Foyer 106

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4,00 Euro H12719 15.09.2014 bis 15.11.2014

foyer Das Kulturjournal für Bremen und den Nordwesten

106 „Dirty Dancing“ 30. Oktober bis 23. November im Musical Theater Bremen



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Inhalt

Kulturwandern durch die Nordwestregion Opernfans und Freunde von Tanztheater, Schauspiel, Musik oder Kunst aus Nordrhein-Westfalen finden es seit eh und je ausgesprochen inspirierend, zwischen den Musentempeln von Düsseldorf, Essen, Bochum oder Köln auswählen und pendeln zu können. Auch in und um Berlin oder München werden Entfernungen von fünfzig Kilometern ganz selbstverständlich in Kauf genommen, um an einer Kulturveranstaltung teilzunehmen.

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In unserer Metropolregion ist man bislang diesbezüglich noch etwas schwerfälliger. Dabei gibt es auch hierzulande zweifelsfrei eine nicht minder interessierte Kulturfamilie. Und es gibt ein Kulturangebot, dass sich in Vielfalt und Anspruch keineswegs zu verstecken braucht – im Gegenteil. Auch wenn hiesige Kulturschaffende nicht gerade in Reichtum schwelgen, so sind sie doch mit reichlich Phantasie und Kreativität gesegnet.

................................................. Musik

Jedes Theater unserer Region hat sich inzwischen sein ureigenes Profil geschaffen, sodass eine Wanderschaft zwischen den einzelnen Häusern auf jeden Fall spannend ist. Gerade der Intendanzwechsel im Oldenburgischen Staatstheater wird wieder für Fragezeichen und belebenden Wettbewerb sorgen. Wieso der neue Hausherr, Christian Firmbach, mit Verdis Falstaff an den Start geht, wird sich Ende September zeigen. Wenn das Musikfest Bremen – das ja bereits vorbildlich die Nordwestregion verbindet – langsam ausklingt, öffnen die Theater wieder ihre Pforten. Während das Stadttheater Bremerhaven am 20. 9. mit der West Side Story beginnt, erwarten wir einen Tag später im Bremer Musiktheater eher eine Sensation á la Benedikt von Peter. Der renommierte Regisseur und Opernvisionär präsentiert zusammen mit GMD Markus Poschner am Pult Wagners Meistersinger von Nürnberg Nürnberg. Ein beachtliches überregionales Medienecho dürfte dem Theater Bremen zu der Premiere gewiss sein. Vielleicht wird ja gerade diese Inszenierung zu einer umfänglichen Kulturwanderung Anlass und Anreiz bieten. Wer die überwältigende Musik Richard Wagners mag und schätzt, wird sich diese tragische Musikkomödie nicht entgehen lassen, zumal die Bremer Philharmoniker als Garant für professionelle musikalische Umsetzung des Werkes gelten dürfen. Nun sind wir sehr gespannt, ob auch Regisseur von Peter genügend Magneten auf der Bühne des Theaters am Goetheplatz versteckt hat. Marie-Clothilde Kronenberg

PRINZIP LIEBE „Meistersinger“ am Goetheplatz ANNA KARENINA Klassiker als Musikdrama KRÖTE EIFERSUCHT Die Tragödie des „Othello“ EHE & STREIT Bergman-Film auf der Bühne OPERNRÄTSEL THEATER SZENE Neues von Bühnen der Region SCHWANKHALLE Aus der Not eine Tugend AFRIKA IN BREMEN Spannendes Tanz-Festival MOTOR MUSIK Oldenburger Ballett vor Neustart ALLES IST SPASS „Falstaff“ am Staatstheater UNTERGANG Ruge-Roman am Theater Osnabrück DRAMA ABSCHIEBUNG Premiere in Wilhelmshaven MUSICAL „West Side Story“ in Bremerhaven OPERNPREMIEREN im Nordwesten SCHAUSPIELPREMIEREN im Nordwesten PORTRÄT Das Schauspiel-Talent Peter Fasching KOLUMNE DA CAPO! Auf dem Prüfstand SCHAUSPIELRÄTSEL

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MENSCHEN IM FOYER Eröffnung Bremer Musikfest MUT UND TATKRAFT 25 Jahre Musikfest Bremen KIRCHENMUSIK Jubiläum in Oberneuland JAZZTIPPS BREMER PHILHARMONIKER Schnittstelle Disposition KONZERTTIPPS ROLLENSPIEL URAUFFÜHRUNG Brahms’ Bremer Triumphlied BEREICHERUNG Musikfreunde Oldenburg KONZERTE IN DER GLOCKE KULTURSTADT WILHELMSHAVEN

................................................. Kunst 42 44 46 47 48 49 50 50 52 54 55 56

BESTANDAUFNAHME Kunstpreis der Böttcherstraße EINFACH „EX_IT“ Junges Design im Wagenfeld-Haus TYRANN UND IKONE Ausstellung über Mao AUF GUTEM WEG Zur Zukunft der Weserburg ENTDECKUNGEN im Oldenburger Landesmuseum EINBLICKE Werke Worpsweder Stipendiaten KUNSTWERKE Neues aus Museen und Galerien KUNSTRÄTSEL LITERATUR Buchbesprechungen BUCH UND MUSIK | NORD-MORD LITERATUR Erkenntnisse über den Wind KINOTIPPS | NEU AUF DVD

................................................. Gesellschaft 58 60 61 63 71 73 74

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THEATER BREMEN Die Meistersinger von Nürnberg

Benedikt von Peter

Das Prinzip Liebe

Eine Komödie, aber was für eine! Männer eifern und singen um die Gunst der Goldschmiedstochter Eva, doch ausgerechnet dem intelligenten Stadtschreiber Beckmesser spielen die Hormone einen gehörigen Streich – er avanciert zu einem trotteligen Verlierer. Schustermeister und Sympathieträger Hans Sachs hingegen verzichtet weise auf eine Beziehung mit Eva. Der umjubelte Volksheld hilft vielmehr seinem Schützling Walther von Stolzing in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“,

die Kunst des Meistergesangs zu erlernen, damit dieser offiziell Eva gewinnen kann. Ihr Herz hatte der junge Ritter schon erobert, doch die öffentlichen Prüfungen noch nicht bestanden. Mehr als eine augenzwinkernde Hommage an das fiktive mittelalterliche Nürnberg tragen Richard Wagners „Meistersinger“ den Charakter eines urdeutschen Sommernachtstraums – mit wunderschöner, gleichwohl emotional tiefgehender Musik und psychologischen Abgründen.

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gen Eva genießt, nun aber von Verlustängsten geplagt wird, denn Eva wird erwachsen und verliert ihr Herz an Stolzing.

bulente Geschichte erzählen, „bei der man gar nicht merkt, wie schnell die Zeit vergeht.“

er Titel einer Oper entspricht nicht zwangsläufig ihrem geistigen Gehalt. Zwar geht es in „Die Meistersinger von Nürnberg“, mit denen das Bremer Theater die Saison 2014/15 eröffnet, selbstverständlich auch um die semiprofessionell singenden fränkischen Handwerker. Im Grunde genommen jedoch fokussiert Richard Wagner den Blick auf den Schustermeister Hans Sachs und thematisiert anhand dieser Person existenzielle Fragen rund um Kunst, Regeln und Liebe – natürlich mit einer deutlichen autobiografischen Einfärbung.

Die wohl bewegendste Szene der Oper erDer frisch gebackene Hübner-Preisträger eignet sich im dritten Akt in der Schuster- (siehe Beitrag auf Seite 9) erklärt, dass die stube, wenn Eva Sachs umgarnt und ihn Musik schier unzählige Impulse und Verzwecks Vermeidung ungünstiger Alterna- änderungen vorgebe, die man in die szenitiven (Beckmessche Darstellung ser) als potenziel- ... mit wunderschöner, gleichwohl übernehmen len Bräutigam zu emotional tiefgehender Musik und müsse. „So entüberreden vergeht man hofpsychologischen Abgründen. sucht. Doch Sachs fentlich der entsagt, begleitet von aufwühlender MuGefahr, die mit über vier Stunden ungesik, und begründet das mit Erkenntnissen wöhnlich lange Spieldauer als zu lang zu Analog zur Entstehungsgeschichte ordnet aus „Tristan und Isolde“: Er wolle nicht Kö- empfinden“, meint Benedikt von Peter. In Regisseur Benedikt von Peter die „Meisternig Markes Fehler wiederholen. Bremens Generalmusikdirektor Markus singer“ zwischen den philosophischen WerPoschner hat er einen kongenialen Partner ken „Tristan und Isolde“ und „Parsifal“ ein: Benedikt von Peter erkennt in den „Meisgefunden, mit dem er im Dialog die Pro„Während die Liebe im ‚Tristan’ noch vertersingern“ trotz dieser existenziellen Moduktion erarbeiten und Musik und Szene herrlicht und im ‚Parsifal’ zu Gunsten religi- tive Personenkonstellation, wie man sie in zu einer Einheit formen kann. öser Erfahrungen abgeschafft wird, geht es den Komödien von Rossini findet: „Uns bein den ‚Meistersingern’ um Entsagung.“ Der gegnet hier das Prinzip alter Mann – junge Genau an dieser Stelle hakte es wohl in der Leitende Regisseur des Bremer Musikthea- Frau, das von Wagner mit Weltschmerz an- Staatsoper Hannover, wo Benedikt von Peters sieht in der Figur des Hans Sachs einen gereichert wird.“ Und ganz im Stil Rossinis ter ursprünglich die Meistersinger einMenschen, der die emotionale Nähe der jun- möchte er dem Bremer Publikum eine turstudieren sollte. Dass das bereits fertige


THEATER BREMEN Die Meistersinger von Nürnberg 5 foyer

Benedikt von Peter setzt mit Wagners „Meistersingern“ seine überregional beachtete Arbeit am Bremer Theater fort Text: Markus Wilks Erika Roos in „Das bronzene Pferd“ (Komische Oper Berlin, 2012)

Inszenierungskonzept nun in Bremen realisiert wird, dürfte den Kennern der Werke Wagners interessante Blicke auf das vermeintlich Bekannte bringen – und dem Theater bundesweite Resonanz. Denn Intendanten und viele Kritiker wichtiger Medien sehen derzeit den Bremer Regisseur als eine der interessantesten, wichtigsten Personen der Opernwelt an.

gleich stehe Eva für das Prinzip Liebe, das im Laufe der drei Akte Verwandlungen erfahre, sodass Eva schließlich nicht mehr als „zu liebendes Fleisch“, sondern als Muse betrachtet werde.

Claudio Otelli (links), Bregenzer Festspiele 2013

Philharmoniker und geben der Inszenierung einen optischen Rahmen zwischen Stadtbild und Machtapparat.

Neben dem hauseigenen Ensemble, Chor und Extrachor gastieren zwei Sänger in BreBenedikt von Peter scheint sich wiedermen, über die sich der Regisseur besonders um auf eine beeindruckende Weise mit der freut: „Mit Claudio Otelli als Hans Sachs haMaterie beschäftigt zu haben. Denn im ben wir einen unglaublichen Sänger und Gespräch deutet er etliche Aspekte an, die Darsteller engagieren können, mit dem ich In seiner „Meistersinger“-Interpretation Teil (s)einer modernen „Meistersinger“-In- endlich arbeiten kann. Erika Roos kenne ich wird es zwei reale Hauptfiguren geben terpretation sind: beispielsweise die sexu- aus der Komischen Oper, und sie ist nicht (Eva, Sachs), deren Emotionen, Gedanellen Konnotationen in den drei Strophen nur eine phänomenale Eva, sondern auch ken und Erlebnisse in den anderen Figudes Preisliedes sowie die heiklen Worte als Typ perfekt für diese Produktion.“ ren gespiegelt werden. Sachs greife in Evas der von den Nazis dankbar missbrauchten Kinderwelt ein, doch emanzipiere sie sich Schlussansprache Hans Sachs‘. Premiere am 21. September um 15.30 Uhr zunehmend. Sie werde erwachsen, und im Theater am Goetheplatz. Weitere VorStolzing übernehme die Rolle eines KataEs ist wohl die technisch aufwändigste stellungen: 26. und 28. September; 3., 5. lysators bei den Veränderungen der Bezie- Produktion der letzten Jahre, die Beneund 26. Oktober; 9. und 23. November; 21. hung zwischen Sachs und Eva. Doch geht dikt von Peter und das Theaterteam derDezember. Darsteller: Luis Olivares Sandoes dem Regiszeit erarbeiten. val (Stolzing), Claudio Otelli (Sachs), Chrisseur und Wag- Es ist wohl die technisch aufwändigste Im Mittelpunkt tian-Andreas Engelhardt (Beckmesser), ner nicht aus- Produktion der letzten Jahre ... steht eine Spiel- Erika Roos (Eva), Ulrike Mayer (Magdaleschließlich um fläche für Sachs na). Musikalische Leitung: Markus PoschBeziehungen und um Sachs‘ Ängste, Nähe und Eva, die von riesigen Auf bauten umner; Regie: Benedikt von Peter; Bühne: Katzu und „Macht“ über Eva zu verlieren. Zugeben ist. Sie bieten Platz für die Bremer rin Wittig, Kostüme: Geraldine Arnold.


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THEATER BREMEN Anna Karenina

Armin Petras bringt „Anna Karenina“ von Tolstoi als Musikdrama auf die Bühne Text: Michael Pitz-Grewenig

Le train dans la neige. La Locomotive, 1875 (Claude Monet)

PoetIsche atmosPhären

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as Bearbeiten großer Romane der Weltliteratur für die Bühne ist derzeit angesagt. Matthias Hartmann hat es mit „Krieg und Frieden“ am Wiener Burgtheater erfolgreich vorgeführt. Jetzt setzt das Bremer Theater Leo Tolstois Klassiker „Anna Karenina“ als Musikdrama in Szene. Die Uraufführung ist für den 25. Oktober angesetzt; Armin Petras, hierzulande einer gefragtesten Regisseure der Gegenwart, wird inszenieren.

Selbstverwirklichung, hätte es ihn früher schon gegeben, wäre eben an diesen Konstanten gemessen worden. Heute braucht „Frau“ „Mann“ nicht mehr! Ehescheidung, freie Partnerwahl, all das ist möglich. Das Spannungsfeld, das sich aus Entscheidung, Verbindlichkeit, Absolutheitsanspruch von Liebe speist, das ist jedoch noch immer aktuell. Anna Karenina ist eine starke moderne Frau, die in vollem Bewusstsein agiert. Sicherlich kann auch Armin Petras den Schluss nicht ändern, aber Anna Kareninas Entscheidung verweist eben auch auf eine gesellschaftliche Utopie eines Lebensentwurfes, in der absolute Liebe möglich sein könnte.

Der Schriftsteller und Stuttgarter Schauspielintendant hat „Anna Karenina“, diesen tränengesättigten Dauerbrenner, 2008 für die Bühne bearbeitet. Bei ihm steht nicht Tolstois Panorama der russischen Gesellschaft im Vordergrund, die auf die Auswirkungen der Industrialisierung keine Die Komponisten Thomas Kürstner und Antworten wusste. Petras richtet sein Sebastian Vogel werfen keinen „männliAugenmerk auf das chen Tunnelblick“ auf Anna Leben einer Frau in Anna Karenina will ohne Kareninas Schicksal. Drei einer von Männern Kompromisse leben. „Atmosphären“, wie sie es dominierten Welt, nennen, für Sängerensemdie nicht so verlogen leben will wie die ble, Schauspieler, Chor, Orchester und beiden anderen Paare des Romans. Elektronik stellen jeweils musikalisch differenziert Stationen in Anna Kareninas Anna Karenina will ohne Kompromisse le- Leben dar. ben. Die einst felsenfesten Parameter, die Ethik und Moral vorgaben, sind im Wandel „Der Begriff der Atmosphäre (altgriechisch begriffen, und der moderne Begriff der atmós – Dampf, Dunst, Hauch; sphaira –

Kugel/die Red.) scheint uns angemessen, die Umgebung, Temperatur, das Fluidum der psychischen Konstellationen zu beschreiben, gewissermaßen zu umkreisen und einzukreisen“, so Thomas Kürstner und Sebastian Vogel. Musik verstehen sie neben der Vielfalt sprachlicher Äußerungen als einen „mächtigen kollektiven Erinnerungsraum“, der „in hohem Maß individuelle Sehnsuchtsorte“ definiert, in denen auch bekannte Werke wie etwa Bachs Hochzeitskantate oder Beethovens Kreutzersonate verarbeitet werden. Kürstner und Vogel haben mit ihrer umjubelnden musikdramatischen Auslegung von Elfriede Jelineks Essay „Rein Gold“ (Staatsoper Berlin) überzeugend bewiesen, dass modernes Musiktheater auch spannend sein kann. Für Bremen versprechen sie: „Schönheit oder Poesie, die Abwesenheit der Perfektion als Spiegel des Eigenen.“ Uraufführung am 25. Oktober 2014, 19.30 Uhr, Theater am Goetheplatz. Weitere Vorstellungen: 28. Oktober; 1. und 12. November. Mitwirkende: Nadine Lehner, Patrick Zielke, Hubert Wild u.a. Musikalische Leitung: Clemens Heil; Regie: Armin Petras; Bühne: Susanne Schuboth; Kostüme: Karoline Bierner.


THEATER BREMEN Othello

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Euphorie der Grenzüberschreitung: „Othello“ am Bremer Theater Text: Sven Garbade

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n gewisser Weise inszeniert Klaus Schumacher in Bremen gleich zweimal „Szenen einer Ehe“: Einerseits wird er den gleichnamigen Film von Ingmar Bergman adaptieren. Zusätzlich führt er Regie im „Othello“, Shakespeares vielleicht bestem Stück, in dem die Liebe zwischen einem schwarzen Mann und einer weißen Frau vom Gift der Eifersucht zerfressen wird. Auch bei dieser Tragödie könnte man – so sagt Schumacher und lacht – in gewisser Weise von Szenen einer Ehe sprechen.

wo plötzlich statt Krieg ein sonderbarer Leerlauf einsetzt. Und diese Atmosphäre gilt es herauszuarbeiten, sagt Schumacher. Es herrscht Stillstand in einem Treibhaus, das im Niemandsland Zypern liegt. Ist dies das Paradies?

Oh nein, eine interkulturelle Tragödie setzt ein, wo der äußere Krieg zur privaten Schlacht implodiert. Denn Othello hat einen Feind, und der heißt Jago. Vermutlich ein Spanier, dem englischen Publikum damals höchst verdächtig. Jago ist der Pyromane, Nun steht die Liebe von Othello und Desder immerfort innerlich brennt, und der demona von Anfang an unter einem dunkel neue Kriege entflammen will. Er befeuert funkelnden Stern. Shakespeares Euphorie seinen Kriegsgott Othello mit dem Brandder Grenzüberschreitung wählt hier ein satz einer lodernden Intrige. Die Euphorie Paar, das noch viel weiter geht, als es Romeo der Grenzüberschreitung bedeutet für ihn: und Julia taten: Desdemona wagt es, sich Moral zu vernichten und die Lüge zum Miteinen schwarzen Mann zu wählen: einen tel eines privaten Krieges einzusetzen. dunkelhäutigen General, der vermutlich aus Nordafrika stammt und der im Schmelztie- „Doch Jago muss unser Sympathieträger werden“, sagt Schumacher, „er kennt gel von Venedig als Kommandant höchste unsere niedersten Gefühle. Er kennt diese Anerkennung findet. In Bremen wird Theo fürchterliche Kröte der Eifersucht.“ Fransz den Othello spielen; ein herausragender Theaterkünstler, der dem hiesigen Publikum bisher allerdings einzig als Autor Premiere am 4. Oktober, 19.30 Uhr, Theater am Goetheplatz. Weitere Vorstelluneiner Reihe von fantastischen Kinderstügen: 10., 18., 24. und 30. Oktober. Mitwircken bekannt sein könnte. kende: Theo Fransz (Othello), Desdemona (Annemaaike Bakker), Guido Gallmann Im „Othello“ regiert also ein ganz spezi(Jago), Simon Zigah (Cassio) u.a. – Regie: elles Klima: Der Krieg, dem alle entgegen ziehen – er fällt aus! Ein paradiesischer Zu- Klaus Schumacher, Bühne: Karin Plötzky, stand könnte eintreten auf diesem Zypern, Kostüme: Karen Simon.

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THEATER BREMEN Szenen einer Ehe

Opernrätsel

Klaus Schumacher inszeniert „Szenen einer Ehe“ nach Ingmar Bergman im Theater am Goetheplatz Text: Sven Garbade

(SN) Johann Wolfgang von Goethe griff in seinen frühen Stücken mit Vorliebe auf eiei genes Erleben zurück. Da ersparte er sich das Suchen nach geeignetem Stoff, aber weil er sehr ehrlich zu Werke ging, waren nicht nur er, sondern auch die beteiligten Personen seiner Deutung leicht erkennerkenn bar. Französische Komponisten machten sich in dieser Beziehung keinerlei Sorgen, als sie Dichtungen deutscher Klassiker auswählten, sie mehr oder minder rigoros vereinfachten und dann als „Gegenleis„Gegenleis tung“ die Musik mit vokaler Leidenschaft und farbenreichen Klängen veredelten. In diesem Falle ging der Komponist mit dem Text relativ sorgsam um, nahm aus dem Titel des sehr erfolgreichen Romans lediglich den Familiennamen des liebenden und leidenden jungen Mannes, der trotz allen Stürmens und Drängens sein innigstes Begehren nicht verkraften konnte. Die 1892 uraufgeführte Oper hatte jahrzehntelang großen Erfolg und erscheint auch noch sporadisch auf den Bühnen der Welt. Wie lautet der Titel dieser Oper, wer hat sie komponiert?

DefInItIon Der lIebe

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Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum ir lernen eine ganze Menge über die Backenzähne eines 15. Oktober 2014 an foyer, Roland Verlag Eichhörnchens, die Wurzel aus GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Pi und vieles andere“, sagte Ingmar BergTeilnahme ist auch online möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) man einst über die „Szenen einer Ehe“, seinen legendären Film aus dem Jahr 1972. „Doch das Fürchterliche ist: Wir lernen Zu gewinnen sind je 5 x 2 Karten für das Theater Bremen, das Stadttheater Bremer- nicht das Geringste über unsere eigene Seehaven und das Oldenburgische Staatstheater. le. Wir sind seelische Analphabeten.“ Die Auflösung des Opernrätsels in foyer 105 lautet: „The Rake’s Progress“ (deutscher Titel „Der Wüstling“) von Igor Strawinsky. Gewonnen haben: Barbara Arendt, Bremen Mette Bemstein, Buxtehude Wolfgang Bössl, Twistringen Kirsten Bultmann-Schorn, Berlin Detlef Eppkes, Oldenburg Gisbert Koch, Wardenburg Heidemarie Kulik, Oldenburg Andreas Lilienthal, Hamburg Helga Mudersbach, Bremerhaven Christa Loch, Delmenhorst Knut Marthiens, Bremen Brigitte Rohlfing, Ritterhude Siegfried Roselius, Bremen Bernd Steinhardt, Bremen Karin Wasner-Schindzielorz, Oldenburg

Im Buch der menschlichen Seele will nun auch eine neue Inszenierung am Bremer Theater lesen, die Bergmans Melodrama auf die Bühne am Goetheplatz rückt. Inszenieren wird Klaus Schumacher, dessen Arbeiten regelmäßig den fundierten Blick auf literarische Vorlagen mit präziser Schauspielerführung verbinden. Für beides bietet dieses Stück einiges an Material.

Leben voller Höhen und Tiefen. Das Zerbrechen seiner Ehe zeigt er am Beispiel des Paares Johan und Marianne: Kurz, nachdem die beiden in einer Zeitschrift als BilderbuchPaar präsentiert wurden, knirscht und bröckelt die harmonische Fassade an allen Enden. Eine Zimmerschlacht beginnt.

Der Film mit Liv Ullmann und Erland Josephson wurde durch seine konsequente Konzentration auf Dialoge und psychologische Durchleuchtung legendär. Alles andere als ein kulinarisches Kino sei dies, befanden die Kritiker einst, und rühmten den analytischen Scharfsinn, mit dem Alltagsprobleme zu existenziellen Modellsituationen verdichtet wurden. Auf der großen Bühne am Goetheplatz will Klaus Schumacher das Stück nun in eine besondere räumliche Situation rücken. Im Bühnenraum des Opernhauses sollen Spieler wie Publikum gemeinsam Platz finden; große Distanzen passen nicht zum Thema. Changieren sollen auch die Spieler in ihren Rollen, sodass aus dem eigentlich als Quartett angelegten Stück ein fließender Strom der wechselnden Perspektiven werden könnte. Im Mittelpunkt wird die Frage stehen, was die eigentliche Definition der Liebe bildet.

Die „Szenen einer Ehe“, die Bergman beinahe ausschließlich mit Großaufnahmen von Gesichtern ins Bild setzte, lassen tief hinter die Fassaden dessen blicken, was gemeinhin Premiere am 11. Oktober, 19.30 Uhr, The„bürgerliche Existenz“ genannt wird. Doch ater am Goetheplatz. Weitere Vorsteltrifft dieser Begriff heute überhaupt noch? lungen: 30. Oktober, 13. November. Mitwirkende: Irene Kleinschmidt, Susanne Bergman lebte von 1918 bis 2007 und neSchrader, Martin Baum, Guido Gallmann. ben seiner künstlerischen Arbeit beim Film Regie und Bühne: Klaus Schumacher, führte er privat tatsächlich ein bürgerliches Kostüme: Karen Simon.


THEATER SZENE Neues von den Bühnen der Region

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szene Text: Peter Schulz

„Dirty Dancing“

Michael Börgerding

tanzshow am rIchtweg Der Film avancierte 1987 zum Kassenschlager, 42 Millionen Alben mit dem Soundtrack gingen weltweit über die Ladentresen. Kein Wunder also, dass das Musical „Dirty Dancing“ auch auf der Bühne zum Erfolg wurde. Das Musical Theater Bremen am Richtweg zeigt die schwungvolle Tanzshow vom 30. Oktober bis 23. November. Die Tourneeproduktion mit einem 28-köpfigen Ensemble und einer neun Musiker starken Band lief bereits in Berlin, Köln und Wien.

Der Bariton Paul Brady Brady, seit 17 Jahren Ensemblemitglied am Oldenburgischen Staatstheater, ist in Anerkennung seiner Verdienste um das Haus vom scheidenden Generalintendanten Markus Müller zum Kammersänger ernannt worden. Brady gehört dem Ensemble seit 1997 an und überzeugt seither in zentralen Rollen des Kernrepertoires, aber auch in weniger bekannten Werken.

te Intendant Michael Börgerding anhand vorläufiger Ergebnisse. Das Haus hatte ursprünglich mit 164.000 Besuchern kalkuliert; in der Saison 2012/13 lag die Zahl bei 155.000. Insbesondere im Schauspiel sei der Zuspruch deutlich höher gewesen. Börgerding, seit 2012 im Amt, wertete das Besucherplus als Beweis dafür, dass er mit seiner Mannschaft nun in Bremen „angekommen“ sei. Der Zuwachs sei ein Beleg für die Konsolidierung im künstlerischen Bereich. Die genauen Zahlen sollen dem Aufsichtsrat im Oktober vorgelegt werden.

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Military-Look, Marken-Turnschuhe, Symbol der Anarchie – der schwarze, fünfzackige Stern hat viele Bedeutungen. Nun ist eine weitere hinzugekommen: Mar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . kus Müller, bis zum Ende der abgelaufenen Spielzeit Generalintendant am Olden........................... burger Staatstheater und nun in gleicher Das UnionTheater von 1892 e.V. gastiert Funktion in Mainz aktiv, hat ihn zum Sigvom 1. bis 12. Oktober mit der Komödie Regisseur Benedikt von Peter und die Sparnet seiner neuen Wirkungsstätte erhoben. „Im Himmel ist kein Zimmer frei“ von Jean te Musiktheater des Bremer Theaters haDie fünf Spitzen sollen für die fünf SparStuart im Bremer Kriminal Theater (Frieben den Kurt-Hübner-Preis 2014 erhalten. senstraße 16-19). Ralf Knapp inszeniert das ten des Hauses – Oper, Schauspiel, Tanz, Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung Stück um den Unglücksraben Paul, der we- Kinder und Jugendtheater sowie Konzert wird seit 1995 vom Theater Bremen und den Bremer Theaterfreunden vergeben. In gen eines Computerabsturzes nicht in den – stehen, in denen man Spitze im MainRhein-Revier werden möchte. Unterstützt der Begründung der Jury hieß es, man wür- Himmel aufgenommen werden kann und wird Müller dabei von den Chefdramaturzurück auf die Erde muss. dige „nicht nur Benedikt von Peters eigegen Oper und Schauspiel, Ina Karr und ne Inszenierungen, sondern seinen Beitrag Jörg Vorhaben, die ihn ebenso wie Tanz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zu einer innovativen Ausrichtung des Mudirektor Honne Dohrmann aus Oldenburg siktheaters am Theater Bremen“, die er als nach Mainz begleitet haben. Auch Regiskünstlerischer Leiter entscheidend voran- Das Theater Bremen rechnet für die abseur K.D. Schmidt und mehrere Mitglieder treibe. Die Laudatio auf von Peter im Rah- gelaufene Spielzeit mit einem finanzides Ensembles wechselten von der Hunte men der Preisverleihung hielt foyer-Autorin ellen Überschuss. Man könne von mehr in die Karnevalshochburg. als 170.000 Besuchern ausgehen, erklärUte Schalz-Laurenze.


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THEATER BREMEN Schwankhalle

In der Bremer Schwankhalle bestimmen Wiederaufnahmen das Programm der kommenden Saison Text: Christian Emigholz

The Tiger Lillies

Anna Mateur

aus Der not geboren V

olles Programm trotz personeller Schwierigkeiten: Das Kunst- und Künstlerhaus Schwankhalle im Bremer Buntentor, seit 2003 feste Spielstätte für freie Künstlergruppen wie das Junge Theater, steptext dance company, Quartier e.V. und die Musikerinitiative MIB, geht mit einer Reihe von Eigenproduktionen in die bevorstehende Theatersaison.

Art Rock’n’Roll-Show 25 Jahre nach dem Fall der Mauer, die am 3. und 4. Oktober zu sehen ist. Vom 8. bis 10. Oktober folgt das Stück „Rausch“, das auf Texten von August Strindberg und Falk Richter basiert.

ten Arbeiten zu sehen. Am Anfang steht die Installation „Wie das Meer nach Hause kam“ der vielseitigen Künstlerin Susann Maria Hempel, die im Jahr 2012 Preisträgerin war.

