BA S S E N G E Literatur und Buchillustration des 17. – 19. Jahrhunderts Literatur und Buchillustration – Philosophie und Pädagogik Kinder- und Jugendbücher – Papierantiquitäten
Autographen Auktion 117 | 14. April 2021
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T ER M I N Ü BER SICH T
AU KT ION 117
DIENSTAG, 13. APRIL 2021
W ERTVOLLE BÜCHER Geschichte, Geographie und Reisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Varia Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Naturwissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Pflanzen- und Tierbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Haus- und Landwirtschaft, Jagd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Technik und Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Asiatica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Gastrosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Genealogie, Heraldik und Diplomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Judaica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Kultur- und Sittengeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Studentica und Masonica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Moden und Kostüme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Musik und Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Okkulta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Politik 20. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Recht, Staat und Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Sport und Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Buchwesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Kunstliteratur, Kunsthandwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Nachmittag 14.00 Uhr Handschriften, Alte Drucke, Theologie Handschriften, Einzelblätter, Orientalia . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Alte Drucke vor 1600 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Bibeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Theologie, Gebet- und Gesangbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Architektur, Kunstaltertümer und Archäologie . . . . . . . . . . . . Nr. Faksimiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Vormittag
10.00 Uhr 11.00 Uhr
DIENSTAG, 13. APRIL 2021 Nachmittag
16.00 Uhr
1-141 201-228 229-253 254-272 273-282 283-298 299-319 320-322 323-325 326-340 341-353 354-356 357-360 361-372 373-375 376-390 391-399 400-402 403-414 415-421 501-536 537-590 591-593 594-616 617-661 661-680
SONDERK ATALOG „APOK ALYPSE“ Bibliothek des Heidelberger Theologen Klaus Berger . . . . . . . . . Nr. 1000-1635
MITTWOCH, 14. APRIL 2021
LITER ATUR U ND AUTOGR APHEN Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts Literatur und Buchillustration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Philosophie und Pädagogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Kinder- und Jugendbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Papierantiquitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Vormittag
10.00 Uhr
2001-2139 2140-2153 2154-2316 2317-2332
Nachmittag
14.00 Uhr
Autographen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 2501-2690
Nachmittag
16.00 Uhr
SONDERK ATALOG „PER ASPER A AD ASTR A“ Von der Erde bis in den Himmel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 2801-2867
DONNERSTAG, 15. APRIL 2021
MODER NE LITER ATUR U ND KU NSTDOKU MENTATION Moderne Literatur und Kunstdokumentation . . . . . . . . . . . . . Nr. 3001-3427 Ein erotisches Schatzkästlein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3428-3510 Architektur, Design, Plakate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3511-3526 Russische Avantgarde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3527-3532 Foto, Film . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3533-3546 Vormittag
10.00 Uhr
VORBESICHTIGUNG
