3,10 Euro H12719 15.11.2011 bis 15.01.2012
foyer Das Kulturjournal f端r Bremen und den Nordwesten
92 Karussell des Lebens ANNA KARENINA in Oldenburg
INHALT
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INHALT
EDITORIAL Publikumsmagneten Im wahrsten Wortsinn „beflügelt“ und von Grund auf saniert empfängt die Bremer Kunsthalle gegenwärtig Besucher aus nah und fern, die sich die beeindruckende Munch-Ausstellung nicht entgehen lassen wollen. Kustodin Dorothee Hansen ist mit Hilfe ihres schier unermüdlich arbeitenden Teams ein wahres Meisterstück gelungen, das keinen Vergleich mit den hochgelobten Präsentationen der Werke van Goghs oder Monets an gleicher Stelle zu scheuen braucht.
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Ein Glücksfall für Bremen, der auch die Touristiker in der Hansestadt aufatmen lässt. Denn das haben Hoteliers, Gastronomen oder Taxifahrer ersehnt: Einen weiteren echten Knüller im Veranstaltungskalender, der zusätzliche und zahlungskräftige Gäste an die Weser lockt. Man habe die über zweieinhalbjährige Schließzeit deutlich gespürt, versicherte mir jüngst ein Hotel-Manager, der damit wohl allen seinen Kollegen aus dem Herzen sprach. Die Kunsthalle als Publikumsmagnet – der neue Direktor Christoph Grunenberg kennt die wirtschaftliche Bedeutung der traditionsreichen Einrichtung, deren Leitung er vor kurzem übernommen hat. Schon allein deshalb kommt viel Arbeit auf ihn zu, die er in der Chefetage zunächst nolens volens allein bewältigen muss. Denn Hans Diers, als Geschäftsführer über viele Jahre die verlässliche und zugleich phantasievolle Stütze der Direktion, ist unerwartet gestorben. Sein Wissen und seine Herzlichkeit werden vielen fehlen – auch der foyer-Redaktion. Doch zurück zur aktuellen Munch-Präsentation, die in der Böttcherstraße eine kongeniale Ergänzung erfährt. Denn die Werke von Oda Krogh, der langjährigen Muse und Vertrauten des norwegischen Meisters, bilden einen so farbenprächtigen wie (zum Teil) heiteren Kontrast zu den Munch-Bildern, weshalb der Ausstellung möglichst viele Besucher zu wünschen sind. Es ist bewundernswert, wie es der kleinen Mannschaft im Paula Modersohn-Becker Museum mit steter Regelmäßigkeit gelingt, immer neue Überraschungen quasi „aus dem Hut“ zu zaubern. Ob das „Fest der Farben“ von Mathilde VollmoellerPurrmann oder die „Entdeckungen“ von Elisabeth Hausmann und elde steeg – diese und andere Glanzlichter aus jüngerer Zeit verdienen ein kurzes Wort: Chapeau! Peter Schulz Redaktionsleitung
FREMDES CHINA „Das Land des Lächelns“ RÄTSELHAFT „Leonce und Lena“ am Goetheplatz INTERVIEW mit Michael Börgerding JUBILÄUM 100 Jahre Stadttheater Bremerhaven ILLUSIONEN „La Traviata“ in Bremerhaven EMOTION PUR Vanaev inszeniert erneut „Giselle“ BIBALO-OPER „Fräulein Julie“ in Oldenburg KOLUMNE DA CAPO! Begegnungen mit Don Giovanni OPERNPREMIEREN IM NORDWESTEN AUF WANDERSCHAFT Die Company zieht um WEIHNACHTSMÄRCHEN Alle Jahre wieder KOLUMNE NACHGEDACHT Einen Augenblick, bitte! MENSCHEN IM FOYER PORTRÄT Alexandra Luise Gesch macht JUP!
................................................. Musik
im Internet lesen
32 KULTURSTADT WILHELMSHAVEN 34 BRAHMS-WOCHE Fünf Konzerte in Oldenburg 35 KIRCHENMUSIK Luther als Komponist 36 BREMER PHILHARMONIKER Von Engeln und Teufeln 38 KONZERTTIPPS 40 ALL DIESE TAGE Jugendliche machen Oper 41 JAZZTIPPS 42 ROLLENSPIEL 42 SCHAUSPIELRÄTSEL 43 OPERNRÄTSEL
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44 WISSENSCHAFT Jade Hochschule 46 LITERATUR Buchbesprechungen 48 BUCH UND MUSIK Härtling über Fanny Mendelssohn 49 SACHBUCH Schatzsucher der Botanik 50 KUNST Munch in der Bremer Kunsthalle 52 KUNST Die „Femme Fatale“ Oda Krogh 53 OVERBECK-MUSEUM Zuwachs auf Zeit 54 ÜBERSEE-MUSEUM Das „Vodou“-Geheimnis 55 DENKMAL Zur Erinnerung an Wilhelm Kaisen 57 KUNST Edith Pundt im Haus der Bauindustrie 58 KUNSTWERKE Neues aus Museen und Galerien 60 KINOTIPPS 62 KULTURKALENDER Premierendaten 63 KULINARISCHES Atlantic Grand Hotel Bremen 64 KULTUR FORUM Kurz notiert 70 NACHKLANG FOYER-AUTOREN IMPRESSUM
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THEATER BREMEN Das Land des Lächelns
Regisseur Lukas Langhoff bringt „Das Land des Lächelns“ am Bremer Goetheplatz heraus Text: Michael Pitz-Grewenig
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LIEBESGRÜSSE AUS CHINA
ätte es vor gut 80 Jahren schon den Begriff „Mega-Hit“ gegeben, hier hätte er gepasst. So aber wurde das Lied im Jargon jener Tage erst zum „Gassenhauer“ und später dann zum „Evergreen“. Gemeint ist „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der Operette „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár. Bei deren Uraufführung am 10. Oktober 1929 musste Richard Tauber das Lied, das ihm sozusagen auf die Stimmbänder komponiert wurde, viermal wiederholen. Kaum ein Startenor, ob Rudolf Schock, der unvergessene Fritz Wunderlich oder René Kollo, ließ es sich entgehen, eine eigene Interpretation abzuliefern. Anna Netrebko, Rolando Villazón und Plácido Domingo brillierten damit vor einigen Jahren auf der Berliner Waldbühne. 1985 wählte es Heinz Rudolf Kunze als Aufhänger für seinen gleichnamigen Hit.
geliebtes, süßes, kleines, zartes Chinagirl, mir bricht mein armes Herz! Warum bist Du kein Wiener Girl?“
Sou-Chong entscheidet sich für die Staatsräson und lässt mit einer großen Geste, die an Bassa Selim in Mozarts „Entführung aus dem Serail“ erinnert, Lisa nach Wien reisen. Graf Gustav von Pottenschein Bremer Goetheplatz heraus; die Premiere ist (Gustl), der Lisa aus Liebe gefolgt war, für den 3. Dezember vorgesehen. schöpft neue Hoffnung. Er begleitet sie und lässt eine unglückliche Mi zurück. Die Story einer länderübergreifenden Liebe zwischen einer Europäerin und einem Chi- Franz Lehár hatte mit dem „Land des Länesen erwies sich bei der Uraufführung im chelns“ eine Form konzipiert, die er selbst Jahre 1923 als Flop. In der für Berlin umge- „lyrische Operette“ nannte. Nicht mehr die arbeiteten Fassung von Ludwig Herzer und extravagante Diva und ein Lebemann steFritz Beda-Löhner wurde der ursprünglihen im Vordergrund, wie noch in der „Lusche Titel „Die gelbe Jacke“ durch „Land des tigen Witwe“, sondern ein Paar, das an geLächelns“ ersetzt, die Handlung gestrafft, sellschaftlichen, politischen Konventionen die Rolle des Sou-Chong im Hinblick auf scheitert, wobei das im „Das Land des LäStartenor Richard Tauber geändert. Und chelns“ durch das Zusammentreffen von das Happy-End fiel aus, Prinz Sou-Chong Ost und West zusätzlich an Brisanz geentsagt nicht mehr Amt und Würden. winnt.
Nun stand am Ende das Scheitern der Liebe. Das führt nicht zur Katastrophe, aber zur Desillusionierung: Lisa und Sou-Chong kommen zur Einsicht, dass sie einander Franz Lehár ist mit dem „Land des Länicht verstehen können. Nicht nur, weil die chelns“ das gelungen, was man heute als äußeren Umstände es nicht zulassen, son„Block-Buster“ bezeichnet. Die Operette dern auch, weil die kulturellen Unterschiewurde neben der „Lustigen Witwe“ sein größter Erfolg. An machen Abenden des Jah- de zu groß sind. Gustl bringt es in seinem Duett mit Sou-Chongs Schwester Mi zum res 1929 wurde in Berlin an neun Bühnen „Lehár“ aufgeführt. Nun kommt „Das Land Ausdruck: „Du bist so lieb, du bist so schön des Lächelns“ in einer Neuinszenierung am ... Du bist mir fremd und doch so nah! O, du
Wahrlich ein Stoff, der fesselt, der packt – und einen nicht gleichgültig lässt. Und der zudem einen realen Hintergrund hat: Chinesische Diplomaten spielten im Wiener Gesellschaftsleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Es wurden auch tatsächlich Ehen geschlossen. Franz Marischka, der Enkel von Lehárs Librettisten Victor Léon, erzählt in seiner Biographie, dass im Jahre 1916 ein junger Attaché der chinesischen Botschaft seiner Groß-
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mutter und deren Tochter Lizzy den Hof gemacht habe. Herr Sou-Chong wurde von den Damen angehimmelt, leider aber im Zuge des Untergangs der Mandschu-Dynastie wieder zurückberufen.
ve“ inszeniert hat, ist stets ein Garant für Sichtweisen, die einen Perspektivenwechsel erlauben. Die dekadente Doppeldeutigkeit, das Sentimentale, Leidenschaftliche, Freche, Witzige, Unmoralische, manchmal auch Obszöne, dürfte bei ihm in den besten Händen liegen.
Franz Lehár traf einen Nerv seiner Gegenwart: „Die Verfassung des Publikums in „Ich sehe verschiedene Sachen, füge sie zuunserer Zeit ermöglicht auch der Operetsammen und versuche, meine Seele reinte, sich von der Lüge des Happy-Ends abzubringen“, erklärt Langhoff. Er kennt seizuwenden“, so der Komponist 1929. „Die ne Bremer Sänger und dichterische Unterlage darf einen an- „Dein ist mein ganzes Herz“ Schauspieler. Für ihn sind „Rolle“ und Darsteller eng geschlagenen Konmiteinander verknüpft. Daraus entwickelt flikt in seiner Wahrhaftigkeit ausklingen lassen.“ Vielen war in der Tat nicht zum La- er seine besondere Vorgangsweise, die der ursprünglichen Konzeption der Operette chen zumute. „Immer nur lächeln und lächeln trotz Wehmut und tausend Schmer- entspricht. Dabei kommt alles andere heraus als der harmlos-seichte Tonfall, mit zen. Doch wie’s da drin aussieht, geht niemanden etwas an!“ beinhaltet auch ein dem man seit 1933 und im Prinzip bis heute jeglichen Geist aus Operetten entfernte. wissendes „Keep smiling“ derer, die die Schatten der Zukunft zu interpretieren wussten. Hinter dem schönen Schein wird „Diese Geschichte ist so aktuell wie nie. zugleich eine in Auflösung begriffene Ge- Heute, da die Grenzen zwischen den Ländern der Welt immer leichter zu überwinsellschaft vorgeführt, die die Realität nur den sind, … gehören solche „interkultunoch fragmentiert begreift. Der chinesische Gesandte erkannte das Klischeehafte rellen“ Liebesgeschichten zum Alltag. ... Große Politik steckt in dem Stück, aber sofort und bemerkte süffisant: „So chineauch die Geschichte von privatem Glück sisch sieht es in ganz China nicht aus...“ und Unglück“, urteilt die Dramaturgin Juliane Luster. Unter dem Vorzeichen Spätestens seit den Inszenierungen von „Fremd-Sein und Annähern“ gibt es eine Lehárs „Lustiger Witwe“ (2005) und Künnekes „Der Vetter aus Dingsda“ (2010) weiß Koproduktion mit „Quartier e.V. Bremen“. man, dass Operetten in Bremen gut aufge- Jugendliche, die wahrscheinlich nie in eine hoben sind. Regisseur Lukas Langhoff, der Operette gegangen wären, werden mitspielen und unter anderem auch das oft gein Bremen schon Stücke wie „Emilia Gastrichene Ballett-Divertissement tanzen. lotti“ oder den Liederabend „All inclusi-
Interessant dürfte der Tanzabend („FalschVerliebt“) werden, den Jugendliche vor dem Hintergrund ihrer Erfahrung mit Lehárs Werk gemeinsam mit der Choreographin Christine Witte entwickeln. Die musikalische Leitung liegt in den bewährten Händen von Florian Ziemen, dem es auch hier, wie schon bei der Operette „Vetter aus Dingsda“, um eine „historische Aufführungspraxis“ geht. Um an den ursprünglichen Geist der Operette zu kommen, durchforstete Ziemen den Nachlass Lehárs. Die Entdeckung der autographen Partitur ist schon selbst operettenhaft. Sie lag schlicht in Bad Ischl, in des Bürgermeisters Tresor, wie Ziemer schmunzelnd erzählt. Die musikalischen Fundstücke sind also in Bremen erstmalig zu hören. Die Problematik liegt, wie Florian Ziemen zu bedenken gibt, zweifellos in der Frage, inwieweit populäre Musik und vertraute Handlung ohne Gewaltakte in ein überzeugendes Bühnengeschehen zu integrieren sind. „Die Orchesterfarben sind raffiniert und wir haben eine fantastische Sängerbesetzung, die den speziellen Anforderungen der Operette gerecht wird“, verspricht Florian Ziemen und fügt begeistert hinzu: „Die Musik hat in ihrer Einfachheit eine große hypnotische Wirkung, aber es geht mir auch darum, die Brüche und Rauheiten hinter ‚dem Lächeln’ der Operette aufzufinden.“ Premiere am 3. Dezember im Theater am Goetheplatz Unterstützt von der swb AG
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THEATER BREMEN Leonce und Lena
„Leonce und Lena“ von Georg Büchner im Bremer Schauspielhaus Text: Sven Garbade
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SÜSSES LASTER MÜSSIGGANG
uch wenn Georg Büchners „Leonce und Lena“ heute zu den bedeutenden deutschsprachigen Komödien gezählt wird, so mutet das Stück doch immer auch ein wenig rätselhaft an. Was mochte Büchner, diesen hochpolitischen Revolutionär, im Jahr 1835 bewogen haben, solch eine sonderbare Komödie zu erfinden? Als Revolutionär war der erst 23-jährige aus Deutschland geflohen, denn seine politischen Kampfschriften (wie der „Hessische Landbote“) stellten alles andere als unverfängliche Lustspiele dar. Und nun schrieb der Autor von „Dantons Tod“ plötzlich ein kleines Märchen, bei dem zwei Königskinder in einem puppensüßem ZufallsReigen zueinander finden? Gewiss, es handelt sich bei „Leonce und Lena“ um Büchners Beitrag zu einem Dramatiker-Wettbewerb, den der damalige Cotta-Verlag ausgeschrieben hatte. Dort winkten Geld und Ruhm, beides Dinge, die nicht nur Büchner brauchte. Eine kleine
tions-Aristokrat hatte sich ja bekanntlich selbst per Auto-Suggestion zur komischen Figur herabgestuft; ein gehörig runtergekommenes Blaublut. Und diese Art von Adels-Verspottung passte nun wiederum auch Büchner gut ins Bild. Wenn der hochwohlgeborene Leonce mit seinem dicken Valerio, wie der Sancho Pansa hier heißt, durch karge Landschaften stolziert, dann Komödie im Stile Shakespeares sollte es also setzt ein absurder Kreisverkehr ein, bei dem sein, bitteschön. Viele kurze Szenen wurden sich die vorgestellte Adelswelt nach besten Kräften blamiert. Am Ende landen alle Ritter skizziert, allerdings mit einer etwas kurios leerlaufenden Handlung, die Züge von dem von trauriger Gestalt wieder am Anfang. andeuteten, was man erst später DramaturOb Büchners Satire überhaupt Aussicht gie des Stillstandes nannte. auf eine Aufführung gehabt hätte, bleibt zweifelhaft. Sein Text verpasste bekanntlich Im Mittelpunkt steht (und liegt sehr oft!) eine Figur, die Büchner bei Clemens Brenta- den Einsendeschluss, und so fand die erste Inszenierung erst 60 Jahre nach seinem Tod nos „Ponce de Leon“ kennen gelernt hatte: ein Faulenzer, der sich ähnlich wie Shakes- statt. Dennoch sind in Büchners zunächst peares Melancholiker Orsino seinem Müßig- vergessenem Stück Spuren seiner Grundmotive zu finden: die Darstellung innerer gang hingibt: reich an Worten, schwach an Taten. Wirft hier ein grimmiger Autor nicht Unfreiheit, die Bestimmung allen Handels mit beinahe offensichtlicher Unlust die Zu- durch die Umstände. Beide Hauptfiguren fliehen ja, jede auf eigene Faust und mit eitaten eines Unterhaltungstheaters zusamgener Dienerschaft, vor einer Zwangsheirat. men, auf das ein jeder Leser die papierene Konstruktion durchschauen möge? Schnell wird klar: der überlebte, tatenlose Adel wird Erst unter fremden Masken lernen sich die flüchtenden Königskinder kennen – und hier zur Zielscheibe des Spottes. das plötzlich aufgeschraubte glückliche Büchner hat seine Posse zusätzlich mit An- Ende trägt dann seltsam fatalistische Züge: klängen an den berühmten „Don Quichotte“ wohin soll man denn eigentlich fliehen, wenn man am Ende doch nur das von Anangereichert. Dieser spanische Halluzina-
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fang an vorbestimmte Schicksal erreicht? Die vermeintliche Gestaltungskraft des Einzelnen wird als fatale Illusion enthĂźllt. Im Bremer Schauspielhaus wird nun das Regie-Team Mirja Biel und Joerg Zboralski das StĂźck in eine eigene Fassung bringen. Zentraler Dreh- und Angelpunkt in deren Regiekonzept kĂśnnte dabei das Stichwort MĂźĂ&#x;iggang bilden, wie Dramaturgin Stephanie Beyer schildert. Was bei BĂźchner die irreal-utopische Vision eines dekadenten Prinzen ist – eine Welt, bestehend aus kollektiv akzeptierter Arbeitslosigkeit –, das erscheint heute im Licht neuer Aktualität. FĂźr unsere heutige marktwirtschaftlich geprägte Gesellschaft, in der sich jeder einzelne Ăźber Arbeit und Leistung definiere, gewinne der Satz „MĂźĂ&#x;iggang ist aller Laster Anfang“ eine neue Bedeutung, so Beyer. Denn nur der fleiĂ&#x;ige Arbeitnehmer mit dem richtigen Arbeitsethos, der nĂśti-
gen Disziplin und groĂ&#x;em Pflichtbewusstsein werde als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft akzeptiert. Doch immer mehr Menschen fallen heute aus diesem System heraus, so Beyer, und dass all diese arbeitslosen, potentiellen „Leistungsträger“ wieder eine Stelle bekommen werden, ist nicht zu erwarten. Das „Nichtstun“ greift um sich – und wird zur gesellschaftlichen SchlĂźsselfrage. Biel und Zboralski gehĂśren zu jener Gruppe junger Regisseure, die vom Schauspielchef Marcel Klett seit mehreren Spielzeiten kĂźnstlerisch aufgebaut wurden. Erfolgreichstes Beispiel fĂźr deren Arbeit ist Regie-Kollegin Alice Buddeberg, deren mittlerweile beachtliche Karriere hier in Bremen wichtige Anlaufschritte unternommen hatte.
nenadaption des Fellini-Filmes „La Dolce Vita“ Ăźberzeugte mit starken Bildern und lebhaften Spielern. Einen Sinn fĂźrs szenische Rätselspiel bewies sie zusammen mit Zboralski zudem mit ihrer Umsetzung von Botho StrauĂ&#x;‘ „GroĂ&#x; und Klein“ – dort nahm man vieles aus dem Vorlagentext mit einer gewissen Leichtigkeit, was ihren Stil mit dem von Buddeberg vergleichbar machen kĂśnnte.
Auch Mirja Biel kann auf Erfolge am Schauspielhaus zurĂźckblicken: ihre BĂźh-
Premiere am 26. November im Bremer Schauspielhaus
Zuletzt inszenierten die beiden in Bremen Elfriede Jelineks postdramatisches Schrift-Labyrinth „Ulrike Maria Stuart“ im Brauhauskeller. Und mit dem hier gezeigten Einfallsreichtum zeigt sich das Team auch bestens gerĂźstet, den so rätselhaften BĂźchner in neue Denk-Bilder zu kleiden.
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THEATER BREMEN Interview
Der designierte Intendant Michael Börgerding über die Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit am Goetheplatz
Foto: Jörg Landsberg
KONTINUITÄT UND WANDEL
gerungen, aber auch die jährlichen Tariferhöhungen – 1% Tariferhöhung bedeuten mithin etwa 250.000 Euro! – in unseren Etats berücksichtigen und aus eigener Kraft erwirtschaften bzw. einsparen. Zudem hat uns der Senat mit dem Kontrakt neue Verpflichtungen auferlegt, die wir erfüllen eue Gesichter im Schauspiel, Bemüssen. Dazu gehört die konsequente Einständigkeit im Moks, ein kompletter Wechsel beim Tanz und möglichst haltung des jährlichen Budgets ebenso wie ein möglicher Stellenabbau. wenige Veränderungen in der Oper – Michael Börgerding hat klare Vorstellungen, wenn es um die Zusammensetzung des En- Heißt das betriebsbedingte Entlassungen? Nein, aber wir werden künftig jede freiwersembles für seine erste Spielzeit am Bredende der momentan 428 Stellen zur Dismer Theater geht. Im Gespräch mit foyerRedaktionsleiter Peter Schulz skizziert der position stellen. Es gilt auf Sicht in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat, 18 Arkünftige Intendant, wo die Schwerpunkte beitsplätze abzubauen, wobei ich es ablehseiner künftigen Arbeit liegen werden. ne, im künstlerischen Bereich zu kürzen, Der Senat unlängst einen bis 2017 laufen- weil hier die personelle Decke bereits ausgesprochen dünn ist. den Kontrakt mit dem Theater Bremen verabschiedet. Danach erhält das Haus einen instutionellen Zuschuss von jährlich Haben Sie ein Beispiel? Das Bremer Theater beschäftigt momen26 Millionen Euro. Wie haben Sie diese tan 18 Schauspieler und liegt damit im VerNachricht aufgenommen? gleich mit anderen, auch deutlich kleineMit großer Erleichterung! Dieser Kontrakt, ren Häusern an der untersten Grenze. Und an dessen Entwicklung ich von Beginn an auch die anderen drei Sparten sind äubeteiligt war, gibt uns für die kommenden ßerst knapp besetzt. Weniger geht da nicht, sechs Jahre Planungssicherheit und damit die Gewissheit, in Ruhe arbeiten und attrak- wenn man den Spielbetrieb weiterhin gewährleisten und künstlerisch ansprechentives Theater machen zu können. Zudem de Produktionen auf die Bühne bringen wird es möglich, auf lange Sicht künstlerische Kooperationen zu entwickeln, an denen will. Es wird alles schon so schwierig genug, wenn ich etwa daran denke, dass der mir sehr gelegen ist. Auch das Einwerben von Drittmitteln wird erleichtert, auf die wir jährliche künstlerische Etat in der Oper von 1,6 Millionen auf eine Million reduzunehmend angewiesen sein werden. ziert werden muss. Also alles eitel Sonnenschein am GoetheDie Stellenstreichungen werden also auf platz? Verwaltung und Werkstätten begrenzt? Keineswegs. Schließlich entspricht der festgelegte Zuschuss für die künftigen Jah- Auf alle im engeren Sinne nichtkünstlerischen Bereiche, also zum Beispiel auch re lediglich der 2010 gewährten Summe. Wir müssen also die allgemeinen Preisstei- im Bereich Marketing, aber auch Bühnen-
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technik. Aber vielleicht gelingt es ja auch, den Abbau durch gesteigerte Einnahmen aufgrund erfolgreicher Arbeit begrenzen zu können. Dazu will ich ebenso wie der künftige kaufmännische Geschäftsführer Michael Helmbold nach Kräften meinen Beitrag leisten. Und ich bin aufgrund der vielen Gespräche, die ich bisher mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt habe, fest davon überzeugt, dass die Belegschaft ebenfalls mitzieht. Da wir gerade bei den Personalien sind: Wie wird das künftige Ensemble aussehen? Sie haben ja bereits angekündigt, dass die komplette Tanz-Compagnie um Urs Dietrich gehen muss und dass das Moks mit seiner Leiterin Rebecca Hohmann gestärkt wird. Das Moks leitet hervorragende Arbeit, die gerade mit Blick auf das Publikum von morgen nicht hoch genug gewürdigt werden kann. Ich wünsche mir, dass das Moks, die Jungen Akteure, die ja zum Moks gehören, und die Theaterpädagogik, aber auch die Dramaturgie des Schauspiels wie der Oper enger zusammenrücken. Der Tanzsparte möchte ich nach den vielen erfolgreichen Jahren, die das Publikum mit Urs Dietrich erleben konnte, neue Impulse verleihen. Das funktioniert nur über einen personellen Wechsel und ist keinesfalls als Entscheidung gegen Urs Dietrich zu verstehen, dessen Arbeit ich sehr schätze. Wer die Nachfolge antreten wird, steht bereits fest, aber ich möchte ebenso wie mit Blick auf das Schauspiel-Ensemble noch keine Namen nennen. Aber es wird hier zu einer Reihe von Neubesetzungen kommen? Ja, doch das ist am Theater, das ja bekanntlich von Veränderung lebt, durchaus nichts ungewöhnliches. Gerade junge Schauspieler müssen wechseln, um sich künstlerisch entwickeln und ein eigenes Profil herausarbeiten zu können.
THEATER BREMEN Interview 9 Anzeige
Und die Oper? Hier lässt sich nur sagen: Ich bin froh, wenn es gelingt, die von vielen Häusern umworbenen Spitzenkräfte in Bremen zu halten! Das wird noch ein bisschen Arbeit und Überzeugungskraft von unserer Seite kosten, denn mit höheren Honoraren können wir ja leider nicht winken. Und wie sieht es hinsichtlich der Dramaturgen und Regisseure aus? Es wird im Schauspiel und in der Oper eine neu besetzte Dramaturgie geben. Auch das ist bei einem Wechsel in der Leitung Normalität und auch künstlerisch notwendig – schließlich verstehe ich mich als Teamplayer und habe ich mich auch mit einem Team von Dramaturgen und Regisseuren beworben. Sicher wird der eine oder andere Regisseur mit Namen, mit dem ich am Thalia gearbeitet habe, in Bremen auftauchen. Vermutlich aber eher in der Oper als im Schauspiel, und vielleicht auch nicht gleich im ersten Jahr. Kriegenburg und Petras haben mir ja beispielsweise in die Hand versprochen, in Bremen zu arbeiten, aber der eine muss noch vorher den Ring in München machen und der andere in Stuttgart das Schauspiel übernehmen... Für das Schauspiel haben wir ja an der Theaterakademie ein paar ganz tolle Absolventen hrausgebracht. Die wird man schon noch kennen lernen und sich ihre Namen merken müssen. Junge gute Regisseure gibt es tatsächlich sehr viele im Augenblick – da besteht für mich eher die Qual der Wahl. Apropos Spielplan: Was bereiten Sie vor? Hinsichtlich der Oper sind die Überlegungen bereits sehr weit gediehen. Markus Poschner als GMD und der künstlerische Betriebsdirektor Martin Wiebcke stehen ja weiterhin in der Verantwortung. Zur künstlerischen Leitung kommen dazu der Regisseur Benedikt von Peter und als leitender Dramaturg Ingo Gerlach von der Komischen Oper. Von sieben Produktionen stehen also im Moment sechs fest, wobei ich jetzt schon um Verständnis bitte, dass es in der nächsten Spielzeit keine Uraufführung geben wird. Ansonsten laufen die Planungen auch im Schauspiel auf Hochtouren, weshalb wir vermutlich Anfang 2012 damit an die Öffentlichkeit treten können. Michael Börgerding (51), langjähriger Chefdramaturg am Hamburger Thalia Theater und seit 2005 Direktor der Theaterakademie Hamburg, tritt sein Amt als Intendant am Goetheplatz mit Beginn der Spielzeit 2012/13 an. Er lebt seit Jahren im Bremer Stadtteil Horn.
