Bassenge Buchauktion 115: Literatur und Autographen

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BA S S E N G E Literatur und Buchillustration des 17. – 19. Jahrhunderts Literatur und Buchillustration – Philosophie und Pädagogik Kinder- und Jugendbücher – Papierantiquitäten

Autographen Auktion 115 | 8. April 2020

Bassenge Buchauktionen GbR . Erdener Straße 5a . 14193 Berlin-Grunewald Telefon +49 30 893 80 29-0 . Fax +49 30 891 80 25 . E-mail: books@bassenge.com . www.bassenge.com


e xperten | SPECIAL IST S Geschäftsführung | Management David Bassenge +49 (0)30-893 80 29-17 david@bassenge.com Kunstabteilung | Art Department Leitung 15. bis 19. Jahrhundert Dr. Ruth Baljöhr +49 (0)30-893 80 29-22 Head of Department 15th to 19th Century r.baljoehr@bassenge.com Graphik und Handzeichnungen des David Bassenge +49 (0)30-893 80 29-17 15.–19. Jahrhunderts, Gemälde david@bassenge.com Prints and Drawings 15th to 19th Century, Paintings Lea Kellhuber +49 (0)30-893 80 29-20 l.kellhuber@bassenge.com Nadine Keul +49 (0)30-893 80 29-21 n.keul@bassenge.com Harald Weinhold +49 (0)30-893 80 29-13 h.weinhold@bassenge.com Leitung Moderne und Zeitgenössische Kunst Klaus Spermann +49 (0)30-88 91 07 91 Head of Department 20th Century and Contemporary Art k.spermann@bassenge.com Simone Herrmann +49 (0)30-88 91 07 93 s.herrmann@bassenge.com Sandra Espig +49 (0)30-88 91 07 90 s.espig@bassenge.com Gabriella Rochberg +49 (0)30-88 91 07 92 g.rochberg@bassenge.com Berater | Consultant Jörg Maaß +49 (0)170 - 486 90 64 j.maass@bassenge.com Photographie | Photography Leitung | Head of Department Jennifer Augustyniak +49 (0)30-21 99 72 77 jennifer@bassenge.com Elmar F. Heddergott +49 (0)30-21 99 72 77 e.heddergott@bassenge.com Buchabteilung, Autographen | Books, Autographs Leitung | Head of Department Dr. Markus Brandis +49 (0)30-893 80 29-27 m.brandis@bassenge.com Harald Damaschke +49 (0)30-893 80 29-24 h.damaschke@bassenge.com Dr. Cosima Kristahn +49 (0)30-893 80 29-48 c.kristahn@bassenge.com Stephan Schurr +49 (0)30-893 80 29-15 s.schurr@bassenge.com Autographen | Autographs Dr. Rainer Theobald +49 (0)30-4 06 17 42 r.theobald@bassenge.com Logistik Management | Logistics Ralph Schulz +49 (0)30-893 80 29-16 r.schulz@bassenge.com Sekretariat | Office Anja Breitenbach +49 (0)30-893 80 29-12 a.breitenbach@bassenge.com Ellen Rusczyk +49 (0)30-893 80 29-33 e.rusczyk@bassenge.com Repräsentanzen | Representatives Rheinland Dr. Mayme Francis Neher +49 (0)175 - 204 63 23 info@mayme-neher.de Dänemark Peter Titelbech + 45 (0)2383 - 2448 p.titelbech@bassenge.com Italien Dr. Chiara Erika Marzi + 39 333 9924 868 c.marzi@bassenge.com


T ermin ü bersicht

Au ktion 115

dienstag, 7. april 2020

W ertvolle Bücher u nd Liter atur

Vormittag

Geschichte, Geographie und Reisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr.

1-158

Nachmittag 11.30 Uhr Varia Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Naturwissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Pflanzen- und Tierbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Haus- und Landwirtschaft, Jagd, Pferde . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Technik und Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Asiatica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Gastrosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Numismatik, Heraldik, Genealogie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Judaica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Kultur- und Sittengeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Moden und Kostüme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Militaria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Musik, Theater, Tanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Okkulta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Politik 20. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Recht, Staat und Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Sport, Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Buchwesen und Lexika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Kunstliteratur, Kunsthandwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr.

201-227 228-251 252-285 286-294 295-312 313-329 330-335 336-343 344-354 355-359 360-364 365-373 374-405 406-411 412-430 431-472 473-477 478-495 496-501

10.00 Uhr

Nachmittag 15.00 Uhr Handschriften, Alte Drucke, Theologie Handschriften und Einzelblätter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 1001-1020 Inkunabeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 1021-1036 Alte Drucke vor 1600 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 1037-1218 Bibeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 1219-1244 Theologie, Gebet- und Gesangbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 1245-1341 Architektur, Kunstaltertümer und Archäologie . . . . . . . . . . . . Nr. 1342-1392 Faksimiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 1393-1450 Mittwoch, 8. april 2020 Vormittag 10.00 Uhr Liter atur u nd Buchillustr ation 17.-19. Jh. Literatur und Buchillustration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 2001-2202 Philosophie und Pädagogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 2203-2228 Kinder- und Jugendbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 2229-2248 Papierantiquitäten des 18. und 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . Nr. 2249-2263 Nachmittag

15.00 Uhr

Autogr aphen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 2501-2780

Donnerstag, 9. april 2020 Vormittag 10.00 Uhr

Moder ne Liter atur & Ku nstdoku mentation Moderne Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3001-3469 Architektur, Design . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3470-3487 Foto, Film . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3488-3501

VORBESICHTIGUNG Dienstag, 31. März bis Freitag, 3. April 2020, jeweils 10.00-18.00 Uhr, Samstag, 4. April, 10.00-14.00 Uhr, Montag, 6. April, 10.00-16.00 Uhr, Sonntag geschlossen


2008

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Literatur und Buchillustration des 17.–19. Jahrhunderts Literatur und Buchillustration – Philosophie und Pädagogik – Kinder- und Jugendbücher – Papierantiquitäten

Literatur und Buchillustration 2001 (Adelung, Friederike). Emma oder Liebe und Täu­ schung. Von Klara (Pseudonym). VI, 200 S. 15,5 x 10 cm. HLeder d. Z. (stärkere Gebrauchsspuren). Leipzig 1810. 120 € (Neue Bibliothek für Freunde einer erheiternden und geistreichen Lektüre, Jg. XIV, Heft 12). Kosch VIII, 1240. Goedeke VI, 432, 18. – Leipziger Druck ihrer einzigen Veröffentlichung. Die aus Stettin stammende Erzieherin Friederike Adelung (1783-nach 1817) war die Nichte des bedeutenden Germanisten und Bibliothekars Johann Christoph Adelung, den sie in seinem letzten Lebensjahr in Dresden gepflegt hat. Ein zweiter Roman blieb unvollendet. Im selben Jahr erschien eine weitere Ausgabe in Breslau bei Korn. – Wasserrandig und stark fingerfleckig, Titel gestempelt. Exemplar einer Leihbibliothek mit deutlichen Lesespuren.

2002 Adimari, Alessandro. La Polinnia overo cinquanta Sonetti ... fondati sopra sentenze di G. Cor. Tacito con argom. a ciascuno d’essi ch’uniti insieme formano un breve discorso polit. e morale. 6 Bl., 101 S., 7 Bl. (l. w.). Mit teilkoloriertem Kupfertitel (in Pag.). 21,6 x 15,2 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig, angestaubt, berieben) mit goldgeprägtem RTitel. Florenz, P. Cecconceli, 1628. 500 € Jöcher I, 96. Jöcher-Adelung I, 223. – Erste Ausgabe. In der Art eines Fürstenspiegels verfasste Sonette von dem Florentiner Dichter Alessandro Adimari (1579-1649). “Issu d’une famille patricienne de Florence, il étudia les lettres grècques et latines, et cultiva la poésie avec succès. On a de lui une traduction en vers italiens des ‘Odes de Pindare’, qu’il accompagna de bonnes observations” (Hoefer I, 284). Der Kupfertitel mit einer allegorischen Darstellung „Signa tibi dicam“ und einer kleinen Italien-Karte, auf der die Apennin-Halbinsel in Rosé und die Inseln (Korsika, Sardinien und Sizilien) in Grün koloriert wurden. – Etwas fleckig und gebräunt, kaum Papierläsuren, aber wellig. Sehr selten, in der Berliner Staatsbibliothek als „Kriegsverlust“ gekennzeichnet, nur in wenigen anderen deutschen Bibliotheken vorhanden. Abbildung

2003 Aerdig leven van Thyl Ulenspiegel, waer in verhaeld word, niet alleenelyk veel aerdige en klugtige Poetsen en Boeveryen, maar ook bezonderlyk zyne wonderlyke Avonturen, die hem gedurende zyn leven voorgevallen zyn, zoo in Belgie als in andere Landen. 48 S. Mit Titelholzschnitt und 35 Textholzschnitten. 15 x 9,5 cm. Interimsbroschur d. Z. (Rücken lädiert, mit Eselsohren). Gent, Isabella Carolina van Paemel, (um 1850). 180 €

2002

Seltener erster Paemel-Druck des bis ins 16. Jahrhundert zurückgehenden niederländisch-flämischen Eulenspiegel-Volksbuchs, das inhaltlich in vielen Historien vom deutschen Volksbuch abweicht: z. B. kommt Eulenspiegel hier als Matrose bis in die Türkei und nach Indien und schließlich zurück nach Flandern, nach Blankenberge, Gent, Brügge und schließlich Damme, wo er sein Testament macht, stirbt und begraben wird. Bedeutender Quellentext: Auf den vorliegenden Druck geht Charles de Costers Kenntnis des Stoffes zurück, der ihn zur Abfassung seines Ulenspiegel veranlasste. Mit seinem Epos über den Freiheitskampf der Flamen gegen die spanische Unterdrückung begründete de Coster die moderne französischsprachige Literatur Belgiens. Über den KVK ist in deutschen Bibliotheken lediglich der moderne Reprint von 1981 nachweisbar. Eine Druckvariante der Paemel-Ausgabe befindet sich in der UB Erlangen. – Titel leicht fingerfleckig, Ecken etwas esels­ ohrig.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ A. L. Hülsen (Über die natürliche Gleichheit der Menschen und Naturbetrachtungen) und Sophie Bernhardi (Schwester von Ludwig Tieck; Lebens­ ansicht) und Literaturkritiken. Zur Kollation: I: IV, 177 S., 1 Bl. (Inhalt); 178 S., 1 Bl. (Errata). - II: 2 Bl., 180 S., 2 Bl., S. (181)-340. - III. 3 Bl., S. 1-164, 2 Bl., S. (165)-352; S. 256/57 doppelt paginiert. – Es fehlen der Haupttitel zu I/2 und die beiden Stücktitel zu II/1 und III/1. Etwas stockfleckig, die letzten Blatt von I/1 mit etwas größerem Braunfleck im Seitenrand. Fl. Vorsatz mit Besitzeintrag von 1888, hinterer Innenspiegel mit modernem Exlibris.

2006 Baurenfeind, Michael. Vollkommene Wieder-Her­ stellung, der bißher sehr in Verfall gekommenen gründ­ lich- und zierlichen Schreibkunst, worinnen der Jugend ein sicherer Weg, wie sie ... sich ... belehren ... kan, getreulich ... gezeiget wird. 2 Bl., 39 S. Mit Kupfertitel, typographischer Falttabelle, 6 Textkupfern und 59 Kupfertafeln. 24 x 36 cm. HPergament d. Z. (fleckig und berieben, oberes Kapital eingerissen). Nürnberg, Christoph Weigel, (1716). 750 € 2004

2004 (Apel, August). Der Freischütz. Travestie: by Septimus Globus, Esq. (Pseud.). 68 S. Mit 12 kolorierten gestochenen Tafeln nach Cruikshank. 25,5 x 18 cm. Moder­ ner HMaroquinband (OUmschlag restauriert und bei­ gebunden) mit goldgeprägtem RTitel. London, Baldwyn, 1824. 300 € Rümann, Das illustrierte Buch 66. Cohn 36. – Die Vorzeichnungen zu Cruikshanks Illustrationen stammen von A. Crowquill. Für die amüsante Parodie sind altenglische Volksweisen verwendet worden. – Papierbedingt etwas gebräunt. Abbildung

2005 Athenaeum. Eine Zeitschrift von August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel. 6 Teile in 3 Bänden (alles Erschienene). 20,5 x 12,5 cm. HLeinen des späten 19. Jahrhunderts (etwas berieben; mit hs. Papierrückenschild). Berlin, Friedrich Vieweg d. Ältere bzw. (Bände II und III:) Heinrich Frölich, 1798-1800. 1.200 € Goedeke VI, 10, 9. Houben 1-13. Diesch 1275. Kirchner I, 4619. Kippenberg I, 1460. MNE I, 33. – Erste Ausgabe des berühmten „ersten Organs für die Ideenwelt“ der Frühromantik mit bedeutenden Erstdrucken. Die Zeitschrift Athenäum erschien in drei Jahrgängen zu je zwei Heften, anfangs in sehr optimistischen 1250 bis 1500 Exemplaren, von denen nur ein Bruchteil abgesetzt werden konnte. Die Zeitgenossen er­kannten jedoch sofort die große Bedeutung dieses Journals und wer­te­ ten es als ein wichtiges Ereignis in einem geistig-literarischen Krieg, „der sich in Deutschland parallel zu den politischen Ereignissen in Frankreich, auf einer ‚höheren‘, rein geistigen Ebene abspielte“ (Hocks-Schmidt). Vielfalt, auch gegensätzliche Positionen waren innerhalb bestimmter Grenzen erwünscht. Auf diese Weise verwirklichte Friedrich Schlegel seine Vorstellungen von einer „Symphilosophie“. Mit zahlreichen Erst­ drucken der Herausgebers sowie von Novalis (Blütenstaub und Hymnen an die Nacht), Caroline Schlegel, Friedrich Schleiermacher (Fragmente), 2007

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

2006 VD18 12122092-001. Ornamentstichkatalog Berlin 4781. – Seltene erste Ausgabe des Nürnberger Schreibmeisterbuchs. 1736 erschien ein zweiter Teil unter gering abgeändertem Titel. – Kupfertitel mit angestückter Ecke, die Falttabelle mit Quetschfalten. Stellenweise etwas fingerfleckig, Innengelenke alt verstärkt. Sonst für ein Gebrauchsbuch wohlerhalten. Abbildung

2007 Bayle, Pierre. Historisches und Critisches Wörterbuch, nach der neuesten Auflage von 1740 ins Deutsche übersetzt; auch mit einer Vorrede und verschiedenen Anmerkungen sonderlich bey anstößigen Stellen versehen, von Johann Christoph Gottscheden. Nebst dem Leben des Herrn Bayle vom Herrn Desmaizeaux. 4 Bände. Mit gestochenem Portrait-Frontispiz und 4 wiederholten gestochenen TVignetten von Bernigeroth. 40 x 26,5 cm. HLederbände d. Z. (berieben und bestoßen, mit Schabspuren) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Leipzig, Bernhard Christoph Breitkopf, 1741-1744. 1.500 € Goedeke III, 361, 32. Fromm 2472. Zischka S. XXXVIII und 7. Lenz, Lexika, 43. – Erste deutsche Ausgabe der berühmten Enzyklopädie der Frühaufklärung, die bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts in ganz Europa großen Einfluss ausübte. Zu den Übersetzern der vorliegenden deutschen Ausgabe zählte nicht nur Gottsched, sondern auch J. E. Schlegel, J. J. Schwabe, C. F. Gellert und andere. Sie gehörte auch zu Goethes Bibliothek, der sie „wegen Gelehrsamkeit und Scharfsinn ebenso schätzbar und nützlich als wegen Klätscherei und Salbaderei schädlich“ fand. „Wohl das amüsanteste und geistreichste Wörterbuch, das jemals geschrieben wurde“ (Egon Friedell). „Das Werk ist eine Kritik historischer und philosophischer Grundsätze im Geiste der frühen Aufklärung. Die kritischen Anmerkungen überwuchern den eigentlichen Text. Seinerzeit heftig angegriffen; in vielen Ausgaben verbreitet. Enthält viel Geschichte und Biographie“ (Zischka). – Schönes und wohlerhaltenes Exemplar aus der Bibliothek des Dresdner Oberzollrates und Bibliophilen Georg Wilhelm Heinrich Ehrhardt (1862-

1935), der eine bedeutende Sammlung zum Fauststoff zusammentrug. Mit dessen historistischem Wappen-Exlibris von Emil Doepler (18551922) auf dem Innenspiegel. Abbildung

Vo A bis Z 2008 Berchem, Max von. „Initialen Bilder“. Folge von 27 signierten und datierten Orig.-Bleistift- bzw. Federzeichnungen, teils mit Deckweiß gehöht. Ca. 29 x 23 cm. Lose Blatt auf Trägerkarton montiert in etwas später mar­ morierter HLeinen-Mappe. (Frankfurt am Main 18541862) 3.000 € Nicht in den einschlägigen Künstlerlexika. – Kalligraphisches Schmuck­ alphabet des biographisch nicht nachweisbaren, in den 1850er und 1860er Jahren in Frankfurt am Main tätigen Künstlers aus dem bekannten süddeutschen Adelsgeschlecht. Die qualitätvollen, überaus fein ausgeführten und teils mit Deckweiß gehöhten Zeichnungen mit Bleistift und Feder zeigen neben dem Titel „Initialen Bilder“ und dem Blatt „Warnung“ an den Leser die 25 Buchstaben des lateinischen Alphabets (der Buchstabe „J“ steht gleichzeitig für das „I“), jeweils illustriert mit einer passenden naturalistischen Tierdarstellung sowie phantasievollausbordendem Pflanzen- und Blütenwerk im Stil der Münchener Künstlerkollegen Franz von Pocci und Eugen Neureuther. Dargestellt sind folgende Tiere bzw. Pflanzen: A wie Adler, B wie Bandgras, C wie „Cacadu“, D wie Distel, E wie Ente, F wie Fliegen, G wie Gämse, H wie Hirschkäfer, J wie Jagdgeräte, K wie Kirschvogel, L wie Laubfrosch, M wie Meisen, N wie (Vogel-)Nest, O wie Orang-Utan, P wie Pfauenauge, Q wie Quelle, R wie Reh (auf bläulichem Papier), S wie Schwan, T wie Tiger, U wie Uhu, V wie Vogel, W wie Wachtel (auf bläulichem Papier) ferner X und Y sowie Z wie Zobel. Jedes Blatt vom Künstler signiert und datiert (1854-1862; zwei Blatt auch mit der Ortsangabe Frankfurt am Main) und von einer wohl etwas späteren Hand auf dem Trägerkarton provisorisch betitelt. – Papierbedingt gleichmäßig mal mehr, mal weniger gebräunt, nur vereinzelte schwache Flecken. Die Trägerkartons im linken Rand mit Spuren einer früheren Bindung, die Seidenhemd-

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________

2008

chen stockfleckig und lädiert. Einziger Nachweis des in Vergessenheit geratenen, hier vielleicht neu zu entdeckenden Künstlers findet sich in den Digitalen Sammlungen im Frankfurter Städel Museum (die aber auch keine Lebensdaten o. Ä. kennen). Abbildungen, auch Seite 4

2009 (Bodmer, Johann Jakob; Hrsg.). Chriemhilden Ra­che, und die Klage; zwey Heldengedichte. Aus dem schwaebischen Zeitpuncte. Samt Fragmenten aus dem Gedichte von den Nibelungen und aus dem Josaphat. Darzu koemmt ein Glossarium. XVI, 286, 64 Sp. 20 x 15 cm. Marmorierter Lederband d. Z. (mit Fehlstellen durch Wurmfraß, etwas beschabt und bestoßen) mit reicher RVer­goldung und goldgeprägtem RSchild. Zürich, Orell und Comp., 1757. 500 € 8

Goedeke I, 184, IV. – Erste kritische Ausgabe des Nibelungenliedes, herausgegeben und kommentiert von dem Schweizer Philologen Johann Jakob Bodmer (1698-1783). „Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wußte niemand mehr um die Existenz des Nibelungenliedes. Bodmer und Breitinger haben dasselbe aus dem Staube der Hohenemser Bibliothek wiederum an das Licht gezogen. Bodmer meinte, den 1. Teil des Gedichtes als unwesentlich übergehen zu dürfen, und so erschien denn 1757 nur die 2. Hälfte desselben, mit der Ankunft der Burgunder bei Rüdiger beginnend. Beigegeben waren einige wenige Fragmente aus dem 1. Teil aus ‚Barlaam und Josaphat‘ von Rudolf von Ems“ (Baechtold 676). – Wenige Bleistift-Annotationen, vereinzelt etwas gebräunt, jedoch kaum fleckig. Gutes Exemplar.

2010 Böhlau, Christoph Dietrich von. Poetische JugendFrüchte, bey verschiedenen Gelegenheiten gesammlet. 11 Bl., 436 S. 19,5 x 11,5 cm. Mit gestochener Drucker-


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

2011

Bedeutendstes Portrait des Mystikers marke und gestochenem Frontispiz von J. G. Wolffgang. Leder d. Z. (oberes Kapital mit kleiner Fehlstelle) mit RVer­ goldung und goldgeprägtem RSchild, goldgeprägter Bordüre und Doppelfilete mit Eckfleurons auf den Deckeln. Coburg und Leipzig, Witwe M. Hagen und Georg Otto, (1740). 220 € Goedeke III, 374, 107. Faber du Faur 1722. Maltzahn 395, 184. HaynGotendorf I, 405. – Erste Ausgabe der Dichtungen des Sachsen-CoburgSaalfeldischen Kammerjunkers, Prinzenerziehers und Regierungsrates Christoph Dietrich von Böhlau (1707-1750). – Titel verso gestempelt. Vorderer Vorsatz mit längeren hs. Anmerkungen.

2011 Böhme, Jacob. - Wekker, Allardus. “Jacob Böhme Teutonicus Philosophus et Theosopus Centralis”. Kupferstich von Allardus Wekker nach Nicholas Werd. 44,5 x 34,2 cm. Auf Karton unter Glas in vielfach profilierter vergoldeter Holzleiste gerahmt. Amsterdam 1677. 2.000 € Ornamentstichsammlung OS 52.7. – Das berühmteste Portrait des Barockdichters, Philosophen, Theosophen und Mystikers Jacob Böhme (1575-1624) mit zahlreichen allegorischen Figuren, Objekten und Szenen. Der Stich von Nicholas Weerd nach Allardus Wekker ist eine Umsetzung des 1675 entstandenen Gemäldes von Lucinos a Lhibenau (Sammlung Johann Christian Senckenberg), die Beischrift unten lautet:

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2013 Boileau Despréaux, Nicolas. Oeuvres. Edition stéréotype. 2 Bände. XXIV, 322 S., 1 Bl.; 2 Bl., 330 S., 1 Bl. Mit 15 Kupfertafeln (davon 2 in 2 verschiedenen Druckzuständen) von Delvaux und Simonet nach Moreau le Jeune, Manceau nach Choquet u. a. 17 x 10,5 cm. Dekorative braune Maroquinbände (signiert: „Cuzin“) des späten 19. Jahrhunderts mit goldgeprägtem RTitel, reicher floraler RVergoldung, dreifachen Deckelfileten, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie Goldschnitt. Paris, Didot, (1799). 120 € Brunet I, 1060. – Schöner Didot-Druck. Die Kupfer mit mehreren Portraits von Boileau, Malherbe und Vergil, ferner mit Illustrationen zum komischen Heldengedicht Le Lutrin. – Drei Kupfer lose. Sauberes Exemplar. Abbildung

2014 Bürger, Gottfried August. Leonora. Translated from the german by W. R. Spencer. 5 Bl. (e. w.), 35 S. Mit gestochenem Frontispiz, 4 Kupfertafeln und 4 gestochenen Textvignetten nach Diana Beauclerc. 37 x 26,5 cm. Blindgeprägter Kalblederband (berieben, Kanten schwach beschabt, etwas bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild, Rücken- und Deckelvergoldung, Steh- und Innelkanten­ fileten sowie Goldschnitt. London, T. Bensley, 1796. 300 €

2017 „Lucinos a Lhibenau Inv. 1675. Desid. Stierhort van Leiden delineavit. N. Van Werd fecit Allardus Wekker Excudit Amsteld. 1677“. Ikonographisch ist das Bild von höchstem Interesse, zeigt es doch die gesamte Bandbreite der barocken Allegorie, die zahlreiche theosophische Deutungen, ganz im Sinne des großen Mystikers zulässt. – Bis über die Umfassungslinie beschnitten, teils kleine Läsuren, Randeinrisse, aber nur minimale Ausrisse, Gebrauchsspuren, wenige Knicke. Insgesamt sehr schön erhalten, kontrastreich und gratig gedruckt. Hervorragend gerahmt, Versand nur ohne Rahmen. Abbildung Seite 9

2012 Börne, Ludwig. Fragments politiques et littéraires. Précédés d’une note par M. de Cormenin, et d’une notice biographique sur l’auteur. 2 Bl., XXXIX, 243 S. 13,5 x 8,5 cm. Moderner Halbchagrinband im Stil des späten 19. Jahrhunderts (OBroschuren eingebunden, diese mit kleinen Knickspuren und leicht angestaubt). (Paris), Pag­ nerre, 1842. 120 € I. und P. Rippmann, V, 1120. – Zweite, posthume Ausgabe. Enthält Rezensionen zu Werken von Heine, Thierry, Hugo, W. Menzel, Gutzkow u. a. – Leicht gebräunt und braunfleckig.

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Lewine 88. Lowndes I, 294. Thieme-Becker III, 115. – Erste Ausgabe dieser Übersetzung mit den Illustrationen von Beauclerc. “Since William Taylor’s translation of Burger’s ballad ‘Leonora, A Ballad from Burger’ first appeared in the march issue of The Monthly Magazine for 1796, several versions of translation concurred as if they had participated in a contest for literary fame. Besides Taylor, the Poet Laureate, Henry James Pye, J. T.Stanley (whose version contains a strikingly marvellous illustration by William Blake), W. R. Spencer (whose version was illustrated with Lady Diana Beauclerc) and even Walter Scott had participated the contest. Scott’s version of ‘William and Helen’ was published with ‘The Wild Chase’ anonymously in 1796 at Edinburgh. John Aiken, the Editor of The Monthly Magazine, made a comment in “Half-yearly Retrospect of the State of Domestic Literature”, in January issue 1797: The Public has been much amused and gratified by a contest for literary fame among the several translators of Leonora, a wild and extravagant, but uncommonly interesting German ballad “ (Ruriko Suzuki, “Translation in the 1790’s: a Means of Creating a Like Existence and/or Restoring the Original.”). Mit deutsch-englischem Paralleltext. Luxusdruck in Fraktur und Antiqua auf starkem, zeitbedingt etwas vergilbtem Vélinpapier. – Vereinzelte schwache Stockflecken. Wohlerhaltenes Exemplar.

2015 Canitz, F. R. L. von. Gedichte ... nebst dessen Leben, und einer Untersuchung von dem guten Geschmack in der Dicht- und Rede-Kunst, ausgefertiget von Johann Ulrich König. Zweyte Auflage. LXXX, 476 S., 3 Bl. Mit gestochenem Frontispiz, gestochenem Portrait und mehreren Wappenkupfern. 20 x 13,5 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben) mit hs. RSchild (lädiert). Berlin und Leip­ zig, Ambrosius Haude, 1734. 150 €


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Goedeke III, 346, 1. Faber du Faur 1693. – Zweite von König besorgte Ausgabe mit der berühmten Abhandlung über den guten Geschmack. „Die bedeutendste Stellungnahme zu den grundlegenden Fragen der Dichtkunst von Bodmer und Breitinger“ (Kat. Neufforge, S. 542). – Vorderes Innengelenk angeplatzt, sonst wohlerhalten.

2016 Chamisso, Adelbert von. Peter Schlehmil‘s wundersame Geschichte. Nach des Dichters Tode neu herausgegeben von Julius Eduard Hitzig. Stereotypausgabe. XVI, 82 S., 1 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette und 15 weiteren Holzschnitt-Illustrationen von Unzelmann nach Adolph Menzel. 21 x 13,5 cm. Späterer marmorierter HLederband (etwas berieben) mit goldgeprägtem RTitel. Nürnberg, Johann Leonhard Schrag, (1839). 180 € Goedeke VI, 149, 14e. Rümann 1349. – Erste von Adolph Menzel illu­ strierte Ausgabe, der damals noch gänzlich unbekannt war, weshalb sein Name als Illustrator auf dem Titel keine Erwähnung findet. Exemplar des zweiten Drucks bei Breitkopf und Härtel in Leipzig mit der „Vorrede des Herausgebers“. – Etwas stockfleckig, Titel und Schlussblatt auch etwas fingerfleckig, Titel zudem mit kleinem Eckabriss. Vorsätze modern.

2017 (Chorier, Nicolas). Joannis Meursii (Pseud.) elegantiae latini Sermonis, seu Aloisia Sigaea Toletana. De arcanis amoris & veneris. Adjunctis fragmentis quibusdam eroticis. 2 Teile in 1 Band. XXIV, 211 S.; 2 Bl., 172 S., 1 w. Bl. Mit Kupfertitel und gestochenem Frontispiz. 18,5 x 11,8 cm. Sprenkelmarmoriertes hellbraunes Kalbleder d. Z. (schwache Kratzspuren, etwas beschabt und bestoßen) mit reicher RVergoldung, rotem goldgeprägtem RSchild, Deckelfileten und Innenkanten-Punktvergoldung. Leiden, Elzevir, 1774. 250 € Cohen-Ricci 239. Gay-Lemonnier II, 721. Hayn-Gotendorf VI, 522. Willems 2178. – Nachdruck der Elzevir-Ausgabe von 1757 mit dem Gra­velot zugeschriebenen Frontispiz, das in etwas kleinerem Format, auf blauem, festem Papier, auch der vorliegenden Ausgabe beigegeben wurde. Die Gespräche der Aloisia Sigaea sind klassische „Bettgeschichten“, insgesamt sieben Dialoge zwischen zwei Frauen zur Einführung, die den Leser in die Geheimnisse des Ehebettes einführen, ein RokokoEroticum ersten Ranges, das zahlreiche Auflagen erfuhr. Anonymer Verfasser ist der Jurist und Schriftsteller Nicolas Chorier (1612-1692), Stadtadvokat zu Grenoble, der unter dem Pseudonym des bedeutenden niederländischen Historikers und Philologen Johannes Meursius (15791639) publizierte. – Kaum fleckig. Sehr sauber und wohlerhalten, dekorativ gebunden. Abbildung

2018 Cicero, Marcus Tullius. Opera omnia quae exstant in sectiones, apparatui latinae locutionis respondentes. Teile I-II (von 4). 12 Bl., 306 S., 25 Bl.; 679 S., 64 Bl. Mit figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre und HolzschnittDruckermarke auf dem Titel. 37 x 32 cm. Leder des 18.

2013

Jahrhunderts (vollständig restauriert, etwas beschabt und berieben). Genf, P. de la Rouiere, 1615-1616. 150 € Vgl. Schweiger II, 106 (Ausgabe 1596). – Schöner Genfer Druck. – Titel von Teil mit hs. Anmerkung, im Rand angesetzt. Zu Beginn wenige Blätter im Rand hinterlegt und knitterfaltig. Leicht gebräunt und gering fleckig.

2019 Cicero, Marcus Tullius. Opera, quae supersunt, omnia, cum Asconio & scholiaste veteri; ac notis integris P. Victorii, J. Camerarii, F. Ursini ... Isaacus Verburgius collegit, diposuit, recensuit (etc.). 2 Bände. 18 Bl., 849 S.; 1051, 104 S. Mit Kupfertitel, 2 gestochenen Titelvignetten, gestochenem ganzseitigen Portrait und Kupfertafel. 39 x 25 cm. Pergament d. Z. (Gelenke angeplatzt, etwas berieben und angeschmutzt, etwas geworfen; ohne die beiden Bindebänder) mit RVergoldung, goldgeprägter Vignette und goldgeprägten Bordüren auf den Deckeln. Amsterdam, Westen, 1724. 300 € Schweiger II, 107. – „Saubere Ausgabe und in guten Exemplaren nicht häufig“ (Schweiger). – Leicht gebräunt und braunfleckig, gelegentlich etwas stärker. Stellenweise feuchtrandig. Exlibris.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Bemerkungen sich auf einen andren roman ähnlicher Art beziehen, nämlich auf Meleantons (i. i. Johann Leonhard Rosts) Opus ‚Die unvergleichliche Heldin, in dem Bilde der schönen Holländerin‘ (aus dem Französsichen des Jean Nicolas; Nürnberg 1715). Sollte diese Annahme nicht zutreffen, und das von den beiden lesewütigen Damen gemeinte Buch tatsächlich das von Iccander-Crell herrührende Machwerk sein, so würde daraus folgen, daß die vorliegende 1740 datiere Ausgabe der ‚Schönen Holländerin‘ nicht die erste sein kann, sondern daß die Schar­ teke damals schon mindestens 15 Jahre im Handel gewesen sein muß. Daß diese „wahrhafte Liebesgeschichte“ gerne gelesen wurde, geht daraus hervor, daß 1743 nochmals eine Ausgabe, wiederum im Verlage von Georg Friedrich Multz zu Franckfurth und Leipzig, herauskam“ (beilie­ gender Beschreibungstext). – Etwas gebräunt, Vorsätze älter erneuert, Exlibris.

2021 Dante Alighieri. La divina commedia. Dedicata alla sacra imperiale Maestà di Elisabetta Petrowna, Impe­ra­ trice di tutte le Russie. 5 Teile in 4 Bänden. Mit 2 gestochenen Frontispices gestochener Widmung, 2 gestochenen Portraittafeln, 5 wiederholten gestochenen Titelvignetten, 165 gestochenen Textvignetten, gefalteter Stammtafel mit Kupferstichen und 107 (statt 109) Kupfertafeln. 27,5 x 20,5 cm. Honigfarbenes Pergament d. Z. (minimal

2021

2020 (Crell, Johann Christian). Die Schöne Holländerin, oder Grisette, ein Muster der Tugend und Schönheit, In einer wahrhaftigen Liebesgeschichte dem weiblichen und männlichen Geschlecht zum Beyspiel vorgestellet, von Icandern (Pseudonym). 180 S. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochenem Frontispiz. 17 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (leicht beschabt) mit goldgeprägtem RSchild. Frankfurt und Leipzig, Georg Friedrich Multz, 1740. 250 € Hayn-Gotendorf III, 382. – Frühe Ausgabe dieser Scharteke der Trivialliteratur, zu dessen Druckgeschichte der Bibliophile Johannes Prinz, aus dessen Besitz das Exemplar, stammt, einige Recherchen angestellt hat: „Wie wir aus der ergötzlichen Szene der ‚Wochenvisite‘ in HenriciPicanders ‚Academischem Schlendrian‘ (1726) erfahren, gehörte ‚Die schöne Holländerin‘ mit zum hauptsächlichen Lesefutter der Leipziger Damenwelt. Die Wohlgemutin zählt das Buch unter ihren Lieblings­ romanen auf, worauf ihre Freundin, die Vielgeldtin allerdings entgegnet: ‚Was Menant und Talan geschrieben, mag noch so mit gehen, was aber Seladon, Selamintes, Iccander und andere geschmieret, ist nicht werth, daß mans lieset‘ (S. 355). Es besteht jedoch die Möglichkeit, daß diese 2022

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration berieben und bestoßen, kaum fleckig und geworfen) mit goldgeprägten roten RSchildern (teils leicht abgeplatzt). Venedig, Antonio Zatta, 1757-1758. 1.200 € Brunet II, 505. Gamba 396. Lanckoronska, Venezianische Buchillus­ trationen, 10ff. und 35 mit Abb. – Schönste illustrierte Dante-Ausgabe der Mitte des 18. Jahrhunderts, gewidmet der Zarin Elisaweta Petrowna (1709-1762). Die prachtvollen Kupfer schuf eine venezianische Gruppe von Kupferstechern, die aus der Werkstätte des Giuseppe Wagner hervorgegangen war, „eine Zusammenfassung der noch unter dem Einfluß der Barockmalerei stehenden Schüler von Tiepolo und Sebastiano Ricci“ (Lanckoronska). – Dem dritten Band fehlen 2 Kupfer zu den Canti XIV und XV, sonst vollständig mit allen Beigaben und Illustrationen. Titel mit kleiner alter Überklebung unten, sonst kaum fleckig. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

2022 Dante Alighieri. La divina comedia con tavole in rame. Hrsg. von A. Renzi, G. Marini und G. Muzzi. 4 Teile in 2 Bänden. Mit 3 wiederholten Titelkupfern und 125 Umrissradierungen. 48,5 x 32,5 cm. Grünes Halbleder d. Z. (Rücken verblasst bzw. gebräunt, Gelenke angeplatzt, Rücken von Band II partiell gelöst, etwas berieben) mit goldgeprägtem RTitel und goldgeprägter Justitia auf den Deckeln. Florenz 1817-1819. 1.200 € Gamba 402. Cicognara 1089. Graesse II, 331. Olschki, Katalog 75, Nr, 87. Mambelli 113. – „Questa magnifica edizione“ (Mambelli). – Stellenweise etwas braun- und stockfleckig. Unbeschnittenes, breitrandiges Exemplar. Abbildung

Drei Werke über die Machtbalance Europas während des spanischen Erbfolgekriegs 2023 (Defoe, Daniel). La balance de l‘Europe, ou la recherche des dangers respectifs qu‘il y a de donner la monarchie d‘Espagne a l‘empereur aussi bien qu‘au roi Philippe. Traduit de l‘Anglais. Mit kleinem Titelholzschnitt. 45 S. 14,4 x 9 cm. Rotgefärbtes Halbziegenleder d. Z. (beschabt und berieben) mit Marmorpapierbezug. Namur, N. Ghonse, 1712. 500 € Nicht bei Lowndes. – Erste Ausgabe, edition roulé, die auch titelgleich mit dem Impressum „Utrecht, J. Ribbius, 1712“ erschien. Die englische Erstausgabe des kleinen Essays über den Spanischen Erbfolgekrieg (17021715) von Daniel Defoe (1660-1731) war im Jahr zuvor, 1711, in London erschienen unter dem Titel The balance of Europe, or, an enquiry into the respective dangers of giving the Spanish monarchy to the emperour as well as to king Philip („Printed for John Baker at the Blak-Boy in Pater-NosterRow“). Defoes Meinung nach, “having Philip as King of Spain was better for preserving the balance of power in Europe. Besides the Spaniards seemed to want him, and he would gradually grow less French and more Spanisch” (Novak, Daniel Defoe, Oxford 2001, S. 398). – Minimal wellig, kaum fleckig, bemerkenswert schönes Exemplar des seltenen Drucks. – Beigebunden: I. Lettre à M. le Marquis de *** sur un livre

2023

intitulé Les Soupirs de l’Europe. 22 S. O. O. u. Dr. 1712. - II. L’europe esclave si l’empire est dans les chaines, où l’on fait voir le deplorable état dans lequel l’Allemagne est réduite par l’invasion des François. Traduit de l‘Anglois. 61 S. 1 Bl. London 1714. - Erste französische Übersetzung des Traktats Europe a slave when the empire is in chains, der zuerst 1713 veröffentlicht wurde. - Ähnlich gut erhalten. Abbildung

2024 Deinhardstein, (Johann Ludwig). Skizzen einer Reise von Wien über Prag, Teplitz, Dresden, Berlin, Leipzig, Weimar, Frankfurt am Main, Darmstadt, Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe, Stuttgardt, München, Salzburg, Linz, und von dort nach Wien zurück, in Briefen an einen Freund. 2 Bl., 192 S. 18 x 11 cm. OBroschur. Wien, C. Gerold, 1831. 220 € 13


Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2026 Dickens, Charles. David Copperfield. XIV S., 1 Bl., 624 S. Mit Stahlstichtitel, Stahlstich-Frontispiz und 38 Stahlstichtafeln nach Zeichnungen von H. K. Browne (Phiz). 21,5 x 14,5 cm. HLeder d. Z. (etwas fleckig, berieben und bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. London, Bradbury & Evans, 1850. 240 € Hatton 634-673. – Erste Buchausgabe von Dickens‘ wohl berühmtestem Roman. Mit den meisterhaften Illustrationen von H. K. Browne, der es schaffte, mit der gleichen Schnelligkeit zu produzieren wie der Autor. “David Copperfield markes the zenith alike of ‘Boz’s’ creative and of ‘Phiz’s’ interpretative achievement” (Waugh, Charles Dickens and his illustrators, S. 40). – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten. Mit dem häufig fehlendem Erratablatt.

2027 Didot, (Pierre). Essai des fables nouvelles dédiées au Roi suivies de poésies diverses et d‘une épitre sur les progrès de l‘imprimerie. 150 S., 3 Bl. 16 x 10 cm. Leder d. Z. (beschabt und bestoßen) mit RVergoldung. Paris, Didot, 1786. 90 € Cioranescu 24951. – Erste Ausgabe, eine der frühesten Veröffenlichungen Didots. „Ohne Illustrationsbeigaben veröffentlichte Didot Fabeln seit 1786“ (Bodemann 249.1 zur Ausgabe 1824). – Vorsatz und Vortitel mit Besitzvermerken. Leicht gebräunt, gering fleckig.

2029

Goedeke IX, 89. – Erste Ausgabe des zu Unrecht von Goedeke als „recht trocken“ abqualifizierten Reiseberichts des Juristen, Literaturkritikers, Autors und zeitweiligen Burgtheaterdirektors Deinhardstein (17941859). – Leicht stockfleckig, kleines Exlibris. Wohlerhaltenes Exemplar.

2025 Demosthenes. Demosthenis et Aeschinis principum Graeciae oratorum opera, cum utriusque autoris vita & Ulpiani commentariis, novisque scholiis ex quarta eaque postrema recognitione, graecolatina ... per Hieronymum Wolfium Oetingensem. 34 Bl., LXXIV S., 3 Bl., 1464 S., 22 Bl. Mit 2 wiederholten Holzschnitt-Druckermarken und Portraitkupfer im Text. 39,5 x 25 cm. Pergament d. Z. (Gelenke brüchig, leicht wellig, beschabt und bestoßen, ohne Bindebänder) mit goldgeprägtem schwarzen RSchild. Frankfurt, Johann Aubry für Claude de Marne und Erben, 1604. 500 € Schweiger I, 87. – Prachtvoll gedruckte griechisch-lateinische Parallelausgabe der Bearbeitung durch den Humanisten und Altphilologen Hieronymus Wolf (1516-1580) aus Öttingen, der 1551 erster Sekretär und Bibliothekar bei Johann Jakob Fugger in Augsburg wurde. Schweiger schreibt: „Inkorr. Ausg. Die Variant. sind vermehrt. Ziemlich selten“. – Gering gewellt, kaum Gebrauchsspuren, im Block sehr schön erhalten.

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2028 (Dreux du Radier, Jean-Francois). Récréations historiques, critiques, morales et d‘érudition; avec l‘histoire des fous en titre d‘office. 2 Bände. XX, 381 S., 1 Bl.; 2 Bl., 357 S., 1 Bl. 17 x 10,5 cm. Roter Maroquinband um 1880 (gering berieben und bestoßen, vereinzelt kleine Flecken) mit reicher Goldprägung. Paris, Robustel und Witwe Duchesne, 1767. 220 € Barbier IV, 47. Cioranescu 25397. Vgl. Hoefer XIV, 766 (Ausgabe Den Haag 1768). – Erste Ausgabe. “Historien, poete, journaliste et tra­duc­ teur, il a fait paraître un grand nombre d’ouvrages” (Hoefer). Enthält u. a. Abhandlungen über Balzac, Boileau, Duclos, Le Sage, Molière, Ovid, Platon, Racine, Richelieu, Sorbonne etc. – Gering fleckig. Schönes, sehr gut erhaltenes und dekorativ gebundenes Exemplar.

„... abern Bisken Morbis mang!“ 2029 Droescher, O(tto). Alt-Berliner Humor. Zwanzig handkolorierte Steinzeichnungen. Nach Zeichnungen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Folge von 20 kolorierten lithographischen Tafeln, fest montiert auf Trägerkartons. Lose Blatt in Pappband d. Z. (fleckig und berieben) mit koloriertem Deckelschild. (Berlin, Selbstverlag, um 1890). 300 € Vgl. Berlin-Bibliographie C 57133. Kosch III, 562. – Folge von 20 kolorierten Lithographien mit karikaturistischen Szenen aus dem Berliner Stadtleben der Kaiserzeit. Mit derbem, gleichzeitig aber auch feinsinnigem Berliner Straßenhumor, der in seiner altmodischen Begrifflichkeit nicht nur der heutigen Smartphone-Generation in der Hauptstadt


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Rätsel aufzugeben vermag. Wer außer versierten Mundartforschern weiß heute noch, wer oder was ein Mühlendammscher Jüngling ist? Oder ein Iklei? Oder kennt noch die Berliner Parfümerie Treu und Nuglisch, nach dessen Krönungswasser ein verlumpter Obdachloser beim Behördengang zu muffeln vorgibt? Der Zeichner und Schriftsteller Otto Droe­ scher (1863-1930; Pseudonym Frank May) verfasste auch eine gereimte Stadtchronik Berlins, die vorliegende Folge ist der Berlin-Bibliographie unbekannt geblieben. – Trägerkartons fingerfleckig. Wohlerhalten. Abbildung

2030 Einbände. - Azurblauer Seidenband mit reicher Goldprägung auf Rücken und Deckeln, dreiseitigem pun­ ziertem Goldschnitt in grasgrüner strukturgeprägter Pappdecke mit goldgeprägtem RTitel, RVergoldung und Deckelbordüren sowie roséfarbenem Spiegel. 16 x 10,5 cm. Norddeutschland 1821. 150 € Empire-Einband mit Bezug aus tiefblauer, schillernder geflochtener Seide. Rücken mit breiten Goldfileten als Zierbünde und Amphorenstempeln dazwischen, die Deckel mit Girlanden-Bordüre und Eckfleurons aus floralen Kränzen mit radialen Blüten. – Minimal berieben, Kapitale gering bestoßen, Rücken der Pappdecke etwas verblasst, Gelenke leicht brüchig, kleine Fehlstelle, kaum fleckig. Inhalt: Christliches Gesangbuch zur Beförderung der öffentlichen und häuslichen Erbauung für Neu-Vorpommern und das Fürstenthum Rügen. Neue Auflage. 6 Bl., 298 S., 5 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette. Stralsund, Wittwe Johann Struck, 1821. - Sauber und wohlerhalten.

2031 Einbände. - Buchkasten. Non-Book in wurzelmarmoriertem Kalblederband mit dekorativer Goldprägung 18,5 x 12,5 cm. Wohl England um 1865. 120 € In den historischen Buchblock von „Great historical mutinies“ (gold­ geprägter Rückentitel) des David Herbert (1830-1899) ist ein Fach von 14 x 8 x 3 cm eingeschnitten und mit Marmorpapier ausgelegt (minimale Abriebspuren), das mit der Schnittmarmorierung harmoniert. Der Rücken des geglätteten Lederbands ist mit feinsten floralen Goldornamenten und Fileten geziert, die Deckel umlaufen ebenfalls florale Bordüren. – Minimal berieben, kaum bestoßen, insgesamt wohlerhalten.

2032 Einbände. - Chagrinleder-Einband des Bieder­ meier. Blutrotes, waagerecht genarbtes Chagrinleder mit 3 dunkelgrünen, goldgeprägten RSchildern und reichster RVergoldung, die Deckel mit breiten Bordüren aus ebenfalls dunkelgrünen, reich mit floralen und figürlichen sowie Kandelaberfriesen goldgeprägten Lederintarsien, umlaufender Punktfilete und in den roten Spiegel hinein­ weisenden Eckfleurons aus Eventaille-Elemente, die von Schwänen flankiert werden, Stehkanten mit goldgeprägten Wellenfileten und Innenkantenfileten als goldene Arches mit Linienstäben. Grüne Seidenvorsätze und Spiegel, wie­derum mit Goldfileten-Bordüren und Eckfleurons (sig­niert: „Gebunden von J. Eckel in Mainz“). 21,6 x 11,6 cm. Mainz um 1821. 350 €

2036

Prachteinband des Biedermeier, bei dem der Klassizismus der Napoleonzeit schon die Formen des spätbarocken Rokoko abgelöst und in Deutschland zu einer eigenen stilistischen Ausprägung gefunden hat, die zwar durchaus Elemente des Empire aufnimmt, in ihrem Eklektizismus aber etwa auch italienisches Formenvokabular (z. B. aus dem Gro­teskenstil) einbezieht. – Stellenweise vereinzelt gering fleckig, im Schnitt leicht angestaubt. Inhalt: Franz Wilhelm Wesener. Vollständiger Gesundheits-Katechismus; ein Unterricht über Beschaffenheit und Pflege des menschlichen Leibes, mit besonderer Hinsicht auf Westphalen. Nebst Anweisung zur Rettung in plötzlichen Todesgefahren. 275 S. Paderborn, Joseoph Wesener, 1821. - Titel mit großem blauen Stempel „Bibliothek zu Neuhardenberg“. Gering fleckig, kaum gebräunt.

2033 Epinay, (L. F. P. Tardieu d‘Esclavelles d‘). Mémoires et correspondance, où elle donne des détails sur ses liaisons avec Duclos, J.-J. Rousseau, Grimm, Diderot, le baron d‘Holbach, Saint-Lambert ... ouvrage renfermant un grand nombre de lettres inédites de Grimm, de Diderot et de J.-J. Rousseau. 3 Teile in 1 Band. 20 x 13 cm. HLeder d. Z. mit RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Paris, Brunet, 1818. 200 € Brunet II, 1018. Cioranescu 27755. Gay-Lemonier III, 168. Hoefer XVI, 157. – Einer von drei Drucken im Jahr der Erstausgabe. „Ces ‚Mémoires‘ sont extraits d‘un roman autobiographique ... Mme. d‘Épinay s‘est trouvée être le chroniqueur authentique des moeurs de son siècle“ (Hoefer). – Titel von Teil I mit hs. Besitzvermerk. Wohlerhaltenes Exemplar.

2034 Erasmus von Rotterdam, D. Adagiorum chiliades iuxta locos communes digestae: quibus Hadriani Iunii, Iohannis Alexandri, Brasicani, Ioannis Ulpii, Gilberti Cog­ nati, Coelii Rhodigni, Polydori Virgilii, Petri Godofredi, Caroli Bovilli, Adriani Turnebi. 6 Bl., 776 S., 79 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 35 x 21 cm. Lädiertes Pergament d. Z. (Gelenke teils offen, größere 15


Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2036 Erasmus von Rotterdam, D. Morias Egkomion (graece). Stultitiae laus. Cum commentariis Ger. Listrii et figuris Jo. Holbenii. E codice Academiae Basiliensis. 40 Bl., 336 S., 6 Bl. (Index). Mit Kupfertitel (in Pag.), 3 Portraitkupfern, weiterer Kupfertafel, gestochener Titelvignette, gestochener Kopfvignette und 80 Text- bzw. Einklebekupfern von Wilhelm Stettler nach den Randzeichnungen Holbeins. 18,5 x 11,5 cm. Geglättetes Maroquin des 19. Jahrhunderts (etwas fleckig und berieben) mit goldgeprägtem RTitel sowie Rücken- und Deckelfilete sowie Innen- und Stehkantenvergoldung. Basel, Genathian, 1676. 300 € Graesse II, 495. Ebert 6878. Brunet II, 1037. – Späterer Basler Druck. Erasmus verfasste seine ironische Lehrrede Lob der Torheit 1509 während eines Aufenthalts bei seinem Freund Thomas Morus, der erste Druck mit den Illustrationen Holbeins erschien 1515 bei Johann Froben in Basel. – Blatt c1 mit Blatteinriss über die ganze Seite, Blatt e2 ebenfalls mit Riss. Etwas fleckig. Mit modernem Exlibris und etwas längerem hs. Eintrag auf dem fl. Vorsatz. Abbildung Seite 15

2037

Fehlstelle alt ersetzt, stärker fleckig, berieben und bestoßen, stärkere Gebrauchsspuren) mit großer blindgeprägter Arabeske. Hanau, Wechel für Johann Aubry Erben, 1617. 200 € Vgl. VD17 23:300576G. – Erweiterte Ausgabe seiner berühmten, erstmals 1500 in Paris erschienenen Sprichwortsammlung. – Durchgehend mit leichten Feuchtigkeitsspuren im oberen Rand, etwas stärker gebräunt, geringfügig braunfleckig, mit wenigen Randläsuren. Wenige hs. Marginalien meist mit Bleistift. Vorsatz am Anfang und letzte Lage mit Filmklebung. Nach VD17 fehlt am Schluss ein Blatt, Index ist jedoch vollständig. Mit hs. Besitzvermerk auf dem Vorsatz, Exlibris Henry Inglis.

2035 Erasmus von Rotterdam, D. Apophthegmatum ex optimis utriusque linguae scriptoribus collectorum, libri octo. 22 S., 1 w. Bl., 630 S., 37 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 14,5 x 8,5 cm. Pergament d. Z. (vorderes Gelenk mit kleinem Einriss, minimal angeschmutzt) mit hs. RTitel. Den Haag, T. Maire, 1641. 350 € Spätere Ausgabe. – Leicht gebräunt, gering braunfleckig. Fl. Vorsatz recto mit zwei alten hs. Besitzvermerken in Sepia.

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2037 Facetiae Facetiarum, hoc est, ioco-seriorum fasciculus novus, exhibens varia variorum autorum scripta, non tam lectu jucunda & jocosa; amoena & amanda, quam lectu vere digna & utilia. 1 Bl., 595 S. Mit Kupfertitel und Holzschnitt-Titelvignette. 13 x 8 cm. Blindgeprägter Perga­ mentband d. Z. (etwas fleckig und berieben, der Vorderdeckel mit den geprägten Initialen „C.O.M“ und der Jahreszahl „1646“). Pathopolis, Gelastinus Severus (d. i. Leiden, Elzevier), 1645. 300 € Willems 1635. Brunet II, 1157. Kistner-Seebaß NF 272. Jantz 3079. Nicht bei Hayn-Gotendorf. – Erste, aufgrund der Titelvignette der Offizin Elzevier zugeschriebene Ausgabe, gegenüber dem Erstdruck (Frankfurt 1615) um sechs Stücke vermehrt: „Selten! ... Sammlung von teilweise späthumanistischen witzig-kuriosen und pikanten Abhandlungen, in denen sehr oft auf das Studentenwesen Bezug genommen wird. Ein langes Stück (p. 397-444) ist ganz in deutscher Sprache abgefaßt, nämlich: ‚Hans Pumbsack‘ ... Ein lustiger Dialog, in dem einem Gelehrten eine Art Mittelding zwischen Bauer und Landsknecht gegenüber gestellt wird, der sich als ‚Patricius, von uhraldem Geschlechte uht der Stagdt Knobbenstedt‘ vorstellt und ein grobes Plattdeutsch spricht, aber über manche politische und akademische Dinge ganz gut Bescheid weiß. Die übrigen Teile des Buches ... sind mit zahlreichen, den Themen entsprechenden deutschen Redensarten und anderen deutschen Ein­ schüben durchsetzt“ (Kistner-Seebaß). Brunet und Willems loben das schöne Druckbild der vorliegenden Ausgabe, die Titelauflage von 1647 geriet dann weniger anspruchsvoll. Es folgten zwei weitere Ausgaben 1657 und 1741. – Titel mit Besitzeintrag. Etwas braunfleckig, sonst wohlerhalten. Innenspiegel mit dem Exlibris des Berliner Germanisten Richard Moritz Meyer (1860-1914). Meyer stiftete 1910 den nach seinem Doktorvater benannten Wilhelm-Scherer-Preis, der - nachdem er als Folge der Inflation 1923 eingestellt wurde - seit 2010 wieder gemeinsam von der FU und HU Berlin alle zwei Jahre vergeben wird. Exemplar in einem datierten zeitgenössischen Einband. Abbildung


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2038 Falkenskjold, Seneca Otto. Authentische und höchstmerkwürdige Aufklärungen über die Geschichte der Grafen Struensee und Brandt. 282 S. 16 x 9,5 cm. Pappband d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit hs. Rückenschild. „Germanien“ (d. i. Kempten), (Dannheimer), 1788. 260 € Borst 587, Anm. Hayn-Gotendorf VII, 465. Fromm 8784. – Erste deutsche Ausgabe. – Titel etwas leimschattig, etwas gebräunt und braunfleckig. – Dabei: Leben und Begebenheiten der beyden vormaligen Grafen, J. F. Struensee, und Enewold Brand, worinn die Erhebung, der Fall derselben, und beyder Hinrichtung, umständlich zu lesen ist. 80 S. 17 x 10 cm. Umschlag d. Z. (etwas gebräunt und fleckig, mit Feuchtigkeitsrand und hs. Inventarnummer) mit hs. Vorderdeckeltitel. Kopenhagen, 1773. - Etwas gebräunt und braunfleckig. - Hayn-Gotendorf VII, 466.

2039 (Fassmann, David). Gespräche in dem Reiche derer Todte, eilffte Entrevue, zwischen Eduardo III und dem gloriösen Wilhelmo III. Königen von Engeland ... Samt dem Kern derer neuesten Merckwürdigkeiten, und darüber gemachten curieusen Reflexionen. S. (817)-888. Mit gestochenem Frontispiz. 20,5 x 16 cm. Pappband des 20. Jahrhunderts mit goldgeprägtem RTitel. Leipzig, Cörner, 1720. 90 € Holzmann-Bohatta II, 7324. Vgl. Hayn-Gotendorf II, 602ff. – Bei HaynGotendorf nicht aufgeführte „Entrevue“ der Moralischen Wochenschrift. – Etwas gebräunt.

2040 Fielding, (Henry). Begebenheiten des Joseph Andrews und seines Freundes Abraham Adams. In dem Geschmacke der Abentheuer des Don Quixotte geschrieben. Ins Deutsche durch ein Mitglied der deutschen Gesellschaft übersetzt. 28 Bl., 598 S. Mit 12 Kupfertafeln. 17,5 x 11 cm. HLeder d. Z. (stärkere Gebrauchsspuren). Danzig, Johann Heinrich Rüdiger, 1745. 150 € VD18 10755772. Graesse II, 577. – Erste deutsche Ausgabe seines zuerst 1742 erschienenen humorvoll-realistischen Romans. – Es fehlen die zwölf Blatt Nachstücke. Stockfleckig, die letzten Blatt mit größerem Braunfleck in der unteren Ecke. Fl. Vorsatz mit zeitgenössischem Besitz­ eintrag sowie Eckabschnitt, Innenspiegel mit großem montierten Exli­bris. Abbildung

2041 Folengo, Teofilo. Opus macaronicum notis illustratum cui accessit vocabularium vernaculum, etruscum, et latinum. Edito omnium locupletissima. Titel in Rot und Schwarz. 2 Bände. 1 Bl., 8, LV, 307 S., 9 Bl.; 3 Bl., 411 S. Mit 2 wiederholten gestochenen Titelvignetten, 53 gestochenen Initialen und 75 Textkupfern sowie Falttabelle. 27 x 18,5 cm. Marmorierter Lederband d. Z. (etwas berie­ ben, teils mit kleinen Wurmspuren) mit reicher RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Amsterdam, Braglia, 1768-1771. 300 €

2040 Brunet II, 1319. – Spätere Amsterdamer Ausgabe. „Edition enrichie de notes très-utiles, mais qui a été faite d‘après le texte altéré de 1530“ (Brunet). „Die Satiren auf das Rittertum und die ritterliche Literatur von Teofilo Folengo (1491-1544), der mit seinem ‚Baldus‘ die erste Parodie auf den ‚Rasenden Roland‘ verfasste und damit große Berühmtheit erlangte. Verfasst in der sogenannten ‚macaronischen‘ Sprache, einem genialen Gemisch aus Latein und Italienisch, das von Folengo perfektioniert wurde und sich gegen die strengen Cicero-Epigonen wendet, deren ‚überakademischem‘ Neulatein Folengo seine ‚burleske Lust an kreativen Neologismen‘ entgegenstellt, die eine regelrechte ‚Karnevalisierung‘ der Sprache mit sich bringen, die weit entfernt ist vom Humanistenlatein“ (KNLL). – Titel gestempelt, sonst sauber und wohlerhalten. Abbildung Seite 18

2042 Fontane, Theodor. Gesamtausgabe der erzählenden Schriften. 2 Reihen in zusammen 9 Bänden. Mit Portrait. 19,5 x 12 cm. OLeinen (etwas berieben). Leipzig und Berlin, Fischer und Finkent, 1925. 100 € Schobeß 57. – Mit einer Einleitung von Paul Schlenther. – Teils mit Bleistiftanstreichungen und Notaten auf den Vorsätzen, einige wenige montierte private Ausschnitte. Mit Exlibris.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________

2041

2043 Fontane, Theodor. Cécile. Roman. 2 Bl., 296 S. 17,5 x 11,5 cm. Späterer marmorierter Pappband mit gold­ geprägtem RSchild. Berlin, Emil Dominik, 1887. 300 € Borst 3710. Nicht bei Schobeß. – Erste Buchausgabe. „Wie L‘Adultera und Effi Briest ist auch Cécile eine Figuration der Fontaneschen Auseinandersetzung mit der Ehe als einer gesellschaftlichen Institution, in der die Schwierigkeit, das Recht des Individuums auf Freiheit und Forderung der Allgemeinheit nach Ordnung miteinander in Übereinstimmung zu bringen, besonders deutlich wird ... Das äußere Geschehen tritt ... hinter den Dialogen zurück, die mit urbaner Eleganz geführte Causerien als auch geschickt gehandhabte Mittel zur psychologisch nuancierten Cha­ra­ kterisierung sind“ (KLL). – Reihentitel mit angesetzter Ecke, Titelblatt etwas unfrisch und mit Ziffernsignatur, sonst wohlerhalten.

2044 Fontane, Theodor. Irrungen, Wirrungen. Roman. 1 (statt 2) Bl., 284 S. 18,5 x 13,5 cm. Brauner OLeinenband (hinteres Gelenk geplatzt, etwas bestoßen, Rückdeckel mit schwachem Feuchtigkeitsfleck) mit Schwarz-, Gold- und Blauprägung. Leipzig, F. W. Steffens (1888). 300 € Schobeß 172. – Erster Druck der ersten Buchausgabe. „Der Vorabdruck ... in der ‚Vossischen Zeitung‘ ... hatte bei Fontanes Berliner Verlegern Emil Dominik und Wilhelm Hertz offenbar kein Interesse an einer Buch­ ausgabe geweckt. Der Autor überließ deshalb die Rechte der jungen Leipziger Firma von Fr. W. Steffens, in der Anfang 1888 die Erstausgabe ohne Jahreszahl erschien. Als Steffens nur ein Jahr später seine Verlags­ rechte an einen Königsberger Verlag (Heinrich Matz) verkaufte, waren die meisten Exemplare von ‚Irrungen, Wirrungen‘ noch am Lager und wurden mit dem Titelblatt der neuen Firma versehen. Wieder ein Jahr später erwarb Friedrich Fontane, der Sohn des Dichters, die Restauflage (immerhin noch rund 500 Exemplare) und sorgte mit wieder neuen Titelblättern für eine zweite Titelauflage“ (Philobiblon 1986, H. 2).

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Das Werk erregte seinerzeit bekanntlich einiges Aufsehen, weil Fontane die unstandesgemäße Liebe zwischen dem Adligen Botho und Lene, einem Mädchen des vierten Standes, als „einfach und natürlich“ bezeich­ nete und damit den herrschenden Moralcodex verletzte. – Vorderes Innengelenk und Titel im Bug mit Transparentstreifen verstärkt, Titel dort auch mit Kleberesten. Nur vereinzelte Flecken, papierbedingt schwach gebräunt.

2045 Fontane, Theodor. Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. 4 Bl., 350 S., 1 Bl. 19 x 13 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (etwas berieben und bestoßen, Deckel mit schwachen Kratzspuren) mit goldgeprägtem RSchild. Berlin, Julius Springer, 1860. 200 € Schobeß 185. Borst 2754. – Erste Ausgabe seines Berichts von einer Schottland-Reise, die Fontane gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Bernhard von Lepel unternahm. Diesem, „seinem lieben Freunde und Reisegefährten“, ist das Buch und das in herzlichem Ton gehaltene Vorwort gewidmet. Noch ist von der Entfremdung nichts zu spüren, die zwei Jahrzehnte später einen Grad erreichte, der Fontane in dem Freund nur noch einen kraftlosen, bemitleidenswerten Versager sehen ließ. – Letztes Blatt (Inhalt) schwach leimschattig.

2046 Fontane, Theodor. Die Poggenpuhls. Roman. 2 Bl., 176 S. 18,5 x 13 cm. Blauer OLeinenband (etwas berieben und bestoßen) mit reicher Schwarz- und Goldprägung und goldgeprägtem RTitel. Berlin, Friedrich Fontane, 1896. 240 € Schobeß 234. – Erste Buchausgabe, der bei Schobeß nicht verzeichnete Erstdruck erschien 1895/96 in Band I der Zeitschrift Vom Fels zum Meer. Fontanes später, realistischer Roman aus der Berliner Gesellschaft ist durch einen Wandel der Stände gekennzeichnet: Der verarmte preußi-


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration sche Adel muss die Standestradition überwinden und sich mit dem neuen jüdischen „Geldadel“ arrangieren. Die Redaktion der populären Wochenschrift Daheim hatte das Manuskript abgelehnt. – Vorderes Innengelenk gering angeplatzt, Seitenschnitt leicht fleckig. Papierbedingt schwach gebräunt.

2047 Fontane, Theodor. Quitt. Roman. 1 Bl., 338 S. 18,5 x 13,5 cm. Blauer OLeinenband mit goldgeprägtem RTitel und reicher Schwarz- und Goldprägung. Berlin, Wilhelm Hertz, 1891. 250 € Schobeß 241. Borst 3889. – Erste Buchausgabe. Den Förster- und Wild­ diebstoff für den Roman hatte Fontanes Schmiedeberger Korrespondent Georg Friedlaender geliefert. Der Roman war im Vorjahr - mit erheblichen Kürzungen - in der Gartenlaube erschienen, nachdem sich „seriö­ sere“ Verleger zögerlich gezeigt hatten. Fontane war nicht unzufrieden, denn die Gartenlaube zahlte besser als etwa die Deutsche Rundschau. Kurioserweise erschien 1897, also noch zu Fontanes Lebzeiten, ein Roman von J. R. zur Megede mit demselben Titel Quitt in Über Land und Meer, ausgerechnet in demselben Jahrgang, in dem Fontanes Stechlin abgedruckt wurde. – Fl. Vorsatz mit Einriss im oberen Bug. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar.

2048 Fontane, Theodor. Schach von Wuthenow. Erzählung aus der Zeit des Regiments Gensdarmes. 1 (statt 2) Bl., II S., 1 w. Bl, 229 S. 18 x 12,5 cm. HLeder d. Z. (etwas berieben und bestoßen, vorderes Gelenk geplatzt, Rücken und VDeckel gelockert) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Wilhelm Friedrich, 1883. 350 € Vgl. Schobeß 243. – Erste Buchausgabe der seltenen Erzählung Fontanes aus der Zeit kurz vor dem dritten Napoleonischen Krieg 1806. Der Erst­ druck erschien 1882 in der Vossischen Zeitung. – Es fehlt der Vortitel, erstes Textblatt im oberen Bug mit Einriss (5 cm). Papierbeding im Rand gebräunt. Innenspiegel mit modernem Exlibris. Abbildung

2049 Fontane, Theodor. Stine. 1 Bl., 175 S. 19 x 13 cm. Blauer OLeinenband (gering berieben und bestoßen) mit reicher Schwarzprägung und goldgeprägtem RTitel. Berlin, Friedrich Fontane, 1890. 300 € Schobeß 260. – Erste Ausgabe des Berliner Romans, der besonders von der Atmosphäre der Großstadt und dem Dialekt des zeitgenössischen Berlin geprägt ist. Der tragische Ausgang wird als Kritik an der wilhelminischen Gesellschaft gesehen. – Fl. Vorsatz mit hs. Besitzeintrag, Titel verso mit Sammlungsstempel, anfangs mit sehr kleinem Braunfleck im oberen Rand.

2050 Fontane, Theodor. Unterm Birnbaum. 3 Bl., 156 S., 1 Bl. 17,5 x 12 cm. Hellbrauner schwarzgeprägter OLeinen­ band (Gelenke etwas berieben) mit goldgeprägtem RTitel und goldgeprägter Deckelvignette. Berlin Grote, 1885. 150 €

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Grote‘sche Sammlung von Werken zeitgenössischer Schriftsteller, Band XXIII. Schobeß 128. Borst 3645. – Erste Buchausgabe. Das „scheinbar abseitige Werk des alten Fontane“ zählte lange zu den minderen und kaum erwähnten Arbeiten des Autors, ist jedoch nach Ansicht Reuters und der neueren Fontane-Forschung eine „der wenigen bedeutenden Kriminalerzählungen der deutschen Literatur“. – Buchblock etwas ver­schoben, vorderes Innengelenk sauber und unauffällig verstärkt. Reihentitel mit kleinem Besitzeintrag, Schlussblatt mit Sammlungsstempel.

2051 Fontane, Theodor. Unwiederbringlich. Roman. 2 Bl., 343 S. 19 x 13,5 cm. Grüner OLeinenband mit reicher Gold- und Schwarzprägung. Berlin, Wilhelm Hertz, 1892. 300 € Schobeß 294. – Erste Buchausgabe der tragisch endenden Geschichte des Versuchs, eine Ehe zu retten. Der Erstdruck erschien 1891 in den Bänden LXVI und LXVII der Deutschen Rundschau. – Fl. vorderer Vorsatz verso mit zeitgenössischem Besitzeintrag („Marie Herschke. Biel 1893“). Sehr schönes und wohlerhaltenes Exemplar.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2053 Franzischino der Eingeweihte. 2 Bände. 256 S.; 232 S. 17 x 9,5 cm. Pappbände d. Z. (fleckig, berieben und bestoßen, Gelenke überklebt). Palermo (d. i. Wien) 1792. 220 € Einzige Ausgabe des in den gängigen Bibliographien nicht nachweisbaren Trivialromans. Mehrere Online-Bibliothekskataloge nennen einen Carl Schaumburg als Drucker. – Gebräunt und teils etwas fleckig, Buchblock verzogen.

2054 Der Freimüthige. Nr. 1-144. 574 S. 24 x 17 cm. HLeder d. Z. (berieben und bestoßen; stärkere Gebrauchs­ spuren). Berlin, R. Liebmann, (1850). 180 € Kirchner 10988. – Kompletter Jahrgang der seltenen, monatlich in 12 Ausgaben erschienenen satirisch-humoristischen Zeitschrift, die Erzählungen, Gedichte, vermischte Nachrichten, Reiseabenteuer etc. kolportierte. Der Freimüthige erschien von 1843 bis 1857 in Berlin, zunächst bei Reinhardt, ab 1849 bei Liebmann und wurde „unter Ver­ ant­wortlichkeit des Verlegers redigirt“. In Düsseldorf vertrieb Scherl die Zeitschrift als Kommissionär. Auch eine politisch spitze Tendenz wird hin und wieder sichtbar: „Frage: Warum erhalten so viele kleine Prinzen immer bürgerliche Ammen? Antwort: Damit sie sich von Kind­ heit an daran gewöhnen, das Volk auszusaugen“ (Nr. 32). – Das Blatt S. 237/8 zerrissen und alt geklebt (mit Textverlust), mehrere Blatt mit kleineren Randläsuren, jedoch ohne Texteinbußen. Teils fleckig und eselsohrig.

2055 Die freiwilligen Jäger. Eine Erzählung für die Jugend und Jugendfreunde. VI S., 1 Bl., 152 S. 16,5 x 10,5 cm. Etwas späterer HLeinenband (stärker berieben, VDeckel mit vertikaler Knickspur). Regensburg, Joseph Manz, 1841. 150 € 2058

2052 Fontane, Theodor. Vor dem Sturm. Roman aus dem Winter 1812 auf 13. 4 Teile in 2 Bänden. 19,5 x 14 cm. Hellbraune OLeinenbände (Rücken von Band I gelöst und etwas lädiert, fleckig und berieben, bestoßen) mit reicher Schwarz- und Goldprägung. Berlin, Wilhelm Hertz, 1878. 450 € Schobeß 274. Wolpert, Fontane Blätter 80, S. 138. Borst 3382 („Wohl die seltenste der Erstausgaben von Fontane“). – Erste Buchausgabe des ersten großen Romans, mit dem der bis dahin als „Heimatschriftsteller“ klassifizierte, fast 60jährige Fontane den Weg zu einer „realistischen“ Prosa einschlug, die hier noch beinahe unbeachtet blieb; die wenigen Rezensenten bemängelten „Formlosigkeit im künstlerischen Aufbau“. Der Erstdruck erschien im selben Jahr in Jahrgang XIV der Familienzeitschrift Daheim. Exemplar im hellbraunen Verlagseinband, der in der motivischen Gestaltung von dem bei Wolpert beschriebenen Einband in der Farbe Karminrot abweicht. – Block etwas verschoben, vereinzelte Flecken, Bindung von Band I teils leicht gelockert; Band I mit Einbanddefekt.

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Erste Ausgabe der anoym verfassten erbaulichen Erzählung; eine zweite umgearbeitete Auflage erschien ebenda 1850. – Es fehlt wohl der auf dem Titel erwähnte Stahlstich (der Vermerk dort alt mit Tinte gestrichen). Fingerfleckiges Exemplar. Kein bibliothekarischer Nachweis in einer deutschen Bibliothek.

2056 Frisch, Johann Leonhard. Nouveau dictionnaire des passagers François-Allemand et Allemand-François, oder neues Frantzösisch-Teutsches und Teutsch-Frantzösisches Wörter-Buch. Neue und vermehrte Auflage. 7 Bl., 2040 Sp.; 1 Bl., 744 Sp. Mit gestochenem Frontispiz von Bernigeroth nach Richter. 22 x 13,5 cm. Pergament d. Z. (stärker fleckig, kleine Einrisse an den Kanten). Leipzig, Johann Friedrich Gleditsch, 1739. 120 € Zaunmüller 150. – Recht frühe Ausgabe des höchst erfolgreichen, im 18. Jahrhundert noch mehrmals aufgelegten Wörterbuchs. „Wertvoll wegen aller Wörter in beiden Teilen“ (Zaunmüller). „Auf dem Gebiete der Sprachwissenschaft wirkte Frisch bahnbrechend ... Aber auch für Germanistik und Romanistik hat er Beachtliches geleistet“ (NDB). – Vorsätze im 19. Jahrhundert erneuert. Leichte Gebrauchsspuren.


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2057 Gellert, Christian Fürchtegott. Sammelband mit 14 Kleinschriften zum Tod des Dichters. 17,5 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (etwas berieben und bestoßen, Rücken mit leichten Schabspuren und Knickfalte) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild („Gellerts Schriften. Anhang“). Leipzig u. a. 1770. 1.500 € Sammelband mit 14 raren Gelegenheitsdrucken zum Gedenken an den am 13. Dezember 1769 verstorbenen Dichter und Moralphilosophen Christian Fürchtegott Gellert. Die Nachrufe, Trauergedichte, Leichenpredigten, Erinnerungen etc., teils anonym verfasst und ohne Firmierung gedruckt, erschienen wohl sämtlich in Leipzig, Gellerts Geburtsort und lebenslange Wirkungsstätte, im Jahr nach seinem Tod. Die Auswahl zeigt die Fülle der erschienenen Kleinschriften und reflektiert den hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad Gellerts, der zu Lebzeiten zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellern zählte. Vorhanden sind folgende Drucke: I. F. G. Gellert. Sämmtliche Schriften. Anhang. 5 Bl., 206 S. Mit gestochener Titelvignette. Leipzig, Caspar Fritsch, 1770. - II. Derselbe. Freund­ schaftliche Briefe. 40 S. Mit gestochener Titelvignette. Leipzig, Johann Gabriel Büschel, 1770. - VD18 10561919-007. - III. Derselbe. Anhang zum (sic) freundschaftlichen Briefen. 76 S. Mit gestochener Titelvignette. Ebenda 1770. - VD18 10561919-007. - IV. Derselbe. Gellerts letzte Vorlesungen. Herausgegeben und mit einer Vorrede begleitet von einem seiner Zuhörer. 46 S., 1 Bl. Ebenda 1770. - VD18 11085444. - V. Johann Georg Eck. Gellerts Empfehlung. Eine Vorlesung den 16. December 1769 gehalten. 30 S., 1 w. Bl. Leipzig, Christian Gottlob Hilscher, 1770. - VD18 90403959. - VI. (Anonymus). Gellert als Vater von einem Leip­ ziger Frauenzimmer beschrieben. 32 S. Leipzig, Johann Ehrenfried Walther, 1770. - VD18 10347011. - VII. (Johann Christian Schmidt?). Die weinende Muse an der Gruft des Herrn Professor Gellerts von J. C. S. 31 S. Leipzig, Johann Gottfried Müller, 1770. - VD18 10348042. - VIII. (Johann Alexander Tiessen). Gellerts Andenken in der Campagne. Aufgerichtet von einem alten erfahrnen Officier von T**. 24 S. Frank­ furt und Leipzig, 1770. - VD18 10308830. - IX. (Anonymus). Gellert als ein Gelehrter und ein Christ betrachtet von einem seiner Verehrer. 30 S. Leipzig, Wilhelm Gottlob Sommer, 1770. - VD18 10332219. - X. Justus Friedrich Froriep. Ein Traum bey dem Tode des Herrrn Professor Gellerts. Zum zweytenmal herausgegeben und mit einem eige­ nen Gedichte vermehret. 24 S. Leipzig, Holl, (1770). - VD18 10561595. - XI. (Anonymus). Das Grab Gellerts. Ein Gedicht. 22 S. Mit gestochener Titelvignette. Leipzig, Siegfried Lebrecht Crusius, 1770. - VD18 10562613. - XII. (Anonymus). Moralische, satyrische und kritische Ana­ tomie der Schriften, auf Herrn Professor Gellerts Tod. 2 (statt 4) 4 Teile. 152 S. (durchgehend paginiert). Frankfurt und Leipzig 1770. - VD18 10308881. - XIII. (Frederik V. Wedel-Jarlsberg). Freundschaftliche Erinnerungen an die Verfasser der moralischen, satyrischen und kritischen Anatomie der Schriften auf den Tod des Herrn Professor Gellerts. 14 S. O. O. u. Dr. 1770. - VD18 1130314X. - XIV. (Anonymus). Ueber einige Schriften die des Hrn. Prof. Gellerts Tod veranlaßt hat. Ein freundschaftlich Gespräch von R. und M. XVI, 28 S. O. O. u. Dr. 1770. - VD18 11238518. Unikale Zusammenstellung eines den Dichter verehrenden zeitgenössischen Lesers, der die erworbenen Kleinschriften an den „Anhang“ der 1769 bis 1774 in Leipzig erschienenen ersten Gesamtausgabe von Gellerts Schriften binden ließ (siehe Rückenschild) und die posthum beendete Werkausgabe somit buchstäblich zum Abschluss bringt. Als buchbinderische Einheit bildet der Sammelband ein unmittelbares, authentisches Zeugnis der zeitgenössischen Lesekultur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. – Etwas gebräunt und braunfleckig, sonst wohlerhalten. Fl. Vorsatz mit Besitzeintrag aus dem Jahr 1781.

2058 Gellius, Aulus. Noctes Atticae. Editio nova et prioribus omnibus docti hominis cura multo castig[a]tior. 23 Bl., 498 S., 61 Bl. Mit Kupfertitel. 13 x 7,4 cm. Pergament d. Z. (fleckig und mit geringen Knickspuren). Amsterdam, Janssonius, 1651. 150 € Schweiger II, 378 („Elzevir“; s. u.). Vgl. Willems 1127. – Titelauflage der bei Ludvig Elzevir in Amsterdam gedruckten Ausgabe: „Edition fort jolie et qui passe pour très correcte. C‘est J. Fr. Gronovius qui en a été l‘édi­ deur“ (Willems). Schweiger, der die Elzevir-Ausgabe ebenfalls lobt: „Neue, werthvolle Recension ... Sauber und in guten Exemplaren nicht häufig“ vermerkt: „Unter demselben Datum kennt man eine Elzevir Ausgabe, welche indess ein blosser Nachdruck der obigen und nicht geschätzt ist. Sie ist daran kenntlich, das auf dem Titel castigtior steht“. Bei der vorliegenden Janssonius-Ausgabe handelt es sich höchst wahrscheinlich um diesen Nachdruck, der von Schweiger irrtümlich der Offizin der Elzevir zugeschrieben wurde. – Titel mit kleinem Zahlenvermerk, gelegentliche Unterstreichungen, blasse Wasserränder und Flecken. Gutes Exemplar. Abbildung

Der Beginn des Sturm-und-Drang 2059 (Gerstenberg, Heinrich Wilhelm von). Ugolino. Eine Tragödie, in fünf Aufzügen. 1 Bl., 67 S. 19,5 x 15 cm. HLeder d. Z. (berieben, oberes Kapital lädiert) mit RSchild. Hamburg und Bremen, Johann Heinrich Cramer, 1768. 250 € Goedeke IV/1, 190, 13. Holzmann-Bohatta IV, 7882. – Erste Ausgabe von Gerstenbergs anonym erschienenem dramatischen Hauptwerk. „1768 nimmt er mit seinem Experiment ‚Ugolino‘ weite Teile des Theaters des Sturm und Drang vorweg“ (KLL). Die Handlung basiert auf der Leidensgeschichte des Ugolino della Gherardesca, der mit seinen Söhnen in einem Turm eingekerkert wurde und verhungerte. Hergestellt wurde der Druck in Bodes und Lessings kurzlebiger Gelehrtendruckerei in Hamburg. Eine Übersetzung ins Dänische erschien 1779 in Kopenhagen. – Titel im unteren Bug leicht gelöst und mit sehr kleiner Randläsur. Fl. Vorsatz mit zwei alten Besitzeinträgen. Teil etwas braun­ fleckig.

2060 Gessner, Salomon. Schrifften. 2 Teile in 1 Band. 191 S.; 194 S. Mit 2 Kupfertiteln mit Vignette und Bordüre (in Pag.), 40 gestochenen Vignetten und 20 Kupfertafeln von Salomon Gessner. 28,8 x 19,4 cm. Dunkelrotes Maroquin d. Z. (etwas bekratzt bzw. berieben, eine alt restaurierte Fehlstelle) über 5 Bünden mit goldgeprägtem RTitel und Filetenvergoldung sowie Goldschnitt. Zürich, Selbstverlag, 1777-1778. 2.500 € Goedeke IV/1, 82, 11. Leemann van Elck 539. Lonchamp 264. Rümann 329. Maler und Dichter der Idylle (Gessner-Kat. Wolfenbüttel 1980), Nr. 88. – Die „erste und einzige deutsche Quart-Ausgabe … Dieses Werk bildet, wie die französische Quart-Ausgabe, ein einzigartiges Druckerzeugnis, in dem sich Dichter, Illustrator, Drucker und Verleger in einer Person vereinigen und so ein überaus harmonisches, vorbildliches Ganzes geschaffen haben. Die Auflage war nur klein“ (Leemann van Elck).

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ nette) von Salomon Gessner. 16 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (etwas berieben, leicht bestoßen). Zürich, Orell, Gessner, Füsslin und Companie, 1772. 200 € Goedeke IV 1, 82, 9. Rümann 327. Leemann-van Elck 523. – Erste Aus­ gabe in einem Druck mit den Radierungen. „In diesen 22 neuen, kleineren Idyllen, die nach zehnjährigem Unterbruch seiner Dichtertätigkeit erschienen, zeigt sich Gessner Hand in Hand mit Diderot, der mit zwei größeren Erzählungen vertreten ist, was auf ausdrücklichen Wunsch Diderots, in tiefer Verehrung für den Zürcher Idyllendichter geschah. Die Übertragung ins Deutsche hat Gessner selbst besorgt, diese wurde der Öffentlichkeit vor dem französischen Original bekannt gegeben“ (Leemann-van Elck). – Leicht gebräunt, Bindung teils etwas schwach.

2063 Goeckingk, L. F. G. v. Gedichte. 3 Teile in 1 Band. 16 x 10 cm. Pappband d. Z. (etwas stärker berieben und etwas bestoßen). Frankfurt, Johann Christian Hermann, 1780-1782. 400 €

2060

Gegenüber der französischen Ausgabe sind die Erzählungen von Diderot entfallen, dafür wurden Evander und Alcimna sowie das ungereimte Gedicht An den Wasserfall aufgenommen. Sechs Texte aus früheren Ausgaben wollte Gessner in zwei weiteren Bänden folgen lassen, die jedoch nicht erschienen sind. – Die nachtblauen Kleisterpapiervorsätze mit geringen Abreibungen vorne, die folgenden weißen Vorsatzblätter leicht stockfleckig, sonst sauber und mit fast allen lose innenliegenden Seidenschutzhemdchen, die die fein radierten Tafeln, Vignetten, Culs-de-lampes schützen (diese dementsprechend gebräunt und fleckig). Außergewöhnlich schönes Exemplar aus der „Bibliothèque de Marly“ mit dem Exlibris „Victorien Sardou“ von „Fortier & Marotte“. Abbildung

2061 Gessner, (Salomon). Der Tod Abels. In fünf Gesängen. 226 S. Mit gestochenem Frontispiz und gestochener Titel- sowie 5 Textvignetten. 17 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (leicht berieben, Rücken etwas knickspurig) mit goldgeprägtem RSchild. Zürich, Gessner, 1758. 110 €

VD18 90263197, 90263200, 90263219. Goedeke IV/1, 379,7. – Erste (Buchhandels-) Ausgabe, die gleichzeitig mit der Subskriptionsausgabe (Leipzig, Breitkopf) erschien. Goecking selbst schreibt in der Leipziger Ausgabe „An die Herren Pränumeranten ... Die zweyte Auflage, welche nicht so schön wie die Breitkopfische, aber dagegen wohlfeiler ist, hab‘ ich den Buchhändlern Hermann und Comp. zu Frankfurt überlassen“. Die vorliegende Ausgabe wurde auf gutem Schreibpapier und deutlich großzügiger gedruckt und ist um 50 Seiten umfangreicher. – Titel von Teil I mit hs. Besitzvermerk. Leicht gebräunt und braunfleckig, fl. Vor­ satz mit längeren hs. Annotationen.

2064 Goethe, Johann Wolfgang von. Sämtliche Werke. Vollständige neugeordnete Ausgabe. 21 x 13,5 cm. Halbleder d. Z. (berieben, teils mit Kratzspuren) mit goldgeprägtem RTitel. Stuttgart und Tübingen, J. G. Cotta, 18501851. 400 € Goedeke IV/3, 16 St1.Teils etwas braunfleckig. Mit datiertem hs. Besitz­ vermerk. Vorsätze etwas leimschattig.

2065 Goethe, (Johann Wolfgang von). Egmont. Trauerspiel. 1 Bl., 177 S. 18 x 12 cm. Neuerer marmorierter HPer­ gamentband (Interimsbroschur eingebunden) mit goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Georg Joachim Göschen, 1788. 250 €

Goedeke IV/1, 82, 6. Rümann 332. Leemann-van Elck 511. – Erste Ausgabe. „Dieses Stück war für Gessner bahnbrechend und es ist eines der wertvollsten Dokumente aus der Zeit der Empfindsamkeit“ (Leemann-van Elck). – Leicht gebräunt, hin und wieder gering braunfleckig, Vorsätze leicht leimschattig.

Hagen 190. Speck 1485. – Einer von drei kollationsgleichen Drucken (Da2) der Einzelausgabe von Göschen mit der Bogennorm“Egmont“. Mit den bei Hagen erwähnten Kennzeichen. – Mal mehr, mal weniger stockfleckig. Unbeschnittenes Exemplar.

2062 Gessner, S(alomon) und D(enis) Diderot. Moralische Erzählungen und Idyllen. 273 S., 1 Bl. Anzeigen. Mit 10 gestochenen Textvignetten (einschließlich Titelvig­

2066 Goethe, Johann Wolfgang von. Faust. Eine Tragödie. 2 Teile in 1 Band. 3 Bl., 165 S., 1 Bl.; 1 Bl., 214 S., 1 Bl. Mit mehreren, teils ganzseitigen Holzstichen sowie 25

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Stahl­stich-Tafeln von Allgaier, Siegle und A. Schleich nach Engelbert Seibertz. 42 x 33 cm. Dunkelgrünes OLeder (Rücken gering verblasst, an den Gelenken und den Kapitalen stärker berieben, sonst leicht berieben und etwas fleckig am Rückdeckel) mit reicher Goldprägung auf Rücken und Deckeln sowie dreiseitigem Goldschnitt. Stuttgart und Tübingen, Cotta, 1854-1858. 450 € Goedeke IV/3, 616, 5 alpha. Henning II/1, 56. Rümann 2398 – Erste Ausgabe mit diesen Illustrationen, die prototypisch die deutsche Rezep­ tion des Stoffes für das 19. Jahrhundert wiedergeben. Von teils pathetischer, teils volkstümlicher Aussagekraft. – Mal mehr, mal weniger stark braun- und stockfleckig. Abbildung

2067 (Goethe, Johann Wolfgang von). Die Leiden des jungen Werthers. 2 Teile in 1 Band. 111 S.; (S. 113-) 224. Mit gestochener Titelvignette (Teil I), Holzschnitt-Titel­ vignette von Oeser (Teil II) und 3 weiteren HolzschnittTextvignetten. 16 x 10,5 cm. Späterer schlichter Pappband (etwas fleckig, Rücken ausgeblichen) mit goldgepräg­tem RSchild. Leipzig, Johann Friedrich Weygand, 1774. 1.500 € Goedeke IV/3, 163, 1. Hagen 80. Hirzel A 60. Kippenberg I, 3039. Speck 794. Brieger 691. – Zweiter Druck der ersten Ausgabe, hier in einem Exemplar des bei Hagen beschriebenen Doppeldrucks mit der Korrektur der im Erstdruck verzeichneten Druckfehler und der Holzschnitt-Vignette am Schluss von Teil II, die anstelle der Errata eingedruckt wurde (Sense mit geflügelter Sanduhr). Am Schluss auf einem eingeschalteten weißen Blatt mit einer zeitgenössischen Abschrift des 44zeiligen Liedtextes Lotte bei Werthers Grabe, das auch unter dem Titel Ausgelitten hast du, ausgerungen bekannt ist. Die Verfasserschaft ist umstritten, mal wird es Johann Heinrich Freiherr von Reitzenstein (1722-1780) zugeschrieben, mal seinem Verwandten Karl Freiherr von Reitzenstein (gest. um 1800), von dem keine biographischen Einzelheiten bekannt sind. Das Lied erschien erstmals 1775 als Einzeldruck mit dem fingierten Druckort Wahlheim, im Zuge des die Lesewelt elektrisierenden Werther-Fiebers erlebte es im selben Jahr rasch weitere Nachdrucke, u. a. im Juni im „Teutschen Merkur“ und im „Giessener Wochenblatt“. – Titel mit gestrichenem Eintrag und Initialen in neuerem Farbstift, vorderes Innengelenk nach Seite 18 angeplatzt. Fingerfleckiges Exemplar.

2068 Goethe, (Johann Wolfgang von). Torquato Tasso. Ein Schauspiel. Neue Auflage. 1 Bl., 222 S. 17 x 11 cm. Marmorierter Pappband d. Z.. (berieben). Leipzig, Georg Joachim Göschen, 1816. 150 € Goedeke IV/3, 291,6. Hagen 201. Kippenberg I, 660. Hirzel A 332/33. Speck 1619. – Einer von drei Doppeldrucken (D2b) der zweiten Ausgabe. Laut Kurrelmeyer wohl erst nach 1816 hergestellt. – Stock- und braunfleckig.

2069 Goethe, J. W. v. - Des jungen Sternheims Leiden und Freuden, oder die Gefahren einer frühen Liebe. 6 Bl., 204 S. Mit gestochener Titelvignette. 16 x 10 cm. HLeder

2066

d. Z. (etwas berieben) mit RSchild und blindgeprägten Besitzerinitialen „L. G.“ Leipzig, Carl Friedrich Schneider, 1785. 250 € VD18 11770244. Hayn & Gotendorf IV, 96. Kippenberg 3322. – Sehr seltene, anonym verfasste Wertheriade. – Schwach braunfleckig und vereinzelte Stockflecken. Titel mit Besitzeintrag („F. v. Oettingen“), Innenspiegel mit Bibliotheksschild „Burchard von Oettingen“. Wohlerhaltenes Exemplar.

2070 (Gomberville, M. Le Roy Sieur de). La doctrine des moeurs. 2 Teile in 1 Band. 11 Bl., 105 S. (ohne typographischen Titel). Mit 2 Kupfertiteln, gestochenem Portrait, 4 gestochenen Kopfvignetten, 4 gestochenen Initialen, 2 gestochenen Schlussvignetten und 105 großen Textkupfern. 34 x 22,5 cm. Lederband d. Z. (stärker fleckig und berieben, Gelenke geplatzt, Rückenbezug an den Kapitalen lädiert, Ecken bestoßen). Paris, Pierre Daret, 1696. 300 € Landwehr 476. – Erste Ausgabe des prächtigen Emblembuchs. – Ohne den typographischen Titel und das Portrait von Gomberville. Titel von

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ gedruckt. 2 Bl., 75 S. Breslau, Jesaia Fellgiebel, o. J. (nach 1661). - Dünn­ haupt III, 1875, 41.3. Jantz I, 1232. Goedeke III, 218, 16. Seebaß Neue Folge 425a. Vgl. Faber du Faur 629. - Wohl die dritte Ausgabe. Auch die Erstausgabe erschien ohne Jahresangabe und wird unterschiedlich auf das Jahr 1659 oder 1660 datiert (zur Schwierigkeit der Datierung der verschiedenen Auflagen vgl. Dünnhaupt und Seebaß). - Ohne die gesto­ chene Titelvignette. Gleichmäßig gebräunt. Abbildung

2072 Gryphius, Christian. Poetische Wälder. 3. Auflage. 2 Teile in 1 Band. Bl., 254 S., 1 w. Bl., S. 255-826; (ohne die 7 Bl. Vorrede) 448, 59 S. Mit gestochenem Portraitfrontispiz. 16,5 x 10,5 cm. Leder d. Z. (Kapitale mit kleinsten Einrissen, Rücken leicht knickspurig und schwach berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Breslau und Leipzig, Johann Georg Bleßing, 1718. 450 €

2070

Teil I mit tektiertem Stempel. Anfangs und am Schluss mit Wasserrand, erste Blatt im Rand mit kleinen Papierausbrüchen durch Feuchtigkeit, letzte zwei Blatt mit kleinem Eckabriss. Die Kupfer in kontrastreichen Abzügen. Abbildung

2071 Gryphius, Andreas. Um ein merckliches vermehrte Teutsche Gedichte. 2 Teile in 1 Band. 3 Bl., 959 S.; 509 S., 1 w. Bl. Mit gestochenem Frontispiz und 7 gestochenen Portraits. 16,5 x 10 cm. Pergamentband d. Z. (leicht fleckig und berieben, etwas angeschmutzt). Breslau und Leip­ zig, Erben Fellgiebel, 1698. 800 € Dünnhaupt III, 1862, 5. Faber du Faur 639. Weyrauch III, 859. Jantz I, 1231. Wentzlaff-Eggebert 72. Mannheimer 136. Seebaß 372. Goedeke 219, 21. – Erste vollständige Gesamtausgabe seiner Werke, herausgegeben von seinem Sohn Christian, der in der Vorrede über den Nachlass seines Vaters berichtet. Diese Ausgabe bietet zwar den vollständigsten, nicht jedoch den zuverlässigsten Text, der später der Neuausgabe von Palm zugrunde gelegt wurde (vgl. Dünnhaupt). Alle Einzelteile mit eigenem Titelblatt. Der Piastus, die Übersetzung von Vondels Trauerspiel Die Gibeonier und das 5. Buch der Sonette liegen in Erstdrucken vor. Die schönen Kupfertafeln gehören zum Papinian, das allegorische Frontispiz stammt von Cornelius Nicolas Schurtz. – Gleichmäßig leicht gebräunt und minimal braunfleckig. Insgesamt ein wohlerhaltenes und vollständiges Exemplar der bedeutenden Werkausgabe. – Nachgebunden: Derselbe. Verlibtes Gespenste, Gesang-Spil. Die gelibte Dornrose. Schertz-Spill. Beyde aufs neue übersehen und zum dritten mahl

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Dünnhaupt 1.3. Goedeke III, 271, 6. Faber du Faur 1642. Jantz 1234. Kroker II, 244 (nur Band II). – Dritte Sammelausgabe, erweiterte Fassung in zwei Teilen und Anhang. – Es fehlen in Teil II die sieben Blatt Vorrede. Leicht gebräunt und braunfleckig. – Dabei: Dasselbe. Die andere Auflage. 3 Teile in 1 Band. 15 Bl., 254 S., 2 Bl., S. 258-558; 1 Bl., S. 561-826; 448 S., 59 S. Titel in Rot und Schwarz. Mit gestochenem Portraitfrontispiz. 16,5 x 10,5 cm. Leder d. Z. (Kapitale etwas bestoßen, Vorderdeckel stärker feuchtrandig). Frankfurt und Leipzig, Christian Bauch, 1707. - Dünnhaupt III, 1885, 1.2. Weyrauch III, 860. Goedeke III, 271, 6. Vgl. Jantz 1234, Faber du Faur 1641 und 1642. - Zweite Auf­lage der erstmals 1698 erschienenen Sammelausgabe. „In der Vorrede dis­ tanziert sich Gryphius ausdrücklich vom schwülstigen Stil seiner Zeit; dennoch sind seine Gedichte formal noch an Opitz und der Formenwelt des Barock orientiert“ (Dünnhaupt). Mit dem Erstdruck der zweiten Vorrede, die eine Hauptquelle zur Biographie von Gryphius darstellt. Der zweite und dritte Teil je mit eigenem Titelblatt. Das schöne Frontispiz von Tscherning zeigt ein Portrait von Gryphius. - Titel mit hs. Besitzvermerk. Frontispiz im oberen Bug gelöst. Gleichmäßig gebräunt.

2073 Hallensleben, F(riedrich August Wilhelm). Die Töffeliade. Ein komisches Heldengedicht in Knittelversen. Seitenstück zur Jobsiade. 168 S. 17 x 11 cm. Späterer Pappband (berieben, Rücken ausgeblichen, mit Papierrückenschild). Nordhausen, Ernst Friedrich Fürst, 1836. 180 € Erste Ausgabe der humoristischen Schrift des biographisch nicht nachweisbaren Verfassers Hallensleben, der auch eine ernste literarische Seite besaß. In der Reihe „Programm des Fürstlich-Schwarzburg-Sondershäusischen Gymnasiums zu Arnstadt“ erschien 1849 eine kleine biographische Würdigung unter dem Titel Beiträge zur Charakteristik Hölderlin‘s. Eine Neuauflage der Töffeliade erschien 1847. – Seite 55/56 mit restauriertem Randeinriss. Titel gestempelt und mit hs. Ziffernsig­ natur. Teils etwas unsauber aufgeschnittenes, noch unbeschnittenes Exemplar.

2074 Hebel, J(ohann) P(eter). Biblische Geschichten. Für die Jugend bearbeitet. Zweite Auflage. 2 Teile in 1 Band. IV, 254 S.; IV, 224 S. HLeder d. Z. (berieben, VDeckel


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration mit Knickspuren, unteres Kapital minimal eingerissen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Stuttgart und Tübingen, Cotta, 1824. 150 € Goedeke VII, 543, 22. – Erster Druck der zweiten Ausgabe, hier mit dem Zusatz „Zweyte Auflage“ auf dem Titelblatt, doch mit der korrigierten Seitenzahl „254“ am Schluss von Band I. Die Sammlung erschien zuerst 1822. – Stellenweise etwas stärker gebräunt bzw. stockfleckig, fl. Vorsatz mit Besitzvermerk und hinterlegtem Einriss.

2075 Hebel, Johann Peter. - Nisle, Julius. Dreißig Umrisse zu J. P. Hebel‘s allemannischen Gedichten. Vierte mit beigedrucktem Texte vermehrte Ausgabe. VIII, 69 S. Mit 30 lithographischen Tafeln nach Umrisszeichnungen von Julius Nisle in Braundruck. 17,5 x 21 cm. OLeinen (bestoßen, beschabt) mit reicher Gold- und Blindprägung sowie Goldschnitt. Stuttgart, Adolf Becher, (um 1850). 180 € Rümann 1472. – „Von der 3. Auflage an erschien das Buch in gänzlich veränderter Ausstattung mit neuem Titel und den veränderten Umrißzeichnungen“ (vgl. Dieffenbacher, Hebel-Illustrationen S. 9-12 mit ausführlicher Beschreibung der Blätter). Julius Nisles (1812-1850) Illustrationen sind besonders charakteristische Beispiele deutscher Romantik. Die textliche Vorlage kam dem Stuttgarter Künstler sehr entgegen, der ja die typologischen Physiognomien und die Landschaft aus eigener Anschauung kannte. – Innengelenke schwach, kaum gebräunt. – Beiliegt: Derselbe. Dasselbe. Fünfte, mit beigedrucktem Texte vermehrte Auflage. - Ähnlich gebunden und erhalten.

2076 Heiberg, Johan Ludvig. De poësos dramaticae genere Hispanico, et prasertim de Petro Calderone de la Barca, principe dramaticorum. Dissertatio inauguralis aesthetica, quam pro summis in philosophia honoribus ... conscriptam. 5 Bl., 158 S. 16, 5 x 10 cm. Schlichter moderner Pappband. Kopenhagen, Popp, 1817. 200 € Seltene erste Ausgabe der Dissertation des dänischen Dichters an der Universität Kopenhagen. – Anfang und Schluss gering stockfleckig.

2071

Hegels „Leibbuch“

2077 Heine, Heinrich. Sämmtliche Werke. Rechtmäßige Original-Ausgabe. Bände I-XX (von 21) in 10 Bänden. Blind- und goldgeprägte OLeinenbände mit RTitel (teils etwas berieben). Hamburg, Hoffmann & Campe, 18611863. 200 €

2078 (Hermes, Johann Timotheus). Sophiens Reise von Memel nach Sachsen. Rechtmäßige dritte, vom Verfasser durchgesehene und vermehrte Ausgabe. 6 Bände. Mit gestochenem Frontispiz nach Chodowiecki und 6 gestochenen Titelvignetten. 19,5 x 12,5 cm. Spätere HLeinenbände (etwas fleckig und berieben, Rücken ausgeblichen, mit Resten eines RSchildes) mit goldgeprägtem RTitel. Leipzig, Johann Friedrich Junius, 1778. 300 €

Goedeke VIII, 563, 107. Meyer 105-108. Wilhelm-Galley 3. – Erste rechtmäßige, von Strodtmann edierte Gesamtausgabe. In dieser Form die ursprüngliche Ausgabe, ohne die später erschienenen Supplementbände. Vorher (1855-1861) waren bereits zwei unrechtmäßige Ausgaben in Amsterdam und Philadelphia erschienen. Es fehlt der Band XXI (Briefe), der 1866 erschien. – Vor allem die Gedichtbände mit Bleistiftanstreichungen von alter Hand. Insgesamt wohlerhalten. Band I mit Exlibris („Kurt Levinstein“).

Goedeke IV/1, 585, 30, 2. Kosch VII, 994. Hayn-Gotendorf VII, 352. ADB XII, 197. Holzmann-Bohatta III, 11645. – Dritte rechtmäßige Ausgabe des beim Bildungsbürgertum des ausgehenden 18. Jahrhunderts außerordentlich beliebten Romans, der dem Verfasser den Beinamen „Sophien-Hermes“ einbrachte. „Mag der Werth seiner sittlich-empfindsamen Romane auch sehr vergänglich erscheinen, so haben sie doch zur Bildung eines besseren Geschmacks nicht wenig beigetragen, und mit welchem Beifall sie von der feineren Lesewelt aufgenommen

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2080 Heyse, Paul. Studia Romanensia. Particula I. Dissertation inauguralis. 47 S. 20,5 x 12,5 cm. Strukturgeprägter Pappband d. Z. (beschabt, Rücken mit Fehlstelle) mit Goldschnitt. Berlin, Gustav Schade, 1852. 300 € Erster Druck seiner Dissertationsschrift, die Heyse (1830-1914) bei Friedrich Dietz, dem Begründer der Romanischen Philologie in Deutsch­ land, verfasste. Widmungsexemplar für den Berliner Kunsthistoriker und Schriftsteller Franz Kugler (1808-1858), datiert auf den Monat Juni. Heyse wurde durch Emanuel Geibel in das Haus Kuglers eingeführt, beide gehörten u. a. der legendären Berliner Künstlervereinigung „Tunnel über der Spree“ an. Nach Abschluss seiner Promotion bereiste Heyse Italien, bevor er 1853 als Privatgelehrter in Berlin wirkte und im Mai 1854 dann Kuglers Tochter Margarethe heiratete. Exemplar aus dem Besitz des Frankfurter Bankiers, Literaturkritikers und Bibliophilen Sigmund Schott (1852-1910), der mit zahlreichen Größen des literarischen Realismus in regem Kontakt stand, darunter Gottfried Keller, Wilhelm Raabe, Theodor Fontane, Ricarda Huch, Marie von EbnerEschenbach und eben auch Paul Heyse. Mit dessen Exlibris auf dem Innenspiegel, das eine Schreibstube mit Lessingportrait zeigt. Schotts rund 450 Titel umfassende Lessingsammlung ging 1948 an die YaleUniversität. – Stockfleckig. Titel im Bug mit dem fl. Vorsatz verklebt.

2081 Heyse, Paul. Sammelband mit drei Theaterstücken, jeweils unfirmiert gedruckt als Bühnenmanuskript. 24 x 17 cm. Marmorierter HLeinenband mit goldgepr. RTitel („Heyse Dramen“). (München, Deschler, 1858-1885). 300 €

2082

worden sind, ist aus den wiederholten Auflagen ersichtlich, welche in kurzer Zeit nöthig wurden; von Sophiens Reise erschienen bis 1778 bereits fünf Auflagen; bald auch Uebersetzungen ins Holländische und Dänische“ (ADB). „Dieses schwulstige Buch begeisterte den jungen Hegel in hohem Grade. Triumphierend schrieb deshalb Schopenhauer später an seinen Schüler: ‚Mein Leibbuch ist Homer, - Hegel‘s Leibbuch ist Sophiens Reise‘“ (H.-G.). – Titel recto und verso mehrfach gestempelt und mit Tintensigantur. Leicht stock- oder braunfleckig, zwei Blatt der Vorrede von Band VI stärker betroffen. Unbeschnittenes Exemplar des wohl meistgelesenen Romans der Empfindsamkeit.

2079 Heyne, Christian Gottlob. Sammlung antiquarischer Aufsätze. 2 Teile in 1 Band. X, 235 S.; 258 S., 8 Bl. 20 x 11, 5 cm. HLeder d. Z. (Rücken etwas berieben und minimal fleckig) mit goldgepr., farbigen RSchildern und Lederecken. Leipzig, Weidmanns Erben und Reich, 1778. 240 € Goedeke IV, 303, 3. ADB XII, 377. – Erste Ausgabe. – Leicht gebräunt, gering fleckig.

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I. Die Sabinerinnen. Tragödie in fünf Akten. 36 S. (1858). - Erstes Textblatt mit eigenhändigem (etwas beschnittenem) Widmungseintrag Heyses „Meinem geliebten Clärchen (?) Paul München 17. Juni 58.“ Mit den Sabinerinnen gewann Heyse den vom Bayrischen König ausgesetzten Literaturpreis. - II. Die Grafen von der Esche. Schauspiel in fünf Akten. 39 S. (1885). - III. Elisabeth Charlotte. Schauspiel in fünf Akten. 39 S. (1864). - Mit Blattabschnitt im oberen Rand und eigenhändigem Namens­zug von Paul Heyse. Exemplar aus dem Besitz des Rostocker Schrifstellers Adolf von Wilbrandt (1837-1911). Wilbrandt studierte in Berlin und München, wo er u. a. in der Redaktion der Münchner Neuesten Nachrichten arbeitete, dem Vorläufer der SZ. Von 1881 bis 1887 wirkte er als Nachfolger von Franz von Dingelstedt als Direktor am Wiener Burgtheater. Mit dessen Namenseintrag sowie einem hs. Inhaltsverzeichnis der drei Drucke auf dem fl. Vorsatz. – Etwas gebräunt und fleckig.

2082 Hölderlin, Friedrich. Gedichte (Herausgegeben von Ludwig Uhland und Gustav Schwab). 2 Bl., 226 S., 1 Bl. (Errata). 17,2 x 9,8 cm. Hellbrauner, wohl etwas spä­ terer Pappband im Stil d. Z. (an Kapitalen, Ecken und Kanten gering berieben, kaum bestoßen) mit goldgeprägtem hellblauen Rückenschild, Goldfileten auf dem Rücken sowie 5 Goldstempeln (Ahornblatt), Deckel mit 2 Blindfileten. Stuttgart und Tübingen, J. G. Cotta, 1826. 6.000 € Goedeke V, 472, 3. Seebaß 13. – Erste Ausgabe der ersten Gedichtsammlung Friedrich Hölderlins (1770-1843). Sie enthält etwa 60 Gedichte, die zuvor nur zum Teil in Almanachen und Taschenbüchern erschienen waren, ohne größere Resonanz zu finden. Ungeachtet ihrer


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Unvollkommenheit hat erst diese Ausgabe bedeutendere Rezensionen gezeitigt und damit die bis heute überaus kontroverse Editions- und Wirkungsgeschichte eingeleitet. Nach einer bereits 1801 von Cotta geplanten, aber nicht zustande gekommenen Edition ging die Anregung zu dieser ersten Gedichtsammlung des seit vielen Jahren im Tübinger Turm lebenden und als geistig umnachtet geltenden Dichters von Berlin aus. Auf Veranlassung eines preußischen Offiziers von Diest wandte sich der Geheimrat J. Schulze an Justinus Kerner, der sich seinerseits an Uhland mit der Bitte um Sammlung der noch ungedruckten Gedichte wandte. „Es ist eine Schande, daß nun Ausländer sich unsres unglücklichen Mitbürgers annehmen“ (April 1821). Persönlichen Anteil am Zustandekommen der Ausgabe nahmen auch Prinzessin Auguste von Hessen-Homburg und ihre Schwester Marianne von Preußen durch Überlassung von sechs ungedruckten Oden Hölderlins. Gegenüber Cotta rechtfertigte Uhland die Auswahl: „Wenn wir Einiges im Hefte durchstreichen zu müssen glaubten, so wird dieses durch das in den Beilagen Hinzugekommene, worunter Mehreres, wie die schönen Fragmente des Empedokles, noch ganz unbekannt war, reichlich aufgewogen werden. Wir giengen davon aus, daß ... auch dasjenige wegbleiben müsse, worin die Klarheit des Geistes schon bedeutend getrübt erscheint... Wenn der Sinn für eine großartige Poesie in Deutschland nicht erstorben ist, so muß diese Sammlung Aufsehen machen; es dürfte darum auch räthlich seyn, mit der Verlagshandlung nur auf eine bestimmte Anzahl Exemplare abzuschließen“ (13. Mai 1825). Die Verzögerung der Edition begründete Uhland u. a. mit der schwierigen Entzifferung der Handschriften, ein Problem, das die Germanistik bis heute in Atem hält (siehe Frankfurter Ausgabe 1975ff.). Die strenge Auswahl stieß schon bei informierten Zeitgenossen (Achim von Arnim) auf Kritik. Andererseits gab es die Stimme des mit Hölderlin befreundeten Waiblinger, der die Herausgeber für ihre großzügigen Auswahlkriterien zieh: „Die zartfühlenden Herausgeber hielt wohl eine Rücksicht für den noch lebenden Dichter ab, der übrigens für die Erscheinung seiner Gedichte gar kein Interesse zeigte.“ (1828). Das Honorar für die Ausgabe wurde Hölderlins Mutter zugestellt. Das ihm von seinem Stiefbruder Karl übersandte Exemplar war Hölderlin später abhanden gekommen. Ein anderes wollte er nicht annehmen. Auf den letzten 29 Seiten findet sich das berühmte Fragment Der Tod des Empedokles, ebenfalls in erster Ausgabe. Für die Hölderlin-Forschung ist dieser Druck besonders wichtig, da durch die individuellen Entscheidungen der Herausgeber über die handschriftlichen Texte des Autors unterschiedliche, oft sehr disparate Versionen und Lesarten gedruckt worden waren. – Vereinzelt kleine Braunflecken und Bräunungen, jedoch kaum Stockflecken, meist sehr frisch. Insgesamt sehr schönes und sauberes Exemplar, dekorativ gebunden. Das Rückenschild und die Rückenvergoldung sind so fachmännisch aufgebracht, dass sie in ihrer künstlerischen Machart nicht von der der Zeit um 1826 zu unterscheiden sind, wiewohl die Deckelbezüge, Vorsatz und Deckelfileten den Verdacht nahelegen, dass das Exemplar erst später gebunden wurde. Abbildungen

2083 Hölderlin, Friedrich. Vier Erstdrucke. - In: Neue Thalia. Herausgegeben von (Friedrich) Schiller. Band IV (von 4). 2 Bl., 336 S. 17,5 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (leicht bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Leipzig, G. J. Göschen, 1793. 100 € Goedeke V, 471. – Erstdruck von „Bruchstücken“ (Goedeke) aus Hyperion (S. 181-221), außerdem Das Schicksal (S. 222-224), Griechenland (S. 331-333), und Dem Genius der Kühnheit (S. 334-336). – Etwas stockfleckig und gebräunt.

