FRIZZ Das Magazin Frankfurt März 2022

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›› FRIZZ FILM

Redaktion: Uwe Bettenbühl

KINOSHORTS Jeff Tremaine

Jackass Forever Start: 10.3. (96 Min.) Menschliches Kanonenfutter, ein Klo, das explodiert, ein Penis, auf dem Bienen nisten, eine Rutschpartie in ein Kaktusmeer – das „Jackass”-Team um Johnny Knoxville kennt keine Grenzen, wenn es darum geht, hochriskante und zuweilen lebensgefährliche Mutproben zu durchstehen. Mit alten und neuen Kindsköpfen sowie Stunts, die absolut nicht zum Nachahmen empfohlen sind, beweist die Chaotentruppe in ihrem vierten Kinofilm, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehört. ›› USA 2022, mit Johnny Knoxville, Steve-O, Wee Man, Chris Pontius, Dave England, Danger Ehren

Peter Hutchings

Küss mich, Mistkerl! Start: 10.3. (102 Min.) Lucy (Lucy Hale), ein karrieregeiles Biest von den Haar- bis in die Fußspitzen, tut alles, um ihrem Erzrivalen und Bürokollegen Josh (Austin Stowell) die Beförderung zu vermiesen. Wenn die beiden sich am Arbeitsplatz mit ihren Streitereien das Leben zur Hölle machen, geht man ihnen besser aus dem Weg. Bis eines Tages der Hass in Zuneigung umschlägt – oder gehört das für die beiden zum „Hating Game” dazu? Verfilmung des Bestsellers von Sally Thorne. ›› USA 2021, mit Lucy Hale, Austin Stowell, Damon Daunno, Nicholas Baroudi, Corbin Bernsen

Michael Bay

Ambulance Start: 24.3. (136 Min.) Will (Yahya Abdul-Mateen II) braucht jede Menge Geld, um seiner schwerkranken Ehefrau mit einer Operation das Leben zu retten. Wills Adoptivbruder Danny (Jake Gyllenhaal), ein Berufskrimineller, überredet Will zu einem Millionenraub – bei dem zuerst ein Cop angeschossen, und dann der Ambulanzwagen samt Patient und Sanitäterin entführt wird .… Actionreiches Remake des dänischen Thrillers „Ambulancen” aus dem Jahre 2005. ›› USA 2022, mit Jake Gyllenhaal, Yahya Abdul-Mateen II, Eiza González, Garret Dillahunt, Keir O’Donnell

PEDRO ALMODÓVAR

Parallele Mütter ›› Start: 10.3. (123 Min.) Spanien 2021, mit Penélope Cruz, Milena Smit, Israel Elejalde, Aitana Sánchez-Gijón, Julieta Serrano, Rossy de Palma

nnnnn Janis (Penélope Cruz) und Ana (Milena Smit) – zwei Singles, beide ungewollt schwanger – lernen einander im Krankenhaus kennen. Während die erfolgreiche Fotografin Janis sich als Enddreißigerin auf die wohl letzte Chance freut, ein Kind zu bekommen, ist sich die 17-jährige Ana nicht mal über den Erzeuger ihres Babys im Klaren, da sie nach einer Party von gleich drei Typen zum Sex genötigt wurde. Wohltuend für die traumatisierte Minderjährige ist, dass sie nicht nur Trost bei ihrer älteren Zimmergenossin findet, sondern man auch nach der Entbindung Kontakt hält. Als Anas kleine Tochter dann plötzlich stirbt, hat Janis allerdings längst herausgefunden, dass ihre beiden Babys im Krankenhaus vertauscht wurden. Ihr Zögern, Ana reinen Wein einzuschenken, verkompliziert die Dinge. Die Stimmungswechsel und erzählerischen Wendungen werden von Pedro Almodóvar gewohnt melodramatisch-spannend inszeniert. Indem Spaniens Regie-Enfant-terrible den persönlichen Konflikt von Familie und Identität obendrein in einen politischen Kontext mit der Franco-Diktatur einbettet, fördert „Parallele Mütter“ historischen Ballast zutage, der gern verdrängt wurde – und auch heutzutage noch Mut zur Wahrheit einfordert. Horst E. Wegener

