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3,10 Euro H12719 15.09.2010 bis 15.11.2010

foyer Das Kulturjournal f端r Bremen und den Nordwesten

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Hoffnungsträger Rein optisch könnten die beiden dunkel gelockten, smarten Herren Brüder sein: Der designierte Generalintendant des Theater Bremen, Michael Börgerding, und unser Generalmusikdirektor Markus Poschner. Rein theoretisch könnten sie künftig als fachlich sich optimal ergänzendes künstlerisches Traumpaar glänzen und in harmonischem Zusammenspiel ein wachsendes Publikum von jung bis alt begeistern. Börgerding als ausgewiesener Theaterkopf, Poschner, Chef der Bremer Philharmoniker, als Fachmann für Oper und Konzerte. Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick scheint dieses Doppel eine Idealbesetzung mit Zukunft zu sein. Aufatmen in der Theaterwelt, doch nicht nur dort. Großes Lob an Staatsrätin Emigholz und ihr Findungsteam klingt einhellig durch die Bremer Kulturszene zur Entscheidung für Michael Börgerding. Klug war auch der mit Bedacht gewählte Zeitpunkt, dem Theaterpublikum kurz vor Spielzeitbeginn die Vision der Zukunft in Person zu präsentieren. Und wo lauert nun der berühmte „Pferdefuß“? Die größte Gefahr liegt meist in den ungenau abgegrenzten Kompetenzen der beiden „Generäle“. Die Vergangenheit hat bislang gezeigt, dass „Theatergötter“ in der Regel keine weiteren Götter neben sich ertragen. Eher selten überträgt ein Generalintendant einem Operndirektor die volle Verantwortung für diese Sparte, auch wenn er – wie Michael Börgerding – sich dort nicht vorrangig Zuhause fühlt. Der langfristige Erfolg eines Theaters mit Dominanz der Sparte Oper hängt aber sehr stark von einem sich inspirierenden Wechselspiel zwischen Generalintendant und Generalmusikdirektor ab. Bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass nicht nur die vertraglichen Vereinbarungen zwischen beiden für Klarheit sorgen werden, sondern dass vor allem Sympathie, geistige Nähe und die künstlerische Zielrichtung übereinstimmen. Leider müssen wir aber noch zwei Jahre auf den neuen Mann am Goetheplatz warten. Bis dahin werden die Spartenleiter des Theater Bremen sicher schon aus Eigeninteresse alles daran setzen zu beweisen, dass ein Theater auch ohne „General“ zwischenzeitlich gut funktionieren kann. Wir wünschen allseits gutes Gelingen! Ihre

Marie-Clothilde Kronenberg

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Inhalt ................................................. Theater 04 glÜCK unD rausCH „Der Rosenkavalier“ 06 saisonPreMiere aM goetHePlatZ „Was ihr wollt“ 08 oPern-rarität Tschaikowskis „Mazeppa“ 08 bilDerrätsel „Groß und Klein“ 10 breMer tHeater Warten auf Börgerding 12 grieCHenDraMa bsc spielt „Timon aus Athen“ 13 grosser baHnHof „Alles, was wir auf Lager haben“ 14 sZenenWeCHsel „Tosca“ in Oldenburg 15 offene bilDer Tanztheater „Flash Mob“ 16 KinDer Des olYMP Liebesdrama von Prévert 18 iM ZWieliCHt „Peter Grimes“ in Bremerhaven 19 ruHM, MaCHt unD tiefer fall „König Ödipus“ 20 Mit MunD unD MiKroPHon Vokalensembles im TiF 22 oPernPreMieren an norDDeutsCHen bÜHnen 26 KoluMne naCHgeDaCHt Zug um Zug 27 bouleVarD Neues von Bremer Bühnen 28 MensCHen iM foYer 30 Porträt Christoph Rinke 31 Porträt Kelly Cae Hogan

................................................. Musik 32 breMer PHilHarMoniKer Die neue Spielzeit 34 KonZerttiPPs 36 rollensPiel 36 sCHausPielrätsel 37 oPernrätsel 38 KonZerte in Der gloCKe 40 KulturstaDt WilHelMsHaVen Blick in die Saison 42 JaZZtiPPs

................................................. Kunst 44 46 49 50 53 54 56 58 59 60 62 64 74

WissensCHaft Jade Hochschule: Die Praxis vor Augen Design Ausstellung „Stille Stars“ Verborgenes KleinoD Historischer Laubengang literatur Porträt Monika-Maria Dotzer serie Die neue Kunsthalle Bremen sParKasse Kultur sCHaffenD Ausstellung arCHäologe unD agent „Lawrence von Arabien“ ins bliCKfelD gerÜCKt Ausstellung „Hans am Ende“ KunstWerKe KinotiPPs KulturKalenDer Premierendaten naCHKlang foYer-autoren iMPressuM


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tHeater breMen Rosenkavalier

Bremer Oper eröffnet die Saison am 26. September mit dem „Rosenkavalier“ Text: Simon Neubauer

lIebesglück und

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atürlich kann man die fanatische Begeisterung der heutigen Fußballfans nicht zum Vergleich heranziehen. Aber vor dem Ersten Weltkrieg, als noch keine Tausendschaften in die Stadien zogen, erzwangen auch die Heroen der Oper und des Konzerts große öffentliche Aufmerksamkeit. So musste ein Sonderzug von Berlin nach Dresden eingesetzt werden, als im Königlich-Sächsischen Hoftheater am 26. Januar 1911 die Urauf Uraufführung des „Rosenkavalier“ von Richard Strauss anstand.

frisches Szenar einer Spieloper gemacht, mit drastischer Komik in den Gestalten und Situationen, bunter Komik und fast pantomimisch durchsichtiger Handlung, Gelegenheit für Lyrik, Scherz, Humor und sogar ein kleines Ballett. Zeit: Wien unter Maria Theresia.“

Dazwischen lagen eineinhalb Jahre, dazwischen vollzog sich der schöpferische Prozess zweier Genies, dessen Verlauf detailliert im eingehenden Briefwechsel nachzulesen ist, Dokumentation einer von gegenseitigen Anregungen beflügelten Zusammenarbeit. Zeugnis auch vom seltenen Zweiklang zweier Künstler. Das Ergebnis: Ein bedeutendes Werk des Musiktheaters, eine Oper des festlichen Glanzes, den selbst Auswüchse des modernen Regietheaters nicht löschen, höchstens nur dimmen können. Der populäre Erfolg basiert zunächst einmal auf der mit Anmut und Witz geschriebenen Geschichte und den psychologisch genau geschilderten Menschen. Da lacht sich die Fürstin Werdenberg den jungen Liebhaber Octavian an, weil der Herr Feldmarschall gar oft und länger im „krowatischen Wald auf Bären und Luchsen jagt.“ Die Amouren wachsen sich jedoch zu starker gegenseitiger Liebe auf, man hat sehr viel Freude aneinander, erfindet Spitznamen: sie ruft ihn Quinquin, er nennt sie Bichette. Er jubelt „Wie Du warst, wie Du bist. Das weiß niemand, das ahnt keiner.“ Und sie flötet sehr innig zurück „Du bist mein Bub, du bist mein Schatz. Ich hab dich lieb.“

Bei Hofmannsthal, zu dieser Zeit der bedeutendste österreichische Dichter, stieß das Angebot zwar auf offene Ohren, aber der seriöse Herr hatte doch Bedenken. „Ins Blaue hinein erscheint mir alles fast undurchführbar, so viel Respekt habe ich vor den SchwieNach der Premiere der Oper „Elektra“, die rigkeiten eines wahrhaft guten Librettos“, dem „Rosenkavalier“ vorausging, soll der schrieb er. Aber dann fühlte er sich gegenselbstbewusste Strauss gesagt haben: „Das über dem begabten Musikdramatiker der nächste Mal schreibe ich eine MozartGegenwart doch verpflichtet, nahm schließOper.“ Diese Sehnsuchtsmusik hatte er al- lich die Arbeit mit solchem Gusto auf, dass lerdings auch schon nach der „Salome“ an- er am Schluss einräumen musste: „Mir war gedeutet, aber jetzt berichtete er Hugo von die Arbeit an dieser Sache so sympathisch, Hofmannsthal: „Ich habe hier an drei rudass es mich fast traurig macht, ‚Vorhang’ Aus dem Beischlaf-Bett geht es zum Frühhigen Nachmittagen ein komplettes, ganz darunter schreiben zu müssen.“ stück, das aber wird gestört von dem pol-


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Walzerrausch ternden Herrn Vetter, Baron von Ochs, tuation und resigniert: „Heut oder morgen der sich gleich als ziemlich grobschlächti- oder den übernächsten Tag. Hab ich mir’s ger „Frauenheld“ zu erkennen gibt. Es genicht vorgesagt? Das alles kommt halt über schieht noch viel Turbulentes, bis Ochs jede Frau.“ Und sie stimmt das berühmte sein Anliegen vorgebracht hat: Er bittet die Terzett an „Hab mir gelobt, ihn lieb zu haFeldmarschallin um einen Leicht muss man sein… Die nicht so sind, die straft jungen Herrn das Leben, und Gott erbarmt sich ihrer nicht. aus der fürstlichen Verwandtschaft, der seiner Braut ben in der richtige Weis’? Hab mir freilich nach hochadeliger Gepflogenheit die silnicht gedacht, dass es so bald mir auferlegt berne Rose überreicht. sollt sein.“ Octavian und Sophie hingegen jubeln im Duett weiter: „Ist ein Traum, Das geschieht zu festlichen Celesta-Klängen kann nicht wirklich sein und dass wir beiim zweiten Akt. Die Marschallin hat ihren einander sein!“ Da kann Faninal nur noch Herzbuben mit dem Ehrenamt beauftragt. konstatieren: „Sind halt aso, die jungen Das hätte sie besser nicht getan, denn als Leut’“ und die Marschallin ergeben seufsich Octavian und Sophie, die Tochter des zen: „Ja, ja.“ neureichen Faninal, in die Augen schauen, schlägt Amor zu. Zwei junge Menschen ha- Hugo von Hofmannsthals Sprache voll der ben sich gefunden, und beide gestehen sich Anmut, des Charmes und des schimmernim Liebesglück „Wo war ich schon einmal den Glanzes, dazu auch noch musikalisch, und war so selig?“ Ochs und der Brautvater animierte Richard Strauss so sehr, dass er wollen nichts wissen von dieser „Schand“, oft ungeduldig auf die Szenen des Libretwettern und räsonieren, bis der gräfliche tisten wartete und dann wie mit „Öl und Jungverliebte den Degen zieht. Butterschmalz“ komponierte. So entstand eine Musik voller Helligkeit, des verführeWie kommt man bloß aus diesem qui-pro- rischen Wohllauts, der delikaten Doppelquo heraus? Octavian inszeniert als Mabödigkeit, eine Musik der aufschäumenden riandl ein Kneipen-Rendezvous mit dem Walzerseligkeit, der zarten Liebeslyrik, sexsüchtigen Ochs, hält eine „Maskerad“, auch der tiefsinnigen psychologischen die mit einer köstlichen Blamage des BaTonsprache. rons endet, in einem Streit allzumal, der Faninal, Sophie und die Feldmarschallin Erinnert sei nur an die wunderbar die auf den Plan ruft. Sie erkennt sofort die Si- Handlung anhaltende Szene, da die Mar-

schallin über das Altern und die „Zeit, das sonderbar Ding“ nachsinnt, dabei ihrem protestierenden Quinquin voraussagt: „Heut oder morgen geht Er hin und gibt mich auf um einer anderen willen, die schöner oder jünger als ich.“ Aber „leicht will ich’s machen dir und mir. Leicht muss man sein… Die nicht so sind, die straft das Leben, und Gott erbarmt sich ihrer nicht.“ Aber nicht alle Leute sind „halt aso“. Gerade auch die am Beginn ihrer Karrieren stehenden, kreativen Regisseure wollen nicht nachbeten, was die Aufführungstradition verfestigt hat – besonders nicht bei so genannten „Selbstläufern“ oder „Bestsellern“ wie dem „Rosenkavalier“. Tobias Kratzer, der das Werk am Goetheplatz inszeniert – die musikalische Leitung hat ein ausgewiesener Strauss-Kenner, nämlich Bremens Generalmusikdirektor Markus Poschner –, liest vor allem eine Gesellschaftsanalyse heraus und teilt sie in drei Zeitsprünge auf, in denen die großen „Gefühlsverheißungen“ allmählich verlöschen. In den Jahren um die Uraufführung, also vor dem Ersten Weltkrieg, strahlt sie in voller Intensität, im zweiten Akt, etwa um 1950, verflacht sie, wird zur bloßen Hülse, und im Finalakt (etwa unsere Gegenwart) löst sie sich voll auf. Sicher ein kühnes Konzept. Premiere: 26. September im Theater am Goetheplatz.


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tHeater breMen Was Ihr Wollt

MusIkladen aM Saisoneröffnung am Bremer Theater: Robert Schuster setzt Shakespeares „Was Ihr Wollt“ in juxige Bilder Text: Sven Garbade

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on der ausgezeichneten Atmosphäre am Bremer Theater hatten zuletzt viele Mitarbeiter geschwärmt – und auch davon, dass nun, in der ersten Spielzeit ohne den ausgeschiedenen Intendanten Hans-Joachim Frey, viel verschüttete Energie frei gesetzt werden könne. Zur Aufwertung des Schauspiels wurde dem Sprech-Ensemble zudem die Eröffnungspremiere im großen Haus am Goetheplatz überlassen. Und mit Shakespeares Verwechslungskomödie „Was Ihr Wollt“ wurde obendrein ein Stück gewählt, das aufgrund seiner meisterhaften Mischung aus Melancholie und Komik beinahe als Erfolgsgarant gelten kann. Ein Selbstläufer wurde die Inszenierung dennoch nicht. Regisseur Robert Schuster setzt auf einen intensiv genutzten Theaterapparat, auf viel Musik und noch mehr Kostümklamauk, um seine Inszenierung mit Schauwerten aller Couleur aufzuladen. Einfälle lässt er wie einen Hagelschauer aus Ping-Pong-Bällen massenhaft auf die Bühne prasseln. Oder er bringt gleich die komplette Bühnenwelt in Rotation. Dazu hat Jens Killian einen beweglichen Bühnenkorridor bauen lassen, der einige Überraschungen bereit hält und der ganze Raumpartien sogar Kopf stehen lassen kann. Die Welt ist mal wieder

aus den Fugen. Doch irgendwann scheint Schuster das eigentliche Stück abhanden gekommen zu sein.

Umgang mit sämtlichen Mitteln gepflegt wird. Erlaubt ist, was gefällt, auf Wunsch darf auch gemogelt werden. Dass der Prolet in der Badehose (Jan Byl) sich als RadauSo herrscht hier eine Dramaturgie wie im bruder Tobias von Rülps heraus stellt, Rock-Konzert: nichts ist, was es scheint, überrascht nicht. Dass sein Saufkumpan aber jeder Knalleffekt ist höchst willkomBleichenwang allerdings als Dame im roten men. Und da „Musik Nahrung für die Lie- Abendkleid (Susanne Schrader) komplett be“ ist, wie es im Text heißt, baut Schuster aus einem anderen Stück herein zu spaziezusammen mit dem Musiker Jörg Gollasch ren scheint, das ist eine der vielen Neuerdie Veranstaltung zu einem singenden und findungen des Abends. Ist das Dekonstrukklingenden Musikladen aus. tion? Variation? – Wir wissen es nicht. Eine manische Narren-Band ist zu Beginn vor der Bühne platziert. Extrem eigentümliche Freaks stehen hier an Bass und E-Gitarre: Einer trägt eine Bierflasche in der Badehose, dazu Cowboystiefel und eine Dauerwelle aus den 80er-Jahren. Der Nächste hat ein Geweih aus Ästen auf dem Kopf und lässt die Wampe wackeln. An Schlagzeug und Piano hauen befrackte Damen mit bunten Haaren auf die Pauke und in die Tasten. Soweit ganz lustig. Dabei sind die Songs, die auch im weiteren Verlauf in die Handlung eingefügt werden, durchaus von einer zarten popmusikalischen Schönheit. Und das Ensemble singt und spielt ganz ausgezeichnet. Wenn nun das Theaterspiel beginnt, wird schnell klar, dass hier ein recht laxer

Wobei natürlich auch in Schusters schräger Version die Handlung aus Shakespeares Stück teilweise erhalten bleibt: Schiffsuntergang, zwei Geschwister werden getrennt, die eine, Viola, muss sich als Mann verkleiden, um im fremden Land durchzukommen. Ihr Zwillingsbruder irrt dagegen unerkannt hinterher – bis er dann auch handgreiflich in die bereits entstandenen Verwechslungen eingreifen kann. Liebeswerben und Klamauk sind gleichmäßig auf alle Beteiligten in diesem Fantasieland verteilt. Zunächst ist da ein egozentrischer Schwerenöter namens Orsino, der Liebesbotschaften an den Nachbarhof entsendet. Seine Angebetete (Gabriele Möller-Lukasz als Olivia) hält sich allerdings in einer Trutzburg aus Trauer verschanzt. Bei Siegfried W. Maschek, der hier den Liebestrunkenen


Theater bremen Was Ihr Wollt 7

Goetheplatz

spielt, sieht die ganze Angelegenheit sexuell schwer extravertiert aus. Zum lila Samtjackett trägt er körperabwärts vergleichsweise wenig: lediglich eine übergroße Genitalpolsterung sowie meterlange Schnürstiefel. Mit derart derbem Kostümklamauk ist die Inszenierung häufig auf der Suche nach dem juxigen Bild. Vieles von der liebenswerten Situationskomik der Vorlage wird so leichtfertig verschenkt. Zu den Höhepunkten der Inszenierung zählt fraglos Varia Linnéa Sjöstrom als Viola. Über weite Strecken marschiert sie furchtlos mackermäßig in ihrer Matrosen-Montur durch die Irrungen und Wirrungen der Geschichte. Wir erinnern uns: als Postillion d’Amour soll sie Liebesbotschaften ihres Herrn übermitteln. Ganz hervorragend spielt sie den Mann, während ihr tatsächlich männlicher Bruder (Timo Lampka) dagegen als rundum weinerliche Heulsuse daher kommt. Verdrehungen auf ganzer Linie, Lacher sind garantiert. Und viel Amüsement gehört auch zur Bilanz von Guido Gallmann und bei dem von ihm gespielten Malvolio. Nun ist die Rolle per Vorlage schon exzellent angelegt; als eine Art von gehobenem Watschenmann. Der verbiesterte Aufsteiger, der seinen Platz in der gesellschaftlichen Hierarchie nicht akzeptiert, muss in Shakespeares Weltbild kräftig bestraft werden. Eine komische Variante von Macbeth ist er. Machtgelüste sind auch seine Triebfeder. Und wenn Gallmann diesen Biedermann als fusselbärtiger Pulli-Träger spielt, dann ist das doppelt komisch. Je kleiner und jämmerlicher er den Typ macht, um so gemeiner kann er dann den Haustyrannen ausspielen. Mit dieser lebendigen Komik rettet Gallmann den ganzen Abend vor allzu konstruiertem Aktionstheater.

Fotos: Jörg Landsberg

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08.12.2009

14:39 Uhr

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Hier ist Temperament im Spiel! Besuchen Sie im Theater Bremen eines der großen Stücke von Johann Strauß: Wir wünschen Ihnen einen erlebnisreichen Abend mit der Fledermaus. | > | Verantwortung für ein modernes Leben www.swb-gruppe.de


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tHeater breMen Mazeppa

Peter Tschaikowskis selten gespielte Oper „Mazeppa“ wird am Theater Bremen neu einstudiert Text: Ute Schalz-Laurenze

MachtkaMpf alter Männer „„i

scher Geschichte, der den Zugang zum Werk ch habe mich immer bemüht, in erschwert, oder die Tatsache, dass es sich bei meiner Musik die ganze Qual und die Extase der Liebe auszudrücken. Mazeppa um eine Oper voller Antihelden handelt, die dem Zuschauer die klassische Die Vergangenheit bedauern, auf die ZuLiebesgeschichte verweigert.“ kunft hoffen und nie mit der Gegenwart zufrieden sein, das ist mein Leben.“ – Der „Mazeppa“, 1884 in Moskau uraufgeführt, 1840 geborene russische Komponist Pebehandelt nach dem Gedicht „Poltawa“ von ter Tschaikowski genießt bis heute eine eher zweifelhafte Berühmtheit. Seine Mu- Alexander Puschkin die politischen Ereignisse in Russland um1700, die Herrsik, so das Vorurteil, sei emotional ... die ganze Qual und schaft Zar Peter I. und der „NordiKrieg“ bilden die historischen und sentimental, die Extase der Liebe... sche Hintergründe. Der siebzigjährige und sie sei eben russisch. Und wer ihn liebte, gab zu, „Tri- ukrainische Kosakenhauptmann Mazeppa vialmusik“ zu lieben. Als Vorbild für seine wollte die Ukraine vom russischen Reich lösen und verbündete sich dafür mit dem insgesamt elf Opern nannte der Komposchwedischen König. Und er entführt die nist Mozart und Michael Glinka; gespielt werden heute nur noch zwei: „Eugen One- ihn liebende junge Maria, auch das ist historisch belegt. gin“ und „Pique Dame“. Die Oper „Mazeppa“, für die Tschaikowski originale, besonders auch ukrainische Volkslieder verwendete und über die er sagte, noch nie sei ihm „eine größere Komposition so schwer gefallen“, wird dagegen durchweg vernachlässigt. Die Regisseurin Tatjana Gürbaca, die in Bremen einen eindrucksvollen „Eugen Onegin“ inszenierte, hat dafür wenig Verständnis: „Es verwundert, dass ein so grandioses Werk in Europa bisher kaum Beachtung gefunden hat. Man kann nur Vermutungen darüber anstellen, warum das so ist. Vielleicht ist es der große Anteil an russi-

Ihr Vater Kocubej will sich an Mazeppa rächen, aber dem gelingt es, Kocubej des Hochverrates anzuzeigen. Marias Vater wird von Mazeppa grausam gefoltert und getötet, Maria wird wahnsinnig. Gürbaca: „Zwei alte Männer haben verschiedene Utopien für ihr Land und geraten hierüber in einen Streit, der immer weitere Kreise zieht. Am Ende bleiben nur noch Trümmer und zerstörte Hoffnungen.“

einem Zustand der Wohlstandsverwahrlosung realisiert sie, dass sie nun in keine der beiden Welten gehört, sondern ein Dasein im Goldenen Käfig lebt“, urteilt die Regisseurin. „Als Ljubov ihr die Augen öffnet und sie zur Exekution des Vaters durch Mazeppa führt, bleibt Maria nur noch der Weg in den Wahnsinn. Zum Schluss ist sie diejenige, die statt mit einem Kind mit einer Leiche in den Armen das Land in einen ewigen Schlaf singt.“ Auch Daniel Montané, Dirigent der Bremer Inszenierung, hält die Oper für unterschätzt: „In der Partitur finden wir hunderte von Beispielen für diese ‚Sehnsucht nach der Zukunft’. Hören Sie den letzten Ton von Maria im Wiegenlied am Schluss der Oper: ein Ton, der zunächst kein Ende findet, der einfach irgendwo in einer imaginären Zukunft endet. Oder der Schluss von der ‚Schlacht von Poltava’, in der Mazeppa verschwindet. Der Hörer wird musikalisch in eine andere Zeit transportiert.“

Premiere: 6. November im Theater am Goetheplatz. Regie: Tatjana Gürbaca; musikalische Leitung: Daniel Montané; Bühnenbild: Klaus Grünberg; Kostüme: Silke Willrett. Weitere Aufführungen: 9., 19. und 26. November sowie 30. Dezember, jeTschaikowski spannt einen Bogen vom Pri- weils um 19.30 Uhr. vaten in die große Politik. Und Maria? „In


bIlderrätsel „Groß und Klein“ von Botho Strauß im Bremer Schauspielhaus Text: Sven Garbade

La Dolce Vita, Inszenierung: Mirja Biel

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ine Frau steht draußen vor der Tür. Sie lauscht atemlos, doch die schattengleichen Menschen, deren Kontakt sie dringender benötigt als alles andere, sind für sie ähnlich weit entfernt wie die versprengten Trümmer einer Supernova. Die Frau, die da aus der Welt gefallen ist, heißt Lotte. Sie kommt nicht aus Weimar, sondern aus Saarbrücken, und ihr Drama beginnt im Pauschalurlaub. Doch da tut sich bereits die erste Frage auf: „beginnt“ es überhaupt? In dem Stück „Groß und Klein“ von Botho Strauß scheint die Zeit nämlich klebrig stillzustehen – und wenn sie sich doch einmal in Gang setzt, dann wundersamer Weise in den eruptiven Rhythmen einer Dia-Show: Aufblenden, Bildbetrachtung, Reflexion, Abblenden. Hier waltet Magie; oder, wie Lotte selbst befürchtet: „Die Zeit vergeht, aber nicht richtig.“ Eine Art bühnenfüllendes Bilderrätsel hat Botho Strauß mit diesem Stück 1978 vorgelegt. Nun steht eine Neuinszenierung von Mirja Biel am Bremer Theater auf dem Programm. Höchste Zeit, könnte man meinen. Lotte ist also einsam, ihr Urlaub eine einzige somnambule Isolationshaft. Immer ist sie falsch verbunden. In der Tonart von Strindbergs Göttertochter Indra nähert sie sich den Menschen: Wie fremd, wie fern

sind ihr diese doch! Strindberg hatte in seinem berühmten „Traumspiel“ (1902) ein göttliches Mädchen aus dem Himmel hinab stürzen lassen, damit sie in einer Reihe von irdischen Stationen die Begrenztheit der menschlichen Existenz observieren möge. Auch Wim Wenders nahm das Thema auf und versuchte, die Verbindungsprobleme von Mensch und Engel zu reparieren („Der Himmel über Berlin“). Doch bei Botho Strauss ist der schwebend entrückte Blick einer Außenseiterin auf die Menschenwelt wesentlich brüchiger gestaltet. Hier werden Lottes lyrische Kontaktversuche zu tragikomischen Sprachhülsen. Es ist kein Zufall, dass bei den Aufführungen von Strauß’ Stücken immer wieder auch die Bühnenbilder begeisterten. Als geglückte Verschmelzung von Innen- und Außenwelten wurden diese Arbeiten von einigen Kritikern gerühmt. Dass Strauss damit jedoch auch beharrlich ins Indifferente ziele, dass seine Wanderungen auf den Nebenwegen der Sprechbarkeit lediglich esoterische Seifenblasen produzieren, ist ein häufig vorgebrachter Einwand. Die Bremer Inszenierung, 33 Jahre nach der Erstaufführung, müsste zeigen, ob dieser Text mehr ist als eine Eintragung ins Nichts. Premiere am 16. Oktober im Bremer Schauspielhaus

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theater bremen Michael Börgerding

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Warten auf Börgerding

ein Name stand auf der ominösen „Viererliste“. Gemeint ist jene Aufstellung möglicher Kandidaten für den Intendantenposten am Bremer Theater, die im vergangenen Februar durch die Medien geisterte und deren Urheber ganz offensichtlich ein Ziel verfolgten: Mögliche Kandidaten zu „verbrennen“ und für den Spitzenjob am Goetheplatz unmöglich zu machen. Mehr noch: Die Position in Bremen wurde erst unterschwellig, später ganz offensichtlich als Aufgabe „in der zweiten Theaterliga“ diffamiert. Eine Bewerbung an ein derart „in Verruf geratenes Haus“, so hörte man aus Bielefeld (ausgerechnet Bielefeld!), mache „keinen Sinn“; es grenze gar „an Rufmord“ zu behaupten, der Bielefelder Intendant wolle an die Weser wechseln. Schwamm drüber! Michael Börgerding (50), langjähriger Chefdramaturg am Hamburger Thalia Theater und seit 2005

und den Jahresetat von 32 Millionen Euro (davon 25 Mio. Zuschuss der Stadt) „mit Nachdruck“ akzeptiert hat. Ein deutlicher Rempler zum Abschied in Richtung Frey, denn die „vorige Geschäftsführung habe sich manchmal sehr großzügig“ in finanziellen Dingen gezeigt.

Um Börgerding für fünf Jahre verpflichten zu können, habe man auch akzeptiert, Direktor der Theaterakademie Hamburg, hat sich von diesen und anderen Pöbeleien dass er seine Arbeit erst mit der Spielzeit 2012/13 aufnehmen kann. Andere Kannicht beeindrucken lassen. Denn er interessierte sich seit Beginn der Suche ernst- didaten, so erklärte Dieter Mützelburg, haft dafür, Intendant in Bremen zu werden hätten erst 2013 nach Bremen kommen können, was man aber dem Theater „nicht und damit die Nachfolge von Hans-Joazumuten“ chim Frey anzutreten, „Mein Ziel ist ein Theater für die Stadt, ein wollte. Es der zum Theater, das sich der ganzen Stadt öffnet.“ bleibt also bis dahin Abschied am Goetheplatz bei der Fünfer-Lösung mit auch mit der Oper „Turandot“ auf der den vier Spartenleitern und dem Betriebsschwimmenden Weserbühne (und nicht direktor als Leitungsteam, wobei Hans„Seebühne“ – oder ist die Weser ein See?) Georg Wegner mittlerweile die Geschäftsein finanzielles Debakel erlebte. führung übernommen hat. Nun also Börgerding, was KulturstaatsBis dahin also gilt „Warten auf Börgerrätin Emigholz (SPD) als Vorsitzende der Auswahlkommission mit den Worten „ex- ding“, der seit Jahren im Bremer Stadtteil Horn lebt und schon in der Vergangenheit zellente Wahl“ einstufte, die einstimmig etliche Produktionen am Goetheplatz erfolgt sei. Ein allseits gelobter Theatermann mit deutlichem Schauspiel-Schwer- besucht hat. Dass er dies in den kommenden Monaten noch intensiver tun wird, punkt, ausgesucht aus zuletzt über 50 kündigte der kommende Mann bereits an. Bewerbungen, der sich – so Finanzstaatsrat Mützelburg (Grüne) – auf das „schwie- Ebenso seine Vorstellung, zum Amtsantritt eine „Reihe junger, frischer Leute“ mitzurige Konsolidierungsprogramm“ einlässt


theater bremen Michael Börgerding 11

Neuer Intendant des Bremer Theaters tritt sein Amt 2012 an Text: Peter Schulz

Ein klassischer Dreiklang: Meer, Musik und die Mein Schiff. lich. nü: köst Mein Me tail: fruchtig. ck Mein Co

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bringen, womit der bei Intendantenwechseln obligatorische radikale Wechsel in Leitung und Ensemble schon mal eingeleitet wäre. Und auch seine inhaltliche Zielsetzung ließ Börgerding bereits deutlich erkennen: Er wolle ein zeitgenössisches Theater machen, dass sich über Inhalte definiere. „Mein Ziel ist ein Theater für die Stadt, ein Theater, das sich der ganzen Stadt öffnet.“ Und dabei – ganz klar angesichts seiner Vita – werde das Schauspiel einen besonderen Stellenwert einnehmen. In Sachen Oper hingegen habe er „keine Erfahrung“, was darauf schließen lässt, dass Generalmusikdirektor Markus Poschner künftig stärker in der Verantwortung stehen dürfte. Schließlich, so Börgerding, „war für mich ein Argument pro Bremen, dass Poschner hier engagiert ist.“ Dass Börgerding sich als Anhänger der Kombination „Ensemble plus Repertoire“ zu erkennen gibt, kann als deutliche Abkehr von „Glanz und Gloria“ und dem künftigen Verzicht auf teure Stars und spektakuläre Inszenierungen gewertet werden. Und er möchte junge Regisseure an das Haus binden, die sich insbesondere mit zeitgenössischen Bühnenstücken beschäftigen sollen, denn: „Theater ist kein Museum!“ Michael Börgerding wurde 1960 im oldenburgischen Lohne unweit von Vechta geboren. Nach dem Studium der Germanistik, Soziologie und Philosophie in Göttingen arbeitete er von 1987 bis 1993 als Dramaturg und Regisseur am Jungen Theater Göttingen. 1993 wechselte Börgerding als Dramaturg ans Niedersächsische Staatstheater Hannover. In den folgenden Jahren nahm er Lehraufträge an den Universitäten Hannover und Hamburg sowie der Fachhochschule Hannover an. Im Jahr 2000 wurde als er Chefdramaturg und Direktionsmitglied ans Hamburger Thalia Theater berufen. Seit 2005 ist Börgerding Direktor der Hamburger Theaterakademie, die die Schauspiel- und Regiestudiengänge der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) unter einem Dach vereint. An der Hochschule bekleidet Börgerding die Position des Dekans des Studiendekanats II (Theaterakademie, Gesang). Seine Ehefrau Elisabeth arbeitet in der Marketing-Abteilung von Radio Bremen.