2082

2084 Hoffmann, E. T. A. Fantasiestücke in Caillot‘s Manier. Blätter aus dem Tagebuche eines reisenden Enthusiasten. Mit einer Vorrede von Jean Paul. Zweite durchgesehene Auflage. 2 Teile in 1 Band. XXII S., 1 Bl., 262 S., 1 Bl.; 371 S. Mit gestochenem Portrait-Frontispiz. 17,5 x 11,5 cm. HLeder d. Z. (berieben) mit RVergoldung und farbigen RSchildern. Bamberg, C. F. Kunz, 1819. 280 € Goedeke VIII, 487, 16. Salomon 41. – Zweite Auflage. Hoffmann hat für diese Ausgabe einiges verbessert, anderes herausgenommen, u. a. das Schauspielfragment Prinzessin Blandina. Die Portrait-Radierung entstand nach einer Zeichnung des Autors. – Vorderer Vorsätze mit hs. Besitzvermerken, Frontispiz braunfleckig. Etwas gebräunt und leicht braunfleckig, der letzte Teil des zweiten Bandes stärker. Exlibris. Abbildung Seite 28

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Goedeke VIII, 496, 54. Salomon 144. Rümann 673. Borst 1362. – Erste Ausgabe. „Eines der bedeutendsten Werke humoristischer Erzählkunst“ (KLL 7782). – Teils etwas braunfleckig. Die detaillierten Aquatinten in sehr klaren Abzügen. Abbildung

2087 Hoffmann von Fallersleben, A. H. Unpolitische Lieder. Mischauflage. 2 Bände. VIII, 204 S., 2 Bl. (Anzeigen); 1 Bl., X, 202 S., 1 Bl. 17,5 x 10,5 cm. Marmorierte HLederbände d. Z. (minimal berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Hamburg, Hoffmann und Campe, 1840-1841. 180 € Goedeke XIII, 364, 35 a und b. – Teil I in zweiter, Teil II in erster Auflage. Das Werk ist nur dem Titel nach unpolitisch: die Gedichte gehören vielmehr zum Besten, was an politischer Lyrik im Vormärz erschienen ist. – Ein Doppelblatt in Teil II aus der Bindung gelöst. Stockfleckig, fl. Vorsätze mit Tintensignatur. Dekorativ gebundenes Exemplar.

2084

2085 (Hoffmann, E. T. A.). Nachtstücke herausgegeben von dem Verfasser der Fantasiestücke in Callots Manier. 2 Bände. 1 Bl., 321 S.; 1 Bl., 374 S. 18 x 11,5 cm. Moderne HLederbände mit montiertem RSchild. Berlin, Realschul­ buchhandlung, 1817. 600 € Goedeke VIII, 489, 29. Salomon 82. – Erste Ausgabe des Erzählzyklus‘ mit acht phantastischen, unheimlich-dämonischen Geschichten. In den Nachstücken griff E.T.A. Hoffmann (1776-1822) auf zeitgenössische Wissensbestände aus Psychologie, Medizin, Rechtswissenschaft, Musik und bildender Kunst zu. Diese verschiedenen Diskursfelder sammelte er unter dem gemeinsamen Aspekt der „Nacht“. – Leicht gebräunt und etwas braunfleckig.

2086 Hoffmann, E. T. A. Prinzessin Brambilla. Ein Capriccio nach Jakob Callot. IV, 310 S., 1 Bl. (Errata). Mit 8 Aquatintaradierungen in Sepia von Carl Friedrich Thiele nach Callot. 16 x 9,5 cm. Pappband d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit RSchild. Breslau, Josef Max, 1821. 900 € 2086

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

2089

2088 Holmes, Oliver Wendell. (The Writings - Riverside Edition). 14 Bände. Mit Stahlstich-Portrait. 19 x 12 cm. Hellbraune HLederbände d. Z. mit reicher RVergoldung und rotem goldgeprägtem RSchild. Cambridge (Mass.), Riverside Press, 1899. 500 € Sehr schöne, dekorative Ausgabe der gesammelten Werke des „Brahmanen von Boston“, der bis in das 20. Jahrhundert hinein als einer der bedeutendsten amerikanischen Dichter galt. – Tadellos.

2089 (Holzschuher, Heinrich, Pseud.: Itzig Feitel Stern). Das Schabbesgärtle vun unnere Leut, eppes mit e Rorität Geblumes fürn Broutschmuck. E. Chitische Meloche. XVI, 207 S., 1 Bl. Mit koloriertem lithographischen Frontispiz, kolorierter Titelvignette und 4 (1 mehrfach gefaltete) kolorierte lithographischen Tafeln. 19 x 11,5 cm. Marmorierter Pappband um 1900 (beschabt, berieben, mit erneuertem schwarzen Lederrücken, Remboîtage). Meissen, Friedrich Wilhelm Goedsche, 1832. 500 € Goedeke XV, 1129, 8 und 1130, 12. – Erste Ausgabe eines der einfluss­ reichsten, in der Folge vielfach wieder aufgelegten Antisemiticums, als dessen Autor meist der Schriftsteller Johann Heinrich Christoph Holzschuher (1798-1847) aus Wunsiedel gilt. Es könnte sich aber auch um den fränkische Freiherrn und Landrichter Johann Friedrich Sigmund von Holzschuher (1796-1861) handeln, der unter dem Pseudonym Itzig Feitel Stern veröffentlichte (vgl. Weller 540). Die große Falttafel (31,5 x 38 cm) mit zwölf szenischen Darstellungen, auf Titel, Frontispiz und den drei Tafeln mit weiteren neun querformatigen Szenen, jeweils mit einem Sinnspruch darunter. – Stark gebräunt,

braunfleckig, finger- und schmutzfleckig, stärkere Wasserränder und Gebrauchsspuren, die Falttafel mit Einrissen an Falzen, ebenfalls fleckig und mit kleinen Läsuren, insgesamt aber ordentliches Exemplar, sehr selten. Abbildung

2090 Humboldt, Wilhelm von. Ueber das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung. In: Abhandlungen der historisch-philologischen Klasse der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften aus den Jahren 18201821, S. 239-260. 26 x 21 cm. Ohne Einband. Berlin, Georg Reimer, 1822. 120 € Goedeke XIV, 560, 709. – Erste Ausgabe, „vorgelesen den 29. Junius 1820“. Der Band enthält u. a. Beiträge von Savigny, Niebuhr, Boekh sowie eine zweite Abhandlung von Wilhelm von Humboldt („Ueber die Aufgabe des Geschichtsschreibers“, S. 305-322). – Minimal stockfleckig; Titelblatt alt gestempelt.

2091 (Jung-)Stilling, (Johann) Heinrich. Das Heim­ weh [und:] Der Schlüssel zum Heimweh. Mischauflage. 5 Bände. HLeder d. Z. (etwas berieben, Rücken von Band V am oberen Kapital leicht feuchtrandig und mit kleiner Fehlstelle, hinteres Gelenk dieses Bandes mit kleinem Einriss) mit goldgeprägtem RSchild. Frankfurt und Leipzig, o. Dr., 1794-1796 bzw. Marburg, Neue akademische Buchhandlung, 1796. 500 € 29


Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2093 (Jung-)Stilling, (Johann) Heinrich. Leben. Misch­ auflage. 6 Teile in 3 Bänden. Mit gestochenem Portrait, drei (von 4) gestochenen Frontispices und 5 gestochenen Titelvignetten. 15 x 10 cm. Pappband um 1850 (etwas berieben, an den Kanten und Gelenken teils etwas stärker beschabt) mit goldgeprägten RSchildern. Basel und Leipzig, Heinrich August Rottmann, 1789-1806 bzw. Heidelberg, Mohr und Winter, 1817. 350 € Goedeke IV/1, 689, 2, 3, 4, 9, 22. Vgl. Dorn 612. – Die Bände vier und sechs in erster Ausgabe. Vorhanden sind: I: Jugend. Basel und Leipzig, Heinrich August Rottmann, 1806. - II: Jünglings-Jahre. Ebenda, 1806. - III: Wanderschaft. Ebenda, 1806. - IV: Häusliches Leben. Ebenda, 1789. - V: Lehr-Jahre. Ebenda, 1804. - VI: Alter. Heidelberg, Mohr und Winter, 1817. „Von bleibendem literatur- und kulturgeschichtlichen Wert ist Jung-Stillings Autobiographie ... In der bekenntnishaften, verinnerlichten Selbstbiographie, die - ausgehend von einem Bekehrungserlebnis - das Leben als Weg zu Gott und in gefühlsmäßiger Hingabe an die göttliche Leitung darstellt, entwickelt der Pietismus eine literarische Form, auf der die späteren fiktionalen Brief- und Entwicklungsromane aufbauen können“ (ADB XX, 665f.). – Teil IV ohne Frontispiz. Band I in der oberen Blatthälfte ab der Hälfte stärker feuchtrandig. Leicht gebräunt und braunfleckig. Fl. Vorsatz jeweils mit Abschnitt der oberen Ecke.

2094 Juvenal, Decius Junius. Satirarum libri quinque. Ex recognitione. Steph. And. Philippe. LXVIII, 224 S. Mit gestochenem Frontispiz, Kupfertafel und einigen gestochenen Textvignetten. 15,5 x 9,5 cm. Dunkelbrauner moderner Maroquinband (signiert: „René Kieffer“) mit goldgeprägtem RTitel und fünffacher Innenkantenfilete. Paris, Joseph Barbou (für de la Tour), 1754. 300 € Schweiger I, 513. – Neudruck der Ausgabe Paris 1747. – Minimale Stockflecken. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar im modernen Meistereinband. 2101

Vgl. Borst 714. Goedeke IV/1, 689, 10 und 12. Schulte-Strathaus 77f., 25a/b und 28a. – In erster Ausgabe bzw. aus dem jeweiligen Jahr der Erstausgabe. – Leicht gebräunt und gering braunfleckig. Fl. Vorsatz jeweils mit Abschnitt der oberen Ecke, Innenspiegel erneuert.

2092 (Jung-)Stilling, Heinrich. Jünglings-Jahre. Eine wahrhafte Geschichte. 192 S. Mit gestochenem Fronti­ spiz und gestochener TVignette von Daniel Chodowiecki. 15 x 9 cm. HLeder d. Z. (Rücken zeitgerecht erneuert) mit goldgepr. RSchild. Berlin und Leipzig, G J. Decker, 1778. 220 € Goedeke IV/1, 689, 3. Schulte-Strathaus 71, 7a. Engelmann, 244, 245. – Erste Ausgabe. – Etwas gebräunt, Titel verso mit altem Stempel einer Adelsbibliothek.

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2095 Kästner, Abraham Gotthelf. Neueste großentheils noch ungedruckte Sinngedichte und Einfälle. 8 Bl., 136 S. 16 x 9,5 cm. Pappband d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit Deckelfilete. O. O., o. Dr., 1781. 160 € Goedeke IV/1, 42, 8, 3. Borst 416. – Erste Ausgabe, ohne Kästners Willen und Wissen von Höpfner veranstaltet. Enthält auf Seite 120 ein abfälliges Urteil über Goethes „Werther“ und auf Seite 9 die schöne Invektive gegen einen Kritiker: „Zu Ausfüllung des Platzes. Zwey Zeilen setze man an diese Stelle her! / Sonst bleibt sie, wie der Kopf des Herrn Kritodes leer.“ – Etwas gebräunt, hin und wieder leicht fleckig.

2096 Keller, Gottfried. Gesammelte Werke. 10 Bände. Mit einem Portrait in Photogravure. 18,5 x 12 cm. HLederbände mit reicher RVergoldung und 2 RSchildern. Stuttgart und Berlin, Cotta, 1910-1914. 200 € 5 Bände ohne den Reihentitel, sonst sehr gut erhalten. Dekorative Reihe.


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2097 Die kleine Jobsiade für Buchhändler. 128 S. 12,5 x 8,5 cm. HLeinen d. Z. (etwas berieben). Leipzig, E. Wengler, 1857. 150 € Seltene einzige Ausgabe der auf den Buchhändlerlehrling August Schulze und seinen Lehrmeister Yxmann umgemünzten Jobsiade. Im Schnitt etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten.

2098 Kleist, Franz Alexander von. Liebe und Ehe in drei Gesaengen. 72 S. Mit gestochenem Frontispiz von J. Blaschke und gestochenem Titel. 15,5 x 9 cm. Pappband d. Z. Berlin, K. A. Hagel, 1800. 150 € VD18 12961841. Vgl. Goedeke V, 459 (mit der Ausgabe Leipzig 1799). – Posthum erschienene Ausgabe mit den drei bereits früher erschienenen Gedichtzyklen Hohe Aussichten der Liebe, Das Glück der Liebe, Das Glück der Ehe des Frühverstorbenen (1769-1797), über dessen dichterischen Werdegang Goedeke schreibt: „Aus Wielands reflektierender Didaktik hervorgegangen, begann er sich selbständig herauszubilden und der reinen Klassizität zu nähern, als er starb.“ – Wohlerhalten.

2099 (Klopstock, Friedrich Gottlieb). Oden. 4 Bl., 290 S., 2 Kartonblätter, 1 Bl. (Errata). Mit halbseitigem Wappenkupfer und der Widmung „An Bernstorff“. 20,5 x 15,5 cm.HLeder d. Z. (etwas fleckig und berieben) mit floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Hamburg, Johann Joachim Christoph Bode, 1771. 450 € Goedeke IV/1, 169, 7. – Erste Ausgabe, Druck auf feingeripptem römischem Bütten mit Wasserzeichen (Vogel mit Initialen „GG“ und Papstwappen mit Tiara und gekreuzten Schlüsseln). Exemplar im selten anzutreffenden ursprünglichen Druckzustand mit den beiden noch fehlerhaften Seiten 221/222 und 245/246, die laut Anweisung des Buchbinders auf dem Erratablatt durch „die beyden Cortons“ auszutauschen sind. Die entsprechenden Kartonblätter sind diesem Exemplar an den Schluss vor das Erratablatt eingehängt. Einer der wenigen deutschen Luxusdrucke des 18. Jahrhunderts, dessen Herstellung noch durch Lessing angestoßen wurde, der 1768 bis 1769 gemeinsam mit Bode den Hamburger Verlag führte. Die Verwendung des äußerst kostspieligen italienischen Papiers, für das Lessing eine besondere Vorliebe besaß, da es - wie das puristische Druckbild - seinen ästhetischen Vorlieben entsprach, führte u. a. zu finanziellen Schwierigkeiten und damit zur frühzeitigen Aufgabe seines ambitionierten Wirkens als Verleger in Hamburg. – Ein Blatt vom „Inhalt“ mit angestückter Ecke, anfangs mit kleinerem Braunfleck im unteren Rand, sonst sauber. Wohlerhaltenes, dekorativ gebundenes Exemplar.

2100 Klopstock, Margareta. Hinterlaßne Schriften. (Herausgegeben von Friedrich Gottlieb Klopstock). LXXXIV, 84 S. 20 x 13 cm. Späterer marmorierter Pappband mit hs. Papierrückenschild. Johann Carl Bohn, 1759. 250 € Goedeke IV, 1, 178, 75. – Erste Ausgabe. Die Hamburger Kaufmannstochter Meta Moller (1728-1758) war für die damaligen Verhältnisse

2101 eine sehr gebildete Frau, als sie Klopstock 1754 heiratete: „Die Ehe wurde von beiden mit religiöser Dankbarkeit als innige geistige und seelische Verbundenheit erfahren. Meta starb in November 1758. Sie dichterisch zu würdigen, versagte sich Klopstock. Statt dessen gab er die ‚Hinterlaßenen Schriften‘ der Verstorbenen in der Gewißheit heraus, daß sie damit ‚sich selbst ein Denkmal stifte‘“ (Hamburger Bücher 1491-1850, Nr. 83) – Gebräunt und etwas braunfleckig, sonst wohlerhalten.

2101 Knigge, Adolph Freiherr von. Ueber den Umgang mit Menschen. 2 Teile in 1 Band. 2 Bl., VIII S., 6 Bl., 270 S.; 8 Bl., 336 S. Mit gestochener TVignette. 16,5 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (Deckel etwas stärker berieben, vorderes Gelenk am oberen Kapital fachmännisch und unauffällig geklebt) mit schlichter RVergoldung und 2 farbigen goldgeprägten RSchildern. Hannover, Schmidt, 1788. 1.500 € Goedeke IV/1, 615, 14. Borst 578. – Erste Ausgabe des berühmten gesellschaftsethischen Traktats. Erschien in endgültiger Fassung 1790. „Knigges zu sprichwörtlicher Berühmtheit gelangtes Buch will prak­ tische Lebensklugheit vermitteln. In seiner humanitären Zielsetzung und seiner starken Betonung des ethischen Lebensprinzips ist es ein typisches Produkt der Aufklärungszeit. ... Es ist das bedeutendste gesellschaftliche Werk des ausgehenden 18. Jahrhunderts“ (KLL 9673/74). – Etwas stockfleckig, der Band II insgesamt weniger betroffen und auf schönem, etwas festerem Bütten. Mit später eingehängtem weißen Blatt mit dem gestochenen Exlibris des kursächsischen Kammerherrn Ernst Adam Levin von Trotta genannt Treyden (1738-1808). Schönes und dekorativ gebundenes Exemplar. Abbildungen

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________

2107

2102 Kock, (Charles) Paul de. La grande ville. Nouveau tableau de Paris comique, critique et philosophique. 2 Bände. 2 Bl., 412 S.; 2 Bl., 418 S. Mit 2 lithographischen Frontispices, 2 lithographischen Titeln und 28 litho­ graphischen Tafeln sowie zahlr. Textholzschnitten nach Gavarni, Adam, Daumier, d‘Aubigny u. a. 24 x 16,5 cm. HLeder d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Paris, Maresq, 1844. 120 € Sander 314. Brivois 183. Vicaire III, 1096. – Dritte Ausgabe. „Ouvrage très important et remarquable par la belle pléiade de littérateurs et d‘artistes de la période romantique qui y ont collaboré“ (Carteret III, 280). – Mal mehr, mal weniger braunfleckig und gebräunt.

zum Besten abgefasset. Neue und vielvermehrte Auflage. 15 Bl., 757 S., 6 Bl. 16,5 x 9,5 cm. Lerder d. Z. (fleckig, mit Gebrauchsspuren, beide Deckel mit kl. Wurmspuren). Nürnberg, M. M. Endter, 1738. 150 € Vgl. NDB XII, 668. – Spätere Auflage des 1709 erstmals erschienenen Sprachlehrbuchs des verdienten und hoch geschätzten Nürnberger Lexikographen und Sprachgelehrten. – Teils braunfleckig, einige Lagen mit geringfügiger Wurmspur (teils mit geringem Buchstabenverlust), Vorsatz mit teils abgelöstem neuerem Papierschild und Besitzvermerk des 18. Jahrhunderts.

2103 Körner, Theodor. Leyer und Schwert. Zweite rechtmäßige, vom Vater des Dichters veranstaltete Ausgabe. 1 Bl., VIII, 101 S., 1 w. Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette. 19 x 14 cm. Neuerer marmorierter Pappband im Stil d. Z. (oberes Kapital leicht bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Berlin, Friedrich Nicolai, 1814. 150 €

2105 Kretzschmer, Andreas (Hrsg.). Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen. Nach handschriftlichen Quellen herausgegeben und mit Anmerkungen versehen. 2 Bände. 558 S.; 1 Bl., 694 S. Mit wiederholter HolzschnittTiteleinfassung. 22,5 x 15 cm. Marmorierte HLederbände d. Z. (schwach berieben und bestoßen) mit RVergoldung, goldgeprägtem RTitel und Besitzermonogramm „CL“. Berlin, Vereins-Buchhandlung, 1840. 240 €

Goedeke VII, 841, 18. – Zweite rechtmäßige, im Jahr des Erstdrucks erschienene Ausgabe. Das Vorwort im Erstdruck. – Stellenweise etwas stockfleckig. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar, unbeschnitten.

Umfassende Sammlung mit Lied- und Notentexten. Teil II herausge­ geben von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio – Wohlerhaltenes und sauberes Exemplar im bibliophilen Einband.

2104 Kramer, Matthias. Vollkommene Toscanisch- und Romanisch-Italiänische Grammatica e sintasse reale. Nach einer ordentlichen und leichten Lehr-Art eingerichtet und den Liebhabern fremder Sprachen Teutscher Nation

2106 La Fontaine, Jean de. Contes et nouvelles en vers. 2 Bände. XIV, 200 S. 13 S., 2 Bl.; VII, 286. Mit 2 gestochenen Titeln, 2 gestochenen Titelvignetten, 3 Zwischentiteln mit gestochenen Vignetten, gestochenem Portrait

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration des Autors, 80 Kupfertafeln von Vidal und zahlreichen gestochenen Vignetten. 20 x 12 cm. Marmoriertes Leder d. Z. (untere Gelenke von Band I mit kleinen Einrissen, Rücken leicht knickspurig) mit zwei goldgepr. RSchildern und RVergoldung, goldgeprägter Bordüre auf den Deckeln, Steh- und Innenkantenvergoldung, dreiseitigem Goldschnitt. O. O. u. Dr., 1777. 600 € Cohen-de Ricci I 584. Rochambeau 1776, 90. Sander 1049. – Aufwendig illustrierte Ausgabe mit den Kopien der Kupfer nach Eisen in Contrefaçon, herausgegeben nach der Ausgabe der „Des fermiers généraux“ von 1762. Ohne die bei Cohen-de Ricci erwähnte Textumrandung. – Vereinzelt mit kleinen Einrissen und minimalen Fehlstellen, ohne Darstellungsverlust. Stellenweise leicht gebräunt bzw. fleckig. Kupfertafeln teilweise im unteren Rand unbeschnitten. Schönes und breitrandiges Exemplar mit kräftig zeichnenden Abdrucken der Kupfer.

2107 La Fontaine, Jean de. Fables avec un nouveau commentaire par Coste. 3 Teile in 1 Band. Mit gestochenem Frontispiz und 204, teils ankolorierten Kupfern auf 68 (statt 72) Tafeln. 16 x 10,5 cm. Halbleinen d. Z. (Rücken knickspurig, etwas berieben). Leipzig, Gerhard Fleischer d. J., 1802. 300 €

2108

Rochambeau 167. Seebaß II, 1094. – Fein gestochene, sehr lebendige Illustrationen mit je drei Abbildungen auf einer Tafel. Das Frontispiz bildet eine verkleinerte Nachahmung des Titelkupfers der berühmten Oudry-Illustrationen von 1755. – Es fehlen vier Tafeln. Titel etwas braunfleckig. Leicht gebräunt und braunfleckig, die Tafeln teils angeschmutzt, stellenweise mit Montierungsresten. Abbildung

2108 La Fontaine, Jean de. Fables choisies, mises en vers. Nouvelle Edition. Bände I-III (von 6). LXXI, 100; VI, 102; IV, 95 S. Mit 4 (davon 1 verso des Haupttitels) Kupfer­ titeln, gestochenem Portrait und ca. 260 gestochenen Vignetten sowie ca. 140 Kupfertafeln von Fessard nach Bardin, Bidault, Caresme, Desrais u. a. 20 x 13 cm. Marmorierte Lederbände d. Z. (leicht berieben) mit reicher floraler RVergoldung, goldgeprägtem RTitel, Steh- (dieser stärker abgerieben) und Innenkantenvergoldung sowie Goldschnitt. Paris, „chez l‘Auteur graveur ordinaire du Cabinet du Roy“, 1765-1768. 900 € 2110

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________

2111

Cohen-de Ricci 551. Sander 1068. Tchemerzine VI, 392. Rochambeau 101. Ray French 61. – Der sehr seltene erste Druck der reich illustrierten, auf besserem Papier und vollständig in Kupferstich ausgeführten Ausgabe mit den für diese Ausgabe besonders kräftigen Abdrucken der Platten. „The ensemble is as harmonious as it is elegant“ (Ray French 61). – Gering gebräunt. Band III in der unteren Ecke durchgehend mit kleinem ergänzten Eckabriss (ohne Darstellungsverlust), sonst sauber und wohlerhalten.

Cioranescu 39700. Tchemerzine VI, 486. – Erste Ausgabe. Enthält 60 kleinere Abhandlungen des französischen Antiquars, Philosophen und Moralisten François de La Mothe le Vayer, der u. a. als Erzieher am französischen Hof wirkte. – Titel mit zahlreichen hs. Anmerkungen in Tinte, vereinzelt mit Tintenfleckchen, zu Beginn im unteren Seitenrand mit kleiner Knickspur. Abbildung Seite 33

Abbildung Seite 33

2109 La Fontaine, (Jean de). Poëme du Quinquina, et autres ouvrages en vers. 2 Bl., 242 S. 15,5 x 9 cm. Modernes Pergament im Stil d. Z. Paris, Denis Thierry und Claude Barbin, 1682. 400 € Goldsmith L 189. Tchemerzine VI, 403. Cioranescu 38550. Brunet III, 761. Rochambeau 610. 12. – Späterer Druck der ersten Ausgabe, mit den verbesserten Druckfehlern. – Stellenweise leicht fleckig, leicht gebräunt.

2110 La Mothe Le Vayer, François de. Petits traitez en forme de lettres escrites à diverses personnes studieuses. 8 Bl., 761 S., 4 Bl. Mit gestochener Druckermarke auf dem Titel. 21,5 x 16 cm. Blaugefärbter gesprenkelter Pergamentband d. Z. aus einem Handschriftenblatt (gering berieben, Rücken leicht verblasst) mit späterem goldgeprägtem RSchild. Paris, Augustin Courbe, 1648. 300 € 34

2111 La Motte, (Antoine Houdar de). Fables nouvelles dediées au roi. Avec un discours sur la fable. XLII, 2 Bl., 358 S., 2 (l. w.) Bl. Mit gestoch.Frontispiz von N. Tardieu nach C. A. Coypel, gestoch. Titelvignette von Simoneau nach Vleughels und 100 gestochenen Textvignetten nach Copyel, Gillot, Edelinck, Picard und Ranc. 25,5 x 17 cm. Kalbleder d. Z. (Rücken erneuert, Gelenke restauriert, leicht beschabt und gering fleckig) mit goldggepr. RSchild. Paris, Gregoire Dupuis, 1719. 600 € Cioranescu 36530. Brunet III, 801. Sander 1095. Bodemann II, 105.1. – Erste Ausgabe seiner gereimten Fabeln. Die reizenden Kupferstiche machen das Werk zu einem der schönsten illustrierten Bücher des aufkeimenden Rokoko in Frankreich. „Très belle édition rare et recherchée .... Les vignettes sont jolies et spirituelles, surtot celles gravées par Gillot.“ (C. R.) – Fl. Vorsatz und Innendeckel mit hs. Notizen und hinterlegtem Randeinriss. Einzelne Blätter etwas gebräunt, sonst wohlerhalten. Mit zwei Exlibris. Abbildung


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2112 (Lessing, Gotthold Ephraim). Anti-Goeze. D. i. Nothgedrungener Beyträge zu den freywilligen Beyträgen des Hrn. Past. Goeze. 11 Hefte in 1 Band. Je 16 S. 17 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (Ecken und Kanten etwas berieben) mit floraler RVergold. Braunschweig, (Waisenhaus), 1778. 500 € Goedeke IV/1, 447, 157. Seifert 391-401. Muncker 451-453. – Erste Ausgabe. Die vollständige Folge der von April bis Juli 1778 erschienenen elf Streitschriften gegen den Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze (1717-1786), berühmt wegen seiner frömmlerischen Angriffe gegen die Schriften der Aufklärer, insbesondere Lessing, Basedow und Barth. Anlass waren zudem die Auseinandersetzungen über die Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes von Reimarus, die Lessing zum Teil bereits als die Fragmente des Ungenannten herausgegeben hatte. Ein zwölfter und letzter Beitrag wurde durch einen Beschluss des Herzogs von Braunschweig untersagt. Beigebunden sind zwei weitere Schriften zum Thema: Eine Parabel. 80 S. Ebenda 1778. - Eine Duplik. 157 S., 1 w. Bl. Ebenda 1778. – Gutes, wenn auch papierbedingt leicht gebräuntes Exemplar. Abbildung

2113 Lessing, Gotthold Ephraim. Hamburgische Dramaturgie. 2 Bände. 5 Bl., 415 S.; 1 Bl., 412 S. Mit 2 gestochenen Titelvignetten. 16,5 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit RVergoldung und goldgepr. RSchild. (Leipzig, Engelhart Benjamin Schwickert), 1769. 240 € Goedeke IV/1, 405. Münker 417. Redlich 702. Seifert 663. – Erste unrechtmäßige Ausgabe, sogenannter Schwickertscher Nachdruck von Lessings berühmter Zeitschrift mit Theaterkritiken und literaturtheoretischen Reflexionen, die für die deutschsprachige Bühne bahnbrechend waren. Der Erstdruck erschien 1767 bis 1769 in Lessings Hamburger Offizin an der Binnenalster, die er gemeinsam mit Bode führte. Schwickerts Engagement als Nachdrucker führte dazu, dass Lessings Hamburgische Dramaturgie nur verstümmelt vorliegt und Lessing sein Projekt als Verleger vorzeitig aufgab. Am Schluss von Band II unter dem Titel Intermezzo die bissige Entgegnung des als J. Dodsley getarnten Nachdruckers auf Lessings Kritik am Nachdruck in der OriginalAusgabe. – Etwas gebräunt oder braunfleckig, sonst wohlerhalten. Innenspiegel mit montiertem Exlibris.

2114 Lessing, Gotthold Ephraim. Nathan der Weise. Ein dramatisches Gedicht, in fünf Aufzügen. 2 Bl., 276 S. 15 x 9,5 cm. Etwas späterer marmorierter Pappband (berieben; Remboitage) mit Rücken- und Deckelfileten. O. O. u. Dr. 1779. 600 € Goedeke IV/1, 451, 171. Muncker 458a. - Seltene erste, auf Subskriptionsbasis und ohne Firmierung erschienene Ausgabe von Lessings Drama, hier in einem Exemplar des noch unkorrigierten ersten Drucks mit den bei Muncker angegeben Setzfehlern. Im selben Jahr erschienen zur Michaelismesse zwei weitere, in der Kollation abweichende Ausgaben mit der Firmierung „Christian Friedrich Voß“ (Muncker „b“ und „c“). Während die beiden Vossischen Drucke relativ häufig im Handel auftauchen, ist die vorliegende Subskriptionsausgabe sehr selten. – Mal mehr, mal weniger stockfleckig, Seite 73 mit kleinem Eckabriss, wenige Blatt mit kleinen Feuchtigkeitsrändern.

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2115 Lessing, Gotthold Ephraim. Wie die Alten den Tod gebildet: eine Untersuchung. 4 Bl., 87 S. Mit gestoch. Titel- und Textvignette und 4 (statt 5) Kupfertafeln. 22 x 16 cm. Moderner marmorierter HPergamentband mit goldgepr. RSchild und KGoldschnitt. Berlin, Christian Friedrich Voß, 1769. 300 € Goedeke IV/1, 417, 113. Muncker 418f. Seifert 1189. Rümann 641. Borst 201. Redlich 704. – Erste Ausgabe, unbeschnittener und breitrandiger Druck auf dem von Lessing so geschätzten römischen Schreibpapier, hergestellt in dessen gemeinsam mit Bode geführten Druckerei an der Hamburger Binnenalster (aus der Lessing bereits nach einem Jahr wieder ausschied). „Diesem Werk antiquarischen Inhalts ging eine Kontroverse zwischen Lessing und dem Kunstprofessor Christian

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Adolf Klotz voraus, der gegen die im ‚Laokoon‘ vertretene These polemisierte, von den Griechen sei der Tod nie als Skelett abgebildet worden. Diese Argumentation wird als Scheingefecht eines ‚Altertums­ krämers‘ verworfen, der wohl die Scherben, jedoch nicht, (wie der ‚Altertumskundige‘) den Geist der Antike geerbt hat. Lessing räumt ein, daß die Alten wohl Skelette dargestellt hatten, jedoch nicht als Sym­ bol des Todes, sondern zur bildlichen Veranschaulichung der larvae (Gespenster) oder Lemuren abgeschiedener böser Menschen. Wichtiger freilich als die dem Dichter lästige Auseinandersetzung mit Klotz ... sind Lessings praktischer Vorschlag zur Abbildung des Todes und seine weiterführenden prinzipiellen Gedanken zu Kunst, Religion und Schönheit. Der Tod als etwas Schreckliches, als Strafe, das konnte ohne Offenbarung, schlechterdings in keines Menschen Gedanken kommen, der nur seine Vernunft gebraucht“ (KLL). Lessings „Streitschrift“ zog zahlreiche Entgegnungen berühmter Zeitgenossen der frühen Aufklärungszeit nach sich. Die Titelvignette zeigt einen geflügelten Genius, auf eine umgekehrte Fackel gestützt, neben einem Leichnam. – Es fehlt die letzte Tafel. Minimale unbedeutende Flecken. Sehr schönes unbeschnittenes Exemplar. Abbildung

2116 Lessing, Gotthold Ephraim. Wie die Alten den Tod gebildet: eine Untersuchung. 4 Bl., 87 S. Mit gestochener Titel- und Textvignette und 5 Kupfertafeln. 19,2 x 15 cm. Marmoriertes Kalbleder d. Z. (Gelenke leicht brüchig, beschabt und bestoßen) mit reicher RVergoldung, 2 goldgeprägten farbigen RSchildern und goldgepr. Wappensupralibros auf beiden Deckeln. Berlin, Christian Friedrich Voß, 1769. 500 € 2115

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Goedeke IV/1, 417, 113. Muncker 418f. Seifert 1189. Rümann 641. Borst 201. Redlich 704. – Erste Ausgabe, hergestellt auf dem von Lessing so geschätzten römischen Schreibpapier in dessen gemeinsam mit Bode geführten Druckerei an der Hamburger Binnenalster (aus der Lessing bereits nach einem Jahr wieder ausschied). „Diesem Werk antiquarischen Inhalts ging eine Kontroverse zwischen Lessing und dem Kunstprofessor Christian Adolf Klotz voraus, der gegen die im ‚Laokoon‘ vertretene These polemisierte, von den Griechen sei der Tod nie als Skelett abgebildet worden. Diese Argumentation wird als Scheingefecht eines ‚Altertumskrämers‘ verworfen, der wohl die Scherben, jedoch nicht, (wie der ‚Altertumskundige‘) den Geist der Antike geerbt hat. Lessing räumt ein, daß die Alten wohl Skelette dargestellt hatten, jedoch nicht als Symbol des Todes, sondern zur bildlichen Veranschaulichung der ‚larvae‘ (Gespenster) oder Lemuren abgeschiedener böser Menschen. Wichtiger freilich als die dem Dichter lästige Auseinandersetzung mit Klotz ... sind Lessings praktischer Vorschlag zur Abbildung des Todes und seine weiterführenden prinzipiellen Gedanken zu Kunst, Religion und Schönheit. Der Tod als etwas Schreckliches, als Strafe, das konnte ohne Offenbarung, schlechterdings in keines Menschen Gedanken kommen, der nur seine Vernunft gebraucht“ (KLL). Lessings „Streitschrift“ zog zahlreiche Entgegnungen berühmter Zeitgenossen der frühen Aufklärungszeit nach sich. Die Titelvignette zeigt einen geflügelten Genius, auf eine umgekehrte Fackel gestützt, neben einem Leichnam. – Titelblatt mit unwesentlichen, kaum sichtbaren Flecken, sonst durchgehend sauber und ausgesprochen frisch und wohlerhalten. Die Kupfer im Text und auf den Tafeln in besonders kraft­ vollen Abzügen. – Beigebunden: Derselbe. Berengarius Turonensis: oder Ankündigung eines wichtigen Werkes desselben, wovon in der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel ein Manuskript befindlich,


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration welches bisher völlig unbekannt geblieben. 4 Bl., 189 S., 1 w. Bl. Braunschweig, Waisenhaus, 1770. - Erste Ausgabe. Behandelt Lessings Fund der Schrift De sacra coena des mittelalterlichen Theologen Berengar von Tours zum Abendmahlsstreit. Die von Lessing angekündigte Veröffentlichung des Werks erfolgte erst 1820. - Papierbedingt leicht gebräunt und vereinzelt minimal stockfleckig. Sehr schönes Exemplar. Abbildung

2117 Lipsius, Justus. Opera, quae velut in partes antè sparsa, nunc in certas classes digesta; atque in gratiam & utilitatem legentium, in nouum corpus redacta. Novae formae editio. 2 Bände. 6 Bl., 84 S., 4 Bl., 882 S.; 6 Bl., 899 S. Mit Kupfertitel (in Pag.) und gestochener Titelvignette, gestochenem Portrait, 43 Textkupfern und einigen Textholzschnitten. 36,5 x 23 cm. Blindgeprägtes Schweins­ leder d. Z. (etwas stärker berieben und mit Fehlstellen, teils fleckig) über Holzdeckeln mit hs. RTitel und 2 (obere Schließe des zweiten Bandes defekt) Messingschließen. Lyon, A. Cardon, 1613. 600 € Lyoneser Gesamtausgabe der Werke des bedeutenden flämischen Philologen Justus Lipsius (1547-1606). Die erste Ausgabe seiner „Opera omnia“ erschien 1610 in Antwerpen bei Plantin (vgl. Graesse IV, 220). – Vortitel und Innenspiegel mit hs. Anmerkungen, Titel verso mit montiertem Schildchen, Schlussblatt mit getilgtem Stempel. Etwas gebräunt, stellenweise etwas feuchtrandig. Mit Griffregister. Abbildung

2118 (Malss, Carl). Die Entführung oder der alte BürgerCapitain. Ein Frankfurter Heroisch-Borjerlich Lustspiel in 2 Aufzügen. Nebst erläuterndem Anhang. VIII, 128 S. Broschur d. Z. (Rücken lädiert, Gebrauchsspuren). Frankfurt, Johann Friedrich Wenner, 1820. 150 € Goedeke XI/1, 277, 1. ADB XX, 148f. – Erste Ausgabe seines Erstlings. „Er hatte bereits im Felde sein Frankfurter Lokalstück ‚Der Bürger­ kapitän‘ begonnen, ein gelungenes Bild Frankfurter Zustände und Charaktere, das am 13. August 1821 in Frankfurt zum erstenmal mit außer­ordentlichem Beifall über die Bühne ging. Auf Grund dieses Theater­erfolgs wurde ihm die Direktion des Theaters seiner Heimatstadt angetragen“ (Goedeke). Carl Malss (1792-1848) gilt als „Schöpfer der Frankfurter Localbühne ... Goethe und Börne haben dem Bürgercapitän die wärmste Anerkennung zu Theil werden lassen“ (ADB). – Etwas fingerfleckig, obere Ecke knickspurig.

2119 M‘En-Dawy, Georges. Les Confessions de la Comtesse Mathilde D*** (de Florence). 2 Bände. XI, 388 S.; 2 Bl., 378 S., 1 Bl. 21,5 x 13 cm. HLeder d. Z. (etwas berieben und bestoßen, Rücken beschabt) mit goldgeprägtem RTitel. Paris, Lahure, 1868. 300 € Nicht bei Gay-Lemonnyer. – Einzige Ausgabe dieser Memoiren im bekannt galanten Genre, mit einem Vorwort des adligen Herausgebers „Vicomte“ M‘En-Dawy. – Etwas gebräunt.

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2120 Miller, Thomas. Heinrich II. und die schöne Rosamunde. Ein historischer Roman. Aus dem Englischen übersetzt von M. B. Lindau. 2 Bände. 4 Bl., 311 S.; 1 Bl., 254 S. 17 x 11 cm. Interimsbroschur d. Z. (fleckig und berieben). Leipzig, Christian Ernst Kollmann, 1843. 250 € Seltene einzige deutsche Ausgabe des historischen Romans. – Etwas stockfleckig, stellenweise mit Feuchtigkeitsrand. Unbeschnittenes und unaufgeschnittenes Exemplar. Kein bibliothekarischer Nachweis über den KVK.

2121 (Mirabeau, Honoré-Gabriel de Riqueti de). Errotika biblion. IV, 192 S. 20 x 13,5 cm. Marmorierter Pappband des späten 19. Jahrhunderts (etwas berieben) mit goldgeprägtem RSchild. Rom, „Imprimerie du Vatican“ (d. i. Neuchâtel), 1783. 300 € Barbier II, 172. Hayn-Gotendorf IV, 549. – Sehr seltener erster Druck des überaus raren und delikaten Erotikons, das mit fingiertem Impressum in Neuchâtel erschien und noch einige zeitgenössische Ausgaben erlebte. „Edition très rare, la plupart des exemplaires ayant été saisis par la police.“ „Einer Erklärung bedarf übrigens dieses Buch nicht, obgleich es vielleicht eines der merkwürdigsten ist, die je geschrieben worden sind. Doch habe ich es für richtig gehalten, den seltsamen Mirabeau‘ schen Kapitelüberschriften eine erklärende Uebertragung beizufügen: Ischa oder: Die Erschaffung des Mannes und dessen Ueberlegenheit über das Weib. Tropoide oder: Ueber die Blutschande. Thalabe oder: Ueber die Masturbation. Anandrine oder: Ueber die Tribadie. Akropodie oder: Ueber die Beschneidung. Kadesch oder: Ueber die wider­ natürliche Unzucht. Behemao oder: Ueber die Unzucht mit Tieren. Linguanmanie: Ueber die Anschauungen der Wollust und Allerlei über Prostitution. Das Buch ist im Gefängnis geschrieben und macht

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ geistig noch mit dem vergangenen Zeitalter verbunden sind, verkörpern den Ausklang des Klassizismus“ (L.-O.). – Stockfleckig. Splendid gedruckt auf festem Vélin. – Beigebunden: Die Hauptgötter der Fabel in Kupfern mit kurzer Erklärung. 28 S. Mit 9 Stahlstichtafeln. Ebenda 1818. - Das dazugehörige Supplement. - Etwas stockfleckig.

2123 Niemeyer, August Hermann. Gedichte. 5 Bl., 248 S., 1 Bl. Mit gestochener TVignette, gestoch. Portraitvignette und 3 gestoch. Kopfvignette von Geyser nach Daniel Chodowiecki. 19,5 x 15,5 cm. HLeder d. Z. (etwa stärker berieben, Kapitale lädiert, Gelenke teils angeplatzt, Ecken leicht bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Weygand, 1778. 350 € Goedeke VII, 263, 6. Engelmann 242-243 und Nachtrag. Rümann 820 (gibt nur 4 Vignetten an). – Erste Ausgabe. Mit der gedruckten Widmung an Klopstock „Wem sonst als Dir?“. Enthalten sind neben den Gedichten (u. a. Ode an Klopstock) auch Niemeyers religiöse Dramen sowie zwei Prosaaufsätze (S. 1-46): Über Dichtkunst und Musick in Verbindung mt der Religion und über Das Religiöse Drama, sofern es für die Musick bestimmt ist. – Titel gestempelt. Leicht gebräunt und braun- sowie stockfleckig.

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zweifellos nicht nur der Belesenheit und dem Scharfsinn Mirabeau‘s, sondern auch der Elastizität seines Geistes, der trotz allen Widerwärtigkeiten immer heiter blieb, alle Ehre“ (H.-G.) – Vereinzelte schwache Braunflecken. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

2122 Der Mythos alter Dichter in bildlichen Darstellungen. 132 S. Mit gestochenem Frontispiz und 60 Stahlstichtafeln von F. Stöber nach J. N. Ender, Schedy und M. Loder. 23,5 x 17,5 cm. Marmorierter HLederband d. Z. (etwas berieben, Kanten schwach beschabt, Ecken gering bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Wien, Anton Strauss für Gräffer und Härter, 1815. 250 € Rümann 364. Lanckoronska-Oehler III, 22f. – Erste Ausgabe der anonym erschienenen „puristische Götterlehre“, die sich laut Vorrede bündig auf die „vorzüglichen Thaten und Begebenheiten der Götter, Heroen und Götterlieblinge“ fokussiert und das mythographische Wirrwarr konkurrierender Darstellungen ausblendet. „Eine seiner Hauptarbeiten sind die mythologischen Blätter zu dem 1815 bei Franz Härter erschienenen Werk Der Mythos alter Dichter ... Diese süßlichen, sehr weichen Blätter, die, obwohl schon im 19. Jahrhundert stehen, 2121

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2124 Novalis (d. i. Friedrich von Hardenberg). Schriften. Herausgegeben von Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck. 2 Teile in 1 Band. 1 Bl., XII, 338 S.; 1 Bl., 552 S. 16 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (etwas stärker berieben, Ecken bestoßen) mit 2 goldgeprägtem RSchildern (kleine Fehlstellen). Berlin. Buchhandlung der Realschule, 1802. 1.200 € Goedeke VI, 51, 4. Borst 925. Brieger 1872. – Erste Ausgabe eines der wichtigsten Bücher der deutschen Romantik, dessen bekannte Seltenheit sich dadurch erklären lässt, dass zu der Zeit weder der Dichter selbst, der bereits verstorben war, noch die beiden Herausgeber bekannt genug waren, um eine große Auflage des Buches zu rechtfertigen. Enthält den Heinrich von Ofterdingen, in dem sein vollständiges Programm der romantischen Schule hervortritt. Einige der anmutigsten weltlichen Lieder von Novalis sind in diesem Romanfragment enthalten, so das Bergmannslied (S.151) und Lob des Weines (S. 222). Ein abschließender dritter Teil erschien mit einigem Verzug erst 1846. – Schwach braunfleckig, anfangs und am Schluss etwas leimschattig, ohne die fl. Vorsätze. Hinterer Innenspiegel mit montiertem Exlibris. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

2125 (Ochsenheimer, Ferdinand). Streifereien durch einige Gegenden Deutschlands. Vom Verfasser der Szenen aus Fausts Leben. 311 S. Mit gestoch. Frontispiz. 16,5 x 10,5 cm. Marmor. Pappband d. Z. (berieben, Rücken stark betroffen, VDeckel etwas nachgedunkelt) mit RSchild (etwas lädiert). Leipzig, Voß und Compagnie, 1795. 300 € VD18 14887304. Hayn-Gotendorf VII, 459. Holzmann-Bohatta VII, 9746 (geben beide als Verfasser nicht den Autor des Werks Szenen aus Fausts Leben, Alois Wilhelm Schreiber, sondern Ferdinand Ochsenheimer an). – Erste Ausgabe seiner romantischen Reisebeschreibung ins Neckartal. Ferdinand Ochsenheimer (1767-1822) machte sich vor allem einen Namen als vortrefllicher Schauspieler und als Schmetterlingskundler. – Stockfleckiges Exemplar auf festem Vélin. Innenspiegel mit hs. Eintrag zur Verfasserschaft.

2126 Ossian (d. i. James MacPherson). Die Gedichte Ossians eines alten celtischen Dichters. Aus dem Englischen übersetzt von M. Denis. 3 Bände. Mit gestochenem Frontispiz von L. Assner und 3 (wiederholten) gestoch. Titelvignetten, jede Seite mit typographischer Bordüre. 22,5 x 17,6 cm. Hellbraunes Kalbleder d. Z. (leicht bekratzt, Kanten etwas beschabt, bestoßen) mit reicher RVergoldung, 2 goldgeprägten farbigen RSchildern sowie Stehkantenfileten. Wien, Johann Thomas Trattner, 1768-1769. 900 € Goedeke IV/1, 195, 9. De Backer-Sommervogel II, 1916, 15. Giese, Trattner, 903. – Erste Ausgabe der ersten deutschen Übertragung der legendären literarischen Erfindung des Schotten James Macpherson, die den Übersetzer Michael Denis (1729-1800) auf einen Schlag im gesamten deutschen Sprachraum bekannt machte. Zu den berühmtesten Rezensenten und auch Übersetzern sollte dann u. a. Johann Wolfgang von Goethe zählen. Der Jesuit Michael Denis (1729-1800) „übersetzte den Ossian in Hexametern und spielte die Rolle eines in antiken

2126 Metra gekleideten Barden mit vielem Beifall der Zeitgenossen. Neben seinen deutschen Dichtungen verfasste er einige lateinische Gedichte und Schauspiele und zahlreiche … wissenschaftliche und erbauliche Schriften“ (Goedeke). – Papierbedingt etwas gebräunt und braunfleckig, sonst kaum fleckig oder mit Gebrauchsspuren. Dekorativ gebundenes Exemplar aus der „Bibliotheca Türkheimiana“ der Freiherren von Türckheim in Altdorf bei Ettenheim mit deren gestochenem Wappenexlibris. Abbildungen, auch Seite 40

2127 Ossian (d. i. James Macpherson). Die Gedichte Ossian‘s. Aus dem Gaelischen im Sylbenmasse des Originals von Christian Wilhelm Ahlwardt. 3 Bände. 19 x 11,5 cm. HLeder d. Z. (berieben und bestoßen, ein Band mit kleiner Knickspur durch Stauchung) mit reicher RVergoldung, goldgepr. RTitel, VDeckelbordüre, Stehkantenvergoldung und Goldschnitt. Leipzig, Göschen, 1811. 180 € Goedeke VII, 721, 410, 1 und 740, 44, 9. – Erste Ausgabe der gelungenen und heute noch zitierfähigen Gesamtübertragung der angeblichen Gesänge des sagenhaften irischen Barden Ossian, das übersetzerische

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________

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Hauptwerk des Greifswalder Philologen und Universitätsdirektors Christian Wilhelm August Ahlwardt (1760-1830). – Papierbedingt etwas gebräunt, teils etwas braunfleckig, sonst wohlerhalten. Dekorativ gebundenes Exemplar.

2128 Ovidius Naso, Publius. De gedaant-wisselingen in het latyn en nederduitsch, nieulyx vertaald, en te zamen in het Licht gegeven, door. 2 Teile in 1 Band. 9 Bl., 247 S.; S. 249-524, 2 Bl. Mit gestochenem Frontispiz, 2 gestochenen Titelvignetten, gestochener Kopfvignette und 130 Textkupfern nach Bernard Picart. 45 x 29,5 cm. Pergament d. Z. (vollständig restauriert, etwas berieben, Vorderdeckel mit Einriss im Bezug) mit hs. RTitel. Amsterdam, J. Wetstein und W. Smith, 1732. 500 € Lewine 394. Sander 1468. Fürstenberg 71. Cohen-Ricci 768. – Erste Ausgabe mit diesen Illustrationen und niederländisch-deutschem Paralleltext. Die Kupfer stammen von M. Bouche, Bouttats, Folkema, V. Gunst, Jungmann und Wandelaar nach Bernard Picart, Lebrun, Leclerc, de Wit und anderer. „Magnifique ouvrage“ (Cohen-Ricci). – Vortitel mit Stempelrasur und wie das Frontispiz in der unteren Ecke mit angesetztem Eckabriss. Leicht gebräunt und braunfleckig, stellenweise leicht feuchtrandig. Die Blätter 321 bis 324 im oberen Bug gelöst. Vorsätze erneuert, Innengelenke mit Leinenstreifen verstärkt. Abbildung

2129 Ovidius Naso, Publius. Nouvelle traduction des Heroides. IV, 189 SW. Mit Kupfertitel und 35 gestoch. Vignetten von Ferd. Gregori nach J. Zocchi. 20,5 x 13,5 cm. Kalbleder d. Z. (Gelenke und Kanten berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem. RSchild. Paris, Durand, 1763. 250 € 2126

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Cohen-Ricci 775. Sander 1477. Schweiger II, 676. – Erste Ausgabe mit den Illustrationen Zocchis. Der Urheber der vorliegenden Prosa-Übertragung ist unbekannt. – Von S. 14-50 mit schwächer werdendem größerem braunen Fleck im Falz, sonst wohlerhalten. Abbildung

2130 Der Patriot. Vom Jahre MDCCXXIV, MDCCXXV und MDCCXXVI. Mit einem Register über alle drey Jahr. 3 Jahrgänge (alles Erschiene). 156 Stücke in 1 Band. Mit Titelkupfer. 23,5 x 18,5 cm. HLeder d. Z. (berieben und bestoßen) mit späterem RSchild. Hamburg, Johann Christoph Kißner, 1724-1726. 280 € Diesch 509. Kirchner I, 4837. Schröder VI, 267, 22 und I, 402, 17. HaynGotendorf III, 40f. – Erste Ausgabe. „Durch gediegenen Inhalt, gewandte Schreibweise und geschickte Behandlung des Stoffes überragt die ... bekannteste Wochenschrift, der Patriot, ... die meisten, wenn nicht alle, die in Hamburg erschienen sind. In überschwenglichen Worten preist Gottsched in den vernünftigen Tadlerinnen Bd. I, 175 den Verfasser des Patrioten, der es verdiene unter die großen Geister versetzt zu werden“ (Jacoby. Wochenschriften Hamburgs, S. 29). – Titel gestempelt (aus der 1946 aufgelösten Breslauer Stadtbibliothek). Etwas gebräunt, fl. Vorsatz etwas leimschattig. Mit gestochenem Exlibris.

2131 Pausanias. Tis Ellados periigisis (graece). Graeciae descriptio accurata, qua lector ceu manu per eam regionem circumducitur: Cum Latina Romuli Amasaei interpretatione. Accesserunt Gul. Xylandri und Frid. Sylburgii annotationes, ac novae notae Ioachim Kuhnii. 13 Bl., 898 S. Titel in Rot und Schwarz. Mit gestochener Titelvignette. 34 x 22 cm. Pergament d. Z. (Gelenke angeplatzt) mit goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Thomas Fritsch, 1696. 300 € Schweiger 224. – Erster Druck der von dem Straßburger Philologen Joachim Kuhn (1647-1697) besorgten, von Schweiger gelobten Ausgabe: „Der Text ist aus einer Aldine, welcher Johannes Casaubonus verbessert beigeschrieben hatte, und aus eigenen Conjecturen verbessert, in Capitel eingeteilt und mit Argumenten versehen. Xylander‘s und Sylburg‘s sämmtliche Noten sind aufgenommen. Correct und gut gedruckt“ (Schweiger). Kuhn „hat sich als tüchtige(r) Kenner der griechischen Sprache und des griechischen Alterthums bewährt durch seine mit lateinischen Uebersetzungen und Commentaren versehene Ausgabe der Varia historia des|Aelianus (Straßburg 1685) und der Descriptio Graeciae des Pausanias (Leipzig 1696), sowie durch seine Anmerkungen zu dem Lexikon des Julius Pollux (Amsterdam 1706) und den Vitae philo­sophorum des Laertius Diogenes (Amsterdam 1692). Ferner hat er eine Abhandlung über Waschungen und Bäder bei den Griechen (De lotionibus et balneis Graecorum, Straßburg 1695) verfaßt.“ (ADB XVII, 342). Schwach gebräunt. Schönes Exemplar des zweisprachigen Paralleldrucks.

2132 Pellico, Silvio. Mes prisons suivies du discours sur les devoirs des hommes. Traduction de Antoine de Latour. XXI, 1 Bl., 374 S., 1 Bl. Mit 25 Holzstich-Tafeln und zahlreichen Holzstich-Illustrationen nach Tony Johannot. 26 x 17,5 cm. HLeder d. Z. (Rücken und Deckel ausgeblichen, leicht berieben) mit goldgepr. RTitel. Paris, Delahaye, 1853. 150 €

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Carteret III, 458, Anm. Brivois S. 317 Anm. Vgl. Vicaire VI, 514. – Nachdruck der Erstausgabe von 1843. – Leicht gebräunt und teils leicht braunfleckig. Innenspiegel etwas angeschmutzt.

2133 Petrarca, Francesco. Le Rime, brevemente eposte per Lodovico Castelvetro. Edizione corretta illustrata, ed accresciuta. 2 Bände. XVI, LXXX, 557 S.; XVI, 615 S. Mit 2 wiederholten gestochenen Titelvignetten, 8 gestochenen Initialen, 129 Textkupfern (teils als Vignetten), 4 Kupfertafeln (davon 1 als Frontispiz) sowie gestochener Druckermarke am Schluss. 27 x 20 cm. HLeder d. Z. (Gelenke leicht angeplatzt, etwas berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel und RVergoldung. Venedig, Antonio Zatta, 1756. 1.200 € Brunet IV, 554. Gamba 735. – Diese schön illustrierte, zweibändige Ausgabe wurde von Cristoforo Zapata de Cisneros nach der erstmals 1582 erschienenen Bearbeitung durch den italienischen Humanisten Lodovico Castelvetro (1505-1571) besorgt. „Cette édition était la plus

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Schweiger I, 265. – Erste Ausgabe dieser Übertragung, gedruckt in der Berliner Hofbuchdruckerei von Georg Jacob Decker. – Teils minimal gebräunt, hinterer Vorsatz mit längeren hs. Anmerkungen. Sonst wohlerhalten.

2136 Plutarch. The Philosophy, commonly called the morals. Translated out of Greek into English, and conferred with the Latine translation and the French by Phillemon Holland. Newly revised and corrected. 4 Bl., 1108 S., 30 Bl. 34,5 x 22,5 cm. Leder d. Z. (Deckel gelöst, stärker berieben und bestoßen, Vorderdeckel mit montiertem Bibliotheksschildchen). London, George Sawbridge, 1657. 400 € Schweiger I, 266. – Zweite in London erschienene Ausgabe in der Übersetzung von Philemon Holland (1552-1637). – Titel gestempelt. Blatt I mit Ausschnitt im oberen Rand (ohne Textverlust) und längerem hinterlegten Randeinriss. Mehrfach gestempelt. Vor allem am Schluss stark feuchtrandig und oftmals auch sporfleckig. Etwas gebräunt und braun- sowie stockfleckig.

2137 (Poe, Edgar Allan). The narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket. 201 S., 1 Bl. („Valuable Books“). 18,2 x 11,4 cm. Dunkelbraunes Feinleinen d. Z. (etwas beschabt und berieben) in passendem Leinenschuber. New York, Harper & Brothers, 1838. 6.000 €

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belle et l‘une des meilleures que l‘on eût alors de ce poète“ (Brunet IV, 554). – Das erste Textkupfer in Band I im oberen Rand knapp beschnitten, aber ohne Darstellungsverlust. Stellenweise leicht fleckig und angeschmutzt, eine Seite mit Farbstiftmarkierung. Sehr schönes Exemplar. Abbildung

2134 Petrarca, Francesco. Rime. 2 Bände. 1 Bl., XLVIII, 210 S.; 1 Bl., 212 S. Mit gestoch. Portrait. 11,5 x 6,5 cm. Leder d. Z. mit RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. „Londra“ 1784. 150 € Graesse V, 229. – Hübsche Petrarca-Ausgabe im Sedez-Format. – Mehrere Besitzvermerke, gebräunt.

2135 Plutarch. Biographien. Mit Anmerkungen von Gottlob Benedict von Schirach. 8 Bände. 16,5 x 10 cm. HLeder d. Z. (Kapitale teils mit sehr kleinen Einrissen, leicht berieben und bestoßen) mit RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Berlin und Leipzig, George Jacob Decker, 1777-1780. 280 € 42

Ferguson 2576. BAL 16201. Sabin 63525. – Erste Ausgabe. „Das längste und rätselhafteste Prosawerk Poes zog vor allem wegen des überraschenden Schlusses unzählige Deutungen auf sich. Es scheint zunächst als Spekulation auf die Leichtgläubigkeit des amerikanischen Publikums und auf dessen Interesse an - oft wenig glaubwürdigen - Reiseberichten aus der Südsee und der noch unerforschten Antarktis geplant gewesen zu sein, geriet dem Autor aber in dem Maße, wie ihn die Handlung fortriß und er mit Motiven und Vorstellungen seiner eigenen Phantasie anreicherte, zu einem Werk ganz eigenständigen Charakters... „, es ist ein „in seiner Mischung aus handfestem Abenteuerbericht, Schauerromantik, geographischer Pseudo-Exaktheit, ingeniöser Spekulation und dunkler Symbolik ein faszinierendes Prosastück, das in mancher Hinsicht Melvilles dreizehn Jahre später erschienenen Moby-Dick verwandt ist“ (KLL 6616). – Ohne die fliegenden Vorsätze, vorne mit Verstärkung zweier zusammenmontierter Blätter, die ersten Lagen mit kleinem, sorgsam ergänztem Randausriss rechts zum Schnitt hin. Nahezu fleckenfreies, sehr frisches und unbeschnittenes Exemplar aus der Sammlung von H. P. Kraus, New York, mit dessen Chiffre in Bleistift auf dem VDeckel. Abbildung

2138 Pöllnitz, C. L. von. Nachrichten, enthaltend was derselbe auf seinen Reisen besonders angemercket, nicht weniger die Eigenschafften dererjenigen Personen, woraus die vornehmste Höfe in Europa bestehen. Aus der Frantzösischen neu-verbessert und um ein ansehnliches vermehrten zweyten Edition ins Teutsche übersetzt. 4 Teile in 1 Band. Pergament d. Z. (Rückdeckel stärker feuchtrandig und mit Läsuren, leicht berieben) mit goldgepr. RTitel (fast vollständig oxidiert). Frankfurt 1735. 220 €


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2140 Quintilian, Marcus Fabius. Institutionum oratoriarum libri duodecim, summa diligentia ad fidem vetustissimorum codicum recogniti [und:] Oratoris eloquentissimi declamationes undeviginti. 2 Werke in 1 Band. 8 Bl., 568 S., 28 Bl.; 551 S., 3 Bl. Mit breiter figürlicher HolzschnittTitelbordüre. 17 x 11 cm. Blindgeprägter HLederband d. Z. (Gelenke stellenweise leicht angeplatzt, etwas gebräunt und berieben). (Genf), Jacob Stoer, 1604. 350 € BMC XX 384. Schweiger II, 838f. – Frühe Ausgabe. Wie üblich wurden auch hier die beiden rhetorischen Werke zusammengebunden. – Titel des ersten Werkes mit zwei hs. Besitzvermerken, im unteren Rand etwas lädiert. Hinterer fl. Vorsatz mit Federproben. Vereinzelte Textunterstreichungen. Gleichmäßig schwach gebräunt.

2141 (Remer, Julius August). Kleine Chronik des Königreichs Tatojaba von Herrn Wieland dem älteren (Pseud.). 7 Bl., 430 S., 1 Bl. 16 x 10 cm. Marmorierter Pappband des späten 19. Jahrhunderts (gering bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Frankfurt und Leipzig, 1777. 280 €

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Vgl. Jantz 2005 und Faber du Faur 1688. – Zweite Ausgabe. „As far as facts are concerned he is of course highly inaccurate, but he reproduces in an excellent manner the ceremonious immorality of his time. He had the gift of saying the most shameless things in the most sugarcoated words, ruining a reputation with a smile, playing the assassin with a turn of the phrase.“ (Faber du Faur). – Es fehlen in Band II die Seiten 337338. Stellenweise stark feuchtrandig, besonders am Schluss (das letzte Blatt restauriert und im Bug verstärkt). Leicht gebräunt und gelegentlich gering fingerfleckig.

2139 Puteanus, Erycius. Epistolarum apparatus posthumus in centurias septem distributus. 7 Teile in 1 Band. 14,5 x 10 cm. Leder d. Z. (etwas stärker berieben, unteres Kapital mit kleinem Einriss und stellenweise gelöst) mit reicher RVergoldung und dreiseitigem Goldschnitt. Löwen, Andreas Bouvet, 1662-1663. 300 € Posthum erschienene Ausgabe der Briefe. Schon die Zeitgenossen Putenaus‘ lobten „vornehmlich die Eleganz des Stiles, weniger aber die Gründlichkeit des Inhalts“ (ADB XXVI, 742f.). – Titel des ersten Teils mit kleinem typographischen Korrekturschild „in centurias septem distributus“. Vorderer Innenspiegel mit montiertem Schildchen, hinterer Innenspiegel mit zwei gestochenen Wappen.

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Goedeke IV/1, 1151. Hamberger-Meusel VI, 306. Hayn-Gotendorf VIII, 410. – Erste Ausgabe. „Satyrische Parodie auf Wieland, mit Anspielungen auf Zeitverhältnisse, stellenweise recht frei. Die Vorrede bezeichnet das Buch als das Werk eines älteren Bruders Wielands, von dem sich der Herr Hofrath Wieland bei seinen ersten komischen Werken habe helfen lassen“. – Titel und Vorrede etwas gebräunt, sonst wohlerhalten.

2142 Reybaud, Louis. Jérome Paturot à la recherche de la meilleure des républiques. 3 Bl., 580 S., 2 Bl. Mit sehr zahlreichen Holzschnitt-Illustrationen im Text und auf Tafeln nach Tony Johannot. 27,5 x 19,5 cm. HLeder d. Z. (Rücken ausgeblichen, Kanten etwas stärker berieben; illustrierte OBroschur eingebunden, diese stark gebräunt, Vorderumschlag im Bug hinterlegt) mit goldgeprägtem RTitel. Paris, Mechel Lévy, 1849. 180 € Brivois 351 ff. Carteret III, 516. Sander 588. Vicaire VI, 1102. – Zweiter Druck der ersten illustrierten Ausgabe der Sozialutopie. „La verve satirique dont Louis Reybaud a flagellé le ‚desordre nouveau‘ ... trouve dans le crayon de Tony Johannot un auxiliaire d‘une étrange vigueur“ (Marie 64). – Mal mehr, mal weniger braun- und stockfleckig.

2143 Richter, Friedrich. Cölestine. Romantisches Gemälde aus der Gegenwart. 174 S., 1 Bl. Neuerer Umschlag mit Papierrückenschild. 18 x 11,5 cm. Quedlinburg und Leipzig, Gottfried Basse, 1827. 150 € Einzige Ausgabe. – Titel und letztes Blatt angeschmutzt. Unbeschnittenes Exemplar.


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

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2144 (Rosset, Pierre Fulcran de). L‘ agriculture. Poëme. 2 Teile in 1 Band. 6 Bl., LVI, 277 S.; XVI, 128 S. Mit 2 (wiederh.) gestoch. Titelvignetten, 2 gestoch. Frontispices, 8 gestoch. KVignetten und 6 Kupfertafeln von Marillier u. a. Marmor. Kalbsleder d. Z. (Kapitale bestoßen, beschabt und mit Kratzern) mit RVergoldung und goldgepr. RSchild, dreifachen Deckelfileten, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie Goldschnitt. Paris, Imprimerie Royale, 1774-1782. 350 € Barbier I, 82e. Sander 1735. Cohen-de Ricci II, 899. Brunet IV, 1404. – Erste Ausgabe des bukolischen Poems, gedruckt in der königlich französischen Druckerei auf festem, weißen Büttenpapier, hier mit dem häufig fehlenden zweiten Teil. Brunet äußert sich über das Werk des anonymen Autors Pierre Fulcran de Rosset (1708-1788) sehr kritisch, hebt aber die herrlichen Illustrationen hervor: „Poëme médiocre, orné de belles gravures“ (Brunet). – Sehr schönes und wohlerhaltenes Exemplar, nahezu fleckenfrei. Mit gestochenem Wappenexlibris der „Bibliothèque de Monsieur Raye De Breukeler waert“. Abbildung

2145 Rousseau, Jean-Jacques. Émile, ou de l‘éducation. 4 Bände. Titel in Rot und Schwarz. Mit 5 Kupfertafeln nach Eisen. 19 x 12,5 cm. Marmoriertes Kalbleder d. Z. (etwas beschabt und berieben) mit ornamentaler RVergoldung, je 2 goldgeprägten RSchildern und dreifachen Deckelfileten. „A La Haye, Chez Jean Néaulme“ (d. i. Paris, Duchsene), 1762. 2.500 €

McEachern, L‘édition originale de l‘Émile, in: Bulletin du Bibliophile, 1987-1, S. 20ff (Nr. 1A). – Erster Druck der ersten Oktavausgabe. Rousseau (1712-1778) ließ den Erstdruck des Émile in zwei verschiedenen Formaten (12mo und 8vo) von ein und demselben Stehsatz herstellen. Die strittige Frage nach der Priorität beider Drucke beantwortet McEachen durch den Vergleich von Druckfehlern und Auswertung von Rousseaus Korrespondenz mit dem Ergebnis, dass der Text der Ausgabe in Duodez vor dem der Oktavausgabe gedruckt wurde. Titel und Vorstücke wurden jedoch zuerst in Oktavo gesetzt und gedruckt, so dass die Oktavausgabe, trotz späteren Drucks, zuerst an die Öffentlichkeit gelangte. „Im Sommer 1762 erschien kurz vor dem Contrat Social Rousseaus Emile oder über die Erziehung. Der Roman löste einen europaweiten Skandal aus. In Paris wurde der Emile sogleich verboten und selbst in Genf wurde das Werk kurz danach, am 19. Juni 1762, auf den Index gesetzt und öffentlich verbrannt. Sein Autor, der sich auf dem Titelblatt stolz als ‚citoyen de Genève‘ bezeichnet hatte, war hier wie in Frankreich mit Verhaftung bedroht, der er nur durch rasche Flucht in die Schweiz entgehen konnte. Sicherheit fand er schließlich in der preußischen Enklave Neuchâtel. Gegen den zentralen Vorwurf, der Emile, vor allem sein IV. Buch mit dem ‚Glaubensbekenntnis des savoyischen Vikars‘ und dem Plädoyer für natürliche Religion, versündige sich gegen Religion und Kirche, verteidigte sich Rousseau 1763 in dem ausführlichen und rhetorisch meisterhaften ‚Brief an Herrn von Beaumont‘, den Erzbischof von Paris, Christoph de Beaumont, der ihn 1762 öffentlich verurteilt hatte. Das blieb zunächst ohne Erfolg, auch in Genf galt er weiterhin als gefährlicher Denker, so dass Rousseau, tief enttäuscht, auf sein Bürgerrecht verzichtete“ (Kindler). – Es fehlt in Band III das Vakat-Blatt nach Seite 357. Breitrandiges und kaum fleckiges Exemplar. Abbildung

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2146 (Rückert, Friedrich). Deutsche Gedichte von Freimund Raimar (Pseudonym). 79 S. 20,5 x 13 cm. HLeder d. Z. (berieben, Rücken lädiert). O. O. u. Dr. 1814. 300 € Seltene erste Ausgabe seiner in vier Abteilungen gegliederten Geharnischten Sonette, mit denen Rückert gegen die Napoleonische Besatzung protestierte und die seinen literarischen Ruhm begründen sollten. Exemplar aus dem Besitz des noch jugendlichen, später renommierten Berliner Kunsthistorikers und Schriftstellers Franz Kugler (18081858), mit entsprechendem Namenszug auf dem Titel, datiert auf das Jahr 1826. Der Druck erschien ohne Firmierung, als verantwortliche Verleger kommen wohl Josef Engelmann oder Mohr und Zimmer in Heidelberg in Frage. – Im oberen Bug mit Feuchtigkeitsspuren (wenige Blatt am Schluss mit schwachen Sporen). Etwas stockfleckig, Vorsätze leimschattig.

2147 Ruge, Arnold. Anekdota zur neuesten deutschen Philosophie und Publicistik von Bruno Bauer, Ludwig Feuerbach, Friedrich Köppen u. a. 2 Bände. IV, 320 S.; IV, 288 S. 21,5 x 14,5 cm. Blindgeprägte Leinenbände d. Z. (etwas fleckig und berieben, Kapitale mit kleinen Läsuren, lichtrandig). Zürich und Winterthur, Literarisches Comptoir, 1843. 750 € Friedländer 35. Stammhammer II, 10. – Erste Ausgabe der Zusammenstellung von Texten verschiedener Autoren des Vormärz, die eigentlich zur Veröffentlichung in Ruges Hallischen“ bzw. „Deutschen Jahrbüchern

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geplant waren, aufgrund ihres revolutionären Inhalts unzensiert aber nur im Schweizer Exil erscheinen konnten. Darunter im Erstdruck das anonym verfasste erste politische Pamphlet von Karl Marx „Bemerkungen über die neueste preußische Censurinstruction. Von einem Rheinländer“ (Band I, S. 56-88), sowie ein weiterer ihm (oder Feuerbach) zugeschriebener Erstdruck mit dem Titel „Luther als Schiedsrichter zwischen Strauß und Feuerbach“ (Band II, S. 206-208). Ferner mit Erstdrucken von Bruno Bauer, darunter „Leiden und Freuden des theologischen Bewußtseins“, von Ludwig Feuerbach „Vorläufige Thesen zu einer Reformation der Philosophie“, Arnold Ruge „Neue Wendungen der deutschen Philosophie“ etc. – Etwas stockfleckig, vereinzelt auch mit kleinen Feuchtigkeitsrändern. Die Vorbemerkung zu den „Censurverhältnissen der Hallischen und Deutschen Jahrbücher“ in Band I mit einigen Anstreichungen und Anmerkungen eines späteren kritischen Lesers in Farb- und Bleistift. 2148

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Im Meistereinband von Roger de Coverly 2148 Saint-Lambert, Jean-François. Les saisons, poëme. Septième édition. 467 S., 1 Bl. Mit gestochener Titelvignette und 4 gestochenen Textvignetten von Choffard und 7 Kupfertafeln von Moreau le Jeune. 22 x 14 cm. Himbeerrotes geglättetes Maroquin um 1880 im Stil d. Z. mit goldgeprägtem RSchild aus hellgrünem geglätteten Maroquin, reicher RVergoldung, dreifachen Deckelfileten mit Eckfleurons, Stehkanten- und Innenkantenvergoldung, türkischen Marmorpapier-Vorsätzen und dreiseitigem Goldschnitt (sign.: „Roger de Coverly & Sons“). Amsterdam, o. Dr., 1775. 800 € Sander 1780. Cohen-Ricci 926. – Erste illustrierte Ausgabe von dem französischen Kupferstecher Jean-Michel Moreau (1741-1814), mit den „Charmantes vignettes de Choffard“, die siebente Ausgabe der Saisons. Jean-François de Saint-Lambert (1716-1803) gehört zu den seiner Zeit am meisten gelesenen Autoren. Mit seiner bukolischen Hymne auf die Natur im Sinne Rousseaus wurde er Mitglied der Académie française. „Lorsque le poème des Saisons parut, ce fut un cri d‘enthousiasme dans le camp des philosophes, et Voltaire lui prodigua de pompeuses louanges: il écrivait à l‘auteur, en 1773: ‚Soyez persuadé que c‘est le seul ouvrage de notre siècle qui passera à la postérité“ (Hoefer XLIII, 54). – Kaum fleckig, sehr saubreres und frisches Pachtexemplar in einem Meistereinband des englischen Buchbinders Roger de Coverly (1831-1914), des sog. „Singenden Buchbinders“: „When Roger established his own workshop (in Leicester Square), there was little time for the extra- curricular activities he loved [playing Violin et. al.]. As a one man band, he had to ‚forward‘ and ‚finish‘ the bindings himself ... Slowly, however, the bindings business began to flourish. It was patronised by aristocrats, noted writers (for example T. E. Lawrence) and artists. His style was rather conservative and retrospective but the good quality materials used and his stated goal, to bind ‚excellently rather than cheaply‘ made up for lack of originality, for some at least“ (P. J. M. Marks). Vgl. Richard Ovenden, An edition binding by Roger de Coverly for Alfred de Rothschild, in Book Collector 47:1, 1998, S. 79-82. Abbildungen

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2149 Saint-Lambert, Jean-François. Les saisons. Septième edition. 467 S. Mit 7 Kupfertafeln und 4 gestoch. Vignetten. 23 x 15 cm. Brauner Maroquinband d. Z. (etwas berieben, schwache Schabspuren) mit RVergoldung, Deckelbordüren, Stehkantenvergoldung und Goldschnitt. Amsterdam (d. i. Paris) 1775. 180 € Sander 1779. Cohen 533. – Dekorativ gebundenes, schwach stockfleckige Exemplar. Innenspiegel mit Wappenexlibris „Georg Siemens“.

2150 Schiller, Friedrich. Gedichte. Jubiläums-Ausgabe mit Photographien ... und Holzschnitten. VIII, 565 S., 1 Bl. 33,5 x 24,5 cm. Mit chromolithographischem Titel und 44 montierten Photographien im Text und auf 16 Tafeln von Joseph Albert nach Kirchner, Piloty, Ramberg, Schwind u. a. sowie zahlr. Textholzstichen nach Julius Schnorr. Brauner OLederband (Rücken ausgeblichen, vorderes Gelenk angeplatzt, etwas stärker berieben, leicht bestoßen)

über Holzdeckeln mit Reliefprägung, Vorder- und Rückdeckel mit je 4 Messingbuckeln in den Ecken sowie Vorderdeckel mit eingefasstem markanten Porträtmedaillon Schillers, Goldschnitt. Stuttgart, Cotta, 1859-1862. 250 € Heidtmann 13443. Rümann 2386. Goedeke V, 156, 7. – Einzige Ausgabe des Jubiläumsbandes zu Schillers 100. Geburtstag. „Der Prachtband ... mit Ensemble von ornamental eingerahmten Photographien und Text wirkt harmonisch ... derartige Aufmachung erregt heute noch Staunen und Beifall. Die etwas überschätzte Leistungsfähigkeit der Photographie führte dazu, dass die Herstellung viel länger als geplant dauerte. Von dem Werk, das zur Wiederkehr des 100. Geburtstages Friedrich Schillers vorliegen sollte, lag zu Schillers Geburtstag nur die erste Lieferung vor, es war erst 1862 fertig ausgeliefert und konnte von da an erst aufgebunden werden bzw. eingebunden geliefert werden“ (Heidtmann, Wie das Photo ins Buch kam, S. 81 f.). – Leicht gebräunt, etwas braun- und stockfleckig. Im Seitenrand minimal feuchtrandig.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Goedeke V, 230, 12. Marcuse 253. Fischer, Cotta, 457. Borst 989. – Erste Ausgabe, hier in einem Exemplar der seltenen Ausgabe mit zwei kolorierten Kupfertafeln von C. M. Kraus. Bekannterweise sind die frühesten Ausgabe meiste ohne, wenige mit einem und mit zweien, spätere Ausgaben dann teils auch mit drei Kupfern erschienen. Die Kupfer­ tafeln in diesem Exemplar zeigen die drei Landsknechte beim RütliSchwur sowie den tyrannischen Landvogt Geßler in prachtvollem Ornat. – Gelegentlich etwas stärker stockfleckig und vereinzelt gebräunt. Ohne das häufig fehlende, bei Goedeke und Marcuse nicht genannte Anzeigenblatt am Schluss. Abbildung Seite 47

2153 Schiller, Friedrich. - Lütgendorff, Ferdinand von. Sammlung bildlicher Darstellungen malerischer Scenen aus Schillers vorzüg. Balladen und Romanzen. Gestoch. Titelblatt und 12 Kupfertafeln (10 x 12 cm), jeweils montiert auf dunkelblaues Papier d. Z., zum Album (18 x 22,5 cm) geheftet. Prag, Cajetan von Mayregg, o. J. (1829). 300 € Souvenir für Schillerverehrer, „Ihrer Durchlaucht Louisen Großherzoginn v. Sachsen-Weimar und Eisenach, der erhabenen Verehrerinn von Schillers Muse“ gewidmet. Die Tafeln des Würzburger Malers Ferdinand Freiherr von Lütgendorff-Leinburg (1785-1858) illustrieren die Dichtungen „Ring des Polycrates“, „Der Gang nach dem Eisenhammer“, „Kassandra“, „Die Kindesmörderinn“, „Das verschleyerte Bild zu Sais“, „Die Bürgschaft“, „Der Graf von Habsburg“, „Der Kampf mit dem Drachen“, „Der Taucher“, „Der Alpenjäger“ und „Die Kraniche des Ibycus“. – Kaum fleckig, wohlerhalten, sauber und in kontraststarkem Abzug. Abbildung

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2151 Schiller, Friedrich (Hrsg.). Geschichte der merkwürdigsten Rebellionen und Verschwörungen aus den mittlern und neuern Zeiten. Erster Band (alles Erschie­ nene). 7 Bl., 274 S. 16,5 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (fleckig und berieben, etwas bestoßen) mit RSchild („Oeuvres de Schiller“). Leipzig, Siegfried Lebrecht Crusius, 1788. 120 € Goedeke V, 183, 15. Kosch XIV, 564. Marcuse 80. Borst 583. – Erste Ausgabe. Neben dem Vorwort wird Schiller noch der Beitrag über die Verschwörung des Marquis von Bedemar gegen die Republik Venedig, im Jahr 1618 zugeschrieben. Die Revolution in Rom durch Nikolaus Rienzi, im Jahr 1347 stammt hingegen von Ludwig Ferdinand Huber. – Wohlerhalten.

2152 Schiller, Friedrich. Wilhelm Tell. Schauspiel. Zum Neujahrsgeschenk auf 1805. 2 Bl., 241 S. Mit 2 kolorierten Kupfertafeln von Müller nach C. M. Kraus. 16 x 10 cm. Etwas späterer marmorierter Pappband (berieben). Tübingen, J. G. Cotta, 1804. 500 € 48

2154 Schiller, Friedrich. - Schilleriana, das ist Leben, Characterzüge, Begebenheiten und Schriften des verstorbenen Hofrath und Professor Friedrich von Schiller. 3 Bl., 118 S., 1 Bl. Mit lithographischem Portraitfrontispiz. 16 x 8,5 cm. Pappband d. Z. (etwas feuchtrandig). Hamburg, Gottfried Vollmer, (1809). 150 € Goedeke V, 111, 9. – Erste Ausgabe. „Dies soll keine Biographie des unsterblichen Schillers seyn, dazu werden wohl noch Jahre vergehen, ehe man das Wahre vom Falschen sichtet. Dies ist ein unterhaltendes Lesebuch, in welchem man Beiträge zu seinem Leben und Dinge mitunter findet, die sonst vielleicht der Vergessenheit übergeben worden wären, die dieses doch nicht dürfen“ (Vorbericht). – Gering gebräunt und braunfleckig.

2155 Schlegel, Friedrich von. Lucinde. Ein Roman. 300 S. 15 x 9 cm. HLeder um 1900 im Stil d. Z. mit goldgeprägtem RTitel. Berlin, Frölich, 1799. 800 € Goedeke VI, 21.20. Borst 847. Brieger 2155. Wilpert-Gühring² 4. Krieg, MNE II, 209. Hayn-Gotendorf VII, 175. NDB XXIII, 40ff. – Erste Ausgabe der einzigen Romanveröffentlichung Schlegels, der aufgrund seiner Frivolität einen Literaturskandal auslöste. Nach christlicher Läuterung verleugnete der Autor sein Jugendwerk, so dass es nicht in seine Werkausgaben gelangte. Dieser „berüchtigte Roman, der durch die in ihm versuchte Verherrlichung der sinnlichen Liebe großen


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Anstoß erregte“, ist zugleich ein Schlüsselroman über Schlegels intime Beziehungen. „Erste seltene Ausgabe des berüchtigten Romans, der durch die in ihm versuchte Verherrlichung der sinnlichen Liebe grossen Anstoss erregte“ (Hayn-Gotendorf). – Etwas gebräunt, teils etwas braunfleckig. – Dabei: Derselbe. Philosophie der Geschichte. In achtzehn Vorlesungen gehalten in Wien im Jahre 1828. 2 Bände. X, 338 S., 1 Bl.; 1 Bl., 324 S., 2 Bl. 20,5 x 13 cm. HLeder d. Z. (etwas berieben) mit montiertem RSchild. - Goedeke VI, 27, 37. - Erste Ausgabe der wohl letzten zu Lebzeiten erschienenen Veröffentlichung. - Etwas gebräunt, Vorsätze leimschattig.

2156 Schleiermacher, Friedrich. Aus Schleiermachers Leben. In Briefen. Zweite Auflage. 2 Bände. VIII, 407 S.; 513 S. Mit Stahlstich-Portrait. 21,5 x 13,5 cm. HLeinen d. Z. (etwas berieben) mit goldgeprägtem RTitel. Berlin, Georg Reimer, 1860. 150 € Goedeke IV, 2, 611, 1125. – Zweite Auflage der von Ludwig Jonas und Wilhelm Dilthey herausgegeben Biographie in Briefzeugnissen. – Wohlerhalten.

2157 Schneider, M. Ein Tag aus Männes Leben. 27 S. 18,5 x 12 cm. OBroschur (gering fleckig und berieben). Berlin, Buchdruckerei Aktien-Gesellschaft, (1892). 150 € Seltene Erzählung der biographisch nicht nachweisbaren, vermutlich in Berlin lebenden und wohl weiblichen Verfasserin. Der Druck entstand laut Impressum in der Setzerinnenschule des Berliner Lettevereins. Kein bibliothekarischer Nachweis über den KVK. – Wohlerhalten.

2158 Schubert, G(otthilf) H(einrich). Die Geschichte der Seele. 2 Teile in 1 Band. XII, 340 S., S. 341-898. 20 x 12 cm. Pappband d. Z. (etwas berieben) mit montiertem RSchild. Stuttgart und Tübingen, J. G. Cotta, 1830. 150 € Goedeke V, 14, 5. Ziegenfuß II, 490 ff. – Erste Ausgabe. Das Hauptwerk des bedeutenden Naturphilosophen. – Gering gebräunt, nur vereinzelt fleckig.

2159 Schubert, G(otthilf) H(einrich). Die Symbolik des Traumes. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. VIII, 280 S., 1 Bl. 20,5 x 11,5 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (etwas berieben, mit Kratzspuren) mit montiertem RSchild. Bamberg, Carl Friedrich Kunz, 1821. 200 € Vgl. Goedeke V 14, 32, 3. Vgl. ADB XXXII, 633f. DuPrel 1148. Ackermann I, 736. – Zweite Auflage. Gotthilf Heinrich von Schuberts Schrift erschien erstmals 1814 und war von großem Einfluss auf die romantische Geisteswelt, auch Sigmund Freud nahm direkten Bezug darauf. „Der alte Schubert, man kann ihn ruhig als einen Vorläufer Freuds bezeichnen, so tief ist er in manche Probleme der Traumdeutung eingedrungen“ (W. Stekel, Über den Gegensinn der Urworte). – Titel verso gestempelt und mit kleinem Feuchtigkeitsfleck. Abbildung

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2160 Scott, Walter. Romane. 38 Teile der Reihe in 17 Bänden. Mit zahlreicheng gestochenen Tafeln. 10,5 x 8,5 cm. HLeder d. Z. (stark berieben und bestoßen) mit RVergoldung. Zwickau, Gebrüder Schumann, 1823-1824. 180 € Frühe deutsche Ausgabe, verlegt bei August Schumann (1773-1826), dem Vater von Robert Schumann. In den Übersetzungen von W. Gerhard, K. L. Kannegiesser u. a. – Leichte Gebrauchsspuren und mit mehreren Besitzvermerken. Etwas gebräunt. – Dabei: Derselbe. Das Lied des letzten Ministrels. Ein Gedicht in sechs Gesängen. Metrisch übersetzt von W. Alexis. 2 Teile in 1 Band. Mit 2 gestochenen Frontispices. 10,5 x 8,5 cm. HLeder d. Z. Ebenda 1824. - Derselbe. Romane. 26. und 27. Teil in 1 Band. 2. verbesserte Auflage. 10,5 x 8,5 cm. Pappband d. Z. (berieben und bestoßen) mit RVergoldung. Ebenda 1826.

2161 Seneca, Lucius Annaeus. Drey Bücher vom Zorne. Aus der lateinischen Sprache in die deutsche übersetzt. 40 Bl., 270 S. 16,5 x 9,5 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben und fleckig). Dresden und Leipzig, Erben Zimmermann und Gerlach, 1733. 150 € VD18 10036059. Schweiger II, 924. – Erste Ausgabe dieser Übersetzung des Theologie-Studenten Christian Felix Weiße (1706-1770). – Gering braunfleckig, stellenweise etwas feuchtrandig. – Nachgebunden: Derselbe. Spott-Gedichte oder Satyre über den Tod und die Vergötterung des Kaysers Claudius. Verdeutschet und erläutert durch Friedrich Christoff Neubur. 2 Bl., 155 S. Leipzig, Bernhard Christoff Breitkopf, 1729. - Im Rand leicht gebräunt.

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2162 Shakespeare, (William). Dramatische Werke. Übersetzt von August Wilhelm Schlegel. Mischauflage. 9 Bände. 18 x 11,5 cm. Grüner strukturgeprägter Pappband d. Z. (berieben, Kapitale etwas bestoßen, Ecken zumeist mit Leinen verstärkt, VDeckel von Band VII mit unschöner Druckspur) mit Deckelfilete, RVergoldung und goldgepr. RTitel. Berlin, Johann Friedrich Unger, 1797-1810. 150 € Goedeke VI, 9, 8 und VII, 709, 13. Borst 793. – Erste Ausgabe der noch heute gültigen Übertragung. Erst 1830 erschien bei Reimer der hier fehlende und die Ausgabe abschließende Teilband IX/2. Band I in der „Neuen Auflage“ von 1816. – Etwas stockfleckig. Exemplar auf festem Vélin.

Miniaturausgabe 2163 Shakespeare, William. The plays in nine volumes. 9 Bände. Mit 38 Stahlstich-Tafeln von August Fox, J. Grave nach R. Westall, T. Stothart und anderen. 8,2 x 4,8 cm. Schwarzes Chagrinleder mit goldgepr. RTitel, Rücken- und reicher Deckelvergoldung, Stehkanten- und breiter Innenkantenprägung, roten Moiréseidenspiegeln sowie drei­ seitigem Goldschnitt in braunschwarzem Lederschuber (lediglich dieser minimal verfärbt bzw. berieben). London, William Pickering, 1825. 800 € Welsh 6309. Bondy 88-89. Keynes 88. BM, Shakespeare, 17. Jaggard 516. – Bibliophil gebundene Miniaturausgabe seines vollständigen dramatischen Werks, „one of the smallest sets of the poet ever printed“ (Jaggard). Exemplar im englischen Meistereinband in schwarzem, horizontal genarbtem und geglättetem Chagrinleder. Auf den Rücken die Kurztitel der in jedem Band enthaltenen Stücke. Die Deckel mit in schimmerndem Blattgold geprägten Goldfileten mit kleinen Eckfleurons und einem zweiten und dritten Register von vierfachen Gold- und zweifachen Blindfileten mit blindgeprägten Fleurons in Palmettenform und großen goldgeprägten Blatt- und Leierstempeln in den Ecken. Die breiten

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ledernen Innenkanten sind genauso prächtig goldgeprägt mit Vierfachfileten und Zapfenstempeln als Eckfleurons. – Wenige Blätter aus der Bindung gelöst, papierbedingt minimal gebräunt, sehr sauber und frisch. Abbildung

2164 Shakespeare, William. - Lamb, Charles. Le mémo­ rial de W. Shakspere. Contes Shaksperiens. Traduite de l‘anglais par Alphonse Borghers, avec une introduction par Philarète Chasles. 1 Bl., 360 S. Mit gestochenem Frontispiz und 20 Stahlstich-Tafeln sowie zahlreichen Abbildungen im Text. 23 x 15 cm. HLeder d. Z. (etwas berieben, teils beschabt) mit goldgeprägtem RTitel. Paris, Baudry, 1842. 100 € Vicaire IV, 683. Sander 638. Brivois 374. – Französische Bearbeitung. Die Illustrationen von Geoffroy, Joubert, Guottiere, Audibran Lestudier und Lacour. – Stellenweise etwas braunfleckig und gebräunt.

2165 (Sintenis, Christian Friedrich). Hallo‘s glüklicher Abend. 2 Teile in 1 Band. 375 S.; 432 S. Mit 2 gestoch. TVignetten. 16,5 x 11 cm. HLeder d. Z. (berieben, Kapitale bestoßen und mit kleinem Einriss) mit RVergoldung und 2 goldgepr. RSchildern. Frankfurt und Leipzig 1786. 120 € Goedeke IV/1, 598, 54, 11. Kosch XVIII, 113. – Dritte Ausgabe des zuerst 1783 in Leipzig erschienenen Romans des Zerbster Theologen und Predigers Christian Friedrich Sintenis (1750-1820). Sintenis „war der einflußreichste Geistliche seiner Zeit in Zerbst. Das Andenken an ihn als Wahrheitsfreund und Menschenfreund lebt in seiner Vaterstadt noch im Segen fort, denn alle Anfeindungen und alle Unbill aus den Kreisen höherer Beamten schmälerten das Ansehen nicht, dessen er sich allgemein erfreute. Neben der amtlichen Thätigkeit entfaltete Sintenis eine sehr große litterarische Fruchtbarkeit, bereits seit 1775, wo sein Contingent zur Modelectüre erschien. Er schrieb vielerlei, nach dem Zeitgeschmack ... und andere Familienromane, religiöse Erzählungen und novellistische Skizzen von sentimental moralisirendem, auf


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Rührung des Herzens und Veredlung des Familienlebens abzweckendem Charakter mit einem aus den Zuständen der Gesellschaft und Conflicten von Zeitgenossen geschöpften Inhalt“ (ADB XXXIV, 402). – Leimschattig, Teil I mit sehr kleinem Feuchtigkeitsrand. Nur vereinzelt gering fleckig, sonst wohlerhalten.

2166 Spelta, Antonio Maria. Sapiens Stultitia. Die kluge Narrheit. Ein Brunn deß Wollustes: Ein Mutter der Frewden: Ein Herrscherin aller guten Humoren ... Ist anjetzo nun ausser der Italiänischen Spraach ... in die Teutsche versetzt, durch Georg Friedrich Messerschmid [und Teil 2:] Die Lustige Narrheit. Ein Auffenthalt, der Stützköpffigen, und Fantastisirenden: ein Trost der Hasir- und Schwermisirenden: ein Luder, der Fantasten. 2 Teile in 1 Band. 4 Bl., 133 S.; 1 Bl., 256 S. Titel in Rot und Schwarz. Mit Holzschnitt-Titelvignette und Textholzschnitt. 15,5 x 9,5 cm. Pappband um 1780 (gering beschabt, angestaubt) mit hs. RTitel. Straßburg, Johann Carolo, 1615. 500 € VD 17, 23:282111R. Goedeke II, 585, 23a & b. Faber du Faur II, Nr. 71a. Hayn-Gotendorf VII, 370f. Flögl, Geschichte der komischen Litteratur (1785) II, 217ff. – Seltene erste deutsche Ausgabe, die italienische Erstausgabe erschien 1606 unter dem Titel La saggia pazzia in Pavia. Die teils in Reimen verfasste Schrift Speltas (1559-1632) behandelt im ersten Teil die Vorzüge der Narrheit, im zweiten werden die Narrheiten verschiedener Stände vorgestellt. Der Straßburger Übersetzer Georg Friedrich Messerschmid (ca. 1595-1635) gehört zu den wenig bekannten Lexikographen des frühen 17. Jahrhunderts. „He exerted great influence on the continuator of Moscherosch, who lifted many parts out of Messerschmid’s works, but also on Moscherosch himself, who, on p. 34 of the second part of Sapiens Stultitia found Expertus Robertus introduced“ (Faber du Faur; er bezeichnet die Orthographie als „astonishingly modern“). – Titel mit Unterstreichung und zwei kleinen, älter hinterlegten Randausschnitten unten (ohne Textverlust), ein Blatt mit kleinen ersetzten Fehlstellen (geringer Textverlust), sonst nur minimal fleckig oder gebräunt. Abbildung

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2168 (Sterne, Laurence). Das Leben und die Meynungen des Herrn Tristram Shandy. Aus dem Englischen übersetzt. Nach einer neuen Übersetzung, auf Anrathen des Herrn Hofrath Wieland herausgegeben. Zweite Auflage. 9 Teile in 2 Bänden. Mit gestochener Titelvignette (in Teil IX). 18 x 11,5 cm. HLeder d. Z. (fleckig und berieben, obere Kapitale mit kleinen Einrissen). Berlin, Gottlieb August Langen, 1774. 350 € Zweite Ausgabe der Übersetzung. – Es fehlt das Frontispiz. Fl. Vorsätze mit zusätzlichem hs. Titelblatt, Titel gestempelt.

2169 (Sterne, Laurence). Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien. Aus dem Englischen übersetzt. 4 Bände. Vierte Auflage. Mit gestochenem Portraitfrontispiz, 7 Textkupfern und 8 Kupfertafeln. 14,5 x 10 cm. Moderner Pappband. Bremen, Johann Heinrich Cramer, 1776-1777. 160 €

2167 Staël-Holstein, (Anne-Louise-Germaine). De l‘Allemagne. 3 Teile in 1 Band. Leder d. Z. (Gelenke brüchig, stärker beschabt und bestoßen) mit RSchild. Paris, H. Nicolle und London, John Murray, 1813. 400 €

Goedeke IV 1, 586, 7. Vgl. Rümann 1101 (dritte Ausgabe). – Vierte Ausgabe der zuerst 1768, im Erscheiunungsjahr des Erstdrucks veröffentlichten Übersetzung von Bode. – Titel gestempelt.Schwach gebräunt und stellenweise leicht braunfleckig.

Monglond VIII, 1109f. Lonchamp 91. Vgl. Vicaire VII, 653. – Eigentliche Erstausgabe der bedeutenden Schrift über Deutschland und die Literatur der Klassik und Romantik, das über Jahrzehnte die Vorstellungen über Deutschland in Frankreich beeinflusst hat. „En fait a defaut de l‘édition parisienne de 1810, que devait publier Nicolle, cette édition de Londres 1813, est la ‚véritable‘ édition originale de ce livre célèbre.“ (Lonchamp). Die Ausgabe von 1810 wurde sofort nach Erscheinen auf Befehl Napoleons beschlagnahmt und verbrannt, deshalb sind Monglod nur fünf Exemplare bekannt. Mit neuem Vorwort, das sich auf diese Ereignisse bezieht. Im zweiten Band die Ausführungen der Staël-Holstein über Goethes Faust (S. 159-199). Weiterhin ausführliche Kapitel über Lessing, Schiller, Zacharias Werner, August Wilhelm und Friedrich Schlegel etc. – Ohne den zumeist fehlenden Vortitel und das Portrait. Gleichmäßig leicht gebräunt, sonst kaum Gebrauchsspuren.

2170 (Stieler, Kaspar von). Der Auditeur, oder KriegsSchulteiß, das ist: richtige und unbetrügliche Anweisung, was massen ein General- und Regiments-Auditör ihr hochangelegenes richterliches Amt so in Feldlägern ... verwalten und beobachten sollen; mit darzugehörigen vielen ... Mustern, nicht allein ieztgedachten Kriegsbedienten sondern auch ... Befehlshabern ingemein. 7 (statt 8) Bl., 512 S. Ohne das Frontispiz. 16,5 x 10,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig) mit hs. RTitel. Nürnberg, Johann Hoffmann, 1683. 450 € 51


Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2172 Storm, Theodor. Ein stiller Musikant. Psyche. Im Nachbarhause links. Drei Novellen. 4 Bl., 186 S. 14 x 10,5 cm. Roter OLeinenband (etwas fleckig und berieben) mit reicher Goldprägung auf Rücken und VDeckel sowie Goldschnitt. Braunschweig, George Westermann, 1876. 150 € Teitge 81, 607, 951 und 1190. – Erste Buchausgabe. – Fl. Vorsatz mit Besitzvermerk von 1897. Buchblock leicht verschoben. – Dabei: Derselbe. I. Gedichte. Zweite vermehrte Auflage. Blauer OLeinenband. Berlin, Heinrich Schindler, 1856. - II. Gedichte. Vierte vermehrte Auflage. Roter OLeinenband. Ebenda 1864.

2173 Storm, Theodor. Hans und Heinz Kirch. 1 Bl., 125 S. 14,5 x 10,5 cm. Grüner OLeinenband (etwas fleckig und berieben) mit reicher Schwarz- und Blindprägung auf dem VDeckel sowie Goldschnitt. Berlin, Paetel, 1883. 150 € Teitge 565. – Erste Einzelausgabe seiner Novelle um einen Vater-SohnKonflikt. Der Erstdruck erschien 1882 bis 1883 in Jahrgang LIII von Westermann`s illustrierten deutschen Monatsheften. – Titel mit altem Besitzeintrag von 1905 sowie im Rand schwach gebräunt, vereinzelte unbedeutende Stockflecken. Schönes Exemplar.

Widmungsexemplar 2174 Storm, Theodor. In der Sommer-Mondnacht. Novellen. Vierte Auflage. 95 S. 13,5 x 9,5 cm. Roter Original-Leinenband (berieben, ein Gelenk teils geplatzt, etwas 2178

Dünnhaupt VI, 3965, 38.1. Faber du Faur II, 348a. – Erste Ausgabe. „Sammlung von Richtlinien zur Ausübung militärischer Justiz, aus Stielers eigenen Erfahrungen als Auditeur oder Militärrichter“ (Dünnhaupt). Enthält zahlreiche Muster zur Verfertigung von Schriften, Protokollen etc. Zwei Titelauflagen erschienen ebenda 1694 und 1695. – Es fehlen das gestochene Frontispiz sowie ein Blatt der Vorstücke (A8), der Text der Vorrede ist aber komplett. Etwas gebräunt. – Vorgebunden: Adam Pisecki. Kriegs-Secretarius, in welchem alle, nach vorfallender Gelegenheit übliche, und bey denen Kriegs-Cancelleyen gewöhnliche Concept, viel zu dieser Materie gehörige Fragen, Anmerckungen und practicirliche Stratagemata zubefinden. Denen Regiments-Secretariis, Kriegs-Concipisten, Musterschreibern, und andern Kriegs-Bedienten höchst nöthig ... verfertiget. 14 Bl., 528 S. Mit gestochenem Frontispiz und 1 (statt 2) typographischer Tabelle. Ebenda 1683. - VD17 23:239291N. - Erste Ausgabe seines Briefstellers zur Kriegskunde. - Etwas gebräunt, fl. Vorsatz mit kleinem Blattausschnitt.

2171 Storm, Theodor. Der Herr Etatsrath. 1 Bl., 86 S. 14,5 x 10,5 cm. Blauer OLeinenband (etwas berieben) mit ornamentalem Deckeltitel. Berlin, Paetel, 1882. 200 € Teitge 585. – Erste Einzelausgabe. Der Erstdruck erschien 1881 in Westermanns illustrierten deutschen Monatsheften. – Schönes Exemplar. 2175

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration bestoßen und leicht fleckig) mit goldgeprägter figürlicher Deckelvignette, goldgeprägtem RTitel und Goldschnitt. Berlin, Paetel, 1881. 300 € Enthält: Auf dem Staatshof, Wenn die Äpfel reif sind, Posthuma und Der kleine Häwelmann. Mit eigenhändiger Widmung von Theodor Storm auf dem fl. Vorsatz verso: „Meinem lieben Neffen Hans Storm. Hademarschen, 18 Dcbr 1881 Th Storm“. Storm zog 1880 nach vorzeitiger Pensionierung nach Hademarschen und bezog dort in der Hauptstraße eine Villa, unweit von seinem jüngeren Bruder Johannes (dem Vater des Beschenkten), der in Hademarschen einen Holzhandel betrieb. Storm schrieb hier seine letzte Novelle Der Schimmelreiter. Im Juli 1888 starb er, auf dem Friedhof St. Jürgen in der Husumer Alstadt wurde er begraben. – Stockfleckig, Innengelenk gebrochen.

2175 Storm, Theodor. Sommer-Geschichten und Lieder. VIII, 150 S., 1 Bl. 16 x 11 cm. Leinen d. Z. (minimal berieben) mit goldgeprägtem RTitel, Deckelfileten und Goldschnitt. Berlin, Dunker, 1851. 300 € Teitge 633. Wilpert-Gühring² 1462, 2. – Erste Ausgabe der ersten Buchveröffentlichung Theodor Storms (1817-1888), seiner Frau Constanze gewidmet. Auf den Seiten 45 bis 99 die zweite Fassung seiner Novelle Immensee. Der 1837 gegründete Berliner Verlag von Alexander Duncker ging 1870 in den Besitz der Brüder Elwin und Hermann Paetel, wo er zu Storms Stammverlag avancierte. – Braunfleckig und etwas gebräunt. Vorsätze fleckig. Abbildung

Deckelfileten sowie Grünschnitt. Leipzig, Weidmanns Erben und Reich, 1779-1782. 300 € Goedeke IV/I, 647, 1. Ebeling II, 387. Nicht bei Rümann. – Erste Ausgabe der aus dem Nachlass herausgegebenen Werke des hessischen Politikers und Schriftstellers Helfrich Peter Sturz (1736-1779), der in dänischen Diensten stand. 1786 ist dann eine zweite erscheinen. Die Bände enthalten auch einige interessante Kapitel zur Theatergeschichte. – Etwas gebräunt und braunfleckig, sehr dekoratives Exemplar, Vorsätze mit Namenseintrag. Mit dem meist fehlenden Porträt, das zu den wenigen des Autors gehört. Abbildung

2179 Swift, Jonathan. Voyages de Gulliver dans des contrées lointaines. 2 Bände. LXIX, 279 S.; 2 Bl., 319 S. Mit zahlreichen Textholzschnitten von Grandville. HLeder d. Z. (Rücken ausgeblichen) mit goldgeprägtem RTitel und KGoldschnitt. Paris, Fournier Ainé, 1838. 300 € Carteret III, 578. Sander 660. – Erste Ausgabe mit den 450 geistreichen Holzschnittvignetten Grandvilles. Obwohl es nicht Grandvilles ureigenstes Gebiet war, Jugendbücher zu illustrieren, wie Rümann S. 160 bemerkt, scheinen die Illustrationen zu Gulliver besonders gelungen, zumal gerade hier der Text der skurrilen Phantasie des Künstlers besonders nahe kam. Nur so ist die Vielzahl der Vignetten für diesen Text zu erklären. Die Illustrationen sind exemplarisch für den großen Spielraum der illustrativen Phantasie Grandvilles. – Etwas gebräunt und braunfleckig. Innenspiegel mit Montageresten eines Exlibris.

2176 Storm, Theodor. Von Jenseit des Meeres. Novelle. 72 S. 14 x 10 cm. Violettfarbener OLeinenband mit reicher Goldprägung auf Rücken und VDeckel sowie Goldschnitt. Schleswig, Schulbuchhandlung, 1867. 250 € Teitge 1255. – Erste Buchausgabe, der Erstdruck erschien 1864/65 in Band XVII von Westermanns illustrierten deutschen Monatsheften. – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung

2177 Straparola, Giovanni Francesco. Les facecieuses nuicts. 4 Teile in 2 Bänden. 14,5 x 8 cm. Leder d. Z. mit reicher Deckel- und RVergoldung sowie Goldschnitt. (Paris, Guerin) 1726. 220 € Brunet V, 560. – Dekorativ gebundene Ausgabe der berühmten Märchensammlung. – Leicht gebräunt.

2178 Sturz, Helfrich Peter. Schriften. 2 Bände. 4 Bl., 270 S.; 414 S., 1 Bl. Mit gestochenem Frontispiz-Portrait von C. .G. Rasp nach Ganz. 19 x 12 cm. Struckturgesprägte Pappbände d. Z. (Rücken leicht heller, minimal berieben) mit goldgeprägten grünen RSchildern (mit winzigen Fehlstellen), RVergoldung und goldgeprägten 2176

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ rierter Lederband d. Z. (etwas beschabt und leicht berieben, bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Paris, M. de Puis, 1641. 220 € Graesse VI/2, 69f.Titel von Teil I mit hs. Besitzvermerk und kleiner Wurmspur im unteren Rand. Gering gebräunt.

2182 Trenck, Friedrich Freiherr von der. Merkwürdige Lebensgeschichte. Neue mit Zusätzen vermehrte und verbesserte Auflage. Mit gestochenem Frontispiz und gestochenem Portrait. 4 Bände. 18 x 11 cm. Interimsbände d. Z. (berieben, etwas gebräunt, Rücken knickspurig). Berlin 1788 und Altona 1792. 250 € Hayn-Gotendorf, VII 686 (nur Teil I). – Neben der gleichzeitigen Wiener Ausgabe wohl Nachdruck der ersten rechtmäßigen deutschen Ausgabe in der endgültigen Fassung. Die berühmten Memoiren des aus Königsberg stammenden Abenteurers, dessen Briefwechsel mit der Prinzessin Amalie von Preußen (der ihm u. a. seine oft beschriebene schwere Haft einbrachte) inzwischen erwiesen ist. – Etwas gebräunt und braunfleckig. Unbeschnittenes Exemplar. Abbildung

2183 (Trömer, Johann Christian). Des Deutsch-Franços Jean Chrêtien Toucement sein lustigk Schrifft. (Dritte Auflage). 10 Teile in 1 Band. Mit 3 gestoch. Titelvignetten und 8 (1 doppelblattgroß) Kupfertafeln. 21,5 x 18 cm. Neuerer HLeinenband (VDeckel mit überklebter Vignette) mit goldgeprägtem RTitel. Leipzig, Boetius bzw. Dresden, Gerlach, 1731. 180 € 2182

2180 Tacitus, Gaius Cornelius. Opera quae exstant, a Iusto Lipsio postremum recensita. 3 Teile in 1 Band. Titel in Rot und Schwarz. Mit gestochener Druckermarke als Titelvignette, 4 weiteren Druckermarken in Holzschnitt sowie zahlreichen großen Holzschnitt-Initialen. 39,5 x 25 cm. Modernes Halbleder mit goldgeprägtem RSchild. Antwerpen, Plantin und Moretus, 1667-1668. 160 € Schweiger II, 1002. Vgl. Brunet V, 634. – Die letzte der erstmals 1574 im selben Verlag erschienenen Tacitus-Ausgabe mit den Kommentaren des bekannten niederländischen Philologen und Tacitus-Kenners Justus Lipsius (1547-1606). – Leicht gebräunt, gering braunfleckig. Vorsätze erneuert.

2181 Tertullian, Quinus Septimius Florens. Opera, ad vetustissimorum exemplarium fidem locis quamplurimis emendata Nicolai Rigaltii. Editio secunda. 2 Teile in 1 Band. 9 Bl., 860 S.; 130 S., 41 Bl. 34 x 21,5 cm. Marmo54

Dünnhaupt VI, 4085, 2.2. – Entgegen dem Druckvermerk („IIte Edition) bereits die dritte Ausgabe der aus Einzeldrucken zusammengestellten Sammelausgabe, hier im Gegensatz zu den beiden früheren Ausgaben von 1728 und 1730 um zwei Schriften erweitert. Enthält: I. Ehn curieuse Brief von Lustbarkeit in Dreß. - II. An kroße Jupiter. - III. Ehn Kanß petite Replique an Ehrr Parthenomus. - IV. Des reckte Deutsch Franços Adjeu aus kroße Campement. - V. Ehn Brief an Ehn Kroß Ehrr. Von Potsdam, und Berlin. - VI-IX. Ehn lustigk Leben-Lauff und artigk Avantur. Teile II-V. - X. Curieuse Lob- und Trauer-Red uf ehn Verstorben. Anders als bei Dünnhaupt enthält unser Exemplar als zweite zusätzliche Schrift neben „Ehn Brief von Potsdam“ noch die Trauerrede am Schluss. Johann Christian Trömer (1697-1756) gilt als „Urbild des durch Lessings ‚Minna von Barnhelm‘ unsterblich gewordenen radebrechenden Deutschfranzosen... Die stets zu beobachtende, pikaresk distanzierte Perspektive der Unterklasse gegenüber dem höfischen Zeremoniell verleiht seinen Schriften eine kulturhistorisch bedeutsame Authentizität. Nie bedient sich Trömer jedoch einer kritisch-satirischen Haltung, sondern berichtet vielmehr rein faktisch die ihm aus eigener Sicht oder vom Hörensagen bekanntgewordenen Ereignisse. Einzig das deutschfranzösische Kauderwelsch in altmodischen Alexandrinern verleiht dem Ganzen die humoristische Note“ (Dünnhaupt S. 4083). Die doppelblattgroße Faltkarte zeigt das „Fischstechen“ zu Leipzig von 1717. – Titel zweifach gestempelt und mit hs. Eintrag der Verfasserschaft, im unteren Rand hinterlegt. Tafeln verso gestempelt (teils gelöscht und überklebt), eine Tafel sowie wenige Textblatt im Rand hinterlegt. Etwas fingerfleckig. Abbildung


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2184 Twain, Mark. The Adventures of Tom Sawyer. Authorized edition. 303 S. 15,5 x 11 cm. OLeinen (Rücken ausgeblichen) mit Goldprägung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, B. Tauchnitz, 1876. 220 € Collections of Bristish Authors, vol. 1622. Im Jahr der ersten Ausgabe erschienen, in der bekannten Reihe des Verlags, die vor allem Schüler, Studenten und Reisende aus dem englischsprachigen Raum ansprechen sollte. Die preiswerten Ausgaben, die es in unterschiedlichen Einbänden und Preisklassen gab, gelten als erste moderne Taschenbücher. 1868 erweiterte Tauchnitz die Reihe um eine englischsprachige Collection of German Authors, der 1886 die Students’ Tauchnitz Editions folgten. Die Tauchnitz Edition, die schließlich über 5300 Bände von über 700 Autoren umfasste, ist auch insofern bemerkenswert, als Tauchnitz erstmals direkte Exklusivverträge mit den Autoren abschloss und ihnen ein Honorar zahlte, was vor dem Abschluss der Urheberrechtsverträge eher selten vorkam. Tauchnitz gelang es häufig, so auch im Fall Tom Sawyer von Mark Twain, europäische Erstauflagen gleichzeitig mit der britischen Erstauflage erscheinen zu lassen. Daher gelten die Tauchnitz Editions bis heute auch in textlicher Hinsicht als interessante Sammelund Forschungsobjekte. – Etwas verschoben, Lesebändchen abgerissen, sonst ordentliches und weitgehend sauberes Exemplar.

2185 Tylli Eulenspiegels verbesserter historischer Calender, auf das Jahr nach der Geburt Jesu Christi, 1762. 16 Bl. Mit großem Titelholzschnitt und 11 kleinen szenischen Textholzschnitten. 20,5 x 18 cm. Moderner marmorierter HLederband. O. O. u. Dr. (wohl Zwickau, Höfer, 1761). 250 € Seltener, über den KVK nicht nachweisbarer Kalender, der außer den üblichen, teils in Schwarz und Rot gedruckten Kalenderinhalten (monatliche Kalendarien mit Angaben zu den Tagesheiligen, Feste, wöchentlich zu lesende Bibelstellen, Jahr- und Viehmärkte, Sonnenauf- und untergang, Mondphasen, Planetenstände, Wetter, dazu Bauernregel etc.) noch vier längere, mit elf kleinen Monatsbildern illustrierte Eulenspiegelgeschichten enthält: „Wie Eulenspiegel zu Dresden ein SchreinerGeselle war, aber schlechten Danck verdient“. - „Wie Eulenspiegel zu Wißmar ein Pferdhändler war, und einen Kaufmann betrog“. - „Wie Eulenspiegel zu Quedlinburg Hüner kauffet, und der Bäuerin ihren eigenen Hahn zum Pfande für das Geld läßt“. - „Wie Eulenspiegel nach dem Sprüchwort gehet, wer Brod hat, dem wird Brod gegeben“. – Etwas gebräunt und braunfleckig, Titel recto gestempelt mit kleineren Randläsuren. Mit einigen (zerlaufenen) Randanmerkungen in Tinte.

