/foyer_95

Page 1

3,10 Euro H12719 15.05.2012 bis 15.09.2012

foyer Das Kulturjournal f端r Bremen und den Nordwesten

95



inhalt

Inhalt

Aufbruch in eine neue Epoche Der erste Eindruck nach der mit Hochspannung erwarteten Spielplanpressekonferenz im Theater am Goetheplatz hinterließ zwar zunächst so manche Irritation, blieb jedoch im Nachklang allenthalben positiv. Michael Börgerding, der neue Generalintendant und Michael Helmbold, der kaufmännische Geschäftsführer – beide mit sympathischer, Vertrauen erweckender Ausstrahlung – wollen offenbar im Theater Bremen ein neues Zeitfenster öffnen. Mit einer ausgesprochen jungen, homogen wirkenden Mannschaft, eingerahmt von einem namhaften Leitungsteam, soll das traditionsreiche Vierspartenhaus eine weitere, neuartige Prägung erfahren. (s.S. 4/5)

................................................. Theater 04 06 08 09 10 14 16 17 18 20 21 22 24 26

Ungewohnt, aber offenbar wohl durchdacht, präsentiert sich zunächst das neue, begleitende Spielzeitheft der nächsten Saison in einer klar strukturierten, verblüffenden Einfachheit. Während das äußere Erscheinungsbild gewollt vernachlässigt erscheint, soll stattdessen der Blick ohne farbliche oder gar werbliche Ablenkung auf das Wesentliche, auf die Inhalte gelenkt werden, denn ausschließlich damit möchte man künftig punkten. Mutig ist es schon, das erste Theater am Platz in dieser ungewöhnlichen Schlichtheit der interessierten Öffentlichkeit zu offenbaren und antizyklisch allemal, eine Vokabel, die der neue Intendant nach eigenem Bekunden besonders schätzt. Mehr Sein als Schein, soll wohl die Botschaft lauten. Dass augenfällige Optik und Inhaltsreichtum sich auch gut miteinander verbinden lassen, haben gerade erneut die Bremer Philharmoniker mit der druckfrischen Konzertvorschau in dezenter Eleganz unter Beweis gestellt. Nebeneinander gelegt wirken beide Veröffentlichungen wie zwei Welten, die sich hoffentlich ergänzen werden. Mit dem gebogenen Pfeil als Zeichen hat Kurt Hübner bekanntlich vor 50 Jahren den viel gerühmten Bremer Stil begründet. Welche Theater-Philosophie, welche neue Stilrichtung Michael Börgerding mit der Auferstehung dieses Symbols einläuten möchte, ist derzeit noch nicht erkennbar. Seine Geisteshaltung schimmerte aber durch die Bekundung, dass er das Theater Bremen mit „Hirn und Herz“ leiten möchte. Was will man mehr? Den beiden „Erzengeln Michael“ und ihrem Team ein herzliches Willkommen in unserer Kulturstadt Bremen und ein glückliches Wirken fürs Theater und die Menschen in unserer Stadt!

Marie-Clothilde Kronenberg

3 foyer

iM JUGEnDStil Spielplan des Bremer Theaters DiVa in nOt „Tosca“ am Goetheplatz WiEDERSEhEn „Callas“ kehrt zurück SZEnE Neues von Bühnen der Region aBSChiED Bilanz der „Fünfer-Bande“ MUntERE MiSChUnG Spielplan Bremerhaven iM GREnZBEREiCh Korngold-Oper „Violanta“ EXPEDitiOn iM EiS Projekt „Filchner-Barriere“ MÜllER MaCht MOBIL Spielplan Oldenburg hERZ-SChMERZ „La Bohème“ in Oldenburg ViSiOnEn Schillers „Kabale und Liebe“ KOlUMnE Da CaPO! Die Herren am Pult OPERnPREMiEREn iM nORDWEStEn SChaUSPiElPREMiEREn

................................................. Musik

foyer

im Internet lesen Ganz bequem, wann immer Sie möchten unter

foyer-kulturjournal.de

28 Ein JUWEl 16. „Oldenburger Promenade“ 30 KUltURStaDt WilhElMShaVEn 32 BREMER PhilhaRMOniKER Schulbeispiele 34 KUltURSOMMER Bunter Festival-Reigen 38 MUSiKFESt Glanzlichter des Programms 40 MUSiKFESt Interview mit Prof. Thomas Albert 42 KOnZERttiPPS 44 KiRChEnMUSiK Kantanten zum Johannistag 45 JaZZtiPPS 46 aMBitiOniERt Programm der Philharmoniker 47 FRanKREiCh DanKt Ehrung für Prof. Albert 48 ROllEnSPiEl 48 SChaUSPiElRÄtSEl 49 OPERnRÄtSEl

................................................. Kunst 50 litERatUR Buchbesprechungen 53 KOlUMnE naChGEDaCht Herren und Fliegen 54 GESEllSChaFt Rotary-Club Bremen-Bürgerpark 56 KREUZFahRt Klassisch durch die Ägais 58 PanORaMa WiSSEnSChaFt 60 SPaRKaSSE KUltUR SChaFFEnD Ausstellung 62 KUnSt Vogeler in Bremen und Worpswede 64 KUnSt Kunsthalle zeigt Sammlung nach 1945 66 KUnStWERKE Neues aus Museen und Galerien 68 KinOtiPPS 70 KUltURKalEnDER Premierendaten 71 KUlinaRiSChES „Jürgenshof“: Idyll in der Stadt 74 KUltUR FORUM Kurz notiert 78 GlOSSE | FOYER-aUtOREn | iMPRESSUM


foyer 4

theater bremen Spielplan 2012/2013

Was sich der künftige Intendant Michael Börgerding für seine erste Spielzeit vorgenommen hat Text: Peter Schulz

Michael Börgerding und Michael Helmbold

Jugendstil am Goetheplatz

Stadttheater nur bedingt entspricht. Das fängt beim Musiktheater an, wo erst nach der Kinderoper „Wo die wilden Kerle wohnen“, Kurt Weills „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ (eine Inszenierung des neuen leitenden Regisseurs Benedikt von Peter), Jacques Offenbachs selten gespielter Opéra bouffe „Die Banditen“ und Janáceks „Die Sache Makropulos“ ein alle Sparten ein und soll auf der Basis von Stück zu sehen ist, das einem breiteren a hat einer was vor. Michael Bör37 Premieren einen „Dialog mit dem Publi- Publikum vertraut sein dürfte. Die Rede gerding, designierter Intendant des ist von Carl Maria von Webers romantikum auslösen.“ Bremer Theaters, inszenierte die scher Oper „Der Freischütz“, die Sebastian Vorstellung seiner ersten Spielzeit als DeBaumgarten am 23. März 2013 (!) zur PreAn Gelegenheiten dafür dürfte es nicht klamation des Aufbruchs mit dem legenmangeln. Tatkräftig unterstützt durch sei- miere bringen wird. Der Mozart-„Renner“ dären „Hübner-Pfeil“ auf dem im Flug„Così fan tutte“ setzt Anfang Mai bereits ne junge Crew um den Chefdramaturblatt-Stil gehaltenen Programmheft und den Schlusspunkt der kommenden Musikgen Benjamin der demonsSaison am Goetheplatz. von Blomberg trativen Prä- Gemeinsam wolle man ein Programm (Jahrgang 1978) sentation realisieren, das selbst der ambitionierte Das „Leitmotiv“ der Spielzeit – Räuber, will Börgerseiner künfChef als „gewagt“ einstuft ... Banditen, Kaufleute – gilt in noch stärkeding – die Antigen Fühspielung auf den gebogenen, von Burkhard rem Maße für das Schauspiel, in dessen rungskräfte. Nahezu ausschließlich junEnsemble neben sieben altbekannten zehn Mauer entworfenen Pfeil, Symbol der leges Volk trat da vor; eine fröhlich-frische neue Kräfte sowie die festen Hausregisgendären Bremer „Hübner-Jahre“, offenTruppe, augenscheinlich ganz versessen seure Alexander Riemenschneider und Fedarauf, in Bremen die Theaterwelt auf den bart es – eine neue Ära in den künftig nur Kopf zu stellen. Jugendstil am Goetheplatz drei Spielstätten einleiten. Denn der Brau- lix Rothenhäusler mitwirken werden. Den Anfang macht Dea Lohers in der brasiliamit einem auch erst 51-jährigen „Patriar- hauskeller steht nur noch dem Moks zur Verfügung (Börgerding: „Nur 55 Plätze – es nischen Mega-Metropole São Paulo spiechen“, der schon im Vorfeld angekündigt war schon ziemlicher Luxus, dort zu spie- lendes Drama „Das Leben auf der Prahatte, hier eine „kleine Theaterfamilie“ ça Roosevelt“, gefolgt von „Sickster“ nach len“), dafür sollen mehr Produktionen im gründen zu wollen. Schauspielhaus über die Bühne gehen, das dem Roman von Thomas Melle, einem – so „Die Welt“ – „Requiem auf einen perverUnd inhaltlich? Börgerding, der zuletzt die nach erfolgtem Umbau künftig „Kleines tierten Kapitalismus“. Besondere AufmerkHaus“ heißt. Theaterakademie Hamburg geleitet hat, samkeit dürfte auch „Aber sicher!“, die nennt in einem Atemzug Räuber, BandiUraufführung eines Textes von Elfriede Jeten, Robin Hood und Kaufleute als Schwer- Für die „überraschende Spielzeit“, die linek, auf sich ziehen. sich Kultur-Staatsrätin Carmen Emigholz punkte („Geld haben, kein Geld haben – was macht das mit uns?“) und fügt hinzu: wünscht, brachte Börgerding so manchen Der Niedergang einer Kaufmannsfamilie, „Uns interessieren die Verlierer, die ‚Sicks- seiner einstigen Studenten aus Hamburg den Thomas Mann einst in den „Buddenter’, die an unserer Gesellschaft erkranken, mit an die Weser. Gemeinsam wolle man brooks“ beschrieb, kommt in der Bearbeidaran kaputt gehen.“ Die Auseinanderset- ein Programm realisieren, das selbst der tung von John von Düffel auf die Bühne. Er ambitionierte Chef als „gewagt“ einstuft, zung mit diesem Themenkreis zieht sich weil es konventionellen Ansprüchen an ein schreibt für das Bremer Theater mit „Robin durch den gesamten Spielplan, schließt

D


theater bremen Spielplan 2012/2013 5 foyer

Theater Bremen Premieren 2012/2013 Musiktheater Knussen/Mayr/Fulljames Wo die wilden Kerle wohnen Weill/Brecht Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny Jacques Offenbach Die Banditen Leoš Janácek Die Sache Makropulos Alexander Riemenschneider Vom Beginnen Mahler/Poschner/von Peter Mahler III Carl Maria von Weber Der Freischütz Wolfgang Amadeus Mozart Così fan tutte

Schauspiel Theater am Goetheplatz Dea Loher Das Leben auf der Praça Roosevelt Eugène Labiche Die Affäre Rue de Lourcine John von Düffel Robin Hood (UA) Georg Büchner/Wilson/Brennan & Waits Woyzeck Friedrich Schiller Die Räuber Hood“ zudem ein Familienstück für Kinder und Erwachsene, in dem es bekanntlich wieder um Räuber und Banditen geht. Apropos „Räuber“: Felix Rothenhäusler wird Schillers Klassiker am Goetheplatz inszenieren, was selbst Intendant Börgerding mit Blick auf die als revolutionär aufgenommene Inszenierung aus der Hübner-Zeit als „ein bisschen tollkühn“ empfindet. Wie viel Aufmerksamkeit dem Maßstäbe setzenden Intendanten der 60-er und 70-er Jahre entgegengebracht wird, zeigt auch die Arbeit des Regisseurs Gernot Grünewald. „War da was?“ lautet der Titel seiner „szenischen Recherche“ über die Hübner-Jahre in Bremen. Nebenbei: Grünewald hat 2011 mit seiner Diplom-Inszenierung den Regiepreis der Körber-Stiftung gewonnen. In der Jury: Benjamin von Blomberg. Zum Tanz: Samir Akika, neuer Chef der Sparte, wird pro Spielzeit zwei neue Arbeiten mit seiner achtköpfigen Compagnie realisieren. Zu Beginn sind zwei seiner Erfolgsproduktionen aus den vergangenen Jahren zu sehen: „Me&myMum“ und „Extended Teenage Era“. Außerdem ist das Team Gintersdorfer/Klaßen als „Artists in Residence“ verpflichtet worden, das ebenfalls zwei neue Arbeiten produzieren und eine Reihe von älteren Arbeiten mitbringen wird. Hinzu kommt eine Arbeit von Laurent Chétouane, nämlich „Sacré Sacre du Printemps“, eine Koproduktion mit der Ruhrtriennale. Das Moks, weiterhin geleitet von Rebecca Hohmann, der Börgerding großes Vertrauen entgegenbringt, und ausgestattet mit einem nahezu unveränderten Team, präsentiert vier Neuinszenierungen mit den Regisseuren Theo Fransz, Michael Talke, Konradin Kunze und Hanna Hegenscheidt. Die Jungen Akteure planen drei Produktionen mit jugendlichen Laien. Der kaufmännische Geschäftsführer Michael Helmbold kündigte an, dass die Eintrittspreise stabil bleiben werden. Zahlreiche Ermäßigungsvarianten, darunter der monatliche „Blauer Montag“ mit einem Einheitspreis von 20 Euro pro Platz, sollen dazu beitragen, die angestrebte Auslastung von „70 % plus x“, mindestens also 165.000 Besucher bei 600 Veranstaltungen, zu erreichen. Das dürfte durchaus zu schaffen sein, wenn – ja, wenn Börgerding mit seinem „Jugendstil“ an den Erfolg von Hübners „Bremer Stil“ anknüpfen kann.

Schauspiel Kleines Haus Thomas Melle Sickster (UA) William Shakespeare Hamlet Mann/von Düffel Buddenbrooks Lars von Trier Europa Elfriede Jelinek Aber sicher! (UA) Alexander Giesche Der perfekte Mensch Anna-Sophie Mahler Der Blick der Tosca Gernot Grünewald War da was? Die Hübner-Jahre Lola Arias Die Bremer Straßenoper

Tanz Samir Akika/Unusual Symptoms Me&myMum Samir Akika/Unusual Symptoms Extended Teenage Era Gintersdorfer/Klaßen Der internationale Strafgerichtshof Laurent Chétouane Sacré Sacre du Printemps Samir Akika/Unusual Symptoms Funny, how? Ann Van den Broek/Tanzcompagnie Oldenburg Das Blaue Samir Akika/Unusual Symptoms Penguins & Pandas Gintersdorfer/Klaßen Das 2. Bremer Konzil

Moks Theo Fransz Träume (UA) David Greig The Monster in the Hall Hanna Hegenscheidt Ein Kinderstück David Greig Gelber Mond – Die Ballade von Lee und Leila

Junge Akteure Franziska Faust Vormorgen Aglaja Veteranyi Warum das Kind in der Polenta kocht Mirko Borscht Lager than life

Festivals Sorbonne Noire Gintersdorfer/Klaßen 14./15. Sept. 2012 THEATERBREMEN 22. März – 1. April Outnow! 2013 30. Mai – 8. Juni 2013 Mahagonny-Festival 25. – 30. Juni 2013


foyer 6

thEatER BREMEn Tosca

dIva In höchster not

Puccinis weltberühmte Oper „Tosca“ am Theater Bremen Text: Ute Schalz-Laurenze

Puccini-Denkmal in Lucca

D

ie im Jahr 1900 uraufgeführte „Tosca“ von Giacomo Puccini zählt zu den populärsten Opern des gesamten Repertoires. Das „Melodramma“ basiert auf einer wahren Begebenheit: Der Librettist Victorien Sardou hat einen Tag im Juni 1800 aus einer römischen Chronik thematisiert. Rom ist französische Republik und Baron Scarpia Chef des Polizeiapparates. Der Maler Cavaradossi wird verdächtigt, den flüchtigen Hochverräter Angelotti versteckt zu halten. Scarpia begehrt dessen Freundin, die Sängerin Floria Tosca, und erpresst sie mit der Folterung Cavaradossis. Tosca bringt Scarpia um.

Menschenporträts – Butterfly, La Bohème, Fanciulla del West – ein: „Was hab ich mit Helden und unsterblichen Gestalten zu schaffen? In solcher Umgebung behagt es mir nicht. Ich bin nicht der Musiker der großen Dinge. Ich empfinde nur die kleinen Dinge und nur sie liebe ich zu behandeln.“

Der große Kunsthistoriker und Publizist Oscar Bie schrieb 1913: „Tosca wird unausstehlich. Die Sensation schlägt durch. Ein ekelhafter Text, blutig nicht bloß im Stoff, auch in der Behandlung. Eine Musik, Glocken, Chöre, Konzerte, heimliche Tänze, ekstatische Phrasen, Schlächterarbeit im Kleid des Liebenswürdigen, lächelnder Nun geht es in Tosca nicht eben um „kleine Mord. Zehn verstreute Schönheiten, im Dinge“, sondern um die tödliche GewaltLiebesduett, in den großen Arien, geopfert herrschaft eines folternden Polizisten dem Moloch der Kinodramatik.“ Zu diesem und Machtpolitikers heftigen Urteil gesellten sich mit einer perversen Warum ist Tosca eine so Richard Strauss („notoriTriebstruktur. Aber große Oper? scher Kitsch schlechter Sores ist der Alltag der te“), Gustav Mahler („MeisMenschen an diesem Junitag in Rom, übtermachwerk“) oder auch Julius Korngold rigens der einzigen Vertonung eines realen („schwärzeste Gruseltheatralik“). Die Opern von Puccini gehören dem „Vegeschichtlichen Ereignisses bei Puccini. rismo“ an, einer Stilrichtung in der Oper Der Dirigent Daniel Montané interpretiert Aber der Dramatiker und Musikwissenvon ca. 1890 bis 1920, die einen gesteigerten „Tosca“ zum zweiten Mal. „Die Erfahrung schaftler Richard Specht (1870-1932) Realismus zeigt, extreme Leidenschaften sowie meine neue Auseinandersetzung äußerte nach einem totalen Verriss des der handelnden Personen und oft ungemit diesem fantastischen Stoff stellt mir Textbuches: „Dafür ist ein anderes da, und schminkt grausame Darstellungen sozial- die Frage: Warum ist Tosca eine so große es wird in dieser Oper deutlicher als in jekritischer Inhalte. Die heute bekanntesten Oper? Warum herrscht von dem ersten bis der früheren des Meisters. Ich meine damit Werke neben Puccini sind „Cavalleria rusti- zum letzten Ton so eine große Spannung?“ nicht nur die verborgene Traurigkeit, die cana“ (1890) von Pietro Mascagni und „Pa- Seine Antwort: „Theatralische Gestik, Ton, jede dieser Melodien, auch die lyrisch rugliacci“ (1892) von Ruggero Leoncavallo. unglaublich sparsames Material und ein higen und hellen, leise überschattet; mehr Hier klinkt Puccini sich mit seinen großen fast ‚populistischer’ Diskurs.“ noch die namenlose Angst, die in dieser


Theater bremen Tosca 7 foyer

Montané stuft die Perfektion der musikalischen Dramaturgie so ein: „Das ist Theater. Wir werden immer wieder genau dahin geführt, wo Puccini uns haben will.“ Und was sagte Puccini selbst? „Mit ‚La Bohème’ wollten wir Tränen ernten, mit ‚Tosca’ wollen wir das Gerechtigkeitsgefühl der Menschen aufrütteln und ihre Nerven ein wenig strapazieren. Bis jetzt waren wir sanft, jetzt wollen wir grausam sein.“ Patricia Andress, gefragt, ob das gelingen kann: „Wenn wir unseren Job gut machen, ja!“ Premiere am 26. Mai. Regie: Vera Nemirova, musikalische Leitung: Daniel Montané. Weitere Aufführungen am 31. Mai und 2., 7., 10., 15., 17., 22., 24., 28. und 30. Juni.

Anzeige Quartal

Langfristig zu denken und flexibel zu handeln – dafür stehen wir als inhabergeführte Privatbank mit einer über 400-jährigen Tradition. Kontinuität hat für uns eine besondere Bedeutung: bei der Betreuung unserer Kunden, aber auch bei unseren Mitarbeitern und in unserer Unternehmenspolitik. Thomas Müller stellt Ihnen gern Deutschlands älteste Privatbank vor. Telefon +49 421 348 75-11.

Berenberg Bank

Am Bremer Goetheplatz singt Patricia Andress die Tosca, die sie als eine Traumrolle bezeichnet: „Tosca ist zuerst eine kompromisslose Künstlerin, eine Diva in der allergrößten Bedeutung, ein Michelangelo ihrer Kunst. Ja, ein Michelangelo! Sie führt ihr Können als Hohepriesterin der Kunst aus, es ist für sie die höchste Form zu beten. Das sagt nicht nur ihre große Arie ‚Vissi d‘Arte’. Aber sie liebt auch zum ersten Mal und auch das ist ihre ‚Arbeit’. Sie ist allein und sie ist sehr intelligent.“

gürtlerbachmann

Musik zittert, die Ahnung eines Fürchterlichen, das unabweisliche Gefühl langsam heranschleichenden lauernden Unheils, das sich über alles Kommende hinbreitet und vom ersten Takt an dem Hörer die Kehle zuschnürt.“

Format: 93 x 270 mm SSP

Foyer Bremen

DU 06.03.2012

www.berenberg.de


foyer 8

thEatER BREMEn Callas

Reinhild Hoffmanns berühmtes Stück „Callas“ am Bremer Goetheplatz Text: Sabine Komm

Reinhild Hoffmann

spIel mIt dem theater „„i

n einer Art Spießrutenlaufen treten die Frauen zwischen den lange Peitschen schwingenden Männerreihen auf. Eine Frau zieht einem Mann den Frack über den Kopf, verwandelt ihn in ein hilfloses Zirkustier. Dann lassen die Frauen die Peitschen mit scharfem Schnitt die Luft durchteilen, animieren die Männer zu Höchstleistungen im Drehen und Springen.“ So beschreibt Norbert Servos in seinem Buch „Die Tänzerin und Choreographin Reinhild Hoffmann“ eine Szene des Tanztheaterstücks „Callas“.

ser gestellt wird. Sie, die bei ihren Tanzprojekten und Operninszenierungen immer mit Musik, mit anspruchsvoller Musik, zu tun hat, will Ruhe, wenigstens im Café. Sie will konzentriert sein und kritisch einlenken, sobald sie droht, falsch verstanden zu werden. Es geht um Nuancen. Sie beginnt zu erzählen, was „Callas“ für sie ist: ein Spiel mit dem Sujet Theater. Es geht ihr um die Opern- und Revuebühne mit ihrem Glanz von Kostümen, Licht und Bühnenbild, um den Zirkus mit seinen Dressurakten, um Gruppen und Anordnungen im Theater wie Zuschauerreihen, Orchester- und Chorformationen, Solisten und Dirigenten und um den Darsteller zwischen Rollenspiel und Privatperson.

Maria Callas’ Stimme ist bei diesem großen Ensemblestück zu hören, die berühmten Arien der Diva. Deshalb hatte Reinhild Hoffmann ihr Stück „Callas“ genannt. Es ist ein Stück, das durch die Welt tourte. Was für Verwirrung sorgte. Viele hatten Jetzt ist es zurück in Bremen, wo „Callas“ eine Biografie erwartet. Das aber war nicht vor knapp 30 Jahren, genau gesagt 1983, Thema, anders als bei Johann Kresnik, der uraufgeführt wurde. Reinhild Hoffmann, mit seinem Ensemble wiederholt Biografidie heuen wie die von te in Ber- Jetzt ist es zurück in Bremen, wo „Callas“ Ulrike Meinlin lebt, ist vor knapp 30 Jahren uraufgeführt wurde. hof, Frida Kahlo angereist und Nietzsche und mit ihr die Künstlerkollegen, die schon tanzen ließ. Reinhild Hoffmann: „Mein damals Bühne, Licht und Kostüme entwor- Stück hat eher etwas mit einer Lebenskurfen haben. „Es ist wunderbar. Da kommen ve zu tun, die jeder durchlaufen könnte. die alten Zeiten hoch“, sagt die Choreogra- Man bricht auf, hat ein Ziel, erreicht dieses fin, mit der wir uns in einem Café treffen. Ziel oder auch nicht am Lebenshöhepunkt, Sie wünscht sich, dass die Musik etwas lei- muss dann, wenn die Kurve altersbedingt

oder durch andere Umstände nach unten geht, abtreten.“ Damals wie heute sind 18 Tänzer auf der Bühne. Neun Frauen und neun Männer, die im Ensemble des Bremer Tanztheaters sind oder waren. Gemeinsam besinnt sich dieses Team auf die Anfänge des deutschen Tanztheaters unter risikofreudigen Intendanten, die eine neue Bewegungssprache und neue Inhalte erst ermöglichten. Doch woher hatte Reinhild Hoffmann – neben Kresnik, Gerhard Bohner, Pina Bauch und Susanne Linke die Pionierin des deutschen Tanztheaters – die Energie, Neues zu wagen? Viel habe sie ihrem Lehrer Kurt Jooss zu verdanken, der das deutsche moderne Tanzerbe über den Zweiten Weltkrieg in die Folkwangschule in Essen hinübergerettet hatte, sagt sie. Und: „Meine ersten choreographischen Arbeiten entstanden während der allgemeinen Aufbruchstimmung in der Kunst durch die 68er-Bewegung.“ Das Klima der 68er: Wer wollte in dieser Zeit des gesellschaftspolitischen und künstlerischen Umbruchs noch „Dornröschen“ und „Schwanensee“ auf die Bühne bringen? Reinhild Hoffmann machte Stücke wie „Solo mit Sofa“, „Hochzeit“, „Dido und Aeneas“ und „Verreist“. Und: „Callas“ – Tanztheater, das Maßstäbe gesetzt hat. Premiere: 16. Juni im Theater am Goetheplatz. Weitere Termine: 27. und 29. Juni; 3., 5., 8. und 13. Juli.


thEatER iM nORDEn Szene 9 foyer

Neuheiten von Bühnen der Region Text: Peter Schulz

Foto: Marianne Menke

shakespeare on tour D

Festival für Freie Der Name ist Programm: „Xtra Frei“ präsentiert freischaffend produzierte Tanzkunst aus Deutschland, zu erleben vom 13. bis 17. Juni in der Bremer Schwankhalle und vom 15. bis 20. Juni in Hannover (Opernhaus, Ballhof Eins und Zwei). Damit wird das im Jahr 2007 in Bremen initiierte Festival der freien Kompanie „steptext dance project“ zum zweiten Mal in Kooperation mit dem Ballett der Staatsoper Hannover veranstaltet. Mit dabei sind sechs ausgewählte Kompanien und Choreografen, darunter Helge Letonja mit dem Ensemblestück „The Drift“, einer Komposition für fünf Tänzer und ein live spielendes Orchester.

ie wackere bremer shakespeare company (bsc) schiebt ihren Thespiskarren unverdrossen durch die Gegend. Während die Umbauarbeiten im Stammhaus am Leibnizplatz planmäßig laufen, folgen die Schauspieler dem Ruf, in London an der „Theater-Olympiade“ teilzunehmen. Vom 30. Mai bis 2. Juni stellen sie ihre Version von Shakespeares „Timon aus Athen“ im Globe-Theater vor, Erfolgreiches PAZZ dem wieder erbauten Theater von William „Ausverkauft!“ – Mit dieser enttäuschenShakespeare. den Nachricht mussten sich zahlreiche Zuschauer in Oldenburg zufrieden geben, Kaum zurück in Bremen, geht es auf den die spontan eine der über 100 VeranstalStadtwerder, wo in der „Umgekippten tungen des 3. Internationalen Performing Kommode“ zwischen dem 6. und 15. Juni Arts Festivals PAZZ des Oldenburgischen wie schon im Vorjahr „Shakespeare’s Pleasure Island“ gegeben wird. An gleicher Staatstheaters besuchen wollten. Etwa 5.400 Zuschauer (inklusive RahmenStelle ist am 17. und 19. Juni auch „Shakeprogramm über 9.000) besuchten die 27 speare, Mörder, Pulp & Fiktion“ zu sehen. Produktionen, zahlreiche Veranstaltungen Damit nicht genug des Wanderns, denn vom 11. bis 22. Juli stellt die Company wie- rund um die ContainerCity vor der Exerzierhalle waren völlig überbucht. „PAZZ der ihre Bühne auf der Melcherswiese im Bürgerpark auf, um „Shakespeare im Park“ war dieses Jahr größer als je zuvor, wir sind manches Wagnis eingegangen. Ich bin bezu präsentieren – gutes Wetter vorausgegeistert, wie die Stadt das Festival wieder setzt. angenommen hat“, freute sich Generalintendant Markus Müller.

Inhaberin: Hildegard Christiansen Fon 0421 - 25 57 35 Oberneulander Heerstraße 26 - 28 28355 Bremen Mo. - Fr. 10.00 - 18.30 Uhr Sa. 10.00 - 13.30 Uhr


foyer 10

thEatER BREMEn Bilanz der Interims-Leitung

Rückblick auf zwei Jahre gemeinschaftlicher Leitung am Bremer Theater

Der Vetter aus Dingsda

adIeu „FünFer-Bande“

D

Mit dem Rücktritt von Hans-Joachim Frey sind Sie quasi ins kalte Wasser gesprungen, haben sich völlig neuen Aufgaben gestellt. Haben Sie es sich so schwierig vorgestellt? Oder anders gefragt: Hat es Sie überrascht, dass es so reibungslos geklappt hat? Marcel Klett: Ich fand es erstaunlich einfach, mit der neuen Rolle zurechtzukommen. Wir kannten uns natürlich alle vorher und wussten, dass wir eine sehr ähnliche Vorstellung von Stadttheater haben. Deshalb mussten wir gar nicht lange nach eiDas Lob der Aufsichtsratsvorsitzenden des Bremer Theaters galt der „Fünfer-Bande“, je- ner gemeinsamen Linie suchen, sondern nem fünfköpfigen Gremium, das nach dem konnten sofort loslegen. vorzeitigen Ende der „Ära Frey“ die Leitung Rebecca Hohmann: Und das war auch des – um im Emigholz’schen Sprachsinn zu dringend erforderlich, denn die finanzielle Situation des Hauses, mit der wir uns bleiben – „schlingernden Dampfers“ überplötzlich konfrontiert sahen, war ziemlich nommen hatte. Dafür gebühre dem Kolbedrohlich. Dass wir die künstlerische Arlektiv Rebecca Hohmann (Moks), Marcel Klett (Schauspiel), Dr. Patricia Stöckemann beit bewältigen würden, war für uns vorstellbar. Aber nun galt es, von jetzt auf (Tanz), Hans-Georg Wegner (Oper) und Martin Wiebcke (Künstlerischer Betriebsdi- gleich eine ungewohnte Herausforderung zu meistern. Und wenn ich jetzt zurückblirektor) der Dank des gesamten Senats. cke, können wir mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sein. Zwei Spielzeiten ohne Intendanz, anHans-Georg Wegner: Eine Voraussetzung fangs geprägt von quälenden finanzielfür dieses ‚Experiment’ war die vertrauenslen Sorgen, begleitet von erfolgreichen volle Zusammenarbeit mit der damaligen Produktionen wie „Der Vetter aus DingsGeschäftsführerin Sabine da“, „Torquato Tasso“, „Herzrasen“ „Rückblickend war es schon Rühl. Und ebenso wichtig dass alle Sparten durch oder „Frühlingserein richtiges Abenteuer ...“ ist, dieses Modell gleichberechwachen“ (um pro tigt waren. Die damit verbundene atmosphäSparte nur eine zu nennen), aber auch von künstlerischen Fehlschlägen – wie schätzt rische Veränderung wurde schnell für das gesamte Haus spürbar. das scheidende Leitungsquintett die beiParallel dazu sind wir in die Sondierung der den zurückliegenden Jahre ein? Im Gefinanziellen Situation eingestiegen und haspräch mit foyer-Redaktionsleiter Peter ben Verhandlungen mit dem sehr koopeSchulz sind die fünf Theaterleute darauf rativen Finanz- und dem Kulturressort geeingegangen. ie Anerkennung kam von höchster Stelle. „Sie haben das Haus in ein ruhiges Fahrwasser gelenkt und damit die Rahmenbedingungen für die gute Arbeit der vergangenen beiden Spielzeiten geschaffen“, urteilte Staatsrätin Carmen Emigholz zu Beginn einer Pressekonferenz, die eigentlich dem designierten Intendanten Michael Börgerding und dessen aktueller Saisonplanung gewidmet war.

führt. Wir bildeten Arbeitsgruppen für alle Abteilungen, um Einsparmöglichkeiten zu ermitteln. Vom Marketing bis zur Hutmacherei wurde alles durchleuchtet, um eine Übersicht über den tatsächlichen finanziellen Bedarf des Hauses zu ermitteln. Die Ergebnisse sind in den mit der Stadt abgeschlossenen Kontrakt eingeflossen, der dem Haus mittelfristig ein festes Budget von nun 26 Mio. Euro zusichert. Das ist ein Riesenerfolg, wenn man mal an die finanziellen Grabenkämpfe in der Pierwoß-Ära denkt. Diese Gespräche haben uns aber auch in die Lage versetzt, zwingend notwendige Ausgaben von vielleicht nicht so wichtigen zu unterscheiden. Man kann sagen: Miteinander reden spart Geld, denn es existiert im Haus sehr viel Wissen, wie man Dinge besser machen kann. Und dieses Wissen ist im Wortsinn wertvoll. Auf der Basis dieses Wissens konnten wir wiederum ein Theaterprogramm machen, das die Ressourcen des gesamten Hauses wirklich nutzt und fruchtbar macht. Marcel Klett: Rückblickend gesagt war es schon ein richtiges Abenteuer, zumal wir nach ein paar Wochen erfahren mussten, dass die Zahlen für den Personaletat nicht stimmten. Mittlerweile wissen wir, was eine Produktion kostet, wie viele Menschen hier am Theater beschäftigt sind. Aber das haben wir uns hart erarbeiten müssen. Patricia Stöckemann: Es war bei alledem eine schöne Erfahrung, das Vertrauen des gesamten Hauses zu genießen. Und nicht nur das: Die vier Sparten saßen auf Augenhöhe an einem Tisch, es stellte sich eine ungewohnte Durchlässigkeit ein, wir lernten


theater bremen Bilanz der Interims-Leitung foyer 11

Flash Mob

Mazeppa, Fotos: Jörg Landsberg

permanent voneinander. Jeder von uns hatte plötzlich Einblick, wie die Betriebsabläufe in den anderen Sparten im Detail ablaufen, was ein gemeinschaftliches, ineinander übergreifendes Arbeiten möglich machte. So

etwas ist im Rahmen einer Intendanz keine Selbstverständlichkeit! Die Ergebnisse waren am Spielplan abzulesen: Oper und Tanz, Schauspiel und Oper, Tanz und Moks – wir konnten etliche gemeinsame Inszenierun-

gen verwirklichen, die sonst vielleicht schon im Ansatz gescheitert wären. Marcel Klett: Stimmt, wir haben es geschafft, alle Sparten miteinander zu vermischen. Unter dem Strich waren es sechs

VORSTOSS in nEUE DiMEnSiOnEn ViSiOnäR. EUROpäiSch. BEwEglich. BESTänDig. Unter einem Dach vereinigt die OHB AG führende Adressen der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie: Die OHB System AG als Spezialist für erdnahe und geostationäre Kleinsatelliten; die MT Aerospace AG mit ihren erfolgreichen Beiträgen zu den Ariane-Programmen; die Kayser-Threde GmbH mit Hightech-Kompetenzen für das Erfassen, Nutzen und Verwalten von Informationen aus Forschung und Messtechnik weltweit und im All; und CGS S.p.A., LUXSPACE Sàrl, OHB Sweden AB und Antwerp Space N.V. als europäische Schwestern mit ausgewiesenem Know-how in der Entwicklung und dem Bau von Mikro- und Mini-Satellitensystemen, sowie Infrastrukturen für den Satellitenbetrieb. Sie alle sind stark aufgestellt. Und das Ganze ist weit mehr als die Summe seiner Teile. So wachsen Synergien für den Vorstoß in neue Dimensionen. www.ohb.de


foyer 12

thEatER BREMEn Bilanz der Interims-Leitung

Rückblick auf zwei Jahre gemeinschaftlicher Leitung am Bremer Theater

Tarquato Tasso, Fotos: Jörg Landsberg

Produktionen in den beiden Spielzeiten. Es nicht, wie der große Chef heißt. fehlt eigentlich nur eine GemeinschaftsEin Konzept, das ja auch aufgegangen ist. produktion des gesamten Hauses, also al- Ehrliche Arbeit statt Glitzer und Glamour – ler vier Sparten. das kam beim Publikum an. Rebecca Hohmann: Und wir lernten – jeHans-Georg Wegner: Das ist ein ganz entder für seine inhaltliche Arbeit – neue An- scheidender Punkt. Wir haben zu Beginn sätze, neue Regisseure kennen. Michael gesagt: Machen wir doch das, was ein derTalke etwa hat zunächst für das Moks geartiges Haus kann und auch können sollarbeitet und Stücke wie „DNA“ inszeniert te, also Stadttheater. Das bedeutet, interesund machte jetzt die Oper „All diese Tage“. sante Inszenierungen abzuliefern und auf Marcel Klett: Das alles hat der künstlerimassenwirksame Events zu verzichten, die schen Arin der Vergangenheit sehr viel beit sehr ge- „Wichtig ist doch, was abends Geld gekostet haben. Es ging nutzt, weil auf der Bühne zu sehen ist.“ ja auch gar nicht anders. Ines ja nicht sofern kann unser Nachfolam grünen Tisch entschieden, sondern aus ger auf diesem Fundament weiter auf bauder Praxis heraus entwickelt wurde. Daen, zumal die Besucherzahlen in der noch durch hat jeder von uns die Mitglieder der laufenden Saison deutlich besser ausfallen anderen Ensembles kennen gelernt, es ent- werden als in unserer ersten Spielzeit. standen Ideen für eine gemeinsame Arbeit. Nehmen wir Konradin Kunze: Ich brauchte Eine Konsolidierung, die durch einen dringend einen Regisseur, hatte seine Pro- Rückgang der Premieren zum Beispiel in duktion „Die Durstigen“ im Moks gesehen, der Oper erkauft worden ist? kam mit ihm ins Gespräch und konnte ihn Martin Wiebcke: Nein, die Zahl der Profür „Die Bürgschaft“ gewinnen. duktionen inklusive der Wiederaufnahmen ist konstant geblieben. Sicher, Klaus Wie groß war eigentlich das MisstrauPierwoß hat in den 90-er Jahren mehr Stüen, das Sie zu Beginn in der Öffentlichkeit cke auf die Bühne gebracht, musste aber überwinden mussten. Motto: Kein Intenim Verlauf seiner Tätigkeit schon bald zudant, keine Ideen. Oder: Viele Köche verrückfahren. Worauf wir im Vergleich zu derben den Brei? Hans-Joachim Frey verzichtet haben, waMarcel Klett: Es war für viele Besucher zuren Produktionen in Außenspielstätten wie nächst sicher irritierend, als plötzlich nicht der Seebühne. Stattdessen erfolgte eine eine zentrale Figur, sondern gleich fünf Konzentration auf das Kerngeschäft hier gleichberechtigt handelnde Personen ein so im Haus. Ausnahme: Das „Deutsche Regroßes Haus wie das unsere geleitet haben. quiem“, das wir unlängst im Bremer Dom Wir haben von Beginn an darauf gesetzt, die realisiert haben. Und das war weit kostenEnsembles wieder in den Mittelpunkt zu rü- günstiger, als eine Inszenierung auf die cken und nicht die Intendanten-Persönlich- Seebühne zu bringen… keit und deren Ideologie. Wichtig ist doch, Hans-Georg Wegner: Deutliche Reduziewas abends auf der Bühne zu sehen ist. Und rungen haben wir natürlich schon vorge-

nommen. So standen in der vergangenen Saison 40 Vorstellungen weniger auf dem Spielplan als 2009/2010. Das hat zwar Zuschauer gekostet, war aber gut für die finanzielle Konsolidierung. Und wir haben eben durch die Konzentration auf das Ensemble die teuren Engagements von Gästen deutlich abgesenkt, ohne dabei die künstlerische Qualität in Gefahr zu bringen. Noch einmal zurück zur Arbeit im Team: Was bleibt in Ihrer Erinnerung? Hans-Georg Wegner: Die vertrauensvolle Kooperation der Sparten, aber auch mit den Werkstätten, der Bühnentechnik und der Verwaltung. Wir haben sehr pragmatisch miteinander gearbeitet und dadurch erheblich genauere Vorabsprachen für den laufenden Betrieb und neue Inszenierungen treffen können. Martin Wiebcke: Von einander lernen, neugierig werden, Vertrauen entwickeln, jeden einzelnen Mitarbeiter einbeziehen – das war eine tolle Erfahrung. Es setzte eine nahezu familiäre Entwicklung ein, auch über die eigentliche Arbeit hinaus. Marcel Klett: Niemand zahlt Eintritt, nur weil dieser oder jener Intendant ist, sondern weil er interessantes, anregendes Theater sehen will. Insofern sind wir bei unseren Kolleginnen und Kollegen mit unserem Ansatz, zu spielen und Geschichten zu erzählen, vom Start weg auf große Zustimmung gestoßen. Das war beeindruckend. Rebecca Hohmann: Wir haben es gemeinsam geschafft, dem Haus wieder eine Identität zu verleihen. Das Publikum mag es eben, bekannte Gesichter auf der Bühne zu sehen. Wichtig für uns war es, die Ensembles der jeweiligen Sparten ins Blickfeld zu rücken. Was zweifellos dazu geführt hat, dass sich


thEatER BREMEn Bilanz der Interims-Leitung foyer 13

Herzog Blaubarts Burg

eine Reihe von Ensemblemitgliedern im wahrsten Sinne freispielen konnte, etwa in der Opernsparte. Hans-Georg Wegner: Unbedingt! Nadine Lehner zum Beispiel war schon immer ein Publikumsliebling. Aber mittlerweile hat sie gute Gesellschaft bekommen. Das zeigt, wie wichtig es ist, künstlerische Freiräume zu erhalten, damit sich die Künstler entwickeln und beweisen können. Dadurch entsteht Qualität, die – man sieht es am Moks – auch überregional beachtet und auch mit Preisen bedacht wird. Zwei Jahre „Fünfer-Bande“ sind vorbei. Künftig werden Sie wieder in hierarchisch geprägten Theaterstrukturen arbeiten. Was nehmen Sie mit? Hans-Georg Wegner: Der enge Kontakt zum Ensemble ist eine wichtige Erfahrung. Gut, Entscheidung müssen sein, aber ein Problem gemeinsam zu lösen, ist effektiver. Martin Wiebcke: Man muss andere Meinungen zulassen, sich intensiv informieren, herumfragen, Transparenz erzeugen. Das führt zum gemeinsamen Erfolg. Marcel Klett: Hierarchien am Theater müssen sein. Selbstverständlich hat der Betriebsdirektor das Sagen, wenn es etwa um Sicherheitsfragen auf der Bühne geht, selbstverständlich müssen Regisseure mit ihrem Etat auskommen. Aber jede Entscheidung muss begründbar sein. Das habe ich hier gelernt. Macht haben heißt nicht Recht haben. In solchen Strukturen will ich nicht mehr arbeiten. Rebecca Hohmann: Nicht auf seiner Meinung zu beharren, sondern gegebenenfalls auch Fehler eingestehen können, ist ein Zeichen von Stärke. Das nehme ich mit.