Während diese beiden Inszenierungen aus diesem Jahr stammen, feierte „Die Wahrheit über Hänsel und Gretel“, die Michael Pundt auf der Basis von Hans Traxlers bitDie Konzeption dafür stammt von dem terbösem Buch geschrieben hat, 2013 PreSchauspieler und Sänger Denis Fischer, der miere. Am 11. und 12. Oktober ist das Stück die künstlerische Leitung der vom Träger- erneut zu sehen. Ebenfalls aus dem Jahr verein „Neugier e.V.“ betriebenen Einrich- 2013 kommt „Monarch“ (15. bis 17. Oktotung ursprünglich abgeben sollte. Doch ber). Weitere Wiederaufnahmen sind das weil die vorgesehene Nachfolgerin Pirkmultimediale Stück „Krieg. Stell dir vor, ko Husemann dieses Amt erst am 1. Januar er wäre hier“ von Janne Teller (18./19. Ok2015 antreten wird, übernahm Fischer bis tober) und die „Diamond Road Show“ der zum Sommer 2015 erneut die VerantworMusiker Digger Barnes und Pencil Quintung für das Programm der Schwankhalle. cy (24./25. Oktober) sowie deren Nachfolgeshow „Diamond Motel“ (28./29. NovemFischer machte aus der Not der plötzlich ber). länger andauernden Aufgabe eine Tugend und griff auf vorhandene, gleichwohl aus- Seit 2004 schreibt die Schwankhalle jährgesprochen attraktive Stücke zurück. So lich einen Autoren- und Produzentenpreis werden im Oktober mehrere Eigenproduk- aus, der ausdrücklich auch auf interdiszitionen wieder aufgenommen. Den Anfang plinäre Konzepte abzielt. Vom 24. bis 27. macht „Hedwig and the angry inch“, eine September sind nun vier der preisgekrön-

Die Perfomance-Künstlerin Maren Strack war die erste Preisträgerin überhaupt, und sie zeigt am 24. 9. ihre beiden Stücke „Reservereifen“ und „Ytong“. Die aktuellen Gewinner sind die Mitglieder der Theatertruppe internil, deren Stück „Untergrund“ am 25. 9. seine Uraufführung erlebt und am Abend darauf noch einmal zu sehen ist. Noch einen Abend später ist die Gruppe Interrobang mit ihrem Stück „Preennacting Europe“ zu erleben, das sich mit der Zukunft von Europa beschäftigt und dafür 2008 ausgezeichnet wurde. Außerdem finden in der Schwankhalle bis zum Jahresende zahlreiche Konzerte statt. So treten die „Hausgötter“, The Tiger Lillies“ aus London, ebenso auf sowie die umwerfende Anna Mateur. Für den März 2015 ist überdies eine Inszenierung von Ferenc Molnárs „Liliom“ in Planung.


THEATER BREMEN Africtions 11 foyer

6. bis 16. November: „Africtions – Captured by Dance“ zeigt zeitgenössischen Tanz des afrikanischen Kontinents Text: Sabine Komm

afrIKa In bremen Dada Masilo

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eitgenössischer Tanz aus Afrika ist ein Spiegelbild der aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen: lebendig und stark. Das Festival erweitert vom 6. bis 16. November den Radius der Szene und ermöglicht uns so eine Entdeckungsreise in das Fühlen und Denken auf dem zweitgrößten Kontinent der Erde. „Africtions – Captured by Dance“ – der Titel spielt auf Reibungen in und mit Afrika an, vorgeführt am Beispiel Tanz. Choreograf Helge Letonja vom Bremer Steptext Dance Project hat das Festival – gemeinsam mit dem Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen – angestoßen. Nach dem Start dort öffnen sich hier Schwankhalle, Theater Bremen und Theater am Leibnizplatz den künstlerischen Ausdrucksformen Afrikas.

zern aus dem Senegal, Togo, Kamerun, der Elfenbeinküste, Israel, Deutschland und Großbritannien entwickelte Produktion setzt sich mit Tabus und den Vorstellungswelten in Europa und Afrika auseinander. Kulturelle Wurzeln der Interpreten sind spürbar. Ein Abend mit Songs der PopsoulSängerin Y‘Akoto und Kostümen der afropolitischen Modedesignerin Adama Paris.

im Rahmen von „Africtions“ Produktionsaufträge und -mittel erhalten, um in ihren jeweiligen Ländern Tanzprojekte zu realisieren. Jetzt zeigen diese Pioniere ihr kreatives Potenzial. Marcel Gbeffa fragt mit einem Voodoo-inspirierten Tänzer und einem von Jazz, Pop und dem traditionellen Sound Westafrikas geprägten Musiker: „Was macht mich zu dem, der ich bin oder zu sein glaube?“ Choreografin Julie Iarisoa aus Madagaskar jongliert in „Voice

Als Shooting-Star weit über Südafrika hinaus gilt Dada Masilo. Die ausgebildete Ballerina rüttelt mit ihrer Dance Factory die tradierte Bewegungssprache auf. „Schwanensee“ „Ich will weder höflich noch schüchtern ließ sie von Schwarzen mit sein. Ich zeige schonungslos alles, was in weißen Tutus tanzen. Bei unserem Land vorgeht.“ „Africtions“ zeigt die südafrikanische Choreografin die deutsche Erst- of Valiha“ mit Themen rund um Traum, Tat aufführung ihrer „Carmen“-Choreografie, und Trance zu Klängen der Bambus-Zither. Taïgue Ahmet setzt sich in dem von Krieg eine Mischung aus Flamenco, afrikaniHelge Letonja arbeitet seit Jahren im Sene- schen Wurzeln und zeitgenössischem Tanz. gezeichneten Tschad mit traumatisierten Jugendlichen auseinander, viele ohne gal mit der „Ecole des Sables“ zusammen, Vater, obdachlos, aggressiv, drogen- und einem Zentrum für zeitgenössischen Tanz: Dada Masilo ist in der Hauptrolle zu erlealkoholabhängig. „Man stellt dort schnell fest, mit wie vielen ben, als Frau, Rebellin und Verführerin: unnötigen Dingen wir uns in Europa um„Ich will weder höflich noch schüchtern Letonja schätzt Direktheit und Fantasie geben und wie verschwenderisch wir mit sein. Ich zeige schonungslos alles, was vieler seiner afrikanischen Kollegen: „Der Ressourcen und uns selbst umgehen.“ in unserem Land vorgeht.“ Dramaturgin erste Schlag einer Trommel zaubert ein LäAnke Euler vom Festivalteam spricht von cheln in das Gesicht der Tänzer und lässt Mit Letonjas Uraufführung „Boxom“ einer „postkulturellen Tanzsprache“. ihre Körper schwingen. Ein spannender beginnt das Festival. Der Titel verweist befreiender Prozess.“ auf zerknülltes Papier, Sinnbild für eine Weitere Höhepunkte sind Produktionen Weitere Informationen: Gesellschaft zwischen Traditionen und unter dem Sammeltitel „The Pioneers“: modernen Medien. Die vor Ort mit TänFünf aufstrebende Choreographen hatten www.africtions.com


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STAATSTHEATER OLDENBURG Tanz

Oldenburgs neues Ballett startet am 11. Oktober mit den Uraufführungen „Deca-Deci“ und „L’Arlésienne“ Text: Sabine Komm Antoine Jully

motor musIK

fünf Frauen besteht. Die tanzen zu der darin die große Chance. „Wir neigen alle zur Bequemlichkeit. Auch Künstler können 5. Sinfonie des russischen Komponisten sich irgendwann wiederholen, eine ‚Marke’ Andrei Eschpai (*1925). Nemitz: „Eschpai entwickeln oder sich schnell verbrauchen.“ kennt im Westen fast niemand, diese vitale Johann Kresnik zum Beispiel setze sich seit und fulminante Musik mit all ihren EinJahrzehnten mit Kommunisten und Kapi- flüssen von Bartók, Prokofjew und Mjaskowski.“ Jetzt wird die Sinfonie erstmals talisten auseinander, einem Weltbild, das es so heute gar nicht mehr gibt. Jully ist da in Deutschland aufgeführt. Es spielt das Oldenburgische Staatsorchester. experimentierfreudiger, möglicherweise s ist ein Neubeginn. Das Oldenburgi- neugieriger, auf jeden Fall unerfahrener. Nach der Pause der Kontrast: das Drama sche Staatstheater setzt nicht mehr „L’Arlésienne“ mit der berühmten Bühnenauf Tanztheater, sondern auf Ballett. Bisher hat der Franzose gerade einmal musik von Georges Bizet. Ein Bauernjunge drei Ballettabende choreografiert. Seine Allerdings auf hoch modernes Ballett. jüngste Produktion „Hidden Features“ für begeht Selbstmord, weil seine Liebe nicht Ohne Tutu. Musik ist der Motor. erwidert wird. Jully verzichtet bei diesem das Rheinballett, teils auf Spitze getanzt, Handlungsballett auf historische Kostüme. Chefchoreograph Antoine Jully ist 36 Jahre näherte sich in futuristischem Look dem Die Geschichte Innenleben von Maalt. Er kommt aus Paris, wo er bereis als von 1872 wird schinen. Jully rückt hier „ ... immer mit einer offenen Fünfjähriger zu tanzen beginnt. Als Jugendlicher sei er dann von Maurice Béjart die Musik in den MitFlanke der Selbstverletzung.“ ins Jetzt transportiert, ohne telpunkt und bricht mit gecastet worden, erzählt der Franzose: der Hektik aktueller SMS-Botschaften zu „Béjarts Auseinandersetzung mit der fran- den stereotypen Bewegungsabläufen des klassischen Balletts. „Wie Philippe Decou- verfallen. Nemitz: „Im Theater haben wir zösischen Revolution sprengte die Grendie Zeit, uns mit Musik und Emotionen flé in Paris, Maillot in Monte Carlo oder zen des herkömmlichen Balletts. Es war John Neumeier in Hamburg“, sagt Nemitz. auseinanderzusetzen, immer mit einer getanzte Philosophie, Zirkus, ein eigener „Aber wir wollen versuchen, unseren eige- offenen Flanke der Selbstverletzung.“ Kosmos.“ Daneben habe er beim Film, im Experimente, für die er sich ein kritisches nen Weg zu finden.“ Theater, in Musicals gejobbt. Im DisneyPublikum wünscht. land Paris spielte er den Aladin: „Das alles hat mich geprägt, bevor ich 1998 im Ballett Oldenburgs BallettCompagnie startet mit Premiere am 11. Oktober, 19.30 Uhr, im der Pariser Oper tanzte.“ Es folgten Statio- zwei Uraufführungen an einem Abend. Großen Haus. Weitere Vorstellungen: 19. Der Titel „Deca-Deci“ leitet sich von dem nen in London, Mainz und Düsseldorf. und 24. Oktober; 1. und 9. November. lateinischen und griechischen Wort für „zehn“ her. Jully macht daraus ein abs„Bei Antoine Jully sind keine Grenzen zu spüren“, sagt Burkhard Nemitz, neuer Bal- traktes Zahlenspiel. Da passt es, dass die lettdirektor in Oldenburg, und sieht genau Compagnie aus exakt fünf Männern und

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STAATSTHEATER OLDENBURG Falstaff

alles Ist sPass

Staatstheater Oldenburg bringt Verdis „Falstaff“ zum Beginn der neuen Spielzeit heraus Text: Ute Schalz-Laurenze Tom Ryser

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ie Oper „Falstaff“, Giuseppe Verdis „lyrische Komödie“, markiert das Ende und den Gipfel seines einzigartigen Musiktheaterschaffens. Er war 80 Jahre alt, als das Werk 1893 an der Mailänder Scala mit triumphalem Erfolg uraufgeführt wurde. 24 ernste Opern lagen hinter ihm; die letzte – Otello – 16 Jahre. Christian Firmbach startet mit „Falstaff“ in seine erste Spielzeit als Generalintendant des Oldenburger Staatstheaters.

Verdi lässt sein in jeder Sekunde regelrecht explodierendes Werk mit der achtstimmigen Fuge „Alles ist Spaß auf Erden“ enden, jener damals schon über 200 Jahre alten musikalischen Form, mit der man am besten sein kompositorisches Handwerk beweisen konnte. Er mag dies auch als Fazit seines Lebens gemeint haben, in dem er sich immer für die aus der Gesellschaft Ausgestoßenen eingesetzt hat.

Verdis Musiktheater – abgesehen davon, Die Vorlage für das Libretto lieferte die dass es immer gesellschaftspolitisch Komödie „Die lustigen Weiber von Windkonnotiert ist – verwischt die Grenzen von sor“ von William Shakespeare. Es geht um Rezitativ und Arie immer mehr, findet für den verarmten, aber unmäßig dicken und trinkfesten Ritter Der gesangliche Ausdruck ist für Verdi Falstaff, der versucht, durch die eigentliche Expression der Seele. Betrügereien an Geld zu kommen. Die reichen Bürgersfrauen Alice Ford die komplizierten Psychen seiner Figuren und Meg Pag kommen ihm auf die Schliche immer komplexere Zwischenformen, erund starten ein turbulentes Rachespiel, an findet für jede Oper eine spezische „tinta“ dessen Ende Falstaff zwar aufgeben muss, – die Farbe, wie er es nennt. „Falstaff“ ist aber mit ungebrochener Selbstsicherheit sa- durchkomponiert, die Oper brilliert durch gen kann: „Ihr braucht mich. Wie langweilig zahlreiche Ensembles in bester Buffa-Trawär’s euch ohne mich!“ Es gibt keine Sieger dition, wobei auffällt, dass alle Stimmen und keine Verlierer. individuell behandelt sind: Der gesangliche Ausdruck ist für Verdi die eigentliche Tom Ryser, der „Falstaff“ in Oldenburg Expression der Seele. inszeniert, sagt über den Titelhelden: „Er weiß, dass er außerhalb der Gesellschaft Premiere am 27. September, 19.30 Uhr. steht. Er musste aufgrund seines KörperMusikalische Leitung: Roger Epple; Regie: umfanges früh damit umgehen lernen. Tom Ryser; Bühne und Kostüme: Stefan Aber er ist – auch – ein ganz toller Mensch Rieckhoff. Weitere Vorstellungen: 30. Sepmit enorm viel Talent.“ tember; 3., 10., 12. und 18. Oktober.

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THEATER OSNABRÜCK In Zeiten des abnehmendes Lichtes

eIne welt verschwInDet Eugen Ruges Roman „In Zeiten des abnehmendes Lichtes“ im Theater Osnabrück Text: Sven Garbade

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rinnert sich noch jemand an die DDR? Dieses verschwundene Land, das heute bereits in das Reich der Erinnerungen und Mythen abgedriftet scheint – es hätte eine Inspektion verdient. Erinnerungsarbeit hierfür leistet Eugen Ruges Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichtes“. Das Buch, das im Jahr 2011 erschien, wurde von den Kritikern hymnisch als „DDR-Buddenbrooks“ gefeiert.

überlebt die sibirische Lagerhaft, kehrt mit seiner russischen Frau zurück und avanciert zum system-konformen Historiker. Sein Sohn schließlich wird eine Generation später aus dem Land flüchten. Ruge erzählt einen dreifach gestaffelten Niedergang. Die Großeltern bauten ein neues Land auf, ihr Sohn glaubte noch an die vagen Möglichkeiten, aus der DDR etwas machen zu können, doch dem Enkel schließlich bleibt nur beengter Platz in der klammen Realität eines stagnierenden Landes. Dann bricht alles zusammen und löst sich auf.

Nun kommt es in Osnabrück als Theaterstück auf die Bühne. Die Mannschaft um Intendant Ralf Waldschmidt, einst Stellvertreter von Klaus Pierwoß in Bremen, wird 25 Jahre nach dem Mauerfall dieses Stück deutscher Geschichte im Theater zur Die Adaption für die Osnabrücker Bühne Debatte stellen. wird der Schweizer Regisseur Gustav Rueb übernehmen; Opernfreunden durch seine Eugen Ruge, geboren 1954, wuchs in der eindringliche „Tosca“ (2010) im OldenburDDR auf, arbeitete als Physiker in Ost-Ber- ger Fliegerhorst in guter Erinnerung. Auf lin und siedelte noch 1988 in die Bundesre- die Frage, wie ein Schweizer Bürger sich der publik über. Nach Arbeit als Dokumentar- DDR nähere, sagt er: „Da gibt es neben alfilmer und Übersetzer erschien relativ spät len Unterschieden auch Gemeinsamkeiten: dieser, sein erster Roman, der zum Bestsel- die Enge, die Abgeschottetheit, positiv wie ler und mit dem Deutschen Buchpreis aus- negativ, der Hang zum Genossenschaftligezeichnet wurde. chen und das schreckliche Ausspionieren der eigenen Bevölkerung. Mich interessiert Ruge erzählt aus wechselnden Perspektidie Familiengeschichte vor politischem ven vom Untergang der DDR. Der Zerfall Hintergrund, das Kleine, das wiederum das von Staat und Familie zieht sich über vier Große spiegelt.“ Generationen hin, bis am Ende das völlige Verschwinden nicht nur einer Ideologie, Premiere am 20. September, 19.30 Uhr, sondern eines ganzen Landes zu konstatie- Theater Osnabrück. Weitere Vorstellunren ist. Ruges Menschen durchleben dabei gen: 25. und 29. September; 3., 10., 15. die Gipfel und Abgründe des 20. Jahrhunund 19. Oktober; 4. November. Mitwirkenderts. Charlotte und Wilhelm sind überde: Stephanie Schadeweg, Wilhelm Powizeugte Kommunisten, 1952 verlassen sie leit, Eva Gilhofer, Orlando Klaus u.a. Redas mexikanische Exil, um beim Aufbau gie: Gustav Rueb; Bühne: Peter Lehmann; der jungen DDR zu helfen. Charlottes Sohn Kostüme: Dorothee Joisten.

weitere Premieren

(ps) Mit Mozarts „Hochzeit des Figaro“ startet das Musiktheater in die neue Spielzeit. Die turbulente Opera Buffa wird von Peter Lund inszeniert, der auch als Autor von Musicals reüssiert. So wurde sein neuestes Stück „Schwestern im Geiste“ im März mit großem Erfolg in Berlin uraufgeführt. Lund führt erstmals in Osnabrück Regie, es dirigiert GMD Andreas Hotz. Premiere: 11. Oktober, 19.30 Uhr. Hausregisseurin Annette Pullen inszeniert mit „Der gute Mensch von Sezuan“ eines der bekanntesten Stücke von Bertolt Brecht. Angekündigt wird „eine Welt zwischen Archaik, Utopia und Budenzauber, in der das Glück unbezahlbar wird.“ Premiere: 25. Oktober, 19.30 Uhr. Unter dem Titel „Sag mir, dass Du mich liebst“ setzt sich der Choreograf Mauro de Candia mit der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen auseinander. Im Mittelpunkt: Der in Osnabrück geborene Schriftsteller Erich Maria Remarque, der schon 1932 aufgrund der Hetze der Nazis in die Schweiz emigrierte. Premiere: 15. November, 19.30 Uhr.


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THEATER WILHELMSHAVEN Deportation Cast

Eva Lange inszeniert „Deportation Cast“ von Björn Bicker am Stadttheater Wilhelmshaven Text: Karin Hiller Björn Bicker

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in 2010 zwischen Deutschland und dem Kosovo unterzeichnetes Abkommen ermöglichte den Ausländerbehörden, Flüchtlinge, die ab 1999 wegen des Bürgerkriegs ihre Heimat verließen, in den Kosovo zurückzuführen. Dies war Auslöser für eine Abschiebungswelle, die vor allem die in Deutschland lebenden Roma betraf. In „Deportation Cast“ setzt sich der Autor Björn Bicker mit diesem Thema auseinander. Die Landesbühne Nord bringt das Stück jetzt am Stadttheater Wilhelmshaven heraus.

„Kein Job ist ohne Verantwortung“, betont Regisseurin Eva Lange, „man kann nicht sagen: wenn ich das nicht mache, macht das jemand anders. Das hat es schon einmal in Deutschland gegeben, das Weggucken.“ Gesetze können unterschiedlich ausgelegt werden. Individuelle Fälle verlangen individuelle Behandlung. „Ein Arzt kann zum Beispiel entscheiden“, so Lange, „ob jemand flugfähig ist oder nicht.“

In einem leicht verfremdeten Transitraum treffen diese Menschen aufeinander. Vier Schauspieler übernehmen alle Rollen. GeAm Beispiel einer Roma-Familie, die seit kennzeichnet durch Kostümteile, wechzehn Jahren in Deutschland lebt, zeigt Bi- selnde Stimmlagen und Körperhaltungen identifizieren sie sich mit den verschiedecker ein persönliches Schicksal auf, lässt aber auch Menschen, die direkt an der Or- nen Charakteren. In drei Erzählebenen, die Bicker „Schuld“, „Verantwortung“ und ganisation und Durchführung der Abschiebung beteiligt sind, zu Wort kommen. „Rechtfertigung“ nennt, werden die vielschichtigen Standpunkte gegenübergeSo verschmelzen emotionale Lebensgeschichte und halbdokumentarische Schil- stellt. derung der Vorgänge miteinander. Verstrickt in das Geschehen sind ein Arzt, ein Premiere am 20. September, 20 Uhr, im Pilot, eine Lehrerin, eine Sachbearbeiterin, Stadttheater Wilhelmshaven. Weiteein Anwalt und eine Beobachterin. Sie sind re Vorstellungen auch in Aurich, Emden, den geltenden Gesetzen unterworfen, aber Leer, Papenburg, Norden und Norderney. Besetzung: Johannes Simons, Aidaauch in der Position, den Abschiebungsprozess im Rahmen ihrer Mittel zu beein- Ira El-Eslambouly, Benedikt Keller und Mechthild Grabner. Regie: Eva Lange; flussen. Ausstattung: Sophie M. Frauscher.

weitere Premieren Emilia Galotti Ein ungewöhnliches Konzept kündigt Regisseur Jan Steinbach für seine Inszenierung von Lessings „Emilia Galotti“ in Wilhelmshaven an. Für ihn ist die Figur der Emilia in der direkten Umsetzung des Textes in die gegenwärtige Zeit nicht mehr spielbar – zu verstaubt das damalige Frauenbild und das unmündige Verhalten Emilias. Deshalb erzählt Steinbach Lessings Trauerspiel im Rückblick auf das dramatische Geschehen. Die Handlung setzt nach Emilias Tod ein, ihr Text wird dabei von den anderen Personen übernommen. Warum ist diese Katastrophe passiert? Warum entwickelt sich aus scheinbar harmlosen Begehrlichkeiten ein Drama mit zwei Leichen? Alle, außer Emilia, sind Egoisten, auf ihren Vorteil bedacht. Selbstgefällig übt die Oberschicht sich in Machtmissbrauch und Willkürherrschaft. Der Prinz will Emilia, die aber soll einen Grafen heiraten. Marinelli, des Prinzen Handlanger, versucht das intrigant zu verhindern. Auch Orsina, die gekränkte Geliebte des Prinzen, hat ihre Finger im verhängnisvollen Spiel. Emilias Eltern möchten eigentlich nur die Ehre und Tugend ihrer Tochter bewahren, doch am Schluss eskaliert die Situation, nichts endet wie geplant. Intrigen, falsche Doppelmoral und Fehlverhalten stürzen diese Gesellschaft unbeabsichtigt ins Unglück. Premiere am 11. Oktober, 20 Uhr, im Stadttheater Wilhelmshaven. Weitere Vorstellungen in Papenburg und Wittmund. Regie: Jan Steinbach; Ausstattung: Jule Dohrn-van Rossum.


THEATER BREMERHAVEN West Side Story

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Leonard Bernsteins Musical-Klassiker „West Side Story“ im Großen Haus in Bremerhaven Text: Karin Hiller Leonard Bernstein

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ünfziger Jahre in New York: Armut in den Slums, rivalisierende Jugendbanden kämpfen um die Vorherrschaft auf der Straße. Amerikaner gegen Puertoricaner – „Jets“ gegen „Sharks“. Ein Hexenkessel, in dem Leonard Bernsteins packendes Musical „West Side Story“ spielt. Roland Hüve inszeniert das Stück in Bremerhaven. Die Idee, eine moderne Version der tragischen Geschichte um Romeo und Julia in Form eines Musicals zu erzählen, kam 1949 von Choreograph Jerome Robbins, dessen unvergessene Tanzszenen einen zentralen Part spielten. Es entstand eine neuartige, wegweisende Synthese von Schauspiel, Musik und Tanz, die höchste Ansprüche an die Akteure stellt. „Die ‚West Side Story’ ist kein Show-Musical“, betont Roland Hüve. „Die Musik und die Choreographie entstehen aus den Figuren heraus. Es gibt keine Showelemente.“ Maria und Tony verkörpern die Liebe, träumen von einer besseren Welt. Wie Romeo und Julia sind sie Archetypen, die sich trotz feindseliger Umgebung ineinander verlieben und über Grenzen hinwegsetzen. Die Jugendlichen, von ihren Familien allein gelassen, identifizieren sich über die Banden. Sie suchen ihren Platz im Leben

und schaffen sich einen eigenen Raum mit eigenen Gesetzen. Vorurteile, Angst und Hass prägen den Alltag, eine Spirale der Gewalt entsteht. Hüve lässt die Geschichte in der Zeit um 1957, jedoch mit einem modernen Habitus. Die Bühne markiert eine Straßenszene, eine Industriebrache mit darüber schwebender Brücke. Ergänzend zu den Tänzern des Bremerhavener Balletts werden junge Breakdancer in der Choreographie von Andrea Danae Kingston mitwirken. „Die Zuschauer sollen die Figuren lieben lernen“, wünscht sich Hüve, „mit dem Herzen sehen. Nur dann tut es weh, sie sterben zu sehen.“ Einen Hoffnungsschimmer auf Versöhnung gibt es am Schluss, wenn sich die Banden unter Einfluss von Trauer und Entsetzen näher kommen. Ein fragiler Zustand, dessen Fortdauer zweifelhaft scheint. Premiere am 20. September, 19.30 Uhr, im Großen Haus. Weitere Vorstellungen: 28. September; 2., 5., 8., 12. und 19. Oktober; 7. November. Besetzung: Franziska Krötenheerdt/Regine Sturm (Maria), Raphael Pauß (Tony) u.a. Musikalische Leitung: Ido Arad; Ausstattung Siegfried E. Mayer.

Filmszene „West Side Story“ (1961)

weitere Premieren Don Quichotte Das Bremerhavener Ballett startet mit einem der großen Ballettklassiker in die Spielzeit: „Don Quichotte“. Obwohl Sergei Vanaev sich eng an die OriginalOriginal musik von Ludwig Minkus hält, erzählt er keine Abenteuer- oder RittergeschichRittergeschich te, sondern formt mit seiner ChoreograChoreogra phie die Studie eines Mannes, der sich mit dem Problem des Alterns konfrontiert sieht. „Vor ihm liegt ein Vakuum“, erklärt Vanaev, „etwas Unbekanntes, das er mit Fantasie füllt. Es ist ein Spiel mit der Realität, mit dem eigenen Intellekt.“ Don Quichotte erschafft sich eine spirituelle Welt, ein Gerüst, das ihm hilft, würdevoll alt zu werden. Es ist der Lebensentwurf eines geistig starken, aber körperlich schwachen Menschen, der gegen irreale Windmühlen kämpft. Vanaev lässt die Geschichte ausschließlich in einem Gasthof spielen, es gibt keine Außenszenen. Die Grenzen zwischen Realität, Traum und Wahnsinn verwischen. Don Quichotte beobachtet die Menschen, die ihn umgeben. Dulcinea, die Vorstellung seiner Idealfrau, begegnet ihm nie, er projiziert sie auf die ihn real umgebenden Frauen. Don Quichotte nimmt sich die Angst vor dem Altern, indem er sich, so Vanaev, „im positiven Sinne selbst belügt“ und sich dadurch einen schützenden Raum schafft. Premiere am 18. Oktober, 19.30 Uhr, im Großen Haus. Weitere Vorstellungen: 26. Oktober; 2. November. Musikalische Leitung: Ido Arad; Ausstattung: Anna Siegrot.


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THEATER IM NORDEN Opernpremieren

Opernpremieren Aktuelle Inszenierungen auf Bühnen der Region

„Don Giovanni“

Staatsoper Hannover „Don Giovanni“ Große Teile der Aufführung spielen sich hinter einem halbtransparenten Vorhang ab, auf dem quasi Don Giovannis Blickfeld per Video sichtbar ist und man lediglich seine Hände und die anderen Personen sieht. Damit erlebt man die Konfrontationen und Handlungselemente mit den Augen der Titelfigur. Dessen verzerrte Wahrnehmung der Realität fängt Benedikt von Peters Team mit bestechenden InfrarotAufnahmen im Schwarz-Weiß-Modus ein, sodass man sich über weite Strecken in eiIn „La Bohème“ kam Benedikt von Peter ohne die Figur der Mimi aus, im „Don Gio- ner im besten Sinne irritierenden Kinoübertragung mit Livemusik wähnt. vanni“ gibt es keinen Don Giovanni. Zumindest optisch, denn der überraschend Das komplette Sängerensemble besticht präsente Brian Davis ist in der Titelpartie nur zu hören, aber nicht zu sehen. Von Pe- durch die famose Darstellung der Charaktere, von denen Elvira (Dorothea Mater inszeniert damit nicht den Menschen, ria Marx) und Leporello (Shavleg Armasondern das Prinzip Don Giovanni – das, si) herausragen. Benjamin Reiners dirigiert was er ist und was er bei seinen Mitbürdas klein besetzte, zuverlässig spielende gern auslöst (Triebe, Sehnsucht, Erotik, Begehren, Infragestellung bürgerlicher Be- Staatsopernorchester. Leider trübten minimale Unterschiede zwischen Bild und ziehungen). Man kann darüber streiten, Live-Gesang sowie die manchmal ungünsaber dieser „Don Giovanni“ ist trotz diskussionswürdiger Teilaspekte eine der bes- tige Akustik (Sänger zu weit im Hinterten, aufregendsten Inszenierungen des Re- grund) den klanglichen Genuss. Sehensgisseurs, die im Programmheft wiederum wert ist die Produktion gerade aus Bremer Opernsicht uneingeschränkt. – Wiederaufvon gewohnt brillanten Gedanken zum nahme am 30. Oktober. Werk begleitet wird. Michael Wilks Manchmal ist Oper unberechenbar. In Hannover inszenierte Benedikt von Peter Mozarts „Don Giovanni“ noch radikaler als zuletzt an seinem Bremer Stammhaus Puccinis „La Bohème“. Doch während die von Teilen der Presse gefeierte Bremer Produktion vom zahlenden Publikum abgelehnt wurde, hieß es in Hannover sogar noch zum Saisonende am 25. Juli nahezu „ausverkauft“.


