Foyer 91

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3,10 Euro H12719 15.09.2011 bis 15.11.2011

foyer Das Kulturjournal f端r Bremen und den Nordwesten

91 Anna Netrebko live erleben! foyer-Leserreise nach Z端rich



inhalt

Inhalt

Bremens ganzer Stolz! Hanseaten tun sich bekanntlich schwer mit diesem Begriff, allen voran die waschechten Bremerinnen und Bremer, hierzulande Binnenbremer genannt. Nach außen stellen sie die Lichter ihrer Heimatstadt meist allzu bescheiden unter den Scheffel. Dabei sind Bremer innerlich sehr wohl und zu Recht stolz auf die kulturellen und architektonischen Schätze ihrer Stadt, auf die Wirtschaftsleistung namhafter ortsansässiger Weltunternehmen, auf die vielfältige Lebensqualität, doch vor allem auf ein vorbildliches, vielleicht sogar einmaliges Bürgerengagement.

04 aUFGESChlOSSEn! Die neue Kunsthalle Bremen

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Jüngstes Beispiel ist der großräumige Erweiterungsbau der Kunsthalle Bremen zum markantesten Symbol der Kulturmeile. Damit hat Bremen ein weiteres imposantes, verdientes Wahrzeichen mit Strahlkraft in die Zukunft als traditionelle wie innovative Kulturstadt. Wo sonst gibt es eine vergleichbare Kunsthalle, die von 7000 Bürgern eines ehrenamtlich hoch engagierten Kunstvereins getragen wird? Wo sonst gibt es Familien mit Namen wie Lürßen und Hollweg, die sich derart verantwortlich mit einem Drittel der Baukosten einbringen und dadurch ein solches Bauwerk erst ermöglichen? Wo sonst erklärt sich der Trägerverein bereit, die nicht voraussehbaren Mehrkosten des Bauprojekts zu übernehmen und verzichtet auf den sonst üblichen Bettelbrief an die Stadt? Selbst Petrus war stolz auf die Bremer und belohnte die 3000 Gäste, die an einem Regentag voller Spannung zu den Eröffnungsfeierlichkeiten auf die Wiese hinter der Kunsthalle geeilt waren, mit plötzlich anhaltendem Sonnenschein. Die Strahlen schienen förmlich zu reflektieren, zunächst auf die Redner und von ihnen hinein ins Publikum. Ein wunderbarer Beginn einer neuen Ära unserer geschichtsträchtigen Kunsthalle. Und ein glanzvoller Abschied für Prof. Dr. Wulf Herzogenrath, der in langjähriger Arbeit nach Innen und Außen dem Haus am Wall zu Profil und Ansehen verholfen hat und dafür am 23. September mit der Senatsmedaille für Kunst und Wissenschaft geehrt wird. Der neue Direktor, Dr. Christoph Grunenberg, darf sich auf Bremen freuen! Bremen ist zwar arm am Beutel, aber reich am Herzen. Darum bin auch ich als Butenbremerin stolz, in dieser Stadt leben und wirken zu dürfen. Ihre

Marie-Clothilde Kronenberg

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DER liEBE WESEn „Tannhäuser“ am Goetheplatz EnDSPiEl Steckel inszeniert Beckett StRESSEn UnD ChillEn Tanzstück von R. Horn PURCEll MEEtS ShaKESPEaRE in Bremerhaven iM nEtZ DER lÜGEn Erfolgsstück von T. Williams CRaZY FOR YOU Schwungvolles Gershwin-Musical lUSt aUF nEUES Intendant Waldschmidt in Osnabrück WiEDERERÖFFnUnG „Die Zauberflöte“ in Oldenburg SChWaRZE KOMÖDiE „Der Ketzer“ von R. Bean thEatER SZEnE Neues von den Bühnen KOlUMnE Da CaPO! Leben ohne „Ring“ OPERnPREMiEREn iM nORDWEStEn KOlUMnE naChGEDaCht Schmerzliche Erkenntnisse MEnSChEn iM FOYER

................................................. Musik WESER-REnaiSSanCE Kreuzfahrt ins Barock KOnZERttiPPS BREMER PhilhaRMOniKER Treffpunkt „5nachsechs“ KUltURStaDt WilhElMShaVEn KOnZERtE in DER GlOCKE all DiESE taGE Zeitoper am Bremer Theater JaZZtiPPS BUCh UnD MUSiK Der Regisseur Werner Schroeter KiRChEnMUSiK Bremer Orgelsonntag ROllEnSPiEl SChaUSPiElRÄtSEl OPERnRÄtSEl

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WiSSEnSChaFt Jade Hochschule litERatUR Buchbesprechungen WiRtSChaFt HGS Object-Design WiRtSChaFt Schönecker AG aRChitEKtUR Bremer Landesbank baut am Domshof FOYER-lESERREiSE Anna Netrebko in Zürich SPaRKaSSE KUltUR SChaFFEnD Ausstellung ViElFalt iSt PFliCht 25 Jahre LzO-Stiftung WORPSWEDE Große Kunstschau erweitert WESERBURG Jubiläumsausstellung KUnStWERKE Neues aus Museen und Galerien KinOtiPPS KUltURKalEnDER Premierendaten KUlinaRiSChES Hodenberger Diele KUltUR FORUM Kurz notiert naChKlanG FOYER-aUtOREn iMPRESSUM


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KUnSt Die neue Kunsthalle Bremen

Kunsthalle Bremen wieder eröffnet – Munch-Ausstellung läuft bis Februar 2012 Text: Meike Rotermund

© hinrichs:grafikdesign

Ungewohnt Und doch vertraUt D

urch den gläsernen Haupteingang fällt der Blick in einen großen hellen Saal im Erdgeschoss des Ursprungsbaus der Bremer Kunsthalle. Auf der rechten Seite schließt sich – wie gehabt – das mit Holz vertäfelte historische Kupferstichkabinett an. Nun findet sich dieser Raum aber gespiegelt in einem benachbarten Saal, der die Gestaltung der historischen Ausstattung in modernen Formen aufnimmt. Wohl bekannt und doch ungewohnt und neu – es ist dieser Eindruck, der sich in der modernisierten und erweiterten Bremer Kunsthalle auf Schritt und Tritt einstellt. Seit dem 20. August heißt es nun „Aufgeschlossen!“, werden die Kunstwerke peu à peu an ihre vertrauten (oder ungewohnten) Plätze gebracht, sobald das Klima in den Räumen konstant ist.

hinter die klassizistische Hauptfassade des Altbaus gerückt sind. So wie in der Außenansicht Alt- und Neubauten organisch miteinander verbunden sind, fügen sich auch im Inneren die modernen und sachlich gestalteten Neubauräume mit ihren hellen Holzböden in organischer Weise ein. In der ersten Etage des Gebäudes verbindet ein Übergang den Altbau mit seinem dunklen Parkett mit dem neuen Gebäude. Helles Tageslicht fällt durch diesen Spalt zwischen den beiden Gebäudeteilen und ermöglicht den Blick auf die klassizistische ehemalige Seitenfassade des Baus – eine verblüffende Ansicht.

Auch der Altbau hat grundlegende Veränderung erfahren. Der ovale Durchbruch zwischen Erdgeschoss und erster Etage ist unter dunklem Parkett verschwunden. Durch die hintere rechte Tür dieses geräumigen Mittelsaales gelangt man nun zunächst in einen kleinen, völlig schwarzen Raum. Von der linken Seite zieht den Besucher hier ein violettes Leuchten in den Bann. Betritt man den mit opakem Licht durchfluteten angrenzenden Raum, befindet man sich mitten zwischen Himmel und Erde, ist doch durch die durchbrochene Decke der Blick freigegeben bis in den (Bremer) Himmel. Unter sich sieht man aus dem Marmorgrund des Erdgeschosses helle Lichtsterne empor leuchten. „BelowBetween-Above“ lautet der Titel der faszinierenden Licht-Raum-Installation, die der Künstler James Turrell für Bremen neu geschaffen hat.

Steigt man höher in die zweite Etage, wird das neue Zuhause der Medienkunst erreicht. Über den bekannten Cage-Raum mit dessen Klang-Raum-Installation kommt man in einen hohen weißen Saal Bewegt man sich weiter durch das nach mit gesprenkeltem Boden. Hier sorgen einüber zweieinhalbjähriger Schließungszeit zelne Leuchtstoffröhren unter der Decke jetzt wieder eröffnete Gebäude, werden für eine sachliche Atmosphäre und helallmählich immer mehr Veränderungen le Ausleuchtung: Ein perfektes AmbienAuch von außen präsentiert sich ein verspürbar: Die Wände der Sonderausstelte für Medienkunstwerke des 20. und 21. trauter Eindruck. Fassen die beiden Neulungsräume stehen anders. Sie leiten die Jahrhundert, etwa für den Paik-Abe-Videobauten das historische Gebäude aus dem 19. Besucher in Mäandern von Raum zu Raum, Synthesizer von Nam June Paik. Jahrhundert doch harmonisch ein, während geben den Weg klar vor – im Erdgeschoss diese nach den Erweiterungsentwürfen des sowie in allen anderen Ausstellungsberei- „Das Haus wurde von Grund auf saniert“, Büros Hufnagel Pütz Rafaelian Architekten chen der Neubauten. erläutert der Baubeauftragte der Kunsthal-


KUNST Die neue Kunsthalle Bremen 5

Das Kind und der Tod, 1899 The Munch Museum / The Munch Ellingsen Group / VG Bild-Kunst, Bonn 2011, Foto: Lars Lohrisch

le, Dr. Andreas Kreul, die umfassenden Arbeiten am Altbau, die den Umbau begleiteten von der Elektrik bis zur Klima- und Sicherheitstechnik. Zahlreiche Veränderungen, die für den Ausstellungsbesucher gar nicht sichtbar sind. Zudem finden sich in den Neubauflügeln nicht nur drei Etagen in die Höhe, sondern es wurden auch drei Etagen in die Tiefe gebaut: Umfangreicher neuer Raum für Werkstätten wie auch Depots. So wurde die Nutzfläche des Gebäudes um ungefähr ein Drittel erweitert und umfasst jetzt rund 10.000 Quadratmeter.

Mädchen und drei Männerköpfe, 1895-1898 © The Munch Museum / The Munch Ellingsen Group / VG Bild-Kunst, Bonn 2011, Foto: Karen Blindow

„Dieses Gemälde ist ungewöhnlich. Die einzelnen Motive sind bekannt im Werk des Künstlers, doch nicht in dieser Zusammenstellung“, sagt Dr. Dorothee Hansen, Kuratorin der Ausstellung. Die Komposition des norwegischen Malers wurde 2005 zufällig gefunden – und zwar hinter dem MunchGemälde „Das Kind und der Tod“ von 1899. Unter dessen Leinwand entdeckte eine Restauratorin eine weitere Leinwand.

„An sich nichts so Ungewöhnliches, das nennt man Stützleinwand“, weiß die Kuratorin, stellt aber heraus: „Bemerkenswert war aber, dass sich auf der unteren LeinDen Motiven auf der Spur wand Farbspuren fanden.“ Als sich die Möglichkeit ergab, das Gemälde mit RöntgenDas nächste Glanzlicht nach der Wiedererstrahlen zu durchleuchten, zeigte sich, dass öffnung setzt die große Munch-Ausstellung, sich auf der nicht sichtbaren Leinwand eine die vom 15. Oktober 2011 bis 26. Februar Komposition befand. So entschied man, das 2012 zu sehen ist: Rund 80 Gemälde des norobere Bild abzunehmen und auf einen neuwegischen Malers, die zur Spurensuche in en Keilrahmen zu spannen. Zum Vorschein der Motivwelt des Künstlers einladen. kam dabei die oben beschriebene querforEin junges Mädchen ist zu sehen im Profil. matige Komposition, um 90 Grad gedreht zum hochformatigen darüber liegenden Es sitzt vor einem dunklen Hintergrund. Motiv „Das Kind und der Tod“. Eine SensaDrei große abstrahierte Männerköpfe leuchten aus dem Dunkel vor ihr. Zwei bli- tion: Eine frühere Komposition des norwegischen Malers war entdeckt, die bis heute cken aus dem Bild heraus dem Betrachter entgegen, der Dritte stiert die Sitzende an- zahlreiche Rätsel aufgibt. züglich an. Umrahmt wird die Komposition durch stilisierte riesige Hände, die nach Die beiden Bremer Gemälde bilden nun den Ausgangspunkt der Ausstellung „Edvard dem Mädchen zu greifen versuchen: Die Begierde der Männer und einen mädchen- Munch – Rätsel hinter der Leinwand“ in der Kunsthalle Bremen. Eine interessante Werkhaften, sich zurückziehenden Akt hat Edschau, die sowohl auf die Motivwelt des norvard Munch hier in symbolisch-additiver wegischen Malers, die zwischen Unschuld Form ins Bild gesetzt.

und Begierde, Liebe und Tod osziliert, als auch auf dessen spezifische Darstellungsweisen fokussiert. Dorothee Hansen lädt die Besucher ein, selbst auf Spurensuche zu gehen: „Schauen Sie sich die Bilder genau an, verfolgen Sie die Motive! So werden Sie sensibilisiert für die unterschiedlichen Stile Munchs und wie unterschiedlich der Maler seine Themen vermittelt.“ In unterschiedlichen Themen-Räumen werden entsprechende Vergleichswerke aus dem Oeuvre des Künstlers den beiden Kompositionen gegenübergestellt. Dafür kommen wichtige Werke unter anderem aus dem Munch Museum in Oslo und der Rasmus-Meyers-Sammlung in Bergen sowie weitere Leihgaben aus Chicago und Basel nach Bremen. Dorothee Hansen: „Viele der insgesamt 80 Gemälde sind aus Privatsammlungen und damit nur selten zu sehen, drei werden sogar erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.“ Die Bremer Werkschau verfolgt den Ansatz, das Werk des Malers von den Bildmotiven her zu entdecken, nicht biografisch, wie es in der Munch-Rezeption meist im Fokus steht. Schließlich habe der Maler seine Erfahrungen nicht eins zu eins verarbeitet und meistens auch erst viel später ins Bild übersetzt. „Letzten Endes hat er ein anderes, viel höher gestecktes Ziel gehabt, seine Themen auf eine generelle Ebene gehoben“, stellt Dorothee Hansen heraus.


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thEatER BREMEn Tannhäuser

Wagners „Tannhäuser“ eröffnet die Opern-Spielzeit am Theater Bremen Text: Ute Schalz-Laurenze

„Könnt Ihr der lIebe wesen mIr ergründen?“ D

rei Wochen vor seinem Tod im Februar 1883 gestand Richard Wagner seiner Frau Cosima, er sei der „Welt noch den Tannhäuser schuldig“. Fast 40 Jahre zuvor hatte er 1845 in einem Brief die heute so genannte „Dresdner Fassung“ angekündigt: „Ich schicke Ihnen hier meinen Tannhäuser, wie er leibt und lebt; ein Deutscher, vom Kopf bis zur Zehe.“ Später folgten die „Pariser Fassung“ 1861 mit der hauptsächlichen Erweiterung des berühmten „Bacchanals“, deren Aufführung nach 164 Proben als einer der größten Skandale der Theatergeschichte endete, und 1875 die „Wiener Fassung“: ein Zeichen für die autobiographische Bedeutung, die das Thema in Wagners Leben einnahm, der das selbst geschriebene Textbuch aus zwei Quellen zusammentrug: Zunächst die Tannhäuser-Sage aus dem 13. Jahrhundert, wo der Minnesänger – 16 Lieder sind erhalten – das Ideal der hohen Minne verspottet.

chard Wagner und Tannhäuser in Paris“: „Tannhäuser stellt den Kampf der zwei Prinzipien dar, die das menschliche Herz zu ihrem Hauptschlachtfeld erwählt haben, d.h. des Fleisches mit dem Geiste, der Hölle mit dem Himmel, Satans mit Gott.“ Damit ist der Inhalt der 1845 entstandenen Oper „Tannhäuser oder Der Sängerkrieg auf der Wartburg“ erzählt: Tannhäuser flieht aus der spießigen Bürgerwelt in den „Hörselberg“ (in Thüringen bei Eisenach), um die sinnliche Liebe der antiken Liebesgöttin Venus zu genießen. Nach einigen Jahren ihrer überdrüssig, geht er – freudig begrüßt von Elisabeth, der Nichte des Kurfürsten – zurück und nimmt am Sängerkrieg teil: „Könnt ihr der Liebe Wesen mir ergründen?“ ist die Aufgabe der Landgrafen. Als Tannhäuser hören muss, wie wenig die Ritter von seinen Erfahrungen mit Venus wissen, tickt er sozusagen aus und fordert sie auf, doch „in den Berg der Venus einzuziehen“. Dass er dort war, kann ihm von der Gesellschaft nicht verziehen werden, er begibt sich auf den Pilgerzug nach Rom. Erst wenn der Papst ihm verziehen hat, wollen das die Wartburger auch. Doch der verdammt ihn, und nun will er schon aus Protest wieder in den Venusberg zurückkehren. Elisabeth stirbt, das Verdammungsurteil aus Rom wird zurückgenommen. Tannhäuser ist erlöst.

Die zweite Quelle ist die literarische Erzählung vom Sängerkrieg auf der Wartburg, an dem die berühmtesten Minnesänger des 13. Jahrhunderts wie Walter von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach teilgenommen haben. Darüber hinaus nutzte Wagner romantische Quellen wie Heinrich Heine, Ludwig Tieck, E.T.A.Hoffmann und Novalis, Zeugnisse seiner ungeheuren Belesenheit. Der Regisseur Götz Friedrich hat einmal Der französische Dichter Charles Baudegesagt, Tannhäuser sei für ihn ein Stück, das laire schrieb 1861 in einem Aufsatz „Ri-

„von den widersprüchlichen Erfahrungen erzählt, die ein Künstler sammelt, der sich selbst finden will in der Widersprüchlichkeit der gesellschaftlichen und personellen Phänomene, denen er ausgesetzt ist.“ Für Peter Konwitschny ist es das „ketzerischste“ Wagner-Stück: „Wenn Gott dem Papst widerspricht, heißt das, dass der Papst die Koffer packen muss. Das ist, was Wagner immer gemeint hat. Die Verhältnisse müssen grundsätzlich verändert werden.“ Vielleicht ist es das ja auch, was er mit der Bemerkung kurz vor seinem Tod meinte; sicher nicht, eine weitere, vierte Fassung herzustellen. Bei der aktuellen Inszenierung im Theater am Goetheplatz führt der 1980 geborene Tobias Kratzer Regie, der 2008 beim internationalen Regiewettbewerb „ring.award“ in Graz für seine Inszenierung von Giuseppe Verdis „Rigoletto“ den 1. Preis sowie alle im Rahmen des Wettbewerbs vergebenen Sonderpreise erhielt und uns in der vergangenen Spielzeit in Bremen einen zutiefst verstörenden „Rosenkavalier“ präsentiert hat. Danach gefragt, dass auf der einen Seite die Geschichte des Tannhäuser inbezug auf die Existenz des Künstlers – die in diesem Stück durchaus autobiographisch zu verstehen ist – eine unerhörte Zeitlosigkeit und Aktualität hat, auf der anderen Seite die Abhandlung dieser Thematik sich an einer hoffnungslos überholten Vorstellung vollzieht – nämlich der Teilung der Frau in die Prostituierte


Theater bremen Tannhäuser 7

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und die „reine Frau“ – meint Kratzer: „Es geht ja nicht um die Verführerin oder die Hausfrau. Die Frauen stehen für ein je anderes System ein, für die Tannhäuser sich eben nicht entscheiden kann. Dies ist sein Lebensproblem. Ich meine, dass der Inhalt von Tannhäuser die Alpträume des Komponisten sind: er wird überall versagen, das Werk ist ein doppelter Abwehrzauber. Das merkt man übrigens auch an der sehr heterogenen Musik, und ich glaube, dass man diese Disparatheit – Bacchanal, Elisabeths Hallen-Arie, Wolframs Lied an den Abendstern und die sehr avancierte Romerzählung als vollkommen unterschiedliche Welten – nicht homogenisieren darf.“ Kratzer weiter: „Wir spielen das Stück in einem imaginären Heute, das ist nicht unbedingt Deutschland, das kann überall sein“. Die 1845 in Dresden mit mäßigem Erfolg uraufgeführte „Große romantische Oper“ von Wagner, der sowohl Regie führte als auch die musikalische Leitung hatte, ist geprägt von sehr unterschiedlichen Stilmitteln: Die französische Grand Opéra, die er erreichen wollte, sowie Beethoven, Weber und Schubert als Vertreter der deutschen Oper stehen in der erstmals durchkomponierten Oper Pate. Dann klingt manches französisch, manches italienisch. Ende der 50er Jahre haben fast alle größeren Bühnen Tannhäuser im Repertoire. Nach dem Pariser Skandal zog Wagner sein Werk erst einmal zurück und brachte 1875 die Pariser Fassung in Wien auf die Bühne. Diese Fassung liegt der Bremer Aufführung zugrunde. Der Dirigent Markus Poschner, nach seiner fulminanten „Tristan und Isolde“-Interpretation gefragt nach dem Unterschied zwischen den Werken: „Interessanterweise sind ja Tristan und Tannhäuser eng miteinander verbunden. Wir spielen die Wiener Fassung – sozusagen sein ‚bislang’ letztes Wort –, welche viele neu entworfene Orchesterzwischenspiele im Gegensatz zur Dresdner Fassung enthält. Wagner hatte nach und während seiner Tristan-Zeit den Tannhäuser gehörig umgearbeitet und vor allen Dingen orchestral verfeinert. Viele Klänge erinnern jetzt an die Tristan-Partitur, als wäre da plötzlich eine Art zweite Haut. Beide Helden sind zueinander sicherlich verwandt. Beide sind von Todessehnsucht und vom Erlösungsgedanken getrieben, wobei die Unzufriedenheit mit dem ‚Status quo’ die Triebfeder darstellt. Ihre Wege und ihr Schicksal unterscheiden sich selbstverständlich. Auch im Tannhäuser wird man das Gefühl nie ganz los, dass der Held dem Komponisten aus der Seele spricht, ganz genauso eben wie im Tristan.“ Premiere am 18. September um 17 Uhr. Regie: Tobias Kratzer, Bühne: Rainer Sellmaier, Musikalische Leitung: Markus Poschner. Weitere Vorstellungen: 30. Sept.; 2., 30. Okt.; 6. Nov.

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thEatER BREMEn Endspiel

das ende aller spIele Frank-Patrick Steckel inszeniert das „Endspiel“ von Samuel Beckett Text: Sven Garbade

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m westdeutschen Theater der Nachkriegszeit galten sie nicht nur wegen ihrer nach Alliteration klingenden Namen als Antipoden: Brecht und Beckett. Der eine, der Sozialist Bert Brecht, glaubte an die Veränderbarkeit der Welt mittels politischem Diskurs. Sein episches Theater war Kapitalismuskritik und ästhetisches Experiment zugleich. Der andere, der schweigsame Ire Beckett, der sein Hauptwerk in Frankreich in französischer Sprache schuf, hatte dagegen alle Hoffnung längst aufgegeben. Der Zeitgenosse von Jean-Paul Sartre und Albert Camus erfand nihilistische Theaterspiele, bei denen sich alles um das große Nichts drehte. Der Stillstand, das Warten, die Vergeblichkeit aller menschlichen Bestrebungen wurde bei Beckett zum Bühnen-Programm. Poetische Chiffren für das Leben als ein einziges vergebliches Warten machten sein bekanntestes Stück „Warten auf Godot“ zum Sinnbild einer als absurd empfunden Welt. Und heute? Brecht oder Beckett – wie absurd oder wie veränderbar erscheint uns die Welt im Jahr 2011? Um diese Frage zu beantworten, wählt Regie-Altmeister Frank-Patrick Steckel nun überraschender Weise ein Stück von Beckett, das er am Bremer Schauspielhaus inszenieren wird: „Fin de Partie“, auf deutsch das „Endspiel“, welches man angesichts der hier gezeigten, ganz und gar unsportlichen Traurigkeit vielleicht besser als das „Ende aller Spiele“ übersetzen sollte. Die Stückwahl erscheint ungewöhnlich für den Regisseur Steckel, der sich in seinen bisherigen Arbeiten meist zu einem explizit politischen Theater bekannt hatte – und der von der Kritik häufig als Theatermacher in der Tradition Brechts beschrieben wird.

Im Gestus des politischen Welt-Erklärers hatte Steckel auch seine letzte Bremer Inszenierung angelegt: „Rein theoretisch“ hieß das eigens entwickelte Stück, das er im vergangenen Jahr mit dem Ensemble des Theaterlabors in der Concordia auf die Bühne gestemmt hatte. Eine wortmächtige Textcollage, welche die Grundübel der Welt nicht nur benennen wollte, sondern auch konkrete Vorschläge zur ökologischen und finanziellen Rettung vorbrachte. Der heute 68-jährige Steckel macht es sich und seinem Publikum nie leicht oder gar bequem. Becketts „Endspiel“ (entstanden zwischen den Jahren 1954 und 1957) zeigt eine grausame Zweierbeziehung, bei der jeder Handlungsfaden in bleigrauem Stillstand erstirbt. Ein gelähmter Blinder, der Herr Hamm, quält von seinem thronartigen Rollstuhl aus seinen Diener Clov; eine Art Pfleger und Adoptivsohn zugleich. In zwei Mülltonnen hausen beinamputiert die Rümpfe seiner Eltern.

stressen E

s ist unser wichtigstes Organ und es reagiert sensibel: das Herz. Angst, Aufregung, Panik, Stress, sich Hals über Kopf verlieben – all das beschleunigt den Puls. 100 Schläge und mehr sind es dann in der Minute. „Herzrasen“ heißt Henrietta Horns neue Produktion. „Das ist ein offenes, ein großes Thema. Und genau das hat mich gereizt“, sagt die Gastchoreografin aus Essen.

Eine Videoeinspielung wie bei ihrem Tanzstück „Flash Mob“ gibt es nicht. „Herzrasen“ tickt anders. Spannend vor allem, dass Horn diesmal nicht nur mit den Profis des Tanztheaters Bremen arbeitet, sondern auch mit den „Jungen Akteuren“ der moks theaterschule, das heißt mit Jugendlichen in ihrer ganzen Unerschrockenheit. An die hat sie sich anfangs mit freier ImprovisatiAußerhalb ihres Zimmers, das nur zwei on herangetastet: „Ich habe sie erst einmal winzige, unerreichbar hohe Fenster zur unbefangen raushauen lassen, was ihnen Außenwelt besitzt, scheint eine ungeklärte Apokalypse stattgefunden zu haben. Von in Körper, Kopf und Seele kommt.“ Ratten und Flöhen wird zwar noch gesprochen, allein jedoch, um sie sogleich ausrot- Jugendliche und die Inszenierung lassen ten zu wollen. Es regiert der Verfall; das Le- das Stück, das sich gerade auch an junge Zuschauer richtet, frühlingshaft wirken. ben ist ein einziger böser Witz. Und selbst die Todessehnsucht bildet hier keinen Aus- Weil in „Herzrasen“ das Wort „Rasen“ weg mehr. Hamm: „Wenn ich mich bis ans steckt, verwandelt sich die Bühne im Meer schleppen könnte, ich würde mir ein Neuen Schauspielhaus in eine Grünfläche. Kopfkissen aus Sand machen, und die Flut Eigentlich wollte Horn dafür echten Rollrasen, schön weich und angenehm für die würde kommen.“ Antwort Clov: „Es gibt Füße. Doch der hätte – wie beim Fußball keine Flut mehr.“ – jedes Mal erneuert werden müssen. Zu Premiere am 30. September im teuer. So ist es Kunstrasen. Neuen Schauspielhaus Bremen


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FEIERN SIE MIT UNS 150 JAHRE! Uraufführung am Neuen Schauspielhaus: Tanztheater Bremen zeigt Henrietta Horns „Herzrasen“ Text: Sabine Komm

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Henrietta Horn, die wenig übrig hat für die dumpfen, dunklen Bühnenböden vieler Theaterhäuser, ist dennoch begeistert. Auch wenn so ein Untergrund eine Herausforderung ist. Sie weiß das aus eigener Erfahrung. In Pina Bauschs „Sacre du Printemps“ hatte sie selbst in einer knöcheltiefen Schicht aus Torf getanzt. Ein Experiment, ähnlich wie bei Urs Dietrich, der jetzt bei der Neueinstudierung von „Sanguis“ in Essen auf Sand tanzen ließ.

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Wie immer geht die 42-jährige Choreografin auch diesmal erst einmal von den Tänzern und ihrer Persönlichkeit aus. Und natürlich von dem, was sie um sich herum beobachtet. In unserem Interview erzählt sie, das „Herzrasen“ auch etwas mit dem Phänomen zu tun hat, dass in unserer Gesellschaft alles immer schneller wird. Da ist es verständlich, dass der Begriff der Entschleunigung zum Trendwort wird. Doch auch die muss schnell gehen: ein Wellness-Tee, eine Fünf-Minuten-Yoga, mehr ist nicht drin. Da wirke es geradezu degenerativ, dass eine Schwangerschaft noch neun Monate dauert. Dass es nach wie vor Jahreszeiten gibt. Dass das Getreide immer noch seine Zeit braucht zum Reifen. Solange der Vorrat reicht.

„Herzrasen“ ist ein Stück, das sich – durchaus humorvoll – mit dem Pendeln zwischen Hochleistung und Loslassen auseinandersetzt. Henrietta Horn zeigt uns, wie das Herz schlägt, wie es uns beflügelt oder abstürzen lässt. Dass ihr diese Produktion bis zur Uraufführung selbst Herzrasen bereitet, nimmt sie in Kauf: „Der Endspurt gehört zum Leben dazu. Es nur wichtig, danach wieder Muße zu haben. Alles zu seiner Zeit.“ Premiere am 29. Oktober im Neuen Schauspielhaus

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Sich diesen Irrsinn klar zu machen, findet sie wichtig. Sie selbst, Mutter einer achtjährigen Tochter, hat sich aus der StressMaschine herausgezogen. Vor drei Jahren hat sie ihren Job als künstlerische Leiterin der Folkwang Tanzstudios in Essen aufgegeben. Der Spagat war zu groß.

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thEatER BREMERhaVEn The Fairy Queen/Ein Sommernachtstraum

100. Geburtstag des Stadttheaters Bremerhaven: Zwei Stücke verschmelzen zu einem einzigartigen Projekt Text: Karin Hiller

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pUrcell meets shaKespeare E

in barockes Fest voller Poesie, Witz und musikalischer Finesse erwartet die Besucher zum 100. Geburtstag des Stadttheaters Bremerhaven. Henry Purcells „The Fairy Queen“ und Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, mit dem am 1. Oktober 1911 das Stadttheater eröffnet wurde, verschmelzen zu einem einzigartigen Projekt, das Sänger, Schauspieler, Tänzer und den Chor auf der Bühne vereint.

