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FABIENNE

Homo- und transphobe Gewalttaten FABIENNE

›› Dumme Sprüche hört man ja öfters, aber dies war der erste tätliche Angriff gegen mich. ‹‹

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Es war nicht der erste Übergriff auf transidente Menschen in Frankfurt und sicherlich auch nicht der letzte. Ende März wurde die Transfrau Fabienne tätlich angegangen – einfach nur,

weil sie anders ist. ›› Interview: Heidi Zehentner

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Sie sei auf dem Heimweg von einem Streaming für eine Dragshow gewesen, um Kolleginnen beim Verstauen der Bühnenklamotten ins Auto zu helfen. Auf dem Weg zum Parkhaus, den Arm voller Textilien, wurde Fabienne von einem jungen Mann zuerst mit transphoben und homophoben Sprüchen und Beleidigungen attackiert, dann schlug der Angreifer ihr ins Gesicht. Mehrmals. Der Angreifer habe erst von ihr abgelassen, als sie den Notruf auf ihrem Handy eingab, erinnert sich Fabienne, „ich wurde ganz ruhig“. Daraufhin ließ der Mann von ihr ab und floh samt seinen Kumpels, die in der Nähe gestanden hatten. Ihre beiden herbeieilenden Begleiterinnen Kelly Healton und Jessica Walker brachten Fabienne ins Krankenhaus. Die Wunde musste genäht werden. Und zur Polizei. „Sowohl im Krankenhaus als auch bei der Polizei waren alle sehr freundlich und aufmerksam zu mir“, erinnert sich die die 27-Jährige. Noch wohnt sie in Aschaffenburg, zieht demnächst in Richtung Frankfurt um. Nach dem Angriff hat es eine ganze Weile gedauert, bis sie sich wieder in die Stadt gewagt hat. „Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl, vor allem an der Konstablerwache. Dumme Sprüche hört man ja öfters, aber dies war der erste tätliche Angriff gegen mich.“ Aber davon lasse sich ganz sicher nicht einschüchtern. Fabienne ist in der Szene und darüber hinaus seit vielen Jahren bekannt als die schillernde Dragqueen Fabienne Diamonds. Vor drei Jahren aber sei sie in ein tiefes Loch gefallen, erzählt sie. In eine Sinnkrise. „Schon als Kind wünschte ich mir nichts sehnlicher, als morgens als Mädchen aufzuwachen.“ Danach glaubte sie, sie sei eben ein Mann, der auf Männer steht und der es liebt, sich in eine weibliche Kunstfigur zu verwandeln. Verwandeln! Fabienne lebt mittlerweile als Frau, trägt Sweatshirts, Leggings und Sneaker, wenn sie unter Leute geht. Kaum einer merkt ihr an, dass sie biologisch (noch) ein Mann ist. Erste Vorgespräche finden aktuell statt, im November 2022 ist ihre Geschlechtsangleichung datiert. „Ich habe schon Angst vor den Schmerzen und wie alles danach sein wird …“ Aber sie freue sich auch, endlich das sein zu dürfen, was sie identitär ist. Eine Frau. „Kürzlich hat mir ein Typ auf den Hintern geschlagen,

auf meine Frage, wie er dazu komme, meinte der Grabscher nur, ich sei eben heiß ...“ Auch das bedeute es wohl, eine Frau zu sein. Fabienne allerdings wird sich das weder aktuell und ganz sicher nicht in Zukunft gefallen lassen. Ihr Wunde ist verheilt, auch die der Seele dank so vieler Zusprüche, die sie daraufhin bekommen habe. Doch noch ist der Täter nicht gefunden. Die Polizei fahndet mit Hochdruck nach dem transphoben Schläger, setzt und hofft auf die Kameras im Parkhaus, die aktuell ausgewertet werden. Und wird diesen hoffentlich finden und zur Rechenschaft ziehen!

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