Patricia Stöckemann: Wenn jeder im Ensemble weiß, wo er steht, was von ihm erwartet wird, ist es einfacher, ein Ziel zu erreichen, eine Produktion zum Erfolg zu machen. Das geht nur über große Offenheit. Künstlerisch bestimmt ein Regisseur oder in meinem Fall ein Choreograph. Aber

Leonce und Lena

ich kann entscheidend dazu beitragen, dass die Rahmenbedingungen stimmen und gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Das war für mich eine wichtige Erfahrung. Die foyer-Redaktion dankt für dieses Gespräch und wünscht Ihnen alles Gute für die Zukunft!

Jetzt eln! Wechs

RAbAtte, PRämien, WAhltARife … Alle AOK-VOrteile unter WWW.AOK.de/bremen


foyer 14

THEATER bremerhaven Spielplan 2012/2013

Intendant Ulrich Mokrusch setzt in Bremerhaven weiter auf Klassiker und Moderne Text: Karin Hiller

Muntere Mischung

Sergei Vanaev: Giselle

E

briel García Márquez. Den verschiedenen ine überaus erfolgreiche Spielzeit Handlungsebenen werden charakteristische liegt hinter Intendant Ulrich MokSprachen zugeordnet: Englisch, Latein, Sparusch und seinem Team des Stadtnisch und die afrikanische Sprache Yoruba. theaters Bremerhaven. Die attraktive Mischung aus Klassikern und modernen, Für die Inszenierung konnte erneut Andrej Woron gewonnen werden. hier noch nie gezeigten Produktionen wurde von einem zufriedenen Publikum Auf Mozarts Klassiker „Don Giovanni“ interessiert aufgenommen. Der Plan, folgt eine weitere moderne Oper: „Der Undie Zuschauer durch Aufführungen an tergang des Hauses Usher“ des amerikabesonderen Orten in der Stadt neugierig nischen Musik-Minimalisten Philip Glass auf Theater zu machen, erfüllte sich zu nach einer Erzählung von Edgar Allan hundert Prozent. Trotz des leidigen ThePoe. Auf dem mas „Sparen“ (im nächsten ... attraktive Mischung aus Klassikern Spielplan stehen zudem zwei OpeJahr gibt es und modernen Produktionen. retten (Smetanas noch einmal 200.000 Euro weniger von der Stadt) weist „Die verkaufte Braut“ und Lehárs „Der das Programm für die kommende Saison Graf von Luxemburg“) und die Rockoper „Jesus Christ Superstar“, die Dirk Böhling wieder interessante Stücke in allen drei in Szene setzen wird. Sparten auf. Etwa die 1979 entstandene Kammeroper „Der Leuchtturm“, die Ulrich Mokrusch nach dem Saisonstart mit Arrigo Boitos „Mefistofele“ im maritimen Ambiente des Schifffahrtsmuseums für das Musiktheater inszeniert. Der Brite Peter Maxwell Davies schildert darin einen mysteriösen Kriminalfall, der 1900 real in Schottland stattgefunden hat. Gespannt sein darf man auch auf das mehrsprachige Werk „Love and other Demons“ des Ungarn Peter Eötvös nach dem gleichnamigen Roman von Ga-

Ballettchef Sergei Vanaev wagt sich an den Klassiker schlechthin: Seine Neuinterpretation der Liebestragödie „Schwanensee“ von Tschaikowsky dürfte sicher wieder einige choreographische Überraschungen abseits des klassischen Bewegungsrepertoires enthalten. Der Doppelabend „L’Arlésienne/ Der wunderbare Mandarin“ nimmt sich die zerstörende Seite der Liebe zum Thema. Zu Musik von Bizet und Bartók beleuchtet Vanaev hier die fatale Nähe der Liebe zum Tod.

Auch ein Ballett für Kinder steht wieder auf dem Programm. „Die drei kleinen Schweinchen“ wehren sich in dem zauberhaften Märchen erfolgreich gegen die Angriffe des gefräßigen Wolfs. Ein Höhepunkt der Bremerhavener Ballettsaison ist wie in jedem Jahr die Ballett-Gala, in der internationale hochkarätige Tänzer und Choreographen ihr Können präsentieren. Das Schauspiel stellt mit Stücken vorwiegend zeitgenössischer Autoren aktuelle gesellschaftliche Themen in den Mittelpunkt. So bringt Lucy Prebble mit „Enron“ einen der größten Skandale der Finanzwelt auf die Bühne, den manipulierten wirtschaftlichen Aufstieg und anschließenden katastrophalen finanziellen Zusammenbruch des texanischen Energiekonzerns Enron. Auch in Henrik Ibsens „Ein Volksfeind“ stehen Profitgier und Manipulation der Öffentlichkeit im Fokus. Zwei Stücke aus unterschiedlichen Epochen und doch ein Thema: Friedrich Hebbels „Maria Magdalena“ und Dennis Kellys „Waisen“. In beiden Dramen geht es um Menschen, die Verbrechen begehen, und um die Menschen, die sich entscheiden müssen, wie sie sich zu den Tätern verhalten. Anklagen oder schützen? Wie verändern Straftaten das Leben der Menschen in der Familie des Täters?


thEatER BREMERhaVEn Spielplan 2012/2013 In seinem Stück „Cargonauten“ geht Dirk Laucke direkt in die Seestadt, um etwas zu erfahren über den Alltag der Seeleute, die unter härtesten Bedingungen auf Containerschiffen arbeiten. Und auch die einsame Seemannsbraut in Andreas Marbers musikalischer Sehnsuchtsgeschichte „Seine Frau war das Meer und sie umschlang ihn“ könnte in Bremerhaven gewohnt haben. Wo wäre eine szenische Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeit besser aufgehoben als im Amtsgericht? Genau hier wird HansWerner Kroesinger sein dokumentarisches Stück „Arbeit macht Glück“ mit den Schauspielern des Stadttheaters umsetzen. Wie Musik das Leben von Menschen verändern kann, wird berührend in Kay Pollaks Schauspiel „Wie im Himmel“ erzählt. Ganz anders Heinz Strunks „Fleisch ist mein Gemüse“, eine humorvolle Liebeserklärung an die Musik und das Lebensgefühl der 80er Jahre. Das Theaterfestival „Odyssee: Klima“ stellt Fragen nach den globalen Folgen, die Erderwärmung und Klimawandel für die Lebensbedingungen des Menschen bringen. In Zusammenarbeit mit dem Alfred-WegenerInstitut, der Hochschule Bremerhaven, dem Klimahaus und industriellen Partnern vor Ort werden von nationalen und internationalen Theatergruppen Antworten gesucht.

Stadttheater Bremerhaven Premieren 2012/2013 Musiktheater Arrigo Boito Mefistofele Peter Maxwell Davies Der Leuchtturm Webber/Rice Jesus Christ Superstar Wolfgang Amadeus Mozart Don Giovanni Franz Lehár Der Graf von Luxemburg Philip Glass Der Untergang des Hauses Usher Bedrich Smetana Die verkaufte Braut Peter Eötvös Love and other Demons

Ballett Sergei Vanaev/Tschaikowsky Schwanensee Sergei Vanaev/Bizet/Bartók L’Arlésienne/ Der wunderbare Mandarin Sergei Vanaev Die drei kleinen Schweinchen Ballett Extra Ego-Zooming III (Junge Choreographen im TiF) Ballett-Gala

Schauspiel Großes Haus Lucy Prebble Enron

Meine Versicherung sponsert lieber Action als Aktionäre. Die Bremen Arena heißt jetzt ÖVB Arena.

foyer 15

Henrik Ibsen Ein Volksfeind Kay Pollak Wie im Himmel Friedrich Hebbel Maria Magdalena Kleines Haus Dirk Laucke Cargonauten (UA) Dennis Kelly Waisen Andreas Marber Seine Frau war das Meer und sie umschlang ihn In der Stadt nach Heinz Strunk Fleisch ist mein Gemüse Hans-Werner Kroesinger Arbeit macht Glück Festival „Odyssee: Klima“

Kinder- und Jugendtheater Der Eff-Sch-Tschq-&Wumms-Apparat Christina Gottfridsson Honigherz nach Hans Christian Andersen Die Schneekönigin Sophie Kassies Das Kind der Seehundfrau nach Wolfgang Herrndorf Tschick Jörg Menke-Peitzmeyer Erste Stunde Ramona Suresh, nach Harriet Köhler Beziehungswaise Martin Kemner/Alexandra Luise Gesch Faust Reloaded Einstein lebt! – Frankenstein auch!


foyer 16

thEatER BREMERhaVEn Violanta

traum und realItät

Petra Luisa Meyer inszeniert in Bremerhaven die Korngold-Oper „Violanta“ Text: Karin Hiller

Petra Luisa Meyer

E

r galt als Wunderkind und Ausnahmetalent, komponierte schon mit elf Jahren die Ballettpantomime „Der Schneemann“. Sechs Jahre später, 1916, feierte Erich Wolfgang Korngold seinen ersten ganz großen Erfolg. Sein Operneinakter „Violanta“ beginnt mit einem atmosphärischen, reich instrumentierten Orchestervorspiel und deutet damit die unwirkliche Stimmung des Stücks an, das sich in einem Grenzbereich zwischen Realität und Traumwelt bewegt. Violanta, Ehefrau des Hauptmanns von Venedig, ist von dem Gedanken besessen, ihre Schwester Nerina zu rächen, die verführt wurde und danach Selbstmord beging. Mit dem Mord an Nerinas Verführer Alfonso hofft Violanta sich von dem Fluch der Blutrache zu befreien.

kann es kein Glück für Violanta geben. Während im Inneren des Hauses die bürgerliche Enge zu spüren ist, tobt draußen der venezianische Karneval. „Das Totenreich und die Karnevalswelt sind nicht weit voneinander entfernt“, beschreibt Meyer ihre szenische Umsetzung. „Die Grenze zwischen Jenseits und Diesseits verschwimmt. Das ist fast wie ein Alptraum.“ Das Karnevalslied „Aus den Gräbern selbst die Toten tanzen“, das durch die Mauern dringt, ist auch ein Totenlied und lässt Tragisches ahnen.

Violanta trägt an einer zweifachen Schuld: Rache und Ehebruch. Der Tod von Alfonso soll sie erlösen, die Blutrache erfüllen und die verbotene Liebe beenden. Mit der Ausführung des Mordes beauftragt sie ihren Ehemann. Am Ende opfert sich Violanta, wirft sich in den Degen ihres Mannes, rettet Alfonso und entgeht durch ihre Opferhaltung der Schuld. Der Moment der Befreiung ist zugleich die Selbstzerstörung Violantas. Den Ausbruch aus ihrer bürgerlichen Welt bezahlt sie mit dem Leben.

Violantas Ehemann Simone steht für das Unglaublich, dass Korngold die Oper Patriarchat, für eine geordnete Existenz, doch, so Meyer, „Violanta kann sich in der „Violanta“, die durch musikalische Reife extremen Situation, in der sie sich befindet und emotionale Dichte besticht, bereits im Alter von 17 Jahnicht auf ihre Beziehung zu Den Ausbruch aus ihrer bürgerlichen ren schrieb. Als er, gerade neun Simone einlas- Welt bezahlt sie mit dem Leben. Regisseurin Petra Luisa Meyer, deren star- sen.“ Sie ist in Jahre alt, Gustav ke Inszenierung von Brittens Oper „Peter gesellschaftlichen Zwängen gefangen, aber Mahler seine erste Komposition vorspielte, Grimes“ in der letzten Spielzeit begeisterempfahl Mahler ihm Alexander von Zemsehnt sich nach Liebe und Erotik. te, ist sich sicher, dass es Rivalitäten um linsky als Lehrer. Zwei Jahre später wurde Alfonso unter den Schwestern gab. „Da „Der Schneemann“ an der Wiener Hofoper Alfonso ist Sinnbild für Sehnsucht und gibt es verborgene Wünsche. Violanta geuraufgeführt. Es war der Beginn einer Verlangen und Violanta projiziert ihre steht sich nicht ein, was sie eigentlich will.“ Wünsche in den Peiniger ihrer Schwester. einzigartigen Karriere. Sie liebt Alfonso, aber wird ihr Glück außer „Alfonso weiß, was Frauen brauchen“, bePremiere am 2. Juni im Großen Haus. in einem kurzen Augenblick nicht ausleben tont die Regisseurin, „er ist der Archetypus Weitere Vorstellungen: 7., 16., 22., 24.und 27. Juni. Musikalische Leitung: Stephan können. Noch aus dem Jenseits übt die eines großen Verführers. Solche Männer Tetzlaff, Ausstattung: Okarina Peter und Schwester einen unheilvollen Einfluss auf tauchen immer wieder auf. Verführer, die Violanta aus. Solange sie nicht gerächt ist, mit einer Art Depression verbunden sind.“ Timo Dentler.


thEatER BREMERhaVEn Die Filchner-Barriere

expedItIon Im eIs

Theaterprojekt „Die FilchnerBarriere“ an der Columbuskaje Text: Karin Hiller

„Das Letzte Kleinod“ auf Spiekeroog

D

as Markenzeichen der freien Künstlergruppe „Das Letzte Kleinod“ sind außergewöhnliche Theaterprojekte, die an besonderen Schauplätzen stattfinden und dort in authentischer Umgebung an Vergangenes erinnern. Nun erzählt „Das Letzte Kleinod“ in Kooperation mit dem Stadttheater Bremerhaven die Geschichte des Polarforschers Wilhelm Filchner, der im Mai 1911 mit dem Expeditionsschiff „Deutschland“ in Bremerhaven zu einer Antarktisexpedition startete.

tete, setzte sich durch.“ Ein fataler Fehler – durch eine gewaltige Springflut zerbirst das Schelfeis, nur mit Mühe kann die Ausrüstung geborgen werden. Eine erneute Landung ist nicht möglich. Die „Deutschland“ friert im Packeis fest und ist 264 Tage der Eisdrift ausgeliefert, bevor das Schiff befreit werden kann. „Es ging um Macht und Rechthaben wollen, eigentlich eine kindische Geschichte“, findet Siemssen.

Die Inszenierung integriert die am Ort vorhandenen Materialien und Gegenstände Jens-Erwin Siemssen inszeniert die drama- wie Gleise, Gabelstapler und Waggons, artische Expedition in die Kälte an der Kaiser- beitet in der Ausstattung mit Symbolen, die schleuse, dem Originalschauplatz, an dem Tristesse und Kälte andeuten. Die Zuschauvor 100 Jahren unter dem Beifall von Schau- er sitzen auf einer Tribüne im Freien mit lustigen und Honoratioren aus Politik und Blick auf das Wasser. Eine besondere Rolle Wissenschaft die „Deutschland“ mit Filch- im Stück spielt Björvik, der Eislotse. Er tritt ner und seiner Mannschaft verabschiedet immer wieder aus der Szene heraus, um sich wurde. Von Anfang an litt die Expedition, als Erzähler an die Zuschauer zu wenden. die ungenügend vorbereitet war, unter extrem widrigen Begleitumständen. „Es gab Filchners Expedition scheiterte, das Forunglaublichen Streit und Stress an Bord. schungsziel, die Verbindung zwischen Das ging bis zu Morddrohungen. Filchner hat- West- und Ost-Antarktis zu erforschen, te keine seemännische Erfahrung, war eher wurde nicht erreicht. Einen Erfolg konnein Abenteurer und wurde von der Mannte er dennoch verbuchen: Er entdeckte das schaft nicht akzeptiert“, erzählt Siemssen. zweitgrößte Schelfeis der Antarktis, das Filchner-Ronne-Schelfeis. In der Antarktis angekommen, gelingt die Landung an der Eiskante und es wird ein Premiere am 14. Juni, 21.45 Uhr an der Stationshaus auf einem Eisberg errichBremerhavener Columbuskaje. Weitetet. „Björvik, der Eislotse an Bord, hatte ge- re Vorstellungen: 15., 16., 19., 20., 21., 22. warnt, das Schelfeis schwimmt, Doch der und 23. Juni. Warme und wetterfeste KleiKapitän, der dort eine Landmasse vermu- dung wird empfohlen!

foyer 17


foyer 18

theater oldenburg Spielplan 2012/2013

Müller macht mobil

Das Oldenburgische Staatstheater rückt das Thema „Aufbruch“ ins Zentrum der nächsten Spielzeit Text: Peter Schulz

Markus Müller

W

enn die „Occupy“-Bewegung die Wall Street besetzt, um soziale Ungerechtigkeit, gewissenlose Spekulationsgeschäfte und die zunehmende Hilflosigkeit der Politik anzuprangern, wenn die Unzufriedenheit einiger Computerfreaks, die ein „freies Internet“ einklagen und auf Urheberrechte pfeifen, eine Lawine namens „Piraten-Partei“ auslöst, dann muss auch das Theater Flagge zeigen und diesen „Aufbruch“ begleiten.

er und fordert sein Publikum zur geistigen Auseinandersetzung mit den angekündigten Stücken auf: „Theater darf anstrengend sein. Wir jedenfalls haben Lust darauf, uns dieser Aufgabe zu stellen.“

len, den wiederum K.D. Schmidt in Zusammenarbeit mit Christoph Iacono vorstellt.

Um „Auf bruch“ im weitesten Sinne geht es auch in der Oper, die mit „Salome“ von Richard Strauss in die kommende SpielAuf dem Spielplan zeichnet sich diese Bezeit startet und – so Markus Müller – „den reitschaft ganz besonders beim Schauspiel Blick öffnet auf die Abgründe einer Gesellab, das gleich drei Uraufführungen und schaft und eines Menschen.“ Roger Epple, eine deutschsprachige Erstaufführung prä- der neue Oldenburger Generalmusikdireksentiert, nämlich „Willkommen in Thetor, wird das vom viel beschäftigten K.D. ben“ von Moira Buffini zum Saisonbeginn. Schmidt inszenierte Musikdrama dirigieFindet jedenfalls das Leitungsteam des Ol- Sie versetzt Eurydike ins 21. Jahrhundert, ren. Er wird auch bei Verdis „Otello“ am denburgischen Staatstheaters und präsen- lässt sie mit Hilfe eines reinen FrauenkaPult stehen. Regie führt hier Niklaus Helbtiert für die Saison binetts regieren und ling, dessen umjubelte „Zauberflöte“ aus 2012/13 einen Spiel- „Entwicklungshilfeprogramm bei ihrem Versuch, das der Vorsaison es bereits auf 41 Vorstellunplan, dessen zentra- zur Emanzipation“ Land nach einem Bür- gen gebracht hat, weshalb sie folgerichtig les Thema die „Vergerkrieg auszusöhnen, wieder ins Programm genommen wurde. unsicherung des Bürgers“ bildet. Plakativ auf den erbitterten Widerstand der Militärs deutlich wird dies schon auf dem Titel des treffen. Christina Rast wird Regie führen. Als großes spartenübergreifendes Projekt Vorschauheftes, das zwei augenscheinlivon Tanz und Oper wird „Romeo und Julia“ che Biedermeier-Bürger zeigt, die vor dem „Schwere Kost“ serviert der Intendant auch von Hector Berlioz angekündigt, inszeniert Hintergrund des Theatergebäudes ein mit Büchners „Dantons Tod“ (Müller: „Eine von den Choreographen Guy Weizman und Transparent entrollt haben. „Aufbruch“ ist der wichtigsten und klügsten Auseinander- Roni Haver. Nicht minder aufwändig dürfdarauf zu lesen, unterstützt durch ein Aus- setzungen mit dem Thema Gesellschaft te die Produktion der Orff’schen „Carmina rufe-, angezweifelt durch ein Fragezeichen. und Individuum überhaupt“), inszeniert Burana“ als konzertante Aufführung mit vom Hausregisseur K.D. Schmidt. Hinzu einer Vielzahl von Mitwirkenden ausfallen. So ganz sicher ist man sich der Sache also kommen Brechts Parabel auf das Dritte Reich Die musikalische Leitung liegt dabei in nicht, weshalb Generalintendant Markus „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, den Händen von Thomas Dorsch, der neMüller seinen Spielplan, der bei 24 Premi- George Bernard Shaws „Haus Herzenstod“ ben „Romeo und Julia“ auch Rossinis „Bareren sechs Uraufführungen aufweist, als und das „anarchistischen Schauspiel“ des bier von Sevilla“ dirigieren wird. „Entwicklungshilfeprogramm zur Emanzi- Hausautors Marc Becker mit dem Titel pation“ angelegt hat. „Wir versuchen, eine „Männer mit Krone“ als Uraufführung. Das Junge Staatstheater, das mit „Lütt Rückbesinnung auf individuelle Freiheits- Deutlich ironischer, wenn auch nicht unbe- Aant“ eine Kooperation mit dem Hamburrechte auszulösen und so viele Menschen dingt zum Schenkelklopfen komisch dürfte ger Ohnsorg-Theater einleitet, nimmt sich wie möglich mit Wissen zu wappnen“, sagt der Liederabend „Marx macht mobil“ ausfal- mit „Tschick“ ebenfalls des zentralen The-


thEatER OlDEnBURG Spielplan 2012/2013

Richard Strauss Salome Carl Orff Carmina Burana (konzertant) Giuseppe Verdi Otello Gioachino Rossini Der Barbier von Sevilla Igor Strawinsky The Rake’s Progress

Christoph Iacono & K.D. Schmidt Marx macht mobil Bertolt Brecht Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui Exerzierhalle Mass & Fieber Fall out Girl (UA) nach Daniel Defoe Crusoe nach Franz Kafka Die Verwandlung

Schauspiel

Tanz

Oper

Großes Haus Moira Buffini Willkommen in Theben (DSE) Georg Büchner Dantons Tod Kleines Haus Marc Becker Männer mit Krone (UA) George Bernard Shaw Haus Herzenstod

mas „Aufbruch“ an. Das Stück nach dem gleichnamigen, mehrfach ausgezeichneten Roman von Wolfgang Herrndorf, eine Art Roadmovie durch den „wilden Osten“ Deutschlands mit dem aberwitzigen Ziel „Walachei“, handelt vom schwierigen Erwachsenwerden. Auch in der uraufgeführten Kinderoper „Sturmkind“ geht es um den Entwurf eines selbst bestimmten Lebens. Noch plakativer nähert sich die Tanzsparte dem „Aufbruch“ an, und zwar im Rahmen der 11. Internationalen Tanztage, die im kommenden April unter dem Arbeitstitel „R/Evolution“ stehen. Eingeladen werden nämlich Künstler, die sich in ihrem Werk „gesellschaftlichen Fragestellungen widmen“ oder mit ihren Ansätzen „die Sicht auf unsere Welt verändern können.“ Man darf gespannt sein. Außerdem steht mit „Das Blaue“ von An van den Broek eine weitere Uraufführung auf dem Programm. Intendant Müller strebt mit seinem nahezu unveränderten Ensemble eine ähnlich exzellente Auslastung wie in der laufenden Saison an („Über 200.000 Zuschauer sind ein tolles Ergebnis, oder?“) und führt als Beleg für das grassierende „Theaterfieber“ in der Region die Nachfrage für Schillers „Kabale und Liebe“ an. Lange vor der Premiere am 7. Juni, nämlich Mitte April, seien alle Veranstaltungen bereits restlos ausverkauft gewesen – „ein enormer Vertrauensbeweis!“ Und weil viele der laufenden Produktionen „extrem gut nach-

Ann Van den Broek Das Blaue (UA), Exerzierhalle Hector Berlioz Romeo und Julia, Großes Haus

Junges Staatstheater Wolfgang Herrndorf Tschick, Exerzierhalle

gefragt“ werden, habe man die Zahl neuer Premieren ruhigen Gewissens auf 24 reduzieren können und 20 Wiederaufnahmen ins Programm genommen.

Hannes Dufek & Finegan Kruckemeyer Sturmkind (UA), Kleines Haus Wolf Erlbruch Lütt Aant – Ente, Tod und Tulpe (NDE), Spielraum nach Erich Kästner Das doppelte Lottchen, Spielraum

Niederdeutsches Schauspiel / Kleines Haus Otfried Preußler Krabat (UA) Anders Thomas Jensen Delikatessen (NDE) Lutz Hübner Sülver Single (NDE)

Festivals PLATTart 1.–10. Februar 2013 11. Internationale Tanztage 9.–21. April 2013

„Oldenburg“, so Müllers Fazit, „ist bereit für gutes Theater.“ In diesem Sinne kann der Auf bruch also frohgemut fortgesetzt werden.

METEORITEN

EINSCHLAG Außerirdische Steine im Landesmuseum Oldenburg

© Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Staatstheater Oldenburg Premieren 2012/2013

19 foyer

Noch bis 16. September 2012

Niedersächsische Landesmuseen Oldenburg

Landesmuseum Natur und Mensch Damm 38–44, 26135 Oldenburg, www.NaturundMensch.de Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur

Förderverein Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg


foyer 20

thEatER OlDEnBURG La Bohème

armut FrIsst lIeBe auF Ü

Staatstheater Oldenburg präsentiert zum Abschluss dieser Spielzeit Puccinis „La Bohème“ Text: Michael Pitz-Grewenig

ber den Dächern von Paris fristen vier arme Künstler-Freunde, der Dichter Rodolfo, der Maler Marcello, der Musiker Schaunard und der Philosoph Colline, ihr dürftiges Künstlerdasein. In der armseligen Mansarde ist es so kalt, dass Rodolfo seine Manuskripte verbrennen muss – Kunst geht vor dem Hintergrund der Existenzsicherung unwiderruflich verloren. So auch an Weihnachten. Die Stimmung ist gedrückt, bis Schaunard mit Wein, Essen und Brennmaterial auftaucht. Danach geht’s zum Feiern ins Stammcafé „Momus“ im Quartier Latin.

mietern und den Behörden eine lange Nase drehen – das hatte ganz viele Ähnlichkeiten mit den Statuten des „Bohème-Klubs“, den er mit Freunden gegründet hatte. Das erste Gebot lautete: „Die Mitglieder des Bohème-Klubs, getreu dem Geiste, in dem er gegründet wurde, geloben einander unter Eid, es sich wohl sein zu lassen und besser zu essen.“ Schön auch das fünfte Gebot: „Die Beleuchtung des Lokals hat durch eine Petroleumlampe zu geschehen. Wenn das Brennmaterial fehlt, sind die Holzköpfe der Mitglieder zu nehmen.“

bringt, wie Dramaturg Lars Gebhardt mitteilt: „ ...in diese desillusionierte Gesellschaft neuen Lebensmut, Auf bruchsstimmung. Sie erscheint fast wie ein Engel, ein Weihnachtsengel – eine aus der Zeit gefallene alterslose Frau. Gerade Rodolfo wird von ihr wach geküsst, lernt aufrichtig mit Gefühlen und Emotionen umzugehen.“

Das Café „Momus“ wird zum Kaufhaus, verstanden als Konsumtempel der modernen Gesellschaft. Dramaturg Gebhardt führt dazu aus: „Im zweiten Akt sehen wir, wie sich die ‚Künstler’ ihren LebensunterDoch Spaß beiseite. Puccini schwebte die halt verdienen: Als Kleindarsteller im KonDarstellung einer „Comédie humaine“ mit Auch die Stickerin Mimi hat kaum Geld sumtempel/Kaufhaus ‚Momus’ sind sie all ihren Ungerechtigkeiten und Widersprü- kleine Rädchen in einer großen Konsumund leidet zudem noch an der Schwindchen vor. Kurt Tucholskys ironische Bemer- maschine. Das gesamte Theater verwansucht. Rudolfo verliebt sich in sie. Eiferkung, dass Puccini der Verdi des kleinen sucht und Missverständnisse machen die delt sich dann in ein pompöses Kaufhaus. Mannes sei, erfasst einen wichtigen SachBeziehung unnötig schwierig, und auch Der Kontrast zwischen der Verlassenheit Mimis Krankheit belastet das Miteinander. verhalt. Mit Mimi kam ein völlig neuer sound Armut der Künstler und einer überzialer Typus auf die Opernbühne. Einer, der bordenden Konsumwelt wird größtmöglich Am Ende muss Mimi sterben. auf die mangelnde humanitäre Hilfsbereit- sein. Mimi repräsentiert dann die von PucArmseliges Künstlerstübchen, dazu im Ge- schaft einer prosperierenden Gesellschaft cini immer wieder beschworene ‚Poesie verweist. Man muss nur genau zuhören, um der kleinen Dinge’ – sie strahlt einen Opgensatz der mondäne Boulevard und die das zu erkennen, wenn Rodolfo im dritten timismus, eine Lebensfreude aus, die die Liebe: Herz-Schmerz total! Wohl deshalb Akt singt: „Um sie am Leben zu erhalten, ge- Künstler ansteckt.“ wird Giacomo Puccinis „La Bohème“ oft nügt die Liebe nicht allein...“ All das war zur als herzzerreißendes Rührstück, als MeEin in der Tat spannender Ansatz, der eine lodienoper ohne tieferen Inhalt begriffen. Zeit der Uraufführung im Jahre 1896 nicht einfach zu vermitteln und ist heute, wo soDas geht, wie so häufig, völlig an den Insubtile Herangehensweise erfordert. Man viel „Rezeptionsmüll“ auf diesem Werk liegt, darf gespannt sein. – Die musikalische Leitentionen des Komponisten vorbei, dem noch viel schwieriger. gerade dieses Werk besonders am Herzen tung liegt in den Händen von Johannes lag, hatte es doch viel mit seiner eigenen Stert, der sich in der letzten Spielzeit mit Regisseur Lorenzo Fioroni will mit seiner Biographie zu tun. Paul Hindemiths „Cardillac“ dem OldenInszenierung am Staatstheater Oldenburg burger Publikum vorstellte. An „La Bohème“ hat Puccini intensiv gear- genau in diese gesellschaftskritischen Bereiche vorstoßen. Die vier Künstler werden Premiere: 10. Juni, weitere Vorstellungen beitet. Seine Librettisten mussten immer bei ihm Außenseiter in einer auf Konsum wieder Korrekturen vornehmen. Die vier am 14. und 23. Juni sowie am 8., 12. und ausgerichteten Gesellschaft. Mimi, die für 14. Juli. jungen Männer, die zwar in Armut leben, Fioroni außerhalb dieser Prozesse steht, aber voller Ideale sind, dabei ihren Ver-


theater oldenburg Kabale und Liebe

53°8‘N 8°13‘O

Schillers „Kabale und Liebe“ im Staatstheater Oldenburg Text: Sven Garbade

Vision einer besseren Welt I

st Schillers berühmtes Trauerspiel „Kabale und Liebe“ nicht reif fürs Theatermuseum? Mitnichten, sagt das Oldenburger Staatstheater, und bringt den Klassiker nun in einer Neu-Inszenierung von Jasper Brandis heraus. Denn auch wenn einige der historischen Parameter heute fortgefallen sein mögen, welche einst den Motor in Schillers IntrigantenStück bildeten, so kann es immer noch dazu dienen, die Vision von einer besseren Welt zu entwerfen. Die Kraft der Liebe spielt dabei eine entscheidende Rolle. Mit dem Liebespaar Luise und Ferdinand stehen ja zwei Selbsthelfer in Sachen Glücksbestreben im Mittelpunkt. Allein schon deren Tatkraft für sich entwickelt einen derart mitreißenden Schwung, dass man meint, das Knirschen einer aus den Angeln gehobenen Welt zu hören. Der hier wuchtende Berserker war natürlich Schiller persönlich, der die Grenzen einer ständischen Welt auch im eigenen Leben zu spüren bekam. In seiner unerfüllten Liebe zu Caroline von Wolzogen spiegelt sich wohl auch ein Teil von Ferdinands Liebesqualen wieder. Und höfische Unsitten wie Verschwendung, Mätressenwesen und Intrigantentum waren zudem auch am heimischen Hof von Herzog Carl Eugen offensichtlich.

Dabei hatte der erst 23 Jahre Schiller in den Jahren vor 1784 lange gezögert, dieses, sein drittes Stück, erneut für die Mannheimer Bühne zu schreiben. Der voran gegangene Misserfolg mit „Fiesco“ war noch nicht vergessen, und so orientierte sich Schiller gezielt an Erfolgswerken anderer. Lessings „Emilia Galotti“ hatte Eindruck gemacht, auch das heute vergessene Kammerspiel „Der deutsche Hausvater“ des Reichsfreiherrn von Gemmingen war ein Erfolg gewesen. Standeskonflikte spielen auch in diesen Stücken eine Rolle, auch adelige Schurken waren erlaubt. Bei Schiller schraubt sich deren Verwüstung noch weiter in die bürgerlichen Reihen, alles steuert unter Hochdruck in eine selbst gestaltete Katastrophe. Auch die damalige Theaterwelt musste auf ein derart verschärftes Trauerspiel vorbereitet werden. An Dalberg, den stets skeptischen Mannheimer Intendanten, schrieb Schiller: „So hat dieses Trauerspiel auch den Mangel, dass Komisches mit Tragischem, Laune mit Schrecken wechselt.“ In dieser wild gemischten Energieentwicklung liegt womöglich das Geheimnis verborgen, warum „Kabale und Liebe“ auch heute beständig sein Publikum findet. Spannend wird in jedem Fall sein, wie die Oldenburger Inszenierung nun Schillers bürgerlich-aristokratischen Bühnen-Clinch umsetzen wird.