Dienstag, 6. April, bis Freitag, 9. April 2021, jeweils 10.00-18.00 Uhr, Samstag, 10. April, 10.00-14.00 Uhr, Montag, 12. April, 10.00-16.00 Uhr, Sonntag geschlossen
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Literatur und Buchillustration des 17.–19. Jahrhunderts Literatur und Buchillustration – Philosophie und Pädagogik – Kinder- und Jugendbücher – Papierantiquitäten
Literatur und Buchillustration 2001 Der Abendstern. Ein Blatt für Jedermann zur Erholung und Unterhaltung nach dem Feierabend. 2 Teile in 1 Band. Monate Januar und Juni 1851 384 S. Mit 12 lithographischen Tafeln. 16 x10cm. Halbeinen d. Z. (berieben). (Zittau), Johann Gottfried Seyfert, (1851). 200 € Nicht bei Diesch und Kirchner. – In der ZDB nicht nachgewiesene Jahr gänge der seltenen Zittauer Monatsschrift für die Monate Januar und Juni 1851. Enthält die beiden illustrierten Erzählungen Des Pfarrers Tochter in Taubenhayn und Die Brüder von Stauffenberg oder: Die Macht der Verborgenen. Die ZDB kennt nur die Jahrgänge Dezember 1847 bis Januar 1849. Im Zittauer Verlag von Johann Gottfried Seyfert erschienen in den 1830er bis 1850er Jahren mehrere Zeitschriftenprojekte in ähnlicher Aufmachung mit historisch-literarischen Lesestücken für das einfache Lesevolk, darunter Der Erzähler, Blumenkörbchen und Erzählungen für den Bürger und Landmann. – Braunfleckig. Abbildung
2002 (Abraham à Sancta Clara d. i. Ulrich Megerle). Centi-Folium stultorum in quarto. Oder Hundert ausbündige Narren, in Folio. Neu aufgewärmet, und in einer Alapatrit-Pasteten zum Schau-Essen aufgesetzt. 3 Bl., 404 S., 2 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit 100 (statt 101 Kupfertafeln). Ohne den Kupfertitel. 20,5 x 16 cm. Halbleder d. Z. (Deckelbezüge schwach berieben, vorderes Gelenk minimal angeplatzt) mit goldgeprägtem RSchild. Wien, Johann Carl Megerle und Nürnberg, Johann Christoph Weigel, (1709 durch Chronogramm). 750 €
2001
Goedeke III, 240, 26. Bertsche 52a, 1. Dünnhaupt I, S. 163, F 5.1. Hayn- Gotendorf I, 593. Jantz I, 310. Lipperheide 3519. – Erster von zwei Drucken der ersten Ausgabe, mit allen drei bei Dünnhaupt und Bertsche angegebenen Unterscheidungsmerkmalen. Eines der seltensten und drolligsten Bücher Megerles. „Der Tradition von Sebastian Brants Narrenschiff (1494) folgend geißelt der anonyme Verfasser verschiedene personifizierte menschliche Narrheiten. Unter jedem Kupfer 6 gestochene Verszeilen [Alapatrit = Olla potrida]. Die Kupfer zeigen 100 Narrenportraits, darunter 65 Wiederholungen aus Johann Christoph Weigels früherem Werk Ein Schock Phantastn“ (Dünnhaupt). Es werden die verschiedensten Berufe, Liebhabereien, Schrullen und Eigenschaften karikiert: Arznei-, Astrologische, Antiquitäts- und Münz-Narren, Bau-, Bergwerks-, Kredit-, Kalender-, Komödien- und Opern-Narren, Goldmacher-, Mode-, Musik- und Pferde-Narren u. v. a. Am Schluss mit der meist fehlenden (leeren) Tafel „Gar kein Narr“. Auch wenn Horber nachgewiesen hat, dass dieses Werk nicht von Abraham sein kann, hindert dies die Barockforschung nicht, noch im Jahr 1978 - vierzig Jahre nach Horber - etwas vernebelnd ‚für eine Verfasserschaft Abrahams beziehungsweise einen ihm geistesverwandten Verfasser‘ zu 2002
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Landwehr 99. Praz 251. DG 2.12072. Graesse I, 62. Green 152. Duplessis 108. – Die vollständigste und wohl am ansprechendsten gedruckte Ausgabe des berühmten Emblembluchs des aus Alzate bei Brianza am Comer See stammenden italienischen Humanisten und Juristen Andrea Alciato (1492-1550), von der Graesse schwärmt: „Voilà l‘édition la plus complète des emblèmes d‘Alciat“ (a. a. O.) und Landwehr vermerkt: „This is by far the most extensively commentated of Alciati‘s editions. It was edited by Joannes Thuilius, professor in Freiburg im Breisgau, who combined also the commentaries by Mignault, Sanchez, and Pignorius” (a. a. O.) Die Ausgabe enthält 212 nummerierte Embleme, dabei erstmals wieder das obszöne Emblem Nummer 80 „Adversus naturam peccantes“, das den vorigen Ausgaben fehlte, sowie zwei nicht nummerierte von den gleichen Stöcken wie in der Ausgabe Padua 1618, jetzt allerdings von Bordüren eingefasst. – Zwischen den Seiten 472 und 473 befindet sich ein Markulaturfalz (Wiederholung fol.G4). Auf den Seiten 781 und 782 ist der untere Rand leicht eingerissen mit minimalen Buchstabenverlust. Von sehr schwachen und unbedeutenden Wasserrändchen abgesehen ein durchgehend sauberes und sehr schönes Exemplar. Abbildung