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THEATER BREMERHAVEN 100 Jahre Stadttheater
Das Stadttheater Bremerhaven feiert Jubiläum und bereitet attraktive Produktionen vor Text: Karin Hiller
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in roter Teppich war vor dem Theater ausgerollt, auf dem Intendant Ulrich Mokrusch jeden (!) Besucher mit Handschlag begrüßte. Schon vor Beginn der großen Jubiläumsgala am 1. Oktober zum 100. Geburtstag des Stadttheaters Bremerhaven versetzte ein besonders festliches Ambiente die Gäste in erwartungsvolle Stimmung. Musikalisch furios mit dem Vorspiel zu Richard Wagners „Meistersinger“ eröffnet, bot sich dem Publikum im ausverkauften Haus ein unterhaltsames Programm aus Musik, Ballett und Rückblick auf 100 Jahre kulturelles Wirken des Stadttheaters.
DIE ZUKUNFT IM BLICK schichten aus Vergangenheit und Gegenwart – ein Stück speziell konzipiert für das Jubiläumsjahr.
Die Zeiten in der wechselvollen Geschichte des Stadttheaters waren nicht immer roKulturstaatsminister Bernd Neumann und sig. Davon erzählt das gerade erschienene Buch „Hundert Jahre Stadttheater BremerBremerhavens Oberbürgermeister Melf haven“ und vor allem auch davon, dass die Grantz würdigten in ihren Festreden die Bürger der Stadt sich immer vehement für Arbeit der Theatermacher, aber auch die Treue und das Engagement der Bremerha- ihr Theater einsetzten und so maßgeblich vener Bürger und sicherten für die Zukunft zum Erhalt ihres Kulturmittelpunkts beitruihre Unterstützung beim Erhalt des 3-Spar- gen. Als im Jahre 1903 die alte Theaterstätte vom Bremischen Amt wegen Feuergefahr ten Hauses zu. Überraschungsgast des geschlosAbends war Schauspieler und FernDie Zeiten waren nicht immer rosig ... sen wurde, war es der sehstar Christoph damals gegründeten Theaterkommission zu Maria Herbst, der auf der Bühne mit dem Intendanten über sein Engagement 1992-96 verdanken, dass private und städtische Gelam Bremerhavener Theater plauderte und der bereit gestellt wurden und man an den eine Kostprobe aus seinem neuen Buch las. Bau eines neuen Hauses denken konnte. Am 1. Oktober 1911 eröffnete das Stadttheater Wer am nächsten Tag nach ausgiebigem Fei- Bremerhaven mit Shakespeares „Sommerern schon wieder fit war, konnte sich gleich nachtstraum“ erstmals seine Pforten. zur Premiere von „Durch Wände gehen“ beAls das Haus im Zweiten Weltkrieg durch geben, ein Hörspielspaziergang für je eine einen Bombenangriff völlig zerstört wurPerson durch das Theatergebäude mit Ge-
de, initiierte eine Bürgerbewegung, der Mitglieder aus allen Gesellschaftsschichten angehörten, den Wiederauf bau. 1951 sicherte die Stadtverordnetenversammlung die Finanzierung zu und noch im selben Jahr konnte Richtfest gefeiert werden. Immer wieder wurden in Zeiten finanzieller Knappheit die Schließung des Theaters und die Streichung der Zuschüsse gefordert. Doch auch ein Kraftakt wie die Grundsanierung des Theaters im Jahr 2000 konnte Dank des Engagements aller Freunde, Förderer und offizieller Unterstützer der Kultur erfolgreich bewältigt werden.
Von den künstlerischen Höhepunkten der Vergangenheit seien hier nur einige erwähnt: 1924 die Aufführung von Richard Strauß’ „Salome“, die er selbst dirigierte; 1964 die deutsche Erstaufführung von Verdis „Attila“, die internationale Beachtung fand; Tanzgastspiele von Anna Pawlowa, Mary Wigman und Gret Palucca. Brigitte Mira hatte hier 1931 ihr erstes Engagement und für Tenor Burkhard Fritz war die Bremerhavener Bühne das Sprungbrett in eine internationale Karriere. Das nicht immer konfliktfreie, aber stets produktive Zusammenwirken von Politik, Bürgern und Sponsoren hat bis heute das 3-Sparten Haus erhalten. Das Theater feierte zu Beginn der Spielzeit einen großar-
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tigen Einstieg in das Jubiläumsjahr 2011 mit der Produktion „The Fairy Queen/Ein Sommernachtstraum“, an der alle Sparten mitwirkten. Musiktheater, Ballett und Schauspiel wuchsen unter der Regie des Intendanten zu einem homogenen Ensemble zusammen und begeisterten mit einer rasanten Umsetzung des Stoffes und mitreiĂ&#x;ender Spielfreude das Publikum. Ein Projekt mit direktem Bezug zur musikalischen Vergangenheit Bremerhavens ist die Jubiläumsproduktion „100 Watt und ein bisschen Meer“. Mitglieder des Schauspielensembles und Musiker der Region werden in die Stadt gehen, um nach musikalischen Wurzeln zu suchen, die das Leben in Bremerhaven beeinflusst und begleitet haben. Und da findet man nicht nur Shanties und maritimes Liedgut mit Hein MĂźck und Lale Andersen, sondern auch einen Hauch von Elvis Presley und amerikanischen Jazz. Ein weiteres Projekt zum Jubiläumsjahr bezieht die Kirchen Bremerhavens ein. Das Ballett „Carmina Burana“, choreographiert von Sergei Vanaev, entsteht in Zusammenarbeit mit der evangelischen Stadtkantorei der Christuskirche (Leitung: Eva Schad) und dem Bach-Chor der GroĂ&#x;en Kirche (Leitung: Werner Dittmann). Ulrich Mokrusch sieht das Jubiläum nicht nur als theatergeschichtlichen RĂźckblick, sondern als „Anlass, das Theater mit neuer Energie aufzuladen“. Der Blick geht in die Zukunft. Deshalb ist ein grundlegendes Ereignis des Jubiläumsjahres die ErĂśffnung des Kinder- und Jugendtheaters im Pferdestall (JUP!) – siehe dazu den Beitrag auf Seite 30. Dass das Stadttheater Bremerhaven im August von der Zeitschrift „Die Deutschen BĂźhne“ zum besten Theater abseits der groĂ&#x;en Metropolen gewählt wurde, zeigt, dass die neue kĂźnstlerische Richtung und die neue Ă„sthetik der Produktionen nicht nur beim Publikum, sondern auch in der Fachwelt positiv aufgenommen wird. Gratulation an das Stadttheater und gutes Gelingen fĂźr die nächsten 100 Jahre!
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THEATER BREMERHAVEN La Traviata
Verdi-Oper „La Traviata“ im Großen Haus in Bremerhaven Text: Karin Hiller
Oldenburgisches Staatstheater: La Traviata
SEHNSUCHT UND ILLUSIONEN D
ie Uraufführung von Giuseppe Verdis Oper „La Traviata“ 1853 im Teatro La Fenice in Venedig wurde von heftigen Protesten begleitet. Da wagte es jemand in einer realistischen Darstellung des Halbweltmilieus der damaligen Zeit das Thema Prostitution auf die Bühne zu bringen – ein Skandal ohnegleichen! Verdi musste die Handlung von der Gegenwart in die Zeit um 1700 verlegen.
„eine Bohème, die aus lauter Langeweile anfängt, sich selber zu gestalten.“
Auch Violetta, „La Traviata“ („Die vom Weg abgekommene“), hat das Leben als Prostituierte frei gewählt, es verschafft ihr den Zutritt zur großbürgerlichen Welt. Als Edelhure lebt sie in finanzieller Unabhängigkeit und kann selbstbestimmt über sich entscheiden. Gefühle spielen in ihrem Leben keine Rolle. In ihrer Inszenierung betrachtet Uttendorf die schwindsüchtige Violetta im Spiegel der Gesellschaft angesichts des nahenden Todes. Wie verhält man sich, wenn klar ist, dass man nicht mehr lange zu leben hat?
Alfredo ist fest in den Regeln der Gesellschaft verankert, und er braucht jemanden, der ihm hilft, sich von den familiären Zwängen zu lösen. Violetta verkörpert für ihn ein anderes Leben. Jedoch ist das Luftschloss, das er Violetta auf dem Land baut, für ihn selbst ein Rückschritt, bedeutet eher Gefängnis als Freiheit.
Violetta stellt sich zur Schau, kann aber kontrollieren, wen sie an sich heran lässt. Sie befindet sich in einem Zwiespalt, ist auf der Suche nach ihrer Persönlichkeit. Sie hat Sehnsucht nach einer verlässlichen, beständigen Beziehung, nach Liebe, kann aber auf Dauer nicht von ihrem alten Leben lassen. Die Liebe zu Alfredo ist für sie eine Chance, ihrer Rolle als Prostituierte zu entfliehen. „Welche Art von Konkubinen gibt es heute Der Umzug mit Alfredo aufs Land lässt noch“, fragt die Regisseurin der Bremerhasie hoffen, ihre schwere Krankheit dort in vener Produktion, Kirsten Uttendorf, und stellt fest: „Diese Frauen stehen nicht mehr ruhiger, behüteter Umgebung zu besiegen. abseits der Gesellschaft. In der Zeitung habe Uttendorf: „Für das Leben mit Alfredo gibt ich über eine Studentin gelesen, die sich als Violetta ihre Identität, ihre Selbstbestimmung auf.“ Prostituierte ihr Studium finanziert.“
Als Alfredos Vater Violetta zum Verzicht ihrer Liebe auffordert, hat sie schon akzeptiert, das diese Liebe für sie auf Grund ihrer Herkunft und ihrer Lebensweise nicht möglich ist. „Denn“, so die Regisseurin, „in der bürgerlichen Welt hat Violetta nichts zu suchen. Der Lebenswechsel war für sie eine Illusion.“
Um zu zeigen, wie sehr Violettas Verhalten von der Gesellschaft bestimmt wird, hat Ausstatter Heiko Mönnich ein Podest in der Bühnenmitte erdacht, ein Tableau, auf dem Violetta den sie umgebenden Menschen präsentiert wird. „Eine reiche, voPremiere am 25. Dezember im yeuristische Gesellschaft in zeitlos elegan- Großen Haus. ten Kostümen“, beschreibt die Regisseurin, Musikalische Leitung: Stefan Veselka.
THEATER BREMERHAVEN Giselle
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Ballettchef Sergei Vanaev inszeniert zum zweiten Mal „Giselle“ in Bremerhaven Text: Karin Hiller
Giselle
EMOTION PUR
en, die wie sie gelitten haben. In dieser letzten Nacht, die beherrscht wird von Gedanken Ăźber Schuld, Reue und Gerechtigkeit, findet die gebrochene Seele um zweiten Mal bringt Bremerhavens Ballettchef Sergei Vanaev seine Versi- Madeleines ihren Frieden. on des Ballettklassikers „Giselle“ auf die BĂźhne. Sieben Jahre choreographische Einige Bewegungssequenzen hat Vanaev aus der alten Version Ăźbernommen, jedoch Erfahrung liegen zwischen seiner ersten und der heutigen Interpretation. Was war in neuer choreographischer Umgebung. Das sein Antrieb fĂźr die erneute Auseinander- StĂźck hat also auch Wiedererkennungswert setzung mit dem Stoff? „Ich mag diese in- fĂźr die Zuschauer, die es vor sieben Jahren aufmerksam angeschaut haben. Musikatensiv menschliche, soziale Geschichte. Das Thema Machtmissbrauch ist hĂśchst aktuell. Was wir dort auf der BĂźhne sehen, kĂśnnte hier an jeder Ecke passieren.“ Den klassischen Inhalt des „Giselle“-Stoffes darf man allerdings nicht erwarten. Vanaevs Interpretation ist radikaler, provokanter. Es ist kein StĂźck, das auf tänzerischer Ă„sthetik basiert, sondern auf puren Emotionen. „Mit der aktuellen Compagnie kann ich den Stoff leidenschaftlicher umsetzen als damals“, erklärt Vanaev, „die Tänzer sind zur Zeit kĂśrperlich und emotional zu HĂśchstleistungen fähig.“ Die Idylle der Bauernszenen des ersten Aktes täuscht. Riesige schwarze Blumen (Ausstattung: Sergei Vanaev und Johannes Bluth) kĂźndigen bereits das BĂśse, das drohende Unheil an. Der anfangs noch unbeschwerte Flirt zwischen dem Grafen Albrecht und dem Bauernmädchen Madeleine endet in ungezĂźgelter Leidenschaft und Vergewaltigung. Das Mädchen wird schwanger und bringt eine Tochter zur Welt, Giselle. Als Albrecht sie weiter brutal bedrängt, ermordet Madeleine den Grafen in einer Verzweiflungstat. Der zweite Akt zeigt das Gefängnis, in dem Madeleine ihre Hinrichtung erwartet. Zwischen Realität und Halluzination erscheinen der Gepeinigten die Geister von Frau-
„Die erste Giselle 2004 war ein Entwurf“, so Vanaev, „ jetzt habe ich den Stoff intensiver interpretiert, neu choreographiert und damit auf eine andere Stufe gebracht. Es ist dieselbe emotionale, spirituelle Geschichte wie damals, doch sie ist erwachsen geworden, dĂźster und schmutzig. Ich habe ein StĂźck aufpoliert, das ich liebe.“ Premiere: 19. November im GroĂ&#x;en Haus. Musikalische Leitung: Hartmut BrĂźsch.
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lisch hält sich Vanaev bis auf geringfßgige Änderungen ganz an das mit Klangbildern reiche Original von Adolphe Adam.
Kunsthalle Bremen
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THEATER OLDENBURG Fräulein Julie
photocase
William Robertson inszeniert am Staatstheater Oldenburg mit „Fräulein Julie“ von Antonio Bibalo eine der erfolgreichsten zeitgenössischen Opern Text: Ute Schalz-Laurenze
VERHÄNGNISVOLLE MITTSOMMERNACHT
„I
Als Komponist ist Bibalo Schüler von Elizabeth Luytens (1906-1983), die in den 30-er Jahren in England als eine der Pionierinnen der Zwölftonmusik galt und hauptsächlich solche Musik schrieb. Das ist Bibalos Sache nicht, obschon diese Technik ihn sehr beeinflusst hat: Auch in „Fräulein Julie“ sind Anteile davon zu hören. Er sucht einen Stil, der die serielle Musik, den Jazz, die Volksder sie mit auf sein Zimmer nimmt und da- musik und viele andere Quellen assimiliert. nach mit unglaublichem Zynismus falIn diesem Werk mit einem Vorspiel und len lässt. Nachdem die Worte „Knecht ist drei Akten, zunächst für große Oper geKnecht“ (Julie) und „Hure ist Hure“ (Jean) schrieben, 1984 für kleines Ensemble begefallen sind, bringt Julie sich um. arbeitet, badet er in Tonalität, in Melodien
ch stellte mir die Aufgabe, nach dem Lehrmeister Shakespeare Menschen im großen und im kleinen zu zeigen und kein Blatt vor den Mund zu nehmen.“ Mit dieser Auffassung hat der schwedische Dramatiker August und expressivem Parlando-Gesang. Dies Strindberg (1849-1912) Bühnenwerke ge- 1975 vertonte der 1922 in Triest geborene allerdings nicht in einem stilistischen Verschaffen, in denen der „strahlendste Hass norwegisch-italienische Komponist Antonio wirrspiel, sondern in einer präzisen Tonzum lebenden Symbol wird“ (Alfred Kerr). Bibalo das Werk. Das Libretto hält sich an sprache, die die Charaktere, Gefühle und Strindberg, BiSituationen genau zeichStrindberg ist nach dem Norweger Henrik balo schrieb es „Knecht ist Knecht“ (Julie) und net. Sicher liegt hier das Ibsen einer der Wegbereiter des modernen selbst. Die Oper Geheimnis des Erfolges, „Hure ist Hure“ (Jean) warum „Fräulein Julie“ Theaters, immer wieder ist der Geschlech- wurde zu eiterkampf in der Gesellschaft des 19. Jahrner der wenigen zeitgenössischen Arbeiten, eine der meistgespielten zeitgenössischen hunderts sein Thema. In „Fräulein Julie“, die regelmäßig in den Opernspielplänen er- Opern geworden ist. einem „naturalistischen Trauerspiel“ aus dem Jahr 1888, geht es um eine verhängnisvolle Mittsommernacht auf einem schwedischen Gutshof. Julie, die Tochter des Gutsherrn, verguckt sich nach einer missglückten Verlobung vor den Augen von dessen Verlobter Christine in den Diener Jean,
scheinen. 1975 in Aarhus uraufgeführt, erlebte sie schon wenig später ihre deutsche Erstaufführung in Dortmund und war anschließend in Bergen, Stockholm, Berlin, Hamburg, Kiel, Nürnberg, Detmold, Bremen und an der Wiener Kammeroper zu sehen.
Am Oldenburgischen Staatstheater inszeniert William Robertson die Kammeroper. Auf die Frage nach der Überholtheit der Thematik – Grafentochter steigt gesellschaftlich ab, Diener steigt gesellschaftlich auf und es klappt genau deswegen nicht
THEATER OLDENBURG Fräulein Julie 15
– meint er: „Beide möchten raus aus ihrem Zustand, egal, ob das Adel oder Diener sind, ob das ein antiquiertes Hierarchiesystem ist. Und ihnen fehlt der Mut dazu. Das sind Probleme, die noch heute gelten. Mangel an Mut und Angst sind Dinge, die jeder versteht und die zeitlos gültig sind.“ Die Musik ist für den jungen Amerikaner psychologisch gedacht und in diesem Sinne äußerst präzise. „Ich fühle mich sogar frei,
den Humor und die Leichtigkeit der Protagonisten herauszuarbeiten“, sagt er. Robertson ist in Oldenburg als Regieassistent an der Oper engagiert und präsentiert hier seine erste eigene Regiearbeit, immer ein aufregendes Unterfangen. Gefragt, ob man als erstes nicht lieber eine bekannte Oper inszeniert oder gerade eine unbekannte, sagt er: „Ich bin von diesem Stück so überbegeistert, weil ich mich auf der Linie von bekannt und unbekannt bewegen muss. Ein
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berühmtes Schauspiel und eine unbekannte zeitgenössische Oper: das ist für mich als Herausforderung ein Glücksfall.“ Premiere am 17. November 2011 um 20 Uhr im Kleinen Haus am Staatstheater Oldenburg. Musikalische Leitung: Johannes Stert, Inszenierung: William Robertson, Bühne: Lisa Maline Busse.
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KOLUMNE Da capo!
Da capo! Erinnerungen des foyer-Kritikers Simon Neubauer
Oldenburgisches Staatstheater: Don Giovanni; Foto: Andreas J. Etter
BEGEGNUNGEN MIT GIOVANNI
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er Mann hat viele Gesichter. Schlimmer noch: Sein Charakter gleicht einem heftig durchgeschüttelten Kaleidoskop. Er ist Verführer und Verführter, er ist Sendbote der Lust und doch auch Todessüchtiger, Frevler ohne Reue und skrupelloser Freibeuter, lockender Casanova und eleganter Sittenstrolch mit sexuellem Wiederholungszwang. Erträglich ist seine erotische Libertinage eigentlich nur durch die Vermischung mit komischen Elementen.
vogt an der Spitze sowie nicht zuletzt die Musiker kamen in ihrem Denken und Schaffen an der faszinierenden Gestalt nicht vorbei. Doch erst durch Mozarts Musik von unendlich reicher Individualität und seiner Ästhetisierung des Stoffes konnte sich „Don Giovanni“ in das Weltgedächtnis eingravieren.
Natürlich gehen heutzutage Dirigenten und Regisseure an der weltweit zum Standard-Repertoire zählenden „Oper aller Opern“ nicht vorbei. Das war und ist am Bremer Theater genau so wie an anderen ambitionierten Häusern. Als ich vor genau 50 Jahren in die Hansestadt kam, hatte ich, obwohl durch Aufführungen in München und Augsburg schon „vorbelastet“, Kein Wunder also, dass sich Don Juan in sehr bald ein Schlüsselerlebnis mit dem den Gipfeln abendländischer Kultur an„Don Giovanni“, den 1966 Götz Friedrich siedeln konnte, in Nachbarschaft so kom- und Hans Wallat verantworteten. Es ist plexer Heroen wie König Lear und Faust, ja nicht so, dass unter Kurt Hübner ledigHamlet und Peer Gynt. Seit Tirso de Molich im Schauspiel der „Bremer Stil“ kreiert lina so um 1665 den legendären Stoff wurde, sondern auch die Oper änderte ihre erstmals literarisch gebündelt hat und Erscheinungsformen, versagte sich gründAlessandro Melani schon um 1699 den lich das „Konzert in Kostüm und Maske“, „Bestraften Wüstling“ als Erster auf eiverabschiedete sich vom Als-ob-Spiel und ner Musikbühnen vorstellte, lockt er Heer- vom längst eingefrorenen Geh-, Steh- und scharen von bearbeitenden BewundeGestenvokabular. rern zu mehr und minder künstlerischer Aktion. Vor allem die Autoren von MolièGlück für die Bremer Intendanz, dass re über die Romantiker zuhauf, den spotes ihr gelang, Inszenierungsurlaube für tenden Shaw bis zu Max Frischs „Don Juan Götz Friedrich von Walter Felsensteins oder die Liebe zur Geometrie“ zeigten sich Komischer Oper Ostberlin zu arrangieüberaus eifrig; aber auch die Philosophen, ren. Friedrich, kein Revolutionär oder gar am ausgiebigsten und tiefgründigsten Stückzertrümmerer, vielmehr stets ein BeSøren Kierkegaard. Die Maler mit Max Sle- glaubiger des einfühlsamen „singenden
Schauspielers“, kam damals mehrfach zu Aufsehen erregenden Inszenierungen an den Goetheplatz, darunter eben auch zum „Don Giovanni“. Unvergessen blieb mir die so genannte Champagner-Arie, als Rudolf Constantin während des Prestogesangs eine Bodenrolle vollzog mit einem stattlichen Leuchter in der Hand, dessen Kerzen nicht erloschen. Die Besetzung ist der Erwähnung wert: Neben Constantin agierten und sangen Grace de la Cruz (Anna), Ingrid Paller (Elvira), Lore Paul (Zerlina), Heinz Feldhoff (Leporello), Hermann Schnok (Ottavio), Walter Königer (Masetto) und Anton Diakov (Komtur). Wie es nicht nur in einer verklärenden Erinnerung scheint, hatte das Sängerensemble des Bremer Theaters damals ein sehr hohes Niveau. Ganz anders in der Statur der nächste, von Hermann Michael dirigierte Giovanni, den 1973 Peter Brenner inszenierte, ein sehr subtil und menschenfreundlicher Regisseur, der später ganz harmonisch in vielen unvergessenen Produktionen mit Peter Schneider zusammenarbeitete. Nun hatte er einen jungen Beau zur Titelfigur, nämlich Dale Düsing, der mit dem Charakter eines kultivierten Lovers auftrat. Karsten Küsters taucht als Leporello im Personenregister auf, nachfolgend in vielen Wiederaufnahmen stellten sich Irja Aurora (Anna), Csilla Zentai und Carmen Reppel (Elvira), Katherine Stone (Zerlina), Peter Winter (Ottavio) vor. 1985 stand Friedemann Layer am Pult der nachtblauen Inszenierung durch Friedrich Meyer-Oertel. Heidrun Schmelzer, danach oft beschäftigt, schuf das Bühnenbild für eine weitgehend erstklassige Besetzung: Neben Richard Salter traten Kristine Ciesinski, Stella Kleindienst und Teresa Seidl in Er-
KOLUMNE Da capo!
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scheinung; Julius Best, Lorenz Minth, Urban Malmberg und Komtur Walter Fink verkörperten die Männerwelt. Auch diese Produktion hielt sich in mehreren Wiederaufnahmen bis 1991, ehe Klaus Pierwoß der Jugend Chancen einräumte: dem Ersten Kapellmeister Rainer Mühlbach und der inszenierenden Newcomerin Sabine Hartmannshenn. An die Premiere habe ich kaum noch Erinnerungen, wohl an etliche Mitwirkende, etwa an den virilen Alan Cemore (Giovanni), an den urkomischen George Stevens (Leporello), an die spätere Isolde Sabine Hogrefe (Anna) und Iris Kupke (Zerlina). Dann, wieder zehn Jahre später, die jüngste Begegnung mit dem nie ganz zu bewältigenden „Don Giovanni“: nun dirigiert von Markus Poschner und mit Willkür inszeniert von Andrea Moses. Dazwischen lagen für mich zahlreiche andere Opernerlebnisse unter anderem mit dem Giovanni Guillermo Sarábia (Bremerhaven), Bernd Weikl, Samuel Ramey, Bo Scovhus und Wolfgang Koch (Hamburg), Peter Weber (Hannover), Ferruccio Furlando und Ildebrando d’Arcangelo (Salzburg). Seit das Regietheater, meist ohne besondere Berücksichtigung der Musik Mozarts, die meisten Bühnen beherrscht, verlor und verliert Don Giovanni nicht nur seinen Status, sondern auch seine Herkunft aus dem Lande, in dem er, nach Leporellos Register „mille e tre“ Frauen beglückt hat. Heute darf er Drogendealer in New Yorker Slums sein, umtriebiger Animateur der Erholungssüchtigen im Ferien-Appartement (Oldenburg) oder reicher Mafioso im herrlichen Hotel-Ambiente (Bremen). Aber am schlimmsten hat es Skandal-Regisseur Calixto Bieto getrieben mit einer brutalen „bier-, blut- und spermagetränkten Inszenierung“ (Schreiber) in Hannover. Doch längst rüstet sich der Don Giovanni im Sinne der historischen Aufführungspraxis, verbunden mit der entschiedenen Abkehr von der Sex- und Crime-Ästhetik, entschieden wieder auf.
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THEATER IN NORDEN Opernpremieren
Neue Inszenierungen auf norddeutschen Bühnen
Tannhäuser,
Theater Bremen Tannhäuser
schossen: Tannhäuser, der lebend verhaftet wird, hat mit seinem Umsturzversuch recht bekommen. Kratzer muss keinerlei Verkrampfungen tätigen, die dann doch nicht In den zwei Jahren, in denen der Dramahinhauen, es ist glänzend, wie diese Aktuaturg Hans-Georg Wegner und der Generallisierung aufgeht, mit wie viel Genauigkeit musikdirektor Markus Poschner die Opernin vielen Details sie gearbeitet ist. produktionen verantworten, jagt eine fabelhafte Aufführung die andere. Dazu Eine ergänzenden und eigenen Stellengehört auch die Eröffnungspremiere dieser wert hat die Musik: unnachahmlich, wie Spielzeit, Richard Wagners „Tannhäuser Markus Poschner mit dem Orchester die oder der Sängerkrieg auf der Wartburg“. Heterogenität der Tannhäuser-Musik herausarbeitet, mit herrlichen Tempi und Wer Tannhäuser assoziiert hat mit dem Thema, dass ein Mann sich nicht zwischen wunderbaren Klangfarben. Das allein ist schon ein Ereignis, das sich durch die ausder heiligen reinen Frau (Elisabeth) und nahmslos ungemein inspirierten Sängeder dauersinnlichen (Venus) entscheiden rinnen und Sänger noch vergrößert. Was kann, wurde in dieser vierstündigen faskann Theater mehr, wenn es so viel zum zinierenden Aufführung gründlich eines Besseren belehrt. Es geht dem Sänger nicht Nachdenken, aber auch zum Lachen gibt? Es ist unverzichtbar! um die Frauen, sondern in Anlehnung an die Biographie Wagners um den Protest ge- Ute Schalz-Laurenze gen eine Gesellschaft und den Ausstieg aus ihr. Mag man zu Recht bedauern, dass die Die nächsten Vorstellungen: 4. und 22. Dezember; 7. Januar fast halbstündige Ouvertüre missbraucht wird, um einen pantomimischen Banküberfall zu tätigen, so muss man doch zugestehen, dass es zum Konzept des jungen Theater Bremen Regisseurs Tobias Kratzer passt: Tannhäu- The Turn of the Screw ser hat sich so einer Art Rote Armee Fraktion angeschlossen, um gegen seine bürgerDer Verlust oder auch die erbarmungslose liche Bankenzugehörigkeit zu protestieren. Zerstörung der Unschuld bilden den Kern der meisten Opern von Benjamin Britten. Genau diese Banken organisieren den Sängerpreis, und nicht nur in der entsprechen- Seine Kammeroper „The turn of the screw“ den Werbung – „Wir investieren in Zukunft, aus dem Jahre 1954 ist jedoch weit mehr als das und weit mehr als die Darstellung in Kultur und in Menschen“ – darf auch obskurer Phantasien einer Gouvernante, herzhaft gelacht werden. Am Ende werden Gudrun Ensslin-Venus und auch Elisa- der auf einem einsamen englischen Landbeth, die sich aus Liebe zu Tannhäuser der sitz zwei Kinder anvertraut werden, die politischen Gruppe angeschlossen hat, er- scheinbar noch immer unter dem Einfluss
ihrer inzwischen toten Vorgängerin Miss Jessel und des ebenfalls verstorbenen Dieners Quint stehen. Dabei bleibt stets unklar, was Realität, was Fiktion ist. Es ist in der Tat nicht einfach, diese verwickelte Geschichte, in der auch unerfüllte sexuelle Sehnsüchte eine wichtige Rolle spielen, sinnvoll darzustellen und dabei gleichzeitig das Rätselhafte zu bewahren. Regisseur Frank Hilbrich begab sich am Bremer Goetheplatz gemeinsam mit dem Dirigenten Daniel Montané auf eine akribische Detailsuche, wohl wissend, dass der Schlüssel zu dieser Oper in der Musik liegt. Britten verstand die szenische Handlung als Visualisierung der Musik. Konsequent löste Frank Hilbert die Handlung zunehmend auf, zeigte Zustände, die sich verändern, in denen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem zu sein scheinen, in denen Ideen von Sinn auftauchen, Antworten gegeben werden, sich verwischen, neu gegeben werden und so weiter fort. Rationales schlug um ins Fiktionale und umgekehrt. Volker Thiele entwarf dazu eine viergeteilte Guckkastenbühne. Beengend die Muffigkeit der in grün gehaltenen vier Wohnzimmer, zart angedeutet durch Sofa, Gummibaum und Goldfisch, aber labyrinthisch zugleich, wenn sie sich nach hinten öffneten und in ganz wenigen Momenten den Weg nach vorne ermöglichten. Die Kostüme (Gabriele Rupprecht) im Stil der 70er Jahre unterstrichen dezent die Spießigkeit des Ambientes, in dem die Hauptakteure und deren Doubles gleichzeitig oder ungleichzeitig agieren konnten.