2183

Abbildung

Liedflugblatt aus dem 30jährigen Krieg 2186 Tyllisch Kloster Gelübde. Typographischer Einblattdruck mit Kupferstich. Ca. 38 x 31 cm. Kupferstich: ca. 10,5 x 17 cm. O. O. u. Dr. (1631). 400 € VD17 1:092239U. Weller, Nr. 776, Paas P-1681 – Erster Druck des sehr seltenen Liedflugblatts, typographisch nicht identisch mit der kurze Zeit später gedruckten Variante VD17 23:675738H (dort „Tillisch“ und mit Randleisten sowie ohne Numerierung der Strophen). Die 42 Strophen geben einen fiktiven Dialog zwischen Graf Tilly, oberster Herrführer der katholischen Liga und der kaiserlichen Armee mit Papst Urban VIII. wieder, in welchem der Papst seinen entmutigten Feldherren 2185

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Falz gerissen (minimale Läsuren). Die horizontale Falz verso teils mit Transparentstreifen hinterlegt. Insgesamt etwas fleckig und gebräunt sowie und mit kleineren Randläsuren. Abbildung

2187 (Tyssot de Patot, S.). Voyages et avantures de Jaques Massé. 3 Bl., 508 S. Mit gestochenem Porträt-Frontispiz und gestochener TVignette. 17 x 10 cm. Gesprenkelter Lederband d. Z. (Kanten und Gelenke beschabt) mit floraler RVergoldung. Bordeaux, Jaques l‘Aveugle, 1710. 400 € Winter, Comp. Utop. Nr. 127. Gibson 780. Cox II, 481. – Seltene erste Ausgabe des utopischen Reiseromans und zugleich eine heftige Streitschrift gegen den Katholizismus. „Die höchst realistisch geschilderte Lebensgeschichte Jacque Massés, eines freidenkerischen Arztes, dessen Abenteuer und Reisen, die fast zwei Drittel des Textes einnehmen, aber immer wieder durch philosophische Dialoge unterbrochen werden, stehen im Mittelpunkt des Romans ... (Winter ausführlich). „An imaginary voyage and adventure story mixed with extensive, somewhat libertine philosohical account and discussions, involving some account of a monarchical, deistic utopia“ (Gibson). – Etwas gebräunt, wasserrandig und vereinzelt gering braunfleckig. Abbildung

2188 Vaterländisches Taschenbuch für Freunde des Guten und Schönen zur Unterhaltung und Belehrung. 198 S., 2 Bl. Mit 6 Kupfertafeln und 4 gefalteten Musikbeilagen. Ohne das Frontispiz. 20 x 13,5 cm. Neuerer Lederband (etwas berieben) mit RSchild.Kreuznach, Ludwig Christian Kehr, 1805. 240 €

2187

anspornt, wieder in die Schlacht gegen die Schweden zu ziehen: „1. Papst. Mein Tilly Ey was denckest du/ Daß du dich so verkehrt/ Und eilest auff das Kloster zu/ Legst ab Schild/ Helm und Schwerdt? 2. Tilly. Was sol ich Armer fechten mehr? Ich förchte meiner Haut. Hinweg ich doch mit Ruhm und Ehr/ Jetzt mir für Stössen grawt.“ Der Text spielt auf die Ereignisse an, die unmittelbar auf die verheerende Verwüstung der Stadt Magdeburg durch Tillys Truppen im Mai 1631 stattfanden. Bereits im September 1631 unterlag Tilly in der Schlacht bei Breitenfeld dem Bündnis aus schwedischen und kurfürstlich-sächsischen Truppen. Er selbst wurde dabei verwundet und floh nach Halberstadt, die Reste seines Heeres lösten sich in marodierende Haufen auf. Nicht ohne Spott versucht der Papst seinen geschlagenen Feldherrn wieder für den Kampf zu begeistern, worauf auch die Bildsprache des Kupferstichs anspielt: Tilly tritt dem Papst auf einem Hasen reitend ent­gegen, dem ein Luchsfell umgehängt ist. Rechts der Papst auf dem Thron, mittig ein Pfaffe mit Schlachtross. Insbesondere während des 30jährigen Krieges sorgten die in hohen Auflagen erschienenen Einblattdrucke für die erste europaweite Medienrevolution, Exemplare der fragilen Drucke haben sich nur in Glücksfällen erhalten. Das Jahr 1631 mit der Zerstörung Magdeburgs als Schlüsselereignis bildet mit rund 630 bekannten Drucken den Höhepunkt der Flugblattproduk­ tion während des 30jährigen Kriegs. – Doppelt gefaltet, die vertikale 2186

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Nicht bei Köhring und Lanckoronska-Rümann. – Einziger Jahrgang des von dem Kreuznacher Buchhändler Ludwig Christian Kehr (17751848) herausgegebenen Taschenbuchs, das nur in diesem einen Jahrgang vorliegt und bibliographisch als Zeitschrift geführt wird. Der aus armen Verhältnissen stammende und umtriebige Kehr verfasste während seiner Zeit als Buchhändlergehilfe in Frankfurt „ganz vom Geiste der französischen Revolution eingenommen, für den Buchhändler Geßler mehrere politische Pamphlete, welche, wie Kehr selbst erzählte, ‚obgleich sie keinen Pfennig wert und höchst unreife Geburten waren, doch mehrere starke Auflagen erlebten. In diesen politischen Flugschriften schimpfte ich, denn das war damals an der Tagesordnung, weidlich auf Fürsten, Minister und Adel und trat in offenen Krieg mit ihnen; aber ich habe keinen zu Falle gebracht.‘ Seine Absicht, nach Amerika, später nach Bremen, zu gehen, führte Kehr nicht aus, sondern machte sich vielmehr im September 1797 - freilich ganz mittellos - durch Begrün­ dung einer Leihbibliothek in Kreuznach selbständig.“ Zusätzlich zu seiner Leihbibliothek richtete er ab 1799 eine Sortimentsbuch- sowie Papierhandlung ein und gilt somit als erster selbständiger Buchhändler in Kreuznach (vgl. Zeno.org). Das für ein Taschenbuch etwas zu groß geratene Format entschuldigt Kehr mit Hinweis auf die Kupfer, die er gerne in voller Große und ohne Falz präsentiert wissen wollte (S. 6f.). – Es fehlt das Frontispiz, eine Musikbeilage mit Einriss im Falz. Das Schlussblatt mit den Verlagsanzeigen mit Fehlstelle im oberen Rand (geringer Textverlust). Fingerfleckiges Exemplar. - Selten.

2189 Vergilius Maro, Publius. Bucolica Georgica et Aeneis ex Cod. Mediceo-Laurentiano descripta ab Antonio Ambrogi Florentino S. J. 3 Bände. Mit 3 gestochenen Titel­ vignetten, 32 gestochenen Initialen, 144 Textkupfern (teils als Vignetten), 3 gestochenen Widmungstafeln, beidseitig bedruckte Tafel mit 3 Kupfern sowie Kupferstichkarte. 41,6 x 28,5 cm. Kalbleder d. Z. (Gelenke angeplatzt, VDeckel von Band II lichtrandig, leicht berieben und bestoßen) mit reicher RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Rom, Venantius Monaldini für Joannes Zempel, 17631765. 500 € De Backer-Sommervogel I, 274-275. Brunet V, 1306. Graesse VI/2, 343. Ebert 23723. – Besonders schön gedruckte und illustrierte VergilAusgabe, besorgt von dem Jesuitenprofessor für Rhetorik und Poesie, Antonio Maria Ambrogi (1713-1788). Die Ausgabe erschien nach dem vatikanischen Vergil-Codex mit lateinischem und italienischem Text. „Cette magnifique édition ornée de gravures sur cuivre et de vignette, d‘après les peintures du superbe manuscrit du Vatican et d‘auprès les monuments antiques les plus célèbres, est recherchée.“ (De Backer-Som­ mervogel I, 275). Friedrich Adolf Ebert konstatierte „unnütze Prachtverschwendung“. – Band I mit leichtem Feuchtigkeitsfleck im unteren Bug, Band III stellenweise leicht braunfleckig. Fl. Vorsätze mit Quetsch­ falten, in Band I und III lose. Band I mit hs. Besitzvermerk auf dem Vor­ satz. Sehr schönes Exemplar. Abbildung

2190 Vischer, Friedrich Theodor. Aesthetik oder Wissenschaft des Schönen. Zweite Auflage. 6 Bände. OHleder (fleckig und berieben, bestoßen, VDeckel von Band I mit Druckspur). München, Meyer und Jessen, 1922-1923. 90 € Zweite Auflage seines zuerst 1846 bis 1858 erschienenen Hauptwerks.

2189

2191 (Voltaire, François Marie Arouet de). Le siècle de Louis XIV. Herausgegeben von Francheville. 2 Bände. 6 Bl., 488 S.; 1 Bl., 466 S., 1 Bl. 14 x 8 cm. Moderner Maro­quinband mit goldgeprägtem RTitel in modernem Pappschuber. Berlin, C. F. Henning, 1751. 500 € Bengesco I, 1178. – Erste Ausgabe. – Stellenweise mit kleinem Feuchtigkeitsrand, sonst sauber und wohlerhalten. Abbildung Seite 58

2192 Voß, Johann Heinrich. Luise. Ein ländliches Gedicht in drey Idyllen. Zweite verbesserte Auflage. 4 Bl., 352 S. Mit gestochener TVignette und 4 Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki. 21 x 13,5 cm. HLeder d. Z. (Gelenke brüchig, etwas fleckig, bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägten RTitel. Königsberg, Friedrich Nicolovius, 1812. 400 € Rümann, Chodowiecki, 290. Engelmann 838-843. Nicht bei Goedeke IV/1, 1070, 24.Etwas stockfleckig, leicht angestaubt.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Goedeke VIII, 122, 315. Köhring 127. Baumgärtel 408. LanckoronskaRümann 151f. – Erste Ausgabe. „Das Literarische überwiegt, das Geographisch-Statistische tritt verhältnismäßig in den Hintergrund (...) In geographischer Hinsicht möge uns besonders die Skizze eines Wegweisers durch die Umgebung von Rom interessieren, in der Waib­ linger mit baedekerhafter Genauigkeit führt“ (Lanckoronska-Rümann). Ein zweiter Band erschien im Folgejahr. – Etwas stärker stockfleckig, sonst wohlerhalten.

2195 Weisse, Christian Felix. Kleine lyrische Gedichte. 3 Bände. Mit Kupfertitel, 2 gestochenen Frontispices, 2 gestochenen Titelvignetten, 13 gestochenen Textvig­net­ ten und 12 Kupfertafeln (alles in Pag.) von Geyser nach Oeser. 15,5 x 9,2 cm. Hellbraune Kalblederband d. Z. (ein Gelenk minimal eingerissen, gering bestoßen, etwas berieben und beschabt) mit 2 goldgeprägten RSchildern und Fileten. Leipzig, Weidmanns Erben und Reich, 1772. 600 € Goedeke IV/1, 139, 7. Rümann 1233. Lanckoronska-Oehler II, 25. – Erste Gesamtausgabe der Gedichte des bedeutenden Aufklärers Christian Felix Weiße (1726-1804) mit den Kupfern nach Adam Friedrich Oeser (1717-1799): „Das schönste aber, was uns Oeser beschert

2195

2193 (Vulpius, Christian August). Abentheuer, Meinungen und Schwänke galanter Männer. Ein Seitenstück zu den Skitzen aus den Leben galanter Damen. XI, 112 (recte: 212) S. 16 x 10 cm. HLeder d. Z. (etwa stärker berieben, Kapitale bestoßen, Rücken mit hs. Ziffernsignatur). Regensburg, Montag, 1791. 120 € Goedeke XIII, 153, 15. Holzmann-Bohatta VI, 97 und VII, 36. HaynGotendorf I, 9 (bezweifeln die Verfasserschaft). – Erste Ausgabe der Sammlung von neun Biographien galanter Herren, zugleich die Fortsetzung der vierbändigen Sammlung Skizzen aus den Leben galanter Damen, die von 1789 bis 1793 erschienen. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt hier auf besonders ungewöhnlichen bzw. ungewöhnlich exzessiv liebenden Herren - auschließlich Franzosen. Dabei ein Kapitel über Bon­neval und seine erotischen Abenteuer im Orient. – Titel sowie mehrere Blatt gestempelt. Fingerfleckig, am Schluss mit Wasserfleck im unteren Bug. Fl. Vorsatz lose und mit hs. Einträgen. Exemplar einer Leihbibliothek.

2194 Waiblinger, Wilhelm. Taschenbuch aus Italien und Griechenland auf das Jahr 1829. 2 Bl., 406 S., 1 Bl. Mit 8 Kupfertafeln. 16 x 11,5 cm. Hellgrüner Pappband d. Z. (leicht berieben mit hs. Papierrückenschild) mit Goldschnitt. Berlin, Georg Reimer (1828). 150 € 2191

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration hat, sind seine Vignetten zu den ‚Kleinen lyrischen Gedichten‘ ... Mit ihnen schuf Oeser vielleicht das reizendste deutsche illustrierte Buch des 18. Jahrhunderts“ (Rümann, Das deutsche illustrierte Buch des XVIII Jahrhunderts, 50). „Geradezu die Meisterleistung der von Oeser illustrierten Bücher ist die dreibändige, 1772 erschienene Ausgabe der ‚Kleinen lyrischen Gedichte‘ von Christian Felix Weiße. Auf starkem Papier gedruckt, versehen mit Kupfern, alle von Geyser aufs sorgfältigste ausgeführt, sind diese Bände vollendete Kunstwerke. Alles was Oeser in seinen bis­herigen Arbeiten an Grazie und Feinheit zu bieten wußte, findet sich vor; jede seiner künstlerischen Seiten kommt zum Ausdruck“ (Lanckoronska-Oehler). – Frisches, nur ganz unwesentlich gebräuntes, kaum fleckiges und dekorativ gebundenes Exemplar. Abbildung

Faustisches Hexenwerk und Zauberei in Lappland 2196 Widmann, Georg Rudolf. Des bekandten ErtzZauberers Doctor Joh. Fausts ärgerliches Leben und Ende. Vor vielen Jahren der bösen Welt zum Schrecken beschrieben ... nachgehends mit neuen Erinnerungen vermehrt von Joh. Nicolao Pfitzer. Und endlich ist noch beygefüget worden Conrad Wolffgang Platzii Vorbericht von der Sünde der Zauberey, ingleichen ein Anhang von den Lapponischen Wahrsager-Paucken und andern Zauberischen Geschichten. 2 Teile in 1 Band. 20 Bl., 537 (recte: 635) S., 13 Bl.; 96 S., 4 Bl., 40 S. 16,4 x 6,4 cm. Pergament d. Z. (etwas angstaubt, fleckig, mit Montageresten) mit geprägtem RTitel. Nürnberg, Wolfgang Moritz Endter, 1725. 600 € Goedeke II, 568, VI, 3. Faber du Faur 1257. Engel 225. Henning, Fraust, I, 2334. Graesse, Bibl. magica, 68. Vgl. Ackermann V, 792. Haus der Bücher NF 289f., Kippenberg 2033-40. Rosenthal, Bibl. magica, 4011-14. Nicht bei Caillet, Crowe (Cornell Univ. Witchcraft Cat.) und DorbonAiné. – Seltene Ausgabe des berühmten, erstmals 1599 erschienen Faust­ buchs in der Bearbeitung des Dichters und Schriftstellers Georg Rudolf Widmann (1550-1600), gleichzeitig die letzte, erwei­terte und korrigierte Ausgabe des Barock vor den Nachdrucken des 19. Jahrhunderts: „The numerous new annotations with which the Nuremberg physician J. N. Pfitzer augmented Widmann‘s Faust book, and the long-winded moralizing dissertation of C. W. Platzius, offer eloquent testimony of the attraction exercised by Zauberei on a wide public in the 17th century. The book appeared after Pfitzer‘s death and was enlarged with an appendix on magic, witchcraft, and sorcery in Lapland. This appendix, written by the Uppsala professor Joh. Scheffer and transl. into German by Erasmus Francisci-Finx, is paged separately. Platius‘ dissertation is bound at the end.“ (Faber du Faur). – Gleichmäßig etwas gebräunt, Titel mit blassem Stempel, etwas fleckig und mit unschönen roten Federproben. Gutes Exemplar der seltenen Bearbeitung des Volksbuchs.

2197 (Wieland, Christoph Martin). Sokrates Maino­me­ nos oder die Dialogen des Diogenes von Sinope. Aus einer alten Handschrift. 304 S. Mit gestochenem Frontispiz (in Pag.), gestochener Titelvignette, 8 gestochenen Textvig­net­ ten und 3 Kupfertafeln nach A. F. Oeser von C. G. Geyser. 15,5 x 9,5 cm. Späterer Pappband (bestoßen und etwas

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berieben) mit goldgeprägtem RSchild (mit Fehlstelle) und goldgeprägter Rücken- und Deckelbordüre. Leipzig, Erben Weidmann und Reich, 1770. 220 € Goedeke IV/1, 554, 60. Deusch 18. Günther-Zeilinger 636. Rümann 1265. Rümann, Das illustrierte Buch 47f. Lanckoronska II, 23. Borst 219. Brieger 2522. – Erste Ausgabe, hier in einem Exemplar mit den Tafeln und den von Wieland gelobten Textvignetten. „Oeser macht ganz deli­ cieuse Vignetten dazu, wovon eine in meinen Augen alles übertrifft, was ich in dieser Art noch gesehen habe - wälsche und französische nicht ausgenommen“ (Brief an Gleim vom 8. September 1769, zitiert nach Deusch). Rümann glaubt, dass sich dieses Lob auf die Vignette auf Seite 165 bezieht. – S. 17 im Bug mit montiertem Schildchen, Vorsätze mit einzelnen Feuchtigkeitsflecken. Gering fleckiges Exemplar auf festem Bütten.

2198 Wieland, C. M. - Horatius Flaccus, Quintus. Briefe, aus dem Lateinischen übersetzt und mit historischen Einleitungen und andern nöthigen Erläuterungen verse59


Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ hen. 2 Teile in 1 Band. 8 Bl., 332 S.; 272 S. HLeder d. Z. (Kanten teils etwas stärker berieben, gering bestoßen) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Leipzig, Weidmann, 1801. 200 € Goedeke IV/1, 564, 134. Günther-Z. 1430. Schweiger II, 435. – Zweite Ausgabe. – Titel mit verblasstem Stempelen. Gering gebräunt, vereinzelte Randanmerkungen in Bleistift. – Dabei: Dasselbe. HLeder d. Z. (etwas berieben) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Ebenda 1804. - Titel gestempelt. Gering gebräunt, verienzelt mit hs. Paginierung.

2199 Wilhelm, I. F. X. v. Annus politicus per duode­cim discursus tum critico-politicos, tum politico-historicos evolutus, quibus explicantur principia principi regnum auspicaturo necessaria. Teil I (von 2). 7 Bl., 548 (recte: 539) S., 7 Bl. Mit gestochenem Frontispiz und 12 Kupfertafeln von H. Sperling und B. K. Sedletzky nach Zeichnungen des Verfassers sowie 24 feingestochenen Bildini­ tialen und 24 größeren emblematischen Schlussvignetten. 30,5 x 20 cm. Pergament d. Z. mit RSchild. München, Witwe Maria Magdalena Riedlin, 1731. 300 € Praz 536. Landwehr, German Books 643. – Erste Ausgabe dieses als Lehrbuch für den Kurprinzen Max Joseph gedachten, prachtvoll illustrierten Emblembuchs. Der Verfasser entwarf auch die allegorischen großen Kup­fer, die jeweils ein Medaillonportrait (Eltern des Kurprinzen, Karl der Große, Otto v. Wittelsbach etc.) einschließen, Devisen illustrieren etc. Die weiteren Kupfer sind meist von dem bekannten Augsburger Kupferstecher H. Sperling gefertigt. Ein zweiter, kaum aufzufindener Band erschien 1739. – Frisches, breitrandiges Exemplar auf gutem Papier aus einer Adelsbibliothek mit gekröntem rotem Exlibrisstempel „H.S.L.“ Abbildung Seite 59

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2200 Zola, Émile. Le rêve. 2 Bl., 335 S. Mit zahlreichen teils ganzseitigen Textillustrationen von C. Schwabe und L. Métivet. 27,5 x 19 cm. Farbig illustrierter OSeidenband. Paris, Marpon et Flammarion, (1892). 160 € Vicaire VII, 1213. Carteret IV, 413. – Erste illustrierte Ausgabe. Carlos Schwabe (1866-1926) war bereits in jungen Jahren ein gefragter Künstler. Seine ausdrucksstarken symbolistischen Blätter zu Le Rêve erwarb der französische Staat für die Galerie du Luxembourg. – Vorsätze etwas fleckig, mit Exlibris. Wohlerhaltenes Exemplar.

2201 Zolling, Theophil. Frau Minne. Ein KünstlerRoman. 2 Teile in 1 Band. 2 Bl., 230 S.; 1 Bl., 231 S., 3 Bl. Verlagsanzeigen. 17 x 12 cm. OLeinen (etwas berieben) mit Goldprägung. Leipzig, H. Haessel, 1889. 120 € Kosch XXXVIII, 510. – Erste Ausgabe. – Leicht gebräunt, insgesamt wohlerhalten.

2202 (Zschokke, Heinrich). Abällino der grosse Bandit. 3 Bl., 227 S. 16,5 x 10 cm. Marmorpapierumschlag d. Z. mit Papierrückenschild. Berlin, C. G. Flittner, 1823. 120 € Goedeke X, 69, 25, 15. – Seltener Berliner Nachdruck der zuerst 1794 in Frankfurt und Leipzig erschienenen Banditengeschichte. – Vereinzelt leicht braun- oder stockfleckig. Titel gestempelt. Über den KVK nur ein Nachweis in Zittau.


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Philosophie und Pädagogik 2203 Aristoteles. Opera omnia quae extant. Graecè et latinè. Veterum ac recentiorum interpretum, ut Adriani Turnebi, Isaaci Casauboni, Iulii Pacii studio emendatissima. 2 Bände. 16 Bl., 184, 1251 S., 18 Bl.; 2 Bl.,1104 S., 16 Bl. Mit zwei wiederholten Titelkupfern und Falttabelle. 39,5 x 26 cm. Kalbleder d. Z. (lädiert, Gelenke brüchig mit größeren Bezugsfehlern, säurebrüchig, stark bestoßen und berieben) mit goldgeprägtem Wappensupralibros. Paris, „Typis Regiis“, 1619. 250 € Hoffmann I, 292. Schweiger I, 51. Renouard 219, 5. – Erste Ausgabe der von Guillaume du Val (1572-1646) besorgten zweisprachigen Edition. – Stärker gebräunt, teils mit blassen Feuchtigkeitsrändern, mal mehr, mal weniger braun- und stockfleckig, vereinzelt mit ergänzten Fehlstellen im Rand (ohne Textverlust), wenige Läsuren, Eselsohren und kleinere Tintenflecke.Titel mit kleinerem Ausriss unten (ohne Darstellungsverlust). – Dabei: Eigenhändiger Dedikationsbrief von J. T. Saunders an Arthur Leslie Peck (1902-1974), Fellow am Christ College, Cambridge, aus dem Jahr 1932.

2204 Aristoteles. Opera omnia quae extant, graecè & latinè. 2 Bände. 16 Bl., 1251 S., 18 Bl.; 2 Bl., 131, 1104 S., 16 Bl „Index“. Titel in Rot und Schwarz. Mit 2 wieder­ holten gestochenen Titelvignetten. 40 x 26 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (beschabt, berieben und bestoßen, mit Einriss auf Rückdeckel von Band II, kleines Bibliotheksschild) über schweren abgefasten Holzdeckeln mit hs. RTitel und 4 intakten ziselierten Messingschließen. Paris, „Typis Regiis“ (Antonius Stephanus), 1629. 800 € Brunet I, 459. Goldsmith A 665. Renouard 219,5. Schweiger I, 51. – Zweite Ausgabe der Du Val-Édition mit griechisch-lateinischem Paral­ leltext. – Ausgeschiedenes Exemplar aus der Bibliothek des Gymnasium zu Stralsund, mit entsprechenden Stempeln. Titel von Band I mit hs. Notiz. Gebräunt und wasserrandig, teilweise stärker braunfleckig. Abbildung

2205 Aristoteles. (Werke). 4 Bände. 19 x 12 cm. Private dunkelbraune OChagrinlederbände auf 5 unechten Bünden und mit goldgeprägtem RTitel. Leipzig, Felix Meiner, 1904-1912. 100 € Vier Bände der Philosophischen Bibliothek in Ganzleder gebunden: Meta­ physik. Übersetzt von E. Rolfes. 1904. - Über die Seele. Neu übersetzt von A. Busse. 1911. - Nikomachische Ethik. 2. Auflage. Übersetzt von E. Rolfes. 1911. - Politik. Neu übersetzt von E. Rolfes. 1912. – Wohlerhalten.

2206 Basedow, (Johann Bernhard). Nouvelle méthode d‘éducation. Traduite de l‘allemand par Michael Huber. XVI, 398 S. 19 x 11,5 cm. Marmorierter Lederband d. Z.

2204

(leicht berieben und gering beschabt) mit reicher RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Frankfurt und Leip­ zig, Gaspard Fritsch, 1772. 140 € DG 12.6090. – Erste französische Ausgabe. – Zu Beginn und am Schluss etwas, sonst nur leicht gebräunt.

2207 Betzky, (I. I.). Les plans et les statuts, des différents établissements ordonnés par S. M. Imp. Catherine II. pour l‘éducation de la jeunesse, et l‘utilité générale de son empire. 2 Bände. XX, 408, 110 S.; 375 S. Mit 2 gestochenen TVignetten und 4 mehrfach gefalteten Tafeln. 17,5 x 11 cm. Gesprenkelte Kalblederbände d. Z. (Gelenke und Kapitale beschabt) mit floraler RVergoldung und jeweils 2 roten RSchildern. Amsterdam, Rey, 1775. 400 € 61


Philosophie und Pädagogik ___________________________________________________________________________________________________________ I. Studien zum Buch Hiob (S. 84-101 in: Auf gespaltenem Pfad. Für Margarete Susman. Darmstadt, Erato, 1964). - II. Die Form der Detektivgeschichte und die Philosophie. Ein Vortrag (S. 665-683 in: Die Neue Rundschau. 71. Jahrgang 1960. Viertes Heft). - Beide Sonderdrucke mit eigenhändiger Widmung von Ernst Bloch. – Etwas gebräunt.

2209 Colmar, Johann. Die Welt in einer Nuß, oder kur­tzer Begriff der merckwürdigsten Welt-Geschichte ... durch Frag und Antwort erläutert. 20 Bl., 464 S., 24 Bl. (Register). Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochenem Frontispiz, gestochenem Wappenkupfer und 50 teils gefalteten Kupfertafeln. 20 x 13 cm. Neuerer HPergamentband mit hs. RTitel. Nürnberg, Lorenz Bieling für Christoph Weigel d. Ä., 1730. 250 € Brüggemann II, 974. – Spätere Auflage seines populären Geschichtslehrbuchs für die Jugend. Johann Colmar (1684-1737) wirkte als Rektor der Spitalschule in Nürnberg. – Etwas fingerfleckig, Frontispiz verso mit längerem Tinteneintrag. Innenspiegel mit montiertem Exlibris.

Ein Meilenstein der weiblichen Emanzipation 2210 Descartes, René. I principi della Filosofia. Tradotti dal Francese col confronto del Latino in cui l‘Autore gli scrisse da Giuseppa Eleonora Barbapiccola tra gli Arcadi Mirista. 20 Bl., 350 S., 9 Bl. Mit zahlreichen teils ganzseitigen Textholzschnitten (ohne das gestochene Portrait der Übersetzerin). 21,6 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (fleckig, bestoßen, Rücken ersetzt). Turin, Francesco Mairesse, 1722. 1.400 €

2207

Seltene erste Duodezausgabe, herausgegeben von Denis Diderot, mit dessen Begleitwort (Band II, S. 367f.), gleichzeitig erschienen mit der illustrierten Quartausgabe. Vorliegende französische Ausgabe mit der Einleitung (88 S.) des Übersetzers N.-G. Clerc, der zur damaligen Zeit in Russland lebte, um Material für seine geplante Geschichte Rußlands zu sammeln. Betzky (1704-1795) war Regierungsberater von Katharina II. und maßgeblich an der Reform des russischen Erziehungswesens beteiligt. Vorliegende Schrift enthält Pläne, Berichte, kaiserliche Edikte zur Einrichtung von Schulen und Waisenhäusern sowie Anweisungen und Verhaltensmaßregeln bezüglich Schuluniform, Ernährung, Gesund­ heitspflege, Bestrafung und Hygiene. – Etwas stockfleckig. Abbildung

2208 Bloch, Ernst. Zwei Sonderdrucke mit eigenhän­ diger Widmung von Ernst Bloch. 25 x 17 cm. OBroschur, ohne Umschlag. 1964. 60 € 62

Nicht bei Brunet und Graesse. – Erste italienische Ausgabe. „Im Jahre 1722 erscheint - mit Druckortangabe Turin - ein Buch, das eine zelebre Wissenschaftgeschichte hätte machen können und dennoch den meis­ ten zeitgenössischen und heutigen Lesern völlig unbekannt geblieben ist. Eine Dame mit abenteuerlichen Namen Giuseppa Eleonora Barbapiccola - eine ‚Kleinbärtige‘ also - verfasst die erste und vor allem: wissenschaftlich erstrangige italienische Übersetzung der 1644 im lateinischen Original erschienenen ‚Principia philosophiae‘ von René Descartes ... Die Übersetzung scheint auf ein äusserst geringes Interesse gestoßen zu sein. Das läßt sich aus dem heutigen Rarissimum-Status des Werkes schließen. Einzig im National Union Catalogue findet sich ein winziger Eintrag, demgemäß die University of Illinois im Besitz des Kuriosums sein soll... In öffentlichen Bibliotheken Europas und Italiens scheint es keine Nachweise zu geben ...Gut möglich auch, dass nur eine kleine Auf­ lage für eine eingeschworene Descartes-Gemeinde gedruckt worden ist“ (U. P. Jauch. Giuseppe Eleonora Barbapiccola. Eine unbekannte Descartes-Übersetzung. In: Literatur und Kunst. Neue Züricher Zeitung, 26.-27. Mai 1990). Giuseppa Eleonora Barbapiccola (1702-1740) gehört zu den wenigen Frauengestalten in der Geschichte der Philosophie des 18. Jahrhunderts, sie war auch Schriftstellerin, Dichterin und Übersetzerin. So gibt sie in ihrem Vorwort ein selbstbewusstes Statement ab, dass Frauen, im Gegensatz zu der allgemeinen Meinung ihrer Zeitgenossen, keineswegs den Männern intellektuell unterlegen seien, sondern nur aufgrund der fehlenden Ausbildung Nachteile hätten. – Titel mit kleinem Namensstempel, etwas unfrisch, wellig, fleckig und mit Wasserrändern, sonst ordentlich. Nur ein bibliothekarischer Nachweis über den KVK im British Museum. Abbildungen


_____________________________________________________________________________________________________________ Philosophie und Pädagogik

2210

2210

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Philosophie und Pädagogik ___________________________________________________________________________________________________________ erscheinungen war das methodische Prinzip seines Unterrichts; ‚nachgehende Erziehung‘ sollte dem Individuum den Raum lassen, sich frei entscheidend in die Forderung des göttlichen Gesetztes zu fügen“ (NDB V, 644). „Seine pädagogischen Gedanken zeichnen sich durch Originalität, Gefühlstiefe und Kühnheit aus ... Fröbels pädagogische Anregungen, zumal seine Darstellung der kindlichen Phase, haben ihre Bedeutung bis in die Gegenwart nicht verloren“ (KLL IV, 2460ff. mit ausführlicher Würdigung). – Titel mit hs. und datiertem Besitzvermerk im oberen Rand. Etwas gebräunt und braunfleckig. Innen­ deckel jeweils mit einem gedruckten Zettel mit Erläuterungen zu den Illustrationen auf dem Umschlag („Die Lilie im Garten“ - „Jesus im Tempel“). Unbeschnittenes, teils unaufgeschnittenes Exemplar. Abbildung

2212 Heidegger, Martin. 26. September 1959. 36 S. Mit einem doppelblattgroßen Foto. 20,5 x 12,5 cm. OBro­ schur. Messkirch, Aker, (1959). 150 €

2211

Das bedeutendste Dokument der pädagogischen Reformbewegung 2211 Fröbel, Friedrich Wilhelm August. Die Menschenerziehung, die Erziehungs-, Unterrichts- und Lehrkunst, angestrebt in der allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt zu Keilhau; dargestellt von dem Stifter, Begründer und Vorsteher derselben. Erster Band (alles Erschienene). Bis zum begonnenen Knabenalter. 2 Bl., 497 S., 2 Bl. (Verlagsanzeige). 22 x 14 cm. Illustrierte OBroschur (Vorderumschlag lose, Rücken brüchig und mit Fehlstellen, etwas fleckig). Keilhau, Verlag der Erziehungsanstalt, 1826. 900 € Doderer I, 419. Borst 1487. Krieg, MNE I, 241. – Seltene erste Ausgabe des bedeutendsten Dokuments der deutschen pädagogischen Reformbewegung, das von weitreichendem Einfluss blieb bis in die modernsten Erziehungsbestrebungen unserer Tage: „In einer eigenen Schule, 1816 in Giesheim bei Arnstadt gegründet, ein Jahr später nach Keilhau verlegt, versuchte Fröbel, Unterricht und Erziehung auf schöpferische Tätigkeit, Spiel und Arbeit zu gründen und dem Bruch zwischen Denken und Tun zu begegnen. Das Aufweisen der Gleichgesetzlichkeit in allen Lebens2215

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_____________________________________________________________________________________________________________ Philosophie und Pädagogik Erschien zur Verleihung des Messkircher Ehrenbürgerrechts an Heidegger, mit dem Abdruck der damals gehaltenen Ansprachen und Reden. Vortitel mit eigenhändiger Widmung Heideggers (datiert: Meßkirch, 23. Nov. 1960). – Tadelloses Exemplar.

2213 Heidegger, Martin. - Wirkendes Wort. Mit Beiträgen von Elisabeth Brock-Sulzer, Martin Heidegger, Otto F. Walter, Martin Walser. Auswahl von Daniel Bodmer. 73 S., 1 Bl. 23 x 14 cm. OHalbleder mit RSchild. (Zürich), Schweizerische Bibliophilen-Gesellschaft, 1964. 150 € In kleiner nummerierter Auflage erschienen. Vortitel mit eigenhändiger Widmung von Martin Heidegger (datiert: „Frbg. 1964“). – Tadelloses Exemplar.

2214 Heidegger, Martin. - Yalouris, Nikolaus. Klassisches Griechenland. Die Marmorskulpturen des Parthenon (Die Elgin Marbles). XV S. Mit 33 blattgroßen photographischen Aufnahmen von F. L. Kenett. 37 x 30 cm. Illustrieren OHleinenband (etwas unfrisch und leicht bestoßen). München, F. Bruckmann, 1960. 150 € Akanthus-Buchreihe zur Geschichte der Skulptur. Erste Ausgabe. Fl. Vorsatz mit eigenhändiger Widmung von Martin (und Elfride) Heidegger: „... zur Konfirmation mit herzlichen Grüßen und Wünschen Martin und Elfride Heidegger - März 1964“. Allein der Name „Elfride“ in der Handschrift der Frau Heideggers. 2217

2215 (Iselin, Isaak). Versuch über die gesellige Ordnung. VIII, 128 S. Mit typographischer Falttabelle. 16,5 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (gering berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Basel, Johann Schweighauser, 1772. 900 €

2217 Kant, Immanuel. Ueber die Buchmacherey. Zwey Briefe an Herrn Friedrich Nicolai. 22 S., 1 Bl. 17 x 10,5 cm. OBroschur (etwas fleckig). Königsberg, Friedrich Nicolovius, 1798. 500 €

VD18 11225262. – Erste Ausgabe seiner sozialphilosophisch-ökonomischen Untersuchung über die alles entscheidende Frage des Menschen: die nach seiner Glückseligkeit. Ein moderner Reprint erschien 1969. – Gering fleckig. Sehr schönes und wohlerhaltenes Exemplar im dekorativen Einband aus der Fürstlich-Starhembergschen Schlossbibliothek, mit entsprechendem Stempel auf dem Vorsatz. - Selten.

Warda 192. Goedeke IV/1, 503, 36 (Nicolai). – Erste Ausgabe von Kants Schrift über die Aufgaben von Autor und Verleger. Kant hatte Nicolai vorgeworfen, seine Autoren nur nach ökonomischen Gesichtspunkten für seine „Buchfabrik“ auszusuchen. Nicolai antwortete mit der Schrift Über meine gelehrte Bildung. – Etwas stockfleckig. Breitrandiges Exemplar.

Abbildung

2216 Kant, Immanuel. Critik der reinen Vernunft. Vierte Auflage. XLIV, 4 Bl., 884 S. 19 x 11,5 cm. Etwas späterer Pappband (berieben, Gelenke, Kanten und Kapital beschabt) mit goldgeprägtem RTitel. Riga, J. F. Hartknoch, 1794. 400 € Warda 64. – Mit dem Vorwort zur zweiten Auflage. Die erste Aus­ gabe erschien 1781, ab der 2. Auflage leicht verändert. – Nur minimal gebräunt. Insgesamt sehr gutes, sauberes Exemplar.

Abbildung

2218 Kant, Immanuel. Über Pädagogik. Herausgegeben von Friedrich Theodor Rink. VI, 146 S. 16 x 10,5 cm. Papp­ band d. Z. (Rücken mit 2 Klebeschildern, leicht berieben und gering bestoßen). Königsberg, Friedrich Nicolovius, 1803. 200 € Warda 218. Adickes 108. – Erste Ausgabe. Die letzte zu seinen Lebzeiten veröffentlichte Schrift. – Schwach gebräunt. Titel und fl. Vorsatz gestempelt, Titel auch mit hs. Besitzvermerk. Innenspiegel mit Klebeschild.

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Philosophie und Pädagogik ___________________________________________________________________________________________________________ 2221 Le Prince de Beaumont, Jeanne Marie. Lehrreiches Magazin für Kinder zu richtiger Bildung ihres Verstandes und Herzens für die deutsche Jugend eingerichtet und mit den nöthigsten Kupfern versehen von Johann Joachim Schwaben. Zweyte verbesserte Auflage. 4 Teile in 1 Band. Mit 3 (1 doppelblattgroß) Kupfertafeln von G. L. Crusius. 17,5 x 11 cm. Roter Maroquinband d. Z. (berieben) mit goldgeprägtem RSchild und reicher Rückenund Deckelvergoldung, Goldschnitt, den goldgeprägten Besitzerinitialen „C.D.T.H. sowie dem Bindejahr „1760“. Leipzig. Weidmann, 1759. 500 €

2221

Vgl. Wegehaupt IV, 1282 (3.Auflage). Slg. Brüggemann I, 487 (6. Auflage). – Prachtvolles Exemplar des wohl bedeutendsten Kinderbuchs der vorphilantropischen Zeit. „Das vierteilige Werk besteht aus Gesprächen zwischen einer Erzieherin und sieben Mädchen im Alter zwischen fünf und dreizehn Jahren, die dem Adel und dem gehobenen Bürgertum angehören. Durchgehendes Thema ist das Prinzip einer vernunftmäßigen und zu tugendhaftem Verhalten anspornenden Erziehung. Vorbild war das 1749 erschienene Buch von S. Fielding: ‚The Governess; or little Female Academy‘. Ihren Erfolg verdankt Leprince hauptsächlich ihrer Methode, auf das bis dahin übliche Abfragen von Gedächtnisleistungen zu verzichten und statt dessen das Prinzip des lustbetonten und der Fassungskraft des Kindes angemessenen Lernens vorzuziehen. Ebenso fortschrittlich, besonders im Hinblick auf die Mädchenbildung, war das von Leprince vertretene Erziehungsziel, welches auf die Kräfte des Verstandes und der Vernunft baut und konsequent eine aufklärerische emanzipatorische Position vertritt“ (Brüggemann in LKJ II, S. 344). Leprince‘s Hauptwerk erschien in der Originalausgabe erstmals 1756. „Von den beiden in Deutschland erschienenen Ausgaben war die von Schwabe nicht nur die gelungenere Bearbeitung, sondern auch die erfolgreichere. Die Verfasserin schreibt explizit für ein englisches Publikum, der deutsche Übersetzer ausdrücklich für deutsche Kinder“ (HKJL 1750 1800, Nr. 513) – Nur vereinzelte unbedeutende Braunflecken. Sehr schönes und wohlerhaltenes Exemplar im prachtvollen Einband mit spätbarocker Goldprägung. Abbildung

2219 Kant, Immanuel. Von der Macht des Gemüths durch den bloßen Vorsatz seiner krankhaften Gefühle Meister zu seyn. 54 S., 1 Bl. 18 x 11 cm. Broschur d. Z. (berieben) mit großem Papierschild auf dem Vorderdeckel (unsinnig beschriftet). Jena, Academische Buchhandlung, 1798. 220 € Warda 182. – Zweiter Separatdruck der Schrift, die auf Veranlassung von Hufeland für dessen Journal der practischen Arzneykunde entstand, einer der populärsten, bis heute vielfach nachgedruckten Aufsätze Kants. – Etwas stockfleckig.

2220 (La Mothe le Vayer, F. de). Memorial de quelques conférences avec des pers onnes studieuses. 414 S., 1 Bl. 14 x 8,5 cm. Leder d. Z. (Rücken defekt). Paris, L. Billaine, 1669. 180 € Hoefer XXIX, 256 ff. – Erste Ausgabe. – Vorsatz und Titel mit Besitzvermerk von alter Hand, etwas gebräunt.

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2222 Machiavelli, Niccolo. Oeuvres. Nouvelle edition, augmentée de l‘Anti-Machiavel, & autres pieces. 6 Bände. Mit 7 Falttabellen und mehrfach gefalteter Kupfertafel. 16 x 9,5 cm. Leder d. Z. (leicht berieben) mit reicher RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Den Haag, „Aux depens de La Compagnie“, 1743. 350 € Vgl. Ebert, S. 216. – Zweite französische Ausgabe der Oeuvres (EA 1730). Enthält erstmals den Anti-Machiavel von Friedrich dem Großen. – Leicht gebräunt und braunfleckig. Stellenweise mit Randanstreichungen in Bleistift. Dekorativ gebunden. – Dabei: Friedrich II., der Große. Oeuvres. Mischausgabe. 3 Teile in 2 Bänden. Leder d. Z. (obere Kapitale mit kleinen Fehlstellen, Band II am Rücken mit minimaler Fehlstelle, leicht berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. „A Londres“, o. Dr., 1760-1761.

2223 Montesquieu, Charles Louis de Secondat. Vom Geist der Gesetze. Nach der neuesten und vermehrten Auflage aus dem Französischen übersetzt und mit vielen


_____________________________________________________________________________________________________________ Philosophie und Pädagogik Anmerkungen versehen (von Karl Gottfried Schreiter und August Wilhelm Hauswald). 4 Bände. Mit 4 wiederholten gestochenen Titelvignetten und 2 gefalteten Kupferstichkarten. 20 x 12 cm. HLeder d. Z. (nur schwach berieben) mit floraler und ornamentaler RVergoldung und 2 farbigen goldgeprägten RSchildern. Altenburg, Richter, 1782. 450 € Fromm 18414 (gibt als Drucker irrig Hennings an). Vgl. Carter-Muir, Bücher, die die Welt verändern Nr. 197. – Erste vollständige deutsche und umfassend erläuterte Ausgabe des wichtigsten staatstheoretischen Werks der Aufklärung. Die erste deutsche Übersetzung von Kästner aus dem 1753 ist vom Text her weniger umfassend. – Etwas gebräunt und braunfleckig, Innenspiegel mit Besitzeintrag in Tinte, unterer Schnitt mit modernem Namensstempel. Dekorativ gebundenes Exemplar mit den beiden häufig fehlenden Kupfern. Abbildung

2224 Montesqieu, C.-L. de S. - La Porte, Joseph de. Observations sur l‘esprit des loix, ou l‘art de lire ce livre, de l‘entendre et d‘en juger. 198 S. 16 x 10 cm. Marmorierter Lederband d. Z. (leicht berieben, gering beschabt und bestoßen) mit reicher RVergoldung, goldgeprägtem RSchild und Stehkantenvergoldung. Amsterdam, Pierre Mortier, 1751. 280 € Vgl. Barbier III, 615. Nicht bei De Backer-Sommervogel. – Eine von zwei im Jahr des Erstdrucks erschienenen Ausgaben. Interpretationshilfe zu Montesquieus geschichtsphilosophischem und staatstheoretischem Hauptwerk Vom Geist der Gesetze, das 1748 in Genf erschien. – Gering gebräunt, fl. Vorsatz mit hs. Besitzvermerk.

Vom Gesellschaftsvertrag 2225 Rousseau, Jean-Jacques. Principes du droit politique. 2 Bl., VIII, 323 S. Mit gestochener Titelvignette nach B. Bolomey. 22,5 x 13 cm. Moderner marmorierter Lederband im Stil d. Z. mit floraler RVergoldung, goldgeprägtem RSchild, doppelten Deckelfileten und Stehkantenvergoldung. Amsterdam, Marc Michel Rey, 1762. 8.000 € Dufour 133. Sénelier 554. Tchemerzine X, 43b. PMM 207. – Zweiter oder B-Druck der ersten Ausgabe des Contract social, eigentlich der Ori­ ginaldruck, bei dem lediglich ein neues Titelblatt, welches den Untertitel zum Haupttitel macht und eine andere Vignette trägt, eingehängt wurde. Ferner wurden die Seiten 321 bis zum Schluss (S. 324 mit den Verlagsanzeigen) neu gesetzt, wobei die Fußnote auf Seite 321/22 weg­ fiel. Diese Druckfassung wurde von Rousseau als endgültig autorisiert (vgl. Dufour). „Remains Rousseau‘s greatest work“ (PMM). – Leichte Flecken, zahlreiche Lagen mit zumeist verblasstem Feuchtigkeitsrand. Unbeschnittenes Exemplar in einem hochwertigen Lederband im Stil der Zeit, der Buchblock allerdings etwas zu knapp eingebunden. Abbildung

2226 (Saint-Martin, Louis Claude de). L‘homme de désir. 2 Bl., 412 S. 21,5 x 14 cm. Interimbroschur d. Z.

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(Rücken verblasst und etwas knickspurig) mit hs. RSchild. Lyon, Grabit, 1790. 150 € Cioranescu 58616. Monglond I, 1040. Caillet 9774. – Erste Ausgabe. „Une des oeuvres les plus admirables et les plus élevées du Philosophe Inconnu“ (Cioranescu). Der französische Theosoph und Gründer des Marinisten-Ordens Louis Claude de Saint-Martin (1743-1803) war ein Anhänger der Lehre Jacob Böhmes. – Anfangs und am Schluss stärker gebräunt, Vortitel mit Exlibris. Unbeschnittenes Exemplar.

2227 Salzmann, Christian Gotthilf. Moralisches Elementarbuch, nebst einer Anleitung zum nützlichen Gebrauch desselben. Neue verbesserte Auflage. 2 Bände. XXXII, 412 S.; XX, 491 S. Mit gestochenem Frontispiz und 2 gestochenen Titelvignetten von Rosmaesler, J. G. Penzel und G. L. Crusius sowie 67 Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki. 17,5 x 11 cm. Marmorierte Pappbände d. Z. (berieben und leicht bestoßen, Rücken ausgeblichen) mit goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Siegfried Leberecht Crusius, 1785-1795. 1.000 € 67


Philosophie und Pädagogik ___________________________________________________________________________________________________________

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_____________________________________________________________________________________________________________ Philosophie und Pädagogik Brüggemann I, 702 (sehr ausführlich zur Ausgabe 1782/83). – „Salzmanns Elementarbuch ist, im Unterschied zu Basedows enzyklopädischem Elementarwerk, eine Umsetzung der ersten Phase des Religionsunterrichts in das Medium des Kinderbuches, wobei diese Stufe des Religionsunterrichts nichts anderes als eine auf natürlicher Erkenntnis beruhende Sittenlehre ist. Die Absicht des Buches, das zum Vorlesen durch Eltern und Erzieher, nicht jedoch zur Eigenlektüre der Kinder bestimmt ist, geht dahin, den Kindern eine gute Gesinnung zu verschaffen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Sittenlehren verzichtet Salzmann auf alles ‚Befehlische und Gesetzartige‘: das Gute soll getan werden, weil es gut, nicht weil es geboten ist; ebenso soll das Böse wegen seiner Verabscheuungswürdigkeit, nicht um des Gesetzes willen unter­ lassen werden“ (Brüggemann). Die lebhaften und ausdrucksvollen Kupfer von Chodowiecki „illustrieren jeweils detailgetreu und sehr realistisch das in der zugehörigen Erzählung Beschriebene. Man darf ohne Übertreibung sagen, der Künstler steht hier über dem Pädagogen, er hat den Leitfaden der Moral in eine Reihe köstlicher kleiner Ausschnitte aus dem Leben aufgelöst und den Alltag des Gemeinverständlichen in eine höhere Sphäre gerückt. Bedeutsam sind die Änderungen von Chodowieckis Darstellungen im Vergleich mit seinen Arbeiten zu Basedows Elementarwerk (1774): sind dort die Kinder noch weitgehend in der Art kleiner Erwachsener dargestellt, so verkörpern sie in den Illustrationen zu Salzmanns Werk bereits das neue Erziehungsideal: sie sind naturgemäßer, natürlicher, ihrem Alter entsprechend gekleidet und bequemer“ (HKJL 750 1800, Nr.751, 753 und sehr ausführlich Sp. 574ff). Wegehaupt I und III jeweils einzelne Textbände in verschiedenen Auflagen, aber immer ohne den Tafelteil. Die Tafeln, die in den frühen Ausgaben als Tafelband extra erschienen, sind hier in den Textband integriert. – Feuchtrandiges Exemplar. Etwas gebräunt und fleckig. Mit montiertem Exlibris. Abbildung

2228 Wolff, Christian. Vernünfftige Gedancken von der Menschen Thun und Lassen. Zu Beförderung ihrer Glück­ seeligkeit. Dritte vermehrte Auflage. 22 Bl., 710 S., 14 Bl. (Inhalt). Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochenem Fron­ tispiz. 18 x 11,5 cm. Pergament d. Z. Frankfurt und Leipzig 1728. 180 € Vgl. Ziegenfuß II, 906f. Volpi 765ff. Bautz XIII, 1525. – Dritte Auflage seiner erfolgreichen aufklärerischen Schrift, die zuerst 1720 bei Renger erschien und noch mehrfach aufgelegt wurde. Mit dem 18seitigem „Vor­ bericht“ zur neuen Auflage. „Wolffs ethische Untersuchung gehört zu den ersten Versuchen einer systematischen Darstellung neuzeitlicher

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praktischer Philosophie. Die Deutsche Ethik besteht aus vier Teilen, wobei der erste Grundlegungsfunktion besitzt, während die übrigen drei eine Pflichtenlehre des Menschen gegen sich selbst, Gott und den Nächsten entwerfen“ (Volpi). – Frontispiz mit kleinem Wurmloch im Bug. Etwas gebräunt oder braunfleckig, sonst wohlerhalten.

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Kinder- und Jugendbücher 2229 Bilderbuch No. VII. Folge von 16 kolorierten lithographischen Tafeln. 17 x 21 cm. Illustrierter OPappband (etwas stärker fleckig und berieben). Düsseldorf, Arnz und Co., (um 1840). 300 € Band VII der seinerzeit beliebten Reihe aus dem Düsseldorfer Verlag der Gebrüder Arnz, von der in der Mitte des 19. Jahrhunderts mindes­ tens 28 Ausgaben erschienen, von denen sich aber kaum Exemplare erhalten haben. Der vorliegende Band zeigt verschiedene Kinderspiele für Jungen und Mädchen im Alter ca. von 6 bis 10 Jahren, z. B. Huckepack, Angeln, Kegeln, Murmeln, Blinde Kuh, Fangen, Ringelreif, Pferd und Reiter, Schneemann bauen, Ballspiel etc. – Etwas fingerfleckig, sonst wohlerhalten und in frischer Farbigkeit. Innenspiegel mit zeitgenössischem Geschenkvermerk zum Nikolaustag.

2230 Bohny, Nicolas. Instruction récreative dédiée aux mères de famille pour apprendre aux enfants a penser, a parler et a calculer par l‘aspect. 1 Bl. (Titel). Mit 36 chromolithographischen Tafeln. 26,2 x 30 cm. Farbig illustrierter OHleinenband (etwas fleckig und berieben). Esslingen und München, J. F. Schreiber, (um 1880). 450 € Nicht bei bei Gumuchian und Weilenmann. Vgl. (jeweils zu den deutschen Ausgaben): Weilenmann, Schweiz 342ff. Stuck Villa II, 15. Press­ ler, Abb. 42. Seebaß II, 224 (9. Auflage). Wegehaupt III, 381 mit Abb. Rümann, Kinderbücher 53. HKJL 1800 1850, Nr. 99. Slg. Brüggemann II, 83. – Sehr seltene erste und wohl einzige französische Ausgabe von

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Bohnys „Neue(m) Bilderbuch“, das in der Originalausgabe erstmals 1847 erschienen. Der Ruhm des Baseler Pädagogen Bohny (1815 56) gründet sich hauptsächlich auf das vorliegende Werk. „Das als eine der ersten Mengenlehren geltende Buch, das gleichzeitig als Kleinkinder Bilderbuch diente, wurde bis in die 20er Jahre unseres Jahrhunderts gedruckt. In ihm wird eine Lernmethode angewendet, welche auf das Erfassen von Maß und Formverhältnissen abgestimmt ist. Deshalb unterscheidet sich sein Lehrbuch auch formal von vorher erschienenen. Anstatt einer vielfigurigen Szenerie wird die Seite jeweils in drei Zonen unterteilt, in denen das Kind vertraute Objekte erkennen kann“ (LKJ IV, 82 mit Abbildung). Nurt zwei bibliotheraische Nachweise in der Princeton University Lib. (datiert 1865) und in der Universitätsbibliothek Amsterdam (datiert 1850). Beide Datierungen scheinen allerdings zu früh, denn hier liegen schon die veränderten Illustrationen vor, die seit ca. 1880 in den deutschen Ausgaben erscheinen. – Schönes und wohlerhaltenes Exemplar.

2231 Bohny, Nicolas. Neues Bilderbuch. Anleitung zum Anschauen, Denken, Rechnen und Sprechen für Kinder von 2 1/2 bis 7 Jahren, zum Gebrauche in Familien, Kleinkinderschulen, Taubstummen-Anstalten und auf der ersten Stufe des Elementarunterrichts. 8 S. Mit 36 kolorierten lithographischen Tafeln und lithographischer Zeichentafel. 28 x 34,5 cm. OHleinen (Gelenke etwas angeplatzt) mit kolorierter lithographischer Vorderdeckel­ illustration. Stuttgart und Eßlingen, Schreiber und Schill, (1847). 1.000 €


_______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher

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Weilenmann, Schweiz 341. Stuck Villa II, 15. Pressler, Abb. 42. Seebaß II, 224 (9. Auflage). Wegehaupt III, 381 mit Abb. Rümann, Kinderbücher 53. HKJL 1800 1850, Nr. 99. Slg. Brüggemann II, 83. – Erste Ausgabe. Der Ruhm des Baseler Pädagogen Bohny (1815-1856) gründet sich hauptsächlich auf dem vorliegenden Werk: „Das als eine der ersten Mengenlehren geltende Buch, das gleichzeitig als Kleinkinder Bilderbuch diente, wurde bis in die 20er Jahre unseres Jahrhunderts gedruckt. In ihm wird eine Lernmethode angewendet, welche auf das Erfassen von Maß und Formverhältnissen abgestimmt ist. Deshalb unterscheidet sich sein Lehrbuch auch formal von vorher erschienenen. Anstatt einer vielfigurigen Szenerie wird die Seite jeweils in drei Zonen unterteilt, in denen das Kind vertraute Objekte erkennen kann“ (H. Herbst in LKJ IV, 82 mit Abbildung). – Text stärker und Tafeln vereinzelt im weißen Rand etwas stockfleckig, Textblätter auch mit leichten Quetschfalten. Innengelenke angeplatzt. Exemplar im Verlagseinband mit der schönen, fast ganzseitigen kolorierten Lithographie auf dem Vorderdeckel. Abbildung

2232 Buffalo Bill‘s Wilder Westen. Ein Bilderbuch zum Aufstellen für Kinder. Mit 6 chromolithographischen Tafeln mit Aufstellbildern in Leporelloform. 33 x 24,5 cm. OHleinenband (mit Schabspuren). Esslingen, J. F. Schreiber, (1891). 1.000 € Pressler Abb. 147. – Außerordentlich seltenes Aufstellbilderbuch, das den Wilden Westen nach Europa trug. Die zu einem Panorama vereinten Bilder zeigen „dramatische Szenen aus dem vermeintlichen Leben des Buffalo Bill (1846-1917), der eigentlich William Frederick Cody hieß. Nach dem großen Erfolg von Meggendorfers ‚Internationaler Circus‘, das in gleicher konstruktiver Aufmachnung 1887 erschienen war, schloss der Schreiber Verlag mit einer Verarbeitung dieses populären Stoffes an, wohl auch im Zusammenhang mit Buffalo Bills ‚Wild West Show‘, mit der Cody in den achtziger Jahren des 19. Jhdts. durch Deutschland tourte“ (Laub/Krahé, Spielbilderbücher 284, allerdings nur das Faksi-

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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ kleine Gesellschafter zu den größten Seltenheiten“ (Bock, A.Menzel, Verzeichnis seines graphischen Werkes, S. 119). „Im Vergleich mit Heys Fabeln wirken die Texte dürftig und ungekonnt. Erst durch Menzels Zeichnungen erhalten die Szenen ihre Prägnanz. Einige Bilder haben fast malerische Qualität“ (Brunken/Hurrelmann/Pech 209). „Sicher ist es mehr den künstlerisch anspruchsvollen Federzeichnungen Menzels zu verdanken, daß das Buch noch heute als ein Kunstwerk der Kinderliteratur des frühen 19. Jahrhunderts angesehen wird“ (H.Müller in LKJ IV, 191). Nach Elfriede Bock sind nicht mehr als fünf vollständige Exemplare in öffentlichen und privaten Sammlungen nachweisbar. – In dem angehängten, nicht illustrierten Text, der einige kurze Erzählungen, Gebete und Neujahrswünsche in Versform enthält, fehlt das Blatt mit den Seiten 29/30. Hier sind außerdem drei Blätter am Ende im Innensteg mit minimalem Textverlust beschädigt und fachmännisch restauriert. – Dabei: Der Reprint mit einem Nachwort von H. Schwarz, Wien, Strache 1924. - Eines von 500 num. Exemplaren. Abbildung

„Eines der bedeutendsten Beispiele für das experimentelle Bilderbuch“ 2234 Hildebrandt, Lily. Klein-Rainers Weltreise. 16 Bl. Mit 14 chromolithographischen Illustrationen von Lily Hildebrandt. 25,5 x 32 cm. Farbig illustrierter OPappband (etwas berieben, unterer Rücken mit kleiner Fehlstelle). München, Georg W. Dietrich, 1918. 2.200 €

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mile von 1989). Auf dem Rückendeckel eine wohl etwas geschönte Lebensbeschreibung des Helden. – Arm eines Indianers in Kulisse IV fachmännisch ergänzt. Sonst sehr gut erhalten. Abbildung Seite 71

Schug 604. Ihme III, 141. Vollmer II, 444. Brüggemann, II,139, 389. – Erste Ausgabe. „Eines der bedeutendsten Beispiele für das experimentelle Bilderbuch“ (LKJ). 1913 zog Lily Hildebrandt (1887-1974) nach Stuttgart und wurde an der dortigen Akademie Meisterschülerin bei Adolf Hölzel. Ein Jahr später wurde ihr Sohn Rainer Hildebrandt geboren, für den sie dieses Buch anfertigte. Bald darauf entstanden erste Hinterglasbilder, deren flächige und farbenreiche Strukturen auch in den Farblithographien dieses Buches zu erkennen sind. Ab 1935 schuf sie zahlreiche Glasfenster, noch im selben Jahr wurden ihre Arbeiten allerdings für „entartet“ erklärt. Nachdem sie im privaten Kreis noch weitere Wand- und Glasmalereien schuf, brach sie ihre künstlerische Tätigkeit um 1943 ab. – Papierbedingt leicht gebräunt, Buchblock lose. Abbildung

Frühwerk Adolf Menzels 2233 Feige, Emilie. Der kleine Gesellschafter für freundliche Knaben und Mädchen von 5 bis 10 Jahren. 42 (statt 44) S. Mit 30 lithographischen Illustrationen von Adolf Menzel. 19 x 13,5 cm. Brauner Saffianband um 1900 (etwas berieben) mit Deckelfileten und Eckfleurons. Berlin, George Gropius, 1836. 5.000 € Wegehaupt IV, 568. Rümann, Kinderbücher 110. Rümann, Die deutschen illustrierten Bücher des 19 Jhdts., 1353 und „Das illustrierte Buch des 19. Jhdts.“, S. 216 mit Abbildung. Hobrecker, Kinderbücher, S. 147. Bock, Menzel 148 177. – Erste und einzige Ausgabe des Jugendwerks von Adolf Menzel, das zu den großen Seltenheiten der Kinderbuchliteratur gehört. „In Bezug auf den Inhalt und die Anordnung ist das Werkchen offenbar in nächster Anlehnung an Otto Speckters kurz vorher in Hamburg erschienenes Fabelbuch entstanden. Während Speckters Fabelbuch, das gegen Menzels jugendfrische Arbeit besonders dürftig aussieht, weit verbreitet und vielfach neu verlegt worden ist, gehört der

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2235 Hoffmann, Heinrich. Der Struwwelpeter und andere lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3 bis 6 Jahren. 15 farbig illustrierte Blatt in Leporelloform. 13 x 10,5 cm. Farbig illustrierter OPappband (etwas fleckig und berieben, VDeckel mit Knickspur). Mainz, Joseph Scholz, (1926). 250 € Scholz‘ Künstler-Bilderbücher: „Klipp-Klapp“-Kettenbücher. Nicht bei Baumgartner. – Seltene einzige Ausgabe. – Wohlerhalten.

2236 Holst, Adolf. „Gloria Victoria“ (Deckeltitel). 9 Bl. unzerreißbarer Karton. Mit farbigen Textillustrationen von Friedrich Müller-Münster. 15,5 x 22,5 cm. Farbig illustrierter OHleinenband (etwas fleckig und berieben). Mainz, Joseph Scholz, (1914). 180 €


_______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher

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Klotz II, 2869/37. – Erste Ausgabe des Propaganda-Bilderbuchs im Geist der zeittypischen Kriegseuphorie. – Im oberen Rand mit schmalem Wasserrand. Das erste Blatt mit der gestempelten Verlagsnummer 224. Über den KVK lediglich ein Nachweis in der DNB.

2237 Kinderbuchverlag Berlin Franz Kerka. Album mit 15 Orig.-Photographien, montierten Zeitungsausschnitten und Einladungskarte. 24,5 x 33 cm. Leinenalbum d. Z. Bratislava 1965. 200 € Photodokumentation zur Jubiläumsveranstaltung des Kinderbuchverlags Berlin und der Eröffnung einer Filiale in Bratislava: „Dom Knihy mlade leta slovensky spisovatel“. Mit der Einladungskarte der SommerVerlagsausstellung der DDR „Knih Vydavatelstva NDR“ mit einer Eröffnungsrede von Franz Kerka und einem musikalischen Begleitprogramm. – Wohlerhalten.

2238 Klatt, Edith. Jupp und Peter können zaubern. 117 S. 19 x 12,5 cm. OLeinen (fleckig) mit illustriertem OUmschlag (mit Korrekturfahne überklebt). Berlin, Herbert Stuffer, (1934). 160 €

Kosch XXVIII, 20. J., 315. – Erste Ausgabe der ersten Veröffent­ lichung, hier in einem Korrekturexemplar der Autorin für eine Neubearbeitung. Einmontiert sind über 30 Korrekturzettel mit hs. Berichtigungen, Änderungen, Streichungen und tls. auch Neutexten. – Geringe Gebrauchsspuren.

2239 (Krüger, Hilde). Hurleburles Wolkenreise. Ein Bilderbuch aus bunten Dreiecken. 15 Bl. Mit 12 Farbtafeln. 24 x 18,5 cm. OHleinen (etwas unfrisch und leicht fleckig, Kanten minimal beschabt) mit farbiger Deckelillustration. Berlin, J. H. W. Dietz Nachfolger, 1926. 1.200 € Hobrecker I, 4419. Kunze-Wegehaupt 267. Vgl. Kat. Köln 607. – Erste Ausgabe des Folgebandes von Krügers Widiwondelwald (1924), auch dieses Werk von Hilde Krüger, über die nichts bekannt ist, besticht durch seine konstruktivistisch-modernistische Bildsprache. Wie der Untertitel schon sagt, bestehen die Figuren und Bildelemente aus bunten Dreiecken, sie sind indes nicht hölzern oder schematisch - wie man vermuten könnte - sondern haben einen ganz eigenen Schwung, wobei man zugestehen muss, dass immer wieder von der strengen Dreiecksform abgewichen wird. Inspirieren ließ sich Hilde Krüger wohl von Christian Morgensterns Gedicht Die drei Winkel: Diese bitten die Hexe Widiwondel um menschliche Gestalt - und die geheimnisvolle Zeichnerin Krüger hat ihren Wunsch erfüllt und sie in wundervollen Figuren

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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________

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und fröhlichen Versen zum Leben erweckt. Das Buch erschien im profiliertesten Verlag der deutschen Arbeiterbewegung, dem 1881/82 von der SPD initiierten Dietz-Verlag, der nur wenige Jahre später von den Nazis vernichtet wurde. – Etwas gebräunt. Insgesamt sehr gut erhal­ tenes Exemplar. Abbildung

2240 (Luedecke, Heinz). Williams‘ neues Autobuch, oder wer gewinnt die Wette? 38 S. Mit zahlreichen ganzseitigen Textillustrationen von Oskar Nerlinger und mit Photomontagen von Christian Nicolai. 23 x 31 cm. Farbig illustrierter OHleinenband (fleckig und berieben). Potsdam, Williams und Co, (1939). 150 € Erste Ausgabe. Mit in die Illustrationen montierten photographischen Darstellungen von 51 verschiedenen Autotypen, mit den entsprechenden Angaben der technischen Details in der Legende. – Bindung gelockert bzw. lose. Anfangs leicht fingerfleckig.

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2241 Meggendorfer, Lothar. Prinz Liliput. Ein Ziehbilderbuch. Zweite Auflage. 5 (statt 7) chromolithographische Tafeln mit Ziehmechanismus. 37 x 26,5 cm. Farbig illustrierter OHleinenband (gering fleckig). Esslingen und München, J. F. Schreiber, (1906). 300 € Krahé 114. Ries 108. Wegehaupt IV, 1439. – Zweite Auflage des Ziehbilderbuchs. – Etwas fingerfleckig, Tafeln aus der Bindung gelöst. Beilie­gend das dazugehörige Textheft von Ferdinand Feldigl. - Wohlerhalten.

2242 Meggendorfer, L(othar). Prinzessin Rosenhold. Ein Ziehbilderbuch. Zweite Auflage. 8 Bl. Mit 6 chromolithographischen Tafeln mit beweglichen Elementen und 20 Illustrationen. 27 x 36 cm. Farbig illustrierter OHleinenband (gering fleckig; mit Verlagsnummer 106). Ess­ lingen und München, J. F. Schreiber o. J. (1901). 600 €


_______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher

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Krahé 121. Doderer II, 460. Ries S. 714, 120. Nicht bei Wegehaupt und Seebaß. – Phantasiereiches Buch für Kinder mit aufwendig gestalteten Ziehelementen. Meggendorfer (1847-1925) ist „als der witzigste und einfallsreichste Schöpfer von beweglichen Bilderbüchern und anderen Buchkuriositäten anzusehen. Seine Ziehbildbücher sind Dank einer raffiniert ausgedachten Mechanik wahre Meisterwerke einer sich auf Buchseiten anspielenden Pantomime; herausragend die Titel Lebende Thierbilder, Immer lustig .... und Prinzessin Rosenhold“ (Doderer). – Wohlerhaltenes Exemplar mit farbfrischen Illustrationen und funktionsfähigen Ziehmechanismen. Block aus der Bindung gelöst. Exemplar in farbig illustrierter Verlagsdecke, die auch für weitere Titel des Verlags verwendet wurde und keinen Titel trägt (siehe Beigaben). – Dabei: Zwei weitere Ziehbilderbücher Meggendorfers ohne Titel mit je 4 funktionsfähigen farbfrischen Ziehbildern, jeweils in farbig illustrierter Verlagsdecke (mit den Nummern 105 und 111). - Wohlerhalten und farbfrisch.

2243 Neue Bildergallerie für die Jugend. 12 Hefte der Reihe. Mit ca. 100 lithographischen Tafeln. OBroschuren (gering fleckig und etwas lichtrandig, 1 Heft deutlich stärker fleckig). Gotha, Carl Hellfarth bzw. J. G. Müller, 1836-1837. 250 €

Kleine Sammlung der Reihe von seinerzeit bei Kindern sehr beliebten lehrreichen Bilderbüchern mit erläuterten Abbildungen zu verschiedenen Natur- und Kunstgegenständen, historischen Begebenheiten der Weltgeschichte, Stadtansichten etc., ein Vorläufer der später bei Jugend­ lichen so beliebten Bilderbogen. Vorhanden sind: Band IX (1836), Hefte III-VIII und X-XII (Heft VIII ohne Text). - Band X (1837; Neue Folge Band I), Hefte II, VIII und X. – Etwas fleckig.

2244 Sixtus, Albert. Die Wunderfahrt. 20 Bl. Mit 20 blatt­großen farbigen Illustrationen und 4 wiederholten farbigen Bildern auf Innendeckel und Vorsätzen von Sándor Bortnyik. 21,5 x 19,5 cm. Illustrierter OHalbleinenband (Rücken schwach ausgeblichen und am unteren Kapital etwas lädiert, VDeckel schwach gebräunt und mit Kratz­spuren). Leipzig, A. Hahn, (1929). 500 € Klotz 6867/70. Schug 609. – Erste Ausgabe des „schönen Artdeco Bilderbuch[es]“ (Schug), ein unverwechselbares Werk des ungarischen Avantgarde- und Bauhauskünstlers Sándor Bortnyik (1893-1976), der neben L. Moholy-Nagy und Erno Barta zu den wichtigsten Vertretern der Gruppe „MA“ (Heute) gezählt wird. 1922 stellt Bortnyik zum ersten Mal in Waldens Berliner Galerie „Der Sturm“ aus. Im selben

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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ Elsaß und Straßburg zeigt. Besuche u. a. in Nürnberg, München, Dresden, Köln, Erfurt und Kiel werden zu einem Triumphzug des nun angepaßten Struwwelpeter“ (Baumgartner). Es existieren verschiedene Ausgabe mit unterschiedlichen Seitenzahlen und Reisezielen, die sich vor allem durch die Karte am Anfang „Peters Reiseplan“ unterscheiden lassen. Vor­liegende Ausgabe nennt als Reiseroute folgende Stationen: Harz (Heimatort), Leipzig, München, Salzburg, Wien, Dresden, Prag, Berlin, Kiel, Hamburg, Bremen, Köln und Erfurt (Besuch bei der Struwwelsuse). – Klammerheftung etwas rostspurig, Bindung gelockert. Nur vereinzelte geringe Flecken, insgesamt sauber.

2246 Struwwelpetriade. - Puppen-Mütterchen‘s Wasch­ tag. Dolly‘s washing-day. La lessive de Poupée. RechenlottoSpiel in Bildern in Form einer Struwwelpetriade. 6 farbig illustrierte Pappkarten und 60 kleine, farbig illustrierte Papp-Kärtchen. 33,5 x 24,5 cm. Zusammen in farbig illus­ trierter OPapp-Kassette (leicht lädiert). O. O., Dr. u. J. (wohl um 1890). 450 €

2246 Jahr geht er nach Weimar und studiert am Bauhaus. Nach Vorbild des Weimarer Bauhauses 1928 gründet er in Budapest die Schule für Werbegrafik „Mühely“ (Werkstatt), die er bis 1938 leitet und an der auch Victor Vasarely studiert. Bortnyik wird bald zur führenden Persönlichkeit der ungarischen Werbegraphik, dank seines Wirkens wird Budapest ein bedeutendes Zentrum avantgardistischer Plakatkunst. – Innengelenke mit Leinenstreifen verstärkt, hinteres Innengelenk geplatzt, fl. Vorsatz mit Besitzeintrag. Eine Illustration mit etwas tieferem Einriss bis in die Darstellung. Durchgehend mit dezenten Unterstreichungen und einigen Anmerkungen in Bleistift. Bis auf vereinzelte unbedeutende Flecken sehr schön und sauber, die Illustrationen von bemerkenswert frischer Farbigkeit. Abbildung Seite 75

2245 Struwwelpetriade. - Hertwig, R(obert). Struwwelpeter auf Reisen. Eine lustige Wandergeschichte. 30 Bl. Mit zahlreichen teils ganzseitigen Illustrationen von Hermann Neuber. 27 x 21,5 cm. Farbig illustrierter HLeinenband (fleckig und berieben, Rückdeckel mit Feuchtigkeitsspur an der Seitenkante). Erfurt, F. Bartholomäus, (um 1897). 180 € Wegehaupt 1255, Schug 1757. Baumgartner I, 33. – Erste und umfangreichste Ausgabe. „Im Jahr des Erscheinens der ‚Struwwelsuse“ präsentieren Hertwig/Neuber mit dem ‚Struwwelpeter auf Reisen‘ eine weitere Struwwelpetriade, einen gebesserten Struwwelpeter, der zur Begeisterung aller lieben Kinder gekämmt und gewaschen Deutschland von Nord bis Süd, von West bis Ost durchreist. Ein gelungenes Geographiebuch, das auch - im Zeichen des Militärs - den eroberten Westen, das

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Ungewöhnliche Struwwelpetriade, die als erheiterndes und pädagogisch wertvolles Gesellschaftsspiel für Kinder konzipiert ist. Das Spiel basiert auf Rechenaufgaben, die man anhand von jeweils drei schmutzigen Knaben- und Mädchenkarten vollzieht, die Struwwelpeter und Struwwellise darstellen. Auf den beiliegenden kleinen Karten finden sich einfache Rechenaufgaben, deren Lösungen rund um die kindlichen Figuren zu finden sind. Sobald ein Kind die Lösung gefunden hat, kann es seine Karte auf die jeweilige Lösungszahl der großen Spielkarten ab­legen. Durch die aufgelegten Karten ergibt sich nach und nach ein neues Bild von Struwwelpeter und Struwwellise, diesmal sind die beiden jedoch sauber. Lose beiliegend ein typographisches Faltblatt mit den Spielregeln. – Wohlerhalten. - Sehr selten. Abbildung

2247 Thompson, Kay. Eloise. Ein Buch für Jung und Alt. Ins Deutsche übertragen von Ursula Renate. 64 S. Mit zahlreichen Illustrationen von Hilary Knight. 28 x 19,5 cm. Illustrierter. OPappband mit illustriertem OSchutz­ umschlag (minimale Gebrauchsspuren). München u. a., K. Desch, 1959. 100 € Erste deutsche Ausgabe des zwei Jahre zuvor erstmals in New York erschienenen äußerst erfolgreichen Kinderbuches, in dem die Erlebnisse eines verwöhnten Mädchens („sie ist eine wilde Hummel“) im PlazaHotel geschildert werden. – Sehr gut erhaltenes Exemplar.

2248 Volkmann-Leander, Richard von. Vom unsichtbaren Königreiche. Märchen. 8 Bl. Mit farbigen Illustrationen von H. Stockmann-Dachau. 30 x 22,5 cm. Farbig illustrierter OHleinenband (fleckig und berieben). Mainz, Joseph Scholz, (um 1922). 180 € Scholz‘ Künstler-Bilderbücher No. 68. Klotz V, 7783/26. – Seltene erste Ausgabe mit den phantasievollen Illustrationen von StockmannDachau. Der Text lieferte die Grundlage für Alexander Zemlinskys Oper Der Traumgörge. – Etwas braun- oder fingerfleckig, Klammerbindung gelockert.


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Papierantiquitäten 2249 Bonaparte, Napoleon. - Lehmann, G. A. Der Februar 1814. (Einzug der Koalition in Paris). Teilkolorierte Radierung als Vexierbild. 9,2 x 12 cm. Berlin, Selbstverlag, 1814. 150 € Die Radierung zeigt in der Manier eines Vexierbildes die erzwungene Kapitulation Napoleon Bonapartes im Jahr 1814. Diese wird zum einen in dem personifizierten Leopard zum Ausdruck gebracht und zum anderen mit dem im Profil dargestellten Haupt des Kaisers, auf den die Waffen der Allierten gerichtet sind und das horizontal die Vedute von Paris zeigt, verbildlicht. Das Schicksal bzw. die Häme wird zusätzlich durch den Verweis auf Psalm 7 (Verse 15 bis 17) verdeutlicht: „15 Siehe, er hat Böses im Sinn, mit Unheil ist er schwanger und wird Lüge gebären. 16 Er hat eine Grube gegraben und ausgehöhlt - und ist in die Grube gefallen, die er gemacht hat. 17 Sein Unheil wird auf seinen Kopf kommen und sein Frevel auf seinen Scheitel fallen.“. – Knapp am Plattenrand beschnitten. Abbildung

2250 Guckkastenbild. - „Vue de la maison de plaisance et de chasse d‘Houbertusbourg“. Kolorierter Kupferstich. 31,5 x 43 cm. Unter Glas in zeitgenössischer Holzleiste des 18. Jahrhunderts. 35 x 47,5 cm. Augsburg, um 1750. 150 € Das zwischen Leipzig und Dresden gelegene Schloss Hubertusburg wurde ab 1721 als kurfürstlich-sächsisches Jagdschloss erbaut. Die Besonderheit des vorliegenden Guckkastenbildes liegt darin begründet, dass

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die Fenster des Schlosses, die der Kavaliers- und Verwaltungstrakte, der Wirtschaftsgebäude sowie der Stallungen und der Reitschulde mit koloriertem Papier hinterlegt wurden. Die Transparenz entfaltet ihre Wirkung sobald das Blatt vor Licht gehalten wird bzw. eine Kerze dahinter aufgestellt wird. Der Betrachter wird durch dieses technisch-stilistische Mittel eingeladen, die Schlossanlage zu entdecken. – Allseitig beschnitten (mit Text und Darstellungsverlust). Verso mit Nadeln am Rahmen befestigt und hs. bezeichne. Nicht ausgerahmt, daher mit möglichen Randläsuren. Abbildung

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Papierantiquitäten des 18. und 19. Jahrhunderts _______________________________________________________________________ 2253 Hebelzugbillet. - Uns‘re Freundschaft gleiche Dem Wintergrün an einer deutschen Eiche. Kolorierte Radierung. 9,5 x 7,3 cm. Wien, Heinrich Friedrich Müller, um 1830 250 € Neben einem massiven Eichenbaum stehend blickt Amor, der in zart fließende violette Seidengewänder gehüllt ist, den Betrachter an. Dieser erkennt erst nach Betätigung des ‚Hebels‘ die wahre Größe des Baumes und unterhalb eines Astes hält der Amorknabe eine Sonnenblume. Zu­gleich offenbart sich nun ein von einem Efeukranz umranktes Text­ feld, das abermals die Botschaft des Billets als Sinnbild der ewig währenden Freundschaft verdeutlicht. Der Kunst- und Musikalienhändler sowie Verleger Heinrich Friedrich Müller (1779-1848) übernahm die Wiener Hohenleithnersche Kunsthandlung und war mit für die Verbreitung der Kunstbillets in ganz Europa verantwortlich. – Leicht gebräunt. Der bewegliche Ast des Baumes nicht mehr intakt mit dem Faden und Zugmechanismus befestigt. Verso mit Besitzvermerk. Abbildung

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2251 Hebelzugbillet. - Es leben unser alle Drey, Die freundschaft ich und Du dabey. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 10,1 x 7 cm. Wien, Johann Adamek, um 1810. 280 € Von dem ‚befreundeten‘ Paar ist nur der Mann dargestellt, wie er mit weit geöffnetem Mund das goldenene Sektglas anhebt, um sich genussvoll dem Rausch hinzugeben. Ein Kelch mit Rotwein steht bereits auf dem Tisch dahinter bereit. – Etwas gebräunt, leicht fleckig. Recto mit hs. Besitzvermerk. Abbildung

2252 Hebelzugbillet. - Mein kleines Schnäbelchen bringt dir, nach Taubenpflicht Wen du es finden kanst hier das _ _ _ _. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 12,5 x 8,5 cm. Um 1840. 240 € Die Betätigung des Hebels lässt aus den Baumwipfeln heraus eine Taube aufsteigen, die in ihrem Schnäbelchen einen Strauß Vergissmeinnicht hält. – Etwas gebräunt und leicht fleckig, stellenweise knitterfaltig. Verso mit Montierungsresten. Abbildung

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2254 Klappbillet. - „Den besten Wunsch spricht mein Gefühl Am heutigen Jahresfeste, Für Ihre Güte dank‘ ich still, Empfehle mich auf‘s Beste.“. Malerei auf Seide bzw. Text auf Seide, montiert auf Seidengaze und von 4 (2 goldenen, 2 silbernen) Papierprägedruckrahmen. 8,3 x 10,5 cm. Wien, um 1830. 400 € Die Malerei zeigt ein großes Blumenbouquet, arrangiert aus Rosen, Vergissmeinnicht, einer violettfarbenen Margerite und weiteren vollen Blüten, umgeben von dekorativen Blättern. Unterhalb der Schale liegt ein einzelner Rosenzweig mit zwei noch geschlossenen Knospen, kunst­ voll drappiert daneben befindet sich ein rotes Band. – Es fehlt ein klei­ nes Element des silberen Papierprägedruckrahmens (dieser teils leicht angelaufen). Seidengaze mit sehr kleinem Braunfleck. Abbildung

2255 Kunstbillet. - „Aus Hochachtung und Freundschaft.“ Reliefgeprägte kolorierte Collage aus koloriertem und goldenem Papierprägedruck auf Seidengaze mit Rahmen aus goldenem Papierprägedruck. 6,2 x 7,6 cm. Wien, um 1830. 300 € Das Freundschaftsbillet wird geziert von Rosenknospen und Vergissmeinnichtblüten sowie goldenem Blattwerk. – Verso etwas leimschattig, sonst nahezu tadellos. Abbildung

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2256 Kunstbillet. - Billet-doux. „Glaube, hoffe, liebe! Hälst Du fest an diesen Dreien, wirst Du Dich nie selbst entzweien, wird Dir nie Dein Himmel trübe.“ Vielfach aufklappbares Billet. 9 x 12,5 cm bzw. 38,5 x 27 cm (in geöffnetem Zustand). Eingelegt in einen illustrierten vollständig aufklappbaren Briefumschlag (im Rand mit Läsuren und Fehlstellen, „Dieses Brieflein soll werden meiner Liebsten auf Erden. Zu erfragen in dem Haus, wo sie gehet ein und aus. Cito, Cito durch das Land, Franco in meiner Liebsten Hand!“). Wien um 1830. 500 € Das vorliegende Billet-doux übermittelt auf eine sehr raffinierte und besonders charmante Art und Weise eine Liebeserklärung. Die insgesamt acht Ebenen, jeweils mit weiteren aufklappbaren Elementen, offen­ baren eine tiefempfunde Zuneigung. Auf der ersten Ebene erscheinen vier ovale Medaillons, die mit liebevollen Sinnsprüchen geziert sind. Diese sind umgeben von Rocaillen und floralen Ornamenten, die jeweils aufklappbar sind und symbolische Darstellungen wie zwei aufgeflammte und mit einem Band zusammen-

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gebundene Herzen zeigen. Die nächste Ebene offenbart vier weitere Sze­nen mit entflammten oder mit Pfeilen durchschossenen Herzen, unter denen sich jeweils poetische Verse befinden: „O liebe Holde, liebe mich, so wahr, wie ich Dich liebe; Dann nehm‘ mit Alles das Geschick, dann schwinde Ruhe, Ruhm und Glück! Mit g‘nüget Deine Liebe.“ Wie eine Art Brief erscheint die dritte Ebene, die auf der Außenseite mit blauen Akanthus-Ornamenten geziert ist und auf den vier Innenseiten einen zusammengehörigen Liebesspruch beinhaltet: „Viele tausend Herzen gibt es in der Welt, aber nur Eines, das mir gefällt.“ Die darunter zum Vorschein kommenden acht Herzen, in Medaillonform arrangiert, sind auf der Unterseite mit weiteren Liebesavancen ausgestattet. Die nun folgende Ebene zeigt zwei Eichenlaubäste, verbunden mit einer roten Schleife und bezeichnet mit „Ein treues Herz, das muß ich haben, und sollt‘ ich‘s aus der Erde graben“. Verso erscheint ein den Pfeil spannender Amorknabe mit weiteren Liebesversen. Auf der gegebüberliegenden Seite treten erneut zwei in Flammen stehende Herzen in Erscheinung, die in geöffnetem Zustand ein Paar zeigen, das sich vorsichtig am Rücken umfasst „Umsonst, daß ich‘s ver­ hehle. Ich liebe, liebe Dich! Ja ja, von ganzer Seele, fest, treu und inniglich.“ Wird diese Ebene nach unten geklappt, erscheint ein in einem


__________________________________________________________________________ Papierantiquitäten des 18. und 19. Jahrhunderts Eichenlaubnest sitzendes Taubenpaar, das von einem Spruchband umschlossen ist: „Der Freundschaft z. Hochachtung u. Liebe geweiht.“ Die letzte Ebene zeigt einen Landmann, der mit dem Umgraben der Böden beschäftigt ist: „Krach, Herz, und brich nicht; Steh fest, und weich‘ nicht; Trag Leiden und klag‘ nicht; hab mich lieb und - sag nichts.“ – Leicht gebräunt und stockfleckig. – Dabei: Klappbillet. „O! So bring‘ zum Weltenthrone Meinen Wunsch ein Engel dar: - Daß Dich jeder Seegen lohne Theure Mutter! manches Jahr. Lebe mit dem theuren Gatten - Der uns treuer Vater ist, Dessen Tage du versüßt, In des reinsten Glückes Schatten.“. Kolorierter Kupferstich, teils in Punktiermanier, Text auf Seide. 8,5 x 10,5 cm. Wien, um 1820-1830. - Mit zeitgenössischen Anmerkungen in Sepia-Tinte. Abbildung

2257 Kunstbillet. - „Das Glück bekränz‘ mit Blumen Dich, Sey immer froh und denk‘ an mich.“. Reliefgeprägte kolorierte Collage mit goldenem Papierprägedruck auf Seidengaze mit Rahmen aus goldenem Papierprägedruck. 6,3 x 7,6 cm. Wien, um 1730. 300 €

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Wie eine Art Wappen, bekränzt von Rosen, Vergissmeinnicht und Efeu und von zwei goldenen Haselnüssen bekrönt, erscheint das Textfeld, unter dem sich zusätzlich zwei Olivenzweige befinden. – Textfeld mit Abklatsch. Verso etwas leimschattig, Seidengaze minimal stock­ fleckig, sonst nahezu tadellos. Abbildung

2258 Kunstbillet. - Endletsberger, Johann Joseph. „Von Luft und Wonne stets umgeben, Sey hoch beglückt Ihr ganzes Leben.“ Reliefgeprägte Collage aus koloriertem Papierprägedruck auf Seidengaze mit schmaler Bordüre aus geprägtem Goldpapier in Spitzenrahmen. 6,2 x 8,8 cm. Wien, um 1820-1830. 350 € In der Idylle eines Parks mit Tempelchen, Rosenbüschen und Zypressen, befindet sich auch ein See, auf dem ein Pärchen von zwei Bootsmännern in einem rot-weiß-gesteiften Kahn gepaddelt wird. – Textfeld im unteren Rand beschnitten (Monogramm von Endletsberger „I. E.“ dadurch zur Hälfte verloren). Seidengaze mit Farbwischer der darunter befindlichen Wasserfläche. Verso mit montiertem Schildchen.

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Abbildung

2259 Kunstbillet. - „Hochachtungsvoll geweith“. Reliefgeprägte Collage aus koloriertem Papierprägedruck und Messingblechelemente auf schwarzem Samt mit geprägtem Goldpapierrahmen. Wien, um 1830. 300 € Unterhalb eines Olivenbaumes, der seine Zweige nach rechts neigt, steht eine Vase mit mehreren Blütenzweigen, daneben blühen Vergissmeinnicht und ein Rosenbusch. An dem Baumstamm lehnt eine Leier und ein kleiner gescheckter Hund schaut erfürchtig an der Vase hoch. – Messingblechelemente teils etwas angelaufen, vereinzelt ganz leicht berieben. Abbildung

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Papierantiquitäten des 18. und 19. Jahrhunderts _______________________________________________________________________ 2260 Kunstbillet. - „Rein und ungetrübt verfliesse Deine schöne Lebenszeit, Und mit frohem Sinn geniesse Was die Welt uns Gutes beut“. Reliefgeprägte kolorierte Collage aus koloriertem Papierprägedruck auf Seidengaze mit Rahmen aus goldenem Papierprägedruck. 10 x 8,2 cm. Wien, um 1830. 450 € Der Gartentisch ist über und über mit der Ernte bestückt: Pfirsiche, Birnen, Weintrauben, Pflaumen und Kürbisse finden sich dort. An dem rechts hinter dem Tisch abgebrochene Baumstamm beginnen wieder einzelne Triebe zu wachsen, auf dem einen Ast ist ein Vögelchen gelandet, das hungrig auf den Gabentisch blickt. – Die Seidengaze etwas stockfleckig. Verso mit montiertem Schildchen mit Widmung „Il buon servitore et amico Trentinaglia“, verso etwas leimschattig. Abbildung

2261 Miniatur-Diorama. „Der Dom“. Gouache und Federzeichnung auf Karton, Moosstreu und Ästchen. 7 x 11 cm. Unter Glas in goldener Metallbordüre und silberner Papierprägedruckbordüre (mit kleinsten Fehlstellen, leicht berieben). 12,3 x 15,2 cm. Berlin um 1850. 220 € Der auf dem Berliner Gendarmenmarkt von dem Architekten Carl von Gontard 1780 bis 1785 errichtete Dom entstand im Auftrag Friedrichs II. Der von Zypressen flankierte Bau überragt die umliegenden Bauten bei Weitem, das goldene Kreuz auf der Kuppel strahlt vor dem hellblauen Himmel. – Wohlerhalten.

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Abbildung

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2262 Miniatur-Diorama. „Die Werdersche Kirche“. Gouache und Federzeichnung auf Karton, Moosstreu und Ästchen. 7 x 11 cm. Unter Glas in goldener Metallbordüre und silberner Papierprägedruckbordüre (mit Fehlstellen und leicht berieben). 12,3 x 15,5 cm. Berlin um 1850. 220 € Die Friedrichswerdersche Kirche wurde in den Jahre 1824 bis 1831 von Karl Friedrich Schinkel im Auftrag Friedrich Wilhelms III. erbaut. Die gouachierte Federzeichnung des neogotischen Backsteinbaus wurde detailliert erfasst und wirft sogar auf die dahinter stehenden Gebäude einen Schatten. Mehrere Staffagefiguren wie ein Soldat und zwei Marktfrauen sind vor der Kirche arrangiert. – Wohlerhalten. Abbildung

2263 Ziehbillet. - Kein Oertchen ist so klein und engt wo nicht die Liebe Rosen bricht, Sie flieht der Menschen Lustgedräng und birgt sich in Vergißmeinnicht. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 9,5 x 7,5 cm. Prag, Erben P. Bohmann, um 1835. 280 € Amor hat Pfeil und Bogen auf den Boden abgelegt und trägt nun ganze Büschel an Vergissmeinnicht auf dem Rücken. Wird der Ziehmechanis­ mus betätigt, erscheint ein junges Paar in diesen Blüten und reicht ein­ ander zum Zeichen ihrer Verbindung die Hände. – Leicht gebräunt, gering fleckig. In der linken unteren Ecke mit kleiner Knickspur. Verso mit altem hs. Besitzvermerk.

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Abbildung

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Autographen Literatur – Wissenschaft und Technik – Geschichte – Bildende Kunst – Musik,Theater und Film

Literatur 2501 Artmann, H. C., vielfach ausgezeichneter österr. Lyriker, Schriftsteller und Übersetzer, Büchner-Preis­ träger (1921-2000). Typoskript eines Theaterstücks, auf dem ersten Blatt signiert „H. C. Artmann“. 37 Bl., einseitig beschrieben. Gr. 4to. Berlin, Jan. 1968. 750 € Goldoni-Nachahmung in 1 Akt, der das Titelblatt „Brighella, sauer wie der Mann im Mond“ und der Schluß fehlt: In der 13. (letzten) Szene ist der Fortgang der Handlung völlig offen. Es treten die klassischen Figuren der Commedia-dell‘Arte auf und verursachen auf den ersten Blick die üblichen Verwicklungen um ein Liebespaar, doch Artmann verändert den Witz durch moderne Sprachformen, Anachronismen und unerwartete Wendungen im Handlungsverlauf zur Groteske. - Artmanns Signatur auf dem 1. Blatt (Personenverzeichnis) ist wohl nachträglich eingefügt. - Erstes und letztes Blatt mit Büroklammer-Rostspur; sonst ordentlich erhalten.

2502 Auerbach, Berthold, Schriftsteller des Realismus, erfolgreicher Schöpfer der Gattung „Dorfgeschichte“ (1812-1882). Eigh. Brief ohne Unterschrift (abgeschnitten), aber mit blindgepr. Monogramm „BA“. 4 S. Gr. 8vo. Dresden 19.XII.1856. 150 € An die Reiseschriftstellerin und bedeutende Salonière Rosa von Gerold (1829-1907) in Wien, die sich für eines seiner Bücher bedankt hatte. „... Daß Sie zu schreiben sich gedrungen fühlten u. daß Sie so schrieben, das giebt mir neben der allgemeinen Erquickung über die Wirkung meines Strebens noch das Gefühl einer Lebensbereicherung, indem ich in Ihnen u. Ihrem Manne echte Menschen unverlierbar mein weiß ... Und so sehr ich auch die Grenzen meiner Schaffenskraft kenne u. so sehr ich auch das Mangelhafte des Geschaffenen weiß, lasse ich doch die reine Freude, die mir das Wohlwollen guter Menschen zubringt, frei in mir walten. Ich freue mich herzlich, daß ich Ihnen gute Stunden gemacht. Ein Schelm giebt mehr als er hat, sagt ein braves Sprichwort, er sucht durch allerlei gewaltsame Zuthat zu geben oder auch nur geben zu scheinen, was ihm nicht zukommt ... Auch uns ist der mit Ihnen verlebte Montag kein vergangener, sondern durch feste und helle Erinnerung ein frisch gegenwärtiger ...“. Sucht sie über den Tod einer Freundin zu trösten: „... Der Haushalt der Welt ist so mannig­ faltig, daß Manches seinen Bestand vollendet hat indem es blühte, als Wille, als Fähigkeit. Doch, derartiges läßt sich nicht brieflich, nicht mündlich abschließen. Es gilt allzeit ein Aufrichten u. Feststehen in der Gegenwart ...“. - Die Unterschrift „Berthold Auerbach“ ist abgeschnitten, wodurch auch rückseitig ein geringfügiger Textverlust entstand. Von anderer Hand ist mit Bleistift der Name wieder eingesetzt.

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2503 Barbey d‘Aurevilly, Jules, französ. Schriftsteller, Dandy und Exzentriker, berühmt für seine bizarr-dämonischen Erzählungen, insbesondere „Les Diaboliques“, die viele moderne Übersetzer und Illustratoren zu neuen Editionen reizten (1808-1889). Eigh. Brief m. U. “Jules Barbey d’Aurevilly”. 21/2 S. Gr. 8vo. Paris (1845). 800 € An William Jesse, den ersten Biographen des berühmten Dandys George („Beau“) Brummell. Jesse hatte Barbey d‘Aurevilly das 1844 erschie­ nene zweibändige „Life of George Brummell, esq., commonly called Beau

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________

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Brummell“ übersandt. Barbey bedankt sich ausführlich, lobt das Werk und bekennt dessen Einfluß auf seine eigene, 1845 erschienene Monographie „Du Dandysme et de George Brummell“. „... Vous m‘avez envoyé votre ouvrage sur Brummel, je l‘ai lu avec le plaisir que j‘attendais d‘une telle lecture, et je ne voulais vous remercier qu‘en vous envoyant aussi mon Brummell. Or, mon Brummell a mis à paraitre une lenteur que je ne prevoyais pas. Excusez moi donc Monsieur et ne croyez pas à un oubli impossible. On dit que l’ingratitude est le vice des gens d’esprit mais moi, je suis reconnaissant comme une bête, et je me preoccupe beaucoup de la manière ouverte et charmante avec laquelle vous étes en relation avec moi. Permettez moi de vous remercier encore. Sans vous, je n‘aurais eu sur Brummell que des renseignements hasardés. Mon livre ou plutôt mon livret n’est qu’une goutte d’extrait de liqueur des Iles que vous nous avez versée en flacon. Avec moi les ivrognes de details seront bien attrapés, mais avec vous, ils en auront plein leurs verres. Vous n’avez pas oublié, Monsieur, une seule épingle de la cravatte du Dandy; vous l’avez fait voir dans tous les actes de sa vie, heure par heure. Vous avez été le Dangeau de ce Louis XIV de la fashion, mais Dangeau n’a pas votre plume, cette plume élegante et rare qui relève le detail par l’expression. S‘il l‘avait, je lui en ferais bien mon compliment et je le lirais davantage. J’espère, Monsieur, que désormais vous me ferez connaitre tout ce que vous aurez la bonté d’écrire. Je dis écrire et je dis bien, car le plus beau trait de bienfaisance, de genérosité, de dévoument social c’est d’écrire et de publier sa pensée quand on est aussi spirituel que vous, on ne vit pas seulement de pain, dit l’écriture, et les plaisirs de l’esprit sont les frian­ dises que l’écriture entendait. Comptez moi, je vous prie, au nombre de vos amis inconnus, qui trouvent l‘adjectif de trop ...“. - Beiliegend eine Ausfuhrgenehmigung des französischen Kulturministeriums. Abbildung Seite 85

2504 - Eigh. Brief m. U. “Jules Barbey d’Aurevilly”. 1 S. Kl. 4to. (Paris, um 1855). 500 € An den Bühnenautor Charles Narrey (1825-1892), zu dieser Zeit auch Mitdirektor des „Théâtre de l‘Odéon“ in Paris. “Mon cher Narrey, Je suis d’une hardiesse de page avec Vous, mais Vous ètes, Vous, d’une bonté de Souverain. Je viens encore Vous demander une loge pour demain Vendredi si vous jouez Mauprat. J’ai une famille de province à qui je dois de la reconnaissance et qui pour le moment est à Paris. Lui faire voir Mauprat est une galanterie que je veux lui faire, grace à Vous. Vous

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m‘avez tellement comblé que je suis presque timide, mais Vous me rassurerez ...“. - „Mauprat“ ist ein fünfaktiges Theaterstück von George Sand. - Von Narrey stammt auch ein Stück über George Brummell, das Barbey d‘Aurevilly sicherlich interessiert hat. - Derselbe. Eigh. Manuskript. 1 S. (Grüne Tinte). Kl. 4to. O. O. (ca. 1860). - „Le plus profond interêt et la plus grande gloire de l’histoire, c’est d’ètre écrite par ceux qui la font … la simplicité seule du récit de l’action historique par qui l’a commise l’emporte sur le talent et même sur le génie des historiens qui la rapportent et qui la jugent et qui y ajoutent toujours, plus ou moins leur prestige, en la racontant ... C’est ainsi, par exemple, que les lettres inédites de la Reine d’Angleterre, Henriette Marie de France, publiées récemment par M. le Comte de Baillon, la montrent maintenant plus grande que ne l’avait montré l’histoire.“ - Mit mehreren Streichungen und Verbesserungen. - Die Ecken beschnitten; leicht stockfleckig; rückseitig Montagespuren. - Der Autor, selbst Literatur- und Kulturkritiker, wurde von anderen Kritikern wegen seines Dandytums (er verehrte Lord Brummell) und Snobismus kritisiert, der ihnen als übertriebene Nachahmung Lord Byrons erschien. - Beiliegend eine Ausfuhrgenehmigung des französischen Kulturministeriums.

2505 Bernanos, Georges, franz. Schriftsteller (18881948). Eigh. Brief m. U. „Bernanos“. 13/4 S. Mit Umschlag. Folio. Sisteron 25.IX.1945. 150 € An Henri Guillemin, französischer Kulturattaché in Bern. „... Je suis désolé de ne pas vous avoir répondu, mais j‘attends moi-même la réponse du R. D. Brückberger, dont la décision commandera la mienne, car je suis accablé de travail, je me demande comment je trouverai le temps d‘aller en Suisse ... j‘aurais grand plaisir à vous voir, et sûrement grand profit. Car des amitiés comme le vôtre me sont aujourdhui bien nécessaires. Mon Dieu! Ce monde est-il si délaissé que la douleur y paraisse stérile ...“. - Bernanos war in diesem Jahr aus dem brasilianischen Exil nach Frankreich zurückgekehrt.

2506 Brod, Max, österr. Schriftsteller, Kafkas Freund und Förderer (1884-1968). Eigh. Brief m. U. “Max Brod”. 1 S. Gr. 8vo. Tel Aviv (Sept. 1948). 300 € An den Hamburger Germanisten (ab 1960 Universitätsprofessor) Karl Ludwig Schneider, Expressionismus-Forscher, zur NS-Zeit Mitglied des Hamburger Widerstandskreises der „Weißen Rose“, nach dem Krieg Herausgeber der Zeitschrift „Hamburger Akademische Rundschau“ (1919-1981), der im Sommer 1947 bei einem Gastsemester in Zürich u. a. Max Brod und Max Frisch im legendären Café Odeon getroffen hatte. „... Ich habe mein Versprechen nicht vergessen und sende Ihnen hier einen Auszug aus meinem Züricher Universitätsvortrag über Kafka. - Würde mich sehr freuen, von Ihnen zu hören, wie es Ihnen geht und ergangen ist, seit wir einander im ‚Odeon‘ und ‚auf der Forch‘ bei Weldler getroffen haben ... Ihre Antwort erbitte ich an meinen Freund Carl Seelig in Zürich ... durch den ich auch diesen Brief an Sie gelangen lasse.“ - Im Adressenstempel hat Brod das Wort „Palestine“ durchgestrichen und durch „Israel“ ersetzt. - Mit Eingangsstempel vom 20. Sept. 1948. - Zu „Forch“ und „Weldler“: Schneider hatte durch die „Schweizer Bücherhilfe“ Dr. Sonja Marjasch kennengelernt, mit der er lebenslang befreundet blieb. Sonjas Mutter lebte in Aesch/Forch; deren Freund Norbert Weldler gab das „Bücherblatt“ in Zürich heraus. - Gelocht; gering fleckig.


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2507 Byron, George Gordon, Lord, englischer Dichter (1788-1824). Eigenhändig geschriebene Adresse, ausgeschnitten aus einem Brief und auf einen Untersatzkarton montiert. 5,8 x 11,3 cm. O. O. (nach 1811). 450 € „To Inc. Murray Esqu. 50. Albemarle Street“. - Daneben, wohl von anderer Hand: „Immediate“. - Byrons Verleger John Murray (der auch Jane Austen und später Dickens verlegte), war 1812 mit seinem Firmensitz, der auch seine Wohnung war, nach Mayfair in die Albemarle Street umgezogen. “Byron’s letters were destroyed here after his death” (Central Online Victorian Educator). Abbildung Seite 86

2508 Campan, Jeanne Louise Henriette, geb. Genest, berühmte französische Erzieherin und Schriftstellerin (1752-1822). Eigh. Manuskript. 19 S., lose geheftet. 4to. O. O. u. J. 200 € „Premiere Brouillon“. Nach einer alten Mitteilung des Autographenhändlers Noel Charavay, Paris 1924, enthält das Manuskript „le plan d‘un petit roman“; es schildert die Liebesgeschichte der Sophie de Pontournau und eines Pagen. - Auf Grund der Fürsprache der Königin Hortense erhielt Madame Campan 1807 die Stelle der Leiterin der von Napoleon gegründeten Akademie von Ecouen, die den Töchtern von Mitgliedern der „Legion d‘honneur“ vorbehalten war. Sie hatte als erste Kammerfrau von Marie Antoinette gewirkt; wegen ihrer späteren Beziehungen zu Napoleons Familie verlor sie ihre Stellung während der Restauration. Sie hinterließ interessante „Mémoires sur la vie privée de Marie-Antoi­ nette“. - Beiliegend die Charavay-Rechnung von 1924. - Siehe auch Kat.Nr. 2524

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2509 Celan, Paul (ursprünglich P. Antschel), rumänischfranzösischer, in deutscher Sprache schreibender, über­ ragender Lyriker und Übersetzer von großer internationaler Wirkung, Georg-Büchner-Preisträger (1920-1970). Eigh. Brief mit zweimaliger Unterschrift „Paul Celan“. 3 S. Gr. 4to. Paris 12.XII.1957. 2.500 € An den Hamburger Germanisten (ab 1960 Universitätsprofessor) Karl Ludwig Schneider, bedeutender Expressionismus-Forscher und Herausgeber der kritischen Georg-Heym-Werkausgabe. „... Ich komme mit einer Bitte: Sie kennen vielleicht die Zeitschrift ‚Botteghe Oscure‘, die in Rom von der Prinzessin Caetani herausgegeben wird. Nun hat mich die Herausgeberin ersucht, ihr zusammen mit Ingeborg Bachmann bei der Auswahl der für das nächste Heft (besser: den nächsten Band) von Botteghe Oscure bestimmten deutschen Texte behilflich zu sein, und mir fiel ein, daß vielleicht auch einiges aus dem Nachlaß von Georg Heym abgedruckt werden könnte. Wäre dies noch möglich? Mittlerweile hat Ihnen ja Walter Höllerer, dem ich ‚unvorsichtigerweise‘ von Ihrer Arbeit erzählte, einiges zu ‚entwenden‘ gewußt - komme ich nun zu spät? - Botteghe Oscure ist eine wirklich schöne Publikation, Georg Heym wäre hier gut aufgehoben und für viele, denen Gedichte etwas bedeuten, auf das schönste erreichbar. (Die Honorare sind, wie die Zeitschrift, fürstlich.) ...“. Erörtert erforderliche Einzelheiten und Ter­ mine: „... Die nächsten ‚Botteghe‘ erscheinen im Frühjahr 1958 – Ihr Heym-Band ist ja wohl noch unveröffentlicht? - Ich denke oft und gerne an unser Gespräch in Wuppertal: ich hatte lange nicht mehr von Gedichten gesprochen, vieles schien mir verloren, ich war dankbar, fragen und antworten zu dürfen ... Meine Bemühungen für ‚Botteghe Oscure‘ haben keinerlei redaktionellen Charakter; ich möchte dabei nur der Herausgeberin und Fräulein Bachmann behilflich sein, mit leise beratender Stimme ...“. - Im Oktober 1957 hatten Paul Celan und Ingeborg Bachmann in Paris ihr 1949 entstandenes Liebesverhältnis erneuert. Gelocht. - Beiliegend Celans Visitenkarte mit gedrucktem Namen, aber eigenhändiger Angabe seiner Pariser Adresse. Abbildung Seite 87


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2510 - Eigh. Brief m. U. „Paul Celan“. 2 S. Gr. 4to. Paris 3.I.1958. 2.000 € An Karl Ludwig Schneider. „... Sie nehmen mir meine ungeduldigen Zeilen von gestern doch nicht übel? Ich bitte Sie tausendmal um Entschuldigung! Kaum hatte ich meinen Brief abgeschickt, da kam auch schon der Ihre, kam das Gedicht. Herzlichsten Dank ...“. Gemeint ist ein Gedicht von Georg Heym für die italienische Zeitschrift „Botteghe oscure“. Ferner über Belegexemplare und eine Ergänzung der redaktionellen Notiz. „... Ende dieses Monats fahre ich nach Bremen, ich will dann, auf der Hin- oder Rückfahrt, für ein paar Stunden in Hamburg Station machen und Sie besuchen ... Ihre Gedichte, auf die ich mich freue, sind noch nicht da; sie kommen wohl heute abend.“ - Schneider ist auch mit eigener Lyrik hervorgetreten. - Gelocht.

2511 - 2 eigh. Briefe m. U. „Paul Celan“. Zus. 3 S. Mit 2 Umschlägen. Gr. 4to und gr. 8vo. Paris 7.IX. und 16.X.1959. 2.500 € An Karl Ludwig Schneider, der auf Celans Wunsch der Literaturzeitschrift „Botteghe oscure“ ein unveröffentlichtes Gedicht von Georg Heym zur Verfügung gestellt hatte, seitdem aber vergeblich auf das Honorar wartet. Celan bittet ihn deshalb um Entschuldigung. „... Ich weiß nicht, was in Rom passiert sein mag, ich habe, da ich von Günter Graß wußte, daß er sein Honorar nicht erhalten hat, wiederholt an die Redaktion geschrieben - ohne Erfolg. Auch Ingeborg Bachmann hat, auf meine ausdrückliche Bitte hin, der Herausgeberin geschrieben - wie ich sehe, ebenfalls ohne Resultat. Ich schreibe auch wieder (anbei die Abschrift meines Briefes), hoffentlich kommt nun das Honorar ... Sie wissen nicht, wie unangenehm mir das Ganze ist! Aber glauben Sie mir: ich konnte das wirklich nicht ahnen.“ - Beiliegend, wie angegeben, die masch. Abschrift des französischen Mahnschreibens von Celan an die Prinzessin Caetani, die Herausgeberin der Zeitschrift. - Der zweite eigenhändige

Brief Celans (16.X.1959) enthält dann die erlösende Nachricht: „Lieber Herr Dr. Schneider, hier, endlich, das Honorar - In Eile, herzlich Ihr Paul Celan“.

2512 - Gedrucktes Gedicht „Schlafbrocken, Keile ...“ (6 Zeilen) von Celan mit nebenstehender Original-Radierung (Nr 43 von 100 Ex.), signiert von Gisèle CelanLestrange. Doppelblatt Vélin de Rives. 21,5 x 10,5 cm. Mit eigh. Umschlag. (Paris, wohl 1966). 600 € Beiliegend Celans gedruckte Visitenkarte mit eigenhändigem Zusatz „Herzliche Wünsche für 1967“ sowie ein kleiner gedruckter WerbeProspekt (Doppelblatt) zu dem bibliophilen Gedichtband „Atemkristall“ mit Radierungen von Gisèle Celan-Lestrange (Paris 1965). Der großformatige Umschlag ist von Paul Celan eigenhändig beschriftet und an das Ehepaar Schneider in Hamburg adressiert. Abbildung

2513 - Eigh. Brief m. U. „Paul Celan“. 2 S. Mit eigh. Umschlag. Gr. 4to. Paris 23.I.1967. 2.000 € An Karl Ludwig Schneider, betreffend freundschaftliche Einladungen anläßlich eines bevorstehenden Paris-Besuchs. „... ich freue mich sehr auf das Wiedersehen mit Ihnen und Ihrer Frau. Selbstverständlich komme ich zu Ihrem Vortrag (von dem ich erst jetzt, durch Sie, erfahre, da mir die Maison d‘Allemagne seit einiger Zeit keine Programme schickt). - Claude David habe ich soeben angerufen: er freut sich ebenfalls auf das Zusammentreffen mit Ihnen beiden, möchte Sie aber am liebsten bei sich haben ... zum Diner. Liebenswürdigerweise hat er auch uns eingeladen und - wir kommen! Aber unsere Selbstsucht bleibt unvermindert: wir, meine Frau und ich, würden uns sehr freuen, wenn Sie am Sonntag mit uns zu Abend essen wollten. Nicht daß ich mir dabei

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ nicht sagte, daß Ihnen auf diese Weise kaum etwas von dem ‚anderen‘ genauer: einem der ‚anderen‘ Paris bleibt, dem ‚nichtgermanistischen‘ und ‚nichtlyrischdeutschen‘, aber das Unerschütterliche dieser Ein­ ladung schreibt sich von den Stunden her, die ich in Ihrem Haus und an Ihrem Tisch verbringen durfte ...“.

2514 - 2 eigenhändige Zettel mit Namenszug und Angabe seiner Adresse. Jeweils quer-kl. 8vo. (Paris 19.I.1968) bzw. o. J. 300 € Der erste Zettel (wohl um 1956) lautet: „Paul Celan. 29bis rue de Montevideo, Paris 16e“. - Der zweite Zettel ist ein datierter Paketaufkleber für eine Sendung aus Paris („Paul Celan, 45 rue d‘Ulm, Paris 5e“) an das Ehepaar Schneider in Hamburg. - Gebrauchsspuren. Abbildung Seite 89

2515 Chamisso, Adelbert von, Dichter, Weltreisender und Naturforscher (1781-1838). Eigh. Manuskript. In lat. Sprache. 31/3 S. Gr. 8vo. (o. O., wohl um 1831). 1.500 € Lateinisches Manuskript über Koralleninseln: „Florulam insularum oceani magni coralligenarum Radack et Romanzoffii edituri, supervaccaneum putamus repetere, quae fusius in opello nostro: Bemerkungen und Ansichten. Entdeckungs-Reise von Otto von Kotzebue, III. Weimar 1821. 4o, de geographia geognosia et atmosphaerologia earum protulimus. Cave saltem ne pro nostra habeas dilectissimi consortis Eschscholtzii aliena contradictoriaque contendentis dissertatiunculam, cui opello nostro appensae titulus est: Ueber die Coralleninseln. - Geographiam illustrant mappas itinerario suo adjecit navarchus: Charte der Inselkette Radack et Plan der Inselgruppe Romanzoff (i. e. Otdia) nec non quod insulam Romanzoffii attinet: Charte vom 14o bis zum 16o S. B. und vom 137o bis zum 149o W. L. von Greenwich. - Ipsi de geognosticis sub capite: Ueberblick des grossen Oceans p. 31 et fusius sub capite: Radack exposuimus, quae pie nos ac strenue interrogantes natura docuit ...“. - Folgen Untersuchungen über die Versteinerung der Korallen und ihre geo­ logischen Strukturen. - Das sauber geschriebene, nicht signierte Manuskript war offenbar für eine Zeitschrift bestimmt, denn am Schluß ist zart mit Bleistift vermerkt: „La suite au No prochain.“ - Etwas gebräunt. Abbildung

2516 Chateaubriand, François René Vicomte de, franz. Schriftsteller und Staatsmann, als Autor der wohl bedeutendste Vertreter der franz. Frühromantik (1768-1848). Brief m. U. „Chateaubriand“ und Adresse. 2/3 S. Doppelblatt. 4to. Paris 19.VIII.1841. 180 € An Mr. Dautigny in Paris mit Auskünften über das Erscheinen seiner Werke. Er selbst habe keine Rechte mehr daran. „Mes ouvrages, Monsieur, ne m‘appartiennent plus depuis longtems: par une suite d‘affaires de librairie qui me sont inconnues, ils ont passé de main en main à des libraires dont je sais à peine les noms. Si j‘étais riche j‘acheterais un exemplaire et je vous prierais de me faire l‘honneur de l‘accepter; malheureusement la fortune ne m‘a gueres mieux traité que vous. Croyez à mes regrets, Monsieur ...“. - Kleine Faltenrisse sowie Ausschnitt am Adressblatt vom Öffnen des Briefes.