2004
plädieren (W. Deufert im Nachwort zur bibliophilen Taschenbuchausgabe). – Es fehlt der Kupfertitel und laut Dün nhaupt eines der Narrenportraits. Vorsätze und Titel etwas leimschattig, die Tafeln „Baad-Narr“ zu Seite 45 und „Herren-Narr“ zu Seite 169 mit kleinerem Braunf leck, die Tafel „Garten- und Blumen-Narr“ im oberen weißen Rand sauber angestückt, die Tafel „Pral-Narr“ zu Seite 177 mit kleinem Loch in der Darstellung, einige Tafeln am Schluss mit sehr schwachem Feuchtigkeitsrand verso. Insgesamt ein sehr schönes und sauberes Exemplar im dekorativen Halblederband, in diesem wohlerhaltenen Zustand sehr selten. Abbildung Seite 5
2005 Alkiphron. Epistles; in which are described, the domestic manners, the courtesans, and parasites of Greece. Now first translated from the Greek (von Thomas Monro und William Beloe). 2 Bl., 270 S. 22 x 14 cm. Moderner marmorierter Halblederband mit goldgeprägtem RSchild. London, G. G. J und J. Robinson, 1791. 150 € Schweiger 21. – Erste englische Übersetzung der Sammlung fiktiver, im attischen Dialekt verfasster Briefe, dem einzigen überlieferten Werk des spätantiken griechischen Rhetors und Sophisten Alkiphron, eine der wenigen aussagekräftigen Quellen zur Kenntnis des griechischen Privatlebens im 2. nachchristlichen Jahrhundert. – Anfangs und am Schluss mit Abklatsch im Bug einer früheren Broschur. Insgesamt etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten.
2003 Aesop. Vita [und:] Favole. 413 S., 7 Bl. Mit 137 Textholzschnitten. 14 x 7 cm. Flexibler Pappband d. Z. (am oberen Kapital mit Fehlstellen, fleckig und berieben). Treviso, G. Righettini, 1650. 350 € Vgl. Haym 390, 8. Gamba 1450. Bodemann 61.1. – Neudruck der Ausgabe Venedig 1581, die Holzschnitte sind Nachschnitte, vermutlich unterschiedliche Versionen der Verdizotti-Serie. – Titel gestempelt. Leicht gebräunt und stellenweise braunfleckig, Bindung gelockert.
2004 Alciato, Andrea. Emblemata cum commentariis Claudii Minois I. C. Francisci Sanctii Brocensis, et notis Laurentii Pignorii Patavini. LXXX, 1003 S. Mit Kupfer titel (in Pag.), großer Holzschnitt-Titelvignette, großer Holzschnitt-Druckermarke am Schluss und 212 emblematischen Textholzschnitten. 22,4 x 16 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben, bestoßen und fingerfleckig) mit spanischen Kanten. Padua, Pasquati für Tozzi, 1621. 1.200 € 2006
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration
2007
2006 Alxinger, Johann Baptist von. Bliomberis. Ein Rittergedicht in 12 Gesängen. Herausgegeben von Johann Gottfried Seume. Neue Auflage. XII, 507 S. Mit gestoch. Titelvignette und 2 Kupfertafeln (davon 1 als Frontispiz). 20 x 12 cm. Schlichter Halblederband d. Z. (stärker beschabt, bestoßen, fleckig). Leipzig, Georg Joachim Göschen, 1802. 140 € Zweite Auflage des erstmals 1791 erschienenen Rittergedichts des österreichischen Schriftstellers Johann Baptist von Alxinger (1755-1797). – Stock-, feucht- und etwas braunfleckig, wenige Papierläsuren, Bleistiftkritzeleien, insgesamt noch ordentliches Exemplar. Titel mit dem Namenszug „Iffland“, möglicherweise ein Verwandter des Schauspielers und Theaterintendanten August Wilhelm Iffland, wenn auch nachweislich nicht von ihm selbst. Abbildung
2007 Anakreon. Odae et fragmenta, graece et latinae, cum notis Joannis Cornelli de Pauw. 18 Bl., 315 S. Mit gestochener Titelvignette. 20,5 x 16 cm. Blindgeprägter Lederband d. Z. (etwas bestoßen, Gelenke berieben). Utrecht, Wilhelm Kroon, 1732. 240 €