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tHeater Timon aus Athen

staat In der krIse Sebastian Kautz inszeniert „Timon aus Athen“ in der bremer shakespeare company Text: Christian Emigholz

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then ist pleite! Das kommt uns doch irgendwie bekannt vor. Gemeint ist aber nicht die finanzschwache Gegenwart der Hellenen, hier ist von der Vergangenheit die Rede, als William Shakespeare sein zweites Griechendrama „Timon von Athen“ schrieb, was wohl um 1608 gewesen sein dürfte. Da in Shakespeares Stück der Feldherr Alkibiades auf auftritt, lässt sich sein Werk sogar historisch zuordnen: Timon von Athen spielt zur Zeit des Peleponnesischen Krieges, also etwa 430 vor Christus. Wieder einmal stellen wir betroffen fest, wie genau die großen Dichter Wirklichkeit einzufangen in der Lage sind. „Timon von Athen“ gehört zu den kürzesten Stücken Shakespeares und die Forschung geht davon aus, dass es Fragment geblieben ist, unfertig in der Form, unfertig hier und da auch in der Handlungslogik. Wohl auch deshalb wird die Tragödie nicht sonderlich häufig gespielt. Gegenwärtig inszeniert Sebastian Kautz das Stück für die bremer shakespeare company. In kurzen Sätzen skizziert, ist „Timon von Athen“ die Geschichte eines Menschenfreundes, der sich zum Menschenfeind wandelt. Timon ist ein großer Herr, scheinbar reich und überaus großzügig. So hat er viele Freunde um sich geschart, die von der Freigiebigkeit an seiner wohl gedeckten Tafel profitieren. Auf dem Höhepunkt eines Festmahles macht ihn sein Haushofmeister darauf aufmerksam, dass nun alles Geld ausgegeben und aller Besitz

verpfändet sei. Als Timon sich bei den vermeintlichen Freunden Geld leihen will, verweigern die das rundweg.

Großer Bahnhof

Verbittert geht Timon in den Wald – ein beliebter Ort des Rückzugs bei Shakespeare – und frönt seiner Enttäuschung über die Menschheit, stößt aber beim Graben nach Essbarem auf Gold. Das ekelt ihn nun und er schenkt es her. Er bleibt allein im Wald, stirbt dort und hinterlässt einen Fluch auf die Menschen auf seinem Grabstein.

Der Projektname klingt recht unspektakulär: „Vom Kommen und Bleiben – EinWanderHaus Bremen“. Federführend von Quartier GmbH geleitet, haben sich bremer shakespeare company, Übersee-Museum und Geschichtskontor zu diesem Projekt zusammengeschlossen, schließlich konnte auch noch die Kulturstiftung des Bundes gewonnen werden.

Natürlich interessiert sich auch Sebastian Kautz für die Krise, die in dem Stück behandelt wird: „Es ist ein Stück über eine Wirtschaftskrise, ich würde sogar noch weitergehen und sagen, es ist ein Stück über eine Staatskrise. Ich will es aber in meiner Inszenierung nicht platt modernisieren, zumal im Herbst, wenn wir Premiere haben, Griechenland vielleicht gar nicht mehr aktuell ist, sondern irgendein anderer Staat. Aber es ist schon ein Stück über eine Krise, und das ist auch mein Ansatz. Was mich dabei am meisten interessiert ist, wie Menschen mit solch einer Krise umgehen, und nicht nur die Geldleute wie Timon, sondern auch die Künstler, die in dem Stück auch vorkommen.“

Was auf den ersten Blick wie ein weiteres Projekt zum Thema Migration aussieht, entpuppt sich als ziemlich großes Ereignis rund um den 3. Oktober, dessen Feierlichkeiten in diesem Jahr in Bremen stattfinden. „Vom Kommen und Bleiben“ ist ein großes Kunstprojekt, zu dem eine Ausstellung im Übersee-Museum, ein Pavillon vor dem Hauptbahnhof, eine Tagung mit Kunst- und Migrationsexperten sowie ein Theaterstück gehören, und das in der Zeit vom 28. September bis 9. Oktober stattfindet.

Am 14. Oktober, 19.30 Uhr, hat „Timon aus Athen“ Premiere im Theater am Leibnizplatz. Es spielen Frank Auerbach, Svea M. Auerbach, Gunnar Haberland, Peter Lüchinger, Michael Meyer, Petra Janina Schultz.

Im alten Postamt 5 wird „Alles, was wir auf Lager haben“ gespielt

Beim Theaterstück „Alles, was wir auf Lager haben“, das in der 5000 qm großen Halle des alten Postamtes 5 aufgeführt wird, kommt nun die bremer shakespeare company ins Spiel, die sich, so erläutert Renate Heitmann, ohnehin immer wieder fragen muss, wie sich die Gesellschaft verändert hat und was Theater und Kunst dazu integrativ leisten können. Seit zwei Jahren arbeitet die Company mit dem britischen Regisseur Lee Beagley zusammen, der sich seit vielen Jahren in der freien Theaterszene Europas tummelt, überdies erfahren ist in der Theaterarbeit mit Jugendlichen.


theater Alles, was wir auf Lager haben 13

Fotos: Marianne Menke

„Alles, was wir auf Lager“ haben ist nämlich ein Stück, dessen wesentliche Teile Bremer Schüler geschrieben haben und an dessen Aufführung rund 100 Schüler mitwirken werden. Um einen ungefähren Eindruck von den Vorarbeiten zu diesen Stück

zu geben: Seit Beginn des Schuljahres haben rund 2500 Kinder und Jugendliche, angeleitet von erfahrenen Künstlern aller Bereiche sowie von Historikern, ihre Ideen zum Thema Migration in unterschiedlichster Form (Bilder, Collagen, Texte, Cho-

GlEIttüREn / RaumtEIlER / SchRankSyStEmE

reographie, Musik) gestaltet. Eine Auswahl der interessantesten und aufregendsten Schülerideen fließt in dieses Stück ein. „Alles, was wir auf Lager haben“ vom 1. bis 3. Oktober sowie vom 6. bis 9. Oktober, jeweils um 18 Uhr im alten Postamt 5.

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theater oldenburg Tosca

Puccinis „Tosca“ vor der Kulisse der Oldenburger Flugzeughalle Text: Michael Pitz-Grewenig

Mut der Verzweiflung G

iacomo Puccini gehört zu jener Handvoll Komponisten, auf deren Werke kein Opernhaus verzichten kann, ohne den Bankrott zu riskieren. Seine Musik bezaubert, aber zugleich tun sich Intellektuelle schwer mit ihr. Gleichwohl rührt sie zutiefst. Sie entwickelt vor der Folie der Handlung eine Dynamik der Trauer, die weder morbid noch wehleidig ist, sondern quasi mit dem Mut der Verzweiflung gegen das drohende Ende aufbegehrt. Seine Bühnenfiguren sind Todgeweihte, und wir lernen sie kennen, wenn ihre Zeit bereits begonnen hat zu vergehen.

dass es Puccini hier um die Utopie einer Gesellschaft in Freiheit geht und nicht um tränenselige Liebesgeschichten. Hans Neuenfels hat das einmal treffend formuliert: „Singend, mit einer zu Herzen gehenden Weise zu protestieren gegen die vielerlei Erscheinungen von Bedrohung, Gefährdung, Zerstörung des Humanen gerade auch im kleinen, von der offiziösen Welt kaum registrierten Lebensbereich.“

Imagination für ein Gemeinwesen stets aufs Neue versinnlicht, kommuniziert, legitiDas gilt in besonderem Maße für diese unmiert und wieder infrage gestellt werden gleiche Dreiecksgeschichte, in der wieder können.“ Das kommt der Auffassung des einmal die Frau (Tosca), leidenschaftlich, Oldenburger Dramaturgen Sebastian Hanu- stolz, eifersüchtig, impulsiv, zwischen zwei sa nahe, Männern der von Historisches Theater in der Industriehalle steht: Mario einer Caravadossi, latenten „Ortlosigkeit“ spricht, die die Kunst ein aufrichtiger Maler, den sie wirklich seit ihrem Auftreten in einer „gesellschaftliebt, und der feige und intrigante Scarpia, lichen Realität“ begleite. skrupelloser Polizeichef von Rom, den sie hasst, der sie aber sexuell inbrünstig In Oldenburg, wo die laufende Spielzeit begehrt. Klare Beziehungen und kein unter den Vorzeichen des Umbaus steht, Raum für Entwicklungen! Der Untergang ging man für die Inszenierung der „Tosca“ ist unausweichlich, da allen Personen das neue Wege. Das Motto „Wahlheimat“ verMoment der Reflexion fehlt. So wie in Puccinis Oper „Tosca“, diesem steht Hanusa als „Prozess der Aneignung Drama eifersüchtiger Liebe vor dem eines fremden Spielortes“, der sich natürRegisseur Gustav Rueb hat die räumdüsteren politischen Hintergrund der lich auch auf die Inszenierung auswirken lichen Gegebenheiten in seine Konzeption napoleonischen Zeit in einem politisch werde. „Einen Ort wie eine ehemalige geschickt integriert. Historisches Theater unruhigen Italien im Jahre 1800. Aber was Flugzeugwerft auf einem Militärflughafen in der Industriehalle, dann die Rückseite: geht uns diese Oper heute noch an? in Besitz zu nehmen bedeutet ja auch, die „Scarpias Welt ist eine zeitgenössische Wahlheimat in einem kunstfremden und Welt von Fakten, Ironie, Gewalt und RealiSir Peter Jonas bezeichnete die Gattung vielleicht sogar kunstfeindlichen Ort auftät.“ Das sind nach Rueb die Stationen von Oper als „Krankenhaus der Seele“ und zuschlagen.“ Oper also als eine im Prinzip Tosca und Cavaradossi, deren Schicksal fügte nicht ohne Ironie hinzu, dass Kürunmögliche Institution, die vielleicht gera- in einer riesigen leeren Halle, in völliger zungen beim Musiktheater „Raubbau an der de daraus ihre Bezauberung bezieht. existentieller Verlorenheit endet. Sieht Gesundheit der Gesellschaft“ sei. Wolfgang man Tosca mit dieser Sensibilität, dann Rihm verglich Oper mit einem Gehirn, „in Wenn sich Tosca am Ende von der Engels- hat dieses Werk mit der Gegenwart mehr dem die Gefühle nicht nur fühl-, sondern burg stürzt und das Orchester im Nachzu tun, als man glaubt. auch denkbar seien. Die Oper als ‚Bewusst- spiel das Freiheitsthema „Und es blitzen Premiere am 9. Oktober in seinssitz’, als Ort, an dem Denken und die Sterne“ intoniert, dann wird einsichtig, Halle 10, Fliegerhorst


theater bremen/Oldenburg Flash Mob

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Uraufführung des Tanzstücks „Flash Mob“ von Henrietta Horn Text: Sabine Komm

Offene Bilder

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ie Essener Choreografin gibt es offen zu: „Ich twittere nicht. Ich bin nicht bei Facebook.“ Henrietta Horn bezeichnet sich selbst als „eine aktive Nicht-Einsteigerin“. Trotzdem entwickelt sie jetzt zusammen mit dem Tanztheater Bremen ein 60-Minuten-Stück, in dem es um genau solche schnellen Arten der Kommunikation geht. Und um Flashmob (englisch flash = Blitz, mob = aufgewiegelte Volksmenge), diese scheinbar spontanen Menschenansammlungen, die sich schon nach wenigen Minuten wieder auflösen, organisiert und choreografiert mit Hilfe von Internet und Handy. Wie kommuniziert man heute und ist das überhaupt noch Kommunikation? Das interessiert Henrietta Horn. Sie selbst hatte

sich als Kind um anderes gekümmert. Sie lernte Ballett. Später wechselt sie zum Leistungssport. Als Turmspringerin vom ZehnMeter-Brett hat sie es bis zur deutschen Meisterschaft gebracht, um dann später an der Deutschen Sporthochschule in Köln zu studieren. „Beim Sport hat man ein klares Ziel“, sagt sie. „Beim Tanz ist alles offen. Deshalb bin ich zum Tanz zurückgekehrt.“ Nach ihrer Ausbildung an der Folkwang Hochschule in Essen hat sie – zusammen mit Pina Bausch – neun Jahre lang das Folkwang Tanzstudio geleitet. 2008 gab sie den Chefposten auf – das Ende einer großen Verantwortung und der Anfang einer neuen Freiheit. Seitdem sind ihre Soli „Schimmer & Treibschatten“ entstanden und in London eine neue Version von „Artischocke im Silbersee“, ein Stück, das sich um skurrile Silhouetten und gestrandete Engel dreht. „In seiner Flüchtigkeit ist ein Flashmob dem Tanz sehr vergleichbar“, sagt die Frau mit der feinen Brille, schwarzem T-Shirt und Jeans, die so unaufgeregt und doch bestimmt wirkt. Wie bei einem Flashmob geht es ihr jetzt auch auf der Bühne um

Körperlichkeit, Begegnungen, das Nonverbale, das Spielerische, um Flexibilität und Spontaneität. Von den zehn Tänzern des Theaters Bremen verlangt Horn viel. Oberflächlich zu tanzen zum Beispiel. Das sei oftmals das Schwierigste, sagt sie. Doch die Gastchoreografin besteht darauf. Begriffe wie „flüchtig, „fahrig“ und „unverbindlich“ will sie in Bewegung übersetzen. Das Publikum soll nicht erst lange Texte lesen müssen, bevor es in ihre Stücke geht. Das sei nicht nötig, sagt sie. Sie will offene Bilder, die viele Deutungen zulassen. Und sie will, dass die Zuschauer im Tanztheater etwas spüren, sich an etwas erinnern. Wenn „Flash Mob“ auch junge Leute anzieht, umso besser. Schließlich ist im Stück poppige Musik ein Motor. Aber anbiedern will sie sich bei der Jugend nicht, genauso wenig, wie sie über Nacht anfangen würde zu twittern. Uraufführung am 30. Oktober im Neuen Schauspielhaus in Bremen. Am 7. November folgt die Premiere in der Exerzierhalle in Oldenburg.

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tHeater olDenburg Kinder des Olymp

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or wenigen Woche lamentierte der FAZ-Theateroberkritiker Gerhard Stadelmaier wieder einmal darüber, dass in deutschen Theatern nur noch Romane und Filme nachgespielt würden. Es herrsche Epik statt Dramatik auf der Bühne. Im Oldenburger Staatstheater weiß man aber, beides sinnvoll zu vereinen. Wenn ein guter Stoff verfilmt wurde, gibt ihn das ja nicht automatisch für die Bühne verloren, und „Kinder des Olymp“ von Jacques Prévert bietet Theater pur.

Ex-„moks“-Leiter Schumacher inszeniert Préverts Liebesdrama in der Halle 10 des Fliegerhorsts Text: Stephan Cartier

Das Theater auf der Bühne spiegelt damit auch die eigene Entstehungsgeschichte und den weniger theatralischen Ursprung des Werks wieder. „Kinder des Olymp“ ist nicht nur ein phänomenaler Film, es war auch ein Projekt, das im besetzten Frankreich zwischen 1943 und 1945 Widerstand mit den Mitteln der Ästhetik betrieb. Regisseur Marcel Carné zog die Dreharbeiten bewusst in die Länge, verpflichtete für sein Projekt immer wieder neue Schauspieler, um ihnen die drohende Deportation nach Deutschland zu ersparen.

leicht operettenhafte Szenario auf eine Ebene, die die Frage nach Ernst und Spiel im Leben stellt. Auch ein Graf ist mit von der Partie, und dass der Dichter gleichzeitig ein gesuchter Verbrecher der Pariser Unterwelt ist, macht die „Kinder des Olymp“ vollends zu einem prall gefüllten Stück Theater, das Emotion und Reflexion in eins setzt.

Für die Umsetzung steht mit Klaus Schumacher ein Vertreter des experimentierfreudigen Theaters im Wort. Der langjäh„Wir haben eine große Geschichte gerige Leiter des Bremer „moks Theater“ und sucht“, erklärt Jörg Vorhaben, DramaBietet schon die Begleitgeschichte des derzeitige Direktor des Jungen Schauspielturg des Staatstheaters, die Auswahl. Das Projektes also genug Dramatik, so steht hauses Hamburg will Ort und Handlung Schicksal von Garance (gespielt von Eva der Stoff selbst in nichts nach. In der Gezu einem Panorama-Erlebnis verschränMaria Pichschichte, die auf ken. Die ehemalige Fliegerhorst–Halle erler), Baptismöglicht eine Rundumbespielung des „Die Halle wirkt wie ein Filmstudio.“ einem Roman te, Frédérick, von Frantisek Publikums jenseits der klassischen FronLacenaire und De Montray (Denis LaKozik basiert, kreisen vier Männer um die talansicht. Videoeinspielungen sollen das risch, Bernhard Hackmann, Vincent Dod- Liebe von Garance. Diese wiederum quält Geschehen begleiten und einen dritten Ort dema und Sebastian Brandes) habe so vie- sich zwischen Freiheit und Gefühl, um kei- zur Auseinandersetzung schaffen, die zur le Facetten, die zu der außergewöhnlichen nen zu verprellen und doch sie selbst zu vornehmsten Aufgabe des Theaters gehört: Spielstätte des Spektakels passten. Denn bleiben. Man verbindet sich, man trennt Menschen mit der Beschränktheit ihrer die Kinder des Olymp werden in der Olden- sich. Nach Jahren findet sich das Quintett Sicht auf die eigenen Lebens- und Liebesburger Fassung die Halle 10 des ehemalierneut zusammen und muss Wege aus sei- umstände zu konfrontieren. gen Fliegerhorsts bespielen. So könne man ner Vergangenheit finden. idealtypisch das Verhältnis von Sein und Premiere am 30. Oktober in Halle 10, Schein untersuchen, hofft der Dramaturg: Dass Frédérick Schauspieler ist und BapFliegerhorst „Die Halle wirkt wie ein Filmstudio.“ tiste ein berühmter Pantomime, hebt das


Fotos: Jörg Landsberg

Begeisterung beginnt … wenn Energie auf Unterhaltung trifft. Wenn Höchstleistungen entstehen, hat das meist viele Gründe. Aber die richtige Energie gehört immer mit dazu. EWE unterstützt Kultur und Sport in der Region. Wir wünschen allen Theaterfreunden ergreifende Momente im Staatstheater Oldenburg.

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tHeater breMerHaVen Peter Grimes

Petra Luisa Meyer inszeniert Brittens Oper „Peter Grimes“ Text: Karin Hiller

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it seiner Oper „Peter Grimes“ gelang dem Engländer Benjamin Britten ein Werk, das wie kaum ein anderes mit musikalischen Mitteln Naturgewalten beschreibt und extreme Stimmungen zum Ausdruck bringt. Berühmt wurden die Orchesterzwischenspiele der Oper, die „Sea Interludes“, die den Gefühlslagen der Menschen die gewaltigen Kräfte des Meeres entgegensetzen und die Zerrissenheit der Hauptfigur illustrieren. Die Regisseurin Petra Luisa Meyer inszeniert Brittens gewaltige und düstere Oper in Bremerhaven. Ihr Urteil: „Wir erleben hier eine eigene Welt, die sich in der Musik widerspiegelt.“ Angeklagt ist der Fischer Peter Grimes, dessen Lehrjunge auf See gestorben ist. Grimes wird freigesprochen, doch der Verdacht bleibt, dass er den Tod des Jungen verschuldet hat. Die Bewohner des Dorfes misstrauen Grimes, weil er anders ist als sie, ein Einzelgänger, der sich nicht integrieren kann. Jemand, der sich nicht an die bestehenden Werte und Grenzen hält, ist verdächtig, schürt Ängste. Die Dorfgemeinschaft wird zusammengehalten von immer wiederkehrenden Ritualen, Grimes fügt sich nicht in diese Routine ein. Starrsinnig, unberechenbar und menschenscheu bewegt er sich außerhalb der gesellschaftlichen Konventionen. Die Dorfbewohner fühlen sich dadurch bedroht.

Drei Welten und ihre Rituale prallen hier aufeinander: die harte Arbeitswelt der Fischer, die erotische Nachtwelt und die bürgerliche Welt. „Grimes kann nicht bürgerlich leben“, bekräftigt Meyer, „er ist jemand, der mit etwas kämpft, mit dem er nicht fertig wird. Er hat kein Ventil, um Gefühle zu äußern und schafft es nicht, so zu sein wie die anderen.“

In „Peter Grimes“ finden sich enge Parallelen zum Leben des Komponisten. Auch Britten war ein Nonkonformist in seiner Umgebung. Als Pazifist und Kriegsdienstverweigerer 1939 in die USA ausgewandert, kam Britten kurz vor Kriegsende, getrieben von der Sehnsucht nach seiner Heimat, zurück. Die Liebe zum Meer mit seinen verheerenden Stürmen, die seine Kindheit an der Ostküste Englands prägten, ließ ihn nicht los.

Grimes fühlt sich zu seinen Lehrjungen in Hassliebe hingezogen. Es ist eine Liebe, die nicht sein darf, er kann damit emotional Mit der Uraufführung von „Peter Grimes“ nicht umgehen. Als auch der neue Lehr1945 wurde das Londoner Sadler’s Wells junge tödTheatre nach dem Krieg lich verun- „Wir erleben hier eine eigene Welt, wieder eröffnet. Die Tiglückt, sind die sich in der Musik widerspiegelt.“telpartie sang damals die BewohBrittens Lebenspartner, ner des Dorfes zur Lynchjustiz bereit und der Tenor Peter Pears. Wegen seiner Homotreiben Grimes in die Enge. sexualität sah sich Britten den Anfeindungen der Gesellschaft ausgesetzt und wurde „Die Dorfgemeinschaft und Grimes sind trotz seines hohen Ansehens als Komponist nicht nur gut oder böse“, so Meyer, „sonzum Außenseiter in seiner geliebten Heimat. dern beides. Den Menschen passiert etwas, es entwickelt sich im Laufe des Stücks, es Peter Grimes sieht für sich keinen andekommen Rachegelüste hoch. Es findet eine ren Ausweg aus der Situation, er wählt den allmähliche Entwicklung zur Eskalation Tod im Meer und richtet sich damit selbst statt.“ Die Gewalt ist unterschwellig stets „Er hat keine Chance, sich zu rehabilitiespürbar. Die einzelnen Figuren des Stücks ren“, erklärt die Regisseurin, „es bleibt nur sind durchaus liebevoll, teilweise sogar mit Flucht oder Tod.“ Humor gezeichnet. Erst als Masse, wenn Premiere am 11. September im Großen sie ihre Individualität aufgeben, werden Haus. Musikalische Leitung: Stephan sie zu einem unheilbringenden, bedrohli- Tetzlaff, Ausstattung: Okarina Peter, chen Kollektiv. Timo Dentler


tHeater breMerHaVen König Ödipus 19

Thomas Oliver Niehaus bereitet eine weitgehend werktreue Ödipus-Inszenierung vor Text: Karin Hiller

ruhM, Macht und tIefer fall

Ein Abend für Daniel Defoe 30 Lesungen weist das diesjährige Literaturfest Niedersachsen der VGH-Stiftung auf, eine davon findet in Bremerhaven statt: Die Schauspieler Ruth Meier und Dietmar Wunder erinnern dabei an den Engländer Daniel Defoe, dessen Geburtstag sich 2010 zum 350. Mal jährt. Der Schriftsteller Heiko Postma widmet ihm ein literarisches Geburtstagsfest, in dessen Mittelpunkt Defoes unterhaltsame Romane über den „Insulaner“ Robinson Crusoe sowie über die Halbweltdame Moll Flanders stehen. 25. September, 19.30 Uhr, die theo (Lutherstr. 7)

Lesungen im Auswandererhaus

Zwei Lesungen des Literaturfestivals globale°, das zum vierten Mal von der Jacobs University und Radio Bremen organisiert wird, finden im Deutschen AuswandeAuswande rerhaus statt. Dabei lesen zunächst Irena Brežná und Abbas Khider aus ihren neuesenn Sophokles’ Tragödie „König durch Zusatztexte, die Niehaus selbst ent- ten, autobiografisch geprägten Romanen Ödipus“ beginnt, sind die schreck- worfen hat. „In meiner Inszenierung gibt „Die beste aller Welten“ beziehungsweise lichen Ereignisse, die das weitere es keinen Chor, weil es keine einigende „Der falsche Inder“. Zudem präsentiert ZoLeben des Monarchen bestimmen werden, Idee gibt.“ Es gibt allerdings Personen, die ran Drvenkar erstmals seinen Ende Sepschon geschehen. Ohne es zu wissen, hat sich sprachlich zu einem Chor formieren tember 2010 erscheinenden Thriller „Du“. Ödipus gemäß der Prophezeiung des gött- und so die Kraft ihrer Aussagen verstärken. Irena Brežná und Abbas Khider: 27. Oklichen Sprachrohrs, des Orakels, seinen Vatober, 19 Uhr; Zoran Drvenkar: 31. Oktoter Laios ermordet und seine Mutter gehei- Das Stück setzt sich mit einer der grundleber, 15 Uhr, ratet. Jetzt regiert er weise und vom Volk genden philosophischen und theologischen jew. im Deutschen Auswandererhaus geachtet als Laios’ Nachfolger die Stadt Fragen der Menschheit auseinander: Kann Theben. Als die Pest in Theben ausbricht, man sein Schicksal selbst bestimmen, Siebenmal Satire fordert das Orakel, den Mörder des Laios zu beeinflussen oder ist es vorbestimmt? Wie Satire im Capitol, kurz „Satirica“ – diefinden und zu richten. Erst dann werde die stark ist dabei der Wunsch nach einem Stadt von der Seuche befreit. Glauben? Das Orakel, das zum zukünftigen ses Festival zählt seit 14 Jahren zu den Schicksal befragt wird, steht zwischen Gott Glanzlichtern im Bremerhavener Ver„Das ist der Auslöser für das weitere Geund Ödipus. Kann man dieser göttlichen anstaltungskalender. In diesem Novemschehen“, erklärt Thomas Oliver Niehaus, Instanz glauben? Ödipus versucht sein ber treten an insgesamt sieben Abenden der Sophokles’ Drama in Bremerhaven auf Schicksal selbst zu gestalten, wird aber von schier unverwüstliche „Altmeister“ wie die Bühne bringt, „im Unterbewusstsein den Vorhersagen des Orakels eingeholt. Die Arnulf Rating (5. 11.) oder Thomas FreiFrei nagt an Ödipus, dass da etwas ist, was er göttliche Macht hat gezeigt, dass sie über den tag (12. 11.) auf, gefolgt von dem Dresdener nicht weiß. Er will es jetzt endlich wissen.“ Menschen erhaben ist und dass man an ihr Uwe Steimle (19. 11.) und der MagdeburUnd so setzt er alles daran, die Wahrheit nicht zweifeln soll. Alle Prophezeiungen tref trefger Zwickmühle (22. 11.). Angesichts derart ans Licht zu bringen, nicht ahnend, dass fen ein, Ödipus erfährt die bittere Wahrheit großer Namen wundert es nicht, wenn die er, der König und Richter, selbst der geüber seine Vergangenheit, sticht sich die AuVeranstalter vom „Gipfeltreffen der Satire suchte Verbrecher ist. gen aus und begibt sich in die Verbannung. im Norden“ sprechen. Recht haben sie! Auf den ruhmreichen Aufstieg zum mächti5. bis 22. November, jew. 20 Uhr, Capitol Sophokles’ „König Ödipus“ gilt als Protogen König folgt der tiefe Fall des Ödipus. typ des analytischen Dramas. Schritt für Schritt wird das vorausgegangene Gesche- „Man muss verstehen, warum Ödipus so hen aufgedeckt. „Der eigentliche Akt beist. Er hat versucht, sich zu emanzipieren, steht im Sprechen. Es wird Sprache insze- sich neu zu entwerfen. Dass dieser Selbstniert“, erläutert Niehaus, „Ödipus ist die entwurf scheitert“, so der Regisseur, „ist agierende Figur, alle anderen sind Erzähdie eigentliche Tragik.“ ler, sie kommentieren.“ Das Stück wird Premiere am 18. September im Großen möglichst werkgetreu aufgeführt, ergänzt Haus. Ausstattung: Geelke Gaycken

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tHeater breMerHaVen House Jacks/High Five

Bremerhaven. Erleben und staunen. Ankerplatz für Kreuzfahrtschiffe und andere „dicke Pötte“ der Weltmeere, Schiffbau auf den Werften, ein modernes Containerterminal als Umschlagsplatz im internationalen Warenverkehr – in Bremerhaven weht noch der Wind einer echten Seestadt. Der größte Fischereihafen des Kontinents ist Zentrum der Fischverarbeitung, daneben wachsender Standort für die Lebensmittelindustrie und Biotechnologie Ganzjährig bietet die Seestadt Bremerhaven ihren Besuchern attraktive Sehenswürdigkeiten wie das Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost, in dem Sie eine Reise durch die Klimazonen dieser Welt entlang des 8. Längengrades Ost unternehmen können. Weitere spannende Ziele sind das Deutsche Auswandererhaus, in dem Sie sich auf die Spuren der Auswanderer begeben, das Deutsche Schiffahrtsmuseum mit der ältesten Hansekogge der Welt aus dem Jahre 1380 oder das Historische Museum Bremerhaven mit der Geschichte der Seestadt u. v. m.. Zudem bringt Sie der HafenBus auf das Containerterminal an die längste Stromkaje der Welt. Das „Stadttheater Bremerhaven“, ein klassisches Dreispartenhaus, genießt einen ausgezeichneten Ruf, ebenso die „Kunstha lle Bremerhaven“, das welt weit renommierte „Kabinett für internationale Kunst“, das neu eröffnete Kunstmuseum Bremerhaven und das lebendige „Theater im Fischereihafen“ (TiF). Zur regen Bremerhavener Kulturszene zählen auch die Kleinkunstbühne „Pferdestall“ und kleine Galerien: das „Paul-Ernst-Wilke-Haus“, die „Galerie 149“, die „Paul Galerie“. Im überregional anerkannten „Capitol“ sind regelmäßig die Größen der deutschen Kabarett-, Comedy- und Satireszene zu Gast. Ob „Internationa le Meisterkonzerte“, Gospel-Konzerte oder MönchsGesänge: Musikfreunde finden ihr Programm in der „Großen Kirche“ und in der Christuskirche. Lassen auch Sie sich von der kulturellen Vielfalt der „Welt am Meer“ begeistern. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! BIS Bremerhaven Touristik H.-H.-Meier-Straße 6 (Hafeninsel) 27568 Bremerhaven TouristTel.: 04 71 - 41 41 41 Fax: 04 71 - 9 46 46 190 touristik@bis-bremerhaven.de www.bremerhaven-tourism.de

Zwei verblüffende Vokalensembles im TiF Text: Karin Hiller

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MIt Mund und MIkrophon

nde Oktober gehört die Bühne des Theater im Fischereihafen den Stimmakrobaten. Zwei Vokalensembles zeigen, wie man nur mit dem Mund und einem Mikrophon Klänge und Geräusche erzeugen und Songs eindrucksvoll ohne Instrumente umsetzen kann. Dabei erzielt vor allem die Imitation des Schlagzeugs mit Vocal Percussion oder Beatboxing verblüffende Effekte.

