Der Gebäudekomplex gliedert sich in unterschiedliche Bereiche: die Produktion von Fleisch- und Wurstwaren, Verwaltung und Verkauf sowie Gastronomie. Der gesamt Büro- und Gastrobereich wurde in moderner Holzbauweise realisiert. Eine Besonderheit im Holzbau stellt die 650 Quadratmeter große Holzflachdecke dar, die nur von wenigen Stützen getragen wird. Möglich wurde dies durch eine spezielle Verklebung sowie ein innovatives Verbindungssystem, entwickelt von der Universität Innsbruck und Rothoblaas. Der für das Deckensystem notwendige Verbinder im Bereich der Stützen kam bei diesem Projekt weltweit erstmals zum Einsatz. 92 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs und 25 Prozent des gesamten Strombedarfs deckt der Bau selbst.
Reinigungsarbeiten für Austrian Power Grid
Dussmann im Einsatz Dussmann Service Österreich hat heuer bereits mehrere landesweite Neuausschreibungen im Bereich Reinigung und Multidienstleistung für sich entschieden und stärkt damit seine Top-Position am Markt. Ab sofort unterstützt Dussmann Service Österreich den Stromnetzbetreiber Austrian Power Grid an 20 Objekten österreichweit mit vielfältigen Reinigungsdienstleistungen und sorgt so zuverlässig für ein optimales Arbeitsumfeld. Dussmann Service Österreich unter der Leitung von Günter Oberhauser und Peter Edelmayer ist 2021 aber auch als Unternehmen gewachsen. So wurde im März die Janus Gruppe übernommen und die bestehende Healthcare-Kompetenz in besonders sensiblen Bereichen wie OP-Sälen, Intensiv-Stationen und Reinraumreinigung weiter verstärkt. Der Facility Mannager beschäftigt derzeit inklusive der Zentrale in Linz an zehn Standorten österreichweit rund 4.800 Mitarbeiter.
Mit TwinCAT 3 Lighting Solution stellt Beckhoff eine Lichtlösung vor, die vom Engineering bis zur Wartung auf die Vereinfachung aller Arbeitsschritte setzt. Alle typischen Lichtregelungen sind integriert, die Anzahl der DALILinien ist unbegrenzt. TwinCAT 3 Lighting Solution ist auch für Betreiber leicht über Excel konfigurierbar und zugleich voll HTML- und webfähig, dezentral skalierbar sowie direkt über Panel bedienbar. Schnelle Funktionsänderungen, Adressierungen und Erweiterungen sind direkt im Betrieb möglich, ebenso wie von DALI-Linien unabhängige Gruppierungen.
Scannen und alles über die Vorteile der Lighting Solution erfahren
Direkt vom Panel aus bedienbar: TwinCAT 3 Lighting Solution vereinfacht die Umsetzung individueller Lichtlösungen.
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ImmoFokus.Rubrik Top Deal ImFokus
St. John‘s Terminal Flächenhunger. Google kauft Bürogebäude in New York für 2,1 Milliarden Dollar.
Die Entscheidung von Google, seine Kaufoption für das St. John‘s Terminal auszuüben,
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ImmoFokus
baut auf den bestehenden Plänen auf, in diesem Jahr mehr als 250 Millionen Dollar in seine New Yorker Campus-Präsenz zu investieren. Der 1,7 Millionen Quadratmeter große Google-Campus am Hudson Square erstreckt sich über drei Gebäude: 315 Hudson Street, 345 Hudson Street und St. John‘s Terminal in der 550 Washington Street. Die Google-Flächen in den beiden Gebäuden in der Hudson Street sind bereits fertiggestellt. Die Flächen St. John‘s Terminal werden voraussichtlich Mitte 2023 als neuer Hauptsitz der Global Business Organization von Google in New York eröffnet.
Tech-Konzerne kaufen ein
Nicht nur Google kauft ein. Immobilienhungrige Tech-Konzerne wie Apple, Amazon oder Facebook haben bereits zugeschlagen und ge-
holfen, das Überangebot auf dem Büro-Immobilienmarkt in New York ein wenig aufzufangen, das die Banken hinterlassen haben. Denn Häuser wie JP Morgan und HSBC haben ihre Büroflächen in der Pandemie deutlich verringert, weil sie erwarten, dass viele Beschäftigte künftig zumindest zeitweise im Home-Office arbeiten. So mietet Facebook erst seit kurzem fast das komplette ehemalige Postgebäude in New York, Apple sichert sich die ehemalige Macy’s-Zentrale – und der Internet-Riese Amazon gab eine Milliarde Dollar für ein Gebäude auf der 5th Avenue aus. New York ist mit 12.000 Beschäftigten bereits der zweitgrößte Google-Standort außerhalb der Zentrale im kalifornischen Mountain View. In der Pandemie gehörte Google zu den ersten Unternehmen, die ihre Mitarbei-
Foto: Oxford Properties
T
rotz des Trends zum Arbeiten von Zuhause steckt Google über zwei Milliarden Dollar in den Kauf eines Bürogebäudes in New York. Es soll das Herzstück von einem Gebäudekomplex des Internet-Konzerns im Südwesten Manhattans werden, schrieb Finanzchefin Ruth Porat in einem Blogeintrag von Dienstag. Das Gebäude mit dem Namen St. John‘s Terminal – ein ausgebauter früherer Güterbahnhof – ist schon von Google gemietet. Jetzt kauft es der Konzern für 2,1 Mrd. Dollar (1,8 Mrd. Euro). Über den Geldsegen dürfen sich die beiden bisherigen in Kanada beheimateten Eigentümer, die Immobilienfirma Oxford Properties Group und der Pensionsfonds-Manager CPP Investments, freuen.
ter nahezu flächendeckend ins Home-Office schickten. Angesichts der Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante wurde die Rückkehr in die Büros vorerst auf Januar aufgeschoben.
für 2,4 Milliarden Dollar gekauft. Scheint ganz so, dass sich das Unternehmen in der Metropole sehr wohlfühlt. Nicht ohne Grund hat man den ersten Google Store weltweit in New York eröffnet.
Platz für 7.000 Googler
Zugleich stellt sich Google – wie der überwiegende Rest der Tech-Branche – auf hybride Arbeitsmodelle ein. Gerade im teuren Silicon Valley nutzten viele Beschäftigten die Möglichkeit, um in andere US-Regionen zu ziehen, in denen man günstiger leben kann.
Das Gebäude hat eine Fläche von 157.000 Quadratmetern und soll mindestens 7.000 Googlern Platz bieten sowie über jede Menge Freifläche verfügen. Erst Anfang 2018 hatte man eine ehemalige Oreo-Fabrik in New York
eins und eins ist drei
Ein neuer Name als Garant für innovative Architektur. www.aha-ege.at
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ImmoFokus.Rubrik Immobilie ImFokus
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Nach insgesamt zehn Jahren Projektzeit und zwei Jahren Bauzeit eröffnet der IKEA Wien Westbahnhof. Dabei wurden das veränderte Einkaufsverhalten ebenso wie ein innovatives Mobilitätskonzept berücksichtigt.
Das Team von querkraft architekten entwarf das visionäre Projekt eines vertikalen Parks, in dem auf sieben Stockwerken gleichzeitig ein City IKEA sowie ein Hostel stecken.
800
Am Gebäudedach wurden Photovoltaikanlagen über 800 Quadratmeter der gesamten Dachfläche installiert. Es gibt ausreichend Platz für Vogelnester und Bienenstöcke.
350
Mit der Ansiedelung des IKEA Einrichtungshauses am Westbahnhof wurden mehr als 350 Arbeitsplätze geschaffen. Die Liegenschaftsverwaltung übernimmt die Arealis, die Know-how und jahrelange Erfahrung für eine umsichtige und nachhaltige Bewirtschaftung der Immobilie anwenden kann.
160
0
Im Zuge der Errichtung des autofreien Kaufhauses setzt Wien umfassende Attraktivierungs- und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen. Es gibt keine Parkplätze.
Bäume und Sträucher, 160 an der Zahl, die von den schwedischen Nationalparks inspiriert wurden, begrünen Fassade sowie Dachterrasse.
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ImmoFokus
140
Über 140 Millionen Euro fließen in das innovative Projekt IKEA Wien Westbahnhof. Der neue City IKEA ist ein umweltschonendes Vorzeigeprojekt, das mit modernsten Technologien ausgestattet wurde.
3.000
Kleinere Produkte, die mit den Öffis oder dem Fahrrad transportierbar sind, können vor Ort gekauft werden – über 3.000 Artikel sind zum Mitnehmen lagernd. Alle größeren Produkte werden mittels Lieferung mit Elektrofahrzeugen oder per Click & Collect zum Abholen bestellt.
Fotos: Niklas Stadler, Robert Harson, ZOOMVP.AT
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Advertorial
DIE WOHNKOMPANIE: Nachhaltige und ertragreiche Projekte für Globalinvestoren in Wien Investment. DIE WOHNKOMPANIE achtet auf höchste Projektqualität bei ihren Wohnbauten: Das findet auch bei heimischen und internationalen Investoren Anklang. Die Referenzen in diesem Bereich sprechen für sich.
W
Foto: DIE WOHNKOMPANIE
ien zählt nicht nur zu den lebenswertesten Städten, sondern hat in den vergangenen Jahren ein starkes Bevölkerungswachstum erlebt. Die Bundeshauptstadt wird auch in den kommenden Jahren weiterwachsen, bald soll die Zwei-Millionen-Marke überschritten sein. Umso wichtiger ist es, zusätzlichen, qualitativ hochwertigen Wohnraum zu schaffen, der sich nicht nur am Bedarf, sondern vor allem an den, sich auch verändernden, Bedürfnissen der Menschen orientiert.
Roland Pichler, Geschäftsführer kaufen: Dresdner Straße 17–19 (1200 Wien), Leopoldauer Straße 70–72 (1210 Wien) und das Objekt Schöpfleuthnergasse 25 (1210 Wien).
Um den zukunftsorientierten Ansprüchen der Kunden nachzukommen, verfolgt DIE WOHNKOMPANIE schon in den ersten Planungsschritten der Projekte ein mehrstufiges Modell, das unter anderem den Standort, die Infrastruktur vor Ort, die Architektur und die Nachhaltigkeit genau beleuchtet. So entstehen Wohnprojekte, die sowohl den Vorstellungen der Bewohner und Käufer als auch jenen der lokalen Stadtplanung in den jeweiligen Bezirken langfristig gerecht werden.
Jeder dieser drei Neubauten im Mietwohnungsbereich zeichnet sich durch erstklassige Lage, attraktive Wohnungs- und Ausstattungsoptionen und solide Bauausführung aus. Darüber hinaus ist für DIE WOHNKOMPANIE das Thema Nachhaltigkeit ein gelebtes: Sämtliche Projekte des Unternehmens sind mit Gold nach ÖGNI zertifiziert. In Kombination mit den Standortqualitäten Wiens und der stabilen, sicheren Marktlage sind Investoren, durch diese in der Summe essenziellen Faktoren, langfristig attraktive Renditen gesichert.
Dies findet auch bei internationalen Investoren Anklang. Zuletzt konnte DIE WOHNKOMPANIE drei der nachhaltigen und werthaltigen Wohnbauprojekte noch lange vor Fertigstellung an internationale Globalinvestoren ver-
Als Wohnbauträger versteht sich DIE WOHNKOMPANIE als verlässlicher Partner der Investoren mit Handschlagqualität, auf dessen Marktkenntnis und Markterfahrung gebaut werden kann.
Über DIE WOHNKOMPANIE DWK Die Wohnkompanie GmbH entwickelt als inhabergeführter, unabhängiger Wohnbauträger nachhaltige urbane Lebensräume. Der Fokus liegt dabei in der Realisierung freifinanzierter, nachhaltiger Wohnbauprojekte. Als Tochterunternehmen der Zech Group – eines der stärksten Bau- und Immobilienunternehmen Deutschlands – steht DIE WOHNKOMPANIE für umfassende Kompetenz im Wohnungsbau, einzigartige Expertise und sichere Bonität. www.wohnkompanie.at www.zech-group.com
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ImmoFokus.Rubrik Aufsteiger Absteiger
Aufstieg in den Vorstand Immobilienkarriere. Vor ein paar Wochen wurde Jenni Wenkel in den Vorstand der Union Investment Real Estate Austria berufen. Als Chief Investment Officer verantwortet sie künftig das Investmentmanagement der Immobilienfondsgesellschaft mit Sitz in Wien.
2 2003
Wenkel schließt das Studienfach Architektur an der TU Wien mit Auszeichnung ab.
3 2006
5 2012
Bei der ERSTE Bank Group avanciert sie zum Head of Corporate Real Estate Asset Management.
6 2013
Bei der DFVA Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management schließt sie einen CREA® Certified Real Estate Investment Analyst ab.
4
1
4 2008
Wenkel steigt als Real Estate Asset Manager bei der Erste Group Immorent in Wien ein. Vier Monate später avanciert sie zum Head of Acquisitions & Sales Real Estate bei der ERSTE Immobilien KAG.
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ImmoFokus
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6 5
3
9 2021
Wenkel wird zum Vorstandsmitglied der Union Investment Real Estate Austria berufen.
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Ein Abschluss an der ADI Akademie der Immobilienwirtschaft in Hamburg als DiplomImmobilienökonomin folgt.
2
8 2017
Zusätzlich übernimmt sie die Geschäftsführung der Graben 21 Verwaltung.
7 2016
Sie übernimmt die Projektleitung und Bauherrenvertretung bei der Projektentwicklung Hotel Rosewood Vienna für die ERSTE Bank Group.
7 Foto: Stephan Huger | Studio Huger
1 2001
Ihre ersten Sporen verdient Jenni Wenkel im Bereich Immobilienbewertung und Beratung bei der MRG Metzger Realitäten Gruppe.
T H C I N R A WENN DU G U D O W , T S S WEI . T S L L O S ZUERST HIN
ALLES, WAS H T! C A M S S A P S
, FLIP LAB, X X E L P E N I C K, MONKI PAR K UND OCEAN PAR MEHR!
Positionen & Meinungen 58
BESTÄNDIGKEIT Die EHL feiert ihr 30-jähriges Bestehen. Dass schwarze Zahlen jedoch noch lang kein Garant für ein gutes Unternehmen sind, weiß Michael Ehlmaier schon längst: „Wir müssen nicht jedes Jahr 5, 10 oder 20 Prozent mehr Umsatz machen. Wir brauchen zufriedene Kunden und engagierte Mitarbeiter, dann kommt das Wachstum von alleine.“ 90
MEHR LEBENSQUALITÄT Um das zu erreichen, setzt die Rhomberg Bau Gruppe auf Freiflächen - jene, die bei bereits bestehenden Bauten nachgerüstet werden können. Simon Battlogg erklärt, wie das in der Praxis funktioniert.
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ImmoFokus
IMMER AM BALL
Vom Erfolg ein wenig zurückgeben, darum geht es Roland Schmid, und das auch in Kombination mit Sport, denn das runde Leder hat es dem Unternehmer angetan: „Ich will dem Breitensport mein Netzwerk zur Verfügung stellen und ihn wirtschaftlich stärken.“
Foto: Adobe Stock
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CENTRAL HUB
IHR NEUES BÜRO IM HERZEN VON FLORIDSDORF www.twentyone.immo
CENTRAL HUB
TWENTYONE IM ÜBERBLICK
LOBBY
Positionen & Meinungen
Weniger ist oft mehr Gelungener Neustart. Auf der diesjährigen Expo Real herrschte eine Atmosphäre der Zuversicht, die überall in den Messehallen zu spüren war. Kleiner, aber um nichts weniger intensiv. Statt Hektik war geschäftiges Treiben zu bemerken. Autor: Michael Neubauer
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ImmoFokus
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Fotos: pia.pink werbung & kommunikation gmbh, Thomas Plettenberg
s ging gemütlich zur Sache. Keine überfüllten U-Bahn-Züge, keine Schlangen vor den Check-in Schaltern. Hier darf, nein hier muss, man der Messe München großes Lob aussprechen. Einfach perfekt geplant. Montag um 9 Uhr, dem offiziellen Start der Messe, hielt sich der Andrang in Grenzen. Dort, wo in den vergangenen Jahren unzählige Messeteilnehmer auf den Einlass warteten, standen kleine Gruppen beieinander. Es waren aber nicht nur weniger Fachbesucher vor Ort. Auch so mancher Fachjournalist war zu Hause geblieben. Im Pressezentrum, wo in früheren Jahren später anreisende Kollegen keine absperrbaren Boxen mehr ergattern konnten, hatte man in diesem Jahr kein Problem damit.
„Es herrschte eine Atmosphäre der Zuversicht, die überall in den Messehallen zu spüren war. 1.198 Aussteller und über 19.200 Teilnehmer haben die drei Tage auf der Expo Real intensiv genutzt, um Zukunftsprojekte voranzutreiben, sich zu informieren und ihr Netzwerk zu pflegen“, erklärt Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München. „Im Vergleich zu den Rekordjahren vor Corona ist die Messe natürlich kleiner ausgefallen. Doch der Neustart ist gelungen.“ Keine Frage: Die Immobilienwirtschaft gehört weltweit zu den wenigen Branchen, die, abgesehen von Hotellerie und Retail, aus der Pandemie mit nur geringen Blessuren herauskommen wird. Auch wenn man da und dort von verlo-
ckenden Angeboten gehört hat, die vom Preis her, durchaus in die Nähe von Notverkäufen gerückt werden darf. Bei nicht allen Marktteilnehmern dürfte es um die Liquidität so gut bestellt sein, wie tagein tagaus kommuniziert wird. Der Grundtenor: Die Kombination von niedrigen Zinsen, wenn auch verhalten anziehender Konjunktur und hoher Liquidität im Markt wird die Immobilienwirtschaft über das Jahr 2021/22 weiter befeuern. Gleichzeitig werde die Risikobereitschaft der Investoren wieder zunehmen (müssen), sind sich Immobilienexperten einig. „Die Expo Real 2021 wird vielleicht als die wichtigste Messe der letzten Dekade in Er-
AU F E N WIR K ICKELN NT W UND E OBILIEN . IMM
Altes bewahren. Neues schaffen. Mit unserem gesamten Können legen wir Passion, Finger spitzengefühl und Handwerkskunst in die Erhaltung und Entwicklung von Immobilien. Seit 3 Generationen steht die 3SI Immogroup für Bauprojekte höchster Qualität. Und Partnerschaften, die mit einem Handschlag beginnen und über Jahrzehnte andauern.
anfrage@3si.at | +43 1 607 58 58 | www.3si.at Herbst 2021
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Positionen & Meinungen
innerung bleiben, weil sie allen Akteuren deutlich vor Augen geführt hat, dass die großen Zukunftsaufgaben – Klimawandel, Transformation, Digitalisierung – nur durch gemeinsame Kraftanstrengungen, quer durch alle Bereiche, bewältigt werden können. Gut, dass die Branche in München drei Tage lang Vertrauen auftanken konnte. Der Zeitpunkt war goldrichtig“, erklärt Fabian Hellbusch, Leiter Marketing und Kommunikation von Union Investment Real Estate. Das bestätigt Chiara Aengevelt, Aengevelt Immobilien: „Die Expo Real ist Europas wichtigster Treffpunkt der Immobilienwirtschaft und Startschuss für das Jahresendgeschäft. Das haben wir genutzt – persönlich und in Präsenz. Gleichzeitig ist die Dichte an Entscheidern und Führungskräften in diesem Jahr besonders hoch, die Qualität der Gespräche sehr gut.“ Und Constanze Römer, Projektleiterin des Stands Berlin-Brandenburg,
meint: „Nach den Monaten der coronabedingten Planungsunsicherheit sind wir froh, unseren Mitausstellern und Partnern wieder diese Plattform für ihr Business bieten zu können. Es ist schön zu sehen, dass wir gemeinsam wieder eine Gesprächsatmosphäre genießen können, die wir alle so lange vermisst haben.“ Statt Hektik war geschäftiges Treiben zu bemerken. Wie brachte es ein Aussteller so schön auf den Punkt: „Die Frequenzbringer sind zu Hause geblieben“. Im Gegensatz zu den Vorjahren sei man in der Lage, sich in Ruhe auszutauschen. „Wir haben einfach mehr Zeit qualitativere Gespräche zu führen“. „Die, die da sind, haben die Chance, gute Geschäfte zu machen“, hört man immer wieder. Da und dort wird dann auch ein wenig gestichelt. Wie raunte mir ein spitzzüngiger Marktteilnehmer zu: „Die, die nicht da sind, fehlen auch nicht wirklich“. So würde ich es allerdings nicht formulieren. Wirklich gefehlt haben die Fachaussteller und -besucher aus den USA, Kanada, Asien sowie England, aber auch Holland. Auch Retail-fokussierte Marktteilnehmer waren rar. Retail sei aber nicht tot, wird von den Branchenexperten versichert. „Totgesagte leben eben länger“. Jedoch muss sich Retail neu
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ImmoFokus
erfinden, was jedoch auch nicht unbedingt eine neue Aussage ist. EHL-Einzelhandelsspezialist Mario Schwaiger: „Hybride Online/ Offline-Konzepte werden zu einem relevanten Nachfragefaktor, viele Onlinekonzepte wie z. B. Online-Supermärkte benötigen Flächen in Kundennähe, um rasche lokale Lieferfähigkeit sicherzustellen und es zeichnet sich immer klarer ab, dass selbst reine Online-Player aus Marketing- und Imagegründen auch Präsenz auf klassischen Einzelhandelsflächen suchen.“ „Die Marktsituation ist in dem meisten Ländern und Segmenten ausgezeichnet“, bestätigt auch Michael Ehlmaier, EHL Immobilien, der es sich nicht nehmen ließ, wie jedes Jahr mit seinem Team als Aussteller auf der Real Expo vertreten zu sein. „Die Kombination von
niedrigen Zinsen, anziehender Konjunktur und hoher Liquidität der Investoren stellt ein außerordentlich positives Umfeld für die Branche dar. Die Preisniveaus sind gut abgesichert und auch das Marktvolumen hat sich nach dem Coronaeinbruch rasch wieder erholt und steigt weiter. „Auch bei der heurigen Expo Real bemerken wir eine großteils optimistische Erwartungshaltung.“
Investment: Institutionelle Anleger suchen Wohnungen und (noch) Sicherheit
Lieblinge der Investoren sind auch im Herbst 2021 vor allem Wohnimmobilien, wie EHL Investment Consulting Chef Franz Pöltl erklärt: „Für qualitative, einwandfreie Objekte gibt es in diesem Segment auch zu hohen Preisen sehr
viele Kaufinteressenten. Das gleiche gilt für den boomenden Logistiksektor und langfristig vermietete Büroimmobilien, selbst wenn in diesen Teilmärkten der Mangel an geeigneten Kaufobjekten noch dramatischer ist und daher das Marktvolumen weiter limitiert bleibt.“ Doch zeichne sich langsam auch eine Änderung des Investorenverhaltens ab. Die boomende Konjunktur und die anziehende Nachfrage nach gewerblichen Flächen werden Investoren wieder dazu motivieren, etwas mehr Risiko in Kauf zu nehmen, um an Produkte zu kommen. „Wir werden wohl 2022 wieder mehr Akquisitionen von Objekten sehen, die (noch) nicht voll vermietet sind bzw. wo keine langfristigen Mietverträge vorliegen, da das hohe Wirtschaftswachstum, das zumin-
Real Success for Real Estate D I E E T W A S A N D E R E A R T, I M M O B I L I E N Z U E N T W I C K E L N . Mit Professionalität und Transparenz verfolgen wir von 6B47 den Ansatz des Umdenkens. Dinge anders anzugehen und neu zu denken. Zum Vorteil von unseren Partnern, Investoren, Mitarbeitern und Kunden. Wir lassen Immobilien wachsen und Zukunft entstehen. Mit Leidenschaft zur Immobilienentwicklung und hoher Einsatzbereitschaft – von der Auswahl unserer Projekte über Planung und Realisierung bis zur Nutzung und Verwertung. In Österreich, Deutschland und Polen. Das sind wir. Das ist 6B47. Das ist Die etwas andere Art, Immobilien zu entwickeln. 6 B 47 R E A L E STAT E I N V E STO RS AG H E I L I G E NSTÄ DT E R L Ä N D E 29 | 1 1 9 0 W I E N W W W . 6 B 4 7. C O M | T + 4 3 1 3 5 0 1 0 1 0 | O F F I C E @ 6 B 4 7. C O M
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Positionen & Meinungen
dest auch im kommenden Jahr anhalten wird, auch mehr Büroarbeitsplätze schaffen wird. Noch lässt das Sicherheitsstreben der Investoren derartige Überlegungen kaum zu, allerdings zeichnet sich bereits ein Umdenken ab.“
Büro: Aus alt mach neu und nachhaltig
Auf dem Büromarkt verstärkt sich ein Trend, der auch in Österreich seit einiger Zeit zu beobachten ist: Ein immer größerer Teil der „Neuflächenproduktion“ entfällt auf Refurbishments, also umfassende Sanierungen und Modernisierungen von Bestandsobjekten. Dies liegt einerseits an den eingeschränkten Freiflächen für Neubauprojekte an den TopStandorten, welche insbesondere von expansiven, erfolgreichen Unternehmen stark nachgefragt werden und andererseits entspricht es auch dem Megatrend zu mehr Nachhaltigkeit. Refurbishments führen zu keiner zusätzlichen Bodenversieglung, sie verbrauchen in der Herstellung nur einen Bruchteil der Ressourcen von Neubauten und da sie zu einem großen Teil in zentralen, öffentlich perfekt erschlossenen Lagen entstehen, verursachen sie auch weniger Verkehr als Neubauten an der Peripherie. Auffallend: Pflegeheime, Seniorenresidenzen, Betreutes Wohnen und altersgerechte Wohnungen sind Investors Liebling. Das Interesse ist gar so stabil, dass Investoren von weiterhin steigenden Preisen für dieses Immobiliensegment ausgehen. Pflegeimmobilien galten lange Zeit als Nischenprodukte. Die sicheren und stabilen Renditen bei hoher Investitionssicherheit haben sie in den letzten Jahren – auch in Österreich – immer attraktiver werden lassen. (Ein aktuelles Interview zu diesem Thema
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finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 162.) Kein Wunder also, dass immer mehr Aussteller aus diesem Segment an der Expo Real teilnehmen. Wohnen aber bleibt neben der Logistik das beherrschende Thema. Der Wohnbauboom der vergangenen Jahre, insbesondere in den deutschsprachigen Ländern, hat zu einem deutlich breiteren Angebot an Mietwohnungen und in Teilbereichen auch zu längeren Vermarktungszeiten geführt. „Für Investoren ist eine sichere Vermietungsperspektive daher wieder von viel größerer Bedeutung als in Marktphasen, in denen sich Wohnungen geradezu von alleine vermietet haben“, erklärt Karina Schunker, EHL Wohnen. „Gesucht werden daher umfassende Dienstleistungen, die neben der Vermittlung von Objekten auch die Vermietung und möglichst danach auch noch das Immobilienmanagement umfassen. Diese Gesamtpakete können nicht allzu viele Immobiliendienstleister anbieten. Wer das gesamte Spektrum abdecken kann, ist im Segment Wohnen bei der Expo Real heuer ein besonders gefragter Gesprächspartner.“ ESG war auch eines DER Themen im Small Talk. Noch schlagen sich die ESG-Faktoren bei der Immobilienbewertung nicht durch. Welche Auswirkung haben ESG auf Immobi-
lienwerte? Wer nimmt die Wertabschläge in Kauf bzw. wer zahlt die Aufschläge? Das ist wohl aber nur eine Frage der Zeit. Bei einigen Gesprächen habe ich allerdings den Eindruck gewonnen, dass das Thema noch unterschätzt wird. Ab 1. Jänner 2022 müssen die großen Fonds neben dem Jahresabschluss auch ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten in einem Bericht offenlegen. Auch wenn die vielen aktuellen Aktivitäten den Eindruck erwecken: Nachhaltiges Bauen und nachhaltige Immobilien sind keine neuen Themen für die Real-Estate-Branche. Neu ist jedoch die Dynamik, die in den vergangenen zwei Jahren rund um Nachhaltigkeit entfacht ist. Auch während der COVID-19-Pandemie zeigte sich: Unternehmen, die eine hohe strategische Resilienz haben, nutzen Vorteile gegenüber Unternehmen, die sich vorher nicht mit derartigen Krisenszenarien auseinandergesetzt haben. Das Thema wird die Branche also auch in Zukunft begleiten, denn mit den Herausforderungen, die sich durch ein verändertes Klima ergeben, können neue Krisen auf die Immobilienwirtschaft zukommen. Unternehmen, die sich schon heute mit den möglichen Auswirkungen und den dazu passenden Lösungen auseinandersetzen, haben daher einen klaren Vorteil.
Expo Real 2022 Das Datum für die kommende Expo Real steht auch bereits fest: Sie findet vom 4. bis zum 6. Oktober 2022 statt – in guter alter Tradition – wenn alles klappt und nicht wieder eine Pandemie den Plänen einen Strich durch die Rechnung macht, im Anschluss an das Oktoberfest, das am 03. Oktober endet
Advertorial
STEUP Realitäten: Wiener InvestmentMakler auf Erfolgskurs Innovativ. Seit rund drei Jahren ist STEUP Realitäten nun in der Immobilienvermittlung mit einem umfassenden Serviceangebot tätig –und hat damit nachhaltig Erfolg.
V Foto: Cornelia Kucera
om eigenen Büro bis hin zur Erweiterung ihres Teams oder der Betreuung von Bauvorhaben mit immer größeren Volumina. STEUP Realitäten hat in den vergangenen drei Jahren viele Meilensteine erreicht. Bekannt ist der Investment-Makler unter anderem durch exklusive Off-Market Objekte. Insgesamt betreute das Unternehmen bis dato mehr als 300 Immobilienprojekte. Dabei ist STEUP Realitäten nicht als “klassischer“ Makler am österreichischen Markt tätig. Das Immobilienunternehmen punktet durch ein exklusives und breites Netzwerk. Die Verbindungen reichen in sämtliche Nebenbranchen und man ist dadurch im ständigen Kontakt mit Architekten, Baufirmen, Zulieferern für Bauträger oder auch Finanzierungsexperten. Auch im Umgang mit den Behörden oder der kommunalen Politik ist STEUP Realitäten routiniert. Dadurch kann den
Kunden eine umfassende Full-Service-Betreuung angeboten werden – auch über Immobilienagenden hinaus. Das Unternehmen unterstützt ebenfalls bei Umwidmungsprozessen, bei der Verwertung sowie bei der Suche nach nationalen oder internationalen Investoren.
Invesment-Maklers gehören unter anderem Bauträger-Liegenschaften, Gewerbeimmobilien, Zinshäuser, Vorsorgeprojekte oder auch Gesundheitsimmobilien.
Das umfassende Know-how und das breite Netzwerk kommen nicht von ungefähr: Dieter Steup, Gründer von STEUP Realitäten, kommt ursprünglich aus dem Gesundheitsbereich beziehungsweise dem Gesundheitslobbying. Senior Development Manager Thomas Morawek wiederum war jahrelang im Finanzbereich tätig. „Wir setzen auf äußerste Diskretion und Transparenz in allen Belangen. Aktuell sind wir am österreichischen Markt tätig, künftig wollen wir vor allem das Netzwerk an ausländischen Investoren weiter ausbauen“, so Dieter Steup. Zu den Fachgebieten des
Das Team der STEUP Realitäten verfügt über ein ausgezeichnetes Branchenwissen, ein großes Netzwerk und langjährige Erfahrung in der Recherche und Analyse von unterschiedlichen Liegenschaften.
Über STEUP Realitäten
Weitere Informationen unter: www.steup.at
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Immer am Ball Ein wenig vom Erfolg zurückgeben. Das runde Leder hat es Roland Schmid angetan. „Ich will dem Breitensport mein Netzwerk zur Verfügung stellen und ihn wirtschaftlich stärken.“ Das Gespräch führte: Michael Neubauer
Bald 15 Jahre IMMOunited. Ein Grund Rückblick zu halten. Vor fünf Jahren haben wir einander schon einmal zu einem großen Interview getroffen. Roland Schmid: Da war vieles noch im Entstehen. IMABIS war noch ein eigenes Unternehmen. Die IMMOunited hatte gerade die 10.000 Anwender Grenze überschritten. In den vergangenen Jahren haben wir massiv daran gearbeitet, die Datenqualität, die Datenmengen und die Grundbuchdaten neu zu sortieren. IMMOfarming, IMABIS haben wir integriert. Die Bewertungsprodukte sind neu dazugekommen. … und dann kam mit der COVID-19-Pandemie die große Krise? Das haben wir am Anfang auch gedacht. Genau wie bei uns war auch bei vielen Geschäftspartnern die Unsicherheit groß. Innnerhalb von zwei Wochen hatten wir eine gute halbe Million Euro Umsatzverlust zu verkraften.
In dieser Situation ist es wahrscheinlich schwer bis unmöglich auf bestehende Verträge zu pochen? In den ersten Wochen war es für uns und für unsere Kunden vor allem schwer, die Folgen der Pandemie abzuschätzen. Wir sind sehr kulant mit den jeweiligen Situationen und Ängsten umgegangen. Erfreulicherweise waren wir schon im Juni wieder auf Normalbetrieb. Wir waren als Unternehmen gut aufgestellt – und das haben auch unsere Kunden registriert. Wir alle wissen: Die Immobilienbranche ist durch die Coronakrise eher gestärkt als geschwächt worden, weil das berühmte „Betongold“ sich als gute und sichere Anlage dargestellt hat – neben dem echten Gold, wenn man jetzt so will. Viele prophylaktisch ausgesprochene Kündigungen unserer Kunden sind gar nicht wirksam geworden. Bevor die Kündigungsfrist
„Viele prophylaktisch ausgesprochene Kündigungen unserer Kunden sind gar nicht wirksam geworden.“ Roland Schmid, RS Group
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„Wir wollen näher bei den Kunden sein und wollen die Kunden näher bei uns haben.“ Roland Schmid, RS Group
abgelaufen war, waren die Kunden alle schon wieder zurück an Bord. Wir wollten 2020 zwischen 15 und 20 Prozent wachsen, 11 Prozent sind es dann geworden. In Summe und unter diesen sehr speziellen Voraussetzungen ein sensationelles Ergebnis. Ein Ergebnis konsequenter Kundenorientierung. Bestehende Kunden sind uns ganz besonders wichtig. Wir erarbeiten gerade ein großes Kundenbindungsprogramm, um unsere Anwender noch mehr ins Boot holen und spezifisch betreuen zu können. Wie wird dies im Detail aussehen? Wir wollen näher bei den Kunden sein und wollen die Kunden näher bei uns haben.
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Wir wollen den Austausch intensivieren. Es geht nicht darum, die Kunden zu bespaßen, sondern mit ihnen gemeinsam und partnerschaftlich ein Bewusstsein für ihre Bedürfnisse zu erarbeiten: Was gefällt ihnen? Was gefällt ihnen nicht? Welche Daten fehlen? Wie können unsere Kunden von potenziellen Produkten profitieren? Also ein Nachschärfen der Produkte? Das ist sicher auch ein Punkt. Aber vor allem wollen wir alle unsere Kunden erreichen. Wir haben rund 15.000 Anwender, die unsere Produkte nutzen. Daher stehen bei uns in Zukunft Events und Veranstaltungen im Mittelpunkt. Wir suchen den persönlichen Austausch mit allen. Das funktioniert, weil wir zu unseren Kunden partnerschaftliche Verhältnisse
haben. Was macht Partnerschaften aus? Ein offener, ehrlicher und transparenter Umgang miteinander, um gemeinsam am Fortschritt und Erfolg aller zu arbeiten. Wie wollen Sie das umfassende Feedback dann verarbeiten? Wir haben und werden auch weiterhin massiv ins Business Development, in die Produktentwicklung investieren. Eine Idee zu haben, reicht nicht. Man muss diese auch auf den Boden bringen. Wir haben daher auch personell massiv aufgestockt. Business Development ist bei uns im Haus die größte Abteilung geworden. Rund 30 Prozent aller Mitarbeiter sind mittlerweile in diesem Bereich tätig – und wir stocken weiter auf. Wer also Lust hat bei uns zu arbeiten: Bitte melden!
Roland Schmid Roland Schmid gründete im Oktober 2007 das Unternehmen IMMOunited (damals noch unter dem Firmennamen WEBSERVICESunited), das heute Marktführer in der Online-Bereitstellung von Informationen rund um Immobilientransaktionen in ganz Österreich ist. Bereits seit August 2004 ist Roland Schmid zudem geschäftsführender Gesellschafter der lexunited-online information system GmbH, die den Anwendern als autorisierte Verrechnungsstelle der Republik Österreich den Zugang zu den Bundesdatenbanken (Grundbuch, Firmenbuch, Zentrales Gewerberegister etc.) ermöglicht. Vor seinem erfolgreichen Schritt in die Selbstständigkeit zeichnete Roland Schmid neben seiner Tätigkeit als Projektleiter für die Implementierung einer österreichweiten CRM-Lösung für Mitarbeiter in allen Filialen der österreichischen Großbank BAWAG gleichzeitig auch für das Internetportal der BAWAG verantwortlich. Danach betreute und beriet er Großkunden als Key Account Manager der COLT Telecom Austria GmbH im Bereich IT-Outsourcing, bevor er bei der RDB Rechtsdatenbank GmbH als Vertriebsleiter eingesetzt wurde. Berufsbegleitend hat Roland Schmid das Fachhochschulstudium „Europäische Wirtschaft und Unternehmensführung“ in Wien 2003 erfolgreich absolviert.
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„Die Pandemie hat uns die Möglichkeit gegeben, auf einer Meta-Ebene auf die Unternehmensgruppe zu schauen. “ Roland Schmid, RS Group
Anforderungsprofil? Was sie oder er können muss? Nun, es muss ein gutes Gespür für die Welt in der wir leben – und zukünftig leben wollen – vorhanden sein, eine Begeisterung etwas Neues zu schaffen und eine hohe Identifikation mit dem Produkt. Vor allem aber: Sie oder er muss gut ins Team passen. IMMOunited ist einer der Pioniere in der Immobilienwirtschaft – und das wollen wir bleiben. Das heißt, wir investieren ganz bewusst in Fortschritt und in Recherche, um weiterhin die zu sein, die die Richtung vorgeben. Das ist mir persönlich ganz besonders wichtig. Aus diesem Grund haben wir auch unser Innovation Lab ins Leben gerufen. Natürlich lässt sich nicht jede Idee sofort umsetzen, aber der Kreativität soll hier keine Grenze gesetzt werden. Die Pandemie hat uns die Möglichkeit gegeben, auf einer Meta-Ebene auf die Unternehmensgruppe zu schauen. Wir erforschen unsere Grenzen und sind bereit, diese auf dem Weg in die Zukunft zu überschreiten, um unseren Pionier- und Innovationsgedanken für unsere Partner weiter zu verfolgen.
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Daraus entstand dann die Bauprojektdatenbank IMMOdeveloper? Wie lange hat es gedauert, bis die Idee umgesetzt werden konnte? Letzten Winter haben wir mit dem Brainstorming begonnen. Was wollen wir wann und wie tun? Dabei haben wir quasi neu entdeckt, dass wir sehr, sehr viele von den gewünschten Inhalten bereits haben. Wir haben die Angebotsdaten in IMABIS, wir haben die Transaktionsdaten in IMMOunited – und haben erkannt, dass wir mit relativ wenig Aufwand diese umfassenden Informationen deutlich übersichtlicher und strukturierter darstellen können. Die Frage war, wie wir diese zielgerichteter für Bauträger und Makler aufbereiten können. Anfang des Jahres sind sie in die Entwicklung gegangen. Ende September war dann der offizielle Start. Als Grundbuchdaten-Anbieter wissen wir bereits frühzeitig, was sich am Markt tut. Auch bei ShareDeals? Auch bei Share Deals. Wir haben alle Gesellschaften, die Immobilienbesitz haben, am Radar. Wenn sich bei einer Gesellschaft die
Mehrheitsverhältnisse ändern, erfassen wir das sofort als Share Deal. Um Up-to-Date zu sein, prüfen wir Monat für Monat 38.000 Firmen mit Immobilienbesitz, ob es gesellschaftliche oder strukturelle Veränderungen gegeben hat. Ist bei einer Transaktion ein Bauträger involviert, gehen wir davon aus, dass es hier zu einem Bau kommen wird. Das kann unter Umständen Jahre dauern, vielleicht aber auch nur Monate. Diesen Standort beobachten wir dann intensiver. Wir wissen, es wird etwas passieren. Möglicherweise wird die Liegenschaft auch noch einmal weiterverkauft. Aber irgendwann und in den meisten Fällen wird dort zeitnah etwas entwickelt. Was unterscheidet euer Angebot vom bestehenden Mitbewerb? Unter anderem die Fokussierung auf den Makler. Wir richten uns aber natürlich auch an Bauträger. Betonung auf auch. Bei uns bekommt der Vermittler jeder Art die Chance, Neugeschäft für sich zu generieren. Deshalb auch der Name: Bauprojekt-Datenbank.
WORDRAP MIT ROLAND SCHMID
Meinen Kaffee trinke ich am liebsten…
Kurz und schwarz.
Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
Ehrlicherweise keines. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mit Rechnungen kuvertieren bei einem TelekomAnbieter. Ihr Lieblingshobby?
Unternehmertum & Fußball Mit welcher Person (lebend oder bereits verstorben) würden Sie gerne einen Abend verbringen?
Nehmen Sie gerne Risiko?
Ja, aber kalkuliert.
Kaiserin Maria Theresia – der Mutter des Grundbuchs.
Wenn Sie das Radio im Auto aufdrehen, was läuft?
Morgen- oder Abendmensch?
Hitradio Ö3 In den nächsten zehn Jahren möchte ich unbedingt…
1-2 Kinder haben.
Je nach Bedarf. Wenn Sie zehn Millionen Euro im Lotto gewinnen würden, was machen Sie damit?
In den österreichischen Breitensport investieren. Herbst 2021
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Positionen & Meinungen
Thema Home-Office? Gekommen, um zu bleiben? Ich war nie Fan des Home-Office. Ich habe aber gelernt, dass es ausgezeichnet funktionieren kann. Auch aus dem Home-Office heraus hat es überraschend gut und flott geklappt, unsere Kommunikation aufrecht zu erhalten und unsere Unternehmen weiterzubringen. Aber jetzt freue ich mich, dass wir wieder im Büro sitzen können. Es bleibt den jeweiligen Teams überlassen, wie stark sie das Home-Office einsetzen. Es sind viele Kollegen und Kolleginnen immer wieder einmal zuhause. Solange es funktioniert, lassen wir es auch so weiterlaufen. Vielleicht werden wir es für unsere speziellen Bedürfnisse konkreter regeln. Ich werde das bald mit Andreas (Millonig) besprechen. Ein perfekter Übergang. Viele Aufgaben wurden an Andreas Millonig übertragen … Andreas Millonig ist seit Jänner 2021 operativer Geschäftsführer. Als Chief Innovation Officer hat er das Unternehmen bereits maßgeblich mitgeprägt. Operativ läuft alles bestens – man darf sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Innovative Lösungen sind der Garant zum Erfolg. Es gibt immer mehr Anbieter – auch aus dem Ausland – die in den Markt drängen. Eine spannende Aufgabe. Wir wollen immer mindestens einen Schritt voraus sein. WIR gehen voran – das ist unser Credo. Das Geschäftsmodell wäre doch auch im Ausland umsetzbar. Keine Pläne dazu? Wir haben uns vor der Krise mit dem Thema „Neue Märkte“ beschäftigt. In den BalkanLändern, aber auch in der Tschechischen Republik, in Rumänien, Bulgarien und auch Ungarn könnte unser Modell funktionieren. … weil in den ehemaligen Kronländern der Monarchie das Grundbuch nach österreichischem Muster aufgebaut ist ... Genau aus diesem Grund hatten wir diese Länder in die engere Wahl genommen. In Tschechien haben wir tatsächlich bereits erste Vorarbeiten begonnen. Im Januar 2020
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„Operativ läuft alles bestens – man darf sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen.“ Roland Schmid, RS Group
hat eine Kollegin angefangen, exakt am 20. Januar. Dann kam der März 2020 mit seinem Lockdown. Damit haben wir Tschechien bis auf Weiteres ruhend gestellt und uns auf die nationalen Projekte konzentriert. Tschechien wird sicher in absehbarer Zeit der nächste komplett neue Markt sein, den wir angehen.
Aber wir können auch in Österreich noch wachsen. Aktuell stehen wir bei einem Umsatzplus zum Vorjahr von 15 Prozent. RS digital – Eine neue Idee? Ich habe RS digital aus der Idee heraus gegründet, den Breitensport wirtschaftlich zu stärken
und über unser wirtschaftliches Netzwerk eine Sponsoren-Allianz ins Leben zu rufen. Der Profifußball wurde mit Coronahilfen großzügig unterstützt. Der Breitensport hingegen wurde abgedreht. Auf der Strecke blieben die Kinder, die nicht mehr Fußball, Tennis, Handball, Volleyball etc. spielen konnten.
Zwischen den Zahlen lesen. www.tpa-group.at
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Aber nicht nur in der aktuellen Gesundheitskrise ist es für kleine Vereine fast unmöglich, Sponsorgelder aufzutreiben. Aus dieser Idee heraus ist die RS digital entstanden. Wir haben die Technik und wir haben das Know-how, Daten sichtbar zu machen. Das ist unser Urgeschäft. Bei RS digital erheben und vernetzen wir nicht Grundbuchdaten, sondern Bewegtbilder aus dem Sport mit automatisierten Kamerasystemen. Eine leistbare Alternative zum linearen Fernsehen und von der Qualität her für den Breitensport gänzlich ausreichend. Die Gründung der RS digital kam gerade zum richtigen Zeitpunkt. Wir haben im letzten Sommer begonnen, Sportstätten mit Kamerasystemen auszustatten. Für die Vereine ergeben sich zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Zuerst natürlich Entertainment: Also die ganz klassische Übertragung des Spiels. Aufgrund der geringen Kosten lassen sich aber auch Trainings- und Nachwuchsspiele übertragen. Superspannend für Eltern, Familie und Freunde, wenn ihre Kinder und Kameraden ihre ersten Tore machen, aber natürlich auch ungemein wertvoll für Training und Analyse. Unser System verfügt über ein Coaching-Tool, das dem Trainer ermöglicht, sofort nach dem Training mit den Spielern Spielzüge zu analysieren und auszuwerten. Das ganze System gibt es für 200 Euro netto pro Monat. Ein Betrag, den sich auch kleine Clubs leisten können und ein innovatives System, das ihnen beim Vermarkten unter die Arme greift. Das heißt, ich habe Entertainment, ich habe Analyse, ich habe Scouting, aber auch die Vermarktung. Wir heben den Amateursport technisch auf eine neue Ebene. Auf einmal haben auch die Unterligen die Chance, ihre Spiele zu zeigen, eigene, aber auch die Spiele des Gegners zu analysieren.