2009
Schweiger 24. Graesse I, 110. – Erste von Pauw kommentierte Ausgabe der wenigen erhaltenen (drei vollständig, einige fragmentarisch) Lieder Anakreons (um 575 v. Chr. - 495 v. Chr.). „Cette edition est bien imprimée“ (Graesse). Der anmutige Klang seiner im ionischen Dialekt verfassten Oden zu den Themen Liebe, Wein und Geselligkeit fand besonders im 18. Jahrhundert viele Nachahmer. Mit griechisch-lateinischem Paralleltext. – Vorsätze etwas leimschattig, vereinzelte schwache Flecken, insgesamt wohlerhaltenes Exemplar des ansprechenden Drucks. Abbildung
2008 Arnim, Ludwig Achim von. Armuth Reichthum Schuld und Buße der Gräfin Dolores. Eine wahre Geschichte zur lehrreichen Unterhaltung armer Fräulein. 2 Bände. 1 Bl., 348 S.; 416 S. Mit 2 gestochenen Titeln mit Vignette und 4 gefalteten Notenbeilagen. 18 x 10,5 cm. Marmorierte Halblederbände d. Z. mit RVergoldung (unfachmännisch retuschiert) und 2 (später aufgebrachten) RSchildern. Berlin, Realschulbuchhandlung, (1810). 450 € Goedeke VI, 74, 23. Mallon 52 und 53. – Erste Ausgabe. Einer der großen Romane der Romantik zum Problem der Ehe und zum Verhältnis des Einzelnen zur Gesellschaft, der ein Gegenstück zu den freigeistigen Ansichten in Schlegels Lucinde darstellt. Arnim übt Kritik am Lebenswandel der oberen Gesellschaftsschichten und fordert soziales
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 9,2 cm. Marmoriertes braunes Leder d. Z. (gering berieben) mit reicher floraler RVergoldung, goldgepr. rotem RSchild und Goldschnitt. Amsterdam, George Gallet, 1699. 500 € Vgl. Brunet I, 1006: “Par les figures de Romain de Hooge la plus recherchée des curieux”. Landwehr 88. Cohen-Ricci 161 (Ausgabe 1697 und 1699). Hollstein IX, 404-490. – Zweite Titelauflage der ersten von Romain de Hooghe (1645-1708) illustrierten Boccaccio-Ausgabe, die von Gallet im Jahr 1697 erstmals gedruckt wurde. „Der holländische Meister, der in erster Reihe als ein Vorläufer französischer Illustrationskunst im 18. Jahrhunderts angesehen werden kann, ist der im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts wirkende Romain de Hooghe ... Seine in den Text gedruckten halbseitigen Kupfer lassen die später so beliebt gewordene illustrative Kopfvignette vorausahnen“ (Fürstenberg 70). – Es fehlt das Blatt V1 (Teil II), Frontispiz ankoloriert, kaum fleckig, bemerkenswert sauber und frisch. Exemplar im prachtvoll vergoldeten zeitgenössischen Einband. Abbildung
2010
Verantwortungsbewusstsein. Die Datierung des Werkes ergibt sich aus einem Brief Arnims an Philipp Otto Runge vom Juni 1810, aus dem hervorgeht, dass das Werk erst zur Ostermesse 1810 erschienen ist und nicht bereits 1809, wie bei Goedeke verzeichnet. Die Vertonungen stammen von Bettina v. Arnim, A. Radziwil, J. F. und Luise Reichardt. – Titel mit gelöschtem Stempel. Im Rand schwach gebräunt, etwas stock- bzw. braunfleckig. Innengelenke restauriert, die Deckel dadurch etwas sperrig beim Aufschlagen.
2009 Barclay, John. Argenis. 8 Bl., 1208 S., 1 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 19 x 12,5 cm. Geglätteter französischer Kalbslederband d. Z. mit goldgeprägten Deckelfileten, ornamentaler RVergoldung und RTitel in gefütterter Lederkassette. Paris, Nicolas Buon, 1621. 1.800 € Goldsmith B 231. Tchemerzine I, 464. Drujon, Les livres à clef I, 78. DG 11. 33910 (nur 2 Exemplare in Münster und Köln). – Erste Ausgabe des barocken Schlüssel- und Staatsromans, der das Gesellschaftsideal eines christlichen Stoizismus entwickelt und zum Vorbild der literarischen Gattung in ganz Europa wurde. Zugleich einer der größten literarischen Erfolge der Barockzeit, in unzähligen Ausgaben gedruckt und in alle wichtigen Sprachen übersetzt. Exemplar mit dem häufig fehlenden Erratablatt. – Gutes, wenn auch stellenweise etwas gebräuntes und vereinzelt fingerfleckiges Exemplar.
