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Wandelanleihen – Erprobtes Sicherheitsnetz

Erprobtes Sicherheitsnetz

Turbulente Wochen liegen hinter uns. Als im März die Aktienkurse abstürzten, kehrten viele Anleger dem Aktienmarkt den Rücken und suchten ihr Heil in Staatsanleihen. Wer sich im Zuge der einsetzenden Erholung an die Börse zurückwagt, riskiert jedoch ein nicht abzuschätzendes Verlustpotenzial, sobald die Kurse im Zuge eines möglichen COVID-19-Rückfalls noch einmal sinken. Wandelanleihen (Convertible Bonds) haben in diesen unsicheren Zeiten ihren Ruf als ertragreiche Alternative bestätigt.

Die Corona-Epidemie offenbart einmal mehr, dass wir in verrückten Zeiten leben. Ein Blick auf die Situation an den Anleihemärkten zeigt das. Führende Industriestaaten wie die USA oder auch stabile Euroländer begeben seit dem Corona-Ausbruch so viele neue Anleihen wie noch nie. Das alles zur Finanzierung der Folgen der Coronakrise. Diese Schwemme an Staatsanleihen ist kaum zu überbieten. Dabei bieten beispielsweise US-Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren aktuell nur eine sehr dürftige Rendite von etwa 0,6 %. Und der Aktienmarkt? Das Geschehen bleibt zumindest volatil, auch wenn die Schwankungsintensität seit den Höchstständen von Mitte/Ende März abgenommen hat. Ob der DAX allerdings dauerhaft seine Erholungstendenz unvermindert fortsetzen kann, bleibt in des abzuwarten.

Eingehaltenes Versprechen

Und schon werden wir bei der Suche nach einträglichen Anlagealternativen bei Wandelanleihen fündig. Diese haben die Krise per se gut gemeistert, zumindest bis dato. „Der Rückschlagschutz und die Partizipation an steigenden Aktienmärkten funktionierten mit Blick auf die Geschehnisse im März und April wie gewünscht. Wandelanleihen gaben deutlich weniger nach als Aktien. Angesichts der volatilen Aktien- und Kreditmärkte ist das automatische Timing von Wandelanleihen der momentan wichtigste Aspekt für Investoren“, kommentiert Stephanie Zwick, Leiterin Convertibles bei Fisch Asset Management. Swisscanto Invest-Wandelanleiheexperte Stefan Krause führt in diesem Kontext aus, dass globale Aktien (gemessen am MSCI AC World Daily TR Gross USD) seit Jahresanfang über 14 % verloren hätten, wohingegen Wandelanleihen die Abschläge mit einem Verlust von lediglich knapp 3 % (gemessen am Thomson Reuters Global Focus Hedged Convertible Bond Index USD) gut abfedern konnten. Und MarcAlexander Knieß, Senior Portfolio Manager Global Convertible Bonds bei der Investmentboutique Lupus alpha ergänzt, dass Wandelanleihen zudem durchaus Diversifikation in ein (Anleihe-)Portfolio brächten, da die Emittenten häufig nur Aktien und keine sonstigen Anleihen ausstehen hätten. „Gerade wachstumsstarke junge Unternehmen begeben Wandelanleihen, um sich schnell und günstig refinanzieren zu können“, so Knieß. Und schaut man sich die angesprochenen Merkmale dieser Anlageklasse an, ist es tatsächlich das asymmetrische Kursverhalten – die Kombination aus garantiertem Rückzahlungspreis (= limitiertes Risiko) und unlimitiertem Kurspotenzial nach oben – das einen besonderen Reiz in unsicherem Gefilden sein könnte. Dank des Wandlungsrechts nimmt der Besitzer eines Wandlers auch an steigenden Aktienmärkten teil. Da aber kein Zwang zur Wandlung besteht, kann auch bei schlechter Börsenlage die Anleihe behalten werden. Die Rückzahlungsgarantie bleibt. Das ist der für viele Anleger unabdingbare Kapitalschutz. Der Unterschied zu einer klassischen Anleihe besteht hingegen im besagten Wandlungsrecht. Der Käufer einer Wandelanleihe hat die Op

