Report 02 / 2014

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Report – 02 / 2014

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Dokumentation über das Friedensdorf Ein Jahr hatte der Journalist Olaf Kracht die Arbeit des Friedensdorfes intensiv begleitet und in einem Film festgehalten, der die Einzelfallhilfe dokumentiert. Kracht lässt dabei haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter zu Wort kommen und begleitet Kinder, die innerhalb weniger Monate in Deutschland gesund wurden. Sein Film regt an, berührt, stimmt nachdenklich, beantwortet Fragen und zeigt auf einzigartige Weise wie besonders die Arbeit ist, die wir hier alle täglich machen und was sie für die Kinder und ihre Familien bedeuten kann. Kracht, Inhaber der Agentur ok! Kommunikation, und seine Familie engagieren sich selbst ehrenamtlich im und für das Friedensdorf in Oberhausen. Entstanden ist die Dokumentation zwischen Februar und Dezember 2013 in Oberhausen, Düsseldorf und in Luanda (Angola). Sehen Sie den Film, teilen Sie ihn mit Familie und Freunden und senden Sie uns Ihre Meinung dazu! http://vimeo.com/86094475

Friedensdorf E-Mails als Spam eingestuft Aufgrund von automatisierten Spamfiltern gehen seit Ende 2013 vermehrt Friedensdorf E-Mails mit der Domain @friedensdorf.de in den Spam-Ordnern der Empfänger ein. Um nicht vergeblich auf eine Friedensdorf E-Mail zu warten, empfehlen wir daher den eigenen E-Mail Spam-Ordner zu prüfen, wenn eine erwartete Mail vom Friedensdorf nicht ankommt. Es

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genügt diese E-Mail anschließend als "Kein Spam" zu kennzeichnen. Zukünftige E-Mails gehen dann wieder direkt im Posteingang ein. Wir bitten um Verständnis.

Pakete erreichen Bestimmungsländer

INHALT Schwerpunktthema: das Bildungswerk 03 Renovierung des Lernhauses

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68. Hilfseinsatz in Afghanistan

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5045 Kisten kamen 2013 zusammen. Verpackt auf Paletten machte sich die über 80 Tonnen schwere Last in den Lastwagen verschiedener Speditionen Mitte Dezember auf den Weg zum Düsseldorfer Flughafen, um sich in die Lüfte in Richtung Armenien und später nach Tadschikistan zu begeben.

53. Hilfseinsatz in Angola

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Projektarbeit in Kambodscha

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Westafrika

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Kicken mit einem Profi

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On-Air in Japan

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Veranstaltungen 2014

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Spende von HP Deutschland

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Abschied von Kolleginnen

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Besuch aus Kambodscha

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Aufgrund der eisigen Temperaturen und der Armut großer Teile der Bevölkerung in der Kaukasusregion und in Zentralasien sind haltbare Lebensmittel und Kleidungsstücke eine wichtige Unterstützung im Kampf gegen Kälte und Hunger. Sie kommen dort hilfsbedürftigen Familien und Waisenkindern auch in entlegenen Regionen zugute. Zudem freuen sich die Menschen über das gute Gefühl, nicht vergessen zu sein.

Lern-Laptops für Partner

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Projektreise in Zentralasien

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Kontaktadressen

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Ohne die Mithilfe vieler Bürger wäre diese große Aktion nicht möglich, daher gilt der Dank des Friedensdorfes allen fleißigen Helfern, die sich zum erneuten oder ersten Mal an der Paketaktion beteiligten, sowie den Speditionen Hellmann (Duisburg), Hillert (Bocholt) und den "Transportbotschaftern" (Düsseldorf), die die Pakete kostenlos zum Flughafen transportierten. Das BRK Miltenberg und BRK Ansbach unterstützte die Friedensdorf-Mitarbeiter zudem bei Paket-Abholtouren.

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IMPRESSUM Aktion FRIEDENSDORF e.V. Postfach 14 01 62, 46131 Oberhausen Vereinsregister Duisburg: 40770 Zentralstelle: Lanterstr. 21, 46539 Dinslaken Tel: +49 2064 4974-0 Fax: +49 2064 4974-999 Info: info@friedensdorf.de Leitung und V.i.S.d.P.: Thomas Jacobs stellv. Leitung: Kevin Dahlbruch, Wolfgang Mertens Redaktionsleitung: Hanna Lohmann Redaktion Schwerpunktthema: Mona Emamzadeh Öffentlichkeitsarbeit: Beate Kleinbrahm Layout und Produktion: www.ok-kom.de Fotos: Friedensdorf Bildungswerk, Barbara Siewer und (soweit nicht anders gekennzeichnet) © FRIEDENSDORF INTERNATIONAL


Nachhaltig. Natürlich. Vernetzt. Die Bildungsarbeit im Friedensdorf Die medizinische Einzelfallhilfe für Kinder und in der Folge auch für ihre Familien ist eine ebenso wichtige Arbeit, wie die Hilfe zur Selbsthilfe durch die Projektarbeit. Doch werden die Ursachen von Konflikten allein dadurch nicht beseitigt. Nachhaltige Arbeit für den Frieden auf pädagogischem Gebiet, lautet deshalb das Ziel des im Mai 1986 gegründeten Friedensdorf Bildungswerk, um dem Satzungsauftrag des Friedensdorfes von 1967 gerecht zu werden: Die Wunden heilen, aber auch einen Beitrag zur friedlichen Konfliktlösung leisten und den Friedensgedanken weitergeben.

ten des 21. Jahrhunderts leisten können“, so die Erklärung des Weltbildungsforums von 2000 in Dakar.

Das Bildungswerk leistet präventive Arbeit, denn „Bildung (...) ist der Schlüssel zu nachhaltiger Entwicklung, zu Frieden und Stabilität in und zwischen den Ländern und somit ein unentbehrliches Mittel dafür, dass alle Menschen jenseits aller Benachteiligungen ihren Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Gesellschaf-

Junge Menschen und andere, die – glücklicherweise – von Krieg verschont wurden, denen die Folgen aber vor allem die Ursachen von Konflikten nicht bewusst sind, sollen sensibilisiert und zu nachhaltigem Denken und Handeln angeregt werden und an der Entwicklung einer solidarischen Gesellschaft mitwirken.

Dass friedliches Miteinander möglich ist, wird im Friedensdorf gelebt. Tag für Tag. Krieg und Frieden, Krankheit und Gesundheit, Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit, Trauer und Freude. Die Liste der Gegensätze ist lang. Selten liegen sie so nah beieinander und selten sind sie so intensiv spürbar wie in der Oberhausener Einrichtung für kranke Kinder aus Krisen- und Kriegsgebieten. Doch dieses allein zu zeigen oder gar zu „präsentieren“, wäre nicht zielführend und dazu noch aus guten Gründen bedenklich.

Natürliches Lernen – durch Umgang und Erfahrung Der britische Philosoph und Soziologe Herbert Spencer brachte es einmal auf den Punkt: „Das große Ziel der Bildung ist nicht Wissen sondern Handeln." Deshalb wären Frontalunterricht, die bloße Vermittlung von Faktenwissen, kombiniert mit Strenge und Sachlichkeit, womit

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oft Schule und damit auch Bildung verbunden wird, kein Weg, um Menschen für die „gute Sache“ zu begeistern. Im Bildungswerk geht es deshalb vor allem um zwei Dinge: ums Erleben und um einen offenen Austausch mit anderen. Workshops zu entwicklungspolitischen, interkulturellen und gesellschaftlichen Themen, wie Globalisierung, Fairer Handel, Konfliktmanagement und Inklusion, werden kombiniert mit einer intensiven Interaktion mit Friedendorf-Kindern. Für die jungen Dorfbewohner sind diese Stunden der „Begegnung“ eine willkommene Zeit, in der sie sich zusätzlich zu den Stunden in der „Schule“ - wie das Lernhaus gern von vielen von ihnen genannt wird – kreativ oder auf dem Dorfplatz sportlich austoben können. Genau diesen Begegnungen hat ein Gebäude im Oberhausener Friedensdorf seinen Namen zu verdanken: die Friedensdorf Begegnungs-

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stätte. Hier ist der Name Programm. Vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen ist sie vor allem im Zusammenhang mit den Einführungsseminaren zum Ehrenamt bekannt. Von weit her Gereiste können in den oberen Etagen in Einzel- und Mehrbett-Zimmern übernachten und bekommen in der kleinen Teeküche Frühstück und Abendessen. Doch

das Gebäude ist weit mehr als ein Gast-Haus. Es ist ein Haus für Begegnungen.

Friedenspädagogik im Bildungswerk: Lernen ohne Lehre Die Begegnungsstätte ist vor allem ein Lernort für junge Menschen, der Raum und Zeit bietet für den Austausch zwischen in Deutschland und in den Einsatzländern des Friedensdorfes lebenden. Lernen, darum geht es zwar im Bildungswerk. Doch nicht Lehrer oder Pädagogen sind hier die wahren Lehrenden. Sondern die Schützlinge, um die sich alles im Friedensdorf dreht. Es wird gemeinsam gebastelt, gemalt, gespielt, gepuzzelt oder

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auch mal musiziert und getanzt. Dabei geht es darum, Kompetenzen zu mobilisieren, denen heutzutage in vielen schulischen Bildungseinrichtungen, aus zeitlichen oder personellen Gründen, kaum Platz gewährt wird: Soziale Kompetenzen im Umgang mit anderen, um sich auf andere Menschen einlassen, am Gemeinwesen aktiv teilhaben und soziale Verantwortung über-nehmen zu können. Und personale Kompetenzen, wie Selbstbewusstsein und Selbstverantwortung. Ob Einzelperson oder Gruppe, ob jung oder jung geblieben, weiblich oder männlich, ob am Anfang des Berufslebens oder in Rente. Für sie alle gilt: es ist die Begegnung mit jungen Menschen, die nach Deutschland gekommen sind, um gesund oder gar geheilt zu werden, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt, die zum Nachdenken bringt und von der die Teilnehmer des Bildungswerks neben neuem Wissen, viel Kraft und Energie schöpfen. „Verständigung kann so einfach sein“, stellte erst kürzlich ein junger Besucher fest, der im Rahmen einer Konfirmandenfahrt mehrere Tage in der Oberhausener Begegnungsstätte verbracht und durch Ge-


sprächsrunden und durch die Zeit im Friedensdorf einiges über Konflikte, das Leben von Gleichaltrigen in Konfliktländern und die eigene Persönlichkeit gelernt hat. Sowohl in den Tages- wie auch in den mehrtägigen Seminaren nimmt man sich die Zeit, diverse Themen mit der Lebenswelt der Jugendlichen zu verknüpfen. Auch geht es darum, jungen – wie auch erwachsenen – Menschen bewusst zu machen, wie unser Alltag mit dem Leben von Menschen in anderen Ländern verbunden ist. In einer offenen Gesprächsatmosphäre, in der sie die Möglichkeit zur Teilhabe und Raum für Meinungen haben. Neben einer kurzen Einführung zum Ort und in die Regeln, die wichtig für den Aufenthalt im Dorf sind, bekommt jede Gruppe eine Führung durch das Gelände. Die MitarbeiterInnen des Bildungswerks erzählen den Gästen etwas über die Anlage und das Dorfleben. Die kleinen Patienten sind stets neugierig auf die Besucher. Nur kurz beobachten sie neugierig die „fremde“ Gruppe und begrüßen sie, bevor die ersten Spielaufforderungen folgen. Den ersten Schritt machen stets die Angolaner, Afghanen, Usbeken und anderen Dorfbewohner. Zunächst distanziert sind stets die Gäste. Manche lassen sich sofort auf das Fußballspiel, die Mal- oder Frisieraktion auf dem Dorfplatz ein. Manche aber kommen mit Berührungsängsten, mit Zweifeln am „Konzept“ des Begegnungsseminars oder schlicht mit Furcht vor schlimmen Anblicken. So gibt es, während sich ein Teil der Gruppe bereits auf die Spielaufforderungen der Gastgeber eingelassen hat, auch vereinzelt Jugend-

liche, die sich für einen kurzen Moment zurückziehen und inne halten. „Sonst hat er immer eine große Klappe, ist der Selbstbewusste“, sagte ein Lehrer verwundert über einen seiner Schüler. Zeitgleich beobachtete er aber auch den sonst ruhigen und schüchternen Jungen, der sich selten im Unterricht oder auch in der Gruppe äußert. Hier im Friedensdorf aber, im Fußballspiel mit den „anderen“, ging er völlig aus sich heraus und schien sein „Außenseiter-Dasein“ vergessen zu haben. Solch positive Reaktionen springen schnell über. Nicht nur für die Lehrer, sondern auch für die Gruppenbetreuer des Bildungswerks sind dies wahre Glücksmomente.