2011 Brentano, Clemens. Gesammelte Schriften. Herausgegeben von Christian Brentano. 9 Bände. Mit 2 Stahlstichportraits. 20,5 x 13,5 cm. Halbleder d. Z. (gering berieben, Ecken leicht bestoßen; Bände XIII und IX abweichend gebunden) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Frankfurt, Johann David Sauerländer, 1852-1855. 300 € Goedeke VI, 62, 50. Mallon 184-190, 211, 212. – Erste Gesamtausgabe. Mit zahlreichen Erstdrucken, insbesondere der Lieder, die der Herausgeber aus den ungeordneten Manuskripten edierte. Die beiden Schluss bände, hier abweichend gebunden, umfassen die gesammelten Briefe von 1795 bis 1842 sowie eine Biographie. – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten.
2012 Brerewood, Edward. Recherches curieuses sur la diversité des langues et religions, par toutes les principales parties du monde. Mises en Français par I. de la Montagne. 11 Bl., 338 S. 18 x 12 cm. Moderner Pergamentband. Paris, Olivier de Varennes, 1640. 300 € Cioranescu 39650. Caillet 1637. Sabin 7733. – Erste französische Ausgabe dieses wichtigen Beitrags zur Sprachtheorie des frühen 17. Jahr hunderts. “The author devotes a portion of the work to the first peopling of America, claiming the Tatars as their forefathers” (Sabin). “Brerewood was also probably the first man to apply mathematical analysis to cultural and religious phenomena, and this in conjunction with a similar treatment of the origin and diffusion of languages” (Margaret T. Hodgen, Early Anthropology in the 16th and 17th centuries). – Verein zelt Feuchtigkeitsspuren und Sporflecken.
Abbildung Seite 7
2010 Boccaccio, (Giovanni). Contes et nouvelles. Traduction libre. 2 Teile in 1 Band. 8 Bl., 366 S., 5 Bl.; 427 S. (ohne 305-306), 6 Bl. Mit gestoch. Frontispiz (in Pag.) und 100 halbseit. Textkupfern von Romeyn de Hooghe. 14,6 x 8
2013 Brown, David Peter. Sertorius: Or, the roman patriot. A tragedy. 87 S. 22,5 x 14,5 cm. Maroquin d. Z. (Ecken, Gelenke und Kapitale etwas beschabt, gering berieben und bestoßen) mit reicher Goldprägung. Philadelphia, Seyfert & Phillips für Carey & Hart, 1836. 300 €
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2014
Vgl. Sabin 8465. – Zwei Schauspiele des Schriftstellers und Politikers in erster Ausgabe. – Die Seiten 13-18 stärker fleckig. Leicht gebräunt, vor allem in den Rändern etwas braun- und stockfleckig. Fl. Vorsatz mit Verfasserwidmung. Exemplar in dekorativem Einband aus der Biblio thek der Könige von Hannover. – Nachgebunden: Derselbe. The prophet of St. Paul’s. A play, in five acts. 1 Bl., 50 S. Ebenda 1830.
2014 Brune, Johannis de. Emblemata of zinne-werck voorgesteelt. In beelde, ghedichten, en breeder ujit-leggin ghen, tot ujit-druckinghe, en verbeteringhe van verscheijden feilen onser eeuwe. 6 Bl., 360 S. 20,3 x 16,7 cm. Mit Kupfertitel (in Pag.) und 51 emblematischen Textkupern. Pergament d. Z. (leicht fingerfleckig und berieben). Amsterdam. Jan Evertsen Cloppenburch bzw. Middenburgh, Hans van der Hellen, 1624. 600 € Landwehr 64. – Erste Ausgabe. – Typographischer Titel mit Besitzvermerk von 1849. Mit sauberen alten Unterstreichungen, nur gering fingerund braunfleckig. Insgesamt schönes Exemplar mit den prächtigen Kupfern in durchgehend kraftvollen Abdrucken. Abbildung
2015 Bülow, Eduard von. Die Abenteuer des Simplicissimus. Ein Roman aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges. XXIV, 470 S., 1 Bl. 16,5 x 10,5 cm. Leinen d. Z. mit goldgeprägtem RTitel. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1836. 300 € Goedeke X, 481, 11. – Erste Ausgabe dieser Bearbeitung des Grimmelshausen-Romans, den der Tieck-Freund von Bülow, der hier als Herausgeber firmiert, so behandelt, dass er „weder den empfindlicheren Leser durch überbliebene, wirkliche Anstößigkeiten verletz(t), noch den tiefer auffassenden etwa insofern verstimm(t), als er mit Recht den Vorwurf ... erheb(t): ich habe das Kind mit dem Bade verschüttet und das Ursprüngliche an Duft und Färbung dieses Kunstwerkes verwischt“ (Vorwort). – Etwas gebräunt und leicht braunfleckig.