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ImmoFokus
Timeline • August 2004: Gründung lexunited – online information system GmbH • Oktober 2007: Gründung IMMOunited, damals noch unter dem Namen WEBSERVICESunited • Jänner 2008: Onlinegang IMMOunited inkl. IMMObase • August 2008: checkIMMO • Jänner 2009: Onlinegang IMMOstats • September 2009: Onlinegang IMMOmapping • 2012: Umbenennung von WEBSERVICESunited auf IMMOunited • Jänner 2013: Onlinegang IMABIS • April 2015: Onlinegang IMMOvaluation • Juni 2016: Onlinegang IMMOfarming • Jänner 2017: Onlinegang Bodenpreise.at • April 2017: Erfassung von Sharedeals • Jänner 2018: Digitalisierung von historischen Nutzwertgutachten • Oktober 2020: Redesign checkIMMO & Baurechtszins-Erfassung • September 2021: Onlinegang IMMOdeveloper
Grau ist alle Therorie – wie sieht es in der Praxis aus? Wir haben bereits über 100 Systeme montiert – unter anderem hier bei der Vienna oder auch beim FC Klosterneuburg, den wir als Hauptsponsor unterstützen. Das System erkennt dank künstliche Intelligenz die Highlights des Spiels und es ist in der Lage, nach einem Tor kurze Videos automatisch zu erstellen. Gelbe und rote Karten, Freistöße, Ecken und andere Highlights können aktiv markiert werden. Auch das wird künftig automatisch möglich sein. Nach dem Spiel kann eine Aufzeichnung – oder die Auswahl der Highlights - in der Kantine laufen.
Vertreibe ich aber nicht damit noch die letzten Zuschauer – „Ich schau mir das bequem von zu Hause aus an“? Ich komme nicht auf die Hohe Warte um NUR Fußball zu sehen, sondern auch um mein Netzwerk zu treffen. Das ist in der Bundesliga genau so wie in den Landesligen. Der Sportplatz ist ein sozialer Treffpunkt – und den gilt es möglichst attraktiv zu gestalten. Stichwort: Sportnetzwerk Vienna. Du konntest Arnold Immobilien und die 3SI Immobilien als Sponsoren für die Vienna gewinnen. Wird die Hohe Warte zum Netzwerktreff der Immobilienwirtschaft? Das würde mich natürlich freuen. Die Vienna ist nicht nur für mich eine schöne Heimat geworden. Eine Familie trifft sich. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Immobilienbranche sponsert oder in den Sport investiert. Der Immobilienwirtschaft geht es gerade richtig gut und sie profitiert vom Sport als Netzwerkplattform. Es wäre mein Wunschgedanke, dass sich die ganze Branche – und vielleicht auch ihre Kunden – hier bei der Vienna auch einmal außerhalb des Arbeitstages trifft, wo man locker und gemütlich miteinander umgehen kann. Am Sportplatz ist man immer per Du, das macht die Kommunikation dann noch einmal leichter. Kultur- und Sportsponsoring sind deine Leidenschaft? Das Leben ist ein Geben und Nehmen. Ich bin in der glücklichen Lage, etwas von meinem wirtschaftlichen Erfolg zurückzugeben. Ich habe aus meiner tiefsten Überzeugung heraus begonnen, mich im Sport zu engagieren. Mittlerweile ist dieses Engagement für mich
Rechnet sich. www.tpa-group.at
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zu einem gesellschaftspolitischen Thema geworden. Für viele kleine Vereine wird es immer schwieriger, sich zu finanzieren, Sponsoren zu finden.
Nationalbibliothek, die Wiener Philharmoniker, die Spanische Hofreitschule und nicht zu vergessen das Kurzfilmfestival Shortynale in Klosterneuburg.
Ich unterstütze mit großer Überzeugung unterschiedlichste Projekte im Sport- und Kulturbereich. Sport fördert Teamgeist, Bewegung, Wohlbefinden und Gesundheit. Kultur schafft ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Deshalb ist es mir zum Beispiel ein Anliegen, das Projekt Cape-10 zu unterstützen. Die von Siegfried Meryn initiierte gemeinnützige Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, unverschuldet in Not geratenen Menschen zu unterstützen, vor allem, wenn sie krankheitsbedingt in Not geraten sind. Kinder sind hiervon besonders betroffen. Weitere Projekte betreffen die
… und im Sport? Beim Sport unterstützen wir das ÖFB-Nationalteam, die Vienna und den FC Klosterneuburg. Mit den Vienna Capitals haben wir uns aufs Eis gewagt und mit den Basketball Dukes spielen wir in der BasketballBundesliga mit. Wir setzen auf Teamsport. Der Radfahrer Lukas Kaufmann ist hier eine Ausnahme.
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Teamsport – vor allem Fußball – ist für mich die Schule des Lebens. Gemeinsam kann man viel erreichen. Wie in einem Unternehmen. Man muss zusammenarbeiten,
um erfolgreich zu sein. Das geht aber, aus meiner Sicht, gesellschaftspolitisch gerade ein bisschen in die falsche Richtung. Sport zeigt eindrucksvoll, dass wir eben nicht alle gleich sind. Wir können auch nicht alle Fußball spielen, aber selbst wenn wir alle Fußball spielen könnten, hat jeder in einer anderen Position seine persönlichen Stärken. Wir sind nicht alle gleich. Wir müssen wieder verlieren und gewinnen lernen. Das hat viel mit Toleranz zu tun. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Es geht aus meiner Sicht aber ein bisschen in die falsche Richtung, wenn Du aus der Schule herauskommst und nicht gelernt hast, mit Gewinnen und Verlieren richtig umzugehen. Das ist aber das Leben, einmal gewinnt man, einmal verliert man.
„Teamsport – vor allem Fußball – ist für mich die Schule des Lebens.“ Roland Schmid, RS Group
Würdest du so weit gehen zu sagen, dass der Gesellschaft in weiten Bereichen der Leistungsgedanke abhandengekommen ist? Ja. Das würde ich mich ganz laut zu sagen trauen. Bevor ich die unter Umständen negative Leistung meiner Kinder in der Schule hinterfrage, diskutiere ich lieber über die Abschaffung der Noten. Entscheidender ist zu erkennen, wo die Qualitäten liegen. „Stärken
stärken – und die Schwächen loswerden“. Jeder von uns hat unterschiedliche Stärken und Schwächen. Das muss ich erkennen, aber auch zulassen und daraus lernen. Kurz zurück zum Sport. Man hört aus Vorarlberg, dass einige Clubs sich weiter für Dich als ÖFB-Präsidenten einsetzen. Ich habe davon gehört. Für mich ist die Sache aber abgeschlossen. Es gab die Möglichkeit
zwischen einem internen und einem externen Kandidaten zu wählen. Also ich war der Externe, Gerhard Milletich der Interne. Der ÖFB hat sich im zweiten Wahldurchgang für den internen Kandidaten entschieden. Das ist so zu respektieren. Im Sinne des österreichischen Fußballs und Breitensports insgesamt wünsche ich ihm natürlich das Allerbeste.
Immobilien-Know-Wow! www.tpa-group.at
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Zum Autor Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu 30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei Marktanalysen und Projekten.
Sie werden alle zurückkommen
Die während der Corona-Pandemie verstärkte Nutzung von Home-Office und der Abtausch von Präsenzmeetings durch Videokonferenzen führen seit geraumer Zeit zu wilden Spekulationen und Prophezeiungen, dass sich die Büro-Arbeitswelten wohl dauerhaft radikal verändern werden. Ein Zurück zur Vorkrisenzeit sei nicht denkbar, meinen viele. Gestützt wird diese Einschätzung von Medienberichten, in denen international agierende Konzerne bereits eine Reduktion der Büroflächen ankündigen. Ich bin mir bei all dem nicht ganz so sicher. So kenne ich etwa Fälle, in denen die angekündigte Flächenreduktion nicht kausal auf Corona, sondern vielmehr auf einen bereits vor Corona geplanten Personalabbau zurückzuführen ist, weil sich die Geschäftslage oder die Geschäftsmodelle ändern. Im Kontext mit Corona macht die Ansage nun aber einen deutlich schlankeren Fuß.
Die Arbeitswelt verändert sich wenig
Dass einzelne Beschäftigte mit weitgehend unabhängigem Arbeitsbereich künftig etwas öfter ins Home-Office abtauchen werden – geschenkt –, genauso wie das eine oder andere Präsenzmeeting durch eine Videokonferenz ersetzt werden wird. Grundsätzlich ändert das die Büro-Arbeitswelten jedoch nicht. Denn beides gab es in einigen Unternehmen bereits vor Corona. Möglicherweise sind es in Zukunft mehr (Unternehmen und Beschäftigte). Aber speziell jene Betriebe, die bereits langjährige Erfahrung mit Teleworking und Videokonferenzen haben,
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bestätigen, dass diese Werkzeuge nur selektiv zum Einsatz kommen sollten. Langfristig nehmen sonst das Unternehmensklima, die Beziehungen zu Kunden und Lieferanten und vor allem die Produktivität erkennbaren Schaden. Wie ich in einen früheren Kommentar an dieser Stelle bereits ausführte: Evidenzbasierte Messungen aus 2017 in einem deutschen Chemiekonzern ergaben einen Produktivitätsverlust im Home-Office von durchschnittlich knapp dreißig Prozent. Davon ausgenommen waren im Wesentlichen lediglich Arbeitnehmer, die sich von Berufs wegen wenig im Büro aufhielten, etwa Key Account Manager oder Arbeitnehmer, die im Büro weitgehend eigenständig und unabhängig arbeiten. Umso stärker waren Produktivitätsverluste dafür bei Dienstnehmern, deren Tätigkeit mit der Büroorganisation, etwa durch Koordinierungsfunktionen, verwoben war, und je mehr die Beschäftigten zu Hause mit privaten Betreuungspflichten konfrontiert waren.
Das Büro wird bleiben
Insofern gehe ich davon aus, dass, sobald die Pandemie offiziell als beendet erklärt wird, der überwiegende Teil der Arbeitnehmer mit Büroarbeitsplatz wieder an diesen zurückkehren wird (müssen). Das Büro, wie wir es kennen, ist mitnichten ein Auslaufmodell. Es veränderte sich bereits in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich und wird das auch in Zukunft tun, aber immer evolutionär, nie spontan radikal. Auch ein Virus wird daran nichts ändern.
Fotos: Adobe Stock, SI.MA.pix, Alexander Chitsazan
Kommentar: Andreas Kreutzer
Zum Autor Eugen Otto ist Eigentümer der Otto Immobilien in Wien. Das Unternehmen ist seit 65 Jahren am Markt und zählt zu den größten, privat geführten und unabhängigen Immobilienberatern Österreichs.
Die Zukunft des Büros Kommentar: Eugen Otto
Die Corona-Pandemie mit ihren zahlreichen Lockdowns hat auch unser Arbeitsleben auf den Kopf gestellt. Remote-Working hat sich etabliert und damit den längst überfälligen Innovationsschub, eine weitere Digitalisierung der Arbeitsabläufe, ermöglicht. Aber ist New Work das New Normal? Das Büro der Zukunft muss und wird sich nach den Erfahrungen der letzten eineinhalb Jahre zweifellos weiterentwickeln müssen, mit flexiblen Arbeitsformen und einem Art Hybrid-Working, das die Vorzüge von Flex-Konzepten und dem physischen Büro vereint. Komplementär zu dem Trend des Flex-Working steigt die Neugierde und Bereitschaft für flexiblere Formen der Arbeitsplatzbelegung, ohne in das Extrem der shared-desk-policy auszuschlagen.
Sinnvoller Mittelweg
Der sinnvolle Mittelweg könnten weitgehend feste Arbeitsplätze und ergänzende zweckbasierte Zonen sein. Diese Zonen bieten wiederum Raum für Tätigkeiten, wie kreative und engagierte Projektarbeit in Kleingruppen, das ungestörte, effiziente Arbeiten in einem ruhigen Umfeld oder den informellen, aber so wichtigen Plausch mit den Kollegen. Solch vermeintliche Nebenflächen steigern die Attraktivität des Büroraums und so auch die Attraktivität des jeweiligen Betriebes.
tigen Flächenausstattung und modernen, nachhaltigen Energie- & Kühlkonzepten. Und nicht zuletzt haben viele Unternehmen nach den Erfahrungen der letzten Monate den Wunsch nach kürzeren Vertragslaufzeiten, um flexibler auf neue Entwicklungen zu reagieren. Denn für viele Unternehmen ist Home-Office, Flex Working etc. noch in einer Art Versuchsstadium und der nachhaltige Flächenbedarf ist oft unklar und teils abhängig von der weiteren gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Vereinzelt wird von Unternehmen daher der Flächenbedarf für reine Arbeitsplätze reduziert, während auf Basis eines geänderten Raumprogramms der Anteil an Meetingräumen und Kollaborationsbereichen steigt. Letztlich bleibt so der Flächenbedarf insgesamt in den meisten Fällen unverändert. Flexible Arbeitsstrukturen und adaptive Bürokonzepte werden die Arbeitswelt von morgen bestimmen. Das Büro wird auch in Zukunft seine Daseinsberechtigung haben – wird aber mit neuen Anreizen einen Mehrwert für Unternehmen und Mitarbeiter bieten.
Flächenbedarf bleibt unverändert
Als neue Entwicklungen beobachten unsere Experten auch einen steigenden Bedarf der Nutzer für Ready2Move, also weitestgehend bezugsfertige Büros, idealerweise mit einer hochwer-
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ImmoFokus.Rubrik Akademische Seite Zum Autor Univ. Prof. Dr. Gunther Maier: Modul Universität Wien (MU). Gründer des Forschungsinstituts für Raum- und Immobilienwirtschaft an der WU Wien und Vizepräsident der European Real Estate Society.
Zombie-Alarm Kommentar: Gunther Maier
Vom Manager Magazin über die Deutschen-Wirtschafts-Nachrichten bis ORF, Tiroler Tageszeitung, Presse und Standard berichteten alle über die Zombie-Studie von A.T.Kearney. Und das wohl völlig zu Recht. Denn immerhin wurden „ca. vier Millionen Datensätze von etwa 67.000 börsennotierten Unternehmen aus 154 Branchen und 152 Ländern auf Zombie-Merkmale gemäß OECD-Definition untersucht“. Gesucht wurde dabei nach mindestens zehn Jahre bestehenden Unternehmen, die in drei aufeinanderfolgenden Jahren ihre Zinslast nicht aus dem operativen Geschäft decken konnten.
Die Zahlen machen stutzig
Es ist sicher ein Problem, dass der Anteil derart schwachbrüstiger Unternehmen im letzten Jahr bei 4,5 Prozent lag und seit 2010 stark angestiegen ist. Schaut man allerdings auf die absoluten Zahlen, dann waren das 2020 gerade einmal 1.772 Unternehmen – weltweit, in 152 Ländern und aus 154 Branchen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber mich machen solche Zahlen stutzig. Leider geben die 20 Seiten der Studie keinen klaren Aufschluss darüber, woher die Daten stammen, was wie gerechnet wurde, wie mit Zombie-Unternehmen umgegangen wurde, die doch der Tod ereilt hat. Daher kann man, um den Wert der Analyse abzuschätzen, nur aus den veröffentlichten Zahlen zurückrechnen. Dabei fällt zuerst einmal auf, dass man von den veröffentlichten Prozentanteilen und Absolutwerten nie und nimmer auf die Zahl 67.000 kommt. Über die Jahre ergeben sich eher Werte zwischen 32.000 und 40.000, Tendenz steigend über die Jahre. Kann es sein, dass von den heute be-
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stehenden Unternehmen ausgegangen wurde und viele der Zombies der früheren Jahre gar nicht mehr gesehen werden können? Der beklagte Anstieg wäre damit zum Teil das Ergebnis eines Erhebungsfehlers. In der Statistik heißt das „Survivorship-Bias“.
Und wo sind die 67.000?
Besonders heikel wird es, wenn die Studie Ergebnisse auf Länder und Branchen herunterbricht. Leider gibt es auch dazu nur Schlaglichter und keine vollständigen Listen. Sicher ist aber, dass die Fallzahlen so klein werden, dass fundierte Aussagen eigentlich nicht mehr möglich sind. In Deutschland hat die Studie im Jahr 2020 gerade einmal 16 Zombies gefunden (sieben 2010). Daraus eine Verschlechterung „insbesondere im Vergleich zu China“ zu diagnostizieren, ist statistisch gewagt. Und was lässt sich für Österreich und seine Immobilienwirtschaft ablesen? Genau genommen, gar nichts. Der ORF hat bei A.T.Kearney nachgefragt und erfahren, dass unter den 67.000 untersuchten Unternehmen gerade einmal 80 aus Österreich kommen. Darunter fanden sich 2017 und 2018 ein, 2019 zwei Zombie-Unternehmen. Wie hoch der Anteil der Immobilienwirtschaft an diesen Unternehmen ist, wird – erfreulicherweise – nicht berichtet.
Fotos: Fotostudio Huger | Stephan Huger, Adobe Stock
Das Beratungsunternehmen A.T.Kearney schlägt Alarm. „Seit 2010 hat sich die Zahl der Zombie-Unternehmen weltweit nahezu verdreifacht“, beginnt die Zusammenfassung der Studie. Schuld daran sind laut Studie die niedrigen Zinsen und die damit einhergehende lange Phase des billigen Geldes. Wen diese Nachricht noch nicht das Fürchten lehrt, dem sei gesagt, dass der Immobiliensektor am stärksten „zombifiziert“ ist.
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Judikatur-Update aus dem Immobilien-Bereich Beratung. Die BDO Immobilienexpertinnen und -experten verschaffen nachstehend einen Überblick über wesentliche aktuelle Rechtsprechung im Immobilien-Bereich. Autor: Marlies Muck, Msc
Privatimmobilie einer gewerblichen KG (BFG 10.10.2019, RV/3100022/2011)
Für die Zuordnung einer Immobilie zum Privat- oder Betriebsvermögen ist die Art der Nutzung (tatsächlicher Einsatz), nicht aber subjektive Motive (zum Beispiel Anschaffungsgrund) ausschlaggebend. Je nachdem ergeben sich unterschiedliche steuerliche Konsequenzen. Wird ein ursprünglich für den gewerblichen Grundstückshandel angeschafftes Einfamilienhaus schon ab dem nächsten Jahr durch den Gesellschafter einer gewerblichen KG für Wohnzwecke privat genutzt und ist diese Nutzung nicht bloß kurzfristig (2,5 Jahre), so liegt bereits mit Beginn der Privatnutzung eine Entnahme aus dem Betriebsvermögen vor.
Abgeltungswirkung der Immobilien ertragsteuer nur bei korrekter Höhe (VwGH 26.05.2021, Ra 2019/15/0046)
Wird die Immobilienertragsteuer von einer Parteienvertretung aufgrund eines Rechtsirrtums beziehungsweise einer abweichenden (unrichtigen) Rechtsmeinung zu niedrig berechnet, tritt keine Abgeltungswirkung ein. Der Steuerpflichtige ist bei einem bloßen
Factbox MARLIES MUCK, MSC STEUERBERATERIN / MANAGERIN Foto: BDO
Telefon +43 5 70 375 1000 marlies.muck@bdo.at
Rechtsirrtum nicht verpflichtet, den Vorgang in die Steuererklärung aufzunehmen. Allerdings kann die Steuer vom Finanzamt in der rechtlich richtigen Höhe im Einkommen- beziehungsweise Körperschaftssteuerbescheid vorgeschrieben werden.
Eigenjagdrecht als kein grundstücksgleiches Recht (VwGH 10.09.2020, Ra 2019/15/0066)
Nach ständiger Rechtsprechung und herrschender Lehre geht das Eigenjagdrecht nicht im ertragsteuerlichen Begriff von „Grund und Boden“ auf. Das selbständig bewertungsfähige Eigenjagdrecht ist nicht als grundstücksgleiches Recht anzusehen. Im Falle der Veräußerung eines im Betriebsvermögen befindlichen Eigenjagdrechts kommt der progressive Steuertarif zur Anwendung und nicht der besondere Steuersatz gemäß § 30a EStG.
Versagung des Vorsteuerabzugs bei vermieteten (Luxus-)Immobilien an nahestehende Personen (VwGH 07.12.2020, Ra 2020/15/0004, VwGH 07.12.2020, Ra 2020/15/0067)
Nach Ansicht des VwGH kann es bei der Nutzungsüberlassung von Immobilien an eine der Körperschaft nahestehende Person (Gesellschafterin bzw. Gesellschafter, Stifterin bzw. Stifter etc.) in drei Fällen zu einer Versagung des Vorsteuerabzuges kommen: 1. eine bloße Gebrauchsüberlassung, bei der keine unternehmerische Betätigung im Sinne des UStG vorliegt;
Marlies Muck, Msc Steuerberaterin/Managerin 2. die nicht fremdübliche Nutzungsüberlassung an besonders repräsentativen Wohngebäuden, die schon der Erscheinung nach bloß für die private Nutzung durch die Gesellschafterin bzw. den Gesellschafter bestimmt sind (verdeckte Ausschüttung „an der Wurzel“); 3. die Vermietung von im betrieblichen Geschehen einsetzbaren Immobilien um weniger als 50 Prozent der Renditemiete (verdeckte Ausschüttung). Die Versagung des Vorsteuerabzuges hat zur Folge, dass kein Vorsteuerabzug aus der Anschaffung, Herstellung oder Anmietung der Immobilie zusteht und im Gegenzug für eine tatsächlich verrechnete Miete auch keine Umsatzsteuer anfällt (beziehungsweise Eigenverbrauch vorliegt). Wie sich zeigt, bietet der Immobilien-Sektor auch weiterhin zahlreiche Fallstricke, bei denen Ihnen die BDO Expertinnen und Experten gerne beratend zur Seite stehen. Zudem sind die weiteren Entwicklungen im Zusammenhang mit der Steuergesetzgebung laufend zu beobachten und zu evaluieren.
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Die Zwei
Gedankensplitter zum ImmoMarketing in Theorie und Praxis.
Social Media: Hero-Hub-Hygiene-Modell Ständiger Kommentar: Philipp Kaufmann und Alexander Bosak
Das Hero-Hub-Hygiene-Modell
Das Hero-Hub-Hygiene-Modell unterscheidet drei Arten von Content, welche alle für sich ihre individuellen Stärken haben und erst im Zusammenspiel optimal wirken. Beim Hero-Content handelt es sich meist um virale Blog- oder Video-Inhalte, die enorm viele Besucher anziehen. Da Hero-Content einen hohen Zeit- und Kostenaufwand bedeutet, wird er nur punktuell produziert, zum Beispiel bei Baustart oder Verkaufsbeginn. Ziel ist es, eine möglichst große Reichweite zu generieren, weshalb auch bezahlte Medien (Facebook, Instagram etc.) zum Einsatz kommen. Hub-Inhalte werden in regelmäßigen Abständen erstellt und sind für spezifische Interessen der Dialoggruppen relevant. Adressaten sollen damit immer wieder zum Anbieter zurückgeholt werden. Ziel ist es, in Kontakt zu bleiben und so langfristig Vertrauen aufzubauen. Bei Blog- oder Video-Serien, die ein Thema ausgiebig behandeln, handelt es sich beispielsweise um Hub-Content. So können Projektentwickler laufend über den Projektfortschritt und authentisch von ihren Projekten und deren Qualitäten berichten. Mit Hygiene-Content sind Inhalte gemeint, die von der Dialoggruppe zu einem Thema gesucht werden und dauerhaft relevant sind. Das sind zum Beispiel FAQs oder How-to-Anleitungen. Ziel dieser auch als „Evergreen Content“ bezeichneten Inhalte ist es, die Sichtbarkeit in Suchmaschinen zu erhöhen und so neue Besucher auf die Website zu
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ziehen. Hier bietet der Absender gute Informationen und positioniert sich als Experte und Wissender.
Konkretes Beispiel für Hero-Content
Genug der Theorie – die Frage ist: Was bedeutet dies jetzt? Beim Hero-Content sind wir beide von Mattel begeistert. Das Unternehmen feierte 2018 den 70. Geburtstag des Brettspieles Scrabble. Wie kann man hierfür Aufmerksamkeit erregen? Wie feiert ein Unternehmen einen Klassiker? Die Werbeidee, die sich Mattel überlegt hatte, ist für uns grenzgenial: Sie haben veröffentlicht, das Spiel auf „Buchstaben YOLO“ umbenennen zu wollen. Die Kampagne hat mit #BuchstabenYOLO einen eigenen Twitter-Hashtag ins Leben gerufen und das Video war ein viraler Erfolg. Am Ende löste Mattel auf, dass es sich lediglich um einen Scherz gehandelt hat und noch heute ist die Internet-Seite buchstaben-yolo.de online. Ein derartiger Erfolg ist das Ergebnis harter Arbeit und einer guten Idee. Beim nächsten Mal zeigen wir Beispiele für Hub- und Hygiene-Content. Sie können sich darauf freuen.
www.buchstaben-yolo.de
Fotos: Screenshot Scrabble/Mattle Deutschland
Mit dem Hero-Hub-Hygiene-Modell können Marketer Inhalte planen, erstellen und damit äußerst erfolgreich sein. Ein derartiges Modell ist notwendig, da es im Online-Marketing schon lange nicht mehr darum geht, seine eigenen Produkte und Dienstleistungen mit Lobeshymnen anzupreisen. Vielmehr soll mit Dialoggruppen über Inhalte kommuniziert und eine Community aufgebaut werden. Dies ist aber nur möglich, wenn die Kommunikation nicht voll von platten Werbephrasen ist, sondern einen echten Mehrwert bietet und oftmals nötige Hilfestellung leistet.
H C S N U W R N DIR JEDE
WEN N E G U A N E VON D . D R I W N E ABGELES VIELE W Ü N SC H E , EIN G E SC H E N K !
Problemlöser ImFokus
Vernetzung heißt das Zauberwort Start-up. conow vernetzt Menschen, Unternehmen und Gemeinden, um modernes Arbeiten in nachhaltigen Coworking Spaces nahe dem Wohnort zu ermöglichen. Dadurch werden unnötiger Verkehr und somit Stau und Emissionen minimiert und die Regionen außerhalb des urbanen Raums gestärkt. Beim Facility Management-Day hat Gründer Fabian Goslar im Pitch gegen drei andere Start-ups gewonnen.
Fabian, du hast mit deiner Idee gewonnen. Was ist das für ein Gefühl? Fabian Goslar: Ich habe mich sehr gefreut, als das Ergebnis des Live-Votings bekannt gegeben wurde. Die Frage, die allen Gästen des FM-Days nach der Pitching-Session gestellt wurde, war ja „In welchen Pitch würden Sie investieren?“ – und die meisten haben für unseren Pitch abgestimmt. Da das Publikum auf dem FM-Day praktisch ausschließlich aus Entscheidungsträgern und Professionals aus dem Facility und Real Estate Management besteht, also aus Menschen, die sich wirklich auskennen, ist das für mich ein deutliches Zeichen, dass wir mit unserem Start-up auf dem richtigen Weg sind. So ein direktes und positives Feedback zu bekommen, ist ein motivierendes Gefühl.
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ImmoFokus
Wie bist du zum FM-Day beziehungsweise Pitch gekommen? Die Geschäftsstelle des FM-Austria hat uns auf die Konferenz aufmerksam gemacht und uns dazu eingeladen, uns für einen Platz in der Pitching-Session zu bewerben. Es gab dann eine Vorauswahl aus den Einreichungen und die überzeugendsten vier Start-ups wurden zum FM-Day eingeladen.
rung von ländlichen Kommunen in die Städte. Dort bauen wir aufgrund der wachsenden Bevölkerung immer weiter in die Höhe und müssen künstliche Grünflächen anlegen. Auf dem Land bleiben ein großer Leerstand und großes Entwicklungspotenzial zurück. Dieses Potential wollen wir mit ressourceneffizienten und bewohnerorientiert geplanten Projekten nutzen.
Was ist die Idee hinter conow und was bietet ihr an? Wir wollen den ländlichen Lebensraum wiederbeleben und stärken, indem wir datenbasierte und an die Bedürfnisse der Bewohner und der Umwelt angepasste Infrastruktur- und Wohnprojekte ermöglichen. Seit Jahren erleben wir eine große Abwande-
Um das zu erreichen, arbeiten wir an einer Plattform, auf der wir die Geodaten und demografischen Daten einer bestimmten Region analysieren und die lokale Bevölkerung partizipatorisch in das Entstehen neuer nachhaltiger Infrastruktur- und Bauprojekte mit sozialem und ökologischem Mehrwert miteinbeziehen.
Foto: Jana Madzigon
Das Gespräch führte: Lisa Grüner
„Mit unser datenbasierten Grundlage kann simuliert werden, wo welches Bau- und Infrastrukturprojekt den größten Mehrwert bringt.“ Fabian Goslar, conow
Das funktioniert in zwei Schritten: Zuerst sammeln wir infrastrukturelle Daten, analysieren sie und zeigen, welche Infrastruktur- und Bauprojekte die ausgewählte Region stärken könnten, um beispielsweise Wege zu verkürzen und den Ausstoß von CO₂ zu reduzieren oder die soziale Lebensqualität zu verbessern. Das können verschiedene Projekte sein: ein Coworking Space, eine Gemeinschaftspraxis, ein On-Demand-Pflegeservice, ein Mobilitätsservice, eine Kindertagesstätte, Ladesäulen für Elektroautos, ein Austauschund Begegnungszentrum für die Einwohner oder alles gemeinsam integriert in einem neuen Wohnbauprojekt. Anschließend erstellen wir einen Call auf unserer Plattform. Hier können sich die Bevölkerung und Bewohner beteiligen und ihre Wohn- und Infrastrukturprojekte direkt mitgestalten. Das wird in einem vereinfachten und userfreundlichen Verfahren mit wenigen Klicks online erledigt. Aus diesen zusätzlichen Daten entsteht dann das, was ich „den digitalen Zwilling der Bedürfnisse der Menschen“ nenne. Im Output haben wir eine datenbasierte Grundlage, mit der genau simuliert und geplant werden kann, wo welches Bau- und Infrastrukturprojekt den größten Mehrwert für die Menschen und die Umwelt entfalten wird. Diesen Datensatz stellen wir dann unseren Realisierungspartnern zur Verfügung.
Wie seid ihr auf die Idee des Start-ups gekommen und wie war die Entwicklung bis zur Gründung? Unser Gründerteam hat sich auf verschiedenen Events und Workshops in der Wiener Start-up-Szene kennen gelernt. Wir alle stammen ursprünglich aus ländlichen Regionen und kennen die Probleme ländlicher Kommunen. Sie sind oftmals geprägt von einer schwachen Infrastruktur, einer alternden Bevölkerung, langen Wegen und einer Abwanderung in die Städte. Zurück bleiben Leerstand und ein unglaublich großes Entwicklungspotential. Zunächst war es die Einigkeit darüber, dass wir dieses Entwicklungspotential nutzen und den ländlichen Raum stärken wollen, die uns zusammengebracht hat. Natürlich hat es viele Stunden an intensiven Gesprächen gebraucht, bis wir die finale Idee zu conow und die Vision wirklich ausformuliert hatten. Aufgrund der Corona-Situation haben wir über Monate lediglich online oder telefonisch miteinander kommuniziert. Ich erinnere mich an lange Spaziergänge am Bisamberg vor Wien und durch den Liechtensteinpark im 9. Bezirk, während denen es dann wirklich zwischen uns „geklickt“ hat – menschlich, visionär und professionell. Gemeinsam haben wir einen Businessplan aufgestellt, einen Use Case zur Veranschaulichung unserer Idee ausgewählt und ich habe
mit einem Prototyping-Tool unseren ersten Prototyp designt. Damit haben wir uns bei greenstart, dem Accelerator des Klima- und Energiefonds der Bundesregierung, beworben, sind in die diesjährigen Top 10 gekommen und damit in das Programm aufgenommen worden. Hier haben wir die Idee weiter geschärft und jetzt stehen wir kurz vor der formellen Gründung der GmbH. Seit wann seid ihr mit conow auf dem Markt? Wie schauen eure Umsatzziele für 2022 aus? Wir sind mit conow im Moment noch in einer frühen Phase, es gibt konkrete Pilotprojekte und Regionen, mit denen wir unser Digitalisierungsprojekt starten. Mit der Abwicklung der Piloten treten wir dann zum Jahreswechsel in den Markt ein. Für 2022 streben wir die Kostendeckung an und konzentrieren uns insbesondere darauf, Nutzer für unsere Plattform zu gewinnen. Habt ihr einen Sponsor beziehungsweise wie läuft die Finanzierung? Wir beginnen gerade damit, Gespräche mit interessierten Investoren zu führen. Parallel dazu versuchen wir natürlich auch, in passende Förderprogramme aufgenommen zu werden, um die erste Finanzierungslücke zu überbrücken. Unser Fokus liegt hier auf Programmen für Start-ups mit positivem sozialem und ökologischem Impact, denn den liefern wir.
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„Langfristig wollen wir eine große Plattform für weltweite nutzerorientierte Infrastrukturund Immobilienprojekte schaffen.“ Fabian Goslar, conow
Ihr seid ein Team von fünf Leuten, wie teilt ihr die Aufgaben auf ? Adrian ist vor Ort in den Kommunen und Gemeinden, in denen wir Daten erheben wollen, und kümmert sich um das Community-Building und das gezielte Marketing, zusätzlich hat er momentan die Rolle des CFO. Paul leitet das operative Geschäft und schlägt die Brücke zu Bauwirtschaft und verantwortet die Partnerfindung. Die Datenverarbeitung und die visuelle Aufbereitung der Daten sowie das Programmieren der Schnittstellen zwischen den Nutzern und der Plattform ist die Aufgabe von Simon und Clemens. Meine Aufgabe ist die Geschäftsführung und -strategie sowie das Stakeholder- und Netzwerkmanagement. Wie geht ihr Projekte konkret an? Kannst du die Umsetzung eines Projektes beschreiben? In den Pilotprojekten, die jetzt anlaufen werden, analysieren wir die Pilotgemeinden und -regionen auf ihre infrastrukturellen Verbesserungspotentiale. Dann erstellen wir einen Bereich für sie auf unserer Plattform, auf den die Bewohner der Region über ein einfaches QR-Code-Verfahren zugreifen und die vorgeschlagenen Projekte konkret mitgestalten können. Sobald die Projektpla-
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nung auf diese Weise abgeschlossen ist, gehen wir in die konkrete Realisierung durch unsere Partnerfirmen. Im Moment arbeiten wir an der Lokalisierung und optimalen Gestaltung von Coworking Spaces mit attraktiven Zusatzangeboten im ländlichen Raum, um Pendlerkilometer einzusparen und neue und lebendige Dorfkerne zu schaffen. Was würdest du anderen jungen Leuten, die ein Start-up gründen wollen, raten? Ich stehe selbst noch am Anfang dieser abenteuerlichen und wunderbaren Reise der Gründung und des Aufbaus eines Startups. Natürlich steht man da in Kontakt mit vielen anderen Gründern oder Menschen, die über die Gründung eines Unternehmens nachdenken, und tauscht sich gegenseitig aus. Ich persönlich denke, dass es wichtig ist, eine klare langfristige Vision zu haben und sich in allem, was man tut, dieser Vision bewusst zu sein. Es kann gut sein, dass man die kurzfristige Vision, die zur langfristigen hinführen soll, verteidigen muss und dafür muss man
mutig sein. Wenn es sinnvoll ist, kann man kurzfristige Meilensteine auch verändern, das ist ein iterativer Prozess. Aber man sollte nicht ohne Vision arbeiten. Was mir auch sehr wichtig ist, dass das Start-up, das man gründen möchte, der eigenen Wertehaltung nicht widerspricht und dass es einen Sinn stiftet, für die Gründer selbst und für andere. Essenziell bei all diesen Dingen ist das richtige Team, das eigene Schwächen auffängt und verschiedene Perspektiven einbringt. Egal, was für ein kluger Kopf du bist. Du bist nur ein Kopf. Wo soll die Reise von conow hingehen? Was wünscht du dir für die Zukunft? conow ermöglicht es, dass wir bereits in der Planung unserer Infrastruktur und unseres Wohnraumes die Umwelt, das Klima und unsere sozialen Bedürfnisse als entscheidenden Faktor miteinbeziehen. Unser Ziel ist es, langfristig eine große Plattform für weltweite nutzerorientierte Infrastruktur- und Immobilienprojekte zu schaffen und die Daten, die wir erheben, denjenigen Bauunternehmen und Realisatoren zur Verfügung zu stellen, die insbesondere den ländlichen Raum wiederbeleben und fit für die Zukunft machen wollen. Ich wünsche mir, dass wir mit unseren Daten einen hohen Standard in der Projektentwicklung für Infrastruktur und Immobilien etablieren, der eine ressourceneffiziente und nah an den Bedürfnissen der Menschen und unserer Umwelt orientierte Umsetzung ermöglicht. Privates und öffentliches Investitionskapital soll mit unserer Hilfe mit maximaler Kosteneffizienz und großem und umfassendem Nutzen in nachhaltige Infrastruktur- und Wohn projekte fließen.
Fabian Goslar Fabian Goslar hat in Wien, Rom und Passau Politikwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften studiert. Sein Ziel ist es, beide Gebiete miteinander zu verbinden und den gesellschaftlichen Problemen und Herausforderungen der heutigen Zeit unternehmerisch zu begegnen. Dabei möchte er vor allem die Vernetzung gezielt nutzen. 2021 gründete er conow.
Gute Aussichten
Smart Cities, Stadtk lima, Architektur, Sozialer Wohnbau, Nachhaltigkeit, Büros, Wohnungslosigkeit, Hotellerie, Rev italisierung, Lu xus, Wohnraumgestaltung, Stadtplanung, Investments, Grätzelent w ick lung, … Wir haben die Gegenwart und Zukunft von Wohnen und Bauen im Blick. Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ und unter:
DiePresse.com/immobilien
Positionen & Meinungen
Seit 30 Jahren auf Kurs Erfolgreich durch die Krise. Für Michael Ehlmaier steht Wachstum nicht an allererster Stelle: „Wir müssen nicht jedes Jahr 5, 10 oder 20 Prozent mehr Umsatz machen. Wir brauchen zufriedene Kunden und engagierte Mitarbeiter, dann kommt das Wachstum von alleine.“ Das Gespräch führte: Michael Neubauer
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Schade. Ich hatte mich bereits sehr darauf gefreut. Leider ist die große Feier zum 30-Jahr-Jubiläum der Pandemie zum Opfer gefallen. Michael Ehlmaier: Ich befürchte, das wird sich in diesem Jahr auch nicht mehr ausgehen. Wir werden nächstes Jahr hoffentlich ein schönes Frühlings- oder Sommerfest durchführen können – und dann unser 30-Jahr-Jubiläum entsprechend nachfeiern. In den vergangenen 30 Jahren ist viel passiert – allein, wenn ich an die drei letzten Krisen denke: Ende der Neunziger Jahre die .com-Blase, 2008 die durch die Lehman-Pleite ausgelöste Finanzkrise und aktuell die COVID-19-Pandemie. Die erste Krise, die ich bewusst wahrgenommen habe, war die .com-Blase Ende der Neunziger Jahre. Der Einbruch hat eineinhalb, zwei Jahre gedauert. Die Nachfrage nach Büroimmobilien ist mittelfristig um 30 Prozent eingebrochen. In den ersten sechs Monaten sogar um 50 Prozent – da lag ein wenig Hysterie in der Luft. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Ich war damals sechs Jahre in der Branche. 2008 kam dann die durch die Lehman-Pleite in den USA ausgelöste Immobilienkrise, die sich zu einer Kredit- und schlussendlich zu einer Finanzkrise entwickelt hat. Diese haben wir in Europa und in Österreich deutlich gespürt. Das Resultat dieser Krise war aber
nicht der Zusammenbruch der gesamten Immobilienwirtschaft in Österreich, sondern eine große Verunsicherung auf vielen Ebenen. Unsicherheiten, was die Anmietungen betraf, Unsicherheit, was die Kreditvergabe durch die Banken betraf, die bei den Krediten auf der Bremse standen. Die Lehman-Krise aber war, im Unterschied zur aktuellen Krise, mit einer Reihe von Firesells verbunden, wo Immobilien rasch von einigen Investoren, Eigentümern oder Immobilienbesitzern verkauft werden mussten, um überlebensfähig zu bleiben. Diese Firesells haben wir jetzt in der ganzen COVID-Krise nicht erlebt.
„Bislang haben wir noch keine Notverkäufe gesehen.“ Michael Ehlmaier, EHL Immobilien
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Vielleicht „noch nicht gesehen“? In der Hotellerie dürften einige Häuser nur durch großzügige staatliche Unterstützung über Wasser gehalten worden sein. Könnten wir hier doch noch den einen oder anderen Notverkauf sehen? Es kann sein, dass der Eine oder Andere möglicherweise schwächere Nerven bekommt. Ich glaube aber nicht, dass es zu Abverkäufen kommen wird, die den Markt nachhaltig belasten werden, sofern man den Verkauf geordnet über die Bühne gehen lässt. Es gibt genügend liquiditätsstarke private und institutionelle Anleger, die dank kurzer Entscheidungswege rasch zuschlagen können. Das war 2008 ganz anders. Da hat es nur eine Handvoll von Investoren gegeben, die bewusst ins Risiko gegangen sind. Und heute? Viele Investoren haben daraus gelernt und stehen bereit. Sie wollen nicht warten, bis die Objekte wieder weg sind. Aktuell erleben wir eher das Problem, dass es zu wenige Projekte am Markt gibt. Im Vergleich zu früheren Krisen sehen wir aktuell in keinem Marktsegment bei den Renditen einen dramatischen Einbruch. Wir haben in der zweiten Jahreshälfte des Vorjahres eine reduzierte Nachfrage nach Büroflächen erlebt, die sich aber im letzten Halbjahr wieder erholt hat. Es gab bei den Entscheidungen ein wenig Zurückhaltung. Das ist aber nun vorbei. Wir haben nach wie vor niedrige Zinsen und sehr viel Liquidität im Markt. Das Interesse an österreichischen Immobilien ist enorm hoch. Der Markt an Immobilien ist ausgedünnt. Die ausländischen Investoren sind weiterhin vorhanden. Eines ist uns aber auch klar geworden: Die Reisetätigkeit wird sicherlich nicht mehr so wie 2019 sein, auch mittel- und langfristig nicht. Da haben wir – über alle Branchen hinweg – dazugelernt. Du musst dich nicht ins Flugzeug setzen, um für ein Ein-StundenMeeting nach Frankfurt zu fliegen. Wir haben gelernt, wie wir miteinander kommunizieren können, auch wenn wir uns nicht direkt
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„Home-Office lässt sich nicht mehr wegdenken. Wir können und werden uns der Realität nicht verschließen. “ Michael Ehlmaier, EHL Immobilien
gegenüber sitzen. Wir haben aber auch gelernt, wie intensiv und wichtig der persönliche Kontakt zu Kunden, zu Geschäftspartnern ist, wie wichtig das persönliche Gespräch ist und dass dieses durch digitale Medien nicht zu ersetzen ist. Wir haben auch gelernt, ohne Händedruck auszukommen – auch wenn der Händedruck jetzt langsam wieder in Mode kommt. Wir haben gelernt, auch noch mehr auf unsere Gesundheit zu achten. Wir haben auch den Begriff Solidarität neu definiert. … im Unterschied zu 2008 2008 gab es keine Liquidität. Es gab Schlangen vor den Banken, weil Anleger ihr Geld abheben wollten, offene Fonds wurden über Nacht geschlossen, die Anleger konnten auf ihr Kapital nicht zugreifen. Das alles gab und gibt es aktuell nicht. Es ist kein Fonds geschlossen worden. Es gab kein Gedränge vor Banken. Es ist nach wie vor Liquidität in den Märkten vorhanden. Ist er auch stabiler geworden? Der österreichische Immobilienmarkt wird sowohl international als auch national als sehr gesund und transparent gesehen. Wir selbst erwarten 2021 – und da darf ich für den Großteil der Branche sprechen – ein ausge-
zeichnetes Geschäftsjahr. Wir hatten 2020 ein sehr gutes Invest-Geschäftsjahr. Keine Frage – der Investmentbereich profitiert von Krisen. Es kann sein, dass die Nachfrage am Büromarkt vorübergehend zurückgegangen ist, aber auch in diesen Bereichen sehen wir Anzeichen deutlicher Erholung. Wir sehen auch wieder Nachfrage nach Hotels und Einkaufszentren, aber da gibt es massive Umwälzungen. In der Gastronomie, in der Hotellerie und im Retail braucht man wahrscheinlich noch einen längeren Atem. Die Gastronomie besteht ja nicht nur aus der Nachtgastronomie, die massiv gelitten hat, ähnlich wie der Kulturbereich. Aber wir sind trotzdem positiv gestimmt, dass die Pandemie bald rückläufig sein wird. Wir haben aktuell eine Gesundheitskrise, die die Immobilienwirtschaft streift und Teilmärkte beeinflusst. Aber mit massiven Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft? Diese Gesundheitskrise hat vor allem Auswirkungen auf den Wohnungs- und Hotelmarkt, aber sie hat keine enorme Auswirkung auf die Preise. Wir bemerken Auswirkungen bei
Grundrissen. Freiflächen und Immobilien mit Gärten sind jetzt gefragter denn je. Grundstückspreise sind sowohl am Privatmarkt gestiegen als auch für institutionelle Entwickler und Projekte. Der Logistiksektor boomt. Die Themen Lagerung, Paketzustellungen und Logistik sind noch viel interessanter geworden. Sowohl für Mieter als auch für Vermieter. Ebenso für Investoren. Die Hotellerie wird wahrscheinlich noch zwei, drei Jahre brauchen, bis sie sich vollständig erholen wird. Das Virus wird uns auch die nächsten Jahre begleiten – wir werden lernen müssen, wie man gut und sehr umsichtig damit umgehen kann. Ist Home-Office gekommen um zu bleiben? Home-Office lässt sich nicht mehr wegdenken. Wir können und werden uns der Realität nicht verschließen. Ich bin sehr gerne und jeden Tag
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im Büro. Bei mir persönlich ist ein HomeOffice aufgrund der vier Kinder zu Hause wohl nur am Vormittag theoretisch vorstellbar. Ich lebe vom Austausch und der Kommunikation. Ich lebe und liebe auch den Kontakt mit meinen Mitarbeitern, der mir sehr wichtig ist. Als Programmierer oder Buchhalter könnte ich von Zuhause aus arbeiten. Der Vertrieb lebt von Dynamik, von Kommunikation, von Kreativität und von Interaktionen. Es ist enorm wichtig, dass die handelnden Personen einander treffen. Wenn ich mich bei Personalisten, oder in meinem Freundes- und Verwandtschaftskreis umhöre – und auch ich selbst habe sehr viel mit jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu tun – bemerke ich, dass für die nächsten Generation Home-Office einen anderen Stellenwert hat als für mich. Also kein Befürworter? Als ich im Jahre 1994 zu arbeiten begonnen habe, war für mich eine 60- oder 70-StundenWoche vollkommen normal und ich habe es auch gerne gemacht. Ich bin regelrecht aufgeblüht, Termine von der Früh bis am späten Abend zu haben. Ich habe das auch nicht als lästige Pflicht empfunden. Hier hat es sicherlich auch in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten einen Gesinnungswandel bei vielen jungen Menschen, ich sag jetzt auch ausdrücklich, bei fleißigen Menschen gegeben. Wir hören bei den Bewerbungsgesprächen auch immer mehr den Ruf nach flexiblen Arbeitszeiten, nach variablen Modellen. Karriere und Weiterentwicklungsmöglichkeiten haben nicht mehr einen so hohen Stellenwert wie der Wunsch nach persönlicher Freiheit, nach Freiraum, nach selbständigem Entscheiden. Wie geht man damit um? Ich wäre ein schlechter Unternehmer, wenn ich hier meine Augen verschließen und diese Entwicklung negieren würde. Wir wollen ein äußerst attraktiver Arbeitgeber bleiben, der einen ausgezeichneten Ruf hat und für junge Leute, die in der Immobilien-
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Michael Ehlmaier Michael Ehlmaier leitet seit 22 Jahren, davon zwölf Jahre als Geschäftsführender Gesellschafter, das Unternehmen EHL Immobilien. Unter seiner Verantwortung dehnt EHL Immobilien sein Leistungsspektrum weit über das ursprüngliche Kerngeschäft der Immobilienvermittlung aus. Ehlmaier absolvierte ein Studium der Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien und trat 1994 in die CPB Immobilientreuhand GmbH ein. 1999 übernahm er die Geschäftsleitung. Zehn Jahre später erfolgte, nach erfolgreichem Management-Buy-out, die Umbenennung in EHL Immobilien. Michael Ehlmaier selbst wurde 2007 in der Kategorie „Makler des Jahres“ und 2009 sowie 2018 in der Kategorie „Immobilienmanager des Jahres“ der „Cäsar“ verliehen. Michael Ehlmaier ist allgemein beeideter und zertifizierter Sachverständiger für Immobilien, Fellow of the Royal Institution of Chartered Surveyors (FRICS) sowie Mitglied des Urban Land Institute (ULI), der internationalen, gemeinnützigen Forschungs- und Bildungsinstitution.
wirtschaft tätig sein wollen, die erste Adresse ist. Wenn ich die besten Mitarbeiter nur bekomme, wenn wir ein oder zwei Tage pro Woche Home-Office-Möglichkeit anbieten, dann werden wir diesem Wunsch in jenem Bereich gerne nachkommen, wo es auch möglich ist. Unser sehr heterogener Führungsstil hilft uns dabei. Die jüngste Geschäftsführerin Karina Schunker ist 27. Franz Pöltl ist knapp 30 Jahre älter. Wir haben eine gute Mischung
von jungen Kreativen und älteren Strategen. Mich interessiert heute nicht so sehr, wie wird das Geschäft 2021 oder 2022. Ich überlege mir mehr denn je, wo kann die Firma in drei Jahren, in fünf Jahren stehen. Welche Ziele können wir in den nächsten acht bis zehn Jahren gemeinsam erreichen. Blenden wir zehn Jahre zum 40-JahreJubiläum vor. Welche Ziele sind erreicht worden? Dass wir weiterhin hoch zufriedene Kunden und Mitarbeiter haben. In Wirklichkeit hatte ich nie hochgesteckte Ziele. Meine Ansprüche
„Wachstum alleine ist für mich kein Qualitätskriterium.“ Michael Ehlmaier, EHL Immobilien
Michael Ehlmaier mit seinem Geschäftsführungsteam
waren immer, sehr fleißig und ehrlich sowie verlässlich zu sein. Ich möchte ein verantwortungsvoller Partner sein, sei es als Kunde, Lieferant oder Arbeitgeber. Wie macht man dann Karriere? Mein Ziel war nicht, dass ich nach drei Jahren Prokurist und Abteilungsleiter werde, nach fünf Jahren Geschäftsführer und nach 15 Jahren das Unternehmen übernehme. Ich bin, wie im Tischtennis, eher ein Defensivspieler. Ich kann warten, ob und bis sich eine Chance ergibt und diese dann ergreifen. Wenn ich gefragt werde: „Wollen Sie weiter wachsen?“, dann sage ich immer: „Wachsen ist für mich kein Qualitätskriterium.“ Wenn sich ein natürliches Wachstum ergibt, ist es gut. Aber ich gebe jetzt nicht meinen Mitarbeitern vor, wir müssen jedes Jahr 5, 10 oder 20 Prozent mehr Umsatz machen. Wir brauchen zufriedene Kunden und engagierte Mitarbeiter, dann kommt das Wachstum von alleine. Wichtig ist, dass wir so authentisch und geerdet wie möglich bleiben.