GMD Stephan Tetzlaff als musikalischer Leiter und Ballettchef Sergei Vanaev, der den choreographischen Part übernimmt.

verstand, den Text von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ durch musikalische Szenen und Tänze und komponierte mit direktem Bezug zum Inhalt des SchauMokrusch hat für die Inszenierung ein ba- spiels. Eingeführt durch übernatürliche rockes Konzept gewählt und nimmt die Gestalten wie Feen und Elfen oder allegoIdee der höfischen Masques auf, aus derische Figuren (die Nacht, das Geheimnis, nen sich die Semi-Opera des 17. Jahrhunder Schlaf, die Verschwiegenheit) unterderts entwickelte. Die Masques, in denen stützen diese musikalischen Zwischengesprochene Dialoge, Chöre, Tänze, Arispiele die Handlung und bringen eine en und reine Instrumentalstücke zu einem sinnliche, erotische Atmosphäre in das Gesamtkunstwerk zusammengefügt wur- Spiel um Leidenschaft und Eifersucht. den, gehörten zur gängigen AufführungsDer Klassiker um Liebe, Triebe und Unvernunft spielt in einer einzigen Nacht, ir- praxis des englischen Sprechtheaters. So „Wir bewegen uns zurück auf den Handgendwo zwischen Traum und Realität. Ver- konnte sich in England eine musikalische, lungsfaden von Shakespeare“, erläutert der zaubert durch Intendant und kündigt an: „Wir gehen rePuck, den Ko- Der Klassiker um Liebe, Triebe und Unvernunft ... lativ respektlos mit dem Material um.“ Der bold, geraten Shakespeare-Text wird den Schauspielern mit der Oper vergleichbare Kunstform eta- anvertraut in den Rollen der vier liebenden die Gefühle der Menschen und Elfen völlig durcheinander und werden erst bei An- blieren, ohne die große Tradition der engli- jungen Leute, die nach turbulenten Verbruch des Tages wieder glücklich entwirrt. schen Schauspielkunst zu vernachlässigen. wirrspielen der Gefühle am Ende zueinander finden. Das Herrscherpaar über die Bei diesem Drei-Sparten-Spektakel arbei- In seiner Semi-Opera „The Fairy Queen“, märchenhafte Traumwelt, Oberon und Titen als Team zusammen: Intendant Ulrich die 1692 uraufgeführt wurde, bereichertania, wird tänzerisch umgesetzt. Den kote Purcell, der mit Noten Bilder zu malen Mokrusch, der die Produktion inszeniert, mischen Part, eine Handwerkertruppe,


theater bremerhaven The Fairy Queen/Ein Sommernachtstraum 11

Die hohe Kunst des Versicherns. Zurücklehnen und entspannen: Mit der ÖVB genießen Sie die schönen Dinge ganz sorgenfrei. Welche Versicherung Sie auch nehmen – in Preis und Leistung vertrauen die meisten Menschen in Bremen und Bremerhaven auf unser Repertoire. Und welche Rolle dürfen wir in Ihrem Leben spielen?

vertreten die Sänger. Sie erobern die Bühne als fahrende Theaterleute, die eine kleine Barockoper proben – Purcells „Fairy Queen“. Der große Reiz dieses Projektes liegt darin, dass ungewohnte Begegnungen der Sparten untereinander statt finden. Mokrusch: „Jeder muss mit seinen eigenen künstlerischen Mitteln agieren. Die Sparten proben ihren Part erst alleine, dann wird alles zusammengefügt.“ So treffen Tänzer auf Schauspieler, Arien auf gesprochenen Text. Und wenn Titania sich in den als Esel verzauberten Zettel verliebt, dann umgarnt eine Tänzerin einen Sänger. „Puck“, so Mokrusch, „wird von einer Schauspielerin dargestellt, geht durch alle Welten, ist aber in keiner zu Hause.“ Die drei Sparten haben auf der Bühne ihre eigenen Bereiche, in denen sie sich bewegen: die Musik unter und auf der Erde, das Schauspiel bodenständig auf der Erde und der Tanz schwebt bis in den Himmel hinein. Das Bühnenbild (Eva Humburg) ist eher klar gehalten, dagegen schwelgen die Kostüme (Claudia Kuhr) wie bei den üppig ausgestatteten höfischen Masques in Opulenz und sorgen für das barocke Ambiente. Premiere am 17. September im Großen Haus


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THEATER bremerhaven Die Katze auf dem heißen Blechdach

Tennessee Williams’ berühmtes Bühnenstück in Bremerhaven Text: Karin Hiller

Im Netz der Lügen S

ie ist kurz davor, sich die Pfoten zu verbrennen. Doch Maggie, „Die Katze auf dem heißen Blechdach“, hält aus. Verzweifelt kämpft sie um die Liebe ihres Mannes Brick und für eine gesicherte wirtschaftliche Existenz. Ob es ihr gelingt, bleibt offen.

der Gesellschaft. Die Konflikte haben sich verhärtet, was Williams in sarkastischen Dialogen zum Ausdruck bringt. Maggie und Brick sprechen nur noch miteinander, um sich zu verletzen. Es flackern kleine Momente der Hoffnung auf, die aber schnell wieder verblassen.

In seinem Psychogramm über die reiche Südstaatenfamilie Pollitt zeigt Tennessee Williams, wie sich Menschen ein Gewebe aus Lügen, Heuchelei und Selbstbetrug konstruieren, um sich vor schmerzlichen Auseinandersetzungen mit der Wahrheit zu schützen. An Big Daddys Geburtstag bricht dieses Konstrukt zusammen. Die Fassade aus Norm und Erfolg bröckelt. Äußerer Anlass für die Eskalation ist der bevorstehende Tod des krebskranken Vaters. Die Brüder Gooper und Brick streiten, angetrieben von ihren Frauen, um das Erbe. Das ist der Punkt, an dem die Konflikte in der Familie nicht mehr ignoriert werden können. Doch wie viel Wahrheit kann ein Mensch ertragen?

Brick ist alkoholsüchtig, kann den Tod seines besten Freundes nicht verarbeiten, für den er mehr fühlte als im Amerika der 50er Jahre erlaubt war. Für Uttendorf hat Brick eine pessimistische Perspektive: „Alkohol ist ein langsamer Tod.“ Jeder in dieser Familie sehne sich nach Liebe und Geborgenheit. „Der Mensch möchte an etwas glauben, was ihm Kraft gibt“, erklärt Uttendorf, „doch das Leben ist mit Lügen verbunden. Die Lügensymbolik ist Teil der Gesellschaft.“

Die Frauen im Stück (Ausstattung: Claus Stump) sind nicht berufstätig und werden daran gemessen, wie viele Kinder sie in die Welt setzen. Sie könnten ohne ihre Männer nicht existieren. Trotzdem wagt es Maggie, sich von den Normen der Familie frei zu „Ich lese immer sehr lange vor Probenbeginn, um den Text genau zu entschlüsseln“, machen und das Lügengeflecht zu durchbrechen. beschreibt Kirsten Uttendorf, die Tennessee Williams’ berühmtes Bühnenstück in Bremerhaven inszeniert, ihre Arbeitsweise. „Ich möchte den Wahrheitsgehalt von Erlebnissen innerhalb einer Gruppe von „Und ich setze einen scharfen Fokus auf Menschen darstellen, jenes mit Spannung die Figuren, konzentriere mich auf die geladene Zusammenspiel lebendiger WeSprache.“ sen in der Gewitterwolke einer gemeinsamen Krise.“ (Tennessee Williams) Die Personen des Stücks stecken in ihrer Premiere am 24. September im Einzelhaut, wie die Regisseurin es nennt, sind verloren und allein als Individuum in Großen Haus


thEatER BREMERhaVEn Crazy for you

slapstIcK, hIts & tempo

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Gershwin-Musical „Crazy for you“ im Großen Haus in Bremerhaven Text: Karin Hiller

S

eit frühester Jugend begeisterte sich George Gershwin für Musik jeder Richtung und er war der Meinung, dass ein ernsthafter Komponist auch auf dem Gebiet der Unterhaltungsmusik Bedeutendes schaffen könnte: „Jazz ist Musik, er verwendet keine anderen Töne als etwa Bach.“ In enger Zusammenarbeit mit seinem älteren Bruder Ira, der für ihn die Texte schrieb, komponierte er Songs, die musikalisch höchsten Ansprüchen genügten und den großen amerikanischen Traum von Freiheit repräsentierten.

© The Munch Museum / The Munch Ellingsen Group / VG Bild-Kunst, Bonn 2011

„Crazy for you“, die um einige Songs erwei- „Crazy for you“ ist eine mitreißende, temterte Neufassung des Musicals zu sehen. poreiche Bühnenshow mit slapstickartigen Nummern und Gershwin-Hits wie „I got „Das ist eines der Step-Musicals überrythm“ und „Embraceable you“. Die Koshaupt“, schwärmt Roland Hüve, der das tüme und das Bühnenbild (Ausstattung: Stück am Stadttheater inszeniert, „wir ha- Eva Humburg) geben der Inszenierung das ben über 30 Akteure aus dem MusiktheFlair der 30er Jahre und fügen sich durch ater, dem Ballett und dem Chor auf der ständige Verwandlungen wirkungsvoll in Bühne. Außerdem arbeiten wir mit der das hohe Tempo ein. Bremerhavener Tanz-Etage zusammen. Die beiden Hauptdarsteller sind Gastsän- Die Aufgabe des Berliner Choreographen ger und ausgewiesene Musicalprofis.“ Jochen Schmidtke ist es, Tänzer und Sänger, Profi- und Laientänzer zusammen auf Der junge Träumer Bobby will unbedingt die Bühne zu bringen und auszuprobieWerke wie „Porgy and Bess“ und „Ein Ame- auf die Bühne. Da trifft es sich bestens, ren, was an Choreographie machbar ist. rikaner in Paris“ ließen die Gershwins un- dass er in der Provinz ein abgewracktes Schmidtke ist erfahrener Spezialist für Theater abwickeln soll. Mit Hilfe einer sterblich werden. Im Orchester des 1930 Steptanz und hat lange selbst als MusicalTruppe von Showgirls und den künstlerisch Darsteller auf der Bühne gestanden. uraufgeführten Musicals „Girl Crazy“ saeher weniger begabten Cowboys des kleißen damals Jazzgrößen wie Glenn Miller Premiere am 29. Oktober im Großen nen Ortes versucht Bobby, das Theater zu und Benny Goodman, für Ginger Rogers Haus. Musikalische Leitung: Stephan retten. Und natürlich kommt auch die Lie- Tetzlaff. war es der Start einer glanzvollen Hollybe dabei nicht zu kurz. woodkarriere. In Bremerhaven ist jetzt

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THEATER osnabrück

Ralf Waldschmidt: Von Bremen über Augsburg als Intendant nach Osnabrück Text: Peter Schulz

E

r kennt sich nach wie vor in Bremen aus. Zielsicher wählt Ralf Waldschmidt ein Bistro im Viertel als Treffpunkt für das foyer-Gespräch, zeigt sich dabei gut informiert über das Geschehen im Goetheplatz-Theater und ist gespannt auf die aktuelle „Idomeneo“-Inszenierung, die dort am gleichen Abend auf dem Spielplan steht. Künftig wird Dr. Ralf Waldschmidt wohl noch häufiger in Bremen zu sehen sein. Schließlich gehört es zu den vornehmsten Aufgaben eines Intendanten, sich die Produktionen in der Nachbarschaft anzuschauen. Und genau das ist er seit Beginn der Spielzeit 2011/12 am Stadttheater Osnabrück: Intendant. Einmütig gekürt von einer 20-köpfigen Findungskomission als Nachfolger von Holger Schultze, der einem Ruf nach Heidelberg folgte, und seitens der Honoratioren der „Hase-Stadt“ sowie der regionalen Presse mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht. Schließlich bringt der 1958 geborene neue Mann reichlich Erfahrung mit: Nach Stationen in Frankfurt (bei Klaus Zehelein), Mannheim oder Freiburg war er 2003 von der Berliner Staatsoper unter den Linden an den Bremer Goetheplatz gekommen, wurde hier Leitender Musikdramaturg, später Chefdramaturg und Stellvertreter von Intendant Klaus Pierwoß. Als der 2007 das Haus verließ, ging auch Waldschmidt,

Lust auf Neues

und zwar als Operndirektor an das Theater Augsburg.

Bremen hätte den ausgewiesenen Kenner der Szene zwar auch gereizt, aber die Gefahr, als „kleiner Pierwoß“ angesehen zu Nun also Osnabrück und der Chefseswerden, sei ihm viel zu groß gewesen. Ausel; eine Position, die er „eigentlich nie an- ßerdem komme 2012 mit Michael Börgergestrebt“ habe. „Aber während der Jahding der „genau richtige Mann zur richtire in Augsburg, wo es mir ausgesprochen gen Zeit“ an den Goetheplatz. „Ich kenne gut gegangen ist, wuchs doch die Lust, ein- und schätze ihn schon sehr lange, insbemal Verantwortung für ein ganzes Haus zu sondere seine Arbeit an der Hochschule für übernehmen“, erzählt er und spricht von Musik und Theater in Hamburg. Bremen seiner Vorfreude auf die Arbeit an einer hat mit ihm eine gute Lösung gefunden“, Bühne, die „blüht und gedeiht und gerade erklärt der mit einer Arbeit zur Inszenieeine sehr lebendige Phase erlebt: In der ver- rungsgeschichte von Richard Wagners gangenen Spielzeit kamen 180.000 Besu„Parsifal“ promovierte Ralf Waldschmidt. cher ins Theater. Das ist bei einer Stadt mit 160.000 Einwohnern überaus beachtlich!“ Außerdem stelle Osnabrück für ihn eine exzellente Chance dar, die eigenen Ideen reDie „tolle Arbeit von Holger Schultze“ alisieren zu können, und zwar in allen vier möchte er fortsetzen, dabei natürlich eiSparten, die das Theater zu bieten hat. „Da gene Akzente setzen, um das „Erbe der Vä- lassen sich Synergien herstellen und überter“ im Goethe’schen Sinne rasch zu greifende besitzen; wohl wissend, dass der ei- „Eine Perspektive, die mich Produkgene, der „Waldschmidt-Stempel“, tionen außerordentlich reizt“ frühestens im zweiten von vorerst verwirkfünf vereinbarten Intendanzjahren einen lichen. Eine Perspektive, die mich außerdeutlichen Abdruck hinterlassen dürfte. ordentlich reizt“, meint der neue Intendant Los ging es Anfang September mit der vier- und denkt dabei unter anderem an eine inten Auflage des spektakulären Festivals tensivere Verbindung von Tanz und Oper. „Spieltriebe“ mit 14 Premieren an einem Dass er dabei auch die Zahlen – sprich: die Abend; im weiteren Verlauf der Spielzeit Auslastung – im Blick haben muss, schreckt sollen rund 25 Inszenierungen folgen, die ihn nicht: „Das Osnabrücker Publikum ist sich – angelehnt am Motto der „Friedensunglaublich begierig auf Neues. Dieser Erstadt Osnabrück“ – mit den Themen Krieg wartung kann und will ich nach Kräften und Frieden, Schuld und Versöhnung beentsprechen.“ schäftigen werden.


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THEATER OLDENBURG Die Zauberf löte

Parabel und Märchen Regisseur Helbling verlegt „Die Zauberflöte“ in Oldenburg auf einen Bahnhof Text: Michael Pitz-Grewenig

Theater Bremen: Die Zauberflöte

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braucht zu sein scheint oder – um es anders zu formulieren – in seiner eigenen Rezeptionsgeschichte gefangen ist. Ich habe zwar schon einige Inszenierungen gesehen, aber verbraucht kommt mir die Zauberflöte gar nicht vor. Es gehört zu den Der Regisseur Niklaus Helbling, der aus dem Qualitäten eines solchen „Klassikers“, das er auf jede Frage in jeder Zeit sehr spezifiSchauspiel kommt, setzt die „Zauberflöte“ in Oldenburg in Szene. Für ihn ist die Insze- sche, produktive Antworten geben kann. Mich interessiert zunächst, einen Raum nierung dieses Werkes die erste Auseinanoder eine fiktive Welt zu entwerfen, in dem dersetzung mit, wie er es formuliert, einer „richtigen Oper“. Vielleicht ist er gerade aus der märchenhafte Konflikt zwischen dem diesem Grund eine interessante Wahl, da er Reich der gekränkten Königin der Nacht und dem Philosophen-Priester Sarastro sich nicht mit dem Ballast einer sedimentierten Interpretationsschicht herumschla- sich nach heute öffnet und konkret wird. Im Prinzip ist schon ihr Titel irreführend, gen muss, sondern sich der „Zauberfllödenn Mozarts Opus ultimo aus dem Jahte“ möglicherweise mit einem unverstellten Können Sie das konkretisieren? re 1791, wenige Wochen vor seinem Tode Blick nähert. Seine Intentionen hat er in ei- Der Raum, in dem unsere Zauberf löte spielt, wird ein Bahnhof sein. Das ist die uraufgeführt, ist eben mehr als eine krunem kurzen Interview verdeutlicht: Welt von Sarastro: Maschine, Fahrplan, de Mischung aus Zaubermärchen, MaschiStellwerk, Auf bruch und Reise. Die metanentheater und volkstümlicher Komödie, Sie kommen, so weit ich weiß, aus dem physischen Konf likte der Figuren bekomangereichert mit Ideen aus den MysteriSchauspiel, haben aber schon die „Dreimen damit eine sehr konkrete Umgebung. en der Freimaurer. Ein Blick in die Partitur groschenoper“ inszeniert. Was reizt Sie Und umgekehrt hat die Maschinensphäre genügt, um zu merken, dass diese Sichtan dieser Oper? auch eine phantastische, mysteriöse Seiweise trügerisch ist. Denn Mozart hat in Helbling: Mir gefällt daran, dass sie eine diesem Werk geschickt und intelligent mit sehr theatralische Handlung hat, die sehr te... Mehr möchte ich im Moment nicht den vielfältigen Formen der Opera seria verschiedenartige Figuren, Stile und Stim- verraten. und Opera buffa gearbeitet und dabei eine mungen verbindet, fast eine Art Montamoderne Form des Verhältnisses von Mu- ge und trotzdem oder gerade deshalb eines Eine problematische Szene ist stets die erste Arie, in der Tamino von der Schlansik und Text gefunden. der großen Werke unserer Kultur. ge verfolgt wird. Das kann schnell zur Lachnummer werden. Der Dirigent Wilhelm Furtwängler sprach Eine Neuinszenierung der Zauberflöte davon, dass es zum richtigen Verständnis ist in besonderen Maße ein Wagnis, da es Taminos Schlangen-Panik erinnert mich an einen Traum von einem zugleich verder „Zauberflöte“ einer „zweiten wiederge- kaum ein Werk gibt, das dermaßen veras macht man mit einer Oper, deren Neuinszenierung, nimmt man sie ernst, den Ernst- und Problemfall einer Opernaufführung schlechthin bedeutet? Kaum ein anderes Werk ist so tief in unserem kulturellen Bewusstsein verankert wie Mozarts „Die Zauberflöte“. Man meint, sie genau zu kennen und erhebt dadurch immer zur Wahrheit, was man als solche versteht, konstatierte einmal Ernst Bloch. Das Staatstheater Oldenburg startet mit dieser Oper in die neue Spielzeit im liebevoll restaurierten und sanierten Großen Haus.

fundenen Naivität“ bedürfe. Er meinte damit, dass jeder Interpret dieser Oper sich in einem Spannungsfeld zwischen philosophischer Parabel und naiver Märchenwelt bewegen sollte.


tHEATER OLDENBURG Die Zauberf löte 17

Niklaus Helbling

führerischen und erschreckenden Bild der weiblichen Sexualität. Und sie erzählt von der Unschuld des jungen Prinzen, dem die erste Liebe noch nicht begegnet ist.

Heizer einer Dampflok erinnert, macht die Figur bestimmt nicht politisch korrekter, aber vielleicht offener für ihre spielerisches Potential.

Besonders heikel erscheint mir die Figur des Monostatos: Kann man Mozarts Gestaltung dieser Figur noch kritiklos übernehmen? Der schwarze Monostatos gehört wie der Vogelmensch Papageno zu den lustigen Figuren, zu den „Freaks“ in der Zauberflöte. Er ist der bedrohlichere von beiden, und seine Avancen sind Teil der emotionalen Prüfungen, denen Pamina unterzogen wird. Dass unsere Zauberflöte in einem Bahnhof spielt und Monostatos an einen

Noch eine abschließende Frage. Wie verstehen Sie die recht komplexe Ouvertüre und deren Verhältnis zum Gesamtwerk? Es ist ein großartiges Stück Musik, das auf eigentümliche Art den Auf bruch, den rituellen Prozess und die merkwürdig unheimliche Läuterung, von der die Zauberflöte erzählt, im Voraus abbildet.

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Überraschung. Großer Bahnhof fürs Große Haus! Die neue Spielzeit – ab 24. September in der Übermorgenstadt. Sie finden das abgefahren? Wir auch.

Übermorgenstadt Oldenburg. Gut für Einsteiger.

Premiere am 1. Oktober im Großen Haus. Musikalische Leitung: Thomas Dorsch; Bühne: Dirk Thiele;
 Kostüme: Victoria Behr.


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thEatER OlDEnBURG Der Ketzer

panoptIKUm Im InstItUt Richard Beans schwungvoll-schwarze Komödie „Der Ketzer“ in Oldenburg Text: Michael Pitz-Grewenig

Richard Bean

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ir besitzen keine Informationen mehr, die einfach zu deuten sind, sondern bestenfalls Strukturierungsschemata, die es uns erlauben, etwas wahrzunehmen und eventuell in bestimmte komplexe Zusammenhänge einzuordnen. Das neue Programm des Oldenburgischen Staatstheaters befindet sich auf der Spur dessen, was gemeinhin als „Reflexive Moderne“ bezeichnet wird. Generalintendant Markus Müller spricht davon, „dem Wirklichen das Mögliche entgegensetzen zu wollen.“

pies, aber auch jenseits der theoretischen Dauerempörung der Frankfurter Schule. Das versteht Richard Bean nicht als Drama oder Tragödie, sondern vielmehr als das posttraumatische Erlebnis einer Welt, die von den Menschen weder rational erklärbar, noch emotional zu erfassen ist. Das Personal seines Schauspiels stammt aus einer Schicht, deren emotionale Abgestumpftheit reziprok zu einer Intelligenz steht, der die rationalen Grundlagen abhanden gekommen sind.

veröffentlichen, da sonst Drittmittel seines Instituts gefährdet sind. Cassel führt einen einsamen Kampf für ideologiefreie Forschung gegen Umweltaktionismus und Wirtschaftsinteressen. Dazu kommt noch die tragikomische Handlung um den jungen Studenten Ben Shotter, die aufzeigt, mit welchen Problemen sich ein junger Mensch beim Versuch, umweltgerecht zu leben, herumschlagen muss. Komplettiert wird das Panoptikum durch Cassels Tochter Phoebe, die Ben liebt und Essprobleme hat.

Der Begriff Ketzer ist dabei nur vorderKommt da eventuell die Hoffnung zum gründig religiös zu verstehen. Für Bean Ausdruck, dass die „Wahrheit“ der Kunstist er quasi ein Statthalter für Träger Wieder einmal stellen wir beim Lesen des werke etwas von der Welt, die vorgeblich von Meinungen, die scheinbar quer zum Stückes betroffen fest, wie trivial manches immer schwerer doch gestrickt sein kann. zu verstehen ist, „Einer von Englands heißesten neuen Stückeschreibern“ Liebe, Wissenschaft, Karrivermitteln könnte? ere, Lobbyismus, Ökologie Kaum zu überprüfen, da ästhetische ErMainstream stehen, gewissermaßen ein – Richard Bean hat aus dieser aparten fahrung keine Sicherheit für die Richtigkeit Proxyserver für Gedankenkonstrukte, Melange eine schwungvolle schwarze des Dargestellten vermitteln kann. die dann irgendwie zu „unumstößlichen“ Komödie kreiert, die für einen erstaunInhalten werden. lich herben Saisonauftakt mit typisch Mit dem Stück „Der Ketzer“ des englischen britischem Humor sorgt und von Isabel Dramatikers Richard Bean, das im März Die klug konstruierte Handlung um die Osthues in Szene gesetzt wird. Wer Theater 2011 in London uraufgeführt wurde, haben Geologin und Universitätsprofessorin Di- als Lieferant für kulinarische Reize von der die Programmgestalter des Staatstheaters ane Cassel, die von der radikalen Umwelt- Art eines Lachshäppchens oder Kaviar-Cajedenfalls eine exzellente Wahl getroffen. schutzorganisation „Sacred Earth Militia“ napes versteht, muss sehr tapfer sein, denn Denn Bean, von den Medien der Insel als aufgrund ihrer Forschungsergebnisse be- Bean serviert einen Vollkorn-Tofuburger, „einer von Englands heißesten neuen Stü- droht wird, zeigt mit einer gewissen Ironie, an dessen inneren Werten sich noch lange ckeschreibern“ bejubelt, trifft mit seinen wie mit Erkenntnissen umgegangen wird, kauen lässt. Dramen einen Nerv der Zeit. die nicht ins allgemeine BedrohungsszePremiere am 17. September im nario passen. Auch ihr Vorgesetzter und Kleinen Haus. Eine Zeit der Ernüchterung, des AtomExfreund Kevin Maloney will sie daran ausstiegs, der Naturschützer, der Yuphindern, ihre „ketzerischen“ Ergebnisse zu


31.08.2011 16:2119 Uhr THEATER szene

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Aus Warhols Factory (che) Man nehme ein Originalmitglied aus Andy Wahrhols legendärer New Yorker Kunstkommune und Kulturfabrik „The Factory“, einige talentierte Schauspieler – und fertig ist ein Stück über die Entstehung von Pop-Art und Trashkultur. – Nein, ganz so einfach ist die Sache nicht. Hinter dieser theatralen Spurensuche, die en passent auch die alte Frage nach dem Verhältnis zwischen Künstler und Gesellschaft stellt, steckt viel wahrer Kern und viel Phantasie.

und Garderobe erst hergerichtet werden. Gespielt wird vom 6. bis 23. Oktober (außer montags) das Stück „Da waren’s plötzlich neun!“, eine Komödie von Philip King und Anthony Armstrong. Regie führt Brigitte Schönecker.

Company zieht um

Nun wird es Ernst für die bremer shakespeare company: Am 1. November beginnen die Bauarbeiten im Theater am Leibnizplatz. Das Gebäude wird bis zur Das Originalmitglied aus der Factory ersten aufsteigenden Zuschauersitzreihe ist der Schauspieler und Regisseur Ulli komplett abgerissen und neu aufgebaut. Lommel. Er hat „The Factory – Marilyn Dazu gehören die Künstlergarderoben, Monroe in Andy Warhols Traumfabrik“ die Werkstatt, das Lager für die laufenden für die Schwankhalle konzipiert, geschrieProduktionen und der gesamte Bühnenben und inszeniert. Im mit Silberfolie ausbereich. Außerdem wird das Dach des geschlagenen Saal umschwirren PromiBühnenhauses erhöht. nente von Jackie O. bis Frank Sinatra wie Motten die Lichtgestalt Warhol, die – ganz Der Bau stellt das Theater vor erhebliche Pop-Guru – Einfall auf Einfall produziert. finanzielle Herausforderungen: Neben Gesungen wird auch in diesem „Anti-Mu- den 3,6 Mio. Euro aus öffentlichen Kassen sical“, und zwar ziemlich gut. fehlt fast eine Viertelmillion Euro für die 28. bis 30. September, 2. + 5. Oktober, 18., Einrichtung mit moderner und professi19., 23., 25. + 26. November, jeweils 20.30 oneller Bühnen-, Licht- und Tontechnik. Uhr, Schwankhalle. Geld, das die Company in Eigenleistung und mit Hilfe privaten Engagements erbringen muss. Um dieses Anliegen in die Neues Umfeld Öffentlichkeit zu tragen, feiert die Truppe (ps) Vor einer Herausforderung steht das ihren vorübergehenden Auszug aus ihrem Union Theater: Das Ensemble, das die einstige Wirkungsstätte im Packhaus nicht Domizil mit einem „best of“-Abend am 15. Oktober (19.30 Uhr). mehr nutzen kann, spielt im Oktober in einer ca. 700 qm großen Halle im alten Postamt An der Weide. Zuvor gilt es für alle Die Wiedereröffnung des Theaters am Leibnizplatz ist für Dezember 2012 geplant. Bis Mitwirkenden, kräftig anzupacken, denn dahin spielt die Company an verschiedenen die provisorische Spielstätte muss mitOrten in Bremen, vor allem im Concordia. samt Bühne, Technik, Zuschauertribüne

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KOlUMnE Da capo!

Da capo! Erinnerungen des foyer-Kritikers Simon Neubauer

Staatsoper Hamburg: Götterdämmerung; Fotos: Monika Rittershaus

leben ohne „rIng“ a

somit auch Einsichten verlangten die nächsten „Ring“-Schmiede von Alfred Kirchner, Jürgen Flimm und Tankred Dorst. DazwiImmer die gleichen Abwehrgründe: zu auf- schen lagen Besuche der Produktionen in Hamburg (1971, Rennert), Berlin (1985, wendig, zu teuer, zu zeitraubend, andeGötz Friedrich), Hannover (1993, Lehmann), re wichtige Werke verdrängend. Und so blickten die Bremer Wagnerfreunde – und nochmals Hamburg (1993, vom damaligen Bremer Schauspieldirektor Günter Krämer) nicht nur sie – neidvoll auf kleinere Bühnen wie Oldenburg, Lübeck, Münster oder und Köln (2007, Robert Carsen). Darmstadt, falls sie nicht das Geld oder Unvergessliche Eindrücke blieben nicht das Kartenglück hatten, um auf den Grünen Hügel Bayreuths pilgern zu können. Es aus. Nur zwei sollen besonders erwähnt werden: Die Todverkündigung der Walküwar zwar nicht immer ein Vergnügen, bei re im zunächst vielfach bekämpften Chéfränkischer Sommerhitze auf harten Sitzen im prall gefüllten Theater den Schmie- reau-Ring, als Brünnhilde Gwyneth Jones dearbeiten am „Ring“ zu folgen. Doch wie weiße, sich zum Totenhemd verdichtende Dieses Signal stieß in Bremen bis zum Binden um den nackten Oberkörper Siegheutigen Tag auf taube Ohren. Gut, die In- bei jedem großen, vielschichtigen Werk munds (Peter Hoffmann) wickelte. Zum lohnte sich jede Begegnung, jede Auseintendantenzeit des Hübner-Nachfolgers PeAndern der Feuerzauber in Flimms „Walandersetzung. ter Stoltzenberg war für eine Neuauflage küre“: Wotan (Alan Titus) hatte Loge bedes Mammutwerkes noch längst nicht wieder reif, aber ein Jahrzehnt später hät- Auf dem Hügel begannen sie für mich mit auftragt, einen glutenden Ring um die zum ewigen Schlaf niedergelegte Brünnhilde zu den Deutungen von Wieland Wagner und te Arno Wüstenhöfer schon einen Geentfachen. Loge hieß in diesem Falle Mandenen seines Bruders Wolfgang, ehe Chédanken an die Tetralogie verschwenden reaus berühmter „Jahrhundert-Rings“ we- fred Voss; der Bremer, als kreativer Lichtdekönnen, zumal mit dem Dirigenten Pesentlich veränderte Sichtweisen erforderte, signer jahrzehntelang im Festspielhaus täter Schneider und dem Opernchef Peter tig, entzündete ein wahrhaft zauberisches, ähnlich wie dann die Neuinszenierungen Brenner entdeckungsfreudige Interprevon Harry Kupfer oder Peter Hall; der eng- flammendes Leuchten, das sich über die ten parat standen. Tobias Richters Singanze Erde auszubreiten schien. nen schweifte auch nicht in Richtung Wal- lische Regisseur und Dirigent Georg Solti hall, auch dann nicht, als er von der Weser verließ allerdings fluchtartig das Gelände, Natürlich standen stets auch erstklassige weil die Produktion nicht den erwarteten an den Rhein gezogen war (inzwischen Beifall fand. Peter Schneider und der Regie- Dirigenten bereit, um Wagners Wonne und leitet er die Oper in Genf). Ja, und dann Wucht wirkungsvoll zu entfalten: Boulez hielt Klaus Pierwoß das Ruder in kräftiger assistent sprangen mit großem Erfolg ein. zum Beispiel, Keilberth, Barenboim, LeImmer wieder veränderte Ansichten und Hand, war aber trotz aller Bitten nicht bem 10. Mai 1964 gegen 22.40 Uhr hatte die Brünnhilde der Gerda Lammers letztmals auf der Bühne am Goetheplatz den Katafalk mit Siegfrieds Leichnam entzündet und war eben dabei, sich selbst auszulöschen. „Die Götterdämmerung“ hatte ihren zutiefst verstörenden Höhepunkt erklommen: eine kriminell verseuchte, machtgierige, brutal demütigende, weil der Liebe entsagende Welt brach zusammen. Aber die letzten Akkorde des über 15stündigen „Ring des Nibelungen“ signalisierten die Möglichkeiten eines Neubeginns.

reit, sich vom Glanz des „Rheingold“ verführen zu lassen.


kolumne Da capo!

vine, Adam Fischer bis hin zu Christian Thielemann, der dem bislang letzten, von Tankred Dorst verantwortlichen „Ring“ absolute Weltklasse sicherte. Den vermutlich ersten und einzigen Bremer Nachkriegs-„Ring“ hatte Intendant Albert Lippert inszeniert, feinsinnig-zurückhaltend nach hanseatischer Art. Aber Aufsehen erregte die szenische Gestaltung: zwar deutlich vom entrümpelten Neu-Bayreuth beeinflusst, doch von eigengeprägter Größe der Architektur, die Günther Schneider-Siemssen entworfen hatte. Er startete nach seiner Bremer Zeit eine internationale Karriere unter anderem an der Wiener Staatsoper.

im Ensemble und natürlich auch im „Ring“, Caspar Bröcheler, der stimmkräftige Wotan und Wanderer. Seine Partnerin im Leben und oft auch auf der Bühne, Lieselotte Thomamüller, die als Brünnhilde mit Helene Werth und Gerda Lammes alternierte. Hanna Kistner (Sieglinde) Theodor Schlott (Hunding und Hagen), Fritz Grumann (Siegmund und Siegfried), Georg Koch (Mime) und Lore Paul (Waldvogel), allesamt viel gefeierte Stützen des Hauses, waren in anderen wichtigen Partien zu hören.