Stefan Krause

Portfolio Manager Wandelanleihenfonds Swisscanto Invest

Marc-Alexander Knieß

Senior Portfolio Manager Lupus alpha

Stephanie Zwick

Leiterin Convertibles Fisch Asset Management

tion, die Anleihe in eine bestimmte Anzahl Aktien zu wandeln. Er sollte jedoch zwingend auf die Wandlungsfrist (Umtauschfrist) achten, d. h. klären, innerhalb welcher Zeiträume die Wandelung durchgeführt werden kann bzw. ob dies zu jedem Zeitpunkt möglich ist. Nur wenn Letzteres gewährleistet ist, kann eine positive Kursentwicklung der Unternehmensaktie auch zur Wandlung genutzt werden. Ein Blick in die Historie zeigt auch, dass Krisensituationen für Convertibles durchaus gut zu meistern sind. Sowohl im Bärenmarkt 2000 bis 2002 als auch während der Finanzmarktkrise 2008/2009 haben sich Wandelanleihen im Vergleich zu Aktien deutlich stabiler gezeigt.

Neuemissionen ziehen an

Auch das Neuemissionsgeschäft hat zumindest im ersten Quartal deutlich an Fahrt aufgenommen. Mit einem Volumen von circa 30 Mrd. US-Dollar war die Emissionstätigkeit in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres überraschen hoch, bemerkt Fisch Asset Management-Spe

zialistin Zwick an dieser Stelle. Dabei dominierten Unternehmen aus dem Technologie-, Gesundheits- und zyklischen Konsumgütersegment das Geschehen. „Angesichts des schwierigen Marktumfeldes kamen viele der Titel zu sehr attraktiven Konditionen an den Markt und brachten schnelle Kursgewinne. Aber auch die Emittenten haben profitiert. Denn mit der schnellen Beschaffung von Liquidität auf diesem Weg konnte eine verwässernde Kapitalerhöhung über den Aktienmarkt auf sehr niedrigem Kursniveau vermieden werden, ebenso wie eine Anleihemission mit überdurchschnittlich hoher Belastung über den Zinskupon, um den geforderten Risikoaufschlägen gerecht zu werden“, fügt Lupus alpha-Experte Knieß hinzu. Zu beachten gilt indes das Kreditprofil der emittierenden Unternehmen, zumal Ausfälle erst recht in der jetzigen gesamtwirtschaftlichen Lage zu vermeiden sind. Insofern sind jene Firmen zu favorisieren, die über eine geringe Verschuldung, ordentliche Cashbestände und eine gute Marktliquidität verfügen. Wandelanleihen gelten als komplexere Papiere. Für Investoren bietet es sich deshalb eher an, über Fonds in die Anlageklasse zu investieren statt per Einzeltitel. Eingehende Expertise ist hier unabdingbar. Ein besonderes Auge sollte auf die Volatilität des Fonds gelegt werden und wie das Fondsmanagement positioniert ist – beispielsweise eher aktien- oder anleihenah. Sie eignen sich bevorzugt für Anleger, bei denen die Verlustangst größer ist als der Reiz hoher Kursgewinne. Die Schweizer Fisch Asset Management gilt gemeinhin als Marktführer. Aber auch andere Fondshäuser wie Schroders, Jupiter Asset Management oder spezialisierte deutsche Boutiquen wie Lupus alpha oder Salm-Salm bieten das notwendige Know-how und Branchenerfahrung. (ah)

Fazit

Wandelanleihen(-fonds) sind eine Möglichkeit, die Berater aufgrund des durchaus attraktiven RisikoRendite-Profils im Rahmen ihrer Portfolioüberlegungen durchaus in Betracht ziehen könnten. In der heftigen Corona-Marktreaktion haben sie sich bewährt.

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