Solisten, Komponisten und Musikproduzenten sind die Mitglieder der House Jacks erfolgreich. Sie sind in Film-Soundtracks und Werbeeinspielungen zu hören und veröffentlichten bereits sieben CDs.

Zwei Tage nach dieser Stimmexplosion aus Amerika stehen die High Five auf der Bühne des TiF, der jüngste aufstrebende Stern am deutschen A-cappella-Himmel. Alle Mitglieder der Gruppe sind Anfang zwanzig, Die House Jacks, fünf Gesangsvirtuosen aus haben gerade das Abitur in der Tasche und sind dabei, die Bühnen in Deutschland, ÖsSan Francisco, gehören zu den besten und terreich und der Schweiz zu erobern. Schon innovativsten A-cappella-Gruppen Ameriwährend der Schulzeit merkten die fünf kas. Mit charmanter Lässigkeit gelingt ihJungs aus Offenburg, dass sie mit ihrer Munen eine spektakuläre Synthese aus Gesik und ihrem Stimmtalent nicht nur Versangskunst und der Welt des Rock’n’Roll. wandte auf Familienfesten, sondern auch Kaum zu glauben, dass diese einzigartige ein größeres Publikum begeistern konnten. Mischung aus Rhythm & Blues, Soul und Funk nur mit dem Mund erzeugt wird. Satte Grooves, fetzige Gitarrenriffs und der un- Was als Hobby begann, wurde bald profesglaubliche Percussionsound klingen so per- sionell – im Herbst erscheint die zweite CD. Ihre Lieder, mittlerweile alles Eigenkompofekt, dass man mit geschlossenen Augen sitionen, erzählen von Liebe und Freundglaubt, Instrumente zu hören. schaft, kleine selbstironische Geschichten mit Wiedererkennungswert. „Man muss Nicht nur Bill Clinton, der die Grupkein Instrument lernen“, sagen sie, „Gesang pe für seinen Wahlkampf verpflichteist eine sehr direkte Art, Musik zu machen te, begeisterte sich für diese Formation. und berührt daher Interpreten und PubliDie House Jacks teilten die Bühne bereits kum auf eine ganz besondere Weise.“ mit Soul- und Funklegenden wie James Brown, Ray Charles, Herbie Hancock und House Jacks am 28. Oktober, High Five am 30. Oktober im den Temptations, die ihnen bescheinigten: „Man, they really can sing!“ Auch als Theater im Fischereihafen (TiF)


tHeater breMerHaVen Das Nussknackerspiel 21

Wie Sergei Vanaev den berühmten Ballettklassiker interpretiert Text: Karin Hiller

Wenn träuMe Wahr Werden Irrwege

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enn das Jahr zur Neige geht und die Weihnachtszeit naht, hebt sich auf den Theaterbühnen der Vorhang für den „Nussknacker“, das Weihnachtsballett schlechthin. Auf kongeniale Weise fügen sich bei diesem berühmten Ballettklassiker die am Weihnachtsabend spielende märchenhafte Geschichte E.T.A. Hoffmanns „Nussknacker und Mäusekönig“ und die bilderreiche, zu Herzen gehende Musik Tschaikowskys zu einem phantastischen Gebilde zusammen.

Drosselmeyer ist die Hauptfigur in Vanaevs Ballett: „Er ist ein neugieriger Experimentator, ein Vorgänger von Dr. Faustus. Er lenkt die Geschichte, er zieht die Fäden. Drosselmeyer ist der sarkastische Organisator aller Situationen. Er lacht über die Menschen, über das Leben.“

Die Geschichte spielt im Unterbewusstsein von Drosselmeyer. Er benutzt seinen ausgeprägten Intellekt und seine visionären psychischen Fähigkeiten, um sich eine idyllische Weihnachtsgesellschaft zu Einen derart bekannten Stoff umzusetzen konstruieren. Mitten in diese Szene setzt ist für jeden Choreographen eine besonde- er ein kleines und hässliches Wesen, den re Herausforderung. Unzählige Versionen Nussknacker. In dieser ignoranten und – von bunt überzuckert bis spartanisch ab- selbstgefälligen Gesellschaft hat nur das strakt – entstanden seit der Uraufführung Mädchen Clara Sympathie für den Außen1892. Bremerhavens Ballettchef Sergei Va- seiter. naev versucht, der Geschichte in seiner Choreographie sowohl inhaltlich als auch Die Situation eskaliert, als Drosselmeyer visuell überraschende Wendungen zu geaus einer Kiste ein Wesen – halb Mensch, ben und das Märchen etwas anders zu in- halb Wolf – mit blitzenden Schwertern terpretieren. zaubert. Die naive Welt wird durch das Erscheinen des Bösen erschüttert, doch „der Auch Vanaevs „Nussknackerspiel“ beginnt kleine hässliche Mann vertreibt das Böam Weihnachtsabend und zeigt, wie sich se“, erzählt Vanaev, „und Clara bewundert durch Spielen mit der Fantasie ungeahnte ihn dafür. Auch ein hässlicher Mann kann Welten öffnen und ersehnte Träume wahr geliebt werden.“ Da nützt es nichts, dass werden. Aber der Choreograph stellt auch der Nussknacker in einen umschwärmten die Frage, ob es sich lohnt, aus der Norma- Traumprinzen verwandelt wird, denn „nur lität auszubrechen und ob die Traumwelt klein und hässlich passt er zu Clara und vielleicht doch nicht so erstrebenswert ist, läuft ihr nicht weg.“ wie man sich erhofft.

Mit der Schneekönigin führt Vanaev die Gegenspielerin zu Drosselmeyer ein: „ Sie versucht, die absurden Situationen abzumildern, sie wirkt auf alle ein, will auf der Bühne Ordnung schaffen und alles wieder in die Normalität bringen.“ Am Ende stellt sich die Frage: Bringt die Erfüllung der Träume Glück und Zufriedenheit oder nur Enttäuschung, weil Wunschbilder überschätzt wurden? Wie weit darf man das Spiel mit der Fantasie treiben? „Wenn man seinen Intellekt einsetzt, begreift man Sachen, die einen unglücklich machen, aber das führt zu keiner rationalen Botschaft“, so das Fazit von Vanaev. Das Bühnenbild, das Vanaev zusammen mit Johannes Bluth entworfen hat, erzeugt durch experimentelle, sich bewegende Objekte eine irreale Atmosphäre. Der Weihnachtbaum droht umzukippen, Möbel schweben in der Luft und fliegen langsam zum Bühnenhimmel. Visuell ist hier nichts wie gewohnt, Alltagsgegenstände sind ihrer normalen Funktion enthoben und begeben sich auf unvorhergesehene Wege. Musikalisch bleibt Vanaev bodenständig und folgt bis auf geringfügige Veränderungen in der Reihenfolge ganz der eingängigen Ballettmusik von Peter I. Tschaikowsky. Premiere am 2. Oktober im Großen Haus. Musikalische Leitung: Richard Fletcher, Kostüme: Stephan Stanisic


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tHeater in norDen Opernpremieren

Aida

blendende bIlderfülle

Opernpremieren an norddeutschen Theatern Text: Simon Neubauer

Staatsoper Hamburg „Aida“ Eine Tragödie zwischen Liebe und Hass, zwischen Glück begehrendem Individuum und unerbittlicher Gehorsamsforderung der gesellschaftlichen Macht: Guy Joostens Inhaltsdeutung ist nicht gerade neu, aber bei einem so bekannten und beliebten Werk wie Verdis „Aida“ kommt es nicht mehr so sehr auf das „Was“ als vielmehr auf das „Wie“ an. Und in diesem Sinne hat sich der Regisseur manches einfallen lassen. So ist zum Beispiel die mehrfach abgewiesene Amneris, Tochter nicht etwa des Königs, sondern eines ordenbehängten Machthabers, dem Alkohol verfallen. Und sie schleicht sich am Schluss in die „Gruft“ der Sterbenden, um ihr „Pace, Pace“ auszuhauchen.

baut; architektonische Teile, die sich zu verschiedenen Schauplätzen fügen lassen. Das Schwarz-Weiß mit den toten Ameisen als Schmuck an den Wänden soll vermutlich die Gegensätze von Eros und Tod versinnbildlichen.

Die musikalische Seite der Aufführung ist dem gegenwärtigen Niveau des Hauses am Dammtor überwiegend angemessen. Absolute Spitze demonstrierte Andrzej Dobber als im auf begehrenden Unglück und in der schmeichelnden Überredungskunst bühnenbeherrschender Amonasro. Latonia Moore erfüllte Aidas Emotionsvarianten mit sinnlich glutendem, nobel geführtem Sopran. Franco Farina trompetet fast heldisch die Tenorattacken des Radames. Laura Brioli hat mit der Profilierung der Amneris keine Mühen, wohl aber mit der Tiefenregion ihres schlanken Mezzo. DiDie Gruft ist hier eine Art tiefe, sich stark ogenes Randes (Ramfis) und Wilhelm verjüngende Kasematte, in der man natür- Schwinghammer (Il Re) erfüllen standeslich nicht aus Mangel an Sauerstoff ins Jen- gemäß ihre Pflichten in einer Aufführung, seits hinüber dämmert, weshalb Aida für die Carlo Montanaro vom Pult her mit gesich und ihren geliebten Radames Gift ein- schmeidigem Temperament und ausgegeschmuggelt hat. Überhaupt hat Johanprägtem Klangfarbensinn meistert. nes Leiacker eine großartige Bühne gewww.staatstheater-hannover.de


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tHeater iM norDen Opernpremieren

Die Walküre; Foto: Thomas M. Jauk

Opernpremieren an norddeutschen Theatern Text: Simon Neubauer

Staatsoper Hannover „Die Walküre“

das Mindeste im Sinn. Seine Interpretation des gewaltigen Menschheitsdramas vollzieht sich im Hier und Heute eines weit verzweigten Firmen-Imperiums, in dem realistisch bis hin zum handfest geschilderten, trotzdem genau charakterisierenden Detail agiert wird.

starker Farbigkeit der Klang, dem es nur noch ein wenig an deutendem Sinn mangelt. Zu entdecken ist in Hannover ein sehr ausdrucksreicher Siegmund, mit freier Die Provokation kulminierte im wahrHöhe gesungen und mit jugendlicher Nalich bekannten „Walkürenritt“, als Rockeivität profiliert: Vincent Wolfsteiner. Unrinnen im abgetragenen, dünn flatternbekannt jedenfalls in unseren Breiten der den Outfit um eine kalkweiße Tankstelle Wotan des Robert Bork, nicht gerade ein (Bühne: Klaus Grünberg) toben und über Die flackernde Nervosität einer hereinsehr sonorer, aber ein stimmlich sehr wendie langsam einfahrenden Edelkarossen brechenden Inzestliebe des seelisch gediger und auch geradezu lyrisch klingentrampeln, auf deren Dächern zu blutenstörten Wälsungenpaares, der Griff nach der Heldenbariton. Kelly God stärkt mit den Fleischklumpen zerfetzte Leiber liedem Schwerte Nothung aus einer platzen- Sopranglanz die Intensität Sieglindes, und gen. Erst der zornige Firmenchef Wotan sorgt für Ruhe, aus der heraus er seiner wi- den Fruchtblase an der Zimmerdecke, die Brigitte Hahn ist als Brünnhilde glücklich im dramatischen Fach angekommen, das derspenstigen Wunschmaid die Strafe dik- peinliche Gardinenpredigt einer zickig zürnenden Fricka (Khatuna Mikaberidze), sie gottlob noch strahlend schön, weniger tiert, die total zerknirschte Brünnhilde, die Rache des rabiat gezeichneten Hunding „heldisch“ bewältigt. nun ihrer Göttlichkeit enthoben, auf den blanken Boden „bettet“, wonach der Vater (Albert Pesendorfer), Wotans „Beichte“ Beide Werke – „Aida“ und „Die Walküre“ – nach einem berückend belkantisch gesun- in einer Art Kabinett vor verschlossenem Vorhang und schließlich die Bestrafung hatten in den letzten Wochen der vergangegenen „Abschied“ aus einem Eimer kreisnen Spielzeit Premiere, werden aber wieder rund Benzin schüttet und schließlich eine Brünnhildes sind zwar Szenen voll der berstenden Spannungen, die jedoch nur aufgenommen. Übrigens vollenden beieinsame Fackel entzündet. mühsam, wenn überhaupt mit der musika- de Häuser ihre „Ring-Schmieden“. In Hamburg steht „Die Götterdämmerung“ (17. 10.) Wagners „Weltenbrand“ hat man selbstre- lischen Substanz übereinstimmen. an. Hannover will als Kraftakte „Siegfried“ dend schon anders, eindringlicher gesehen (17. 4.) und „Die Götterdämmerung“ (12.6.) und erschüttender erlebt. Aber Barrie Kos- Dem Impetus und der Klanglichkeit dieky hat mit seiner Deutung des „Ersten Ta- ser aufwühlenden Wagner-Musik ist Wolf- in der gleichen Saison bewältigen. ges“ der Tetralogie „Der Ring des Nibelun- gang Bozic ein stark involvierter, genau ar- www.hamburgische-staatsoper.de gen“ mit Mythologie und Mysterium nicht tikulierender Interpret, kraftvoll und von


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KoluMne

Nachgedacht: Text: Stephan Cartier

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ie Deutsche Bahn kann ganz erstaunliche Dinge tun. Sie kann Menschen in ihren Abteilen wie in einer Sauna zum Schwitzen bringen. Sie kann auch Menschen von einem Ort zum nächsten bringen. Und manchmal, wenn alles sehr gut läuft, geschieht dies sogar pünktlich. Ein Mirakel bleibt jedoch, dass es die Deutsche Bahn schafft, Zeit und Raum zu trotzen. Die erste Stufe dieser erstaunlichen Raumzeitverschiebung zeigt sich in der Angewohnheit, verspätete Züge auf den Anzeigetafeln der Bahnsteige mit ihrer ursprünglichen Abfahrtszeit anzugeben, selbst wenn die daneben tickende Uhr unübersehbar belegt, dass es bereits zehn Minuten später ist. Hinzu kommt noch die muntere Durchsage: „Der Intercity nach München, Abfahrtzeit 8:54 Uhr, fährt um 9:11 Uhr ab auf Gleis 3.“ Diese von jedem Schuldbewusstsein ungetrübte Aufhebung der allgemein üblichen Chronologie mag noch hingenommen werden. Immerhin hat es ja auch sein Gutes zu erfahren, dass man nicht verlernt hat, die Uhr zu lesen, sondern dass sich die Zeit nur noch nicht an den Fahrplan der Deutschen Bahn angepasst hat. Metaphysisch dramatischer wird es, wenn Folgendes passiert: Man erfährt – ausnahmsweise rechtzeitig –, dass der Pendelzug aus „betriebsbedingten Umständen“ erst später losfahren wird. Also wechselt man schnell das Gleis und steigt in den Zug, der zwar regulär zehn Minuten spä-

ter abfährt, aber damit absehbar noch schneller sein wird als der defekte. Auf einem Zwischenbahnhof hält der Zug planmäßig. Ganz außerplanmäßig muss man aber beim Blick aus dem Fenster feststellen, dass auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig plötzlich der ursprünglich frühere Zug durchrauscht und nun doch noch schneller am Ziel eintreffen wird. Der Hinweis des eigenen Zugführers, man werde nun noch einige Minuten warten, um den Sicherheitsabstand zur anderen Bahn zu wahren, macht die Sache nicht besser.

de Person zu noch mehr Glück und Reichtum. Vielleicht auch ein Freund, den man in dessen Lebensnot hätte trösten können, und der sich nun stattdessen gerade auf dem Weg zum finalen Sprung von einer Brücke befindet.

Wenn aber andererseits dieser Zug noch eine weitere Panne haben und vielleicht sogar verunglücken wird? Oder der erste Mensch, dem man nun in diesen erkauften Minuten am Bahnhofsausgang begegnete, ein Zeuge Jehovas mit einer wunderbaren Ausgabe des „Wachturm“ sein würde, Nein, sie vergrößert nur dieses Paradoxon, der es schaffte, einen doch zu bekehren? Welche Entscheidung wäre zu Beginn auf nachdem nun ein Zug aus der Vergangenheit früher in der Zukunft ankommen wird dem Bahnsteig die richtige gewesen, als die Deutsche Bahn einmal zugab, dass ihr Zug als eine später gestartete Bahn. Nach der später fahren würde? Nicht einmal der FahrEinsteinschen Relativitätstheorie müsste man auf einem Lichtstrahl rückwärts wan- kartenkontrolleur kann es einem sagen. dern, um eine ähnliche Verschiebung von Was bleiben muss – denn was bliebe sonst? Zukunft und Vergangenheit zu erreichen, – ist die Einsicht, dass das eigene Leben so versichern einschlägige Lehrbücher. Bei ist wie es ist, weil man nicht in einen ander Deutschen Bahn reicht ein Ticket für deren Zug stieg. Die Vision alternativer 3,60 Euro, um diesen Effekt zu erleben. Lebensentwürfe taugt nur zur Produktion von Literatur oder um Depressionen Damit noch nicht genug. Dieses Erlebnis zu bekommen. Was manchmal dasselbe beschert demjenigen, der von seiner ursprünglichen Wunschbahn überholt wird, ist. Jean-Paul Sartres kryptisches Diktum: „Ich bin, was ich nicht bin“ entfaltet dageunweigerlich das Gefühl, einen alternagen vor diesem Hintergrund seine ganze tiven Entwurf seines Lebens an sich vorErklärkraft für den Sinn der Existenz. Das beiziehen zu sehen. „Hätte“ man gewartet, „wäre“ man nun schneller am Ziel. Und Leben, das man führt, definiert sich durch all das, was man nicht gemacht hat. Ein wer weiß, was sich in diesen vier, fünf gewonnenen Minuten am Zielbahnhof ereig- anderes gibt es nicht. Wer nur seinen verpassten Möglichkeiten hinterherhetzt, für nen würde, in denen man nun nicht dort den ist der Zug abgefahren. Auch für diese sein wird? Wer hätte einem dort begegErkenntnis sind 3,60 Euro nicht zu viel. nen können? Vielleicht die entscheiden-


tHeater Boulevard

bouleVard women

Drei Damen drehen auf

Drei Cowboys in Nöten

(ps) „Eine von drei alten Schachteln, die sich gegenseitig angiften.“ So beschrieb Ingeborg Heydorn vor kurzem ihre Rolle in „Faust ohne Gretchen“. Das neue Stück des Union-Theaters steht ab dem 23. September auf dem Spielplan im Packhaus. Mittenmang dabei: Ingeborg Heydorn, die gerade ihren 80. Geburtstag feierte und als Partnerin von Loriot Fernsehgeschichte geschrieben hat.

(ps) Es gab die Drei von der Tankstelle und die drei Männer in einem Boot. Und es gibt die drei Jungs von der Ranch, die ein gütiger Vater ganz alleine großzog. Doch nun ist Pa tot und prompt fangen die Probleme an. Denn sein letzter Wille verlangt nach einem Nachkommen. Also muss einer der Söhne heiraten, doch dazu verspürt keiner die rechte Lust.

Denn Sketche wie die „Bettenprobe“, der „Anzugkauf“ und „Fernsehabend“ sind Klassiker, die auch bei der x-ten Wiederholung noch Lachsalven auslösen. Nicht zuletzt dank der scheinbar ungerührten Miene der Heydorn, mit der sie das turbulente Geschehen verfolgte. Etwa beim Hopsen auf der Matratze im Bettenladen. Oder beim Auswählen einer Hose für den trotteligen Gatten. Doch auch auf der Bühne des Waldau-Theaters verstand es Ingeborg Heydorn, „ihr“ Publikum immer wieder zu begeistern. Nun also „Faust ohne Gretchen“, eine Komödie von Curth Flatow. Als eine von drei ältlichen Schwestern versucht sie, den Schauspieler Meinhardt zu betüdeln, der die Titelrolle im „Faust“ spielen soll, allerdings in der Bearbeitung eines berühmten Regisseurs und – ohne Gretchen! Brigitte Schönecker setzt das Stück in Szene, als Meinhardt ist Ewald Ravenschlag zu sehen. Vom 23. September bis 10. Oktober im Packhaus-Theater im Schnoor

„Kalte Colts und heiße Herzen“, die neue Produktion des Theaterschiffs Bremen, knüpft an die unvergessenen TV-Abenteuer der Cartwrights an, die auf der Ponderosa-Ranch einen fröhlichen MännerHaushalt führten und ganz nebenbei mit Indianern und Revolverhelden fertig wurden. Nun aber müssen Adam (Erik Voß), Horst (Andreas Euler) und „der Kleine“ (Rino Galiano) damit klar kommen, dass eine Frau ihr schönes Leben durcheinander wirbeln wird. Muss man etwa mit ihr reden? Wird sie sich in alles einmischen, vielleicht sogar Gardinen aufhängen? Und wozu, zum Kuckuck, soll sie überhaupt nutze sein? Knut Schakinnis und Christian Schliehe haben die Leiden der drei Bonanza-Hagestolze mit viel Humor in Szene gesetzt. Dazu gibt’s Rock- und Pop-Musik aus den „guten alten“ Bonanza-Zeiten, wobei sich die drei Cowboys auch als Sängerknaben versuchen. Bis Ende des Jahres auf dem Theaterschiff Bremen

Inhaberin: Hildegard Christiansen Fon/Fax 0421- 25 57 35 Oberneulander Heerstraße 26 – 28 28355 Bremen Mo. – Fr. 10.00 – 18.30 Uhr Sa. 10.00 – 13.30 Uhr

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menschen im foyer

2. Bremer Stadtmusikantenpreis im Theater Bremen Fotos: Jörg Landsberg

Thomas Schaaf, Bürgermeister Jens Böhrnsen, Sabine Postel, Prof. Dr. Joachim Treusch

Sabine Postel, Dieter Pfaff

Eva und Bernd Hockemeyer

Bürgermeister Jens Böhrnsen und Birgit Rüst

Katja Riemann

Staatsrat Dr. Heiner Heseler mit Frau

Lars Haider, Sabine Postel, Jan Metzger


menschen im foyer

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Musikfest „Teatro D‘Amore“ mit dem Countertenor Philippe Jaroussky präsentiert von der Berenberg Bank Fotos : Birte Ahlers

Thomas Müller (Direktor Berenberg Bank) und Prof. Thomas Albert, (Intendant Bremer Musikfest)

die 5 Finalisten, die am 24. und 25.10. den letzten Solodurchgang gespielt haben

Essenza Dr. Dieter Göken und Herr Peter Katschke

DER PURE AUSDRUCK VON ELEGANZ

Frau Messerknecht und Frau Gertrud Lenz

© ecce-media.de | VIII10

Herr Drewes und Frau Cornelia Gerling

IM LESTRA HAUS HORNER HEERSTR. 29- 31 TELEFON 20 46 57 24


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porträt Christoph Rinke

Christoph Rinke wird in „La dolce vita“ acht Rollen gerecht Text: Christine Krause

Der Wandlungsfähige E

r kommt aus Hannover, nicht aus Worpswede, wie in Bremen gern vermutet wird. Christoph Rinke, geboren 1978, stand schon als Jugendlicher auf der Bühne. Und zwar so engagiert, dass er die Schule vor dem Abitur, als er sich mit Biologie herumquälen musste, „geschmissen“ habe. Nicht, dass seine Eltern begeistert gewesen seien. Aber nach seinem allerersten Stück habe sein Vater gesagt: „Das ist das, was du machen musst!”

eine andere Generation. Ich bin zu jung für Fassbinder und für den Fellini auch.” Nur die Ekberg im Brunnen habe er sich auf YouTube angesehen. Und in Rom war er demnach auch nicht? „Nein, ich war in Venedig – ich kann in Ruhe sterben!”

Die Presse hat Rinke gelobt für seine Wandlungsfähigkeit in „La dolce vita” und für seine artistische Leistung. Wie trainiert er sich? Mit 22 Jahren hatte er einen Bandscheibenvorfall. Seitdem macht er KraftNach dem Diplom in Hannover wurde Rin- training. Und er liebe es, an seine Grenzen ke sofort ans Hamburger Thalia-Theater zu gehen, auch wenn es gefährlich werengagiert, „das ist natürlich der Wahnsinn de. Hier in Bremen habe er auch eine große gewesen!” Im Nachhinein sei er aber froh, Liebe fürs Tanztheater entwickelt. „Wenn dass er von dort weggekommen sei. Ham- ich Glück habe, kann ich bei Urs Dietrich burg sei zwar die „Stadt meiner Träume”, in der neuen Spielzeit mitmachen!” in die er auch gern wieder zurück möchte. Doch für einen Anfänger sei das Thalia Seinen Text lernt Christoph Rinke übrigens ein „Haifischbecken“ gewesen. Ein Theater im „Litfass“ am Ostertorsteinweg, da „guckt mit 40 Leuten – dieser Konkurrenzdruck! mich keiner komisch an, wenn ich da sitGanz anders als hier in Bremen. ze und leise meinen Text memoriere.” Und heute diese Rolle und morgen eine andere? In der neuen Saison ist Christoph Rinke im Das sei der „große Luxus.“ Denn jeden Tag Schauspielhaus in der Wiederaufnahme von das gleiche – „oh Gott!” Natürlich käme es „La dolce vita” zu erleben. Der Film sei akvor, dass er sich mal sagen müsse: heute ist tueller denn je, „ich glaube, für Fellini wäre nicht mein Tag für Macbeth… Aber wenn er es ein Alptraum gewesen, wenn er das heut- dann morgen in „La dolce vita“ spielen würzutage hätte drehen müssen“, angesichts de, wäre das ein guter Ausgleich. unserer heutigen Mediengesellschaft. Rinke, dessen Figur der Film nicht kennt, spielt Seine Eltern kommen übrigens immer acht Personen, auch Anita Ekberg. Wie geht „tapfer” zu jeder Premiere. Nur manchmal das? „Ich habe ja das Glück, dass ich als Ani- habe er sie nicht dabei haben wollen, so bei ta Ekberg nicht sprechen muss!”, das liefe „Petra von Kant”, weil die Figur so „masoüber den Körper und irgendwie sei das eine chistisch” gewesen sei, er sich so sehr habe Fortsetzung seiner stummen Rolle in den verändern müssen. Und er mochte nicht, „Bitteren Tränen der Petra von Kant”. dass Mama und Papa ihn so erleben? Ja, Hat er Fellinis Film gesehen? „Nein, ich bin und das hätten sie auch akzeptiert.


persönlich Kelly Cae Hogan 31

Kelly Cae Hogan am Theater Bremen: Von der „Salome“ zum „Rosenkavalier“ Text: Christine Krause

Gern gehörter Gast A

ls sie einmal in Florida im „Troubadour“ auftrat, habe der italienische Dirigent sie gefragt: „Are you going to sing Isolde?“ Sie hatte die Verdi-Partie offenbar wagnerianisch gesteigert! Zwar hat Kelly Cae Hogan die Isolde immer noch nicht gesungen. Wagner aber schon, die Senta, und in Kürze gastiert sie als Brunhilde, fernab von Bayreuth in Virginia. Mit Musik ist die amerikanische Sopranistin aufgewachsen. Sie galt schnell als so talentiert, dass ihr sieben Universitäten ein Stipendium angeboten haben, in einem Land, wo jeder für seine Ausbildung zahlen muss. Und, auch dies für die USA nicht unüblich: Angefangen hat sie in New York an einem Musical-Theater – im „Phantom der Oper“. Diese Erfahrung mag sie nicht missen, weil Musical ein tolles Training fürs Theatralische sei, und Spielen gehöre doch zum Singen! „Moving around in the dramatic repertoire“ – das volle dramatische Rollenprogramm ist seitdem Kelly Cae Hogans Leidenschaft. Über die „Lustige Witwe“ und die „Fledermaus“ ging es schnell zu den klassischen Opernpartien, wie sie begeistert erzählt, und „the more dramatical I got the better I liked it!“ Seit 2008 ist Kelly Cae Hogan Gast am Theater Bremen: zuerst als „Salome“, dann als „Norma“, in der vergangenen Saison als „Turandot“. Ende September hat der „Rosenkavalier“ Premiere, darin ist sie als Marschallin zu erleben. Fällt es ihr schwer, Deutsch zu singen? Überhaupt nicht, aber bei Strauss ebenso wie bei Wagner gebe es Worte in so unterschiedlichen poetischen Bedeutungen, dass sie schon zuweilen nachfragen müsse. Aber da kämen sogar „native speakers“ ins Nachdenken. Ihre Vorfahren sind übrigens aus Europa ausgewandert, aus Süddeutschland und Österreich. Geboren ist Kelly Cae Hogan in Iowa, wo sie gerade wieder – zusammen mit ihrem Mann – bei ihren Eltern die Ferien verbracht hat, in dieser ruhigen Landschaft voller Kornfelder, einer Landschaft ähnlich der norddeutschen. Zu Hause aber ist sie seit langem in New York, wenn sie nicht gerade gastiert auf den internationalen Bühnen – und sehr gern auch in Bremen.


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MusiK Bremer Philharmoniker Die neue Saison der Bremer Philharmoniker Text: Stephan Cartier

Bremer Philharmoniker

Rudolf Buchbinder

IMMer gute noten s

chumann, Mahler, Brahms, Schostakowitsch – es sind nicht die kleinen Namen des Musiklexikons, die in der neuen Saison der Bremer Philharmoniker den Ton angeben werden. Dass mit Nike Wagner die Urenkelin eines gewissen Richard Wagner zu einem Vortrag in die Hansestadt kommt, passt da durchaus ins Bild. Denn die Oper „Tristan und Isolde“ des Herrn Ur-Großvater bildet den Mittelpunkt von „phil intensiv“, einem viertägigen Festival der Philharmoniker im kommenden Februar. Wurde beim vergangenen Festival die facettenreiche Begegnung zwischen Klassik und Jazz in mehreren Konzerten vorgestellt, ist es diesmal also ein einzelnes Werk. Was alles in diesem steckt, erklärt Nike Wagner in ihrem Vortrag „Warum ein dritter Akt?“. Diesem Auftakt zu der exquisiten Veranstaltung folgen dann bei „phil intensiv“ drei konzertante Aufführungen von

„Tristan und Isolde“, ein Akt pro Abend, die Herbert Feuerstein, ein bekennender Klassikanarchist, moderieren wird. Wagner auf der Intensiv-Station – das ist doch was. Oper „etwas anders“ bieten auch die beiden kammermusikalischen Operneinführungen, zu denen die Philharmoniker in eine sonntägliche Matinee bitten. „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss (12. September) und Pjotr I. Tschaikowskys „Mazeppa“ (10. Oktober), jeweils um 11.30 Uhr stehen dann im Mittelpunkt eines Opernführers mit Live-Charakter. Im Rangfoyer des Theaters am Goetheplatz bieten die Musiker Details zu den bevorstehenden Aufführungen der Werke, damit wir die Klassiker mit noch mehr Genuss hören und sehen können.

den Mitglieder des Orchesters achtmal in der Saison in ganz unterschiedlichen Formationen spielen, nämlich vom Duo bis zum Bläserensemble. Hier präsentieren sich die Orchestermusiker von einer ganz anderen Seite, in künstlerisch hoch konzentrierter Form individuell statt im Kollektiv. Noch eine dritte Form der Auseinandersetzung mit Musik am Wochenende bieten die wortwörtlich „Himmlischen Sonntagsvergnügen“ – und das bei gleichzeitiger Einnahme weiterer Genussmittel. Im November und Februar laden Mitglieder der Philharmoniker nachmittags in den Himmelssaal des Hauses Atlantis in der Böttcherstraße, um hier anspruchsvolle Kammermusik zu Kaffee und Kuchen zu servieren.