Katrin Steffens & Hans-Günther Dreesmann Lehrer am Landrat-Lucas-Gymnasium, Leverkusen „Das Seminar des Bildungswerkes hatte aus unserer Sicht genau die richtige Mischung aus Information, eigenem Erkunden und gemeinsamen Erleben. Unsere Schüler haben viel über die beeindruckende Arbeit des Friedensdorfes erfahren, durften sich dort umschauen und konnten auch mit den Kindern des Dorfes in Kontakt kommen. Dadurch, dass es zwei verschiedene Möglichkeiten einer gemein-

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Katrin Steffens

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samen Begegnung gab, die sehr offen gehaltene auf dem Dorfplatz und die angeleitete Bastelaktion, gab es viele Interaktionsmöglichkeiten. Unsere Schüler waren sehr beeindruckt von der Lebensfreude der Dorfkinder und wurden sozusagen "nebenbei" für die Nöte und Sorgen der Kinder und ihren Familien in deren Heimatländern sensibilisiert. Wir können die Seminare des Bildungswerkes von ganzem Herzen empfehlen, zumal die Mitarbeiter sehr freundlich und allen Kindern zugewandt sind.“ Den Artikel zum Besuch der Schüler können Sie auf der Internetseite des Landrat-Lucas Gymnasiums lesen. Es sind die Eindrücke, die im Austausch mit „benachteiligten“ Gleichaltrigen, „belehrend“ sind. Auch wenn Nachteile relativ sind und im Auge des Betrachters liegen. Wie erklärt man es sich, dass ein kleiner Junge, der im Rollstuhl sitzt und einen Fixateur im Bein hat, oder dass ein Mädchen, dessen Gesicht nach einer Brandverletzung bis zur Unkenntlichkeit entstellt ist, die beide

Hunderte Kilometer weit weg von Familie und Freunde sich in einem absolut fremden Land, mit einer fremden Sprache und Kultur befinden, sich scheinbar unbekümmert ihrer Probleme über den Dorfplatz bewegen, spielen und Lebensfreude ausstrahlen. Vielleicht ist es ihre Hoffnung auf die Gesundheit, ihre Vorfreude auf die Rückkehr zur geliebten Großfamilie und die Zuversicht, dass es nur noch besser werden kann. Vielleicht sind es aber auch nur die kleinen schönen Momente, ohne die Sorgen, die ihre Familien in der Heimat mit ihnen teilen, das Wissen, darum, dass sie mehrere Mahlzeiten am Tag bekommen, dass ihnen Aufmerksamkeit geschenkt wird, dass sie Zeit und Raum haben, einfach nur Kind zu sein. Was es auch ist. Es sind diese strahlenden Gesichter, dieses Lachen und das liebevolle Miteinander der Friedensdorf-Kinder, das viele Kinder und Jugendliche, die an Seminaren des Bildungswerkes teilnehmen, zum Teil sprachlos macht. Ohne Ausnahme sind sie beeindruckt von der Unbeschwertheit der kleinen Patienten.

Ich nehme mit… Zitate von Besuchern des Bildungswerks „…Wertschätzung für die Verhältnisse, in denen ich lebe“ „…Bewunderung und Freude über die Lebensfreude der Kinder“ „… dass sich etwas ändern muss und dass jeder etwas ändern kann“ „…die Erfahrung, dass ein Lachen mehr bedeuten kann, als alles andere dieser Welt und wie viel Spaß man Kindern schon mit seiner bloßen Anwesenheit bereiten kann.“ „… was ich habe, mehr zu würdigen!“ „Lebensfreude. Willensstärke“ „Egal ob entstellt oder nicht, Kinder können einem in wenigen Stunden mehr Liebe zeigen als man für möglich hält.“ „Wenn die Kinder beim Spielen fallen, wird nicht gejammert. Sie stehen ganz schnell wieder auf und spielen weiter. Und das obwohl Gehhilfe oder Rollstuhl im Spiel sind.“ „Es war toll einen Einblick in das Leben der Kinder zu bekommen. Wir konnten mit ihnen spielen und basteln. Ich fand dies herzergreifend und hab später auch ein paar Tränen in den Augen gehabt.“ „Ich habe festgestellt, dass es keine Unterschiede gibt. Sie sind nicht anders. Wir alle sind gleich.“

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Angebote Friedensdorf Bildungswerk Lebenslanges Lernen: Erwachsenen- und Familienbildung im Friedensdorf ★

Seminare zu gesellschaftlichen und entwicklungspolitischen Themen

Kompetenz-Kurse für Eltern und Familien: Eltern-Kind-Spielgruppen, PEKiP (siehe Interview und Infobox), Erste-Hilfe für das Kind, Babyzeichensprache, Elternstart*NRW Sprach- und Medienkurse: Englisch für Anfänger und Fortgeschrittene, Fotografie- und Computerkurse Kreativ- und Entspannungskurse: Klangmassage, Atem-Entspannung; Afrikanisches Trommeln; Handarbeiten-Treff für Anfänger und fortgeschrittene Strick-, Häkel- und KlöppelBegeisterte Themenabende: Energiesparsamer Haushalt; Umgang mit Trauer; Gesundheit fokussiert: Krebs-Ursachen und -Prophylaxe

Die Idee der Färbergarten und ihre praktische Umsetzung

Globales Denken – Lokales Handeln, in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Weiterbildung Oberhausen

Fairer Handel, in Zusammenarbeit mit der GEPA

Kinder der Welt: Anspruch und Wirklichkeit

Spiele aus aller Welt und Weltmusik

Exkursionen: Interreligiöse Begegnung (HinduTempel in Hamm, Moschee und Synagoge in Duisburg), Eine Welt auf dem Weg (Afrika Museum in Berg en Dal (NL), Kaffeegarten in der Gruga/Essen)

Medienkompetenzen, in Zusammenarbeit mit der lfm

Familienbildung als Vorstufe zur Bildung einer konfliktfreien Gesellschaft Was im Bildungswerk angeboten wird und an welche Zielgruppe sich die Angebote richten, bis hin zur Frage, wer die Angebote schließlich wahrnimmt: all das wird nicht frei entschieden bzw. ist nicht ohne Bedeutung. Das Bildungswerk unterliegt dem NRW Weiterbildungsgesetz und hat sich einer Qualitätsprüfung zu unterziehen. Deshalb untersteht es bei der Gestaltung und Ausgestaltung des Bildungsprogramms vielen Anforderungen. Das Bildungswerk ist der einzige Arbeitsbereich des Friedensdorfes, der finanziell vom Land unterstützt

wird. Mit der finanziellen Förderung sind einige Vorlagen verbunden, die das Friedensdorf Bildungswerk einhalten muss, u.a. müssen innerhalb der Familienbildung 1.400 Unterrichtsstunden durchgeführt werden.

Zusätzlich zu den genannten Vorgaben hängt der Zuschuss vom Erhalt eines Qualitätssiegels ab. Deshalb muss sich die Weiterbildungsstätte seit 2010 einem zeitund arbeitsaufwändigen Zertifizierungsverfahren durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband unterziehen, wobei Arbeitsabläufe doku-

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mentiert und Besprechungen protokolliert werden müssen. Wie für die weiteren Angebote des Bildungswerkes, sollen auch die Angebote im Bereich der Familienbzw. Elternbildung präventiven Charakter haben und sich positiv auf die Entwicklung des Kindes und die Eltern-Kind-Beziehung auswirken. Die Familie als die kleinste und gleichzeitig intensivste Gemeinschaft innerhalb einer Gesellschaft, leistet wichtige Aufgaben für die Gesellschaft. Hier entstehen die ersten sozialen Kontakte und die ersten Kommunikationsversuche

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eines Kindes. „Gut funktionierende persönliche Beziehungen in Familien fördern nicht nur das individuelle Wohlbefinden und die seelische wie körperliche Gesundheit der Familienangehörigen, sondern ermöglichen es ihnen auch, sich als handlungsfähige, autonome Akteure in der modernen Gesellschaft erfolgreich zu behaupten“, so der Soziologie-Professor Johannes Huinink.

Für ein erfülltes Familienleben Familie und Gesellschaft beeinflussen sich demnach wechselseitig. Und beide sind im ständigen Wandel. Demographischer Wandel, Geburtenrückgang, Überalterung, veränderte Arbeitswelt, veränderte Frauen- und Männerrollen, ganz zu schweigen von technologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen. In dieser schnelllebigen Gesellschaft muss sich die Familie ständig neu definieren, orientieren und organisieren. Besonders Frauen und Männer, die zum ersten Mal Mutter bzw. Vater werden, sehen sich vor unendlichen Herausforderungen stehen. Angebote für junge Familien und ihre Angehörigen sollen ihnen ein neues erzieherisches Wissen und Verhalten eröffnen, ihnen helfen in ihrer neuen Rolle in der Gesellschaft hineinzuwachsen, sie stärken und die (familiären) Lebensverhältnisse verbessern, damit sie ein möglichst konfliktfreies und erfülltes Familienleben führen können. Damit Kinder an einem Ort der Sicherheit, Geborgen- und Gelassenheit aufwachsen können, um sich in der Gesellschaft zurechtfinden und der Gemeinschaft solidarisch handeln zu können.

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Eltern-Kind-Gruppe im Friedensdorf Bildungswerk. „Die Familie stellt nach wie vor eine besondere soziale Gruppe dar, deren Mitglieder bestimmte ‚soziale Positionen’ einnehmen, die für das ‚Funktionieren’ der Gruppe wichtig sind“ – eine auf das Leben in der Gemeinschaft übertragbare Definition. Deshalb wird Familienbildung im Bildungswerk groß geschrieben. Sie dient dazu Eltern, Kindern,

Großeltern und die weitere Verwandtschaft zu stärken. Sie wird als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden, um Überforderungen, Traditionsfallen und allzu überzogenen Erwartungen entgegen treten und sich den Herausforderungen der modernen Gesellschaft anpassen zu können. Nicht zuletzt dient sie dazu, Generationen zusammenzuführen.

Eltern-Kind-Gruppe im Friedensdorf Bildungswerk.

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Vor allem Betreuer… Katharina Schramek, Erziehungswissenschaftlerin Die Arbeit im Friedensdorf Bildungswerk ist so vielfältig wie seine Zielgruppen und Angebote. Die Mitarbeiterinnen sind Pädagogen, Projektmanager, Presse- und Marketingmitarbeiter, „Hotelier“, Trainer, Verwalter und Qualitätsmanager in einem. Aber vor allem sind sie Betreuer und Ansprechpartner der vielen Gäste und Teilnehmenden. Seit knapp acht Jahren ist das Tätigkeitsfeld von Katharina Schramek, diplomierte Erziehungswissenschaftlerin. Ihre Laufbahn begann wie für die vielen hauptamtlich Tätigen als Praktikantin. Für die damals angehende Pädagogin war der Berufseinstieg über das Bildungswerk ideal. Am Anschluss folgten mehrere Jahre als „geringfügig Beschäftigte“. Mit der Zeit nahmen ihre Arbeitszeit und vor allem ihr Verantwortungsbereich zu. Über die Jahre hat sie viele Entwicklungen der Bildungseinrichtung mitverfolgt und in die Wege geleitet, wie auch die Zertifizierung durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband. Heute führt sie die Abteilung.

dass eben alle Teilnahmegebühren dem Friedensdorf zu Gute kommen. Aber es steckt mehr dahinter. Wir leiten jeden Kurs ein und informieren darüber, wie wir uns von anderen Bildungseinrichtungen unterscheiden. Dabei geht es nicht darum, weitere Spender oder ehrenamtliche Helfer zu finden. So schaffen wir Multiplikatoren und geben die Idee des friedlichen Miteinanders weiter. Was sind Ihre persönlichen Höhepunkte? Ich liebe die Momente, in denen ich sehe, dass die Arbeit bzw. die Begegnung etwas bewirkt hat. Es ist ein befriedigendes Gefühl, in der Abschluss- und Feedbackrunde am Ende eines jeden Seminars zu erfahren, dass man die Teilnehmenden zum Nachdenken gebracht hat und sie sich fragen „Was können wir für das Friedensdorf und auch sonst

für die Gesellschaft, für ein friedliches Miteinander tun?“ Darüber hinaus gibt es hier eine Besonderheit: der Kontakt zu den Kindern aus unterschiedlichen Ländern, die während der medizinischen Behandlung in Deutschland ihre Heimat in Oberhausen haben. Noch vor wenigen Tagen kam ein kleines Friedendorf-Mädchen auf mich zu und machte mir die Jackenknöpfe zu, als wolle sie mir zeigen „erst Jacke zu, warm anziehen und dann kannst du rausgehen.Das sind flüchtige Momente, die sehr herzerwärmend sind und mir zeigen, warum ich meine Arbeit mache. Welchen Herausforderungen muss sich das Bildungswerk stellen? Die Lebensumstände und die Welt der Heranwachsenden ändert sich ständig. Vieles ist zur Selbstverständlichkeit geworden und der gegen-

Welche Rolle hat das Bildungswerk innerhalb des Friedensdorfes? Wir versuchen unterschiedliche Welten zusammenzubringen. Einerseits die Welt, die die Friedensdorf-Kinder repräsentieren und anderseits die Welt der Gäste. Es liegt in unserer Verantwortung, uns und die Gruppen auf das Zusammentreffen vorzubereiten und gemeinsam mit ihnen Grenzen zu überwinden. Den „Blick über den Tellerrand“ zu ermöglichen, das gilt auch für die Kurse der Erwachsenenbildung, die auf den ersten Blick nichts mit dem Friedensdorf zu tun haben, außer

„Der Austausch mit unseren Schützlingen lässt die Alltagssorgen vergessen“, Katharina Schramek, Mitarbeiterin im Bildungswerk.

