3,10 Euro H12719 15.03.2013 bis 15.05.2013
foyer Das Kulturjournal f端r Bremen und den Nordwesten
99 Oldenburg tanzt! 11. Internationale Tanztage vom 9. bis 20. April
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Inhalt
Treue Bremer Fans Sie träumen von den noch gar nicht so fernen Glanzzeiten, bangen und hoffen bei jedem neuen Spiel, leiden bei jeder verpassten Chance, warten sehnsüchtig auf die befreienden Treffer. Dass Werder nunmehr auf zweistelligen Tabellenplätzen rangiert, tut zwar weh, ändert aber nichts an dem gefühlten Platz Eins in den Herzen der Fans – in Ewigkeit Amen!
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In der Bremer Kulturszene zeigt sich ein vergleichbar ähnliches, wenn auch vielfältigeres Bild. Die vielen treuen Abonnenten des Theater Bremen ärgern sich zwar gelegentlich über misslungene Experimente oder über Regisseure, die ihnen die Kunst von einem fremdartigen Blickwinkel aus erklären wollen, aber auf die spannungsgeladene Bandbreite zwischen Begeisterung und Enttäuschung möchten die meisten dennoch keinesfalls verzichten. Die Bremer Shakespeare Compagnie, einzigartig in Deutschland, ist bekanntlich nicht nur in Bremen, sondern auch überregional ausgesprochen beliebt. Der natürliche Kontakt der Schauspieler zum Publikum mit überspringenden menschlichen Funken, der permanente Rollenwechsel aller agierenden Personen werden nach wie vor hoch geschätzt und bewundert. Viel Glück im neuen Haus! Fast alle Kulturstätten in Bremen haben aber außer Abonnenten, Fans, sporadischen Besuchern und Mitgliedern, auch jeweils einen engagierten, beachtlichen Freundes- und Förderkreis. Allein der Bremer Kunstverein zählt derzeit etwa 8.500 Mitglieder, hinzu kommen die Freunde des Focke Museums, die traditionelle Philharmonische Gesellschaft, die Freundeskreise der Kammerphilharmonie, des Musikfestes, die Musica Viva Gemeinde, die Theaterfreunde, das Internationale Kulturforum u.v.a.m.
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im Internet lesen Ganz bequem, wann immer Sie möchten unter
foyer-kulturjournal.de Würden sich nun all jene genannten und nicht genannten Bürger, denen eine blühende Kulturlandschaft in Bremen ja offensichtlich am Herzen liegt, zusammenschließen, gar mit einer Stimme sprechen, wäre endlich eine überzeugende Lobby für die Kultur in unserer Stadt geschaffen. Allerdings kann diese Zukunftsvision nur gelingen, wenn auch die Kulturschaffenden ähnlich einer Partei möglichst geschlossen auftreten und Gemeinwohl den Eigeninteressen voranstellen. Im Frühling hat man eben noch Träume Marie-Clothilde Kronenberg
FINSTRE MÄCHTE „Der Freischütz“ in Bremen VERWIRRSPIEL Mozart-Oper „Cosi fan tutte“ RITUALE Tanz-Uraufführung „Das 2. Konzil“ WILDE BÜHNE Zwei Ensembles im Volkshaus RÜCKKEHR Company wieder am Leibnizplatz KONTRASTE Vanaev tanzt Bizet und Bartók BRÜCHIGE IDYLLE Smetanas „Verkaufte Braut“ AUFGABE DANTON Schmidt inszeniert Büchner RASANT Neuer Generalintendant in Oldenburg EWIGE LIEBE Ballett „Romeo und Julia“ AUFBRUCH Tanztage in Oldenburg OPERNPREMIEREN im Nordwesten SCHAUSPIELPREMIEREN in der Region SZENE Neues von Bühnen der Region KOLUMNE DA CAPO! Frauen-Power MENSCHEN IM FOYER
MESSE „Jazzahead!“ – Der große Marktplatz JAZZTIPPS KIRCHENMUSIK Nikolaus und Paulus KONZERTE IN DER GLOCKE BREMER PHILHARMONIKER Ein Marathon PORTRÄT Der Komponist Hans Joachim Hespos KONZERTTIPPS OPERNRÄTSEL ROLLENSPIEL
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SPARKASSE KULTUR SCHAFFEND MYTHOS GERMANIEN im Focke-Museum BITTE SANIEREN! Das Oldenburger Augusteum MUSENTEMPEL Haus Kränholm in St. Magnus GESCHENK AUS BASEL für die Böttcherstraße KUNSTWERKE Neues aus Museen und Galerien KUNSTRÄTSEL LITERATUR Buchbesprechungen ERFOLGSROMAN von Ralph Dohrmann BUCH UND MUSIK Neue Wagner-Biographie KINOTIPPS
................................................. Gesellschaft 63 64 65 66 63 70
KOLUMNE NACHGEDACHT Die reine Lehre PANORAMA WISSENSCHAFT KULTUR FORUM Kurz notierte Neuigkeiten KULTURKALENDER Premierendaten KULINARISCHES Dinner-Musical im Ratskeller GLOSSE | FOYER-AUTOREN | IMPRESSUM
Bilder des Unheimlichen Sebastian Baumgarten inszeniert am Theater Bremen die beliebteste Oper des 19. Jahrhunderts: Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ Text: Ute Schalz-Laurenze
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ie ist die deutsche Oper schlechthin, die Oper, an der Richard Wagner sein Musikdenken geschult und orientiert hat: Carl Maria von Webers „Der Freischütz“, 1821 in Berlin uraufgeführt und allein dort bis zum Jahr 1884 über 500 Mal gespielt. Weber sei, so sagte Wagner, „der deutscheste aller Komponisten.“ Sebastian Baumgarten inszeniert die düstere Geschichte mit Happy End jetzt für das Theater Bremen.
jeder einen schweren Probeschuß ausführen muß, ein anderer boshafter liederlicher Jägerbursche Kaspar hat auch ein Auge auf das Mädel, ist aber dem Teufel halb und halb ergeben. Max sonst trefflicher Schütze, fehlt in der letzten Zeit vor dem Probeschuß alles, ist in Verzweiflung darüber und wird endlich dadurch von Kaspar dahin verführt, sogenannte Freykugeln zu gießen, wovon 6 unfehlbar treffen, dafür aber die 7. dem Teufel gehört. Diese soll das arme Mädchen treffen, dadurch Max Am 3. März 1817 beschrieb Weber die zur Verzweiflung und Selbstmord geleiHandlung der Oper in einem Brief an seitet werden. Der Himmel beschließt es aber ne Braut, die Sängerin Caroline Brandt, so: anders. Beim Probeschuß fällt zwar Aga„Ein alter fürstlicher Förster will seinem the, aber auch Kaspar, und zwar letzterer braven Jägerburschen Max seine Tochter wirklich als Opfer des Satans, erstere nur und Dienst geben, und der Fürst ist es zu- aus Schrecken, warum ist im Stück entwifrieden, nur besteht ein altes Gesezz, daß ckelt, das Ganze schließt freudig...“
Über die Uraufführung berichtet Max Maria, der Sohn Webers: „Der Erfolg war ein ungeheurer und beispielloser! Kritiker, Künstler, Dilettanten und Musikfreunde waren wie berauscht, zum ersten Mal und für den Abend wenigstens einstimmig voll Lob, Entzücken und Freude. Das Auditorium brauste auseinander, laut das neue Wunder verkündigend.“ Weber, 1786 in Eutin geboren und übrigens ein Vetter von Mozarts Frau Constanze, führte schon in seiner ersten Stelle als Kapellmeister in Breslau (1804-1806) den im Prinzip bis heute gültigen Ablauf von Proben und die Orchestersitzordnung ebenso ein wie den Dirigenten mit Taktstock. Man könnte auch sagen, er war der erste Generalmusikdirektor der Musikgeschichte.
theater bremen Der Freischütz 5 foyer
Als Pianist absolvierte er Konzertreisen und war von 1813 bis 1816 Operndirektor am Ständetheater in Prag und ab 1817 Königlicher Kapellmeister und Direktor der deutschen Oper am Dresdener Hoftheater. Doch er profilierte sich auch als Musikschriftsteller durchaus im Rang eines E.T.A. Hoffmann und war vor allem als Denker der Romantik auf der Suche nach dem synästhetischen Kunstwerk und in der Oper dem Gesamtkunstwerk.
sagt er. „In den Personen steckt eine Naivität und keiner weiß mehr, was der Sinn der Rituale ist. Das Stück ist eine Fabel, mit der die leeren Rituale angegriffen werden, denn es gibt Opfer.“
sprächen (1868) sagt: „Ich habe lange und viel gesonnen und gedacht, welcher der rechte Hauptklang für dieses Unheimliche sein möchte. Natürlich muß es eine dunkle, düstere Klangfarbe sein, also die tiefsten Regionen der Violinen. Violen und BäsWir haben es mit drei Zeiten zu tun: die se, dann namentlich die tiefsten Töne der Spielzeit unmittelbar nach dem 30jähriKlarinette, die mir ganz besonders geeiggen Krieg, die Entstehungszeit der Oper net zu sein scheinen zum Malen des Unund die Sicht von heute. Baumgarten geheimlichen, ferner die klagenden Töne staltet für seine Arbeit eine „Mischzeit“, des Fagotts, die tiefsten Töne der Hörner, wie er das nennt: „Ich versuche, einen dumpfe Wirbel der Pauken oder einzelne Mit seinen Opernreformen und seinen the- Kunstraum zu schaffen, auch einen histo- dumpfe Paukenschläge (…) Sie werden sich oretischen Schriften ist Weber, der im Alrischen Raum, aber mir geht es hauptsäch- überzeugen, daß die Bilder des Unheimliter von nur 40 Jahren an Tuberkulose starb, lich um die Erzählung der Fabel. Aber ich chen die bei weitem vorherrschenden sind heute ebenso vergessen wie seine über 400 muss etwas erfinden, was mit den Persound es wird Ihnen deutlich werden, daß sie Werke – Kammermusik, Sinfonien, Konnen eigentlich los ist. Mit Angst und Schre- den Hauptcharakter der Oper geben.“ zerte, Opern – weitgehend unbekannt sind. cken sind die Menschen davongekommen, Selten hört man „Oberon“, „Abu Hassan“, sie sind aber noch immer gefährdet. Das In diesem Sinne freut sich der Bremer „Euryanthe“, dafür umso mehr den „Frei- C-Dur-Jubel-Finale sagt nichts, deswegen GMD Markus Poschner, der mit Sebastian schütz“, von dem Hans Pfitzner 1926 saggehe ich das ganz affirmativ an.“ Baumgarten schon an der Deutschen Oper te: „Weber kam auf die Welt, um den Freiin Berlin zusammengearbeitet hat, auf die schütz zu schreiben.“ Die Musik zum Freischütz ist sehr viel be- Arbeit: „Die Musik von Weber ist so aufredeutender, als sie es im Bewusstsein der gend, weil sie dem weit vorgreift, was sich Bis heute zieht diese Oper zwischen archaheutigen Hörer ist. Hermann von Walters- erst viel später im 19. Jahrhundert in Beischer Finsternis und christlichem Licht, in hausen bezeichnete die Wolfsschluchtsze- zug auf Kolorit und Klangfarben entwideren Zenne 1920 als „die ckelt. Mehr noch: das meiste ist gar nicht trum der unerhörteste Indenkbar ohne Weber. Wagner beispielswei„Doch mich umgarnen finstre Mächte“ arme, halttuition der gesam- se hätte so gar nicht stattfinden können. In lose Max singt: „Doch mich umgarnen finst- ten Musik.“ – „Weber hat in der Geschichdiesem Sinne ist er auch ein vollkommen re Mächte“, die interessantesten Regisseute der Musik schließlich den festen Platz unterschätzter Komponist. Es wird für uns re des Musiktheaters an, unter ihnen Ruth eines bahnbrechenden Neuerers auf dem nach der Erfahrung mit Wagner und MahBerghaus, Achim Freyer, Joachim Herz, Gebiet der Instrumentation erobert“ (Con- ler eine sehr spannende Herausforderung – Christof Nel und zuletzt Skandalregisseur stantin Floros 1986). Und Hugo Riemann back to the roots, sozusagen.“ Calixo Bieito an der Deutschen Oper Berlin, meinte schon 1901, „wie sehr in dieser der das Werk einen „psychologischen KriOper die Klangfarbencharakteristik mit ei- Premiere am 23. März um 19.30 Uhr im mi“ nannte. nem erstaunlichen Geschick und einer be- Theater am Goetheplatz. Regie: Sebastian wundernswürdigen Konsequenz durchge- Baumgarten, Musikalische Leitung: MarIn Bremen wird nun Sebastian Baumgarführt ist.“ kus Poschner, Bühne: Natascha von Steiten einen Versuch machen. Was fängt ein ger, Kostüme: Marysol de Castillo. Weitejunger Mann mit einer derart gruseligen Was bei Weber so neu und so bahnbrere Aufführungen: 26. und 30. März; 6., 14. bürgerlichen, wenn nicht spießigen Gechend ist, sind die oft geheimnisvollen In- und 28. April. schichte an? „Jedenfalls hilft Aktualisiestrumentationen, über die er in den von rung, welche auch immer, nicht weiter“, Johann Chistian Lobe aufgezeichneten Ge-
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THEATER BREMEN Cosi fan tutte
Laurent Chétouane inszeniert am Goetheplatz mit „Cosi fan tutte“ seine erste Oper Text: Michael Pitz-Grewenig
Laurent Chétouane
VerwIrrspIel mIt Folgen
Wobei, wie stets bei Mozart, vor allem die Männer schlecht wegkommen, denn die beiden Frauen Fiordiligi und Dorabella waren sich auch schon vor dem Entwicklungsprozess s ist Mozarts vielleicht rätselhaftestes Werk. Er schrieb „Cosi fan tutte“, des Verkleidungsspiels ihrer Liebe sicher, eine auch „Die Schule der Liebenden“ wenngleich ihnen der Emanzipationsprogenannte Oper in zwei Akten, nach einem zess nicht schadete. Sie sind die eigentliText von Lorenzo da Ponte im Herbst 1789, chen Gewinner. Sie befreien sich von gedie Uraufführung fand im Januar des fol- sellschaftlichen Konventionen, während die Männer glücklich sind, am Ende nicht genden Jahres im Wiener Burgtheater statt. In Bremen bringt nun Laurent Ché- alles verloren zu haben und nun endlich heiraten zu dürfen. touane, von dem am Goetheplatz bereits das Tanzstück „Le Sacre du Printemps“ zu sehen war, das Verwirrspiel um Liebe und Will man mit dieser Oper heute noch überBeziehungen auf die Bühne. Die Premiere zeugen, dann muss die Handlung intelligent ohne Schnickschnack auf das Wesentist für den 5. Mai vorgesehen. liche reduziert werden, um das Moderne, das diesem Werk innewohnt, offen zu leVor dem Hintergrund einer ziemlich begen. Es wird gerne vergessen, dass „Cosi scheuerten Wette wollen Guglielmo und fan tutte“ in einer Zeit entstanden ist, in Fernando ihrem vermeintlichen Freund Don Alfonso die Treue ihrer Verlobten be- der eine aufklärerische Wissenschaft das Experiment als Verfahren der Erkenntnis weisen, indem sie selbigen verkleidet den Hof machen. Das muss in die Hose gehen. eingeführt hat. Kataloge zu erstellen (Don Aber die besondere Pointe der daraus ent- Giovanni) und alles zu vermessen war bestehenden Verwicklungen liegt darin, dass liebt. Was lag näher, als das, was man Liebe nennt, zu „vermessen“? die Personen erst beim experimentellen Spiel zu sich selbst kommen und erst in Folge dieser Erkenntnis überhaupt „bezie- Wie man aus der modernen Physik weiß, gibt es keine zerstörungsfreien Messverhungsfähig“ werden. fahren, und so erfuhr auch der Frauenleib
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eine Umcodierung und wurde reduziert auf messbare Reizpotentiale. Im Umkehrschluss reduzieren die Männer ihr „LibidoReaktionsvermögen“ auch genau hierauf. Wenn Despina als Arzt verkleidet die Männer mit Magnetismus retten will, braucht sie nur an den „entscheidenden Organen“ der Männer anzusetzen. All das muss dezent und ohne spektakuläre Possenspiele inszeniert werden. Despina ist keine junge Kammerzofe, sondern eine erfahrene Frau, die vom Leben ihre Lektion gelernt hat und eigentlich im Mittelpunkt der Handlung steht, wie Regisseur Laurent Chétouane betont. Don Alfonso ist ein frauenfeindlicher älterer Mann, der subtilen Gefühlen nicht zugänglich ist. Auf ihn trifft zu, was Ernst Bloch zu Goethes Mephisto treffend formuliert hat, er ist die „hämisch dampfende Glosse zu allem Erreichten.“ Er hat für die bedingungslose Liebe der beiden Frauen kein Verständnis und führt die beiden Männer auf den sicheren Weg des Zweifelns und Verderbens. Auch Fiordiligi und Dorabella haben eine facettenreiche Reise durch ihr eigenes Selbst unternommen, an deren Ende jedoch die subjektive Gewissheit ihrer SeinsIdentität steht. Man bemerkt, das Verwirrspiel innerhalb dieser Oper hat nichts operettenhaftes, sondern ist ein Spiel am Rande des Vertrauens. Die Ironie, mit der die beiden Frauen in den erreichten Ist-Zustand einwilligen, ist wichtig.
THEATER BREMEN Cosi fan tutte 7 foyer
Laurent Chétouane verweist dabei auch auf den revolutionären Charakter dieser Oper, die am 26. Januar 1790 in Wien uraufgeführt wurde, also kurz nach Ausbruch der Französischen Revolution. Für ihn gibt es keine Liebe ohne politischen Kontext. Und wie das Meer, das in der Oper oft präsent ist, und wie der Wind, der Sturm immer in Bewegung sind, so sind für Laurent Chétouane auch die Beziehungen der Personen immer in Bewegung. Er will das revolutionäre Potenzial, das Visio-
näre dieser Oper auf die Bühne bringen. Es missionen“ entpuppt sich Theater als „mogeht hier auch für ihn um „Klassenkampf“. ralische Anstalt“. Vor diesem Hintergrund ist es schlussendlich völlig gleichgültig, wie sich das Verwirrspiel auflöst. Es geht um das Spiel selbst, erst in dessen Widerschein kommen die Menschen zu ihrem wahren Sein. Wer da an Schiller denkt, liegt nicht ganz verkehrt, auch Ähnlichkeiten mit Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“ sind erkennbar. Fernab jeglicher „Ethik-Kom-
Der Sommer
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kann kommen!
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Laurent Chétouanes Ansatz kann spannend werden. Gerade auch, weil er auf jeglichen Firlefanz verzichtet und das Stück auf die Bühne verortet, gewissermaßen als Laboratorium menschlicher Beziehungen. Natürlich kommen ihm bei seiner ersten Inszenierung einer Oper auch seine Erfahrungen als Choreograph zugute. Lassen wir uns also überraschen!
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THEATER BREMEN Das 2. Bremer Konzil
„Das 2. Bremer Konzil“: Uraufführung von Gintersdorfer/Klaßen im Kleinen Haus Text: Sabine Komm
Religiöse Rituale D
as „2. Bremer Konzil“ heißt der neue Tanzabend von Gintersdorfer/ Klaßen. Ein irritierender Titel. So ein Konzil hat es in Bremen nie gegeben. Dafür aber das Zweite Vatikanische Konzil in Rom, das vor 50 Jahren einen Modernisierungsschub für die katholische Kirche brachte. Papst Johannes XXIII hatte als Ziel ausgegeben: „Man tut sich zusammen, um eine größere Klarheit im Denken zu erreichen.“ Die Reformen sorgten damals weltweit für Unruhe – und Begeisterung. Seitdem hat sich der Gottesdienst verändert. Die Messe wird in deutscher Sprache gelesen, die Liturgie ist schlanker. Der Pfarrer steht – ähnliche wie Sänger, Schauspieler und Tänzer im Theater – frontal zur Gemeinde. Die Kirche hatte sich geöffnet und wurde so Teil einer Kulturrevolution, die den gesamten Westen erfasste. Es war die Zeit von Hippies, Anti-Baby-Pille, Kaltem Krieg und dem Bau der Mauer in Berlin. Und was hat das alles mit Tanz zu tun? „Ich will keine umfassende Aufarbeitung von Kirchengeschichte und schon gar keine Rückblicke. Wir sind keine Wissenschaftler“, stellt Monika Gintersdorfer klar. Auch
Der ivorische Tänzer und Schauspieler Franck Edmond Yao, seit vielen Jahren ein Star bei Gintersdorfer/Klaßen, zeigt, wie sich alte westafrikanische Rituale und neuer Glaube überlagern. An der Elfenbeinküste seien momentan die Pfingstkirchen sehr stark, erklärt Gintersdorfer: „So gehe es nicht um Missionierung, ergänzt Knut Klaßen: „Wir sind nicht blind begeis- entstehen Hybride, Mischformen, die sich tert von den weltregierungsartigen Bildern aus verschiedenen Kulturen speisen.“ aus dem Petersdom von damals, mit der 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen wackeligen, wohl aus einer Urzeit stamKonzil analysieren die Performer solche menden Papst-Trage mit Baldachin.“ Entwicklungen und machen mit der ihnen eigenen Autorität Vorschläge für Rituale Choreografin und Künstler, beide von Hause aus katholisch, setzen sich vielmehr der Zukunft. Ein Aufruf zum Denken in eine neue Richtung. damit auseinander, wie den Menschen in unterschiedlichen Religionen GlaubensDie Bühne ist diesmal nicht leer. Klaßen inhalte nahe gebracht werden und wo es hat ein Regalsystem mit Schiebetüren entParallelen zu ihren eigenen Bühnenproworfen – ähnlich wie das „Lehni“-Regalsysduktionen gibt. „Mich interessiert die tem von Andreas Christen oder das „606“ Schnittstelle zwischen Vermittlung und von Dieter Rams. Diese Möblierung wird Ritual“, sagt Gintersdorfer. Formal unterscheidet sie zwischen Vermittlung, die für auf- und abgebaut und so zeitweise sogar zur Wand zwischen Bühne und Publikum. sie etwas Zugewandtes ist, und Ritualen, die sie als etwas Abgewandtes beschreibt, Seit 2005 mischen Gintersdorfer und Klawas nicht hundertprozentig erklärbar ist. ßen, beide Jahrgang 1967, mit ihren oftmals In „2. Bremer Konzil“ setzt sich Hauke Heu- politischen Arbeiten die Tanzszene auf. Sie arbeiten schnell und viel. Allen Permann, Schauspieler und Performer, mit der Vermittlung von Glauben auseinander formances gemeinsam: Länge und Inhalt verändern sich bis zum Schluss. Auch nach und der konservativen Piusbruderschaft, der Premiere können aktuelle Ereignisse die an alten Ritualen festhält. Tänzer und einfließen. Monika Gintersdorfer: „Bei uns Performer Jochen Roller, der sich intensiv mit Tanzkulturen im südpazifischen Raum gibt es keine perfekte Dramaturgie. Das unterscheidet uns von 80 Prozent der andebeschäftigt hat, bringt Glaubensvorstellungen von Aborigines, Maori und anderen ren Produktionen in diesem Land.“ Premiere 20. April (20 Uhr) Südseekulturen auf die Bühne.
THEATER BREMEN Wilde Bühne/Theaterlabor 9 foyer
Zwei Ensembles übernehmen im Waller Volkshaus gemeinsam die Programmgestaltung Text: Sven Garbade
„Sturz ins Leben“
neUe wIlde Bühnen
und in der Kunst“, sagt Hauer, der hier auch neue Akzente in der Ausbildung der Mitspieler setzen will. So bietet das Theaterlabor seinen Teilnehmern Schulungen zur Selbstvermarktung an, vom eigenen Internet-Auftritt bis zur Einprobung von Solo-Projekten. Dozenten sollen die Möglichkeit individueller Schulung erweitern.
trium blieb die kleine Bühne im Volkshaus zunächst unbespielt, bevor man jetzt zwei Gruppen, die sich hoffentlich gut ergänzen, unter das gemeinsame Dach brachte. Auch die „Wilde Bühne“ blickt dabei auf eine Vergangenheit zurück, wobei soziale Themen neben der eigentlichen Bühne entwickelt wurden. In ihren Stücken gehen die ehemals drogenabhängigen Jugendlichen eigenen Fragen nach: Wie kann die Befreiung aus der Isolation gelingen? Wie lässt sich der Kontakt zur Umwelt wieder finden? Eine Antwort geben sie nicht nur auf der Bühne, sondern auch durch ihren eigenen Lebensweg.
Dabei kommen die Teilnehmer für jeweils sechs Monate aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen, gefördert von der Agentur für Arbeit. Und diese Durchmischung soll auch mit Bremer Künstlern weiter ie dieses Haus zu erobern ist, entwickelt werden – ebenso wie die Zuwird sich zeigen“, sagt Alexsammenarbeit mit anderen Theatern. Das ander Hauer, als er im Bremer Schlosstheater Celle wird eine Inszenierung Volkshaus durch die Gänge führt. Zusamübernehmen, und auch Michael Börgerding, „Wir empfinden uns wie eine Fußballmen mit Corinna Bruggaier übernimmt der Intendant am Bremer Theater, sagte zu, mannschaft, wo immer wieder schnell der Schauspieler und Bewegungstrainer umbesetzt werden muss“, sagt Jana KöckeVorsprechterminen beizuwohnen. die Leitung des Bremer Theaterlabors, ritz, die zusammen mit Michaela Uhlejener bundesweit wohl einmaligen Einrich- Seit seiner Gründung im Jahr 2005 durch mann das Projekt vor zehn Jahren gegrüntung, die sich der Fortbildung von arbeits- Maik Romberg hatte das Theaterlabor in det hat. Dass die Gruppe, die lange Zeit losen Schauspielern verschrieben hat. Und vielen Stätten gewirbelt. Mit immer wieder auf Gastspielbühnen angewiesen war, nun ein Ortswechsel ist damit auch verbunden, neu zusammen gesetzten Ensembles spiel- dieses Haus zur Spielstätte bekommen denn ab sofort wird im Volkshaus nicht nur te man in der Concordia, im Waldau Thea- habe, „darin liegt auch eine Form der Andas Theaterlabor, sondern auch die „Wilde ter, der Stauerei oder im Schlachthof. Nach erkennung für unsere langjährige Arbeit“, Bühne“ ein neues Zuhause finden. betonen die Theaterpädagoginnen. dem Fortgang von Romberg und seinem prägenden Regisseur Patrick Schimanski So könnte im ehemaligen Gewerkschafts- wird die neue Gruppe nun an einer Insze- Besonders die Wucht und die Authentizität, haus in Walle ein neuer, produktiver Ort nierung von Maik Priebe arbeiten, die am mit der die Mitspieler ihre Geschichten auf für die freie Bremer Theaterszene entdie Bühne brächten, fasziniert die beiden 14. Juni Premiere feiern wird. stehen. Eigentlicher Träger ist die VolksTheatermacherinnen nachhaltig: „Wie hochschule Bremen; Bewegung, Veränunsere Mitspieler von ihrer verschenkten Die räumlichen Möglichkeiten, welche die derung und neue Vernetzungen bilden Lebenszeit erzählen, die sie dann in etwas Bremer Kulturpolitik der freien Szenen anausdrücklich das Programm: „Wichtig bieten kann, sind also neu gemischt worden. Künstlerisches verwandeln – das entwickelt ist, dass man im Fluss bleibt – gedanklich Nach dem Auszug des Figurentheaters Tea- immer wieder aufs Neue eine eigene Kraft!“
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foyer 10
THEATER BREMEN bremer shakespeare company
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M
it „Richard III.“ hat die bremer shakespeare company ihre Rückkehr in die gewohnte Spielstätte am Leibnizplatz gefeiert. Der König ist in der Inszenierung von Ricarda Beilharz nicht der verkrüppelte Widerling, bei dem schnell die körperliche Deformation als Ursache seiner blutrünstigen Boshaf Boshaftigkeit ausgemacht scheint. Michael Meyer gibt ihn als einen elastischen, vielfach amüsierten und amüsanten Intriganten und Netzwerker, der nur macht, was alle anderen auch tun, nur eben ein wenig gekonnter und um die entscheidende Spur rücksichtsloser.
bremer shakespeare company spielt „Richard III.“ zur Wiedereröffnung des Theaters am Leibnizplatz Texte: Christian Emigholz
den. Stattdessen erklingt ein chorisches Gemurmel von Worten und Sätzen mit gewissen Akzentsetzungen des siebenköpfigen Ensembles mitten im Londoner Nebel und Nieselregen, was ein wenig an den Hexenreigen zum Auftakt von Shakespeares Macbeth erinnert.
zug des Buckingham steht gleichberechtigt neben dem Kostüm der Königin Elisabeth, das mit Korsage und Reifrock die elisabethanische Zeit andeutet.
Shakespeare hat vor 380 Jahren einen Richard geschrieben, der ganz auf die zügellose Grausamkeit der Titelfigur abhebt und dessen Rolle so dominant ist, dass Die Bühne, ein schräg nach vorne fallende das übrige (reichlich vorhandene) PersoFläche, ist ebenso wie die sie abschließende senkrechte Wand in grünen und braunen nal zu Statisten verkommt. Überdies waTönen gehalten, die nach Bedarf Thronsaal, ren die Rosenkriege zwischen den englischen Häusern York und Lancaster, in Tower oder Straße sein können, und sigdenen diverse Edwards und Richards eine nalisiert eine leicht verkommene Eleganz. Rolle spielten, den Zeitgenossen ShakesRicarda Beilharz, die auch ausgebildete Bühnenbildnerin ist, hat sie als einen Funk- peares sicher noch vertrauter, selbst wenn Wenn das übrige Personal in wiegende tionsraum entworfen, zu dem nur noch ein sie auch damals schon Geschichte waren. Tanzschritte fällt, wirkt das bei Richard Kranz aus Lichtschläuchen als Ausstattung Deshalb hat die Regie mit Christian Bergum einiges geschmeidiger und exaltierkommt: Der Königsthron als glitzerndes, lo- mann, der als Clarence gleich zu Beginn ter. Folgerichtig fehlt der einigermaßen be- ckendes Zentrum der Begierden. und als König Edward recht bald stirbt, rühmte Eingangsmonolog, in dem Richard eine Art Bergführer durch das unüber– noch längst kein König, sondern Herzog sichtliche Gebirge der Stammbäume und Die Kostüme (Heike Neugebauer) strahvon Gloster – mitteilt, er wolle sein Streverwandtschaftlichen Beziehungen eingelen Zeitlosigkeit mit einer schrill karikieben nun danach ausrichten, böse zu werrenden Note aus: Der klassische Herrenan- führt, der das Publikum hilfreich aufklärt.
THEATER BREMEN bremer shakespeare company 11 foyer
Bilder
Puzzles
Tassen
Reporter-Books
REMEMBER R
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Fotos: Marianne Menke
Ricarda Beilharz relativiert in ihrer Interpretation die Gewichtung der Rollen entscheidend. So sind nun die Teilnehmer des Spiels um Macht durch Mord fast alle durchgängig auf der Bühne, sind alle wissend, sind alle schuldig, sind auch alle mehr oder minder beteiligt. So verteilt sich das Böse, das Richard ausstrahlt, auch auf andere Schultern: Königin Elisabeth (Kathrin Steinweg), Königin Margret (Ulrike Knospe), Lady Anne (Theresa Rose) sind ebenso eingebunden in das Geflecht der Intrigen und Morde wie Buckingham (Peter Lüchinger) und Hastings (Frank Auerbach). Sie ziehen ihre eigenen Vorteile aus den Morden, die Richard in Auftrag gibt, billigen sie sogar oder sehen darüber hinweg, um den eigenen Einfluss nicht zu verlieren.