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2517 Courteline, Georges, franz. Dramatiker und Romancier, Mitglied der Ehrenlegion und der Académie Goncourt (1858-1929). 2 eigh. Briefe m. U. „G Courteline“. Zus. 21/2 S. Auf Bütten. 4to. (Paris 1917) bzw. 13.I.1923. 250 € Der erste Brief an einen Freund. „... Le hasard m‘a fait rencontrer hièr, chez mon ami le sculpteur Maillard le pauvre Lucien [recte: Adrien] Bertrand l‘auteur de l‘Appel du Sol et je l‘ai quitté avec l‘impression très nette que je ne le reverrais jamais ... Il meurt lentement mais sûrement de la balle qui lui a traversé le paumon il y a un an. Les crachements de sang l‘avertissent tous les jours d‘une issue dont hélàs il commence á ne plus douter. Le médecin l‘envoit à Pau. Je serais surpris s‘il en revenait autrement que les pieds devant. Je n‘ai aucun conseil à donner, aucun avis à formuler ...“. - Für seinen Roman „L‘Appel du Sol“ erhielt Adrien Bertrand (1888-1917) im Jahr 1916 den Prix Goncourt. Wie Courteline hier prophezeit, starb Bertrand bereits 1917. - 1 Eck-Abriss. - Der zweite Brief an seinen „cher confrère“ Eugène Montfort (1877-1936), Begründer der Zeitschrift „Les Marges“. Über dessen Sorge, daß die Zensur wieder eingeführt werde, nachdem im Vorjahr Victor Marguerittes „La Garçonne“ einen großen Skandal erregt und mit Verbot bedroht worden war. „... Je ne crois pas qu‘il y ait à redouter une restauration de la Censure, la disposition déjà vieille ayant constitué un progrès dans toute l‘étendue du terme et tout progrès, qui en est vraiment un, demeurant acquis à jamais. Mais cette considération ne change rien au cas de Victor Margueritte. Je suis avec vous pour lui, depuis les pieds jusqu‘à la tête et je vous fais un gré infini de l‘occasion que me donnent les Marges de lui envoyer devant tout le monde la meilleure la plus émue, la plus affectueuse poignée de main qu‘il ait jamais reçue de moi ...“.

2518 Daudet, Alphonse, franz. Schriftsteller, berühmt durch „Tartarin de Tarascon“ und „Lettres de mon moulin“ (1840-1897). 4 Autographen m. U. „Alphonse Daudet“ oder „Alph. Daudet“ und 1 eigh. Umschlag. Zus. ca. 4 S. 8vo. (Paris 25.XI.1888) bzw. o. J. 350 € I. Eigh. Brief m. U. „Alph. Daudet“ und eigh. Umschlag. 1 S. 8vo. (Paris 25.XI.1888). - An den Schriftsteller-Kollegen Hugues Le Roux (18601925) in Paris. „Où trouvez-vous le temps d‘écrire des livres comme L‘amour infirme? Il ya du travail là dedans et de délicates inventions. Trop de choses seulement, deux ou trois sujets dont chacun eût dû suffire à remplir vos trois cent pages. O dilapideuse jeunesse! Plus de talent que dans un de nous, que je préfère cependant parce que je le sens plus près de ma peau. Portez longtemps vos secondes mères. C‘est, ce doit être le meilleur de vos livres de jeunesse, et pendant cettelongue incubation, faites du théâtre, du théâtre ...“. - II. Brief m. U. „Alphonse Daudet“. 1 S. 8vo. O. O. u. J. - An einen Freund. „... Ebner m‘a raconté vos démélés avec Bourget; vous avez bien tort de vous faire de la bile. Vous avez affaire à un ingrat, à un ambitieux et à un sec; en perdant cette amitié là, vous ne perdez pas grand chose. Quant à votre probité, tous ceux qui comme moi vous connaissent depuis longtemps sont prêts à témoigner pour vous, s‘il était nécessaire. Vous êtes par moment violant, Normand toujours, mais un très brave homme singulièrement dévoué à ses amis ...“. - III. - Brief m. U. „A. Daudet“. 2/3 S. 8vo. O. O. u. J. - An einen Freund, über dessen Artikel er voller Lobes ist. „... je vous complimente pour le compte rendu du Mémorial. On ne saurait louer un livre avec une tenue plus parfaite, garder plus noble accent d‘indépendance et de sincérité dans un article d‘ami. Cela tient à la trempe virile de votre


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phrase. En vous, c‘est l‘homme de la plaine provençale, le ponderé et le subtil qui pense; le montagnard pyréneen qui écrit, je les aime bien tous le deux ...“. - IV. Eine Visitenkarte Daudets an Henri Ner, eigenhändig beschriftet und signiert „A. Daudet“. Er lädt den Adressaten zum Essen ein und verspricht, er „trouve L‘humeur Inquiète superbe“. Abbildung Seite 92

2519 Feuchtersleben, Ernst Frhr von, österr. Arzt, Lyriker und Essayist, gilt als Mitbegründer der Psychosoma­ tischen Medizin, prägte den Begriff „Psychose“ (18061849). Eigh. Brief m. U. „Feuchtersleben“. 2 S. Doppelblatt mit Adresse. 8vo. O. O. 6.VIII.1841. 150 € 91


Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Max Frisch, Nationalität Schweizer, Geboren in Zürich, 15.5.1911. Passnummer 1109836/4771, ausgestellt in Zürich am 2.4.1946. Verheiratet. Beruf: Schriftsteller und dipl. Architekt. Bisherige Reise in besetztes Gebiet: Frühling 1946, französische und amerikanische Zone. - Was kann man noch mehr von einem Menschen wissen? Für Hamburg würde ich vorschlagen: Vorlesung aus Werken und ein Vortrag ‚Gedanken zur Zeit‘, eventuell eine Aussprache ...“. - Rückseitig Bleistift-Notizen (vom Empfänger) über Kurt Hirschfeld vom Schauspielhaus Zürich. - Gelocht.

2521 - Eigh. Brief m. U. „Max Frisch“. 1 S. Gr. 4to. O. O. 26.VIII.1947. 300 € An Karl Ludwig Schneider. „... Hier, in Eile, das versprochene Stück für Ihre Hamburger Hefte - Nennen Sie es: ‚Brief an einen jungen Deutschen‘ und dann: ‚Erster Entwurf‘ - ‚Zweiter Entwurf‘ - ‚Dritter Entwurf‘. - Der Brief bezieht sich auf das Schauspiel ‚Nun singen sie wieder‘, das die Junge Bühne gespielt hat ...“. - Beiliegend 1 Blatt Druckfahne mit dem Beginn eines Textes „Entwurf eines Briefes“; am Kopf des Blattes wohl von Frischs Hand: „Max Frisch. Aus ‚Tagebuch mit Marion‘. Atlantisverlag, Zürich.“ - Dieses Blatt etwas fleckig; beide Teile gelocht.

2522 Gemmingen, Otto von, Dramatiker, Dramaturg und Publizist, badischer Kämmerer, Gesandter in Wien, Verfasser des vielgespielten Schauspiels „Der teutsche Hausvater“ (1755-1836). Brief m. U. „Otto v. Gemmingen“. 1 S. Gr. 4to. Landstuhl 6.VI.1820. 200 €

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An den Orientalisten und Schriftsteller Joseph Freiherrn von HammerPurgstall (1774-1856). „Rücksichtlich der akademischen Angelegenheit ist Ihnen vielleicht ein Artikel aus dem ‚Athenäum‘ interessant und noch nicht bekannt, aus welchem ich so eben einen Auszug unter dem Titel ‚Wiener Zustände nach einem englischen Berichte‘ in No 200 ... der ‚Blätter für literarische Unterhaltung‘ lese. Da ich weiß, daß Sie diese Blätter halten, bin ich so frei, auf diesen vielleicht übersehenen Artikel aufmerksam zu machen ...“. Wünscht „eine glückliche Reise und ein fröhliches Wiedersehen“. - Leicht gebräunt.

2520 Frisch, Max, Schweizer Schriftsteller und Architekt (1911-1991). Masch. Brief mit U. „Max Frisch“. 1 S. Mit gedrucktem Briefkopf und Umschlag. Gr. 4to. Zürich 7.VII.1947. 300 € An den Hamburger Germanisten (ab 1960 Universitätsprofessor) Karl Ludwig Schneider, Expressionismus-Forscher, zur NS-Zeit Mitglied des Hamburger Widerstands-Kreises der „Weißen Rose“, nach dem Krieg Herausgeber der Zeitschrift „Hamburger Akademische Rundschau“ (1919-1981), der im Sommer 1947 bei einem Gastsemester in Zürich u. a. Max Brod und Max Frisch im legendären Café Odeon getroffen und Frisch zu einer Lesung nach Hamburg eingeladen hatte. „... endlich komme ich dazu, Ihnen die versprochenen Angaben zu machen. Also:

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An den Oberbürgermeister von Landstuhl, wegen einer Übereinkunft und der Erlaubnis zur Urbarmachung eines Waldgebietes, das sich im Eigentum seiner Gemahlin Charlotte befindet. - Angeheftet eine dieselbe Angelegenheit betreffende Erklärung seiner Gemahlin, von ihr und von Otto von Gemmingen unterzeichnet (Heidelberg 16.VI.1820). - Gemmingens nach Diderot bearbeitetes Schauspiel „Der teutsche Hausvater“ (1780) fand weite Beachtung, machte ihn berühmt und gehörte als Musterbeispiel des Familiendramas zu den meistgespielten Bühnenstücken seiner Zeit. - Selten.

2523 Genlis, Félicité du Crest de Saint Aubin, Comtesse de, franz. Schriftstellerin von enormer Produktivität, katholisch geprägte Gegnerin Voltaires und der Madame de Stael (1746-1830). Eigh. Brief m. Namenszug „Mme de Genlis“ am Beginn. In der dritten Person. 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. O. O. 15.II.1811. 200 € An die Schauspielerin Jeanne Devienne (eigentlich Thévenin, 17631841) mit der Bitte um Zusendung von 2 Exemplaren der ComédieBallet „La Princesse d‘Elide“ von Molière. „... Mme de Genlis ne s‘excuse point de cette importunité, elle sait que l‘amitié fait prendre à mademoiselle de vienne un vif intérêt à cette charmante pièce qui a le plus grand succès et qui le mérite si bien. Mme de Genlis est charmée de saisir cette occasion d‘exprimer à Mademoiselle de vienne le plaisir qu‘elle a eu si souvent à la voir, à l‘admirer; elle n‘a point vu de jeu plus rempli de grace et d‘un naturel plus parfait, et elle doit à son beau talent le plus agréable souvenir ...“. - Die gefeierte Darstellerin von hübschen, gewitzten Kammerzofen etc. gehörte seit 1785 der Comédie Française an. - Gering fleckig.


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen

2530

2524 - Eigh. Brief m. U. „D. Genlis“. 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. O. O. 6.VIII.1811. 250 € An Jeanne Louise Henriette Campan (1752-1822), Erzieherin und Schriftstellerin, ehemals Kammerfrau der Königin Marie Antoinette, später berühmte Pädagogin, Vorsteherin der kaiserlichen Erziehungsanstalt in Ecouen. Bedankt sich für die Zusendung von Jeanne Campans neuestem Buch „Lettres de deux jeunes amies“ (Paris 1811). „Recevez Madame tous mes remercimens de l‘ouvrage aussi agréable qu‘utile que vous avez bien voulu m‘envoyer, je l‘ai lu avec le plus grand plaisir. Mon suffrage n‘a nulle importance, mais il est dumoins parfaitement sincère et je n‘ai jamais eu à me reprocher la fausseté si commune de réserver les louanges pour l‘auteur et les critiques pour les conversations ... vos lettres Madame sont charmantes, tout m‘en plait et entr‘autres toute ce que vous dites d‘excellent et de parfait sur les correspondans particulières des jeunes personnes, et le détail plein d‘intérêt de la visite de l‘Empereur ...“.

2525 - Eigh. Brief m. U. „ctesse de genlis“. 2 S. Doppelblatt mit Goldschnitt. 8vo. (Paris) „ce Samédi 13“ o. J. 250 € An einen Herrn, den sie eindringlich bittet, sich für ihren Bruder zu verwenden, dem anscheinend Bestrafung droht. „... cette grace dans les circonstances présentes, est bien intéressante pour la fortune de mon frère, d‘ailleur il est fait pour y prétendre par sa naissance, et sa conduite depuis deux ans, dont Mr. de Ramsault rendra les témoignages les plus satisfoirant à tous les égards. on ne peut lui reprocher que quelques légères étourderies, avant ce tems, que sa grande jeunesse devoit rendre excusable ...“. - Dabei: Dieselbe. Brief m. U. „D. Ctesse de Genlis“. 1 S. Doppelblatt. 4to. (Paris) o. J. - Wohl an einen Redakteur, bei dem sie sich für einen von ihr protégierten jungen Künstler einsetzt. „... M. Gerono ... va donner au théâtre d‘Elèves, situé à la Barrière Rochechouart, une petite pièce intitulée La petite Gouvernante, dont il a fait les paroles et la Musique. Je connois les paroles qui me paroissent fort agréable, Mr. [JeanFrançois] Lesueur en a entendu la Musique qu‘il trouve charmante. Je prend à M. Gerono le plus vif intérêt et je serois bien reconnoissante, ... si vous aviez la bonté d‘annoncer toute de suite, en trois lignes, cette petite production avec un mot bienveillant ...“. - Entschuldigt sich in einem Nachsatz dafür, dass sie wegen Krankheit nicht eigenhändig schreiben könne. - Ein Streifen vom unteren Rand unregelmäßig abgerissen.

2526 George-Kreis. - Dehmel, Richard, Dichter, galt zu seiner Zeit als einer der bedeutendsten deutschen Lyriker (1863-1920). Eigh. Postkarte m. U. „R. Dehmel“. 1 S. Pankow bei Berlin (25.VII.1898). 120 € An „Herrn Maler Melchior Lechter“ in Berlin. „In dem Gedicht ‚Ein Tulpenblatt‘ muß Zeile 3 lauten: ‚und lehnt sich auf am gletscherblauen Glase‘ (statt ‚himmelblauen‘). R. Dehmel“.

2527 - Klages, Ludwig, Philosoph und Psychologe, Begründer der ausdruckswiss. Graphologie (1872-1956). Eigh. Postkarte m. U. „Klages“. 1/2 S. (Kopierstift). Kilchberg bei Zürich 10.VII.1926. 180 € An Dr. Curt Rotter in Wien. „... Schade, daß Sie den Betrag nicht an meine Dresdner Zweigstelle gesandt haben. Oder, falls er noch nicht abgegangen, dann tun Sie es bitte! ...“. Ausführlich über eine fehlgeleitete Zahlung. - Mit dem Absenderstempel „Seminar für Ausdruckskunde Kilchberg“. - Die Schriftseite außerhalb des Textes durch Poststempelfarbe beschmutzt.

2528 - Lechter, Melchior, Maler, Graphiker, Schrift- und Buchkünstler, als Angehöriger des George-Kreises prägte er dessen Veröffentlichungen (1865-1937). 2 eigh. AnsichtsPostkarten. Berlin 16.VIII.1902 bzw. 25.V.1912. 300 € An seine Schwester Anna Lechter in Münster. Die erste Karte zeigt eine Berlin-Ansicht mit der Hochbahn in der Potsdamer Straße, die so wenig Platz für Beschriftung läßt, dass Lechter nur schreiben kann: „Seiner lieben guten Schwester: einen sonntäglichen Gruss! Ihr Bruder Melchior“. - Die zweite Karte ist koloriert und zeigt blühende Obstbäume auf einer Wiese vor Bauernhäusern. Dazu schreibt Lechter: „... Morgen ist Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, das Fest des prangenden, blühenden Jahres! - Ich werde keinen Schritt vor die Schwelle setzen (wie könnte man das in einer Stadt wie Berlin), ich werde mich in mein heiligstes Buddha-Stilleben versenken, das ist die schönste Feier ...“. - Die zweite Karte auf der Schriftseite etwas fleckig.

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ noch ein paarmal wiedergekommen.“ - Der Vierzeiler stammt aus dem „Westöstlichen Diwan“, wo er unter Nr. 11 in „Hikmet Nameh. Buch der Sprüche“ steht. Bereits 1818 entstanden, erschien der Vers erst 1827 in der Ausgabe letzter Hand im Druck. Hier vermutlich aus einem Stammbuch ausgeschnitten. - Minimal braunfleckig. - Nicht jeder wird, wie Goethe, das Glück als ein geduldiges Mädchen erlebt haben. Abbildung Seite 93

2531 Grass, Günter, Schriftsteller, Nobelpreisträger (1927-2015). Brief m. U. „Günter Grass“. 1 S. Berlin-Friedenau 17.IV.1975. 220 € An einen Hamburger Literaturwissenschaftler, der ihn zu einem Vortrag bei der „Neuen Literarischen Gesellschaft Hamburg“ eingeladen hatte. „... Für die Ausarbeitung eines Vortrages werde ich keine Zeit haben, da ich mit Manuskriptarbeit voll beschäftigt bin; aber aus dem Manuskript könnte ich unveröffentlichte Lyrik und Prosa lesen ... Da ich von Wewelsfleth kommen würde und also keine Reisespesen anfallen, schlage ich Ihnen ein pauschales Veranstaltungshonorar von 700,-DM vor ...“. - Der SPD-Wahlkämpfer und Interessenvertreter des „kleinen Mannes“ litt nicht unter Mangel an Selbstwertgefühl: 700 DM waren damals ein stolzer Betrag für eine Dichterlesung.

2532 Grillparzer, Franz. - Fröhlich, Kathi (Katharina), Grillparzers „ewige Braut“, Muse, Universalerbin und Hüterin seines Nachlasses (1800-1879). Eigenh. Brief m. U. „Fröhlich“. 1 S. Gr. 8vo. (Wien) 31.VIII.1864. 750 € 2532

2529 Gilm (zu Rosenegg), Hermann von, österr. Beamter und vortrefflicher Lyriker, durch drei Gedichte bis heute berühmt (1812-1864). Eigenh. Brief m. U. „Gilm“. 1 S. Gr. 8vo. O. O. (ca. 1860). 220 € An einen befreundeten Redakteur. „... Ich habe ‚Die Eroberer‘ in drei andere Lieder gewikelt, und sende es Ihnen mit dem verbindlichsten Danke für deren Placirung in der Gl: Deutsch: Post. - Bringen Sie es bald, der Kerichttopf den Wurzbach heute in der Theaterzeitung aus­ geleert hat, stinkt so ‚mörderisch‘ daß ein kleines Flacon Wald-Aroma Noth thut ...“. - Hermann von Gilm ist bekanntlich nur durch drei geniale Gedichte berühmt und fast „unsterblich“ geworden: „Zueignung“, „Allerseelen“ und „Die Nacht“. Da er zu Lebzeiten nur 1 (Lieder-) Buch veröffentlicht hat, kommen Briefe von Gilm nicht häufig vor.

2530 Goethe, Johann Wolfgang von, Dichter, Naturforscher und Staatsmann (1749-1832). Eigh. Gedichtmanuskript. 4 Zeilen. Grünliches Papier; auf Karton aufgezogen. 5,5 x 10,5 cm. O. O. (wohl um 1820). 8.000 € „Wie ungeschickt habt ihr euch benommen, / Da euch das Glück in‘s Haus gekommen“ / Das Mädchen hat‘s nicht ubel genommen, / Und ist

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An die (nicht genannte) Wiener Salonière Rosa von Gerold. „... Wir hatten Montag und Mittwoch köstliche Abende und diese Freude haben wir Ihrer Güte und Liebenswürdigkeit zu danken - wahrhaftig verehrte Frau Sie verstehen zu erfreuen und zu erwärmen. Nehmen Sie einstweilen den schriftlichen Dank ...“. - Sehr selten. - Beiliegend 5 Blatt (einseitig beschrieben; wohl um 1900) mit Abschriften von Gedichten Rosa von Gerolds an Grillparzer (1867-1869), von 1 Brief Rosas an die Schwestern Fröhlich und von 1 Antwortbrief Grillparzers an Rosa von Gerold (17.I.1867; in der Brief-Ausgabe von Glossy und Sauer nicht enthalten). Abbildung

2533 Gubitz, Friedrich Wilhelm, Berliner Holzschneider, Akademie-Professor, Bühnenautor, Theaterkritiker, Almanach-Herausgeber und einflußreicher Redakteur des „Gesellschafter“ (1786-1870). Eigh. Billet m. U. „F. W. Gubitz“. 2/3 S. 16mo. Berlin 21.III.1812. 300 € An einen „lieben Freund“. „... Senden Sie mir doch das Morgenblatt. Da ich gerade heut einen Brief an die Redaktion sende, so will ich mir das Vergnügen nicht entgehen laßen, Hr. v. Kotzebue gleich seinen Theil zu verabreichen und dabei auch manches Nothwendige, was nur auf die Gelegenheit wartete, sagen. Adio! ...“. - Aus der Sammlung Röttgen, mit roter Tinte nummeriert und bezeichnet. - Dabei: Julius Eduard Hitzig, Berliner Jurist, Kriminalist, Buchhändler, Herausgeber, Mitglied des „Nordsternbundes“, Gründer der „Mittwochsgesellschaft“, mit E. T. A. Hoffmann befreundeter wichtiger Literaturagent der Berliner Spätromantik (1780-1849). Eigh. Brief m. U. „Dr. Hitzig“. 1 S. auf rosa Papier. Doppelblatt. 8vo. (Berlin) 26.VI. o. J. - An den preußischen


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2534

Kultusminister Friedrich Eichhorn, dem er eine (hier nicht mehr vorhandene) Beilage übersendet, die sich auf eine „gewiß aus den edelsten Motiven hervorgegangene Verfügung“ des Ministers bezieht. „... daß ich mir denke, es wird Ihnen Freude machen, zu sehen, wie sich eine Stimme im Auslande und zwar die eines Mannes, den wir beide hochschätzen, darüber vernehmen läßt ...“. - Beiliegend ein eigenhändiger und signierter Briefumschlag Hitzigs, ebenfalls an Eichhorn, datiert 28.III.1847, mit der Aufschrift: „Die Beilage zur hochgeneigten Revi­ sion und resp. Ergänzung im Namen der Redaction der ‚Illustrirten Zeitung‘ gehorsamst überreicht von Hitzig“.

2534 Haller, Albrecht von, der große Schweizer Medi­ ziner, Botaniker, wissenschaftl. Publizist und Dichter, Mitglied zahlreicher wiss. Gesellschaften und Akademien, als Universalgelehrter beherrschende Persönlichkeit der Wissenschaft seiner Zeit (1708-1777). Eigh. Brief m. U. „Haller“. In latein. Sprache. 1 S. Mit Adresse und Lack­ siegel. 4to. Bern 10.III.1774. 2.000 € An einen Gelehrten in Wien, dessen Name in der Adresse leider von zeitgenössischer Hand getilgt ist; in Betracht kommt der Arzt und

Chemiker Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin (1727-1817), der seit 1769 nach seiner Rückkehr aus der Schweiz Professor an der Wiener Universität war. Haller erklärt, dass Krankheit ihn gehindert habe, früher zu antworten. Bedankt sich für einen Katalog, auf dessen - wohl botanischen - Inhalt er eingeht. Schildert dann, wie es scheint, eigene medizinische Probleme, vor allem Unterleibsbeschwerden sowie die Anwendung von Klistier und Opiaten. Erwähnt zweimal seine Bibliothek. - Entweder der Empfänger oder ein etwas späterer Zeitgenosse hat am Fuß der Schriftseite mit wenig Erfolg versucht, den medizi­ nischen Teil des schwer lesbaren Briefes mit Tinte zu transkribieren. - Rand-Ausriss (ohne Textverlust) vom Öffnen des Briefes. Abbildung

2535 Hammer-Purgstall, Joseph Frhr von, Pionier der Orientalistik, Begründer der wiss. Osmanistik, österr. Beamter in Konstantinopel und Jassy, Hofrat, enorm fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller, Sprachforscher, Historiker und Übersetzer, führte den Stadtnamen „Graz“ für „Grätz“ ein (1774-1856). Eigh. Brief m. U. „Hammer“. 4 S. 4to. Wien, Jan. 1809. 300 € 95


Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2537 Herder, Johann Gottfried von, Dichter, Übersetzer, Theologe und Philosoph der Weimarer Klassik (17441803). - Paulsen, Christian Heinrich, sachsen-weimarischer Hofrat und Amtmann, Justizbeamter für das Amt Weimar (1735-1803). Brief m. U. „Christian Heinrich Paulsen“. 11/4 S. Doppelblatt mit Adresse und geteiltem Amtssiegel. Folio. Weimar 11.V.1790. 180 € An Johann Gottfried Herder als Vizepräsident des Weimarer Oberkonsistorialrates. „... Es ist die allhiesige arme Buchbinder-Wittbe Anna Margretha Grosin heute früh in der Ilm ertrunken gefunden und aufgehoben worden. So wie nun deren Geschwister, der Hof-Schuhmacher Zeuner und die Wittbe Dorothea Sophia Axtin allhier sich solcher ganz und gar nicht angenommen, sondern selbige der Obrigkeit überlaßen haben, derhalben denn die Ertrunkene denen fürstl. Befehlen gemäs an das theatrum anatomicum abzugeben stehet; Alß habe Ew. Hochwürd. Magnificenz solches zu Befolgung ebenfallsigen gnädigsten Befehls bekant zu machen nicht Anstand nehmen wollen ...“. - Eine gleichnamige Vorfahrin der genannten Dorothea Sophia Axt wurde 1774 der Brandstiftung beim Brand des Weimarer Schlosses beschuldigt.

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Umfangreicher Brief an einen befreundeten Gelehrten, dem er den soeben erschienenen Prospekt zu der von dem Grafen Wenzel Rzewuski finanzierten und von Hammer redigierten Zeitschrift „Fundgruben des Orients“ übersendet, die von 1809-1818 erschien. Hammer fordert den Adressaten zur Mitarbeit auf und erläutert das Unternehmen ausführlich, wobei er weitere Beiträger nennt. Bittet ihn außerdem um verschiedene Gefälligkeiten und Besorgungen, türkische Manuskripte und eigene Übersetzungen betreffend („zugleich bitte ich Sie von Nikolai die beiden Übersetzungen türk. Gesandtschaftsreisen zu begehren, welche ich auf Ihre Veranlassung für ihn übersetzte, von denen er aber weiter keinen Gebrauch machen zu wollen scheint“). In einem ganzseitigen Postskriptum geht er noch auf den aktuellen Druck eines seiner Werke ein. - So früh selten.

2536 Hausmann, Raoul, Künstler und Schriftsteller, gehörte der Berliner Dada-Bewegung an, emigrierte 1933 (1886-1971). Fotografie eines Dada-Bildes von 1920, von Hausmann verso eigenhändig beschriftet. (Bleistift). 22 x 17,5 cm. O. O. (wohl um 1960). 300 € „Copyright by Raoul Hausmann ‚Der Kunstkritiker‘ ausgestellt auf der Internationalen Dada-Messe Berlin 1920. Photomontage“. - Das vorliegende Foto der historischen Montage entstand bei einem Stuttgarter Fotografen vermutlich erst ca. 1955-1960, als Hausmann sich um eine Dada-Renaissance bemühte. - Kleine Knickspuren. Abbildung

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2538 Hertz, Wilhelm, Sohn Adelbert von Chamissos, Berliner Buchhändler, Verleger und Freund Fontanes, ferner Verleger von Heyse, Keller, Geibel und vielen anderen prominenten Autoren (1822-1901). 6 eigh. Briefe m. U. „Wilhelm Hertz“. Zus. ca. 16 S. Gr. 4to, 4to und gr. 8vo. Berlin 1881-1889. 600 € An die Schriftstellerin und Salonière Rosa von Gerold in Neuwaldegg bei Wien. Freundschaftliche Briefe über Bücher und Buchhandel, über den Tod ihres Mannes, des Wiener Verlegers Moritz von Gerold, und die Folgen. „... Die Kunde von der Krankheit und dem Tode Ihres Gatten bewegt mich in tiefer Seele ... Ihr Gatte gehörte zu der kleinen Zahl seltener Menschen, denen im Leben zu begegnen eine Wohlthat war ... Hier rede ich nicht von dem, was seine Kräfte, sein Fleiß, sein Willen in Beruf und im Staate wirkten [8.X.1884] ... Aufrichtig danke ich Ihnen das werthvolle Geschenk Ihrer Athenfahrt, welches mir Freund Wattenbach zu Weihnacht brachte. Ich reiste und reise mit Ihnen, bewundere und staune mit Ihnen und freue mich der Lebenswahrheit, die mich Wasser und Land, Heute und ‚Einst‘ in der Fülle der Linien und Farben mit durchwandern lassen ... Ihr Athen steht unter meinen Büchern neben Ihrem Spanien. Haben Sie nicht auch ein Italien? [25.I.1885] ... Der Unterstützungs-Verein für hilfsbedürftige Buchhändler, dessen Vorsitzender ich gegenwärtig bin, hat heute die Gabe, die Sie im Gedächtniß Ihres verstorbenen theuren Gatten uns übergaben, empfangen und der Verein wird Ihnen den Dank aussprechen, den er für Ihre Liebe und Ihre Großmuth lebhaft empfindet [11.XII.1885] ... Sehr habe ich Ihnen den gütigen Brief von dem 10ten Januar zu danken, der mir die erfreuliche Aussicht bringt, bald hier Sie begrüßen zu können ... Ich bitte Sie, richten Sie sich auf eine geraume Zeit für Berlin ein Berlin gewährt dem besucher am meisten Genuß, Förderung und Wohlbehagen, der mit einer gewissen Ruhe sich etablirt und für jede Betrachtung ein wiederholtes Anschauen sich gönnt. Dieses läßt sich, wie ich einsehe, überhaupt überall anwenden, da man nur das wirklich zum Erwerb und Besitz sieht und kennen lernt, was man bereits sah und kannte. Die erste Betrachtung ist meist nur Befriedigung der Neugierde, die Aneignung entspringt aber aus der Wiederholung. - Leb-


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen haft gedachte ich gestern der guten Stunden, welche Ihr Gatte und Sie uns im Herbst 1851 in Ihrem Landhause gönnten. Wir waren an einem Abend mit Oscar und Erich Schmidt zu Ihnen gewandert. Seitdem habe ich Oscar Schmidt nicht wieder gesehen und nun liegt die Todesnachricht da. Schon in unsern jungen Jahren haben wir uns in Jena gekannt. Sein Wesen, sein Anblick sind mir unvergesslich [11.I.1886] ... Es freut mich, daß Ihnen das Helvig-Buch Theilnahme erweckte. Ich habe anfänglich geglaubt, daß die Kunst der Herausgeberin mehr aus dem schönen Material ein Gesammtbild des Lebens und des Characters, auch der Zeit, in der Amalie wuchs, ward und stand, und ihrer Männer, der Männer jener Zeit, hätte gestalten sollen, aber ich bin zu dem Gefühl gelangt, daß die Einfachheit, mit welcher dieses material, chronologisch geordnet redet, dem Buch etwas von dem Reiz einer Autobiographie gewährt ...“. Erörtert dann die Vorzüge und Nachteile von Biographien wirklicher oder erfundener Menschen. Erwähnt die Besuche seiner dreizehn Enkel und gelegentliche Treffen mit Erich Schmidt [6.V.1889] „... Ihrer Frage nach unserem Ergehen antworte ich: Wir sind ein altes Paar, das das alt und älter werden empfindet. Meine liebe Frau ist tapferer und frischer, aber auch sie fängt an, unter allerlei Beschwerden zu leiden ... Wir haben im verflossenen Mai das Fest unserer goldenen Hochzeit begehen können ...“. Erklärt ihr dann, warum er die Gedichte eines von ihr protegierten jungen Lyrikers nicht verlegen will: er würde in seinem Verlag kein Publikum finden. „... Aber ich weiß auch nicht Namen zu nennen, die man, hier, angehen könnte. Gebrüder Paetel verlegen bessere schöne Wissenschaft, z. B. die Werke der Frau von Ebner-Eschenbach. Der Chef, Commerzienrath Edwin Paetel, ist wohlhabend, wohlwollend und er hat einen guten sicheren Geschmack. Ob Ihr junger Dichter an ihn eine Frage stellen möchte? ...“ [5.III.1898]. - Mit dem erwähnten „Helvig-Buch“ ist das bei Hertz verlegte Buch von Henriette von Bissing, „Das Leben der Dichterin Amalie von Helvig“, gemeint. - Wilhelm Hertz ruht in einem Ehrengrab der Stadt Berlin auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Schöneberg.

2539 Hesse, Hermann, Schriftsteller, Nobelpreisträger (1877-1962). 5 Autographen, davon 4 mit Signatur „H Hesse“. Verschied. Formate. (Ca. 1957-1960). 250 € An den Verleger Günther Neske: 1 eigh. Ansichts-Postkarte, 1 masch. Postkarte mit farbig gedrucktem Hesse-Motiv, 1 gedrucktes Porträtfoto mit Gruß, 1 eigh. Umschlag und 1 eigh. Signatur „H. Hesse“ in einem kleinen Privatdruck „Zu einem Aquarell von Hermann Hesse“ von Lotte-Lore Carsten. Auf einer der Postkarten schreibt der Dichter: „... Dank auch für Ihre sehr schöne Ausgabe des Hirten, der den Ochsen sucht. Die Legende war mir natürlich bekannt, die Reden des heutigen Zehnmeisters [!] darüber sind mir hochwillkommen ...“. - Die altchinesische Zen-Legende „Der Ochs und sein Hirte“ war 1957 (mit Jahreszahl 1958) bei Neske in einer bibliophilen Ausgabe erschienen. - Auf der anderen (eigenhändigen) Karte heißt es: „... Ja wohl erinnere ich mich, u. die Hirtennovelle ist auch noch da. Nur bin ich schwach geworden u. kann keine Briefe mehr schreiben. Dank für Winkler! Dass Sie grade ihn so schön herausgegeben haben, freut mich ...“.

2540 Hofmann von Hofmannswaldau, Christian, schlesischer Barockdichter, Bürgermeister der Stadt Breslau, Landeshauptmann des Erbfürstentums Breslau, gilt als führender Vertreter der Zweiten Schlesischen (Dichter-) Schule und als Begründer des „galanten Stils“ in der

deutschsprachigen Dichtung (1617-1679). Eigh. Brief mit Namenszug „Christianus Hofman“ am Briefkopf. In latein. Sprache. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und Ringsiegel. Folio. Breslau 10.IX.1676. 1.500 € An seinen Freund Johann Hieronymus Imhof von Merlach, Festungsund Ritteramts-Verweser sowie Assessor des Ehrgerichts in Nürnberg. Bestätigt zunächst den Empfang von dessen Brief, „inter arma, et in castris data“. „... Affirmare sanè possum me nulla cura adhibita ad litteras, quas amicis destino, accedere, nec adsuevisse de verbis in consi­ lium venire. Sed isto sollicitè tractare prudens supersedeo ...“. Drückt dann seinen Abscheu über die Agressionspolitik Ludwigs XIV. aus, erörtert die militärische Lage („Trajectus ad Mosam strenuè resistit et successus huius obsidionis adhuc in ancipiti“) und beklagt das viele und grausame Blutvergießen. „... Nonnulli parentum hic mortem filiorum lugent. et experiuntur quam difficile sit liberos educere et quam frequens, imo obvia eorum factura sit ...“. - Etwas gebräunt, Randschäden, teils durch Ablösen von einem Klebefalz; insgesamt ordentlich erhalten. - Sehr selten. Abbildung Seite 84

2541 Hugo, Victor, franz. Dichter und Politiker, Hauptvertreter der frz. Romantik, Mitglied der Académie Française und Pair de France (1802-1885). Eigh. Brief m. U. „Victor Hugo“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse. Kl. 4to. Vermanton 9.VIII.1829. 300 € An den Dichter Alphonse de Lamartine (1790-1869). Nachrichten von ihrem Ferien-Aufenthalt und ihren Vorhaben. Bestellt Grüße an Mad. de Lamartine.

2542 Jandl, Ernst, österr. experimenteller Lyriker, Büchner-Preisträger (1925-2000). Eigh. Brief m. U. „Dein Ernst“. 1/2 S. - Auf dem Umschlag eines Sonderdruckes seiner „Prosa aus der Flüstergalerie“. O. O. 17.XII.1963. 250 € An den ihm befreundeten Schriftsteller Konrad Bayer (1932-1964). „... hier findest Du, hübsch garniert, die erstmals komplett abgedruckte ‚Flüstergalerie‘, dazu meine besten Wünsche für Roman, Feiertage und 1964 ...“. - Auf dem vorderen Umschlagblatt eines Sonderabdrucks seiner „Prosa aus der Flüstergalerie“, S. 38-42, die im November 1963 in der Zeitschrift „Wort in der Zeit“ IX, 11 erschienen war. - Leichte Gebrauchsspuren.

2543 - Eigh. Manuskript. 2 S. auf 2 Bl. (Kugelschreiber), jedes Blatt mit Bleistift signiert „Ernst Jandl“. - Dazu: Eigh. beschrifteter Umschlag mit Namenszug „Ernst Jandl“. 2/3 S. (Tinte). Doppelblatt. Zus. 3 S. Gr. 4to. O. O. 14.VII.1968. 350 € Beschriftung des Umschlags: „Ernst Jandl. Original-Manuskript 14.7.68 (mit Korrekturen) ‚frühe übung einem einen wichtigen sachverhalt ein­ zuprägen‘ (2 Blätter) (abgedruckt in ‚der künstliche baum‘, S. 54/55)“. - Originelles Spiel mit den Elementen eines Satzes, die immer wieder

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________

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verschoben und neu positioniert werden: „merk dir / du heißt / ernst jandl / und wohnst / wien 3 / landstraßer / gürtel 9 / sagte / die mutter / zu mir ...“. Hiervon werden 8 Varianten gebildet. - Mit Korrekturen von Hand des Autors. Abbildung

2544 Jean Paul, Schriftsteller (1763-1825). - Richter, Caroline, geb. Mayer, Witwe Jean Pauls (1777-1860). Eigh. Brief m. U. „Caroline Richter geb. Mayer“. 4 S. Doppelblatt. 8vo. Bayreuth 22.IV.1827. 450 € Ausführlich an einen Bankier oder Kaufmann in Berlin, der ihr „aus reinster Menschengüte“ behilflich war, die aus dem Erlös der Gesamtausgabe von Jean Pauls Werken eintreffenden Tantièmen vom Berliner Verleger Reimer günstig anzulegen. „... Ich werde den gemeynten Gebrauch davon machen, und Ihrer segnend gedenken, wie auch das Resultat ausfallen möge. Für Ihre Rathschläge in Vermeidung österreichischer Papiere zu Unserem Gebrauch danke ich von Herzen und werde sie befolgen ... Es boten sich mir jetzt annehmliche hypothekarische Versicherungen für das im Mai einlaufende Geld Herrn Reimers an, doch habe ich vielleicht noch über 3000 rthl Conv. Geld zu disponiren, wenn Sie, mein edler Freund, dafür in Berlin vielleicht gleich ein

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Unterkommen zu 5 pr.C. wüßten? - außerdem ist auch dafür Aussicht hier, und die Sache ist nur, wie ich ohne Verlust, die Reimerschen Zahlungen hier beziehe. - Auch dafür erlaubte ich mir neulich Herrn Reimer an Ihren Rath zu verweisen. Er will mir nämlich vom 4ten Tage nach der Meß-Zahlwoche Anweisungen an seine Handlung in Leipzig erlauben ... Mein Wunsch war also der: Herr Reimer solle bei Ihnen um Erwirkung von Nürnberger, Frankfurter, oder Augsburger Wechseln für diese Summe anhalten, welche Sie bei Ihren vielumfassenden Verbindungen vielleicht ohne Nachtheil für mich gewähren könnten. Einen Theil der Summe, die im Ganzen 7000 rthl. Sächs. oder Conv. Geld beträgt wird Herr Reimer entweder an Jemand in Berlin, welcher von hier Gelder einzuziehen hat, die mir alsdann zufallen (es ist dies der Geheime Ober Tribunals Rath Kähn; indesssen sagte dessen hiesiger Geschäftsführer: die zu erwartenden Geld-Einzahlungen könnten sich ins Ungewisse verzögern) oder wie ich ihm in diesem Fall eben hier vorschlage: an den Bankier Friedländer: neue Friedrichstr: welcher mit dem Herrn Schwabacher bei welchem ich wohne, in den genauesten Handelsverbindungen steht, auszahlen ... Sollte indessen mein Wunsch zu indiscret sein, so unterwerfe ich mich Ihrer Verneinung mit aller Verehrung für Ihren edlen Willen ... Für die Mittheilung Ihrer Familiennachrichten danke ich Ihnen von ganzer Seele. Dobeneks denen ich sie erzählte, nehmen den höchsten Antheil an der vollzogenen Verbindung Ihrer liebenswürdigen Tochter ... Noch immer ist Carl Dobenek im Zustand der Erwartung der um so empfindlicher fällt als davon das Glück eines edeln Mädchens, die er im Stillen sich gelobt, abhängt: der Tochter des Reg. Präsident von Welden ... Die gute Herder erfreut sich eines schönen und bis jetzt gesunden Kindchens. Mit Zittern verlebte sie die ersten Wochen weil ihr jene Tage des Verlustes der zwei Erstgebohrenen, und sobald dem Tode gewidmeten, furchtbar waren und ihr Schicksal ihr wohl Veranlassung gab, einen finstern vergeltenden Geist anzunehmen: denn es ist doch gewiß daß ihr erster Bund mit ihrem Manne nicht ohne Leichtsinn getrennt wurde, und sie 8 Jahre gemeinsamen Lebensglücks ohne hinreichenden Grund Verscherzte. Aber nun da das Kind 2 Monat alt ist, scheint sie Vertrauen zu seiner Erhaltung zu fassen, und ihr Glück ist grenzenlos ...“. - Der erwähnte „Carl Dobenek“ war der kgl. bayerische Kämmerer, Regierungs- und Konsitorialrat Carl Freiherr von Dobeneck (1796-1865). Er vermählte sich 1826 mit Franziska (Fanny) Freiin von Welden (1807-1881). Das Paar hatte zwei Töchter und fünf Söhne. - Vor allem die beiden Außenseiten stärker gebräunt.

2545 Jünger, Ernst, Schriftsteller (1895-1998). 4 Briefe m. U. „Ernst Jünger“, davon 1 gemeinsam mit Liselotte Jünger. Zus. 4 S. Gr. 4to. Wilflingen 1975-1977. 600 € An den Verleger Günther Neske. Der erste Brief (14.VII.1975) über Verabredungen („Angelpartie“) und Jüngers Aufenthalt in Laon 1976. Die weiteren Briefe hauptsächlich über den Film von Jacques Delord über Ernst Jünger sowie weitere Film- und Foto-Aufnahmen in seinem Haus. „... Wir haben unter anderem einen Wurf von sechs Siamkatzen im Haus. Vorzügliche Aufnahmen der Käfer wurden übrigen von Monsieur Contini und seiner Equipe hier im Haus gemacht. Darauf komme ich auf meinen Vorschlage des Austausches einiger Passagen mit der Troisième Chaîne zurück. Ich lege Ihnen den Durchschlag eines Briefes bei [auch hier beiliegend und eigenhändig monogranmmiert], den ich mit gleicher Post an Jacques Delord sende. Er ist der eigentliche Initiator des französischen Films, der anderthalb Stunden laufen soll [29. IV.1977] ... Inzwischen hatten wir in der vorigen Woche in Paris ein Frühstück anläßlich der Verleihung des ‚Aigle d‘Or‘. Auch Msr. Contini nahm daran teil - der ‚Libre Opérateur‘, der in Agadir und Wilflingen


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen den Parallel-Film zu dem Ihren aufgenommen hat. Als ich ihm erzählte, daß es vermutlich bei Ihnen zu einer Vernissage kommen wird, äußerte er den Wunsch, dabei zu sein. Er möchte dann gern seinen eigenen Film vorführen [17.X.1977] ... Ich kann Herrn Rüdel zu seiner Leistung gratulieren; der Film war gut komponiert. Schade, daß weder Alexander noch Gert einmal ins Bild kamen. Warum mag wohl der Höhepunkt, die Häuptlingsfeier gefehlt haben? ... Im Februar kommt Professor Hansen-Löve aus Wien nach Wilflingen, sein Anliegen ist eine Sendung über ‚Eumeswil‘. Könnte man ihm nicht unpublizierte Teile Ihres Films anbieten? ...“ [7.XI.1977]. - Jüngers utopischer Roman „Eumeswil“ war in diesem Jahr erschienen. - 2 Bl. gelocht. Abbildung

2546 Kasack, Hermann, Schriftsteller, Lektor bei Kiepenheuer, S. Fischer und Suhrkamp, Mitbegründer des dt. PEN-Zentrums und Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (1896-1966). Brief m. U. „Hermann Kasack“. 1 S. Gr. 8to. Stuttgart 5.X.1961. 120 € An Professor Herman Meyer in Amstelveen, der ihn im Rahmen der „Genootschap Nederland-Duitsland“ eingeladen hatte, in vier hollän­ dischen Städten einen Vortrag zu halten. „... Diese Aufforderung ist für mich eine große Ehre, die ich zu schätzen weiß. Wenn es zu einer Ver­ abredung kommen sollte, würde ich, Ihrer Anregung folgend, meinen Stockholmer Vortrag zu Grunde legen und ihn natürlich durch Fort­ lassungen und Ergänzungen auf den Stand des Jahres 1962 bringen.“ Zudem treffe es sich günstig, da er im Februar 1962 auch in Gent eine Lesung veranstalten werde. „... für mich bedeuten derartige Reisen eine gewisse Mühe, zumal da ich durch die geringe Sehkraft meiner Augen auf die Begleitung meiner Frau in fremdem Orten angewiesen bin. Das haben die Herren in Gent auch berücksichtigt ...“. Ferner über Honorar und Reisekosten-Erstattung. - Dabei: Gerd Gaiser, Schriftsteller, Träger mehrerer Literaturpreise, zur NS-Zeit Parteimitglied, daher heute verpönt (1908-1976). Brief m. U. „Gerd Gaiser“. 1 S. Gr. 4to. Reutlingen o. J. - Ebenfalls über eine Lesung in Holland auf Einladung Herman Meyers. „... Die Ankündigung würde ich vorschlagen, allgemein zu halten, einfach etwa: Lesung aus eigenen Arbeiten, oder wie Sie es formulieren wollen. Meinen Verlag werde ich bitten, Ihnen eine aus­ reichende Anzahl von Prospekten zu gehen zu lassen ...“. - Der ehema­ lige Fliegeroffizier Gaiser war zur NS-Zeit Parteimitglied und ist deshalb heute politisch korrekt verpönt. In den 50er und 60er Jahren erschienen seine Bücher jedoch in renommierten Verlagen wie Hanser, Insel und S. Fischer.

2547 Kopelew, Lew, russischer Schriftsteller und Germanist, u. a. Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels (1912-1997). Brief m. U. „Lew Kopelew“. In deutscher Sprache. 3/4 S. Mit Umschlag. Gr. 4to. Köln 5.I.1982. 150 € An Professor Herman Meyer in Amstelveen, der ihn zu einem Vortrag in zwei holländischen Städten eingeladen hatte. Kopelew erklärt sich mit den Terminen einverstanden und teilt mit: „... Den Vortrag will ich über ‚Faust in der russischen Literatur‘ halten ...“. - Mit Bleistift-Notizen des Empfängers. - Dabei: Fritz Martini, namhafter Germanist und Literaturwissenschaftler, Professor in Hamburg und Stuttgart (19091991). Brief m. U. „F. Martini“. 1 S. Gr. 4to. Stuttgart 12.VI.1979. - An einen Kollegen über Tagungen in Weimar und Wolfenbüttel sowie über

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die Vergabe des Friedrich-Gundolf-Preises durch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung an den sowjetischen Schriftsteller, Humanisten und Dissidenten Lew Kopelew. „... Zu unserer Kommission. Einstimmigkeit (Alewyn, Goldstücker und ich) bestimmte die Wahl von Lev Kopelev zum Preisträger 1980, einstimmig wurde entschieden, bis zur Herbsttagung den Vorschlag dem Präsidium vorzulegen, damit so Zeit gewonnen würde, mit den zuständigen Stellen in UdSSR und BRD den Kontakt aufzunehmen ... Ob Herr Kopelev den Preis annehmen kann, muß abgewartet werden. Herr Böll hatte in seinem Brief an mich, den Sie in Kopie erhielten, die Wege gewiesen, die versucht werden müssen. Überlegungen zu späteren Kandidaten wurden bis zum Herbst verschoben ... Ich bin von der Kommission beauftragt worden, den Vorschlagtext Kopelev für das Präsidium zur Herbsttagung zu verfassen. Sie erhalten rechtzeitig eine Kopie zur Durchsicht und Prüfung, bzw. zur Korrektur. Als zukünftige Kandidaten möchten wir an L. R. Forster oder Ilse Graham denken; denn ob Herr Bruford bei hohem Alter kommen könnte, ist ungewiß ... Diese Erwägungen schließen natürlich andere Vorschläge nicht aus. Von L. Kopelev ist gerade neu in Übersetzung auf dem Buchmarkt: ‚Und schuf mir einen Götzen. Lehrjahre eines Kommunisten‘ ... Ich besitze ein Vorausexemplar und kann es Ihnen schicken ... Es ist breit geschrieben, man kann oft dia­ gonal lesen ...“. - Im folgenden Jahr erhielt Kopelev von Heinrich Böll und Marion Gräfin Dönhoff eine Einladung zu einer Studienreise nach Deutschland, und tatsächlich wurde ihm und seiner Frau die Ausreise

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2549 Lamartine, Alphonse de, franz. Schriftsteller und Politiker, führender Lyriker der franz. Romantik (17901869). 3 eigh. Briefe, der erste ohne Unterschrift, der zweite unterzeichnet „L“, der dritte „Lamartine“. Zus. 11 S., eng beschrieben. 4to. Rom 1.II.1821, Florenz 7.VI.1827 und Macon 30.VI.1830. 900 €

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aus der Sowjetunion gestattet, so daß er den Friedrich-Gundolf-Preis entgegennehmen konnte. Doch 1981 wurde das Ehepaar ausgebürgert, so daß Kopelev die deutsche Staatsbürgerschaft annahm.

2548 Koreff, David Ferdinand, Arzt und Schriftsteller aus jüdischer Familie, in Berlin Mitglied der „Serapionsbrüder“ (1783-1851). Eigh. Brief m. U. „Koreff“. 1 S. Doppelblatt. 8vo. O. O. 3.III.1822. 300 € An einen Grafen. „Ew. Hochgebohren haben mir die in Rede stehenden Papiere so schnell zurückgeschikt, daß ich befürchten muß sie hätten noch nicht dazu gedient was mir so sehr am Herzen liegt. Ich nehme mir daher die Freiheit sie Ihnen, mein verehrtester Herr Graf, zurückzusenden mit der Bitte sie so lange zu behalten, bis Sie eine gute Gelegenheit finden durch sie selbst eine Meinung zu zerstören, die mir sehr schmerzlich ist u. die ich nicht gern Wurzel schlagen sähe ...“. - Der Vermutung, dass es sich hier um den 1822 eingetretenen, politisch motivierten und schwerwiegenden Konflikt mit dem Staatskanzler Karl August von Hardenberg handelt, durch den Koreffs Vertrauensstellung bei Hardenberg ein Ende fand, spricht der Umstand entgegen, dass Koreff den Adressaten als „Herr Graf“ anredet, während Hardenberg seit 1814 gefürstet war und als Staatskanzler selbst von seinem Vertrauten und Leibarzt die Anrede „Durchlaucht“ oder „Exzellenz“ erwarten durfte. - In seiner Berliner Zeit ab 1803 gehörte Koreff den „Serapionsbrüdern“ an, bei E. T. A. Hoffmann als „Vinzenz“ geschildert. - Am Briefkopf ein alter zweizeiliger biographischer Vermerk über Koreff.

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Umfang- und inhaltsreiche Briefe als Botschaftssekretär an seinen Freund, den Theologen und Politiker Eugène de Genoude (1792-1849). Spricht viele Themen an: I. Sein Leben in Rom („la vie tolérable est cher“), eine schwierige Lage („un embarras, embarras que ni vous ni moi nous ne connoissons encore“), dankt für finanzielle Hilfe und Bücher, nennt Pläne für eine Englandreise im Mai, begleitet von vielerlei Klagen. Denkt über beiderseitiges Leben, Krankheit, Kummer und Trost nach: „... Travaillez mon cher ami pendant que vos nerfs ne sont pas encore usés brisés froissés comme les miens ... Vous m‘avez ouvert la porte d‘une petite reputation qui m‘a valu un peu d‘argent qui m‘a valu un délicieux mariage qui me vaudra et je voudrois vous rendre tout cela. Les grands médecins de Naples me promettent de longues soufrances, je veux tacher de m‘arranger ... je n‘ai donc plus qu‘à attendre que le ciel me le laisse écrire. Si je le fais jamais je dirai avec confiance, Exegi: et ce que j‘ai fait est bon! ...“. - Schöner, früher, gehaltvoller Brief mit vielen Bekenntnissen zum seelischen Zustand des Dichters. - Gering fleckig. - II. Der zweite Brief ist fast vollständig politischen Inhalts. Lamartine diskutiert ausführlich die politischen Verhältnisse in Europa, widerspricht Ansichten Genoudes und bemerkt am Schluß: „... Votre Journal des Débats me fait pitié avec son opposition quotidienne à propos et non à propos et son dictionnaire des diatribes empruntées ...“. - Leicht angestaubt. - III. Der dritte Brief mit vielfältigem Inhalt, u. a. ein Schloss seiner Familie bei Macon: „... C‘est un fort joli petit chateau avec une terre dans la proportion de 200.000 f ... il vient de ma propre famille qui était alliée avec la famille de Genou ou Genoud par une grand mère, les propriétaires actuels sont encore nos cousins ...“. Ferner über einen Zeitungsartikel und politische Angelegenheiten wie Wahlen. - Dieser Brief mit Randschäden und anderen Defekten durch Mäusefraß; etwas Textverlust. - Drei interessante, inhaltsreiche Briefe aus den ersten vierzig Jahren Lamartines. Abbildung

2550 Langbein, August Fr. Ernst, aus Sachsen stammender Schriftsteller, ab 1820 Zensor für Belletristik in Berlin (1757-1835). Eigh. Brief m. U. „Langbein“. 1/2 S. 4to. Berlin 17.I.1828. 180 € Als Zensor an den Berliner Schriftsteller und Buchhändler Alexander Cosmar und seinen Teilhaber, den Verleger L. W. Krause, denen er höflich für eine geplante Flugschrift ein Druckverbot erteilt und begründet. „Es thut mir leid, daß ich Ihnen Die Berliner Kritik auf dem Olymp ohne Imprimatur zurücksenden muß, weil mir die Genehmigung des Drucks von verschiedenen Seiten Verdruß zuziehen würde. Auf der Bühne geht ein solcher Schwank eher durch. Kann aber ein Beleidigter Schwarz auf Weiß vorzeigen, so geht er und klagt, und man hat ganz neue Beispiele, daß Menschen, die es gar nicht verdienen, Gehör und Schutz finden ...“. - Auf dem Höhepunkt des in Pamphleten ausufernden Streits zwischen einer Gruppe von Berliner Schriftstellern um Cosmar und Angely einerseits und dem Kritiker Moritz Gottlieb Saphir nebst seinen Anhängern andererseits bildet der Brief ein typisches Beispiel für die schwierige Rolle des Zensors: Eigentlich mit Cosmar und Krause sympathisierend, muß er die geplante Satire


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen

2551

ablehnen, um nicht die bereits angestrengten Prozesse weiter zu vermehren. Er gibt aber den Hinweis, dass der Text als Bühnenstück vielleicht genehmigt werden könnte, und die Bemerkung, „daß Menschen, die es gar nicht verdienen, Gehör und Schutz finden“, zielt vermutlich auf Saphir.

2551 Lenz, Jakob Michael Reinhold, genialer Dramatiker und Übersetzer des Sturm und Drang, unglücklicher Jugendfreund Goethes (1751-1792). Eigh. Manuskript. 1 S. Quer-8vo (14 x 18 cm). (Weimar / Bad Berka 1776). 9.000 € Eine Szene aus dem unvollendet gebliebenen Schauspiel „Henriette von Waldeck“ (oder „Die Laube“, wie Lenz das Stück, von dem mindestens zwei Bearbeitungs-Fragmente überliefert sind, auch genannt hat). Heftiger Disput zwischen dem jugendlichen Helden des Dramas, Constantin, und dem Baron Waldeck, Henriettes Vater. [Constantin] „steht vor der Laube mit blossem Degen. ‚Hier will ich sie bewachen eyffersüchtiger als ein Drache. Und wer sein Leben haßt der nahe mir‘ - Bar[on] W[aldeck]. ‚Ihr werdet doch eines andern Eheweib nicht rauben wollen.‘ - Const[antin]. ‚Was Ehmann? Was Vater? Ich bin ihr Vater und Ehmann. Mir war sie lange angetraut, der Himmel hatte unsre Herzen lange getraut eh dieser Kranich sie erblickt.‘ - auf einmal auf ihn zueilend ...“. - Ludwig Tieck, der Herausgeber von Lenz‘ „Gesammelten Schriften“ (1838), hat am unteren Rand eigenhändig vermerkt: „Lenz“. - Der Dialog entspricht etwa dem Beginn des „Ersten Entwurf[s] des

Ausgangs der Scene“, den Karl Weinhold auf S. 122 seiner Edition „Dramatischer Nachlaß von J. M. R. Lenz“ (1884) veröffentlicht hat. In der dreibändigen kritischen Werkausgabe von Sigrid Damm (1987) ist die Szene nicht enthalten. - Hintergrund des Dramas war Lenzens Ver­ ehrung für Henriette von Waldner in Straßburg. Er sandte ein Manuskript an Goethe; doch als er um Rückgabe bat, weil er das Stück bei Philipp Erasmus Reich in Leipzig drucken lassen wollte, fand Goethe es nicht unter seinen Papieren, so dass es zu Lenzens Lebzeiten unveröffentlicht blieb. - Die Tinte aufgrund des groben Papiers stellenweise etwas verlaufen; rückseitig leichte Montagespuren. - Autographen von Reinhold Lenz sind bekanntlich von allergrößter Seltenheit. Abbildung

Über „Die Nackten und die Toten“ 2552 Mailer, Norman, amerikan. Schriftsteller, zweifacher Pulitzerpreisträger (1923-2007). Brief m. U. „Norman Mailer“ und Umschlag. 1 S. Gr. 4to. (New York) 16.XI.1948. 600 € An Antonina Vallentin in Paris. Dankt ihr für einen Brief und macht wichtige Aussagen über die Umstände der Entstehung seines in diesem Jahr erschienenen ersten und zugleich berühmtesten Werkes: „... I must confess that I feel like Dalleson who makes a few blundering moves and the whole battle, the whole campaign, roll away from under him. You know I wrote The Naked an the Dead in what amounted to isolation.

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ ich Ihnen, auf Ihren Wunsch, den Text der kleinen Ansprache an die Zürcher Studenten. Ich lege aber wenig Wert auf diese unbedeutende Improvisation, mit der ich nur schlecht und recht der Aufforderung nachkam, nicht nur aus dem Roman zu lesen, sondern auch direkt zu den jungen Leuten zu sprechen. Einzig um Ihnen meinen guten Willen zu zeigen und für den Fall, dass Sie glauben sollten, es könnte Ihren Lesern irgendwie damit gedient sein, schicke ich Ihnen die Ansprache ...“. - Der Text dieser Ansprache war in Heft 3/1947 der Zeitschrift „Zürcher Student“ erschienen. Schneider brachte hiervon tatsächlich eine von Thomas Mann nochmals durchgesehene Fassung in Heft 6 (Dez.) 1947 seiner „Hamburger Akademischen Rundschau“. - Der Umschlag mit Prüfstempel der britischen Zensurstelle. - Nicht bei Bürgin/Mayer. - Karl Ludwig Schneider hatte während eines Gastsemesters im Sommer 1947 in Zürich an der Tagung des Pen-Clubs teilgenommen und dort Manns Nietzsche-Vortrag gehört, ebenso am 10. Juni die Lesung aus dem „Faustus“-Roman. - Beiliegend die Durchschriften von zwei hierauf bezüglichen Briefen Schneiders an Thomas Mann, in denen er auch auf den Konflikt um Ernst Jünger eingeht (Baden bei Zürich 29.V. und 18.VIII.1947).

2554 - Signiertes Typoskript und masch. Begleitbrief m. U. „Thomas Mann“. Zus. 191/4 S. Gr. 4to. Pacific Palisades 28.II.1948. 1.200 €

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I knew very few people at the time and I used to work every day with a certain kind of ingenious simplicity which is going to be very difficult to recapture. Perhaps that is a large reason for the book‘s virtue. Since I was not in the world or with the world at that time, I was able to construct my own world in a book. Since then there have been so many faces and so much activity, the Wallace movement and all the absurdities of being a 90-day celebrity. I suppose I feel like a character in a Kafka novel ...“. Ferner über den Beginn einer neuen Novelle, einen französischen Übersetzer und über seine Pläne für eine Frankreich-Reise. - Selten.

2553 Mann, Thomas, Schriftsteller, Nobelpreisträger (1875-1955). Eigh. Brief m. U. „Thomas Mann“. 11/4 S. Mit Umschlag. Gr. 8vo. Pacific Palisades (Cal.) 24.IX.1947. 450 € An den Hamburger Germanisten (ab 1960 Universitätsprofessor) Karl Ludwig Schneider, Expressionismus-Forscher, zur NS-Zeit Mitglied des Hamburger Kreises der „Weißen Rose“, nach dem Krieg Herausgeber der Zeitschrift „Hamburger Akademische Rundschau“ (1919-1981), der um die Nachdruck-Genehmigung von Manns Aufsatz „Nietzsches Philosophie im Lichte unserer Erfahrung“ aus der „Neuen Rudschau“ gebeten hatte. „... Hoffentlich hat der Bermann Fischer Verlag Ihnen die Wiedergabe des Nietzsche-Aufsatzes im Auszug gestattet, wenn auch erst nach dem Erscheinen in der ‚Neuen Rundschau‘. Für den Notfall sende

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An Karl Ludwig Schneider in Hamburg, Herausgeber der „Hamburger Akademischen Rundschau“, die von 1947-1950 erschien. „... Für die Aus­ gabe der Hamburger Akademischen Rundschau, die sich mit meiner Arbeit beschäftigen soll, schicke ich Ihnen einen Beitrag, der sich hoffentlich leidlich in Ihre Raumverhältnisse fügt. Es ist die Vorrede zu einer neuen amerikanischen Ausgabe der Joseph Bücher. Das Vorwort hat autobiographischen Charakter und könnte vielleicht darum ein gewisses Interesse erregen. Zugleich stelle ich fest, dass ich den Aufsatz auch an die Neue Schweizer Rundschau geschickt habe, und dass sie ihn, wie ich höre, in ihrer nächsten Ausgabe bringen will. Ich denke nicht, dass das ein Hindernis für Sie ist, die kleine Arbeit auch zu veröffentlichen; es wäre eine Art von Parallel-Druck. - Sie fragen nach biographischem Material. Damit kann ich nun garnicht recht dienen. Es ist in allerlei Sprachen so manches Buch und so manche Studie über mich und mein Werk erschienen, aber Daten meines Lebens fehlen in allen so gut wie ganz ...“. - Gelocht. - Nicht bei Bürgin/Mayer. - Beiliegend das Typoskript „Sechszehn Jahre. Vorrede zur amerikanischen Ausgabe von ‚Joseph und seine Brüder‘ in einem Bande“ (18 Bl., einseitig beschrieben) mit eigenhänd. Titel, 10 eigenhänd. Verbesserungen im Text und eigenhänd. Unterschrift „Thomas Mann“. - Der Text erschien im 2. Jahrgang von Schneiders Zeitschrift (1948), Heft 11/12, S. 559 ff.

2555 - Eigh. Brief m. U. „Thomas Mann“. 1/2 S. Gr. 8vo. Pacific Palisades 28.III.1948. 300 € An Karl Ludwig Schneider. „... Dank für Ihre Zeilen vom 18. d. Ms. Ich freue mich, das kleine Manuskript in Ihren Händen zu wissen. Nachdruck, meine ich, sollte auch auszugsweise verboten sein, im Interesse der beiden Zeitschriften und auch des Artikels ...“. - Am unteren Rand gelocht. - Nicht bei Bürgin/Mayer. - Beiliegend der Durchschlag des vorausgegangenen Gegenbriefes von Schneider an Thomas Mann (Hamburg 18.III.1948), in dem Schneider u. a. anfragt, wie er sich bei eventuellen Gesuchen um Nachdruck verhalten solle.


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen 2556 Meckel, Christoph, Lyriker und Graphiker (19352020). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. „Ch Meckel“. Mit kleiner Federzeichnung. 1 S. Gr. 4to. O. O. u. J. 220 € „Am Fenster“. 9 Zeilen: „Heute zwischen den Steinen / sah ich die Sonnenblumen welken / Astern und Zinnien / und Welschhornblätter / hörte im nahen Gehölz / die Falläpfel platzen. / Am Fenster stehend, dachte ich / mein Hemd zu färben / ehe ich reise.“ - Unter dem Namenszug eine kleine Zeichnung mit Sonne (?), Stern und Mond, zusammenhängend. Abbildung

2557 Müllner, Adolf, Schriftsteller, Publizist und Jurist, neben Zach. Werner Hauptvertreter der Gattung des „Schicksalsdramas“, leitete ein berühmtes Liebhaber-Theater in Weißenfels (1774-1829). Eigh. Manuskript mit integriertem Gedicht u. U. „Dr. Müllner“. 1 S. Gr. 4to. Weißenfels 6.IV.1812. 250 € Offenbar an eine Zeitschrift gesandtes Manuskript, das auch gedruckt wurde, aber im einleitenden Text mit erheblichen Eingriffen und Änderungen eines Redakteurs. Müllners ursprünglicher Text der Einleitung lautete: „Wenn mein kleines metrisches Lustspiel: Die Vertrauten, welches am 19. März in Wien zum erstenmal aufgeführt worden ist, einen ungewöhnlichen Beyfall davon getragen hat, wie ich in so großer Entfernung dem Sammler vom 26. März Nr. 37 glauben muß, so bin ich diesen Erfolg unfehlbar weniger meinem als dem Talente der dramatischen Künstler schuldig, welche das Stück dargestellt haben.“ Diesem von einem Redakteur in eine objektivere Form in der dritten Person umgestalteten Vorwort folgt ein 13zeiliges, am Schluß signiertes Gedicht: „Zwar ist die Kunst ihr eigner Dank, / Und was dem Irrdischen entschwungen, / Dem Stoff der Bildner abgerungen, / Und hingezaubert, leicht und schlank, / Als wär es aus dem Nichts gesprungen, / das lohnt, statt aller Huldigungen, / den Künstler tief, in eigner Brust ...“. Und zum Schluß ruft Müllner aus: „... Wie wenig kann der Dichter geben! / Das Wort ist todt; das Spiel gibt Leben.“ - Rückseitig gering fleckig. Abbildung

2558 Murad Efendi (ursprüngl. Franz von Werner), türkischer Staatsmann, Diplomat und Minister österr. Herkunft, zugleich deutschsprachiger Dramatiker, Lyriker und Erzähler (1836-1881). Eigh. Brief m. U. „Murad“. In deutscher Sprache. 3 S. Doppelblatt mit farbigem Monogramm „ME“. Gr. 8vo. O. O. 7.VIII.1871. 180 € An einen Schriftsteller, dem er das Manuskript seiner Tragödie „Selim III.“ zur Beurteilung übersandt hatte. Im vorliegenden Brief setzt er sich mit den Anmerkungen des Kritikers eingehend auseinander. „... Vor allem meinen aufrichtigen Dank für Ihr stetes Bemühn mich den deutschen Leserkreisen bekannt zu machen. Ein starker Zug hat mich zum Dichter geführt und sieh im Dichter tritt mir der theilnehmende helfende Freund entgegen. - Das ist mehr als Zufall oder willkürliche Zusammenwürfelung der Geschicke ... Dabei kann ich aber nicht unterlassen einige Punkte einer speciellen Beleuchtung zu unterziehen. Erstens bin ich mit der Bezeichnung ‚politisches Tendenzstück‘ nicht einverstanden. Diese Bezeichnung erklärt übrigens das Resümé der

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Haupthandlung in welcher der eigentliche Schwerpunkt des Stückes, nämlich das Verhältniß Selims zu Zuleicha ganz nebensächlich behandelt ist. Und doch ist hier der tragische Knotenpunkt des Dramas. Den Vorwurf des losen Gefüges muß ich gelten lassen; er kann übrigens bei Behandlung dieses Stoffes kaum vermieden werden. Die Nothwendigkeit dem Untergrund einen vollen Aufzug zu widmen um das Pub­ likum in Sitten und Verhältniße einzuführen und die Schwierigkeiten, die Frauen in die Handlung einzuführen ohne eine unwahrscheinliche Berührung mit der Männerwelt zu veranlassen, haben dasselbe verschuldet ... Das Verdikt über die Charakterzeichnung wird der Kritiker bedeutend mildern, wenn ihn der Zufall Selim auf der Bühne begegnen machen sollte. - Denn eben die Plastik der Gestalten wurde bis jezt von Dramaturgen und Schauspielern besonders hervorgehoben. Ich gebe übrigens gerne zu daß die Frase [!] hin und wieder zu viel Raum einnimmt und daß Selim nicht stark individualisirt ist - von Zuleicha, von der Walide, vom Mufti und Eunuchenchef ließe sich das Gegentheil behaupten. - Beiliegend Laube‘s Besprechung. - Sein Resümé kommt dem Gehalt des Stückes näher ...“. - Heinrich Laubes Rezension liegt hier nicht mehr bei. Die fünfaktige Tragödie „Selim III.“ erlebte immerhin am Wiener Burgtheater in vorzüglicher Besetzung (Krastel, Hallenstein, Lewinsky, Baumeister, Bognar, Mitterwurzer, Förster, Schöne, Meixner etc.) vom 24. Mai bis zum 23. August 1872 sechs Aufführungen.

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ bei Luchtmans in Leyden. - Auf der Rückseite des Blattes Nicolais undatierter Antwort-Entwurf: „... J‘ai l‘honneur de vous envoyer ci joint 50 f en Louisd‘or faisant le honoraire de 25 feuilles d‘impression. je vous prie de m‘envoyer la quittance à votre commodité. - Vous recevez en même tems les 18 Exemplaires accordez; Le livre ne se vendra qu‘en quinze Jours, pour vous laisser tout le tems dont vous avez besoin pour la dédicace. - Quant au Maximus Tyrius, j‘ai déja assez de Nouveautez pour la foire de St. Michel, ainsi je ne saurai rien entreprendre maintenant ...“. - Wohl einer der frühesten Briefkontakte der beiden; im Briefnachlaß Nicolais beginnt die Korrespondenz erst 1768. - Der Doppel-Brief stammt aus der 1879 bei Lepke versteigerten Sammlung des Kammergerichtspräsidenten v. Strampff, der ihn von seinem Freund Gustav Parthey, Nicolais Enkel, zum Geschenk erhalten hatte. - Ein Rand etwas fleckig durch Montagereste. Abbildung

2560 Nordau, Max (eigentl. M. Südfeld), Schriftsteller, Publizist, Mitbegründer des politischen Zionismus (1849-1923). Eigh. Brief m. U. „M. Nordau“. 4 S. 8vo. Paris 20.XI.1891. 200 €

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2559 Nicolai, Friedrich, Schriftsteller und Verlagsbuchhändler, Hauptvertreter der Berliner Aufklärung, befreundet mit Lessing und Mendelssohn (1733-1811). Eigh. Brief-Entwurf m. U. „Fred. Nicolai“ auf der Rückseite eines an ihn gerichteten Briefes. In franz. Sprache. 1 S. (Berlin 1764). - Auf der Vorderseite desselben Blattes: Jean Henri Samuel Formey, Berliner Theologe, Philosoph und Historiker, enorm produktiver Universalgelehrter, Mitarbeiter an der „Encyclopédie“ von Diderot und d‘Alembert, Ständiger Sekretär der Berliner Akademie der Wissenschaften (1711-1797). Eigh. Brief m. U. „Formey“. In franz. Sprache. 1 S. 4to. Berlin 4.V.1764. 750 € Brief und Antwortbrief von zwei berühmten Berlinern auf Vorder- und Rückseite desselben Blattes. Es geht um Druck, Auslieferung und Honorierung von Formeys Buch „Claudius Aelianus: Diversités historiques traduites du Grec d‘Elien et enrichies de Remarques par Mr. Formey“. Am 4. Mai 1764 schreibt Formey an Nicolai, dass er ihn bitte, „de me faire parvenir les Exemplaires d‘Elien dès qu‘ils seront arrivés. À présent que le nombre des feuilles est déterminé je vous serai obligé si vous voulez bien solder le compte ...“. Im übrigen sei man auch in Holland an Formeys Werken interessiert: „... J‘ai une Lettre par laquelle le libraires Luchtmanns de Leyde m‘offrent 5 flor. de Holl. de la feuille de mon Maxime de Tyr. Comme vous avez exécuté l‘Elien, Monsieur, je seroit disposé à vous donner la préference; mais il me faudroit votre résolution ...“. - Formeys Buch „Discours philosophiques de Maxime de Tyr, traduit de Grec“ erschien nicht bei Nicolai, sondern noch in demselben Jahr

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An den (nicht genannten) politischen Schriftsteller Martin Hildebrandt (1854-1925) in Berlin, der ihn für den Beitritt zur neu gegründeten (16. Okt. 1891) „Deutschen Schriftsteller-Genossenschaft“ gewinnen will, unter deren Ägide die Zeitschrift „Das Recht der Feder“ erschien. „... Es sind in der letzten Zeit einige Umstände eingetreten, die es mir in der That noch nicht möglich machen, in Betreff meines Beitritts zur Genossenschaft einen Entschluß zu fassen. Da ich aber nichts so hasse wie glatte Höflichkeitsfloskeln und der Gedanke mir unausstehlich ist, daß Sie meine bisherigen Äußerungen der Sympathie für Ihr Beginnen jener literarischen Gattung zuzählen könnten, will ich zunächst mal damit beginnen, daß ich ‚Das Recht der Feder‘ auf ein Jahr bestelle ... Die Art, wie der Verbands-Vorstand mit Ihnen umgesprungen ist, hat mich mit höchstem Befremden erfüllt. Es geht doch nicht an, ein Mitglied wegen bloßen Rückstandes im Entrichten des Beitrages so mir nichts dir nichts auszuschließen! Die 5 oder 600 Verb.-Mitglieder, welche ‚Das Recht der Feder‘ nicht lesen, wissen vielleicht noch heute nicht, wie die Dinge liegen, und können vermuthen, daß Ihrer ohne jede Erklärung trocken angezeigten ‚Ausschließung‘ irgend ein Vergehen gegen die Ehre zu Grunde liegt. Wenn ein Berliner Verb.Mitgl. die Sache weiter verfolgen will (und das scheint mir geboten), so bin ich bereit, ihm Vollmacht zu geben, daß es auch in meinem Namen spreche ... Zu Ihrer gerichtlichen Verfolgung beglückwünsche ich Sie. Sie kann Ihnen und den flotten ‚Ketzerbriefen‘ nur nutzen. Sie wissen wohl schon, daß die letzte Nummer der hiesigen (sehr angesehenen) Revue bleue sie sehr freundlich und ausführlich bespricht ...“. - Martin Hildebrandts „Ketzer-Briefe“ erschienen 1891 im Berliner Winser-Verlag. Der Autor war nicht nur Herausgeber und Redakteur vom „Recht der Feder“, sondern auch Geschäftsführer der „Deutschen Schriftsteller-Genossenschaft“. Der genannte „Verband“, der ihn so kurzerhand ausgeschlossen hatte, war der konkurrierende 1887 gegründete „Deutsche Schriftstellerverband“ in Berlin. - Kleine Spuren ehemaliger Montage.

Über Humboldts Amerika-Werk 2561 Oelsner, Konrad Engelbert, aus Schlesien stammender, frankophiler politischer Publizist, berichtete als Augenzeuge von der französ. Revolution, erlebte Verfolgung in Frankreich, in der Schweiz und in Preußen, war


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen jedoch schließlich Legationsrat in der preuß. Botschaft in Paris (1764-1828). Eigh. Brief m. U. „Oelsner“. 4 S. Doppelblatt. 8vo. Paris 30.IX.1823. 250 € Als preußischer Legationsrat in Paris an einen Schweizer „Gelehrten und Staatsmann“, vermutlich den Botaniker und Staatsrat Paul Usteri (1768-1831), der mit Oelsner in Kontakt stand und ein großer Kenner und Anhänger der französischen Revolution war. Bedankt sich ausführlich für die Vermittlung der Bekanntschaft mit einem Arzt Dr. Rose. „... In Dr. Rose vereinigen sich die trefflichsten Eigenschaften des Geistes und des Gemüts. So oft ich die Reife seines Verstandes betrachtete, seine Kenntnisse, seine Einsichten, wandelte mich die Lust an seine Jugend zu bezweifeln. Er hat mir aus Montpellier geschrieben. Vermuthlich ist er noch nicht wieder daheim. Von ihm verspreche ich, daß er als Mensch, als Bürger, als Arzt dem Vaterlande Ehre mache. Solchergestalt pflanzt sich in der Schweitz das Geschlecht ausgezeichneter Männer fort, an deren Spitze Sie bewundert, Gelehrter und Staatsman, glänzen. Mit feurigem Gefühl errinre [!] ich mich der glüklichen Tage die ich in Ihrem Hause verlebte, der Freundschaft, des Wohlwollens womit Sie mich überhäuften ... Ihr Andenken blüht und duftet in meinem Herzen und wird, so lang ich lebe, duften und blühn, von den Huldigungen der wärmsten Liebe und Verehrung gepflegt. Hr. [Alexander] Schubart der Ihnen dieses Briefgen bringt ist mein redlicher Freund. Ihn begleitet ein junger Mann von vielem Talent, Hr. Thiers, der schon verdienten schriftstellerischen Ruhm besizt. - Der Schweitz wird ihre Freiheit gar gewaltig verkümmert. Frei, wie man es heutzu­ tage sagen kann, sind auch Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt. Einige Freunde haben mir die, durch den Tod des Hrn Abel erledigte, Residentenstelle zugedacht, indeß zweifle ich daß ihre Absicht in Erfüllung gehe; sie besizzen mehr guten Willen als Einfluß. - Wissenschaftlich Neues wüßte ich Ihnen nichts zu melden. Hr. v. Humbold [sic] hat dem Institut Durchschnitte von Spanien vorgelegt. Mit seinem Amerikanischen Werke ist er immer noch nicht fertig. Es wird mehr besprochen, als gelesen. Sein Plan scheint jederman zu breit. Auch hatte er, meines Erachtens, unrecht seiner Arbeit mehre Gehülfen beizu­ gesellen. Sowas kann einem Vaudeville hingehen. In wissenschaftlicher Hinsicht taugt die Gemeinschaft höchstens nur für Encyclopädien und für Wörterbücher ...“. - Möglicherweise ist mit dem erwähnten jungen Begleiter Adolphe Thiers (1797-1877) gemeint, der spätere französische Staatspräsident, der 1823-1827 mit seiner „Histoire de la Révolution française“ seinen literarischen Ruhm begründete. - Selten.

Paalzow, Henriette von siehe Los 2743 2562 Paoli, Betty (eigentlich Barbara Elisabeth Glück), österr. Lyrikerin, Novellistin, Journalistin und Übersetzerin (1814-1894). 5 Autographen, davon 4 m. U. „Betty Paoli“. Zus. 10 S. Gr. 8vo und kl. 8vo. (Wien, ca. 1850?) 1884. 300 € I. Eigh. Gedichtmanuskript m. U. „Betty Paoli“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. (Wien ca. 1850?). - „An Rosa“. 6 Strophen zu je 4 Zeilen: „Die Sage meldet uns, daß Feen, / Der Menschen freundlich eingedenk, / Schon an des Kindes Wiege stehn, / Ihm spendend manches Weihgeschenk ...“. Huldigungsgedicht an die Wiener Schriftstellerin und Salonière Rosa von Gerold. - II. 4 eigh. Briefe, davon 3 m. U. „Betty Paoli“, 1 ohne Schluß und Unterschrift. Wien 1870-1884. - Ebenfalls an Rosa von Gerold. Zwei Briefe enthalten mit Krankheit begründete Absagen zu Einladungen, der dritte bringt eine Zusage, und der vierte ist ein aus-

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führliches Kondolenzschreiben zum Tod von Rosas Ehemann, dem Verleger Moritz von Gerold: „... Die edeln und liebenswürdigen Eigenschaften des Verewigten lassen sein zu frühes Hinscheiden nicht nur als einen furchtbaren Schlag für Sie, sondern zugleich als einen Abbruch erscheinen, den die gebildeten Kreise Wiens erlitten haben. Wie Viele hat er gefördert, wie Vielen ist er mit dem Schatz seiner Erfahrungen beigestanden! Sein allgemeines Wohlwollen, seine Güte und das Sympathische seines Wesens machten auch die ihm ferner Stehenden zu seinen Freunden ...“. - Erwähnt in einem Brief auch ihre Lebensgefährtin Ida Fleischl. - Betty Paolis Lyrik wurde von den anspruchsvollsten Zeitgenossen wie Grillparzer oder Adalbert Stifter hoch geschätzt, und auch aufgrund ihrer kritischen Arbeiten und Übersetzungen galt sie als eine der wichtigsten Schriftstellerinnen Wiens. - 1 Brief ohne den Schluß. Abbildung

2563 Recke, Elisa von der, geb. Charlotte Reichsgräfin von Medem, Schriftstellerin, Mittelpunkt literarischer Salons in Berlin, Dresden etc. (1754-1833). Quittung mit eigh. Unterschrift „Elisa von der Recke geborne Gräfin von Medem“. 1 S. Schmal-quer-4to. Dresden 3.X.1810. 120 € 105


Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ „Fünf Hundert Thaler ... von den Herren Heinrich Wilhelm Bassenge & Co für Rechnung und nach Auftrag des Herrn Hofrath Parthey in Berlin richtig empfangen zu haben bescheinige hiermit doppelt nur für einfach gültig ...“. - Der mit Elisa lebenslang befreundete Musiker und Hofrat Daniel Friedrich Parthey (1745-1822), Schwiegersohn Friedrich Nicolais und Hofrat im Berliner Finanzdirektorium, übernahm ab 1811 die Leitung der Nicolaischen Buchhandlung in Berlin.

2564 Reuter, Fritz, mecklenburg. Dichter, plattdeutscher Erzähler und Dramatiker (1810-1874). Eigh. Brief m. U. „Fritz Reuter“. 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Eisenach 27.X.1864. 300 € An den Schloßhauptmann der Wartburg, Feriherrn von Arnswald. Der Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar habe sich neulich nach seinen „hochdeutschen Producten“ erkundigt. „... ich habe mir nun die Erlaubniß genommen, Denenselben das einzige, was ich in dieser Art aufzuweisen habe, ehrfurchtsvoll zu überreichen; und bitte Sie, verehrter Herr, diese meine Dreistigkeit gütigst zu vermitteln ...“. - Auf dem zweiten Blatt zwei Bleistift-Zeichnungen, die zwei männliche Köpfe mit Hut- und Haartracht des 16. Jahrhunderts zeigen.

2565 Rosegger, Peter, österr. Schriftsteller und Publizist, Hrsg. der Zeitschrift „Heimgarten“ (1843-1918). Eigh. Brief m. U. „Peter Rosegger“. 1 S. Gr. 8vo. Krieglach 31. VII.1914. 150 € An einen Herrn. „... Wie freue ich mich, wenn mein Ratschlag ein bischen Erfolg aufzuweisen hat! Mir kam vor einigen Tagen der Gedanke, im Heimgarten eine solche Notiz zu veröffentlichen; da erfuhr ich, daß das Augustheft schon gedruckt sei, wonach ich die Notiz in die Gr.[azer] Tagespost gab. In den Heimgarten kann sie erst Anfang September kommen, wenn sie bishin noch einen Sinn haben sollte. Freuen wir uns über das gegenwärtige Aufschwingen der Herzen! ...“. Der Dichter, ein Pazifist mit sozialem Anliegen, aber offenbar auch mit Nationalgefühl, verabschiedet sich „mit deutschem Gruß“. - Beiliegend eine Postkarte mit farbigem Porträt Roseggers nach einer Zeichnung von Ferd. Pamberger.

2566 Roth, Eugen, Münchener Schriftsteller, Redakteur, Lyriker und Erzähler, berühmt für seine philosophischen, mit leisem Humor gewürzten „Ein Mensch“-Gedichte (1895-1976). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. „Eugen Roth“. 1 S. Mit gedrucktem Briefkopf. Gr. 8vo. München 8. XI.1969. 180 € Gelegenheitsgedicht zum 75. Geburtstag seines Freundes Heinrich Grünewald. „November ists, der Wind weht kalt, / Bald ist verschneit der grüne Wald! - / Der Heinrich Grünewald jedoch, / Der hält gewiss sich lange noch: / Er grün‘ nicht nur zur Sommerszeit, / Nein, auch im Winter, wenn es schneit. / Es folgt ja ohnehin schon bald / Der Eugen Roth dem Grünewald, / So dass der nur für kurze Frist / Als Fünfundsiebziger älter ist ...“. 14 Zeilen, am Schluß signiert.

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„Arabisch, Persisch, Türkisch vortragen“ 2567 Rückert, Friedrich, Dichter, hervorragender Orientalist und Übersetzer (1788-1866). Eigh. Brief m. U. „Rückert“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Erlangen 5.XI.1840. 2.500 € Nach Auskunft des Einlieferers an Alexander von Humboldt, der Rückert, im Einvernehmen mit dem König von Preußen, eine Professur an der Berliner Universität angeboten hatte. „... Als ich, vor 14 Tagen ungefähr, Ihren ersten Brief in Neuseß empfieng, war er mir ein Stral, der mich plötzlich zur begeisterten Hoffnung eines neuen Lebens und Wirkens im Lichte einer dem Vaterlande glorreich aufgegangenen Sonne erweckte; um nun mit einem male mir alle Hemmnisse hin­wegzuräumen, that ich die beiden gleichkühnen Forderungen von 3000 rh und Sommerfreiheit. Als mein Brief an Sie und zugleich der an meinen Freund [Karl] John abgegangen war, erschrak ich erst über die Kühnheit meiner Hoffnungen, und verzagte an der Gewährung eines gar zu schönen Glückes. Doch John‘s erster Brief kam, und alles schien mir gewährt. Im wahren Rausche flog ich hieher, und fand hier als niederschlagendes Pulver für meine Aufregung Ihren zweiten Brief, dessen erster Eindruck war, daß ich Sie, hochverehrter Herr, durch meine kühne Offenherzigkeit müsse geirrt oder verstimmt haben; und ein so ehrwürdiges Bild sind Sie mir daß dieser Gedanke mehr als mein eigner gestörter Glückstraum mich beschäftigte. Doch am nächsten Tage kam John‘s zweiter Brief, und klärte alles auf: also nur ein äußeres Hindernis hat sich Ihren unveränderten überschwänglich gütigen Absichten für mich entgegengestellt; aber ich hoffe, es ist zu überwinden, und meine Hoffnung soll daran nicht scheitern. Als müßiger Poet dem hochherzigen König 2000 rh zu kosten, müßte ich mich schämen, am meisten vor Ihnen selbst, der Sie eine solidere, das Vaterland unmittelbarer anziehende Poesie bei den andern ernsten und wichtigen Leistungen Ihres langen Staats- und Geschäftslebens nur so mit in den Lauf gegeben haben ... Aber ich möchte auch nicht in einer völligen Sinecure von aller Theilnahme an der Hochschule ausgeschlossen seyn; vielmehr freute ich mich, Arabisch, Persisch, Türkisch, wenn auch nicht gerade die Anfangsgründe abwechselnd im Winter vorzutragen, auch wol für Missionszöglinge, nach Ostindien bestimmt, die Lan­ dessprachen ... die in Europa kaum gekannt sind, worin aber dort das Evangelium gepredigt wird ... Für dieses und Aehnliches, wozu ich mich freudigst erbiete, wird ja wohl das fehlende dritte Tausend von den Hülfsmitteln der Universität aufzubringen seyn, und wenn nicht ganz auf der Stelle, doch in sicherer naher Aussicht ...“. - Rückert kam tatsächlich nach Berlin, blieb sieben Jahre und erhielt nach seinem Abgang eine lebenslängliche Pension. - In ihrem Aufsatz „Ja! Wenn Berlin Bonn wäre!“ Friedrich Rückerts Berufung nach Berlin behandelt Ulrike Leitner Humboldts Einfluß bei dem Bemühen Friedrich Wilhelms IV. nach seiner Thronbesteigung, bedeutende Persönlichkeiten nach Berlin zu ziehen. Der vorliegende schöne und wichtige Brief (aus dem Humboldt auch in einem Schreiben an den König zitiert) ist ihr jedoch nicht bekannt. Er stammt ursprünglich aus der Sammlung des Kammerpräsidenten v. Strampff, die 1879 bei Lepke versteigert wurde. Abbildung

2568 Rühmkorf, Peter, Lyriker, Dramatiker, Essayist und Pamphletist, Mitglied der „Gruppe 47“, Inhaber sehr zahlreicher Literaturpreise (1929-2008). Eigh. Gedicht-Manuskript mit Selbstkarikatur und eigh. Begleitbrief m. U. „Peter Rühmkorf“. Zus. 8 S. auf 8 Bl. Gr. 4to. O. O. 1999. 300 €


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ envoyé l‘adresse de mon Isabelle. Je lui ai écrit et j‘ai reçu d‘elle la lettre la plus aimable: tu sais que c‘est une de mes anciennes amies, juge quel plaisir tu m‘as fait! ... Tes lettres sont si gentilles! J‘aime à te suivre dans tes récits. je te vois d‘ici, comme au Convent faisant de l‘esprit avec un grand sange froid et disant des choses charmantes avec ton petit air tranquille et posé. Je donnerais bien ... mais je ne sais pas quoi, comme on dit au Convent, pour te voir. Il me prend quelques fois des envies quand je suis à cheval de tourner la bride de Colette [ihres Pferdes] vers la route d‘Angers et je ne sais à quoi il tient que je n‘arrive en Bradamante et que tu ne me voies apparaître comme un revenant ... dans les ruines du Convent. - j‘ai si trois heures de la figure de ton cheval avec ton voile et ton chapeau. Toute la journée je croyais voir devant moi cette bonne physiognomie ...“. Erzählt dann von ihrem jungen Pferd und resümiert: „... Tu vas dire que je suis bien bête de te conter de pareille nonsense. Mais je n‘ai pas comme toi de jolies histoires à raconter. Je vis au fond de ma tanière d‘une manière fort monotone et rarement; quelque évenement vient faire diversion à mon petit train de vie accoutumé. Je m‘occupe tant que je peux et je philosophe dans mon petit coin. Eh bien je suis assez bête pour préférer ma solitude à tous les plaisirs mondains. et cela ne crois pas que ce soit par scrupule (c‘est une maladie dont je suis revenue), c‘est par goût. Quelle conversation vaut celle de mes livres, quelle sociétés quels plaisirs me sont amis doux pour moi qu‘une belle campagne? ...“. Zitiert dann fünf entsprechende Zeilen eines Gedichtes von Jacques Delille und stellt fest: „Non. Je ne pourrais plus vivre à la ville. J‘y mourais d‘ennui. j‘aime ma solitude passionément. Comme dit Isabella de la danse. Mais tu vas me prendre pour une sauvage. Sans ta politesse, tu me qualifierais presque d‘ours melliché ...“. - Reizender Jungmädchenbrief der später so berühmten Schriftstellerin; so früh und zugleich inhaltsreich sehr selten. - Beiliegend eine Ausfuhrgenehmigung des französischen Kulturministeriums vom Jahre 2000. Abbildung

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Auf 8 gez. Blätter verteilte Skizzen und Entwürfe zu einem Gelegenheitsgedicht für Hertha Borchert, wie Rühmkorf im Begleitbrief erklärt: „... anbei paar Kleinigkeiten / Winzigkeiten: sollte Gelegenheitsgedicht f. Frau Hertha Borchert werden (Mutter d. Dichters), die gestern ihr 85. feierte + bei der es ein paar Mißverständnisse auszuräumen / wegzuklären galt - Ist aber schließlich was ganz andres draus geworden - Entschuldigen Sie die Eile, war lange auf Reise + ersaufe in Post ...“. - Bei der Unterschrift des Autors versagte der Stift, so dass der Name halb in blauer, halb in grüner Farbe geschrieben ist. - Das Manuskript endet: „... Bleibe uns erhalten bis - erkaltbar - erkältbar / haltbar – gestaltbar - verwaltbar -“, darunter anstelle der Unterschrift eine Selbstkarikatur des Dichters. Abbildung

2569 Sand, George, (d. i. Amantine Lucile Aurore Dupin, Baronin Dudevant), französ. Schriftstellerin, befreundet mit vielen großen Musikern und Schriftstellern (18041876). Eigh. Brief ohne Unterschrift. 3 S., eng beschrieben. Mit Adresse. Gr. 8vo. Schloß Mohant 17.IX. (1821). 750 € Umfangreicher Brief der 17jährigen an ihre Internatsfreundin Émilie de Wismes (1804-1862) in Angers. Erklärt die Verspätung ihres Schreibens und bedankt sich: „... Tu es bien-gentille Chère amie de m‘avoir

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2570 - Eigh. Brief m. U. „G Sand“. 3 S. Gr. 8vo. Paris 25. II. (ca. 1843/1844). 450 € Nach einem verlorenen Prozess an ihren Rechtsanwalt, den sie mit Weisheit und Festigkeit zu trösten bemüht ist. „Quand on gagne son procès on est plus préssé de remercier son avocat que quand on l‘a perdu, et c‘est mal, c‘est ingrat, c‘est lâche. Pourtant je suis tombée dans ce péché et vous devriez ne pas me le pardonner. Je ne le pardonne pas à moi-même. Quoique ce ne soit pas aucune des mauvais sentiments que je signale, que j‘ai été paralysée. J‘ai eu toutes sortes de troubles et de contentions d‘esprits depuis quelque temps. Je n‘étais bonne à rien, et j‘attendais pour vous aller voir, comme éclaircie dans mon cerveau. J‘irai maintenant, je demanderais à Monsieur Bourdet à quel moment on ne vous dérange pas en vain donnant une poignée de main. Vous avez admirablement plaidé ma petite affaire, à ce qu‘on m‘a dit. Vous ne pouvez pas plaider autrement et vous y avez mis tout le zêle possible, je le sais. Le tribunal a fait une erreur, je le crois, mais un autre tribunal la réparera, je l‘espère. Ainsi n‘ayez pas de regret, et croyez bien que je suis toujours aussi fière de vous avoir pour défenseur dans mes grands ou petits procès. Gardez moi votre bienveillance et ne me jugez pas ingrate. J‘ai été dans ces derniers tems, dans une situation d‘esprit exceptionelle qui m‘avait fait oublier toute affaire positive de la vie. Vous savez qu‘on a de ces crises-là. Quand elles sont passé, on s‘effraye d‘être en retard avec les savoirs les plus sérieux et les plus doux ...“. - Im Text 2 kleine Brandflecken von Funkenflug. - Inhaltlich schöner, gehaltvoller und charakteristischer Brief. Abbildung Seite 110


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen 2571 - Eigh. Brief m. U. „G Sand“. 12/3 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. (Schloß Nohant 15.VII.1868). 250 € „Bravo, mon enfant. Je regrette bien de ne pas te voir, mais je suis bien enchantée des bonnes nouvelles que tu me donnes. 8000 F d‘appointe­ ments quand tu aspirais à en avoir 5000! - Je vois que tu t‘es bien gouverné, que tu as fait preuve de capacité et de courage, et que nos amis t‘ont bien secondé. - A quand le mariage, à présent? - Nos pauvres Boulet sont dans le chagrin dans ce moment, le père Desplantes se meurt, est mort peut-être d‘une fluxion de poitrine. Nous, nous allons tous bien, les enfants sont superbes. Aurore est un enfant adorable d‘esprit et de bon caractère ...“. - Mit „Aurore“ ist wohl ihre Enkelin (1866-1961) gemeint.

2572 Schlegel, August Wilhelm von, Dichter, Übersetzer, Philologe und Literaturhistoriker, zentrale Figur der dt. Frühromantik (1767-1845). Eigh. Brief m. U. „Schlegel“. 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. (Wohl Bonn nach 1818). 750 € An einen „Freund u. Gönner“, wohl ein Redakteur oder Schriftsteller. „... Wenn Ihr Bericht noch nicht abgegangen ist, so bitte ich Sie, ihn noch zurückzuhalten, bis ich Ihnen die Lage der Sache vorgetragen haben werde. - Erst heute erhalte ich das Protocoll der Sitzung vom vorigen Donnerstage nach dem gewöhnlichen Krebsgange dieser gebenedeieten Commission. Ich sehe daraus, daß ich mit ihr nicht weiter fortarbeiten kann. Ich weiß, was ich meiner persönlichen Würde schuldig bin. Wenn ich mich nur aus dem verwirrten Handel herausziehen kann, so leiste ich gern auf alles Verzicht, auch auf die Entschädigung für meine Reise- und Aufenthaltskosten. Ich bin noch nicht so bettelarm, daß ich diesen Schaden nicht übertragen könnte ...“.

2573 Schmidt, Erich, gefeierter Literaturwissenschaftler, Professor in Wien und Berlin, Präsident der GoetheGesellschaft, charismatische Persönlichkeit mit überfüllten Seminaren und zahlreichen prominenten Freunden in Literatur- und Theaterkreisen (1853-1913). Konvolut von 7 eigh. Briefen und 1 eigh. Postkarte m. U. „Erich Schmidt“. Zus. 21 S. Verschied. Formate. 1884-1907. 600 € Bis auf eine Ausnahme an die Schriftstellerin und Salonière Rosa von Gerold in Neuwaldegg bei Wien. Meist umfang- und geistreiche, charmante Briefe über literarische Themen. Einige Zitate: „... Ich helfe jetzt [Heinrich] Laubes Bibliothek ordnen und darf dabei einheimsen, was mir gefällt. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Zu der Bücherpassion kommt noch eine zweite: die fürs Theater. Ich habe schon dreimal ... im Schweiße meines Angesichts der Muse geopfert. Gestern eine lange Probe der M. Barnhelm mitgemacht, wo ich gern dreingeredet hätte und von der Hartmann, von Baumeister, Schöne u. Sonnenthal entzückt war. Wilbrandt hat es fertiggebracht noch bleicher zu werden; leider scheinen häusliche Wirren - dies unter uns seinen ... Namen vollends zu zerrütten. Er war übrigens sehr liebenswürdig und bleibt ein anziehender vornehmer problematischer Mensch. - Natürlich geht der Lessing-Biograph [Schmidt veröffentlichte 18841892 eine epochemachende Lessing-Monographie] heute wieder in Minna v. B. Ihnen kann ich nicht genug danken für die freundschaftliche Geduld, mit der Sie durch das Gestrüpp meines Buches vordringen, und den Honigseim Ihres unverdienten Beifalls. Ich muß jetzt sehr

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fleißig sein. - ‚Epilog‘ kann ohne weiteres auch in einem prosaischen, einem beschreibenden, einem wissenschaftlichen Werke als Synonym für ‚Schlußwort‘, ‚Nachwort‘ etc. gebraucht werden. Sie Glückliche können also schon den befreienden Augenblick berechnen, wo der Autor die Feder hinlegt und, mit seinem fertigen Manuscript liebäugelnd, behaglich sagt: Es ist vollbracht [Wien 12.IX.1884] ... Mein Lessingmanuskript hat, wie Goethes Faust lange Jahre, eine ‚große Lücke‘; Der Drucker ist mir auf den Fersen; feiere ich heute, so muß ich morgen am Pulte hocken. Eiserner Zwang! ...“ [Wien 28.V.1885]. Vor dem Umzug zum Goethe-Archiv nach Weimar schreibt er: „... Die Fülle von Güte, die Sie und Ihr unvergeßlicher Gemahl seit dem Herbst 1880 uns gespendet und die wir immer wie einen Gottessegen empfunden haben, ist eines der Hauptgewichte, welche meinen Fuß niederziehen, wenn ich ihn ausstrecke zum entscheidenden Schritt in eine neue Epoche, einen anderen Himmelsstrich. Halten Sie mich nicht für ungerührter als ich bin. Ich habe jetzt genug einsame Stunden, wo in meiner Seele Gegenwart und Zukunft, Besitz und Hoffnung miteinander ringen. Dann bitte ich das Schicksal um gute Menschen für mich und die Meinen, ein bischen so gut, wie wir Siein Freund und Leid, in heiterer Geselligkeit und in eigenstem Bildungsleben, im Engeren und Weiteren gefunden haben, um Sie nie ganz mehr zu verlieren ...“ [6.VII.1885]. Nach Besuch des Oberammergauer Passonsspiels: „... Ja, wir zetern und

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schimpfen in gotteslästerlichem Chor; ich denke schon an heimliche Flucht nach München. Schon nach Oberammergau fuhr ich nur noch in hundstägiger Hitze, um dort sofort die große Regenzeit zu beginnen. Die Oberlämmergeierin brandschatzte uns zwar für Lagerstatt und Frühstück, machte aber im übrigen bis zu meinem Champagnerfrühstück (zwischen Oelberg und Kreuzigung) die gastliche Châtelaine gegen uns litterarische Handwerksburschen; wie mir bald schien: in Hoffnung einer Recension ihres Romanes. Sie ist eine geschickte Frau, aber mir zu kolossalisch; eine karyatidenhafte Figur, so was man ein Mordsmensch nennt, und von einer Stimmkraft, daß man fast umsinkt vor dem Sturm dieser Rede. Sie hat ein Rrrr, vor dem die Mauern beben wie die Wälle Jerichos. Über die Passion müssen wir einmal mündlich uns aussprechen. Meine Eindrücke sind so zwiespältig, daß ich keine Formel habe [1.IX.1890]. Vom Berliner Vorlesungsbetrieb: „... Ich halte mich ... gerad über Wasser u. athme nun ein bischen auf, wenn ich Samstag die letzte Wochenvorlesung - vor den Töchtern Israels - hinter mir habe. Aber missen möchte ich es nicht, fortwährend eine bunte Menge von Menschen zu sehen, Einheimische und zu fûtirende Fremde wie jetzt die imposante Dame Cosima [Wagner] mit dem Knaben Siegfried und Isolde u. Eva. Dann giebt Ibsen mit Klein Eyolf psychologische und ethische Räthsel auf, über die sich so lebhaft streiten läßt, und Frau Wilbrandt [die Schauspielerin Auguste Wilbrandt-Baudius] debütirt als verrückte unheimliche Rattenfängerin ...“ [Berlin 21.I.1895]. Auch in den übrigen Briefen kommen Literatur (seine Lessing-Biographie) und Persönlichkeiten seines Umfelds zur Sprache. - Ein Brief tintenfleckig. - Beiliegend ein Zeitungsartikel der Wiener „Presse“ über Schmidts bevorstehenden Abgang von Wien nach Weimar (1885).

„Ernst Stadler. Praeludien. Herbst 1904“ (Umschlagtitel). Der erste Teil unter dem Titel „Bilder und Träume“ umfaßt 15 Gedichte: An die Schönheit, Stille Stunde, An ein Mädchen, Vom Gral, Erwachen, Träume, Wanderung (nach Henri de Régnier), Ausblick, Sonnwendabend, Der gelbe Mond (nach Henri de Régnier), Vor Sonnenaufgang, ohne Titel (später von anderer Hand ergänzt: Dunkle Fahrt), Abendleuchten, Erfüllung und Incipit vita nova. - Der zweite Teil, „Tage und Gestalten“, beginnt auf Blatt 23 und umfaßt die teils mehrseitigen Gedichte Semiramis, Der Harfenspieler, Schloß im Herbst, Spiel im Dämmer, Der Teich, Der Pavillon (nach Henri de Régnier), Im Treibhaus, Mittag, Das Mädchen spricht. - Die Gedichtsammlung „Praeludien“ erschien als erste lyrische Buchveröffentlichung Stadlers 1905 in einem Bändchen von 92 Seiten bei Singer in Straßburg und steht noch weitgehend unter dem Einfluß von George und Hofmannsthal. Einige wenige Gedichte waren bereits 1904 im „Magazin für Literatur“ abgedruckt worden. Der Singer-Band enthält 7 Gedichte mehr als die hier vorliegende Sammlung; sie sind offenbar erst später entstanden. Auch unser Manuskript wurde für den Druck verändert: die Mehrzahl der handschriftlichen Gedichte enthält gestrichene und verbesserte Stellen, und die hier noch „Bilder und Träume“ lautende Überschrift des ersten Teils ist im Druck durch „Traumland“ ersetzt. - Das letzte (leere) Blatt, das ursprünglich als Doppelblatt mit dem Titel den Umschlag des Ganzen bildete, ist stärker defekt; sonst gut erhaltene, überaus seltene und kostbare Sammlung beachtlicher Jugendwerke des so früh dem Weltkrieg zum Opfer gefallenen Dichters. - Im Jahrbuch der Auktionspreise 1950 ff., also seit 70 Jahren, ist nur ein einziges Autograph Stadlers verzeichnet: eine Feldpostkarte (bei Bassenge 1995). Abbildung

2574 Stadler, Ernst, hervorragender expressionistischer Lyriker, Literaturhistoriker, Professor in Brüssel, im Oktober 1914 an der Westfront gefallen (1883-1914). Eigen­ händiges, zweiteiliges Manuskript mit 24 Gedichten und Namenszug „Ernst Stadler“ beim Gesamttitel. 39 Bl. (Doppelbl. einzeln gezählt), davon 35 (jeweils einseitig) beschrieben. Lose Bl. 4to. (Wohl Straßburg) „Herbst 1904“. 20.000 € 110

2575 - Eigh. Gedichtmanuskript m. U. „Ernst Stadler“. 31/4 S. auf 4 Bl., vom Dichter nummeriert. 4to. O. O. (1902). 2.500 € „Baldur-Christus. (Aus einem Cyklus ‚Baldur‘)“. 58 Zeilen: „Und wieder ward der zeugende Tropfe Bluts aus Baldurs Wundenmalen / Zu roter Blüte erlöst in der Seele eines Menschen. / Das war, als der südliche


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Mittag mit glühenden Lippen / Verdurstend an den Steppen sog von Palästina. / Heiß gärte ihr Blut, und von der trocknen Straße stieg / Ein Feueralarm auf ...“. Am Schluß signiert. - In sich vollständiges Manuskript, Druckvorlage für den Erstdruck in „Johannisnacht“ (Straßburg, Singer, 1902). Der Druck des gesamten Zyklus erfolgte dann im August 1902 in der Zeitschrift „Der Stürmer“ (später: „Der Merker“). - Der Inhalt der Dichtung, die Kreuzigung Christi, ist hier schon in einer auffallend „expressiven“ Stimmungsmalerei dargestellt, der Erzeugung von Atmosphäre wichtiger ist als die Chronik der Handlung. - Büroklammer- und andere Gebrauchsspuren, wohl in der Druckerei entstanden. - Von größter Seltenheit.

2577 - Eigh. Gedichtmanuskript. 1 S. 4to. (Wohl Straßburg vor 1904). 1.500 € „An die Schönheit“. 13 Zeilen. Es handelt sich um das erste Gedicht aus der Sammlung „Praeludien“, das vorher (im Mai 1904) bereits im „Magazin für Literatur“ erschienen war. Gegenüber dem Druck in „Prae­ ludien“ finden sich Abweichungen: Statt „Nun legen zitternd sie die heißen Wangen“ heißt es hier: „Nun legen weinend sie die heißen Wangen“, und aus „Sommernachtgefunkel“ in unserem Manuskript wird im Druck „Sommertagsgefunkel“. - An den Rändern etwas angestaubt und gering fleckig; Gebrauchsspuren. - Von größter Seltenheit. Abbildung

2576 - Eigh. Gedichtmanuskript „Baldur-Christus (1902)“. 4 S. auf 1 Doppel- und 2 Einzelblättern, einseitig beschrieben. 4to. O. O. (wohl nach 1902). 2.000 € Sehr sorgfältige Reinschrift des vollständigen Gedichtes auf besserem Papier; wie die Datierung zeigt, wohl nach dem ersten Druck entstanden und in einem Wo rt verbessert: In der vorletzten Zeile, wo es hieß: „und wieder stöhnt der Sturm“ ist jetzt das Wort „wieder“ erkennbar zu „wilder“ verändert worden. - Die letzte (leere) Seite mit kleinem Tintenfleck; sonst schöne und äußerst seltene Dichterhandschrift. Abbildung

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2578 - Eigh. Feldpostkarte m. U. „Ernst“. 1 S. Celles (Frankreich) 1.IX.1914. 600 € Von der Westfront an seine Cousine Marta Stadler in Freiberg (Sachsen). „... Wir liegen wieder einmal in einem Quartier, das ist nach dem ewigen Biwakleben höchst wohltuend. Ich bin immer wohlauf und hoffe dasselbe von Euch. Herzlichen Dank für die Pulswärmer, die mir gestern gute Dienste geleistet haben ...“. - Mit der eigh. AbsenderAdresse: „Leutnant Stadler, Feld Art Reg. 80, 2. Batterie, XV Armeekorps, 39. Division.“


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2579 - Eigh. Feldpostkarte m. U. „Ernst“. 1 S. (Bleistift). Colbeny 24.IX.1914. 800 € An seinen Onkel, den Fabrikdirekor Aurel Stadler, und dessen Frau in Freiberg (Sachsen). „... Seit ungefähr 1 Woche sind wir nun in Frankreich, etwa 30 km südwestlich von Reims, nachdem wir vorher bei Löwen mehrere Tage im Gefecht gestanden. Hier wird von allen Seiten der Anmarsch auf Paris versucht, aber gerade für uns, die wir im Centrum der deutschen Linie stehen, ist die Aufgabe recht schwierig. Die Franzosen haben sich kolossal verschanzt und sind in ihren Beton­ befestigungen schwer zu kriegen. Mir ging es bisher immer gut ...“. - Mit derselben Absender-Adresse wie bisher: „Leutnant Stadler, Feld Art Reg 80 ...“. - Ein Wort wohl von der Zensur getilgt. - Gebräuntes Kriegspapier.

2580 - Eigh. Feldpostkarte m. U. „Ernst“. 1 S. (Bleistift). Craonne 3.X.1914. 1.200 € Dreieinhalb Wochen vor seinem Tod (bei Zandvoorde nahe Ypern) an seine Cousine Marta in Freiberg (Sachsen). „... Heute erhielt ich Deine prachtvollen Kniewärmer und die Cigaretten. Tausend Dank! Es ist wirklich rührend, wie Du für mich sorgst. Hier geht immer noch die Schlacht weiter. Die Hauptentscheidung wird wohl am rechten Flügel

fallen. Ich bin immer wohlauf, habe ein klein wenig rheumatische Schmerzen (wovon ich meiner Mutter aber nichts zu berichten bitte), gegen die mir Deine Kniewärmer vortreffliche Dienste leisten wird [sic!]. Vor ein paar Tagen habe ich das eiserne Kreuz erhalten ...“. - Dabei: Langrock, Hauptmann und Batteriechef in Stadlers Artillerieregiment. Eigh. Postkarte m. U. „Langrock, Hauptmann u. Batteriechef 2. Bttr., F. A. R. 80.“ 1 S. (Kopierstift). „Im Felde“ 16.XI.1914. - An Marta Stadler. „Ihre an den leider gefallenen Leutnant Ernst Stadler gerichtete Paket-Sendung habe ich mir erlaubt im Sinne des Verstorbenen zu Gunsten meiner Batterie, bei der er den Feldzug mitmachte, zu verwenden. Mit vorzüglichster Hochachtung u. herzl. Dank der Empfänger ...“. - Auch die anderen Absender von Paketen an Stadler erhielten diese Mitteilung. - Der frühe Tod dieses hochbegabten Dichters und Schriftstellers, bereits in der Anfangsphase des Weltkriegs, reiht sich ein in den langen Zug von menschlichen Schicksalen, deren kurzes Dasein bereits ausreichte, den immensen Verlust an geistiger und künstlerischer Kultur in der Barbarei des Krieges zu begreifen.