Es geht also um die Überwindung von Schranken. Ausgestattet mit den rohen Kraft- Premiere am 7. Juni im Kleinen Haus. brü-chen der Natur konnte Schiller stürmen, Weitere Vorstellungen: 12., 13., 22., 26, 28. drängen und wie kein anderer Schreiber und 29. Juni sowie 3., 4. und 5. Juli. seiner Zeit politisches Ausdruck mit emotionalen Effekten verschränken.

21 foyer

W W W. H O R S T - J A N S S E N - M U S E U M . D E

Michael KviuM freestyle tales

16. Juni - 9. September 2012 horst-Janssen-Museum Oldenburg


foyer 22

KOlUMnE Da capo!

Da capo! Erinnerungen des foyer-Kritikers Simon Neubauer

Peter Schneider

dIe herren am pult

„„a

uf meiner Reise von Hamburg nach Antwerpen hielt ich mich bloß einige Stunden in Bremen auf, weil die Stadt keine musikalischen Reizungen hat, die mich zu einem längeren Aufenthalt hätten bewegen können. In dieser Stadt ist weder eine Hof Hofhaltung noch ein Theater, daher man also natürlicherweise annehmen muss, dass hier die Musik nicht sonderlich kultiviert worden ist.“ So urteilte der englische Musikjournalist Charles Burney 1772 auf einer seiner Reisen. Heute sollte der Mann wiederum möglichst freiwillig in die Hansestadt kommen, um zu sehen, dass es nicht unbedingt einer „Hofhaltung“, wohl aber musischer Bürger bedarf, um ein bedeutendes Musikleben erblühen zu lassen: Denn auch bei den Musikausübenden hat Bremen einen ausgezeichneten Ruf. Wird nämlich eine leitende Stelle ausgeschrieben, stehen die Bewerber Schlange. Kein Wunder, denn sowohl für die Kapellmeister wie erst Recht bei den Generalmusikdirektoren stehen die Chancen sehr günstig, um sich einen guten internationalen Namen zu erwerben. Jedenfalls war das sehr oft der Fall. Wer hier mit Fortune Erster Kapellmeister war, stieg nach dem Auslaufen des Bremer Vertrags meist die Karriere-Treppe um etliche Stufen empor. Beispiele (ohne Vollständigskeitsgewähr) gefällig? Auf Chefstellen rückten

auf: Graham Jackson (Krefeld/Mönchengladbach), Rainer Mühlbach (Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf), Gabriel Feltz (Stuttgart, demnächst Dortmund), Catherine Rückwardt (Mainz), Istvan Denes (Trier) und Christian Ludwig (Hagen).

Es war nicht ganz einfach, die Funktionen der Generalmusikdirektoren zwischen Theater und Philharmonische Gesellschaft zu klären, denn ein Bonmot sagt ja, dass die Eifersucht unter Kardinälen, Admirälen und Generälen aller Arten besonders grassiert. Nun, sei es wie es ist, jedenfalls mochten sich nach erfolgter Klärung der konservative Hans Walter Kämpfel (19611965) und der rebellische Kurt Hübner nicht besonders gerne. Kämpfel dirigierte doch weiterhin die noch aus der Ära Lippert stammenden Produktionen wie den „Ring des Nibelungen“ und „Die Frau ohne Schatten“, ehe der junge, alerte Hans Wallat (1965-1970) die Nachfolge antrat. Aber als er gleich die Hübner-Inszenierung des „Fidelio“ leitete, war man sofort von seiner hohen musikalischen Fähigkeit überzeugt, auch dann, als er in der Glocke viele Werke mit Begeisterung interpretierte. Bei mindestens 20 Opernpremieren stand er am Pult, wobei die Zusammenarbeit mit dem aus der DDR gastierenden Götz Friedrich zur ersten Blütezeit der musikdramatischen Präsentationen reifte. Wallat ließ sich von Mannheim abwerben und war danach Jahrzehnte lang GMD der Rheinoper Düsseldorf-Duisburg. Sein Bremer Nachfolger Hermann Michael (1970-1978) sprühte während zweier Vertragslängen vor Ehrgeiz. Mit viel beachteten Erfolgen bevorzugte er damalige Problemstücke wie „Wozzeck“, „Jenufa“, „Katja Kabanowa“, ferner Klaus-Michael

Marcello Viotti

Grübers Inszenierung von Händels „Julius Cäsar“, die fast im Tumult unterging. Auf dem Konzertsektor war er nicht weniger mutig, wie Brittens „War-Requiem“ und dessen große „Zweite Sinfonie“ beweisen. Zudem engagierte Michael mit Dale Duesing, den er als seinen Lieblingssänger bevorzugt einsetzte (Don Giovanni), und Katherine Stone zwei Amerikaner mit auffallend frischem Darstellertalent. Michael startete anschließend an der Spitze mehrerer Orchester eine internationale Karriere und wirkte danach als Professor an der Musikhochschule München, wo auch der gegenwärtige Bremer GMD Markus Poschner das dirigentische Handwerk erlernt hat. Eine noch höhere internationale Bedeutung gewann Peter Schneider (1978-1985), denn er wurde nach einem kurzen, nicht sehr glücklichen Mannheimer Zwischenspiel Erster Gastdirigent der Bayrischen Staatsoper München, regelmäßiger Dirigent verschiedener Werke bei den Bayreuther Festspielen und schließlich begehrter Dirigent an der Wiener Staatsoper, die ihn schon vor Jahren zum Ehrenmitglied ernannte. Sein Bremer Wirken stand unter einem permanent strahlenden Glücksstern, nicht zuletzt dank des engen Zusammenwirkens mit dem damaligen Operspielleiter der Oper, Peter Brenner. Pinchas Steinberg fühlte sich nicht besonders wohl in der Hansestadt, erfüllte jedoch zwischen 1985-1989 zuverlässig in Theater und Konzert seine Pflichten, darunter auch die Vorstellung von Novitäten wie „König Roger“ von Szymanowski und Liszts „Faust-Sinfonie“, ferner einen stimmungsstarken „Holländer“ in Brenners Regie. Steinberg holte sich danach an vielen Pulten von Wien bis Paris die von ihm stets angestrebte „Weltzugehörigkeit“.


kolumne Da capo!

Günter Neuhold

Lawrence Renes

Auch der nächste Musikchef der Freien Hansestadt weilte leider nur die einzige Vertragsdauer (1989-1993) an der Weser. Der sehr charmante, mit einer respektablen französischen Geigerin verheiratete Marcello Viotti machte zusammen mit dem Generalintendanten Tobias Richter Furore, als sie in der Kirche Unser Lieben Frauen Pfitzners „Palestrina“ herausbrachten, eine Produktion, mit der das Bremer Theater später auch in Montpellier gastierte.

23 foyer

Markus Poschner

auf den Podien und als Erster Kapellmeister der Komischen Oper Berlin gilt er in der Philharmonie und im Theater als „Volltreffer“. Kein Wunder, dass sein leidenschaftliches Wirken eine vorzeitige Verlängerung seines Vertrages zur Folge hatte. Zudem hält der allürefreie Münchner außergewöhnlich gute Kontakte zu den Musikern, den kulturellen Institutionen der Stadt und nicht zuletzt zum Publikum.

Nach dem Bremer „Zwischenspiel“ war er sehr gefragt etwa an der Metropolitan Opera New York, an der Wiener Staatsoper und bei den Salzburger Festspielen. Wenig später erlitt er einen Schlaganfall, an dessen Folgen er 2005 verstarb. Günter Neuhold, der bereits preisgekrönte Grazer, wurde mit großen Hoffnungen (1995-2002) in Bremen erwartet. Er setzte mit Mahlers „Auferstehungssinfonie“ zur Eröffnung der renovierten Glocke ein deutliches Zeichen seiner Fähigkeiten, die er dann unter andrem mit Beethovens Neunter, Schostakowitsch und der Neunten Bruckners unterstrich. Aufsehen erregte sein Dirigat des „Fidelio“, den Regisseur Johann Kresnik mit dem Untergang der Werft „Use Akschen“ in Verbindung gebracht hatte. Später wollte die „Chemie“ zwischen dem GMD und den Philharmonikern nicht mehr so recht stimmen, und Neuhold eilte von Pult zu Pult verschiedener Orchester zwischen Straßburg und Toulouse. Seit 2008 amtiert er als Direktor des Orquesta Sinfonica de Bilbao.

schöne neue dinge entdecken.

REMEMBER®

Jung und sehr selbstbewusst zeigte sich der Holländer Lawrence Renes (2002-2006). Er scheute vor dem immer mehr in Mode kommenden Regietheater nicht zurück, auch nicht, als Tilman Knabe Wagners „Tannhäuser“ oder Kirchner Verdis „Rigoletto“ in andere Jahrhunderte verpflanzten. Renes wagte sich unverdrossen auch an die „großen Brocken“, freilich ohne sie tiefer ausloten zu können. Nach seinem Abschied dirigierte er meist niederländische Orchester, aber auch etwa Strawinskys „Rake‘s Progress“ in Covent Garden London. Freudig begrüßt trat vor fünf Jahren der Münchener Markus Poschner das Amt des Bremer Generalmusikdirektors an. Nach seinen vorangegangenen Erfolgen

Besuchen Sie den weltweit ersten REMEMBER®-Shop. Anzeige_A5_2012.indd 1

Böttcherstraße 7 · Bremen 02.04.12 10:26


foyer 24

thEatER in nORDEn Opernpremieren

Neue Inszenierungen auf norddeutschen Bühnen

Stadttheater Bremerhaven: Die lustigen Weiber von Windsor

Stadttheater Bremerhaven Die lustigen Weiber von Windsor Philipp Kochheim verlegt die eher antiquierte Handlung der „Lustigen Weiber von Windsor“ in seiner temporeichen Inszenierung in die Gegenwart, was vom Ansatz her schlüssig und gut durchdacht ist. Die Damen Fluth und Reich kommen als überdrehte Schickimicki-Frauen mit Smartphone, ihre hektischen Ehemänner befinden sich mitten im Parteienwahlkampf. Durch unterhaltsame, eingeschobene Dialoge (Fassung Kochheim) fühlt man sich in eine Vorabendserie versetzt, sogar die Musik von Otto Nicolai fügt sich in diesen Rahmen ein. Nach dem Motto „Laster statt Langeweile“ wird in dieser übersättigten Gesellschaft getrunken, gekokst, geraucht und auch schon mal auf den Tisch gekotzt. Neben der eigentlichen Handlung laufen parallel weitere Aktionen auf der Bühne ab, so dass der Zuschauer kaum die Chance hat, allem zu folgen. Gag folgt auf Gag, weniger wäre hier mehr gewesen. Falstaff (Andrey Telegin) ist wenig dominant in Kochheims Inszenierung, ihm nimmt man den leidenschaftlichen Verführer nicht ab. Als Ehepaare Fluth und Reich überzeugen gesanglich und mit schauspielerischem Talent Lilli Wünscher, Peter Kubik, Ann Juliette Schindewolf und Oliver Weidinger. Und auch der Chor spielt die rasanten Szenenwechsel ohne Mühe mit. Kochheim lässt die Bestrafung Falstaffs in einer blutigen Massenfolterung enden, denn

dieses Künstlerpack, das sich in das Leben der Neureichen einmischt, muss bestraft werden. Ein etwas überzogener Schluss, der nicht so recht zu der eher komischen mit Ironie durchsetzten Boulevardstimmung passen will. – Top oder Flop? Das Publikum war sich nicht einig und quittierte die Premiere mit Bravos und Buhs. Karin Hiller

Doch die Stärke dieser Oper (dicht an Menschen zu sein) ist zugleich ihre Schwäche. Theater lebt wie Kino von Handlung und sich entwickelnden Charakteren, zu denen der Betrachter eine emotionale Beziehung aufbaut. Das fällt in „All diese Tage“ aber schwer. Florian Ziemen am Dirigentenpult gelang es vorzüglich, alle Mitwirkenden zu koordinieren: die gewohnt souveränen Bremer Philharmoniker, den spielfreudigen Opernchor (Daniel Mayr), den sehr präsenTheater Bremen ten Kinderchor (Achim Rikus) und die SolisAll diese Tage ten. Insbesondere Alexandra Scherrmann mit leuchtendem Sopran und Barbara Buffy Kunst und Kommerz müssen sich nicht mit markantem Mezzo konnten sich für groausschließen. Zumindest in den USA haße Partien empfehlen, daneben sollen Sirin ben Komponisten deutlich weniger Skrupel Kiliç, Kejia Xiong, Christoph Heinrich, Taals in Deutschland, Opern zu komponiemara Klivadenko und vor allem der aus der ren, die dem Publikum gefallen. Im Theater Bremen ist mit der Uraufführung „All die- Richter-Intendanz bekannte Bariton Bjørn Waag erwähnt werden. se Tage“ ein Stück in dieser Tradition herausgekommen. Und dank der dramaturgischen Untermauerung (das Libretto wurde Die Jugendlichen, von denen im Vorfeld so aus den Alltagsgeschichten und -gedanken oft die Rede war, waren als Themengeber, Bremer Jugendlicher gebastelt) besitzt Mo- Chor, „Performer“ und Extra-Schlagzeuger dabei. Letztere machten mit gewöhnlichem ritz Eggerts so genannte Zeitoper zudem Schlagwerk und interessanten Instrumenambitionierte gesellschaftliche Züge. ten wie Vuvuzela und Glasflaschen einen beeindruckenden Job. Insgesamt dominierDer Begriff „Zeitoper“ wird dabei zweifach verwendet, indem Eggert den Umgang ten jedoch die Opernsänger und der Opernchor dank der Länge und Art der Beiträge. des einzelnen Menschen mit seiner Zeit und mit unserer heutigen Zeit thematisiert. Dieser Spaß geht über 15 Runden (14 SzeDadurch und durch die Variation der Ornen plus Prolog) und bietet Einblicke in die chestersprache ist „All diese Tag“ eben Sehnsüchte junger Bremer. Dank ihrer Ehr- keine „gewöhnliche“ Oper. Gerade die lichkeit, der abwechslungsreichen Musik Kombination von schlankem, nicht überund oft auch der Situationskomik besitzt triebenem Operngesang mit mal musicafast jede Szene ihren spezifischen Reiz; Re- lartigen, mal rockigen und mal pseudogisseur Michael Talke hat die so untermodernen Klängen macht „All diese Tage“ schiedlichen Momente geschickt arrangiert durchaus hörenswert. und aus den Darstellern viel herausgeholt. Markus Wilks


Liebe, Sehnsucht, Hoffnung …

Wir wünschen allen Besuchern der romantischen Operette „Das Land des Lächelns“ einen Abend voller bewegender Momente.

www.swb-gruppe.de


foyer 26

thEatER in nORDEn Schauspielpremieren

Neue Inszenierungen auf Idomeneo norddeutschen Bühnen Text: Sven Garbade

Foto: Jörg Landsberg

Theater Bremen „Das Leben ein Traum“

sche Implikationen enthält: Finsternis und Aufklärung, Täuschungen und Illusionen spielen zentrale Rollen. Da wird ein Prinz nur deswegen aus seiner Dunkelhaft entKann Sprechtheater auf einer großen lassen, damit er zur Probe König spielen Opernbühne heute überhaupt noch funkkann. Als das Experiment misslingt und tionieren? Während an vielen Theatern beer sich als Tyrann erweist, wird seine Haft reits über die Verkleinerung der Zuschauererneuert. Sein Königtum habe er nur geRäume nachgedacht wird (auch am Bremer träumt, lautet der verlogene Bescheid, mit Schauspiel!), unternimmt das (scheidendem er fortan leben (oder träumen?) muss. de) Bremer Ensemble den gegenteiligen Versuch: Im großen Haus am Goetheplatz Und welch ein unheimliches Ereignis, wie inszenierte Robert Schuster „Das Leben ein Traum“ als ein postmodernes Bilderla- Timo Lampka dieses eingekerkerte Monsbyrinth, in dem vor allem Videoprojektion ter in Bremen spielt! Schwarz beschmiert, und Bühnentechnik effektvoll spielen. Die mit Eisenkugeln zu Boden gedrückt, röhrt eigentlichen Schauspieler tun sich dagegen er die Worte hervor, welche wie aus gewalschwer, Präsenz zu entwickeln. Der Abend tiger geistiger Brunnentiefe empor gehievt werden. Besonders seine triumphalen Geszeigt in doppelter Hinsicht Licht und Schatten. Einerseits ganz wörtlich, denn zu ten zum Happy-End lassen uns schaudern. Schusters besten Leistungen zählt in dieser Gott habe ihn nun doch als König gewollt! Inszenierung sein Einsatz von Projektionen. Das Monster wurde zum Menschen – und Gott mag diesen Machthaber. Diese sind technisch raffiniert gemacht und wirken auch inhaltlich stimmig. Da verdoppeln sich plötzlich die Schatten von Figuren, welche auf riesigen Rückwänden geworfen werden. Dann entwickeln sie sogar ein Eigenleben und variieren die in Rückblenden erzählte Geschichte. Platons Höhlengleichnis scheint zum szenischen Programm erhoben; wir sehen nur die Abbilder einer Welt, womöglich nur die Schatten von Ideen.

Doch so beeindruckend Lampka auch spielt, und wie um ihn herum drehende Wände und rollende Projektoren kreisen, so verloren nehmen sich gleichzeitig viele der übrigen Akteure aus. An dramaturgisch entscheidenden Momenten wenden sich zudem immer wieder einige Figuren vom Publikum ab und sprechen mit dem Rücken zum großen Saal. Mit dieser dürftigen Sprachverständlichkeit gibt die Solche Tricks passen deswegen stimmig ins Inszenierung dann wiederum all jenen Konzept, weil das Stück von Calderón de la Recht, die für kleinere Schauspielhäuser Barca ebenfalls einige erkenntnistheoreti- plädieren.

bremer shakespeare company „Ein Sommernachtstraum“ „Die Liebe stürzt hinab wie ein Habicht“, heißt es bei William Shakespeare, diesem unergründlichen Meister im Vermischen von Schönem mit Schrecklichem. Im Wald von Athen, wo er seinen „Sommernachtstraum“ statt finden lässt, bietet er für solchen Blitzeinschlag ein vielfach gestuftes Jagdrevier: Elfenpoesie und Naturzauber hetzen dort sämtliche Liebenden so verwirrend hin und her, dass Fürsten, Bürger und Hand-werker am Ende gleichermaßen vom (süßen) Realitätsverlust heimgesucht werden. Wenn ein Kobold es so will, wird sogar ein Esel zum Liebhaber. Das Stück kann somit zu einem wahnsinnigen Bühnen-Spaß werden, in dem sich gesellschaftliche Ordnungen mit sexuellen Unordnungen verquicken. Kein Wunder, dass die Erwartungen an jede neue Inszenierung besonders hoch sind. Zum Teil werden diese auch in der Concordia erfüllt, wo die bremer shakespeare company den „Sommernachtstraum“ in einer Inszenierung von Benno Ifland zeigt. Aber eben auch nur zum Teil. Wie gewohnt wirft sich das Ensemble spielfreudig ins Getümmel, stets mit jenem erfrischend direkten Zugriff aufs Szenen-Material, welcher der Institution seit über 25 Jahren ihren vorzüglichen Ruf als Volkstheater mit Niveau garantiert. Doch gleichzeitig stellen sich Ermüdungs-


thEatER in nORDEn Schauspielpremieren

27 foyer

Foto: Marianne Menke

erscheinungen ein. Hat man solche oder wenn zwischendrin noch ein großer dicker gesorgt. Doch etwas mehr Magie und Zauähnlich angelegte Szenen nicht bereits berkraft hätte man sich für diesen SomTeddybär über die Bühne gejagt wird, ist oftmals gesehen? Kobold Puck jagt wieder zwar für Amüsement der rustikalen Art mernachtsraum doch gewünscht. einmal als Conferencier mit Melone durchs Gelände, der oberste Elfen-Macho Oberon stiefelt mit Ledermantel und Kopftuch als Alt-Rocker herein, während Herzogin Hippolyta mit ihrem Theseus so apart auf ihren Sesselchen hockt, als unternehme die englische Queen eine Kutschfahrt zum Fünf-Uhr-Tee. Man schmunzelt, doch all die netten Einfälle reichen hier kaum über dekorative Effekte hinaus. Nun mag es grundsätzlich schwer fallen, in diesem Stück aktuelle Themen zu finden, deren Ausfabulierung sich zwingend aufdrängen. Ist das Reservoir an Elfenzauber erst einmal aufgebraucht, bietet das Stück recht leichtgewichtigen Gehalt. Ein Großteil des Amüsements soll von jenen so genannten Handwerker-Szenen ausgehen, in denen ein paar rustikale Burschen sich mit antiker Dramenkunst herum ärgern. Deren breit ausgewalzte Bräsigkeit führt dann unvermeidlich zur Belustigung sämtlicher Augenzeugen: Diese Proleten wollen also Kunst machen? Ein guter Witz, scheint Shakespeare zu meinen, und gönnt den Trotteln herzliche Lacher von oben herab. Bei der Company werden diese Witzfiguren nun als ein Team von Veranstaltungstechnikern vorgestellt, deren sprachliche Behinderungen sich in berlinerischen oder schweizerischen Dialekten niederschlägt. Besonders komisch ist dies nicht. Und

Die DKV-Residenz steht für ein selbstbestimmtes Leben im Alter in stilvoller und sicherer Atmosphäre. In ruhiger und zentraler Lage direkt in den Bremer Wallanlagen bietet die Residenz eine Kombination aus Wohnen, Pflege, Wellness und Kulturangeboten. Individuelle Serviceangebote, eine Physiotherapie, ein Frisörsalon, ein Laden, ein öffentliches Café und ein Ärztenetzwerk sorgen für ein angenehmes und sorgenfreies Leben.

Lernen Sie die DKV-Residenz kennen und machen Sie sich selbst ein Bild. Jeden Dienstag findet eine öffentliche Führung durch das Haus statt. Treffpunkt: Das Foyer der DKV-Residenz um 15.00 Uhr. DKV-Residenz in der Contrescarpe Am Wandrahm 40–43, 28195 Bremen Tel. 04 21 / 3 22 90, Fax 04 21 / 32 29 32 29 www.dkv-rc.de, E-Mail: info@dkc-rc.de


foyer 28

MUSiK Oldenburger Promenade

Elena Nogaeva organisiert mit ihrem Team die 16. „Oldenburger Promenade“ Text: Ute Schalz-Laurenze

Xavier de Maistre

Jedes konzert eIn JuWel „E

s kommt in erster Linie nicht darauf an, welche Musik man spielt, sondern auf welchem Niveau man spielt. Die herausragende Interpretation ist es, die jedes Konzert zu einem kleinen Juwel macht.“ Mit dieser Einstellung und ihrer konsequenten Umsetzung gestaltet Elena Nogaeva seit 1997 die „Oldenburger Promenade“, deren 16. Auflage vom 2. bis zum 10. Juni 2012 stattfindet.

de tango“ Frankfurt fragt zusammen mit Tänzern nach den Geschichten des Tangos. Ihr Titel: „Die finstere Seite des Herzens“. Dass man bei der Oldenburger Promenade stets die ungewöhnlichsten Besetzungen erleben kann, beweist in diesem Jahr das „Astor“-Trio mit Violine, Gitarre und Kontrabass. Die Künstler nennen ihren Abend Ihre Handschrift ist vor allem geprägt von „Die glückliche Seite des Herzens“ und spielen Musik von de Sarasate, Tarrega, der oben zitierten Überzeugung: Es gibt Granados und de Falla. Zu originellen in den Oldenburger Promenaden Jazz – so Die russische Pianistin, seit über zwanzig zum ersten Mal gleich zur Eröffnung die Glanzlichtern wird auch der Abend des Jahren Wahl-Oldenburgerin, organisiert „Jazz-Ladies-Night“ –, Volksmusik und im- großen Harfenisten Xavier de Maistre unihre Festivals mit einer kleinen Gruppe mer wieder viele und überraschende Cross ter dem Titel „Carnaval de Venise“ zählen. von Musikliebhabern, die sich im Verein Doch es gibt außerdem keinen Mangel an Over-Projekte mit dieses Mal über dreißig „Gemeinschaft der Freunde der KammerInterpreten. In diesem Jahr sind besonders „normalen“ Konzerten, deren Interpreten musik e.V.“ zusammendie Malerei und die Literatur in jedem Festival beste Referenzen sind: „Wir tun viel zu wenig involviert. Damit kommt eine kein geringerer als Christoph Prégardien gefunden haben. 2008 erhielt diese „mutige, mit dem unübertrefflichen Michael Gees für den Nachwuchs“ ganze Reihe von Raritäten kompetente und selbstdes Repertoires zur Geltung. interpretieren Robert Schumanns „Dichlose Bürgerinitiative“ (so der Laudator terliebe“, das United Chamber Orchestra Eines der konzeptionellen Zentren ist das Werner Brinker über die sechs Ehepaare) spielt ein reines Bach-Programm und EleProjekt „Otello“ mit dem Dieter Ilg Trio: den Praetorius-Musikpeis des Landes Nie- Verdis Melodien erklingen für Kontrabass, na Nogaeva, die das Festival einst als den dersachsen. Seit 2007 wird das Sommerfes- Klavier und Schlagzeug und werden mit „Inhalt meines Lebens“ bezeichnet hat, tival im Januar durch das Brahms-Festival rezitierten Texten durch den Oldenburger wird in zwei Trio-Beethoven-Programmen erfolgreich ergänzt. Schauspieler Bernhard Hackmann ergänzt. pianistisch präsent sein. Hier ist auch das „Neue Bachische Collegium Musicum“ aus Das bewährte Strukturprinzip für die Pro- Weiter im Programm: Die Popov ChorLeipzig zu nennen. Allseits bekannt sind menade: Drei dreiviertelstündige Konzerte kunst Akademie singt russische Musik und nach den vielen Jahren natürlich immer pro Abend an drei verschiedenen historiauch die „kulinarische“ Seite und die interpretiert zusammen mit dem United schen Spielstätten (zwei Sälen im Schloss beschwingte Atmosphäre, die aus der VerChamber Orchestra Gabriel Faurés wunund der Lambertikirche). Dieses Prinzip bindung von allem kommt, auch mit der derschönes, selten gespieltes „Requiem“, hat auch das Bremer Musikfest mit größter von dem der Komponist sagte, es sei „so Ausstellung des Malers Georg Baselitz. Nachfrage übernommen. Dazu kam eine www.oldenburger-promenade.de sanftmütig wie er selbst“. Die „academia verantwortliche Pflege des Nachwuchses: Im März fand der 7. Internationale Musikwettbewerb für die Jugend statt. Und im Rahmen jeder Promenade gibt es die „Promenade für kleine Leute“, denn: „Wir tun viel zu wenig für den Nachwuchs“, sagt Nogaeva und handelt.


Leidenschaft beginnt … wenn Energie auf Inspiration trifft

Wenn es zu Höchstleistungen kommt, dann hat das viele Gründe. Aber die richtige Energie gehört immer mit dazu. EWE unterstützt Kunst und Kultur in der Region. Mit Leidenschaft und mit aller Energie. Wir wünschen den Zuhörern und Musikern viel Spaß bei der 16. Oldenburger Promenade!

Energie. Kommunikation. Mensch. | www.ewe.de


foyer 30

KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Sinfoniekonzerte

Star-Parade Musikfest Bremen gestaltet auch die nächsten Programme der Sinfoniekonzerte Texte: Peter Schulz

Arabella Steinbacher

N

ever change a winning team – die amerikanische Sportlerweisheit trifft auch auf die Partnerschaft zwischen den Wilhelmshavener Sinfoniekonzerten und dem Musikfest Bremen zu. Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Zusammenarbeit wurde die 2009 auf vorerst drei Spielzeiten begrenzte Kooperation bis zur Saison 2014/15 verlängert. „Es macht Spaß, es geht voran, wir haben die selbst gesetzten Ziele erreicht“, urteilt Intendant Prof. Thomas Albert im Rückblick.

Anne Sofie von Otter (© Mats Bäcker)

Einführungsgesprächen vor jedem Konzert. „Da reicht der Platz nicht mehr aus“, hat Thomas Albert beobachtet. Ebenso gut seien behutsame Veränderungen wie eine gedimmte Beleuchtung im Saal aufgenommen worden, weshalb er zu dem Schluss kommt: „Man spürt, wie sehr sich die Besucher auf den Abend, auf die Konzerte freuen.“

Damit diese Freude auch in der kommenden Spielzeit anhält, wurden erneut anerkannte Stars der Klassikszene für die insgesamt acht Konzerte in der Stadthalle Viel Arbeit ist in dieser Zeit geleistet worverpflichtet. Den Anfang macht die Cameden, um die „Strahlkraft dieses kulturellen rata Salzburg, eines der renommiertesten Solitärs im Kammerorchester Europas, die Nordwesten“ „Das wird eine echte Gala!“ ihr Programm mit Werken von (Thomas Albert Haydn, Mozart und Schönberg über die Konzertserie in der Stadthalle Wil- in Begleitung der jungen Violinistin Arabelhelmshaven) zu verstärken. Zu verzeichnen la Steinbacher vorträgt (17. September). sind die Gründung einer Konzertgesellschaft in privater Trägerschaft, die innerWeiter geht es mit der Russischen Kamhalb von sechs Monaten 120 Mitglieder merphilharmonie St. Petersburg mit dem aufnehmen konnte, sowie eines Sponsoren- Dirigenten Juri Gilbo und Sergei Nakariund Fördererkreises, dem mittelständische akov (Trompete), die Werke von Glinka, Unternehmen aus Wilhelmshaven und der Arutjunjan und Tschaikowsky sowie Region angehören. Zudem konnte die Zahl Strawinskys berühmten „Feuervogel“ der Besucher auf hohem Niveau stabilisiert spielen werden (9. Oktober). Der gefeierte werden – Tendenz steigend. Schlagzeuger Martin Grubinger steht am 7. November im Blickpunkt, wenn er mit dem Wie groß das Interesse des Publikums mitt- Bournemouth Symphony Orchestra unter lerweile ist, beweise die Teilnahme an den der Leitung von Kirill Karabits „Frozen in

Time“ des israelischen Komponisten Avner Dorman interpretiert. Weihnachtliche Stimmung werden Anne Sofie von Otter und die „Merry Swedish Gentlemen“ am 18. Dezember in die Stadthalle bringen. „Home for Christmas“ heißt das Programm der schwedischen Mezzosopranistin, in dem sie so charmant wie gekonnt die Grenze von der Klassik zu traditionellen Weisen überschreiten wird. Thomas Albert: „Das wird eine echte Gala!“ Das Orchester Anima Eterna Brügge unter der Leitung von Jos van Immerseel setzt am 9. Januar mit einem Haydn-MozartProgramm den nächsten Schwerpunkt, bevor der Pianist Fazil Say am 11. Februar seine Version von Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ vorstellen wird. Am 4. März sind das Franz Liszt Kammerorchester und der Flötist Emmanuel Pahud zu hören. Den Schlusspunkt setzen am 23. April die Bremer Philharmoniker, die den Pianisten Tzimon Barto als „Verstärkung“ mitbringen. „Ein tolles Programm, das in der Region seinesgleichen sucht und dabei eine ausgesprochen faire Preisgestaltung aufweist“, urteilt Thomas Albert. „Diese Vielfalt außergewöhnlicher Künstler hat im Umkreis gerade einmal Bremen zu bieten.“


KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Wattenmeerhaus 31 foyer

Watt, Wal & Co. Maritime Objekte Unter dem Titel „Häfen – Schiffe – Seefahrt“ zeigt die Sezession Nordwest e.V. Arbeiten von 20 Künstlerinnen und Künstlern, die während der vergangenen Jahre zu dem titelgebenden Thema entstanden sind. Die Bandbreite reicht von der Arche über die Nautilus bis zu den gerade eingetroffenen Containerbrücken. Bis 10. Juni. Küstenmuseum Wilhelmshaven

Das Besucherzentrum UNESCOWeltnaturerbe Wattenmeer Text: Berit Böhme

Strieb gewählt

I

m Wattenmeer diktieren die Gezeiten den Lebensrhythmus. Welche Tier- und Pflanzenarten zwischen Salzwiese und Priel zuhause sind, zeigt das Besucherzentrum „UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer“ in Wilhelmshaven. Das 1997 eröffnete und 2011 erweiterte Haus bietet auf über 2.000 Quadratmetern eine Entdeckungsreise zu Wattwurm, Seegras, Austernfischer und Co. Ohne erhobenen Zeigefinger vermittelt die Ausstellung zudem das richtige Verhalten im Nationalpark. Die interaktive Dauerausstellung gliedert sich in verschiedene Themenbereiche, einer davon dreht sich um die Vogelwelt. Dort erfahren Besucher beispielsweise, dass im Frühjahr und Herbst Millionen Zugvögel im Wattenmeer Station machen, um ihre Energietanks aufzuladen. Auch ganzjährig an der Nordsee lebende Watvögel wie der Austernfischer stehen im Mittelpunkt. Wer mag, kann sich außerdem über den Arbeitsalltag von NationalparkRangern oder Forschern auf der Vogelwarte Helgoland informieren.

Wilhelmshaven deutlich, warum Ausflügler nie alleine ins Watt aufbrechen sollten. Denn bei auflaufendem Wasser oder Nebel kann das Watt schnell zur Todesfalle werden. Seit Sommer 2011 bereichert die Meeressäugerabteilung das Wattenmeerhaus. Dort tauchen die Besucher in die Lebenswelt des Schweinswals ein. Schweinswale sind zuweilen sogar im Jadebusen vor Wilhelmshaven unterwegs. Das Skelett eines 1994 auf Baltrum gestrandeten, 14 Meter langen Pottwals gehört zu den Hinguckern der neuen Abteilung – mitsamt konservierten inneren Organen. Der zunehmende Unterwasserlärm und die damit verbundenen Orientierungsprobleme der Wale sind ebenso anschaulich-kritisch auf bereitet wie der immer noch in Japan, Norwegen und Island praktizierte Walfang.

Spannend geht es ebenfalls in den übrigen Abteilungen zu. Die Palette reicht vom Aquarium mitsamt Brandungsbecken über Wissenswertes zum Lebensraum Salzwiese und die Wanderschaft der Nordseeinseln bis hin zum Themenkomplex Fischerei. Die Wenn sich das Nordseewasser bei Ebbe gewaltigen Wind-Kräfte spüren Gäste des zurückzieht, bleibt ein vermeintlich öder multimedialen „Sturmraums“ hautnah. Das Besucherzentrum ist täglich von 10 Meeresboden zurück. Dabei verbergen sich bis 17 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen unter der sandigen Oberfläche vielfältige sechs Euro Eintritt, ermäßigte Karten Lebewesen. Im Ausstellungsbereich „Watt“ entdecken die Gäste die ausgeklügelten kosten vier Euro. Adresse: Südstrand 110 Röhrensysteme von Wattwurm und Herzmu- b, Telefon 04421/ 9 070, Internet: www. schel und allerlei Tierspuren. Zudem wird in wattenmeerhaus.de

Die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Landesbühne Niedersachsen Nord hat Olaf Strieb zum Nachfolger von Gerhard Hess gewählt, der am Ende der Spielzeit 2012/13 auf eigenen Wunsch als Intendant ausscheidet. Strieb ist seit Beginn der Spielzeit 2009/10 Oberspielleiter der Landesbühne.

Jubiläum gefeiert Das 100-jährige Jubiläum des Vereins der Kunstfreunde für Wilhelmshaven ist mit einem Festakt in Anwesenheit der niedersächsischen Kultusministerin Prof. Wanka gefeiert worden. Den Festvortrag hielt der emiritierte Ästhetik-Professor Bazon Brock.

Blick in die Region Mit dem „SCHAUfenster der Region“ widmet sich die Kunsthalle Wilhelmshaven aktuellen Strömungen in der regionalen Kunst. Bis zum 10. Juni sind Werke der Malerei und Bildhauerei sowie Zeichnungen und Objektkunst von 63 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Vom 24. Juni bis 2. September wird Astrid Brandt einen Einblick in ihr zeichnerisches Werk geben. Kunsthalle Wilhelmshaven

„TrashKantine“ „Fish and Whips“ heißt eine Late-nightShow in der „TrashKantine“, die Amélie Miloy, Schauspielerin an der Landesbühne, und der Pianist Jack Woodhead zwischen Comedy und Burlesque angesiedelt haben. Präsentiert werden Songs und Stories mit viel Glamour und Glitzer. 29. Mai, 21 Uhr. Kantine Stadttheater Wilhelmshaven


foyer 32

musik Bremer Philharmoniker

Musik zum Anfassen „Das war mein bester Tag!“ – Musikvermittlung bei den Bremer Philharmonikern

Team Musikwerkstatt

S

eit der Umwandlung vom Philharmonischen Staatsorchester in eine GmbH steht das Konzept der Bremer Philharmoniker nicht nur auf den beiden Säulen Konzert und Oper, sondern wurde ergänzt durch eine dritte, die Musikvermittlung – und zwar nicht als werbewirksames Nebenprodukt, sondern als eigenständiger Bereich. Mittlerweile nutzen jährlich mehr als 15.000 Kinder und Jugendliche die verschiedenen Angebote. Zahlreiche Briefe begeisterter Kinder bestätigen die engagierte Arbeit und erklären den explodierenden Erfolg. So schrieb ein Achtjähriger: „Jeden Abend denke ich an die schöne Musik und die Instrumente.“ Oder ein Neunjähriger: „Ich finde, Ihr habt das sehr toll mit uns gemacht. Und Ihr habt es uns sehr toll erklärt.“ Oder: „Ich habe das erste Mal eine Geige gespielt. Das war mein bester Tag!“ – foyer-Autorin Ute Schalz-Laurenze sprach über dieses Thema mit dem Intendanten der Bremer Philharmoniker, Christian Kötter-Lixfeld, und der Leiterin der Musikwerkstatt, Gwendolyn Schubert.

nur als Konzertbesucher erleben möchten, bieten wir im wahrsten Sinne Musik zum Anfassen. Unsere Musikvermittlung realisiert Klassik-Projekte in Schulen, richtet Streicherklassen ein und entwickelt spezielle Mitmachkonzerte. Herzstück ist jedoch unsere Musikwerkstatt, in der klassische Orchesterinstrumente vorgestellt und ausprobiert werden – zielgruppenspezifisch, eingebunden in unterschiedliche Veranstaltungskonzepte und eingebettet in unseren Orchesteralltag.