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seitige Respekt scheint zu schwinden. Es bedarf mehr Überzeugungsarbeit und Fingerspitzengefühl, die Jugendlichen zu erreichen bzw. dort abzuholen, wo sie stehen, um ihnen zeigen zu können, dass sie etwas bewirken können und wie sie ihre Umwelt ändern und sich persönlich weiterentwickeln können, wenn sie sich für andere einsetzen. Herausfordernd sind auch die Vorgaben, nach denen wir seit der Zertifizierung vor etwa vier Jahren richten müssen. Sie hat nicht nur Geld in Anspruch genommen, sondern auch Zeit, die wir eigentlich für die inhaltliche und pädagogische Weiterentwicklung dringend benötigen. Aus welchen Gründen wurde die Zertifizierung durchgeführt? Der Aufwand war bzw. ist notwendig, weil von der Zertifizierung die finanzielle Förderung für die Familien- und Erwachsenenbildung abhängt, die für uns ebenso wichtig ist wie die friedenspädagogische Arbeit. Die Familienbildung setzt bei den

jungen Eltern, Müttern und Familien an. Sie sind prinzipiell diejenigen, die Werte und Einstellungen an ihre Kinder und damit an die nächsten Generationen weitergeben. Diejenigen, die zu den PEKiP-Kursen, Eltern-Kind-Spielgruppen und Themenabenden kommen, sind deshalb eine enorm wichtige Zielgruppe für uns. Sie sollen den Friedensgedanken verstehen, mitnehmen, leben und an ihre Kinder vermitteln. Welche mittel- bis langfristigen Ziele verfolgt das Team des Bildungswerkes? Wir arbeiten zurzeit an der inhaltlichen Erweiterung unseres Themenspektrums. So möchten wir Umweltund Entwicklungspolitik und Medienbildung stärker thematisieren. Durch unsere Kurse und Themenund Vortragsabende erreichen wir ja Menschen, die wir sonst nicht über die Öffentlichkeitsarbeit erreichen würden. Aber wir beobachten oft, dass die Teilnehmer die Kurse mehr als Dienstleistung ansehen. Ich würde mir wünschen, dass wir bei ihnen

wieder das Bewusstsein wecken können, wofür das Friedensdorf International steht und dass sie sich über den Computerkurs hinaus zugehörig fühlen und über den Tellerrand hinausblicken.

Das Prager-Eltern-Kind-Programm ist ein Konzept für die Gruppenarbeit mit Eltern und ihren Kindern im ersten Lebensjahr. Ziel des PEKiP® ist es, Eltern und Babys im sensiblen Prozess des Zueinanderfindens zu unterstützen, um:

• das Baby in seiner momentanen Situation und seiner Entwicklung wahrzunehmen, zu begleiten und zu fördern;

• die Beziehung zwischen dem Baby und seinen Eltern zu stärken und zu vertiefen;

• die Eltern in ihrer Situation zu begleiten und den Erfahrungsaustausch sowie die Kontakte der Eltern untereinander zu fördern;

• dem Baby Kontakte zu Gleichaltrigen zu ermöglichen.

Ab der 4. - 6. Lebenswoche treffen sich junge Eltern mit ihren Babys in kleinen Gruppen. Im Mittelpunkt stehen in der Gruppenarbeit die PEKiP® Spiel-, Bewegungs- und Sinnesanregungen für Eltern und Kinder. Generationsübergreifend sind Eltern und Kinder gemeinsam spielend tätig. Termine, Termine, Termine: bei über 2.000 Teilnehmenden im Jahr ist eine gute Planung unabdingbar.

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Viele kommen wieder… Bettina Schmid, Leiterin PEKiP Kurse Bettina Schmid hatte viel Glück. Gerade als sie ihre Ausbildung erfolgreich beendet hatte, war das Bildungswerk auf der Suche nach ausgebildeten PEKiP Fachkräften. Sechs Jahre ist das nun her. Seit dem ist die gebürtige Schwäbin im Friedensdorf Bildungswerk als Kursleiterin tätig und hat viele Eltern mit Kindern im ersten Lebensjahr beim Hineinwachsen in ihre Elternrolle begleitet. Ihre langjährige Erfahrung mit dem PEKiP-Konzept – und als Mutter - und ihr immer freundliches, vertrauensvolles Wesen und ihre Ruhe sind der Grund, warum oft Eltern gern auch mit ihrem zweiten und gar dritten Nachwuchs wiederkommen. Viele ihrer PEKiP-Gruppen bleiben auch nach dem ersten Lebensjahr ihres Kindes dem Bildungswerk treu, in dem sie sich einer der Eltern-Kind-Spielgruppen anschließen oder eine eigene gründen. Welche Bedeutung haben die Kurse für das Baby und für die Eltern? Für das Erlernen des sozialen Verhaltens sind Säuglinge natürlich viel zu jung. Aber in diesen Gruppen mit maximal acht kleinen TeilnehmerInnen, nehmen sie ihre ersten Kontakte auf und tauschen sich erstmals mit anderen Gleichaltrigen aus. Gesprächs- und Spielphasen zu einem bestimmten Thema, Krabbel-, Bewegungs- und Greifspiele wechseln sich ab. Anders als bei Babymassage- und Schwimm-Kursen bleibt jede PEKiPGruppe ein Jahr lang zusammen, damit sich ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und des Ver-

trauens entwickeln kann. Deshalb ist die Größe und die Zusammensetzung der Gruppe sehr entscheidend. Sowohl für die Kleinen als auch für die Eltern. Die Eltern haben hier die Gelegenheit, sich mit anderen Eltern auszutauschen. Oft entwickeln sich innerhalb der Gruppen auch Freundschaften, so dass die Gruppen nach Ende eines PEKiP-Kurses als Eltern-Kind-Spielgruppen weiterbestehen bleiben. Doch in erster Linie geht es beim PEKiP-Konzept um die Beziehung der Eltern zu ihrem Kind. Mütter und Väter lernen ihr Kind mit all seinen Bedürfnissen und mit seinen Stärken und Schwächen kennen. Sie lernen es anzunehmen, wie es ist. Die Kleinen senden Signale aus, die Eltern frühzeitig erkennen können, um vielleicht ein großes Geschrei zu verhindern. So etwas können sie lernen, an dem sie sich an die anderen Müttern und Vätern orientieren und natürlich auch durch meinen Input. Wie erklärt man der „ älteren“ Generation die heutige Notwendigkeit von Familien- und Eltern-KompetenzKursen? In der Gesellschaft hat sich vieles verändert. Eltern werden heutzutage anders und auch von Anfang an b e g l e i t e t . Vo r b e r e i t u n g s k u r s , Nachsorge und dazwischen die Schwangerschaft. Sie werden von unterschiedlichen Seiten informiert. Dazu noch die Wissensvermittlung durch Medien. Diese ganze Flut von Informationen führt zu großen Unsicherheiten, ge-

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Bettina Schmid rade bei jungen Eltern. Zudem noch die Schnelllebigkeit der Gesellschaft. Der Erfahrungsaustausch in Spielund andere Gruppen und Kursen kann mir als Mutter oder Vater meine Unsicherheiten nehmen, mir eine Orientierung geben, damit ich meinen Weg mit meinem Kind finden kann. Für wen sind solche PEKiP Gruppen geeignet bzw. wer sollte teilnehmen? PEKiP kann ich generell jedem empfehlen. Angesprochen sind alle Eltern, ob jung oder alt, ob gerade Eltern oder Familie geworden, auch die mit dem zweiten oder dritten Kind. Sie kommen dann nicht mehr aufgrund der Anregungen zur Ernährung, Entwicklung, Pflege und Gesundheit des Kindes, sondern viel mehr um Zeit mit ihrem Kind zu verbringen. Denn was ich beobachte, nicht allein hier im Friedensdorf ist, dass sich die Einstellung zum eigenen Kind verändert hat. Was allerdings von der

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Gesellschaft vorgegeben wird. Früher blieb die Mutter bis zu drei Jahren beim Kind, heute gehen die meisten Eltern nach der Elternzeit, nach einem Jahr zurück in den Beruf. Wenn wir uns genau überlegen, wann nehmen wir uns denn wirklich mal Zeit am Stück für unser Kind, ohne das zwischendrin das Telefon klingelt oder die Waschmaschine ruft. In diesen 90 Minuten in der PEKiPGruppe widmen sich die Eltern allein ihrem Kind. Diese ungestörte Zeit voller Aufmerksamkeit ist sehr wertvoll, weil sie die Eltern-Kind Bindung stärkt.

Zahlen & Fakten Das Bildungswerk im Detail 1987, ein Jahr nach seiner Gründung, wurde das Bildungswerk staatlich anerkannt. 2004 wurde es Familienbildungsstätte nach § 23 des Weiterbildungsgesetzes NRW. Seit 2009 fördert die in Essen ansässige Stiftung Mercator die Bereiche Interkulturelle und Globale Bildung. 2010 wurde das Bildungswerk vom Paritätischen Wohlfahrtsverband mit dem paritätischen Qualitätssiegel ausgezeichnet. Alle drei Jahre unterzieht sich die Einrichtung einem Zertifizierungsverfahren, bei dem die Qualität der Bildungsangebote wie auch die Organisation geprüft werden. 2013 wurde sie erfolgreich rezertifiziert. 2016 steht die nächste Prüfung an. Voraussetzung für den Erfolg sind eine fortwährende Kontrolle, Selbstevaluation, Anspruch und Ziele. Insgesamt 85 Gruppen nahmen 2013 die Angebote des Bildungswerkes in Anspruch, davon nutzten 19 Gruppen zum ersten Mal das Seminarangebot. Es fanden 85 ein-

und mehrtägigen Seminare statt, in denen insgesamt 2083 Teilnehmende ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Angebot vorfanden. Im Bereich der Familienund Erwachsenenbildung wurden mehr als 1400 Unterrichtsstunden abgehalten. Den weitesten Weg legten Besuchergruppen aus Japan zurück. Die Einnahmen aus Kursen, Workshops und Seminaren fließen nach Abzug der geringen Sachkosten in die humanitäre Arbeit des Vereins. Die Teilnehmenden, die zu den Seminaren in die Begegnungsstätte kommen oder die Kurse in der Familien- und Erwachsenenbildung besuchen, sind Multiplikatoren und unterstützen die Arbeit des Friedensdorfes in vielfältiger Weise, wie beispielsweise bei der Organisation von Benefiz-Fußballturnieren, Infoständen etc. (siehe INFO BOX S. 13). Seit 2005 arbeitet das Bildungswerk in Kooperation mit acht anderen Familienbildungseinrichtungen im Arbeitskreis Familienbildung (AKF) zusammen. Die Netzwerkarbeit mit Organisationen und Initiativen in Oberhausen und Umgebung, wie das Netzwerk interkulturelles Lernen, das im Oktober diesen Jahres 20-jähriges Jubiläum feiert, die Friedensinitiative und die Arbeitskreise Weiterbildung und Familienbildung, ist eine wichtige Komponente der Bildungsarbeit. Vernetzung ermöglicht den Zugang zu Informationen über methodischdidaktische Themen aber auch zur Organisation und Medienarbeit.