2581 Staël-Holstein, A.-L. Germaine Baronne de, geb. Necker, Schriftstellerin, Verfasserin von „De l‘Allemagne“ (1766-1817). Eigh. Brief m. U. „M. de Staël“. 3 S. Doppelblatt mit Lacksiegel. Gr. 4to. Pisa 12.XII.1815. 1.200 € 113


Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Quer-gr. 8vo. Weinroter Lederband d. Z. (Ecken und Kanten beschabt) mit vergoldeter Bordüre auf beiden Deckeln, goldgepr. Aufdruck „J. G. W.“, reicher Rückenvergoldung und Rückentitel „Denkmahl der Freundschaft“ sowie Goldschnitt und Buntpapiervorsätzen. 1784-1796. 450 € Die meisten Beiträge in Magdeburg, wo Wieler offenbar die 1778 gegründete Handlungsschule besuchte, von der sich auch mindestens drei seiner Lehrer eingetragen haben, ferner Kommilitonen, davon etliche aus Berlin stammend. Weitere Eintragungen in Berlin, dann 1787 Schlesien (Schmiedeberg, Hirschberg) und ab 1790 Braunschweig, zwischendurch immer wieder Magdeburg. Von der alteingesessenen Magdeburger Honoratiorenfamilie Sandrart ist ein J. P. Sandrart vertreten. Von den Illustrationen ist die reizvolle Darstellung eines Kontors mit zwei Kanzlisten sowie ein hübsches Quodlibet mit Musiknoten und einer Hanswurst-ähnlichen Figur hervorzuheben. - 1 Blatt mit Ausschnitt; stellenweise etwas stockfleckig; mäßige Gebrauchsspuren. Abbildung

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Interessanter Brief an einen einflußreichen Engländer, den sie um Hilfe beim Verkauf von Staatsanleihen bittet. „... le debarquement de bonap. [arte] m‘aura fait perdre six cent mille francs ce qui n‘est jamais agréable. j‘espère cependant avoir un million des inscriptions qui nous ont été donnés, mais je n‘en toucherai pas un sou puisque je le partage entre mes enfants ...“. Sie bittet ferner, die folgenden Zeilen in die englischen Zeitungen zu lancieren: „Madame de Staël qui est maintenant en italie n‘a jamais vu la princesse de galles et ne se propose en aucune manière de la rejoindre dans ses voyages ... je tiens beaucoup à cet article parce que (ceci entre nous) la conduite de la p[rin]cesse de galles est tel que ce seroit presque une honte d‘avoir le moindre rapport avec elle ... [die Princess of Wales, geb. Prinzessin Karoline von Braunschweig, lebte in unglücklicher Ehe mit dem späteren König Georg IV.] je n‘ai pas une nouvelle à vous dire de pise, c‘est le plus ennuyeux séjour de la terre mais il me semble que le climat fait du bien à mon ami malade [John Rocca, der Vater ihres Sohnes Louis] et j‘attends ici l‘arrivée de mon fils et peut être d‘un gendre si je puis arranger bientôt mes dispenses du pape ...“. - Am 15. und 20 Februar des folgenden Jahres vermählte sich der Herzog Victor de Broglie mit ihrer Tochter Albertine nach katholischem und anglikanischem Ritus. - Kleine Faltenrisse. Abbildung

2582 Stammbuch des J. G. Wieler, Schüler der Handlungsschule in Magdeburg. Ca. 138 Bl., davon 63 S. beschrieben oder illustriert. Mit 5 Aquarellen bzw. Gouachen, 1 Grisaille-Zeichnung und 1 Bleistiftzeichnung. 114

2583 - des Johann Nicolaus Walther aus Sonnenberg (Meiningen). Ca. 120 Bl., davon 55 S. beschrieben oder illustriert. Mit aquarelliertem Titel, 2 weiteren Aquarellen, 1 Gouache, 1 Grisaillezeichnung und einer Federzeichnung unter einem „Lampion“. Quer-4to (15 x 24 cm). Dunkelgrüner Lederband d. Z. mit sehr reicher orna­ mentaler Vergoldung (Blüten, Blattwerk und Ampeln) auf beiden Deckeln, dem Rücken und den Stehkanten, weinrot gerahmtem Deckelschild „Johann Nicolaus Walther. 1790“ mit goldgepr. Blütenzweigen sowie Vasen als Eckstücke, rotem Rückenschild „Denckmal der Freundschaft“ und Goldschnitt. 1790-1795. 800 € „Denkmal der Freundschaft für Johann Nicolaus Walther, von Sonnenberg, im Sachsen Meinungischen im Jahr 1790“ (kalligraphisch und mit Rosenguirlande gestaltetes Titelblatt). Das ungewöhnlich großformatige Stammbuch wurde offenbar für einen Zögling aus wohlhabender Familie gefertigt: Der überaus prächtige Einband und die ca. 120 Blatt feinsten Schreibpapiers lassen auf eine der besten und teuersten Werkstätten schließen. Der erste Eintrag (vom 5. Januar 1790) stammt noch aus Sonnenberg. Die folgenden zwei Jahre bringt Walther in Frankfurt am Main zu; dann folgen Bamberg (Eintragung von Christian Friedrich Hendel aus London), 1792 Groß-Glogau in Niederschlesien (Eintragung von Christian Adam Baron von Loelhoefel von der Loewensprung), Neustadt an der Heyd und schließlich Wien, wo sich Walther bis 1794 aufhält, mit Unterbrechung im Jahr 1793: Im April und im Oktober weilt er in seiner Heimatstadt Sonnenberg, mit einem Abstecher in Jena, wo ein Freund einen Vers vom „Mikroscopium“ einfügt. Dann ist Walther wieder in Wien und schließlich im März 1795 in Graz; dort enden die Eintragungen. Mehrmals tragen sich „Aktuare“ ein, was Rückschlüsse auf Walthers Beruf (Jurist?) zuläßt. 1793 wird in Sonnenberg aus Ewald von Kleist zitiert, 1795 in Graz aus Lavater. Ein Blatt mit einem Beitrag aus Wien vom 29. Nov. 1789 ist vermutlich nachträglich eingefügt. - Die reizvollen Zeichnungen zeigen zweimal junge Damen mit neuester Hutmode (1 signiert: Joh. Reidner), eine Dame auf einer Parkbank und - in großem Format - eine Gouache mit emblema­ tischem Charakter: eine im Gras ruhende, lorbeerbekränzte weibliche Figur, die Gesetzestafeln hält, vor ihr ein Schwan auf einem Teich.


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Darüber links Gewitterwolken mit zuckenden Blitzen, rechts rosa Wolken, aus denen sich eine Hand mit Lorbeerkranz und Zweigen senkt. - Alles in einem für diese Zeit ungewöhnlich großen Stammbuch mit einem gut erhaltenen, prachtvoll verzierten Meistereinband. Abbildungen Seite 116

2584 - der Caroline Barsekow aus Kloster Zinna (Mark Brandenburg). Ca. 67 Bl., davon ca. 94 S. beschrieben oder illustriert. Mit 5 Aquarellen, 1 Grisaille-Malerei, 1 Bleistiftzeichnung, 2 Schmuckpapier-Arbeiten, 2 Kupferstichen, 3 Seidenstickereien und 1 Haarzopf. Quer-8vo. Seidenband d. Z. (stark beschabt und fleckig; ohne Rücken) mit Resten von Deckelvergoldung und goldgepr. Deckelaufdruck „J. CH. C. B. 1806“ sowie Goldschnitt. 1806-1824. 150 € Obwohl in Berlin begonnen, stammen die allermeisten Eintragungen von Verwandten und Freunden aus Stadt und Kloster Zinna, einige weitere aus brandenburgischen Orten wie Jüterbog, Treuenbrietzen oder Jühnsdorf, aber auch jährliche Aufenthalte in Leipzig und Berlin sind dokumentiert. Bei vielen Beiträgern hat die Inhaberin später auch das Todesdatum und die Umstände nachgetragen, z. B. „Er ward erschossen am Bußtag Morgen“ oder „Sie ward ein Opfer der Kollera, zu Berlin“. Von den hübschen Illustrationen sind ein blumenverzierter „Lampion“ mit Faden zum Hochziehen, ein großer Schmetterling, unter dessen abhebbarem Flügel sich ein Totenkopf verbirgt, und drei kunstvolle Seiden- und Perlen-Stickereien hervorzuheben. Einige Aquarelle zeigen Rosen-Darstellungen. - Etliche Blätter gelöst; stärkere Gebrauchsspuren.

2585 - Stammbuch-Kassette einer Laura aus Salzungen (Thüringen). Ca. 44 Bl., davon ca. 67 S. beschrieben oder illustriert. Goldschnitt. Mit 7 aquarellierten Federzeichnungen, 1 Grisaille, 1 Federzeichnung, 1 Bleistiftzeichnung und 3 Haarlocken. Lose Bl. in grüner Halbleder-

Kassette um 1835 in der Art eines Stammbuchs, mit reicher Rückenvergoldung und rotem Rückenschild „Freunden Gewidmet“ sowie vergoldeter Bordüre und reicher ornamentaler Blindprägung auf beiden Deckeln. 1816-1839. 200 € Wohl Stammbuchblätter-Sammlung aus mehreren Epochen und vielleicht von mehreren Personen, aber alle aus dem thüringischen Raum. Fast alle Eintragungen von Verwandten, Freunden und „Brüdern“ in Salzungen und Meiningen, ab 1837 auch in Erfurt; einige Beiträge aus anderen kleinen Orten wie Wasungen und Mihla. Unter den Illustrationen ein Blatt mit 5 sehr zierlich gefertigten kleinen Ansichten (Hildburghausen?); ferner Blumen-Arrangements und Denkmäler der Freundschaft. Unter den Textbeiträgen ein spaßiger Vierzeiler, bei dem die zweite Hälfte der Zeile jeweils das Gegenteil der ersten aussagt: „Dir wünsch ich den Teufel (weit hinter den Rücken); / Dich treffe der Blitz (von den lieblichsten Blicken); / Der Donner zerschlage (der Mißgunst die Beine), / Daß Dich (nur die Sonne der Wohlfarth bescheine).“ - Ein Rückengelenk etwas angebrochen.

2586 Stirner, Max. - Mackay, John Henry, Berliner Schriftsteller, wichtiger Biograph und Herausgeber Max Stirners, Verfechter des „individuellen Anarchismus“, Mitbegründer des literarischen Naturalismus, verkehrte im Friedrichshagener Dichterkreis (1864-1933). Eigh. Brief m. U. „John Henry Mackay“. 1 S. 4to. Berlin 14.V. 1892. 150 € An eine Zeitungsredaktion. „... haben Sie die Güte Ihren Lesern die Mittheilung zu machen, dass an dem heutigen Tage an dem Hause NW Philippstrasse 19 eine Granit-Tafel angebracht wurde mit der Inschrift: In diesem Hause lebte seine letzten Tage Max Stirner (Dr. Caspar Schmidt 1806-1856), Schöpfer des unserblichen Werkes: ‚Der Einzige und sein Eigenthum‘. 1845. - Die Tafel wurde auf meine Veranlassung hin und aus den Erträgnissen einer von mir veranstalteten Sammlung errichtet ...“.

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2587 Sudermann, Hermann, sehr erfolgreicher Dramatiker und Erzähler des Naturalismus (1857-1928). 3 Briefe m. U. „H. Sudermann“ bzw. „Hermann Sudermann“, davon 2 eigenhändig, 1 maschinenschriftlich. Zus. 71/2 S. Kl. 4to und quer-gr. 8vo. 1895-1921. 180 € Aus Berlin schreibt Sudermann am 14. Mai 1895 an einen „Herrn Doktor“, möglicherweise an den Literatur- und Theaterkritiker Paul Schlenther, der mit der Schauspielerin Paula Conrad verheiratet war. „... Gestatten Sie mir, daß ich durch Sie Ihrer verehrten Gemahlin zu dem warmen, schönen Erfolge, den sie gestern errungen hat, meinen aufrichtigsten Glückwunsch auszusprechen. Ich war im Theater und habe mich freudig durch die Dichtung fortreißen lassen. - Die Angelegenheit, über die wir bei unserer Münchener Begegnung des Längeren sprachen, habe ich so straff, wie es mir geboten schien, weiter verfolgt ...“. - Ein umfangreicher Dankesbrief (für Glückwünsche zum Geburtstag) vom 3. Oktober 1904 an eine Freundin entstand auf Sudermanns

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Schloß Blankensee bei Trebbin. „... Was Sie gequält und geärgert hat, möge ... begraben sein! Wir alle haben nie ganz verschüttete Quellen von neuer Jugend ... in uns. Wir brauchen nur einmal ordentlich nachzuforschen, dann finden wir sie schon. So ist es mir in diesem Jahr ergangen. Die große Reise, die ich in vorigem Herbste unternahm – vielleicht hörten Sie davon - und die, so lange sie dauerte, mir durchaus kein Heil zu bringen schien - im Gegentheil! - ist schließlich ein Jungbrunnen für mich geworden. Meine Arbeitskraft ist mobil, mein Nachtschlaf kommt wieder, ich fühle wieder, daß ich zum Leben da bin ...“. - Der dritte Brief, am 24. Okt. 1921 in Sudermanns Villa in Berlin-Grunewald geschrieben, ist wieder an einen „Herrn Doktor“ gerichtet, der ihn - vergeblich - für ein großes, neuer Bühnenkunst gewidmetes Theaterprojekt gewinnen will. „... Der sich expressionistisch nennenden Bühne stehe ich feindlich gegenüber, weil ich sie für ein Verderbnis unseres deutschen Theaterwesens halte, und würde darum von Herzen wünschen, dass ihr in Ihrer Aufführungsreihe kein Platz vergönnt werde ...“. - Der erste Brief leicht fleckig und gelocht.


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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2588 Tolstoi, Leo Graf, russ. Schriftsteller (1828-1910). Eigh. Brief m. U. In russ. Sprache. 4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. O. O. 18.IX.1898. 2.000 € An Konstantin Mitrofanowitsch Masurin, einen wohlhabenden Fabrikantensohn, der als Musik- und Literaturwissenschaftler tätig war. Tolstoi bittet ihn um Unterstützung für die in Bedrängnis geratene Gemeinschaft der Duchoborzen („Geisteskämpfer“). „... ich wende mich an Sie mit der Bitte um Hilfe für eine ganze Bevölkerungsgruppe, die selbst die hohen Ideale verwirklicht hat, zu denen die ganze Menschheit strebt. Ich spreche von den Kaukasischen Duchoborzen. Da sie den Militärdienst mit dem christlichen Leben nicht für vereinbar halten, kamen und kommen sie der Militärpflicht nicht nach. Die Regierung konnte das nicht zulassen und leitete gegen sie eine Verfolgung ein, die infolge der Grobheit der kaukasischen Verwaltung und der von ihr begangenen Fehler sehr grausam war. Die Duchoborzen baten um Erlaubnis auszuwandern, aber früher sehr wohlhabend, sind sie jetzt dermaßen verarmt, dass ihnen keinerlei Mittel zur Verfügung stehen, um nach Kanada zu übersiedeln. Dort bekämen sie Land ...“ (Übers.). Er füge einen Brief seines Freundes Tschertkow bei, in dem alle Angaben über die Auswanderung von zunächst 2000 Duchoborzen nach Kanada enthalten sind. Dieser umfangreiche Brief liegt hier in einer vielleicht von Tolstoi veranlassten Teil-Abschrift bei, in der auch der Tolstoi-Biograph Aylmer Maude erwähnt wird, der als amerikanischer Mittelsmann in der Angelegenheit behilflich war. - Die Glaubensgemeinschaft der Duchoborzen, von den Quäkern beeinflußt, lehnte u. a. Eid und Kriegsdienst ab. In Russland brutal verfolgt, wanderten sie mit Tolstois Hilfe - in großer Zahl nach Kanada aus. Abbildung Seite 117

2589 Urzidil, Johannes, deutsch-böhmischer, später amerikan. Schriftsteller, Kulturhistoriker und Journalist (1896-1970). Eigh. Brief m. U. „Johannes Urzidil“. 13/4 S. (Kugelschreiber). Mit gedrucktem Briefkopf. Gr. 4to. New York 27.VIII.1968. 180 € An einen Verehrer in Hannover, dem er mit Bedauern erläutert, warum ihn seine bevorstehende Vortragsreise mit 15 Lesungen in 8 Städten Europas nicht nach Hannover führe. Kommt dann auf den Dramatiker Fritz von Unruh zu sprechen: „... Lassen Sie sich die Verstimmungen Unruhs nicht zu Herzen gehen. Er ist nun eben ein alter Herr, der seine vergangenen Verdienste gelassen tragen sollte, aber diese Zurückhaltung ist nur wenigen eigen. Sie wissen ja wohl auch, daß er emotionell launenhaft ist, weshalb es nicht viel Sinn hat, sich seinetwegen zu kränken. Ich bin begierig, wie mein Verhalten sein wird, wenn ich einmal - so Gott will - in einem Dutzend Jahren sein Alter erreicht haben werde. Vielleicht haben Sie dann Anlaß, mich an diesen meinen Brief schonend zu erinnern. - Der Artemis-Verlag bringt in den nächsten Wochen einen neuen Einzelband von mir heraus: ‚Bist du es Ronald‘ ...“. - Zum Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei schreibt Urzidil: „... Daß ich erschüttert und tief betrübt bin über das Schicksal meines Geburtslandes, versteht sich von selbst. Die späten Ausläufer der Tragödie, deren Zeugen wir seit 1914 sind! Welch ein Zeitalter! ...“.

2590 Voltaire, François Marie Arouet, gen., der führende franz. Schriftsteller und Philosoph des 18. Jhdts (1694-1778). Konvolut zeitgenössischer Abschriften von 118

43 Briefen Voltaires und 77 Briefen seiner Arbeits- und Lebensgefährtin Emilie Le Tonnelier de Breteuil, Marquise du Châtelet-Laumont. Zus. mehr als 200 S. 4to. In zeitgenöss. Papier-Umschlägen und einem PergamentUmschlag mit Verschluß-Schnüren sowie der Aufschrift „Pernaud“. O. O. (wohl um 1770). 4.000 € Alle Briefe sind an den Mathematiker Pierre-Louis Moreau de Maupertuis gerichtet, wie die Umschlag-Beschriftungen angeben: „Lettres de Mr de Voltaire à Mr de Maupertuis pendant les années 1732-1741“ [recte: 1746] bzw. „Lettres de [fälschlich:] Mr de Voltaire à Mr de Maupertuis depuis 1734 jusq‘à 1741“. Die Mehrzahl der Briefe ist im Schloß Cirey verfaßt, wo die Marquise du Châtelet, eine hochgebildete Mathema­ tikerin und Physikerin, dem in Paris verfolgten Voltaire für mehr als 15 Jahre Zuflucht gewährte und auch gemeinsam mit Voltaire ein Buch über die „Elemente der Philosophie Newtons“ verfaßte. Der unbekannte zeitgenössische Kopist der Briefe hat die Orthographie vereinheitlicht, Abkürzungen aufgelöst, vereinzelt Auslassungen des Originals ergänzt und bei den oftmals undatierten Briefen Datierungen versucht. Deshalb ergeben sich öfter Differenzen zwischen den hier vorliegenden Abschriften und dem Druck in der kritischen Ausgabe der Korrespondenz Voltaires von Theodore Besterman im Rahmen der „Oeuvres complètes“ (Genf und Toronto 1968 ff.). Soweit erkennbar, umfassen die hier vorliegenden Brief-Abschriften Voltaires den Zeitraum D533D2866 bei Besterman, die Brief-Abschriften der Marquise den Zeitraum D700-D2522. Ob alle Briefe bei Bestermann gedruckt sind, konnten wir nicht feststellen, da viele wegen fehlender oder abweichender Datierung nur mit großem Zeitaufwand zu finden wären. Da die oft genauen Datierungen von Hand des Kopisten zuweilen von Besterman abweichen, viele der Abschriften auch Anmerkungen des Kopisten enthalten, dürfte das große Konvolut von 120 Briefen von Hand eines zeitgenössischen Kopisten nicht ohne Wert für die Voltaire-Forschung sein. - Beiliegend ein Gedichtmanuskript von anderer Hand: „Mde D...y par Mr de Voltaire: ‚Jeune et charmant objet, à qui pour son partage / Le ciel a prodigué les tresors les plus doux / Les graces, la beauté, l‘esprit et le veuvage / jouissés du rare avantage ...‘“ (27 Zeilen). Abbildung

2591 Wolf, Christa, Schriftstellerin, Trägerin zahlreicher Literaturpreise (1929-2011). 1 eigh. Briefkarte und 1 masch. Brief m. U. „Christa Wolf“. Zus. 11/2 S. Mit den Umschlägen. Quer-8vo und gr. 4to. Kleinmachnow bei Berlin 30.I.1975 und 20.II.1976. 150 € An einen Universitätsprofessor in Leiden. „... ich möchte Ihnen doch schnell schreiben, daß Ihre Fontane-Arbeit bei mir angekommen ist. Ich danke Ihnen herzlich. Gelesen habe ich sie noch nicht. Ich hoffe doch, daß es einmal zu einer Begegnung kommt, wenn Sie wieder in Potsdam sind [30.I.1975] ... ich weiß, daß ich Ihnen durch diesen Brief eine große Enttäuschung bereite ... Ich bin vor ein paar Tagen mit meinem Manuskript fertig geworden. die letzten Wochen waren sehr erschöpfend. Gestern und heute habe ich nun versucht, mich der Fragen anzunehmen, die Sie mir auf dem Zettel hiergelassen hatten. Ich mußte einsehen: Es geht nicht. Ich bin vielleicht zu müde, aber es widersteht mir überhaupt, mich sozusagen ‚theoretisch‘ zu äußern, augenblicklich jedenfalls. Es muß sich anscheinend erst wieder etwas Neues ansammeln, ich ertappe mich, daß ich mich wiederhole, und das darf es nicht geben. Daher werde ich also dieses schriftliche Interview für Ihre Zeitschrift, die ja sehr sympathisch ist, nicht abliefern, was mir sehr leid


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___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen tut, Ihrentwegen. In kurzem fängt dann auch schon die Unruhe wegen des Umzugs an, der Ende März sein wird ... Sie sehen, es ist schwieriger mit mir, als Sie zuerst sicher dachten ...“ [20.II.1976].

2592 Zola, Emile, franz. Schriftsteller, führende Persönlichkeit des franz. Naturalismus (1840-1902). Eigh. Brief m. U. „Emile Zola“. 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Médan 28. IX.1879. 450 € An den Literaturkritiker Albert Wolff, später Herausgeber des „Figaro“, der ihn um ein Interview gebeten hatte. „... Je suis tout à votre disposi­ tion, mais si la chose presse, vous devriez m‘ecrire et je répondrais, car je n‘irai à Paris que vers le 10 oct. Le pis est que je ne puis vous inviter à venir ici, car la maison est pleine de peintres et de tapissiers, au point qu‘on me chasse moi-même de toutes les pièces. Pouvez vous attendre jusqu‘au 10? Je vous préviendrai et j‘irai chez vous ...“. - Der Abdruck von Zolas Roman „Nana“ begann am 16. Oktober 1879 in der Zeitschrift „Le Voltaire“ und lief bis zum 5. Februar 1880. Am 12. Oktober erschien im „Figaro“ ein Artikel von Albert Wolff über „Nana“, offenbar ein Ergebnis des hier behandelten Interviews.

2593 - Eigh. Brief m. U. „Emile Zola“. 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Paris 28.I.1884. 450 € An den (nicht genannten) Maler Hector Giacomelli, der mit Zola befreundet war. „... Vous ne lisez pas les feuilles, vous ne savez donc pas ce qu‘il se passe? Pot-Bouille, malgré le succès de la première, n‘a guère fait d‘argent et disparait demain soir, je crois. En tout cas, le directeur refuse rageusement des places, avec l‘espoir de se refaire dans les convulsions de l‘agonie ..“. - Es handelt sich um die Bühnenfassung von Zolas gleichnamigem Roman (deutsch: „Ein feines Haus“), dem zehnten Teil des Zyklus „Les Rougon Macquart“. Er wurde 1883 von William Busnach als Theaterstück adaptiert und am Théâtre de l‘Ambigu-Comique uraufgeführt.

2594 - Eigh. Brief m. U. „Emile Zola“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Médan 1.I.1886. 800 € Aufschlußreicher Brief an einen Freund, dem er für dessen „bon souvenir“ dankt. „... et croyez que nous pensons souvent aussi à vous. Mais quels chemins, si vous vous risquez jusqu‘à Médan! Le pis est que la grosse fortune dont les journeaux m‘accusent, ne me permet pas encore d‘envoyer une voiture à mes invités. En tout cas, si le temps vous effrayait, rappelez vous que nous vous attendons en mars pour déjeuner à Paris. Un mot simplement qui nous prévienne, et nous seront très heureux. Moi aussi j‘ai trop travaillé, je travaille encore trop, cloitré ici pour deux mois, par le fin de ce roman dont on vient de commencer la publication plus tôt que je ne le voulais. Il n‘y a pas de supplice pareil, à entendre un feuilleton galoper derrière vous et toujours menacer de vous rattraper. Je ne perds plus une heure ...“. Abbildung

2595 - Eigh. Brief m. U. „Emile Zola“. 2 S. Doppelbkatt. Gr. 8vo. Médan 13.V.1887. 800 € An eine „chère madame“, vielleicht eine Schauspielerin. Vielerlei Verzögerungen hätten leider das kleine Fest verhindert, das sie sich alle zur Feier der 100. Aufführung seines Stückes „Le Ventre de Paris“ versprochen hätten. „... Et j‘aurais voulu, au moins, vous aller serrer la main hier soir. Mais vous n‘imaginez pas les occupations et les soucis qui m‘acca­ blent en ce moment. - Aussi est-ce pour cela que je me résigne à vous envoyer par lettre toute la gratitude que j‘aurait désidé vous exprimer de vive voix, à vous ... et aux vaillants artistes qui ont fait le succès de la pièce, et qui l‘ont maintenue avec tant de conviction et de volonté. Veuillez vous faire mon interprète auprès d‘eux, et veuillez tous croire au bon souvenir que nous gardons, Busnach et moi, de cette campagne faite dans une si bonne entente et de si grand coeur ...“. - Das fünfaktige Stück „Der Bauch von Paris“ von Zola und William Busnach wurde am Théâtre de Paris (später: Théâtre Sarah Bernhardt) am 25. Februar 1887 uraufgeführt und war ein großer Erfolg. Am 3. Mai 1887 veröffentlichte Zola einen Artikel darüber in „Le Figaro“.

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Georg Heym und sein näherer Umkreis Dass wir in unserer Autographen-Abteilung diesmal nicht nur eine Anzahl von Schriftstücken des großen Expressio­ nisten Ernst Stadler anbieten können, sondern sogar ein eigenes kleines Kapitel für einen vielleicht noch bedeu­ tenderen Zeitgenossen Stadlers, den ebenso früh ums Leben gekommenen Georg Heym einrichten konnten, verdanken wir dem Forschungseifer, Spürsinn und editorischen Verant­ wortungsgefühl eines der vielseitigsten und glänzendsten Germanisten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, des Hamburger Literaturwissenschaftlers Karl Ludwig Schneider. 1919 in Hamburg geboren, zeigte schon der Schüler eine Neigung zum regen Gedankenaustausch und zu neugieriger Kommunikation, die ihn in den 1930er Jahren den verschiedenartigsten Jugendgruppen und -verbänden beitreten ließ und beim Besuch der Lichtwark-Reformschule auch für das Phänomen des pathetisch an der Welt leidenden Expressionismus begeisterte. Schon bald nach der Reifeprüfung zum Militär eingezogen, lernte er nicht nur den Krieg in Polen, Frankreich und Russland kennen, sondern bei genehmigten Studien-Urlauben auch einige der heimlichen Gegner des NS-Regimes. Er befreundete sich mit Hans Leipelt (der noch im Januar 1945 hingerichtet wurde) und mit einer Gruppe junger Leute, welche die Münchener Flugblätter der „Weißen Rose“ in Hamburg zu verteilen suchten. Im November 1943 verhaftet, wurde Schneider ins KZ Neuengamme verbracht und durch eine Reihe anderer Haftanstalten geschleust, deren zunehmende Zerstörung schließlich seine Unterbringung in Stendal zur Folge hatte.

Arbeit über das Thema „Der bildhafte Ausdruck in den Dichtungen Georg Heyms, Georg Trakls und Ernst Stadlers. Studien zum lyrischen Sprachstil des deutschen Expressionismus“. Hier wurde der geistige Grundstein für die Sammlung von Handschriften gelegt, die bei uns jetzt zur Versteigerung gelangen. Schneider blieb als Assistent bei Pyritz, bis er sich 1958 mit einer Arbeit über „Klopstock und die Erneuerung der deutschen Dichtersprache“ habilitieren konnte. Im Juli 1960 erhielt er dann den Lehrstuhl für Deutsche Philologie und Literaturwissenschaft, den er bis an sein Lebensende innehatte und nun neben den Vorlesungen zu einer immensen Fülle von Veröffentlichungen, Vorträgen und Kongress-Teilnahmen nutzte. Hatte er schon 1954 zwei Bände „Ernst Stadler. Dichtungen und kritische Schriften“ herausgegeben, so folgten 1960-1964 drei Bände „Georg Heym. Dichtungen und Schriften. Gesamtausgabe“, 1968 „Georg Heym. Dokumente zu seinem Leben und Werk“ und 1977 „Georg Heym. Das lyrische Werk“. Für diese Editionen hatte Schneider keine Mühe gescheut, nach Persönlichkeiten aus Heyms Umkreis zu forschen, die die NS-Zeit überlebt haben könnten und ihn vielleicht mit Auskünften und Erinnerungen unterstützen würden. Glücklicherweise war einer der engsten Freunde und treuesten Unterstützer Heyms, der Schriftsteller Erwin Loewenson (1888-1963), noch am Leben sowie in der Lage und gewillt, Schneider mit wertvollen Handschriften zu beliefern, die zur Kenntnis der allzu kurzen Schaffensperiode des überragenden Lyrikers Wesentliches beitrugen.

Der Verhandlung wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung“ etc. mußte er nicht mehr beiwohnen, weil er im April 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurde. Nach Hamburg zurückgekehrt, nahm Schneider das Studium der Neueren deutschen Literaturwissenschaft, Anglistik und Philosophie wieder auf und gründete zugleich die als Studentenzeitschrift konzipierte „Hamburger Akademische Rundschau“, die ein hohes Niveau anstrebte und Beiträge namhafter Autoren wie Thomas Mann, Max Brod, Egon Friedell, Ortega y Gasset, Bertrand Russell oder Hermann Hesse druckte. Bis zur Einstellung der Zeitschrift 1950 hatte Schneider auf Reisen in die Schweiz und nach England eine Vielzahl wichtiger Kontakte geknüpft und war in der Schweiz wieder zwei Organisationen beigetreten, hatte sich dort auch um einen Sanatoriumsplatz für Wolfgang Borchert und um die Veröffentlichung von dessen Gedichte bemüht, so dass Borchert 1947 auch Schneiders im Gefängnis entstandenen Gedichtband „Disteln und Dornen“ in der Presse besprach. 1950 promovierte Karl Ludwig Schneider bei Karl Pyritz in Hamburg mit einer

In der mehrjährigen Zusammenarbeit haben Loewenson und später auch seine Witwe immer wieder Schriftstücke an Schneider als persönliche Geschenke übergeben, und der Forscher dies hat in penibler Ordnungsliebe auf dem Umschlag, mit dem jedes Stück höchst respektvoll einzeln aufbewahrt wurde, ausdrücklich vermerkt. Schneiders Witwe Nina, die den umfangreichen Nachlaß des Forschers sorgfältig verwaltete, hat dann häufig noch dazu notiert, für welche Ausstellung oder einen sonstigen Zweck einzelne Schriftstücke vorübergehend entnommen wurden. Von Georg Heym, der neben Georg Trakl und Ernst Stadler zu den „großen Drei“ der viel zu früh verstorbenen Meister lyrischer Sprachkunst gehört, sind in den letzten 70 Jahren nur neun Autographen, und diese zu hohen Preisen, auf dem Auktionsmarkt vorgekommen, und so kann die Gelegenheit, hier eine seiner Handschriften im Original zu erwerben, ein seltenes Ereignis genannt werden. Das gilt im übrigen auch für die Persönlichkeiten seines engeren Umkreises, die sich hier in unterschiedlicher Weise mit dem Dichter selbst oder ausgiebig mit seinem Nachlass beschäftigen. R. T.

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2596 Heym, Georg, Hauptvertreter des dt. literar. Expressionismus, neben Trakl und Stadler einer der großen „frühvollendeten“ Lyriker in der Avantgarde seiner Zeit (1887-1912, ertrank 24jährig beim Versuch, einen Freund zu retten). Sammlung von 31 Blatt (Doppelbl. als 2 Bl. gezählt) eigenhändiger Gedicht-Entwürfe (teils als BriefAnhang) und anderer Notizen sowie 4 Blatt typographischer Gedicht-Abschriften und 1 weiteren Blatt. Zus. ca. 53 S. ganz oder teilweise beschrieben. Verschiedene Formate. (1910 - 1911). 40.000 € Angesichts der großen Seltenheit eigenhändiger Manuskripte Georg Heyms ist diese Sammlung, größtenteils überliefert durch Heyms Freund Erwin Loewenson, von erheblicher Bedeutung für die Erforschung der Frühphase des literarischen Expressionismus. Die Mehrzahl der hier angebotenen Entwürfe, spontan hingeworfenen Skizzen und Einfälle unterscheidet sich wesentlich von den endgültigen Fassungen, die in der von Karl Ludwig Schneider edierten Ausgabe der „Dichtungen und Schriften“ (Hamburg 1964) abgedruckt sind und bildet somit wertvolles Material für eine historisch-kritische Ausgabe. Angeordnet in der Reihenfolge der Druckversionen in der Hamburger Aus-

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gabe liegen hier folgende Handschriften und Typoskripte Georg Heyms vor: 1.) Berlin (II). - „Beteerte Fässer rollten von den Schwellen ...“. 1 S. Eigenhändige Reinschrift. Tinte. Folio. - Entstanden 8.IV.1911. Das Manuskript wurde vielleicht an eine Redaktion oder auch an einen Freund aus dem „Neuen Club“ gesandt. Diese Fassung ist nicht die Vor­lage für den Abdruck vom 23. Nov. 1910 im „Demokrat“, 2. Jg. Nr. 48, durch den Rowohlt auf Heym aufmerksam wurde und ihn mit Brief vom 30. Nov. 1910 um Einsendung von Manuskripten bat. - 2.) November. 11.10.11. - „Der wilden Affenscheisse ganze Fülle liegt auf der Welt in den Novemberkeiten ...“. 3 S. Doppelblatt. Eigenhändig. Tinte. Folio. - Korrigierte Entwürfe. - 3.) W.C. - „Es ist ganz dunkel. Und die Küsse fallen ...“. 1 S. Eigenhändige Reinschrift, Tinte. Überschrift erst korrigiert, dann mit Bleistift getilgt. 180 x 115 cm. - 4.) Das Grundbuchamt. Introitus. - „Hinaus, in‘s Amt! Und wie ein Delinquent schleichst du schon leise in das Haus herein ...“. Insges. 18 S. Eigenhändige Manus­kript-Fragmente und -Skizzen auf 10 Bl., Tinte. Meist folio (1 S. auf der Rückseite eines Urteils- Formulars für ein Königl. Amtsgericht; 1 S. auf dem Reklame-Vorsatzblatt eines Buches; 4 Zeilen auf einem an Heym gerichteten Briefumschlag; 11/2 S. auf dem gefalteten Bogen eines Schreibens an Heym: „Vrtr Herr Heym! Ich bitte Sie mich morgen nicht abzuholen da ich keine Zeit habe. Viele Grüße Adafs. - Brl. 18.5.1911.“). - Auf 1 Blatt auch ein Entwurf zu „Printemps“. - 5.) Personalia des Ref. Heym. - „Ich hatte mit diesem jungen Mann keine frohe Stunde ...“. 2 S. Bleistift. Eigenhändig? Folio. - Flüchtig geschriebene Gedichtzeilen, bisher nicht zugeordnet, vielleicht zu „Grundbuchamt“? - 6.) Anna-Maria. - „Kommt vom Meer, aus abendlicher Helle / ferner Muschelhörner bittres Lied ...“. 11/2 S. auf 1 Bl. Eigenhändige Reinschrift. Tinte. Folio. - 7.) Das Lettehaus. Oder: Die Ballade vom zerbrochenen Herzen. - „Das Lettehaus, ein stolzer Sandsteinbau, / In der Bayreuther Strasse, rot und grau ...“. 11/4 S. auf 1 Bl. Eigenhändige Reinschrift. Tinte. Doppelblatt. 225 x 180 mm. - Auf S. 3 zusätzlich das Sonett Der Sonntag. - „Unter den bauchigen Himmeln, die schwer / über den Totenacker der Felder gelegt ...“. Eigenhändige Reinschrift, Tinte. - 8.) Zweiter Gesang an die Lettemädchen, vom Verfasser der Ballade vom gebrochenen Herzen. - „Wiederum hüpfe ich auf wollnen Socken ...“. 4 S. Eigenhändig, Tinte. Folio. - Flüchtig geschriebene Entwürfe von Zeilen und Strophen, mit vielen Streichungen. - 9.) Die Hölle. I. Der Autor. II. Der Teufel. III. Das Erwachen. IV. Die Vorhölle. - 4 S. auf 2 Bl. Eigenhändige Reinschrift. Tinte. Folio. - Gedichtmanuskript, geschrieben als Anhang eines Briefes an die „Heidelberger Zeitung“: „Sehr geehrte Redaktion. Nachdem Sie in der Juli-Beilage den Artikel des Herrn Drey über mich gebracht haben, ist es Ihnen vielleicht angenehm, wenn ich Ihnen für eine der nächsten Beilagen einen Gedichtcyklus von 4 Gedichten sende. Ergebenst Georg Heym. - Charlottenburg, Neue Kantstr. 12.“ - 10.) Der Teufel. Fröhlichkeit. Nachtgesang. - 2 S. Doppelblatt. Eigenhändige Reinschrift. Tinte. Folio. - Drei Gedichtmanuskripte, geschrieben als Anhang eines Briefes an den Münchener „Simplicissimus“: „Der ergebenst Unterzeichnete erlaubt sich, der Redaktion des Simplicissimus die beiden anliegenden Hefte zu übersenden mit der Bitte, die beiden Artikel über seine Tätigkeit lesen zu wollen. Gleichzeitig sendet er der Redaktion drei Gedichte ein mit der Bitte, dieselben ev. aufzunehmen. Vielleicht darf er, wenn die Gedichte den Beifall der Redaktion finden sollten, den Vorschlag wagen, jetzt oder später als Mitarbeiter aufgenommen zu werden. Ergebenst Georg Heym. - [PS:] Die Gedichte umstehend. Er bittet ergebenst um Rücksendung der bei­ liegenden Hefte. - Charlottenburg. Königsweg 31.“ [2. Hälfte Nov. 1911]. - 11.) „Der Wege sind viele, Was ist ihr Sinn? ...“. - 1 S. Eigenhändig. Tinte. Schmal-4to. - Konzept eines Gedichtes, geschrieben auf den


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Innenseiten eines zerrissenen Briefumschlags (gestempelt 14.IX.1911). - Wohl frühe Fassung von „Im kurzen Abend“. - 12.) „Wehe, wer die Zone der Erschlaffung kreuzet. Da liegt er fest wie ein Schiffer in Windstille ...“. - 1 S. Eigenhändig. Tinte. 750 x 111 mm. - Wohl Anfang eines fragmentarischen Gedichtmanuskripts. - 13.) [Liste von Gedichttiteln]. 21/4 S. Eigenhändig. Tinte. 115 x 80 mm. - Für den geplanten Gedichtband „Der ewige Tag“ an den Verleger Rowohl im Dezember 1910 verschickte Liste mit 37 Gedichttiteln und dem Vermerk: „Die Reihenfolge würde ich, wie folgt, wünschen. Ich habe sie nach bestimmten Gesetzen aufgestellt.“ - Mit zahlreichen kleinen Randnotizen (Bleistift) von Erwin Loewenson. - 14.) [2 Entwürfe zu einer Besprechung des II. Abends vom „Neopathetischen Cabaret“]. 11/2 S. auf 2 Bl. kariertem Papier. Eigenhändig. Tinte. Je 215 x 174 mm. - Stark korrigierte Entwurfs­ skizzen. - 1 Blatt verso mit dem eigenhändigen Entwurf eines Gedichts von Jakob van Hoddis: „Ein Walzer rumpelt, Sieben Geigen kreischen / Die Luft ist weiß vom Dunst der Cigaretten ...“. - 15.) Styx. - GedichtTyposkript. 11/4 S. auf 2 Bl. Folio. - Gemäß Papier und Format wohl von Heym oder Loewenson gefertigt. Text mit Abweichungen vom Druck in „Dichtungen und Schriften“. - 16.) Die Tote im Wasser. - Gedicht-Typoskript. 3/4 S. Folio. - Gemäß Papier und Format wohl von Heym oder Loewenson gefertigt. - 17.) Das Fieberspital. - Gedicht-Typoskript, mit eigenhändigem Zusatz Heyms. 1 S. Folio. - Hier noch ohne die später angefügte Fortsetzung. Unten von Heyms Hand der Wunsch: „was nicht passt, bitte Mittwoch Abend zurück.“ (dies vom Redakteur mit Rotstift durchgestrichen). - 18.) Marathon. - Ausgeschnittener Abdruck des Sonetts Nr. VI aus der Zeitschrift „Der Demokrat“, 2. Jg, Nr. 50, Beilage, vom 7. Dez. 1910. - 2 Stellen von Heym mit Tinte korrigiert; diese Korrekturen von neuerer Hand wiederholt und kommentiert. - Die Folio-Blätter z. T. gebräunt; kleinere Randschäden; 2 Bl. mit größerem Eck-Ausriss. Trotz des bekanntlich sehr hohen Handelswertes von Gedichtmanuskripten Georg Heyms haben wir in Übereinstimmung mit dem Einlieferer der Versuchung widerstanden, die vorliegende Sammlung von Manuskripten zu vereinzeln. Die ohnehin geringe Zahl von überlieferten und zugänglichen Handschriften des Dichters auf solche Weise zu zerstreuen und weiter zu vermindern, kann niemandem wünschenswert erscheinen. Zu ermitteln, ob von den hier versammelten Skizzen

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und Entwürfen nach der Werkausgabe von 1964 noch etwas veröffentlicht wurde, war uns im Rahmen der Auktions-Vorarbeit nicht möglich. Auf jeden Fall liegen hier überaus seltene Originale als kostbares Material zur Erkenntnis der Entwicklung und Arbeitsweise eines der wortmächtigsten und wichtigsten Vertreter des literarischen Expressionismus in Deutschland vor. Abbildungen Seite 122, 124 und 125

2597 - Sammlung von ca. 75 Bl. (Doppelblätter einzeln gezählt) zeitgenöss. Abschriften von Dichtungen Georg Heyms, verfertigt von seinen Freunden David Baumgardt (1890-1961) und Erwin Loewenson (1888-1963). Zus. ca 136 S., davon 133 S. Handschriften, 3 S. Typoskripte. Verschied. Formate. (Wohl ca. 1912 ff.). 1.200 € Wichtige handschriftliche Kopien und Exzerpte aus Heyms „Gedichtbüchern“ 1 a und 5, deren Originale großenteils verschollen sind. Vorhanden ist in der Abschrift Erwin Loewensons: „Der Wege sind viele. Was ist ihr Sinn? ...“ (Gedicht „Wo gehen die Wege hin“). - In der Abschrift David Baumgardts liegen vor: „Jungfernlieder. Gedichte von Georg Heym, angefangen d. 28.12.1902. ‚Rein‘. - Mit den Dichtungen: Nebelschauer. Nach dem Sommer. Wunsch. Johannisnacht. Lied des Gefangenen. Abend am Meer. Winterwaldnacht. Die Notwendigkeit (Prosa). Der Armenkirchhof. Heidenmittag (3 Versionen). Hymnus. Spätherbstmorgen. Das Märchen. Novembertag. Mitternacht. Abend am See. Gebet (gegen Osten). Das Totenschiff. Nordlicht. Maienabend (2 Versionen). Pfingsten. Klage. Winterwärts. Sehnsucht. Etwas Wahres (Prosa). Ich schlich mich am Rande ... (Prosa). Allreichen. Resignation. Der Goldreif. Frühling. - Spilmann‘s Grab. St. Helena. Das Gebet der Seelen. Goldelse. Die Sklavin. An Emma Riffarth. Die Leidenweste. An Toni. Erste Liebe. Letzte Fahrt. Echo im Dunklen. Endlich Licht. Ein Stiller im Lande. Die Sünde wieder [!] den Geist. Läuterung. Der Mensch. An meine kleine Freundin. Der Modedichter. Auf eine Verlobung. Alles ist eitel. Mondaufgang. An Else Müller, die ich liebe, wie keine. Finnischer Hirte. Volkslied. Trinklied. Das tote


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Haus. An einem Abend. An Emma R. In meinem Herzen steht ein Tempel, an E. R. Absolution. Stimme aus der Tiefe. Werbung. In Verkleidung. Der Alte von Berge. Und immer noch der alte Schmerz. Die Macht. Schwarzer Tag. Ein Märchen ohne Inhalt (Prosa). Ist das das Glück? Feiertag. Lebensfragen. Sonnenabend. An Maria D. Sonnenwende. Beim Weine zu singen (An Ernst Balcke). Am Springbrunn. Abschied von Stenzi K. Brief an Stenzi K. (Prosa). - Ebenfalls in der Abschrift David Baumgardts: die 2. und 3. Lage aus Heyms „Gedichtbuch 5“; angefertigt 1912-1913. 11 Bl. mit diversen Zyklen, Fragmenten und Entwürfen, darunter: Der Herbst (10.9.11). Die Stadt der Qual (11.IX.11). Herbstliche Tetralogie am 24. abend, 25. früh. Die Schatten (27.9.11). Die Dämonen (28.9.11). Die Gefangenen. Nacht (28/29 nachts). Die Blinden (2.10.11). Simson (4.10). - Ebenfalls in Abschrift Baumgardts: „Ach nun seht doch den Heym, wie er schreitet ...“ (Glauben. An Else Müller. 1904). - 3 Typoskripte, wohl von Baumgardt: Der Krieg. Herbstmorgen. Die Pappeln im Herbst. - Jeweils mit vielen Streichungen, Änderungen und handschriftl. Ergänzungen, oft auch mit dem ursprünglichen Entstehungsdatum. - Für viele Gedichte Heyms die einzigen Textgrundlagen.

„Tinte gesoffen ... verrückt ... Idioten“ 2598 - Sammlung von 12 eigh. Postkarten und 1 eigh. Brief m. U. „Georg Heym“ oder „Heym“. Zus. ca. 141/2 S. (Tinte und Bleistift). Mit 1 Umschlag. 8vo und 4to. Charlottenburg und Lichterfelde bei Berlin, Warnemünde und Wusterhausen 30.V.1910 - 7.XI.1911. 25.000 € Wichtige Korrespondenz an seinen Freund Erwin Loewenson (18881963), Mitbegründer des „Neuen Clubs“, der unter dem Pseudonym „Golo Gangi“ Mitarbeiter mehrerer Literaturzeitschriften des Expressionismus in Berlin war. Thema sind vor allem Rezensionen von Heyms bei Rowohlt erschienenem Gedichtband „Der ewige Tag“. Erwähnt werden diverse Freunde und Weggefährten des Dichters. „... Vielen Dank für Ihre Einladung, der ich gern folgen werde, vorausgesetzt, dass

es nichts kostet. Denn ich bin z. Z. arm wie eine Kirchenmaus und pfeife auf dem letzten Loch. Bitte bringen Sie doch mein Trauerspiel wieder mit. Ich will damit nächste Woche hausieren gehn. Im übrigen Prost. Ihr Georg Heym mit y. alias Robespierre auf dem Thespiskarren [30.V.1910] - Lieber Golo Gangi. Ich bin ein gemachter Mann, insofern, als [Maximilian] Harden über mich einen Artikel loslassen will. Nun muß eine erste Feder ran. Am liebsten Sie. Recensionexemplar geht von Rowohlt morgen direkt an Sie ab [Gross-Lichterfelde 25.IV.1911] ... Bei Ihnen scheinen die Leute alle taub zu sein. Eben habe ich sie wieder mit der Zunge in‘s Ohr gekizelt, aber absolut keine Gewißheit erhalten, ob sie mich verstanden haben. Die Kritik muß - kein willkürliches Datum - eigentlich schon heut, spätestens Dienstag Nachmittag 6 Uhr in Hardens Wohnung ... sein. Ich glaube, Sie schreiben alles ganz richtig. Soweit ich mich selber erkenne, wenigstens [1.V.1911; auf Briefbogen vom „Kaufhaus des Westens“, mit Umschlag] ... Senden Sie umgehend an [Ernst Wilhelm] Lotz, Gr. Lichterfelde, 2. Baselerstr. alle Prosa. Er wird ‚Irre‘ u. ‚5 Oktober‘ lesen, Sie können beides beliebig zusammenstreichen. Er muß es Freitag Abend haben, hat Freitag Abend sich zum Einüben genommen. Montag 2 Uhr bei mir Generalprobe ... Schreiben Sie ihm das noch [12.V.1911; auf Ansichtskarte mit Innenaufnahme der „Probierstube von C. S. Gerold Sohn, Joachimstalerstr.3“] ... Was soll man über den Mann sagen. Dieser sogenannte [Anselm] Ruest hat wohl Tinte gesoffen? Ist der Kerl verrückt, oder sieht das nur so aus? [30.V.1911; auf Ansichtskarte mit Innenansicht einer anderen „Probierstube von C. S. Gerold Sohn, Leipzigerstr. 103“] ... Bekomme eben von Herzog [Wilhelm H., Redakteur des „März“] schon die 2. Karte mit Anfrage, wo Ihre Besprechung bleibt. Wollen Sie nicht umgehend abschicken? [8.VI.1911] ... Ich fahre heut nach Haus. [Kurt] Hiller hat natürlich falsches geschrieben, immerhin er hat so gefeuert, daß ich äußerlich zufrieden bin. Innerlich rumort seine Critik in mir. Und ich möchte sehr gern lesen, was Sie dagegen geschrieben haben. Senden Sie mir den Artikel sofort zu. Ich werde ihn dann gleich durch [Rudolf] Kurtz oder Rüst an den März schicken lassen, oder durch Rowohlt an die Fischer‘ sche Rundschau? Herzog hatte den Hillerschen Artikel auch angenommen [31.VII.1911; auf Ansichtskarte aus Warnemünde] ... Also nicht wahr, Sie senden mir umgehend die Analysis meiner Seele. Denn Sie

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2599 - Eigh. Porträtfoto-Postkarte m. U. „Georg“. 1 S. (Kopierstift). (Harz, 2. Hälfte Juli 1911). 3.000 € Im Umschlag verschicktes Foto (im Postkarten-Format) an Hildegard Krohn. „Da ist das gewünschte Bild. Nun muß ich aber auch gleich eines kriegen. Morgen trudeln wir uns über Braunschweig so langsam IV. Klasse an die Wasserkante. Wenn Deine Mutter nicht mehr böse ist, bestell ihr doch mal einen Gruß, dann wird sie vielleicht menschlich ...“. - Die Aufnahme des Ateliers Paul Eichelberg in Bad Harzburg zeigt Georg Heym und einen Begleiter (vielleicht den berühmten Silhouetten-Künstler und Maler Ernst Moritz Engert) in Wanderkleidung mit Stöcken stehend vor einem Wasserfall. - Diese letzte Aufnahme Heyms war ein Geschenk Engerts an den Heym-Experten Karl Ludwig Schneider. Von Engert stammt auch die Auskunft über die in der Karte namentlich nicht genannte Adressatin. - Der Umschlag nicht mehr vorhanden; kleiner Einriss am oberen Bildrand; leichte Gebrauchsspuren. Abbildung

2600 - Eigh. Brief m. U. „Ihr Georg Heym“. 2 S. 8vo. O. O. (ca. 1910). 3.000 €

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werden doch wenigstens sachlich zu Werke gegangen sein. Nach und Nach wirkt die Hillersche Kritik in mir in der Tat wie etwas Gift. Ich muß also sofort Ihre als remedium dagegen anwenden. Ich verspreche Ihnen, sie keinem andern Blatt zu geben, beileibe nicht dem Idioten [Franz] Pfemfert. Da ich am 16. ev. nach Wusterhausen an der Dosse komme, so ist Eile von nöten ... Denke heut abend kurz zu interpellieren [1.VIII.1911] - Ubi manet articulus? HEYM [4.VIII.1911] ... Nachdem ich eben zum letzten Mal den Referendarstalar angehabt habe und mich nun in der Freiheit meines Individuums sonne, teile ich ergebenst mit, daß meine Adresse von nun an wieder: Neue Kant 12 ist. Guttmanns Artikel hervorragend rein an sich [Wusterhausen, wohl 21.VIII.1911; auf Ansichtskarte mit Foto des „qualvollen Amtsgerichts“] - Herzog verreist. Mann am Telefon weiß nicht, ob Artikel angenommen [1.IX.1911] ... Empfehle Ihnen als glänzende Schattenspiel-Idee irgend ein schnell zu erfindendes Schauerdrama, in dem sämmtliche Mitglieder des N.[eo] P.[athetischen] Cabaretts karikiert werden [6.XI.1911] ... Ich habe gehört, daß ich an I. Stelle lesen soll. Das kann ich natürlich nicht. Sie können mich von 2-5 postieren. Nach Wohlgefallen. Aber als I. zu lesen, habe ich nicht nötig ...“ [7.XI.1911]. - 1 Karte ohne Unterschrift; 1 Karte stärker beschädigt. Abbildungen Seite 126 und 127

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An eine Freundin namens Anne-Marie. „... Jetzt können Sie wirklich mal die I Renaissance-Novelle lesen, wenn Sie sie inzwischen noch nicht gelesen haben. Sie passt jetzt fast wörtlich auf unsere Lage. Wenn Sie ebenso standhaft sein könnten! Übrigens, sowie ich Ihre Frau Mutter sehe, gehe ich hin, stelle mich vor und bitte sie um Verzeihung, wenn sie mich auch ausschimpft. - Wirklich, daß das gerade jetzt passieren mußte. Jetzt, wo ich gerade so glücklich war. - Nun, wir werden uns im nächsten Winter spätestens gesellschaftlich kennen lernen, das wenigstens ist noch ein Trost. Und so viel, wie die Leute in der Novelle haben wir nicht auszuhalten. Aber es ist doch furchtbar ... Die Adresse lasse ich vorsichtshalber schreiben.“ - Nach dem Inhalt des Briefes könnte er der obigen Foto-Postkarte vorangegangen sein; dann würde allerdings die Adressatin dort nicht stimmen.

2601 - Blass, Ernst, expressionistischer Lyriker, Kritiker, Publizist und Essayist, Mitglied in Kurt Hillers „Neuem Club“ (1890-1939). Brief m. U. „Ernst Blass“. 1 S. Mit gedrucktem Briefkopf „Paul Cassirer / Verlag“. Gr. 4to. Berlin 1.XII.1924. 450 € An Georg Heyms Freund Erwin Loewenson. „... Herr Werner Wolff sagte mir, dass Sie den literarischen Nachlass Georg Heyms besitzen und berechtigt sind, über ihn zu verfügen. Ich will nun hier ein Jahrbuch herausgeben, in dem ich ausserordentlich gern das Andenken Heyms durch den Druck noch unveröffentlichter Gedichte lebendig erhalten würde. Es erscheint mir dies sogar als eine Pflicht, denn nach wie vor erscheint mir Heym als der bedeutendste Lyriker der jüngeren Generation ... In dem Jahrbuch wird noch erscheinen: Ein dramatisches Gedicht von mir, eine längere Szene von Berthold Viertel, erzählende Prosa von Friedrich Burschell, Stefan Ehrenzweig und Essayistisches von Walter Benjamin, Willy Haas, Arthur Kronfeld ...“. - Das geplante Jahrbuch ist nicht erschienen. - Angestaubt; Randschäden und Faltenrisse. - Sehr selten.


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen 2602 - Heym, Hermann, Vater Georg Heyms, Reichsmilitärstaatsanwalt (1850-1920). 2 eigh. Briefe m. U. „Heym“. Zus. 31/2 S. auf 2 Doppelbl. Gr. 8vo. Marienfelde bei Berlin 14.III. und 18.V.1913. 600 €

erschienen sind ...“ [12.III.1913]. Mit Angabe der Buchhandelspreise bei Kurt Wolff, darunter: „Der Dieb, ein Novellenbuch, geb. M. 4.-, geh. M. 3.-“. Dieses Buch erschien aber zunächst nicht bei Kurt Wolff, sondern bei Rowohlt. - Zus. 6 Teile.

An Wilhelm Simon Guttmann, den Entdecker Georg Heyms, Schriftsteller, z. T. unter dem Namen „W. S. Ghuttman“, Gründungsmitglied in Kurt Hillers „Neuem Club“, später Dadaist, Spartakist und Pressefoto-Agent (1891-1990). „... Unter Zurückgabe des anliegenden Schreibens des Verlages Kurt Wolff wiederhole ich meine Einverständniserklärung zur Veröffentlichung den Gedichten unseres Sohnes Georg im ‚Neuen Pathos‘ unter der Voraussetzung, daß mir die Gedichte vor der Drucklegung zugehen und ich mir im einzelnen Falle die Versagung der Veröffentlichung vorbehalte ...“. Auch setze er voraus, daß Guttmann den Verlag Kurt Wolff ausdrücklich informiert habe, „daß es sich bei diesen Veröffentlichungen um solche Gedichte handelt, welche sich nachträglich im Nachlaß unseres Georg vorgefunden haben und welche in den Gedichtbänden: Der ewige Tag bzw. Umbra vitae nicht enthalten sind [14.III.1913] ... Ihnen für die Übersendung der inliegend zurückgesandten Abschriften bestens dankend erkläre ich mich mit der Aufnahme in die von Ihnen geplante Zeitschrift einverstanden. Ich setze voraus, daß Sie sich auch des Einverständnisses des Verlegers Rowohlt in Leipzig versichert haben, ohne dessen Zustimmung ich nach dem Vertrag nicht verfügen darf ...“ [18.V.1913]. - Der „Neue Club“ plante eine Zeitschrift „Neopathos“, von der aber nur die Druckfahnen für das erste Heft produziert wurden. Es erschien dann die Zeitschrift „Das Neue Pathos“, von der aber auch nur zwei Hefte herauskamen, bevor sie in ein Jahrbuch umgewandelt wurde. - Dabei: Wilhelm Simon Guttmann. Eigh. Postkarte m. U. „WS.G.“ 11/2 S. (Berlin 18.VII.1911). - An Georg Heyms Freund Erwin Loewenson. „... I. Der Plan ist abgeschickt. Unger hatte mich morgens 8 Uhr, Sonntag, zu sich bestellt. War dann einfach nicht zu Hause. Ich tobsüchtig, schickte den Plan, den ich mit ihm hatte fabrizieren wollen, ab. - II. Habe aber bereits vor Empfang Ihrer Karte eine an R. gesandt. Kaum habe ich den Plan abgeschickt, als Reue mich packt. Aus diesen Schnitzeln ist natürlich gar nichts zu ersehen (Wahrscheinlich ist da sogar durch die Verkürzung der Gedanken alles ganz anders, als ich‘s meine). Lassen Sie sich also nicht durch den blöden Tonfall meines letzten Briefes abhalten ... III. Die Welt ist eine zionistische Zeitschrift. Wollen Sie das denn nicht begreifen? ‚Rache‘ paßt mir ja auch nicht, aber dann doch schon lieber: ‚Der leibhaftige Satan! Tobsucht oder Wutanfall! Das Klystier! Der Perfekte Dämoniker‘ oder so. - IV. v. H. [van Hoddis?] ist wieder hier. Unger wohnt bei sich. - V. Zu Heyms eigner Tobsucht ist im letzten Pan ein blöder Artikel über ihn von Hiller. - VI. Habe ich mit dem Verleger Bard geredet ...“. - Ferner beiliegend: 1 masch. Brief des Berliner Rechtsanwalts Max Cohn an Hermann Heym über dessen erwarteten Besuch: „... Es wäre mir lieb, wenn Sie mir die übersandten Gedichte, die ich an Herrn Guttmann zurückgeschickt habe, gütigst wieder mitbringen würden, evtl. mit dem Nachwort, wenn Herr Guttmann Ihnen dieses schon zugänglich gemacht hat ...“ [11.III.1912] - 1 masch. Brief des Verlegers Ernst Rowohlt an Erwin Loewenson: „... Im Auftrage des Herrn Geheimrat Heym erlaube ich mir Ihnen anbei ein gebd. Exemplar von UMBRA VITAE zu übersenden. Herr Geheimrat Heym spricht Ihnen seinen verbindlichsten Dank für Ihre Bemühungen in der Angelegenheit aus und ich füge mich dieser Danksagung ganz ergebenst an ...“ [4.VII.1912]. - Dieser Brief mit größerem, aber unterlegtem Einriss beim Namenszug. - 1 masch. Brief des Kurt Wolff Verlags an Wilhelm Simon Guttmann: „... Ich bin damit einverstanden, dass Sie Gedichte von Georg Heym im ‚Neuen Pathos‘ veröffentlichen, falls entweder im Text, oder in dem Anzeigenteil darauf hingewiesen wird, dass die Werke Georg Heyms in meinem Verlage

„einer der merkwürdigsten Menschen“ 2603 - Greulich, Helmut, Student in Köln und Breslau, promovierte über Georg Heym. 1 eigh. und 1 masch. Brief m. U. „Helmut Greulich“. Zus. 2 S. Gr. 4to und folio. Köln 12.VII.1927 und Breslau 15.VIII.1929. - Dazu das eigh. Konzept eines Antwortbriefes von Erwin Loewenson. 1 S. Gr. 4to. (Berlin 1927). 200 € An Erwin Loewenson in Sachen Georg Heym. „... Die menschliche und dichterische Persönlichkeit Georg Heyms beschäftigt mich seit einiger Zeit. Zur Abrundung seiner Persönlichkeit wäre mir ein Einblick in seinen Nachlaß höchst wertvoll. Der Kurt Wolff-Verlag und Herr Dr. K. Pinthus verwiesen mich an Sie ...“ [Köln 1927]. Loewensons Antwort liegt im Konzept vor: „... Georg Heyms Nachlaß ist ein ziemlich gewichtiger Stoß schwer entzifferbarer Manuskripte. Werden Sie bald einmal in Berlin sein? Ich zeige Ihnen dann gern alles was Sie interessiert. Auch könnte ich Ihnen viele Einzelzüge erzählen. Heym war einer der merkwürdigsten Menschen die mir begegnet sind. Das Bild seines Wesens läßt sich aus dem bisher Veröffentlichten leider nicht gewinnen, die ‚Dichtungen‘ im Kurt Wolff Verlag sollten ja erst der 1. Band sein, die Inflation hat den ursprünglichen Plan, das Ganze herauszubringen – mit Ausnahme der Tagebücher – und vor allem mit Gedichten niederen Ranges und Dramen-Fragmenten, die aber um so aufschlußreicher für die Person sind - durchkreuzt. Ich würde mich freuen, einen neuen Freund Georg Heyms kennenzulernen ...“ [Berlin 1927]. - Greulich wählte „Georg Heym“ als Dissertationsthema und promovierte damit 1929 in Breslau - wenn auch mit Hindernissen, wie er an Loewenson berichtet: „... Das Thema meiner Arbeit hat die traditionell verkalkte Universitäts-Wissenschaft in einige Verwirrung versetzt. Selbstverständlich war die Persönlichkeit Georg Heyms allen eine unbekannte und unerkannte Größe. Darüber hinaus jedoch fühlte man sich von der Tatsächlichkeit seiner dämonischen Irrationalität bedroht. - Es brachen weltanschauliche Gegensätze auf, die sich in der Gestalt des alten Geheimrats Siebs verkörperten; ein Mann übrigens, der sich trotz seines pensionsfähigen Alters eine gewisse Frische bewahrt hat ... Er fungierte als Korreferent für die Dissertation, während Prof. Merker als Referent trotz seiner grundsätzlichen Abneigung gegen Themen aus der Gegenwarts-Lit. sich fair für die Arbeit einsetzte. - Die mündliche Prüfung wurde mit Magna cum laude bestanden, die Dissertation jedoch empfing kein Prädikat! Ich betrachte dies als eine Bankerott-Erklärung der Universitäts-Wissenschaft; denn sie hatte ja die Möglichkeit, die Arbeit abzulehnen ... Vor der Drucklegung soll die Arbeit einer nochmaligen Überprüfung unterzogen werden ...“ [Breslau 1929]. - Greulichs Arbeit über Heym erschien dann 1931 in der Reihe „Germanische Studien“, die 1967 auch einen Reprint erfuhr.

2604 - Hiller, Kurt, politischer Schriftsteller und Publizist, Gründer des „Neuen Clubs“ mit Georg Heym und Freunden (1885-1972). Eigh. Briefkarte m. U. „Kurt Hiller“. 2 S. (Berlin) 14.III.1911. 450 € An Georg Heym, den er heftig tadelt, weil der sich bei dem Publizisten Franz Pfemfert darüber beschwert hatte, dass er für lyrische Beiträge

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in der „Aktion“ kein Honorar erhalten habe. „... Pfemfert teilt mir mit, was Sie ihm geschrieben haben. Wer hat Ihnen denn nun dazu wieder geraten? Haben Sie denn vergessen, dass Pfemfert der erste und bisher einzige Redankteur gewesen ist, der Verse von Ihnen veröffentlicht hat? Dass ohne Pfemfert Herr Rowohlt nicht auf Sie aufmerksam geworden wäre? Offen gesagt, ich hätte Ihnen solche Undankbarkeit nicht zugetraut, und ich glaube auch, von selbst wären Sie auf den Schritt nicht verfallen; Sie geben sich zu leicht, zu widerstandslos unter Suggestionen. - Die Drohung also, der ‚Aktion‘ keine weiteren Beiträge zu geben, falls Pfemfert Ihnen nicht jetzt Geld zahlt, ist, selbst wenn Pfemfert Geld wie Heu hätte, unerhört, aus obigen Gründen. Nun aber wissen Sie ganz genau, mit welchen finanziellen Schwierigkeiten eine derartige, nicht kapitalistisch fundierte Zeitschrift zu kämpfen hat ... Sie wissen, dass kein Mitarbeiter bis auf weiteres auch nur einen Pfennig Honorar bezieht; Sie wissen aber wahrscheinlich nicht, dass sogar Pfemfert selber die arbeitsreiche und mühsälige Tätigkeit des Redigierens ohne Entgelt (vorläufig) ausübt; dass er jetzt also nicht mal die lumpigen paar Kröten mehr hat, die Herr Dr. Zepler ihm früher auszuwerfen den Edelmut hatte ... Und bei dieser Lage der Dinge kommen Sie und schreiben ihm derartige Briefe ...“. Abbildung

Der Konflikt um den „Kondor“ 2605 - 5 eigh. Briefe m. U. „Dr Kurt Hiller“. Zus. ca. 121/2 S. Mit einem integrierten Gedichtmanuskript nach Georg Heym. 4to. Berlin 16.II - 31. III.1912. 2.000 € An Georg Heyms Vater, Geheimrat Dr. Hermann Heym. Teils sehr umfangreiche Briefe, mit denen Hiller den Juristen innerhalb weniger Tage geradezu „bombardiert“, um sein „Kondor“-Projekt in der vorgesehenen Form zu retten. Aus ihnen wird auch ersichtlich ist, dass bereits kurz nach des Dichters Tod der notorisch streitlustige Hiller mit fast allen Personen des Umkreises um Georg Heym verfeindet ist. Zunächst führt er aus, dass er den mit derben antibürgerlichen Beschimpfungen

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gefüllten Gedichtzyklus „Das Grundbuchamt“ nicht an Hermann Heym herausgeben könne, „da es einerseits zu etwa einem Viertel kein abgerundetes Manuskript, vielmehr Bestandteil von Briefen ist - und andererseits ich die mir daran zustehenden Urheberrechte bereits an Herrn Ernst Rowohlt (selbstverständlich unentgeltlich!) übertragen habe ... Jedenfalls versichere ich Ihnen, dass ich selber ‚Das Grundbuchamt‘ keinesfalls, weder öffentlich noch privatim, drucken lassen werde. - Ferner besitze ich von Ihrem Sohne mehrere Einzelgedichte; sie sind alle im ‚Ewigen Tag‘ erschienen, bis auf ein einziges, ‚Träumerei in Hellblau‘, das er in eines meiner Notizbücher eingetragen hat. Sie begreifen, dass ich auch dieses nicht weggeben kann; aber ich werde mir erlauben, es Ihnen am Ende dieses Briefes abzuschreiben. ‚Zur Prüfung‘ hat Ihr von mir verehrter Sohn mir nur einmal eine Arbeit geliehen, das Drama ‚Atalanta‘; und dieses entsinne ich mich ihm vor sehr langer Zeit bereits zurückgegeben zu haben ...“. Erbittet dann seine Briefe und Postkarten an Georg Heym zurück, besonders einen unfreundlichen, kurz vor Heyms Tod abgeschickten Brief: „... Ich möchte bei dieser Gelegenheit nicht verfehlen, zu bemerken, dass ich Ihrem Sohne das Vorgehen, das mich ein paar Wochen vor seinem furchtbaren Ende zu einem gewiss sehr feindlichen Schreiben an ihn veranlasst hatte, selbstverständlich nicht im entfernstesten mehr nachtrage - umso weniger, als Georg Anfang Januar, wie ich durch Dr. Kronfeld erfuhr, den ersten Schritt zu einer Versöhnung getan hat ... Sie wissen vielleicht, dass Herr Rowohlt, zu dem ich bis dahin keine irgendwie geartete Beziehung hatte, mich spontan ersucht hat, Georg Heym‘s litterarischen Nachlass herauszugeben. Ich habe dieses Ersuchen abgelehnt - weil gewisse Herrchen, mit denen ich weder überhaupt noch insbesondre an der Bahre eines von mir stets verehrten Künstlers mich publizistisch herumzuschlagen gewillt bin, einer Annahme jenes Vorschlags falsche Motive untergeschoben hätten [16.II.1912] ... wie ich überhaupt gewillt bin, Ihnen, verehrter Herr Gehimrat, bezüglich der Angelegenheiten, die mit dem Namen Ihres Sohnes verknüpft sind, jeden Wunsch zu erfüllen; jeden - soweit nicht Überzeugungen bei mir dadurch tangiert werden. Dies freilich wäre der Fall, wenn ich aus der Gedichtsammlung ‚Der Kondor‘, die ich nächster Tage herausgebe, die Verse Georg Heym‘s ausmerzte. Ich plane nämlich mit jenem Werke ein Bild der jüngsten lyrischen


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Produktion in Deutschland zu geben; plane, alle zwischen 1875 und 1890 Geborenen, die sich als Dichter durch Ursprünglichkeit, Kraft, Neuheit auszeichnen, (mit charakteritischen Proben) zu vereinigen. Da nun Ihr Sohn, meiner Auffassung nach, eine der markantesten Persönlichkeiten innerhalb der letzten lyrischen Litteratur ist, wäre es geradezu ein Fehler, ihn im ‚Kondor‘ nicht zu bringen ... Nun besteht bei Ihnen ein Zweifel darüber, ob Georg selber mit dieser Publikation einverstanden gewesen wäre. Dieser Zweifel ist, wie ich Ihnen zu erklären nicht anstehe, beerechtigt. Denn Herr Guttmann wird Ihnen erzählt haben, dass Georg sich über die Mitarbeiter der Anthologie sehr abfällig geäussert und seine eigne Mitarbeit abgelehnt habe ... Am 6. Juni 1911 teilte mir Georg, auf meine Aufforderung, sich an der Anthologie zu beteiligen, mit: ‚... Mit einer Anthologie bin ich einverstanden. Sie könnten weiteres veranlassen. Ich gebe Ihnen freie Hand, Nur, ich möchte nicht an Rowohlt schreiben. Tun Sie das ...‘. Schliesslich realisierte sich mein Plan ... Freilich war Georg suggestibel, und kurze Zeit nach der Übersendung der [Druck-] Bogen hatten seine ‚Freunde‘ (welche zugleich meine Neider und ‚Feinde‘ waren; wohl auch noch sind) ihn dazu gebracht, mir zu schreiben: ‚Ich trete von der Anthologie zurück, da auch Guttmann nicht mitmacht‘. (Nb: Ich hatte Herrn G. natürlich garnicht aufgefordert!) ... aber ich stellte mich damals keineswegs auf den juristischen Standpunkt, sondern suchte Georg von der Unzweckmäßigkeit seines Schrittes, insbesondere von der Haltlosigkeit der Argumente

seiner Ratgeber gütlich zu überzeugen; ich machte damals auch aus andern Gründen starke Anstrengungen, ihn von den schädlichen Suggestionen jener Herren zu befreien ... Schliesslich kam, Ende November oder Anfang Dezember, die - Ihnen in meinem vorigen Brief angedeutete - persönliche Entzweiung zwischen uns; deren Ursachen hatten mit der Anthologiefrage nichts zu tun, aber die Wirkung war selbstverständlich für diese Frage ungünstig ... Nun wandte sich Georg, einen Tag ... vor seinem entsetzlichen Ende, an meinen Freund Dr. Kronfeld mit der Bitte, ihm den ganzen Konflikt mit mir vortragen und sein eigenes Verhalten ausführlich rechtfertigen zu dürfen. Dieser Schritt konnte, nach Dr. Kronfeld‘s und auch meiner Meinung, nichts anderes bedeuten als der Versuch, sich mit mir wieder zu versöhnen. Georg hätte bei diesem Versuch Erfolg gehabt ... Ihres Sohnes Name aber wird im Vorwort nicht verschwiegen werden können. Schon deshalb nicht, weil der Verlag Rowohl seine Zustimmung zum Abdruck der Gedichte von der Nennung der Verlagsfirma abhängig gemacht hat. Zweitens wünsche ich, dem von mir hochverehrten Dichter öffentlich das Meinige nachzurufen. Und drittens ist die Umänderung des Vorworts technisch kaum mehr möglich. - Der Name des Herrn Jentzsch kommt in dem Buch nirgends vor. Ich zitiere lediglich ein Versbruchstück von ihm, als (ausgezeichnetes) Beispiel dafür, wie ein Dichter es nicht machen soll. Wenn die Herren Jentzsch oder Guttmann (oder sonstige) sich an mir in der Weise ‚rächen‘ wollen, dass sie meine Anthologie dazu benutzen,

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„ein unerhörter Meister!“ den Namen Ihres Sohnes in den Mittelpunkt einer hässlichen Press­ polemik zu stellen, so trage nicht ich die Verantwortung dafür, sondern jene tragen sie ... Im ‚Kondor‘ sind Autoren vertreten, die (nicht bloss nach meiner - vielleicht unmassgeblichen - Meinung, sondern auch nach der Meinung unserer massgeblichen Kunstrichter) die Blüte der gegenwärtigen Gedichtlitteratur repräsentieren. Das ganze Werk ist, in jedem Sinne, vornehm ... feststeht, dass sein [Georg Heyms] Dabeisein seinem Nachruhm nur nützen kann. Für Sie als Vater ist die Publikation nur erfreulich. Dagegen spricht wahrhaftig bloss: das Rachegelüst einiger Kläfferchen. Ich bin sehr entschlossen, es zu ignorieren [15.III.1912] ... anbei die Ihnen gestern in Aussicht gestellten Korrekturbogen vom ‚Ewigen Tag‘, die mir Georg am 1. September vorigen Jahres zur Verfügung gestellt hatte. Seine Notiz auf Seite 1 dürfte beweiskräftig sein [16.III.1912] ... Ihre Ansicht über Herrn Jentzsch teile ich durchaus; und wenn in der ganzen Angelegenheit eine Taktlosigkeit zu befürchten ist, so ist sie es gewiss nicht von seiner Seite. Übrigens habe ich Herrn Jentzsch, noch zu Lebzeiten Ihres lieben Sohnes, brieflich zu verstehen gegeben, dass ich ihn, trotz allen sachlichen Gegensätzen, als Persönlichkeit durchaus respektiere und sehr gern in guten Beziehungen zu ihm stünde [21.III.1912] ... leider habe ich Ursache anzunehmen, dass Mittwoch, am dritten April, innerhalb seines Cabarets Herr W. S. Guttmann persönliche Angriffe gegen mich wagen wird ... Jedenfalls bin ich für etwaige peinliche Konsequenzen der Sache nicht verantwortlich; und vielleicht gelingt es Ihnen ... den jungen Mann von seinem Vorhaben abzubringen ...“ [31.III.1912]. - Georg Heym blieb in Hillers Band vertreten, ferner Ernst Blass, Max Brod, S. Friedlaender, Ferd. Hardekopf, Kurt Hiller selbst, Else Lasker-Schüler, René Schickele, Franz Werfel, Paul Zech und andere, so dass Hiller bezüglich der Qualität der Anthologie nicht zu viel versprochen hatte. - Mit zahlreichen BleistiftKommentaren am Rand sowie Anstreichungen von der Hand Erwin Loewensons. Abbildung Seite 131

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2606 - Eigh. Brief m. U. „Kurt Hiller“. 4 S. auf 2 Bl. Mit Umschlag. Gr. 8vo. London 21.III.1952. 450 € An Erwin Loewenson, mit einer großen, nunmehr gerechten Würdigung Georg Heyms im Abstand von 40 Jahren. „... Heute nachmittag 415 bis 715 war Fräulein Ingeborg Heym bei mir, Jahrgang 1928, Enkelin des Bruders jenes Hermann Heym, der Georgs Vater war. Also Georg Heym‘s ‚Grosskusine‘. Sie wusste von ihrem markanten Verwandten (dem sie ähnlich sieht!) fast nichts, aber interessierte sich brennend – ohne Snobismus, ehrlich exnazindig und mit einiger Kultur, einiger Intelligenz. Der Besuch war für mich (ausnahmsweise!) erquicklich. Und hatte zur Folge, dass ich jetzt, nachts, eine gute Stunde lang in dem Heymbuch des unseligen Seelig wiedermal las. - Dein Beitrag darin ist anständig. Meiner: aufs übelste gefälscht - ich habe ja bald darauf (1947 wohl noch) dem Burschen öffentlich meine Meinung gesagt, in der Neuen Schweizer Rundschau. Auch sonst stimmt bei Seelig fast nichts; gerade das Nachprüfbare = Faktische ist an allen Ecken und Enden schief oder gerade falsch. Mich packte vorhin von neuem die Wut. Selbst im Namenregister sind Fehler - z. B. Ludwig Hardt ohne t, Kerr fortgelassen. Auch Dein Name ist (auf S. 4) falsch geschrieben. Bolliger (keine Ahnung, wer er ist) arbeitete sauber, fleissig, akribisch; Seelig tätigte Schlamp. - Ich las den gesamten Zyklus ‚Umbra vitae‘. Fand: 1) Das rein künstlerische Können GH‘s ist noch stärker, als ich früher dachte. Ein unerhörter Meister (artistisch)! 2) Aber ständiges, ständiges Wiederholen des einen Motivs (:Tod). 3) Mein uralter Einwand: ‚ungeistig‘, besteht zu recht - gesetzt, man fasst (wie ich; seit etwa 1912, 13, klar seit 1915) ‚Geist‘ alltivistisch, messianisch, ethico-mutativ (statt bloss kontem­ plativ, phänomenologisch, hegelsch) ... Also als Sensualist, Ästhet (meinethalben), Lebensbejaher, Hellene, Nietzsche-Jünger, Erotiker, dem ixigen Demiurgen dankbares Geschöpf lehne ich die Nachtschatten­ einsei­tigkeit, das Nur-Mortale GH‘s ab ... Um restlos gerecht zu sein: Das Schönheitliche fehlt natürlich bei GH mitnichten; im Gegenteil:


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen sein Gemälde von Tod, Krieg, Irrsein und Zerfall ist farbenprächtig, glüht düster-tief und berauschend wie Bilder von Tintoretto, von Delacroix. Er rettet die Schönheit, indem er sie dem Tode dämonisch appliziert. Was fehlt, ist: die Schönheit als Ausdruck des Lebens. (Nur, wo sichs um Landschaften handelt, gibt er sie bisweilen.) ...“. - Ein später, aber um so treffenderer Nachruf aus Kurt Hillers Feder, den sich Georg Heym, angesichts der Streitigkeiten kurz vor seinem Tod, sicher so nicht vorgestellt hat. - Beiliegend eine gedruckte Visitenkarte Hillers mit hs. Gruß (1971).

2607 - Hirschfeld, Curt. Eigh. Postkarte m. U. „Hirschfeld“. 11/2 S. (Berlin) 24.IV.1927. 150 € An Heyms Freund Erwin Loewenson. „... Dürfte ich Sie höfl. um Angabe der Adresse der Hinterbliebenen von G. Heym, die Ihnen als Mitherausgeber des Nachlasses wohl bekannt ist, bitten? Denn es existiert doch wohl jemand, der die H‘schen Urheberrechte erbte. (Den Verlag möchte ich aus triftigen Gründen nicht darüber befragen). - Übrigens hörte ich früher einmal, dass Sie sich mit St. George beschäftigten u. auch Erstausgaben von ihm sammelten; ich habe eine sehr bedeutende George Sammlung (Bücher, Handschriften usw.) u. auch manches doppelt, während ich auch einiges noch zur Ergänzung suche ...“. - Dabei: Erwin Loewenson. Eigh. Postkarte m. U. „Erwin Loewenson“. 11/2 S. (Berlin 1927). - Antwort auf Hirschfelds Anfrage: „... Das Urheberrecht von Georg Heym ist gleich nach seinem Tode auf den Verlag übergegangen - damals Rowohlt, von da auf Kurt Wolff. Seine Angehörigen - Eltern und Schwester - sind, wie ich gehört habe, sämtlich gestorben. Ihre Adresse hatte ich nie - seit Heyms Tod. - Es gäbe noch allerhand aus dem Nachlaß zu veröffentlichen. Statt der ‚Dichtungen‘ sollte seinerzeit eine Gesamtausgabe in 2 Bänden erscheinen, wurde aber durch die Inflation verhindert. Ich glaube kaum, daß Kurt Wolff bereit sein wird, selbst weniger Gutes aus Heym‘s Nachlaß oder Tagebuch-Auszüge einem anderen Verlag abzutreten. Das Interesse für Heym scheint auch sehr abgenommen zu haben - woran übrigens die völlig fehlende Propaganda seitens des Verlages schuld sein wird. Dennoch sollte G. H. dem Kurt Wolff Verlag persönlich ziemlich ‚am Herzen liegen‘ ...“.

2608 - Hoddis, Jakob van (eigentl. Hans Davidsohn), expressionistisch-dadaistischer Lyriker, Mitglied des „Neuen Clubs“ und des „Neopathetischen Cabarets“, wurde 1942 aus einer rheinischen Heilanstalt nach Polen deportiert und ermordet (1887-1942). 2 eigh. Schriftstücke m. U. „Hoddis“ bzw. „van H.“ Zus. 2 S. (Bleistift) auf kariertem Notizpapier. Je 7,7 x 13,5 cm. (Berlin) 8.II.1911. 4.500 € Zwei Anträge auf Abstimmung bei einer Sitzung des „Neuen Clubs“ oder des „Neopathetischen Cabarets“: „Das Cabaret an einen bestimmten Tag und einen bestimmten Ort zu binden. v. H.“. Mit Vermerk von anderer Hand: „angenommen“. - „Ich beantrage dem Leiter zu verbieten Frau Hennings aufzufordern. Hoddis.“ Mit Vermerk von anderer Hand: „abgelehnt“. - Die Schriftstellerin, Schauspielerin und Kabarettistin Emma Hennings (1885-1948), später mit Hugo Ball verheiratet, war 1909 erstmals im „Neuen Club“ aufgetreten. Sie gehörte zu den Begründern der Dada-Bewegung in Zürich. - Die Schriftstücke stammen aus dem Nachlaß von Erwin Loewenson, Freund und Nachlaßverwalter Georg Heyms und Mitbegründer des „Neuen Clubs“; er bewahrte auch eine Anzahl von 25 Gedichttyposkripten auf 24 Bl., die Jakob van

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Hoddis zugeschrieben werden, zumal 2 von ihnen Korrekturen von dessen Hand enthalten. Einige Typoskripte sind offenbar von Loewenson nach van Hoddis‘ Vorlagen gefertigt. Hier vorhanden sind die Typoskripte folgender Gedichte: Orgie (mit van Hoddis‘ Korrekturen). - Sirenenraub (mit van Hoddis‘ Korrekturen). - Gebet (2 Exemplare). - Landschaft. - Tobsucht. - Es fuhr ein Automobil in den Goldfischteich. Nach. - Der Mörder. - Jungens. - Der Frühling kam - Denn seine Liebe war wie roter Wein - Und heute ging ich auf den dumpfen Strassen (3 Ex.) - Das weisse Feld umgrenzten kahle Bäume (2 Ex.) - Durch Dunkel schreit ich froh daher - Der Knecht - Vergessen wir, was unsre Väter waren - Und zaghaft fassen wir die späte Feier - Die Mittagssone rollt mit neuer Wut (2 Ex.) - Und dass es Ströme gibt und an dem Meere - Dieser Sohn, um den ich weine - Tage des Zweifels - Herbst an den Zelten - Lied. Arge! Vernimm meinen zagenden Ruf - (Meinem Freunde Georg Heym). Die rote Sandsteinbrücke packt - Gartenabend (Rudolf Kurtz gewidmet). - Van Hoddis‘ Stil ist teilweise an den originellen Bildern und der grotesken Schlußpointe zu identifizieren. Als Beispiel das Gedicht „Orgie“: „In stummer Stunde aus dem Knäul der Schleier / Entstieg ein blankes, zierliches Gerippe. / Ja komm! Ja du! Ja komm zur Liebesfeier! / Auf deine Rippen press ich meine Lippe. / Einst hiessest du gewisslich Fräulein Meyer. / Setz dich mal her! Wir essen eine Schrippe.“ - Schriftstücke von Jakob van Hoddis, dessen Geist frühzeitig durch Krankheit verdunkelt wurde, sind von größter Seltenheit: das Jahrbuch der Auk­ tionspreise 1950 ff. verzeichnet kein einziges Autograph des dadaistischen Lyrikers. Abbildung

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ „dies Verwandt-Sein mit den Dingen der Meere“ 2609 -Jentzsch, Robert, enger Freund Robert Heyms, als Lyriker Mitglied des „Neuen Clubs“, promovierter und habilitierter Mathematiker, fertigte wichtige Abschriften von Heyms heute verlorenen Gedichten an, fiel im Weltkrieg 1918 (1890-1918). Eigh. Brief m. U. „Robert Jentzsch“. 11/2 S. Doppelblatt. Mit eigh. Umschlag. Kl. 4to. München 22.I.1912. 600 € Sehr schöner Kondolenzbrief an Georg Heyms Mutter, wenige Tage nach des Dichters Tod in der Havel. Jentzsch versteht es, in dem Wesen seines Freundes Trostgründe für die Mutter zu finden. „... Gestatten Sie mir, einem Ihnen Unbekannten, jetzt, bei dem Tode Ihres Sohnes an Sie zu schreiben. Ich habe ihn ein Jahr etwa gekannt, und war bald mit ihm befreundet, wir teilten uns unsere Verse mit und besprachen vieles, was uns bewegte, Gedanken, Empfindungen, Pläne. Als er mich im November hier in München besuchte, sprachen wir viel über sein Wesen und Leben. Er schien sich und mir wie in einem Meere stehend, und den Tagen und Ereignissen, die um ihn her wie Wellen kamen und gingen, mit seinen großen Augen zuschauend. Dies Verwandt-Sein mit den Dingen der Meere sprach er auch in seinen Versen aus, in dem Buche, das er veröffentlicht hat und in seinen neuen Versen, die nur zwei, drei Freunde kannten, zu denen auch ich gehören durfte. Als ich nun hörte, dass er in der Tiefe des Sees versunken sei, erinnerte ich mich bald dieser seiner Neigung und Liebe zum Wasser, und hielt es fast für einen Trost, dass er diesen Tod fand und nicht irgendeinem anderen unorganischen Zufall zum Opfer fiel ...“. - Jentzsch konnte nicht ahnen, dass ihn schon sechs Jahre später ebenfalls ein viel zu früher Tod ereilen würde: Er starb im März 1918 als Leutnant an der Westfront. - Beiliegend 3 Programmzettel des „Neopathetischen Cabarets“ (alle vom 16.XII.1911) mit Titelholzschnitt von Karl SchmidtRottluff; rückseitig handschriftlich mit Gedichten aus dem Zyklus „Die Engel“ von Robert Jentzsch gefüllt, jedoch niedergeschrieben von Erwin Loewenson; darunter ein Gedicht „Welt-Ende“ - ein Gegenstück zu dem gleichnamigen berühmten Gedicht von Jakob van Hoddis.

2610 - Eigh. Brief m. U. „Jentzsch“. 4 S. Doppelblatt. Kl. 4to. München 18.V.1912. 450 € An Erwin Loewenson, der den Gedichtband „Umbra Vitae“ vorbereitete und Jentzsch eine Postkarte mit Anfragen gesandt hatte. Jentzsch erwidert, „1.) dass Georg zwar im Herbst 1911 ein Buch unter dem Titel U.V. in Aussicht gestellt hat; später aber dies nicht wiederholt hat. - 2.) Falls der Titel U.V. lauten sollte, ganz genau angegeben werden müsste, wie der Herausgeber darauf gekommen ist. - 3.) ich die allgemeinen Erwägungen (die Gründe 101-104 auf d. Karte) nicht einsehe. - 4.) auch nichts gegen Neuere Gedichte oder Neue Ged. hätte. - Dass die Mitarbeiter genannt werden ist ja ganz nett, die Nennung des Herrn van Hoddis ist ja sacht lächerlich, aber mir ist es nat. egal, sogar recht. Sollte jedoch das Gedicht U.V. nicht vervollständigt werden (wegen der Vervollständigung schrieb ich gestern an Herrn Ghuttmain [sic]), so bitte ich meinen Namen nicht zu nennen. - In der Tat besitze ich viele Zeitungsnotizen über H‘s Tod, will sie auch gerne (abschriftlich) schicken, aber sehe keineswegs ein, was aus ihnen für das Nachwort zu entnehmen sein sollte ... Herr van Hoddis war in München des öfteren, ich habe ihn auch mehrmals gesprochen. Seine Adresse ist nach wie vor die alte ... Hat Herr Baumgardt schon etwas von den Gedichten erledigt? (Ich bitte um Verzeihung wegen dieser Frage; aber nach dem Verhalten des

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Hrn Dr. Wolfsohn beginne ich, in dieser Bzhg. sehr skeptisch zu sein ...“. - Beiliegend 6 Programmzettel des „Neopathetischen Cabarets“ (alle vom 16.XI.1911), auf den Rückseiten handschriftlich mit Gedichten von Robert Jentzsch gefüllt, niedergeschrieben wohl von Erwin Loewenson und datiert 1911.

An Wedekind über den „Neuen Club“ 2611 - Loewenson, Erwin, enger Freund Georg Heyms und Verwalter seines literarischen Nachlasses, Mitglied des „Neuen Clubs“, unter dem Pseudonym „Golo Gangi“ Mitarbeiter mehrerer Literaturzeitschriften des Expressionismus (1888-1963). Eigh. Brief m. U. „Erwin Loewenson“. 2 S. Gr. 8vo. Berlin 22.IV.1910. 300 € An den Dramatiker, Kabarettisten und Schauspieler Frank Wedekind. Wichtiger Brief über den „Neuen Club“, aus dem das „Neopathetische Cabaret“ hervorging. Der Dichter soll einen geplanten „WedekindAbend“ im „Neuen Club“ unterstützen und eine Auswahl aus seinen Werken vorschlagen. „... Der ‚Neue Club‘ (eine Vereinigung von Studenten der Philosophie und jungen Künstlern, die sich verschworen haben, den Blasphemieen dieser Zeit nicht länger untätig zuzusehen und ihren Ekel vor allem Commishaften im Kunst- und Wissenschaftsbereich und ihre Bewunderung der Einzelgeister öffentlich kundzutun) richtet in Ergebenheit eine Bitte an Sie. Es ist der Beschluß gefaßt worden ... daß Mitte Mai ein ‚Wedekind-Abend‘ stattfinde; in einem vornehmen Konzertsaal und in größerem Stil. Der mit dem einleitenden Vortrag Betraute (aus unserer Mitte) meint, eine neue - undüstere - Definition der Tragik gefunden zu haben, und sieht in Ihnen ... den einzigen wirklichen Tragiker, der seit Hebbel über Europa gekommen ist. (Nach dem Vortrag sollen erste Künstler der Bühne aus Ihren Werken vorlesen. Frau Tilla Durieux hat sich uns bereits hierfür in der liebenswürdigsten Weise zur Verfügung gestellt; doch möchten wir uns an weitere Künstler nicht eher wenden, bevor wir nicht Ihren freundlichen Rat hierüber gehört haben ... Obgleich Sie nicht wissen können, Hochverehrter, wie sehr die Ausstrahlungen Ihres Geistes zu einem der Elemente unserer Lebensatmosphäre geworden sind, hoffen wir doch, Sie werden uns unsere Bitte nicht abschlagen ...“. - Faltenrisse mit Transparentpapier unterlegt. - Der zweite Abend des „Neopathetischen Cabarets“ fand am 6. Juli 1910 im „Papierhaus“, Dessauer Str. 2, statt und brachte außer Texten von Heym, Loewenson, Hiller, van Hoddis, H. E. Jacob und J. Wassermann eine Lesung von Tilla Durieux aus Wedekinds Einakter „In allen Wassern gewaschen“ (siehe das Orig.-Programm unter „Neopathetisches Cabaret“).

2612 - Loewenson, Erwin, enger Freund Georg Heyms und wichtiger Verwalter seines literarischen Nachlasses, Mitglied des „Neuen Clubs“, unter dem Pseudonym „Golo Gangi“ Mitarbeiter mehrerer Literaturzeitschriften des Expressionismus (1888-1963). Eigh. Brief-Konzept (Fragment). 2 S. (Bleistift). Auf liniiertem Papier. 8vo. (Berlin 1912). 250 € An Edgar Zacharias, über Georg Heyms und Ernst Balckes Tod in der Havel und über das Begräbnis. „... Von Heym weiß ich auch nicht viel mehr als du. Erst ist Balcke eingebrochen, dann hat Heym ihn retten wollen, denn man hat seine Handschuhe, Hut, Stock abgeworfen gefunden. Von Cladow aus hat man nur einen (ganz klein) reinstürzen gesehen, darauf ein großes minutenlanges Schreien gehört, ist hingelaufen


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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ (weit) da hatte es bereits aufgehört. Natürlich kann nicht der magere Balcke so furchtbar geschrien haben. Heym hat Balcke retten wollen ... Die Stelle wo Heym reingefallen ist, soll ganz dick und fest gewesen sein, so daß er allein sich hätte retten können, sagt man. - Die Beerdigung war so, daß man sich am Schluß plötzlich erinnerte, daß jemand gestorben ist. Höchst protestantisch schwingende Aetherkreise eines [Wort freigelassen] von einem Bierbrauer polemisierend gegen den Gott der Juden und die Eigenart Heyms (trotzdem Eigenart ganz gut sei in dieser alles nivellierenden Zeit). - Das Bild von Heym, en face, von Haru [?] Engert hab ich für 1000 M ihm abkaufen wollen, aber er hatte es kurz vorher mitten entzweigerissen, da Heym in seiner Abwesenheit mittenrein gemalt hat ...“.

„ein Sturmangriff auf Heyms Dichtungen“ 2613 - Loewenson, Erwin, Freund Georg Heyms und wichtiger Verwalter seines literarischen Nachlasses, unter dem Pseudonym „Golo Gangi“ Mitarbeiter mehrerer Literaturzeitschriften des Expressionismus (1888-1963). Eigh. Brief m. U. „Loewenson“. 2 S. Gr. 4to. Berlin-Schöneberg, Febr. 1925. 300 € An Kurt Pinthus, Lektor im Kurt Wolff Verlag und Mitherausgeber der ersten Georg-Heym-Werkauswahl von 1922. „... In Sachen Georg Heym wird wenig getan. Es fällt vielfach auf, daß die Propaganda für unsere Ausgabe schwach war, das Buch ist noch heut nicht allgemein bis zum Sortimenter durchgedrungen. Bei dieser Sachlage hatte ich mich entschlossen, eine Gelegenheit, die sich bot, benutzend, eine aufs Engste zusammenfassende Umarbeitung bzw. Auswahl meines damaligen Heymbuches herzustellen - für das Sie guter Mann seinerzeit so fabelhaftes Interesse an den Tag legten! - Bei Paul Cassirer erscheint Ostern ein von Ernst Blass herausgegebenes Sammelbuch, das, wie mir scheint, einige anständige Beiträge enthalten wird. Darunter meine HeymArbeit. Da sie jedoch mitsamt den Belegen zu umfangreich zu werden drohte, so mußte ich mich dazu verstehen, diese Belege, soweit sie noch Unveröffentlichtes, von uns beiden seinerzeit Verworfenes darstellen, neben dem Aufsatz, gesondert drucken zu lassen. Es sind dies außer einigen Gedichten jene Tagebuchblätter, die ich auf Ihre Veranlassung damals für Stephan Großmanns ‚Tagebuch‘ zusammengestellt hatte in einem Aufsatz, den er in meiner Gegenwart las und freudestrahlend und vor Begeisterung perlend annahm und nachher nicht veröffentlicht hat ... Jetzt soll er es natürlich bleiben lassen!! ...“. Bittet Pinthus, sich ein wenig für dieses neue Georg-Heym-Buch einzusetzen und kraft seiner einflußreichen Persönlichkeit Werbung zu machen. „... Ich werde Ihnen einen Bürstenabzug zusenden, vielleicht käme ein Vorabdruck, teilweise, in einer Zeitschrift oder Zeitung, in Frage? - Es muß jetzt ein Sturmangriff auf Heyms ‚Dichtungen‘ erfolgen, so daß sofort eine Neuauflage - ohne die Druckfehler u. die Schönheitsmängel - gemacht werden muß!! Also auf zu einer breit angelegten Aktion!“ - Die Aktion hielt sich in Grenzen, und das angekündigte Buch ist nicht erschienen. Erst 1962 konnte Loewenson seine biographischen Aufzeichnungen als Buch herausbringen. - Faltenrisse mit Transparentpapier unterlegt. Abbildung Seite 133

2614 - „Neopathetisches Cabaret“, veranstaltet vom „Neuen Club“, gegründet von Kurt Hiller, Erwin Loewenson, Robert Jentzsch, Jakob van Hoddis u. a. Konvolut von 6 Orig.-Programmzetteln. Berlin 1910-1912. 2.200 € 136

Programme des 1., 2., 3., 7., 8. und 9. Abends, jeweils an anderen Spielstätten in Berlin: I. (1. Juni 1910). Vorträge und Texte von Golo Gangi (d. i. E. Loewenson), Jakob van Hoddis, Kurt Hiller, Gustav Meyrink u. a. (mit Schreibmaschine vervielfältigt). - II. 6. Juli (1910) im „Papierhaus“, Dessauer Str. 2. Vorträge und Texte von Georg Heym, Golo Gangi, Tilla Durieux, Kurt Hiller, Jakob van Hoddis u. a. (Druck auf Maschinenbütten). - III. Mit Briefkopf „Neopathetisches Cabaret für Abenteuer des Geistes“ versehene Einladung zum dritten Abend, 9. XI.1910, im Druck unterzeichnet „Hochachtungsvoll Der Neue Club, i. A.: Erwin Loewenson, Motz-Straße 42“; als Veranstaltungsort handschriftlich eingesetzt: „Café Austria, Potsdamer Str. 28“ (Doppelblatt, in verschnörkelter Fraktur gedruckt). - IV. 16. November (1911) im oberen Saal der Sezession (Café Kutschera, Kurfürstendamm 208/209). Vorträge und Texte von Georg Heym, Robert Jentzsch, Ludwig Hardt, Golo Gangi, W. S. Ghuttman [!], Erich Krakauer, Ferdinand Hardekopf, Jakob van Hoddis, Rudolf Bluemner u. a., ferner „Sansara. Das liebliche Schattentheater. Drama von Golo Gangi. Figuren von [Ernst Moritz] Engert“. (Druck auf Maschinenbütten). - Auf der Rückseite handschriftlich ein Gedicht von Robert Jentzsch, jedoch niedergeschrieben und datiert 1911 von Erwin Loewenson (Golo Gangi). - V. 16. Dezember 1911 im oberen Saal der Sezession (Café Kutschera). Vorträge und Texte von Georg Heym, André Gide, Carl Einstein, Jakob van Hoddis, Erich Unger, Robert Jentzsch, Golo Gangi, Rudolf Kurtz, Herwarth Walden u. a. sowie ein Schattendrama von Achim von Arnim mit Figuren von Ernst Moritz Engert. - Mit großer zweizeiliger Titel­ leiste in Holzschnitt von Karl Schmidt-Rottluff (2 Exemplare). - VI. 3. April 1912 im Architektenhaus, Saal C, Wilhelmstraße 92-93. Vorträge und Texte von Hölderlin (unveröffentlichte Gedichte und Briefe), Golo Gangi, Gedichte von Georg Heym sowie an Georg Heym von Jentzsch, Koffka und Ghuttman [!], ferner Martin Buber, Ferdinand Hardekopf, Erich Unger (aus Wedekind), Jakob van Hoddis, Mynona u. a. Am Fuß Anzeige des Rowohlt Verlags über Erscheinen der 2. Auflage von Heyms „Der ewige Tag“ sowie Neuerscheinung der „Nachgelassenen Gedichte, und im Herbst 1912: Der Dieb, (Novellen)“. - Bei diesem Blatt gebräuntes, brüchiges Papier. - Beiliegend: Programmzettel IX. Vortragsabend Ludwig Hardt. Berliner Sezession ... 12. Januar 1922: Georg Heym (30. Okt. 1887 - 16. Jan. 1912). - Mit 21 Gedichten von Georg Heym, eingerahmt von Lyrik Heines und Baudelaires. - Ferner beiliegend eine bedruckte Banderole zu dem Georg-Heym-Heft der Zeitschrift „Der Feuerreiter“. Abbildung Seite 135

2615 - Pinthus, Kurt, Schriftsteller, Journalist und Dramaturg, einer der wichtigsten Vermittler expressionistischer Dichtung (1886-1975). Brief m. U. „Kurt Pinthus“. 1 S. Mit Briefkopf „Hyperionverlag“. Gr. 4to. Berlin 10. IV.1920. 180 € An David Baumgardt, Freund Georg Heyms und Mitglied im „Neuen Club“, später Professor für Philosophie in Berlin, Birmingham und den USA (1890-1961). „... Der Wolff-Verlag beabsichtigt eine Gesamtaus­ gabe der Werke von Georg Heym. Die Familie Heym hat mir für diese Ausgabe bereitwilligst den Nachlass zur Verfügung gestellt, sagte mir aber, dass damals Herrn Jentsch u. Ihnen ein Teil des Nachlasses ausgehändigt worden ist, von dem sie nicht wusste, ob diese Manuskripte wieder in die Hände der Familie zurückgelangt sind. Ich möchte Sie nun fragen, ob Ihnen über den Verbleib dieser Manuskripte etwas bekannt ist, und ob Sie den Aufenthalt und die Adresse des Herrn Jentsch oder seiner Angehörigen wissen ...“. - Hierzu schrieb David Baumgardt am 3. März 1960 mit Bleistift an den Rand: „Ich habe diese Manuskripte


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen damals Kurt Pinthus zur Verfügung gestellt, da ich mit meiner Habilitation zu sehr beschäftigt war, um an der Neuausgabe teilzunehmen, und da Erwin Loewenson als sehr aktiver Mitherausgeber im Verein mit Pinthus für diese einbändige Ausgabe keine weitere Hilfe benö­ tigte ...“.

2616 - Brief m. U. „Kurt Pinthus“. 1 S. Mit Briefkopf „Kurt Wolff Verlag“. Gr. to. Berlin-Halensee 19.IX.1921. 900 € An Georg Heyms Freund Erwin Loewenson in Berlin. „... Ich kehre gerade von einer langen Reise zurück, die mich auch zweimal nach München führte, wo ich eingehend über unsere ‚Heym-Arbeit‘ gesprochen habe. Sie haben in allen Punkten durchaus recht, und ich wäre Ihnen ausserordentlich dankbar, wenn wir die Sache nun recht schnell zum Abschluss bringen könnten. Ich bin gerade in diesen Wochen ganz besonders beschäftigt, und so wäre es vielleicht wirklich am besten, wenn Sie entweder bei mir oder bei sich noch einmal das ganze Material sichten würden. Wir wollen dann schnell die endgültige Auswahl treffen, so dass wir in der ersten Hälfte des Oktober noch das Manuskript druckfertig abliefern können ...“. - Beiliegend der vorangegangene, eigenhändige Brief von Erwin Loewenson an Kurt Pinthus (1 S. Gr. 8vo. Berlin 17.IX.1921). „... Ich bitte Sie ... mir mitzuteilen, wie Sie sich die Weiterarbeit an der Heym-Ausgabe denken. Unter uns gesagt, haben wir so ziemlich ein ganzes Jahr fast ergebnislos hingehen lassen. Ich halte es daher für das einzig Zweckmäßige, wenn ich mir mal die ganzen Manuskripte per Droschke in meine Wohnung hole und zunächst mal allein drauflosarbeite. Was meinen Sie? - Mir hat Herr Kurt Wolff geschrieben. Und ich habe mit der Antwort gezögert, weil ich sie nicht hinter Ihrem Rücken geben wollte ... Aber ich fühle mich nun nachgerade ein bißchen unruhig in meinem Gewissen, und auch in Ihrem ... Sie versprechen immer, sich wieder zu melden, und ich kann warten von Monat zu Monat. So viel Theaterbillets gibt es garnicht, wie Sie mir zur Verfügung stellen müßten um das wieder gut zu machen ... Wir müssen die ‚gemeinsame Sache‘ jetzt etwas dynamisch organisieren. Gesetzmäßig. Zusammenkünfte so und so oft, unabhängig davon, ob wieder neuer Stoff durchgearbeitet ist. Zweitens: Da ich jeden Tag daran arbeiten kann, Sie aber nicht, nehme ich die Manuskripte - unter aller Garantie selbstverständlich - zu mir. (Täglich zu Ihnen wandern kann ich natürlich nicht) ...“. - Ferner beiliegend: 3 masch. Briefe des Kurt Wolff Verlags (zus. 4 S. Gr. 4to. München 26.X., 7.XII. und 21.XII.1921) an Erwin Loewenson. Im ersten dankt Kurt Wolff (mit gestempelter Unterschrift) Loewenson für dessen „hingebende Arbeit um den Nachlaß und das Werk Georg Heyms“. Schlägt dann - nach Beratung mit Kurt Pinthus - vor, „mit äußerster Beschleunigung die dreiteilige neue Gesamt-

ausgabe herauszubringen, und zwar in der schon mehrfach besprochenen Form, sodaß der dritte Teil die etwa 40-50 wichtigsten und stärksten ungedruckten Gedichte aus dem Nachlaß enthält und außerdem einige charakteristische und bedeutsame Abschnitte aus den Tagebüchern ... Vor allen Dingen aber erscheint es uns Pflicht, dafür zu sorgen, dass das immer, wenn auch nur in einem kleinen Kreis lebend gebliebene Interesse und Verständnis für den Dichter Heym aufrecht erhalten wird ...“. - Der zweite Brief, unterzeichnet von Georg Heinrich Meyer, drängt auf Fertigstellung der Korrekturen der Georg-Heym-Ausgabe; der dritte, wieder mit Namensstempel von Kurt Wolff, begründet die Ablehnung, eine Biographie Georg Heyms aus der Feder Loewensons zu verlegen: „... Wenn wir es ... nach reiflicher Überlegung ablehnen mußten, Ihre Schrift für unseren Verlag zu übernehmen, so liegt es lediglich daran, daß wir es seit Jahren aus prinzipiellen Erwägungen heraus ablehnten, im Rahmen unseres belletristischen Verlages andere Veröffentlichungen als nur Dichtungen selbst zu bringen. Auch die an sich selbstverständliche Pietät gegen Verstorbene hat uns nicht zur Durchbrechung dieses Prinzips veranlaßt, was Sie u. a. auch daraus ersehen wollen, daß keine Gedächtnisschriften über Georg Trakl oder Ernst Stadler (die uns selbstverständlich mehrfach angeboten wurden) zur Ausgabe gelangten ...“. - Ferner 1 Blatt mit 2 eigh. Brief-Konzepten von Erwin Loewenson an G. H. Meyer, in denen er u. a. seine HeymBiographie dem Kurt Wolff Verlag anbietet (1921). - Insgesamt 6 Teile.

2617 - Wolfsohn, John, Mitglied des engeren Freundeskreises um Georg Heym, Berliner Jurist, Mitarbeiter des „Sturm“ (1889-1936). Brief m. U. „John Wolfsohn“. 1/2 S. Folio. (Berlin, wohl Mitte 1911). 200 € An Georg Heym, betreffend seine Besprechung von Heyms Gedichtsammlung „Der ewige Tag“. „... Diese Bürokratenschlampen und Aktenschieber haben mich auf meine Beschwerde wegen Liebenwalde nach BELZIG gesetzt. Ich habe infolgedessen mit den Vorbereitungen für die Übersiedelung so viel zu tun und bin so deprimiert, dass ich erst in ca. 14 Tagen an die Besprechung Ihres Buches denken kann. - Sie wollten doch eine ‚passende‘ Widmung hineinschreiben. - Viele Grüsse, Ihr unglücklicher John Wolfsohn“. - Kleine Randschäden; gering fleckig. Dabei: Derselbe. 3 Bl. bzw. Doppelbl. mit eigenhändigen stenogra­ phischen Abschriften. Zus. ca. 7 S. Verschied. Formate. (Berlin 4.IX. 1910 bzw. o. O. u. J.). - Unter anderem stenogr. Abschrift eines Briefes von Heym (2.IX.1910) und der ausführlichen Antwort Wolfsohns (4.IX.1910) zum Thema „Moderne Malerei, Hodler und van Gogh“, mit Erwähnung Hölderlins und Stefan Georges. Ferner der Entwurf einer „Vorrede zur Ethik“. - 1 Blatt stark beschädigt.

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________

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Wissenschaft und Technik Der Erfinder der Heliogravüre 2618 Aubel, Carl, dt. Ingenieur, Erfinder des nach ihm benannten heliographischen Verfahrens zur Reproduk­ tion von Kupferstichen, Lithographien und Holzschnitten, Betreiber der „Aubeldruckanstalt“ in Lindenhöhe bei Köln (1837-1882). Eigh. Brief m. U. „Carl Aubel, Ingenieur“. 11/2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Köln 17.XII.1862. 180 € An einen Botaniker, dem er sein in den Jahren 1861-1862 in Russland zusammengetragenes Herbarium übersendet, „welches ich in den Monaten: Mai, Juni und Juli alt. Styls der Jahre 1860 u. 61, größtentheils auf der Besitzung des Fürsten Demidoff‘s ‚Nischne Tagilsk‘ (an den östl. u. westl. Gehängen des Urals unter dem 58o 1/4 lat. u. 57o 1/2 long. gelegen) gesammelt habe. Leider steht, wie Sie ja selbst sehen werden ..., die Mühe, welche das Zusammenbringen einer solchen Sammlung an derartigen Lokalitäten macht, durchaus nicht im Verhältniß zu der Neuheit und Eigenthümlichkeit der Flora, welche man sich unwillkührlich versprechen sollte ... sehnlichst wünsche ich jedoch auch: daß einige Exemplare darunter sich zeigen mögen, die die Scheide von Europa und Asien in würdige Weise charakterisiren! - Obgleich mir am Ende selbst der größte Theil der Pflanzen bekannt, so habe ich doch der Vollständigkeit u. Sicherheit halber sämmtliche nummerirt und zwar jeden Monat für sich und würde es für mich von größtem Interesse sein, wenn ich dereinst von Ihnen ein correspondirendes Verzeichniß der Bezeichnungen bekommen könnte, um auch meine zurückbehaltenen Exempl. mit ‚Vor- u. Zunamen‘ nennen zu können ...“. Ferner über die sich ungünstig entwickelnde Patent-Angelegenheit des Generalmajors Woldemar Raschette. Als Direktor der ausgedehnten Eisen- und Kupfer-Hüttenwerke des Fürsten Demidoff in Nischne Tagilsk (wo auch Aubel eine zeitlang tätig gewesen war) hatte Raschette einen „Normal- und Universal-Schachtofen“ konstruiert, der 1862 auf der Londoner Industrieausstellung preisgekrönt und in Russland, Frankreich, England, Belgien, Österreich und Schweden patentiert wurde - nur nicht in Preußen.

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Aubel bittet den Adressaten, über einen Freund auf den Baron von Rennenkampf einzuwirken, dass dieser bei der sich unentschieden zeigenden Begutachtungskommission des preußischen Patentamtes ein gutes Wort für Raschette einlegen möge. - Heliogravüren nach Carl Aubels Verfahren erlangten im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts als Reproduktionen von Gemälden und Graphiken in Büchern und Mappenwerken eine enorme Verbreitung. - Am unteren Rand verfärbt und etwas geknittert.

2619 Automobil-Technik. - Ledwinka, Hans, österr. KfzKonstrukteur, neben Ferd. Porsche und Siegfried Marcus einer der bedeutendsten Automobil-Konstrukteure seiner Zeit, entwickelte im Sudetenland den „Tatra“ zu einem erfolgreichen Volks- und Luxuswagen (1878-1967). Sammlung von 13 (12 Ansichts-) Postkarten m. U. „Onkel Hans“. 1928-1938. 450 € An seine Nichte Hilde Ledwinka in Wien. Kartengrüße von Geschäftsund Erholungsreisen, mit Ansichten aus Ägypten (2), Palästina, Syrien, Österreich (Dachstein), Prag, Dresden (2 x Weißer Hirsch), Nürnberg, Frankfurt a. M und Berlin (3, davon 1 von der Automobil-Ausstellung 1938). Kurze Nachrichten oder Grüße wie „Viele Herzliche Grüße von der Eröffnung der Prager Automobil Ausstellung“ (1929); „Den ersten Tag in Kairo verbracht. Haben nur das Eingeborenenviertel und die neue Stadt angesehen. Viel Schmutz u. Staub, aber interessant“ (9. April 1937); „Soeben im Hafen von Haifa eingefahren, in einer Stunde wird gelandet und dann geht es per Auto nach Jerusalem“ (13. April 1937). Die Karte von der „Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung“ 1938 in Berlin zeigt eine Halle mit zahlreichen PKWs nebst Publikum. Abbildung


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen

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2620 Banks, Sir Joseph, der große englische Naturforscher, Präsident der Royal Society, begleitete James Cook 1768-1771 auf dessen erster Weltreise (1744-1820). Eigh. Brief m. U. „Jos: Banks“. 21/2 S. 4to. (London ca. 1786). 300 € An einen Professor, möglicherweise den Wiener Botaniker und Chemiker Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin (1727-1817), Direktor des Botanischen Gartens der Universität und der Kaiserlichen Gärten in Schönbrunn. Dankt ihm für die freundliche Aufnahme eines Freundes von Banks, die er jederzeit erwidern würde. Zugleich empfiehlt er den schottischen Ökonomen und Politiker Sir John Sinclair (1754-1835) seiner Obhut. „... The Bearer of this Sr. John Sinclair Member of Parliament & Fellow of the Royal Society, having expressed a desire of being recommended to you I have ventured to comply with his request. he is a man whose knowledge in Politics & Philosophy arts do not discredit to the Society which adores him as a member. I trust Sir that you will find him able & willing to satisfy any curiosity you may have relative to the State of England either Literary or Political & I am sure Sir from your well known Politeness that he will receive from you that assistance

without which a traveler is utterly unable to see a country with advantage. if you will do me the favor to introduce him to Baron von Born you will much oblige me and tear the highest regard for that gentleman ...“. - Ignaz Edler von Born (1742-1791) war Mineraloge, Geologe und Freimaurer in Wien. - Da wir in einer früheren Auktion einen Brief von Banks versteigerten, in dem er 1786 denselben Sir John Sinclair an den Berliner Akademie-Sekretär Formey empfahl, so ist es denkbar, dass auch dieses nach Wien gerichtete Empfehlungsschreiben aus dem Jahr 1786 stammt.