2016 Camoes, Luiz de. La Lusiade. Poème heroique, sur la decouverte des Indes Orientales. Traduit du Portugais, par M. Duperron de Castera. 3 Bände. Mit gestochenem Fronztispiz von Scotin nach Bonnart und 10 Kupfertafeln. 16,5 x 9 cm. Leder d. Z. (mit Wurmspuren, etwas berieben) mit RVergoldung und goldgepr. RSchild. Amsterdam, François l‘Honoré, 1735. 180 € Brunet I, 1518. Cioranescu 26712. Cohen-Ricci 200. Ebert 3402. Graesse II, 27 (Anmerkung). Sander 271. – Erste französische Ausgabe des erstmals 1572 in Lissabon erschienenen portugiesischen Nationalepos‘. Eine deutsche Übersetzung erschien erst 1806. – Minimal gebräunt, sonst wohlerhalten.
2017 Campbell, George. The philosophy of rhetoric. 2 Bände. XV, 511 S.; VI S., 1 Bl., 445 S. 1 Bl. 20,5 x 13 cm. Leder d. Z. (stärker berieben, hinteres Gelenk von Band I angeplatzt) mit 2 goldgepr. RSchildern. London, Strahan und Cadell bzw. Edingburgh, Creech, 1776. 400 € Lowndes II, 361. Hoefer, NBG, VIII, 379. – Erste Ausgabe. „Il professa une manière de penser très libre pour son temps“ (Hoefer). – Zu Beginn und am Schluss im Rand leimschattig.
2018 Caraccio, Antonio. L’imperio vendicato. 6 Bl., 473 S., 3 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke und gestochenem Frontispiz. 23 x 17,5 cm. Leder d. Z. (stärker berieben und etwas beschabt, Rücken mit Wurmgängen und Fehlstellen). Rom, Tinassi, 1690. 300 € Gamba 1839. Graesse II, 44. Brunet I, 1569. Quadrio VI, 690. Parenti 126. Belloni 198. – Zweite Ausgabe des erstmals 1679 erschienenen Lyrikbands. – Leicht gebräunt, stellenweise braunfleckig, gelegentlich etwas feuchtrandig.
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2019 Castelli, Iganz Franz. Zerrbilder menschlicher Thorheiten und Schwächen. 76 S., 1 Bl. Mit 30 kolorierten Tafeln nach Zeichnungen von Loder. 23,5 x 15,5 cm. Dunkelblauer OHalbmaroquinband (gering berieben, eine Ecke mit schwacher Schabspur, Rücken etwas ausgeblichen) mit reicher floraler RVergoldung und RTitel sowie KGoldschnitt. Wien 1818 (Nachdruck: Wien, Ludwig, 1913). 250 € Eines von 100 num. Ex. auf Büttenpapier (Gesamt-auflage: 146). Der Zeichner der satirischen Karikaturen Matthäus Loder (1781-1828) bemühte sich, „menschliche Thorheiten und Schwächen durch seinen Pinsel noch lächerlicher darzustellen, als sie ohnedies schon wirklich sind, dadurch eines Theils zu belustigen, andern Theils zu bewirken, dass man vor beyden sich möglichst hüthe.“ Dargestellt sind u. a. „Brennende Liebe“, „Modenarren“, „Nimmersatt“, „Tanz-Narren“, „Katzen-Närrin“ und „Der Gelehrte Narr“. – Sehr schönes und frisches Exemplar. Abbildung
2020 Catullus, Gaius Valerius, Albius Tibullus und Sextus Propertius. Opera quae exstant omnia, ad vetustiß. cod. Bibliothecæ Jacobi Grasseri fideliter edita, qui-