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Ehrenamtliche Unterstützung Unverzichtbar: Helfende Hände „hinter den Kulissen“ Wie in allen Bereichen des Friedendorf International ist auch das Bildungswerk auf viele helfende Hände, die auf unterschiedliche Weise Ihre Zeit spenden, und auf Sachspenden angewiesen: Ehrenamtliche Kurs- und Seminarleiter, kostenlose Erstellung des Bildungswerk Programmheftes oder das größtenteils gespendete Mobiliar, sowohl in der Begegnungsstätte als auch in der Zentrale, wie Spielgeräte für Eltern-Kind Gruppen und Computer für Medienkurse. Und auch „hinter den Kulissen“ arbeiten Menschen ehrenamtlich, wie Hannelore Gawrilowicz, die das junge Team vom Bildungswerk seit knapp vier Jahren unterstützt. Meine Aufgabe… ist es, gewisse Serviceleistungen für die Besuchergruppen zu erbringen, damit sie sich wohl fühlen und auch Fragen zu beantworten und Informationen zu geben. Ich arbeite gerne mit den MitarbeiterInnen des Bildungswerks zusammen. Ich kann meine Meinung und meine Ansichten einbringen und manchmal auch meine Fähigkeiten für Büroarbeiten, um bei den Arbeiten zu helfen und zu unterstützen Meine Motivation… war, die Jugendlichen, die ins Bildungswerk kommen, um dann Kontakt mit den „kranken und behinderten“ Kindern des Friedensdorfes aufzunehmen, kennenzulernen. Mich interessierte ihr Verhalten, wie sie denken etc. Außerdem hält mich die Arbeit in einem so jungen Team jung –

zumindest geistig, für mein körperliches Jungsein muss ich selbst sorgen - und sie macht mir Spaß. Wenn ich das Team unterstützen und ihnen etwas Arbeit abnehmen kann, ist es genau das, was ich will. Meine Highlights… sind die Erfahrungen durch den Kontakt mit den verschiedensten Gruppen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Wobei es manchmal Dinge gibt, die mich etwas fassungslos machen, vor allem hinsichtlich Erziehung und Verantwortungsgefühl. Da gibt es schon sehr krasse Unterschiede zwischen meiner Jugend und Erziehung und den heutigen Standards. Aber wie gesagt, es sind eben diese Dinge, die ich kennenlernen und einordnen möchte, um nicht in den Tonfall „… zu meiner Zeit …“ zu verfallen. Dazu muss man aber eben auch Kontakt mit den Jugendlichen aus der heutigen Zeit haben.

Hannelore Gawrilowicz Ehrenamtlerin im Bildungswerk

Unsere Aktionen 2014 Das Friedensdorf Bildungswerk wird bei folgenden Veranstaltungen mit einem Aktionsstand vertreten sein. Woche der Inklusion, 03. - 11. Mai, Oberhausen

Hits 4 Kids, 26.-27. Juli, Köln Weltkindertag Düsseldorf, 14. September Weltkindertag Oberhausen, 20. September

Duisburger KinderKulturFestival, 31. Mai - 01. Juni, Duisburg KinderExpo, 15. - 16. Juni, Krefeld Tag der Begegnung, 28. Juni, Köln

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Lernhaus im neuen Glanz OB Klaus Wehling gab im April die stolze Summe von 35.000 Euro für die Renovierung des Spiel- und Lernhauses bekannt. Beim Neujahrsempfang der Stadt Oberhausen war angekündigt worden, dass das diesjährige „Gemeinsam in Oberhausen" Projekt die notwendige Erneuerungen und Ergänzungen der Ausstattung tragen soll. Wehling ist stolz auf die stadteigene Hilfsorganisation. Besonders freut er sich über die Kooperation mit dem Hans-SachsBerufskolleg, denn die Schüler werden tatkräftig dieses Projekt unterstützen. Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs und Lernhausleiterin Gabriele Bucksteeg freuen sich sehr auf die neuen Möglichkeiten, die die Kinder durch die Umstrukturierung bekommen werden. Mit der Unterstützung vieler Firmen und Institutionen, die sowohl finanziell als auch materiell dem Aufruf des Oberbürgermeisters Folge leisteten, kann das Lernhaus bald im Neuen Glanz erstrahlen.

Gedanken zum Thema Frieden festzuhalten. So entstand ein circa 700 Meter langes Stoffbanner mit unterschiedlichen Friedensmalereien, wo sich seit Dezember zahlreiche Mädchen und Jungen des Friedensdorfes und Gäste des Bildungswerkes verewigt haben. "Ziel ist es, die Friedensbanderole zu einem Zeitdokument des Friedens zu machen, das zu Anschauungs- und Lehrzwecken dienen kann", so die Initiatorin. Die Friedensbanderole wird bis Mai im Friedensdorf bleiben. Alle Seminargruppen des Friedensdorf Bildungswerkes und auch alle übrigen Besucher sind herzlich eingeladen, ihre Gedanken oder Bilder zum Thema Frieden dort zu verewigen. Nähere Informationen zum Friedensbanderolen-Projekt gibt es im Internet: www.banderole-frieden.de

Peace Power Gruppe sucht Verstärkung Jeder kann etwas für den Frieden tun! Dieses Motto wird im Friedensdorf Bildungswerk groß geschrieben. Um ein Angebot für Jugend-

Friedensbanderole im Friedensdorf Kurz vor Weihnachten 2013 hatte sich die Friedensbanderole aus dem Schloss Rudolfshausen in Holzhausen auf den Weg nach Oberhausen ins Friedensdorf gemacht. Das Friedenskultur- und Volkskunst-Projekt des Friedens wurde 2010 von der Autorin und Kultur-Mentorin Helene Walterskirchen und ihrer Tochter initiiert und hat schon über 1500 Menschen dazu veranlasst, ihre Ideen und

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liche zu schaffen, wurde vor längerer Zeit die Peace Power-Gruppe ins Leben gerufen, die aktuell Verstärkung sucht. An jedem ersten Samstag im Monat haben 13- bis 18 Jährige die Möglichkeit, sich in der Begegnungsstätte des Friedensdorfes zu treffen und gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie sie sich engagieren möchten. Im letzten Sommer hat eine Gruppe Jugendlicher beispielsweise eine Rallye für die Friedensdorf-Kinder durchgeführt, die enormen Anklang fand. Bei der Planung der Aktionen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Ob Theater- oder Tanzaufführungen, Spiel- und Sportveranstaltungen für bzw. mit den Friedensdorf-Kindern, Kochen, Basteloder Diskussionsrunden – all das und noch vieles mehr ist möglich. Auch Jugendlichen mit grünen Daumen bzw. Interesse an Natur und Umwelt sind sehr willkommen. Sowohl der Färbergarten wie auch der Nutzgarten bieten eine hervorragende Gelegenheit, sich mit den Themen natürliche Ressourcen auseinanderzusetzen.


Ein Viertel-Jahrhundert Hilfe 68. Hilfseinsatz in Afghanistan Der 68. Kombi-Hilfseinsatz war eine Zitterpartie bis zum Schluss: erst 24 Stunden vor dem Abflug von Afghanistan nach Deutschland lagen die letzten Visa für die Kinder vor. So konnten 90 junge Patienten aus sechs Ländern mit der gecharterten East Air Maschine am frühen Abend des 12. Februar nach Deutschland einreisen. Einem Land, von dem sie wohl bisher nur wenig gehört hatten, von dem sie sich jetzt aber nach langer Krankheit endlich Genesung erhoffen. Die tadschikischen Kinder waren die ersten Passagiere in der Maschine und hatten bereits Start- und Landeanflüge auf Duschanbe (Tadschikistan), Kabul (Afghanistan), Tashkent (Usbekistan) und Tiblisi (Georgien) hinter sich, bevor sie in Düsseldorf landeten. Kinder aus Bischkek (Kirgistan) und Jerewan (Armenien) kamen jeweils an den nächstgelegenen Flughäfen dazu. Fast 25 Jahre ist es inzwischen her, dass das Friedensdorf seinen ersten großen Hilfseinsatz nach Afghanistan durchführte. Kranke und im Krieg verletzte Kinder kamen damals nach Deutschland, weil sie in ihrer Heimat keine medizinische Hilfe bekommen konnten. Eine Situation für die Kinder, die sich bis heute kaum verändert hat. Wechselnde Regierungen und Interventionen durch das Ausland konnten den Menschen am Hindukusch weder Frieden noch eine wirkliche Verbesserung der Lebensbedingungen und medizinischen Versorgungsmöglichkeiten bringen.

Nach der Landung in Tadschikistan. Eine traurige Tatsache und für Friedensdorf International Grund genug, sich weiterhin in Afghanistan und für die Kinder dieses Landes zu engagieren. Und das obwohl die Bedingungen für die Erteilung der notwendigen Visa bei der Deutschen Vertretung in Kabul zunehmend erschwert werden. Vermehrte Auflagen lassen die Beantragung eines jeden einzelnen Visums zu einer bürokratischen Herausforderung werden und erzeugen Mehraufwand für alle Beteiligten, was besonders für die Mitarbeiter des "Afghanischen Roten Halbmondes" (ARCS) und die Familien der Kinder bedauerlich ist. Trotz allem stand in der zweiten Februar Woche der 68. Hilfseinsatz an, der neben den afghanischen Kindern auch Mädchen und Jungen aus Zentralasien und dem Kau-

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kasus berücksichtigte. Ende Januar war ein FriedensdorfTeam in Kabul, um gemeinsam mit den Partnern vom ARCS die letzten organisatorischen Vorbereitungen zu treffen. Das Team berichtete über die schwierige Situation für zahlreiche Kinder aus entlegenen Provinzen Afghanistans, die oftmals den Weg nach Kabul einfach nicht schaffen können. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass etliche Provinz-Kinder in dem Flugzeug waren, das die deutschen Mitarbeiter und ausländischen Partner dann mit der Kindergruppe auf dem Düsseldorfer Flughafen erwarteten. Kleine Patienten aus sechs verschiedenen Ländern waren an Bord der Boeing 737. Gestartet im zentralasiatischen Tadschikistan legte die Maschine der Fluggesellschaft East Air Zwischenstopps

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in Usbekistan, Afghanistan und Georgien ein. In Usbekistan stiegen zusätzlich Kinder aus Kirgistan und in Georgien auch armenische Kinder dazu. Direkt vom Vorfeld ging es dann für die meisten Kinder umgehend in bundesweite Krankenhäuser. Zahlreiche Kliniken hatten bundesweit eine stationäre Aufnahme zugesagt, sodass die Kinder im Laufe des Abends in den Notaufnahmen und auf den Kinderstationen eintrafen. Diese Fahrten wurden von Mitarbeitern verschiedener Ortsverbände des Deutschen und Bayerischen Roten Kreuzes und deren Fahrzeugen übernommen. Der Rest der Gruppe wurde mit Bussen der STOAG Oberhausen zunächst ins Friedensdorf an der Rua Hiroshima gebracht, von wo sie nach der Eingangsdiagnostik in entsprechende Kliniken verlegt werden. Am 15. Februar startete dann der

Flug von Düsseldorf aus in die entgegengesetzte Richtung. An Bord waren dann Kinder, die Krankenhäuser, Arztpraxen und damit auch ihre Erkrankungen und Verletzungen hinter sich gelassen hatten. Auf sie wartete das Wiedersehen mit ihren Familien. Gleichzeitig wurden mit dem Charterflug mehrere Tonnen medizinische Hilfsgüter mitgeführt, d i e e i n e n k l e i n e n Te i l d a z u beitragen, die Situation vor Ort zu verbessern. Neben den hauptamtlichen Friedensdorf-Mitarbeitern waren auch wieder zahlreiche ehrenamtliche Helfer dabei, die unter anderem beim Verladen der Fracht und im Heimbereich des Friedensdorfes mit anpackten. Geradezu unglaublich ist die Tatsache, dass zum wiederholten Mal ehemalige Helfer aus Japan extra für die Zeit der Hilfsaktion aus Ostasien angereist waren, um mit anzupacken. Die jungen Japanerinnen und Japaner

Abschied aus dem Friedensdorf.

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arbeiteten in der Vergangenheit alle ein Jahr ehrenamtlich im Friedensdorf. Auch Dr. Yukihisa Yagura, Chefarzt einer orthopädischen Klinik in Nordjapan, war wieder dabei.

