233 The Making of Design
form 233, Juli / August 2010 Deutsch / English, form.de, Cover: Hort Deutschland 16,90 EUR, Belgien 19,50 EUR, Österreich 17,90 EUR, Schweiz 33 CHF, Spanien 20,90 EUR
ean-code Achtung Berlin! Gijs Bakker Yves Behar Alessandro Mendini Klaus Theweleit
ETT LA BENN ERIK SPIEKERMANN STUDIO HAUSEN ALESSIO LEONARDI LLOT LLOV
4 / 2010
27. – 31. 8. 2010
Willkommen im August! Das größte Angebot zum Wohnen und Schenken – zeitnah zum Herbst-Winter-Geschäft und frühzeitig für die Folgesaison. Freuen Sie sich auf die internationale Konsumgütermesse der zweiten Jahreshälfte, auf Lifestyle, Design und Kreativität. Alle Infos unter: www.tendence.messefrankfurt.com
Editorial
In den letzten Jahren verlegten zahlreiche Designer ihre Studios nach Berlin. So etwa Eike König, der mit dem „Hort“ seine Frankfurter Heimat verließ, ähnlich wie Mario Lombardo, der aus der Kölner Kyff häuser Straße in die Berliner Auguststraße zog. Und Hella Jongerius tauschte die Vertrautheit Rotterdams gegen das lebendige und belebende Chaos Berlins ein. „Es fühlt sich großartig an, wieder am Anfang zu stehen“, sagt sie. Alle schätzen die kulturelle Vielfalt der kreativen Szene Berlins, die Internationalität der Stadt und nicht zuletzt die niedrigen Preise für Wohn- und Arbeitsräume. Doch Vorsicht: König, Lombardo und Jongerius haben längst einen Namen und einen festen Kunden stamm außerhalb der Hauptstadt. Darauf können sie bauen. Wer 2010 als junger Designer sein Glück in Mitte, Prenzlauer Berg oder Fried richshain versucht, wird es schwer haben, denn die Konkurrenz ist groß und die Industrie, ohne die Designer schwerlich auskommen, ist in und um Berlin nur sehr karg vertreten und schwächelt spürbar. Unser Schwer punkt gibt Ihnen zahlreiche Einblicke in den Stand der Dinge und stellt einige junge Designer vor, die es trotz der wirtschaftlich widrigen Um stände schaffen, Auftraggeber zu finden und Kunden und Medien für sich zu begeistern. Das Bild unten entstand übrigens am Rande einer Diskussion, die der Vitra-Kurator Mateo Kries aus Anlass der Veröffent lichung seines Buches „Total Design“ mit Konstantin Grcic führte. Natürlich in der Buchhandlung Pro qm, natürlich in Berlin.
In recent years, countless designers have relocated to Berlin. Among them, for example, Eike König, who left his home in Frankfurt along with his “Hort“ company; or Mario Lombardo, who moved from Kyffhäuser Straße in Cologne to Berlin’s Auguststraße. And Hella Jongerius has swapped the familiarity of Rotterdam for the vibrancy and lively chaos of Berlin. “It feels great to be a starter again,” she comments. All of them appreciate the cultural diversity of Berlin’s creative world, the city’s international character, and not least the low prices for apartments and office space. But a word of caution: König, Lombardo and Jongerius are all established names and each has a firm client base outside the capital. And that they can build on. Anyone who as a young designer sets out in 2010 to try his or her luck in Mitte, Prenzlauer Berg or Friedrichshain, will have a tough time of it; for the competition is fierce and industry, the lifeline of all designers, is only sparsely present in and around Berlin, and is noticeably suffering. Our focal theme offers you countless insights into the state of play and presents several young designers who despite the adverse economic circumstances have managed to find enthusiastic clients and have taken the media limelight. Incidentally, the picture below was taken on the margins of a discussion between Vitra Curator Mateo Kries and Konstantin Grcic held on the occasion of the publication of the former’s new book “Total Design.” At the Pro qm bookstore – in Berlin, of course. Enjoy the new issue of form!
Viel Freude mit der neuen form wünscht Ihnen Gerrit Terstiege Chefredakteur
Gerrit Terstiege Editor-in-chief
Unser Cover haben Eike König und sein Hort entworfen. Dabei waren sie überaus produktiv: In unserem Inhaltsverzeichnis und auf Seite 55 finden Sie zwei Alternativentwürfe! Und unser Interview mit Eike König beginnt auf Seite 54. Our cover motif has been designed by Berlin-based Eike König and his studio Hort. They have been extremly productive: In our table of contents and on page 55 you will find two alternative proposals. Do not miss our interview with Eike König starting on page 54.