ALIREZA GOLAFSHAN

JGA: Jasmin. Gina. Anna. ›› Start: 24.3. (119 Min.) Deutschland 2021, mit Luise Heyer, Taneshia Abt, Teresa Rizos, Dimitrij Schaad, Trystan Pütter, Axel Stein, Arnel Tači

nnnnn JGA. Jung. Gesellen. Abschied. Oder aber auch Jasmin. Gina. Anna. Die drei sind beste Freundinnen, wollen der vierten im Bunde ein rauschendes Fest zum Ledigenabschied geben. Die Überraschung missglückt, die Braut ist schwanger und hat so gar keinen Bock auf Saufen und Ablabern. Zu allem Unglück können Jasmin, Gina und Anna jetzt auch

die Flugtickets nicht mehr stornieren, weil man der Braut auf Ibiza noch mal zur großen Sause verhelfen wollte. Macht nix, noch in derselben Nacht sitzen JGA im Flieger gen Baleareninsel, wo unglücklicherweise noch mehr Chaos auf sie wartet. Zuerst läuft Jasmin dort ihrem Ex Tim über den Weg, von dem sie sich noch immer nicht entliebt hat. Dann bringt ein nicht ganz so sexy Strip-

ASGHAR FARHADI

A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani

Jerry Rothwell

›› Start: 31.3. (127 Min.) Iran/Frankreich 2021, mit Amir Jadidi, Mohsen Tanabandeh, Sahar Goldust, Fereshteh Sadre Orafaiy, Sarina Farhadi

Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann

nnnnn

Start: 31.3. (92 Min.) Naoki Higashida war 13, als er 2007, mithilfe einer besonderen Technik der Fingerbewegung, ein Buch verfasste, das die inneren Stimmen des an Autismus erkrankten Jungen nach außen kehrte. Es verhalf ihm dazu, mit den Menschen zu kommunizieren, sie an seiner verschlossenen Welt teilhaben zu lassen. Jerry Rothwells kunstvoll arrangierte Kino-Dokumentation porträtiert neben Naoki eine Reihe weiterer autistischer Kinder aus Ländern wie Indien, England und Sierra Leone. ›› England/USA 2020, Dokumentarfilm

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März 2022

per mit Speckbauch das Trio an den Rand der Magenentleerung, und schließlich werden auch noch ihre Koffer geklaut. Alles weg, inklusive Kreditkarten. Tim scheint die letzte Rettung zu sein … Mit brüllender Komik stürzt Alireza Golafshan („Die Goldfische”) seine drei Heldinnen ins Geschehen, bevor die Handlung dramatischere Züge annimmt. Denn im Grunde sind die Single-Mädels echt tragische Figuren, weil sie alle glauben, sie werden mal als alte partnerlose Tattergreisinnen enden, derweil sie das Leben recht wundersam eines Besseren belehrt. Uwe Bettenbühl

Rahim Soltani (Amir Jadidi) hat ein einfaches Gemüt. Zu einfach, naiv fast. Weil er jemandem viel Geld schuldete, ging er ins Gefängnis. Jetzt ist er für zwei Tage raus aus dem Knast, nutzt die Zeit, um das Geld aufzutreiben, damit man ihn nach dem Freigang nicht wieder einlocht. Rahims neue Freundin Farkhondeh (Sahar Goldust) überrascht ihn mit einer Handtasche voller Goldmünzen, die sie angeblich gefunden hat. Doch anstatt mit dem Fund seine Schulden zu löschen, versucht Rahim, jene Person ausfindig zu machen, die die Münzen verloren hat. Eine Frau meldet sich als Eigentümerin, das Gold wird, ohne jegliche Nachforschung, übergeben. Zuerst wird Rahim im TV und in den sozialen Medien für seine gute, selbstlose Tat als Held gefeiert. Doch dann beginnt Rahim, Fehler zu machen, die seinen plötzlichen Ruhm in Frage stellen. Der Iraner Asghar Farhadi („The Salesman”) ist ein Meister der Erzählung. Gewöhnliche Menschen, die in Situationen geraten, aus denen es kein Entrinnen gibt, sind seine Spezialität. Auch in „A Hero” ist Farhadis Stil unverkennbar, offenbart sich mit gnadenloser Härte eine dem Realismus geschuldete Form der Inszenierung, die ohne technische Spielereien konsequent Spannung garantiert. Uwe Bettenbühl frizz-frankfurt.de


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