THEATER IM NORDEN Opernpremieren

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„Hair“, Fotos: Jörg Landsberg

Theater Bremen „Hair“ Dem Musical „Hair“ ist es gelungen, den Rausch des Aufbruchs, der sich unter dem Schlagwort „68er-Bewegung“ manifestiert hat, zu dokumentieren. Eingängige Musik und nebulöser Protest gegen Krieg, das Einstehen für Liebe, Drogen und den ganzen Katalog der neuen Transzendenz, kombiniert mit Geschäftssinn – das hat schon damals gut funktioniert. Der Rausch des Aufbruchs ging schnell vorbei, nicht aber der utopische Wille dieser Generation. Regisseur Robert Lehniger, der sich am Theater Bremen an die Inszenierung des Kultmusicals wagte, ging es gottseidank weniger um einen nostalgischen Rückblick. Ihn interessierte, was von dem politischen Kern noch übrig geblieben sein könnte und ob es neben den bekannten Protestbewegungen auch subtilere Formen des Widerstandes gibt. Dahinter steckt auch die Frage, ob die 68er die Welt verbessert haben. Immerhin hat diese Bewegung einen großen Teil der gesamten Kultur umgepflügt. Aber viele 68er, die den Weg durch die Institutionen gewandert sind und politische Macht erhalten haben, konnten nicht recht überzeugen. Und das galt auch für diese Inszenierung, trotz massiver Einsetzung aller theatralischer Möglichkeiten.

Vorgestellt wurden beliebige Lebensentwürfe Bremer Bürgerinnen und Bürgern, deren private Stichhaltigkeit schon überzeugte, die man sich aber lieber nicht als gesamtgesellschaftlichen Entwurf vorstellen möchte. Sicherlich ist die Sicht, dass wirtschaftliches Wachstum bei allem Mehrwert zu einem Faktor der Unstabilität wird, richtig. Das leugnen auch viele Volkswirtschaftlicher nicht mehr. Aber das Personal, das uns bei dieser Inszenierung vorgeführt wurde, kann seinen Lebensentwurf verwirklichen gerade weil Mehrwert erwirtschaftet wird.

Aber man sollte sich in Bremen einmal überlegen, ob dieser dauernde erhobene Zeigefinger, der zumeist auf Probleme verweist, die allbekannt sind, nicht auf Dauer langweilig wird. Gerhard Stadelmeier hat dies in einem Essay wunderschön formuliert, es werde ein Szenebrei angerührt, der als Einheitsbrei verabreicht wird. „Irgendwann geht dann der Appetit verloren. (...) Die Bühnen werden dergestalt zu einer Art mobilen Hungerküchen-Station.“

Das Musical „Hair“ hat doch auch aus dem Grunde so unglaublich gut funktioniert, weil es sich mit einer flotten Musik gut reHier werden Forderungen einer konserzipierbar in Ohren auch unbedarfter Konvativen volkswirtschaftlichen Vorstellung sumenten einschleichen konnte. Dieser umgesetzt, nach der der Sozialstaat zuschöne Schein ist wichtig als Transportrückgefahren werden soll und die Solidamittel. Lässt man da die Luft raus, dann rität der Familie oder deren Surrogate die ist es eben Panne, aber kein „Hippie End“. entstehenden Lücken ausfüllen sollen. Und Aber Leuten, die gerne nostalgischen Geletztendlich kann das Bremer Theater auch danken nachgehen, sei der Besuch angeranur existieren, weil ein Großteil der Gesell- ten. – Wiederaufnahme am 9. Oktober. schaft einen Mehrwert erwirtschaftet. Michael Pitz-Grewenig Von „Hair“ ist in Bremen wenig übrig geblieben. Die übergestülpte Story ist dünn, die musikalische Neufassung wenig überzeugend. Aber, wie gesagt, das ursprüngliche Musical war auch schon ein ziemlich plattes Gemisch und trotz alledem erfolgreich.


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THEATER IM NORDEN Schauspielpremieren

SchauSSpielpremieren Schau Aktuelle Inszenierungen auf Bühnen der Region

„Maria Stuart“

Theater Bremer „Maria Stuart“

mehr oder weniger „gestandene“ Herren – oder durch die Ablehnung derselben! – herzustellen versuchen. Halbseidene Berater oder gummistiefelige Schönlinge bilden das Verspielt, verdreht und in neue Zusammen- problematische Spektrum von Männern, hänge verrückt – so präsentiert Regisseurin die den Weg in die Tragödie flankieren. Ein Anne Sophie Domenz „Maria Stuart“ in sehenswerter Abend, dessen ExperimenBremen. Friedrich Schillers Drama verhan- tierlust sich am besten mit historischen delt die Krux zweier Führungskräfte, die Vorkenntnissen abschätzen lässt. beide zu Herrschaft und Rivalität verSven Garbade dammt waren. In Schillers Wahrnehmung wurden beide vom Korsett der Macht derart eingeschnürt, dass die Morgenluft der Freibremer shakespeare company heit schneidigen Durchzug bekam.

„Komödie der Irrungen“

Diese Inszenierung zeigt nun eine hübsche, manchmal wunderliche, aber immer bilderstarke Variation des Themas. Mit den Mitteln eines angeschrägten Regietheaters unterwandert die Aufführung jedes hochtönende Pathos – und präsentiert stattdessen seifenbunte Paradiesvögel. Wie die Höflinge Mortimer und Cecil, die mit violettem Glitzerstaub oder Straußenfedern als Gockelwesen aus höheren Sphären daher kommen.

Wer die Premiere am Leibnizplatz verpasst hat, muss halt in den Regen, genauer gesagt zu „Shakespeare im Park“, denn dort auf der Melcherswiese wurde „Die Komödie der Irrungen“ auch gespielt. Die Regisseurin und Bühnenbildnerin Ricarda Beilharz, die bereits „Richard III“ für die Company inszenierte, setzt hier ganz auf die komödiantischen Elemente, streicht das Überdrehte der Shakespeareschen Erfindung der doppelten Zwillingspaare, die zu allem Überfluss auch noch jeweils Aber auch Elisabeth und Maria – beide auf denselben Namen hören, regelrecht vielstimmig und lebensvoll gespielt von Nadine Geyersbach und Betty Freudenberg heraus. Im Kern ist die Geschichte kurz: – scheinen vom bunten Faden einer irrealen Die Zwillinge Antipholus (Markus Seuß) Traumfabrik durchwirkt zu sein. Zwei vitale sind als Kinder getrennt worden, ebenso Frauen, die ihre Beziehungen zur Welt über ihre Diener, die Zwillinge Dromio (Michael

„Komödie der Irrungen“

Meyer). Als die Herren- und Diener-Paare zufällig zusammentreffen, kommt es zu immer neuen Irrungen und Wirrungen. Lustige Clowns, rote Nasen, übergroße oder verrückte Klamotten – Ricarda Beilharz verlegte das Stück in einen Zirkus. Und wie dort wird auch hier viel geprügelt, getreten, geohrfeigt, dass es das pure Vergnügen fürs Publikum ist. Aber spätestens seit Chaplins „Limelight“ wissen wir, dass der überbordende Spaß eine dunkle, ein melancholische Seite hat, die in jedem Clown steckt, und auch hier ist es die Frage nach der Identität. Ricarda Beilharz hat bei allem Spaß die Frage nach dem „Wer bin ich?“ nie aus dem Blick verloren. Sie krallt sich als kleiner Widerhaken fest und gipfelt in den Worten des vollends verwirrt aus der Bahn geworfenen Dromio „Bin ich ich?“ Bei all den höchst unterhaltsamen und ausgesprochen gekonnt im artistischen Stile der Commedia dell’arte gezeigten Clownerien bleibt diese Frage haften. Das nur fünfköpfige Ensemble, zu dem noch Svea Auerbach, Theresa Rose und Rune Jürgensen (jeweils in diversen Rollen) gehören, spielt bravourös, mal betont schräg, mal anrührend zärtlich. – Die nächsten Vorstellungen: 21. September; 11. und 25. Oktober. Christian Emigholz


PORTRÄT Peter Fasching 21 foyer

Von der Schauspielschule auf die Bühne: Der österreichische Schauspieler Peter Fasching überzeugt am Theater Bremen Text: Melanie Öhlenbach

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und 13.600 Einträge listet die Suchmaschine Google unter dem Stichwort „Peter Fasching“ auf. Und doch findet man nur spärliche Informationen über den 26-jährigen Schauspieler aus Österreich, der in der vergangenen Spielzeit als Karl in Büchners „Woyzeck“, als Thronfolger in „Pomp & Circumstance“ oder in Falladas „Kleiner Mann – was nun?“ für einiges Aufsehen am Theater Bremen gesorgt hat.

tritt ihr zuliebe der Theater-AG des Gymnasiums bei. Die Schwärmerei verfliegt, doch die Liebe für das Schauspiel ist entflammt. Eine Liebe, die im Elternhaus wenig Begeisterung auslöst: Etwas Bodenständiges soll der älteste Sohn von insgesamt vier Kindern lernen.

auch den Segen seiner Mutter; sein Vater wird seinen Beruf erst Jahre später anerkennen, nach einem Besuch von „Kleiner Mann – was nun?“ in Bremen. Darin spielt der Sohn nicht nur seine erste Hauptrolle, sondern überzeugte auch Kritiker und Presse.

Den Eltern zuliebe beendet er die Schulausbildung. Sein eigentliches Ziel verliert er aber nicht aus den Augen: Mit 17 tourt Fasching mit einer Theatergruppe und dem Schauspiel „Andorra“ von Max Frisch Peter Fasching quittiert es mit Humor. durch die Region – ein Stück, das ihm die „Der nimmt mir vieles ab“, antwortet er auf die Frage, warum man über einen ösTüren zur Otto-Falckenberg-Schule öffterreichischen Innen wird. Als Andri sowie ternisten mehr Doch der junge Peter besteht als Karl Mohr aus Schilim Internet fin- die Aufnahmeprüfung ... lers „Räubern“ spricht er den könne als dort gegen Ende seines über ihn. Denn seine Karriere läuft ohneFreiwilligen Sozialen Jahres vor. Die Muthin. Und zwar ziemlich bilderbuchmäßig. ter hatte ihn nach München fahren lasEs ist schließlich keine Selbstverständsen – in der Hoffnung, dass eine Absage lichkeit, dass ein Schauspielschüler gleich ihren Sohn wieder auf die richtigen Bahnach seinem Abschluss ein Angebot bei ei- nen lenkt. nem festen Ensemble bekommt. Doch der junge Peter besteht die AufnahFaschings Engagement am Bremer Themeprüfung, studiert ab 2009 Schauspiel, ater, das 2012 begann, passt gut in einen gastiert an Münchner Theatern und erhält Lebenslauf, der sich wie ein Drehbuch für 2010 den O.E.-Hasse-Preis, mit dem hereinen Hollywood-Streifen anhört: Ein Jun- ausragende Begabungen gefördert werge verliebt sich in eine Mitschülerin und den. Mit dieser Auszeichnung bekommt er

Eine starke Leistung, der er weitere folgen lassen möchte. Zum Beispiel unter der Regie von Nicolas Stehmann. „Seine Räuber-Inzenierung ist eine der besten, die ich kenne. Da möchte man auf die Bühne springen und mitmachen.“ Oder unter Luk Perceval: „Ich habe ihn in München gesehen. Er setzt Naturgewalten auf der Bühne frei.“ Aber auch eine Zusammenarbeit mit Dušan David Parízek, der mit seiner stillen und feinen Inszenierung der „Zehn Gebote“ in der Hansestadt beeindruckte, reizt ihn sehr. „Bei einer solchen Arbeit kann man viel in sich entdecken. Leider habe ich ihn in Bremen verpasst.“ Träume und Pläne für die kommenden Jahre hat Peter Fasching also genug. Und sie klingen durchaus nach einer Fortsetzung seiner bisherigen Erfolgsgeschichte. Für die laufende Saison ist er bereits als Rodrigo in Shakespeares „Othello“ besetzt. Wir dürfen gespannt sein.


foyer 22 KOLUMNE Da capo!

Da capo! Erinnerungen des foyer-Kritikers Simon Neubauer

„Der fliegende Holländer“

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or jeder Inszenierung gehört die Oper auf den Prüfstand.“ Dieser lapidaren „Erkenntnis“ von Hans Neuenfels kann man spontan zustimmen, es sei denn, man gehört zu den Erzkonservativen, die an der Oper ohnehin nichts interessiert als die Stimmen. Entscheidend ist jedoch, in welcher Art und mit welchem Ziel der Regisseur sich dem Werk nähert, als gelinde auffrischender Verehrer oder mit bereits vorgefassten, mehr oder minder tiefgreifenden Änderungswünschen.

die Musik, und sei sie noch so feurig-entschieden entfacht wie von Markus Poschner und den Bremer Philharmonikern, kein Gleichgewicht entgegen stemmen kann und somit das Geschehen nicht mehr unterstützend beglaubigt.

In Bremen widmete er sich zuvor noch Puccinis „La Bohème“ und schickte das Künstlerquartett in eine abgetakelte, total verwohnte Atelierbehausung à la Bremer Güterbahnhof, wo die übermütigen Gesellen herumalbern und reichlich Farben versprühen, um Rodolfos Liebeskummer zu mildern. Aber seine intensiv besungene Mimi stellt sich nicht einmal zum Duett ein, wie andererseits Musetta auch nicht vor dem Café Momus die Zicke herauslässt, weil der Akt gar nicht inszeniert ist. Müsste da der Dirigent nicht ein Veto einlegen? Der Protest der Premierenbesucher war gewaltig lang und laut; inzwischen haben die Theaterfreunde das Regieteam und Benedikt von Peter mit dem Hübnerpreis ausgezeichnet (siehe Seite 21).

Benedikt von Peter, der Künstlerische Leiter des Bremer Musiktheaters, sieht sich Kraft dieses Amtes in der Pf licht, die Kunstform der immer wieder totgesagten Oper zu retten, indem er sie aus allem Traditions-Ballast löst und hofft, ihr durch zeitgemäße räumliche und inhaltInsgesamt gesehen lassen sich am Erschei- liche Veränderungen sichtbare Überlenungsbild der Produktionen des Bremer benschancen zu sichern. Mit starker kreMusiktheaters die verschiedenen Prüfver- ativer Kraft geht der Regisseur von Peter fahren unschwer erkennen. Die Premieren neue, selbst dem willigen Opernfreund gelten ja nicht nur als Marksteine der Sai- nicht immer mitgehbare Wege, wenn er son am Goetheplatz, sondern sie prägen etwa Teile der Akteure gar nicht mitwirken Neben den Provokationen finden die andeauch entschieden das Profil des Hauses. lässt und Chöre unsichtbar auf Seitenbüh- ren, die stillen Neuinszenierungen kaum überregionale Aufmerksamkeit. Schade, ne und Ränge verbannt. denn sie hätten reges Interesse verdient, Beginnen wir die Rückschau auf die Spielzeit 2013/14 mit dem „Unruhestifter“ Segerade weil auch sie relativ unbekannte In seiner vor zwei Jahren in Hannover erbastian Baumgarten und seiner InszenieWerke vorstellen. So Vivaldis „Orlando fuprobten, nun am Goetheplatz neu aufgerung von Wagners „Fliegendem Holländer“. legten Version von Verdis „La Traviata“ rioso“, den Anna-Sophie Mahler aus der Wieder vermochte er seinen unorthodox Höhle in ein kühles Gegenwarts-Hotel umließ er „Violetta ganz allein zuhaus“, ausvorpreschenden Gedankensturm und seine gerechnet während der sie bedrängenden gesiedelt hat. Trotz der simplen Türaufmitunter recht willkürlich wirkende DeuErinnerungen vor dem Tode. Und jetzt, in Türzu-Dramaturgie erfreute ein trefftungswut nicht zu zügeln. Sein „Holländer“ von Peters neuester Arbeit in Hannover, lich gesungenes Spiel der Verwechslungen. kam in einem derben düsteren Moritaten- Mozarts „Don Giovanni“, tritt der Titel ge- Dirigent Olof Boman hatte mit den Philstil daher, freilich angereichert mit bislang bende Verführer überhaupt nicht mehr in harmonikern eine durchaus erträgliche nie registrierten Einzelheiten, andererseits Erscheinung (siehe Seite 18). Mischform aus Alte-Musik-Stil und moderaufgeladen zur optischen Übermacht, der nem Orchesterklang erarbeitet.


KOLUMNE Da capo!

23 foyer

Schauspielrätsel (SN) Das Thema mit Variationen ist so alt wie die Menschen. Immer wenn zwei Individuen eng zusammen leben, ob in junger, „ewiger“ Liebe, in wilder Ehe oder ordentlich mit Amt und Siegel verheiratet, nicht gerade selten kracht es im Gebälk: Schimpfworte fallen, Drohgebärden verver giften die Atmosphäre, Eifersucht wegen „längst geahnter“ Seitensprünge steigert sich zur Ankündigung: „Ich ziehe aus!“

„La Traviata“

Das Prüfverfahren, das John Fulljames der erstmals am Goetheplatz erscheinenden „Juliette“ von Bohuslav Martinu widmete, widerspricht total dem Mainstream heutigen Regietheaters. Wohl deshalb glückte dem mit feinen Antennen ausgestatteten Regisseur und seinen für die optische Erscheinung zuständigen Helfern eine rundum werkbezogene, subtil stimmende Inszenierung mit einem immer wieder verzaubernden, zwischen Traum und realitätsnahen Wahrheiten pendelndem Geschehen, belebt von leicht grotesk-komisch agierenden Menschen. Clemens Heil und die Philharmoniker verdichteten die Atmosphäre mit musikalischer Delikatesse.

„Juliette“

Neunte krönte; Orchester, Chor und Solisten leisteten Vorzügliches. Überhaupt treten während der Konzertreihe der Bremer Philharmoniker häufig weltweit gefragte Solisten auf, etwa die Meistergeigerin Arabella Steinbacher mit einem glänzend bewältigen Prokofjew oder die Klaviervirtuosen Joseph Moog und JeanYves Thibaudet, die „sauschwere“ Aufgaben von Richard Strauss und Saint-Saëns brillant lösten. Und nicht verschweigen wollen wir das große, einhellige Lob, das sich die Solisten aus den eigenen Reihen der Philharmoniker verdienten.

Die Meisterkonzerte bewiesen meisterliDiese wohl stimmigste Produktion der chen Rang, als Thomas Hengelbrock mit Spielzeit hätte weit mehr Zulauf verdient dem NDR-Sinfonieorchester die jeweiligen als das großzügig propagierte Musical kompositorischen und klanglichen Eigen„Hair“, das sich trotz des musikalischen arten der drei letzten Sinfonien Mozarts Aufwands mit einer unentwegten Schaum- herausarbeitete, Sabine Meyer in ihrer Klaschlägerei begnügt. rinetten-Gala Pracht und Tiefe ihres wunderbaren Spiels ausschöpfte und Yvonne Der Zug durch die üppig bewachsene Kon- Naef nicht nur mit dem „Abschied“ in zert-Landschaft musste viele Stopps einMahlers „Lied von der Erde“ tief ins Hörerlegen. Nicht alle können hier Erwähnung herz drang. Ähnliche Ergriffenheit erreichfinden, aber Abende, die mir unvergesslich ten Vadim Gluzman und Freunde, als sie in sind, sollen wenigstens kurz benannt wer- einem der Philharmonischen Kammerkonden. Im Gedächtnis fest verankert bleiben zerte das große Streichquintett g-Moll KV jedenfalls Markus Poschners erschütternd 516 in eine überirdisch schöne Klangautiefgründige Interpretation der 7. Sympho- ra hoben. nie Gustav Mahlers und die mitreißende Freudenbotschaft, mit der er Beethovens

Ach ja, man kennt solche Szenen mit oder ohne Reparaturmöglichkeiten, selbst erlebt wie etwa von den Dichtern Dürrenmatt und Frisch, oder aus dem Bekanntenkreis. Profit aus dem dramatischen Zwist ziehen jene Autoren, die ein gutes Stück darüber auf die Bühne bringen. Da kann es richtig spannend sein, wenn sich feine Herrschaf Herrschaften wie etwa Nora oder Hedda Gabler aus Ibsens Gesellschaft betrügen, aus der Bahn geworfene ältere Homos sich „Unter der Treppe“ unentwegt zanken oder seelisch kranke Gatten à la Strindberg die Hölle schon auf Erden erleiden müssen. Dieser Autor ist hier und heute nicht gefragt, sondern es geht in der heutige Rätselfrage um einen anderen Schweden, der eigentlich durch stimmungsstarke Filme berühmt geworden ist. Einer dieser Leinwandklassiker liefert den Stoff für ein Stück, das demnächst auf einer nahen Bühne Premiere haben soll. Wir fragen Sie nach dem Titel und dem Namen des Autoren. Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum 15. Oktober 2014 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch online möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Bremer Schauspiel. Die Auflösung des Schauspielrätsels in foyer 105 lautet: „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ von Eugene O‘Neill. Gewonnen haben: Willi Behrens, Bremen Daniela Gerling, Bremen Dagmar Lohmann-Hinrichs, Siegen Ute Neugebauer-Steinhaus, Lilienthal Heike Rühlemann, Bremen


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MENSCHEN IM FOYER

Eröffnung des 25. Bremer Musikfestes Fotos: Michael Bahlo Musikfest Bremen/fotoetage Mit einem festlichen Senatsempfang im zum UNESCO-Welterbe gehörenden Bremer Rathaus wurde das 25. Bremer Musikfest eröffnet. Bürgermeister Jens Böhrnsen begrüßte die zahlreichen Gäste, darunter auch Vertreter aus dem niederländischen Groningen, das zu den Veranstaltungsorten des Festivals gehört. – Lesen Sie dazu auch den Beitrag auf Seite 26.

Prof. Dr.-Ing. Katja Windt (Jacobs University), Prof. Dr. Heiko Staroßom (Vorstandsmitglied Sparkasse Bremen) Dr. Eberhard Haas (Heinz-Peter Koch-Stiftung) Jan Metzger (Intendant Radio Bremen), Frau Christiane Röhrbein, Dr. Lore Kleinert

Prof. Thomas Albert Clemens Heil

Gisela Eufe, Bernd Altenstein

Wilm Koopmann, Dr. Werner Brinker (Vorstandsvorsitzender der EWE AG), Rolf Wenner

Stargeigerin Janine Jansen nach ihrem umjubelten Auftritt in der Oberen Rathaushalle


menschen im foyer

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Prof. Thomas Albert, Dr. Werner Brinker, Staatsrat Dr. Heiner Heseler

Lisa Hogrebe (Sponsoring Musikfest Bremen) Ralf Stapp (Geschäftsführer BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven) und Ehefrau Kaarina Hauer

Hildegard Christiansen Fon 0421 - 25 57 35 Oberneulander Heerstraße 26 - 28 28355 Bremen Mo. - Fr. 10.00 - 18.30 Uhr Sa. 10.00 - 13.30 Uhr Bürgermeister Jens Böhrnsen und Ehefrau Birgit Rüst


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musik 25. Musikfest Bremen

Eröffnung des 25. Bremer Musikfestes bot Anlass zur positiven Rückschau Text: Peter Schulz

Fotos: Musikfest Bremen/fotoetage

Mut und Tatkraft

W

ie bei einer fröhlichen Familienfeier. So fasste ein Gast die Stimmung beim Senatsempfang zum 25. Musikfest Bremen im Festsaal des Rathauses zusammen. In der Tat: Etliche der Anwesenden waren schon 1989 dabei gewesen, als das mittlerweile international renommierte Festival seine Premiere erlebte. Statt einer klangschönen „Großen Nachtmusik“ mit 27 Konzerten rund um den prachtvoll illuminierten Marktplatz gab’s damals freilich heftige Proteste zur Eröffnung, flogen Knallkörper und Farbbeutel, begleitet von einer schrillen Trillerpfeifen-Kakophonie, in Richtung Rathaus. Denn um das Musikfest war im Vorfeld vehement diskutiert worden, in der Bürgerschaft ebenso wie in der Öffentlichkeit, und zwar so heftig wie – nicht selten – unsachlich (siehe foyer 105). An diese wenig erfreulichen Begleitumstände erinnerte Bürgermeister Jens Böhrnsen, als er das diesjährige Jubiläumsfestival eröffnete. „Es war eine mutige Entscheidung, diese für das Ansehen und den Ruf Bremens wichtige Veranstaltung zu realisieren“, erklärte er. „Natürlich ging es auch damals schon ums Geld, doch mittlerweile hat sich das Musikfest

für Bremen längst bezahlt gemacht. Denn es ist zur internationalen Größe geworden: Ein anerkanntes Festival, das in überregionalen Medien ausgesprochen positiv gewürdigt wird.“ Auch Intendant Prof. Thomas Albert, von Beginn an im Amt und somit einer der „Väter“ dieses Erfolges, erinnerte an die nicht allerorten begrüßten Anfänge. Doch Persönlichkeiten wie der damalige Bürgermeister Klaus Wedemeier und Kultursenator Horst-Werner Franke hätten an das Musikfest geglaubt und unbeirrt an der Idee festgehalten. „Ihnen, aber auch den Sponsoren der ersten Stunde, von denen uns etliche bis heute die Treue halten, ist es zu verdanken, dass wir dieses Festival über die Jahre hinweg zu seiner jetzigen Größe und Bedeutung auf bauen konnten“, urteilte Thomas Albert.

staune – sogar nach Hamburg ausstrahlt“, meinte er augenzwinkernd und betonte, dass kulturelle Großereignisse wie dieses für die Wirtschaft unerlässlich sind. „Sie helfen uns dabei, im Wettbewerb um kluge Köpfe zu bestehen, die wir permanent für den Ausbau unserer Unternehmen brauchen.“ Dass es trotz der großen Namen unter den Interpreten möglich sei, die Eintrittspreise moderat zu gestalten, wertete Brinker als zusätzlichen Pluspunkt: „Durch diese kluge Handlungsweise ist es gelungen, das Musikfest in der Region zu verankern und zum festen Bestandteil des kulturellen Lebens zu machen.“

Zuvor hatte schon Bürgermeister Jens Böhrnsen auf die Strahlkraft des Festivals hingewiesen: „In diesem Jahr finden 41 Veranstaltungen statt, kommen erneut internationale Stars und hoffnungsvolle TaWas diese Entwicklung ausmacht, verlente nach Bremen. Sie gestalten ein Prodeutlichte EWE-Chef Dr. Werner Brinker gramm, über das man sich stellvertretend für alle Sponsoren, als er die „Er hat sich um Bremen nur freuen kann.“ Eine Entwicklung, die untrennvielen Orte aufzählte, verdient gemacht!“ bar mit dem Namen von in denen das 25. MuThomas Albert verbunden sei. Böhrnsikfest Bremen zu Gast ist. „Eine Veranstaltung, die in den gesamten Nordwesten sen: „Er hat sich um Bremen verdient gemacht!“ und darüber hinaus, nämlich ins niederländische Groningen und – man höre und


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KIRCHENMUSIK

40 Jahre Orgeltage mit drei Konzerten – Verdi-Requiem im St. Petri Dom Text: Ulrich Matyl

JubIläum In oberneulanD

B

remen kann zu Recht stolz darauf sein, dass es mit der „Akademie für Alte Musik“ oder dem „Musikfest Bremen“ zur international anerkannten und wichtigen Stätte für die Pflege Alter Musik und ihrer Aufführungspraxis geworden ist. Dazu haben auch die Oberneulander Orgeltage beigetragen, die in diesem Jahr vom 19. bis 21. September stattfinden. Schon seit Ende der 60-er Jahre begeisterten sich Bremer Musiker für die Aufführungspraxis Alter Musik. Zu einem Zeitpunkt, als deren damals ungewohnter Klang von der Klassikwelt noch milde belächelt wurde. Zu diesen Pionieren gehörten die Organisten Harald Vogel und Jan Goens, der als Kirchenmusiker in Oberneuland tätig war. Dort ließ er 1966 von der Firma Ahrend & Brunzema eine Orgel nach historischem Klangideal bauen. Bis heute ist sie eine der klangschönsten Orgeln in Bremen.

Katja Zerbst, seit 1994 als Nachfolgerin von Jan Goens in Oberneuland, führt diese Tradition fort. Sehr erfolgreich war dabei ihr Anliegen, Alte Musik, deren Klangbild heute eine Selbstverständlichkeit ist, aus der akademischen Aura herauszuführen und neben hochkarätigen Angeboten auch Kinder- und Jugendprogramme in das kleine Festival einzubauen, das nun zum 40. Mal veranstaltet wird. Zum Auftakt am 19. 9. (19.30 Uhr) erklingt in der Kirche St. Johann zu Oberneuland ein Orgel- und Orchesterkonzert zum 300. Geburtstag von C. Ph. E. Bach. Einen Tag später (16 Uhr) folgt ein Familienkonzert für drei OrganistInnen an zwei Orgeln (!), und zum Abschluss am 21. 9. (18 Uhr) ist ein Orgelkonzert mit dem Schweizer Starorganisten Guy Bovet zu hören.

Verdis Messa da Requiem

Neben den Kompositionen von Berlioz und Brahms ist Verdis „Messa da Requiem“ So wurde Oberneuland mit seiner Orgel zu zweifellos die wichtigste Requiem-Vertonung des 19. Jahrhunderts. Als seine „beste einem frühen Zentrum der Bewegung für Alte Musik in Bremen. Zu international be- Oper“ wurde sie immer wieder bezeichnet, aber auch als „liturgisches Ungeheuer“, als achteten Höhepunkten avancierten schnell Paradebeispiel von „Kunstreligion“ im 19. die Oberneulander Orgeltage, die 1974 von Jahrhundert. Jan Goens und Harald Vogel, dem Gründer und Leiter der Norddeutschen OrgelakaDer Ursprung des Verdi-Requiems geht demie, ins Leben gerufen wurden und reauf die Idee einer Gemeinschaftskomposition zu Ehren von Gioachino Rossini zunommierte Organisten und andere Musirück, der 1868 verstorben war. Daraus aber ker aus der ganzen Welt anzogen.

wurde nichts; 1873 nahm Verdi das Requiem-Projekt alleine in Angriff, diesmal zu Ehren des als Nationalhelden gefeierten Schriftstellers Alessandro Manzoni, dessen künstlerischem Realismus Verdi sich immer nahe gefühlt hat. Dieser „Realismus“ ist es auch, der sich in Verdis Requiem spiegelt, der dem abstrakten liturgischen Text mit seiner Musik menschliche Empfindung, Trost und Hoffnung entgegensetzt und ihn damit der Liturgie enthebt. Ist die musikalische Sprache auch der Oper entlehnt, in ihrem tiefen Ernst ist sie fern einer unterhaltsamen Genusshaftigkeit. Giuseppe Verdi hat seine Messa da Requiem für den Konzertsaal konzipiert. Umso beeindruckender wird es sein, wenn Verdis tiefgehende Musik am 19. Oktober (20 Uhr) nun in Zusammenarbeit mit der Philharmonischen Gesellschaft und den Bremer Philharmonikern im St. Petri Dom erklingt. Das Orchester und der Bremer Domchor werden geleitet von Tobias Gravenhorst.