Nicht mehr viele Bremer vermögen sich noch an den in den 60ger Jahren verglühenden „Ring“ zu erinnern. Und die Jüngeren wissen wenig oder gar nichts von Richard Wagners Opus Summum, weshalb es in einer Stadt, die sich gern auch Die Besetzung der Tetralogie rekrutierte als „Musikstadt“ titulieren lässt, unbesich damals fast ausschließlich aus eigenen Kräften des Bremer Theaters. Dominant dingt dringend geboten wäre, das Mam-

Wir haben den Bären gezähmt. Mit dem Bremen IndividualDepot.

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mutwerk endlich zu stemmen. Die Hausherren Börgerding und Poschner sind aufgefordert, baldmöglichst eine Entscheidung zu treffen. Dann wäre es vielleicht möglich, bis 2015, also rund 50 Jahre nach dem Verlöschen des Weltuntergang-Feuers in der Hansestadt, stolz einen neuen „Ring des Nibelungen“ zu präsentieren. Es wäre möglich, man muss es nur wollen!!! Bis dahin müssen die Bremer WagnerFreunde, sofern es sie nicht mehr ohne „Ring“ aushalten, in die Nachbarstädte fahren. Die Staatsoper Hamburg hat eine etwas kleinbürgerlich geratene, doch sehr gut besetzte Produktion des umstrittenen Regisseurs Claus Guth im Programm, die Staatsoper Hannover präsentiert einen „Ring“, den Barrie Kosky sehr heutig und stilistisch schwankend, doch überaus spannend, inszeniert hat.

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thEatER in nORDEn Opernpremieren

Opernpremieren Idomeneo an norddeutschen Theatern

Staatsoper Hannover „Götterdämmerung“

Siegfried und die Revue-Rheintöchter sowie Bühnenbildideen aus den drei ersten Opern wieder. Allerdings scheint Kosky zu verliebt in bestimmte Ideen gewesen zu s war eine ereignisreiche Saison für sein, woraus Überinszenierungen resulWagner-Liebhaber, und zugleich ein tierten. Dennoch gelangen ihm dank der Vorgeschmack auf 2013, dem an Verpeniblen Personenregie immer wieder eranstaltungen besonders reichen 200. Geschütternde Momente. Stärker als in den burtsjahr des Komponisten. Neben der „Glocke“ mit dem konzertanten „Tristan“ ersten „Ring“-Teilen setzt er Bilder und Geund Oldenburg mit der „Walküre“ tragen danken nebeneinander und betont damit die Opernhäuser in Lübeck, Hamburg und die Brüche statt die komplexen Vorgänge einem übergeordneten Konzept unterzuHannover jeweils mit der Vollendung des „Ring des Nibelungen“ zur Wagner-Bilanz ordnen. bei. Den Schlusspunkt setzte die StaatsOptisch dominieren in dieser „Götterdämoper Hannover mit der „Götterdämmemerung“ Kartons, in die Besitz verpackt rung“. wird (sogar der tote Siegfried). Spektakulär setzt Kosky diese Idee im zweiten Akt Freilich konnte man in Hannover nicht ganz so stolz sein wie ursprünglich erhofft, um, in dem Hagen nach gelungener Intrige seine kahlköpfigen Mannen in einen überweil Regisseur Barrie Kosky nur wenige Monate zuvor die „Götterdämmerung“ als dimensionalen, schrankartigen Karton verschließt. Geprägt wird diese zentrale Einzelstück in Essen inszeniert hatte und diese Produktion nur mit wenigen, für das Stunde vom herausragenden Albert Pesendorfer, der als Hagen über eine gefährliche Publikum kaum wahrnehmbaren Änderungen „neu“ in Hannover erarbeitete; im Ruhe sowie über einen volltönenden Bass verfügt – vielleicht der Höhepunkt des geTeam wiederum Klaus Grünberg (Bühne) samten hannoverschen „Rings“. und Klaus Bruns (Kostüme).

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Im Schlussabend der „Ring“-Tetralogie be- Ähnlich souverän, wenn auch nicht imgegnen uns gute Bekannte wie Superman- mer kultiviert und schön: Robert Künzli als


thEatER in nORDEn Opernpremieren

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präsenter, die lächerlichen Seiten des Anti-Helden typgerecht ausformender Siegfried. Trotz gewohnter Spielfreude und Intensität war Brigitte Hahn (Brünnhilde) diesmal kein gleichwertiges Gegenüber, denn ihr Sopran klang belegter und unfokussierter als sonst. Aus dem übrigen Ensemble gefiel vor allem Monika Walerowicz (Waltraute) mit starker Erzählkraft. Trotz kleinerer Einschränkungen beglückte das sehr gut spielende Staatsorchester mit der vollen Kraft des schweren Blechs bei zugleich sauberer Intonationen. Mit dieser Einstudierung wird man GMD Wolfgang Bozic, der nach fünf Jahren seine letzte Premiere geleitet hat, bestens in Erinnerung behalten. Nachfolgerin Karen Kamensek wird das Potenzial des Orchesters und vor allem des Chores aber noch steigern können. Markus Wilks

Staatsoper Hannover: Götterdämmerung; Fotos: Thomas M. Jauk

Die Wiederaufnahme ist leider erst für den 26. Mai 2012 vorgesehen.

Heiter bis leidenschaftlich!

Allen Zuschauern der Operette „Der Vetter aus Dingsda“ wünschen wir einen unterhaltsamen Abend mit vielen schwungvollen Momenten. | > | Verantwortung für ein modernes Leben www.swb-gruppe.de


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KOlUMnE Nachgedacht

Nachgedacht: Text: Stephan Cartier

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schmerzlIche erKenntnIsse D

ie meisten Männer sind wehleidig. Der Autor dieser Zeilen bildet selbstverständlich eine Ausnahme. Aber die meisten anderen…, wie gesagt. Dieser Vorwurf wird zumindest von Frauen erhoben, die mit den zurückhaltenden Äußerungen von Männern über Ausmaß und Ursache ihrer Schmerzen bei Krankheit oder Verletzung schlecht umgehen können. Wer nur schaut oder ein wenig wimmert, statt sich ausgiebig über sein Leiden zu äußern, wird schnell als Mittleids-Weichei denunziert. Frauen dagegen pflegen ausführliche Diskurse über die Signale ihres Körpers. Wer dies für ein böses Klischee hält, schaue Werbefernsehen und lasse sich alle anderthalb Minuten ausführlich von Damen jeden Alters über das Unglück eines aufgeblähten Gefühls im Bauchbereich aufklären – und dessen Linderung durch die Einnahme probiotischen Joghurts.

nem Inneren abspielt, dafür gibt es keine verlässliche und allgemein gültige Referenz außerhalb seines Körpers, auf die er sich beziehen könnte, um jemandem sein Leiden zu beschreiben. Was ein Auto ist, darüber lässt sich schnell eine Einigung erzielen. Man zeigt auf das Vehikel, sagt „Auto“, und jeder weiß, was gemeint ist. Frauen ebenso wie Männer. Aber wie ließen sich die organischen Auswirkungen einer Gastroenterits genau vermitteln? (Und wer wollte auch schon genau wissen, wie man sich bei Brechdurchfall fühlt?) Oder wie wäre das schmerzende Gefühl zu beschreiben, das sich am Knöchel einstellt, wenn einen der Freund beim Feierabendfußball mit einer Blutgrätsche von den Beinen geholt hat? Nach Wittgensteins Überzeugung kann es nur die Mitteilung über den Umweg unscharfer, dafür aber allgemein akzeptierter Worte und Sprachbilder wie aufgeblähter Bäuche geben. Und da schweigt der Mann eben lieber.

Der französische Psychoanalytiker Jacques Lacan hat sich sechs Jahre nach den „Philosophischen Untersuchungen“ Wittgensteins in seinem berühmten „Seminar“ darüber Gedanken gemacht, wie man von diesen internen Wegen des eigenen Denkens selbst erfahren kann: „Wir kennen sie nur, weil wir von dem sprechen, was in uns abläuft, weil wir davon sprechen in Begriffen, die unvermeidlich sind, von denen wir jedoch wissen, wie unwürdig leer, vergeblich sie sind.“ Man trifft eben immer auf Bekanntes bei der Kommunikation mit sich selbst. Ernste Sorgen um die Einheit der eigenen Psyche müsste man sich wohl erst dann machen, wenn man sich einen Witz erzählt und lauthals lacht – weil man ihn tatsächlich noch nicht kannte.

So rät Lacan seinen Studenten, sich dem Schicksal der allgegenwärtigen Wortkonventionen zu ergeben: „Von dem Augenblick an, in dem wir von unserem Willen oder unserem Verstehen als von unterDoch wenn mir schon versagt bleibt, anDabei steckt hinter der männlichen schiedlichen Fähigkeiten sprechen, sind deren wirklich mitzuteilen, was ich wirkSchwierigkeit zu sagen, wo einem etwas wir tatsächlich in der Lage, etwas von jelich fühle – woher soll ich es selbst wisweh tut, ein eminentes Problem, auf das nem Geschwätz zu artikulieren, mittels sen und mir als erster Person sagen? Man nicht ganz zufällig der stets leidend wirdessen wir uns für uns rechtfertigen, für muss nicht schizophren sein, um auf diekende Philosoph Ludwig Wittgenstein in se Schwierigkeiten der Selbsterkenntnis zu uns rationalisieren...“ den 1953 postum erschienenen „Philosostoßen. Denn die westliche Vorstellung von phischen Untersuchungen“ aufmerksam Worüber man eigentlich nicht sprechen machte: Kann man über innere Wahrneh- Selbsterkenntnis wird davon beherrscht, mungen wie Schmerzen mit anderen Men- dass ich mein ICH wie einen Außenstehen- kann, darüber muss man also umso mehr den betrachte, um mir über SEINEN – also schwätzen. Was bleibt einem sonst übrig, schen missverständnisfrei reden? meinen – Gemütszustand klar zu werden. um überhaupt irgendwie verstanden zu werden? Vielleicht sind Frauen eben doch Nein, so Wittgensteins Antwort! Denn wie Woher käme sonst die liebe Gewohnheit die besseren Kranken. des Selbstgesprächs? jemand das wahrnimmt, was sich in sei-


Die

Kollektionen sind eingetroffen! www.waterfront-bremen.de

Foto: Š argo74 - Fotolia.com

Herbst-

‌und viele mehr.


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MEnSChEn iM FOYER

Verleihung des 3. Bremer Stadtmusikantenpreises im Goethetheater Fotos: Jörg Landsberg

Wir geben Ihrer Einrichtung so viel freiraum wie Sie mögen!

Zum Beispiel mit »Windy« von

Vadim Glowna und Harpe Kerkeling (Preisträger)

HOCHWERTIGE MÖBEL VON EXKLUSIVEN HERSTELLERN – PLANUNG, BERATUNG UND KONZEPTION – SPANNENDE EINRICHTUNGSIDEEN – I N N E N A R C H I T E K T U R – R AU M AUSSTATTERMEISTER – E IGE NE S N Ä H AT E L I E R U N D P O L S T E R E I

Bruno Bruni, Norbert Schmelzle, Vadim Glowna

Fritz Rößler, Prof. Dr. Dr. h.c. Gerold Wefer (Preisträger), Prof. Dr. Annette Schavan (Bundesministerin für Bildung und Forschung)

Martin Reckweg, Barbara Schöneberger, Harpe Kerkeling , Dr. Helge Matthiesen

Christiane und Frank Rudolph & Team Böcklerallee 15 | 27721 Ritterhude Gewerbepark | Telefon: 0 42 92 - 81 44 0 www.freiraumeinrichtungen.de

Bürgermeister Jens Böhrnsen mit den Preisträgern des Blaumeier-Ateliers

Cordula Fritz-Karsten, Bert Coumans, Astrid Kunert, Can Tufan (Bremer Opernchor)


MUSiK Musikfest Bremen

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bach-papst aUs fernost Musikfest-Preis Bremen für den Dirigenten und Organisten Masaaki Suzuki Fotos: fotoetage, Bremen

Prof. Thomas Albert, Masaaki Suzuki, Sophie Pacini

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r brillierte mit seinem „Bach Collegium Japan“ während der „Großen Nachtmusik“ bei drei Auftritten im Bremer St. Petri-Dom und wurde zwei Tage später mit Bachs „Matthäuspassion“ in Stade ebenso gefeiert wie 24 Stunden darauf als Virtuose an der Arp-SchnitgerOrgel in Ganderkesee: Masaaki Suzuki gehörte zweifellos zu den herausragenden Interpreten des 22. Musikfestes Bremen.

John Eliot Gardiner, Jessye Norman oder Nikolaus Harnoncourt – um nur einige Namen zu nennen – mit dem MusikfestPreis Bremen geehrt wurde. Am 3. September konnte Suzuki die Auszeichnung im Rahmen einer festlichen Veranstaltung in der Oberen Rathaushalle aus den Händen von Stefan Burghardt, Vorsitzender der Geschäftsleitung Bremen der Commerzbank AG, entgegen nehmen.

Kein Wunder also, dass der japanische Dirigent, Organist und Cembalist nach Sir

Fortsetzung Seite 28

Inhaberin: Hildegard Christiansen Fon/Fax 0421 - 25 57 35 Oberneulander Heerstraße 26 - 28 28355 Bremen Mo. - Fr. 10.00 - 18.30 Uhr Sa. 10.00 - 13.30 Uhr


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MUSIK Musikfest Bremen

Dr. Jürgen Menzel, Carmen Emigholz

Stefan Burghardt, Masaaki Suzuki

Silke Satthoff, Jörg Ehntholt, Karl-Josef Kroetz, Frau Kroetz Frau Ley, Frau Martens, Herr Hänsch, Frau Hänsch, Herr Schimpf, Frau Hülscher Frau Engelhard, Herr Hasenpusch, Herr Engelhard

Frau Peitgen, Prof. Dr. Heinz-Otto Peitgen, Mathias Pfeifer, Frau Pfeifer

Es sei „ein ganz besonderer Moment“ für ihn, bekannte der gut Deutsch sprechende Künstler während der Preisverleihung, die in Anwesenheit von Kultur-Staatsrätin Carmen Emigholz und zahlreicher Ehrengäste stattfand. Er fühle sich dem Musikfest Bremen und dessen Arp-Schnitger-Festival intensiv verbunden, denn: „Seit meiner Studienzeit sind die großartigen Orgeln im Nordwesten Deutschlands für mich der Mittelpunkt der musikalischen Welt.“ Seit 1998 würdigt das Festival mit ihrem Preis bedeutende Solisten, Ensembles, Orchester und Dirigenten, die durch ihr herausragendes künstlerisches Wirken in der

Dr. Norbert Czech, Christiane Czech, Erik Rossbander, Heike Neugebauer, Thomas Müller, Elisabeth Müller, Britt Fricke, Tina Dose, Kai Peter Fricke, Ingrid Dose

internationalen Musikwelt eigenständige Akzente gesetzt und die programmatische Ausrichtung des Festivals maßgeblich bereichert haben. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert und wird von der Commerzbank-Stiftung ausgestattet. Suzuki, der „Bach-Papst aus dem Fernen Osten“ (Nordwestzeitung), hatte die Jury durch Bach-Interpretationen voller „Stilsicherheit, Frische und Dynamik“ überzeugt. Der angegliederte „Förderpreis Deutschlandfunk“ ging an die junge Pianistin Sophie Pacini. Er ermöglicht der Preisträgerin Studioproduktionen beim Deutschlandfunk in Köln und beinhaltet

zudem ein Konzert-Engagement beim Musikfest Bremen 2012. Masaaki Suzuki, 1954 im japanischen Kobe als Spross einer der wenigen protestantischen Familien in Japan geboren, studierte Komposition und Orgel an der Nationalen Universität für Kunst und Musik in Tokio. Später ging er nach Amsterdam, wo Ton Koopman und Piet Kee seine Lehrmeister waren. Seit 1990 ist er künstlerischer Leiter und Dirigent des Bach Collegium Japan, das mit der Einspielung aller Bach-Kantanten zu Weltruhm gelangte. „Die Meistersinger aus Tokyo“ (so „Die Zeit“) haben mittlerweile 46 CD’s aufgenommen.


Leidenschaft beginnt … wenn Energie auf Inspiration trifft

Wenn es zu Höchstleistungen kommt, dann hat das viele Gründe. Aber die richtige Energie gehört immer mit dazu. EWE unterstützt Kunst und Kultur in der Region. Mit Leidenschaft und mit aller Energie. Wir wünschen den Zuhörern und Musikern viel Spaß beim Musikfest Bremen vom 27.08. bis 17.09.2011.

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musik Weser-Renaissance

Manfred Cordes entwarf neue Konzertreihe der „Weser-Renaissance“ Text: Simon Neubauer

Kathedrale in Krakau

Kreuzfahrt ins Barock V

on der Weser an die Weichsel: Mit seiner Stammtruppe „WeserRenaissance“ und einigen polnischen Gästen startet Manfred Cordes in der kommenden Saison eine aufregende „Flusskreuzfahrt“ unter dem Titel: „Entlang der Weichsel – Barockmusik aus Polen“. Aufregend und dringend schon deshalb, weil man nach jahrzehntelanger Abschottung, zuletzt noch versperrt durch den Eisernen Vorhang, auf eine Entdeckungsreise gehen kann, die mit ihren vier herausragenden Stationen sicher hörenswerte Erlebnisse parat hat.

keimten dazwischen Dezennien künstlerischer Hochblüte, zum Beispiel damals, als der von 1567 bis 1632 regierende erste Wasa-König Sigismund III. die Geschichte des Landes übernahm und den Grundstock bereitete, den seine Nachfolger Ladislaus IV. und Johann Casimir II. weiter bepf lanzten. Aber ach, nachdem Königin Christine 1654 auf den schwedischen Thron verzichtet hatte, brach der Krieg gegen den skandinavischen Nachbarstaat aus, der große Zerstörungen hinterließ.

Und gerade diese Zerstörungen machen es bis zum heutigen Tage schwer, Zeugnisse ausfindig zu machen, insbesondere über das musikalische Repertoire am alten Königshof, der Wawel in Krakau, und dem neuen Königssitz (ab 1609) in Warschau. Freilich, Schwierigkeiten sind für Manfred Zugegeben – man weiß relativ wenig oder Cordes, der bekanntlich neben administragar nichts über das dortige kulturelle, vor tiven Aufgaben als Rektor der Hochschule allem das musikalische Leben während für Künste und der Professur für Musikdes späten 16. bis zum frühen 18. Jahrtheorie, Kontrapunkt und Ensemble an der hundert in einem Land, das immer wieder Bremer HfK nicht nur ein unermüdlicher Teilungen und andere Zerreißproben Forscher ist, sondern – und das ist besonverkraften musste. In Wahrheit jedoch ders wertvoll – die gewonnenen Erkennt-

nisse zur Aufführungsreife bearbeitet und auch noch selbst interpretiert. Also reiste Manfred Cordes mehrmals zu Studien- und Konzertaufenthalten nach Polen, besuchte Bibliotheken, sichtete und bewertete Quellen insbesondere in Krakau, nahm Kontakte zu polnischen Musikwissenschaftlern auf und entdeckte bei uns so unbekannte Komponisten wie Marcin Mielczewski, Bartlomiej Pekiel, Adam Jarzebski oder Mikolaj Zielenski, die unter anderem ein fesselndes traditionelles Repertoire schufen, andererseits auch italienische Musiker zuließen, um einen internationalen Standard zu erreichen. Daran waren natürlich auch die Herrschenden schon aus Repräsentationsgründen interessiert. Das hohe Niveau spiegelt sich in der eigenständigen Ausrichtung etwa der niederländischen Vokalpolyphonie und in der nach italienischen Vorbildern zusammengesetzten Musikkapellen wieder. Dazu kommt noch die bis zum heutigen Tag sehr ausgeprägte Frömmigkeit des polnischen Volkes, in der der Muttergottes-Kult (man denke nur an die Wallfahrten nach Tschenstochau) besonderes Gewicht hat, weshalb in diesem Bereich zahlreiche emotional-expressive Kompositionen ein Ventil fanden.


musik Weser-Renaissance

Erste Station dieser „Flusskreuzfahrt“ ist Krakau, berühmt nicht zuletzt durch die Pracht der Kathedrale und das Nationalheiligtum Wawel-Burg. Und wie es sich für eine religiös thematisierte Konzertreise gehört, beginnt sie mit vielstimmigen Gotteslob („Jubilate Deo“, 27. Oktober, Kirche St. Ansgarii). Den folgenden Gang von der Kirche zur Burg krönt eine von innigen Melodien getragene „Marienverehrung am Königshof“ (19. Januar 2012, Unser Lieben Frauen Kirche). Danach nimmt der Weser-Renaissance-Tross flussabwärts Kurs auf Warschau. Dorthin hatten die Herrschenden italienische Kapellmeister gerufen, nicht zuletzt um bei repräsentativen Anlässen mit neuer Musik aufzuwarten („Concerti Vocali“, 8. März, Kirche St. Ansgarii). Schließlich – uns nicht mehr gar so fremd – endet die Konzertreise in der Hansestadt Danzig, wo die riesige, nach den Zerstörungen des letzten Krieges im alten Glanz renovierte Marienkirche den Rahmen bildet für Psalmen, Motetten und Konzerte („Danziger Kirchenmusik“, 19. April, Kulturkirche St. Stephani). Die dort wirkenden Musiker hatten meist in Italien oder in Amsterdam, Prag oder Berlin studiert, verbreiteten also ein musikalisches Fluidum, das Internationalität signalisiert, ein etwa seit Jahrhunderten unterschwelliges oder unmittelbares Gemeinsames, eine Zusammengehörigkeit europäischer Kulturländer, die zu erhalten auch dieser Konzertzyklus bekräftigen wird.

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MUSiK Konzerttipps

KonzerttIpps

© Stefan Malzkorn

Lästerliches

Violine allein

Gute Bekannte

(che) Die großen alten Satiriker mögen und schätzen den immer noch jungen Chansonnier Tim Fischer (Foto) offenbar ganz besonders. Erst nahm ihn das boshafte Lästermaul Georg Kreisler unter seine Fittiche und schwärmte geradezu von Fischers Adaptionen seiner bösen Lieder. Der 89-jährige Kreisler, der unlängst seinen Abschied von der Bühne nahm, verweist nun darauf, man könne sich seine Werke schließlich von Tim Fischer vorsingen lassen.

(UM) Alleine mit einer Violine einen kompletten Kammermusikabend zu gestalten, ist wohl nur in der Verbindung von großem Wagemut und einer außergewöhnlichen Musik möglich. Die außergewöhnliche Musik stammt (natürlich) von Johann Sebastian Bach. Um seinen musikalischen Kosmos zu entfalten, brauchte er nicht mehr als vier Saiten auf einem Holz-Corpus. Seine Partiten und Sonaten sind die unübertroffenen Gipfelwerke der Sololiteratur für Streicher. Wer ihnen gerecht werden will, muss innen schauen können, muss erhaben sein über Äußerliches und auch über die enormen technischen Anforderungen.

(ps) „Wiener Klassik“ lautet der Titel einer Konzertreihe, die Heribert Beissel (Foto) und seine Klassische Philharmonie Bonn seit Jahren immer wieder in die Bremer „Glocke“ führt. Diese Tradition wird auch in der bevorstehenden Saison nicht gebrochen: Gleich fünfmal sind der Chefdirigent und das 1959 von ihm gegründete Ensemble an der Domsheide zu Gast.

Bemerkenswert dabei ist neben dem Anspruch des Orchesters, Konzerte auf Jetzt hat ein weiterer alter Herr, allerdings höchstem Niveau zu geben, die mit Nachdruck betriebene Nachwuchsförderung. So „erst“ 86 Jahre alt, so viel Gefallen an der Interpretationskunst des gebürtigen Delbegleitet die aus dem Chur Cölnischen Ormenhorsters gefunden, dass er ihm gleich ein chester Bonn hervorgegangene Formation ganzes Programm auf den Leib geschrieben Isabelle Faust (Foto) scheint geradezu prä- am 15. Oktober den gerade einmal 22-jährihat. Es ist Gerhard Woyda, in Kabarettkreisen destiniert dazu. Den Aufbau ihrer Karriere gen Italiener Federico Colli bei Beethovens bestens als Gründer und langjähriger Leiter betrieb sie mit Ruhe und Beständigkeit. Als Klavierkonzert Nr. 5 op. 73. Zweifellos eine des Stuttgarter Renitenztheaters bekannt. erste Deutsche gewann sie 1993 den Paga- pianistische Herausforderung, doch Colli nini-Wettbewerb. Dass dies in Deutschland kommt mit einer nachdrücklichen EmpfehWoyda, der sich auch als Autor und Pianist zunächst kaum wahrgenommen wurde, lung nach Bremen: Im Februar dieses Jahres einen Namen machte, verfasste für Tim Fi- störte sie wenig. Ihre Kräfte schöpft sie belegte er beim 10. Internationalen Mozartscher, den er einst mit seinem ersten Chan- allein aus der Musik. Inzwischen häufen wettbewerb Salzburg den ersten Platz. sonprogramm „Zarah ohne Kleid“ auch sich die Preise und Auszeichnungen dieser ans Renitenztheater holte, das Programm außergewöhnlichen Künstlerin, auch für Auf dem Programm der nachfolgenden vier „Satiriker sind keine Lyriker“. Ob diese die Einspielung sämtlicher Solo-Sonaten Konzerte stehen neben den großen Namen Behauptung wahr ist, wird sich erweisen. und -Partiten, die sie letztes Jahr vorlegte. der Wiener Klassik unter anderem Nicolais Tim Fischer ist mit diesem Programm im Auf ihrer „Dornröschen“-Stradivari ist sie Ouvertüre zu „Die lustigen Weiber von Bremer Sendesaal zu erleben, wo er in den nun im Rahmen des 2. Philharmonischen Windsor“ oder Schumanns „Rheinische Tagen zuvor schon die Chansons für eine Kammerkonzertes live mit den Sonaten Symphonie“. CD aufnehmen wird. und Partiten BWV 1004-1006 zu hören. 15. Oktober, 5. November, 14. Januar, 11. 8. Oktober, 20 Uhr, Sendesaal Bremen 12. Oktober, 20 Uhr, Glocke Februar, 24. März; jew. 20 Uhr, Glocke


MUSiK Konzerttipps

Glocke-Stammgäste

Jubiläumsspielzeit

(ps) Das 1995 gegründete Ensemble „musica viva“ unter der Leitung von Nicolas Hrudnik (Foto) zählt zu den Stammgästen in der Bremer „Glocke“. In der laufenden Spielzeit hat sich das Orchester sieben große Projekte mit insgesamt 20 Konzerten im Großen Saal vorgenommen. Sehr zur Freude seines dankbaren Publikums, zu dem mittlerweile über 3000 Abonnementen gehören. Schon deshalb finden pro Veranstaltungstag stets zwei Konzerte statt, nämlich um 15.30 sowie um 19.30 Uhr.

(ps) Vor 60 Jahren machten Weltklasse-Pianisten wie Monique Haas, Shura Cherkassy oder Alfred Cortot den Anfang. Sie begründeten in der Spielzeit 1951/52 die Tradition der „Meisterkonzerte“ in der Glocke, die der legendäre Walter Gieseking mit einem Auftritt am 8. November 1951 einleitete. Über 40 Jahre zeichnete das Unternehmen Praeger & Meier für Qualität und Erfolg der Serie verantwortlich. Nun führt die Konzertdirektion Dr. Rudolf Goette, die seit fast acht Jahrzehnten klassische Konzerte in Norddeutschland veranstaltet, dieses Erbe fort.

Da verwundert es kaum, dass zu den „musica viva“-Auftritten mittlerweile Solisten aller namhaften deutschen Opernhäuser anreisen. Anna Maria Kaufmann konnte bereits ebenso begrüßt werden wie Iris Kupke, Rachel Tovey oder Klaus Florian Vogt, der in diesem Jahr als „Lohengrin“ in Bayreuth Triumphe feierte. Schließlich handelt es sich bei „musica viva“ mit rund 27.000 Besuchern pro Jahr um einen der größten Bremer Konzertveranstalter. Das nächste Doppelkonzert ist für den 30. Oktober vorgesehen und ganz dem Orchester gewidmet. Ein Solist ist dennoch dabei, nämlich der in Varna/Bulgarien geborene Pianist Stanislav Boianov. Auf dem Programm mit dem Titel „Der Ton macht die Musik“ stehen Ouvertüren, Konzertsätze und Ballettmusiken. 30. Oktober, 15.30 und 19.30 Uhr, Glocke

Seit 1972 bestreitet das NDR-Sinfonieorchester einen Teil des Programms der Meisterkonzerte. In der Jubiläumsspielzeit tritt das Ensemble mit herausragenden Musikern wie Christoph Eschenbach, Christian Tetzlaff oder Yuja Wang auf. Außerdem sind der Ausnahmepianist Grigory Sokolov, der bereits 1975 sein Meisterkonzert-Debüt feierte, und sein junger deutscher Kollege Martin Stadtfeld zu hören. Den Auftakt macht ein Konzert des NDRSinfonieorchesters mit seinem neuen Chefdirigenten Thomas Hengelbrock (Foto) und Lisa Batiashvili (Violine). Auf dem Programm stehen die Sinfonie Nr. 70 von Joseph Haydn, das 2. Violinkonzert von Prokofieff und die Vierte von Johannes Brahms. 3. November, 20 Uhr, Glocke

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musik Bremer Philharmoniker

Treffpunkt „5nachsechs“ Nach der Arbeit mal kurz ins Konzert: Die neue Saison der Bremer Philharmoniker Text: Stephan Cartier

Markus Poschner by Steffen Jänicke

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ie Ferien sind schon lange vorbei und zu arbeiten hatten die Bremer Philharmoniker auch bereits genug – etwa beim Musikfest Bremen. Nun beginnt die Abo-Saison. Zum Auftakt sprach Stephan Cartier mit dem Intendanten des Orchesters, Christian KötterLixfeld.

