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Exchange Traded Funds (ETFs) – Der Weg ist
Der Weg ist vorgezeichnet
In diesen Wochen blickt die ETF-Branche auf ihr 20-jähriges Jubiläum seit der ersten Listung in Europa zurück. Seitdem sind börsennotierte Indexfonds und Exchange Traded Funds (ETFs) sozusagen in aller Munde. Mittlerweile setzen demzufolge auch immer mehr private Investoren und Vermögensverwalter diese Anlageinstrumente im Rahmen ihrer Portfolioallokation ein. Und die junge Industrie entwickelt sich stetig weiter. Ein Rück- und Ausblick.
Indexfonds sind eine vergleichsweise junge Industrie. In den USA schon seit einiger Zeit etabliert, kam vor 20 Jahren die Welle über den Atlantik nach Europa. Im April 2000 wurden erstmal zwei neue Produkte an der Deutschen Börse gelistet. Es handelte sich um ETFs, die die beiden Indizes Dow Jones Stoxx 50 und Dow Jones EuroStoxx 50 abbildeten. „Zwanzig Jahre später und mehr als 1.600 allein auf XETRA gelistete ETFs weiter, erreichte der europäische ETF-Markt kurz vor dem Markteinbruch infolge von COVID-19 ein Volumen von über 900 Mrd. Euro“, bemerkt Thomas Meyer zu Drewer, Leiter öffentlicher Vertrieb von ETFs bei Lyxor Deutschland, an dieser Stelle. Fürwahr ein Quantensprung und eine Art Revolution im Investmentuniversum. Denn bis zu diesem Zeitpunkt gingen viele Investoren davon aus, dass nur die Einzeltitelauswahl (aktives Management) eine attraktive Rendite einbringen könne, die letztlich über der zugrundeliegenden Marktrendite ist. Mittlerweile, zwei Dekaden weiter, gelangen einige Marktteilnehmer zum Schluss, dass passives Investieren (Grundlage war die Abbildung eines Index) unter Zugrundelegung wesentlicher Aspekte (Kosten und Rendite) nicht nur eine Bereicherung der bisherigen Investmentmöglichkeiten ist, sondern vielmehr der Kern des sinnvollen Vermögensaufbaus. Daher verwundert es kaum, dass ein regelrechtes Verschieben der Assets von aktiv gemanagten Fonds hin zu passiven Lösungen stattgefunden hat. Zu teuer, zu komplex und oftmals zu sehr
Thomas Meyer zu Drewer
Leiter öffentlicher Vertrieb ETFs Lyxor Deutschland
an dem Vergleichsindex (Benchmarkt) klebend, das sind die nicht so einfach zu widerlegenden Vorwürfe an Befürworter aktiven Managements. Verläuft dieser Trend so weiter, auch in Zeiten von Corona?
Sparpläne pushen Nachfrage und Sektorenrotation
„Ursprünglich kamen ETFs fast ausschließlich bei institutionellen Investoren zum Einsatz. Parallel zur Verbreitung im institutionellen Segment haben sich börsennotierte Indexfonds auch im Wealth- und Retail-Bereich fest etabliert. Dort sind sie nicht nur bei Selbstentscheidern angekommen, die gerade auch über ETF-Sparpläne kontinuierlich Vermögen aufbauen – etwa im Rahmen der Altersvorsorge, quasi als „Sparbuch des 21. Jahrhunderts“. Auch im Beratungs- und Filialgeschäft sind ETFs inzwischen selbstverständlich“, konstatiert Peter Scharl, Leiter Privatkundengeschäft und iShares in Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock in diesem Kontext. So wuchs allein die Anzahl der ETF-Sparpläne in Deutschland im vergangenen Jahr um satte 40 % auf insgesamt 1,5 Mio. Ergo: Immer mehr Anleger entdecken ETFSparpläne als ideales Investmentvehikel für sich. Natürlich hat die einsetzende Corona-Epidemie auch den ETF-Markt erfasst. So ist das ETF-Handelsvolumen beispielsweise im März geradezu explodiert. Insgesamt zogen Anleger in diesem Monat circa 23 Mrd. US-Dollar aus europäischen ETFs ab, wovon Aktien- und Anleihefonds in etwa gleichstark betroffen waren. Seitdem, so die Marktteilnehmer, haben die Mittelab