Weitere ausgewählte Termine: 18. 10.: Wolfgang Amadeus Mozart: Krönungsmesse KV 317 sowie Psalmen von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Leitung: Rolf Quandt. 17 Uhr, St. Andreas Kirche, Horn-Lehe. 9. 11.: Johann Sebastian Bach: h-Moll Messe. Leitung: Meenhardt Fokken. 17 Uhr St. Markus-Kirche, Kattenturm.


MUSIK Jazztipps

Jazztipps

Text: Christian Emigholz und Wilfried Hippen

Jazzstandards auf Deutsch

Hiphop-Jazz-Rap-Eintopf

Stefan Gwildis & die NDR-Bigband

„Jazzkantine“ auf Geburtstagstour

Richtig bekannt wurde Stefan Gwildis (Foto), als er vor elf Jahren Soul-Klassiker mit deutschen Texten versah und das Ganze unter dem Titel „Neues Spiel“ veröffentlichte. Damit widerlegte er das Vorurteil, dass sich alte US-Soul-Hits wie „Sittin’ on the dock of the bay“ überhaupt auf Deutsch singen lassen. Der charmante Hamburger kann es, und zwar auf unnachahmliche Art.

Der Jazz-Polizei sind sie immer noch suspekt, denn es fehlt ihr eindeutig an Respekt vor der Jazz-Tradition. Dafür sind die Hip-Hop-Grooves schön fett und der Rap-Gesang dreckig, weshalb sich immer ein Publikum für die „Jazzkantine“ (Foto) gefunden hat. Nach über 1000 Konzerten sind die Braunschweiger Klangstürmer von 1994 zur Institution geworden. Nun gehen sie auf eine Geburtstagstour mit dem Titel „Das Beste aus 20 Jahren – ohne Stecker“ und spielen stilgerecht wie in ihren Anfängen in kleinen Clubs und Sälen.

Seitdem hat er weitere Alben mit sinnfällig eingedeutschten Soulsongs vorgelegt, die ebenso wie das Debüt ausgesprochen erfolgreich waren und sind. Da war es nur noch ein kleiner Schritt, es auch mal mit Jazzklassikern zu versuchen. Ideale Verbündete fand Gwildis in den Musikern der NDR Bigband, mit denen er vor Jahren schon bei einem Heinz-Erhard-Projekt gesungen hatte.

Entstanden war das Ensemble ursprünglich, um die Grenzen zwischen verschiedenen Lagern zu überwinden. Aber längst geht es nicht mehr nur um Jazz und HipHop. Über die Jahre hat die „Jazzkantine“ ihr Süppchen auch in ganz anderen Kultursparten zwischen E und U gekocht. Sie spielt oft und gerne bei Theaterstücken Die Hamburger Bigband wagt es bei seimit, war mit Jazz-Big-Bands und Rapnen Gästen seit geraumer Zeit nicht, nach pern wie Smudo im Studio, machte die ihrem „Jazz-Ausweis“ zu fragen. Unter Musik für ein Ballettensemble und eine ihrem Leiter Jörg Achim Keller hat sich Revue für den Fußballverein Eintracht daran nichts geändert. Also wurde die CD Braunschweig. Auf dieser Tour wird der „Das mit dem Glücklichsein“ aufgenomsechsköpfige Kern des Ensembles auftremen, wohinter sich eben Gwildis’ Version ten, darunter der Bassist und „Chefkoch“ von „My funny valentine“ verbirgt. Es sind Christian Eitner, der Saxophonist Heiner nicht durchweg Jazzsongs, die Gwildis Schmitz und der Rapper Cappuccino. singt, aber wie er sie singt, das ist mithilfe 9. Oktober, 20 Uhr, Sendesaal Bremen der NDR Bigband eben doch Jazz. 6. Oktober, 20 Uhr, Bremer Schlachthof

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MUSIK Bremer Philharmoniker

An der Schnittstelle: Florian Baumann koordiniert die Termine der Bremer Philharmoniker

Florian Baumann

Das Puzzle Des DIsPonenten M

ahlers 6. Sinfonie zum Beispiel. Ein Kraftakt für 108 Musiker, darunter acht Hörner, sechs Trompeten und vier Posaunen, dazu Schlagzeug mit „Hammer“, „Glocken“ und „Rute“. Die Bremer Philharmoniker werden dieses Mammutwerk, für dessen Uraufführung 1906 in Essen Mahler gleich zwei Orchester auf die Bühne holte, am 1. und 2. Juni 2015 in der „Glocke“ spielen.

wobei die Spielzeit 2017/18 bereits im Hinterkopf herumspukt.“

Und das geht so: Auf einem gähnend leeren Jahreskalender notiert er zunächst die Ferientermine für Bremen und Niedersachsen, stimmt dann mit der „Glocke“ die Daten für die zwölf obligatorischen Doppelkonzerte ab und klärt daraufhin mit dem Theater am Goetheplatz, wann die Musiker dort bei OpernauffühEine organisatorische Herausforderung, rungen im Orchestergraben sitzen soldenn dem Ensemble gehören bekanntlich len. Dazu kommen die Sonder- und Benenur 84 feste Kräfte an. Der Rest, immerhin fizkonzerte und die Reihe „5nachsechs“. 24 (!) gestandene Musikerinnen und Musi- Nun noch ein paar Termine für die „Kamker, muss zusätzlich verpflichtet werden. mermusik am Sonntagmorgen“ und Serie Und das erfordert eine langfristige Pla„Himmlisches Sonntagsvergnügen“ einnung für alle Beteiligten. Denn schließsetzen und – ach ja: die Proben nicht verlich muss im Vorfeld intensiv geprobt wer- gessen. Fertig ist der Lack – und ab in den den, damit das Zusammenspiel unter die- Druck damit. Oder? sen Vorzeichen auch wirklich klappt.

ze. Etwa dieser: „Wenn eine große Oper wie die ‚Meistersinger’ gegeben wird, darf nicht gleich im Anschluss ein schweres Konzert terminiert werden.“ Oder: „Ein Dirigent muss für Konzerte ausreichend Probezeit mit der jeweils erforderlichen Besetzung haben.“ Schließlich mache es keinen Sinn, das komplette Orchester zu bestellen, wenn nur die Streicher gefordert sind. Eine möglichst punktgenaue Probenplanung ist deshalb wichtig, denn – so Baumanns Credo – „die Zeit der Musiker soll für alle optimal aufgeteilt werden können in Üben, Proben und Aufführungen.”

Das gilt insbesondere für die Zusammenarbeit mit Gastdirigenten und Solisten. Regelmäßig treten die Bremer Philharmoniker mit weltweit renommierten Künstlern auf, deren Terminkalender oftmals auf Jahre hinaus prall gefüllt sind. Mit ihEine Vorstellung, die Florian Baumann mit nen auf einen gemeinsamen Nenner zu Florian Baumann hat das alles im Blick. ansteckendem Lachen quittiert. Die ersten kommen, koste viel Zeit, Geduld und nicht selten auch Nerven. „Die Quadratur des Die Konzerttermine, die Dienst- und Pro- Stolpersteine warten nämlich schon in Kreises“, urteilt der Disponent und berichbenpläne, die Besetzungen. Der 55-jähder „Glocke“, wo Termine oft Jahre im vorige Musiker spielt nicht nur in der Grupraus fest gebucht sind. Baumann muss al- tet von weltweiten Telefonaten mit Managern und Agenten, bis es dann endlich gepe der 2. Violinen, so sehen, „seine“ zwölf Doppellingt, alle Vorgaben unter einen Hut zu sondern hat bei den Florian Baumann hat konzerte im Kalender unterzuBremer Philharmo- das alles im Blick. bringen, um auf dieser Basis den bringen. „Doch manchmal klappt es beim nikern auch die Aufnächsten Schritt machen zu kön- besten Willen nicht und wir müssen das gemeinsame Projekt verschieben – um gaben der Orchesterdisposition übernom- nen. Der führt ihn in die Disposition des ein, zwei, manchmal drei Jahre.“ men. Ein Job an der Schnittstelle zwiTheaters, die natürlich schon sehr konschen Musik und Organisation: Baumann krete Vorstellungen davon hat, was dem Nicht selten passiert es auch, dass ein fast koordiniert alle Termine des Ensembles Publikum wann präsentiert werden soll. fertiger Saisonplan in kurzfristig noch und ist dabei der Zeit stets einen Schritt voraus. „Neben den aktuellen Aufgaben Das Puzzle des Disponenten geht also wei- durcheinander gewirbelt wird, weil ein Dirigent plötzlich doch absagt oder eine arbeite ich schon an der Saison 2015/16, ter, abgesteckt durch einige Grundsät-


musik Bremer Philharmoniker

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Die Bremer Philharmoniker starten am 12./13. Oktober in die neue Saison

Doppelbuchung auftritt. „Dann geht alles von vorne los“, berichtet Baumann.

lich rund 70 Termine. Leerlauf kommt bei uns nicht auf.”

Dass es – bedingt durch die Ferientermine – unterschiedliche lange Spielzeiten gibt, macht seine Aufgabe nicht eben einfacher, die sich rein rechnerisch so darstellt: Rund 450 Termine für 84 feste Orchestermitglieder plus Solisten, Dirigenten und zusätzliche Musiker festklopfen. Denn viele Konzertprogramme sind – siehe Mahlers 6. – ohne Aushilfen überhaupt nicht zu schaffen. Ein gut gefülltes Adressbuch und exzellente Verbindungen helfen ihm dabei, derartige Aufgaben zu „wuppen“.

Für den Saisonauftakt am 12./13. Oktober unter dem Motto „Wien, Wien, nur Du allein!“ heißt das: Beethovens Klavierkonzert mit der Solistin Lise de la Salle gilt als problemlos, während die vorgesehenen Werke der Komponisten von Webern und von Zemlinsky als „schwierig“ eingestuft werden. Baumann: „Die sind knifflig, da brauchen wir mehr Luft.“ Im Gespräch mit dem jeweiligen Dirigenten, hier GMD Markus Poschner, werden die Probenabläufe deshalb minutiös festgelegt.

Und trotzdem kann noch quasi in letzter Sekunde etwas schief gehen, wenn ein Musiker krank wird oder ein Flug ausfällt. Ehrensache, dass Baumann dann auf kollegiale Unterstützung durch andere Orchester bauen kann.

Florian Baumann hat das alles vor Augen. Auch die Ruhezeiten zwischen Auftritten und Proben. „Der Körper eines Musikers benötigt diese Pausen zum Regenerieren“, weiß er. Bei den Blech- und Holzbläsern etwa müssen Lippen, Mund und Kiefer über Stunden muskuläre Höchstleistungen vollbringen; die Schulter- und Nackenpartie der Streicher wird ebenfalls extrem gefordert.

Baumann ist jedoch nicht allein für die Konzerttermine zuständig. Auch das Aufstellen der Dienstpläne fällt in seine Verantwortung, was ebenfalls voller Tücken steckt. Denn Wagners „Meistersinger“ erfordern die volle Orchesterstärke, Weills „Mahagonny“ dagegen kommt mit kleiner Besetzung aus. Was machen in der Zwischenzeit die nicht benötigten Kolleginnen und Kollegen? Baumann: „Neben Konzerten und Opern sind wir regelmäßig in Schulen unterwegs. Allein für die kommende Spielzeit stehen jetzt schon 31 Projekte für Kinder und Jugendliche fest. Zusammen mit den Proben sind das zusätz-

Was das bedeutet, umreißt er so: „Das ist ähnlich wie bei Leistungssportlern, nur mit dem Unterschied, dass beispielsweise ein Fußballspiel nach 90 Minuten beendet ist, Konzert oder Oper aber oftmals zweieinhalb bis drei Stunden dauern – und die Proben vorab ebenso.“ Ruhezeiten sind also unerlässlich. Baumann: „Man erwartet ja auch nicht von einem Marathonläufer, dass er die 42 Kilometer-Strecke erst morgens im Training läuft und abends dann im Wettkampf.”

Die Spielzeit 2014/2015 beginnt! Sonntag, 12. Oktober / 11 Uhr Montag, 13. Oktober / 20 Uhr 1. Philharmonisches Konzert WIEN, WIEN, NUR DU ALLEIN! Anton von Webern (1883-1945) Sechs Stücke op. 6 Ludwig van Beethoven (1770-1827) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58 Alexander von Zemlinsky (1871-1942) Die Seejungfrau (Urfassung) Lise de la Salle, Klavier Markus Poschner, Dirigent

Montag, 3. November / 20 Uhr Dienstag, 4. November / 20 Uhr 2. Philharmonisches Konzert VERBOTEN SCHÖNE VIOLINE Othmar Schoeck (1886-1957) Sommernacht op. 58 Max Bruch (1838-1920) Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 g-Moll op. 26 Antonin Dvorak (1841-1904) Symphonie Nr. 7 d-Moll op. 70 Isabelle van Keulen, Violine Mario Venzago, Dirigent Nähere Infos und Tickets unter www.bremerphilharmoniker.de


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MUSIK Konzerttipps

: Konzerttipps

Melancholie und Poesie

Sibelius und zweimal Grieg

(che) Auf den Fotos hat sie sich zurechtgemacht wie eine französische Chansonsängerin aus der existenzialistischen Phase des Genres, und tatsächlich hat Flip Grater ihr neues Album „Pigalle“ auch in Paris (und in den Pigalle-Studios) aufgenommen. Aber die Songschreiberin, die eigentlich Clare heißt, ist gebürtige Neuseeländerin. Schon in ihrer Heimat hat sie CDs veröffentlicht und bei ihren Reisen rund um die Welt Kochrezepte gesammelt, die sie in zwei Büchern veröffentlicht hat.

(ps) Zweimal im Jahr, jeweils im Frühjahr und Herbst, tritt die Sinfonietta AllerWeser mit einem Konzertprogramm an die Öffentlichkeit. Das Ensemble, 2007 zunächst als Kammerorchester gegründet, besteht aus rund 50 engagierten Musikerinnen und Musikern überwiegend aus der Region zwischen Verden, Hoya und Bremen. Das Orchester organisiert sich selbst, ist weder an eine Institution noch einen Verein gebunden und probt im Vorfeld der Konzerte an drei Wochenenden unter der Leitung des Stammdirigenten Karsten Dehning-Busse im Schwarmer Kulturzentrum „Robberts Huus“.

Mittlerweile lebt die Sängerin, Gitarristin und Pianistin in Frankreich, und dorthin passt sie mit ihren schwermütigen englischen Songs, die dennoch oft einen Touch von Chanson besitzen, genau hin. Flip Grater hat eine dunkle, geheimnisvolle Stimme, die ein wenig an die legendäre Nico erinnert, und ihre musikalischen Arrangements pendeln zwischen Wüstenrock à la Calexico und schrägen, rumpelig polternden, wie sie auch Tom Waits favorisiert. Dass Flip Grater kein Kind von übergroßer Fröhlichkeit ist, mögen schon Songtitel wie „Diggin’ for the devil“ belegen. In Bremen tritt sie mit ihrer französischen Band im Rahmen von „40 Jahre Sparkasse in Concert“ auf. 30. September, 20 Uhr, Moments Bremen

Für seinen nächsten Auftritt hat sich das Orchester die Mitwirkung von Martin Dehning (Violine) gesichert. Er gehört dem 1984 gegründeten Nomos-Quartett an, das im Juli sein 30-jähriges Bestehen mit einem „Fest der Kammermusik“ in Hannover gefeiert hat. Dehning, gebürtiger Bremer, ist seit 1997 Professor an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Beim Konzert der Sinfonietta Aller-Weser wird er mit dem Violinkonzert von Jean Sibelius zu hören sein. Weiter auf dem Programm: Die Peer Gynt-Suite Nr. 1 sowie die Symphonischen Tänze Op. 64 von Edvard Grieg. 12. Oktober, 16 Uhr, Schulzentrum Bruchhausen-Vilsen


musik Konzerttipps 33 foyer

Zu acht (UM) Noch Kammermusik oder schon Streichorchester? Nicht häufig gibt es die außergewöhnliche Gattung „Streichoktett“ zu hören. Und freilich nur wenige Komponisten haben sich dieser Gattung in einzelnen Werken gewidmet. Allerdings sind dies sehr lohnende Werke!

Frisch wie eh und je

(hip) Mittlerweile hat die Band sich den Namen endgültig verdient, denn „Colosseum“ muss nicht nur monumental, sondern auch alt sein. Und die Kernmitglieder der Gruppe spielen schließlich schon seit 1969 miteinander. Dazwischen mag es ein paar Jahrzehnte Pause gegeben haben, aber als der Bandgründer und Schlagzeuger Jon In Berlin haben sich 2006 acht renommier- Hiseman 1994 die Band für ein Reunite Streicher zusammengeschlossen, um on Concert zusammenholte, stellte sich genau dieses Repertoire zu Gehör zu brin- heraus, dass sie musikalisch immer noch gen. Auf Einladung der Philharmonischen erstaunlich fruchtbar war und ist. Ihr Gesellschaft ist das Berliner Streichoktett Rockjazz mag nicht mehr in Mode sein, er im 2. Philharmonischen Kammerkonzert hat aber soviel Substanz, dass „Colossenun in Bremen live zu hören. um“ auch heute noch erstaunlich frisch und abenteuerlustig improvisieren kann. Präsentieren wird es die drei prominentesten Werke der Gattung. Zunächst das Keyboarder Dave Greenslade, Bassist Mark Es-Dur Oktett des 16jährigen Felix MenClarke, Gitarrist Dave Clempson und der delssohn Bartholdy, der es keineswegs stimmgewaltige Bluessänger Chris Farlowe als Doppelquartett, sondern im „Style sind mindestens seit 1970 im Ensemble. Der eines symphonischen Orchesters gespielt“ ursprüngliche Bläser Dick Heckstall-Smith haben wollte. Weiterhin stehen auf dem starb 2004, danach spielte die mit Hiseman Programm das hochbedeutsame, meister- verheiratete Barbara Thompson das Saxohaft gearbeitete C-Dur Oktett von George phon. Als sie 2011 an Parkinson erkrankte, Enescu sowie das 1924 entstandene Präsah dies wie das Ende von „Colosseum“ aus, ludium und Scherzo für Streichoktett op. aber dank eines neuen Medikaments kann 11 von Dmitri Schostakowitsch, in denen sie wieder mit auf Tournee gehen, und so der damals 18 Jahre junge Komponist eine wird noch einmal das kolossale „Rope Ladbeeindruckende Visitenkarte seines sich der to the Moon“ erklingen. anbahnenden Kompositionsstils abgab. 8. November, Music Hall, Worpswede 15. Oktober, 20 Uhr, Glocke Bremen

Winter auf Mallorca (ps) Winter 1838/39: Frédéric Chopin verbringt gemeinsam mit George Sand und ihren Kindern gut drei Monate auf Mallorca. Trotz der widrigen Begleitumstände – das Wetter ist schlecht, ihr Quartier im Kloster Valldemossa feucht und kalt – entstehen in dieser Zeit viele seiner bekanntesten Kompositionen, etwa die Préludes op. 28 mit dem berühmten „RegentropfenPrélude“, die Polonaisen op. 40, die Mazurken op. 41 und das Scherzo No. 3 op. 39. Auch George Sand haderte mit dem Aufenthalt auf der Insel und insbesondere mit den als stur und rückständig empfundenen Bewohnern, die dem unverheirateten Paar sehr distanziert begegneten. Dagegen lobte sie die Landschaft in den höchsten Tönen. Ihre Eindrücke verarbeitete sie in dem Roman „Ein Winter auf Mallorca“, der den roten Faden des gleichnamigen Konzertabends mit dem mehrfach ausgezeichneten russischen Pianisten Vladimir Mogilevsky und der Sängerin Stefania Adomeit bildet. Dazu erscheinen die Orte und Landschaften, die als Inspiration zu den Werken dienten, auf einer Großleinwand. Im Zusammenwirken von Musik und Bildern entsteht ein poetischer, audiovisueller Gesamteindruck. 26. Dezember, 20 Uhr, Glocke Bremen


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ROLLENSPIEL

: Rollenspiel

(km) Die 39-jährige Kunsthistorikerin Julia Bulk aus Münster ist neue Geschäftsführerin der Wilhelm Wagenfeld Stiftung Bremen. Nach beruflichen Anfängen in Köln und Aachen hat die Kuratorin vor allem ihre Arbeit am Kunstmuseum Stuttgart geprägt. Mit Design setzte sich Bulk bereits in ihrer Doktorarbeit „Neue Orte der Utopie“ auseinander. Darin hat sie Wohn- und Weltverbesserungsideen von Künstlerkollektiven wie „Atelier van Lieshout“ in Rotterdam und „N 55“ aus Skandinavien untersucht. An Wagenfeld gefällt der Neu-Bremerin, dass er seine Produkte nicht im stillen Kämmerchen entwickelt hat, sondern im Team mit Technikern und Ingenieuren. Ihre Stelle tritt Julia Bulk in einer Umbruchsituation an. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft WFB wird das Haus 2015 verlassen. Was dann? Inhaltlich könne sie das Haus problemlos alleine bespielen, sagt Julia Bulk: „Wir sind in Bremen die Einzigen, die sich mit Industriekultur des 20. Jahrhunderts und aktuellen Designströmungen auseinandersetzen.“ Doch dazu müsste die Wilhelm Wagenfeld Stiftung zusätzliche Förderer und Sponsoren auftun.

(kh) Das Stadttheater Bremerhaven hat einen neuen GMD: Marc Niemann, der zuletzt 1. Kapellmeister am Staatstheater Cottbus war. Er wünscht sich eine intensive Kommunikation mit dem Publikum, führt ab jetzt im „Auftakt“ vor den Sinfoniekonzerten in die Werke des Abends ein und hat das Orchester als sichtbares Zeichen des Neubeginns umbenannt in Philharmonisches Orchester. Ein moderiertes Neujahrskonzert, intensive Weiterbildung der Musiker, ein Composer in Residence – Ideen, das musikalische Theaterereignis für die Zuhörer zu beleben, gibt es reichlich. So werden in einer neuen Reihe speziell für die jungen Zuhörer die Werke erklärt und die Solisten vorgestellt. Ziel ist, so Niemann, „dass junge Leute die Fähigkeit entwickeln, Musik zu verstehen.“ Sein Premieren-Konzert in Bremerhaven (6., 7. Oktober) hat er nach persönlichen Vorlieben zusammengestellt und Werke von Ravel, Berg, Webern und Mahler ausgewählt. Transparenz ist gewünscht, Theaterbesucher können künftig auf der neu eingerichteten Homepage aktuelle Informationen abrufen: www.philharmonisches-orchester-bremerhaven.de


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(MW) Er hält es mit Goethe („Nur die Lumpe sind bescheiden, Brave freuen sich der Tat“) und lobt seine Arbeit in vollen Zügen. So preist er seine CD-Box mit allen Leitmotiven als die „tiefschürfendste musikalisch-philosophische Arbeit“ zu Richard Wagners „Nibelungenring“. Recht hat er, der Mann! Stefan Mickisch schafft es nicht nur, am Flügel ein ganzes Orchester und Sänger zu ersetzen, sondern dabei klassische Musik mit trockenem Humor zu erklären. Das ist beste Unterhaltung auf herausragendem intellektuellen Niveau. Sieben Jahre nach seinem letzten Bremer Auftritt gastiert der Wagner-Experte und Klaviervirtuose nun am 27. September (19.30 Uhr) in einer Veranstaltung des Richard Wagner-Verbandes Bremen im Theater am Goetheplatz. Passend zur Spielzeiteröffnung wird er aus den „Meistersingern“ spielen und die Oper anhand von Text und Musik erklären. Seit 1998 (mit Pause im Strauss-Jahr 2014) spielt Stefan Mickisch in jedem Jahr rund 30 Einführungsvorträge im Umfeld der Bayreuther Festspiele. Sein Anspruch ist es, dass der Zuhörer Wagners Werke nicht mehr falsch verstehen kann – auch in Bremen?!

(ps) Die Mitglieder des Kunstvereins Bremen haben Bernd Schmielau zu ihrem neuen Vorsitzer gewählt. Der Rechtsanwalt und persönlich haftende Gesellschafter des stark in der Überseestadt engagierten Immobilienunternehmens H. Siedentopf (GmbH & Co. KG) trat die Nachfolge von Georg Abegg an. Der 1934 in Bremen geborene Unternehmer zog sich nach 20-jähriger Vorstandstätigkeit aus dem Ehrenamt zurück.

(UM) Von der kleinen Orgelmusik zur Marktzeit bis zu großanlegten Oratorien und musikalischen Events war es Werner Dittmann, der als Kirchenmusiker an der Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche dem Musik- und Kulturleben in Bremerhaven 34 Jahre lang ein prägendes Gesicht verliehen hat. Im Mai letzten Jahres verstarb er nach schwerer Krankheit.

Bernd Schmielau kündigte an, sich zunächst intensiv in sein neues Amt einarbeiten zu wollen. Neben dem 54-Jährigen gehören Hans-Christoph Erling (stellv. Vorsitzer), Ulrich Keller (Rechnungsführer), Nicole Lamotte (Schriftführerin) und Dr. Torsten Köhne (Beisitzer) dem neuen geschäftsführenden Vorstand an. Der 1823 gegründete Kunstverein ist privater Träger der Bremer Kunsthalle.

Schollmeyer, 1971 in Wittenberg geboren, legte A-Examen und künstlerische Reifeprüfung in Halle ab. Seit 2000 arbeitete er als Kantor und Organist an der St.-PaulusKirche in Buchholz. In Bremerhaven freut man sich, mit David Schollmeyer nicht nur einen neuen Kantor zu haben, sondern mit ihm auch einen exquisiten Improvisator und – Jazzpianisten!

Mit großem Engagement und Leidenschaft sprang Dittmanns ehemaliger Schüler Rui Während Abeggs Amtszeit entstanden die Ferreira in die Bresche und hielt neben seinem Kirchenmusikstudium kommissarumfangreichen Um- und Erweiterungsisch die Musik an der „Großen Kirche“ auf bauten in den Jahren 1996/1998 sowie 2009/2011. Zudem stieg die Mitgliederzahl hohem Niveau aufrecht. So konnte in aldes Vereins von rund 3.600 auf aktuell über ler Ruhe ein Nachfolger gefunden werden: Ab September nun wird David Schollmeyer 9.000 Mitglieder an. Damit ist der Kunstverein in Bremen deutschlandweit die mit für alle musikalischen Belange rund um die „Große Kirche“ verantwortlich sein. Abstand größte Institution dieser Art.


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MUSIK „Bremer Triumphlied“

Denkwürdiges Konzert: Erster Satz des „Triumphlieds“ von Johannes Brahms in der Urfassung gespielt

bremer schatz E

rhebende Momente in der Lübecker Musik- und Kongresshalle: 143 Jahre nach der Uraufführung im Bremer Dom erklang am 6. Juli 2014 der Kopfsatz des „Triumphlieds“ von Johannes Brahms erstmals wieder in seiner ursprünglichen Fassung. Michael Pitz-Grewenig hat das Konzert für foyer miterlebt.

künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, erfasste sofort die Bedeutung dieses Fundes. Einen würdigen Rahmen für die Wiederaufführung des monumentalen Werkes fand er im Eröffnungskonzert des diesjährigen Schleswig-Holstein Musik-Festivals, das im TV auf 3sat sowie von NDR-Kultur und der europäischen Sendeanstalt (EBU) im Radio übertragen wurde.

Der fachkundige Musikliebhaber weiß, dass Johannes Brahms oft in Bremen weilte und hier einige Werke zur Uraufführung Unnötig zu bemerken, dass mit dem NDRbrachte. Vieles ist im Archiv der altehrwür- Sinfonieorchester und dem Rundfunkchor digen Philharmonischen Gesellschaft doBerlin sowie dem NDR-Chor höchstes mukumentiert. Hier wurde vor zwei Jahren ein sikalisches Niveau garantiert war. Umso wahrer Schatz entdeckt: Die Partitur des mehr, da am Programm dieses Abends mit verschollen geglaubten, von Brahms später Klaus Florian Vogt, Michael Nagy, Yorck erheblich veränderten „Tri- „Die schlanker wirkende Bremer Fassung des umphlieds“, ersten Satzes behält dagegen ihren eigenen Reiz ...“ das Musikwissenschaftler der Universität Bremen aus Felix Speer und Dantes Dewiak auch hochzunächst nur einigen wenigen alten Noten- karätige Solisten mitwirkten. blättern rekonstruierten (siehe foyer 103). Zur klanglichen Wirkung der UrsprungsDer Chefdirigent des NDR-Sinfonieorches- fassung schreibt der Bremer Musikwissenters, Thomas Hengelbrock, hiesigen Muschaftler Prof. Dr. Ulrich Tadday im Prosikfreunden sicherlich noch bekannt als grammheft: „Die schlanker wirkende

Bremer Fassung des ersten Satzes behält dagegen ihren eigenen Reiz, der jenseits eines überhöhten Pathos zu suchen ist und der Rezeption des vaterlandsreligiösen ,Triumphlieds’ insgesamt wohl gut tun wird. Schließlich hatte Brahms den ersten Satz nicht nur zum ,Heil und Preis’ Bismarcks und zur Gründung des Deutschen Reiches komponiert, sondern auch für den feierlichen Abschluss eines Konzertes, das dem ,Andenken an die im Kampfe gefallenen’ – womit nicht nur deutsche, sondern auch französische Soldaten gemeint waren – gewidmet war.“ Der Reiz der Bremer Fassung des „Triumphlieds“ besteht ferner auch in dem Bewusstsein, ein vergessenes Stück (Musik-)Geschichte nach über 140 Jahren sich wieder vergegenwärtigen zu können. Man konnte miterleben, wie es ursprünglich geklungen haben mag und vielleicht verstehen, was Brahms meinte, als er Ende Februar 1871 bekannte, dieser erste Satz des „Triumphlieds“ sei eine seiner „politischen Betrachtungen“ über dieses Jahr. Also von „Hurra-Patriotismus“ keine Rede. Eine Denkweise, die im Jahre 2014 sicherlich noch immer hochaktuell ist.