Wie sieht das konkret aus? Gwendolyn Schubert: Fast täglich kommen Schulklassen, aber auch Kindergartengruppen zu uns in die Musikwerkstatt und lernen hier das Orchester und die verschiedenen Streich-, Holz- und Blechblasinstrumente kennen. Nachmittags bieten wir auf Grund der großen Nachfrage mittlerweile zweimal wöchentlich „Musik mit Pfiff“ für Kleinkinder an, am Wochenende Familiensamstage, Kindergeburtstage und Instrumentbauworkshops und neuerdings auch regelmäßig eine musikalische Lesung Herr Kötter-Lixfeld, was bieten die Brefür Kinder. mer Philharmoniker neben Konzerten Christian Kötter-Lixfeld: Zudem gibt es und Oper heute an? außerdem neue Formate und Angebote Christian Kötter-Lixfeld: Für Kinder, Jufür Erwachsene wie z.B. einmal im Monat gendliche und Erwachsene, die Musik nicht die After Work-Veranstaltung „philharmo-

nischer ausklang“ – auch Erwachsene sind fasziniert davon, selbst einmal Fagott und Kontrabass auszuprobieren – und nicht zu vergessen unsere „5nachSechs-Konzerte“. Außerdem sind wir mit unserer „Musikwerkstatt on Tour“ gern gesehener Gast bei Stadtfesten, aber auch in Kinderkrankenhäusern und Bürgerhäusern. Ich gehe davon aus, dass hinter der Arbeit mehr steckt als Werbung für die Abonnenten von morgen? Christian Kötter-Lixfeld: Ja, natürlich. Orchester im 21. Jahrhundert muss mehr sein. Wir wollen musikalische Schlüsselerlebnisse vermitteln und den Alltag durch Musik bereichern. Unser Ziel ist es, unsere Begeisterung für Musik weiterzugeben und klassische Musik als etwas Selbstverständliches und Unverzichtbares in der Gesellschaft zu verankern. Die Zahl der Veranstaltungen stieg von 112 in der Saison 06/07 auf 334 in 11/12. Das erscheint mir gigantisch... Christian Kötter-Lixfeld: Und bei diesen Zahlen sprechen wir ja „nur“ von den Vormittagsangeboten für Schulen und Kindergärten. Aber allein darin zeigt sich bereits, dass unser Konzept stimmt. Wir wollen keine einmaligen Knallbonbons präsentieren,


Musik Bremer Philharmoniker

33 foyer

Christian Kötter-Lixfeld

sondern bauen auf Nachhaltigkeit und Kontinuität. Wir wollen Offenheit und Neugier wecken, spielerisch und nicht schulmeisterhaft belehrend. Das wirkt offensichtlich breit in die Gesellschaft hinein. Gwendolyn Schubert: Und das spricht sich herum. Wir bekommen immer wieder erzählt, wie lange ein Besuch in der Musikwerkstatt nachklingt. Wir erfahren es von Instrumentenbauern, bei denen die Nachfrage für Kinderinstrumente steigt, oder von Musikschulen, die sich über viele Neuanmeldungen freuen, und von Eltern, deren Kinder sich Besuche von Familienkonzerten wünschen – und das alles auf Grund eines Besuches bei uns. Es gibt bundesweit bei jedem großen und mittleren Orchester pädagogische Aktivitäten. Sie bezeichnen Ihr Konzept als „bundesweit einzigartig“. Was ist damit gemeint? Gwendolyn Schubert: Die direkte Anbindung an das Orchester. Bei uns können die Schüler und Schülerinnen das Orchester hautnah bei den Proben erleben. Sie können den Musikern quasi über die Schulter schauen und danach alle zuvor gehörten Instrumente selbst ausprobieren – das ist auch für die meisten Lehrer etwas vollkommen Neues.

Und wie werden Schulprojektwochen durchgeführt? Gwendolyn Schubert: Eine Woche lang dreht sich in der ganzen Schule alles um ein bestimmtes Thema, z.B. Saint-Saëns Karneval der Tiere oder die Musik von Edvard Grieg. Die Kinder lernen diese Musik kennen, entwickeln dazu ihre eigenen Ideen und Geschichten, Theaterszenen und Choreographien, basteln Kostüme und Dekorationen, bauen Instrumente, singen und musizieren und präsentieren schließlich am Ende einer höchstkreativen Woche ihre Interpretationen des jeweiligen Themas. Unser Orchester begleitet und unterstützt sie dabei. Christian Kötter-Lixfeld: Und dies als Teil des Ganzen, auf Augenhöhe mit und für die Kinder. Finanzieren sich bei einer derart großen Nachfrage die Projekte selbst? Christian Kötter-Lixfeld: Nein, leider nicht. Das ist ein Zuschussbetrieb Aber wenn wir kostendeckend Eintritt nehmen, würden wir viele Kinder und Jugendliche nicht mehr erreichen. Wir haben immer gesagt, es muss günstiger sein als Kino. Mit Sponsoren ließe sich einiges mehr realisieren.

Der 9. Jahrgang der Musikprofilklasse am Max-Planck-Gymnasium Delmenhorst und die Bremer Philharmoniker präsentieren:

“phil sagend” das etwas andere klassik-format Das Konzertformat für Jugendliche und junge Erwachsene. Dienstag, 26. Juni 2012 20 Uhr, Glocke, Großer Saal Felix Mendelssohn Bartholdy Ein Sommernachtstraum (Auszüge) Dirigent: Markus Poschner Es spielen die Bremer Philharmoniker.

Tickets Ticket-Service der Glocke T 0421 - 33 66 99 12 Euro / ermäßigt 6 Euro


foyer 34

Kultursommer

Text: Christian Emigholz

Del Castillo

kultursommer Musik im Pavillon Der Fahrplan für die diesjährigen Konzerte in Fockes Pavillon ist nicht so lang wie gewohnt, denn das Focke Museum, in dessen Garten die sommerliche Konzertreihe stattfindet, wird ab Ende Juni saniert, und auch der Garten ist dann nicht nutzbar. Bis es soweit ist, gibt es aber noch drei Konzerte. Am Pfingstmontag (27. Mai) tritt das Duo D’Avid auf, das sind die Gitarristen David Röhler und Arvid Graeber, die sich vor sechs Jahren beim Rotenburger Gitarrenfestival kennen und schätzen gelernt haben. Unter dem Titel „Guitar Spring – heiter bis wolkig“ zupft das Duo Stücke aller Genres aus Europa und Südamerika. Am 10. Juni wird es dann voll auf der Bühne, denn zum Ensemble d’accord gehören rund vierzig Sängerinnen und Sänger. Geleitet wird der Chor, dessen A-cappella-Repertoire aus Jazz- und Popsongs besteht, von Tim Günther. Das für dieses Jahr letzte Gartenkonzert findet am 24. Juni statt. Dann tritt das Bremer Quartett Café Brunette auf, das sicher einige seiner swingenden Bearbeitungen von Filmmusik-Klassikern von „Der dritte Mann“ bis zu „Der Clan der Sizilianer“ spielen wird. Alle Konzerte beginnen wie üblich zur Matineezeit, also um 11.30 Uhr. www.focke-museum.de

Wieder am Schlossplatz Der Oldenburger Kultursommer, der vom 12. bis 29. Juli stattfindet, kehrt in diesem Jahr auf seine angestammte Spielstätte, den Schlossplatz, zurück. Und der wird nun auch zum zentralen Ort, um den herum sich weitere Aktivitäten, wie ein Zelt, in dem Theater für Kinder gespielt wird, konzentrieren. Erneut ist dabei ein spannendes Programm herausgekommen, das ein breites

Spektrum musikalischer Stile vorführt. Das beginnt gleich mit dem Eröffnungskonzert am 12. Juli, zu dem die Band Del Castillo aus Austin, Texas erwartet wird. Das Sextett kombiniert Flamenco mit TexMex, Blues und Rock mit einem typischen SüdstaatenFeeling. Einen Abend später stürmen die Jungen die Schlossplatz-Bühne, nämlich das Junge Blasorchester Oldenburg.

Literaten am Pult

Nun lesen sie wieder: Zum 13. Mal findet Poetry on the road statt. In diesem Jahr beginnt das Literaturfestival schon vor der offiziellen Eröffnung am 1. Juni, die traditionell um 20 Uhr im Schauspielhaus mit der Vorstellung aller Autoren dieser 13. Ausgabe stattfindet. Schon ab dem 30. Mai ist nämlich ein ungewöhnliches Projekt in den Bremer Galerien Kramer (Vor dem Steintor Am Sonnabend sind Funk und Soul im Stile 46) und der Galerie am Schwarzen Meer von James Brown zu hören – mit einer Band 119 zu besichtigen: Unter dem Titel „Der 35. aus Tokio! Osaka Monaurail haben sich voll Spieltag“ widmen sich dort Schriftstellerinund ganz der Musik des „Godfather of Soul“ nen und bildende Künstlerinnen in einer verschrieben. Nur scheinbar ruhiger wird es Mischung aus Ausstellung und Lesung einen Abend später, wenn US-Songschreieiner Rückschau auf die vergangene Saison berin Stephanie Nilles mit ihrer Band und des SV Werder Bremen. Noch ein weiteres anschließend das Hevig Mollestad Trio auf- Projekt beginnt vor dem eigentlichen Betreten. Erstere ist eine Art weiblicher Tom ginn, nämlich eine Ausstellungseröffnung Waits, Letztere eine fulminante Gitarristin, in der Weserburg. Ab dem 31. Mai, 20 Uhr, die den Jazz rocken lässt. Am Montag und werden dort Arbeiten von Ruth Wolf-RehDienstag geht es nach Mali: Erst ist die Sän- feldt gezeigt, die sich mit der Verbindung gerin und Gitarristin Fatoumata Diawara von Text und Bild beschäftigen. zu erleben, einen Abend später kommt der Nun zurück zur offiziellen Eröffnung im Mali-Blues in Form von Bassekou Kouyaté, Schauspielhaus am 1. Juni. Hier treten eines Virtuosen auf den Spießlaute Ngoni, allerhand Große der Literatur auf wie Cees mit seiner Band Ngoni Ba zu Wort. Nooteboom, die Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin Erika Pluhar, der wunUm Alternativ-Rock aus Oldenburg geht es dervolle holländische Lautpoet Jaap Blonk, am 18. 7. mit Le Jay Cop sowie mit David & die Kernigen. Am nächsten Abend tritt dann der Schweizer Lyriker und Rapper Raphadas Orchester des Oldenburgischen Staats- el Urwieder und die in Bremen bestens bekannte Ulla Hahn. Am 2. Juni ist Poetry theaters mit einem Programm aus Opernarien auf. Zum Finale der Schlossplatz-Kon- dann zu Gast bei der Shakespeare Company. Da deren Haus aber zurzeit umgebaut zerte, bei denen der Eintritt frei ist, reisen noch Hochkaräter an: Zunächst am 20. 7. die wird, steht in der Concordia das Lesepult, an das Dichter aus Norwegen, Haiti, China, New Yorker Band Red Baraat, die indische Mazedonien, Finnland, Irland, Irak und Banghra-Beats mit Balkan-Raserei kombiden USA treten werden. Und mit Matthiniert, und am 21. Juli kommt Gitarren-Ass as Politycki ist auch ein Deutscher dabei. und Miles-Davis-Weggefährte Mike Stern Zur Matinee im Weserhaus am 3. Juni ist mit seinem exquisit besetzten Quartett. die Mischung ähnlich bunt. Der Schwede www.oldenburg.de


35 foyer

RedWorks Düsseldorf / HSBC 2012 / Kompass / Foyer / ET: 15.05.2012 / 93 x 270 mm / 4c Kultursommer

In Zukunft steht globale Orientierung noch höher im Kurs.

Erika Pluhar

Flo Mega

Bengt Berg, der Niederländer Erik Lindner sowie die Deutschen Esther Kinsky und Kathrin Schmidt dürften hier die bekanntesten sein. Einige von diesen sind auch dabei, wenn nachmittags auf dem Schulschiff Deutschland in Vegesack rezitiert wird. www.poetry-on-the-road.com

Breminale Im vorigen Jahr lautete die neue Devise der Breminale „fair & öko“. Diese Tendenz soll in diesem Jahr verstärkt werden, und so wird es ein regelrechtes Bio-Dorf im Zentrum des Geländes auf den Osterdeichwiesen geben. Auch sonst wird es einige Neuerungen, regelrechte Erweiterungen beim Festival geben, das vom 11. bis 15. Juli stattfindet. Neu ist ein weiteres Zelt, das „Die Blaue Karawane“ aufschlägt und mit Programm bestückt. So wird beispielsweise das Theatre du Pain hier auftreten. Das Kinderprogramm ist in diesem Jahr erheblich ausgebaut worden, auch die Bremer Philharmoniker sind mit ihrer Musikwerkstatt daran beteiligt und mit der Bremer Kogge werden Kinderpiratenfahrten auf der Weser unternommen. Neu ist auch ein Tanzboden, auf dem alles Mögliche von Tango bis zum Tanztee geboten wird, und auf dem Profitänzer zu erleben sind, aber auch jeder Tanzwillige ein Tänzchen wagen kann. Ansonsten gibt es die üblichen Zelte Flut, Bremen-Vier-Bühne, Weltbühne, Hofnarr und Juke Yurt sowie Konzerte auf der MS Treue. Auf der vom Lagerhaus betreuten Flut-Bühne, ansonsten für härtere Musik zuständig, beginnt und endet es leise mit Bands aus der Songs & Whispers-Reihe. Am Donnerstag wird es schon heftiger mit den Bremer Alternativrockern von Noen, den Hamburger HipHoppern Der Fall Böse und den Pfälzer Punkrockern Pascow. Freitag wird dann das Kogge Pop Summer Camp aufgeschlagen, und es beginnt spektakulär mit der Reunion der legendären Bremer Raptruppe Saprize. Auf der Bremen-Vier-Bühne werden 4Lyn, DePhazz und Bremens Soulkönig Flo Mega erwartet, während auf der Weltbühne der Beatclub die Bands Rockhaus Brothers und Skydogs rocken lässt, US-Sängerin und –Pianistin Stephanie Nilles ihr neus Album vorstellt und die norwegische Gitarristin Hedvig Mollestad mit ihrem Trio ihre furiose Schnitzeljagd von Jazz zu Heavy-Rock veranstaltet. Außerdem wird hier auch noch aus Istanbul die Band Baba Zula mit ihrem Orient-Dub erwartet. www.breminale.de

Wenn es um Ihr Vermögen geht, rückt eine genaue Kenntnis der internationalen Gewässer immer öfter in den Mittelpunkt. Gerade der Aufstieg der Emerging Markets hat hierzu geführt. Gut, dann eine Bank an seiner Seite zu wissen, die durch die Erfahrung einer traditionellen Privatbank mit der Einbindung in die globale HSBC-Gruppe einen echten Mehrwert bietet. Mit Informationen aus erster Hand, die wir jeden Tag aufs Neue für richtungweisende Anlagestrategien nutzen. Die Zukunft beginnt heute. HSBC Trinkaus. Bestellen Sie jetzt die HSBC-Studie „Die Welt im Jahr 2050“. HSBC Trinkaus & Burkhardt AG Niederlassung Hamburg Jörg Helbig Telefon +49 40 35614-107 www.hsbctrinkaus.de


foyer 36

Kultursommer

persönlich unabhängig hanseatisch

Behalten Sie mit der Hansaberatung Ihre Entwicklung im Blick. Von der Mandantenbuchhaltung über Wirtschaftsprüfung bis zur anspruchsvollen steuerlichen Gestaltungsberatung. Zahlreiche Familienunternehmen, Konzerne, öffentliche Einrichtungen sowie Freiberufler vertrauen unserer Beratung. Mit 130 Mitarbeitern, regionalen Partnern und einem weltweiten Netzwerk in über 70 Ländern sind wir Ihr Wegbegleiter in allen steuerlichen und wirtschaftlichen Fragen. Auch über Grenzen hinweg.

Unser Team mit mehr als 40 Berufsträgern als Rechtsanwalt, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer greift für Ihren Erfolg auf über 45 Jahre Erfahrungen zurück.

Hansaberatung GmbH Schwachhauser Heerstr. 266 b 28359 Bremen

www.hansaberatung.de

Musik in Gärten Die Idee des Gartenkultur Musikfestivals im Raum des Kommunalverbundes Niedersachsen und Bremen hat sich durchgesetzt. Zwischenzeitlich war das Festival, das Musik in besonders schöne Parks und Gärten bringt, bedroht, aber mittlerweile ist es zur festen Institution geworden, die in diesem Jahr nun schon zum elften Mal durchgeführt wird. Vom 3. bis 31. August findet der Konzertreigen mit über 40 Konzerten an 40 Orten der Region statt. Die Eröffnungsveranstaltung findet am 3. August, 18 Uhr, im Skulpturengarten des Syker Vorwerks statt, dazu spielt die Bremer Band Dictionary Of Funk fette Funk- und Soul-Grooves auf. Wie üblich beim Gartenkultur Musikfestival ist die musikalische Spannweite sehr groß: Klassik, Jazz, Pop, Unterhaltungsmusik, Oldtime-Jazz, Rock – alles ist vertreten. Hier nur einige Beispiele. Das Berliner Trio Les Seraphines wartet am 5. 8. in Ganderkesee mit einer Mischung aus Barockmusik und Tangos aus der Feder von Astor Piazzolla auf. Am 10. 8. ist der plattdeutsche Barde Helmut Debus in der Museumsanlage StröheSpreddig in Hambergen zu erleben. Im Stadtgarten in Vegesack zelebriert das Bremer Salonorchester am 11. 8. ein Promenadenkonzert mit leichter Klassik, während einen Abend später in der Burg zu Hagen feurige kubanische Klänge von Mambo bis Rumba vom Casino Ensemble gespielt werden. Das letzte Konzert des Festivals findet am 31. 8. auf dem Gut Sandbeck in Osterholz-Scharmbeck mit der Sängerin Carola Bandari statt. Sie bietet eine breite Mischung aus Pop, Musical, Schellack-Schlagern bis zum Swing, wobei das Publikum vor Beginn des Konzertes die Stücke aus dem Lostopf ziehen darf. Informationen zu allen Konzerten und Gärten unter www.gartenkultur-musikfestival.de

Auf dem west-östlichen Diwan Man sieht es förmlich vor sich, wie vom 6. bis 8. Juli Haremsdamen in Pluderhosen und Sultane mit Fes und Krummsäbeln durch Knoops Park promenieren, denn der Sommer in Lesmona hat in diesem Jahr „1001 Nacht“ zum Thema. Die wundervollen orientalischen Märchen und Geschichten, die Sheherazade im Kampf um ihren Kopf dem grausamen Herrscher Nacht für Nacht erzählen muss, haben natürlich auch manch einen mitteleuropäischen Dichter – als Beispiel sei nur Wilhelm Hauff genannt – zu ähnlich gelagerten Märchen inspiriert, aber auch europäische Komponisten haben sich dieses Stoffes angenommen.


Kultursommer

37 foyer

bremer shakespeare company

kultursommer Dabei verzichtet die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen auf die vielleicht bekannteste Vertonung, nämlich Rimski-Korsakows sinfonische Dichtung „Sheherazade“ , hat stattdessen für seine Operngala am Freitag die Operngeschichte nach Motiven vom west-östlichen Diwan durchforstet. Selbstverständlich sind sie bei Mozart fündig geworden, und zwar in der „Entführung aus dem Serail“, und natürlich bei Rossini, der mit „Die Italienerin in Algier“ und „Der Türke in Italien“ das Thema gleich von zwei Seiten beleuchtet. Aber auch Verdi mit einem Ausschnitt aus „Aida“ und Carl Maria von Weber finden Berücksichtigung.

reigen im Bürgerpark auf der Melcherswiese beginnt, klingt wie ein doppelter frommer Wunsch: Mit „Ende gut, alles gut“ startet nämlich am 7. Juli um 19.30 Uhr Shakespeare im Park. Durchaus darf man das als Stoßgebet an den Wettergott auffassen, andererseits lässt sich auch der Wunsch daraus ablesen, der Umbau des Stammhauses der Shakespearianer möge glatt gehen. „Ende gut, alles gut“ gehört zwar zu den Komödien, aber wie immer hat diese bei Shakespeare eine dunkle Seite. Hier ist es die geradezu verzweifelte Liebe von Helena zu ihrem Bertram, der sie aber gar nicht mag. Die Inszenierung von Sebastian Kautz arbeitet das heraus.

Für den Sonnabend hat sich der Sommer in Lesmona eine Band aus den USA eingeladen: Die New York Gypsy All-Stars bewegen sich auf den Spuren des Balkan-Beat, der ja immer auch eine arabische Note besitzt. Neben den furiosen Bläsersounds gibt es aber auch Klassisches von der Kammerphilharmonie, in diesem Fall vor allen Dingen die orientalischen Träume von zwei Nordlichtern, nämlich des Dänen Carl Nielsen und des Norwegers Edvard Grieg. Während bei Grieg die arabische Welt vor allen Dingen in der Peer Gynt-Suite aufleuchtet, hat Nielsen sogar eine Oper mit dem Titel „Aladdin“ komponiert. Neben den Konzerten gehören noch ein paar Standards zum Sommer in Lesmona: Der Film zur Titel gebenden Veranstaltung, der Familiensonntag und natürlich die Prämierung des schönsten Picknick-Arrangements, das dieses Mal wohl eine arabische Note haben sollte. www.kammerphilharmonie.com

Eine dunkle Seite haben auch die beiden Komödien, die am 11. und 12. Juli, jeweils 20 Uhr, gespielt werden: Bei „Viel Lärm um nichts“ (Regie: Lee Beagley) geht es um eine veritable Intrige, während „Verlorene Liebesmüh“ (Regie: Thomas Weber-Schallauer), das ganz passend tatsächlich in einem Park spielt, um Enthaltsamkeit geht. Am 13. Juli wird Timon aus Athen gespielt, mit dem die Company ein paar Wochen vorher beim Shakespeare-Marathon in London gastiert hat. Schließlich folgt am 14. und 15. Juli die neue Inszenierung von „Ein Sommernachtstraum“, die Benno Ifland besorgt hat.

Shakespeare möglichst im Freien Der Titel des Stückes, mit dem die Shakespeare Company ihren diesjährigen Freiluft-

Nach den schlechten Erfahrungen des vorigen Jahres gibt es übrigens in diesem Jahr sozusagen Draußen- und Drinnen-Karten (bei miesem Wetter wird nämlich in der Concordia gespielt, allerdings nur mit einem auf 150 Karten begrenzten Kontingent). Das gilt allerdings nicht für „Der Sturm“, der vom 18. bis 22. Juli auf der Melcherswiese gespielt wird. Diese Inszenierung hat Lee Beagley nämlich im vorigen Jahr eigens für den Bürgerpark konzipiert, und nur dort wird auch gespielt – oder auch nicht.

Der Audi A1 Sportback. Groß im Detail. Fünf Türen bedeuten für Sie: mehr Raum, mehr Komfort, mehr Flexibilität. Der Audi A1 Sportback* bietet Ihnen darüber hinaus ein dynamisches Fahrerlebnis bei geringen CO2-Emissionen und niedrigem Kraftstoffverbrauch. Nutzen Sie vielfältige Individualisierungsmöglichkeiten, wie z. B. die Dachkuppel in Kontrastfarbe, um ihn ganz nach Ihren Vorstellungen zu gestalten. Genießen Sie technische Highlights auf OberklasseNiveau, wie z. B. die optionale MMI® Navigation plus. In Verbindung mit dem optionalen Bluetooth-Autotelefon online** verwandeln Sie u. a. den Fond des Audi A1 Sportback in einen WLAN-Hotspot und können OnlineDienste zu Wetter, Reise oder Nachrichten nutzen. Bestellen Sie ihn jetzt. Wir freuen uns auf Sie. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes. * Kraftstoffverbrauch l/100 km: kombiniert 5,9 – 3,8; CO2-Emission g/km: kombiniert 139 – 99 ** Bitte beachten Sie die Hinweise bezüglich der Nutzung von Audi connect: www.audi.de/connect

Erleben Sie den Audi A1 Sportback bei einer Probefahrt.

Audi Zentrum Bremen Schmidt + Koch GmbH Audi R8 Partner

Stresemannstraße 1-7 28207 Bremen Tel.: 04 21 / 44 95-132 Fax: 04 21 / 44 95-150 www.audi-bremen.de


38

MUSiKFESt BREMEn Konzerttipps

Text: Simon Neubauer

musIkFest Bremen

Patricia Petibon (© Felix Broede)

Mojca Erdmann (© Felix Broede)

Murray Perahia (© Felix Broede) Landesjugendorchester

Brillante „Hochzeit“

Leuchtender Strauss

Magischer Erzähler

Mozarts „Figaro“ mit Patricia Petibon

Liederabend mit Sopran und Harfe

Klavierabend mit Murray Perahia

Als „französische Hochtonartistin mit Kulleraugen und brennroter Mähne“ hat sie kürzlich ein Wiener Kritiker bezeichnet. Nun, die Beherrschung der „überirdischen“ Koloraturen und die Mähne à la Bartoli oder Kermes sind allerdings nur einige Attribute der Star-Sopranistin Patricia Petibon. Sie hat schon längst die spritzige Soubrette hinter sich gelassen, bewährt sich noch immer als erstklassige, bei den Meis-tern der Zunft gefragte Barock-Diva und gastiert weltweit als spielfreudige Sopranis-tin. Denn sie ist ein stimmliches Phänomen, bewältigt die Partien des Ziergesangs ebenso wie die süße Sophie des „Rosenkavalier“, bevorzugt jedoch nach wie vor Mozart-Rollen im Radius von der Susanna bis zur Donna Elvira.

Freude im Hause Damrau: Die Star-Sopranistin bekommt ihr zweites Kind. Just während des Musikfest Bremen, also höchst bedauerliche Absage. Nun gestaltet Mojca Erdmann den opulenten Liederabend. Sie ist kein „Ersatz“, sondern eine ebenfalls weltberühmte Kollegin auf Augenhöhe. Eben sang sie an der Berliner Staatsoper mit Riesenerfolg ihre erste Lulu in Alban Bergs gleichnamiger Oper. Und stets schlagen ihr Wellen der Bewunderung entgegen, wenn sie Wolfgang Rihms eminent schwere Musikwerke mit aus der Taufe hebt, wie etwa „Dionysos“ bei den Salzburger Festspielen oder „Proserpina“ in Schwetzingen. Nun wird Mojca Erdmann in Bremen ein „Sträusslein“ binden, wie es bei Richard Strauss heißt; von diesem Komponisten stammen – neben Mendelssohn Bartholdy – die meisten Blumen im opulenten Bukett.

Seit rund drei Jahrzehnten reist Murray Perahia durch die Welt. Trotzdem möchte man bei ihm nicht von einem „Urgestein“ sprechen, schon lieber von einem Geschichtenerzähler und einem begeisternden Zauberer am Flügel. Und als „feste Größe“, denn auf ihn können sich Veranstalter und Freunde seiner „Flügelkunst“ verlassen. Das gilt für die Wahl der Stücke ebenso wie für eine tief lotende Interpretation.

Der Hamburgerin steht, wie vorgesehen, der französische Harfenist Xavier de Maistre zur Seite, auch er ein Künstler der Weltklasse. Er konnte es sich leisten, die Position des Soloharfenisten bei den Wiener Philharmonikern zu kündigen, um seinen weltweiten Verpflichtungen nachzukommen. Natürlich tritt der smarte Franzose auch mit attraktiven Soli auf. 5. September, 20 Uhr, Glocke Bremen

So wird Murray Perahia bei einem seiner seltenen Besuche in Bremen Franz Schuberts A-Dur-Sonate D 664 ins Programm nehmen und deren knapp gehaltenes klassisches Modell als lyrisches Wunder erblühen lassen. In Robert Schumanns „Faschingsschwank aus Wien“ und Ludwig van Beethovens „Mondschein-Sonate“ wird er sich gewiss als mitreißender Geschichtenerzähler erweisen. 21. September, 20 Uhr Glocke

In diesem Sommer gastiert Patricia Petibon bei den Festspielen in Aix-en-Provence als Susanna und kommt deshalb dank der Zusammenarbeit mit zur konzertanten Aufführung der „Hochzeit des Figaro“ in die Glocke. Selbstverständlich sind auch die anderen Partien der beliebten Oper bestens besetzt. Dafür sorgt schon Jérémie Rhorer, der mit seinem in herrlicher Frische musizierenden Orchester Le Cercle de l‘Harmonie zu den Lieblingen des Bremer Musikfestes zählt. 2. September, 19 Uhr, Glocke Bremen

Dabei mag er gar nicht, was sich „von alleine spielt“, womit er das bloß Handwerkliche und das virtuose Blendwerk meint. Denn der seit vielen Jahren in England lebende Amerikaner widmet sein großes Können fast ausschließlich bedeutenden Werken der klassischen Klavierliteratur, befragt sie immer wieder aufs Neue, um ihre Geheimnisse im Klang und in der Substanz erkennen zu können.


MUSiKFESt BREMEn Konzerttipps

Bach Collegium Japan ©Marco Borggreve

Dunedin Consort & Players

39

Les Talens Lyriques (© Eric Larrayadieu)

Barockes Marienlob

„Messiah“ aus Schottland

Grandioser „Ulisse“

„Magnificat“-Vertonungen aus dem Barock

Händels Oratorium in der Dubliner Fassung

Musikfest-Debüt von Christophe Rousset und Les Talens Lyriques

Seit vielen Jahren gehört das Bach Collegium Japan zu den Stammgästen beim Musikfest Bremen. Schließlich werden die Konzerte unter Masaaki Suzuki, dem herausragenden Kenner der norddeutschen Vokal- und Orgelmusik des Barock, stets bewundernd aufgenommen. In Bassum wartet das Bach Collegium Japan wartet mit verschiedenen „Magnificat“-Vertonungen des aus dem Lukas-Evangelium stammenden Textes der „Lobgesänge Maria“ auf, die in der Übersetzung Martin Luthers („Meine Seele erhebet den Herrn...“) von den Reformatoren übernommen wurden.

Sie nennen sich nach einem berühmten Wahrzeichen ihres Landes: Dun Eideann ist die schottisch-gälische Bezeichnung für die Burg in Schottlands Hauptstadt Edinburgh. Das mag für die bei uns bislang noch unbekannten Dunedin Consort & Players vielleicht so wichtig sein wie anderorts das hohe Niveau, auf dem sich das von John Butt geleitete Ensemble nach den neuesten Ergebnissen der historischen Aufführungspraxis gefestigt hat. Von Interesse ist, dass die dabei gewonnenen Erfahrungen auch beim Eintreten für Neue Musik genutzt wurden.

Die früheste Vertonung des „Magnificat“ in diesem Programm stammt – noch im strengen Stil – von Johann Kuhnau (1660-1722), einem Amtsvorgänger Bachs. Schon wesentlich kunstvoller im persönlichen Stil, auch mit virtuosen Effekten ausgestattet, erklingt das Werk des Böhmen Jan Dismas Zelenka (1678-1745), der sich zum Leiter der Kirchenmusik am Hofe August des Starken hoch gearbeitet hatte. Carl Philipp Emanuel Bach wollte vermutlich seinem Vater nacheifern, als er 1749 ein Magnificat komponierte, das in rund 40 Minuten Dauer vier Arien, ein Duett und vier Chöre klangreich verwebt. 3. September, 20 Uhr, Stiftskirche St. Mauritius & St. Viktor, Bassum

Obwohl lange nach „L‘Orfeo“, aber kurz vor „L‘incoronazione di Poppea“ entstanden, gilt „Il ritorno d‘Ulisse in patria“ als Abschluss der Operntrilogie Claudio Monteverdis. Das mag daran liegen, dass das Werk 240 Jahre unentdeckt geblieben war, zum anderen auch, weil wesentliche Teile der Komposition fehlten. Der Handlungsverlauf in drei Akten folgt der Erzählung Homers: Odysseus kommt nach jahrelangen Irrfahrten in seine Heimat zurück, verkleidet als Bettler, um in seinem Haus die durch Freier eingerissenen Zustände beobachten zu können. Sein Sohn Telemach, dem er sich zu erkennen gibt, hilft ihm bei Die mit vielen Preisen ausgezeichneten der Rückgewinnung der Herrschaft, was Schotten sind mehr und mehr auf vielen eu- auch deshalb gelingt, da seine treue Frau ropäischen Festivals gefragt sowie sehr oft Penelope in ihm den Gatten erkennt. mit Rundfunk- und CD-Aufnahmen beschäftigt. Für ihr Debüt beim Musikfest Die für jede Aufführung notwendige BeBremen wählte das Ensemble Georg Fried- arbeitung macht einer der besten Kenrich Händels Oratorium „Messiah“ – selbst- ner, nämlich Christophe Rousset. Aus eiverständlich, möchte man fast sagen, nicht ner Zusammenarbeit mit dem Theater an in der Londoner, sondern in der Dubliner der Wien resultierend, kommt von dort die Fassung der Uraufführung vom April 1742. Produktion mit einer komprimierten konÜber das wohl bekannteste Werk Händels, zertanten Fassung nach Oldenburg. Natürdas schon zu seinen Lebzeiten rund 70 Auf- lich reist Rousset für sein von vielen Muführungen erlebte, braucht man nicht viele sikfreunden schon lange erwartetes MuWorte zu verlieren. Es wird spannend sein sikfest-Debüt mit seinem berühmten zu hören, welche Akzente das schottische Ensemble Les Talens Lyriques an. Ensemble bei seiner Wiedergabe setzt. 19. September, 19.30 (!) Uhr, Oldenbur8. September, 20 Uhr, Dom zu Verden gisches Staatstheater


40

musikfest bremen

Grenzen überschreiten Intendant Prof. Thomas Albert über das 23. Musikfest Bremen Text: Peter Schulz

B

leibe im Lande… – der altväterliche Ratschlag, mit dem Erreichten zufrieden zu sein und kein Risiko einzugehen, ist beim Musikfest Bremen nicht auf fruchtbaren Boden gestoßen. Gut so! Sonst gäbe es kein Arp-Schnitger-Festival und kein „Musikfest Surprise“, keine Festival-Spielstätten in Oldenburg, Verden oder Cappel. Und nun wird sogar der Sprung über die Landesgrenzen hinaus „gewagt“: Das 23. Musikfest Bremen, das vom 1. bis 22. September stattfindet, macht erstmals in den Niederlanden Station, nämlich in der Aa-Kerk zu Groningen. Insgesamt stehen 35 Veranstaltungen an 26 Spielstätten auf dem Programm, das natürlich die „Große Nachtmusik“ am Eröffnungsabend mit 24 Konzerten an acht Spielstätten einschließt. Über 800 Künstlerinnen und Künstler realisieren ein Festival, das von Sinfonik und Oper über sakrale Klänge bis zu Jazz und Weltmusik reicht. foyer hat darüber mit dem Muskfest-Intendanten Prof. Thomas Albert gesprochen.

haben bei der Auswahl der Spielstätten auf Anfragen aus der Region reagiert, konnten aber nicht auf alle Wünsche nach der Ausrichtung eines Musikfest-Konzertes in diesem oder jenem Ort eingehen.

wir jetzt erstmals die Landesgrenze. Und jeder, der mag, kann dabei sein. Denn der Deutschlandradio-Shuttle-Bus wird von Bremen aus zum Konzert am 4. September nach Groningen, aber auch zu allen anderen Konzerten im Umland fahren.

Musikfest goes Holland – wie ist es denn dazu gekommen? Das Musiktheater nimmt im Festival-ProDer Nordwesten hört nicht an der Ems auf. gramm breiten Raum ein. Eine ReaktiDeshalb gab es bekanntlich schon Bestre- on auf die große Nachfrage, die 2011 etwa bungen, Bremen, Niedersachsen und die „Eine Zauberflöte“ von Peter Brook ausvier friesischen Provinzen in der „Neugelöst hat? en Hanse Interregio“ zusammenzufassen. Wir sind froh und stolz, trotz des gekürzten Eine Konzeption, entstanden am grünen Etats dank der Unterstützung aus der WirtTisch, die letzlich nicht funktioniert hat, schaft derartige Projekte realisieren zu könweil man die entnen. Schon in den vergangenen scheidenden Fak- Das wird eine Gala, die Jahren haben wir ja immer wietoren vernachläs- ihresgleichen sucht! der Mozart-Opern präsentiert, sigt hat, nämlich diese Reihe wird jetzt durch den Begegnungen zwischen den Menschen, sei „Figaro“ fortgesetzt, was aufgrund unsees im Sport, sei es in der Kultur. Dabei ver- rer Kooperation mit dem Festival in Aix-enbindet uns musikalisch gesehen eine lanProvence möglich ist. Und das mit Jérémie ge Tradition, nämlich durch die Orgel. Und Rhorer am Pult, den ich für einen der spannun gibt es in Groningen eine prächtige nendsten Mozart-Dirigenten unserer Zeit Schnitger-Orgel in der Aa-Kerk, die heuhalte, und mit einem Weltstar wie Patricia Das Musikfest 2011 hat mit einer Platzaus- te nicht mehr für kirchliche Zwecke, sonPetibon als Susanna. Das wird eine Gala, die lastung von 83 Prozent ein exzellentes Er- dern als Veranstaltungsort genutzt wird. ihresgleichen sucht! gebnis erzielt. Lässt sich das wiederholen? Für mich lag die Idee nahe, diese Orgel in Fortgesetzt wird dieser Reigen, der quer Mit Sicherheit. Wir wollen wieder die Neu- unser Arp-Schnitger-Festival zu integriedurch die Stilrichtungen führt, durch das gier wecken, gehen mit neuen Namen und ren, Kontakte zu knüpfen, mich um die Fi- Caldara-Oratorium „Maddalena ai piedi neuen Spielorten auf das Publikum zu und nanzierung zu kümmern. So überschreiten di Cristo“, das in einer halbszenischen In-


musikfest bremen

szenierung mit Spitzenkünstlern aus Italien zu hören sein wird. Ich kann nur raten: hingehen, hören, staunen. Ein Erlebnis! Dann gibt es den szenischen Liederzyklus „O Mensch“ mit vertonten Texten von Friedrich Nietzsche, den Pascal Dusapin mit dem tollen Bariton Georg Nigl entwickelt hat. Und schließlich der „Ulisse“ von Monteverdi, wiederum als Folge einer Kooperation, nämlich mit dem Theater an der Wien. Dirigent Christoph Rousset wird mit einer komprimierten Fassung des Werks sein Musikfest-Debüt geben, und zwar im Oldenburgischen Staatstheater, was mich sehr freut. Eine Freude, die ganz auf Gegenseitigkeit beruht, wie Intendant Markus Müller mir unlängst bestätigt hat… Ja, denn er kann dadurch seinen Spielplan auf eine sehr attraktive Weise ergänzen. So soll es ja auch sein: Das Musikfest Bremen tritt nicht als Konkurrent, sondern als Partner auf, der die Zusammenarbeit sucht, wo immer es möglich ist. Und es trägt bedeutende Musikerlebnisse hinaus, auch in kleinere Orte wie Rysum oder Langförden. Eine Aufgabe, die wir ernst nehmen und die wichtig ist, wie der große Bariton Thomas Quasthoff gerade in einem Interview bekräftigt hat. Er sagte, es kön-

ne nicht sein, dass alles auf die Metropolen ausgerichtet wird. Wenn in Diepholz keine Oper mehr zu hören sei, stimme etwas in diesem Land nicht. Recht hat er! Es fällt auf, dass dieses Musikfest mit einer Reihe sehr großer Namen aufwartet. Setzen Sie jetzt auch auf den „GlamourFaktor“? Gut, wir haben in diesem Jahr mit Patricia Petibon, Murray Perahia oder Rolando Villazón Künstler dabei, die ausgesprochen prominent sind. Aber dabei stand nicht das reine „name-dropping“ im Vordergrund, sondern es ist gelungen, unsere Termine mit den genannten Solisten, aber auch mit anderen wie Nina Stemme, unter einen Hut zu bringen. Etwa bei Herbert Blomstedt, der Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen bei Beethovens „Missa Solemnis“ dirigieren wird. Und wir hatten das Glück, dass es dann auch noch in finanzieller Hinsicht passte. Ein Glanzlicht im Programm stellt zweifellos die konzertante Aufführung des 1. Aktes von Wagners „Walküre“ dar, mit erwähnter Nina Stemme als Sieglinde und den Bremer Philharmonikern unter Markus Poschner. Zeichnet sich da vielleicht eine Inszenierung am Goetheplatz ab?