Peter Scharl Leiter Privatkundengeschäft und iShares
BlackRock Investment Management
Dag Rodewald
Head Passive & ETF Specialist Sales UBS Deutschland GmbH
flüsse jedoch abgenommen. Neben institutionellen und privaten Investoren waren es auch sogenannte Robo-Advisor, die für diesen deutlichen Rücksetzer sorgten. Netto-Zuflüsse gab es hingegen bei Geldmarkt-ETFs. Wer im Crash-Abverkauf seine Anteile abgestoßen hat, sitzt allerdings jetzt auf realisierten Verlusten, während die Börsenkurse nach ihrem Tiefpunkt am 16. März wieder angestiegen sind. Dennoch blicken die Emittenten optimistisch in die Zukunft. „Wenn wir uns den Allokationsmix aus aktiven und passiven Investments anschauen, sehen wir, dass dieser immer mehr in Richtung passiv geht. Der passive Anteil wird also größer“, so Dag Rodewald, Head Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich bei UBS. So ist deren Handelbarkeit ein wesentlicher Vorteil. Der passive Indexfonds kann, ähnlich wie ein Direktinvestment, an verschiedenen Börsenplätzen oder auch außerbörslichen Handelsplätzen in rasender Geschwindigkeit gehandelt werden. Die Emittenten sorgen dabei neben den restlichen Marktteilnehmern für die erforderliche Liquidität.
Branche setzt auf Nachhaltigkeit
Die vergleichsweise junge IndexfondsBranche besticht geradezu durch ihre Innovationsfähigkeit. So wurde das omnipräsente Megathema Nachhaltiges Investieren längst von der ETF-Industrie aufgegriffen. „Gerade auch durch die Marktentwicklungen der vergangenen Wochen erkennen immer mehr Anleger, dass nachhaltige börsennotierte Indexfonds zur Portfoliooptimierung beitragen können. So haben nachhaltige ETFs weltweit betrachtet auch während der Marktturbulenzen im März deutliche Nettomittelzuflüsse verbucht, während Anleger aus den klassischen Pendants unterm Strich Mittel abzogen“, stellt BlackRock-Experte Scharl fest. Und bei der UBS heißt es, Nachhaltigkeit werde langfristig zum neuen Standard. Aber auch weitere thematisch zentrierte ETFs werden laut Marktstimmen bei den Anlegern punkten. Investmentthemen wie Digitalisierung ermöglichen es, die Portfolien nach individuellen Überzeugungen zu gestalten. „Neben Robotics, das schon länger im Fokus steht, bieten auch die veränderte Mobilität und die Digitalisierung von Infrastruktur, auch bekannt unter dem Begriff Smart Cities, Chancen für Anleger“, fügt Meyer zu Drewer an. Im Trend sind auch Produkte unter dem Label Smart Beta. Smart-Beta-ETFs bilden statt der klassischen nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes faktorgewichtete Indizes ab. „Dabei können sich Investoren einzelne Renditefaktoren wie Momentum, Value, Quality oder Volatility rauspicken oder in sogenannte Multifaktor-ETFs investieren. Wie ist nun die Frage „Passives Investieren, aber wie?“ zu beantworten? Zum einen müssen Sie in Ihrem Beratungsalltag die Funktionsweise von passiven Indexfonds kennen. Börsennotierte Indexfonds sind zweifelsfrei Core-Investments, allerdings nicht in jeder Marktphase bedenkenlos empfehlenswert. Auch thematisch zentrierte ETFs laufen gut, insbesondere mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Zu bemerken ist, dass es eine zunehmende Machtkonzentration größerer Anbieter gibt, die sich in einem schier gnadenlosen Verdrängungswettbewerb befinden. (ah)