Mischa Maisky by Mat Hennek / DG

“zu viel” sind. Daneben interessiert uns natürlich sehr der spontane Besucher aus der Innenstadt während des Einkaufs in der Die neue Reihe „5nachsechs“ könnte Pu- Stadt, Tagesgäste, Konzertneulinge, die risten auf den Plan rufen: Zu kulinarisch, ernst genommen werden wollen, aber keine “pädagogische Anleitung” wollen und die zu wenig ambitioniert, Klassik für Zwiein “normales” Konzert noch abschreckt schendurch – trifft Sie solche Kritik? sowie alle Neugierigen, die mal sehen wolBei den „5nachsechs“ Konzerten hanlen, was die Philharmoniker so alles auf die delt es sich ja gerade nicht um ein Klasfoyer: Die Bremer Philharmoniker sind sik-Häppchen-Format. Wir bieten ein voll- Bühne bringen. mit fast 90 Prozent Zuschauer-Auslawertiges Konzertprogramm und bedienen stung im vergangenen Jahr unter die damit ganz bewusst Zuhörer, die quasi auf Im krassen Gegensatz zum Leichten zehn besten Philharmonischen Orchester dem Nachhauseweg in der Glocke vorbeiund Kompakten bei „5nachsechs“ steht der Republik gestoßen – was steckt dadie Fortführung des Mahler-Projektes. gucken und sich nicht extra fein machen hinter? Glück, Können oder klassiksüch- müssen. Man sucht sich einen Platz, der Und auch Bruckners 4. Sinfonie ist ein tige Bremer? einem gefällt, entspannt und genießt, hört Schwerstgewicht. Heißt das ProgrammKötter-Lixfeld: Unser Bestreben war und aber sicher nicht weniger intensiv. Die be- Motto: Für jeden etwas? ist es immer, eine Philharmonie für Bresondere Mischung aus Musik, Gästen und Ja, aber nicht im Sinne von Schubladen men, eine Philharmonie für alle Bremewie „leicht“ oder „schwer“, E- oder U-Mukurzen Gesprächen bildet den Einstieg rinnen und Bremer zu sein. Dabei schöpsik, „lang“ oder „kurz“. Wenn eines in zum „Afterwork“ mit Freunden und Befen wir zum einen aus dem unglaublichen kannten. Dahinter stecken aber natürlich den letzten Jahren bei Projekten wie „TriErfahrungsschatz unserer 187-jährigen stan konzertant“, der Zusammenarbeit auch gesellschaftliche Tendenzen, die es Geschichte, zum anderen nutzen wir gewahrzunehmen gilt. Die Arbeitszeiten ver- mit der SWR-Bigband, dem Ensemble Sarnau dieses Feuer und diese Kraft, um die schieben sich eher nach hinten, die Fami- band und vielen anderen klar geworden Zukunft mit all ihren Anforderungen mei- lie und die Freizeit gewinnt eine größere ist, dann doch, das sowohl der Wagneriastern zu können. Damit sind neue Veranner als auch der Wagner-Anfänger am gleiBedeutung, eine größere Flexibilität wird staltungsformate ebenso gemeint wie eine uns allen generell eingefordert. 
 chen Abend auf ihre Kosten kommen. Der effektive Kundenbindung. Wir sind uns als Schlüssel zum Erfolg dabei ist, das verOriginal und unseren Ideen treu geblieben Wer sind die Adressaten dieser Reihe? meintlich Bekannte neu zu entdecken. Inund erfinden uns trotzdem immer wieder Das ist unterschiedlich. In erster Linie sind soweit ist es wirklich unsere Aufgabe, den neu. Zudem haben wir das große Glück, schweren Staub der Zeit von den Vorhänes Menschen, die sich nicht auf ein Abo dass wir mit Markus Poschner einen Gene- mit stehenden Terminen festlegen können gen zu pusten und die Werke wieder auf ralmusikdirektor haben, der das Potentidas zurückzubringen, wozu sie vom Komoder wollen und denen zwei Stunden Konal unseres Orchesters erkannt hat und voll zert nach einem harten Arbeitstag einfach ponisten erdacht worden sind. Ansonsten ausschöpft – wunderbar, dass er seinen Vertrag bei uns verlängert hat.


Musik Bremer Philharmoniker

Xavier de Maistre by Marco Borggreve

Bremer Philharmoniker

entwickeln wir uns nicht weiter und erstar- Violakonzert von Bartok, das er selbst nicht ren in Ehrfurcht. Der Konzertsaal als Mu- zu Ende bringen konnte, mit dem er aber in seum – so weit darf es nie kommen. puncto Spielfertigkeiten auf der Viola ein ganz neues Kapitel geschrieben hat. Es ist Zu einer Art Familientreffen wird diesmal Musik, mit der man sich auseinander setdas „phil intensiv“-Festival. Misha Maisky zen muss und dafür am Ende belohnt wird. erhielt bei der Gestaltung dreier Konzerte freie Auswahl von Ihnen. Ein Risiko? Kluge Programme sind nicht alles, man Eine carte blanche! Nicht mehr „Risiko“ braucht auch attraktive Interpreten. Wer als sonst bei den „phil intensiv“-Projekten. sind Ihre Lieblinge diesmal? Im Grunde wissen wir bei solchen GroßGanz spontan fällt mir da Michel Plasson projekten nie genau, wie es ausgeht, wenn ein. Mit seinem Wirken in Toulouse hat wir Neuland betreten. Aber dafür soll uner französische Kultur- und Orchestergeser Festival ja auch Raum und Platz bieschichte geschrieben, indem er diese Stadt ten. Nachdem wir einen Komponisten, ein zu einem der bedeutendsten KulturzenEnsemble und ein Werk im Fokus hatten, tren Frankreichs gemacht hat. Er wird die war es jetzt Zeit, an einen Künstler zu den- Bremer Philharmoniker im 10. Philharmoken. Und ich freue mich sehr, dass Mischa nischen Konzert dirigieren mit Xavier de Maisky mit Tochter und Sohn auf die Büh- Maistre als Solist im Konzert für Harfe und ne der Bremer Philharmoniker kommt. Er Orchester von Ginastera, Espana von Chawird dem Festival damit seinen ganz eige- brier sowie der 1. Symphonie von Chausson. nen Stempel aufdrücken. Ich bin gespannt! Doch ein einzelnes Programm zu entwickeln, mit den anderen abzustimmen, ein Dass es nicht immer nur lustig sein muss, stimmiges Gesamtwerk daraus zu machen, zeigt ein Konzert mit dem Titel „letzte braucht viel Zeit, teilweise viele, viele MoWorte“ – was ist da zu erwarten? nate. Wenn dann alles fertig ist, bin ich daEs geht dabei um Werke mit einer enormen rauf sehr stolz, denn jedes Programm hat Wirkung auf den Zuschauer, um musikaseine Besonderheiten, an denen man hängt. lische Vermächtnisse. Rachmaninow hielt Dies schließt auch Gastdirigenten und Sobeispielsweise seine symphonischen Tän- listen ein, die man ins Herz geschlossen hat. ze für sein bestes Orchesterwerk. Doch lei- Hier ist alles noch handgemacht und keine der wird dieses letzte Opus sehr selten ge- Katalogware. spielt, da es für das Orchester ein wirklich vertracktes Stück ist. Oder nehmen Sie das

jetzt geht´s los! Dienstag, 27.9. / Werke von Mahler Dienstag, 15.11. / Werke von Haydn Montag, 13.2. / Werke von Beethoven und Sibelius Mittwoch, 21.3. / Werke von Mahler und Beethoven Mittwoch, 6.6. / Werke von Mussorgski u.a. 18.05 Uhr / Glocke infos unter: www.5nachsechs.de

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KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Marinemuseum

Deutsches Marinemuseum bereitet Geschichte der deutschen Militärschifffahrt auf Text: Berit Böhme

Minenjagd und Miniboote M

öwen kreischen, es riecht nach Meer und weiter Ferne. Wilhelmshaven – keine Stadt ist so eng mit der Entwicklung der deutschen Marine verknüpft. Kein Wunder also, dass hier, an einem der wichtigsten Standorte der Bundesmarine, das Deutsche Marinemuseum angesiedelt worden ist. Auf dem Areal der ehemaligen kaiserlichen Werft schlägt das Haus unter dem Motto „Menschen, Zeiten, Schiffe“ den Bogen von Mitte des 19. Jahrhunderts bis hin zur Gegenwart. Die 1998 eröffnete Einrichtung verzeichnet pro Jahr mehr als 100.000 Besucher, getragen wird sie von einer Stiftung. Wer in die umfassende, multimedial eingebettete Sammlung eintauchen möchte, sollte Zeit mitbringen. Allein die Dauerausstellung umfasst drei „Epochenräume“. Der erste erzählt von „Marinen im Nationalstaat“, der mittlere beleuchtet das „Zeitalter der Weltkriege“ und der dritte widmet sich der „Marine im Bündnis 1945 bis heute“. Die Matrosenaufstände 1918

sind ebenso Thema wie die Nachrichtenverschlüsselung während des Zweiten Weltkriegs oder der Kalte Krieg. Zu sehen ist unter anderem das Mini-Unterseeboot „Seehund“. Die Miniboote konnten sich unbemerkt an große Schiffe heranpirschen, um sie mit Torpedos zu beschießen. Das 3.000 Quadratmeter große Freigelände des Marinemuseums bietet Zeit- und Technikgeschichte zum Anfassen. Hauptanziehungspunkt ist der „Lenkwaffenzerstörer Mölders“. Der 2003 nach 34 Jahren außer Dienst gestellte Zerstörer gilt als „Deutschlands größtes Museumskriegsschiff“. Dort taten einst über 330 Besatzungsmitglieder ihren Dienst. Wer an Bord geht, kann den 70.000 PS-starken Dampfturbinenantrieb unter die Lupe nehmen oder ein Gefühl für den Alltag eines Marinesoldaten bekommen. Das Minenjagdboot „Weilheim“ entstand in den 50-er Jahren auf der Bremer Werft Burmester und wurde 1995 ausgemustert.

Der Arbeitsplatz des Navigators wirkt so authentisch, als sei der Diensthabende nur mal eben vor die Tür gegangen. Das Unterseeboot U10 lief 1967 bei den Kieler Howaldtswerken vom Stapel. Wie nervenaufreibend der Dienst in der schmalen UBootröhre war, erleben die Gäste hautnah. Angst vor Enge sollten sie nicht haben. Wer mag, kann das Museum mit Hilfe einer zweistündigen Hörführung durchstreifen. Die Audios liefern Wissenswertes zu den zentralen Exponaten. Für Kinder und Jugendliche stehen Hörknochen mit altersgerecht auf bereiteten Fakten zur Verfügung. 2008 kaufte das Marinemuseum das ausgemusterte Seemannschaftsschulboot „Nordwind“ von der deutschen Marine. Der Zweimaster wird für Charterfahrten eingesetzt. Öffnungszeiten: April - Oktober tägl. 10 - 18 h, Nov. - März 10 - 17 h. Eintritt: Erw. 9,50 Euro, erm. 5 Euro. Telefon: 0 44 21 - 40 08 40.


KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Sinfoniekonzerte 37

Weltstars am Pult Besucherrekord Die 59. Spielzeit der Landesbühne Niedersachsen-Nord war die erfolgreichste seit 1987/88. In der Saison 2010/2011 konnte das in Wilhelmshaven angesiedelte Haus insgesamt 102.944 Besucher verbuchen. Intendant Gerhard Hess sieht in dem Rekordergebnis eine Bestätigung der „jahrelangen Arbeit mit einem Spielplan, in dem Uraufführungen und Wiederentdeckungen einen festen und wichtigen Platz haben.“

Wilhelmshavener Sinfoniekonzerte präsentieren renommierte Ensembles und Dirigenten Text: Peter Schulz

Kunstpreis ausgeschrieben

Neeme Järvi

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ie Klassikszene horchte auf und Kritiker nickten zustimmend, als Thomas Fey im Januar für den begehrtesten Musikpreis der Welt, den „Grammy Award“, nominiert wurde. Seine mit dem Mannheimer Mozartorchester eingespielte CD mit „Ouvertüren und Bühnenmusik“ von Antonio Salieri ging in der Kategorie „Best Orchestral Performance“ ins Rennen – eine Sensation und ein Zeichen besonderer Wertschätzung für die Arbeit des 50-jährigen Dirigenten, der es überhaupt nicht tragisch nahm, als am Ende eine Produktion des „Nashville Symphony Orchestra“ die mit dem „Oscar“ vergleichbare Auszeichnung einheimste. Am 10. Oktober ist Thomas Fey in der Stadthalle Wilhelmshaven zu erleben. Mit den Heidelberger Sinfonikern, deren Chefdirigent er seit über zwei Jahrzehnten ist, präsentiert er ein Programm mit Werken von Mendelssohn Bartholdy, J. S. Bach und Salieri. Solist des Abends ist der deutsche Star-Pianist Martin Stadtfeld. Und da Fey, der bei Nikolaus Harnoncourt und Leonard Bernstein studierte, heute als einer der profiliertesten Interpreten der „Wiener Klassik“ gilt, darf man sich jetzt schon auf die „Linzer Sinfonie“ von Mozart freuen, die den Abend beschließen wird.

Ein „Titan am Pult“ folgt am 1. November: Neeme Järvi, 1937 in Tallin geboren und langjähriger Leiter des estnischen Nationalorchesters, dirigiert seit seiner Emigration 1980 regelmäßig alle namhaften Orchester in den USA und Europa. Seit 2005 leitet er zudem das Residentie Orkest Den Haag. Das 1904 gegründete Ensemble zählt zu den wichtigsten Orchestern der Niederlande. In Wilhelmshaven wird es mit der Sinfonie Nr. 2 von Johannes Brahms und der fünften Sinfonie von Jan Sibelius zu hören sein. Die nächsten Konzerte (Beginn jeweils 20 Uhr): 6. Dezember: Australian Chamber Orchestra; Richard Tognetti, Leitung und Violine; Martin Fröst, Klarinette. 19. Januar 2012: Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen; Krzysztof Urbanski, Dirigent; Máté Szücs, Viola. 13. Februar 2012: Tapiola Sinfonietta; Mario Venzago, Dirigent; Antti Siirala, Klavier. 13. März 2012: Solistenkonzert mit Arcadi Volodos, Klavier. 8. Mai 2012: BBC Philharmonic Orchestra. Juanjo Mena, Dirigent ; Sol Gabetta, Violoncello. www.sinfoniekonzerte-wilhelmshaven.de

Die Kunsthalle Wilhelmshaven hat den 11. Preis der Nordwestkunst ausgeschrieben, der im kommenden Dezember verliehen wird. Künstlerinnen und Künstler aus Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Westfalen und der grenznahen Niederlande sind bis zum 6. November 2011 aufgefordert, sich zu bewerben. Alle Bereiche der Bildenden Kunst, sei es Malerei, Videoinstallation, Skulptur, Performance oder Klangkunst, sind angesprochen.

Comedy-Prinzessin An ihr scheiden sich die Geister. Manche halten Cindy aus Marzahn für übelsten Trash, andere schwärmen für ihren Mut zu Hässlichkeit und Plattheiten. Wie auch immer: Wer sich für Comedy begeistert, wird sich ihr aktuelles Programm „Nicht jeder Prinz kommt uff’m Pferd!“ nicht entgehen lassen. Schließlich wurde die „PlattenbauPrinzessin“ beim Deutschen Comedypreis 2010 als „Beste Komikerin“ ausgezeichnet. 7. Oktober, 20 Uhr, Stadthalle Wilhelmshaven

Zauber des Südens Sie singen und erzählen italienische Lieder und Geschichten: Etta Scollo und ihr Ensemble „Cuoresenza“ bringen den Zauber des Südens auf die Bühne. Das neue Programm ist ein Puzzle aus elf Teilen, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit perfekt zusammenfinden. Einige ihrer berühmtesten Stücke vereinen sich mit einigen unveröffentlichten. So entsteht aus Stücken des italienischen Repertoires ein musikalischer Monolog über die Liebe in all ihren Facetten. 14. Oktober, 20 Uhr, Pumpwerk


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MUSiK Glocke

glocKe

Ute Lemper (Foto Lucas Allen)

Nils Landgren

Viktoria Tolstoy (Foto Jörg Grosse Geldermann)

Ute Lemper singt Tango-Lieder

Den komplizierten Part, die BandoneonLegende Astor Piazzolla zu ersetzen, hat der international gefragte Marcelo Nisinman übernommen; ein Musiker, der schon mit Gidon Kremer und Gary Burton gespielt hat. Komplettiert wird das Sextett durch den Pianisten Nicolas Guerschberg, der beim großen Tango-Pianisten Gustavo Beytelmann studiert hat.

Hochkarätiger Jazzexport

Auftritt mit der Original Astor Piazzolla Band

(che) Die Musik des Tango Nuevo-Erfinders Astor Piazzolla hat schon diverse Diseusen herausgefordert. Die Italienerin Milva sang seine Tangos und nahm Piazzolla in den achtziger Jahren sogar mit auf eine ihrer Tourneen. Erinnert sei auch an die androgyne Grace Jones, die Piazzollas „Liber- Für den Weltstar Ute Lemper scheint es tango“, mit Text versehen, zum Welthit „I’ve nur konsequent, dass sie sich nun auch ausführlich den Tango-Liedern zuwenseen that face before“ ummodeln ließ. det. Berühmt geworden ist die gebürtige Münsteranerin einerseits als vielfach deJetzt ist auch der Musicalstar Ute Lemper dem Charme der Musik Piazzollas erlegen. korierte Musicaldarstellerin, u. a. als Sally Bowles in „Cabaret“, andererseits mit Und weil sie mit Piazzolla nicht mehr reiihrer Vorliebe für deutsche Schlager und sen kann, da dieser 1992 starb, hat sie zuCouplets der zwanziger und dreißiger mindest seine Band verpflichtet. Das ist nicht eine dieser im Showgeschäft üblichen Jahre des vorigen Jahrhunderts. Auf eiÜbertreibungen, sondern tatsächlich gehö- ner Vielzahl von Alben hat Ute Lemper, ren zu dem Sextett, das Ute Lemper beglei- die seit langem in den USA lebt, komplette Programme mit den Liedern von Kurt tet, eine Reihe von Piazzollas langjährigen Weggefährten. Das gilt vor allen Dingen für Weill und Bert Brecht (darunter Songs aus der „Dreigroschenoper“ und „Aufstieg den Gitarristen Horacio Malvicino, der die und Fall der Stadt Mahagonny“) eingeOriginal Astor Piazzolla Band leitet, den sungen, sozusagen als legitime NachfolKontrabassisten Hector Console und den Geiger Fernando Suárez Paz, denn alle drei gerin von Lotte Lenya. Aber zu ihrem Repertoire gehören auch Songs mit Texten gehörten zu Piazzollas legendärem Quinvon Tucholsky. Überdies hat sie ein Faitett. Und mit Daniel Piazzolla spielt auch ble für Chansons von Edith Piaf. Von dort ein Nachfahre des großen Tango-Erneueist es nur ein kleiner Schritt zu Piazzollas rers im Ensemble. Der Schlagzeuger, der sich im Jazz wie im Tango zuhause fühlt, ist schmiegsamen Melodien im Tangoschritt. 1. Dezember, 20 Uhr, Glocke der Enkel Piazzollas.

GLOCKE JAZZnights mit Nils Landgren Quartet und Viktoria Tolstoy Group (che) Man kennt sich in der schwedischen Jazzszene, zumal wenn man beim selben (deutschen) Jazzlabel ACT unter Vertrag steht. Und so ist es kein Wunder, dass der Posaunist Nils Landgren einst ein wenig „Geburtshilfe“ bei der Karriere von Viktoria Tolstoy geleistet hat. Andererseits holte er die Sängerin bei Bedarf auch gerne in seine „Funk Unit“. Jetzt kommen beide mit ihren eigenen Bands zu den JAZZnights in die Glocke. Die „Funk Unit“ spiegelt die eine Seite des Mannes mit der roten Posaune wider. Mit dieser Band spielt er knallharten FunkJazz, wie im vorigen Jahr nachdrücklich zu erleben war. Aber Landgren hat auch eine andere, eher dem Balladesken verpflichtete Seite. Die hat er schon vor neun Jahren mit „Sentimental Journey“, einem Quartettalbum mit Jazz- und Popstandards, ausgelebt, wobei er auch als Sänger reüssierte. Nun ist der nächste Streich gefolgt. Das gerade erschienene Album „The moon, the stars and you“ enthält durchweg ruhigere Titel, und zwar in einer Bandbreite von Cat Stevens’ Schmusesong „Moon Shadow“ über Henry Mancinis „Moon river“ bis zu Kurt Weills „Lost in the stars“. An seiner Seite hat Nils Land-


MUSiK Glocke

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Weitere Veranstaltungen in der Glocke So 25.09.2011 | 11 Uhr | Großer Saal Mo 26.09.2011 | 20 Uhr | Großer Saal 1. Philharmonisches Konzert – »Aufersteh’n, ja aufersteh’n« Michaela Kaune, Sopran Alison Browner, Alt Norddeutscher Figuralchor Bremer Philharmoniker Markus Poschner, Dirigent G. Mahler: Sinfonie Nr. 2 c-Moll

Brad Mehldau

gren ein exzellent besetztes Quartett mit seinem langjährigen Bassisten Lars Danielsson, dem deutschen Jazzpiano-Überflieger Michael Wollny und Schlagzeuger Rasmus Kihlberg. Letzterer bildet quasi das Bindeglied zur Viktoria Tolstoy Group, denn auch hier trommelt er. Die Karriere der aparten Sängerin mit der kristallklaren, bei Bedarf leicht rauchigen Stimme, die tatsächlich die Ururenkelin des russischen Dichters Leo Tolstoi ist, hat einst Esbjörn Svensson entscheidend angeschoben. Er produzierte mit ihr das Album „White Russian“, und empfahl die Sängerin dann seinem Freund Nils Landgren. Auch Viktoria Tolstoy hat ein neues Album im Gepäck, wenn sie nach Bremen kommt. „Letters to Herbie“ heißt die CD, und mit dem Titel ist natürlich der US-Pianist Herbie Hancock gemeint. In der Tat besteht ein Großteil der Songs aus Kompositionen Hancocks, darunter bekannte wie „Chan’s Song“ oder „Butterfly“, aber auch John Coltranes „Naima“ findet sich. Beim Schreiben des Titel gebenden „Letter to Herbie“ hat Viktoria Tolstoy übrigens ein gewisser Nils Landgren geholfen. Zu ihrer Band gehören neben dem erwähnten Rasmus Kihlberg noch der Pianist Jacob Karlzon, Gitarrist Krister Jonsson und der Bassist Mattias Svensson. Gut möglich, dass Nils Landgren dazukommt, ebenso könnte Viktoria Tolstoy auch zu Landgrens Quartett stoßen. 11. Oktober, 20 Uhr, Glocke

Joshua Redman

Versiert und abenteuerlustig Joshua Redman & Brad Mehldau Duo

So 09.10.2011 | 11 Uhr | Großer Saal GLOCKE Familienkonzert: »Donnerwetter« Jugendsinfonieorchester Bremen der Musikschule Bremen Bremer Philharmoniker Heiner Buhlmann, Leitung Mo 10.10.2011 | 20 Uhr | Kleiner Saal SichtWeisen: Chance zum Lernen Wie man Lernstrategien erfolgreich umsetzt

(hip) Sie gehören zu den interessantesten und erfolgreichsten Jazzmusikern der neueren Generation: Der 1969 geborene Tenorsaxophonist Joshua Redman und der ein Jahr jüngere Pianist Brad Mehldau haben die gesamte Jazztradition verinnerlicht, ohne wie andere im Klassizismus der „american black music“ gefangen zu sein und deshalb zu (egal wie brillanten) Kopisten zu verkommen.

Mi 12.10.2011 | 20 Uhr | Kleiner Saal 2. Philharmonisches Kammerkonzert Isabelle Faust, Violine Werke von J. S. Bach

Redman und Mehldau machten 1994 mit der CD „Mood Swings“ eindrucksvoll auf sich aufmerksam. Beide sind technisch versiert wie nur wenige ihrer Kollegen, vor allem aber abenteuerlustig. So spielte Redman im März dieses Jahres im Bremer Sendesaal als Gastmusiker des Trondheim Jazz Orchestra und trat dabei als extrem anpassungsfähiger Teamplayer in Erscheinung. Mehldau hat sich seit einiger Zeit auf die Arbeit mit dem klassischen Trio konzentriert und (ziemlich selbstbewusst) fünf Alben unter dem Haupttitel „The Art of the Trio“ eingespielt. Im Duo werden die beiden ohne das Sicherheitsnetz einer Rhythmusgruppe improvisieren. Es wird ein musikalischer Dialog unter alten Freunden werden, die meist schon wissen, wo der andere hin will, bevor dieser auch nur einen Ton in diese Richtung abgesetzt hat. Solche Duos bieten die spannendsten Hörerlebnisse im Jazz! 22. November, 20 Uhr, Glocke

Sa 22.10.2011 | 20 Uhr | Großer Saal GLOCKE Sonderkonzert: Internationales Jugendsinfonieorchester Bremen 1999-2011 Alexander Tvenge, Basstuba Heiner Buhlmann, Dirigent Werke von H. Berlioz, G. Rossini und R. Vaughan Williams

Mi 19. bis Fr 21.10.2011 10-13 Uhr | Foyer GLOCKE Ferienprogramm: »Tierisch gute Superstars« Ein Mini-Musical zum Mitmachen

Do 03.11.2011 | 20 Uhr | Großer Saal Festkonzert 60 Jahre Meisterkonzerte Lisa Batiashvili, Violine NDR Sinfonieorchester Hamburg Thomas Hengelbrock, Dirigent Werke von J. Haydn, S. Prokofjew und J. Brahms Sa 12.11.2011 | 9.30 Uhr | Foyer GLOCKE Kindertag: »Hölzern, aber pfiffig« Thema: Holzblasinstrumente mit Mitgliedern der Bremer Philharmoniker und dem Glocke-Team


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MUSiK All diese Tage

Am Goetheplatz entsteht eine Zeitoper über den Alltag Bremer Jugendlicher Text: Bettina Beutler-Prahm

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so geht oper heUte „U

ngewöhnliche Produktionsweisen führen zu ungewöhnlichen Ergebnissen“ lautet die so einfache wie überzeugende Grundformel für das neue Auftragswerk des Bremer Theaters, dessen Uraufführung für April 2012 geplant ist: eine „Zeitoper“, die von und mit Bremer Jugendlichen entwickelt und von diesen – gemeinsam mit Solisten, Chor und Orchester der Oper Bremen – auf der Bühne des Großen Hauses aufgeführt werden soll. foyer wird den Entwicklungsprozess in den kommenden Ausgaben begleiten.

hier den Nerv der Zeit spürbar machen und das Genre zu neuen, zusätzlichen Zielgruppen hin öffnen.“

Angeregt von den Jugendopern des schottischen Komponisten John Lunn entstand so die Idee, eine Oper gemeinsam mit Bremer Jugendlichen zu entwickeln. Geschrieben wird sie von Wegners „Idealkonstellation“: der Autorin und Literaturwissenschaftlerin Andrea Heuser und dem für seine offenen und innovativen, teilweise auch provokativen Werke bekannten Komponisten Moritz Eggert, aus deren gemeinsamer Feder bereits mehrere erfolgreiche Musiktheaterkompositionen und Kinderopern stammen. Regie führt Michael Talke, den Bremern vom MoksTheater bestens bekannt.

In der vergangenen Spielzeit hat Andrea Heuser Interviews mit Jugendlichen aus Seit Monteverdis Zeiten haben sich die Wege, die zur Entstehung einer Oper führen, ganz Bremen geführt. Aus ihren Antworten auf die Frage „Was macht ihr am Sonntag?“ erstaunlich wenig verändert. „Um etwas hat sie ein Libretto erarbeitet, Moritz EgNeues zu schaffen“, so Chefdramaturg gert hat diese „Momentaufnahme unserer Hans-Georg Wegner, „müssen wir deshalb Zeit“ mit großem Orchester „und zeitgeÄnderungen nicht erst in der Verwirklichung, sondern bereits im Entstehungspro- nössischen Mitteln“ vertont. Mehr wird zess der Oper vornehmen. Wir wollen auch noch nicht verraten, im Gespräch waren

aber unter anderem schon Luftpumpen, Gießkannen und Handys. Das Ergebnis wird jedenfalls eine „echte Oper“ sein, „kein sozio-kulturelles Projekt, sondern ein Kunstwerk“, das beim renommierten Musikverlag Sikorski verlegt wird und damit für Wiederaufnahmen zur Verfügung steht. Für Wegner ist dies ein besonders spannendes und wichtiges Projekt, denn „Oper handelt vom Leben, Oper ist nicht abstrakt. Sie handelt von Zuständen, in denen wir uns alle befinden. In diesem Sinne ist ‚All diese Tage’ eine richtige Oper, denn es geht darin nicht um irgendwen, sondern um uns.“ Vom 7. bis 9. Oktober gibt es einen Auftaktworkshop im Theater am Goetheplatz, zu dem alle interessierten Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren eingeladen sind. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, wichtig sind Interesse und Engagement – jede und jeder, die oder der mitmachen will, wird seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden. Anmeldungen dazu sowie Fragen zur Produktion unter alldiesetage@theaterbremen.de Auf http://de-de.facebook.com/ pages/All-diese-Tage/202143496496792 gibt es außerdem regelmäßig aktuelle Informationen.


Jazztipps

Klangmalerin am Klavier

Zwischen Swing und Bop

Maria Kannegaards „Maryland”

Ed Kröger mit Verstärkung

(che) Vor sechs Jahren hat die dänische, in Norwegen aufgewachsene Pianistin Maria Kannegaard schon einmal im Sendesaal ein eindrucksvolles Konzert mit ihrem bestechend aufeinander eingespielten Trio gegeben. Sie schreibt ungemein schöne Stücke, die mal in Melodien schwelgen, sie aber auch kühl analysieren, und sie zeichnet sich durch ein überaus sensitives Klavierspiel aus, das regelrecht in den Klang hineinhorcht, aber auch kantig und sperrig dazwischenfahren kann

(hip) Er gehört zu den „Vätern“ der Bremer Jazzszene. Ed Kröger gründete 1967 mit dem Bassisten Siggi Busch und dem Schlagzeuger Heinrich Hock eine Band, die bald durch den Saxophonisten Joe Viera erweitert wurde und regelmäßig in den zahlreichen heimischen Spielstätten auftrat, von denen heute nur noch die „Lila Eule“ besteht.

Nach ihrem vielbeachteten Aufgalopp gab es aber einen Bruch. Über einige Jahre hörte man nichts von Maria Kannegaard. In jüngster Zeit macht die Pianistin, die am renommierten Konservatorium von Trondheim studiert hat, wieder verstärkt von sich reden. Ihr Trio hat sie inzwischen um den Trompeter und Sänger Per Jørgensen zum Quartett erweitert.

1984 folgte die Gruppe „Trombone Jazz“. Stilistisch hat sich Kröger zwischen Swing und Bop eingerichtet, avantgardistische oder freie Töne erwartet niemand von ihm. Sein Sohn Ignaz Dinné machte sich als Saxophonist einen Namen und spielt regelmäßig in der Band. So etwa bei den Weihnachtskonzerten, die Kröger inzwischen rituell abhält – in diesem Jahr am 26. Dezember im „Moments“.

Hier wird seine aktuelle Formation mit dem Sohn am Sax, Vincent Bourgeyx am Piano, Phil Donkin am Bass und dem Schlagzeuger Rick Hollander schon im November gastieren. Dabei sollen Aufnahmen für ein „Maryland“ nennt sie diese Band, zu der neues Album gemacht werden. Als Gast wird noch der Kontrabassist Ole Morten Vågn die Bremern Sängerin Romy Camerun mit und Schlagzeuger Håkon Mjåset Johansen dabei sein. Zu erwarten ist akustischer, eher unterkühlter als ekstatischer Jazz, wobei gehören. Mit „Maryland“ kommt Maria Kannegard nach Bremen, um eine neue CD Ignaz Dinné einen befruchtenden Kontraim Sendesaal aufzunehmen. Zum Abschluss punkt bildet. gibt das Quartett am 28. September, 20 Uhr, 1. und 2. November im „Moments“ (Vor ein Konzert ebenfalls im Sendesaal. dem Steintor 65)

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jazztipps


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BUCH UND MUSIK „Tage im Dämmer, Nächte im Rausch“

Text: Simon Neubauer

Lebenslanger Provokateur V

iermal hat Werner Schroeter in den Jahren 1985 bis 1988 in Bremen inszeniert, und viermal hat der kreative Provokateur beträchtliches Aufsehen erregt. Trotzdem vermochte er hierzulande keine festen Konturen gewinnen. Denn obwohl die Theaterbesucher seit Hübner, Zadek , Minks und Co. mit modernem Bühnenstil vertraut und einigermaßen sogar versöhnt waren, neigte die Mehrzahl der „Konsumenten“ (bis zum heutigen Tag) doch eher zum genießbaren Konservatismus.