THEATER IN NORDEN Opernpremieren
Turn of Srew Fotos: Jörg Landsberg
Sara Hershkowitz, die für die erkrankte Nadine Lehner eingesprungen war, gestaltete die strapaziöse und anspruchsvolle Partie der Gouvernante mit überzeugender stimmlicher und darstellerischer Souveränität. Alle anderen Rollen waren ebenfalls vorzüglich besetzt. Ein „Hut ab“ für die Leistung der beiden Kinder Fritjof Klingenberg (Miles) und Tiziana Tatcheva (Flora), die nicht nur stimmlich, sondern auch schauspielerisch ihren komplexen Part glaubhaft gestalteten. Eine beispielhafte Interpretation von bestürzender Konsequenz und Eindringlichkeit. Einmütige Begeisterung beim Bremer Premierenpublikum. Michael Pitz-Grewenig Die nächsten Vorstellungen: 17., 25. und 27. November; 11. und 30. Dezember.
Stadttheater Bremerhaven „Crazy for you“ Der Musik von George Gershwins Musical „Crazy for you“, Swing und Groove auf musikalisch höchstem Niveau, kann man sich nicht entziehen. Den Beweis lieferte das Städtische Orchester Bremerhaven, das sich unter der Leitung von GMD Stephan Tetzlaff in eine Big Band verwandelt, aber auch mit Honky-Tonk-Piano den szenisch passenden Wild West-Sound trifft. Das Ballett des Stadttheaters tritt steppend und singend als perfekte Showtrup-
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Crazy for you
pe auf und entwickelt unentdeckte Talente in Stunts bei einer Saloonschlägerei, in der auch die Sänger kräftig mitmischen. Hervorzuheben ist hier Tenor Daniel Kim, der zur Freude der Zuschauer seine komödiantischen Fähigkeiten voll ausspielen darf. Temporeiche Spielszenen mit Wortwitz, Slapstick und hohem Spaßfaktor gehen nahtlos über in atemberaubende Steppnummern. Für die Hauptrollen wurden die Musicalprofis Philippe Ducloux und Filipina Henoch engagiert. Wenn die Beiden gleitend im Showtanz über die Bühne schweben, weht ein Hauch von Fred Astaire und Ginger Rogers durch das Theater. Regisseur Roland Hüve und Choreograf Jochen Schmidtke ist es gelungen, Sänger und Tänzer so geschickt einzusetzen, dass der Eindruck eines homogenen Ensembles entsteht, in dem jeder singen und steppen kann. Der Spaß, den die Akteure auf der Bühne haben, überträgt sich auf das Publikum, das die mitreißende Gesamtleistung des Ensembles mit reichlich Szenenapplaus belohnt. Bremerhaven gelingt mit „Crazy for you“ einmal mehr der Nachweis, dass Musicals glänzend in Stadttheatern funktionieren können und nicht unbedingt eigene, aus dem Boden gestampfte Spielstätten brauchen. Karin Hiller Die nächsten Vorstellungen: 26. November; 1., 9., 13. und 15. Dezember; 8. und 14. Januar
Inhaberin: Hildegard Christiansen Fon/Fax 0421 - 25 57 35 Oberneulander Heerstraße 26 - 28 28355 Bremen Mo. - Fr. 10.00 - 18.30 Uhr Sa. 10.00 - 13.30 Uhr
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THEATER IN NORDEN Opernpremieren
Idomeneo
Die Zauberflöte; Foto: Andreas J. Etter
Staatstheater Oldenburg Die Zauberflöte
Don Giovanni; Foto: Jörg Landsberg
Theatermagazin ausführlich dargestellten Ideen. Taminos Begegnung mit der Schlange und den drei Damen als Traumerlebnis zu sehen mag dabei gewöhnlicher sein als Jules Verne und Ägypten, StahlkonstrukSarastro, seinen Kult und die Feuer- und tionen und barocker Prunk, Singspiel und Wasserprobe als Elemente einer Reise ins Harry-Potter-Gruseleien. Das sind einige Jenseits zu deuten (in Anlehnung an ägypder Ingredienzien, aus denen Niklaus Helbtische Denkweisen). Den Tempel der Einling (Inszenierung), Dirk Thiele (Bühne) geweihten wie das Stellwerk eines Bahnund Victoria Behr (Kostüme) in Oldenburg hofs auszustatten, führte gut gemacht vor, eine neue „Zauberflöte“ gemischt haben – wie Sarastro die Lebenslinien von Meneine unterhaltsame Produktion für die Olschen steuert, ja manipuliert; insgesamt denburger, die zum Saisonauftakt ein mit hätte man dem Team mehr Mut bei der 14 Millionen Euro saniertes SchmuckstückUmsetzung der Ideen gewünscht. Fazit: chen zurückbekommen haben. Ein durchaus kluges Volkstheater mit klassisch geführten Figuren. Dabei wurde die neue Technik zu schnelMarkus Wilks len Verwandlungen und schöner Beleuchtung genutzt. Ein Gewinn ist der vergröDie nächsten Vorstellungen: 16. Novemßerte Orchestergraben, aus dem nun ein ber; 1., 3., 7., 14., 17., 25., 27. und 31. Derunder Klang ertönt, der Fülle und Transzember; 5. Januar parenz besitzt. Thomas Dorsch am Pult des aufmerksam folgenden Staatsorchesters bot eine überzeugende Klangcollage. EinerTheater Osnabrück seits pflegte er einen großen, romantisch aufblühenden Ton, andererseits schärfte er Don Giovanni mit Hilfe einiger barocker Instrumente. Zu„Theater und Stadt haben sich erneut verdem sorgte er für feine klangliche Abmischungen, ausgefeilte rhetorische Figuren liebt.“ Dieses Fazit kann Ralf Waldschmidt und viele interpretatorische Details. aus dem Auftakt seiner ersten Intendanz ziehen. Denn sowohl das vielseitige FestiDas in fast allen Positionen doppelt beval „Spieletrieb“ als auch eine interessansetzte Ensemble sang ansprechend bis te Akzentuierung von Lessings „Minna von sehr gut, wobei Dorothea Maria Marx als Barnhelm“ erregten große AufmerksamKönigin der Nacht mit starken Koloratukeit, übertroffen jetzt vom lautstarken Erren und einer ausdrucksvollen Stimme befolg des quicklebendigen „Don Giovanni“, sonders gefiel. Zustimmung gab es bei dem Start in die Opernsaison. der Premiere auch für das Regieteam für die überwiegend konventionell realisierte „Zauberflöte“. Freilich garnierte es die Inszenierung mit einigen interessanten, im
vor allem dann, wenn Donna Anna, Ottavio und Donna Elvira kurz vor dem großen Strafgericht in großen Arien ihre Herzen ausschütten. Aber auch da dringt kein Hauch von Langeweile in die rigorose Spannung ein, weil Regisseur Walter Sutcliffe die Protagonisten so zu führen verstand, dass Spiel und Stimme zusammenklingend ein tief deutendes Seelenpanorama ergeben. Überhaupt löste der junge Engländer das Werk weitgehend aus den alt gewohnten Bühnenerscheinungen, verzichtete auf Dämonie und Übersinnlichkeit, drängte das Tragische des „Dramma giocoso“ hin zum Grausamen, steigerte das Heitere hinauf zum Absurden. So tendierte seine Deutung mehr zum Beklemmenden als zum Fröhlichen, öffnete die Sicht mehr auf die dunklen denn gewinnenden Seiten des Menschseins, zumal sich die Handelnden so entblößen, dass ihre charakterlichen Schwächen unmittelbar in den Fokus rücken. Hermann Bäumer, GMD auch schon in Mainz, leitet als viel erfahrener Dirigent die „Giovanni“-Vorstellungen mit farbig-kompaktem, trefflich akzentuiertem Mozart-Klang. Das junge, ungemein spielfreudige Ensemble erfreut mit klar durchgezeichneten Charakteren und unverbrauchten, angenehmen Stimmen. Simon Neubauer
Nun ist Mozarts „Oper aller Opern“ ein von Die nächsten Vorstellungen: 29. NovemLängen nicht ganz freies, schweres Stück, ber; 11., 13. und 22. Dezember; 7. Januar
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BREMER SHAKESPEARE COMPANY
„Shakespeare, Mörder, Pulp & Fiktion“
COMPANY AUF REISEN
bsc geht wegen Umbau am Lepnizplatz auf Wanderschaft
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ohlan denn, Herz, nimm’ Abschied und gesunde!“ hieß es frei nach Hesse für die bremer shakespeare company, als sie ihre langjährige „Heimat“ am Leibnizplatz räumen musste. Der Abschiedsschmerz hielt sich freilich in Grenzen, soll doch die einstige Aula, die 20 Jahre lang als Spielstätte diente, binnen eines Jahres umgebaut und saniert sein. Bis dahin ziehen die Leute von der Company ihren Thespiskarren kreuz und quer durch Bremen und umzu, denn als Ausweichquartiere sind bislang neben dem Concordia das Kulturzentrum Lagerhaus, der Kulturbahnhof Nord, das Bürgerhaus Hemelingen und das Gut Varrel fest gebucht. Weitere Kurzzeit-Standorte können durchaus noch hinzukommen. Der überwiegende Teil des Repertoires soll im mit viel Eigenarbeit renovierten Concordia gespielt werden, wobei der Anfang mit der Wiederaufnahme des Erfolgsstückes „Hamlet“ gemacht wurde. Als erste Premiere im Kulturzentrum Lagerhaus (Schildstraße 12-19) stand „Shakespeare, Mörder, Pulp & Fiktion“ auf dem Programm. Das Zwei-Personen-Stück von John von Düffel würfelt Zeiten und Genres mit Shakespeareschem Wortwitz durcheinander. Dazu schrieb Frank Auerbach hintergründige Texte für die Band. Die nächsten Vorstellungen: 16., 20. und 30. November sowie 14. und 18. Dezember, jeweils 20 Uhr. Die entsprechenden Karten für alle Veranstaltungen gibt es im Vorverkauf in der Stadtbibliothek Am Wall oder telefonisch unter 04 21 - 50 03 33 sowie an den Abendkassen.
Fotos: Marianne Menke
„Hamlet“
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THEATER IM NORDEN Weihnachtsmärchen
Von „Aladin“ bis zum „Kleinen Vampir“: Weihnachtsmärchen in den Theatern der Region photocase Text: Wilfried Hippen Der kleine Vampir
ALLE JAHRE WIEDER
ten Dahlem hat im letzten Jahr „Ronja Räubertochter“ inszeniert und nimmt sich diesmal diesen stadteigenen Stoff vor. Zwischen November und Mitte Januar wird das Stück 40mal an Vor- und Nachmittagen aufgeführt.
Nachdem einige Jahre lang an den norddeutschen Bühnen viele Geschichten von Astrid Lindgren für das Familientheater neu inszeniert wurden, ist in dieser Saison Michael Ende en vogue. Im Stadttheater Bremerhaven wird „Momo“ in einer Bühie Kinder mögen heute mit Handy, nenbearbeitung von Maria-Elena HackSMS, DVD und PC sehr früh digital barth und Alexandra Luise Gesch aufgevernetzt werden, aber eines der prä- führt. Die Geschichte von den „grauen genden Erlebnisse bleibt für viele immer Herren“, die den Menschen ihre Zeit abnoch das Weihnachtsmärchen. Und so kaufen, ist heute fast noch aktueller als im ist weiterhin der vorweihnachtliche BeErscheinungsjahr des Romans 1973. such eines auf kindliche Bedürfnisse ausgerichteten Stücks im Theater der Region Das Gleiche gilt für „Die Unendliche Gefür viele Familien ein festes Ritual. Nicht schichte“, die ja droht, endlich zu werden, zu vergessen: Für nicht subventionierte wenn es keine Leser mehr für sie gibt. Im Theater ist dies die Hauptsaison und die Staatstheater Oldenburg wird diese verwichtigste Geldquelle. gleichsweise aufwändige Inszenierung (immerhin muss der Drache Fuchur mit Im Theater am Goetheplatz wird wieder dem Helden Bastian auf dem Rücken flieeinmal das Märchen „Die Bremer Stadtgen können) ab dem 27. November aufgemusikanten“ gespielt. Der Regisseur Kars- führt.
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THEATER IM NORDEN Weihnachtsmärchen 25
Ronja Räubertochter
Auf dem Plan stand dort ursprünglich eine noch viel ambitioniertere Produktion. Der neue Roman „Geisterritter“ von Cornelia Funke sollte als Adaption für das Familientheater in Oldenburg uraufgeführt werden, doch es gab Differenzen zwischen Librettist und Komponist sowie der künstlerischen Leitung des Theaters. Interessant ist die Begründung: Die „Darstellung von Grusel und Angst“ sei „für Kinder nicht tragbar“ gewesen. Bei „Der kleine Vampir“ besteht diese Gefahr offensichtlich nicht und so gibt es in Oldenburg eine Wiederaufnahme des Familienstücks von Angela Sommer-Bodenburg und Wolf-Dietrich Sprenger, die im Kleinen Haus aufgeführt wird. Zurück nach Bremen, wo das Waldau Theater zwar im Juni in die Insolvenz gegangen ist, aber von Mitte November bis Ende des Jahres gleich zwei populäre Stücke spielt. Nämlich das orientalische Märchen „Aladin“, das als Familienmusical angekündigt wird, und eine Bearbeitung der Weihnachtserzählung von Charles Dickens mit dem Namen „Scrooge“. Dabei dürfen die „Geister der vergangenen und kommenden Weihnachten“ natürlich nicht allzu gruselig wirken, denn die gesungene Gespenstergeschichte wird „empfohlen für Kinder ab vier Jahren“. Eindeutig märchenhafter dürfte es da im Puppentheater „Theatrium“ zugehen, wo die Geschichte von Nils Holgersson erzählt wird, der mit den Wildgänsen auf eine große Reise geht. Zudem wird vor Weihnachten das Märchen vom Sterntaler gespielt.
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KOLUMNE Nachgedacht
Nachgedacht: Text: Stephan Cartier
photocase
EINEN AUGENBLICK, BITTE! „B
itte warten Sie einen Augenblick. Alle unsere Leitungen sind derzeit belegt. Sie werden mit einem der nächsten freien Mitarbeiter verbunden.“ Dies ist das Mantra telefonischer Hotlines. Doch von diesem „Augenblick“ der Durchhalteprosa deutscher Warteschleifen sind schon so viele Hoff Hoffnungen zunichte gemacht worden, weil es dann doch etwas länger dauerte. Ja, es soll Hilfesuchende gegeben haben, die über einem solchen Augenblick verstarben, bevor sie durchgestellt wurden.
ter des Darwinismus in Deutschland, stieß in seinem Aufsatz aus dem Jahr 1860 über „Die Abhängigkeit unseres Weltbildes von der Länge unseres Moments“ hierauf: „Sehr oft ist in der Benennung des kleinsten Zeitmaßes auch noch der Ursprung desselben kenntlich, am auffallendsten im deutschen Worte »Augenblick«, die Zeit für den Blick mit dem Auge.“
So ganz befriedige diese Deutung aber nicht, einleuchtender sei da die Sprachwurzel des Pendants, dem „Moment“, wie von Baer befand. „Die Römer nannten das Was unweigerlich zu der Frage nach dem kleinste Zeitmaß Momentum, aber auch Bösen in der Welt führt. Sind dort am anPunctum temporis. Punctum heißt ein deren Ende der Leitung etwa Menschen am Stich, punctum temporis ist vielleicht die Werk, die den Willen der Kunden brechen Zeit, welche ich brauche, um einen Stich wollen? Vielleicht, um sie für die weiteren zu empfinden.“ Einflüsterungen des Konsums umso gefügiger zu machen? Wir glauben nicht. Es ist Ein Moment wäre die Zeitspanne, die ich viel einfacher: Die Berater leben in einem benötige, um selbst festzustellen, dass ich parallelen Zeituniversum. etwas wahrgenommen habe. Sechs bis zehn Mal könne das in der Sekunde geDes Rätsels Lösung beginnt schon bei dem schehen, meinte von Baer. Er kannte eben schönen, aber im Grund völlig missvernoch nicht die Telefon-Hotlines. ständlichen Wort „Augenblick“. Es umschreibt einen undefinierten Zeitraum, von Von Baer kommt aber nach seinen Untersudem aber feststeht, dass er kurz ist. Umso chungen zu dem Schluss, dass es zwei unverwirrender bleibt das Sprachbild, denn terschiedliche Zeiten geben müsse, eine äudas Auge blickt ja immer, solange es nicht ßere Zeit der Natur und eine innere Zeit des geschlossen ist. Schon der Biologe Karl Menschen. Und wenn sie bei dem einen InErnst von Baer, einer der ersten Verfechdividuum schneller läuft – vielleicht weil
sein Pulsschlag erhöht ist – dann erscheint ihm im Umkehrschluss die Welt viel langsamer. Als guter Naturwissenschaftler machte von Baer dies mit einem Gedankenexperiment deutlich und ersann zur Illustration den „Monats-Menschen“: „Denken wir uns einmal, sein Leben wäre auf den tausendsten Teil beschränkt. Er wäre schon hinfällig, wenn er 29 Tage alt ist. Er soll aber nichts von seinem inneren Leben dabei verlieren, und sein Pulsschlag soll 1000 Mal so schnell sein, als er jetzt ist.“ Die Umwelt käme mit dem Tempo des Beobachters nicht mit und erschiene ihm folglich wie in Zeitlupe. Da haben wir es also: Die Mitarbeiter der Telefon-Hotlines sind nicht zu langsam; wir, die Anrufer, ticken schlicht zu schnell. Gefährlich schnell, wie das Beispiel von Baers andeutet. Wer will schon mit knapp einem Monat Lebenszeit den Höhepunkt erreicht haben? Der Burn-out droht. Also bleibt nur, auf die Bremse zu treten! Statt sich über die Wartezeit bei einer Hotline zu ärgern, heißt es, sich zu synchronisieren. Wenn es nach einer gefühlten halben Stunde klickt und der Mitarbeiter tatsächlich fragt: „Was kann ich für Sie tun?“ antworten wir gelassen mit: „Nichts! Einen schönen Tag, ich rufe später noch einmal an, wenn ich soweit bin.“
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MENSCHEN IM FOYER
Wiedereröffnung der Bremer Kunsthalle Fotos: Karen Blindow
Peter Pütz (Architekt), Gerhard Harder Bürgermeister Jens Böhrnsen
Staatsminister Bernd Neumann
Gerhard Harder, Prof. Dr. Wulf Herzogenrath, Georg Abegg
MENSCHEN IM FOYER
Premiere der Britten-Oper „The Turn of the Screw“ am Bremer Goetheplatz Fotos: Jörg Landsberg
alles was Frauen schöner macht ...
Betriebsdirektor Martin Wiebcke, Erster Kapellmeister Daniel Montané
und Männer natürlich auch ... Dr. Ralf Waldschmidt, Dr. Patricia Stöckemann, Dr. Hans Dieter Heimendahl Betriebsdirektor Martin Wiebcke, „Vater“ Klingenberg, Tiziana Ratcheva (Flora), Künstler.GF Hans-Georg Wegner, Fritjof Klingenberg (Miles), „Mutter“ Klingenberg
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PORTRÄT Alexandra Luise Gesch
Alexandra Luise Gesch baut das Jugendtheater im Pferdestall (JUP!) in Bremerhaven auf Text: Karin Hiller
NEUGIER AUF NEUES
deren Leidenschaft für das Theater eher zufällig entfacht wurde: Eine Vorstellung des Jugendtheaters in Dortmund, wo die junge Studentin eine Lehrerausbildung begonnen hatte, berührte und faszinierte sie derart, dass sie sich solingt gut und bleibt sofort im Gefort für ein Praktikum bewarb. „Ich wollte dächtnis: JUP!, die Abkürzung für das wissen, wie die das machen, dass sie mich neue Kinder- und Jugendtheater im zum Weinen bringen.“ Seitdem arbeitet Pferdestall. Erstmals in den einhundert und engagiert sie sich in zahlreichen ProJahren Bremerhavener jekten im Theatergeschichte wird „Das Wichtigste ist, die Jugendlichen Bereich eine eigene Spielstätte ernst zu nehmen“ Theater für die junge Generation für die etabliert, an der sie Theater und Kultur jungen Leute und versucht, sie in Workin kleinem Rahmen und hautnah erleben shops, Jugendclubs und durch das Begleikann. Auf die Bühne sollen Stücke komten von Theaterstücken mit den Themen men, die mit dem Leben der jungen Leute des Lebens zu konfrontieren. in der Seestadt zu tun haben. Deshalb geht das JUP!-Team in Kindergärten und Schu- Allein kann man so ein ambitioniertes Prolen, um dort herauszufinden, wie es den jekt wie das JUP! natürlich nicht durchjungen Menschen geht, was sie interessiert, führen. Zum Team gehören neben einer welche Probleme sie haben. weiteren Theaterpädagogin noch zwei Schauspieler, ein Techniker, eine PraktiLeiterin des JUP! ist die Dramaturgin und kantin und eine junge Frau, die gerade ihr Theaterpädagogin Alexandra Luise Gesch, freiwilliges soziales Jahr absolviert.
K
Von der durchweg positiven Resonanz auf die Eröffnung des JUP! ist Gesch begeistert: „Wir haben sehr schnell Kooperationspartner in der Stadt gefunden. Ich habe mich viel mit Lehrern und Schülern unterhalten und gemerkt, dass die Leute eine große Neugier haben, weil es vorher noch keine Theaterpädagogin in der Stadt gab.“ Die Finanzierung des Theaters wäre ohne den unermüdlichen Einsatz des Theaterfördervereins und viele private Spenden nicht denkbar gewesen. Mit Klassenzimmerstücken und der Teilnahme an Probenarbeiten soll die Hemmschwelle der jungen Menschen gegenüber dem „Kulturtempel“ abgebaut werden. „Man muss auf die Jugendlichen zugehen. Sie können ihre Meinung sagen, jede Frage ist erlaubt. Und dafür gibt es keine Noten. Das Wichtigste ist, die Jugendlichen ernst zu nehmen“, betont Gesch. Das Thema Lese- und Sprachförderung liegt der Pädagogin besonders am Herzen. Deshalb stehen auch zwei Stücke auf dem Programm, die Lust auf Bücher machen sollen: „Herr Fuchs mag Bücher“ für kleine Leute ab 4 Jahre und das Gastspiel „Johnny Hübner greift ein.“ – Na dann: Alles Gute, JUP!
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KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Kunsthalle
Die Kunsthalle Wilhelmshaven bietet auch regionalen Künstlern ein Forum Text: Berit Böhme
FOKUS AUF DER GEGENWART S
ie ist die älteste Kultureinrichtung fünf Meter hohen, offenen Räume greifen in der Jade-Stadt: Im Februar 1913 Bauhaus-Elemente auf und lassen Einflüswurde an der Wilhelmshavener Vik- se des Baumeisters Le Corbusier erkentoriastraße die „Kaiser-Friedrich-Kunst- nen. Das große Betonrelief an der Fassade halle“ eröffnet, die heutige Kunsthalle stammt aus dem Atelier des langjährigen Wilhelmshaven. Der an den Klassizismus Kunsthallenleiters Siegfried Pagel. angelehnte Bau wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Als Übergangslösung Die Kunsthalle Wilhelmshaven zeigt pro betrieben die Wilhelmshavener ab 1946 Jahr fünf bis sechs verschiedene Ausstelam alten Standort eine Art Museumsbalungen mit überregionaler Ausstrahlung. racke. Das Provisorium währte mehr als Dabei gibt sie sowohl Künstlern aus dem 20 Jahre: Nordwesten Erst im Eine Hommage an Wilhelmshaven sind die als auch März im Stadtbild weit verbreiteten Klinkersteine nationalen 1968 und internawurde der Kunsthallenneubau in der tionalen Talenten ein Forum. Seit FebruAdalbertstraße eingeweiht. ar 2007 leitet die Kunsthistorikerin Dr. Viola Weigel die Geschicke des Hauses. Das Gebäude bietet mehr als 300 QuaWeigel konzipiert auch Ausstellungen, dratmeter Ausstellungsfläche, wurde von die die Vielfalt der rund 2.000 Gemälde den Wilhelmshavener Architekten Frank und Graphiken umfassenden Städtischen Sommerfeld und Hans Günter Harms kon- Kunstsammlung widerspiegeln. Der zipiert und lässt regionale wie internatio- Sammlungsbestand wurde von jeher nale Einflüsse erkennen. Eine Hommage von den Museumsleitern mitgeprägt und an Wilhelmshaven sind die im Stadtbild umfasst beispielsweise Arbeiten von Otto weit verbreiteten Klinkersteine. Die bis zu Modersohn, Franz Radziwill und Georg
Baselitz. Die Geschichte des Museums ist untrennbar mit dem „Verein der Kunstfreunde für Wilhelmshaven“ verknüpft. Die 1912 gegründete Vereinigung initiierte den Bau der ersten Kunsthalle und betreibt das jetzige Haus in Eigenregie, jedoch mit finanzieller Unterstützung der Stadt. Federführend ist der rund 500 Mitglieder umfassende Verein auch bei dem alle zwei Jahre ausgelobten Wettbewerb „Nordwestkunst“. Er richtet sich an bildende Künstler aus Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und dem grenznahen Teil der Niederlande. Eine fünfköpfige Jury entscheidet über die Träger von Hauptund Förderpreis. Neben Preisgeldern in Höhe von 2.000 und 2.500 Euro winkt eine umfangreiche Ausstellung in der Kunsthalle. Der Verein organisiert zudem Kunstfahrten, etwa zur „documenta“ in Kassel. Öffnungszeiten: Dienstag 14 bis 20 Uhr, Mittwochs bis Sonntags 11 bis 17 Uhr. Eintritt: Erw. 3 Euro, erm. 2 Euro. Telefon: 0 44 21 - 414 48. www.kunsthalle-wilhelmshaven.de
KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Sinfoniekonzerte 33
AKROBAT UND TÄNZER Großer Beifall Eine deutschsprachige Erstaufführung lieferte die Landesbühne NiedersachsenNord mit Edoardo Erbas Stück „Verkäufer“ im Stadttheater Wilhelmshaven ab. Zuschauer und Kritik nahmen die von Jan Steinbach „mit leichter Hand“ (so die „Nachtkritik“) inszenierte Satire mit großer Zustimmung auf. Die „NordwestZeitung“ lobte neben der Regiearbeit insbesondere das „geniale Bühnenbild“ von Frank Albert. Die nächsten Vorstellungen in Wilhelmshaven: 18. und 30. November, jeweils 20 Uhr.
