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Social Networking – In der Krise sind Netzwerke

In der Krise sind Netzwerke überlebenswichtig

Niemals sollten Unternehmer an Kontakten und Vertrieb sparen – digitale Netzwerke funktionieren auch im Homeoffice

Kontakte sind soziales Kapital. Soziales Kapital übersteht nicht nur Krisen, es hilft auch, besser durch sie hindurch zu kommen. Das erfahren gerade viele Selbstständige, Unternehmer und Führungskräfte, aber auch jeder Berufstätige. Wer im Homeoffice sitzt, ein technisches Problem hat oder mal eben eine Frage beantwortet haben möchte, braucht mehr denn je ein schnelles und belastbares Netzwerk. „Gemeinsam da durch“, lautet ein viel beschworenes Motto. Und gemeinsam bedeutet eben auch in einem tragfähigen Verbund. Das gilt für Selbstständige und deren Auftraggeber, Unternehmen und deren Lieferanten und für die kleinen Tipps des Alltags. Wer seine Kontakte in der Zeit gepflegt hat, profitiert von ihnen in der Not.

Wer im Homeoffice sitzt, sollte trotzdem und gerade jetzt nicht vergessen, seine Kontakte zu pflegen. Bislang dienten dazu regelmäßige Treffen, Veranstaltungen und persönlicher Austausch. Geschäftsreisen und Treffen in Restaurants waren das Mittel der Wahl, Online-Tools eher ein Werkzeug für die schnelle Kommunikation zwischendurch. Viele merken aber jetzt, dass Netzwerken auch mit Zoom, WhatsApp und Facetime gut funktioniert, vor allem aber durch die intelligente Nutzung der Social Media. XING und LinkedIn sind bestens geeignet, haben sie doch einen beruflichen Fokus und werden überwiegend von Angestellten und Unternehmern genutzt, die überdurchschnittlich verdienen und deren Karriere gefestigt ist. Die Zielgruppe wäre also gegeben, eine weite Verbreitung und hohe Nut

zungsfrequenz ebenso. Kontaktanbahnung, intensiver Austausch mit Gleichgesinnten, möglichen Kooperationspartnern, Kollegen und potenziellen Neukunden ist möglich und sinnvoll. In Gruppen gibt es schnell und unkompliziert Tipps und Hilfestellungen. Es gibt Fachwissen in Foren und aktuelle Neuigkeiten aus aller Welt oder dem beruflichen Mikrokosmos. Und es gibt Millionen Menschen, die potenziell ansprechbar sind. Mal eben jemanden fragen ist möglich und gerade jetzt auch sozial akzeptiert.

Digitales Netzwerken hat Konjunktur. Das wird wahrscheinlich auch nach Corona so bleiben. Social Networking wird ebenso zum Alltag werden wie Video-Konferenzen und kollaboratives Arbeiten. Diese Art zu arbeiten wird den „Nerd-Charakter“ verlieren und schon sehr bald als normal empfunden werden.

Das zeigt sich allerorten. Menschen treffen sich abends online zum gemeinsamen Abendessen. Webinare und OnlineMeetings stehen als feste Größen in den meisten Terminkalendern. Gemeinsames Spielen am heimischen PC, ja selbst Weinverköstigungen finden inzwischen online statt. Digitale Events bis hin zu Konferenzen und Messen verlieren den Charakter des Schrecklichen und Anonymen. Der Wunsch nach Begegnung ist stärker als die Sorge vor der Technik. Früher hätten viele gesagt: Online, da fehlt doch das Persönliche. Aber in Zeiten des Physical Distancing steigt der Wunsch nach Social Relating. Die sozialen Netzwerke verdienen plötzlich ihren Namen. XING, oft totgesagt im Vergleich zu anderen Portalen, erlebt eine Renaissance – mehr Anmeldungen, mehr Besuche, mehr Interaktion.

Viele merken jetzt, wie wichtig Kontakte sind. Diejenigen, die lange nicht in Kontakte und Beziehungsmanagement investiert haben, spüren heute, was ihnen fehlt. Mehr Kontakte bedeuten auch immer mehr Kunden, bessere Kundenbeziehungen und schnellere Lösungen. Krisen sind nichts für Einzelkämpfer. Mehrwerte lassen sich oft nur gemeinsam schaffen. Niemals sollten Unternehmer deswegen an Kontakten sparen oder diese vernachlässigen. Man muss immer miteinander reden können – gerade in schweren Zeiten. Miteinander reden aber erfordert eine intensive Kontaktbasis, eine vertrauensvolle Beziehungsebene. Das ist wie ein Konto, auf das man erst einzahlen muss, um dann abheben zu können. Wer Reputation aufgebaut und seine Kontakte gepflegt hat, ist heute eindeutig im Vorteil.

Es ist aber auch nicht zu spät für jene, die bislang eher passiv waren. Im Gegenteil: Auch jetzt kann der Einstieg in das strategische Netzwerken noch gelingen, lohnen sich XING, LinkedIn und andere Social Media. Es sind nicht allein die, mit tausenden Kontakten, Followern und Freunden, die jetzt reüssieren – gerade, weil der Wunsch nach Austausch derzeit groß und die Suche nach neuen Informationen und Lösungen gestiegen ist. Jeder kann etwas Sinnvolles geben, um andere zu unterstützen – ganz konkret und gerade jetzt. Beispiele sind Hilfsaktionen für lokale Einzelhändler oder Charity-Konzepte – auch die boomen derzeit online. „Man kennt sich, man hilft sich“, wird zum globalen Motto, das lokal gelebt wird.

Jeder hat auch jetzt eine gesellschaftliche Verpflichtung. Dabei ist es nicht schlimm, bereits an spätere eigene Vorteile zu denken. Wer jetzt positiv in Erscheinung tritt, hat es verdient, später dafür belohnt zu werden. Verpflichtung und Verantwortung sind keine Synonyme für Selbstlosigkeit und Altruismus. Geben und Nehmen prägt die Gesellschaft und den Erfolg in der Krise. Das ist ein Wesenskern tragfähiger Gesellschaften und guter Netzwerke. Man muss einfach nur die Vorteile aller im Blick behalten. Nehmen ist keineswegs unselig.

Fazit

Diese kommunikativ zu vermitteln und Kundennutzen zu verkaufen, ist Aufgabe des Vertriebs. An dem sollten Unternehmen jetzt nicht sparen. Der Reflex, Kosten zu senken und damit bei Marketing und Vertrieb zu beginnen, ist falsch. Krisenzeit ist Chancenzeit. Der Vertrieb ist die Kontaktschnittstelle Nummer eins zum Kunden und zum Markt. Wer hier spart, sägt den Ast ab, auf dem er sitzt. Aktuell gilt es zu investieren, um als erster wieder am Start zu sein. Die Aufgabe ist jetzt, positiv aufzufallen, vor Ort zu sein, Lösungen zu schaffen, flexibel zu agieren und dem Kunden das Gefühl einer starken Gemeinschaft zu vermitteln. In Zeiten der Kontakt- und Reisebeschränkungen geht das mit XING und anderen Online-Tools optimal. Es gibt jede Menge Potenziale, jetzt die Weichen zu stellen, effektiver zu werden, digitaler, und gerade deswegen näher am Kunden zu sein. Netzwerke und digitale Kommunikationsstrategien waren selten so gefragt wie heute.

Martin Müller

Vortragsredner, Autor und Dozent www.muellerconsult.com

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