Doch neben diesen und vielen weiteren „Sonderangeboten“ wie dem Neujahrskonzert mit der Sopranistin Dame Felicity Lott (16./17./18. Januar 2011), dem BenefizDer Sonntag scheint den Bremer PhilharAdventskonzert (1. Dezember) mit Anna monikern ohnehin der beste Tag, um das Thalbach als Rezitatorin oder den FamiliPublikum musikalisch fortzubilden Bei der enkonzerten bilden die zwölf Philharmo„Kammermusik am Sonntagmorgen“ wernischen Konzerte wie immer das Rückgrat


Musik Bremer Philharmoniker

Bo Skovhus

des ambitionierten Saisonprogramms, das Intendant Christian Kötter-Lixfeld und Generalmusikdirektor Markus Poschner kreiert haben. Dass sechs der Doppelvorstellungen ihre Premiere an einem Sonntagmorgen erleben, passt dann natürlich wieder zum Bekenntnis der Philharmoniker zur Sonntagsarbeit. Johannes Brahms bildet so etwas wie die Klammer des Orchesterjahres. Der erste Ton gehört ihm mit dem Klavierkonzert, das Anna Vinnitskaya spielt (20./21. September), und die – beinah – letzten Noten mit seinem Konzert für Violine, in dem Viviane Hagner den Solistenpart übernimmt (22./23. Mai 2011). Den roten Faden zwischen diesen Konzerten spinnen zwei Jubilare und ein Langzeitprojekt. Zum 200. Geburtstag Robert Schumanns in diesem Jahr und zum anstehenden Mahler-Jahr 2011 – die Musikwelt erinnert an dessen 100. Todestag – entbieten auch die Bremer Philharmoniker ihre Reverenz. „Schumann pur“ wird beispielsweise an zwei Tagen versprochen, wenn Carolin Widmann (Violine), Nicolas Altstaedt (Cello) und Ronald Brautigam (Klavier) Werke des zwischen Verzückung

Sol Gabetta

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Anna Thalbach

und Depression oszillierenden Romantikers Schumann spielen (17./18. Oktober).

kowsky zum Beispiel, dessen 5. Symphonie ansteht (14./15. März 2011) oder Beethoven mit seiner Siebten, die unter dem Bewusst „unmahlerisch“, nämlich nicht schönen Programmtitel „Substanzielles“ mit einem seiner sinfonischen Schwerim 11. Philharmonischen Konzert (22./23. gewichte, sondern mit sechs Liedern aus Mai 2011) zu hören sein wird. Der unumdem Zyklus „Des Knaben Wunderhorn“, strittene Spitzenreiter bleibt hier aber Andie Bo Skovhus gestaltet, erinnert das Or- ton Bruckner mit seiner 8. Sinfonie, für die chester beim 6. Philharmonischen Konzert die Zeitgenossen Kommentare nur in den an den 1911 verstorbenen Mahler (31. JaExtremen „Irrsinn“ und „Genialität“ übrig nuar/1. Februar 2011). hatten. Der 80-Minuten-Gigant wird von Peter Schneider dirigiert (2./3. Mai 2011). Im selben Konzert kommt auch der dritte Spiritus Rector der Saison zu Wort und Den Schlusspunkt der philharmonischen Ton: Dimitrij Schostakowitsch. Für MarSaison setzt dann ein Programm auf dem kus Poschner bleibt er eine der zentralen west-östlichen Diwan. Die libanesische Figuren sinfonischer Musik des 20. JahrSängerin Fadia El-Hage und ihr Landshunderts. Die Werke des „russischen Mah- mann, der Perkussionist Rony Barrak, werlers“ finden sich jedoch immer seltener auf den mit Werken der westlichen Klassik den Spielplänen. Diesem Trend will Posch- und Romantik sowie deren Klangbild des ner in den kommenden Spielzeiten in Bre- Orients zu hören sein (6./7. Juni 2011). Unmen entgegenwirken. Einen Schostakogewohntes und Bekanntes mischen sich witsch-Zyklus wird es zwar nicht geben, hier. So wie auch das „Personal“ der Saiaber immer wieder hartnäckige Erinneson neue Gesichter, Stimmen und Talente rungen an einen der größten Symphonimit bewährten Kräften mischt. Die Tatsaker. Die 10. Symphonie Schostakowitschs che, dass Stars wie Rudolf Buchbinder, bildet hierzu den Auftakt. Sol Gabetta oder Sabine Mayer auch in dieser Spielzeit den Weg in die Glocke Auch andere „Breitwand-Symphoniker“ zu den Bremer Philharmonikern finden, stehen auf dem Programm. Pjotr Tschaispricht für sich – und lässt aufhorchen.

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MusiK Konzerttipps

konzerttIpps

Lustiger Schwanendreher

Gesang der Bratsche

(SN) Zweimal schon war er gefeierter Gast des Musikfestes Bremen, nun gibt er sein Debüt bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen: Antoine Tamestit, einer der bedeutendsten Bratschisten der Gegenwart. „Der Schwanendreher“ von Paul Hindemith wird es ihm ermöglichen, alle seine Fähigkeiten im klanglichen und rhythmischen Spektrum auszukosten. Das fröhliche Werk hat der Komponist, selbst ein erstklassiger Violaspieler, so charakterisiert: „Ein Spielmann kommt in eine Gesellschaft und breitet aus, was er aus der Ferne mitgebracht hat: ernste und heitere Lieder, zum Schluss ein Tanzstück. Nach Einfall und Vermögen erweitert und verziert er als rechter Musikant die Weisen.“ Daran wird es der französische Gast gewiss nicht fehlen lassen.

(UM) Wer in der klassischen Musikwelt Aufsehen erregen will, wird sich dafür wohl nur selten die Bratsche aussuchen. Und dementsprechend selten ist jenes feinnervige, samtweich und warm klingende Instrument solistisch zu hören, das immer wieder den Vergleich mit der menschlichen Stimme herauf beschwört. Mit Nils Mönkemeyer, der 1978 übrigens in Bremen geboren wurde, hat sich seit einigen Jahren ein Bratscher am Solistenhimmel etabliert, über den Publikum und Fachwelt geradezu ins Schwärmen kommen. Mit seinem kongenialen Klavierpartner Nicholas Rimmer spielt er nicht nur die – rar gesäten - genuinen Bratschenkompositionen, sondern hat sich mit Transkriptionen von Liedern und sogar Sätzen aus Bach-Kantaten ein ganz neues, dem Instrument geradezu angeschmiegtes Repertoire erschlossen.

Aus dem Radius ihres weltweit gefeierten Beethoven-Zyklus entnehmen Paavo Järvi und das Orchester diesmal die 8. Sinfonie mit ihren „Erinnerungen“ an Haydn und Mozart – und nicht überhörbar, an Johann Nepomuk Mälzels Metronom. Zu Beginn des Abends erklingt die mehrteilige Ouvertüre zum Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“. Beethoven schrieb 1801 mehrere Nummern für dieses „heroischallegorische“ Tanzstück des italienischen Choreografen Salvatore Viganò. 7. Oktober, 20 Uhr, Die Glocke

Auf Einladung der Philharmonischen Gesellschaft ist das Duo zusammen mit der Cellistin Hannah Weber nun im Sendesaal Bremen zu erleben. Sie werden nicht nur Kammermusik und Liedbearbeitungen von Robert Schumann und Johannes Brahms zu Gehör bringen, sondern auch dem Publikum Rede und Antwort stehen und über ihre künstlerischen Entdeckungsreisen berichten. 9. Oktober, 19.30 Uhr, Sendesaal Bremen


MusiK Konzerttipps

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Mehr freiraum für Ihren eigenen Stil!

Respektlose „Besserwisser“

Sanfte Stimme

(hip) „Bremen haben wir im Sack“, verkündete der Sänger Dän zum Beginn des Konzerts der „Wise Guys“ im Jahr 2003 in der ausverkauften Glocke. Damals konnte er noch nicht ahnen, dass die A-cappellaGruppe aus Köln 2009 beim Evangelischen Kirchentag in dieser Stadt erst so richtig abräumen würde. In diesem Jahr treten sie gleich an drei Tagen auf, und dennoch wird empfohlen, sich beizeiten um die Eintrittskarten zu bemühen.

(che) Zu Beginn der neunziger Jahre, als im Rahmen der Weltmusikwelle EthnoPop in Europas Charts schwappte und ein besonderes Augenmerk auf das Potenzial Afrikas gelegt wurde, feierte Lokua Kanza erste große Erfolge. Sein Heimatland hieß damals noch Zaire, inzwischen ist das zerrissene Land zu seinem kolonialen Namen Kongo zurückgekehrt. Die große, fast hysterische Aufregung um Afro-Pop hat sich nun gelegt, Lokua Kanza aber hat von seiner Überzeugungskraft nichts verloren, ist eher noch stärker geworden.

Weil sie ihr ganz großes Publikum regelmäßig bei christlichen Großveranstaltungen finden (und 2007 in Köln sogar das offizielle Kirchentagslied „Lebendig und kräftig und schärfer“ produzierten), könnte der falsche Eindruck entstehen, die fünf Sänger würden sich bei ihren Auftritten besonders religiös geben. Dabei gründet ihr Erfolg wohl gerade darauf, wie respektlos und humorvoll sie ihre musikalisch durchaus anspruchsvollen Gesangsarrangements präsentieren. Am liebsten ziehen die „Besserwisser“, die in den frühen 90er Jahren als Schulband anfingen, dabei Popsongs mit möglichst hanebüchenen Übertragungen ins Deutsche durch den Kakao. Und auch bei ihren selbst komponierten Liedern fehlt selten zumindest ein guter Lacher. 23., 24., 25. Oktober, jew. 20 Uhr, Glocke

Der Sänger und Gitarrist hat das Musikgeschäft von der Pieke auf gelernt: erst im Kirchenchor, dann in einer Rumba-Band, schließlich folgte ein Musikstudium in Kinshasa. Im Kongo war er schon in den achtziger Jahren bekannt, in Europa wurde man auf den Mann mit der überaus sanften und ausdrucksstarken Stimme aufmerksam, als er nach Paris kam, und schließlich im berühmten Konzertsaal Olympia auftrat. Lokua Kanza hat sich über die Jahre weitgehend seine Unabhängigkeit gegenüber Musikproduzenten bewahrt, setzt ganz auf seine eigenen Ideen, in denen sich afrikanische Folk-Elemente ebenso finden wie anschmiegsamer Pop. 5. Oktober, 20.30 Uhr, Schlachthof

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rollensPiel

Schauspielrätsel (SN) Sind privates Glück und berufliche Verwirklichung, sind Liebe und Karriere nicht vereinbar? Offensichtlich nicht, wie viele Beispiele heute und auch schon in der Vergangenheit beweisen. Damals begibt sich ein junger, viel versprechender, auch schon erfolgreicher Schriftsteller auf einen steilen Weg nach oben und glaubt zu erkennen, dass seine provinzielle Verlobte nicht mehr zu seinem neuen Leben passt. Also bricht er ohne große Gewissensbisse das Eheversprechen. Aber da tritt der Bruder der Gedemütigten auf den Plan und verlangt das schriftliche Zeugnis, dass er ein Betrüger ist. So geschehen, meldet sich sein reuevolles Herz, verspricht erneut, zur Verlobten zurückzukehren und bittet den Bruder, das Schuldbekenntnis zu zerreißen. Kaum erfolgt, ändert der junge Poet, auch unter Anraten eines Freundes, seinen beruflichen und gesellschaftlichen Aufstieg nicht zu gefährden, zum zweiten Male sein Versprechen. Der neuerliche Treuebruch bringt dem Mädchen den Tod; während des Leichenzuges nimmt der Bruder Rache an dem wiederum trostlos Reuigen. Die Schlusspointe offenbart, dass der damals noch ziemlich junge Verfasser des Trauerspiels wohl auch an sich selbst gedacht hat. Wie heißt er, wie lautet der nur aus einem Namen bestehenden Titel? Antworten bitte bis zum 15. Oktober 2010 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch online möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Bremer Schauspiel. Die Auflösung des Schauspielrätsels in foyer 85 lautet: „Glaube, Liebe, Hoffnung“ von Ödon von Horvath. Gewonnen haben: Gabriele Bier, Bremen Jessica Böger, Stuhr Anke Henschen, Bremen Werner Kremming, Delmenhorst Richard Schindzielorz, Oldenburg

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(ps) Werte und Wertschöpfung – passt das zusammen? Gerd Köster ist davon überzeugt. In seinem aktuellen Buch „Kurskorrekturen“ vertritt der Bremer Unternehmensberater die Auffassung, dass sich wirtschaftlicher Erfolg und moralisches Handeln nicht ausschließen, sondern vielmehr miteinander verknüpft sein müssen. „Unternehmer“, so sein Credo, „sollten sich von der Annahme lösen, dass sie sich entweder für unternehmerischen Erfolg oder für moralisches und ethisches Handeln entscheiden müssen.“ Auf rund 320 Seiten analysiert Köster nach einer Einführung in die Grundlagen von Ethik und Werten weit verbreitete Managementmodelle mit der Werteorientierung in unterschiedlichen Unternehmensbereichen. Sein Fazit: Gerade im Zeichen des fortwährenden Wertewandels sei es unerlässlich, dass Unternehmen klare ethische Maßstäbe festlegen und danach handeln. Werde diese Werteorientierung von den Mitarbeitern mitgetragen, könne ein Unternehmen zu mehr Stabilität und Erfolg finden. Seinen Buchtitel hat der segelbegeisterte Autor und Gründer der alto-Life-Consulting GmbH mit Bedacht gewählt: „Kurskorrekturen“ spiegelt nicht nur den möglichen Denkwechsel in Unternehmen wider, sondern auch die Seglerterminologie, die das Buch wie ein roter Faden durchzieht.

(ps) Er folgte dem Beispiel von Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki, StaatsarchivLeiter Konrad Elmshäuser oder Wiebke Ahrndt, der Direktorin des Überseemuseums: Auch Markus Poschner wird sein Wissen künftig als Honorarprofessor an der Universität Bremen an Studierende weitergeben. Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper berief den Generalmusikdirektor der Bremer Philharmoniker und des Theater Bremen für den Fachbereich 9 (Kulturwissenschaften). Vom Wintersemester 2010/2011 an wird Poschner in den Studiengängen Musikwissenschaft und Musikpädagogik Lehrveranstaltungen zur Interpretation und Vermittlung von Musik anbieten und damit den Studierenden wertvolle Perspektiven aus der Praxis eröffnen. Sie können künftig mittels eigener Anschauung erfahren, wie sich eine Brücke von der musikwissenschaftlichen Analyse und Interpretation (Theorie) zur klanglichen Realisation (Praxis) der Musik schlagen lässt. Poschner ist in besonderer Weise prädestiniert, einem doppelten Vermittlungsaspekt gerecht zu werden: Über die eigentliche Arbeit mit dem Orchester hinaus hat er sich vor allem durch die Nachwuchsförderung und Erwachsenenarbeit als „musikalischer Botschafter Bremens“ bereits einen Namen gemacht.


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Opernrätsel (SN) Humanität und Edelmut sollten die Menschen im Zeitalter der Aufklärung ausüben. Aber längst nicht alle waren zum Unterdrücken ihrer Charakterschwächen bereit oder gar fähig. So etwa der feine Herr, der sich eine junge, von Piraten entführte Dame gekauft hatte und sie permanent mit seiner Liebe überfiel, die sie keinesfalls erwidern wollte, auch nicht, als man ihr Gewalt androhte. Ähnlich gefährlich äußert sich ein Domestik des abgeschirmten Hauses, ein polternder, giftiger, unentwegt drohender Geselle. Er fordert von der Zofe, die zusammen mit einem Diener der Dame entführt worden war, ziemlich ungeschickt: Ich befehle dir, mich zu lieben, was diese mit höhnischem Gelächter quittiert.

(ps) Die freudige Nachricht erreichte Paavo Järvi kurz vor dem Abflug zur gemeinsamen Kanada- und USA-Tournee mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen: Der Künstlerische Leiter des Ensembles erhält den diesjährigen „Echo Klassik“-Preis in der Kategorie „Dirigent des Jahres“. Die Jury würdigte damit die herausragende Interpretation der Beethoven-Sinfonien Nr. 2 und Nr. 6, die Järvi mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen eingespielt hat. Mit dem „Echo Klassik“-Preis zeichnet die Deutsche Phono-Akademie seit 1994 sowohl deutsche als auch internationale Künstler aus. Die Preisverleihung am 17. Oktober in der Essener Philharmonie wird als große TV-Gala zelebriert und von Thomas Gottschalk moderiert. Insgesamt werden 61 Preise in 21 Kategorien vergeben, darunter auch an den chinesischen Pianisten Lang Lang und den „Pop-Geiger“ David Garrett. Paavo Järvi sieht die weltweit erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen durch den renommierten Preis bestätigt. Er sei sehr glücklich, dass „unsere gemeinsame Arbeit durch eine derart wichtige Institution wie die Deutsche Phono-Akademie anerkannt wird.“ – Auch foyer reiht sich hiermit in die Schar der Gratulanten ein!

(ps) Er befindet sich in bester Gesellschaft: Jos van Immerseel ist mit dem diesjährigen Musikfest-Preis Bremen ausgezeichnet worden, den vor ihm schon Sir John Eliot Gardiner, Jessye Norman oder Nikolaus Harnoncourt erhalten haben. Mit dem Preis ehrt das Festival seit 1998 jährlich bedeutende Solisten und Ensembles, die das Musikfest durch ihre programmatische Ausrichtung maßgeblich bereichert haben. Der belgische Pianist, Dirigent und Musikforscher Jos van Immerseel trat unter anderem als Dirigent des 1987 von ihm gegründeten Ensembles Anima Eterna (lat. für Immerseel) besonders in Erscheinung. Das Orchester zählt mit einem Repertoire vom Frühbarock bis ins 20. Jahrhundert zu den wichtigsten Formationen der historisch orientierten Aufführungspraxis in Europa. 1996 war Anima Eterna erstmals beim Musikfest Bremen zu hören.

Alle drei Gefangenen hoffen, eines Tages befreit zu werden. Und tatsächlich war schon der Bräutigam der standhaften Dame am Ufer gelandet, verschaffte sich durch falsche Angaben seines Berufes Eintritt in das Refugium und bereitet die nächtliche Flucht vor. Beinahe hätte sie geklappt, aber der aus dem Alkohol-Schlaf erwachte Aufseher schlägt Alarm. Todesstrafe droht, doch der noble Herr schenkt beiden Paaren die Freiheit, obwohl er erer fahren hatte, dass der Bräutigam der Sohn seines Erzfeindes ist. Wie lautet der Titel dieser sehr populären Oper, wer hat sie komponiert? Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum 15. Oktober 2010 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch online möglich: www. rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Theater Bremen, das Stadttheater Bremerhaven und das Oldenburgische Staatstheater. Die Auflösung aus Foyer 85 lautet: „Mazeppa“ von Peter Tschaikowsky

Gewonnen haben: Ines Haas, Bremerhaven Silke Grobe, Syke Regina Hewer, Delmenhorst Brigitte Kopp-Stubbe, Oldenburg Jos van Immerseel nahm den mit 25.000 Ralf Lüdemann, Schiffdorf-Brameln Euro dotierten und von der CommerzGabriele Mangels, Bokel bank-Stiftung finanziell ausgestatteten Gerrit Oldenburg, Hamburg Musikfest-Preis im Rahmen einer festliAdolf Osbahr, Wiefelstede chen Gala im Bremer Rathaus entgegen. Karin Renz, Bremen Zum „Artist in Residence 2010“ wurde Waltraud Schäfer-Albrecht, Bremerhaven das junge Orchesterprojekt Spira mirabiIngrid Seltmann, Harpstedt lis ernannt. Damit verbunden sind Studio- Walter Tilch, Hage produktionen beim Deutschlandfunk in Berta-Maria Waltinger, Bremervörde Köln und ein Konzert-Engagement beim Karl-Dietrich Weidner, Wulfsbüttel nächsten Musikfest Bremen. Dr. Hans Wistuba, Bremen


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MusiK Glocke

glocke

Mísia (Foto: D.R. | musicas.de)

[em] (Foto: Joerg Grosse Geldermann)

Die Wegbereiterin der Fado-Renaissance (che) Sie sieht aus, als käme sie aus einer ganz anderen Zeit, aus den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts vielleicht. Zumindest lässt sich Mísia für ihre CD-Cover gerne mit strengen Haarschnitten und konturiertem Make-up ablichten, so wie es damals populär war. Es ließe sich daraus die Schlussfolgerung ziehen, die portugiesische Sängerin sehne sich zurück in eine Zeit, als der Fado in voller Blüte stand.

New Yorker Funk versus Berliner Intensität jener Zeit stammt auch ihr Künstlername Mísia, der auf Misia Sert zurückgeht, die Muse von Toulouse-Lautrec, Cocteau, Proust und Gide.

Im Jahr 1990 wandte sich die Sängerin dann zum Fado, und zwar durchaus mit Respekt vor der großen Amália Rodrigues, die auch nach ihrem Tod nach wie vor das überlebensgroße Vorbild aller Fado-Interpretinnen ist. Aber Mísia verfolgt dabei eiDas ist ein Fehlschluss. Man darf Mísia ge- nen anderen, einen eigenen Ansatz. Sie trost als Vorreiterin der Fado-Erneuerung veränderte die musikalische Begleitung, bezeichnen, eine Sängerin, die sich auch ließ nicht mehr nur die traditionellen Faschon mal Texte vom portugiesischen No- do-Instrumente wie klassische Gitarre, belpreisträger José Saramago schreiben kleine portugiesische Gitarre und Bassgilässt. Mísia singt den sehnsuchtsvollen tarre zu, sondern erweiterte das Spektrum Fado, begreift sich auch als Fado-Sänge– sicher auch wegen ihrer Liebe zum Tanrin, aber sie ist nicht dabei stehen gebliego – um Akkordeon und Violine. ben; Tangos und Boleros gehörten ebenso selbstverständlich zu ihrem Repertoire. Dazu interpretiert Mísia Fado in einer Viele der anderen jungen Sängerinnen der eher vom Chanson beeinflussten Weise, in den neunziger Jahren einsetzenden Re- legt Wert auf literarische Texte und singt naissance des Fado, als da wären Cristina sie mit geradezu atemberaubender InnigBranco, Mariza, Dulce Pontes oder der ge- keit. Eine „fadista“ wie es Amália Rodrirade erst aufgehende Stern von Ana Mougues war, also eine Sängerin, die ihr Lera, sind Mísia längst auf dem Weg stiliben dem Fado samt seinen Ausschweistischer Offenheit gefolgt. fungen hingibt, ist Mísia aber nicht. Bei aller Innigkeit ist auch immer eine große Mísia, die eigentlich Susana Maria AlfonKontrolle in ihrem ausdrucksstarken Vorso de Aguiar heißt, trat erstmals mit 20 trag zu spüren. Jahren in Barcelona auf, noch nicht mit 20. November, 20 Uhr, Glocke Fado-Liedern, sondern mit Chansons. Aus

(che) Die merkwürdige mathematische Klammer, die Michael Wollny, Eva Kruse und Eric Schaefer um ihren Bandnamen [em] geschlossen haben, mag schon andeuten, dass es dem Trio um ein intensives, geschlossenes Ganzes geht, einen festen Verbund. Genau den bilden [em] in der Tat, ihre bisher drei Alben beweisen es. Daneben aber sind sie vielgefragte Musiker in der deutschen Jazzszene. Der Pianist Michael Wollny hat eindrucksvolle Aufnahmen mit Heinz Sauer vorgelegt und mit Joachim Kühn an zwei Flügeln gejazzt. Bassistin Eva Kruse wird von Nils Landgren überaus geschätzt, und Schlagzeuger Eric Schaefer tummelt sich in zahllosen deutschen Jazzformationen. Als [em] aber hat diese Troika ihre besonderen Qualitäten, die mitunter regelrecht beängstigende Intensität erreichen: Mal wild und frei, mal reflektierend nachdenklich. Die zweite Band dieser Jazz Today-Ausgabe der JAZZnights-Reihe setzt dagegen deutlich auf treibende Beats und fette Grooves: Beim New Yorker Quartett Rudder konkurrieren heulende Orgel- und Fender-Rhodes-Fanale mit kreischenden Saxofonlinien zum Bass-Schlagzeug-Getümmel. Jazz, Funk, Rock gehen hier eine wilde Beziehung ein. 22. Oktober, 20 Uhr, Glocke


MusiK Glocke

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Weitere Veranstaltungen in der Glocke Mo 20.09.2010 | 20 Uhr | Großer Saal Di 21.09.2010 | 20 Uhr | Großer Saal 1. Philharmonisches Konzert Anna Vinnitskaya, Klavier Bremer Philharmoniker Markus Poschner, Dirigent Werke von J. Brahms und R. Strauss Sa 02.10.2010 | 20 Uhr | Großer Saal Musikfest Bremen – Festkonzert zum Tag der Deutschen Einheit 2010 Rundfunkchor Berlin Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Marek Janowski, Dirigent Werke von J. Brahms Mo 04.10.2010 | 20 Uhr | Kleiner Saal SichtWeisen: Geistesblitze und Innovationen – Motoren des Wandels, die Sie nicht unterschätzen sollten

Herbie Hancock

Herbie Hancock stellt sein Imagine-Project vor (hip) Er ist gerade 70 Jahre alt geworden. Doch das sieht und vor allem hört man ihm absolut nicht an. Denn Herbert Jeffrey Hancock macht immer noch so inspiriert und umtriebig Musik wie eh und je. 1962 spielte er für sein Debütalbum „Watermelon Man“ eines seiner populärsten Stücke ein, dem drei Jahre später mit „Maiden Voyage“ seine wohl schönste Komposition folgte. 1963 ging er beim Meister Miles Davis in die Lehre, in dessen hochgerühmten 2. Quintett er bis 1968 spielte. Für die Aufnahmen zur Platte „Miles in the Sky“ kaufte der Bandleader seinem Pianisten ein elektrisches Fender Rhodes Piano, und dieser Moment gilt als die Geburtstunde des Jazzrock.

„Round Midnight“ von Bertrand Tavernier. Seit den 90er-Jahren macht Hancock regelmäßig mit Projekten auf sich aufmerksam, in denen er die Grenzen der Musikgenres überschreitet. So spielte er in „New Standards“ Jazzversionen von Popklassikern ein, arrangierte eine Hommage an George Gershwin und interpretierte 2008 in „The Joni Letters“ einige Songs von Joni Mitchell neu. Dafür holte er sich auch die Unterstützung von Tina Turner, Norah Jones und Leonard Cohen, womit er sein Geschick für reizvolle und kommerziell gewinnversprechende Besetzungen bewies.

Diese Kunst entwickelt er nun in seinem Imagine-Project weiter. Dabei kombiniert Der Tüftler Hancock stürzte sich auf die er Künstler aus aller Herren Länder und Möglichkeiten der elektrischen und bald verschiedenen Stilrichtungen. Neben John auch elektronischen Keyboards und spielte Lennons „Imagine“ als Kernstück zeigt 1973 mit „Head Hunter“ eines der erfolgHancock auch mit globalen Interpretatireichsten Jazzalben ein. 1983 hatte er mit onen von Peter Gabriels „Dont Give Up?“ der Single „Rock-it“ einen noch größeren und „The Times, They are A‘Changing“, Pophit. Herbie Hancock hatte schon imdass Musik eine universelle Sprache ist, mer ein gutes Gespür für das Populäre, die Grenzen und Ideologien überwinden doch bei Konzerten versenkt er sich oft auch in hochkomplexe, fast abstrakte Im- kann. Zu den renommierten Kollegen seiner Band, mit denen er auf Tour gehen provisationen. Wie originell und anpassungsfähig er schreiben und spielen kann, wird, zählen Musiker wie Vinnie Colaiuta bewies er auch mit Filmmusiken etwa für (Schlagzeug), Lionel Loueke (Gitarre) sowie Greg Phillinganes (Keyboard). Antonionis „Blow Up“, den Charles Bronson-Thriller „Ein Mann sieht rot“ und 22. November, 20 Uhr, Glocke

Mo 11.-Di 12.10.2010 | 10-13 Uhr | Foyer GLOCKE Ferienprogramm »bühnenreif« Kinder planen und organisieren selbst ein Konzert, das den Eltern am Ende vorgeführt wird Sa 16.10.2010 | 20 Uhr | Großer Saal GLOCKE Sonderkonzert: Internationales Jugendsinfonieorchester Bremen 1999-2010 Arturs Cingujevs, Klavier Heiner Buhlmann, Dirigent Werke von G. Holst, R. Schumann u. a. Fr 29.10.2010 | 20 Uhr | Großer Saal NDR Sinfonieorchester Hamburg Arcadi Volodos, Klavier Lawrence Foster, Dirigent Werke von X. Montsalvatge, M. de Falla und P. Tschaikowsky Sa 30.10.2010 | 20 Uhr | Großer Saal Bürgerpark-Konzert 2010 Finalist/in des Wettbewerbs »Violine in Dresden« 2010 Bremer Philharmoniker Christoph-Mathias Müller, Dirigent Werke von G. Bizet, M. de Falla u. a. Do 04.11.2010 | 20 Uhr | Großer Saal Volker Pispers »Bis neulich«-Tour 2010 Sa 13.11.2010 | 10-13 Uhr | Foyer GLOCKE Kindertag: »Abenteuer Orchester!« Orchester im Wandel der Zeit


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KulturstaDt WilHelMsHaVen

Wilhelmshaven strebt Steigerung seiner kulturellen Ausstrahlung an

Dr. Jens Graul

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leuchttürMe aM Jadebusen

Es gibt beispielsweise neben einer Vielzahl kammermusikalischer Konzerte und der „Alten Musik“ in Sengwarden die Veranstaltungen unserer sehr gut ausgestatteten Musikschule, die dazu beitragen, dass die Musik zu den starken Elementen des kulWelche kulturellen Leuchttürme Wilturellen Lebens in Wilhelmshaven gehört. helmshavens strahlen denn weit in die Dazu kommt natürlich das Stadttheater Region hinaus? mit dem spielfreudigen Ensemble der NieZunächst einmal natürlich die Sinfoniekonzerte, die hier eine lange Tradition ha- dersächsischen Landesbühne Nord und den zahlreichen Gastspielen in der gesamWelche Rolle nimmt die Kultur im Leben ben, weil Wilhelmshaven früher über ein ten Region. eigenes Orchester verfügt hat. Daran ist mit von Wilhelmshaven ein? Hilfe von Gastspielen angeknüpft worden, Durchaus eine bedeutende. Die Stadt deUnd wie sieht es hinsichtlich der Bildenund zwar mit durchaus beachtlichem Erfiniert sich traditionell als Marine- und den Kunst aus? folg, weil immer wieder Klangkörper und Hafenstandort mit einer großen GarniDen Ausstellungen der Kunsthalle kommt Solisten von internationalem Renommee son und einem der bedeutendsten zivilen bereits eine weithin anerkannte Bedeutung oder hoch talentierte Stars von Morgen verHäfen in Deutschland, der quasi als „Treizu. Und hinsichtlich der Attraktivität unpflichtet werden konnten. Diese Entwickber“ des wirtschaftlichen Aufschwungs serer maritimen Museumsmeile verweise lung soll nun nach dem vollzogenen Wechfungiert. Der laufende Bau des JadeWeserich nur darauf, dass die vier Häuser im versel in der Intendanz noch verstärkt werden, Ports setzt hier einen zusätzlichen Akzent. gangenen Jahr von mehr als 300.000 Gästen weshalb wir die Zusammenarbeit mit dem Dies wird eine deutliche Belebung auslöbesucht worden sind. Das Deutsche MariMusikfest Bremen und Professor Thomas sen und auch das kulturelle Leben weiter nemuseum, das Seewasseraquarium, das Albert gesucht und gefunden haben. inspirieren, was sich bereits an der NeuKüstenmuseum und das Nationalparkzenausrichtung der Sinfoniekonzerte und trum sind touristische Attraktionen, die alWas gab dafür den Ausschlag? weiterer kultureller Angebote ablesen lässt lein mit den Besuchern aus Wilhelmshaven Das Musikfest Bremen ist den Weg geganund – das ist unser großes Bestreben – zu überhaupt nicht existieren könnten. gen, den auch wir einschlagen wollen, nämeiner weiteren Steigerung der Ausstrahlich von einer räumlich beschränkten zu eilung Wilhelmshavens führen wird. ner überregional attraktiven Veranstaltung Wilhelmshaven Touristik mit großer Zugkraft. Von dieser Erfahrung Wie weit soll der „Stern Wilhelmshaven“ Banter Deich 2 können und möchten wir profitieren. denn zu sehen sein? Bis Oldenburg, bis 26382 Wilhelmshaven Bremen? Tel.: 04421 – 92 79-0 Fax: 04421 – 92 79-48 Durchaus, denn wir definieren unser Ziel- Von welchem „kulturellen Konvoi“ wird info@wilhelmshaven-touristik.de das „Flaggschiff“ Sinfoniekonzerte begebiet mit einem Radius von rund 100 Kiwww.wilhelmshaven-touristik.de gleitet? lometern. Hier lebt ein interessiertes infoniekonzerte mit der Academy of St. Martin in the fields oder der Klarinetten-Virtuosin Sabine Meyer, dazu spannende Ausstellungen in den zahlreichen Museen – Wilhelmshaven macht zunehmend von sich reden. Peter Schulz hat darüber mit dem Kulturdezernenten der Nordseestadt, Dr. Jens Graul, gesprochen.