Klarinetten-Virtuose Martin Fröst und das Australian Chamber Orchestra bei den Wilhelmshavener Sinfoniekonzerten Text: Peter Schulz
Martin Fröst
M
artin Fröst ist ein vielbeschäftigter Musiker. Wien, Antwerpen, Amsterdam, Luxemburg, Basel – so sieht der Terminkalender des schwedischen Klarinetten-Virtuosen zwischen dem 24. November und 8. Dezember 2011 aus. Dazwischen aber macht er Station in – Wilhelmshaven! Am 6. Dezember (20 Uhr) tritt der 41-jährige in der Stadthalle auf und bestätigt damit einmal mehr, welchen Stellenwert die Wilhelmshavener Sinfoniekonzerte mittlerweile im internationalen Konzertbetrieb genießen. Fröst, der unter anderem bei Hans Deinzer in Hannover studiert hat und für seine Aufnahmen mit Werken von Mozart, Weber oder Bach mit mehreren renommierten Preisen ausgezeichnet wurde, begeistert mit seinem variantenreichen Spiel Zuhörer und Kritiker gleichermaßen. „Menschenflüsterer“, „Geisterbeschwörer“, „Zauberer“ – die Feuilletons überschlagen sich förmlich mit Superlativen, um seine Interpretationen bedeutender Werke zu würdigen. Kein Wunder: Martin Fröst versteht es, seine Klarinette singen und zugleich sprechen zu lassen und die Zuschauer zudem mit einer Tanz- und Licht-Performance in seinen Bann zu ziehen. Das Konzert in Wilhelmshaven bestreitet der „Akrobat und Tänzer“ (Deutschland-
radio) gemeinsam mit dem Australian Chamber Orchestra unter der Leitung von Richard Tognetti. Ein Ensemble, das ebenso wie Fröst zur derzeit ersten Garde der Klassikszene zählt. „Das Australian Chamber Orchestra ist wie eine Fahrkarte in den Musikhimmel“, jubelte etwa die Londoner „Times“.
Nominierte Arbeiten Am 4. Dezember wird in der Kunsthalle Wilhelmshaven eine Ausstellung der eingereichten Arbeiten für den „Preis der Nordwestkunst 2011“ eröffnet. An dem Wettbewerb konnte sich jeder Künstler aus der Nord-West-Region beteiligen. Die Präsentation mit dem Titel „Die Nominierten“ läuft bis Januar 2012.
Kremp erzählt
Die 1975 gegründete Formation, die bereits über 40 internationale Tourneen unternommen hat und als eines der besten Kammerorchester der Welt gilt, ist in Wilhelmshaven mit Werken von Haydn, Copland, Schostakowitsch und Vaks zu hören.
Im Rahmen des 17. Festivals der Kleinkunst, das noch bis zum 17. Dezember im „Pumpwerk“ läuft, tritt der aus Serien wie „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ bekannte Schauspieler Jan-Gregor Kremp mit seinem Programm „Ist mir so passiert...“ auf. Kremp erzählt darin komische Geschichten aus seinem Schauspieler-Leben und wird dabei musikalisch von Olaf Weiden begleitet. 25. November, 20 Uhr, Pumpwerk
Die nächsten Konzerte
Nonstop Polka
(Beginn jeweils 20 Uhr):
Ihre Shows sind so atemberaubend wie unglaublich: Wenn „Der Familie Popolski“ loslegt und die großen Hits der Musikgeschichte spielt – die natürlich niemand anderes geschrieben hat als Opa Popolski, dem sie allerdings später von windigen Geschäftemachern gestohlen wurden! –, geht „der Post ab durch der Decke!“ Chef der „subversiven polnischen Musikerbande“ (so die „Süddeutsche“) ist Pawel Popolski alias Achim Hagemann, der einst mit Hape Kerkeling skurrile Nummern wie „Hurz“ vorstellte. Umwerfend komisch! 16. Dezember, 20 Uhr, Stadthalle Wilhelmshaven
19. Januar 2012: Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen; Krzysztof Urbanski, Dirigent; Máté Szücs, Viola. 13. Februar 2012: Tapiola Sinfonietta; Mario Venzago, Dirigent; Antti Siirala, Klavier. 13. März 2012: Solistenkonzert mit Arcadi Volodos, Klavier. 8. Mai 2012: BBC Philharmonic Orchestra. Juanjo Mena, Dirigent; Sol Gabetta, Violoncello. www.sinfoniekonzerte-wilhelmshaven.de
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MUSIK OLDENBURG Brahms-Woche
„Kleine Brahms Woche“ in Oldenburg vom 14. bis 22. Januar 2012 Text: Stephan Cartier
Elenea Nogaeva
VON MUSIKERN UND BÄNKERN J
ohannes Brahms wusste, was er wert war. Mindestens 15 Louisdors – und jedes Konzert beim Oldenburgischen Großherzog bitte schön extra honoriert. Dieses Salär sicherte er sich bei seiner ersten Konzertreise nach Oldenburg 1861. Die Bezahlung muss dem Meister zugesagt haben, immerhin kam er noch neunmal, um in der Residenzstadt an der Hunte aufzutreten. Es wird aber wohl nicht allein das Geld gewesen sein, das ihn so oft ins Oldenburgische lockte, nachdem er zu den ganz Großen seiner Zeit unter den Pianisten und Komponisten zählte. Grund genug, an die Beziehung zwischen Brahms und Oldenburg immer wieder zu erinnern.
Arakelyan als Saxophonist und die Pianinimmt dem Projekt nichts von seiner gewohnten Qualität; allein die Zahl der Kon- stin Lolita Poghosyan entführen dann in nachromantische Zeiten, unter anderem zerte wurde von acht auf fünf reduziert. mit Werken von Darius Milhaud. Tatsächlich neu ist dagegen die Spielstätte der Premiere, denn diesmal werden der Ganz dem Lied widmet sich der Abend mit ungarische Violinist József Lendvay und seine „Friends“ die Brahms Woche im Fo- der Sopranistin Jacquelyn Wagner, Elena Nogaeva am Klavier und Denis Larisch aus yer der Bremer Landesbank am Schlossdem Ensemble platz eröffnen. Dem genius des Oldenburger loci trägt man dabei Rech- stilistische Bandbreite nung: „Über geizige Musiker zwischen Elegie und Ironie Theaters als Rezitator. Vertonte und musikalische Bänker“ Gedichte Joseph von Eichendorffs und ist das Konzert überschrieben, bei dem Heinrich Heines bieten eine stilistische sich Romantik und Jazz die Hände reichen. Franz Schuberts „Forellenquintett“ Bandbreite zwischen Elegie und Ironie. wird sich mit Weltmusik, Jazz und ungaZum Abschluss der Brahms Woche wenrischer Folklore das Programm teilen. den sich Elena Nogaeva und ihre beiden Eine Aufgabe, der sich Elenea Nogaeva seit Zu den vier weiteren Konzerten wird dann Mitstreiter Matthias Höfele an der Klarinette und der Cellist Friedemann Ludwig 2007 mit der Brahms-Woche verschrieben an vertrautem Ort in die EWE-Villa gelaals Trio der Kammermusik von Brahms hat. Wie in den Jahren zuvor zeichnet die den. In dem stilvollen Prachtbau an der und Beethoven zu. Von Letzterem spielt Oldenburger Pianistin und KonzertmaGartenstraße soll der Geist der Salonmunagerin auch 2012 für die künstlerische sik, die zu Brahms Zeiten ein Hoch erlebte, man unter anderem das „GassenhauerLeitung des Festivals verantwortlich und neu beflügelt werden. Im intimen Rahmen Trio“. Mit Blick auf den programmatischen Auftakt um die „geizigen Musiwird die fünf Konzerte, die zwischen dem von etwa 50 Plätzen steht konzentrierter ker und musikalischen Bänker“ hätte sich 14. und 22. Januar stattfinden, auch moGenuss auf dem Programm. Dabei gehöderieren. ren zwei Konzerte jungen Talenten. Der Pi- auch Beethovens Klavier-Rondo „Die Wut über den verlorenen Groschen“ angeboanist Zulfat Fakhraziew wird mit Werken Dass sich die Neuauflage bescheiden von Schubert, Chopin, Liszt und natürlich ten. Aber für spontane Zugaben lässt das als „Kleine Brahms Woche“ bezeichnet, Brahms als Solist zu hören sein. Hayrapet Programm ja auch Platz.
MUSIK Kirchenmusik in der Region
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DER REFORMATOR ALS KOMPONIST Start in das Jahr der Kirchenmusik steht im Zeichen Martin Luthers Text: Ulrich Matyl
OPTIKER GRETEN GMBH
M
Dobbenweg 3 28203 Bremen
artin Luther liebte die Musik, sang schon als Kurrendeknabe und war so von früh auf mit ihr vertraut. Musik war für ihn das prädestinierte Mittel der Verkündigung und überhaupt der „frohen Glaubensäußerung“. Dem Volk eine Stimme geben, den Menschen Lieder dichten, mit denen sie sich aktiv am Gottesdienst beteiligen können: eine der wahrhaft reformatorischen Ideen vor 500 Jahren.
evangelischen Kirchen der Stadt in Vorbereitung: In 38 Gottesdiensten werden die erhaltenen Lieder Luthers in den Mittelpunkt gestellt. Start ist der Erste Advent, ab dem man sich das ganze Kirchenjahr hindurch auf Entdeckungstour zu den Lutherliedern begeben kann.
Die galt es allerdings noch in die Tat umzusetzen, denn diese Lieder gab es nicht. Und so machte sich Luther selber daran, Liedtexte zu dichten und mit Melodien zu versehen, die er teilweise aus alten Weisen adaptierte, teilweise aber selber ganz neu komponierte.
Heinrich Schütz: Musikalische Exequien. Leitung Hans-Dieter Renken. St. Martini Lesum 20. 11. 2011, 19 Uhr
Bis heute sind Lieder wie „Ein feste Burg ist unser Gott“ oder „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ aus dem kirchlichen Choralkanon nicht wegzudenken. Insgesamt gehen, was kaum bekannt ist, fast 45 Lieder auf Martin Luther zurück, viele davon entstanden in den Jahren 1523/24. Damit hat er die Gestalt des evangelischen Gottesdienstes und der Kirchenmusik bis heute beeinflusst. 2017 jährt sich der berühmte Thesenanschlag des Reformators zum 500. Mal, und im Vorfeld erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland jedes Jahr an ein bestimmtes typisch reformatorisches Thema. Im kommenden Jahr wird dies die Kirchenmusik sein. In Bremen ist ein ambitioniertes Konzertprogramm in den
Kirchenmusiktermine (Auswahl):
Giuseppe Verdi: Messa da Requiem. Leitung: Werner Dittmann. Bgm.-SmidtGedächtniskirche Bremerhaven. 20. 11. 2011, 19 Uhr Oratorien zum Gedenken der Opfer der Gewaltherrschaft. Leitung: Tobias Gravenhorst. St. Petri-Dom. 20. 11. 2011, 20 Uhr Der andere Advent – Musik von Benjamin Britten. Leitung: Tim Günther. Kulturkirche St. Stephani. 27. 11. 2011, 20 Uhr „Messiah“ von Georg Friedrich Händel: Leitung: Tobias Gravenhorst. St. PetriDom. 11. 12. 2011, 20 Uhr Johann Sebastian Bach: Weihnachtsoratorium 1-3. Leitung: Ansgar Müller-Nanninga Unser Lieben Frauen Kirche. 20. 12. 2011, 12 Uhr (für Schulklassen) und 19:30 Uhr Silvesterkonzert im Bremer Dom. Leitung: Tobias Gravenhorst. St. Petri-Dom. 31. 12. 2011, 20 Uhr
Telefon 0421- 70 09 31
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MUSIK Bremer Philharmoniker
VON ENGELN UND TEUFELN Stimmungsvolle Weihnachts- und Neujahrskonzerte der Bremer Philharmoniker Text: Stephan Cartier
Andrea Marcon
„A
n der schönen blauen Weser…“ – nein, dieser Walzer ist noch nicht komponiert. Aber auf die immer blaue Donau wollen die Bremer Philharmoniker bei ihrem Neujahrskonzert dennoch verzichten. Ganz demonstrativ. „Es wird ein Neujahrskonzert der besonderen Art, ganz ohne Wiener Schmäh und mit einem großen Augenzwinkern – ein ‚Prosit!’ auf die typisch bremische Art mit der Option, eine große Tradition zu werden“, verspricht ihr Intendant Christian Kötter-Lixfeld. Denn „Dreimal ist Bremer Recht“ – das Neujahrskonzert 2012 wird das Dritte sein, aber viele weitere werden folgen. Anders als ihre jüngeren Brüder zum Jahresbeginn haben die Weihnachtskonzerte der Bremer Philharmoniker die Weihe der Tradition dagegen längst erhalten. Der musikalische Auftakt zum Fest fällt diesmal mit einem Programm aus italienischem Barock und Wiener Klassik besonders spritzig aus (18. 12., 11 Uhr; 19. 12., 20 Uhr). Und da Andrea Marcon die künstlerische Leitung übernimmt, ist für eine authentische Interpretation der Concerti von Antonio Vivaldi und Arcangelo Corelli gesorgt. „Es ist ein besonderes Vergnügen, einen venezianischen Musiker am Pult der Bremer Philharmoniker begrüßen zu können,
Nikolai Tokarev
wenn Musik des aus Venedig gebürtigen Antonio Vivaldi auf dem Programm steht“, freut sich Orchestermanager Ingo J. Jander. Die in Prag geborene Flautino- (also Blockflöten-) Interpretin Anna Fusek – langjährige Assistentin Andrea Marcons – und die Sopranistin Maria Espada bürgen für die solistische Qualität der Konzerte. Mit der Symphonie Nr. 40 hat Marcon zudem eines der schönsten Werke Wolfgang Amadeus Mozarts, eines „assoziierten Italieners“, als Höhepunkt gewählt. Die Verbindung des vielgereisten Komponisten mit Italien war ja sehr eng, und die italienische Musizierfreude von Andrea Marcon ist ansteckend, so dass sie in der in Kombination miteinander ein wahrer Glücksfall ist. Nach diesem feierlichen Abgesang auf 2011 wenden sich die Philharmoniker dann Mitte Januar programmatisch 2012 zu (15. 1., 11 Uhr; 16./17. 1., jeweils 20 Uhr). Vor drei Jahren deckte man das erste Mal den Nachholbedarf der Bremer an musikalischer Begleitung in das neue Jahr. Bis dato gab es hier die andernorts – nicht nur in Wien! – bereits etablierten Neujahrskonzerte noch nicht. Doch so wie im vergangenen Jahr die Sopranistin Dame Felicity Lott britisches Flair zum Neujahr in die Glocke brachte, so wird diesmal ein in Bremen wohlbekannter Schweizer Dirigent mit italienischen Wurzeln ein Pro-
gramm mit der „Internationalen des Diabolischen“ bieten: Mario Venzago. „Alle Werke unseres Programms gehören zu dem fast vergessenen Genre der ‚Salonmusik’. Nein, nein! Bitte nun nicht müde lächeln!“, bittet der Musiker. „Es sind keine halbseidenen Werke, sondern solche von ganz außerordentlicher Qualität, kurz, virtuos, emotional, die einst für besonders anregende Anlässe in meist halb privatem Ambiente geschrieben worden sind. Ein Schuss Erotik, geistvoll verpackt!“ Neben Klassikern der „Neujahrs-Chose“ wie Jacques Offenbachs Ouvertüre zu „Orpheus in der Unterwelt“ wird also auch für den Anlass Ungewohntes zu hören sein. Etwa der Mephisto-Walzer von Franz Liszt, Sergej Rachmaninovs Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43 und der „Danse Macabre“ von Camille Saint-Saens. Das Programm wagt sich weit vor, wie Venzago freimütig zugibt, zumal das Neujahrskonzert zwei Wochen nach Silvester gegeben wird: „Ich glaube nicht, dass es für dieses Programm die spezielle Atmosphäre einer Silvesternacht braucht. Es geht ja um Teufelsgeigertum, Paganini, Mephistophelisches und die Verführung durch den Klang. Ein wenig euphorisch ist das alles, aber auch leicht bange
MUSIK Bremer Philharmoniker
Maria Espada
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Mario Venzago
machend und trifft damit genau die Gefühle, wie wir sie am Anfang eines neuen Jahres haben: Was wird es uns bringen? Sind uns die Geister gewogen?“ Und noch etwas bringe der ungewöhnliche Termin mit sich: „Die zweiwöchige Verspätung dispensiert uns auch auf angenehme Weise von der ‚Verpflichtung’, das einmalige Wiener Neujahrskonzert zu kopieren.“
risch. Die Musik verhält sich eben nur wie ein Wiener Walzer mit all den kleinen typischen Temporückungen und ‚Schmankerln’. In Wirklichkeit ist es ein grandioses Crescendo, das als Tanz auf dem Vulkan in einem unvergleichlichen ‚Crash’ endet.“
Dafür, dass in diesem illustren Reigen auch das Schwergewicht Richard Wagner einen Platz auf der Tanzkarte bekommen wird, Neben Venzago, der als Freund der Philhat der Dirigent eine einfache, aber überharmoniker den Bremern bestens bekannt zeugende Antwort. „Wenn wir schon die ist und derzeit als Chefdirigent der Berner Hexenmeister und Teufelsgeiger beschwöSymphoniker wirkt, werden als Solisten ren, dürfen wir die Engel nicht vergessen. der russische Pianist Nikolai Tokarev und Eine himmlischere, engelshaftere Musik die Konzertmeisterin der Bremer Philhar- von unglaublichem Ernst und Tiefgang als moniker, die Violinistin Anette Behr-Ködas Vorspiel zur Oper ‚Lohengrin’ gibt es nig, für diesen Bremer Sonderweg ins neue wohl kaum. Musik, in einem riesigen BoJahr verantwortlich zeichnen. gen den göttlichen Atem darstellend.“ Und auf diesem Weg wird getanzt. Beschwingt ist das Neujahrskonzert trotz Vermeidung aller Wiener Walzerseligkeit, wie Venzago verspricht – mit ganz unterschiedlichen Rhythmen, Tempi und Tonfällen: „Cancan und Walzer gehören zu ganz verschiedenen Kulturkreisen. Französisches, Deutsches, Ungarisches, Russisches wirbeln wir ein wenig durcheinander. Genial ist dabei natürlich Ravels ‚La Valse’; eigentlich eine ‚Riesenfälschung’, denn kein einziger der im Stück verwendeten Walzer ist original oder wiene-
Während der drei Neujahrskonzerte werden sich die Besucher also sprichwörtlich zwischen Himmel und Hölle wiederfinden – kein schlechter Sitzplatz zur Einstimmung auf die kommenden 50 Wochen. „Braucht es mehr, die Nerven zu kitzeln?“, fragt jedenfalls Mario Venzago im Gespräch – und findet denn auch gleich eine passende Antwort. „So stoßen wir also im besonderen Rahmen darauf an, in Bremen auch im neuen Jahr musikalische Komödien und Tragödien auf höchstem Niveau präsentieren zu dürfen!“ – Na dann: Prosit!
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MUSIK Konzerttipps
KONZERTTIPPS
Dreimal Schubert
Zauber-Trommler
(ps) Ein paar Tage vor seinem nächsten Auftritt in der Bremer „Glocke“ wird er seinen 60. Geburtstag feiern: Heinrich Schiff Schiff, international gefeierter Cellist, der sich seit geraumer Zeit auch dem Dirigieren widmet und damit nicht minder große Erfolge verzeichnen kann. Etwa am Pult der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, an deren Entwicklung zum Orchester von Weltrang er während seiner Zeit als 1. Gastdirigent von 1990 bis 1992 wesentlich beteiligt gewesen ist. Seither leitet er renommierte Orchester aus aller Welt und ist regelmäßiger Gast bei den wichtigen Musikfestivals, so auch beim Musikfest Bremen.
(che) Diesen Mann muss man sehen, um glauben zu können, was man hört, und um überprüfen zu können, dass hier nicht mit Samples und Overdubs gearbeitet wird oder gar eine ganze Horde von Trommlern noch hinter dem Vorhang sitzt. Dabei sind die Instrumente von Mohammad Reza Mortazavi vergleichsweise einfach: Er spielt die Tombak, die persische Variante der im arabischen Raum so verbreiteten Kelchtrommeln, außerdem Daf, eine große Rahmentrommel, beides Instrumente der traditionellen persischen Folklore.
Aber was Mohammad Reza Mortazavi auf diesen Instrumenten vorführt, ist umwerfend. Der junge Virtuose hat eine Vielzahl von neuen und ungewöhnlichen SchlagNun tritt Heinrich Schiff in der Bremer und Spieltechniken entwickelt, die es ihm „Glocke“ wieder einmal vor die Kammerermöglichen, Melodien, verwirrende Läufe philharmoniker, um drei Werke von Franz und komplexe gegenläufige Rhythmen zu spielen, so dass der Zuhörer kaum glauben Schubert zu dirigieren, wobei Konzertmag, dass hier nur ein Musiker alleine meister Florian Donderer die Solo-Violine spielen wird. „Leben in allen Fasern“ lautet trommelt. der Titel des Konzerts, das einen großen Bogen rund um Schuberts Schaffen spannt, Schon 2003 hat Mortazavi beim Tanz & Folk Fest in Rudolstadt den Nachwuchsnämlich von einem seiner Jugendwerke, preis erhalten. Im vorigen Jahr hat der der 2. Sinfonie, über das Rondo A-Dur für mittlerweile in Berlin lebende Musiker das Violine und Streicher bis hin zur „Großen Album „Green Hands“ (als CD und DVD) Sinfonie“ Nr. 8 in C-Dur, die seine letzte vorgelegt. Jetzt tritt der furiose Trommler Sinfonie werden sollte. bei den „Roots Nights“ in Bremen auf. 25. November, 20 Uhr, Die Glocke 12. Januar, 20.30 Uhr, Schlachthof
MUSIK Konzerttipps
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d[k[ efj_a
Neue Namen
Jubilare aus Salzburg
(UM) Seit langer Zeit startet das Bremer Konzertleben des neuen Jahres mit der kleinen Reihe „Auf schwarzen und weißen Tasten“. Etwas Geheimnisvolles haftet ihr manchmal an, denn oft hat man die Namen ihrer Interpreten noch nie gehört. Aber oft erlebte man junge Künstler, die kurze Zeit später die großen Konzerthäuser füllten.
(UM) 30 Jahre spielen die drei Salzburger Hagen-Geschwister und Rainer Schmidt nun zusammen. Seit dem frühesten Beginn ihrer Karriere besteht eine enge Beziehung zur Philharmonischen Gesellschaft, weshalb das Bremer Publikum die Entwicklung des Ensembles über die Jahre hinweg miterleben konnte.
Den Anfang macht am 7. Januar der Russe Igor Levit, der zur Zeit wohl einer der begehrtesten Jungpianisten der internationalen Klavierszene ist. Sein Bremer Debüt gibt er mit u. a. mit Peter Tschaikowskys „Jahreszeiten“ und dem ersten Band der „Préludes“ von Claude Debussy. Am 11. Januar stellt sich die armenische Pianistin Nareh Arghamanyan vor, die mit Bach, Brahms und Komponisten der russischen Romantik ein breites pianistisches Spektrum präsentieren wird.
Mit Auftritten rund um den Globus und fast 50 CD-Einspielungen hat sich das Hagen-Quartett seit den ersten Wettbewerbserfolgen an die Weltspitze gespielt. Für eine Vielzahl junger Streichquartette ist es inzwischen zum Vorbild in Bezug auf Klangqualität, stilistische Vielfalt, Zusammenspiel und ernsthafter Auseinandersetzung mit den Werken und Komponisten ihres Genres geworden.
Es war selbstverständlich für das Hagen Quartett, sein Jubiläumsjahr auch in Bremen zu feiern, aus alter Verbundenheit Zum Schluss der Reihe wird es am 14. Januar sogar mit einem Sonderprogramm: dem seit vielen Jahren wieder einmal ein Konzert „Rosamunde“-Quartett von Franz Schubert für Klavierduo geben. Mit den amerikaniund Ludwig van Beethovens Streichquarschen Zwillingsschwestern Christina und tett B-Dur op.130 mit seinem ursprüngliMichelle Naughton (Foto) aus der Schule chen Schlusssatz, der Großen Fuge op. 133. der amerikanischen Klavierlegende Gary Wegen der enormen interpretatorischen Graffman gibt es ein abwechslungsreiches Anforderungen trauen sich nur wenige Programm von der Klassik bis in die Moder- Ensembles, dieses Werk auf ihr Live-Prone an ein und zwei Klavieren. gramm zu setzen. Beginn jeweils 20 Uhr, Sendesaal Bremen 21. November, 20 Uhr, Glocke
„Deutschlands schönster Brillenladen“
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MUSIK All diese Tage
Bremer Jugendliche bereiten sich auf die Uraufführung „All diese Tage“ am Goetheplatz vor Text: Berit Böhme
Dirigent Florian Ziemen, Chefdramaturg Hans-Georg Wegner, die Theaterpädagoginnen Rieke Oberländer und Christina Schahabi, Regisseur Michael Talke und die Choreographin Jacqueline Davenport (von links) freuen sich auf die Probenarbeit mit den Jugendlichen.
FIT MACHEN FÜR DIE OPER W
ie weit trägt meine Stimme? Was signalisiert meine Haltung? Wie erzeuge ich Körperspannung? Und wie fühlt es sich an, im Rampenlicht zu stehen? Solchen Fragen spüren gegenwärtig Bremer Jugendliche nach. Die 14- bis 18-Jährigen bereiten sich auf die Opernproduktion „All diese Tage“ des Bremer Theaters vor. foyer begleitet den Proben-Prozess bis zur Uraufführung im April 2012. „All diese Tage“ basiert auf Schilderungen von Heranwachsenden zum Thema „Was macht ihr am Sonntag?“ Die Beiträge wurden von Andrea Heuser in ein Libretto verpackt, die Musik komponiert Moritz Eggert. Die „szenische Oper“ besteht aus 13 „locker miteinander verknüpften Episoden.“ Eine Szene dreht sich um den Alltag des Mädchens Gülistan. Ihr kurdischer Vater kann „kaum lesen“, kauft seiner lesehungrigen Tochter aber jede Menge Bücher. Obwohl er den Klappentext kaum zu entziffern vermag, besorgt er ihr auch Weltklasseliteratur. „Wir wollen unseren Anspruch nicht runterschrauben und beweisen, dass eine professionelle Opernproduktion mit Jugendlichen möglich ist“, stellt Pressereferent Jan Vater klar. Das Projekt sei gleichzeitig ein Signal, dass Oper „kein Elfenbeinturm, keine elitäre Kunst ist.“ Zudem nehme das Theater seinen Bildungsauftrag wahr. „Die Jugendlichen werden gefordert, aber nicht zur Schau gestellt wie
bei diesen Castingshows.“ Zum Auftakt trafen sich rund 80 angehende Laiendarsteller zu einem Kennenlern-Wochenende mit dem Opernteam im Bremer Theater, wobei Chefdramaturg Hans-Georg Wegner den gespannt lauschenden, noch etwas schüchternen Jugendlichen erläuterte, was „All diese Tage“ werden soll, nämlich „eine Art Revue“. Die Musik sei zwar noch nicht fertig, räumte der musikalische Leiter Florian Ziemen ein. Aber alle zwei, drei Wochen sollen neue Noten kommen, und die komplette Partitur werde „ungefähr im Januar“ vorliegen. Zeit genug also, um die Produktion in aller Ruhe vorzubereiten, wie Regisseur Michael Talke betonte. „Macht euch keinen Kopf“, beruhigte er die Bühnendebütanten. „Bis Januar haben wir erstmal nur Spaß.“ Die jungen Leute können somit zwanglos Bühnenluft schnuppern und ihren eigenen Ausdrucksmöglichkeiten nachspüren. Dabei helfen ihnen die Choreographin Jacqueline Davenport sowie die Theaterpädagoginnen Rieke Oberländer und Christina Schahabi. Später dann soll zunächst einmal wöchentlich geprobt werden. Im Februar beginnt schließlich „die heiße Phase“ mit zwei Proben pro Woche. Die Jugendlichen sollen vor allem in Gruppen auftreten, die Solistenrollen werden mit Profis besetzt. Geplant sind laut Wegner elf Vorstellungen, die Premiere ist für den 28. April 2012 vorgesehen.
