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Ein Meilenstein für die MIG-Fonds – Interview

Ein Meilenstein für die MIG-Fonds

Ausgesprochen positive Nachrichten sind in schwierigen Zeiten besonders gerne gesehen. So können sich Anleger mehrerer MIG-Fonds die Hände reiben. Das Management des Venture Capital Investors hat einen Teil der BioNTechAktien aus den Fonds höchst lukrativ veräußert. Zu den Hintergründen sprach finanzwelt exklusiv mit Kristian Schmidt-Garve, General Partner und Vorstand der MIG Verwaltungs AG.

finanzwelt: Corona hat die Investmentlandschaft gehörig durcheinandergebracht. Impfstoffhersteller waren gefragt. Im Zuge dessen auch die BioNTech-Aktie. Nunmehr trennen Sie sich von einem Teil Ihrer Anteile an diesem Portfoliounternehmen. Können Sie uns die Gründe näher erläutern? Kristian Schmidt-Garve» In der Tat hat sich der Börsenwert der BioNTech-Aktie in den vergangenen Monaten ausgesprochen positiv entwickelt. BioNTech profitierte sicherlich von dem Fakt, dass es bei diesem Unternehmen grundsätzlich um Medikamentenentwicklung geht. Im Speziellen aber auch davon, dass BioNTech an einem Impfstoff gegen das Sars-CoV-2 Virus arbeitet und das Team um Prof. Ugur Sahin eine außergewöhnliche wissenschaftliche Reputation genießt. Mit unseren Fondsgesellschaften MIG 7, 8 und 9 haben wir uns gemeinsam mit einem weiteren Investor bereits 2008 an der BioNTech als Gründungsgesellschafter beteiligt. Die Fondsgesellschaften 7 und 9 sind zwischenzeitlich am Ende ihrer Laufzeit angekommen und somit streben wir zumindest eine Teilverwertung an. Mit dem aktuellen Verkauf von rund 20 % und den damit einhergehenden Ausschüttungen an die Anleger sind die beiden Fondsgesellschaften bereits in der Gewinnzone für die Investoren.

finanzwelt: Gab es sozusagen einen ausschlaggebenden Punkt für die Veräußerung oder stand diese Entscheidung schon länger zur Debatte? Schmidt-Garve» Der aktuelle Teilverkauf beruht auf dem Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Nachdem die Gesellschaft im Oktober einen erfolgreichen Börsengang an der New Yorker Nasdaq absolviert hat und der Aktienkurs sich gut entwickelt hat, kommt nach Ablauf der üblichen LockupPeriode grundsätzlich der Zeitpunkt, an dem man sich als Finanzinvestor überlegt, sich von Teilen seines Aktienpaketes zu trennen, sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Hinzu kommt, dass wir ja weiterhin einen erheblichen Teil unserer ursprünglichen Aktien in unserem Portfolio halten und unsere Anleger somit von einer künftigen Wertsteigerung der BioNTech profitieren können. Wir haben uns also nicht in einem Schritt aus unserem Engagement zurückgezogen, sondern sind auch weiterhin ein größerer Anteilseigner.

finanzwelt: Was bedeutet nun diese Teilveräußerung für die MIG-Fonds und die Investoren? Schmidt-Garve» Der Verkauf von rund 20 % unserer Anteile an BioNTech ist ein Meilenstein für die MIG-Fonds. Es bedeutet nicht nur, dass wir mit rund 110 Mio. Euro an Rückflüssen an unsere Anleger die höchste Einzelausschüttung unserer Geschichte realisieren können. Wir setzen damit zudem eine sehr aktive Exit-Performance der vergangenen Jahre fort. Insbesondere in den vergangenen fünf Jahren haben wir uns von einer ganzen Reihe an Beteiligungsunternehmen erfolgreich getrennt. Ich darf an die Verkäufe von SuppreMol an Baxter International, sunhill technologies an Volkswagen, Ganymed an Astellas Pharma und Siltectra an Infineon erinnern. Zudem haben wir BRAIN und Nfon zusammen mit anderen Investoren an die Börse gebracht und anschließend unsere Aktien am Kapitalmarkt verkauft. Mit BioNTech ist uns aber sicherlich die bislang bedeutendste Erfolgsgeschichte der MIG-Fonds gelungen. Last but not least: Der Teilverkauf ist für die Anleger der Fondsgesellschaften MIG 7, MIG 8 und MIG 9 eine sehr gute Nachricht. Wir können damit erhebliche Ausschüttungen an die Anleger vornehmen. Bei MIG 7 und MIG 9 werden die Anleger mit dieser Ausschüttung bereits deutlich mehr als ihre Einlage erhalten und dies, obwohl diese Fondsgesellschaften noch weitere Unternehmensbeteiligungen halten sowie über eine erhebliche Anzahl von Aktien an der BioNTech SE verfügen.