Ich habe das Glück, mich auf meine Geschäftsführungskollegen und Führungskollegen zu 100 Prozent verlassen zu können. Wir haben einen treuen Kundenkreis. Wir freuen uns über jeden Kunden, den wir akquirieren, aber noch wichtiger ist mir, dass wir die bestehenden Kunden perfekt betreuen. De facto sind wir mit den meisten unserer Kunden mitgewachsen. Mein großes Ziel für das 40-Jahre-Jubiläum ist, dass wir den einen oder anderen Kunden dazu gewinnen konnten, dass aber die Kunden, die mit uns das 30-Jahre-Jubiläum mitfeiern auch noch beim 40er mit dabei sind. Ich habe immer so das Gefühl, Work-LifeBalance wird immer wichtiger. Wäre eine Vier-Tages-Woche denkbar? Ich persönlich habe eine Sechs-Tage-Woche, sage aber nicht, dass ich am sechsten Tag genauso viel arbeite wie an den Tagen eins bis fünf. Auch ich benötige selbstverständlich immer wieder Erholungsphasen, um meine Batterien wieder aufzuladen und genieße jede
freie Minute mit meiner Familie. Jedenfalls müssen wir unseren Kunden, vor allem im Privatsektor, auch am Wochenende Flexibilität und Termine anbieten. Wenn ich eine tolle Mannschaft habe, die Montag bis Donnerstag für die Kunden da ist und ich auch eine zweite Truppe habe, die im Privatkundenbereich, wo es notwendig ist, auch Freitag bis Sonntag für die Kunden da ist – Warum nicht? Ich habe jedoch großes Verständnis für die Mitarbeiter, die das Wochenende als kleine Job-Auszeit sehen und keine Firmenmails checken. In unserer Branche gibt immer wieder hektischere und ruhigere Phasen. Wir bieten unseren Mitarbeitern flexible Arbeitszeitmodelle auf Vertrauensbasis. Aber mit der Idee einer Vier-Tages-Woche tue ich mir persönlich sehr schwer. Ich kenne keine erfolgreiche Branche, kein erfolgreiches Unternehmen, in dem man einen nine-to-five-Job vier Tage ausübt und trotzdem extrem erfolgreich ist. Mir ist schon bewusst, dass man keinen Verkaufsjob über 30 Jahre mit Vollgas fahren kann. Unser Ziel ist, dass unsere Mitarbeiter auch langfristig gerne bei uns sind. Und ein Ziel ist, dass diese Mitarbeiter auf Dauer nicht nur gutes Geld verdienen können, sondern dass sie auch die Wertschätzung bekommen, die sie verdienen. Das Thema Work-Life-Balance, nehmen wir bei EHL im Interesse unserer Mitarbeiter sehr ernst, damit wir auch weiterhin ein höchst attraktiver Arbeitgeber bleiben. Und unsere motivierten Mitarbeiter sind wiederum Garant für unsere zufriedenen Kunden.
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Gekommen, um zu bleiben Newcomer. „Wir geben unseren Nutzern schlanke, digitale Prozesse und Daten an die Hand für den entscheidenden Wettbewerbsvorteil“, umreißt Real Estate Pilot CEO Marco Hoffmann die Firmenstrategie. Das Gespräch führte: Michael Neubauer
Sie sind seit einiger Zeit auch in Österreich aktiv, seit kurzem auch mit Team vor Ort. Bitte stellen Sie Real Estate Pilot kurz vor. Marco Hofmann: Die Real Estate Pilot ist Anbieter von Software-Lösungen für die Immobilienbranche. Unser Tools kommen in den verschiedensten Phasen von Immobilienprojekten zum Einsatz. In diesem Sinne vergleiche ich uns gerne mit einer Airline. Wir sind die Airline vornehmlich für Bauträger, Projektentwickler und Vertriebsgesellschaften. Wo auch immer unsere Kunden gerade in ihrem Immobilienprozess stehen, wir haben eine Verbindung für Sie. Wir begleiten vom Start bis zur Landung in den Phasen: Marktbeobachtung, Research, Akquise und Verkauf, aber auch Vermietung und Bestandshaltung. Beim Boarding erfassen wir die aktuelle Situation und zeigen Möglichkeiten in Bezug auf Einführung und Optimierung digitaler Prozesse auf. Während des Fluges unterstützen unsere sofort einsetzbaren Lösungen bei der digitalen Verarbeitung von Immobiliendaten, bei datenbasierten Entscheidungen sowie der Optimierung der Kommunikation zwischen Immobilienunternehmen, Dienstleistern und Kunden. Nach der Landung bieten wir die Möglichkeiten zur Auswertung der abgeschlossenen Transaktionen.
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Klingt bestechend – warum aber sollte ich auf Ihre Lösung vertrauen oder anders gefragt: Wo liegt der USP? In der Real Estate Pilot AG vereinen wir Immobilienprofis und Software-Experten. Gemeinsamen mit unseren Kunden entwickeln wir Lösungen aus der Branche, für die Branche. In einer zunehmend digitalisierten und schnelllebigen Welt sind automatisierte und intelligente Prozesse eine entscheidende Voraussetzung für Erfolg: Sie sind die Grundlage für den ausschlaggebenden Handlungsvorsprung. Strukturierte Prozesse und Entscheidungen anhand valider Daten sind die Grundlage für nachhaltigen Erfolg in der Immobilienbranche. Dies bieten wir unseren Kunden mit unseren Lösungen. Im Kern geht es um strukturierte Datenlieferung? Ja und Nein. Struktierte Datenlieferungen sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Angebotes an unsere Kunden. Aber, sie sind nur ein Teil. Die Real Estate Pilot AG hat den Anspruch, Lösungen in der gesamten Wertschöpfungskette einer Immobilie anzubieten. Dafür stellen wir schon heute verschiedene Produkte für diverse Stellen im Lebenszyklus einer Immobilie zur Verfügung.
„Marktdaten und eigene Daten im Sales-Prozess im Zusammenspiel sehen.“ Marco Hoffmann, Real Estate Pilot
GeoMap ist eine zentrale Online-Plattform für die Recherche, Analyse und das Management von Immobiliendaten. TeamProQ unterstützt in erster Linie die Steuerung des Verkaufs- und Vermietungsprozess einer Immobilie. Mit der Immobilienberechnung ImmoProQ erhalten
Marco Hoffmann Marco Hoffmann ist Gründer und Vorstand der Leipziger Real Estate Pilot AG. Er entwickelt und betreibt Online-Anwendungen für die Immobilienwirtschaft. Unter dem Dach der Real Estate Pilot AG werden Anwendungen im Bereich der Digitalisierung von standardisierten Prozessen in der Immobilienwirtschaft angeboten. Die Lösungen begleiten dabei von der ersten Idee eines Immobilienprojektes über die Berechnung der Wirtschaftlichkeit einer Immobilieninvestition bis hin zum vollständigen Abverkauf und laufenden Betrieb.
Immobilienvertriebe und -makler ein Tool für die Einschätzung der Rentabilitätsentwicklung einer Immobilien-Investition Ihrer Kunden. Wir wollen unsere Kunden von A bis Z begleiten, weil wir glauben, dass nur der vollintegrierte Ansatz langfristig zum Erfolg führen wird. Dabei maßen wir uns nicht an zu sagen, dass wir für jede Aufgabe das richtige Tool anbieten. Aber wir schotten uns auch keinesfalls ab. Dienstleistungen, welche wir nicht selbst anbieten, können mittels intelligenter Schnittstellen angebunden werden. Auf diese Weise ist es unseren Kunden möglich, tatsächliche Prozessoptimierung zu erreichen, anstatt auf einen Zoo an verschiedenen Insellösungen zu setzen. Wie ist es zur Gründung von Real Estate Pilot gekommen? Seit den späten 90ziger Jahren bin ich in der Immobilienbranche tätig. Seit dieser Zeit
sind mir die alltäglichen Herausforderungen der Immobilienbranche begegnet: papiergetriebene Prozesse, fehlende Transparenz am Markt, hohe Kommunikationsaufwände und zu viele unterschiedliche Datenquellen. Ich glaube aber schon immer daran, dass strukturierte und automatisierte Prozesse dazu beitragen, Projekte jeder Art nicht nur erfolgreich, sondern vor allem auch schneller abzuschließen. Bereits 2002 haben sich die Macher von TeamProQ mit Datenräumen beschäftigt, 2007 bin ich mit eingestiegen. Seit 2008 richtete sich der Fokus auf die Immobilienbranche und es entstand eine erste Version unserer heutigen Arbeitsplattform. 2013 erfolgte die Gründung der TeamProQ GmbH und damit verbunden die wirtschaftliche Selbständigkeit unseres Produktes. Zwei Jahre späten haben wir GeoMap gegründet. 2020 rückte zusammen, was zusammengehört: wir gründeten
die Real Estate Pilot AG und bündelten unsere Kompetenzen in einer Gesellschaft. Können beispielsweise Banken in das System eingebunden werden? Ja, natürlich können auch Banken eingebunden werden und zählen bereits zu unseren Kunden. Auch der Finanzdienstleister Starpool nutzt mit seinen 5.000 Mitarbeitern unser System, um die Werthaltigkeit zu verifizieren. Neben Projektentwicklern, Bauträgern und Vertriebsgesellschaften bieten unsere Anwendungen selbstverständlich auch anderen Branchenexperten die Möglichkeit, digitale Prozesse zu nutzen und datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Wie viele Kunden zählt Real Estate Pilot? Mehr als 50.000 Nutzer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz agieren derzeit auf unseren Online-Plattformen.
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Stichwort Österreich. Warum gerade jetzt der Schritt in die Alpenrepublik? Einige unserer deutschen Kunden sind auf dem österreichischen Markt tätig. Diesen stellen wir in GeoMap aktuelle Markt- und Immobiliendaten zur Verfügung. Wir haben aber auch schon seit vielen Jahren österreichische Kunden. In diesem Jahr haben wir uns dazu entschlossen, auch direkt vor Ort zu sein. Jasmina Frauscher und Christian Ofner verstärken hier unser Team. So möchten wir den persönlichen Erfahrungsaustausch zwischen uns und unseren Kunden verstärken. Unsere Dienstleistungen beschränken sich nicht nur auf Softwareanwendungen. Oftmals ist ein intensives Consulting vor dem Start die Basis für eine langjährige Kundenbeziehung. Dies können wir mit dem Schritt in die Alpenrepublik nur auch vor Ort anbieten. Welche Pläne haben Sie in Österreich? Der österreichische Markt ist sehr spannend. Mit unserem Team in Salzburg wollen wir der steigenden Nachfrage nun gerecht werden. Ich möchte unsere Bekanntheit und Marktstellung in Österreich weiter ausbauen, neue Nutzer gewinnen und einen relevanten Marktanteil erwirtschaften. Ist Automatisierung das neue Zauberwort? Automatisierung ist auf jeden Fall ein wichtiger Faktor. Aber der Immobilienkauf ist immer eine einzigartige und emotionale Erfahrung. Das ist ein Faktor, der nicht mit Algorithmen abbildbar ist. Wir liefern transparente und nachvollziehbare Daten und Informationen. Mit unseren automatisierten und standardisierten Prozessen erleichtern wir unseren Nutzern den Arbeitsalltag. Diese sparen mit unseren Tools jede Menge Zeit und können sich so auf ihr eigentliches Geschäft konzentrieren. Wir werden es in unserem Zeitalter nicht erleben, dass diese Deals in der Masse vollständig digital abgewickelt werden. Die Immobilienbranche ist sehr papiergetrieben und zurzeit muss sie das auch sein, nicht zuletzt aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Wir
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wollen jedoch mit unseren Online-Anwendungen dazu beitragen, die digitale Verarbeitung von Immobiliendaten weiter voranzutreiben. Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz Rolle in Ihrem Geschäft? Aus meiner Sicht gibt in der Immobilienbranche aktuell noch keine Künstliche Intelligenz – wir sprechen hier vom Einsatz von Algorithmen. Wir sind noch weit davon entfernt, dass uns Künstliche Intelligenz Zahlen und/oder
Strategien vorgibt. Aus diesem Grund stellen wir unseren Nutzern transparente Daten zur Verfügung, welche sie dann mit ihren eigenen Kriterien und Erfahrungen analysieren, um zum Beispiel einen Standort zu bewerten. Neue Systeme beziehungsweise Tools in ein Unternehmen einzubringen ist nicht immer leicht. Haben Sie Tipps parat? Es liegt in der Natur der meisten Menschen, Veränderungen eher skeptisch zu sehen.
Gewohnte Abläufe sind etabliert und funktionieren. Personelle Ressourcen sind begrenzt. Die Digitalisierung stellt diese Abläufe auf den Kopf, erfordert ein Umdenken, ein Auseinandersetzen mit Veränderungen. Aber sie bringt enorme Optimierungspotenziale. Wichtig ist zunächst, sich der Herausforderung bewusst zu sein. Das Aufstellen einer eigenen digitalen Strategie ist ein wichtiger und notwendiger Schritt. Das Tempo für die Umsetzung der Strategie können die Unternehmen selbst festlegen. Sie sollten sich dabei nicht überfordern, sondern kontinuierlich und schrittweise vorgehen. Wichtig ist ebenfalls, dass es einen Verantwortlichen im Unternehmen gibt, welcher den Prozess kontinuierlich voranbringt. Wir versuchen mit intuitiv bedienbarer und vor allem zuverlässiger Software unseren Beitrag zu leisten, den Nutzer nicht zu überfordern und ihm sofort spürbare Vorteile zu liefern. Wie haben Sie die Pandemie erlebt? Natürlich hat auch uns die Pandemie vor Herausforderungen gestellt. Aber mit meinem hervorragendem Team konnten wir jede Hürde überwinden. Vertrauen und Kommunikation waren und sind hierfür der Schlüssel zum Erfolg. Wir haben aber gemerkt, dass unsere Kunden durch die Pandemie hinsichtlich der Digitalisierung sensibilisiert worden sind und mehr in diesen Bereich investieren. Das Interesse an digitalen Dienstleistungen ist weiter über das Angebot an Kommunikationsplattformen und Onlineshops hinaus deutlich gestiegen. Wir haben das zum einen am deutlichen Anstieg unserer Nutzerzahlen bemerkt. Auf der anderen Seite sind sowohl Neu- als auch Bestandskunden an uns herangetreten und wir haben gemeinsam an den individuellen Prozessen gearbeitet. Richten sich Ihre Tools in erster Linie an die großen Branchen-Player? Nein, unsere Tools stehen jedem zur Verfügung, der schlanke Prozesse und transparente Daten benötigt, das reicht von Einzelunternehmern über den Mittelstand bis zu den Branchenriesen. So arbeiten wir bereits seit einigen
„Wir werden es in unserem Zeitalter nicht erleben, dass Deals, in der Masse vollständig digital abgewickelt werden. “ Marco Hoffmann, Real Estate Pilot
Jahren erfolgreich mit Catella, Instone Real Estate, Deutsche Ärzte- und Apothekerbank und Domicil Real Estate zusammen, um nur Einige zu nennen. Sie bezeichnen sich als „großen Freund der Kollaboration“? Ich bin ein großer Verfechter der Kollaboration. Nur ein Miteinander bringt Erfolg. Das hermetische Abriegeln von Softwarelösungen, wie es gerade in der Immobilienbranche gelebt wird, führt meines Erachten nach für den Nutzer nicht zum Erfolg. Auf dem Markt werden von zahlreichen PropTechs verschiedenste Produkte für die Immobilienbranche bereitgestellt. In den allermeisten Fällen stehen diese Produkte jedoch als sogenannte Insellösungen bereit. Für einen bestimmten Anwendungsfall werden Daten eingegeben und liefern das gewünschte Ergebnis. Eine Weiterleitung der vorhandenen und gewonnenen Informationen gibt es nicht. Im nächsten Schritt beginnt der Nutzer wieder mit der Eingabe von Daten. Das wollen wir ändern. Wir möchten nicht nur unsere Produkte noch weiter zusammenbringen, sodass die Prozesse wirklich miteinander verzahnt ablaufen. Wir arbeiten darüber hinaus auch intensiv an Projekten, wo Produkte anderer Dienstleister angebunden werden können, damit die IT-Landschaftskarte in einem Unternehmen reibungslos funktioniert. Also das Abschaffen von Inseln oder zumindest Inseln mit Brücken verbinden.
Ist nicht die Datenqualität in Deutschland, da das Grundbuch anders als in Österreich nicht öffentlich ist, bescheiden? Da gibt es auf jeden Fall noch jede Menge Optimierungsbedarf, da ist Deutschland etwas speziell. Jede Anfrage auf einen Grundbucheintrag wird registriert. Eigentümer, die ins Grundbuch blicken, erkennen, wer alles angefragt hat. Nicht autorisierte Zugriffe können abgemahnt werden, in letzter Konsequenz droht bei nachhaltigem Missbrauch die Sperre des Zugangs. Das führt dazu, dass der Markt wirklich sehr intransparent ist. Das komplette Gegenteil sind die USA. Dort ist alles transparent. Grundsteuer und Steuerbescheid sind öffentlich und für jedermann abrufbar. Das ist Transparenz pur. Da liegt noch ein sehr steiniger Weg vor uns, bis wir in Deutschland so weit sind. Wofür schlägt Ihr Herz mehr. Für die IT oder die Immobilienwirtschaft? Immobilien sind meine Leidenschaft und ich bin auch immer noch selbst aktiv auf dem Markt. Aber durch digitale und intelligente Prozesse können strategische Wettbewerbsvorteile erzielt werden. Ich möchte unseren Nutzer ermöglichen, dass auch sie von diesen Prozessen profitieren. Ich glaube daran, dass diese schlanken Prozesse für Nutzer schnell und einfach anwendbar sind. Daran arbeite ich zusammen mit meinem Team, das aus Immobilien- und IT-Experten besteht. Sie sind meine Crew, die unseren Nutzern zur erfolgreichen Umsetzung ihrer Immobilienprojekte verhilft.
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Nachrüsten Win-Win-Situation. „Beim Nachrüsten mit Balkonen liegen die Kosten in der Regel unter der Wertsteigerung“, so Simon Battlogg, der seit kurzem für Innovation & Digitalisierung in der Rhomberg Bau Gruppe am Standort Wien verantwortlich zeichnet. Das Gespräch führte: Michael Neubauer
Wie sind Sie auf die Idee mit dem Nachrüsten von Balkonen gekommen? Simon Battlogg: Wir haben uns überlegt: „Was brauchen die Menschen?“ Bei Rhomberg bauen wir generell für Menschen. Und nicht zuletzt während der COVID-19-bedingten Lockdowns haben wir ja alle gemerkt, wie wichtig Freiflächen sind. Allein im vergangenen Jahr haben Immobilienplattformen teilweise um bis zu zwei Drittel mehr Suchanfragen nach Wohnungen mit Freiflächen verzeichnet. Wir haben auch festgestellt, dass der Wiener Altbaubestand zwar wunderschön ist, man sich mangels Balkonen in vielen Wohnungen aber beengt fühlt. Daher haben wir analysiert, wie viele Balkone und Altbaubalkone es in Wien gibt. Wie kann man das feststellen? Gibt es dazu Daten? Das ist ganz einfach, was uns selbst verwundert hat. Das Datenmaterial stellt die Statistik Austria zur Verfügung. Parallel dazu haben wir uns auf den Immo-Portalen angesehen, wie viele Wohnungen in den verschiedenen
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Bezirken verfügbar sind und wie viele davon einen Balkon haben. So haben wir relativ schnell festgestellt, dass nur ein geringer Prozentsatz über Außenflächen verfügt. Aber um auf Ihre vorige Frage zurückzukommen: Der zweite Impuls mit Smart Balkon zu starten, war, dass im Zuge eines Forschungsprojekts, ein Konsortiumpartner auf uns zugekommen ist und erklärt hat, er möchte eine große Anzahl an Wohnungen, die er im Bestand hält, mit Balkonen nachrüsten. Dürfen Sie uns verraten, um welchen Bauträger es sich handelt? Es ist die Sozialbau. Das war letztendlich auch der Anstoß dafür, dass wir beschlossen haben, wir gehen in diese Richtung. Wir haben unsere Recherchen weiter vertieft, was schließlich im „Ersten Wiener Balkonbericht“ gemündet ist. Welche Art von Balkon kann man nachträglich anbauen? Je nach statischer Kompatibilität des Gebäudes sind die gängigsten Systeme Hänge-, Konsolen- und Stützbalkone. Abhängig von Größe, des Stockwerks oder Baujahr des Hauses ist ein entsprechendes System zu wählen. Für die Nutzung der Freifläche müssen aber auch die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden, wie ein Wasseranschluss für die Pflege von Pflanzen oder ein Stromanschluss für Home Office-Zwecke in der warmen Jahreszeit. Weiters werden durch modulare Bauweise eine etwaige spätere Erweiterungsmöglichkeit berücksichtigt. Was bieten Sie mit Smart Balkon konkret an? Wie weit geht Ihr Service? Wir unterstützen Kunden, die sich für Freiflächen interessieren. Und zwar sowohl Hauseigentümer als auch Einzelpersonen. Wir begleiten sie angefangen von der Auswahl des Balkondesigns über den behördlichen Prozess bis hin zur tatsächlichen Umsetzung beziehungsweise Fertigstellung.
Die Novelle der Bauordnung hat den nachträglichen Anbau von Balkonen erleichtert. Was ist aber, wenn die Miteigentümer nicht mitspielen? Um einen Balkon nachträglich nachrüsten zu können, sind zwei Punkte essenziell: Wie Sie gesagt haben, muss zum einen die schriftliche Zustimmung aller Miteigentümer im betreffenden Haus eingeholt werden. Zum anderen muss bei der städtischen Baubehörde, also in Wien bei der Baupolizei, eine Baugenehmigung eingeholt werden. Wenn die Miteigentümer nicht zustimmen, wird es zu keiner Nachrüstung kommen. Darauf haben wir keinen Einfluss, aber wir können unsere Kunden bei der Projektaufbereitung so weit unterstützen, dass die Chance auf die Zustimmung aller Miteigentümer steigt. Spielt in diesem Zusammenhang vielleicht auch das Thema Schatten eine Rolle? Unter Umständen ist das manchmal auch ein Diskussionspunkt. Bei Genehmigungen ist es jedenfalls ein wesentlicher Punkt, dass berücksichtigt wird, wie sich ein angebauter Balkon auf den Lichteinfall in der unteren Wohnung auswirkt. Wer sitzt schon gerne im Schatten? Man muss das einfach individuell prüfen und viele Fragen beantworten. Wie ist die Ausrichtung? Und wie schaut zum Beispiel der Innenhof aus? Ist der ohnehin schon eng und möglicherweise auch noch dunkel? Kann ich da vielleicht eher was anbringen? Oder wie tief darf das dann sein? Aber rechnet sich der nachträgliche Anbau eines Balkons überhaupt? Auf jeden Fall. Was die finanzielle Seite betrifft, erhöht die Nachrüstung zweifellos den Wert einer Wohnung. Meist fällt der Wertanstieg sogar höher aus als die Kosten des nachträglichen Balkonausbaus. Nehmen wir den achten Wiener Gemeindebezirk als Beispiel: Dort liegt der Anteil der öffentlichen Grünflächen mit 1,83 Prozent weit unter dem
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„Nachrüsten von Balkonen ist die Riesenchance um die Wohnqualität zu erhöhen.“ Simon Battlogg, Rhomberg Gruppe
Durchschnitt der gesamten Stadt. Würden alle Bewohner die vorhandenen Grünflächen gleichzeitig nützen, so hätte man nicht mehr als einen Quadratmeter pro Person zur Verfügung. Gleichzeitig ist auch die Zahl der Wohnungen mit Balkon in der Josefstadt mit 11,5 Prozent besonders niedrig. Zum Vergleich: Im gesamten Stadtgebiet kommen wir auf fast 40 Prozent. Die Erfahrung der letzten Jahre hat jedenfalls gezeigt, dass sich Wohnungen mit Balkon im 8. Bezirk deutlich teurer verkaufen ließen als solche ohne. Auf den Punkt gebracht: Ja, es rechnet sich. Auch mit Hinblick auf die Vermietbarkeit. Man darf nämlich eines nicht vergessen. Was wäre das? Ein begrünter Balkon, vielleicht auch noch ein eigener Gemüsegarten, steigert die Wohnqualität erheblich. Auch im Hinblick auf den Klimawandel. Wir sehen nämlich die große Chance, dass nachträglich angebaute Balkone mit entsprechender Begrünung helfen können, die Hitze in der Stadt merklich zu reduzieren. Auch heuer haben wir wieder gemerkt, dass die Sommertage in der Stadt immer heißer werden beziehungsweise die Zahl der Hitzetage pro Jahr deutlich gestiegen ist. Umso wichtiger ist es, dieser Entwicklung mit entsprechenden Maßnahmen gegenzusteuern.
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Was hat Ihr „Erster Wiener Balkonbericht“ noch Interessantes zu Tage gebracht? Wien punktet auf den ersten Blick mit einem großen Angebot an Grünflächen, was die Hauptstadt zu einer der lebenswertesten Städte der Welt macht. Schaut man etwas genauer hin und bricht man den Anteil der Grünflächen auf die einzelnen Bezirke herunter, so zeigt sich ein großes Ungleichgewicht. Während nämlich in ganz Wien auf jeden Einwohner knapp 70 Quadratmeter Grünfläche kommen, sind es in den Bezirken vier bis neun nur rund sechs Quadratmeter. Auf dem anderen Ende der Fahnenstange rangiert wiederum Hietzing mit 486 Quadratmetern pro Einwohner. Insgesamt wohnt aber rund ein Drittel der Wiener Bevölkerung mehr als 250 Meter von der nächsten Grünfläche entfernt. Private Freiflächen können da Abhilfe schaffen. Bei Neubauten fällt es manchmal auf, beispielsweise auf der Donauplatte, dass viele Balkone eigentlich als Wäscheständer und
Fahrrad-Abstellplatz genutzt werden. Hat das mit der Dimension dieser Gebäude zu tun oder mit der Tatsache, dass es in manchen Wiener Lagen sehr windig ist? Unter anderem auch deswegen. Andererseits glaube ich auch, dass den Leuten oft das Know-how zum Gärtnern fehlt. Davon, dass schon mal eine Pflanze eingehen kann, wenn man sich nicht so gut auskennt, kann auch ich ein Lied singen. Deshalb arbeiten wir auch mit Anbietern zusammen, die – sofern erwünscht – ein Begrünungselement zur Verfügung stellen und auch eine Anleitung für die Pflege mitgeben. Wir geben auch Tipps, in welchen Monaten welches Gemüse angebaut werden kann. Besonders spannend finde ich beispielsweise Wintergemüse. So ein Paket hat es meines Wissens bisher nicht gegeben. Wir möchten sukzessive auch andere Anbieter einbinden. Beispielsweise Hersteller von Photovoltaik-Platten mit Akku, die man am Balkongeländer anbringen kann. Solche Themen sind spannend. Aber natürlich muss man die Leute darüber informieren, dass es so etwas gibt.
Simon Battlogg
Das nachträgliche Anbauen von Balkonen könnte sicher auch ein Thema für die Gemeinde Wien sein? Absolut. Den Bewohnern von Gemeindebauten mehr Freiraum zur Verfügung zu stellen, wäre sicher eine Riesenchance ihre Wohnqualität zu erhöhen. Ich darf hier wieder an den Klimawandel und den damit einhergehenden Anstieg der Hitzetage erinnern. Wieso haben Sie sich eigentlich für Wien als ersten-Test-Markt entschieden? Wir haben einfach gesagt: Wir beginnen in Wien und testen, wie das Ganze angenommen wird. Aber natürlich richtet sich unser Angebot auch an andere Städte. Die Entscheidung hat auch mit unseren aktuellen Personalressourcen zu tun, die etwa in Wien ausreichend gegeben sind. Eine Rolle hat dabei auch gespielt, dass ich am Wiener Standort dafür zuständig bin, neue Geschäftsmodelle aufzubauen. Aber wie gesagt: Wenn jetzt eine Anfrage aus Graz kommt, werden wir nicht direkt absagen. Wir würden die Ausführung entsprechend organisieren.
Geschäftsfeldleiter für neue Geschäftsmodelle, Innovation & Digitalisierung der Rhomberg Bau Gruppe am Standort Wien; Arbeitsschwerpunkt: Entwicklung und Aufbau nachhaltiger Wertschöpfungsketten in der Transformation vom Bau- zum Technologieunternehmen mit Bau-Know-how.
Welche Materialien bieten sich grundsätzlich für einen Balkonanbau an? Was die Beständigkeit anbelangt, vor allem wenn auch eine Begrünung geplant ist, bietet sich Stahl an. So ehrlich muss man sein. Holz ist nämlich bei wechselfeuchten Bedingungen nicht ideal, weil es morsch werden kann. Da muss man sehr aufpassen. Geht es allerdings um einen Innenhof, wo man wirklich für jede Wohnung – vielleicht aufgeständert – Balkone realisieren kann, würde sich durchaus auch Holz als Material anbieten. Das muss man einfach individuell prüfen. Und dann kommt es noch ein bisschen auf die statischen Verhältnisse an. Ein für sich stehendes System aus Holz im Innenhof ist leichter zu realisieren als eine größere Austragung im Haus, die
nur an der Wand befestigt ist. Natürlich kann man auch Holz mit verschiedenen Verfahren so beständig machen, dass es breiter einsatzfähig wird. Bei Rhomberg wollen wir das optimale Material dort einsetzen, wo es am meisten Sinn macht. Wie sie wissen, sind wir sehr aktiv im Holzbau. Entsprechend hoch ist unser Know-how auf diesem Gebiet. Wenn ich aber, jetzt überspitzt gesagt, das Holz fünfmal behandeln muss, macht es keinen Sinn, es einzusetzen. Und wenn ich einen Balkon aus Stahl wirklich modular aufbaue, den ich wieder komplett zerlegen kann, spricht meines Erachtens nicht viel dagegen, weil die Ressourcen ja nicht irgendwo verschwinden, sondern gut wiederverwertet werden können.
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Mediation ohne Kompromisse Ergebnisoffen lösungsorientiert. Wirtschaftsmediatorin Melanie Berger: „Mediatoren sitzen mit den Konfliktparteien in einem Boot. Nur gemeinsam hat man Erfolg“. Das Gespräch führte: Michael Neubauer
Wie kann man die Kommunikation zwischen – wohl oft – hoffnungslos zerstrittenen Parteien überhaupt herstellen? Melanie Berger: Das Allerwichtigste ist, die Arbeitsfähigkeit herzustellen und den Sachverhalt mit den Experten, die beide Parteien in der Regel in ein Mediationsverfahren ohnehin mitbringen, zu klären. Wie sie richtig vermuten: Oft wurde bereits so lange und heftig gestritten, dass die Parteien nicht mehr miteinander reden können. Aber ist die Sachlage einmal geklärt, so ist es um einiges leichter eine Lösung zu finden. Wie geht man dabei konkret vor? Wurde einmal Klarheit geschaffen, geht es darum einen Interessensausgleich herzustellen. Dabei muss man auch tiefer in einen Sachverhalt einblicken beziehungsweise manchmal auch nachrechnen. Gewerbliche Bestandsverhältnisse zum Beispiel, mit denen ich mich im Moment im größeren Umfang beschäftige, sind oft langfristig angelegt. Schließlich geht es ja auch darum, die Zukunft in die Überlegungen miteinzubeziehen, weshalb man nicht alles gleich an die Wand fahren sollte. Können Sie in diesem Zusammenhang ein Beispiel nennen, wie man ein Problem in der Praxis selber lösen könnte? Nehmen wir an ein Bestandsnehmer stellt die Mietzahlungen einfach ein. Informiert er nicht den Bestandsgeber, so ist das nicht nur in rechtlicher Hinsicht die falsche Vorgehens-
weise, er stößt mit diesem Verhalten auch die andere Partei vor den Kopf. Besser wäre es, das persönliche Gespräch zu suchen. Natürlich gilt das Gleiche auch für den Bestandsgeber. Falls der Bestandsnehmer die Mietzahlungen kommentarlos einstellt, kann er sich überlegen, wie er vorgehen könnte, um die Situation nicht noch weiter zu verschärfen. Machen Mediationsklauseln Sinn? Ja, durchaus. Ähnlich wie eine Schiedsklausel ist eine Mediationsklausel ein Vertragsbestandsteil, der den Umgang mit Konflikten und Hindernissen regelt. Damit können sich Vertragsparteien darauf einigen, zu versuchen, mögliche auftretende Konflikte zuerst mit Hilfe eines Mediationsverfahrens zu klären. Damit wird letztlich auch sichergestellt, dass man sich langwierige und – vor allem auch – teure Gerichtsverfahren so weit wie möglich erspart. Gibt es den richtigen Zeitpunkt für ein Mediationsverfahren? Grundsätzlich gilt: Je früher, desto besser. Das ist ähnlich wie in der Unternehmensberatung: Je früher man sich Experten anvertraut, desto leichter lassen sich Konflikte zum Vorteil aller klären. Im Fall von Konflikten, die bereits über einen längeren Zeitraum heftig eskaliert sind, ist es ungemein schwieriger mit allen Beteiligten eine Lösung zu finden. Kann die Arbeitsfähigkeit nicht mehr hergestellt werden ist der Gang vor ein Gericht kaum zu vermeiden.
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In einem Gerichtsverfahren gibt es in der Regel einen klaren Verlierer. Trifft das auch auf Mediationsverfahren zu? Nein. In einem Mediationsverfahren gibt es keinen Verlierer. Auch wird niemand sein Gesicht verlieren. Anders als vor Gericht müssen alle Parteien gemeinsam – und zwar eigenverantwortlich – an einem Tisch sitzen, um gemeinsam aktiv an der Lösung für einen Konflikt zu arbeiten. Es gibt keine Sieger und Verlierer. Schließlich werden in der Mediation auch für alle beteiligten Parteien Lösungen erarbeitet, die die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen. Was muss man als Mediator mitbringen (oder was muss er können)? Gut wäre eine betriebswirtschaftliche oder juristische Ausbildung als Basis, möglichst breit gestreute Erfahrung in der Wirtschaft und gegebenenfalls eine Spezialisierung, die man besonders gut kennt. Ja und natürlich empfiehlt sich auch die Mediationsausbildung. Die Mediationsausbildung und die Eintragung als Mediator ist ebenfalls unumgänglich, wenn man gute Fälle bekommen und auch bearbeiten können möchte. Theoretische und methodische Kompetenz ist nicht alles, aber eine Grundvoraussetzung für unsere Arbeit. Es ist zwar so, dass wir mit der Mediation keinen inhaltlichen Auftrag haben, aber wir müssen trotzdem wissen wie die nächste sinnvolle Frage lauten soll, die wir stellen können und was alles Berücksichtigung finden sollte.?
jedenfalls alle vorliegenden Dokumente im jeweiligen Zusammenhang. Wenn ich nicht entsprechend informiert bin, kann ich nur auf gut Glück Fragen stellen. Zumindest bereite ich persönlich mich so vor. Ich trage in einem Mediationsverfahren ja auch die Verantwortung dafür, dass die Parteien gut arbeiten können. Was macht man als Mediator, wenn ihm eine der Parteien vollkommen unsympathisch ist? Eine Möglichkeit wäre, die Mediation abzubrechen. Manchmal gibt es wirklich sehr starke Ungleichgewichte. Aber grundsätzlich gibt es da schon die eine oder andere Technik, wie wir das in solchen Fällen ausgleichen können. Ich bitte um Verständnis: Ich werde ihnen hier nicht meine Geheimnisse verraten. Vielleicht können sie uns ein, zwei kleine Einblicke geben? Da fällt mir ein gutes Beispiel ein: Es gibt ja sehr objektivierbare Kriterien, nach denen ein Gespräch geführt werden kann. Eines davon ist die Sprechzeit. Darauf kann man schauen. Oder wenn jemand unsympathisch ist, hat das auch manchmal damit zu tun, dass er vielleicht unhöflich ist oder nicht die gleiche Sprache spricht. Die Dinge für Parteien zu übersetzen, ist aber auch Teil unserer Arbeit. Es gibt ja nicht nur Sympathieungleichgewichte,
Darf ein Mediator bewerten beziehungsweise ist das nicht unabdingbar, um den jeweiligen Parteien überhaupt Hilfestellung bieten zu können? Das ist eine sehr heikle Frage. Wir machen das jedenfalls nicht so direkt. Aber man muss sehr wohl wissen, um was es geht. Ich lese
Melanie Berger Melanie Berger, eingetragene Mediatorin und seit 2018 selbstständig. Sie arbeitet in der Wirtschaftsmediation mit Unternehmen vom Minibetrieb bis hin zum internationalen Konzern. Berger ist Veränderungsjunkie und Strukturliebhaberin, Neugierdsnase und Menschenfreundin. www.melanieberger.eu
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„Oft wurde bereits so lange und heftig gestritten, dass die Parteien nicht mehr miteinander reden können.“ Melanie Berger
die man als Mediator persönlich empfindet, sondern alle möglichen Ungleichgewichte, die man ausgleichen muss. Wir erreichen das, indem wir Dinge umformulieren, das heißt paraphrasieren. Wenn jetzt eine Partei etwas so formuliert, das sehr verletzend, arrogant oder sonst wie negativ rüberkommt, dann versuchen wir, auf eine sachliche Art zu formulieren, was er oder sie gemeint haben könnte, indem wir sagen: ‚Meinten Sie das so, so und so?‘ Wenn die Partei sagt: ‚Der andere ist ein Trottel‘, dann kann der Mediator beispielsweise fragen: ‚Meinen Sie, er hat nicht das geliefert, was Sie sich gewünscht haben?‘ Manchmal ist auch Authentizität angebracht. Jemandem aber tatsächlich zu sagen, dass das, was er tut, nicht in Ordnung ist, ist eine sehr heikle Intervention. Wir Mediatoren stellen viel lieber Fragen, als Dinge festzustellen, denn
das ist nicht unsere Aufgabe, sondern die der Medianden. Wie wichtig ist es in der Mediation eine Beziehung zu einer Partei aufzubauen? In unserem Geschäft steht und fällt alles mit der Beziehungsebene. Und wenn man zu jemandem keine halbwegs tragfähige Beziehung aufbauen kann, dann wird eine Mediation auch nicht gelingen, weil das notwendige Vertrauen fehlt. Lassen Sie mich Ihre Frage so beantworten: Wenn man merkt, dass man trotz aller Bemühungen nicht erfolgreich sein wird, dann muss man auch einmal abbrechen. Ist das Ihnen schon einmal passiert? Nein. Bisher habe ich noch nie erlebt, dass mir jemand so unsympathisch war, dass ich nicht mit ihm oder ihr arbeiten konnte. In
der Mediation werden Verhaltensweisen und Beweggründe aufgedeckt und so meistens nachvollziehbar. Es kann aber vorkommen, dass man in Mediationen das Gefühl bekommt: Die sind jetzt ein bisschen auf dem falschen Dampfer. Oder: Wenn der sich mir gegenüber so verhalten würde, würde mich das sehr aufregen. Und was es vielleicht auch erleichtert mit vielen Menschen arbeiten zu können ist sicher Neugierde. Ist einem nämlich jemand unsympathisch, hat das oft mit einem selbst zu tun, oder es liegt irgendeine Dissonanz vor, beziehungsweise irgendetwas passt nicht zusammen. Ich bin halt auch neugierig darauf herauszufinden, was es ist, das mich in einer Mediation aufregt. Wir Mediatoren sind aber dafür ausgebildet, mit solchen Themen umzugehen und einen guten Umgang mit heiklen Situationen zu finden.
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Zum Autor Dipl.-Kfm. Frank Brün FRICS ist Managing Partner bei Phorus Management und Gründungsvorsitzender der AREAMA – Austrian Real Estate Asset Management Association.
Pandemiewellenreiten Kommentar: Frank Brün
Das Rapper-Duo Kreiml & Samurai beschreibt in seinem Song „Wiener“ (feat. Monobrother) sehr schön die lokalen Eigenheiten: „Unsere positivste Seite ist die Negativität / Drum is eh ollas fürn Oasch, trotz bester Lebensqualität …“. Ist das eigentlich sonst als lieb empfundene Granteln so viel mehr geworden oder waren wir es einfach nicht mehr gewohnt? Kommt es mir nur so vor oder ist der Umgangston in der letzten Zeit schon wieder etwas rauer geworden? So richtig live und in Farbe, zwischenmenschlich gesehen. Wer kürzlich auf der Straße oder in der U-Bahn im Berufsverkehr unterwegs war, versteht sicher, dass es mit der kooperativen Koexistenz ohne Sicherheitsabstand noch ein bisschen braucht. Andererseits erleben wir seit dem Frühjahr die wiedergekehrte Normalität im Discounter um die Ecke: Die Pensionisten drängeln von hinten, ob das nicht etwas schneller ginge („zweite Kassa!“) und die Kassiererin schiebt den Einkauf wieder so schnell ins Wagerl, dass man mit dem Bezahlen gar nicht nachkommt. Also fast schon ein Sommer wie früher.
Rudern statt sudern
Dank 3G ist es einigen gelungen, sich vom Home-Office zu lösen und pünktlich nach dem vermeintlich wohlverdienten Sommerurlaub („haben wir uns auch sowas von verdient!“) und vor der vierten Welle
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das lang vergessene Büro aufzusuchen. Die Chefitäten macht das froh: Sie wollen verständlicherweise wieder ihre Leibeigenen um sich versammeln und die Kontrolle über deren Arbeitsleben zurückerlangen. Heim in die Firmen-Familie quasi. Auch wenn die Studien was anderes sagen: Der Fokus liegt nicht mehr auf dem Ergebnis des Schaffens, nein – viel wichtiger ist doch die kommunikative Präsenz im Epizentrum der Arbeit. Nach ein paar Runden Schaulaufen („seht mal meine Urlaubsbräune!“) und einigen floskelhaften Meetings mit viel Gossip drumherum weiß man wieder, wozu das Büro immer schon gut war und Gott sei Dank immer noch ist: Markier´ Dein Revier!
Im goldenen Häferl da koide Kaffee
Haben wir was Sinnvolles aus den Lockdowns lernen können? Wie werden wir zukünftig die Leistung anderer würdigen? Nicht nur in Wien fehlen in der Gastronomie und insbesondere in Hotels qualifizierte Mitarbeiter in allen Abteilungen, nachdem diese sich wegen der ständigen Anmache von Gästen genervt anderen Dienstleistungsbranchen zugewendet haben. Und wenn man die Dienstleister selbst vertrieben hat: Zurzeit fehlen in England die gerade aus dem Land komplementierten Berufskraftfahrer, um die Logistik des Landes sicherzustellen. Britisches Klopapier wird wieder knapp und beim McDonalds gibt es bis auf weiteres keinen Vanille-Shake mehr. In Wien gibt es den aber zum Glück schon noch. Im Refrain des oben erwähnten Songs heißt es: „Des ist hold a Klischee, im goldenen Häferl da koide Kaffee / Wos, sie glaubm goa, des is a Schmäh?“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Fotos: Adobe Stock, Studio Huger
Vor einem halben Jahr durfte ich meine Sicht über das Home-Office mit Ihnen teilen. Wie ist es Ihnen seither ergangen? Haben Sie daheim die Nudel-, Paradeissauce- und Klopapiervorräte wieder auf einen Normalstand gebracht? Sind Sie aber auch auf die nächste Welle vorbereitet?