Konstantin Grcic, Mario Lombardo, Erik Spiekermann
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Editorial 3
form 233 Index A – Z
Aicher, Otl 15 Aisslinger, Werner 17, 48 Alonso, Tomás 76 Appel, Tilmann 39 Bakker, Gijs 83 Bald, Alexandra 50 Barber, Edward 76 Bauer, Ania 41 Behar, Yves 73, 76 Bischoff, Oliver 40 Boer, Michel de 16 Boon, Piet 79 Borsellino, Mone und Piero 9 Brauns, Tim 8 Brinck, Jacob 41 Brock, Bazon 107 Brose, Joscha 64 Burstein, Eyal 46 Cavalli, Francesco 90 Cerri, Pierluigi 15 Coelho, Marcelo 16 De Lucchi, Michele 15 Dürler, Danilo 40 Fehling, Yvonne 6 Fiedler, Ulrich 39 Fussenegger, Martin 38 Gatto, Gionata 76 Gauler, Michele 46 Gudehus, Juli 61 Guigiaro, Giorgetto 15 Guisset, Constance 76 Haas, Michael 38 Harmsen, Lars 95 Hesse-Mohr, Petra 24 Hirata, Akihisa 76 Hirche, Hermann 105 Hirche, Lena 41 Höltje, Jörg 64 Homburger, Birgitta 61 Horsch, Cornelia 46 Hudson, Graham 16 Iepe 38 Illenberger, Sarah 44 Jochum, Hans-Peter 39 Johnson, Boris 14 Jongerius, Hella 44 Kiefer, Dirk 31 Klanten, Robert 56 Kocx, Christian 79 König, Eike 54 Kram, Reed 16 Kraš, Ana 76 Krüger, Andreas 53 Lambl, Florian 61
Lessing, Ana 50 Leonardi, Alessio 56 Lindström, Sanna 7 Lombardo, Mario 59 Medda, Ambra 15 Mendini, Alessandro 22 Merker, Ramon Toshiro 41 Mertens, Michael 39 Michelberger, Tom 48 Mühlhans, Tanja 30 Niehaus, Stefan 14 Nyström, Karolina 79 Osgerby, Jay 76 Peiz, Jennie 6 Petersen, Anders 120 Pot, Bertjan 10 Rams, Dieter 14 Reches, Yoav 7 Reck, Hans Ulrich 107 Rinderknecht, Martin 39 Rotthoff, Esra 50 Sauer, Christiane 108 Schmidt, Eugenie 8 Schuessler, Karena 39 Seymour, Jerszy 43 Siebert, Jürgen 53 Spiekermann, Erik 18 Strömgren, Sigrid 7 Takahashi, Kyota 76 Takashi, Mariko 8 Theweleit, Klaus 100 Tissi, Clemens 39 Visser, Jesse 79 Waits, Tom 120 Weinbroom, Asaf 80 Weisbeck, Markus 41 Weisshaar, Clemens 16 Wiegner, Oliver 62 Yamashita, Shin 11 Yoshioka, Tokujin 76 Zigelbaum, Jamie 16
Hort, Seite / page 54
4 Content
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Content 03
Editorial
06
2D / 3D
14
Scene
82 Der fliegende Holländer The Spirit of Yii
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Spiekermann Condensed
22 In Short Alessandro Mendini
Das Projekt Yii stärkt die taiwanesische Designidentität. DroogGründer Gijs Bakker ist an dessen Erfolg nicht ganz unschuldig. Way beyond the cliché of Asian plagiarism: The Taiwanese project Yii convinced us with its melting of design and tradition.
Cover Story
30 „Professionalisierungstendenzen“ Berlin: Work in Progress
Berlin sei die Hauptstadt der Kreativität, heißt es. Aber wie geht es eigentlich der Designwirtschaft dort? Ein Blick auf die Fakten. Statistics versus reality: Berlin ist supposed to be the best place for creatives in Germany. Karen Bofinger checked the figures.
Entdecken Sie Berlin! Streetart, Studios, Shops, Galerien – man weiß gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll … Eine Collage. We criss-crossed the streets of Berlin, visited designers, studios and galleries. Enjoy the many facets of the creative metropolis.
Making of
64 Die Strukturalisten Inspired by Nature Von Studio Hausen erfuhr Marie-Sophie Müller alles über mathematische Abstraktion und Knotenpunkte im Produktdesign. Berlin-based Studio Hausen may be called a real design laboratory. About an experiment dealing with pressure and foam.
Making of
72 Behar tickt anders New Points of VUE
Die Entdeckung der Vergänglichkeit: Yves Behar stellte in Basel eine Uhr vor, die unseren Blick auf die Zeit verändert. At the Baselworld fair, Yves Behar presented VUE – a watch that gets ready to redefine our perception of time and transience.
Graphic
88 dOCUMENTA (13)!? Introducing: Leftloft
Das Logo der Documenta 2012 von Leftloft: Designverweigerung oder großer Wurf? Matthias Beyrow kommentiert. With their logo for the Documenta 2012 in Kassel, the Italian studio Lefloft displayed their courage to give up complete control.