finanzwelt: Sind weitere Exits in der Planung? Schmidt-Garve» Derzeit halten die MIG-Fonds Beteiligungen an 26 jungen, vielversprechenden Unternehmen.

» ...dass wir mit rund 110 Mio. Euro an Rückflüssen an unsere Anleger die höchste Einzelausschüttung unserer Geschichte realisieren können. «

Unserer Portfoliofirmen bewegen sich im Bereich der Hightech, die disruptive Marktveränderungen anstreben. Diese Deeptech-Ansätze besitzen ein überdurchschnittlich großes Potenzial und können in der Post-Corona-Zeit besonders attraktiv sein. Bei einigen unserer Beteiligungsfirmen sind wir deshalb in spannenden Gesprächen und Prozessen, die im Verkauf unserer Beteiligung beziehungsweise des Gesamtunternehmens münden könnten. Die aktuelle Wirtschaftslage, bedingt durch die Corona Pandemie, hat in den vergangenen Monaten die Fahrpläne jedoch verändert. Wir erwarten im zweiten Halbjahr eine langsame Rückkehr zur Normalität und damit auch wieder zu der Möglichkeit, M&A-Transaktionen realisieren zu können. Wir müssen aber wie die meisten Marktteilnehmer die Entwicklungen der kommenden Monate abwarten.

finanzwelt: Corona, wie anfangs erwähnt, hat die Welt verändert. Inwiefern trifft dies auch auf die Venture CapitalBranche zu? Schmidt-Garve» Die VC-Branche ist wie die meisten Wirtschaftssektoren massiv durch die Pandemie betroffen. Einzelne VC-Gesellschaften haben beispielsweise Probleme, ihre Fonds zu schließen, da einige Investoren kurzfristig ausfallen. Hier hat das Bundeswirtschaftsministerium über die KFW Programme initiiert, die Abhilfe schaffen sollen. Es bleibt abzuwarten, ob und in welchem Ausmaß diese Programme greifen. Die wirtschaftlichen Folgen der CoronaPandemie betreffen aber natürlich auch die Geschäftsmodelle im Einzelnen, in denen VC-Investoren engagiert sind. Wir sehen beispielsweise in unserem Portfolio sehr unterschiedliche Entwicklungen. Beteiligungsunternehmen mit digitaler Ausrichtung können möglicherweise durch die stärkere Ausrichtung der Wirtschaft auf neue Kommunikationsformen profitieren. Auch für KI-orientierte Start-ups kann die aktuelle Krise nicht nur eine Herausforderung, sondern eine echte Chance sein. Dasselbe gilt für Apps im Bereich der Gesundheit und der Telemedizin. Eine weitere Beobachtung ist, dass in der Entwicklung tätige junge Unternehmen in der Regel weniger von den Folgen der Pandemie betroffen sind, da ihr Fokus noch mehr nach innen als auf Kundenbeziehungen ausgerichtet ist. Startups, die bereits Vertriebswege erschlossen haben und damit Umsätze generieren, sind hingegen stärker betroffen, vergleichbar mit klassischen arrivierten Marktteilnehmern. Die Corona Pandemie wird also eine Reihe von sehr differenzierten Auswirkungen auf die VC-Branche und Start-upSzene haben, die heute in ihrer Gesamtheit jedoch noch nicht abzuschätzen sind. (ah)

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