2621 - Dryander, Jonas, schwed. Botaniker, als Daniel Solanders Nachfolger Bibliothekar und Botaniker bei Sir Joseph Banks, auch Bibliothekar der Royal Society und Vizepräsident der Linnean Society in London (17481810). Eigh. Brief m. U. „Jos. Dryander“. In engl. Sprache. 21/2 S. Doppelblatt mit Adresse. Folio. London 5.II.1790. 200 € 139


Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Barth setzt Heinrich Karl Schleiden in Hamburg als seinen Erbbevollmächtigten ein. Möglicherweise handelt es sich um den Bruder des berühmten Botanikers Matthias Jacob Schleiden, den Hamburger Päda­ gogen und Schulleiter Dr. Carl Heinrich Schleiden (1809-1890), der 1860-1865 auch Mitglied der Bürgerschaft war. Die Urkunde (deren Formular aus Hamburg stammt) hat Barth bei seinem Aufenthalt in London ausgefertigt, und sie ist daher vom dortigen Hanseatischen Ministerresidenten Rücken gegengezeichnet. - Nach der Rückkehr von seiner zweiten (großen) Afrikareise hatte sich Barth 1855 in London niedergelassen, um seine Forschungsergebnisse in englischer und deutscher Sprache zu Papier zu bringen. - Dabei: Derselbe. Eigh. Brief m. U. „Heinrich Barth“. 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin 14.X.1864. - An Dr. Schleiden. „... In Antwort auf Ihre freundliche Benachrichtigung vom 13ten ermächtige ich Sie hiermit, die Erbschaftsrechnung nach vorhergegangener Durchsicht, da mir die Specialia fehlen, zu quittiren und den Herren Beck und Schleiden meinen ergebensten Dank aus­ zusprechen, indem ich Sie bitte, darauf zu sehen, daß uns die Heuerstubbenschen Zinsen nicht verloren gehn ...“. - Beiliegend ein Umschlag „Vollmacht von Dr. H. Bahrdt“ [!]. Abbildung Seite 139

„viel Theilnahme an Deiner großen Reise“ 2623 - Barth, Johann Heinrich, Hamburger Kaufmann, Heinrich Barths Vater (1787-1856). Eigh. Brief m. zweimaliger U. „Joh H. Barth“. 3 S., eng beschrieben. Gr. 4to. Hamburg 8.XII.1849. 450 € 2626

An den bedeutenden Wiener Botaniker Nikolaus Joseph von Jacquin (1727-1817). Dankt ihm für einen Brief und eine nachfolgend eingetroffene Anzahl botanischer Zeichnungen, die er im vorliegenden Schreiben ausführlich kommentiert. „... The umbelliferous plant of which You send the figure is really extraordinary, both from its locus natalis and its folia simplicia indivisa. We have no other umbelliferous plants from the intertropical parts of America tham Ryngium and Hydrocotyle; Sir Joseph Banks has found no one between the tropics in his travels, Forster has none in his Flora Australis ..., and I do not remember to have seen any one from the East Indies ...“. Geht dann auf jede der 8 Zeichnungen ein und vergleicht sie mit Beschreibungen und Erkenntnissen diverser Botaniker zu gleichen oder verwandten Pflanzen. Es fallen die Namen Banks, Solander, Thunberg, Linné, Morison, Bergius, Gartner und Aiton, die sich zu Exemplaren der Gattungen Ixias, Gladiolus, Anthericum Catifolium, Selago fasciculata und anderen Gewächsen äußern. - Bei der Adresse der Name getilgt, aber noch erkennbar; kleiner Ausriss vom Öffnen der Versiegelung.

2622 Barth, Heinrich, der große Pionier der dt. AfrikaForschung, unternahm zwei Afrika-Expeditionen mit umfangreichen wissenschaftlichen Ergebnissen (18211865). Urkunde m. U. „Heinrich Barth“. Formular in gestochener Kurrentschrift, von Barth eigenhändig ausgefüllt und unterzeichnet. 11/2 S. Gr. 4to. London 20. II.1857. 600 € 140

Sehr umfang- und inhaltsreicher Brief an seinen über Livorno in Richtung Afrika reisenden Sohn. Liebevoller, rührender Brief des gleichermaßen besorgten wie stolzen Vaters, der im übrigen von Orthographie seine eigenen Vorstellungen hat. „... überaus viel Freude hat es uns gemacht das Du in London von den Freunde von Chevalier Bunsen so eine väterliche Aufnahme gefunden hast, Es ist götz sehr wüchtig für Dich geweßen und wen Ihn Gott Gesund laß, Er Dier für die Zukunft immer wüchtiger werden kann, und wird Dier gewis immer hülfreich zur seide sten, über Dein Buch ist noch keine anfrage Geschen, hier scheint es von Allen seiten große aufname zu fünden, auch nimt alles hier viel Theilnahme an Deiner Großen Reise, überhaupt wird Dein Nahme under den Großen viel genant, und alle sind verwundert, das Du die zweite so Gefahrvolle Reise machst, ich werde recht viel, von ganz fremden Menschen überbefragt und mus vielseidig auskunft über geben, die Charte über Africa von H. Kiepert werde ich mier kommen laßen, ich mus glauben das es die Charte gewesen ist, die Freund Hertz mir von Berlin überschikt hat, und die ich Ihn wieder zurük geschikt habe ... Herrn Wilh Hertz hat sich Schriftlich an Dein Freund von Winder da Du Hertz Dein Bücher Vorrath zur aufbewarung übergeben hättes darauf auch die Versicherung besorgen wollen, und auch sie so weid eingeleitet, nur nicht den Schein underschrieben, und da nun durch ohne underschrift oder den schein nichts von Her Herz kan in Ortung so hat er sich genöthig gesehen Herrn Winder darum zu befragen, was bei der sage zu thun wehre ...“. Man sei übereingekommen, dass es am besten sei, Heinrich Barths Bibliothek nach Hamburg zu ihm, dem Vater, zu spedieren. Er habe somit Herrn Winder gebeten, die Bücher bei der ersten Gelegenheit „recht vorsichtig“ nach Hamburg zu schicken. „... es scheint ein überaus herlicher Mensch zu sein, der sehr viel von Dier hält“. Geht dann noch einmal ausführlich auf die Wirkung der Reise im heimatlichen Umkreis ein: sie habe die Harmonie der familiären Geschlossenheit zerrissen. Bestellt Grüße von Barths Hamburger Freunden, darunter „Dr. Schleiden“, Pädagoge und Bruder des bekannten Botanikers. - Den am 8. Dezember 1849 beendeten Brief


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen setzt Johann Heinrich am 10. mit einer längeren Nachschrift fort, um seinen Sohn zu informieren, dass die drei Bücherkisten aus Berlin wohlbehalten eingetroffen seien, die Versicherung dafür abgeschlossen sei und daß die „Deutsche Morgenländische Gesellschaft“ ihn zu ihrem Ordentlichen Mitglied ernannt und die entsprechende Urkunde gesandt habe. Ferner familiäre Nachrichten, z. B. dass Verwandte aus Dresden nicht zu den „Weinnachfeuertagen“ kommen können. Und er wolle sich jetzt noch mehr über Afrika informieren; er habe sich heute morgen schon ein entsprechendes Buch besorgt. - Auf der letzten (leeren) Seite ein Bleistift-Vermerk: „Brief an Heinrich gefunden in einem Paket aus Kuka, v. 1851“. - Leicht fleckig. - Insofern sehr interessanter Brief, als er eine gute Vorstellung von der Wirkung und geistigen Begleitung der Barthschen Afrikareisen in Deutschland vermittelt.

2624 - Bethmann-Hollweg, Moritz-August von, Schüler von Carl Ritter und Georg G. Grotefend, preuß. Kultusminister, Rektor der Berliner Universität (1795-1877). Brief m. U. „v Bethmann Hollweg“. 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse und Lacksiegel. Folio. Berlin 25.VI.1859. 450 € Als Kultusminister an Heinrich Barth, dem er mitteilt, dass auf dessen Immediat-Eingabe und auf Bethmanns Antrag hin der Prinzregent (der spätere Kaiser Wilhelm I.) „zur Ausarbeitung einer wissenschaftlichen Geographie von Afrika eine Unterstützung von 1500 rth jährlich auf drei Jahre, vom 1ten Januar 1860 an gerechnet“, bewilligt habe. - Zu diesem Werk kam Barth jedoch nicht mehr; in seinen letzten Jahren bearbeitete er vor allem seine „Zentralafrikanischen Vokabularien“. - Dabei: Heinrich von Mühler, Nachfolger Bethmann-Hollwegs als preuß. Kultusminister (1813-1874). Brief m. U. „v Mühler“. 1/2 S. Doppelblatt m. Adresse und Lacksiegel. Folio. Berlin 24.XII.1864. Gleichfalls an Heinrich Barth, dem er, dem Datum nach als Weihnachtsgeschenk, den gewünschten Urlaub in seiner Professur für das Sommersemester 1865 erteilt. „... und würde mich freuen, wenn Sie den doppelten Zweck der Kräftigung Ihrer Gesundheit und der Vervollständigung ihrer Forschungen nach Wunsche erreichen. - Wegen Verlängerung der Ihnen bisher aus Staatsmitteln gewährten Subvention ist das Erforderliche eingeleitet ...“. - Barth starb bereits im November 1865. - Ferner beigegeben: Augusta, Königin von Preußen (1811-1890). Brief in ihrem Namen. 1/2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Berlin 11.IV.1865. - Gleichfalls an Heinrich Barth, dem sie für die Carl-Ritter-Stiftung, von deren erfolgreicher Tätigkeit Barth ihr berichtet hatte, ein Geschenk von 100 rth übersendet. - Zus. 3 Teile.

2625 - Schubert, Gustav von, sächsischer Generalleutnant und Schriftsteller, Schwager und Biograph Heinrich Barths (1824-1907). Eigh. Manuskript. 12/3 S. Folio. O. O. (ca 1850). 120 € Biographische Skizze seines Schwagers Heinrich Barth, vielleicht für ein Lexikon bestimmt; interessant besonders durch Zitate aus einem Brief Alexander von Humboldts. „Dr. Barth, Heinr. geb. zu Hamburg 16. Febr. 1821, studirte in seiner Vaterstadt u. zu Berlin; u. machte sich der gelehrten Welt zuerst rühmlich bekannt durch seine: Wanderungen durch das Punische u. thyrrenische Küstenland ... Der berühmte v. Humboldt äußerte sich in einem Briefe v. 11. Octbr. 1849 darüber folg. Gestalt: Ihre Untersuchungen über die Küstenländer des Mittelmeeres ist ein treffliches wichtiges Streben gleich fruchtbringend in archäolog. u.

2627 geograph. Hinsicht, als sich verbreitend über den alten Kulturzustand zwar jetzt fast der Verwüstung preisgegebener Länder. In den Noten Ihres Werkes liegt ein Schatz feiner Beobachtungen vergraben. Es ist mir eine besondere Freude, in unserm gemeinsamen Vaterlande einen so bedeutsamen, den deutschen Namen ehrenden Reisen[den] aufstehen zu sehen. Mit Pallas, Forster, Niebuhr, Burckhard fängt die große Reihe an. Der König (von Preußen) hat an Ihren Untersuchungen über Carthago u. Cyrene, von denen ich ihm erzählte, lebhaften Antheil genommen‘. - Die preußische Regierung, von der englischen aufgefordert, ihrem behufs der Erforschung der Länder von Centralafrica zu entsendenden Reisenden Richardson einen geographisch gebildeten Mann beizugesellen, hat den Dr. B. durch Ritter und Humboldt auffordern lassen, jener Expedition sich anzuschließen ...“. - Schuberts Text reicht bis zur Abreise 1849 und ist von anderer Hand mit Ergänzungen bis 1853 versehen. - Schubert, der lange vergeblich versuchte, einen kompetenten Bearbeiter von Barths Nachlaß zu finden, veröffentlichte schließlich selbst ein Buch: „Heinrich Barth. Der Bahnbrecher der deutschen Afrikaforschung“ (Berlin 1897).

2626 - Freies Deutsches Hochstift in Goethes Vaterhause. Eigh. Brief des Schriftführers Theobald Schideck. 1 S. Mit gedrucktem Briefkopf und dem GründungsEmblem von 1859. Doppelblatt mit Adresse. 4to. Frankfurt a. M. 22.VII.1864. 180 € 141


Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ An Heinrich Barth. Begleitschreiben zur Urkunde (diese hier nicht mehr vorhanden) „über die erfolgte Aufnahme Ew. Wohlgeboren in die Klasse der hohen Meisterschaft und der Ehrenmitglieder des Freien Deutschen Hochstifts“. Abbildung Seite 140

2627 Barth, Karl, Schweizer ev.-reformierter Theologe, Mitbegründer der „Bekennenden Kirche“, einer der bedeutendsten Theologen und „Kirchenvater“ des 20. Jahrhunderts (1886-1968). Eigh. Manuskript-Fragment mit Namenszug „Karl Barth“ am Rand. 11/2 S., sehr eng beschrieben. Folio. O. O. (wohl um 1955). 400 € „Entnommen dem Manuskript der Dogmatik-Vorlesung“ (Überschrift von anderer Hand). Am Rand der eigenhändige Vermerk: „Dies meine Handschrift: Karl Barth“. Vorder- und Rückseite sehr eng mit zwei unterschiedlichen Themen beschriftet. Mit diversen Einschüben und Verbesserungen. - Offenbar ein Geschenk Barths an einen Verehrer. Abbildung Seite 141

2628 Benoît, Philippe-Martin-Narcisse, franz. Ingenieur, Mühlenkonstrukteur und Müllerei-Spezialist, zugleich Professor für Geodäsie und Topographie in Paris (1791-1867). Eigh. Brief m. U. „Benoit, ingénieur du roi“. 2 S. 4to. Paris 24.I.1818. 180 € An den Direktor einer Sternwarte, der nach dem Preis, den Ausmaßen und den Möglichkeiten eines von Benoît konstruierten Messgerätes gefragt hatte. Benoît gibt ausführlich Auskunft über das Instrument und nennt den Preis von 3100 Francs.

2629 Bing, Gertrud, Kunsthistorikerin und Philosophin, Mitarbeiterin Aby Warburgs und Herausgeberin seiner gesammelten Werke, half bei der Überführung der Warburg-Bibliothek nach London, dann Professorin und Leiterin des Warburg Institute in London (1892-1964). Brief m. U. „Gertrud Bing“. 1 S. Mit Briefkopf „Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg“. Gr. 4to. Hamburgv 1.VII.1930. 150 € An den Kunsthistoriker August Grisebach, Professor in Breslau. Gratuliert ihm, auch im Namen von Fritz Saxl, zur neuen Professur in Heidelberg. „... Es kommt mir wieder einmal schmerzlich zum Bewusstsein, wie sehr Professor Warburg überall fehlt, der sich sicher bei dieser Gelegenheit ausserordentlich gefreut hätte, gerade Sie in Heidelberg auf dem Lehrstuhl des auch von ihm hochgeschätzten Professor Neumann zu wissen ...“. - Kleine Randläsur.

2630 Born, Max, Physiker, Nobelpreisträger (18821970). 4 Briefe m. U. „M. Born“. In engl. Sprache. Zus. ca. 41/2 S. 4to. Edinburgh 1949. 1.500 € 142

An den Antiquar und Verleger Wolfgang Keiper, der eine Reihe kommentierter Faksimiles von Briefen und Manuskripten prominenter Wissenschaftler herausgab und zu diesem Zweck auch Max Born angeschrieben hatte, um nach Briefen von Max Planck und nach wissenschaftshistorischen Auskünften zu fragen. Der Gelehrte antwortet zunächst auf Keipers Fragen nach seinen Beziehungen zu Planck. „... I do not quite see what kind of publication you are planning. I have a considerable number of letters from Planck, but they are, as far as I remember, all quite personal and not suitable for publication. I am sending you by the same post, an Obituary which I wrote about Planck for the Royal Society, London, in which I also have mentioned all my relations with him: I was apponted extraordinary Professor in Berlin 1914, to assist Planck in lecturing. I was his closest colleague for about four years; later I saw him very often and continuously exchanged ideas with him ...“. Kritisiert dann Keipers Liste wichtiger Entdeckungen im Zusammenhang mit Max Planck: „... it seems to me that you have omitted fundamental papers and introduced instead some secondary ones. I have appended a few examples, one concerning my own work. But more important is that you have mentioned in 1924 Siegbahn Röntgen Spektroskopie, and Wyckoff, ‚Structure of Crystals‘, but you have omitted the work of Braggs, father and son, which followed immediately after that of Laue in 1912. There seems to be many other such omissions and I recommend you very much to submit the table to some experts in experimental ans theoretical physics [28.IV.1949] ... Thank you very much for sending me a little book about Max Planck, which I am looking forward to reading. I am unable now to do any additional work and cannot send you parts of Max Planck‘s letters, no can I write my autobiography. If you would remind me in about six month‘s time, I might try [1.VI.1949] ... Thank you for your very kind words about my short biography. I agree of course to your putting in the date 1921 of the Stern-Gerlach experiment [21.X.1949] ... I am sending you under separate cover, two volumes of the Royal Society Year Book, which contain the receivers of all medals from 1912-1947 ...“ [24.X.1949]. Am 8. Dezember 1949 folgte noch ein wohl versehentlich nicht unterzeichneter Begleitbrief zu einem ausgefüllten Fragebogen Keipers. Der Empfänger hat auf 3 Briefen Borns jeweils mit Bleistift seine Antwort konzipiert. - 3 Teile gelocht; 1 Brief etwas beschnitten.

2631 Braun, Alexander, Botaniker, Professor in Freiburg, Gießen und ab 1851 in Berlin, Mitbegründer der Berliner „Ges. für Anthropologie“ und Mitglied der „Ges. deutscher Naturforscher und Ärzte“ sowie diverser inund ausländischer Akademien (1805-1877). 3 eigh. Briefe m. U. „A Braun“. Zus. 3 S. Mit 1 Umschlag. Gr. 8vo und gr. 4to. Jeweils Doppelbl. Berlin 11.VIII.1859 - 22.V.1862. 150 € An den Grafen G. Schaffgotsch, Naturforscher in Berlin. Über Einladungen und einen Sitzungsbericht: „... habe ich die Ehre Ihnen den gewünschten kurzen Bericht über meine in der jüngsten Sitzung unserer Gesellschaft gegebenen Mittheilungen zu übersenden. Da nach Ihrer gütigen Mittheilung Prof. Karsten sich in seiner für den Bericht bestimmten Mittheilung jeder persönlich-polemischen Andeutung enthalten hat, freue ich mich dasselbe thun zu können, indem ich nichts mehr wünsche, als daß der im Geiste und Gesetz der Gesellschaft der naturforschenden Freunde begründete Character friedlicher Mittheilung und, wo eine Verschiedenheit der Ansichten sich auszusprechen hat, eines Wetteifers um die Erkenntniß der Wahrheit, vor jeder Störung bewahrt bleiben möge ...“. - Professor Karsten: wohl der Botaniker Hermann Karsten (1817-1908), der zweimal mehrere Jahre Südamerika bereiste, bevor er Professor der Botanik in Berlin wurde.


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen 2632 Brehm, Alfred Edmund, Zoologe und Forschungsreisender, sein zoologisches Hauptwerk erlangte als „Brehm‘s Thierleben“ enorme Popularität (1829-1884). Eigh. Brief m. U. „A E Brehm“. 23/4 S. Gr. 8vo. Hamburg 14.XI.1865. 400 € Als Hamburger Zoodirektor an den Dresdener Zoologen und Botaniker Ludwig Reichenbach (1793-1879), Direktor der Naturhistorischen Sammlungen am Zwinger und Leiter des von ihm gegründeten Botanischen Gartens. Brehm untersucht eine Affenart und chinesische Eichhörnchen. „... Ich bin nunmehr fast vollständig überzeugt, daß Propithecus niger und Pr. leucomystax, Barthlet, welchen Sie mir als Diadematus zu bezeichnen die Güte hatten, die verschiedenen Geschlechter ein und derselben Art sind, niger hat Männchen, leucomystax s. Diadematus? das Weibchen. Bis jetzt habe ich acht Stück dieser Thiere lebend gehalten und längere Zeit beobachtet. Alle schwarzen waren Männchen!! Nun gebar leucomystax am 31. März d. J. bei uns ein Junges. Dasselbe war vollkommen reif, kam mit offenen Augen zur Welt, trug ein spärliches schwarzgraues Haarkleid, gedieh vortrefflich und ist geworden, was sein Vater, ein Pr. niger, ohne jedliches Merkzeichen eines Bastardes ... Wir erhielten ein Eichhörnchenpaar aus Mittelchina, wo es in allen Wäldern ... häufig sein soll. Es ist klein, höchstens 7 Zoll lang, der Schwanz etwa 6 Zoll, oben gleichmäßig gräulich gelbgrau, unten lebhaft rostroth ... Das Paar hat sich fortgepflanzt. Eine Bestimmung der Art wäre mir unendlich erwünscht; ist sie neu, so nenne ich sie hiermit Reichenbachii. Sie gehört der Gruppe ohne deutliche Ohrbüschel zu ... Mit ein paar Worten hierüber würden Sie mich ungemein erfreuen. - Endlich erlaube ich mir anzufragen, ob seit dem Erscheinen der ausländischen Finken und der Affen irgend ein Theil der ‚vollständigsten Naturgeschichte‘ erschienen ist, sowie, ob der Text zu dem ‚System der Vögel‘ vollständig vorliegt oder nur so weit, als wir ihn besitzen, bis zu den Rallen etwa, von unten angefangen ...“. - Reichenbachs „Vollständigste Naturgeschichte des In- und Auslandes“ erschien von 1845 bis 1862. Der erwähnte Band „Die Affen“ war der letzte der Reihe.

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Der Gründer des Berliner Aquariums 2633 - Eigh. Brief m. U. „A E Brehm“. 1 S. Gr. 8vo. Berlin 7.VIII.1867. 300 € Als designierter Direktor des neuen Berliner Aquariums wohl ebenfalls an Ludwig Reichenbach in Dresden. „... Herr Eduard Stahlschmidt, der eigentliche Begründer unseres ‚Berliner Aquariums‘ - eines Vivariums im großartigsten Stile - ersucht mich, ihn bei Ihnen einzuführen, da er sich Ihren gütigen und maßgebenden Rath erbitten möchte. Ich thue dies um so lieber, als ich Herrn Stahlschmidt als einen ausgezeichneten Geschäftsmann kennen gelernt habe, welcher wohl befähigt ist, das von ihm Begonnene auch durchzuführen, und Ihre gewohnte, mir so vielfach bethätigte Güte läßt mich hoffen, daß Sie meiner Bitte freundlichste Gewähr schenken werden ...“. - Nach verschiedenen nicht realisierten Projekten war es der Initiative des Berliner Kaufmanns Eduard Stahlschmidt (1823-1890) zu verdanken, dass das Berliner Aquarium im Jahr 1867 erbaut werden konnte und 1868 unter der Direktion von Alfred Brehm eröffnet wurde. Abbildung

2634 - Eigh. Brief m. U. „A E Brehm“. 1 S. Gr. 8vo. Berlin 25.II.1868. 300 €

Gleichfalls an Ludwig Reichenbach, dem er (ausgestopfte?) Tiere anbietet. „... Durch meinen in Madrid lebenden Bruder habe ich erhalten: Lynx pardinus ... Prachtex. Thr. 60 gewiß eine gute unbestreitbare Art, und Capra hispanica ... Thr 120 ... Können Sie für das Museum diese Thiere oder eines derselben gebrauchen? Es würde mich freuen, wenn sie nicht aus Deutschland kämen. Unser Aquarium schreitet rüstig vorwärts und wird noch im Laufe des Sommers fertig werden ...“. - Geringfügig gebräunt.

2635 Breithaupt & Sohn, F. W., weltweit ältester Hersteller feinmechanisch-optischer Instrumente, 1762 in Kassel gegründet und noch heute dort ansässig. Sammlung von 8 Briefen m. U. „F. W. Breitkopf & Sohn“ an einen Kunden der Firma. Zus. ca. 15 S. 4to. Kassel 2.III. 1836 - 30.X.1837. 800 € An den Direktor eines Observatoriums, der zunächst einen „magnetischen Apparat zur Messung von Schwingungen“, dann einen „Torsionsstab“ mit einem speziellen Spiegel bei Breithaupt bestellt hat. Da die Firma mit-lernend die Geräte genau nach den individuellen Wünschen der Kunden herstellte, behandeln die vorliegenden Briefe z. T. ausführlich die Probleme und Möglichkeiten bei der Gestalt und Funktion

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ der Apparate, um sich mit dem Besteller abzustimmen. Sie bieten interessante Einblicke in die technischen Methoden bei geophysikalischen Forschungen und Versuchen im Zeitalter des Aufbruchs der technischen Revolution. - 1 Brief mit alt reparierten größeren Faltenrissen; einer ausgeblichen; die anderen ordentlich erhalten.

2636 Buvry, Leopold, Berliner Naturforscher, mit Alfred Brehm befreundet, bereiste Nordafrika, war Generalsekretär des „Akklimatisations-Vereins in Berlin“, Mitglied des „Central-Vereins für die deutschen Auswanderungsund Kolonisationsangelegenheiten“, auch korr. Mitglied der „Orientalischen Gesellschaft von Frankreich“ (1822nach 1870). Brief m. U. „Buvry“. 1 S. Doppelblatt, das 2. Blatt bedruckt. Mit Umschlag. Gr. 4to. Berlin 17.IX.1863. 120 € An den Grafen Schaffgotsch, Naturforscher in Berlin, den er zu einer Ausstellung des „Akklimatisations-Vereins in Berlin“ einlädt und zugleich bittet, sich als Preisrichter zur Verfügung zu stellen. Seite 3 des Doppelblattes enthält ein gedrucktes Programm der „Ausstellung von Erzeugnissen diesjähriger Akklimatisations-Versuche aus dem Thier- und Pflanzenreich“. Die Ausstellung soll mit einem Konzert eröffnet werden, und am 24. September 1863 soll die Vergabe der Ehrenpreise, Staatsmedaillen, Ehrendiplome und Geldprämien stattfinden.

Englisch-deutsche Ballonfahrt 2637 Coxwell, Henry Tracey, engl. Luftfahrt-Pionier, führte ca. 700 Ballonfahrten durch, gründete 1845 das Aerostatic Magazine und arbeitete im Deutsch-Französischen Krieg in der preußischen Luftschiffer-Abteilung (1819-1900). 4 eigh. Briefe m. U. „Henry Coxwell“. Zus. 11 S. 8vo und gr. 8vo. Briefkopf mit blau geprägtem Wappen. Tottenham 17.VIII.1863 - 12.VIII.1864. 600 € An den ihm befreundeten Grafen Schaffgotsch, Physiker aus Berlin, der ihn im Oktober 1863 in Tottenham besuchte. Im August 1863 schreibt ihm Coxwell: „... It was very kind and condescending of you to be so thoughtful, and to desire to make me a present. I shall be in London in September and shall ascend with my Great Balloon, when I hope to have the pleasure of your company ...“. Am 3. Oktober 1863 ist Graf Schaffgotsch zu Gast bei Coxwell. Dieser berichtet am 25. Juli 1864 ausführlich von einem Unglück: „... I have been so much engaged in making balloons and going up with them, that I have had very little time for correspondence - but now I have had the misfortune to lose my last and newest balloon ‚Britannia‘, as I have no doubt you are aware of the Newspaper account. - I don‘t know that I should have troubled you with this bad news but for the circumstance of having taken a liberty with your name - Some friends of mine would insist upon the raising of a fund to defray my expenses, and as I knew that you were so kindly disposed towards me, I proposed adding your name to the Committee, and asking leane afterwards, which you will doubtless consider an improper way of proceeding. However I have done so and must trust to your kindness to excuse me. - As I presume you have read that a brutal mob surrounded the balloon and prevented the ascent, by hanging on the nettling and breaking it, and then pressing so closely in that it was impossible to ascend. I need not repeat the whole particulars - I shall of course proceed against the hurties ...“. Schwärmt dann von seinem Berlin-Besuch,

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der dort genossenen Gastfreundschaft und „the meeting under den Linden“. Er glaube, das Ballon-Unglück sei die Strafe dafür, dass er seine Freunde in Berlin so vernachlässigt habe: „... in fact I almost believe that this balloon accident is owing to my neglect of my Berlin friends ... I am now getting a new netting made for the old Mammoth as the former network was enlarged and used for the new Balloon ... Mrs. Coxwell laboured very hard in making the Britannia and she is much cast down and declares she will never superintend [?] another. I really am sadly declined myself, but am determined not be subdued by envious unprincipled persons ...“. - Doch Graf Schaffgotsch unterstützt das fund raising, und Coxwell fasst neuen Mut. Am 12. August 1864 schreibt er: „... When next you come over I hope a new Balloon will be ready to take you once more to those higher regions where you appear to be at home always, and to rejoice in philosophic meditation ...“. - Bei einem Brief ist das Wappen am Briefkopf ausgeschnitten.

Gärtner-Empfehlung nach Dresden 2638 Fintelmann, Ferdinand, kgl. preußischer Hofgärtner unter Peter Joseph Lenné, 1804-1834 verantwortlicher Mitgestalter der Berliner Pfaueninsel, dann bis zum Lebensende Hofgärtner bzw. Oberhofgärtner in Charlottenburg, hervorragender Blumenzüchter (1774-1863). Eigh. Brief m. U. „F Fintelmann, Hofgärtner“. 1 S. Gr. 4to. Charlottenburg bei Berlin 26.II.1847. 450 € Vermutlich an Peter Joseph Lenné, den er mit „Hochzuverehrender Herr Director“ anredet und um ein Empfehlungsschreiben für den sächsischen „Kunstgärtner“ Kummer bittet. „... Der Kunstgärtner H. Kummer aus Dresden hat 8 Jahre hier im königl. Schloßgarten conditionirt und sich meine völlige Zufriedenheit und Zutrauen durch unausgesezten Fleiß und Geschiklichkeit wie auch Bescheidenheit vollkommen erworben. Er ist dem Königl. Hofe zu Dresden von unserer Königin Majestaet schon früher von hier aus empfohlen worden und wünscht noch eine Empfehlung von Ew. Wohlgeboren an den Director des botanischen Gartens zu Dresden Herrn Professor Dr. Reichenbach, dem er auch schon persönlich bekannt ist, indem er früher daselbst conditionirte. Während der 8 Jahre daß er hier war, hat er außer die hiesigen Glashauspflanzen auch den Garten Ihrer Durchlaucht der Fürstin von Liegnitz abgewartet und sich die Zufriedenheit der Allerhöchsten Herrschaften erworben, so daß man ihn mit Sicherheit empfehlen kann ...“. - Unten fügt er an: „Wegen meine Eile bitte um Entschuldigung indem Dienstgeschäfte mich treiben.“ - Ferdinand Fintelmanns schöner Lehrbrief von 1793, ausgestellt von Johann August Eyserbeck, ist abgebildet in dem Band „Preußisch Grün. Hofgärtner in Brandenburg-Preußen“ (2004), S. 65. - Fintelmann selbst ist Gegenstand einer bekannten Lithographie von 1825, die den Hofgärtner beim Empfang einer Gruppe von Berliner Künstlern zeigt, die einen Ausflug zur Pfaueninsel unternommen hatten. - Sehr selten.

2639* Gabelentz, Hans Conon von der, altenburgischer Sprachforscher und Politiker, zeitweilig Minister- und Landtagspräsident, als glänzender Sinologe und Kenner von mehr als 80 Sprachen einer der bedeutendsten Sprachwissenschaftler des 19. Jhdts (1807-1874). Eigh. Brief m. U. „H C Gabelentz“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Schloß Poschwitz 9.IX.1868. 150 €


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen An einen befreundeten Kollegen. „... Herzlichen Dank für den Separatabdruck der Uebersetzung der Mong. Märchen. Ich denke, daß mein Sohn eine Anzeige davon für den ‚Globus‘ bearbeiten wird. Meine Anzeige des vollständigen Buchs ist bereits an die Redaction der ‚Zeitschrift der D. M. Gesellschaft‘ abgegangen und wird hoffentlich im nächsten Heft erscheinen. - Nach Würzburg gedenke ich sicher zu kommen und freue mich sehr auf die Aussicht, Sie dort zu treffen. Nächste Woche trete ich eine kleine Reise an, um auf Umwegen, zum Theil zu Fuß, durch Thüringen oder Harz und Goldene Aue ... nach Erfurt zur Versammlung der Geschichts- und Alterthumsforscher zu kommen ... Da die Philologenversammlung erst am 30sten beginnt, habe ich sonach vollkommen Zeit, von Erfurt aus mit kurzer Rast in Poschwitz nach Würzburg zu gelangen ...“.

2640 Hegel, Immanuel, jüngerer Sohn des Philosophen G. W. F. Hegel, Theologe, Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg (1814-1891). Eigh. Mitschrift von Vorlesungen Heinrich Gustav Hothos über Ästhetik. 2 Bl., 192 S., davon 179 S. beschrieben. 4to. Pappband d. Z. (stärker beschabt) mit goldgepr. Rückenschild „Aesthetick von Hotho“. Berlin 13.V. - 9.VIII.1833. 1.200 € „Aesthetick. Vorlesungen gehalten von Hotho im Sommer 1833. Nachgeschrieben u durchgearbeitet von Immanuel Hegel“ (Titel). Bedeutsame Aufzeichnungen des 19jährigen, der im Vorjahr in Berlin ein Jurastudium aufgenommen hatte, aber den Erwerb grundlegender Kenntnisse auch auf dem Gebiet der Ästhetik für sinnvoll hielt. Der Philosoph Heinrich Gustav Hotho (1802-1873), Nachfolger auf dem Lehrstuhl seines 1831 verstorbenen Lehrers Georg Wilhelm Friedrich Hegel stand den Brüdern Karl und Immanuel nach dem Tod des Vaters helfend und beratend zur Seite. Seine Vorlesungen über „Ästhetik oder Philosophie des Schönen und der Kunst“ von 1833 bilden eine wertvolle Quelle zur Rezeption von Hegels Ästhetik und ihrer Weiterentwicklung in der nachfolgenden Generation. Es war Hotho, der in der Gesamtausgabe der Werke Hegels die drei Bände der Vorlesungen über Ästhetik edierte (1835-1838, 2. überarb. Aufl. 1842). Die zur selben Zeit entstandene hier vorliegende „Ästhetik“ Hothos spiegelt also höchst aufschlußreich den Einfluß Hegels auf das Wissenschaftsverständnis eines unmittelbaren Schülers und dessen Interpretation von Hegels Gedankengebäude. Immanuel gibt diese Vorträge vollständig und großenteils in ausgeformten Sätzen wieder und versieht sie am breiten Rand mit einer stärkeren Gliederung sowie teilweise umfangreichen eigenen Kommentaren - Friedrich Hegel wird hier somit faktisch von zwei Interpreten gefiltert und kommentiert. Die erhebliche philosophiegeschichtliche Bedeutung des vorliegenden Manuskripts manifestiert sich darin, daß 2004 eine kritische Edition veranstaltet wurde (herausgegeben von Bernadette Collenberg-Plotnikov), bei der in einer fast 100seitigen Einleitung die Persönlichkeit Hothos, sein Verhältnis zu Hegel und seine kritische Vorgehensweise gewürdigt werden. Diese Ausgabe modernisiert jedoch die Textgestalt durchgehend, löst alle Abkürzungen auf, gelegentlich auch dort, wo möglicherweise keine Abkürzung beabsichtigt war; ja, sie geht darüber hinaus, indem sie - wenn auch gekennzeichnet - Textbausteine und ganze Textpassagen hinzufügt und damit bereits eine indirekte Interpretation der Aussagen Hothos und Immanuel Hegels vornimmt. Hinzu kommen einzelne Lesefehler. Die Edition ist also als Kommentar zweifellos von großem Nutzen; den Reiz des vorliegenden Originals, das eine eigene Interpretation des Lesers ermöglicht, kann sie nicht ersetzen. Das Manuskript bildet nach wie vor eine wertvolle Quelle zur Rezeption und Nachfolge von Hegels ästhetischen Prinzipien in seiner Zeit.

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2641 Heuglin, Martin Theodor von, aus Württemberg stammender Ornithologe, Afrika- und Polarforscher, unternahm zwei große, mehrjährige Expeditionen in Ostafrika (1824-1876). Eigh. Manuskript-Brief m. U. „M. Th. v. Heuglin“. 23/4 S. Gr. 4to. Berber[a] (Somaliland), Juli 1864. 600 € „An die hohe Kais. Leop. Caroli. Academie der Wissenschaften“. Vollständiges Manuskript „Ueber eine neue Affen-Art (Colobus diadematus) Central Afrika‘s“. Auf der Rückreise von Heuglins vierjähriger Expedition (von der außer ihm nur noch die holländische Touristin Alexandrine Tinné übriggeblieben war) verfasste Abhandlung, die für die Verwendung durch die Leopoldina bestimmt war. „Während meiner letzten Reise durch Abissinien machte mir ein sehr tüchtiger eingeborener Jäger die Mittheilung, daß er im Distrikt Matakel in der Provinz Agomeder eine Colobus-Art erlegt habe, die in der Bildung der Vorderfüße u. Größe dem der Queriésa ... vollkommen gleiche, das Gesicht sei schwarz, Bart u. eine Binde über die Stirn weiß, der übrige Kopf rauchfarb, die Behaarung des Körpers zeige in Struktur u. Farbe große Uebereinstimmung mit der des Sasa ... [folgen weitere Beschreibung und anatomische Vergleiche] ... Im Juli d. J. brachte ein Geschäftsführer des englischen Consul J. Fetherick mit der gleich schlecht präparirten Haut eines Queriésa eine zweite aus dem Lande der östlichen Njamjam, von der ich hier eine Beschreibung gebe, mit dem Bemerken, daß das Gesicht u. die vier Hände verstümmelt sind u. theils ganz fehlten ...

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Die Hand des Vorderfußes soll ebenfalls des der Queriéga gleichen; ich glaube somit brechtigt zu sein, die ohne allen Zweifel neue Art bei Colobus einzureihen. Ich nenne sie: Colobus diadematus ... [folgt eine lateinische und anschließend eine ausführliche deutsche Beschreibung mit Angabe der Lebensweise, Gebiete ihres Vorkommens etc.]. Am Schluß behandelt Heuglin eine weitere Affenart: „... Ich habe in meinen Reiseberichten erwähnt, daß im Innern der Njamjam-Länder, namentlich an den Ufern der von dort nach West zu Nord abfließenden großen Ströme ein Gorilla-ähnlicher Affe vorkomme, der dort in kleinen Gesellschaften auf dichtbelaubten Hochbäumen haußt, auf denen er sehr große bedachte Nester baut. Es ist mir ein Balg u. ein lebendes junges M‘bán - dies ist der Landesname des Thieres - zugesagt u. beide sind bereits auf der Reise ... ich hoffe somit bald Gelegenheit zu haben, der hohen K. L. C. Academie Näheres über dieses der Beschreibung nach eben so niedliche als graziöse Geschöpf mittheilen zu können ...“. - Stellenweise etwas angestaubt. - Sehr selten. Abbildung Seite 145

2642 Holub, Emil, bedeutender böhmischer Forschungsreisender, unternahm vier Afrika-Expeditionen in SüdNord-Richtung und umgekehrt (1847-1902). Eigh. Brief mit U. „Dr. Emil Holub“. 1 S. Gr. 8vo. Wien 9.IV.1894. 200 € An einen Botaniker. „... Ich erlaube mir am Samstag Nachmittag dem Herrn Garteninspector eine Anzahl südafrikanischer, auf dem Marsche von dem westlichen Transvaal bis ans nördliche Capland (südwärts) ausgegrabener Zwiebeln zu übergeben. Indem ich ergebenst bitte selbe als eine kleine Widmung für den k. k. botanischen Garten entgegennehmen zu wollen, erlaube ich mir zu bemerken, daß wir seit 1887 die Zwiebeln jährlich eingepflanzt und jährlich nahezu alle Arten zum Blühen gebracht haben. Späterhin, wenn die Pflanzen der Blüte nahe kommen, werde ich mir die Freiheit nehmen vorzusprechen und die Fundorte der einzelnen Arten angeben. Auch gedenke ich im Laufe des Sommers eine Collection südafrik. Samen, Früchte etc. zur Verfügung zu stellen ...“.

2643 Hufeland, Friedrich, Mediziner, jüngerer Bruder Christoph Wilhelm Hufelands, Weimarer Stadt- und Hofphysikus, ab 1812 Professor der Medizin in Berlin (17741839). Eigh. Brief m. U. „Fr. Hufeland“. 1 S. Mit Adresse. Gr. 4to. Berlin 31.XII.1828. 120 € An den Medizin-Professor Friedrich August Walch (1780-1837) in Jena, der sich um eine Stelle in Berlin bemühte. Stellt nach der Lektüre des letzten Briefes von Walch mit Bedauern fest, dass dessen „Aussichten zu einer Anstellung noch eben so unbestimmt sind, als sie bei unserer letzten Unterredung waren. Der Geh. Rath Schulze, mit welchem ich noch heute von Ihnen sprach, äußerte fort dauernd die günstigsten Gesinnungen für Sie, den Wunsch, Ihnen hier eine Professur verschaffen zu können, seine Bereitwilligkeit, Ihr Gesuch um dieselbe zu unterstützen, zugleich aber auch sein Bedauern, daß vor der Hand zur Realisirung dieses Wunsches keine Aussicht sei. Seine Aeusserungen kommen also mit denen des Ministers ziemlich überein. Von Ihrer Verbindung mit München habe ich ihm nichts gesagt, weil ich nicht wußte, ob Sie dieß gern sehen würden ...“. - Faltenrisse, teils alt unterlegt.

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Humboldt als „Kulturreferent“ des Königs 2644 Humboldt, Alexander von, der große Naturforscher, Weltreisende und Geograph (1769-1859). Eigh. Brief m. U. „Al Humboldt“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Berlin 22. und 23.IX.1844. 1.800 € Sehr umfangreicher und interessanter Brief an den (nicht genannten) Botaniker, Sinologen und Germanisten Stephan Ladislaus Endlicher (1804-1849) in Wien, der soeben durch den König von Preußen zum Ritter des Ordens pour le mérite (für Wissenschaft und Künste) ernannt worden war. Humboldt gratuliert ausführlich in einer Art Laudatio: „Sie werden, mein verehrter Freund, (entwöhnen Sie sich der furchtbaren Exc!) von unserem vortreflichen Gesandten, dem Herrn General v. Canitz [d. i. Karl von Canitz und Dallwitz, Generalleutnant und preuss. Gesandter in Wien] bereits erfahren haben, wie gern ich in diesen lezten Wochen die oftmalige Gelegenheit benuzt habe, Ihren Namen zu schreiben. Es ist eine edle und würdige Ernennung, die der König in seinem neuen Orden macht, dessen Charakter der Independenz von allen Zufälligkeiten der Stellung im Leben, des Nicht-Intellectuellen, in den Namen ausgesprochen ist, welche die Ordensliste bilden. Bei Ihrem indeß, vor dem man, in dem Reichthum Ihrer Begabtheit, nicht weiß, ob als tiefer und geistreicher Pflanzenforscher, oder als Philologe der classischen Zeit und der Mönchskasten des Mittelalters, oder als chinesischer Geograph Sie zu ernennen sind, hat doch Zufälligkeit glücklich gewirkt. Ganz Deutsch im edelsten Sinne des Worts, haben Sie die Klugheit gehabt, im Madjaren Lande der Sonne Licht zu begrüßen. Und so habe ich, der unwürdige Kanzler des ‚O rdens für das Verdienst in Wissenschaft und Kunst‘, auch Ihre ausländische Abkunft herausheben müssen. Nur Männer dieser Abkunft darf der König selbst ernennen, alle anderen werden durch Stimmenmehrheit, d. h. Leidenschaft, Nähe, Rüksichten nicht immer ganz litterarischer Art, gewählt. ... Der Orden war, anfangs nur mit Kühnheit in Gegenwart derer zu tragen, die ihn nicht erlangt hatten. Dass Sie, theurer Freund, die Ausfertigung noch nicht erhalten haben, liegt bloß an den militärischen Reisen des Königs. Ich habe vorgestern noch deshalb an einen der Minister geschrieben, die den König begleiten. Der König kommt übrigens morgen selbst zurük und ich bin heute in allen ‚Horreurs‘ einer neuen Uebersiedelung nach Potsdam. Verzeihen Sie also und der vortrefliche Leopold Fitzinger, dessen großes zoologisches Verdienst mir gewiß immer gegenwärtig ist, die Kürze dieser Zeilen. Ihr Brief hat mein ganzes Haus in Unruhe gesezt; es ist nicht ein kleiner Winkel des Hauses hier und im Potsdamer Schloß, wo meine Bücher liegen, den wir nicht durchforscht hätten. Ich kenne die ‚Neue Classification der Reptilien nach ihren Verwandschaften und ein Verzeichniß der im k. k. Cabinet aufbewahrten‘ von 1826 in 4to [von Leopold Josef Fitzinger in Wien], aber ich habe nie das Systema Reptilium von Dr. Fitzinger mit einem Briefe empfangen. Ich erhalte, einem leider! so litterarischen und kunstliebenden König nahe, freilich oft 50-60 Briefe in einer Woche, aber wie würde ich die Erinnerung verloren haben, wenn von solch einem Buche und einem so wichtigen, von mir so geachteten Manne die Rede ist. Soll das Buch durch die kaiserliche Gesandschaft oder durch Buchhändler Gelegenheit an mich gegangen sein? ... Unter allen aufgehobenen Briefen finde ich ebenfalls keine von Dr. Fitzinger. Ich beschwöre diesen, mir ja nicht ein zweites Exemplar zu schiken ich werde es für meine Büchersammlung mir schon selbst anschaffen, meine Bitte geht bloß dahin, daß das Exemplar für den König, samt einem versiegelten Briefe, in dem ich als Freund und Verehrer des Verf. genannt werden muß, baldigst an mich komme. Ich werde dafür sorgen, daß es dem Könige übergeben werde durch einen meiner Freunde im Geh. Cabinett des Königs (ich selbst übergebe nie Bücher). Ich werde dann dem


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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ König von der Lage Ihres Freundes sprechen und hoffe es dahin zu bringen, daß ihm eine goldene Preis-Medaille mit einem Danksagungsschreiben geschikt werde ...“. - Das hier genannte ‚Systema Reptilium‘ von Leopold Josef Fitzinger war 1843 in Wien erschienen. Erwähnt ferner seinen Mitarbeiter Johann Carl Eduard Buschmann und ein linguistisches Buch von seinem Bruder Wilhelm von Humboldt. - Zuletzt ein Postskriptum Humboldts vom 23. September: „So eben erhalte ich Ihre Ernennung, mein theurer College. Der König hat was er gewöhnlich nicht thut, sogar die Höflichkeit, Ihnen die Ernennung in einer eigenen Cabinets Order, anzuzeigen. Ich schike diese an den Herrn Gesandten General v. Canitz. Empfangen Sie meinen herzlichen Glükwunsch.“ - Ein Rand leicht angestaubt; zwei kleine Faltenrisse unterlegt. Abbildung Seite 147

2645 - Eigh. Brief m. U. „Humboldt“. In franz. Sprache. 1 /2 S. Doppelblatt mit Adresse und Poststempeln. 8vo. Paris (vor 1840). 450 € An den aus Schottland stammenden, in Paris ansässigen Arzt, Entomologen und Phrenologen Roberton (1774-1840). Dankt für dessen liebenswürdiges Angebot, ihm naturhistorische Materialien zukommen zu lassen. Er könne zwar kein weiteres Gepäck mehr annehmen, werde aber zwei Pariser Wissenschaftler-Kollegen ansprechen, die nicht abreisen und sich für Robertons Angebot interessieren würden. - Roberton hinterließ eine große phrenologische Sammlung, die als Vermächtnis nach Schottland ging. - Leichte Gebrauchsspuren.

2646 - Eigh. Brief m. U. „A Ht“. 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse. Gr. 8vo. (Berlin, wohl nach 1829). 300 € An „Herrn Professor Kunth“, d. i. entweder Humboldts Erzieher und väterlicher Freund Gottlob Johann Christian Kunth (1757-1829) oder (wahrscheinlicher) sein wichtiger Mitarbeiter und Freund, der Botaniker Karl Sigismund Kunth (1788-1850), der in Paris die Ergebnisse von Humboldts Amerikareise ausarbeitete und 1829 Ordentl. Professor für Botanik an der Berliner Universität wurde. „Da ich Dr Enderlich‘s Wohnung nicht weiß, bitte ich Sie, theuerster Kunth, ihm doch ja vorzuschlagen, sich auch Sonnabends um neun Uhr auf der Pfauen Insel ein­ zufinden. Er könnte wohl Partie machen mit Mitscherlich, der hin wollte, und mit Meyer. Ich erwarte Sie Sonnabend um sieben Uhr bei mir ...“. - Der Chemiker und Mineraloge Eilhard Mitscherlich (17941863) war seit 1825 Professor für Chemie an der Berliner Universität. - „Dr. Enderlich‘s Wohnung“: Könnte der Botaniker Stephan Ladislaus Endlicher gemeint sein? - Gleichmäßig gebräunt.

2647 - Eigenh. Brief m. U. „Al Humboldt“. 1 S. Doppelblatt. Mit eigenh. Umschlag mit Namenszug und rotem Lacksiegel. Kl. 8vo. Schloß Paretz 16.X.1854. 800 € An den Berliner Kgl. Hofgärtner Theodor Nietner I (1790-1871), Schloß Schönhausen bei Berlin, dessen Sohn Johannes als Gärtner in Ceylon tätig war. „Ein sehr interessantes Schreiben, das ich vor wenigen Tagen, also, da es vom 12ten Sept. datirt ist, in unglaublicher Schnelligkeit von Ihrem vortrefflichen Herrn Sohn aus Ceylon erhalten habe, lege ich aus Pflichtsgefühl zuerst in Ihre Hände, verehrtester Herr Hofgärtner, mit der Bitte, es später nicht an mich, sondern an H. Dr. Klotzsch zu

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senden. S. M. der König hat grosse Freude über die herrlichen u. genußreichen Reisen Ihres Sohnes im Innern von Indien geäussert. Sie können als Vater stolz sein, den talentvollen jungen Mann so glücklich aus­ gebildet zu haben ...“. - Der Botaniker Johann Friedrich Klotzsch (1805-1860) war Custos am Königl. Herbarium in Berlin.

2648 - Schwerdgeburth, Carl August, Hof-Kupferstecher und Professor an der Weimarer Akademie, schuf das letzte nach dem Leben gezeichnete Porträt Goethes (1785-1878). Eigh. Brief m. U. „C. A. Schwerdgeburth“. 2 /3 S. Gr. 8vo. Weimar 18.III.1844. 150 € An einen Freund. „... Eben erhielt ich einen Brief von Humboldt, welchen ich Ihnen hier beilege mit der Bitte, mir den Inhalt deutlich zu machen, indem ich selbigen nicht zusammenhängend lesen kan - und möchte doch auch nicht einen Fehler in der verlangten Zusendung machen, welche ich heute noch wolte abgeben, Wenn es Ihre Zeit erlaubt so bitte ich Ihnen darum, werden Sie aber nicht böse ...“. - Hübsches Beispiel dafür, dass schon die Zeitgenossen Humboldts Briefe oft nicht entziffern konnten.

2649 Kessels, Johann Heinrich, einer der bedeutendsten Präzisions-Uhrmacher Europas, tätig im dänischen Altona bei Hamburg (1781-1849). Sammlung von 9 Briefen m. U. „Kessels“. Zus. 121/2 S. 4to und gr. 8vo. Altona 1824-1849. 1.500 € Jeweils an den Direktor eines Observatoriums, der verschiedene Chronometer und andere Messgeräte von Kessels in Erwägung zieht oder bestellt und sich dazu die technischen Details und Funktionen eingehend beschreiben läßt. Alle hier vorliegenden Briefe von Kessels geben daher ausführlich Auskunft über diverse Konstruktionen von Uhren und astronomischen Messgeräten, teils auch vergleichend mit anderen Herstellern. Lediglich ein Brief nennt hauptsächlich Preise für Neuanfertigungen und Reparaturen. - Kessels, der nach 8 Lehrjahren in London Mitarbeiter Adam Louis Breguets in Paris geworden war, wandte sich 1823 auf Anregung des in dänischen Diensten stehenden Astronomen Heinrich Christian Schumacher nach Altona, wo dieser eine Sternwarte errichtet hatte. Von dort aus lieferte Kessels fortan Präzisions-Messinstrumente nach ganz Europa, vor allem an Sternwarten sowie an Reedereien zur Ausstattung von Schiffen. - Der letzte hier vorliegende Brief ist am 16. Januar 1849 geschrieben, ein halbes Jahr, bevor Kessels bei einem Besuch in England der dort grassierenden Cholera zum Opfer fiel. - Da über die Größe und Kapazität von Kessels‘ Werkstätten kaum etwas bekannt ist, bieten die vorliegenden inhaltsreichen Briefe wertvolle Informationen über die Bandbreite von Kessels‘ Produkten und über die Leistungsfähigkeit eines der hervorragendsten Uhrenhersteller seiner Zeit. - Sehr selten: kein Nachweis im Jahrbuch der Auktionspreise 1950 ff.

2650 Kieser, Dietrich Georg von, Arzt, Psychiater, Klinikleiter und Professor in Jena, Präsident der Leopoldina (1779-1862). 1 diktierter und 1 eigh. Brief m. U. „Dr Dh Kieser“. Zus. 3 S. Doppelblätter. Gr. 4to. Jena 4. und 9. IV.1858. 180 €


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen Als „Director Ephemeridum“ der Leopoldina an den Grafen Schaffgotsch in Berlin, der der Akademie ein Geschenk von 50 Talern zukommen ließ, als die „mit geringen Glücksgütern ausgestattete Akademie sich unerwartet in einer bedrängten Lage befand“. Bedankt sich und begrüßt den Grafen, der sich intensiv mit naturwissenschaftlichen Forschungen beschäftigte, beim Eintritt „in den Kreis der Akademiker“. - Faltenrisse. - Beiliegend 5 Briefe mit 2 Umschlägen des Berliner Chirurgen und Gerichtsmediziners Hermann Friedberg (1817-1884) und 1 Brief eines aus Würzburg stammenden Dr. v. Welz, anscheinend ein Bruder des bedeutenden Würzburger Mediziners Robert von Welz (1814-1878). Er sei von einer wissenschaftlichen Reise aus dem Orient zurückgekehrt und interessiere sich jetzt für eine Professur in Krakau (München 21.IX.1834).

wohlg. einige Exemplare zuzusenden. - Für dero gütige Äußerung, mein Unternehmen empfehlen zu wollen, danke ich vielmals. Da sich einige meiner Theilnehmer geäußert haben, solches der Versammlung in Heidelberg vorwortlich vorzulegen, so bitte ich recht sehr, Euer Hochwohlg. wollen sich diesen Bemühungen für mich anschließen. Meine Reise hat bereits so viel Basis, daß sie sicher vor sich geht, doch dürfte solches durch Beihilfe einiger Regierungen ... eine Potenzirung erlangen ...“. - Die Lücke von 9 Jahren zwischen dem ersten und dem zweiten Brief erklärt sich wohl auch daraus, dass Lhotsky als bekennender und aktiver Demokrat von 1822 bis 1828 in Wien im Gefängnis saß. Wohl 1830 aufgebrochen, hielt sich Lhotsky zuerst 18 Monate in Brasilien auf, bis er im Mai 1832 in Sydney eintraf und in Australien ein entbehrungsreiches Leben in mehreren Brotberufen begann. - 2 Blätter angeschmutzt. - Von größter Seltenheit.

Vor der Australien-Expedition 2651 Lhotsky, Johann (John), aus Lemberg (Galizien) stammender Botaniker, Australien-Forscher, Zeichner, Lithograph, Journalist und Abenteurer, bereiste zuerst Brasilien und 1832-1838 Australien und Tasmanien (1795-1866). 3 eigh. Briefe m. U. „Dr. Lhotsky“ bzw. „Lhotsky“. Zus. 4 S. 4to. Wien 1820-1829. 600 €

2652 Ludwig Salvator, Erzherzog von Österreich, Forschungsreisender, Naturwissenschaftler und Geograph, schrieb grundlegende Werke über den Mittelmeerraum, galt als „König der Balearen“ (1847-1915). Eigh. Brief m. U. „Eh. Ludwig Salvator“. 21/2 S. 8vo. Mit eigh. Umschlag. „Zante“ (Zykynthos, Griechenland) 10.III.1901. 350 €

Wahrscheinlich an den Botaniker Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach, dem er Pflanzen beschreibt und z. T. zum Kauf anbietet. „... werden es zu deuten wißen, warum ich Ihnen nach Verlauf eines Jahres noch aus Wien schreibe. Ich kann mir aber das Zeugniß geben, daß kein Tag ohne Thätigkeit für meinen Zweck vergangen ist. - Endlich werde ich in 4-6 Wochen nach Brasilien abreisen u hoffe zuerst einige Centurien eines herb: florae Brasil. herauszugeben. So blieb mir auch noch Zeit übrig, die voriges Jahr von Euer Hochwohlgeboren dehidrirte Anemone pulsatilla einzulegen, welche hiemit folgt, Primula auricula ist aus der Brühl in der Preße, u. Daphne laureola werde ich morgen haben. So soll, wenn Ew. Hochwohlg. diese Pflanzen noch nicht haben, in der Flora germ. ein Andenken meines langen Wartens allhier aufbewahrt bleiben ...“ [Wien 15.IV.1820]. Auch 1829 sendet er nach einer Rückkehr aus Berlin wieder Botanisches: „... Ich hätte damit anfangen sollen, dieß war aber bis jetzt nicht möglich. Ich bitte recht sehr, diese Blätter an die verehrtesten Theilnehmer der Flora gütigst zu kommuniziren ... Sollte Sie dieser Brief in Heidelberg treffen, so mögen Euer Hochwohlg. die Güte haben, bei dieser Veranlassung, die so unendlich wichtig mit meiner Ankündigung koinzidirt, diesem ... Unternehmen [d. h. seiner Reise nach Australien] Ihr vielgeltendes Vorwort zu schenken ...“ [Wien 2.IX.1829]. In einem längeren Brief vom 10.IX. (1829) aus Wien geht Lhotsky ausführlicher auf sein Vorhaben ein, die Flora und Fauna von Australien zu erkunden, nachdem Reichenbach offenbar dazu Bedenken und Anregungen geäußert hatte. „... Damit will ich keineswegs sagen, daß ich nicht die Wichtigkeit des mir von Euer Hochwohlg. gegebenen Raths, mich im bot. Garten zu Sidney mit den dortigen Bestimmungen bekannt zu machen, vollkommen anerkenne. Aber ich wünsche doch auch vorzüglich Sachen zu sammeln, wo dieser Garten vielleicht nicht ganz zureichte ...“. Entwickelt dann einen Plan, seine Reisekosten und seinen Unterhalt durch Sammeln und Versand von Pflanzen an einen festen Abnehmerkreis zu finanzieren, so daß er bei seinen Unternehmungen jeweils auch die Anzahl der benötigten Exemplare kenne. „... Uiberhaupt kann erst jetzt mein Reiseplan beleuchtet werden, da ich ihn erst jetzt drucken laßen könnte, u. ich war so frey, schon vor Empfang Ihres werthen Schreibens, durch Hrn. Rehbein, einen sehr eifrigen Lepidopterologen aus Frankfurth a./O., Euer Hoch-

An den österreich-ungarischen Arzt und Botaniker Eugen von Halacsy (1842-1913) in Wien. „... Da Sie Ihre Flora Griechenlands veröffentlichen werden Sie sich auch mit der Flora Zante‘s beschäftigt haben beziehungsweise die darauf bezügliche Literatur kennen. Ich komme nun mit der Bitte ob Sie etwas neues über Zante speziell, außer der Arbeit von Margot und Reuter kennen. Vielleicht könnte etwas für Zante‘s Flora über die von [Alessandro Domenico] Mazziari gesammelten in den Verhandlungen der zool. bot. Ges. veröffentlichten Criptogamen ... gefunden werden. - Jetzt fängt an vieles zu blühen. Bei dem langen Aufenthalt von Margot dürfte aber nicht leicht etwas noch nicht verzeichnetes gefunden werden. - Hoffentlich werden Sie die Freiheit die ich mir genommen habe Ihnen diese Zeilen zu richten mir nicht verübeln ...“. - Bei dem genannten Buch handelt es sich um: Henri Margot und Georges-François Reuter: Essai d‘une flore de l‘île de Zante. (Genf 18391842). - Beiliegend ein Begleitschreiben des Wiener Hof- und GerichtsAdvokaten Dr. Franz Ritter von Haberler, in dem es u. a. heißt: „... Seine kaiserliche und königliche Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Ludwig Salvator hat mich beauftragt Euer Hochwolgeboren beiliegendes Schreiben zukommen zu lassen ...“ (Wien 16.III.1901).

2653 Malpighi, Marcello, italienischer Anatom und Pionier der Mikroskopie, gilt als Begründer der vergleichenden Physiologie und der wiss. Pflanzenanatomie, Leibarzt des Papstes Innozenz XII., Professor in Bologna (1628-1694). Eigh. Zeugnis m. U. „Marcellus Malpighius“. In latein. Sprache. 1 S. Quer-8vo. Doppelblatt. Bologna 29.VIII.1691. 1.800 € Malpighi attestiert seinem Schüler Giorgio Bagiro aus Neapel, dass er seine Vorlesungen gehört und medizinische Schriften vorgelegt habe. Unten gegengezeichnet von Matthäus Petrus Petratz „dmus präses in locu illmi Dni Prioris ...“.

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2654 Meier-Graefe, Julius, einflußreicher Kunsthistoriker, Vorkämpfer des Impressionismus (1867-1935). 10 Autographen m. U. „Meier Graefe“. Mit 4 Umschlägen. Verschied. Formate. 1908-1927. 200 € 2 eigh. Briefe, 1 masch. Brief, 5 eigh. Postkarten, 1 beschriftete Visitenkarte und 1 weiteres Schreiftstück. Mit einer Ausnahme alle gerichtet an den Münchener Kunsthändler Otto Wilhelm Gauss. Fast alle Schriftstücke bilden (z. T. recht knapp gehaltene) Antworten und Auskünfte auf Fragen und Ersuchen von Gauss: über Beschaffung von Zeichnungen französischer Meister und von Künstler-Monographien (Césanne, Manet), Umgang mit Gauguin, die Provenienz von Kunstwerken in Meier-Graefes Besitz, Verleger von Kunstliteratur etc.

2655 Meteorologen und Geophysiker. Konvolut von 20 eigh. Briefen und 2 Manuskripten. 1.400 € An einen Kollegen. Teils umfangreiche Briefe, ausschließlich über Fachfragen: Geräte, wissenschaftliche Arbeit, neue Forschungsergebnisse, Veröffentlichungen, neue Fachliteratur etc. Vorhanden: Karl Fritsch, österr. Geophysiker und Meteorologe in Prag, Wien und Graz, Mitbegründer der Österr. Gesellschaft für Meteorologie (1812-1879). 2 eigh. Briefe. Wien 1862-1863. - Julius Ferdinand von Hann, Direktor der Central-Anstalt für Meteorologie sowie Univ.-Professor in Wien, gilt als Begründer der modernen Meteorologie (1839-1921). 1 eigh. Brief. Hohe Warte bei Wien 1877. - Carl Jelinek, österr. Meteorologe, Professor in Prag und Wien, dort auch als Nachfolger Kreils Direktor der Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus (1822-1876). 3 eigh. Briefe und ein 7seitiges Manuskript über den Bau eines Messgerätes. Prag und Wien 1851-1863. - Karl Kreil, österr. Astronom und Meteorologe, Vorgänger Jelineks an der Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus (1798-1862). 4 eigh. Briefe, teils sehr umfangreich. Prag und Wien 1848-1862. - Josef Liznar, österr. Geophysiker und Meteorologe, Professor in Wien und Prag (1852-1932). 2 eigh. Briefe (1 mit Randschäden). Wien 1896. - Ferdinand Osnaghi, österr. Chemiker und Meteorologe (1835-1891). 8 eigh. Briefe sowie 1 Manuskript von anderer Hand. Alle seine Briefe mit Briefkopf der CentralAnstalt für Meteorologie. Wien 1874-1877. - Gelegentliche Randschäden; sonst ordentlich erhaltene, inhaltsreiche Briefe zu wissenschaftlichen Themen.

2656 Meyen, Julius, preuß. Mediziner und Botaniker, Professor in Berlin, nahm auf Empfehlung Humboldts als Schiffsarzt an der Weltumseglung der „Princess Louise“ teil (1804-1840). Eigh. Brief m. U. „J. Meyen“. 13/4 S. Gr. 4to. Berlin 6.IV.1834. 200 € Vermutlich an den bedeutenden Wiener Botaniker Stephan Ladislaus Endlicher, dessen Antwort er anmahnt. Erbittet nochmals Auskunft über die Kosten des ihm übersandten „schönen Microskops“ und dringt auf die Rücksendung von Leihgaben, die er zu seiner „Reisebeschreibung recht sehr nothwendig gebrauche“. Geht dann auf die Drucklegung seines Reisewerkes ein. „... In dieser Woche ist der Druck des ersten Bands meiner Reise vollendet und mit dem Manuscript zum 2ten, der Ende Juni fertig sein muß, sitze ich in China. Nach Beendigung des 2ten Bandes gehe ich an die Pflanzen und werde Ihnen dann so viel zukommen lassen als ich kann. Zu Ihrer Arbeit über die Südsee Inseln

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wird es gut sein, wenn ich Ihnen später auch die vollständige Sammlung von Manila und China zur Durchsicht überschicke ... Zur zoologischen Abtheilung meiner Reise sind bereits 45 Bogen gedruckt und 51 Tafeln ganz fertig. Wie steht es denn nun mit Ihren Arbeiten? Schreiben Sie mir doch etwas darüber. - Der berühmte Maler Corda hat Berlin wieder verlassen, er hat es vermocht unseren hiesigen, ganz ausgezeichneten Männern bis zum letzten Augenblick ganz entsetzlichen Wind vorzumachen. Mit großem Vortheile hat er sich auf die commerzielle Seite gelegt und dabei viel Geld zusammengebracht. Ein angeblicher niederträchtiger Bancerott seines Onkels zu Reichenbach in Böhmen, woselbst er alle seine erspareten Capitalien niedergelegt hatte, ist ihm in diesen commerziellen Unternehmungen sehr anträglich gewesen. Der arme Junge soll in Folge dieser Nachrichten, daß er sein Vermögen verloren habe, ganz wie zerschmettert gewesen sein ...“. - Meyens Reisebeschreibung erschien 1834-1835 in zwei Bänden bei Sander in Berlin unter dem Titel „Reise um die Erde, ausgeführt auf dem Königlich preussischen Seehandlungs-Schiffe Prinzess Louise, commandirt von Captain W. Wendt, in den Jahren 1830, 1831 und 1832“. Die umfangreichen zoologischen und botanischen Sammlungen, die Meyen von der Weltreise mitbrachte, wurden daneben in mehreren Werken teils von ihm selbst, teils von Kollegen nach seinem Tode publizistisch ausgewertet. - Zu der erwähnten „Arbeit über die Südsee-Inseln“: Endlicher veröffentlichte 1836 eine Abhandlung „Bemerkungen über die Flora der Südseeinseln“. - Sehr selten.

2657 Morgagni, Giovanni Battista, ital. Arzt, Anatom, Professor in Padua, gilt als Begründer der modernen Pathologie (1682-1771). Eigh. Brief m. U. „Giambaa Morgagni“. 1 S. Doppelblatt Kl. 4to. Padua 25.IX.1719. 700 € An einen Herrn in Venedig, der ihm wegen Erkrankung seiner Frau geschrieben hatte. Morgagni versucht eine vorläufige Diagnose anhand der geschilderten Symptome (Kopfschmerzen etc.), will aber noch genauere Mitteilungen abwarten. Empfiehlt therapeutische Maßnahmen und ein in Venedig erhältliches Medikament. Verweist ferner auf ein Lehrbuch des berühmten niederländischen Arztes Herman Boerhaave.

Botanisches aus Melbourne 2658 Mueller, Ferdinand Frhr von, aus Rostock stammender Botaniker, wanderte 1847 nach Australien aus, wo er sich in Diensten der Regierung von Victoria zum bedeutendsten australischen Botaniker seiner Zeit entwickelte, weltweit zahlreiche Ehrungen empfing und geadelt wurde (1825-1896). Sammlung von 10 eigh. Briefen m. U. „Ferd. von Mueller“. Zus. ca. 31 S. Gr. 8vo und gr. 4to. Melbourne 1870-1885. 900 € An den Chemiker und Botaniker (speziell Algenforscher) Albert Grunow (1826-1914). Durchgehend über botanische Themen: Austausch von Pflanzen, Berichte über australische Algen, Kontakte mit Fachkollegen, Veröffentlichungen etc. - Mueller, der in den 1850er und 1860er Jahren große Expeditionen durch Australien unternahm und zahlreiche neue Species entdeckte, war von 1857 bis 1873 Direktor des Königl. Botanischen Gartens in Melbourne. Er wurde in 1948 in Australien und 1996 auch in Deutschland mit einer Briefmarke geehrt. Abbildung


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen Böhmische Taschenuhren 2659 Nicolaus d. Ä., Josef, Uhrmacher und Chronometerhersteller in Senftenberg (Böhmen), wohl der Vater des bekannten gleichnamigen Uhrmachers und Sammlers, der 1855-1923 lebte und wenig Uhren selbst herstellte. 6 eigh. Briefe m. U. „Jos. Nicolaus, Chronometerverfertiger“. Zus. 8 S. Gr. 8vo. Senftenberg 13.XI.1852 - 25.XII.1854. 200 € An den Direktor einer Sternwarte, der Chronometer bei Nicolaus reparieren läßt und andere neu bestellt. Nicolaus‘ Briefe verraten große Sachkenntnis und informieren über seine Aufträge und seinen Kundenkreis. Am 9. Dezember 1852 schreibt er aus Senftenberg bei Übersendung einer Empfangsquittung: „... Zugleich erlaube ich mir zu bemerken, das ich neue Taschen Chronometer in silber Gehäuse zu 150 Gulden verfertige. bei vorkommenden Bedürfniß eines solchen Insterments [!] bitte ganz gehorsamst um Herrn Director‘s güttige recomandation. Der inliegende tägliche Gang ist von meinem lezt verfertigten und vor 8 Tagen abgeschickten Taschen-Chronometer No. 13 welcher von Herr Dr. phil. J. A. Jahn in Leipzig bestellt worden ist. - Im Herrn Baron v. Senftenberg Auftrage, soll ich Ew. Hochwohlgebohren anzeigen, das durch gewaltsammen Einbruch in seinem Schloße daselbst am 12ten dieses Monats zwei Taschen-Chronometer unter anderen Gegenständen gestohlen worden sind. Der eine ein Englischer von Dent. nach Stern Zeit gehend. Der andere ein von mir verfertigter nach Mittlerer Zeit gehend ...“. - Beiliegend 2 Zettel mit Aufstellungen über den „täglichen Gang“ von Uhren, d. h. Sekunden-Abweichungen von der SollZeit (1852 und 1854). - 2 Bl. mit Siegel-Ausriss bzw. Ausschnitt.

2660 Pallas, Peter Simon, der bedeutende, aus Berlin stammende Naturforscher in russischen Diensten, Professor und ordentl. Mitglied der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, erforschte im Auftrag Katharinas II. Sibirien und veröffentlichte vielbeachtete Reiseberichte (1741-1811). Eigh. Brief m. U. „P. S. Pallas“. In franz. Sprache. 4 S. 4to. St. Petersburg 29.XII.1783. 450 € An seinen Verleger oder Kupferdrucker, ausführlich über die Herstellung der Kupfertafeln zu einem seiner Werke. Übersendet einen Wechsel als Kredit über 2000 Gulden zur Finanzierung der kolorierten Tafeln. „... Je Vous en expédierai une autre avant la fin de Janvier vieux Style, pour Vous mettre en état d‘employer continuellement vos artistes. Vous aurez deja vû par ma dernière le moyen que je trouve convenable pour remplir les vuides que la tenteur de mon Dessinateur pourra laisser dans l‘occupation des Coloristes. C‘est de fait enluminer plusieures autres Centaines des premières planches. Mais je Vous répète aussi ma prière de faire toujours avancer de front toutes les Planches achevées; c‘est à dire de faire colorer soit par Centaine ou par Cinquantaines un nombre égal de chaque Planche et de les expédier de même. Car je me trouverai toujours embarassé, si, à la fin d‘une été il me manqueroit un nombre considerable de l‘une ou l‘autre Planche. - Je Vous prie aussi, avant de faire continuer l‘impression de la Planche qui représente le Prunus sibirica, d‘y ajouter le fruit mur, donc voicy de Dessein. - J‘espère de Vous envoyer au premier Printemps des Exemplaires du texte de ma première partie et de cinq ou six Planches que j‘ai fait graver et enluminer ici pour la 1.re Cinquantaine ...“.

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Eine Kiste von dem Erlanger Botaniker Johann Christian von Schreber (1739-1810; Professor, Direktor des Botanischen Gartens und Leiter des Naturhistorischen Museums in Erlangen) sei möglicherweise beim Untergang eines Schiffes vor Reval verloren gegangen: „... Une Caisse envoyée fort tard par Mr. Schreber, et expédiée de Lubec par le dernier vaisseau, vient d‘echouer avec ce vaisseau à la côté de Reval. Je n‘ai pas encore de nouvelles si elle est parmis les marchandises sauvées du naufrage. Ces pertes là s eront toujours pour mon compte; si les envoys se sont tard et qu‘on néglige de faire assurer par l‘expéditeur de Lubec, comme Mr. Schreber a fait, je cours souvent ces risques qu‘il faudra mettre au chef de Pertes et Profits. - Je vous renverrai le Dessein du Ardea comata, parceque le Graveur a manqué de menager les bandes ou rayes blanches dans les longues plumes qui descendent du col vers le dos. - Je voudrois que Vos Graveurs se montrassent plus traitables à l‘égard de ces Planches ornithologiques. - Si le Rouleau de Desseins expédié d‘ici par un Courier du Ministre de Vôtre Cour, le 7 ou 8 Decembre, ne Vous est pas encore remis, il doit se trouver arreté à la Chancellerie d‘Etat de Vienne ... Mr. de Born a de moi beaucoup de Desseins de productions marines, qui Lui sont maintenant inutils, puisqu‘il ne continue pas son Musaeum Caesareum. Je l‘ai prié par l‘incluse de les remettre à Vous,

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ ander. Drei Zeichnungen von Hieroglyphen fügt er zur Erläuterung bei. Am Schluß ermuntert er den jungen Brugsch, in seinen sorgfältigen Forschungen fortzufahren, die weitere vielversprechende Ergebnisse erwarten ließen. - Da Passalacquas jahrzehntelange Bemühungen als Leiter des ägyptischen Museums in Berlin von dem Ruhm seiner Nachfolger überschattet wurde, ist er lange Zeit nur als eifriger Sammler und forschender Laie auf dem Gebiet der Ägyptologie wahrgenommen worden. Erst in neuerer Zeit wurden seine Verdienste und Leistungen auf dem damals noch jungen Gebiet der Wissenschaft mehr gewürdigt. - Einige Faltenrisse; sonst einschließlich des Siegels, das altägyptischen Schriftzeichen nachgebildet ist, ordentlich erhalten. - Sehr selten. Abbildung

Um Carl Hoffmanns naturwissenschaftliche Sammlungen 2662 Peters, Wilhelm, großer Berliner Naturforscher, Zoologe, Afrika-Reisender, Professor und Direktor des Zoologischen Museums der Universität Berlin, auch Direktor des Zoologischen Gartens, Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften sowie auswärtiger Akademien (1815-1883). Eigh. Brief m. U. „W. Peters“. 1 S. Doppelblatt mit blindgepr. Briefkopf „Zoologisches Museum der K. Universität zu Berlin“. Mit Umschlag. Gr. 4to. Berlin 23.VII.1859. 450 € 2661

afin que puissiez les mettre dans la première Caisse à expédier pour Lubec ...“. - Peter Simon Pallas, der eine Fülle wertvoller botanischer und zoologischer Werke veröffentlicht hat, ruht noch heute in Berlin in einem Ehrengrab.

2661 Passalacqua, Giuseppe, ital. Antiquitätenhändler und -sammler, Mitbegründer und 37 Jahre lang Leiter der ägyptischen Sammlung der Berliner Kgl. Museen (17971865). Eigh. Brief m. U. „Jos. Passalacqua. Directeur du Musée Royal d‘antiques égyptiens“. In franz. Sprache. 6 S. Mit 3 Federzeichnungen. 2 Doppelbl. mit Adresse und Lacksiegel. Gr. 4to. Berlin 20.IX.1848. 450 € Außerordentlich umfangreicher Brief an den später berühmten Ägyptologen Heinrich Brugsch-Pascha (1827-1894), der gerade erst sein Philologiestudium in Berlin begonnen hatte, aber sich bereits in demselben Jahr durch eine fachkundige Schrift „Scriptura Aegyptiorum demotica“ als ernstzunehmender Ägyptologe ausgewiesen hatte. Passalacqua erörtert, nachdem er von Brugsch einen Brief des Dubliner Gelehrten Edward Hincks erhalten hat, gegenüber seinem angehenden Schüler und Assistenten sehr ausführlich anhand eines ihm von A. C. Harris mitgeteilten Papyrusfundes die Geschichte und Namensgebung Alexandrias, ferner die Genealogie der Pharaonen und das Auftauchen ihrer Namen in den Hieroglyphen. Er behandelt diverse „écritures démotiques“, also volkstümliche Schriften des alten Ägypten, und setzt sich dabei mit den Forschungen mehrerer britischer Gelehrter ausein-

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An den Grafen F. Schaffgotsch, Naturwissenschaftler in Berlin, der ihm Notizen über den im Mai in Costa Rica verstorbenen Arzt und Naturforscher Carl Hoffmann (1823-1859) gesandt hatte. „... Bei seinem Eifer würde er gewiß noch besonders viel geleistet haben. Durch einen Brief des Dr. von Frantzius war ich zwar auf diese Katastrophe vorbereitet, die mir aber dennoch sehr schmerzlich ist. Erlauben Sie mir, eine kleine Brochüre über die von ihm gesammelten Schlangen Ihnen übersenden zu dürfen. Es ist mir jetzt doppelt lieb, daß sein Name in der Wissenschaft erhalten werde. - Durch die ungenügenden Angaben des Dr. v. Frantzius befinde ich mich wegen der Hoffmannschen Sammlungen, welche dem hiesigen Museum vermacht sind, in doppelter Verlegenheit. Es ist allerdings große Gefahr, wenn sie noch ein Jahr dort bleiben. Doch hätte Dr. F. wohl einen Überschlag machen können, auf wieviel sich höchstens die ‚enormen‘ Kosten des Transports mit dem Dampfschiff belaufen. Wenn die Sachen in Blechkisten verlöthet und dann verpackt würden, könnten sie ein paar Jahre ohne Schaden stehen bleiben. Hoffmann kannte ich persönlich nicht, F. scheint mir aber jedenfalls keinen Überfluß von Energie zu besitzen ...“. - Der Arzt und Apotheker Alexander von Frantzius (1821-1877) war 1853 in Begleitung Carl Hoffmanns nach Costa Rica gereist und beschäftigte sich dort mit ethnologischen, anthropologischen, zoologischen und geographischen Studien. Hoffmann starb am 11. Mai 1859 an Typhus, während Frantzius noch bis 1868 in Costa Rica verblieb. - Wilhelm Peters‘ Wirken in Berlin war bedeutend: So vermehrte er z. B. die Sammlung von Kriechtieren im Zoologischen Museum von 3700 auf 10500, und in seinen zahlreichen Veröffentlichungen beschrieb er allein 281 Arten bis dahin unbekannter Reptilien. - Dabei: Carl Hoffmann, Arzt und Naturforscher, reiste mit Alexander von Frantzius nach Costa Rica, um dort Tiere und Pflanzen zu sammeln, diente auch zeitweilig in der dortigen Armee, starb in Puntarenas an Typhus (1823-1859). Eigh. Brief m. U. „Carl Hoffmann“. 21/2 S. Doppelblatt 8vo. London 6.IX.1853. Vor der Abreise nach Costa Rica an den Grafen Schaffgotsch in Berlin, der ihm ein Darlehen für die Reise gewährt hatte. Hoffmann bedankt sich ausführlich und verspricht die Rückzahlung, sobald sich seine


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen Verhältnisse in Costa Rica konsolidiert haben. Erwähnt verschiedene Bekannte in London und Berlin. - Sehr selten. - Alexander von Frantzius, Arzt, Apotheker und Naturforscher in Costa Rica, dort mit dem Arzt und Naturforscher Carl Hoffmann befreundet (1821-1877). 2 eigh. Briefe m. U. „Dr. Frantzius“. Zus. 5 S. Mit 2 Umschlägen. Gr. 4to. San José (Costa Rica) 24.V. und 11.VI.1859. - Gleichfalls an den Grafen Schaffgotsch in Berlin. Umfangreiche Briefe, die größtenteils von Carl Hoffmanns Leben und Wirken, Krankheit und Tod in Costa Rica handeln: sein Nachlaß (für Wilhelm Peters bestimmte er testamentarisch brilliantenbesetzte Hemdknöpfe) und seine naturwissenschaftlichen Sammlungen. Der zweite Brief auch über bibliographische Fachfragen. - Zus. 7 Teile.

2663 Plößl, Simon, österr. Optiker, einer der bedeutendsten Fernrohr- und Instrumentenbauer Mitteleuropas, 1835 und 1867 mit Goldmedaillen geehrt (1794-1868). Eigh. Brief m. U. „Plößl“. 11/2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Wien 9.I.1853. 280 € Wohl an den Grafen Schaffgotsch in Berlin, der ein Fernrohr bei Plößl bestellt und 140 Gulden im voraus bezahlt hatte. „... Es war nicht möglich das bestellte Fernrohr zu endigen, die Witterung ist zum Ausprobiren in dieser Jahreszeit nicht günstig, doch hoffe Euer Hochwohlgeboren nicht mehr lange warten lassen zu dürfen, da im Februar der Himmel günstiger sein wird. Ich wollte ich hätte ein Fernrohr bey der Bestellung im Vorrath gehabt, weil diese Zeit für Optiker die schlechteste ist ...“. - Dabei: Ludwig Kappeller, Wiener Mechaniker (1804-1883). 2 eigh. Briefe m. U. „Kappeller“. Zus. 6 S., eng beschrieben, auf 2 Doppelbl. Gr. 8vo und gr. 4to. Wien 23.VIII. und 6.XII.1849. - An den Direktor einer Sternwarte, der ein Barometer nach seinen speziellen Wünschen bei Kappeller bestellt hatte. Dieser beschreibt Herstellung und Funktion des Gerätes auf 6 Seiten sehr ausführlich und fügt 2 Federund Bleistiftzeichnungen bei. - Ferner beigegeben: J. G. Greiner jun., Hersteller von Meßgeräten in Berlin (Firmensitz: Alte Jacobstraße 108). Brief m. U. „J. G. Greiner jun.“. 21/4 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Berlin 26.VI.1833. - An einen Professor, sehr ausführlich über die Technik eines Greinerschen Barometers. - Zus. 4 Teile. - Die Beigaben teils mit kleinen Randschäden.

Der Leibarzt des Schahs von Persien 2664 Polak, Jakob Eduard, österr. Mediziner und Ethnologe, lebte und forschte ab 1851 neun Jahre in Persien, führte als Leibarzt des Schahs dort die moderne Medizin ein und blieb auch später ein reger Vermittler zwischen Persien und Europa (1818-1898). Eigh. Brief m. U. „Dr. Polak“. 3 S. Gr. 8vo. Caswin (Qazvin, Persien) 7.V.1882. 250 € An einen Botanik-Professor in Wien, vielleicht Anton Kerner von Marilaun. Von Polaks letzter Persien-Reise, die er als Begleiter und Reiseführer des österreichischen Botanikers Thomas Pichler (1828-1903) unternahm. Von diesem Gelehrten ist er jedoch nicht begeistert. „... Wie Sie aus dem Datum ersehen, sind wir noch hier, morgen den 8 begeben wir uns auf die Reise über das Karagan-Gebirge nach Hamadan. Die Ursache unserer Verzögerung waren mißliche Verhältnisse der Communication und Studien des Geologen. Für die Botanik war dies kein Schaden. Denn so sehr die Vegetation in Europa fortgeschritten

war, so blieb sie in Asien wenigstens um einen Monat zurück, so daß hier noch Apfelbäume in Blüte sind. Von hier wurde eine 3tägige Excursion ins Gebirge gemacht die gute Resultate lieferte ... Wir sammelten viel Zwiebel und Knollen und wir schicken laut Liste 3 Kästchen davon nach Wien. Ich sage wir d. h. Herr Pichler und ich, denn von einiger Entfernung sieht er nicht mehr gut und besonders zu Pferde muß ich die Sammlung unternehmen. Wie er selbst sagt ist dies seine letzte Reise und er unternahm sie um etwas Geld zu verdienen. Daß dies jedoch gerade mich treffen mußte, ist sehr zu bedauern. Von Vegetation-Verhältnissen des Landes werden wir gar nichts erfahren, denn er vernachlässigt jeden Baum und Strauch auf den ich ihn aufmerksam mache. Theils sieht er ihn nicht, theils scheint er Alles, was nicht mit Wurzel zwischen Papier zu bringen ist, zu verachten, als aechter Sammler. Daß es mit einem so gründlich bornirten Menschen schwer umzugehen ist, besonders da man ihm den Kopf mit Schlaraffenleben ... montirt hat, ist selbstverständlich. Ich fürchtete schon in Wien, da es anders ist einen Menschen zu empfangen, oder durch Monate mit ihm aus einer Schüssel zu essen, allein die Wirklichkeit übertrifft alle Vorsicht; und wäre die Sache nicht so wichtig, hätte er längst seinen Laufpaß denn ich dulde ein Fegefeuer durch seine Bornirtheit und rohe Bauernsitte. Eine Kiste mit 300 Arten habe ich nach Teheran geschickt um sie auf der Rückreise aufzuklauben ... Hier wächste eine oculirte Ulme, das schönste was man an Straßenbäumen sehen kann, wenn es möglich sein wird, einen Pfropf nach 15 Tagen zu schicken und den Baum nach Europa zu übertragen, würde das allein die Expedition aufwiegen ...“. - Beiliegend ein nach Polaks Rückkehr in seinem Auftrag von seiner Frau geschriebener Brief (22/3 S. Gr. 8vo. Wien 31.VII.1882) an denselben, worin sich Polak näher mit den in Caswin und Hamadan gesammelten Pflanzen und ihrer Übergabe an den Adressaten beschäftigt.

2665 Redslob, Edwin, Goetheforscher, Kunsthistoriker, Museumsdirektor und Reichskunstwart (1884-1973). 2 Briefe m. U. „Edwin Redslob“. Zus. 21/2 S. Gr. 4to. BerlinDahlem 4. und 9.X.1954. 180 € An Professor Herman Meyer in Amstelveen, der ihn zu einem Lichtbild-Vortrag in vier holländischen Städten eingeladen hatte, der sich mit der Geschichte der Berliner Universitäten und ihren Beziehungen zu den Niederlanden beschäftigen sollte. Redslob gibt im ersten Brief Auskunft über den Stand seiner Überlegungen zu dem Thema und regelt im zweiten Brief ausführlich die Termine und Unterkünfte der Holland-Reise. „... Von Ihrer Themenfassung bestimmt, bin ich jetzt damit beschäftigt, den Vortrag auszuarbeiten und zwar mit gewissen Variationen, die im Haag, beim Maurits-Huis beginnend das geschichtliche, in Amsterdam unter Betonung der Gründungsvorgänge zweier Universitäten (1810 und 1948) das geistige, in Rotterdam, das städtebauliche Motiv jeweils etwas ausführlicher behandeln, während mir für Utrecht eine Art Synthese vorschwebt, möchte ich mich noch einmal an Sie wenden. Ich wüsste gern die Reihenfolge und die Daten für die vier Städte, in denen ich sprechen soll. Und ausserdem wollte ich Sie fragen, ob Sie für die Vorträge ein Diapositiv des Maurits-Huis zur Verfügung stellen können und wenn irgend möglich auch eine Darstellung des Grabmals des Admirals Wassenaer in der Jacobs-Kirche im Haag. Bei diesem Grabmal liegt mir besonders an der auf dem Adler reitenden Fama des Bildhauers Eggers, der, vom Grossen Kurfürsten berufen, auch in Berlin gearbeitet hat. - An Ihrer Grundidee, die das Gegenwärtige aus der Geschichte erkennt, möchte ich festhalten und gleichsam auch Berlins Wohin aus seinem Woher zu erklären versuchen ... Mein

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Arbeitstitel lautet jetzt: BERLIN. Geschichte und Gegenwart seiner europäischen Entwicklung. Denn ich möchte nicht Lokalgeschichte geben, wie ich es kulturell in meinem Buch ‚Des Reiches Strasse‘, städtebaulich in der dem Großstadtproblem gewidmeten Meinecke-Festschrift getan habe, sondern auf das Hineinwachsen in den europäischen Zusammenhang den entscheidenden Wert legen ...“. - Der zweite Brief mit Randnotizen des Empfängers.

2666 Ruthe, Johann Friedrich, Berliner Botaniker und Entomologe, Oberlehrer an der Klödenschen Gewerbeschule in Berlin, dort auch Lehrer Theodor Fontanes (1788-1859). Eigh. Brief m. U. „Ruthe, Oberlehrer a. d. Gewerbeschule“. 3 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin 21.V.1842. 150 € An den Grafen F. Schaffgotsch, Naturforscher in Berlin, dem er seine Autobiographie „Leben, Leiden und Widerwärtigkeiten eines Niedersachsen, von ihm selbst beschrieben“ (Berlin, Selbstverlag, 1841) zum Kauf oder zur Empfehlung anbietet. „... Es enthält die Begebenheiten meines eigenen früheren Lebens, welches ich, durch widerwärtige Umstände veranlaßt, zu beschreiben genöthigt wurde. Ich ... erlaube mir zugleich, Ihnen das Urtheil eines competenten Richters, des Lieutenant Herrn L. Rellstab, darüber, welches dieser in der Vossischen Zeitung vom 26. Novbr vorigens Jahres abdrucken ließ, hier wörtlich zu wiederholen: ‚Die wahren Geschichten haben eine eigenthümliche Macht des Ergreifens; das Wirkliche hat Rechte, welche sich die kühnste Phantasie nicht erwerben kann. Suum cuique; ihr stehen andere zu, sie herrscht in einem andern Gebiet. Der Autor aber führt uns hier auf den Pfaden der Wirklichkeit. Sie sind dornenvoll genug, seine Schicksale und Erlebnisse, welche zum ansehnlichen Theil in die große, bewegte Zeit Deutschlands und Europas - die Zeit des eisernen Jochs der Fremdherrschaft fallen, weichen weit von den gewöhnlichen, von den ebenen Begebnissen unserer Tage ab ... Wer muß jetzt flüchten, sich verbergen, durch Gefängnisse wandern, am Tode, das heißt an der Hinrichtung durch fremde Schergen, hart vorbeistreifen? Dergleichen ist unserm Autor begegnet, nebst vielem andern was uns rührt, und unsre Theilnahme weckt ... sein Weg ist noch heute eine Bahn mit Hindernissen, und das Buch eines der Mittel, wodurch er diese zu beseitigen trachtet. Möge ihm das lesende und kaufende Publikum dabei zu Hülfe kommen ...‘. - Ruthe fügt an: „Nach einigen Tagen werde ich so frei sein, und mich nach Ew. Hochgeboren gütigem Willen erkundigen lassen ...“. - Johann Friedrich Ruthe, der 1809 aus der kgl. westphälischen Armee desertiert war und sich auf abenteuerliche Weise schließlich nach Berlin durchgeschlagen hatte, ließ sich in diesem Jahr (1842) aus gesundheitlichen Gründen pensionieren und erhoffte sich mit dem Buch noch einige Einnahmen. Theodor Fontane schreibt in seinen Erinnerungen: „Ruthe war ein prächtiger Mensch“.

2667 Schlagintweit-Hakünlünski, Hermann von, Bergsteiger, Naturwissenschaftler, Forschungsreisender, erkundete mit seinen Brüdern Adolph und Robert die Hochgebirgsregionen in Kaschmir, Indien, Nepal, Turkestan etc. (1826-1882). 2 eigh. Briefe m. U. „H. von Schlagintweit“ bzw. „H. von Schlagintweit-Hakünlünski“. Zus. 72/3 S. Gr. 8vo. München 5.XII.1865 bzw. Schloss Jaegersburg 18.VII.1868. 450 € 154

An einen Botaniker, dem er u. a. zur neuen Stellung als „Director“ gratuliert und dann verschiedene botanische Mitteilungen macht. „... Jüngst habe ich indirekt eine der neuen Tafeln zu Band V der ‚Results‘ erhalten; es fehlt zwar noch die blaue Platte, da aber jener Theil der Tafel, der die Vegetationsgruppe enthält, auch im gegenwärtigen Tone kräftig ist, erlaubte ich mir, als geringes Zeichen meines besten Dankes für Ihre Bemühungen, einen Andruck zugleich mit diesen Zeilen an Sie abgehen zu lassen. Der Baum hinter den beiden Cocusnuss [!] Palmen ist eine Ficuss indica mit Luftwurzeln; der kleine isolirte Baum unten, rechts vom Beschauer, ist eine Caryata urens, aus deren Mark eine Art Sago bereitet wird. - Ferner legte ich noch bei eine Karte unserer Routen mit einer allerdings sehr kurzen Erläuterung, wie sie jüngst Brockhaus in der neuen Auflage des Conversationslex. gegeben hat; er war so aufmerksam, mir einige Separatandrucke zu senden“ [1865] ... erlaube ich mir ... auf Ihren Vorschlag des Erweichens von Rasen etc. zu bemerken, dass es natürlich ganz Ihnen überlassen bleibt, die Pflanzen so zu behandeln, wie die Untersuchung es erfordert. Die genaue Kenntniss der Gegenstände ist ja der Zweck des Sammelns. Ferner füge ich noch bei ... dass Sie Novitäten-Exemplare als Erster zu beanspruchen u. zu behalten haben; das letztere auch in dem Falle, dass der Gegenstand ein Unicum ist; und wäre dann nöthig, dass auch die für das Memoir (und später für den Atlas der ‚Results‘) anzufertigende Vorlage für die Abbildung der Novität jedenfalls gemacht werde. - Ich würde am liebsten um eine Abhandlung von Ihnen bitten ... auch mit Aufzählung der Localitäten und der etwa vorkommenden Varietäten für jene 3 Familien, in denen sich keine neue Art befindet ...“ [1868]. - Mit den „Results“ ist Schlagintweits mit Atlas fünfbändiges Werk gemeint, das unter dem Titel „Results of a scientific mission to India and High Asia“ ab 1860 in Leipzig erschien. - Der erste Brief leicht gebräunt.

2668 Schubert, Hans Georg Wilhelm von, ev. Theologe und Historiker, Professor in Kiel und Heidelberg (18591931). Sein „Collegien-Buch“ der Universität Leipzig. 31 S., davon S. 2-5 mit Testaten gefüllt. Broschiert (Kordelheftung), ohne Umschlag. 8vo. Leipzig, Mai 1878 und Febr. 1881. 180 € Professoren-Testate für das 1. und das 8. Semester, die der aus Dresden stammende spätere Theologie-Professor in Leipzig studierte. Den Besuch ihrer Vorlesungen haben eigenhändig bestätigt die Professoren: Johannes Overbeck („Erklärung auserlesener antiker Kunstwerke“), Karl von Noorden („Geschichte Europa‘s während der Jahre 1765-1815“, u. a.), Friedrich Zarncke („Deutsche Literaturgeschichte bis zur Reformation“), Wilhelm Roscher („Gesammte theoretische Nationalökonomik“), Anton Springer („Culturgeschichte der Renaissance“), Georg Voigt („Deutsche Geschichte vom Ausgang der Staufer bis zum Tode Maximilians I.“) und Wilhelm Wundt („Psychologie“). - Die Außenblätter gebräunt, sonst gut erhalten.

„Meine Adresse ist einfach: Cairo.“ 2669 Schweinfurth, Georg, dt. Afrika-Forscher, Generaldirektor der Museen in Kairo, dort auch Gründer des Ägyptischen Instituts und der Geographischen Gesellschaft (1836-1925). 2 eigh. Briefe (der zweite fragmentarisch) m. U. „G. Schweinfurth“. Zus. 5 S. 8vo und gr. 8vo. Kairo (ca. 1884) bzw. 12.XI.1884. 350 €


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen Aus Ägypten wohl an Anton Kerner von Marilaun, Direktor des Wiener Botanischen Gartens, der ihn mit Pflanzen zum Anbau in Afrika beliefert. Der erste Brief (leider fehlt sein Anfang) beschäftigt sich mit der Bestellung von Pflanzen: „Die Kiste resp. Korb kann an die Lloyd Agentur in Alexandria unter meinem Namen adressirt werden ... Ich weiss nicht, ob bei Ihnen von den Exemplaren, bevor sie im Herbst in die Häuser zurückkehren, viel abgeschnitten wird. Im letzteren Fall würden mir solche Stücke von Arten, die sich leicht aus Stecklingen ziehen lassen, namentlich Succulenten, von grossem Werthe sein, da die Anzucht von Stecklingen in Aegypten sich sehr lohnt. Ich weiss aber nicht ob ich Ihrem alsdann viel beschäftigten Personale die Arbeit zumuthen kann, die Zettel mit Namen an die Zweigstücke zu binden und dieselben zu verpacken. Ein colis postal (des internationalen Postvereins) darf 3 Kilo Gewicht haben und kostet ca. 1 fl. Es geht so schnell wie ein Brief und gelangt, ohne Zoll - Alexandria, direct ... bis in meine Wohnung in Cairo. Meine Adresse ist Einfach: Cairo ... Ich ... will Sie nicht weiter mit meinen Betteleien bemühen. Wie viel Sie von meinen Wünschen zu erfüllen im Stande sein werden, überlasse ich ganz Ihrem Gutdünken, je nachdem Sie dazu Zeit finden oder aufgelegt sein sollten. Für alles, auch das Geringste werde ich Ihnen immerdar erkenntlich sein ...“. - Im November 1884 schreibt Schweinfurth: „... Im letzten Moment vor meiner Abreise (3 Monate oestl. Wüste) von Aegypten habe ich noch die Freude Ihnen den glücklichen Empfang der Pflanzen und meinen wärmsten Dank mittheilen zu können. Ich empfing dieselben knapp vor Thoresschluss, denn in den letzten Tagen hatte ich viel zu thun mit den Vorbereitungen. Es ist meine erste Winterreise und dieselbe erforderte daher eigene Vorkehrungen. Die Pflanzen sind zum grössten Theil ganz frisch angekommen, leider hatte der Douane alles durchwühlt und alle Namenhölzer lagen lose umher. Da ich aber die Namen habe werde ich sie später schon appliciren können. Das wenige scheinbar Todte wird sich wol noch beleben. Der Versuch ist mit den Stecklingen: Kartoffel brillant gelungen und daher sehr empfehlenswerth. Im Januar Ende bin ich zurück und hoffe im März noch Einiges von Ihrer Güte ...“. Abbildung

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2670 - Eigh. Brief m. U. „Georg Schweinfurth“. 3 /2 S. Mit Umschlag. Gr. 8vo. Berlin-Schöneberg 21.VII.1918. 300 € 1

In der Schlußphase des Weltkriegs an den Flechten-Spezialisten Prof. Dr. Alexander Zahlbruckner (1860-1938) vom Naturhistorischen Museum in Wien, den er um eine archäologisch-botanische Auskunft bittet. „... Im Jahr 1881 hat man in Theben bei der Auffindung der Mumie von Ramses II (1225 v. Chr.) ein Körbchen mit Flechten entdeckt, das als Totenbeigabe in der Grabanlage niedergelegt worden war. J. Müller Arg. hat diese Flechten als der Parmelia furfuracea Arch. und der Usnea plicata Hoff. angehörig erkannt. J. Müller hat 1881 auch die auf dem Drogenbazar von Kairo damals verkäuflichen Flechten bestimmt und darunter 8 Arten unterschieden, von denen 2 (in Uebereinstimmung mit den Aussagen der Verkäufer) die Ramalina graeca Müll. und die Physcia ciliaris v. glaberrima Müll. ... bis dato (1881), wie er mir schrieb, nur aus Griechenland und aus dem griechischen Archipel bekannt geworden waren. Mittlerweile sind 37 Jahre verflossen und ich möchte wohl Ihr Urteil erfahren ob der obige Satz Müllers Arg. noch heute Geltung hat. Die Frage ist für die aegyptische Geschichte von Wichtigkeit, wegen der frühen Handelsbeziehungen ... Ich würde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie mir das, was man heute über die geogr. Verbeitung der Parmelia furfuracea weiss, mitteilen wollten ...“. - Auf etwas gebräuntem Kriegspapier. - Der eigh. Umschlag mit dem Absender „Prof. Dr. G. Schweinfurth, Berlin-Schöneberg, Kais. Fried. Str. 8“.

2671 Spencer, Herbert, engl. Philosoph und Soziologe (1820-1903). Eigh. Brief m. U. „Herbert Spencer“. 2 S. Doppelblatt. 8vo. (London) 29.XII.1880. 150 € An eine Dame, die mit ihm über seine evolutionstheoretischen Aussagen diskutieren möchte. „... You must excuse me if I do not enter at length into discussion upon the point you raise. If you will compare the higher types of all organized creatures with the lower in respect of the totality of their powers of meeting the destructive forces in the environment, you will find that the more highly evolued they are the greater these powers become. Your difficulty arises from thinking only of the destructive effects of the inorganic environment and neglecting the organic ...“.

2672 Tinbergen, Jan, niederl. Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler, Nobelpreisträger (1903-1994). Eigh. Manuskript mit Namenszug „Jan Tinbergen“ beim Titel. In engl. Sprache. 16 S. auf 16 Bl. (Kugelschreiber). Liniiertes Papier. Mit Umschlag. 4to. (Den Haag 1979). 450 € 155


Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ „Two Approaches to quantify the Concept of Equitable Income Distribution“. Vollständiger Aufsatz für eine wissenschaftliche Zeitschrift, mit Bleistift „1979“ datiert. Tinbergen setzte sich immer wieder für eine gerechte Verteilung der Einkommensverhältnisse ein, plädierte für eine schrittweise Verringerung der Wachstumsraten in den Industrieländern zugunsten eines schnelleren Wachstums in den Entwicklungsländern. 1969 erhielt er gemeinsam mit Ragnar A. K. Frisch den neu geschaffenen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. - Dabei: Derselbe. Eigh. Begleitbrief m. U. „J. Tinbergen“. In engl. Sprache. 1 S. (Kugelschreiber). Quer-gr. 8vo. Den Haag 5.I.1982. - An einen Herrn in London, der um Informationen über Tinbergens Arbeiten gebeten hatte. Der Gelehrte nennt den Titel seiner Doktorarbeit und einen Artikel in „De Economist“, der ein Verzeichnis seiner Veröffentlichungen enthält. Zum Nobelpreis bemerkt er: „... I do not know whether the Prize was given me on one particular publication, but the official formula was that Professor R. Frisch and I were granted the prize for our work on dynamic economic models. - Finally I enclose a handwritten article“ (nämlich den hier vorliegenden).

2673 Utzschneider, Joseph von, bedeutender bayerischer Unternehmer, Techniker und Staatsmann, SalinenAdministrator in Berchtesgaden, Gründer des Mathematisch-Feinmechanischen Instituts mit Josef von Fraun­ hofer als Partner, Vorstand der Polytechnischen Zentralschule und Zweiter Bürgermeister in München (17631840). Konvolut von 16 Briefen m. U. „J. Utzschneider“ bzw. „J. v. Utzschneider“. Zus. ca. 18 S. 4to. München 1817-1833. 2.200 € An verschiedene Adressaten, größtenteils wohl an den Direktor einer Sternwarte, der zahlreiche Fragen, Bestellungen von Messinstrumenten und optischen Geräten, gelegentlich auch Reklamationen an Utzschneider gesandt hat und von diesem jeweils ausführlich instruiert wird. Die Instrumente und ihre Handhabung sowie technische Neuheiten werden beschrieben, Fachliteratur und andere Kunden werden benannt, und detaillierte Rechnungen für die gelieferten Geräte und Ersatzteile werden erstellt, wobei selbst dem präzise arbeitenden Utzschneider Irrtümer unterlaufen: „Ich muß einen Irrthum meines Schreibens vom 26 May d. J. berichtigen. Ich gab Ihnen die Inclination des Nordpols der Magnetnadel für München zu 70o an; dieses war falsch; sie beruhte auf ältern sehr unsichern Messungen; neuere haben diese zu 66o 10‘ gegeben, welche nicht viel von der Wahrheit abweichen wird. In meinem nächsten melde ich Ihnen die Vollendung des großen Aequatorials ...“ [5.VIII.1821]. Solche Ankündigungen neuer Produkte seines „optischen“ oder „mechanischen Instituts“ finden sich immer wieder in Utzschneiders Briefen: „Mein mechanisches Institut hat jezt einen Kreis von 2‘ und einen von 18o Durchmesser zum Repetiren mit stehender Achse ganz vollendet vorräthig „ [20.II.1822]. Am 16. Juli 1818 hatte er noch geschrieben: „... Vorräthige Instrumente treffen Sie nie in meinen Werkstätten; deshalb ersuche ich Sie, im Falle Sie einen Kreis zu erhalten wünschen, die Bestellung bald zu machen: der Sextant wird Ihnen den Beweis gegeben haben, daß Ihre Geduld nicht wenig auf die Probe gesetzt wurde ...“. - Dabei: Georg Merz, Mitarbeiter Fraunhofers und Werkführer in Utzschneiders Fabrik für optische Gläser, ab 1839 deren Eigentümer (1793-1867). Eigh. Brief m. U. „Georg Merz, Opticer (Director des optischen Instituts)“. 3/4 S. 4to. München 12.III.1838. - Im Auftrag Utzschneiders an den Direktor einer Sternwarte. „... Ihr geehrtes Schreiben ... an Herrn von Utzschneider erhielt ich wegen Krankheit desselben erst heute, worauf ich hiermit die Ehre habe zu antwor-

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ten. Ein Fernrohr No 8 von 60 ‚‘ Brennweite 48 ‚‘‘ Öfnung kan ebenfals parallactisch auf Bestellung gemacht werden, jedoch der Preis ist von dem der No 4 nicht viel verschieden, indem das Stativ die nehmliche Arbeit kostet, und kostet daher 2100 f. Ein solches kan aber kaum vor 11/2 Jahr fertig werden, indem gegenwärtig schon mehrere größere Instrumente in Arbeit sind ...“. - Merz, der als einziger deutscher Teilnehmer auf der Pariser Weltausstellung von 1851 vertreten war, führte das Unternehmen sehr erfolgreich weiter, so daß es bis 1932 unter seinem Namen existierte. - Die Briefe bieten einen vorzüglichen Überblick über die weit gefächerte Produktion feinmechanischer und optischer Geräte in den Werkstätten Utzschneiders und zeigen den Hersteller als ebenso sachkundigen und genialen Techniker wie routinierten Geschäftsmann. - Teils leicht gebräunt oder geknittert; gelegentlich Randschäden; sonst gut erhalten. Abbildung

2674 Weber, Max, der große Soziologe und Nationalökonom (1864-1920). Eigh. Postkarte m. U. „Prof. Max Weber“. 1 S. Heidelberg 7.VIII.1918. 900 € An den Theologen Otto Frommel (1871-1951), Honorarprofessor für praktische Theologie in Heidelberg. „... Wir schränken alle unsere Ausgaben, so unsere Vereins-Ausgaben jetzt grundsätzlich ein ... und möchten daher auch aus der ‚Evangelischen Sozial Vereinigung für Baden‘ ausscheiden ...“. - Gebräuntes Kriegspapier.

2675 Wied-Neuwied, Maximilian Prinz zu, berühmter Forschungsreisender, Ethnologe, Zoologe, Botaniker und Naturforscher, brachte von mehrjährigen Reisen nach Brasilien und Nordamerika zahllose Forschungsergebnisse und vor allem wertvolles Bildmaterial mit, das er in großen Werken veröffentlichte (1782-1867). Eigh. Brief m. U. „Max. P z Wied“. 2 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegelresten. Neuwied 18.VII.1818. 600 € An den Verleger Heinrich Ludwig Brönner in Frankfurt a. M., bei dem in den Jahren 1820-1821 Maximilians bedeutendes Werk „Reise nach Brasilien in den Jahren 1815-1817“ in 2 Bänden und 2 Tafelmappen erschien. Der vorliegende Brief befaßt sich eingehend mit Format und Qualität der Karten und Illustrationen bei der Drucklegung des ersten Bandes. „... Wegen der Karte muß ich Ihnen unverholen den Kummer äußern, welchen ich darüber empfinde, denn eine solche kleine Darstellung würde unendlich verstimmen. 1) finde ich daß man in allen Reisebeschreibungen ohne Ausnahme gebrochene Karten und nur sehr selten so kleine Blätter findet. 2) Würde zu einem übrigens eleganten Werke eine so verstümmelte Karte nicht passen. 3) Ist diese Karte schon von dem Maaßstabe des Originals verschieden, sie ist in der ersten Bearbeitung um 1/3 verändert, jetzt sollte sie es nun um 1/4 werden, diese Brüche würden der Sache gewiß schaden, dabey ist ja das überschickte Blatt schon sehr klein, da man in anderen Atlassen nicht eine weit größere Karte, sondern eine Menge derselben hat ... Ich lege diese meine Meinung Ihnen gar sehr ans Herz, denn schade würde es seyn wenn bey der übrigen Eleganz unseres Buches etwas mangeln sollte ... Von Stuttgard hat mir neulich ein Bekannter geschrieben, daß er die Zeichnungen von Radl und die Originale bey dem Kupferstecher gesehen habe, daß aber das allgemeine Urtheil gewesen sei, die letztern seyen besser, auf allen Fall haben Ew. Wohlgeboren sehr wohl gethan


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ beyde Zeichnungen immer zugleich zu geben, indem alsdann der Kupferstecher seinem Urtheil folgen kann. Noch immer habe ich die Bestimmungen der Pflanzen zur Reise nicht bekommen, auch sagt mir Herr Professor Schrader daß er sie im August vielleicht noch kaum geben könne, doch hoffe ich dies zum wenigsten. Sobald das Manuscript abgeschrieben ist, wird es an Blumenbach gesandt ...“. - Mit „Professor Schrader“ ist der namhafte Botaniker Heinrich Adolf Schrader (17671836) gemeint, Professor und Direktor des Botanischen Gartens in Göttingen. Ebenfalls in Göttingen lehrte der Zoologe Johann Friedrich Blumenbach (1752-1840). - Besonders die beiden Außenseiten gebräunt; das Adressblatt mit größerem Eck-Ausriss vom Öffnen der Versiegelung.

Österreichische Archäologie in Griechenland 2676 Wilhelm, Adolf, österr. Epigraphiker und klass. Philologe, Professor in Wien, erforschte ab 1891 im Auftrag der Wiener Akademie der Wissenschaften und ab 1898 als Sekretär des Österr. Archäolog. Instituts in Athen die antiken Denkmäler Griechenlands und ihre Inschriften, galt als der bedeutendste Epigraphiker seiner Zeit (1864-1950). 2 eigh. Briefe (einer unvollständig) m. U. „Ad Wilhelm“. Zus. 8 S. 1 Brief mit einer feinen Bleistiftzeichnung (Landschaft) als Briefkopf. Gr. 8vo. Athen 19.XII.1894 bzw. o. J. 450 € An Frau von Gerold in Wien, der er offenbar zu Dank verpflichtet ist. Umfangreiche Briefe über Wilhelms Leben und Tätigkeit in Griechenland sowie seine gesamte berufliche Situation. Der erste Brief, kurz vor Weihnachten verfasst, beginnt mit einer Schilderung des Wetters in Athen. „... Der Winter thut hier zwar sein Möglichstes uns vergessen zu machen, daß wir unter attischem Himmel leben: Seit Wochen, eigentlich seit meiner Ankunft tobt fast ununterbrochen Sturm und Regen in unerhörter Dauer und Heftigkeit: Parnes, Pentelikon und Hymettos deckt schon Schnee. Trotzdem ist es nur der Kalender, der uns an Weihnachten mahnt, die ich freilich dieses Jahr traurig und ganz einsam verbringen werde ... Seit kurzem wohne ich in einer behaglichen, von mehreren Ausländern bewohnten Pension unweit des Königlichen Schlosses, mit Aussicht auf den Lykabettos, die ich über meinen nächsten Brief setzen will. Natürlich habe ich nur zuviel zu thun und epi­ graphische Arbeit rückt nur langsam von Statten. Zudem kostet die Vorbereitung auf Vorträge, die ich im Inschriftenmuseum halte, viel Zeit und Mühe; Institutssitzungen, Vorträge anderer, die ich besuche, und gesellschaftliche Verpflichtungen füllen die Tage ... Gestern habe ich mir die Yacht des verstorbenen russischen Kaisers, den ‚Polarstern‘, besehen, ein wundervolles Schiff mit solidester Eleganz und sicherem Geschmack vornehmster Einfachheit ausgestattet, in allen Räumen anziehend durch die Menge von intimen Familienbildern, meist von Kaiser Alexander eigenhändig beschrieben ...“. - Im zweiten Brief, dessen Schluss mit Datum und Unterschrift leider fehlt, berichtet Wilhelm über berufliche Verbesserungen seiner Brüder und kommt dann auf seine eigene wirtschaftliche Situation zu sprechen: „... Von solcher Höhe des Gehaltes, wie Excellenz v. H. zu meinen schien, bin ich weit entfernt. Mein Gehalt beträgt (da ich schon so unbescheiden war, Sie mit der Sache zu behelligen, erlauben Sie alle weiteren Geständnisse!) mit diesem Jahre 3000 fl. (früher 2600), d. h. weil ich, jetzt erst Beamter geworden, Abzüge für Pension zu zahlen habe, 2500. Nun lebt man in Athen theuer, als Junggeselle, und wenn man ein bischen auf sich, d. h. auf die Stellung hält: zwei geräuminge Zimmer, möbliert, in denen ich auch die Bücher des Institutes aufbewahre, weil wir kein Amtslocale besitzen, kosten mich allein 600 fl. im Jahre. Und

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schliesslich wäre der Wunsch, so lange man kann und auf der Welt allein steht - leider! -, für spätere Zeiten, in denen man unter allen Umständen mehr braucht, etwas bei Seite zu legen, gewiss gerechtfertigt, wenn man keine Reserve hat und sein Leben lang vom Gehalte lebt - aber dazu kommt es kaum ... Aber ich war viel zu ausführlich, nur vom Wunsche beseelt, Ihnen meine Bitte als gerechtfertigt nachzuweisen. Ja, hätte ich jenen Gehalt, an den Herr v. H. dachte, also etwa wie der zweite Secretär des deutschen Institutes (der wunderschöne Wohnung etc. selbstverständlich obendrein hat) - von dem ersten ([Wilhelm] Dörpfeld) und dem Franzosen [Théophile] Homolle, nicht zu reden -, da dächte ich beruhigt an alle Zukunft! So beunruhigt mich der Gedanke oft, wie lange ich hier (wo ich am liebsten bliebe) bleiben darf und Stellungen in Oesterreich, die sich mit der Zeit finden, ablehnen darf, ohne meine Zukunft zu schädigen. Die Thätigkeit und das Leben hier sagen mir weitaus am meisten zu ... Ich fühle mich hier so sehr an meinem Platze ... Unser Institut ist eine ganz junge Schöpfung, man darf nicht unbescheiden sein, und Geld ist rar in Oesterreich. Haben Sie Robert von Schneider gesehen, seit er zurückkehrte? Er hat sich hier, wie überall, viele Freunde erworben durch sein so feines liebenswürdiges Wesen. Gerne hätte ich ihn nach Kleinasien begleitet ... Er reist auch mit enormem Stilgefühl: Erste Hôtels, grossartige Reiseausrüstung. Namentlich ein wundersames Fernglas, so gebaut, dass man glaubt, man müsse damit auch um die Ecke sehen können ... Aber bei ihm gehört die Vollendung dieser Äusserlichkeiten nur zur Vollendung im Innerlichen. Bei anderen steht es anders. Vielleicht fragen Sie Herrn von Schneider gelegentlich nach seinen Reisegefährten auf der Peloponnesreise, den ‚Gewandaffen‘, und lassen sich von ihm erzählen. Dann plaudert er Ihnen wohl auch von den reizenden v. Bülows, oder: von ihr. Jetzt ist es sehr einsam in Athen. Es kommen Tage, wo ich nur mit dem Diener im Museum und dem Aufwärter zu Hause spreche. Abends bin ich stets still bei der Arbeit und trinke gegen Mitternacht tüchtig - Milch!, um mich vor Schlaflosigkeit zu bewahren ...“. - Der erwähnte Robert von Schneider (1854-1909) war Direktor der Antikensammlung in Wien und zuletzt auch Direktor des Österr. Archäologischen Instituts. - Beiliegend eine spätere, beschriftete Visitenkarte Wilhelms mit Umschlag.