Salz- & Pfeffermühlen
Schürzen
iPhone Hüllen
Papierkörbe
Papphocker
Sandalen
Spielobjekte
Steckspiele
Trockentücher
Frühstücksbrettchen
iPad / iPad mini Hüllen
Müslischalen
Nach dem Umbau: Die Technik macht’s Alles neu macht der März? Nein: Auf den ersten Blick gibt es nur geringfügige Veränderungen nach dem beinahe 16-monatigen Umbau des Theaters am Leibnizplatz. Ja: Das Foyer vor der Garderobe ist deutlich breiter geworden, wirkt weitaus luftiger, wozu auch viel weiße Farbe und helles Licht beitragen. Der Zuschauerraum in der bremer shakespeare company aber ist gleich geblieben.
Der unter der Leitung von Immobilien Bremen eigentlich neu geschaffene Bereich fällt dabei fast nicht ins Auge: Die Bühne. Sie hat nämlich deutlich an Höhe geGanz kann Ricarda Beilharz – trotz gezielwonnen (jetzt 8,5 Meter!), außerdem gibt ter Kürzungen – die Verteilung der Gewichte es nun Platz für Künstlergarderoben und in dem Stück nicht auflösen: Richard bleibt Raum für den Kostümfundus. Über einen das Zentrum, um das sich alles dreht, es echten Schnürboden verfügt die ehemalige bleibt die Paraderolle eines Bösewichts, die Schulaula zwar weiterhin nicht, aber nun sich jeder Schauspieler ersehnt. Nur wirkt ist eine elektrisch betriebene Bühnenmadas leichte und lässige Spiel Michael Meyschinerie vorhanden, außerdem existieren ers nun nicht mehr abgefeimt böse, sondern echte Beleuchterbrücken. erscheint beinahe normal im Kontext einer Gesellschaft der Mächtigen, die durchaus Wie das alles funktioniert ist am Ende des ähnliche Ziele verfolgen. Wiedereröffnungsstücks „Richard III“ zu sehen: Da treten die Elektromotoren in AkSo betrachtet, hat Shakespeares bald 400 tion und verwandeln die zuvor schräg nach Jahre altes Stück uns heute auch noch viel zu sagen: Macht und Machterhalt um jeden vorne fallende, geschlossene Spielfläche Preis. Wie das heute funktioniert, ist – in ab- ins Gegenteil, geben zugleich den Blick frei auf die Tiefe des Raumes mit den Scheingemilderter Form – täglich in Politik und werferbatterien. Viele neue Möglichkeiten Wirtschaft zu sehen. Bei Shakespeare erfür die Company! folgt immerhin die reinigende Bestrafung am Schluss, und da fällt dann auch der berühmte Satz vom Königreich und dem Pferd.
Böttcherstraße 7 · Bremen
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THEATER BREMERHAVEN L’Arlésienne/Der wunderbare Mandarin
Sergei Vanaev inszeniert in Bremerhaven einen Ballettabend mit Werken von Bizet und Bartók Text: Karin Hiller
Sergei Vanaev
starke kontraste
„L’
Arlésienne“ von Georges Bizet und Béla Bartóks „Der wunderbare Mandarin“ an einem Abend – zwei Kompositionen, die extre me Gegensätze in Musik und Thematik aufweisen. Sergei Vanaev hat sie gerade deshalb für seine neue Choreographie am Stadttheater Bremerhaven ausgewählt. In beiden Stücken geht es um Liebe, Sehnsucht und Begierde. Doch während in „L’Arlésienne“ eine zärtliche, fast romantische Grundstimmung herrscht, zeigt „Der wunderbare Mandarin“ eine Liebe, die sich in einer brutalen, gewaltbereiten Umgebung entwickelt.
einer Katastrophe endet. Das Mädchen aus Arles, dem diese Liebe gilt, ist fern und unerreichbar. Vanaev gibt ihr Raum und lässt sie als Geist auf der Bühne erscheinen.
nicht vorhersehen, sie kommt zufällig. Die Verbrecher töten den Mandarin, doch er kann nicht sterben, steht nach jedem Mordversuch wieder auf. Der Mandarin ist ein Mensch, der eine tiefe Sehnsucht nach Liebe in sich trägt. Er stirbt erst, als das Mädchen seine Liebe erwidert. „Sie realisiert, dass der Schmutz und das unwürdige Benehmen ihn nicht beeinflussen. Es ist nur ein kurzer Moment“, betont Vanaev, „ein Höhepunkt der gegenseitigen Liebe, dann ist Schluss.“
Die verzehrende Sehnsucht überdeckt das alltägliche Leben des jungen Mannes, er hat Bartóks aggressive Musik untermalt in seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle. schonungslosen Klangfarben das Grauen Als er einwilligt, ein anderes Mädchen aus der Gedem Dorf zu Es geht um starke Gefühle, um eine unerfüllte schichte. Die Uraufheiraten, Liebe, die in einer Katastrophe endet. führung brechen die verdrängten seelischen Wunden wieder der Tanzpantomime „Der wunderbare Mandarin“ in Köln 1926 war ein Skandal. auf und er sieht keinen anderen Weg als Das Stück wurde unmittelbar danach vom den Freitod, um sich von seinen Qualen zu damaligen Oberbürgermeister Konrad befreien. Die beiden L’Arlésienne-Suiten, die VaAdenauer vom Spielplan abgesetzt. naev für den ersten Teil des Ballettabends Béla Bartóks „Der wunderbare Mandarin“, ausgewählt hat, entstammen der Bühnendas Hauptstück des Abends, spielt in einer Sergei Vanaevs tänzerische Umsetzung musik, die Bizet zu Daudets Schauspiel völlig anderen Atmosphäre. Vanaev schickt von „L’Arlésienne“ ist eine eher musikali„L’Arlésienne“ (Das Mädchen von Arles) sechs Tänzer in erschreckenden Kostümen sche, emotionale Interpretation und wekomponierte. Zur Inspiration hatte Bizet auf die Bühne, eine Gangsterbande, deren sentlich abstrakter als die Choreographie den Sommer 1872 im Süden Frankreichs zu „Der wunderbare Mandarin“, die eine verbracht, um die Volksmusik der Provence Boss vom Aussehen stark an einen Satastarke Aussage in sich trägt, wie Vanaev nisten erinnert. Diese Gang trägt einen zu studieren. Erfüllt von den Eindrücken formuliert: „In jeder schmutzigen Situatiextremen Zerstörungswillen in sich. Sie dieser Reise ließ er typische Elemente folkzwingt ein Mädchen, Männer von der Stra- on veredelt Liebe den Menschen. Egal wie loristischen Ursprungs wie die Farandole, ße anzulocken, die dann brutal ausgeraubt tief die Zivilisation sinken wird, Liebe wird einen provenzalischen Volkstanz, in seine immer als Wert existieren.“ werden sollen. Komposition einfließen. Premiere am 23. März im Großen Haus. Daudets Erzählung über die tragische Liebe In einem gelben, fast bürgerlichen Gewand Weitere Vorstellungen: 30. März; 6., 12. und 24. April; 5. und 9. Mai. – Musikaerscheint der Mandarin. Beim Anblick des eines jungen Mannes interpretiert Vanaev lische Leitung: Stefan Veselka, Bühne: lyrisch und sehr emotional. Es geht um star- Mädchens erwacht in ihm eine tiefe Liebe Johannes Bluth. ke Gefühle, um eine unerfüllte Liebe, die in zu ihr. Echte Liebe kann man, laut Vanaev,
THEATER BREMERHAVEN Die Verkaufte Braut
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BrüchIge Idylle
Smetanas komische Oper „Die verkaufte Braut“ am Stadttheater Bremerhaven Text: Karin Hiller
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ie Bühne zeigt ein Dorf mit böhmischem Lokalkolorit, Schauplatz von Bedrich Smetanas komischer Oper „Die verkaufte Braut“. Bühnenbildner Martin Dolnik, in Brünn geboren, also bestens vertraut mit der tschechischen Landschaft, bildet die Umgebung für die Inszenierung im Bremerhavener Stadttheater naturalistisch und nicht verkitscht ab. Die Menschen leben und arbeiten dort in einer intakten Dorfgemeinschaft.
lichen Milieus: „Der dörfliche Alltag dient als Folie für die Geschichte.“ Es geht um das damals übliche Arrangieren von Ehen, um die Existenz und den Fortbestand der Höfe auf dem Land zu sichern. Marie liebt Hans, doch sie soll Wenzel heiraten, den Sohn des reichen Bauern Micha. Doch der pfiffige Hans durchkreuzt den Plan und es kommt zum Happy End. Das eröffnet, so Regisseur Horstkotte, „viel Spielraum, um die Figuren auszuarbeiten, die alle eine andere Seite haben, einen Stich ins Tragische.“
Eltern auf. Ihre lyrisch-dramatische Arie „Wie fremd und tot ist alles umher“ ist ein Moment von großer Traurigkeit und Verletzung, den erst Hans durch die Klärung der Situation zum Positiven wenden kann.
Es ist die Zeit des Auf begehrens gegen überlebte Traditionen. Die jungen Leute kämpfen für ihr Glück, doch im Dorf wird sich nichts ändern, so Horstkotte: „Die positive Auflösung des Stücks hat keinen zukunftsweisenden Charakter, es bleibt alles „Das ist ein Volk mit starkem Patriotiswie es ist.“ Die musikalische Leitung liegt mus“, meint Regisseur Hinrich Horstkotbei Stefan Veselka. te, „mit einem innigen Verhältnis zur HeiPremiere am 20. April im Großen Haus. mat.“ Den Akzent seiner Inszenierung Marie ist eine emanzipierte junge Frau, sie Weitere Vorstellungen: 27. April; 8., 12., setzt er deshalb auf die Betonung des länd- lehnt sich für die Liebe zu Hans gegen ihre 24. und 26. Mai.
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THEATER OLDENBURG Dantons Tod
Aufgabe Danton K.D. Schmidt besetzt die Titelrolle in Büchners Drama mit drei Schauspielern Text: Sven Garbade
K.D. Schmidt
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er ist George Danton? Am Staatstheater Oldenburg, wo Georg Büchners Stück über den tragischen Revolutionsführer ab März gespielt wird, hat auf diese Frage gleich drei Antworten parat. Oberspielleiter K.D. Schmidt will die „Aufgabe Danton“, wie er es nennt, nämlich mit drei unterschiedlichen Schauspielern lösen. Der Doppelsinn kommt dabei durchaus gelegen: Aufgabe bedeutet eben nicht nur eine Art von Verpflichtung – sondern zugleich auch Kapitulation.
Robespierre unterlag und schließlich als Feind der Revolution galt. Wie Tausende anderer wurde er auf der Guillotine hingerichtet.
Der Politiker erscheint auf tragische Weise von den Menschen, deren Sprachrohr er doch eigentlich ist, geformt und am Ende sogar vernichtet. Danton sah sich als „eine Puppe, die von unsichtbaren Gewalten am Dantons Talent zu politischen Brandreden Draht gezogen“ wird. blieb legendär und inspirierte Büchner noch 40 Jahre später zu einer theatralen Wer sind diese Gewalten? Dies im Theater Nachdichtung. Der Dichter, erst 22 Jahre darzustellen, erfordert szenische Mittel, die alt, begeisterte sich im deutschen Vormärz nicht mehr mit den Kategorien von Einheit für einen Sturz auch der Person und der deutschen Feu- „eine Puppe, die von unsichtbaren des Ortes zu verdalgesellschaft, aber Gewalten am Draht gezogen“ einbaren sind. Wer sich Dantons Aufgabe stellt, bekommt er blickte zugleich In K.D. Schmidts es in jedem Fall mit Ambivalenzen zu tun. mit einem seltsamen Skeptizismus auf Oldenburger Inszenierung soll durch den Der Name George Danton steht für die Ver- den französischen Revolutionär. Was war Wechsel der Schauspieler versucht werden, pflichtung für den Kampf um eine bessere dieser genau? Freund oder Feind? Ein eitler die Fragen nach Zufälligkeit und VergebWelt wie gleichwohl auch für Niederlage Lebemann, ein korpulenter Bordellgänger, lichkeit im Handeln des Einzelnen auszuauf dem Weg dorthin. Aus diesem Grund womöglich ein Parteigänger der Dekadenz? loten, so sagt die Dramaturgin Catharina nannte Georg Büchner sein Drama, das er Hartmann. Aber was genau bedeuten diese im Jahr 1834 fertig stellte, „Dantons Tod“. In diesem Spiel von Fragen ließ Büchner An- so genannten Handlungsspielräume, wenn klänge an Shakespeares Hamlet nachhallen, der Handelnde womöglich ein alter Mann George Danton lebte von 1759 bis 1794, galt betonte die müden und todessehnsüchtigen ist? Oder ein Frau? als vitaler Tatmensch, liebte die Frauen Züge in Dantons Persönlichkeit. Wie der Rewie die Freiheit – und er war der Kopf und volutionär sich vom leuchtenden Propheten Premiere am 21. März im Großen Haus, wichtigste Antreiber der französischen des freien Wortes zu einem Zweifler an den Staatstheater Oldenburg. Weitere VorstelRevolution, die sein Lebenswerk war, bis er Grundfesten der menschlichen Integrität lungen: 23. März; 7. und 26. April; 2. und in einem Machtkampf dem radikaleren wandelte, interessierte Büchner besonders. 15. Mai.
THEATER OLDENBURG Neuer Generalintendant foyer 15
rasante BerUFUng Christian Firmbach folgt Markus Müller als Generalintendant in Oldenburg Text: Peter Schulz
Christian Firmbach
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erade hatte Markus Müller für 2014 seinen Wechsel nach Mainz bekannt gegeben, da stand auch schon sein Nachfolger parat. Mit dem 45-jährigen Christian Firmbach präsentierte Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) bereits vier Wochen später den neuen Generalintendanten des Oldenburgischen Staatstheaters. Eine Entscheidung, die in der oldenburgischen Kulturszene Diskussionen auslöste, wobei es jedoch weniger um die Person Christian Firmbach als vielmehr um das Verfahren ging. Denn eine öffentliche Ausschreibung der Position war unterblieben. Und die Ministerin lud gerade einmal fünf Tage vor der niedersächsischen Landtagswahl, die sie dieses Amt kosten sollte, zu einer Vorstellungsrunde mit anschließender Wahl ein und präsentierte dabei nur drei zuvor in ihrem Hause gekürte Kandidaten. Damit erfuhr der Verwaltungsausschuss des Theaters, in dem das Land über die Stimmenmehrheit verfügt, erst in dieser Sitzung, wer die Müller-Nachfolge antreten könnte. Etwaige Bedenken ob dieser „HauruckMethode“ wischte die Ministerin laut
„Nordwest-Zeitung“ mit dem Hinweis vom Tisch, das Land zahle schließlich 75 Prozent der Kosten des Staatstheaters und der Ausschuss habe ohnehin nur ein Vorschlagsrecht. Folgerichtig hieß es in der Pressemitteilung des Ministeriums klipp und klar, Firmbach werde Generalintendant, denn: „Das hat die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Professor Dr. Johanna Wanka, entschieden.“ Unabhängig davon zeigten sich auch Kritiker des zweifelhaften Verfahrens davon überzeugt, dass mit Firmbach ein exzellenter Fachmann insbesondere in Sachen Musiktheater verpflichtet worden sei. Seit 2008 arbeitet er als Künstlerischer Betriebsdirektor und Stellvertreter des Generalmusikdirektors in künstlerischen Fragen am Theater Bonn; unlängst wurde er als Intendant der Essener Oper gehandelt. Der lokale „Generalanzeiger“ jedenfalls bedauerte seinen Weggang: „Der Gewinn für Oldenburg ist ein Verlust für Bonn.“ Denn Firmbach sei „im Ensemble beliebt“, genieße „einen ausgezeichneten Ruf als Opernmann“ und galt im Vorjahr auch als möglicher Nachfolger des Intendanten
Klaus Weise. Dazu kam es freilich nicht, stattdessen wurde Bernhard Helmich aus Chemnitz berufen, der sein Amt mit Beginn der kommenden Spielzeit antritt. Dass er das Zeug zum Intendanten hat, kann er nun in Oldenburg unter Beweis stellen, wo Oberbürgermeister und Kulturdezernent Gerd Schwandner erklärte, mit der Berufung Firmbachs werde „die Profilierung des Hauses konsequent“ fortgesetzt. Dass der neue Mann einen besonderen Akzent in Sachen Musiktheater setze, sei eine Herausforderung für das Staatstheater in seiner Gesamtheit. Firmbach („Die Aufgabe ist für mich eine Ehre und eine Freude zugleich“) studierte Gesang an der Musikhochschule Köln, stand auch auf der Bühne, wandte sich dann aber dem Regiefach zu und arbeitete einige Jahre als persönlicher Assistent unter anderem von Andreas Homoki, Peter Mussbach und Nicolas Brieger. Von 1997 bis 2004 war er in Bonn in leitenden Positionen tätig, ging danach als Künstlerischer Betriebsdirektor und Stellvertreter des Generalintendanten John Dew ans Hessische Staatstheater Darmstadt und kehrte 2008 nach Bonn zurück.
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THEATER OLDENBURG Romeo und Julia
UnsterBlIche lIeBe E
s ist eine der aufwändigsten Produktionen dieser Spielzeit am Oldenburgischen Staatstheater, spartenübergreifend, mit Tänzern, Opernsolisten, Chor und großer Orchesterbesetzung: „Romeo und Julia“, inszeniert von den Choreografen Guy Weizman und Roni Haver. „Ein großes, zeitgenössisches und tanzgeprägtes Kunstwerk“, sagt Tanzchef Honne Dohrmann.
Mit „Romeo und Julia“ starten die 11. Internationalen Tanztage in Oldenburg Text: Sabine Komm
Die „Romeo und Julia“-Interpretationen anderer Choreografen wie Sasha Waltz oder Thierry Malandain habe er sich gar nicht erst angesehen. Mit der Tanzcompagnie Oldenburg zieht er sein eigenes Ding durch. Dabei erzählt er die Story nicht von A bis Z. Es geht vielmehr um die Philosophie dieser über den Tod hinaus reichenden Liebe. „Auch Belioz‘ Musik ist ja nicht narrativ“, sagt Weizman.
ausgelassen, melancholisch, flirrend, klagend, sehnsüchtig, geheimnisvoll. Für Berlioz gehörte die Liebeszene zum Schönsten, was er komponiert hat.
Weizman und seine Partnerin Roni Haver übersetzen das zeitlose Thema in ihre energiegeladene Tanzsprache. Sie arbeiten mit kämpferischen, bisweilen akrobatischen Bewegungen und authentischen Figuren. Die Lichtinstallation im Großen Obwohl Shakespeares Trauerspiel der Hector Berlioz verehrte Shakespeare. Doch Haus des Oldenburgischen Staatstheaters Klassiker schlechthin ist, findet Weizman in keiner anderen Adaption der Shakes(Bühne: Ascon de Nijs) erinnert dabei an den Stoff nach wie vor spannend: „Die Ge- peare-Texte wählte der französische Kom- Kerzen und Kirchenfenster, ein minimaschichte kann gar nicht oft genug erzählt ponist eine so außergewöhnliche Form wie listischer Raum, der sich mit dem Hass der werden, diese Tragödie einer Liebe, die die in seiner dramatischen Sinfonie „Roméo verfeindeten Familien zur Gruft verdüstert. Welt verändert. et Juliette“ von 1839. Das Es ist gerade „Ich will an die Liebe glauben.“ knapp zweistündige Werk Guy Weizman und Roni Haver kommen in der aktuelfür Orchester, großen aus Israel und haben 2008 das Stück „Healen Situation gut und wichtig, wenn LieChor und Gesangssolisten (Musikalische ven“ für die Tanzcompagnie Oldenburg entbe an die Stelle von Geld und Hass tritt.“ In Leitung: Thomas Dorsch) ist eine eigenwil- wickelt. Seit Sommer 2010 ist Weizman als den 60er und 70er Jahren seien „Love and lige Mischung aus Sinfonie und Oratorium. „Choreographer in Residence“ in Oldenburg Peace“ wichtige Ziele gewesen. Heute dreaktiv und begeisterte das Publikum auch mit he sich fast alles um Kommerz und KapiDer Chor erzählt, kommentiert und über„Air Ways“, einem Stück für Tänzer, Kamtalismus, sagt der 40-jährige Tänzer und nimmt die Rollen der verfeindeten Monmerchor und Staatsorchester. „Romeo und Choreograf. „Mit unserer Inszenierung tagues und Capulets. Hinzu kommen eine Julia“ ist ein ähnlich dynamisches Projekt. gebe ich den Menschen die Chance, über kommentierende Alt-Partie, eine TenorMehr als 140 Menschen sind Teil der expresdiese Entwicklung nachzudenken.“ Es ner- Partie und ein Bass, der den Pater Lorenzo siven Inszenierung dieses Liebesdramas, ve ihn, dass Menschen, die heute noch auf darstellt. Die Hauptakteure aber, Romeo auch das ein leidenschaftlicher Kraftakt. Liebe setzen, als naiv eingestuft werden: und Julia, treten gar nicht singend in ErPremiere: 9. April (19.30 Uhr), Großes „Ich will an die Liebe glauben.“ scheinung. Ihre Handlungen und GefühHaus. Weitere Vorstellungen: 24. April, 5. le werden rein instrumental dargestellt: und 11. Mai.
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THEATER OLDENBURG 11. Internationale Tanztage
18 hochkarätige Compagnien bei den 11. Internationalen Tanztagen im Staatstheater Oldenburg Text: Katrin Zempel-Bley
aUFBrUch Im tanz
studio 2 , Rahi Rezvani
A
ufbruch, das aktuelle Spielzeitthema des Oldenburgischen Staatstheaters, ist auch Leitmotiv der 11. Internationalen Tanztage vom 9. bis 20. April. Ein Festival, das sich einerseits durch seine Bandbreite, andererseits durch die hohe künstlerische Qualität der 18 teilnehmenden Ensembles auszeichnet.
nach Veränderung, nach Experiment und Risiko. Aber auch klassische Tanzelemente werden im Programm nicht fehlen, denn Tanzdirektor Honne Dohrmann ist es erneut gelungen, ein vielseitiges Programm zusammenzustellen.
dern und dem Ausland anreisen. „Wir wissen das aufgrund der Kartenbestellungen“, sagt Intendant Markus Müller. Die Tanztage sind aber vor allem auch ein Sprungbrett für bislang noch unbekannte Compagnien. „Manch eine Gruppe hat nach ihrem Auftritt in Oldenburg den Die Oldenburger Tanztage genießen mitt- Durchbruch geschafft“, weiß Honne Dohrlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus mann. Aufbruch – das spiegeln die eingeladenen einen besonderen Ruf. Kein anderes Produktionen in Ausdruck und Inhalt wiFestival in Norddeutschland bietet derart Eröffnet werden die Tanztage im Großen der. Neue Formen und ungewöhnliche Per- viele verschiedene Ensembles auf, weshalb Haus mit „Romeo und Julia“, einer Urspektiven zeugen von der steten Sehnsucht sogar Tanzfans aus anderen Bundeslänaufführung des Oldenburgischen Staats-
THEATER OLDENBURG 11. Internationale Tanztage
theaters (siehe dazu den Beitrag auf Seite 16). Gleich am nächsten Abend ist Israel Galván zu erleben. Er ist einer der größten Flamencotänzer der Gegenwart und gilt zugleich als dessen Erneuerer. Zu sehen ist er mit einer Hommage an „La Edad de Oro“, das Goldene Zeitalter des Flamencos. Galván verkörpert auf der Bühne mit seiner Präsenz den Aufbruch und sorgt garantiert für Gänsehaut bei den Besuchern.
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Radikalisierung, für die Martin Hansen ‚Ghost Track’ erwächst aus der spieleri2012 vom Fachmagazin „tanz“ zum Tänzer schen Leichtigkeit und dem überwältigendes Jahres gewählt wurde. den Ideenreichtum, mit denen ein westöstliches Gesamtkunstwerk geschaffen „Islandia“ aus Spanien bezeichnet Honne wird, das zugleich die jeweilige Herkunft Dohrmann „als Aufsteiger des Jahres in und Tradition respektvoll achtet“, so der Europa“. Choreograf Marcos Morau ist ein Tanzdirektor weiter. unabhängiger Denker, hat etwas zu sagen und ein Ensemble, das tänzerisch und Weil die Compagnie eine enorm große Fanästhetisch auf sehr hohem Niveau agiert. gemeinde in Oldenburg und dem Umland Vielversprechend dürfte auch „Ghost hat, darf das Nederlands Dans Theater2 Drei Tanzstücke mit afrikanischer Beteili- Track“ sein. Hier handelt es sich um ein aus Den Haag nicht fehlen. Es passt mit gung – die Compagnie Baninga aus der Re- niederländisch-indonesisches Projekt, in seiner modernen Tanzsprache und seinen publik Kongo, Panaibra Gabriel Canda aus dem tänzerische Größen zu sehen sind. energiegeladenen Tänzern perfekt in das Mosambik und Gintersdorfer/Klaßen aus Programm des Festivals. Während der 26 Deutschland und von der Elfenbeinküste „Es treffen Extreme aufeinander, um zu Vorstellungen stehen 8000 Karten zur Ver– lassen Aufbruch in seiner existenziellen etwas völlig Neuem zu verschmelzen“, fügung. Markus Müller rechnet damit, dass Bedeutung spürbar werden und eröffnen kündigt Tanzdirektor Dohrmann an. Die die Tanztage ausgebucht sein werden. eine politische Dimension. Das Gleiche Tänzer fordern sich gegenseitig heraus, teigilt für Christoph Winklers eindringliche len sich mit und verbinden sich zu neuen Weitere Informationen unter Studie „Baader“, eine Choreografie einer Formen. „Die besondere Faszination von www.staatstheater.de
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THEATER IM NORDEN Opernpremieren
: Opernpremieren Aktuelle Inszenierungen auf Bühnen der Region
„Mahler III“
Theater Bremen Schon der Premierenabend zeigte es: „Mahler III“ löst beim Publikum sehr unterschiedliche Reaktionen aus, entschiedene Buh- und kraftvolle Bravorufe hielten sich die Waage. Pro & Contra – so fiel auch das Urteil in der foyer-Redaktion aus. – Die nächsten Vorstellungen: 15. und 17. März; 3., 13., 17. und 26. April.
„Mahler III“ – Pro Der 35jährige Regisseur Benedikt von Peter arbeitet da, wo er Chancen hat, seine Visionen, die nicht mit jedem Stadttheater kompatibel sind, umzusetzen. Seine Überzeugung, dass die Sinfonien von Mahler menschliche Dramen sind, traf auf die Ideen von Generalmusikdirektor Markus Poschner, der seinerseits auf der Suche ist nach Bildern hinter oder unter der Musik. So entstand in beider Autorenschaft eine nicht weniger als sensationell zu nennende Premiere mit dem lapidaren Titel „Mahler III“, im Untertitel „Musiktheater mit Mahlers dritter Sinfonie“. Die Musik führt von der Gottlosigkeit und der Unbehaustheit des modernen Menschen zur Sehnsucht nach der Kunst als Transzendenz und Erlösung.
Dann geht eine Wand auf, wir schauen einerseits in den Zuschauerraum and stehen andererseits dem Orchester gegenüber, das auf einem großen fahrbaren Podest sitzt. Auf fünf Leinwänden werden auf „youtube“ gesammelte Filme gezeigt: der Mensch beim Wandern, beim Wohnwagenfahren, beim Zeltbauen – all diese Vergeblichkeiten, aus der Sinnlosigkeit, der Urangst, dem Urchaos, das im ersten Satz mit Gewalt gespielt wird, herauszukommen. Im Raum befindet sich ein Alien, eine in weißem Lack gekleidete Person – Nadine Geyersbach –, die wohl dieser nach Sinn suchende neue Mensch ist, auch das Alter Ego des Komponisten und der Zuhörer. Mitten im Publikum steht Mahlers Komponierstübchen vom Attersee, in dem Nadja Stefanoff im vierten Satz ihr ungeheuer wirkendes „O Mensch. Gib acht!“ (Nietzsche) ohne falsches Espressivo ganz gerade und damit erschütternd singt.
Mut, der die Logistik eines Hauses unvorstellbar fordert, kann kein Wort des Lobes zu viel sein, auch wenn es Fragen und Schönheitsfehler gibt. Ute Schalz-Laurenze
„Mahler III“ – Contra Mit Mahlers Sinfonien beginnt auch das Erklären von Musik. Als wolle man dem, was in Klang gesetzt wird, nicht trauen; als wolle man das, was diese Musik in uns erzeugt, rational unterfüttern. Sicherlich, Mahler sprengte alle Grenzen des Üblichen: Größte Ergriffenheit, fratzenhafter Ekel, höchste Ekstase, Panikausbrüche, frenetischer Jubel verbunden mit tiefster Ergriffenheit, Versunkenheit.
Das ist noch immer eine Herausforderung. Benedikt von Peter stellt sich dieser Problematik und versuchte, Mahlers 3. Sinfonie mit all ihren Brüchen auf die Bühne zu bringen und die Leerstellen mit szenischem Inhalt zu füllen. Aber hieraus resulLangsam fährt das Orchesterpodest nach tiert auch die Problematik. Wenn von Peter vorne und ist beim letzten Satz ganz dicht feststellt, dass man beim Hören Mahlers bei den Zuschauern. Jetzt schweigen die Bil- Musik sofort an Oper denke, so mag das ja der. Und Markus Poschner und die Bremer subjektiv stimmen. Doch Mahler schrieb Philharmoniker zeigen uns eine packende nun einmal keine Opern, sondern SinfoInterpretation des geradezu hämmernden nien und hat, wohl wissend um die Gefahr Dur, auf die der ganze Abend schon hingeMit der Hinterbühne, der Bühne und dem der Fehldeutung, programmatische Erläuführt hat: Das mag Mahler sich wünschen, Zuschauerraum als einer Achse und den terungen oft nicht veröffentlicht. beiden Nebenbühnen als einer zweiten ent- wirklichen daran glauben tut er nicht. stand so etwas wie eine Kirche, auch ein Und so mäandern in Benedikt von Peters Kreuz. Das Publikum wird in einen beängs- Man mag streiten über den Sinn solcher Inszenierung seine subjektiven EmpfinBilder, nicht streiten sollte man über den tigenden dunklen Raum geführt, in dem dungen um Mahler. Das Opernhaus soll über schnell heruntergefahrene Lautspre- Versuch, eine Sinfonie einmal vollkommen zur Kunstkirche werden. Er lässt einen Teil anders erfahrbar zu machen. Für diesen cher die furchterregende Musik erklingt. der Besucher (die auf den Rängen werden
THEATER IM NORDEN Opernpremieren 21 foyer
Foto: Jörg Landsberg
leider ausgeschlossen!) auf die Bühne wandern, fügt eine „stumme Figur“ hinzu als Alter Ego des „ewig leidenden Künstlers“, ein Wanderer zwischen den Welten. Die Musik Mahlers wurde im hintersten Winkel der Bühne versteckt. Sounddesigner sollten die musikalische Botschaft nach vorne bringen. Erst am Ende werden die Bremer Philharmoniker nach vorne gefahren. Benedikt von Peter wollte scheinbar eine Idee des Komponisten Dieter Schnebel in die Tat umsetzen, der in einem Aufsatz aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts bereits an eine „räumlich gestaltete Aufführung“ gedacht hatte.