MUSIK Musikfreunde Oldenburg

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von bach bIs lIgetI Verein der Musikfreunde holt erneut Pianisten der Extraklasse nach Oldenburg Text: Michael Pitz-Grewenig

Tamara Stefanovich

Igor Levit

Auch für die Spielzeit 2014/15 wurde ein exzellentes Programm zusammengestellt. Vier international renommierte Pianistinnen und Pianisten konnten für die Reihe „Große Pianisten im Kleinen Haus“ im Oldenburgischen Staatstheater verpflichtet werden. Alle sind mittlerweile in den großen Konzertsälen der Welt etabliert, und sie im intimen Rahmen des Oldenburger Theaters zu hören, verspricht einen besonderen Genuss zu angenehmen Eintrittspreisen.

Francesco Libetta, von der Presse als Pianist, der „der schneller spielt als sein Schatten“ bezeichnet, wird am 8. Februar Werke Beethoven bis Villa-Lobos interpretieren. Den Abschluss der Reihe markiert Tamara Stefanovich am 24. Mai mit dem vielleicht

09.11.–07.12.2014 Kloster Malgarten (49565 Bramsche)

Der russische Ausnahmepianist Igor Levit eröffnet am 2. November die Reihe. Über ihn schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Dieser junge Mann hat nicht nur das Zeug, einer der großen Pianisten dieses Jahrhunderts zu werden. Er ist es schon!” In Oldenburg wird er mit einem Programm auftreten, das Werke von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Sergej Rachmaninow, aber auch den bei uns fast unbekannten schottischen Komponisten Ronald Stevenson umfasst. Über Radu Lupu, der am 14. Dezember auftreten wird, braucht man eigentlich kein Wort mehr zu verlieren. Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms sind angekündigt.

interessantesten Programm von Bach bis Liszt. Und bei den Interpretationen einiger Stücke aus den Etudes-Tableaux op. 33 von Sergej Rachmaninow sowie der Auswahl aus den Études pour Piano von György Ligeti dürfte es richtig spannend werden. www.musikfreunde-oldenburg.de

www.123years.de

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ie Stadt Oldenburg verfügt über ein interessantes und vielfältiges kulturelles Angebot. Das ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass der Verein „Musikfreunde Oldenburg“ seit über 30 Jahren das Musikleben der Stadt bereichert.

konzerte: 09.11. „Die Feenkönigin“ für Kinder ab 6 Jahren 09.11. Elbipolis Barockorchester 15.11. Jacob Shaw (Cello, GB) 16.11. Voces8 (GB) 22.11. „The English Songbook“ (Liederabend) 30.11. „All in a Garden Green“ – Le Tendre Amour (ES) 07.12. Christmas Carols – Tenebrae (GB) workshops: 15.–16.11. Masterclass für Vokalensembles mit Voces8 28.–30.11. „Let’s dance!“ – Tanzworkshop zu John Playford danke!


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Glocke Glocke

Manu Katché, Foto Gildas Boclé

Jacob Karlzon, Foto: Steven Haberland

Elīna Garanča, Foto: Paul Schirnhofer

Mit Eleganz und Energie

Weltstar auf Bremer Bühne

Manu Katché Quartet & Jakob Karlzon 3

Glocke-Debüt von Elīna Garanča

(hip) Studiomusiker bleiben meistens im Hintergrund. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Schlagzeuger Manu Katché, der in den 1980er Jahren von Peter Gabriel entdeckt wurde und bei dessen Welthits „Sledgehammer und „In Your Eyes“ auf die Trommeln schlug. Danach avancierte der 1958 geborene Franzose zum wohl gefragtesten europäischen Begleitmusiker. Er war bei den frühen und besten Soloaufnahmen von Sting dabei und arbeitete mit Joni Mitchell, Dire Straits, Tears for Fears und Jeff Beck.

und energischen Spielweise am Schlagzeug immer den Kraftpol der Musik bildet.

(MW) „Jede CD von mir ist ein Spiegel meines emotionalen, psychologischen und seelischen Zustands“, bekennt die lettiInzwischen arbeitet er mit einem ungesche Mezzosopranistin Elīna Garanča. Sie wöhnlich instrumentierten Quartett, denn ist eine der besten und begehrtesten Sända der britische Pianist Jim Watson bei ihm gerinnen weltweit und gibt mit dem Proauf der elektrischen Orgel auch die Bassgramm ihrer neuen CD in der Reihe linien spielt, kann er auf einen Bassisten „GLOCKE Vokal“ ihr Bremen-Debüt. verzichten. Stattdessen hat er mit dem Saxophonisten Tore Brunborg und dem Trom„Meditation“ nennt sich das Hochglanzpeter Luca Aquino zwei Bläser in seiner produkt, das von ihrem Label als „musikaFormation, denen er viel Freiraum für Imlische Tiefenentspannung“ beworben wird provisationen über seine oft erstaunlich und sicherlich die Klassik-Charts stürmen melodischen und rhythmisch filigranen wird. Wer Elīna Garančas Karriere verKompositionen gewährt. Mittlerweile kann Nach mehreren Hundert Studioeinspiefolgt hat, wird an die CD und das Bremer man seine angenehm luftige, organische lungen wurde er zuerst als Jurymitglied Konzert hohe Erwartungen stellen, wohlswingende Musik schon nach den ersten bei einer französischen Casting-Show eiwissend, dass die Sängerin nicht nur gepaar Takten erkennen. ner größeren Öffentlichkeit bekannt. Dann wissenhaft agiert, sondern ihren ungemoderierte er vier Jahre lang die MusikDaneben tritt in diesem Doppelkonzert der wöhnlich warm und dunkel timbrierten sendung „One Shot Not“ auf Arte, die aus schwedische Pianist und Komponist Jacob Mezzosopran auch in geistlichen Stücken Jam-Sessions von Musikern verschiedens- Karizon mit seinem Trio auf. Karlzon hat vorzüglich zur Geltung bringen wird. ter Couleur bestand, bei denen er selber re- unter anderem viele Jahre die Sängeringelmäßig mitspielte. nen Viktoria Tolstoy und Norma Winstone Durch ihr sympathisches und bodenstänbegleitet und ist stilistisch extrem vielsei- diges, aber manchmal auch glamouröNoch überraschender wirkte es, als er be- tig. So ließ er sich bei seinem ersten Soloses Auftreten und natürlich durch ihre Gegann, Einspielungen für das Label ECM album von Maurice Ravel inspirieren. Mit sangskunst hat sich Elīna Garanča an die zu machen. Zuerst komponierte und inSpitze der Opernbranche gesungen. Jetzt, dem Bassisten Hans Andersson und dem terpretierte er klassischen, modernen Jazz Schlagzeuger Robert Ikiz vermischt er da- nach einer zweifachen Babypause und allmit ECM-Stammspielern wie Jan Garbarek gegen gerne die Stilformen und spricht von mählich mit Blick auf die 40, möchte die oder Thomas Stanko. Von Album zu Album „improvisierter Instrumentalmusik“, wenn Sängerin Dankbarkeit ausdrücken für all fand er einen eigenen, moderneren Ton, das Positive, das ihr in ihrem Leben widerer abenteuerlustig Jazz mit Heavy-Metalbei dem er sich nie in den Vordergrund fahren ist: „Ich bin soweit, dass ich auch klängen und Pop-Rhythmen mixt. spielt, doch mit seiner zugleich eleganten mit sakraler Musik etwas zu sagen habe“, 17. Oktober, 20 Uhr, Glocke


GLOCKE Glocke

glocKe

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Weitere Veranstaltungen in der Glocke Sa 20.09.2014 | 20 Uhr | Großer Saal »25 Jahre Musikfest Bremen – Finale« Mahler Chamber Orchestra Renaud Capuçon, Violine Daniele Gatti, Dirigent Werke von F. Mendelssohn Bartholdy

Estrella Morente, Foto: Bernardo Doral

Neue Königin des Flamenco Estrella Morente mit ihrem Ensemble erzählt sie in einer Video-Dokumentation zu ihrer CD. Gleichwohl wird sich das Programm der CD „Meditation“ (Erscheinungsdatum: 12. September) von dem des Bremer Konzerts leicht unterscheiden, denn ohne einen Chor lassen sich gewisse Stücke nicht singen. Stattdessen erhöht sich in der Glocke der Opernanteil, wobei die ausgewählten Arien durchaus zum Thema der CD passen. Zumindest im weiteren Sinne kann man Santuzzas „Voi lo sapete, o mamma“ aus Mascagnis „Cavalleria rusticana“ oder Leonoras „Pace, pace, mio Dio!“ aus Verdis „La forza del destino“ als Gebetssituationen bezeichnen, in denen aufgewühlte Menschen zugleich verinnerlicht und expressiv ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Aber auch Klassiker wie das „Ave Maria“ stehen auf dem Programm. Wie bei vielen ihrer Konzerte bringt Elīna Garan a ihren Ehemann Karel Mark Chichon als Dirigenten mit, was nicht nur zu familiären Vorteilen während der Tour durch Deutschland und Österreich führt. Sie agiert vielmehr neben einem Orchesterleiter, der die künstlerischen Vorstellungen und die Stimme der Solistin wie kein Zweiter kennt und damit das Potenzial besitzt, die bewährten Kräfte des renommierten Brno Philharmonic Orchestra ideal zu führen. 25. Oktober, 20 Uhr, Glocke

(che) Erinnern Sie sich noch an „Volver“, den wundervoll tragikomischen Film von Pedro Almodovar, in dem Penélope Cruz den uralten Carlos-Gardel-Tango „Volver“ in einer Flamenco-Version sang? Scheinbar sang. Die Stimme nämlich, die das schwermütige Lied tatsächlich interpretierte, gehörte Estrella Morente. Die damals blutjunge Flamenco-Sängerin stand da noch am Beginn ihrer Karriere, inzwischen aber ist sie ein ganz großer Star. Estrella Morente ist der Flamenco-Gesang sozusagen in die Wiege gelegt worden, denn schon ihr Vater Enrique Morente, der vor vier Jahren verstarb, war ein berühmter Flamenco-Interpret und geachteter Komponist des Genres. Estrella trat schon als kleines Kind mit dem Papa auf. Mit 21 Jahren sang sie ihr erstes eigenes Album ein, das sich an klassischem Flamenco orientierte, aber auch vorsichtig Neuerungen zuließ. Dieser Tendenz ist Estrella Morente auch auf ihrem im vorigen Jahr veröffentlichten Album „Autorretrato“ treu geblieben. Welche Wertschätzung die Sängerin genießt, lässt sich an der Tatsache ablesen, dass der in diesem Jahr verstorbene Paco de Lucia ebenso darauf mitwirkt wie Tomatito oder Pat Metheny. In Bremen tritt Estrella Morente mit einem sechsköpfigen Ensemble auf. 6. November, 20 Uhr, Glocke

So 12.10.2014 | 10.45 Uhr | Kleiner Saal GLOCKE Ohrwurm für Familien: »Die Seejungfrau« Musikalische Konzerteinführung zum Mitmachen zum Werk von Alexander von Zemlinsky (Mindestalter 8 Jahre) So 12.10.2014 | 11 Uhr | Großer Saal Mo 13.10.2014 | 20 Uhr | Großer Saal 1. Philharmonisches Konzert – »Wien, Wien, nur du allein!« Bremer Philharmoniker Lise de la Salle, Klavier Markus Poschner, Dirigent Werke von A. von Webern, L. van Beethoven und A. von Zemlinsky Sa 18.10.2014 | 9.30 Uhr GLOCKE Kindertag: »An die Orgel, fertig, Bach!« mit dem Glocke-Team Mo 27. bis Mi 29.10.2014 | 9-15 Uhr GLOCKE Herbstferienprogramm: »Schattenspiel: Hänsel und Gretel« nach Engelbert Humperdinck für Kinder von 6-12 Jahren So 02.11.2014 | 20 Uhr | Großer Saal GLOCKE Sonderkonzert: Internationales Jugendsinfonieorchester Bremen 2014 Santiago Medina Gutiérrez, Viola Martin Lentz, Dirigent Werke von E. Rautavaara, W. Walton und D. Schostakowitsch Sa 15.11.2014 | 15 Uhr | Kleiner Saal GLOCKE Lesung mit Musik: »Das tapfere Schneiderlein – Sieben auf einen Streich« duo pianoworte So 16.11.2014 | 10.45 Uhr | Kleiner Saal GLOCKE Ohrwurm für Familien: »Durch Nacht zum Licht« Musikalische Konzerteinführung zum Mitmachen zu Johannes Brahms‘ Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 (Mindestalter 8 Jahre)


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KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Sinfoniekonzerte

Saison 2014/2015: Hochkarätige Gäste bei den Sinfoniekonzerten Wilhelmshaven

l’arte del mondo

gala Der stars B

esucherrückgang gestoppt, junges Publikum gewonnen, Freundeskreis gegründet. Die Arbeit der Musikfest Bremen GmbH, die von der Stadt Wilhelmshaven mit der Programmgestaltung der Sinfoniekonzerte in der Stadthalle Wilhelmshaven beauftragt worden ist, trägt Früchte. Gute Gründe also, die Kooperation fortzusetzen und gemeinsam in die nunmehr sechste Spielzeit zu gehen. Der Auftakt wurde am 15. September mit einer Barockoper gemacht und damit die programmatische Ausrichtung der Reihe um eine neue attraktive Facette bereichert: Das Musikfest Bremen gastierte mit einer konzertanten Aufführung der HändelOper „Alcina“, gespielt von der in Ravenna ansässigen Accademia Bizantina, geleitet von Ottavio Dantone unter Mitwirkung der renommierten Sängerinnen Roberta Invernizzi, Sonia Prina und Delphine Galou. Musikfest-Intendant Prof. Thomas Albert hatte die Weichen für dieses exzellente Konzert gestellt, mit dem sich der Wilhelmshavener Kulturverantwortliche Dr. Jens Graul in seiner Bilanz der Spielzeit 2013/14 bestätigt sah: „Die hohen künstlerischen Erwartungen an die angereisten renommierten Orchester und Solisten sind

angesichts der durchgehend qualitativ mitreißenden Darbietungen in Erfüllung gegangen. Damit haben Prof. Albert und sein Team einmal mehr bei ihrer Auswahl der Künstler und Programme eine glückliche Hand bewiesen.“ Unter dem Strich – so Dr. Jens Graul – sei damit die Reputation der Sinfoniekonzerte in der Stadt und der Region gestärkt worden. Zudem sei es sehr erfreulich, dass sich mit dem künstlerischen Erfolg auch eine Stabilisierung der Besucherzahlen eingestellt habe.

zertgesellschaft Wilhelmshaven e.V. erfolgreich verschrieben. Ihr Engagement – so Thomas Albert – könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, „ist doch gerade die persönliche Ansprache im eigenen Umfeld meist die wirkungsvollste und überzeugendste Werbung.“

Die lobenswerte Unterstützung der Sparkasse Wilhelmshaven, die als Sponsor auch für die aktuelle Spielzeit gewonnen werden konnte, bilde das wirtschaftliche Fundament für die positive Entwicklung der Sinfoniekonzerte. Albert: „Dank ihres Engagements und der Unterstützung weiterer Auch Prof. Albert blickt zufrieden auf die privater Partner ist es überhaupt erst mögbisherige Arbeit über fünf Spielzeiten zulich, ein so hochwertiges Programm zurück. „Hochkarätige Besetzungen mit gro- sammenzustellen und den Stellenwert der ßen Stars haben den hohen Stellenwert der Konzertreihe als zentrales kulturelles AusKonzertreihe für das kulturelle Leben der hängeschild der Stadt mit AlleinstellungsStadt unterstrichen. Zudem konnten wir merkmal zu stärken.“ junges Publikum für Konzertbesuche gewinnen und ihnen dadurch die Inspiration Eine Entwicklung, die man gern begleite, und Motivation zu liefern, sich in der Zuerklärt Rolf Brandstrup, Vorstandsvorsitkunft vielleicht noch eingehender mit klas- zender der Sparkasse Wilhelmshaven. „Die sischer Musik auseinanderzusetzen.“ hohe künstlerische Qualität der Konzertreihe und die kontinuierliche Arbeit von Prof. Dem Ziel, diesen Ruf noch weiter zu stärAlbert und seinem Team, die Reputation ken und potentielle neue Abonnenten anund Anziehungskraft der Sinfoniekonzerte zuwerben, haben sich die Mitglieder der weiter zu stärken, haben uns vollends überbereits vor drei Jahren gegründeten Konzeugt, unsere Unterstützung fortzusetzen.“


KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Sinfoniekonzerte

Daniel Müller-Schott

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Frank Peter Zimmermann

Auf einen Blick: Die nächsten Konzerte

Vor diesem Hintergrund sei es – so Prof. Das neue Jahr beginnt mit dem britischen Albert – erneut möglich geworden, ein atStar-Tenor Ian Bostridge, der – begleitet traktives Programm mit herausragenden von der NDR-Radiophilharmonie mit seiEnsembles und Solisten zusammenzustel- nem Chefdirigenten Andrew Manze – Arilen. Dazu gehört en und Songs von Händel, PurEin attraktives Programm cell und Britten singen wird. fraglos das Orchester l’arte del mit herausragenden Zudem steht Bruckners 6. Sinmondo mit seiEnsembles und Solisten. fonie auf dem Programm (9. nem Leiter Werner Januar 2015). Die Polnische Ehrhardt. Es wird am 24. Oktober Mozarts Kammerphilharmonie Sopot und ihr LeiSinfonie Nr. 29 A-Dur sowie das Cellokon- ter Wojciech Rajski haben für ihren Auftritt zert Nr. 1 C-Dur von Haydn interpretieren. in der Stadthalle Wilhelmshaven am 27. JaFür das Cellokonzert A-Dur von Carl Phinuar 2015 neben Mozarts „Prager Sinfolipp Emanuel Bach konnte Daniel Müller- nie“ auch Werke von Mieczysław Karłowicz Schott als Solist gewonnen werden. und Frédéric Chopin vorgesehen. Dessen Konzertrondo „Krakowiak“ wird der PiaDie Bremer Philharmoniker und ihr Gene- nist Alexander Krichel spielen, ausgezeichralmusikdirektor Markus Poschner spielen net mit dem ECHO Klassik 2013 als „Nacham 18. November neben der Brahms-Sinwuchskünstler des Jahres“. fonie Nr. 1 c-Moll auch das Violinkonzert von Sibelius mit dem deutschen AusnahAm 30. März 2015 stehen sogar zwei Flümegeiger Frank Peter Zimmermann. Dagel auf der Bühne, wenn sich mit Katia und nach steht als passende Einstimmung auf Marielle Labèque das wohl bekannteste die Adventszeit eine Reise durch das itaKlavierduo der Welt die Ehre gibt, u.a. mit lienisches Repertoire von Corelli über ViStrawinskys „Sacre du printemps“. Zum valdi und Rossini bis Respighi auf dem Saisonabschluss am 8. Mai 2015 kehrt der Programm: Am 30. November werden das aus Wilhelmshaven stammende Dirigent Franz Liszt Kammerorchester und der ge- Thomas Hengelbrock in seine Heimatfeierte ungarische Trompeter Gábor Boldo- stadt zurück. Er wird an der Spitze „seines“ czki erwartet. NDR-Sinfonieorchesters Smetanas „Mein Vaterland“ dirigieren.

Freitag, 24. Oktober 2014: Orchester l’arte del mondo; Daniel Müller-Schott, Violoncello; Werner Ehrhardt, Dirigent Dienstag, 18. November 2014: Bremer Philharmoniker; Frank Peter Zimmermann, Violine; Markus Poschner, Dirigent Sonntag, 30. November 2014: Franz Liszt Kammerorchester; Gábor Boldoczki, Leitung und Trompete Freitag, 9. Januar 2015: NDR Radiophilharmonie; Ian Bostridge, Tenor; Andrew Manze, Dirigent Dienstag, 27. Januar 2015: Polnische Kammerphilharmonie Sopot; Alexander Krichel, Klavier; Wojciech Rajski, Dirigent Montag, 30. März 2015: Solistenkonzert: Katia und Marielle Labèque, Klavier Freitag, 8. Mai 2015: NDR Sinfonieorchester; Thomas Hengelbrock, Dirigent Stadthalle Wilhelmshaven, jeweils 20 Uhr Die Saisonbroschüre liegt im ServiceCenter des Stadttheaters Wilhelmshaven aus. Termine, Besetzungen und Programme unter www.sinfoniekonzerte-wilhelmshaven.de


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KUNST Kunstpreis der Böttcherstraße

Bestandaufnahme aktuellen Schaffens im Wettbewerb um den Kunstpreis der Böttcherstraße Text: Stephan Cartier

Susanne Kriemann: in girum imus nocte et consumimur igni, 2014 Installationsansicht Kunsthalle Bremen, Foto: Marcus Meyer / © Susanne Kriemann

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Parcours Der Kunst

ie Mutter macht sich Sorgen um ihren Sohn. Siebtreichster Mann der Welt war er einmal – nun ist er bankrott. Eine Insel hat er ihr geschenkt, vielleicht wäre ihr ein ehrliches Wort von ihm lieber gewesen. Das Leben der Dame, die Sven Johne in seinem Film „Jutta“ begleitet, spielt sich zwischen gewählter Fiktion und gewünschter Realität ab. Dies ist der Spagat, den Kunst stets vollführt, und in der Kunsthalle Bremen sind gleich zehn dieser geistesathletischen Übungen zu sehen.

gang Tillmanns oder Tino Sehgal zu den Preisträgern. Bis zum 5. Oktober können sich Besucher in der Kunsthalle selbst ein Bild von der Qualität des 2014er Jahrgangs machen. So lange haben neben Sven Johne auch Nina Beier, Dirk Bell, Natalie Czech, Loretta Fahrenholz, Max Friesinger, Susanne Kriemann, Riccardo Paratore, Pamela Rosenkranz und Markus Schinwald die Chance, mit ihren Arbeiten zu überzeugen.

während Beier im vorletzten Saal drei Statuen aus der Sammlung der Kunsthalle auf Teppichstapel und Geldscheine bettet. Beide Künstlerinnen nutzen den Ausbruch der Dinge aus ihrem vertrauten Kontext als Aufforderung, einen neuen Blick auf die Gegenstände zu wagen.

Die Groß-Installationen Dirk Bells und Natalie Czechs, die jeweils aus einer Fülle von Elementen bestehen, lassen sich dagegen nur in ihrem komplexen Zusammenhang entschlüsseln. Besonders Bell spielt in seinem Raum mit Accessoires der Bemerkenswert ist zunächst, was beim Die Schau zum Kunstpreis der BöttcherUtopie- und Esoterik-Branche und erfindet diesjährigen Böttcherstraßen-Preis nicht straße ist wie immer mehr als nur die zu sehen ist, nämlich klassische „Flachwa- ein dreidimensionales Weltbild-Puzzle. zufällige Zusammenstellung eines WettSein „Merkaba-Stern“, der im Zentrum re“, sprich Malerei, auch Videoinstallatibewerberfeldes um eine der wichtigsten des Raumes ruht und aus 36 Neonröhren, onen sind nicht vertreten. Die aufwändig Auszeichnungen in Deutschland. Es wird Plexiglasscheiben und weiteren Utensilien gestaltete Fiktion dominiert, so wie bei einmal mehr deutlich, dass dieser Kunstbesteht, wirkt wie ein Altarobjekt, auf das Sven Johnes „Jutta“ und dem düsteren preis aus Bremen mit seiner Ausrichtung ganz automatisch eine Bestandsaufnahme „Ditch Plains“ von Loretta Fahrenholz, das sich alles bezieht. Motive apokalyptischer Horrorfilme adapder Möglichkeiten von Gegenwartskunst tiert. Beide Filmarbeiten spielen nicht nur Dieser Gravitationspunkt fehlt Susanne ist. Auch im 60. Jahr seines Bestehens. mit der Macht der Bilder, sondern auch mit Kriemanns Installation „in girum imus der Kunst traditioneller Erzählung. Um ihr nocte et consumimur igni“ aus Fotografien, Zehn Kuratoren nominieren je einen jünKupferplatten, elektronischem Reader und geren Künstler aus dem deutschsprachigen zu folgen, brauchen die Besucher sowohl vielen anderen Komponenten. Sie steht in am Anfang wie am Ende der Ausstellung Raum, dessen bisherige Arbeiten das Verder Tradition der dokumentarischen Kunst, einige Zeit; der Parcours der Kunst, den sprechen auf ungewöhnliche Sichtweisen abgeben. Seit 1985 findet der Wettbewerb – Eva Hausdorf als Kuratorin vorgibt, besitzt die das Ergebnis der Recherche zu einem besonderen Metall, dem Gadolinium, als trotz des Taufnamens „Böttcherstraße“ – in eben seine Symmetrie. Symbol einer durchtechnisierten Welt ausder Kunsthalle Bremen statt und wird vom breitet. Die Arbeiten im Zentrum der AusStifterkreis des Trägervereins ausgerichtet. So wie die beiden Stationen zum Aufstellung wie Natalie Czechs Gedichte, die takt und Finale in ihrem cineastischen sich wie Intarsien in Texten anderer AutoGenre korrespondieren, sind auch die 30.000 Euro als Preisgeld sowie der Anren finden lassen, oder Riccardo Paratores Installationen aus Alltagsgegenständen kauf eines Werkes durch den Stifterkreis Objekte aus dem Betrieb eines Flughafens und Artefakten von Pamela Rosenkranz erwarten denjenigen, dessen Werk von sowie die Holz- und Buchobjekte Markus einer internationalen Jury aus fünf Muse- und Nina Beier durch ihre Platzierung Schinwalds bilden die Symmetrieachse, hinweg in Beziehung zueinander gesetzt. umsleitern ausgewählt wird. Eine spätere entlang derer sich die Genres spiegeln. Rosenkranz hat als zweite Station sieben große Karriere ist nicht ausgeschlossen, Turnschuhpaare im Raum arrangiert, immerhin gehören Ólafur Elíasson, Wolf-


KUNST Kunstpreis der Böttcherstraße

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Nina Beier. Installationsansicht Kunsthalle Bremen, Foto: Marcus Meyer / © Nina Beier

Augenfälliges Zentrum dieser Schau bleibt Max Friesingers Installation „History does not repeat itself, but it rhymes, die auf knapp 16 Quadratmeter an der Wand 750 Postkarten und Kunstmagnete kombiniert. Foyer_Harms_4_2014_190x130 25.08.14 13:02 Die Postkarten zeigen berühmte Bilder, auf

Abro Barbara Schwarzer Basler Bogner Boss Orange Blonde No. 8 Caliban Cambio Cinque Closed Gabrini Hemisphere Hugo Jan Mayen Mabrun Milestone Marc Cain Nice Connection Peuterey Please Reptile’s House 7 for all mankind Strenesse St. Emile Tagliatore van Laack Windsor 0039 Italy Zaubermasche

die Friesinger Kühlschrank- und Souvenirmagnete gesetzt hat, die das Motiv ergänzen und gleichzeitig verfremden. So tritt die Kunstgeschichte mit sich selbst in Kontakt, nicht als reine Erinnerung, sondern Seite 1 als großes Gedicht, das Kunst recycelt.

Bis zum 21. September können noch Wetten gehandelt werden, welcher dieser Versuche eines ästhetischen Neustarts den Preis der Böttcherstraße 2014 erhalten wird. Alles andere entscheidet dann die Jury.

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KUNST Best of HfK-Design 2014

24. Oktober bis 30. Dezember: „Best of HfK-Design 2014“ inszeniert im Wagenfeld Haus junges Design Text: Sabine Komm

eInfach W „ex_It“

er sind die Studierenden an der Hochschule für Künste (HfK) in Bremen? Was denken sie und was liefern sie am Schluss ihres Studiums ab? Wie wollen sie die Gesellschaft verändern? Antworten gibt vom 24. Oktober bis 30. Dezember die Sonderausstellung „Best of HfK-Design 2014“.

Das Stifterpaar will mit diesem neuen Preis Kreativität und Engagement der Nachwuchsdesigner anerkennen und fördern. Bremen und die Region sollen sich auf diese Weise als Standort junger, guter und neuer Ideen profilieren, heißt es. Den Preisträger unter den mehr als 70 bei „Best of HfK-Design 2014“ eingereichten Arbeiten ermittelt eine Jury. Die setzt sich vor HfK-Professoren und Dozenten kennen die allem aus externen Experten zusammen, ehrgeizigen Design-Studierenden. Leute betont Rahe, der das Projekt „Best of HfK“ außerhalb der Szene haben von diesen vor vier Jahren ins Leben gerufen hat und Nachwuchstalenten meist noch nie gehört. es seitdem zusammen mit Roland LambDeswegen zeigen Hochschule für Künste rette, HfK-Professor für temporäre Archiund WFB Wirtschaftsförderung Bremen tektur, betreut. jetzt erneut die Abschlussarbeiten der Bachelor-, Master- und Diplomstudenten. Nicht nur der von privater Seite gestifteUnd zwar im Wilhelm Wagenfeld Haus, das te Designpreis, auch das AusstellungskonKai Stührenberg von der WFB als „Schauzept ist neu. „Es ist das erste Mal, dass wir fenster in der Innenstadt“ bezeichnet. so offensiv kommunizieren, dass es in Bremen zwei unterschiedliche Studiengänge Vieles ist neu an dieser vierten Hochschulgibt“, betont Roland Kerstein, HfK-ProfesAusstellung. Gleich zu Beginn von „Best sor für Digitale Medien. of HfK-Design 2014“ wird erstmals ein Design-Preis verliehen. Die Petra und Dieter Der Studiengang Digitale Medien konzenFrese Stiftung lobt ab sofort ein jährliches triert sich auf Interaktionen zwischen MenPreisgeld in Höhe von schen und der digitalen Welt und bedient 10.000 Euro aus. „Das „Das ist eine sich dabei neuester Computerwissenschafist eine fantastische fantastische ten. In dem Studiengang Integriertes DeSache“, sagt Detlef sign werden die Disziplinen Typografie, Sache“ Rahe, HfK-Professor visuelle Gestaltung, Web-Design und Fofür dreidimensionales Design. Es handetografie, Produktgestaltung und Industle sich um einen der höchst dotierten Hoch- riedesign, Mode und Illustration bewusst schulpreise überhaupt: „Natürlich ist das überwunden. Ziele sind hier interdiszipliein Motivationskick für die Studierenden.“ näre Ergebnisse und kreative ProblemlöWer so was im Lebenslauf aufweisen kann, sungen. Beide Studiengänge spielen jetzt hat beste Chancen. im Wilhelm Wagenfeld Haus eine Rolle.