1860 aus Australien 2677 Wilhelmi, Carl, Dresdener Botaniker und Pflanzenzüchter, der ab 1849 viele Jahre in Australien Pflanzen und Saatgut sammelte (1829-1884). 3 eigh. Briefe m. U. „Carl Wilhelmi“ bzw. „C. Wilhelmi“. Zus. 6 S. Mit 1 Federzeichnung. Kl. 4to, gr. 4to und gr. 8vo. 16.VI.1860 - 7.X.1871. 750 € An einen Hofrat bzw. Geheimrat, wohl in Dresden. Von der Dresdener Missionsgesellschaft 1849 nach Australien entsandt, begann Wilhelmi in verschiedenen Teilen Australiens Pflanzen und Samen zu einer großen Sammlung zusammenzutragen. Er bereiste den Murray River und Südost-Australien, Bergregionen von Western Victoria, Gippsland und New South Wales. Außer seiner botanischen Sammel- und Forschungstätigkeit veröffentlichte er auch Berichte über Sitten und Ernährung der Ureinwohner. Aus Melbourne meldet sich Wilhelmi im ersten der hier vorliegenden Briefe am 16. Juni 1860 mit Dank für das ihm übersandte Schiller-Album der deutschen Gedenkfeiern zum Schiller-Jubiläum und verspricht als Gegengabe in ein paar Monaten Insekten und Algen zu schicken. „... Morgen werde ich nach dem Murry gehen, und Ihnen eine Portion Algen mit Zoophyten einsammeln. Ein Freund von mir, Dr. Max Gillivary, arbeitet hier an den Zoophyten, und hat einiges darüber in den Transactions der Royal Society of Mel-


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen bourne publiciert, welches Sie mit den Algen ec. erhalten sollen. Auch habe ich einige parasitische Orchideen von N. S. Wales, welche ich Ihrem Herrn Sohn in Leipzig beizulegen gedenke. Ich habe eine kleine Sammlung von den schönen Pupresten, ungefähr 28 verschiedene, von der ich mich gar nicht trennen konnte, aber Sie sollen sie haben; es ist möglich, daß etwas Neues dazwischen ist. Eine derselben ist aus dem höchsten Norden von Western Australia, ein prachtvolles Thier. Hoffendlich gehen die Samen der Clianthus Dampierii im Botanischen Garten gut auf, hier wachsen sie wie Unkraut, sobald der Same erst in Wasser geweicht wird ...“. - Am 20. September 1860 kündigt er den Versand an von: „1 Kästchen mit 30 seltenen Käfern. - Seepflanzen und Seesterne. - Eine Flasche mit Tieren in Spititus. - Bücher ec. ec. - Ferner habe ich eine Sammlung Waffen der Eingeborenen und ein großes Stück Pilz (Militta Australis) hier Native Bread genannt (Die Eingeborenen essen es sehr gern, es wird selten so groß gefunden), welches in einer Wombat-Höhle gefunden wurde ... (das Stück, welches nach Dresden kommt, ist bloß die Hälfte) mitgeschickt, welche Sie, wenn es Ihnen angenehm ist, im Museum fürs Publicum ausstellen können, aber welche mein Eigenthum bleiben sollen. Sie werden die Zeichnungen der Waffen mit Beschreibung von Herrn Pfeiffer erhalten. No. 8 ist die Middla von den Eingeb. Port Lincolns - und Wummera von den Murray Stämmen genannt, und wird zum Werfen der Speere gebraucht, um denselben mehr Kraft zu geben. Der Känguruzahn welcher oben mit Harz an das Holz befestigt ist, wird an das obere Ende des Speeres in die Vertiefung gesetzt, und das untere Ende mit 3 Fingern gehalten, während der Daumen und Zeigefinger den Speer hält, so daß der Speer oberhalb der Schleuder zu liegen kommt. Dießer Schilfspeer wird nur bei den Murraystämmen vorgefunden, welche ihn hauptsächlich zum Fischespeeren gebrauchen, weil er schwimmt. Außer dießen haben sie noch hölzerne zum Speeren großer Thiere und zum Kämpfen ...“. - Der dritte Brief (7.X.1871) behandelt den Austausch von Pflanzen mit dem Adressaten, die Wilhelmi jeweils bestimmen sollte. Er habe auf „frische Arbeit“ vom Adressaten gewartet, hätte aber auch so viel zu tun gehabt. „... Eine ausführliche Beschreibung über die Mylitta finden Sie in Lindleys Vegetable Kingdom. Diese ist in den Danderong Gebirgen gefunden worden ...“. - Der größte Teil von Wilhelmis botanischen Sammlungen wird heute im National Herbarium of Victoria in Melbourne aufbewahrt. - Sehr selten.

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2678 Worringer, Wilhelm, bedeutender Kunsthistoriker, Professor in Bonn, Königsberg und Halle, lieferte mit seiner Arbeit über „Abstraktion und Einfühlung“ die theoretischen Grundlagen für abstrakte und expressionistische Kunst (1881-1965). Sammlung von 8 eigenhändigen und 1 masch. Brief sowie 1 eigenh. Briefkarte m. U. „W. Worringer“ bzw. „W. W.“ Zus. 16 S. Gr. 4to und (die Karte) quer-8vo. Oberhambach, München und o. O. 12. VIII.1950 - 29.IV.1962. 200 € Gehaltvolle Briefe, die, bis auf den ersten (an Wilhelm Hausenstein) an Worringers anfänglichen Schüler, den Musik- und Theaterkritiker Klaus Geitel gerichtet sind. Im ersten Brief empfiehlt Worringer seinen Schüler Geitel mit eingehender Charakteristik an den als Generalkonsul in Paris lebenden Wilhelm Hausenstein. Von den folgenden ausführlichen Briefen an Klaus Geitel ist jeder einem anderen Generalthema gewidmet, das Worringer mit scharfsichtigen und klugen Bemerkungen und Betrachtungen behandelt. Im zweiten Brief an Geitel beschäftigt er sich mit dessen Persönlichkeit und Zukunft: „... sehe ich für Sie die Laufbahn des Lebenskünstlers bestimmt, der an sich, an seinen

geistigen und materiellen Genussmöglichkeiten genug hat und soviel innere Sicherheit und Überlegenheit hat, dass er ohne den geringsten Neid auf die Fachleute des ‚Berufs‘ schaut ... Wer wird übrigens Ihr Doktorvater sein? Junecke oder Redslob? ...“ [München 7.XII.1951]. Im nächsten Brief [19.VI.1953] kommt er noch einmal auf das Thema zu sprechen, das er Geitel als Forschungsgebiet empfohlen hatte: den französischen Maler Jean Fouquet. Er merkt aber, dass Geitel sich allmählich von der Kunstgeschichte abwendet. Noch einmal füllt kunsthistorische Thematik einen ausführlichen Brief Worringers [4.II.1956], als Geitel ihm einen Aufsatz gesandt hat, in dem er die Homosexualität Caravaggios aus seinen Bildern nachzuweisen versucht. Worringer pflichtet aber Geitels Thesen nur teilweise bei. Die folgenden Briefe beschäftigen sich mit Geitels Beruf als Kritiker und als Redakteur sowie mit den Objekten seiner Tätigkeit, darunter ein Hörspiel mit und über Worringer, das u. a. im RIAS Berlin ausgestrahlt wurde [Brief vom 29.IV.1962]. Worringers Briefe bilden eine wertvolle Ergänzung zum Verständnis von Persönlichkeit und Weltbild Klaus Geitels, die kürzlich in der Ausgabe seiner Ballettkritiken eine erste Würdigung gefunden haben. - Beiliegend ein umfangreicher masch. Brief der Londoner Kunsthistorikerin und Kunsthändlerin Grete Ring (1887-1952) an Klaus Geitel, in dem sie sich sehr ausführlich über Fouquet und seine Zeit äußert [London 2.II.1951].

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________

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2679 Württemberg, Paul Wilhelm Herzog zu, großer Naturforscher, bereiste Nordamerika, Nordafrika und Australien, gilt als Entdecker der Quellen des Missouri (1797-1860). Eigh. Brief m. U. „Wil Hrz: v Württemberg“. 1 S. Doppelbl. mit Adresse und Lacksiegel. Gr. 4to. Mergentheim 29.III.1839. 300 € An den Ornithologen und Kupferstecher Friedrich Sturm (1805-1862) in Nürnberg. Entschuldigt sich, weil er den Empfang einer Kiste mit Vogelbälgen noch nicht bestätigt habe. „... Ich war aber über 4 Wochen abwesend und fand die Kiste erst vor zwey Tagen bey meiner Rückkehr. Obgleich ich gleich nach den Feiertagen nach Stuttgart abgehen muß, hoffe ich doch noch Zeit zu finden, die Bälge zu vergleichen. Die Colibris und einige der anderen Exemplare kann ich jedenfalls gebrauchen. Ich habe eine Sendung von mehr denn 300 Spec: N. Holl. und Indischer Vögel so wie viele Afrikaner erhalten, von denen auch einige Duppletten [!] vorhanden sind, die ich Ihnen später zur Einsicht in Tausch zusenden werde ...“. - Aus der Sammlung Künzel. - Gebräunt und mit Defekten an einem Rand; das Siegel gut erhalten. - Sehr selten.

2680 Zuccarini, Joseph Gerhard, bayerischer Botaniker, Bearbeiter der wichtigen Pflanzensammlungen von Martius und Siebold, Professor für Landwirtschaftliche Botanik und Forstbotanik an der Universität München und Kon­ servator am dortigen Botanischen Garten (1797-1848). Konvolut von 6 eigh. Briefen m. U. „Zuccarini“ und 2 eigh. Manuskripten; 2 Briefe auch mit eigh. Zusatz von Carl Friedrich Phillipp von Martius. Zus. 26 S., in kleiner Schrift sehr eng beschrieben. Meist gr. 4to. München 1833-1841. 900 € Sehr umfang- und inhaltsreiche Briefe an einen Fachkollegen, ausschließlich über botanische Spezialthemen: Berichte über Forschungsergebnisse, Austausch von Pflanzen und von Nachrichten, alte und neue Fachliteratur, Kontakte mit zahlreichen Kollegen, z. B. dem großen Japanforscher Philipp Franz von Siebold, dessen Sammlungen für seine „Flora Japonica“ Zuccarini bearbeitete. Auf zwei Briefen meldet sich auch Carl Friedrich Philipp von Martius eigenhändig zu Wort. Die beiden Manuskripte (zus. 12 S.) gleichfalls mit umfangreichen Aufstellungen und Beschreibungen von Pflanzengattungen. - Reiches und seltenes Material zur botanischen Forschung in München. Abbildung

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Geschichte 2681 Afrika. - Statham, Francis Reginald, englischer Schriftsteller, Komponist und Publizist, lebte von 18771895 in Südafrika (1844-1908). 5 eigh. Briefe m. U. „Reginald Statham“. Zus. 16 S. 8vo und kl. 8vo. London und Eccles 1895. 300 € An den niederländischen Politiker Gerard Belaerts van Blokland (18431897), europäischer Gesandter der Südafrikanischen Republik und Sprecher des Repräsentantenhauses. Interessante Briefe Stathams, der in diesem Jahr nach 18jährigem Aufenthalt als liberaler, antiimperialistischer Publizist aus Südafrika zurückgekehrt war und sich nun teilweise ausführlich über die politischen Verhältnisse in Transvaal und ihr Echo in Europa (er kommentiert eine Rede von Chamberlain und berichtet über die Anteilnahme in Berlin etc.) äußert. Der letzte, umfangreichste Brief beschäftigt sich mit Cecil Rhodes und der Haltung der Londoner Times. - Statham, eine vielseitige, zeitweilig abenteuer­ liche Persönlichkeit, befand sich in stetem Konflikt mit der britischen Kolonialpolitik und setzte sich in seinen Zeitschriften energisch für die Belange der von England bekämpften Buren und des Zulu-Volkes ein. Seine Briefe an den Buren-Politiker Belaerts van Blokland sind somit eine nicht unwichtige Quelle zur Geschichte Südafrikas.

2682 Bayern. - Carl Theodor, Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz, ab 1777 auch Kurfürst Carl II. von Bayern (1724-1799). Urkunde m. U. „Carl Theod: mpp.“ sowie mit ornamentierten Holzschnitt-Kopfzeilen und papiergedecktem Siegel. 1/2 S. Quer-gr. folio. München 24.I.1791. 250 € Patent als Stabs-Capitaine für den Oberleutnant Otto von Bauer im 1. Füsilier-Regiment „Herzog Zweybrücken“. Mit Verhaltensvorschriften für den Offizier. - Sehr große, dekorative und gut erhaltene Urkunde, gegengezeichnet vom bayerischen Kanzler, Staats- und Konferenzminister Friedrich Freiherrn von Hertling (1729-1806). Abbildung

2683 - Ludwig I., König von Bayern (1786-1868). Brief m. U. „Ludwig“. 1/2 S. Mit lithogr. Briefkopf. Doppelblatt mit Adresse und Lacksiegel. Folio. Aschaffenburg 14. IX.1832. 180 € 161


Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ An Bernhard Sebastian von Nau, den bedeutenden Kameralisten, Historiker, Nationalökonomen, Naturwissenschaftler, Bayer. Wirkl. Geheimen Rat, Professor der Polizeiwissenschaft und Statistik sowie Rheinschiffahrtskommissar in Mainz (1766-1845). Er habe aus Naus Berichten entnommen, „daß endlich die von Uns beabsichtete [!] Anlegung des Rheinoktroi Erhebungsamtes Neuburg nach Germersheim bewirkt worden ist. Indem Wir dem deshalb gefaßten Conclusum der dießjährigen Julius Versammlung der Central-RheinschiffahrtsCommission ... Unsere allerhöchste Sanction ertheilen, bezeugen Wir auch Unsere besondere Zufriedenheit mit dem Diensteifer und der Pünktlichkeit in Befolgung Unserer Instruktionen, welche ihr bei dieser Gelegenheit neuerdings bewiesen habt.“ - Etwas gebräunt, angestaubt und mit kleinen Einrissen.

Über den Mörder Abraham Lincolns 2684 Booth, John Wilkes, amerikan. Schauspieler, Mörder des Präsidenten Lincoln, wurde von der Polizei erschossen (1838-1865). - Brief eines Amerikaners „Lewis“ über den Tod des Präsidentenmörders. 4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Princeton 28.IV.1865. 800 € Zwei Tage nach dem Tod des Attentäters schreibt der Verfasser des vorliegenden Briefes, wohl ein Student der Princeton University, ausführlich an seine Schwester Annie, schildert in poetischen Worten die Annehmlichkeiten von Wetter und Natur („the wind blows softly in at the window; the noise of the frogs, way off in the sewages, down by the railroad sounds clearly through the still air“) und verliert auch einige Worte über die Universität („Princeton is at the best a dull place and college life is such a mixture of laziness and work, that I often feel as if I should be glad when I have some real occupation to work at“), bevor er auf die neueste Nachricht von Booth zu sprechen kommt: „... Ive got the news last evening of the capture and death of Booth. poor fool! He died as he lived and his end was in keeping with the act that ruined him. Murder will act. I was in hopes that they would have caught him alive. But perhaps it is better as it - is; a long trial and ultimate execution might have been satisfied our feelings of vengeance; but he has got his deserts and let him be forgotten. I was sorry that Father did not succeed in seeing the body of the President; several of my friends here saw it, but I do not think that the moments glance that they obtained gave them much satisfaction ...“. - Der aus einer berühmten Schauspieler-Dynastie stammende Booth hatte als fanatischer Südstaatler am 14. April während einer Vorstellung des Ford-Theaters in Washington den ohne Leibwächter anwesenden Lincoln in dessen Loge von hinten erschossen und war geflohen. Einige Tage später wurde er entdeckt und von einem Polizisten durch einen Schuß getötet.

2685 Dreißigjähriger Krieg. - Bachoffen von Echt, Reinhard, Amtmann zu Tennstedt, Sohn des verdienstvollen Bürgermeisters von Gotha, Thomas Bachoffen. Eigh. Brief m. U. „R Bachoffen pm.“ 3 S. Doppelblatt mit Adresse und Ringsiegel. Kl. 4to. Tennstedt 9.XII.1642. 300 € An Christoph von Hagen, Kammerrat in Gotha. Meldet „in höchster eil“, daß der Regimentsquartiermeister des Wittgensteinschen Regiments auf dem Tennstedter Rathaus erschienen sei und sich sämtliche Dörfer im Amt Gotha aufschreiben ließ, weil am nächsten Morgen der linke Flügel der Reiterei, der bei Herbsleben die Brücke überschreiten werde, in den umliegenden Ortschaften einquartiert werden solle. Da

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der Generalmajor Graf von Eberstein sich nach Erfurt begeben habe, führe der Graf von Wittgenstein [wohl Johann Graf von Sayn-Wittgenstein, 1601-1645, in weimarischen und schwedischen Diensten stehend], der bisher in Ballhausen bei Herbsleben logierte, das Kommando. Dieser linke Flügel bestehe aus 8 Regimentern mit Pferden und 1 Regiment Dragoner. Er melde dies, damit vielleicht noch Maßnahmen ergriffen werden können, um den „ruin dieses revirs“ zu verhindern, insbesondere auch Herbsleben, „dareinen nicht ein bund stroh mehr vorhanden“. „Uff dem Guthe, dieweilen sich niemandts des wieder zurück marches dieser Volker aus der Güldenen Aue versehen, ist auch alles Heuw, fütterung, geströhig vnd uff 28 schock korn vorschlagen, benebens etwa an Kraut vnd Ruben, mit drauff gangen, weiln die Völcker 2 bis in 300 pferde stark, hin vnd wieder fourragiret, vnd ringsherumb gelegen. Gott stehe vns bey vnd ersetze allen erlittenen schaden, in deßen schutz vns hiermit bevehlende ...“. - Besonders in den Jahren 1642-1648 wurde die Region um Gotha immer wieder aufs Schwerste von marodierenden Truppen aller kriegführenden Parteien, insbesondere der Schweden, heimgesucht. - Aus der Sammlung Künzel.

2686 Falin, Valentin M., sowjetischer Staatsmann, Diplomat, politischer Autor und Hochschuldozent, 19711978 Botschafter der Sowjetunion in der Bundesrepublik Deutschland (1926-2018). Typoskript-Fragment seiner Memoiren, mit sehr zahlreichen eigenhändigen Korrekturen, Streichungen, Einschüben und Verbesserungen. In deutscher Sprache. Ca. 630 Bl., einseitig beschrieben. (Hamburg, ca. 1991-1992). 12.000 € Stark überarbeitetes Typoskript der von Heddy Pross-Weerth übersetzten Memoiren Falins, die 1993 in Deutschland unter dem Titel „Politische Erinnerungen“ erschienen sind. Der Text, der sich in seiner Gesamtheit erheblich von der Buchversion unterscheidet, beginnt zwar wie diese, ändert dann aber die Kapitel und bricht ab bei Falins Ausscheiden aus der Redaktion der Iswestija (1986). Er repräsentiert somit nicht den zeitlichen Umfang der gedruckten Fassung. Aber das Manuskript zeigt längst nicht die Nüchternheit der wohlabgewogenen politischdiplomatischen Formulierungen und Betrachtungen des Buches. Der uns vorliegende Text ist lebendiger, bringt mehr wörtliche Zitate, Dia­ loge und Gespräche. Ungeachtet der prosowjetischen Haltung, die Falin in seinen zahlreichen Ämtern und Funktionen (u. a. Redenschreiber Gromykos, Berater Gorbatschows, Botschafter, Journalist, Dozent etc.) bewahrt und auch in seine Memoiren trägt, läßt sich doch die hier als Typoskript vorliegende Version als „inoffizielle“ Fassung deuten, in der die Persönlichkeit des Verfassers stärker hervortritt als in den staatsmännischen Erörterungen der „Politischen Erinnerungen“. - Falin schenkte in seiner Hamburger Zeit das Typoskript einem Freund, lange nach dem Erscheinen der Buchversion, und diese „Rohfassung“ der persönlichen Bekenntnisse des großen russischen Staatsmannes dürften für jeden Historiker von erheblichem Interesse sein. - Dabei: Derselbe. „Umgestaltung - Idee, Ausführung, Fazit. Mögliche Konsequenzen des Zusammenbruchs der Sowjetunion für Europa.“ Stark überarbeitetes, als „1. Fassung“ bezeichnetes Typoskript einer politischen Abhandlung. 113 Bl., einseitig beschrieben. Mit sehr zahlreichen, mit Tinte ausgeführten Änderungen und Einschüben von Hand des Autors. Am Schluß handschriftlich datiert: „Juli 1992“. - Vollständiges Manuskript und wertvolle Ergänzung zu dem autobiographischen Text aus demselben Zeitraum. - Ferner beiliegend die Druckfahnen zu dem Buch von 1993, ebenfalls mit Korrekturen versehen. Abbildung


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2687 Frankreich. - Clemenceau, Georges, franz. Staatsmann und Publizist der dritten Republik, antideutscher Politiker („der Tiger“), zweimaliger Ministerpräsident (1841-1929). Eigh. Manuskript. 5 S. auf 5 Bl. Rohmanuskript mit diversen Verbesserungen. 4to. O. O. (wohl nach 1921). 300 € „Prologue“. Der erste Teil eines heftigen Angriffs auf Marschall Ferdinand Foch, der 1918 den Waffenstillstand in Compiègne unterzeichnet hatte. Clémenceau wirft Foch verfehlte Kriegführung vor (und heutige Historiker geben ihm darin recht). - Beiliegend eine zeitgenöss. Transkription. - Leichte Büroklammer-Rostspur. Abbildung Seite 172

2688 - Colbert, Jean-Baptiste, Marquis de Seignelay, franz. Staatsmann, erfolgreicher Finanzminister Ludwigs XIV., begründete den Merkantilismus und schuf mit seiner Wirtschafts- und Finanzpolitik die Grundlagen für die aggressive Außenpolitik des Königs (1619-1683). Brief m. U. „Colbert“. 1 S. Folio. Versailles 6.I.1683. 300 € Im Auftrag des Königs an den Intendanten der Dauphiné, Pierre Cardin Le Bret (1640-1710). Er möge prüfen, ob den Pfandleihern der Generalität Grenoble von seiten der „Trésoriers“ der Treueeid abgnommen worden sei - „pour obliger les Engagistes à raporter leurs contracts d‘Engagemens et qu‘ils prennent de Fortes Epices pour l‘une et l‘autre de ces deux affaires et particulièrement pour la dernière, qu‘ils prennent dix livres pour chaque somme de mil livres du principal des Engagemens et les gens du Roy et greffiers les deux tiers de ces dix livres ...“. Leicht beschnitten und auf ein Untersatzblatt montiert.

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2689 - Louis Philippe I., Herzog von Orléans, ab 1830 König der Franzosen, der „Bürgerkönig“ (1773-1850). Eigh. Brief m. U. (Paraphe). 21/3 S. 8vo. Palermo (Sizilien) 18.II.1812. 300 € Eigenhändig an einen Münzen sammelnden Grafen von Rohan, dem er eine alte Malteser Münze mit dem Bildnis des Malteser-Großmeisters Rohan zukommen läßt. „Comme je sais, mon cher Comte, que vous aimés à faire des collections, j‘ai pensé que vous seriés bien aise d‘y placer une pièce de monnoye portans les noms & armes de votre Maison, &/ cela me determine à vous envoyer une demi piastre Maltaise du GrandMaitre de Rohan. Vous y trouverés d‘un coté vos Macles, & de l‘autre son effigie & la perruque qui ont bien leur mérite. Cette pièce vaut quinze taris Maltais, dix taris Siciliens, ou trois taris Napolitains & un Sol ... de mois qu‘une demie piastre forte d‘Espagne ...“. - Ferner über das Gedeihen seines Sohnes und die Erwartung eines zweiten Kindes im April. - Die ersten drei Kinder Louis Philippes und seiner Gemahlin, Maria Amalia, Tochter des Königs Ferdinand III. von Sizilien, wurden in Palermo geboren.

2690 - Necker, Jacques, franz. Staatsmann, Vater der Madame de Staël (1732-1804). Brief m. U. „Necker“. 1/2 S. Mit gesiegeltem Umschlag. Folio. Paris 22.V.1779. 180 € Als Finanzminister an den Marquis Raffin d‘Hauterive. „J‘ai fait faire, Monsieur, la recherche du projet que vous aviez adressé à M. Turgot et il ne se trouve point . Si vous jugéz à propos de m‘envoyer une nouvelle copie, je la recevrai avec plaisir et m‘en ferai rendre un compte exact ...“. - Turgot war sein Vorgänger im Amt bis 1776. - Der Umschlag fleckig und defekt, der Brief gut erhalten.


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen 2691 - Sully, Maximilien de Béthune, Herzog von, franz. Staatsmann, Minister Heinrichs IV. (1560-1641). Schriftstück m. U. „Maximilien de Bethune“. Franz. Handschrift auf Pergament. 1/2 S. Quer-4to. O. O. 12. III.1615. 300 € Quittung über den Empfang von 6000 francs als „Gouverneur et Lieutenant general pour le Roy en Poitou“, ausgezahlt vom Tresorier Raymon Phelypeaux. Sullys Unterschrift hat eine Länge von 19 cm. - Leicht gebräunt. Abbildung

den, daß dazu die in der Stadt Burg sich befindende wüste und ledige Stellen genommen und die Garten gegen einen billigen Preiß erkauffet ... werden ... Damit auch wegen der Raht-Häußlichen Kirchen und Unmündigen Äckern so den Refugyrten eingegeben werden sollen, alle Difficultäten und dissidentz weggenommen und die proprietarii desfals in Sicherheit gesetzet werden mögen, so wollen Wir dem Magistrat die von Euch vorgeschlagene Versicherung Allergdst. ertheilen, auch den proprietariis so Ihre Äcker cultiviren und Ihnen zu rechter Zeit nicht wieder eingegeben werden, selbige restituiren laßen ...“. Auch sonst werden viele Punkte des ersten Edikts hier genauer definiert und geregelt. - Außerordentlich interessante und höchst aktuelle Dokumente, die den Umgang Preußens mit einem plötzlichen Migrantenstrom vor mehr als 300 Jahren in einer seltenen Detailgenauigkeit zur Kenntnis bringt.

„kein Haß den Refugirten“ 2692 Friedrich I., König in Preußen (1657-1713). Edikt m. U. „Friderich“, gegengezeichnet von Daniel Ludolf von Danckelman, dem Präsidenten des Berliner Konsistoriums (1648-1709). 61/2 S. Mit papiergedecktem Siegel. Folio. Cölln a. d. Spree 2.XI.1704. 2.000 € An seine Geh. Kammer-, Hof-, Obergerichts- und Legationsräte und weitere, namentlich genannte Verwaltungsbeamte. Sehr umfangreiches und historisch hoch bedeutendes Edikt, in dem die Ansiedlung französischer, aus Orange stammender Réfugiés in der Stadt Burg bei Magdeburg bis in alle Einzelheiten geregelt wird. Die Flüchtlinge werden mit offenen Armen empfangen: Kauf und Pacht von Land, der Bau von Häusern, Kirchen und Versammlungsstätten soll gestattet und gefördert werden. Es soll für Arbeitsplätze gesorgt werden, und für mittellose Flüchtlinge wird eine Spendensammlung genehmigt. Wenn die Anlage von Häusern mit Gärten innerhalb der Stadt nicht ausreiche, soll die Fläche vor dem Schartower Tor bebaut werden. Das Bauholz darf aus den Forsten Ziesar und Schweinitz entnommen werden, und das gesamte Bauwesen soll durch die Festung und Stadt Magdeburg unterstützt werden. Die Siedler seien für drei Jahre von Abgaben befreit. Unbedingt soll dafür gesorgt werden, dass weder zwischen den Réfugiés und den Einheimischen, noch unter den Réfugiés Neid, Mißgunst oder sonstige Ordnungswidrigkeiten entstehen. Die Volksgruppen sollen ihre eigenen Kolonien bilden, z. B. die Flüchtlinge aus Orange und die aus Wallonien. Die gerechte Verteilung von Boden, Weiden und Anbaufläche wird geregelt, ebenso die Nutzung von Handwerkern sowie von Pferd und Wagen. Alles in allem haben sich der Magistrat von Burg und die Provinzialregierung so zu verhalten, „daß dadurch der Stadt und der Hütung kein sonderlicher Abbruch geschehen, auch sonsten kein Wiederwillen und Haß den Refugirten dadurch zugezogen, sondern vielmehr Einigkeit undt Liebe zwischen beyden Nationen gestifftet werden möge ...“. - Beiliegend eine zeitgenössische 5seitige Übersetzung ins Französische, die durch Schriftbild und Präzision des Ausdrucks verständlicher und klarer ist als das deutsche Original. - Ferner beiliegend eine zeitgenöss. Abschrift eines weiteren königlichen Reskripts in der Angelegenheit, diesmal datiert Cölln 21. XI.1704 (7 S. Folio), in dem es u. a. heißt: „... Nun gereichet Uns zuforderst die Anstalt, so Ihr dieses Etablissements halber gemachet zu Allergdsten Gefallen und werdet Ihr auch Eueren Fleiß ferner dahin anzuwenden haben, damit diese arme Leüte so baldt als möglich untergebracht, und zu ihrer Nahrung verholffen werden mögen. Wir approbiren dannenhero, daß Eüerem Vorschlage nach obgedn Refugyrten bis zu kunftiger Erndte die Subsistensz-Mittel aus den Collecten gereichet, auch die Hauß Miethe bis dahin bezahlet werde. Was die Anbauung der Häuser, Stelle und Scheünen betrifft, da seindt Wir Allergdst zufrie-

2693 Friedrich II., der Große, König von Preußen (1712-1786). Brief m. U. „Friderich“ und eigenh. Nachschrift in deutscher Sprache. 1 S. Doppelblatt. Goldschnitt. 4to. Ruppin 6.V.1735. 1.800 € An den „Etats- und Kriegsminister“ Samuel von Marschall (1683-1749), der erfolgreich zahlreiche hohe Ämter bekleidete, darunter auch die Funktionen des Finanz- und Wirtschaftsministers, des Generalpostmeisters und des Leiters des Kolonistenwesens. Der 23jährige Kronprinz, bemüht, die Gunst seines Vaters zurückzugewinnen, bedankt sich für Marschalls Unterstützung bei seiner Bemühung um die Beschaffung von „Langen Kerls“, mit denen er den Soldatenkönig erfreuen wollte. „... bin Ihm für die Mühe, welche Er Sich meiner Recruten halber giebet, sehr obligiret. Wenn ich wegen des von Kircheisen mir versprochenen großen Kerls meine Hoffnung nicht lediglich auf Ihm setzte, so würde es deßfalls schlecht aussehen. Nun aber bin versichert, Er werde sein Bestes tuhn [!] daß ich denselben versprochener maaßen erhalten möge ...“. - Darunter fügt der Kronprinz eigenhändig an: „ich verlaße mihr gantz auf Ihn, den bis dato habe ich nuhr einen man auf dem flügel, einen hoffe noch zu Kriegen, aber weiter weiß ich nicht Raht.“ - Der erwähnte Carl David Kircheisen (1704-1770) war 1732 zum Geheimen Kriegssekretär und 1733 zum Berliner Bürgermeister ernannt worden.

Freihandelsvertrag Preußen-Frankreich 2694 - Ludwig XV., König von Frankreich (1710-1774). Urkunde (zeitgenöss. Zweitschrift) m. U. „Louis“ (wohl „sécretaire de la main“). Französ. Handschrift auf Pergament. 61/2 S. Mit angehängtem großen Wachssiegel. Kordelheftung, ohne Umschlag. Folio. Versailles 12.III.1753. 1.800 € Exemplar des am 14. Februar 1753 geschlossenen „Vorläufigen Handelsvertrags“ zwischen Preußen und Frankreich, signiert „Louis“ und eigenhändig gegengezeichnet vom französischen Außenminister François-Dominique de Barberie de Saint-Contest (1701-1754). In 7 Artikeln werden die Umrisse und wichtigsten Punkte der Vereinbarung beschrieben: [I.] „... Les Sujets de Sa Majesté Très Chrétienne et ceux de Sa Majesté Prussienne jouiront reciproquement quant au commerce et à la navigation tant par terre que par eau, d‘une pleine et entière liberté dans tous les Ports, Villes, Bayes, Rades, Côtes, Rivières, et Pays de leur Domination situés en Europe pour toutes sortes de marchandises dont les commerces et le transport ne sont pas généralement défendus tant

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aux Sujets, qu‘aux Etrangers par les loix et les ordonnances de leurs Etats respectifs ... [III.] En conséquences les Navires des Sujets de Sa Majesté Très Chrétienne ne payeront dans les Ports de Sa majesté Prussienne d‘autres droits de Last ou Tonnelage ou autres semblables, sous quelque nom ou dénomination qu‘ils puissent être levés, que ceux que payeront les Navires Prussiens; Et reciproquement les Navires des Sujets de Sa Majesté Prussienne seront exemts en France du droit de fret en quelques cas que ce puisse être, excepté dans celui où ils transporteroient des denrées ou marchandises d‘un Port de France à un autre Port du même Royaume ... [VI.] Les articles cy dessus convenus entre les deux Rois auront la même force et la même vigueur qu‘un Traité, et seront pour le bien et l‘avantage de leurs Sujets exactement exécutés et observés de part et d‘autre pendant l‘espace de dix années, à compter du jour qu‘ils seront ratifiés par leurs dites Majestés. A moins que dans l‘intervale les deux Rois ne fassent une nouvelle Convention ou un Traité de commerce ou de Navigation. [VII.] La présente Convention sera ratifiée par leurs Majestés Très Chrétienne et Prussienne, et leurs Ratiffications en bonne forme seront échangées à Versailles dans deux mois à compter du jour de la signature ...“. - Der umfassende Freihandelsvertrag zwischen Preußen und Frankreich hielt nur drei Jahre: Mit Beginn des Siebenjährigen Krieges trat Frankreich wieder in die Reihe der Gegner Preußens. Dennoch bedeutsames Dokument zur politischen und ökonomischen Geschichte Preußens als neue Großmacht in Europa. - Die Blätter an einer Ecke mit Wasserspuren; das große Siegel mit Abbrüchen am Rand.

2695 - Schwerin, Curd Christoph Graf von, preuß. Feldmarschall, einer der wichtigsten Generäle Friedrichs des Großen, fiel im Siebenjähr. Krieg bei Prag (16841757). Brief m. U. „C de Schwerin“. In franz. Sprache. 1 S. Trauerrand. 4to. Schwerinsburg 22.X.1744. 400 € 166

An Mr. Drummond. Gratuliert ihm zur Beförderung zum Capitaine und Adjutanten des Königs. „... vous en recevez ici mes compliments les plus sincères. et comme l‘aprobation du Roy m‘est un titre suffisant de vous donner toute mon Estime, avant même d‘avoir le plaisir de vous connoitre personellement ...“. - Die Mutter von Friedrichs II. Freund Earl Marischal George Keith war eine Mary Drummond.

2696 Griechenland. - Königlich Griechische Landarmee. Zeugnis für einen Kriegsfreiwilligen aus Bayern. In griechischer und deutscher Sprache. 11/4 S. Lithographie mit reicher Schmuckbordüre und dem Wappen des Königreichs Griechenland sowie mit handschriftlichen Eintragungen. Quer-folio (34,5 x 42 cm). Athen 1./13. VII.1837. 300 € Dem 1810 in Moosburg (Bayern) geborenen Alexander von Asch („seines Handwerks: ohne“) wird durch Oberstleutnant Hess vom 3. Linien-Infanterie Bataillon bescheinigt, dass er 4 Jahre im königl. griechischen Heer als Korporal und Sergeant gedient habe. „... und ist berechtigt, das Denkzeichen für die in Bayern angeworbenen Freiwilligen zu tragen. Derselbe hat während seiner Dienstzeit eine ausgezeichnet gute Aufführung gepflogen. Nachdem nun von Asch Alexander seine Dienstzeit vollendet hat und sich nicht reengagiren laßen will, so erhält derselbe hiemit seinen Abschied.“ Oberstleutnant Hess unterzeichnet als „Adjut: Sr. May. des Königs“. - Die Rückseite enthält Aschs „Signalement“ sowie seine Unterschrift „v. Asch, Sergeant“. - Frühe MilitärUrkunde aus dem erst 1830 gegründeten Königreich Griechenland unter dem bayerischen Prinzen Otto. - Falt- und Gebrauchsspuren sowie z. T. alt unterlegte Faltenrisse. Abbildung


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2697 Hessen-Nassau. - Carben, Emmerich von, Vizedom, Richter und Commissarius des Erzbischofs Jakob von Mainz (1465-1513). Brief ohne Unterschrift. 2/3 S. Großfolio. O. O. 28.IX.1507. 600 € Emmerich von Carben schreibt im Auftrag des Kurfürst-Erzbischofs Jakob von Mainz (d. i. Jakob von Liebenstein, 1462-1508) ausführlich an den Grafen Ludwig I. von Nassau-Weilburg (ca. 1473-1523). Zeitgenössische, notariell beglaubigte Abschrift. Carben habe ein Schreiben vom Kurfürsten erhalten, das er wörtlich zitiert: In einem Rechtsstreit zwischen Heinrich Ysenneck von Eltville und dem Grafen Ludwig von Nassau hatten Schultheiß und Schöffen des Schöffengerichts im kurmainzischen Eltville den Grafen schuldig gesprochen. Dieser hatte Widerspruch eingelegt und an den Kurfürsten appelliert. Der läßt daraufhin über Emmerich von Carben den ganzen Prozeß noch einmal aufrollen. Die Akten sollen überprüft und die Zeugen noch einmal mit Sorgfalt verhört werden, so daß zu Schluß eindeutig dem Recht zur Geltung zu verholfen werde. Mit sehr umfangreichen Erörterungen und Anweisungen zu dem Konflikt. Beruft sich u. a. auf einen zu Steinheim gegebenen Befehl und setzt Fristen (z. B. „uff Dinstag nach der Eylff dusent Jungfrauwen tag“). - Am Schluß die Unterschrift eines Notars und die Korrektheitsbestätigung eines zweiten: „... Collationi-

ret vnnd glichlickt, diß Copy mit dem originall durch mich Johan Schede von Bapstlicher gwalt Notarius das ich erkennde mit myn eygen Hantschrifft“. - Frisch erhaltenes, umfangreiches Zeitdokument aus vorreformatorischer Epoche. Abbildung

2698 - Charlotte Amalie, regierende Fürstin zu NassauUsingen, Witwe des 1718 verstorbenen Fürsten Wilhelm Heinrich I. von Nassau-Usingen, führte bis 1735 die Regentschaft für ihre unmündigen Söhne (1680-1738). Brief m. U. „CA Fz NU wittib“ [= Charlotte Amalie Fürstin zu Nassau Usingen Witwe]. 2/3 S. Doppelblatt. Folio. Usingen 21.VI.1734. 180 € An Amtsleute in Idstein (Taunus). Sie habe einer Gemeinde auf deren Ansuchen 20 Morgen Land zur Nutzung zugesagt. „... Nachdem Wir aber aus bewegenden Ursachen von der Beschaffenheit dieser Gegend eine nähere Untersuchung annoch vornehmen zu lassen nötig finden, Alß habt Ihr Euch darnach zu achten ... „. Die Gemeinde solle sich bis zu einem endgültigen Bescheid gedulden.

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ An Reinhart Bachofen von Echt (1877-1947) auf Schloß Murstätten, Steiermark. „... Ihnen und Herrn Professor Dr. Wilhelm Hoffer spreche ich für die Aufmerksamkeit, die Sie mir durch die Übersendung des letzten Bandes der ‚Jagdgeschichte Steiermarks‘ erwiesen haben, meinen herzlichen Dank aus. Ich habe in das Werk mit Interesse Einblick genommen und es gern meiner Bücherei einverleibt ...“. - Das 4bändige Werk erschien 1927-1931 bei Leykam in Graz.

2701 Margarethe, Herzogin von Parma, Tochter Kaiser Karls V., Halbschwester König Philipps II. von Spanien, Statthalterin der habsburgischen Niederlande (1522-1586). Brief m. U. „Margarita“. In ital. Sprache. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegelrest. Gr. 4to. „Cività Ducale“ (Parma?) 26.XI.1571. 450 € An den Kardinal Girolamo Rusticucci, Bischof von Senigallia (15371603), den sie um Vermittlung in einem Streit mit drei Ortschaften ihrer „Vasallen“ bittet. „Nel ritorno che fa bone costi me Pietro Aldo­ brandinj mio Gentil’huomo, gli ho commesso che in mio nome venga a visitar V[ostro] S[enore] Ill[u]s[trissi]mo et che mi dia nuova della sua salute, laquale gli desidero prospera, et felice per molti et molti annj. Gli tratterà in oltre sopra le differenze che tengano questi mieij vassalli di Cantalice, con quelli di Poggio Bastone et di Riete et gli dirà il desiderio che in cio tengo, sia contente V. S. Illsmo ascoltarlo et darli fede con favorirlo per quanto gli sia possibile di che si restero molt’obligata, et rimettendomj a quel di più che se dirà detto Aldobrandino fò fine ...“. Abbildung

Der Krieg in Mexiko bis zum Tode Kaiser Maximilians 2701

2699 - Friedrich Wilhelm, Fürst von Nassau-Weilburg (1768-1816). Urkunde m. U. „Friedrich Wh“. 1 S. Mit großen kalligraphischen Kopfzeilen. Doppelblatt mit papiergedecktem Siegel. Folio. Weilburg 9.IX.1810. 180 € Versetzung des Hofkammerrates v. Bachofen in den Ruhestand („vom 1ten Jänner dieses [!] Jahres an“), „mit einer in Eintausend Gulden an Geld, sodann in Fünfundzwanzig Ehrenbreitsteiner Malter Korn, Fünf Ehrenbreitsteiner Malter Gerste, Achtzehn Ehrenbreitsteiner Malter Haber und Drei und 1/3 Fuder Stroh bestehenden Pension ...“. - Wie lange Bachofen diese Pension genießen konnte, ist fraglich, denn der Fürst starb bereits 1816 infolge des Sturzes von einer Treppe im Schloß Weilburg, und sein mitregierender Bruder Friedrich August starb nur wenige Wochen später. - Etwas wasserfleckig.

2700 Hindenburg, Paul von Beneckendorf und von, Reichspräsident, Feldmarschall, Sieger bei Tannenberg (1847-1934). Brief m. U. „von Hindenburg“. 2/3 S. Mit gedrucktem Briefkopf „Der Reichspräsident“ und mit Umschlag. Folio. Berlin 8.X.1931. 150 € 168

2702 Mexiko. - Diesbach Torny, Gabriel de, Offizier der franz. Fremdenlegion (1830-1902). Eigh. Aufzeichnungen aus dem Krieg in Mexiko in den Jahren 18611867. Auf dem ersten Titelblatt signiert. 3 Bde (statt 4, Bd II fehlt). 202, 297, 265 S. 4to. Leinenbände d. Z. (stärker berieben und fleckig; Ecken und Kanten zerschlissen) mit handschriftl. Deckelschildern. Paris 1868. 12.000 € „Episodes de la Guerre du Mexique. Journal d‘un Officier de la Légion Etrangère de 1861 à 1867. - Paris 1er Octobre 1868. Ce manuscrit est inédit. G. de Diesbach ...“ (erstes Titelblatt). Sehr reichhaltige und interessante Aufzeichnungen eines französischen Fremdenlegionärs aus dem Krieg in Mexiko von 1861 bis zur Erschießung Kaiser Maximilians, dessen Prozess, Tod und Nachruf den Schluß des vierten Bandes bilden. Eine Fülle abenteuerlicher Erlebnisse auf dem mexikanischen Kriegsschauplatz, die in allen Einzelheiten geschildert werden und ein sehr genaues, lebendiges Bild dieser von der Weltöffentlichkeit verfolgten Epoche ergeben. - Nach unserer Kenntnis bisher nicht veröffentlicht. - Eine detaillierte Inhaltsangabe kann auf Wunsch zugesandt werden. Abbildung

2703 Pfalz. - Carl Theodor, Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz, ab 1777 auch Kurfürst Carl II. von Bayern (1724-1799). Urkunde m. U. „Carl Theod: mpp.“ sowie kalligraphischer Kopfzeile und papiergedecktem Siegel. 1 /2 S. Quer-gr. folio. Schwetzingen 8.VIII.1766. 250 €


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2702

Patent als Fähnrich für den Kadetten [Otto] v. Bauer im Regiment Prinz Carl. Mit Angabe von Verhaltensvorschriften für den Fähnrich sowie für seine Vorgesetzten und Untergebenen im Umgang mit ihm. - Kleine Faltenrisse; sonst ordentlich erhalten.

Kapitalismuskritik aus dem Gefängnis 2704 Proudhon, Pierre-Joseph, franz. Ökonom und Soziologe, Hauptvertreter des solidarischen Anarchismus (1809-1865). Eigh. Brief m. U. „P. J. Proudhon“. 3 S. Mit Briefkopf der Zeitschrift „La Voix du Peuple“. Gr. 8vo. Paris, „Conciergerie“ 9.III.1850. 1.800 € Aus dem Gefängnis ausführlich an den sozialistischen Schriftsteller Arthur de Bonnard (1805-1875), der ein sozial-utopisches ökonomisches Projekt vorgeschlagen hatte und in die Praxis umsetzen wollte. Proudhon diskutiert das Vorhaben hier eingehend und kritisch. „... Je n‘ai pu lire que hièr au soir votre projet de Caisse du Travail. C‘est le Syndicat de production et consommation que J. Lecherallier voulait introduire dans la Banque du Peuple ... Un pareil projet demanderait à être longuement étudié, discuté et muri, et je suis pour le moment hors d‘État de le faire ... . N‘attendez donc pas de moi une opinion bien précise et longuement motivée ... Votre préambule, présenté sous forme de considérants, me paraît en contradiction avec l’épilogue. Il est assez peu logique de déclarer la guerre aux parasites du commerce, pour finir par un appel aux

marchands, boutiquiers et industriels. Il serait bien plus sûr, à mon avis, de ne point parler de la trop grande multiplication des établissements de commerce, et de laisser au temps à éclairer désormais sur ce point le public. Chacun se croira menacé par votre manifeste, tandis qu’il faudrait, aujourd’hui surtout que nous prêchons la conciliation, rassurer tout le monde. Vous le pouvez sans faillir à vos principes, et avec bien plus d’avantages pour votre entreprise. En effet, tous les boutiquiers et marchands établis, peuvent et doivent même être considérés par vous comme les succursalistes responsables d’une immense société de Commerce, ayant pour objet la vente des produits ou matières premières, et conséquemment la mission de les mettre à portée de tous les consommateurs. C’est l’agglomération de population … qui multiplie les épiciers ; et c’est la stagnation des affaires et la misère des masses qui les ruine. Peut-être le nombre des magasins ne vous paraîtrait-il pas aussi excessif, si tout le monde gagnait de quoi vivre. … Si chacun en France pouvait s’acheter seulement une douzaine de chemises, cela ferait 36 millions de douzaines à fournir d’ici à deux ans : pensez-vous que le commerce des toiles, tel qu’il existe actuellement, ne peut pas être tout entier satisfait d’une pareille commande ? Raisonnez de même du vin, de la viande, de l’épicerie; et au lieu de vous tant préoccuper du soin de réduire le nombre des marchands, vous vous attacherez davantage à leur procurer de la clientèle. La réduction viendra plus tard : il faut commencer par la circulation. De ce point de vue, qui ne touche pas du reste à vos projets ultérieurs de simplification, vous pouvez, ce me semble, remanier votre plan, et y intéresser tous ceux qu’aujourd’hui vous avez l’air de vouloir combattre. Vous leur feriez entendre qu’il s’agit pour eux d’acheter, avec un léger prélèvement sur leurs bénéfices, une clientèle, un débit toujours

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Über den Münchener Fasching 2705 Rothschild, Louis Nathanael Frhr von, Wiener Bankier, Chef des Bankhauses S. M. v. Rothschild, der letzte bedeutende Vertreter des Wiener Zweigs der Bankiersfamilie, emigrierte zur NS-Zeit, nach Haft und völliger Enteignung, in die USA (1882-1955). Eigh. Brief m. U. „Louis Rothschild“. 10 S. Kl. 8vo. (München), Galeriestr. 17, 23.II.1901. 300 € Als 19jähriger an einen Freund in Wien, bei dem er sich für verspätete Antwort entschuldigt. „... Einigermaßen aber entschuldigt mich der Carneval, besonders die lezte Woche, in der ich peinlich viel in Anspruch genommen war. Bitte mir in Zukunft keine so philosophisch abgefassten Briefe zu schicken, da im Münchner Aufenthalte meine ganze Philosophie im Bier zu verdünnt wurde, um dem hohen Fluge Deiner Gedanken folgen zu können. Was Deine Ideen betreffs des Ballgehens betrifft, so stimme ich theilweise mit Dir überein. An Deiner Stelle würde ich aber einfach auf so langweilige Bälle wie den Industriellenball nicht gehen, dagegen mehr auf Maskenbälle und dergl. wo man sich ganz gut unterhalten kann. Die lezten drei Faschingstage waren recht lustig; alles lief verkleidet auf der Straße herum und das Coriandoliwerfen wurde fleißig betrieben. Am Abend in den Cafehäusern wurde so gebrüllt - dieser wenig poetische Ausdruck stimmt ganz gut - dass ich an die schöne Zeit im Theresianum, während der Pausen, erinnert wurde. Jezt ist Gott sei Dank alles vorüber, man wird sehr bald dieses tollen Treibens überdrüssig. Das Schlittschuhlaufen betreibe ich sehr wenig u auch sonst bin ich sehr faul geworden. Verdirb mir nur nicht die kleine id est große Pfaffenhofen nicht ---! Schach spiele ich zuweilen, wie wäre es, wenn wir eine Correspondenzpartie MünchenWien spielten ... Sei so gut und schreibe mir bald die neuesten Nachrichten aus Wien u vergiss nicht mir unterhaltende u lehrreiche Bücher zu empfehlen, da ich momentan gar nichts habe. Soeben habe ich das lezte Buch von Maupassant beendet. Haeckels ‚Welträthsel‘ finde ich langweilig und bitte daher um Angabe populärer leicht verständlicher philosophischer Werke ...“. 2704

plus considérable ; de telle sorte, par exemple, que si les bénéfices du commerce français sont, comme vous le dites de 2 milliards, le commerce, en se cotisant pour une subvention annuelle de 100 millions (un 20e des bénéfices nets), s’assurerait chaque année un accroissement de rentes qui lui laisserait un bénéfice bien supérieur. Cette idée maî­ tresse bien comprise, votre Société n’est plus qu’une société d’agence, bureau d’indication et renseignements, qui ne fait ombrage à personne, qui sert tout le monde, et dans les transactions qu’elle prépare ne fait que des satisfaits et jamais de mécontents. Les abus, qui dans ce moment vous choquent davantage, disparaîtraient ensuite d’eux-mêmes : vous auriez l’égal échange et le commerce véridique. En résumé, toute critique de l’ordre établi, si juste qu‘elle soit, est bonne pour le journalisme, la tribune, on les lises, mais ne doit jamais de montrer dans un projet de société commerciale et industrielle ...“. Wenn Bonnard seine Vorstellungen entsprechend modifizieren würde, dann wäre er, Proudhon, gern bereit, sich an dem Projekt zu beteiligen. - Schöner, gehaltvoller Brief, der einen wertvollen Einblick in die kursierenden sozial-ökonomischen Theorien und Ideen um die Mitte des 19. Jahrhunderts bietet. Abbildung

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2706 Russland. - Kurakin, Alexander Borissowitsch, russ. Staatsmann, Vizereichskanzler, als Diplomat u. a. russ. Botschafter in Wien und Paris (1752-1818). 2 eigh. Briefe m. U. „Le Prince A: de Kourakin“. In franz. Sprache. Zus. 5 S. 2 Doppelbl. mit Goldschnitt. 4to. St. Petersburg 2.IV. und 5.XI.1780. 250 € An eine hochgestellte Dame in Wien, die er mit „Excellence“ anredet. Gratuliert im ersten Brief „sur l‘élevation de M. Son Epoux à l‘éminente charge de Grand: Chancelier de la Couronne. C‘est un tribut de mon inviolable attachement que je dois vous offrir; et Vous pouvez être persuadée que personne n‘a pris une part plus vive que moi à cet événement, si intéressant pour Vos ...“. Sagt ihr allerlei galante Schmeicheleien und beschwert sich, dass sie trotz feierlichen Versprechens nichts über ihre Gesundheit schreibt. „... Il semble que l‘Air de Vienne a effacé de Votre Mémoire tous Vos anciens Amis ...“. In einem Postscriptum fügt er hinzu: „Vous me faites trop d‘honneur en croyant que je suis Poète. Je ne l‘ai jamais été, et je ne me sens pas assez de vocation pour pouvoir le devenir. Je n‘ai eu d‘autre part à l‘Épitaphe de la defunte Dlle. Thérèse, que celle d‘en avois indiqué le sujet à l‘Auteur.“ - Im zweiten Brief bedauert er das Unglück, das der Adressatin widerfahren sei. „...


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen j‘ai pû me représenter combien la perte inattendue de Mr Votre Epoux a du Vous toucher; mais d‘un autre coté ja connais aussi Votre courage et la fermeté de Votre Ame. Resignée à ce decret de la providence, Vous le supporterez sans Vous en laisser accabler ... Votre Situation actuelle ne Vous conduirait-elle pas de nouveau en Russie? Sans parler du Motif d‘un pareil Voyage, qui doit beaucoup à Votre coeur, ce Voyage en lui-même, m‘intéresse et je le souhaite, puisqu‘à me procusera le bonheur de Vous revoir ...“.

Der Mörder des Zaren Peter III. 2707 - Orlow (-Tschesmenski), Alexei Grigorjewitsch, Graf, russ. Generalleutnant und Admiral, Mörder des Zaren Peter III., des Ehemanns der Zarin Katharina II., und Bruder ihres Liebhabers Grigori Orlow (1737-1808). Brief m. U. „comte A orlow zesmenski“. In ital. Sprache. 1 S. Doppelblatt. 4to. Moskau 27.IV.1777. 450 € An eine Dame. „... Avrei risposto più presto, se non fossi stato in un mio Villagio, quando giunse in Capitale la sua gratissima de’ 16. di questo mese: Infatti appena qui giunto, la mia prima premura fù di rispondere a V. E., ed ad un tempo assicurata non solo della stima, ed affetto, che sempre nutro verso la di lei gentilissima persona, ma altresi, che mi stimo fortunatissimo se in quest‘occasione mi riuscirà postale essere utile secondo il suo desiderio. L‘accludo addunque una lettera per mio fratello il Prencipe, quale spero, facendo le mie veci, vorrà far tutto per venderla consolata. - Se qualcosa ella inoltre desidera da qui son anche prontissimo ad abbiderla. Il presente sono coll‘ ritirato, che quantunque fo la vita da Romito, ciò non ostante l‘assicuro che non ho giamai gustato una tranquilità d‘animo, e contentezza simile ...“. - Der treue Vasall Katharinas der Großen war auf ihren Wunsch zu jeder Gewalttat bereit und erwürgte angeblich persönlich ihren ungeliebten Gemahl Peter III. Er wurde vielfach belohnt und befördert, und sein Sieg als Admiral in der Seeschlacht von Çeºme trug ihm den Beinamen „Tschesmenskoi“ ein.

2708 - Tschernischew, Sachar Grigorjewitsch, russ. Generalfeldmarschall, Kriegsminister und Staatsmann, im Siebenjährigen Krieg an der viertägigen Besetzung Berlins beteiligt (1722-1784). Brief m. U. „Z C. Czernichew“ und eigh. Empfehlung. In franz. Sprache. 3 S. 4to. St. Petersburg 9.III.1773. 300 € An die Gräfin von der Borch, die ihn um Vermittlung bestimmter Anliegen bei der Zarin Katharina gebeten hatte. Tschernischew lehnt ab; es sei ungesetzlich und gefährlich: „... je suis trop sensible à la manière obligeante dont elle a la bonté de penser sur mon compte pour ne pas la justifier, aumoins, pas le dézir de lui être utile. mais malheureusement, Madame, les affaires pour les quelles votre Excellence m‘a fait la grace de me demander mon Entremise auprès de Sa Mté Imp.ale sont de nature à ne pouvoir être traitées encore de quelque tems, à cause des consé­ quences qui en Résulteroient contre des loix générales, aux quelles il seroit dangereux de porter la moindre atteinte, du moins dans ce momment cy. L‘avenir amênera indubitablement des circonstances plus favorables; et alors votre Excellence peut compter, non seulement sur la chaleur de mon zèle à appuyer ses intérêts mais encore, que je ne négligerai rien pour lui prouver tout le succès qu‘elle souhaîte ...“.

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2709 Schurz, Carl, rheinischer Revolutionär, dann in den USA General, Politiker und Innenminister (18291906). Eigh. Brief m. U. „C. Schurz“. 11/2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. New York 15.I.1884. 180 € An Herrn Tietgens, „betreffend die Glühlampen-Angelegenheit“. „... Ich setzte mich baldmöglichst mit den maßgebenden Kreisen in Verbindung und bedaure, sagen zu müßen, daß ich keine Aussicht für den proponirten Verkauf des Patentes entdecken kann. Wie Sie sich wahr-

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2711 Steyr (Österreich). - Hoë von Hoënegg, Leonhard, kaiserl. Geh. Rat und Doktor beider Rechte in Steyr (ca. 1534-1599). Brief m. U. „L. Hoë v: Hoënegg“ (Paraphe). 21/2 S. Doppelblatt. Folio. (Steyr) 6.XI.1592. 250 € Beschwerde der Stadt Steyr bei der Niederösterreichischen Regierung wegen unbefugter Maut-Erhebung durch die Stadt Enns. Ausführliche Schilderung der Verhältnisse mit dem Hinweis dass auf die erste Beschwerde die Stadt Steyr den Bescheid erhielt, dass ihre althergebrachten Rechte nicht angetastet werden sollen. Trotzdem hätten ihre Widersacher jetzt wiederum Maut bei Ebelsberg erhoben und mit Schlägen gedroht, als die Fuhrleute zwei für die Stadt Steyr bestimmte Fass Büchsen geladen hatten. Man verlange nunmehr die Rückzahlung des zu Unrecht erhobenen Maut-Betrages und eine Strafe von 300 Ducaten wegen der entstandenen Mißhelligkeiten und Mißachtung der fürstlichen Verfügung. - Rückseitig der Bescheid der Regierung: „Denen von Enß zubevelhen das Sy Jerer Fürstl. Durchl. in diser sachen ergangenen gewesnen Resolution in ainem und anderem ain Wirckhlich Volziehen laisten, und Sy dawider nit beschweren lassen damit Exempel aufzusezen nit noth werde.“ Mit großer Paraphe „M“ (Erzherzog Matthias?).

2712 Türkei. - Mahmud II., Sultan des Osmanischen Reiches (1785-1839, regierte ab 1808). Signiertes Schriftstück in türkischer Schrift; Tinte mit Goldstaub. Mit großer, einfarbiger Tughra. 80 x 27 cm. 450 € 2687

Betrifft eine Bestellung von Pferden. Das Schriftstück wurde damals einem britischen Seefahrer mitgegeben, dessen Familie es bis heute aufbewahrt hat. Abbildung Seite 171

scheinlich erinnern, schrieb Ihnen Herr C. Volbehr, daß das Müller‘sche Fabrikat allerdings gut, aber die alte Edison‘sche Lampe doch die beste sei. Edison hat eine große Lampenfabrik hier, welche den Markt beherrscht, und er wird natürlich keine Patente kaufen, die er nicht nöthig hat ...“.

2710 Spanien. - Philipp IV., König von Spanien (16051665). Urkunde m. U. „yo El Rey“ und papiergedecktem Siegel. In span. Sprache. 2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Saragossa 9.VIII.1646. 400 € Beförderung des Francesco Diaz Pimienta zum „Almirante General de la Armada del mar Occeano“. Mit umfangreichen Erläuterungen zu seinen Kompetenzen, Pflichten und Aufgaben. - Frisch erhalten.

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2713 Waldstein, Franz Joseph Georg, Graf von, ab 1731 Erbherr auf Dux in Mähren, eifriger Kultur-Mäzen (1709-1771). Urkunde m. U. „Jos: Georg Gr: v: Valdstein“ und Lacksiegel. Deutsche Handschrift auf Papier. 1 S. Quer-folio. Schloß Dux 27.II.1755. 180 € Dekret in der Erbschaftsangelegenheit einer Untertanin, die aus der bisherigen „Erbgerichtigkeit“ entlassen, aber nun der „Pupillar-Herrschaft Comnitz“ zugeordnet wird. Mit eingehender Darstellung ihrer Vermögensverhältnisse in dem Regierungsbezirk und der eventuell erbberechtigten Verwandten. - 30 Jahre später, unter Franz Josefs Nachfahren Joseph Karl Emanuel von Waldstein, lebte bekanntlich der Weltenbummler Giacomo Casanova für 13 Jahre als Bibliothekar auf Schloß Dux. - Frisch erhalten.


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Bildende Kunst 2714 Alma-Tadema, Sir Lawrence, berühmter holländ.britischer Porträt- und Historien-Maler, Mitglied der Londoner Royal Academy und zahlreicher weiterer europäischer Akademien (1836-1912). Eigh. Brief m. U. „L Alma Tadema“. In deutscher Sprache. 1 S. Doppelblatt. 8vo. (London) 23.X.1890. 150 € An einen Herrn. „... Diese ganze Woche bin ich in die Royal Academy as lehrer in die Mahlerschule beschäftigt. So kann ich Ihnen und Ihre verehrten freunde leider nicht vor nächsten Monntag empfangen whenn es mir zwischen 3 & 6 Nachmittags eine Ehre sein wird Ihnen mein Atelier zu zeigen ...“. - Der gefeierte Künstler, der u. a. den deutschen Schauspieler Ludwig Barnay porträtierte, war seit 1874 Auswärtiges Mitglied der preußischen Akademie der Künste. - An dem (leeren) zweiten Blatt kleine Papierreste von ehemaliger Montage.

2715 Bergen, Claus, bedeutender Marinemaler und Illustrator (lieferte 450 Illustrationen für Karl Mays Illustrierte Reiseerzählungen des Fehsenfeld-Verlags); seine Schiffs- und Seekriegs-Gemälde bewahren zahlreiche Museen (1885-1964). Konvolut von 11 eigh. Briefen, 1 eigh. Bilderverzeichnis und 1 eigh. Postkarte m. U. „Claus Bergen“. Zus. ca. 24 S. Jeweils mit Darstellung eines Wikingerschiffs im Briefkopf. Gr. 4to. München 13.IV. 28.X.1934. 900 € An den Dresdener Kunsthändler L. W. Gutbier, Inhaber der Galerie Ernst Arnold. Umfang- und inhaltsreiche Briefe, ausschließlich über seine Bilder, Motive, Preise, Transporte etc., hauptsächlich aber über die von Gutbier in Dresden geplante große Ausstellung von Marinebildern, für die Bergen ein eigener Saal zur Verfügung gestellt werden soll. Der Maler erörtert alle Einzelheiten, beschreibt Motive und Formate, verhandelt über die Preise und beantwortet Gutbiers Fragen. Ein Zitat als Beispiel: „... Jedenfalls dürfte der mir zugedachte Saal nicht zu klein sein. Ein Bild ‚Besuch des Führers bei der Reichsmarine‘ existiert leider nicht. Ich wollte ein solches im vorigen Jahre anlässlich der Teilnahme des Führers an dem Flottenmanöver an Bord der ‚Leipzig‘ malen, sollte als Berichterstatter der Leipziger Illustrierten Zeitung an der Fahrt teilnehmen. Aber meine Teilnahme wurde leider nicht genehmigt. So blieb es mir bedauerlicherweise versagt, diesen historischen Eindruck bildlich festzuhalten. Aus der Tiefe des Gemütes kann man so etwas einfach nicht malen ...“ [13.IV.1934]. Interessant ist auch ein beigefügtes Verzeichnis der für die Ausstellung vorgesehenen 10 Ölgemälde sowie 17 Aquarelle unad Zeichnungen, jeweils mit Titel und Format. - Allein das Deutsche Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven bewahrt 60 Ölgemälde von Claus Bergen. - Alle Teile gelocht; sonst frisch erhalten. Abbildung

2716 Bildhauer. 8 eigh. Briefe. Zus. 13 S. Verschied. Formate. 1890-1919. 300 € Vorhanden: Fritz Behn (1878-1970), Fritz Klimsch (1870-1960, 3 Briefe, mit 1 Umschlag), Bruno Kruse (1855-1934, 2 Briefe), Engelbert Peiffer

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(1830-1896) und Georg Wrba (1872-1939). - Teils an den Hamburger Redakteur Carl Mönckeberg gerichtete inhaltsreiche Briefe, vorwiegend über Kunst-Angelegenheiten.

2717 Corinth, Lovis, Maler und Graphiker, Hauptvertreter des deutschen Impressionismus (1858-1925). 2 Postkarten mit Federzeichnungen in Rot und Schwarz, signiert „Lovis Corinth“. (München 1897). 450 € Von 4 Postkarten, alle mit Federzeichnungen in Rot und Schwarz illustriert, an ein Fräulein Elly Franke in Leipzig adressiert und in München abgestempelt, sind alle mit Gruß von einem „Carl“ versehen und 2 zusätzlich von Lovis Corinth signiert, einmal mit dem normalen Namenszug, einmal mit Druckbuchstaben. Da diese beiden Karten mit dem Glückwunsch „Prost“ versehen sind, ist anzunehmen, dass sie in alkoholisierter Runde entstanden sind, d. h. in Situationen, in denen Corinth bekanntlich öfter Karikaturen gezeichnet hat. Die eine Karte zeigt Sektflaschen und Gläser, die andere zwei schwarze Katzen oder Kater. Die anderen Karten zeigen 22 abgebrannte „Imperial Zündhölzer non plus ultra, erfunden von Gebrüder Pohl & Gross in Zanow“ bzw. einen Mann mit Zylinder, Schnurrbart und Uhrkette, der auf

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________

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beiden Händen Herzen trägt und damit „Herzlichen Gruss“ zuwinkt. Diese beiden Karten sind nur von „Carl“ signiert, vielleicht einem Malerfreund Corinths. Es ist aber nicht völlig auszuschließen, dass Corinth auch hier mit Federstrichen beteiligt war. Abbildung

„mehr Glück als Verstand, einen König zu mahlen“ 2718 Darbes, Joseph Friedrich August, Berliner Porträtmaler, aus Hamburg stammend, 1773 in St. Petersburg, ab 1785 in Berlin, später Professor und Mitglied der Akademie, malte mehrmals die preuß. Königsfamilie (17471810). Eigh. Brief m. U. „Darbes“. 4 S. 4to. Berlin 1.I.1787. 450 € An einen Freund in Dresden, dem er ausführlich berichtet, wie er König Friedrich Wilhelm II. von Preußen und seine Tochter, Prinzessin Friederike (1767-1820) gemalt habe. „... Die Hofnungen die mir meine Freunde von Berlin gaben, lockten mich aus Dresden, wo ich mich 1000 mahl wieder hin gewünscht um meines Freundes Anton [wohl: Graff], ruhige häußlige Freuden mit zu genissen. Doch muß ich nicht unverwand klagen, ich habe freilig hier lange mich mit Hofnungen nähren müssen, aber ... Ich habe durch wigtige Freunde und Gönner, die gegen Parthei wieder mir ungeachtet, daß gewünschte Glück gehabt, den geliebten König u. seine verehrungswürdige Tochter, die Prinzessin Friedericia zu malen ... so muß ich Ihnen sagen, daß das, von mir gemahlte Portrait des Königs so wohl gelungen, daß ich mit Glückswünsche überhäuft werde; ich nehme diese Glückswünsche nach dem Buchstaben an; denn, es gehört mehr Glück als Verstand dazu einen König zu mahlen, dessen wigtige Geschäfte nur erlauben, daß er täglich eine halbe Stunde sitzt, in der ich ihn auch nur wenige Minutten in der rechten Stellung sehe. Über das Portrait der Prinzessin Fridericia, beliebten der König sich gnädigst mit diesen worten außzudrücken, indem Sie es einem Fremden zeigten: Voyez, ce charmant portrait et comme il ressemble. Der Fremde war Hr. Poggi, ein mahler der mit Kunst sachen grosse entreprisen macht. Dieser Hr. Poggi den ich Ihnen bestens Empfehle wird balde nach Dresden kommen, da kan Er die warheit von

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dem waß ich hier schreibe bezheugen. Aber! Aber! nichts ist vollkommen - ich habe noch eine kleine unruhe: Denn einige meiner Freunde haben mir ins Ohr gesagt, daß gewisse Leute (die mir jetzt, da ich des Königs beifall habe, viele Complimente machen) das Project haben, einen Künstler aus Dännemark oder Schweden herzulocken um den König zu mahlen, und haben zu diesem Ende Ihre vorgeschlagenen Künstler bestens empfohlen: mit allem dem hat sich der König von mir malen lassen ...“. Die größeren Künstler, die er in Dänemark und Schweden kenne, seien Jens Juel und Lorenz Pasch. Aber der ehrenwerte, in guten Verhältnissen in Dänemark lebende Juel werde sichs nicht „gelüsten lassen, in einem andern Lande zu kommen, um den kleinen Darbes in seinem zu hoffenden Glücke oder Brod Gewinn zu stöhren oder zu verdrengen, wo er auch gegen meine Partie zu kämpfen haben wird. Cuningham [der schottische Maler Edward Francis Cunningham] der hier wie eine zweite Sonne am Himmel glänzte, hat seine große entreprise aufgegeben und reist von hier, weil Er sieht daß ich Ihn über den Kopf gewachsen bin. Ich habe nur gewagt den König, später als Cuningham zu malen, weil Cuninghams Portrait des Königs mißfallen: obwohl er sonst männlige Köpfe sehr brav malt. Ich bin nicht in der Weld als ein großer Hexenmeister bekannt, aber doch weiß man daß ich auch schon einen gewissen grad erreicht habe ...“. Überlegt noch hin und her, welche Konkurrenz ihm entstehen könne und kommt zu dem Fazit, daß „viele kleine neben Umstände mit einfließen, um zu den glückligen oder unglückligen Erfolg beizutragen, wenn die Aufgabe ist, daß Portrait eines Königs zu mahlen ...“. - Aus der Sammlung Künzel. - Sehr selten.

2719 Dix, Otto, Maler und Graphiker (1891-1969). Eigh. Brief mit U. „Otto Dix“. 1 S. Gr. 4to. O. O. 2. XI.1951. 220 € An einen Kunstverlag. „... Seit 1950 befindet sich nun schon das Bild ‚Hegau‘ zur Reproduktion bei Ihnen ... Haben Sie die Reproduktion gemacht? Nach unserer Vereinbarung 2. verpflichteten Sie sich das Bild baldmöglichst zurückzusenden ...“. - Mit Eingangsstempel und verstärkter Lochung.


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen 2720 Ehmcke, F. H., Graphiker, Typograph, Illustrator und Buchgestalter (1878-1965). Eigh. Brief m. U. „F. H. Ehmcke“. 1 S. Gr. 4to. Scharnitz (Tirol) 27.VIII.1913. 180 € An den Architekten Alfred Fischer in Essen. „... Ich sende Ihnen nun die Rechnung über die von Ihnen gekaufte Vergolderpresse und habe sie gleich in zwei Exemplaren ausgeschrieben, weil das wenigstens in Düsseldorf so Vorschrift war. Wollen Sie aber, bitte, bei der Stadtkasse bemerken, daß das Geld an meine Bank in Düsseldorf geschickt wird ... Was nun die Kurbelmaschine anbetrifft, so möchte ich dazu bemerken, daß sie von der besten für solche Maschinen in Frage kommenden Fabrik stammt, daß sie fast ungebraucht und in tadellosem Zustand ist. Wir würden sie einschließlich der gleichzeitig mitgeschickten Holzklotzpressen für 250.- Mark verkaufen ...“. - Die Gegenstände stammten offenbar aus der Kunstgewerbeschule Düsseldorf, wo Ehmcke seit 1903 gelehrt hatte, und wurden jetzt, wo Ehmcke nach München umzog, um dort eine Stelle an der Kunstgewerbeschule anzunehmen, nicht mehr benötigt. - Gelocht.

2721 Ensor, James, belg. Maler, Zeichner und Radierer (1860-1949). Eigh. Manuskript m. U. „J Ensor“. 2 S. Gr. 4to. O. O. (ca. 1934). 2.500 € „La gravure une et indivisible“. Vollständiges, am Schluß signiertes Manuskript des berühmten, zuerst 1935 gedruckten Hymnus auf die graphische Kunst. „... Voici mes traits barbelés pour saluer nos graveurs. Gravure art de belle taille sublimé de mystère, art corsé d‘alchimie, d‘alambics et de cornues, art diabolique flemant souffre et vif ... Et j‘évoque Jacques Callot, votre roi au noble caractère. Et vous, Francisco Goya, brave et téméraire. Et vous grands humoristes d‘Angleterre changeant envers et contre tous et nos graveurs de Belgique et ceux disents et ceux des pays où sonnent les cloches ... Et pour résumer aimons la gravure vierge et pure, la gravure conservatrice des chefs-d‘oeuvre de nos peintres, la gravure de nos frères et de nos maîtres aimés, la gravure honnête, claire et nette, une et indivisible.“ - Ein Hohes Lied auf die vielseitige, unübertreffliche Kunst der Graphik, das sich jeder Graphiker, wenn es sich hier nicht um eine Handschrift handelte, gerahmt an die Wand seines Ateliers hängen könnte. Abbildung

2722 Galerie Ernst Arnold, Dresden, Inhaber Ludwig Wilhelm Gutbier, bedeutende Galerie für moderne Kunst (1893-1944). Konvolut von ca. 56 Briefen, Karten und anderen an die Kunsthandlung gerichteten Schriftstücken von Künstlern, Kunsthistorikern und Kunstliebhabern. 1930-1936. 1.200 € Alle Schriftstücke behandeln Kunstfragen (Ausstellungen, Käufe, Verkäufe, Bezahlung, Mahnung, Angebote, Werkverzeichnisse etc), wobei nicht nur die Autographen besonders hervorragender Künstler wie Böckstiegel, Nückel oder Schlichter von Interesse sind, sondern auch die Briefe von Künstler-Ehefrauen (Marie Marc, Helene Rohlfs, Charlotte Pechstein) z. T. wichtige Aussagen zu den Kunstwerken ihrer Männer enthalten. - Vorhanden: Peter August Böckstiegel, Maler (1 eigh. Gemäldeliste, 1 eigh. Brief auf einem Umschlag, 1 masch. Gemäldeliste). - Theodor Georgii, Bildhauer (2 eigh. Briefe). - Bernhard

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Kretzschmar, Maler und Graphiker (1 eigh. Brief, 1 eigh. Postkarte, 1 Beilage). - Max Hans Kühne, Architekt, Erbauer des Leipziger Hauptbahnhofs (1 masch. Brief). - Hugo Lederer, Bildhauer (2 masch. Briefe). - Marie Marc, Künstlerin, Ehefrau Franz Marcs (1 eigh. Brief). - Carl von Marr, Maler (3 eigh. Briefe). - Klara May, Witwe Karl Mays (1 eigh. Brief, 1 eigh. Postkarte). - Hans Meid, Maler, Graphiker, Illustrator (1 eigh. Postkarte). - Charlotte Möller-Pechstein, Ehefrau Max Pechsteins (1 masch. Brief). - Otto Nückel, Maler, Graphiker, Illustrator (1 eigh. Brief). - Gustav Pauli, Direktor der Hamburger Kunsthalle (1 masch. Brief). - Emil Rau, Maler (1 eigh. Brief, 1 eigh. Postkarte). - Oskar Reinhart, Schweizer Kunstsammler (1 masch. Brief). - Carl Reiser, Maler (2 eigh. Briefe). - Paul Rößler, Maler (2 eigh. Briefe). - Hermann Rüdisühli, Schweizer Maler (2 eigh. Postkarten). - Helene Rohlfs, Ehefrau des Malers und Graphikers (2 eigh. Briefe). - Adolf Schinnerer, Maler und Graphiker (1 eigh. Briefkarte, 1 Brief-Durchschrift). - Rudolf Schlichter, Maler und Illustrator (1 eigh. Brief). - Leopold Schmutzler, österr. Maler (1 eigh. Brief). - Wilhelm Schnarrenberger, Maler (1 eigh. Brief). - Rudolf Schramm-Zittau, Maler (1 eigh. Postkarte, 1 Typoskript über ihn). - Rudolf Sieck, Maler (2 eigh. Postkarten). - Jan Tschi­ chold, Typograph (1 masch. Postkarte). - Hermann Uhde-Bernays, Germanist und Kunsthistoriker (8 eigh. Briefe, 1 masch. Brief, 7 eigh. Postkarten, 1 Brief-Durchschrift). - Beiliegend der Plakat-Entwurf eines Malers in Aussig und ein eigh. Brief einer Prinzessin zu Leiningen. - Alle Teile gelocht; einige auch mit meist kleineren Defekten. Abbildung Seite 176

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________

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2723 Gugel, Fabius von, dt. phantastisch-surrealistischer Zeichner, Grafiker, Maler, Bühnenbildner, Porzellangestalter und Dichter, lebte überwiegend in Rom und München (1910-2000). Sammlung von 11 eigenh. und 1 masch. Brief m. U. „F Gugel“, „Fabius v. G.“, „Fabius“ oder „F. G.“. Zus. ca. 23 S. Gr. 4to. Darmstadt, Dürnhausen, Rom und München 1959-1967. 180 € An den Berliner Musik- und Ballettkritiker Klaus Geitel. Umfang- und inhaltsreiche Briefe über viele Themen, vor allem eigene Arbeiten für das Theater, für Verlage und für die Porzellanfabrik Hutschenreuther sowie fremde Produktionen, Geitels Aktivitäten und gemeinsame Bekannte.

2724 Hergé (d. i. Georges Remi), weltberühmter belgischer Comic-Zeichner, Erfinder der Bestsellerserien von „Tim und Struppi“ (1907-1983). Signierter Ersttags176

brief einer belgischen „Tim und Struppi“-Briefmarke im Wert von 8 Francs. Faltkarte mit farbiger Vergrößerung der Marke, darauf die Orig.-Marke mit Ersttagsstempel vom 29.IX.1979. Quer-8vo. (Belgien, Sept. 1979). 180 € Dem Bild gegenüberstehend auf dem linken Blatt der gedruckte Glückwunsch: „Avec les meilleurs voeux de“ mit der eigenhändigen Ergänzung: „Hergé et tous ses remerciements.“ Mit Umschlag (mit derselben Briefmarke) und gedrucktem Informationszettel zur Ausgabe der Sondermarke. - Selten. Abbildung

2725 - Eigh. Signatur „Hergé“ in einer auf den Außenseiten farbig illustrierten Klappkarte mit dem Vordruck „Avec les meilleurs voeux de“. Mit Umschlag. 4to. (Bel­ gien 1977). 120 €


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2724

Witzige Glückwunschkarte im Stil der deutschen „Mumiendrucke“, auf der alt-ägyptische Wandmalereien, die sich angeblich im British Museum befänden, durch moderne Attribute (Regenschirm, Tabakspfeife, Bowlerhut, Zigarre, Nudelholz, Aktentasche, Brille etc.) farbig karikiert sind. Innen der scheinbar seriöse Text: „Vallée des Rois. Tombeau de Kih-Oskh [Kiosk!]. Peinture de la paroi Sud de la Salle des Sarcophages. Porteur d‘offrandes et dignitaires se rendant à la crèche de Noh-el [noel!]. XVIIIe dynastie. British Museum. Londres.“

2726 - Eigh. Signatur „Hergé“ auf der auf Bütten gedruckten Einlage „Avec les meilleurs voeux de“ in einer von Hergé farbig illustrierten, gedruckten Klappkarte mit Glückwünschen für das Jahr 1982. Mit Umschlag. Gr. 8vo. (Belgien 1981). 150 € Die Karte zeigt die berühmten Hergé-Figuren Tim und Struppi: Tim trägt ein Tablett mit der Jahreszahl 1982 und einer Friedenstaube herbei, Struppi ein vergoldetes Hufeisen. - Im Alter erkrankt, wird Hergé in den letzten Jahren die Zahl solcher an Freunde verschickten Glückwunsch-Karten in Grenzen gehalten haben. - Dabei: Derselbe. Eigh. Signatur „Hergé“ in einer farbig illustrierten Klappkarte mit dem Vordruck „Avec les meilleurs voeux de“. Gr. 4to. (Belgien o. J.). - Die montierte farbige Abbildung nach Hergé zeigt „La bataille de Zileheroum d‘après une miniature du XVe siècle“. - Ferner beiliegend eine nicht signierte, aber mit Tim-und-Struppi-Motiv farbig illustrierte Postkarte. - Zusammen 4 Teile.

2727 Herkomer, Sir Hubert, engl. Maler, Graphiker und Kunstgewerbler deutscher Herkunft, einer der führenden Porträtisten seiner Zeit (1849-1914). Brief m. U. „Hubert von Herkomer“. 1 S. 4to. Bushey, Herts. 28. IV.1909. 150 € An J. H. Albers in London. „... I am particularly anxious to draw your attention to the enclosed prospectus of the reproduction just issued of my picture ‚The Council of the Royal Academy 1907‘. I hope that you will see your way to subscribe for one of these proofs, which are unique, in view of the interesting autographs of the artists. - The whole of the royalties accruiding to me will be handed over intact to that excellent charity ‚The Artist‘s General Benevolent Institution‘, which gives the

help only too necessary to artists and their dependants in these hard Times ...“. - Dabei: Sir Francis Carruthers Gould, britischer politischer Karikaturist (1844-1925). Eigh. Brief m. U. „F Carruthers Gould“. 31/2 S. 8vo. London 6.II.1900. - An den Exlibris-Experten Graf zu Leiningen Westerburg, dem er im Tausch gegen Exlibris ein eigenes „bookplate“ sendet und die darauf abgebildeten Personen erklärt, angefangen bei „Mr. Chamberlain“ bis hin zu sich selbst: „... the figure on horseback is myself, the shamrocks on the trappings are an allusion to the fact that I am a retired officer of a London Irish regiment of Volunteers ...“.

2728 Janssen, Horst, Graphiker und Zeichner (19291995). 1 eigh. Brief und 1 eigh. Postkarte m. U. „Janssen“. Mit einem eigh. Selbstporträt. Zus. 2 S. (Kugelschreiber). Mit 1 Umschlag. Gr. 4to und quer-8vo. Hamburg 6. und 9.VII.1964. 750 € An einen Kunstsammler, der zweimal wegen Zeichnungen angefragt hatte. „... Seien Sie nicht böse, dass Ihr erster Brief in der häusslichen [!] Unordnung untergegangen ist. - Ich habe keine Zeichnungen mehr + sitze jetzt mitten in der Arbeit für die nächste ‚Messe‘ im Oktober. Trotzdem könnte ich es mir als vergnüglich vorstellen, wenn ich Ihnen am 14.7. Abends einen kleinen Imbiss nach strapaziöser Fahrt servieren würde. Zu sehen: fast nichts ...“. - Schon drei Tage später sagt er wieder ab: „... ich muss leider meine Einladung zum Sonnabend-abend widerrufen. Es tut mir leid aber ich bin am Sonnabend + Sonntag nicht da. Im Herbst werde ich mich wieder melden ...“. - Das hübsche Selbstporträt des Künstlers wird den Empfänger entschädigt haben. - Leichte Gebrauchsspuren. Abbildung Seite 178

„seine meist skrupellose jüdische Konkurrenz“ 2729 Kanoldt, Alexander, Maler, Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit, 1909 Mitbegründer der „Neuen Künstlervereinigung München“ und 1913 Miglied der „Münchener Neuen Secession“, 1933 Professor und Direktor der Berliner Kunsthochschule (1881-1939). Konvolut von 3 eigh. Briefen, 5 masch. Briefen und 4 eigh. Post­ karten m. U. „Alexander Kanoldt“ oder „Kanoldt“. Zus. ca. 121/2 S. Die Briefe jeweils gr. 4to. 1933-1938. 1.200 € 177


Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________

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An den von Kanoldt hochgeschätzten Dresdener Kunsthändler Ludwig Wilhelm Gutbier, Inhaber der Galerie Ernst Arnold. Am 24.X.1933 gratuliert er Gutbier zum 60. Geburtstag: „... Nachdem ich - mehr oder minder fern - seit über 20 Jahren Zeuge Ihrer segensreichen Tätigkeit für die besonderen Belange de deutschen Kunst bin, darf ich Ihnen wohl ... sagen, daß das Vorhandensein der Galerie Arnold unter Ihrer Leitung für mich immer das beruhigende Gefühl bedeutet, daß doch noch EIN redlicher Anwalt für die Kunst und die Künstler existiert ...“. - Am 10. Februar wünscht Kanoldt den Versand seines „Stilleben X/1929 ‚Weiße Lilien‘ als gewöhnliche Fracht“ an einen Studienrat in Würzburg und bittet um Mitteilung, „welche Bilder von mir sich noch bei Ihnen befinden. Es müßten noch eine ganze Anzahl sein: ? Waxenstein, Alpenveilchen, Stilleben mit Krügen, Stilleben mit Tisch, Brod [!] etc., Olevano, zwei Figürl. Bilder? Bitte stellen Sie das fest ...“. - Am 20. Februar 1936 gesteht er, daß er wegen Erkrankung mit einer Radierung noch nicht

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fertig sei, und berichtet: „... Graphik ‚geht‘ noch! Kraft durch Freude machte eine Fabrikausstellung bei der A.E.G. hier ...“. Es wurde „gut verkauft-; ich selbst 5 x Waxenstein, 1 x Hiddensee, 1 x Leutach -; anläßlich meiner Führung sollen 70 Werke (auch Bilder darunter) verkauft worden sein ...“. - 1938 geht er mehrmals auf seine Graphiken ein, die bei Gutbier verbliebenen und die an Museen und Institutionen (darunter das Reichsluftfahrtministerium!) verkauften, sowie auf die Probleme mit Werbung, Publikum und Absatz. - Von besonderem Interesse sind zwei beiliegende Brief-Durchschläge von 1934, die Gutbiers schlechtes Verhältnis zur Dresdener Stadtverwaltung und Kanoldts Verhältnis zu Gutbier beleuchten. Im Februar 1934, als Gutbiers Haus zwangsversteigert werden soll, schickt Kanoldt ein ausführliches Zeugnis über den Galeristen an den Dresdener Oberbürgermeister. Darin heißt es u. a.: „... Die angedrohte Zwangsversteigerung gerade seines Hauses dürfte daher für alle meine Kollegen einen Verlust


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen bedeuten, der einfach nicht wieder gutzumachen wäre, weil ... sein gesamtes Arbeitsfeld zusammenbrechen würde. Nicht nur dem Dresdner Kunstleben würde damit ein schwerer Verlust entstehen, sondern für Deutschland würde mit ihm eine Vertrauensbasis allerersten Ranges zugrunde gehen ... er hat als ehrenwerter Kaufmann eine reine Weste behalten, wie wenige seiner Kollegen ... auch, weil Herr Gutbier, sagen wir 30 Jahre hindurch, einem erbitterten Gegner standgehalten hat und das war seine meist skrupellose und finanziell machtvolle jüdische Konkurrenz. Allein dieser Faktor verlangt Schutz ... Ich bin selbst Pg. und meine, dass einem Volksgenossen wie Herrn Gutbier zu helfen nach den Gesichtspunkten unserer Bewegung einfach zu Recht besteht [sic] ...“. - Am 25. Septeber 1934 schreibt Gutbier an Kanoldt: „... Im Übrigen scheint die Stadt nach wie vor größten Wert auf meine Vernichtung zu legen. Da alles hier so grenzenlos verfahren ist, wird weiter nichts übrig bleiben als das Weite zu suchen ...“ (ebenfalls Brief-Durchschlag) . - Ferner beiliegend ein eigh. Brief von Editha Kanoldt an Gutbier, betreffend die katastrophale finanzielle Situation ihrer Schwester. - Alle Teile gelocht; 1 Brief mit zwei Eck-Abrissen (etwas Textverlust); 1 Brief mit laienhaft repariertem Defekt. Abbildung

2730 Kubin, Alfred, österr. Maler, Graphiker, Illustrator und Schriftsteller (1877-1959). Eigh. Brief m. U. „A Kubin“. 2 S. Kl. 4to. Weinstein 14.I.1950. 300 € An den Münchener Kunsthändler O. Wilhelm Gauss, der für eine Ausstellung nach frühen Arbeiten Kubins gefragt hatte. Der Künstler nennt eine Anzahl einstiger Käufer und fährt fort: „... auch stehe ich seit der Nazizeit mit allem Hin und Herreisen außer Contakt und seit meine Frau Louise 48 starb bin ich an dieser Scholle hier zu verwachsen. - Nun erfahre ich, daß Herr Wolfgang Gurlitt ... in naher Zeit eine Liebermannausstellung in München zeigen möchte - er frug bei mir an ob er von seinen Kubinstücken etwas ... zeigen dürfte ...“. Führt dann eine Reihe von sieben seiner Mappenwerke auf, aus denen man wählen könne. Besonderen Wert legt er auf: Abraham Horodisch (Hrsg): Alfred Kubin als Buchillustrator (Amsterdam 1949). „... Wie schön daß Dr. Wilh. Hausenstein dabei bleibt, eine Einführung zu sprechen. Mit freundlichen Grüßen Ihres recht alten A Kubin - ziemlich erschüttert.“ - Beiliegend eine unbenutzte Foto-Postkarte (Orig.-Fotografie) mit einer Ansicht von Kubins Wohnhaus in Zwickledt.

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2731 - Eigh. Brief m. U. „A. Kubin“. 2 S. Gr. 8vo. Zwickledt 2.I.1953. 300 € An die Malerin und Graphikerin Gretli Fuchs in Passau. Bedankt sich begeistert für eine ihm übersandte Radierung. „... Meine Überraschung war keine kleine als ich Ihre Sendung öffnete und eine so schöne meisterhafte Radierung sah ...“. Dei besten englischen Blätter der Radierkunst seien nicht trefflicher. „... Mein Studieum des Linearen galt der Kenntnis - über die Größe wie Reinheit der Aufgabe. Das haben Sie alles für sich gelöst, nicht der geringste ‚Zufall‘ mischt sich in diese ...“. Er fühle sich erinnert an ein „aehnliches Blatt, das ich gestern bei Carossas in Rittsteig sah, wohin mich mein Freund ... im Auto mit nahm“. Übersendet als Dank eine Zeichnung. Ferner über sich selbst, seinen 75. Geburtstag im Vorjahr, sein Denken und Trachten sowie seine Alterssituation. Abbildung

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________

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___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen 2732 Magnus, Eduard, bedeutender Berliner Bildnismaler, Professor an der Akademie (1799-1872). Eigenh. Brief m. U. „Ed. Magnus“ und Adresse. 2 S. Gr. 8vo. Berlin 5.X.1845. 150 € An den Buchhändler L. Meder in Heidelberg, der eine Lithographie nach einem seiner Porträts - vermutlich dem des Anatomen Jakob Henle - anfertigen lassen wollte. Magnus antwortet, daß er dem Wunsch des Hofrats Henle gern entsprechen wolle. „... Unterdessen muß ich Ihnen bemerken, daß das in Rede stehende portrait sehr flüchtig und unter Umständen entstanden ist, die es entschuldigen mögen, daß es namhafte Zeichenfehler, u. eine schlechte Farbe hat. Das einzig Gute daran ist, daß es recht ähnlich ist. Ohne meine Beaufsichtigung, oder wenigstens ohne ausführliche Rücksprache vor dem Bilde möchte ich nicht, daß eine Lithografie danach gemacht würde ...“. Er möchte es daher nicht nach Heidelberg schicken, aber: „... Geben Sie mir gefälligst genau die Größe an, wie Sie für Ihre Sammlung das portrait wünschen; so will ich hier von der Hand des Hrn. Fischer die Lithografie für Ihre Rechnung besorgen laßen, u. nachher entweder auch hier drucken laßen, oder den Stein nach Paris an Lemercier befördern. Herr Fischer wird Ihnen als tüchtiger Künstler bekannt sein. Er nimmt gewöhnlich 8 Fr d‘or für einen Kopf ... Ich unterziehe mich ... gern der Mühe, die ich davon haben werde, weil, wie gesagt, Manches in Form u. Wirkung geändert werden muß, was der geschickteste Künstler von der Welt ohne mein Beisein mir nicht zu Dank machen würde ...“. - Beiliegend 1 weiterer Brief von Eduard Magnus, gerichtet an den Kunsthistoriker Schorn, den er um einen Besuch bittet: „... Ich möchte Ihnen gern etwas zeigen, Ihr Urtheil ja! vielleicht Ihre Vermittelung in Anspruch nehmen ...“ (1850). Ferner 1 Brief von einem M. Magnus, d. i. vielleicht sein Bruder Martin (1796-1869), der ein wichtiger Bankier in Berlin war (ebenfalls 1850).

2733 Rouault, Georges, franz. Maler, Graphiker, Bühnenbildner und Kunstgewerbler (1871-1958). Eigh. Brief m. U. „Rouault“. 6 S. auf 3 Bl. Mit 5 kleinen Federskizzen. Kariertes Papier. Gr. 8vo. Saumur (Loire) o. J. 3.000 € Umfang- und inhaltsreicher Brief an Mad. Girardin, der ausschließlich von seinen Bildern handelt und eine Vielzahl von Wünschen und Aufträgen enthält. „... Puisque vous paraissez comprendre (ce qui est fort rare) que ma peinture importe plus que tant d‘autres choses positives dont je suis assassiné je me risque en tremblant à vous proposer ceci que votre mari approuverait certainement ... Voici la chose - 1o Bien entendu si vous venez à Paris si vous y êtes, sans cela considérer ma lettre comme nulle et non avenue. - J‘ai 1o au Musée G. M. [Gustave Moreau] un lot de dessins et aussi rue Miromesnil à votre dépôt dans un carton non chargé qui se trouvait près de la fenêtre de ma pièce atelier, rue Blosset, carton gondolé cela pour faire la distinction avec les cartons qui étaient dans le porte carton et eux très chargés - au contraire donc dans ce carton peu chargé j‘ai une série de dessins encre de Chine, il y a des séries de masques comme celui la par exemple, il y a aussi d‘autres dessins 43o x 32o à peu près et d‘autres sur le feuilles plus grandes ...“. Es folgen unzählige Anweisungen über Behandlung, Verpackung, Transport und Verwendung von Bildern an diversen Orten in Paris, z. T. mit kleinen Federskizzen. Mit selbstkritischen Bemerkungen über seine Persönlichkeit bemüht er sich, auftretende Kleinlichkeit zu entschuldigen. Zum Schluß entschuldigt er auch seine Schrift: „Excusez mes vilaines lettres - mettons que j‘écrive avec un pinceau au lieu d‘une plume ...“. Abbildung

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2734 Schadow, Johann Gottfried, Bildhauer und Graphiker, Hauptmeister der Berliner Klassik, Schöpfer der Quadriga auf dem Brandenburger Tor (1764-1850). Eigh. Billet m. U. „Ihr Freund G Schadow“. 3/4 S. Doppelblatt mit Adresse. 8vo. Berlin 17.I.1817. 300 € An „Madame L. Catell“ (die Ehefrau des Berliner Architekten Louis Catel?). „... Vorläufig melde ich Ihnen, daß Sie die Henriette Rosenstiel u. mich als Verlobte anzusehen haben - die sich nächstens bei Ihnen praesentiren werden. - Schenken Sie uns Ihre gütige Theilnahme u. grüssen Sie Ihren Mann ...“. - Henriette Rosenstiel (1784-1832) wurde Schadows zweite Frau. - Aus der Sammlung Vanselow.

2735 - Eigh. Brief m. U. „Dr. G Schadow“. 1 S. Doppelblatt 8vo. Berlin 3.II.1845. 300 € 181


Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________

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An einen Freund. „Meinen Polyclet nach Paris betreffend meine ich: sei es angemessen, Ihr Herr Girouf schicke das p. Werk gradezu an Hrn. Raoul Rochette - mein Brief an denselben wird schon in Paris sein; das porto werd ich mit Vergnügen erstatten ...“. - Schadows Lehrbuch „Polyklet oder von den Maasen der Menschen“ war erstmals 1834 in Berlin erschienen. Désiré Raoul-Rochette (1789-1854) war ein französischer Klassischer Archäologe. Abbildung Seite 181

2736 Schinkel, Karl Friedrich, Architekt, Kunstgewerbler und Maler, Hauptmeister des preußischen Klassizismus (1781-1841). Eigh. Brief m. U. „Schinkel“. 2/3 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Dienstsiegel. Gr. 4to. Berlin 13.VI.1835. 400 € An den Buchhändler Asher, der wohl der Akademie Bücher zur Ansicht geliefert hatte. Teilt mit, „daß nach dem Beschluße des Collegiums das Werk von Fraser über die Himalaya Gebirge nicht paßlich für die Bibliothek erachtet, dagegen der 5. Band des Werks Chronological History and graphic illustrations of christian architecture in England für dieselbe behalten wurde. Für meine Privatsammlung ist das erstere Werk zu theuer im Vergleich des Nutzens, welchen ich daraus ziehen kann ...“. - Vom James B. Fraser waren 1820 ein Reisebericht und ein Bildband über die von ihm erforschte Himalaya-Region erschienen. Die „Chronological History“ von John Britton war eine Neuerscheinung von 1835. - Aus der Sammlung Vanselow.

2737 Schwanthaler, Ludwig Ritter von, Münchener Bildhauer, Hauptmeister der klassizist. Plastik in Süddeutsch182

land (1802-1845). Eigh. Brief m. U. „Schwanthaler“. 11/2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. München 21.IX.1845. 300 € An einen Freund oder Verwandten. Dankt ihm „für die farbenreiche Zeichnung Deiner Wohnung und Umgebung in Aschaffenburg, sie ist mir ein Zeichen Deiner Laune, so lange noch so eine schöne rothe Jacke über die Brücke geht, ists nicht gefehlt! - Im Drange der Kunstausstellung u. des Königs v. Preußen (der auch auf der Burg war) hab ich heuer vergeßen, meinen Pathchen zum 25. Aug. zu gratulieren, u. komme deshalb nachträglich ...“. Wünscht allen Segen des Himmels für „das kleine Ludwiglein“. „... Ich sende hier ein paar Füchse für sein Spaarbüchslein, u. mit dem Spediteur Negrioli hab ich einen heilgen Ludwig gestern franco für ihn abgesandt ... Ich bin so weit ... praktikabel daß ich mit ein paar Freunden blanker Harnische doch wöchentlich einmal kneipen kann, wobey Veith, Weber u. Consorten u. allerhand Jugendliches auftaucht ...“.

„besonders in München“ 2738 Slevogt, Max, Maler, Graphiker und Illustrator (1868-1932). Eigh. Postkarte m. U. „Max Slevogt“. 1 S. Neukastel bei Landau 8.I.1925. 250 € An den Münchener Kunsthändler O. Wilhelm Gauss, der ihm offenbar nach einer Ausstellung erfreuliches Interesse gemeldet hatte. „... Ich danke Ihnen sehr für Ihre Mitteilung, die mich überrascht hat u. - nach vielen Enttäuschungen in dieser Richtung infolge der üblichen Kenntnislosigkeit der Veranstalter - sehr angenehm berührt. Ich selber kümmere mich, - was vielleicht ein Fehler ist - um Ausstellungen nie. Nur ist zu befürchten, daß Sie - in gegenwärtiger Zeit u. wie mir scheint besonders in München - sich mit dem moralischen Erfolg begnügen müssen ...“.


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen E. L. Kirchner: „ein energischer Herr“ 2739 Steiner-Prag, Hugo, Graphiker, Illustrator, Buchausstatter, Bühnenbildner, Professor an der Leipziger Akademie (1880-1945). Konvolut von 54 masch. Briefen, 1 masch. Protokoll, 3 eigh. Postkarten und 4 masch. Postkarten, meist m. U. „Hugo Steiner-Prag“; gewöhnlich mit Briefkopf „Verein Deutsche Buchkünstler“. Zus. mehr als 60 S. Die Briefe jeweils Gr. 4to bzw. 4to. Leipzig 19291932. 2.000 € Mit einer Ausnahme alle Briefe und Karten in Steiner-Prags Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins „Deutsche Buchkünstler“ in Leipzig, gerichtet an Ludwig W. Gutbier, Inhaber der renommierten Kunsthandlung Ernst Arnold in Dresden. Meist umfangreiche Briefe an den offenbar nicht besonders zuverlässigen Galeristen, der gemäß einem Abkommen mit dem Verein Kunstwerke der Mitglieder an Käufer vermittelte, eine Provision einbehielt, aber auch eine Provision an den Verein zu entrichten hatte. Steiner-Prag hat nun in den hier vorliegenden vier Jahren der Wirtschaftskrise eine Vielzahl von Zahlungen, Problemen, Konflikten, Mahnungen und Projekten zu kontrollieren, zu kommentieren und zu erledigen. Große Probleme bereitet das von Gutbier initiierte Vorhaben, in den USA eine Verkaufskampagne mit Ausstellungen zu organisieren. Entsprechend ist ein - nicht abgesandter - Brief Steiner-Prags vom 31.III.1930 an das deutsche Auswärtige Amt gerichtet. Andere Briefe befassen sich mit Beschwerden, z. B. von Ernst Ludwig Kirchner, der an Gutbier gelieferte Graphiken nicht zurückerhielt. Steiner-Prag schreibt am 11.VIII.1931 an Gutbier: „ ... Herr E. L. Kirchner in Davos schickte uns einen etwas nervösen Brief, aus dem ich nicht recht klug werde, vor allem, weil er Vorwürfe enthält, die ich durchaus nicht nachprüfen kann. Er schickte mir den Briefwechsel ein, der zwischen Ihnen und ihm stattfand ... Ich bitte Sie, wenn Herr Kirchner seine Arbeiten zurückhaben will, dies freundlichst veranlassen zu wollen, da mir die Erfüllung seine Wunsches als Selbstverständlichkeit erscheint.“ Am 24. August meldet er einen neuen Brief von Kirchner: „... Sie sehen aus ihm, daß Herr Kirchner seine Arbeiten zurück haben will und ich muß sie höflichst bitten, mit möglichster Beschleunigung seinem Wunsche zu entsprechen ...“. Am 6. November muß sich Steiner-Prag wieder in der Sache Kirchner an Gutbier wenden, und er fügt nun die Abschrift eines Briefes von Kirchner (auch hier beiliegend!) hinzu: „... wir erhalten soeben das in Abschrift hier beiliegende Schreiben des Herrn E. L. Kirchner vom 4.11. und bitten Sie, von seinem Inhalt Kenntnis zu nehmen. Wir sind auf das peinlichste überrascht, dass Sie diese Angelegenheit noch immer nicht im Sinn unserer Schreiben vom 11. bzw. 24. August erledigt haben und müssen Sie bitten, nunmehr unverzüglich dafür Sorge zu tragen, dass Herr Kirchner in den Besitz seines Eigentums kommt ...“. In dem Brief von Ernst Ludwig Kirchner heißt es u. a.: „... Obwohl Herr Gutbier sich über unsere vorige Korrespondenz lustig gemacht hat in einem Briefe an mich, hoffe ich, dass Sie soviel Autorität über ihn haben, dass er gutwillig diese Sache ordnet. Es ist doch ein Wert von etwas über RM 1000.- den ich nicht ohne weiteres schiessen lassen kann ... Ich hätte die Blätter ja nie weggegeben, wenn ich gewusst hätte, dass Gutbier sie in die Hände bekäme ...“. Setzt eine Frist bis zum 15. November, bevor er die Sache einem Anwalt übergebe. Am 19. November 1931 muß Steiner-Prag wieder bei Gutbier nach der Kirchner-Affäre fragen: „... Da Herr Kirchner in seinem letzten Schreiben bereits mit dem Anwalt droht und er doch auch Ihnen als ein energischer Herr bekannt sein dürfte, machen wir Sie wiederholt darauf aufmerksam, dass Sie verpflichtet sind, ihm auf schnellstem Weg seine Arbeiten zuzustellen und dass wir Sie für alle entstehenden Weiterungen ver-

antwortlich machen müssen.“ - Auch am 7.XI.1932 muß Steiner-Prag - aus anderem Anlaß - wieder mit einem Anwalt drohen: „... Die schlechte finanzielle Lage unseres Vereins zwingt mich dazu, Ihnen nachstehende Mitteilung zu machen. Sie haben die vertragsmässig vereinbarte Provision aus den Verkäufen in New York noch immer nicht an den Verein abgeführt. Wir haben Ihnen bis zum Äussersten Zeit gelassen ...“. Setzt eine Zahlungsfrist und droht, bei Nichteinhaltung „die Klage gegen Sie erheben zu lassen.“ - Reichhaltiges Material über die Tätigkeit und die Probleme des verdienstvollen Leipziger Vereins „Deutsche Buchkünstler“ im Zeitraum der Weltwirtschaftskrise um 1930. - Alle Teile gelocht.

2740 Trübner, Wilhelm, Maler, bedeutender Impressionist (1851-1917). Eigh. Brief m. U. „W. Trübner“. 2 S. Doppelblatt. Kl. 4to. Karlsruhe 18.II.1912. 150 € An einen „Herrn Dr.“ „... Leider ist es mir direkt unmöglich, meine Briefschaften in der nächsten Zeit durchzusieben, da dieselben ziemlich verräumt sind & ich so rasch in dem Durcheinander keine Ordnung schaffen kann. Bei mehreren Umzügen ... ist alles durcheinander gerathen & bis heute noch nichts geordnet worden. Außerdem habe ich zur Zeit so viel Familienangelegenheiten zu ordnen, die ich ordnen muß ... Jedenfalls aber werde ich Ihren Wunsch im Auge behalten u. gelegentlich denselben für Sie zur Ausführung bringen. Ich bitte also mich zur Zeit gütigst entschuldigen zu wollen, wenn ich außer Stand bin, Ihrem Wunsche genügend zu entsprechen ...“. - Die erste Seite etwas angestaubt.

2741 Velde, Henri van de, belgisch-flämischer Designer und Architekt, Leiter der Kunstgewerbeschule in Weimar (1863-1957). Sammlung von 5 Autographen. Verschied. Formate. 1953-1957. 450 € 3 eigh. Postkarten m. U. „van de Velde“, 1 beschriftete Visitenkarte mit eigh. Umschlag und 1 gedruckte Danksagung m. U. „van de Velde“, jeweils gerichtet an den Kunsthändler O. Wilhelm Gauss in München. Die Postkarten mit Bestellungen auf Angebote (u. a. das berühmte „Tropon“-Plakat aus dem „Pan“) sowie Neujahrsgrüßen, letztere auch auf der Visitenkarte. Am 17. Januar 1957, seinem Todesjahr, verabschiedet sich der Künstler in rührender Weise mit einem gedruckten Dank, bei dem es zum Schluß heißt: „... arrivé devant le port je n‘aurai vraiment atteint qu‘à l‘instant fatidique où toute revision faite et le dernier coup du ciselet frappé, j‘écrirai à la dernière page le mot: FIN.“ - 1 Postkarte etwas tintenfleckig. Abbildung

2742 Vogeler (-Worpswede), Heinrich, Maler, Graphiker, Illustrator und Buchkünstler des Jugendstils (18721942). Eigh. Brief m. U. „Heinr. Vogeler“. 1 S. Doppelblatt mit dem zweiten „Barkenhoff“-Signet. Worpswede 8. II.1905. 180 € An einen Herrn, dem er mitteilt, „dass ich für eine Collektion Zeichnungen noch die Monate Juli-August 1905 und Februar März April 1906 zu vergeben habe. Im Juli-August kann ich keine Ölgemälde

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Zus. 31/2 S. Doppelbl. mit Adresse und Lacksiegel. Gr. 4to und gr. 8vo. Berlin 14.II.1841 bzw. 25.IX.1842. 300 €

2742 mitsenden, jedoch in den Wintermonaten 1906 ...“. - Beiliegend ein rückseitig bedrucktes Blatt mit einem Porträt Vogelers nach einem Holzschnitt von Willi Tegtmeier. Abbildung

2743 Wach, Wilhelm, Berliner Maler des Klassizismus, Zeitgenosse Schinkels, Kgl. Hofmaler und Mitglied der Akademie, schuf das Deckengemälde in Schinkels Schauspielhaus (1787-1845). 2 eigh. Briefe m. U. „W. Wach“.

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Der erste Brief an den Dresdener Maler Carl Christian Vogel von Vogelstein (1788-1868), der 1822 auch ein Bildnis Wachs geschaffen hatte. Über Wachs Schwester, die Schriftstellerin Henriette von Paalzow, geb. Wach, von der Vogel von Vogelstein nach einer Zeichnung Wachs einen Porträtstich herstellen soll, die aber z. Z. ernsthaft erkrankt sei. „... Das Incognito welches meine Schwester sich schmeichelte für sich, in ihrer litterarischen Beziehung zu erhalten, ist freilich nur eine Illusion gewesen, obgleich wir so lange als möglich an uns gehalten haben. Jezt ist zwar ihr Name noch eigentlich niemals genannt, aber die Verfasserin von Godwi-Castel [recte: Godwie-Castle] u. St. Roche ist kein Geheimniß mehr. - Sehr ehrenvoll ist das Anerbieten von Herrn Hofrath Winkler [als Bühnenautor: Theodor Hell] und sie würde es gewiß mit dem größten Vergnügen sogleich erfüllen, wenn ihr Krankenlager es nicht geradezu unmöglich machte ... Wie lange kann ein Versuch zum Sitzen [für das Porträt] aufgeschoben werden, ohne daß man fürchten muß, der Stich komme nicht mehr zu Stande? Vorhanden ist ein Portrait, aber aus früherer Zeit, und doch nicht den zu machenden Wünschen entsprechend. Gehet es mit der Besserung so fort, so könnte in 4 Wochen daran zu denken sein. Schön wäre es ich erführe den ersten Termin wo die Zeichnung da sein muß. Die Unterschrift könnte nur heißen: die Verfasserin von Godwi-Castel und St. Roche, weil meine Schwester ihren Namen, so ehrenvoll der Platz auch ist, dennoch aus wirklicher Bescheidenheit, nicht dahin gestellt sehen möchte ... Ich freue mich Sie nur fröhlich u. tapfer an der Staffeley zu denken ... Auch ich bin sehr thätig u. Gott erhält mir noch immer Muth u. Kräfte. Manches lernt man hinzu, doch nie genug! Gern hätte ich Ihnen meine Judith gezeigt! Zu günstig hat man in Dresden darüber geurtheilt, doch habe ich große Freude an so nachsichtsvoller Güte gehabt ...“. [14. II.1841]. Der zweite Brief ist an Gottlieb Friedlaender (1805-1878), Custos und (ab1850) Bibliothekar an der Kgl. Bibliothek Berlin, gerichtet und erbittet den Titel eines Kostümwerkes. „... Ich hatte vor drey Monate [!] zugleich mit Eusebius Kirchen Geschichte ... ein kleines Werk in 4to, mit von Schmidt gestochenen Kupfern, der Costume der griechischen Kirchen Geistlichkeit. Es war nach mündlichen Mittheilungen eines reisenden Archimandriten von einem protestantischen Geistlichen verfaßt oder übersezt, und enthielt Mittheilungen über den griechischen Cultus im Orient, hauptsächlich über den Sitz desselben zu Constantinopel - aber ich kann mich durchaus des rechten Titels nicht mehr entsinnen! ... Sollte nun außer diesem Buch sich aber noch Etwas der Art vorfinden, woraus mann über das älteste Costum der griechischen Kirchen Praelaten durch Kupfer Etwas ersehen könnte, so würden Sie mich unendlich verpflichten, da ich bei einem angefangenen Bilde diese Costume sehr nöthig habe ...“ [25.IX.1842].