36 Kreuz und quer durch Berlin The Colorful City
Portrait
Graphic
94 Klangwelten Turn Up the Volume!
ypografie trifft Hip-Hop, Folk und Metal! „Typo Lyrics“ zeigt, T was Designern beim Musikhören alles durch den Kopf geht. The feel of a font: The new book “Typo Lyrics,” edited by Lars Harmsen, shows what happens when typography meets music.
100 Discourse Klaus Theweleit 104 On Show / New Books MAD; Museum der Dinge 112 Agenda 114 Jobs / Imprint / Companies 116 Material Research 118 Hard & Soft 120 Did You Know? Tom Waits 122 Preview Bad Taste
Milan Review
76 Das Leuchten von Mailand The Illuminated Salone
Die Mailänder Messe bot kaum innovatives Möbeldesign. Wer jedoch genauer hinsah, konnte erhellende Momente erleben. Regarding funiture design this year’s Salone del Mobile didn’t have much to offer. Nevertheless, we have been enlightened there.
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Content 5
Spiekermann Condensed
Das Projekt Berlin The Metropolis And Mental Life Als ich 1964 als Bundeswehrflüchtling nach Berlin kam, fand man je de Menge leerstehende Läden und Fabrikgebäude, die man für 1 DM den Quadratmeter trockenwohnen konnte. In meiner ersten Werkstatt an der Spree in Kreuzberg gab es nach Auskunft des Vermieters „reich lich fließendes Wasser“. Das stimmte, es lief vor allem die Wände he runter. Der Mann hatte die Wahrheit gesagt, in jenem rauen Ton, den nur eingeborene Berliner für herzlich halten. Die „wahre“ Berlinerin ist Wurstverkäuferin bei Kaisers, sagt man. Besonders im Osten der
18 Spiekermann Condensed
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Stadt wird noch (oder wieder) echtes Berlinerisch gesprochen, ein Dialekt für Leute, die viel zu sagen haben, aber kaum Zeit dafür. Der Berliner meckert über alles, selbst über den Preis von einem Euro für eine Stunde Parken. Das versteht niemand, der je in den USA einen Dollar für acht Minuten bezahlt hat. Es heißt, in Berlin habe kaum jemand regelmäßige Arbeit, dafür aber jeder ein Projekt. Die Cafés sind denn auch immer voller junger Leute mit Laptops, die dort das erledigen, was die alteingesessenen
Berliner nicht als Arbeit bezeichnen würden. Hier gibt es mehr GameDesigner als Angestellte der öffentlichen Verkehrsbetriebe, und irgendwann hat sogar die Stadtregierung gemerkt, dass die sogenannten Creative Industries mehr Steuern zahlen als die übriggebliebenen Fabriken. Neben den nun auch von Staats wegen anerkannten Kreativschaffenden – Werber, Filmer, Modemacher und Designer – existiert gottlob immer noch die „Berliner Mischung“ aus kleinen Schraubern, Kaffeeröstern, Schreinern, Druckern, Bäckern, Hutmachern, Lampenschirmmanufakturen und Besenbindern in den Fabrikgebäuden der Hinterhöfe, in deren Vorderhäusern jene kreative Szene wohnt, die Grün wählt und Rot-Rot aushält. Und allein jene Einwohner, die russisch und türkisch sprechen, könnten eine westdeutsche Großstadt füllen und für mehr Leben sorgen, als Göttingen je gesehen hat. Nach den Kriterien der internationalen Konsumelite hingegen, die sich in Magazinen wie Wallpaper oder Monocle zelebriert, wäre Berlin überhaupt keine Metropole: Der Flugplatz ist (noch) in zwanzig Minuten vom Stadtzentrum zu erreichen und hat insgesamt weniger Flugsteige als ein einziger Terminal in Frankfurt. Zu eleganter Kleidung haben die Eingeborenen die gleiche Einstellung wie zu subtiler Sprache, und Weltläufigkeit heißt bei ihnen, sich in einen anderen Stadtteil zu wagen. Besternte Restaurants gibt es ein paar, aber niemand kennt jemanden, der dorthin geht. Doch in der Tat fehlt Berlin etwas, dessen Abwesenheit der kreati ven Klasse wirklich zu schaffen macht: die Auftraggeber. Industrie gibt es nicht mehr, auch wenn immer noch ein ganzer Stadtteil nach Siemens benannt ist. Ministerien und andere Behörden sind bekannt für ihre notorisch miserablen Ausschreibungen, die immer von PR-Agenturen gewonnen werden, die sich besser als wir Designer in der Grauzone zwischen Akquise und Korruption auskennen. Die Berliner Mischung und die stets unterfinanzierte Kulturszene ernähren dennoch tausende Minibüros in zu Lofts mutierten Fabriketagen, deren billige Mieten den idealen Nährboden für die Selbstausbeutung bieten. An Talenten mangelt es nicht, deshalb kommen selbst Auftraggeber aus Stuttgart gerne her – was allerdings auch am KaDeWe mit seiner riesigen Lebensmittelabteilung liegen mag. Aber selbst diese bringen nicht genug Geld in die Stadt, um für bürgerliche Zustände zu sorgen, die sich in gesicherten Auskommen und sauberen Bürgersteigen äußerten. Weil aber solche Zustände gemeinhin auch hohe Mieten, frühe Ladenschlusszeiten und kulturelle Ödnis bedeuten, zieht Berlin weiterhin die Söhne und Töchter aus dem Schwäbischen an, die sich um ihre Altersvorsorge erst später kümmern wollen. „Berlin: arm aber sexy“ trifft es nach wie vor. Selbst heutzutage ist Geld nicht alles, lautet die gute Nachricht.