JAZZTIPPS
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JAZZTIPPS
Jacques Loussier Trio
Arve Henriksen, Foto: Knut Are Aarset
Mit Trommeln und Trompete
einen eigenen Eintrag in seinem Jazz Guide, zog sich auf seine Weinberge und in sein Fabeltrio um Arve Henriksen im Sendesaal sondern erwähnt ihn nur im Text über John Aufnahmestudio zurück. 1985 gründete er Lewis als dessen „Plagiator“. ein neues „Play Bach Trio“, mit dem er bis heute Platten aufnimmt und auf Tournee (che) Gelegentlich fragt man sich, warum Vielleicht hat der riesige Erfolg den franzögeht. Mit dem Schlagzeuger André Arpino ein so kleines Land wie Norwegen so viele sischen Pianisten in Jazzkreisen verdächund dem Bassisten Benoit Dunoyer spielt er hochrangige Jazzmusiker – angefangen bei tig gemacht. In den 60er Jahren war sein wieder viel Bach, dazu ein wenig Debussy, Jan Garbarek über eine nahezu unzählbaKonzept „Play Bach“ extrem populär. Bis Ravel, Satie und als Zugabe vielleicht eines re Anzahl weiterer – hervorbringen kann. heute wurden sechs Millionen Platten vervon seinen eigenen Stücken. Einer der Gründe ist sicherlich darin zu kauft. Loussier löste sein Trio 1978 auf und 11. Dezember, 17 Uhr, Glocke suchen, dass es in Norwegen eine hervorragende musikalische Ausbildung gibt, die mit dem Abschluss des Studiums nicht endet, sondern weitergeht. Eine der Talentschmieden steht in Trondheim, und dort hat Arve Henriksen studiert. Der 43-jährige liebt das Ungewöhnliche, das Experiment. Seine Trompete kann zwar wie eine Trompete klingen, muss aber nicht. Henriksen, der grundsätzlich über einen warmen, weichen Ton verfügt, verfremdet sein Instrument gerne, mal mit elektronischen Mitteln, mal mit anderen Mundstücken. Jetzt kommt der Tompeter mit einem hochkarätig und ungewöhnlich besetzten Trio nach Bremen. An seiner Seite sind die beiden norwegischen Schlagzeuger Helge Norbakken und Audun Kleive. 25. November, 20 Uhr, Sendesaal Bremen
Bach swingt immer weiter Jacques Loussier ist wieder auf Tour (hip) Kein geringerer als Glenn Gould soll Jacques Loussier die Absolution erteilt haben: „Play Bach is a good way to play Bach“ lautet das oft zitierte Lob des exzentrischen Pianisten. Jazzmusiker sind dagegen meist strenger und so gönnt der britische Trompeter und Kritiker Ian Carr ihm nicht einmal
Fsjoofsvoh!bo ejf![fjujo!efs!xjs!opdi [fju!ibuufo!Ê Engelsgeläut aus Messing 31,5cm hoch, mit 4 Kerzen 14,50 Euro Erhältlich in der Ausstellung „Weihnachtliches in der Crusoe-Halle“ Telefon 04 21 - 3 38 82 28 oder www.boettcherstrasse.de
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Schauspielrätsel (SN). Ein entsetzlicher, lange fortwirkender Fluch lastet auf diesem Geschlecht. Der antike Dichter benötigte gar drei Stücke, um die Taten samt ihren Aus- und Nachwirkungen der Nachwelt zu überliefern. Denn da folgt nämlich ein Muttermord auf einen Gattenmord, und schließlich verlangen die Rachegeister ihren Tribut.
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Aber das Ende der Trilogie mündet in eine Jubelprozession, weil die Weltgeschichte mit dieser Tragödie einen wesentlichen Einschnitt erfuhr: Die allwaltenden Götter, bisher fast ausschließlich für das schicksalhafte Geschehen zuständig, haben den Menschen die entscheidende Verantwortung übertragen. Der Muttermörder hatte die Tat ohnehin nicht leichtfertig vollzogen. Erst als die von Rachegedanken zermarterte Schwester ihm heftig zusetzte, vollzog er mit heftigen Skrupeln die Tat, um endlich zu sühnen, dass die ehebrecherische Mutter den heimkehrenden Gatten meuchlings getötet hatte. Die Dichtung, eine der frühesten in der Antike, hat in der Folgezeit nicht nur Übersetzungen, sondern zahlreiche neue Fassungen und Deutungen bis in unun sere Zeit provoziert. Auch im musikdramusikdra matischen Schaffen, darunter eine einein aktige Oper, die auch wegen ihrer damals bestürzenden Musik oft aufgeführt wird. Aber nicht danach fragen wir, sondern nach dem Namen des Dichters und nach dem Titel der epochalen Trilogie. Antworten bitte bis zum 15. Dezember 2011 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch onon line möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Bremer Schauspiel. Die Auflösung des Schauspielrätsels in foyer 91 lautet: „Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing. Gewonnen haben: Gianna Bode, Bremen Anke Maaß, Grasberg Birgit Rademacher, Syke Klaus-Rüdiger Schäffer, Bremen Corinna Schwantje, Bremen
(ps) Die Konkurrenz ist groß, der Wettbewerb gnadenlos. Mit schöner Regelmäßigkeit kündigen die Agenturen immer neue Konzerttourneen mit jungen, hoffnungsvollen Pianistinnen und Pianisten an, wobei statt der zumeist russisch oder rumänisch klingenden Namen zunehmend chinesische oder koreanische auf den Programmzetteln erscheinen. Wer sich angesichts dieses Konkurrenzdrucks durchsetzen will, benötigt neben Talent und technischem Können einen starken Willen und eine gehörige Portion Selbstbewusstsein.
(ps) Kurioses Wechselspiel vom Rhein an die Hase: Andreas Hotz, gegenwärtig 1. Kapellmeister am Staatstheater Mainz, wird mit Beginn der Spielzeit 2012/13 neuer Generalmusikdirektor an den Städtischen Bühnen Osnabrück. Er tritt die Nachfolge von Hermann Bäumer an, der gerade nach Mainz als Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters und GMD des Staatstheaters gewechselt ist. Andreas Hotz (30) setzte sich in einem Bewerbungsverfahren gegenüber 134 Konkurrenten durch und wurde vom Auf Aufsichtsrat einstimmig gewählt. Mit seinem Der jungen, gerade einmal 19 Jahre alAmtsantritt sind viele Hoffnungen verbunten Magdalena Müllerperth wird von den. So wünscht sich Kulturdezernentin Beobachtern der Szene bescheinigt, über Rita Maria Rzyski „ein Programm, das sich diese Tugenden zu verfügen. Die gebürtige auf die Stadt bezieht“; zudem legt sie dem Pforzheimerin studierte seit 2003 an der Vernehmen nach großen Wert auf eine inMusikhochschule Karlsruhe, setzte ihre tensive Jugendarbeit, die auch dem neuAusbildung 2007 in den USA bei Alexander en Theater-Intendanten Ralf Waldschmidt Braginsky und Jerome Rose fort. Sie errang sehr am Herzen liegt (siehe foyer 91). mehrere erste Preise, unter anderem beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, Hotz war Finalist im Wettbewerb um den spielte schon mit großen Orchestern wie diesjährigen „Deutschen Dirigentenpreis“ den Stuttgarter Philharmonikern und und gewann 2008 den renommierten Diveröffentlichte 2009 ihre erste CD, den rigierwettbewerb Sir Georg Solti. Wichtige Live-Mitschnitt eines Solokonzertes mit künstlerische Impulse erhielt er insbesondem Titel „Comme un Jeux d’Eau“, aufdere durch die Zusammenarbeit mit Pierre genommen im Kloster Maulbronn. Am 20. Boulez, Kurt Masur und Reinhard Goebel. November (11 Uhr) ist Magdalena MülSeine Engagements führten ihn bislang an lerperth im Rahmen einer Matinee im die Oper Frankfurt, das Staatstheater DarmStadttheater Bremerhaven zu hören. stadt und ans Pfalztheater Kaiserslautern.
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Opernrätsel (SN). Der reiche, hoch angesehene Bürger der Stadt ist sehr stolz auf seine Tochter. Was ihn nicht hindert, sie als Preis auszuloben für den besten Liedermacher des nächsten Wettbewerbs. Natürlich soll es möglichst ein Mitglied der Zunft sein, der er vorsteht. Aber da hat der Mann ganz falsch kalkuliert. Denn just kommt ein junger Fremder in die Stadt, ein Junker gar, der in der Kirche eine Maid erspäht, die auch gleich an ihm Gefallen findet. Da ist allerdings noch ein Rivale, der sich, da eng mit der Zunft verbunden, Hoffnungen macht. Er bringt ihr sogar ein nächtliches Ständchen dar, das freilich in eine heftige Prügelei mündet. Im allgemeinen Durcheinander wird der Junker von einem Nachbarn in seine Werkstatt geholt, ein Witwer, der auch gern die Schöne gefreit hätte, aber den Wunsch als Wahn abwürgt. Vielmehr hilft er dem Jungen, schnell Melodie und Regeln des Preisliedes zu beherrschen. Selbstverständlich siegt er, der Rivale wird, trotz des gestohlenen Liedtextes, ausgelacht.
(ps) Die lange „Hängepartie“ ist beendet: Roger Epple wird zur Spielzeit 2012/13 neuer Generalmusikdirektor am Oldenburgischen Staatstheater. Mit dem 51-jährigen wird der seit dem Weggang von Alexander Rumpf 2009 verwaiste Platz am Pult wieder fest besetzt. Epple, zuvor engagiert an der Oper Leipzig und dem Nationaltheater Mannheim, gab acht Jahre als Generalmusikdirektor an der Oper Halle den Takt an. Dem Oldenburger Publikum ist er aufgrund seines hoch gelobten Dirigats der Oper „Aida“ bekannt, die aktuell auf dem Spielplan steht. Damit empfahl er sich nachdrücklich für die Chefposition am Staatstheater, was schließlich auf Vorschlag des Verwaltungsausschusses zu seiner Berufung durch Kultusministerin Johanna Wanka führte. Sie sei „zutiefst überzeugt, dass wir mit dieser Personalentscheidung eine hervorragende Wahl für Oper und Konzert in Oldenburg getroffen haben.“ Roger Epple („Ich habe mich auf die Position nicht beworben“) freut sich auf seine neue Aufgabe: „Das große Potential von Ensemble, Chor und Orchester, der unbedingte Fokus des Leitungsteams auf Qualität, aber auch die hohe Motivation des gesamten Hauses und die Aufgeschlossenheit der Bevölkerung haben mich begeistert. Ich habe große Lust, mich hier einzubringen!“
(kom) Der neue Direktor des Landesmuseums Natur und Mensch Oldenburg heißt Peter-René Becker. Der 61-jährige hat bislang den naturkundlichen Bereich im Bremer Übersee-Museum geleitet. Ein Mann, dessen Begeisterung ansteckt. Neue Ausstellungsprojekte für Oldenburg sind schnell skizziert. 2012 würde er sich gern mit dem Thema Fisch auseinandersetzen, das heißt mit der Entwicklung von Knochen- und Knorpelfischen, dem Hering als „Brotfisch“, Fangquoten und Aquakultur. Das passt. Becker, dessen Vertrag bis 2017 läuft, ist nicht nur Völkerkundler, sondern auch Biologe. In Göttingen hatte er über afrikanische Buntbarsche promoviert. Weil die Studie über diese Maulbrüter naturgemäß Jahre dauerte, ist er parallel dazu in die Völkerkunde eingestiegen. In Oldenburg könnte er sich auch eine Ausstellung zum Thema Pferd vorstellen, ausgehend vom in der Grube Messel in Hessen entdeckten Urpferd bis hin zur Oldenburger Zucht schwerer Warmblüter. Erstes Projekt aber dürfte eine Schau über Meteoriten sein. Schließlich besitzt das Landesmuseum Deutschlands schwersten Steinmeteroriten. Becker will zeigen, welche Rolle Kometen in Deutungen und Mythen spielen und dass – soweit man weiß – noch nie ein Mensch von einem Meteoriten erschlagen wurde.
Wie lautet der Titel dieses monumentalen Werkes von einem viel gespielten Komponisten? Inszenierungen werden oft zwiezwie spältig aufgenommen, selbst wenn sie von seiner Urenkelin interpretiert werden.
Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum 15. Dezember 2011 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch online möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Theater Bremen, das Stadttheater Bremerhaven und das Oldenburgische Staatstheater. Die Auflösung des Opernrätsels in foyer 91 lautet: „Luisa Miller“ von Giuseppe Verdi. Gewonnen haben: Volker Ahrens, Schortens Christa Dohrmann, Bremerhaven Marianne Drewnowski, Brüggen Ursula Klingmüller-Ahting, Bremen Rolf-Peter Köpp, Bremerhaven Renate Krönert, Oldenburg Nulle, Bremerhaven Ina Olenkowski, Bremen Monika Otto-Brose, Bremen Almuth Potyka, Achim Sabine Rohling, Oldenburg Jutta Tesch, Bremerhaven Liese v. Düring, Achim Hanna Wandscher, Oldenburg Christine Zauke, Oldenburg
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WISSENSCHAFT Jade Hochschule
DEN MENSCHEN ZUM NUTZEN
Neuer Studiengang „Assistive Technologien“ bildet Experten für intelligente technische Innovationen aus Text: Peter Schulz
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ltere „Semester“ werden sich zweifellos noch daran erinnern, wie es war – das Leben ohne elektronische „Helferlein“. Als das Wort „Festnetz“ noch seine Berechtigung hatte, weil das einzige Telefon im Haus seinen festen Platz direkt an der Anschlussdose hatte, und man sich aus dem Sessel hieven und zum Fernseher bemühen musste, um vom 1. ins 2. Programm zu wechseln. Und wer nicht in die Röhre gucken, sondern lieber WagnerOpern hören wollte, hatte geduldig eine Vinylscheibe nach der anderen auf den Plattenteller zu legen.
beitragen können, um Senioren ein langes Fähigkeiten verfügt. Etwa im Bereich der selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. medizinischen Versorgung und Rehabilitation. Oder im häuslichen Umfeld. „Es ist in der jüngeren Vergangenheit schon vieles Die assistive Technologie setzt genau hier erdacht und entwickelt worden“, bestätigt an. Etwa mittels programmierter Sprachsysteme, die daran Frank Wallhoff. „Aber hinsichtlich „Experten an der Schnittstelle erinnern, Medikamente einzunehmen der Möglichkeiten, von Mensch und Maschine“ oder ausreichend zu die uns intelligentrinken. Oder über eine sensorgesteuerte te technische Innovationen und assistive Tablettendose, die einen Alarmton auslöst, Technologien zum Nutzen des Menschen falls das verordnete Mittel noch nicht eröffnen, stehen wir eigentlich erst am entnommen worden ist. Assistive TechAnfang.“ nologien sorgen aber auch für Mobilität, wenn etwa Rollstühle durch SprachbefehAls Beispiel nennt er die immensen Fortle gesteuert werden. Oder wenn sich ein Heute liegen Fernbedienung und Mobiltele- schritte, die im Automobilbau gemacht Staubsauger auf Kommando in Bewegung fon wie selbstverständlich vor uns auf dem worden sind. Der Sicherheitskomfort, den setzt und bei seiner Arbeit jedes Hindernis Tisch. Elegant geformte Kistchen namens etwa Bremskraftverstärker oder ServoleniPod spielen selbst Mammutwerke wie den kung bieten, ist gerade erst durch nützliche geschickt umkurvt. „Ring“ ohne Pause ab. Und wem es bei der Systeme wie Einparkhilfen, AufmerksamIngenieure, die derartige Assistenzprodukte „Götterdämmerung“ zu hell ist, der dimmt keits-Assistenten oder intelligente Lichtkurzerhand über Funk das Deckenlicht. schaltungen ergänzt worden, da tüfteln die entwickeln, benötigen freilich nicht nur technisches Know-how, sondern vielmehr Ingenieure der führenden Hersteller schon auch die Fähigkeit, sich in die Bedürfnisse Professor Dr. Frank Wallhoff kommt an den nächsten Entwicklungen. „Und und Möglichkeiten der Anwender – beibei dieser Aufzählung unweigerlich ins dabei spielen assistive Technologien eine spielsweise der Senioren – hineindenken Schmunzeln. „Allesamt Musterbeispiele wesentliche Rolle“, weiß Frank Wallhoff. zu können. Gefragt sind also umfassend für assistive Technologie“, meint der Leiter des interdisziplinären Bachelor-StudienDies gilt nicht minder für die medizinische ausgebildete Fachleute mit breitem Wissensspektrum, die nicht nur das intelligente gangs an der Jade Hochschule und fügt Pflege und die Betreuung von Senioren, Produkt, sondern auch dessen Wirkung auf hinzu: „Die Technik als Helfer des Mendie angesichts der demographischen Entschen in allen Lebenslagen.“ wicklung immer stärker in den Blickpunkt den Nutzer im Blick haben. rückt. Mehr zu pflegende Menschen, aber Ein Helfer, der uns – siehe oben – schon weniger Pflegepersonal – diese Perspektive „Experten an der Schnittstelle von Mensch in vielen Situationen zur Seite steht und führt unweigerlich zur Überlegung, welche und Maschine“, nennt Professor Wallhoff diese besondere Spezies der Ingenieure, darüber hinaus über noch ungeahnte intelligenten Hilfsmittel künftig dazu
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Hier wie bei bereits realisierten Projekten verfolge die assistive Technologie das vorrangige Ziel, den Menschen zu unterstützen und nicht zu ersetzen. Ein mittlerweile weltweit bekanntes Beispiel dafür ist „Paro“, das in Japan zur Serienreife entwiAls mögliche Arbeitgeber kommen neben Einrichtungen der Forschung elektro- und ckelte weiße Robbenmodell, unter dessen medizintechnische Unternehmen ebenso plüschigem Fell sich die Steuereinheiten in Betracht wie Wohlfahrtsverbände, Woh- für Berührungs- und Lichtsensoren, für Mikrophone und Signalgeber verbergen. nungsgesellschaften und große KlinikDadurch wird „Paro“ in die Lage versetzt, und Pflegeeinrichtungen. Sie alle suchen unter anderem seinen Kopf zu heben, Töne – so Professor Wallhoff – „Fachleute mit Gegenwärtig werden 22 Studienanfäninterdisziplinärer Orientierung, die in der von sich zu geben und auf Berührungen zu ger zum Wintersemester aufgenommen. reagieren, weshalb der Robbe eine unterLage sind, über Berufsgrenzen hinweg Abiturienten sind ebenso darunter wie stützende Funktion bei der Behandlung ausgebildete Radio- und Fernsehtechniker technische, medizinische, soziale und von Demenzkranken zukommt. wirtschaftliche Perspektiven unter einen oder Fachkräfte aus dem medizinischen Hut zu bringen. Kurz: Leute, die über den Dienst, die – ganz nach persönlicher An der Jade Hochschule dient ein „Paro“Neigung – später im Bereich der Unterhal- Tellerrand blicken können.“ Exemplar mittlerweile als Forschungs- und tungsmedien oder der Krankenpflege und Lernobjekt, wobei das knuddelige Pelztier Folgerichtig gehören Vorlesungen in MaRehabilitation tätig werden möchten. Ein weites Feld bietet auch die Bauwirtschaft, thematik und Physik ebenso zum Studium auch auf die Studierenden eine deutliche Anziehungskraft ausübt. „An ‚Paro’ wird denn luxuriöse „smart homes“ mit zentra- wie die Beschäftigung mit den Themen für sie deutlich, wie nah NaturwissenAnatomie, Physiologie oder technischer len Steuerungen für die Jalousien oder Gebäudeausrüstung. Die sieben Semester schaften und Technik am Menschen sein die Klima- und Heizungstechnik werden können und welchen ganz konkreten, enden mit der Bachelorarbeit und einem immer beliebter. sinnvollen Nutzen Forschung in diesen Praxisprojekt, wobei die Studierenden Bereichen bringen kann“, meint Frank aufgefordert sind, Kreativität zu entwiProfunde ingenieurwissenschaftliche Wallhoff, der selbst gespannt ist, welche ckeln und eigene Ideen vorzuschlagen. Kenntnisse sind dafür unerlässlich, wesInnovationen sein Fachgebiet in Zukunft „Unlängst kam etwa der Vorschlag, einen halb die Studierenden quasi als Rüstzeug hervorbringen wird. Grundlagen- und Methodenwissen aus den Ultraschall-Handschuh mit Sensoren zu bauen, der blinden Menschen bei der OriBereichen Medizin, Gerontologie, Gesellschaftswissenschaften sowie aus Architek- entierung helfen könnte“, erzählt Thomas Der einstige Werbeslogan einer japanitur und Bauwesen erwerben. „Diese Kom- Eilts, der als wissenschaftlicher Mitarbei- schen Autofirma scheint sich also einmal mehr zu bestätigen: Nichts ist unmöglich. ter im Studiengang tätig ist. „Mal sehen, bination macht die Absolventen unseres Studienprogramms zu gefragten Experten was daraus wird.“ die seit drei Jahren an der Jade Hochschule ausgebildet wird. Die entsprechende Plattform bildet der in seiner Art bundesweit einzigartige Studiengang „Assistive Technologien“, der im Institut für Hörtechnik+Audiologie angesiedelt wurde. Die rund 40 Studierenden werden derzeit von einem Professor und zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern betreut. Zwei weitere Professuren sind vorgesehen.
in der Entwicklung und Evaluation, Beratung und Planung, aber auch im Marketing und Vertrieb von assistiven Systemen“, ist Frank Wallhoff überzeugt.
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LITERATUR Ich glaube, ich liebe niemanden mehr / Schlafende Geister
LITERATUR Text: Inge Zenker-Baltes
Eine Frau im Taumel Françoise Sagans wiederentdecktes Tagebuch „Adieu tristesse, Bonjour tristesse“ – der Anfang dieses Gedichtes von Paul Eluard wirkt auf die 18-jährige Françoise Sagan so inspirierend, passt so wunderbar zu ihrer Stimmung, skizziert auf den Wimpernschlag genau die Atmosphäre ihres bittersüßen Debütromans, dass sie ihn kurzerhand zu seinem Titel macht – und sich selbst zur wohl berühmtesten französischen Romanautorin aller Zeiten. 1935 als drittes Kind eines wohlhabenden Industriellen im südfranzösischen Cajarc geboren, gibt sie sich in den Pariser Cafés am Boulevard Saint Michel gedankenverloren ihren Sehnsüchten und Wunschvorstellungen hin, träumt sich in eine andere Person ihres Alters, in eine aparte Geschichte hinein. Und innerhalb sensationell kurzer Zeit – die Angaben schwanken zwischen drei Wochen und drei Monaten – macht sie aus all dem einen kleinen Roman, nennt ihn „Bonjour tristesse“.
gend, die gleichzeitig gelangweilt, desillusioniert und potentiell rebellisch die Sorbonne bevölkert, Zigaretten ohne Filter raucht, Sartre liest, Gedichte von Jacques Prévert rezitiert und aus schwarz umrandeten Augen Juliette Gréco anschmachtet.
zugsklinik. 1964 hat sie es wiedergefunden und veröffentlicht. In diesen Tagen nun kam es unter dem Titel „Ich glaube, ich liebe niemanden mehr“, einem Zitat aus den Notizen, auf Deutsch heraus - ein Muss in Zeiten literarischer Verflachung, wo Feuilletons einer Charlotte Roche den roten Teppich ausrollen. Françoise Sagan, Ich glaube, ich liebe niemanden mehr. Ü. Waltraud Schwarze. Aufbau. 86 S., 14,99 Euro
Schlagzeilen provoziert die Sagan nicht nur mit ihren Büchern, deren Übersetzungen um die Welt gehen. Auch das wilde, ungestüme Leben dieser Ausnahmefrau, ihre Leidenschaft für schnelle Sportwagen, ihre Spielsucht, ihre Alkoholexzesse, ihre Vorliebe für Whisky, Zigaretten, LeoparEinsamer Wolf denfell-Mäntel und ihre rasch wechselnKevin Brooks schreibt seinen ersten den Liebschaften erregen immer wieder Erwachsenenroman das Interesse der Gazetten. Sie kokst ein bisschen, doch an harte Drogen gerät sie erst 1957, nach einem Unfall mit ihrem Aston Martin, der sie um ein Haar das Leben gekostet hätte. In der Klinik gibt man ihr Morphium. Nie wieder ist sie davon losgekommen.
Aus jener Zeit stammt das ebenso bezaubernde wie erschütternde, jüngst wiederentdeckte Tagebuch „Toxique“, mit wunderbaren Illustrationen des bekannten Ihr Buch wird zum beispiellosen Welterfranzösischen Malers, Grafikers und Safolg, ja zum literarischen Meilenstein und gan-Freundes Bernard Buffet. Françoise Maßstab für Debütromane junger Autoren. Sagan schreibt es 1957, drei Monate nach Sagans Werk atmet den Geist einer ganzen der Entlassung aus der Unfallchirurgie Epoche, der französischen Nachkriegsjuwährend ihres Aufenthaltes in einer Ent-
An einem drückend heißen Sommernachmittag fährt John Craine nach Hause. Er freut sich auf das Wochenende mit seiner geliebten Frau Stacy, die ihr erstes Baby erwartet. Als er die Treppe hoch stürmt und nach Stacy ruft, kommt keine Antwort. Stacy kann nicht mehr antworten, sie ist tot, ermordet. Was hier beginnen mag wie ein ganz normaler Krimi ist viel mehr. Bisher schrieb Brooks fesselnde, niveauvolle Jugendromane. Jeder wurde mit hochkarätigen – auch deutschen – Jugendliteraturpreisen ausgezeichnet, trotzdem ist ihr Verfasser hierzulande wenig bekannt. Nun legt er
LITERATUR Traurig bin ich schon lange nicht mehr
mit „Schlafende Geister“ seinen ersten Erwachsenenroman vor. Der Privatdetektiv und Ich-Erzähler John Craine ist ein Außenseiter. Mit kleinen Auftragsrecherchen quält er sich durch den Tag und versucht, den unaufgeklärten Mord an seiner Frau Stacy zu ertragen. Als eines Tages eine verhuschte Frau mittleren Alters in Johns Büro kommt und ihn bittet, nach ihrer verschwundenen Tochter zu forschen, gerät er in einen Strudel von Intrigen, Korruption und Gewalt, er findet eine Mädchenleiche und ist selbst mehr als einmal in tödlicher Gefahr. Detektivgeschichten umgibt ein bestimmtes Klischee, meist liegt der Held – eher ein Antiheld – mit sich und der Welt im Clinch. Diesem Klischee entkommt Kevin Brooks unter Einsatz subtiler Zwischentöne und gesellschaftskritischer Skizzen sehr gekonnt. Bilderreich, ebenso knapp wie poetisch-musikalisch und mit lebendigen, oft auch humorvollen Dialogen entwirft er vielschichtige hintergründige Charaktere und setzt neue Akzente, wenn er die alten großen Fragen aufwirft – etwa die nach der Legitimation von Selbstjustiz. Oder wenn er die Grenzen zwischen Schuld und Unschuld, Täter und Opfer, auch zwischen Gut und Böse ganz bewusst unscharf zeichnet. Zudem hat Kevin Brooks in diesen Roman Elemente hinübergerettet, die seine bisherigen Werke so einmalig machen. Es sind die feinen kleinen wunderbaren Momente
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wortloser Interaktion, nur durch einen Augenaufschlag oder eine Geste wahrnehmbar, wo man für Sekunden meint, die Erde stehe still. Brooks’ Buch ist gleichermaßen die Story einer verheerenden Vater-Tochter- und Mutter-Tochter-Beziehung und einer nie verzeihenden Rachsucht wie eine von unverbrüchlicher Freundschaft. Und dazu eine zauberhafte Liebesgeschichte. Kevin Brooks, Schlafende Geister. Ü. Michael Gutzschhahn. dtv, 397 S., 9,95 Euro
Konfliktbeladene Blutsbande Der fantastische Debütroman von Anne Berest
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len um Zuneigung und Anerkennung von Albert, dem verehrten Vater. Die Mutter ist für ihre Töchter noch immer allgegenwärtig – in deren Gedanken und im Zimmer, das für immer verschlossen bleibt, dessen Inhalt die Mädchen aber bis hin zur kleinsten Puderdose genau kennen. Zu Familienfesten trifft man sich im Elternhaus auf dem Lande, dort, wo jetzt an Alberts Seite Cathérine das Zepter schwingt – sehr zum Missfallen der Schwestern. Irènes 38. Geburtstag ist der Anlass für so ein Treffen. Und hier kommt es zum Eklat: Cathérine hat die verhaltene Feindseligkeit der Stieftöchter satt und schreit ihnen die skandalöse Wahrheit ins Gesicht, dass eine von ihnen nicht die „Tochter ihres Vaters“ sei.
„Die Tochter ihres Vaters“ heißt im französischen Original der Sensationserfolg der Theaterregisseurin Anne Berest. Die junge Autorin, Jahrgang 1979, wurde für den ‚Prix Goncourt du premier roman’ nominiert. Ihr Debütroman ist die Geschichte der drei rothaarigen Schwestern Irène, Charlie und der namenlosen Ich-Erzählerin. Erwachsen geworden, sind sie einander in herzlicher Abneigung zugetan.