Die bewegte ImmoWirtschaft Regelmäßige Kolumne über Fakten und Inhalte, die verändern und prägen.
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Corona: Negative Auswirkungen spürbar Kommentar: Philipp Kaufmann
Die Pandemie, die uns seit März 2020 in Atem hält, hat konkrete Auswirkungen auf uns alle. Wir sind wirtschaftlich von dieser einzigartigen Seuche betroffen, aber diese Krise geht im Gegensatz zu den letzten Wirtschafts- und Finanzkrisen viel tiefer: Sie betrifft uns persönlich und die Auswirkungen werden uns lange beschäftigen. Ich wollte es genauer wissen und habe bei DDr. Paul Eiselsberg von IMAS eine Studie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist eindeutig: Zwei Fünftel der Österreicher spüren körperliche Verschlechterungen durch die Corona-Krise. Die Befragung von 1.001 Personen in Österreich fand im Zeitraum von 12. Mai bis 7. Juni 2021 statt und somit genau in dem Zeitraum, wo der zweite Lockdown in Österreich endete. Fitness-Studios waren bis 19.05.2021 behördlich geschlossen und die Menschen konnten über Monate keinen Sport in diesen Einrichtungen machen.
Corona bewirkte einen schlechteren körperlichen Zustand
54 Prozent der Österreicher treiben regelmäßig Sport („Sportbegeisterte“), im Detail 46 Prozent einmal beziehungsweise zwei- bis viermal pro Woche, fast ein Zehntel sogar fünf- bis siebenmal pro Woche. Besonders die Sportler waren es auch, die sich in der Krise weiterhin allein fit gehalten und sich bewegt haben. Die Gruppe der 16- bis 34-Jährigen, jene mit höheren formellen Bildungsabschlüssen und Stadtbewohner geben häufiger an, Sport zu betreiben im Vergleich zu ihrer jeweiligen soziodemografischen Gegengruppe. Im Gegensatz hierzu gibt es die „Sportmuffel“: Rund ein Drittel der Österreicher treibt selten oder nie Sport. Rund jeder sechste Österreicher ab 16 Jahren ist kompletter Sportverweigerer, macht also laut eigenen Angaben nie Sport.
mindestens einer der genannten Aspekte schlechter geworden ist. Das Ergebnis hat damit die schlimmsten Befürchtungen mehr als bestätigt.
Nimm es persönlich: Mach dich fitter
Das Ergebnis ist vor allem vor einem Hintergrund von entscheidender Bedeutung: Corona hat das bestehende Problem, der gespaltenen Nation, verstärkt und die Menschen, die schon bisher weniger fit waren, noch härter getroffen. Ich lerne, wie wichtig einmal mehr Selbstverantwortung ist. Wir haben es persönlich in der Hand und können mit Sport und Bewegung fitter und vitaler werden beziehungsweise sein. Daher mein Rat: Nimm es persönlich! Mach dich fitter! Nur so werden wir die Folgen von Corona gemeinsam besiegen.
Körperlicher Zustand
Verbesserung oder Verschlechterung durch Corona Verschlechterung
30 Bewegungshäufigkeit
20
Fitnesszustand, Beweglichkeit
10
0
10
20
23%
Eigenes Körpergewicht
Gesundheitszustand
Die in der repräsentativen Umfrage festgestellte Verschlechterung manifestiert sich vor allem in der eigenen Bewegungsfähigkeit und -häufigkeit, dem Körpergewicht, dem eigenen Fitnesszustand und dem persönlichen Gesundheitszustand. 40 Prozent der Österreicher sagten, dass
Verbesserung
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21% 26%
14% 12%
17%
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Quelle: IMAS-Studie im Auftrag von M.A.N.D.U.
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Zum Autor KR Michael Pisecky ist Geschäftsführer der s Real und Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder.
Wiener Bauordnung – gegen Klima- und Umweltschutz Kommentar: Michael Pisecky
Man sollte daher sanieren, umbauen und zubauen im Bestand, um immer höhere, flexiblere – weil mehrfach nutzbare – und effizientere Gebäude zu schaffen. Nicht zu vergessen: Hier ist auch die Überhitzung der Städte zu berücksichtigen und möglichst viel Grün zu schaffen in Innenhöfen, durch grüne Fassaden etc.
Objektive Maßstäbe sind gefragt
Ich verstehe, dass eine Stadt mitentscheiden möchte, welche Häuser abgerissen werden dürfen und welche nicht. Hier sind objektive Maßstäbe zu entwickeln, damit für Eigentümer und auch Bewohner Klarheit besteht. Eine Mitsprache beim Abriss, wie in der Bauordnungsnovelle im Vorjahr verankert, ist daher klar, die Umsetzung, keine Abrisse mehr zu genehmigen, ist nicht klar. Im Gegenteil, es verhindert Maßnahmen,
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die dem Klima- und Umweltschutz dienen, es verhindert Sanierungen, es verhindert die Errichtung weiterer Wohnungen in der gebauten Stadt, es verhindert Investitionen – und es vernichtet Werte. Das Ergebnis: Eine solche Vorgangsweise schafft schlechte Häuser mit schlechter werdender Wohnqualität mit dem kurzfristigen politischen Motiv, Wohnungen in der Preisregelung des Mietrechts zu erhalten. Dieser Preis ist hoch, zu hoch und erhält billige Wohnungen in Ruinen.
Nicht die Novelle, die Art der Umsetzung ist das Problem!
Dazu kommt jetzt ein weiterer Anschlag gegen den Klima- und Umweltschutz. Man möchte „Monsterbauten“ verhindern, die – nur nebenbei bemerkt – der Bauordnung entsprechen, und verunglimpft im gleichen Atemzug die Entwickler. Wenn man im mehrgeschoßigen Wohnbau große Einheiten verhindert, dann heißt das kleinere Einheiten und damit schlechtere Energiebilanz und mehr Grundverbrauch – das können wir nicht wollen. Wenn man fragt, wer in solchen großen Bauten wohnen will, dann müssen wir als Antwort wohnwertere Projekte entwickeln und nicht verkleinern. Und wenn wir den Einfamilienhausbereich schützen wollen, dann, und jetzt verärgere ich einen großen Teil der Österreicher, schützen wir die dem Klima- und Umweltschutz am meisten widersprechende Wohnform. Daher können wir nur hoffen, dass der Klima- und Umweltschutz auch im Wohnbauressort der Stadt Wien und in den Bauordnungsnovellen in Zukunft wieder einen hohen Stellenwert erhält.
Fotos: Adobe Stock, www.sebastianphilipp.com
Die Herausforderung ist eindeutig der Klima- und Umweltschutz. Die Immobilien sind für ein Drittel des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Daher sollten wir im Bestand sanieren – so viel wie nur geht. Das bedeutet: Den Energieverbrauch optimieren, in der gebauten Stadt nachverdichten und weitere Einheiten schaffen und die Nutzungen intensivieren. Wenn die Immobilien weniger Energie verbrauchen, senken wir den CO2-Ausstoß und die Energiekosten. Wenn wir niedrige Immobilien aufstocken oder überbauen, schaffen wir neue Einheiten, ohne zusätzlichen Grund und Boden zu versiegeln, und nutzen die bestehende Infrastruktur noch besser. Wenn wir uns überlegen, wie Liegenschaften, speziell solche, die seit langem leer stehen oder nur stundenweise in Verwendung sind, auch anderweitig genutzt werden können, sparen wir dadurch Neubauten.
Zum Autor Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträger sprecher Österreich, Lektor an der TU Wien und FH Wien.
Irrwege Kommentar: Hans Jörg Ulreich
Ich weiß nicht, ob Ihnen das auch auffällt. Wenn ich beim Frühstück die Morgenzeitung durchblättere, dann finde ich auf der einen Seite zig Berichte über den Klimawandel und dass wir alle endlich etwas dagegen tun müssen. Gleichzeitig werden – überwiegend jugendliche – Aktivisten ziemlich verunglimpft und als radikale Blockierer und Fortschrittsverhinderer abgetan.
Bauen, bauen, bauen
Die Stadt Wien scheut keine Mühe, ganzseitige Inserate zu sündteuren Preisen zu schalten, um für die von den Protestern angeprangerten Bauprojekte – die Stadtstraße und den Lobautunnel – kräftig zu werben. Wien, so steht in diesen Inseraten geschrieben, würde in Zukunft wachsen und benötigt dafür dringend 60.000 neue Wohnungen. Ohne Stadtautobahn, so weiter, könnten diese Wohnungen nicht gebaut werden. Ohne Stadtautobahn drohe die Isolation. Ohne Neubauten aber würden die Preise für Wiener Mietwohnungen aufgrund der hohen Nachfrage und des geringen Angebots explodieren. Das alles klingt genauso logisch, wie die unzähligen Plakate, die die hervorragende Klimaschutzpolitik in Wien bewerben. Und genauso freundlich, wie der Sicherheit gebende Gedanke, dass Wien zur Klimacity wird. Ja, ich bin heute in meiner Formulierung etwas böse. Aber ich kann Ihnen auch
sagen, warum: Als erfahrener Wiener Bauträger und als jahrelanger Bauträgersprecher der WKO führe ich mit meinen Kollegen wirklich gebetsmühlenartig bei Diskussionen um eine Novellierung des MRG ins Treffen, dass nicht Mietpreisoberbremsen, sondern der Markt Mietpreise regelt. Dieses Argument wird von der Wiener Stadtregierung immer vom Tisch gefegt. Wie ich aber am Inserat zur Stadtstraße bemerken durfte, wird es nur in die Schublade gewischt. Um es offensichtlich bei Eigenbedarf in eine Sonntagskrone-Anzeige zu packen.
Lippenbekenntnisse
So funktioniert derzeit die Wiener Klimaschutzpolitik. Bekenntnisse auf der einen Seite, entgegengesetzte Maßnahmen auf der anderen Seite und umgekehrt. Klares Ja zu Nachverdichtung hier, Verbot der Verdichtung in sogenannten Einfamilienhaussiedlungsgebieten – durch die Hintertür via Bauordnungs-Novelle – dort. Ja zu CO2-Einsparung einerseits, Sanierungshindernisse für Altbauten erhöhen andererseits. Ruf nach Öffiausbau da, Ausdünnung der Öffiintervalle dort. Ich könnte die Liste lange weiterführen. Sie finden das verwirrend? Ich auch. Aber eigentlich ist es verheerend. Die Folgen dieser unmutigen Politik müssen nämlich vor allem die ausbaden, die jetzt ihre Wut demonstrieren. Wenn wir Glück haben, schaffen wir es vielleicht noch, die absolute Katastrophe nicht mehr miterleben zu müssen. Bis dahin spazieren wir zum neuen, gehypten Stadterholungsgebiet am Nussberg. Auf ein Achterl mit Blick auf die Stadt, statt im aussterbenden Heurigenort Grinzing zu bleiben. Und noch ein Tipp: Fotografieren Sie bitte die Kastanienallee, die zum Nussberg führt. Die Allee wird jährlich kleiner, weil die Bäume die Temperaturen nicht mehr aushalten. Aber keine Sorge bitte! Wien ist ja anders.
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Zum Autor KR Georg Spiegelfeld, Eigentümer der Spiegelfeld Immobilien GmbH, allg. beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für das Immobilienwesen, RICS, REV, Vorstandssprecher des Immobilienring Österreich und Geschäftsführer der Immobilien Marktplatz GmbH.
Keine dauerhafte Veränderung in Sicht Kommentar: Georg Spiegelfeld
Was sicher längerfristig bleiben wird, ist das Thema „Work-Life-Balance“. Vor Corona vielfach das „No-Go“ jedes Personalgespräches – dieses Thema hat jedoch durch COVID-19 einen unglaublichen Turbo erhalten.
Auswirkung auf Wohnimmobilien
Es hat und wird die Wohnimmobilien – Planung, Größe, Lage, Ausstattung – wesentlich verändern und auch den Büromarkt sehr beeinflussen.
Wohnen mit ausreichend Platz zum Arbeiten, mit Balkon, Terrasse oder Garten in den oder im Speckgürtel von Städten mit guter öffentlicher Verkehrsanbindung auf der einen Seite und Büroimmobilien, die nicht weniger Flächen haben werden, aber diese Flächen mit mehr Kommunikationsflächen und flexibleren Einheiten ausgestaltet sein werden, auf der anderen Seite.
Veränderung des Arbeitsmarktes
Dadurch wird sich natürlich auch der Arbeitsmarkt verändern, wenn man nur noch zwei bis drei Tage die Woche im Büro sein muss – dann kann man auch aus weiterer Entfernung Mitarbeiter ansprechen und es werden die arbeitswilligen Mitarbeiter nicht mehr die Firmen abklappern, um einen Job zu bekommen, sondern die Firmen werden sich um gute und arbeitswillige Mitarbeiter in Zukunft deutlich mehr bemühen müssen. Darüber hinaus werden uns selbstverständlich auch die Themen Klimaschutz, künstliche Intelligenz aber auch der Umgang mit Videokonferenzen, interne Kommunikation, Zusammenarbeit, Cybersicherheit, Blackout und vieles mehr in naher Zukunft ausreichend beschäftigen und auf Trab halten.
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Foto: Adobe Stock
Der Mensch ist grundsätzlich ein „Gewohnheitstier“ und daher nehme ich an, dass viele gesellschaftliche Veränderungen relativ bald nach COVID-19, beziehungsweise wenn wir damit zu leben gelernt haben, wieder verschwinden werden.
Zum Autor ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen Funktionen in der Immobilienbranche tätig und Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.
Kleine Änderungen – große Wirkung Kommentar: Georg Flödl
Die WEG-Novelle 2022 wurde bislang vor allem unter dem Titel Energiewende und Klimapolitik diskutiert. Die großen Änderungen bei der Willensbildung im Wohnungseigentum wurden noch zu wenig beachtet.
Schweigen als Zustimmung
Für bestimmte Maßnahmen, die an sich nur einstimmig oder auf dem Ersatzweg durch Beschluss des Außerstreitrichters gegenüber den anderen Wohnungseigentümern „durchgesetzt“ werden können, sollen ab 2022 neue Regeln gelten. Die Zustimmung der anderen Wohnungseigentümer soll als erteilt gelten, wenn diese von der geplanten Änderung durch Übersendung verständigt werden und der Änderung nicht innerhalb von zwei Monaten nach Zugang der Verständigung widersprechen. Ein solches „Schweigen als Zustimmung“ soll gelten für E-Ladestationen, Photovoltaikanlagen auf Reihenhäusern, Sonnenschutzmaßnahmen, einbruchsichere Eingangstüren und die behindertengerechte Ausgestaltung eines Wohnungseigentumsobjekts oder von allgemeinen Teilen der Liegenschaft.
Relative Mehrheit bei Beschlüssen
Ein viel tiefgreifender Punkt der vorliegenden Novelle ist aber die Erleichterung der Mehrheitsermittlung. Bisher war für einen Beschluss der WE-Gemeinschaft eine (einfache) Mehrheit von mehr als 50 Prozent aller Miteigentumsanteile erforderlich. Neben die bisherige Möglichkeit der Beschlussfassung durch die
(Anteils-)Mehrheit tritt nun eine zweite Variante: Für einen wirksamen Beschluss ist auch eine Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen ausreichend, sofern diese Mehrheit zumindest einem Drittel aller Miteigentumsanteile entspricht. Wohnungseigentümer, die sich nicht an der Abstimmung beteiligen, haben in Zukunft weniger bremsende Wirkung als bisher. Eine qualifizierte Minderheit von WE (ein Drittel aller Anteile) kann Beschlüsse erwirken.
Mindestrücklage
Die Mindestrücklage ist von der Idee her sicher gut gemeint. Kritisch zu hinterfragen ist der schwammig formulierte Ausnahmekatalog, wann die Mindestdotierung – ausnahmsweise – unterschritten werden darf. Dies birgt die Gefahr, dass Verwalter so unter Druck gesetzt werden können, geringere Beträge vorzuschreiben. Fraglich bleibt aber auch, ob selbst mit genaueren Definitionen der notwendigen Flexibilität im WEG entsprochen werden kann. Eine Mindestrücklage wird in vielen Fällen einen sinnvollen Sockel für die Abdeckung des erwartbaren Erhaltungsaufwands bilden, in Zeiten von Niedrigzinsen wird es aber auch nicht zielführend sein, zu hohe Rücklagen anzuhäufen, wenn diese nicht benötigt werden.
Der weitere Fahrplan
Zu erwarten ist, dass die Novelle im Jänner 2022 in Kraft tritt. Im parlamentarischen Prozess will der ÖVI jedenfalls noch Klarstellungen für Wohnungseigentümer und deren Verwalter erreichen.
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Zum Autor Hania Bomba ist Geschäftsführerin bei Huber Shop in AT & DE, Gründerin/CEO der Be Retail und Aufsichtsratsmitglied der S IMMO und der Erste Immo KAG. Zuvor war sie Geschäftsführerin bei der Regioplan Consulting.
Glück oder Unglück? Kommentar: Hania Bomba
Ich glaube es geht im Leben nicht um Glück oder Unglück, sondern darum, aus allem etwas zu lernen.
Begrüßungsunarten
Die Buddhisten haben schon seit einigen tausend Jahren eine schöne Geste bei der Begrüßung, nämlich die Verbeugung und das Zusam-
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Auch die Umarmung fehlt mir. Und wenn ich mich da so umschaue heute, dann wurden viele auch hier massiv in die Steinzeit zurückgeworfen. Viele wissen offensichtlich nicht mehr, was das mit dem „sich Umarmen“ so auf sich hatte. Wenn sie es wüssten, würden sie sich nicht gegenseitig abklopfen wie einen Teppich oder irgendwie verlegen von links nach rechts schütteln … Aber wenn jemand weiß, wozu eine Umarmung ursprünglich diente und was denn so jedes Körperteil zu tun hat, damit es einfach etwas Schönes ist, dann fühlt sich das einfach super an. Ich sage Ihnen, ich kann es nicht mehr erwarten, alle wieder zu umarmen, die ich umarmen möchte.
Chance und Lektion
COVID war für mich weder Glück noch Unglück, sondern eine Chance, meine persönlichen Lektionen zu lernen. Eine davon war es, Dinge zu tun, die ich für richtig halte, und mir noch weniger Gedanken darüber zu machen, was man denn von Frau Bomba erwartet. Wie zum Beispiel mir die Freiheit zu nehmen, in einer Immobilienfachzeitschrift über Dinge zu schreiben, die mich privat beschäftigen und die ich als relevant halte. Würde es ein anderes Bild auf mich werfen, wenn ich über das Cloud Computing im Risk Management schreiben würde? Oder über NonFungible Tokens (NFTs) und die Entwicklungen des Konsumverhaltens in der virtuellen Welt? Wahrscheinlich ja. Vielleicht ist das nicht der richtige Ort, vielleicht aber eben der perfekte! Ihre Hania Bomba
Foto: Adobe Stock, Marius Höfinger
In den gefühlt 35 Jahren, die wir bereits COVID haben, hat sich vieles verändert für mich. Manches kehrt wieder zum Normalzustand zurück und manches nicht, weil „normal“ jetzt anders ist. Was mich im Zuge dessen beschäftigt, ist die menschliche Entfremdung, die offensichtlich nicht so schnell wieder wegzubekommen ist. Die Distanz, die sich ganz offensichtlich und deutlich in dieser Pandemie zwischen uns gebildet hat, verschwindet nicht von selbst. Der Normalzustand stellt sich nicht ein. Leider auch nicht mit einer Impfung. Und es geht los beim Händedruck und hört auf in der gefühlten Wirklichkeit. Mir war der Händedruck bei der Begrüßung von anderen Personen immer sehr wichtig und eine Hilfe bei der Einschätzung des Gegenübers. Seit circa 15 Jahren „übe“ ich bewusst und achtsam, den Menschen die Hand zu geben und zu spüren, was es in mir auslöst. Interessant, wie man im Laufe der Zeit immer mehr spürt. Interessant, wie lange es dauert, bis einem eine „Hand“ unterkommt, die einen passend und angenehm begrüßt. Die oben erwähnten 35 Jahre haben uns zurückgeworfen beim „sich die Hände reichen“. Noch immer boxen manche um sich oder geben einem den Ellenbogen oder als Steigerung den Fuß zur Begrüßung. Wer hat damit angefangen? Ein Primat? Dieses „Faust geben“ oder den Ellenbogen oder eben den Fuß ist eines der abartigsten Dinge, die unsere Gesellschaft hervorgebracht hat in den letzten Jahren – na gut, ich gebe zu, es gab einige Brüller in den letzten Jahren, aber das reiht sich sicher unter die Top 3. Und wären diese Gesten nicht schon unpassend genug, das Tempo, mit dem sie sich verbreitet haben, setzt noch eines drauf.
menlegen der Hände – als Zeichen von Respekt. Nicht irgendein Rumgeboxe oder Ellenbogengehabe … Interessant unsere „neue“ Art des sich Begrüßens, passt aber irgendwie zu unserer Kultur …
Zum Autor Isabella Stickler, ist Obfrau und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Bau-, Wohn- und Siedlungs genossenschaft Alpenland und Mitglied bei Salon Real.
Zukunft.Holzbau Kommentar: Isabella Stickler
Die Corona-Pandemie brachte nicht nur langfristige Veränderungen in der Arbeitswelt mit sich, sie führte vor allem in der Immobilienbranche dazu, dass die Bau-Branche boomt, wie seit Jahren nicht mehr, und die Nachfrage nach Wohnraum und die Investitionen in Grund und Boden ungebrochen hoch sind. Die Schattenseite der Entwicklung: Die Preise für Baustoffe und Grundstücke klettern in schwindelerregende Höhen. Trotz oder wegen Corona gehen die Immobilienpreise durch die Decke und ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Holz in Serie – Alpenland Wohnbauprojekt in Ober-Grafendorf bei St. Pölten
In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Ökologie das Gebot der Stunde sind, zeigt unser Wettbewerbsergebnis eindrucksvoll, dass die Aspekte des nachwachsenden Rohstoffes Holz nicht zulasten bauphysikalischer oder architektonischer Ansprüche gehen.
Luft nach oben
Es wurden fünf im Holzbau erfahrene Architekturbüros im Duett mit ausführenden Holzbaufirmen eingeladen, fünf gleichartige Baukörper in serieller modularer Holz- oder Holzhybridbauweise mit sehr hohem Vorfertigungsgrad zu entwickeln. Die Wettbewerbsteams hatten zusätzlich auch ein verbindliches Totalunternehmerangebot abzugeben.
Dieses Pilotprojekt zeigt, dass in gesamtheitlicher Betrachtung der Wohnbauproduktion durch serielles modulares Bauen noch viel Luft nach oben ist. Die Vorteile der Kosten- und Terminsicherheit werden uns nicht nur in Ober-Grafendorf zugutekommen, wir werden diese Baukörpertypologie auch auf anderen Liegenschaften umsetzen und so einen weiteren Beitrag zu unserer Ökobilanz leisten. Corona hat nicht nur die Wohnbedürfnisse geändert, die Bedeutung von Gesundheit ist seit der Pandemie verstärkt ins Bewusstsein von Verbrauchern gerückt. Unsere Kunden informieren sich mehr über Materialien, Inhaltsstoffe und deren gesundheitliche Auswirkungen. Mit seinen natürlichen Eigenschaften trägt Holz zu einem ausgeglichenen Innenraumklima bei und schafft so Wohngesundheit zum Wohlfühlen.
Unser Wunschziel wurde soweit übertroffen, dass ein architektonisch wertvolles Projekt mit qualitätsvollen Frei- und Wohnräumen entstanden ist. Damit wurde auch ein Schritt zu ressourceneffizientem Bauen und
So schafft Holz-Wohnbau in vielen Aspekten eine Win-win-Situation für den Bauherrn und die Kunden und wird sich auch langfristig im (gemeinnützigen) Wohnbau durchsetzen.
Aufgrund dieser wirtschaftlichen Entwicklungen haben wir in OberGrafendorf Anfang 2021 einen Architekten-Wettbewerb unter dem Motto „Rationalisierung und Ökologisierung im geförderten Wohnbau“ zur Schaffung von dauerhaft leistbarem Wohnraum abgehalten.
in wirtschaftlicher Sicht ein – mit sensationell niedrigen reinen Baukosten um 2000 Euro – wichtiger Schritt zur Schaffung von leistbarem Wohnraum auch unter aufgeheizten Rahmenbedingungen gesetzt.
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Zu Tisch mit ...
Zu Tisch mit … Ewald Stückler & Thomas Belina
Gedanken zu einem Menü verfasst
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Full-ServiceLösung für Immobilienprojekte Neugründung. Die Immobilien-Profis Ewald Stückler, Thomas Belina und Georg Muzicant wollen mit der gemeinsam gegründeten SBG Smart Building ihre Expertise bündeln und Vermittlung, Beratung, Innenarchitektur, Umbau, technische Abwicklung, Baumanagement und Übergabeplanung des fertigen Projektes aus einer Hand anbieten. Das Gespräch führte: Lisa Grüner
W
ir treffen uns im Gastgarten des Schwarzen Kameels. Es ist kalt, die Wärme der Heizstrahler wird durch den Wind verblasen. Dennoch beschließen wir, Wind und Wetter zu trotzen und draußen zu sitzen. Meine Gesprächspartner sind alte Bekannte in der Branche, aber sie haben sich neu formiert. Das ist auch der Anlass für unser Interview. Ewald Stückler, Geschäftsführer der Tecno Office Consult (T.O.C.), und Thomas Belina, Geschäftsführer von Colliers, haben beschlossen, gemeinsame Sache zu machen und ein eigenes Unternehmen, die SBG zu gründen. Da dängt sich die Frage auf, warum nach so langer Zeit und warum jetzt? „Wir kennen uns schon einige Jahre, wobei wir am Anfang unserer gemeinsamen Karriere keine Geschäfte miteinander gemacht haben“, erzählt Thomas Belina. „Ich war lange Zeit in der Wlaschek-Stiftung tätig und habe dort mit
Ewald Stückler immer wieder Anknüpfungspunkte gehabt. Öfter haben wir uns um gemeinsame Kunden gematched.“ Beide lachen. „Es war so, dass immer wieder Schnittstellen vorhanden waren und wir uns in Projekten begegnet sind, aber wir nie ein Projekt gemeinsam von Anfang bis zum Ende begleitet haben“, ergänzt Ewald Stückler. „Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir hier Potential liegen lassen.“ Der Kellner unterbricht das Gespräch und legt die Speisekarten auf den Tisch. Wir outen uns alle als Kameel-Stammgäste, denn wir kennen die Karte auswendig und bestellen die Klassiker. Belina klinkt sich wieder ins Gespräch ein: „Als ich noch in der WlaschekStiftung tätig war, hätte ich schon gerne eine Zusammenarbeit gehabt, da wir aber viele Kunden in der Bürovermietung betreut haben, die der Ewald auch betreut hat, war das nicht möglich, trotz oder gerade wegen der gemeinsamen Schnittstellen. Mit dem Wechsel zu
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„Unsere Kunden kommen aus den Bereichen Office, Retail, Resorts und Wohnbau.“ Ewald Stückler, SBG
Ewald Stückler
Colliers hat sich die Situation geändert.“ Dem stimmt Stückler zu: „Wir haben bei vielen Projekten gemerkt, dass wir gut zusammenarbeiten können. Im Laufe der Zeit hat es sich immer mehr gezeigt, dass es für viele Kunden ein Asset ist, die gesamte Palette an Dienstleistungen, also von der Suche, über den kompletten Ausbau, bis zur schlüsselfertigen Übergabe aus einer Hand zu bekommen. Daraufhin haben wir unsere Kooperation auf eine solide Basis gestellt und ein gemeinsames Unternehmen, die SBG, gegründet.“ Als wäre das Timing geplant gewesen, serviert der Kellner die Vorspeisen. Die Wahl der Herren ist auf die kräftige Rindssuppe mit dem Beinschinkenstrudel, meine auf das Beef Tartar vom österreichischen Jungrind gefallen.
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Ewald Stückler hat das Hotelmanagement Kolleg in Tirol abgeschlossen und ist Gesellschafter und Geschäftsführer der T.O.C. Tecno Office Consult und Gesellschafter der Tecno ZT Ziviltechniker, Gesellschafter und Geschäftsführer der Tecno Consult in Deutschland und Geschäftsführer und Gesellschafter der SBG Smart Building.
Beides schmeckt hervorragend. Etwas neidisch blicke ich auf die warme Suppe, die mir aufgrund des wieder einsetzenden Regens als die bessere Wahl vorkommt. Doch auch beim Reden wird einem warm, also stelle ich gleich die nächste Frage. Welche Zielgruppe soll mit der SBG angesprochen werden, wer sind die Kunden und wo kommen sie her?
Breitgefächerte Zielgruppe
„Die Kunden kommen aus den Bereichen Office, Retail, Resorts und Wohnbau, also jeder,
der etwas anmieten oder verwerten möchte, fällt in unsere Zielgruppe“, erklärt Stückler. „Wir wollen nicht nur die Felder Architektur und Bau abdecken, sondern eben auch die Gebäudebewertungen und Optimierungen. Oft gibt es zwar die Due Diligence auf das Gebäude, aber was dann fehlt, ist die Prüfung, ob die Bausubstanz passt, die Umnutzung eines Gebäudes machbar ist, und das Gebäude einer gewissen Preisvorstellung zuzuführen ist.“ Dazu ergänzt Belina: „Wir können sehr viel oder fast alles anbieten, es muss aber nicht alles sein. Wir als Colliers machen die Vermittlung und finden die passende Immobilie und nun hat der Mieter oder Käufer den Vorteil, dass er über uns nicht nur das Geschäftslokal anmieten kann, sondern auch das Baumanagement, die Architekturplanung, die Kostenkontrolle und vieles mehr bekommt. Wichtig sind bei solchen Themen auch immer die guten Kontakte zu den Behörden und die haben wir.“
Dynamik am Büromarkt
Mit der Frage, ob Büroflächen reduziert werden, weil doch viele Angestellte im Home-Office arbeiten, werden auch schon die Hauptspeisen serviert. Der Kellner stellt ein klassisches Wie-
„Wir sind in der glücklichen Situation, viele Geschäftskunden schon sehr lange zu haben. “ Thomas Belina, SBG
Thomas Belina
ner Schnitzel und zwei Kalbsbutterschnitzerl mit Kartoffelpüree auf den Tisch. Wir lassen uns die typischen Wiener Speisen munden und plaudern gleich weiter. „Wir sehen derzeit keine Büroschwemme in Wien“, so Belina. „Es gibt zwar durchaus eine gewisse Dynamik durch Büroflächen, die auf den Markt kommen, aber wir reden hier von keinen großen Mengen.“ Dazu verweist der Colliers-Geschäftsführer darauf, dass die Unternehmen vertraglich gebunden sind und nicht so einfach Flächen zurückgeben können. „Oft geht es auch nicht unbedingt in Richtung Reduktion“, erzählt er weiter. „Es gibt Unternehmen, wo man bisher sehr eng gesessen ist und die sich nun vergrößern möchten. Die Firmen überlegen immer mehr, wie sie
Thomas Belina hat seinen Magister Immobilienwirtschaft an der FH Wien abgeschlossen. Er war zehn Jahre als Gesamtprokurist für die Karl Wlaschek Stiftung tätig und zeichnete verantwortlich für Vertrieb und Marketing von Amisola Immobilien, Estrella Immobilieninvest und Novoreal Immobilieninvest. Seit 2016 ist er Geschäftsführender Gesellschafter bei Colliers. 2021 hat er die SBG Smart Building mitbegründet
für ihre Mitarbeiter attraktiv sein können und da ist der Arbeitsplatz ein wesentlicher Punkt. Home-Office geht ja nicht gleichermaßen für jede Branche und alle Geschäftsmodelle.“
Retail verändert sich
Der Bereich Retail bleibt trotz aller Hindernisse spannend. Hier konnte Colliers dieses Jahr einige tolle Projekte in Wien abschließen. „Dabei muss man sagen, dass es keine klassischen
Retailer-Projekte waren“, so Belina weiter. „Wir haben zum Beispiel den ehemaligen Douglas in der Kärntnerstraße an die Porsche Holding vermittelt, die dort mit der Mooncity ihre e-Mobility-Schiene mit dem Sortiment präsentieren wollen. Das ist eine Fläche, wo man üblicherweise einen Textilanbieter gesehen hätte. Der Markt bewegt sich und das sehen wir positiv und haben gut zu tun.“ Bei diesem Thema hakt Stückler ein: „Bei Retail ist es oft so, dass Marken, wie zum Beispiel Prada, natürlich ihre globalen Designer haben, die die Architekturkonzepte entwerfen. Aber die konkrete Umsetzung muss jemand im jeweiligen Land erden und umsetzen. Da sind wir der verlängerte Arm. Wir starten mit der Vermietung und der Unterstützung von Planung und Bau. Auf Wunsch machen wir auch eigene Interieur-Konzepte, budgetieren das und setzen es um. Diese Budget- und Qualitätssicherheit ist ein USP für unsere Kunden.“ „Die Projekte, für die wir derzeit Angebote abgeben, sind langfristige, größere Projekte, einmal im Bereich Retail und das zweite im Bereich Hotel“, erzählt Stückler. „Zwei Projekte
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SBG Smart Building
haben wir bereits abgeschlosDie SBG Smart Building bietet einen sen. Wir schauen erst mal, wie Immobilien-Rundum-Service an: Von der Markt auf unser Angebot Vermittlung, Beratung, Planung, Architekreagiert und woher weitere tur, Innenarchitektur, Umbau, technische Projekte kommen – aus dem Abwicklung, Baumanagement und ÜberWohnbau-, Office-, Hotel- oder gabe des fertigen Projektes soll alles aus Retailbereich. Wir sind offen für einer Hand kommen. Gegründet wurde das, was der Markt uns zuträgt.“ das Unternehmen 2021 von den ImmobiBelina zeigt sich zuversichtlich, lien-Profis Ewald Stückler, Thomas Belina dass viele Interessenten auf und Georg Muzicant. In der SBG Smart den Zug aufspringen werden. Building wird die Expertise der T.O.C. „Wir sind jetzt in einer Phase, (Tecno Office Consult) von Ewald Stückler wo wir den Markt abtesten und und von Colliers mit Thomas Belina und schauen, wo wir anknüpfen Georg Muzicant gebündelt. können“, so Belina. „Erfolgreich waren wir schon, so falsch kann unser Ansatz also nicht sein.“ Für die nächsten Jahre haben sich die beiden Partner keine Größenordnung vorgenommen. „Wenn wir die ersten zwei Jahre aktiv waren und sehen, was das zusätzlich zu den bestehenden Unternehmen an Wertschöpfung bringt, dann werden wir in weiterer Folge Größenordnungen planen“, so Belina. „Derzeit freuen wir uns über jeden zusätzlichen Auftrag, den wir zusätzlich zu unserem bestehenden Business lukrieren können.“ Dabei wollen die beiden genau prüfen, ob die Projekte auch zu ihnen passen. „Wir nehmen jede Anfrage an, aber nicht jedes Projekt“, so Belina. „Wir wollen in einer hohen Qualität wachsen und das erfordert auch Qualität in der Umsetzung. Die Projekte müssen zu unseren Strukturen passen und einen Mehrwert bieten, genauer gesagt, sich rechnen.“ Damit sind wir schon bei der Nachspeise. Ewald Stückler verspeist mit Genuss ein Dreierlei-Sorbet, ich habe eine Panna Cotta bestellt. Was macht diese neue Firma einzigartig, will ich noch wissen. „Wir bringen jahrzehntelanges wirtschaftliches, architektonisches und baurelevantes Know-how mit, das wir jetzt bündeln“, so Stückler. Belina hat die Nachspeise ausgelassen und hat dafür auch gleich eine Antwort parat. „Was für uns spricht, ist, dass wir beide keine reinen Dienstleister sind, sondern auch die Eigentümerseite kennen. Der Ewald hat
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Lokal DAS SAGT DER FALSTAFF Eine Institution in der Wiener Innenstadt – immerhin seit über 400 Jahren. Das Jugendstilambiente macht das Kameel zu einem der schönsten Lokale der Stadt. Klassische Küche. 91 Punkte.
DAS SAGT DER IMMOFOKUS Der Klassiker mit Wiener Küche, monatlich wechselnder Karte und großem, beheiztem Schanigarten lädt immer wieder zum Besuch.
SCHWARZES KAMEEL Bognergasse 5, 1010 Wien zum Beispiel die Firmen BoConcept und Behan & Thurm und weiß, was Retailer und Geschäftstreibende brauchen und was sie gerne in einer Kooperation hätten. Ich war lange auf Eigentümerseite tätig, wo ich viele Projekte abgewickelt habe. Dort durfte ich lernen, dass es oft einen kleinen Unterschied im Blickwinkel gibt. Abgesehen vom fachlichen Know-how bieten wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe, Verlässlichkeit und die Sicherheit, dass wir persönlich dahinter sind. Wir sind ja in der glücklichen Situation, dass wir viele Geschäftskunden schon sehr lange haben.“
Eine letzte Frage kann ich mir nicht verkneifen, da sie ja überwiegend Frauen gestellt wird: „Herr Belina, Sie wurden kürzlich Vater, haben Sie dann überhaupt Zeit für eine weitere Firma?“ „Das steht außer Diskussion“, antwortet der frischgebackene Vater. „Natürlich wird meine Vaterschaft eine gewisse Aufmerksamkeit verlangen und mich in der Anfangszeit natürlich ablenken, aber ich werde mich weiter um unsere Projekte kümmern können. Wie es so schön heißt, man wächst mit der Aufgabe.“
Öffnungszeiten Montag - Sonntag 08:00 bis 24:00 Uhr www.kameel.at
ImmoFokus Restaurantguide
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Essen: Service: Weinkarte: Ambiente:
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Zum Autor Jenni Wenkel ist Mitglied des Vorstandes der Union Investment Real Estate Austria AG und hier für das Investment Management verantwortlich. Zuvor war sie 13 Jahre für den Erste Bank Konzern tätig. Frau Wenkel ist darüber hinaus Vorstandsvorsitzende der RICS in Österreich.
Nicht ohne unsere Mieter Kommentar: Jenni Wenkel
Die Dekarbonisierung des Immobilienbestands ist keine Entscheidung am grünen Tisch. Der Klimawandel schreitet voran und seine Auswirkungen werden immer deutlicher. Der jüngste Bericht des Weltklimarats lässt keine Zweifel mehr: Ohne Klimaschutz gibt es keine Zukunft. Auch die Politik hat das längst erkannt. Spätestens seit dem Pariser Klimaschutzabkommen und der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung im Jahr 2015 steht fest: Es ist keine Frage mehr ob, sondern nur noch wie Nachhaltigkeit beziehungsweise Klimaschutz in der Immobilienbranche umgesetzt wird. Dass wir dies gewissenhaft machen sollten, hat der jüngste Vorwurf des Greenwashings im Finanzsektor gezeigt. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Um die ambitionierten Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, dürften in den kommenden Jahren lokale Gesetze, Verordnungen und Bauvorschriften der Mitgliedsstaaten immer weiter verschärft werden. Außerdem könnten die Bestimmungen auch noch mit Sanktionen verbunden werden, wenn Bestandshalter ihr Portfolio nicht entlang des aufgezeigten Klimapfads weiterentwickeln. In einigen Ländern wurden bereits entsprechende Regulierungen verabschiedet.
tige Transformation nun wirklich zu ermöglichen. Hier gilt es, eine ausgewogene Lösung zu finden, die Kosten gerecht zu verteilen und Hürden, insbesondere auch im Aufsichts- und Steuerrecht, zu minimieren.
Die Manage-to-Green-Strategie
Union Investment hat sich bereits im Jahr 2018 mit der Manage-toGreen-Strategie das Ziel gesetzt, mit dem Immobilienportfolio bis 2050 klimaneutral zu sein. Wie das umgesetzt wird? Beispielsweise werden bei jedem Ankaufsprozess die ESG-Kriterien des Objektes oder der Projektentwicklung mit Hilfe des hauseigenen „Sustainable Investment Checks“ analysiert. Bei Bestandsgebäuden wird die Prüfung jährlich wiederholt. Das Bewertungssystem wurde bereits im Jahr 2009 eingeführt und erst kürzlich um die Nutzungsart „Wohnen“ ergänzt, um auch dem stetig wachsenden Anteil an Wohnobjekten in den Portfolios gerecht zu werden. So können wir frühzeitig erkennen, welche Stärken und Schwächen die Gebäude haben und was kurz- oder mittelfristig getan werden muss, um sie in Richtung Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln.
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Fotos: Adobe Stock, Stanislav Jenis
Entwicklung muss gemeinsam erfolgen
Gebäude können dabei nur gemeinsam mit ihren Nutzern – unseren Mietern – weiterentwickelt werden. Und die Immobilien gehören unseren Kunden, den Anlegern. Deshalb spielen die Kommunikation und Sensibilisierung eine entscheidende Rolle. Schließlich können Mieter durchaus profitieren, etwa durch sinkende Nebenkosten. Aber auch die Politik ist gefordert, die nachhal-
© Christian Steinbrenner
Dynamische Zeiten erfordern verlässliche Partner.
Was macht uns seit Jahren zu einem der Top-Retail-Makler Wiens? Fundiertes Expertenwissen und unermüdliches Engagement für unsere Kunden. Für uns eine Selbstverständlichkeit. Für Sie die Sicherheit, einen verlässlichen Partner an Ihrer Seite zu haben, besonders in schnelllebigen Zeiten. Lassen Sie uns über spannende Retailprojekte, wie zum Beispiel in begehrten Wiener Citylagen, sprechen. Jetzt bestellen:
Unsere Marktberichte www.otto.at/marktberichte
Anthony Crow, MSc Teamleiter Retail
OTTO Immobilien GmbH Riemergasse 8, 1010 Wien
+43 1 512 77 77-888
business@otto.at
ImmoFokus.Rubrik Wein & Immobilien Frisch von der Leber weg Ein lockeres Gespräch bei einem Vinotheksstreifzug mit Mathias Miller-Aichholz, Standortleiter Wien bei Hudej Zinshäuser.
Das Premiumzinshaus ist fast alternativlos Nachgefragt. Hudej Zinshäuser blickt mit 2021 auf das umsatzstärkste Jahr seit der Gründung. Standortleiter Mathias Miller-Aichholz verrät im Interview, wo es sich noch zu investieren lohnt.
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ür einen Septembernachmittag ist es ungewöhnlich warm. Ich treffe meinen Gesprächspartner um 16 Uhr im Wein&Co am Schottentor. Um diese Zeit ein Plätzchen im Gastgarten zu ergattern, ist nicht schwer, wir haben freie Platzwahl. Der Sommelier empfiehlt uns einen Sauvignon blanc, „Alte Reben 2018“ vom Weingut Gross aus Ratsch an der Weinstraße in der Südsteiermark. Der Wein präsentiert sich trocken, mit einer herben Note, sehr mineralisch, aber mit einer schönen Würze. Ein sehr gut eingebundener Wein, aber fast ein wenig stark als Einstieg. Umgeben von den prächtigen Altbauten steigen wir gleich in das Gespräch
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ein. Mathias Miller-Aichholz ist seit 2018 Standortleiter bei Hudej Zinshäuser Wien, gemeinsam mit Reinhard Manzl. Das Unternehmen wurde von Gerhard Hudej aufgebaut und ist auf die Vermittlung von Zinshäusern, Wohnbaugrundstücken sowie Hotels in ganz Österreich spezialisiert. Sieben Standorte in Österreich und eine Repräsentanz in der Schweiz umfasst die von Gerhard Hudej geleitete Gruppe mittlerweile. Seit neun Jahren ist das Unternehmen am Markt tätig und kann auf einen guten wirtschaftlichen Verlauf zurückblicken. „Der Markt hat sich sehr gut entwickelt“, so Miller-Aichholz. „2020 war bis zur Mitte des Jahres durch Zurückhaltung der Investoren geprägt, in der zweiten Jahreshälfte
hat sich die Situation normalisiert. 2021 ist bislang das beste Jahr unseres Bestehens.“ Ob das auf die nicht realisierten Transaktionen im Vorjahr zurückführen ist, will ich wissen. „Es handelt sich um tatsächlich im Jahr 2021 entstandene Umsätze“, ist mein Gesprächspartner stolz. „Das ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Erstens arbeiten wir seit Jahren akribisch an der laufenden Stärkung und Verbesserung unseres Netzwerks. Dazu muss man sagen, dass unsere Tätigkeit zu 50 Prozent ein Netzwerkjob ist. Zweitens hat es sich herumgesprochen, dass wir hohe Handschlagqualität haben und drittens haben wir unsere Kommunikation und Medienpräsenz stark ausgebaut.“
Fotos: Adobe Stock, Hudej
Kolumne: Lisa Grüner
Vertrauen und Transparenz zählen
Miller-Aichholz erzählt, dass es besonders im Zinshausgeschäft dauert, bis man sich das Vertrauen des Marktes erarbeitet hat. Transparenz ist hierfür sehr wichtig. Auch die verstärkte Kommunikationsstrategie zeigt ihre Wirkung. Das Unternehmen hat mit Bernhard Kreuter einen erfahrenen Chief Creative Officer eingestellt, der die Werte des Unternehmens nach außen kommuniziert. „Wir sind bodenständig und konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen“, so Miller-Aichholz. „Wir sind auf die Vermittlerrolle spezialisiert und die wollen wir auch bestmöglich erfüllen. Dazu gehört, immer über die besten Informationen am Markt zu verfügen und ein Top-Netzwerk zu haben. Das ist eine Arbeit, mit der man nie fertig wird, weil sich immer etwas tut.“ Dabei verweist er auf die Stärke des Unternehmens, in ganz Österreich tätig zu sein. „Viele Mitbewerber sind nur in Wien tätig, doch da ist der Markt bereits sehr gesättigt, auch wenn es natürlich der wichtigste Markt ist.“ Die Entscheidung, geografisch weit gefasst in ganz Österreich tätig zu sein, hat sich als gute Strategie erwiesen, denn die Bundesländer verzeichnen relativ gemessen ein höheres Wachstum als die Bundeshauptstadt. „In Wien sind wir schon am Plafond, bei Gründerzeithäusern stoßen wir mit Renditen von 1,5 Prozent in Top-Lagen schon an die Grenzen.“ Auch wenn viele von einer Immobilienblase reden, sieht Miller-Aichholz Wien immer noch als gesunden Markt an. „Gründerzeithäuser, wo man aufstocken oder noch Dachböden ausbauen kann beziehungsweise, wo dies bereits geschehen ist, werden auch in Zukunft im Preis steigen“, so der Wiener Standortleiter. „Bei vielen Innenstadt-Objekten geht es aber nur mehr um die Veranlagung, also darum, Vermögen in Sicherheit zu bringen. Die Investoren verdienen ihr Geld woanders, abgesichert wird es im Zinshaus.“ Generell ist das Geschäft nicht weniger geworden, obwohl die Preise gestiegen sind. „Die Frage ist immer, was ist die Alternative – wenn ich 20 Millionen zum Investieren habe, sind meine Möglichkei-
„Das Geld wird immer noch gerne im Zinshaus abgesichert, auch wenn die Rendite gering ist.“ Mathias Miller-Aichholz, Hudej Zinshäuser
ten sehr eingeschränkt. Es gibt ja das Bonmot ‚Die Zinshäuser waren immer schon ein bissl zu teuer.‘ Jetzt sind zwar die Preise höher, dafür aber die Zinsen auf null.“ Dass Käufer eine Minusrendite in Kauf nehmen, schließt der Zinshausprofi aus. In Wien findet der fünffache Vater neben allen Grätzeln mit kommenden U-Bahn-Anschlüssen die Seestadt Aspern sehr spannend. „Die soll irgendwann 60.000 Einwohner haben, das zieht natürlich weitere Projekte an.“ Außerdem bescheinigt er dem 20. Bezirk Potential. „Es gibt hier eine schöne Altbausubstanz, die Lebensqualität ist hoch. Es gibt viele Grünflächen und Bäume und man ist ebenso schnell in der Innenstadt wie auf der Donauinsel, das sind viele gute Voraussetzungen.“
Ein Blick in die Bundesländer
Österreichweit gesehen hat sich Graz sehr gut entwickelt, erzählt Miller-Aichholz, die vielen Studenten beleben die Stadt, die Lage hat den Vorteil, dass man schnell im Süden ist, auch als Kulturstadt ist Graz gut unterwegs. Auch Linz hat gute Voraussetzungen aufgrund des Ballungsraums, der bevölkerungs- und wirtschaftsstark ist. „Obwohl Linz oft ein bisschen stiefmütterlich behandelt wird, sehe ich dort eine gute Entwicklung“, so der Standortleiter. „Salzburg hingegen ist etwas eigenwillig, volatil, nicht so konstant wie Graz.“ Nur in Eisenstadt und Bregenz ist Hudej Zinshäuser noch nicht vertreten. „Da werden
wir auch bald tätig sein, auch wenn es kleine Märkte sind“, so Miller-Aichholz. „Es ist wichtig, vor Ort präsent zu sein, mit lokalen Leuten, die über ein lokales Netzwerk verfügen und den Markt kennen. Von Wien aus könnten wir in Innsbruck nicht am Markt teilnehmen.“
Geheimtipps
„Interessant entwickeln sich Provinzstädte wie Krems, dort vermitteln wir relativ viel. Auf 30.000 fixe Einwohner kommen weitere 15.000 Studenten. Diese sind zu einem großen Teil aus Deutschland, bringen viel Geld mit und haben hohe Ansprüche, was das Wohnen anbelangt. Krems ist eine vitale Stadt, mit einer tollen Lebensqualität.“ Der Sommelier bringt einen Gelber Muskateller, „Sand & Schiefer“ vom Tement, mit starker mineralischer Ausprägung. Der leichte, spritzige Wein passt gut, denn die Sonne scheint mit voller Kraft. „Auch Tulln hat sich entwickelt“, ergänzt Miller-Aichholz. „Da wurde ein großes Park & Ride gebaut, das den Wohnmarkt dort belebt.“ Zum Abschluss nehmen wir einen Riesling „Jakobsweg“ vom Bründlmayer, ein schön eingebundener Wein. Ob Miller-Aichholz schon einmal den Jakobsweg gegangen ist oder gehen möchte, frage ich zum Abschluss. „Das wäre tatsächlich einmal eine schöne Herausforderung. Aber da mein Jüngster erst eineinhalb ist, wird das Projekt noch ein paar Jahre warten müssen.“
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ImmoFokus.Rubrik Frech gesagt
„... und es hat ZOOOOOOM gemacht.“ Umgestellt. „Habt ein feines Wochenende – und – was ich noch sagen wollte: ...“ Aber da waren die meisten Mitarbeiter des Teams bereits im Offline-Modus.