Glücklicher Ausgang Fatima ist 11 Jahre alt. Sie hatte in Afghanistan einen schrecklichen Unfall, wonach es ihr nicht möglich war, den Mund weiter als wenige Millimeter zu öffnen. Ihre Mutter kochte ihr Essen so lange, bis es sich zu Brei stampfen ließ. Heute beißt das aufgeweckte Mädchen kräftig in ein Brötchen und hat ordentlich zugelegt. Sabrinas Tante erhitzte Wasser für den Tee auf dem kleinen Gaskocher, der auf dem Boden der bescheidenen Hütte im tadschikischen Städtchen Kuljab steht. Nur eine Sekunde passte sie nicht auf, als ihre Nichte, die noch nicht ganz laufen konnte, die Hand in das heiße Wasser hielt. Die ersten Wochen waren schrecklich – die Monate danach wird sie nie vergessen. Sechs Jahre nach dem Unfall ist die Hand vernarbt und die Finger in einer grotesken Überstreckung fixiert. Die Fingerspitzen kann sie bewegen – mehr nicht. Dreimal operierten deutsche Ärzte das Mädchen, Physiotherapeuten beübten die Hand unermüdlich und die lieben Schwestern im Krankenhaus sorgten dafür, dass für Sabrina die Zeit nicht lang wird. Als das Pflegepersonal sie später im Friedensdorf besuchte, konnte sie sich überzeugen, dass sie ein gutes Werk getan hatten: Sabrina bastelte hochkonzentriert an einem Geschenk für ihre Eltern in der Heimat. Dass sie dabei beide Hände benutzte, schien ihr selbstverständlich.


53. Angola Hilfseinsatz Anfang November flog das Team der Friedensdorf International Einzelfallhilfe mit der Fluggesellschaft Hamburg Airways nach Luanda, um die genesenen Kindern endlich zu ihrer Familie zurück zu führen. Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln bereits den Horizont, als ein leises Singen im Airbus A320 der Fluggesellschaft Hamburg Airways ertönt. „Angola, Angola“ singen rund 80 Kinderstimmen, die müden Augen im Morgenlicht fest zusammen gekniffen. Ein neuer Tag beginnt in der Hauptstadt Angolas und damit auch für einige Familien, die sehnsüchtig auf ihre Kinder warten. Die Hochhäuser Luandas, einer Stadt vieler Widersprüche, ragen in den Himmel. Hier und da stehen Wellblechhütten zwischen den modernen Gebäuden. Nach über zehn Stunden Flug erreicht die Maschine endlich das Ziel. Der 53. Hilfseinsatz der Kinderhilfsorganisation Friedensdorf International steht an. Aufregung herrscht im Flugzeug. Die kleinen Mitflieger räkeln sich, die Augen strahlen und das eine oder andere Kind fragt ungeduldig: "Wie lange noch?" Doch auf die letzten Minuten kommt es nicht mehr an. Denn lange genug mussten sie warten, die kranken und verletzten Kinder Angolas, deren einzige Hoffnung auf Genesung Hilfe in Deutschland bedeutete. Die Rückkehrer mussten sechs Monate oder gar noch länger getrennt von Familie und Heimat in Deutschland verweilen. In Luanda angekommen, freuten sie sich wieder in die Arme der Familie geschlossen werden zu können.

Hilfsfahrzeug unserer Partnerorganisation in Angola. Während die Familien der gerade zurückgekehrten Kinder freudig ihre Schützlinge entgegennehmen, herrscht bei der Partnerorganisation „Kimbo Liombembwa" reges Treiben. Denn am Flughafen warteten zeitgleich die Familien von 64 kleinen Passagieren, die sie für die nächsten Monate in die Obhut des Friedensdorfes gaben. Darunter war auch Aufgrund einer Knochenentzündung klaffte bei der kleinen Rosalia eine faustgroße Wunde am Oberschenkel auseinander. Ihre Eltern wussten keinen Ausweg, als sich an Friedensdorf International zu wenden. Und so kam Rosalia mit annähernd 100 weiteren Kindern nach Deutschland. Denn hier konnte medizinisch geholfen werden. Während einige dieser Kinder wieder gesund bei ihren Familien in Angola zurückkehrten musste sich Rosalia bis November gedulden. Dann nämlich fand der 2. Einsatz in 2013 statt. Die Chartermaschine der Fluggesellschaft Hamburg Airways nahm mit zahlreichen wei-

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teren genesenen Kindern auch die strahlende Rosalia wieder zu ihrer Familie zurück nach Luanda. Im Gepäck hatte das Team auch vier Tonnen Hilfsgüter, die die angolanische Friedensdorf-Partnerorganisation entgegennahm. In Deutschland lernten sie eine andere Welt kennen: deutsche Krankenhäuser, Ärzte, Pflegepersonal und Menschen, die sich während ihres Aufenthaltes rührend um sie kümmerten. Einige von ihnen blieben nur einige Tage, einige freuten sich nach Monaten wieder zurück nach Hause kehren zu dürfen. Sie alle berührten die Herzen vieler Menschen. Da waren zuerst die Eltern der Kinder, die sich um sie sorgten, als sie verletzt oder krank wurden. Und die Geschwister, die hofften, dass der kleine Bruder oder die kleine Schwester wieder gesund wird. Ganz zu schweigen von den vielen Verwandten, aber auch Nachbarn und Freunden, die ihnen tröstend die Hand hielten. Über die einheimische Partner-

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organisation erfuhren sie vom Friedensdorf, das Hilfe anbieten konnte. Das Glück, Hilfe zu erfahren, ist manchmal gar nicht so fern und steht meist am Anfang einer großen Geschichte. Die siebenjährige Jesuina aus Angola hatte kaum Zeit sich an die winterlichen Temperaturen in Deutschland zu gewöhnen. Dafür war ihr Aufenthalt zu kurz. Sie landete Anfang November am Düsseldorfer Flughafen - bereits zum zweiten Mal. Standen ihr beim ersten Mal noch schwere Operationen und viele Arztgespräche bevor, ging es beim zweiten Mal um die abschließende Nachbehandlung.

Angola heute Seit Ende des Bürgerkrieges im Jahr 2002 bemüht man sich in Angola um einen Wiederaufbau der Infrastruktur. Fachkräftemangel soll kompensiert werden, das Ankurbeln der Wirtschaft steht im politischen

Vordergrund, das Gesundheitswesen soll verbessert werden. Doch wie in so vielen Ländern der Welt, lastet auch auf Angola ein Ressourcenfluch: trotz reichhaltigem Vorkommen von Rohöl und Diamanten leidet die Bevölkerung des Landes unter Korruption und Misswirtschaft. Eine Mittelklasse existiert nicht, die Schere zwischen Arm und Reich klafft weit auseinander. Bestrebungen zur Verbesserung der Situation der Armen scheinen nur bedingt oder gar nicht auf fruchtbaren Boden zu fallen.

Gescheiterte Megaprojekte So versprach Präsident Jose Eduardo dos Santos im Zuge der Parlamentswahlen im Jahr 2008 den Bau neuer Wohneinheiten für Bedürftige. Denn immer noch leben über 70 Prozent der Angolaner unter widrigen Umständen. Ein umfangreiches Bauprojekt wurde initiiert,

Im angolanischen Gesundheitswesen herrscht Mangelzustand.

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doch das Ergebnis gleicht einer Schmach: An der Stadtgrenze Luandas wurde die Satellitenstadt Nova Cidade de Kilamba fertig gestellt. Das staatlich geförderte Projekt, welches vom chinesischen staatlichen Unternehmen China International Trust and Investment Corporation (CITIC) errichtet wurde, sah Sozialwohnungen für nahezu eine halbe Million Bürger vor. Doch die Rechnung ging nicht auf. Spekulationen und Korruption trieben die Immobilienpreise in die Höhe, kaum ein Angolaner kann sich die zwischen 120.000 und 200.000 US-Dollar teuren Immobilien leisten. Schließlich lebt mehr als die Hälfte unter der Armutsgrenze, also einem Tageseinkommen unter 1,25 US-Dollar am Tag. Das Wohnprojekt Kilamba mutierte zu einer Geisterstadt. Dennoch wurde die Regierung von Eduardo dos Santos 2012 wiedergewählt. Der Fokus der parteipolitischen Ziele liegt auf einer stärkeren öffentlichen Investition zur Sicherstellung der Grundbedürfnisse der Bevölkerung. Insbesondere in den Bereichen sauberes Trinkwasser, Energie und adäquater Gesundheitsversorgung soll und muss verstärkt gehandelt werden. Schlussendlich bleibt also die Hoffnung, dass zukünftige Bestrebungen tatsächlich der Bevölkerung dienen, damit Hilfseinsätze des Friedensdorfes überflüssig werden und die Kinder Angolas in ihrer Heimat Hilfe erhalten können. Im Mai dieses Jahres jährt sich der Hilfseinsatz im westafrikanischen Land zum 20. Mal. Erstmals war ein Team 1994 mit drei Einsätzen im Januar, Mai und August vor Ort.


20. BGS in Kambodscha fertiggestellt Große finanzielle Unterstützung durch die Initiative ProCent von Mercedes Benz Besonders in den ländlichen Regionen Kambodschas kommt es während der jährlichen Regenzeit immer wieder zu Überschwemmungen, die lebenswichtige Reisernten, Häuser und Ställe zerstören. Ein weiteres Problem der Wassermassen ist die erhöhte Infektionsgefahr und das Versinken von Straßen und Wegen. Viele Dörfer sind dann nur noch per Boot zugänglich. Das macht besonders kranken und verletzten Menschen zu schaffen, die oft lange und anstrengende Reisen auf sich nehmen müssen, um Krankenhäuser und Gesundheitsstationen zu erreichen. Um dieses Problem der unzureichenden medizinischen Versorgung zu lösen, arbeitet das Friedensdorf seit mehr als zehn Jahren mit einheimischen Partnern vor Ort zusammen. Nach vietnamesischem Vorbild werden in den ländlichen Regionen

Basisgesundheitsstationen (BGS) gebaut, um die medizinische Basisversorgung der Einwohner zu sichern. Im südostasiatischen Nachbarland Vietnam hatte Friedensdorf International seit den 1990er Jahren über 100 BGS errichtet, die heute fester Bestandteil des dortigen Gesundheitswesens sind.

Anlaufstelle für Schwangere Nun wurde in der kambodschanischen Provinz Prey Veng in der Kommune Don Koeng die 20. BGS fertig gestellt. Übersetzt heißt die Provinz "langer Wald", was bereits darauf hindeutet, dass die Mehrheit der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebt. Wie bei allen Stationen wurde der Bau mit einheimischen Arbeitern und Materialien durchgeführt und nach der Fertigstellung in die Verantwortung der zuständigen

Gesundheitsverwaltung des Distrikts übergeben. In dieser neuen Gesundheitsstation sollen in den nächsten Jahren u.a. Schwangere und Mütter von Kleinkindern eine Anlaufstelle finden, die von den dort durchführbaren Grundund Schutzimpfungen, Beratungen und Schwangerschafts- und Geburtsbegleitung profitieren. Doch steht die BGS natürlich allen Einwohnern der Provinz offen und die damit verbundene Sicherung der notwendigen Mindestversorgung hilft allen Betroffenen. Viele Kambodschaner, die bislang anstrengende und tagelange Märsche bis zur nächsten Gesundheitseinrichtung auf sich nehmen mussten, können ab sofort auf kürzerem Weg und 24 Stunden am Tag Beratung in Gesundheits- und Hygienefragen erhalten und kleinere operative Eingriffe durchführen lassen. Zusätzlich erhält jede BGS einen Brunnen, der sauberes Trinkwasser liefert.

36.000 Euro von Mercedes Benz Zu großen Teilen mitfinanziert wurde dieses Projekt von der Daimler AG, die den Bau mit 36.000 Euro maßgeblich bezuschusste. Die Summe war im Rahmen der MitarbeiterAktion ProCent zusammengekommen. Die Spendenübergabe mit dem Leiter des Friedensdorfes Thomas Jacobs und Karsten van Uden und Lars Reuter von Mercedes Benz am 30. Januar 2014 freuten sich vor allem die Bewohner der Region Prey Veng in Kambodscha.

Spatenstich in Kambodscha.