that older established Berliners wouldn’t regard as work. Here there are more games designers than public transport employees, and at some point even the city government noticed that the so-called creative industries pay more taxes than the last remaining factories. Alongside these State-recognized creative industries – advertising, film, fashion and design – there is still, thankfully, the ‘Berlin mix’ of joiners, coffee roasters, printers, bakers, hatters, lampshade manufacturers and broom makers in the backyard factory buildings behind houses populated by creatives who vote Green and make do with the ‘Red-Red’ coalition which runs Berlin. Berlin’s Turkish and Russian speakers alone would fill a major West German city and create more life than the likes of Göttingen have ever seen. According to the international consumer elite who celebrate themselves in the pages of magazines like Wallpaper or Monocle, Berlin isn’t even a metropolis at all. The airport is (still) within twenty minutes’ reach of the city center and has fewer departure gates in total than one single terminal at Frankfurt. The locals have the same attitude towards elegant clothing as they do to subtle speech, and distant travel to them means venturing into another part of town. There are a couple of star-rated restaurants but nobody knows anyone who goes there. However, in effect Berlin is missing something that the creative classes really need: clients. There is no industry left, even though an entire part of town (i. e. Siemensstadt) is still named after one of the big manufacturers. Ministries and other authorities are notorious for their measly tenders which are always won by PR agencies who know their way around the grey area between acquisition and corruption better than we designers do. The Berlin mix together with the ever-underfunded cultural scene still manages to feed thousands of mini-offices in converted factory lofts whose cheap rents make them the ideal breeding ground for self-exploitation. There is no shortage of talent, so clients even like to come here from Stuttgart, although that might have more to do with the KaDeWe store and its enormous food department. Yet even that talent doesn’t bring enough money into the city to pay for things such as secure livelihoods or clean pavements. As such conditions, on the other hand, usually entail high rents, early shop closing times and cultural dullness, Berlin continues to attract the sons and daughters of the German provinces who don’t yet want to worry about their retirement arrangements. “Berlin: poor but sexy” still applies. The good news is that even nowadays money isn’t everything. Erik Spiekermann ist Schriftentwerfer und Typograf. 1979 gründete er MetaDesign ; heute ist er Partner bei EdenSpiekermann, Berlin / Amsterdam. Erik Spiekermann is a type designer. 1979 he co-founded MetaDesign. Today he is partner of EdenSpiekermann, Berlin / Amsterdam. spiekermann.com. Illustration: Alina Günter, alinaguenter.ch
When I first came to Berlin in 1964 to avoid army conscription, there was a huge amount of empty shops and industrial buildings which one could move into before the plaster on the walls had dried – for one ‘Deutsche Mark’ per square meter. My first workshop by the River Spree in Kreuzberg had what the landlord called “plenty of running water.” That was certainly true: it ran down the walls in vast quantities. He had told the truth in that gruff tone that only Berliners can take for kindliness. They say a ‘real’ Berlin lady sells sausages at Kaisers supermarket. Particularly in East Berlin the proper Berlin dialect is still (or once again) spoken, a dialect for people who have much to say but little time to say it in. A Berliner will complain about everything, even about a one euro fee for an hour’s parking. This is a mystery to anyone who’s ever had to pay a dollar for eight minutes in the US. Supposedly hardly anyone has regular work in Berlin, yet everyone has a project. Cafés are full of young people getting things done on laptops
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Entwicklung des Clusters Kommunikation, Medien, Kreativwirtschaft Berlin von 2000 –2007 Development of the Berlin cluster communication, media, creative industries from 2000 –2007 Anzahl Unternehmen /Number of companies
Books/Press
6000
2007
20.5 %
2006
5000 2005
Information/ Communication Books/Press
2004
2003 2002
4000
14.6 %
2001
2000
Software/ Games
Architecture Architecture 11.3 %
3000
10.9 %
Advertising 9.8 %
Design
9.3 %
2000
Information/ Communication
Others Film/Broadcast Advertising 8.1 %
8%
Fine Arts 7.3 %
Music Others Film/Broadcast Design 6.3 %
Fine Arts
Software/Games
Performing Arts Music
4.8 %
1000
Performing Arts
Anzahl Unternehmen / Number of companies
1
2000 2007
0
2
AAA
3
AA
5000 4000 3000 2000 1000
4
Die Prozentangabe (%) entspricht dem Anteil Unternehmen am Cluster / The percentage (%) corresponds to the share of companies in the cluster.