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen

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Musik, Theater, Tanz und Film 2744 Armstrong, Louis, legendärer amerikan. JazzTrompeter, Sänger und Bandleader (1901-1971). 11 Original-Fotografien von Armstrongs All-Star-Band auf einer Deutschland-Tournee, davon 7 signiert. Meist 24 x 18 cm. (Deutschland 1961). 250 € Die professionellen Aufnahmen zeigen die Bandmitglieder einzeln, gemeinsam oder mit Publikum, und 7 Fotos enthalten auf der Bildseite eine mit Kugelschreiber oder Tinte geschriebene Widmung. Die fünf Musiker sind: Barney Bigard (Klarinette, 2 x), Billy Kyle (Piano), Trummy Young (Posaune), Mort Herbert (Baß) und Danny Barcelona (Schlagzeug). Ein weiteres Porträt mit Widmung zeigt Louis‘ Ehefrau, die ehemalige Tänzerin Lucille Armstrong. - Die restlichen Fotos zeigen das Ehepaar Armstrong teils im Freien an ihren Autos, teils im Saal, von Fans umgeben. - Beiliegend das illustrierte Programmheft der Deutschland-Tournee. Abbildung

2745 Bäuerle, Adolf, Dramatiker des Wiener Volkstheaters, Sekretär am Leopoldstädter Theater sowie Gründer und dann lebenslänglicher Redakteur der einflußreichen „Allgemeinen Theaterzeitung“ (1786-1859). Eigh. Brief m. U. „Adolf Bäuerle“. 2 S. Gr. 4to. Wien 29.III.1835. 250 € An einen Kapellmeister, den er als Musikreferent für die „Theaterzeitung“ anzuwerben versucht. „... immer ließ ich mich von dem Gedanken zurückhalten, daß Ew. Hochwohlgeboren anderweitig zu viel beschäftigt seyen. Da jedoch gegenwärtig bei der Ankunft der italiänischen Operngesellschaft der Wunsch aller Kunstfreunde so lebhaft ausgesprochen wird, etwas Gediegenes von einem anerkannten Kunstbeurtheiler in der Theaterzeitung zu lesen, so wage ich mein Anliegen vorzubringen ... Ich verstehe mich zu jedem Honorar, das Ew. Hochwohlgeboren aussprechen, will mich Ihrem Wunsche, die Kritiken mit Ihrem wer-

then Nahmen zu bezeichnen, oder sie anonym erscheinen zu lassen, unbedingt fügen, ja will auch gerne eine monathliche Summe bezahlen, falls Sie geneigt wären, alle musikalischen Referate für die Theaterzeitung und für immer, zu übernehmen. Da, wie Sie wissen, die Theaterzeitung den größten Lesekreis besitzt, seit Jahren in mehreren Tausend Exemplaren verbreitet ist - und eben so nahmhaft ins Ausland versendet wird, als sie von Seiner Majestät dem Kaiser angefangen bis zum einfachsten Lektürfreund Aufnahme findet, so können Sie meine Bitte unmöglich übel deuten ...“. - Ob Bäuerle Erfolg hatte, ist unklar; sein offizieller Musik- und Theaterreferent seit 1832 war und blieb bis 1848 Heinrich Adami.

2746 Bibikow, Wassili Iljitsch, kaiserlich russ. Kammerherr und Rat, Dramatiker und 1765 bis 1783 Aufseher bzw. Direktor des Kaiserlichen Theaters in St. Petersburg (1740-1787). Brief m. U. „Wasily Bibikow“. In franz. Sprache. 2 S. 4to. St. Petersburg 20.V.1768. 180 € Mit Schmeicheleien gefüllter Brief an eine Dame. „... Les assurances du Gracieux Souvenir dont Votre Excellence a bien voulu charger M. Le Baron Igelstrom pour moi auroient lieu de me surprendre après un absence de dix années si pendant le temps que J‘ai eu le bonheur de passer auprès de vous Je n‘avois apris a connoitre la bonté de Votre Caractère. mais ce qui de la part de tout autre devroit causer de l‘étonnement ne peut, de la votre, qu‘exiter l‘admiration ... Je me réjouis avec toute la Pologne de la Dignité dont S. E. Votre illustre Epoux a été revétu. la recompense du vrai mérite est un juste sujet de satisfaction pour tous les honnêtes Gens ...“. - Bei dem erwähnten „Baron Igelstrom“ handelt es sich wohl um den livländischen Landmarschall Baron Gustav Heinrich von Igelström (1695-1771) oder um einen seiner drei Söhne, die wie der Vater in polnischen oder russischen Diensten waren. - Über Wassili Iljitsch Bibikow vgl. R. A. Mooser, Annales de la musique et les musiciens en Russie au XVIIIe siècle, Bd II, S. 225 ff., wo seine Tätigkeit als Leiter des Kaiserlichen Hoftheaters und als Dramatiker gewürdigt wird.

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ edler Musik. - Die beiden neuen Ouvertüren habe ich hier neulich in der Probe bei den Philharmonikern gehört; jede in ihrer Art ist herrlich und ... sehr wirkungsvoll instrumentirt. - [Hans] Richter schwärmte sehr von einer neuen Symphonie von Dvorak, die er noch in diesem Winter bringen will ...“. - Am Briefkopf Notiz des Empfängers.

2748 Bruch, Max, Komponist und Dirigent (1838-1920). Porträtfoto-Postkarte mit eigh. Signatur „Max Bruch“ und Datum auf der Bildseite. (Berlin) 24.X.1916. 220 € Die Aufnahme (Orig.-Bromsilber-Abzug) zeigt den greisen Künstler im Sessel sitzend, den Blick auf den Betrachter gerichtet. Auch die Adresse einer Verehrerin in Elberfeld, an die das Porträt verschickt wurde, ist von Bruchs Hand geschrieben. - Beiliegend 4 nicht signierte Porträtphotos (Johannes Brahms, Ruggiero Leoncavallo u. a.). Abbildung

2749 Cossmann, Bernhard, Cellist und Komponist, Mitglied des Leipziger Gewandhausorchesters und unter Franz Liszt der Weimarer Hofkapelle (1822-1910). Eigh. Brief m. U. „B. Cossmann“. 2 S. Doppelblatt mit blindgepr. Monogramm. Gr. 8vo. Weimar 7.X.1865. 150 €

2748

Kirchners Brahms-Arrangements 2747 Brahms, Johannes. - Billroth, Theodor, berühmter Wiener Mediziner, einer der bedeutendsten Chirurgen des 19. Jhdts, gilt als Begründer der modernen Bauchchirurgie und Pionier der Kehlkopfchirurgie; zugleich als Musikliebhaber mit Johannes Brahms und Eduard Hanslick eng befreundet (1829-1894). Eigh. Brief m. U. „Th. Billroth“. 3 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Wien 25.XII.1880. 800 € An einen Herrn. „... Brahms brachte mir vor einigen Tagen die von [Theodor]Kirchner arrangirten Ungarischen Tänze und Liebeslieder. Wer die Sachen genau kennt, und weiß, was alles der Komponist in diese poetischen Schöpfungen hineingeheimnißt hat, muß ganz Bewunderung sein über das unglaublich gelungene Arrangement; ich glaube kaum, daß etwas Aehnliches in diesem Genre existirt; die Arbeit ist mit einer liebenden Sorgfalt gemacht, wie sie ein Componist selbst seinen arrangirten Kindern fast nie angedeihen läßt. Können Sie nicht Kirchner veranlassen, daß er die 3 Streichquartette von Brahms in gleicher Weise für 2 Hände setzt, es wäre eine schöne Gabe für alle Freunde

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An einen Dr. Hartmann, dessen Einladung durch das Konzert-Komitee er mit Vergnügen annehme. „... Leider existirt für einen Violoncellisten immer ein embarras de - pauvreté, wenn es sich um die Wahl eines neuen Stückes handelt; indessen werde ich mich wohl für das Violoncelloconzert von Rubinstein entscheiden, nach meiner Idee das interessanteste von allen, wahrscheinlich jedoch nicht sehr wirkungsvoll. Bevor möchte ich es hier in Weimar einmal gehört resp. gespielt haben, bitte daher mich erst für den Januar oder Februar gefälligst vorzumerken ... Ihr werthes Schreiben ist von Weimar nach Baden und von dort erst wieder hieher geschickt worden, entschuldigen Sie daher die Verzögerung meiner Antwort ...“. - Im folgenden Jahr wechselte Cossmann als Professor für Violoncello an das Moskauer Konservatorium, aber Baden blieb ein Wunschziel, so dass er ab 1870 für 8 Jahre in BadenBaden wohnte.

2750 Dirigenten. 9 Autographen. 1913-2001.

180 €

Vorhanden: Christoph von Dohnányi: Masch. Brief an Klaus Geitel. 1 S. Gr. 4to. Hamburg 28.XII.1979. - Mit Briefkopf „Hamburgische Staatsoper“. Wünscht ein Gespräch zu Geitels Artikel über Gottfried von Einems Oper. - Walter Hagen-Groll: Masch. Brief an Klaus Geitel. 1 S. Gr. 4to. Salzburg 10.VI.2001. - Großer Dankesbrief über Geitel als Kritiker. - Robert Heger: Signierte Porträtfoto-Postkarte. - Rafael Frühbeck de Burgos: Masch. Brief an Klaus Geitel. 1 S. Gr. 4to. Berlin 8.X.1999. - Über die bedrohte Zukunft des Berliner Rundfunk-Sinfonie-Orchesters. - Heinrich Hollreiser: Eigenh. Brief an Klaus Geitel. 1 S. Gr. 4to. Berlin 8.III.1975. - Dankesbrief für Geitels Besprechung von Hollreisers „Arabella“-Premiere. „... freut mich umso mehr, als in unsern Tagen das aufwendige sich in Szene setzen mancher Dirigenten immer schlimmere Formen annimmt ...“. - Siegfried Ochs: Eigenh. Brief an eine Dame. 3 S. Kl. 4to. Berlin 6.XII.1913. - Über die finan­ zielle Förderung eines musikalischen Wunderkindes, das er als „Felix Mendelssohn redivivus“ bezeichnet. - Ivan Törzs: Eigenh. Brief an


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen Klaus Geitel. 11/2 S. Mit farbigem Briefkopf des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin. Gr. 4to. Schwerin 11.X.1999. - Lädt ihn zu einer „Fidelio“-Premiere ein. „Das ist meine erste Produktion als Operndirektor hier ...“. - Felix Weingartner: Eigenh. Patent-Brief und signierte Porträtfoto-Postkarte (29.X.1913). Der Brief (1 S. 8vo. Paris 22.V.1914) an Fritz Droop vom „Mannheimer Tagblatt“ mit Dank für dessen „verständnisvolle und wohlwollende Kritik“ zur Aufführung von Weingartners Oper „Kain und Abel“. - Mehrere Beilagen, darunter die gedruckte Einladung zur „Todten-Feier“ für Hans von Bülow am 29. März 1894 in Hamburg, ferner eine eigenh. Visitenkarte von Marie von Bülow und anderes. - Das Foto von Weingartner mit 2 kleinen RandDefekten.

„ich kann die Luft in Berlin nicht vertragen“ 2751 Gert, Valeska, Ausdruckstänzerin, Schauspielerin und Kabarett-Leiterin, emigrierte zur NS-Zeit nach England, dann in die USA, lebte ab 1951 in Kampen auf Sylt (1892-1978). Konvolut von 26 eigh. Briefen, 3 masch. Briefen und 6 eigh. Postkarten, meist m. U. „Valeska Gert“. Zus. ca. 67 S. Verschied. Formate, meist quer-4to. 19501976. 3.000 € An ihre Freundin, die spät zu Ruhm gekommene Diseuse Ada Hecht (1912-2001) in Berlin, die zeitweilig auch in den verschiedensten Funktionen in Valeska Gerts Kabarett-Lokal „Ziegenstall“ in Kampen auf Sylt arbeitete. Die vorliegenden, oft in großer Schrift flüchtig hingeworfenen Briefe Valeska Gerts vermitteln vielfältige Einsichten in das höchst aktive Leben der nach Deutschland zurückgekehrten Künstlerin, die zwar nunmehr ihren Mittelpunkt in Kampen sieht, aber ihren in der Stummfilmzeit erworbenen Ruhm auch jetzt noch nutzen kann, um mit führenden Regisseuren in Kontakt zu kommen und wieder Filmrollen zu übernehmen, verbunden mit den notwendigen Reisen. 1965 berichtet sie, nachdem sie in Federico Fellinis Film „Julia und die Geister“ in Rom die Rolle eines Faktotums verkörpert hatte: „... Nachdem ich ein paar Tage in Kampen war, bekam ich von Fellini einen reizenden Brief: ‚Durch meine bizarre Genialität sei es mir gelungen, die schwere Rolle genau so zu spielen, wie er es sich gedacht hatte.‘ Wissen Sie übrigens, dass der Filmmann, für den Sie damals Zeuge gegen mich waren, d. Prozess verloren hatte? Das wird ihn viel Geld gekostet haben, denn er ging ja durch 2 Instanzen u. viele Termine. Er musste ja auch meinen Anwalt bezahlen ...“. Ihre zweite Heimat ist auch jetzt wieder Berlin, wo sie ein Zimmer hat, sich gelegentlich mit Ada oder mit Prominenten trifft zwecks beiderseitigen Engagements. Volker Schlöndorff dreht mit ihr 1976 „Der Fangschuß“ in Jugoslawien und ein Jahr später eine Dokumentation über ihr Leben. Auch geplante Rollen in Schlöndorff-Verfilmungen von Bölls „Katharina Blum“ und Musils „Törleß“ kommen in einem Brief zur Sprache. Weitere Regisseure, die in den Briefen genannt werden, sind Boleslav Barlog, Werner Herzog und Margarethe von Trotta. Valeska berichtet von vielerlei Erfolgen und lobenden Stimmen und erwähnt ihre diversen Auftritte in Rundfunk und Fernsehen: „... Ich soll am 19. Nov. in d. Talkshow sein. Kann immer noch umgeändert werden, weil [Franz Josef] Strauss abgesagt hat u. d. Gefragten ja immer zusammenpassen sollen. Habe jedenfalls Bammel davor, weil mich viele ja scheusslich finden ... Ich schreibe ein neues Buch, da kommt auch eine Analyse v. Ihnen drin vor, sehr interessant glaube ich. - Ob Sie‘s glauben oder nicht, ich mache jetzt gründlich rein! ... Ich komme nicht nach Berlin. Volker Schlöndorf[f], der jetzt in Russland ist, will mir i. d. 2. Aprilhälfte meinen Film herbringen u.

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vorführen. Er soll ‚fascinierend‘ sein. Er ist v. ‚Zweiten Fernsehen‘ bestellt. Ausserdem, ich kann die Luft in Berlin nicht vertragen ...“. Ferner Programmplanung mit Personen und Texten für den Kampener „Ziegenstall“ und ein Vertrag mit Ada Hecht (1976). Auch Kritik an Kollegen fehlt nicht: „... Gestern war [Hanns Dieter] Hüsch in d. Talkshow. Vor Jahren hat er mir im ‚Ziegenstall‘ zur Laute vorgesungen. Ich fand ihn langweilig und schlecht u. nahm ihn nicht. Er ist noch genauso schlecht. Hanne Wieder war letzten Sommer hier, sah Dietmar [wohl ein ihr befreundeter Travestie-Künstler] und sang seinen Stationsvorsteher viel schlechter als er. Wie kommen die bloss alle zu ihrem guten Namen. Das ist doch alles Tinnef ...“. - Ferner über Alltagsprobleme, Krankheiten, eine Katze und vieles andere. Die Briefe und Karten zeichnen mit ihren vielfältigen Themen und Aspekten ein gutes Bild der ungewöhnlichen Darstellerin. - Nur wenige Briefe sind datiert, so dass sich eine grobe Chronologie höchstens anhand des Inhalts herstellen läßt. - Zu jedem Brief beiliegend eine zuweilen unvollständige, zuweilen fehlerhafte masch. Transkription. Alle Teile gelocht. Abbildung

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ ken. Sie wird nämlich wahrscheinlich ein paar davon singen. Hoffentlich sehe ich Sie in meinem recital? - Den Klavierauszug: Hymne bitte ich zu gleicher Zeit mir zukommen zu lassen. Für den Augenblick wird es doch nichts damit, da Sie ja selbst nicht hinreichend Zeit haben ...“. - „Frau Rudersdorff“: die Sängerin Hermine Rudersdorff (-Küchenmeister, 1822-1882), die ab 1854 höchst erfolgreich in England auftrat und nicht nur in Opern-Aufführungen, sondern auch bei vielen großen Musikfestivals Triumphe feierte.

2754 Humperdinck, Engelbert, Komponist (1854-1921). Eigh. Musikmanuskript mit Widmung u. U. „Engelbert Humperdinck“. 3 S. Quer-8vo. Siegburg 20.IX.1871. In: Poesie-Album seiner Schwester Ernestine Humperdinck. 37 Bl., davon 35 S. beschrieben oder illustriert. Mit 1 Aquarell, 6 farbigen Kalligraphien, zwei einmontierten Drucken sowie 3 S. Notenhandschrift. Blindge­pr. Leinen-Album d. Z. (1 Rückenkante zerschlissen) mit vergold. Aufdruck „Album“ und Goldschnitt. 18691873. 1.900 €

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„Erinnerung. - Nicht zu schnell“. Vollständige Komposition für Klavier (32 Takte); am Schluß die eigenhändige Widmung „Zum Andenken an Deinen Bruder Engelbert Humperdinck, Siegburg, den 20. September 1871.“ Drei Seiten im Poesie-Album der Ernestine Humperdinck, der früh verstorbenen Schwester von Engelbert und Adelheid. Eintragungen in Siegburg, Münster und Konstanz von Mitgliedern der Familie Humperdinck (Maria, Franziska, Caroline, Adele) und von anderen Verwandten und Freunden. Die Komposition des 17jährigen Engelbert in Siegburg, noch vor dem Eintritt in das Kölner Konservatorium, zeigt die gleiche Handschrift wie das Musikmanuskript des 20jährigen in unserer 112. Auktion. - Beiliegend ein Blatt mit zwei poetischen Nachrufen auf Ernestine Humperdinck. Abbildung

2752 Gounod, Charles, franz. Komponist, neben Berlioz das Haupt der romantischen Musik in Frankreich (1818-1893). Eigh. Brief m. U. „Ch Gounod“. 1 S. Gr. 8vo. (Paris 1875?). 150 € An einen „cher ami“, wohl einen Theaterdirektor. Beschwert sich über die Verschiebung von Vorstellungen seiner Oper. „... Je suis désolé que la dernière représentation soit ainsi remise à demain ... quel guignon! Maintenant touchez que la 1iere représentation n‘aille pas tomber Vendredi au lieu de Mercredi ...“. - Wohl ursprünglich in ein Album geklebt gewesen und später ausgeschnitten worden; entsprechende Leimspuren.

2753 Hiller, Ferdinand von, Komponist und Pianist, europaweit tätig als Dirigent, schließlich städt. Musikdirektor und Konservatoriumsdirektor in Köln (1811-1885). Eigh. Brief m. U. „Dr. Ferd Hiller“. 1 S. Blaues Papier, aufgezogen auf ein Untersatzblatt. Gr. 8vo. (England) 16.III.1871. 150 € An eine Dame. Er bedauere, daß man ihn zu Hause nicht angetroffen habe. „... Darf ich Sie bitten, die Lieder, die ich Ihnen zugesandt, mir oder (was praktischer sein dürfte) Frau Rudersdorff, die in Ihrer Nähe wohnt (15 Marlborough Road) für den morgenden Abend zuzuschic-

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2755 Instrumental-Virtuosen. 4 Autographen. Verschiedene Formate. 1964-1984. 150 € Briefe und Karten von Spitzenmusikern an den Berliner Musik- und Ballettkritiker Klaus Geitel. Vorhanden: Friedrich Gulda (österr. Pianist, 1930-2000). Eigenh. Brief m. U. „Gulda“. 3/4 S. (Kugelschreiber). Gr. 4to. Salzburg 24.XI.1964. - „... Bitte hören Sie sich die Cassette aufmerksam, vollständig und gewissenhaft an! Es lohnt sich nämlich! Eine richtige, ausführliche, vielleicht historische (das hängt von Ihnen ab) Rezension in der ‚Welt‘ sollte das Ergebnis Ihrer diesbezüglichen, beruflichen Mühewaltung sein! ...“. - Wilhelm Kempff (Pianist, einer der bedeutendsten Klaviervirtuosen des 20. Jhdts, 1895-1991). PorträtPhotographie (14,4 x 10 cm) mit eigenh. Widmung auf der Bildseite. Mai 1968. - Gidon Kremer (lettisch-dt. Violinist, geb. 1947). Gedruckte Porträtfoto-Karte mit eigenh. Widmung auf der Bildseite. O. O. (ca. 1975). - Die Aufnahme zeigt den Künstler sitzend, mit Instrument. - Yehudi Menuhin (Violinist, Bratschist und Dirigent, einer der größten Violinvirtuosen des 20. Jhdts, 1916-1999). Eigenh. Brief-Karte m. U. „Jehudi Menuhin“. In engl. Sprache. 2 S. Mit eigh. Umschlag. Berlin, Kempinski Hotel, (19.XII.1983). - „... I was deeply touched and remain very grateful to you for so charmingly and warmly introducing ... and for guiding our conversation so effortlessly ...“. - Beiliegend 3 nicht signierte Porträtfotos (neuere Abzüge auf Postkarten) von Jan Kubelik und Wilhelm Backhaus.


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen

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2756 Joachim, Joseph, Violinist, Komponist und Dirigent, Direktor der Musikhochschule in Berlin, einer der bedeutendsten Violinisten des 19. Jahrhunderts (18311907). Eigh. Brief m. U. „Joseph Joachim“. 1 S. 8vo. O. O. u. J. 200 € „In Eile“ an eine Dame. „... Es ist doch wohl besser, ich schicke das Billet zu P‘s Concert, da ich nicht ganz sicher bin, ob ich selbst loskommen kann. Auf das Vergnügen mich bald persönlich einzustellen ...“. - Dabei: Pablo de Sarasate, weltberühmter Violinist und Komponist (18441908). Gedruckte Visitenkarte mit eigh. Beschriftung. (England) o. J. - (P. Sarasate) „regrets not to have the time to call on you in Brighton as he has to start at 540 for London!“

2757 Käutner, Helmut, Regisseur, Schauspieler und Kabarettist, einer der bedeutendsten Filmregisseure des dt. Nachkriegskinos (1908-1980). Porträt-Fotografie mit eigenh. Widmung auf der Bildseite. 23 x 17 cm. Auf einen Untersatzkarton montiert. O. O. 1946. 150 € „Für meinen Jonny am Tage der wundersamen [?] Wiederkehr mit Dank ... Helmut Käutner“. Das große und schöne Porträt aus dem Atelier Kurt Julius in Hannover zeigt den Künstler, wie er nachdenklich den Kopf auf die rechte Hand stützt, die eine Zigarette hält. Wer ihn einmal bei der Regiearbeit erlebt hat, erkennt diese typische Haltung sogleich wieder. - Die Schrift an einigen Stellen blass und undeutlich. Abbildung

2758 Komponisten des 20. Jahrhunderts. 10 Autographen. Verschied. Formate. 1914-2004. 300 €

Briefe und Karten, meist an den Berliner Musik- und Tanzkritiker Klaus Geitel gerichtet. Vorhanden: Eugen d‘Albert: Signierte PorträtfotoPostkarte (Düsseldorf 1.III.1914). - Werner Egk: 2 masch. Briefe m. U. „Werner Egk“. Zus. 2 S. Gr. 4to. Inning 25.VI. und 7.VII.1976. - Interessante Briefe über Proben, Inszenierung und Kritik seiner Oper „Der Revisor“. Über einen Konflikt mit dem Regisseur Dietrich Haugk: „... Anlass dazu war die Regie des ersten Aktes, welche die Sänger verpflichtete, während eines vielstimmigen musikalischen Ensembles Stühle mehrmals über die ganze Bühne zu schleppen. Meine Forderungen blieben unbeachtet. Bei einer folgenden Probe schlug ich Herrn Haugk schliesslich vor, mein Stück in seiner Inszenierung umzubenennen: Statt Egk, ‚Der Revisor‘ sollte es heissen Haugk, ‚Der Stuhlgang‘.“ - Wolfgang Fortner: 1 masch. Postkarte, 1 eigh. Postkarte und 1 Programm seines „Carmen“-Balletts mit Widmung. Zus. 4 S. Stuttgart 28.II.1971, Heidelberg 21.I.1975 und Portland 6.VII.1993. „... Er kannte Sie, aber doch nicht so gut, um zu wissen, dass der Unterschied zum üblichen Reportertyp weiß Gott sehr groß ist. An Bedenken blieb die Störung und Behinderung bei Proben ...“. - Aribert Reimann: 1 eigh. Brief m. U „Dein Aribert“ und Musikzitat. 1 S. Gr. 4to. O. O. (2004). - Unter anderem über die Salzburger Uraufführung seines Orchesterwerkes „Zeit-Inseln“: „... Ein besseres Omen als Dein Geburtstag konnte ich für das Stück nicht haben ...“. - Am Briefkopf ein Musikzitat aus seiner „Gespenstersonate“. - Fried Walter: 2 masch. Briefe m. U. „Fried Walter“. Zus. 2 S. Gr. 4to. Berlin-Dahlem 4.VIII.1988 und Gordola vor Locarno 8.IX.1988. - Schickt sein Werkverzeichnis (hier nicht mehr vorhanden) und berichtet über seine Laufbahn: „... Ich bin der letzte noch lebende Schönberg-Schüler. Mir ging aber seine atonale Zwölfton-Musik so gegen mein naives Gemüt, daß ich eines Tages dem Unterricht an der Akademie der Künste wegblieb und seitdem lieber ein Freund der Melodie wurde. Mit meinen Opern hatte ich ausgerechnet während der Kriegs-Jahre sensationelle Erfolge. Nach dem Krieg wollte dann kein Mensch mehr etwas von meiner Musik wissen. Ich ging zum RIAS und übernahm die Abteilung U-Musik. Von 1947 bis zu meiner Pensionierung 1972 war ich Lektor, Produzent, Dirigent, Programmgestalter, Abteilungsleiter und Arrangeur und spielte eine große Rolle im Berliner

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Votre lettre et le volume y joint m’ont causé un de ces plaisirs nobles et précieux qui compensent, et au delà, beaucoup d’ennuis et de fatigues. Vous avez trouvé quelques accents sympathiques dans mes Lieder, et les relevez avec un sens poétique et une finesse d’observation musicale et psychologique de plus rares. En particulier, ce que vous voulez bien dire des Lieder: ‘am Rhein’ et ‘Über allen Gipfeln’ touche ma fibre intime, et me persuade que malgré la faiblesse de mon talent, je ne suis pas une mauvaise voie. À d’autres d’y avancer et briller mieux! ...“.

2760 Lucca, Pauline (ab 1873 verh. von Wallhoffen), österr. Sopranistin, Primadonna der Berliner Hofoper, von Meyerbeer nach Berlin geholt und dort auf Lebenszeit engagiert (1841-1908). Eigh. Brief m. U. „Pauline Lucca, Bn: v. Wallhoffen“. 2 S. Doppelblatt mit gekröntem Monogramm in Silberprägung. 8vo. O. O. (nach 1872). 150 €

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Musikleben ... Tonalität ist ein Naturgesetz, die Zwölftonlehre ist ein Irrtum, beweist Ernest Ansermet in seinem totgeschwiegenen Buch: Die Grundlagen der Musik ...“. - Isang Yun: Eigh. Briefkarte m. U. „Isang Yun“. 1 S. Mit eigh. Umschlag. Quer-8vo. Berlin 25.X.1977. - „... Ich habe mit Freude Ihre Rezension über mein Jubiläumskonzert in der ‚Welt‘ gelesen. Ich hoffe sehr, daß wir uns irgendwann wiedersehen können ...“. - Das Foto von d‘Albert auf der Rückseite beschädigt. Sonst alles ordentlich erhalten. Abbildung

2759 Liszt, Franz, Klaviervirtuose und Komponist (1811-1886). Eigh. Brief m. U. „F. Liszt”. In franz. Sprache. 21/2 S. 8vo. (Cernobbio am Comer See), Villa d’Este, 21. VI.1874. 1.800 € An einen Herrn (Musikkritiker?). „... Vous devez avoir bien mauvaise opinion de mon savoir-vivre, et je ne sais vraimant comment m’excuser près de vous. Permettez-moi de compter sur votre bienveillance ... pour indulger le trop long retard de mes remerciments très sincères. Ce n’est pas faute de les ressentir vivement que j’ai manqué à vous les exprimer; mais mon temps se perd à mille obligations circonvenantes, qui m’empêchent d’en remplir plusieurs de celles que je préférerais, comme les aient: d’écrire régulièrement à mes amis, et à m’occuper davantage de composition.

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An einen „werthen Freund“, dem sie wohl einen Gesangsvortrag versprochen hatte. „... Eben war ich im Begriff an Sie zu schreiben daß ich leider nicht im Stande bin mein Versprechen zu halten. Ich bin noch vollständig heiser, aber selbst wenn ich sollte bis zum 24ten wieder in der Lage sein zu singen, so müßte ich in der Oper auftreten, allein sowohl ich, als meine Ärzte glauben nicht, daß ich noch in dieser Woche wieder vollständig hergestellt sein werde. Verzeihen Sie mir die Störung, und hoffentlich ist es mir ein anderes Mal möglich Ihnen zu dienen ...“. - Pauline Lucca genoß beim Publikum wie bei Hofe ein solches Ansehen, dass sich bekanntlich selbst der Reichskanzler Bismarck mit ihr wie ein gestandenes Ehepaar fotografieren ließ. - Dabei: Etelka Gerster, aus Ungarn stammende Opernsängerin, trat u. a. in Venedig, London und öfter in den USA auf, später in Berlin Gesangspädagogin mit zahlreichen berühmten Schülerinnen (1855-1920). Eigh. Brief m. U. „Etelka Gerster-Gardini“. In franz. Sprache. 11/2 S. Doppelblatt mit Trauerrand. 8vo. O. O. u. J. - An Madame Munkacsy. „... Charmée de votre invitation je l‘accepte avec le plus grand plaisir. - Mr. Lauser me prie de vous présenter ses hommages et de vous dire qu‘il sera heureux d‘être présent à l‘appel ...“. - Ferner beigegeben ein kurzer eigh. Brief (mit Briefkopf „Moniteur universel“) des französ. Schriftstellers Théophile Gautier an den weltberühmten Tenoristen und Schriftsteller Gustave Roger (1815-1879), mit der Bitte, ihm eine Loge für die Abendvorstellung zu beschaffen (Paris, nach 1849).

2761 Muck, Karl, gefeierter Dirigent, Generalmusik­ direktor der Berliner Kgl. Oper, Leiter des Boston Symphony Orchestra, Chef der Hamburger Philharmoniker (1859-1940). 6 eigh. Briefe m. U. „Dr. Karl Muck“. Zus. 9 S. 2 Briefe mit Trauerrand. Mit 1 Umschlag. 4to und gr. 4to. 1925-1926. 300 € Teilweise inhaltsreiche Briefe an den holländischen Organisten und Musikschriftsteller Herman Rutters (1879-1961) in Amsterdam. Ein Brief erklärt, warum der Hamburger „Karl-Muck-Platz“ in neuerer Zeit in „Johannes Brahms-Platz“ umbenannt wurde. „... Je älter ich werde, desto mehr komme ich zur Ueberzeugung, dass man in meinem Handwerk eigentlich immer nur zu einer verschwindenden Minorität spricht; d. h. dass in der grossen Menge stets nur einige wenige Menschen sind, die so ganz verstehen, was man eigentlich anstrebt, und wo die höchsten, unerreichbaren Ziele liegen. Sie haben für Ihre Bewerthung meiner Bestrebungen und meines künstlerischen Bekenntnisses in Ihrem


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen

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Briefe so schönen Ausdruck gefunden, dass ich schon deshalb nicht bedaure, noch einmal nach Amsterdam gekommen zu sein ...“. Nennt seine Hamburger Adresse und fügt hinzu: „Und für event. Billet- und Wohnung-Bestellung in Bayreuth genügt ja auch meine dortige Adresse: Parsifal-Strasse 8 ...“ [Amsterdam 7.IV.1925]. Aus Rapallo schreibt er im Juni: „... Anbei übersende ich Ihnen die zwei Bayreuther Papiere, Billet-Bestellung und Wohnungs-Nachweis ... Zur Vermeidung von Missverständnissen muss ich noch feststellen, dass es im Festspielhaus sog. Presse-Plätze, also Freikarten für Zeitungen, resp. deren Vertreter, niemals gegeben hat. So wie Rich. Wagner das im Jahre 1876 einführte, so ist es bis zum heutigen Tage geblieben. - Ich bin natürlich gerne bereit, Ihnen die Unannehmlichkeit postaler Geldsendung abzunehmen und die ... 422,00 einstweilen für Sie zu deponiren, wenn ich nach Bayreuth komme ... Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie Prag gut überstanden haben mögen. Im Vorjahre erzählte mir ein Bekannter Schauerliches über die Quantität, noch Schauerlicheres über die Qualität der dort gespielten ‚Neuen‘ und ‚Neuesten‘ [Rapallo 1.VI.1925] ... Also grosse Begeisterung bei dem Jazzband-C[once]rt? Sie Armer, der Sie so Etwas anhören und gar noch darüber schreiben müssen! Dieser Whiteman ist ein amerikanisirter deutsch-polnischer Jude namens Weissmann. Die Jazz-‘Musik‘ ist eine ausschließlich jüdische Erfindung; Sam Cohen (Cohn), Jack Levinne (Levy) etc. sind die Haupt-‘Kompo­ nisten‘, die mit ihrem Dreck Millionen verdient haben. Es ist die alte Geschichte: das jüdische Zersetzungs- und Zerstörungs-Werk; hier am Musik-Geschmack. Und der blöde nicht-jüdische Pöbel geht auch hier wieder den Juden in‘s Garn. - Wie ich höre, hat wenigstens in Deutschland die ernste Musik-Kritik scharf Front gemacht gegen den Versuch, den Jazz-Mist als ‚Concert‘-Kost zu serviren ... „ [Baden-Baden 11. VII.1926]. Ferner ausführlich über Karten für Bayreuth und für die Münchener Oper: „ ... Sie finden anbei je zwei Karten zu: ‚Cosi fan tutte, 11. August ... Don Juan ... Zauberflöte ... Entführung ... Tristan ... Figaro 21. August ...“ [München 7.VIII.1926]. - Diverse Beilagen: 1 Foto, das Muck mit 4 weiteren Personen, darunter die Sängerin Barbara Kemp, in Bayreuth zeigt. - 10 teils deutsche, teils holländische Zeitungsartikel über Muck. - 1 holländisches Konzertprogramm mit Muck als Dirigent (1925). - Den Hass auf Jazz-Musik teilte Muck mit dem ungefähr gleichaltrigen Kollegen Felix von Weingartner, der sich in seinen Memoiren ähnlich abfällig äußert. - Alle Briefe gelocht; 1 Brief mit Tesafilm-Schaden an einer Ecke.

2762 Opern-Sängerinnen und -Sänger. 17 Autographen. 1967-1984. 150 € Meist Briefe und Karten berühmter Stars der deutschen Opernszene des 20. Jahrhunderts, gerichtet an den Berliner Musik- und Ballettkritiker Klaus Geitel. Vorhanden: Hans Beirer (3 eigenh. Briefe, davon 2 auf der Rückseite von Rollenfotos; 1 masch. Briefe. Zus. 7 S. 1967-1984), Annabelle Bernard (eigenh. Brief in deutscher Sprache, 1981), Dietrich Fischer-Dieskau (1 eigenh. Brief mit Umschlag, 1 eigenh. Postkarte, 1 kurzer masch. Brief, 1983-1984), Donald Grobe (1 masch. Brief, 1973), Hermann Prey (1 kurzer eigenh. Brief, 1981), Martti Talvela (2 kurze masch. Briefe, 1973-1983), Programm eines Wiener Konzerts mit Verdis „Requiem“ (1984) unter Herbert von Karajan mit den eigenh. Signaturen von Anna Tomowa-Sintow, Agnes Baltsa, José Carreras und José van Dam sowie dem Chordirigenten Walter HagenGroll.

2763 Rebícek, Josef, aus Prag stammender, ausgezeichneter Dirigent und Komponist, 20 Jahre Musikdirektor am Wiesbadener Hoftheater, ab 1897 Kapellmeister bei den Berliner Philharmonikern (1844-1904). - Sammlung von 50 Orig.-Photographien prominenter Musiker mit Widmung an Josef Rebicek. 33 Photos im Kabinett-Format (ca. 16,5 x 11 cm), teils mit Goldschnitt, und 17 Photos im Visit-Format (ca. 10,3 x 6,3 cm). 1866-1901. 600 € Bis auf wenige Ausnahmen Zivilporträts von hervorragenden weiblichen und männlichen Instrumental-Virtuosen (Klavier oder Violine) sowie Komponisten, Sängerinnen und Sängern in und aus Deutschland, Böhmen, Polen, Russland, Belgien, Holland, Italien und England, mit z. T. längeren Widmungen auf den Vorder- oder Rückseiten. Einige auch mit Widmung an Rebiceks Gemahlin, die aus Wiesbaden stammende Sängerin Elisabeth Löffler. Teilweise Aufnahmen bedeutender Ateliers wie Hanfstaengl, Schaarwächter, Höffert oder Brandseph. Vorhanden: Willy Burmester (Violinist, Schüler Joseph Joachims), Dame Clara Butt (britische Sängerin, Schülerin von Etelka Gerster), Elisabeth Caland

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2764 Regisseure. 10 Autographen, mit Beilagen. 19741999. 200 € Jeweils an den Berliner Musik- und Ballettkritiker Klaus Geitel. Vorhanden: Götz Friedrich: Masch. Brief. 1 S. Gr. 4to. Berlin 7.IV.1999. Gratulation zu einer Auszeichnung für Geitel sowie Einladung zur „Götterdämmerung“-Premiere in Helsinki. Mit Briefkopf „Deutsche Oper Berlin. Der Generalintendant“. - Rudolf Noelte: 2 masch. Briefe. Zus. 21/2 S. Gr. 4to. Allmannshausen 24.V.1974 bzw. Berlin, Akademie der Künste, 15.X.1977. - Im ersten Brief wehrt sich Noelte ausführlich gegen Geitels Vorwurf, ein „Behinderer des deutschen Theaters“ zu sein. Der zweite Brief über organisatorische Probleme bei der geplanten Biographie der Choreographin Tatjana Gsovsky. Hierzu die Durchschrift eines Briefes von Geitel an Noelte. - Jean-Pierre Ponnelle: Masch. Brief in deutscher Sprache. 1/2 S. Gr. 4to. O. O. 31.I.1982. Dankt u. a. für Geitels Besorgnis bezüglich einer Erkrankung Ponnelles. - Beiliegend eine eigenh. Karte (2001) von Margit Saad-Ponnelle über Geitels Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann. - Annegret Ritzel: Masch. Brief. 1/2 S. Gr. 4to. Berlin, Deutsche Staatsoper, 15.X.1999. - „... Mitte der 70er Jahre habe ich in Berlin meine erste Operninszenierung gemacht ... und bekam von Ihnen meine erste sehr gute Kritik. Sie haben mir damals zu einem guten Karrierestart verholfen, und nun, 25 Jahre später, habe ich es geschafft, an der Stats­ oper engagiert zu werden, mit Bellinis ‚Norma‘ ...“. - Willi („Bill“) Schmidt: 3 eigenh. Briefe, 1 eigenh. Postkarte und 1 eigenh. Beilage. Zus. 51/2 S. Gr. 4to (außer der Karte). Berlin 15.IX.1974 - 29.IV.1975. - Freundschaftlicher Gedanken- und Buch-Austausch: „... In dieser grobschlächtigen, wahrhaft zum Ekel herausfordernden Zeit, (vor der man sich nur in sein Schneckenhaus zurückziehen kann), ist es ein Trost, einer solchen Publikation zu begegnen, und ich danke Ihnen recht sehr für dieses österliche Präsent, das zu betrachten ich nicht müde werde ...“ [27.III.1975]. - Franco Zeffirelli: Eigenh. Foto-Postkarte (die Bildseite zeigt Maria Callas in „Poliuto“ auf der Bühne der Mailänder Scala) mit kurzem Gruß und Unterschrift „Franco“. 2767

(Pianistin, auch bedeutende Klavierpädagogin), Teresa Carreño (Pianistin), Ernesto Consolo (Pianist), Josef Debroux (Komponist), D. Frangeon-Davies (brit. Sänger), Berthe Marx-Goldschmidt (franz. Pianistin), Marie Soldat (Violinistin, Schülerin Joseph Joachims, gastierte in ganz Europa), Anna Haasters-Zinkeisen (Pianistin, Schülerin Hans von Bülows), Ida Hiedler (österr. Opernsängerin, Star der Berliner Hofoper, hier im Kostüm als Elisabeth in „Tannhäuser“), Arno Hilf (Violinvirtuose, Konzertmeister im Leipziger Gewandhausorchester), Johann Hrimaly (böhmischer Violinist und Musikpädagoge), Lilli Lehmann (weltberühmte Sängerin und Gesangspädagogin; hier im Bühnenkostüm), Johannes Messchaert (holländ. Sänger und Gesangspädagoge), Marcella Pregi (ital. Sängerin), Franceschina Prevosti (ital. Sängerin), Raoul Pugno (ital. Komponist), Elsa Ruegger (Schweizer Cellistin), Ella Russell (amerikan. Opernsängerin, trat in Europa auf), Irma Saenger-Sethe (Violinistin, Schülerin von Eugène Ysaye), Max von Schillings (Komponist und Dirigent), Bernhard Scholz (Komponist), Leone Sinigaglia (ital. Komponist, befreundet mit Brahms und Dvorak; das Photo auch mit Musikzitat) und viele andere. - Beiliegend einige nicht signierte Photos, darunter ein großformatiges Porträt von Josef Rebicek aus dem Jahr 1888 (21,4 x 13,4 cm). - Schöne Sammlung von großenteils seltenen und qualitätvollen Musikerporträts, durch die Widmungen an einen hochrangigen Kollegen von besonderem Wert. Abbildung Seite 191 und 201

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2765 Reinecke, Carl, Komponist, Pianist und Dirigent, langjähriger Leiter des Leipziger Gewandhaus-Orchesters (1824-1910). Eigh. Brief m. U. „Carl Reinecke“. 1 S. Mit gedrucktem Briefkopf „Die Concertdirection in Leipzig“. Gr. 4to. Leipzig 27.IX.1861. 150 € An einen Violinisten, der sich für das Gewandhaus-Orchester beworben hatte. Reinecke teilt mit, er habe die Bewerbung dem Direktorium vorgelegt, doch man habe ihn mit einem ablehnenden Bescheid beauftragt und gebeten mitzuteilen, „daß man augenblicklich nicht recht Gebrauch von Ihrer gütigen Offerte machen könne, da man schon jetzt sechs feste Engagements mit andern Geigern abgeschlossen habe, mithin nicht weiter auf Violinsoli reflektiren dürfe“. Diese Auskunft tue ihm, Reinecke, persönlich sehr leid, „weil ich aus Ihren Zeilen ersehe, daß Sie einen gewissen Werth darauf legen, hier zu spielen, und daß Sie sich einen Erfolg von meiner Befürwortung versprachen, welche indeß, wie Sie selbst eingestehen werden, immer nur von geringem Einfluß sein kann, wenn ich nicht persönlich die Leistungen der geehrten Künstler kenne ...“. - Kleine Defekte am rechten Rand.

2766 Rihm, Wolfgang, Komponist, Musikwissenschaftler, Essayist und Dozent, Inhaber zahlreicher hoher Auszeichnungen und führendes Mitglied diverser Fachver-


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen

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bände und Institutionen (geb. 1952). Sammlung von 7 eigenh. Briefen, 1 eigenh. Ansichts-Postkarte sowie 22 Bl. Kompositionsskizzen (Bleistift), das erste Blatt mit eigenh. Widmung. Zus. ca. 30 S. Mit 4 eigenh. Umschlägen. Meist gr. 4to bzw. (die Noten) quer-gr. 4to. Freiburg und Karlsruhe (ca. 1976) - 1993. 600 € An den Berliner Musik- und Ballettkritiker Klaus Geitel, jeweils über musikalische Angelegenheiten. Etwa 1976 schreibt Rihm aus Freiburg: „... Ich finde es natürlich großartig, daß Sie mit Karajan über meine Dritte gesprochen haben. Allein aufführbar wären nur Satz I und III. Bei den andern sind ja die Soli und der Chor. Am besten Sie lassen sich von UE [d. i. Universal Edition] die Partitur kommen. Ich bin sicher, die kommt schnell, wenn Sie von den Karajanschen Interessen erzählen. Alles sehr unerwartet für mich ...“. - Im Dezember 1982 sendet er Geitel ein Konvolut Kopien der Partitur „Gebild“ (auch hier beiliegend), die er für den Schweizer Dirigenten und Mäzen Paul Sacher komponiert hatte. „... Ein recht winterliches Stück, will es scheinen, aber ich bin mir wie so oft noch nicht im Klaren, woher dieser scharfe Wind weht. Dennoch muß ich mich ihm aussetzen! Momentan - als alter Arbeitshygieniker - erhole ich mich bei Walzern süffigster Sorte ...“. - Im Januar 1983 schickt er Geitel wunschgemäß eine Aufstellung der vielen Rihm-Aufführungen und -Konzerte in diesem Jahr und fügt hinzu: „... Das Bratschenkonzert ist gerade fertig geworden, von 1979 bis jetzt hat es sich gesträubt. Es ist das ehemalige Philharmoniker-Huldigungs-Werk aus dem man mich - da ungenießbar - hinwegbat. Das Stück ist jetzt fast durchweg langsam, ziehend und zehrend und für mich die Bestätigung meiner Vermutung, daß die Mittel wirklich nur ‚Mittel‘ sind, denn es ist völlig tonal (d. h. natürlich nicht funktional tonal) ...“. - Zu Geitels 60. Geburtstag sendet er (hier ebenfalls beiliegend) 22 Blatt mit Bleistift geschriebene Partitur-Skizzen zu „Umsungen“ mit Texten nach Nietzsche; auf Bl. 1 mit Tinte die Widmung: „Klaus Geitel zum 60. Geburtstag 1984 Wolfgang Rihm“. - Ferner beiliegend die oben erwähnten 22 Bl. Partitur-Kopien von „Gebild, Klaus Sacher gewidmet“. - Schönes Material über einen der prominentesten Komponisten der Gegenwart. Abbildung

2767 Rimski-Korsakow, Nikolai, russ. Komponist (1844-1908). Eigh. Brief m. U. „N R Korsakov“. In russ. Sprache. 12/3 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Zagorodnij 20. IX.1899. 1.500 € An den bedeutenden Juristen, großen Musikliebhaber und Cellisten Pjotr Iwanowitsch Poletika (1859-1941), der mit der Sängerin (Kontraaltistin) Maria Iwanowna P. verheiratet war. Poletika hatte die Teilnahme des von ihm geleiteten Chors an einem Konzert Rimski-Korsakows vorgeschlagen. „... Gestern habe ich mit Herrn M. P. Beljajew über Ihren Vorschlag gesprochen. Er zeigte sich aufgeschlossen und beauftragte mich, die Einzelheiten mit Ihnen zu besprechen. Im Großen und Ganzen ist folgendes zu sagen: Ich schätze, dass es für den Chor am bequemsten wäre, an einem Konzert im März teilzunehmen (11. oder 18.) Die Einzelheiten des Programms kann ich Ihnen in ungefähr einer Woche mitteilen. Auf dem ersten gemeinsamen Plakat für das Konzert, welches in Kürze erscheint, wird der Chor nicht genannt. Wenn das Programm erstellt ist, teilen Sie mir bitte die ungefähre Anzahl der Choristen mit, und ich sende Ihnen die Partien zu. In den nächsten Tagen werde ich mich bemühen, bei Ihnen vorbei zu kommen, um mit Ihnen persönlich darüber zu sprechen ...“ (freie Übersetzung aus dem Russischen). - Der genannte Mitrofan Petrowitsch Beljajew (1836-1904) war Musikverleger, Konzertveranstalter und Musiker-Mäzen. - Der aus einer Diplomatenfamilie stammende Jurist Poletika, der am Musik­ leben seiner Zeit rege beteiligt war, hinterließ wertvolle, bosher unveröffentlichte Memoiren. Auch der hier vorliegende Brief von RimskiKorsakow ist bisher unveröffentlicht. Abbildung

2768 - Eigh. Brief m. U. „N R Korsakow“. In russ. Sprache. 11/2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. O. O. 13.II.1900. 1.500 € Gleichfalls an P. I. Poletika, wegen Teilnahme des Chors an seinem Konzert. „... Nach Empfang Ihres Briefes habe ich veranlaßt, dass Ihnen der Klavierauszug und die Stimmen (je 25 Stück) von ‚Porajenie Sennah-

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ mung auf der Bildseite). - Pauline Viardot-Garcia (eigh. Billet: „... Je vous attends 16 rue Chaptal dans l‘atelier de Mr. Scheffer, pour répéter les airs de Chopin - j‘ai la musique. Nous serons tout seul ...“).

2770 Sängerinnen und Sänger. Sammlung von 32 Porträt- oder Rollenphoto-Postkarten (meist photograph. Original-Abzüge) mit eigenh. Signatur oder Widmung, meist auf der Bildseite. 1910-1942. 300 €

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Große Opern-Stars der Kaiserzeit sowie der 1920er, 1930er und 1940er Jahre: Lola Artôt de Padilla (2, als „Micaela“ in Carmen und als „Octavian“ in Der Rosenkavalier), Gemma Bellincioni (als „Salome“, Berlin 1912), Elisabeth Boehm van Endert (als „Pamina“ in Die Zauberflöte), Maria Cebotari (Zivilporträt), Carl Clewing (Ziv. als Springreiter), Emmy Destinn (Ema Destinová) (als „Elisabeth“ in Tannhäuser, Berlin 1910), Willi Domgraf Fassbaender (Ziv.), Claire Dux (als „Pamina“ in Die Zauberflöte, 1912), Beniamino Gigli (Ziv., 1937), Louis Graveure (Rollenbild), Marie Götze (als „Delila“, 1911), Putnam Griswold (2, Ziv. und als „Escamillo“ in Carmen, 1911), Annie Gura-Hummel (2, als „Senta“ in Der fliegende Holländer und als „Elisabeth“ in Tannhäuser, 1911), Käte Heidersbach (als „Elsa“ in Lohengrin; Serie „Bayreuther Bühnenfestspiele“), Baptist Hoffmann (in Figaros Hochzeit), Ludwig Hofmann („Hagen“ in Der Ring des Nibelungen, 1942; Serie „Bayreuther Bühnenfestspiele“), Hermann Jadlowker (in La Bohème), Margarete Klose (als „Fricka“ in Der Ring des Nibelungen; Serie „Bayreuther Bühnenfestspiele“), Maria Labia (in Carmen), Jaro Prohaska (2, Ziv. und als „Wotan“ in Der Ring des Nibelungen, 1940), Helge Roswaenge (Ziv.), Therese Rothauser (2, als „Cherubin“ in Figaros Hochzeit, 1912, und 1 weiteres Rollenbild), Karl Schmitt-Walter (Ziv.), Leo Slezak (Ziv., Hamburg 1913), Franca Somigli (als „Margherita“ in Faust), Andrejewa von Szkilondz (als „Philine“ in Mignon), Erich Zimmermann (Ziv., 1940; Serie „Bayreuther Bühnenfestspiele“). - Beigegeben 3 spätere Rollenphotos mit Widmung an den Kritiker Klaus Geitel: Hans Beirer als „Herodes“ in Salome (Berlin 1987). - Loren Driscoll (Berlin um 1970). - Julia Varady (Berlin um 1975). - Zus. 35 signierte Photos. Abbildung

eriba‘ [Die Niederlage des Sennaherib] überbracht werden. - Es wäre sehr interessant, die schon vorbereiteten Teile gehört zu haben, aber ich fahre am Dienstag (22. Febr.) für ein Konzert nach Brüssel und kehre erst ... 3 Wochen später (7. März) zurück. Mir scheint, dass die einzige Möglichkeit, zu Ihnen zu einer Chorprobe zu kommen und die diversen Chorpartien durchzuarbeiten, nur in der 3. Fastenwoche sein kann, danach noch zwei weitere Chorproben in der 4. Fastenwoche, und dann wird das Ganze in Anwesenheit des Orchesters vollendet. Ich bin mir sicher, dass nach Ihrer Arbeit mit dem Chor nur wenig für mich bleibt, was ich noch machen könnte; der Chor muß sich nur an meine Zeichen und Tempi gewöhnen ...“ (freie Übersetzung aus dem Russischen). Einrisse in der Querfalte (z. T. unauffällig unterlegt). - Bisher unveröffentlicht.

2769 Sängerinnen und Sänger. 7 Autographen. Ca. 1860-1971. 200 € Vorhanden: Enrico Caruso (große Signatur, London 1911, mit Bleistift, etwas verwischt). - Dietrich Fischer-Dieskau (sign. Porträtfoto-Karte). - Lotte Lehmann (sign. Porträtfoto-Postkarte und masch. Begleitbrief m. U. „Lotte Lehmann“, 1971). - Nellie Melba (eigh. Brief, 2 S. 8vo, ohne Datum). - Renata Tebaldi (Porträtfoto-Postkarte mit eigh. Wid-

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2771 Schauspielerinnen und Schauspieler. 34 Autographen. Mit 2 Umschlägen. Ca. 1905-1998. 180 € Eigenhändige Briefe und signierte Porträt- oder Rollenfoto-Postkarten von: Else Bassermann (kleines Brustbild), Ernst Deutsch (gedrucktes Pressefoto auf einer Karte, rückseitig eigenh. Widmung an „Ellen Knappertsbusch zur Erinnerung an die glücklichen Theaterjahre mit guten Wünschen und Grüssen, Ernst Deutsch, Nov. 52, wieder in Berlin“), Else Eckersberg (Porträtfoto-Postkarte), Julius Geisendörfer (2 FotoPostkarten), Paul Hartmann (Porträtfoto-Postkarte), Michael Heltau (eigenh. Ansichts-Postkarte), Hermine Körner (Porträtfoto-Postkarte), Werner Krauß (2 Porträtfoto-Postkarten), Harry Liedtke (PorträtfotoPostkarte), Fritzi Massary (Porträtfoto-Postkarte, beschnitten), Peter Matic (eigenh. Brief an Klaus Geitel, über dessen Projekt der Biographie einer „schillernden Persönlichkeit“), Alexander Moissi (PorträtfotoPostkarte), Grete Mosheim (6 eigenh. Briefe, zus. 131/2 S. Gr. 4to. Juni 1981. - An Klaus Geitel, über ihr gemeinsames Projekt einer MosheimBiographie; mit der Durchschrift eines Briefes von Geitel an Grete Mosheim), Sylvester Schäffer (Porträtfoto-Postkarte), Otto Sommerstorff (Rollenfoto-Postkarte), Waldemar Staegemann (2 RollenfotoPostkarten), Annemarie Steinsieck (3 Rollenfoto-Postkarten), Hans


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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________

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Stüwe (Rollenfoto-Postkarte), Sophie Wachner (3 Rollenfoto-Postkarten), Lisa Weise (1 Porträt-, 1 Rollenfoto-Postkarte), Gert Westphal (eigenhänd., schöner, besinnlicher Brief an Klaus Geitel zum Jahreswechsel 1998/99). - Beiliegend 2 nicht signierte Porträtfoto-Postkarten.

2772 Schröder-Devrient, Wilhelmine, geniale Sängerin, in Dresden, Wien, Paris und London gefeiert, begeisterte Beethoven und Wagner als „Fidelio“, wirkte in drei Wagner-Uraufführungen mit (1804-1860). Eigh. Brief m. U. „Wilhelmine Schroeder Devrient“. 1 S. Mit blindgepr. Monogramm „SD“. Gr. 4to. Dresden 11.III.1846. 350 € An Karl August Ritter (1800-1878), den künstlerischen Leiter des Bremer Stadttheaters, mit dem Angebot eines Gastspiels. „... Da ich früheren Einladungen, nach Bremen zu kommen, nicht habe Folge leisten können, mir es in diesem Jahre aber Zeit und Verhältnisse gestatten, so erlaube ich mir die Anfrage bei Ihnen: ob zu Ende April und mit Anfang Mai, Ihnen mein Auftreten als Gast auf Ihrer geehrten Bühne angenehm sein dürfte? Mit den dortigen Verhältnissen für den Augenblick unbekannt, würde ich Sie bitten, für den Fall daß Sie mein Gastspiel wünschen sollten, mir mitzutheilen, unter welchen Bedingungen Sie mich singen laßen könnten ...“. - Auf der Rückseite der Entwurf von Ritters Antwortschreiben: „... Leider zwingen mich eben eingelaufene Briefe auf das Vergnügen zu verzichten, Sie dem hiesigen Publikum, das noch mit großem Enthusiasmus von Ihrer früheren Anwesenheit dahier spricht, wieder vorzuführen, und besonders bedaure ich dies persönlich, dem es seit Ihrem Aufenthalt in Mannheim nicht mehr vergönnt war Sie zu hören u mich an Ihren Darstellungen zu erfreuen ...“. Er wolle sich jedoch „bei irgend einer andern passenden Gelegenheit“ wieder wegen eines Gastspiels an sie wenden.

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2773 Schumann, Robert, Komponist und Dirigent (1810-1856). Eigh. Brief m. U. „Robert Schumann“. 21/2 S. Doppelblatt. Düsseldorf 12.II.1854. 12.000 € Schumanns letzter Brief vor seinem Selbstmordversuch, gerichtet an Julius Stern, Gründer des Sternschen Gesangsvereins und Mitbegründer des gleichnamigen Konservatoriums in Berlin. Schumann hatte vertraulich den Wunsch geäußert, seine Düsseldorfer Stellung aufzugeben und vielleicht mit Stern zu tauschen. Darüber erschien jedoch eine Pressenotiz, was der Komponist sehr übelnahm und zu einem erregten Brief an Stern veranlaßte. Dieser fühlte sich wiederum gekränkt und schickte Schumann seinen Brief zurück. Hier nun Schumanns versöhnliche Antwort. „... Sie haben mich durch Ihren wohlmeinenden Brief dahin geführt, woraus ich in meiner Empfindlichkeit gar nicht hätte hinausschreiten sollen, nämlich zu einer ruhigeren Ansicht. Daß ich von haßesfähigem Gemüth wäre, daran zweifeln Sie, der Sie meine Musik kennen, wohl nicht [!]. Aber ein reizbares wohl? O ja - das schaut manchmal heraus. - Zweimal hab‘ ich Ihnen geschrieben, einmal von Holland, das andermal von hier. Im letztern sprach ich beiläufig von einem Wechsel unsrer Stellen. Das verstimmte mich, daß Sie mir über fünf Wochen darauf keine Antwort zukommen ließen. Nun erfuhr ich von Berlin, daß das Gerücht davon dort schon circulirte. Das verstimmte mich noch mehr; erstens weil es noch in so weiter Ferne liegt und über Unentwickeltes man nicht zu frühzeitig sprechen soll ... So wollen wir denn Gras darüber wachsen lassen, oder noch lieber Blumen. Ich lebe oft in leidlichen Sphären, wo es mir sehr gut gefällt; dann werd‘ ich oft aus dem Gleis gebracht, wenn ich in‘s Menschengetriebe komme und so ein Stern nicht antwortet. - Lassen Sie denn Ihren letzten Brief auch nicht den letzten sein; ich habe Prim und Terz angeschlagen, nun thun Sie die Quinte dazu. Dann will ich Ihnen auch über die hiesigen Zustände schreiben, in denen freilich auch keine


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sonderliche Harmonie ist, ohngefähr so wie der 1ste Accord im Finale von der 9ten Symphonie. Leben Sie wohl und lassen Sie uns Lethe zusammen trinken ...“. - Zwei Wochen später, am 27. Februar, stürzte sich Schumann in den Rhein. - Kleine Heft- und Montagespuren mit dem Rand eines anderen Schumann-Briefes. Abbildung Seite 195

Unveröffentlichte Skizzen zu „Jessonda“ 2774 Spohr, Louis, Komponist, Dirigent, Hofkapellmeister in Kassel, galt neben Niccolò Paganini als der größte Geiger seiner Zeit und kompositorisch als Bindeglied zwischen Klassik und Romantik (1784-1859). Skizzen zu der Oper „Jessonda“. 8 Seiten auf 4 Blättern (davon 1 Doppelblatt) im Quer-Folio-Format. Auf je 12 hs. Notenzeilen. Ca. 26,5 x 34 cm. (Kassel um 1821-1823). 1.200 € Spontane, erste Skizzen zu verschiedenster Kompositionsentwürfen der am 28. Juli 1823 in Kassel uraufgeführten dreiaktigen Oper Jessonda von Louis Spohr (1784-1859) nach dem Libretto des Eduard Heinrich Gehe (1793-1850), in der der Komponist auch mehrere Tanzund Balleteinlagen einbrachte. Beeinflusst von der Oper „Der Freischütz“ des Carl Maria von Weber entwickelte Spohr hier die romantischen Themen und Melodien zu eigenen Klangfarben und Motiven, mit denen er Charaktere und Situationen schilderte - die sich dann zu textlich-musikalischen Phrasen ausweiten und damit den Weg zur Hochromantik der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vor allem der Musik eines Richard Wagner weisen.

Die vier Blätter stammen wohl aus dem Besitz des belgischen Komponisten Henri Vieuxtemps (1820-1881), der - ebenso wie Louis Spohr einer der bedeutenden Violinisten des 19. Jahrhunderts war und mit Spohr befreundet war. Neben einigen hs. Besitzvermerken einer späteren Schrift in Rötelkreide am oberen Rand („Adolph Schmidt“, „Marie Zeitz“, „Heymar“) findet sich handschriftlich der Name „Vieuxtemps“ am Rand sowie von sicherlich derselben Handschrift eine kleine Beischrift auf einer Notenseite „Aus der Oper Jessonda“ (in schwarzer Tinte, umgekehrt). Die vier Blätter (zwei einzeln, ein Doppelblatt) zu 12 Zeilen pro Seite enthalten Komopositionsentwürfe in virtuosem Duktus mit eigenhändigen Bezeichnungen des Komponisten wie „pizz.“, „arco“, „unisono“, „Vom Anfang“ („da capo“), „Vom Anfang 11 Takte“, oder Instrument­ angaben „Horn“, „Clar:“ (für Klarinette), „Fag:“ (für Fagott), „col V“ („col Violino“), „Fl:“ (für Flauto, Flöte) etc. Interessant ist der Einblick in den Schaffensprozess des Komponisten, der hieran gut nachvollzogen werden kann. So skizzierte Spohr einen Gedanken, ein Motiv, eine Melodie, eine Orchestrierung oder eine Stimmführung, verwirft die Skizze wieder und streicht einzelne Takte mit wischigen Schrägstrichen durch oder streicht Passagen ganz mittels vieler Kreuzlinien, um dann neue Töne auf das Papier zu setzen. Immer wieder sind auch einzelne Noten durchgestrichen und korrigiert. Eine genaue Bestimmung bleibt freilich der Musikwissenschaft vorbehalten – Teils leicht gebräunt, fleckig und angestaubt, hin und wieder Handrückenwischer und Tintenflecke sowie Federproben an den Rändern. Wenige winzige Randein- und Ausrisse, jedoch stets ohne Notenverlust. Musikmanuskripte von Louis Spohr sind sehr selten, unveröffentlichte Skizzen nahezu nicht mehr im Handel vorkommend. Abbildung

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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Unveröffentlichte Skizzen 2775 - Einzelblätter und -bögen aus 2 verschiedenen Skizzenbüchern. Zus. 16 S. auf 8 Bl. (darunter 2 Doppelbl.). Je 16 hs. Notenzeilen. Ca. 27 x 37 cm. (Kassel um 1824-1836). 800 € Konvolut von zahlreichen, spontan, meist flüchtig zu Papier gebrachten ersten Kompositionsideen des seiner Zeit überaus populären, weit bekannten und geschätzten Komponisten Louis Spohr. Anhand der Blätter lässt sich der Prozess der Komposition eindrucksvoll nachvollziehen: so warf der Musiker seine Skizzen auf das Papier, verwarf einige wiederum, wischte die Tinte, strich aus, kreuzte und strichelte die Noten mit Wellenlinien durch, jeweils in ganz unterschiedlicher Virtuosität. Beischriften mit Instrumentenangaben „Violino Imo“, „V.lo“, „V2“, Oktavierungen „8°---“, „basso“ und Angaben zur Spielweise finden sich ebenfalls vereinzelt, wie: „pizz.“ „arco“, „cal“ etc. Interessant sind auch einige wohl leicht spätere Zusätze eines Bearbeiters, der mit Rötelkreide hier und da ein Vorzeichen „b“, „#“ oder eine Anweisung wie „col pizzicato all‘octavo“ hinzufügte. - Drei Blätter mit sechs eng beschriebenen Seiten sind auf bräunlichem, ziemlich brüchigen Büttenpapier erhalten, zwei Doppel- und ein Einzelblatt mit zusammen 10 Seiten stammen aus einem anderen Skizzenbuch von deutlich besserem, leicht bläulichen Papier. – Drei Blätter gebräunt und mit stärkeren Randläsuren (ohne Notenverlust), ein Blatt mit kleinem Eckausriss (mit wenigem Verlust), teils leicht angestaubt, gebräunt, insgesamt aber wohlerhalten und in sehr gutem Gesamtzustand. Abbildung Seite 197

2776 - Eigh. Brief m. U. „Louis Spohr“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Gr. 4to. Kassel 15.XII.1850. 250 € An den Gutsbesitzer Minden auf Ziegelhof bei Königsberg (Ostpreußen), dem er einen Rätselkanon übersendet. „... Er ist aus der frühern Zeit meiner Kunstreisen, wo es unter uns Künstlern Sitte war, sich solche Canons zum Errathen aufzugeben ...“.

2777 Spontini, Gasparo, ital. Komponist, Hofkomponist unter Napoleon in Paris, Generalmusikdirektor in Berlin (1774-1851). Eigh. Brief m. U. „Spontini“. In franz. Sprache. 1 S. Gr. 8vo. O. O. u. J. (1820, 1826 oder 1837). 200 € An einen Herrn. „... Etant obligé de me rendre demain à Potsdamm, je m‘empresse de vous en avertir, afin de ne pas vous donner la peine de venir chez moi sans me trouver. Je vous prie en même tems, ... de vouloir bien me faire savoir, de quelle manière je dois reconnaitre chaque visite dont vous m‘aviez favorisé, ainsi que l‘avenir, autant que mes occupations me le permettront pour le bout que je me suis proposé ...“. - Beiliegend ein gestoch. Porträt Spontinis und ein Zeitungsausschnitt mit der Meldung von seinem Tod in Majolati.

2778 Vrieslander, Otto, Komponist, Pianist, Musikwissenschaftler und Musikpädagoge (1880-1950). 1 eigh. Brief und 1 eigh. Postkarte m. U. „Otto Vrieslander“. Zus. 198

2 S. Gr. 4to und quer-8vo. München 12.VI. und 25. VII.1904.

120 €

An seinen Freund Carl Friedrich Schulz-Euler in Frankfurt am Main. Auf der Postkarte schreibt er u. a.: „... Willst Du die Freundlichkeit haben, und meine beiden Lieder Dir selbst kopieren, da ich nicht dazu komme. Und dann sende sie mir so bald als möglich zurück, da ich sie nach Wien zu schicken beabsichtige. - Hier ist es u. a. besonders der Aesthetiker Dr F. Blei, den meine Sachen sehr interessieren. Aber auch Frank Wedekind hat mir sein Compliment darüber gemacht ...“ [12. VI.1904]. Der Brief handelt von Vrieslanders Wunsch, im Urlaub bei Schulz-Euler Unterkunft zu finden. „... Du weißt, aus welchen inneren Gründen ich grade zu Dir komme. Ich wünsche nichts weniger, als in den Ferien Hotelreisender zu sein. Kannst Du mich ein paar Wochen gebrauchen? Ich wünschte, abgesehen von der Lust, Deine Sammlungen nochmals genauer zu inspizieren, mit Dir hier + da in den Taunus zu fahren und Dir vieleicht Anregungen zu geben ... Hast Du Platz? Du weißt: Gänzlich sans gêne. Ich gehöre zu den Primitiven. Ich würde dann einen Abstecher nach Köln unternehmen ...“ [25.VII.1904]. - Der Brief mit Faltenrissen, teils unterlegt.

2779* Wagner, Richard. - Autographen-Album der Clara Lambrecht-Pabst, Mitglied des „Richard-Wagner-Verbandes deutscher Frauen“, Ortsgruppe Nürnberg. 124 Bl., davon 84 S. beschriftet. 4to. Blindgepr. brauner Lederband d. Z. mit 6 unechten Bünden sowie dem Aufdruck „Autographen. Band 8 b“ und dem Namen der Inhaberin. 1906-1929. 450 € Ganz im Zeichen Richard und Siegfried Wagners angelegtes Album einer eifrigen Aktivistin des „Richard-Wagner-Verbandes deutscher Frauen“, das immer zu bestimmten, genau angegebenen Anlässen (Bayreuther Festspiele, Konzerte und Versammlungen des Verbandes etc.) zum Einsatz kam. Meist mit Zitat oder Widmung haben sich zu den Festspielen 1909 die Sängerinnen und Sänger Ellen Gulbranson, Anna von Mildenburg, Martha Leffler-Burckardt und Lily HafgrenWaag eingetragen. Im September 1909 gesellen sich in Bad Reichenhall der Herzog Dom Miguel von Bragança und in Gmain der Komponist Louis Pabst hinzu. Zur Uraufführung von Siegfried Wagners Oper „Banadietrich“ im Januar 1910 in Karlsruhe sind außer den Darstellern der Komponist Siegfried Wagner, der Maler Hans Thoma und der Theaterleiter Dr. August Bassermann im Album vertreten. Im Februar schreiben sich der Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Schuh und der Infanterie-General von der Tann ein, im September in St. Blasien der Maler Wilhelm Trübner. Nach einem Parsifal-Konzert im Oktober 1910 mit Eintragungen der Sänger folgt im Januar 1911 die Ehrenvorsitzende der Veranstaltung, Gräfin Tilly von Faber-Castell. Auch der Schauspieler und Bühnenleiter Siegwart Friedmann ist 1911 vertreten. Es folgen wieder die Festspiele 1911 mit den Sängern Hermann Weil, Walther Kirchhoff, Ernst Lehmann, Ernest van Dyck, Gisela Staudigl, Eugen Guth, Ernestine Schumann-Heink, Carl Braun, Luise ReussBelce, Eduard Habich, Jacques Urlus u. a. sowie den Dirigenten Karl Muck und Hans Richter. Nach 1912 werden die Veranstaltungen mit Gäste-Eintragungen weniger, dafür sind deren Chronik und Programme von der Inhaberin des Albums umso ausführlicher aufgezeichnet. Unter den prominenteren Gästen findet sich Daniela Thode-von Bülow, und 1928 sind mit den Dirigenten Karl Elmendorff und Franz von Hoeßlin sowie den Sängern Friedrich Schorr, Nanny Larsén-Todsen und Lauritz Melchior wieder Festspiel-Teilnehmer vertreten.


___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen

2779

Anläßlich der vielen Wagner-Konzerte und -Vorträge im Zeitraum 1909-1929 sind diverse Musikzitate eingetragen, die sogleich den musikalischen Charakter des Albums erkennen lassen. - Beiliegend eine Porträtfoto-Postkarte von Daniela Thode-von Bülow sowie 5 Glückwunschkarten und 1 längerer masch. Brief (1968) von Winifred Wagner an eine spätere Inhaberin des Albums, in dem Winifred dieser ihrer Freundin Aktuelles über ihre sämtlichen Familienangehörigen berichtet. Abbildung

2780 Zimmermann, Udo, Komponist und Dirigent, Intendant der Leipziger Oper, der Deutschen Oper Berlin und des Kunstzentrums Hellerau, Mitglied diverser Akademien und Träger zahlreicher Auszeichnungen (geb. 1943). 6 Briefe m. U. „Udo Zimmermann“, davon 2 eigenhändig, 4 maschinenschriftlich. Zus. 51/2 S. Gr. 4to und gr. 8vo. 2.I.1976 - 3.III.1982. 150 € An den Berliner Musik- und Ballettkritiker Klaus Geitel, den er mit Materialien zu Aufführungen seiner Werke versorgt und über seine Arbeit und Erfolge informiert. „... ich habe wiederholt Ihre Kritiken gelesen und mich immer wieder über Sachverstand und journalistischen Pfiff erfreut, beide sind heute in den Medien so selten geworden! Inzwischen ist der Horressche Schwetzinger ‚Schuhu‘ über die Bühne: eine gute Inszenierung, leider mit zuvielen so eben nicht möglichen Strichen, aber letztlich liegt dies eben im Werk selbst. Im September war ich 14 Tage in Kassel, Köln und Stuttgart, in Kassel wurde mein PSALM DER NACHT zur Eröffnung der Kasseler Musiktage sehr erfolgreich uraufgeführt, eine alles in allem überaus erfolgreiche Interpretation! Zur Zeit arbeite ich an einer Sinfonie für die Dresdner Kapelle, meiner Amphitryon-Oper für die Linden-Oper und einem Opernauftrag des Süddeutschen Rundfunks für die Schwetzinger Festspiele 1981: Lorcas ‚Die wundersame Schustersfrau‘ - ein von mir seit mehr als

zehn Jahr [sic] erträumter Stoff, jetzt erst haben die Lorca-Erben die Rechte zur Vertonung freigegeben [Dresden 1.X.1977] ... Darf ich mir erlauben, Ihnen den Erstdruck des Schuhu-Auszuges zu überreichen mit einem herzlichen Gruß aus Dresden! Am 22. Januar 1978 gastiert die Dresdner Oper mit dem ‚Schuhu‘ in Hamburg (wir bringen eine Neufassung) [Dresden 23.XI.1977] ... In der Hoffnung, daß Sie Herr Plagemann von dem Vorstoß [Julia] Varady informiert hat, hier also der Durchschlag des Briefes an Frau Varady ... Nun weiß ich um Ihren großen Einfluß auf die Dame und so wäre ich Ihnen überaus dankbar, könnten Sie dort ein Wort für den doch sicher Unbekannten Zimmermann einlegen. Die Hamburgische Staatsoper hat ganz offensichtlich wenig Möglichkeiten ... an die Dame heranzukommen, Herr FischerDieskau singt ja in diesem Hause nicht und Herr von Dohnayi hat ihn auch wohl nie darum gebeten. Also, alles in allem eine sehr delikate Sache, die eigentlich unlösbar erscheint ... P.S. Ich habe Frau Varady keinerlei Schallplatten (‚Levins Mühle‘ oder ‚Schuhu‘) überreicht, dies alles sieht so nach billiger Reklame aus ...“ [Dresden 3.X.1980]. - Die aus Siebenbürgen stammende Sopranistin Julia Varady, die in ganz Europa gefeiert wurde, war mit dem Bariton Dietrich Fischer-Dieskau verheiratet. Zimmermann bemühte sich, sie für die Titelpartie seiner „Wundersamen Schustersfrau“ zu gewinnen. Die erwähnte Durchschrift seines diesbezüglichen Briefes an sie liegt hier bei. - Am 3. März 1982 schreibt Zimmermann aus Hamburg, daß nun endlich die Premiere bevorstehe. „... In Hamburg haben wir nun die szenischen Proben zu meiner Wundersamen Schustersfrau begonnen, die ja zur Eröffnung der diesjährigen Schwetzinger Festspiele am 25. April herauskommen wird. Ich bin sehr froh, daß ich dieses Ziel nach vierjähriger mühevoller Arbeit erreichen konnte und es ist schon auch erfreulich, daß nach der Hamburger Premiere am 28. Mai sechs weitere Opernhäuser (Staatsoper in Ostberlin, Opernhaus Nürnberg, Leipziger Opernhaus, Bielefeld, Meiningen und Gera) das Stück herausbringen werden. Natürlich sagt dies noch nichts über die Qualität des Werkes aus, aber selbstverständlich ist dies weiß Gott nicht ...“. - Beiliegend ein signiertes Rollenfoto der Julia Varady.

199


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Register Autographen

A Alma-Tadema, Sir Lawrence 2714 Armstrong, Louis 2744 Artmann, H. C. 2501 Aubel, Carl 2618 Auerbach, Berthold 2502 Autographen-Album 2779 B Bachoffen von Echt, Reinhard 2685 Banks, Sir Joseph 2620 Barbey d‘Aurevilly, Jules 2503-2504 Barth, Heinrich 2622 Barth, Johann Heinrich 2623 Barth, Karl 2627 Bäuerle, Adolf 2745 Benoît, Philippe Martin N. 2628 Bergen, Claus 2715 Bernanos, Georges 2505 Bethmann-Hollweg, Moritz A. von 2624 Bibikow, Wassili Iljitsch 2746 Bildhauer 2716 Billroth, Theodor 2747 Bing, Gertrud 2629 Blass, Ernst 2601 Booth, John Wilkes 2684 Born, Max 2630 Braun, Alexander 2631 Brehm, Alfred Edmund 2632-2634 Breithaupt, F. W. & Sohn 2635 Brod, Max 2506 Bruch, Max 2748 Buvry, Leopold 2636 Byron, George Gordon, Lord 2507 C Campan, Jeanne L. H. 2508 Carben, Emmerich von 2697 Carl Theodor, Kurfürst v. d. Pfalz 2682, 2703 Celan, Paul 2509-2514 Chamisso, Adelbert von 2515 Charlotte Amalie, Fürstin zu Nassau-Usingen 2698 Chateaubriand, François René Vicomte de 2516 Clémenceau, Georges 2687 Colbert, Jean Baptiste 2688 Corinth, Lovis 2717 Cossmann, Bernhard 2749 Courteline, Georges 2517 Coxwell, Henry Tracey 2637 D Darbes, Joseph Fr. August 2718 Daudet, Alphonse 2518 Dehmel, Richard 2526 Diesbach Torny, Gabriel de 2702

200

Dirigenten 2750 Dix, Otto 2719 Dryander, Jonas 2621 EF Ehmcke, Fritz Helmuth 2720 Ensor, James 2721 Falin, Valentin M. 2686 Feuchtersleben, Ernst von 2519 Fintelmann, Ferdinand 2638 Freies Deutsches Hochstift 2626 Friedrich I., König in Preußen 2692 Friedrich II., der Große 2693 Friedrich Wilhelm, Fürst von Nassau-Weilburg 2699 Frisch, Max 2520-2521 Fröhlich, Katharina 2532 G Gabelentz, Hans C. von der 2639 Galerie Ernst Arnold 2722 Gemmingen, Otto von 2522 Genlis, Félicité Comtesse de 2523-2525 Gert, Valeska 2751 Gilm, Hermann von 2529 Goethe, Johann Wolfgang von 2530 Gounod, Charles 2752 Grass, Günter 2531 Greulich, Helmut 2603 Gubitz, Friedrich Wilhelm 2533 Gugel, Fabius von 2723 H Haller, Albrecht von 2534 Hammer-Purgstall, Jos. von 2535 Hausmann, Raoul 2536 Hegel, Immanuel 2640 Hergé 2724-2726 Herkomer, Sir Hubert 2727 Hertz, Wilhelm 2538 Hesse, Hermann 2539 Heuglin, Theodor von 2641 Heym, Georg 2596-2600 Heym, Hermann 2602 Hiller, Ferdinand von 2753 Hiller, Kurt 2604-2606 Hindenburg, Paul von 2700 Hirschfeld, Curt 2607 Hoddis, Jakob van 2608 Hoë von Hoënegg, Leonhard 2711 Hofmann von Hofmannswaldau, Christian 2540 Holub, Emil 2642 Hufeland, Friedrich 2643 Hugo, Victor 2541 Humboldt, Alexander v. 2644-2647 Humperdinck, Engelbert 2754

IJ Instrumental-Virtuosen 2755 Jandl, Ernst 2542-2543 Janssen, Horst 2728 Jentzsch, Robert 2609-2610 Joachim, Joseph 2756 Jünger, Ernst 2545 K Kanoldt, Alexander 2729 Kasack, Hermann 2546 Käutner, Helmut 2757 Kessels, Johann Heinrich 2649 Kieser, Dietrich Georg von 2650 Klages, Ludwig 2527 Komponisten des 20. Jhdts 2758 Königlich Griechische Landarmee 2696 Kopelew, Lew 2547 Koreff, David Ferdinand 2548 Kubin, Alfred 2730-2731 Kurakin, Alexander 2706 L Lamartine, Alphonse de 2549 Langbein, August 2550 Lechter, Melchior 2528 Ledwinka, Hans 2619 Lenz, Jakob Michael Reinhold 2551 Lhotsky, Johann 2651 Liszt, Franz 2759 Loewenson, Erwin 2611-2613 Louis Philippe I., König der Franzosen 2689 Lucca, Pauline 2760 Ludwig I., König von Bayern 2683 Ludwig Salvator, Erzherzog von Österreich 2652 Ludwig XV. König von Frankreich 2694 M Mackay, John Henry 2586 Magnus, Eduard 2732 Mahmud II., Sultan 2712 Mailer, Norman 2552 Malpighi, Marcello 2653 Mann, Thomas 2553-2555 Margarethe, Herzogin von Parma 2701 Meckel, Christoph 2556 Meier-Graefe, Julius 2654 Meteorologen u. Geophysiker 2655 Meyen, Franz Julius F. 2656 Morgagni, Giovanni Battista 2657 Muck, Karl 2761 Mueller, Ferdinand Frhr von 2658 Müllner, Adolf 2557 Murad Efendi 2558

N Necker, Jacques 2690 Neopathetisches Cabaret 2614 Nicolai, Friedrich 2559 Nicolaus, Josef 2659 Nordau, Max 2560 O Oelsner, Konrad 2561 Opern-Sängerinnen u. -Sänger 2762 Orlow, Alexei Gr. Graf 2707 P Pallas, Peter Simon 2660 Paoli, Betty 2562 Passalacqua, Giuseppe 2661 Paulsen, Christian Heinrich 2537 Peters, Wilhelm 2662 Philipp IV., König von Spanien 2710 Pinthus, Kurt 2615-2616 Plössl, Simon 2663 Polak, Jakob Eduard 2664 Proudhon, Pierre-Joseph 2704 R Rebicek, Josef 2763 Recke, Elisa von der 2563 Redslob, Edwin 2665 Regisseure 2764 Reinecke, Carl 2765 Reuter, Fritz 2564 Richter, Caroline 2544 Rihm, Wolfgang 2766 Rimski-Korsakow, Nikolai 27672768 Rosegger, Peter 2565 Roth, Eugen 2566 Rothschild, Louis Nathanael von 2705 Rouault, Georges 2733 Rückert, Friedrich 2567 Rühmkorf, Peter 2568 Ruthe, Johann Friedrich 2666 S Sand, George 2569-2571 Sängerinnen u. Sänger 2769-2770 Schadow, Johann G. 2734-2735 Schauspielerinnen und Schauspieler 2771 Schinkel, Karl Friedrich 2736 Schlagintweit, Hermann von 2667 Schlegel, August Wilhelm von 2572 Schmidt, Erich 2573 Schroeder-Devrient, Wilhelmine 2772 Schubert, Gustav von 2625 Schubert, Hans Georg W. von 2668 Schumann, Robert 2773


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Schurz, Carl 2709 Schwanthaler, Ludwig von 2737 Schweinfurth, Georg 2669-2670 Schwerdgeburth, Carl August 2648 Schwerin, Curd Chr. Graf von 2695 Slevogt, Max 2738 Spencer, Herbert 2671 Spohr, Louis 2774-2776 Spontini, Gasparo 2777 Stadler, Ernst 2574-2580 Staël-Holstein, A.-L. Germaine de 2581 Stammbuch 2582-2584 Stammbuch-Kassette 2585

Statham, Francis Reginald 2681 Steiner-Prag, Hugo 2739 Sudermann, Hermann 2587 Sully, Maximilien de Béthune, Herzog von 2691 T Tinbergen, Jan 2672 Tolstoi, Leo 2588 Trübner, Wilhelm 2740 Tschernischew, Sachar G. 2708 U Urzidil, Johannes 2589

Utzschneider, Joseph von 2673 V Velde, Henri van de 2741 Vogeler, Heinrich 2742 Voltaire, Francois Marie Arouet, gen. 2590 Vrieslander, Otto 2778 W Wach, Wilhelm 2743 Waldstein, Franz J. G. Graf von 2713 Weber, Max 2674

Wied-Neuwied, Maximilian zu 2675 Wilhelm, Adolf 2676 Wilhelmi, Carl 2677 Wolf, Christa 2591 Wolfsohn, John 2617 Worringer, Wilhelm 2678 Württemberg, Paul Wilhelm Herzog zu 2679 Z Zimmermann, Udo 2780 Zola, Émile 2592-2595 Zuccarini, Joseph Gerhard 2680

2763

201


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Register Literatur

A Adelung, Friederike 2001 Adimari, Alessandro 2002 Aerdig leven 2003 Apel, August 2004 Aristoteles 2203-2205 Athenaeum 2005 Aus Hochachtung und Freundschaft 2255 Azurblauer Seidenband 2030 B Basedow, Johann Bernhard 2206 Baurenfeind, Michael 2006 Bayle, Pierre 2007 Berchem, Max von 2008 Betzky, I. I. 2207 Bilderbuch No. VII. 2229 Billet 2256 Billet-doux 2256 Bloch, Ernst 2208 Bodmer, Johann Jakob 2009 Böhlau, Christoph Dietrich von 2010 Böhme, Jacob 2011 Bohny, Nicolas 2230-2231 Boileau Despréaux, Nicolas 2013 Bonaparte, Napoleon 2249 Börne, Ludwig 2012 Buchkasten 2031 Buffalo Bill‘s Wilder Westen 2232 Bürger, Gottfried August 2014 C Canitz, F. R. L. von 2015 Chagrinleder-Einband 2032 Chamisso, Adelbert von 2016 Chorier, Nicolas 2017 Cicero, Marcus Tullius 2018-2019 Colmar, Johann 2209 Crell, Johann Christian 2020 D Dante Alighieri 2021-2022 Das Glück bekränz‘ mit Blumen Dich 2257 Defoe, Daniel 2023 Deinhardstein, Johann Ludwig 2024 Demosthenes 2025 Den besten Wunsch spricht mein Gefühl 2254 Des jungen Sternheims Leiden und Freuden 2069 Descartes, René 2210 Dickens, Charles 2026 Diderot, Denis 2062 Didot, Pierre 2027

202

Dreux du Radier, Jean-Francois 2028 Droescher, Otto 2029 E Endletsberger, Johann Joseph 2258 Epinay, Louise Florence Pétronille Tardieu d‘Esclavelles d‘ 2033 Erasmus von Rotterdam, Desiderius 2034-2036 Es leben unser alle Drey 2251 F Facetiae Facetiarum 2037 Falkenskjold, Seneca Otto 2038 Fassmann, David 2039 Feige, Emilie 2233 Fielding, Henry 2040 Folengo, Teofilo 2041 Fontane, Theodor 2042-2052 Franzischino 2053 Freimüthige, Der 2054 freiwilligen Jäger, Die 2055 Frisch, Johann Leonhard 2056 Fröbel, Friedrich Wilhelm August 2211 G Gellert, Christian Fürchtegott 2057 Gellius, Aulus 2058 Gerstenberg, Heinrich Wilhelm von 2059 Gessner, Salomon 2060-2062 Goeckingk, Leopold Friedrich Günther von 2063 Goethe, Johann Wolfgang von 2064-2068 Gomberville, M. Le Roy Sieur de 2070 Gryphius, Andreas 2071 Gryphius, Christian 2072 Guckkastenbild 2250 H Hallensleben, Friedrich August Wilhelm 2073 Hebel, Johann Peter 2074-2075 Heiberg, Johan Ludvig 2076 Heidegger, Martin 2212-2214 Heine, Heinrich 2077 Hermes, Johann Timotheus 2078 Hertwig, Robert 2245 Heyne, Christian Gottlob 2079 Heyse, Paul 2080-2081 Hildebrandt, Lily 2234 Hochachtungsvoll geweith 2259 Hoffmann, E. T. A. 2084-2086

Hoffmann, Heinrich 2235 Hoffmann von Fallersleben, A. H. 2087 Hölderlin, Friedrich 2082-2083 Holmes, Oliver Wendell 2088 Holst, Adolf 2236 Holzschuher, Heinrich 2089 Horatius Flaccus, Quintus 2198 Humboldt, Wilhelm von 2090 IJ Iselin, Isaak 2215 Itzig Feitel Stern 2089 Johannat, Tony 2132 Jung-Stilling, Johann Heinrich 2091-2093 Juvenalis, Decius Junius 2094 K Kant, Immanuel 2216-2219 Kästner, Abraham Gotthelf 2095 Kein Oertchen ist so klein 2263 Keller, Gottfried 2096 Kinderbuchverlag Berlin 2237 Klappbillet 2254 Klatt, Edith 2238 kleine Jobsiade, Die 2097 Kleist, Franz Alexander von 2098 Klopstock, Friedrich Gottlieb 2099 Klopstock, Margareta 2100 Knigge, Adolph Freiherr von 2101 Kock, Charles Paul de 2102 Körner, Theodor 2103 Kramer, Matthias 2104 Kretzschmer, Andreas 2105 Krüger, Hilde 2239 Kunstbillet 2255, 2257-2260 L La Fontaine, Jean de 2106-2109 La Mothe Le Vayer, François de 2110 La Motte, Antoine Houdart de 2111 La Porte, Joseph de 2224 Lamb, Charles 2164 LaMothe le Vayer, F. de 2220 Le Prince de Beaumont, Jeanne Marie 2221 Lehmann, Gottfried Arnold 2249 Lessing, Gotthold Ephraim 21122116 Lipsius, Justus 2117 Luedecke, Heinz 2240 Lütgendorff, Ferdinand von 2153

M Machiavelli, Niccolo 2222 Macpherson, James 2127 Malss, Carl 2118 Meggendorfer, Lothar 2241-2242 Mein kleines Schnäbelchen bringt dir 2252 M‘en-Dawy, Georges 2119 Miller, Thomas 2120 Miniatur-Diorama 2261-2262 Mirabeau, Honoré-Gabriel de Riqueti de 2121 Montesquieu, Charles Louis de Secondat 2223 Mythos alter Dichter, Der 2122 N Neue Bildergallerie für die Jugend 2243 Niemeyer, August Hermann 2123 Nisle, Julius 2075 Novalis 2124 O Ochsenheimer, Ferdinand 2125 Ossian 2126-2127 Ovidius Naso, Publius 2128-2129 PQ Patriot, Der 2130 Pausanias 2131 Pellico, Silvio 2132 Petrarca, Francesco 2133-2134 Plutarch 2135-2136 Poe, Edgar Allan 2137 Pöllnitz, Karl Ludwig von 2138 Puppen-Mütterchen‘s Waschtag 2246 Puteanus, Erycius 2139 Quintilianus, Marcus Fabius 2140 R Rein und ungetrübt verfliesse 2260 Remer, Julius August 2141 Reybaud, Louis 2142 Richter, Friedrich 2143 Rosset, Pierre Fulcran de 2144 Rousseau, Jean-Jacques 2145, 2225 Rückert, Friedrich 2146 Ruge, Arnold 2147 S Saint-Lambert, Jean-François 2148-2149 Saint-Martin, Louis Claude de 2226


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Salzmann, Christian Gotthilf 2227 Schiller, Friedrich 2150-2152 Schilleriana 2154 Schlegel, Friedrich von 2155 Schleiermacher, Friedrich 2156 Schneider, M. 2157 Schubert, Gotthilf Heinrich 2158 Schubert, Gotthilf Heinrich von 2159 Schwabe, Carlos 2200 Scott, Walter 2160 Seneca, Lucius Annaeus 2161 Shakespeare, William 2162-2163 Sintenis, Christian Friedrich 2165 Sixtus, Albert 2244 Spelta, Antonio Maria 2166

Stael-Holstein, Anne-LouiseGermaine 2167 Sterne, Laurence 2168-2169 Stieler, Kaspar von 2170 Storm, Theodor 2171-2176 Straparola, Giovanni Francesco 2177 Sturz, Helfrich Peter 2178 Swift, Jonathan 2179 T Tacitus, Gaius Cornelius 2180 Tertullian, Quinus Septimius Florens 2181 Thompson, Kay 2247 Trenck, Friedrich Freiherr von der 2182

Trömer, Johann Christian 2183 Twain, Mark 2184 Tylli Eulenspiegels 2185 Tyllisch Kloster Gelübde 2186 Tyssot de Patot, S. 2187 UVW Uns‘re Freundschaft gleiche 2253 Vaterländisches Taschenbuch 2188 Vergilius Maro, Publius 2189 Vischer, Friedrich Theodor 2190 Volkmann-Leander, Richard von 2248 Voltaire, François Marie Arouet de 2191 Voß, Johann Heinrich 2192 Vulpius, Christian August 2193

Waiblinger, Wilhelm 2194 Weisse, Christian Felix 2195 Werd, Nicholas 2011 Widmann, Georg Rudolf 2196 Wieland, Christoph Martin 2197-2198 Wilhelm, Ignaz Franz Xaver von 2199 Wirkendes Wort 2213 Wolff, Christian 2228 YZ Yalouris, Nikolaus 2214 Zola, Émile 2200 Zolling, Theophil 2201 Zschokke, Heinrich 2202

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Besitzer 1: 2004, 2012, 2013, 2027, 2028, 2033, 2060, 2061, 2062, 2076, 2095, 2102, 2109, 2110, 2112, 2145, 2164, 2179, 2187, 2191, 2199, 2200, 2206, 2207, 2218, 2224, 2226. 2: 2530, 2653, 2657, 2684, 2693, 2702, 2704, 2721, 2733, 2747, 2754, 2759, 2773. 3: 2161. 4: 2043, 2044, 2045, 2046, 2047, 2048, 2049, 2050, 2051, 2052, 2079, 2084, 2085, 2155, 2158, 2159, 2171, 2172, 2173, 2175, 2176, 2211. 5: 2024. 6: 2186. 7: 2107, 2139, 2779. 8: 2053, 2129. 9: 2717. 10: 2038, 2618, 2628, 2631, 2635, 2636, 2637, 2649, 2650, 2655, 2659, 2662, 2663, 2666, 2673, 2694, 2706, 2707, 2708, 2746. 11: 2162, 2190. 12: 2217, 2219, 2692. 13: 2715, 2722, 2729, 2739. 14: 2751. 15: 2622, 2623, 2624, 2625, 2626, 2668. 16: 2083, 2090, 2092. 17: 2086, 2106, 2111, 2141, 2197. 18: 2057, 2098, 2134. 19: 2101. 20: 2003, 2037, 2073, 2074, 2097, 2185, 2188, 2194. 21: 2508, 2523, 2524, 2525, 2564, 2581, 2671, 2683, 2688, 2690, 2691, 2695, 2701, 2710, 2719, 2734, 2735, 2736, 2737, 2772, 2776, 2777. 22: 2067. 23: 2058. 24: 2006, 2170. 25: 2222. 26: 2016, 2080, 2081, 2146. 27: 2152. 28: 2583. 29: 2619, 2685, 2699, 2700, 2705. 30: 2501, 2536, 2542, 2543, 2556, 2568, 2589. 31: 2639. 32: 2208, 2212, 2213, 2214, 2539, 2545. 33: 2064, 2234. 34: 2137, 2551, 2588, 2728. 35: 2201. 36: 2261, 2262. 37: 2077. 38: 2055, 2120, 2157. 39: 2237, 2238. 40: 2041, 2169, 2182. 41: 2251, 2252, 2253, 2263. 42: 2507, 2541, 2584, 2645, 2712, 2713, 2752, 2753, 2756. 43: 2039, 2104, 2250, 2566. 44: 2005, 2124. 45: 2121, 2156, 2228. 46: 2119, 2184. 47: 2023. 48: 2522, 2533, 2540, 2552, 2558, 2586, 2587, 2627, 2643, 2661, 2732, 2769, 2774, 2775. 49: 2070. 50: 2153. 51: 2001, 2040, 2056, 2078, 2143, 2151, 2165, 2183, 2193, 2202. 52: 2535, 2544, 2548, 2550, 2559, 2561, 2567, 2572, 2711, 2745. 53: 2526, 2528, 2546, 2547, 2591, 2665, 2674, 2681, 2724, 2725, 2726. 54: 2590, 2630, 2640, 2686. 55: 2503, 2504, 2505, 2516, 2517, 2518, 2549, 2569, 2570, 2571, 2592, 2593, 2594, 2595, 2687, 2689. 56: 2585. 57: 2678, 2723, 2748, 2750, 2755, 2758, 2760, 2762, 2763, 2764, 2766, 2770, 2771, 2780. 58: 2133, 2189. 59: 2249. 60: 2018, 2019, 2025, 2034, 2117, 2131, 2136, 2180, 2181, 2203, 2204. 61: 2021. 62: 2247. 63: 2036, 2115. 64: 2767, 2768. 65: 2007, 2059, 2069, 2100, 2125, 2130, 2138. 66: 2054, 2154. 67: 2537, 2557, 2560, 2563, 2582, 2629, 2648, 2709, 2714, 2716, 2718, 2720, 2727, 2740, 2742, 2743, 2749, 2761, 2765, 2778. 68: 2022, 2031, 2066, 2108, 2128, 2132, 2142. 69: 2065, 2068, 2087, 2099, 2103, 2105, 2113, 2122, 2149. 70: 2008, 2094, 2241, 2242. 71: 2254, 2255, 2257, 2258, 2259, 2260. 72: 2089. 73: 2042. 74: 2160, 2220. 75: 2502, 2515, 2519, 2527, 2529, 2532, 2534, 2538, 2562, 2565, 2573, 2620, 2621, 2632, 2633, 2634, 2638, 2641, 2642, 2644, 2646, 2651, 2652, 2656, 2658, 2660, 2664, 2667, 2669, 2670, 2675, 2676, 2677, 2679, 2680. 76: 2030. 77: 2091, 2093. 78: 2506, 2509, 2510, 2511, 2512, 2513, 2514, 2520, 2521, 2531, 2553, 2554, 2555, 2574, 2575, 2576, 2577, 2578, 2579, 2580, 2596, 2597, 2598, 2599, 2600, 2601, 2602, 2603, 2604, 2605, 2606, 2607, 2608, 2609, 2610, 2611, 2612, 2613, 2614, 2615, 2616, 2617. 79: 2116. 80: 2256. 81: 2088, 2096, 2205. 82: 2150. 83: 2682, 2696, 2703. 84: 2198. 85: 2225. 86: 2177. 87: 2002, 2009, 2010, 2015, 2017, 2020, 2026, 2032, 2063, 2071, 2072, 2075, 2118, 2123, 2126, 2127, 2135, 2140, 2144, 2148, 2163, 2166, 2167, 2168, 2178, 2192, 2195, 2196, 2210, 2215, 2243. 88: 2035. 89: 2216. 90: 2647. 91: 2082. 92: 2235, 2236, 2244, 2245, 2246, 2248. 93: 2697, 2698. 94: 2114. 95: 2654, 2730, 2731, 2738, 2741. 96: 2011. 97: 2014. 98: 2221, 2227, 2230, 2231, 2232, 2233. 99: 2029, 2209, 2229, 2240. 100: 2672. 101: 2147, 2223. 102: 2239. 103: 2744. 104: 2174. 105: 2757.

203


V ersteigerungs - Bedingungen 1. Die Bassenge Buchauktionen GbR, nachfolgend Versteigerer genannt, versteigert als Kommissionärin im eigenen Namen und für Rechnung ihrer Auftraggeber (Kommittenten), die unbenannt bleiben. Die Versteigerung ist freiwillig und öffentlich im Sinne des § 383 III BGB. 2. Der Versteigerer behält sich das Recht vor, Nummern des Kataloges zu vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge anzubieten oder zurückzuziehen. 3. Sämtliche zur Versteigerung kommenden Gegenstände können vor der Ver­steigerung besichtigt und geprüft werden. Die Sachen sind gebraucht. Erhaltungszustände der einzelnen angebotenen Arbeiten bleiben im Katalog in der Regel unerwähnt. Die Katalogbeschreibungen sind keine Garantien im Rechtssinne und keine vertraglich vereinbarten Beschaffenheitsangaben. Gleiches gilt für individuell angeforderte Zustandsberichte. Sie bringen nur die subjektive Einschätzung des Versteigerers zum Ausdruck und dienen lediglich der unverbindlichen Orientierung. Alle Gegenstände werden in dem Erhaltungszustand veräußert, in dem sie sich bei Erteilung des Zuschlages befinden. Soweit nicht in der Katalogbeschreibung explizit erwähnt, sind Rahmungen nicht bindender Bestandteil des Angebots. Der Käufer kann den Versteigerer nicht wegen Sachmängeln in Anspruch nehmen, wenn dieser seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat. Der Versteigerer verpflichtet sich jedoch, wegen rechtzeitig vorgetragener, begründeter Mängelrügen innerhalb der Verjährungsfrist von 12 Monaten ab dem Zeitpunkt des Zuschlags seine Ansprüche gegenüber dem Einlieferer (Auftraggeber) geltend zu machen. Im Falle erfolgreicher Inanspruchnahme des Einlieferers erstattet der Versteigerer dem Erwerber den Kaufpreis samt Aufgeld. Die Haftung des Versteigerers auf Schadensersatz für Vermögensschäden – gleich aus welchem Grund – ist ausgeschlossen, es sei denn, dem Versteigerer fiele Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last. Die Haftung bei Verletzung von Leben, Körper und Gesundheit bleibt unberührt. 4. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchst­ bieten­den. Der Versteigerer kann den Zuschlag verweigern oder unter Vor­behalt erteilen. Wenn mehrere Personen dasselbe Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das Los. Der Versteigerer kann den Zuschlag zurücknehmen und die Sachen erneut ausbieten, wenn irrtümlich ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot übersehen worden ist oder wenn der Höchst­bietende sein Gebot nicht gelten lassen will oder sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen. 5. Im Falle eines schriftlichen Gebotes beauftragt der Interessent den Versteigerer für ihn während der Versteigerung Gebote abzugeben. In schriftlichen Aufträgen ist bei Differenzen zwischen Nummer und Kennwort das Kennwort maßgebend. 6. Telefonische Gebote und Online-Direkt-Gebote über das Internet bedürfen der vorherigen Anmeldung beim Versteigerer und dessen Zustimmung. Für die Bearbeitung übernimmt der

Versteigerer jedoch keine Gewähr. Telefonische und OnlineGebote werden nur akzeptiert, wenn der Bieter bereit ist, den ihm zuvor mitgeteilten Mindestpreis des jeweiligen Loses zu bieten. Auch bei Nichtzustandekommen einer Verbindung gilt, dass für den Auktionator dieses Gebot in Höhe des Mindestpreises verbindlich ist. Für das Zustandekommen einer entsprechenden Telefon- oder Onlineverbindung übernimmt der Versteigerer keine Gewähr. Das Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen findet auf solche Gebote keine Anwendung (§ 312d Abs. 4 Nr. 5 BGB). 7. Mit der Erteilung des Zuschlages geht die Gefahr für nicht zu vertretende Verluste und Beschädigung auf den Ersteigerer über. Das Eigentum an den ersteigerten Sachen geht erst mit vollstän­ digem Zahlungseingang an den Erwerber über. 8. Auf den Zuschlagspreis ist ein Aufgeld von 28% zu entrichten, in dem die Umsatzsteuer ohne separaten Ausweis enthalten ist (Differenzbesteuerung) oder ein Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19% (Regelbesteuerung), bei Büchern beträgt die Umsatzsteuer 7% (Regelbesteuerung).Die im Katalog mit einem * gekennzeichneten Objekte unterliegen in jedem Fall der Regelbesteuerung (Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19%). Bei den im Katalog mit einem ^ gekennzeichneten Objekten ist Einfuhrumsatzsteuer angefallen. In diesen Fällen wird zusätzlich zu einem Aufgeld von 25% (Differenzbesteuerung) die verauslagte Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von z.Zt. 7% auf den Zuschlag erhoben. Für bundesdeutsche Kunsthändler und Antiquare, die zum Vor­s teuer­abzug berechtigt sind, kann die Gesamt­rech­nung auf Wunsch, wie bisher nach der Regelbesteuerung ausgestellt werden. Von der Umsatzsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Dritt­ länder (außerhalb der EU) und – bei Angabe ihrer USt.-Identi­ fikations-Nr. bei Auftragserteilung als Nachweis der Berechtigung zum Bezug steuerfreier innergemeinschaftlicher Lieferungen – auch an Unternehmen in anderen EU-Mitgliedsstaaten, unter der Voraussetzung, dass sie für gewerblichen Gebrauch einkaufen. Eine Korrektur nach Rechnungsstellung ist nicht möglich. Alle anderen Käufe aus EU-Ländern unterliegen der Umsatzsteuer. Ausländischen Käufern außerhalb der Europäischen Union wird die Umsatzsteuer erstattet, wenn binnen 4 Wochen nach der Auktion der deutsche zollamtliche Ausfuhrnachweis und der zollamt­ liche Einfuhrnachweis des entsprechenden Importlandes erbracht werden. Bei Versand durch uns gilt der Ausfuhrnachweis als gegeben. Bei Online-Live-Geboten über externe Internetplattformen erhöht sich das Aufgeld um die dort anfallende Transaktions­gebühr. Wäh­rend oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rech­ nun­­gen bedür­fen einer beson­de­ren Nachprüfung und eventueller Berichtigung; Irrtum vor­behalten. 9. Die Auslieferung der ersteigerten Stücke erfolgt in unseren Ge­ schäftsräumen gegen Bezahlung. Kreditkarten (Mastercard, VISA, American Express), Schecks sowie andere unbare Zahlungen werden nur erfüllungshalber angenommen. Bankspesen/


Transaktionsge­bühren bzw. Kursverluste können zu Lasten des Käufers gehen. Die Auf­ bewahrung erfolgt auf Rechnung und Gefahr des Käufers. Der Versand wird gegen Vorabrechnung des Rechnungsbetrages ausgeführt. Die Versandspesen sowie die Kosten für Versicherung gegen Verlust und Beschä­digung gehen zu Lasten des Käufers. Übersteigen die tatsäch­lichen Versandkosten die vorab berechnete Pauschale, so wird die Differenz dem Käufer nachträglich in Rechnung gestellt. 10. Bei der Ausfuhr von Kulturgütern aus dem Gemeinschaftsgebiet der EG ist gem. der EG-Verordnung Nr. 116/2009 abhängig von Kategorie und Wert des Objekts ggf. eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich. Aus Gründen des Artenschutzes können Objekte aus bestimmten, geschützten Materialien (u.a. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt und einige Korallenarten) besonderen Im- und Export­beschränkungen unterliegen. Zum Zwecke des Exports (insbesondere außerhalb der Europäischen Union) kann hierfür eine spezielle Ausfuhrgenehmigung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 338/97 erforderlich sein. Entsprechende Ausfuhrgenehmigungen können nur unter strengen Bedingungen erteilt und ggf. auch gar nicht erlangt werden, auch kann der Import dieser Gegenstände in manche Staaten ein­geschränkt oder untersagt sein. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, sich über etwaige Im- und Exportbeschränkungen zu informieren. Export und Import entsprechender Objekte erfolgen allein auf Rechnung und Gefahr des Käufers. 11. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Der Versteigerer ist berechtigt, falls nicht innerhalb von zwei Wochen nach der Versteigerung Zahlung geleistet ist, den durch den Zuschlag zustande gekommenen Kaufvertrag ohne weitere Fristsetzung zu annullieren, Verzugszinsen in banküblicher Höhe – mindestens jedoch 1 % auf den Bruttopreis je angebrochenen Monat – zu berechnen und von dem Ersteigerer

Eindeutig identifizierbare Werke mit einem Schätzpreis von mind. 2500 Euro werden vor der Auktion mit dem Art Loss Register abgeglichen.

wegen Nichterfüllung Schadenersatz zu verlangen. Der Schadenersatz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache in einer neuen Auktion nochmals versteigert wird und der säumige Käufer für einen Minder­erlös gegenüber der vorangegangenen Versteigerung einschließlich der Gebühren des Auktionshauses aufzukommen hat. Zu einem Gebot wird er nicht zugelassen, auf einen etwaigen Mehrerlös hat er keinen Anspruch. 12. Erfüllungsort und Gerichtsstand im vollkaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das UNAbkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung. 13. Die im Katalog aufgeführten Preise sind Schätzpreise, keine Limite. 14. Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Interessent entweder telefonisch oder schriftlich (im Sinne der Ziffern 5 und 6) den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt. 15. Die Abgabe eines Gebotes in jeglicher Form bedeutet die Anerkennung dieser Versteigerungsbedingungen. Der Versteigerer nimmt Gebote nur aufgrund der vorstehenden Versteigerungs­ bedingungen entgegen und erteilt dementsprechend Zuschläge. Kommissionäre haften für die Käufe ihrer Auftraggeber. 16. Sollte eine der vorstehenden Bestimmungen ganz oder teilweise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt. Dr. Markus Brandis Geschäftsführer

Stand: März 2020


Conditions of Sale 1. The Bassenge Buchauktionen GbR, subsequently called “the auctioneer” carries on business as commission-agent in its own name on behalf of its voluntary con­signors. This auction sale is a public one in the sense of § 383 III BGB. 2. The auctioneer reserves the right to combine, to split, to change or to withdraw lots before the actual final sale. 3. All objects put up for auction can be viewed and examined prior to the sale at the times made known in the catalogue. The items are used and sold as is. As long as not explicitly mentioned in the catalogue description, framing is not an inherent part of the offer. As a rule, the condition of the individual work is not given in the catalogue. Catalogue descriptions are made with as much care as possible, but the descriptions do not fall under the statutory paragraph for guaranteed legal characteristics. The same applies for individually requested condition reports. These also offer no legal guarantee and only represent the subjective assessment of the auctioneer while serv­ing as a non-binding orientation. The liability for damage to life, body or health shall remain unaffected. In case of a justified claim, however, he will accept the responsibility to make a claim for restitution on behalf of the buyer against the consignor within a period of 12 months, running from the fall of the hammer. In the event of a successful claim the auctioneer will refund the hammerprice plus premium. 4. The highest bidder acknowledged by the auctioneer shall be deemed the buyer. In case of identical bids the buyer will be deter­ mined by drawing lots. In the event of a dispute the auctioneer has the absolute discretion to reoffer and resell the lot in dispute. He may also knock down lots conditionally. 5. In the case of a written bid the bidder commissions the auctioneer to place bids on his behalf during the auction. In cases where there is a discrepancy between number and title in a written bid the title shall prevail. 6. Telephone and direct online bidding via the internet must be approved in advance by the auctioneer. The auctioneer cannot be held liable for faulty connections or transmission failure. In such a case the bidder agrees to bid the reserve price of the corresponding lot. For such bidding the regulations of long distance contracts do not apply (Fernabsatzverträge) [cf § 312d IV,5 BGB]. 7. On the fall of the auctioneer’s hammer title to the offered lot will pass to the acknowledged bidder. The successful buyer is obliged to accept and pay for the lot. Ownership only passes to the buyer when full payment has been received. The buyer, however, immediately assumes all risks when the goods are knocked down to him.

8. A premium of 28% of the hammer price will be levied in which the VAT is included (marginal tax scheme) or a premium of 23% of the hammer price plus the VAT of 19% of the invoice sum will be levied [books: 7%] (regular tax scheme). Buyers from countries of the European Union are subject to German VAT. Items marked with an * are subject to the regular tax scheme (premium of 23% of the hammer price plus the current VAT of 19%). Items marked with an ^ are subject to import duty. In these cases in addition to a premium of 25% (marginal tax scheme), the charged import tax of currently 7% will be added to the hammer price. Exempted from these rules are only dealers from EU-countries, who are entitled, under their notification of their VAT ID-Number, to buy on the basis of VAT-free delivery within the European Union. Notification of VAT ID-Numbers must be given to the auctioneer before the sale. For buyers from non EU-countries a premium of 23% will be levied. VAT will be exempted or refunded on production of evidence of exportation within 4 weeks of the auction, or, if appropriate, importation to another country. This is taken as given when the dispatch is effected by us. Live bidding through external online platforms entails a transaction fee stipulated by the platform and will be added to the premium. Due to the work overload of the accounting department during auctions, invoices generated during or directly after an auction require careful revision and possible correction; errors excepted. 9. Auction lots will, without exception, only be handed over after pay­ment has been made. Credit cards (VISA, Mastercard, American Express), checks and any other form of non-cash payment are accepted only on account of performance. Exchange rate risk and bank charges may be applicable. Storage and dispatch are at the expense and risk of the buyer. If the shipping costs exceed the lump sum on the invoice the outstanding amount will be billed separately. 10. According to regulation (EC) No. 116/2009, an export license is necessary when exporting cultural goods out of European Community territory, depending on the type or value of the object in question. 
For the purposes of wildlife conservation, it is necessary to obtain an export license according to regulation (EC) No. 338/97 when exporting objects made from certain protected materials (incl. ivory, tortoiseshell, mother-of-pearl and certain corals) out of the territory of the European Community. Export licenses for objects made of protected materials are only granted under strict conditions or may not be granted at all. The import of such objects may be restricted or prohibited by certain countries. It is the buyer’s responsibility to inform himself, whether an object is subject to such restrictions. Export and import of such objects are at the expense and risk of the buyer.


11. The buyer is liable for acceptance of the goods and for payment. The purchase price shall be due for payment upon the lot being knocked down to the buyer. In case of a delayed payment (two weeks after the sale) the purchaser will be held responsible for all resultant damages, in particular interest and exchange losses. In case of payment default the auctioneer will charge interest on the outstanding amount at a rate of 1% to the gross price per month or part of month. In such an event the auctioneer reserves the right to annul the purchase contract without further notice, and to claim damages from the buyer for non-fulfilment, accordingly he can reauction the goods at the buyer’s expense. In this case the buyer is liable for any loss incurred, the buyer shall have no claim if a higher price has been achieved. He will not be permitted to bid. 12. The place of fulfillment and jurisdiction is Berlin. German law applies exclusively; the UN-Treaty (CISG) is explicitly excluded. 13. The prices quoted after each lot are estimates, not reserves.

14. The after-sales is part of the auction in which the bidder places either by tele­phone or in written form (as stated in number 5 and 6) the order to bid a set amount. 15. By making a bid, either verbally in the auction, by telephone, written by letter, by fax, or through the internet the bidder confirms that he has taken notice of these terms of sale by auction and accepts them. Agents who act on behalf of a third party are jointly and separately liable for the fulfillment of contract on behalf of their principals. 16. Should one or the other of the above terms of sale become wholly or partly ineffective, the validity of the remainder is not affected. In the event of a dispute the German version of the above conditions of sale is valid. Dr. Markus Brandis As of March 2020


H E R B S TAU K T I O N 6. – 8. OKTOBER 2020

Einlieferungen jetzt erbeten K ATA LOGBE A R BEI T U NG Dr. Markus Brandis Harald Damaschke Stephan Schurr Autographen Dr. Rainer Theobald




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