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Gambia und Nigeria Hohe Fluktuation bei ausländischen Klinikärzten Kurz vor Weihnachten machten sich drei gambische Jungen in Begleitung eines Friedensdorf-Mitarbeiters auf die sechsstündige Reise nach Deutschland. Für die westafrikanischen Kinder, die sonst behagliche 26 Grad Celsius und Sonnenschein gewohnt sind, wartete neben den eisigen Wintertemperaturen in Deutschland, die lang ersehnte medizinische Hilfe, die sie in ihrer Heimat bis dahin nicht bekommen konnten. 2012 hatte das Friedensdorf erstmals gambische Kinder aus medizinischen Gründen nach Deutschland geholt. Obwohl Gambia inzwischen das Ziel vieler Touristen ist, weist vor allem die medizinische Versorgung viele Mängel auf. Die Hauptstadtregion um Banjul ist mit einigen Schulen und Krankenhäusern infrastrukturell besser erschlossen als der Rest des Landes. Allerdings herrscht bei den meist ausländischen Klinikärzten eine hohe Fluktuation, so dass nicht alle Fachgebiete permanent abgedeckt sind. Auf dem Land sind fast nur Health Center vorhanden, in denen Krankenpfleger arbeiten. Für die drei Friedensdorf Schützlinge wäre die dortige Behandlung nicht ausreichend gewesen. Eines der Kinder leidet unter einer schwerwiegenden Speiseröhrenverletzung, die beiden anderen haben mit massiven urologischen und orthopädischen Problemen zu kämpfen. Schön, dass zwei der jungen Westafrikaner im gleichen Krankenhaus behandelt werden können, denn beide sprachen bei

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Krankenhaus-Situation in Gambia. der Ankunft nur Mandinka. Hier sind Übersetzer rar. Inzwischen brabbeln aber beide fleißig Deutsch. Der dritte Junge ist schon größer und zur Schule gegangen. Er spricht Englisch und hat schnell Freundschaften im Dorf geschlossen, zum Beispiel mit dem nigerianischen Patienten, der ebenfalls Englisch spricht. Die Eltern aller drei Kinder waren mit ihren Hilfsanfragen an die Mitarbeiter von „Project Aid The Gambia“ / Hattinger Projekthilfe herangetreten, mit denen das Friedensdorf kooperiert. Im Dezember 2013 wurde der Junge aus Nigeria aufgenommen, der inzwischen viele Arzttermine wahrgenommen hat und vor der endgültigen Operation noch vorbereitende Übungen durchführen muss. Die englischsprachigen Jungs verstehen

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sich super, aber auch mit den anderen Kindern gibt es keine Probleme. Im Gegengeil sie bringen sich gegenseitig ihre Muttersprachen bei. Während in Gambia knapp die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt, sind es in Nigeria sogar 70 Prozent. Nigeria verfügt jedoch über viele Bodenschätze, sodass Zahlen wir das Bruttoinlandsprodukt die Situation des Landes weniger dramatisch beschreiben. Nur die Verteilung, die sogenannte Schere zwischen arm und reich ist hier eklatant. Gambia hat als einzigen Wirtschaftssektor im Grunde nur den Tourismus. In wenigen Flugstunden zu erreichen, Gutwettergarantie, aufgeschlossene Menschen und Englisch als Verkehrssprache locken vor Allem


Pauschaltouristen in den kalten Wintermonaten an die afrikanische Westküste. In der Hauptstadtregion konzentriert sich der Tourismus auf einige Hotels und Partymeilen. Dass ein Großteil des Personals in diesen Hotels und Restaurants abends in Hütten, die oft ohne Strom und Wasser sind zurückkehren, geht an vielen Urlaubern vorbei.

Extrem hohe Kindersterblichkeit Erschreckend ist jedoch auch die Tatsache, dass Gambia auch eine traurige Berühmtheit in der Sextourismusbranche erlangt hat. Oft haben die Paare einen gravierenden Altersunterschied, manchmal scheinen sich die Verbindungen auch am Rande der Legalität zu bewegen. Da die Verbundenheit zu einem Urlauber aber oftmals ertragsreicher ist, als die harte Arbeit auf dem Felde, ziehen

immer mehr junge Menschen in die Touristengegend. Zurück bleibt eine Generation, die der Feldarbeit kaum noch Herr wird und auf Geld aus der Hauptstadt angewiesen ist. In beiden Ländern ist die Kindersterblichkeit mit rund 70 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeburten furchtbar hoch. In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, leben rund 70 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Ein öffentliches Gesundheitssystem existiert nicht bzw. ist nur für Regierungsbedienstete zugänglich. Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser ist mangelhaft. Darüber hinaus hat Nigeria immer wieder mit Konflikten zwischen Volksgruppen und auch Religionen zu tun. Bei Angriffen und Vergeltungsschlägen kommen immer wie-der zahlreiche Menschen ums Leben, die Regierung ist vielerorts nicht in der Lage den Ausschreitungen Einhalt zu gebieten.

Uli Preuss versteigert Bilder Nach 10 Jahren endete im Oktober 2013 die Foto-Ausstellung "Am Rande der Schöpfung" von Uli Preuss. Die beeindruckenden Bilder sind bei verschiedenen Hilfseinsätzen des Friedensdorfes in Afghanistan, Angola, Kambodscha, Sri Lanka und Tadschikistan entstanden und waren an rund 31 Orten Deutschlands und sogar in Japan zu sehen. Nun könnten noch einige Orte dazu kommen, denn der Solinger Bildjournalist versteigert acht Bilder aus seiner Ausstellung, die 2008 mit dem Bertha von Suttner-Kunst- und Medienpreis in der Kategorie "Publikumspreis" ausgezeichnet wurde. Uli Preuss selbst wurde 2012 für sein Engagement für das Friedensdorf der "Silberne Schuh" verliehen, der Solinger Preis für Zivilcourage. Der Erlös aus der Versteigerung fließt in den Bau der 22. Basisgesundheitsstation im Südosten Kambodschas, der im März begonnen hat. Friedensdorf International errichtet die Basisgesundheitsstation in Kooperation mit Solinger Freunden, darunter natürlich Uli Preuss.

Alltag in Gambia: Transportmittel Eselkarren.

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Kapitän des 1. FC Köln kickt mit Friedensdorf-Schützlingen Im März kam Miso Brecko, Mannschaftskapitän des 1. FC Köln in das Friedensdorf. Der slowenische Nationalspieler kam in Begleitung der ebenfalls aus Slowenien stammenden Künstlerin Nadja Zikes. „Künstler und Sportler sind leicht für die gute Sache zu begeis-tern", weiß Zikes, die ihren Landsmann im vergangenen November bei einer Veranstaltung kennengelernt und ihm von ihrem Engagement im Friedensdorf erzählt hatte. Sie lud ihn ein und er sagte sofort zu, die Kinder aus aktuell neun Ländern zu besuchen und das Tagesprojekt „Kultur und Sport im Friedensdorf“ war geboren. Gemeinsam mit einigen Friedensdorf-Kindern gestaltete er unter Anleitung der Künstlerin ein Bild. Als Werkzeug hatten sie sich Tennisbälle ausgeguckt. Damit tupfen sie bunte Farbakzente und es entstand ein Kunstwerk, welches am Ende vom internationalen „Künstlerteam" signiert wurde. So schmücken nun slowenische, angolanische, afghanische, georgische und gambische Namen das bunte "Ball-Gemälde". „Die Kinder wirken trotz der Verletzungen so zufrieden", so Breckos Fazit. Auch wie schnell die jungen Patienten im Krankenhaus und im Dorf in Oberhausen Deutsch gelernt haben, beeindruckte die beiden. Doch wenn ein echter FußballProfi persönlich in das Friedensdorf kommt, ist eine gemeinsame Kunstaktion zwar nett, aber die Jungs hatten

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natürlich ganz andere Pläne mit dem prominenten Besuch vor. „Keine Jacke?" wurde Brecko dann nach einem Gruppenfoto gefragt. Ohne die Antwort abzuwarten, nahmen die Kinder den Fußballprofi in ihre Mitte und zogen ihn zum Sportplatz. Brecko fand, dass die Kinder trotz körperlicher Ein-

schränkungen sehr gut gespielt haben und konnte sich kaum trennen, als die kleinen Patienten zum Mittagessen in den Speisesaal gingen. Sie klatschen bei ihrem neuen Freund Miso ab und nehmen auch Nadja Zikes das Versprechen ab, bald wieder zu kommen.

Friedensdorf erhielt erneut DZI-Spendensiegel Auch 2013 bekam das Friedensdorf International das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) zuerkannt. Das Siegel ist ein Zeichen für Transparenz und Vertrauenswürdigkeit bei Spendenorganisationen und muss jedes Jahr neu beantragt werden. Mit der Vergabe des Siegels würdigt das DZI auch die mit 6,73 Prozent sehr niedrigen Ausgaben für Werbeund Verwaltungskosten des Friedensdorfes. Die Höhe der Verwaltungskosten ist für Spenderinnen und Spender meist besonders wichtig. Sie gibt Auskunft über die Effizienz der Arbeit einer Organisation und darüber, welcher Anteil der Zuwendungen direkt den konkreten Projekten zugute kommt. Die Verwaltungskosten dürfen nicht mehr als 35 Prozent der Gesamtausgaben betragen. 0 bis 10 Prozent gelten als niedrig, 10 bis 20 Prozent als angemessen und 20 bis 35 Prozent als vertretbar. Das DZI-Spendensiegel stellt für potentielle Spender oft eine wichtige Entscheidungshilfe dar. Die Prüf-

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kriterien zur Vergabe des Siegels sind entsprechend streng und werden ständig überarbeitet. So verpflichten sich die Organisationen in den DZI-Spendensiegel-Leitlinien zu einer Mittelverwendung, die den „Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit sowie dem Kriterium der größtmöglichen Wirksamkeit“ folgt. Ferner informiert sie "klar, wahr, sachlich und offen über ihr Anliegen, ihre Struktur und ihre Arbeit". Die eindeutige und nachvollziehbare Rechnungslegung sowie die Prüfung der Jahresrechnung und eine entsprechende Vorlage beim DZI gehören ebenso zu den Prüfkriterien. Das Friedensdorf hat das DZISpendensiegel seit seiner ersten Herausgabe im Jahr 1991 in jedem Jahr zugesprochen bekommen - ein Beleg dafür, dass die Mitarbeiter der Hilfseinrichtung sehr sorgsam mit den ihnen anvertrauten Mitteln umgehen.


Friedensdorf International im japanischen Fernsehen Inmitten des Dorfplatzes der Hilfseinrichtung Friedensdorf herrscht jeden Tag reges Treiben. Bälle fliegen durch die Luft, Kinder hechten auf Krücken über den Platz. Murmeln rollen in gebuddelte Kuhlen, während Kinder in Rollstühlen flink von einem Punkt zum anderen geschoben werden. Die Gelassenheit und Fröhlichkeit dieser Kinder begeistert nicht nur die MitarbeiterInnen des Friedensdorfes, sondern

auch Menschen in anderen Teilen der Welt. Und so besuchte Mitte Oktober ein dreiköpfiges japanisches Fernsehteam das Friedensdorf, um diese Momente in Bild und Ton festzuhalten. Unter der Regie der Koordinatoren Marion und Klaus Mäurich arbeiteten Yumi Yanai, Masashi Mikami und Kumio Nakai einen ganzen Tag daran, die vielen unterschiedlichen Geschehnisse im Alltag des Frie-

Feuer ohne Verletzte „Wir saßen gerade im Praktikantenhaus zusammen und haben über Silvester geredet als wir einen Knall hörten, der wie eine Silvesterrakete klang“, erzählt Praktikantin Laura. Schnell verbreitete sich dann die Information: „Es brennt!“ Feuerwehr und Polizei wurden von den Kollegen der Nachtschicht verständigt. Wenn auch kein Gebäude des Friedensdorfes selbst, so brannte in dieser Nacht dennoch ein Stück Friedensdorf-Geschichte. Die "Ponderosa", wie sie im Friedens-dorf genannt wird, gehört einem Nachbarn. In früheren Jahren war das Gebäude vermietet und hatte im Laufe der Zeit verschiedenen Menschen Unterkunft gewährt, darunter dem ehemaligen Friedensdorf-Leiter Ronald Gegenfurtner und der Fördergruppe Ruhr. Auch die von einer langjährigen Mitarbeiterin geführte therapeutische Werkstatt hatte dort ihren Platz. Heute ist die Werkstatt an der Oberhausener Rua Hiroshima, der Zufahrt zum Friedensdorf, zu finden und bei jedem Peace im Pott-Festival und jedem Dorffest ein beliebter Anziehungspunkt für Besucher. Warum das Feuer ausbrach, ist bis heute ungeklärt. Fest steht nur, dass keine Personen zu Schaden kamen. Das Gebäude stand seit über einem Jahr leer und war unbenutzt. Bis zum Morgen war die Feuerwehr mit Löscharbeiten beschäftigt. Die Mauern des Gebäudes stehen noch, während der Dachstuhl komplett ausgebrannt ist. „Wir sind froh, dass niemandem etwas passiert ist. Gleichzeitig hat uns das Feuer der letzten Nacht sehr aufgewühlt und betrübt. Schließlich ist es ein Teil der Friedensdorf-Geschichte“, sinniert der jetzige Leiter Thomas Jacobs. Die Kinder des Friedensdorfes haben von der ganzen Sache übrigens nichts mitbekommen – sie haben selig geschlummert.