KUNST Best of HfK-Design 2014

Im Vorfeld war es deshalb nicht ganz einfach, dieses weite Feld zu betiteln. Die am Ausstellungsprojekt beteiligten Studierenden haben intensiv um einen treffenden Namen für diese Überblicksausstellung gerungen. Vorschläge wie „Frischfang“, „Showroom 14“ und „HfK Visionen“ wurden diskutiert und wieder verworfen. Jetzt heißt die Ausstellung schlicht „Ex_it“. „Ex“ – damit ist nach Angaben von Student Lars Grochla der Ausgangspunkt der Studierenden gemeint. „It“ ist ein Synonym für das Ergebnis. Und der Strich zwischen „Ex“ und „it“ steht für den Prozess.

perimentelle Mode, die nicht unbedingt tragbar ist, dafür aber die Beziehung von Körper, Gesellschaft und Kunst auslotet. Und Systemdesign, das beispielsweise untersucht, wie sich die Beschäftigten einer Behindertenwerkstatt von den eng formulierten Aufträgen befreien und ihre Produkte selbst mitgestalten können. Themen im Bereich Digitales Design sind die Chancen und Risiken der weltweiten digitalen Vernetzung, die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit von Produktionsprozessen, die Nutzerfreundlichkeit neuer Produkte, die Weiterentwicklung von digitalen und analogen Kommunikationsprozessen sowie Mobilität.

Die Arbeiten sind nicht während irgendeines HfK-Kurses entstanden, sondern in Eigeninitiative. Monate lang hatten sich Zu sehen sind computergestützte Arbeidie Studierenden Gedanken zu dem Theten und Geräte wie die elektronische Versima und der gesellschaftlion eines Brettspiels, das chen Bedeutung ihres Bei- Die Arbeiten sind sehr mit wenigen Gesten zu trags gemacht. „Klar, dass bedienen ist. Es geht um unterschiedlich. sie sich mit ihren Entwürfen die Steuerung von Anlaund Projekten identifizieren“, sagt Grochla. gen, um Apps, die unterschiedlichste User Diese Arbeiten seien der Ausgang, Exit, aus mit-einander verbinden und virtuelle Komdem Studium und der Eingang ins spätere munikation ermöglichen. Der Bereich InterBerufsleben. Es ist der Zeitpunkt, an dem faces eröffnet neue Spielräume. sich junge Designer auf dem Markt platzieren und mit dem, was sie an der HfK BreDie Inszenierung dieser Arbeiten in den men gelernt haben, Geld verdienen und Er- Räumen im Wilhelm Wagenfeld Haus dreht folg haben wollen. sich um das Wort „ex“. Besonders interessant ist der Raum „Ex_plain“: Hier treffen Die Arbeiten sind sehr unterschiedlich. Besucher auf junge Designer. Die StudieFilme und Videos sind dabei, Produkte renden erklären ihre Arbeiten und den Weg für eine neue Form der Küche mit Rückdorthin. besinnung aufs gemeinsame Kochen, ex-

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Solche Brücken zwischen den Studierenden und ihren Designarbeiten sind bei „Best of HfK-Design 2014“ von zentraler Bedeutung. „Die Idee war, dass die Aussteller pitchmäßig in Kurz-Vorträgen ihre Designprojekte vorstellen“, erklärt Student Grochla. Vorbild und Kooperationspartner ist der Verein „Klub Dialog“, der seit drei Jahren Bremer Kultur- und Kreativwirtschaft mit solchen Begegnungen und Präsentationen vernetzt. Im Wilhelm Wagenfeld Haus gibt es viele solcher „ex“-Räume. „Ex_press_it“ signalisiert, dass es um den ästhetischen Ausdruck, um Installationen, Musik und Erlebnis geht. „Ex_cite_it“ heißt der Filmraum. „Ex_pand_it“ stellt neue Produkte wie Obstschalen und Stühle aus Recyclingmaterialien und einen Auf bewahrungsbehälter für Kronkorken vor. „Ex_tract_it“ ist der Ort für Dokumentation, Analyse, social design. „Best of HfK-Design 2014“ macht deutlich, wie wichtig kreative Köpfe für unsere Zukunft sind. Die jungen Designer kommen aus vielen Ländern und hatten sich schon bei ihrer Bewerbung an der HfK gegen eine große Zahl von Konkurrenten durchgesetzt. Jetzt wollen viele von ihnen bleiben und in Wirtschaftsunternehmen oder ihrem eigenen Designbüro durchstarten – für Bremen eine große Chance.


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KUNST Übersee-Museum

Sonderausstellung im Bremer Übersee-Museum über „China unter Mao“ Text: Berit Böhme

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ao Tse-tung (1893-1976) war einer der größten Schlächter des 20. Jahrhunderts. Für viele ist der chinesische Diktator dennoch eine Kultfigur und ein Revolutionär. Das Bremer Übersee-Museum zeichnet mit der Ausstellung „China unter Mao“ vom 11. Oktober bis 5. April 2015 ein differenziertes Bild vom Alltag zwischen Kaisertum und Kulturrevolution.

Sammlung. So bekommen die Besucher ein Gefühl für das Ende der Kaiserzeit.“ Verdeutlicht werden beispielsweise der „hierarchische Aufbau der Gesellschaft“ und die Unterschiede zwischen Stadt- und Landleben. Zu den Schätzen aus eigenen Beständen gehört ein sechs Meter langer Trauer- und Hochzeitszug. Die Besucher werden auch mit dem Chaos jener Jahre, den blutigen Aufständen und dem Bestreben der Westmächte konfrontiert, sich ein Teil Chinas einzuverleiben.

Die Sinologin Dr. Renate Noda, die seit 2010 das Sachgebiet Asien im Überseemuseum leitet, hat die Ausstellung konzipiert Bei der Darstellung des „Roten Chinas“ und schlägt auf 800 Quadratmetern den und der Ära Maos sind Objekte aus der Bogen vom „Weg hin zu Mao“ bis in die Ge- „Sammlung Helmut Opletal“ des Weltgenwart. museums Wien zu „Es wird „Wir zeigen Großobjekte aus dieser Zeit, sehen. Opletal war viel mit Glanzlichter aus unserer Sammlung.“ Korrespondent in Bildern China und sammelgearbeitet, der Text ist generell ganz kurz“, te Alltagsgegenstände aus der Kulturrevokündigt sie an. „Die Abbildungen stammen lution. „Von seinen 2000 Objekten zeigen teilweise aus dem historischen Bildarchiv wir in Bremen 850.“ Inszeniert werden der des Übersee-Museums.“ Wer tiefer ins Mythos von Yannan, die Staatsgründung Thema einsteigen möchte, kann das an und der Personenkult rund um Mao. den Hörstationen tun. Dort laufen unter anderem Interviews mit Zeitzeugen, die Wer die Symbolik auf den Devotionalien Noda in China aufgezeichnet hat. entschlüsseln möchte, kann dies mit Hilfe eines an der Kasse ausgegebenen HandDie Ausstellung setzt im späten 19. Jahrbüchleins tun. „Die Sonne steht beispielshundert an. „Wir zeigen Großobjekte weise für Mao“, erklärt Renate Noda. In der aus dieser Zeit, Glanzlichter aus unserer Propaganda fänden sich „religiöse Aspek-

te. Es gab Bildnisse von Mao auf Altären in jedem Haus.“ Plakate propagieren den Modellsoldaten, die Gleichheit aller, den neuen Menschen, die Modellkommunen und die Industrialisierung. Auch der Rezeption Maos in Bremen ist ein eigener Teil gewidmet. Der Abschnitt „Von der Utopie in den Terror“ zeigt das Grauen und „die Zerstörung der Kultur“ durch das Rote Regime. Mao habe „die größte Hungersnot der Weltgeschichte verursacht.“ Schätzungen gehen von bis zu 40 Millionen Toten aus. „Dabei hatte Mao bei der Staatsgründung versichert: ‚Es wird nie wieder ein Chinese hungern.‘ Mao wollte die Not selber nicht wahrhaben.“ Er habe sogar noch Getreide ins Ausland exportieren lassen. Hautnah erlebbar wird im letzten Part der Alltag der Chinesen zur Mao-Zeit und der „Mao-Retrokult“ der Neunzigerjahre. „Die Haltung der Chinesen heutzutage ist ambivalent“, sagt Noda. In China gebe es mittlerweile „Ansätze von Vergangenheitsbewältigung. Rotgardisten entschuldigen sich.“ Das Rahmenprogramm reicht von einer Filmreihe im Kino 46 über Podiumsdiskussionen bis hin zu Führungen mit Zeitzeugen. www.uebersee-museum.de


KUNST Museum Weserburg

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auf gutem weg

Enge Kooperation zwischen Kunstverein und Weserburg eröffnet vielfältige Perspektiven Text: Peter Schulz

K

ostensenkung durch Kooperation – der Bremer Kunstverein und das Neue Museum Weserburg haben ihre Bereitschaft zur engen personellen und organisatorischen Zusammenarbeit bekundet. Die Entscheidung, ob die alte Weserburg saniert und verkleinert werden oder ein Neubau entstehen soll, wird auf der Basis einer Prüfung der Rahmenbedingungen im Dezember fallen.

fallen die betriebswirtschaftlichen Einsparungen aus. Damit wollen wir gerade einen Ort für die Gegenwartskunst mit eigenem Profil erhalten.“

eigenständigen Betrieb einer „Neuen Weserburg“ sowie ein Haus unter Einbeziehung räumlicher Kapazitäten der Kunsthalle. In diesem Prozess werden auch die Anforderungen des Studienzentrums für Künstlerpublikation als Teil der Weserburg sowie der Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK) berücksichtigt.

Auch der Senator für Kultur, Bürgermeister Jens Böhrnsen, zeigte sich erleichtert über die Vereinbarung: „Das im November 2013 formulierte Ziel rückt näher: Die Weserburg als eigenständige Institution „Angesichts der finanziellen Möglichzur Präsentation von Gegenwartskunst keiten müssen wir jetzt prüfen, wie viel Die „Gemeinsame Absichtserklärung“ zu sichern.“ Man sei gemeinsam geforWeserburg künftig quantitativ machbar vom 8. Juli, unterzeichnet von Georg dert, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und qualitativ erforderlich ist“, analysiert Abegg, zu diesem Zeitpunkt noch Vorsitzer „nach klugen Lösungen zu suchen, die das Klaus Sondergeld die Situation. „Entweder des Bremer Kunstvereins, und Dr. Klaus wertvolle Anliegen der Weserburg, Gegen- im vorhandenen Gebäude. Oder in einem Sondergeld, Vorsitzender des Stiftungswartskunst in unserer Stadt erfahrbar zu Neubau. Beides hat Vor- und Nachteile.“ rats der Weserburg, sieht einerseits die machen, dauerhaft sichern können.“ Nutzung von Synergieeffekten etwa beim Dass letztgenannte Variante für die InsAufsichtspersonal oder in den Werkstätten Die Kosten für eine Sanierung der alten titution Weserburg als Bestandteil einer vor. Andererseits ebnet sie den Weg für die Weserburg werden gegenwärtig von Immo- „Kulturmeile Am Wall“, aber auch für die Prüfung der denkbaren Varianten Saniebilien Bremen ermittelt. Parallel dazu hat Strahlkraft des kulturellen Oberzentrums rung des Weserburg-Gebäudes auf dem Michael Frenz, Bremen attraktiv Teerhof oder Neubau in den Wallanlagen Präsident der „Beides hat Vor- und Nachteile.“ wäre, steht für den (siehe foyer 105). Bremer ArchitekMarketing-Fachmann tenkammer, die von der Weserburg initiund hauptamtlichen Geschäftsführer „Ohne die Vereinbarung mit der Kunsthal- ierte Machbarkeitsstudie für einen Neubau der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) le hätte es keinen Sinn gemacht, sich über in unmittelbarer Nähe der Kunsthalle auf außer Frage. „Es würden sich ganz neue einen eventuellen Neubau weiter Gedanden Weg gebracht. Möglichkeiten eröffnen, von denen beide ken zu machen“, erklärte Klaus Sondergeld Häuser – die Weserburg ebenso wie die gegenüber foyer. Fest stehe bereits jetzt: Diese Expertise soll zwei Varianten Kunsthalle und letztlich auch das Kultur„Je dichter Weserburg und Kunsthalle berücksichtigen: ein Gebäude mit ausreiund Städtereiseziel Bremen – profitieren räumlich aneinanderrücken, desto größer chenden Kapazitäten für einen komplett könnten.“


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KUNST Oldenburger Landesmuseum

Grafische Sammlung voller Überraschungen: Oldenburger Landesmuseum zeigt Querschnitt aus 9000 Blättern Text: Katrin Zempel-Bley Karl Schmidt-Rottluff, Bildnis eines Mannes, 1922, VG Bild-Kunst, Bonn 2014a

verborgene KostbarKeIten S

eit einigen Jahren widmet sich das Oldenburger Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte intensiv der Erschließung und Erforschung seiner Bestände. Fast zwei Jahre hatte die Kunsthistorikerin Anna Heckötter Zeit, die Grafische Sammlung zu sichten, wobei sie wahre Schätze entdeckte. 100 der rund 9000 Arbeiten auf Papier zeigt das Haus vom 12. Oktober bis zum 18. Januar 2015 im Oldenburger Schloss.

derte. „Von Rembrandt bis Richter“ heißt die Ausstellung, und der Titel bildet die kunsthistorische Klammer.

rialien handelt es sich keinesfalls nur um kleine Blätter. In der Ausstellung sind alle Formate vertreten – von der Miniatur bis extrem groß. Gezeigt werden Bleistift-, Buntstift- und Federzeichnungen sowie Holzschnitte, schlicht und enorm farbig.

Rembrandt, Meister der Radierkunst, ist mit dem Werk „Die kleine Flucht nach Ägypten“ von 1633 vertreten, in dessen Besitz das Museum rein zufällig kam. Es han- Angesichts der Tatsache, dass der Oldendelt sich um ein Geschenk eines Oldenbur- burger Großherzog Friedrich August 1918 ger Pastors. „Schweizer Alpen“ von 1969 nach seiner Abdankung seine Kunstsammheißt eine Arbeit lungen von Gerhard Rich- Gezeigt werden Bleistift-, Buntstift- und zugesproGrafische Sammlungen führen häufig ter, die das MuFederzeichnungen sowie Holzschnitte, chen beein stiefmütterliches Dasein. Das hängt seum 1985 bei kam, schlicht und enorm farbig. mit den konservatorischen Anforderuneiner Auktion erstand der gen zusammen, aber auch mit chroniwarb. Dazu geselGrünscher Personalnot. Mit Hilfe der finanziel- len sich die Oldenburger Hofkünstler des dungsdirektor Walter Müller-Wulckow len Unterstützung der niedersächsischen späten 18. und 19. Jahrhunderts, darun1920 vor einer großen Aufgabe. Auch wenn Landesregierung konnte Museumsdirektor ter der Hofmaler Johann Heinrich Wilhelm die heutige grafische Sammlung, die er Prof. Dr. Rainer Stamm nun den Bestand Tischbein, Brücke-Maler wie Erich Heckel, seinerzeit auf bauen musste, durchaus seines Hauses durchforsten lassen. Ernst-Ludwig Kirchner oder Karl Schmidt- noch Lücken aufweist, so kann sie sich Rottluff sowie der Maler Preußens, Adolf dennoch sehen lassen. Ab sofort sind alle Kuratorin Heckötter spricht von enormen von Menzel, der wiederum auf Emil Nolde, Blätter in einem Datenbanksystem regisWerten, die bislang im Museum verborgen Otto Müller, Ernst Barlach, Otto Dix, Max triert und können künftig gezielt eingewaren und jetzt erstmals zu sehen sind. Sie Pechstein oder Franz Radziwill trifft. setzt werden. wirft mit ihrer Bildauswahl einen interessanten, aber auch faszinierenden Blick auf Bei den lichtempfindlichen 100 Arbeiten die Kunstgeschichte der letzten Jahrhunauf teilweise extrem fragilen Trägermate-


KUNST Worpsweder Museen

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PlaKatIve eInblIcKe

Ausstellung „Input/ Output“ zeigt Höhepunkte aus über 30 Worpsweder Stipendiatenjahren Text: Berit Böhme

B

is 2009 war Worpswede eine Stipendiatenstätte von internationalem Rang. Mehr als 400 Künstler aus allen Kontinenten lebten und arbeiteten für einige Monate im Schatten des Weyerbergs. Die Ausstellung „Input/ Output“, die vom 28. September bis zum 25. Januar 2015 im Barkenhoff, Haus im Schluh sowie in der Kunsthalle zu sehen ist, stellt 14 von ihnen vor. „Die Präsentation zeigt, dass dieses Stipendiaten-Programm exemplarisch und wegweisend war“, sagt Matthias Jäger, Geschäftsführer des Museumsverbundes. Dennoch zog die niedersächsische Landesregierung die Fördermittel ab und konzentriert sie seit 2010 auf Braunschweig und Lüneburg. „Als wir die Liste der Stipendiaten durchgegangen sind, gab es viele AhaErlebnisse“, sagt Katharina Groth. Gemeinsam mit Jost Winschnewski kuratiert sie die Ausstellung. Sie gebe „einen schönen Überblick über die Stipendiaten und was hinter den Ateliertüren passiert ist“, so Groth. Die Konzeption sei bewusst „etwas plakativer“, um das Publikum für die zeitgenössische Kunst zu begeistern. „Es gibt sehr viel visuell Reizvolles zu sehen.“

die Finalisten des Paula Modersohn-Becker Kunstpreises. Ab 30. November zeigt das Haus unter dem Motto „Input/ Output II“ zudem Werke von Künstlern, die nach ihrem Gastaufenthalt in Worpswede heimisch geworden sind. www.worpswede-museen.de

nur zehn vorstellungen!

Die Meistersinger von nürnberg

Malerei wird nicht unter den Positionen sein. Dafür Skulpturen, Videos, Zeichnungen und Installationen. Neben in Worpswede entstandenen Arbeiten ist Raum für das „aktuelle Werk“ der aus acht Nationen stammenden Teilnehmer. Im Ende September erscheinenden Katalog reflektieren die Künstler „in Texten und Interviews“ ihre Zeit in Worpswede. Santu Mofokeng beispielsweise reiste in den Neunzigern dank des Stipendiums erstmals nach Deutschland. „Er ist in Südafrika einer der wichtigsten Fotografen“, meint Katharina Groth. Mofokeng setzte sich unter anderem mit den Spuren des Nationalsozialismus auseinander. „Mit Orten, denen man ansieht oder nicht ansieht, ob da was passiert ist“, sagt Groth. In der Schau sind auch die mittlerweile verstorbenen Fluxuskünstler Emmett Williams und Terry Fox (beide USA) vertreten. Die jüngere Generation der Installationskunst repräsentieren Nina Canell (Schweden) und Daniel Knorr (Rumänien) Parallel zu „Input/Output“ präsentiert die Große Kunstschau

von richard Wagner Musikalische leitung: Markus Poschner regie: Benedikt von Peter Premiere 21. September 2014, theater am goetheplatz Weitere v vorstellungen: 26. und 28. september; 3., 5. und 26. oktober; 9. und 23. november; 21. Dezember; 18. Januar


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KUNST Ausstellungen

: Kunstwerke Text: Sabine Komm

Kunsträtsel Bis zum 23. November 2014 zeigt die Kunsthalle Bremen die Ausstellung „Den Teufel im Leib“ und gewährt damit einen Einblick in den bedeutenden, aber bisher kaum erforschten Bestand italienischer Renaissancegrafik im KupferstichkabiKupferstichkabi nett. Gemälde, Zeichnungen und SkulpSkulp turen von berühmten Künstlern wie RafRaf fael, Michelangelo und Tintoretto dienten als Vorlagen der gezeigten Blätter, die sich alle durch mitreißende Affekt- und BeweBewe gungsdarstellungen auszeichnen. Mit Beobachtungsgabe und technischem Geschick hauchten die Grafiker ihren Figuren Leben ein. Einerseits strebten sie nach würdevollen Haltungen und gemägemä Schrott der Popkultur ßigter Emotionalität, andererseits steigersteiger ten sie die Affekte und Körperbewegungen Jason Rhoades (1965-2006) liebte Exzesins Fantastische und erfüllten ihr PubliPubli se. Seine gigantischen Skulpturen sind kum mit freudigem Entsetzen. das wilde, bisweilen ordinäre Spiegelbild von Träumen und Albträumen der US-GeDie Ausstellung vereint insgesamt 49 Exponate von 29 Künstlern aus Hochrenais- sellschaft. Die Wanderausstellung „Jason Rhoades. Four Roads“ ist die erste umfassance, Manierismus und einsetzendem Barock. Gezeigt werden Kupferstiche, Ra- sende Werkschau nach seinem Tod. Einzidierungen und Chiaroscuro-Holzschnitte. ge Europa-Station ist Bremen.

Bilder Überlebender

„Displaced Persons: Überlebende des Holocaust 1938-1951“ erzählt von der Verschleppung dieser Menschen und ihrem Neuanfang in Übersee. Mehr als acht Millionen KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene haben unter Hitler ihre Heimat verlassen müssen und trotzdem das nationalsozialistische Terrorsystem überlebt. Bis 1951 wurden sie als „disFrage: Wie heißt die Frau, die auf dem „Die Arbeiten sind in zehn Containern und placed Persons“ (vertriebene Personen) Kupferstich „Ixion umarmt die Wolke“ 50 Kisten angekommen“, sagt Kunsthalbezeichnet. (um 1550) von Jacopo Caraglio zu sehen len-Direktor Christoph Grunenberg, der ist? – Ein Hinweis auf die Lösung des RätRhoades persönlich kannte. Die gigantiAls nach Kriegsende Schiffe mit diesen sels sowie weitere Informationen über die sche Installation „The Creation Myth“ von „displaced Persons“ in New York eintrefAusstellung befinden sich auf dem Blog 1998 passt gerade mal in die Große Galefen, fotografiert Clemens Kalischer, selbst www.kunsthalle-bremen.de/blog rie der Kunsthalle. Eine Materialschlacht Jude und ehemaliger Zwangsarbeiter, die aus Neonröhren, polierten Gerüststangen müden und nervösen Gesichter. Er fragt Antworten bitte bis zum 15. Oktober 2014 und dem Schrott der Popkultur, inklusive nicht nach ihrer Herkunft. Seine Aufnahan foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte Modelleisenbahn und einer Maschine, die men zeigen namenlose Menschen. 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch Rauchringe in den Raum wirft. online möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Das Deutsche Auswandererhaus inszeniert Grunenberg: „Humorvoll, inspirierend diese Fotos und – an Leuchttischen – die Zu gewinnen sind 5 x 2 Eintrittskarten für und obszön untersucht Rhoades hier den Hintergründe der Verschleppung seit 1938. die Kunsthalle Bremen. Schöpfungsmythos.“ Seine LieblingstheEine Biografie-Wand, sogenannte DP-Idenmen sind die Ideale der US-Gesellschaft titätskarten und familiäre SchnappschüsDie richtige Antwort des Kunsträtsels aus vom Pionier bis zum Geschäftsmann. Und se beleuchten Lebensgeschichten von PoAusgabe 105 lautet: Above – Between – die Garage als Ursprungsort für Bands und len, Rumänen, Tschechen, Litauern und Below. Geschäftsimperien wie Microsoft. Zu Leb- Deutschen. Darunter Esther Bauer, die das zeiten hat der Künstler seine Installationen Ghetto Theresienstadt überlebte, und die Gewonnen haben: bei jeder Station verändert, heute sind sie Belgierin Elza Neirynck, die als ZwangsarThomas Claasen, Oldenburg Annnette Knevelkamp, Bremen Ikonen dieses großen Impulsgebers. beiterin deportiert wurde. Christa Horlitz, Göttingen Bis 4. Januar 2015. Kunsthalle Bremen Bis 30. November. Deutsches AuswandeSiegfried Roselius, Bremen rerhaus Bremerhaven Ursel Schwantje, Huntlosen


Kunst Ausstellungen 51 foyer

Moderne Mobiles

Umweltaktivist

In der Kunsthalle Wilhelmshaven dreht sich was, angetrieben vom Luftzug oder den Besuchern. Gegenwartskünstler reagieren spielerisch, ironisch, theatralisch auf den US-Bildhauer Alexander Calder (1898-1976). Kunsthallen-Direktorin Viola Weigel hatte die Idee zur Gruppenausstellung „Antworten auf Calder: Mobiles in der Gegenwartskunst.“ Niemand vor ihr habe so etwas in Europa gemacht, betont sie.

Früh richtet sich der Bremer Franz Radziwill (1895-1983) ein Atelier in einem Dangaster Fischerhaus ein. Dünen und Meer faszinieren ihn. Radziwills Frühwerk zeigt eine harmonische Verbindung von Natur und Mensch.

Später kritisiert der Künstler eine zunehmende Zerstörung. Die Eingriffe in das Ökosystem empören den Umweltaktivisten, der sich seit den 50er Jahren für den Naturschutz am Jadebusen einsetzt. Mit Mit dabei: Der niederländische Komponist Skepsis beobachtet er, wie der WirtschaftsWilliam Engelen (*1964). Sein kopfloses Fi- aufschwung immer neue Touristen und gurenballett aus Jeans und Hasendraht be- Wohnwagen an seine Küste spült. wegt sich auf einer imaginären Bühne zu verfremdeten Klängen eines Volkstanzes. Die Ausstellung „Die Halbinsel der Seligen Die Stahlarbeiten der New Yorkerin Beth – Franz Radziwill in der Natur“ im DanCampbell (*1971) sind filigran und hochgaster Künstlerhaus zeigt 25 späte Bilder sensibel. Jeppe Hein (*1974) aus Kopenha- und Zeichnungen im Stil des realistischen gen hat seine Mobile-Serie während eines Symbolismus. Das Gemälde „Die Halbinsel Studienaufenthalts in Calders Frankreich- der Seligen in 20. Jahrhundert“ vereint GalAtelier entwickelt gen und Zivilisationsschrott. „Amor und Psyche sind nicht tot“ konfrontiert DünenGereon Krebber (*1973), Professor in Düs- landschaft und Hochhäuser. „Eierschalen seldorf, beschwert Schweinefüße mit Bron- in der Landschaft, doch Vögel kaum“ zeigt zegewichten – eine animalisch-groteske vor grauen Bäumen nicht Vogeleier, sonInszenierung. Und Martin Boyce (*1967) dern ausgelöffelte Frühstückseier. Radziaus Glasgow hat die berühmten Bertoia wills Überzeugung: „Eine gute Landschaft Diamond-Sessel fragmentiert und neu zu- zu erhalten ist genauso wichtig wie gute sammengesetzt – auch das eine eigenwilli- Bilder zu malen.“ ge Calder-Hommage. Bis 11. Januar 2015. Franz Radziwill Haus, Bis 23. November. Kunsthalle WilhelmsDangast. Katalog haven. Katalog

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LITERATUR Plankton / Der Distelfink

literatur Text: Inge Zenker-Baltes

Erinnerungskristalle

„Ein Glücksfall“

Walter Kempowskis Monumentalwerk „Plankton“

Donna Tartts atemberaubender Roman „Der Distelfink“

Eine „Welt der Erzählpartikel“ hat Walter Kempowski mit seinem posthum herausgebrachten Werk „Plankton“ geschaffen. Die Sammlung unzähliger Antworten auf Fragen nach Erinnerungen jeglicher Art und alle Lebensbereiche betreffend, die er in fast fünfzig Jahren jedem stellte, der ihm „vor die Flinte kam“, also Nachbarn, Freunden, Mitarbeitern, Zufallsbekanntschaften im Zug, im Hotel oder auf der Straße – er nannte das „Plankton fischen“ – bot ihm den „Schlamm“, aus dem sich, wie er sagte, seine beiden anderen gigantischen Werke „Echolot“ und „Deutsche Chronik“ erhoben.

Zehn Jahre hat sich Donna Tartt für ihren neuen Roman, wie auch schon für die beiden ersten Werke, Zeit gelassen und mit allen drei dickleibigen Büchern den Sprung auf die Bestsellerlisten geschafft. In Deutschland landete „Der Distelfink“ zusätzlich auf der SWF-Bestenliste, die Presse schwärmt vom „Meisterwerk“, gar „Wunder der Literatur“. „Ein Glücksfall, eine Rarität“ meint Kollege Stephen King, ein Lob, das der Autorin viel bedeutet, wie sie in einem Interview gesteht. Donna Tartt ist eine eigenwillige, äußerst belesene Perfektionistin, meidet den Presserummel und gibt nur selten Interviews.

Die ungeheure Menge unkommentierter, häufig unref lektiert und ungeschönt wirkender, in beliebiger Folge abgedruckter Äußerungen der Befragten sind eine höchst eigentümliche Lektüre, entwickeln beim Blättern und auch Sich-Festlesen ihre seltsame Dynamik. Damit werden sie dem besessenen Sammler gerecht, ein – so Herausgeberin Simone Neteler – nicht gerade unkomplizierter Mensch, der zeitlebens den Volksschullehrer nicht verleugnen konnte. Walter Kempowski: Plankton. Ein kollektives Gedächtnis. Knaus, 831 S., 49,99 Euro

Ihr jüngster Romanheld Theo Decker blickt mit Mitte Zwanzig bereits auf ein turbulentes Leben zurück, dessen Dramatik ihren Anfang mit der Bombenexplosion während eines Museumsbesuchs nimmt. Der 13-jährige verliert dabei seine Mutter, gelangt jedoch in den Besitz des kostbaren Gemäldes „Der Distelfink“, Titelgeber des faszinierenden Epos, das zugleich Krimi, Abenteurer-, Bildungs-, Familien- und Liebesroman ist. Donna Tartt: Der Distelfink. Übersetzung: Rainer Schmidt und Christian Lutze. Goldmann, 1022 S., 24,99 Euro.


literatur Auf ein Mord / Das goldene Ei

Niveauvoll-fesselnder Donna-Leon-Krimi

Krimifreunde und Globetrotter in Bremen und umzu kennen sie seit Jahrzehnten: Marita und Jürgen Alberts. Denn dort kann man ihre authentischen Reiseberichte und schwarzhumorigen Krimis nicht nur lesen, man kann das eingespielte Autoren- und Ehepaar auch live erleben. Ihren meist kulinarisch aufgepeppten Leseabenden beizuwohnen ist ein Vergnügen, das nicht selten in amüsiertes Gelächter oder auch jähes Erschrecken mündet. Und am Ende hilft ein Glas Wein, den Adrenalinspiegel wieder zu normalisieren.