bus accesserunt Corneli Galli fragmenta. 335 S., 1 Bl. 13,5 x 8,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben, hinteres Gelenk leicht angeplatz; mit hs. RTitel). Leiden, o. Dr., 1607. 250 € Schweiger 80. – Von dem Schweizer Theologen und Polyhistor Johann Jakob Grasser (1579-1627) besorgte Ausgabe, mit den sieben Elegien des Gaius Cornelius Gallus im Anhang. – Beigebunden: Marcus Valerius Martialis. Epigrammaton libri XII. Xeniorum lib. I : apophoretorum lib. I. omni rerum et verborum obscenitate sublata. 315 S., 22 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette. Antwerpen, Martin Nut, 1604. - Vgl. Schweiger II, 596 (Ausgabe Leiden 1588). - Seltener Amsterdamer Druck der 12 Epigrammbücher des Martial, herausgegeben von dem bedeutenden Jesuiten Matthäus Rader (1561-1734). - John Owen. Epigrammatum lib. III. Editio nova. 173 S. Mit Titel- und Schlussvignette in Holzschnitt. Amberg, Johannes Schönfeldt, 1611. - Frühe Ausgabe der drei Epigrammbücher des englischen Schriftstellers John Owen (15601622). - Etwas gebräunt. Mit zahlreichen, teils farbigen Unterstreichungen sowie einigen Marginalien. Vorsätze mit hs. Einträgen. Vorderes Innengelenk angeplatzt, Buchblock etwas gelöst. Der Einband monogrammiert und datiert: „MIC 1613“.
2021 Caussin, Nicolas. Tragoediae sacrae. Olim ab eo editae. 430 S., 1 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette. 11,5 x 6 cm. Pergament d. Z. Rouen, Lallemant, 1634. 150 € Goldsmith C 531. De Backer-Sommervogel II, 906,6. Oberlé, Poésie néolatine 33. – „Edition de Rouen, très rare des tragédies latines de Caussin. Elles avaient d‘abord paru à Paris en 1620, puis à Cologne en 1621. Ce sont 5 pièces: Solyma, Nabuchodonosor, Felicita, Theodoricus, Hermenegildus. La dernière est en prose latine mêlée de vers“ (Oberle). – Titel mit verblasstem Stempel. Vorderes Innengelenk im unteren Bug etwas angeplatzt. Mit Exlibris.
2022 Cervantes, Miguel de. El ingenioso Hidalgo Don Quixote de la Mancha. Nueva edición. Parte primera, Tomo I-III [und] Parte segunda, Tomo I-II, zus. 2 Teile in 5 Bänden. Mit Frontispiz, 32 Kupfertafeln, 2 gestochenen Kopfvignetten und 2 (von 3) gefalteten Kupferstichkarten. 18,8 x 12,5 cm. Marmorierte Lederbände d. Z. (Band III am unteren rechten Buchdeckel etwas stärker berieben und bestoßen sowie mit Wurmfraß) mit reicher RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Madrid, Joaquin Ibarra, 1797-1798. 400 € Palau II, 147. Rius I, 53. Vgl. Cohen-Ricci 218-19. Brunet I, 1749. Ebert I, 306, 3923. – Prächtig illustrierte spanische Ausgabe, hier wohl in einem Exemplar „sur papier melangé“. – Es fehlt eine Kupferstichkarte in Band II. Fl. Vorsatz in Band I am oberen Rand abgerissen, die weiteren Bände mit kleinerem Besitzvermerk und Exlibris. Frontispiz und einige Blätter in Band I anfangs am oberen Rand wasserrandig. Minimale Randbeschriftungen mit Bleistift. Vereinzelt etwas braunfleckig. Kupfertafel in Band II am oberen Rand feuchtrandig. Exemplar aus der Bibliothek des Adelsgeschlechts Werthern, Beichlingen, mit hs. Besitzvermerk eines „G. Werthern“ und Kaufvermerk vom 21. Oktober 1834. Abbildung
2019
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Goedeke VI, 149, 14e. Rümann 1349. – Erste von Adolph Menzel illu- strierte Ausgabe, der damals noch gänzlich unbekannt war, weshalb sein Name als Illustrator auf dem Titel keine Erwähnung findet. Exemplar des zweiten Drucks bei Breitkopf und Härtel in Leipzig mit der „Vorrede des Herausgebers“. – Unbeschnittenes, schwach stockfleckiges Exemplar.