Schockiert fahren die Schwestern zurück nach Reims. Die Enthüllung des bisher vom Vater streng gehüteten Geheimnisses verändert nachhaltig das ohnehin schon konfliktbeladene und turbulenzreiche Leben der Drei. Jede von ihnen versucht zu erkunden, ob etwa sie das „Kuckuckskind“ ist. Eine ebenso schmerzliche wie dramatische Spurensuche nimmt ihren Lauf – und den Leser gefangen, verführt ihn mit mal lapidar-ironischem, dann wieder melanUnd doch spüren sie das feste Band der ge- cholischem Erzählton zu atemloser Lektümeinsamen Herkunft. In unterschiedlicher re. Auf nur 157 Seiten umreißt Anne Berest Intensität und auf ganz verschiedene Weise in ihrem Erstling das Leben mit all seinen sind Entwicklung, Lebensweg, Berufs- und Facetten bis ins kleinste Detail. vor allem Partnerwahl der jungen Frauen Anne Berest, Traurig bin ich schon lange beeinflusst vom frühen Tod der geliebten nicht mehr. Ü. Gaby Wurster. Knaus, Mutter und das konkurrenzgetränkte Buh- 157 S., 16,99 Euro
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BUCH UND MUSIK Liebste Fenchel
FANNY FÜR DAS HAUS E
s ist ja nun wirklich nicht normal, dass ein Junge seine vier Jahre ältere Schwester dauerhaft mit „Liebste Fenchel“ anspricht, nur weil sie oft Fencheltee trinken muss. Aber was ist schon normal in dieser großbürgerlichen Familie Mendelssohn? Wer hat denn gleich einen Philosophen zum Großvater, lebt in sozusagen sehr begüterten Verhältnissen, verkehrt unablässig mit Künstlern und Literaten, wohnt selbst in schweren Zeiten höchst feudal?
LITERATUR
KUNST KINDERBÜCHER
ALBATROS BUCHHANDLUNG FEDELHÖREN 91 28203 BREMEN (0421) 32 72 48
Text: Simon Neubauer
Fanny, der „Fenchel“, und dem rasch als jun- Peter Härtling, sehr erfahren im Verfasges Genie erkannten Felix fehlt es an nichts: sen von Komponisten-Biografien (etwa Schumann und Schubert), fand auch diesBestes Milieu, herausragende (Haus-)Lehmal einen schlüssigen Antrieb: Als er terer und schon gar nicht an den stets geförlefonisch erfuhr, dass er zum siebten Mal derten Möglichkeiten, ihre Begabungen zu entfalten. Beide komponieren mit Lust und Großvater geworden war und das Mädchen Wonne, gegenseitig wetteifernd ohne Neid, Fanny hieß, begann er, der Enkelin die Lebensgeschichte einer anderen Fanny zu erund bald schon so erfolgreich, dass sie mit zählen, wunderbar eindrucksreich, ausihren Werken bei den berühmt gewordenen „Sonntagskonzerten“ der Mendelssohns gefaltet in „Etüden“ und „Intermezzi“, die naturgemäß auch das Umfeld, die Elauffallen. Vor allem der um- „Felix ist für die Welt, tern und Geschwister – Fanny und Felix folgten noch die singende Rebecca triebig fröhli- Fanny für das Haus“ und der Cello spielende Paul – die Beche, witzige und kommunikationsfreudige Lockenkopf. Der suche und Besucher sowie die in ganz Berwird auch von Carl Friedrich Zelter, dem Di- lin beachteten „Sonntagskonzerte“ im Hause Mendelssohn einbeziehen. Fanny plante rektor der Berliner Singakademie, bevorund gestaltete diese Veranstaltungen selbst, zugt: Er nimmt den Jungen sogar mit zu als ihr Bruder von Erfolg zu Erfolg eilte und Goethe nach Weimar, wo er dem Dichterfürsten vorspielen und bei ihm gar auf dem schließlich hoch geschätzter Gründer und Leiter des Leipziger Gewandhausorchesters Schoß sitzen darf. geworden war. Fanny bemerkt selbstverständlich die AusSo entstand bei aller Distanz des Chroniszeichnungen ihres „kleinen Bruders“, aber ten ein vielseitig beleuchtetes Panorama sie freut sich ohne Hintergedanken, ohne des großbürgerlichen, manchmal auch von den geringsten Anflug an Missgunst. Diese uneigennützige Zuneigung erfährt dann hässlichen antisemitischen Anwürfen belasteten Künstlerlebens, überaus anschaufreilich leichte Einbußen, als auch sie für lich und so menschlich geschildert, dass ihre Kompositionen vielfaches Lob erhält und entsprechend anerkannt werden möch- man als Leser sehr rasch hinein genommen wird in ein von Höhen und Tiefen durchte. Aber Vater Abraham stellt deutlich klar: furchtes Dasein. „Felix ist für die Welt, Fanny für das Haus“. Später, als sie längst mit dem vor allem als Porträtmaler bekannten Maler Wilhelm Hensel verheiratet und Sohn Sebastian geboren war, hört sie unfreiwillig, wie Mutter Lea ihren Felix bat, doch zuzustimmen, dass Arbeiten seiner Schwester in Druck gehen können, antwortete er nur: „Müssen wir sie diesem Ehrgeiz wirklich aussetzen?“ Doch wiederum viel später ließ sie die bei Bote und Bock gedruckten Kompositionen dem Bruder zukommen. Er gratulierte mit „Handwerkerstolz“, was immer das heißen mag.
Übrigens: Fanny Hensel-Mendelssohn, die lange vergessen war und erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wieder allmählich in den Konzertprogrammen auftauchte, wurde nur 42 Jahre alt. Ihr überraschender Tod erschütterte den ohnehin kränkelnden Bruder so sehr, dass seine Lebenskraft mehr und mehr nachließ und er, auch erst 38 Jahre alt, nach knappen fünf Monaten seiner „geliebten Fenchel“ nachfolgte. Peter Härtling: „Liebste Fenchel“. Kiepenheuer & Witsch, Köln,. 384 S., 19,95 Euro
SACHBUCH Die Beute der Pf lanzenjäger 49
SCHATZSUCHER DER BOTANIK V
ieles was hierzulande grünt und blüht und die Gärtnerseele erfreut, ist aus anderen Gegenden der Welt zu uns gekommen, sei es Rhododendron, Kamelie, Rose, Hortensie, Glyzinie und was der Pflanzenvielfalt mehr ist – nicht selten mit ihrem lateinischen Namen benannt nach denjenigen, die sie aus tropischen und subtropischen Regionen ins artenarme Mitteleuropa gebracht haben. Die Naturforscher waren Begleiter derer, die sich die überseeische Welt Untertan machen, Kolonien gründen und Handelswege festlegen wollten, vor allem für den Gewürzhandel. Es waren Männer und erst seit Ende des 19. Jahrhunderts auch Frauen, die die unbekannte Natur reizte und die für diese Neugier Strapazen jeglicher Art auf sich nahmen. Bereits 2002 widmete Renate Hücking zusammen mit Key Hielscher „Pflanzenjägern“ wie Alexander von Humboldt ein
Text: Christine Krause
Buch – mit dem Untertitel „In fernen Welten auf der Suche nach dem Paradies“. Im Herbst vergangenen Jahres folgte, nun von Hücking allein geschrieben, „Die Beute der Pflanzenjäger“ mit dem geografisch definierten Untertitel: „Von Europa bis ans südliche Ende der Welt“. Die sieben biografischen Kapitel beginnen mit der ägyptischen Königin Hatschepsut, von der überliefert ist, dass sie eine Expedition ins heutige Somalia schickte, um Weihrauchbäume holen zu lassen – ihren Göttern zur Ehre. Hücking erzählt auch vom „Traum aller Pflanzenjäger“: Die Geschichte eines Studenten der Naturwissenschaften, der in der Wildnis seiner australischen Heimat die Wollemia nobilis entdeckt hat, einen Nadelbaum aus der Welt der Dinosaurier, von dem es bislang nur versteinerte Abbilder gegeben hatte.
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Das letzte Kapitel ist einer Frau aus Dithmarschen gewidmet: Gerda Nissen. Als sie 1975 eine ihr unbekannte Rose in einem Bauerngarten entdeckte, die belle Isis, die 1845 in Frankreich gezüchtet worden war, spezialisierte sie sich auf alte Rosen und wurde vor allem auf Friedhöfen fündig. Heute wachsen Gerda Nissens Fundstücke im Garten des landwirtschaftlichen Museums in Meldorf. Schade nur, dass der Verlag die Leistung der Autorin so wenig honoriert und dem Lesepublikum das Glück verweigert, den Text auch angemessen illustriert zu erleben. Schade um ein Thema, das naturgemäß nach guten Bildern dürstet – wie die Primel nach Wasser! Die ist übrigens kein Import, sondern beheimatet in gemäßigten nördlichen Vegetationszonen, also auf den Wiesen Europas. Renate Hücking: Die Beute der Pflanzenjäger – Von Europa bis ans südliche Ende der Welt. Piper Verlag, 258 S., 19,95 Euro
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KUNST Edvard Munch
Kunsthalle Bremen zeigt bis 26. Februar 2012 „Edvard Munch – Rätsel hinter der Leinwand“ Fotos: Karen Blindow
RÄTSEL MUNCH – UNGELÖST „M
unch über die Schulter geschaut“, konstatierte das „Hamburger Abendblatt“, „eine packende Schau“ lobte die „Frankfurter Neue Presse“. Und in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ hieß es: „ Die Bremer Kunsthalle ist wieder da, und wie!“ Die Kommentare gelten der aktuellen Ausstellung „Edvard Munch – Rätsel hinter der Leinwand“, die noch bis zum 26. Februar 2012 im unlängst wiedereröffneten Haus Am Wall zu sehen ist. Die Sonderausstellung umfasst 76 Werke, darunter 36 Gemälde sowie 40 Handzeichnungen und Druckgrafiken des norwegischen Malers. Leihgaben kommen aus so renommierten Museen wie dem Art Institute of Chicago, dem Munch Museum in Oslo oder dem Kunstmuseum Basel. Ausgangspunkt der Ausstellung ist eine außergewöhnliche Entdeckung: Während einer Untersuchung des Munch-Gemäldes „Das Kind und der Tod“ von 1899 wurde im Jahr 2005 eine weitere Leinwand gefunden, die ein bisher unbekanntes Bild des Künstlers zeigt: „Mädchen und drei Männerköpfe“ (1895-98). „Das Kind und der Tod“ war 1918 nach Bremen gekommen; niemand konnte ahnen, dass sich dahinter ein weiteres Gemälde Munchs verbarg. Erst als das Munch Museum in Oslo im Rahmen der Vorbereitungen für das Werkverzeichnis des Künstlers darum bat, den Bremer Munch genauer zu untersuchen, entdeckte eine Restauratorin der Kunsthalle die zweite Leinwand. Warum Munch die beiden Gemälde vor über 100 Jahren übereinander gespannt hat, ist bis heute nicht ergründet. Das „Rätsel hinter der Leinwand“ bleibt also ungelöst.
KUNST Edvard Munch
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KUNST Paula Modersohn-Becker Museum
Werke der Munch-Muse Oda Krohg im Paula Modersohn-Becker Museum Text: Sabine Komm
FEMME FATALE
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or einem Jahr, in der dunklen Jahreszeit, reisten der Direktor und eine Kuratorin des Paula Modersohn-Becker Museums nach Norden, fahndeten in den Wohnzimmern norwegischer Kunstsammler nach Werken von Oda Krohg. Das Ergebnis ist eine eindrucksvolle Einzelausstellung mit 21 Gemälden, viele davon aus Privatbesitz, die bis zum 26. Februar 2012 im Paula Modersohn-Becker Museum Bremen zu sehen ist. Wer aber war diese Oda Krohg? Eine junge Frau, die aus Ehe und Familie ausbricht. Autor Ketil Bjørnstad hat ihr und ihren Affären im Jahr 1983 seine Romanbiografie „Oda“ gewidmet. Früh sorgt die Beamtentochter, die von 1860 bis 1935 lebte, für Skandale, stets auf der Suche nach den wahren Gefühlen.
Eine Erklärung über die Aufhängung des exotischen Lampions liefert das drei Jahre zuvor entstandene Pastell „Am Kristianiafjord (Japanische Laterne)“. Denn der Ausschnitt ist totaler: Die Papierlaterne, das ist hier zu sehen, ist an einem Türrahmen befestigt. Darunter sitzt eine Frau, die hinaus blickt auf eine Seelandschaft. Auch in diesem Werk spielen das warme Licht des Lampions und die blaue Stunde zusammen. Ein Bild, das nach Ansicht der Kuratorin prägend ist für Edvard Munchs spätere Sommernachtsbilder.
Einen Raum weiter ist Krohgs Porträtmalerei Thema. „Italienischer Junge I“ lässt ein Kindergesicht aufleuchten – eine effektvolle Dramaturgie, die an die barocke Hell-Dunkel-Malerei eines Caravaggio erinnert. Das kleinste Bild ist hier ihr Selbstbildnis von 1892, ein bescheidener Auftritt. Ihren ersten Ehemann, einen Unternehmer, Ihr extrovertiertes Leben scheint die damals 32-Jährige hinter sich gelassen zu haverlässt sie nach der Geburt ihrer beiden Kinder, wird Schülerin des Malers Christian ben. Ihre Jacke ist hoch geschlossen, ihr Krohg, in den sie sich verliebt. Als sie diesGesicht der traditionellen Porträtmalerei mal schwanger wird, bringt sie ihr Kind in verpflichtet, auch wenn hier und da wilde Brüssel auf die Welt und dann in einer Pfle- Farbtupfer aufleuchten. gefamilie unter. Bloß kein neuer Skandal! Wie die Tochter Jahre später zu ihren mittIm dritten Raum kreisen die Grafiken von lerweile verheirateten Eltern zurückkehrt, Edvard Munch um die aufgekratzte Künstzeigt das Gemälde „Arme Kleine“ von 1891. lerszene von Kristiania, dem heutigen Den Kopf gesenkt, lässt sich die verschüch- Oslo. Die Radierung „Kristiania-Boheme terte Nana vom Vater umarmen. II“ zeigt, wie Oda Krohg die Hände in die Hüften stemmt, ihrer erotischen Macht ofDie Ausstellung „Oda Krohg: Malerin und fenbar bewusst. Vor ihr sitzen – in frostiger Muse im Kreis um Edvard Munch“ zeigt vor Runde vereint – die Männer, denen sie das allem eines: Wie die vom Impressionismus Herz gebrochen hat. geprägte Kunst dieser Avantgarde-Malerin leuchtet. In dem Großformat „Chinesische Mit Oda Krohg stellt das Paula ModerLaterne (An der Wiese)“ von 1889 funkelt ein sohn-Becker Museum erneut eine Pioniefernöstlicher Lampion. Die Künstlerin, die rin der Moderne vor. Seit Jahren gehört es in Sommernächten gern draußen malt, erzum Konzept des Museumsteams, Frauklärt nicht lange, warum hier eine Laterne en der Jahrhundertwende zu würdigen, die vor der nordischen Landschaft schaukelt. ihre Zeit – wie Paula Modersohn-Becker – Sie konzentriert sich auf die Strahlkraft, die künstlerisch geprägt haben. Man darf gein keiner Katalogabbildung so eindrucksvoll spannt sein, wie diese bemerkenswerte Sezu erleben ist wie vor dem Original. rie fortgesetzt wird.
KUNST Overbeck-Museum
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Über 70 neue Leihgaben bereichern das Vegesacker Overbeck-Museum Text: Christine Krause
ZUWACHS AUF ZEIT E
inerseits macht das Sammeln von Kunst – finanzielle Mittel vorausgesetzt – sicherlich große Freude, andererseits aber entsteht irgendwann ein Problem: Wohin mit den Schätzen, wenn an den eigenen Wänden kein Platz mehr ist? Dann bleibt der Verkauf, ein möglichst trockener Keller oder aber die Verlagerung in öffentliche Räume. Eine Sammlerin, die ihren Namen nicht preisgeben möchte, hat die letztgenannte Möglichkeit gewählt: Seit dem 9. Oktober verkündet ein Plakat im alten Speicher am Vegesacker Hafen: „Das Overbeck-Museum heißt die neuen Leihgaben willkommen!“ Über 70 Werke sind es, gemalt von Worpsweder Künstlerinnen und Künstlern der zweiten Generation, die den Gründungsvä-
gemischt mit Hellblau und Gelb – zeigt ein erdiges Feld mit säenden Menschen, davor – als symbolischer Gegensatz – steht eine unübersehbar schwangere Frau.
tern der Kolonie nachgefolgt sind. Und damit sie mit ihrer neuen Umgebung vertraut werden, sind Bilder der beiden Overbecks, der „Hausgötter“ also, zwischen die Leihgaben gehängt worden, zum Vergleich und um Gemeinsames deutlich zu machen.
Auffallend ist die große Zahl von Werken Lisel Oppels, die zu den besten gehören, die in Museen der Region zu sehen sind. Sie zeigen die Landschaft der Hamme, Bauernhäuser, Kinder und Gänse. Der Reiz der Bilder besteht einerseits in der für diese Künstlerin Unter den Arbeiten der zwölf Künstlerinnen typischen Schnelligkeit des Pinselauftrages, so dass die sichtbar gebliebene Malpappe und Künstler fallen besonders die von Sophie Wencke auf. Von ihrem Bild mit einem als Ästhetikum einbezogen wird. Und andeHolzboot auf dem leuchtend blauen Wasser rerseits ist eine Freude an starker Farbigkeit eines Kanals inmitten von Wiesen mag sich zu spüren, die vor allem in dem Bild mit einem gelben Haus deutlich wird, das sich der Blick kaum lösen. Eindrucksvoll sind expressionistisch aufgelöst im umgebenden auch die Werke von Alfred Kollmar, dessen expressionistische Bildsprache das konser- Wasser spiegelt. vativ Worpswedische immer wieder sprengt. Geradezu ins Auge sticht ebenso die konDie Ausstellung ist bis zum 15. Januar trastreiche Farbigkeit von Willy Damasch. 2012 zu sehen; die Sammlung bleibt als Sein Bild „Werden“ – in kräftigen Rottönen, Dauerleihgabe im Overbeck-Museum.
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KUNST Übersee-Museum Bremen
Die Ausstellung „Vodou – Kunst und Kult aus Haiti“ im Bremer Übersee-Museum Text: Meike Rotermund
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odun, das ist der Wind, es gibt keine Wände. Können Sie das spüren?“ Lautmalerisch umschreibt der Begriff die Aussage der Vodou-Forscherin Rachel Beauvoir-Dominique. Beim Zuhören wird deutlich, dass für sie die Vermittlung der Hintergründe ein manifestes Anliegen bildet. Uns ist heute das, was ursprünglich „vodun“ genannt wird, als „Vodou“ bekannt. Den Begriff übertrugen katholische Priester ungenau. Dies ist nur eines von zahlreichen Missverständnissen um den Kult aus Haiti, der uns aus Hollywood-Filmen oder Comics bekannt zu sein scheint. Doch werden dort Klischees vermittelt, die mit der Realität nur sehr wenig zu tun haben. „All unser Erbe wurde weggeworfen und genutzt, um rassistische Vorurteile zu untermauern“, gibt Professorin Beauvoir-Dominique zu bedenken und fügt mahnend hinzu: „Wenn Menschen keine Erinnerung haben, können sie nicht vorwärts gehen!“
aus unterschiedlichsten Materialien geben auf der einen Seite einen Überblick auf das öffentliche Vodou, das täglich praktiziert wird. Im Mittelpunkt dieses lebensbejahenden Kultes steht, die Gottheiten zu verehren, um mit ihnen in Kontakt zu treten. 401 so genannte Loa gibt es neben dem höchsten Gott. Jedes dieser göttlichen Wesen verkörpert ein anderes kosmisches Prinzip, besitzt einen individuellen Charakter und hat sein eigenes Attribut, bietet Hilfe bei unterschiedlichen Anliegen.
Auf der anderen Seite – und dies ist auch räumlich in der Ausstellung abgesetzt – finden sich Objekte aus dem Vodou der Geheimgesellschaften. Zu erkennen sind diese magischen Artefakte an ihrer Farbgebung: Schwarz und rot bestimmen hier, bei der 32-köpfigen Bizonga-Armee ebenso wie bei den Altären, die hinter einem Gazeschleier nur schemenhaft zu erkennen sind. Diese Geheimgesellschaften hatten eine bedeutende Rolle im Freiheitskampf, hebt die Vodou-Forscherin hervor und gibt mit Blick auf die unheimlich wirkenden Um einen umfassenden Zugang zu bieten Bizonga-Krieger zu bedenken: „Alles was zu dieser Religion, die – übersetzt – „in Sie sehen ist ein Spiegel für das, was eurodas Unbekannte hinein sieht“, wurde die päische Menschen ihnen angetan haben.“ Ausstellung „Vodou – Kunst und Kult aus Ist die haitianische Vergangenheit doch Haiti“ mit Objekten aus der Sammlung geprägt durch Unterdrückung und SklaLehmann entwickelt. Die Schau ist noch verei, beginnend im 18. Jahrhundert mit bis zum 29. April 2012 in Bremen zu sehen der französischen Kolonisierung, woraus und in Kooperation des Übersee-Museums sich bei den Unterdrückten eine Kultur des mit der Fondation pour la Préservation, Widerstandes entwickelte. la Valorisation et la Production d’oeuvres culturelles haitiennes und dem Musée Fazit von Rachel Beauvoir-Dominique: d’ethnographie de Genève entstanden. „Vodou ist Religion und Kultur: Ein Weg Auf die Bremer Besucher warten faszinierende Objekte aus drei Jahrhunderten, die einen Einblick geben in die facettenreiche Welt des Vodou: Mit Pailletten bestickte Fahnen, reich bestückte Altäre, Gefäße mit magischen Substanzen, Skulpturen
zu leben!“ Und so ist es sicher auch kein Zufall, dass der Besucher im letzten Saal in ein Kabinett tritt, in dem er sich selbst im Spiegel sieht. Eine facettenreiche Schau, die umfangreiche Entdeckungen birgt und in ein vielfältiges Begleit-Programm eingebunden ist.
KUNST Kaisen-Denkma l
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Bildhauerin Christa Baumgärtel gewinnt Wettbewerb der Bßrgerhilfe
EIN DENKMAL FĂ&#x153;R KAISEN D
as Vorhaben erscheint so naheliegend, dass man sich fragt, warum es nicht schon vor Jahrzehnten ersonnen und umgesetzt worden ist. Denn eigentlich hätte Bremen seinem mittlerweile legendären Nachkriegs-BĂźrgermeister Wilhelm Kaisen längst ein Denkmal setzen mĂźssen. Doch es blieb bislang bei der nach ihm benannten GroĂ&#x;en WeserbrĂźcke und einer kleinen Stele in Borgfeld, wo Kaisen bis zu seinem Tod 1979 gelebt hat.
Baumgärtel aus. Sie stellt eine 1,95 Meter hohe Kaisen-Figur ohne Sockel ins Zentrum von jeweils 2,25 Meter hohen WandplatUnd nicht nur das: Die Hilfsorganisation, die ten, die â&#x20AC;&#x201C; so die KĂźnstlerin â&#x20AC;&#x201C; â&#x20AC;&#x17E;das Thema ZerstĂśrung und Wiederaufbauâ&#x20AC;&#x153; aufgreifen. unter anderem das jährliche â&#x20AC;&#x17E;BĂźrgermahlâ&#x20AC;&#x153; ausrichtet, realisierte bereits einen Wettbe- â&#x20AC;&#x17E;Kaisen steht zwischen Vergangenheit und Zukunft, wendet aber seinen Blick dem Neuwerb, an dem sieben Bildhauerinnen und Bildhauer teilgenommen haben. Ihnen wur- en, seinem wiederaufgebauten Bremen zuâ&#x20AC;&#x153;, de dabei die Aufgabe gestellt, eine kĂźnstleri- heiĂ&#x;t es dazu in Baumgärtels Konzeption. sche Auseindersetzung mit der Figur Kaisen, Das bronzene Denkmal soll â&#x20AC;&#x201C; so die der ZerstĂśrung und dem Wiederaufbau Hoffnung der BĂźrgerhilfe â&#x20AC;&#x201C; pĂźnktlich zum Bremens darzustellen. Kaisen-Geburtstag an Ort und Stelle stehen. Nun aber, zu seinem 125. Geburtstag am Bis dahin sollen auch die anfallenden Kos22. Mai 2012, soll es soweit sein, soll das Eine 13-kĂśpfige Jury, zu der auch die Muten durch Spenden eingeworben sein. Ă&#x153;berDenkmal fĂźr Wilhelm Kaisen in den Wall- seumsleiter Arie Hartog (Gerhard-Marcksweisungen auf das Konto der BĂźrgerhilfe anlagen an der Ecke Am Wall und HerHaus) und Frank LaukĂśtter (Kunstsamm(Nummer 111 60 60, Bankleitzahl 290 501 01, dentor aufgestellt werden. Die â&#x20AC;&#x17E;Wilhelm lung BĂśttcherstraĂ&#x;e) gehĂśrten, wählte aus Kaisen BĂźrgerhilfeâ&#x20AC;&#x153;, 1945 von Kaisen als den eingereichten Arbeiten einstimmig den Stichwort â&#x20AC;&#x17E;Denkmal Wilhelm Kaisenâ&#x20AC;&#x153;) sind â&#x20AC;&#x17E;Bremer Volkshilfeâ&#x20AC;&#x153; zur UnterstĂźtzung der Entwurf der in Oldenburg lebenden Christa daher hoch willkommen. Not leidenden BevĂślkerung gegrĂźndet, hat die Idee entwickelt.
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KUNST Edith Pundt
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FARBWOLKENFENSTER
Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen zeigt bis zum 13. Januar Werke von Edith Pundt Text: Sabine Komm
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dith Pundt ist eine Meisterin der Entschleunigung. Wer sich für ihre Kunst keine Zeit nimmt, verpasst Buchstaben, die sich im Video zu Wörtern formen. Entdeckt nicht den Reiz der Schilfhalme, die sie mit Feder und Schellacktinte auf Bütten festhält. Gleitet nicht mit dem Blick über zerfurchte Baumstämme, die sie fotografiert hat. Jetzt bespielt die Bremerin die Räume der Villa des Bauindustrieverbands Niedersachsen-Bremen. Der Titel: „... außer Haus!“
der aufsteigende Rauch der Zigarette. Eine Ikone in Bewegung.
Es war in Kassel, wo sie eine Metallplatte mit der Aufschrift entdeckt: „Hier ruht: ein Gedanke“ steht darauf. Kurios: Nicht mal die Leute vom documenta-Archiv konnten ihr sagen, wer das ausgeheckt hat. Edith Pundt fotografiert das Fundstück und schickt es auf Ausstellungsreisen.