Publikum, das wir für Konzerte, Ausstellungen oder auch touristische Veranstaltungen in unserer Stadt gewinnen möchten.


KulturstaDt WilHelMsHaVen Sinfoniekonzerte 41

Identität im Wandel

Sabine Meyer

Giuliano Sommerhalder

Blick auf die Spielzeit der Wilhelmshavener Sinfoniekonzerte Text: Michael Pitz-Grewenig

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pannende Programme zusammenzustellen, die eine Konzeption erkennen lassen, das Publikum fordern und damit fördern – das überzeugt! So wie der Spielplan der Sinfoniekonzerte Wilhelmshaven in der Stadthalle für die Saison 2010/11. Ein Programm, das nicht dem Etablierten hinterherläuft, eigene Akzente setzt und dabei die unverkennbare Handschrift von Professor Thomas Albert trägt, der seitens der Stadt Wilhelmshaven mit der Planung der Konzertreihe beauftragt worden ist. Der Intendant des Bremer Musikfestes kam im Rückblick auf die erste von ihm verantwortete Spielzeit 2009/10 zu dem Ergebnis: „Das hochwertige Programm wurde vom Publikum angenommen, wir konnten in schwierigen Zeiten eine Kehrtwende erreichen. Auch das ausgeweitete Serviceangebot, zum Beispiel kostenlose Konzerteinführungen und umfangreichere Abendprogrammtexte, ist auf positive Resonanz gestoßen.“ Zur soliden finanziellen Grundlage auf Basis der gestiegenen Zuhörerzahlen trägt auch die Unterstützung durch die Nordfrost GmbH & Co. KG bei, die ein kontinuierliches Engagement als Exklusivsponsor bestätigt hat. Ein Blick auf das vielfältige Konzertangebot der kommenden Monate dokumentiert, dass auch in der laufenden Spielzeit für ein interessantes Programm mit hochkarätigen Instrumentalisten gesorgt wurde.

Sechs völlig unterschiedlich arbeitende Fotografinnen und Fotografen aus Deutschland und der Schweiz haben ihre Objektive nach Wilhelmshaven gerichtet; eine Stadt, in der sich im Zuge des Baues des JadeWeserPorts ein tiefgreifender Wandel abzeichnet. Die Ergebnisse des fotokünstlerischen Herangehens sind im Rahmen der Gruppenausstellung „Ziel: Wilhelmshaven“ in der Kunsthalle zu sehen. Zentrales Thema: Die immer noch offene und f ließendende Identität der Nordseestadt. 17. September bis 21. November, Kunsthalle Wilhelmshaven

Turbulente Farce Das renommierte Züricher Kammerorchester unter seinem Dirigenten Muhai Tang gastiert am 29. September mit einem Programm aus dem Bereich der Klassik. Besonderes Augenmerk verdient das Trompetenkonzert in E-Dur von Johann Nepomuk Hummel, für das der neue Star am Trompetenhimmel, der junge Schweizer Giuliano Sommerhalder, verpflichtet werden konnte. Spannend auch die Programmgestaltung des Konzertes des Brussels Philharmonic Orchestra mit den „Vier letzten Liedern für Sopran und Orchester“ von Richard Strauss, dem Adagio aus der 10. Sinfonie von Gustav Mahler sowie „Daphnis und Cloé“ von Maurice Ravel (8. November). Auch die Bremer Philharmoniker kommen wieder nach Wilhelmshaven, diesmal am 5. April 2011 in Begleitung der Klarinettistin Sabine Meyer, die „Prélude à l’après-midi d’un faune“ von Claude Debussy in der selten zu hörenden Bearbeitung für Klarinette spielen wird. Auf dem Programm steht auch die Tondichtung „Der Zauberlehrling“ von Paul Dukas. Interessant vielleicht auch für Abiturienten, denn die Ballade von Goethe gehört zum Pflichtkanon des Abiturs 2011 in Deutsch. Ein ganz besonderer Höhepunkt dürfte das Abschlusskonzert am 1. Mai 2011 mit dem Münchner Kammerorchester unter Alexander Liebreich mit einem Beethovenprogramm sein. Für das Konzert für Violoncello und Orchester in a-Moll, op. 129, von Robert Schumann konnte Pieter Wispelwey als Solist gewonnen werden. www.sinfoniekonzerte-wilhelmshaven.de

In der neuen Spielstätte im Niederdeutschen Theater (Kieler Straße 53) hat das Schauspielensemble des „Theater am Meer“ die Saison 2010/11 aufgenommen. Regisseurin Marion Zomerland inszenierte zur Eröffnung Ray Cooneys Farce „Lögen hebbt junge Been“; eine turbulente Geschichte um einen Bigamisten, dessen Kinder sich zufällig über das Internet kennengerlernt haben. Am 6. November folgt als zweite Saisonpremiere die Rockrevue „Wi rockt op platt – Episode twee“.

Kleinkunst im Pumpwerk Zum 16. Mal geht im Pumpwerk das Festival der K leinkunst über die Bühne. Auf dem Programm stehen zehn Veranstaltungen, hinzu kommen zwei „Abstecher“ in den Lokschuppen von Jever. Den Auftakt macht am 16. Oktober „Stage TV Coloro“, das Videoanimation, Akrobatik, Jonglage, Theater und Musik vereint. Mit neuen Programmen haben sich bekannte Künstler wie etwa Gardi Hutter, Michael Ehnert, Lutz Görner oder Malediva angesagt. Erstmals im Pumpwerk dabei sind der international bekannte Schauspieler Burghart Klaußner oder das Trio Nordkvark. Zu den Höhepunkten dürfte auch die Verleihung des Kleinkunstpreises an Annamateur & Außensaiter gehören. 16. Oktober bis 12. Dezember, Pumpwerk


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MusiK Jazztipps

JazzttIpps

Die Band der Bandleader

Bremer

KartenKontor

wir lassen sie besonderes erleben bayerische staatsoper berliner opernhäuser festspielhaus baden-baden hamburgische staatsoper londoner theaterhäuser musicals salzburger festspiele und vieles andere mehr bremer kartenkontor im schnoor marterburg 1-2 20195 bremen phone: 0421 - 69 62 400 bremer kartenkontor zum alten speicher 9 28759 bremen - vegesack phone: 0421 - 67 41 03 51

(che) Den Trompeter Uli Beckerhoff muss man Bremer Jazzfans wohl nicht mehr sonderlich vorstellen, und das nicht erst, seitdem er erfolgreich die Messe Jazzahead leitet. Seit vielen Jahren – angefangen mit Bands wie Jazztrack und Riot – ist der gebürtige Münsteraner und heutige JazzProfessor an der Folkwang-Hochschule hierzulande eine feste Größe, hat hier seine diversen Jazzprojekte mit oft hochrangigen Begleitern vorgestellt. Dazu gehört auch die International Skoda Allstar Band. Mit dieser international besetzten Formation ist er mehrfach bei uns aufgetreten. Jetzt feiert die Gruppe ihren 10. Geburtstag. Entstanden ist die International Skoda Allstar Band bei einem Workshop in Trier, bei dem die Musiker alle als Dozenten arbeiteten. Diesen Jazz-Workshop gibt es immer noch, aber dass diese Allstar Band überlebt hat, ist in der heutigen, für größere Bands überaus schwierigen Zeit ein kleines Wunder.

Nadolny (Saxofon), Peter O’Mara (Gitarre), Glauco Venier (Piano), Gunnar Plümer (Bass) und Bruno Castellucci (Schlagzeug) eine junge, vielversprechende Sängerin verpflichtet: Sónnica Yepes ist Spanierin, lebt aber seit längerem in Deutschland. Sie hat ursprünglich mit Folklore begonnen, war aber dann – Auslöser war die Stimme von Ella Fitzgerald – vom Jazz fasziniert, so dass sie Jazz-Gesang in Essen studiert hat. Wie all die übrigen Mitglieder der International Skoda Allstar Band ist auch Sónnica Yepes inzwischen selbst Bandleaderin. 7. Oktober im Bremer Schauspielhaus, 8. Oktober im Musik- und Literaturhaus Wilhelm 13, Oldenburg

Ruhig fließende Jazzlinien (che) Früher war der Bremer Holzbläser Bernd Schlott ein „wilder Hund“, der bei Konzerten gerne mal Free Jazz-Attacken unter Stücke mischte. Mittlerweile ist Schlott nach Fischerhude umgezogen, und die beschauliche Umgebung der Wümme-Niederung hat offenbar auf seinen Jazz gewisse Auswirkungen. Seine Kompositionen sind nun klar strukturiert, eine gewisse Elegie ist nicht von der Hand zu weisen, und oft definiert ein ruhiger, lyrischer Ton die Stücke.

Im Kern ein Sextett, hat die Band, in der Beckerhoff als Primus inter pares mitwirkt, sich immer wieder Gäste eingeladen. Oft waren es Sängerinnen, doch vor vier Jahren war auch der über 80-jährige, im vorigen Jahr gestorbene Charlie Mariano mit der Bernd Schlott war in den vergangenen zwölf Band unterwegs. Für ihre Jubiläumsausgabe Jahren sehr produktiv, denn es liegen fünf haben Uli Beckerhoff (Trompete), Matthias CDs unter seinem Namen vor. Nun hat


MusiK Jazztipps

Bernd Schlott sein sechstes Album veröffentlicht. „Décrocher la lune“ (erschienen bei Toca Records) heißt die CD und wie schon bei den vorherigen Veröffentlichungen hat sich der Saxofonist, Klarinettist und Mundharmonikaspieler einige verwandte Geister aus der Bremer Szene gesucht, die ihn bei einigen Stücken begleiten. Am 25. September, 20.30 Uhr, stellt Bernd Schlott, begleitet vom Pianisten Karsten Günther, das neue Material in Körbers Gasthof in Fischerhude vor. Wer eine andere Seite Schlotts kennenlernen will: Am 3. Oktober, 17.30 Uhr, spielt er Jazz, Gospel und Eigenes im Duo mit dem Keyboarder Hans-Jürgen Osmers in der St. Sigismund Kirche in Daverden.

Ein Lob der Langsamkeit

mungen, die sie etwa in ihrer neuen, inzwischen 6. CD „Tarpan Season“ in Klänge einfängt, erstaunlich. 1971 nahe Oslo geboren, hörte und sang die Pastorentochter zuerst Kirchenmusik. Über Gospel kam sie dann zum Jazz und nach einem Studium an der Musikakademie Oslo experimentierte sie in verschiedenen Genres wie Folk, Country, Soul und Pop, bis sie 1997 ihre ersten Erfolge in dem experimentellen Sängerinnen-Quartett „Kvitretten“ feierte. Ihren eigenen Stil konnte sie dann ab 2000 in ihrer eigenen Band entwickeln, zu der Bassist Mats Eilertsen, Sjur Miljeteig an der Trompete, Schlagzeuger Per Oddvar Johansen sowie der Pianist und Arrangeur Morten Qvenild gehören.

Mit diesem inzwischen perfekt eingestimmten Ensemble gelingt es Slettahjell, (hip) Es gehören Selbstbewusstsein und jeden Song anders und sowohl rhythmisch Witz dazu, wenn eine Sängerin ihre Band wie auch harmonisch interessant klingen das „Zeitlupen-Orchester“ nennt. Die zu lassen, obwohl sie sich fast ausschließNorwegerin Solveig Slettahjell kultiviert lich auf introvertierte Balladen beschränkt. die Langsamkeit in ihren Interpretationen Mit ihrer spröden Stimme, die nicht nur einiger Songs von Tom Waits und Nina wegen der Tonlage immer ein wenig an BilSimone – besonders aber in ihren eigenen lie Holiday erinnert, gelingt es ihr besonKompositionen, die in ihren Programmen ders gut, feine atmosphärische Nuancen in immer mehr Raum einnehmen. Sie selber ihren Stücken so zu interpretieren, dass sie sagt, dass sie darin von „Liebe und Verlust, sehr intensiv und intim wirken. Elternschaft und Einsamkeit, Leben und Ihr Auftritt am 6. Oktober im Club MoTod, Aufwachsen, Schwimmen gehen, ments beginnt um 21 Uhr, der zweite Set Atmen, Essen, Lesen, Spielen“ erzählt, und ab 22 Uhr wird live im Nordwestradio tatsächlich ist die Bandbreite der Stimübertragen.

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WISSENSCHAFT Jade Hochschule

Die Praxis stets vor Augen O

b die seitens der Wirtschaft im Nordwesten sehnsüchtig erwartete „YTrasse“ irgendwann einmal auch den JadeWeserPort in Wilhelmshaven deutlich effektiver mit dem Schienennetz der Bahn verbinden wird, ist höchst ungewiss. Sicher dagegen ist, dass das „Y-Modell“ im Fachbereich Wirtschaft der Jade Hochschule zum Erfolgsmodell avanciert ist.

helmshaven sind begehrt, hier studieren derzeit fast 1400 junge Menschen. Die beruflichen Einstiegsperspektiven der Absolventen schätzt der Dekan auf „nahezu 100 Prozent“ ein. „Generalisten“, so Gerd Hilligweg, „bringen eben eine Menge mit.“ Für die Absolventen der Jade Hochschule gilt dies in besonderem Maße. Denn sie erwerben ihr berufliches Rüstzeug mit engem Bezug zur Praxis: Das Netzwerk des Fachbereichs umfasst die Zusammenarbeit mit bedeutenden Unternehmen von BüntingTee bis Mercedes-Benz und schließt zudem 23 Kooperationen mit Hochschulen in aller Welt ein.

Und das funktioniert so: Die rund 300 jungen Leute, die jährlich in diesem Fachbereich ihr Studium im Studiengang Wirtschaft oder Tourismuswirtschaft aufnehmen, besuchen am Studienort Wilhelmshaven zunächst viele Vorlesungen Die dafür erforderlichen guten Verbinund Seminare gemeinsam – ganz gleich, dungen sind im Laufe von mehr als sechs ob sie später einmal als Controller, HoJahrzehnten geknüpft worden, nachdem telmanager oder Steuerberater arbeiten möchten. „Wir setzen diesen ersten Über- es 1947 zur Gründung der „Fachschule für wirtschaftliche Betriebsführung“ in Wilblick und das Erkennen von Zusammenhelmshahängen eindeutig vor eine frühzeiti- Die beruflichen Einstiegsperspektiven ven gekomge Spezialisierung“, der Absolventen schätzt der Dekan auf men war. An dieerklärt der Dekan „nahezu 100 Prozent“ ein ser „städtides Fachbereichs, Professor Dr. Gerd Hilligweg, das Prinzip. schen Handelslehranstalt“ nahmen zwei Jahre nach Kriegsende gut 20 hoffnungsNach drei Semestern dann gabelt sich die volle Damen und Herren ihr Studium auf. Linie und wird über betriebswirtschaftliche und tourismuswirtschaftliche Vertie- Damit stellten sie zugleich die Weichen für den Studienzweig Wirtschaft als somit älfungsfächer zum Ypsilon. testen Fachbereich in Wilhelmshaven. Ein System, das sich bewährt hat: Studien- Denn die „Fachschule für wirtschaftliche Betriebsführung“ wurde 1958 zur Höheplätze im Fachbereich Wirtschaft in Wil-

ren Wirtschaftsfachschule ausgebaut, zehn Jahre später in „Akademie für Betriebswirte“ umbenannt, schließlich 1971 in die Fachhochschule Wilhelmshaven und somit 2009 in die Jade Hochschule integriert. Im Laufe der gut sechs Jahrzehnte veränderte sich freilich nicht allein der Name des Wilhelmshavener „Klassikers“. Neue Aufgaben, neue Forschungseinrichtungen kamen hinzu, konkret das Institut für nationale und internationale Unternehmensführung, das Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV) und das Institut für innovative Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Letzteres entstand im Zusammenhang mit dem Studiengang Tourismuswirtschaft, der vor 15 Jahren gegründet wurde, betriebswirtschaftliche Grundlagen mit einer branchentypischen Spezialisierung verbindet und ein ausgesprochen positives Echo hervorgerufen hat. Und zwar auf Seiten der Studierenden ebenso wie etwa bei der regionalen Tourismuswirtschaft, die nach gut ausgebildeten Nachwuchskräften ruft. „Als Fachhochschule inmitten eines vom Tourismus geprägten Gebietes kommen wir diesem Wunsch gern entgegen“, sagt Gerd Hilligweg und verweist darauf, dass das Studienfach auch bundesweit reges Interesse auslöst. In der Tat: Auf einen Studienplatz kommen zehn Bewerbungen – das ist Spit-


WISSENSCHAFT Jade Hochschule

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Interdisziplinäre Ausbildung zeichnet die Arbeit in zwei Wilhelmshavener Fachbereichen der Jade Hochschule aus Text: Peter Schulz

Fotos: michaelstephan.eu

ze an der Jade Hochschule, weshalb soeben tion, Technologie“ umbenannte Einrich40 zusätzliche Plätze eingerichtet wurden. tung setzt auf interdisziplinäres Denken und Handeln sowie fachübergreifende FleZweifellos ein kluger Schachzug, zumal die xibilität. Das gilt für die siebensemestrigen Studiendauer in absehbarer Zeit von sechs Bachelor-Studiengänge in den Bereichen Wirtschaftsinformatik sowie Medienwirtauf mindestens sieben Semester verlängert werden soll. Nicht zuletzt, um den An- schaft und Journalismus ebenso wie für teil an praxisorientierter Ausbildung in ei- das Fach Wirtschaftsingenieurwesen, wo nem Unternehmen, der gegenwärtig noch anschließend auch der „Master of Engineering“ erworben werden kann. bei zwei Monaten liegt, deutlich auszubauen, nämlich auf ein ganzes Semester. „Alle Studiengänge weisen neben ihrem je„Zwei Monate im Betrieb – das ist einfach weiligen fachlichen Schwerpunkt einen zu kurz“, konstatiert der Dekan. Management-Anteil auf“, berichtet Dekan Professor Dr. Harald Lohner. „Das beAuch ohne ständige Präsenz am Studienort Wilhelmshaven ist es an der Jade Hoch- inhaltet betriebswirtschaftliche Lerninschule möglich, den „Bachelor of Arts“ im halte, aber auch weitere Fächer wie Recht Fachbereich Wirtschaft zu erwerben. Mit- oder Statistik.“ Darüber hinaus werden den rund 1000 Studierenden des Fachbereichs tel zum Zweck ist der 2009 eingerichtete Schlüsselkompetenzen wie etwa UnterStudiengang „BWL Online“, der zum Beinehmensführung oder Rhetorik vermittelt. spiel Berufstätigen oder Müttern und Vä„Kenntnisse, die einem angehenden Jourtern während des Erziehungsurlaubs den nalisten im späteren Berufsleben ebenso Weg zum akademischen Hochschulabschluss ebnet. Und zwar bei freier Zeitein- zugute kommen dürften wie beispielsweise teilung, aber gezielt unterstützt durch die einem Marketingleiter“, urteilt der Dekan und fügt hinzu: „Wir bilden vielschichtig 25 Professorinnen und Professoren des aus und haben dabei immer die in der PraFachbereichs. xis gefragte Vielseitigkeit vor Augen.“ Ein flexibles Modell, das der „benachbarDoch der Fachbereich Management, Inte“ Fachbereich Wirtschaftsingenieurformation, Technologie hat noch weitewesen ebenfalls anbietet, wobei die Onre „Spezialitäten“ zu bieten. Etwa die Tatline-Studenten hier das Ziel „Bachelor of sache, dass seine rund 35 Professoren mit Engineering“ anstreben. Die vor kurzem kleinen Gruppen von maximal nur 40 Stuin „Fachbereich Management, Studienort Wilhelmshaven der JadeInformaHochschule

dierenden arbeiten. Oder das vor zwölf Jahren eingerichtete Frauenstudienangebot. Inhalt und Verlauf sind zwar mit dem „regulären“ Studium identisch, doch während der ersten drei Semester bleiben die Studentinnen auf Wunsch völlig unter sich. Resultat: Der Frauenanteil im Fachbereich hat sich deutlich erhöht. „Ein Erfolg, der uns alle stolz macht“, freut sich Harald Lohner. Ähnlich verhält es sich mit Blick auf die Lernplattform „Moodle“, die vor zwei Jahren online gegangen ist. Über dieses Netzwerk, in das sich alle Studierenden einklinken müssen, sind für jedes Studienmodul alle relevanten Nachrichten abrufbar – vom geänderten Vorlesungstermin bis zu aktuellen Kursmaterialien. Wer sich zudem in das Informationssystem „WInfo“ einloggt, erhält Antworten auf gängige Fragen zur Prüfungsordnung ebenso wie einen Überblick über gerade eingegangene Stellenangebote. Errungenschaften, die für Harald Lohner „zu einer modernen Hochschule gehören, die sich von anderen Einrichtungen deutlich abheben möchte.“ Der Erfolg spricht für sich: 98 Prozent der Absolventen haben ihr Studium weiterempfohlen, 92 Prozent empfinden die Studieninhalte im Beruf als hilfreich.


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design Wilhelm Wagenfeld Haus

Extreme Materialien in extremen Anwendungen. Ab 28. Oktober im Wilhelm Wagenfeld Haus Text: Sabine Komm

Stille Stars

Ausstellungsprojekt „Stille Stars – Extreme Materialien und ihre Anwendungen“ will deshalb vom 28. Oktober 2010 bis 27. Februar 2011 Begeisterung für solche Innovationen wecken und zeigen, dass Materialforschung überlebenswichtig ist.

„Wir sind armselige Säugetierchen, die nicht einmal resistent gegen Umwelteinei Stars denken viele an „Deutschflüsse sind“, sagt Sonja Pösel. „Die Haut verland sucht den Superstar“, an Fußbrennt in der Sonne und löst sich unter Wasballspieler, Topmodels oder Sterne ser regelrecht auf. Ohne Schutz würden wir und Sternchen in Cannes. Die Designaus- am Nordpol erfrieren und in der Wüste verstellung im Wilhelm Wagenfeld Haus in trocknen.“ Doch es gibt Hilfsmittel, wie Bremen hat mit all dem wenig zu tun. Der der emotionale Einstiegsraum der Ausstelklassizistische Säulenbau ist Schauplatz lung zeigt. Zum Beispiel Chemikalienanzüfür „Stille Stars“. Alles dreht sich hier um ge. Dieser Vollschutz, der keinen Millimeter extreme Materialien und ihre AnwenHaut frei lässt, ist bei Giftgasunfällen und dungen. Um einen Spezialkleber für Roatomarer Strahlung oftmals die letzte Rettorenblätter zum Beispiel, der bei Wind tung. Andere Ganzkörperanzüge wiederund Wetter hält. Und um verbogene Büro- um lassen Leistungsschwimmer wie Fische klammern, die in einem Glas Wasser wie- durchs Wasser gleiten und so Rekorde exploder ihre Ausgangsform annehmen. dieren. Reinraumanzüge hingegen schützten nicht den Menschen, sondern anders„Menschen, die nicht aus der Materialfor- herum das Labor vor dem Menschen. schung kommen, sind oft super kritisch“, sagt Ausstellungsplanerin Sonja Pösel von Von hier aus beginnt die Expedition ins Reich innovativer Materialien, die bereits der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). den Weg in den Markt gefunden haben. Gängiges Vorurteil sei, dass Universitäten und Firmen ins Blaue hinein forschen Das i/i/d Institut für Integriertes Design Bremen, verantwortlich für das Ausstelund dafür viel zu viel Geld ausgeben. Das

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lungskonzept, hat diese „Stillen Stars“ nach ihren Eigenschaften geordnet und dabei mit Gegensätzen gespielt. So zeigt die Station „leicht + schwer“, wie federleichte Materialien im Flugzeugbau helfen, Kerosin zu sparen, ohne dass das Flugzeug an Stabilität verliert. Im Themenraum „flexibel + fest“ dreht sich alles um Bewegung, Verformung, Durchlässigkeit und Dichte. Ein Fahrrad aus Hanf, konstruiert von einem Ingenieur, der selbst Triathlon fährt, überrascht durch eine exzellente Vibrationsdämpfung. Ein paar Schritte weiter können Besucher Stähle, wie sie in der Industrie für Verbindungsstreben im Auto verwendet werden, in die Hand nehmen und so erleben, dass diese beides sind: stabil und flexibel. Dass auch technische Keramiken Stars sind, zeigt die Station „weich + hart“. In Salz- und Pfeffermühlen der Firma WMF wird dieses sehr harte, rostfreie Material ebenso verwendet wie bei künstlichen Hüftgelenken. Weil jeder Mensch anders reagiert, handelt es sich dabei zum Teil um Einzelanfertigungen. Genau wie beim Zahnersatz aus Keramik, den die Bremer Dentalfirma Bego mit Hilfe computergesteuerter Fräsen produziert.


design Wilhelm Wagenfeld Haus

Der Raum „leicht + schwer“ zeigt zum Beispiel die Anwendungsfelder von CFK, einem mit Kohlenstofffasern verstärkten Kunststoff. Er ist extrem teuer und trotzdem in der Industrie hoch geschätzt. CFK wird für die Landeklappen des Airbus und die Rotorenblätter von Windkrafträdern verwendet. Eine Studentin der Hochschule für Künste Bremen hat jetzt aus diesem Material eine Bierzeltbank entwickelt, die sich Alles dreht sich hier um extreme auf dem Weg zur MarktMaterialien und ihre Anwendungen einführung befindet. Im Vergleich zu gängigen Holzbänken hat die federleichte Karbonfaserbank Vorteile: Sie ist stapelbar, haltbar, elegant und in jeder Farbe zu haben, sogar mit Blümchen drauf. „Manchmal sind es kreative Ideen von Designern, die aus technisch gekonnten Innovationen marktfähige, anwenderorientierte Produkte machen“, sagt Prof. Detlef Rahe vom i/i/d. Deshalb sei die Vernetzung von Wissenschaft, Wirtschaft und Designern so wichtig. „Glatt + rau“ stellt unter anderem das Thema Bionik dar. Beispiel Gore-Tex: Forscher haben sich die wetterfeste Textur von der Natur abgeschaut. Vorbild war die Lotusblüte, auf deren geschuppter Haut Wasser so wunderbar in Tropfen abperlt. Die Struktur der Haifischhaut mit ihren mikroskopisch kleinen Zähnen wiederum war Vorbild für strömungsgünstige Tragflächen des Airbus. „Plus + minus“ ist nicht etwa eine Anspielung auf das ARD-Magazin. Hier geht es um Magnetismus und Elektrizität. Ausstellungsbesucher können einen Magneten an ein Behältnis mit einer dunklen, klebrigen Flüssigkeit halten und beobachten, wie sich exakt an dieser Stelle eine Igelstruktur bildet. Eine Eigenschaft, die Medizintechniker interessiert. Mit Hilfe von Magnetismus könnten nach Angaben von Forschern des Fraunhofer Instituts IFAM in Bremen Hirntumore gezielt verdampft werden.

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architektur Denkmalschutz

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Historischer Laubengang im Pfarrgarten von Bremen-Arsten wird restauriert Text: Peter Schulz

Im Laubengang (von links): Pastor Christian Schulken, Detlef Kniemeyer (Kirchenvorstand), Sabine Schormann (Geschäftsführerin der VGH-Stiftung) und ÖVB-Vorstandssprecher Frank Müller-Hübner.

Verborgenes Kleinod W

ar es Johann Daniel Noltenius, der von 1831 bis 1873 Pastor von St. Johannes war? Oder hatte schon sein von 1801 bis 1829 in Arsten amtierender Vorgänger Heinrich Nicolaus Achelis zu Hacke und Schaufel gegriffen, um im Pfarrgarten seiner Gemeinde einen lauschigen Laubengang aus Lindenbäumen anzulegen?

artigen Laubengang entstanden, die nicht ergänzt wurden und somit das historische Erscheinungsbild trüben“, urteilt der Garten- und Landschaftsarchitekt Frank Glassl und konstatiert „dringenden Handlungsbedarf.“

Eben dies ist jedoch in Zeiten allseits knapper Budgets alles andere als einfach. Schließlich werden die Gesamtkosten mit rund 72.000 Euro veranschlagt – mächtig viel „Holz“ für die Sanierung einer Naturanlage, die heute gemeinsam mit der spätromanischen Kirche St. Johannes, dem Friedhof und dem spätklassizistischen Pfarrhaus ein denkmalgeschütztes EnsemDie Frage nach diesem speziellen „Arbeiter im Weinberg des Herrn“ lässt sich eben- ble im alten Ortskern von Arsten bildet. so wenig beantworten wie jene nach der Andererseits kommt dem Laubengang aus genauen Entstehungszeit des Refugiums Sicht der Landesdenkmalpflege eine beson– nach Expertenschätzung „irgendwann dere Bedeutung zu, da er schon aufgrund zwischen 1800 und 1850“. Fakt ist jedoch, seines Alters in Bremen einzigartig ist. dass das fast vergessene, doch gartenhistorisch bedeutsame Denkmal jetzt vor der Deutlich jünger sind die Laube aus HainbuRestaurierung steht. Denn die in den 50er chen im Bürgerpark, die zwischen 1880 und Jahren des 20. Jahrhunderts auf 225 Meter 1890 entstand, und der Laubengang an der Hauptkapelle des Osterholzer Friedhofs, der verlängerte Anlage präsentiert sich in einem beklagenswerten Zustand: Die Linden vor gut 100 angelegt worden ist. sind zum Teil abgestorben, anderen fehlt Zudem sind Laubengänge aus Linden auseine ausreichende Vitalität. gesprochen selten, seit die Gärtner der Renaissance die ersten Anlagen in herrEine fachkundige Bewertung ergab, dass schaftlichen Parkanlagen pflanzten. etliche Bäume Faulstellen und Hohlräume aufweisen und nur noch über geringen Treillages nannte man seinerzeit die oftAustrieb verfügen. „Dadurch sind im Laufe mals von Pavillons unterbrochenen „grüder Jahre klaffende Lücken in dem tunnel- nen Tunnel“, die zum Beispiel noch in den

Schlossgärten von Güstrow oder Schwetzingen bewundert werden können und die – so Friedrich Ludwig von Sckell, Mitgestalter des Englischen Gartens in München – das „anmuthige, schwärmerische Lustwandeln“ selbst bei sommerlichen Temperaturen ermöglichten. Vergnügliches Flanieren – genau so stellen sich auch die Initiatoren des Sanierungsprojektes in Arsten die künftige Nutzung des dortigen Laubenganges vor. Denn die Planungen des Büros Müller-Glassl & Partner sehen vor, den zum Teil unterbrochenen Laubengang wieder zu schließen und mittels eines neuen Steges einen direkten Zugang für die Öffentlichkeit zu schaffen. Finanziert wird das Vorhaben zu einem kleineren Teil aus Eigenmitteln der Kirche sowie aus öffentlichen Zuschüssen. Den „Löwenanteil“ von jeweils 20.000 Euro steuern die Bürgerpark-Tombola sowie die Stiftung der Versicherungsgruppe Hannover (VGH) bei. Frank Müller-Hübner, Vorstandssprecher der zum Mutterkonzern VGH gehörenden Öffentlichen Versicherung Bremen (ÖVB), nennt die Beweggründe: „Der Laubengang ist ein regionales Naturdenkmal, das es als Stück Bremer Kulturgeschichte zu erhalten gilt. Wir engagieren uns für die Menschen, die hier leben. Und deshalb freuen wir uns, mit unserer Stiftung einen Beitrag zur Erhaltung der Anlage leisten zu können.“


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literatur Tanz der seligen Geister

lIteratur

Hinreißende Short Stories Der grandiose Erzählband von Alice Munro Wenn es je Erzählungen gab, in die man versinkt wie in eine weiche Wolke, dann sind es die der Kanadierin Alice Munro. In diesem Sommer kam „Tanz der seligen Geister“, ihr Debüt von 1968, endlich auf Deutsch heraus. Alice Munro, 1931 in Ontario geboren, gilt als eine der bedeutendsten Gegenwartsautorinnen, deren umfangreiches literarisches Werk mit unzähligen Preisen ausgezeichnet, in fast alle Sprachen übersetzt und zum Teil auch verfilmt wurde. Immer wieder vergleicht man die Autorin mit Tschechow, seit Jahren zählt sie zu den aussichtsreichsten Anwärterinnen für den Literatur-Nobelpreis. Das erträgt sie mit ambivalenten Gefühlen, wie sie in einem Interview gesteht, scheut sie doch Rummel und Personenkult wie der Teufel das Weihwasser.

einem wahren Juwel und auf Anhieb mit dem wichtigsten Literaturpreis Kanadas ausgezeichnet. Bereits hier beeindruckt das gewaltige erzählerische Spektrum der Autorin, ihre Fähigkeit, Spannung zu erzeugen, die bis zum meist überraschenden Schluss anhält. Die Protagonisten kämpfen ums Erwachsenwerden, um Freiheit und ein bisschen Glück – und gegen die Einsamkeit. Sie stecken in wenig glückbringenden Beziehungen, meist sind es Töchter einer „Horrormutter“, von der sie sich zu lösen suchen, sich zumindest innerlich von ihr distanzieren. Mit großem Einfühlungsvermögen und unbestechlichem Blick für Details beschreibt Munro Gedanken, Empfindungen und Träume dieser jungen Mädchen – sie selbst hatte sich einst von ihrer Mutter, die früh an einer seltenen Form von Parkinson gestorben war, losgesagt und hegt deswegen noch heute Schuldgefühle.