5
6
Umsatz / Sales
7
8
Umsatz / Sales
Zunahme gegenüber Vorjahr / Increase on previous year Abnahme gegenüber Vorjahr / Decrease on previous year in Mrd. Euro, gerundet / to the nearest billion euros
Linke Seite: Die Entwicklung der Berliner Kreativwirtschaft. Die Unternehmenszahlen stiegen seit 2000 teils rasant, die Umsätze jedoch nicht immer. Rechts: Büroalltag im Betahaus. Left page: Development of the creative industries in Berlin. While the number of companies in most cases is increasing, the sales do not necessarily keep pace. On the right: Working at Betahaus.
Selbst der Trend zum Coworking scheint das Erwachsenwerden zu spiegeln: Großraumbüro statt Café ist angesagt. In Coworking-Spaces wie dem Betahaus kann man sich einen Arbeitsplatz mieten – stunden-, tage-, wochenweise. Ein Tagesticket ohne festen Platz kostet 12 Euro, ein fester Schreibtisch für den ganzen Monat 229 Euro. Kopierer, Telefon, Fax und Co. werden geteilt. Mit einem Flex-Vertrag hat man keinen Schlüssel, sondern hält sich an die Öffnungszeiten von 9 bis 18 Uhr, wie mit der Stechuhr. Alte Strukturen für neues Arbei ten: Vielen hilft das. Zusammen ist man weniger allein, es kommt zu gemeinsamen Projekten. Die meisten Co working-Spaces finden sich derzeit, wie das Betahaus, in Kreuzberg. Besonders um den Moritzplatz haben sich in den letzten beiden Jahren Kreativhäuser wie Aqua Carrè und ÏMA Design Village angesiedelt, nächstes Jahr wird auch Modulor dort zu finden sein: Die Kreativen rotten sich zusammen. War einst Prenzlauer Berg ein Hot-Spot, hat sich die Szene nun nach Kreuzberg und Neukölln, Wedding, Moabit und Tiergarten verlagert. „Hier hat sich in Eigeninitiative irrsinnig viel kreatives Potenzial entwickelt“, so Dirk Kiefer. Die Mieten sind hier noch günstiger – Gentrifizierung wie aus dem Lehrbuch. Auch in diesem Trend zur Gemeinschaft, zur realen (nicht nur statistischen) Clusterbildung liegt ein Keim für starke Netzwerke, für eine starke Lobby. Berlin hat bundesweit eine Vorreiterrolle, was die Zukunft der Arbeit angeht, und die der Kreativwirtschaft. Es scheint auf einem guten Weg. Aber Gefahren lauern. Die größten Baustellen bleiben die Kleinteiligkeit – und der Zeitgeist: „Politik ist ja in gewisser Weise auch modegetrieben“, sagt Tanja Mühlhans. „Ich habe eine gewisse Sorge, dass das Thema Kreativwirtschaft in Zeiten wirtschaftlicher Krise ins Hintertreffen zu der neuerdings gehypeten Industriepolitik gerät. Auch innerhalb der Senatsverwaltung müssen wir darauf achten, dass die Budgets zur Unterstützung kreativer Branchen nicht zusammengestrichen werden.“ Design muss also auch hier schlichtweg vermarktet werden, etwa durch Themen wie Eco und Nachhaltigkeit. Für Berlin bleibt nur eines: Weitermachen. Was auch sonst.
