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Ursache, massive Wirkung

Die Gewinner der Panik

Jede Katastrophe, so groß sie auch ist, hat immer ihre Gewinner. In der aktuellen Corona-Krise zählt auf jeden Fall der Nahversorgungsbereich dazu, der durch Hamsterkäufe eine unerwartete Sonderkonjunktur erlebte. Nicht nur diese Einnahmen sind für den Einzelhandel eine positive Folge der Krise.

Es sind Bilder, wie man sie in Deutschland eigentlich überhaupt nicht kennt: Wo sonst Toilettenpapier in allen möglichen Variationen liegt, herrschte gähnende Leere. Ein ähnliches Bild gab es bei anderen Hygieneartikeln sowie lange haltbaren Lebensmitteln. Der Grund: Am Anfang der Pandemie hatte die Bundesregierung die Bürger dazu aufgerufen, für mindestens 14 Tage Vorräte im Haus zu haben, was dann entsprechend zu Hamsterkäufen führte. Von diesen haben die Nahversorger profitiert. „Der Nachfrageanstieg bei Hygieneartikeln und haltbaren Lebensmitteln hat allein im Februar im Lebensmitteleinzelhandel zu zweistelligen Um

Thomas Kuhlmann

Vorstand Hahn-Gruppe

satzzuwächsen gegenüber dem Vorjahr geführt“, berichtet Thomas Kuhlmann, Vorstandsvorsitzender der Hahn-Gruppe. Obwohl sich die Lage in den Supermärkten wieder beruhigt hat und bei so manchem Kunden der Bedarf an gewissen Produkten für eine lange Zeit gedeckt sein dürfte, bedeutet das nicht, dass der Einzelhandel keinen Nutzen mehr aus der Corona-Krise ziehen kann. „Wir beobachten stattdessen eine andere Entwicklung, von der die Händler durchaus längerfristig profitieren könnten: Der Außer-Haus-Konsum ist im Zuge der Pandemie-Eindämmung deutlich zurückgegangen. Statt das fertige Lunch am Arbeitsplatz zu kaufen oder sich abends im Restaurant zu treffen, wird verstärkt Zuhause gegessen. Die Lebensmitteleinzelhändler können davon erheblich profitieren, zu Lasten der Großhändler, die üblicherweise die Gastronomie beliefern“, so Thomas Kuhlmann, der nicht glaubt, dass der stationäre Einzelhandel dabei ernsthafte Konkurrenz fürchten muss: „Der Online-Handel, der im letzten

Manuel Jahn

Head of Business Development Habona Invest GmbH

Jahr einen Umsatzanteil von 1 % hatte, verfügt nicht über die Infrastruktur für ein schnelles Hochfahren der Kapazitäten, zumal den Händlern aufgrund der geringen Margen die Anreize für einen Ausbau des E-Commerce fehlen.“ Eine Mischform zwischen stationärem Einzelhandel und E-Commerce ist Click & Collect, also die Möglichkeit, Produkte im Internet zu bestellen und dann im stationären Einzelhandel abzuholen. Laut Manuel Jahn werden bei einem Schwergewicht der Branche die Umsätze aus der Corona-Sonderkonjunktur in die weitere Stärkung dieses Modells investiert. „Das bereits vor Corona aufgebaute Click & Collect-Netz von REWE soll schneller als vorgesehen ausgebaut und verdichtet werden. Schon kurzfristig sollen mehr als 700 Filialen mit den Abholstationen ausgestattet sein“, erläutert der Head of Business Development der Habona Invest GmbH.

Trends werden verstärkt

Auch wenn die Corona-Pandemie seit Wochen die Schlagzeilen dominiert, ist das zuvor beherrschende Dauerthema Nachhaltigkeit nicht vollständig aus dem Fokus geraten. Und wenn die Pandemie irgendwann vorbei ist, dürfte das Nachhaltigkeitsthema schnell wieder in aller Munde sein – im wahrsten Sinne des Wortes: Es geht dabei längst nicht nur um Energieerzeugung und Mobilität, sondern auch um die Ernährung. So

hat der Marktanteil von Bioprodukten in Deutschland innerhalb des vergangenen Jahrzehnts kontinuierlich zugenommen und liegt bei mittlerweile über 5 %. Auch die Herkunft der Lebensmittel wird ein immer wichtigerer Faktor für die Verbraucher: So gaben in der von Consors Finanz in Auftrag gegebenen Studie „Konsumbarometer 2019“ 93 % der deutschen Verbraucher an, dass die sie Produkten aus der eigenen Region vertrauen würden und 64 % finden es laut der Studie wichtig, dass es mehr Unterstützung und Förderung heimischer Produkte gibt. Dieser Trend dürfte laut Manuel Jahn ebenso auch künftig weitergehen. „War die Anfangsphase des Shutdowns noch vom Mengenwachstum einfacher Hortungsprodukte geprägt, setzt sich nun der langfristige Trend nach frischen, regionalen und Bioprodukten fort. Vor diesem Hintergrund sind die Entscheidungen der Lebensmittelfilialisten zu bewerten, ihre

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Investitionsprogramme trotz bzw. gerade wegen Corona fortzusetzen. So verfolgt die Kölner REWE Group seit 2018 ihre zusammen rund 6 Mrd. Euro schweren Investitionsprogramme ‚REWE 2020‘ und ‚PENNY 2020‘. Herzstück der Konzepte ist der modulare Aufbau von Frische- und Convenience-Elementen, die eine individuelle Anpassung an die Flächengröße sowie die regionalen und lokalen Besonderheiten ermöglichen soll.“ Einer anderen großen Einzelhandelskette kommen die zusätzlichen Umsätze durch die Hamsterkäufe ebenfalls gelegen: „Auch EDEKA hält am Investitionsbudget fest. Nach 1,7 Mrd. Euro im Vorjahr werden im laufenden Jahr noch einmal 2 Mrd. Euro für Verkaufsflächenerweiterungen, Ersatzstandorte und optimierte Logistik zur Verfügung gestellt. Bei der Discountschiene Netto sollen Umstellungen auf das neue Konzept im Vordergrund stehen. Darüber hinaus hält man am Ausbau des neuen

Investieren mit Wohnfühlfaktor

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Bio-Formats ‚Naturkind‘ sowie am Ausbau der BUDNI-Drogeriemärkte fest“, berichtet Manuel Jahn. Der Kunde ist vor allem deshalb König, weil er die Macht hat, durch seine Nachfrage über die Existenz von Handelsunternehmen zu entscheiden. Um die Bedürfnisse des Kunden nicht nur auf Produktebene zu befriedigen, haben gerade die Discounter in den vergangenen Jahren große Summen investiert. Manuel Jahn geht davon aus, dass die Corona-Sonderkonjunktur auch diesen Trend weiter fördern wird: „Angesichts der klaren Konsumtrends ist davon auszugehen, dass auch ALDI Nord sein Programm fortführt, insgesamt 3,8 Mrd. Euro für die Umstellung des Sortiments, veränderte Verpackungen und freundlichere Filialen in Deutschland aufzuwenden.“ Somit könnte schlussendlich auch der Endkonsument langfristig zumindest in einem Aspekt Vorteile durch die CoronaKrise haben. (ahu)

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