Bevölkert werden Alice Munros GeschichAlice Munro ist die absolute Meisterin raf- ten vom alltäglichen Personal kanadifinierter Short Stories. Das zeigt sich schon scher Kleinstädte. Unsentimental und in diesem ersten Band mit 15 Geschichten, hintergründig, mal melancholisch oder

auch fröhlich skizziert sie deren Sorgen und Probleme, lässt diese Menschen kleine Tragödien und auch mal große Dramen durchleben, schildert die Abgründe des Alltags, erzählt von Liebe, Verrat, Enttäuschung – und vom Tod. Da ist das Mädchen, dem die Mutter ein rotes Samtkleid für den Schulball nähen will und das Angst hat, nicht zum Tanz aufgefordert zu werden. Doch wie durch ein Wunder kommt alles ganz anders, ebenso wie in der Vater-Tochter-Geschichte oder in der von einer noch über ihren Tod hinaus tyrannischen Großmutter oder auch in der Trilogie mit Helen, die wegzieht aus dem heimatlichen Städtchen, sich aber magisch wieder heimgezogen fühlt. Hinreißend die letzte Story, die dem Band den Titel gab. Da spielt beim alljährlichen als Fest inszenierten Hauskonzert der alten Klavierlehrerin eine Schülerin aus der benachbarten Behinderten-Einrichtung den „Reigen der seligen Geister“ von Willibald Gluck so wunderbar und fast jenseitig, dass das gelangweilte Publikum erfasst wird vom Zauber dieser Musik, dieses


literatur Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin

Klavierspiels und der ihm innewohnenden überwältigenden „Freiheit eines großen, leidenschaftslosen Glückes“. Alice Munro: Tanz der seligen Geister. Übersetzung: Heidi Zerning. Dörlemann, 379 S., 23,90 Euro

Fein ziselierter Psychothriller Delphine de Vigan über Liebe und Mobbing „Die Frau streicht über die umgedrehten Karten auf dem Tisch und wiederholt es mehrmals, in diesem Ton der Gewissheit: Am 20. Mai wird sich Ihr Leben ändern.“ So beginnt der fein ziselierte Psychothriller von Delphine de Vigan. Ihr neuer Roman wurde in Frankreich schon kurz nach seinem Erscheinen für den Prix Goncourt, die höchste literarische Auszeichnung des Landes, nominiert. Die französische Autorin beherrscht die Kunst des fesselnden ersten Satzes. Ihrer Hauptfigur Mathilde wird von einer Wahrsagerin Grandioses in Aussicht gestellt: „Ein Mann, am 20. Mai. Ein Mann am Wendepunkt ihres Lebens, der sie erlösen würde.“ Und am angeblich schicksalsschweren 20. Mai beginnt die eigentliche, immer wieder in Rückblicken erzählte Geschichte, das spannende Geschehen spielt sich an diesem einzigen Tag ab. Zunächst ist da Mathilde, eine starke und tatkräftige Frau, die es geschafft hat, nach dem Tod ihres Mannes die Betreuung der Kinder und ihre Arbeit in einem internationalen Nahrungsmittelkonzern prob-

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lemlos zu bewältigen. Dann häufen sich von einem Tag auf den andern Anzeichen von Schikane – Mathilde mag es zunächst nicht so recht glauben, findet aber schließlich eine Erklärung: Ein einziges Mal hat sie gewagt, ihrem Chef Jacques während eines Meetings zu widersprechen, was ihr der mächtige Mann nicht verzeihen kann. Schrittweise verliert Mathilde, die bisher sein uneingeschränktes Vertrauen genoss, all’ ihre Kompetenzen, sie wird diffamiert, man schließt sie von wichtigen Sitzungen aus, ändert sämtliche Zugangscodes, nimmt ihr die Sekretärin weg und dann auch das komfortable Büro, versetzt sie in ein fensterloses Verlies direkt neben der Herrentoilette. Und immer noch kann sie nicht fassen, was da mit ihr geschieht. Sie stürzt ins Bodenlose, kann nachts nicht schlafen, wird fahrig und unkonzentriert und bietet damit Jacques weitere Angriffsflächen. Immer, wenn sie meint, schlimmer könne es nicht mehr kommen, landet er den nächsten schikanösen Coup. In ihrer hilflosen Verzweiflung sucht Mathilde schließlich die Wahrsagerin auf.

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Am 20. Mai jedoch wachsen Mathilde ungeahnte Kräfte zu. Und während Jacques’ Schikanen fast groteske Formen annehmen, überkommt sie eine tiefe Ruhe. Auch Thibault spürt plötzlich ein ihm bisher unbekanntes Gefühl von Freiheit und innerem Frieden. Und ausgerechnet in Mathildes Wohngegend häufen sich an diesem Tag die meisten Notfälle, zu denen er gerufen wird. Ist er der Mann, der Mathilde erlösen wird? Mit ihr fiebert der Leser dem Höhepunkt entgegen.

Vor dem Hintergrund des faszinierenden Molochs Paris entwickelt Delphine de Vigan eine atemberaubende, von einer breit gefächerten Gefühlsskala bestimmte Geschichte. Detailgenau zeichnet sie dabei den aufreibenden Alltag eines Notarztes nach, Dramaturgie und Auswirkungen von Mobbing schildert sie aus eigener Erfahrung. Sind schon die Haupthandlungsstränge um die Protagonisten Mathilde und Thibault eine Klasse für sich, so gelingen der Autorin selbst bei der Schilderung des Andrangs auf eine überfüllte Metro oder der Herausforderungen, denen sich Thibault bei seiner ärztlichen TätigZur gleichen Zeit trennt sich irgendwo in keit stellen muss, fesselnde Szenarien, wie Paris der Arzt Thibault von seiner Freunsie das Leben schreibt – fesselnd selbst für din, obwohl er sie fast obsessiv liebt. Er kann ihre zur Schau getragene Gefühllosig- Leser, die bislang Mobbing als ein zu vernachlässigendes, von frustrierten hysterikeit, die sie nur beim Sex über Bord wirft, schen Feministinnen hochgeredetes Thenicht mehr ertragen, doch auch die Trenma abtun. nung ist für ihn ein Alptraum. So stürzt er Delphine de Vigan: Ich hatte vergessen, sich in seine Arbeit als Notarzt und verdass ich verwundbar bin. Übersetzung: gisst angesichts von Leid und Elend anderer Menschen, denen er nicht immer helfen Doris Heinemann. Droemer, 252 S., 18,Euro kann, das eigene seelische Tief.

10.08.2006 12:52:56


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buch und musik Neue Schumann-Biografien

Von Ängsten zernagt

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obert Schumann war eigentlich immer präsent. Aber jetzt, im Jubiläumsjahr des 200. Geburtstages, häufen sich die Aufführungen und fordern über den Genuss hinaus ein Überdenken der Wahrnehmung eines Komponisten, der allzu lange vor allem von den milden Klängen seiner „Träumerei“ umhüllt war. Selbstverständlich bleibt der Buchmarkt dem „Jubilar“ nicht verschlossen. Unsere Wahl fiel auf die Biografie „Robert Schumann. Mensch und Musiker der Romantik“ von Martin Geck und auf die „Musikalischpsychologische Studie Robert Schumann“ von Dagmar Hoffmann-Axthelm.

Text: Simon Neubauer

ganz unaufgeregt in der meist con sordino geführten Diktion. Doch wie aus der charakterlichen, vor allem der seelischen Disposition heraus das Werk wachsen konnte, wird vom Autor kenntnisreich und nachvollziehbar aufgefächert bis hin zu philosophischem Untermauern. Besonders wertvoll lesen sich die Intermezzi, die Geck dazwischen schiebt und sie beispielhaft etwa dem frühen Klavierwerk, den Liederkreisen, dem Beziehungszauber der Tonpoesie in den Instrumentalwerken, der Oper „Genoveva“ und dem „Späten Schaffen“ widmete.

Dagmar Hoffmann-Axthelm ist in erster Linie Psychoanalytikerin. Was sie aus den Äußerungen des Jungen, seiner Eltern, der Geck ist ein erfahrener Autor (von ihm Davidsbündler-Kameraden, aus den Briestammen Musikerbiografien über Mofen der Liebenden Robert und Clara, dem zart, Beethoven und Wagner), ein Kenner Haushaltsbuch der Eheleute, den Meinunund Könner, der den Betrachtungsbogen gen von Komponistenkollegen und den Noweit über das Schildern der Lebenswege tizen von Wilhelm Joseph von Wasielewski, des Komponisten und seiner Frau Clara, geb. Wieck, hinausspannt. Das Gemeinsa- dem ersten Schumann-Biografen, erfahme der Eheleute ist ja unmittelbar verbun- ren konnte, fasst sie in ausführlichen Psychogrammen zusammen, so prägnant, so den mit dem Schaffen des ungewöhnlich schwierigen Komponisten. Davon zeugen ja fesselnd, so zum Nach- und Überdenken auch schon die Werke, die bereits vor der so zwingend, dass der Mensch und Künstler schwer erkämpften Heirat entstanden sind Robert Schumann als unmittelbar lebendiund enden noch lange nicht mit dem merk- ge Persönlichkeit entsteht. würdigen Verhalten Claras, als ihr in die Das gleiche Verfahren überträgt die AuHeil- und Pflegeanstalt Endenich eingelieferter, schubweise schizophrener Mann torin auf Clara Schumann, die wegen der auf ihr lastenden Bürden noch menschlizwei Jahre lang, umnachtet von Ängsten und Wahnvorstellungen, dahin vegetierte. cher erscheint. Denn sie hatte ja in kaum mehr als einem Jahrzehnt sieben Schwangerschaften zu ertragen, ihre Karriere als Das Biografische vollzieht sich in der Dargefeierte Klaviervirtuosin dem Manne gestellung Gecks mit klarer Eindringlichkeit,

genüber zu verteidigen, zudem bald nach der Eheschließung weitgehend das Standes- und Familienleben zu organisieren, während Schumann sich mehr und mehr schweigend in die Abgeschiedenheit seines künstlerischen Universums zurückzog. War sie überhaupt glücklich, diese Ehe? Wohl kaum. Diese Erkenntnis drängt sich auf, wenn man so faszinierend wie die Autorin auf die klarsichtig durchleuchteten Abgründe zweier Künstlerseelen blickt. Jeder der Partner wollte sich vollenden, jeder hatte Angst, es nicht ermöglichen zu können, und jeder hatte Angst, selbst dem Liebenden nicht genügen zu können. Die spannenden Deutungen der „Seelenforscherin“ führen den „normalen“ Schumann-Freund auf bisher kaum bekannte Spuren. Die Autorin ist nämlich auch Musikwissenschaftlerin von hoher Reputation, weshalb sie keine Mühen hat, ihre Forschungsergebnisse zum Teil ausführlich (Lieder, Spätwerk) beim Erläutern des Schumann-Werkes zu nutzen. Martin Geck: „Robert Schumann. Mensch und Musiker der Romantik“. Siedler-Verlag, München, 320 S., Euro 22,95 Dagmar Hoffmann-Axthelm: „Robert Schumann. Eine musikalisch-psychologische Studie“. Reclam Verlag, Stuttgart, 197 S., Euro 9,95


Porträt Monika-Maria Dotzer 53

artIstIn der VIelfalt

Landschaften, Drahtfiguren, Farbhautfragmente, Künstlerbücher – die Vielarbeiterin Monika-Maria Dotzer Text: Sabine Komm

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as bei jungen Künstlern Ausdruck von Unsicherheit sein mag, ist bei ihr Prinzip. Monika-Maria Dotzer pendelt zwischen Themen und Techniken. „Ich kenne viele Menschen, die sich in eine Richtung einordnen und alles andere ablehnen“, sagt sie. „Dafür ist mir das Leben zu bunt.“

Metallspäne sind auf die Leinwand geleimt, „Noli me tangere“ heißt ein Künstlerbuch so dick, dass ein düsteres Relief entstanden mit Selbstporträts, die eigentlich zu persönlich sind, um sie Außenstehenden zu ist, das Licht und Schatten spiegelt. zeigen. Im Bucheinband sind deshalb Doch Dotzer kann auch anders. Eine ihrer Reißzwecken installiert. Und zwar so, dass Erfindungen sind die „Farbhautfragment- die Nägel aggressiv in Richtung Betrachter bilder“. Reste von Acrylfarben, die auf ihrer weisen. „Dieses Buch muss man mit SamtPalette kleben, Abfall also, verwandelt sie pfötchen öffnen“, sagt Dotzer und lacht. auf Leinwand oder Holz in fantastisch ver400 ihrer Arbeiten waren eben in einer gnügliche Miniaturen. Ein Magier ist dort Bei einem anderen Künstlerbuch sind die Werkschau in der Schleswig-Holsteiniauszumachen, ein Hund und andere Wun- Seiten aus Büttenpapier aufgeblättert, damit man die eingenähten Drahtfiguren schen Landesbibliothek in Kiel zu sehen – der des Alltags. sieht: Paare, Sportler, ein Kind. Es hat die Ausdruck ihrer Arbeitswut. Ihr Werk zeigt Künstlerin Kraft gekostet, Brust, Schulter, Landschaften ebenso wie abstrakte Bewe- Auch Wolle inspiriert sie. Während sie in Oberschenkel und die wilden Haare zugungsstudien und immer wieder kritische der Bildhauerei mit Hammer und Meißel recht zu biegen. Jetzt werfen diese bewegKommentare zu dem, was in unserer Gearbeitet, kann sie dieses federleichte Maten Akte zarte Schatten auf den Bildgrund sellschaft hoch kocht. „Bluthochzeit“ heißt terial mit feiner Nadel in Form bringen. und zeigen so den Tanz des Lebens. ein Zyklus von 2009. Eines der vier BilKunterbuntköpfe sind so entstanden, die der zeigt, wie ein Heißblütiger die Frau eisie schweben lässt oder in Sardinendosen Die Kunstwerke von Monika Maria Dotzer nes Anderen auf einem Pferd entführt. Die pfropft. Ganz anders „Boatpeople“, eine Leidenschaft, die Garcia Lorcas Tragödie Installation, die – grau in grau – das Elend sind über www.Galerie-Kronenberg.de erhältlich. „Bluthochzeit“ so intensiv beschreibt, ist zeigt, das übers Meer kommt. auch in Dotzers Materialbildern zu spüren.

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serie Die neue Kunsthalle Bremen Hinter dem Bauzaun: foyer-Serie „Die neue Kunsthalle Bremen“ Text: Meike Rotermund

bIblIothek MIt aussIcht D

er räumliche Eindruck ist schier überwältigend: Hoch über dem Altenwall schweift das Auge durch die an drei Seiten des Gebäudes umlaufenden Fensterreihen auf das üppige Grün der Wallanlagen, über dem sich ein strahlend weiß-blauer Himmel erhebt. Hier, im obersten Stockwerk des Kunsthallen-Neubaus, wird künftig die Licht durchflutete Bibliothek des Hauses und die Büroräume der Verwaltung zu finden sein. Doch auch die Rückseite dieses rechten Seitenflügels zieht die Blicke auf sich. Denn die vierte Wand besteht aus Glas, damit die dahinter liegende historische Fassade mit ihren großen Rundreliefs sichtbar bleibt.

lich einen angemessenen Platz gefunden, ergänzt er und stellt heraus: Immerhin sei die vom Kunstverein getragene Bibliothek zentraler Anlaufpunkt für die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Hauses.

Künstlermonografien, Porträtwerke, topografische Literatur, Periodika, japanische Farbholzschnitte wie auch Blockbücher, illustrierte Bücher, Inkunabeln, Postinkunabeln und Titel theologischen, historischen und medizinischen Inhalts sowie klassische Philologie stehen zur Verfügung. Dabei dient – neben manchem Meisterwerk der

Klaus Mahlstedt leitet diese Bibliothek. Seit 33 Jahren ist der gelernte Buchhändler in der Kunsthalle tätig und Hier, im obersten Stockwerk des Kunsthalseitdem mit dem stetig wachsenden Buch- len-Neubaus, wird künftig die Licht durchbestand vertraut. Als er flutete Bibliothek des Hauses zu finden sein. diese Aufgabe übernommen hat, seien die Bücher noch in der Woh- Buchkunst – die hier versammelte Literanung des Hausmeisters untergebracht gewe- tur im Wesentlichen der wissenschaftlichen sen, ungeordnet und nicht katalogisiert. Erst Erschließung der im Haus befindlichen Bein den 1980er Jahren habe der Buchschatz stände. dann einen eigenen Raum gefunden. An diese mehrere hundert Quadratmeter große Fläche in der dritten Neubau-Etage, In der Kunsthalle sei eine enge VerknüpDie seit Mitte des 19. Jahrhunderts gedie unter anderem auch einen großen Lefung zwischen Bibliothek und Kupferstichwachsene Bücherei verdankt ihren hissesaal aufnehmen wird, grenzt ein längkabinett gegeben, hebt Dr. Kreul hervor. torischen Bestand im Wesentlichen licher Saal im alten Gebäudeteil an. Auch Denn die wertvollsten Bibliotheksbestände Schenkungen, Nachlässen, vereinzelt An- sind dem Kupferstichkabinett zugeordnet, dieser Raum wird künftig zur Bibliothek gehören, verschiebbare Buchregale werden tiquariatsankäufen. „In unserer Fachwo ihnen ein – allerdings stark begrenzter bibliothek sind heute 105.000 Bände hier ihren Platz finden. – Platz eingeräumt worden war. So ist der versammelt“, sagt Klaus Mahlstedt. NeuKustos umso glücklicher, dass der Raum anschaffungen würden inzwischen zu 90 Derzeit ist der Untergrund noch holprig, des Kabinetts „verdoppelt“ wird. „Es entProzent aus dem Schriftentausch gespeist. steht ein neuer Raum im Erdgeschoss, der gegossen aus grobem Stahlbeton. Denn So stehe die Bremer Kunsthalle mit über weil hier eine große Last auf wenig Raum genauso groß ist wie das angrenzende alte 300 Museen weltweit in regem Austausch. Kupferstichkabinett und identisch eingeruhen soll, habe man einen zusätzlichen Fußboden eingezogen, erläutert Dr. Anrichtet werden wird“, sagt Dr. Kreul und Bekannt ist die Bibliothek beim Fachpubli- berichtet, dass auch hier die Regalmeter dreas Kreul, Kustos und Baubeauftragter kum unter anderem für ihre umfangreiche für die Meisterwerke aus sechs Jahrhunder Bremer Kunsthalle. Er freut sich über Sammlung an Ausstellungs-, Sammlungsden Zuwachs an Regalmetern für die umderten erweitert werden. fangreichen Buchschätze. Damit habe die und Auktionskatalogen. Gerade bei den alten Auktionskatalogen gebe es viele AnfraBibliothek, die sich zuvor in einem kleiWährend die Kunsthalle inklusive ihrer Bineren Raum im zweiten Stock befand, end- gen, weiß der Bibliotheksleiter. Aber auch bliothek während des jetzigen Umbaus für


serie Die neue Kunsthalle Bremen

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die Öffentlichkeit geschlossen ist, sind die im Moment ausgelagerten Buchbestände für die Mitarbeiter des Hauses weiterhin zugänglich, so dass die wissenschaftliche Arbeit ungestört weitergehen kann. Dabei kommt diese Zeit auch den Büchern zugute, ist doch in diesen Monaten manches Buch neu aufgebunden und mancher historische Band fachgerecht Instand gesetzt worden. Zudem wurde der Zettelkatalog neu geordnet, so dass sich das Herzstück der Bibliothek wieder in perfekter alphabetischer Ordnung befindet. Nach Abschluss der Umbauarbeiten und der Neueinrichtung wird die Präsenzbibliothek im kommenden Jahr wieder der kunstinteressierten Öffentlichkeit nach vorheriger Anmeldung offen stehen. Bibliotheksleiter Klaus Mahlstedt blickt gespannt auf seinen neuen Wirkungsort. Für den bibliophilen Bremer sind Bücher immer noch „ein Printmedium, mit dem ich mich zurückziehen und das ich auf traditionelle Weise nutzen kann.“ Mit Hörbüchern könne er sich nicht anfreunden, merkt Mahlstedt an, was aber nicht heiße, dass die neuen digitalen Medien nicht auch ihren Platz in der Bibliothek finden könnten. Das Herz des Bücherfreundes schlägt aber für historische Werke, wie zum Beispiel die „Gazette des beaux arts“. Im Verlauf der langen Zeit, die Klaus Mahlstedt in Bibliothek und Kupferstichkabinett verbracht hat, gab es manche interessante Begegnung und auch schon mal eine ungewöhnliche Anfrage eines Gastes, die den Bibliotheksleiter vor unerwartete Herausforderungen stellte: „Ich erinnere mich noch an eine Dame, die nach einem größeren blauen Buch suchte. Autor und Titel waren ihr entfallen.“ Das Fehlen der zur Buchfindung eigentlich elementaren Angaben konnte Mahlstedt freilich nicht aus der Ruhe bringen, und so ließ sich das Rätsel erfolgreich lösen: Das gesuchte Buch entpuppte sich als ein Ausstellungsband zum „Blauen Reiter“.

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„Über die Ostsee in die Freiheit“: Ausstellung im FinanzCentrum Am Brill Text: Christine Krause

WIder das Vergessen f

erien an der Ostsee: Weit hinausschwimmen oder surfen, auf der Luftmatratze dümpeln oder auf offener See segeln – was für uns zum wahren Urlaubsglück gehört und selbstverständlich erscheint, war in der DDR verboten. Der Grund: Mögliche Republikflucht. Und das wurde strengstens bestraft; schon die entdeckte Vorbereitung zog schwerwiegende Folgen nach sich. Dennoch versuchten mehrere Tausend DDR-Bürger, über die nasse Grenze Ostsee in die Freiheit zu fliehen. Doch nur wenigen gelang das risikoreiche Vorhaben. Die Ausstellung „Über die Ostsee in die Freiheit“, die am 27. September im FinanzCentrum Am Brill eröffnet wird, erinnert daran. Und zwar mit bewegenden Bildern und Exponaten, die uns 20 Jahre nach dem Fall der Mauer vor Augen führen, dass Menschen Hab und Gut, Gesundheit und Leben aufs Spiel setzten, um die Grenzen des Regimes zu überwinden. „Über die Ostsee in die Freiheit“ macht insbesondere die Dramatik der Fluchtversuche und die Schicksale der Flüchtenden

deutlich. Die Ausstellung steht in direktem Kontext zu den zentralen Feierlichkeiten aus Anlass des 20. Tages der Deutschen Einheit, die vom 1. bis 3. Oktober in Bremen auch mit Unterstützung der Sparkasse Bremen stattfinden.

nahme, U-Haft in Rostock, dann nach einer Woche die Entlassung, weil man keine Fluchtabsicht nachweisen konnte.

Kurz danach stellte das Ehepaar einen Ausreiseantrag, der im August 1989 bewilligt wurde. Es sei die Bevormundung durch den Staat gewesen, die Unfreiheit, Wie groß musste der Leidensdruck sein, wenn sich Menschen den lebensbedrohli- nicht reisen zu dürfen, auch dieses real existierende Ge„Ich wollte frei sein, ich wollte mein Leben selbst fühl, bespitzelt zu werden, sagt bestimmen. Ich wollte sagen, was ich denke.“ Christine Vogtchen Risiken einer Flucht aussetzen? Ant- Müller, weswegen sie die DDR hätten verlassen wollen. „Ich wollte frei sein, ich worten geben die einzelnen Schicksale von Flüchtlingen, die in der Ausstellung wollte mein Leben selbst bestimmen. Ich wollte sagen, was ich denke.“ von geglückten, aber auch misslungenen Fluchten und ihren Folgen berichten. Mittlerweile lebt das Ehepaar in SchlesZu ihnen gehört Christine Vogt-Müller. Sie wig-Holstein, widmet sich der Aufarbeiwar 30 Jahre alt und hatte zwei Kinder, als tung dieses Themas, schrieb dazu Bücher sie 1985 zusammen mit ihrem Mann Kon- und sammelte Material und Fluchtfahrzeuge, um damit die Wander-Ausstellung takt zu einem Segel-Club in Danzig und „Über die Ostsee in die Freiheit“ zu bestüein Boot bekam. Das Ehepaar – beide ercken, die jetzt in Bremen zu sehen ist. fahrene Segler – startete zu einer Probefahrt, um auszukundschaften, ob die Idee Eindrucksvoll sind die Fahrzeuge, die einer Flucht über die Ostsee realisierbar Menschen ersonnen haben, um die Flucht war. Doch der Versuch scheiterte: Fest-


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nach Schleswig-Holstein, Dänemark oder Schweden zu meistern. Die Palette reicht von Paddel- und Schlauchbooten über selbst gebastelte U-Boote und Surfbretter bis zum Aqua-Scooter, der es dem Flüchtenden ermöglichte, sich mit vier Stundenkilometern durch das Wasser ziehen zu lassen. Ein Flüchtling hat – bekleidet mit einem Neopren-Anzug – schwimmend ein Ufer in Freiheit erreicht! Es gab – so schrieb die „Ostseezeitung“ über die Ausstellung – „ fast unglaubliche Ideen“, über die Ostsee zu flüchten: „Man bekommt immer noch eine Gänsehaut.“ Mindestens 5600 Menschen versuchten, übers Wasser dem ungeliebten Staat zu entkommen. Erfolgreich waren 913, doch viele kamen bei der Flucht ums Leben. Die Fluchtmittel zeugen von Mut, Kreativität und Ausdauer, aber ganz besonders auch von Leidensdruck und starkem Freiheitswillen. Die Ausstellung „Über die Ostsee in die Freiheit“ wird am 27. September im FinanzCentrum Am Brill der Sparkasse Bremen eröffnet und läuft bis zum 22. Oktober.

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Jubiläumsschau Junge Kunst Bremen (ps) Wer sie sehen will – und das lohnt sich! –, muss sich beeilen: Bis zum 17. September sind im FinanzCentrum Am Brill noch die Arbeiten junger Künstler zu sehen, die während der vergangenen zehn Jahre die Bremer Kunstszene nachhaltig bereichert haben. Den Rahmen dafür lieferten die Ausstellungen „Junge Kunst Bremen“, ins Leben gerufen von Sparkasse Bremen zur Förderung junger Bildender Kunst. Zehn Jahre „Junge Kunst Bremen“ – allemal ein willkommener Anlass für eine Jubiläumsschau, deren Reiz zwischen den Polen des „Damals“ und des „Jetzt“ liegt. Präsentiert werden Arbeiten aus den ursprünglichen Ausstellungen, die mit aktuellen Werken der Künstler kombiniert werden. Die Liste der in der letzten Dekade geförderten Talente, mit denen es ein Wiedersehen gibt, ist lang: Chika Aruga, Norbert Bauer, Frauke Beeck, Benjamin Beßlich, Mechtild Böger, Stefan Bohnhoff, Jens Bommert, Ulrik Happy Dannenberg, Susanne Dittler-Janzen, Regina Hennen, Christian Holtmann, Sirma Kekeç, Patrizia Lambertus, Andrea Lamest, Heike Elisabeth Marquardt, Eva Matti, Piotr Rambowski, Michael H. Rohde, Barbara Rosengarth, Katrin Schädlich, Agnieszka Veto. Bereits seit Beginn der 1990er Jahre hatte die Sparkasse Bremen zudem knapp 50 Künstler mit Ausstellungen unter dem Titel „Kunst in der Kassenhalle“ gefördert. Dabei handelte es sich um Doppelausstellungen von Werken der Malerei und Skulptur. Aktuelle Skulpturen und Objekte von Künstlerinnen und Künstlern, die seinerzeit in der Sparkasse ausgestellt haben, fungieren nun als Bindeglied zwischen den beiden Etappen der Kunstförderung und ergänzen die Präsentation.


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kunst Ausstellungen

Ausstellung in Oldenburg enttarnt den echten Lawrence von Arabien Text: Sabine Komm

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Archäologe und Agent

rchäologe, Geheimagent, Schriftsteller: Wer war dieser Thomas Edward Lawrence (1888-1935) wirklich? Die Ausstellung „Lawrence von Arabien – Genese eines Mythos“ in Oldenburg durchleuchtet diese Figur. Museumsdirektor Mamoun Fansa und Kurator Detlef Hoffmann zeigen den Briten, der sich den Beduinen so nahe fühlte, aus europäischer und aus arabischer Sicht. Das macht das Projekt so spannend.

Leihgaben stammen aus England und den USA. Mit dabei sind Originalaufzeichnungen des engagierten Archäologen, sein Lesesessel und die Kamera, mit der er syrische Kreuzfahrerburgen fotografiert hatte. Landkarten zeigen, wie sich der Nahe Osten zu seiner Zeit veränderte. Bilder, Waffen, Uniformen und Kriegsgemälde stehen für blutige Konfikte. Aquarellzyklen zeigen das Heilige Land, die Menschen und Basare.

„In der arabischen Literatur der vergangenen 20 Jahre ist dieser Mann sehr schlecht weggekommen“, sagt Fansa. Schließlich handele es sich um eine gespaltene Persönlichkeit, einen britischen Agenten im Arabergewand. Dabei sei Lawrence sehr intelligent gewesen, diplomatisch und sprachbegabt. Die „Sieben Säulen der Weisheit“, ein Buch, in dem er sich selbst immer wieder widersprochen hat, spiegelt seine literarische Begabung. Hinzu kommt sein Händchen für Technik. Lawrence motzte Motorräder auf und schraubte so lange an seinem Rolls-Royce, bis der durch die Wüste fahren konnte.

