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Gegenwind und Rückenwind – Interview mit Markus
Gegenwind und Rückenwind
Auch die Anleihemärkte sind von den Verwerfungen im Zuge der Corona-Pandemie nicht verschont geblieben. Im Gegenteil. Zu den allgemeinen Aussichten auf der Rentenseite und der Wichtigkeit aktiven Portfoliomanagements stand Markus Peters, Senior Portfolio Manager – Fixed Income bei AllianceBernstein im Interview Anfang Mai Rede und Antwort.
finanzwelt: Das Corona-Virus hat die Marktteilnehmer in Art und Heftigkeit überrascht. Welche volkswirtschaftlichen Folgen erkennen Sie? Markus Peters» Wir erwarten, dass alle bedeutenden entwickelten Länder eine scharfe Kontraktion der Wirtschaftsleistung in 2020 erleben werden. Eine wirtschaftliche Erholung wird 2021 folgen, deren Ausmaß jedoch noch mit Unwägbarkeiten versehen ist. Wie stark und vor allem wie schnell wir uns von dem wirtschaftlichen Einschnitt erholen, hängt auch von der Effizienz der Geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen ab. In diesem Zusammenhang muss aber auch klar gesagt werden: Die Geschwindigkeit und die Höhe der unterstützenden Maßnahmen durch Regierungen und Notenbanken ist beeindruckend.
finanzwelt: Vor diesem Hintergrund, welche Entwicklungen erwarten Sie für das Anleihesegment? Peters» Die Anleihenmärkte erfahren gerade Gegenwind von der Makroseite und Rückenwind durch die Notenbanken. Es kommt ein großes Anleihen-Angebot auf den Markt, weil die Haushaltsdefizite finanziert und Liquiditätspuffer bei Unternehmen aufgebaut werden müssen. Die Notenbanken helfen aber dabei, dieses zu absorbieren. Die EZB und Fed sind sogar recht explizit darin, dass sie es nicht zulassen werden, dass sich Staatsanleihenrenditen merklich erhöhen. Denn sonst ist der ganze Stimulus und Schuldenberg nicht wirklich finanzierbar. Eine Rezession bedeutet auch, dass es etliche Ratingherabstufungen geben wird und auch die Zahlungsausfälle zunehmen. Das ist aber nicht nur ein Risiko, sondern auch eine gute Investmentopportunität, denn viel ist bereits eingepreist.
finanzwelt: Hochzinsanleihen bieten derzeit überaus attraktive Renditen. Bevorzugen Sie diese gegenüber Investment-Grade-Anleihen mit Blick auf das RisikoErtrags-Profil? Peters» Wir mögen den Crossover-Bereich. Das sind die BBB- und BB-Anleihen. Im High Yield-Segment macht es keinen Sinn, zu stark in den wirklich schwachen Bonitätsbereichen zu investieren. Bei den High Yield-Anleihen ist insbesondere der ‚Short Duration‘-Bereich interessant, weil wir sehr flache Spreadkurven haben. Das heißt, die Prämien unterscheiden sich nicht sonderlich entlang der Fälligkeiten. Und dann sind da noch die BBB-Anleihen und die Fallen Angels. Viele Anleger haben sich perspektivisch von diesen Anleihen getrennt, weil sie diese im Rahmen ihrer Anlagerichtlinien nicht halten können. Dadurch entsteht eine Spreadausweitungsdynamik, die oftmals überzogen ist und diese Anleihen attraktiv werden lässt.
finanzwelt: Wie wichtig erscheint Ihnen generell aktives Portfoliomanagement in diesen herausfordernden Zeiten? Peters» Das aktive Management ist in diesen Zeiten unabdingbar. Nehmen wir den März am US High Yield-Markt als Beispiel. Da wollte ich nicht in einem High Yield-ETF investiert sein: Ich sehe den ins Bodenlose sinkenden Ölpreis und habe mehr als 11 % im Energiesektor investiert. Darüber hinaus erlebe ich extreme Liquiditätsengpässe und dadurch riesige Geld-Brief-Spannen, und der ETF muss zu irgendeinem Kurs aufgrund von Mittelabflüssen veräußern. Da sitze ich lieber mit einem flexiblen, aktiven Ansatz auf der anderen Seite und kann diese Marktverwerfungen als Chance nutzen. (ah)
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