Fruchthandel Magazin 39/2021 - FRUIT ATTRACTION 2021

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ALMERÍA

Es ist genug für alle da Situationsbericht Ź Die almeriensische Herbstkampagne hat bereits begonnen. Die Produzenten sind nicht sehr positiv gestimmt. Die Gründe dafür sind u.a. die schlechten Ergebnisse der vergangenen Saison 20/21, die niedrigen Preise zu Beginn der neuen und besonders die große Ungewissheit über ihre Zukunft.

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Foto: Schmidt

ie Anbaufläche ist gleich geblieben. Führendes Produkt ist zweifellos Paprika. Zucchini und Auberginen sind eine Alternative zu Tomaten, deren Anbau wieder ein Jahr mehr zurückgeht. Die Ernte läuft bereits (KW 38). Viele Erzeuger haben sich dafür entschieden, ihre Produktion vorzuziehen. „Mit den Niederlanden konkurrieren, oder mit Marokko konkurrieren, das sind die zwei Stühle, zwischen denen wir sitzen“ sagte Andrés Góngora, Provinz-Sekretär von COAG Almería, der folgende Reflexion gegenüber dem Fruchthandel Magazin machte.

Hauptsorge ist die Preis-Unsicherheit A. Góngora erklärte: „Es gibt ein sehr ernstes Marktproblem, bei dem niemand weiß, wohin er sich richten soll. Hin zur Winterproduktion? Hin zur Sommerproduktion? Die vergangene Frühjahrskampagne ist sehr schlecht gelaufen und die Situation ist schwierig. Unsere Hauptsorge ist die Preisunsicherheit. Wir als Agrarorganisation drängen stark darauf, Saison-Verträge mit stabilen Preisen abzuschließen. Deshalb haben wir kürzlich ein Agrar-Musterkontrakt für die Saison 2021-22 vorgelegt. In diesem Jahr wird auf dem Gebiet der kommerziellen Beziehungen zwischen Erzeuger und Vermarkter die Zahl der Festpreis-Verträge zunehmen. Es gibt Erzeuger, die auf Verträge umstellen und andere, die weiter frei verkaufen. Das wird in diesem Jahr ein bedeutendes Diskussionsthema sein. Entscheidend für die Zukunft des Sektors wird das Vermarktungsmodell sein. Die Frage, ob man weiterhin verkaufen soll wenn das Produkt geerntet ist oder ob man zu einem System übergeht, das Preise garantiert, die vielleicht 34 | FRUCHTHANDEL

Zu Beginn der neuen almeriensischen Gemüsekampagne steht die Preissituation wieder im Fokus.

nicht hoch sind, aber zumindest die Produktionskosten deckt.“ Auf die Frage, ob diese Verträge auch auf den Lebensmitteleinzelhandel ausgerichtet sind, antwortet er: „Der Sinn des Vertrages ist, dass er bis zum Ende der Kette geht. Das Vermarktungsunternehmen im Ursprung muss seine Verträge mit den Landwirten mit denen unterstützen, die es seinerseits mit der Distribution hat. Es gibt so gut wie keine Erzeuger, die Verträge direkt mit dem LEH abschließen. Aber das ist das Zukunftssystem. Es ist nicht möglich, ein so teures System in Bezug auf die Produktionskosten aufrechtzuerhalten, wie es beim Gewächshausanbau mit dem aktuellen schwankenden Preissystem der Fall ist. Hier müssen die Vertriebsketten den Ball aufnehmen und sich in die Debatte einschalten. Ob sie sich für das Vertragsmodell entscheiden oder nicht. In anderen Sektoren ist

es stark verbreitet, wie bspw. in der Milchindustrie. Der LEH muss aufhören, das Instrument zur Beschaffung der besten Produkte zum besten Preis zu sein. Er muss erkennen, dass der Sektor nicht permanent über den Preis angegriffen werden kann. Alles hat seine Grenzen. Wir werden weiterhin die geforderten Qualitätsansprüche erfüllen, aber dafür muss er auch einen gerechten Preis auf den Tisch legen. Die ersten Supermärkte, die mit der Botschaft an die Öffentlichkeit treten, „unsere Verantwortung wird es sein, den Landwirten ausreichende wirtschaftliche Ressourcen zukommen zu lassen“ werden von den Verbrauchern als gute Supermärkte eingestuft. Einige sehen das bereits kommen. Die Zukunft wird in diese Richtung gehen. Der Preis kann kein Lockvogel sein. In der gesamten Kette ist genug Wert vorhanden, sodass – gut verteilt – genug für alle da ist.“ d.s. 39 I 2021


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