Von ihrer eigenen Biografie gibt Edith Pundt nur ungern etwas preis. Ja, sie hat vier Kinder, auf die sie stolz ist, sagt sie. Und dass sie schon als 18-Jährige an der Hochschule für Künste in Bremen studiert Nebenan korrespondieren Arbeiten von hat und später dorthin zurückgekehrt ist. Und dass sie trotz ihrer Nähe zur Konzept- lichtem Grün miteinander. „Farbuntersukunst immer Wert auf die Sinnlichkeit ihrer chungen“ heißt eine Serie, in der sie testet, wie sich AquarellWerke gelegt hat. Vorbilder? „Ich liebe es, wenn Arbeiten nicht pfützen beim TrockAls Wolfgang Bayer, Geschäftsführer nen verändern, wie Ja. Künstlerin- sofort zu entschlüsseln sind.“ des Bauindustrieverbands, das Atelier sie stumpf oder glännen wie Louise der Künstlerin in einem Altbremer Haus zend werden, dunkel oder licht. MiniaturBourgeois und Maria Lassnig sind für sie besucht, ist er kurz entschlossen: „Die kleine Farbwolkenfenster, die sie – wie so Mutmacherinnen gewesen, weil sie ungeSpannbreite ihres Werks von handgeoft – grafisch anordnet. achtet von Erfolg oder Misserfolg um ihre schöpften Papierobjekten bis zu ihren Kunst gekämpft haben. Videoarbeiten beeindruckt mich. Ich habe Und dann ihr wandfüllendes „Grasstück“. das gesehen und entschieden: Das müssen Edith Pundt experimentiert in viele RichAuf einer alten Bohrinsel am Dollart entwir ausstellen. Punkt.“ Wie die Kunsthalle tungen. Pappen mit geprägten Buchstaben deckt sie eines Tages dieses Stück Rasen, Bremen will der promovierte Jurist sein freigegeben von der Flut, dessen Grün ordnet sie wie ein Kreuzworträtsel an. In Haus den neuen Medien öffnen. schlaflosen Nächten schreibt sie Texte ab, sich auf den bemoosten Betonsteinen einen Text über den nächsten, so lange, bis wiederholt. Sie fotografiert es, bearbeitet Zentrales Werk der Ausstellung ist die das Ganze am Computer, macht daraus die Schwärze der Buchstaben die Energie Videoprojektion „Das Double (Max Beckeine 18-teilige Arbeit. „Fragmente, die ein des Geschriebenen transportiert. Ein anmann)“. Jeweils für eine Zigarettenlänge deres Mal legt sie in Plastik eingeschweißte Großes ergeben“, nennt die Künstlerin hatte Schauspieler Mateng Pollkläsener in Zitate auf den Boden einer Galerie und das. Dabei wirkt das Gewirr aus grünen der Pose des kantigen Beckmann posiert, wartet, ob Besucher drauftreten oder sich Halmen so präsent, dass man mit der Hand elegant, im Anzug. Fast möchte man bei bücken, um sie zu lesen. Und dann wieder darüber streichen möchte. diesem Werk an eine Reproduktion des Haus der Bauindustrie in Bremen, schreibt sie – im Video aufgezeichnet – Beckmann-Gemäldes denken, zumal die Bürgermeister-Spitta-Allee 18 Wörter in den Sand, die von der Gischt Künstlerin ihr Video in einen Bilderrahfortgespült werden: „Ich liebe es, wenn Ar- Montag bis Donnerstag 10-16 Uhr men projiziert. Dann ein Augenschlag und beiten nicht sofort zu entschlüsseln sind.“ www.bauindustrie-nord.de
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KUNST Ausstellungen
KUNSTWERKE Künstler-Sticker
Berserker
Können Sticker Kunst sein? Ja. Das Museum Weserburg in Bremen würdigt sie in der Ausstellung „Sticker in der Kunst: Vom Aufkleber in der Mail Art über Streetart bis zum Sticker Award“. Die Stickershow gliedert sich in zwei Teile. Zum einen hat die Dresdener Künstlerinitiative einen Raum mit dem gepflastert, was sie weltweit ausgewählt hat für den „International Sticker Award“. Daneben präsentiert die Weserburg Schätze aus eigenem Besitz, angefangen bei den wilden 60er Jahren. Zu den bekanntesten Klebekunstwerken der Pop-Art zählt Andy Warhols Bananen-Sticker auf einem Plattencover von 1971. „Peel slowly and see“, so die eindeutig doppeldeutige Anleitung dazu.
In Norddeutschland war noch nie so viel Haberpointner zu sehen wie jetzt. Das Gerhard-Marcks-Haus zeigt – in Kooperation mit der Landesgalerie Linz – die Einzelausstellung „Der Haken der Bildhauerei – Skulpturen von Alfred Haberpointner“. Der Bildhauer, 1966 in Salzburg geboren, hat sich früh von der naturalistischen Kunst, wie sie in der Alpenregion Tradition hat, befreit und geht vom Material Holz aus. Nachdem er die Rinde entfernt hat, beginnt die Arbeit mit Hacken, Sägen, Hämmern, Bohren, aber auch mit glühenden Stiften und Brenneisen. Solange schindet er die Oberfläche, bis sie seine Handschrift trägt.
Kuratorin Bettina Brach hat zudem den gelben Aufkleber „Vorsicht Kunst!“ ausgewählt, mit dem Klaus Staeck Anfang der 80er Jahre vor Explosivem warnt. Auch USKonzeptkünstlerin Jenny Holzer hat einige ihrer Botschaften auf Stickern verbreitet: „Dass Macht missbraucht wird, ist keine Überraschung.“ Robert Watts „Parking Meter Sticker“ lässt sich trefflich auf Parkuhren kleben. Der Reiz dabei: Solche Kunstwerke, relativ billig in großer Stückzahl herzustellen, lassen sich mühelos verbreiten: über Briefe, Kunstaktionen, Zeitschriften oder aber auf der Straße, die so zum demokratischen Abenteuerspielplatz wird. Bis 5. Februar 2012. Weserburg Bremen.
In Bremen sind jetzt Werkgruppen der vergangenen 20 Jahre zu sehen. Darunter überlebensgroße Köpfe, die er zu Gruppen ordnet: ein raumfüllendes Ensemble, abstrakt und gegenständlich zugleich. Hände sind auszumachen, zudem abgerundete, mit Nägeln übersäte Objekte, die das Kuratorenteam als „Metalligel“ bezeichnet. Bei anderen Holzobjekten hat der Bildhauer die Metallnägel bis zum Anschlag ins Holz getrieben, das sie jetzt wie ein Mantel aus schimmernden Fischschuppen umfangen. Nebenan sind Wandobjekte installiert, die Haberpointner mit gezielten Axtschlägen bearbeitet hat: „gehackte Bilder“, die gehängt sind wie mittelalterliche Altartafeln. Bis 26. Februar. Gerhard-Marcks-Haus Bremen. Katalog 27 Euro.
KUNST Ausstellungen 59
Exklusive Einrichtungen
Text: Sabine Komm
Voll abgefahren!
Der Besessene
„Voll abgefahren!“ heißt die Mitmach-Ausstellung, die das Focke-Museum vom Grazer Kindermuseum „Frida und Fred“ übernommen hat. Das Projekt passt nach Ansicht von Museumsdirektorin Frauke von der Haar perfekt zu Bremen als Raumfahrt-, Autound Fahrradstadt: „Hier kommen die Besucher allem auf die Spur, was sich zwischen Himmel und Erde bewegt.“ So können Kinder und Jugendliche mit einem Rollbrett unter ein Auto gleiten, um Auspuff, Achse und Aufhängung der Räder zu untersuchen. In einem Windkanal ist zu erfahren, warum windschnittige Autos schneller fahren als Kastenwagen. In Werkstattlaboren lassen sich Fahrradbremse und Dynamo studieren. Und die aus Papier gebaute Rakete darf ins All geschossen werden.
Wie kein anderer Künstler zuvor lässt Max Klinger (1857-1920) das Publikum an seinen Obsessionen und erotischen Fantasien teilnehmen. Leidenschaft, Eifersucht, Verrat sind seine Themen. Die schicksalhafte Spannung zwischen den Geschlechtern steht im Mittelpunkt der Ausstellung „Das Drama um Mann und Weib: Grafische Zyklen von Max Klinger“ im HorstJanssen-Museum Oldenburg. Auf zwei Ebenen sind 80 Arbeiten aus dem Bestand des Stadtmuseums Oldenburg zu sehen. Darunter die Serie „Ein Handschuh“, ein eigenwilliges Traum-, Sehnsuchts- und Verdrängungsstück, das den Symbolisten aus Sachsen berühmte machte. Ein Blatt zeigt, wie sich der unglücklich verliebte Künstler im Bett wälzt, über ihm der Handschuh. In einer anderen Radierung stößt eine Frau den Liebhaber mit dem Fuß weg. In einer anderen Radierung hat Adam seine Eva wie einen Sack geschultert, um sie aus dem Paradies abzutransportieren.
Nebenan können Kinder Koffer packen, etwa für Ida Pfeiffer (1787-1858), zu ihrer Zeit eine Pionierin, weil sie vier Kontinente bereiste und als erste Europäerin das Innere der Insel Borneo durchquerte. US-Flagge und Raumfahrtanzug gehören in den Koffer von Astronaut Neil Armstrong, der als erster Mensch den Mond betrat. Als sicher gilt, dass auch bei der Bremer Station dieser Wanderausstellung nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene in die Experimentierwelt mit elektrischen Motoren, animierten Skelettfiguren und interaktiven Videos eintauchen werden. 11. Dezember bis 15 April. Focke-Museum Bremen
Geprägt hat Klinger seine langjährige Lebensgefährtin Elsa Asenijeff, eine Frauenrechtlerin, die sich mit der sexuellen Unterdrückung durch den Mann auseinandersetzte. „Ich finde ihn ungeheuer modern in seiner Zeit“, sagt Museumsleiterin Jutta Moster-Hoos. Sie spricht von einem „Künstlerkünstler“, auf den sich Edvard Munch, Käthe Kollwitz, Max Beckmann und viele Surrealisten bezogen haben. Bis 19. Februar. Horst-Janssen-Museum Oldenburg. Katalog.
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KINO Der Gott des Gemetzels
KINOTIPPS
Schlacht im Wohnzimmer „Der Gott des Gemetzels“ von Roman Polanski „Die Hölle, das sind die anderen“ schrieb Jean-Paul Sartre einmal und es ist sicher kein Zufall, dass heute mit Jasmina Reza eine Französin Theaterstücke schreibt, die diesen Kernsatz in immer neuen Variationen bestätigen. In „Gespräche nach einer Beerdigung“, „Kunst“ oder „Drei Mal Leben“ sind es immer wieder gebildete Bürgerliche, die sich Schlachten in ihren fein möblierten Wohnzimmern liefern. Der Anlass ist meist nichtig; man muss an Loriot denken, der nur ein schief hängendes Bild gerade rücken will und so das totale Chaos auslöst. Schnell werden Höflichkeiten mit versteckten Beleidigungen gespickt und die Sätze der anderen (oft absichtlich) missverstanden. Freunde und Ehepartner drehen einander die Worte im Mund herum und im letzten Akt stehen dann alle vor dem Scherbenhaufen ihrer Beziehungen und Freundschaften. Zur Tragik reichen diese kleinlichen Streitereien nicht, und so sind die Stücke von Reza Komödien voller Widerhaken. Die meisten im Publikum werden in zumindest einer Figur des Schauspiels zu viel von sich selber erkennen, um wirklich herzhaft lachen zu können, und dieser Widerspruch macht zu einem großen Teil den Reiz von Rezas Dramen, Romanen und Drehbüchern aus. Ihr neuestes Stück „Der Gott
des Gemetzels“ hatte 2006 seine Uraufführung in Zürich und wurde 2009 von Werner Schneyder am Bremer Theater inszeniert, wo es immer noch auf dem Spielplan steht. Roman Polanski teilt mit Reza die pessimistische Weltsicht und den scharfen, manchmal an Zynismus grenzenden Witz. Wenn zwei Künstler so gut zueinander passen, wird ihre Zusammenarbeit entweder eine Katastrophe voller kleinlicher Rivalitäten (sprich ein Szenario im Stil von Reza) oder ein großer Wurf. Hier haben beide zusammen das Drehbuch geschrieben und Polanski ist nun endlich der Film gelungen, der ihm schon 1976 mit dem misslungenen „Der Mieter“ vorgeschwebt haben muss. Aber „Carnage“ (so der englische Originaltitel) ist ebenfalls mit jedem Satz und jeder Stimmung Jasmina Rezas Film, und dies obwohl er in Englisch mit amerikanischen Schauspielern gedreht wurde und (wie schon die Inszenierung am Broadway) nicht mehr in Paris, sondern in Brooklyn spielt. Der Film beginnt (und endet) mit Außenaufnahmen von einem Spielplatz, wo ein elfjähriger Junge einen anderen verprügelt. Die Eltern des Opfers laden nun die Eltern des Schlägers ein und in den ersten Minuten scheinen sich alle schnell einigen zu können. Als „vernünftige“ Erwachsene versuchen sie souverän mit der Sache umzugehen. Nancy und Alan Cowen geben sofort die Schuld ihres Sohnes zu, Penelope und Michael Longstreet sind scheinbar zufriedengestellt. Man ist ausgesucht höflich zueinander, nur Alan wird ständig
auf dem Handy angerufen. Er ist ein erfolgreicher Anwalt und scheint seine Prozesse per Fernbedienung zu führen. Michael ist Vertreter für Toilettenspülungen und zunehmend von der herablassenden Art seiner Gäste genervt, verbirgt dies aber durch sein joviales Verhalten. Doch auch die beiden Frauen sind einander nicht grün. Bald werden aus den versteckten Beleidigungen offene Feindseligkeiten und die vier bekämpfen sich virtuos mit Worten, wobei die Front nicht immer zwischen den beiden Paaren verläuft. Eine gute Stunde lang bleibt der zügig inszenierte Film in der Wohnung bei den vier Protagonisten. Es gibt keine Zeitsprünge und diese im Kino eher unübliche Einheit von Raum und Zeit ist natürlich dem Ursprung des Dramas geschuldet. Dennoch wirkt „Der Gott des Gemetzels“ nie wie abgefilmtes Theater. Stattdessen hat Polanski hier so gelassen Regie geführt, dass man bei der Leichtigkeit seine Virtuosität fast übersieht. Jodie Foster gibt die linke Zicke, Kate Winslet die Luxushausfrau, John C. Reilly den Gemütsmenschen und Christoph Waltz den Westentaschen-Machiavelli. Man merkt ihnen den Spaß an, mit dem sie sich gegenseitig an den Kragen gehen. Für Waltz ist dies nach dem Oscar für „Inglourious Basterds“ die erste gute Rolle im internationalen Kino. Er gibt wieder den arroganten Buhmann, und so freut man sich diebisch darüber, wenn er ein einziges Mal völlig aus der Fassung gerät, weil sein Handy in einer Blumenvase versinkt. Kinostart: 24. November
KINO Jane Eyre
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Wohliges Schauern „Jane Eyre“ von Cary Joji Fukunaga Voller Angst flieht eine junge Frau aus einem düsteren Herrenhaus. Sie läuft durch Sturm und Wind durch ein ödes Moor, verirrt sich an einem Kreuzweg, bricht auf einer Bergkuppe zusammen und erreicht schließlich völlig durchnässt und erschöpft ein einsam gelegenes kleines Haus. Besser kann ein viktorianisches Melodram kaum beginnen, auch wenn all jene, die „Jane Eyre“ von Charlotte Bronte gelesen haben, sich zuerst darüber wundern werden, dass der Film mit einem Höhepunkt aus der zweiten Hälfte des Buches anfängt. Der amerikanische Regisseur Cary Joji Funkunaga macht von der ersten Einstellung an klar, dass er sich nicht vom Nimbus des viktorianischen Klassikers einschüchtern ließ. Stattdessen erzählt er konsequent filmisch und versucht, die Zuschauer gleich in den ersten Minuten mit einer leidenschaftlichen Szene zu packen, in der man von Anfang an Angst um die verwirrte, junge Heldin Jane Eyre haben muss. Alles was ihr bis zu diesem entscheidenden Moment zugestoßen ist, wird im Laufe des Films in Rückblenden erzählt. Durch diesen Kunstgriff ist es auch möglich, unauffällig vieles aus dem langen Roman wegzulassen. Die Kenner bemerken natürlich die Leerstellen, aber Cary Joji Fukunaga erzählt so ökonomisch und geschickt, dass der Film mit 121 Minuten kaum Überlänge hat und dennoch eine in
sich stimmige und komplexe Geschichte zeigt, die der Vorlage gerecht wird. Jane Eyre (Mia Wasikowska) kommt als Waise nach dem Tod ihrer Mutter in die Familie ihrer Tante (Sally Hawkins), die sich eher wie die sprichwörtliche böse Stiefmutter aufführt und das kluge und mutige Mädchen so schnell wie möglich in ein Internat schickt, wo die strengen Lehrer vergeblich versuchen, durch grausame Strafen ihren Willen zu brechen. Janes freudlose Kindheit wird in wenigen Schlüsselszenen abgehandelt, doch sobald die inzwischen 18jährige im Herrensitz Thornfield ankommt, lässt der Regisseur das Melodram durchstarten. Die Gemäuer sind ebenso düster und geheimnisvoll wie der Hausherr Mr. Rochester (Michael Fassbender). Zwischen Jane und dem viel älteren Gentleman entwickelt sich langsam eine widersprüchliche Beziehung voller sexueller Spannungen, die natürlich im viktorianischen Roman nur unterschwellig, dafür aber umso intensiver schwellen. Dass diese schwarze Romantik des 19. Jahrhunderts auch heute noch das Publikum tief bewegen kann, sieht man nicht nur an den vielen Leserinnen des Romans, sondern auch am riesigen Erfolg der „TwilightSaga“, die nur ein dünner Aufguss des viktorianischen Schauerromans ist. Auch dort steht eine tapfere und tugendhafte Heldin im Mittelpunkt und aus Rochester ist inzwischen ein Vampir geworden. Kinostart: 1. Dezember
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KULTURKALENDER
KULTUR TERMINE FORUM
................................................... Bremerhaven
PREMIERENDATEN 15. November 2011 bis 15. Januar 2012
19. 11. 25. 11. 10. 12. 25. 12.
(T) Sergei Vanaev: Giselle. Großes Haus (S) nach Michael Ende: Momo. Großes Haus (S) Jan Neumann: Fundament. Kleines Haus (M) Giuseppe Verdi: La traviata. Großes Haus
................................................... ................................................... Bremen Oldenburg 17. 11. (M) Antonio Bibalo: Fräulein Juli. Kleines Haus 25. 11. (M) Vincenzo Bellini: I Capuleti e i Montecchi. Großes Haus (konzertant)
26. 11. (S) Georg Büchner: Leonce und Lena. Neues Schauspielhaus 3. 12. (M) Franz Lehár: Das Land des Lächelns. Theater am Goetheplatz 15. 1.
(S) AltArmArbeitslos. Theater am Goetheplatz
(Abkürzungen:
Abkürzungen: P = Premiere WA = Wiederaufnahme z.l.M. = zum letzten Mal w.n.a.a. = wenn nicht anders angegeben Terminschluss: 1. November
BREMEN Theater Bremen Tel. 04 21 – 36 53 – 3 33
...................................... Theater am Goetheplatz (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) The Turn of the Screw Nov. 17., 25., 27. (15.30 h); Dez. 11. (15.30 h), 30. Japan zu Gast 25. japanisches Kulturfestival. Nov. 19. Gastspiel Black & White Ballett der Oper Poznan. Nov. 20. (20 h) Die Bremer Stadtmusikanten Nov. 21., 22., 24. (jew. 10 + 12 h); Dez. 2., 6., 7., 8. (jew. 10 + 12 h), 9. (10 h), 12., 13., 14., 15. (jew. 10 + 12 h), 16. (10 h), 18. (11 + 16 h), 19., 20., 21. (jew. 10 + 12 h); Jan. 8. (11 + 16 h) Die Zauberflöte Nov. 26.; Dez. 2., 10. + 16. + 26. (jew. 18 h), 29.
M = Musiktheater, S = Schauspiel, T = Tanztheater)
Das Land des Lächelns Dez. 3. (P), 8., 13., 17., 23. + 25. (jew. 18 h), 28., 31. (15 + 19 h); Jan. 6. Tannhäuser Dez. 4. (17 h), 22. (18 h); Jan. 7. (18 h) Der Gott des Gemetzels (WA) Dez. 7., 15., 21. (18 h) AltArmArbeitslos Jan. 15. (18 h/P)
...................................... Neues Schauspielhaus (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Frühlings Erwachen Nov. 17., 20. (18.30 h), 21., 29. (jew. 10.30 h), 28. Hauptsache Arbeit! Nov. 18., 29. Endspiel Nov. 19. Herzrasen Nov. 25. Leonce und Lena Nov. 26. (P), 30. In einem Jahr mit 13 Monden Nov. 27. (18.30 h)
Genial Dez. 16. (18 h) Geheim Dez. 21. (10.30 h)
...................................... Brauhauskeller (Beginn, w.n.a.a.: 20.30 h) Die Bürgschaft Nov. 17. (P), 23., 25., 30.; Dez. 22. Ulrike Maria Stuart Nov. 19., 27. (19 h) Das Geheul Nov. 20. (19 h) Kleist! Lesung. Nov. 21.
...................................... Glocke
Tel. 04 21 – 33 66 99 (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) 5nachsechs Werke von Joseph Haydn. Friederike Westerhaus & Markus Poschner; Bremer Philharmoniker. Nov. 15. (18.05 h) Wise Guys Nov. 17., 18. Jugend-Sinfonie-Orchester Bremen-Nord . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . und Camerata Instrumentale BremenMoks Nord. Nov. 19. (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Lydie Auvray Nov. 19. (Kleiner Saal) Für ewig und hundertmillionen Tage Nov. Orchester der Musikfreunde Bremen Nov. 15., 16., 18., 22., 23., 24. ( jew. 10.30 h), 26., 20. (19 h) 27. (jew. 16 h) 3. Philharmonisches Kammerkonzert Hagen-Quartett. Nov. 21. Der Messias (WA) Nov. 19.
KULINARISCHES Atlantic Grand Hotel Bremen
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Der liebevoll sanierte „Goldene Saal“ in der Böttcherstraße knüpft an alte Zeiten an
STILVOLL AUS TRADITION
R
ien ne va plus, nichts geht mehr. „Black Jack“ und die „einarmigen Banditen“ sind abgezogen, die Rouletttische verschwunden. Denn das Bremer Spielcasino residiert nicht mehr im Haus St. Petrus in der Böttcherstraße, sondern an der Schlachte.
Gesellschaftsräume wollen wir anknüpfen“, erklärt sie und verweist auf die drei frisch sanierten Säle, deren Einrichtung zielsicher an den Stil der 20-er Jahre angelehnt wurde. Davon zeugen etwa die eleganten Wandpaneele und Kronleuchter im „Goldenen Saal“, die großblumige Tapete im „Scotland-Saal“ oder die edlen StoffUrsula Carl hatte genau darauf gesetzt. Seit bahnen im kleinsten Raum, der aufgrund Bekanntwerden der Umzugspläne des Caseiner Anmutung das „Zelt“ genannt wird. sinos verfolgte die Geschäftsführende Direktorin des benachbarten Atlantic Grand 1,8 Millionen Euro hat der Umbau gekostet. Hotel Bremen den Plan, die frei werdenden Räumlichkeiten in ihr Haus zu integrieren. Erheblich zu Buche schlug dabei der Rückbau der für den Casino-Betrieb installierMehr noch: Sie und die Investoren Kurt ten abgehängten Decken, Wandpaneele Zech und Joachim Linnemann planten oder Elektroanlagen. „Zudem erlebten wir beim Bau des Hotels gleich einen verglasbeim Freilegen der ursprünglichen Räume ten Übergang von der Bredenstraße zum so manche unliebsame Überraschung, was Haus St. Petrus in der Böttcherstraße ein. zusätzliche Kosten verursacht hat“, berichEine Entscheidung mit Weitblick. Denn heu- tet Ursula Carl und erzählt von unbekannte gelangen die Gäste des Hotels bequem ten Elektroleitungen, die unter dem Putz und trockenen Fußes ins Nachbarhaus, wo schlummerten, und von hinter Zwischeneine bremische Institution früherer Tage wänden verborgenen Nischen und Kammern. neu entstanden ist: Der „Goldene Saal“. Jahrzehntelang feierten hier Familien ihre Doch die Mühen haben sich gelohnt: Mulgroßen Feste, dinierten Freundeskreise, tag- tifunktional und mit modernster Technik ten Verbände oder Unternehmen. Eine Traausgestattet und dabei pointiert ergänzt dition, die seit der Eröffnung des Hauses St. durch liebevoll ausgewählte Accessoires Petrus 1926 durch den Bauherrn Ludwig Robieten die durch eine Lounge ergänzten selius gepflegt worden war und mit der CaRäume nun den perfekten Rahmen für grosino-Nutzung der einst vom Architekten Eduard Scotland geplanten Räumlichkeiten ße Tagungen ebenso wie für kleine Familivor gut 30 Jahren ihr vorläufiges Ende fand. enfeiern. „Durch die zusätzliche Fläche von rund 1000 Quadratmetern haben wir unsere Möglichkeiten hinsichtlich der Ausrichtung Die Erinnerung an den „Goldenen Saal“ aber blieb lebendig – auch bei Ursula Carl, von Kongressen, Gala-Events oder auch festdie schon als Kind von den großen Veran- licher Bälle erheblich erweitert“, urteilt Urstaltungen erfuhr, die einstmals hier statt- sula Carl und fügt hinzu: „Jetzt sind wir in gefunden haben. „An diese Tradition der allen Belangen ein echtes ‚Grand Hotel’.“
Ihr besonderer Stolz gilt dem Eingang an der Böttcherstraße, der seine ursprüngliche Doppeltür („Die ist zum Glück all die Jahre aufbewahrt worden“) mit den jugendstiligen bronzenen Klinken wieder erhalten hat. Dahinter führt die aufwändig restaurierte Treppe ins Obergeschoss, wobei die golden glänzende Skulptur der Stadtmusikanten so wie einst den Weg weist. Hier gelangt man auch in die eigens installierte Küche, in der Chefkoch Pierre Wulff „optimale Bedingungen für die Zubereitung erlesener Menüs ebenso wie großer Bankette“ vorfindet. Dabei legt Wulff mindestens so hohe Ansprüche an wie in der benachbarten Küche des Restaurants „alto“ im Grand Hotel: „Unsere Gäste erwarten schließlich Spitzenleistungen, die wir Tag für Tag erbringen wollen.“ Wer sich davon überzeugen möchte, sollte das viergängige Martinsgans-Menü nicht verpassen, das bis zum 23. Dezember serviert wird und neben Gänseleber zum Entrée und dem obligatorischen Braten nebst Rotkohl und Klößen auch eine Consommé mit einer „Maronen-Zigarre“ enthält. Was sich dahinter verbirgt, mag der Chefkoch noch nicht verraten. Doch diese köstliche „Zigarre“ werde auch den strengsten Nichtraucher überzeugen, schmunzelt Wulff, der zudem für die Weihnachtstage einschließlich Heiligabend und Silvester spezielle Menüs und ein Brunch-Angebot vorbereitet.
Atlantic Grand Hotel Bremen Bredenstraße 2, 28195 Bremen Telefon 0421 – 6 20 62-0 www.atlantic-hotels.de
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KULTURKALENDER
..................................... Kultur Forum
Glocke JAZZnights Joshua Redman & Brad Mehldau Trio Nov. 22. Nigel Kennedy Nov. 23. Lex van Someren Nov. 24. (Kleiner Saal) Die Deutsche Kammerphilharmonie Bre(ps) Ganz großer Auftritt für die Mädmen Florian Donderer, Violine; Heinrich chen und Jungen aus der GrundschuSchiff, Dirigent. Nov. 25. le Carl-Schurz-Straße: Am 21. Dezember Weihnachtskonzert Carl-Philipp-Emanuel(18 Uhr) stellen sie beim Familienkonzert Bach-Chor Hamburg; Senta Berger, Lesung; in der „Glocke“ Tschaikowskys „Nusskna- Bei seinem schon traditionellen „ChristHeribert Breuer, Leitung. Nov. 27. (19 h) cker-Suite“ in bunten Bildern szenisch dar. mas Jazz Special“ im Bremer „Moments“ EuropaChorAkademie Göttinger SymphoDie Bremer Philharmoniker spielen unter (26. 12., 20.30 Uhr) wird das Ed Kröger nie Orchester; Joshard Daus, Leitung. der Leitung von GMD Markus Poschner Quintett durch die Sängerin Romy CaNov. 28. (Foto oben). Zudem erzählt Luise Scherf merun (Foto oben) verstärkt. Ein Konzert The Dubliners Nov. 30. die „Nussknacker“-Geschichte von E.T.A. ohne die charismatische Sängerin folgt Glocke Spezial Ute Lemper Original Astor Hoffmann. am 26. 12. (20.30 Uhr) im Wiener Hof Café Piazzolla Band. Dez. 1. (Weberstraße 25). Glocke Ohrwurm „Tango!“ Dez. 1. (18.45 h Im Bremer Wilhelm Wagenfeld Haus ist / kleiner Saal) bis zum 15. Januar 2012 die Ausstellung Das theaterlabor bremen stellt am 7. 1. musica viva Dez. 2., 3., 4. (jew. 15.30 + „Was geht. Best of HfK Design 2011“ zu se- 2012 (19.30 Uhr) mit „Ein Traumspiel“ von 19.30 h) hen. In sieben Themenräumen werden August Strindberg seine nächste Premiere Bremer Philharmoniker Andreas Spering, 70 Projekte aus den Studiengängen Intevor. Spielort: Die Stauerei in der Übersee- Dirigent + Solisten. Dez. 7. Schiller Klangwelten Dez. 8. griertes Design und Digitale Medien der stadt (Cuxhavener Straße 7). Flamencoabend Dez. 9. (kleiner Saal) Hochschule für Künste Bremen gezeigt. Glocke-Lesung mit Musik Dez. 10. (15 h / So etwa ein zukunftsweisendes Verkehrs- Das Theater Alte Molkerei in Worpswede und Mobilitätskonzept, eine Obdachlosen- hat mit Jennifer Hass eine eigene Leiterin kleiner Saal) zeitung oder ein neuartiges Sportgerät na- erhalten. Bisher wurde über die Geschicke Wohltätigkeitskonzert des Bürgerparkmens Nookboard. des Hauses im Bremer „Theaterschiff“ ent- vereins Jugendsinfonietta Bremen; Jugendsinfonieorchester; Kinder- und Juschieden. gendkantorei; Heiner Buhlmann, Leitung. Der vom WDR und Radio Bremen in AufDez. 10. trag gegebene Film „Neue Vahr Süd“ nach Faszinierende Aufnahmen aus der Zeit Jacques Loussier Trio Dez. 11. (17 h) dem gleichnamigen Roman von Sven Redes Wirtschaftswunders enthält ein kleiKibardin Quartett Dez. 11. (kleiner Saal) gener (Foto oben) ist als beste TV-Komöner Kalender mit Borgward-Fotos, der im Godewind Dez. 13. (kleiner Saal) die mit dem Deutschen Comedypreis 2011 Bremer Verlag Peter Kurze erschienen ist Mario Adorf Lesung. Dez. 13. prämiert worden. (11,95 Euro). Besonders beeindruckend: Die Deutsche Kammerphilharmonie BreImpressionen aus der Arbeitswelt mit men Dez. 14., 16., 17. Mehr als 50 internationale Künstler präBorgward-Lastwagen. Martin Schmitt Dez. 14. (kleiner Saal) sentieren beim Bremen-Vegesacker Glocke Backstage Besucherführung. Dez. KUNSTherbst im „Haven Höövt“ (20. 11., „Unterhaltsame, überraschende und un17.; Jan. 14. (jew. 14 h) 11 bis 17 Uhr) aktuelle Werke der Malerei, vergessliche Theatererlebnisse“ wollen Bremer Kaffeehaus-Orchester Dez. 18. Fotografie, Bildhauerei, Grafik, Objekte die Initiatoren des neuen Figurentheaters (15.30 h) 4. Philharmonisches Konzert Bremer und Medien-Kunst. Der Eintritt ist frei. „Mensch, Puppe!“ ihren Besuchern bePhilharmoniker; Andrea Marcon, Dirigent scheren. Seit Anfang November wird die + Solisten. Dez. 18. (11 h), 19. Bühne im Theaterkontor in der Schildstraße 21 im Bremer Viertel bespielt. Clau- Glocke Ohrwurm „So schön und (Mo)zart“ Eintragungen in den dia Spörri, Jeannette Luft und Leo Mosler Dez. 18. (10.45 h / kleiner Saal) foyer-Kulturkalender nur Kinder-Musical Aschenputtel Moskauer – dem Publikum aus vielen anderen Zu5 Euro pro Zeile zzgl. MWSt Staatstheater. Dez. 20. (17 h / kleiner Saal) sammenhängen bekannt – sind mit fünf Glocke Familienkonzert Bremer PhilharKontakt Premieren für Kinder und Erwachsene, moniker Markus Poschner. Dez. 21. (18 h) Roland Verlag Gastspielen und musikalischen ProgramNDR-Sinfonieorchester Christian TetzTelefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 men in ihre erste Spielzeit gestartet. laff, Violine; Christoph Eschenbach, Diriinfo@rolandverlag.de gent. Dez. 22. „4734 Peanuts“ lautet der Titel eines Tanzduetts, das Ziv Frenkel, bekannt aus dem Bremer Tanztheater und jetzt im Ensemble von „steptext dance project“, mit Valentí Rocamora i Torà in der Bremer Schwankhalle vorstellt. Termine: 8./9. 12., jeweils 20 Uhr.