„Der Graf von Luxenburg“
text halten. Die Musik eben für sich selbst sprechen lassen. Dem Zuhörer zutrauen, sich auch ohne optischen Support von ihr ergreifen zu lassen. Michael Pitz-Grewenig
Stadttheater Bremerhaven „Der Graf von Luxemburg“
Die Geschichte der lukrativen Scheinheirat des Grafen René mit der Sängerin Angèle, die einen Adelstitel benötigt um den reichen Fürsten Basil zu ehelichen, ist vergnüglich erzählt, das Publikum wird bestens unterhalten.
Stimmlich sauber und mit sympathischer Ausstrahlung treten Reto Raphael Rosin (Graf René) und Katja Bördner (Angèle) Wir sind in Paris, der Stadt der Liebe! Es ist als Vertreter der großen, wahren Liebe auf Nacht, der Vollmond steht am Himmel, die und dürfen beglückt in einer MondschauSterne funkeln und mittendrin: der Eiffel- kel in den Bühnenhimmel schweben. Opeturm. Er ist stets präsent in Roland Hüves rettenseligkeit pur, auch dank der anderen Inszenierung des „Grafen von Luxemburg“. Mitwirkenden. Liebevoll hat Bühnenbildner Siegfried E. Mayer die Produktion ausgestattet und Nette Einfälle wie die Bitte des Grafen an schickt den wie immer spielfreudigen Chor den Dirigenten, ein Liebeslied zu spielen Markus Poschner hatte seine Bremer Philgleich zu Beginn in bunten Karnevalskos- (Brüsch darauf: „Das kommt erst später“), harmoniker glänzend vorbereitet. Man konnte es oft aber leider nur sehen und nicht tümen auf die Bühne. unterstreichen die lockere Stimmung der hören, da die Übertragung des Sounds oft Inszenierung. Sechs Tänzer des BallettAn der Musik gibt es nicht viel zu deuten, gestört und zu unausgewogen war. Nadja ensembles bereichern durch schwungvolStefanoff intonierte subtil innig, soweit man das ist Franz Lehár, wie man ihn kennt. le Einlagen (Choreographie: Sergei Vanaev) Hartmut Brüsch, der das Städtische Ores hören konnte. Auch die Chöre (Daniel die Szenerie. Für die humorvollen, slapMayr) schienen glänzend vorbereitet. Posch- chester sicher durch Walzerseligkeit, Liestickartigen Momente des Abends sorgt ner dirigierte höchst engagiert und fungier- beslieder und humorvolle Couplets führt, Vladimir Marinov als verschrobener Stante als musikalische Steuerzentrale pointiert, lässt die Musiker in den eingängigen Melo- desbeamter und später als urkomischer sodass Zäsuren und Filmwechsel exakt hät- dien schwelgen. Hotelportier im Nosferatu-Look. ten stattfinden können, aber leider lief vieles Hüve versucht gar nicht erst, den Inhalt oft nicht synchron mit den Ereignissen auf Eine rundum gelungene, vom Publikum der Bühne (Natascha von Steiger), den Vide- zu verfälschen oder zu überzeichnen, son- mit herzlichem Applaus aufgenommene dern nimmt sich der Geschichte leicht und Produktion. – Die nächsten Vorstellungen: os (Katharina Duve, Timo Schierhorn) und nur behutsam modernisiert an. Die gedem Licht (Christian Kemmetmüller). 24. und 26. März; 5., 13. und 28. April. sprochenen Dialoge hat der Regisseur geKarin Hiller kürzt und mit etwas Ironie verfeinert und Fazit dieser mutigen Inszenierung: Mahdem Stück so etwas vom Staub der Verganlers Werk wirkt noch immer am besten, genheit genommen. wenn sich Interpreten an den Noten-
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THEATER IM NORDEN Opernpremieren
„Otello“
Staatstheater Oldenburg „Otello“
„Der Barbier von Sevilla“
sauber und kostete auch nicht die Details der Partitur aus, wusste diese insgesamt jedoch angemessen umzusetzen. Luis Chapa stand die gefürchtete Titelpartie gekonnt Otello“ im Friseursalon? Das klingt nach und konditionsstark durch. In vielen Moplakativen Einfällen aus der Kiste des Rementen wusste er Otellos emotionalen Pargietheaters. Erfreulicherweise bot der neue forceritt bewegend umzusetzen. Überragt „Otello“ im Oldenburgischen Staatstheater wurde Chapa aber noch von Krister St. Hill, mehr: nämlich eine trotz mancher Schwäder mit seinem weichen, hervorragend gechen insgesamt am Werk orientierte, oft paschulten Bariton exzellente Gesangskunst ckende Erzählweise. Große Oper um Macht, bot und der Figur des nach außen hin charLiebe, Eifersucht und Manipulation. mant wirkenden Iago subtile Schärfe gab. Bravo! – Die nächsten Vorstellungen: 17. Regisseur Nikolaus Helbling vermied eine März; 23. April. eindimensionale Sichtweise in der DarstelMarkus Wilks lung der Geschichte des Paares Otello-Desdemona, dessen Liebe durch die Einwirkung des Intriganten Iago tödlich zerstört wird. Staatstheater Oldenburg Otellos rasende Eifersucht ist hier auch Ausdruck von Verlustängsten und besitzt patho- „Der Barbier von Sevilla“ logische Züge. Der Held ist leicht manipulierbar und wird von interessant bebilderten Der Erfolg der hinreißend ausgestatteten und vom Publikum begeistert aufgenomWahnvorstellungen überfallen, denen der menen Rossini-Oper „Der Barbier von SeKontrollverlust folgt: Er ertränkt seine gevilla“ in Oldenburg beruht auf der Sichtliebte Desdemona im Waschbecken. weise, nicht nur das mitzuteilen, was in Text und Partitur steht, sondern auch daInsbesondere die Gegenspieler Otello und hinter zu blicken: In die Untiefen der Iago gewinnen an szenischer Brillanz und menschlichen Psyche. werden zu „lebendigen“ Charakteren. Allerdings zählt Helblings „Otello“ zu den ProRonny Jakubaschk versetzte die Handlung duktionen, bei denen man nicht allzu genau in eine märchenhafte Unterwasserwelt und nach Logik und Begründungen fragen darf. führte ein umfassendes turbulentes PandäGespielt wird im Inneren eines partiell zer- monium menschlicher Gestalten und Verschossenen Einkaufszentrums mit dem Fri- haltensweisen vor. Dabei bediente er sich seursalon als Machtzentrale (Bühne: Jürgen virtuos aus dem Fundus der Archetypen der Höth, Kostüme: Uta Jäger) – naja. Commedia dell’arte. Zum Erfolg trugen aber auch märchenhafte Kostüme (Ausstattung: Das Staatsorchester musizierte unter der Matthias Koch), viele tolle Ideen und eine Leitung von GMD Roger Epple nicht immer virtuose Personenregie bei. Sie verlangte
Fotos: Andreas J. Etter
Foto: Jörg Landsberg
von allen Mitwirkenden einiges ab, was diese in spürbar bester Spiellaune umsetzen. Die Umfunktionierung des scheinbar töricht affirmativen Schlusstableaus zum bezwingenden Theatermoment, in dem Rosina aus der Unterwasserwelt geläutert heraustritt und so umgekehrt den Weg geht, den Graf Almavia nur von äußeren Reizen gesteuert und mit Hilfe seines Vermögens gehen konnte, ist kein aufgesetzter Effekt, sondern schlüssiger Bestandteil einer scharfsinnigen Sicht. Geld regierte eben schon damals die Welt. Rosina wird zu einer intelligenten Frau, die zum Objekt degradiert wurde und deren Unterdrückung gesellschaftlichen Umständen geschuldet ist. Das gesamte Ensemble und der Chor agierten schauspielerisch wie gesanglich so überzeugend und setzten bei allem Klamauk Rossinis Pointen so sensibel um, dass es kleinlich und pedantisch wäre, an einigen Stellen herumzumäkeln. Jason Weaver hatte das Oldenburgische Staatsorchester exzellent vorbereitet. Ein geglückte Inszenierung, die einmal mehr zeigte, was möglich ist, wenn uns durch inspirierte künstlerische Zusammenarbeit die Augen geöffnet werden für eine Bilder- und Klangwelt längst vergangener Zeiten, die von menschlichen Leidenschaften und Tragödien erzählt, die uns noch immer etwas angehen. Und das ohne den Zeigefinger zu heben. Chapeau! – Die nächsten Vorstellungen: 22. März, 6. und 25. April, 3. Mai. Michael Pitz-Grewenig
THEATER IM NORDEN Schauspielpremieren 23 foyer
: Schauspielpremieren Aktuelle Inszenierungen auf Bühnen der Region
„Wie im Himmel“
Stadttheater Bremerhaven Wie im Himmel
Zum großen Finale treten aus allen Seiteneingängen des Saals fast 200 Sänger aus Chören der Region in den Zuschauerraum und lassen zusammen mit den Akteuren Das ist Theater wie man es sich wünscht! auf der Bühne ein schwedisches Volkslied Mit „Wie im Himmel“ zeigt das Stadttheerklingen. Ein Moment von großer Emoater Bremerhaven eine unter die Haut tionalität! Lang anhaltender Jubel, Bravos gehende, tiefgründige und humorvolle und Standing Ovations! – Die nächsten Produktion, bemerkenswert inszeniert von Vorstellungen: 28. März, 14., 19., 26. April. Ulrich Mokrusch und getragen von einem Karin Hiller ausdrucks-starken Schauspielensemble. Nicht nur die Akteure auf der Bühne, sondern auch die Zuschauer im Saal erfahren Theater Bremen an diesem Abend, dass Musik die Macht Woyzeck hat, intensive Gefühle hervorzurufen. Was ist das bloß für ein dunkles Anti-Märchen, diese hoffnungslose Geschichte vom Woyzeck, dem armen Kerl, der seine Frau erstach? Dass in Georg Büchners Drama rein gar nichts aufscheinen mag, was auf ein glücklich geartetes Ende hinweisen könnte, empfiehlt die Angelegenheit nicht unbedingt für ein Musical. Aber mit erbauli-chem Singsang hat der Songschreiber Tom Waits sowieso rein gar nichts am Hut; anschmirgeln, derangieren und um Erstaunlich gut das gesangliche Talent der Balance ringen – das sind seine Techniken. Und so ist seine Musical-Version, die jetzt Schauspieler, allen voran Sascha Maria Icks, die als Gabriella mit einem ergreifen- im Bremer Theater nachgespielt wurde, den Solo bezaubert. Schwedische Volkslie- eine klanglich bizarre und szenisch etwas der, Abba-Songs und ein stimmungsvolles komplizierte Angelegenheit geworden. Picknick bringen nordische Atmosphäre Kompliziert deswegen, weil die Waitsauf die Bühne. Szenenapplaus gibt es für Songs zwar fraglos eine bitterschöne den ersten Auftritt des Projektchors, der Pracht besitzen, aber sie nehmen sich wie die Schauspieler stimmgewaltig unterauf einer Perlenkette angereiht aus, und stützt. schei-nen nur lose mit dem Stück verGrandios spielt Andreas Möckel den Stardirigenten Daniel Daréus, dessen Traum es ist die Herzen der Menschen mit seiner Musik zu berühren. Sein Publikum zu errei-chen gelingt am Ende des Abends aber nicht nur ihm, sondern auch Ulrich Mo-krusch, der den „Oscar“-nominierten Film von Kay Pollak mit einfachen, aber effekti-ven Mitteln und starken Bildern für die Bühne adaptiert hat.
„Woyzeck“, Foto:Jörg Landsberg
knüpft zu sein. Amerikanisches Sprachgefühl ist von Nöten, um hier richtig einsteigen zu können. Eindrucksvoll anzusehen ist das Ergebnis gleichwohl. In Klaus Schumachers Inszenierung, die in einer kesselförmigen Arena spielt, wird der geschundene Woyzeck (Simon Zigah) bereits räumlich als ein rundweg Unterlegener kenntlich gemacht. Tatsächlich blicken seine Peiniger von oben auf ihn herab. Und ein koboldartiger Erzähler (Peter Fasching) wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass hier auf gar keinen Fall mit einer tröstlichen Moral zu rechnen sei. Überhaupt „Moral“! Pah, da lachen sie und spucken unflätig aus, die da oben auf dem Gerüst. Einzig Elend regiert die Welt, „Misery ist the River of the World“ – eine übel klingende These, die ähnlich wie in Brechts Theater zum Widerspruch anregen soll. Auf jeden Fall sollte der Zuschauer ein paar Grundkenntnisse der Stückvorlage mitbringen, um nicht den Faden zu verlieren. Gesungen wird mit teilweise etwas dünnen, aber immer hingebungsvollen Stimmen, so dass besonders die zitterleisen Duette zwischen Marie (Annemaaike Bakker) und Woyzeck dem vom Premierenpu-blikum bejubelten Abend einen zarten Glanz verleihen. – Die nächsten Vorstellun-gen: 16., 30. März; 5., 9., 11., 19., 21. April; 9., 15. Mai. Sven Garbade
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THEATER BREMEN Szene
konzept VerworFen Neuheiten von den Bühnen der Region Text: Peter Schulz
Benedikt von Peter
Mit „Mahagonny“ und „Mahler III“ hat Benedikt von Peter, künstlerischer Leiter des Musiktheaters und Hausregisseur am Theater Bremen, im wahrsten Wortsinn neue Dimensionen am Goetheplatz erschlossen. Eine ähnliches Aufsehen erregende Raumkonzeption schwebte ihm anscheinend auch für die Produktion von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ in Hannover vor, deren Premiere für den 8. Juni geplant ist. Doch daraus wird nichts. In einer ausgesprochen knappen Pressemitteilung gab die Staatsoper bekannt, dass nicht von Peter, sondern Olivier Tambosi das Stück inszenieren wird.
Pako Balke
hat in der Staatsoper offenbar zu wenige Unterstützer gefunden.
Pferdefleisch-Skandal, Eier-Schmu – die Ereignisse der vergangenen Wochen zeigen, wie aktuell das neue Programm des Bremer Kabarettisten Pago Balke doch Die Städtischen Bühnen Osnabrück und das Theater Bielefeld werden im kommen- ist. In „TIERtorTOUR 2013“ geht er unter anderem auf die Frage ein, ob noch alles in den November eine Rekonstruktion von Butter ist und was noch so auf die Kuhhaut „Le Sacre du Printemps“ in der Choreogeht. Wie klug sind Schweine wirklich graphie von Mary Wigman präsentieren. oder sind sie einfach nur lecker? Und leben Die dafür erforderlichen finanziellen Mittel kommen aus dem „Tanzfonds Erbe“ eingefleischte Vegetarier länger oder sehen die nur älter aus? Viel Futter zum Thema der Kulturstiftung des Bundes. Er wurde Tier also, auf bereitet in der Regie von Aleingerichtet, um künstlerische Projekte varo Solar, der auch als Co-Autor tätig war. zu fördern, die sich „wichtigen choreograZu erleben am 20. März (20 Uhr) auf dem phischen Positionen, Schlüsselwerken und Theaterschiff Bremen. Eine weitere VorThemen des Tanzes im 20. Jahrhundert stellung ist für den 24. April vorgesehen. widmen.“ Insgesamt waren der Stiftung 70 Projekte vorgeschlagen worden, 22 wurden Das Haus sah sich „bedauerlicherweise Als kompromissloser Moralist hat sich ausgewählt. nicht in der Lage, das künstlerische KonWilfried Schmickler einen Namen in der zept von Benedikt von Peter umzusetzen“, bundesdeutschen Kabarettszene gemacht Die Choreographin Henrietta Horn wird hieß es. Man freue sich jedoch auf die – nicht zuletzt wegen seiner TV-Auftritte die Rekonstruktion in Ermangelung von weitere Zusammenarbeit mit ihm in der in den „Mitternachtsspitzen“ des WDR, die kommenden Spielzeit. Der Regisseur hatte Filmaufnahmen anhand von Skizzen er traditionell mit den Worten „Aufhören, und Notizen Mary Wigmans, Fotomatein Hannover in der vergangenen Saison Herr Becker, aufhören!“ einleitet. Seine rial sowie mit Hilfe von Zeitzeuginnen mit seiner „La Traviata“-Inszenierung grimmig-bösen Tiraden zählen zum Besvornehmen. Mary Wigman hatte „Le Sacre ten, das gegenwärtig im deutschen FernseBegeisterungstürme ausgelöst. du Printemps“ 1957 an der Städtischen hen zu sehen ist. In seinem neuen ProOper Berlin inszeniert. An dem KooperaBenedikt von Peter, von foyer auf eine gramm „Ich weiß es doch auch nicht“ gibt tionsprojekt, an dem auch das Bayerische er sich unwohnt ahnungslos. Aber dieser Stellungnahme angesprochen, bestätigte Staatsballett beteiligt ist, werden jeweils „künstlerische Differenzen“, wollte sich Eindruck täuscht… Schmickler tritt am 11. Mai (20 Uhr) im Vegesacker Kulturbahnhof darüber hinausgehend aber nicht äußern. zehn Tänzer aus Osnabrück und Bielefeld (Hermann-Fortmann-Straße 32) auf. – Das Wagner-Zitat „Kinder, schafft Neues“ teilnehmen.
Foto: Marianne Menke
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KOLUMNE Da capo!
Da capo! Erinnerungen des foyer-Kritikers Simon Neubauer
Daniela Sindram „Fräulein Julie“; Foto: Jörg Landsberg
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FraUen-power
Später, als Maria Sandulesco von der Santuzza zur Mama Lucia „gealtert“ war, übernahm ne blieb auch deshalb deutlich in Erinneeine Kollegin eine Reihe ihrer Rollen, ganz rung, weil Maria Sandulesco in die Figur einen lodernden Gefühlssturm investierte, ohne Gewichtsverlust. Gemeint ist Nelly Boschkowa. Die Bulgarin kam 1984 von der ein darstellerisches Vermögen, das sie eiKomischen Oper in Ost-Berlin nach Brener großen Zahl ihre Rollen vermittelte. men, feierte hier rasch Erfolge und folgte 1991 einem Ruf an die Staatsoper in Wien. Maria Sandulesco startete mit ihren perBis 2003 gehörte sie diesem Ensemble an, sönlichkeitsstarken Porträts mitten hinbrachte es dabei auf 355 Vorstellungen ein in den Sturm, den fast jede Inszenierung der Hübner-Ära entfachte. Zudem war und zum Ehrentitel einer österreichischen Kammersängerin. 2004 ist sie im Alter von nach Hans Wallat Hermann Michael als nur 55 Jahren in Wien gestorben, übrigens Generalmusikdirektor gekommen, zwar Eine Kammersängerin hatten wir – nein, wenige Tage nach Maria Sandulesco. nicht vergessen, aber es gilt, das Datum ih- auch ein Progressiver, aber weniger radikal. Trotzdem teilte sich die Publikumsrer Ernennung nachzutragen. Maria Sandulesco erhielt diese besondere Auszeichnung Akzeptanz weiterhin zwischen hellem Ju- Das künstlerisch hohe Niveau dieser beiden Sängerinnen unterstreicht, wie reich bel und wütender Ablehnung. Und die im Juni 1990 für ihre mehr als 50 großen das Bremer Ensemble in jener Zeit bePartien, die sie zwischen 1970 und 1990 am Sandulesco war mit ihrem intensiv klinstückt war. Der Geldhahn sprudelte zwar genden Mezzo und ihrer darstellerischen Goetheplatz mit Leben erfüllt hatte. nicht übermäßig, aber andererseits wurKreativität wesentlich an der Qualität der de dem Theater nicht Jahr für Jahr der Etat Aufführungen beteiligt. Unschwer zu er„Höre Santuzza, reize mich nicht“ warnwesentlich gekürzt. Bremen war seinerzeit kennen an der packenden Gestaltung ihte der geliebte Turiddu just auf dem Weg ja noch Geber im Länderfinanzausgleich, rer Figuren von der Klytämnestra bis zur zur Ostermesse. Aber die von berechtigter Eifersucht getriebene Frau wollte nicht Kundry, von der Salome bis zur Tannhäu- das Regietheater muckte zwar gelegentlich auf, denn auch im Musiktheater galt wie ser-Venus; doch sie konnte auch sehr kohören, wollte den feurigen jungen Mann im Schauspiel die Losung: Die alten Zeiten misch sein, wie sie als Köchin Begonia in an sein Treuversprechen erinnern. Mit sind vorbei. Und wenn man schon mal ein Henzes „Der junge Lord“ offenbarte. schlimmen Folgen, wie man aus MascagStück total auf den Kopf stellte wie bei der nis „Cavalleria rusticana“ weiß. Diese Szensere foyer-Tournee querbeet durch die Bremer Operngeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stoppte zunächst bei den herausragenden „Säulen des Ensembles“, die dank ihrer Leistungen mit der Auszeichnung „Bremer Kammersänger“ geehrt wurden. Doch bei dieser Wanderung blieb man immer wieder hängen an den Namen von Interpreten, die mit ihrem Können gewiss auch nicht unwichtig waren für das hohe Niveau des Bremer Theaters. Heute geht es um die Damen, in der nächsten Ausgabe sollen dann die Herren ins Scheinwerferlicht gerückt werden.
kolumne Da capo!
Fredrika Brillembourg; Foto: Jörg Landsberg
„Maske in Blau“, kam es zum Prozess, den das Theater prompt verlor.
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Anna Schaffner und Teresa Seidl „Saul“; Foto: Jörg Landsberg
der Amerikanerin zu: Mit Grace war „Abi“ gekommen, der rasch beliebte Bariton Abraham Lind-Oquendo. Beiden glückte 1974 Aber nicht jede Produktion blieb umstritten eine bewegende Bremer Erstaufführung von oder gar bekämpft. So zum Beispiel Hübners Gershwins „Porgy und Bess“. gewagte Inszenierung von Rameaus „Hochzeit der Platäa“, die Karl Ernst Hermann üp- Szenenwechsel. Die Tränen kullerten, liepig ausgestattet hatte. Da reisten dann wie ßen sich kaum unterdrücken. „Ist es denn im Schauspiel mit dem neu gefundenen Bre- so schlimm?“ Teresa Seidl konnte nur mer Stil prominente Kritiker an, in diesem schluchzen: „Er führte doch Regie wie ein Falle K.H. Ruppel von der Süddeutschen Zei- verständnisvoller Vater“, weshalb die kleitung, der erstaunt feststellte: „Die Bremer, ne Abschiedstunde für den Oberspielleiter nicht gerade für überschäumenden Enthu- der Oper, den vielgeliebten Peter Brenner, siasmus bekannt, ließen ihren Beifall am von Wehmut durchströmt war. Klar, die lySchluss zu Windstärke 7 anschwellen, derrische Sopranistin mit der Mädchenfigur gleichen kommt mindestens bei ihrem thea- und der lieblich lockenden Stimme erlebtralischen Klima höchst selten vor.“ te am Goetheplatz während der Achtziger den ersten Höhepunkt ihrer Karriere: Mit Susanna im Figaro, der Despina in „Cosi“, In dieser Inszenierung 1962 sang Grace de la Cruz noch eine der Nymphen. Doch bald einem neckisch-süßen Füchslein (Janacek) und nicht zuletzt mit einer bezauberndwar sie auf große Partien abonniert: Viel Mozart (Figaro-Gräfin, Donna Anna), eben- naiven Sophie, die bei der Rosenüberreichung ihr Bühnen- und ihr persönliches so Verdi (die Leonoren in Troubadour und Glück wunderbar strahlen ließ. Macht des Schicksals) und ganz besonders Aida. Und da kam es eines Tages zu einem unvergesslichen Erlebnis: Es gastierte die Überhaupt bleibt jedem, der sie miterlebt „Schwarze Venus“ Grace Bumbry als Amne- hat, die Musiktheater-Ära der beiden Peter, ris. Und beim Erkennen beider Frauen, dass GMD Schneider und Oberspielleiter Brensie den gleichen Mann lieben, entwickelte ner, als sehr glückliche Zeit in Erinnerung. sich ein lebensechter Eifersuchtskampf, der Da musste eine „Primadonna“ nicht alles naturgemäß auch um die Gunst des Publisingen von der Pamina bis zur Agathe oder kums ging. Und noch ein Verdienst kommt zur Butterfly – vielmehr war das Ensemble
so zusammen gestellt, dass jede Partie mit einer Sängerin des geeigneten Timbres besetzt werden konnte. Und davon zehrten in gleicher Weise die Alternativbesetzungen und die Wiederaufnahmen. Die Auswahl in dieser Kolumne ist gewiss sehr persönlicher Art. Viele Opernfreunde vermissen sicher Eliane Coelho, die 1974 nach Bremen kam und in den drei Frauenrollen von Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ oder – ein anderes Beispiel – als erotisch knisternde Lulu brillierte. Die Brasilianerin machte übrigens direkt von Bremen aus Karriere an den Staatsopern Wien und München. Zu denken wäre auch an die attraktive Daniela Sindram, die heute große Aufgaben in München und an der Deutschen Oper Berlin erfüllt, vielleicht auch an Irja Aurooras Tannhäuser-Elisabeth, an Sonja Pötscher (später Larson) mit ihrer bedingungslosen Senta und ihrer stattlichen Marschallin, an Rahel Torneys Desdemona (sie gastiert heute an mittleren Häusern als Brünnhilde), an Fredrika Brillenbourgs Orpheus in Loys Gluck-Inszenierung, an Jutta Valerien, Csilla Zentai, Teresa Erbe und viele andere Ensemble-Mitglieder, die den „Opern-Alltag“ auch dann glänzen ließen, wenn bei den „Festlichen Opernabenden“ Prominenz neben ihnen agierte.
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MENSCHEN IM FOYER Carsten Ahrens, Dieter Mützelburg, Karin Krusche
Premierenfeiern von MAHLER III und für die mit viel Beifall aufgenommene „Woyzeck“-Inszenierung im Theater am Goetheplatz Fotos: Jörg Landsberg
Carsten Werner, Kirsten Kappert-Gonther, Eva Quante-Brandt
Brigitte Schulte-Hofkrüger, Werner Rabus, Katrin Rabus
Hilko Eilts, Dr. Ralf Waldschmidt
Nadja Stefanoff, Christian Schuller
Katja Pietsch, Ulla Hamann, Barry Randecker
Simon Zigah (Mitte) und Gäste
menschen im foyer
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MAHLER III
MAHLER III
Woyzeck
Hildegard Christiansen Fon 0421 - 25 57 35 Oberneulander Heerstraße 26 - 28 28355 Bremen Mo. - Fr. 10.00 - 18.30 Uhr Sa. 10.00 - 13.30 Uhr Woyzeck
Woyzeck
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MUSIK Jazzahead!
Der große Marktplatz: „Jazzahead!“ vom 25. bis 28. April in Bremen Text: Wilfried Hippen
Ilana Eliya
E
rst (oder bereits) acht Jahre „Jazzahead!“ – und schon ist die Messe eine Institution und obendrein einer der internationalen Treffpunkte des Jazz. Eine Entwicklung, die trotz oder vielleicht gerade wegen des grundsätzlichen Widerspruchs ihrer Existenz eingesetzt hat. Denn die Kunstform Jazz versteht sich als improvisiert, frei und unangepasst. „Kommerziell“ ist in der Szene immer noch ein vernichtendes Urteil. Wie kann dazu die typische Atmosphäre einer Messe mit Verkaufsständen, Geschäftsgesprächen und Präsentationen passen?
messe Und mehr
Für Musiker, Konzertveranstalter, ProduDie „Jazzahead!“ beginnt am Donnerstag zenten, Medienmanager und Fachjourmit der „Israeli Night“ im Schlachthof und nalisten ist die „Jazzahead!“ inzwischen der Halle 2 des Messezentrums. Dabei neben den traditionellen Festivals der treten sieben Formationen aus Israel, dem wichtigste Branchentreffpunkt geworden. diesjährigen Partnerland der Messe, auf. Überraschend dabei ist, wie gering der Deren Bandbreite reicht vom SaxophonAnteil der US-amerikanischen Musiker am und Schlagzeug-Duo Malox, deren wilde Programm ist. Zudem lockt die „JazzaEnergie einige Kritiker an Punk erinnert, head!“ schon „Jazzahead!“ ist inzwischen neben den traditionellen seit eini- Festivals der wichtigste Branchentreffpunkt geworden. gen Jahren nicht mehr mit großen Namen wie Joe bis zur traditionellen Musik der Juden Zawinul und John McLaughlin, sondern in Kurdistan, die von der Sängerin Ilana konzentriert sich eher auf die europäische Eliya interpretiert wird. Wie schon in den Erstaunlich gut, denn über die Jahre hat und deutsche Szene und setzt darauf, dass Vorjahren bei den Partnerländern Türkei sich bei der Messe eine fruchtbare Balance das angereiste Fachpublikum kommt, um und Spanien wird auch diesmal ein Galazwischen Kunst und Geschäft durchgeneue Talente zu entdecken. Konzert in der Glocke stattfinden. Diesmal setzt. Dies hat sich auch damit zu tun, dass wird der israelische Bassist und Sänger der Geschäftsführer der Messe Bremen, Dafür wurden die Programmschienen Avishai Cohen mit seinem Trio auftreten. Hans Peter Schneider, so klug war, langfri- „European Jazz Meeting“ (Samstag) und Cohen spielte in Chick Coreas Ensemble stig zwei Bremer als künstlerische Leiter „German Jazz Expo“ (Freitag) entwickelt, „Origin“ und entwickelte sich danach zu in das Projekt einzubinden: Der Trompebei denen 16 Formationen aus Europa und einem der renommiertesten Bassisten der ter und Professor Uli Beckerhoff und der 10 aus Deutschland in jeweils 20 Minuten Jazzszene. ehemalige Leiter des Berliner Jazzfestes, langen Kurzauftritten ihre Musik präPeter Schulze, kennen die internationale sentieren können. Tagsüber finden diese Der Stadt gegenüber öffnet sich die „JazJazzszene genau. „showcases“ auf zwei Bühnen im Meszahead!“ seit zwei Jahren mit der „Skoda sezentrum statt, am Samstagabend wird Clubnight“, die am Freitag an 19 verschieIm vergangenen Jahr konnte die Messe das „European Jazz Meeting“ dann im denen Spielstätten in ganz Bremen (und mit über 7000 Besuchern, mehr als 500 nahe gelegenen Veranstaltungszentrum Achim) stattfindet. Unter anderem wird Ausstellern aus 31 Ländern sowie mit mehr Schlachthof fortgesetzt. auch im Segelschiff „De Liefde“ und im als 70 Konzerten oder Showcases prunken. Musical Theater ordentlich gejazzt.
MUSIK Jazztipps
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JazztIpps Schauspielrätsel (SN) Ob Lebensmittel gepanscht, ob schon das Futter mit gesundheitsschädgesundheitsschäd lichen Mitteln gestreckt wurde, ob FertigFertig gerichte falsch deklariert oder das HaltHalt barkeitsdatum verlängert wurde – der Verbraucher ist immer der Verlierer. Wir zahlen auch die Zeche, wenn KapitaKapita listen-Bosse den Marktwert nach ihren riesigen Gewinnen bestimmen. Das ist keine gegenwärtige ModeerscheiModeerschei nung des Turbo-Kapitalismus; schon in früheren Zeiten waren die Arbeiter die Gelackmeierten, wenn die Herren nach dem Motto „Hire and Fire“ handelten. Wenn dann noch ein Börsenkrach dazudazu kommt, wird es besonders übel.