Der erste Themenraum gilt der Rezepti„Genese eines Mythos“ – der Ausstellungsonsgeschichte. Spätestens seit David Leans titel bezieht sich auch auf den frühen Tod Kinofilm „Lawrence von Arabien“ von 1962 dieses ungewöhnlichen Menschen. Es sei gehörte der Brite zu den ein MotorradEr war eine Art 007 der Wüste unfall gewesen, bekanntesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. TV-Serien hieß es damals, er sei zu schnell gefahren. aus dem englischen und arabischen Raum, Heute wird gemutmaßt, der englische Geaber auch Comics zeigen, wie er in den Me- heimdienst stecke hinter dem Unfall. Vieldien gesehen wurde: meist als Held. Erst leicht musste Lawrence sterben, damit er spät wurde er kritisch eingeordnet. keine Insiderinformationen ausplauderte. Eine Annäherung an diesen Mann, das In Oldenburg geht es auch um das, was er zeigt sich auch bei dieser Frage, ist heikel, gefühlt und gedacht hat. Was hat den Mann und deshalb für Fansa so spannend. „Mir inspiriert, der am 15. August 1888 als Sohn macht es Spaß, Felder zu begehen, die so eines wohlhabenden Adeligen in Wales ge- bisher noch niemand begangen hat.“ boren wurde? Schon früh interessierte er sich für den Orient, damals nichts UngeVom 21. November 2010 bis 31. März 2011 wöhnliches. Er lernte arabisch. Von 1910 bis im Landesmuseum Natur und Mensch in zum Beginn des Ersten Weltkriegs arbeitete Oldenburg. er im Vorderen Orient als Archäologe.

Rund 700.000 Euro kostet die Großausstellung, die unter anderem von der Kulturstiftung des Bundes unterstützt wird und anschließend in Köln zu sehen ist. Viele

Aufgrund seiner außergewöhnlichen Sprach- und Landeskenntnisse landete Lawrence früh beim militärischen Geheimdienst. Er war eine Art 007 der Wüste, der im Auftrag der Engländer die Araber gegen die Türken aufwiegelte. In der Ausstellung geht es um die Arabische Revolution und ihre Folgen. „Mit dem Lineal wurden damals neue Grenzen gezogen, die den Vorderen Orient bis heute nicht zur Ruhe kommen lassen“, sagt Fansa.


kunst Ausstellungen

Ins Blickfeld gerückt

Beeindruckende Hans am EndeAusstellung in Lilienthal Text: Meike Rotermund

25 Gemälde von Hans am Ende (1864-1918) versammelt die derzeitige Ausstellung in der Kunstschau Wümme, Wörpe, Hamme in Lilienthal. Darunter das besonders stimmungsvolle Ölgemälde „Frühling in Worpswede“, das der Künstler um 1900 schuf. Ergänzt wird die Malerei durch rund 100 Druckgraphiken und Zeichnungen. Hatte der Künstler, der in München und Karlsruhe Malerei studiert hatte, bevor er sich dann 1889 in Worpswede niederließ, doch früh seine Begeisterung für Rembrandts Radierungen entdeckt und selbst Gefallen am Arbeiten in dieser Drucktechnik gefunden. Dabei fanden seine Graphiken bald große Anerkennung, wurden von Zeitgenossen als „ganz vorzügliche Proben intimster Stimmungsschilderungen und eingehendsten Naturstudiums“ gelobt.

Teppich-Reparatur vom Fachmann

Ceyhan Ates, Teppichrestaurator

Bei den in der Ausstellung gezeigten radierten Blättern sind ganz unterschiedliche Thematiken versammelt, neben typischen Teufelsmoorlandschaften finden sich Porträts oder auch Exlibris. Interessant sind zudem die Zeichnungen und Skizzenbuchblätter, die den Entstehungsprozess der Werke nachvollziehbar machen. Außerdem ist die Ausstellung durch einige Zeitdokumente bereichert. Fotografien des Malers und seiner Frau Magda, Zeugnisse wie auch Fotos der Worpsweder Landschaft geben einen Einblick in das Lebensumfeld des Künstlers. Der Vorsitzende der Lilienthaler Kunststiftung, Hans Adolf Cordes, freut sich sehr, diese umfangreiche Schau in Lilienthal präsentieren zu können. Hans am Ende sei der Worpsweder Maler, der sonst eher im Schatten der anderen großen Namen stehe. Hier sei ihm nun eine eigene Ausstellung gewidmet, die neben Werken aus dem Fundus der Stiftung zahlreiche Leihgaben aus Privatbesitz sowie Exponate aus weiteren Sammlungen umfasst. Bis Anfang Januar in der Kunstschau Lilienthal, Trupe 6; geöffnet dienstags bis sonnabends 14 bis 18 Uhr, sonntags ab 10 Uhr.

In Bremens ältestem Spezialgeschäft legen wir großen Wert auf eine fachgerechte Arbeit an Ihren wertvollen Orientteppichen. Alle Reparaturen an den modernen und klassischen Kunstwerken werden nach ursprünglicher Tradition ausgeführt. Das Reinigen der hochwertigen Materialien erfolgt ausschließlich mit biologischer Seife. Gestaltung: blaukontor

„H

ans am Ende malt Musik, und die Landschaft, in der er lebt, wirkt musikalisch auf ihn.“ So fasste der Dichter Rainer Maria Rilke das künstlerische Wirken des Worpsweders in Worte. Die Bilder des Malers lassen Stimmungen erklingen und leben von ihrer Farbigkeit, seien es seine typischen Moorlandschaften mit Gräben, Birken, Katen und Mühlen wie auch seine Porträts. Malerisch bannte der Künstler mit treffsicheren Pinselstrichen das Gesehene zum Teil in fast schon impressionistischer Weise auf die Leinwand.

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Inhaber Gerald & Svenja Elfers

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Kunst Ausstellungen

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kunstWerke Anziehende Melancholie

Bremen im Wandel

In seinen Fotoserien zeigt Götz Diergarten Architektur, die oftmals altbacken wirkt und trotzdem anziehend. Alltagsmelancholie eben, wie sie uns überall begegnet. Menschenleer. Die Fotos des Frankfurter Künstlers zeigen zum Beispiel eine Sparkasse mit heruntergelassenem Rollo, vermutlich längst außer Betrieb. Zu sehen sind ein leerer Automat an einer gefliesten Fassade und eine Konsum-Filiale aus DDRZeiten, die Schaufenster vermauert.

„Noch nie zuvor hat sich Bremen so stark verändert wie in den letzten 65 Jahren“, sagt Heinz-Gerd Hofschen, der Mann für die Stadtgeschichte im Focke-Museum in Bremen. Stoff genug für eine Sonderausstellung. „So viel Wandel war nie“ zeigt die Entwicklung der Hansestadt von 1945 bis 2010. Nicht als Vitrinenschau, sondern als Zeitspaziergang vorbei an Lloyd und automatischem Plattenwechsler. Leuchtkästen erinnern an Ereignisse vom ersten Seifenkistenrennen bis hin zu großen Streiks. Alte Filme und Rundfunkaufnahmen lassen Geschichte lebendig werden.

Diergarten, Jahrgang 1972, hatte berühmte Lehrmeister: Bernd und Hilla Becher, berühmte Fotochronisten von Industriebrachen. Genau wie sie sieht auch er genau hin, um Putz und Klinkerimitat zu hinterfragen. Als erstes Museum widmet ihm die Weserburg in Bremen jetzt eine große Einzelausstellung. „Seine Fotografien setzen auf einen bewusst langsamen Wahrnehmungsvorgang und stehen damit ganz im Gegensatz zur grellbunten Bilderflut, die uns mit immer größerer Geschwindigkeit trifft“, heißt es dort. Zu studieren sind Einfamilienhäuser der Pfalz, Strandhäuser in Belgien und britische Badearchitektur. Seine aktuelle Serie „METROpolis“ konzentriert sich auf Tunnel und Bahnsteige europäischer U-Bahnen. Der Künstler über sich selbst: „Ich bin Bilder-Finder und nicht Bild-Erfinder.“ Bis 31. Oktober in der Weserburg Museum für moderne Kunst in Bremen. Katalog 35 Euro

Neben Computersimulationen sind jede Menge Alltagsgegenstände zu studieren. Die zur Wärmeflasche umfunktionierte Granathülse ist ein Beispiel für die Überlebenskunst der Nachkriegszeit, als das zerbombte Bremen wieder aufgebaut wurde und sich die Politiker um Entnazifierung und eine neue Demokratie mühten. Nierentisch und Cognac-Schwenker stehen für das Wirtschaftswunder, als sich Bremerinnen und Bremer Wohlstand und soziale Sicherheit erarbeiteten. Und natürlich wird auch gezeigt, wie die 68er-Generation den gesellschaftlichen Auf bruch auslöste. Krisen bleiben nicht ausgespart. Die Ausstellung beleuchtet das Werftensterben, den Umbruch in den Häfen, die Entstehung neuer Industrien und die Finanzprobleme des kleinsten Bundeslandes – Thema bis heute. Bis 13. März 2011. Focke-Museum Bremen


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Kunst Ausstellungen 61

Kommen Sie jetzt zum Testsieger!

Text: Sabine Komm

Geheimnisvolle Schätze

Heckel in Emden

Eigentlich hatte niemand mehr damit gerechnet, im gut erforschten Tal der Könige in Ägypten noch irgendwelche Schätze zu bergen. Und dann die Sensation: 2006 legten amerikanische Ägyptologen am Westufer von Theben ein weiteres Grab frei. Die Ausstellung „Das geheimnisvolle Grab 63 – Die neueste Entdeckung im Tal der Könige“ im Museum August Kestner in Hannover beleuchtet diesen Fund, der so viele Fragen aufwirft.

Mann und Frau liegen nebeneinander. Sie ruhen sich aus – ein Motiv, bei dem der Maler Erich Heckel (1883-1970) mit leuchtendem Orange, Blau und Rot spielt. Anlässlich des 40. Todestages des Expressionisten zeigt die Kunsthalle Emden „Erich Heckel – Vom Aquarell zum Gemälde.“

Die Ausstellungsmacher gewähren dabei einen seltenen Einblick in den Werkprozess dieses Künstlers. Sie zeigen, dass Heckel auf seinen Reisen durch Europa Berg-, Die These der Ägyptologen: Die kleine, in Fluss- und Küstenlandschaften skizzierden Fels gehauene Grabkammer war wete und wie ihn dabei Licht- und Farbstimder einem Pharao noch irgendeiner andemungen inspirierten. Erst bei seiner Rückren Person gewidmet. Vielmehr wurde dort kehr nach Hause begann er in seinem vermutlich das Material deponiert oder Atelier, mit Wasserfarben zu malen. In diebesser gesagt „rituell bestattet“, das zusen Aquarellen hat er seine Bildideen ervor bei einer königlichen Grablege benutzt probt, um sie später in großformatigen Ölworden war. 28 große Tonkrüge wurden in bildern auszuarbeiten. der Grabkammer entdeckt, in einem davon eine in Einzelteile zerlegte BestattungsIn Emden macht die Gegenüberstellung von bahre. Zudem stießen die Archäologen auf 70 Aquarellen und 25 Gemälden den Weg sechs große Holzsärge, allesamt ohne Mu- von der Skizze über das Aquarell zur Leinmie. In einem der großen Särge befand sich wandarbeit deutlich. Ausgestellt sind Werein goldener Kindersarg, auch dieser leer. ke aus allen Schaffensphasen. Die starkfarbigen Blätter des „jungen Wilden“ zeigen die In der vom Ägyptischen Museum der UniAufbruchstimmung der „Brücke“-Zeit. Es versität in Bonn und vom Museum August folgen Zirkus- und Kabarett-Motive sowie Kestner gemeinsam konzipierten Ausstelzahlreiche Reisebilder und Stadtansichten. lung werden die Zeichnungen dieser fraIn seinem Spätwerk dominieren die Landgilen Särge erstmals der Öffentlichkeit geschaftsbilder, in denen Licht und Atmozeigt, ergänzt mit altägyptischen Originalen sphäre eine zentrale Rolle spielen. aus dem Tal der Könige und aus Theben. Bis 9. Januar 2011. Kunsthalle Emden. BeBis 7. November. Museum August Kestner gleitpublikation „Erich Heckel – Der stille Hannover. Katalog 19,80 Euro Expressionist“, 25 Euro.

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Kino In ihren Augen

kInotIpps

Mehr als „nur“ ein Thriller

schiedenen Ebenen und Stimmungen des Films angespielt, denn er ist auch eine Romanze (als erstes fällt Espósito ein trauriger Abschied am Bahnhof ein), ein realistisch wirkendes Bild der korrupten poliAls im März in Hollywood die Oscars vertischen Zustände jener Zeit in Argentinien teilt wurden, war die Enttäuschung nicht und ein komplexes Drama, bei dem in vienur in Deutschland und Österreich groß, denn auch anderswo galt Michael Hanekes len Variationen immer wieder von verpassten Chancen erzählt wird, nach de„Das weiße Band“ als der Favorit für den nen ein leeres Leben droht. Oscar als bester ausländischer Film. Als dann ein obskurer Außenseiter aus Argentinien das Rennen machte, war das Unver- Das Verhältnis von Benjamin zu der jungen Richterin Irene wird von Juan José ständnis groß, denn kaum jemand außerCampanella ebenso spannend und intenhalb des spanischen Sprachraums hatte siv dargestellt wie die Jagd nach dem TäJuan José Campenellas „El secreto de sus ter, die in einer virtuosen fünfminütigen ojos“ gesehen. Einstellung ihren Höhepunkt findet, die Auf den ersten Blick scheint „In ihren Au- zwar eine virtuose Ausstellung von Filmgen“ ein Polizeithriller zu sein, in dem ge- technik ist, aber nie angeberisch wirkt, weil die entfesselte Kamera hier sowohl zeigt wird, wie Polizei und Staatsanwaltschaft im Argentinien von 1974 einen Fall die manische Atmosphäre eines Fußballspiels wie auch die animalische Energie von brutaler Vergewaltigung und Mord einer Menschenjagd einfängt. Genauso untersuchen und schließlich aufklären. packend und intensiv gelingt CampanelAber der Film zwingt das Publikum von Anfang an dazu, genauer hinzusehen. Der la aber auch eine ruhige, intime Szene wie das Verhör des Mörders durch die UnterProtagonist Benjamin Espósito war damals ein junger, ehrgeiziger Staatsanwalt, suchungsrichterin, die nach einem Blick der die Untersuchung leitete. 25 Jahre spä- das Geheimnis in seinen Augen erkennt und ihn aus der Reserve lockt. ter versucht er, die Geschichte, die ihn über diese Zeit verfolgt hat, in einem RoHier erfährt der Zuschauer ganz nebenman zu verarbeiten. Und er ist unzufriebei etwas über den unterschwelligen den mit verschiedenen Anfängen, die der Film als kurze Rückblende zeigt. Hier wer- Frauenhass, der im Kern des lateinameden in einer filmischen Ouvertüre die ver- rikanischen Machismo lauert, und dies „In ihren Augen“ von Juan José Campenella

ist nur einer der vielen Subtexte, mit denen dieser Film gesättigt ist. Dennoch wirkt er nie überladen oder konstruiert, denn Campanella entpuppt sich auch als ein Meistererzähler, dem es gelingt, dass das Publikum immer gespannt ist, was als nächstes passiert. Solch ein ambitionierter, origineller und humaner Film gelingt einem Regisseur selten. Kinostart: 28. Oktober

Frankensteins Künstler „Exit Through the Gift Shop“ von Banksy „Art is, what you can get away with!“, oder „Kunst, ist, womit du durchkommst!“ ist die zumindest originelle Antwort eines britischen Künstlers auf die Gretchenfrage der zeitgenössischen Kultur. Die Grenzen der Kunst werden ständig neu gezogen, und dass Graffiti oder ihre Variante „Street Art“ schon lange in Galerien ausgestellt wird und dort hohe Preise erzielt, ist für viele Besitzer von besprühten Häusern immer noch schwer zu verstehen. Als ein Held dieser subversiven Kunst hat der Engländer Banksy schon längst Kultstatus erreicht. Seine Werke sind originell, perfekt ausgeführt, provokant und witzig. Es gehören visionäre Fantasie, viel Mut und Organisationstalent dazu, wenn


Kino Exit Through the Gift Shop

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Demnächst im Kino: (hip) Die Schule ist ein Ort des Schreckens – so empfinden es viele, wenn nicht die Mehrheit der Schüler und ganz vergessen werden sie diesen Horror auch als ErwachErwach sene nicht. Deshalb kann sich bei „Gregs Tagebuch“ (Kinostart: 16. September), der vom ersten Jahr eines kleinen Jungen an einer amerikanischen Junior High School erzählt, sowohl ein junges wie auch ein erwachsenes Publikum sofort einfühlen. Der Film, der auf einer Comic-Romanvorlage von Jeff Kinney beruht, nimmt die Zuschauer ernst – und gerade deswegen zünden seine Lacher so gut.

man wie er vor ein paar Jahren in einer Kunstguerilla-Aktion Durchbrüche in die schwerst bewachte, damals gerade fertiggestellte Betonmauer zwischen Israel und dem Westjordanland malte.

all die Videokassetten aber nie wieder ansieht. Er hat eher psychische Probleme als eine künstlerische Vision, und dies stellt sich spätestens dann heraus, wenn sein Versuch, das Material zu einer Dokumentation zu montieren, sich als ein unansehbares Bilderchaos entpuppt. Richtige Filmemacher müssen Guettas Material sichten und schneiden.

Massig wie ein Mammut sitzt Gérard Depardieu in „Mammuth“ (16. September) auf einem alten Motorrad und juckelt seiner Vergangenheit nach, denn die Rentenbehörde verlangt Verdienstbestätigungen für das chaotische Arbeitsleben des Schlachtergehilfen im Ruhestand. Im Grunde reist Depardieu nur durch die Gegend, um alte Freunde und Feinde zu treffen, aber die Rolle passt ihm wie angegossen und so genügt es, wenn die beiden Regisseure Benoit Delépine und Gustave Kervern ihn in skurrile Situationen hineinstellen. Depardieu macht daraus zugleich berührende und hochkomische Minidramen.

„Kinshasa Symphony“ (23. September) von Claus Wischmann und Martin Baer ist ein Dokumentarfilm über ein SymphoDie Identität von Banksy ist immer noch nieorchester im Kongo. Da klassische Inunbekannt, und zum Beginn seines Films strumente für die Musiker unerschwinggibt er als Schattensilhouette eine kleine lich sind, spielen sie entweder auf Flöten Einführung mit der Behauptung, dies sei und Posaunen, die die belgischen KoloniaWährend dessen rät Banksy seinem Freund „ein Film über einen Mann, der versucht, Guetta dazu, in dieser Zeit doch selber mal listen einst zurückließen, oder sie basteln einen Film über mich zu drehen.“ und reparieren sie sich selber, wobei dann „ein wenig Kunst zu machen.“ Als Ergebschon mal die Bremszüge von Fahrrädern Den größten Teil des ersten Teils, der eine nis davon verwandelt sich Guetta in einen Dokumentation über die Geschichte der il- kommerziell extrem erfolgreichen Instant- als Saiten für die Geigen herhalten müsKünstler, der bei Warhol und allen anderen sen. Aber die Liebe zur Musik und viel Imlegalen Graffitikunst ist und die halsbrePopartkünstlern so plump klaut, dass sich cherischen Aktionen zeigt, in denen die provisationstalent überwinden alle Hindie Bilderrahmen biegen. Wie Frankenstein dernisse, selbst dann, wenn der Chor sich Künstler nachts ihre Werk an möglichst hat Banksy ein Monster geschaffen: einen spektakuläre Orte malen, drehte eindeuam deutschen Text von Beethovens „Ode Pseudokünstler, der für alles steht, was die an die Freude“ abmühen muss. tig der in Kalifornien lebende Franzose Künstler der Street-Art-Szene hassen. Thierry Guetta. Seit den frühen 90er Jahren begleitete er die mit ihm befreundeten Wie in einem „Fish Tank“ (23. SeptemZuerst wird der „Street Art“ ein schilKünstler mit seiner Videokamera. Dabei ber), auf deutsch Aquarium, erscheint das entstanden spektakuläre Aufnahmen, und lerndes Denkmal gesetzt und danach werLeben der 15jährigen Mia in einer tristen auf einer Ebene ist der Film schon deshalb den mit bissigem Spott die kommerziellen Londoner Sozialsiedlung. Die junge Regissehenswert, weil er zugleich ein filmischer Auswüchse des modernen Kunstmarktes seurin Andrea Arnold bekam für dieses inbloßgestellt. Und trotz dieser komplexen Katalog und eine umfassende historische tensive Sozialdrama den Großen Preis der Form ist „Exit Through The Giftshop“ ein Darstellung dieser Kunstform ist. Jury in Cannes. Ihre Hauptdarstellerin extrem unterhaltsamer Film, der den Zuschauer staunen, lachen und denken lässt. Katie Jarvis entdeckte sie, als diese sich eiAber langsam wird der Film auch immer nen wütenden Streit mit ihrem Freund in Auch das ist eine Kunst. mehr ein Portrait des Dokumentierenden, der Londoner U-Bahn lieferte. Kinostart: 21. Oktober denn Guetta ist ein Besessener, der alles um ihn herum mit der Kamera aufnimmt,


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kulturkalender

KULTUR TERMINE FORUM

................................................... Bremerhaven

Premierendaten 15. September bis 15. November 2010 ................................................... Bremen 15. 9. (S) Das Haus. Junge Akteure. Theaterkontor 26. 9 (M) Richard Strauss: Der Rosenkavalier. Theater am Goetheplatz 15. 10. (S) Lukas Bärfuss: Die Reise von Klaus und Edith durch den Schacht zum Mittelpunkt der Erde. Brauhauskeller 16. 10. (S) Botho Strauss: Groß und Kein. Neues Schauspielhaus 28. 10. (S) Rein theoretisch oder Wenn wir jetzt nicht handeln, lebt die Welt ohne Ziele (UA). Ensembleprojekt theaterlabor bremen im Concordia 30. 10. (T) Henrietta Horn: Flash Mob. Neues Schauspielhaus 6. 11. (M) Piotr Tschaikowsky: Mazeppa. Theater am Goetheplatz 7. 11. (S) Theo Fransz: Für ewig und hundertmillionen Tage. Moks (Abkürzungen:

18. 9. (S) Sophokles: König Ödipus. Großes Haus 19. 9. (S) Ilja Trojanow: Die Welt ist groß und Rettung lauert überall. Kleines Haus 25. 9. (S) Tina Müller: Türkisch Gold. Kleines Haus 2. 10. (T) Tschaikowsky/Vanaev: Das Nussknackerspiel. Großes Haus 23. 10. (M) Leonard Bernstein: On the Town. Großes Haus 6. 11. (S) Friedrich Schiller: Maria Stuart. Großes Haus

................................................... Oldenburg 21. 9. (S) Bertolt Brecht: Baal. Exerzierhalle 2. 10. (S) Erich Sedlak: De Arche Nowak. Kleines Haus 8. 10. Marlene Streeruwitz: Lisas Liebe. Exerzierhalle 9. 10. (M) Giacomo Puccini: Tosca. Halle 10, Fliegerhorst 22. 10. (S) David Greig/Gordon McIntyre: Eine Sommernacht. Kleines Haus 30. 10. (S) Jacques Prévert: Kinder des Olymp. Halle 10, Fliegerhorst 7. 11. (T) Henrietta Horn: Flash Mob. Exerzierhalle 14. 11. (S) Angela Sommer-Bodenburg: Der kleine Vampir. Kleines Haus M = Musiktheater, S = Schauspiel, T = Tanztheater)

Abkürzungen: P = Premiere WA = Wiederaufnahme z.l.M. = zum letzten Mal w.n.a.a. = wenn nicht anders angegeben Alle Termine ohne Gewähr. Terminschluss: 1. September

1. Kammermusik Sept. 26.

La dolce Vita Sept. 17., 19. + 26. (18.30 h);

(11.30 h, Rangfoyer)

Okt. 2., 9., 24. (18.30 h)

Der Rosenkavalier Sept. 26. (18 h / P), 29.

Dividendo Sept. 18.

(18.30 h); Okt. 5. + 9. (18.30 h), 24. (15.30

Komödie im Dunkeln Sept. 24.; Okt. 6., 8.,

h), 31. (18 h); Nov. 14. (15.30 h)

17. (18.30 h), 28.

Podiumsgespräch Sept. 28.

Skoda-Band Okt. 7.

(19 h, Rangfoyer)

Groß und klein Okt. 16. (P), 20., 23.

Bremen

Die Räuber Okt. 2., 3. (18 h), 7., 30.

Das Versprechen Okt. 21., 31. (18.30 h)

Das bleibt! Okt. 6. (Rangfoyer)

Flash Mob Okt. 30. (P)

Theater Bremen

La Traviata Okt. 8., 10. (18 h), 15., 17.

Tel. 04 21 – 36 53 – 3 33

..................................... Theater am Goetheplatz (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Was ihr wollt Sept. 18., 25., 30.; Okt. 14., 22., 27.; Nov. 5., 12. Tanzrevue Sept. 19. (18 h) Internationales Kulturforum Sept. 22.; Okt. 12.; Nov. 8. (19 h, Rangfoyer)

2. Kammermusik Okt. 10. (11.30 h, Rangfoyer)

..................................... Moks

Die Zauberflöte Okt. 23., 29.; Nov. 7. (15.30 h) (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Mazeppa Nov. 6. (P), 9. Die Glasmenagerie Sept. 19.

Hänsel und Gretel Nov. 11. (11 h), 13. (18 h) Du, Du & Ich Sept. 27. + 28. + 29. + 30.

..................................... Neues Schauspielhaus

(jew. 10.30 h); Okt. 1. + 4. + 5. + 6. + 7. + 8. (jew. 10.30 h) Genial! Sept. 27. (18 h)

(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)

Für ewig und hundertmillionen Tage

DNA Sept. 15., 21. (10.30 h), 25.

Nov. 7. (16 h / P)


KulinarisCHes Hillmann’s Restaurant

Warum das „Hillmann’s“ voll auf regionale Produkte setzt Text: Peter Schulz

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er „Grieben“ von 1924 vergab die Höchstnote „vornehm“. Die Wertung des renommierten Reiseführers galt „Hillmann’s Hotel“ an der Contrescarpe, das damit die Rubrik „Hotels ersten Ranges“ in Bremen anführte. Und dieser tadellose Ruf schloss auch das Weinrestaurant „Hillmann’s Keller“ ein, das seinerzeit als eines der besten Feinschmeckerlokale weit und breit galt. Das alte „Hillmann’s“, 1847 von Johann Heinrich Hillmann eröffnet, gibt es nicht mehr, es zerfiel im Bombenhagel des 2. Weltkriegs in Schutt und Asche. Doch heute macht an gleicher Stelle ein neues Restaurant auf sich aufmerksam, das ebenfalls den Namen „Hillmann’s“ trägt und zum kulinarischen Mittelpunkt des Fünf-Sterne-Hotels „Swissôtel“ am Hillmannplatz geworden ist. Und das hat gute Gründe. Denn Chefkoch Daniel Otto, Genießern aus dem „Freudenhaus“ an der Schlachte ein Begriff und später im Park Hyatt Hamburg engagiert, hat eine Speisekarte entwickelt, die eine ganz besondere Note auszeichnet: Eine Mixtur aus alten Rezepturen, vergessenen Zutaten und moderner Zubereitung.

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tradItIon trIfft Moderne teressanter Entdeckungen gemacht. Zum Beispiel den Weserzander, den Otto freilich nicht nur in der Pfanne brät, sondern mit einer Kruste aus Bremer Knipp bedeckt und zu Saubohnengemüse und gebratenem Weißkohl serviert. Tradition und Moderne begegnen sich auch, wenn heiß geräucherter Bachsaibling mit einem Ragout aus Steckrüben und dem altbekannten Bremer Heringssalat eine verblüffend harmonische Verbindung eingeht. Oder wenn eine in Rum und Honig geschmorte Schweineschulter mit einem Jus aus gutem Bremer Kaffee überzogen wird. Eine neue Interpretation erlebt im „Hillmann’s“ auch das traditionelle Bremer Stubenküken: Daniel Otto kombiniert es mit marinierter Kalbszunge, Wiesenchampignons und Krebsschwänzen und fügt schlussendlich konfierte Pastinakenwurzeln hinzu.

So spannend schon die Gerichte klingen, so faszinierend gestaltet sich auch die Suche nach den dafür benötigten exzellenten Lebensmitteln, die samt und sonders aus der Region stammen. Dabei verlässt sich das Restaurant im „Swissôtel“ voll und ganz auf die Nase des Food & Beverage Managers Dass dabei der Schwerpunkt auf urbremi- Tim Heinrichson, der als gebürtiger Breschen Gerichten liegt, macht einen Besuch mer bereits so manchen Geheimtipp aus der im „Hillmann’s“ doppelt lohnenswert. Da- Tasche gezogen hat und ausschließlich auf niel Otto hat sich nämlich durch alte Koch- kleine und mittelständische Unternehmen bücher gewühlt und dabei eine Fülle inaus der Hansestadt und dem Umland setzt.

Und das sieht in der Praxis so aus: Der frische Fisch wird von einem alteingesessenen Händler aus Bremerhaven bezogen, das zarte Fleisch stammt unter anderem aus der Wesermarsch. Die Blutwurst für „Bremer Himmel und Erde“ liefert ein hiesiger Metzger, der Rohmilchkäse wird in Backensholz hergestellt. Und sogar beim Senf schwört Tim Heinrichson auf ein heimisches Erzeugnis aus Eystrup. „Unsere Lieferanten aus der Region bürgen für erstklassige Qualität“, lautet die Einkaufs-Philosophie im „Hillmann’s“. Also warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah liegt… Ein Gedanke, der zunehmend nicht nur Hotelgäste, sondern auch Gourmets aus Bremen und umzu beseelt. Sie werden im eleganten Ambiente des „Hillmann’s“, das einen fantastischen Blick auf die Wallanlagen bietet, in Kürze auf ein dezent verändertes Interieur stoßen, etwa auf frühere Ansichten und Speisekarten des alten „Hillmann’s“. So trifft Tradition auch hier auf Moderne.

Hillmann’s Restaurant im Swissôtel Bremen Hillmannplatz 20 Telefon (0421) 62 000 129 info@hillmanns-restaurant.de www.hillmanns-restaurant.de


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kulturkalender

..................................... ..................................... Kultur Forum Brauhauskeller

Glocke Herbstferienprogramm „bühnenreif“ Okt. 11. (10 h)

(Beginn, w.n.a.a.: 20.30 h)

Glocke Sonderkonzert Internationales Ju-

(ps) Unter dem Titel „Haltung“ sind bis

Theatertreffen Sept. 16.; Okt. 29.

gendsinfonieorchester Bremen 1999-2010

zum 24. Oktober Arbeiten von Stephan

Die Reise von Klaus und Edith durch den

Okt. 16.

Guillais in der Theatergalerie am Goethe-

Schacht zum Mittelpunkt der Erde Okt.

2. Philharmonisches Konzert „Schumann

platz zu sehen (Di.-So. 14-17 h). Der 34-jäh- 15. (P), 23., 29.; Nov. 14. (19 h)

pur“ Carolin Widmann, Violine; Nicolas

rige ritzt seine Bilder in auf Holzpanelen

Altstaedt, Violoncello; Bremer Philharmo-

aufgetragene Acrylfarbe. Dadurch entsteht eine Vielschichtigkeit, die den Malprozess sichtbar werden lässt.

Im Bremer Focke-Museum läuft bis zum Jahresende eine Sonderschau zum Thema

..................................... Theaterkontor

niker;
Mario Venzago, Dirigent. Okt. 17.

(Beginn, w.n.a.a.: 19 h)

Philharmoniker;
Mario Venzago, Dirigent.