Kolumne: Anita Körbler
Es waren für uns alle bewegende Monate, die gezeigt haben, dass plötzlich unabhängig davon, welche Position ein Mitarbeiter im Unternehmen innehat, es alle gleich trifft. Alle – angefangen von der Putzperle bis hinauf zum Vorstand – sahen sich in einer neuen Situation, die sie so noch nicht erlebt hatten. Entscheidungen mussten aufgrund von Mutmaßungen getroffen werden, da einfach unklar war, wie es mit uns gesundheitlich aber eben auch wirtschaftlich weitergehen wird.
Motivieren & Zuhören als neue wichtige Softskills
Unerwartete Situationen erfordern oft unorthodoxe Maßnahmen. Die besten Führungskräfte finde ich zumeist in Menschen, denen es
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ImmoFokus
gelingt, sich auf neue Gegebenheiten schnell einzustellen und auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Natürlich beginnt es bereits beim Auswahlprozess: Wird Erfahrung überschätzt? Wer ist am Ende der bessere Kandidat: Der, der über mehr Expertise in Führungsaufgaben und entsprechenden, oft notwendigen Kostensenkungsmaßnahmen verfügt, oder der, der neue, frische Impulse setzt, seine empathischen Qualitäten optimal einbringt und dadurch ergebnisorientiert(er) performt? Ich gehe sogar einen Schritt weiter und spreche von einem „Kostenfaktor Erfahrung“: Nämlich dann, wenn patente Führungskräfte sich zu sehr auf sich selbst verlassen, anstatt unvoreingenommen ins Unternehmen zu kommen und in Gesprächen genauer zuzuhören. Die besten Frühwarnsysteme oder Krisenpläne sind wenig wert, wenn sie nicht mit TroubleshootingSkills komplettiert und mit motivierten Teams umgesetzt werden können. Die Zeit, die viele während der Pandemie-Lockdown-Phasen nutzen durften, um sich selbst besser kennenzulernen beziehungsweise
eine persönliche Situationsanalyse zu wagen, hat vor allem die am stärksten betroffenen Berufsgruppen dazu veranlasst, ihre Arbeit vermehrt infrage zu stellen: Welchen Sinn hat meine Tätigkeit, auf welcher Grundlage basiert meine Motivation? Gerade im Gastronomiebereich haben wir viele Beschäftigte erlebt, die diese Krise als Chance genutzt haben, sich umzuschulen oder sich ein zweites Standbein aufzubauen. Dafür braucht es Selbstvertrauen, disziplinierte Selbstführung, ein motivierendes Umfeld und das Verständnis, wie man tickt und leistungstechnisch am besten funktioniert. Wird eine derartige Entwicklung in bestehenden Unternehmen weitgehend ermöglicht? Entwickelt man auf lange Sicht die Ressource Mensch oder wird eher noch in alten Mustern gedacht und geführt?
Vertrauen als Schlüssel
Zurzeit werde ich in Gesprächen, die endlich auch wieder persönlich stattfinden können, rund um das Thema Digitalisierung oft gefragt, ob das Büro der Zukunft sich immer weiter in den Online-Raum verlagern wird. Ich stelle mir dazu gerne hybride Lösungen vor. Mobil arbeitende Teams sind oft motivier-
Fotos: REMG/trovato GmbH
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Die vergangenen Monate haben uns eindrucksvoll vermittelt, wie rasch sich ein Team auf neue Gegebenheiten einstellen muss. Wie situationselastisch eine Führungskraft agieren darf. Wie schnell ein eingefahrener Führungsstil infrage gestellt und geändert werden muss. Wie wichtig es ist, Entscheidungen – auch unter größter Unsicherheit – zu treffen und im Nachhinein zu evaluieren.
etwas zaghaft betrachtet oder von technischen Verweigerern belächelt, hat sich herausgestellt, dass uns diese Form der Kommunikation unsere Besprechungen oft effizienter gestalten lässt und dass etwaige Wartezeiten durch Zuspätkommende herrlich reduziert werden konnten.
Führung aus der Ferne: Von der Kontrolle zum Coaching
Egal ob die technisch zu schaffenden Rahmenbedingungen oder die Kunst, plötzlich über Distanz zu motivieren, Leistungen zu kontrollieren und das alles immer in Hinblick auf eine mögliche Zielerreichung: Für mich war es sehr spannend, mit Führungskräften herauszuarbeiten, wie man plötzlich mit dem Bereich „virtuelle Teamführung“ umgeht.
Anita Körbler, MA Managing Partner trovato.immo Anita Körbler, MA ist ideenreiche Branchenkennerin und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich (PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft und Public Communications, zeichnete jahrelang für verschiedene PropTech-Unternehmen als Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der Immobilienbranche.
ter, weil zeitunabhängiger, flexibler und offener agieren. Nichtsdestotrotz sehe ich das Büro als „Homebase“ für ein bis zwei Tage pro Woche als wichtigen Kernfaktor für eine gesunde Unternehmenskultur. Vertrauen ist hier wohl das Gebot der Stunde. Warum fällt es so vielen Führungskräften noch immer so schwer, ihren Mitarbeitern die Chance zu geben, sich in einem vertrauensvollen Umfeld tatsächlich noch intensiver einzubringen und das Team dadurch nachhaltig zu stärken? Wertvorstellungen von Mitarbeitern haben sich geändert: Freiräume wurden geschaffen, die es gilt, weiterhin zu erhalten. Online-Videokonferenzen sind zum unverzichtbaren Instrument geworden. Anfangs noch
Studien haben ergeben, dass Regeln in der Pandemie noch mehr an Bedeutung gewonnen haben. Etwa hilft es Mitarbeitern, die Zielsetzungen und Erwartungshaltungen zu kennen. Zudem trägt ein offener Umgang, in dem es erlaubt ist, Fragen zu stellen, sehr zu einem erfüllenden Betriebsklima bei. Die Punkte Wahrnehmung und Wertschätzung werden als wesentliche Bestandteile angeführt, damit Beschäftigte ihr Potenzial optimal einsetzen können. Themen wie Neupositionierung oder Selbstorganisation geben erfahrenen Führungskräften die Möglichkeit, ihren Führungsstil gegebenenfalls zu adaptieren und sich selbst neu auszurichten. Wo es vor Jahren noch die aktive Führungsarbeit gebraucht hat, ist es nun vielleicht an der Zeit, sich eher als Coach seines eigenen Teams zu sehen, Verantwortung zu übertragen, Empathie zu zeigen. Ebenso dürfen sehr klare Umgangsformen für die virtuelle Zusammenarbeit vorgegeben werden: Wo liegen die Ziele, wie sind die Ressourcen verteilt, wer bringt sich in digitalen Konferenzen sehr ein, wer ist eher introvertiert und geht mit seiner Meinung vielleicht eher unter beziehungsweise fühlt sich durch die Kamera gehemmt? Wie gehe ich mit Mitarbeiten um, die situationsbedingt in ein Burn-out schlittern oder als Folgeerscheinung von einer Depression begleitet werden. Und ja, all diese Faktoren bewegen auch junge Menschen, die sich fragen: Will ich tatsächlich in eine Führungsposition mit all der Verantwortung, will ich freundschaftlich führen oder lieber gesamtheitlich als Teammitglied arbeiten? Alle genannten, prägnanten Komponenten werden uns in diesem spannenden Wandel begleiten und ich bin sehr neugierig, welchen Einfluss diese auf die Führungskultur der Zukunft haben werden. Ganz frech gesagt: Man bekommt die Mitarbeiter, die man verdient. Und wir verdienen doch alle das Beste. ;)
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Zum Autor Erwin Soravia ist Präsident der VÖPE – Vereinigung Österreichischer Projektentwickler. Die VÖPE ist die neue gemeinsame Stimme der Projektentwickler Österreichs und zählt derzeit knapp 40 Mitglieder.
Die Pandemie als Beschleuniger für eine neue Ethik Kommentar: Erwin Soravia
Klares Bekenntnis zu nachhaltigen Vergaben
Nun ist dies aber nicht der einzige Bereich, dessen Relevanz die Krise verdeutlicht hat. Aktuell boomt die Wirtschaft wieder, die Baustellen laufen. Jetzt ist es an der Zeit sicherzustellen, dass das so bleibt, und rechtzeitig Maßnahmen dafür zu setzen. Zur Stärkung der österreichischen Wertschöpfung muss daher der Fokus auf eine hochqualitative und regionale Beschaffung gerichtet werden. Die VÖPE – Vereinigung Österreichischer Projektentwickler hat daher
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ImmoFokus
in Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) und unter Mitwirkung der Vergabeexperten von Dr. Heid & Partner einen Leitfaden mit Vergaberichtlinien, Vergabebeispielen und Bewertungssystemen erarbeitet, der den Mitgliedern als Hilfestellung und Grundlage für zukünftige Ausschreibungen dient. Im Fokus stehen faire Arbeitsbedingungen, Lehrlingsausbildung und regionale Vergaben, die die Wertschöpfung in Österreich halten und auch die Klimabilanz der Branche verbessern. Mit unserem Leitfaden für faire Vergaben übernehmen wir Verantwortung und geben ein klares Bekenntnis zur heimischen Wirtschaft, der Gesellschaft, unseren Arbeitnehmern wie auch der Umwelt ab. Als Lebensraumentwickler verstehen wir uns als fairer Partner für unsere Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter und die österreichische Bevölkerung. Ein deutliches Signal, das wir uns auch schon längst von der öffentlichen Hand erwarten würden. Fotos: Adobe Stock, Reinhard Lang, EHL/Alexander Schleissing Photography
In Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie und der Diskussion über deren Auswirkungen gibt es einige Bereiche, die in den vergangenen Monaten vermehrt diskutiert wurden: Allen voran die Digitalisierung, die auch in unserer Branche an Bedeutung gewonnen hat und weiter an Bedeutung gewinnen muss. Wir haben bereits im vergangenen Jahr ganz konkrete Forderungen deutlich kommuniziert: Im Zentrum steht der „gläserne Akt“, die Digitalisierung von behördlichen Genehmigungsprozessen und damit schnellere Verfahren, um die Investitionsvolumina baureifer Projekte rascher zur Bewilligung zu bringen; damit verbunden digitalisierte Prozesse auf Behördenseite, die einer modernen Realität entsprechen, sowie verbindliche Fristen und Zeitfenster für die Bearbeitung. Ein wesentlicher Faktor, um die Investitions- und Wirtschaftstätigkeit anzukurbeln und die Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Denn immerhin löst jede von uns Projektentwicklern investierte Million Euro eine zusätzliche Wertschöpfung von knapp einer Million Euro aus und sichert zugleich zehn Arbeitsplätze. „Die Bauträger als Konjunkturmotor“ – das ist uns allen kein neuer Begriff.
Zum Autor Karina Schunker ist seit über neun Jahren im Bereich Wohnungsvermittlung der EHL tätig. Seit 2021 ist sie Geschäftsführerin der EHL Wohnen GmbH.
Die Pandemie und Anforderungen an den Wohnraum Kommentar: Karina Schunker
Architekten und Bauträger sind stets gefordert, auf jüngste Entwicklungen zu reagieren, neue Bedürfnisse der Menschen zu erkennen und planerisch zu berücksichtigen. Durch die herrschende Pandemie und die damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen wurde das Zuhause der Menschen zum wichtigsten und zentralen Ort des täglichen Lebens. Ein Ort, der Sicherheit vor einer Ansteckung bietet und neben den ursprünglichen Schutzfunktionen nun auch viele weitere Anforderungen erfüllen muss und beinahe 24/7 genutzt wird.
Auswirkungen der Pandemie
Deshalb werden in vielen Fällen die Wohnsituationen genauer überdacht und hinterfragt sowie Anforderungen an den Wohnort neu definiert. Dabei stellt sich die Frage, wie sich die Pandemie auf das berufliche und private Leben nachhaltig auswirken wird. Beispielsweise ob (je nach Berufsumfeld und -branche) auch künftig verstärkt von zu Hause gearbeitet wird, ob Kinder auch weiterhin vermehrt digitale Lernformate und -plattformen nutzen werden und ob die Wohnung nebenbei auch verstärkt für die Freizeitgestaltung genutzt wird.
Funktionalitäten sind gefragt
Bei der Suche nach einem neuen Zuhause fließen viele solcher Gedanken mit ein. Doch welche Funktionen wird ein Wohnraum künftig erfüllen müssen? Natürlich wird dieses Thema auch weiterhin eine
sehr subjektive Fragestellung bleiben. Vermehrt konnten wir von EHL Wohnen bei Kundengesprächen erkennen, dass sich bei vielen Wohnungssuchenden der Wunsch nach einer Wohnung mit einem zusätzlichen Rückzugsort (beispielsweise zum Arbeiten oder Lernen) verstärkt hat. Dieser kann einerseits durch ein weiteres Zimmer, einen Bereich innerhalb der Wohnung, der durch Raumteiler und Möbelelemente abgeteilt werden kann oder einen zusätzlich buchbaren Allgemeinraum im Wohnhaus erfüllt werden. Denn die Kombination aus Arbeiten und Wohnen wird uns auch in der Zukunft begleiten. Zudem ist die Bedeutung einer privaten Freifläche enorm gestiegen, speziell, wenn diese direkt an die Wohnung grenzt. Außenflächen sollten daher bei neu zu errichtenden Objekten bei jeder Wohnung eingeplant werden. Ob zum Hobbygärtnern oder zum frische Luft schnappen – eine Loggia, ein Balkon, eine Terrasse oder ein Garten finden großen Anklang. Letztendlich spielen auch die unmittelbare Infrastruktur wie beispielsweise nahegelegene Einkaufsmöglichen für den täglichen Bedarf und andere öffentliche Einrichtungen wie beispielsweise Ärzte, Kindergärten und Schulen bei der Suche eine wichtige Rolle. Dazu zählen auch Naherholungsgebiete zur psychischen beziehungsweise physischen Erholung und zum Ausgleich. Daher steigt die Beliebtheit von allgemeinen Grünflächen wie zum Beispiel dem Public-Gardening, die zusätzlich auch zur Gemeinschaftsbildung beitragen.
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Zum Autor MMag. Louis Obrowsky, Präsident des Verbandes der Institutionellen Immobilieninvestoren. Geschäftsführer der LLB Immo Kapitalanlagegesellschaft m.b.H.
Green Europe darf nicht in einer gigantischen Verwaltungsbürokratie ersticken Kommentar: Louis Obrowsky
Der Druck steigt
An der Verringerung des Energiebedarfs – im Neubau wie auch bei Bestandsgebäuden – führt daher kein Weg vorbei. Denn nicht nur die Politik und NGOs hinterfragen dies, sondern auch immer mehr Kunden und Mitarbeiter wollen Nachhaltigkeit bis hin zum Grundmaterial nachgewiesen erhalten. Der Veränderungsdruck in der Immobilienbranche ist daher gewaltig. Immer noch verbrauchen Gebäude rund 40 Prozent der Treibhausgasemissionen (THG) in Europa. Um das 55-Prozent-Ziel zu erreichen, sind laut EU rund 275 Milliarden Euro an jährlichen Investitionen notwendig. Einiges wird durch EU-Förderprogramme ermöglicht,
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vieles wird nur durch private Investoren möglich sein.
Die Bürokratiefalle
Durch eine aktive Umsetzung von Klimaschutz und Nachhaltigkeit kann ein enormer Investitionsturbo entstehen. Neues wird sich entwickeln, denn Unternehmen sind lösungsgetrieben. Allerdings lehrt die Vergangenheit, dass auf einen Innovationsturbo viel zu schnell der Bürokratieturbo folgt. Green Europe darf daher nicht in einer gigantischen Verwaltungsbürokratie ersticken. Weltweit gibt es bereits mehr als 50 Green-Building-Zertifikate, wer soll da noch den Überblick bewahren? Investoren benötigen die richtigen und vor allem praxistauglichen Rahmenbedingungen, um nicht im „stranded investment“ zu landen, denn Immobilien haben eine sehr lange Lebensdauer. Auch sind die Datenerhebung sowie die fehlenden Marktstandards eine riesige Herausforderung. Die Digitalisierung im Immobilienbereich ist daher ein Muss. In der Taxonomie-Verordnung sind die wesentlichen Punkte zum nachhaltigen Wirtschaften im Immobilienbereich festgehalten. Allerdings sollte es unabdingbar sein, dass diese nach einer gewissen Zeit auf ihre tatsächliche Realisierbarkeit überprüft werden. Denn nicht alles, was am Papier gut klingt, ist in der Realität auch wirklich machbar. Das ist der Politik leider viel zu oft nicht bewusst.
Fotos: Richard Tanzer, Michael Büchling, Adobe Stock
Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Unternehmen stehen immer mehr unter Beobachtung, wie sie diese Themen in ihre Unternehmenspolitik integrieren. Vor allem die Immobilienbranche ist gefordert und ihr stehen wesentliche Änderungen bevor – nicht nur durch die geänderte Lebensweise, sich verändernde Familienformen, Home-Office, Wunsch nach Freifläche etc., sondern auch durch neue Anforderungen aufgrund der Stadtplanung. Die Betrachtung des ganzen Lebenszyklus einer Immobilie wird daher immer wichtiger und erfordert innovatives Planen. Schon heute muss man sich mit der von der EU geforderten CO2-Neutralität bis 2050 beschäftigen, wobei die ESG-Richtlinien (Environment Social Governance) zur Bewertung einer Immobilie eine wesentliche Rolle spielen werden.
Zum Autor Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreich ischen Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020 Präsident des Zentralverband Haus und Eigentum und im Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.
Eigentümern Chance auf Investitionen geben! Kommentar: Martin Prunbauer
Der gegenwärtige Bauboom beschert dem Bau- und Baunebengewerbe volle Auftragsbücher, trotz eines empfindlichen Preisanstiegs bei den Baumaterialien sowie zum Teil erheblichen Lieferverzögerungen. Diese rege Bautätigkeit in Österreich bezieht sich jedoch hauptsächlich auf den Neubau und weniger auf den Gebäudebestand. Dieser ist weiteren Herausforderungen ausgesetzt und gerät zunehmend unter Druck, das klima- und umweltpolitische Ziel der Bundesregierung, die Dekarbonisierung bis 2040 umzusetzen.
Fehlende Alternativen
So sind für den Totalausstieg aus Öl und Gas, von dem bundesweit immerhin 1,7 Millionen Haushalte betroffen sind, extrem kurze Fristen vom Klimaressort fixiert worden. Dabei entpuppt sich der kurzfristige Wechsel auf ein nicht fossiles Energiesystem als nicht umsetzbares Wunschdenken. Grund dafür ist, dass es nicht immer Alternativen für den Umstieg gibt. So ist etwa der Anschluss an die Fernwärme nicht überall möglich beziehungsweise nicht wirtschaftlich zumutbar. Im städtischen Bereich ist ein Umstieg auf Pellets oft undurchführbar, denn dazu braucht es für die Lagerung einen eigenen und auch geeigneten Raum.
Sanierungen müssen finanzierbar sein
Im Fall von umfassenderen Sanierungen stoßen Eigentümer – nicht zuletzt wegen der hierzulande bestehenden hohen Mietpreisregulierung – unweigerlich an die Grenze der wirtschaftlichen Umsetzbarkeit. Um die klimapolitisch gewünschte Sanierung des gesamten österreichischen Gebäudebestandes auch tatsächlich voranzutreiben, müssen Sanierungstätigkeiten aus Sicht der Eigentümer daher nicht nur sinnvoll, sondern auch plan- und finanzierbar sein.
Anstelle mit Zwang und knappen Fristen zu operieren, sollten Eigentümer in die Lage versetzt werden, Investitionen in den Gebäudebestand durchzuführen. Es müssen daher attraktive Modelle und verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen auf Basis von Freiwilligkeit ins Leben gerufen werden, die es Eigentümern überhaupt ermöglichen, davon Gebrauch zu machen. Mein Appell an die Politik: Wir benötigen einen Richtungswechsel, der – frei von ideologischen Scheuklappen – aus einem wirtschaftlich interessanten Mix an Maßnahmenbündeln besteht, die nötigen Anreize und gewünschten Impulse tatsächlich auszulösen. Damit es zu keiner einseitigen Belastung kommt, ist im Sinne eines korrekten Zusammenspiels von Vermietern und Mietern schließlich auch zu berücksichtigen, wer aufgrund der in Folge entstehenden Einsparungen den Nutzen hat. Sollen größere Sanierungen und nicht bloß Einzelbauteilsanierungen vorangetrieben werden, muss eine entsprechende Vorlaufzeit kalkuliert werden, um ein Ansparen zu ermöglichen. Die Wiedereinführung der steuerfreien Rücklage würde sich in diesem Zusammenhang als geeignetes Instrument sowohl für die Eigentümer, die Mieter als auch für die Umwelt erweisen. Taugliche Förderungen, Erleichterungen und Unterstützungen sollten aber ebenso für selbstnutzende Eigentümer vorgesehen werden. In diesem Zusammenhang ist positiv zu vermerken, dass die ÖVP auf ihrem Bundestag einen Antrag auf steuerfreie Rücklage eingebracht hat und dieser mit großer Mehrheit angenommen wurde. Das gibt zumindest Hoffnung!
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ImmoFokus.Rubrik Bewertung ImFokus
Brauchen wir eine „Neue Normalität“? Veränderung im Gange. Nichts ist wie zuvor und vermutlich wird es auch nicht mehr so werden. Ein paar Gedanken zum Unvermeidlichen - den Auswirkungen von Corona auf unseren Alltag.
Kolumne: Wolfgang Fessl
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ie letzten Sommertage ziehen durchs Land, die Schanigärten sind durchwegs gut frequentiert, die Polizisten haben endlich wieder Zeit, die Rückstrahler der Fahrräder zu kontrollieren. Die Sache mit dem Virus ist längst durch, die paar Ungeimpften werden früher oder später zu Genesenen, da macht sich fast so etwas wie Gewohnheit breit. Aber nur fast.
Der Mensch als Gewohnheitstier tendiert natürlich dazu, den Ursprungszustand wiederherstellen zu wollen. Für den Genuss von Espressi ist das absolut nachvollziehbar, zur Wahrung von Grundrechten ebenfalls, aber bei anderen Aktivitäten im Betrieb lohnt es sich darüber nachzudenken, wie viel alte oder andere Normalität wir haben wollen:
Nach wie vor muss man vor der Einnahme eines Espresso in seinem Lieblingscafé sein Intimstes nach außen kehren, respektive ein aktuelles Impfzeugnis vorweisen, also doch nicht alles ganz normal.
Nahezu jede Firma denkt derzeit über ihre Büroflächen nach, wir tun dies ebenfalls. Es sieht vorerst nicht so aus, als ob der Flächenbedarf sinken würde. Aber die Fläche wird in Zukunft zusätzliche unterschiedliche Anforderungen erfüllen müssen. Die Arbeitsplätze werden kleiner, die Lounge-Bereiche größer, große Teile der Kommunikation werden nicht mehr unbedingt direkt am Arbeitstisch erfolgen. Es wird hybride Arbeitsorte geben, die als Hub zwischen der Firmenzentrale und dem Wohnort angesiedelt sind.
Business as usual?
Oder gehört das jetzt zur „neuen Normalität“, die uns prophezeit wurde? Generell wäre ich dafür, den Ausdruck „Neue Normalität“ im politischen Kontext zum Unwort des Jahres zu erklären, wollte man uns damit doch tatsächlich das Selbstverständnis der Einschränkung von persönlichen Rechten verkaufen. Brauchen wir diese neue Normalität oder wollen wir wieder die alte Normalität?
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ImmoFokus
Zurück zu alten Gewohnheiten?
Eine ganz neue Normalität also, die sich aber weitgehend an den Anforderungen der alten orientiert.
Wir arbeiten europaweit und Immobilien haben die Eigenschaft, nicht zum Gutachter zu kommen, deswegen müssen wir regelmäßig zu Befundaufnahmen ins Ausland. Und ja, ich weiß, das könnte man auch alles mit dem Fahrrad oder dem Zug erledigen, machen wir zum Teil auch, dennoch kommt im Jahr so einiges an Flugmeilen zusammen. Aufgrund der Restriktionen hatten wir die Möglichkeit, Befundaufnahmen vorzuziehen oder auch aufzuschieben. Dadurch entsteht ein höherer Logistikaufwand, der erspart aber einiges an Flugmeilen und senkt so unsere CO2-Bilanz deutlich. Ein Modell für die Zukunft? Vielleicht ist just in time doch nicht das Gelbe vom Ei? Jedenfalls ein Aspekt, der seinen Platz in der neuen Normalität haben sollte. Während der Pandemie haben wir gelernt, auch komplexere Sachverhalte in Zoom- oder ähnlichen Meetings zu erläutern. Das gelingt nicht immer. Doch die Zoom-Meetings haben mittlerweile ihren fixen Platz und schließen die Lücke zwischen einem einfachen Telefonat und notwendigen persönlichen Terminen. Das reduziert den Transportaufwand erheblich und trägt zur Entlastung der Umwelt
bei. Also ein fixer Startplatz in einer anderen Normalität. Andererseits erkennen wir eine Tendenz, Befundaufnahmen in Wien mit dem Motorrad oder dem Auto zu erledigen, obwohl diese öffentlich erreichbar wären. Auch verständlich, schließlich hat nicht jeder Geimpfte Lust darauf, ständig Maske zu tragen. Hoffentlich nur eine Zeiterscheinung und kein Teil der neuen Normalität. Im Zuge der Pandemie haben wir erkannt, wie schnell Projekte umgesetzt werden können, selbst wenn diese noch nicht gänzlich ausgereift sind. Aber auch, dass das Ganze nicht faktenbasiert sein muss. Pioniere sind wieder gefragt, besser eine 80-prozentige Lösung als gar keine. In der IT-Branche wird das seit Windows 95 so gelebt, vielleicht färbt das jetzt auch auf die Immobilienbranche ab? Und welche Normalitäten machen sich bei Ihnen breit?
Wolfgang M. Fessl Wolfgang M. Fessl ist Spezialist für Einzelhandels- und Sonderimmobilien und verfügt über langjährige Erfahrung in der Immobilienbranche. Vor seiner Tätigkeit bei der Reinberg Gruppe war er als Head of Asset-Management bei der conwert und der Immofinanz. Sein Fokus lag auf großvolumigen Bestandsportfolien und Retail immobilien. Insgesamt verfügt Wolfgang Fessl über mehr als 20 Jahre Erfahrung im nationalen und internationalen Immobiliengeschäft. Fessl ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, Immobilientreuhänder (Makler), Member der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), zertifiziert nach CIS Immozert und Recognised European Valuer (REV).
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Positionen & Meinungen Real Circle #23
Nach der Pandemie ist vor der Pandemie Branchenthemen. 45 ausgewählte Entscheidungsträger diskutierten beim 23. Real Circle auf Einladung von IMMOunited, Erste Bank, ERSTE Immobilien KAG und dem ImmoFokus im Wintergarten des Erste Bank Campus die brennenden Themen der Immobilienbranche. Autoren: Gerhard Fritz, Walter Senk, Amelie Miller, Patrick Baldia, Lisa Grüner, Michael Neubauer, Rudolf Oezelt
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n sieben Gruppen tauschten die Immobilien-Profis zu den sieben Themen Finanzierung und Investment, ESG, Retail und Logistik, neue Arbeits- und Wohnwelten, Herausforderungen im Hotelbereich und Quartiersentwicklung Erfahrungswerte, Ideen und Informationen zu aktuellen Entwicklungen aus.
ESG und EU-Taxonomie
Sehr spannend ging es in dieser Gruppe zu, in der die EU-Taxonomie, ESG und Nachhaltigkeit Thema waren. „Die EU-Taxonomie gibt einen groben Rahmen vor“, eröffnet Wolfgang Fessl, Reinberg & Partner. „Aber Regeln kann man nur dann einhalten, wenn sie präzise vorgegeben sind und man sie genau kennt. Es ist noch ganz offen, wie zum Beispiel Gründerzeithäuser zu sehen sind. Ist ein Haus, das 150 Jahre alt ist, auf den Lebenszyklus gesehen nicht wesentlich nachhaltiger als ein Bürogebäude aus den 60er-Jahren?“ Martin Weber von der Erste Bank sieht den Hauptauftrag bei der Errichtung von Neubauten. „Hier sind derzeit neue Standards in Entstehung, und die
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ImmoFokus
Industrie wird sich anpassen müssen.“ Es wird die Kernfrage diskutiert, ob die höheren technischen Baukosten durch niedrigere Finanzierungskosten oder höhere Mieteinnahmen egalisiert werden können. Sind die Investoren bereit, eine niedrigere Rendite in Kauf zu nehmen, um ein nachhaltiges Portfolio zu haben? „Da tasten wir uns gerade vor“, so Weber. Der steuerliche Schwerpunkt spielt bei den Investoren auch beim Nachhaltigkeitsthema eine große Rolle. „Es geht um die Renditeberechnung“, so Harald Galla, LeitnerLeitner.„Inte-
ressant wird es, wenn die anfänglich höheren Bau- und Errichtungskosten mit später höheren Mieteinnahmen oder einem Veräußerungsgewinn kompensiert werden können.“ Fessl wirft ein, dass man bei nachhaltigen Gebäuden langfristig niedrigere Nebenkosten generiert als in anderen Häusern. „Den Gap zwischen Betriebskosten und Miete kann der Vermieter nutzen, um seine Rendite zu verbessern.“, ergänzt Petra Moser, ERSTE Immobilien KAG. „Allerdings sprechen wir da von einem Zeithorizont von drei bis fünf Jahren.“
„Wenn die Anfangskosten höher sind, aber dann auch die Mieteinnahmen, ist Nachhaltigkeit für Investoren besonders interessant.“ Harald Galla, LeitnerLeitner
„Durch die geringeren Nebenkosten von nachhaltigen Gebäuden kann man das Mietniveau hinaufhebeln.“ Wolfgang Fessl, Reinberg & Partner Immobilienberatung
Beispiel um den CO2-Ausstoß, wie dieser gemessen wird oder um erneuerbare Energien.“
„Idealerweise egalisieren sich die höheren technischen Baukosten durch niedrigere Finanzierungskosten.“
Grüne Zertifikate
Damit kommt den Zertifikaten langfristig eine Schlüsselrolle zu. „Grüne Zertifikate müssen Nachhaltigkeit für alle Marktteilnehmer zuverlässig abbilden“, so Zirm. „dann machen sie
Martin Weber, Erste Bank
„Wäre der Mieter motivierbar, so wie auch bei einem Lagezuschlag, einen Zuschlag für nachhaltiges Wohnen zu zahlen, und das im Richtwert abgebildet werden könnte, wäre der Anreiz für den Erbauer oder Sanierer höher“, so Maximilian Zirm, Gibel Zirm Rechtsanwälte. „Schlussendlich muss aber die Gesamtmiete leistbar bleiben.“ Da die EU das ESG-Thema über die Banken spielt, findet dort nun ein Mentalitätswechsel statt, wie Kredite geprüft werden. „Bis jetzt war es eine rein betriebswirtschaftliche Entscheidung, ob sich der Kreditnehmer die Rückzahlung über die Laufzeit leisten kann oder
nicht“, so Weber. „Jetzt kommt noch dazu, dass wir prüfen müssen, was er damit im Detail finanziert.“ Bis vor kurzem wurde bei der Kreditvergabe standardmäßig nicht einmal ein Energieausweis eingefordert. „Das Thema ESG ist aktuell vor allem für Institutionelle wichtig, der Kleinunternehmer wird sich darüber noch keine Gedanken machen“, wirft Alina Nichiforeanu, EY Österreich, ein. „Großunternehmen haben sich bereits länger dem Thema Governance verschrieben, und Social kann jedes Unternehmen für sich durch CSR definieren. Environmental hingegen wirft viele technische Themen auf, da geht es zum
„ESG ist über den gesamten Immobilienzyklus zu betrachten, mit Fokus auf den Nutzer sowie auf den Käufer.“ Alina Nichiforeanu, EY Österreich
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Positionen & Meinungen
„Man muss die bislang sehr theoretischen Maßnahmen der Taxo nomie in die Praxis runterbrechen.“ Petra Moser, ERSTE Immobilien KAG
Sinn und können wie bei einem Fahrzeug zu einem Standard werden.“ Fessl ist gespannt, wie sich die Zertifikatanbieter jetzt verhalten werden: „Hoffentlich werden die Kriterien für die EU-Taxonomie innerhalb der vorhandenen Zertifikate mitbehandelt beziehungsweise abgefragt. Daraus sollte sich ein einheitlicher Qualitätsstempel etablieren, sonst führt sich das System ad absurdum.“ Dann stellt sich die Frage, wie viele und welche Siegel tatsächlich
für die Erfüllung der ESG-Kriterien relevant sind. „Wir überlegen in Deutschland, auf die anglikanischen Siegel zu setzen, um international wettbewerbsfähig zu sein“, so Moser. „Oft sind die Unterschiede bei den Siegeln schwer erkennbar, ebenso wie jetzt schwer vorauszusehen ist, wohin die Reise geht.“ Will man den ganzen Markt erfassen und damit auch einen Lenkungseffekt erzielen, so muss eine Zertifizierung auch leistbar sein. „Für kleinere Bauträger und Eigenheimerbauer muss es eine technische und preisliche Abstufung bei den Zertifikaten geben“, so Weber. „Man darf gespannt sein, wie sich Standards herausbilden werden, ob die Preise reguliert werden, oder ob der Markt die Preise regelt.“ Ein Problem, das sich zeigt, ist, dass derzeit generell die Baupreise auch ohne zusätzliche ESG-Kriterien steigen, also bereits das klassische Bauen ohne Hightech teuer ist. Da wird es bald zum Leistbarkeitsthema kommen, ist man sich einig. „Ich denke, dass ESG erstmal als Störenfried wahrgenommen wird, mit zusätzlichen Vorgaben, die man erfüllen muss“, so Fessl. „Dann wird es eine Gewöhnungsphase geben und irgendwann ist es dann ein Standard geworden. Da sehe ich den Fahrplan wie beim Energieausweis.“ Spannend wird jedenfalls sein, ob es für nachhaltige Gebäude langfristig viel günstigere Finanzierungen oder auch Steuervorteile geben wird.
„Wichtig wäre es, den Nachhaltigkeitsgedanken zu verfolgen, als irgendwelche Kennzahlen zu erfüllen.“ Maximilian Zirm, Gibel Zirm Rechtsanwälte
Was die Hotellerie bewegt
In der Gruppe Hotellerie wurde eifrig diskutiert, wer die Gewinner und wer die Verlierer der Pandemie sind. „2021 sehen wir in der Ferienhotellerie bis zu 90 Prozent Auslastung, mit 20 bis 30 Prozent höheren Raten“, eröffnet Patrick Adamle, mrp Hotels. „Die Ferienhotellerie ist auch langfristig ein Gewinner, sehr gut etablierte Destinationen, zum Beispiel an der Ostsee, Nordsee, der baltischen Küste, im inneralpinen Raum oder auf den spanischen Inseln, verzeichnen bis zu 75 Prozent Jahres-
„Am Beginn der Pandemie wurden die großen Deals sofort auf Eis gelegt.“ Gerald Kerbl, TPA Steuerberatung
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ImmoFokus
„Die Erholung des Städte tourismus geht Hand in Hand mit der Möglichkeit, per Flugzeug anzureisen.“
„Die Ferienhotellerie ist langfristig ein Gewinner, vor allem bei sehr gut etablierten Destinationen.“
Andreas Kreutzer, Kreutzer Fischer & Partner
Patrick Adamle, mrp Hotels
auslastung und werden von institutionellen Investoren verstärkt nachgefragt.“ Diesen Trend sieht der Hotel-Consulter auch langfristig, weil die Hotelbetreiber auch in der Ferienhotellerie immer professioneller werden. Zum Vergleich: In der Stadthotellerie in Wien zum Beispiel werden heute schon 70 Prozent der Betriebe unter einer internationalen Marke betrieben. Er schätzt, dass sich die Stadthotellerie erst 2022 erholen wird, wenn internationale Flugverbindungen wieder verstärkt angeboten und somit auch internationale Meetings und Konferenzen möglich sein werden. Wenn die gute Erfahrung 2022 Sicherheit geben wird, kann 2023 ein sehr gutes Jahr werden, weil Großveranstaltungen zwölf Monate Vorbereitungszeit benötigen. Andreas Kreutzer von Kreutzer Fischer & Partner schätzt, dass sich der Städtetourismus erst wieder erholen wird, wenn die Menschen die Möglichkeit haben, mit dem Flugzeug anzureisen. „Zurzeit sind viele nicht bereit, in öffentlichen Verkehrsmitteln, auch im Flugzeug, zwei, drei oder mehr Stunden einen Mund-NasenSchutz zu tragen.“ Seiner Meinung nach wird die Pandemie aber keinen längerfristigen Effekt auf das Reiseverhalten haben, denn die Resilienz der Menschheit und der Wunsch zu verreisen sei viel größer. Kreutzer erwartet im Gegenteil einen echten Peitscheneffekt, so wie in der Bauwirtschaft. „Die Fensterbranche erlebt 2021 in Österreich ein echtes Boomjahr und erzielt um 25 Prozent mehr Absatz als im Vorjahr“, fügt er als Beispiel hinzu. Auch Andreas Millonig von ImmoUnited glaubt an eine rasche Erholung der Gastronomie und des Tourismus im Allgemeinen, weil sowohl in Österreich als auch in Deutschland diese Bran-
chen vom Staat in der Krise sehr gut unterstützt wurden und daher die Betriebe, soweit sie vor der Pandemie gut gewirtschaftet haben, auch danach sehr schnell durchstarten werden.
die kommende Wintersaison skeptisch, denn die zwei Millionen Holländer, die in den vergangenen Jahren in Österreich Winterurlaub gemacht haben, werden nicht verreisen.“
Daan Bakkenes von Colliers berichtet vom IHIF (International Hospitality Investment Forum), das Ende August in Berlin vor Publikum stattfand. Dort wurde in einer eigenen Arbeitsgruppe das Thema alternative Nutzung von Hotelräumlichkeiten besprochen. „Ich habe ein 18-Quadratmeter-Zimmer, in das ich noch eine kleine Kitchenette einbaue, um es auch längerfristig vermieten zu können. Ich glaube, das ist ein Trend, den wir in Städten wie Wien erleben werden. Den Boom in der Ferienhotellerie sehe ich hingegen langfristig nicht, denn den Thailand-Urlauber aus Österreich oder Deutschland, der heuer in der Heimat geblieben ist, wird es nächstes Jahr wieder in die Ferne ziehen. Darüber hinaus bin ich auch für
Gerald Kerbl berichtet aus der Sicht des Tax Partners bei TPA, dass zu Beginn der Pandemie die Transaktionen kleiner Hotels von den Banken mit Argwohn betrachtet wurden, die großen Deals sofort auf Eis gelegt wurden oder schlichtweg unmöglich waren. Wo der Steuerberater allerdings eine in der Pandemie gestiegene Nachfrage erkennen kann, ist in der Assetklasse Logistik-Immobilien, aber auch im Office-Bereich.
„Der Tourismus in Österreich wird sich dank der guten Subventionen bald erholen.“ Andreas Millonig, IMMOunited
Andreas Kreutzer ist der Meinung, dass der Run aufs Betongold in Wien sehr bald zu Ende sein wird, denn es sind viel zu viele Wohnimmobilien auf dem Markt. „Sobald die zur Vermietung gelangen, werden die Mieten stark unter Druck kommen“, sagt er. „Und da Mieten in einer Stadt wie kommunizierende Gefäße funktionieren, werden diese über kurz oder lang in Wien sinken.“ Hotel Consulter Patrick Adamle meint, es sei sehr viel Liquidität auf dem Markt. Auch neue Investoren suchen nach Hotelimmobilien. Aber er sieht eine Schere aufgehen zwischen Angebot und Nachfrage. Dank der guten Wirtschaftsunterstützung seitens der Regierung besteht kein starker Druck auf die Verkäufer. Es ist eher so, dass Eigentümer die Krise aussitzen werden. Am Ende des Tages sind die Konsumenten die Verlierer, weil die Preise in der Hotellerie steigen werden, da im Moment alles teurer wird. Ein Container mit Hotelequipment kostet heute das Fünffache wie vor der Pandemie.
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Positionen & Meinungen
„Es gibt Arbeitsgruppen, die sich intensiv mit dem Thema alternative Nutzung von Hotelräumlichkeiten auseinandersetzen.“
Finanzieren & Investieren
Daan Bakkenes, Colliers
Ein weiteres Problem sieht der Hotelexperte am Arbeitsmarkt. Es gibt Hotels, die ihre Auslastung mittels hoher Raten niedrig halten, weil sie kein Personal finden. Die Frage, ob das Budget Hotel oder das Luxussegment sich rascher erholen werden, beantwortet Adamle differenziert: „Die Pandemie ist keine Finanzkrise, wer sich bisher ein Luxushotel leisten konnte, ist bereit, die höhere Zimmerkategorie zu buchen, weil er sich denkt, ich war ja eh so lange zu Hause. Und Budget Hotels werden von Einzelreisenden dann nachgefragt, wenn sie zentral gelegen sind. Gruppenreisen werden in absehbarer Zeit nicht stattfinden.“ Abschließend stellt Andreas Kreutzer fest, dass das Home-Office der Produktionskiller schlechthin war. Die Produktivität sei um 30 Prozent gefallen. Das wurde ihm von vielen Industriellen bestätigt.
„Es gibt sehr große Privatvermögen, die bereit und in der Lage sind, zu Renditen zu kaufen, die wir früher in den unterschiedlichen Assetklassen noch nie gesehen haben“, umschreibt Eugen Otto, Otto Immobilien, die aktuelle Lage am heimischen Immobilienmarkt. Er glaube im Übrigen nicht, dass das Ende der Fahnenstange – was Nachfrage und Preisanstiege betrifft – schon erreicht sei. Vor allem die Dynamik der Preisentwicklung in den letzten Monaten gefällt dem Experten nicht. „Es ist nicht angenehm, wenn man Kunden keine Preisprognosen geben, sondern bestenfalls erklären kann, wo eine Rallye beginnt, aber nicht, wo sie enden wird“, meint er. „Der Großteil der Preissteigerungen der letzten Wochen und Monate hat weniger mit der Attraktivität der Assetklasse Immobilien zu tun, sondern der Unattraktivität anderer Anlageklassen“, so Peter Karl, Erste Immobilien KAG und Erste Asset Management. Sogar mit europäischen Hochzinsanleihen könne man derzeit nur etwas über drei Prozent lukrieren.