Patricia Barber
Eigene Jazz-Wege
Gefährliches Gebräu
Patricia Barber bringt ihr Quartett mit
Hazmat Modine liefert bunten Stil-Mix
(che) Sie interpretiert gern Rock-Klassiker wie „The Beat goes on“ oder „Norwegian Wood“, hat aber auch ihre eigene Auswahl an Cole-Porter-Songs vorgelegt und auf dem Album „Mythologies“ Teile aus Ovids Metamorphosen vertont. Die Rede ist von der Chicagoer Pianistin und Sängerin Patricia Barber.
(hip) So seltsam wie ihr Name ist auch ihre Musik. Die achtköpfige New Yorker Band „Hazmat Modine“ hat sich nach der in den USA geläufigen Abkürzung für „hazardous material“ und dem Namen einer HeizlüfterFirma benannt – sie verspricht also, gefährliche Waren und heiße Luft zu liefern.
Die Frau mit der dunklen Stimme und dem mal feinfühligen, mal brachialen Klavierspiel ist ihren ganz eigenen, eigenwilligen Weg im Jazz gegangen. Fernab von Trends hat sie sich einen Namen als großartige Singer/Songwriterin mit feinstem Gespür für eine ausgefeilt poetische Sprache gemacht. Auch wenn sie die erwähnten Rock-Hits interpretiert, werden bei ihr musikalisch spannende Klangreisen daraus, die den HitCharakter schnell vergessen lassen.
Der Musiker, Maler und Kunstakademiker Wade Schuman hat ein abenteuerliches Gebräu aus den verschiedensten populären Musikformen gekocht. Seine Grundidee besteht darin, die Wurzeln der amerikanischen Musik mit den verschiedensten Formen der Weltmusik so tief zu vermischen, dass dabei kein beliebig wirkendes Pastiche entsteht, sondern ein ganz eigener und neuer Klang.
Die Basis bleibt dabei immer der Blues, der möglichst archaisch, krächzend und dreDas alles hat ihr – fast ein wenig überrackig gespielt wird. Dazu kommen Elemente schend – beachtliche Chartnotierungen in von Reggae, Klezmer, Country, Swing, der Sparte Jazz und große Popularität ein- Avangarde-Jazz, Gesänge aus dem Mittlegetragen. Bevor es so weit war, ist Patricia ren Osten, Soul und Swing. So ist es ganz Barber jahrelang in einem winzigen Club normal, wenn ein Stück etwa als Calypso in Chicago Abend für Abend aufgetreten. anfängt und im Stil einer rumänischen Im Sendesaal stellt sie ihr neues Album Brass-Band endet. Ähnlich eklektisch ist „Smash“ mit ihrem Quartett vor, zu dem die Instrumentierung mit Akkordeon, Tuba, der Gitarrist Dave Miller, der KontrabasTrompete, Gitarren, diversen Saxophonen sist Larry Kohut sowie Schlagzeuger Jon und Flöten. Schuman selber singt dazu Deitemyer gehören. und spielt Mundharmonika und Banjitar. 15. Mai, 20 Uhr, Sendesaal Bremen 25. Mai, Music Hall, Worpswede
So geschehen in den 20-er Jahren in den Schlachthäusern Chicagos, wo ein fetter, maulender Boss diktatorisch herrschte. Doch eine fromme Schwester der Heilsarmee, die glaubte, dass in jeder menschlichen Seele auch etwas Gutes steckt, unternimmt den Versuch, den Herrn an seine Moral zu erinnern. Der antwortet zynisch „Stärken Sie die Kaufkraft, dann haben Sie genug für die Moral getan.“ Sie stirbt schließlich enttäuscht, aber der Dichter hat sie in den Stand der Heiligen erhoben. Wie heißt er, wie lautet der Titel dieses Stücks mit seiner unverkennbaren Lehrmeinung? Antworten bitte bis zum 15. April 2013 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch online möglich: www.rolandverlag. de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Bremer Schauspiel. Die Auflösung des Schauspielrätsels in foyer 98 lautet: „Woyzeck“ von Georg Büchner. Gewonnen haben: Thomas Grützmacher, Achim Gerlinde Jäkel, Bremen Georg Nobis, Oldenburg Jörn von Weihe, Bremen Sibylle Wieland, Berlin
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kirchenmusik
KIRCHENMUSIK Text: Ulrich Matyl
St.-Ursula-Kirche
St.-Hedwig-Kirche
pie der Zusammengehörigkeit aller Menschen: Ganz bewusst sind nämlich nicht Mit Benjamin Brittens „Saint Nicolas“ und nur Profis, sondern ausdrücklich auch ein Amateurchor und an zwei Stellen sogar Felix Mendelssohn-Bartholdys „Paulus“ die Zuhörer in das Werk mit eingebunden: gibt es in der Bremer Kirchenmusik zwei Sie sind nämlich eingeladen, zwei HymOratorien zu erleben, die sich mit Legennen nach alten Kirchenliedern mitzusinden von Heiligen befassen. Und das auf gen. Getrennt aufgestellte Chöre, Streisehr plastische und eindringliche, in der cher, ein Klavierduo, Schlagzeug und OrAusführung aber äußerst unterschiedgel bilden das farbige Ensemble, mit dem liche Art und Weise. die Geschichte und Legende des Heiligen Nikolaus in neun Bildern dargestellt wird. Kaum bekannt ist hierzulande das „Saint 28. April, 20 Uhr, Kirche Unser Lieben Nicolas“-Oratorium von Benjamin BritFrauen. Es singt der Knabenchor der Kirten. Jener Komponist, der wie kein andeche, Leitung Ansgar Müller-Nanninga. rer zum Inbegriff der neueren englischen Musik geworden ist. Aber auch dafür, Tradition und Moderne zu verbinden, eine ei- Ein interessanter Vergleich dazu bietet sich eine Woche zuvor an: Unter der Leigene Klangsprache zu entwickeln, ohne tung von zu verstören, The- Mensch und menschliches Miteinander; sie Rolf Quanmen der sind die zentralen Impulse seines Schaffens dt führt die KanZeit und torei Andreas-St. Remberti in der St. Urzeitlose Themen gleichermaßen in die künstlerische Auseinandersetzung einzu- sula-Kirche Mendelssohns über 110 Jahbeziehen. Immer in Brittens Mittelpunkt: re vor Brittens Werk entstandenes Oratorium „Paulus“ auf. Auf dem Rheinischen Mensch und menschliches MiteinanMusikfest 1836 uraufgeführt, steht es, seider; sie sind die zentralen Impulse seines Schaffens. Und sie sind hörbar. Schon da- ner Zeit entsprechend, für bürgerliches Musikleben schlechthin, das sich bedurch, dass seine Musik fast immer aus dem Gesang, aus der menschlichen Stim- sonders in den zahlreich aus dem Boden sprießenden „Gesangsvereinen“ zeitigte. me heraus gestaltet ist. Ganz ähnlich wie bei Britten verkörperten sie auch schon die Idee, dass jedermann Sein „Saint Nicolas“-Oratorium steht gedie Gelegenheit zum Musikmachen haradezu paradigmatisch für Brittens Uto-
ben sollte. Deutlich schließt sich Mendelssohns erstes Oratorium an die Passionen Bachs und die Ausdrucksweisen Händels und Haydns an und haucht ihnen gleichwohl einen zeitgemäßen romantischen Geist ein. 20. April, 19.30 Uhr, St. Ursula-Kirche.
Nikolaus und Paulus
Konzert zum Jubiläum In der Neuen Vahr Süd steht eine der architektonisch bemerkenswertesten katholischen Kirchen Bremens. Ihr markanter Rundbau in Form eines stilisierten Walfisches wurde zwischen 1961 und 1963 errichtet. Die grandiose Kathedralakustik und die 1991 errichtete Kern-Orgel im französischen Stil machen Aufführungen dort zu einem musikalischen Erlebnis. Zum 50-jährigen Bestehen der Kirche ist ein Konzert mit Mitgliedern des ehemaligen Jugendchores vorgesehen, der österliche Musik für Chor, Klavier, Orgel und Gemeinde u. a. von Bernard Huijbers auf Texte von Huub Osterhuis und Karl-Bernhard Hüttis aufführen wird. Hüttis, einst Kirchenmusiker an St. Hedwig und zukünftiger Kirchenmusikdirektor der katholischen Kirche in Bremen, wird das Konzert leiten. 1. April, 17 Uhr, St. Hedwig-Kirche
© peshkova - Fotolia.com
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MUSIK Glocke
glocke
Cecilia Bartoli (Foto Uli Weber/Decca)
Dee Dee Bridgewater (Foto Mark Higashino)
Arien eines fast vergessenen Barockmeisters
The Lady sings all that Jazz
Während sie weiter in Musicals auftrat und in „Lady Day“ eines ihrer Vorbilder, Dee Dee Bridgewater & Ensemble Billie Holiday, darstellte, nahm sie eine Cecilia Bartoli mit neuem Programm Reihe von grandiosen Alben auf, in denen (hip) Sie zählt zu den vielen amerikanisie jeweils thematisch die Musik eines „alschen Jazzmusikern, die lange in Europa (CHE) Die Mezzosopranistin Cecilia ten Meisters“ wie Horace Silver, Duke ElBartoli befindet sich auf einer Mission, erfolgreicher waren als in ihrer Heimat. denn genau so ist ihr aktuelles Album beDee Dee Bridgewater zog in den 80-er Jah- lington, Ella Fitzgerald und Kurt Weill neu titelt. Ihre CD „Mission“ gilt einem aus interpretierte. Dadurch entwickelte sie ren nach Paris und lebte dort 15 Jahre dem Blickfeld geratenen italienischen lang, in denen sie sich zu einer der besten sich ein riesiges Repertoire, in dem sich Komponisten des Frühbarock, der interesauch ihre stilistische Vielseitigkeit spieJazzsängerinnen ihrer Generation entwisanterweise die meiste Zeit seines Lebens gelt, denn sie beherrscht mit ihrer warckelte. Dabei hatten ihre Auftritte schon in Deutschland zugebracht hat. Sein Namen Altstimme den virtuosen Scat-Gein den frühen 70-er Jahren eine derartige me ist Agostino Steffani (1654-1728). Der Kraft und Intensität, dass sie sich vier Jah- sang einer Jazzvokalistin ebenso souverän Hochbegabte wurde bereits als 13-Jähriger wie die emotionalen Tiefen einer trauvom bayrischen Kurfürsten praktisch von re lang als Leadsängerin in der Thad Jones rigen Ballade. – Mel Lewis Bigband durchsetzen konnte, der Schulbank in Padua nach München geund dieses extrem energisch und virtuos holt. Er hat eine Vielzahl von Werken komEin Kritiker beschrieb sowohl die große spielende Ensemble war alles andere als poniert, darunter auch eine Reihe von Opern, die an verschiedenen deutschen eine Begleitband für eine schöne Stimme. Palette wie auch die Musikalität ihrer Auftritte so: „Chansons und Musicals, Blues Opernhäusern (München, Hannover, Düsund mexikanische Volksweisen formte seldorf – um nur einige zu nennen) urauf- Als die Tochter und Enkelin von erfolggeführt wurden. Neben seiner Tätigkeit als reichen Sängerinnen wurde sie früh geBridgewater so eindringlich, als hätte sie Komponist war Steffani auch als Diplomat fördert. In die berühmte Musikerdynastie all jene Standards gerade erst erfunden“. ein gefragter Mann. Weil er auch im Verder Bridgewaters heiratete sie ein, nach2011 veröffentlichte sie ihr Billie Holidaydacht steht, als Spion gearbeitet zu haben, dem sie 1969 den Trompeter Cecil BridgeTributalbum, für das sie mit dem Graminteressierte sich auch die Autorin Donwater kennengelernt hatte. Nach ihrer Zeit my als „Bestes Jazz-Vokalalbum“ ausgena Leon für den vielseitigen Mann, und sie mit der Thad Jones – Mel Lewis Bigband zeichnet wurde. Nachdem sie bereits 2009 publizierte parallel zu Cecilia Bartolis CD machte sie sich am Broadway als Musical- im Rahmen des Musikfests Bremen in den Kriminalroman „Himmlische Juwestar in „The Wiz“ einen Namen, doch trotz der Glocke gastierte, kommt sie nun wielen“ über Steffani. Cecilia Bartoli widmet eines Tony Awards 1975 und Auftritten mit der ins Bremer Konzerthaus. Bei ihrem sich in ihrem Konzertprogramm natürlich Stars wie Sonny Rollins, Dexter Gordon, Auftritt wird sie voraussichtlich von Edbesonders den Opernarien Agostino StefRahsaan Roland Kirk, Max Roach, Dizsel Gomez am Piano, Kenny Phelps am fanis. Begleitet wird sie dabei von dem aus zy Gillespie und Ray Charles blieb sie eiSchlagzeug, Michael Bowie am Bass und der italienischsprachigen Schweiz stamne Sängerin in der zweiten Reihe, bis ihr in Theo Croker an der Trompete begleitet. menden Ensemble I Barocchisti unter der Leitung des Cembalisten Diego Fasolis. Frankreich (wo sie mit drei Orden ausge30. Mai, 20 Uhr, Glocke 2. Juni, 20 Uhr, Glocke zeichnet wurde) der Durchbruch gelang.
MUSIK Glocke
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Weitere Veranstaltungen in der Glocke Di 26. bis Do 28.03.2013 9.30-13 Uhr | Foyer GLOCKE Ferienprogramm: »OsterGLOCKE – Bühne frei für Kids« mit dem Glocke-Team, Mitgliedern der Bremer Philharmoniker und qualifizierten Dozenten (empfohlen für Kinder von 7-13 Jahren) Fr 05.04.2013 | 20 Uhr | Großer Saal Landesjugendorchester Bremen Judith Thielsen, Mezzosopran Stefan Geiger, Dirigent R. Wagner: »Wesendonck-Lieder« R. Wagner/H. de Vlieger: »Meistersinger – an orchestral tribute«
Mariza (Foto: Isabel Pinto)
Die Königin des Fado Mariza kommt mit ihrem Ensemble (CHE) Vor beinahe zehn Jahren war die Fado-Sängerin Mariza zum ersten Mal in Bremen. Da war ihr zweites, großartiges Album „Fado Curvo“ gerade erschienen. Vor vier Jahren trat sie dann erstmalig in der voll besetzten Glocke auf. Jetzt kehrt die Diva des Fado dorthin zurück. Mariza ist die vielleicht eindrucksvollste Sängerin des portugiesischen Fado, die schon im Jahr 2000 in ihrer Heimat als beste Fado-Stimme ausgezeichnet wurde. Geboren in Mosambik, wuchs die heute 39-Jährige in der Brutstätte des Fado, in Lissabon, auf. Fado wird oft genug vereinfachend als der Blues Portugals definiert, aber Fado ist von Beginn an eine städtische Folklore, wozu sich der Blues erst entwickeln musste. Darin ist Fado eher dem griechischen Rembetiko und dem argentinischen Tango verwandt, ebenso Volksmusiken, die auf den urbanen Raum beschränkt sind. Die Themen des Fado sind Bitterkeit und Verzweiflung über Liebe und Leben, und immer schwingt darin ein Hauch von „saudade“ mit. Dieses schwer zu übersetzende Wort meint eine Mischung aus nostalgietrunkener Sehnsucht nach vergangener Größe und pathetischer Hoffnung auf bessere Zeiten, gespickt mit einer Prise Melancholie.
In den vergangenen Jahren sind allerhand neue Sterne am Fado-Himmel aufgegangen: Mísia, Cristina Branco, die blinde Straßensängerin Dona Rosa, Ana Moura oder die blutjunge Carminho, die alle auf ihre Weise den betagten Fado gründlich renoviert haben. Mariza gehört auch dazu. Das streichholzkurz geschorene, wasserstoffblonde Haar deutet ihre Abgrenzung von der Tradition der alten „Fadista“ im Stile einer Amália Rodrigues an. Andererseits singt Mariza mit voller Hingabe und Leidenschaft den Fado, kann sich regelrecht hineinsteigern, und sie besitzt dazu die entsprechend voluminöse Stimme, die auch ohne Mikrofon den Saal der Glocke füllen kann, was sie bei ihrem letzten Auftritt dort kurz demonstrierte. Dabei ist die hochgewachsene Sängerin nicht alleine beim Fado stehengeblieben. Wie einige ihrer Kolleginnen hat auch sie vorsichtig mit gewissen Jazzelementen und mit brasilianischer Samba experimentiert. Mit ihrem jüngsten, 2010 erschienenen Album „Fado Tradicional“ ist die eindrucksvolle Sängerin aber nun zu den Ursprüngen des Fado zurückgekehrt und interpretiert durchgängig Standards des Genres. Folgerichtig baut sie nun auch wieder auf die klassischen Begleitinstrumente, nämlich die kleine birnenförmige portugiesische Gitarre, die akustische Gitarre und die Bassgitarre, zu denen sich noch ein Schlagzeuger gesellt. 7. April, 20 Uhr, Glocke
So 14.04.2013 | 11 Uhr | Großer Saal GLOCKE Familienkonzert: »Walzerschritt und Polkahit – Johann Strauß für Kinder« Marko Simsa, Erzähler Bremer Philharmoniker Martin Braun, Dirigent Mi 17.04.2013 | 20 Uhr | Kleiner Saal 7. Philharmonisches Kammerkonzert Yaara Tal & Andreas Groethuysen (Klavier), Britta Stallmeister (Sopran), Stephanie Hampl (Mezzosopran), Robert Sellier (Tenor), Michael Kranebitter (Bass) Werke von F. Schubert und J. Brahms So 21.04.2013 | 10.45 Uhr | Kleiner Saal GLOCKE Ohrwurm für Familien: »Rebellische Schönheit« Konzerteinführung zum Mitmachen zu Jean Sibelius‘ Sinfonie Nr. 4 a-Moll op. 63 (Mindestalter 8 Jahre) Fr 26.04.2013 | 20 Uhr | Großer Saal jazzahead! meets GLOCKE JAZZnights: Avishai Cohen Trio: »Seven Seas« Fr 03.05.2013 | 20 Uhr | Großer Saal Bremer RathsChor Bremer RathsChor & Solisten Neue RathsPhilharmonie Bremen Wolfgang Helbich, Leitung J. Haydn: »Die Schöpfung« Hob. X XI:2 Sa 11.05.2013 | 9.30 Uhr | Foyer GLOCKE Kindertag: »Mit Frack und Taktstock« Thema: »Kleine Dirigenten schlagen auf!« mit Mitgliedern der Bremer Philharmoniker und dem Glocke-Team
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MUSIK Bremer Philharmoniker
Konzerte, Opern, Proben: Die Bremer Philharmoniker eilen zwischen März und Mai von einer Aufgabe zur nächsten Text: Peter Schulz
Ingo J. Jander
Volles programm
dort – Auftritt reiht sich an Auftritt, nur selten steht im Dienstplan das kleine Wörtchen „Frei“.
Ach ja: Proben müssen die Musiker natürlich auch noch, und zwar beinahe an jedem Tag gemeinsam sowie daheim im „stillen Kämmerlein“, wobei letztgenannte Aufgabe genau genommen die Basis für die erfolgreiche Arrühling lässt sein blaues Band… – beit des Orchesters darstellt. Denn von den die Bremer Philharmoniker werden nur selten Muße finden, um den Lenz Künstlern wird erwartet, dass sie die jeweiligen Stücke bereits „drauf“ haben und nach diesem langen Winter ausgiebig zu genießen. Denn ihr Terminkalender weist schon zur ersten Probe mit den zumeist wechselnden Dirigenten bestens präpariert für die kommenden Wochen kaum leere erscheinen. „Diese Vorbereitung ist ausgeSeiten auf. Zwischen März und Mai wird sprochen wichtig und erstreckt sich über das Orchester nahezu an jedem Tag geetliche Monate“, erzählt der Klarinettist Rafordert; gilt es doch, den vorgegebenen phael Schenkel. „Sobald wir wissen, was Rhythmus aus Konzerten, Opern und auf dem Spielplan steht, heißt es: Partitur Proben präzise einzuhalten. Für alle Beraussuchen, einlesen, das Stück auf CD höteiligten heißt das: Volles Programm! ren und natürlich die Partie für das eigene Instrument studieren. Und dann üben, Der musikalische Marathonlauf getreu dem Motto „Geschwinde, geschwinde, ihr üben, üben…“ wirbelnden Winde!“ führt das Ensemble 400 „Dienste“ kommen für das Orchester über die Glocke und das Theater am Goetheplatz immer wieder zum Probensaal an auf diese Weise pro Jahr zusammen; 55 der Findorffer Plantage. An der anspruchs- Prozent dieser Zeit entfallen auf Proben, 45 Prozent machen Auftritte aus. Dass anvollen Strecke liegen drei große Philhargesichts dieser Belastung das Privatlemonische Konzerte mit ausgesprochen ben häufig zu kurz kommt, nimmt der unterschiedlichen Werken von Smetana Junggeselle nicht so schwer. „Es kommen über Tschaikowsky bis van Beethoven sowie zwei Opernpremieren (Der Freischütz, auch bessere Tage“, tröstet er sich und Cosi fan tutte). Dazu kommen regelmäßige schwärmt von der langen Sommerpause. „Zwischensprints“ im Orchestergraben am Seine Kollegin Annette Stoodt, Bratschistin und ebenfalls Mitglied des OrchesterGoetheplatz, ein Gastspiel in Wilhelmsvorstands, sieht das etwas anders. „Die haven, die Reihe „5nachsechs“, KammerFamilie muss phasenweise schon sehr zumusiken, Schulkonzerte und Kooperationsprojekte wie z.B. mit dem Figurenthe- rückstecken, wir arbeiten schließlich zuater „Mensch, Puppe!“. Heute hier, morgen meist abends, am Wochenende und an Fei-
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ertagen“, weiß die dreifache Mutter. „Aber es gehört eben zu unserem Beruf, dass wir ständig zwischen den Konzerten und den Einsatzorten pendeln und auch in Sachen Repertoire flexibel sind.“ Heute Mozart, morgen Mahler, übermorgen vielleicht Offenbach – jeder hat seine eigene Methode, den Kopf für das jeweils zu spielende Programm frei zu bekommen. Annette Stoodt schwört auf einen Mittagsschlaf („Den lasse ich mir nicht nehmen“), Raphael Schenkel schaltet beim Sport am Besten ab. Andere entspannen sich mit Rockmusik oder widmen sich der Fotografie, bevor es wieder Zeit ist, sich zu Hause an das Notenpult zu setzen und mit eiserner Disziplin zum x-ten Mal diese verflixt knifflige Passage im zweiten Satz zu üben. „Damit wäre wohl auch die gern gestellte Frage beantwortet, was Musiker so den lieben langen Tag eigentlich machen, weil sie ja nur abends spielen müssen“, meint Raphael Schenkel und lacht. Mit dem verebbenden Schlussapplaus ist der absolvierte Auftritt freilich nicht vorbei. „Die Musik spukt noch lange im Kopf herum“, bekennt Annette Stoodt. „Habe ich gut genug gespielt, haben alle Einsätze gestimmt? Diese Fragen und die damit verbundene Anspannung lassen wir ja nicht in der Garderobe zurück.“ Auch Raphael Schenkel geht das so: „Da braucht man eine Weile, um wieder herunterzuschalten. Und gleich danach denkt man schon wieder an die Probe am nächsten Morgen. Aber genau diese magischen Momente, wenn im Konzert einfach alles stimmt und die Musik uns restlos erfüllt, machen die Faszination an unserem Beruf aus.“
Musik Bremer Philharmoniker
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Die nächsten Konzerte 9. Philharmonisches Konzert
Annette Stoodt
Raphael Schenkel
Montag 8.4. / 20 Uhr / Glocke Dienstag 9.4. / 20 Uhr / Glocke “kräfte aus dem süden” Werke von Smetana, Dvorak, Vorisek und Suk Charles Olivieri-Munroe, Dirigent Liza Ferschtman, Violine
5nachsechs – afterwork konzert Wie sich diese „Gänsehaut-Konzerte“ anfühlen, weiß auch Ingo J. Jander sehr genau. Schließlich steht der ausgebildete Tenor in seiner Freizeit gern bei Aufführungen von Oratorien oder Passionen auf der Bühne. Seit 2009 arbeitet er nach Stationen als Chefdisponent und Leiter der künstlerischen Betriebsbüros an der Deutschen sowie an der Komischen Oper Berlin als Orchestermanager der Bremer Philharmoniker und legt quasi den Grundstein für erfolgreiche Konzerte des Ensembles. Wenn also die Musiker Tag für Tag gefordert werden, kommt auch auf ihn und seine Mitarbeiter mächtig viel Arbeit zu.
Diese eher praktischen Vorkehrungen machen freilich nur einen kleinen Teil seiner Arbeit aus. Ebenso zeitaufwändig gestaltet sich das Buchen und Koordinieren der Gastsolisten und -dirigenten, die viele Konzerte der Bremer Philharmoniker bereichern. Und das muss angesichts der vielen Verpflichtungen großer Stars stets auf Jahre voraus – Jander: „Für mich hat die Saison 2015/16 schon begonnen“ – abgestimmt und festgelegt werden.
Meistens klappt das auch ganz gut, aber wehe, der gebuchte Solist erkrankt überraschend! „Dann geraten wir in der Disposition ganz schön ins Schwitzen, um auf die Schließlich müssen – um nur ein Beispiel Schnelle adäquaten Ersatz zu finden“, bezu nennen – die jeweiligen Spielstätten richtet Ingo J. Jander. Die Absage einer Vorstets perfekt vorbereitet sein. Und das ist stellung („Oberstes Gebot: Der ‚Lappen’ beileibe nicht im Handumdrehen erledigt. muss hoch!“) kommt allerdings höchst selSind alle Instrumente an Ort und Stelle, ten vor. Denn der erfahrene Orchestermastehen alle Pulte am richtigen Fleck? Und nager ist in der Klassikszene bestens verliegen auch wirklich die richtigen Noten netzt. „Da hilft man sich gegenseitig nach aus? Torsten Scheff ler und Thorsten Held Kräften, das ist einfach Ehrensache.“ von der Orchesterlogistik kümmern sich darum, schleppen Harfe, Pauken, Noten- Doch auf Janders breiten Schultern lasten ständer, kooperieren dabei mit den Leuten noch ganz andere Aufgaben. So läuft auch der Bühnentechnik und orientieren sich die Koordination begleitender Marketingstreng an den Bühnenanweisungen, die Aktivitäten über seinen Schreibtisch, den Ingo J. Jander zuvor detailliert aufgelistet er zwischendurch immer wieder verlashat. „Besonders aufwändig wird es, wenn sen muss, um etwa einen Dirigenten vom beispielsweise ein Konzert in der GloFlugplatz abzuholen oder die Bühnenorcke für das Radio aufgezeichnet wird und ganisation in der Glocke zu überwachen, Mikrofone aufgestellt und mit der Techwo er während der Generalprobe und der nik abgestimmt werden müssen“, erzählt abendlichen Vorstellungen für den möger. „Ist dann, wie beim Weihnachtskonlichst reibungslosen Ablauf zu sorgen hat. zert, auch noch das Fernsehen dabei, sind zusätzlich die Kameras zu platzieren. Da Und am nächsten Morgen steht vielleicht wird’s manchmal richtig kompliziert.“ schon die nächste Probe auf dem Terminkalender. Volles Programm eben.
Mittwoch, 10.4. / 18.05 Uhr / Glocke Werke von Dvorak und Bach Charles Olivieri-Munroe, Dirigent
Familienkonzert Sonntag, 14.4. / 11 Uhr / Glocke “walzerschritt und polkahit” Von und mit Marko Simsa Martin Braun, Dirigent
10. Philharmonisches Konzert Sonntag, 21.4. / 11 Uhr / Glocke Montag, 22.4. / 20 Uhr / Glocke “reiz und reaktion” Werke von Tschaikowsky und Sibelius Dima Slobodeniouk, Dirigent Tzimon Barto, Klavier
Benefizkonzert Sonntag, 21.4. / 17 Uhr / Kulturkirche St. Stephani Zugunsten der Bremer Geschwisterkindergruppen
Kammermusik am Sonntagmorgen Sonntag, 28.4. / 11.30 Uhr / Theater am Goetheplatz (Foyer) “Bläserquintette”
11. Philharmonisches Konzert Montag, 13.5. / 20 Uhr / Glocke Dienstag, 14.5 / 20 Uhr / Glocke “kampf der titanen” Werke von van Beethoven und Mahler Markus Poschner, Dirigent
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PORTRÄT Hans Joachim Hespos
Eine für alle „E
s geht nicht länger an, dass ein hoher Chef d’Orchestre seine Pultmusiker weiterhin an den Unzusammenhang einer Spielstimme verbannt...“, wetterte einst der in Emden geborene und in Ganderkesee lebende Komponist Hans Joachim Hespos und zog daraus alle Konsequenzen fürs Komponieren und Musizieren. Alle Musiker spielen stets aus einer Partitur. Und er schrieb Spielanweisungen, die ein „dienstmäßiges“ Spielen unmöglich machen. Seine Musik ist selten eine Setzung, sondern immer ein Horchen, ein Warten, ein Reagieren, das den Hörer mitnimmt auf eine Reise in „riskantes Leben und lebendige Prozesse.“
Er hat seine eigene Notenschrift entwickelt mit Interpretationsanweisungen wie „in sich quirlig vermanscht“, „spuckig“, „zerknautscht“, „näselnd verbeult“, aber auch „näselnd verpresst“ oder „kreischRISSscratch“. Über 6000 solcher Spielanweisungen gibt es in den Partituren, die ein allein professionelles Abspielen nicht erlauben, sondern eine totale Identifizierung provozieren, wie es im Jazz der Fall ist. Ein Journalist hat einmal festgestellt, dass sich keine einzige Anweisung in den inzwischen über 250 Werken wiederholt. Damit hat sich Hespos, der am 13. März 75 Jahre alt geworden ist, seinen speziellen und einzigartigen Ruf erworben: den Ruf, Musiker in ihrer eigenen Kreativität ernst zu nehmen und ihr extremstes Können zu fordern und gleichzeitig seine angebliche
„Quirlig vermanscht“, „näselnd verbeult“ – was der Komponist Hans Joachim Hespos in seine Partituren schreibt Text: Ute Schalz-Laurenze
Unspielbarkeit zu zementieren. Das erste führt zu beglückenden und geglückten Erlebnissen, das zweite zu Widerständen, die teilweise in Skandalen mündeten. Oft bezieht er auch die Psychodramatik von Musizieren szenisch ein: Wenn einer seine Stimme sucht, wenn er nicht weiterzukommen glaubt, wenn er eine Konkurrenz aufbaut, wenn das Verhältnis von
Oper“ – es ist eine Hommage an den von ihm verehrten Gesang des Bel Canto. Diese Aufführung wurde von der Zeitschrift Opernwelt zur „Oper des Jahres“ gekürt.