Haus, als König Philipp seinen ihm auf den Rücken gebundenen Sohn Carlos herumschleppte. Ähnliche Protesthaltungen begleiteten auch Strindbergs „Rausch“ und Becketts „Atem“ (mit Eva Gilhofer). Buhrufe konnten schließlich nicht ausbleiben, als Schroeter vom Schauspiel zur Oper wechselte und Catalanis „Wally“ mit Mihai Zamfir als Hagenbach nicht im Gebirge, sondern in der Irrenanstalt enden ließ.

ka Keppler, die einst den Streit zwischen dem Intendanten Tobias Richter und dem Schauspielchef Günter Krämer nach Kräften schürte.

Nun, nach etlichen Inszenierungen kann man kein gültiges Künstlerporträt entwerfen. Das tut Werner Schroeter selbst, rastlos zwar und mit dem heißen Atem in seiner Autobiographie mit dem kennzeichnenden Titel „Tage im Dämmer, Nächte im Rausch“. Er hat sein Leben, sicher in der Immerhin hatte der Regisseur in Bremen sehr gute Künstler gefunden. So setzte er die Gewissheit einer verständnisvollen Aufzeichnung, „Wally“Dabei stellte der allüberall und vorwieTitelfigur ein schwindelerregend-unruhiges Leben ... der Journagend im Raum Bochum, Düsseldorf und listin Claudia Kristine Köln inszenierende Schroeter die StückCiesinski danach mehrfach als Titelträgerin Lenssen erzählt, ein schwindelerregendinhalte nicht auf den Kopf, tat den Autounruhiges Leben, in dem Dasein und Arder Strauss-Oper „Salome“ ein; und Trauren keinen Tort an, vollzog jedoch – sozubeit aufs Innigste verschmolzen. Dieses te Hoess erhob er neben seinen Kultfigusagen als Vorstufe zum heutigen Regiethe- ren Magdalena Montezuma, Elfi Mikesch stets unter Tätigkeitsdrang vollzogene Leater – eine neue, meist schockierende Sicht und die Fassbinder-Ikone Ingrid Caven zur ben begann mit strikt das Erzählkino verauf das von ihm meist mit Leidenschaft meidenden Filmen und steigerte sich zu ei„Lieblingsschauspielerin“. befeuerte Bühnengeschehen seiner Inszener Flut an Inszenierungen im Schauspiel nierungen. Nicht der Logik galt sein Ideal, Noch mehr honorierte er die berühmte und Oper, endete erst in den letzten Tagen sondern der Verbildlichung exzessiv aufge- Französin Isabelle Huppert, die schließvor dem Krebstod im Jahre 2010. Werner ladener Ausdrucksvielfalt. lich zu seinen Lebensgefährtinnen gehör- Schroeter wurde nur 65 Jahre alt. te. Auch ihr widmete er ein formvollenGerade deshalb verankerten sich die EinWerner Schroeter: „Tage im Dämmer, detes Frauenbildnis, so strahlungsstark, drücke der Schroeter Inszenierungen fest Nächte im Rausch“, Aufbau-Verlag Berlin. wie es nur ein bekennender Homosexuim Gedächtnis. Ganz besonders auch seine eller kann. Übrigens zählte zu Schroeters 408 Seiten, 22,95 Euro Sicht auf Schillers „Don Carlos“ mit Trauengsten Mitarbeiterinnen in späten Jahte Hoess; da ging ein Aufschrei durch das ren auch die Bremer Dramaturgin Moni-


MUSiK Kirchenmusik 43

bach In fünf KIrchen D

ie Bremer Kirchenmusiklandschaft ist so vielfältig und lebendig, wie man das von dieser traditionsreichen und geschichtsbewussten Stadt erwarten kann. Über 30 hauptamtliche Kirchenmusiker sind in den Bremer Gemeinden tätig, darunter seit kurzem auch Karl-Bernhard Hüttis, neuer Inhaber der Projektstelle Kirchenmusik mit Sitz an der Propsteikirche St. Johann.

Bremer Orgelsonntag am 9. Oktober: Konzerte im Zwei-Stunden-Rhythmus Text: Bettina Beutler-Prahm

tet sich beim diesjährigen Bremer Orgelsonntag am 9. Oktober. In fünf Bremer Innenstadtkirchen werden im zweistündigen Abstand Orgelwerke von Johann Sebastian Bach und Improvisationen über Bach-Themen erklingen.

Den Anfang macht um 12 Uhr Hans Dieter Renken an der Führer-Orgel in St. Ansgarii. Um 14 Uhr wird Tobias Gravenhorst in der Kulturkirche St. Stephani an der Beckerath-Orgel Werke von Carl Philipp EmanuDer gebürtige Bremer war seit 1987 Regionalkantor in Meppen und kehrt nun in seine el Bach und Max Reger spielen. In St. Johann lässt Wilfried Langosz ab 16 Uhr zwei von Heimatstadt zurück. Am 3. Oktober (15.30 Uhr) wird Hüttis in St. Johann die Sinfonie- J.S. Bachs Präludien mit Fuge erklingen. Um Kantate op. 52 „Lobgesang“ von Felix Men- 18 Uhr ist Wolfgang Baumgratz an der Orgel delssohn-Bartholdy dirigieren. Es musizie- in St. Martini zu hören. Das Abschlusskonren der Städtische Musikverein Meppen und zert findet um 20 Uhr im Bremer Dom statt und wird von Wolfgang Baumgratz und Todie Kammerphilharmonie Emsland. bias Gravenhorst gestaltet. Für alle VeranDie Gelegenheit zum direkten Vergleich staltungen ist der Eintritt jeweils frei, Spenvon fünf der über 70 Orgeln in Bremen bieden werden erbeten.

Weitere Termine (Auswahl): Franz Liszt zum 200. Geburtstag: Die großen Orgelwerke. Wolfgang Baumgratz und Tobias Gravenhorst (Orgel). 23. September, 20 Uhr, St. Petri Dom. Werke für Chor, Soli und Orgel. Bremer Domchor, Solisten, Wolfgang Baumgratz (Orgel), Leitung Tobias Gravenhorst. 24. September, 20 Uhr, St. Petri Dom. Der Geist weht, wie er will. A-cappellaChormusik unterschiedlicher Epochen. Bremer Kantorei St. Stephani, Leitung Tim Günther. 8. Oktober, 20 Uhr, Kulturkirche St. Stephani. Johannes Brahms: „Ein deutsches Requiem“ op. 45 und „Tragische Ouvertüre d-Moll“ op. 81. Kantorei St. Ansgarii, Solisten, Leitung Kai Niko Henke. 13. November, 18 Uhr, St. Ansgarii.

Sichern Sie sich die besten Plätze für die neue Spielzeit und sparen Sie dabei bis zu 25% Abonnementberatung: 0421 - 3653 344 abo@theaterbremen.de www.theaterbremen.de


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ROllEnSPiEl

Schauspielrätsel (SN) „Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert“. So sprach der zutiefst erschütterte Vater, nachdem er seine Tochter auf Verlangen erdolcht hatte. In höchster Not hatte das Mädchen diese furchtbare Tat erbeten, weil es sich vor seiner Verführbarkeit und der daraus folgenden Schande fürchtete. Sie war ja bereits verlobt, als der Herrscher des Landes, seiner bisherigen Bettgenossin überdrüssig, „junges Fleisch“ begehrte. Also beauftragte er seinen Sekretär, ihm diese Schöne zuzuführen.

rollenspIel

Als das nicht gelang, arrangierte der dienstbeflissene Intrigant einen schweren Unfall: Auf einer Reise stürzte die Kutsche der Brautleute um, der Bräutigam wurde erschossen und seine Geliebte auf das Lustschloss des Prinzen gebracht. Davon erfuhren die Eltern des Mädchens just von der abgehalfterten Freundin des lüsternen Herrn, die in ihrer rasenden Eifersucht dem erbosten Vater einen Dolch in die Hand drückte. Die Waffe gilt dem Autor auch symbolisch als Dolch gegen Absolutismus und Fürstenwillkür. Das Stück stammt von einem sehr bekannten, auch als Dichter eines reizenreizen den Lustspiels erfolgreichen Autor der Aufklärungszeit. Wie heißt er, wie ist dieses Trauerspiel betitelt? Antworten bitte bis zum 15. Oktober 2011 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch onon line möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Bremer Schauspiel. Die Auflösung des Schauspielrätsels in foyer 90 lautet: „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert. Gewonnen haben: Inge Federschmidt, Bremen Klaus Hahn, Oldenburg Joachim Hollmann, Bremen Benji Hund, Delmenhorst Konrad Zaiss, Bremen

(kom) Die Haases, eine der kunstsinnigsten Familien Bremens, sind erstmals in einem Museum vereint. Und: Man fragt sich, warum das nicht schon viel früher passiert ist. „Wohin die Reise geht...“ im Paula Modersohn-Becker Museum stellt alle vier bis zum 2. Oktober vor. Auch wer das Ehepaar Sibylle und Fritz Haase und ihr Atelier für Gestaltung im Schnoor kennt, entdeckt hier Neues. Denn ausgestellt sind nicht Briefmarken oder Corporate Design. Zu sehen ist, was sie 50 Jahre lang auf ihren Reisen schufen. Er eindrucksvolle Fotos der Sehnsuchtslandschaft Vesuv, sie Aquarelle und Zeichnungen von Menschen und ihrem Ehemann schlafend. Tochter Judith Haase, Architektin in Berlin, ist mit strengen Fotos von Gebäuden vertreten, die an Bühnenbilder erinnern.

(ps) Er wird an der Weser mit offenen Armen empfangen. „Mit Dr. Christoph Grunenberg haben wir einen würdigen und interessanten Nachfolger für Prof. Dr. Wulf Herzogenrath gefunden“, kommentierte Georg Abegg, Vorsitzer des Bremer Kunstvereins, die Wahl des künftigen Direktors der Kunsthalle Bremen. Am 1. November tritt der in Frankfurt/Main geborene Kunsthistoriker sein neues Amt an.

Dem Vorstand des Kunstvereins hatten zahlreiche Bewerbungen aus dem In- und Ausland vorgelegen. Die Entscheidung fiel schließlich für Grunenberg, der sein Studium in Kunstgeschichte, klassischer Archäologie und englische Literatur an der University of London mit einer Promotion über die Frühzeit des modernen Museums und das Ausstellungswesen im New York der 30er Jahre abgeschlossen hat. Nach Stationen an der National Gallery of Art in Überbordend kreativ begegnet uns Esther Haase, international erfolgreiche Fotografin Washington, D.C., der Kunsthalle in Basel sowie am Institute of Contemporary Art in aus Hamburg. Sie zeigt nicht nur Fotos von Boston und der Tate London wurde er 2001 Menschen in fernen Ländern. Weil sie sich Direktor der Tate Liverpool. bei der Vorbesichtigung in das RoseliusHaus als „location“ verliebte, hat sie vor Ort Sein Vorgänger Wulf Herzogenrath hatte kurzerhand fotografiert und Filmaufnahmen gemacht. Die eigene Tochter im züchti- den Eintritt in den Ruhestand bereits vor gen Spitzenkragen und ein barockes Modell zwei Jahren zugunsten der Vollendung des Erweiterungsbaus (siehe Seite 4-5) veraus London als Akt entführen, schnell geschoben. Er wird am 23. September von schnitten, auf märchenhaft skurrile Weise in Renaissance und Barock – sehenswert. der Kunsthalle verabschiedet.


ROllEnSPiEl 45

Opernrätsel (SN) „Das kommt überhaupt nicht in Frage“, wetterte der erzürnte Vater. Er wetterte natürlich mit anderen Worten, denn er war von hohem Adel. Aber für den Sohn kam die Liaison sehr wohl in Frage, denn er liebte das Mädchen aus einfachem Stande gar innig, wie sie ja auch ihn. Da nützte es gar nichts, als der gräfliche Papa eine Herzogin ins Schloss lud, die dem Jüngling ohnehin schon lange zugetan war. Die Aussprache des Grafen mit dem Vater des Mädchens, einem ehrbaren Musikus, endete im Fiasko: Der Herr ließ seinen „uneinsichtigen“ Untertanen ins Gefängnis werfen. Nun glaubte der Sekretär, dass seine Stunde gekommen sei. Er zwang das Mädchen, das er ebenso heiß wie vergeblich begehrte, einen bösen Brief zu schreiben. Konfrontiert mit dem verleumderischen Schreiben glaubt der naive Jüngling an die Untreue seiner Geliebten, und nach einer die Angelegenheit keineswegs klärenden Aussprache vergiftet er die Angebetete und anschließend sich selbst. Die Wahrheit leuchtet erst mit den letzten Atemzügen auf. Kommt Ihnen die Story bekannt vor? Klar, das Drama stammt ja auch von einem berühmten deutschen Dichter. Kaum min(ps) Der Leiter des Internationalen Filmder berühmt ist der italienische KompoKompo (KH) Von außen sieht man dem kleinen nist, der den Stoff in eine seiner Opern Laden nicht an, dass sich hinter den Schau- festes Oldenburg, Torsten Neumann, ist ei fenstern das kleinste Theater Bremerhavens mit dem Großen Stadtsiegel der Stadt Olden- übertrug, wobei er den allgemeinen in eiverwandel burg ausgezeichnet worden. Der 46-jährige nen personenbezogenen Titel verwandeletabliert hat. Mit Hilfe engagierter Theaterwurde damit für seine „besonderen Verdien- te. Wie heißt er, wie lautete der Operntitel? kollegen eröffnete Schauspieler Roberto Widmer im Mai das „Piccolo Teatro“ inmit- ste“ und sein „herausragendes Engagement“ Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum ten der Kneipenmeile Bremerhavens. Auf 80 um das Filmfest und die Stadt geehrt. 15. Oktober 2011 an foyer, Roland Verlag qm entstand ein Theater im MiniaturforGmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die mat mit 40 Sitzplätzen, einer Bar und einem Neumann, der neben seiner Tätigkeit als Teilnahme ist auch online möglich: Leiter des Festivals seit über zehn Jahren kleinen Foyer. www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) auch als Filmproduzent tätig ist, erklärte Von der Eingangstür geht der Blick sofort auf die Bühne im hinteren Teil des Raumes. Diese direkte Nähe zu den Schauspielern schafft Intimität und ein unmittelbares Erleben der aufgeführten Produktionen. „Ein Theater zum Wohlfühlen“ wünscht sich Widmer. Die Neugier des Publikums ist groß, denn alle Akteure des Teams sind durch ihre Engagements am Stadttheater in der Seestadt bekannt. Das Zimmertheater ist bereits gut ausgebucht. Noch ist man auf der Suche nach Sponsoren und Helfern, die Lust haben, dieses kulturelle Abenteuer zu unterstützen, denn das Theater ist rein privat finanziert und muss ohne Zuschüsse existieren.

bei der Preisverleihung, Oldenburg sei für ihn eine Stadt der Gegensätze: „Schön, klein, überschaubar, aber doch weltoffen und voll kultureller Vielfalt. Ein wunderbarer Ort, um ein internationales Filmfestival zu etablieren.“

Das 18. Filmfest, das in diesem Jahr vom 14. bis zum 18. September stattfindet, war zuletzt nach einer vorübergehenden Zuschusskürzung durch den Rat der Stadt in seiner Existenz bedroht. Mittlerweile wurden die Kürzungen teilweise zurückgenommen. Das aktuelle Programm besteht aus etwa 50 Lang- und 20 Kurzfilmen. So stellt John Carpenter seinen Horror-Thriller „The Ward“ vor. Kultregisseur Monte Hellman ist Das von Widmer initiierte Projekt „Haven- mit seinem Neo-Noir-Thriller „Road to Notheater“ umfasst neben dem Piccolo Teatro where“ vertreten. Großes europäisches Kino weitere kulturelle Angebote: das Piccolino bietet Catherine Deneuve in Thierry Klifas „His Mother’s Eyes“ an der Seite von Almofür Kinder, das Teatro on Tour, eine Plattform für Gastproduktionen. Spielplan und dóvar-Muse Marisa Paredes. weitere Infos: www.haventheater.de

Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Theater Bremen, das Stadttheater Bremerhaven und das Oldenburgische Staatstheater. Die Auflösung des Opernrätsels in foyer 90 lautet: „Lulu“ von Alban Berg. Gewonnen haben: Roswitha Albrecht, Bremerhaven C. Beckmann, Frelsdorf Petra Berberich, Ganderkesee Friedrich Bohl, Bad Gandersheim Imke Brumann, Oldenburg Kl.- Thomas Hufnagel, Bremerhaven Magret König, Bremen Folker Konrad, Hannover Raffaela Knack, Bremen Silke Margner, Aurich Sigrun Nolte, Bremen Ingrid Otterbach, Edewecht Marion Pape, Grasberg Anne Sosath, Oldenburg Tarja Weyer, Bremerhaven


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WISSENSCHAFT Jade Hochschule

Die Generalisten Was den Studiengang Architektur an der Jade Hochschule hervorhebt Text: Peter Schulz

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r war nicht gerade bescheiden, der römische Baumeister und Ingenieur Vitruv. In seinen wegweisenden zehn Büchern über Architektur („De architectura libri decem“) verlangte er von einem Architekten nicht mehr und nicht weniger als ein „Universalgenie“ zu sein, gleichermaßen bewandert in Arithmetik, Geometrie, Geschichte, Musik oder Philosophie. 1500 Jahre später waren die Ansprüche nicht minder ambitioniert: Ein mittelalterliches Ständebuch urteilte, ein rechter Baumeister müsse zugleich „Mahler, Erdmesser, Perspectic Verständiger, Rechenmeister, Historicus, Medicus und Rechtsgelehrter“ sein, um in seinem Fach bestehen zu können.

und zwar vom Entwurf über die Baubetreuung bis zur Abrechnung.“

nach wie auch vor physische Modelle gefragt, für deren Herstellung („Auch das will im Studium gelernt sein“) es an der Denn im Gegensatz zu anderen Hochschu- Hochschule eine perfekt ausgestattete len halte man in Oldenburg auch nach der Werkstatt gibt. Umstellung vom Diplom- zum Bachelorund Masters-Abschluss an der Zielsetzung Sechs Semester umfasst das Bachelorfest, „klassische Architekten“ auszubilden. Studium, vermittelt werden die GrundmeBeckmann: „Solche Leute kommen in vie- thoden des Berufs und architektonische len Bereichen gut klar – im herkömmlichen Fachkenntnisse. Erfolgreiche Absolventen Entwurfsbüro ebenso wie in der Verwalkönnen sich im Anschluss auf den Weg tung oder in der Bauwirtschaft.“ Wie breit zum Master machen, wobei ihnen ingefächert dieses Spektrum ausfallen kann, nerhalb von vier Semestern theoretischmacht Natascha Hempel, Wissenschaftanalytische Fähigkeiten ebenso vermittelt liche Mitarbeiterin für Architekturverwerden wie gestalterische Kompetenzen. mittlung und Öffentlichkeitsarbeit, am Dafür stellt ihnen die Jade HochschuBeispiel einer Gruppe angehender Master le eine Vielzahl von Arbeitsplätzen zur fest, die sich erfolgreich als Produzenten Verfügung, die Tag und Nacht erreichbar Gar so hoch legt Prof. Dr. Lutz Beckmann, von Trickfilmen versuchten und dabei ihre sind. „Es könnten noch mehr sein“, beDekan am Fachbereich Architektur der Jade im Studium erwobenen Kenntnisse mit dauert Lutz Beckmann. „Aber dafür fehlt Hochschule in Oldenburg, die Messlatte CAD-Programmen passgenau einsetzen in unserem Gebäude an der Ofener Straße zwar nicht. Gleichwohl hält er es durchkonnten. 15, in dem große Flächen noch von einer aus mit den Worten seines durch kühne Landesbehörde genutzt werden, leider der Entwürfe Sicherlich kein schlechter Ansatz, Freiraum.“ berühmt denn wer etwa einen Wettbewerb „Spezialisten fürs Ganze“ gewordeum ein attraktives Bauvorhaben Diese Arbeitsplätze verwalten die Stunen Kollegen Meinhard von Gerkan, der gewinnen will, tut heute gut daran, der dierenden selbst, sie können bei Bedarf Architekten als „Spezialisten fürs Ganze“ Jury eine ausgeklügelte Visualisierung auch mal neben dem Reißbrett, das heute eingestuft hat. Dementsprechend seien, so zu präsentieren – kleine Gags möglichst überwiegend PC oder Plotter heißt, ihre Beckmann, die Lehrinhalte des Fachbeinklusive. Dennoch müsse man – so Lutz Isomatte für ein Schläfchen zwischenreichs ausgerichtet: „Wir bilden noch den Beckmann – „schon aufpassen, dass sich durch ausrollen. „Hier herrscht quasi rund Generalisten aus, der auf dem Bau den Hut die Studierenden nicht zu stark in der um die Uhr Betrieb“, weiß der Dekan und aufhat und fit in allen Leistungsphasen ist, digitalen Welt verlieren.“ Schließlich seien erinnert lächelnd an die „alten Zeiten“ der


WISSENSCHAFT Jade Hochschule

einstigen „Staatsbauschule Oldenburg“, als Entwürfe fein säuberlich gefaltet im Aktenordner eingereicht werden mussten und der Unterricht am Mittag vorbei war. Noch beschaulicher dürfte es an der „Baugewerkschule“ zugegangen sein, die 1877 in Aumund-Vegesack gegründet, fünf Jahre danach nach Oldenburg und wiederum 13 Jahre später nach Varel verlegt wurde. Diese auch als „Winterbauschule für BauHandwerker“ bekannte Einrichtung, an der sich Maurer oder Zimmerleute auf ihre Meisterprüfung vorbereiten konnten, um danach beispielsweise als „Baumeister“ ein eigenes Geschäft zu gründen, bildet quasi die „Urzelle“ des heutigen Fachbereichs Architektur an der Jade Hochschule mit rund 400 Studierenden, die überwiegend in Kleingruppen lernen und eine ausgeprägte Projektarbeit pflegen. Diese Rahmenbedingungen zeichnen den Oldenburger Fachbereich ebenso aus wie die engen Kontakte zu den 16 Professorinnen und Professoren, den Lehrbeauftragten und den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ins Auge springen zudem die geringe Abbrecherquote, der bemerkenswert hohe Frauenanteil von 55 % der Studierenden und die Tatsache, dass der überwiegende Teil der Absolventen in der Region bleibt.

Kein Wunder, schließlich kommen auch die Erstsemester überwiegend aus einem Umkreis von 100 Kilometern. „Bayerisch oder schwäbisch gibt’s leider selten“, hat der Dekan beobachtet. Bleibe im Lande – diese Devise gilt freilich nicht mit Blick auf die zahlreichen Auslandssemester und europaweiten Exkursionen, die der Fachbereich seinen Studierenden anbietet. Ob Spanien, Griechenland oder Italien – vor Ort werden historische Stätten und Bauweisen erkundet und regionale architektonische Besonderheiten untersucht. Dass dabei durchaus auch regionale Spezialitäten verkostet werden, liegt – so Lutz Beckmann schmunzelnd – „durchaus auf der Hand und dient – Stichwort: Generalisten – der Weiterbildung der Studierenden und der Erweiterung ihres kulturellen Horizonts.“

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Workshop mit Studierenden aus insgesamt sechs Nationen teilnimmt. „So etwas bringt oftmals mehr an Erfahrung als in einem ganzen Semester vermittelbar ist.“ Derartige Reisen sind natürlich nicht gerade zum Nulltarif zu haben. Im Fachbereich hat man sich deshalb mit den Studierenden darauf verständigt, die Kosten größtenteils aus den erhobenen Studienbeiträgen zu finanzieren. „Diese Mittel fließen aber auch in den Kauf von Rechnern, Plottern oder 3-D-Arbeitsplätzen und kommen den Studierenden somit gezielt und ganz direkt zugute“, betont der Dekan.

Dass es sich hier um gut angelegtes Geld handelt, machte unlängst eine Ausstellung in der Jade Hochschule deutlich: 73 Bachelor- und 22 MasterabsolventInnen des Fachbereichs Architektur präsentierten ihre Abschlussarbeiten und ernteten dafür Eine enge Partnerschaft wurde zudem nicht allein von ihren Kommilitonen und mit der Hochschule St. Petersburg aufgeProfessoren, sondern auch von fachkundibaut, weshalb Jahr für Jahr gemeinsame gen Besuchern bestätigendes Kopfnicken. Workshops und Projektwochen veran„Das könnte man glatt so bauen“, lauteten staltet werden. „Dabei steht durchaus viele Kommentare angesichts der Entwürim Hintergrund, die unterschiedlichen fe zu so unterschiedlichen Themen wie Denk-, Arbeits- und Herangehensweisen zu „Waldkapelle in Sandkrug“, „Feuerwehr vermitteln beziehungsweise kennenzuler- mit Rettungswache für die Stadt Hameln“ nen“, erklärt der Dekan und berichtet, dass oder „Naturzentrum Nordsee auf Norderaktuell eine Gruppe aus seinem Fachbeney“. Keine Frage: Hier waren Generalisten reich in Barcelona an einem mehrwöchigen am Werk.


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literatur Paris. Ein Fest fürs Leben / Alles Land

literatur Text: Inge Zenker-Baltes

Ein Leben als Legende

geschickten Brief an seinen Verleger, er sei „nicht in der Lage, das Buch wie gehofft zu beenden“ und schlägt vor, es ohne Schlusskapitel zu veröffentlichen: „Es könnte ein Dabei badet er in der Pariser Künstler-Idyl- gutes Buch sein, weil es viele Dinge erle, verfasst in Cafés erste Kurzgeschichten, zählt, die niemand weiß oder jemals wisDieses Buch ist unbedingt lesenswert, ja, sen kann, und weil alles darin ist, Liebe, arbeitet an „Fiesta“, seinem Debütroman. als exquisites literarisches Dokument und Reue, Zerknirschung und unglaubliches „Die Geschichte schrieb sich selbst“, noFundgrube ein absolutes Muss! Pünktlich zum 50. Todestag des Nobelpreisträgers er- tiert er begeistert. Davon kann der von Al- Glück und am Ende Leid.“ Nur wenige Wochen später, am 2.Juli 1961, nimmt sich Erscheint es als neu übersetzte Urfassung und kohol, tiefen Depressionen und Elektronest Hemingway das Leben. schocks zerstörte, von Schreibblockaden birgt so viel bisher Unveröffentlichtes und Ernest Hemingway, Paris, Ein Fest fürs gequälte Autor 30 Jahre später nur noch Unbekanntes, dass einem der Atem stockt. Leben. Deutsch von Werner Schmitz. Roträumen. In einer Aufwallung von SehnVor allem aber zeichnet der Schriftsteller ein ebenso narzisstisches wie entblößendes sucht, noch einmal ins Paradies der Pariser wohlt, 316 S., 19,95 Euro Jahre einzutauchen und daraus neue Kraft Selbstportrait von sich als jungem Mann. zu schöpfen, macht er sich, als er 1956 nach Expedition ohne Wiederkehr Paris zurückkehrt und die einst im Hotel Während des mehrjährigen Paris-Aufenthaltes mit seiner jungen Frau Hadley in den Ritz zurückgelassenen Manuskripte abholt, Jo Lendles biographischer Roman über zwanziger Jahren, den glücklichsten seines an deren Bearbeitung, hofft, mit dem verlo- Alfred Wegener ren geglaubten Material auch die KreativiLebens, hält Hemingway als Korrespontät seiner Jugend wiederfinden zu können. „Alles Land“ nennt Jo Lendle seinen neuen dent des kanadischen „Toronto Star“ vieles, was er erlebt, was er sieht, hört, fühlt, Roman – doch hinter diesem lapidaren Titel Doch geben zahlreiche Entwürfe für das in Tagebüchern und unzähligen Notizen verbirgt sich die Geschichte vom abenteuerfest. Gertrude Stein, James Joyce, Zelda und Vorwort Einblicke in sein Ringen um die lichen Leben des Polarforschers Alfred treffende Formulierung, um den „einzigen Wegener, dessen spektakuläre Theorie von Scott Fitzgerald sowie Ford Madox Ford wahren Satz“ – seine lebenslang hochgenehmen den damals unbekannten junden sich gegeneinander verschiebenden gen Hemingway wohlwollend in ihre Krei- haltene Maxime. Und so gesteht der Nobel- Kontinentalplatten ihm zu Lebzeiten mehr se auf, was den jedoch nicht davon abhält, preisträger schließlich in einem nicht abAnfeindungen als Anerkennung einbrachte. hämische und geschmacklose KommentaErnest Hemingways unvollendetes letztes re über die Pariser Literatenszene, über die bereits arrivierten Kollegen abzusetzen. Werk „Paris. Ein Fest fürs Leben“


literatur Muttersohn

Für seine beiden vorangegangenen Romane erhielt Lendle fast hymnische Kritiken, und schon im Voraus verrät mir eine Mitarbeiterin des Verlages, all’ seinen Protagonisten sei gemeinsam „eine leise Sehnsucht, von dieser Erde zu verschwinden.“ Die verspürt – neben einem unbändigen Lebenswillen – auch der Held dieses Buches. 1880 in eine große Kinderschar hineingeboren – der Vater, ein frommer, fast bigotter Mann, leitet in Berlin ein Waisenhaus – wird Alfreds von traumatisierenden Erlebnissen nicht freie Kindheit bestimmt von frühem Wissensdrang und neugierigem Experimentierwillen.

tische Naturschilderungen. Jo Lendles Romanbiographie über den Namensgeber des bekannten Bremerhavener Instituts ist voll amüsanter wie auch bewegender Details und dabei informativ wie ein wissenschaftliches Sachbuch. Jo Lendle, Alles Land. DVA, 384 S., 19,99 Euro

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die es werden wollen, beinahe über Nacht eine steile Karriere. Man lädt den selbsternannten Heilsbringer und Spezialisten für Nächstenliebe in Talkshows ein, wo er mit einer Mischung aus Arroganz und treuherziger Naivität die Moderatoren irritiert.

