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Income-Fonds – Stetiger Geldfluss?

Stetiger Geldfluss?

Den deutschen Anlegern wird per se eine große Risikoaversität attestiert. Insofern sollten Strategien Anklang finden, die definierte Zahlungsströme während der Fondslaufzeit in Aussicht stellen. Die Ausgestaltung dieser „Income“-Fonds ist sehr vielschichtig. Ihre Popularität ist speziell im andauernden Zinstief besonders gestiegen.

Berater und ihre Kunden befinden sich seit Jahren mehr oder weniger in einem Dilemma. Als tendenziell eher konservative Anleger (ein Großteil der Deutschen gilt gemeinhin als konservativ) suchen sie Produkte, die bei geringstem Risiko dennoch einen Ertrag versprechen. Diejenigen, die es gewohnt waren, in Zinsprodukte oder festverzinsliche Papiere zu investieren, schauen derweil in die Röhre. Bundesanleihen mit staatlicher Verzinsung sehen wir auf absehbare Zeit nicht. Dennoch ist ein Grundbedürfnis bestehen geblieben; das der Sehnsucht nach regelmäßigen/planbaren Erträgen.

Ein Lösungsansatz bietet die Fondsindustrie mit sogenannten (Multi-Asset-)Income-Fonds. Hinter dem Begriff verbergen sich Produktkonzepte, die oftmals in eine Reihe von Anlageklassen investieren und die anfallenden Zinsen oder Dividenden kontinuierlich an die Anleger auszahlen. Auch das kein einfaches Unterfangen in Zeichen von Corona, gedämpfter wirtschaftlicher Aussichten und dem Kürzen von Dividendenzahlungen. Jakob Tanzmeister, Investment Specialist für Multi-Asset-Solutions bei J.P. Morgan Asset Management, fasst die zugrundeliegende Investmentphilosophie wie folgt zusammen: „Wir definieren ‚Income‘ (bei J.P. Morgan Asset Management) als ‚regelmäßige Erträge‘. Angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds können diese bereits seit einigen Jahren nicht mehr mit klassischen, sicheren Anlagehäfen erwirtschaftet werden. Und so bieten Income-Fonds den Vorteil, dass sie weiterhin ein attraktives Ertragsniveau ermöglichen. Der Nachteil ist, dass es derzeit keinen risikolosen Zins mehr gibt. Das heißt, der Preis der Chance ist das Risiko und Anleger müssen sich für das Income ein wenig stärker in risikoreichere Anlageklassen wagen.“

Corona stellt in diesem Kontext sicherlich eine Zäsur dar. Denn der massive Abverkauf erfasste nahezu alle Assetklassen in rasender Geschwindigkeit, wie auch Karen Watkin, Portfolio Manager of All Market Income (AMI) bei AllianceBernstein (AB) darlegt. „Globale Aktien erlebten den schnellsten Ausverkauf seit 55 Jahren, die Kreditmärkte erlebten einige der größten Spreadausweitungen an einem einzigen Tag in der Geschichte und die Volatilität erreichte ein Niveau, das wir seit der Finanzkrise nicht gesehen haben. Teile des Marktes, die normalerweise in Zeiten breiter Ausverkäufe geschützt sind und zur Diversifizierung beitragen, erfüllten diese Rolle diesmal nicht.“ Glücklicherweise haben sich die Märkte zwischenzeitlich wieder (etwas) erholt und ein wenig Normalität ist zurückgekehrt.