41

Wer weiß… Aber nachdem die Philharmoniker bei uns mit einigen Requiems zu hören waren, sollte in diesem Jahr ein anderer Akzent gesetzt werden. Und so kam Markus Poschner mit diesem Vorschlag, den wir natürlich begeistert aufgenommen haben. Denn es ist natürlich schön, wieder einmal Wagner im Programm zu haben, können wir doch damit an große Konzerte in der Vergangenheit wie z.B. mit Roger Norrington oder Ralf Weikert anknüpfen. Noch ein Wort zur finanziellen Ausstattung: Bremen hat die finanziellen Zuwendungen gekürzt, ist noch mit 550.000 Euro am Gesamtetat von 3,1 Millionen Euro beteiligt. Geht Ihre Rechnung noch auf? Ja. Unsere Finanzierung basiert darauf, dass 60 % des Festival-Haushaltes durch Sponsoren abgedeckt werden, wobei wir glücklich darüber sind, auch wieder neue Partner und Förderer gewonnen zu haben. 20 % tragen das Land und die Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten. Den Rest erwirtschaften wir durch den Kartenverkauf und die mediale Vermarktung. Alles zusammen passt, so dass wir erneut und hoffentlich auch weiterhin ein attraktives Musikfest Bremen gestalten können.


foyer 42

MUSiK Konzerttipps

konzerttIpps

Blues und Anverwandtes

Wispern mit Elektronik

(che) Als der Gitarrist und Sänger Robert Cray in den frühen achtziger Jahren auf sich aufmerksam machte, war eindeutig, in welche stilistische Schublade der Mann mit der einprägsamen Stimme gehörte: Blues – keine Frage! Und der Blues machte ihn in den USA zum Star. Im Laufe der Jahre wurde die musikalische Zuordnung allmählich problematischer. Robert Cray liebäugelte immer offensichtlicher auch mit Rock, Soul und Funk, ließ auch schon beschwingte LatinGrooves in seinen Gitarrenlinien hören.

(che) Seit gut drei Jahren betreibt eine Bremer Agentur die Konzertreihe „Songs & Whispers“. Dieser Titel ist Programm, denn im Fokus stehen Singer/Songwriter und leise, akustische, eben „gewisperte“ Musik, wobei es nicht nur um Solisten geht, sondern auch um Ensembles. „Songs & Whispers“ ist oftmals auch an ungewöhnlichen Orten wie der Wartehalle im Flughafen oder der Lobby eines Hotels zu erleben.

Das war natürlich nichts für Blues-Puristen. Sie rümpften die Nasen. Wer aber nicht ganz so stark auf dem 12-taktigen Schema beharrt, wer einfach Spaß an einem charismatischen Sänger mit einer großen Stimme hat, der überdies noch exzellent die Gitarre zupft, der ist bei Robert Cray genau richtig. Vor fast zehn Jahren hatte es das Team der „Music Hall“ schon einmal geschafft, Cray mit seiner Band nach Worpswede zu locken. Jetzt ist das wieder gelungen. Robert Cray kommt mit seinem etatmäßigen Quartett, dessen Keyboarder James Pugh schon vor zehn Jahren dabei war. Übrigens, ganz ohne Blues geht ein Konzert mit Robert Cray denn doch nicht über die Bühne: Gelernt ist gelernt! 5. Juli, 20 Uhr, Music Hall, Worpswede

Kompass Didgeridoo

(kh) Im letzten Sinfoniekonzert der Bremerhavener Konzertsaison steht ein exotisches, selten zu hörendes Instrument im Mittelpunkt: das Didgeridoo. Der australische Solist William Barton entlockt dem traditionellen Instrument der nordaustralischen Aborigines durch Kombinationen aus Mundbewegungen, Atemtechnik und Stimmeffekten unglaubliche Klangwelten. Das Konzert für großes Orchester, Didgeridoo und Flöte „The Compass“ der austraDabei ist dieses Musiker-Netzwerk, das lischen Komponistin Liza Lim (geb. 1966) auch ein eigenes CD-Label betreibt, zwar verbindet moderne Musik mit Naturgekeineswegs auf Bremen beschränkt, aber in räuschen, starken rhythmischen Akzenten der Stadt und um sie herum hat die Reihe und Gesang in der Sprache der Aborigines, schon nahezu jeden für akustische Musik der Muttersprache Bartons. geeigneten Ort bespielt. Auch den Sendesaal Bremen, in dem nun ein DoppelkonSein Didgeridoo sieht Barton, einer der zert mit den britischen Musikern „Waitress wenigen Meister auf diesem Instrument, for the Bees“ und Cajita stattfindet. dabei als den Kompass für das Orchester. Die Idee für seinen Auftritt entstand über Hinter „Waitress for the Bees“ versteckt den Kontakt von GMD Stephan Tetzlaff zur Flötistin Carin Levine, die schon mit Barton sich die Multiinstrumentalistin Emma Hooper, die Akkordeon, Bratsche und Sin- zusammengearbeitet hatte. Neben dem gende Säge mit leichter Elektronik verbin- Konzert von Lim stehen Korngolds Filmmudet. Ihre Songs behandeln gerne das Leben sik zu „The Adventures of Robin Hood“, die von Dinos oder von Bienen. Ein ähnlicher 1939 mit einem Oscar prämiert wurde, und Multiinstrumentalist ist Cajita aus Bristol, Elgars Enigma-Variationen auf dem Programm. Es spielt das Städtische Orchester der ebenfalls sanft elektronische Loops einsetzt. „Songs & Whispers“ ist aber auch unter der Leitung von Stephan Tetzlaff. an anderen Orten zu entdecken – etwa auf 2., 3., 4. Juli im Großen Haus des Stadttheaters der Breminale.


MUSiK Konzerttipps

43 foyer

OPTIKER GRETEN GMBH

Dobbenweg 3 28203 Bremen

Telefon 0421- 70 09 31

Live in Hochform

Liebesbriefe für Quartett

(hip) Es gibt Musiker, die sich nie von Welthits erholen. Nicht so Curtis Stigers. Er hat zwar nie wieder so viele Platten verkauft wie Anfang der 90er Jahre mit seinen Pop-Balladen „I Wonder Why“ und „You’re All That Matters To Me“, aber nachdem er vom Jahr 2000 an konsequent nur noch Jazz machte, entwickelte er sich langsam zu einem kompetenten Vokalisten und Interpreten von Standards.

(UM) Dass Komponisten ihrer Liebsten eine große Symphonie schreiben, kommt in der Musikgeschichte eher selten vor. Naturgemäß ist es die Kammermusik, insbesondere die für Streicher, in die vertrauliche Botschaften hineinkomponiert wurden. Zahlreiche Werke erzählen von glücklichen und von unglücklichen Lieben, und wären ohne diese wohl niemals entstanden.

2010 wurde er mit dem Echo für den Internationalen Jazzsänger des Jahres ausgezeichnet. Als Saxophonist sieht er sich selber dagegen nicht als Virtuosen, sondern eher als „betrunkenen R&B-Spieler der alten Schule“, aber dieser ungeschliffene Ton passt perfekt zu seinem Stil. In seiner Heimatstadt Boise in Idaho war der Jazzpianist Gene Harris sein Mentor, von ihm dürfte er den warmen, mit Soul durchtränkten Ton geerbt haben. Auf seinen letzten Alben hat sich Stigers von den reinen Jazzklassikern verabschiedet. Nun interpretiert er Songs von Annie Lennox und Roger Waters, Bob Dylan und „Crowded House“. Dabei geriet ihm die letzte Studioproduktion ein wenig zu glatt, weshalb er dem „Smooth Jazz“ gefährlich nahe kommt. Doch seine Stärke sind seit langem die Live-Auftritte. 26. Mai, 20 Uhr, Schlachthof

So die „Zypressen“ des jungen Antonin Dvořák: Ausdruck seiner unglücklichen Liebe zu Josefina Cermákova. Oder die „Intimen Briefe“ des alternden Leos Janá ek: eine Liebeserklärung an seine 38 Jahre jüngere Geliebte. So auch das zweite Streichsextett des 32-jährigen Johannes Brahms: die Befreiung von seiner Göttinger Liebe Agathe von Siebold. Im letzten Philharmonischen Kammerkonzert der Saison nun sind alle drei Werke an einem Abend zu hören. Zu diesem Finale reist mit dem Hugo Wolf Quartett eines der renommiertesten Streichquartette aus Österreich an. Seit 1993 ist es auf den Bühnen der Welt unterwegs, hat eine eigene Kammermusikreihe im Wiener Konzerthaus und machte immer wieder mit oft ungewöhnlichen und Neugier weckenden Programmen und Interpretationen von sich reden. 23. Mai, 20 Uhr, Glocke

Erleben Sie mit uns grenzenlose Reisefreiheit Travel Overland Reisebüro Fedelhören 14 · 28203 Bremen Tel.: 0421 33 75 50 Fax: 0421 32 55 53 E-Mail: bremen@travel-overland.de www.travel-overland.de


foyer 44

kirchenmusik

Zuhören, mitsingen, Bach quasi über die Schulter schauen Text: Ulrich Matyl

St. Johann, Oberneuland

Kantanten zum Johannistag D

ass am 24. Dezember Heiligabend ist, weiß jedes Kind. Dass aber auch der sommerliche „Gegentag“, der 24. Juni, früher groß gefeiert wurde, ist kaum noch präsent. Es ist der „Johannistag“, der Tag Johannes des Täufers. Ab und zu ruft Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ mit seiner berühmten Johannistagszene noch eine Erinnerung daran wach. Dabei wird das Fest zuweilen auch heute noch gefeiert, vor allem in den (nicht wenigen) Kirchengemeinden, die nach Johannes dem Täufer benannt sind. In Bremen zählt dazu unter anderem die Kirche in Oberneuland, die passender Weise aus dem 13. Jahrhundert einen der ältesten Taufsteine beherbergt. In diesem Jahr kann man dort den Johannistag auf ganz besondere Weise feiern: Kirchenmusikerin Katja Zerbst lädt zur Oberneulander Chorwerkstatt ein, in der zwei Kantaten Johann Sebastian Bachs auf dem Programm stehen, die Bach eigens zum Johannistag komponiert hat: nämlich „Christ, unser Herr, zum Jordan kam“ (BWV 7) und „Ihr Menschen, rühmet Gottes Liebe“ (BWV 167).

Wer mag, kann mitsingen, denn das Werk wird an den Tagen zuvor mit einem offenen Chor erarbeitet. Wer nicht mitsingen mag, kann die Aufführung der Kantaten um 18 Uhr hören. Und nicht nur das. Als Gesprächskonzert konzipiert gibt es darüber hinaus die Gelegenheit, Bach „über die Schulter zu schauen“ und einiges über die Kunst seines Komponierens zu erfahren. Die Chorwerkstatt ist gleichzeitig eingebunden in das zur Zeit laufende „Jahr der Kirchenmusik“, in dem in Bremen sämtliche Choräle Martin Luthers in den verschiedendsten Formen erklingen werden. Auch der Choral „Christ unser Herr zum Jordan kam“ gehört dazu. In diesem Rahmen läuft auch die bundesweite Aktion „Kirche klingt 2012“: vom 1. Januar in Augsburg bis zum 31. Dezember in Zittau wandern 367 Konzerte zum Thema Reformation durch die Republik. Sieben davon können vom 1. bis zum 7. Juli in Bremen erlebt werden. Dann werden in sieben Kirchen sieben Interpretationen des Liedes „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ zu hören sein. Vom Orgelpräludium

über Chormusik bis zur großen Kantate ist alles dabei. Stationen sind die Martin-Luther-Kirche Findorff, die Melanchthon-Kirche Osterholz, die Andreaskirche Gröpelingen, die Ev. ref. Kirche Blumenthal, der St. Petri-Dom, St. Johannis Arbergen und die Kirche Unser Lieben Frauen.

Weitere ausgewählte Kirchenmusiktermine: 20. Mai und 10. Juni, 8. Juli: „Fensterklänge“, Matinéen zum Manessier-Jahr, Kirche Unser Lieben Frauen 24. Mai: Französisches Barock – Ein musikalisches Treffen, Kulturkirche St. Stephani 10. Juni: Orgelspaziergang durch drei Gemeinden in Blumenthal und Rönnebeck-Farge Ab 5. Juli: 5. Bremer Orgelsommer im St. Petri Dom 7. Juli: Sommerkonzert des Bremer Blechbläserensembles, Kirche Unser Lieben Frauen


jazztipps

45 foyer

Jazztipps

Cohens

Johanna Borchert

Israelis aus New York

Quasi ein Heimspiel

The 3 Cohens Sextett im Schlachthof

Johanna Borchert mit einem Soloprogramm

Super Women

(che) In New York gibt es längst eine lebhafte Szene israelischer Jazzmusiker, die in den USA ihre Studien fortgesetzt haben und dann dort hängen geblieben sind – sicher auch, weil sich hier bessere Arbeitsmöglichkeiten fanden. Zu diesen gehören auch zwei der drei Geschwister Cohen (Foto). Aber auch der dritte im Bunde, Sopransaxofonist Yuval Cohen, hat in den USA studiert, ist aber nach Israel zurückgekehrt.

(hip) Aufgewachsen ist sie in Ritterhude, Klavierunterricht hatte sie in OsterholzScharmbeck, und ihre ersten Jazzkonzerte erlebte sie im Vegesacker KITO. Die Pianistin Johanna Borchert (Foto) hat dann in Berlin, Indien, in den USA und Kopenhagen studiert. In Dänemark machte sie sich auch in dem Duo „Little Red Suitcase“ und dem Quartett „Schneeweiß & Rosenrot“ einen Namen, dort lebt sie auch heute noch.

Mode ist unsere Leidenschaft

Weiterhin in den USA leben die Klarinettistin Anat und Trompeter Avishai Cohen, die dort eigene Bandprojekte unterhalten. Avishai Cohen sollte übrigens nicht mit dem gleichnamigen Bassisten und ChickCorea-Protegé verwechselt werden, der aber auch ein Israeli in New York ist. Neben ihren eigenen Karrieren verfolgen die 3 Cohens, wenn Zeit ist, auch den Familiengedanken und spielen gemeinsam. Bisher haben sie drei Alben veröffentlicht, das jüngste heißt denn auch „Family“. Nach Bremen bringen die 3 Cohens noch zwei weitere Israelis aus New York mit, nämlich den Pianisten Yonathan Avishai und den Bassisten Omer Avital. Nur der Schlagzeuger Jonathan Blake ein echter US-Boy. Das Repertoire reicht von NeoBop bis zu Latin-Rhythmen, gekreuzt mit folkloristischem Material. 23. Mai, 21 Uhr, Schlachthof

Zu ihren Einflüssen zählt sie Bach, Monk, Cage, Ligeti, ihre Lehrer Fred Frith, Django Bates und Chris Brown sowie die klassische indische Musik. Bei der heute 25-jährigen haben sich diese verschiedenen Stile zu einem ganz eigenen Ton zusammengefügt. Avantgardistische Improvisationen, Bluesstimmungen, Interpretationen von Standards und exotische Einflüsse sind bei ihrer Musik auszumachen – besonders seit sie mit einem Soloprogramm auftritt, bei dem die Pianistin und Komponistin auch als Sängerin überzeugt. So vertont sie in der Tradition des klassischen Kunstliedes Gedichte von Rilke und Morgenstern, macht sich einen Spaß daraus, Frank Sinatras Hymne „My Way“ mit tiefer Stimme zu parodieren und beschließt ihre Auftritte gerne mit einem indischen Schlaflied. Beeindruckend sind ihr kraftvoller Anschlag auf dem Piano, ihr melodischer Einfallsreichtum und das robuste Selbstbewusstsein, mit dem sie sich die verschiedenen Musiktraditionen zu eigen macht. 6. Juni, 20 Uhr, Sendesaal Bremen

Eigene Designercollection hochwertige T-shirts und Pullover Mode anderer Hersteller Jeansvariationen ausgefallene Accessoires Super Women, Dechanatstraße 3 28195 Bremen, Telefon 04 21 - 32 32 31 www.superwomen-bremen.de

Bitte vormerken: am 01.09.2012 feiern wir unseren 25. Geburtstag!


foyer 46

MUSiK Bremer Philharmoniker

Bremer Philharmoniker legen ProgrammVorschau der Saison 2012/2013 vor Text: Simon Neubauer

Christian Kötter-Lixfeld und Markus Poschner

M

mahler Im mIttelpunkt

it berechtigtem Stolz präsentieren Intendant Christian Kötter-Lixfeld und Generalmusikdirektor Markus Poschner das stattliche Programm der Bremer Philharmoniker für die Konzertsaison 2012/2013. Der Stolz begründet sich durch viele Erfolgsmeldungen während der jetzigen, in wenigen Wochen ins Finale startenden Spiel- Übrigens feiern die Bremer Philharmoniker zeit, die sich regelrecht bündeln zu einem Geburtstag: Just vor zehn Jahren haben sich weithin anerkannten Paket. die Philharmonische Gesellschaft, Theater, Staat und natürlich die Musiker selbst ein Denn das Orchester steigerte sich ganz beneues tragendes Fundament geschaffen und sonders auch im Klangbereich und in der den Namen des Staatsorchester in „Bremer außerordentlichen, oft geradezu entflamm- Philharmoniker“ geändert. Das Fest wird ten Musizierbereitschaft, über die vielgeeinen ganzen Tag lang mit einer Menge an staltigen Interpretationen von hohem Rang, Überraschungen in der Glocke gefeiert. einer klar durchdachten Programm-Dramaturgie bis hin zum Funktionieren des ge- Aber am wichtigsten sind allemal die Aussamten „Apparats“ fast ganz ohne Flops. gestaltung der Programme und die VerSelbst die zunächst mit Skepsis betrachtete pflichtung der Interpreten. Intendant KötNovität der Serie „5nachSechs“ entwickelte ter-Lixfeld weiß, dass sich „die hohen sich nicht zuletzt durch die „Stammhörer“ Ansprüche des Bremer Publikums nicht so gut, dass sie fortgesetzt wird. mit einem Griff aus der allgemeinen Repertoire-Kiste zufrieden stellen“ lassen. Hohe Erwartungen, wenn nicht gar Entzü- Und Chefdirigent Poschner, auf dem bescken löst das kommende Programm aus. ten Weg zu immer größerer Subtilität muAm Gerüst mit den Säulen der zwölf Dop- sikalischen Denkens und Sprechens, gibt pelkonzerte hat sich nichts geändert. Auch eine eindeutige Devise aus, in dem er das das soziale Engagement bleibt Ehrensache Werk Gustav Mahlers in den Mittelpunkt der Musiker, denn die Benefizkonzerte für seiner Interpretationen stellt. die Weihnachtshilfe, den Bürgerpark, die Bremer Geschwisterhilfe und die Krebshil- Daneben huldigt er bereits beim Auftakt (1. fe gewähren nicht nur oft dringend benöOktober) seinen anderen Lieblingen: dem tigte Hilfen, sondern stärken auch das Zu- Münchner „Landsmann“ Richard Strauss sammengehörigkeitsgefühl der Bremer mit und dem tiefgründigen Dmitri Schostako„ihrem“ Orchester, das heute doch ganz witsch. Gustav Mahler ist, neben anderen entschieden zur Stadt gehört und fast so Werken, auch die dreiteilige Reihe „Phil inbeliebt ist wie das Weltkulturerbe Rathaus tensiv“ gewidmet, so mit der beliebten 5. oder die Bremer Stadtmusikanten. Dazu Sinfonie, dem Adagio aus der unvollendetragen nicht zuletzt die beliebten Famiten Zehnten und dem immer wieder zulienkonzerte und viele „publikumsnahe“ tiefst berührenden „Lied von der Erde“. Veranstaltungen bei.

Mit dem GMD am Dirigentenpult „konkurrieren“ auch Maestri, die noch nie oder schon lange nicht mehr in der Glocke gastierten. So etwa der viel gefragte Michael Hofstetter, Carlo Rizzi mit einem exquisiten Debussy-Programm, der bewährte Hans Graf, Michel Corboz, der geistliche Werke von Poulenc und Fauré interpretiert, Charles Olivieri-Munroe, der sich frohgemut tschechischen Komponisten widmet, und Dima Slobodeniouk, der zu beweisen versucht, dass „Tschaikowsky wie Puschkin klingen kann.“ Wer sich auf dem internationalen „Markt“ etwas auskennt, freut sich schon jetzt auf die Solisten: den Weltklasse-Geiger FrankPeter Zimmermann, Denis Patkovic, der dem Akkordeon weltmännisches Flair sichert, die Sänger Alejandro Marco-Buhrmester und Dagmar Manzel, die ein fröhliches „Prosit Neujahr“ anstimmen werden, die Mezzosopranistin Stella Doufexis und der Tenor Matthias Klink, denen die Vokalpartien im „Lied von der Erde“ anvertraut sind, und nicht zuletzt dem aparten wie viel gepriesenen französischen Pianisten Cédric Tiberghien. Aber besonderes Interesse wird der renommierte Schauspieler Sebastian Koch auf sich ziehen, wenn er die Texte bei der Aufführung der Musik Beethovens zu Goethes Drama „Egmont“ rezitieren wird. „Lassen Sie sich überraschen von einem Gast aus der neuen Saison“, verraten Intendant und Generalmusikdirektor für die Saisonpräsentation der Bremer Philharmoniker am 30. Juni bei freiem Eintritt in der Glocke. Bis dahin haben die Musikfreunde bereits das Saison-Booklet 2012/13 in der Hand gehabt, ohne Zweifel eine der schönsten Veröffentlichungen dieser Art im bundesdeutschen Vergleich.


MUSiK Orden für Thomas Albert 47 foyer

FrankreIch dankt W

Professor Thomas Albert mit hohem Orden ausgezeichnet Text: Simon Neubauer

ie gut, dass sein Herz, geografisch gesehen, links schlägt; wie erfreulich, dass er oft den Rhein, früher Grenze, jetzt europäischer Strom, fahrend oder fliegend überquert; wie lobenswert, dass sich die frankophile Neigung des Thomas Albert als doppelt wirksam erweist: Frankreich begrüßt seit Jahren die Verbreitung und Vertiefung der französischen Kultur im Nachbarland, Deutschland hingegen profitiert dadurch an Wissensbereicherung und an außerordentlichen musikalischen Genüssen.

oder als Leiter von Meisterkursen am Conservatoire national supérieur de musique de Paris. Als Persönlichkeit und stets zuverlässiger künstlerischer Freund geachtet, geht er einer Tätigkeit nach, die auch in Bremen mit großer Freude wahrgenommen wird.

freut. Aber ganz besonders stolz darf Albert sein, das Musikfest Bremen als Koproduktionspartner renommierter Festivals und Bühnen etabliert zu haben, u. a. des Festival d’Aix-en-Provence, der Salzburger Festspiele und des Théâtre des Bouffes du Nord Paris. Erst dadurch ist es möglich geworden, Als Intendant des Musikfestes Bremen, Ereignisse höchst außergewöhnlicher Art in das er vor mehr als zwei Jahrzehnten geder Hansestadt zu bieten, etwa die Mozartgen manchen lokalen Widerstand gegrünOpern „Mitridate“ und „Idomeneo“ und Pedet und inzwischen zum weithin sichtbaren ter Brooks „Eine Zauberflöte“, eine PräsenLeuchtturm der Hansestadt entwickelt hat, tation, die dank ihrer Wahrheit und Poesie sind Alberts Meriten längst unbestritten. zu meinen schönsten Erinnerungen zählt. Dank seiner äußerlich leutseligen, doch von Frankreich hat Thomas Albert offiziell ge- Willenstärke gespeisten Verhandlungsenergie glückte es ihm, eine Reihe von mehr oder dankt durch die Aufnahme in den weltweit hoch geschätzten „Ordre des Art et des minder finanzstarken Sponsoren zu gewinLettres“. Die Bundesrepublik hüllt sich bis- nen, die es ihm ermöglichen, auch stark lang in Schweigen, doch die in Bremen und besetzte, ungewöhnliche Orchester und noch unentdeckte, aber viel versprechende umzu beheimateten Kulturfreunde stimKünstler zu engagieren, die auf ganz spezimen für den Intendanten des Bremer Mufische Art dem Musikfest in der Nordwestresikfestes unentwegt Loblieder an. gion der Bundesrepublik Jahr für Jahr spätsommerlichen Glanz verleihen. „Professore Alberto“ oder nun auch „Chevalier Albért“ ist schon ein ganz und gar ungewöhnlicher Künstlertyp. Gestützt auf Ja, unbekannt war noch Vieles, was heute dank Alberts Entdeckerfreude und seidas Fundament bester Ausbildung, bereichert durch die Schulung bei auserlesenen nem Gespür für Qualität zu internationaw w w. l e u c h t - g a e r t e n . de lem Ruhm aufgestiegen ist. Nennen wir nur Lehrern, verfolgt er gottlob nicht mit stu04 2 1 - 8 0 8 96 8 rem missionarischen Eifer, jedoch stets mit als Beispiele Marc Minkowski und seine sicherem Ziel die Annäherung an die histo- Musiciens du Louvre-Grenoble und Jeremie rische Aufführungspraxis der Musikwerke Rhorer und sein Cercle de l‘Harmonie mit wunderbar gelösten, stets mit hochkarätides Barockzeitalters in Mitteleuropa. gen Vokalisten besetzten OpernaufführunInzwischen hat er Ensembles wie „Fiori mu- gen. Viele davon erstrahlen heute im Glanz der Stars und die Chefs dirigieren nun auch sicali“ oder das Ausbildungsinstitut „Akaan der Staatsoper Wien (Minkowski) und demie für Alte Musik“ gegründet, letztere am Royal Opera House Covent Garden Lonspäter eingebunden in die Hochschule für don (Rhorer). Künste Bremen, wo er als Professor für Barockvioline seine Kunst und Erkenntnisse der Praxis an die Studenten weiter gibt. Viele Nicht fehlen darf ein Hinweis auf die jüngst von ihnen sitzen bereits weltweit verzweigt geborenen „Kinder“ des Musikfestes, das „Arp-Schnitger-Festival“ und „Musikfest in Kammerensembles und Orchestern, so Surprise“ im BLG-Forum Überseestadt, eben auch in Frankreich, wo man „Monsiwobei sich gerade letztgenannte Reihe stareur Albért“ gerne begrüßt, etwa im Professoren-Kollegium der Universität Straßburg ker Beachtung besonders der Jugend er-

Die Einladung in das Pa r a d i e s .


foyer 48

ROllEnSPiEl

Schauspielrätsel (SN) In diesem Stück treibt der Autor, der vorwiegend als Romancier bekannt ist, mit dem Entsetzen Scherz, kennt aber das Milieu, weil er Ähnliches an der Seite einer berühmten Frau selbst erleben musste. Hier nun fliehen zwei extrem verschiedene Männer vor den deutschen Truppen von Paris aus an die Atlantikküste. Der eine, ein arroganter polnischer Militär und vor allem Kavalier alter Schule, will unbedingt seine französische Freundin mitnehmen, der andere, ein von den Deutschen gejagter Jude, ist dagegen mit Witz und Erfindungskraft ausgestattet.

rollenspIel

Und diese Gaben benötigt er dringend, um eine alte Limousine, Sprit und Nahrungsmittel zu beschaffen, mehr noch, um das Paar und sich durch plötzlich auftauchende Militärstreifen zu mogeln. Endlich an der Küste angekommen und eine Passage für die Überfahrt nach England ergattert, geschieht dann doch noch Unerwartetes: Wer rettet sich aus der Todesgefahr? Das Stück, stets schwankend zwischen Komödie und Tragödie, wurde später mit Curd Jürgens und Danny Kane verfilmt. Ein deutscher Komponist nutzte den Plot für eine seiner Opern. Wie heißt der AuAu tor des 1942 in New York uraufgeführten Stückes? Antworten bitte bis zum 15. Juli 2012 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch onon line möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Bremer Schauspiel. Die Auflösung des Schauspielrätsels in foyer 94 lautet: „Hauptmann von Köpenick“ von Carl Zuckmeyer Gewonnen haben: Bärbel Bartels, Bremen Sibylle Hoberg, Bremen Katharina Matthes, Achim Klaus Stühn, Alsbach-Hähnlein Horst Weege, Oldenburg

(chk) Pauker – diese Berufsbezeichnung stört Thomas Suhrenkamp nicht im Geringsten. Schließlich sei das eine aus dem Mittelalter stammende Zunft, als man noch mit Pauken und Trompeten marschiert sei – bis in Beethovens Zeit hinein ein klassisches Paar des musikalischen Alltags. Was reizt den Pauker bei den Bremer Philharmonikern an seinem „Arbeitsgerät“, das sich zur Hausmusik kaum eignet? Für ihn sei es ein sehr spannendes Solo-Instrument im Orchester, das viel Macht habe, mit dem man den Takt vorgeben und Einfluss nehmen könne auf den Ablauf eines Stückes. Besonders gern spielt der 47-jährige die Spätromantiker und die Zwölftöner. Zu seinen Lieblingsstücken gehören die Achte von Bruckner ebenso wie Beethovens Neunte – da schwärmt er von „paukenlastig und unglaublich bombastisch.“ Im übrigen sei die Pauke aber auch ein „sehr sensibles Instrument“, mit dem man leise kleine Wirbel erzeugen könne. Und er zitiert seinen Lehrer, der zu sagen pflegte: „Das muss singen, das Instrument.“ Berlioz übrigens habe ein Stück für 12 Pauken komponiert. Leider konnte Suhrenkamp es noch nie spielen, denn es werde nur alle Jubeljahre aufgeführt. Vielleicht ein guter Anlass für die Philharmoniker, mal ein „Spezialitäten-Programm“ zu präsentieren.

(ps) Vom eher übersichtlichen Oldenburg in die Millionen-Stadt Hamburg: Cornelia Ehlers (29) steht eine große Veränderung bevor. Und das nicht allein räumlich. Denn zur neuen Spielzeit wechselt die bisherige Dramaturgin am Niederdeutschen Schauspiel ans berühmte Ohnsorg-Theater, das ein neues Domizil am Heidi-Kabel-Platz im Stadtteil St. Georg bezogen hat. Die in Itzehoe geborene plattdeutsche Muttersprachlerin war 2008 nach Oldenburg gekommen, wo sie nicht allein für Produktionen zuständig war, sondern auch Stücke ins Niederdeutsche übertrug. So wurde etwa aus einer bekannten Storm-Novelle „De Schimmelrieder“ und aus dem schwedischen Film „Wie im Himmel“ von Kay Pollak „As in’n Heven“. Außerdem avancierte sie zur plattdeutschen Singer-Songwriterin und trägt übersetzte und bekannte Lieder sowie eigene Kompositionen vor. Im Ohnsorg wird sie Leiterin der Studiobühne und damit auch der Theaterakademie für Jugendliche, die bis zum kommenden Frühjahr einen eigenen Theaterabend einstudieren werden – natürlich „op Platt“. Reichlich Arbeit also. Dennoch will Cornelia Ehlers dem Oldenburger Haus verbunden bleiben. Zum Beispiel als „Übersetzerin“ auch so anspruchsvoller Werke wie Goethes „Faust“.


ROllEnSPiEl 49 foyer

Opernrätsel (SN) Fressen, Saufen, Huren: Alles ist erlaubt in der neu gegründeten Stadt, einer Netzestadt mitten in der Wüste. Das Netz hatte damals eine andere Bedeutung als heute, eine viel realistischere: In diesem Netz sollten sich vor allem Männer mit viel Geld verfangen. Und die kamen zuhauf, weil man in dieser Stadt alles darf, so lange man Geld hat. Denn bezahlen musste man alles, auch die Mädels, die sich freizügig anboten; zudem kosteten ja auch Boxkämpfe Geld, und wer sich zu Tode fressen wollte, musste vorher die Moneten auf den Tisch legen. Zwar bibberten Einheimische und Zugewanderte, als ein Hurrikan nahte; aber als die Katastrophe ausblieb, ging das Lotterleben weiter. Nur ein junger Mann, richtig und ehrlich-treu verliebt, lädt seine Gefährten zu einem Saufgelage ein, kann aber die Rechnung nicht bezahlen. Das gilt als schwerste Sünde, kein Geld zu haben. Deshalb wird er zum Tode verurteilt und sein Leichnam wird bei einer Demonstration gegen die wuchernden Preise zur Warnung mitgetragen. Der Verfall der sündigen, „kapitalistischen“ Stadt eingeleitet.

(bö) „2007 dachte ich: Das ist eine Eintagsfliege“, gesteht die Historikerin Dr. Eva Schöck-Quinteros. Mittlerweile geht ihr bundesweit einzigartiges, preisgekröntes Projekt „Aus den Akten auf die Bühne“ ins sechste Jahr. Zusammen mit Studierenden der Uni Bremen und der bremer shakespeare company (bsc) macht sie zwischen verstaubten Aktendeckeln schlummernde menschliche Schicksale lebendig. Alles begann als Hochschulroutine: Studierende wälzten Dokumente zur „Ausweisung lästiger Ausländer“ in den Zwanzigerjahren. Doch es blieb nicht bei Hausarbeiten: Schauspieler der bsc gaben den aktenkundig Gewordenen in szenischen Lesungen eine Stimme – mit nachhaltigem Erfolg. Derzeit steht das Thema „Entnazifizierung ganz normaler Frauen“ im Mittelpunkt. Die bsc liest aus den Akten der Margarete Ries, die „vom asozialen Häftling in Ravensbrück zum Kapo in Auschwitz wurde“.

(bö) Der „Moorexpress“ zockelt regelmäßig über die Gleise zwischen Bremen und Stade. Wer in die Museumsbahn einsteigt, entflieht Stress und Hektik zugunsten von Langsamkeit und Kontemplation. Dank der Malerin Sabine Böhme verwandelt sich diese Eisenbahn am 15. und 22. Juni in eine „Rollende Galerie“ mit dem Motto „1 Zug, 4 Bahnhöfe, 9 KünstlerInnen“. Genau gesagt: Neun Kunstschaffende aus Worpswede werden mit dem roten Triebwagen und seinen historischen Waggons auf Ausstellungstour gehen. „Vor gut einem Jahr kam mir die Idee“, verrät die seit 1977 in Worpswede lebende Künstlerin, die für ihre Acryl- und Airbrush-Arbeiten bekannt ist und ihr ungewöhnliches Projekt im Alleingang realisierte, inklusive Sponsorensuche und Streckenplanung. Erst als Konzept und Finanzierung gesichert waren, wandte sie sich an ihre Kunstkollegen.

Wie lautet der Titel dieser aus einem Singspiel entwickelten Oper? Bitte nennen Sie auch die Namen der beiden Autoren. Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum 15. Juli 2012 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch online möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Theater Bremen, das Stadttheater Bremerhaven und das Oldenburgische Staatstheater. Die Auflösung des Opernrätsels in foyer 94 lautet: „Capriccio“ von Richard Strauss.

Gewonnen haben: Anke Bischof, Wardenburg Ingelore Böhling, Bremen Ulla Danneboom, Oldenburg Gudrun Fröhlich, Bremen Barbara Grünfeld, Brake Waltraud Hass, Oldenburg „Erstmals fahren Worpsweder Maler mit Ulrich Marahrens, Hambergen Das Projekt öffne – so die Initiatorin – „den ihren Bildern zu den Besuchern, die an den Nils Margner, Hamburg Stationen Worpswede, Ahrensfelde (OHZ), Blick auf die Vergangenheit, der im SchulSabine Rakelmann, Oldenburg buch nicht vorkommt.“ Es werde „Alltags-, Deinste und Bremervörde warten“, erläutert Dieter Schlatow, Bremerhaven Böhme. „Die Besucher haben jeweils eine Geschlechter- und Migrationsgeschichte“ Liesa Sommer, Bremen Stunde Zeit, um die Ausstellung anzuseherzählt. Ab September sind weitere RiesChrista Strebe, Loxstedt Lesungen geplant. Für 2013 steht ein neues en und mit den anwesenden Künstlern Walter Tilch, Hage Gespräche zu führen.“ – Mehr InformationVorhaben an: Der 1. Weltkrieg in Bremen. Hartmut Topeit, Bremerhaven en unter der Telefonnummer 0 47 92 - 70 39. www.sprechende-akten.de Johannes Wiese, Rastede


foyer 50

litERatUR Als ich meine Eltern verließ / Sire, ich eile

lIteratur Hymne auf das Leben

fils“, „Mein Sohn“ bescheiden als „Erzählung“ bezeichnet – lässt Michel Rostain den toten Sohn die intensive Trauerarbeit seines Vaters beobachten und kommentieren. Zart mokiert sich Lion über dessen Bemühungen, alles Mögliche von ihm zu erhalten – und sei es nur der Geruch seiner Bettwäsche.