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densdorfes aufzunehmen. "Die japanischen Zuschauer sind fasziniert von dem Konzept des Friedensdorfes", berichtete Marion Mäurich. Bereits vor Jahren traf ein Team des Privatfernsehsenders TV-Man-Union im Friedensdorf ein und dokumentierte die Arbeit der Kinderhilfseinrichtung. Seitdem nehmen jährlich Dutzende Japaner eine mehrmonatige Auszeit von Beruf und Alltag und widmen sich im Friedensdorf den verletzten und kranken Kindern. „Die Volontäre sind eine große Bereicherung für das Friedensdorf, sowohl kulturell, als auch fachlich", weiß Chie Miyamoto, die für die Betreuung der japanischen Mitarbeiter zuständig ist. Und als ob dies nicht genug sei, dürfen JapanerInnen im eigenen Land durch den NHK Fernsehbeitrag auch virtuell in das multikulturelle Friedensdorf eintauchen und dabei die deutsche Sprache vertiefen, damit weitere Brücken zwischen Japan und dem Friedensdorf geschlagen werden können. So fördert auch der japanische staatliche Fernsehsender NHK den kulturellen Austausch und bietet in der Sendung "Terabi de Doitsugo" deutschen Sprachund Kulturunterricht an.

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Japanischer Unternehmer unterstützt Friedensdorf International „Es ist wichtig, sich Ziele zu setzen“, weiß Yasuhiko Osaka. Mit dieser Einstellung hat es der Japaner im Laufe der Jahre geschafft, aus dem elterlichen Betrieb mit Unterstützung seiner Familie ein Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern zu errichten. Trotz der vielen Verantwortung und Arbeit nimmt er sich für ein soziales Projekt.

Gemeinsam für ein großes Ziel Seit 2001 engagiert sich Osaka für das Friedensdorf. Regelmäßig führt er erfolgreich die von ihm erkorene "Eine-Million-Yen-Aktion" durch. Kunden und Geschäftsfreunde informiert er dadurch über die Arbeit des Friedensdorfes und bittet gleichzeitig um Spenden. Yen für Yen wandern auf diese Weise in die Sammeldose und wenn die Eine-Million-Marke erreicht ist, macht sich Osaka sich auf den Weg, die Spende persönlich im Friedensdorf zu überreichen. Im November reiste er nach Deutschland, obwohl die Millionen-Marke noch nicht erreicht war. Dieses Mal kam er in Begleitung von sieben japanischen Geschäftsleuten.

Yasuhiko Osaka (untere Reihe Mitte) bei seinem Besuch im Dorf. Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten, die gemeinsam an einem großen Ziel arbeiten: Gesundwerden. Während die Besucher diese Erfahrung in wenigen Tagen wieder mit nach Hause nahmen, ließen sie eine großzügige Spende in Höhe von 3.000 Euro für die medizinische Hilfe zurück. Yasuhiko Osaka wird sich in Japan weiter der Erreichung seiner Lebensziele und den damit verbundenen Aufgaben widmen, die von Deutsch-Redewettbewerben über Lehraufträge an der Kagawa-Universität und seinen Tätigkeiten als Präsident der „Gesellschaft zur Förderung des japanisch-deutschen Austausches“ bis hin zum Sammeln einzelner Yens reichen.

Yasuhiko Osaka ist Gründer der „Osaka-Schule“, in der er Geschäftsführer in Managementstrategien ebenso unterrichtet wie in Lebensplanung. Die Verknüpfung von geschäftlichem Erfolg und sozialer Verantwortung spielt dabei eine große Rolle. Mit dem Besuch im November ermöglichte Osaka seinen „Schülern“ das, was sich in keinem Unterricht theoretisch vermitteln lässt: die Begegnung mit den

Friedensdorf-Veranstaltungen 2014 28. Juni – Peace im Pott: tagsüber buntes Kinderprogramm und abends Live-Musik. 30. August – Friedenslauf: Joggen, walken oder spazieren...alles ist an diesem Samstag für den guten Zweck möglich. 13. September – Dorffest / Tag der offenen Tür (Start der 22. Paketaktion) unserem Tag der offenen Tür,

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besteht von 10-18 Uhr die Möglichkeit das Friedensdorf näher kennenzulernen. Infoseminare stellen die verschiedenen Arbeitsbereiche vor, während Verkaufs- und Verpflegungsstände ein tolles Angebot bereithalten. 09. November – 17. Modellbörse: Unsere Modellbörse lässt Sammlerherzen höher schlagen und bieten

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eine große Auswahl an Modellautos und Modelleisenbahnen, Legosteinen und Schallplatten. 29. November – Adventsbasar: Nur alle zwei Jahre findet unser Adventsbasar statt und 2014 ist es wieder soweit: Am 29. November laden wir zu einem stimmungsvollen Basar ins Friedensdorf ein.


Geld statt Geschenke Zehnjährige Mülheimerin spendete ans Friedensdorf Mit drei Wochen war Naemi das erste Mal im Friedensdorf, woran sie sich natürlich nicht erinnern kann. Dennoch gehört das Friedensdorf seit jeher zu ihrem Leben. Sie hat es quasi mit der Muttermilch eingesogen. Schon ihre Großeltern, die gebürtig aus Portugal stammen, engagieren sich bis heute für das Friedensdorf. Ebenso ihre Eltern, die einen Tag nach ihrer Hochzeit das Dorffest im Friedensdorf besuchten und auch sonst vielfach engagiert sind. In der dritten Generation scheint diese Überzeugung nun auch bei Naemi gefruchtet zu haben. Im November feierte die Mülheimerin ihren ersten zweistelligen Geburtstag - und übergab kurze Zeit später eine stolze dreistellige Summe ans Friedensdorf! "Ich wollte mir nicht irgendeinen Blödsinn wünschen und da kam mir die Idee, um Geld für das Friedensdorf zu bitten", erzählt sie. Beim "Erwachsenengeburtstag" mit den Verwandten wanderten dann auf Wunsch der Schülerin zahlreiche Scheinchen in eine pinkfarbene Geschenkbox, die sie als Sparschwein auserkoren hatte. Am Ende des Tages kamen 125 Euro, einige Spielsachen und ein Kindersitz zusammen, die die Gäste mitbrachten. All das übergab die 10jährige bei einem Dorfbesuch mit ihren Eltern und erntete von den MitarbeiterInnen große Bewunderung. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass Kinder auf Geburtstagsgeschenke verzichten und sich stattdessen für eine Spende entschließen. Eine großartige Aktion, die unbezahlbar und auch für die Friedensdorf-Kinder unendlich wichtig ist. Ihre Spende

trägt dazu bei, dass das Friedensdorf auch in Zukunft Kindern eine medizinische Behandlung und damit das Kindsein ermöglichen kann. Naemis selbstloser Einsatz beweist, dass auch Kinder viel bewegen können.

HP-Deutschlandchef überbrachte 10.000 USD Scheck

Vielen Dank Naemi!

Hewlett-Packard Wettbewerb MitarbeiterInnen der Firma Hewlett-Packard (HP) engagieren sich gemeinsam seit 2011 im Friedensdorf. Denn der soziale Grundgedanke des amerikanischen Unternehmens erlaubt es seinen Mitarbeitern monatlich vier Stunden ihrer Arbeitszeit für soziale Projekte aufzuwenden. Und so fanden unter der Projektleitung von Sascha Wittig, IT-Systemberater und ehrenamtlicher Kursleiter im Friedensdorf Bildungswerk, über 20 engagierte HP Angestellte vor drei Jahren ihren Weg in das Friedensdorf. „Wir waren sofort von den Kindern des Friedensdorfes fasziniert. Trotz ihrer Schicksalsschläge erleben wir sie fröhlich und offen“, berichtet Wittig. „Das ist jedoch nur dank der Unterstützung vieler Menschen möglich. Und in einem Team schafft man bekanntlich mehr als allein.“ Diese Begeisterung wollten sie teilen. Und zwar mit den Kolleginnen und Kollegen aller HP Geschäftsstellen - weltweit. Die Gelegenheit dazu bekamen sie durch den firmeninternen Wettbewerb „Global Volunteer Challenge“. Vereinzelte Geschäftsstellen stellten ihre sozialen Projekte vor und über ein internes Abstimmungsverfahren wurden die Favoriten gewählt. Die Ratinger konnten sich mit ihrem Beitrag für das Finale qualifizieren und landeten weltweit unter den ersten drei Plätzen – das wurde von HP mit 10.000 US-Dollar gewürdigt, die der Deutschlandchef Heiko Meyer persönlich mit einem symbolischen Scheck ins Dorf brachte und sich dabei ein Bild vom Engagement seiner Mitarbeiter machte.

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Rettungsdienste zu Besuch im Friedensdorf Bei einem ausgiebigen Spaziergang lernten die Rettungsdienstfahrer aus den DRK Kreisverbänden Solingen und Ubstadt und dem BRK Kreisverband Miltenberg die Arbeit im Friedensdorf kennen. „Dieses Treffen ermöglicht mir, einige Kinder, die ich beim letzten Hilfseinsatz mit einem Rettungswagen direkt vom Flughafen in ein Krankenhaus gefahren habe, hier wieder zu treffen. Es macht mich glücklich zu sehen, wie gut es ihnen mittlerweile geht“, berichtete Manfred Werner, Rettungsdienstfahrer aus dem DRK Kreisverband Ubstadt. Er sei überrascht, dass ihn einige Kinder sogar wiedererkannten. „Bei Ankunft in Deutschland leiden die Kinder noch unter den Folgen ihrer Erkrankungen und Verletzungen. Trotzdem registrieren sie die Helfer, die sie in die Krankenhäuser fahren“, staunte er über die Aufmerksamkeit der Kinder. Er und seine Frau Marliese freuten sich über die Einladung des Friedensdorfes, denn so könne man ganz ohne Zeitdruck und Sorge um

das Wohlbefinden der eben gelandeten Schützlinge die Arbeit im Friedensdorf in Ruhe betrachten. „Mit diesem Treffen möchten wir die langjährige Partnerschaft zwischen unseren Unterstützern und dem Friedensdorf weiter intensivieren“, so Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs. Auch Stefan Nippes, Kreisbereitschaftsleiter und Leiter des Rettungsdienstes des DRK Solingen, begrüßte den Austausch. „Unsere Zusammenarbeit fand bisher fast immer nur im Rahmen der Hilfseinsätze am Flughafen statt. Hier können wir für gegenseitiges Verständnis werben“, erklärte er. Bei diesem Treffen wurde in freundschaftlicher Atmosphäre bis in die späten Abendstunden konstruktiv diskutiert, um die Arbeitsabläufe bei den Hilfseinsätzen zu optimieren. Aber auch die anderen Arbeitsbereiche des Friedensdorfes sollten näher erläutert werden. Die Resonanz war sehr positiv. Die Energie und Lebensfreude der Kinder wirkte ansteckend. In anschließenden Gesprächen

überlegten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, über die Hilfseinsätze hinaus für die Kinder des Friedensdorfes tätig zu werden. So möchten sie in ortsverbandsnahen Schulen über die Arbeit und die Kinder des Friedensdorfes berichten.

Vertrauen und Kooperation Das Engagement der ehrenamtlichen Rettungsdienstfahrer verdiene große Anerkennung, denn oftmals sei die Unterstützung bei den Hilfseinsätzen und Krankenhausfahrten mit Urlaubstagen oder Nachtfahrten verbunden. Zudem zeige die Zusammenarbeit, dass auch wenn beide Vereine vom Ehrenamt und Spenden leben, sie nicht miteinander konkurrieren, sondern gemeinsame Friedensarbeit leisten, notierten die Teilnehmenden. Daher solle zukünftig diese Kooperation im Rahmen eines regelmäßig stattfindenden Treffens weiter gefestigt werden.

Abschied von Marlis Staudt und Hong Kappenberg Es gibt wohl keine Vereinsmitglieder und keine Spender, die in den letzten vier Jahrzehnten nicht mit Marlis Staudt Kontakt hatten. Zuletzt die SEPA-Umstellung, die Einarbeitung des Nachfolgers, hier noch eine Einzahlung, dort noch eine Quittung und die Post. Doch irgendwann muss nach 44 Jahren auch mal Schluss sein und auch wenn Marlis Staudt immer noch ehrenamtlich ins Büro kommt, verabschiedeten Mitarbeiter, Mandatsträger und viele Freunde und Wegbegleiter Frau Staudt im Januar 2014 feierlich.

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Als Hong Kappenberg nach 41 Jahren im September 2013 in Rente gehen wollte, wunderte sich wohl etwas über die Kollegen, die nach der Übergabe so plötzlich verschwanden. Als sie auf den Dorfplatz trat, überraschten sie dort eine singende Menschenmenge. Auch ehemalige, vietnamesische Kinder waren gekommen um „ihre Hongo“ zu verabschieden. Doch nach sechs Wochen in der Heimat Vietnam ist Hong wieder fast täglich im Dorf und betreut ihre Kinder. Noch einmal möchten wir Hong Kappenberg und Marlis Staudt

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für ihre vielen Jahre im Friedensdorf danken, in denen beide weit über den Dienst hinaus gearbeitet haben. Sie haben die Friedensdorfgeschichte nicht nur geprägt, sie haben sie mitgestaltet. Wir wünschen alles Gute für die kommende Zeit!

