FRIZZ Das Magazin Kassel August 2022

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Foto: © Max Kruggel | www.maxkruggel.de

›› FRIZZ INTERVIEW

Redaktion: Kathrin Bode

DER SURFENDE KÜNSTLER Er malt und surft: Der gebürtige Kasseler Philipp Siebert kam nach Stationen auf Sylt und einem dualen Maschinenbau-Studium wieder in seine alte Heimat und lebt und arbeitet seitdem im Kasseler Umland. Wir haben ihn zum Interview getroffen und mit ihm über seine Inspiration und seine bevorstehende Ausstellung im Studio Angersbach gesprochen – aber auch über das wichtige Thema Küstenschutz. Erzählst du uns bitte, wie alles begann und du zur Malerei und Kunst gekommen bist? Als Kind und Jugendlicher habe ich meine Schulblöcke regelmäßig mit Wellen und Windsurfen vollgemalt. Außerdem habe ich mit 14 angefangen, Grafittis zu zeichnen. Gesprayed habe ich jedoch nur in der Garage meiner Eltern. Ich habe mir immer gerne Kunst angeschaut und wusste auch, das ein großformatiges Bild einen entsprechenden Preis hat. Dies konnte ich mir 2011/12 noch nicht leisten, also kaufte ich mir kurzerhand eine Leinwand in 1,5 x 2 m und Farben. In größeren Abständen habe ich dann immer mal wieder gemalt, bis ich Anfang 2021 eine Reihe Arbeiten fertig hatte und entschied, damit in die Öffentlichkeit zu gehen.

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Und was hat das mit deiner Leidenschaft fürs Surfen zu tun? Wir sind hier in Kassel nicht gerade gesegnet mit Wind, geschweige denn Wellen, um regelmäßig aufs Wasser zu kommen. Ich wollte mir damals keine Fotografie von mir beim Wellen-Abreiten oder Springen aufhängen, sondern etwas, was mich auf einer anderen Ebene berührt und mitnimmt. Mich zum Nachdenken anregt, vielleicht sogar eine kurze Zeit innehalten lässt und mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert, wenn ich vom Wasser komme. So spielen Orte und Momente, die ich durch die Surferei erleben darf, eine zentrale Rolle in meinen Bildern und Farbwelten. Von der Idee bis zum fertigen Bild: Wie entstehen deine Bilder? Es sind eigentlich zwei Wege: Ein Bild im Kopf, wozu ich schematisch eine Farbwelt skizziere, oder genau anders herum, dass aus einer Skizze sich ein Bezug im Kopf generiert. Dabei mache ich Fotos von interessanten Farbkombinationen und Formen, die ich sehe – dies können durchaus auch irgendwelche Verpackungen im Supermarkt www.frizz-kassel.de

sein. Auf der Leinwand versuche ich im nächsten Schritt, die Skizzen umzusetzen. Im Prozess gibt es dann oft Stellen, die überarbeitet werden müssen, bis das Bild in meinen Augen die Balance aus Form und Farbe hat. Dies sage ich bewusst, denn jedes Auge sieht und empfindet anders! Nicht selten gibt es aber auch Situationen, in denen ich die Leinwand wieder weiße und von vorne beginne – mein persönlicher Rekord liegt da momentan bei 9 x. :) Was steht hinter deiner Technik? Mit welchen Materialien arbeitest du? Ich arbeite hauptsächlich mit Acrylfarben, da sie eine schnelle Trocknungszeit haben. Die benötige ich, weil ich teilweise Schicht für Schicht auftrage. Als Tuch verwende ich gerade hauptsächlich Rohleinen oder grundierte Baumwolle. Aktuell experimentiere ich mit Monofilm, das ist die Folie, aus der die Windsurfsegel hergestellt sind. Teilweise in Verbindung mit Neonröhren, um die Formensprache und Reflexionen der Folie nochmal zu intensivieren. Hier möchte ich in Zukunft mit weiteren Materialien, z. B. solchen, aus denen die Bretter gebaut sind, experimentieren und diese von ihrer eigentlichen Funktion lösen.


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