Martin Walser deklamiert diese TalkshowSzene und deren spritzige Dialoge mit sichtMuttersohn als Heilsbringer lichem Vergnügen, lange hat er nicht mehr Martin Walser mit seinem Alterswerk auf mit solchem Charme gelesen – und mit solReisen cher Leichtigkeit geschrieben. Es macht Berlin, Literarisches Colloqium: Martin Spaß, dem 84jährigen zuzuhören, ihn in seiWalser präsentiert seinen neuen Roman im ner (neuen?) Abgeklärtheit zu sehen, da verüberfüllten Haus. Gut gelaunt, entspannt zeiht man ihm auch die eine oder andere und ein wenig kapriziös beantwortet er Mit Hilfe von Wegeners Briefen, TagebüLänge, manch’ wortverliebte Formulierung. Fragen, steckt angedeutete Kritik der Dischern, Aufsätzen und Büchern bringt Jo Lendle dessen Leben dem Leser nahe – sei- kussionspartner ohne Barschheit weg, erNeben Liebe und Glaube spielt die Musik nen Entschluss, Naturforscher zu werden, zählt amüsiert und ein bisschen nacheine große Rolle, aber auch Gewalt und der die erste Grönlandexpedition, wo der ehr- sichtig, wie seine Frau beim Abtippen des geizige junge Mann beschließt, „am Nord- Manuskripts – der Großautor leistet sich Tod. Walser entwickelt fantasievolle und pol Gottes Gnade“ herauszufordern. Nach den Luxus, mit der Hand zu schreiben – aus spannungsreiche Handlungs- und Erzähldem wohlüberlegten Titel „Muttersohn“ Familiengründung und weiteren Expedistränge. Dabei ist dieser Percy – wie weitionen folgt 1930 die heimlich vorbereitete natürlich „Menschensohn“ gemacht habe. land der predigende Jesus – stets auf der große, tödlich endende Nordpolreise, vor Suche nach dem Vater. Im Spagat zwischen Und dann liest er – stehend, lange. Ander ihm seine Frau Else das Versprechen Wahrheit und Fabulierkunst, Wissen und abverlangt, „dass es deine letzte Reise ist“. dächtig lauscht das Publikum der GeGlauben scheint sich das Credo des Helden schichte des vaterlosen PsychiatriekranUnter Einsatz fiktionaler Elemente zeichwie auch seines Autors herauszukristallikenpflegers Anton Percy Schlugen aus net der Autor eine schillernde, beileibe sieren: „Dass der Glaube die Welt schöner dem Süddeutschen, dessen Mutter Josefinicht nur sympathische Persönlichkeit. ne ihn jungfräulich empfangen haben will. macht, als sie ist, das ist das Thema“. Neben beklemmender Vermittlung von Martin Walser, Muttersohn. Rowohlt, 505 Einsamkeit und der Gefahren für die Krea- Als Laienprediger macht Percy mit spontur im Ewigen Eis gelingen ihm starke poe- tanen Reden zu Gläubigen und solchen, S., 24,95 Euro

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WiRtSChaFt HGS Object-Design

aller gUten dInge sInd dreI D

reye und luxuriöse Kreuzfahrtschif Kreuzfahrtschiffe – das erscheint auf den ersten Blick so abwegig wie Ananasplantagen in Alaska. Okay, die 1200-Seelen-Gemeinde vor den Toren Bremens hat einen eigenen Yachthafen mit Weserzugang zu bieten. Aber der erscheint im Vergleich zu den Dimensionen einer „Queen Mary 2“ oder gar „Allure of the Seas“ wie ein Modell aus Legoland. Und dennoch kann sich Dreye rühmen, eine „Traumschiff“-Kommune zu sein. Denn hier hat Heinz-Günter Schröder 1989 die Firma HGS Object-Design gegründet; ein Planungs- und Konstruktionsbüro für die Inneneinrichtung von Hotels, Megayachten oder eben Kreuzfahrtschiffen. Damit nicht genug: Das zweite Schröder-Unternehmen, die 1997 gegründete HGS Objekt-Technik GmbH, kümmert sich um den Bau und die Installation schlüsselfertig ausgestatteter Schiffskabinen auf der Basis eines von Heinz-Günter Schröder entwickelten Bausystems.

Wenn der Vater mit dem Sohne: Was Dreye mit „Traumschiffen“ verbindet Text: Peter Schulz

3-D Visualisierung Astor Suite vor dem Umbau des Kreuzfahrtschiffes „MS ASTOR“

Die Realisierung von 3-D Darstellungen, die dem Erfolg gelang, ein neuartiges und pain der heutigen Architektur ebenso unvertentiertes System für den Innenausbau von zichtbar sind wie in der Werbung. Flusskreuzfahrtschiffen zu entwickeln. Drei Firmen, die quasi Hand in Hand arbeiten, angesiedelt unter einem Dach und in Familienregie geführt – eine nicht gerade alltägliche Konstellation. Heinz-Günter Schröder sieht genau darin das Erfolgsgeheimnis des „Dreyer Dreierleis“: „Hier spielt sich ein schlagkräftiges kleines Team die Bälle zu. Es gibt keine Abstimmungsprobleme oder Reibungsverluste. Wir kennen uns genau und müssen uns nicht lange abstimmen, weil jeder weiß, was zu tun ist.“

Und das funktioniert so: HGS schweißt und schraubt an Land komplett ausgestattete Kabinen einschließlich Nasszellen zusammen, die auf einer selbsttragenden Metall-Rahmenkonstruktion basieren. Diese fertigen Wohneinheiten werden per Kran auf dem unteren Stahldeck des Schiffes an Ort und Stelle gehievt und Stück für Stück nebeneinander aufgestellt. Sind alle Plätze belegt, kommen die Kabinen jenseits des Korridors an die Reihe. Ist das Unterdeck komplett, wird die zweite Etage in Angriff genommen, auf der zum guten Schluss das Sonnendeck positioniert wird.

Der studierte Maschinenbauer, der 16 Jahre im Schiffsausbau Erfahrungen sammelte, bevor er sich auf „eigene Füße“ stellte, nennt darüber hinaus Zuverlässigkeit, Der Clou: Die Kabinen müssen jetzt nur den eigenen, hohen Qualitätsanspruch und noch mit einer Außenisolierung versehen Terminund an das zentrale treue als „Hier spielt sich ein schlagkräftiges Bordsystem für Strom, herausra- kleines Team die Bälle zu.“ Wasser oder Heizung gende Stärangeschlossen werden ken der drei Unternehmen. „Beim Bau oder – fertig! „Diese Methode führt zu erhebliUnd damit sich die Auftraggeber, also Ree- Umbau von Passagierschiffen, Fähren oder chen Kosteneinsparungen gegenüber einer dereien und Touristiker, schon vor BaubeBohrinseln zählt jede Minute“, sagt er. „Wer konventionellen Bauweise und reduziert ginn vorstellen können, wie es in der Kabine nicht im Zeitplan bleibt, ist in dieser Bran- zudem die Gesamtbauzeit eines Schiffes“, später einmal aussehen wird und welches che rasch draußen.“ erklärt Heinz-Günter Schröder mit verLebensgefühl die Gäste dort erwartet, gibt ständlichem Stolz in der Stimme. es – aller guten Dinge sind drei – die HGS Die Schröders dagegen sind „drin“, und sie imageZEIT. Arne Schröder, Sohn des Firhaben sich ihren guten Ruf hart erarbeitet. Um dieses Produktkonzept am Markt zu mengründers, hat sich 2007 mit dieser FirUnd sie hatten das Glück der Tüchtigen, als etablieren und einschließlich Planung und ma selbständig gemacht. Sein Spezialgebiet: es Vater Heinz-Günter mit bahnbrechenKonstruktion als Komplettpaket anzubie-


WIRTSCHAFT HGS Object-Design

5-Sterne-Flusskreuzfahrtschiff „Premicon Queen“ Queen Suite

ten, schickte der Senior Schröder mit der HGS Object-Technik eine zweite Firma ins Rennen, die sich seither beim Bau neuer Flusskreuzfahrtschiffe auf der Rostocker Neptun-Werft ebenso bewährt hat wie bei der Lieferung eleganter Suiten, wie sie 2010 für den Umbau der MS „Astor“ benötigt wurden. Geliefert werden aber nicht allein die Kabinen, sondern auch Korridore, Nebenräume oder die Treppenhäuser.

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Schlüsselfertige HGS Kabineneinheiten

eines Schiffes, weshalb ansprechende Com- bar wie die Skizzen der beteiligten Archiputersimulationen für die Werbung der Ver- tekten. Arne Schröder fertigt auf dieser anstalter unverzichtbar sind. Basis fotorealistische Darstellungen für Entwurfspräsentationen, ProspektmateriArne Schröder ist diese Entwicklung nicht al, Werbung oder Architektur-Bauschilder verborgen geblieben. Der Webdesigner hat an. „Der Auftraggeber erhält also bereits seine Werbeagentur HGS imageZEIT zuim frühen Stadium der Projektentwicknehmend darauf ausgerichtet, die Kunden lung Endergebnisse, die natürlich problemneben ansprechendem Corporate Design los veränderbar sind. Das senkt die Kosten und Web-Auftritten mit aussagekräftigen und minimiert den Aufwand für eventuelle 3-D Visualisierungen zu versorgen. Sein Nachbesserungen“, erklärt Schröder junior. Ob „Kreuzfahrer“, Baggerschiff oder „Werkzeug“: Eine professionelle Software schnieke Yacht – am Anfang jeder Ausstat- und eine spezielle Render-Engine, die in Auf diese Weise entstanden in jüngerer tung steht natürlich die Planung der geKombination eine realistische Berechnung Zeit unter anderem 3-D Visualisierungen wünschten Inneneinrichtung. Dies gevon Licht, Schatten, Spiegelungen und Ma- der umgebauten MS „Astor“ für den Breschieht in enger Abstimmung mit den terialien möglich machen. mer Reisespezialisten Transocean KreuzArchitekten der jeweiligen Reederei, wobei fahrten oder für Geschäftsneubauten der sich HGS nicht nur hinsichtlich Konstruk- „So entsteht im Computer eine Abbildung Juwelierkette Wempe. Doch Arne Schrötion und Ausführung ins Zeug legt, sonder realen Welt von morgen“, erklärt er. der ist auch gern im näheren Umfeld aktiv: dern im ersten Schritt auch die zündenden Und wenn der Auftraggeber eine andere Als das Weyher Theater umgebaut werden Ideen liefert. An diesem Punkt kommt zu- Ansicht der Kabine wünscht oder die Farb- sollte, lieferte er im Vorfeld eine 3-D Visumeist auch Arne Schröder „an Bord“, denn abstimmung von Möbeln, Vorhängen und alisierung von Zuschauerraum, Foyer und immer häufiger möchten die AuftraggeTeppichen verändern möchte – kein ProbAußenansicht, um dem Gemeinderat die ber so schnell wie möglich sehen können, lem: Ein paar Klicks, und schon zeigt sich Entscheidung leichter zu machen. Die Präwelches Bild sich später einmal auf ihren ein völlig anderes Bild. Bis zu vier Tage sentation wurde zum Volltreffer, erinnert Schiffen bieten wird. lang arbeitet Arne Schröder an aufwändier sich. „Alles wurde so gebaut wie in meigen Darstellungen, wobei das Ergebnis kei- ner Visualisierung vorgeschlagen.“ „Hochwertige 3-D Visualisierungen gehönesfalls „zu glatt“ ausfallen darf. „Das Auge ren mittlerweile schon in der Planungspha- erkennt sofort, wenn eine Visualisierung HGS Object-Design se zum Geschäft“, hat Vater Schröder beob- gekünstelt erscheint. Also bloß nicht zu www.hgsdesign.de achtet. „Die Kunden möchten genau wissen, perfekt werden“, lautet seine Erkenntnis. Tel. 0 42 03 - 81 01 84 welches Raumgefühl sich in einer Kabine entwickelt oder wie die Möbel und Stoffe Als Grundlage für seine Arbeit sind die HGS imageZEIT wirken.“ Obendrein beginnt der Verkauf der räumlichen Planungsunterlagen, die HGS www.imagezeit.de Reisen durchweg weit vor der Fertigstellung Object-Design liefert, ebenso unverzichtTel. 0 42 03 - 70 71 14


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WIRTSCHAFT Schönecker AG – Private Vermögensberatung

Honorarberater der Schönecker AG setzen auf Seriosität, Transparenz und Fachkompetenz

Wolfgang Schönecker

In guten Händen

Wulf-Dietrich Spöring

der Basis ausführlicher Beratungsgespräche die maßgeschneiderte Lösung, die den persönlichen Erwartungen und Ansprüchen unserer Mandanten entspricht“, sagt WulfDietrich Spöring. Dafür erhalten sie ein zuvor vereinbartes Entgelt, das in jedem Fall fällig wird – ganz gleich, ob der Kunde nun ihren Empfehlungen folgt oder nicht.

Wer sich für die Schönecker AG entscheidet (und bereit ist, ein Stundenhonorar von 250 Euro zu investieren), kann mit sachkundiger und unabhängiger Beratung in allen Fragen rund ums liebe Geld rechnen. „Das geht über die Betreuung von Stiftungen und Vermögensverwaltungen bis zur Unterstützung beim Abfassen eines Testaments“, berichtet nd Du meinst, das ist gut für Wulf-Dietrich Spöring. Besonders umfanguns?“, fragt die hübsche BlonHonorarberatung nennt sich dieses Modell, reich und nachhaltig ist naturgemäß das dine in der Fernsehwerbung. „Family Office“-Mandat, das die komplette das zunehmend in den Fokus der OffentDarauf ihr junger Ehemann: „Das ist gut, lichkeit und der Politik rückt. Denn die Daseinsvorsorge beinhaltet und ein besondas ist sogar sehr gut. Das ist – ’ne gute Nachfrage, so urteilt Wolfgang Schönecker, deres Vertrauensverhältnis zwischen ManFrage…“ danten und Berater voraussetzt. „Wenn die „nimmt in dem Maße zu, wie die Anzahl Chemie stimmt, dann ist die Grundvorausder enttäuschten Kunden steigt, die sich Wolfgang Schönecker kennt den TV-Spot von ihren Banken abwenden und nach Al- setzung für ein nachhaltiges Miteinander einer deutschen Großbank natürlich, beternativen suchen.“ Deshalb bieten immer gegeben“, stellt Wolfgang Schönecker klar. schreibt er doch punktgenau das Dilemmehr „Honorarberater“ (die Bezeichnung ma, in dem ambitionierte „Häuslebauer“, Den ersten Schritt in eine gemeinsame ist zur Zeit noch nicht geschützt) ihre vermögende Anleger oder glückliche Erben (Finanz-)Partnerschaft stellt deshalb ein Dienste an, was bei den beiden Partnern oftmals stecken: Sie möchten bei der ausführliches (und kostenloses) Kennender Schönecker AG durchaus gemischAuswahl des günstigsten Kredits oder der lerngespräch dar. „Danach können beide te Gefühle auslöst. „Da tummelt sich so attraktivsten Anlagemöglichkeiten seriös Seiten entscheiden, ob eine Zusammenarmanches schwarze Schaf“, hat Wolfgang und unabhängig beraten werden, finden beit aus ihrer Sicht Sinn macht oder nicht“, Schönecker beobachtet. sich aber manchmal in eher einseitig betont sein Partner Spöring, der 49 Prozent geführten Gesprächen mit Bank- oder an der gemeinsamen AG hält. Gemeinsam mit Wulf-Dietrich Spöring Versicherungsberatern wieder. „Und die“, hat er deshalb schon bei der Gründung das weiß der ehemalige Bankdirektor aus Ist eine gemeinsame Basis gefunden, des am Bremer Domshof angesiedelten langjähriger Erfahrung, „schauen häufig kümmert sich die Schönecker AG („Unsere Unternehmens Wert auf höchste Seriosität erst einmal auf die eigene Provision und Arbeit beginnt da, wo die Geldinstitute gelegt. Ihre AG verfügt über eine Lizenz dann auf den Vorteil des Kunden.“ aufhören“) langfristig und verlässlich um als Finanzdienstleister und untersteht die Finanzen ihrer Mandanten, denen sie daher der Kontrolle der Bankenaufsicht Wolfgang Schönecker und sein Partner dabei das angenehme Gefühl vermittelt, in BaFin und der Bundesbank. „Das ist zwar Wulf-Dietrich Spöring schlagen da eine ziemlich aufwendig und kostspielig, bürgt guten Händen zu sein. völlig andere Richtung ein. Ihr Augenmerk

„U

gilt nicht Provisionen oder Vermittlungsgebühren, sondern allein den Interessen und Zielvorstellungen ihrer Kunden, denen sie sich ohne jegliche Bindung an Banken oder Institutionen nach bestem Wissen und Gewissen verpflichtet fühlen. „Wir suchen auf

aber für Qualität und Transparenz“, so Schönecker. Auch die Gesellschaftsform der AG sei bewusst gewählt worden, denn: „Wir müssen alles veröffentlichen; jeder potentielle Kunde kann sich also im Vorfeld genau über uns informieren.“

Schönecker AG Domshof 21 281985 Bremen www.schoenecker-ag.de Telefon 0421 – 69 62 66 66


aRChitEKtUR Bremer Landesbank

Londoner Büro Caruso St. John Architects erhält Zuschlag für neues Landesbank-Gebäude

Wohnen So ähnlich könnte die neue Bremer Landesbank am Domshof in Zukunft aussehen. Der Sieger des Architektenwettbewerbs, Peter St. John (l.), blickt gemeinsam mit Dr. Guido Brune, Vorstandsmitglied der Bremer Landesbank, auf seinen Entwurf. Foto: Bremer Landesbank

brIte baUt am domshof E

s dauerte rund neuneinhalb Stunden, dann stand die Nummer des Gewinnerkonzeptes fest: 1001. Kurz darauf lüftete der Jury-Vorsitzende Prof. Heinz Tesar das Geheimnis, welches Architekturbüro diesen Entwurf eingereicht hatte. Ergebnis: Der Neubau der Bremer Landesbank am Domshof wird nach Plänen des Londoner Büros Caruso St. John Architects errichtet. Auf Platz zwei kam das Architekturbüro Max Dudler (Zürich/ Berlin), Dritter wurde das Büro Hilmes Lamprecht Architekten aus Bremen. Insgesamt hatten sich zwölf Architekten an der Ausschreibung beteiligt. Ein neues Gebäude in unmittelbarer Nähe eines UNESCO-Welterbes – das mutet nahezu wie eine „Mission impossible“ an, gilt es doch eine Vielzahl von Befindlichkeiten zu berücksichtigen. An erster Stelle natürlich mögliche Einwände seitens der mächtigen UNESCO-Kommission, die ihren Einfluss – siehe Köln, siehe Dresden – bereits mehrfach nachhaltig ausgeübt hat. Entsprechend groß war die Spannung, als die Vorschläge für den Neubau der Landesbank gleich neben dem Welterbe Bremer Rathaus auf den Tisch kamen.

gen.“ Mit dem Entwurf bringe die Bremer Landesbank die regionale Identität zum Ausdruck. Nächster Pluspunkt: der ovale Innenhof. Durch seine Weite und Lichtdurchlässigkeit garantiere er nicht nur eine gute Arbeitsplatzqualität, sondern berge zudem Potenzial, zum halböffentlichen Ort ausgebaut zu werden – etwa für Konzerte zum Beispiel beim Musikfest Bremen. Auf Basis des Siegerentwurfs wird Caruso St. John Architects nun mit einer Machbarkeitsstudie hinsichtlich der Weiterentwicklung des eingereichten Konzepts beauftragt. Die Landesbank hatte sich für einen Neubau entschieden, weil die Instandhaltungskosten für das vorhandene Gebäude stark zugenommen hatten, ohne den Substanzwert zu erhöhen. Die Idee, den Gebäudekomplex Domshof abschnittsoder etagenweise zu sanieren, wurde verworfen, weil man Kunden und Mitarbeitern nicht zumuten wollte, zehn Jahre mit einer Großbaustelle leben zu müssen.

Gebaut wird jedoch nicht nur am Domshof, sondern auch hinter der historischen Fassade des Stammhauses der Bank am Unser Lieben Frauen Kirchhof. Dieser Gebäudeteil wird ab 2013 vollständig Umso spürbarer war die Erleichterung über entkernt, parallel erfolgt der Abriss des 40 das einstimmige Votum der Jury zugunsten Jahre alten Gebäudes am Domshof. Für 2016 ist die Fertigstellung des Neubaus Entwurf 1001. Denn die Arbeit liefert – so geplant. Alle Maßnahmen werden eng mit das Gremium – „überzeugende Antworder Denkmalpflege abgestimmt. ten auf eine ganze Reihe städtebaulicher, funktioneller und architektonischer Fra-

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FOYER-lESERREiSE Zürich

foyer Leserreise

foyer-Leserreise vom 8. bis 11. November zur Aufführung von „Don Giovanni“ in Zürich – Anmeldeschluss: 29. September 2011!

anna netrebKo lIve erleben S

ie zählt zu den Superstars der Klassikszene, eilt von Auftritt zu Auftritt und versprüht auf der Bühne wie in Interviews einen nahezu unwiderstehlichen Charme: Anna Netrebko, 1971 im russischen Krasnodar geboren und mittlerweile österreichische Staatsbürgerin mit Wohnsitz in Wien, gilt als die Operndiva schlechthin.

Foto: © Esther Haase / DG

Malin Hartelius ist als Donna Elvira zu hö- gemeinsames Konzert mit Placido Domingo und Rolando Villazon während der ren. Und der aufstrebende Bariton Ruben Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, Drole gibt den Leporello. das live aus Berlin weltweit im Fernsehen Zur ersten Garde seiner Zunft gehört auch übertragen wurde und bis heute als das meistgesehene Klassikkonzert gilt. der Dirigent des Abends. Am Pult steht

kein Geringerer als Peter Schneider, 197885 Generalmusikdirektor in Bremen, wo er auch zum Honorarprofessor ernannt wurde. Seit dieser Zeit gibt der einstige Wiener Sängerknabe, der unter anderem bei Hans Im November tritt sie an wenigen Abenden Swarowsky studierte, regelmäßige Gastin Mozarts „Don Giovanni“ im Opernspiele. Schneider arbeitet in Bayreuth und haus Zürich auf. Und Sie können dabei Salzburg bei den Festspielen sowie an sein! Exklusiv für seine Leserinnen und allen renommierten Opernhäusern mit Leser veranstaltet foyer vom 8. bis zum 11. Schwerpunkt in Wien und München. November 2011 eine attraktive Kurzreise Für Anna Netrebko, deren Aufnahmen bei nach Zürich. Höhepunkt: Der Besuch der der Deutschen Grammophon erscheinen, Vorstellung am 9. November mit Anna stellt die Rolle der Donna Anna etwas Netrebko in der Rolle der Donna Anna. Ein ganz besonderes dar. Denn mit dieser unvergessliches Erlebnis, zumal auch die Partie konnte sie 2002 bei den Salzburger anderen Rollen mit Spitzenkräften besetzt Festspielen unter dem Dirigenten Nikosind: Der Spanier Carlos Alvarez singt die laus Harnoncourt ihren internationalen Durchbruch feiern. Unvergessen ist ihr Titelpartie, die schwedische Sopranistin

Mittlerweile denkt die umschwärmte Sopranistin, die als Mutter eines gemeinsamen Sohnes mit dem uruguayischen Bariton Erwin Schrott zusammenlebt, schon an ein Ende ihrer Karriere. In der Zeitschrift „Stern“ erklärte sie kürzlich, sie könne sich gut vorstellen, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten ein Restaurant für Feinschmecker zu eröffnen. Denn sie wolle nicht ausschließlich in der Welt der Musik leben. Und ohnehin könne sie ihre berühmten Paradepartien wie die „La Traviata“ nicht mehr hören: „Es ist wunderbare Musik, aber du kannst nicht die eine Rolle dein ganzes Leben lang wieder und wieder spielen.“ – Noch ein guter Grund mehr also, um mit foyer nach Zürich zu fliegen und Anna Netrebko live zu erleben!


foyer-Leserreise Zürich

Peter Schneider

Pauschalreisepreis pro Person 1.575,- Euro im Doppelzimmer 530,- Euro Einzelzimmerzuschlag 75,- Euro Eintrittskartenzuschlag für die Kategorie 1 (Kat 2 ist inklusive) Eingeschlossene Leistungen • Direktflug von Bremen nach Zürich inkl. aller Steuern und Gebühren • kostenloses Parken im P2 am Flughafen Bremen

Das Reise-Programm in Kurzform:

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Zürich

• Sektempfang am Flughafen Bremen • Transfer Flughafen - Hotel - Flughafen • 3 x Übernachtungen im 4 Sterne Hotel Europe • 3 x Frühstück im Hotel • Eintrittskarte Kat. 2 für die Oper „Don Giovanni“ im Opernhaus Zürich am 9. 11. 2011 • 2-stündiger Stadtrundgang • Eintritt und 1-stündige Führung im Kunsthaus • Reisebegleitung durch foyer • Reisepreisabsicherung • Informationsmaterial über die Reise

Mittwoch, 9. November 2011 Geführter, zweistündiger Stadtrundgang durch Zürich. 18 Uhr Spaziergang zum Opernhaus (fünf Minuten), wo um 19 Uhr Dienstag, 8. November 2011 die Vorstellung des „Don Giovanni“ mit Sektempfang am Flughafen Bremen, DiAnna Netrebko beginnt. rektflug nach Zürich, Transfer ins 4-SterDonnerstag, 10. November 2011 ne-Hotel „Europe“. Nachmittag und Abend Zeit zur freien Verfügung. Am Nachmittag Besuch des Kunsthauses Zürich inkl. einzur freien Verfügung. stündiger Führung.

Nicht eingeschlossen sind als optional bezeichnete Programmpunkte, nicht genannte Mahlzeiten und Getränke, Trinkgelder, Ausgaben persönlicher Art sowie Reiseversicherungen. Die Mindestteilnehmerzahl beträgt 15 Personen. Reiseveranstalter ist die Emder Hapag-Lloyd Reisebüro GmbH & Co. KG.

WICHTIG – bitte beachten: Anmeldeschluss 29. September 2011

Freitag, 11. November 2011 Transfer zum Flughafen, Rückflug nach Bremen. Beratung & Buchung: Telefon: 08 00 - 5 60 08 45 Kostenlos aus dem deutschen Festnetz Fordern Sie gleich kostenfreies Informationsmaterial sowie Ihr Anmeldeformular an.

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07.09.2011 9:35:43 Uhr


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SPARKASSE kulturell Sultan Acar

Sultan Acar stellt in der Reihe „Junge Kunst Bremen“ aus Text: Stephan Cartier

Der Blick über den Bildrand D

ie Wände ihres Ateliers sind weiß, die Bilder davor umso farbiger. Sultan Acar mag Spannungen. Sie selbst trägt ein schlichtes Kleid – schwarz. Damit wirkt auch Acar wie ein Kontrast in ihrem eigenen, weißen Reich. „Das Verwirren ist mir wichtig“, sagt sie, während sie auf zwei pastellene Frauen-Porträts an der Wand gleich neben zwei Bildern mit farbintensiven, abstrakten Mustern blickt. Es ist ein Bekenntnis, dass man der ruhig wirkenden Frau nicht auf den ersten Blick abnimmt. Aber schon der zweite genügt, um sie zu verstehen.

noch dieser kleine Zopf, mehr eine Strähne, die am Nacken herunterhängt und von einem Band zusammengehalten wird, das so gänzlich unrealistisch in diesem ansonsten realen Bild wirkt. Als hätte sich in dem handwerklich gekonnten Illusionismus ein Relikt der Zweidimensionalität versteckt.

Genau diesem kleinen Stolperstein im optischen Gefüge gilt Sultan Acars Aufmerksamkeit. Die Weigerung, die Illusionen der Malerei makellos aufrechtzuerhalten, ist ihr Versuch, der Kunst ihre Macht über die Realitäten zu sichern. Denn nur wer souverän zwischen den Formen der Illusion wechseln kann, hat sie im Griff. „Man Es sind nicht die grellen Gegensätze, die muss sich selbst steuern“, lacht Sultan die 1975 in Bremen geborene Malerin interessieren, sondern die kleinen Unstim- Acar, „sonst verliert man sich.“ Und davon migkeiten in der glatten Oberfläche. So wie ist sie weit entfernt. in dem Bild einer Frau, die dem Betrachter nur ihren Hinterkopf zuwendet. Ihr langes Die Malerin weiß zumindest genau, was Haar ist zusammengesteckt. Doch warum sie nicht will. Zeigen wird sie das, was das Bild eines Menschen malen, wenn man dabei herauskommt, im Rahmen der Reihe „Junge Kunst Bremen“, die die Sparkasse sein Gesicht nicht zeigt? Und dann ist da

Bremen zweimal im Jahr ausrichtet. Talenten wird hier die Möglichkeit gegeben, ihre Kunst einmal an einem ungewöhnlichen Ort zu präsentieren: in einem Geldinstitut. Ab dem 12. Oktober präsentiert Sultan Acar ihre Arbeiten aus den vergangenen drei Jahren in der Filiale der Sparkasse an der Bahnhofstraße in Bremen. Die Schau zeigt nicht nur die rein abstrakten Werke der jüngsten Phase, sondern auch die Bilder, die hierhin führten. Denn der Gang in die Abstraktion begann für Acar nicht mit der Theorie, sondern mit der Beobachtungen der Praxis. In Istanbul war es, wo Sultan Acar die Welt ästhetisch erstmals anders erschien, als sie sich ihr bislang gezeigt hatte. Das Ineinanderfließen des Lichtwiderscheins auf den großen Glasflächen einer Hochhausfassade faszinierte sie. Acar fotografierte dieses Lichterspiel und übersetzte es in Malerei. Je näher sie der Oberfläche dabei kam, desto abstrakter erschienen ihr die Strukturen.


SPARKASSE kulturell Sultan Acar

Ihr Weg führte Sultan Acar seitdem Die Absolventin der Bremer Hochschule entlang der Hauptachse der ästhetischen für Künste hat viel experimentiert, um dieEntwicklung des 20. Jahrhunderts: vom se Gelassenheit gegenüber ÜberraschunNaturalismus akkurater Zeichnungen bis gen zu erreichen. Zwei Jahre studierte sie zum vorläufigen Endpunkt rein abstrakter an der Fachhochschule Ottersberg, erhielt Arbeiten. Die Zwischenschritte, in denen dann ein Stipendium für die Akademie der sich illusionistische Malerei und Abstrak- bildenden Künste in Wien und graduierte tion begegnen, gehören zu den span2010 als Meisterschülerin in Bremen. Zu nendsten ihren maßgeblichen Momenten „Am Ende kann immer etwas anderes Lehrern zählen die der Aus- herauskommen, als man wollte“ Bremer Rolf Thiele stellung. und Peter Schaefer So wie in dem großen Porträt einer Frau, sowie Gunter Damisch und Daniel Richter. die ein Kleid trägt, das sich bei näherem Mit Ausstellungen unter anderem in BreHinsehen als Streifenornament entpuppt men, Istanbul und Wien hat die Künstlerin und die vermeintliche Dreidimensionalität bereits beachtliche Stationen in ihrer Kardementiert. riere aufzuweisen. Zum Portfolio gehören Auszeichnungen wie der Item-Kunstpreis Das Verhältnis zwischen Realismus und aus Ulm, der Eberhard-Dietzsch-Preis in Abstraktion war hier noch unentschieden, Gera und der Werner-Kuehl Preis 2010 in Acar wollte aber dem Weg konsequent eine Syke. Richtung geben. Traditionelle türkische Stoffe dienten ihr als Ausgangspunkt. Sie Für die Ausstellung „Junge Kunst Bremen“ legte die bunten Streifenmuster in Falten, sagte sie sogar eine weitere Exposition bei vergrößerte sie, digitalisierte die Fotos im ihrer Galeristin in Istanbul ab, um sich Computer und experimentierte mit den konzentrieren zu können. „Man muss Bildauflösungen. Den ausgewählten Bild- sich sehen lassen“, ist die selbstbewusste schnitt fotografierte sie erneut und überKünstlerin überzeugt; aber eben nicht um trug ihn mit Farben auf Leinwand. „Am jeden Preis. Qualität geht ihr vor QuanEnde kann immer etwas anderes heraustität. „Ich arbeite tüchtig“, schmunzelt kommen, als man wollte“, bekennt Sultan Sultan Acar, während sie in ihrem Atelier Acar. Aber diese Willkür hat Methode. die Bilder für die Ausstellung sortiert.

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Zu diesem „Arbeitsethos“ gehört auch, nicht beim Erreichten stehen zu bleiben. „Die Bilder stellen Fragen an mich“, sagt die Malerin; und ihre Antworten führen zu immer neuen Bildern. Für die Ausstellung in der Filiale an der Bahnhofstraße entwickelte sie die jüngste Folge dieses Dialogs. Ein Objekt aus sechs kleinen Leinwänden mit Linienmustern liegt auf dem Boden. Die Puzzleteile sind so zueinander in einem Rahmen arrangiert, dass die Linien nicht aneinander anschließen – und dennoch ein neues Ganzes ergeben. Damit blickt Sultan Acar über den Bildrand hinaus in den Raum hinein. Dieses Schachtelmuster möchte Sultan Acar über ein kompliziertes Verfahren wieder in einen gewebten Teppich übersetzten. Damit wäre aus den ursprünglichen Stoffmustern wieder ein Textilstück geworden. Über den Umweg von Fotografie, Digitalisierung, Malerei und Webkunst hätte sich ein Material in sich selbst zurückverwandelt. Die Grenzen zwischen Idee und Gegenstand fließen. Da Geld nichts anders ist als ein Medium, um Wünsche in Waren und Waren in Wünsche zu verwandeln, ist diese Kunst der Übersetzung Sultan Acars in einer Bank genau am richtigen Platz.