Die Betreuung von Komponisten durch Verlage hält er für moderne Sklavenhaltung und hat auch hier die Konsequenzen gezogen: Hespos hat nicht nur seinen eigenen Verlag, sondern ist auch dort der einzige Mitarbeiter. Hespos hat nicht nur seinen eigenen Verlag, Das heißt, er macht sondern ist auch dort der einzige Mitarbeiter. bis zum Briefmarken kleben alles, wirklich Dirigent und Spielern ironisiert wird, wenn alles selbst. Für unzählige Aufführungen im „Ohrenatmer“ der Trommler mit seinen in aller Welt heißt das Material herstellen, Keulenschlägen die hochgehängte Tromverschicken, Rechnungen schreiben, Konmel nie erreicht: nicht selten führt das zu zerttermine mitteilen und vieles mehr. Der einer unbeschreiblichen Komik. dafür erforderliche Arbeitseinsatz und die entsprechende Disziplin fällt ihm offenZahlreiche Kulturereignisse hat er auf sichtlich nicht schwer: morgens ist er der dem „platten Land“ ins Leben berufen, Verlag und sonst der Komponist Hespos. das älteste und international bekannte ist Die Partituren des mit zahlreichen Preisen das Minifestival „Neue Musik in Delmenund Stipendien ausgezeichneten Komhorst“, das an jedem 11.11. stattfindet, „da- ponisten liegen seit 2005 an der Berliner mit niemand je diesen Termin vergisst.“ Akademie de Künste. Hier treten die besten Interpreten der Neuen Musik auf, hier fanden unzählige Auf die Frage, warum er komponiere: Uraufführungen statt. „Komponieren, Singen – das gehört für mich zum Leben wie Atmen, Lieben, Hespos‘ Liebe gilt szenischen Werken, Denk-Fühlen, Verdauen, Lachen, Weinen. auch der Oper. Acht abendfüllende Werke Komponieren heute – gar keine Frage. Insind entstanden und uraufgeführt worden, mitten einer Welt, in der die einen absterzum Beispiel „itzo-hux“ 1981 in Oldenben im Überfluss, die anderen vor Hunger burg, „Nachtvorstellung“ 1986 in Bremen, krepieren, inmitten einer Welt des Todes „iOPAL“ 2002 am Staatstheater Hannover. sind Signale zu rufen, für das Wunder des „iOPAL“ nennt er ganz traditionell „große Lebendigen.“
KULTUR – LEBEN UND GENIESSEN Das Bremer Kulturleben ist uns eine Herzensangelegenheit. Dafür engagieren wir uns gern.
www.swb-gruppe.de
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MUSIK Konzerttipps
Opernrätsel (SN) Heute müssen die Opernfreunde zurückwandern in die Frühzeit des MuMu siktheaters. Nein, nicht gleich bis MonteMonte verdi, sondern bis etwa gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als allenthalben die Typen der Commedia dell’arte den Ton angaanga ben. Der italienische Komponist soll, so geht die Mär, über 60 Opern geschrieben haben, von denen heute gerade noch eine einzige aufgeführt wird.
: Konzerttipps
Und die geht so: Ein dünkelhafter Vater möchte gerne in den Adelstand erhoben werden, damit seine beiden Töchter von vornehmen Herren geheiratet werden. Aber was er nicht weiß: Die eine ist schon heimlich verheiratet – mit seinem Buchhalter. Und der bringt nun einen total verver schuldeten Grafen dazu, mit der anderen Tochter zu flirten. Doch welch’ ein Pech: Er verliebt sich in die bereits Verheiratete. Solche Zustände führen meist zu heftiger Eifersucht, und der alte Herr will erst dann zu einer Eheschließung die Zustimmung geben, wenn der Graf auf die Hälfte der Mitgift verzichtet. Da taucht plötzlich auch noch eine Tante auf, die sich prompt in den Buchhalter vernarrt. Man sieht, Stoff genug für eine turbulente Opera buffa, die natürlich, so der Brauch, zum glücklichen Ende führt. – Wie lautet der Titel dieser lustigen Ehegeschichte, wer hat sie komponiert?
Die perfekte Welle (kh) „Ich will Spaß“ war das Motto der Neuen Deutschen Welle (NDW), die Anfang der 80-er Jahre die Radiosender und Konzertsäle überrollte. Gute-Laune-Musik, eingängiger Rhythmus und witzige Texte eroberten damals die Musikszene.
Dowland für Bratsche
(UM) Nils Mönkemeyer ist in Bremen inzwischen bestens bekannt. Kein Wunder, ist der junge Bratscher doch in Ottersberg aufgewachsen und bekam seine erste Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum 15. April 2013 an foyer, Roland Verlag Musikausbildung in Achim. Immer wieder GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die überraschen seine Programme, immer Teilnahme ist auch online möglich: wieder durchforstet er die Musikgeschichwww.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Doch eigentlich lagen die Wurzeln dieses te, um Meisterwerke vom Barock bis in die Pop-orientierten neuen Genres in England. Romantik und Gegenwart für die Bratsche Zu gewinnen sind je 5 x 2 Karten für das Die NDW war die deutsche Antwort auf zu adaptieren. Allein damit hat der EchoTheater Bremen, das Stadttheater BremerPunk und New Wave und entwickelte sich Nachwuchskünstler des Jahres 2009 der haven und das Oldenburgische Staatstheaus der Underground-Szene. CharakterisBratsche, das wohl am seltensten solistisch ater. tisch für den speziellen minimalistischen zu hörenden Streichinstrument, ganz neue Räume erschlossen. Die Auflösung des Opernrätsels in foyer 98 Sound waren Synthesizer und deutsche Sprache. Als Plattenfirmen das Potenzial lautet: „Cosi fan tutte“ von W.A. Mozart. der Welle entdeckten und in die VermarkViele seiner Programme waren in den letztung einstiegen, verbuchten Nena, Falco ten Jahren in Bremen zu hören. Aber lange Gewonnen haben: oder Trio sogar beachtliche internationale vor seinem Karrieredurchbruch wurde Nils Albrecht Clauß, Bremen Erfolge. Mönkemeyer hier schon gefördert, und Stefan Denell, Oldenburg zwar durch den Bremer Verein „Freunde Wolfgang Drews, Hamburg Das Theater im Fischereihafen lässt die junger Musiker“. Diese haben ihn in ZuIlona Fründt, Langen-Debstedt Zeit der Neuen Deutschen Welle mit einer sammenarbeit mit der Philharmonischen Claudia Göltzer, Bremen schrillen, poppigen Kultnacht und OrigiGesellschaft und dem Sendesaal Bremen Achim Harms, , 27404 Zeven nalstars von damals wieder aufleben. Frl. nun zu einem erneuten Recital eingeladen. Marlies Katt, 28329 Bremen Menke, wie gehabt im Dirndl, wird mit ihUlrike Leyk, Lilienthal rem „Tretboot in Seenot“ geraten, UKW hin Auf seinem Programm stehen die ersten Renate May, 28876 Oyten und weg sein von Tinas „Sommersprosdrei Solosuiten für Violoncello von Johann Tina Medau, Alsbach-Hähnlein sen“ und Ixi lässt sich immer noch keinen Sebastian Bach in der Bearbeitung für BratOsvald Prepeliczay, Bremen „Knutschfleck“ verpassen. Mit bunter sche und – Überraschung! – ausgewählte Karl-Ludwig Rittel, Delmenhorst Lightshow und dem Falco-Double Sake T. Lieder von John Dowland. Dabei wird Maria Roth, Oldenburg als Moderator erinnert die NDW ShowMönkemeyer von Andreas Arend (Laute) Richard Schmidt, Delmenhorst Revue an die größten Hits dieser Zeit. begleiten. Kathrin Sebastian, Bremen 5. Mai, 19 Uhr, TiF Bremerhaven 20. April, 20 Uhr, Sendesaal Bremen
MUSIK Konzerttipps
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Formvollendet und stilbewusst. Das A5 Cabriolet*. Faszinierendes Design lässt sich noch attraktiver gestalten. Das stellt das A5 Cabriolet eindrucksvoll unter Beweis. So präsentiert es sich mit geschärfter Linienführung, markanterer Scheinwerferoptik und vielen verbesserten
Die Lieder Siziliens
Roger und Igor
(che) Sie hat eine Stimme, der sie viele Farben zu geben versteht: Mal klar und hell, mal tief, rau oder gurrend, dann wieder voller Emphase beinahe kreischend, wie man es von sizilianischen Vokalgruppen kennt. Letzteres ist kein Wunder, denn Etta Scollo ist Sizilianerin. Geboren wurde sie in Catania, aber sie lebt seit vielen Jahren in Österreich und Deutschland.
(SN) „Feinsinn pur“ verspricht die Kammerphilharmonie in ihrem 3. „HighlightKonzert“. Garanten hierfür sind zwei herausragende Interpreten, nämlich Sir Roger Norrington, als Kapazität unter den Dirigenten weltweit anerkannt, der zum ersten Male am Pult des Bremer Orchesters steht. Und Igor Levit, gerade 25 Jahre alt und heiß begehrt bei den Konzertveranstaltern, seit ihn ein Kritiker der FAZ mit Lorbeer bekränzte: „Dieser junge Mann hat nicht nur das Zeug, einer der ganz Großen unter den Pianisten dieses Jahrhunderts zu werden. Er ist es bereits.“
Ihre Heimat Sizilien hat sie aber nie losgelassen, vielmehr beschäftigt sie sich in ihren Liedern und Liedadaptionen mit der musikalischen Geschichte der größten italienischen Insel. Und die ist bunt schillernd, vereint arabische Wurzeln mit europäischen. Wundervolle Alben hat Etta Scollo veröffentlicht, auf denen sie die früheste arabische Lyrik Siziliens vertont hat, bei anderen CDs hat sie sich der traditionellen Folklore gewidmet.
Der russisch-deutsche Künstler bietet sicher eine sehr feinsinnige Interpretation des beliebten Klavierkonzerts a-Moll von Schumann. Große Publikumsgunst genießt bekanntlich auch Dvoráks 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“, die der von der historischen Aufführungspraxis kommenDas jüngste Programm Etta Scollos, für de Sir Roger mit Tiefgang und glühenden deren Sujet die Italiener die beinahe schon Klangfarben interpretieren wird. poetische Bezeichnung „Cantautore“ geschaffen haben, heißt „Cuoresenza“, und An fesselnden Klangfarben wird es auch darin geht es um Herzensangelegenheiten. der zu Beginn des Konzerts zu hörenden Teilweise hat die Gitarristin und Sängerin Ouvertüre „Ruy Blas“ nicht mangeln. Felix es nur im Duo mit einer Cellistin gespielt, Mendelssohn Batholdy schrieb sie 1839 in die Music Hall kommt sie nun mit ihrer als Schauspielmusik zum gleichnamigen Band. Theaterstück von Victor Hugo. 19. April, 21 Uhr, Music Hall Worpswede 21. April, 20 Uhr, Die Glocke
Details. Die verfügbaren Motoren zeichnen sich durch hervorragende Fahrleistungen aus. In Verbindung mit der serienmäßigen elektromechanischen Servolenkung, die Lenkkomfort und -präzision steigert, verspricht Ihnen das A5 Cabriolet puren Fahrgenuss. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes. * Kraftstoffverbrauch l/100 km: kombiniert 7,2 – 6,2; CO2-Emission g/km: kombiniert 164 – 143
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ROLLENSPIEL
: Rollenspiel
Foto: Lisa Rastl
(ps) Er gilt als musikalischer Tausendsassa, der sich im Lauf seiner über fünf Jahrzehnte währenden Karriere mit Witz und Esprit durch sämtliche Jazzstile getrommelt hat. Der niederländische Schlagzeuger Han Bennink (70 / Foto) spielte mit Misha Mengelberg, Lee Konitz oder Albert Mangelsdorff, im Trio Brötzmann/ Van Hove/Bennink oder mit Percy Sledge und tritt gelegentlich auch mal mit der Punkband „The Ex“ auf. Am 25. April wird er zur Eröffnung der Bremer „jazzahead!“ mit dem jazzahead!-Škoda-Award ausgezeichnet.
(ps) Der Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum geht 2012 an Monica Bonvicini (Foto). Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird im Rhythmus von drei Jahren durch die Stiftung Bremer Bildhauerpreis vergeben. Der Preis ist mit der Bitte an den Preisträger verbunden, ein künstlerisches Projekt für den öffentlichen Raum in Bremen zu entwickeln. Zu den bisher ausgezeichneten Künstlern gehörten Jochen Gerz, Maria Nordman und zuletzt Hans Haacke.
(kh) Eine außergewöhnliche Form künstlerischer Darstellung ist im Bremerhavener „Jungen Theater im Pferdestall“ zu sehen: Körpertheater. In dem Ein-Personen-Stück „Beziehungswaise“ schlüpft die junge Schauspielerin Ramona Suresh (Foto) in die Rolle einer jungen Frau, die versucht, ihr chaotisches Leben zu ordnen und beim Einrichten der ersten eigenen Wohnung ihr Leben reflektiert. Dabei werden Inhalte vor allem mit Mimik, Gesten und körperlichen Aktionen vermittelt.
Die in Venedig geborene Monica Bonvicini lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist ProBennink, der an der Entwicklung des Free fessorin für performative Kunst und BildJazz in Europa wesentlich beteiligt war, hauerei an der Akademie der bildenden bleibt während seiner Auftritte keinesKünste Wien und realisiert unter anderem wegs stur am Schlagzeug sitzen, sondern monumentale Skulpturen im öffentlichen verblüfft das Publikum gern durch theRaum. Dabei verbinde die Künstlerin laut atralische oder parodistische Einlagen. Jury „druckvoll inszenierte formale PräzMal nutzt er alltägliche Gebrauchsgegen- ision mit elementaren Fragen der gesellstände als Instrument, mal trommelt er schaftlichen Konflikt- und Reibungspoauf Käselaiben. So begleitete er in einem tenziale“ und verwirkliche somit in idealer Konzert zu seinem 65. Geburtstag im Am- Weise den Anspruch des Preises, „neue sterdamer Bim die Tap-Tänzerin Marije Denk- und Aktionsfelder für die Kunst im Nie trommelnd auf dem Bühnenboden. öffentlichen Raum zu erschließen.“
Ausgebildet in Physical Theatre an der Essener Folkwang Universität hat sich Suresh intensiv mit zeitgenössischem Körpertheater auseinandergesetzt: „Handlung und Gefühle werden körperlich umgesetzt, Worte durch Körpereinsatz unterstrichen oder gleich ganz weggelassen.“ Ein spannendes Projekt, das Einblicke gibt in die Möglichkeiten, Sprache und Bewegungen miteinander zu verbinden. Suresh hat ihr Stück für junge Erwachsene ab 16 zusammen mit der Theaterpädagogin Lisa Weiß erarbeitet. Zu sehen wieder am 20. und 21. März.
ROLLENSPIEL 43 foyer
25�28 �PRIL 2013 Do 25 april Han Bennink in Concert ➜ Messe Bremen / 18:30 Uhr
Preisträger des jazzahead! ŠKODA Awards 2013
Israeli Night
➜ kulturzentrum schlachthof & Messe Bremen / ab 20:00 Uhr
Daniel Zamir / Ensemble Yaman / Ilana Eliya / Layerz / Malox / Omer Klein Trio / Yotam
FR 26 april GErman Jazz Expo
➜ Messe bremen / ab 14:00 Uhr
Eric Schaefer & The Shredsz / Esra DalFidan’s FIDAN / FIELD / Masaa / Olivia Trummer Trio / Sebastian Gramss‘ fossile3 / Subtone / The Clarinet Trio / Underkarl / Zodiak Trio
Overseas Night (ps) Arien, Songs und manchmal auch ein kerniger Shanty – die Bremer Mezzosopranistin Stefanie Golisch (Foto) streift gern durch die musikalischen Genres. Ihre Bandbreite, unter Beweis gestellt zum Beispiel am Braunschweiger Theater in der Titelpartie von Rossinis „La Celerentola“ oder in Programmen mit Liedern von Schumann, Brahms oder Gershwin, hat sie um eine erstaunliche Facette erweitert. Denn die einstige Schülerin von Elisabeth Schwarzkopf beschäftigt sich intensiv mit Leben und Liedern von Lale Andersen. Ein Name, bei dem natürlich sofort das Stichwort „Lili Marleen“ fällt. Selbstredend kommt Stefanie Golisch in ihrem aktuellen Lale-Programm, das in Kürze als CD erscheinen wird, nicht an dem schier unsterblichen Schlager vorbei. Doch sie singt auch eine vergessene, lyrisch-dramatische Fassung der „Lili“ oder Weill-Songs wie das Lied der Seeräuber-Jenny aus der „Dreigroschenoper“. Und siehe da – die vielseitige Sängerin kommt auch auf diesem Terrain zurecht. Chapeau! – Wiederholungskonzert 19. April (19.30 Uhr), Waldbühne.
➜ kulturzentrum schlachthof & Messe Bremen / ab 20:00 Uhr
Chet Doxas Quartet (ca) / Chloe Charles (ca) / Jaimeo Brown Transcendence (usa) / Marialy Pacheco (au) / Ricardo Herz Trio (br) / The ShufFle Demons (ca)
Galakonzert
➜ Die Glocke / 20:00 Uhr
Avishai Cohen ›seven seas‹ (il)
SA 27 april European Jazz Meeting ➜ kulturzentrum schlachthof & Messe Bremen / ab 14:00 Uhr
Arifa (nl) / Beats & Pieces Big Band (uk) / De Beren Gieren (be) / Django Bates’ Beloved (uk) / Electric Excentric Quartet (f) / Elina Duni Quartet (ch) / Girotto-Biondini Duo (it) / Helge Lien Trio (no) / Kokko Quartet (fi) / Leon Gurvitch Project (by, cu, de) / Naoko Sakata Trio (s) / Oliver’s Cinema (nl) / Taksim Trio (tr) / Tamara Obrovac Quartet (hr, slo) / Tobias Preisig (ch) / Zoe Rahman Quartet (uk)
jazzahead! škoda clubnight ➜ 19 clubs / ab 17:00 Uhr Die neuesten Infos immer direkt aufs Smar tphone!
Veranstalter Messe bremen / wfb gmbh in Kooperation mit Glocke Veranstaltungs-GmbH
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SPARKASSE KULTUR SCHAFFEND
Der Auguste-Papendieck-Preis der Sparkasse Bremen geht an den Urushi-Künstler Manfred Schmid Text: Sabine Komm
gedUld In schwarz D
er Künstler streicht den Saft des japanischen Lackbaums auf eine bauchige Holzschale. Behutsam. Mit einem Pinsel aus Menschenhaar. Aus asiatischem Menschenhaar. Das ist besonders weich. Ein Jahr lang spachtelt und lackiert Manfred Schmid seine Objekte. Dann erst werden sie poliert, bis sie glänzen wie ein tief schwarzer Teich. In Europa gehört Schmid zu den wenigen Künstlern, die sich ganz dem Japanlack verschrieben haben.
so haben diese Lackobjekte ihren Preis, ab 3000 Euro aufwärts. „In all diesen Stücken steckt gebundene Zeit, das macht sie so kostbar“, sagt Schmid, der so präzise arbeitet, dass ihn sogar die Japaner ausgezeichnet haben. Für ihn, der sich selbst als ungeduldig beschreibt, ist sein Beruf eine große Herausforderung.
1998 hatte er eine dreijährige Ausbildung bei einer Urushi-Lehrerin in Barcelona absolviert. Inzwischen hat der 55-Jährige Jetzt hat er den Auguste-Papendieck-Preis längst eine unverwechselbare Handschrift: der Sparkasse Bremen erhalten. Begrün„Die Kombination aus Holz und Lack oder dung der Jury: „Die Fertigung von Urushi- Silber und Lack und diese minimalistiGefäßen und -Möbeln in der bei Manfred schen Formen – das ist typisch für mich. So Schmid vorliegenden Perfektion bedeutet was macht sonst keiner, weder in Europa jahrelange intensive und geduldige Arbeit: noch in Japan.“ Nach dem wiederholten Trocknen der Schmid liebt edle Hölzer, schließlich kommt ‚Rohlinge‘, auf die schließlich der Lack aufgetragen wird, sind bis zu 30 haardün- er als gelernter Tischler ursprünglich vom Holz. Aus den Stämmen von Ulme, afrikane Lackschichten erforderlich, um solch nischem Zebrano und amerikanischer bestechende Resultate zu erzielen.“ Gleditschie lässt er in der Schweiz Rohlinge Werkstatt und Schauraum hat der Künstdrechseln. Die sind aus einem Stück. ler im Fedelhören eingerichtet, mitten Nichts ist verleimt. in Bremen. Auf langen Tischen sind dort Schalen und Dosen zwischen getrockneten In seiner Werkstatt trägt der Bremer auf diese Objekte japanische Tonerde auf. Fruchtständen inszeniert. Gut ein Jahr Das heißt: Er spachtelt solange, bis die dauert es, bis sie makellos glänzen. Und
Oberfläche perfekt ist. Erst dann wird der aus japanischen Essigbaumgewächsen gewonnene Lack Schicht für Schicht um das Objekt gelegt, wie eine Haut, und anschließend poliert. „Die Lackobjekte sollen nicht einfach nur perfekt sein, sie sollen auch eine Seele haben“, sagt der Künstler. Außen glänzen seine Schalen und Dosen dann in tiefem Schwarz, während innen die Maserung der Hölzer sichtbar bleibt. Eine Kombination, die auch bei Möbeln greift. In Zusammenarbeit mit den Deutschen Werkstätten hat er einen Kabinettschrank angefertigt, der an die Tradition der Lackkabinette von August dem Starken anknüpft. Weitere Lackmöbel sollen folgen. Und er plant in Kooperation mit der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin wertvolle Dosen aus Lack und Porzellan. Dass Schmid auch selbst Schwarz trägt, passt. „Schwarz ist das Thema, mit dem ich mich seit 15 Jahren auseinandersetze“, sagt der Mann, der sich nie an rotem Japanlack versuchen würde. „Wenn man gut sein will, muss man sich entscheiden.“ Fragen ihn die Leute, ob das nicht irgendwann langweilig wird, zitiert er einfach nur den Schriftsteller Tanizaki Jun’ichiro: „Japan-
SPARKASSE KULTUR SCHAFFEND
lack ist in Schichten abgelagerte Dunkelheit.“ Schmid hebt eine seiner Holzschalen mit spiegelglatter Außenhaut hoch. Für ihn sind seine Arbeiten Skulpturen, die zu meditativer Versenkung einladen.
Meisterprüfung abgelegt. Wie viele andere moderne Kunstkeramiker auch ließ sie sich von alten chinesischen Steinzeug-Gefäßen inspirieren. Zu Beginn war der nach ihr benannte Preis Kunsthandwerkern aus dem Bremer Raum vorbehalten. Seit 2002 Dass er jetzt den Auguste-Papendieck-Preis wird er im gesamten Gebiet der Neuen bekommt, bezeichnet er als „ganz große Hanse Interregio ausgeschrieben, also Nummer“. Denn diese Auszeichnung ist ein- in Bremen, Niedersachsen und den vier zigartig in der Region. Seit 1966 wird sie alle niederländischen Provinzen Groningen, zwei Jahre für innovative Arbeiten auf dem Fryslând, Drenthe und Overijssel. Gebiet der zeitgenössischen angewandten Künste ausgeschrieben. Der von der SparMit der Preisverleihung 2006 an den kasse Bremen mit fachkundiger UnterstütMöbelmacher Jan Pieter de Graaf ging der zung des Focke-Museums verliehene Preis Preis erstmals in die Niederlande. Die oriist mit 6000 Euro ginelle Verbindung von Archidotiert. Darüber hi- „In all diesen Stücken tektur, Kunst und Theater in naus finanziert die seinen Möbelobjekten hatte steckt gebundene Zeit, Sparkasse jeweils die Jury überzeugt. Preisträeine große Einzel- das macht sie so kostbar“ gerin 2008 war Maike Dahl ausstellung plus aus Hannover: Die DiplomKatalog. Die Ausstellung, die noch Arbeiten Designerin befreit ihre Silbergefäße von von 14 weiteren Kunsthandwerkern zeigt, repräsentativem Pomp, indem sie formal wird in Zusammenarbeit mit dem Fockeauf profane Pappbecher und -schalen Museum realisiert und von Ute Bernsmeier anspielt. 2010 wurden Objekte des Tischvom Focke-Museum kuratiert. lers und Möbeldesigners Peter Heidhoff ausgezeichnet. Was bei ihm auf den ersten Der Preis erinnert an die Bremerin Auguste Blick aussieht wie Eichenholz, das zum Papendieck (1873-1950). Als erste Frau in Trocknen aufgeschichtet wurde, sind in Deutschland hatte die Töpferin 1912 die Wirklichkeit raffinierte Beistellschränke.
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Der Auguste-Papendieck-Preis ist ein wichtiger Impuls für solch herausragende Kunsthandwerker. „Gerade in unserer schnellebigen Zeit, die durch Wegwerfartikel geprägt ist, wird für das Kunsthandwerk der Spagat zwischen künstlerischem Anspruch und der Notwendigkeit verkaufen zu müssen immer schwieriger“, so Joachim Döpp, Vorstandsmitglied der Sparkasse Bremen, „ deshalb liegt mir dieser Preis sehr am Herzen.“ „Das Problem ist, dass mich in Deutschland niemand vermutet“, sagt UrushiKünstler Schmid. Die Auszeichnung der Fachjury mache ihn mit einem Schlag bekannter. Und nicht nur das. Seine Kunden, die in der Regel keine Urushi-Kenner sind, hätten dadurch noch mehr Vertrauen in seine Arbeiten. Und was sind das für Leute, die bei ihm Lackkunst kaufen? „Die angenehmsten Kunden der Welt“, sagt Schmid. „Keine Angeber, sondern unaufgeregte Ästheten.“ Ausstellung vom 11. April bis 1. Mai im FinanzCentrum der Sparkasse Bremen Am Brill. Geöffnet werktags von 9 bis 18 Uhr. Katalog.
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KUNST Graben für Germanien
„Graben für Germanien: Archäologie unterm Hakenkreuz“: Das Focke-Museum Bremen enttarnt einen Mythos Text: Sabine Komm
Blond, stark, heldenhaft M
an mag sie irgendwie, diese wackeren Germanen, blond und so kämpferisch. Doch genau mit solch lieb gewonnenen Klischees räumt das Focke-Museum Bremen jetzt auf. Bis zum 8. September wird in dem grundlegend sanierten Haus gezeigt, wie der Germanenmythos in der NS-Diktatur ideologisch aufgeladen wurde. Schließlich ging es um die vermeintlichen Vorfahren der „arischen Rasse“. Archäologen haben bei solchen Fehlinterpretationen an vorderster Front mitgemischt. Bis heute ein Tabu-Thema.
Ausgrabung in Solonje (Ukraine) 1943. Bildnachweis: Rijksmuseum van Oudheden, Leiden.
motiv aus dem Gräberfeld Bremen-Mahndorf. Die Hansestadt war ein Zentrum der NS-Archäologie, Kaffeemillionär Ludwig Roselius ein begeisterter Unterstützer des Germanenkults. In der chronologischen Themenschau holen die Kuratoren weit aus. Denn die Germanen sind keine Erfindung der Nationalsozialisten, sondern der Römer. Um eigene Stärke zu demonstrieren, hatte Caesar alles, was rechts des Rheins, also jenseits des Limes, lag, als Germanien abgetan. Und das, obwohl dort unterschiedlichste Völkergruppen lebten mit eigenen Sprachen, Religionen, Siedlungs- und Bestattungsformen. „Diese Völker haben sich selbst nie als Germanen bezeichnet. Das Land Germanien hat es nie gegeben“, sagt Ausstellungsleiterin Karin Walter.
Die Sonderausstellung „Graben für Germanien: Archäologie unterm Hakenkreuz“, Im 19. Jahrhundert, auch das zeigt die Themenschau, lebt der Germanenmythos von der Kulturstiftung des Bundes großwieder auf. Im Teutoburger zügig unterstützt, ist ein Großprojekt. Focke-Mu- „Das Land Germanien Wald entsteht das Hermanns-Denkmal. Abbilseum, Landesarchäologie hat es nie gegeben“ dungen dieses kolossalen und Uni Bremen haben Recken waren damals allgegenwärtig, hier zusammengearbeitet. Mehr als 750 sogar auf Keksdosen. „Germanien durchExponate sind inszeniert, darunter eine dringt bereits im 19. Jahrhundert den AllReplik des Eberswalder Goldschatzes und tag, der perfekte Nährboden für die spätere die 1400 Jahre alte Urne mit Hakenkreuz-
Rassenideologie der Hitler-Diktatur“, sagt der Historiker Dirk Mahsarski, der mit Unterstützung der Volkswagen-Stiftung seit drei Jahren dazu forscht. Im Dritten Reich wurde der Mythos zur Ideologie. Grabungen sollten die Idee eines großgermanischen Reiches belegen. Das NS-Regime wollte so die eigene Überlegenheit historisch ableiten und Besitzansprüche auf die Nachbarländer rechtfertigen. „Die meisten Archäologen waren damals überzeugte Nazis und somit Wegbereiter für Eroberung, Plünderung und Vernichtung“, sagt Mahsarski. Viele waren im Krieg aktiv, um direkt hinter der Frontlinie Kulturgegenstände zu rauben und Grabungen zu starten. „Das fing im frisch eroberten Polen an und ging dann erdrutschartig weiter. Im Kaukasusvorland wurde die jüdische Zivilbevölkerung erschossen und gleichzeitig ein skythischer Helm geraubt.“ Ein minimalistischer weißer Ausstellungsraum zeigt, wie die Nationalsozialisten die Bürger für ihre Art der Archäologie begeistert haben. Im ganzen Reich wurden Repliken eindrucksvoller Objekte wie dem Nydam-Boot aus dem 4. Jahrhundert nach Christus gezeigt. Wandbilder, Stundenpläne und Lesezeichen trichterten Kindern
KUNST Graben für Germanien
Schulung der SS mit Runen an der Tafel. Bildnachweis: DIZ, Dokumentations- und Informationszentrum München GmbH
Eberswalder Goldfund, Replik. Bildnachweis: Museum für Vor- und Frühgeschichte, SMB-PK, J. Liepe.
eingängige Germanenbilder ein: blond, erdverbunden, heldenhaft. Der bewaffnete Vater beschützt Ehefrau und Kind. So sollte auch die deutsche Familie im Nazi-Reich sein. Sammelalben mit entsprechenden Germanenbildern könne man bis heute bei ebay ersteigern, sagt Mahsarski.
emotionale Reaktion auf die Wehrmachtsausstellung sowie das Münchner Projekt „Hoffmann & Hitler. Fotografie als Medium des Führer-Mythos“ haben das nur allzu deutlich gezeigt. Umso wichtiger ist der Bremer Vorstoß. Denn Germanenklischees werden auch nach 1945 bedient.
„Es ist ein Abgrund, in den man da immer wieder guckt“, so der Historiker weiter. Die NS-Archäologen hätten sogar die Funde prähistorischer Moorleichen auf perfide Weise gedeutet. Bei diesen Toten würde es sich um Homosexuelle handeln, welche die Germanen verfolgt und in der sumpfigen Landschaft ertränkt hätten. NS-Größen wie Heinrich Himmler (1900-1945), einer der Hauptverantwortlichen für den Holocaust, nutzten diese Geschichtsklitterung, um die Verfolgung von Schwulen, Lesben und Menschen mit Behinderung im eigenen Reich zu rechtfertigen. Anders als Hitler vergötterte Himmler die Germanen. Schalen und Teller aus der SS-Porzellanmanufaktur Allach mit Hakenkreuz-Motiv sowie NS-Koppelschlösser mit der Inschrift „Meine Ehre ist Treue!“ waren so ganz nach seinem Geschmack.
„Besonders seit der Wiedervereinigung stürzt sich die rechte Szene regelrecht auf ideologisch verklärte Vorstellungen, Zeichen und Symbole der Germanen“, sagt Mahsarski. Runenalphabet und der Weltenbaum Irminsul, einst Logo der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe der SS, stehen hoch im Kurs. Die „Schwarze Sonne“ – auf T-Shirts, Uhren oder aber präzise in die Haut tätowiert – gilt in der Szene als Symbol für eine arische Weltherrschaft. Das Internet beschleunigt Verbreitung und Vermarktung rassistischer Ideologien.