Breite Diversifikation über Anlageklassen

Grundsätzlich ist es sogenannten Income-Fonds möglich, beispielsweise in hochverzinsliche Anleihen aus den aufstrebenden Staaten zu investieren oder auch vermehrt immobiliennahe Anlagemöglichkeiten ins Visier zu nehmen. Da diese Einzelinvestments für sich genom

Jakob Tanzmeister

Investment Specialist für Multi-Asset-Solutions J.P. Morgan Asset Management

men mitunter zu riskant wären, setzen die Fonds eben auf eine breite Diversifikation. Somit wird das Gesamtrisiko reduziert und es entsteht idealerweise ein wetterfestes Portfolio. Alternative Investments wie Infrastruktur oder erneuerbare Energien sind inzwischen wertvolle Bestandteile dieser MultiAsset-Income-Fonds. Sie verbinden das Renditeversprechen und tragen dank ihrer verhältnismäßig niedrigen Korrelation gegenüber traditionellen Anlageklassen zur beschriebenen Risikodiversifizierung bei. Als Richtwert streben diese Fonds eine jährliche Ausschüttung von 4 bis 5 % an. Die Zahlungen haben dabei jedoch keinen Garantiecharakter, es ist vielmehr eine Richtlinie. Talib Sheikh, Head of Strategy, Multi-Asset bei Jupiter Asset Management, positioniert sich derzeit wie folgt: „Im Hinblick auf unser Ziel, regelmäßige Einkommen zu generieren, halten wir derzeit Hochzins- und Investment-Grade-Anleihen, Anleihen von Finanztiteln, Schwellenländeranleihen sowie alternative Investments und einkommensorientierte Aktien. Wir halten auch so genannte flexible Vermögenswerte. Dazu gehören Termingeschäfte mit Aktien, die sowohl

Karen Watkin

Portfolio Manager of All Market Income (AMI) AllianceBernstein (AB)

long als auch short sein können, ausgewählte Währungen und Staatsanleihen, um das Portfolio zu diversifizieren, das Risiko zu managen und zum Kapitalwachstum beizutragen. Eine wichtige Konsequenz der Coronavirus-Krise war eine bescheidene Verlagerung der Vermögensallokation von Aktien hin zu Anleihen.“ Hier wird es spannend sein zu beobachten, ob dieser „Shift“ von Aktien hin zu Anleihen dauerhaft ertragreich sein wird, ohne ein erhöhtes Risiko einzugehen. Denn in der Vergangenheit war es mitunter so, dass einige Fonds stärker auf Aktien als auf Anleihen setzen, um das Ausschüttungsziel zu erreichen. Und nun eröffnet sich Ihnen ein weites Feld an entsprechenden Fondslösungen. Mittlerweile bietet jede größere Fondsgesellschaft entsprechende Fonds an, die eben den Charakter von gemischten Lösungen aufweisen. Der Global Income Fund aus dem Hause J.P. Morgan ist hier beispielhaft zu nennen, da er bereits über einen Track Record von mehr als elf Jahren verfügt und bewusst auf regelmäßige Ausschüttungen hin gemanagt wird. „Damals mit sechs Anlageklassen aufgelegt – heute sind es 15 aus den Bereichen Anleihen, Ak

Talib Sheikh Head of Strategy Multi-Asset

Jupiter Asset Management

tien und der gesamten Kapitalstruktur dazwischen. Diese sind über mehr als 3.500 Einzeltitel gestreut“, so JPMAMExperte Tanzmeister. Und AB-Portfoliomanagerin Watkin ergänzt, dass man in ihrem Hause die Engagements in diesen Anlageklassen taktisch anpasse, um sowohl das kurzfristige Risiko zu managen als auch – und das sei wichtig – die Veränderungen des Renditevorteils zwischen den Anlageklassen im Laufe der Zeit erfassen zu können.

Allzweckwaffe?

Bleibt letztlich die Frage im Raum, ob diese Produkte jeglichen Turbulenzen standhalten und immer ihr Versprechen der attraktiven Erträge abliefern. Das macht insbesondere den Charme dieser Fonds für tendenziell eher vorsichtige Anleger aus. Bei der Suche nach dem geeigneten Produkt sollten sie zumindest gezielt in das Factsheet reinschauen. So sollte der Anteil von Anleihen mit schlechterer Bonität im Fonds nicht zu groß sein. Stichwort Ausfallquote. Flexibles Agieren ist hierbei die Basis im Fondsmanagement, um Risiken möglichst zu antizipieren. (ah)

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