Es gibt wunderschöne, rührselige, unerträglich schmerzhafte Passagen im Buch, Michel Rostains preisgekrönter Roman aber auch distanziert fröhliche, lebensbejahende. Mit seinem literarischen KunstAlles an der Geschichte sei wahr, meint Migriff des Rollentausches findet Michel Roschel Rostain – die ihr zugrunde liegende tain den Halt, der bis dahin unerreichbar Wahrheit jedoch unerträglich. Denn der in schien. Und ohne es zu wollen, geriet ihm Frankreich bekannte Opernregisseur und dieser Roman zu einer verhaltenen Hymne Theaterintendant schreibt vom Tod seines auf das Leben. Doch Lion berichtet auch über den eigeSohnes Lion, der mit 21 Jahren innerhalb Michel Rostain, Als ich meine Eltern verweniger Stunden an einer Hirnhautentzün- nen Tod, davon, was er selbst, was sein Valieß. Ü: Birte Völker. Ed. Elke Heidenreich ter empfunden hat, denn hier verschmeldung starb. Dabei gelingt dem fast 70-jähbei C. Bertelsmann. 157 S., 18,99 Euro zen beide, Vater und Sohn, beider Gedanken rigen das nicht Vorstellbare: Sein Debütround Gefühle. Als Sohn gibt er sich lässig und man „Als ich meine Eltern verließ“ ist heiter, cool, als Vater leidet er erbärmlich, stellt von zarter Ironie durchzogen. Unendlich Spekulationen an, ob Lion, von Todessehn- Friedrich und kein Ende traurig und auch wunderbar tröstlich. sucht durchdrungen, sein Ende mit Hilfe der Hans Joachim Schädlich gar nicht bösartigen Erkrankung selbst herbeigeführt untertänig über Friedrich und Voltaire Möglich wurde das durch einen dramaturhaben könnte. „Das ist Grenzüberschreigische Geniestreich – Michel Rostain erSchon im vergangenen Jahr warfen die Feizählt aus der Perspektive des toten Lion und tung, Papa“, mahnt der tote Sohn. Der Vater erlichkeiten um den 300. Geburtstag von kultiviert seine Trauer, „er weint zehnmal findet zu einer ihn selbst überraschenden Preußenkönig Friedrich dem Großen ihre am Tag, jeden Abend überschwemmen ihn Leichtigkeit. „Plötzlich war da diese kleiSchatten voraus: Filme, Ausstellungen, riesige Wogen der Verzweiflung.“ ne literarische Musik in meinem Kopf: sag, Theateraufführungen – und Bücher. Auch Papa, warum weinst du? Und von da an Hans Joachim Schädlich hat unter dem konnte ich schreiben.“ Und er schrieb so ex- In erster Linie ist dies eine Vater-Sohn Ge- leicht mokanten Titel „Sire, ich eile“ eines quisit und berührend, dass er den renomverfasst, allerdings zeigt bereits der Unterschichte, geprägt von überbordender Liemierten Prix Goncourt für das beste Roman- be und Trauer, dabei spröde, oft schnodd- titel „Voltaire bei Friedrich II“, wo der geDebüt gewann. Und ein Millionen-Lesepub- rig. Gefühle, die der Sohn bei seinem Vater witzte Autor seinen Akzent setzt. likum, das mit ihm leidet, weint und lacht. im Überfluss entdeckt, verbirgt er selbst unter einem Panzer von ErwachsenwerFriedrich und Voltaire – ein ungleiches Paar In seinem kleinem Roman – das französiden und Unabhängigkeitsdrang, verbitmit ähnlichen Bestrebungen. Friedrich will sche Original wird unter dem Titel „Mon tet sich noch posthum jede Einmischung. sich mit dem Gelehrten schmücken, will


literatur Der Sohn

Voltaire „besitzen“. Dessen „göttliche Geliebte“, die intellektuelle Émilie du Châtelet, sei, so schrieb er, „doch nur ein Accessoire“. Voltaire lässt sich dennoch nach Deutschland locken, nicht zu seinem finanziellen Schaden. Die beiden Herren umschmeicheln einander, hofieren sich gegenseitig, profitieren voneinander – eine hohe Meinung jedoch hat keiner vom andern.

51 foyer

Zuge verschlingt und an der informativen und niveauvoll erheiternden Lektüre seine helle Freude hat. Denn Schädlich schüttet auf nur 143 Seiten ein Füllhorn an Daten, Fakten und Zitaten, an erheiternden wie entlarvenden Episoden aus, platziert ebenso witzig wie bissig sein Friedrich-Bild – mitten hinein ins Jahr der Verehrung und Verklärung. Hans Joachim Schädlich, Sire, ich eile. Friedrich kleidet sein Verhältnis zu Voltaire Voltaire bei Friedrich II. Rowohlt, 143 S., in eine Kränkung: „Man preßt eine Orange 16,95 Euro aus und wirft die Schale weg“ und bezeichnet ihn als „armseligen Autor“. Voltaire bescheinigt Friedrich, seiner ausgedehnDie Sünden der Väter ten Eroberungskriegszüge wegen, „die SeeJessica Durlachers fesselnder Roman le eines Schlachters“, beschuldigt ihn „die„Der Sohn“ se Erde zu verwüsten“. Und als beide sich schließlich hoffnungslos zerstreiten, verHermann ist ein Holocaust-Überlebender. langt Friedrich von Voltaire die Rückgabe Über die Vergangenheit spricht er nicht, aller Geschenke, die der Regent dem Dichdie Seinen beschützt er wie einen wertvolter und Denker jemals gemacht hatte. len Schatz: Iezebel, seine zärtlich gelieb-

gewaltigt, Mitch, der in Berkeley studiert, verpflichtet sich bei den Marines, um nach Afghanistan zu gehen, Jacob wird in seinem eigenen Haus überfallen, Tess brutal bedroht. Dann, eines Tages, identifiziert Sara ihren Vergewaltiger. Als sie nach Zusammenhängen sucht, findet sie Anklänge von Erklärungen in der Vergangenheit.

te Frau, die Töchter Tara und Sara, die IchErzählerin. Sie ist mit dem erfolgreichen Filmproduzenten Jacob verheiratet, die beiden haben zwei Kinder, Tess und Mitch.

Den kleidet Jessica Durlacher in gewohnt sogkräftige Erzählweise und geht behutsam und mit großer Finesse der uralten Frage nach, wer wann und wodurch zum Täter, wer zum Opfer wird und welch verheerende Kraft die Erbschuld auf nachfolgende Generationen hat. Nach einem gewaltigen Countdown findet die Geschichte ein überraschendes, dennoch folgerichtiges Ende. Jessica Durlacher, Der Sohn. Ü: Hanni Ehlers. Diogenes, 408 S., 22,90 Euro

Friedrich ein Schön- und Feingeist? Ein souveräner, uneitler Beförderer von Kunst und Kultur? Mitnichten! Schädlich demontiert den Herrscher aller Preußen – der zwar die französische Sprache perfekt, die seines Landes aber nur „wie ein Pferdekutscher“ beherrschte – so genüsslich wie elegant, was ihm spürbar großen Spaß macht. Dem Leser auch, der das exquisite, schlau als Novelle deklarierte Büchlein in einem

Als der Vater nach einem Sturz im Garten unerwartet stirbt, bricht eine Lawine von Gewalt und Unheil über die Familie herein, der väterliche Schutzschild scheint seine bis dahin fast magische Kraft verloren zu haben. Sara wird beim Joggen ver-

Wieder einmal ist Jessica Durlacher ein meisterhafter Familienroman mit Thrillerqualitäten vor sorgfältig ausgeleuchtetem historisch-politischem Hintergrund gelungen. Auch wenn es im Leben der Autorin zahlreiche Parallelen zu dem ihrer Protagonistin gibt, – sie ist die Tochter eines Holocaust-Überlebenden, ihr Mann der Schriftsteller Leon de Winter, ein erfolgreicher Filmproduzent, sie hat zwei Kinder, wohnt in den Niederlanden und in Kalifornien – wird sie doch nicht müde zu betonen, der Plot sei reine Erfindung.

www.theaterbremen.de

DIE

orestie Schauspiel von Aischylos Regie: Alice Buddeberg Premiere: 17.05.2012 Neues Schauspielhaus


WESER-KURIER Plus das digitale Angebot Ihrer Tageszeitung E-Paper

Mobil

iPad®

Apps

Digitales Zeitungsarchiv

Für PrintA b o n n e n te n nur � € *

WESER-KURIER E-Paper > täglich das Neueste aus Bremen, Deutschland und der Welt > alle Regionalausgaben und Stadtteil-Kuriere > schnelle Recherche in allen Ausgaben der letzten �� Tage > Artikel und Bilder als E-Mail versenden, drucken oder speichern > NEU: E-Paper-App für iPad®, Tablet, iPhone® und Smartphone WESER-KURIER Plus ist außerdem: > das WESER-KURIER Nachrichtenportal optimiert für iPhone® und Smartphone > das digitale WESER-KURIER Zeitungsarchiv mit allen Ausgaben seit ���� > ��,�� € * im Monat für E-Paper, Mobil und das digitale Zeitungsarchiv > Preisvorteil für Print-Abonnenten: nur � € * im Monat Infos und Bestellung unter: www.weser-kurier.de/plus *Derzeitig gültiger Bezugspreis, Stand Mai ����


KOlUMnE Nachgedacht

53 foyer

Nachgedacht: Text: Stephan Cartier

Steffz / photocase.com

dIe herren und dIe FlIegen E

s ist eine jener kleinen Meldungen, die man schnell überliest; wohl weil die Opfer, um die es hier geht, zu klein sind, gemessen am Nachrichtenstandard globaler Katastrophen. Doch es ist auch eine jener Nachricht, bei der einem das Lachen schnell im Hals stecken bleiben sollte, wenn man weiterdenkt: „Fliegen trösten sich mit Alkohol“ lautet die Überschrift, und die Unterzeile macht das ganze Ausmaß des Dramas deutlich: „Fehlt ihnen Sex, belohnen sich die Männchen anders.“ Vermutet haben wir es schon lange. Jetzt herrscht Gewissheit. Forscher der University of California in San Francisco konnten feststellen, dass Fruchtfliegenmännchen in einem Glas mit bereits begatteten Weibchen alkoholhaltiges Futter vorzogen, nachdem es zu keinen sexuellen Handlungen gekommen war. Fliegen beiderlei Geschlechts, die man dagegen unbefriedigt zueinander ließ und ihnen damit ein ausschweifendes Sexualerlebnis bescherte, waren anschließend mit der nichtalkoholischen Nährlösung zufrieden. Die Erklärung ist im Gegensatz zum den frustrierten Versuchstierchen sehr nüchtern: Geschlechtsverkehr produziert das vom Fliegenhirn begehrte Neuropeptid F - ebenso wie Alkoholkonsum. Wenn das eine fehlt, holt sich der Fliegenmann sein Glücksgefühl eben durch das andere. Liebe wird so letztendlich zu einem chemischen Prozess und Moral zum biologischen Abfallprodukt: Es ist ein Trauerspiel. Nicht erwähnt wird in der Meldung allerdings,

ob die Forscher auch die Anfälligkeit von Fliegenweibchen für Kopfschmerzen untersuchten. Zur wahren Tragödie wird das Ganze aber, wenn man weiter liest, was unvermeidlich scheint. Die Forscher aus dem sonnigen Kalifornien weisen darauf hin, dass es ein vergleichbares Molekül auch beim Menschen gibt. Hier heißt es Neuropeptid Y und bildet sich ebenso beim Beischlaf wie an der Theke. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier scheint nur noch hauchdünn zu sein.

Solch ein Fliegenglas enthielt eine süße Flüssigkeit zum Anlocken und bot einen Einflug an der Unterseite, durch den die Fliegen zwar hinein gelangen konnten, aber nach dem Absturz in das Zuckerwasser nicht mehr heraus kamen. Die Fliegenmännchen ersoffen zwar in Limonade, aber das Ergebnis war dasselbe wie nach einem alkoholisierten Zug durch die Gemeinde. Ein dicker Kopf und im Extremfall der Exitus.

Allein die Philosophie, so war Wittgenstein überzeugt, konnte den Menschen aus seiEntlastet diese Erkenntnis nun den sexuell ner Dummheit und Triebhaftigkeit befreifrustrierten, aber betrunkenen Menschen- en. Doch die Therapie funktioniert nicht immer; selbst die Intelligenzbestie Wittgenmann, weil er nach den gleichen universtein versagte. Berühmt geworden ist seine salen biologischen Mechanismen funkAuseinandersetzung mit Sir Charles Popper tioniert wie eine Fruchtfliege? Natürlich: während eines Kamingesprächs in CamNein! Denn den Menschen unterscheidet bridge, bei dem er wegen einer intellektueldoch so einiges vom Tier. Nicht nur, dass len Meinungsverschiedenheit mit dem Feuer Auto fahren, mit Kreditkarten bezahlen und online Pizza bestellen kann. Er hat ereisen auf den Kollegen losgegangen war. auch: die Philosophie. Und die rettet ihn, Vielleicht sollte man den intellektuellen denn durch sie hat er die Wahl, sich vom Status der Tiere und Menschen also nicht reinen Naturzwangswesen durch freien gegeneinander ausspielen. Man belasse es Willen zu unterscheiden. besser einfach bei der Schlussfolgerung, die der französische Kollege Wittgensteins, Zumindest hoffte dies Ludwig Wittgender Philosoph Alain Badiou, in seiner Bistein, und nicht ohne Grund hat er in seilanz „Das Jahrhundert“ vor ein paar Jahnen „Philosophischen Untersuchungen“ ausgerechnet die angetrunkene Fliege zur ren formulierte: „Wenn sogar Makaken und Säue unveräußerliche Rechte haben, dann Verbildlichung der intellektuellen Retkann das Zeichen eines verfeinerten Mitgetungsaktion gewählt. In § 309 der 1953 posthum erschienenen „Untersuchungen“ fühls sein. Es kann aber auch heißen, dass wir gehalten sind, uns vom Affen und dem liest man das zoologische Motto: „Was ist Schwein nicht allzu verschieden zu glaudein Ziel in der Philosophie? – Der Fliege ben.“ – Recht hat er. Darauf ein Gläschen, den Ausweg aus dem Fliegenglas zeigen.“ Prost!


foyer 54

GESEllSChaFt Rotary Club Bremen-Bürgerpark

10 Jahre Rotary Club Bremen-Bürgerpark Text: Marie-Clothilde Kronenberg

Bremer Bürgerpark

schWIndende männerdomänen n

och sind die Herren der Gesellschaft am liebsten unter sich, bei der Bremer Schaffermahlzeit etwa, bei der Eiswette, in den Freimaurer-Logen, im renommierten Bremer Tabak-Collegium oder in diversen Rotary und Lions Clubs unserer Region. Man(n) möchte ohne Ablenkung durch die Weiblichkeit über Wesentliches und Unwesentliches aus Zeitgeschehen, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur debattieren oder, einfach ungestört, Geschäftskontakte knüpfen und pflegen.So war es, so sei es, so mag es für immer bleiben.

renden Damen der Gesellschaft nach wie vor draußen bleiben müssen. Schon allein aus Marketing-Gesichtspunkten wäre jede Veränderung ein Risiko, das etwa einer Umbenennung der Bremer Stadtmusikanten gleich käme. Die Eiswette steht in der Frauenfrage schon eher auf dem sprichwörtlich schwankenden Boden. Auf Tradition beruft sich auch das Bremer Tabak-Collegium, eine Gesprächsrunde aus bislang ausschließlich männlichen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. König Friedrich I. hatte zu Beginn des 18.Jahrhunderts am Berliner Hof eine solche Runde ins Leben gerufen.

erkennbar. Es haben sich zwar einige reine Frauenlogen gebildet, die aber im internationalen Netzwerk noch um gleichberechtigte Anerkennung ringen. Bis auf wenige Ausnahmen, werden zwar nach wie vor auch in den meisten Rotary oder Lions Clubs in Bremen und im Nordwesten ausschließlich männliche Mitglieder aufgenommen, doch hier ist die Windrichtung deutlich in Bewegung geraten. Bei den Bremer Rotariern ist dies vor allem vier mutigen Pionieren zu danken, die vor nunmehr zehn Jahren gegen eine Front aus massiven Widerständen, den ersten gemischten Rotary Club Bremen – Bürgerpark gegründet haben: Pastgovernor Bernd Artin Wessels, seinem Amtsnachfolger Hans Joachim Kelm und den beiden Gründungsvätern Dr. Gerd Knauerhase und Dr. Jens Petersen.

Allen Befürchtungen zum Trotz hat sich gerade dieser Club längst zu einem jungen, dynamischen, substanzierten Vorzeigeprojekt entwickelt. Ganz ohne „GockelBeim ältesten Brudermahl der Welt, der gehabe“ und Eifersüchteleien treffen sich traditionellen Bremer Schaffermahlzeit, inzwischen 35 männliche und 15 weibliche lässt sich eine schlüssige ArgumentaUnter den zahlreichen Mitgliedern der Führungskräfte in freundschaftlicher tionskette gegen die Anwesenheit von Großen Landeslogen der Freimaurer in Runde zu ihren wöchentlichen Clubabengleichrangigen Frauen vermutlich noch Deutschland und den im Hotel Munte. Die am längsten halten, zählt es doch in seiner jenen der Vereinig- Ganz ohne „Gockelgehabe“ bunte Mitgliederstrukureigensten Form zu den stärksten Bremer ten Großlogen wird und Eifersüchteleien ... tur aus Wissenschaft, Marken, mit denen sich weltweit punkbislang zumindest Medizin, Pharmazie, ten lässt. Das überregionale, beachtliche im Raum Bremen beim Thema FraueninRechtspflege, Raumfahrt, EnergieversorPresseecho ist schließlich nicht zuletzt der tegration ebenfalls mit einem einhelligen gung, Wirtschaft, Personalwesen, Banken, Tatsache geschuldet, dass in unserer sonst NEIN votiert, wenn es denn überhaupt zur Versicherungen, Hotellerie, Kommunikaso weltoffenen Stadt bei der wichtigsten Sprache kommt. Auf absehbare Zeit ist hier tion, Medien, Theater, Kunst, OrchesterVeranstaltung des Jahres selbst die fühselbst mit Zielfernrohr keine Veränderung Management etc. sorgt für interessante


gesellschaft Rotary Club Bremen-Bürgerpark

55 foyer

neue optik

Dr. Gerd Knauerhase

Begegnungen auf Augenhöhe. Geistig bereichernde, informative Vorträge und Diskussionen aus vielfältigsten Themenbereichen gewähren regelmäßig den Blick über den eigenen Tellerrand. Obwohl im doppelten Sinne jung an Jahren hat Rotary Bremen-Bürgerpark bereits ein beachtliches soziales Engagement vorzuweisen. Sei es die Einrichtung eines Lesezimmers, Lernförderung oder die Unterstützung von Haupt- und Realschülern der Albert- Einstein- Schule bei der meist schwierigen Ausbildungsplatzsuche, sei es die Ausbildung von Hospizhelferinnen und -helfern oder ein Kindergarten und ein Brunnenbau in Namibia, die gemeinsam mit dem Rotary Club Westerstede realisiert werden sollen, um nur einige Hilfsprojekte beispielhaft zu nennen. Auch in der Jugendarbeit, dem internationalen Jugendaustausch und der Betreuung vor Ort werden die Vorstellungen der Weltgemeinschaft für Völkerverständigung, Frieden, Freundschaft und sozialem Engagement erfüllt. Inzwischen sind alle Rotary-Neugründungen in Deutschland gemischt, so auch vor Ort der jüngste Rotary Club BremenBöttcherstraße. Der älteste, 1931 gegründete Rotary Club Bremen und der Rotary Club Bremen-Vegesack haben nun ebenfalls mit der Aufnahme von Frauen Zeitzeichen gesetzt. Die übrigen etablierten Männerclubs können aber nach wie vor selbst entscheiden, ob sie Frauen in ihren Kreis aufnehmen wollen oder nicht. Wegen der lange gewachsenen internen freundschaftlichen Struk-

Dr. Jens Petersen

turen und Gewohnheiten ist es dort vielfach verständlich, dass man daran nichts mehr ändern möchte. Um es mit Thomas Mann zu sagen: „Die Gewohnheit ist ein Seil. Wir weben jeden Tag einen Faden, und schließlich können wir es nicht mehr zerreißen.“ Erinnert sei aber auch an die erbitterten Diskussionen in der Handelskammer und im Club zu Bremen um das Für und Wider zur Aufnahme von Frauen. Vor nicht allzu langer Zeit waren Frauen im Club zu Bremen ausdrücklich unerwünscht und im Plenum der Handelskammer geradezu unvorstellbar. Heute ergänzen sich die so genannten männlichen und weiblichen Leistungsträger der Gesellschaft auch dort in schönster Harmonie, ebenso wie im benachbarten Industrieclub. Nicht zu vergessen die Frauen bei der Bundeswehr. Von rein physischen Einsatzmöglichkeiten einmal abgesehen, erreichen sie inzwischen Kompetenzen, die anfangs niemand erwartet hätte. Der nächste oder übernächste Große Zapfenstreich wird vielleicht von einer Frau Oberstleutnant kommandiert- auch ohne Quotenregelung. Der zunehmende Respekt vor weiblichen, selbst erarbeiteten Erfolgen, die allerorts wachsende Normalisierung im gleichrangigen Umgang der Geschlechter darf durchaus auch als Echo einer international anerkannten Bundeskanzlerin Angela Merkel gewertet werden. Über kurz oder lang wird Leistung sich immer ihren Weg bahnen – auch ohne gesetzliche Steigbügelhalter.

KUNK Augenoptik · Brillen · Contactlinsen 27749 Delmenhorst (Lange Straße 24) | 28195 Bremen (Altenwall 1– 3, gegenüber der Bremer Kunsthalle) www.kunk-augenoptik.de


foyer 56

REiSEn Kreuzfahrt

Exklusive Yacht-Kreuzfahrt im Herbst von Athen nach Istanbul Info-Abend am 24. Mai 2012 um 19.30 Uhr

mIt eIner exklusIven yacht F

ranzösische Lebensart, die Altertümer der Ägäis, klassische Musik und ein elegantes Ambiente – die Kreuzfahrtreederei „Compagnie du Ponant“ versteht es, diese Komponenten in einer unvergesslichen Reise zu vereinen. Vom 28. September bis 5. Oktober 2012 fährt ihre Yacht „L’Austral“ von Athen nach Istanbul, steuert dabei zauberhafte Inseln wie Santorini, Symi oder Chios an und ermöglicht es so ihren Gästen, die türkische Ägäisküste und sonnenverwöhnte Gestade Griechenlands mit legendären Orten wie Thira und Patmos kennenzulernen. Hinzu kommen abendliche Konzerte mit dem Pianisten Gilles Vonsattel und dem „Rose Colored Glasses Chamber Ensemble“.

Eingeschlossene Leistungen

Flüge mit

Griechische Inseln

Die französische „Compagnie du Ponant“ organisiert internationale Kreuzfahrten mit Savoir-vivre auf individuellen Yachten und orientiert sich dabei an exklusiven Häfen, exquisiter Küche, edlem Design, stilvoller Atmosphäre und „Erlebnis Pur“. Die Gäste sollen sich an Bord der luxuriösen Schiffe wie auf ihrer Privatyacht fühlen und ganz nach Wunsch entscheiden, ob sie entspannende Ruhe der Einsamkeit wählen oder die unterhaltsamen Momente während der vielen angebotenen Aktivitäten mit anderen Reisenden teilen.

Athen-Istanbul 28. September bis 05. Oktober 2012 8 Tage / 7 Nächte an Bord der AUSTRAL

Den exklusiven Rahmen dafür bieten majestätische Großyachten wie die unter französischer Flagge laufende „L’Austral“ mit 132 Außenkabinen, fast ausschließlich mit Balkon. Französische Designer und Inneneinrichter haben ihr einen unverwechselbaren Stil verliehen, die Eleganz und Behaglichkeit kombiniert. Dazu gehö-

03.10 04.10 05.10

Datum

Reiseverlauf

28.09

Athen – Einschiffung Sifnos Santorini Nysiros Symi Rhodos Patmos Chios Istanbul – Ausschiffung

29.09 30.09 01.10 02.10

• Kostenloses Parken am Flughafen Bremen im P2 • Kreuzfahrt in der gebuchten Kabinenkategorie • Vollpension an Bord vom Abendessen am Anreisetag bis zum Frühstück am Abreisetag • Tischweine, Mineralwasser und Kaffee zu den Mahlzeiten und Nachmittagskaffee/-tee • 24 Stunden Kabinenservice (mit ausgewählten Speisen) • Kapitänsempfang und Galadinner • Abendveranstaltungen, Unterhaltungsprogramm • Alle Hafen- und Sicherheitsgebühren • Exklusiv bei flybremen: das ‚OPEN BAR PAKET‘ erhalten Sie gratis!

Ankunft Abfahrt

07.00 09.00 12.00 07.00 14.30 08.00 06.00 09.00

18.00

Reisepreis pro Person im DZ:

23.00 23.00 23.00 12.00 22.00 14.00 12.00

Superior Kabinen Deluxe Kabinen Prestige Kabinen Deluxe Suite Prestige Suite Owner Suite An-/Abreisepaket

Tarif Ponant Bonus Euro 2.492 Euro 2.824 ab Euro 3.206 Euro 4.311 ab Euro 5.194 Euro 6130 ab Euro 655,-*

* Bei Doppelbelegung und nach Verfügbarkeit.

Buchung Telefon: 04 21 - 33 65 93 78 Email: gutereise@flybremen.de www.flybremen.de


reisen Kreuzfahrt

57 foyer

Klassisch durch die Ägäis ren komfortable Lounges, ein Spa und ein Restaurant mit hochklassiger, französisch orientierter Küche und einem aufmerksamen Service mit Liebe zum Detail. Nach den kulinarischen Genüssen werden während der Passage von Athen bis Istanbul musikalische Kostbarkeiten „serviert“. Vom Klassizismus zur Romantik bis hin zu Werken aus dem frühen 20. Jahrhundert lautet das Motto, das renommierte Künstler mit Leben erfüllen werden. Der in den USA lebende Schweizer Pianist Gilles Vonsattel, Preisträger zahlreicher renommierter Wettbewerbe, spielt Werke von Beethoven bis Debussy und Ravel; das „Rose Colored

Glasses Chamber Ensemble“ aus New York hat Stücke von Schumann bis Schnittke in seinem Repertoire. Im Rahmen der insgesamt sechs Konzerte an Bord werden die Musiker auch gemeinsam auftreten. Die Yacht-Kreuzfahrten der „Compagnie du Ponant“ können exklusiv bei „flybremen“ gebucht werden. Der Reiseanbieter verfügt über ein einzigartiges Reiseangebot ab Bremen mit maßgeschneiderten Angeboten für die Hansestadt, die Metropolregion und den Nordwesten. Im Programm finden sich hochwertige Reisen ebenso wie Pauschal-, Last Minute- und dynamische Reisepakete, aber auch Nur Flug- oder Nur

Hotel-Angebote. Individualisten bietet sich die Möglichkeit, Reisen auf flybremen.de online selbst zusammenzustellen.

Info-Abend am 24. Mai 2012 um 19.30 Uhr in der Bremen Lounge im City Airport Bremen: Ein Vertreter der „Compagnie du Ponant“ geht auf Einzelheiten der Reise ein, beantwortet Fragen und stellt die Reise und die Yacht vor. Um Anmeldung wird gebeten: Telefon: 04 21 - 33 65 93 78 Email: gutereise@flybremen.de www.flybremen.de

Erleben Sie das Besondere...

Internationale Yacht Kreuzfahrten Abseits der Standartrouten.

www.ponant.com


foyer 58

PanORaMa WiSSEnSChaF

: Panorama Wissenschaft Text: Stephan Cartier

Charles Dickens

Große Erwartungen Die Szene, in der Oliver Twist den bulligen Mann an der Essensausgabe im Waisenhaus um einen Nachschlag bittet und statt seiner eine Ohrfeige bekommt, rührt Millionen Leser und Kinogänger seit rund 180 Jahren – und zum 200. Geburtstag seines Schöpfers Charles Dickens umso mehr.

Klug und reich

Forschung macht klug, aber nicht automatisch reich. Wohlstand und Erfolg kann auch das neue Gründungs- und Innovationszentrum (GIZ) der Universität Oldenburg angehenden Unternehmern aus dem akademischen Umfeld nicht garantieren. Aber wer will, findet hier nun in der Nordwestregion Unterstützung bei der ExisDoch Dickens, der Protokollant des Viktenzgründung. Das Angebot richtete sich torianischen Zeitalters, war noch weitaus speziell an Studenten und Absolventen der erfindungsreicher als es „Oliver Twist“, „Gro- akademischen Einrichtungen im Umfeld ße Erwartungen“ oder die unvermeidliche Oldenburgs, also der Jade Hochschule, der „Weihnachtsgeschichte“ erahnen lassen. Als Hochschule Emden/Leer und der UniverAutor philosophischer Werke und experisität Vechta. Beratung erhält aber auch jeder aufstrebende Geist, der mit seiner menteller Romane wie „A Little Curiosity Shop“ bewegte er sich weit oberhalb des Ni- an der Hochschule gewonnenen Idee Geld veaus der zeitgenössischen Ästhetik. An der verdienen. Entdeckung dieses unbekannten Dickens Geleitet wird das GIZ von Dr. Petra Buchwird nun gearbeitet. Die einzige deutsche Konferenz zu Ehren seines des 200. Geburts- holz, die sich mit ihrem Team bemühen will, jungen Forschern den Weg aus dem tages findet bemerkenswerter Weise an der Universität Vechta statt. Drei Tage lang wer- Elfenbeinturm hinaus auf dem Marktplatz den Experten aus der Welt der Literaturwis- zu erleichtern. Ideen sollen dabei gefördert senschaft vom 7. bis 9. Juni hier die Facetten werden, aber keine Illusionen: „Wir helfen des Dickens-Oeuvres diskutieren. in allen Phasen der Gründung, erstellen Machbarkeitsstudien – und raten aber Initiator dieses Tagungs-Coups ist der an der auch ab, wenn wir meinen, dass sich die Universität Vechta lehrende Anglist Nobert Idee nicht vermarkten lässt“, erklärt BuchLennartz, stellvertretender Direktor des Ins- holz. Da im Herbst auch der neu eingerichtituts für Geistes- und Kulturwissenschaften tete Studiengang für Medizin in Oldenburg sowie führender deutscher „Dickensian“. Die anläuft, setzt zum Beispiel die Vize-RektoKonferenz will den Autor vor allem aus der rin für den Bereich Forschung, Katharina Ecke der Kinder- und Jugendbuchliteratur Al-Shamery, verstärkt auf Gründungsideen holen, in der er in Deutschland noch immer aus dem Bereich der Medizintechnik, bei steht. In Vechta hegt man große Erwartundenen das GIZ behilflich sein könnte. gen, dass dies gelingen wird.

Einfach süß? Dem einfachen Genießer genügt es, wenn das Bonbon süß ist. Der Wissenschaftler will aber wissen, warum dies so ist. Als besonders neugierig erwiesen sich dabei Forscher der Jacobs University Bremen. Erstmals konnten sie analysieren, worin das süße Geheimnis von Karamell besteht, einer der ältesten und nach wie vor beliebtesten Süßigkeiten. Das Ergebnis verblüffte die Fachleute um den Chemieprofessor Nikolai Kuhnert, denn was den so vermeintlich einfachen Gaumengenuss produziert, sind sage und schreibe mehr als 4000 Inhaltsstoffe. Die Erkenntnis, dass durch die Erhitzung von Zucker eine bräunliche, klebrige Masse entsteht, ist nicht neu, aber erst vor 100 Jahren entdeckte der französische Physiker und Chemiker Louis Camille Maillard, dass sich die Zusammensetzung des Zuckers dabei grundlegend ändert. Mit Hilfe spezieller Massenspektrometer kamen die Bremer Chemiker diesen Prozessen nun auf die Spur. Und da sich die Verwandlungen in allen Lebensmitteln abspielen, wenn sie erhitzt werden, sieht Nikolai Kuhnert auch Anwendungsmöglichkeiten seiner Analysemethode bei der Untersuchung von Schokolade oder Tee. Er hofft so, die gesundheitlich positiven Auswirkungen dieser Genussmittel erklären zu können. In Köln, Düsseldorf und anderen Karnevalshochburgen werden dagegen die Erkenntnisse über die Kamellen schon ausreichen, um die Bremer Forscher zu würdigen.


Wir transportieren alles – außer die Katze im Sack. Qualitätssicherheit steht bei uns an erster Stelle: Jedes Transportgut, das Sie uns anvertrauen, befördern wir ebenso frist- wie artgerecht. Auch Güter, die weit mehr verlangen als eine perfekte Organisation.

www.hellmann.net

THINKING AHEAD – MOVING FORWARD


foyer 60

SPaRKaSSE KUltUR SChaFFEnD

explosIonen In zeItlupe

Daniela Marschalls Bilder in der Reihe „Junge Kunst Bremen“ Text: Stephan Cartier

D

iese Kunst kommt aus dem Wasser. Vor der Scheibe eines Aquariums erkannte Daniela Marschall in den leicht verschlierten Konturen sich hin und her wiegender Pflanzen und den wie durch eine Lupe vergrößerten Steinen immer neue Oberflächenmuster. Es waren erste Meditationen vor der Mattscheibe – mit nachhaltigen Folgen für die Bremer Künstlerin.

Picassos zum Motto für einen ihrer Katalo- Das Verblüffende: Viele der zufälligen und ge gewählt: „Ich suche nicht, ich finde.“ rein abstrakten Gebilde wirken wie haargenau abgezeichnete Strukturen aus der NaEtwa 30 ihrer Fundstücke zeigt Daniela tur, etwa wie Baumrinden, die Querschnitte Marschall jetzt in einer Ausstellung der von Zellen oder sich auftürmende Schäume. Reihe „Junge Kunst Bremen“, mit der die „Besonders bunt wird es, wenn Kinder Sparkasse Bremen Talente aus der Hanse- meine Arbeiten sehen. Beim Atelierbesuch stadt mit professionell kuratierter Auseiner Schulklasse kamen die verrücktesten stellung und Katalog fördert. In der Filiale Ideen heraus, was auf den Bildern zu sehen an der Kreuzung Kirchbachstraße und sein könnte.“ Jedes ihrer Bilder bleibt ein Schwachhauser Heerstraße werden Arbei- Leseangebot an den Betrachter. ten der vergangenen sieben Jahre in einer Die künstlichen Welten Daniela Marschalls, die auf ihren Leinwänden seitdem Ausstellung ab dem 20. Juni zu sehen sein. Solche Assoziationen des Realen kommen wachsen, sind späte Widerspiegelungen aber nicht von ungefähr. Daniela Marschall Daniela Marschalls Kunst ist die Entdedieser „Wasserspiele“. Die Idee zu diesen führt ein „Strukturen-Tagebuch“. Stets hat sie ckung der Langsamkeit; sie zelebriert ein Bildwucherungen ist indes ungleich älter. einen Skizzenblock dabei, in dem sie WahrAction Painting der minimalen Gesten: Sie reicht zurück bis in ihr Studium, das nehmungen notiert. In kleinen Rastern von „Ich fange einfach an“, erklärt die MaleDaniela Marschall an der Bremer Hocheinem Quadratzentimeter hält sie Verteischule zwischen 2001 und 2007 unter ande- rin, „dann lasse ich mich von innen nach lungen von Schwarz und Weiß fest. Ein Blick rem als Meisterschülerin Peter W. Schaefers außen treiben, setze Punkte und dann aus dem Zugfenster, der Ausschnitt einer Striche. Einen nach dem anderen.“ Mit absolvierte. Während etwas langatmiger fleckigen Wand – all dies sind Tagesreste, haarfeinen Pinseln und schwarzer Tusche die sie irgendwann in einem Bild abarbeiten Seminare kritzelte sie ganz unwillkürlich geht sie ihren Gedanken nach. Aus diesen wird. Über Stunden hinweg können solche auf Blättern herum. Dabei entwickelten Explosionen in Zeitlupe ergießen sich die Formen, die in den intuitiven AbsenMeditationen vor der Leinwand dauern, in immer neue Strukturen über das Weiß cen erwuchsen, ein Eigenleben, das die denen sie die Striche und Punkte mal verder Leinwand und verwandeln die Fläche Künstlerin selbst überraschte. Aus gutem dichtet, dann wieder weitet. Wie ein organiGrund hat sie ein berühmtes Bonmot Pablo illusionistisch in einen Raum. sches Informell überziehen die Strukturen


SPaRKaSSE KUltUR SChaFFEnD

das Bild, füllen als All-Over die Leinwand, unterbrochen von Lichtungen, auf denen die Grundfarbe Weiß stehen bleibt. Daniela Marschall beschränkt sich auf Schwarz und Weiß als größtmögliche Kontrastfarben. „Einige befreundete asiatische Studenten haben mich auf diese Wirkung der Schwarz-Weiß-Malerei gebracht – und sie fasziniert mich bis heute“. Versuche, in diese binäre Welt weitere Farben hinein zu bringen, erschienen ihr bislang nicht befriedigend. Einige Bilder, die Daniela Marschall in ihrer Ausstellung zeigen wird, dokumentieren diese Zwischenstadien des work in progress. Vielleicht wird sie darauf zurückkommen.

Häufig genug liegen Marschalls Bilder Wochen und Monate lang in ihrem Atelier, werden immer wieder hervorgeholt und begutachtet, bevor hier und da noch, wie bei einer Zellteilung, weitere Strukturen hinzukommen. Einige Arbeiten brauchten auch schon mal ein Jahr zur Reifung. „Manchmal gehe ich an so einem Bild vorbei, das da schon lange steht und denke: Jetzt ist es fertig.“

Erklären kann Daniela Marschall ihr künstlerisches Durchhaltevermögen nur mit einem Satz „Es macht einfach Spaß.“ Den muss man an solch filigranen Arbeiten mit dem Pinsel auch haben; ansonsten droht der Wahnsinn, besonders dort, wo Daniela Denn so spontan ihre Muster auch entste- Marschall haarfeine weiße Striche dadurch hen, so sorgsam wägt Marschall die Geentstehen lässt, dass sie die Flächen darum wichte der Gesamtkomposition ab. „Es ist herum aufwändig schwärzt. Das Wort „Gewichtig, immer wieder von der Leinwand duld“ nennt sie als eine ihrer wahrscheinzurück zu treten und sie liegen zu lassen.“ lich wichtigsten Eigenschaften. „Was mein Dann genüge schon ein Blick, um zu sehen, Mann nicht so sieht“, schiebt sie nach und wo das Bild noch wachsen muss. Manchmal dreht sie die Leinwände auf den Kopf, weiß wohl, warum sie dabei lacht. Letzter Beweis für ihren Langmut sollte um neue Schwerpunkte in den Kompositionen zu finden. „Das wichtigste ist: Man indes sein, was Daniela Marschall mit einer guten Portion Selbstironie freimütig über muss wissen, wann man aufhören muss“.