Auch Kinderbücher, die „Neuen Helden“ der Spielzeugfirma Schleich und das Spezialbier „Goldener Germane“ einer Privatbrauerei beinhalten mehr NS-Ideologie, als vielen lieb ist. Das Bremer Ausstellungsteam zeigt, wie lebendig der Germa„Bis heute sei „die Auseinandersetzung mit nenmythos ist – bis heute. dem Nationalsozialismus heikel“, räumt Bis 8. September, geöffnet Di. 10 bis 21 Ausstellungsleiterin Walter ein. Die hoch Uhr, Mi. bis So. 10 bis 17 Uhr.
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KUNST Augusteum Oldenburg
Sanierung erbeten
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bgehängte Decken, abgetretene Teppichböden, provisorisch abgedunkelte Fenster, Elektroleitungen direkt neben wertvollen Gemälden – das Oldenburger Augusteum vermittelt Besuchern einen eher schäbigen Eindruck. Obendrein ist die Gebäudetechnik marode. Alles andere als überzeugende Bedingungen, um etwa Leihgaben für attraktive Sonderausstellungen zu gewinnen. Doch das soll sich schleunigst ändern. Denn Museumsdirektor Prof. Dr. Rainer Stamm will das Haus wach küssen.
Im Innern des Gebäudes fällt zunächst das imposante und großzügig angelegte Treppenhaus mit seinen Decken- und Wandgemälden von Christian Griepenkerl (1839-1916) auf. Im Obergeschoss war die Großherzogliche Gemäldesammlung zu sehen, im Hochparterre fanden Wechselausstellungen statt. Heute ist im Augusteum die „Galerie Alte Meister“ untergebracht.
anthrazitfarbene Auslegeware, unter der sich edles Parkett befindet.
Das ist aber nicht alles. Die elektrische Anlage ist vollkommen veraltet, die Fenster sind energetisch gesehen eine Katastrophe und provisorisch verhängt, um die Bilder vor zu grellem Außenlicht zu schützen. Mittlerweile findet der Direktor die Situation beschämend, vor allem dann, wenn wichtige Leute aus der Kunstszene sein Wechselausstellungen soll es nach dem Willen von Rainer Stamm mittelfristig wie- Haus besuchen. „Die kommen von national und international bekannten Einrichder geben. „Wir planen umfangreiche Satungen, weil sie bei uns ganz bestimmte nierungsmaßnahmen“, berichtet er und Das Gebäude an der Oldenburger Elisabe- breitet erste Pläne des Staatlichen Bauma- Gemälde ansehen und mitunter auch austhstraße gehört zum Landesmuseum für nagements aus, das den Zustand des Hau- leihen wollen und sind dann sichtbar irriKunst und Kultiert, wenn sie unsere Räume betreten“, erses schon mal turgeschichte. „Den Sinn für Kunst und Wissenschaft unter die Lupe zählt er. Tatsächlich gewinnt der Besucher Benannt wur- wahren, erhalten und ausbreiten.“ genommen hat. den Eindruck von lauter Notlösungen. de es nach dem Danach ist die Vater des Stifters, Großherzog Paul FriedBausubstanz intakt, Sorgen bereitet dage- Viel gravierender als die bereits aufgezählrich August, der das Großherzogtum von ten Defizite sind die vollkommen veraltete gen der innere Zustand des Hauses. 1829 bis 1853 regierte. 1867 ist es von NikoLichtanlage sowie die fehlende Klima- und laus Friedrich Peter als erstes Kunstmuse- Negativ ins Auge springen vor allem die ur- Sicherheitstechnik. „Das ist ein maßgeblium der Stadt eröffnet worden. Ernst Klincher Grund, weshalb potenzielle Leihgeber sprünglich sehr hohen Ausstellungsräugenberg, ein Bremer Architekt, hatte das me, die eigentlich ideal für die Präsentati- abwinken. Sie würden grundsätzlich gern zweigeschossige und mit gelben Klinkern mit uns zusammenarbeiten, sind aber anon großformatiger Bilder geeignet wären. versehene Bauwerk in Anlehnung an flogesichts dieser Mängel nicht bereit, uns ihre Doch im bis 1981 zweckentfremdeten Aurentinische Renaissancepaläste errichtet. gusteum sind die Decken mit weißen Plat- Werke anzuvertrauen“, berichtet Stamm, Es sollte, so steht es in der Übergabeurkun- ten abgehängt. „Das ist der Charme der der diesen Zustand unbedingt ändern will, de, „den Sinn für Kunst und Wissenschaft 1970er und 80er Jahre“, sagt Stamm und weil er die Potenziale des Hauses endlich erwahren, erhalten und ausbreiten.“ schließen möchte. zeigt dabei auch auf die flächendeckende
KUNST Augusteum Oldenburg
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Marodes Augusteum in Oldenburg soll aus dem Dornröschenschlaf erwachen Text: Katrin Zempel-Bley
Dr. Rainer Stamm Das Augusteum, das 1867 eröffnet wurde, war das erste Kunstmuseum Oldenburgs. Foto: zb
„Wir haben das späte Mittelalter, Tischbein, die Brücke, müssen uns wahrlich nicht verstecken“, sagt er. Das Augusteum hat in der Tat allerhand zu bieten, kann es unter den jetzigen Bedingungen aber nicht darstellen. „Bestimmte Projekte streichen wir von vorneherein im Kopf, was sehr schade ist. Denn auch kulturtouristisch könnten Oldenburg und die Region von unserem Museum in einem zeitgemäßen Zustand profitieren“, meint der Direktor. Im zuständigen Kulturministerium in Hannover läuft Stamm mit seinem Ansinnen, das Haus fit für die Zukunft zu machen, offene Türen ein. „Ich muss dort niemanden von meinen Plänen überzeugen“, sagt er und beziffert die Kosten für eine „Frischzellenkur“ des Augusteums mit rund 1,5 Millionen Euro. Einen ersten Erfolg kann er immerhin schon vermelden, denn mittlerweile liegt eine verbindliche Zusage über 200.000 Euro aus dem Denkmalschutzprogramm III des Bundes vor. Weitere 750.000 Euro könnten aus EU-Programmen fließen, wenn die Gegenfinanzierung durch das Land in Höhe von 300.000 Euro gesichert wäre. Die dann noch fehlenden 250.000 Euro will Stamm selbst einwerben. „Ich bin zuversichtlich, dass das klappt“, sagt er. Sollten die notwendigen Gelder bewilligt werden, könnte in diesem Sommer mit den Arbeiten, die von der Denkmalpflege begleitet würden, begonnen werden. Dazu müsste das komplette Haus etwa neun Monate geschlossen werden. Sämtliche Gemälde würden wegen der enormen Staubentwicklung vorübergehend in den Depots verschwinden. Danach aber könnte das Augusteum endgültig aus seinem Dornröschenschlaf erwachen.
Mahler III Musiktheater mit Gustav Mahlers Dritter Sinfonie von Markus Poschner und Benedikt von Peter Karten unter Tel 0421 . 3653-333 kasse@theaterbremen.de
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KUNST Haus Kränholm
Wie der Hof Kränholm in Knoops Park die Lust an den Schönen Künsten weckt Text: Berit Böhme
mUsentempel Im park
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rivate Kunstsammler wirken meist im Verborgenen und genießen ihre Schätze abgeschottet von der Öffentlichkeit. Manch ein Mäzen entschließt sich hingegen, die Schönheiten mit anderen Betrachtern zu teilen. So wie das Sammlerpaar Hans Herbert und Elke Saacke. Der Kunst- und Kulturhof Kränholm im Bremer Stadtteil Sankt Magnus bildet die Kulisse für ihre Kleinode. Unter dem Motto „Unentdecktes entdecken“ sind Werke der Klassischen Moderne und Zeitgenössisches zu sehen. Zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich befindet sich das Projekt auf der Zielgeraden. Hinter dem Namen Kränholm verbirgt sich ein dreiteiliges Gebäudeensemble in Knoops Park. Ein im Auf bau befindlicher Skulpturengarten rahmt das von einer Stiftung betriebene Gut ein. Kränholm biete ein „Forum für die Sammlung“, solle aber „kein Museum sein“, stellt die Kuratorin Inga Harenborg klar. „Wir möch-
ten die Menschen neugierig machen auf Kultur. Die Schwellenangst zur Kunst soll abgebaut werden.“ Die Art der Sammlungs-Präsentation variiert je nach Gebäudeteil. Die Kunst solle „auf keinen Fall dekorativ“ wirken, stellt Harenborg klar. Tatsächlich gelingt dieses Vorhaben, denn die Exponate sind Blickfänge. Im als Restaurant mitsamt Bar und kleinen Tagungsräumen konzipierten Haupthaus schlürfen die Gäste ihren Aperitif umgeben von Picasso oder mit Blick auf einen babylonischen Lindenholzkegel von Klaus Hack. Beim Genießen der Bremer Landhausküche im Restaurant erblicken sie beispielsweise eine Bronze von Michael Croissant. Kränholm ist kein historisch gewachsenes Ensemble, sondern vereint aus verschiedenen Standorten stammende Gebäude. Das namensgebende Haupthaus diente ursprünglich als Kaufmanns-Residenz und wurde am jetzigen Standort in stark reduzierter Form wieder aufgebaut. Die benachbarte Scheune stand zuvor im Ortsteil Lesumbrok und wurde zum Saal umgebaut.
Malers Hans-Reinhard Lemphul zu sehen. Komplettiert wird das Kränholm-Ensemble vom ehemaligen, in Backstein gefassten Obergärtnerhaus. Es beherbergt heute das Kunst-Café mitsamt eigener Bäckerei und Konditorei. Im Café solle der Kunstcharakter stärker akzentuiert werden als in den übrigen Gebäuden, erläutert Inga Harenborg. „Hier liegt der Akzent auf Kunst und Ausstellung.“ Angedacht sind Präsentationen eines Künstlers und Themenausstellungen. Platz ist auch für „Formate, die Intimität brauchen“. Denn die Raumaufteilung ist variabel. Wer mag, kann Kränholm im Rahmen einer Kunstführung erkunden. Die Kuratorin geleitet bis zu 20 Personen durch das hochkarätige Kaleidoskop. Statt trockener akademischer Fachsimpelei gestaltet Harenborg die Rundgänge „sinnlich und vom Bild ausgehend“. Mit der Fertigstellung des Kunst- und Kulturhofes hat die Sammlung einen würdevollen Rahmen gefunden. Inga Harenborg kann bei der Gestaltung aus einem reichen Fundus schöpfen. Die in Kränholm präsentierten Werke sollen aber nur in gemächlicher Taktung wechseln. „Es wird weiter gesammelt“, verrät sie außerdem lachend. „Die Sammler sind mit Herz dabei. Die Künstler werden unterstützt und begleitet.“
„Ob für Konzerte, Kulturveranstaltungen oder Empfänge – der Raum ist multifunktional nutzbar“, so Harenborg. In den Wänden der mit hellem Holz ausgekleideten Scheune sind beleuchtete Nischen für Kränholm, Am Hohen Ufer 35 die Kunst eingelassen. Derzeit ist dort eine Telefon 04 21 - 69 21 28 10 farbenfrohe Restrospektive des abstrakten www.kraenholm.de
Kunstsammlungen Böttcherstraße erhielten „Schützenfest mit Karussell II“ von Paula Modersohn-Becker Text: Peter Schulz
geschenk aUs Basel
geschmähte Werk quasi zurück in seine „Heimat“ schickten.
Seit 1943 hatte sich das „Schützenfest“ im Besitz der Familie befunden. Damals ersteigerte der Vater der Stifterin das farbenfrohe Gemälde, das zuvor zur Sammlung des Stettiner Museums gehört hatte. Es habe sich rückblickend um einen rechtmäßigen Kauf gehandelt, rster Saal, gleich rechts. Hier ist es zu sehen, das neueste Bild im Paula was auf Bremer Seite vor der Annahme des Modersohn-Becker Museum. 56 x 73 großzügigen Geschenks mit großer Sorgfalt überprüft worden sei. „Wir wollten absolut Zentimeter groß, 1904 auf Pappe gemalt sicher sein, dass keine Rechtsansprüche von der Namensgeberin des Hauses. Eine mehr geltend gemacht werden können“, namentlich nicht genannte Schweizerin versicherte Jens Böhrnsen. hat das „Schützenfest mit Karussell II“ den Kunstsammlungen Böttcherstraße Mit der Schenkung aus der Schweiz konngeschenkt. ten die Kunstsammlungen Böttcherstraße das 77. Werk von Paula Modersohn-Becker „Eine wunderbare Geste“, freute sich in ihren Bestand aufnehmen. „Es ist eine Bremens Bürgermeister und Kulturseperfekte Ergänzung“, urteilte Frank Launator Jens Böhrnsen, als er das Gemälde kötter. Denn das Bild nehme wegen der gemeinsam mit Museumsleiter Dr. Frank erzählerischen Darstellung des Worpsweder Laukötter aus der Transportkiste hob. Dorflebens („Selten in ihrem Genre!“) eine Denn die Dame aus Basel hatte eigentlich besondere Position ein. nichts mit der fernen Hansestadt an der Weser verbunden. „Sie wollte aber“, so Wie wichtig das Motiv „Schützenfest“ seiLaukötter, „dass dieses Bild nach ihrem nerzeit für die Bewohner gewesen ist, gehe Tod öffentlich zu sehen ist und wählte aus vielen Briefen und Tagebucheintragundafür unser Haus aus.“ gen der Künstlerin hervor. „Diese Bedeu-
E
Kunst, so ihre Begründung, sei für alle da. Und ein Bild von Paula Modersohn-Becker sei in dem nach ihr benannten Haus am besten aufgehoben. Eine Meinung, der sich auch ihre Kinder anschlossen und das einst von den Nazis als „entartete Kunst“
tung“, so Frank Laukötter, „wird durch das Bild unterstrichen.“ Damit nicht genug: Das Gemälde zeige „beispielhaft die für Paula Modersohn-Becker so typische Flächigkeit im Malstil und die erdige Farbgebung. Und damit repräsentiert es Paula ModersohnBeckers Zeit in Worpswede.“
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KUNST Paula Modersohn-Becker Museum
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Wohnen
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KUNST Ausstellungen
: Kunstwerke Text: Sabine Komm
Die Welt in Rot Gerd Rohling gehört zu den großen Einzelgängern der Kunst. Seine Projekte entstehen in der ganzen Welt. Die Weserburg Bremen zeigt jetzt in der Ausstellung „Rohling | Inside – Outside“ Werke aus der Sammlung Böckmann, Berlin, und dazu Arbeiten aus Rohlings Atelier.
Endzeitszenarien
Menschen, die inmitten pastoser Farbwelten nach dem eigenen Weg suchen, sind ein zentrales Thema im Werk von Rudi Kargus, der unter anderem bei Lüpertz gelernt hat. Es sind Figuren, die sich zwischen Sehnsucht und Abgrund bewegen. Kargus setzt so seine inneren Bilder um oder lässt sich von Fotos inspirieren, die er collageähnIm Zentrum steht „Immer im Bilde – lich einbaut. In seinen apokalyptischen Rouge“ (2008-2011). Wie eine Droge hat der Werken treffen düstere auf grelle Farben. Künstler rote Farbe inhaliert, um sie in die Atmosphäre von Berlin zu pusten. ZuseDie Galerie kd.kunst zeigt neue Arbeiten, hens nimmt die Welt diese Farbe an: Andarunter das Großformat „Afrika“. Umtennen, Fernsehturm, Innenräume, Hangeben von sehr viel Grün stehen ein Stuhl dys und Computerbildschirme werden rot. und ein Mann. Es ist, als habe der Künst„Rohling inszeniert die unendliche Sehn- ler die Zeit angehalten. Der 60-Jährige war sucht der Kunst, die Welt zu verwandeln“, als junger Mann Profi-Fußballer. Heute sagt Weserburg-Direktor Carsten Ahrens. sieht er diese Zeit kritisch: „Ich war gepolt, meine Leistung abzuliefern, das war schon Doch der Künstler kann auch anders. In manisch.“ archäologischem Eifer kniet er vor einem Erotik-Video-Shop, um ein Kaugummi vom Mit 44 Jahren entdeckt er das Malen, für Bürgersteig zu kratzen. In der Werkserie ihn ein Weg zu innerer Ruhe: „Das hat „Sweet ‚n‘ Sour“ werden solche Fundstücke mich hinüber gerettet aus dem Sport.“ Titel Teil seiner Kunst: als Himmelskörper, als wie „Game over“ oder „Ende der Dressur“ Schamhaar einer nackten Frau, als Iris im erinnern an das Erlebte. Trotzdem möchleeren Auge von Nofretete. Und dann ist da te er nicht auf den „Fußballer, der malt“ renoch die Serie „Immer von Innen“ (2011): duziert werden. Er ist Maler. Punkt. Ein heSichtfenster von Elektroherden ermöglirausragender Maler zwischen Abstraktion chen nicht den gewohnten Blick auf den und Gegenständlichkeit. Braten, sondern auf den Künstler, der gera- 5. Mai bis 2. Juni. Galerie kd.kunst, Wallde Farbe aufträgt. höfen. Sonntags 12 bis 18 Uhr und nach Bis 30. Juni. Weserburg Bremen. Vereinbarung: 04793/955755 Katalog 15 Euro. www.kdkunst.de
KUNST Ausstellungen 53 foyer
Kunsträtsel Noch bis zum 12. Mai 2013 widmet sich die Kunsthalle Bremen in der Ausstellung „Picasso, Matisse, Chagall u.a. – Künstlerplakate aus der Werkstatt Mourlot. Eine Schenkung aus der Sammlung Hans-Herman Rief“ erstmals der französischen Plakatkunst nach 1945. Gezeigt werden rund 80 hochwertige Farblithografien, die in der Druckerei von Fernand Mourlot angefertigt wurden. Neben den klassischen Künstlerplakaten u.a. von Pablo Picasso, Henri Matisse und Marc Chagall, die vorrangig der Ankündigung von Ausstellungen dienten, gestalteten die Künstler auch Plakate für Touristenorte oder Veranstaltungen.
Malender Poet
Denker auf Bügelbrettern
Schiffe liegen auf Reede. Bei ihm heißen sie „Dante“ und „Dostojewski“. Der Kunstverein Hamburg zeigt in der Ausstellung „Blind Man‘s Faith“ neue Arbeiten von Norbert Schwontkowski (*1949), darunter Werke von seinen großen Reisen der vergangenen Jahre. Anstatt zu erzählen, hält der Künstler Stimmungen fest. Ein nächtliches Autokino. Verdammt viele Windmühlenflügel auf engem Raum. Flamingos vor Petrochemie. Eine belgische Autobahn Richtung orangerotem Himmel. Leuchtreklame, die auf Weltall und Raumfahrt anspielt. Und Vincent van Gogh im Interzonenzug.
„Eveline van Duyl. Denkinseln“ – diese Ausstellung im Gerhard-Marcks-Haus stellt eine niederländische Bildhauerin vor, die hipp ist und vielseitig arbeitet. Zu sehen ist eine einzige Werkgruppe, genauer gesagt: 22 überlebensgroße Philosophen-Bildnisse quer durch alle Jahrhunderte, von Sokrates bis zum Amerikaner Rorty.
„Das Geheimnis eines guten Bildes ist, dass man einen scharfen Gedanken hat, also präzise malt, und trotzdem muss das Bild größtmögliche Elemente von Freiheit haben. Sonst funktioniert es nicht“, sagt der Künstler. Einen gewissen Kontrollverlust lässt er damit zu, auch bei der Wahl seiner Malmittel. Neben Ölfarbe, Kreide, Wasser oder Pigmenten arbeitet Schwontkowski oft mit Metalloxyden, die lichtempfindlich sind und bestimmte Farben mit der Zeit kippen lassen. Die ausgestellten Skizzenbücher sind ein Höhepunkt der Ausstellung. Auch hier erweist sich Schwontkowski als großer Poet. Bis 14. April. Kunstverein Hamburg. Katalog 27 Euro.
Dabei macht die 55-jährige Künstlerin einen weiten Bogen um all die altehrwürdigen Marmor- oder Bronzebüsten, die es bisher gab. Sie hat riesige bunte Köpfe geschaffen, ködert die Aufmerksamkeit der Besucher mit wilden Materialien: knallbunte Garnrollen für Voltaire, lilafarbige Haare für Schopenhauer, Pferdehaare und Holz für Nietzsche. Oder Holz, Teppich und Textilien bei Bella van Zuylen. Zwischen Herz und Kopf verläuft eine blutrote Verbindungsader aus Wachs. „Niemand muss denken, oh weh, oh weh, ich weiß gar nicht, wer Rorty oder Spinosa sind“, sagt Kuratorin Yvette Deseyve. Denn hier stehen solche Denker nicht auf Sockeln, sondern sind schlicht und einfach auf Bügelbretter montiert. Das verleiht ihnen Leichtigkeit. Philosophieren ist eben nichts anderes als Fragen zu stellen, eine alltägliche Übung wie das Bügeln. Bis 2. Juni. Gerhard-Marcks-Haus Bremen. Katalog.
Die ausgestellten Werke stammen aus dem Vermächtnis von Hans-Herman Rief (19092009). Dessen Schenkung von insgesamt 112 Künstlerplakaten bereichert seit dem Frühjahr 2010 die Sammlung der Kunsthalle Bremen. Diese Plakate aus der Werkstatt Mourlot ergänzen nun eine der größten deutschen Sammlungen französischer Plakatkunst um 1900 – über 200 an der Zahl – um bedeutende Werke des 20. Jahrhunderts u.a. von Picasso, Matisse und Chagall, aber auch von Max Ernst und Jean Cocteau. In welcher französischen Metropole befand sich die Druckerwerkstatt Mourlot? Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum 15. April 2013 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch online möglich: www. rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 × 2 Eintrittskarten für die Ausstellung Künstlerplakate aus der Werkstatt Mourlot in der Kunsthalle Bremen. Die Antwort des Kunsträtsels aus der Ausgabe 98 lautet: Albrecht Dürer. Gewonnen haben: Gabriele Busch, Bremen Peter Jentges, Bremen Tine Klier, Bremen Regina Köpp, Bremerhaven Maike Rentzsch, Bremen
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KUNST Margit Schneider
: Margit Schneider Bilder der K端nstlerin
Sira 11, Acryl auf Leinwand, 60 x 60 cm, 370 Euro
Arun 6, Acryl auf Leinwand, 90 x 90 cm, 825 Euro
Eril 14, Acryl auf Hartfaser, 100 x 80 cm, 795 Euro
o. T., Acryl auf Leinwand, 40 x 80 cm, 345 Euro
Erig 7, Mischtechnik auf Leinwand, 50 x 40 cm, 225 Euro
Sonderverkauf der nebenstehenden Bilder von Margit Schneider aus unserer Internet-Galerie
WWW.galerie-kronenberg.de Sira 3, Öl auf Leinwand, 60 x 60 cm, 370 Euro
Besichtigungstermine nach Vereinbarung über Telefon:
04 21 - 1 26 63 oder
01 72 - 4 21 26 63 im Roland Verlag Schlachte 43 28195 Bremen
Sede 2, Öl auf Leinwand, 80 x 80 cm, 650 Euro
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LITERATUR Mark Twain
: Literatur Text: Inge Zenker-Baltes
Jakob Arjouni
Scharfzüngiges aus dem Jenseits
Wunden von gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, Korruption und Heuchelei gelegt hatte, jedoch betonte, seine Autobiographie Mark Twains „fast unendliche Geschichte“ sei „kein Rachefeldzug.“
Magic Arjouni Hommage an Jakob Arjouni und sein Werk
An seinem 40. Geburtstag traf ich Jakob Arjouni in Frankfurt zum Interview. Er erzähl2010 wurde der Wälzer in den USA pubte von den Anfängen seines Schriftstellerleliziert und auf Anhieb ein Sensationserbens, seiner latenten Neugier, die ihn dazu folg. Nun gibt es „Meine geheime Autobiogebracht habe, schreibend den Dingen auf graphie“ auch auf Deutsch. Der 724 Seiten den Grund zu gehen, von seiner immerwähumfassende und um einen die Hintergrünrenden Suche nach der einen Wahrheit. Und de beleuchtenden Zusatzband ergänzte von seiner lebenslangen Liebe zu Frankerste Teil ist eine unerschöpfliche Fundreich, das ihm von Jugend an zur zweiten grube. Das Blättern, Schmökern, sich FestHeimat wurde. Schwer zu begreifen, dass es lesen macht Spaß, ist an- und aufregend, Jakob Arjouni nun nicht mehr gibt. Am 17. vergnüglich ob der Respektlosigkeit und Januar starb er 48-jährig in Berlin. scharfzüngigen Direktheit und hochaktuTwains Werke sind Legion – Romane, Reiell, wenn Twain die amerikanische Außenseberichte, politische und literaturwissenAls Zwölfjähriger las Jakob Arjouni zum politik oder die Gier der Wallstreet scharf schaftliche Essays, Liebesgeschichten. Beersten Mal Dashiel Hammet. „Nicht alles kritisiert, Steuerhinterzieher entlarvt, aber kannt bei uns machten ihn „Der Prinz und verstanden, aber begeistert“, gesteht er in auch zauberhaft sensibel von seiner Famider Bettelknabe“ und die Abenteuer seiner lie, dem frühen Tod einer Tochter und dem einer stichwortartigen Vita, um etwa zehn Helden Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Jahre, zwei abgebrochene Studien, diverse der geliebten Ehefrau erzählt. Jobs, zwei Theaterstücke und drei Krimis An die Veröffentlichung der Memoiren später befriedigt das Resümee zu ziehen: Erstaunlich modern wirken diese Meknüpfte der Vater von vier Kindern eine „Beruf gefunden.“ moiren, geben tiefe Einblicke in Leben strikte Bedingung: Erst 100 Jahre nach seiund Leiden, Momente des Glücks, aber nem Tod durfte das Werk publiziert werden. auch Schicksalsschläge dieses Schriftstel- Berufung trifft es sicher besser, denn die Keiner der Zeitgenossen wäre dann noch am lers, der wie kaum ein anderer die moder- Krimiserie mit Kemal Kayankaya, PrivatLeben, könnte dem Maestro posthum wegen ne amerikanische Literatur geprägt hat. detektiv türkischer Herkunft in Frankfurt, übler Nachrede gram sein. Und so schrieb – Hingewiesen sei hier noch auf das druck- der zwar kein Türkisch, dafür perfekt Hessich Twain im „Schimmer wunderbarer Un- frische Bändchen „Lautstärke beweist gar sisch kann, hat bis heute Kultstatus. Begezwungenheit“ unverblümt von der Seele, nichts“ mit Anekdoten und Aphorismen: reits das Debüt „Happy birthday, Türke“ was er schon immer hatte sagen, wen er wie Ein Leckerbissen für Fans brillant formuvon 1985 begeisterte. Da war Arjouni geraheftig auch immer hatte kritisieren, gar be- lierter Twainscher Frech- und Weisheiten. de 21 Jahre alt. Für den dritten Band „Ein schimpfen wollen. „Aus gutem Grund spre- Mark Twain: Meine geheime Autobiogra- Mann, ein Mord“ erhielt er 1992 den Deutphie. Ü: Hans-Christian Oeser. Aufbau, che ich aus dem Grab statt mit lebendiger schen Krimipreis, „Bruder Kemal“ erschien Zunge“, bekennt verschmitzt der Autor, der 1129 S., 59,90 Euro. – Lautstärke beweist im Herbst 2012. gar nichts. Aufbau, 192 S., 14,- Euro. in all seinen Büchern den Finger tief in die Sprüche wie „Ich mag Kritik, aber sie muss zu meinen Gunsten ausfallen“ oder auch „Jungs wie mich gibt’s nicht alle Tage“ sind typisch für Mark Twain, den Meister der Satire, der Ironie, des Spottes und Sarkasmus’. 1835 in Florida/Missouri als Samuel Langhorne Clemens geboren und 1910 gestorben, arbeitete er intensiv an einer ausufernden Autobiographie, diktierte sie, druckreif erzählend, seinen Stenografen in die Tasten.
LITERATUR Jakob Arjouni 57 foyer
Schon als der Themenkomplex Migrationshintergrund und Rassismus noch nicht so aktuell war, biss sich der junge kritische Autor an dieser Problematik fest. Einige Medien hielten ihn damals selbst für einen Spross türkischer Gastarbeiter. In Frankfurt am Main 1964 als Jakob Bothe und Sohn des bekannten Dramatikers Hans Günter Michelsen geboren, hatte er gleich, als er zu schreiben begann, den Namen seiner damaligen marokkanischen Ehefrau Kadisha Arjouni übernommen.
mer noch relativ starren Grenzen zwischen ernster und Unterhaltungsliteratur hinweggesetzt, dabei dem Phänomen Gewalt einen zentralen Platz eingeräumt. Stets hauchte er Themen, die ihn interessier-
ten, ja, ihm auf den Nägeln brannten, Leben ein, verschuf ihnen Gehör in brillantem Stil und mit nie versiegender Lust am Erzählen. Wir vermissen ihn. – Alle Arjouni-Bücher bei Diogenes.