Donna Leon, Dauerplatzhalterin auf deutschen Bestsellerlisten und dem Fernsehen mit seinen Verfilmungen ihrer Krimis und deren Ausstrahlung zur besten Sendezeit verbunden, bleibt dem nun im 22. Band praktizierten ebenso einfachen wie genialen Erfolgsrezept treu: Das immer gleiche Stammpersonal gehört schon fast zur Familie, ein unverwechselbares Lokalkolorit suggeriert einen Kurztrip nach Venedig. Dem fügt die Autorin sozialkritische Aspekte des italienischen Gemeinwesens sowie eine Prise gruppendynamischen Techtelmechtels hinzu und installiert mitten Des Duos neuestes Buch „Auf ein Mord“ ist hinein einen sorgsam ausgesponnenen ein unterhaltsames „must“ für jeden UrKriminalfall. laubskoffer, wird man doch in 25 originellen, präzise recherchierten Geschichten Ein vermeintlich taubstummer junger voller spritziger Einfälle und uriger Dialo- Mann wird tot aufgefunden. Die Obdukge an ferne oder auch vertraute Reisezietion legt Suizid nahe, doch Commissario le entführt und dort Zeuge bizarrer Mord- Brunetti stößt auf verstörende Ungereimtanschläge. Denn das mobile Paar platziert heiten. Mehr aus Neugierde beginnt er zu seine fein austarierten Plots in die von den ermitteln und muss beim Aufdecken des Beiden bereisten Länder oder deutschFamiliengeheimnisses einer der reichssprachigen Gegenden und unterläuft dabei ten Sippen Venedigs erkennen, welch’ unstets listig die Erwartungshaltung des Le- menschliche Verbrechen hinter der Kulissers, was diesem neben wohligem Gruseln se zur Schau getragener Frömmigkeit und doch ungeteilten Genuss bereitet. Wohlanständigkeit begangen werden. Marita & Jürgen Alberts: Auf ein Mord. Donna Leon: Das goldene Ei. KBV, 256 S., 9,50 Euro. Übersetzung: Werner Schmitz. Diogenes, 313 S., 22,90 Euro.

Foyer 60x126:Layout 1

53°8’N 8°13’0

Nicola Stäglich, Triangle, Öl/Acryl auf Leinwand, 2013

Neugieriger Brunetti

Neues von Marita und Jürgen Alberts

13.08.2014

W W W. O L D E N B U R G . D E

Nicola Stäglich Wulf Kirschner

CROSS OVER Malerei Objekte Skulpturen

Wulf Kirschner, Giani, Relief, Stahl, 2009

Für den Urlaubskoffer

53 foyer

14.9. – 9.11.2014 Stadtmuseum Oldenburg

STADTMUSEUM OLDENBURG

STA DT OL DE N BU RG i.O.

13:51


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LITERATUR Buch und Musik / NordMord

literatur

Buch und Musik

NordMord

Der Großmeister

Krimis aus der Region

Opernfreunde der mittleren und älteren Generation müssen sich nicht Nachlässigkeit vorwerfen, wenn sie von Giacomo Meyerbeer kaum mehr als den Namen und die Titel einiger seiner Hauptwerke kennen. Denn der Komponist war schon aus der Zeit gefallen, als die braunen „Juroren“ einen rigorosen Bann über diesen und viele andere jüdische Künstler verhängten. Und nach dem Untergang des „Tausendjährigen Reiches“ waren die Theaterleute erst einmal mit dem Aufbau ihrer beschädigten Häuser beschäftigt.

einer Gesellschaft, in die integriert zu werden Meyer Beer (so der ursprüngliche Familienname) wie überhaupt zahlreiche begüterte jüdische Familienclans sehnsüchtig wünschten: Als einen Höhepunkt notierte der schon Hochberühmte in seinem Tagebuch den Stolz, als er bei einer Festlichkeit in die Loge des preußischen Königs gerufen wurde.

Aber da war Giacomo Meyerbeer den Lockungen erlegen, sein kreatives, höhepunktreiches Leben in Paris wenigstens zeitweise in seine Heimatstadt Berlin zu Aber jetzt kann man das Versäumte dank verlegen. Der Titel „Preußischer Generalder Biografie „Giacomo Meyerbeer. Der musikdirektor“ brachte allerdings eine Meister der Grand Opéra“ von Sabine Hen- Menge zusätzliche Aufgaben mit sich: ze-Döhring und Sieghart Döhring glatt Kompositionen zu Festlichkeiten und Diriausbügeln. Denn den beiden belesenen gate bei Aufführungen der Hofoper. und unentwegt forschenden Hochschulprofessoren glückte auf über 200 eng beEin eigenes Kapitel des Buches ist der Bedruckten Seiten ein fesselndes, eigenwilziehung Meyerbeer-Richard Wagner gelig geprägtes Charakterbild des ungemein widmet. Bekannt waren bislang vorwiefleißigen Komponisten und dessen von gend Wagners Hasstiraden, doch nun Ruhm begleiteten Schaffen. Beglaubigt werden hier Briefe zitiert, die der junwerden die Darstellungen stets durch Zita- ge, ehrgeizige „Tannhäuser“-Komponist te aus Tagebüchern, Briefen und Aussagen an das „große Vorbild“ devot und schmeivon Zeitgenossen. chelnd gerichtet hat: Ein paar Kratzer mehr im Charakterbild Wagners. Die minutiösen Inhaltsbeschreibungen von Simon Neubauer Libretto und Musik der Hauptwerke „Robert der Teufel“, „Die Hugenotten“, „Die Prophe- Sabine Henze-Döhring, Sieghart Döhring: ten“ und „Die Afrikanerin“, hier weit über Giacomo Meyerbeer. Der Meister der übliche „Opernführer“ hinaus führend, Grand Opéra. Verlag C.H. Beck, München. bleiben eingebunden in die Schilderung 272 Seiten, 21,95 Euro

Bedrückend eng ist es in Martinsfehn, einem Dorf unweit von Leer, in dem kaum gelacht, dafür umso mehr gehasst und gelogen wird. Etwa durch eine unerfahrene Polizistin, die im Dienst den 16-jährigen Mädchenschwarm Rouven erschießt und die Tat als Notwehrsituation zu vertuschen sucht. Doch die Leute im Dorf glauben ihr nicht so recht, zumal die Ermittlungen der Kripo eher nachlässig verlaufen. Misstrauen kommt auf, die Polizei gerät ins Zwielicht. Und plötzlich findet man die junge Beamtin tot auf, martialisch von Pfeilen durchbohrt. Barbara Wendelken, vom regionalen Leda-Verlag zu Piper gewechselt, erzählt das durchaus geschickt, schlägt dabei raffinierte Volten, lässt die Leser ins Leere laufen und – überspannt den Bogen etwas. Denn zwei Leichen sind nicht genug, weitere müssen folgen, und der griesgrämige, weil vom Schicksal ziemlich gebeutelte Dorf-Sheriff fängt obendrein ein Techtelmechtel mit der natürlich bildschönen Kommissarin aus der Stadt an. „Een beeten veel“, würde der Ostfriese sagen. Spannend ist es dennoch, weil es der Autorin gelingt, das Klima des Unbehagens im Dorf der Lügenbolde überzeugend darzustellen. Peter Schulz Barbara Wendelken: Das Dorf der Lügen. Piper, 432 Seiten, 9,99 Euro.


literatur Der Wind

Stephan Cartier untersucht die vielfältigen Auswirkungen des Windes auf den Menschen Text: Inge Zenker-Baltes

Hart am Wind

Dabei fördert er Interessantes, auch Überraschendes zutage, sinniert über die Windstille – für Seefahrer auf Segelschiffen früherer Zeiten als „Überdosis Ruhe“ ein Alptraum, für den Philosophen Nietzsche aber die „Windstille der Seele“ und das „Ende der Selbstfindung und der Selbstzweifel“ –, schildert die katastrophale Wirkung von Stürmen und Hurrikans und räumt wie nebenbei mit so manchem Irrglauben auf. uf die reizvolle Idee, sich einmal aus- Etwa dem, dass der Wetterhahn auf Kirchführlich Gedanken über den Wind zu türmen der Erkundung des Wetters geschuldet sei. Vielmehr solle er, so das Ergebnis machen, muss man erstmal kommen! sorgsamer Recherche, stets an den Verrat Stephan Cartier, promovierter Historiker, des Jesusjüngers Petrus gemahnen. Rundfunkredakteur und foyer-Autor, hat mit seiner „Kulturgeschichte“ ein Projekt Vielen galt (und gilt?) der Wind als „Metain Angriff genommen, das uns den Wind er- pher für eine äußere Macht, die über das klären soll samt allem, was historisch, lite- Schicksal der Menschen“ entscheidet, ist rarisch, naturwissenschaftlich und philo- „einmal Odem des Lebens“, dann wieder sophisch, vor allem aber was psychologisch zerstörerisches Phänomen. Um Meinungen damit untrennbar zusammenhängt. und Theorien über oder auch Erfahrungen mit dem Wind aufzuspüren, bemüht CarCartiers Ausgangsthese „Wind ist eine Er- tier so ziemlich alles, was an Geistesgrößen je Rang und Namen hatte, zitiert zahlreiche findung des Menschen“ wirkt gewagt, Dichter, Maler, Naturwissenschaftler, Herrund der gewitzte wie kenntnisreiche Auscher, Feldherren, Entdecker, sogar Märtor scheint sie selbst nicht wirklich ernst zu nehmen. Zu ihrer Untermauerung oder chen- und Sagengestalten – und last but not least natürlich die Philosophen. auch Falsifizierung begibt er sich in zwölf mit zahlreichen Abbildungen geschmückMit seinem elegant geschriebenen, huten Kapiteln auf einen spannenden, gewismorvollen und nur selten ein wenig akadesenhaft recherchierten Streifzug durch Limischen Wind-Buch voller anschaulicher teratur, Geschichte, Kunstgeschichte und Beispiele und kurzweiliger Episoden verPolitik und schlägt den Bogen von der grie- mittelt uns Stephan Cartier Erkenntnisse, chischen Mythologie bis in unsere Gegen- die selbstverständlich scheinen, über die wart mit ihren Offshore-Windparks – imman aber so noch nicht nachgedacht hatte. mer auf der Spur des „Phänomens“ Wind, seiner Wirkung auf und seiner Erforschung Stephan Cartier: Der Wind oder das himmlische Kind. Transit, 175 S., 19,80 Euro durch den Menschen.

A

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KINO Lügen und andere Wahrheiten

kino

„Lügen und andere Wahrheiten“

Text: Wilfried Hippen

„Der Anständige“

Demnächst im Kino

Bremer Geflunker „Lügen und andere Wahrheiten“ von Vanessa Jopp Das Lügen ist wohl die häufigste und geringste Sünde – wer kann bei ihr schon den ersten Stein werfen? So gibt es in diesem Spielfilm, in dem keiner es mit der Wahrheit zu genau nimmt, auch niemanden, der wirklich boshaft und unsympathisch ist, sondern nur arme Sünder, denen die anderen möglichst originell und unterhaltsam auf die Spuren kommen. Erzählt wird von einigen Stadtneurotikern in Bremen. Die Zahnärztin Coco will den Immobilienmakler Carlos heiraten, doch der schlägt etwas über die Strenge, was ihn den Führerschein und guten Kontostand kostet. Davon darf die Braut natürlich nichts erfahren. Ihre beste Freundin hat ein heimliches Verhältnis mit ihrem Yogalehrer. Und die russische Zahnarzthelferin Vera versucht alles, um an Geld zu kommen, denn ihre Familie schwindelt ihr vor, der Vater wäre nur durch eine teure Operation zu retten. Die Erzählstränge werden nur lose geknüpft und tiefe Wahrheiten ganz gewiss nicht vermittelt. Die Regisseurin Vanessa Jopp ist stattdessen auf eine andere, filmische Wahrhaftigkeit aus. Sie möchte möglichst authentische und spontane Momente im Spiel der Darsteller einfangen, und um dies zu erreichen, hat sie nicht nach einem festgelegten Drehbuch inszeniert, sondern statt dessen nur jeweils die Richtung der einzelnen Szenen festgelegt

und diese den Schauspielern jeweils direkt vor dem Drehen der Szenen verraten. Die wussten also nie mehr über den Verlauf der Geschichte als ihre Filmfiguren, mussten direkt auf eine ihnen neue Situation reagieren und weitgehend improvisieren. Für die Regisseurin, vor allem aber die Filmtechniker, war dies eine Herausforderung, denn wenn möglich musste immer die erste Auf Aufnahme verwendet werden, weil nur in ihr die Überraschung echt war. Vanessa Jopp hatte 2006 nach dem gleichen Prinzip schon den Berlin-Film „Komm näher“ gedreht, in dem auch Meret Becker die Hauptrolle spielte. Nun ist sie als Coco eine ziemlich spießige Moralistin, die alles unter Kontrolle haben will. Thomas Henze ist als ihr Bräutigam ein sympathischer Schwerenöter, Florian David Fitz als Jogalehrer im Grunde ein Scharlatan, Jeanette Hain eine Künstlerin, die sich selber am meisten belügt, weil sie glaubt, sie habe Talent. Alina Levhin als arme Immigrantin ist im Grunde die einzige, die gute Gründe zum Lügen hat. Der Witz und Charme des Films kommt aus dem intensiven und gewitzten Zusammenspiel dieses Ensembles. Und Vanessa Jopp hat auch Bremen grandios in Szene gesetzt. So springt eine Fahrradkette im Walltunnel ab, eine abenteuerliche Autofahrt geht am Werder-Imbiss vorbei und das Paar fährt in einer weißen Hochzeitkutsche am Rathaus vor. Die Stadt ist so schön, das ist fast schon gelogen

Die von Hannah Arendt analysierte Banalität des Bösen wird selten so pointiert deutlich wie in der Dokumentation „Der Anständige“ (Kinostart 18. 9.) von Vanessa Lapa. Erst vor ein paar Jahren kamen Briefe, Tagebücher und andere Schriftstücke von Heinrich Himmler in die Öffentlichkeit, und auf der Tonebene wird ausschließlich aus diesen Dokumenten zitiert. Briefe an seine Frau unterzeichnete der Reichsführer der SS mit „Dein Heini“, und auch sonst schockiert der gemütlich, alltägliche Ton, der in diesen Texten vorherrscht.

...................................... Ein wenig Ferienstimmung im Kino verspricht die Komödie „Ein Sommer in der Provence“ (25. 9.) von Rose Bosch, in der drei Jugendliche aus Paris auf dem Bauernhof ihrer Großeltern auftauchen und zuerst gar nicht davon begeistert sind, ein paar Wochen zwischen Olivenhainen zu verbringen. Die Geschichte ist voller Klischees, doch die Stimmung ist angenehm französisch und Jean Reno gibt einen schönen brummigen Opa.

...................................... „Die Reise des Akkordeons“ (2. 10.) von Andrew Tucker ist ein Dokumentarfilm über drei Akkordeonspieler aus Kolumbien, die nach Deutschland zu einer weltbekannten Musikschule eingeladen werden. Interessant ist dabei, dass ihre Instrumente in gewisser Weise wieder nach Hause kommen, denn gerade nach Lateinamerika fuhren im


KINO Demnächst/DVD-Tipp

W W W. H O R S T - J A N S S E N - M U S E U M . D E

Horst Janssen, highländer, 1991, Aquarell © VG Bild-Kunst, 2014

tipp

53°8‘N 8°13‘O

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„Ein Sommer in der Provence“

Neu auf DVD „Tanja – Life in Movement“ von Bryan Mason und Sophie Hyde

Erotische Fantasien von Horst Janssen

Geile Sybillchen 18.7. bis 16.11.2014

Horst-Janssen-Museum Oldenburg

19. Jahrhundert viele Immigranten mit ihren deutschen Akkordeons, die schnell die dortigen Musikstile beeinflussten.

...................................... Der irische Thriller „Am Sonntag bis du tot“ (23. 10.) von John Michael McDonagh war der Publikumsliebling der diesjährigen Berlinale. Darin hört ein Pastor in seinem Beichtstuhl das titelgebende Urteil. Er hat eine Woche, um den Mörder zu finden und sein Leben zu ordnen. Brendan Gleeson spielt ihn mit einer souveränen Lakonie, die jede Sentimentalität verhindert.

...................................... „Das Salz der Erde“ (30. 10.) ist nach dem Film über Pina Bausch eine weiteres Künstlerporträt von Wim Wenders. Hier feiert er den brasilianischen Fotografen Sebastiao Salgado, der in den 80er Jahren durch seine sozialkritischen Bildreportagen international berühmt wurde. Salgados Bilder sind Ikonen der Pressefotografie, Wenders setzt sie kongenial in Szene.

...................................... In „Mr. Turner – Meister des Lichts“ (6. 11.) spielt Timothy Spall den Maler William Turner in seinen letzten 25 Lebensjahren. Leigh verzichtet dabei ganz auf die bei Biografien übliche Dramaturgie und nähert sich dem Künstler über seine Bilderwelt. Der ungewöhnliche Film wurde in Cannes bejubelt.

Wenn es eine würdige Nachfolgerin von Pina Bausch gab, dann war es die Tänzerin und Choreografin Tanja Liedtke, die in wenigen Stücken getanzt und nur zwei Choreografien inszeniert hat, weil sie im Alter von 29 Jahren bei einem grotesken Unfall starb. Dieser Dokumentarfilm ist ihr erstaunliches Vermächtnis, denn von ihrer Jugend in einem Elite-Tanzinstitut an hat sie auch immer vor Kameras getanzt und diese Vorführungen waren grandios improvisierte Miniaturen. So bekommt man einen intensiven Eindruck von dieser vom Tanz besessenen jungen Frau, die sich mit außergewöhnlich viel Ausdruck, Witz und Kreativität bewegen konnte. Dies ist ein Tanzfilm für alle, die mit Tanzfilmen nichts anfangen können, denn die Kunst von Tanja Liedtke wird hier so unmittelbar dargeboten, dass man ihrem Charme und ihrem Charisma sofort erliegt. Dieses Archivmaterial ist das Herz des Films. Gerahmt werden sie durch die Aufnahmen von einer Welttournee, die die Tanztruppe von Tanja Liedtke zwei Jahre nach ihrem Tod unternahm. Das Ensemble präsentiert grandioses Tanztheater, aber man spürt bei jeder Szene, dass das Kraftzentrum fehlt. So wie Tanja Liedtke kann niemand tanzen. Die DVD kann ab 1. 11. für 19,90 Euro unter kaperkarin@web.de bestellt werden.


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KULTUR IM: VIERTEL

kultur im: Viertel

Auf Entdeckungstour

Nach der Natur

(red) Farbig markierte Pfade, rote Banner vor Ateliers, Häusern mit Werkstätten, kleinen Läden und in Hinterhöfen, ausgerollte rote Teppiche – das bedeutet: Zeit für „KunstWerk im Viertel“! Am ersten November-Wochenende (1./2. 11.) stehen zum mittlerweile neunten Mal die Türen in ca. 60 Werkstätten offen. Beteiligt sind folgende Gewerke: Buch und Papier, Fotografie, Gartengestaltung, Glas, Grafik und Illustration, Holz, Keramik, Licht und Leuchten, Malerei, Metall, Möbel, Mode und Accessoires, Musikinstrumente und Musik, Produktdesign, Schmuck und Objekt, Taschen.

(km) Wie stark lassen sich Bildhauer heute noch von organischen Pflanzenformen und von Tieren inspirieren und warum? Die Ausstellung „Nach der Natur. Strategien der Natur in der zeitgenössischen Bildhauerei“ im Gerhard Marcks Haus stellt in vier Themenblöcken Werke von aktuellen Künstlern und alten Meistern wie Hans Arp, Max Ernst und Gerhard Marcks gegenüber.

Dieser Dialog zeigt: Die finnische Gegenwartskünstlerin Anne Koskinen (*1969) kommt der Natur sehr nahe. Tote Tiere der Straße formt sie ab und erschafft so berührende Bronzen, in denen es um Präsenz Einen Stadtplan und weitere Informatiound Verlust geht. Reiner Maria Matysik nen gibt es an beiden Tagen am Ulrichs(*1967) baut seine biomorphen Wolkenplatz und auf dem Ziegenmarkt, wo auch gebilde aus Kunststoff. Martin Schwenk öffentliche Führungen mit Werkstattbesu- (*1960) konstruiert aus Acrylglas, Gips, chen beginnen. Sie vermitteln geschichtStahl, Draht und Silicon großformatiliche und architektonische Einblicke und ge pflanzliche Gebilde. Thomas & Renée kunsthistorische Betrachtungen. Rapedius (*1973 und 1975) erschaffen aus Aluminiumröhren raumgreifende SpinAm verkaufsoffenen Sonntag sind Genenwesen und aus Papier wundersam geschäfte des Viertels von 13-18 Uhr geöffnet. fältelte Pflanzengebilde. Zum Beispiel „Mode-Art“: Renate Dettmers zeigt ihre neue Herbst- und WinterMit dieser Themenschau möchte Kurakollektion, die auch nachgenäht werden torin Yvette Deseyve unseren Blick dakann, sowie Taschen und Accessoires. Üb- für schärfen, dass lebendige Formen wie rigens: Bereits zwei Wochen vor „KunstPflanzen, Wurzeln und Insekten auf imWerk im Viertel“ stellen Kunstschaffende mer neue Weise Vorbild sind: „Bis heute ihre Arbeiten in verschiedenen Schaufens- hat das Nachdenken über Natur eine grotern aus. ße Aktualität.“ www.kunstwerkimviertel.de Bis 4. Januar 2015. Gerhard Marcks Haus Bremen. Katalog.


kultur im: Viertel

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ne u .

Ein Mordstheater

Jubiläum im „Moments“

(red) Ihr „Tatort“: Die Friesenstraße im Steintor. Seit Oktober 2011 lösen Ralf Knapp und Perdita Krämer hier einen Fall nach dem anderen. In ihrem „bremer kriminal theater“ präsentieren sie spannende Unterhaltung von Sherlock Holmes bis Kurt Wallander, vom Thriller bis zur Krimi-Komödie. Gemeinsam leiten sie ein kleines Haus mit einer gar nicht so kleinen Bühne, die mittlerweile bereits 14 Inszenierungen erlebt hat.

(red) Vor dem Steintor 65 – eine legendäre Adresse im Bremer Viertel. Denn hier waren schon das „Why not“ und der „XLClub“ zu finden. 1995 erhielt der Club den Namen „Moments“. Seit September 2009 kümmert sich Rina Eichwald mit ihrem Team – wieder dabei auch ihr Bruder Holger Mertins, der den Club bis 2001 geleitet hat – um Gäste, Künstler und Veranstalter. Grund genug für eine Jubiläums-Party am 2. Oktober (ab 22 Uhr) unter dem Motto „Das Viertel tanzt“ mit einem Set der beliebtesten „Moments“-DJ’s.

„Die Bandbreite unserer Inszenierungen umfasst alles, was die Verbindung von Krimi und Theater hergibt“, sagt Ralf Knapp. Sein Ziel: „Unterhaltungstheater mit Anspruch, wobei die Zuschauer ihr Gehirn nicht zwingend an der Garderobe abgeben müssen.“ Folgerichtig werden ihnen Hitchcock-Klassiker wie „Die 39 Stufen“ ebenso geboten wie Krimi-Persiflagen oder das monatlich stattfindende „Mordsfrühstück“: Lesungen von Kurz-Krimis bei Kaffee und Croissants. Was bringt die neue Spielzeit? Ralf Knapp: „Eine Mischung aus Klassikern und modernen Stücken, wobei es so manche Entdeckung zu machen gilt.“ Etwa „Der Weibsteufel“, mit dem die Spielzeit am 17. Oktober eröffnet wird; ein – so Ralf Knapp – „alpenländisches Drama aus dem Umfeld des Expressionismus.“ www.bremer-kriminal-theater.de

Das „Moments“ steht für ein abwechslungsreiches Programm, eine spannende Club-Atmosphäre und gute Musik. Dazu kommen Bremens längste Theke und größte Discokugel sowie eine Bühne für Acts aller Art. „Moments“ – das heißt Qualität, Stil und gute Events. Radio Bremen nutzt den Club regelmäßig für eigene Veranstaltungen und Konzertmitschnitte. Auch die Bremer Jazzszene fühlt sich hier wohl. Unter dem Logo „jazzmoments“ stehen zweimal im Monat, in Kooperation mit der MIB, Jazz-Konzerte auf dem Programm. Zudem ist die HFK-Jazzabteilung regelmäßig mit ihren Semester-Abschlusskonzerten im „Moments“ zu Gast. Und natürlich wird auch ordentlich gefeiert und getanzt – ob bei Salsa-, Tango- und Reggae-Partys oder 80er- und 90er-Partys.

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kulturkalender

KULTUR TERMINE ................................................... Bremerhaven

Premierendaten 15. September bis 15. November 2014

................................................... Bremen 21. 9. (M) Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg. Theater am Goetheplatz 26. 9. (S) Tamta Melaschwili: Abzählen. Kleines Haus 27. 9. (S) Oscar von Woensel: Oedipus. Moks 2. 10. (T) Gintersdorfer/Klaßen: Identitäten Dehnen. Kleines Haus 4. 10. (S) William Shakespeare: Othello. Theater am Goetheplatz 11. 10. (S) nach Ingmar Bergman: Szenen einer Ehe. Theater am Goetheplatz 18. 10. (S) Goethe/Jelinek: Faust hoch zehn. Kleines Haus 25. 10. (M) Kürstner/Vogel: Anna Karenina. Theater am Goetheplatz 14. 11. (S) Elfriede Jelinek: Die Schutzbefohlenen. Kleines Haus

(Abkürzungen: M = Musiktheater, S = Schauspiel, T = Tanztheater)

Abkürzungen: P = Premiere WA = Wiederaufnahme UA = Uraufführung z.l.M. = zum letzten Mal w.n.a.a. = wenn nicht anders angegeben Alle Termine ohne Gewähr! Kein Anspruch auf Vollständigkeit! Terminschluss: 1. September

................................................... Oldenburg 27. 9. (M) Giuseppe Verdi: Falstaff. Großes Haus 28. 9. (S) Arthur Miller: Alle meine Söhne. Kleines Haus 2. 10. (S) nach Gustav Schwab: Kampf um Troja. Exerzierhalle 4. 10. (S) Simon Stephens: Supergute Tage… Kleines Haus 5. 10. (S) nach Pigafetta/Zweig: Magellan. Exerzierhalle 11. 10. (T) Antoine Jully: Deca-Deci/L’Arlesienne. Großes Haus 25. 10. (M) G.F. Händel: Hercules. Großes Haus 9. 11. (S) Gero Vierhuff: Gulliver. Spielraum 14. 11. (S) Tim Rice: Protestsong. Exerzierhalle 15. 11. (M) Andrew Lloyd Webber: Evita. Großes Haus

Alle Termine ohne Gewähr!

Theater am Goetheplatz (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Die Meistersinger von Nürnberg Sept. 21. (15.30 h / P), 26. (17 h), 28. (15.30 h); Okt. 3.+5.+26. (jew. 15.30 h); Nov. 9. (15.30 h) Othello Okt. 4. (P), 10., 18., 24. Hair Okt. 9. (WA), 12.; Nov. 2., 15. Szenen einer Ehe Okt. 11. (P), 30.; Nov. 13. Gastspiel Nigel Kennedy Okt. 14. Anna Karenina Okt. 25. (P), 28.; Nov. 1., 12. Gastspiel Gayle Tufts Okt. 27. La Traviata Okt. 31. (WA); Nov. 7., 14. Gastspiel Boxom Nov. 6.

Bremen ...................................... Kleines Haus Theater Bremen Tel. 04 21 - 36 53 - 3 33

20. 9. (M) Leonard Bernstein: West Side Story. Großes Haus 21. 9. (S) nach Rafik Schami: Albin und Lila. Pferdestall 27. 9. (S) Tankred Dorst: Merlin oder Das wüste Land. Großes Haus 28. 9. (S) nach Patricia Highsmith: Der talentierte Mr. Ripley. Kleines Haus 11. 10. (S) Stefan Vögel: Bella Donna. Kleines Haus 18. 10. (T) Sergei Vanaev: Don Quichotte. Großes Haus 1. 11. (M) Giuseppe Verdi: Don Carlos. Großes Haus 8. 11. (S) G. E. Lessing: Nathan der Weise. Großes Haus

(Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Das Leben auf der Praca Roosevelt Sept. 18., 21. (18.30 h)

I’m Your Man Sept. 19. (WA) Ich will mich nicht künstlich aufregen Sept. 20. Abzählen Sept. 26. (P), 29., 30. (10.30 h) Der Blick der Tosca Sept. 27. (WA) Jetzt musst Du springen Sept. 28. (18.30 h) Identitäten dehnen Okt. 2. (P) Faust hoch zehn Okt. 18. (P) Die Schutzbefohlenen Nov. 14. (P)

Moks Oedipus Sept. 27. (20 h / P), 30. (20 h)

Brauhauskeller Capulcu Sept. 20.+21. (jew. 19 h)


PR KULINARISCH Atlantic Grand Hotel 61 foyer

Almhütte beim ATLANTIC Grand Hotel Bremen lockt mit urigem Flair und alpenländischen Spezialitäten

hüttenzauber In Der hansestaDt I

n der dunklen und kalten Jahreszeit kommt ein Stück Behaglichkeit zurück in die Hansestadt: Das ATLANTIC Grand Hotel Bremen lädt zum dritten Mal in die Almhütte ein. Ob zum gemütlichen Feierabend mit Freunden und Kollegen oder zur erholsamen Pause nach einem Einkaufsbummel mit der Familie – im denkmalgeschützten Bauernhaus aus den Alpen ist das Bremer Schmuddelwetter schnell vergessen.

„alpenländischen Tapas“ stilecht auf einer Baumscheibe als Vesperbrett – ideal zum Teilen bei einem Hefe, einer Maß Münchner Bier oder einem Glas Wein aus Österreich oder Italien.