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KUnSt 25 Jahre LzO-Stiftung

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25 Jahre Stiftung Kunst und Kultur der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO)

Schlossmuseum im Schloss Jever

Internationale Tanztage im Staatstheater Oldenburg

vIelfalt Ist pflIcht

D

as Schlossmuseum in Jever gehört ebenso zu den bisherigen Nutznießern wie das Zimmertheater „Orlando“ in Rastede oder die Gemäldesammlung Fritz Stuckenberg im Haus Coburg in Delmenhorst. Sie und viele andere kulturelle Einrichtungen sind durch die Stiftung Kunst und Kultur der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) gefördert worden, die vor 25 Jahren gegründet worden ist. Seit dem Start am 17. März 1986 hat die Institution 361 kulturelle Projekte im gesamten Oldenburger Land mit rund 5 Millionen Euro unterstützt.

Gemeinden und Landkreisen immer enger. Eveslage zieht daraus den Schluss: „Ohne das Wirken der LzO-Stiftung Kunst und Kultur sähe die hiesige Kulturlandschaft sicherlich weniger reich aus.“ Und so manche kulturelle Einrichtung wäre vermutlich nicht so errichtet worden wie ursprünglich geplant. Zum Beispiel das HorstJanssen-Museum in Oldenburg.

unabhängig von kurzfristigen wirtschaftlichen Entwicklungen“ geschaffen worden. Die umfassende Kunst- und Kulturförderung sei schließlich ein ganz zentraler Baustein der gesellschaftlichen Aktivitäten der LzO. Zum unternehmerischen Selbstverständnis des Hauses gehöre es nämlich, über das reine Bankgeschäft hinaus Verantwortung für das gesellschaftliche Leben im Oldenburger Land zu übernehmen.

Vor diesem Hintergrund hat die LzO die finanzielle Ausstattung der Stiftung kontinuZu den Aufgaben der Stiftung gehört es ierlich aufgestockt. Vor 25 Jahren war mit aber auch, besondere Kunstschätze anzukaufen und sie den regiona- Verantwortung für das gesellschaftliche Leben im len Museen als Oldenburger Land übernehmen. Leihgaben zur Verfügung zu stellen. Dazu zählte etwa der einem Stiftungskapital von 5 Millionen DErwerb des Oldenburger „Sachsenspiegels“ Mark begonnen worden. Mittlerweile steht als Dauerleihgabe für die Landesbibliothek ein Fundus von 5,6 Millionen Euro zur VerOldenburg. Oder der Ankauf des Gemäldes fügung, aus dem die Internationalen Tanztage im Staatstheater Oldenburg ebenso ge„Dangaster Allee“ von Karl Schmidt-Rottfördert wurden wie die Restaurierung des luff, das mittlerweile im Landesmuseum Als „glücklichen Umstand für die kulturelle für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg Hauses Elsfleth oder die Einrichtung der Entwicklung der Region“ bezeichnet folgeDauerausstellung „Korkverarbeitung“ im zu sehen ist. richtig Landrat Hans Eveslage, Vorsitzender Industriemuseum Lohne. Aber auch kleides LzO-Verwaltungsrates, die Gründung nere kulturelle Einrichtungen werden unMartin Grapentin, Vorsitzender des Vorder Stiftung vor 25 Jahren. Denn angeterstützt. Zum Beispiel Aufführungen im standes der LzO und ihrer Kulturstiftung, sichts sinkender Einnahmen bei gleichzeitig hebt deshalb das „vielfältige gesellschaftOldenburger theaterhof/19 oder das Künstwachsenden Pflichtaufgaben werde der kul- liche Engagement“ der Stiftung hervor. Mit lerhaus von Jan Oeltjen in Jaderberg. Denn turpolitische Handlungsspielraum in den ihrer Gründung sei „eine nachhaltige Basis Vielfalt ist für die LzO-Stiftung Pflicht.


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KUnSt Worpswede

Die erweiterte Große Kunstschau Worpswede hat endlich Platz für Zeitgenössisches Text: Berit Böhme

frIschzellenKUr Im teUfelsmoor D

er Glanz Worpswedes, einst von Malern angemischt, später von Dichtern besungen, wies in jüngster Zeit zunehmend trübe Flecken auf. Die Museen marode, das Ortsbild vernachlässigt – ein Abstieg auf Raten zeichnete sich ab. Doch nun durchläuft die Künstlerkolonie dank „Masterplan“ und Mäzenatentum eine millionenschwere Frischzellenkur. Denn das Dorf im Teufelsmoor soll zum „Leuchtturm“ der gesamten Region werden. Erster Meilenstein des Großprojektes: Die in diesem Sommer vollendete Erweiterung der Großen Kunstschau, 1924-27 als Teil des „Hoetger-Ensembles“ errichtet und ein ausgewiesenes Kleinod des norddeutschen Expressionismus. In unmittelbarer Nachbarschaft entstand 1969-71 nach Plänen des Bremer Architekten Gerhard MüllerMenckens das „Roseliusmuseum für Vorund Frühgeschichte“. Binnen eines Jahres wurde das einstige Domizil für Feuersteine und Grabschmuck nun in ein Haus für zeitgenössische Kunst verwandelt und in die Große Kunstschau integriert, die jetzt über eine Gesamtausstellungsfläche von 800 Quadratmetern verfügt. 3,4 Millionen Euro kostete die Sanierung einschließlich des Einbaus moderner Sicherheits-, Klima- und Lichtstandards. Gut angelegtes Geld, wie bei der Eröffnung deutlich wurde. „Es ist den Architekten ge-

lungen, zwei ganz unterschiedliche Häuser harmonisch zusammenzuführen und die erforderliche Gebäudetechnik behutsam einzufügen“, lobte der Kuratoriumsvorsitzende der Kulturstiftung, Karl-Heinz Marg. Die Verwandlung des denkmalgeschützten Gebäudes in ein Museum für moderne Kunst sei eine „große Herausforderung“ gewesen, gestand Michael Hindenburg, einer der federführenden Architekten. Das Team habe sich am „Duktus des Altbaus orientiert“. Die Außenhaut des Gebäudes sei fast nicht angetastet worden.

glatten, weißen Oberflächen. Der Putz hätte Licht geschluckt und das Hängen von Bildern stark erschwert. Im Foyer bilden der quadratische Empfangstresen und der großzügige Museumsshop die Brücke zwischen den „Alten Worpswedern“ im expressionistischen Altbau und dem Erweiterungsbau von 1971.

„Die Besucher lieben die neue Große Kunstschau, wir bekommen viele Komplimente“, schwärmt Karl-Heinz Marg, der darauf hofft, dass die moderne Kunst auch die „junge Generation“ ins Museum lockt. Er räumt ein, dass das unter der Obhut der Der ehemalige Innenhof des RoseliusKulturstiftung des Landkreises Osterholz museums wurde überdacht und bietet nun stehende Haus nach dem Verebben der Ermit einer Höhe von 5,70 Metern Platz für öffnungseuphorie und des deutlichen BeGroßformatiges. Die übrigen Räume winsucheranstiegs „mit attraktiven, überregiden sich um den rechteckigen Lichthof und onal bedeutenden Ausstellungen lebendig wurden optisch kaum verändert. Die Begehalten werden muss.“ Geschäftsführerin sucher bewegen sich wie zuvor auf groDr. Karen Elisabeth Hammer ist optimisßen schwarzen Schieferplatten, die Decken tisch, dass dies gelingen wird: „Die neuen sind weiterhin dunkel. Sanft ansteigende Räume setzen neue Kreativität frei.“ Rampen sorgen für Barrierefreiheit. „Wir haben manchmal zu Ungunsten des Denk- Kurz informiert Bis zum 9. Oktober sind im Erweiterungsmals, aber zu Gunsten der Kunst gehanbau die abstrakten Arbeiten der „Jungen delt“, so Michael Hindenburg. Gruppe Worpswede“ aus der Zeit um 1955 Das zeigt sich beispielsweise bei dem gro- zu sehen. Im Herbst wird die Berlinerin Nadja Schöllhammer eigens für Worpsweben, an die Grabungsschichten der Arde „raumfüllende Papierinstallationen, ein chäologen erinnernden Putz. Er wurde nur im Foyer des Museums beibehalten. In einziges filigranes Geflecht“ schaffen. Mehr Informationen: Telefon 0 47 92 – 13 den Ausstellungsräumen installierten die 02 und unter www.grosse-kunstschau.de Handwerker dagegen Vorsatzschalen mit


KUnSt 20 Jahre Weserburg

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Weserburg feiert 20-jähriges Bestehen mit opulenter Jubiläumsausstellung Text: Sabine Komm

alles Im flUss E

in Museum im Fluss – die Lage ist Programm. Seit 20 Jahren zeigt die Weserburg | Museum für moderne Kunst auf der Halbinsel in der Weser, was die internationale Szene umtreibt. Und doch ist das Jubiläum nicht nur Anlass zum Feiern. Ob Deutschlands erstes Sammlermuseum bleibt, wo es ist, ist noch unklar. Klar ist nur, dass der Ausstellungsetat auch weiterhin null sein wird. Glücksgefühle sehen anders aus.

Rainer Splitt und Katharina Grosse, beide aus Berlin. Ihre Arbeiten für „Farbe im Fluss“ haben sie direkt vor Ort entwickelt. Sie sprühte mit einer Spritzpistole verdünnte Acrylfarben kurzerhand auf Boden und Wände, so dass die Besucher jetzt mitten in ihrer sphärischen Farbwelt stehen. Er goss eine zähe Masse aus Kunstharz und Pigmenten auf den Boden des Museums. Entstanden ist so ein intensiv roter Farbsee, in dem sich alles spiegelt und so neu zu erleben ist.

lungsbestände wieder Geld da. Allein die Versteigerung des Gemäldes „Matrosen“ von Gerhard Richter bei Sothebey’s spülte 8,5 Millionen Euro in den Zukunftsfonds der Weserburg. Darüber hinaus soll die neue Doppelspitze aus Ahrens plus einer Volkswirtin ein Garant für die Zukunft sein.

Auf dieser Basis entwickelt das Team Zukunftsideen. Mit der Ausstellungsreihe „Collector’s Forum“ will man neue Privatsammler ans Haus binden. Zudem ist eine Trotzdem wird gefeiert. „Farbe im Fluss“ Einzelausstellung mit Cindy Sherman, heißt die engagierte Jubiläumsschau. Die Ein spannendes Ausstellungsprojekt. Ohne Meisterin der Selbstinszenierung, im zeigt, dass Farbe nicht nur Mittel zum Frage. Doch wie geht es weiter? MonateGespräch. Ober aber mit dem belgischen Zweck ist, sondern oftmals selbst das Thelange Anfeindungen und Debatten um Aktionskünstler Francis Alÿs, berühmt für ma. Mit dabei Jackson Pollock, berühmt für eine mögliche Schließung sind an Carsten sein Video, in dem er einen Eisklotz durch seine Action Paining: Mit Ahrens, seit fünf das glutheiße Mexiko City schiebt, bis ausladenden Gesten ließ „Ich habe Lust, das Haus in Jahren Museumsnichts mehr davon übrig ist. der Amerikaner einst Ac- die Zukunft zu steuern“ direktor in den vier rylfarbe und Lack auf lieSpeicherhäusern Ahrens‘ Leidenschaft aber sind Themengende Leinwände tropfen. Doch die Ausstel- im Fluss, nicht spurlos vorüber gegangen. ausstellungen. Ein alter Traum des 50-jählung zeigt, dass er nicht der Erste war. Einige Nach monatelanger Auszeit ist er jetzt wie- rigen Museumschefs ist die Präsentation Jahre zuvor hatte Max Ernst bereits eine der zurück, offen für die Zukunft, egal wo. künstlicher Paradiese. Darin würde er gern perforierte Farbdose über Papier schwingen Eventuell in der „Umgekippten Kommode“ zeigen, welche Zukunftsvisionen Maler, lassen. Zu sehen sind zudem Andy Warhols des alten Wasserwerks, in der ÜberseeObjekt- und Videokünstler haben, angefanprovokante „Oxidation Paintings“, entstan- stadt oder aber weiterhin als „Museum im gen bei Henri Rousseau und René Magritte den, indem er und Mitglieder seiner Factory Fluss“. bis zur Gegenwartskunst. „Es geht um unauf Leinwände urinierten – eine ironische sere heutigen Vorstellungen von Paradies Antwort auf Pollocks Farb-Aktionen. „Ich habe Lust, das Haus in die Zukunft zu in dieser immer verwalteteren Zeit“, sagt steuern“, sagt Ahrens. Schließlich ist durch Ahrens – paradiesische Zustände, von deEin Höhepunkt in der Themenschau sind den umstrittenen Verkauf eigener Sammnen er auch für sein eigenes Haus träumt.


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KUnSt Ausstellungen

Text: Sabine Komm

KUnstwerKe Sehnsuchtsort Worpswede

Kleider machen Kunst

Das Team des Overbeck-Museums in Vegesack im Glück: Mehr als 70 Werke aus Privatbesitz wurden dem Haus bis auf weiteres überlassen. Es handelt sich um Arbeiten der zweiten Malergeneration in der Künstlerkolonie Worpswede. Erstmals wird diese Sammlung jetzt im Alten Packhaus gezeigt. Der Titel: „Bilder aus Worpswede“. Mit dabei die „Laternenkinder“ von Lisel Oppel, der Malerin, die sich – inspiriert von Paula Modersohn-Becker – dauerhaft im Künstlerdorf niederließ und davon fasziniert war: „Ich bin in Worpswede! Ich liebe es, ich liebe die Landschaft, und fast jeden Tag male ich.“

Es sind zwei Künstler, die Kleidung als Werkstoff nutzen. Die Niederländerin Karin Arink lässt am nackten Frauenkörper pinkfarbene Textilstreifen herabgleiten. Im Gerhard Marcks-Haus hängen sie jetzt – an Draht befestigt – wie Farbschlieren von der Decke. Während für sie ihr eigener Körper der Bezugspunkt ist, setzt sich der Hamburger Reinhold Engberding mit der Körperlichkeit anderer Menschen auseinander. „Gehen“ heißt seine beunruhigende Installation von Puppen, die aus Jacketts und ausgepolsterten Beinen bestehen.

Das Overbeck-Museum zeigt zudem Worpswede-Ansichten von Walter Bertelsmann und Sophie Wencke, expressionistische Blumenstillleben und großformatige Akte von Carl Emil Uphoff. Durch die Hängung treten die Werke in Dialog mit hauseigenen Bildern von Fritz und Hermine Overbeck. So zeigt sich, wie die jüngeren Maler impressionistische Einflüsse und erste Andeutungen einer expressionistisch geprägten Farbwahl, typisch für das Werk der Overbecks, weiter entwickelt haben. Walter Bertelsmann zum Beispiel mit seinem lichten Impressionismus, Willy Dammasch und Alfred Kollmar mit ihrer Nähe zu Kubismus und abstrakter Malerei. Es ist die Inszenierung von 50 Jahren Worpsweder Kunstgeschichte. 9. Oktober bis 15. Januar. Overbeck-Museum, Bremen-Vegesack, Alte Hafenstraße 30

Jetzt treffen beide erstmals in der Ausstellung mit dem hintergründigen Titel „Kleider machen Kunst“ aufeinander und es wird deutlich, dass es bei ihren Häutungen, Sakkos und Korsagen um Identität und Sexualität geht. Denn ihre Objekte sind nicht aus Bronze oder Stein, sondern aus Anzugstoff, Häkelgarn und Kunstleder. Textilien, der sich wunderbar eignen, um den Menschen zu verhüllen oder zu enthüllen. Reinhold Engerding verwendet dabei nur abgelegte Kleidung von Menschen, die er nicht kennt. Seine Arbeit „Saturn verschlingt seinen Sohn“, ein Bodenensemble aus Dutzenden von Herrenhosen, ist düster wie das gleichnamige Gemälde von Goya. Karin Arinks „Bett-Satindurcheinander“ hingegen steckt voller erotischer Anspielungen. Bis 6. November. Gerhard Marcks-Haus Bremen. Katalog.


Kunst Ausstellungen 63

Alice, Arnim und all die Anderen Als Maler menschenleerer Innenräume in poppigen Farben ist der Künstler Matthias Weischer sehr jung sehr schnell berühmt geworden. Inzwischen will der Senkrechtstarter loskommen von der „Neuen Leipziger Schule“, die für ihn Aufstieg und Abstieg bedeutete. Als Stipendiat der Villa Massimo in Rom 2007 hat er sich neu orientiert. Dort hat Weischer für sich neue Themen wie Gärten und Landschaft entdeckt und mit anderen Techniken experimentiert. Die Ausstellung „Alice, Armin und all die Anderen“, zuvor in Leipzig und jetzt in der Kunsthalle Bremerhaven zu sehen, spiegelt den Aufbruch. Kurator Kai Kähler hat „druckfrische Arbeiten“ ins Haus geholt. „Homeland“ zum Beispiel, eine Serie von 17 kleineren Radierungen, die museumsähnliche Innenansichten zeigen. Die 12-teilige Zinkografie „Der Garten“, inspiriert vom Grün rund um die Villa Massimo, nähert sich diesem Thema nicht im romantischen Sinn. Vielmehr wirken Bäume und Pflanzen wie Skulpturen, wie Staffage. Am überraschendsten aber sind Weischers „Pulp Paintings“, großformatige Arbeiten, bei denen der Künstler Papiermasse aufgeschichtet und eingefärbt oder anschließend farblich bearbeitet hat. Im Unterschied zur klassischen Grafik handelt es sich bei diesen ungewöhnlichen Farbkompositionen um Unikate. Bis 16. Oktober in der Kunsthalle Bremerhaven. Katalog 25 Euro.

Aufbruch in die Moderne Walter Müller-Wulckow (1886-1964) war Kunsthistoriker, Sammler, Publizist. 1921 kommt er nach Oldenburg, um ein Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte aufzubauen und setzt sich kämpferisch für die Moderne ein. Gleich nach Eröffnung des Museums im Oldenburger Schloss konfrontiert er sein Publikum mit Werken von Franz Radziwill und den Brücke-Expressionisten. Später stellt er Emil Nolde vor, Paula Modersohn-Becker und mit der Inszenierung von Stahlrohrmöbeln das Bauhaus. Jetzt erinnert die Ausstellung „Der zweite Aufbruch in die Moderne“ an das Engagement dieses Museumschefs. Zu entdecken ist die Arbeit „Hagebutten“ des Expressionisten Christian Rohlfs, eine mutige Kombination von rot und blau aus dem Jahr 1917. Faszinierend modern auch der Holzschnitt „Tanzende Frauen“ der deutschen Malerin und Designerin Martel Schwichtenberg von 1914, in dem die leidenschaftliche Tangotänzerin dynamischen Bewegungslinien ornamental komponiert hat. Max Beckmann, George Grosz, Otto Mueller und viele andere verdeutlichen in dieser Hommage die unterschiedlichen Positionen der Malerei der Moderne. Marcel Breuer, Bernhard Hoetger, Ludwig Mies van der Rohe, Wilhelm Wagenfeld und Auguste Papendieck stehen parallel dazu für neue Wege im Kunstgewerbe. Bis 29. Januar. Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg. www.aufbruch-moderne.de


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KinO Halt auf freier Strecke

KInotIpps

Vom Sterben

Schreibtisch gegenüber sitzenden Arzt. Vielmehr konzentriert Dresen den Blick nur auf die Gesichter des Paares und darauf, was die vernichtende Nachricht in ihnen anrichtet. So nah bleibt der Film immer bei den Protagonisten. Die sonst im Kino gängigen Nebengeschichten und dramaturgischen Verzierungen werden weggelassen, denn neben dem Sterben wirkt alles andere banal.

ne erzählt wird. Die Angst und Verzweiflung machen ihn manchmal unausstehlich. „Halt auf freier Strecke“ Dresen versucht alles, um die letzten Movon Andreas Dresen nate von Franks Leben so realistisch wie möglich zu gestalten. Um deutlich zu maDarum wird, wie schon Kurt Tucholsky chen, dass der Tumor auch seinen Bewusstwusste, „beim Happyend schnell abgebseinszustand verändert, inszeniert Dresen lend’“: Weil alle Geschichten, wenn man einige surreale Sequenzen, die auf den ersie nur konsequent weiter erzählt, nicht sten Blick wie Stilbrüche wirken. So tritt et„glücklich“, sondern mit dem Tod enden. wa Franks Tumor, von dem Schauspieler Aber das wollen wir nicht hören oder seThorsten Merten verkörpert, in einer Fernhen, und so sind Filme über das Sterben Frank und Simone sind ein ganz normasehshow mit Harald Schmidt auf, der dakommerzielles Harakiri. Andreas Dreles deutsches Ehepaar mit zwei Kindern. rüber zynische Witze („Das ist ja aber bössen sieht solche Tabus offensichtlich als Zuerst ist die Bedrohung durch die Krankartig von Ihnen!“) reißt. Subtiler ist ein anHerausforderungen an. In seinem letzheit fast abstrakt. Es geht darum, ob man derer Kunstgriff des Sounddesigners des ten Film „Wolke 9“ erzählte er von der LieFilms, der in den Szenen, die im Schlafbe und Sexualität älterer Menschen – auch es „den Kindern sagen soll“ und wie die dies kein Thema, das einen Kassenrekord Verwandten, Freunde und Kollegen darauf zimmer des Paares spielen, das einen Tick reagieren. Aber langsam treten Symptome zu laute Ticken eines Weckers einmontiert verspricht. Aber der Film lief dann doch auf, und Dresen zeigt sehr eindrücklich, – eine unterschwellige Erinnerung daran, überraschend gut und wurde in Cannes wie die Krankheit immer mehr Besitz von dass Franks Lebensuhr abläuft. ausgezeichnet. Auch „Halt auf freier StreFrank und seiner Familie ergreift. Auf Kinostart: 17. November cke“ gewann auf dem diesjährigen Filmkleine Aussetzer von Frank wird zuerst festival eine Auszeichnung. mit Humor reagiert, und in diesen frühen Szenen gelingt es Dresen, diese Familie so Diabolisch Dresen macht gleich mit der Anfangsse„Die Haut, in der ich wohne“ von Pedro liebevoll und im besten Sinne des Wortes quenz deutlich, wie konzentriert er hier Almodóvar gesund zu zeigen, dass dadurch das spävon dem Sterben eines Menschen erzähtere Leid zwar um so verheerender, aber len wird: Gezeigt werden die Gesichter Das Hauptvergnügen von Pedro Almodóauch erträglicher empfunden wird. von Frank (Milan Peschel) und Simone vars neuem Film „La piel que habito“ be(Steffi Künnert), denen gerade von einem steht darin, langsam die Abgründe der Frank wird langsam zum Pflegefall, und Arzt die Diagnose eröffnet wird, dass Geschichte zu ergründen. Sie beginnt mit Dresen zeigt mit einem genauen Blick fürs Frank einen Gehirntumor hat, der nicht alltägliche Detail, was dies für alle Beteilieinem Blick auf eine Frau, die von einer mehr operabel ist. Die Kamera aber zeigt gten bedeutet. Er ist auch keiner von diesen Hausangestellten durch Überwachungsnicht, wie üblich, in einem sogenannedlen Kranken, von denen im Kino so gerkameras dabei beobachtet wird, wie sie ten Gegenschuss den ihnen an seinem


KinO Die Haut, in der ich wohne

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Super Women Die andere Mode für Große Größen

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Yogaübungen macht. Die Bedienstete versorgt sie durch einen Speiseaufzug mit einer Mahlzeit und einem Buch – offensichtlich ist die Frau gefangen in einem luxuriösen, nur für sie eingerichtetem Raum. Dieser gehört zum Anwesen des Schönheitschirurgen Robert Ledgard, den wir dabei kennenlernen, wie er nach zwölf Jahren Forschungsarbeit die von ihm entwickelte künstliche Haut vorstellt. Seine Frau starb nach einem Autounfall an ihren fürchterlichen Verbrennungen, und er setzte danach seine ganze Energie dafür ein, jene Haut zu entwickeln, die sie hätte retten können. Seine Kollegen sind skeptisch, weil er vorgibt, seine sensationellen Ergebnisse nur durch Tierversuche erreicht zu haben, und ganz ähnlich wie in einer der ersten Szenen von „Frankenstein“ macht er in einem Streitgespräch deutlich, dass er die moralischen Bedenken der anderen Ärzte für kleinmütig hält. Dieses Zitat hat Almodóvar ganz bewusst so einfach erkennbar an den Anfang seines Filmes gesetzt, denn die Geschichte vom Arzt, der versucht, einen neuen Menschen zu schaffen, ist eindeutig die Inspirationsquelle seines Films. Weiter Vorbilder sind der poetische französische Horrorfilm „Augen ohne Gesicht“ von George Franju und Hitchcocks „Vertigo“, in dem der Held eine Frau so verwan-

delt, dass sie die Identität einer Toten einnimmt. Almodóvar gibt diesen Elemente aus Genrefilmen einen neuen, modernen Dreh. So ist es nicht mehr wie bei dem Frankenstein-Mythos das Schaffen von künstlichem Leben, das ihn interessiert, sondern die Frage, wie künstlich das bestehende Leben gemacht werden kann. Dem entsprechend legt Antonio Banderas den Chirurgen Dr. Robert Ledgard nicht als einen jener genre-typischen verrückten Wissenschaftler an, der voller Hybris Gott spielen will, sondern als einen unterkühlt dämonischen Technokraten, der sein Wissen und seine Macht einsetzt, um sich seine eigene künstliche Welt einzurichten. Diese Welt wird schließlich durch den brasilianischen Sohn der Haushälterin Marilia aus den Angeln gehoben, der in einem grotesken Tigerkostüm an der Pforte des Anwesens auftaucht und mit manischer Lüsternheit Chaos sät. Danach werden so viele Familiengeheimnisse offenbart und tragische Verwicklungen aufgedeckt, dass der letzte Akt leicht hätte lächerlich wirken können. Aber Almodóvar erzählt so meisterlich und trotz all der aberwitzigen Wendungen gelassen, dass „Die Haut, in der ich wohne“ zugleich wunderbarer Schund und hohe Filmkunst ist. Kinostart: 20. Oktober

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kulturkalender

KULTUR TERMINE FORUM

................................................... Bremerhaven

Premierendaten 15. September bis 15. November 2011 ................................................... Bremen

17. 9. (M) The Fairy Queen / Ein Sommernachtstraum. Großes Haus 24. 9. (S) Tennessee Williams: Die Katze auf dem heißen Blechdach. Großes Haus 8. 10. (S) Ken Ludwig: Otello dörf nich platzen. Kleines Haus 15. 10. (S) Roland Schimmelpfennig: Der goldene Drache. Kleines Haus 29. 10. (M) Das Gershwin-Musical: Crazy for you. Großes Haus 5. 11. (S) Johann Wolfgang von Goethe: Faust. Großes Haus

................................................... Oldenburg

18. 9. (M) Richard Wagner: Tannhäuser. Theater am Goetheplatz 24. 9. (S) Theo Fransz: Geheim (UA). Moks 30. 9. (S) Samuel Beckett: Endspiel. Neues Schauspielhaus 1. 10. (S) Ein neues Stück. Brauhauskeller 28. 10. (M) Benjamin Britten: The Turn of the Screw.

Theater am Goetheplatz

29. 10. (T) Henrietta Horn: Herzrasen (UA). Neues Schauspielhaus 11. 11. (S) nach Frank Wedekind: Frühlings Erwachen. Moks 13. 11. (S) Die Bremer Stadtmusikanten (UA).

Theater am Goetheplatz

(Abkürzungen:

Abkürzungen: P = Premiere WA = Wiederaufnahme z.l.M. = zum letzten Mal w.n.a.a. = wenn nicht anders angegeben Terminschluss: 1. September

Bremen Theater Bremen

17. 9. (S) Richard Bean: Ketzer. Kleines Haus 18. 9. (S) nach Henrik Ibsen: Peer Gynt. Exerzierhalle 22. 9. (S) Hermann Hesse: Demian. Kleines Haus 1. 10. (M) Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte. Großes Haus 2. 10. (S) Song of my Life (UA). Großes Haus 16. 10. (S) Niederdeutsches Schauspiel: Faust. Kleines Haus 23. 10. ( T) Weizman/Haver: Mirage (UA). Großes Haus 4. 11. (S) Max Frisch: Biedermann und Brandstifter. Kleines Haus 5. 11. (S) nach Leo Tolstoj: Anna Karenina. Großes Haus 17. 11. (M) Antonio Bibalo: Fräulein Juli. Kleines Haus M = Musiktheater, S = Schauspiel, T = Tanztheater)

Der Vetter aus Dingsda (WA) Sept. 22., 29.; Okt. 1. (18 h), 8., 14., 16. (15.30 h), 22., 29. Die Nibelungen (WA) Sept. 25. (18 h), 28.; Okt. 6., 27. Idomeneo (WA) Okt. 7., 9., 21., 23. (15.30 h) The Turn of the Screw Okt. 28. (P), Nov. 4., 9., 12. Die Zauberflöte (WA) Nov. 5. Die Bremer Stadtmusikanten Nov. 13. (P/16 h)

Tel. 04 21 – 36 53 – 3 33

...................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neues Schauspielhaus Theater am Goetheplatz (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Perpetuum Mobile Sept. 17., 24.; Okt. 15. Tannhäuser Sept. 18. (P/17 h), 30. (18 h); Okt. 2. (15.30 h), 30.; Nov. 6.

In einem Jahr mit 13 Monden (WA) Sept. 16., 24. Gastspiel Alfons: Mein Deutschland Sept. 17.