„Der Großteil der Preissteigerungen der letzten Zeit hat weniger mit der Attraktivität von Immobilien zu tun, als der Unattraktivität anderer Assetklasse.“ Peter Karl, ERSTE Immobilien KAG
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ImmoFokus
„Ein hoher Anteil an schwachen Mietern in Shoppingcentern wird von Investoren bestraft.“ Markus Mendel, EHL Investment Consulting Ganz zu schweigen vom Staatsanleihesegment, wo etwa sichere europäische Papiere Negativzinsen bieten. Problematisch sei allerdings, dass der aktuelle Run in die Immobilie etwas zu wenig differenzierend ausfalle. „Es ist absurd, dass Logistik dieselbe Rendite hat wie Wohnen“, so Karl. Nachsatz: „Das kann auf Dauer nicht funktionieren.“ Auch Daniel Thum, Erste Immobilien KAG, findet es verwunderlich, dass aktuell unterschiedliche Assetklassen nicht entsprechend ihren tatsächlichen Risiken bepreist werden beziehungsweise Wohnen, Office und Logistik annähernd die gleiche Rendite haben. Thum erinnert sich schmunzelnd an die Anfänge der Pandemie 2020 zurück, als er eine Vielzahl an Gesprächen mit Branchenkollegen führte, deren Inhalt grundsätzlich derselbe gewesen sei: Es werde jetzt zu einem risikoadjustierten
„Sehr große Privatvermögen sind bereit, zu Renditen zu kaufen, die wir in den unterschiedlichen Assetklassen noch nie gesehen haben.“ Eugen Otto, Otto Immobilien
„Es ist verwunderlich, dass aktuell unterschiedliche Assetklassen nicht entsprechend ihren tatsächlichen Risiken bepreist werden.“ Daniel Thum, Erste Immobilien KAG
Pricing kommen. Eineinhalb Jahre später sei das immer noch nicht eingetroffen, sondern die Renditen sind weiter zurückgegangen. Nichtsdestotrotz glaubt der Experte, dass der „Krisengewinner“ Logistik weiter an Bedeutung gewinnen und insbesondere das moderne und zeitgemäße Office als Produkt sehr gefragt sein wird. Allerdings müssten Investoren gerade bei Logistikimmobilien mit „gesünderen“ Renditen rechnen. „Für gute Standard- oder Innenstadt-Logistikobjekte ist es derzeit kein Problem, Käufer zu gewinnen“, berichtet Markus Mendel, EHL Investment Consulting, von einer nach wie vor pulsierenden Nachfrage nach Logistikimmobilien. Auch er ist überzeugt, dass die Assetklasse Logistik „here to stay“ ist. Bei
Shopping-Centern habe wiederum Corona einen Trend beschleunigt, der schon vor der Pandemie bestanden hat: den sich ändernden Mietermix – sprich mehr Entertainment, Food und Dienstleistungen und weniger Textil- und Schuhhandel. „Ein hoher Anteil an schwachen Mietern wird von Investoren bestraft“, bringt es Mendel auf den Punkt. Er geht davon aus, dass es im Einzelhandel verstärkt in Richtung Mixed-Use gehen wird – etwa Shopping-Center oder Fachmarktzentren in Kombination mit Wohnen. Für Peter Fischer, PwC, wird das Retailsegment derzeit zu Unrecht totgesagt. Allerdings stellt er nicht in Abrede, dass dort ein Umdenken beziehungsweise neue Konzepte gefragt sind. Auch die Assetklasse Logistik würde weiterhin interessant bleiben, weil sie Teil der Nahversorgung sei. Insgesamt sieht Fischer aber ein Thema, das über allen anderen steht: ESG, der „Webstuhl des 21. Jahrhunderts“. „Der wesentliche Treiber der nächsten Wochen, Monate, Jahre und Jahrzehnte sind die Veränderungen, die die von Frau von der Leyen vorgegebenen Rahmenbedingungen erforderlich machen“, hält der PwC-Experte fest. Bereits jetzt würden größere Investoren oder Family Offices aus
Beteiligungen rausgehen, die nicht ESG-tauglich wären. Und zwar nicht nur, was das vermeintlich omnipräsente „E“ betreffe, sondern auch das „S“ und „G“. Auch Mietverhältnisse – Stichwort Green Lease – und Kreditverträge würden künftig nach ESG-Kriterien bewertet werden. „Freilich wird ESG auch kurzfristig in der Bewertung reflektiert sein müssen, spätestens ab Jänner 22, also in weniger als in einem Quartal“, so Fischer. „Das große Problem, das derzeit alle Player am kleinen Wiener Zinshausmarkt haben, ist, dass es in dem von Angst und hoher Liquidität geprägten Umfeld nahezu unmöglich geworden ist, Objekte richtig zu bewerten“, sagt Markus Steinböck, 3SI Immogroup, der von „zum Teil absurden“ Preisen berichtet. Dass die Preise am Wiener Zinshausmarkt so schnell wieder sinken werden, erwartet er im Übrigen nicht. Ganz zu schweigen von steigenden Renditen – zwei Prozent für den „Dauerbrenner“ wären schon „optimistisch“. „Über Renditen sprechen wir nicht mehr bei Zinshäusern, so ehrlich muss man sein“, so Steinböck. Viele Objekte würden in einem „Tresor“ verschwinden, der erst bei einem für den Eigentümer passenden Angebot wieder geöffnet werde.
„In den nächsten Wochen, Monaten, Jahren und Jahrzehnten steht ein Thema über allen: ESG, der Webstuhl des 21. Jahrhunderts.“
„Über Renditen sprechen wir nicht mehr bei Zinshäusern, so ehrlich muss man sein.“
Peter Fischer, PwC
Markus Steinböck, 3SI Immogroup
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Positionen & Meinungen
Handel im Wandel?!
In den vergangenen Jahren war immer wieder die Rede vom Handel im Wandel. Wie müssen sich Shopping-Center, aber auch Retailflächen allgemein, die sich vielleicht nicht gerade in A-Lagen befinden, verändern, um gegen den Onlinehandel anzukommen? Im Herbst 2020 – nachzulesen in der Ausgabe des ImmoFokus vom 27. Oktober 2020 – war die Rede davon, dass „das Thema Sonntagsöffnung für den Handel überlebenswichtig“ werden würde und der Online-Handel sehr wohl Konsequenzen für den innerstädtischen Handel habe. Mario Schwaiger, EHL Gewerbeimmobilien, ging 2020 sogar so weit zu sagen: „Vielleicht muss es einem erst dreckig gehen und die Shopping-Center und Innenstädte leergefegt sein, bis die Politik reagiert und den OnlineHandel auch besteuert.“
Neue Mietverträge, neuer Flächenbedarf
Bereits wenige Monate zuvor war diese Prophezeiung, zumindest teilweise in Erfüllung gegangen: Die Pandemie sorgte dafür, dass die Retailflächen nicht nur leergefegt waren, sondern schlichtweg brach lagen – und das über Monate hinweg. Der Online-Handel boomte. An der (Nicht-)Besteuerung einzelner namhafter Player in diesem Bereich, hat sich jedoch bis dato nichts geändert. Stattdessen wird eine völlig neue Diskussion angestoßen: Wer zahlt für die leerstehenden Retail-Flächen? Kann der Vermieter anteilig die Miete verlangen, sofern der Mieter staatliche Unterstützung erhält? Und werden die Mietverträge in Zukunft anders aussehen? Manfred Ton, Cerha Hempel Rechtanwälte, sagt ja, „bei den Mietverträgen wird schon jetzt Rücksicht darauf genommen, wie lange die Pandemie dauern kann, wie man sich das Risiko teilt oder wer dieses übernimmt. Das wird bei den Verträgen inzwischen
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ImmoFokus
„Die Unternehmen haben bereits vor der Pandemie auf den Online-Handel gesetzt. Die Pandemie hat diese Entwicklung nur verstärkt.“ Marlies Muck, BDO
klar angesprochen.“ Eine Auswirkung auf den Flächenbedarf sehe Manfred Ton im Retail-Bereich hingegen derzeit nicht. Ähnlich bewertet auch Stefan Wernhart, EHL Gewerbeimmobilien, die Situation: „In den Highstreet-Lagen ist die Nachfrage ungebrochen hoch. Vor allem Luxus Brands und internationale Unternehmen sind wieder verstärkt auf der Suche oder wollen in diesen Lagen neue Konzepte starten. Aktuell ist die Nachfrage in Teilbereichen des Retail-Marktes höher als im klassischen gewerblichen Büromarkt. Leerstände in gut frequentierten Lagen werden rasch vom Markt absorbiert werden.“
Innenstadtlagen versus Einkaufs zentren und Fachmarktzentren
„Auch vor der Pandemie war bei Shopping-Centern die Lage entscheidend.“ Anna Wölfinger, Erste Bank bis dato keinen Anstieg des Leerstandes. Aber natürlich achten die internationalen Filialisten auf die Standorte. Gut performende Lagen werden offengehalten und auch stärker nachgefragt“, Anna Wölfinger, Erste Bank. Zu den Gewinnern der Pandemie zählen, so Wölfin-
Dass die Nachfrage in Top-Lagen höher sei, ist allerdings nicht neu: „„Auch vor der Pandemie war bei Shopping-Centern die Lage entscheidend. Bei guten Standorten sehen wir
„Aktuell ist die Nachfrage am Retail-Markt teilweise fast attraktiver und stärker als im klassischen gewerblichen Büromarkt.“
„Schon jetzt wird die Pandemie bei der Gestaltung der Mietverträge berücksichtigt.“
Stefan Wernhart, EHL Gewerbeimmoblien
Manfred Ton, Cerha Hempel Rechtsanwälte
„Wir beobachten eine verstärkte Nachfrage nach flexiblen Raumnutzungen bei der Darstellung von Flächen – auch im Retail-Bereich.“ Ari Christian Benz, Squarebytes
ger, die Diskonter und Fachmarktzentren. Im stationären Handel hingegen müssen die Unternehmen in Zukunft mehr auf den Erlebnis-, Beratungs- und Dienstleistungsfaktor setzen, um gegen den Online-Handel zu bestehen, so Wernhart. Dafür brauche es immer neue Konzepte – vor allem in den Shopping-Centern. Diese profitieren von dem vielfältigen Angebot
etwa in Form von Gastronomie und haben so einen klaren Vorteil gegenüber dem stationären Einzelhandel.
Es braucht mehr Flexibilität
Neben neuen Konzepten im Retail ist Flexibilität ein entscheidendes Stichwort. „Wir beobachten eine verstärkte Nachfrage nach
flexiblen Raumnutzungen bei der Darstellung von Flächen“, berichtet Ari Christian Benz, Squarebytes, aus der Praxis. Dies sei vor allem für sogenannte Pop-up-Stores relevant. Benz sieht den Online-Handel nicht als Bedrohung, sondern als Chance: Der Online-Handel treibe die Entwicklung neuer Konzepte im klassischen Einzelhandel voran. Außerdem sei
my h ive am Wienerberg | my h ive Ung arg a sse E ine Ma rke der I M M O FI NAN Z
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Positionen & Meinungen
„Die Leute holen jetzt den Konsum nach, den sie die letzten Monate nicht hatten und investieren in ihre Eigenheime. Ob dieser Nachholeffekt auf Dauer so bleiben wird, wird sich noch zeigen.“ Werner Moldaschl, WISAG Gebäudetechnik
die Pandemie für viele Unternehmen sicher Antrieb, vermehrt auf den Online-Handel zu setzen, so Marlies Muck, BDO, „neu ist diese Entwicklung aber nicht. Unternehmen sind schon vor der Pandemie in den Online-Handel gegangen.“ Wie große Retail-Flächen in Zukunft genutzt werden sollen, lässt sich, so Stefan Wernhart derzeit allerdings nicht beantworten: „Wir befinden uns momentan in einer Evaluierungs-
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ImmoFokus
phase. Es braucht eine Möglichkeit, wirtschaftlich zu planen und in die Zukunft zu schauen. Erst dann wird sich zeigen, wie die Kunden im Alltag reagieren.“ Das zeigt sich, so Werner Moldaschl, WISAG Gebäudetechnik, auch bei der Bereitschaft, in die eigenen vier Wände zu invesiteren: „Die Leute holen jetzt den Konsum nach, den sie die letzten Monate nicht hatten und investieren in ihre Eigenheime. Ob dieser Nachholeffekt auf Dauer so bleiben wird, wird sich noch zeigen.“
Neue Arbeits- & Wohnwelten
Für Michael Rausch, Erste Immobilien KAG, hat der Trend zum Home-Office schon vor Jahren begonnen, durch die Pandemie aber an Dynamik gewonnen. „Große österreichische Firmen wie die Erste Bank und die Bank Austria haben diesen Trend schon sehr früh aufgegriffen. Sie haben verstanden, dass alte Arbeitswelten nicht mehr zukunftsfähig sind.“ Die Pandemie sei nur ein Brandbeschleuniger. Zustimmung kommt von Matthias Bitzan, Erste Group: „Die Pandemie war der Auslöser, das Home-OfficeKonzept auf die nächste Stufe zu heben.“ Bei allen positiven Aspekten merke man aber, dass die zwischenmenschliche Kommunikation fehle. „Stellt sich die Frage: Back to office, aber wie?“, wirft Katrin Goegele-Celeda, Immofinanz, in die Diskussion ein. „Es ist sehr schwierig, wenn sich jeder aussuchen
„Alte Arbeitswelten sind nicht mehr zukunftsfähig.“ Michael Rausch, ERSTE Immobilien KAG
will, wann er im Home-Office arbeiten kann. Mitarbeiter wollen ein Maximum an Flexibilität. Aber Branchen wie Steuerberater oder Anwälte leben davon, dass die Mitarbeiter im
Ihr schnellster Weg zur individuellen Bürolösung:
myhive-offices.com
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Positionen & Meinungen
Büroraum in die Wohnhäuser verlagert, muss das irgendwer bezahlen.“
„Der Trend geht zu gemeinschaftlichen Büroflächen.“ Cyrus Asreahan, C&P Immobilien
„Bei einer unserer Wohnhausanlage im 10. Bezirk werden derzeit – auch aufgrund der Widmung – individuell anmietbare Büroflächen geschaffen. Wohnungen können nicht immer größer werden, hier geht es auch um die Leistbarkeit“, zeigt Cyrus Asreahan, C&P Immobilien eine mögliche Lösung auf. Dem kann auch Stückler etwas abgewinnen: „Das Home-Office 2.0 werden Hubs sein. Es werden bereits erste Flächen an der Peripherie angeboten, die von Unternehmen angemietet werden können.“
„Neues Arbeiten und neues Wohnen, wird häufig an den zusätzlichen Kosten scheitern.“ Karin Bosch, sREAL
Büro anwesend sind. „Im Kern geht es darum, für die Mitarbeiter ein attraktives Umfeld zu schaffen“. Für Ewald Stückler, Tecno Office Consult, wäre es naiv gedacht, den Mitarbeitern vorzuschreiben, dass sie zwei bis drei Tage zuhause bleiben müssen. Man muss sehr genau in die Tiefe eines Unternehmens schauen, um die Fläche berechnen zu können. „Das Home-Office ist gekommen, um zu bleiben – in welcher Ausprägung hängt aber von jedem Unternehmen individuell ab.“ Das werde auch die Wohnlandschaften beeinflussen, ist sich Stückler sicher. „Wohnimmobilien der Zukunft werden Begegnungszonen haben wie Studentenheime früher. Das könnten zum Beispiel Allgemeinflächen sein, in denen man ungestört arbeiten kann. Für viele ist es belastend, die Arbeit in die Wohnung hineinzutragen.“ Unternehmen, Politik und Architektur müssen sich fragen, was funktioniert und was nicht. Stückler bestimmt: „Es muss aber ständig nachjustiert werden.“ Für Bitzan stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage: „Wer kommt für diese Allgemeinflächen auf? Wenn man den
„Vor zehn Jahren konnte man noch Wohnungen mit schlechten Grundrissen noch verkaufen. Die Käufer sind deutlich wählerischer geworden.“ Christian Leikam, teamneunzehn
Für Karin Bosch, sREAL, war der Umstieg aufs Home-Office problemlos. „Der Außendienst war es immer gewohnt, Remote zu arbeiten. Beim Innendienst musste das von einem auf den anderen Tag funktionieren.“ Einigen Teammitgliedern sei der Wechsel aber deutlich schwerer gefallen. „Die Mitarbeiter mussten lernen, sich abzugrenzen. „Es verschwimmen die Grenzen, wenn man im Wohnzimmer, auf der Terrasse oder auf der Kochinsel arbeitet.“
„Nur Flächen reduzieren ist zu kurz gegriffen. Büros sind keine Arbeitsgaleeren.“ Ewald Stückler, Tecno Office Consult
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ImmoFokus
„Es wird den Unternehmen immer mehr darum gehen, Schlüsselkräfte zu halten.“ Matthias Bitzan, Erste Bank
Die Pandemie habe die Anforderungen an die Grundrisse deutlich verändert. „Vor zehn Jahren konnte man Wohnungen mit schlechten Grundrissen noch verkaufen, dies ist aktuell nicht mehr möglich. Die Käufer sind deutlich wählerischer geworden“, wirft Christian Leikam, teamneunzehn, ein. „Kurz- und mittelfristig hängt es davon ab, ob man diese Pandemie schnell in den Griff bekommt. Erst wenn wir damit umgehen können, wird es wieder Platz für neue Ideen geben.“
Dienste immer mehr an Bedeutung“, sieht Asreahan weitere Veränderungen auf uns zukommen. Es dreht sich alles um die Wirtschaftlichkeit: „Viele aktuelle Trends sind mit einem beträchtlichen Aufwand für die Betreiber verbunden. Das Gesamtpaket muss viele Leistungen umfassen, um sowohl für kleinere als auch größere Nutzer attraktiv zu sein. Nur so funktioniert und rechnet sich das.“
„All Inclusive wird nicht nur im Bürobereich, sondern auch im Wohnbereich immer wichtiger werden. Es wird vom Co-Working zu Co-Living gehen, das wirkt der Vereinsamung und Anonymität entgegen. Daher gewinnen auch Community-Manager und Concierge-
„In der Bürowelt von morgen sind Motivatoren wesentlich. Die Mitarbeiter wollen nicht nur ihre Zeit absitzen.“ Katrin Goegele-Celeda, Immofinanz
„Planbarkeit ist im Moment nicht gegeben.“ Gerald Beck, UBM Development
Quartiersentwicklung und städtbaulilche Verträge
„Während der Pandemie sind die Bewilligungsverfahren praktisch zum Stillstand gekommen“, klagt Gerald Beck, UBM Development Österreich. „Viele Beamte haben im Home-Office produktiv und konstruktiv weitergearbeitet. Allein die Erreichbarkeit hat sich zunehmend als Problem herausgestellt. Manche Beamten waren selten oder gar nicht erreichbar.“ „Die Digitalisierung hat aktuell noch nicht zur Beschleunigung der Prozesse beigetragen“, kritisiert Beck. Für ihn fehle es auch an ausreichend Personal, alle Projekte abzuarbeiten. „Ob die Beamten zu Hause oder im HomeOffice arbeiten ist mir egal, – solange etwas weiter geht“. Wobei es sich speziell um ein Wiener Problem handelt: „In den ländlichen Gemeinden ist die Situation ein wenig besser.“ An der mangelnden Geschwindigkeit hat sich nichts geändert. Beck setzt große Hoffnungen auf den im Sommer neu bestellten Stadtbaudirektor Bernhard Jarolim. Ein ähnliches Bild zeichnet Andreas Holler, BUWOG. Der Widmungsstillstand sei auch
„Fassadenbegrünung: Die Betriebskosten werden in die Höhe schnellen.“ Andreas Holler, BUWOG
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Positionen & Meinungen
„30 Prozent der Garagenplätze im Stadtbereich ungenutzt.“ Stevan Tomic, PAYUCA Parking
dem Umstand geschuldet, dass die Behörden – wie viele Unternehmen auch – technisch nicht auf eine Pandemie vorbereitet waren. Konkret wurden viele Verfahren „ruhend gestellt“, da manche Behörden nicht über die nötige Infrastruktur verfügten. Die Folge: „Termine wurden immer wieder nach hinten verschoben. Es ist einfach nichts weitergegangen.“ Es war eine schwierige Zeit: Österreich war in einem Vorwahlkampf, anschließend vom eigentlichen Wahlkampf und der Regierungsbildung geprägt. Letztendlich wurde das von der CovidPandemie überlagert. „An der mangelnden Aktivität der Behörden habe sich nichts geändert“, wirft Beck ein. „Nach wie vor sind wir mit Verzögerungen konfrontiert.“ Dabei könnte eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren gerade in schwierigen Zeiten ein großer Antrieb für den Aufschwung sein. „Ein bis zwei Jahre Aufschub bedeuten zwei bis drei Jahre Projektverzögerung – Verzögerungen, die sehr viel Geld kosten – in Bezug auf Kapitalkosten und steigende Baukosten. „Diese sind in den vergangenen zwei Jahren um gut rund 25 Prozent gestiegen“, rechnet Holler vor. „Das schlägt sich voll auf die Gesamtprojektkosten durch. Die Bauträger wären auch bereit, für ein beschleunigtes Verfahren, für eine Priority-Line, zu bezahlen. Viele Developer würden dadurch sich und damit auch dem Endverbraucher eine schöne Stange Geld ersparen. „Die Kosten explodieren. Unter 5.500 Euro pro Quadratmeter sind kaum noch Wohnungen zu finden. Das ist für viele Menschen nicht mehr leistbar. Ohne Erbe ist eine Finanzierung nur mehr schwer machbar.“
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ImmoFokus
Dass sich die Stadt Wien beim Thema Klimaschutz im Moment voll auf das Thema Fassadenbegrünung (über)konzentriert, ist sowohl Beck als auch Holler ein Dorn im Auge. Vor allem auch, weil viele Themen noch nicht geklärt sind. „Wir wissen noch viel zu wenig. Wir stehen hier erst am Anfang, welche Art der Begrünung wirklich sinnvoll ist.“ Das gefeierte Bosco Verticale in Mailand zeige die Probleme deutlich auf, so Holler. Eines aber stehe schon jetzt fest: „Die Betriebskosten werden in die Höhe schnellen“. (Anmerkung der Redaktion: Die durchschnittlichen Instandhaltungskosten beim Bosco Verticale betragen rund 63 Euro/m² jährlich, einschließlich Heizung, Bewässerung, Empfang, Security, Grünanlagenpflege, Fassadenreinigung, CCTV-Anlage und Klimatisierung). Wir sind ca. 15 Jahre zu früh dran. „Besser wäre es zu überlegen, ob nicht durch andere, vielleicht kostengünstigere Maßnahmen, dieselben Effekte zu erzielen wären. „Im Schnitt sind rund 30 Prozent der Garagenplätze im Stadtbereich ungenutzt“, wirft Stevan Tomic, PAYUCA Parking, ein. „Parkplätze, die mit auf den Straßen stehenden Fahrzeugen befüllt werden könnten. „Wir bieten mit PAYUCA Parking eine Lösung, mit der sich auch Bestandsgaragen nachrüsten lassen.“ „Die freiwerdenden Flächen könnten begrünt werden und für positive Klimaeffekte sorgen“, ist Beck überzeugt.
Wohnraum und Wohnwelten
Viele Käufer sind am Wohnungsmarkt unterwegs, sie kaufen für den Eigenbedarf oder zu Veranlagungszwecken. „Die Wohnungen werden teurer und der Markt wird trockener, wenn es um gebrauchte Eigentumswohnungen geht“, fasst Christian Hrdliczka, RE/MAX Austria die aktuelle Situation zusammen. Er ist selbst manchmal erstaunt, um welche Preise Wohnungen oftmals gehandelt werden. Allerdings gehen die Einkommen mit den Kaufpreisen nicht konform. Nebenbei kaufen die institutionellen Investoren von der Stange und verschärfen die Preisrallye. „Das Geschäft brummt“, meint Roman Eisenmagen, ERSTE Group, der eine enorme Nach-
„300 Milliarden Euro liegen auf den Konten.“ Roman Eisenmagen, Erste Bank
sentlichen Unterschied aus. „Rechnen tut derzeit keiner mehr“, so Kurt Rusam und Roman Eisenmagen ergänzt: „Das machen wir dann.“
„Nachhaltigkeit spielt zwar bei den Investoren eine große Rolle, aber den Privaten ist es egal.“ Kurt Rusam, Eyemaxx frage auf der Finanzierungsseite feststellt. Das führt dazu, dass die Finanzierungsstrategien der Anbieter aggressiver werden und die Kreditzinsen sich knapp über Null bewegen. „Weiterhin liegen ca. 300 Milliarden Euro auf den Konten“, schätzt Eisenmagen „und das wird auch nicht weniger.“ Der Wohnungsmarkt ist eine Anlageklasse geworden und Roman Eisenmagen gibt einen Punkt zu bedenken: „Wenn ein Wertpapier gekauft wird, dann muss man eine Latte an Informationen durchlesen und unterzeichnen, bei einer Wohnung allerdings sieht das ganz anders aus.“ Steigende Preise zeigen sich nicht nur bei Wohnungen, „sondern auch bei Zinshäusern“, sagt Alexander Wolfschwenger, Arnold Immobilien: „Sicherheit steht im Vordergrund.“ Für die Investoren ist es wichtig, dass das Geld gut angelegt ist. Außerdem sind „Immobilien etwas, dass man angreifen kann“, so Alexander Wolfschwenger. Die Sorge der Privatkunden vor Negativzinsen bei den Banken, wie sie jetzt bereits für Firmenkunden gelten, könnte den Markt weiter anheizen. Vor kurzem verkaufte Eyemaxx das Wohnprojekt „Venusbogen“ in Bernau bei Berlin zu einem unerwartet hohen Preis. Im Grünen, mit Infrastruktur und Öffi-Anbindung: „Da wollen die Menschen hin“, so Kurt Rusam. Auch bei den Zinshäusern wird die Lage immer entscheidender. „Genau genommen die Makrolage“, so Alexander Wolfschwenger. Nur wenige Straßen machen schon einen we-
Wohnwelten sind Geschmackssache, aber einige Assets haben sich unmittelbar durch die Pandemie gezeigt: Der Bedarf an Freiflächen, ein (halbes) Zimmer mehr und natürlich Breitband. „Darauf achten jetzt die Kunden viel mehr“, meint Markus Woratschek, IMV Immobilien Management. Für ihn sind neue Wege der Kommunikation mit den Mieterinnen und Mietern via Apps ohnehin die Zukunft. Unabhängig von der Kommunikation wird sich das technische Innenleben verändern. Markus Woratschek: „Die Technologie wäre da und man wird sehen, welche Themen sich durchsetzen, was sinnvoll und was praktikabel
„Die Sorge der Privatkunden vor Negativzinsen bei den Banken, wie sie jetzt bereits für Firmenkunden gelten, könnte den Markt weiter anheizen. “ Alexander Wolfschwenger, Arnold Immobilien
„Die Wohnungen werden teurer und der Markt wird trockener, wenn es um gebrauchte Eigentumswohnungen geht.“ Christian Hrdliczka, RE/MAX Austria
ist.“ Das einzige Tabu bei der Digitalisierung bleibt aber weiterhin die Wohnungstür: „Das ist eine Barriere. Niemand möchte, dass die Türe digital geöffnet werden kann.“ „My Home is my castle“, bringt es Christian Hrdliczka auf den Punkt. Von einer Durchmischung der Immobilie „sind vielleicht die Investoren überzeugt, um das Risiko zu minimieren“, meint Christian Hrdliczka, „aber nicht die Mieter. Ein Eigentümer, der die Wohnung selbst nutzt, ist strikt gegen Durchmischung. Dies sei auch verwaltungstechnisch ein Problem, gibt Markus Woratschek zu Bedenken. Nachhaltigkeit spielt zwar bei den Investoren eine große Rolle, aber „dem Privaten ist es eigentlich egal“, stellt Kurt Rusam fest. So kommt Roman Eisenmagen zu dem Schluss: „Die Häuser sollen funktional sein. Sonst nichts.“
„Ein Eigentümer, der die Wohnung selbst nutzt, ist strikt gegen Durchmischung.“ Markus Woratschek, IMV Immobilien Management
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Positionen & Meinungen
CO2-freie Immobilien Nachhaltigkeit. „Es ist nur mehr eine Frage der Zeit bis bei Zement und Beton das Thema CO2-Emissionen (fast) keine Rolle mehr spielt“, bricht Jasmin Soravia dem Massivbau eine Lanze. Das Gespräch führte: Michael Neubauer
Wofür schlägt das Herz mehr: Immobilien oder Steuerrecht? Jasmin Soravia: Ich bin mittlerweile schon so weit von der Steuerwelt entfernt, dass ich mich gar nicht mehr erinnern kann. Nein, Spaß beiseite – mein Herz schlägt eindeutig für die Immobilienwelt! COVID-Pandemie. Welche Trends zeichnen sich ab? Ich persönlich glaube nicht, dass sich das Home-Office so stark etablieren wird, wie es aktuell in aller Munde ist. Ja, es wird mehr werden als in der Vergangenheit, aber in einem überschaubaren Rahmen. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen gerne wieder ins Büro gehen, ihre Kollegen treffen und sich wieder persönlich austauchen, etc.
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ImmoFokus
Auch wird das mit „mehr Platz“ für ein eigenes Home-Office schwierig werden, da nach wie vor noch jeder Quadratmeter Fläche zählt, die Grundrisse werden aber flexibler werden müssen. Ich denke jedoch, dass die Menschen wieder mehr Wert auf das Wohnen legen werden, in Bezug auf die Ausstattung, die Begrünung & Co. Der vermehrte Onlinehandel wird bleiben – das heißt, wir werden uns mit den frei werdenden Flächen im Erdgeschoß beschäftigen müssen. Auch der Digitalisierungsschub wird bleiben! Zoom, Microsoft Teams & Co. bleiben auch in Zukunft Teil unserer Meeting-Kultur. Mehr Freiraum und/oder ein Zimmer mehr fürs Home-Office muss man sich leisten können. Doch eher nur Wunschgedanken? Das mit dem „mehr Platz“ für ein eigenes Büro auf jeden Fall, denn die Preise in Wien werden weiterhin steigen, am Ende zählt dann immer noch der Absolutpreis einer Wohnung. Bei einer guten Grundrissplanung sollte sich jedoch eine Nische für einen kleinen Büroplatz ausgehen, da wird in Zukunft von Seite der Planer mehr Herzblut hineingelegt werden müssen. Freiraum ist gefragt und soweit ich die neuen Projekte kenne, ist das bereits im Fokus der Projektentwickler beim Altbau allerdings wird es weiterhin schwierig sein. Welchen Stellenwert haben Materialien und Energieeffizienz, was meinen Sie wird von den Kunden gewünscht? Das Thema Nachhaltigkeit ist bereits bei den meisten Kunden angekommen, wenn auch weiterhin die Lage, Ausstattung, Freiraum und
der Preis an erster Stelle stehen. Die Kunden legen aber – sicher auch Covid/Lockdownbedingt – mehr Wert auf den Wohlfühlfaktor, da spielen gute Materialien eine große Rolle. Das Thema Energieeffizienz wird spätestens in Anbetracht der Höhe der Betriebskosten ein Thema. Vor allem die jungen Leute nehmen das Thema Nachhaltigkeit sehr ernst, hier wird es jedenfalls in Zukunft immer stärker zu einem Umdenken kommen müssen. Sind die Wohnungskäufer bereit für geringere Betriebskosten über den Lebenszyklus der Immobilie beim Erwerb höhere Quadratmeter-Preise zu bezahlen? Der Absolutpreis einer Wohnung spielt weiterhin eine große Rolle, die Wohnung muss natürlich leistbar für den jeweiligen Käufer sein. Aber ja – auf die Lebensdauer bezogen sind geringere Betriebskosten ein sehr gutes Argument anfangs etwas mehr für die Wohnung auszugeben, aber es muss im Rahmen bleiben. Im Moment ist Holzbau und serielles Bauen in aller Munde. Kollitsch & Soravia Immobilien sind klassisch im Massivbau tätig – kündigt sich eine Trendwende an? Wir stehen weiterhin für die klassische Baumeistermassivbauweise. Serielles Bauen ist bei uns mit dem Kollitsch Wohnhaus gegeben. Dazu tut sich auch im Bereich Zement/ Beton sehr viel Neues, da ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch hier das Thema CO2-Emissionen (fast) keine Rolle mehr spielt. Die österreichische Zementindustrie arbeitet ständig an der Reduzierung der CO2-Emissionen, dazu wurde die 5C Strategie entwickelt (Clinker, Cement, Concrete, Cosntruction & Carbonation).
„Vor allem die jungen Leute nehmen das Thema Nachhaltigkeit sehr ernst.“ Jasmin Soravia, Kollitsch & Soravia
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Positionen & Meinungen
Taxonomie erfüllen. Niemand entkommt dem Thema und das ist auch gut so.
„Die Errichtung CO2-freier Immobilien ist zwar noch schwierig, aber ein Muss.“ Jasmin Soravia, Kollitsch & Soravia
Was zeichnet hochwertiges Wohnen aus? Sicherlich versteht jeder etwas anderes unter hochwertigem Wohnen, aber gute Grundrisse, hochwertige Materialien, ein durchdachtes Energiekonzept und die Lage sind auf jeden Fall wichtig. Hinzu kommen die öffentliche Anbindung, die umliegende Infrastruktur, Grünraum, Freiräume etc. – die Liste ist lang, aber doch wieder für jeden individuell. Wie stark wird ESG die Immobilienwirtschaft verändern? Vor allem aber: Ist mit steigenden Kosten zu rechnen. Stichwort CO2-Steuer? Ich würde von den ESG Kriterien gleich hin zur EU-Taxonomie schwenken, da diese im Moment einen stärkeren Impact auf unsere Arbeit hat. Alle Stakeholder (im Moment vermehrt auch Banken) werden sich damit auseinandersetzen müssen, zumal wir nicht wissen, welche Zertifizierungen auch die EU-
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ImmoFokus
Wir arbeiten aktuell in Klagenfurt an einem Quartier mit CO2-freiem Betrieb. Die Errichtung CO2-freier Immobilien ist zwar noch schwierig, aber der nächste Schritt ist ein Muss, auch wenn er sicher kostspieliger wird und vielleicht nicht alle Kosten umwälzbar sind. Und ja – auch die kommende CO2-Steuer wird ein Thema In welchen Projektgrößen fühlt sich Kollitsch & Soravia Immobilien wohl? Wir schauen uns Projekte ab einer Größe von rund 1.500 Quadratmeter Wohnnutzfläche an, nach oben hin mit „open end“. Die Grundstückspreise steigen mittlerweile auch im Speckgürtel. Die Baukosten steigen ebenfalls: Werden Wohnungen unbezahlbar? Es macht aktuell jedenfalls den Anschein. Das ist ein Thema, dass im Moment sicher viele beschäftigt, aber die Leute kaufen weiterhin Wohnungen und oft habe ich das Gefühl – egal zu welchem Preis. Geld dürfte es somit am Markt genug geben, die Menschen legen aber immer mehr Wert auf Qualität.
Die OeNB spricht bei den Wohnungspreisen bereits von leichter Überhitzung? Steuern wir auf eine Immobilienblase hin? Das glaube ich nicht, solange die Zinsen noch so niedrig bleiben, sehe ich keine Blase, vor allem, weil nach wie vor genug Geld am Markt unterwegs ist. Dazu wurde auch sehr viel mit Eigenkapital gekauft. Problematisch wird es, wenn die Zinsen stark steigen sollten, die Grundsteuer angepasst wird oder sonstige steuerliche Belastungen auf die Immobilieneigentümer zukommen; Im Umland von Wien wird viel gebaut – die zunehmende Versiegelung kommt immer stärker in die Kritik. Verdichten als Ultima-Ratio? Ich persönlich bin ein starker Verfechter der Nachverdichtung. Leider geht die Tendenz im Umland in die andere Richtung, da müsste viel mehr auf die Ortskern-Verdichtung gesetzt werden. Was zeichnet Ihre Häuser und Wohnungen aus? Wofür stehen Sie? Wir stehen für gut durchdachte Grundrisse und eine hohe Qualität. In Kärnten hat sich die Kollitsch Gruppe diesbezüglich bereits einen wirklichen Namen gemacht. Mit diesem
Jasmin Soravia Jasmin Soravia hat BWL studiert und eine postgraduale Ausbildung im internationalen Steuerrecht (LL.M.) absolviert. Sie ist Steuerberaterin, hat die Bauträgerprüfung, diverse Weiterbildungen sowohl im kaufmännischen Bereich als auch im Immobilienwesen. 2020 gründete Sie gemeinsam mit Günther Kollitsch die „Kollitsch & Soravia Immobilien GmbH“ mit Fokus auf Projektentwicklung im Bereich hochwertiges Wohnen im Großraum Wien. Sie ist Vorsitzende des ULI – Urban Land Institute Austria, einem der ältesten Immobiliennetzwerke mit weltweit derzeit 47.000 Mitgliedern, Beirat im Advisory Board der Grünstattgrau Forschungs- & Innovations GmbH und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.
Standard wollen wir in Wien und Niederösterreich nachziehen. EY, STRABAG, Conwert, Soravia Bauträger jetzt Kollitsch & Soravia: Welcher Job hat am meisten Freude gemacht? Jeder Job hatte seine Zeit! Meine neue Aufgabe macht mir sehr viel Spaß und Freude! Nach wie vor befeuern historisch niedrige Hypothekenzinsen das Marktgeschehen. Könnten die steigende Inflation und/oder steigende Baupreise dem Boom einen Strich durch die Rechnung machen? Die Baukosten steigen so rasant wie schon seit vielen Jahren nicht mehr, vor allem die Teuerung bei den Roh- & Baustoffen (z.B. Stahl). Die steigende Inflation tut ihr Übriges dazu. Digitalisierung und Bauwirtschaft – ein sich ausschließendes Begriffspaar? Nein, ganz im Gegenteil. In unserer Branche besteht noch ganz viel Luft nach oben. Vor allem wir in Österreich sind hier im internationalen Vergleich, was das Thema Digitalisierung anbelangt, Schlusslicht. Themen wie BIM, 3D Drucker, Augmented Reality, Robotic, Gebäudemonitoring & Co. sollen die Arbeit erleichtern. Da sind uns viele Länder um einiges voraus.
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Wir leben
Immobilien.
30 Jahre. Vertrauen. Kompetenz. Leidenschaft. Und immer gerne für unsere Kunden da. ehl.at
Aufschieberitis „Später“… geht (nicht) immer!
WEG-Novelle
Bauen mit Bambus
Müll und Geld sparen
Eine erste Durchsicht des Ministerialentwurfes
Vom lästigen Wuchern zum begehrten Rohstoff?
Sorgsam mit Lebensmittel umgehen
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ImmoFokus.Rubrik
Das Einzige, was teurer ist als Bildung, ist keine Bildung
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Wir müssen alles daransetzen, regenerative Systeme zu schaffen, mit denen die linearwirtschaftlichen Ansätze der Wegwerfgesellschaft sofort und nicht erst morgen über Bord geworfen werden und Langlebigkeit in den Vordergrund tritt. Es gilt auch, über das Recycling hinaus zu denken, hin zu Umnutzung, Wiederverwendung, Rück- und Umbau. Mit den Illmitzer Gesprächen wollen wir Jahr für Jahr Denkanstöße liefern. Auch in diesem Jahr war der Themenbogen wie in den vergangenen Jahren weit gespannt. Zu den Highlights in diesem Jahr zählten sicherlich die Vorträge von Prof.in (FH) Dr.in habil. Christine Vallaster „Was kommt nach dem Kapitalismus?“ und die anschließende Podiumsdiskussion mit Impulsstatements von KommR Mag. Michael Gehbauer „Gemeinnützigkeit als Aus-
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Fotos: REMG, Adobe Stock
ieser Satz wird John F. Kennedy zugerechnet gleichwie „Erfolg heißt handeln, wo die anderen noch reden“! Gerne möchte ich diese Gedanken den 3. Illmitzer Gesprächen voran und hinterherstellen. Zu dem Zeitpunkt da Sie diese Zeilen lesen, haben die „Illmitzer Gespräche“ bereits stattgefunden. Vom 14. bis 16. Oktober 2021 stand ganz Illmitz im Zeichen der Nachhaltigkeit. An drei Tagen wurde analysiert, diskutiert, verworfen und gefordert.
weg?“, DI Wolfgang Gleissner „Mit Beispiel voran“, Bmst. Ing.in Caroline Palfy „Kreislaufwirtschaft“, KommR Michael Pisecky „Wirtschaft neu gedacht“, Toni Faber „Arm im reichen Land“ und Dr. Alexander Scheuch „Nachhaltig Häuser bewirtschaften“. Mit dem Impulsreferat „Mut machen“ rückte Künstlerin Ivana Vlahusic die Jugend in den Mittelpunkt. Der Freitag stand mit Mag. Markus Wadsak im Zeichen des Klimawandels. Der Hydrologe Mag. Dr. Georg Wolfram erläuterte das Seesterben und Prof. Mag. Peter Zellmann präsentierte neue Ansätze im Tourismus. Bürgermeister präsentierten – moderiert von Arch. DIin Dr.in Renate Hammer – Best-Practice-Beispiele aus dem kommunalpolitischen Umfeld. Am Schlusstag gab Mag. Dominik Linhard, Global 2000, Ein-
blicke in die täglichen Verluste an Biodiversität. Abgerundet wurde der Tag durch Statements von Dr. Peter Resetarits „Recht nachhaltig“ und Eva Maria Marold „Wir müssen reden …“. Neugierig geworden? In der nächsten „BluePrint“-Ausgabe finden Sie eine spannende Reportage über die drei spannenden Tage – und vielleicht sind Sie bei den Illmitzer Gesprächen 2022 live dabei. Herzlichst Ihr Thomas Malloth www.illmitzer-gespraeche.at
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ImmoFokus.Rubrik
Wohnungseigentum im Aufschwung WEG-Novelle. Eine erste Durchsicht des Ministerialentwurfes.
Autor: Magdalena Weißmann
• Energieeffizienzmaßnahmen können unter gewissen Voraussetzungen (wie die Deckung durch die Rücklagen) auch von qualifizierten Mehrheiten beschlossen werden. • In Anlehnung an den gemeinnützigen Wohnbau sind auch im privaten Mehrparteienwohnbau verpflichtende Erhaltungsrücklagen zu implementieren.
• Grundbuchsnovelle: Ausweitung der Automatisierung/Digitalisierung, Reduktion der Medienbrüche.
Mit der nunmehr in Geltung gehenden Novelle wurden zwar nicht alle in Aussicht genommenen Punkte umgesetzt, im Detail sind es aber ein paar wesentliche Schritte in neue Richtungen Anderenorts enthält das Koalitionsübereinkommen auch den Hinweis, dass man bis zum Ende der Legislaturperiode in den wesentlichsten wohnrechtlichen Bereichen in einem stark partizipativ beschriebenen Prozess mit parlamentarischen Mitteln Regelungen für eine Gesamtreform schaffen will. Dies ist ein engagiertes Ziel, dessen Umsetzung es abzuwarten gilt. Wenn man sich die wahren Aufgabestellungen der Bundesregierung, wie etwa Bewältigung der Pandemie und deren gesamtgesellschaftliche Auswirkungen, sowie die selbst produzierten Chat-, Mail-, Spaziergang mit Laptop, allfällige Falschaussagen-Herausforderungen ansieht, fehlt der Glaube, dass in diesem Konzert tatsächlich ein politisch so heikles Thema wie das Mietrecht angegriffen wird. Doch stirbt die Hoffnung zuletzt und ich bin – schon allein aus meinem Selbsterhaltungstrieb heraus – ein wohnrechtlicher Berufsoptimist.
• Maßnahmen zur Dekarbonisierung sind nicht mehr unter „Verbesserung“, sondern unter „Erhaltung“ zu subsumieren.
Die Novelle wurde von Prof. Dr. Johannes Stabentheiner, dem zuständigen Abteilungsleiter des Bundesministeriums für Justiz begleitet und
Wohnungseigentum: Modern, sinnvoll und klar verständlich
• Novellierung und Modernisierung des WEG: Durchsetzbarkeit von notwendigen Erhaltungsmaßnahmen erhöhen (u.a. Überprüfung der verfahrensrechtlichen Vorschriften), Analyse der Zustellvorschriften und Zustimmungsvoraussetzungen, Erleichterung der Beschlussfassung, Schaffung von neuen Mehrheitsverhältnissen (z.B. Elektro-Tankstellen und Photovoltaik-Anlagen unter Wahrung berechtigter Minderheitsrechte.
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it Wirkung zum 1.1.2022 soll oder besser wird wohl eine Novelle zum Wohnungseigentumsgesetz 2002 in Kraft treten. Sie wurde lange in der grün-türkisen Koalition beraten, wobei auf Seite der ÖVP der Abgeordnete zum Nationalrat und Wohnbausprecher Johann Singer, auf Seite der Grünen die Vorarlberger Volkswirtin und Abgeordnete zum Nationalrat Nina Tomaselli in den Verhandlungen federführend waren. Ich durfte an den Beratungen teilnehmen und da und dort auch meine Ideen einbringen.
legistisch betreut, was insoweit höchst angenehm ist, da Stabentheiner nicht nur ein ausgewiesener Spezialist, sondern vor allem im politischen Alltag jene – von eigenen Interessen vollkommen unbeeinflusste – Ruhe und Umsicht hat, die das Thema verlangt. Es sei ihm auch an dieser Stelle gedankt.
Zum Inhalt der Neuregelungen:
In meiner Darstellung folge ich dem Aufbau des Gesetzes.
§ 16 WEG
§ 16 WEG enthält Regelungen, unter welchen Umständen Wohnungseigentümer*innen an ihrem Objekt etwas ändern können und inwieweit sie auch allgemeine Teile des Gebäudes hierfür in Anspruch nehmen dürfen. Im Wesentlichen gilt der Grundsatz, dass die übrigen Wohnungseigentümer*innen in ihren schutzwürdigen Interessen und das Erscheinungsbild des Gebäudes nicht beeinträchtigt werden. Für die Nutzung allgemeiner Teile gilt überdies, dass diese der Übung des Verkehrs oder einem wichtigen Interesse der jeweiligen Wohnungseigentümer*innen entsprechen muss. § 16 Abs 2 Ziffer 2 enthält eine Reihe von Arbeiten, für die die Vermutung gilt, dass sie der Übung des Verkehrs beziehungsweise einem wichtigen Interesse dienen, wie etwa der Einbau eines WCs. Diese Arbeiten werden nunmehr vor allem um das Anbringen von Markisen zur Beschattung, das Einrichten von Langsamladestationen für E-Fahrzeuge beim Parkplatz der Wohnungseigentümer*innen und um Maßnahmen zur Herstellung von Barrierefreiheit ergänzt. Damit reagiert der Gesetzgeber auch auf ein Urteil des OGH zur E-Mobilität. Abgerundet wird die neue Bestimmung durch § 16 Abs 5, der festlegt, dass die Genehmigung der übrigen Wohnungseigentümer*innen jedenfalls dann als erteilt gilt, wenn die beabsichtigte Maßnahme den Miteigentümer*innen – ausreichend beschrieben – mitgeteilt wurde und binnen zwei Monaten kein Widerspruch erfolgt. Kommt es doch zu einem Widerspruch, dann bleibt den einzelnen Wohnungseigentümer*innen noch immer der Gang zu Gericht offen. § 16 Abs 6 hält noch fest, dass durch die Maßnahme der Gemeinschaft entstehende Mehrkosten von den ändernden Wohnungseigentümer*innen zu tragen sind. Ein typisches Beispiel in diesem Zusammenhang wäre das Abmontieren der Markise im Falle von Arbeiten an der Fassade. Nach Ablauf von fünf Jahren kann die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer*innen allerdings einen Beschluss fassen, dass die einzelnen Wohnungseigentümer*innen ihre Nutzung (wohl vor allem der E-Ladestation) einzustellen haben, weil eine Gemeinschaftsanlage eingerichtet wird, die eine bessere Nutzung gewährleistet. Die ändernden Wohnungseigentümer*innen werden in diesem
Fall wegen Kollision nicht mitstimmen dürfen. Vermutet wird augenscheinlich, dass eine Wallstation nach fünf Jahren „abgeschrieben“ ist. Meinung: Die neuen Regelungen sind ein erster wichtiger Schritt in Richtung einer Ökologisierung des WEG, obwohl die Elektromobilität wahrscheinlich nur eine mittelfristige Lösung ist. Eine nächste Etappe muss die Anpassung der Bestimmungen rund um die ordentliche Verwaltung der Liegenschaft im § 28 WEG sein. Hier müssten Maßnahmen, die dem Klimaschutz und der Erhaltung der Biodiversität dienen, zu „Erhaltungsarbeiten“ werden, die einer erleichterten Beschlussfassung unterliegen.