Apropos stilecht: Das ist natürlich auch die urgemütliche Atmosphäre in der Almhütte, die wie in den Vorjahren im Innenhof an der Rückseite der historischen Böttcherstraße steht. Das hölzerne Interieur des ehemaligen Bauernhauses aus dem Daran haben nicht zuletzt die Spezialitäten Chiemgau ist bis ins kleinste Detail auihren Anteil, die Küchenchef Daniel Otto thentisch und liebevoll dekoriert; die Mitexklusiv für die Hüttenzeit ausgewählt hat. arbeiter tragen Dirndl und Lederhosen Neben bayrischen Klassikern wie Leberkä- und kümmern sich mit „norddeutscher“ se, Kartoffelsuppe oder Schweinshaxn ste- Herzlichkeit um das Wohl der Gäste. hen auf der Speisekarte auch österreichische Leckereien wie Steirischer Käsesalat, Die Almhütte bietet bis zu 80 Personen Platz Tiroler Gröstl, Vorarlberger Käsespätzle und kann auch exklusiv für private und beoder Züricher Geschnetzeltes. Zum Nachtriebliche Veranstaltungen wie Geburtstagstisch locken Kaiserschmarrn, Dampfnuoder Weihnachtsfeiern gebucht werden. Für deln und Apfelstrudel. außergewöhnliche Abende empfiehlt das ATLANTIC Grand Hotel die in Wien aufgeBesonders beliebt bei den Gästen ist der wachsene Sängerin Raphaëlle Mellet, die eiOriginal Almhütt‘n Brotzeitteller mit Apgens ein Programm für die Almhüttensaifelschmalz, Leberwurst, Obatzter, Rauch- son zusammengestellt hat. Mit Liedern von schinken und Brez‘n. Serviert werden die Georg Kreisler, Cissi Kraner, Georg Danzer

oder Wolfgang Ambros präsentiert sie eine Melange aus Austropop, Kabarett, Chanson und Wienerlied und bietet damit auf Anfrage ein ganz besonderes Rahmenprogramm in der Almhütte an. Darüber hinaus bietet das ATLANTIC Grand Hotel weitere Aktionen an. Am 31. Dezember steigt dort zum Beispiel eine Après-Ski-Party mit Überraschungsmenü. Die Silvesterparty in der Almhütte ist aber nicht das einzige Glanzlicht, welches das ATLANTIC Grand Hotel zum Jahresabschluss in der Bremer Innenstadt setzt: Die Roof Lounge dient als Kulisse für eine stilvolle 20er-Jahre-Party, die unter anderem das Metropol-Ensemble mit Jazzklassik begleitet. Und in den Goldenen Sälen erwartet die dritte Auflage der rauschenden Partynacht The Grand Final. Zur Musik von DJ Jan Helmerding und DJ Choco sowie The-Grand-Terrace-Resident-DJ Sebastian LPC kann auf zwei Etagen bis in die Morgenstunden gefeiert und getanzt werden. Karten für alle Veranstaltungen sind ab sofort erhältlich.

25. Oktober bis 31. Januar Almhütte am ATLANTIC Grand Hotel Bredenstraße 2 | Bremen Geöffnet: Dienstag - Freitag 16 - 23 Uhr; Samstag und Sonntag 12 - 23 Uhr www.almhuette-bremen.de Reservierungen: 04 21 - 620 62-0


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kulturkalender

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Hélène Grimaud Okt. 11.

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PR KULINARISCH „Chú Ba“ und „Bobby Lane“ 63 foyer

Güngör Cerrah setzt mit der Brasserie „Chú Ba“ und der Bar „Bobby Lane“ neue Akzente

Bobby Lane

trenDs Im DoPPelPacK E

ntrecôte auf Pak Choi und Ananas aus dem Wok, scharfes RindfleischCurry mit grünem Spargel, CherryTomaten, Koriander und Thai-Basilikum – in seiner französisch-vietnamesischen Küche verbindet das „Chú Ba“ an der Knochenhauerstraße 3-4 den Geschmack Asiens und Europas. Verantwortlich für die Fusion Cuisine der „Brasserie de Saigon“ zeichnet Güngör Cerrah. Der 41-Jährige hat schon häufiger die Gastronomieszene der Hansestadt aufgemischt.

Akzent in der Bremer Szene. Die Gerichte bestechen durch Kombinationen, die das Besondere im Einfachen hervorheben. Auf der Wochenkarte stehen unter anderem Currys und Pho-Suppen, verfeinert mit frischem Koriander und Thai-Basilikum.

Anders als in dem von ihm mitbegründeten, dem aber inzwischen nicht mehr von ihm geführten „Jackie Su“ legt Cerrah beim „Chú Ba“ den Schwerpunkt auf einen hochwertigen, aber nicht hochpreisigen Restaurationsbetrieb. Das edle Interieur sorgt für Ungewöhnliche Ideen gepaart mit Gasteine intime Atmosphäre für ein Abendesfreundschaft und leckerem Essen sind die sen in der Bremer City. Die Karte ergänzt Zutaten seines Erfolgsrezeptes – in der Gas- das wechselnde Angebot mit raffinierten tronomie und fürs Leben. „Ich möchte Ge- Gerichten aus Fleisch, Fisch, Meeresfrüchnuss und Lebensfreude weitergeben“, sagt ten oder Tofu, einem mehrgängigen Überder Bremer, der sich mit Projekten wie dem raschungsmenü sowie erlesenen Weinen – Restaurant „Madame Ho“ oder der „Urban natürlich aus Frankreich. Street Kitchen Jackie Su“ einen Namen gemacht hat. Nach dem Verkauf hat er sich Im Anschluss lohnt der Weg ins „Bobby nun mit zwei neuen Projekten verwirklicht. Lane“ in Schwachhausen. Als „Bar hinter „Wenn ein Gast glücklich ist, bin ich es dem Liquid-Store“ bezeichnet Cerrah sein auch.“ Eine simple Philosophie, die gerade Projekt in der Wachmannstraße 47. „Das in der Gastronomie nicht immer leicht um- Bobby Lane ist wie ein gemütliches Wohnzusetzen ist. Daher berät er auch Gastrono- zimmer, in das man sich nach einem permen oder solche, die es werden wollen. fekten Abend zurückzieht, um ihn bei einem guten Tropfen ausklingen zu lassen“, Mit seiner Brasserie „Chú Ba“ setzt Cerrah erläutert er die Idee, die – natürlich – einen nun selbst einen weiteren kulinarischen Kniff hat: Tagsüber können Kunden im Ge-

Chú Ba

schäft Gin, Rum und weitere hochwertige Spirituosen kaufen; abends können Gäste in der dahinter gelegenen Bar im klassischen Old English Style Cocktails und edle Tropfen genießen. Ergänzt wird das Konzept durch einen GinClub, dessen Mitglieder bei exklusiven Degustationen neueste Errungenschaften und Raritäten probieren können und einen großen Rabatt auf das gesamte Sortiment im Liquid Store erhalten. (mel)

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Bobby Lane Wachmannstraße 47, Bremen Telefon: 01 73 - 919 77 66 Geöffnet: Montag-Samstag 11-18 Uhr (Store) sowie 18 Uhr bis open end (Bar) www.bobby-lane.de


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kulturkalender

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sparkasse in concert, Moments und Nord- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DKV-Residenz in der Contres- westradio präsentieren: 40 Jahre Sparkas- Kulturkirche St. Stephani se in concert. Flip Grater & Band (NZ/F) www.kulturkirche-bremen.de carpe Sept. 30. Tel. 04 21 - 3 22 90

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kulturkalender

65 foyer

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kulturkalender

67 foyer

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Schattenstunden. Malerei.
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 Lesung: Nov. 16. (15 h)

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69 foyer

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Brückstr. 4-6 | Tel. 0 42 31 – 21 44 Musik aus Skandinavien Grieg: Peer Gynt www.casaretto-art.de Suite Nr. 1 u. Sinfonische Tänze Op. 64; Si- Mo-Fr 10-18 h, Sa 10-14 h belius: Violinkonzert. Martin Dehning, Vi- „100 Jahre Hans Maass“ 27. September oline; Sinfonietta Aller-Weser; Leitung: bis 9. November; Eröffnung 27. Sept. (11 Karsten Dehning-Busse. Okt. 12. (16 h)

h); 100. Geburtstag von Hans Maass: Feier mit Wegbegleitern und Interessierten 9. Nov. (11 h)

SCHWARME

„Michael Ferner – Rabiates“ 15. November bis 6. Januar 2015

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BRAMSCHE ...................................... Kloster Malgarten Tel. 0 54 61 – 99 630 www.123years.de Herbstfestival 123 years – The Best of British Music 9. bis 30. November

on. 20. September bis 16. November. Eröffnung 19. September (19 h)

GANDERKESEE ...................................... KulturHaus Müller Ring 24 | Tel. 0 42 22 - 44 444 (regioVHS Ganderkesee-Hude) www.kulturhaus-mueller.de Bärbel Hische – Fremde Blicke In die Malerei und Mixed Media Arbeiten von Bärbel Hische fließen vielfach Bildzitate ein, die trotz verformender Inszenierung an die historischen Bildvorlagen erinnern. 26. September bis 23. November

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foyer 70

kulturkalender

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exerzierhalle (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Gemeinde Ganderkesee Tel. 0 42 22 – 44-610

Kampf um Troja Okt. 2. (P), 8., 9., 11., 15.,

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17., 18., 23., 24., 26.

4. Grode Plattdüütsche Week GalaPLATTe – großer Plattdeutscher Galaabend Okt. 18. (19. 30 h) im Hotel Backenköhler, Stenum, Dorfring 40

OLDENBURG

Tel. 04 41 – 92 44-300 | Di-Fr 9-17 h, Sa + Magellan Okt. 5. (16 h / P), 7.+9.+15.+16.+17. So 10-18 h +21.+22.+23.+24. (jew. 10.30 h), 12. (11.15 h) www.naturundmensch.de Protestsong Nov. 14. (P) Eigen und fremd in Glaubenswelten 27. September bis 12. April 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weil wir Mädchen sind… 18. Oktober bis 12. April 2015 Verein der Musikfreunde

Oldenburg e. V.

www.musikfreunde-oldenburg.de Reihe „WortSpiel – Wort und Musik am . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Puls der Zeit“: Evelin Förster Modeplauderei mit Chansons und Texten aus den Oldenburgisches 1920er Jahren, am Piano begleitet von FerStaatstheater dinand von Seebach, garniert mit einem Tel. 04 41 – 22 25 111 Imbiss. „Artcafé“ im Horst-Janssen-Muse(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) um, Am Stadtmuseum 4, Oldenburg; Okt. 10. (19.30 h). Karten: „Artcafé“, Tel. 04 41 – 36 16 66 82; tägl. außer Mo. 10-18 h Großes Haus Falstaff Sept. 27. (P), 30.; Okt. 3. (18 h), 10., Reihe „Große Pianisten im Kleinen Haus“: Igor Levit spielt Werke von Bach, Beetho12., 18. ven, Rachmaninow u. a. Oldenburgisches Extrachor-Gala Okt. 5. (19 h) Staatstheater, Kleines Haus. November 2. Deca-Deci/L’Arlesienne Okt. 11. (P), 19. (18 (11.15 h). Karten: Theaterkasse Tel. 04 41 – h), 24.; Nov. 1., 9. 22 25 111 Hercules Okt. 25. (P), 31.; Nov. 8., 13. Evita Nov. 15. (P)

Kleines Haus (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Alle meine Söhne Sept. 28. (P); Okt. 3.+5.+12. (jew. 18.30 h), 10., 16., 25., 29.; Nov. 9. Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone Okt. 4. (P), 7.+15. (jew. 11 h), 11., 14.. 18., 24., 30.; Nov. 2. (18.30 h), 5., 7., 12.

...................................... Landesmuseum Natur und Mensch

...................................... Oldenburger Kunstverein Tel. 04 41 – 27 109 www.oldenburger-kunstverein.de Maki Na Kamura „o lala, von was für glänzenden liebhabereien ich träumte!“ Bis 2. November

...................................... Horst-Janssen-Museum Tel. 04 41 – 2 35 28 91 | Di-So 10-18 h www.horst-janssen-museum.de „Geile Sybillchen“ Erotische Fantasien von Horst Janssen. Bis 16. November Ahmet Ögüt: Apparatuses of Subversion Bis 5. Oktober 5. Horst-Janssen-Grafikpreis der Claus Hüppe-Stiftung: Ralf Ziervogel. 19. Oktober bis 4. Januar

...................................... Stadtmuseum Tel. 04 41 – 2 35 28 86 | Di-So 10-18 h www.stadtmuseum-oldenburg.de Crossover: Nicola Stäglich und Wulf Kirschner. Malerei, Objekte und Skulpturen. Bis 9. November

...................................... Edith-Russ-Haus für Medienkunst Tel. 04 41 – 2 35 32 08 | Di-Fr 14-18 h, Sa +

...................................... Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte

Eintragungen in den foyer-Kulturkalender nur 5 Euro pro Zeile zzgl. MWSt

Oldenburg, Schloss | Tel. 04 41 – 2 20 73 00

Kontakt Roland Verlag Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 info@rolandverlag.de

„Von Rembrandt bis Richter“ Meisterblät-

www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de Di-So 10-18 h ter der Grafischen Sammlung. 12. Oktober bis 18. Januar 2015

So 11-18 h www.edith-russ-haus.de Nachwuchsförderpreis für Medienkunst der Sparda-Bank 2014. Gruppenausstellung der Preisträger. 10. Oktober bis 11. Januar 2015

...................................... EWE ARENA OLDENBURG NOSTALGA 2014 Kunst und Antiquitäten. 24. bis 26. Oktober (10-18 h)


KULTURFORUM

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: Kulturforum Zusammengestellt von Peter Schulz

RASTEDE ...................................... Palais Rastede Tel. 0 44 02 - 8 15 52 Mi-Fr + So 11-17 Uhr u.n.V. www.palais-rastede.de Helga Kreuzritter „Überwiegend heiter, teils wolkig.“ Malerei, Installation und

Notizen aus Galerien und Museen Wer die bemerkenswerte Ausstellung „Der andere Müller vom Siel“ im Landesmuseum Oldenburg (Foto unten) noch nicht gesehen hat, sollte die letzte Chance nutzen: Die Schau im Prinzenpalais mit dem Spätwerk des Landschaftsmalers ist bis 21. September verlängert worden.

Ohne Angabe von Gründen und quasi über Nacht hat die Geschäftsleitung der Museen Böttcherstraße die Zusammenarbeit mit ihrem seit November 2010 amtierenden Direktor Dr. Frank Laukötter beendet. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Verena Borgmann wird die Einrichtungen vorerst kommissarisch führen.

......................................

Plastik. Bis 28. September Offene Bildhauerwerkstatt Residenzort Rastede Vier Künstler gestalten Kalksandstein-Skulpturen. Bis 21.September Heinz Wehe (1919-1988) „Ziehende Landschaft.“ 12. Oktober bis 14. Dezember

DANGAST

...................................... Ebenfalls verlängert, nämlich bis zum 2. Oktober, wurde die Ausstellung „Empreintes visuelles – Französische Spuren in Bremen“ im Institut français Bremen. Studierende aus Bremen gehen darin anhand von Fotos auf die bremisch-französische Geschichte ein.

...................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Radziwill Haus Sielstraße 3 | 26316 Dangast / Varel www.radziwill.de | Bis 31. 10.: Mi-Fr 1518 h; Sa, So+Feiertag 11-18 h. Ab 1. 11.: Fr. 15-18 h; Sa, So+Feiertag 11-18 h Halbinsel der Seligen Franz Radziwill in der Natur. Bis 11. Januar 2015

WILHELMSHAVEN ...................................... Kunsthalle Wilhelmshaven Tel. 0 44 21 – 4 14 48 www.kunsthalle-wilhelmshaven.de Di 14-20 h, Mi-So 11-17 h Antworten auf Calder: Mobiles in der Gegenwartskunst. Die prominent besetzte Gruppenschau zeigt „Mobiles“ – schwebende, balancierende Konstellationen – in allen Facetten und verdeutlicht deren heute höchst fruchtbaren Dialog mit Theater, Musik und Design. Bis 23. November

Die Künstlerin Z. Schmidt, Meisterschülerin der Hochschule für Künste Bremen in der Klasse Jean-François Guiton, hat den mit 15.000 Euro dotierten Karin HollwegPreis 2014 erhalten.

...................................... Über 100.000 Besucher haben die Sonderausstellung „Sylvette, Sylvette, Sylvette. Picasso und das Modell“ in der Kunsthalle Bremen (Foto oben ) gesehen. Als nächste Sonderausstellung ist „Emile Bernard – Am Puls der Moderne“ (7. Februar – 31. Mai 2015) in Kooperation mit dem Musée d’Orsay in Paris geplant.

Dr. Claudia Giannetti hat das Oldenburger Edith-Russ-Haus für Medienkunst verlassen. Dem Vernehmen nach will sie eine neue Aufgabe im Ausland annehmen.

...................................... Der Kunstverein Bremerhaven widmet dem 1933 in Osnabrück geborenen Künstler Dietrich Helms einen eigenen Raum im Kunstmuseum Bremerhaven, der am 26. Oktober eröffnet wird.

...................................... Der mit zahlreichen Preisen und Stipendien bedachte Künstler Jan Köchermann entzieht die Städtische Galerie Delmenhorst vom 20. September bis 16. November dem Publikum. In seinem Projekt „Wand“ werden Villa und Remise zu einer Gesamtinstallation, die – wie es heißt – „unsere Vorstellungen von Sockel, Skulptur, Ort und Architektur verschiebt.“

...................................... Als Leihgabe für 20 Jahre hat das Deutsche Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven sieben Porträtgemälde der Familie van Ronzelen aus dem Besitz von Klaus Becké erhalten. Der Rechtsanwalt und Kulturmäzen ist ein Nachfahre des Bremerhavener Hafenbaudirektors Jacobus Johannes van Ronzelen (1800-1865).


foyer 72

KULTURKALENDER

Subhead

EMDEN

BREMERHAVEN

Tel. 0 49 21 – 97 50 0

heaDlIne

Tel. 04 71 - 49 00 1

...................................... Historisches Museum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bremerhaven Di-So 10-17 Uhr | Tel. 04 71 - 30 81 60 Kunsthalle Emden Stadttheater Bremerhaven www.kunsthalle-emden.de

Di-Fr 10-17 h (jeder 1. Di 10-21 h). Sa, So,

Großes Haus

Feiertage 11-17 h

(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)

Horizont Jawlensky Auf den Spuren von

West Side Story Sept. 20. (P), 28.; Okt. 2., 5.

van Gogh, Matisse, Gauguin.

(15 h), 8., 12. (15 h), 19. (15 h); Nov. 7.

Bis 19. Oktober

Merlin oder Das wüste Land Sept. 27. (P); Okt. 4., 9., 17., 25.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Sinfoniekonzert Okt. 6. (20 h), 7. Don Quichotte Okt. 18. (P), 26.; Nov. 2. Ostfriesisches Landesmuseum Don Carlos Nov. 1. (P); 15. Emden Rathaus am Delft, Brückstraße 1 Kleines Haus Tel. 0 49 21 – 87 20 58 | Di-So 10-18 h

(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)

www.landesmuseum-emden.de

Der alte König in seinem Exil Sept. 16.; Sonderausstellung Als der Käfer nach Em- Okt. 5., 18. den kam… 50 Jahre Volkswagen in OstDer talentierte Mr. Ripley Sept. 28. (P);

historisches-museum-bremerhaven.de „Wenn jemand eine Reise tut…“ Erinnerungsstücke aus aller Welt. Bis 9. November

...................................... Deutsches Auswandererhaus täglich 10-18 h, ab Nov. 10-17 h www.dah-bremerhaven.de Sonderausstellung bis 31. Dezember 2014: „Displaced Persons. Überlebende des Holocaust 1938 – 1951“

...................................... Die KulturKirche in der Pauluskirche

friesland. Bis 5. Oktober Sonderausstellung Ine Tjarksen. Ein Portrait in Portraits. 26. Oktober bis 1. März 2015 Sammlungsausstellung mit den Abteilungen Neue Galerie und Emder Rüstkammer durchgehend

Okt. 4., 16., 19., 23., 26.

Pelzerhäuser11+12

1.+6.+21. (jew. 10.30 h), 5. (16 h)

...................................... Christuskirche Bremerhaven

Nichts. Was im Leben wichtig ist Okt.

Schillerstraße 1 | Tel. 04 71 – 20 02 90

14.+15.+16.+17.+18. (jew. 10.30 h),

Herbstliche Orgelmusiken 1. Konzert:

Kunstmuseum

saune und Orgel. Mit Hansjörg Fink (Po-

NippleJesus Okt. 2.+11. (jew. 19.30 h)

saune), Elmar Lehnen (Orgel). Sept. 21. (19

Pelzerstraße 11+12 | Di-So 11-18 h Sonderausstellung Zwischen Mythos und Wirklichkeit. SMS Kleiner Kreuzer EmEm den. 21. September bis 30. November

Pferdestall Albin und Lila Sept. 21. (P/16 h), 22.+23.+25. (jew. 10.30 h): Okt. 22.+23.+ 24. (jew. 10.30 h), 26. (16 h) Wir alle für immer zusammen Okt.

www.kulturkirche-bremerhaven.de Messe für Chor und Jazzorchester mit dem Lucerne Jazz Orchestra (LJO) und der Stadtkantorei Stade. Sept. 27. (20 h)

„Salve Regina“-Improvisationen für Po-

h). Eintritt: 7,- Euro (6,-)

...................................... ...................................... Kunsthalle Bremerhaven Stadthalle Bremerhaven Tel. 04 71 – 4 68 38 | Di-Fr 11-18 h, Sa+So Eintragungen in den foyer-Kulturkalender nur 5 Euro pro Zeile zzgl. MWSt Kontakt Roland Verlag Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 info@rolandverlag.de

11-17 h

Max Raabe & Palastorchester „Für Frauen

www.kunstverein-bremerhaven.de

ist das kein Problem.“ Okt. 29. (20 h)

Friedrich Kunath „If I Could Only

2. Soulfood-Festival Bremerhaven

Remember Your Name“. Bis 2. November Kunstmuseum:

Kurtis Blow, Roachford, George McCrae

Dietrich Helms Eröffnung 26. Oktober

The Australian Bee Gees Show „A Tribute

u.v.a. Nov. 8. (19 h) to the Bee Gees.“ Nov. 11. (20 h)


KULTURFORUM

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: Kulturforum Zusammengestellt von Peter Schulz

Der belgische Jazz-Pianist Jef Neve gibt am 21. September (11.30 h) ein Konzert im Bremer Focke-Museum.

...................................... Das Nordwestradio setzt seine Veranstaltungs- und Sendereihe „Erfahren, woher wir kommen. Grundschriften der europäischen Kultur“ in der Stadtbibliothek Bremen fort. Am 24. September (19 h) liest Jürgen Thormann „Über die Toleranz“ von Voltaire. Hanjo Kesting kommentiert das Werk.

...................................... Das „Literaturfest Niedersachsen“ der VGH-Stiftung, dessen Programm in diesem Jahr 19 Veranstaltungen aufweist, macht auch in Worpswede Station. „Im September aber ist die Fülle gewaltig“ lautet der Titel einer Lesung mit den Schauspielern Julia Hansen und Heio von Stetten am 26. September (19 h) im Rathaus.

Titel „Meisterhaft“ fort. Am 28. September (11 h) spielt Andreas Staier u.a. die DiabelliVariationen von Ludwig van Beethoven auf dem Hammerklavier. Am 26. Oktober (11 h) ist das Gewandhaus Quartett Leipzig zu Gast.

...................................... Der Journalist und Autor Hans-Hermann Sprado ist im Alter von 58 Jahren überraschend gestorben. Im Vorjahr hatte der gebürtige Bassumer den Krimi „Kalt kommt der Tod“ in der Bremer Edition Temmen veröffentlicht.

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Der kalifornische Pianist Yul Anderson (Foto) kommt in die größten deutschen Hafenstädte, um die Menschen mit seinen Klängen zu begeistern. Am Sa., 18. Oktober, (20 h) präsentiert er sein neues Programm „Fragile Sunrise – The Ultimate Piano Experience“ im Kleinen Saal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . der Bremer Glocke. Anderson wurde von Kritikern als „Meister im Improvisieren und Classic-Jazz-Interpret“ benannt. Das Das Finale im Wettbewerb um den Bremer Programm beinhaltet eine Mischung aus Jazz-Preis findet am 26. September (20 h) Gospel/Blues und Klassik des 18. und 19. im „Fritz“ statt. Die vom Freundes- und FörJahrhunderts als auch Stücke aus Anderderkreis des Jazz in Bremen e.V. ausgelobte sons neuem Album „Fragile Sunrise“ sowie und mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung Improvisationen. wird in diesem Jahr in der Kategorie „Groove Jazz – von Funk bis Hip-Hop“ verliehen.

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„vielfältige und langjährige Verdienste als Musiker, Lehrer und Forscher im Feld des Orgelspiels, Orgelbaus und einer historisch informierten Aufführungspraxis Alter Musik“ gewürdigt werden.

...................................... Der südkoreanische Pianist Taeg-Min Nam, Student der Bremer Hochschule für Künste, hat den ersten Preis beim Internationalen Amigdala-Musikwettbewerb im italienischen San Giovanni La Punta gewonnen.

...................................... Im Kloster Malgarten in Bramsche findet vom 9. bis 30. November das Herbstfestival 123 years – The Best of British Music statt. Programminfos unter www.123years.de

...................................... Jazz-Fans sollten sich den 19. Januar 2015 vormerken: Um 20 Uhr stellt das Michael Wollny Trio sein aktuelles, von der Kritik hoch gelobtes Album „Weltentraum“ im Rahmen einer Sonderveranstaltung der Philharmonischen Gesellschaft im Sendesaal Bremen vor.

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Die Schriftstellerin Zoë Beck erhält den mit 2500 Euro dotierten Radio BremenDie Reihe „musica viva“ wird am 26. Okto OktoKrimipreis 2014. Vor vier Jahren war ihr ber (15.30 und 19.30 h) mit einem OrchesOrches Beethovens Sonaten und weitere Werke für bereits der Friedrich-Glauser-Preis in der terkonzert in der Bremer Glocke fortge-Klavier stehen im Mittelpunkt einer Reihe Sparte „Bester Kurzkrimi“ zugesprochen setzt. Es dirigiert Nicolas Hrudnik. von Gesprächskonzerten mit Kurt Seibert worden. (Klavier) und Erik Roßbaender (Rezitation). Die nächsten Termine: 28. September, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26. Oktober (jew. 16 h; Am Speicher XI, Harald Vogel,, Organist, Orgelforscher und Bremer Überseestadt). langjähriger Professor an der Bremer HochHoch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . schule für Künste, ist mit der EhrendoktorEhrendoktor würde des Oberlin College of Arts and SciSci Das Haus Kränholm (Foto) in Bremenences & Conservatory of Music (Ohio/USA) Lesum setzt seine Konzertserie unter dem ausgezeichnet worden. Damit sollen Vogels

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für Konzert-Freunde (ps) Hoch die Kanne! Eine Hommage an das Saxophon und seinen vor 200 Jahren geborenen Erfinder Adolphe Sax richtet die Kulturkirche St. Stephani Bremen aus: Am 6. November (20 h) spielt das Saxophonquartett „pindakaas“; zwei Tage später (20 h) folgt eine Lesung mit der Autorin Maria Knissel und dem Saxophonisten Stephan Völker.

Eine Speise mit höchstem Kult-Faktor, deren Ursprung – je nach landsmannschaftlicher Überzeugung – in Berlin, Hamburg oder im Ruhrgebiet zu suchen ist. Herbert Grönemeyer hat sie besungen („Geh’se inne Stadt, watt macht Dich da satt? ’ne Currywurst!“), Uwe Timm über ihre vermeintliche Herkunft ein Buch geschrieben („Die Erfindung der Currywurst“). Und die Kölner „Tatort“-Kommissare verputzen sie, sobald ein Fall gelöst ist. Wenn es nach den Vorstellungen eines Unternehmens aus Recklinghausen geht, soll die pikante Spezialität künftig nicht nur den Hunger stillen, sondern auch den Durst löschen. Denn es hat einen Energy-Drink entwickelt, der – jawohl! – an Currywurst erinnern und ein „einmaliges Geschmackserlebnis“ bieten soll. Da läuft eingefleischten Fans natürlich sofort das Wasser im Mund zusammen, was in der Folge die Kassen zum Klingeln bringen dürfte. Kein Wunder also, dass in den geheimen Industrielaboren bereits an weiteren innovativen Produkten experimentiert wird. Brokkoli-Marmelade mit Vanille soll etwa schon bald zu haben sein, ebenso DönerEis und Schweinebraten-Drops. Bei dem Gerücht, es komme auch eine Quarkspeise mit naturechtem Stall-Flavour („So herrlich frisch vom Lande!“) auf den Markt, soll es sich dagegen um eine Latrinenparole handeln. Peter Schulz

Herausgeberin Marie-Clothilde Kronenberg (v.i.S.d.P.) 1 Chefredakteur Peter Schulz 2 Kfm. Leitung Sonja Chrobok 14 Anzeigenverkauf Martina Ch. Radeke 19, Inge Sasse 21 Autoren dieser Ausgabe Berit Böhme 16, Dr. Stephan Cartier 12, Christian Emigholz 3, Sven Garbade 13, Karin Hiller 4, Wilfried Hippen 5, Dr. Sabine Komm 6, Dr. Ulrich Matyl 8, Simon Neubauer 11, Melanie Öhlenbach 15, Michael Pitz-Grewenig 7, Carsten Preisler 22, Ute Schalz-Laurenze 9, Peter Schulz 2, Markus Wilks 17, Katrin Zempel-Bley 18, Inge Zenker-Baltes 10

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Gestaltung und Satz Birgit Kirchgessner 20, designbüro kirchgessner Telefon 025 32 - 200 709 www.buerokirchgessner.de

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Basislayout Haase & Knels, Bremen Druck ASCO STURM DRUCK Bremen

Gerüchte-Gerichte Bier mit Holundersaft, Weingummi mit Ingwer-Flair, Lakritz mit Chili-Pfeffer-Füllung – die Lebensmittel-Branche beglückt uns Verbraucher mit immer neuen Kreationen. Aus Suppendosen, Joghurtbechern oder Fischkonserven eröffnen sich wahrhaft verblüffende Geschmackserlebnisse, weshalb nun auch der Deutschen liebster Snack in den Fokus umsatzhungriger Unternehmer gerückt ist: die Currywurst.

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Verlag, Vertrieb, Redaktion und Anzeigenverwaltung Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen, Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 E-mail info@rolandverlag.de www.rolandverlag.de

Vertriebsstruktur Theater- und Vorverkaufsstellen Bremen, Bremerhaven und Oldenburg, Theater, Museen, Konzerthäuser und -büros, Ticket-Service-Center, Hotels, Abonnementvertrieb, Fach-Zeitschriftenhandel Bremen, Bremerhaven und Oldenburg Bezugspreis Einzelpreis 4,00 Euro Jahresabonnement 20,00 Euro Auflage 10.000 Exemplare Erscheinungsweise zweimonatlich Nächste Ausgabe 15. November 2014 Redaktionsschluss 15. Oktober 2014 ISSN-Nr. 1618-0852 Titelmotiv Dirty Dancing © Mehr! Entertainment (Foto: Jens Hauer) Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Bei Veröffentlichung wird nur presserechtlich Verantwortung übernommen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die des Herausgebers wieder.


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