Hauptsache Arbeit! Sept. 18. (18.30 h) Endspiel Sept. 30. (P) DNA (WA) Okt. 5. Mein Freund Harvey (WA) Okt. 7. Ein Volksfeind (WA) Okt. 14. Herzrasen Okt. 29. (P) Frühlings Erwachen Nov. 11. (P)

...................................... Moks (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Geheim Sept. 24. (P/16 h), 26.+27.+29.+30. (10.30 h) Für ewig und hundertmillionen Tage (WA) Nov. 1. (18 h)


KUlinaRiSChES Hodenberger Diele

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Für die kleinen Fluchten aus dem Alltag: Das Ausflugslokal „Hodenberger Diele“

Idyll am deIch S

ie muss eine ziemlich raffinierte Person gewesen sein, diese Magret Behrens. Aber als Chefin im damals recht abgelegenen Gasthaus am Hodenberger Deich war das wohl auch angebracht. Denn die als „Diekmagret“ bekannte Wirtin verstand es offenbar meisterlich, die Zöllner mit amüsanten Gesprächen und steifen Grogs an die warme Gaststube zu fesseln, während draußen die Schmuggler in schaukelnden Kähnen Kaffee von Bremen ins benachbarte Hannoversche und in Gegenrichtung Salz in die Hansestadt verschoben. Sonja Schnaars kennt diese Anekdote, die Kurt Entholt 1969 in seinem Buch „Oberneuland“ verbreitet hat, natürlich ganz genau. Denn sie ist heute die Wirtin in der „Hodenberger Diele“, wie die im 19. Jahrhundert errichtete Gaststätte mittlerweile heißt. Zollschranken sucht man allerdings vergeblich. Und statt träger Zöllner, die hier einst ihren Dienst schoben, nehmen in dem gemütlich eingerichteten Restaurant mit Kamin und angrenzendem Wintergarten jetzt heiter gestimmte Gäste Platz, die zu jeder Jahreszeit herzhaft-gutbürgerliche Speisen in einem ländlich-idyllischen Umfeld und damit die kleinen Fluchten aus dem Alltag zu schätzen wissen. Seit zwei Jahren führt Sonja Schnaars die Geschäfte in dem beliebten Ausflugslokal

am Deichschlot. Hinter dem Tresen ist sie genauso zu finden wie in der Küche, wo sie edle Kompostionen aus Früchten, Sahne und feinem Backwerk kreiert. StachelbeerQuark, Mokka-Eierlikör, Schoko-Kirsch – dass am Hodenberger Deich himmlische Torten locken, hat sich längst herumgesprochen, weshalb nicht wenige Spaziergänger und bunt gekleidete Radler ihre Routen gezielt darauf abstimmen, hier eine Pause einlegen zu können. Kaffee und Kuchen sind beileibe nicht die einzige Spezialität, die Sonja Schnaars und ihre kleine Crew zu bieten haben. Hier feiern kleine Gesellschaften und große Unternehmen, genießen im Frühjahr exquisiten Spargel, im Sommer frischen Matjes und zur Winterzeit den obligatorischen Braunkohl mitsamt Pinkel. 80 Plätze bietet das Restaurant, 120 Gäste können sich bei gutem Wetter unter freiem Himmel wohl fühlen. Ein paar Schritte weiter führt ein schmaler Steg über den Wümme-Deichschlot und damit auf eine Wiese, die Sonja Schnaars das „Kurgebiet“ nennt: Ein Biergarten mit Selbstbedienung, in dem gechillt und gegrillt werden kann.

wie die erlesenen, ebenfalls regional geprägten Fischgerichte. Und wer sich einmal etwas ganz besonders gönnen möchte, sollte sich von der Küche einen ansehnlichen Picknick-Korb zusammenstellen lassen und die feinen Leckereien in geselliger Runde an einem sonnigen Fleckchen am Deich verspeisen. Ein Erlebnis, das auch dann noch nachklingt, wenn in der „Hodenberger Diele“ längst das Kaminfeuer prasselt und statt kühlendem Eistee nach wärmendem Punsch gefragt wird. Doch die in der Gastronomie sehr erfahrene Sonja Schnaars („Mein BWL-Studium kommt mir in Sachen Kalkulation und Abrechnung sehr zugute“) hat noch mehr Pfeile im Köcher. Etwa das üppige Frühstück, das sich Gäste täglich ab 10 Uhr servieren lassen können. Also erst ein Spaziergang entlang der herbstlich-nebligen Wümmewiesen, dann eine kräftige Stärkung mit Lachs, Bacon oder Coissants – schon ist das „Morgenglück“ perfekt!

Hodenberger Diele Am Hodenberger Deich 41 28355 Bremen Telefon 0421 – 25 33 93 Handfest-rustikale Züge weist auch die www.hodenbergerdiele.de Speisekarte auf; Krabben, Knipp und Labs- Täglich ab 10 Uhr durchgehend geöffnet. kaus zählen ebenso zu den Spezialitäten Dienstag Ruhetag.


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kulturkalender

...................................... Brauhauskeller (Beginn, w.n.a.a.: 20.30 h) Kleist! Lesung. Sept. 15. Das ist! Sept. 17., 24. Ulrike Maria Stuart (WA) Sept. 22., 29. Szenische Lesung Sept. 23. (20 h) Ein neues Stück Okt. 1. Mein Kampf (WA) Okt. 19., 23. (19 h)

...................................... Theaterkontor (Beginn, w.n.a.a.: 19 h) Arabischer Jasmin Sept. 16., 17., 21., 22., 23., 29., 30.

...................................... Glocke Tel. 04 21 – 33 66 99 (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) 22. Musikfest Bremen: Janine Jansen, Violine. Sept. 16. 22. Musikfest Bremen: Anna Caterina Antonacci, Sopran;
Orchestre Les Siècles;
François-Xavier Roth, Dirigent. Sept. 17. Bremer Kaffeehaus-Orchester Sept. 25. (15.30 h) 1. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker; Markus Poschner, Dirigent + Solisten. Sept. 25. (11 h), 26. 5nachsechs Werke von Gustav Mahler. Christian Kötter-Lixfeld & Markus Poschner;
 Bremer Philharmoniker. Sept. 27. (18.05 h) „Kunst Hand Werk & Design“ Kunsthandwerk auf hohem Niveau. Okt. 2. (10-18 h). www.zacher-artefactum.de Stoned Again Okt. 3. (Kleiner Saal) Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Florian Boesch, Bariton; Sir Roger Norrington, Dirigent. Okt. 6., 7.

Eintragungen in den foyer-Kulturkalender nur 5 Euro pro Zeile zzgl. MWSt Kontakt Roland Verlag Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 info@rolandverlag.de

Glocke Familienkonzert Jugendsinfonieorchester Bremen der Musikschule Bremen;
Bremer Philharmoniker;
Heiner Buhlmann, Leitung. Okt. 9. (11h) Glocke JAZZnights Nils Landgren Quartet & Viktoria Tolstoy Group Okt. 11. 2. Philharmonisches Kammerkonzert Isabelle Faust. Okt. 12. (Kleiner Saal) Wiener Klassik Federico Colli, Klavier; Klassische Philharmonie Bonn; Heribert Beissel, Leitung. Okt. 15. Glocke Backstage Besucherführung. Okt. 15.; Nov. 5. (14 h); Al Di Meola + World Sinfonia Okt. 16. 2. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker; Thomas Zehetmair, Solist und Dirigent. Okt. 17., 18. Chris Barber and Big Band Okt. 21. Glocke Sonderkonzert Internationales Jugendsinfonieorchester Bremen 19992011 Okt. 22. Kurt Krömer Okt. 25. Konstantin Wecker & Band Okt. 28. Angelika Milster und der Shanty-Chor Mahndorf Okt. 29. musica viva Okt. 30. (15.30 h + 19.30 h) NDR-Sinfonieorchester Lisa Batiashvili, Violine; Thomas Hengelbrock, Dirigent. Nov. 3. Wiener Klassik Klassische Philharmonie Bonn; Heribert Beissel, Leitung. Nov. 5. Bremer RathsChor Nov. 6. Evgeny Cherepanov, Klavier. Nov. 11. (kleiner Saal) Christopher Cross Nov. 12. 3. Philharmonisches Konzert Nuria Rial, Sopran; Bremer Philharmoniker; Markus Poschner, Dirigent. Nov. 13. (11 h), 14. Glocke Ohrwurm „Englischer Charme“ Nov. 13. (10.45 h / kleiner Saal) 5nachsechs Werke von Joseph Haydn. Friederike Westerhaus & Markus Poschner;
Bremer Philharmoniker. Nov. 15. (18.05 h)

...................................... bremer shakespeare company Tel. 04 21 – 50 03 33 (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Hamlet Sept. 15., 24.; Okt. 14. Mario und der Zauberer Sept. 16.; Okt. 2., 11.

Ende gut, alles gut Sept. 17.; Okt. 6. Verlorene Liebesmüh Sept. 18.; Okt. 8. Viel Lärm um nichts Sept. 23.; Okt. 1. Gastspiel Libretto Fatale Sept. 25., 30.; Okt. 9. Macbeth Sept. 29.; Okt. 12. buffet & matinee „Wie kamen die Berge in die Schweiz?“ Okt. 2. (11 h/Falstaff) Timon aus Athen Okt. 7. Rampenfieber Okt. 10. Kabale und Liebe für zwei Okt. 13. Am Ende wie ihr es wollt… Okt. 15.

Andere Spielorte Landgericht/Schwurgerichtssaal, Beginn 19.30 h „Was verstehen wir Frauen schon von Politik?“ Sept. 19., 21., 22.; Okt. 4., 9.

...................................... THEATRIUM Figurentheater Hans-Böckler-Str. 9 (ehem. Volkshaus-Casino) Tel. 04 21 – 32 68 13 (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Gastspiel Bittersüßes Leben – schöne Frauen, schmutzige Lieder Chansonabend mit den Musen Tri Dusen. Sept. 16.; Okt. 7. Das Glück ist ja schließlich keine Dauerwurst… Sept. 17.; Okt. 8. Mascha Kaléko: Träume, die auf Reisen führen Sept. 30. Der Alchimist Okt. 22. Don Quijote Nov. 4., 5. Info-Veranstaltung zur Neugründung eines Fördervereins mit kleinem Rahmenprogramm. Nov. 6. (19 h)

...................................... DKV-Residenz in der Contrescarpe Tel. 04 21 – 3 22 90 Weltklassik am Klavier Bach – Busoni – Liszt Mit Chiyan Wong. Sept. 25., 17 h. Musik, in der Gefühle baden Mit Marina Baranova. Okt. 30., 17 h


kulturkalender

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...................................... ...................................... ...................................... Gerhard-Marcks-Haus Schwankhalle Kulturkirche St. Stephani Am Wall 208, Tel. 04 21 – 32 72 00 www.marcks.de Di-So 10-18 h Kleider machen Kunst Karin Arink und Reinhold Engberding. Bis 6. Nov. Gerhart Schreiter Kupferfolien: Skizze und Kunstwerk. Bis 6. Nov. Clarissa Dietrich Kopfsache. Bis 3. Okt.

...................................... swb-Kundencenter Sögestraße/Am Wall Tel. 04 21 – 83 11 41 (LeseArt) Tel. 04 21 – 4 49 08 (energiejazz) Tel. 04 21 – 34 31 70 (bremer hörkino) LeseArt (19 h): Okt. 20.: Christian Bergmann: „Fürst von Pückler-Muskau, Reisen früher“ hörkino (20 h): Okt. 5.: „Nahtod. Grenzerfahrungen“ von Mechthild Müser Nov. 2.: „Liebe und andere Zwischenfälle. Vom Erwachsenwerden mit dem DownSyndrom“ von Helmut Kopetzky

Buntentorsteinweg 112, Tel. 0421 – 700 141
 www.schwankhalle.de www.steptext.de (Beginn, w.n.a.a.: 20 Uhr) Anständig essen von Karen Duve (Uraufführung). Sept. 16., 18., 21. bis 24.; Okt. 12. bis 15., 26., 27.
 The Factory Marilyn Monroe in Andy Warhols Traumfabrik. Sept 28., 29., 30.; Okt 2., 5. (20.30 h)
 Je suis tombé sur toi / Porzellan TanzDoppelabend von Helge Letonja.
Sept 29., 30.; Okt. 1.
 eigenARTig Festival für integrativen Tanz.
Okt. 4. bis 9.
 So lange Du Deine Füße Okt 19., 21., 22. Die Schatten von Prypjat Nov 4., 6. bis 9.

...................................... Messe Bremen, Halle 6 kunstmesse-hanseart.de Kunstmesse HanseArt Bremen Malerei, Fotografie, Grafik, Skulpturen. 11. bis 13. Nov. (Fr. 18-20 h, Sa. 12-20 h, So. 11-19 h)

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www.kulturkirche-bremen.de (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) „Erinnerungen“ Fotografie-Ausstellung von Olaf Schlote. Bis 27. Nov. (Di-So 11-18 h) Stationen im Weg Kompositionsabend von und mit Siegrid Ernst. Sept. 17. „In festo Omnium Sanctorum“ Chorkonzert. Sept. 22. „The Jubilee-Choir“ aus Ghana Spirituelle Chormusik aus Westafrika. Sept. 25. „Der Geist weht, wie er will“ A-cappellaChormusik verschiedener Epochen. Okt. 8. Kabarett: Pago Balke und Wolfgang Fernow (Bass). Okt. 10. „Yunus Emre“ Ein Oratorium von Ahmed Adnan Saygun. Okt. 11. Defne Sahin Group CD-Release-concert: Yasamak – to live with the words of Nâzim Hikmet. Okt. 14. Konzert der Stille Musik – Sprache – Raum – Stille. Okt. 23. „Ich weiß nicht mehr, wo Vögel singen“ Kompositionen von Viktor Ullmann und Gedichte von Nelly Sachs. Okt. 30. Stephan Krawczyk „... und ist doch kein Friede“ – Reformation und Freiheit. Okt. 31.

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kulturkalender

Rock-Requiem für Soli, Chor, Band und ...................................... Orchester. Nov. 6. Kulturbüro Bremen Nord „Der unbekannte Held“ Theaterstück über Tel. 0421 – 65 48 48 den Hitler-Attentäter Georg Elser mit dem www.kulturbuero-bremen-nord.de „theater odos“. Nov. 7. (19.30 h) (Beginn, w.n.a.a.: 20 h)

...................................... KunstWerk im Viertel 2011 Okt. 29./30. (10-18h) OFFENE ATELIERS IM VIERTEL 50 Ateliers und Werkstätten im Bremer Viertel öffnen sich. Treffpunkt: Info-Stand „Ziegenmarkt“ (Vor dem Steintor 74) oder „Zum Lustigen Schuster“ (Ostertorsteinweg 67). Dort gibt es den Viertelstadtplan und gekennzeichnete Routen zu den Ateliers.

...................................... wildwechsel AUSSEN THEATER Timmersloher Landstraße 22 Tel. 04 21 – 40 88 97 78 www.wildwechsel.net verSCHLÜSSELt – vor mir die Tür! Theater-Kunst-Natur-Performance. 30. Sept., 1. Okt. (jew. 20 h)

Kito Ladies Crime Night Sep.16. Nordkvark Sep. 17 Gernot Voltz Sep. 24. MIB Jazz-Festival Sep. 30. (19 h) Stephan Bauer Okt. 1. Franziska Dannheim Okt. 8 Pablo Held Trio Okt. 14. Claudia Carbo Okt. 15 Charly Beutin Okt. 21. Martin Buchholz Okt. 22. Tailed Comedians Okt. 28. Carmela De Feo Okt. 29. Sandra Kreisler Nov. 5. Bergitta Victor Nov. 11. Michael Rettig Nov. 13.

Kulturbahnhof Gerd Dudenhöffer Okt. 12. Wingenfeld:Wingenfeld Okt. 21.

Beverstedt ...................................... Freie Künstlervereinigung DIE ARCHE e.V. Schulstraße www.kuenstlerarche.de 39. Jahresausstellung 16. Okt. (11 h) bis 23. Okt. (17 h)

Bremervörde

Tourist-Info: Tel. 0 47 61 – 98 71 42

...................................... Ratssaal 25. Nds. Musiktage: „Die Zeit“ Konzert mit dem Szymanowski Quartet und Adrian Brendel. Sept. 16. (20 h) Ingo Oschmann Comedy. Okt. 7. (20 h)

...................................... Bachmann-Museum Kunst an der Oste 2011: Ausstellung der Künstlergruppe „Neue Meister“ Realistische Malerei in der Bildenden Kunst. 25. Sept. bis 23. Okt.

...................................... Delmenhorst Kunstschaufenster
 HAVEN HÖÖVT Vegesack
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Arbeiten von Nordwolle Delmenhorst
 Bärbel Kock mit regelmäßig
wechselnden Waterfront Nordwestdeutsches Museum für IndusKünstlern. 9.30 – 20 h AG-Weser-Straße 1 „Tanzen erleben“ Showprogramm zwischen Mall A und B. Sept. 17. (ab 13 h)

...................................... Overbeck-Museum Tel. 04 21 – 66 36 65 Tägl. 11-18 h außer Mo „Bilder aus Worpswede“ 9. Okt. 2011 bis 15. Jan. 2012

Eintragungen in den foyer-Kulturkalender nur 5 Euro pro Zeile zzgl. MWSt Kontakt Roland Verlag Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 info@rolandverlag.de

trie-Kultur
 Am Turbinenhaus 10-12,
Tel.: 0 42 21 – 29 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 8-20
 Messe „handmade“ Ausstellung für kreHAVEN HÖÖVT Vegesack
 atives Gestalten. 8. Okt. (10-18 h), 9. Okt. „KUNSTherbst im HAVEN HÖÖVT“ Zum (10-17 h) elften Mal präsentieren mehr als 50 in„Quilt Art Selected“ Internationale Textilternationale Künstler aktuelle Werke der kunst. 6. Nov. bis 5. Febr. 2012 Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Grafik. Objekte und Medien-Kunst bei freiem Ein- Öffnungszeiten: Di-Fr + So 10-17 h, Mo + Sa geschlossen tritt. Nov. 11. (11 – 17 h)

Oldenburg ...................................... Staatstheater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oldenburgisches Tel. 04 41- 22 25 111 kd.kunst Halle 10, Fliegerhorst Wallhöfen

Dorfstraße 30 Tel. 0 47 93 – 95 57 55 www.kd.kunst.de Uwe Schloen
„Garten der Lüste“
Bis 9. Oktober

(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Vorhang auf! Gala zur Spielzeiteröffnung. Sept. 25. Die Zauberflöte (P) Okt. 1., 3., 14., 27. Song of my Life (UA) Okt. 2., 8., 16.


kulturkalender

Gastspiel Tim Fischer Okt. 9. Aida (WA) Okt. 12., 22., 30. Gastspiel The Grascals Okt. 15. 2. Sinfoniekonzert Okt. 16. (11.15 h), 17. Mirage (UA) Okt. 23., 29.

Kleines Haus (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Ketzer (P) Sept. 17., 20., 27.; Okt. 2., 14., 21., 26. Demian (P) Sept. 22.+29. (10.30 h); Okt. 4. (10.30 h), 11.+12. (11 h), 15., 28. Konzert Marc-André Hamelin, Klavier. Sept. 25. (11.15 h) Tartuffe (WA) Sept. 25., 29.; Okt. 6., 11., 18. 1. Familienkonzert Okt. 9.+10. (11.15 h) Niederdeutsches Schauspiel Faust (P) Okt. 16., 22., 29. 1. Kammerkonzert Okt. 23. (11.15 h) Gastspiel Wortspiel Okt. 30.

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...................................... ...................................... Offizierscasino, Fliegerhorst Prinzenpalais (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Der Kirschgarten (WA) Sept. 21., 28., 30.; Okt. 8., 12., 15., 20., 23.

...................................... Stadteilzentrum Donnerschwee (Beginn 19 h) Niederdeutsches Schauspiel Die Hölle von Donnerschwee Sept. 15., 20. (z.l.M.)

...................................... Oldenburger Kunstverein Tel. 04 41 – 27 109 www.kunstverein-oldenburg.de Sebastian Dacey „Hello, Good Morning, Thank You, And Good Bye.“ Bis 30. Okt.

Alte Meister neu gesehen Variationen in Fläche und Raum. Studierende des Faches Kunst und Medien interpretieren Gemälde aus dem Augusteum. Ausstellung der Museumspädagogik. Bis 23. Okt. Schloss

...................................... Landesmuseum Natur und Mensch Tel. 04 41 – 92 44-300 www.naturundmensch.de Di-Fr 10-17 h, Sa & So 10-18 h Sonderausstellung „O, schaurig ist’s, übers Moor zu gehen“ 220 Jahre Moorarchäologie

...................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst-Janssen-Museum Landesmuseum für Kunst Tel. 04 41 – 2 35 28 91 Exerzierhalle und Kulturgeschichte (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) www.horst-janssen-museum.de Peer Gynt (P) Sept. 18., 20.; Okt. 1., 3., 21., 28. Prinz Friedrich von Homburg (WA) Sept. 25., 29.; Okt. 5., 7., 9., 13., 22., 27., 29., 30. EXtra-Nacht Okt. 7. (22.30 h) Gastspiel Plattsounds Okt. 8. (19 h) Klangpol Musik geht stiften Okt. 12. Klangpol Anundfürsich Okt. 14. Gastspiel Into the Blue Okt. 15., 16.

Oldenburg, Schloss Tel. 04 41 – 2 20 73 00 www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de Di-Fr 9-17 h, Do 9-20 h, Sa-So 10-17 h Der zweite Aufbruch in die Moderne Expressionismus – Bauhaus – Neue Sachlichkeit. 25. Sept. 2011 bis 29. Jan. 2012.

Di-So 10-18 h Michael Wutz 4. Horst-Janssen-Grafikpreisträger der Claus-Hüppe-Stiftung. 25. Sept. bis 13. Nov.

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..................................... Kultur Forum

und Kulturgeschichte Oldenburg für die Betreuung der Sammlung Alte Meister und von Teilen der Kunst des 20. Jahrhunderts (ps) Die Schauspiel-Regisseurin Alice Bud- zuständig. Zudem übernahm sie die Leitung der Museumspädagogik. denberg (Foto) ist mit dem Kurt-HübnerPreis der Bremer Theaterfreunde ausgeÜberraschende Bremen-Impressionen präzeichnet worden. Sie inszenierte in der Spielzeit 2010/11 das Fassbinder-Stück „In sentierte der Maler Horst Frey während seiner jüngsten Ausstellung im „Ateliereinem Jahr mit 13 Monden“ und führt in hof“. Zu sehen waren unter anderem AnKürze bei „Orestie“ von Aischylos Regie. sichten der „Glocke“ (Foto oben) und aus dem Ostertor. Frey erinnert mit diesem Wechsel in der Leitung der Moks-TheGenre an längst vergessene Kollegen wie aterschule am Bremer Theater: Nathalie Forstman hat die Nachfolge von Tanja Curt Wittenbecher oder Will Haunschild. Springer und Martin Thamm angetreten, Helge Letonjas Duett „Je suis tombè sur der den Jungen Akteuren als Regisseur toi“ ist vom 29. September bis 1. Oktoverbunden bleibt. ber gemeinsam mit der Uraufführung seines jüngsten Solos „Porzellan“ in der Die Galerie kd.kunst in Wallhöfen Schwankhalle zu sehen. In „Je suis“ er(Dorfstraße 30) ist größer geworden. Aus forschen zwei Tänzer die Koordinaten iheinem ehemaligen Schweinestall wurde die „kd.kunst.box“; ein Ausstellungsraum, rer maskulinen Identitäten. Die „taz“ schwärmte: „Humor in seiner groteskesten in dem dauerhaft Bilder und Objekte der Variante.“ Künstler zu sehen sind, die von der Galerie vertreten werden. Aktuell sind Arbeiten von Uwe Schloen zu sehen. Titel:
„Garten „Vodou – Kunst und Kult aus Haiti“ lautet der Titel einer Ausstellung, die vom 8. Okder Lüste“. tober bis 29. April 2012 im Bremer Übersee-Museum zu sehen ist. Die über 350 Dr. Alice Anna Klaassen (36) ist künftig als Kustodin am Landesmuseum für Kunst Exponate vermitteln Einblicke in die von

Mythen und Klischees geprägte Welt der karibischen Religion. Eine Matinee nach dem holländischen Vorbild der „Coffie-Konzerte“ findet am 20. November (11 h) im Stadttheater Bremerhaven statt. Es spielt die junge Pianistin Magdalena Müllerperth, die in New York studiert. Detlev Heinichen hat das Bremer „Theatrium“ Richtung Dresden verlassen. Auch Leo Mosler und Jeannette Luft gehören nicht mehr zum Ensemble, sondern wollen im „theaterkontor“ eine neue Spielstätte unter dem Namen „Mensch, Puppe!“ eröffnen. Das „Theatrium“ setzt seine Arbeit im Waller Volkshaus wie gewohnt mit zahlreichen Vorstellungen fort und plant zudem die Gründung eines Fördervereins. 150 Jahre Dörrbecker Schreibkultur in Bremen: Mit genau 1000 Talern Startkapital gründete Georg Adam Dörrbecker 1861 in der Sögestraße ein Fachgeschäft für Federn, Tinten und Schreibpapiere. Seit 1997 werden hochwertige Schreibgeräte, Büroaccessoires und Papeteriewaren im Katharinenklosterhof angeboten.

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kulturkalender

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perimenteller Performance, Installationsund Videokunst. Für seine erste Einzelausstellung wird er zehn neue Arbeiten produzieren und diese präzise auf die Artbrut-Architektur des Kunsthallenbaues aus Beton, Glas und Stahl von 1968 abstimmen. Bis 20. Nov.

...................................... Palais Rastede Bremerhaven

Tel. 0 44 02 – 8 15 52 ...................................... www.palais-rastede.de Mi-Fr + So 11-17 Uhr u.n.V. Stadttheater Bremerhaven Farbe trifft Form Helga Neuber und Claus Tel. 0471 – 49 00 1 Wettermann. Bis 25. Sept. Kunstpreis 2011 der Gemeinde Rastede. Großes Haus 23. Okt. bis 18. Dez. (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) The Fairy Queen / Ein Sommernachtstraum Sept. 17. (P), 29., Okt. 5., 8., 16. (15 h), Emden 23., Nov. 4., 13. Die Katze auf dem heißen Blechdach Sept. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24. (P), 28., Okt. 2., 7., 14., 22., 30. (15 h), Nov. 10., 17. Kunsthalle Emden ...................................... Crazy for you Okt. 29. (P), Nov. 6., 9. Tel. 0 49 21 – 97 50 0 Faust Nov. 5. (P), 12. www.kunsthalle-emden.de Deutsches Auswandererhaus 2. Sinfoniekonzert Okt. 10. (20 h), 11., 12. Di-Fr 10-17 h (jeder 1. Di 10-21 h). Sa, So, Tel. 0471 – 90 220-0 3. Sinfoniekonzert Nov. 7. (20 h), 8. Feiertage 11-17 h täglich 10-18 h, ab Nov. 10-17 h Fotodokumentation „25 Jahre Kunsthalle Kleines Haus Nach New York: „In Hamburg kannten Emden“ 1. bis 3. Okt. wir doch keinen.” Aus- und Rückwanderer Der goldene Drache Okt. 15. (P), 19., 27. 25 Jahre! Sammlung Henri Nannen und von Amrum und Föhr. Sonderausstellung Die 39 Stufen Okt. 18., 25., 29. Überraschungsgäste. 8. Okt. 2011 bis 29. bis 30. Nov. Pferdestall Jan. 2012 Herr Fuchs mag Bücher Okt. 9. (P), 20. ...................................... (jew. 15 h), Nov. 3. (10 h)

...................................... Kunstverein Bremerhaven Ostfriesisches Landesmuseum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tel. 0471 – 4 68 38 Di-Fr 11-18 h, Sa+So 11-17 h Emden Historisches Museum BreMatthias Weischer „Alice, Armin und all Tel. 0 49 21 – 87 20 58 merhaven die Anderen“ Bis 16. Okt. www.landesmuseum-emden.de Di-So sowie feiertags 10-18h Sonderausstellung: Hans Trimborn – Maler und Zeichner 2. Okt. bis 5. Febr. 2012 Durchgehend: Sammlungsausstellung und Emder Rüstkammer

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...................................... Stadthalle Bremerhaven Kartenservice: Tel. 04 71 – 59 17 59 Paul Potts „Cinema Paradiso“. Nov. 24. (20 h)

...................................... Deutsches Schiffahrtsmuseum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . täglich 10 - 18 Uhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . www.dsm.museum Christuskirche Bremerhaven Schillerstraße 1 Kunsthalle Wilhelmshaven Sonderausstellung: 125 Jahre Deutsche Wilhelmshaven

Tel. 0 44 21 – 41 44 8 www.kunsthalle-wilhelmshaven.de Di 14-20 h, Mi-So 11-17 h Christian Keinstar. Left Hand Path Das Werk des Kölner Bildhauers und Klauke-Schülers Christian Keinstar, geb. 1975 in Dirschau/Polen, steht im Schnittfeld ex-

See- und Schiffspost 8. + 9. Okt. Fest zum Jahrestag der Auffindung der Bremer Hansekogge von 1380 – 8. + 9. Okt. Vorstellung des Stadttheaters Bremerhaven: Die Entdeckung der Langsamkeit Okt. 25., 29. (jew. 19.30 h)

Tel. 04 71 – 20 02 90 Orgel und Marimbaphon Sept. 18. (20 h) Konzert mit dem Bremerhavener Kammerorchester Okt. 9. (17 h) Chorkonzert mit dem Bremerhavener Kammerchor Nov. 6. (18 h)


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für Kunst-Freunde: Als Hommage an ihren Gründer Henri Nannen veranstaltet die Kunsthalle Emden die Jubiläumsausstellung „25 Jahre! Sammlung Henri Nannen und Überraschungs-Gäste“. Vom 8. Oktober 2011 bis 29. Januar 2012 sind 83 Werke zu sehen, also ein Kunstwerk für jedes Lebensjahr von Nannen. Gezeigt werden unter anderem Arbeiten von Nolde, Feininger, Balkenhol, Münter, Nussbaum, SchmidtRottluff oder Tillmans.

Hungerkünstler Früher war – nein, nicht alles besser, aber vieles doch erheblich leichter. Essen zum Beispiel. Wer Hunger hatte, köchelte einen Eintopf, haute ein paar Eier in die Pfanne oder bastelte ein Filet Wellington. Letzteres gehört zwar zur feinen Kost, reicht aber heutzutage längst nicht mehr aus, um anspruchsvolle Leckermäuler zufrieden zu stellen, die sich schon mehrfach mit Sushi den Magen verdorben haben, an einer Austern-Allergie leiden und von Coffee Flavor unweigerlich Sodbrennen bekommen. Mittlerweile muss es schon Molekularkochkunst sein, wie sie einst Ferran Adrià in seinem Lokal „El Bulli“ an der Costa Brava zelebriert hat. Hier kamen Kreationen wie Olivenölbonbons, Kartoffelschaum, Parmesankristalle oder mit flüssigem Stickstoff gefrorene Stopflebernudeln auf den Tisch, nachdem die Lebensmittel zuvor mittels Hochtechnologie in ihre Bestandteile zerlegt worden waren. Damit ist nun Schluss, Senor Adrià hat angesichts von einer Million Anfragen für Tischreservierungen kapituliert. Macht nix, die nächste kulinarische Sensation wartet schon. Nämlich das Sousvide-Verfahren. Dabei werden in Plastikbeuteln vakuumierte Speisen im Wasserbad gegart. Schön langsam, versteht sich. Seeehr langsam. Für ein Pfund Fleisch muss der Beutel 48 Stunden lang im Topf schwimmen. Und zwar bei exakt 65 Grad Wassertemperatur! Sonst erschrickt sich der Braten und wird ungenießbar. Verabredungen zum Essen sind dabei natürlich unmöglich. Denn nach 48 wachsamen Stunden am Herd fällt jeder Hobbykoch unweigerlich in Tiefschlaf. Sofern er nicht schon vorher verhungert ist. Peter Schulz

ImpressUm

Herausgeberin Marie-Clothilde Kronenberg (v.i.S.d.P.) 1 Redaktionsleitung Peter Schulz 2 Kfm. Leitung Sonja Chrobok 14 Anzeigenverkauf Martina Ch. Radeke 23, Inge Sasse 25 Autoren dieser Ausgabe Bettina Beutler-Prahm 21, Berit Böhme 22, Dr. Stephan Cartier 16, Christian Emigholz 3, Sven Garbade 17, Michael Pitz-Grewenig 11, Karin Hiller 4, Wilfried Hippen 5, Dr. Sabine Komm 6, Christine Krause 7, Dr. Ulrich Matyl 8, Simon Neubauer 15, Carsten Preisler 10, Dr. Meike Rotermund 18, Ute Schalz-Laurenze 9, Peter Schulz 2, Markus Wilks 24, Inge Zenker-Baltes 12 Verlag, Vertrieb, Redaktion und Anzeigenverwaltung Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen, Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 E-mail info@rolandverlag.de www.rolandverlag.de

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Basislayout Haase & Knels, Bremen Druck ASCO STURM DRUCK Bremen

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Vertriebsstruktur Theater- und Vorverkaufsstellen Bremen, Bremerhaven und Oldenburg, Theater, Museen, Konzerthäuser und -büros, Ticket-Service-Center, Hotels, Abonnementvertrieb, Fach-Zeitschriftenhandel Bremen, Bremerhaven und Oldenburg

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Gestaltung und Satz Birgit Holtkötter 20, designbüroholtkötter Telefon 025 32 - 200 709 www.bueroholtkoetter.de

Bezugspreis Einzelpreis 3,10 Euro Jahresabonnement 15,00 Euro Auflage 10.000 Exemplare Erscheinungsweise zweimonatlich Nächste Ausgabe 15. November 2011 Redaktionsschluss 15. Oktober 2011 ISSN-Nr. 1618-0852 Titelmotiv Anna Netrebko

Foto: © Esther Haase / DG

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Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Bei Veröffentlichung wird nur presserechtlich Verantwortung übernommen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die des Herausgebers wieder.


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