Berlin, Berlin, we’re going to Berlin! The German capital is still attracting creative professionals from all over the world. Unesco even named it the “City of Design”! But is the design industry really faring better here than elsewhere? We take an inventory. Today, every city wants to be a creative capital. Especially Berlin. What else is left for this city, which following the world war and division has long since lost the most of its industry worth mentioning? The city council quite rightly calls the efforts in this sector “Project Future”. If you speak in Berlin of the “creative industries” this means many different things: the book and press market, software development, games and telecommunications services, the advertising market, film- and radio industry, art market, music industry, architects industry, design industry, the market for the visual arts and the information and communication industry. Together these industries form the cluster “communication, media and cultural industry,” and in 2007* they boasted a turnover of some EUR 22 billion – a share of some 16 percent of the total turnover of the Berlin industry. But just how do things stand with the design industry? After all, in 2006 Berlin was named “City of Design” by Unesco! If you want to find out the precise key data for the nation and the region – compare them so as to understand the relevance Berlin has, you face different statistical subdivisions that are not always practical. For instance, in Berlin the term design industry includes amongst other things “offices for industrial design” but also “mail-order with clothing.” You will search for graphic designers in vain, they come under the heading “advertising market.” However, Marco Mundelius from the German Institute for Economic Research in Berlin is currently putting together comparable numbers nationwide – a mark of how seriously the creative industry is observed these days. He includes advertising design, studios for textile, jewelry and furniture design and for industrial design. Even then you have still not included every game or book designer, but all the same. In 2007, this design industry accounted for roughly 0.7 percent of Berlin’s total industrial turnover – EUR 976 million. Not a huge amount, you might think. You would expect a little more,
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Cover Story 33
eignen sich – unbehangen – auch als Wanddekor. Wie Matt produzieren Llot Llov auch TEA selbst, in Zusammenarbeit mit kleinen deutschen Firmen. Kaufen kann man Thomas, Edison und Alva nicht nur in Berlin, sondern auch in dem Anfang des Jahres online geschalteten Webshop. Dort finden sich momentan fünf Ihrer Produkte. Tendenz steigend! RU Ania Bauer, Jacob Brinck, Ramon Toshiro Merker and Lena Hirche of Llot Llov do not rate press relations very highly. “You need to have the right product at the right time, the
Llot Llov / © Yves Sucksdorff
42 Cover Story
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one that fits in with the current vogue. Then people inquire of their own accord,” comments Jacob. So the fact that they are no longer one of the many nameless design bureaus in Berlin just happened by magic? Not exactly. Their increasing success first started to be a talking point in Milan in 2008: “We had the opportunity to take part in the Milan furniture fair via Create Berlin. That was the starting point for us,” recalls Lena. What the four really wanted to do at the fair was to find a manufacturer for their luminaire Matt. They came back without a manufacturing contract – but, at the least, with a great deal of positive feedback on their products.
Matt
They decided to establish a GmbH and to rely on their own production. “Of course, that is something com pletely different, to suddenly do manufacturing and sales, as well. We started as a simple, small com munal office on Steinstraße in Mit te, between Hackescher Markt and Rosenthaler Platz. Incidentally, we also had a campaigns room there,” remembers Ania, referring to one of the advantages of the city‘s loca tion. Because although Berlin can not offer customers or manufac turers in the close vicinity, it does supply one thing in spades: tour ists, including the kind who are in terested in design. And of course
14
they do come to the Mitte district, as well. And here they saw the installations in the showroom; the designers got talking to them, made a few contacts and – received a num ber of commissions. This is why the new Llot Llov show room recently reopened in Mitte, even though the bureau has now moved to Kreuzberg. Amongst other things that the four have on display in Mitte is their latest product TEA, an extravagant, sculptural range of wardrobes. The latter‘s three shapes are based on isolators and, if nothing is hung on them, also make wall decorations. As with Matt, Llot Llov also manufacture TEA themselves, in cooperation with small German companies. Moreover, Thomas, Edison and Alva are not only on sale in Berlin, but also in their web shop, which went online at the beginning of the year. At the mo ment, this stocks five of their products, but there are more in the pipeline! RU llotllov.de
Jerszy Seymour