61 foyer

die (Er)Schöpfungszustände mancher Bilder erzählt. „Ich bin einmal über einer dieser großformatigen Arbeiten beim Stricheln und Punktieren auf dem Boden eingeschlafen. Als ich wieder aufwachte, waren dann einige ungewollte Strukturen entstanden.“ Wie sie darauf reagierte? „Ich habe die Löcher in mein Bild eingebaut – und dann weiter gemacht.“ Gute Kunst schläft eben nie. Aus solchen Augenblicken der Improvisation zieht Daniela Marschall vielmehr Kraft, um auf weitere Expeditionen durch ihren unbewussten Formengarten zu gehen. „Ich bin erst am Anfang dieser Reise“, schrieb sie einmal über sich und ihre stete Begleiterin, die Kunst: „Was herauskommt, will nicht mehr sein als es ist. Es gibt keine allgemeingültige Lösung, keine universelle Erklärung – es gibt immer nur ein Bild, einen Betrachter und einen Moment.“ Einige von diesen Momenten können die Besucher der neuen „Junge Kunst Bremen“-Ausstellung erhaschen. Daniela Marschall – 20.6. - 27.7.2012 in der Filiale Sparkasse Bremen Schwachhauser Heerstr. 197


foyer 62

KUnSt Vogeler in Worpswede

vIele orte, eIn thema Worpswede würdigt Heinrich Vogeler mit der Ausstellung „ Künstler, Träumer, Visionär“ Text: Berit Böhme

h

einrich Vogeler war die zweifellos schillerndste Persönlichkeit der ersten Worpsweder Maler-Generation. Vom 26. Mai bis zum 30. September würdigt ihn das Dorf am Weyerberg aus Anlass seines 70. Todestages mit der Sonderausstellung „Künstler, Träumer, Visionär“.

Theateraufführungen und Hauskonzerten zum kulturellen Mittelpunkt des Ortes. In Vogelers einstigem Domizil ist unter dem Motto „Gesamtkunstwerk Barkenhoff – Idylle und Wandel“ beispielsweise das Gemälde „Sommerabend“ zu sehen. Um 1900 suchte Heinrich Vogeler seine Motive in der Märchenwelt und entwickelte sich zu einem führenden Jugendstilkünstler. Diesen Aspekt seines Schaffens beleuchtet die Schau „Märchen und Minne – Aufbruch als Künstler“ im Haus im Schluh. Im Fokus steht hier Vogelers Bild „Frühling“, das seine

„Zum ersten Mal präsentieren sich der Barkenhoff, die Große Kunstschau, das Haus im Schluh und die Kunsthalle als Ensemble mit gemeinsamer Programmatik“, freut sich Matthias Jäger, Geschäftsführer des Worpsweder Museumsverbun- „In jedem der Häuser steht jeweils ein des. „In jedem bedeutendes Gemälde Vogelers im Mittelpunkt“ der Häuser steht jeweils ein bedeutendes Gemälde Vogelers erste Frau Martha zeigt. Nach den Erlebnisim Mittelpunkt“, ergänzt die Künstlerische sen des Ersten Weltkriegs vollzog Vogeler einen radikalen künstlerischen und politiLeiterin, Dr. Sabine Schlenker. „So setzen wir thematische Schlaglichter, die zusam- schen Wandel. Die Worpsweder Kunsthalle widmet sich diesem unter dem Titel „Krieg men sein Gesamtwerk, aber auch seine und Revolution – Der politische Vogeler“. Zu facettenreiche Persönlichkeit und sein sehen ist unter anderem das 1918 entstanspannendes Leben abbilden.“ dene Gemälde „Die Leiden der Frau im KrieHeinrich Vogeler wurde am 12. Dezember ge“. Die Kunsthalle schlägt den inhaltlichen Bogen von der Barkenhoff-Kommune bis 1872 in einer Bremer Kaufmannsfamilie geboren und studierte an der Düsseldorfer hin zum Einsatz des Künstlers gegen den Nationalsozialismus. Kunstakademie. Inspiriert von Studienkollegen erlag er dem Worpsweder Charme 1932 verließ Heinrich Vogeler Deutschund kaufte dort 1895 ein Bauernhaus. Er verwandelte den „Barkenhoff“ schrittwei- land endgültig in Richtung Sowjetunion. Dort bereiste er im Auftrag der Regierung se in ein Landhaus mitsamt Atelier. Das entlegene Provinzen und hielt den Alltag im Anwesen wurde dank Dichterlesungen,

Vielvölkerstaat bildnerisch fest. Die Große Kunstschau bildet unter dem Motto „Neue Wege – Vogeler in der Sowjetunion“ die letzte Schaffensphase des Künstlers ab. Er starb 1942 im kasachischen Exil, nachdem er von der sowjetischen Regierung zwangsumgesiedelt wurde. Das Rahmenprogramm zur Ausstellung umfasst auch ein reichhaltiges Kinder- und Jugendangebot. Die Ausstellungen sind täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Das übertragbare Kombiticket kostet 15 Euro und ist ein Jahr gültig. Ermäßigte Billets kosten zehn Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt. www.worpswede-museen.de

Insel des Jugendstils

G

üldenkammer im Bremer Rathaus: Der Entwurf ist vom Raum her gedacht, die Gestaltung bis in die kleinsten Details aufeinander abgestimmt. Heinrich Vogeler – das zeigen seine mit eigenhändigen Anweisungen für die Ausführenden versehenen Handzeichnungen – war der Auftrag für die Ausstattung dieses intimen Zimmers ausgesprochen wichtig. Vom 17. Mai bis 31. August sind die überwiegend farbigen Entwürfe, die auch durch ihren großen Detailreichtum bestechen,


KUnSt Vogeler in Bremen

63 foyer

www.atlantic-hotels.de

Bremer Kunsthalle zeigt Heinrich Vogelers Entwürfe für die Güldenkammer im Rathaus Text: Meike Rotermund

in der Kunsthalle Bremen zu sehen. Die Ausstellung steht im Kontext zur umfangreichen Werkschau über Heinrich Vogelers künstlerisches Wirken, die fast zeitgleich in den vier Museen in Worpswede gezeigt wird (siehe nebenstehenden Beitrag). Katharina Groth, Volontärin in der Kunsthalle und von Vogelers Kunst schon lange angetan, hat in der intensiven Arbeit mit den zeichnerischen Originalen ganz neue Facetten entdeckt. „Ich bin begeistert, wie sorgfältig, spannungs- und fantasiereich die Zeichnungen gestaltet sind. Gerade den Details kann man in den Entwürfen richtig gut nachspüren“, sagt die Kuratorin der Ausstellung im Kupferstichkabinett. Im Jahr 1903 war die Wahl auf Vogelers Idee zur Neugestaltung der Güldenkammer gefallen, doch der Senat zögerte zunächst, dem gerade erst 31-jährigen Künstler schon eine derart umfangreiche Aufgabe zu übertragen. Zudem habe es im Gremium Widerstände gegeben, diesen wichtigen Auftrag an einen „Auswärtigen“ zu vergeben, weiß die Kuratorin zu berichten. Doch der Wahl-Worpsweder hatte zum Glück einen einflussreichen Fürsprecher an seiner Seite: den Direktor der Bremer Kunsthalle. Gustav Pauli warb erfolgreich für den begabten jungen Mann, so dass Vogeler seine Gestaltungsideen von 1904 bis 1906 umsetzen konnte.

Heute gilt die Bremer Güldenkammer als eine der wenigen erhaltenen Raumensembles des Jugendstils. Allerdings bleibt das Betreten des berühmten Bremer Kleinods nur besonderen Gästen vorbehalten. Besucher des Rathauses dürfen in der Regel nur einen Blick in den holzvertäfelten Raum werfen.

MItten IM HeRzen BReMenS ... lädt das Restaurant „alto“ mit Wintergarten zum Verweilen ein. Die Innenhofterrasse besticht durch den einzigartigen Blick auf die historischen Fassaden der Böttcherstraße. Perfekt gegrillte Steaks und frischer Fisch sind unsere Spezialitäten. Unseren Lunch können Sie täglich von 12–15 Uhr genießen. Wir freuen uns auf Sie!

Vogeler schenkte Pauli zum Dank viele seiner Güldenkammer-Zeichnungen, so dass das Museum die meisten der Entwürfe für dieses Werk besitzt. In der Ausstellung sind 33 der insgesamt 40 Bremer Handzeichnungen zu sehen. Sie geben Einblick in die unterschiedlichen Elemente, aus denen die aufwändige Ausstattung gestaltet ist. So kehrt der Reiher als Motiv häufig wieder, ergänzt um einen weiteren Fantasievogel. Außerdem finden sich florale Elemente. Fehlen darf natürlich bei einem Auftrag des Senats nicht das bremische Wappen mit Löwen und Schlüssel, das sich unter anderem als Intarsienarbeit in den Lehnen der Möbel findet. Der Schauplatz der Ausstellung, der historische Saal des Kupferstichkabinetts, der auch Anfang des 20. Jahrhunderts ausgestattet wurde, bildet den passenden Rahmen für die „Insel des Jugendstils“ in der Kunsthalle. Wer Lust hat, kann hier auch einen Blick nach Worpswede werfen. Denn nur ein Stockwerk höher haben Gemälde Vogelers und seiner Zeitgenossen aus der Künstlerkolonie ihren Platz gefunden.

im AtLAntIC Grand Hotel Bremen Bredenstraße 2 · 28195 Bremen tel. 0421/ 620 62-533 · Fax -500 alto@atlantic-hotels.de


foyer 64

kunst „Zauberspiegel“ in der Kunsthalle Bremen

Ins Licht gerückt Der neue Direktor der Kunsthalle Bremen zeigt die hauseigene Sammlung nach 1945 Text: Sabine Komm

Max Beckmann: Zauberspiegel, 1946

C

hristoph Grunenberg, der Mann, der inzwischen nach vielen Stationen im Ausland die Kunsthalle Bremen leitet, hat die hauseigene Sammlung durchforstet. Auch das, was seit Jahren in den Depots schlummert. Herausgekommen ist eine Ausstellung, die zeigt, was das Museum in den vergangenen Jahrzehnten gesammelt oder geschenkt bekommen hat. Rund 200 Werke hat Grunenberg ausgewählt und im gesamten Erdgeschoss der Kunsthalle inszeniert. „Zauberspiegel: Die Sammlung nach 1945“ nennt er sein Projekt, das vom 23. Juni bis 26. August zu sehen ist. Denn das Blatt „Zauberspiegel“ (Magic Mirror) von Max Beckmann ist Ausgangspunkt der Sammlungsschau. Die handkolorierte Lithografie von 1946 wirkt rätselhaft. Eine puppenhaft kleine Frau hält Pinsel in der Hand und blickt aus einem Fenster. Doch was ist real? Was ist Kulisse? Was bedeuten die Figuren vor dunklem Grund? Es geht, so viel ist klar an dieser unklaren Komposition, um Wirklichkeit und Illusion.

kinetischen Kunst, der in einem Plexiglasrahmen Konvex- und Konkavspiegel kombiniert hat. Und dann sind da noch all die Künstlerbildnisse, die seit jeher eine Form von Selbstbespiegelung sind. 1974 hatte Richard Hamilton „Mirror Image“ geschaffen. Der Lichtdruck zeigt den britischen Künstler, wie er einen Spiegel bemalt und dabei mit seinem Finger einen Farbklecks berührt. Der Pionier der Pop-Art aus London stellte so die Spiegelwelt in Frage.

„Lichtballett“ und Günther Ueckers Nagelrelief „Kreise, Kreise“ und um geometrische Pop-Art mit Werken von Gerhard Wendland und Winfred Gaul. So dynamisch diese Auswahl ist: Grunenberg weiß jetzt auch, wie groß die Lücken der Sammlung sind. Abstrakten Expressionismus gebe es nicht, zudem wenig Pop-Art und noch weniger amerikanische Pop-Art, sagt er: „Wenn dieses Museum in der ersten Liga mitspielen will, muss es auch in Zukunft wichtige Werke erwerben, vor allem Gegenwartskunst.“

Fast eine Generation später ist ein anderes Selbstporträt entstanden: ein kleiner Junge an einem Tisch mit Wachstuchdecke. Der Titel dieser Skulptur aus Epoxydharz, Holz, Angesichts des Spardiktats begeistert Acryl- und Ölfarben: „Foto“. Martin Honert ihn verständlicherweise das Engagement spielt in seiner Arbeit von 1993 auf ein Motiv privater Sammler. Er nennt Angelika und Hajo Antpöhler, die im Foto- „Wenn dieses Museum in der ersten Liga der Kunsthalle vor album mitspielen will, muss es auch in Zukunft zwei Jahren etwa 1000 Grafiken und seiner wichtige Werke erwerben ...“ Zeichnungen verEltern macht haben. Viele der Blätter sind jetzt in an. Viele Besucher hätten diesen ernsten „Zauberspiegel“ zu sehen. Die Antpöhlers Jungen zu ihrem Lieblingskunstwerk ersind für Grunenberg ein Beispiel dafür, klärt, heißt es in der Kunsthalle. dass Menschen auch mit relativ bescheidenem Budget fantastische Kunst zusammen Solche bekannten Arbeiten konfrontiert Auch in anderem Kontext taucht das tragen können. „Jeder kann sammeln!“, Spiegelmotiv auf. Bei Christo und Jeanne- der Kunsthallenchef mit selten gezeigten sagt der Kunsthallen-Direktor. Nicht nur Objekten. Chronologisch sortiert, geht es Claude beispielsweise, die ein Exemplar um die Abstraktion der Nachkriegszeit, um sein eigenes Haus, sondern alle Menschen, des Magazins „Der Spiegel“ verpackt haben. Und bei Adolf Luther, dem Meister der Informel, die Zero-Gruppe mit Otto Pienes die mit Kunst leben wollen.


Leistung ist kein Zufall, sondern Vermögen Dauerhaft und insbesondere in schwierigen Marktphasen ist nur erfolgreich, wer das Vermögen besitzt, passende Anlagekonzepte zu entwickeln – und immer wieder zu überdenken. Sie diszipliniert zu verfolgen und dabei flexibel zu reagieren. Risiken zu vermeiden und bewusst einzugehen. Kurz: marktunabhängige und risikoeffiziente Anlagekonzepte anbieten zu können. Auf diese Weise wird aus unserem Vermögen Ihr Vermögen.

1. platz

1. platz

Firstfive 2012 Unabhängiges Vermögensverwalter-Ranking

fuchs-report tops 2011 – vermögensmanagement im test

in der Kategorie

in der Kategorie

„toP-rendite, risikoklasse konservativ“

„konservativ“

Erstplatzierter über 12 Monate und 60 Monate

Auswertung über 36 Monate

1. platz

1. platz

private-banking-test des instituts für vermögensaufbau und des magazins €uro 2011

fuchs-report stiftungsvermögen 2011

mit dem Testurteil

in der Kategorie

„sehr gut“ insbesondere für Portfolio-Qualität und faire gebühren

„ewige bestenliste stiftungsmanagement“

Jetzt auch in Bremen! Langenstraße 6−8 Telefon +49 421 989603-0 E-Mail bremen@oppenheim.de Unsere Niederlassungsleiterin Marlies Brune freut sich auf ein persönliches Gespräch mit Ihnen. www.oppenheim.de


foyer 66

KUnSt Ausstellungen

Text: Sabine Komm

kunstWerke Ab in die Ecke!

Geröll aus dem All

Ab in die Ecke! Das ist die Aufforderung, sich zurück zu ziehen. An den Ort, der so oft stiefmütterlich behandelt wird. Ecken werden gemeinhin als Schmuddelecken angesehen, als Dreckecken, dunkel, wie in Pariser Krimis. Wenn Annett Reckert, Direktorin der Städtischen Galerie Delmenhorst, von Ecken spricht, ist ihre Fantasie grenzenlos. Sie verweist auf Kult- und Andachtsecken und auf Speakers’ Corner, den Ort der Redefreiheit. Reckerts Ausstellungsidee „Ab in die Ecke!“ hat jetzt dafür gesorgt, dass die Räume der Städtischen Galerie mittendrin leer sind. Malerei, Zeichnungen, Skulpturen, Videos und Installationen von 35 Gegenwartskünstlern finden sich einzig in Ecken und Winkeln. Tilmann Eberwein aus Stuttgart installierte eine mobile Ecke, die Besucher mit Hilfe eines Fahrrads bewegen. Das Thema Raum wird hinterfragt. Der Künstler-Designer Richard Artschwager zeigt seinen „Splatter Chair“, einen Stuhl, der aussieht, als hätte ihn jemand die Ecke geschleudert. Die Arbeit aus Resopal, Acryl und Holz scheint in ihrer Zersplitterung gefroren.

Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg ist zum Magneten für WeltraumBegeisterte geworden. „Meteoriteneinschlag“ heißt die Sonderausstellung des neuen Museumschefs Peter-René Becker. Es geht um Millionen Jahre alte Steine aus dem Weltraum. Aber warum ausgerechnet hier? Ganz einfach. Das Museum besitzt „Benthullen“, den größten jemals in Deutschland gefundenen Steinmeteoriten. 17 Kilogramm wiegt er und ist rund 4,5 Milliarden Jahre alt. Ein Torfstecher hatte den Stein aus dem All vor etwa 70 Jahren im Moor nahe Oldenburg entdeckt. Jetzt ist „Benthullen“ ein Höhepunkt der Ausstellung, auch wenn der Eisenmeteorit „Gibeon“ viel mehr auf die Waage bringt. 420 Kilogramm wiegt dieses Fundstück, das nach Ansicht der Wissenschaftler vor Tausenden von Jahren bei einem Meteoritenschauer in Namibia herunterkam und jetzt vom Mineralogischen Museum Hamburg mit Hilfe des Technischen Hilfswerks nach Oldenburg gehievt wurde.

„Meteoriteneinschlag“ macht die Besucher zu Forschungsreisenden, die auf ihrem Weg Karin Sander hat hinter einer Rigips-Wand von originalen Planetenklängen und komdie versteckte Hausecke und damit Baugeponierter Planetenmusik begleitet werden. schichte freigelegt. Andreas Slominiski zeigt Zu Animationen und Videos, die demonseine Pudelfalle, die – Achtung - für Hunde trieren, wie Geröll im All entsteht und mit hoch gefährlich ist. Und noch mal Achtung: welcher Wucht es auf die Erde auftritt und Carsten Höller hat installiert, was für Kinder somit offenbar bereits zum tödlichen Getödlich scheint: Stromkabel und Steckdosen schoss für Saurier wurde. Und die Gefahr und dazu als Lockmittel Schokobonbons. Es ist nicht gebannt. Das jüngste Ausstellungsist sicher nicht um die Ecke gedacht, an die- stück ist ein Chevrolet Malibu, dessen Heck ser Stelle anzumerken: eine wirklich außer- im Jahr 1992 in einem Vorort von New York gewöhnliche Ausstellungsidee. von einem Meteoriten getroffen wurde. Bis 12. August. Städtische Galerie in Del- Bis 16. September. Landesmuseum Natur menhorst. und Mensch Oldenburg


Kunst Ausstellungen 67 foyer

O. Cardoso & H. Fröhling

Augenchirurgie, Lasertherapie & Ambulante OPs Mo Di Mi Do Fr

Baselitz und die Natur

Cimiotti im Marcks-Haus

Im Sommer wird Emil Cimiotti 85 Jahre alt. Das Gerhard-Marcks-Haus würdigt den Altmeister mit einer Retrospektive. Zu sehen sind mehr als 80 Werke: von den 50er Jahren bis heute. Nach dem Krieg hatte sich der junge Bildhauer – wie viele andere Künstler auch – von allen figürlichen Motiven gelöst. Anfangs wird er kritisiert. Später hat er Erfolg. 1958 nimmt er an der Biennale in Venedig teil. 1959 erhält er das Stipendium der Villa Massimo in Rom. Im selben Jahr ist er auf der documenta vertreten. Cimiotti wird zum wichtigen Vertreter des deutschen In„Die Landschaft, die Natur, dieses sinnliformel. Und was zeichnet ihn aus? Zualche Ringen mit Romantik zieht sich wie ein lererst das spontane Modellieren. Inneren roter Faden durch sein ganzes Werk“, sagt Impulsen folgend, formt er Bienenwachs, Direktor Rainer Stamm. Das beginnt beParafin und Kolophonium, ein Baumharz, reits Ende der 50er Jahre in den frühen Ar- das von Musikern verwendet wird, um beiten. 1969 dann die künstlerische Wende. die Saiten ihre Instrumente zum SchwinDer Künstler malt sein erstes Bild verkehrt gen zu bringen. Cimiotti erschafft Unikaherum, eine Arbeit, die übrigens auch den te, die vegetabil wirken. Sie erinnern an Themen Landschaft und Natur gewidmet Landschaften, Bergformationen, Erdkrusist. Der Titel: „Wald auf dem Kopf“. te, Flussbett, Materie, Fleischklumpen, Verletzungen, Schnitte. Innen und außen In den 70er Jahren entstehen „Sächsische werden eins. Rundungen und Löcher lasLandschaften“. Federzeichnungen, zum sen Höhlen entstehen. Cimiotti spricht von Teil später übermalt, tragen Titel wie „Bir- „Kavernen“. ken“ und „Rote Pfütze“. Auch seine aktuelle „Remix“-Reihe zeigt die Naturverbun- Kuratorin Veronika Wiegartz beeindruckt, denheit des 1938 in Deutschbaselitz in der wie dieser Mann seiner Bildhauerei themasächsischen Oberlausitz geborenen Matisch und technisch treu geblieben ist. Bis lers. Dabei war er kein Landschaftsmaler heute sind seine Arbeiten abstrakt und doch im engeren Sinn, nie ein Maler in der Nanicht abstrakt. Bis heute gibt er seinen Wertur. Baselitz interessiert sich für Erinneken konkrete Titel. Da ist die „Kniende” von rungslandschaft: „Sicher gehe ich von Ver- 1983. Und die „Inselbewohner oder andetrautem aus, aber mehr noch von dem, was res“, eine Plastik von 1959, die auf engem wohl tut in Auge und Kopf.“ Raum vogelähnliche Lebewesen addiert. 3. Juni bis 2. September 2012, Prinzenpa- 24. Juni bis 16. September. Gerhardlais in Oldenburg. Katalog. Marcks-Haus Bremen. Katalog. Es gibt den martialischen Georg Baselitz, diesen Stürmer und Dränger, der monumentale Menschenbilder geschaffen hat. Und es gibt einen sinnlichen Baselitz, der sich auf sentimentale Weise auf seine Kindheit besinnt, auf Spaziergänge und Naturerlebnisse seiner Jugend. Dieser Facette widmet das Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Oldenburg – nach Bad Homburg – die Themenschau „Georg Baselitz. Das Naturmotiv“. Im Prinzenpalais sind rund 100 Arbeiten zu sehen.

8 - 12, 15 - 18 8 - 12, 15 - 18 8 - 11, 13 - 17 8 - 12, 14 - 17 9 - 13

Im Medicum Schwachhauser Heerstr. 50 28209 Bremen Telefon 0421. 347 94 75 Telefax 0421. 347 94 76 info@augenarztpraxis-bremen.de www.augenarztpraxis-bremen.de


foyer 68

KinO Dein Weg

kInotIpps Text: Wilfried Hippen

Auf dem Pilgerpfad „Dein Weg“ von Emilio Estevez Die Reise auf dem Pilgerpfad nach Santiago de Compostela ist ein beliebtes Sujet in den erzählerischen Künsten. So sind die Bücher mit den Reisebeschreibungen von Hape Kerkeling und Paulo Coelho zu Bestsellern geworden und im Kino werden immer mal wieder am Camino angesiedelte spirituelle Roadmovies gedreht. „Die Milchstraße“ von Luis Bunuel ragt in dieser Reihe als ein surreales Meisterwerk heraus. Typischer für das Subgenre ist eher die Gesellschaftskomödie „St. Jacques – Pilgern auf französisch“ von Coline Serreau. Dass sich aber ein amerikanischer Regisseur an diesem Thema versucht, ist überraschend. Für Emilio Estevez, der in den 80er Jahren als Schauspieler in Hollywoodfilmen wie „Repo Man“ und „The Breakfast Club“ bekannt wurde, ist „The Way“ ein Familienunternehmen. Er wurde durch eine Pilgerreise seines Sohnes dazu inspiriert, sein Vater Martin Sheen spielt die Hauptrolle, und unterschwellig scheint es so, als würde auch immer von seinem Bruder Charlie Sheen, dessen schwierigem Charakter und seinen Problemen mit dem gemeinsamen Vater erzählt.

nes Sohnes zu identifizieren. Durch diesen Verlust stürzt Tom in eine Sinnkrise, und um seinen Sohn zumindest nach dessen Tod näher kennenzulernen, begibt er sich an dessen Stelle auf die Pilgerfahrt. Auf dem Weg will er an bestimmten Stellen die Asche seines Sohnes verstreuen, und er benutzt sogar dessen Wanderausrüstung und Rucksack. Von Zeit zu Zeit erscheint ihm sein toter Sohn in Visionen, und natürlich spielt ihn sein Sohn, der Regisseur höchstpersönlich. Dieser familiäre Grundton macht den eigenen Charme des Films aus. Estevez inszenierte mit einer angenehmen Gelassenheit und verzichtete ganz auf melodramatische Zuspitzungen. Stattdessen bestimmt hier wie bei allen guten Roadmovies der Weg die Dramaturgie. Auf der Reise gibt es schlechtes Wetter, harte Betten, Blasen an den Füssen und kleinere Krisen wie jene, bei der die Urne mit der Asche des Sohnes gestohlen wird.

Obwohl er sich von den anderen Pilgern abseits hält, befreundet sich Tom schnell mit drei Weggefährten. Für diese bediente sich Estevez bei dem Klassiker „The Wizard of Oz, dessen Helden die Filmfiguren nachgebildet sind. So ist eine sarkastische Heimatlose aus Kanada, die von Deborah So spielt Martin Sheen den wohlhabenden Kara Unger als eine verlorene Seele mit Augenarzt Tom, der schon lange jeden spitzer Zunge gespielt wird, der Zinnmann Kontakt mit seinem Sohn Daniel abgebro- ohne Herz aus der Kindergeschichte. Ein chen hat. Nachdem er erfährt, dass diejovialer und verfressener Holländer (Jorick ser beim Wandern auf dem Jakobsweg von Wageningen) ist der Löwe ohne Mut in einem Sturm ums Leben kam, fährt und ein irischer Schriftsteller mit Schreiber nach Frankreich, um die Leiche seiblockade (James Nesbitt) wird zur Vogel-

scheuche ohne Hirn. Martin Sheen führt sie als eine etwas unorthodoxe Version der Heldin der Kindergeschichte Dorothy auf eine Reise, die zwar durch keine fantastische, dafür aber grandiose Landschaft führt, bei der Estevez klug genug ist, den üblichen Postkartenblick zu vermeiden. Ein wenig macht sich Estevez auch über die Auswüchse des Pilger-Tourismus lustig, aber sein Blick bleibt dabei immer der eines sanften Spötters. Mit etwas über zwei Stunden ist der Film etwas lang geraten, aber für eine Pilgerreise braucht man halt Ausdauer. Und so weckt „Dein Weg“ beim bequem im Kinosessel sitzenden Zuschauer die Wanderlust. Kinostart: 21. 6.

Die über das Meer kamen „Die Farbe des Ozeans“ von Maggie Peren Es ist eines der humanitären und moralischen Dilemmas unserer Zeit: Wie geht man mit den illegalen Flüchtlingen um, die meist auf lebensgefährlichen Schleichwegen von den armen in die reichen Länder strömen? Afrikaner versuchen, über das Meer nach Europa zu kommen, und dabei sind die vor der westafrikanischen Küste gelegenen Kanarischen Inseln ein beliebtes und deshalb nur um so strenger bewachtes Eingangstor. Dass Teneriffa und Gran Canaria auch beliebte Touristenziele sind, macht diesen Kontrast zwischen Elend und Luxus noch extremer, und genau mit dieser Fallhöhe arbeitet die deutsche Regisseurin Maggie Peren in ihrem international besetzten und produzierten Spielfilm.


KinO Die Farbe des Ozeans

69 foyer

alles was Frauen schöner macht ...

Die deutsche Touristin Nathalie schwimmt im Meer, während nur ein paar Meter von ihrem Badetuch entfernt ein Boot mit Flüchtlingen aus dem Senegal an den Strand getrieben wird. Tote, sterbende, verdurstende und erschöpfte Menschen füllen den Strand, die junge Deutsche ist als einzige in der Nähe. Zola, einer der wenigen Überlebenden, bittet sie um Wasser für seinen siebenjährigen Sohn. Sie gibt ihm ihre Flasche und läuft zu einem Kiosk, um noch mehr Wasser zu holen. Als sie zurückkommt, sind schon spanische Sanitäter und Polizisten vor Ort. Einer davon ist José, der die Flüchtlinge in ein Lager bringt, sie dort verhört und fast alle sofort wieder in ihre Heimat abschieben lässt.

Der spanische Polizist José ist die widersprüchlichste Figur des Films. Er zeigt extreme Härte, wenn er etwa seiner drogensüchtigen Zwillingsschwester jede Hilfe verweigert. Dies ist die ersten Szene, in der wir ihn sehen, und durch sie wird jene Verbitterung verständlich, die ihn zu solch einem unerbittlichen Staatsbeamten hat werden lassen, von dem Flüchtlingen wie Zola kein Verständnis erwarten können. Wie und warum auch José sich im Laufe des Dramas verwandelt, gehört zu den geschickt gesetzten dramaturgischen Wendungen des Films.

Für eine Regisseurin, die als Drehbuchschreiberin angefangen hat (ihr Buch „Vergiss Amerika“ wurde mehrfach ausgezeichVon diesen drei Figuren, den Milieus, in net), inszeniert Maggie Peren überraschend denen sie leben, und den moralischen Entscheidungen, die sie treffen müssen, atmosphärisch und mit einem guten Geerzählt der Film und von Beginn an fällt spür dafür, wo die Stärken der einzelnen auf, dass Maggie Peren aus allen Perspek- Schauspieler liegen. Sie lässt Sabine Timotiven mit der gleichen Authentizität und teo ihre sehnige Nervosität in der Rolle der emotionalen Wucht inszenieren kann. Na- Nathalie noch betonen, während der Franthalie fühlt den instinktiven Drang zu zose Hubert Koundé als Zola zwar von Stärhelfen, während Freund Paul sie davor ke und Intensität zu strotzen scheint, aber warnt, sich einzumischen. „Es gibt keine hilflos in eine immer ausweglosere SituaLogik“, antwortet sie ihm einmal auf seine tion getrieben wird. Der Spanier Alex Gonpragmatischen Einwände dagegen, Zola und seinem Sohn mit Geld die Flucht ans zalez hat dagegen die scheinbar undankbarste Rolle. Äußerlich ist er ein gnadenspanische Festland zu ermöglichen. Die loser Büttel und buhlt in keiner Sekunde um beiden Afrikaner können aus dem Lager fliehen und finden Unterschlupf in einem die Sympathie der Zuschauer. Und dennoch lässt er so subtil die inneren Kämpfe der FiSchwimmbad. Dort hilft ihnen ein junger Senegalese, doch dieser ist zu freund- gur erahnen, dass sein Jose jene Person ist, über die man noch lange nach dem Ende lich, und Zola erahnt schon die Falle, in die er mit dem von Nathalie geschenktem des Films nachdenkt. Geld tappt. Kinostart: 17. 5.

und Männer natürlich auch ...

Ihre privat geführte

erika tülk parfümerie parfümerie

kosmetik

Bremen Oberneuland Rockwinkeler Heerstraße 159 28355 Bremen-Oberneuland Telefon 0421-253101


foyer 70

kulturkalender

KULTUR TERMINE FORUM

................................................... Bremerhaven 2. 6. (M) Erich Wolfgang Korngold: Violanta. Großes Haus 8. 6. (S) Beagley/Siegrot: Das Meer in uns (UA). Außenspielort 14. 6. (S) Die Filchner-Barriere (UA). Columbuskaje

Premierendaten

................................................... Oldenburg

15. Mai bis 15. September 2012 ................................................... Bremen 17. 5. (S) Aischylos: Orestie. Neues Schauspielhaus 26. 5. (M) Giacomo Puccini: Tosca. Theater am Goetheplatz 16. 6. (T) Reinhild Hoffmann: Callas. Theater am Goetheplatz

19. 5. 26. 5. 7. 6. 10. 6. 5. 7.

(T) Eyal/Behar: Plafona (UA). Großes Haus (S) Junges Staatstheater: Verschwunden. Spielraum (S) Friedrich Schiller: Kabale und Liebe. Kleines Haus (M) Giacomo Puccini: La Bohème. Großes Haus (M) Kampe/Müller-Elmau: Operation X (UA). Exerzierhalle

(Abkürzungen: M = Musiktheater, S = Schauspiel, T = Tanztheater) Alle Termine ohne Gewähr! Abkürzungen: P = Premiere WA = Wiederaufnahme z.l.M. = zum letzten Mal w.n.a.a. = wenn nicht anders angegeben Terminschluss: 1. Mai

...................................... ...................................... Neues Schauspielhaus Brauhauskeller

(Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Torquato Tasso Mai 16., 19.; Juni 5., 28. (18 h) Orestie Mai 17. (P), 20., 23., 26., 31.; Juni 3., 7., 16., 21., 29. Die Glasmenagerie Mai 18.; Juni 24. (18.30 h / z.l.M.) Bremen Frühlings Erwachen Mai 21., 22. (10.30 h); Juni 4., 25. (z.l.M.) Theater Bremen Der Gott des Gemetzels Mai 22.; Juni 9. (19 Tel. 04 21 - 36 53 - 3 33 h), 22. (z.l.M.) Arbeit! Mai 24.; Juni 6., 27. (18 h) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hauptsache Platonow Mai 25., 28. (18.30 h); Juni 8., 19. Leonce und Lena Mai 27.; Juni 10. (18.30 Theater am Goetheplatz h), 14., 30. (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) 13. Literaturfestival Poetry on the road AltArmArbeitslos Mai 16., 30.; Juni 23. Juni 1. (z.l.M.) Gastspiel Into the blue Juni 2. Der Rosenkavalier Mai 17. (15.30 h) All diese Tage (UA) Mai 18., 20. (18 h); Juni Szenische Collage Damen vorne links Juni 15., 17. (18 h), 20. 1., 21. (18 h); Juli 1. (15.30 h), 12. Endspiel Juni 23. (z.l.M.) Herzog Blaubarts Burg/Blaubart Mai 19., ...................................... 29.; Juni 3. (18 h), 9., 13. (z.l.M.) Das Leben ein Traum Mai 25., 28. (18 h), Moks 29.; Juni 8., 20.; Juli 9. (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Tosca Mai 26. (P), 31.; Juni 2., 7., 10. (15.30 Weiße Magie Mai 15., 16. (10.30 h) h), 15., 17. (18 h), 22., 24. (15.30 h), 28., 30.; Geheim (WA) Mai 23.+24.+25.+31. (10.30 h); Juni 1.+5. (10.30 h), 3. (16 h) Juli 4., 6., 7., 10., 11. Das Tagebuch der Anne Frank Juni 8. (WA Die Zauberflöte Mai 27. (18 h) Callas Juni 16. (P), 27. (18 h), 29.; Juli 3., 5., / 11 h), 10. (19 h), 22. (19 h) Wir alle für immer zusammen Juni 8. (18 h), 13. 12.+13.+14.+15.+18.+19.+20.+21. (10.30 h) Die Nibelungen Juni 26. Genial! Juni 15. (18 h) Struwwelpeter Juni 28.+29. (10.30 h)

(Beginn, w.n.a.a.: 20.30 h) Drei Sekunden Mai 16.; Juni 5., 28. Ulrike Maria Stuart (WA) Mai 19.; Juni 1., 22. (19 h) Die Bürgschaft Mai 21., 27. (19 h); Juni 10. (19 h) Theatertreffen Mai 25.; Juni 8. Das ist! Mai 30.; Juni 30. Gastspiel Sch…Liebe Juni 2. Lesung Obszön Juni 12. Das Tagebuch der Anne Frank Juni 13. Mein Kampf Juni 15., 24. (19 h) Wenn du mir meine Stimme nimmst Juni 19., 20.

...................................... Glocke

Tel. 04 21 – 33 66 99 (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Aurelia Maria Visovan Klavierabend. Mai 16. (19.30 h/Kleiner Saal) Das Bremer Kaffeehaus-Orchester Mai 20. (15.30 h/Kleiner Saal) 8. Philharmonisches Kammerkonzert Hugo Wolf Quartett. Mai 23. (Kleiner Saal) Glocke Sonderkonzert „Eine Sommernacht“ Mai 30. (19 h) Glocke Backstage Juni 2.+30. (14 h) Glocke Familienkonzert Juni 3. (11 h/Kleiner Saal) 11. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker; Patricia Kopatchinskaja, Violine; Markus Poschner, Dirigent. Juni 4., 5.