Der Autor beschränkte sich jedoch nicht auf seine erfolgreiche Krimireihe, er verfasste Theaterstücke, Short Stories, Märchen – und nicht zuletzt aufregende Romane. Zum Beispiel „Chez Max“, eine im Wortsinn fantastische genreübergreifende Mixtur aus politischem Science-Fiction-Thriller und Kriminalroman, die wie „Cherryman jagt Mr. White“, wo es um das Unwesen des Neonazitums geht, und wie „Hausaufgaben“, subtil fesselnder Schul- und Familienroman, längst als Schullektüre dient. Herausragend aber ist der Berlin-Roman „Magic Hoffmann“ von 1996, eine sarkastische Zeichnung deutschen Milieus, stilistisch perfekt, spritzig und humorvoll, gleichzeitig eine zauberhafte wie todtraurige Liebesgeschichte – mein persönlicher Favorit, auch der des Autors selbst, wie er mir bestätigte. In seinem Schaffen hat sich Jakob Arjouni höchst elegant über die hierzulande im-
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foyer 58
LITERATUR Ralph Dohrmann
: Literatur Warum Ralph Dohrmann seinen Roman „Kronhardt“ in der Hansestadt ansiedelte Text: Mara Giese
mIt Bremen Verwachsen D
as Treffen mit Ralph Dohrmann findet nicht in einem der bekannten Bremer Szenecafés statt, sondern auf dem Lande. Denn Ralph Dohrmann ist ein Mensch, der gerne ländlich lebt. „Natur ist etwas, was für mein Leben bestimmend ist und deshalb sind mir Naturbeschreibungen gerade auch im Roman wichtig“, sagt er.
roman, Vergleiche mit den „Buddenbrooks“, einem der bekanntesten deutschen Werke dieses Genres, findet Dohrmann jedoch „kauzig“. „Ich habe während des Schreibens nie daran gedacht und die Buddenbrooks ohnehin noch nicht gelesen.“
am Schreibtisch gut umsetzen kann. Das passt dann zu der Lust am Schreiben.“
Selbst- und Fremdbestimmtheit sind zwei Themen, die bei Ralph Dohrmann eine zentrale Rolle spielen. Er hat nie gern in fremdbestimmten Strukturen gearbeitet Wer Ralph Dohrmann gegenübersitzt, wird oder gelebt. Der 49-jährige schränkt jedoch an Willem erinnert, die Hauptfigur aus ein, dies bedeute noch lange nicht, dass seinem Roman. Ein verkappter Naturwiser jetzt vom Schreiben leben könne. „Ich Und weil gewachsene Strukturen und senschaftler, der seinen Eltern zuliebe befürchte, das wird ein weiter Weg.“ Aber Vertrautheit eine entscheidende Rolle in einen „soliden Weg“ eingeschlagen hat. Bei die Veröffentlichung seines Romans sei ein seinem Leben spielen, ist es nicht verwunder Frage nach Ähnlichkeiten schmunzelt erster, ermutigender Schritt gewesen. derlich, dass sein mit großem Interesse Dohrmann: „Ich habe Willem so geschafaufgenommener, in der foyer-Ausgabe 96 fen, dass er erst einmal mir sympathisch vorgestellter Roman „Kronhardt“ in Bremen war.“ Doch die Begeisterung für die Natur- Mit Bedauern spricht er über die Entwickspielt. „Ich bin mit Bremen wissenschaften lung am Buchmarkt mit den immer rascher produzierten Neuerscheinungen. Ralph verwachsen und verbun- „Ich bin eher Autodidakt und treibt auch ihn Dohrmann ist das zu hektisch, weshalb er den“, erklärt er. Freunde um. Anders als bin das stets gern gewesen.“ ernüchtert feststellt: „Wenn ich heute ein hat er hier, kennt Orte und seine Romanfineues Lexikon habe, ist es übermorgen Zusammenhänge, was er für sein jüngsgur entschied er sich aber nicht sofort für tes Werk als hilfreich empfunden hat. Mit den „soliden Weg“. Er brach die Schule ab, schon überholt.“ Ein Phänomen, das vor dem „Kronhardt“ in der Hand – angesichts reiste stattdessen durch die Welt und fand allem auf die Naturwissenschaft zutreffe. des Umfangs von gut 900 Seiten vielleicht erst nach diesen Erfahrungen zurück in die Dennoch greift Ralph Dohrmann immer noch lieber zu seinem alten Brockhaus, als eher unter dem Arm – kann daher auch ein vertraute Umgebung. Google anzuklicken. Bremer seiner Stadt ganz neue Ansichten abgewinnen. Ein Schreibseminar hat Dohrmann, der Auf die Frage, ob ein neues Projekt in Franz Kafka und Charles Bukowski zu Planung ist, antwortet Dohrmann lachend, Der Hauptschauplatz des Romans ist eine seinen Lieblingsschriftstellern zählt, nie Stickwarenmanufaktur. Inspiriert dazu hat besucht. „Ich bin eher Autodidakt und bin dass er sich erst um seine WohnsituatiDohrmann die Firma eines Freundes, die das stets gern gewesen.“ Geschrieben hat er on kümmern möchte. Er will noch ein bisschen weiter raus aufs Land ziehen und es auch heutzutage noch gibt. „Das war ein freilich immer schon. Erst waren es Tagekleiner Familienbetrieb, in dem gewisserbuchaufzeichnungen, dann Kurzgeschich- sich ein ruhiges Plätzchen zum Schreiben maßen Identifikation produziert wurde“, er- ten. „Ich habe feststellen können, dass ich suchen. Wir dürfen gespannt sein, was dabei herauskommen wird. zählt er. „Kronhardt“ ist ein Unternehmerselbstbestimmtes Arbeiten und Disziplin
BUCH UND MUSIK Wagner. Biographie
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: Buch und Musik Text: Simon Neubauer
Umfangreiche Geburtstagsausgabe
seiten ausbreitet? Also begibt er sich mit diesem Rüstzeug auf Wagners langen Lebens- und Schaffensweg von dem bereits überbordenden Jugenddrama „Leubald“ bis zum Bühnenweihfestspiel „Parsifal“.
legend behandelten Werke als Wegweiser und Markstein des literarischen und kompositorischen Werde- und Wesenweges. Und nicht zuletzt fesseln die QuerverSie wächst und wächst: Auch die privaweise im inhaltsschweren Werkkatalog von te Wagner-Bibliothek nimmt gerade in den „Feen“ bis zum „Parsifal“. Inmitten diesem Gedenkjahr zum 200. Geburtstag Das Ungewöhnliche an Martin Gecks der Textmasse leuchtet dann Wagners des Komponisten (je nach Geldbeutel) um „Biographie“ ist sein bedenkenswertes wichtigstes Motiv unverkennbar auf: die einige Bände zu. Eines der herausragenden Konzept: Er rückt, wie es Biografen meist Erlösung durch das sich opfernde „Weib“. Bücher der „Saison“ schrieb Martin Geck tun, nicht die Lebens-Stationen in den Vor- Martin Geck: Wagner. Biographie. Siedler und er fand mit „Wagner. Biographie“ vieldergrund, sondern nutzt jedes der grund- Verlag. 450 S., 24,99 Euro. faches Echo. Allerdings fragt man sich vor Beginn der Lektüre, ob es in Leben und Werk des Genies immer noch ein Thema gibt, das nicht aufgegriffen, ausführlich erörtert und einer eingehenden Analyse unterzogen worden ist. Aber Wagners Kosmos ist nicht nur nach Meinung des Autors so komplex, dass es sich nach wie vor gerade in unserer Zeit lohnt, in Nischen oder gar Lücken hineinzuleuchten, oder wie Geck meint, Wagner „auf die Schliche zu kommen.“ Zwar greift auch Geck zunächst einmal auf bekanntes Material, auf die „Mittheilung an meine Freunde“, auf die in späten Jahren Frau Cosima diktierte Beschreibung „Mein Leben“ und auf Cosimas minutiös geführte Tagebücher zurück und zitiert nicht gerade selten Zeugnisse gegenwärtiger Wagner-Deuter. Aber Martin Geck kann auch eine Fülle eigenen Wissens ausbreiten, gewonnen bei seiner Mitarbeit zur Fertigung des Wagner-Werk-Verzeichnisses (W W V) und bei der Niederschrift einzelner einschlägiger Artikel. Dass er schreiben kann, hat Geck ferner mit seinen Biografien von Bach, Mozart und Schumann (seinerzeit besprochen in foyer 86) erwiesen. Und wer möchte es ihm nun verübeln, wenn er sein kompaktes Wissen sehr dezidiert auf vielen Buch-
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SPIEL UND SPIELREGELN
Harun Farocki
Audiovisuelle Installationen und Filme
12.4. – 9.6.2013
foyer 60
KINO Hitchcock
kInotIpps Text: Wilfried Hippen
„Hitchcock“
The Making of Psycho
„Psycho“ wurde der größte Publikumserfolg des Regisseurs und ist in solch einem Anthony Hopkins brilliert Maße Teil des kollektiven Bewusstseins als „Hitchcock“ geworden, dass etwa die Duschszene jedem Zuschauer aus der Erinnerung präHinter jedem großen Mann steht eisent sein durfte. Und so ist es hochintene starke Frau. Dass dieser feministische ressant, wenn hier detailliert und dramaMerksatz ausgerechnet auf den immer so eigenwillig und monumental wirkenden Al- turgisch sehr geschickt erzählt wird, wie der Film entstanden ist, wer warum welfred Hitchcock zutrifft, ist eine der Überche künstlerischen Entscheidungen geraschungen des biografischen Spielfilms troffen hat und gegen welche Widerstände „Hitchcock“, in dem eine der unsichersten Hitchcock sich durchsetzten musste. Phasen in der Hollywoodkarriere des britischen Filmemachers behandelt wird. Zum Teil sind die Darsteller ihren VorbilNach dem in seiner Art perfekten und an dern erstaunlich ähnlich wie etwa James den Kassen sehr erfolgreichen „North by D’Arc, der Anthony Perkins verkörpert, Northwest“ war Alfred Hitchcock 1959 im zum Teil überzeugen sie eher dadurch, Zweifel darüber, was für einen Film er als dass sie deren Temperament und Ausnächstes drehen sollte. Ihm fiel der Roman „Psycho“ in die Hände, der auf den Ta- strahlung projizieren können, wie dies Scarlett Johansson in der Rolle von ten des Serienmörders Ed Grein basierte. Entgegen den Empfehlungen aller Freunde Janet Leigh gelingt. Auch Anthony Hopund Kollegen machte Hitchcock sich daran, kins sieht nicht im Entferntesten wie Alfred Hitchcock aus, doch wie schon in mit dieser brutalen Vorlage etwas für ihn „Nixon“ kann er sich auch hier wieder so ganz Neues zu probieren. in den Charakter einfühlen und dessen Der Film folgt diesem Prozess vom ersten Körpersprache nachahmen, dass der ZuSuchen nach einem neuen Stoff bis zur schauer ihn schon bald als diese so ikoPremiere und dem Erfolg des Films. Einografische Figur akzeptiert. Dazu trägt ne der Qualitäten von „Hitchcock“ besteht auch die sehr gute Maske bei, die ihm ein darin, dass das Publikum die Geschichganz erstaunlich subtiles Minenspiel erte und ihren Ausgang genau kennt. Denn möglicht.
Mit Helen Mirren in der Rolle von Hitchcocks Gattin Alma Reville hat der Regisseur Sacha Gervasi Hopkins eine ihm ebenbürtige Partnerin an die Seite gestellt. Denn hier wird zwar sehr präzise und unterhaltsam die Entstehungsgeschichte von „Psycho“ erzählt, aber sie bildet letztlich eher den Hintergrund für das Drama im Kern des Films, und dies ist die komplizierte und künstlerisch sehr fruchtbare Beziehung zwischen Hitchcock und Alma Reville. Der Egomane mit seinen sadistischen und voyeuristischen Tendenzen und die hochintelligente, liebevolle und strapazierfähige Partnerin im Hintergrund werden hier als ein faszinierendes Paar dargestellt, das künstlerisch hocheffizient und nach all den Jahren leidenschaftlich zusammenlebt und deren Ehe alles andere als in Routine erstarrt ist. Mit den grandiosen Darstellern, einem smarten, oft sehr witzigen Drehbuch und einer souveränen Regie bietet „Hitchcock“ einen verblüffend neuen Blick auf den Meister des Suspence, was dann mit einer seiner trocken servierten Pointen diesem Ehrentitel auch noch einen ganz anderen Sinn gibt. Kinostart: 14. März
kino Demnächst
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Von der Landschaft gezeichnet
frühe KohLezeichnungen
otto PanKoK
17.3. – 26.5.2013
„Paradies: Glaube“
Demnächst im Kino Ulrich Seidl hat 2010 den Bremer Filmpreis gewonnen und danach an seiner „Paradies“-Trilogie gearbeitet, deren Filme er jeweils bei den Filmfestspielen in Cannes, Venedig und vor einigen Wochen in Berlin vorstellte. „Paradies: Glaube“ (Kinostart: 21. 3.) ist der Mittelteil (der abschließende Film „Paradies: Hoffnung“ wird am 16. 5. in die Kinos kommen) dieser Reihe von Geschichten über Frauen, die ganz verschiedene Glückvorstellungen haben und sie sehr eigenwillig ausleben. In „Glaube“ geht die Heldin, eine ältere Dame und strenggläubige Katholikin, in die armen Wohnviertel von Wien, um die Menschen dort zum rechten Glauben zu bekehren. „Kon Tiki“ (21. 3.) war in diesem Jahr der norwegische Anwärter für den Oscar, und in ihm wird der wohl bekannteste Nationalheld des Landes gefeiert. Thor Heyerdahl baute 1947 das titelgebende Floß und fuhr damit von Peru nach Polynesien um zu beweisen, dass die Inselwelt entgegen der Lehrmeinung einst von Lateinamerika aus besiedelt wurde. Es gibt zwar über die Expedition einen guten und oft gezeigten Dokumentarfilm, doch Joachim Ronning
„Kon Tiki“
und Espen Sandberg haben nun das Abenteuer möglichst authentisch (also nah an der filmischen Vorlage) inszeniert. Fast könnte man von einem Remake sprechen, doch das Abenteuer ist immer noch so exotisch und spannend, dass es auch bei dem bisher aufwändigsten norwegischen Film das Publikum mitreißen dürfte. In „Die Jagd“ (28. 3.) schafft der Regisseur Thomas Vinterberg („Das Fest“) eine Atmosphäre der schleichenden Bedrohung, wenn eine dörfliche Gemeinschaft eine Treibjagd auf einen einzelnen Mann veranstaltet. Mads Mikkelsen spielt diesen Pädagogen, der in den Verdacht des Kindesmissbrauchs gerät, mit einer erschütternden Verletzlichkeit. Der contergan-geschädigte Filmemacher Niko von Glasow hat in der Dokumentation „Mein Weg nach Olympia“ (16. 5.) Sportler begleitet, die sich auf die Paralympics 2012 vorbereiteten. Die einarmige Tischtennisspielerin, der querschnittgelähmte Boccia-Champion, die einbeinige Schwimmerin und das Volleyball-Team in Rollstühlen machen eindrucksvoll deutlich, was sie dazu antreibt, ihre körperlichen und mentalen Grenzen auszuloten.
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KOLUMNE Nachgedacht
63 foyer
: Nachgedacht Text: Stephan Cartier
dIe reIne lehre E
rziehung ist einfach. Vor allem für Menschen ohne Kinder. Diejenigen, die Pädagogik mit Nachwuchs praktizieren müssen, haben es etwas schwerer. Aber dafür bleibt ihnen auch die Freude, durch die abstrusen Ideen der kleinen Mitbewohner geistig stets in höheren Sphären zu leben. Denn Kinder fragen hemmungslos. Wer käme schon als erwachsener Mensch noch auf den Verdacht, dass ein Pullover, nachdem man ihn gewaschen hat, nicht mehr derselbe Pullover ist wie davor?
berkeitsstandards steht im Kinderzimmer plötzlich auch die Kontinuität des Seins auf dem Spiel. Ist ein Pullover ein Pullover ein Pullover?
lastiker in den Spielkreis daheim einlädt. Die machen nämlich direkt in der Kindermannschaft mit. Baruch Spinoza beispielsweise kannte nur noch eine kompakte Urmaterie, in der sich Substanz und Aristoteles unterstellte noch, alle DinAkzidenz nicht mehr unterscheiden ließen. ge hätten einen unveränderlichen Kern, Folglich wäre der Pullover tatsächlich nach ihre Substanz. Beim Pullover wäre dies das der Wäsche ein anderer, da Sauberkeit und Pullover-Sein. Hinzu kämen beliebige Zu- Geruch für seine Identität entscheidend taten, die neun Akzidenzien, wie zum Bei- wären. In solchen Momenten ist man froh, spiel seine Farbe oder seine Stoffqualität. dass das Kind noch nicht lesen kann. Die Scholastiker des Mittelalters verkomplizierten diese Theorie und dachten sich Sehen kann es aber. Und spätestens hier, lustige Begriffe wie Quidditas und Haecbeim ultimativen Bewährungstest des Vordergründig entzündet sich solch eine ceitas aus, um zwischen der festen Wesen- Seins, nämlich der 90-Grad-Wäsche, muss Auseinandersetzung an unterschiedlichen heit und man alle philoHygienevorstellungen von Eltern und Kin- dem verän- Beim Streit um Sauberkeitsstandards sophischen Fidern. Kann man seinen Lieblingspullover derlichen steht im Kinderzimmer plötzlich auch nessen fahren durchgängig drei Wochen lang anziehen, Dasein der die Kontinuität des Seins auf dem Spiel. lassen und dem ohne ihn zu reinigen? Der Sprössling lässt GegenstänKinde zustimkeinen Zweifel daran: Man kann nicht nur de zu unterscheiden. Danach bliebe der men. Wer je aus Versehen einen Wollpull– man muss. Denn nach einem Aufenthalt Pullover also derselbe, egal ob er nun das over zu heiß gewaschen hat, der weiß, wie in der Waschtrommel sei er nicht mehr Akzidenz „sauber“ hat oder „dreckig“. Man sich dessen Substanz tatsächlich verändasselbe Kleidungsstück. Er riecht anders, könnte ihn guten Gewissens waschen, dern kann: um mindestens zwei Kleiderer fühlt sich anders an. Man müsste ihn ohne ihm zu schaden. größen. also wegwerfen. Doch Aristoteles darf anscheinend nicht Das Schicksal der modernen Ontologie Hinter diesem zunächst sehr eigenwilligen im Kinderzimmer mitspielen. Die Beentscheidet sich also in der WaschmaschiArgument steckt augenscheinlich die Befürchtungen über die drohende Transsub- ne. Wer sicher gehen will, dass alles beim fürchtung, der Pullover verändere durch stantiation des Lieblingspullovers durch Alten bleibt, der verzichtet auf die Wäsche. den Waschgang den Status seines Seins. Seifenwasser bleiben, denn ein frisch geDer Pullover mag zwar dreckig sein, aber Was sich als Ausrede eines Halbwüchsigen waschener Pullover fühle sich nun einmal dafür ist sein Träger mit sich im Reinen. für seinen Hang zur Verwahrlosung ananders an, beklagt der Junior. Und das Pro- Kinder sind eben schon mit allen Wassern hört, führt mithin ins Zentrum abendlän- blem wird noch diffiziler, wenn man die gewaschen. discher Philosophie. Beim Streit um SauNachfolger des Aristoteles und der Scho-
foyer 64
PANORAMA WISSENSCHAFT
: Panorama Wissenschaft Text: Stephan Cartier
Bernhard Kegel und eine Doktorandin des ZMT beobachten Pilzkorallen Foto: M. Naumann
Wer fährt? Die alte Frage, ob Männer oder Frauen besser Auto fahren, wird sich bald erübrigt haben. Denn wenn es nach dem Willen Oldenburger Ingenieure und Sozialwissenschaftler geht, heißt die Antwort in absehbarer Zeit: Am besten fährt das Auto allein.
Fiktion trifft Wissenschaft
Seit dem Erfolg von Frank Schätzings Roman „Der Schwarm“ dürfte es keinen Zweifel mehr an der Verbindung von Wissenschaft und Thriller geben. Ungewöhnlich ist nur, wenn solche Krimis tatsächlich von Wissenschaftlern geschrieben werden. Bernhard Kegel ist sich zwar manchmal An der Universität Oldenburg wurde das unsicher, was er mehr ist: Romancier oder interdisziplinäre Forschungszentrum für si- Biologe; aber mit seinem jüngsten Buch cherheitskritische sozio-technische Systeme „Ein tiefer Fall“ hat er sich eindeutig auf gegründet, das sich mit der Beziehung von die schriftstellerische Seite gestellt. Mensch und mobiler Maschine beschäftigt. „Flugzeuge, Schiffe und Züge – sie alle Im Hanse Wissenschaftskolleg in Delmenfunktionieren mit sicherheitskritischen horst ist Kegel derzeit Gast des Programms Systemen. Bei der Entwicklung dieser hoch- „Fiction meets Science“, das die Univerkomplexen Systeme müssen wir die ‚Human sitäten Bremen und Oldenburg sowie das Factors’, also menschliche Einflussfaktoren, HWK gemeinsam tragen. In Delmenhorst berücksichtigen“, erklärt der Sprecher des wird Kegel an seinem dritten WissenZentrums, der Informatiker Werner Stamm. schaftskrimi arbeiten. Zuvor hat er bereits Gefördert wird die Oldenburger Einrichtung an einer Expedition des Bremer Zentrums mit fünf Millionen Euro. für Marine Tropenökologie in Jordanien teilgenommen, bei der Riffe im Roten Meer Die Forscher aus unterschiedlichen untersucht wurden. Disziplinen wollen technische Vorrichtungen entwickeln, die etwa ein sicheres Was Kegel von dort an Eindrücken über Spurhalten beim Autofahren ermöglichen, die Lebewesen unter Wasser mitnahm, Auffahrunfälle durch Warnsignale an den könnte ihn zu mörderischen Szenarien Fahrer unwahrscheinlich machen oder aus dem Zusammenleben von Menschen Maschinen vor Überhitzungen schützen. inspirieren. Neben wohligem Schauder soll Am Ende werden sich die Autos dann zur dieses Programm auch dazu beitragen, Sicherheit wohl selbständig einparken. das Verständnis für die Arbeit von Wissenschaftlern zu steigern.
Jade Hochschule, Oldenburg
Mehr Public Health Public Health entwickelt sich zum „Exportschlager“ der Nordwest-Region. Nachdem sich der Studiengang an der Universität Bremen und der Hochschule Emden etabliert hat, startet mit dem Wintersemester 2013/14 auch in der Jade Hochschule am Standort Oldenburg ein solcher Bildungsgang. Das Ziel: „Eine möglichst optimale gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung“, erklärt die Initiatorin des Studienganges, die Gesundheitswissenschaftlerin Frauke Koppelin. Dabei werden Fragen der Gesundheitsförderung und Prävention aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beantwortet. Sowohl medizinische, ökonomische, psychologische oder soziologische Aspekte sollen Studenten darauf vorbereiten, sich als Fachkräfte im vielfältig gewordenen Gesundheitswesen zu bewerben. Der neue Studiengang ist so aufgebaut, dass er auch berufsbegleitend besucht werden kann. „Rund 156.000 Menschen arbeiten in der Metropolregion Nordwest in der Gesundheitswirtschaft. Das sind zwölf Prozent aller Erwerbstätigen“, unterstreicht Koppelin die Bedeutung und Chancen des Studienganges. Koppelin weiß, wovon sie spricht, hat sie doch die Public Health-Studiengänge in Bremen und Emden mit aufgebaut.
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KULTURFORUM
: Kultur Forum Zusammengestellt von Peter Schulz
....................................... ....................................... Die Mozart-Oper „Lucio Silla“ mit Weltstar Rolando Villazón in der Hauptrolle (Termine: 25./27. August) bildet einen Höhepunkt beim 24. Musikfest Bremen, das vom 24. August bis 14. September stattfinden wird. Zu den vielen international bekannten Künstlern der 35 Veranstaltungen zählen auch die Sängerinnen Eva Mei und Christine Schäfer. Außerdem im Programm: Die Produktion „The Suit“ des TheaterLegende Peter Brook und ein Konzert des Birmingham Symphony Orchestra unter der Leitung von Andris Nelsons mit der Sopranistin Kristine Opolais (Foto).
Der Bremer Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki ist auf Beschluss der Kultusministerkonferenz in den elfköpfigen international besetzten Beirat zur Beurteilung zukünftiger Welterbeanträge für die UNESCO-Welterbeliste berufen worden.
....................................... Das steptext dance project präsentiert vom 2. bis 5. Mai in der Schwankhalle Bremen das Festival „Dancing Roads featuring Baila Espana“. Zu sehen sind sechs Tanzproduktionen aus Spanien, Irland, Israel und Deutschland.
....................................... ....................................... Prof. Dr. Helmut Thoma, früherer Geschäftsführer des privaten TV-Senders RTL, hält am 18. März (19.30 Uhr) im Bremer Oelzweig-Haus (Kurfürstenallee 8) einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel „Fernsehen nah gesehen“.
....................................... 34 Bewerber aus 16 Nationen nehmen am VII. Internationalen Musikwettbewerb für die Jugend teil, der vom 18. bis 22. März im Oldenburger Schloss stattfindet. Der jüngste Teilnehmer ist 10 Jahre alt, die weiteste Anreise hat ein Südkoreaner.
....................................... Ein Konzert mit Werken von Richard Wagner gibt das Landesjugendorchester Bremen am 5. April (20 Uhr) in der Bremer Glocke. Auf dem Programm stehen eine Orchesterfassung der „Meistersinger“ und die „Wesendonck-Lieder“.
....................................... 120 Gemälde von 70 Künstlern aus 125 Jahren Malerei in der Region sind bis September in der Lilienthaler Kunststiftung (Trupe 6) zu sehen.
Etwa 70 Kunstschaffende aus dem In- und Ausland sind auf der 5. Kap-Hoorn ART vertreten. Sie präsentieren auf 2000 Quadratmetern in der Kap-Horn-Straße 9 zeitgenössische Kunst zum Ausstellungsthema „ErwARTungen“. Termine: 4. Mai (15-20 h), 5. Mai (11-18 h). Eintritt frei.
....................................... Aufgrund des großen Erfolges findet eine weitere Vorstellung des Projektes „Tanz aus der Reihe“ (Foto) statt, das 20 Bremer Jugendliche unter der Leitung von Christine Witte und zur Musik von Peter Friemer erarbeitet haben (siehe foyer 98). Termin: 20. April (18 Uhr) im Schlachthof.
den Strich“ gesehen. Vom 13. April bis 11. August läuft die Ausstellung „Wols: Die Retrospektive“ zum 100. Geburtstag des Künstlers Wolfgang Schulze. Die nächste große Sonderausstellung ist für das Frühjahr 2014 geplant.
....................................... Mehr Besucher verzeichneten die Museen im Bundesland Bremen. 2012 kamen 956.000 Gäste, knapp 45.000 mehr als im Vorjahr. Dazu trugen in erster Linie die Kunsthalle (siehe oben) und das Focke-Museum bei: 94.000 Interessierte besuchten die Sonderausstellung „Vogeler für alle“ in der Unteren Rathaushalle.
....................................... „Prinzen-Promenade“ lautet der Titel einer neuen Reihe, die im Rahmen der Oldenburger Promenade vom 1. bis 9. Juni im Oldenburger Schloss und im Prinzenpalais stattfindet. Auf dem Programm stehen Klassik, Jazz, Vokalmusik und Rezitationen für ein jüngeres Publikum.
.......................................
Rund 50 Kunstwerker aus Deutschland und Tschechien nehmen an der Ausstellung „finden! Markt für feines Handwerk und Design“ teil, die am 4. und 5. Mai (jew. 11-18 Uhr) in und vor der Unteren Rathaushalle in Bremen stattfindet. Sie präsentieren unverwechselbare, innova....................................... tive und auch klassische Werkstücke aus den Gewerken Glas, Schmuck, Keramik, In der Kunsthalle Wilhelmshaven läuft Papierobjekte, Puppen, Stempel, Seifen, vom 21. April bis 16. Juni die erste EinMode, Teppich- und Textildesign, Taschen zelausstellung des Berliner Zeichners Christian Pilz (Foto). Der 34-jährige wurde und Holzobjekte. Die Teilnehmer hatte eine Fachjury aus über 120 Bewerbungen durch seine labyrinthischen Architekturermittelt. Die Veranstalter Frauke Alber, zeichnungen bekannt. Jonas Kruse, Gisela Kulling und Tanja ....................................... Möwis vergeben zudem eine „Greencard“ für junge Talente. In diesem Jahr ist es die Großer Erfolg für die Kunsthalle Bremen: Rund 140.000 Besucher haben die Ausstel- Lederdesignerin Annette Kirschenknapp lung „Friedensreich Hundertwasser: Gegen aus Berlin. Der Eintritt ist frei.
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KULTURKALENDER
kUltUr termIne ................................................... Bremerhaven
PREMIERENDATEN 15. März bis 15. Mai 2013 ................................................... Bremen 22. 3. (T) Festival: TheaterBremen tanzt! Kleines Haus 23. 3. (M) Carl Maria von Weber: Der Freischütz. Theater am Goetheplatz 27. 3. (T) Samir Akika/Unusual Symptoms: Penguins & Pandas. Kleines Haus 20. 4. (T) Gintersdorfer/Klaßen: Das 2. Bremer Konzil. Kleines Haus 20. 4. (S) Hanna Hegenscheidt: Helden. Moks 3. 5. (S) Alexander Giesche: Der perfekte Mensch. Kleines Haus 5. 5. (M) Wolfgang Amadeus Mozart: Cosi fan tutte. Theater am Goetheplatz
23. 3. (T) Sergei Vanaev: L’Arlésienne/Der wunderbare Mandarin. Großes Haus 5. 4. (S) Hans-Werner Kroesinger: Arbeit macht Glück. Amtsgericht Bremerhaven 6. 4. (S) Dennis Kelly: Waisen. Kleines Haus 13. 4. (S) Kristof Magnusson: Männerhort – Een Platz för Keerls. Kleines Haus 20. 4. (M) Bedrich Smetana: Die verkaufte Braut. Großes Haus 11. 5. (S) Friedrich Hebbel: Maria Magdalena. Großes Haus
................................................... Oldenburg 21. 3. (S) Georg Büchner: Dantons Tod. Großes Haus 9. 4. (T) Hector Berlioz/Guy Weizman u. Roni Haver: Romeo und Julia. Großes Haus 9.-20. 4. (T) Festival: 11. Internationale Tanztage 5. 5. (S) nach Erich Kästner: Das doppelte Lottchen. Spielraum (Abkürzungen: M = Musiktheater, S = Schauspiel, T = Tanztheater) Alle Termine ohne Gewähr!
Der Freischütz März 23. (P), 26., 31.; April 6., 12., 14., 28. (15.30 h); Mai 4., 7., 12. (15.30 h) Die Banditen März 24. (18 h); April 1. (15.30 h | z.l.M.) Gastspiel Ohnsorg-Theater Allens för Mama März 25. Die Zauberflöte März 27. (z.l.M.) Tosca März 28.; April 27.; Mai 10. Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny März 29. (18 h); April 18., 29. Die Sache Makropulos April 4. (z.l.M.) Das Leben auf der Praca Roosevelt April 7. (z.l.M.) Gastspiel Die Sünden des Lebens – Ein Musical April 8. Cosi fan tutte Mai 5. (18 h | P), 8., 11. Gastspiel Ohnsorg-Theater Noch eenmal verleevt Mai 6.
April 14. (18.30 h), 17.+23. (19 h) Sickster März 21.; April 18. Europa März 23.; April 4., 28. (18.30 h) Penguins & Pandas März 27. (P); April 5., 11., 24. Theater Bremen tanzt! Das Blaue März 28. (19 h) Theater Bremen tanzt! O März 28. (21 h) Theater Bremen tanzt! Weiße Magie März 29. (18 h) BREMEN Theater Bremen tanzt! ...................................... Logobi 01 März 29. (20 h) Theater Bremen Theater Bremen tanzt! Tel. 04 21 - 36 53 - 3 33 Logobi 04 März 29. (22 h) Theater Bremen tanzt! The Kitchen März 30. (18 h) Theater am Goetheplatz Theater Bremen tanzt! (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Young & Furious März 30. (20 h), 31. (16 h) Mahler III März 15., 17.; April 3., 13., 17., 26. Theater Bremen tanzt! Kleines Haus (z.l.M.) Logobi 05 März 30. (22 h) (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Woyzeck März 16., 30.; April 5., 9., 11., 19., Theater Bremen tanzt! „Funny, how?“ März 15.; April 30. 21.; Mai 9., 15. Aber sicher! (UA) März 16.; April 6., 10., 19., Desistieren 4 März 31. (18.30 h) Wunschkonzert März 17.; April 10., 20. Theater Bremen tanzt! Bildbeschreibung Die Affäre Rue de Lourcine März 22.; April 21. (18.30 h), 25. 2., 24. Buddenbrooks März 17. (16 h), 24. (18.30 h); April 1. (20 h) Abkürzungen: P = Premiere WA = Wiederaufnahme UA = Uraufführung z.l.M. = zum letzten Mal w.n.a.a. = wenn nicht anders angegeben Alle Termine ohne Gewähr! Terminschluss: 1. März
KULINARISCHES Nachts in Bremen
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Das Dinner-Musical „Nachts in Bremen“ im historischen Bremer Ratskeller Die Künstler: Lisa Reinhardt, Benjamin Beckmann, Philip Lüsebrink und Frank Fiedler
mUsIk Und genUss Im Bremer ratskeller „N
achts in Bremen in den alten Gassen wird lebendig, was vergessen schien“ – mit diesen Worten leitet der Nachtwächter eine musikalische Zeitreise durch die bremische Geschichte ein, die eigens für den Bremer Ratskeller geschrieben worden ist. „Nachts in Bremen“ lautet der Titel dieses Musicals, das spannend und amüsant zugleich Ereignisse rund um die alte Hansestadt an der Weser aufgreift. Der Clou: Zwischen den einzelnen Episoden wird bei Kerzenlicht ein erlesenes Vier-GängeMenü serviert.