Sie sind in London aufgewachsen, ha ben dort studiert, in New York und Pa ris gearbeitet, und waren zuletzt vier Jahre in Mailand. Warum haben Sie Ihr Studio nach Berlin verlegt? Vielleicht, weil es so einfach war. Ich war hier ein paar Tage, schon hatte ich die Schlüssel für diese Räume in der Hand! Aber dann habe ich mich schon gefragt, wie das, ganz praktisch, mei ne Arbeit verändern wird – denn alle Firmen, für die ich tätig bin, haben ih ren Sitz anderswo. Aber atmosphä risch ist Berlin einfach sehr speziell, die Geschichte der Stadt ist sehr ge genwärtig; man hat sich nach Osten hin geöffnet, aber auch einem alter nativen Lebensstil, was ich an Berlin sehr schätze. Ich würde zum Beispiel nie zurück nach London gehen. Warum nicht? Weil London wie eine riesige Institution in das eigene Leben hineinregiert. Allein die U-Bahn dort zu nehmen, zwingt einem schon eine bestimmte Art zu leben auf. An Berlin mag ich die sehr eigene Zusammensetzung der Bevölkerung: Von 3,5 Millionen Einwohnern sind ein Drittel Ausländer. Ein weiteres Drittel sind zugezogene Deutsche. Welche andere Stadt der Welt bietet schon eine solche Mischung? Ihr Studio ist mitten in Mitte, umgeben von Geschäften und Galerien. Warum haben Sie sich eine so laute, un ruhige Gegend ausgesucht? Naja, ich könnte gut ohne die vielen Geschäfte leben. Als ich hierhin zog, gab es längst nicht so viele. Aber die Galerieszene ist wirklich sehr anregend: Man ist hier als Designer aufgerufen, mit der Kunst in Dialog zu treten. Liam Gillick hat einmal etwas sehr Richtiges über das
Verhältnis zwischen Designern, Künst lern und Architekten geschrieben. Er sagte, Künstler steckten voll Potenzi al, aber ihre Arbeit habe kaum Konse quenzen in der Gesellschaft. Designer dagegen seien sehr konsequent, aber sie betrachteten die Welt aus einem sehr engen Blickwinkel. Und Architek ten hätten das Problem, immer den Pops tar-Politiker geben zu müssen, sonst passiere gar nichts – eine sehr treffende Kritik der drei Professionen, wie ich finde. Das Besondere an der Situation hier in Berlin ist, dass man sehr mit der Geschichte des deut schen Designs konfrontiert wird. Und dass man in Deutschland Kunst und Design radikal trennt. Irgendwann hieß es in der Kunst: Nein, wir machen uns die Hände mit Design nicht schmutzig. Und im Design hieß es: Nein, wir leisten den wichtigeren Beitrag, weil wir uns für die Gesellschaft nützlich machen. Jedwede Komplexität wurde somit aus der Diskussion verbannt. Aber für genau diesen Dis kurs ist Berlin der richtige Ort. You grew up and studied in London, worked in Paris and New York and stayed for four years in Milan. Why did you come to Berlin? Maybe because it was so easy. I came here for a couple of days, happened to find this place which was free to rent – and somebody gave me the keys. That was pretty much it! But then I was thinking: Now how does this make my world change, for example, in terms of practicality? Because all the companies I work for are located somewhere else. But mentally, this becomes a very interesting space … there is the history of the city, while a new history is being created.
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Cover Story 43
In den ersten Skizzen und Modellen war der Textile Moulded Chair zwar auch schon verzweigt, wies aber noch kantige Formen und spitze Winkel auf. Erst das geschäumte Material brachte die charakteristischen dicken Rundungen hervor. Early sketches and models of the Textile Moulded Chair were already showing a net structure. However, not until Brose started to experiment with material, the distinctive roundings developed.
Die Strukturalisten Inspired by Nature Text: Marie-Sophie Müller (redaktion@form.de)
Joscha Brose von Studio Hausen entwarf als Diplom projekt den Textile Moulded Chair – und entwickelte dafür ein aufwendiges Fertigungsverfahren. Zusammen mit seinem Kompagnon Jörg Höltje kann Brose als ech ter Design-Wissenschaftler gelten: Neue Produktions wege sind die Leidenschaft der beiden Berliner. Was manch anderen in Verzweiflung oder Resignation treiben würde, ist für Jörg Höltje und Joscha Brose Ar beitsprinzip : Die Widrigkeiten im Designprozess als He rausforderung zu begreifen und immer alle verbliebe nen Möglichkeiten auszuloten. Bereits 2006, während ihres Studiums bei Axel Kufus an der Universität der Künste Berlin, schlossen sich die beiden zu Studio Hau sen zusammen, um bei der Mailänder Möbelmesse he rauszufinden, ob die Produkte, die sie im Studium ent werfen, auch Marktpotenzial besitzen. Es klappte: Für die Tapete Tears Off fand Studio Hausen mit Znak einen Hersteller, die Lampe Serpentine ist im Programm von Ligne Roset, den Hocker MauMau vertreibt De La Espada und für Camper entwickelt das Duo das Konzept für einen Flagship-Store auf dem Kurfürstendamm und den Stand bei der Modemesse Bread & Butter. Für ihre Diplomprojekte, die sie beim diesjährigen Salone Satellite in Mailand präsentierten, setzten sich Höltje und Brose auf ganz unterschiedliche Art mit dem Thema Innendruck auseinander. „Das war gar nicht be absichtigt, hat sich aber so ergeben“, so die Designer. „Erst in Mailand haben wir gemerkt, wie gut beides ei gentlich zusammenpasst.“ Es sind zwei in ihrer Form gebung sehr unterschiedliche Stühle, deren Ästhetik sich jeweils aus dem Prozess erklären lässt. „Mein Stuhl ist viel extrovertierter als der von Jörg, aber spätestens
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die Ausstellung hat klar gemacht – es ist dasselbe The ma, das sich in zwei ganz unterschiedlichen Stühlen manifestiert“, so Joscha Brose. Jörg Höltje entdeckte während seiner Recherchen am Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik das Hydroforming, eine Technologie, die vor allem in der Automobilindustrie eingesetzt wird. „Ich habe darin sofort großes Potenzial fürs Möbelde sign gesehen und ich hatte das Glück, dass das Fraunho fer sehr kooperativ war.“ Beim Hydroforming wird das Rohr von einem Stahlwerkzeug umschlossen, das die Form hat, die das Rohr einnehmen soll. Durch das Auf blasen über Wasserdruck wird das Rohr in die Kontur gepresst; so hat man die Möglichkeit, die Querschnit te des Rohres zu verändern. „Das Spannende am Hyd roforming ist, dass man eine Form herstellen kann, die normalerweise nur im Druckgussverfahren möglich ist“,
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Making of 65
Das Buch „Typo Lyrics“ mit Visuals von Mirko Borsche, Mario Lombardo, Fons Hickmann, Pixelgarten und vielen anderen erscheint bei Birkhäuser. Das Motiv auf dieser Seite stammt von Rike Stephani und Kévin Puech. The book “Typo Lyrics” is published by Birkhäuser. The illustration on this page is by Rike Stephani and Kévin Puech.