KUlinaRiSChES Jürgenshof

71 foyer

Der „Jürgenshof“: Stimmungsvolle Abende, rauschende Feste und viel Tradition

Idyll In der stadt W

arum in die Ferne reisen? Sieh, das Gute liegt so nah! – Wenn Bremer diesen auf Goethe zurückgehenden Aphorismus wörtlich nehmen und dabei an eine köstliche Mahlzeit denken, setzen sie sich auf’s Rad und fahren in die Pauliner Marsch. Keine fünf Kilometer vom Rathaus entfernt, in Sichtweite des Weserstadions und schon mitten auf dem Land – Stammgäste des „Jürgenshofes“ genießen diesen Kontrast mit stiller Genugtuung. Anderen entlockt er den erstaunten Ausruf: „Dass es so etwas gibt, mitten in Bremen!“ Karin und Thomas Fitzke kennen das. Seit 18 Jahren – so lange stecken sie ihre Schaffenskraft bereits in das vor gut zwei Jahrhunderten gegründete Traditionslokal – freuen sie sich über das Kompliment, man könne im „Jürgenshof“ mitten in der Stadt einen Ferientag auf dem Land verleben. „Stimmt ja auch“, sagt Geschäftsführer Fitzke, der das zur Sparkasse Bremen gehörende Anwesen gepachtet hat, und verweist schmunzelnd auf die weite Marschenlandschaft, die sich vor dem schmucken Fachwerkgebäude mit der großzügigen Terrasse ausbreitet. Ein traumhaft anmutendes Idyll im hektisch-urbanen Umfeld, dem grasende Schafe und Pferde jene Bodenständigkeit ver-

leihen, die gestresste Städter so lieben – so stellen sich die Rahmenbedingungen aus Sicht der Gäste dar, die dem Haus zum Teil seit Generationen verbunden sind. Davon zeugt etwa die ungebrochene Lust, im „Jürgenshof“ kleine wie große Familienfeste auszurichten. „Runde“ Geburtstage zum Beispiel. Oder Eheschließungen. „Bis Ende Oktober findet bei uns an jedem Sonnabend eine Hochzeit statt“, erzählt Thomas Fitzke. „Viele Brautpaare wollen eben da feiern, wo sich schon ihre Eltern wohl gefühlt haben.“

Gebälk dem Gast auf Anhieb das anheimelnde Gefühl, im „Jürgenshof“ willkommen zu sein. Obendrein genießt die von Küchenchef Manfred Schmidt und seiner Kollegin Insa Hinrichs meisterlich geleitete Küche einen exzellenten Ruf, und das durch alle Jahreszeiten.

„Saison ist unser Credo“, versichert Thomas Fitzke und zählt beispielhaft für die nächsten Monate auf: Spargel ab April, Matjes ab Juni, Pfifferlinge im August. Und zwischendurch wird einmal monatlich am DonnersUnd damit dieser besondere Tag für sie auch tag gegrillt (14. Juni, 12. Juli sowie 9. August, jeweils um 18.30 Uhr). Ein sommerliches wirklich unvergesslich wird, bieten Fitzke Vergnügen auf der Terrasse, eingeleitet von und sein gut 30-köpfiges Team alle Kräfte einem Cocktail und abgeschlossen durch auf, decken die mit geschmackvollem Moeine Eiskreation, zu dessen kulinarischen biliar ausgestattete Terrasse für bis zu 220 Personen festlich ein, servieren mit präziser Freuden à point gegarte Steaks, HamburSouveränität mehrgängige Menüs vom Ape- ger oder Gambas gehören. Für die passenritif bis zum Kaffee und strahlen dabei jene de Begleitmusik sorgt ein versierter Pianist, für die anregenden Gespräche die begeiswarme Herzlichkeit aus, die eine Feier „en famille“ zum nachhaltigen Erlebnis macht. terten Gäste, die nur bei Regenwetter auf diese stimmungsvollen Abende verzichten Und das spricht sich herum. „Schon jetzt“, müssen, von denen sie noch Monate später sagt Thomas Fitzke, „konnten wir sechs schwärmen werden. So wie von einem geHochzeiten für 2013 einbuchen.“ lungenen Ferientag auf dem Land. Kein Wunder! Schließlich vermitteln der aufwändig angelegte Garten mit den liebe- Restaurant Jürgenshof Pauliner Marsch 1 voll gepflegten Beeten (Fitzke: „Das Werk www.juergenshof.com meiner Frau“) und das norddeutsche Gemütlichkeit ausstrahlende Restaurant mit info@juergenshof.com Telefon (04 21) 44 10 37 wuchtigen Eichenständern und dunklem


foyer 72

kulturkalender

5nachSechs Bremer Philharmoniker; Markus Poschner, Dirigent + Solisten. Juni 6. (18.05 h) Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Silver-Garburg, Klavierduo; Alexander Prior, Dirigent. Juni 8. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Carolin Widman, Violine; Tanja Tetzlaff, Violoncello; Jonathan Stockhammer, Dirigent. Juni 15., 16. Glocke Kindertag Juni 16. (9.30 h/Foyer) 12. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker; Lise de la Salle, Klavier; Miguel Harth-Bedoya, Dirigent. Juni 18., 19. Wise Guys Juni 23., 25. Glocke Sonderkonzert „phil sagend“ Bremer Philharmoniker; Markus Poschner, Dirigent. Juni 26. Da capo al dente Chorkonzert Juli 7. Jugendsinfonieorchester Bremen-Mitte & Jugendsinfonietta Bremen Juli 14. Musikfest Bremen Eine große Nachtmusik Ensemble Matheus;
Marie-Nicole Lemieux, Sopran;
Jean-Christophe Spinosi, Dirigent. Sept. 1. (19.30+21+22.30 h)

Musikfest Bremen Le nozze di Figaro Le Cercle de l’Harmonie;
Jérémie Rhorer, Dirigent + Solisten. Sept. 2. Musikfest Bremen Minguet Quartett;
Jörg Widmann, Klarinette. Sept. 3. Musikfest Bremen Les Vents Français Sept. 10. Musikfest Bremen Rolando Villazón, Tenor;
Kammerorchester Basel;
Rinaldo Alessandrini, Dirigent. Sept. 11. Musikfest Bremen Missa Solemnis Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen;
Herbert Blomstedt, Dirigent + Solisten. Sept. 12
 Musikfest Bremen Die Walküre – 1. Akt (konzertant). Bremer Philharmoniker; Markus Poschner, Dirigent + Solisten. Sept. 14. Musikfest Bremen Maddalena ai piedi di Cristo Accademia Bizantina;
Ottavio Dantone, Dirigent + Solisten. Sept. 15.

...................................... bremer shakespeare company Tel. 04 21 – 50 03 33 (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)

Spielort Concordia

Gastspiel Sturz ins Leben Mai 15., 16.; Juli 2. (10+19.30 h) Ein Sommernachtstraum Mai 18., 23.; Juni 9., 21. Der Kaufmann von Venedig Mai 19.; Juni 20. Lesung „Tschik“ Mai 22. Verlorene Liebesmüh Juni 1., 16. Poetry on the road Juni 2. (20 h) Lesung „Ein gutes Wort ist nie verschenkt“ Juni 6. Macbeth Juni 28. Hamlet Juni 29. Mario und der Zauberer Juni 30. Ende gut, alles gut Juli 7.

„Umgedrehte Kommode“

Stadtwerder Shakespeare’s Pleasure Island Mai 16., 24., 25., 26. 27.; Juni 6., 7., 8., 13., 14., 15. (jew. 21 h) Shakespeare, Mörder, Pulp & Fiction Juni 17., 19. (jew. 21 h)

LichtLuftBad Stadtwerder

Picknick & Matinee Juni 10.; Juli 1. (jew. 11 h)

Bürgerpark/Melcherswiese

(jew. 20 h) Viel Lärm um nichts Juli 11. Verlorene Liebesmüh Juli 12. Timon aus Athen Juli 13. Ein Sommernachtstraum Juli 14., 15. Der Sturm Juli 18., 19., 20., 21., 22.

...................................... THEATRIUM Figurentheater Hans-Böckler-Str. 9 Kartentelefon 04 21 – 32 68 13; Bürozeit Mo. bis Fr. 10 – 13 h Der Rabe Socke Mai 15., 16. (jew. 10+16 h); Juli 10., 11. (jew. 10+16 h); Sept. 1., 2. (jew. 15 h), 4., 5., 11., 12. (jew. 10+16 h) Hexe Lisbet Mai 19., 20. (jew. 15 h), 22., 23., 29., 30. (jew. 10+16 h), 24. (10 h); Juni 2., 3., (jew. 15 h), 5., 6., (jew. 10+16 h) Ellis Biest Juni 9., 10. (jew. 15 h), Sept. 15., 16. (jew. 15 h) Gulliver in Lilliput Juni 12., 13. (jew. 10+16 h) Max der Kugelkäfer Juni 16. (15 h) Mama Muh Juni 17., 23., 24. (jew. 15 h), 19., 20. (jew. 10+16 h) Maulwurf Grabowski Juni 26., 27. (jew. 10+16 h), 30. (15 h); Juli 1. (15 h), 3., 4. (jew. 10+16 h) Rotkäppchen aus dem Altkleidercontainer Juli 7. (15 h), 17., 18. (jew. 10+16 h) Pippi Langstrumpf Sept. 18., 19., 26. (jew. 10+16 h), 22., 23. (jew. 15 h), 27. (10 h) Ferienkurse für Kinder vom 23. Juli bis 10.


kulturkalender

Aug. Weitere Informationen unter www.theatrium-puppentheater.de

...................................... Musical Theater Bremen

73 foyer

...................................... ...................................... Gerhard-Marcks-Haus swb-Kundencenter Am Wall 208, Tel. 04 21 – 32 72 00 www.marcks.de, Di-So 10-18 h Yuji Takeoka Zum Nullpunkt der Bildhauerei. Bis 10. Juni Emil Cimiotti „Den Raum ganz anders besetzen.“ 24. Juni bis 16. September Kunst im Pavillon: Petra Fiebig „Ich bin nicht da.“ Bis 19. August

Sögestraße/Am Wall Tel. 04 21 - 83 11 41 (LeseArt) Tel. 04 21 - 34 31 70 (bremer hörkino) Tel.: 0421 – 3337 590 LeseArt (19 h): Tickets: www.musicaltheater-bremen.de Mai 24.: Prof. Dr. Thomas Althaus spricht (Beginn, w.n.a.a.: 20 Uhr) „Von der Tücke des Objekts“ und liest aus Lauras Stern Mai 20. (14 h) „Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft“ The Who’s Tommy – Das Musical Mai 26. von Friedrich Th. Vischer René Marik Nov. 2., 3. Juni 21.: Irene Kleinschmidt liest „FräuBallet Revolución Nov. 6. bis 11. (10. 15+20 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lein Else“ h; 11. 14+18 h) hörkino (20 h): Moments Perpetuum Jazzile Nov. 16. Juni 6.: „Kleinstadt der Engel – Bürger Vor dem Steintor 65, Tel: 0421 7 92 66 33 Dornröschen Nov. 25. (15 h) wehren sich zaghaft gegen Rocker“ von www.club-moments.de Schwanensee Nov. 25. (19 h) Michael Weisfeld (Beginn, w.n.a.a.: 20h ) Magic Nutcracker Dez. 13. Sept. 5.: „Du und Ich und Er – NeuneinThe Original Cuban Circus Dez. 16. (16 h) Sparkasse in concert & NWR präsentieren: halb Jahre mit Alzheimer“ von Gordian Roncalli’s Circus meets Classic 2012: Vä- Charles Pasi & Band (F) Blues, Rock/Jazz. Maugg und Alexander Häusser Mai 15. (21 h) terchen Frost Dez. 25. bis 31. PILOBOLUS präsentiert Shadowland 15. Jazzmoments/MIB: Ciel d`or Günther ...................................... Orendi, Jörn Vrampe, Ulli Sobotta. Soubis 20. Jan. 13 (19.+20. jew. 15+20 h) bassobeat. Mai 23. Schwankhalle
 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nordwestradio präsentiert: John Giorno Buntentorsteinweg 112, Tel. 0421 - 700 141 (N.Y.) Lesung. Mai 25. DKV-Residenz www.schwankhalle.de, www.steptext.de Mark Scheibe Weserlust-Revue: Boogie in der Contrescarpe, Tel. 04 21 – 3 22 90 (Beginn, w.n.a.a.: 20 Uhr) Woogie, Chanson, Expressionismus. Mai 28. vorschlag:hammer Theater-Gastspiel Weltklassik am Klavier Zona Franca Die Bremer Salsaband: 11 Chopin pur! Mit Aleksandra Mikulska. des
Monats. Mai 23., 24., 25. + 26.
 Musiker aus 6 Ländern. Mai 30. Mai 27., 17 h Two Fish Theater-Gastspiel des MoMeisterwerke aus Barock und Romantik Jazzmoments/MIB: Martin Wedekens Dä- nats.
Juni 1., 2. (jew. 20.30 h)
 nisches Quartett. Juni 15. Mit Mimi Jue Wang. Juni 24., 17 h Adonai Tanzperformance von Augusto JaKIWI Pop for the Soul. Juli 18. Endlich wieder Mozart! Mit dem Duo ramillo Pineda. Mai 31.; Juni 1., 2., 7., 8., 9.
 Radio Bremen & NWR präsentieren: Delta Xtra Frei Festival für freie zeitgenössische Arte Mozart. Juli 29., 17 h Chopin plus! Mit Artur Pacewitz. Aug. 26., 17 h Saints (USA) Bluesband. Juli 27. Tanzprojekte. Juni 13. bis 17.

PORT 4 / ÜBERSEE

KONSUL-SMIDT-STR

STADT

ASSE 8R , 28217 BR EMEN

Konsul-Smidt-Str. 8 r 28217 Bremen Tel +49 (0) 421 / 200 99 36 www.goetzguddas.de

GG031 Anzeige_foyer_1-3quer.indd 1

26.04.12 16:21


foyer 74

kulturforum

Cees Nooteboom

....................................... Kultur Forum (ps) 21 Institutionen – so viele wie noch nie zuvor – beteiligen sich am 26. Mai an der diesjährigen „Langen Nacht der Museen“ in Bremen (18 bis 1 Uhr). Das Motto lautet „Fassaden“, den Anlass dafür liefert das 400-jährige Jubiläum der Weserrenaissance-Fassade des Bremer Rathauses. In der Reihe „Grundschriften der europäischen Kultur“ wird am 24. Mai (19 Uhr) in der Bremer Zentralbibliothek das Nibelungenlied vorgestellt. Es liest Volker Hanisch. Kommentierung: Hanjo Kesting. Vier Preisträger des Bremer Klavier-Wettbewerbs der vergangenen Jahre treten vom 25. bis 28. Mai im Vegesacker Kito unter dem Titel „Klavier pur“ auf (genaue Zeiten im Kultur-Kalender). Zu hören sind Julian Gorus (Preisträger 2003), Daniel Gortler (1991), David Meier (2005) und Isabel Gabbe (1997). 25 Dichter aus 16 Ländern nehmen vom 30. Mai bis 4. Juni am 13. Internationalen Literaturfestival Bremen „poetry on the road“ von Hochschule Bremen und Radio Bremen teil. Das Programm bietet eine Mischung aus traditioneller und experimenteller Dichtkunst sowie Performance. Angesagt haben sich unter anderem Cees Nooteboom (Niederlande) (Foto), die Sängerin und Schauspielerin Erika Pluhar (Österreich) oder die Musikerin und Sängerin Chiwoniso Maraira (Zimbabwe). Die Kunsthalle Bremen ist für ihr Computerspiel „Vom fehlenden Fisch – Die geheimnisvolle Welt der Gemälde“ als „Bestes Serious Game“ mit dem Deutschen Computerspielpreis 2012 ausgezeichnet worden. Die Jury erklärte zur Begründung, „das Medium Computerspiel zeigt hier neue, innovative Wege für die Museumspädagogik auf.“ Noch bis zum 24. Juni zeigt das Ostfriesische Landesmuseum 
Emden Fotos und persönliche Gegenstände von Marilyn Monroe. 
Ab dem 15. Juli werden dann politische Plakate u.a. von Beuys, 
Miró

© Elger Esser

und Warhol zu sehen sein. Mehr Infos und Termine im 
Kulturkalender. Eine Ausstellung mit Arbeiten von Elger Esser, der als der große Romantiker unter den zeitgenössischen Fotografen gilt, ist vom 7. Juli bis 30. September im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg (Schloss) zu sehen.

Bodytalk „Zig Leiber / Oi Division“ 
Juni 22., 23.

...................................... Kulturkirche St. Stephani

www.kulturkirche-bremen.de Französisches Barock – Ein musikalisches Treffen. Das Bjørnenak-Trio. Mai 24. (20 h) Katja Ebstein: Meine Lieder. Juni 3. (20 h) Ausstellung Der Bremer Bildhauer Kurt Lettow 8. Juni bis 26. August. Vernissage 7. Einen zweistelligen Zuwachs bei Ausstellern Juni (19 h) und Besuchern verzeichnete die Messe Bre- „Gitarren unterwegs“ – Eine kleine Weltmen bei der „jazzahead! 2012“. Über 4.000 reise Konzert des Fachbereiches Gitarre Gäste zogen bei der Clubnacht von Konzert der Musikschule Bremen. Juni 17. (15 h) Stage of Music Offene Bühne für Musiker zu Konzert. Die Bilanz weist zudem knapp jeglicher Art. Juli 7. (20 h) 7.000 internationale Messe-Teilnehmer soBenefiz-Konzert für „Mercy Ship“ Hilfe wie 503 Aussteller aus 31 Nationen auf. für Afrika Werke von Bach-Busoni, Debussy, Frank und Liszt. Juli 14. (18 h) Arbeiten von Alexander Dettmar unter Literarischer Licht-Bilder-Vortrag „Unterdem Titel „Clowns, Clowns, Clowns“ sind wegs mit Hermann Hesse durch Italien“ vom 28. Mai bis 19. August in der Burg zu Aug. 9. (19.30 h) Hagen zu sehen. Manessierprojekt „Fensterbilder“ Offenes Atelier und Ausstellung. 4. September bis Eine Ausstellung für Wirtschaftskommu31. Januar 2013 nikation läuft noch bis zum 15. Juli im „Aus kleinem Anfang entstehen alle DinBremer Wilhelm Wagenfeld Haus. „Viva la ge“ 10 Jahre human & environment e. V. Bremen. Sept. 6. (20 h) Kommunikation“ vereint rund 100 Agenturen, Druckereien oder Illustratoren, die Bremer Chöre singen für Afrika 2. Benefizkonzert. Sept. 12. (19.30 h) eine Auswahl ihrer Arbeiten zeigen. Felix Mendelssohn-Bartholdy: Paulus Oratorium für Soli, Chor und Orchester. KulturKirchenProjektChor. Sept. 30. (20 h) Im Worpsweder Eichenhof präsentiert sich Prof. Dr. Hans J. Rath, bekannt als Leiter ...................................... des Zentrums für angewandte RaumfahrtCafé K technologie und Mikrogravitation (ZARM) Rotes Kreuz Krankenhaus, Tel. 04 21 - 55 99-0 von einer ganz anderen Seite. Bis zum 14. Tägl. 7.15-19.30 h Juli zeigt er farbintensive Tusche-Acryl-BilRaum. Ergreifend Bilder von Helmut Helmes, der unter dem Titel „Life Comes from Space Skulturen von Dietrich Heller. Bis 8. Juli – Universes and Space-Time Journeys“. Die Kunsthalle Bremen hat mit Stefan Schnier einen neuen Geschäftsführer gefunden. Der gebürtige Bremer und studierte Volkswirt tritt die Nachfolge von Hans Diers an, der im vergangenen Herbst unerwartet verstorben ist. Schnier war bislang überwiegend in der Tourismusbranche tätig und arbeitete unter anderem für Hapag-Lloyd und Hansa Kreuzfahrten in den Bereichen Finanzen und Controlling. Der Vorstand der Kunsthalle wählte ihn aus zahlreichen Bewerbern aus und verspricht sich von ihm verstärkte Impulse für das Tourismusmarketing der Sonderausstellungen in der Kunsthalle.

...................................... Overbeck-Museum Tel. 04 21 – 66 36 65 Tägl. 11-18 h außer Mo „Unfertig – vollkommen“ 17. Juni bis 30. September

...................................... Galerie Havanna Alte Hafenstr. 20 – Do. 16-20 h, So.14-17 h www.Galerie-Havanna.de „El Vuelo de Bronce“ (Der Flug der Bronze) Rudolf Borkenhagen, Choco (Eduardo Roca Salazar), Florian Flierl, Marco Flierl, Alberto Lescay, Hans Scheib und Franziska Schwarzbach. 5. Mai bis 27. Juni


kulturkalender

75 foyer

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Comedy Club Sept. 7. ...................................... Wilde Zeiten Festival Sept. 8. Internationales Das Blaue Haus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Kunstverein Worpswede e.V. Festival Maritim Findorffstr. 9, Fr-So 9-18 h www.festival-maritim.de Kunstschaufenster
HAVEN Worpswede-Moskau-Kasachstan. Erinne34 nationale und internationale Bands rungen an Heinrich Vogeler Umfangreiche HÖÖVT Vegesack
 und Chöre präsentieren 254 Konzerte entlang des nordbremischen Weser-Ufers. 3. bis 5. August

...................................... Kulturbüro Bremen Nord Tel. 0421 – 65 48 48 www.kulturbuero-bremen-nord.de (Beginn, w.n.a.a.: 20 h)

Kito

Annette Kruhl Mai 18. Julian und Roman Wasserfuhr Mai 19. Klavier Pur Festival: Julian Gorus Mai 25. Daniel Gortler Mai 26. David Meier Mai 27. Isabel Gabbe Mai 28. (Beginn 11 Uhr) Songs and Whispers Mai 30. Podium Gitarre Juni 10. (Beginn 11 Uhr) Songs and Whispers Juli 3., 31. Podewitz Sept. 1. Robert Kreis Sept. 7. Ladys Crime Night Sept. 14. Ken Bardowicks Sept. 15.

Kulturbahnhof

Tel. 04 21 – 65 14 38 Wind, Wasser und Mee(h)r
Arbeiten von Bärbel Kock mit regelmäßig
wechselnden Künstlern. 9.30 – 20 h

Gruppenausstellung neuer Werke über das Leben des berühmten Künstlers. Bis 30. August

Trupe 6 www.kunststiftung-lilienthal.de Tägl. 11-18 h außer Mo. Die Findorffbrüder 18. März bis 30. September

www.casaretto-art.de Meisterfotografie Wittenburg – Wenzel – Scholz – Ruff – Look – Kaspers – Ehemann. 11. Mai bis 9. Juni Stefanie Steinmayer 6. Juli bis 4. August Werner Heinze 14. September bis 13. Oktober

Verden ...................................... Lilienthal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CasarettoArt Brückstr. 4-6, Tel. 0 42 31 – 21 44 Kunstschau

Worpswede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hannover Galerie Altes Rathaus ...................................... Bergstraße 1 TANZtheater Di-Fr 14-18 h, Sa+So 11-17 h Tage des Kunsthandwerks INTERNATIONAL 2012 Themenausstellung „Ornamentik“ 19. Mai (27. Festivalausgabe) bis 1. Juli 30. August bis 8. September (div. Spielorte) Freiluftausstellung Sa+So 2.+3. Juni, 11-19 h www.tanztheater-international.de tage-des-kunsthandwerks-worpswede.de

Gayle Tufts Aug. 26.

Beste Aussichten für Ihre Haut

Hautarzt · Allergologie · Ambulantes Operieren · Laser-Therapie · Bade-Licht-Therapie Wachmannstraße 7 · 28209 Bremen · Tel. 04 21- 30 32 100 · www.hautarzt-elsner.de foyer_elsner_95_WH_RZ.indd 1

02.05.12 10:59


foyer 76

kulturkalender

Exerzierhalle Bremervörde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Niederdeutsches Schauspiel Die Wanze Seebühne Mai 20. (16 h), 26. (22 h), 27. (16 h/z.l.M.) Tourist-Info: Tel. 0 47 61 – 98 71 42 12. Lions-Open-Air-Konzert mit der Gruppe „ABBA-Fever“. Juni 6. (19.30 h) „Overland-Festival“ „Selig“ rocken die Seebühne. Juli 14. (20 h) Bachmann-Museum 2. Schlosspark-Konzert Broadway Musical Gala. Aug. 4. (20 h)

Delmenhorst ...................................... Nordwestdeutsches Museum für IndustrieKultur Tel.: 0 42 21 – 29 85 8-20 Di-Fr + So 10-17 h, Mo + Sa geschlossen Sonderausstellung „Kein Kinderspiel“ Lebensumstände und Spielzeuge jüdischer Kinder in der Nazi-Zeit. 10. Juni bis 22. Juli

Oldenburg ..................................... Oldenburgisches Staatstheater Tel. 04 41 – 22 25 111 (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Die Versuchung des heiligen Antonius (UA) Mai 17., 26.; Juni 1., 8., 21. Plafona (UA) Mai 19. (P), 27.; Juni 7., 13., 16., 22.; Juli 3., 7. 7. Sinfoniekonzert Mai 20. (11.15 h), 21. Die Zauberflöte Mai 24.; Juni 2., 24. (15 h) Kátja Kabanová Mai 28.; Juni 3. (15 h), 12., 30. Song of my Life Juni 9. La Bohème Juni 10. (P), 14., 23., 28.; Juli 8., 12., 14. 8. Sinfoniekonzert Juni 18.

Science Slam Mai 24. Kinder im Orchester: Auf nach Amerika Mai 25. (10.30+12 h), 31. (10+11.30 h); Juni 1. (10+11 h), 4.+6. (jew. 10+11.30 h) Genration lost?! Juni 9. (17 h), 16.+17. (18 h) Was wird? / Die Tür Juni 10. (18 h) Go future / Total Control Juni 11. (18 h) Upwaken / Ba(r)lade Juni 12. (17.30 h) Werkstatttag Juni 13. (17 h) Schwarzbunt / Die Allbeschenkten Juni 14. (18 h) Der Spielort des Todes / Abschwert unbesurd Juni 15. (18 h) Upwaken / Frühlingserwachen Juni 16. (17 h) Die Allbeschenkten – Die Tür Juni 17. (15 h) Nachtlied Juni 23. (22.30 h) Operation X (UA) Juli 5. (P)

Spielraum

Verschwunden Mai 26. (16 h/P), 28. (11.30 h), 30.+31. (10 h); Juni 1.+5.+6.+7.+12.+13.+14 .+19.+20.+21.+25.+26.+27.+28. (jew. 10 h), 17. (16 h), 24. (11.30 h)

Heinrich-Kunst-Haus

Niederdeutsches Schauspiel Sopa-o-Mania Juni 2. (20 h/P), 3.+17. (15 h), 16. (20 h)

Offizierscasino Fliegerhorst

Georg Baselitz Das Naturmotiv – Zeichnungen und Gemälde. 3. Juni bis 2. September

...................................... Landesmuseum Natur und Mensch

Tel. 04 41 – 92 44-300 www.naturundmensch.de Di-Fr 9-17 h, Sa + So 10-18 h Sonderausstellung Meteoriteneinschlag Außerirdische Steine im Landesmuseum. Bis 16. September

...................................... Horst-Janssen-Museum Tel. 04 41 – 2 35 28 91 www.horst-janssen-museum.de Di-So 10-18 h Markus Lüpertz „Sagenhaft“. Zeichnungen & Skulpturen. Bis 3. Juni Michael Kvium „freestyle tales“. 16. Juni bis 9. September

...................................... Stadtmuseum Oldenburg

Tel. 04 41 – 2 35 28 81 www.stadtmuseum-oldenburg.de Di-So 10-18 h Richard tom Dieck
„Mehr als Landschaft – oder: Ein Leben für die Kunst“. 20. Mai bis 26. August

Der Kirschgarten Mai 18., 24.; Juni 30. (jew. 19.30 h)

...................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edith-Russ-Haus für Medienkunst Oldenburger Kunstverein

Tel. 04 41 – 27 109 www.kunstverein-oldenburg.de Lena Henke „Core, cut, care“ – 1. Juni bis Kleines Haus 29. Juli (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Thomas Zipp „Achtung! A.B.: solarized deIm Namen der Sicherheit Mai 16. territorialization insanity against proteNiederdeutsches Schauspiel Charleys Tanstantism (England attacked by the Amerite Mai 17., 27.; Juni 2., 10. (15 h), 16., 23., cas)“. 31. August bis 28. Oktober 24., 30.; Juli 6. (z.l.M.) Demian Mai 18. (z.l.M.) ...................................... Polar Bears Mai 19. Aus der Mitte der Gesellschaft Mai 20. Landesmuseum für Kunst (z.l.M.) und Kulturgeschichte Die Geschichte vom Soldaten Mai 25. Oldenburg, Schloss (z.l.M.) Tel. 04 41 – 2 20 73 00 5. Kammerkonzert Mai 27. (11.15 h) www.landesmuseum-oldenburg.nieKabale und Liebe Juni 7. (P), 12., 13., 22., dersachsen.de 26., 28., 29.; Juli 3., 4., 5. Di-So 10-18 h 6. Kammerkonzert Juli 1. (11.15 h) Elger Esser Stille Wellen. 7. Juli bis 30. September

Tel. 04 41 – 2 35 32 08 www.edith-russ-haus.de Di-Fr 14-18 h, Sa + So 11-18 h Yunchul Kim/Kerstin Ergenzinger „States of Being“. 8. Juni bis 19. August

Bad Zwischenahn ...................................... Galerie Moderne

Am Delft 37, Tel. 0 44 03 – 54 29 www.galeriemoderne.de Andreas Decke Bilder. Leonard Wübbena Eisenplastiken. Bis 24. Juni Sommerausstellung – Künstler der Galerie. 30. Juni bis 9. September


kulturkalender

Rastede ...................................... Palais Rastede Tel. 0 44 02 – 8 15 52 www.palais-rastede.de Mi-Fr + So 11-17 Uhr u.n.V. Gennady Karabinskiy „Spaziergänge in Einsamkeit“. Malerei und Grafik. Bis 8. Juli Eröffnung der Dauerausstellung „Rastede, eine Sommerresidenz“ 17. Juni Jub Mönster „Ich lass das mal so…“ Malerei, Zeichnung und Fotografie. 15. Juli bis 16. September

77 foyer

über Ostern geöffnet. SCHAUfenster der Region Bis 10. Juni (Hauptausstellung)

Bremerhaven ...................................... Stadttheater Bremerhaven Tel. 04 71 – 49 00 1

Großes Haus

(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) 7. Sinfoniekonzert Mai 15. Die lustigen Weiber von Windsor Mai 16., 27.; Juni 8., 15., 28. Die Möwe Mai 17., 26.; Juni 1., 6., 10. Wiesmoor for you Mai 18.; Juni 21., 30. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Crazy Im weißen Rössl Mai 19.; Juni 14.; Juli 1. Freilichtbühne
 (15 h) www.nachobenoffen.de Carmina Burana Mai 20. (18 h), 25.; Jun. NACHOBENOFFEN 3. Literaturfestival 9., 17. (18 h), 20. u.a. mit Dietmar Bär, Eva Mattes und Uwe Violanta Juni 2. (P), 7., 16., 22., 24. (15 h), 27. Ochsenknecht. Juni 2. (14/17/22.30h) 8. Sinfoniekonzert Juli 2. (20 h), 3., 4.

Kleines Haus Emden 39 Stufen Mai 16., Juni 8. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die 100 Watt und ein bisschen Meer Juni 2., Kunsthalle Emden 3., 7., 9.

Music Project Altmark West (19.30 h), Bläsermusik mit dem Blechbläserensemble „Allewind-Brass“ (21 h) Herbstliche Orgelmusiken 1. Konzert: ToTel. 0 49 21 – 97 50 0 Für mich soll’s rote Rosen regnen Juni 17., bias Gravenhorst (Bremer Dom). Sept. 9. (19 h). Eintritt: Euro 5,www.kunsthalle-emden.de 28.; Juli 5. Freiluftbühne Havenwelten Bremerhaven Di-Fr 10-17 h (jeder 1. Di 10-21 h). Sa, So, Pferdestall Feiertage 11-17 h Carl Orff: Carmina Burana mit der EvanHerbert Brandl Landschaften, Monotypien Feiert! Facebooked! Folgt! (UA) Mai 24., gelische Stadtkantorei Bremerhaven. Juli 25. (10 h), 26. und Gemälde. 23. Juni bis 9. September 8. (19 h) Das eigene Kind im Blick Künstlerkinder Das Meer in uns Juni 14. (P/18 h), 28. (10 von Runge bis Richter, von Dix bis Picas- h), 29. (10 h); Juli 1. (15 h), 2. (10 h) ...................................... so. 15. September bis 13. Januar 2013

...................................... Ostfriesisches Landesmuseum Emden Tel. 0 49 21 – 87 20 58 www.landesmuseum-emden.de Di-So 10-18h Sonderausstellung Marilyn Monroe – Hinter den Kulissen Bis 24. Juni Sonderausstellung Phantasie an die Macht – Politik im Künstlerplakat (Teil 1) Ab 15. Juli Durchgehend Sammlungsausstellung und Emder Rüstkammer

Andere Spielorte

Die Filchner-Barriere Juni 14. (P), 15., 16., 19., 20., 21., 22., 23. (Beginn jew. 21.45 h) Eistau (UA) Juni 4., 5., 24. (20.30 h)

Deutsches Schiffahrtsmuseum

Tel.: 04 71 – 48 20 70 (täglich 10-18 h) Sonderausstellung: Zeit auf See. Chronometer und ihre Schöpfer: High-Tech aus drei Jahrhunderten.“ Bis 25. November

...................................... ...................................... Kunsthalle Bremerhaven Tel. 04 71 – 4 68 38 Historisches Museum www.kunstverein-bremerhaven.de Bremerhaven Di-Fr 11-18 h, Sa+So 11-17 h Beat Zoderer „Sæulen nach Athen“. Bis 24. Juni Clemens Botho Goldbach und Philipp Goldbach – Gebrüder Goldbach 8. Juli bis 19. August

Tel. 04 71 - 38 81 6-0 www.historisches-museum-bremerhaven.de Di-So 10-18 Uhr Retrospektive Paul Kunze Ein norddeutscher Expressionist (1892-1977). 30. Juni bis 4. November

...................................... Wilhelmshaven ...................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kirchenkreis Bremerhaven Stadthalle Bremerhaven Christuskirche Bremerhaven, Kunsthalle Wilhelmshaven „Hans Neblung at his best“ Musical-Gala Tel. 0 44 21 – 4 14 48 www.kunsthalle-wilhelmshaven.de Di 14-20 h, Mi-So 11-17 h. Karfreitag und

Schillerstraße 1, Tel. 04 71 - 20 02 90 Die lange Nacht der Kultur Juni 2. Chorkonzert mit den Jugendchören der Christuskirche (18 h), Chorkonzert mit dem

mit Hans Neblung. Juni 8. (20 h)


FOYER-tiPP

1

15

2

12

4

16

Impressum

für Konzert-Freunde Bereits zum 16. Mal richtet Elena Nogaeva die „Oldenburger Promenade“ aus. Besucher können vom 2. bis zum 10. Juni mit einer Eintrittskarte pro Abend drei Kurzkonzerte besuchen und dabei von einer historischen Spielstätte zur nächsten promenieren. Dabei reicht das Programm von Klassik und Jazz bis hin zu Cross Over-Projekten.

Asche machen

Herausgeberin Marie-Clothilde Kronenberg (v.i.S.d.P.) 1 Redaktionsleitung Peter Schulz 2 Kfm. Leitung Sonja Chrobok 14 Anzeigenverkauf Martina Ch. Radeke 23, Inge Sasse 25

Von Wilhelm Busch, der sich als gescheiterten Maler sah, stammt der von feiner Selbstironie zeugende Zweizeiler „Oft trifft man wen, der Bilder malt. Doch selten wen, der sie bezahlt.“ Folgerichtig stapelte er seine noch feuchten Gemälde aufeinander, so dass sie unlösbar miteinander verklebten, und verbrannte die Stapel im Garten. Gutes Geld machte er lieber mit Bildergeschichten vom Schlage Max & Moritz.

Autoren dieser Ausgabe Berit Böhme 22, Dr. Stephan Cartier 16, Christian Emigholz 3, Sven Garbade 17, Michael Pitz-Grewenig 11, Karin Hiller 4, Wilfried Hippen 5, Dr. Sabine Komm 6, Christine Krause 7, Dr. Ulrich Matyl 8, Simon Neubauer 15, Carsten Preisler 10, Dr. Meike Rotermund 18, Ute Schalz-Laurenze 9, Peter Schulz 2, Markus Wilks 24, Inge Zenker-Baltes 12

7

Geld hat auch das Getty-Museum in Los Angeles reichlich, stellt doch die GettyStiftung regelmäßig einen fetten Scheck über 250 Millionen Dollar zu Gunsten des feudalen Hauses aus. Glücklich wird die Museumsleitung damit freilich nicht, weil der Zaster aus Kursgewinnen stammt und somit keine berechenbare Größe darstellt. Und diese Ungewissheit – so heißt es jetzt – zerre unglaublich an den Nerven. Wie viel entspannter geht es da im Museum für zeitgenössische Kunst im italienischen Casoria bei Neapel zu! Denn dessen Leitung weiß genau, was sie zu erwarten hat. Nämlich so gut wie nichts, weil die Regierung das Budget des Hauses gnadenlos gekürzt hat. Der konsternierte Direktor ist deshalb dazu übergegangen, Werke aus dem Bestand zu verbrennen, weil sie ja ohnehin dem Verfall preisgegeben seien. Eine Verzweiflungstat, gewiss. Vielleicht aber eine Möglichkeit, doch noch irgendwie an Geld zu kommen. Das Vorbild lieferte der österreichische Maler Helmut Kand, der 1969 seine Bilder verbrannte, die Asche ausstellte und plötzlich ein gefragter Künstler war. Das wäre doch die Lösung für das barmende Museum zu Casoria: Bilder verbrennen, die Reste in Tütchen packen und – Motto: mit Asche zu Asche – weltweit meistbietend versteigern. Genial! Peter Schulz

8

9

6

10

5

3

18

22

25

11

17

14

23

Verlag, Vertrieb, Redaktion und Anzeigenverwaltung Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen, Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 E-mail info@rolandverlag.de www.rolandverlag.de Gestaltung und Satz Birgit Holtkötter 20, designbüroholtkötter Telefon 025 32 - 200 709 www.bueroholtkoetter.de Basislayout Haase & Knels, Bremen Druck ASCO STURM DRUCK Bremen Vertriebsstruktur Theater- und Vorverkaufsstellen Bremen, Bremerhaven und Oldenburg, Theater, Museen, Konzerthäuser und -büros, Ticket-Service-Center, Hotels, Abonnementvertrieb, Fach-Zeitschriftenhandel Bremen, Bremerhaven und Oldenburg Bezugspreis Einzelpreis 3,10 Euro Jahresabonnement 15,00 Euro Auflage 10.000 Exemplare Erscheinungsweise zweimonatlich Nächste Ausgabe 15. September 2012 Redaktionsschluss 15. August 2012 ISSN-Nr. 1618-0852 Titelmotiv Theater Bremen:

Herzog Blaubarts Burg

20

24

Foto: Jörg Landsberg Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Bei Veröffentlichung wird nur presserechtlich Verantwortung übernommen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die des Herausgebers wieder.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.