§ 20 Abs 8 WEG
Es ist ein lang diskutiertes Thema, ob die Verwaltung Kontaktdaten von Wohnungseigentümer*innen anderen Wohnungseigentümer*innen übermitteln darf. Unter Hinweis auf datenschutzrechtliche Bestimmungen wurde dies oftmals verweigert, wohl manchmal auch aus Angst der Verwaltung vor einem „Sich-Verselbstständigen“ der WE-Gemeinschaft. Nunmehr wird diese Frage geregelt und einzelne Wohnungseigentümer*innen können Kontaktdaten erfragen, diese sind auch herauszugeben, dies allerdings nur zum Ausüben von Rechten und Gestaltungsmöglichkeiten, die sich aus dem WEG ergeben. Dies wird gegenüber der Verwaltung darzulegen sein. Die Herausgabe von E-MailAdressen können einzelne Wohnungseigentümer*innen untersagen, haben für diesen Fall aber eine Korrespondenzadresse zu hinterlegen. Nach Ansicht der Legist*innen entspricht diese Bestimmung auch den Regelungen der DSGVO. Meinung: Für ein verbessertes Miteinander ist diese Regelung durchaus sinnvoll. In einem weiteren Schritt sollten aber einzelne Wohnungseigentümer*innen auch indirekt gezwungen werden, ihre Zustelladressen im Grundbuch aktuell zu halten, widrigenfalls ihnen an die Objektadresse rechtswirksam zugestellt werden kann.
§§ 28 und 29 WEG
§§ 28 und 29 WEG enthalten Bestimmungen über die Beschlussfassung der Wohnungseigentümer*innen in Angelegenheiten der ordentlichen und außerordentlichen Verwaltung. Bislang galt der Grundsatz, dass ein rechtwirksamer Beschluss der Wohnungseigentümer*innen nur mit einer Mehrheit der grundbücherlichen Anteile zustande kommen kann. Nicht abgegebene Stimmen mussten – mangels „Änderungswillens“ – als Nein-Stimmen gewertet werden. Diese sehr enge Regelung gab – bereits über Jahre hinweg – Anlass zu Diskussionen rund um eine Erleichterung der Willensbildung und war bereits mehrfach Inhalt
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von Regierungsübereinkommen. Argumentiert wurde damit, dass die zunehmende Zahl an Wohnungseigentümer*innen, die das Objekt zu bloßen Anlagezwecken kaufen und vermieten, oft wenig Interessen an gemeinschaftlichen Entscheidungen hat, darüber hinaus insgesamt die Individualität weitaus stärker im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Sichtweise steht als Bemühungen um gemeinsame Interessen. Die neue Regelung sieht nunmehr wie folgt vor: Weiterhin wird im Zuge einer Abstimmung die Mehrheit der bücherlichen Anteile in einem ersten Schritt gezählt. Liegt diese vor, so ist der Beschluss – nach Ablauf der Anfechtungsfristen – wirksam zustande gekommen. Liegt eine solche Mehrheit nicht vor, so muss es zu einem zweiten Zählvorgang kommen. Im Zuge dessen werden nur die abgegebenen Stimmen gezählt. Stimmen von diesen zwei Drittel (der Anteile) dem Beschlussthema zu, so ist der Beschluss ebenso zustande gekommen. Dies allerdings nur unter der Bedingung, dass diese zwei Drittel Anteile mindestens ein Drittel aller bücherlichen Anteile sind. Äußert sich ein*e Wohnungseigentümer*in nicht, so ist dies natürlich keine abgegebene Stimme, äußert sie beziehungsweise er sich in welcher Art auch immer (etwa: „Mir ist alles recht!“), dann ist dies eine abgegebene Stimme, in diesem Fall wohl zustimmend. Zum Schutz der Wohnungseigentümer*innen muss die beziehungsweise der Initiator*in des Beschlusses (das wird oft die/der Verwalter*in sein) darauf hinweisen, dass eine Stimmenthaltung nicht automatisch eine Nein-Stimme ist. Es wird sohin notwendig sein, die Aufklärung der Wohnungseigentümer*innen im Zuge von Beschlüssen noch einge-
hender zu gestalten. Zu beachten wird – je nach Abstimmungssituation – auch die in § 30 Abs 2 enthaltene „Dominator-Regel“ sein, bei der ein*e Wohnungseigentümer*in die Mehrheit der Anteile hält. Meinung: In einem ersten Schritt wirkt die Bestimmung aus demokratischer Sicht etwas unsympathisch. Die eingebauten Sicherungselemente entschärfen diese Sicht aber und werden Wohnungseigentümer*innen hoffentlich zu einer aktiveren Teilnahme am gemeinsamen Geschehen motivieren. Sowohl im Gesellschafts- als auch im Vereinsrecht finden sich ähnliche, ja oft weit härtere Abstimmungsbedingungen und auch dort geht es zumeist um Eigentum.
§ 20 Abs 4 WEG
§ 20 Abs 4 WEG wird durch eine Regelung ergänzt, wonach einzelne Wohnungseigentümer*innen „Einmalzahlung“ verlangen können, wenn die Gemeinschaft etwa ein Darlehen zur Durchführung von Arbeiten aufnehmen will. Meinung: Die Bestimmung ist praxisnah und sinnvoll und kann Banken entgegengehalten werden, die etwa eine Sicherstellung auf sämtlichen Anteilen anstreben.
§ 25 Abs 2a WEG
§ 25 enthält Regelungen über die Abhaltung von Eigentümerversammlungen. Die Eigentümerversammlung, also das körperliche Treffen, ob persönlich oder vertreten, wurde – zu Recht – immer als zentrales Element des Dialoges und der Beschlussfassung gesehen. Wohl unter dem Eindruck der Pandemie soll es nunmehr möglich sein, „hybride“ Eigentümerversammlungen zu verlangen und durchzuführen, dies allerdings nur „nach Maßgabe der Möglichkeiten und des Beratungs-/ Beschlussgegenstandes“. Hybrid wird heißen, dass die einen etwa über Zoom oder andere Plattformen zugeschalten sind, die anderen sich – wie bislang – persönlich treffen. Meinung: Wenngleich ich einen sehr „wohlwollenden“ Zugang zur Novelle habe, bleibt mir diese Bestimmung im Halse stecken. Videokonferenzen sind keine sinnvollen Formen menschlicher Kommunikation, ja sind – aus meiner Sicht – geradezu gefährlich. Die Summe an Problemstellungen, die sich technisch und organisatorisch, vor allem aber im Erleben der Situation ergeben, überwiegen aus meiner Sicht weitaus die möglichen Vorteile. Vielleicht gelingt es noch, diese Regelung etwa dahingehend zu entschärfen, dass digitale Versammlungen oder einzelne Teilnahmen nur dann möglich sind, wenn es insgesamt
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keine andere Möglichkeit gibt (Pandemie!) oder wenn es den Einzelnen nicht zumutbar ist, persönlich teilzunehmen (weil sie/er im Regenwald von Brasilien lebt oder ein Handicap hat, das tatsächlich eine Teilnahme verhindert). Mit dieser Bestimmung ist der Weg nicht mehr weit zur Wahl über Facebook!
§ 31 WEG
Die Wohnungseigentümer sind kraft gesetzlicher Anordnung verpflichtet, eine angemessene Rücklage zu bilden und können dies auch nicht durch Beschluss ändern. Die vorliegende Novelle führt nunmehr für die „Angemessenheit“ eine Untergrenze ein, wonach mindestens 90 Cent pro Quadratmeter (was auf die Nutzwerte umzurechnen ist) eingehoben werden müssen. Ausdrücklich wird im Gesetz darauf hingewiesen, dass diese Mindestrücklage für thermische Sanierungen und energietechnische Verbesserungen dienen und sich aus Notwendigkeiten dieser Art auch die Höhe der Rücklage (nach oben) bestimmen soll. Ein Unterschreiten dieses Betrages, der nichts anderes als der dem MRG entnommene Kategoriemietzins der Kategorie D ist, ist nicht vorgesehen. Meinung: Das Einführen einer Mindestrücklage mit angedeuteter „Zweckwidmung“ für klimaschutzrelevante Maßnahmen ist sinnvoll. Es wäre allerdings unbedingt sachgerecht, die Höhe der Rücklage an das Alter und den Erhaltungszustand des Gebäudes zu binden. Handelt es sich um einen Neubau oder wurde soeben eine Sanierung durchgeführt oder hat die WEG entsprechend große Ersparnisse, dann wird der Betrag allenfalls zu hoch sein und für diese Fälle sollte ein Unterschreiten erlaubt sein. Mit einer solchen Nachschärfung sollte auch nur noch das sogenannte Eigenkonto (und nicht mehr alternativ auch ein Anderkonto) als Kontoform im WEG vorgesehen werden, dies vor allem aus Gründen der Transparenz.
Nutzwertfestsetzung
Bis Ende 2023 kann von einzelnen Wohnungseigentümer*innen die Neufestsetzung der Nutzwerte verlangt werden, wenn es sich um eine Nutzwertfestsetzung vor Inkrafttreten des WEG 2002 handelt und Geschäftsräume das Dreifache der Nutzfläche oder das Dreifache des Regelnutzwertes einer Wohnung als Nutzwert haben. Meinung: Diese sinnvolle neue Bestimmung hilft, Ungerechtigkeiten zu beseitigen, die sich aus überkommenen Sichtweisen ergeben haben. So gibt es – kaum verwendbare – Lagerräumlichkeiten im Wohnungseigentum, die weitaus nicht jene Wertigkeit haben wie Wohnungen zwei Stockwerke darüber.
Übergangsrecht
Im Übergangsrecht wird es Bestimmungen geben, wonach wegen der Pandemie versäumte – zwingend abzuhaltende – Wohnungseigentümer*innen Wohnungseigentümer*innen Versammlungen nachgeholt werden dürfen (beziehungsweise müssen). Ist die Zwei-Jahres-Frist zur Abhaltung zwischen März 2020 und Juni 2021 abgelaufen, so kann die Versammlung bis Juni 2022 nachgeholt werden. Läuft die Zwei-Jahres-Frist im 2. Halbjahr 2021 aus, so verlängert sich die Frist zur Abhaltung um ein Jahr.
Schlussfeststellungen
Nach dem wohnrechtlichen Stillstand der letzten beiden Jahrzehnte lässt allein die Tatsache einer Novelle aufhorchen und hoffen, dass sich die Regierungsparteien und die Legislative nach diesem ersten „Probegalopp“ weiteren wichtigen Ufern zuwenden. Dabei muss es heißen, was alt und gut ist mitzunehmen, was nicht mehr in die Zeit passt zurückzulassen und dort und da, wie es Saint-Exupéry ausdrückt, auch alte Ufer aus den Augen zu verlieren. Das WEG 1975 ist sieben Jahre vor dem MRG 1982 entstanden, vielleicht sind die zurzeit sprießenden zarten wohnrechtlichen Blümchen sinnvolle Vorzeichen. Damit wirklich etwas weitergeht, bedarf es aus meiner Sicht zweierlei: Einer ernst gemeinten und gelebten Vertrauensbasis zwischen den Regierungsparteien einerseits und eines ebenso mutigen und ernstgemeinten Schulterschlusses von Politik und Expert*innen, dies soweit möglich losgelöst von Partikularinteressen. Dann würde aus Plakatpolitik wieder Politik mit Programm und Vision.
Mag. Magdalena Weißmann – Die Juristin Aus der Kaderschmiede des Univ.Prof. Dr. Helmut Ofner, Institut für Zivilrecht der Alma mater Rudolfina. Sie verbindet Rechts-, Gesellschaftsordnung und unser Thema, ihre Augen spiegeln Bestimmtheit und kritischen Zugang in gleichem Maße. Besonderheiten: • 2011 – 2015 Studium der Rechtswissenschaften, Universität Wien • laufend: Doktorratsstudium der Rechtswissenschaften, Universität Wien • seit 2016 Programmmanagement „Wohn- und Immobilienrecht“ an der Universität Wien • Mitorganisation des Wiener Immobilien- und Mietrechtstages
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Haus mit Zukunft – Bauen mit Bambus?
Alternative Materialien am Prüfstand. Bambus ist in den Tropen, in den Subtropen und vereinzelt auch in der gemäßigten Zone beheimatet. Es ist daher ein lokaler, rasch nachwachsender Rohstoff auch im Globalen Süden. Fakt ist, die Materialeigenschaften vieler Bambusarten sind nicht bekannt. Folglich liegen so gut wie keine Kennwerte für das sichere Bauen mit Bambus vor. Vielleicht trägt das auch dazu bei, das Image der Pflanze vor Ort zu verbessern: Vom lästigen Wuchern zum begehrten Rohstoff? – Es bedarf einer Nachschärfung als Grundlage für eine mögliche Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit. Hanna Heinisch, Maximilian Seier und Johannes Widnhofer stellten sich als von Prof. Mag. DDipl.Ing. Wolfgang Leeb betreutes Diplomanden-Team der HTL Pinkafeld dieser Herausforderung.
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ambus fällt durch seine einzigartige Eigenschaft, sich eigenständig sehr schnell zu verbreiten, meist eher negativ auf und wird deshalb von vielen als „Unkraut“ angesehen. Während Bambus bei uns meist nur als Dekomaterial oder in Ethno-Prestigeprojekten zur Anwendung kommt, wird es im asiatischen Raum für bestimmte Anwendungen im Bausektor eingesetzt. Wer kennt sie nicht – die spektakulären Bambusbaugerüste, hinter denen die Fassaden modernster Bürogebäude hochgezogen werden. Aber auch hier in der traditionellen Anwendungsregion bleibt die Nutzung zumeist auf wenige altbewährte Bambusarten begrenzt, während der Großteil des natürlich verfügbaren Sortiments von mehr als 1.000 Arten kaum zum Einsatz kommt. Da es oft nicht möglich ist, die Bambuspflanzen vor Ort biologisch einwandfrei zu bestimmen, galt es, ein international standardisiertes Prüfverfahren zu entwickeln, das es erlaubt, jede beliebige lokale Bambusart auf ihre Festigkeit und ihre Einsatzmöglichkeiten im Bauwesen zu testen. Es wurden Prüfverfahren gemeinsam mit den dazugehörigen Prüfanleitungen entwickelt, die ein standardisiertes Vorgehen ermöglichen. An der HTL Pinkafeld wurde die Bambusart „Phyllostachys vi-
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ridiglaucescens“ – der Meergrüne Flachrohrbambus, eine im Bauwesen noch kaum verwendete Bambusart – getestet. Wie sich zeigte, weist diese Bambusart eine charakteristische Zugfestigkeit von 188 Newton/ Quadratmillimeter auf, und reicht damit nahe an die von Stahl heran! Durch seine um das rund 60-fach niedrigere graue Energie und seine vergleichsweise einfache Bearbeitbarkeit stellt Bambus im Vergleich mit Stahl eine nachhaltigere Alternative dar. Ebenso entwickelte das Diplomanden-Team Bemessungstools zur Dimensionierung der Bambusstangen und ihrer Verbindungen. Die einfache Methodik zielt darauf ab, dass Bambusvorkommen lokal beurteilt werden können, um unmittelbar vor Ort zum Einsatz gebracht zu werden. Das minimiert Transportwege, reduziert CO2-Emissionen, senkt Kosten und verringert Abhängigkeiten. Schließlich können durch die Nutzung lokaler Bambusvorkommen Arbeitsplätze geschaffen und Wertschöpfung vor Ort generiert werden. Es gilt, die Idee zu verbreiten, international weiterzuentwickeln, und vor allem, Menschen im Globalen Süden Perspektiven für ein umfassend nachhaltiges Bauen zu bieten.
Fotos: Adobe Stock, TU Wien/Wimmer, HTL Pinkafeld/Seier, HTL Pinkafeld/Widnhofer
Autoren: Hanna Heinisch, Maximilian Seier, Johannes Widnhofer
Verbreitungsgürtel des natürlichen Vorkommens von Bambus
Exemplarisches Haus aus Bambus auf den Philippinen
Versuchsanordnung Biegeversuch, Auszug aus der Prüfanleitung
Festigkeitsprüfung auf Zug
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Von der Notwendigkeit der Um-Bildung Autor: Mag. Petra Herzog
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Schule muss ein gesunder Mix an Methoden sein, mit Hilfe derer sich Kinder und Jugendliche ausprobieren dürfen. Es gibt unzählige verschiedene Arten und Tempi, wie Menschen lernen und lehren. In einer Welt, in der es nahezu jeden Tag neue Herausforderungen gibt, braucht es vor allem Vertrauen, Mut und Beharrlichkeit, sich ihnen zu stellen. Könnte dann nicht auch gleich die Schulzeit dafür genutzt werden, dies in einem sicheren Umfeld zu üben? Hatte das sture Auswendiglernen ohne Hinterfragen jemals wirklich etwas mit Bildung zu tun oder hatte das andere Gründe? Wollen wir vielleicht endlich einmal unseren Bildungsbegriff umbilden?
Petra Herzog • Kindheit: Geboren in Eisenstadt, aufgewachsen in Gols. Turbulente und trotzdem glückliche Kindheit • Schule & Universität: Nach der Matura am BG/BRG Neusiedl und anschließendem Studium (Biologie / Erdwissenschaften / Pädagogik) unterrichtete ich einige Jahre am Gymnasium Amstetten, seit 2011 wirke ich am BG/BRG Neusiedl am See • Ausbildungen: Schüler- und Bildungsberaterin – Coachin für PeerMediation – Yoga Alliance® zertifizierte Yogalehrerin – Diplomierte Mentaltrainerin (IfMES) – Diplomierte Mentaltrainerin (neurotunes Akademie) – Diplomierte Entspannungstrainerin
Fotos: Adobe Stock, Helmreich
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s ist über zwei Jahrzehnte her, dass ich mein Unterrichtspraktikum an einem Gymnasium absolviert habe. Schon ein Schuljahr später habe ich nahezu alle meine vorbereiteten Konzepte über den Haufen geworfen. Der Blick der Schüler hätte verwirrter nicht sein können, als ich hochtrabende Begriffe erklärte. Für mich war es eine logische Konsequenz, dass ich meine Methoden sofort verändern müsse. Niemals wollte ich nur Wissen nach Lehrplan vermitteln. Stets begleitete ich junge Menschen auf dem Weg der Persönlichkeitsbildung. Mich interessierten ihre Begabungen, Werte und Ziele. Durch respektvolle und ehrliche Begegnungen entstanden ebensolche Beziehungen. Vertrauen muss für mich die Basis jeder Schulgemeinschaft sein. Es war wohl nur eine logische Konsequenz, dass ich mich sehr bald für soziale Schulprojekte begeisterte und einige auch leitete. Durch all meine Tätigkeitsbereiche durfte ich viel lernen und Erfahrungen gewinnen. Heute bin ich sehr dankbar für all die Einblicke und Erkenntnisse. Es ist meine Berufung, Menschen auf ihrem Weg zu mehr Bewusstsein zu begleiten und zu ermutigen. Rückblickend gesehen waren die letzten 18 Monate ein Abschied für mich. Ich bin heute keine Lehrerin mehr. Die Zeit ist immer noch nicht reif für eine wirklich nachhaltige Schulreform. Es gibt keine einheitlichen Visionen. Viel zu viele Energien wirken gegeneinander. Noch immer sind die meisten Regelschulen keine Orte für begeistertes Lernen und Kreativität, wo sich alle Beteiligten wohl fühlen. Die Krise der letzten Zeit hat jede noch so kleine Schwäche erbarmungslos aufgezeigt. Und es krankt schon lange an vielen Stellen. Das genau könnte jetzt aber eine einzigartige Chance sein, das ganze System zu verändern. Reine Wissensvermittlung hat schon lange ausgedient.
„Später“… geht (nicht) immer! Autor: Dr. Franz Gschiegl
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ie meisten unter uns kennen das: unliebsame, unangenehme, peinliche Aktivitäten einfach aufschieben … es geht ja später auch noch, insbesondere, wenn es keine fixen Termine gibt. Irgendwo Aufräumen, ein unangenehmes Gespräch endlich führen, die Vorsorgeuntersuchung beim Arzt vereinbaren, die Steuererklärung ausfüllen etc. … Corona gab uns zwar Zeit, auszumisten und aufzuräumen, aber andere Dinge blieben vielleicht trotzdem liegen. Ohnehin traurig, dass ein Buch über richtiges Aufräumen da gleich zum Weltbestseller wurde (Marie Kondo, Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert). Die „Aufschieberitis“ (wissenschaftlich: Prokrastination) kann aber auch zu einer ernstzunehmenden Arbeitsstörung und psychischen Belastungen führen. Der Stress, etwas nicht erledigt zu haben, ein nahender unangenehmer Termin, für den man nicht vorbereitet ist, usw. Natürlich kann auch ein Hang zum Perfektionismus dahinterstecken, eben mit der Angst vor einer Fehlbarkeit. Ausreden fürs „Aufschieben“ findet man jedoch immer, in der Managersprache reden wir dann von einer „Prioritätenüberlagerung“, … oder simpel übersetzt: wir machen was anderes eben lieber … Bei den Themen Nachhaltigkeit, Klimawandel, Umweltprobleme wird es mit der „Aufschieberitis“ allmählich zeitknapp. Die Politik ist endlich angehalten, zu Taten zu schreiten, auch wenn unbeliebte Maßnahmen inkludiert sind. Durch Corona ist der proklamierte „Green Deal“, wo die EU immerhin 750 Milliarden Euro „locker macht“, etwas in den Hintergrund gerückt und damit verstrich wertvolle Zeit. Auch jeder von uns sollte endlich sein „privates Umweltbelastungsbudget“ (der berühmte „foot print“) durchforsten und mit Einsparungen und klimafreundlichen „Umschichtungen“ beginnen. Denn: „wir haben keine Zeit mehr …“
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Lebensmittel verwenden statt verschwenden!
…und gib uns unser tägliches Brot. Wirtschaftsexperte Franz Gschiegl erklärt, wie man sorgsamer mit Lebensmittel umgeht und dabei Müll und Geld einsparen kann. Autor: Mag. Dr. Franz Gschiegl
„… und gib uns unser tägliches Brot“ wird zur Farce, werden doch täglich allein in Wien Backwaren in einer Menge weggeworfen, mit der man ganz Graz täglich versorgen könnte. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette, diese umfasst die Landwirtschaft, die Produktion, den Großund Einzelhandel, die „Außer-Haus- Verpflegung“ (Restaurants, Kantinen, …) und die Privathaushalte, landen in Österreich jährlich 587.000 Tonnen an Lebensmitteln im Müll. Etwa 25 bis 30 Prozent entfallen auf uns als Endkonsumenten, also zirka 20 Kilo pro Person und Jahr. Dies entspricht einem Gegenwert von 70 bis 150 Euro, die in unseren Mistkübeln landen.
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Obst und Gemüse liegen dabei an der Spitze, gefolgt von Backwaren, Wurst und Fleisch.
Wie kann ich nun selbst diesen Lebensmittelabfall reduzieren?
Einkaufen mit einer fixen Liste, Verlockungen von günstigen Großpackungen widerstehen, bei leicht verderblichen Waren extra auf die Menge achten, Vorsicht bei Lockangeboten, nicht mit großem Hungergefühl einkaufen gehen, auf die Ablauf-/Verbrauchsfrist achten und vergleichen (fast überall werden vom Personal Produkte mit baldigem Ablaufdatum nach vorne gereiht und das Joghurt „hinten“ hält einige Zeit länger), auf die Kühlkette und die richtige Lagerung achten (besonders im Sommer) etc. Idealerweise sollte man saisonale, regionale und Bio-Produkte bevorzugen. Zuhause sollte man nur die für die jeweilige Personenzahl zu erwartende Menge verarbeiten, richtig kühlen (nicht in den Kühlschrank gehören etwa Bananen, Orangen, die meisten exotischen Früchte, Erdäpfel,
Fotos: Adobe Stock
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ie tägliche Versorgung mit ausreichend Lebensmitteln ist für die meisten von uns erfreulicherweise kein Thema, ganz im Gegenteil kann man durchaus von einem Überangebot sprechen. In den meisten Supermärkten sind die Verlockungen zum übermäßigen Einkauf durch entsprechende Angebote und Präsentationen sehr groß.
Gurken, Melanzani, Zwiebel, …), Reste verwerten oder, falls möglich, einfrieren.
Achtung beim „Ablaufdatum“
„… mindestens haltbar bis“ kann locker um einige Zeit überschritten werden. Bei „zu verbrauchen bis“ oder „empfohlene Aufbrauchfrist“ sollte man schon sorgfältiger darauf achten. Milchprodukte, vorgeschnittene Wurstware, Fleisch, Pilze, Mayonnaise, Aufstriche etc. sind anfälliger, da empfiehlt es sich, „alle Sinne“ einzusetzen – also anschauen, riechen, schmecken, angreifen. Österreich hat sich zur UN-Nachhaltigkeitsagenda verpflichtet und muss daher bis 2030 die Lebensmittelabfälle entlang der Wertschöpfungskette auf die Hälfte reduzieren. Dazu können auch wir alle beitragen!
Dr. Franz Gschiegl – der Denker Eigentlich ist der Denker ein Banker. Uneigentlich ist er jemand, der den Dingen sehr tief auf den Grund geht und dessen Erfolg in eben diesem ständigen Hinterfragen auf ethisch hohem Niveau liegt. Er nützt Chancen für Ideen, die nicht bloß der Kapitalvermehrung dienen und – er sie setzt um. Wichtige Wegmarken: • 1978 Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften mit Magisterium und Doktorat • seit 2007 Geschäftsführer der ERSTE Immobilien KAG • 1991 bis 2016 Mitglied des Vorstandes der ERSTE-SPARINVEST KAG • 2008 bis 2012 Mitglied des Vorstandes der Erste Asset Management • 2003 bis 2008 Mitglied des Vorstandes der VÖIG • Ständiger Autor des Monatsmagazins „GEWINN“ • Referent bei zahlreichen internen und externen Veranstaltungen • Co-Autor zahlreicher Börsen- und Finanzbücher
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BRANCHENTURBO Nein, die Rede ist nicht von der Pandemie, sondern von ESG - genau genommen der neuen EU-Taxonomie. Welchen Einfluss diese in Zukunft auf Bauträger und Entwickler haben wird, wurde beim diesjährigen FM-Club der WISAG Service Holding Austria eifrig diskutiert.
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ZUKUNFSTMARKT Warum das Management vor Ort bei Seniorenimmobilien ein zentrales Thema ist und ob die Assetklasse auch in Zukunft stark nachgefragt werden wird, erklären Adolf Hengstschläger (CFO Bank Gutmann), Kurt Hafenscher (Institutional Clients Bank Gutmann), Jochen Lindner (Geschäftsführender Gesellschafter SHI Management) und Mathias Staudt (Geschäftsführer SHI Management) im Gespräch mit dem ImmoFokus. 156
ImmoFokus
Für die heimische Hotellerie geht es aufwärts, doch Herausforderungen bleiben bestehen und nicht alle sind pandemiebedingt.
Foto: Adobe Stock
DER STEINIGE WEG ZURÜCK
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ImFokus
Hotel-Notverkäufe bislang ausgeblieben Hotelmarkt. Auch wenn es der österreichischen Hotellerie nicht zuletzt dank staatlicher Hilfsmaßnehmen besser geht als erwartet, so ist der Weg zurück zum Vorkrisenniveau steinig. Autor: Patrick Baldia
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er heimische Tourismus kommt langsam wieder in die Gänge. Nachdem die Ferienhotellerie eine gute Sommersaison hatte, teilweise mit Auslastungen von bis zu 90 Prozent, konnten sich zuletzt auch viele Stadthotels wieder über steigende Nächtigungszahlen freuen. In Wien wurde im August immerhin ein Plus von 66 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat (beziehungsweise 50 Prozent des Niveaus von 2019) verzeichnet. Aber auch die Tatsache, dass die heimische Hotellerie im August mit rund 20 Millionen Gästenächtigungen sogar den August 2019 um 2,3 Prozent übertraf, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert ist. Nicht alle hängen ausschließlich mit der Pandemie zusammen. „Die angespannte Personalsituation beschäftigt die Hotelbranche derzeit sicher am meisten“, sagt Martin Schaffer, Managing Partner bei MRP Hotels. Sie hätte sich durch die Krise und die lange Unsicherheit bezüglich der weiteren Pandemie-Entwicklung zusätzlich verschärft. In ganz Österreich würden bis zu 55.000 Fachkräfte fehlen beziehungswiese haben der Branche den Rücken zugekehrt. „Wohin sie gegangen sind, wissen wir nicht, vermutlich aber in den Handel, die Logistik oder logistiknahe Dienstleistungen“, so Schaffer. Die Lage sei so akut, dass sogar einige Wie-
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ner Hotels nicht aufsperren konnten, weil sie dafür nicht genügend Personal hatten. Andere hätten sich dazu entschlossen nur mehr an bestimmten Tagen zu öffnen. Und auch im Westen des Landes würden viele Hotels aufgrund fehlender Mitarbeiter mit großer Sorge auf die Wintersaison blicken.
Problem: Niedrige Grundgehälter
Zu den Faktoren, die die Branche für die Mitarbeiter unattraktiv gemacht haben, zählt Simon Kronberger, Director Austria & CEE bei Christie & Co, neben den langen Ausfallszeiten vor allem die niedrigen Grundgehälter. Viele wären nämlich auf Trinkgeld angewiesen, das aufgrund der Schließungen völlig weggefallen sei. Und auch wenn staatliche Hilfen geflossen wären, so hätten diese nur 90 Prozent des ohnehin kleinen Grundgehalts ausgeglichen. Auch für Schaffer ist klar, dass es nicht mehr gehen wird, Kollektivvertragslöhne zu zahlen. „Sie müssten von den Unternehmen angepasst werden“, meint er. Wie auch Kronberger spricht Schaffer von einem „häufig selbst verschuldeten“ Problem. Nachsatz: „In der Branche gibt es viele schwarze Schafe beziehungsweise häufig wenig Bewusstsein für modernes HR-Management.“ Aber nicht nur die vergleichsweisen niedrigen Löhne sind verantwortlich für die Personalkrise in der Hotellerie, sondern auch die
Fotos: Adobe Stock, Alexander Spurny, CBRE, Mischa Nawrata
fordernden Arbeitszeiten und die – damit einhergehende – Schwierigkeit der Mitarbeiter, ein ausgewogenes Berufs- und Privatleben zu führen. „Gerade für die jüngere Generation hat eine entsprechende Work-Life-Balance an Bedeutung gewonnen“, weiß Schaffer. Eine „one-size-fits-all“-Lösung für dieses Problem gebe es nicht. Vielmehr empfiehlt der MRP Hotels-Experte Hotelbetrieben, auf die Mitarbeiter zuzugehen und individuelle Lösungen zu finden. Weitere Antworten wären eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung – Stichwort: Vier-Tages-Woche – oder die Genehmigung von mehr Urlaubstagen.
Auf den Kopf fällt der Branche jetzt auch, dass in den letzten Jahren zu wenig in die Ausbildung investiert wurde – ganz zu schweigen davon, dass aufgrund von Corona zwei ganze Lehrlingsausbildungsjahre verloren wurden. Schaffer legt Hotelbetrieben in diesem Zusammenhang das Talent Building nahe, also die Persönlichkeitsentwicklung aller Mitarbeiter, Mitgestaltungs- und Einbringungsmöglichkeiten einzuräumen sowie Zukunftsaussichten zu bieten. Mitarbeitermotivation könne mit individuell gestalteten Zielsetzungen gefördert werden, so Schaffer. Wichtig sei es darzulegen, was das Erreichen der Zielsetzung für beruf-
„Je mehr sich Eigentümer und Investoren mit der Materie auskennen, desto eher sind sie bereit hybride Betreiber-Vertragsmodelle zu akzeptieren.“ Simon Kronberger, Christie & Co
liche Chancen oder Benefits mit sich bringe. Denkbare Anreize und Benefits wären unter anderem Firmenwagen, Geschäftshandy oder Prepaid-Kreditkarten.
Diskussion um Betreiberverträge
Die Pandemie hat auch eine Diskussion um die Betreiberverträge ausgelöst. „Viele Betreiber wollen keine Fixpachten mehr und wünschen sich flexiblere Vertragselemente wie umsatzabhängige Pachten oder Pandemieklauseln“, erklärt Schaffer. Der Preis dafür: Höhere Umsatz- oder Ergebnispachtanteile für die Hoteleigentümer. Auch wenn Letztere durchaus Verständnis für die Sorgen der Betreiber hätten, so hätten sie auch Angst, Geld zu verlieren. Daher würden sie auch so weit wie möglich an der vereinbarten Fixpacht festhalten, um weiterhin monatliche Einnahmen zu lukrieren, ohne dabei am Risiko der Betreiber zu partizipieren. Aber nicht zuletzt aufgrund der Pandemie hätten hybride Vertragsmodelle an Bedeutung gewonnen. Für Kronberger haben hybride Vertragsmodelle für die Eigentümer vor allem einen Vorteil: „Solche Verträge schreiben regelmäßiges Reporting der Betreiber vor“, erklärt er. Deshalb wüssten die Eigentümer auch zu jedem Zeitpunkt, wie es den Betreibern gehe. Es gebe aber durchaus auch Betreiber, die mit Fixpachten gut leben könnten. Vor allem in
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„Die angespannte Personalsituation beschäftigt die Hotelbranche derzeit sicher am meisten.“ Martin Schaffer, MRP Hotels
einem guten Geschäftsumfeld müssten sie damit nicht mehr Umsatz an die Eigentümer abtreten. Kronberger glaubt jedenfalls, dass sich in den letzten Jahren im Zuge der Entwicklung von Hotelinvestments zu einer eigenen Assetklasse auch unter den Eigentümern mehr Expertise gebildet habe. „Und je mehr man sich mit der Materie auskennt und die dahinterliegenden Zahlen versteht, desto eher ist man auch bereit, hybride Vertragsmodelle zu akzeptieren.“ Dass in Europa Fixpachtverträge den Ton angeben – im Gegenzug zum angelsächsischen Raum, wo Managementverträge dominieren – hat jedenfalls auch einen regulatorischen Hintergrund, wie Kronberger erklärt: „Institutionelle Anleger beziehungsweise Fondsstrukturen dürfen oftmals kein operatives Risiko tragen, sondern sind auf Einnahmen aus der Vermietung oder Verpachtung beschränkt.“ Management- oder reine Umsatzpachtverträge wären damit für sie meist nicht umsetzbar. Die Folge: Institutionelle Investitionsbeteiligungen werden in vielen Fällen unwahrscheinlich. „In den Vordergrund treten flexiblere Player wie Private-Equity-Investoren, die mit Managementverträgen gut leben können.
Hotels geht es besser als erwartet
Um institutionelle Anleger ist es jedenfalls sehr ruhig geworden. „Generell hat man gesehen, dass institutionelle Anleger – vor allem
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ImmoFokus
Hotelinvestments nehmen Fahrt auf Der heimische Hotelinvestmentmarkt kommt langsam wieder in Schwung. Nachdem 2020 laut Christie & Co ein Transaktionsvolumen von 280 Millionen Euro verzeichnet wurde, waren es im ersten Halbjahr 2021 bereits rund 110 Millionen Euro, was allerdings meilenweit vom Rekordjahr 2019 mit 1,25 Milliarden Euro entfernt liegt. Interessante Deals wurden sowohl in der Ferien- als auch der Stadthotellerie abgeschlossen. Unter den Käufern dominierten lokale Projektentwickler und private Investoren.
Auswahl: Hotel-Deals im ersten Halbjahr 2021 Hotel
Zimmer
Verkäufer
Käufer
HoHo Wien
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Kerbler Holding
AVV
Hotel Alpinpark (Innsbruck)
83
Stiebleichinger Besitz GmbH
Weinberg Immobilien
Verkehrsbüro Group AG
Auszeit Hotels & Resorts AG
Sporthotel Fontana (Fieberbrunn)
125
Wombats The Lounge (Wien)
64
Privat
vertraulich
Hotel Pension Riede (Wien)
30
Kerbler Holding
Privat
Hotel Schloss Pichlarn (Aigen im Ennstal)
96
Privat
Georg Imlauer Quelle: Christie & Co Research
„Momentan sind einige HotelDeals in der Pipeline, sodass es am Investmentmarkt im letzten Quartal 2021 leicht bergauf gehen könnte.“ Georg Fichtinger, CBRE Österreich
Deutsche, die am österreichischen Markt sehr präsent sind – zu den Ersten gezählt haben, die nicht mehr in Hotels investiert haben“, so Kronberger. Laut Georg Fichtinger, Head of Investment Proporties bei CBRE Österreich, gab es während der Höhepunkte der Pandemie insgesamt nur wenige beziehungsweise eher kleinere Transaktionen, da die Erwartungshaltungen der Verkäufer von jenen potenzieller Investoren, die von Preisabschlägen ausgingen, stark abwichen. „Dass es schlussendlich zu wenigen Transaktionen gekommen ist, lag auch daran, dass es der Branche dank anhaltender staatlicher Unterstützung relativ gut ging und Verkäufe nicht dringend wurden“, so der Experte, der festhält, dass es der Hotelbranche besser gehe als ursprünglich prognostiziert. Notverkäufe beziehungsweise Distressed Deals sind also bislang ausgeblieben. Nichtdestotrotz wären Investoren wieder auf der Suche nach passenden Hotelobjekten, da der Druck aufgrund des verfügbaren Kapitals weiterhin
groß sei. Wie die jüngsten Transaktionen zeigen würden, wären die Käufer wieder bereit, Preise ähnlich dem Vorkrisenniveau zu zahlen. „Momentan sind einige Deals in der Pipeline, sodass wir davon ausgehen, dass es am Investmentmarkt für Hotels im letzten Quartal 2021 leicht bergauf gehen könnte“, so Fichtinger. Spannend ist für Schaffer jedenfalls, ob Corona im Zuge der anhängenden Gerichtsstreitigkeiten als höhere Gewalt angesehen wird und Pacht zurückgezahlt werden muss. „Das ist ein heikles Thema, das die Höchstgerichte die kommenden ein bis drei Jahre beschäftigen wird“, so Schaffer, der sich im Übrigen vorstellen könne, dass, wenn Pächter Pacht zurückfordern, eine Transaktionswelle ausgelöst werden könnte. Während 2019 noch mehr als 90 % des Transaktionsvolumens im Hotelbereich in den Städten verzeichnet wurde, waren es im Vorjahr sowie der ersten Jahreshälfte 2021 mehrheitlich Ferienhotels, die die Eigentümer wechselten. Laut Kronberger gebe es aktuell auch einige
spannende Beispiele am Markt. Nur zwei Beispiele: das „Club Ampflwang“ im Bezirk Vöcklabruck (Oberösterreich) und das „Club Salzkammergut“ in Bad Mitterndorf (Steiermark). Kronberger verweist auf die langfristig abgesicherten Verträge der beiden Aldiana Hotels mit einem starken Betreiber und stellt Investoren aufgrund der touristischen Nachfrageentwicklung Renditen von mehr als 6,5 Prozent im Jahr in Aussicht. Die langfristige Situation der Hotelindustrie wird von Investoren offensichtlich mehrheitlich als positiv eingeschätzt. Hotelexperten rechnen mit einer vergleichsweise raschen Erholung der Ferienhotellerie . Trotz der guten Sommersaison wird aufgrund des Ausfalls der Wintersaison 2020/21 für das Gesamtjahr ein Minus erwartet –der Ausblick für Stadthotels schaut deutlich schlechter aus. Die Stadthotellerie soll im kommenden Jahr noch nicht das Niveau von 2019 erreichen, wahrscheinlich auch nicht 2023. Zu schaffen macht ihr das nahezu vollständige Ausbleiben der Überseegäste und den sich auf niedrigem Niveau bewegenden Geschäftstourismus. Auch wenn Finanzamt und Krankenkassen sich aktuell noch zurückhalten, ist die Erholung der Hotelbranche auch von Steuersenkungen abhängig. „Die Reduzierung der Umsatzsteuer auf fünf Prozent ist zwar interessant, ohne Umsätze bringt das aber nichts“, bringt es Schaffer auf den Punkt.
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Positionen & Meinungen
Bank Gutmann Die traditionsreiche Wiener Privatbank, die zu 80 Prozent im Besitz der Familie Kahane und zu 20 Prozent in jenem von executive und non-executive Partnern steht, verwaltet derzeit ein Kundenvermögen von rund 25 Milliarden Euro. In Seniorenimmobilien investiert die Bank Gutmann seit 2005 und hat sich seitdem zu einem relevanten Player in diesem Segment entwickelt. Bislang wurde ein Transaktionsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro bewegt.
Demografischer Wandel wird Fahrt aufnehmen Seniorenimmobilien. Die Bank Gutmann investiert gemeinsam mit der Münchner SHI Management in das Immobiliensegment. Im Gespräch mit dem ImmoFokus erklären Adolf Hengstschläger (CFO Bank Gutmann), Kurt Hafenscher (Institutional Clients Bank Gutmann), Jochen Lindner (Geschäftsführender Gesellschafter SHI Management) und Mathias Staudt (Geschäftsführer SHI Management) worauf es dabei ankommt. Das Gespräch führte: Patrick Baldia
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ImmoFokus
Betreutes Wohnen. Gegenüber den bisherigen Gesellschaften werden wir den Schwerpunkt verstärkt auf den österreichischen Markt legen, das Thema innovative Wohnformen deulicher betonen und noch mehr auf soziale Nachhaltigkeit achten.
Seit wann investieren Sie in Seniorenimmobilien? Adolf Hengstschläger: Wir haben 2005, also vor 16 Jahren, begonnen, in Seniorenimmobilien mit Schwerpunkt Deutschland zu investieren. Damals waren Seniorenimmobilien nur eine Beimischung im Portfolio neben Büros, Logistik und Einzelhandel. 2010 haben wir nach guten Erfahrungen mit Seniorenimmobilien die GHS Senior Housing Immobilien AG gegründet, die ausschließlich in Pflegeimmobilien investiert hat. Nachdem wir dieses Portfolio ebenfalls erfolgreich veräußern konnten, haben wir dann die GHS Senior Housing Immobilien II AG entwickelt, die für institutionelle Investoren aktuell 16 Pflegeimmobilien hält. Daneben haben wir
noch zwei weitere Gesellschaften für Family Offices, die ebenfalls in Pflegeimmobilien veranlagt sind. Jetzt soll der nächste Schritt folgen beziehungsweise stehen wir kurz davor, die nächste Gesellschaft zu starten. Erzählen Sie uns doch über dieses neue Projekt. Kurt Hafenscher: Wir sind damit noch nicht an die Öffentlichkeit gegangen, aber wir wollen gegen Jahresende/Anfang 2022 einen registrierten Alternative Investment Fonds mit einem Startkapital von mehr als 50 Millionen Euro für professionelle und semi-professionelle Investoren auflegen. Es handelt sich um eine logische Fortsetzung unserer bisherigen Veranlagungsstrategie, also wieder Seniorenimmobilien und
Mit welchem Betreibermodell arbeiten Sie? Jochen Lindner: Wir als Immobilieneigentümer verpachten Senioren- und Pflegeimmobilien auf Basis einer Fixpacht über 20 bis 25 Jahre, also sehr langfristig, an Betreiber, die sich um das operative Geschäft kümmern und auch die Verträge mit den Bewohnern halten. Managementverträge, bei denen der Immobilieneigentümer das wirtschaftliche Risiko des operativen Betriebes trägt, werden von uns nicht abgeschlossen. Worauf wir im laufenden Management der Liegenschaften achten, ist, dass wir die Immobilien unmittelbar selber verwalten, es sind also keine Verwalter oder Facility Manager dazwischen geschalten. Das hat den Vorteil, dass wir eine gewisse Nähe zu den Betreibern halten und mitunter auch über inoffizielle Kommunikationskanäle, wie den Hausmeister oder -techniker, die eine oder andere Information über die Immobilie oder den Betrieb erhalten, die wir sonst nicht bekommen würden. Wir können jedenfalls sehr schnell reagieren und sorgen dafür, dass der Betrieb so reibungslos wie möglich abläuft, was auch für die Betreiber wichtig ist. Nehmen wir einmal an, ein Aufzug ist defekt. Das wäre in so einem Haus ein Riesenproblem. Der Betreiber informiert uns darüber und unsere Mitarbeiter kümmern sich sofort und unmittelbar darum. Wie stellen Sie Ihre Portfolios zusammen? Jochen Lindner: Unsere Überlegung geht immer da hin, dass wir versuchen das Portfolio in dem sehr breiten Segment Seniorenwohnen so diversifiziert wie möglich aufzustellen, um das Thema Risikostreuung im Auge zu behalten. Das bedeutet z.B. nach Zielgruppen, Kaufkraft, Krankheitsbildern oder regionalem Fokus zu streuen. Dasselbe gilt für die Betreiber: Nicht mehr als 30 Prozent des Gesamtertrags des Fonds dürfen von einem Player stammen, um zu große Abhängigkeiten zu vermeiden.
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Positionen & Meinungen
„Als wir 2005 begonnen haben, war es nicht allen institutionellen Anlegern klar, dass Pflegeeinrichtungen gute Investments sind.“ Adolf Hengstschläger, Bank Gutmann
Darüber hinaus ist es uns aber auch wichtig, ein Stück weit innovativ voranzugehen, also Investments zu tätigen, die auch den Markt und die Branche voranbringen. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Ma Vida Demenzkompetenzzentrum in Velden (Kärnten), das wir vor nicht allzu langer Zeit erworben haben. Das ist sicher ein Leuchtturmprojekt über Österreichs Grenzen hinaus, das neue Maßstäbe setzt. Adolf Hengstschläger: Unser Kerngebiet sind zwar Pflegeeinrichtungen, grundsätzlich interessieren wir uns aber für alle Konzepte, die möglicherweise in Zukunft eine sinnvolle Rolle bei der Abdeckung der Bedürfnisse älterer Menschen spielen könnten. Im Portfolio haben wir auch hybride Konzepte mit einer Mischung aus Pflege und Betreutem Wohnen. Auch das von Herrn Lindner angesprochene Demenzkompetenzzentrum ist ein hybrides Konzept, in diesem Fall zwischen Demenzversorgung und Hospizeinrichtung. Wir sind aber auch im hochpreisigen Segment aktiv, in dem stilvolles Wohnen im Vordergrund steht. Mathias Staudt: Entscheidend für die Zusammenstellung eines erfolgreichen Portfolios im Seniorenimmobilienbereich ist auch
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der permanente Blick auf sich ändernde gesetzliche Bestimmungen in Deutschland und Österreich. Die Gesetzgebungskompetenz haben die Bundesländer, so dass die Ausgestaltung der Immobilien und ihrer Konzepte genau analysiert werden muss. So haben insbesondere die strikte Umsetzung im Bundesland Baden-Württemberg sowohl im Bestand wie im Neubau nur noch Einzelzimmer zuzulassen, gravierende Auswirkungen auf die bestehende Heimstruktur. So etwas darf nicht unberücksichtigt bleiben.
entwickelt und immer wieder instandgehalten wurde auch nach 20 Jahren noch attraktiv. Man darf nicht vergessen, dass die Pachtverträge über mindestens 20 bis 25 Jahre und länger laufen.
Ebenso müssen wir für uns analysieren, ob neue Konzepte tatsächlich nur in einem bestimmten Raum funktionieren oder für die Fläche geeignet sind. Dabei sind die (wirtschaftlichen) Ressourcen und auch die Akzeptanz in der Gesellschaft entscheidend.