KULTURKALENDER
Der Kaufmann von Venedig Dez. 9., 16., 27. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Timon aus Athen Dez. 10., 30. THEATRIUM Figurentheater Mario und der Zauberer Dez. 22. (13 + Hans-BĂśckler-Str. 9 19.30 h) (ehem. Volkshaus-Casino) Spielort Kulturbahnhof Nord Tel. 04 21 â&#x20AC;&#x201C; 32 68 13 Nils Holgersson Nov. 15., 22., 29. (jew. 16 Verlorene LiebesmĂźh Dez. 1., 2. h), 19., 20., 26., 27. ( jew. 15 h); Dez. 6., 8., Spielort Gut Varrel 20., 22. (jew. 16 h), 3., 4., 17., 18., 24., 26. Verlorene LiebesmĂźh Dez. 3., 4. (18 h) (jew. 15 h); Jan. 3., 17., 31. (jew. 16 h), 7., 8., Spielort BĂźrgerhaus 14., 15., 21., 22. (jew. 15 h) Hemelingen Sterntaler Dez. 10., 11. (jew. 15 h), 13., 15. Lesung mit Peter LĂźchinger (jew. 16 h) (jew. 16 h) Dez. 11., 18. Prinz Eselsohr Dez. 27., 28., 29., 30. (jew. 16 h), 31. (15 h) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mascha KalĂŠko â&#x20AC;&#x201C; Träume, die auf Reisen theaterlabor bremen fĂźhren Dez. 10. (20 h) in der Stauerei im Ă&#x153;berseehafen, CuxhaDer Alchimist Dez. 17. (20 h) vener Str. 7 Ein Traumspiel von August Strindberg Jan. 7. (P), 12., 13., 14. (jew. 19.30 Uhr)
...................................... bremer shakespeare company Tel. 04 21 â&#x20AC;&#x201C; 50 03 33 (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Spielort Landgericht/ Schwurgerichtssaal â&#x20AC;&#x17E;Was verstehen wir Frauen schon von Politik?â&#x20AC;&#x153; Nov. 15., 22.
Spielort Kulturzentrum Lagerhaus Shakespeare, MĂśrder, Pulp & Fiction (jew. 20 h) Nov. 16., 20., 30.; Dez. 14., 18.
Spielort Concordia Hamlet Nov. 18.; Dez. 2., 3., 15., 28. Verlorene Liebesmßh Nov. 19.; Dez. 1., 31. (16 + 21 h) Caliban (jew. 10 h) Nov. 21., 22., 23., 28., 29., 30.; Dez. 5., 6., 7., 13., 14., 19., 20. Macbeth Nov. 24. Viel Lärm um nichts Nov. 25.; Dez. 26. Ende gut, alles gut Nov. 26.; Dez. 17., 29. Kabale und Liebe fßr zwei Nov. 30.; Dez. 1. (17 + 19.30 h), 21. (10 h)
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Chinesische Laterne (An der Wiese) # !
Kammerorchester der Neuen Philharmonie Hamburg Dez. 25. (kleiner Saal) â&#x20AC;&#x17E;Fire of Georgiaâ&#x20AC;&#x153; Georgisches National Ballett. Dez. 28. (19 h) Brass Band Berlin Dez. 29. Klassische Philharmonie NordWest Dez. 31. (17 + 20 h / kleiner Saal) TfN Philharmonie Werner Seitzer, Dirigent + Solisten. Dez. 31. (18 h) Bremer Kaffeehaus-Orchester Jan. 1. (15.30 + 19.30 h / kleiner Saal)) musica viva Jan. 1. (15 + 18.30 h) Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys Jan. 4. Belcanto Opern Gala Jan. 5. Wiener Operetten Gala Jan. 6. Blechschaden Jan. 7. Die Nacht der Musicals Jan. 11. Wann darf ich klatschen? Daniel Hope, Violine; Sebastian Knauer, Klavier; Martina Gedeck, Rezitation. Jan. 13. Wiener Klassik Klassische Philharmonie Bonn; Heribert Beissel, Leitung. Jan. 14. Glocke Kindertag Jan. 14. (9.30 h) Glocke Ohrwurm â&#x20AC;&#x17E;HĂśllisch gutâ&#x20AC;&#x153; Jan. 15. (10.45 h / kleiner Saal) 4. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker; Mario Venzago, Dirigent + Solisten. Jan. 15. (11 h), 16., 17. The Ukulele Orchestra of Great Britain Jan. 15.
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...................................... .................................... ...................................... Moments DKV-Residenz Kulturkirche St. Stephani Vor dem Steintor 65 www.kulturkirche-bremen.de in der Contrescarpe www.club-moments.de (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Jazzmoments Box on the Ear Konzert/Lesung. Nov. 25. (21 h) Eric Andersen Nov. 28. Jazzmoments Nordic Walking Julian Fischer u.a. Nov. 30. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . The Fairies Dez. 2. Jazzmoments Two Jazz Peggy JaGerhard-Marcks-Haus nauscheck und Udo Janoske. Dez. 7. Am Wall 208, Tel. 04 21 – 32 72 00 Kogge Pop präsentiert Miss Li Dez. 9. www.marcks.de Di-So 10-18 h (20.30 h) Der Haken der Bildhauerei Skulpturen von The Art Commentators Dez. 14. Alfred Haberpointner. Bis 26. Febr. 2012 Jazzmoments Ed Kröger Jazz am 2. WeihWolfgang Kuhle Torsi. Bis 26. Febr. 2012 nachtstag. Dez. 26. Kunst im Pavillon: Ilze Orinska „ApiariJazzmoments Jahresausklang mit dium“. Bis 15. Jan. 2012 versen Bremer Jazzern. Dez. 30. Jazzmoments Jasper van’t Hof Pili Pili. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan. 15. Tel. 04 21 – 3 22 90 Weltklassik am Klavier Regentropfenprelude & Jeux d’Eaux Mit Haiou Zhang. Nov. 27., 17 h Schubert – Ave Maria! Mit Anna Tyshayeva. Jan. 1., 17 h
swb-Kundencenter Sögestraße/Am Wall
Tel. 04 21 – 83 11 41 (LeseArt) Tel. 04 21 – 4 49 08 (energiejazz) Tel. 04 21 – 34 31 70 (bremer hörkino) LeseArt (19 h): Nov. 17.: Markus Schrader über Kleist Dez. 8.: Dr. habil. Ingelore Ebberfeld: Vom Kuss und Küssen hörkino (20 h): Nov. 2.: „Liebe und andere Zwischenfälle“ Vom Erwachsenwerden mit Down-Syndrom. Von Helmut Kopetzky Dez. 12.: „Letzte Fahrt ins Spielzeugland“ von Jens Schellhass energiejazz (20.15 h – jetzt in der Lemon Lounge, Am Wall 164) Dez. 8.: Organoize – Modern Groove Jazz mit B3
Eintragungen in den foyer-Kulturkalender nur 5 Euro pro Zeile zzgl. MWSt Kontakt Roland Verlag Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 info@rolandverlag.de
...................................... Mensch, Puppe! Das Bremer Figurentheater. Schildstraße 21, Tel. 0421 – 79 478 292 www.menschpuppe.de 10 Jahre „Toujours la Piaf“, Nov. 26. (20 h), 27. (18.30 h) „Dumme Augustine“ Dez. 4. (P/15 h).
...................................... Café K Rotes Kreuz Krankenhaus tägl. 7.15-19.30 h Distanz halten Bildräume und Zeitgeschichten von Eugenia Gortchakova und Amir Omerovic. Bis 31. Jan. 2012
...................................... steptext dance project Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112 Tel. 0421 – 700 141 Trialog Musik, Video, Performance von Kyungwoo Chun, Kunsu Shim und Gerhard Stäbler. Nov. 18. (20 h) Morfeo – I Have A Dream Tanztheater von steptext dance project & young artists. Nov. 25. bis 27., 30.; Dez. 1. (jew. 20 h)
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Der andere Advent: Musik von Benjamin Britten Kantorei St. Stephani; Kammer Sinfonie Bremen + Solisten; Dirigent: Tim Günther. Nov. 27. The Songs of John Dowland Trio Extempore + Solisten. Dez. 3. Vernissage „Völlig losgelöst – astronomische Zeiträume“ Sternenprojektionen und Klanginstallation von Jörn Schipper. Dez. 7. (19 h) Benefizkonzert der Bremer Philharmoniker Dez. 11. (17 h) Istanbul Kulturgeschichtlicher BilderVortrag von Klaus Kirmis. Dez. 14. (19.30 h) Advents- und Weihnachtsmusik bei Kerzenschein und Punsch. Bläserchor des Ev. Posaunenwerkes Bremen, Leitung: Rüdiger Hille; Kantorei St. Stephani; Orgel und Leitung: Tim Günther. Dez. 16. „Alte Weihnachtslieder neu“ Berliner Solistenchor; Leitung und Arrangements: Christian Steyer. Dez. 18. „Clarinet Colours“ Die „sprechende Klarinette“. Helmut Eisel, Klarinette; Michael Marx, Gitarre/Stimme; Stefan Engelmann, Kontrabass. Jan. 14.
...................................... Untere Rathaushalle www.weihnachtsausstellung-bremen.de Tägl. 11-19 h Weihnachtsausstellung Bremer Kunsthandwerker 7. bis 23. Dez. 2011
...................................... Overbeck-Museum Tel. 04 21 – 66 36 65 Tägl. 11-18 h außer Mo „Bilder aus Worpswede“ Bis 15. Jan. 2012
...................................... Kulturbüro Bremen Nord Tel. 0421 – 65 48 48 www.kulturbuero-bremen-nord.de (Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Gustav-Heinemann-Bürgerhaus Herr Holm Dez. 17.
KITO Michael Kaeshammer Nov. 17. Sebastian Schnoy Nov. 18.
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Ensemble Benares Nov. 19. Cyminology Nov. 25. Paul Kuhn Nov. 27. Blues Company Dez. 9. Hans Scheibner Dez. 14. Sarah Kaiser Dez. 16. Anny Hartmann Jan. 14. Franz Schuberts Winterreise Jan. 15.
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . OLDENBURG Worpsweder Kunstverein ...................................... Das Blaue Haus, Tel. 04792 - 2482 Oldenburgisches Staatstheater Fr-So 11-18 h
Tel. 04 41 – 22 25 111 Halle 10, Fliegerhorst (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Die Zauberflöte Nov. 16.; Dez. 1., 3., 7., 14., KUBA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17., 25., 27., 31.; Jan. 5. Ausbilder Schmidt Nov. 19. Anna Karenina Nov. 17., 18.; Dez. 2., 9., 15.; Bremervörde Andreas Rebers Nov. 25. Jan. 8., 14. Tourist-Info: Tel. 0 47 61 – 98 71 42 Libretto Fatale Nov. 26. Aida Nov. 19.; Dez. 6., 10., 21.; Jan. 7. Ratssaal Mark Britton & Krissie Illing sind NickeMirage Nov. 20. (15 h), 29.; Dez. 8., 16., 23., 28. Symphoniekonzert mit der Jungen Phillodeon Dez. 3. Song of my Life Nov. 24.; Dez. 5., 19., 20., „Der unglaubliche Heinz“ Gröning Dez. 10. harmonie Köln Jan. 13. (20 h) 26., 30.; Jan. 11. I Capuleti e i Montecchi (konzertant) Nov. ...................................... 25. (P); Dez. 11., 22., 29.; Jan. 15. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kunstschaufenster HAVEN Familienkonzert Caixa Nov. 26. (16 h) Delmenhorst HÖÖVT Vegesack Schlagwerk Nordwest Nov. 26. (18.30 h) Wind Wasser und Mee(h)r Arbeiten von Nordwolle Delmenhorst Der Norden trommelt Nov. 26. (21 h) Bärbel Kock mit regelmäßig wechselnden Nordwestdeutsches Museum für IndusDie unendliche Geschichte Nov. 27. (16 Künstlern. 9.30 – 20 h h/P), 28., 29. (jew. 10 +12.30 h), 30. (10.30 trie-Kultur h); Dez. 3., 4., 10., 16. (jew. 11.30 h), 5., 12., Am Turbinenhaus 10-12, Tel.: 0 42 21 – 29 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 8-20 13., 19., 20. (jew. 10 + 12.30 h), 7., 8., 15. (jew. 11 h), 9. (10.30 h), 14., 21. (jew. 10 h), Haven Höövt Vegesack „Quilt Art Selected“ Internationale Textil18. (11.30 + 15 h), 26. (12.30 h) KUNSTherbst im HAVEN HÖÖVT kunst. Bis 5. Febr. 2012 Gastspiel Walter Sittler Nov. 28. Zum elften Mal präsentieren mehr als 50 Öffnungszeiten: Di-Fr + So 10-17 h, Mo + Benefiz-Gala Dez. 4. internationale Künstler aktuelle Werke Sa geschlossen Neujahrskonzert Jan. 1. (17 h), 2. der Malerei, Fotografie, Bildhauerei, GraMozart Group Neujahrskonzert Jan. 8. fik. Objekte und Medien-Kunst bei freiem (11.15 h) Eintritt. Nov. 20. (11 – 17 h) Ausstellung Heinz Mutterlose. Nov. 20.(14h) , bis 19.01.12
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...................................... ...................................... ...................................... Kleines Haus Exerzierhalle Spielraum (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Biedermann und die Brandstifter Nov. 16., 23., 30.; Dez. 6., 15., 23. Fräulein Julie Nov. 17. (P); Dez. 8., 16., 28.; Jan. 4. (z.l.M.) Kammerkonzert Nov. 20. (11.15 h) Konzert Ventapane Quartett Nov. 20. Niederdeutsches Schauspiel Faust Nov. 21., 26.; Dez. 2., 9., 17.; Jan. 8. (15 h) Der kleine Vampir Nov. 23., 29., 30. (jew. 10 h); Dez. 1., 13., 14., 15., 19., 20. (jew. 10.30 h), 7., 8. (jew. 10 h), 11. (11.30 h), 26. (11 h) Ketzer Nov. 24.; Dez. 10., 30. Demian Nov. 25.; Dez. 4., 11., 29.; Jan. 7., 13., 15. Konzert Ingolf Wunder, Klavier. Nov. 27. (11.15 h) Sweet Sugar Swing Dez. 1., 19., 20. Tartuffe Dez. 3., 14., 22., 31. (15.30 + 20 h) Kammerkonzert Dez. 4. (11.15 h)
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Niederdeutsches Schauspiel My Name is Peggy Nov. 17., 26., 27.; Dez. 1., 3. (16 + 20 h) Niederdeutsches Schauspiel Goot gegen Noordwind Nov. 19. (P), 23., 25.; Dez. 2., 9., 14., 16., 22., 26. Zu zweit bin ich eine Katastrophe Nov. 20., 22. Extra-Nacht Ghost Radiation Nov. 23. (22.30 h) Klangpol Im Dialog Nov. 29. Full Body (UA) Jan. 13.
Wir alle für immer zusammen Nov. 15. (10.30 h), 21., 22., 25. (jew. 11 h), 24. (10 h), 27. (11.30 h) Ein Schaf fürs Leben Dez. 5., 7., 8., 12. (jew. 10.30 h), 6., 11., 13., 14., 16. (jew. 11 h), 9., 15. (10 h), 18. (16 h)
...................................... Oldenburger Kunstverein Tel. 04 41 – 27 109 www.kunstverein-oldenburg.de Stephen Suckale across the dark metropolis. Bis 8. Jan. 2012
...................................... Offizierscasino, Fliegerhorst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Landesmuseum für Kunst Der Kirschgarten Nov. 19., 25.; Dez. 4., 7., und Kulturgeschicht e 16., 29. Oldenburg, Schloss Tel. 04 41 – 2 20 73 00 www.landesmuseum-oldenburg.niewww.landesmuseum-oldenburg.nie dersachsen.de Di-Fr 9-17 h, Do 9-20 h, Sa-So 10-17 h Der zweite Aufbruch in die Moderne Expressionismus – Bauhaus – Neue Sachlichkeit. Bis 29. Jan. 2012. Prinzenpalais Alte Meister neu gesehen Variationen in Fläche und Raum. Studierende des Faches Kunst und Medien interpretieren Gemälde aus dem Augusteum. Bis 15. Jan. 2012. Schloss
...................................... Landesmuseum Natur und Mensch
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Tel. 04 41 – 92 44-300 www.naturundmensch.de Di-Fr 9-17 h, Sa & So 10-18 h Sonderausstellung „O, schaurig ist’s, übers Moor zu gehen“ 220 Jahre Moorarchäologie. Bis 26. Febr. 2012
...................................... Horst-Janssen-Museum Tel. 04 41 – 2 35 28 91 www.horst-janssen-museum.de Di-So 10-18 h Das Drama um Mann und Weib Radierzyklen von Max Klinger. 25. Nov. 2011 bis 19. Febr. 2012
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BREMERHAVEN
...................................... ...................................... Stadttheater Bremerhaven Palais Rastede Tel. 0 44 02 – 8 15 52 www.palais-rastede.de Mi-Fr + So 11-17 Uhr u.n.V. „Blick nach draußen“ Kunstpreis 2011 der Gemeinde Rastede. Bis 18. Dez.
...................................... Theater Orlando Zimmertheater im Palais Tel. 0 44 02 – 59 88 20 www.theater-orlando.de Belvedere Ein psychologisches Spiel von Ana-Maria Bamberger. Nov. 16. (P/20 h), versch. Termine bis April 2012
Tel. 0471 – 49 00 1
Großes Haus (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Die Katze auf dem heißen Blechdach Nov. 17.; Dez. 3. Giselle Nov. 19. (P), 25.; Dez. 10. 14.; Jan. 13. Crazy for you Nov. 26.; Dez. 1., 9., 13. (15 h), 15.; Jan. 8., 14. (jew. 15 h) Momo Nov. 27. (15 u. 17 h), Dez. 11. (11, 15 u. 17 h), 17. (11.30 h), 18. (11, 15 u. 17 h) Faust Nov. 30.; Dez. 30.; Jan. 5., 12. Das Nussknackerspiel Dez. 4. (18 h), 17., 21., 26. (15 h) La traviata Dez. 25. (P), 29.; Jan. 7., 15. (15 h) 4. Sinfoniekonzert Jan. 9. (20 h), 10., 11.
Kleines Haus EMDEN ...................................... Kunsthalle Emden
Der goldene Drache Nov. 19.; Dez. 13., 28.; Jan. 14. Die 39 Stufen Nov. 20., 26.; Dez. 14., 25. Fundament Dez. 10. (P), 17., 21.; Jan. 13.
Tel. 0 49 21 – 97 50 0 www.kunsthalle-emden.de Di-Fr 10-17 h (jeder 1. Di 10-21 h). Sa, So, Feiertage 11-17 h 25 Jahre! Sammlung Henri Nannen und Überraschungsgäste. Bis 29. Jan. 2012 Dokumentation „25 Jahre Kunsthalle Emden“ Bis 29. Jan. 2012
...................................... Pferdestall
Tel. 0 49 21 – 87 20 58 www.landesmuseum-emden.de Di-So 10-18h Sonderausstellung: Hans Trimborn – Maler und Zeichner Bis 5. Febr. 2012 Durchgehend: Sammlungsausstellung und Emder Rüstkammer
Karen Koltermann „home“. 18. Dez. bis 22. Jan. 2012
Herr Fuchs mag Bücher Nov. 20. (15 h), Dez. 4. (15 h) Warum das Kind in der Polenta kocht Dez. 15. (P), 16., 19.
...................................... Deutsches Schiffahrtsmuseum täglich 10 - 18 Uhr www.dsm.museum Kindernacht im Museum mit spannenden Geschichten. Dez. 2. (18.30 h) Der Nikolaus im Deutschen Schiffahrtsmuseum. Dez. 6. (15 h) Vortrag „Eurogate“ von Kapitän Ulrich Gärtner. Dez. 13. (19.30 h) Vortrag von Herm Karl Friedhelm. Jan. 10. (19.30 h)
...................................... ...................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kunsthalle Bremerhaven Stadthalle Bremerhaven Kartenservice: Tel. 04 71 – 59 17 59 Ostfriesisches Landesmuseum Tel. 0471 – 4 68 38 www.kunstverein-bremerhaven.de Paul Potts Special Guests: Vanessa CalcaEmden Di-Fr 11-18 h, Sa+So 11-17 h gno und Melissa Venema. Nov. 24. (20 h)
...................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christuskirche Bremerhaven 1 Deutsches Auswandererhaus Schillerstraße Tel. 04 71 – 20 02 90
Tel. 0471 – 90 220-0 täglich 10-17 h Nach New York: „In Hamburg kannten wir doch keinen.” Aus- und Rückwanderer von Amrum und Föhr. Sonderausstellung. Verlängert bis 31. Dezember 2011
Konzert Friedrich Kiel: „Der Stern von Bethlehem“, John Rutter: „Mass of the Children“. Evangelische Stadtkantorei Bremerhaven; Leitung: Eva Schad. Dez. 4. (18 h) Konzert Reinhard Keiser: Weihnachtsoratorium“. Bremerhavener Kammerchor; Leitung: Eva Schad. Dez. 18. (18 h)
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für Theatert-Freunde: „Kurzweiliger und komischer, musikalischer und russischer geht es kaum.“ So urteilte die Nordwest-Zeitung über das Schauspiel „Anna Karenina“ (unser Titelbild) im Oldenburgischen Staatstheater. Regisseurin Anna Bergmann setzte die Romanvorlage von Leo Tolstoi vor einem beeindruckenden Bühnenbild (Constanze Kümmel) mit leichter Hand um.
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Alles Gender oder was? Unsere Bundesregierung in ihrer unermesslichen Weisheit möchte bekanntlich den DAX-Unternehmen vorschreiben, künftig mehr Frauen in ihren Führungsetagen zu beschäftigen. Wohlgemerkt: Nicht in den Sekretariaten, sondern an den Vorstandsschreibtischen. Eine Initiative, die ohne Einschränkungen zu begrüßen, aber gleichwohl viel zu kurz gegriffen ist. Denn was für die Konzerne gilt, müsste vulgo auch für Mustafas Dönerbude oder den Tante-Emma-Laden (sic!) an der Ecke gelten und selbstredend den Kulturbetrieb einschließen. Nehmen wir zum Beispiel Wagners „Meistersinger“; eine Oper, in der bis auf Eva und deren Amme ausschließlich Männer den Ton angeben. Das hat sich natürlich schleunigst zu ändern, weshalb etwa der Goldschmidt Pogner, der Stadtschreiber Beckmesser oder der Würzkramer Eißlinger künftig von Alt, Sopran oder Mezzo zu singen wären. Auch in Schillers „Die Räuber“ treten bis auf die mutige Amalia ausschließlich Kerle auf. Geht gar nicht! Wahlweise Franz oder Hermann, aber unbedingt Spiegelberg müssen mit Frauen besetzt werden. Schwieriger wird es freilich bei Stücken, in denen nur zwei Männer vorgesehen sind. „Warten auf Godot“ zum Beispiel. Hier bietet es sich jedoch an, neben Wladimir eine Estragone spielen zu lassen. Und falls Godot in einer dieser fantastischen Neufassungen eines jener ungemein talentierten Nachwuchs-Regisseure wider Erwarten doch die Szenerie betreten sollte? Ganz einfach: Der Titelheld ist und bleibt selbstverständlich männlich. Doch als Quotenfrau wird die Soufleuse auf die Bühne gesetzt und greift mit schrillen Kommentaren in die Handlung ein. Peter Schulz
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Herausgeberin Marie-Clothilde Kronenberg (v.i.S.d.P.) 1 Redaktionsleitung Peter Schulz 2 Kfm. Leitung Sonja Chrobok 14 Anzeigenverkauf Martina Ch. Radeke 23, Inge Sasse 25 Autoren dieser Ausgabe Berit Böhme 22, Dr. Stephan Cartier 16, Christian Emigholz 3, Sven Garbade 17, Michael Pitz-Grewenig 11, Karin Hiller 4, Wilfried Hippen 5, Dr. Sabine Komm 6, Christine Krause 7, Dr. Ulrich Matyl 8, Simon Neubauer 15, Carsten Preisler 10, Dr. Meike Rotermund 18, Ute Schalz-Laurenze 9, Peter Schulz 2, Markus Wilks 24, Inge Zenker-Baltes 12 Verlag, Vertrieb, Redaktion und Anzeigenverwaltung Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen, Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 E-mail info@rolandverlag.de www.rolandverlag.de Gestaltung und Satz Birgit Holtkötter 20, designbüroholtkötter Telefon 025 32 - 200 709 www.bueroholtkoetter.de
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Basislayout Haase & Knels, Bremen Druck ASCO STURM DRUCK Bremen Vertriebsstruktur Theater- und Vorverkaufsstellen Bremen, Bremerhaven und Oldenburg, Theater, Museen, Konzerthäuser und -büros, Ticket-Service-Center, Hotels, Abonnementvertrieb, Fach-Zeitschriftenhandel Bremen, Bremerhaven und Oldenburg Bezugspreis Einzelpreis 3,10 Euro Jahresabonnement 15,00 Euro Auflage 10.000 Exemplare Erscheinungsweise zweimonatlich Nächste Ausgabe 15. Januar 2011 Redaktionsschluss 15. Dezember 2011 ISSN-Nr. 1618-0852 Titelmotiv Eva Maria Pichler als „ Anna Karenina“ am Oldenburgischen Staatstheater Foto: Andreas J. Etter Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Bei Veröffentlichung wird nur presserechtlich Verantwortung übernommen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die des Herausgebers wieder.