Klangwelten Turn Up the Volume! Text: Gerrit Terstiege (gerrit.terstiege@form.de)
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a horse with no name
Design: Anne-Katrin Koch, Font: Mia Entire
In der Zeitschrift Slanted gibt es die beliebte Rubrik „Typo Lyrics“: Hier werden neue Schriften anhand von Songtexten vorgestellt. Das Prinzip stand Pate für ein jetzt erschienenes Buch gleichen Titels. Wir haben schon mal reingehört. Kurt Weidemann nennt die Typografie eine „spröde Geliebte“: Wie viel Sexappeal die Schwarze Kunst entfalten kann, zeigt jetzt das Buch „Typo Lyrics“, das die Herausgeber der Zeitschrift Slanted kürzlich auf der Typo in Berlin präsentierten. Der Claim von Slanted lautet nicht von ungefähr: „Das Gefühl Typografie“. Es geht den Machern nicht um feintypografische Haarspaltereien, sondern darum, ihre Begeisterung und Leidenschaft für Schriften mitzuteilen, Fonts zu inszenieren und neue Schnitte vorzustellen. Lars Harmsen, einer der Gründer der Karlsruher Agentur Magma, die Slanted ins Leben gerufen hat, brachte eine Rubrik in dem legendären, lange von David Carson gestalteten Magazin Ray Gun auf die Idee: „Dort ging es allerdings darum, das Cover einer bekannten Platte neu zu illustrieren – ein fiktives Re-Design, aber sehr bildhaft; Text spielte da keine Rolle. Bei „Typo Lyrics“ steht die Präsentation neuer Schriften im Vordergrund: Um ihr gestalterisches Potenzial zu zeigen, muss man sie nun mal in Anwendung sehen, schwarz auf weiß. Bloßer Blindtext reicht da nicht aus. Oft geht auch der Esprit eines Fonts verloren, wenn die Art seiner Darstellung von den CI-Vorgaben eines Schriftenverlages bestimmt wird.“ Heutzutage findet die Auswahl einer Schrift meist online statt, man gibt ein paar Worte in ein Textfeld ein und kann dann sofort sehen, wie diese in den diversen
Design: Jill Wentz, Font: St. Lorie
Schnitten aussehen. Ohne Zweifel – das ist praktisch, wenn es schnell gehen soll. Lars Harmsen hat jedoch anderes im Sinn: „Mit ‚Typo Lyrics’ geben wir den Entwerfern die Möglichkeit, selbst zu zeigen, wie ihre Fonts eingesetzt werden können. Oder wir bitten Illustratoren, eine bestimmte Schrift zu verwenden und anhand eines Songtextes auszuloten, wie sie läuft, wirkt und klingt.“ Hier geht es also nicht darum, den wilden Vorstellungen von Rockbands oder den Marketingleuten einer Plattengesellschaft gerecht zu werden. Aber wenn man den Umfang des über 200 Seiten starken Kompendiums bedenkt, das elf Kapitel und 176 typografische Illustrationen umfasst, dann wird klar, dass man nicht einfach jedem Designer eine Carte Blanche geben konnte – nach dem Motto: „Inszeniere deinen Lieblingssong!“ Die kuratorische Leistung von Lars Harmsen, des DJs Frank Wiedemann, sowie der Designer Flo Gaertner und Jan Kiesswetter lag vor allem darin, die richtigen Songs in der richtigen Mischung an die entsprechenden Gestalter zu vergeben, auf dass spannende Paarungen und visuell inspirierende Ergebnisse entstehen. Kiesswetter kommentiert: „Wir haben in manchen Fällen sehr junge Grafiker mit sehr alten Songs betraut, einen Techno-Fan mit einem Countrysong konfrontiert. Oder einen HipHop-Liebhaber mit einem Folksong. Eben genau, weil wir Visuals provozieren wollten, die sich jenseits der genreüblichen Klischees oder persönlichen Vorlieben bewegen.“ Anders als hier gezeigt, wurden die Typo-Illustrationen im Buch übrigens auf farbige Papiere gedruckt; jedes der elf Kapitel hat einen eigenen Ton. Aber sehen Sie selbst.
form 233 / 2010
Typo Lyrics 95