Das Haus Sept. 15. (P), 17., 18., 23., 24., 25.,

Okt. 18.

30.; Okt. 1.; Nov. 15.

Chris Barber and Band Okt. 21.

(11 h). Ronald Brautigam, Klavier; Bremer

Glocke JAZZnights Wollny-Kruse-Schaefer – Rudder Okt. 22.

1810 – 2010“. Zu den Exponaten gehören

..................................... Musical Theater Bremen

repräsentative Tafelaufsätze des 19. Jahr-

(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)

(15.30 + 19.30 h)

hunderts und Bestecke nach Künstlerent-

Pasion de Buena Vista Nov. 17.

NDR-Sinfonieorchester; Arcadi Volodos,

„200 Jahre Silbermanufaktur Wilkens

würfen.

Die Schauspielerin Deborah Kara Unger hat den Vorsitz der internationalen Jury beim 17. Oldenburger Filmfest übernommen, das vom 15. bis 19. September läuft.

musica viva Orchesterkonzert Okt. 24.

Klavier; Lawrence Foster, Dirigent. Okt. 29.

..................................... Glocke

Bürgerpark-Konzert 2010 Okt. 30.

Tel. 04 21 – 33 66 99

Kristina Orkakaite Okt. 31. (18 h)

(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)

Dr. med. Eckart von Hirschhausen Nov. 2.

musica viva Festliches Eröffnungskonzert

Die Big Band der Bundeswehr Nov. 3.

Sept. 18. + 19. (19.30 h), 19. (15.30 h)

(19.30 h)

Jan Sählhof, Klavier. Okt. 30. (Kleiner Saal)

1. Philharmonisches Konzert Anna Vinnts- Volker Pispers Nov. 4. Benefizkonzert Irina Muravjova Nov. 5. Rund 175 junge Musikerinnen und Musiker kaya, Klavier; Bremer Philharmoniker;
Mar(19 h / Kleiner Saal) aus aller Welt bilden vom 8. bis 17. Oktober kus Poschner, Dirigent. Sept. 20., 21. wieder das Internationale Jugendsinfo-

Wise Guys Sept. 24., 25.

Marlene Jaschke Nov. 6.

nieorchester Bremen und erarbeiten unter Bremer Kaffeehaus-Orchester Sept. 26.

Bremer RathsChor Nov. 10.

der Leitung von Prof. Heiner Buhlmann

(15.30 h / Kleiner Saal)

EuropaChorAkademie und Solisten; Jos-

ein sinfonisches Konzertprogramm. Dazu

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bre- hard Daus, Leitung. Nov. 11.

finden am 15. Oktober in Bremerhaven

men Lisa Batiashvili, Violine; Florian Don- Klaus Hoffmann & Band Nov. 12.

(Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche,

derer, Violine und Dirigent. Sept. 27.

Glocke Kindertag „Abenteuer Orchester!“

20 Uhr) und am 16. Oktober in Bremen

21. Musikfest Bremen – Festkonzert zum

Nov. 13. (10 h / Foyer)

Tag der Deutschen Einheit Rundfunk-Sin-

Wiener Klassik Nov. 13.

fonieorchester Berlin; Rundfunkchor Ber-

Harmonic Brass München Nov. 13.

lin; Marek Janowski, Dirigent. Okt. 2.

(Kleiner Saal)

(Die Glocke, Großer Saal, 20 Uhr) zwei Konzerte statt.

Eintragungen in den foyer-Kulturkalender nur 5 Euro pro Zeile zzgl. MWSt Kontakt Roland Verlag Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 info@rolandverlag.de

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bre- Orchester der Musikfreunde Bremen men Antoine Tamestit, Viola; Paavo Järvi,

Nov. 14. (19 h)

Dirigent. Okt. 7.

3. Philharmonisches Konzert Sol Gabetta,

Wiener Klassik Okt. 9.

Violoncello; Bremer Philharmoniker;
Mar-

Glocke Backstage Besucherführung. Okt.

kus Poschner, Dirigent. Nov. 15.

9.; Nov. 13. (jew. 14 h)


KulinarisCHes Chilli Club

chIllen MIt aussIcht

Ü

berseestadt: Bremens „angesagter“ neuer Stadtteil, errichtet auf den Brachen von Häfen und Handel. Ein Quartier, in dem mutige Investoren und vorausschauende Projektentwickler attraktive Architektur realisieren und ungewöhnliche Konzepte umsetzen. So wie im „Chilli Club“, dem unlängst in direkter Nachbarschaft zur Firmenzentrale des Logistikunternehmens Röhlig und gleich vis-á-vis vom Weser-Tower eröffneten Restaurant im „Haus am Fluss“.

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„CHILLI CLUB“: Neues Gastronomiekonzept in der Überseestadt

„Chilli Club“ – der Name lässt stutzen, drängt sich doch unweigerlich der Verdacht auf, dass sich hier ein „L“ zuviel eingeschlichen haben könnte. Doch in dem neuen Restaurant des Unternehmens Gastro Consulting, das in Bremen unter anderem das „Bolero“ und das „Paulaner’s“ an der Schlachte betreibt, steht nicht unbedingt die scharfe Chilischote im Mittelpunkt, sondern das gemütlich-entspannende Zusammensitzen und Genießen – das „chillen“ eben.

klassiger Qualität – liegt auf Wok-Gerichten, asiatischen Tapas, Dim Sum und den erwähnten Sushi-Kreationen. Daneben gibt es Salate, Suppen und asiatische Nudeln, aber auch Rinderfilet mit Wasabi-Kartoffelpürree und Teriyakisauce oder rotes Rinder-Curry, das – wie etliche andere Gerichte auch – auf Wunsch in der Version „hot spicy“ serviert wird. Schließlich darf ein „Chilli Club“ die Chilischote nicht völlig vergessen!

Auch dieser Ansatz entspricht jener Grundidee, die der Belgier Kaspar Stuart 2001 mit Am Weser-Terminal 8: Das Gebäude fasUnd das ist in den einladenden Sitzecken dem ersten „Chilli Club“ in Antwerpen verziniert durch klare Linien, Transparenz und Nischen mit dem überaus bequemen wirklicht hat und die nun nach Hamburg und einen Weserblick, der seinesgleichen Mobiliar ebenso möglich wie am beeindru- auch in Bremen übernommen worden ist: sucht. Im „Chilli Club“ ist man sichtlich ckend langen Bartresen mit der umfangrei- Eine Kombination aus Restaurant, Bar und stolz auf dieses Panorama ein paar Meter chen Cocktail-Auswahl oder an der kleine- Lounge in einem attraktiven Umfeld, in über dem Wasser. Doch es ist beileibe nicht ren Sushi-Bar, an der abends ein Koch sein dem moderne euro-asiatische Küche gedas einzige optische Vergnügen, das die Können demonstriert. Dem Wunsch nach boten wird. In der Hamburger Hafen City „Asian Brasserie“ am Ende der Bummelindividuellem „chillen“ kommt die Leitung läuft das bereits seit fünf Jahren mit gromeile Schlachte bietet. Da ist die weitläudes Hauses aber nicht nur hinsichtlich der ßem Erfolg. Und zwar nicht nur wegen des fige Terrasse mit gegenwärtig 200 Plätzen, Sitzposition entgegen. Die Gäste können grandiosen Ausblicks auf die Elbphilhardie im kommenden Sommer noch erweiauch wählen, ob sie ihren Aufenthalt liemonie… tert werden soll. Und da ist der nicht min- ber bei dezenter Musikbegleitung genießen der großzügige, rund 500 Quadratmeter möchten oder ob sie etwas lautere Töne be- CHILLI CLUB Bremen große Innenraum mit dem edel-modernen, vorzugen, denn das Restaurant ist in verAm Weser-Terminal 8 rot und schwarz dominierten Interieur, der schiedene Klangzonen eingeteilt. 28217 Bremen noch einmal 220 Plätze bietet – Weserblick www.chilliclub.de natürlich inklusive. Der kulinarische Schwerpunkt im „Chilinfo@chilliclub-bremen.de li Club“ – Motto: gut, gesund und von erstTelefon (04 21) 390 99 000


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kulturkalender

..................................... bremer shakespeare company Tel. 04 21 – 50 03 33

Ende gut, alles gut Okt. 1. Viel Lärm um nichts Okt. 2., 8. Rampenfieber Okt. 4.; Nov. 1. (Falstaff) Buffet & matinee Heinrich Böll: Die Waa-

(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Lesung Max Goldt Sept. 16. + 17. (20 h) Campus-Champus Tag der offenen Tür. Sept. 18. (14 h) Timon aus Athen Öffentliche Probe: Sept. 21., 28.; Okt. 6. – Okt. 14. (P), 16., 22., 23., 29.

ge der Baleks. Okt. 17. (11 h) Wie es euch gefällt Okt. 21. Williams Montag Okt. 25. Kiss me, Kate! Okt. 30., 31. (18 h) Gardi Hutter: Die Schneiderin Nov. 4.

..................................... THEATRIUM Figurentheater Hans-Böckler-Str. 9 (ehem. Volkshaus-Casino) Tel. 04 21 – 32 68 13 (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Sibylle Künast und Freindelech Sept. 17. Das Glück ist keine Dauerwurst… Sept. 18.; Okt. 29., 30. Novecento – Die Legende vom Ozeanpia-

Sept. 23.; Okt. 7.

..................................... Andere Spielorte

Hamlet Sept. 24.; Okt. 9.

(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)

Mascha Kaléko: Träume, die auf Reisen

Kabale und Liebe für zwei Sept. 25.; Okt.

Landgericht, Schwurgerichtssaal:

führen Okt. 1. (P), 2., 21.

28.

Wussten Sie, dass Ihre Tochter Herren-

Vince Weber und Henning Pertiet Boogie

Wut und Wiege Sept. 26.

verkehr hatte? Szenische Lesung. Sept.

Woogie Piano. Okt. 6.

Macbeth Sept. 30.; Nov. 3.

16., 26. (11 h); Nov. 1.

Schlafes Bruder Okt. 8.

Die Leiden des jungen Werther

Concordia: Prime Time – Crime Time 13

nisten Sept. 23., 24.; Okt. 9.; Nov. 4., 6. Im Schatten einer Diva Sept. 25.

Duo Tangente

Die große Bremer Unter der Schirmherrschaft der Botschaft der Republik Argentinien präsentiert Michael Brenner für BB Promotion GmbH eine Bill Kenwright Produktion in Übereinkunft mit The Really Useful Group T H E O F F I C I A L P R O D U C T I O N W I T H LY R I C S B Y

TIM RICE AND MUSIC BY

ANDREW LLOYD WEBBER

Okt. 20. Kriminacht. Sept. 17. Oskar und die Dame in Rosa Okt. 22. Ehem. Postamt 5, Piaf Gastspiel mit Annette Ziellenbach. An der Weide: Al-

Okt. 23.

les, was wir auf La-

zerFRANZt Gastspiel. Nov. 5.

ger haben Okt. 1. + 2. + 3. (18 h), 6. + 7. + 8. (11 h)

................... theaterlabor bremen im Concordia

DON’T CRY FOR ME ARGENTINA

8. − 13. Februar 2011 Musical Theater Bremen

Tickets beim Eventim Ticketshop i. Hs. Karstadt HB telefonisch unter 01805-570 000* oder online: www.eventim.de, (*14 Ct./Min., Mobilfunktarife max 42 Ct./Min.) www.evita-musical.com

..................................... Kulturkirche St. Stephani www.kulturkirche-bremen.de (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) G. Rossini: Petite Messe Solennelle für Solisten, Chor, zwei Klaviere und Harmonium. Dirigent: Tim Günther. Sept. 19.

Tel. 04 21 – 98 68 966

Ausstellung „Die Freiheit, Bilder zu fin-

(Beginn, w.n.a.a.:

den“ Werke von Claus Haensel und

20 h)

Sandra Kuhne. Vernissage 22. Sept. (18 h).

Rein theoretisch

Bis 28. November

oder Wenn wir jetzt

Nacht der Kirchen Kultur zu Deutschen

nicht handeln, lebt

Einheit Sept. 25. (18-24 h)

die Welt ohne Ziele

Schlott – Moritz – Dahm Konzert für Sa-

Ein Ensemblepro-

xophon und Drums. Sept. 26.

jekt. Okt. 28. (P.),

Maria Farantouri Liederabend. Okt 1.

29., 30.

Kultur – Kirchen – Chor Projekt 1: Huub Oosterhuis Lieder für Chor, Publikum, Flöte und Klavier. Okt. 10. (17 h) Kultur – Kirchen – Chor Projekt 2: Duke Ellington Sacred music. Okt. 23. Orgelkonzert Okt. 30 (14 h)


kulturkalender

..................................... ..................................... Restaurant Herman’ Post DKV-Residenz Oberneulander Landstraße 165 in der Contrescarpe Tel. 04 21 – 3 22 90 Weltklassik am Klavier Clair de lune – Suiten von Bach bis Ravel Mit Gesa Lücker. Sept. 26., 17 h. Von der Melodie zur Harmonie Mit Slawomir Saranok. Okt. 31., 17 h Beethoven pur Mit Lin Chen. Nov. 28., 17 h

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Ausbilder Schmidt Comedy Okt. 16. Tok Tok Tok Soul Nov. 7.

Sept. 25.: Musical Dinner mit

..................................... Haven Höövt – Vegesack

„Musical-Affair“

KUNSTherbst. Mehr als 50 Künstler stel-

5-Gänge-Menü mit musikalischen Zwi-

len aus. Nov. 21. (11-17 h)

Tel. 04 21 – 25 17 37

schengängen. Vorbestellung erforderlich

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bremervörde Tourist-Info: Tel. 04761 – 987 142 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Overbeck-Museum Tel. 04 21 – 66 36 65 Café K ..................................... Tägl. 11-18 h außer Mo Rotes Kreuz Krankenhaus Ratssaal Karin Friedrichs. Werkschau der Bremer Tel. 0421 – 55 99-0

Die gute Stube Bilder von Patricia Lambertus und Skulpturen von Reinhard Osiander. Bis 28. November

..................................... swb-Kundencenter Sögestraße/Am Wall Tel. 04 21 – 83 11 41 (LeseArt) Tel. 04 21 – 34 49 08 (energiejazz) Tel. 04 21 – 34 31 70 (bremer hörkino) hörkino (20 h): Okt. 6.: Inge Braun und Helmut Huber: „Werd’ ich mit Singen deutsch?“ Ein Feature zur Einbürgerung Nov. 3.: Ruth Fruchtmann: „Palästina – Israel – Ein Wintermärchen“ LeseArt (19 h): Sept. 16.: Peter Kaempfe liest „Die Asche meiner Mutter“ Okt. 21.: Kunsthistorikerin Britta Petersen: „Das Leben ist Dada“

..................................... KunstWerk im Viertel 2010

Künstlerin. 10. Okt. bis 16. Jan. 2011

..................................... Kulturbüro Bremen Nord Tel. 04 21 – 65 48 48 www.kulturbuero-bremen-nord.de (Beginn, w.n.a.a.: 20 h)

..................................... KITO Stephan Sulke Konzert Sept. 17. Vera Deckers Comedy Sept. 18. Tingvall Trio Jazz Sept. 24. Dotschy Reinhard Ensemble Jazz Sept. 25. Show of Hands Folk Okt. 1. Michael Derda „Der Kontrabass“ Theater Okt. 2. Paolo Paliaga Jazz Okt. 8. John Doyle Comedy Okt. 9. GuruGuru Krautrock Okt. 22. Die Bittersüßen Lesung Okt. 23. Susi Hyldgaard Jazz Okt. 29. Sebastian Schnoy Kabarett Okt. 30.

Okt.: 30./31. (10-18 h) OFFENE ATELIERS IM VIERTEL. 50 Ateliers und Werkstätten im Bremer Viertel öffnen sich. Treffpunkt: Info-Stand: „Ziegenmarkt“ (Vor dem Steintor 74) und „Zum Lustigen Schuster“ (Ostertorsteinweg 67).

„Knacki“ Deuser Kabarett Nov. 6.

Von dort gibt es gekennzeichnete Routen

Science Busters Wissenschafts-Comedy

zu den Ateliers.

Okt. 15.

Deutsche Kammerphilharmonie Klassik Nov. 7. (11 h) Blues Culture Blues Nov. 12.

..................................... Kulturbahnhof

ImproShow mit instant impro aus Bremerhaven. Nov. 6. (20 h)


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kulturkalender

Oldenburg

Aus der Mitte der Gesellschaft Sept. 17., 26.; Okt. 1., 6., 10., 13., 24. Ein Volksfeind Sept. 18., 24.; Okt. 4., 6. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (10.30 h), 9., 17., 29. Oldenburgisches Staatstheater Plattgold Gala Sept. 25. De Arche Novak Okt. 2. (P), 12., 23., 30. Tel. 04 41 – 22 25 111 Gastspiel Martin Stadtfeld Okt. 3. (11.15 h) Halle 10, Fliegerhorst Gastspiel Frollein Smillas Röök för Snee (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Eröffnung 17. Oldenburger Filmfest Sept. 15. Okt. 3. (18 h) Konzert des Marinemusikkorps Okt. 7. Gala zur Spielzeiteröffnung Sept. 17., 18. 2. Kammerkonzert Okt. 10. (11.15 h) Gala Filmfest Sept. 18. (20 h) Ich, Heinz Erhardt Okt. 16., 28. Die Dreigroschenoper Sept. 19., 26. (15 h); As in’n Heven Okt. 19., 31. Okt. 2., 5., 8., 14., 15., 24. Eine Sommernacht Okt. 22. (P), 27. Matinée: Tosca Sept. 26. (11.15 h) Tosca Okt. 9. (P), 20., 23., 26. Kinder des Olymp Okt. 30. (P) 2. Sinfoniekonzert Okt. 31. (17 h)

..................................... Kleines Haus

..................................... Andere Spielorte (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Heinrich-Kunst-Haus My Name is Peggy Niederdeutsches Schauspiel. Sept. 18., 19. (16 h) Schloss Oldenburg 1. Schlosskonzert Sept. 23.

..................................... Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte

Tel. 04 41 – 2 20 73 00 www.landesmuseum-oldenburg.nie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dersachsen.de Flüsse im Strom der Zeit. Norddeutsche Exerzierhalle Wasserstraßen in der Fotografie. Schloss. (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Bis 24. Oktober Baal Sept. 21. (P), 24. Nr. 8 (UA) Sept. 25., 29.; Okt. 3., 10., 14., 16., Im Norden Schloss. Bis 10. Oktober Theodor Presuhn Zum 200. Geburtstag 20., 22., 28., 30. Junges Staatstheater Haram Sept. 30. (10 + des Oldenburger Malers. Schloss. 22. Oktober bis 2. Januar 2011. 12 h); Okt. 1. (10 h)

(Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Junges Staatstheater La Linea – Der Traum vom besseren Leben Sept. 15. (10 Talentschuppen: Platt is Gold Okt. 1. h), 16. (11 h), 19. (11.30 h), 23., 24. (11 h), 27. Lisas Liebe Okt. 8. (P), 12., 15., 19., 21., 23., 24. (10.30 h), 28. (11 h), 29. (10.30 h) Welche Droge passt zu mir? Okt. 27., 31. Death Knocks und der Kaiser von Atlantis Extra-Nacht Okt. 29. (22.30 h) Sept. 15., 16. (11 h), 22.; Okt. 5., 21.6 03.03.2010 13:40 Uhr Seite 1 Anzeige Noble Gaeste:Layout

..................................... Landesmuseum Natur und Mensch
 Tel. 04 41 – 92 44-300

Noble Gäste Meisterwerke der Kunsthalle Bremen

Während der Schliesszeit zu Gast in 22 deutschen Museen. Auch in Bremen:

Dom-Museum Bremen im St. Petri Dom Stiftung Bremer Dom e.V.

Kunstsammlungen Böttcherstraße Paula Modersohn-Becker Museum

Weserburg Museum für moderne Kunst

Sakrale Kunst

Lucas Cranach, Paula Modersohn-Becker

www.weserburg.de

www.stpetridom.de

www.pmbm.de

Moderne Plastik, Fotografie


kulturkalender Bremerhaven

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www.naturundmensch.de
 Di-Fr 10-17 h, Sa & So 10-17 h
 „Wasserwelten. Badekultur und Technik“ Bis 17. Oktober

Delmenhorst

..................................... Oldenburger Kunstverein

Tel. 0 42 21 – 1 65 65

Tel. 0 49 21 – 97 50 0

(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)

www.kunsthalle-emden.de

Die Falle Okt. 2.

Di-Fr 10-17 h (jeder 1. Di 10-21 h). Sa, So,

Kalle Pohl Okt. 7.

Feiertage 11-17 h. Mo geschlossen.

Ohnsorg-Theater Hamburg Okt. 16.

„Erich Heckel – Vom Aquarell zum Ge-

Walter Sittler Okt. 19.

mälde“. Bis 9. Januar 2011.

Tel. 04 41 – 27 109 www.kunstverein-oldenburg.de Zeitgenössische chinesische Fotografie Bis 10. Oktober Guy Tillim 21. Oktober bis 28. November

Emden

..................................... ..................................... Kleines Haus Delmenhorst Kunsthalle Emden

Zieh den Stecker raus, das Wasser kocht Okt. 26.

..................................... Horst-Janssen-Museum Tel. 04 41 – 2 35 28 91 www.horst-janssen-museum.de Di-So 10-18 h „In Bausch und Bogen liebe ich Landschaft“ Horst Janssen-Werke aus der Sammlung Brockstedt. Bis 28. November

Le malade imaginaire Nov. 1. (11 + 20 h) Roses Geheimnis Nov. 2.

Wilhelmshaven

Death Of A Salesman Nov. 3. (11 + 20 h) Operettengala Nov. 4. Zille Nov. 7. Henri Sigfidsson am Klavier. Nov. 9. Blütenträume Nov. 14.

..................................... Kunsthalle Wilhelmshaven Tel. 0 44 21 – 41 44 8 www.kunsthalle-wilhelmshaven.de

..................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Palais Rastede Weser-Ems-Halle Tel. 0 44 02 – 8 15 52

Di 14-22 h, Mi-So 11-17 h

Tel. 04 41 – 80 03-0 www.weser-ems-halle.de NOSTALGA 2010 Kunst & Antiquitäten. 15. bis 17. Oktober

Cécile Hummel, Katia Liebmann, Olaf

www.palais-rastede.de Mi-Fr + So 11-17 Uhr u.n.V. Paula Sedana Schiff-Magnussen (18711962). 10. Oktober bis 19. Dezember

Ziel: Wilhelmshaven. Fotografen blicken auf die Nordseestadt. Karin Hessmann, Mahlstedt, Ralf Peters, Jost Wischnewski. 17. September bis 21. November

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20.08.10 11:13


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kulturkalender

..................................... ..................................... Capitol Klimahaus Bremerhaven 8° Tel. 04 71 – 9 22 35 15 Ost ..................................... Stadttheater Bremerhaven Tel. 04 71 – 4 90 01

..................................... Großes Haus

(Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Sebastian Krämer & Marco Tschirpke Musikalisch-literarisches Entertainment. Sept. 17. Gerhard Henschel Lesung. Sept. 24. Die Distel Kabarett. Sept. 29. Fatih Cevikkollu Comedy. Okt. 1. Satirica 2010: Arnulf Rating Nov. 5. Michael Ehnert Nov. 6. Simone Solga Nov. 10. Thomas Freitag Nov. 12.

(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) König Ödipus Sept. 18. (P), 24.; Okt. 7. 1. Sinfoniekonzert Sept. 20. (20 h), 21. Peter Grimes Sept. 23.; Okt. 3., 8., 17. (15 h), 27., 30. ..................................... Das Nussknackerspiel Okt. 2. (P), 6., 9., Historisches Museum Bre22., 28. merhaven 1. Familienkonzert Okt. 10. (11 h) Dree Mann an de Küst Okt. 16. (P), 17., 22., Tel. 04 71 – 30 816-0 (Di-So 10-18 h) 26., 29. 1. Kammerkonzert Okt. 11., Nov. 1. (20 h) WunderBAR Okt. 16. / Oberes Foyer On the Town Okt. 23. (P) 90 Jahre Niederdeutsche Bühne „Water..................................... kant“ Okt. 31. (18 h) Kunstmuseum Bremerhaven Maria Stuart Nov. 6. (P) Tel. 04 71 – 4 68 38 Di-Fr 11-18 h, Sa+So 11-17 h . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roll on /Roll off – 1993 bis 2010 Werkauswahl der Bremerhaven-Stipendiaten. Bis Kleines Haus 26. September. (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Die Welt ist groß und Rettung lauert über- The Enchanted Forrest Léonard Pietri aus Auroville. 3. Oktober bis 21. November. all Sept. 19. (P), 23.; Okt. 2., 8., 21., 24. Türkisch Gold Sept. 25. (P), 27., 30.; Okt. 27.

..................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Deutsches Schiffahrtsmuseum TiF Theater im Fischereihafen Tel. 04 71 – 48 20 7-0 Tel. 04 71 – 93 93 20 (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Ole Lehmann und Rainer Bielfeldt Sept. 16. Maybebop Sept. 17. Marco Brüser Sept. 18. 25 Jahre Tanz-Etage Sept. 21. (19.30 h) Unsere Lieblinge Musikkabarett. Sept. 24. Instant Impro Sept. 25.; Okt. 29. Faltsch Wagoni Sept. 30. Night Wash Okt. 7. dIRE sTRATS Okt. 8. 2. Skiffle Night Okt. 9. The House Jacks Okt. 28. High Five Okt. 30.

Täglich 10-18 h Spektakuläre Architektur am Wasser Architekturbilder von Werner Krömeke. Bis 9. Januar 2011. Sonderausstellung 125 Jahre Leuchtturm Roter Sand. Ab 31. Oktober.

..................................... Deutsches Auswandererhaus Tel. 04 71 – 90 22 00 Täglich 10-18 h, ab Nov. 10-17 h Sonderausstellung Auf ins All Kinder wandern aus in ferne Welten. Bis 30. September

Tel. 04 71 – 90 20 30 0 Apr./Okt.: Mo-Fr 9-19 h, Sa+So 10-19 h; Nov.:/März: tägl. 10-18 h Sonderausstellung Die Tuareg – Wasser ist Leben. Bis 5. Dezember

..................................... Phänomenta Fischkai 1. Tel. 04 71 – 41 30 81 (täglich 10-18 h) „Über die Ostsee in die Freiheit“ Fluchten aus der DDR. Sonderausstellung vom 25. Oktober bis 30. November

..................................... Stadthalle Bremerhaven Cindy aus Marzahn Okt. 22. (20 h) Jamie Cullum Okt. 31. (20 h) Ralf Schmitz Nov. 13. (20 h) The Irish Folk Festival Nov. 14. (19 h)

..................................... Figurentheater Bremerhaven An der Packhalle V/10 im Fischereihafen Tel. 04 71 – 41 75 84 Gastspiel des figuren theaters tübingen: HEIMAT.abend Okt. 2. (20 h), 3. (11+18 h) Gastspiel des Kobalt Figurentheaters Berlin: Oh wie schön ist Panama Okt. 8. (9+11 h), 9. (16 h), 10. (11+16 h) Die Kartoffelkomödie Okt. 13. (15 h) Schneeflöckchen Weißröckchen Nov. 4., 5. (jew. 10+16 h)

..................................... Christuskirche Bremerhaven Tel. 04 71 – 20 02 90 Orchesterkonzert mit dem Bremerhavener Kammerorchester. Okt. 24. (17 h),

..................................... Dionysiuskirche Lehe Oratorienkonzert Robert Schumann: Messe und Requiem. Nov. 7. (19.30 h)


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4 Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven

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5 Überseemuseum Bremen

2 botanika Bremen

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3 Zoo am Meer Bremerhaven

7 Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost. 1 Universum® Bremen

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6 Deutsches Auswandererhaus® Bremerhaven

Forschen & Entdecken. Bremen und Bremerhaven haben ganz schön was zu bieten! Und zwar für kleine wie große Leute. Denn hier gibt es Museen, die Wissen unterhaltsam vermitteln. Und Erlebniscenter, die viel mehr als nur Spaß machen. Mehr wissen unter: www.wissenswelten.com © WFB Wirtschaftsförderung Bremen, 2010


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IMpressuM

heIlIger bürokratIus Bergleute schwören auf die heilige Barbara, die Feuerwehr bittet um den Beistand von St. Florian. Beamte hingegen haben ihren Sankt Bürokratius. Und der hat momentan mächtig zu tun, wird doch allerorten in Amtsstuben, Archiven und Kantinen um seine Hilfe gefleht. Kein Wunder, denn die Zielsetzung unserer Bundesregierung ist so glasklar wie knallhart: Sie will „den Aufwand zur Erfüllung bundesrechtlicher Vorgaben“ reduzieren, was in verständlicher Kurzform nichts anderes bedeutet als: Bürokratie abbauen. Und zwar subito! Denn Bürokratie – so heißt es in Berlin – „kostet Zeit und Geld: die Bürgerinnen und Bürger, die Unternehmen – und natürlich die öffentliche Verwaltung selbst.“ Voller Tatendrang wurde deshalb ein Programm gestartet, das den viel versprechenden Titel „Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung“ trägt und seither zum Schreckgespenst aller braven Obersekretäre, Amtmänner und Regierungsräte geworden ist. Denn sie wissen, dass jede Art von Veränderung nur eines bedeutet: Erst Verwirrung, dann Hektik, schließlich das blanke Chaos. Und das möge ihr Schutzpatron schon im Sinne des geregelten Dienstverlaufs inklusive Feierabend um Himmels Willen verhindern! Die kniefälligen Fürbitten scheinen bislang gewirkt zu haben, mosern doch Opposition und Steuerzahlerbund unisono über den ungebremsten Wildwuchs von Bürokratie und Staatsapparat. Dass daran ohnehin nichts zu ändern ist, wusste der Wiener Kabarettist Karl Farkas schon vor Jahrzehnten: „Zum Abbau der Bürokratie fehlen uns einfach die nötigen Beamten.“ Peter Schulz

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Herausgeberin Marie-Clothilde Kronenberg (v.i.S.d.P.) 1 Redaktionsleitung Peter Schulz 2 Kfm. Leitung Sonja Chrobok 14 Anzeigenverkauf Martina Vosgerau 21 Autoren dieser Ausgabe Dr. Stephan Cartier 16, Christian Emigholz 3, Sven Garbade 19, Michael Pitz-Grewenig 11, Karin Hiller 4, Wilfried Hippen 5, Dr. Sabine Komm 6, Christine Krause 7, Dr. Ulrich Matyl 8, Simon Neubauer 17, Carsten Preisler 10, Dr. Meike Rotermund 18, Sigrid Schuer 12, Ute Schalz-Laurenze 9, Peter Schulz 2, Inge Zenker-Baltes 15 Verlag, Vertrieb, Redaktion und Anzeigenverwaltung Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen, Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 E-mail info@rolandverlag.de www.rolandverlag.de Gestaltung und Satz Birgit Holtkötter 20 Start04 – Agentur für Gestaltung Telefon 025 32 - 200 709 www.start04.de

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Basislayout Haase & Knels, Bremen Druck ASCO STURM DRUCK Bremen Vertriebsstruktur Theater- und Vorverkaufsstellen Bremen, Bremerhaven und Oldenburg, Theater, Museen, Konzerthäuser und -büros, Ticket-Service-Center, Hotels, Abonnementvertrieb, Fach-Zeitschriftenhandel Bremen, Bremerhaven und Oldenburg Bezugspreis Einzelpreis 3,10 Euro Jahresabonnement 15,00 Euro Auflage 10.000 Exemplare Erscheinungsweise zweimonatlich Nächste Ausgabe 15. November 2010 Redaktionsschluss 15. Oktober 2010 ISSN-Nr. 1618-0852 Titelmotiv Michael Börgerding Foto: Jörg Landsberg

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Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Bei Veröffentlichung wird nur presserechtlich Verantwortung übernommen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die des Herausgebers wieder.


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