Jochen Lindner: Natürlich muss man ein Haus auf einem modernen Standard halten. Das ist man den Bewohnern ebenso wie den Mitarbeitern schuldig. Man muss allerdings zwischen den verschiedenen Bereichen der Immobilien unterscheiden. Während etwa ein Bad oder eine Küche relativ langlebig sind, muss man bei einer Lobby oder den Aufenthaltsbereichen schon früher investieren. Zur Vermeidung hoher Energieverbräuche besteht im Regelfall relativ schnell Handlungsbedarf beim Beleuchtungskonzept, der Heizung und der Wärmedämmung.
Wie schaut der Investitionszyklus bei Seniorenimmobilien aus? In der Hotellerie heißt es beispielsweise, dass ein Haus alle zehn Jahre renoviert werden muss. Adolf Hengstschläger: Seniorenimmobilien haben einen deutlich längeren Lebenszyklus. Grundsätzlich ist ein gut betriebenes Pflegeheim, das nach modernen Konzepten
Wie groß muss ein Objekt mindestens sein, damit es sich rechnet? Adolf Hengstschläger: Das hängt natürlich immer etwas von der Lage ab. Aber die Erfahrung der letzten 16 Jahre hat gezeigt, dass die Untergrenze bei rund 80 Betten liegt. Die meisten klassischen Pflegeeinrichtungen haben 100 bis 120 Betten. Und im städtischen Raum sind
die Häuser teilweise noch größer. Schaut man sich etwa Berlin oder andere Großstädte im deutschsprachigen Raum an, so geht es auch in Richtung 200 Betten und mehr. In solchen Fällen muss man darauf achten, dass so ein Haus nicht nur in betriebswirtschaftlicher, sondern auch in menschlicher und atmosphärischer Hinsicht attraktiv wirkt. Jochen Lindner: Grundsätzlich sind Häuser mit 80 oder mehr Betten für ländliche Regionen groß, da Häuser dieser Größe im ländlichen Raum ein großes Einzugsgebiet erfordern und Bewohner folglich sehr weit weg von ihrem bisherigen Wohnort ziehen müssten. Dort könnte man beispielsweise auch auf rund 60 Betten reduzieren und Cluster aus mehreren kleineren Einrichtungen bilden, wie
es sogenannte Satellitenkonzepte aufzeigen, die gemeinsam von einem Betreiber geführt werden und wo gewisse Funktionen, wie etwa die Verpflegung oder Leitungsfunktionen, zusammengezogen werden können. Wie groß ist der Betreibermarkt? Jochen Lindner: Obwohl in den letzten Jahren viele Übernahmen und Fusionen stattgefunden haben, ist der Markt immer noch sehr kleinteilig. Man muss sich das einmal vorstellen: In Deutschland haben die zehn größten Betreiber – über alle Segmente hinweg – einen gemeinsamen Marktanteil von 17,4 Prozent. Gerade wegen dieser Kleinteiligkeit und Intransparenz sind viele institutionelle Investoren in der Vergangenheit nicht in diesen Markt eingetreten.
„Bei Seniorenimmobilien ist das Management vor Ort ein zentrales Thema.“ Kurt Hafenscher, Bank Gutmann
Adolf Hengstschläger: Was die Betreiberqualität beziehungsweise die Dienstleistung am Bewohner betrifft, kann man bei Seniorenimmobilien aber nicht sagen, dass größere Einrichtungen besser sind als kleinere. Wir haben etwa einige kleinere regionale Betreiber im Portfolio, die in ihren Feldern Pioniere sind. Man muss sich das insgesamt wirklich von Haus zu Haus sehr genau anschauen. Wählen Sie die Betreiber selbst aus oder werden diese bei Deals quasi mitübernommen? Jochen Lindner: Auch wenn es gelegentlich vorkommt, dass ein Pachtvertrag ausläuft und wir einen neuen Pächter suchen müssen, bietet uns jedoch in der Regel ein Projektentwickler oder ein Bestandshalter eine Immobilie an, bei der der Betreiber beziehungsweise Pächter schon Teil des Pakets ist. Und da schauen wir uns bei der Erstbegehung der Liegenschaft die Betriebsführungsseite sehr aufmerksam an. Da wir schon seit vielen Jahren in dem Geschäft sind und unzählige Häuser besucht haben, haben wir ein ganz gutes Gespür dafür, wie dort die Stimmung, das Betriebsklima und die Dienstleistungsqualität ist. Im Rahmen der darauffolgenden Desktop-Analyse schauen wir uns das Portfolio des Betreibers an, z.B. wie alt die Häuser sind, welche Strukturqualität sie haben, wie sich die Häuser räumlich verteilen, welche Auslastungen sie haben und wie die Pflegequalität bewertet wird. Wichtig sind im nächsten Schritt der Recherche Faktoren wie Wettbewerbsgefüge, Preisstruktur, Anteil der Sozialhilfeempfänger sowie die Verteilung der verschiedenen Pflegegrade. Aber auch die Bonität des Betreibers nehmen wir sehr genau unter die Lupe. Im Rahmen eines persönlichen Gesprächs versuchen wir uns dann einen Eindruck vom Management zu verschaffen und hinterfragen insbesondere das Thema Mitarbeiterführung. Natürlich haben wir auch entsprechende Netzwerke im Markt, so dass wir bei dem einen oder anderen Marktteilnehmer oder Wettbewerber nachfragen können, wie deren Eindruck und Bewertung ist. Das Thema Betreiber-Image darf keineswegs unterschätzt werden. Vor allem vor Ort, auf regionaler Ebene, ist das immens wichtig mit Hinblick auf die Belegung, aber auch die
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Positionen & Meinungen
Mathias Staudt, SHI Management
Personalgewinnung vor Ort. Bis jetzt sind wir jedenfalls mit unserer Vorgehensweise gut gefahren und haben noch keinen Betreiber durch Insolvenz verloren. Wie stellen Sie sicher, dass auch im laufenden Betrieb die Qualität passt? Mathias Staudt: Wir vereinbaren mit den Betreibern im Mietvertrag Reporting-Klauseln und bekommen quartalsweise sowohl Belegungszahlen als auch betriebswirtschaftliche Auswertungen. Darüber hinaus erhalten wir die Jahresabschlüsse und werden von den Betreibern umgehend darüber informiert, ob im Rahmen von behördlichen Begehungen Auflagen erteilt werden. Des Weiteren finden regelmäßige Besuche der Einrichtungen statt, so dass wir ein gutes Bild erhalten und gegebenenfalls schnell reagieren können. Der Hotellerie macht ein Fachkräftemangel schwer zu schaffen, der durch die Coronakrise zusätzlich verschärft wurde. Wie schaut das in Ihrem Bereich aus? Jochen Lindner: Unsere Häuser haben jedenfalls nicht in großem Stil Mitarbeiter verloren. Anders als etwa die Hotellerie mussten wir aber auch nicht zusperren. Im Gegenteil: In der Pflege gab es in den letzten eineinhalb Jahren mehr Arbeit als je zuvor. Die Mitarbeiter hatten immense Herausforderungen zu bewältigen. Aber natürlich darf man die Augen vor der Realität nicht verschließen. In der Pflege, bei der es sich ja auch um eine körperlich anstrengende Arbeit handelt, liegt das Durchschnittsalter der Beschäftigten bei 51 Jahren. Viele werden in den nächsten Jah-
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Wie kann diesen entsprochen werden? Jochen Lindner: Einerseits müsste die Politik dagegen steuern, nicht nur Tarifverträge verbindlich machen, sondern auch damit verbundene Mehrkosten über die Pflegeversicherung übernehmen sowie weiter auf Ausbildungsoffensiven setzen. Andererseits sind auch die Betreiber gefordert. Wir – in unserer Rolle als Immobilieneigentümer – haben jedenfalls schon einiges gemacht: In einigen Häuser haben wir Kinderbetreuungsstätten eingerichtet, um die zum Großteil weibliche Belegschaft, von der viele Kinder hat, zu unterstützen. Wir arbeiten auch daran, vor dem Hintergrund der angespannten Wohnungsmärkte in den Ballungszentren, Mitarbeiterwohnungen anbieten zu können. Die Erfahrung hat uns zudem gezeigt, dass in zentralen Lagen mit guter Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz
leichter Personal zu finden ist – insbesondere Teilzeitkräfte. Es geht aber auch darum, Nachwuchskräften, die heutzutage überwiegend hervorragend ausgebildet sind, eine Perspektive zu bieten. Sie sind ehrgeizig und wollen das Erlernte zum Wohle der Bewohner anwenden. Innovative Betriebsführungskonzepte, in die wir investieren, kommen z.B. bei Nachwuchskräften sehr gut an. Mathias Staudt: Die Immobilie spielt in diesem Zusammenhang ebenfalls eine große Rolle. Nicht nur Bewohner und deren Angehörige möchten in einem schönen Ambiente und Wohnumfeld leben. Auch den Mitarbeitern muss ein moderner und attraktiver Arbeitsplatz geboten werden. Zudem sollte die Basis für die Nutzung digitaler Anwendungen gegeben sein, um den Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern. Hier denken wir in erster Linie an die Dokumentationspflicht. Die Arbeit beziehungsweise die Dienstleistung am Pflegebedürftigen muss bis ins kleinste Detail
Fotos: Joerg Koch/SHI
ren nach und nach in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig wird die Nachfrage steigen. Wir stehen also vor großen Herausforderungen.
dokumentiert werden. Dadurch verringert sich der direkte Umgang mit dem Bewohner stark. Dies muss sich wieder ändern. Hier helfen digitale Angebote. Kurt Hafenscher: Aus meiner Sicht ist das Management vor Ort ein zentrales Thema. Am Ende des Tages geht es um Personalführung beziehungsweise, um soziale und fachliche Kompetenzen sowie die Fähigkeit ein vertrauenswürdiges und sicheres Umfeld zu schaffen, um die Mitarbeiter im Betrieb zu halten und folglich den Bewohnern einen lebenswerten Mittelpunkt zu bieten. Natürlich spielt dabei auch der Recruitingprozess eine wichtige Rolle. Wie schätzen Sie den künftigen Bedarf an Pflegeeinrichtungen grundsätzlich ein? Jochen Lindner: Da die Jahrgänge, die während des Zweiten Weltkriegs geboren wurden, deutlich geringer an der Zahl sind als jene davor, hat der Markt derzeit eine kleine
Verschnaufpause. Wenn diese wie erwartet in einigen Jahren zu Ende gehen wird, wird die Dynamik aber wieder an Fahrt aufnehmen. Wenn man sich die verschiedenen Prognosen anschaut, dann gehen die vorsichtigsten Annahmen in beiden Ländern bis 2050 von einem zusätzlichen Gesamtbedarf an 400.000 Pflegeplätzen aus. Wir stehen also vor einer riesigen Herausforderung, sowohl in baulicher als auch in personeller Hinsicht. Die öffentliche Hand wird dieser alleine nicht gerecht werden können. Da wird auch privates Kapital einspringen müssen. Das Interesse an Seniorenimmobilien ist zuletzt stark gestiegen, aktuelle Marktberichte bestätigen sowohl in Deutschland als auch in Österreich einen Investmentboom. Eine Momenterscheinung oder beschäftigen sich Investoren grundsätzlich mehr mit dieser Assetklasse? Adolf Hengstschläger: Das Verständnis für diese Nutzungsart hat sicher zugenommen.
„Die vorsichtigsten Prognosen gehen bis 2050 in Deutschland und Österreich von einem zusätzlichen Bedarf an 400.000 Pflegeplätzen aus.“ Jochen Lindner, SHI Management
SHI (Senior Housing Investment) Management Der 2004 gegründete Portfolio- und Assetmanager mit Sitz München ist auf das Segment Senior Housing spezialisiert und entwickelt maßgeschneiderte, einschlägige Anlageprodukte beziehungsweise Fonds für Kunden. In den vergangenen 15 Jahren konnte SHI das verwaltete Vermögen auf 500 Millionen Euro steigern. Aktuell stehen 100 Millionen Euro für weitere Objekteinkäufe bereit. Mit der Bank Gutmann arbeitet man seit 2005 zusammen.
Jochen Lindner, SHI Management
Als wir 2005 begonnen haben, war es nicht allen institutionellen Anlegern klar, dass Pflegeeinrichtungen gute Investments sind, die sich sehr gut als Ergänzung für ein Portfolio mit anderen Immobilienarten eignen. Wir haben damals im Aufsichtsrat eine sehr intensive Diskussion geführt, ob diese Investments Sinn machen oder nicht. Mit der Zeit ist dann das Vertrauen gestiegen, die dahinterstehende Systematik wurde immer besser verstanden. Natürlich haben wir auch gute Renditen erwirtschaftet, im Durchschnitt um 400 Basispunkte mehr als mit Anleihen. Zuletzt sind dann zwei Entwicklungen hinzugekommen: Nachhaltige und soziale Investments nehmen einen immer größeren Stellenwert ein. Damit haben auch Pflegeeinrichtungen an Bedeutung gewonnen. Frontrunner waren hier die Pensions- und Mitarbeitervorsorgekassen. Gleichzeitig hat sich der Markt zunehmend internationalisiert. Große Investoren, auch auf der Betreiberebene haben zunehmend konsolidiert, was dazu geführt hat, dass ganze Pflegeimmobilienportfolios die Besitzer gewechselt haben. Wie in vielen anderen Industrien ist es zu einer Konzentration gekommen beziehungsweise hat eine Marktbereinigung stattgefunden. Jochen Lindner: Sicher ist auch Diversifikation ein zunehmendes Thema. Investoren wollen eine gewisse Konjunkturunabhängigkeit ins Portfolio bringen, andere Chancen-RisikoStrukturen. Aber auch eine gewisse soziale Nachhaltigkeit beziehungsweise ein gesellschaftlicher Impact soll mit einem Investment in diesem Bereich verfolgt werden. In diese
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Positionen & Meinungen
„Entscheidend für die Zusammenstellung eines erfolgreichen Portfolios ist der permanente Blick auf sich ändernde gesetzliche Bestimmungen.“ Mathias Staudt, SHI Management
Richtung führen auch Green Deal und EUTaxonomie. Das sind Zusatzfaktoren, die das Thema Demografie noch ergänzen. Deswegen sind wir insgesamt zuversichtlich, dass der Markt weiter stabil bleiben wird und die Preise sich weiter positiv entwickeln. Mathias Staudt: In den letzten Jahren haben sich internationale Investoren aus dem nichtdeutschsprachigen Raum, vor allem aus Frankreich, den Benelux-Staaten sowie Skandinavien stärker in Deutschland in der Assetklasse engagiert. Sie haben in ihren Hei-
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matmärkten schon länger in Senioren- und Pflegeimmobilien investiert, also ebenfalls spezialisiert, und sind dort inzwischen auf Kapazitätsgrenzen gestoßen. Am deutschen Markt sehen diese Investoren aufgrund der Größe als größte Volkswirtschaft in der EU sowie dem starken demographischen Wandel gute Chancen für sich, attraktive Investments zu platzieren. Diese Investoren haben oft mit dem Erwerb eines Portfolios, bestehend aus 15 oder mehr Einrichtungen einen großen Markteintritt hingelegt, der in der Folgezeit immer weiter ausgebaut wird.
Können Sie ein Beispiel von einem interessanten Deal geben, den Sie in letzter Zeit getätigt haben? Jochen Lindner: Im Vorjahr haben wir eine der ganz großen Transaktionen am Markt getätigt und für etwas mehr als 250 Millionen Euro ein Portfolio mit zehn Liegenschaften erworben. Dabei handelt es sich um eine gute Mischung aus qualitativ hochwertigen Pflegeeinrichtungen und Betreutem Wohnen, durchwegs moderne Häuser, in unterschiedlichen Segmenten, schwerpunktmäßig in Ballungsräumen gelegen. Wir fühlen uns dort sehr wohl. In Ballungsräumen ist es sehr schwer, Pflegeeinrichtungen oder Seniorenwohnen zu realisieren, weil der Wettbewerb mit anderen Nutzungsarten immens ist. Wir glauben, dass das noch länger der Fall sein wird oder sich sogar verschärfen wird. Trotzdem gibt es in der Pflege und den Pflegeimmobilien kaum Preisunterschiede zwischen Stadt und Land. Wir glauben, dass das der Markt noch nicht ganz richtig sieht. Mit der GHS Senior Housing Immobilien II AG, die in den letzten Jahren in 16 Liegenschaften investiert hat, bewegen wir uns daher vor allem in Ballungsräumen und haben viel in Berlin, Frankfurt, Hamburg und Wiesbaden investiert.
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Home-Office Rechtliche und steuerliche Grenzen
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ome-Office wird bei vielen Unternehmen und Arbeitnehmern immer beliebter. Die Tätigkeit im Home-Office ruft jedoch auch viele rechtliche und steuerliche Fragen hervor. Mitarbeiter haben keinen Rechtsanspruch auf Home-Office. Home-Office ist Vereinbarungssache und muss in einer Betriebsvereinbarung oder einer Einzelvereinbarung festgelegt werden. Auch wenn die Vereinbarung frei gestaltbar ist, sollte diese einen bestimmten Mindestinhalt enthalten wie insbesondere Arbeitsort, Ausmaß der Tätigkeit im HomeOffice, Arbeitszeiten, Arbeitsmittel und die Möglichkeiten zur Beendigung der HomeOffice-Vereinbarung. Eine klare Vereinbarung hilft, spätere Diskussionen und Streitigkeiten zu vermeiden.
Steuerfreie Zuschüsse
Fotos: Photographee.eu/AdobeStock, Franz Helmreich Fotografie
Die Bereitstellung der Arbeitsmittel für den Arbeitnehmer (wie insbesondere Laptop, Monitor, Computermaus etc.) ist steuerfrei. Zum Ersatz der dem Arbeitnehmer entstehenden Kosten durch die Arbeit im Home-Office (z.B. Strom, Internet) kann – ohne Nachweis tatsächlicher Kosten – ein steuerfreier Zuschuss in Höhe von drei Euro je Home-Office-Tag, ma-
LeitnerLeitner Wirtschaftsprüfer Steuerberater
ximal aber 300 Euro im Kalenderjahr, gewährt werden (Home-Office-Pauschale).
findet ohne Rechtswahl österreichisches Recht Anwendung.
Komplexer wird die abgabenrechtliche Behandlung, wenn Home-Office in einem grenzüberschreitenden Kontext vorkommt (z.B. österreichischer Arbeitnehmer arbeitet für deutsches Unternehmen oder bulgarischer Arbeitnehmer für österreichisches Unternehmen im Home-Office). Wird beispielsweise ein in Deutschland ansässiger Arbeitnehmer für ein österreichisches Unternehmen tätig und arbeitet dieser dauerhaft zwei Tage in seinem deutschen Home-Office und drei Tage beim österreichischen Arbeitgeber, so besteht Sozialversicherungspflicht in Deutschland. Die Einkommensteuer (Lohnsteuer) des Arbeitnehmers ist aber auf die Besteuerungsrechte Deutschlands und Österreichs aufzuteilen. Arbeitsrechtlich muss geprüft werden, welches Arbeitsrecht zur Anwendung kommt. Das anwendbare Recht richtet sich dabei grundsätzlich – ohne Vorliegen einer Rechtswahl – nach dem gewöhnlichen Arbeitsort. Dies ist jener Ort, an dem die Tätigkeit den zeitlichen und inhaltlichen Schwerpunkt hat. Bei einer Tätigkeit von drei Tagen pro Woche in Österreich und zwei Tage pro Woche in Deutschland liegt der gewöhnliche Arbeitsort aufgrund Überwiegens der Tätigkeit in Österreich und
Für den Arbeitgeber oder Arbeitnehmer können sich arbeitsrechtliche, steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Meldepflichten in Österreich und im Ausland ergeben. Darüber hinaus kann auch eine Betriebsstätte für den Arbeitgeber begründet werden. Nach Auffassung des österreichischen BMF bildet ein österreichischer Arbeitnehmer für seinen ausländischen Arbeitgeber eine österreichische steuerliche Betriebsstätte, wenn das HomeOffice nicht nur sporadisch oder gelegentlich genutzt wird. Vergleichbare Regelungen gibt es auch in anderen Ländern. Die Bildung einer Betriebsstätte hat dann zur Konsequenz, dass für den Arbeitgeber auch zusätzlich ertragsteuerliche Konsequenzen bestehen (d.h. Ermittlung eines Betriebsstättengewinns).
Am Heumarkt 7 A-1030 Wien Tel: +43 /1/718 98 90 Fax: + 43 /1/718 98 90 - 804 E-Mail: wien.office@leitnerleitner.com
Damit bei einer Home-Office-Tätigkeit rechtlich und steuerlich keine ungewollten Konsequenzen entstehen, sollten möglichst vor Beginn der Home-Office-Tätigkeit alle rechtlichen und steuerlichen Konsequenzen geklärt und in einer Home-Office-Richtlinie festgehalten werden.
Harald Galla ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei LeitnerLeitner Wien.
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Sieg im Jubiläumsjahr Copa Real 2021. Die Immobilienwirtschaft traf einander zum Fußballspielen.
N
ach einem Jahr pandemiebedingter Spielpause traten in der Wiener Westside Soccer Arena zwölf Mannschaften aus der heimischen Immobilienwirtschaft gegeneinander an, um die begehrte „Copa Real 2021“ untereinander auszuspielen. Auch bei der bereits 5. Auflage des vom ImmoFokus organisierten „Soccer-Highlights“ des Jahres mussten die Teams zuerst einmal die Gruppenphase meistern. Leider machte den Spielern der Wettergott einen Strich durch die Rechnung. Nach nur wenigen Spielen setzte klassischer Salzburger Schnürlregen ein – und das in der Westside Soccer Arena im Rücken des Rapid-Stadions. Die Turnier-Jury entschied daraufhin, die Spiele von den Freiplätzen in die Halle zu verlegen. „Schweren Herzens, aber die Verletzungsgefahr war zu groß“, begründete Turnierdirektor und ImmoFokus-Herausgeber Michael Neubauer die Entscheidung, die gemeinsam mit den Schiedsrichtern getroffen wurde. Das aus Eva Stern, Tanja Klingseis und Rudolf Oezelt bestehende Organisationsteam meisterte auch diese Herausforderung mit Bravour. Nachdem die Reihung in Gruppe A und B ausgespielt war, hieß es: „Auf in die Finalrunde!“. In einer Zwischenrunde wurde in den Spielen Otto Immobilien gegen BUWOG und Schindler gegen TPA die Finalgegner ermittelt. Den Finaleinzug schafften BUWOG und TPA. Otto Immobilien und Schindler zogen ins kleine Fi-
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AURIS IMMO SOLUTIONS
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nale ein. Schließlich ging die Mannschaft von der BUWOG als Gesamtsieger hervor, die sich 5:3 behauptete. Beim Spiel um den dritten Platz ging das Team von Schindler als Sieger vom Platz. Otto Immobilien, die in der Vorrunde die Gruppe A für sich entscheiden konnte, musste sich in diesem Jahr mit dem undankbaren 4. Platz begnügen.
Erstmals wurde auch ein Torschützenkönig gekürt. Die absolute Nummer 1 unter den Stürmern kam aus dem Team der BUWOG: Edi Brahimi schoss sich 15-mal zum Torerfolg. Der ImmoFokus gratuliert. Die Schiedsrichter pfiffen hart, aber fair. „Es wurde sehr diszipliniert und auf hohem Ni-
Gruppenphase Gruppe A
Siege
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Niederl.
Tore
Diff.
Punkte
1
Otto Immobilien
5
4
1
0
23:13
10
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2
TPA
5
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17:10
7
12
3
AURIS Immo Solutions
5
3
0
2
19:12
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4
Glorit
5
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-1
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5
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3
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4
6
IFS
5
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0
5
6:27
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0
Spiele
Siege
Unent.
Niederl.
Tore
Diff.
Punkte
Gruppe B
Spiele
1
Schindler
5
4
1
0
21:8
13
13
2
BUWOG
5
4
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1
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3
Teamneunzehn
5
3
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2
14:4
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EY
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11:16
-5
6
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ÖRAG Immobilien
5
1
1
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EHL
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veau gespielt“, sprach das Quartett den Spielern großes Lob aus.
Schlussrunde Paarung
Nach 264 Toren in 38 Spielen – in jedem Spiel fielen also im Schnitt 6,9 Tore – ein Wert, an dem sich auch die Nationalmannschaft ein Beispiel nehmen könnte – wurden die Griller angeworfen und die Teams konnten sich gemeinsam mit den zahlreich angereisten Fans bei einem Barbecue mit kühlen Getränken stärken, und den einen oder anderen Spielzug ausführlich diskutieren. Dafür wurde kurzerhand ein Spielfeld geräumt und mit einigen Handgriffen in eine Partyzone mit Heurigenbänken umgewandelt. Übrigens: Die torreichste Partie fand in der Gruppe B statt. BUWOG und ÖRAG Immobilien trennten sich voneinander mit einem Score von 10:5. Die nächste „Copa Real“ findet am 14. Mai 2022 statt. Die Anmeldung läuft.
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ImmoFokus
Endstand
Zwischenrunde Spiel 1
Otto Immobilien : BUWOG
4:6
Zwischenrunde Spiel 2
Schindler : TPA
3:5
Spiel um Platz 11
IFS : EHL
3:7
Spiel um Platz 9
6B47 : ÖRAG Immobilien
5:1
Spiel um Platz 7
Glorit : EY
1:3
Spiel um Platz 5
AURIS Immo Solutions : Teamneunzehn
9:2
Kleines Finale
Otto Immobilien : Schindler
2:4
Finale
BUWOG : TPA
5:3
Ergebnis 1
BUWOG
2
TPA
3
Schinder
4
Otto Immobilien
5
Auris ImmoSolutions
6
Teamneunzehn
7
EY
8
Glorit
9
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10
ÖRAG Immobilien
11
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IFS
1.
2.
3.
TORSCHÜTZENKÖNIG EDI BRAHIMI (BUWOG)
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Der lange Weg zur Netto-Null ESG-Taxonomie ist ein Turbo für die Branche. Bauträger und Entwickler können das aufgebaute Know-how künftig zum nachhaltigen Bauen stärker einbringen. Sie sind dabei jedoch auf eine Messbarkeit von Kriterien angewiesen, um die Nachhaltigkeit eines Projekts auch nachzuweisen zu können.
D
arüber waren sich die Diskutanten des elften FM-Clubs der WISAG Service Holding Austria Mitte September im Anton-BenyaPark einig. Zum Thema „Der lange Weg zur Netto-Null… Klimawandel in der Immobilienbranche“ diskutierten unter der Leitung von Heimo Rollett, Anton Bondi de Antoni (Bondi Immobilien Consulting GmbH), Peter Engert (ÖGNI), Walter Hammertinger (value one holding AG), Wolfgang Kradischnig (Delta Holding GmbH), Jasmin Soravia (Kollitsch & Soravia Immobilien GmbH) und Johannes Wahlmüller (Global 2000). Auch wenn der Klimawandel durch die COVIDPandemie im Jahr 2020 in den Hintergrund gerückt ist, haben die immensen Schäden durch extreme Wetterereignisse 2021 den Handlungsbedarf offengelegt. „Das Thema Klimaschutz steht auf unserer Agenda weit oben. Wir werden in der Branche gemeinsam
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ImmoFokus
Pläne erstellen und versuchen, mit Materialien und Prozessen zum Klimaschutz beizutragen“, betonte Thomas Fastenrath, Geschäftsführer der WISAG Service Holding Austria. So hat die WISAG ihre Reinigungsmittel auf Produkte umgestellt, deren Verpackung zu 100 Prozent recycelbar ist. „Und wir forcieren aktuell EMobility, denn Energie ist der größte Hebel. Wir müssen die Verschwendung reduzieren und Sensoren, Digitalisierung und Innovation nützen. Jede kleine Initiative trägt zum Klimaschutz bei.“
Bauwirtschaft wird liefern
„Erste Überprüfungen, die eine Eigenkapitalunterlegung für nicht nachhaltige Investments vorsehen, werden 2024/25 kommen. Ab dann wird es scharf“, mahnte Peter Engert. „Als risikorelevantes Element bei Investments muss Nachhaltigkeit aber messbar werden, denn Investoren und Wirtschaftsprüfer werden Gutachten verlangen.“
Jasmin Soravia sieht die Bauträger in der Pflicht: „Nachhaltigkeit ist bei Neubauten kein Thema. Schwieriger ist es beim Bestand“. Sie hob hervor, dass auch Zulieferer Maßnahmen zur CO2-Reduktion setzen, kritisierte jedoch das mangelnde Bewusstsein seitens der Nutzer vor allem im urbanen Raum. Sie sah die Bauträger gefordert, Wohnungen nachhaltig zu gestalten. Ein Hebel könnten die Betriebskosten sein, die bei den Lebenszykluskosten besser sind. Mieter nutzen eine Wohnung nur wenige Jahre und sind dafür kaum aufgeschlossen, so Anton Bondi de Antoni. „Da bedarf es einer Aufklärung und gesellschaftlichen Drucks, denn sie müssen die Mehrkosten mittragen.“ D‘accord ging er mit der Feststellung, dass sich Entwickler intensiv mit Nachhaltigkeit beschäftigen, „weil wir ja Kriterien der Investoren erfüllen müssen. Wir wissen allerdings nach wie vor nicht, wohin der Weg führen wird.“
Synergien über Grundstücksgrenzen hinaus suchen
Walter Hammertinger appellierte für ganzheitliches Denken über die Grenzen hinaus. „Wenn Entwickler Synergien heben, können wir einen weiteren Mehrwert schaffen. Da braucht es einen Mindset-Wechsel.“ Für ihn muss der Kunde das Empfinden haben, „das bessere Produkt anzumieten. Erst wenn er das Produkt versteht und es so nachhaltig betrieben werden kann, haben wir die Kette geschlossen und erzeugen einen weiteren Schub“. „Beim Klimaschutz geht es um Verantwortung für die Zukunft“, so Wolfgang Kradischnig, der sich ein ordnendes System über Bonifikationen statt Steuern wünschen würde. Ihm fehlte zudem eine integrierte Sicht: „Beim Bauen braucht es interdisziplinäre Teams, um zu erkennen, dass das Gebäude nur ein Teil ist. Es verursacht ja z.B. auch Mobilität. Und es braucht eine geometrische Gebäudeerfassung, die auch verbaute Materialien erfasst.“ Johannes Wahlmüller wiederum betonte, dass „bei einer Integral-Umfrage 80 Prozent angaben, ein Plusenergiehaus als Standard zu unterstützen. Die Hälfte würde Mehrkosten bezahlen. Es braucht nur ein ausreichendes Angebot.“ Gebäude sind zudem Kraftwerke, „gut saniert und mit Photovoltaik, das ist das Zukunftsbild.“ Wahlmüller unterstrich: „Die Nettonull bis 2040 ist das Ziel. Die Immobilienwirtschaft ist ein wichtiger Teil der Lösung und sollte Mutmacher sein.“
Kreislaufwirtschaft Umdenken ist gefragt. Nachhaltigkeit und die Wiederverwendung von Rohstoffen sind hochaktuelle Themen unserer Gesellschaft, die auch in der Immobilienwirtschaft immer mehr Beachtung finden.
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reislaufwirtschaft ist seit Jahrhunderten die Grundlage unseres Wirtschaftens. Wir wissen eigentlich schon, wie es funktioniert, die Umsetzung ist das Entscheidende. Wir stehen hier noch am Anfang“, läutet Peter Engert, Geschäftsführer der ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft) die Vorträge des IMMO FutureLab ein. Am Anfang steht bekanntlich die Planung. Diese stellt einen der elementaren Teile für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft dar: „Wenn man den Entwicklungszyklus einer Immobilie anschaut, hat die erste Phase den größten Impact auf die spätere Richtung und Nutzung. Hier heißt es, die Latte für Nachhal-
tigkeit hochzulegen und digitale Tools zu nutzen, um künftige Gebäude bewerten zu können. Je nach Bauart ist der CO2-Fußabdruck natürlich ein anderer“, ergänzt Wolfgang Kradischnig, Geschäftsführer der DELTA.
Digitale Herausforderungen
Digitalisierungsprozesse wie BIM erfassen die materielle Zusammensetzung eines Gebäudes und sind noch nicht im alltäglichen Gebrauch der Gebäudeplaner angekommen. Auch Analyseprozesse für Bestandsgebäude für einen nachhaltigen Rückbau, also der vollständigen Nutzung von Materialien in ihrem Ursprung, sind in stetiger Entwicklung. „Was den Planungsprozess am Anfang des Lebenszyklus
von Gebäuden betrifft, haben wir noch viele Hausaufgaben zu machen. Beim Ressourcenmanagement und der Abfallwirtschaft, also dem Ende des Lebenszyklus einer Baulichkeit, sind wir schon weiter“, resümiert Anna-Vera Deinhammer, Projektkoordinatorin für Kreislaufwirtschaft im Bauwesen der Stadt Wien. Im Laufe des Tages kristallisieren sich wesentliche Punkte heraus, um etwas zu verändern: Aufmerksamkeit für das Thema, der Austausch darüber sowie digitale Entwicklungen sind neben wirtschaftlichen Anreizen und politischen Vorgaben maßgeblich. Außerdem braucht es die Ambitionen der einzelnen Akteure, um gemeinsame Veränderungen zu erzielen.
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Die Partys der Immobilien-Society VALUE ONE OPENING
Fotos: Pascal Riesinger, Rizar.Photo
Nach der intensiven Planungs- und Bauphase war es Ende September so weit: Die Tribüne 2 am Grünen Prater wurde offiziell eröffnet. Interne und externe Projektbeteiligte sowie die geladenen Gäste aus der Immobilienbranche ließen sich das Event nicht entgehen. Neben Führungen durch die einzigartigen Büros gaben der Wiener Architekt Martin Kohlbauer sowie der niederländische Interior Designer Marcel Wanders exklusive Einblicke in das Projekt. Unter den Gästen gesichtet: Eugen Otto (Otto Immobilien), Stefan Wernhart (EHL Immobilien), Elisabeth Rohr (Rohr Immobilien), David Moese (Nuveen), Maria Vassilakou (Vienna Solutions), Ulli Sima (Wiener Stadträtin) und Dieter Wasserburger (REWE International).
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THE REAL 100
Fotos: Roland Ruldoph
Der Immobilienexperte und Gründer von TheREAL100 Friedrich Csörgits lud bereits zum 7. Mal zum exklusiven Immobilien-Branchenevent TheREAL100 ein. Diesmal im Classic Car Depot beim V8cht Restaurant. Mit ihrer spannenden Keynote „Eine ganze Kleinstadt ist wohnungslos. Jeder m² zählt“ war diesmal Daniela Unterholzner zu Gast, die Einblicke in die strukturellen und individuellen Gründe für Wohnungslosigkeit gab. „TheREAL100“ bedeutet – 100 Minuten Inspiration, Ideen und Innovation für 100 Experten aus der Immobilienbranche. „Podium und Auditorium waren wie immer hochkarätig besetzt, der Abend ein voller Erfolg“ unterstreicht Sebastian Berloffa, Managing Partner der veranstaltenden Agentur „enteco“. Unter den Gästen wurden unter anderem gesehen: Manfred Wiltschnig (Galcap), Martina Hirsch (S Real), Michael Reikersdorfer (Propup), Andreas Millonig (RS Group/IMMOunited), Sabina Berloffa (APROM/APTI), Björn Lipski (GLORIT), Wolfdieter Jarisch (S+B Gruppe), Andrea Jarisch (S+B Gruppe), Gerald Kerbl (TPA), Peter Ulm (allora).
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FIBACI
Fotos: Raphaela Raggam/Point of View
Eugen Otto übergab bei der Generalversammlung Mitte September nach 20-jähriger Tätigkeit die Präsidentschaft der FIABCI AUSTRIA an den bisherigen Vizepräsidenten Matthias Gass. „Es ist uns in diesen zwei Jahrzehnten gemeinsam gelungen, die FIABCI Austria zu einem Leuchtturm-Chapter innerhalb des internationalen Verbandes zu machen“, betonte der scheidende Präsident. Einer der wichtigsten Meilensteine war - gemeinsam mit dem ÖVI - die Begründung des österreichischen Prix d‘Excellence, der 2018 und 2020 als „Immobilen-Oscar“ herausragende heimische Immobilienprojekte ausgezeichnet hatte. Diese gemeinsame Arbeit wird nun der neue FIABCI-Präsident Dr. Matthias Gass fortsetzen.
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ImmoFokus
Fotos: Stephan Huger
70 JAHRE BUWOG Am 7. Oktober 2021 war es nach coronabedingtem Feier-Stillstand endlich soweit: Die BUWOG feierte ihr 70. Jubiläum gebührend im Rahmen einer Matinée im Kunden- und Verwaltungszentrum in der Wiener Rathausstraße. Daniel Riedl, Vorstandsmitglied der Vonovia SE und verantwortlich für das gesamte BUWOG-Geschäft in Österreich, zum Jubiläum und den weiteren Plänen: „70 Jahre BUWOG sind für uns ein großer Meilenstein. All die Jahre waren geprägt von Veränderung, Weiterentwicklung, Wachstum und Erfolg. Die BUWOG wird weiterhin Vorreiter in Sachen Ökologie, Ressourcenschonung und Klimafreundlichkeit sein, denn wir werden in unseren Anstrengungen nicht nachlassen, den Wohnungsmarkt noch nachhaltiger zu gestalten.“ Unter den Gästen: Michael Ehlmaier (EHL), Markus Handler (Handler Bau), Isabella Jandl (Wohnservice Wien), die Architekten Heinz Neumann, Christian Heiss und Gregor Schuberth sowie Karin Schmidt-Mitscher (ÖVW), Peter Czapek (Bank Austria Real Invest) und Gerhard Schuster (3420 aspern Development) sowie Vitus Eckert (Aufsichtsrat Vonovia).
CÄSAR
Fotos: Helmut Tremmel
Bereits zum 15. Mal wurden die begehrten Cäsar-Statuen in acht verschiedenen Kategorien verliehen. Diesmal im MuTh, dem Konzertsaal der Wiener Sängerknaben. Das sind die Cäsaren des Jahres 2021: Bauträger: Roland Pichler, DWK Die Wohnkompanie - Immobilienverwalterin: Helga Brun, Immobilienverwaltung Helga Brun - Makler des Jahres: Thomas Rohr, IMMOROHR Immobilien Immobiliendienstleisterin: Astrid Grantner, EHL Immobilien Bewertung - Small Diamond: Robin Kalandra, KALANDRA Immobilien - Immobilienmanager: Harald Kopertz, AURIS Immo Solutions International: Martin Löcker, UBM Development Lebenswerk: Georg Spiegelfeld, Spiegelfeld Immobilien Unter den Gästen befanden sich unter anderem die Vertreter der Verbandsjury Matthias Gass (FIABCI), Anton Holzapfel (ÖVI), Christoph Urbanek (RICS), Daniela Witt-Dörring (Salon Real), Alexander Bosak (immQu) sowie Michael Pisecky und Gerald Gollenz (Fachverband der Immobilienund Vermögenstreuhänder der WKO).
DBH - DRINKS BEFORE HOME
Fotos: Martin Steiger
Ein stimmungsvolles Netzwerktreffen der Immobilienbranche mit bereits großer Tradition. Der Einladung von Reinhard Winiwarter ins „myhive“ Ungargasse folgten unter anderem: Carmen Dilch, Simon Battlogg (Rhomberg Bau Gruppe), Karina Schunker (EHL Wohnen), Marc Guido Höhne, Reinhard Prüfert, (Colourfish Real Estate), Reinhard Waltenberger, Manuela Maurer-Kollenz (Müller Partner Rechtsanwälte), Markus Steinböck (3SI Immogroup), Anton Bondi de Antoni (Bondi Immobilien Consulting).
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Immobilien dominieren die ESG-Berichterstattung in Österreich Das große Erwachen. Gebäude werden laut „ESG Real Estate Insights 2021“ von Deloitte für etwa 40 % des Energieverbrauchs und 36 % der CO2-Emissionen in der EU verantwortlich gemacht. Die wachsende Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen wird auch durch die jüngsten Entwicklungen in der Gesetzgebung vorangetrieben. Diese spiegeln die Dringlichkeit wider, Umweltrisiken in Zusammenhang mit dem Klimawandel zu mindern.
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ine Medienresonanzanalyse des „OBSERVER“ über die globale und nationale Berichterstattung zu den Suchbegriffen ESG (Environment, Social & Governance) und EU-Taxonomie zeigt auf, dass sozial verantwortliches Investieren, Leben und Bauen die Welt im Sturm erobert haben. Verstärkt wird dieser Effekt zunehmend durch Regulierungsbehörden, Investoren und Stakeholder, die die Öffentlichkeit informieren und Immobilienunternehmen verstärkt zur Einhaltung von ESG-Zielen aufrufen.
landschaft weiterhin begleiten. Im Speziellen werden Fachpublikationen der Immobilienbranche das Thema weitergehend fokussieren, um der wachsenden Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen gerecht zu werden.
Unternehmens und Governance-Faktoren auf die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt wird.
Was verbirgt sich hinter ESG?
Bei der EU-Nachhaltigkeitstaxonomie handelt es sich um eine Liste von Wirtschaftstätigkeiten und relevanten Kriterien zur Überprüfung des Beitrags zu Klima und Umwelt. Ziel ist es, strukturierte Anpassungen im Finanzwesen an die Pariser Klimaabkommen und die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der UN zu etablieren..
ESG-Kriterien messen wie Investitionen oder Unternehmen in bestimmten Kategorien abschneiden. Umweltfaktoren beziehen sich auf die Erhaltung der natürlichen Umwelt, soziale Faktoren auf die Behandlung von Menschen innerhalb und außerhalb des
Was verbirgt sich hinter EU-Taxonomie?
ESG-Kriterien sind eine branchenübergreifende Thematik und wurden während der ersten drei Quartale WELTWEIT! 119.684 Mal von Journalisten aufgegriffen. Mit 108.187 privaten Äußerungen wurden nochmals so viele Clippings in sozialen Netzwerken registriert. Von dieser Gesamtmenge entfallen global 13,7 Prozent auf die Immobilienbranche. Für den österreichischen Medienraum wurde ein ähnliches Datenbild erhoben: 19.142 journalistische Texte und 6.375 private Äußerungen zu ESG-(un)konformen Unternehmen fließen in die Analyse ein. Wobei der Immobilienanteil im Vergleich zu den globalen Daten mit 29,13 % mehr als doppelt so hoch ausfällt. Die ESG-Berichterstattung innerhalb der österreichischen Immobilienbranche betrifft 822 Clippings, die zu einem Engagement von 104 führen und eine potentielle Reichweite von 25,7 Mio generieren. Das Sentiment wird aufgrund der Wortwahl kreiert sowie analysiert und fällt mit 12,3 Prozent positiven sowie 87,5 Prozent neutralen Berichten sehr gut aus. Insgesamt verfolgten und bearbeiteten 295 Autoren die nachhaltige Investitionsentwicklung auf dem österreichischen Immobilienmarkt. Die reichweitenstärksten Medien sind finanzen.at, boerse-social.com, ots.at, derstandard.at und kleinezeitung.at. Grafiken: Observer
Betrachtet man die Themenwolke*, so wird der oft erwähnte mittel- bis langfristige Projektcharakter offensichtlich. ESG-Kriterien, sowie die Berichterstattungen zur EU-Taxonomie werden uns in der österreichischen Medien-
*Die Themenwolke veranschaulicht, welche Begrifflichkeiten in den Artikeln besonders oft Verwendung fanden. Desto größer ein Wort abgebildet ist, umso häufiger wurde es thematisiert. Die Medienresonanzanalyse über die Branchenkommunikation wird exklusiv von der Brand Intelligence Agentur „OBSERVER“ zur Verfügung gestellt. In die Analyse fließen die Berichterstattungen der Onlinenewspaper, -magazine, Newsseiten, Radio und TV sowie Presseaussendungen in Österreich ein. Der Beobachtungszeitraum umfasst Q1 bis Q3 2021.
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IMPRESSUM
ImmoFokus.Rubrik Vorschau
Lesen Sie im : r e t in W s u k o F o Imm as große Interview iersentwickl ... mit …; Stadt & Quart kommen - 30 unter 35 en ng Ju ie D e; pt ze on Energiek uvm. Tisch mit …; D Digitalisierung. Zu ungen;
Medieneigentümer Real Estate Media Group GmbH Handelskai 94-96 1200 Wien Tel. +43 1 890 18 26-100 office@media-group.immo www.media-group.immo Herausgeber Mag. Michael Neubauer Chefredaktion Mag. Lisa Grüner Grafik & Layout Eva Stern Lektorat Mag. Karlheinz Hoffelner, Michaela Hocek Autoren dieser Ausgabe Mag. Patrick Baldia, Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA, Mag. Michael Neubauer, sowie die Kommentatoren Head of Sales & Relations Rudolf E. Oezelt
21 STERMIN: Winter 20
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ImmoFokus
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D
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ESG in der Immobilienwirtschaft Dieses Werk ist ein umfassendes Praxishandbuch zum Thema „Environmental Social Governance“ und deren Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft. Der Megatrend Nachhaltigkeit befindet sich im Immobilienbereich noch im Anfangsstadium und es fehlen neben Standards und Praxisbeispielen auch die Datengrundlagen. Die Entwicklung ist sehr dynamisch und teilweise unübersichtlich und ständig kommen neue, komplexe Anforderungen und Regularien hinzu. Das Autorenteam zeigt, welche Rolle ESG in den Bereichen Neubau und Sanierung, Immobilienmanagement, aber auch bei Investment-Prozessen und Immobilienbewertungen spielt.
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New Work Bullshit – Was wirklich zählt in der Arbeitswelt „New Work“ ist das Buzzword der Stunde in Unternehmerkreisen: Weg von eingefahrenen Hierarchien, hin zu Mitarbeiterführung auf Selbstbestimmungsbasis! Doch: Ist es wirklich sinnvoll, gewachsene Strukturen von jetzt auf gleich zu Gunsten digitaler Transformation, hippen Co-Working Spaces und Ähnlichem über den Haufen zu werfen? Carlos Frischmuth, selbst erfolgreicher Manager eines Personaldienstleisters, ist mehr als skeptisch. Gerade Hauruck-Aktionen angesichts sinkender Umsatzzahlen machen oft mehr Probleme, als sie lösen. Welche Maßnahmen sinnvoll sind und wovon Sie lieber die Finger lassen, erklärt er in seinem Sachbuch New Work Bullshit. Der Autor befasst sich u.a. mit der kritischen Auseinandersetzung mit dem Prinzip „New Work“ und der Gelassenheit im Umgang mit modischen Trends in der Wirtschaft: Welche Ideen für Ihr konkretes Unternehmen tatsächlich Sinn machen und der digitalen Transformation: Warum klassische Unternehmensprinzipien dabei hilfreich sind.
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Wer beim Investment auf stabile Werte baut, hat mit Sicherheit mehr Möglichkeiten, das Leben zu genießen und für Generationen vorzusorgen. Diese Werte sind für uns nicht nur Immobilien in Bestlage, sondern vor allem auch Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und genaue Marktkenntnis. Europaweit. Ihr ganz privater Makler wird Sie auf allen Wegen unterstützen. WIEN | BERLIN | MADRID | MAILAND | LISSABON | PRAG | BRATISLAVA | BUDAPEST