Marlis

Hong


An die Kälte gewöhnt…

Partner aus Kambodscha zu Gast in Deutschland Oberhausen ist über 12.000 Kilometer von Kambodscha entfernt und für den 9-jährigen Hong Sok in erster Linie richtig kalt. 19. März landete er in Düsseldorf und nahm dankbar die dicke Winterjacke an, die ihm ein Mitarbeiter gleich anbot. Hong Sok hat eine Augenkrankheit, welche in Kambodscha nicht genau diagnostiziert werden konnte. Ein Team vom Friedensdorf hatte den Jungen im vergangenen Jahr bei einer Projektreise in der Nähe der vietnamesischen Grenze kennengelernt und zur ausführlichen Diagnostik und ggf. zur Operation nach Deutschland eingeladen. Die Kälte gewöhnt ist Hong Soks Begleiter Kim-Heng Chau, der in der ehemaligen DDR studiert hat und seit Jahren treuer Partner des Friedensdorfes in Kambodscha ist. Dass eher selten Kinder aus Kambodscha zur medizinischen Behandlung über das Friedensdorf nach Deutschland kommen, hat einen erfreulichen Grund: die Basisversorgung im südostasiatischen Land konnte in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut werden, sodass viele kleine Krankheiten und Verletzungen vor Ort behandelt werden können, bevor sie zu so großen medizinischen Problemen werden, dass eine Behandlung in Deutschland nötig ist. Die verbesserte Grundversorgung in Kambodscha konnte unter anderem durch die vom Friedensdorf finanzierten Basisgesundheitsstationen (kurz BGS) erreicht werden. 20 dieser BGS wurden in den vergangenen Jahren im Rahmen der Projekthilfe im ganzen Land errichtet und verkürzen

Friedensdorf-Zirkusprojekt für Kinder in Kambodscha.

den Weg zur nächsten Station für viele Familien immens.

große Fortschritte berichtet und mit Fotos dokumentiert.

Wenige Tage vor seinem Flug nach Deutschland machte Kim-Heng Chau noch eine kleine Rundreise durch sein Heimatland und konnte erfreuliche Nachrichten mitbringen. Er nahm an einer traditionellen Baueröffnungsfeier für eine neue Entbindungsstation teil, über die sich die Bevölkerung im ländlichen Teil sehr freut. Des Weiteren konnte die 21. Basisgesundheitsstation, nun an die örtliche Gesundheitsbehörde übergeben werden, sodass die Finanzierung eine wahre Hilfe zur Selbsthilfe ist. Schließlich soll die Regierung nicht aus der Pflicht genommen werden, sich selbst um die Bevölkerung zu kümmern, und hat so die Verantwortung für Instandhaltung, Medikamente und Personal. Derweil wird auch die 22. Basisgesundheitsstation gebaut. Auch von diesem Projekt werden

Die Einzelfallhilfe des Friedensdorfes ist oft viel präsenter, als die Projektarbeit. Kambodscha ist beispielhaft dafür, wie wichtig die medizinische Grundversorgung besonders in ländlichen Gebieten ist. Für Hong Sok hoffen wir, dass ihm in Deutschland von Spezialisten geholfen werden kann. Umso mehr konzentriert sich das Friedensdorf aber auch auf den Ausbau der Projektarbeit, damit vielleicht in Zukunft allen Kindern vor Ort geholfen werden kann.

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Das Friedensdorf unterstützt in Kambodscha auch verschiedene Blindenund Sehbehindertenprojekte, so dass Hong Sok in seiner Heimat auch dann eine Zukunft hat, wenn die Ärzte ihn nicht behandeln können. Anfang April reiste er in Hengs Begleitung zurück nach Kambodscha.

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Labdoo.org: Lern-Laptops für Friedensdorf-Projekte in Zentralasien Keine alltägliche Szene im Friedensdorf-Lernhaus: Wo sonst Friedensdorf-Kinder basteln, malen und in Mathe oder ihrer Heimatsprache unterrichtet werden, fand eine Computer-Schulung für Erwachsene in das Betriebssystem Linux statt. Das Beherrschen von Lern- und Spielprogrammen soll jedoch nicht etwa den Projektpartnern selbst dienen, sondern vielmehr Kindern in ihren Heimatländern. Dort kümmern sich die Friedensdorf Partnerorganisationen nämlich nicht nur um die Vermittlung der medizinischen Behandlung in Deutschland. Das ganze Jahr über engagieren sie sich in verschiedenen Bereichen für die Mädchen und Jungen ihres Landes und geben oftmals auch denen eine Chance, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen. Geschult wurden die Gäste aus Zentralasien von Mitarbeitern des

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internationalen Hilfsprojekts Labdoo, damit sie künftig Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen in die Welt der Computer einführen können, die von Haus aus diese Möglichkeit nicht hätten. Computer- Lernprogramme bieten die Möglichkeit, sich auf spielerische Weise im Rechnen, Schreiben und Lesen zu üben, logisches Denken zu trainieren und Informationen zu bestimmten Themen einzuholen. Labdoo selbst hatte das Lernhaus mit zwei Lern-PCs ausgestattet, damit die kleinen Patienten während ihrer Rehabilitation in der Oberhausener Heimeinrichtung lernen und arbeiten können. Und so beließen es die Kursleiter nicht bei der Computerschulung, sondern übergaben den Partnerorganisationen gleich 21 generalüberholte Laptops. Diese sind mit dem Betriebssystem Ubuntu, Lern- und Spielsoftware für

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unterschiedliche Altersklassen und mit einem speziellen Programm ausgestattet worden, damit sie auch in den Muttersprachen der Friedensdorf-Schützlinge Portugiesisch, Kirgisisch, Usbekisch, Russisch, Farsi und Urdu, genutzt werden können. Wer noch gebrauchte und nicht völlig veraltete Geräte zu Hause hat, kann sich gerne damit ans Friedensdorf oder direkt an Labdoo wenden. Zum Beispiel über die FacebookSeite der Organisation: https://www.facebook.com/ LabdooDACH


Drei Wochen – Drei Länder Bericht der Projektreise in Zentralasien Ende März brach ein Team von zwei Mitarbeiterinnen nach Zentralasien auf. Über Istanbul sollte es zunächst nach Tadschikistan gehen, sodass auch drei inzwischen in Deutschland behandelte Kinder die Chance auf einen früheren Heimflug hatten. Den Charterflug im Februar hatten die drei Jungs knapp verpasst, da kam es die Projektreise natürlich passend, sodass die drei nicht auf den nächsten Flug im August warten mussten.

Schlechte Nacht am Flughafen Die Vorfreude war riesig und wurde nur davon gedämpft, dass in Istanbul das Schild „Flight delayed“ irgendwann durch „Flight Cancelled“ ausgetauscht wurde und die kleine Gruppe eine wenig erholsame Nacht am Flughafen in der Türkei verbringen musste. Umso größer war die Wiedersehensfreude dann in Duschanbe: eine Mutter hatte die ganze Nach am Flughafen

Ankunft in Duschanbe.

ausgeharrt, obwohl die Flugstreichung bekannt war. So aufgeregt war sie, ihren Schützling endlich wieder in die Arme zu schließen.

Wiedersehen mit Ehemaligen In Tadschikistan reiste das Team von der Hauptstadt in die Städte Kuljab und Kurgan Tube, wo jeweils viele Kinder vorgestellt wurden.

Doch nicht nur Familien kamen an diesen Tagen mit ihren Kindern. Auch ehemalige Kinder nutzen die Gelegenheit sich erneut vorzustellen, Grüße zu übermitteln und berichteten oft stolz, was aus ihnen geworden ist, wie zum Beispiel Nigora. Zwei Mal war sie im Friedensdorf und ist jetzt in Tadschikistan ehrenamtlich tätig. Die junge Frau betreut wartende Familien, übersetzt und bereitet Kinder, die bald zur medizinischen Behandlung nach Deutschland reisen, auf die Zeit in der Fremde vor, beruhigt Mütter und Väter. Nach der Heimkehr organisiert sie regelmäßig Ehemaligen-Treffen. Auch Farukh stellte sich vor. Als Kleinkind hatte er einen Autounfall bei dem er sich einen komplizierten Beinbruch zuzog. In Fehlstellung verheilte der Unterschenkel zwar, machte das Laufen für den heute 16-jährigen aber zur Qual.

Impressionen der Projektreise in Zentralasien.

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800 Kindervorstellungen und unzählige Eindrücke In Deutschland wurde sein Bein gerade und Farukh war viele Monate nicht nur ein Friedensdorf-Schützling, sondern im Dorf Ansprechpartner für viele jüngere Kinder, Übersetzer und Helfer für viele Mitarbeiter. Die zweite Station des Teams war Kirgistan. Das zentralasiatische Land ist erst seit einem Jahr ein Partnerland vom Friedensdorf. Bisher kamen zwei Mal Patienten zur medizinischen Behandlung nach Deutschland. Obwohl die Abläufe vor Ort natürlich längst nicht so routiniert sein können, wie bei den langjährigen Partnern in den Nachbarländern, beeindruckten die dortigen Mitarbeiter durch eine akribische Vorbereitung. Jedes Kind stellte sich mit kompletten Unterlagen vor, kirgisische Ärzte gaben kompetente Einschätzungen und

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alles war sehr gut organisiert. Die letzte Station des Teams war Usbekistan. Auch hier bereisten die Mitarbeiter verschiedene Städte wie Buchara und Samarkand und sa-

hen in Krankenhäusern viele Kinder und auch Ehemalige. „Hallo, wie geht’s, erkennt ihr mich?“ So angesprochen überwog erstmal die Überraschung.

Muhiddin konnte mit dem Team nach Hause fliegen. Seine Eltern freuen sich sehr, ihn wieder zu haben.

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Das glasklare Deutsch kam von Makham. Dreimal wurde sein Bein in Deutschland operiert. Als noch die extra beauftragten Dolmetscher auf sich warten ließen, sprang das Sprachtalent direkt ein. Wie ein Profi übersetzte er Krankengeschichten, Fragen von Eltern und Auskünfte des Teams. Sein Berufswunsch nach dem aktuellen, letzten Schuljahr sollte damit feststehen.

Hoffen auf den nächsten Kombiflug

Olaf Kracht (links) bei den Dreharbeiten in Angola zum neuen FriedensdorfFilm. Wir hoffen, er gefällt Ihnen und freuen uns über Weiterempfehlungen!

Auch in Usbekistan läuft die Projekthilfe sehr gut. In diesem Jahr – dem „Jahr des gesunden Kindes“ – konnte das Projekt Lippen-KiefernGaumen Spalten, sowie einige andere orthopädische und plastisch-chirurgische Eingriffe vor Ort durchgeführt auf mehrere Städte ausgeweitet werden. Stolz berichteten die Partner über die effektive Hilfe, die den großen Vorteil hat, dass die Kinder in ihrem gewohnten Umfeld operiert werden können.

Der direkte Kontakt zum Friedensdorf

Nach drei Wochen Projektreise landeten die Kollegen wohlbehalten, aber müde am Frankfurter Flughafen. Rund 800 Kinder stellten sich in den drei Wochen vor, fast 100 kamen auf die Prüfliste, ob eine Behandlung in Deutschland ermöglicht werden kann. Von allen gibt es Unterlagen und Fotos, die in den nächsten Wochen von ehrenamtlichen Ärzten in Deutschland geprüft werden.

bildungswerk@friedensdorf.de

b.stifter@friedensdorf.de

Zentralstelle:

Dann wird entschieden, wer vielleicht schon im August mit dem nächsten Kombi-Charterflug nach Deutschland kommen kann.

Tagesaktuelle Meldungen rund

Lanterstrasse 21

um die Arbeit des Friedens-

46539 Dinslaken

dorfes finden Sie auf unserer

Telefon: 02064 / 49740

Allgemeine Informationen,

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Adressen, Änderungen, Konten,

(stellv. Leiter, ehrenamtliche

neue Förderer

Mitarbeit, Einsatzkoordination)

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k.dahlbruch@friedensdorf.de

Medien und Öffentlichkeit

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(stellv. Leiter)

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Einzelfallhilfe/

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Krankenhauskoordination

thomas.ja@friedensdorf.de

kinder@friedensdorf.de Birgit Stifter (Stiftungen, Zuschüsse)

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