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Private Equity / Venture Capital – In potenzielle

In potenzielle Erfolgsgeschichten investieren

Die Börse steht ständig im Fokus der Berichterstattung. Weniger beachtet wird hingegen der Markt für außerbörsliches Eigenkapital, obwohl auch hier viel Bewegung ist und ein nicht unbeträchtlicher Teil der Wirtschaftsleistung geschaffen wird – mit positiven Folgen für die gesamte Gesellschaft.

Im Jahr 1981 beendete Fielmann durch den Abschluss eines Sondervertrages mit der AOK Esens die Ära der Einheitskassengestelle für Brillen in Deutschland – und legte damit den Grundstein für den Aufstieg zum europäischen Marktführer unter den Optikern. Finanziert wurde die in den Jahren darauf erfolgte Expansion über die Grenzen Deutschlands hinaus u. a. mittels Private Equity. Fielmann ist somit ein sehr prominentes Beispiel dafür, welche Erfolgsgeschichten mit außerbörslichem Eigenkapital ermöglicht werden können. Auch derzeit spielt Private Equity (PE) eine bedeutende Rolle in der deutschen Wirtschaft, wie aus dem Marktbericht des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) hervorgeht: Demnach gab es im vergangenen Jahr mehr als 300 Beteiligungsgesellschaften, die 14,3 Mrd. Euro in mehr als 5.000 Portfoliounternehmen investierten, die mit ca. 1,1 Mio. Beschäftigten einen Gesamtumsatz von ca. 206 Mrd. Euro erwirtschafteten. Dieses Kapital kommt laut Tibor von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf vor allem aus einer bestimmten Gruppe von PE-Fonds: „Nach wie vor beobachten wir, dass das Fundraising-Umfeld für deutsche Private Equity Fonds ‚zweigeteilt‘ ist: Während eine Platzierung von Private Equity Publikums-AIF weiterhin schwierig erscheint, erfahren Private Equity Spezial – AIF zunehmendes Interesse von Vertrieben und Investoren.“ Der Geschäftsführer der BVT Holding erläutert zudem, dass deutsche PE-Fonds international zunehmend begehrt sind. „Im Vergleich zu den vergangenen Jahren lässt sich beobachten, dass die Investorenbasis nunmehr zumeist breiter diversifiziert ist, da zunehmend auch Investoren aus dem Ausland (Europa, Nordamerika oder Asien) mit einem konkreten Fokus auf Investitionen in Deutschland, ‚deutsche‘ Private Equity Fonds zeichnen.“

Gleich in mehrere PE-Fonds gleichzeitig können Anleger mittels Dachfonds investieren, wie sie beispielsweise die RWB Group anbietet. „Der wichtigste Erfolgsfaktor bei unseren Dachfonds ist die Auswahl der vielversprechendsten Private-Equity-Fonds, die sich wiederum jeweils an 10 bis 15 Unternehmen beteiligen. Wir arbeiten dabei mit einem mehrstufigen Auswahlverfahren“, erläutert Mitgründer und Vorstand Norman Lemke, nach welchen Krite

Tibor von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf

Geschäftsführer BVT Holding Verwaltungs GmbH

Michael Motschmann

General Partner und Vorstand MIG AG

Norman Lemke

Vorstand RWB Group AG

rien die Zielfonds für die Dachfonds ausgesucht werden. Die Wahrscheinlichkeit für den einzelnen Fonds, in die RWB-Fonds aufgenommen zu werden, ist dabei äußerst gering: „Seit Juli 2011 haben wir über 2.500 Fonds geprüft. Nur 84 davon konnten unsere strengen Kriterien erfüllen, so dass wir investiert haben. Zu diesen Kriterien gehören u. a. erstklassige Ergebnisse in früheren Fonds der Manager – auch in konjunkturschwächeren Phasen. Besonders im aktuellen Umfeld ist außerdem eine nachweislich hohe Expertise bei der operativen Verbesserung der Unternehmen wichtig. Wir arbeiten auch deshalb ausschließlich mit etablierten, erfahrenen Managementteams zusammen. Eine signifikante Eigenbeteiligung der Fondsmanager ist zudem Pflicht. So wird die Interessensgleichheit mit unseren Anlegern gewahrt“, so Lemke weiter.

Eine spezielle Form von Private Equity ist Venture Capital (VC), also Geld, mit dem junge, aufstrebende Unternehmen finanziert werden. Das Geschäft hiermit entwickelte sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA und in Großbritannien und fasste hierzulande im Jahr 1975 mit der Gründung der ers

ten Wagniskapitalgesellschaft Fuß. Gerade in den vergangenen Jahren ist der hiesige Markt für VC rasant gewachsen, wie aus den BVK-Zahlen hervorgeht: Nachdem im Jahr 2012 noch 574 Mio. Euro investiert wurden, wurde im Jahr 2016 die Milliardenschwelle überschritten. Bis zum vergangenen Jahr wuchs die Investitionssumme auf ca. 1,74 Mrd. Euro. Ein Teil dieser Investitionssumme kommt von den MIG Fonds, die mit ihren Investitionen die Zukunft fördern möchten. „Die MIG Fonds sind im Bereich der sogenannten Deep-Tech VC-Investitionen tätig und vertrauen auf Gründerpersönlichkeiten, die belastbare Geschäftsmodelle umsetzen. Unsere Beteiligungsfirmen verfolgen technologisch höchst anspruchsvolle Ansätze, die deshalb über das Potenzial verfügen, Märkte zu verändern und tiefgreifende Fortschritte zu erzielen“, erläutert Michael Motschmann, General Partner der die MIG Fonds verwaltenden MIG AG. Die Beteiligungsunternehmen der Fonds decken dabei ein sehr breites Feld ab. „Siltectra etwa, ein Start-up, das wir 2018 an Infineon verkauft haben, ist führend bei einer Technologie, mit der sich Wafer im Nanomillimeter-Bereich weiter spalten lassen. BioNTech, eine junge Firma, die wir zusammen mit Co-Investoren im Oktober 2019 an die Nasdaq gebracht haben, entwickelt Immuntherapien gegen Krebs und arbeitet derzeit an einem ersten Impfstoff gegen das SARS-CoV-2-Virus. Mit diesem technologieorientierten Fokus konzentrieren sich die MIG Fonds auf Branchen der

36% aller

PE-finanzierten Unternehmen hatten 2019 zwischen 20 und 99 Beschäftigte

Quelle: Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK)

Zukunft wie Life Science, Medizintechnik, ressourcenschonende Materialund Umwelttechnik, Digitalisierung und IoT-Lösungen. Der Großteil des Portfolios strebt dabei Geschäftsmodelle der Nachhaltigkeit an, die im Einklang mit den ESG-Zielen stehen und gesellschaftlichen Nutzen erzeugen“, führt Motschmann weiter aus. Und wer weiß, vielleicht wird eines dieser Unternehmen in den nächsten Jahrzehnten ähnlich prominent wie Fielmann. (ahu)

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