Richard Wagner oder Johannes Brahms kehrten ein, ebenso Schriftsteller wie Theodor Fontane oder Gerhart Hauptmann. Und auch Bundespräsident Theodor Heuss ließ sich gern mit Württemberger Wein bewirten. Der über 600 Jahre alte Ratskeller steckt voller Geschichte – und Geschichten.
„Phantasien“ ausgemalt hat, übrigens als „Hauff-Keller“ bezeichnet.
Auf der anderen Seite des Ratskellers, im historischen Bacchuskeller, spielt „Nachts in Bremen“. Den Weg dahin weist das Fass mit der Figur des Weingottes Bacchus aus der Barockzeit, dem der Saal, dessen Wände der Bremer Maler Karl Dannemann mit markanten Bildern illustriert hat, seinen Namen verdankt. Genau der richtige Ort für stimmungsvolle Songs, große Melodien Einige von ihnen erzählt das erfolgreiche Autorenteam Frank und romantische Duette, präsentiert von einem glänzend eingestimmten Ensemble. Fiedler und Erich Sellheim im Musical „Nachts in Bremen“ mit eingängigen Melodien und Dazu wird ein ausgefallenes „all inclusiveeindrucksvollen Texten. Ereig- Menü“ serviert. Die kreative Ratskeller-Küche hat dafür traditionelle Bremer Gerichte nisse, die Bremen und seine Bürger beweg(t)en – von großer mit Phantasie „modernisiert“ und kredenzt eine elegante Versionen der bekannten Liebe, Freundschaft, menschlichen Abgründen und typisch Bremischem. So wird Flusskrebssuppe, ein leicht-bekömmliches der Bogen von der Vergangenheit bis in die krosses Knipp sowie – man denke an das Gegenwart über die mörderischen Untaten Stubenküken! – gefüllte Poulardenbrust der Gesche Gottfried bis zu Anekdoten über mit Linsengemüse und Apfel-Buchweizenküchlein auf Bremer Rote Grütze. Werder Bremen geschlagen.
Eine weitere Episode gilt der Zeit der französischen Besatzung zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die Bremen für eine kurze Phase seiner Unabhängigkeit beraubte. Und dann geht es um die unerfüllte Liebe des Dichters Wilhelm Hauff zu einer schönen Bremer Bürgerstochter, die ihn dazu veranlasste, 1826 vor Ort die „Phantasien Heinrich Heine hat ihm ein Gedicht gewid- im Bremer Ratskeller“ zu schreiben. Ihm met, Wilhelm Hauff ließ sich hier zu seinen zu Ehren wird der Saal des Ratskellers, „Phantasien“ inspirieren. Komponisten wie den Max Slevogt 1927 mit Szenen aus den
Eintritt: Euro 85,- pro Person einschließlich 4-Gänge-Menü, Aperitif, korrespondierender Rot-/Weißwein, Mineralwasser, Fassbier, Softgetränke. Die nächsten Termine: 13. Juli und 31. August.
Bremer Ratskeller Am Markt 28195 Bremen Telefon 04 21 – 32 16 76 info@ratskeller-bremen.de
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kulturkalender
Hamlet April 12. Me & my Mum April 13. Das 2. Bremer Konzil April 20. (P), 22., 26. Der internationale Strafgerichtshof April 26. Der perfekte Mensch Mai 11. (P)
Moks (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Für ewig und hundertmillionen Tage März 15. (10.30 h) Moks-Box März 23.+24. (19 h) Helden April 20. (P), 22., 23. (10.30 h)
...................................... Glocke Tel. 04 21 – 33 66 99 (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Glocke JAZZnights Wolfgang Haffner Quartett | Bugge Wesseltoft’s Jazzland Community März 15. Glocke Backstage März 16.; April 6.; Mai 11. (jew. 14 h) Salut Salon März 17. (18 h) Bremer Kammermusiktage März 20. (Kleiner Saal) musica viva März 24. (15.30+19.30 h) Landesjugendorchester Bremen April 5. Wiener Klassik April 6. Glocke Spezial Mariza April 4. 9. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker; Liza Ferschtman, Violine; Charles Olivieri-Muroe, Dirigent. April 8., 9. 5nachSechs Bremer Philharmoniker; Liza Ferschtman, Violine; Charles Olivieri-Muroe, Dirigent. April 10. (18.05 h) Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Albrecht Meyer, Oboe; Peter Ruzicka, Dirigent. April 11. Valery Meladze April 13. Glocke Familienkonzert „Walzerschritt und Polkahit“ April 14. (11 h) 7. Philharmonisches Kammerkonzert Yura Tal & Andreas Groethuysen April 17. (Kleiner Saal) Götz Alsmann April 18. The United Kingdom Ukulele Orchestra April 19. (Kleiner Saal) 10. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker; Tzimon Barto, Klavier; Dima Slobodeniouk, Dirigent. April 21. (11 h), 22.
Glocke Ohrwurm „Rebellische Schönheit“ April 21. (10.45 h/Kleiner Saal) Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Igor Levit, Klavier; Sir Roger Norrington, Dirigent. April 20. Marlene Jaschke April 25. Glocke JAZZnights Avishai Cohen Trio April 26. 6. Meisterkonzert NDR Sinfonieorchester; Michael Barenboim, Violine; Michael Gielen, Dirigent. April 28. Jethro Tull Mai 1. Bremer RathsChor Mai 3. musica viva Mai 4. (19.30 h), 5. (15.30+19.30 h) Bremer Kaffeehaus-Orchester Mai 12. (15.30 h/Kleiner Saal) My Fair Lady Mai 12. (19 h) 11. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker; Markus Poschner, Dirigent. Mai 13., 14. 5nachSechs Bremer Philharmoniker; Markus Poschner, Dirigent + Solisten. Mai 15. (18.05 h)
Spielort Lagerhaus
Tel. 04 21 – 50 03 33 (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Tel. 04 21 – 3 22 90 Weltklassik am Klavier (jew. 17 h) Höhepunkte der Romantik zu vier Händen Mit dem Duo Tsuyuki & Rosenboom. März 31. Beethoven pur! Mit Sarah Soyeon Kim. April 28.
Salzwasser März 16. (19.30 h); April 7. (18 h)
...................................... Musical Theater Bremen Tel.: 04 21 – 33 37 590 Tickets: www.musicaltheater-bremen.de (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Rasta Thomas’ Rock the Ballet März 15.+16. (20 h), 17. (15 h) Hans Klok März 19. Bremen singt März 20. 4. Bremer Hochzeitsball April 13. Yakari April 17. (16 h) Gregorian April 20. (16.30+20.30 h) Jazzahead! Skôda Clubnight April 27. (20.30 h+21.15 h+22.15 h) Jürgen von der Lippe April 30. Tony Christie und Big Band Mai 31. Mayumana Juli 23. bis 26. (20 h), 27. (15 h+20 h), 28. (15 h)
...................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DKV-Residenz in der bremer shakespeare company Contrescarpe
Spielort Leibnizplatz Der Kaufmann von Venedig März 16. Pericles März 22. (P), 24. (18 h), 28.; April 6., 12. Richard III März 23., 30.; April 13., 27. Verlorene Liebesmüh März 27.; April 20. Ein Sommernachtstraum März 31.; April 7., 18. Timon aus Athen April 5. Eine Stadt im Krieg – Bremen 1914-1918 April 8. (P), 11., 15., 29. Der Sturm April 10. Hamlet April 17. Mario und der Zauberer April 19. Viel Lärm um nichts April 24. Warten auf Godot April 25. Was ihr wollt April 26. Libretto Fatale April 30. (P) Gastspiel Gardi Hutter Mai 14., 15.
...................................... Kunsthalle Bremen Am Wall 207, Tel. 04 21 – 329 08-0 www.kunsthalle-bremen.de Mi-So 10-17 h, Di 10-21 h Kunst auf Papier. Eine Ausstellung nicht nur für Kinder Bis 12. Mai Picasso, Matisse, Chagall u.a. – Künstlerplakate aus der Werkstatt Mourlot Bis 12. Mai Wols: Die Retrospektive 13. April bis 11. August Vortrag: Ein tragischer Fall: Wols/Fälschungen 7. Mai (18 h) Bildbetrachtung: Kunsthappen zum Feierabend Jeden Dienstag (18 h)
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...................................... ...................................... ...................................... Gerhard-Marcks-Haus Café K swb-Kundencenter Am Wall 208, Tel. 04 21 – 32 72 00 www.marcks.de, Di-So 10-18 h Sabine Schellhorn Siegel für den Pavillon. Bis 12. Mai Eveline van Duyl Denkinseln – ... es darf gedacht werden. Bis 2. Juni Marcks befragen: Clarissa Dietrich und Gunther Gerlach Bis 2. Juni
...................................... Focke-Museum Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Tel. 04 21 – 699 600-0 www.focke-museum.de Graben für Germanien Archäologie unterm Hakenkreuz. Bis 8. September
...................................... GAK Gesellschaft für aktuelle Kunst Bremen Tel. 04 21 – 500 897 www.gak-bremen.de Die Geometrie der Dinge Markus Amm, Sara Barker, Charlotte Moth und Robin Watkins. Bis 5. Mai
Rotes Kreuz Krankenhaus Tel. 04 21 – 55 99-0 | tägl. 7.15-19.30 h Spurensuche Malerei von Tom Gefken und Skulpturen von Peer Steppe
...................................... Moments Vor dem Steintor 65 Tel: 0421 – 7 92 66 33 www.club-moments.de (Beginn, w.n.a.a.: 20h ) jazzmoments/MIB Jazz-Festival – Ostern Time is Monkey „Jugend Jazzt“-Preisträger 2012 Miss Groovanowa – Blue Note Bach, Jens Schöwing. Ostersonntag, März 31. – Jazz Smells Lisa Wulff Quintett. Ostermontag, April 1. Songs & Whispers Circuit 3 April 7. Yuris Night 2013 „World Party for Space“. April 12. jazzmoments/MIB Jan Christoph Group April 24. jazzahead! ŠKODA clubnight April 27. Songs& Whispers Circuit 4 Mai 5. jazzmoments/MIB Ivan Romero Mai 8. Denis Fischer singt Juhnke Mai 24.
Sögestraße/Am Wall (im Fachberatungsbereich Telekommunikation im Erdgeschoss) Tel. 04 21 – 83 11 41 (LeseArt) Tel. 04 21 – 4 49 08 (energiejazz) Tel. 04 21 – 34 31 70 (bremer hörkino) LeseArt (19 h): März 21.: Die Bremer Lyrikerin Ulrike Marie Hille liest aus Rose Ausländers „Die heilende Kraft der Poesie“ April 18.: Prof. Dr. Gert Sautermeister liest aus „Die Meerjungfrau“ von Uwe Timm Mai 16.: Dr. Kathrin Pöge-Alder über „Märchenforschung“ hörkino (20 h): April 3.: „Lange Hörkino-Nacht“ – 8. Hörkino-Geburtstag und Verleihung des FeaturePreises Mai 1.: „Halt’s Maul, du lügst“ – Verdingkinder in der Schweiz. Von Charly Kowalczyk energiejazz (20.15 h) April 11.: Andrea Rydin Berge. Norwegische Singer-Songwriterin auf der Autoharp Mai 5.: Wir Beide. Acoustic Music – Vocal – Jazz – Bossa – Deutscher Pop
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...................................... ...................................... Untere Rathaushalle Gut Kränholm In und um die Untere Rathaushalle „finden!“ Markt für feines Handwerk und Design. Mai 4.+5. (11-18 h). Eintritt frei www.finden-bremen.de
...................................... Kap-Hoorn ART 2013 Bremen-Gröpelingen, Kap-Horn-Straße 9 www.kaphoornart.de Kap-Hoorn ART „Die Fünfte“ – Kunst in der Halle 2013 Thema: ErwARTungen. 4. Mai (15-20 h), 5. Mai (11-18 h)
Veranstaltungen Schné-Ensemble New Acoustic Music. April Bremen-St.Magnus 6. (20 h) Das Fest der schönen Dinge 26. bis 28. April Figurentheater „Die Schöne... und der (s. Beilage) Froschkönig“. April 21. (16 h) Himmelfahrtstag auf dem Burghof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ringreiten des Reitvereins Hagen und UmHAVEN HÖÖVT Vegesack gegend e.V. Mai 9. (14.30-18.30 h) Kunstschaufenster Ausstellungen Tel. 04 21 – 65 14 38 Kunstgewerbe in Miniatur von Jugendstil Wind, Wasser und Mee(h)r bis Art Déco Bis 21. April Arbeiten von Bärbel Kock mit regelmäßig Norddeutscher Lloyd Bremen Passagierwechselnden Künstlern. 9.30 – 20 h und Frachtbeförderung in alle Welt. 1. Mai bis 28. Juli
Lilienthal ...................................... ...................................... Kulturbüro Bremen Nord Wallhöfen Kunststiftung Lilienthal Tel. 0421 – 65 48 48 ...................................... Trupe 6 | Tel. 0 42 98 – 90 76 41 www.kulturbuero-bremen-nord.de www.kunststiftung-lilienthal.de kd.kunst (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Kito Axel & Torsten Zwingenberger März 15. Margie Kinsky März 16. Podium Gitarre März 17. (11 h) Stephan Sulke März 22. Alvaro Solar März 28. Songs & Whispers April 2. Dave Goodmann & Steve Baker April 5. Sabine Kaack & Ben Heuer April 6. Tom Lüneburger April 12. Die mörderischen Schwestern April 13. Klaus Hoffmann April 19. Zärtlichkeiten mit Freunden April 20. Podium Gitarre April 21. (11 h) Jazzahead Clubnight April 27. Klezmers Techter Mai 3. Philipp Scharri Mai 4. Schneeweiß & Rosenrot Mai 10.
Kulturbahnhof Sissi Perlinger April 26. Wilfried Schmickler Mai 11.
Im Strom der Zeit Meisterliches aus dem Bestand der Lilienthaler Kunststiftung. Bis September
Worpswede Bremervörde ...................................... ...................................... Galeria Village Tourist-Info: Tel. 0 47 61 – 98 7-142
Bergstraße 22 Konzert im Ratssaal: Gregorianika „Trilowww.nwwk.de gy“ A-cappella-Tour 2013. April 14. (18 h) Johann Büsen: HIDE + SEEK 7. April bis 12. Mai
Delmenhorst ...................................... Fischerhude/Ottersberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Städtische Galerie Delmenhorst Otto-Modersohn-Museum In der Bredenau 95 | Tel. 0 42 93 – 328 tägl. 10-18 h | www.modersohn-museum.de Otto Modersohn in Fischerhude 1933-1943 Man reduziert auf das Wesentliche, schafft neu aus dem Innern. Bis 28. April
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hagen Overbeck-Museum ...................................... Tel. 04 21 – 66 36 65 Kultur- und Heimatverein Tägl. 11-18 h außer Mo Burg zu Hagen Im Licht Norddeutschlands 21. April bis 23. Juni
Dorfstraße 30 | www.kdkunst.de So. 12-18 h u.n.V. Rudi Kargus Bilder. 5. Mai bis 2. Juni
Tel. 0 47 46 - 60 43 | www.burg-zu-hagen.de
Tel. 0 42 21 – 141 32 www.staedtische-galerie-delmenhorst.de Noriko Yamamoto Anweisung für die Welt. Bis 1. April Astrid Brandt Inwendig auswärts. Bis 1. April Poesia Positionen aus der Sammlung Rik Reinking. 13. April bis 9. Juni (Eröffnung 12. April, 20 h)
kulturkalender
Syke ...................................... Syker Vorwerk – Zentrum für zeitgenössische Kunst www.syker-vorwerk.de Mi 15-19 h, Sa 14-18 h, So 11-18 h DER Weg. DIE Sicht. DAS Sehnen Einzelausstellung des Medienkünstlers Michael Weisser. 7. April bis 7. Juli. Eröffnung 7. April (12 h)
Schwarme ...................................... Kulturzentrum Robberts Huus EULE e.V. Hoyaer Str. 2 | Tel. 0 42 58 – 98 35 74 www.robberts-huus.de Friedrich Schiller – Stationen eines Lebens Literaturlesung mit Juraj Sivulka; Musik: Gitarrenduo BalDür. April 6. (19 h)
La Bohème März 15. Konzert Pierre-Laurent Aimard März 16. Otello März 17.; April 23.; Mai 8., 10. Dantons Tod März 21. (P), 23.; April 7., 26.; Mai 2., 15. Der Barbier von Sevilla März 22.; April 6., 25.; Mai 3. Die Zauberflöte März 24.; April 21. (16 h) Romeo und Julia April 9. (P), 24.; Mai 5. (15 h), 11. Tanztage 2013 La Edad de Oro April 10. Tanztage 2013 32 Rue Vandenbranden April 12., 13. Tanztage 2013 Studio 2 u.a. April 14. Tanztage 2013 What the body does not remember April 17. Tanztage 2013 Ghost Track April 20. Song of my Life April 27. 6. Sinfoniekonzert April 28. (11.15 h), 29. Saul Mai 4., 12. Carmina Burana Mai 9.
Kleines Haus
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Marx macht mobil März 15.; April 4., 21., Verden 30.; Mai 12. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Niederdeutsches Schauspiel Delikatessen Verdener Kunsthaus CasarettoArt März 16.; April 26.; Mai 5., 11. Brückstr. 4-6, Tel. 0 42 31 – 21 44 Demian März 17. (15 h); April 3., 6., 24.; Mai 4. www.casaretto-art.de Niederdeutsches Schauspiel Sülver Single Meister der deutschen klassischen MoMärz 23. (P), April 2., 7., 25.; Mai 9. derne Barlach, Corinth, Dix, Kollwitz, Die Geschichte vom Soldaten April 5., 27. Kirchner, Klee, Kokoschka, Liebermann Tanztage 2013 Prints April 10., 11. (19.30 h) u.a. 4. u. 5. Mai Tanztage 2013 Time and Spaces April 13. Janosch Unikate und Grafiken. 14. Juni bis (21 h) 12. Juli Tanztage 2013 Ottetto April 15., 16. Tanztage 2013 Islandia April 18.+19. (19.30 h) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kabale und Liebe April 23. Heute weder Hamlet April 28. Klavierhaus Helmich Die Kontrakte des Kaufmanns Mai 3. Eitzer Str. 32, Tel. 0 42 31 – 93 07 81 3. Familienkonzert Mai 5. (11.15 h) Klavierabend: Alexander Stepanov Klavierkonzert Daniil Trifonov. Mai 12. spielt Werke von Beethoven, Brahms und (11.15 h) Liszt. April 12. (20 h)
Exerzierhalle Oldenburg ...................................... Oldenburgisches Staatstheater Tel. 04 41 – 22 25 111 (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Tschick März 16., 24., 26., 28.; April 3. (10.30+20 h), 4.+8.+9. (10.30 h), 6. Indien März 22.; April 2., 25.; Mai 5., 11. Die Verwandlung März 23.; April 7., 9. Tanztage 2013 Betrügen April 11.+12. (21 h)
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Tanztage 2013 Blanc-Sev April 13.+14. (18 h) Raubgräber – Grabräuber 11. Mai bis 8. September Tanztage 2013 Sonnert April 17. (21 h) Tanztage 2013 A small Guide April 18. (21 h) Mechanische Tierwelt 25. Mai bis 21. Juli Tanztage 2013 Baader April 19.+20. (21 h)
Offizierscasino Fliegerhorst (Beginn 19.30 h) Der Kirschgarten März 27.; April 20., 27.
...................................... Horst-Janssen-Museum
Tel. 04 41 – 2 35 28 91 www.horst-janssen-museum.de Di-So 10-18 h Spielraum Otto Pankok – Von der Landschaft gezeichDas doppelte Lottchen Mai 5. (11.30 h/P), 12. net Frühe Kohlezeichnungen. 17. März bis 26. Mai
Dangast ...................................... Franz Radziwill Haus Sielstraße 3 | Tel. 0 44 51 – 27 77 www.radziwill.de Mi-Fr 15-18 h. Sa, So, Feiertage 11-18 h In der Nähe des Paradieses Der Maler Franz Radziwil entdeckt die Natur. 24. März 2013 bis 12. Januar 2014
Emden ...................................... ...................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kunsthalle Emden Oldenburger Kunstverein Tel. 04 41 – 27 109 Edith-Russ-Haus für Tel. 0 49 21 – 97 50 0 | www.kunsthalle-emwww.kunstverein-oldenburg.de den.de Medienkunst Sandra Kranich Short Ride in a Fast Machi- Tel. 04 41 – 2 35 32 08 ne. 5. April bis 26. Mai www.edith-russ-haus.de Di-Fr 14-18 h, Sa + So 11-18 h . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Harun Farocki Spiel und Spielregeln 12. Landesmuseum für Kunst und April bis 9. Juni
Kulturgeschichte Oldenburg, Schloss Tel. 04 41 – 2 20 73 00 www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de Di-So 10-18 h Kinderzeit Kindheit von der Renaissance bis zur Moderne. Bis 12. Mai. Prinzenpalais Arno Schmidt Fotografien. 13. April bis 14. Juli. Schloss
Bad Zwischenahn ...................................... Galerie Moderne Am Delft 37 | Tel. 0 44 03 – 54 29 www.galeriemoderne.de GELB ist die Hoffnung 14 Maler und Bildhauer zeigen Arbeiten, bei denen die Farbe Gelb eine wichtige Rolle spielt. Bis 7. April
...................................... Rastede Landesmuseum Natur und ...................................... Mensch Palais Rastede Tel. 04 41 – 92 44-300 www.naturundmensch.de Di-Fr 9-17 h, Sa + So 10-18 h Mensch, Fisch! Bis 4. April
Eintragungen in den foyer-Kulturkalender nur 5 Euro pro Zeile zzgl. MWSt Kontakt Roland Verlag Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 info@rolandverlag.de
Di-Fr 10-17 h (jeder 1. Di 10-21 h). Sa, So, Feiertage 11-17 h Emil Nolde Maler, Grafik und ungemalte Bilder. Bis 26. Mai
...................................... Ostfriesisches Landesmuseum Emden Rathaus am Delft, Brückstraße 1 Tel. 0 49 21 – 87 20 58 www.landesmuseum-emden.de Di-So 10-18 h Sonderausstellung Land der Entdeckungen Die Archäologie des friesischen Küstenraums. Bis 16. Juni Sonderausstellung Menso Alting und seine Zeit – Glaubensstreit, Freiheit, Bürgerstolz (Kulturgeschichte um 1600). Bis 31. März Sammlungsausstellung mit den Abteilungen Neue Galerie und Emder Rüstkammer durchgehend
Tel. 0 44 02 – 8 15 52 www.palais-rastede.de ...................................... Mi-Fr + So 11-17 Uhr u.n.V. Peter Zimmermann (1941-2007) Malerei Pelzerhäuser11+12 und Grafik. Bis 28. April Pelzerstraße 11+12 Schichtungen Anne Dück-von Essen und Di-So 11-18 h Hanna Lömker-Rühmann. 12. Mai bis 7. Juli Sonderausstellung DISCOVER ME Zeitgenössische Kunst im Nordwesten. Bis 11. August
kulturkalender
Bremerhaven ...................................... Stadttheater Bremerhaven
Jean-Paul Deridder 28. April bis 9. Juni Kunstmuseum Bremerhaven Alicja Kwade Jubiläumsraum
Tel. 04 71 – 49 00 1
...................................... Deutsches Schiffahrtsmuseum
Großes Haus (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Wie im Himmel März 15., 28.; April 14., 19., 26. Der Untergang des Hauses Usher März 16., 27.; April 7. (15 h), 11.; Mai 4., 10. Jesus Christ Superstar März 22.; April 25. L’Arlésienne/Der wunderbare Mandarin März 23. (P), 30.; April 6., 12., 24.; Mai 5., 9. Der Graf von Luxemburg März 26. (15 h), April 5., 13. 6. Sinfoniekonzert April 1. (20 h), 2., 3. Die verkaufte Braut April 20. (P), 27.; Mai 8., 12. (15 h) Maria Magdalena Mai 11. (P) 7. Sinfoniekonzert Mai 13. (20 h), 14.
10-18 h | Tel. 04 71 – 48 20 70 www.dsm.museum Sonderausstellung Die Welt der Schiffsmodelle
...................................... Kirchenkreis Bremerhaven
Christuskirche Bremerhaven Schillerstraße 1 | Tel. 04 71 – 20 02 90 Luigi Boccherini: Stabat Mater Ursula Fiedler, Sopran; Bremerhavener Kammerorchester; Eva Schad, Leitung. März 29. (17 h/im Rahmen eines Gottesdienstes) Orgelmusik zur Passion mit Organisten aus Bremerhaven. März 30. (ab 21 h) Bremerhavener Kammerchor a Capella Chormusik von Monteverdi, Palestrina, Kleines Haus Verdi, Poulenc u.a. Leitung: Eva Schad. 100 Watt und ein bisschen Meer März 16., Mai 5. (20 h) 24.; April 17. Tage alter Musik Waisen April 6. (P), 18., 25., 28. 3. Konzert: Marimbaphon und Cembalo Die 39 Stufen April 27. Werke von Corelli, J.S. Bach. Tomoyo Ueda, Marimbaphon; Masumi Yamamoto, Cemandere Spielorte balo. April 7. (18 h). Eintritt: 7,- Euro Amtsgericht Bremerhaven 4. Konzert: Vom galanten Stil bis Mozart Arbeit Macht Glück April 5. (P), 10., 13., 20., Musik für Violine und Clavier von C.P.E. 24.; Mai 2., 14. Bach und W.A. Mozart. Vassily Rusnak, Violine; Eva Schad, Cembalo und Klavier. Hochschule Bremerhaven April 21. (18 h). Eintritt: 7,- Euro Fleisch ist mein Gemüse März 18., 19. 5. Konzert: Alte Musik und neue Klänge für Gambe und Psalterium Eröffnungsveranstaltung der „Orgeltage Elbe-Weser“. Pferdestall Werke von Purcell, de Ribayaz, Marais, Beziehungswaise März 20., 21. Das Kind der Seehundfrau März 22. (16 h), Adán, Spring. Christian Zinke, Viola da gamba; Elisabeth Seitz, Hackbrett/Psalte23. (18 h); Mai 2. (16 h), 3. (10+16 h) rium; Eva Schad, Orgel. Mai 9. (19 h). Eintritt: 7,- Euro.
...................................... Kunsthalle Bremerhaven Tel. 04 71 – 4 68 38 www.kunstverein-bremerhaven.de Di-Fr 11-18 h, Sa+So 11-17 h Thorsten Brinkmann Kaffee dü Welt. Bis 14. April
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Bremer Markt für feines Handwerk und Design in und vor der Unteren Rathaushalle 4./5. Mai 2013 11-18 Uhr
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Kinderzeit Bis 12. Mai im Prinzenpalais
www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de
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für Konzert-Freunde (ps) Er war Solist bei den Wiener Philharmonikern, hat eine Professur an der Musikhochschule Hamburg und gewann 2009 den „Echo“-Musikpreis. Darüber hinaus ist Xavier de Maistre (39) dafür berühmt, Konzertstücke wie Smetanas „Moldau“ für „sein“ Instrument, die Harfe, zu adaptieren. Wie das klingt, ist am 5. April (19 Uhr) in der Scheune von Haus Kränholm in Bremen-St. Magnus zu hören.
Polit-Clownerien „Der Feierabend des Nichtkünstlers ist die Arbeitszeit eines Clowns“ heißt es in den vor 50 Jahren veröffentlichten „Ansichten eines Clowns“ des fast schon vergessenen Literatur-Nobelpreisträgers Heinrich Böll. Heute sitzen wir am Feierabend vor dem Fernseher und lassen uns von Spaßmachern aller Genres die Zeit stehlen, wobei das Niveau immer beklagenswertere Tiefstände erreicht.
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Wahre Lichtblicke im Höllental der Schröders, Raabs und Barths sind da die Auftritte pointensicherer Spitzenpolitiker, die uns oftmals nahezu schmerzhafte Lachsalven abverlangen. Etwa wenn einer dieser TopKomiker die Sieger der italienischen Wahlen, die Herren Berlusconi und Grillo, als „Clowns“ bezeichnet und damit einen wahren Clown wie Roncalli-Paul gehörig auf die Palme bringt. Denn ein Zirkusclown, so ereiferte sich „Zippo“, sei „kein Depp, den man auf eine Stufe mit Berlusconi stellt.“
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Kritik am besagten Clown-Vergleich kam auch von Peter Stein. Der Regisseur erklärte, die Italiener seien keineswegs Clowns, sondern „vollkommen geistesgestört“. Der Mann dürfte gut daran tun, den Brenner auf absehbare Zeit nicht in Richtung Süden zu passieren. Schließlich mahnte einst schon der Herzog in Verdis „Rigoletto“ seinen Hofnarren, den Bogen nicht zu überspannen: „Immer treibst du den Scherz auf die Spitze. Der Zorn, den du herausforderst, kann dich treffen!“
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Wir wissen nun nicht, ob der besagte Politiker mit dem ausgeprägten FettnäpfchenDrang in die Oper geht. Schon gar nicht, ob er die zitierte Warnung an Rigoletto kennt. Dass aber der Zorn des Wählers die Partei dieses – leider kein Witz! – KanzlerKandidaten erreichen wird, lässt sich mit schlafwandlerischer Gewissheit vorhersagen. Was dann geschieht, hat Johannes Mario Simmel schon 1987 beschrieben: „Mit den Clowns kamen die Tränen.“ Peter Schulz
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Herausgeberin Marie-Clothilde Kronenberg (v.i.S.d.P.) 1 Redaktionsleitung Peter Schulz 2 Kfm. Leitung Sonja Chrobok 14 Anzeigenverkauf Martina Ch. Radeke 23, Inge Sasse 18 Autoren dieser Ausgabe Berit Böhme 22, Dr. Stephan Cartier 16, Christian Emigholz 3, Sven Garbade 17, Mara Giese, Michael Pitz-Grewenig 11, Karin Hiller 4, Wilfried Hippen 5, Dr. Sabine Komm 6, Dr. Ulrich Matyl 8, Simon Neubauer 15, Carsten Preisler 10, Ute Schalz-Laurenze 9, Peter Schulz 2, Markus Wilks 24, Katrin Zempel-Bley 25, Inge Zenker-Baltes 12 Verlag, Vertrieb, Redaktion und Anzeigenverwaltung Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen, Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 info@rolandverlag.de www.rolandverlag.de Gestaltung und Satz Birgit Holtkötter 20, designbüroholtkötter Telefon 025 32 - 200 709 www.bueroholtkoetter.de Basislayout Haase & Knels, Bremen Druck ASCO STURM DRUCK Bremen
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Vertriebsstruktur Theater- und Vorverkaufsstellen Bremen, Bremerhaven und Oldenburg, Theater, Museen, Konzerthäuser und -büros, Ticket-Service-Center, Hotels, Abonnementvertrieb, Fach-Zeitschriftenhandel Bremen, Bremerhaven und Oldenburg
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Bezugspreis Einzelpreis 3,10 Euro Jahresabonnement 15,00 Euro Auflage 10.000 Exemplare Erscheinungsweise zweimonatlich Nächste Ausgabe 15. Mai 2013 Redaktionsschluss 15. April 2013 ISSN-Nr. 1618-0852 Titelmotiv studio 2, Foto: Rahi Rezvani
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