2025 (Chenel, Jean). Les revelations de l‘ermite solitaire sur l‘etat de la France. 19 Bl., 107 num. Bl., 1 Bl., 30 num. Bl. Mit Kupfertitel, 12 ganzseitigen Kupfern sowie ganzseitigem Wappenkupfer. 17 x 11 cm. Marmorierter Lederband d. Z. (minimal berieben) mit floraler RVergoldung und rotem RSchild. Paris, T. du Bray, 1617. 600 € Goldsmith C 870-870a (datiert im Kupfertel „1618“). Cioranescu 18087-88 (ungenau). Duportal, Contribution au catalogue général des livres à figures du XVIIe siècle S. 100 Nr 343 (ungenau). Brunet I, 1831. Thieme-Becker XIII, 287f. – Originalausgabe mit den zwölf Kupfern
2022
2023 Cervantes, Miguel de. Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von Mancha von Friedr. Just. Bertuch. 6 Bände. Mit 6 gestoch. Titeln mit Vignette und 6 gestoch. Frontispices. 16,5 x 9,5 cm. Moderne marmorierte Pappbände. Wien und Prag, Franz Haas, 1798. 180 € Vgl. Goedeke IV/1, 679, 12. – Wiener Nachdruck der Leipziger Bertuch-Übersetzung. Die Frontispices sind Nachstiche der Kupfer Chodowieckis. – Zwei Kupfertitel mit kleiner Unterstreichung in Farbstift, Gelenke teils angeplatzt, teils gestempelt oder mit Tintenmonogramm.
2024 Chamisso, Adelbert von. Peter Schlehmil‘s wundersame Geschichte. Nach des Dichters Tode neu herausgegeben von Julius Eduard Hitzig. Stereotypausgabe. XVI, 82 S., 1 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette und 15 weiteren Holzschnitt-Illustrationen von Unzelmann nach Adolph Menzel. 21,5 x 13,5 cm. Interimsbroschur d. Z. (gelöst, ohne Rücken). Nürnberg, Johann Leonhard Schrag, (1839). 150 € 2025
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2028 (Combe, William.). The tour of Doctor Syntax in search of the picturesque. A poem. (Band I: “Sixth edition with new plates”). 3 Bände. Mit 2 Kupfertiteln mit kolorierten Aquatinta-Vignetten, 2 kolorierten Aquatinta-Frontispices, 2 (1 kolorierte) Schlussvignetten und 78 kolorierten Aquatinta-Tafeln von Thomas Rowlandson. 24,2 x 15,2 cm. Auberginefarbendes geglättetes Kalbsleder um 1890 im Stil d. Z. (minimal berieben und bestoßen) mit reicher RVergoldung, 2 goldgeprägten RSchildern und Deckelfilete. London, R. Ackermann 1820-(1821). 600 €
2027
von Léonard Gaultier, jedes dieser Kupfer mit einem Sonett begleitet. „Ce livre est très singulier; l‘auteur y prétaid réformer l‘usage du duel; et pour parvenir à ce but, il propose l‘établissement d‘un ordre de chevalerie dont tous les membres bons gentilhommes, braves et adroits aux armes“ (Hoefer X, 186f. ausführlich). – Gutes, wenn auch hin und wieder leicht gebräuntes und fingerfleckiges Exemplar. Abbildung Seite 11
2026 Claudianus, Claudius. Quae extant varietate lectionis et perpetua adnotatione illustra a Io. Matthia Gesnero accedit index uberrimus. 2 Bände. 5 Bl., XLVIII, 400 S.; 1 Bl., S. 401-720, 120 Bl. (Index). Mit 2 gestochenen Titelvignetten. 20,5 x 12 cm. Pergament des 19. Jahrhunderts mit goldgeprägtem RTitel. Leipzig, Johann Gottlob Immanuel Breitkopf für Kaspar Fritsch Witwe und Erben, 1759. 150 €
Lowndes 2564. Vgl. Tooley 427-429 und Abbey, Life, 265-67. Grego II, 247ff. Thieme-Becker XXXIX, 127f. – Vollständige Buchausgabe des berühmten satirischen Werks mit den feinen, oft in Punktiermanier ausgeführten Illustrationen, die in ihrer frischen Farbigkeit und Detailfreude zwischen Karikatur und Genredartellung wechseln. Exemplar der Großoktavausgabe des in zahlreichen Auflagen erschienenen Werks, Band I in sechster Auflage, die anderen wohl als Erstdrucke, hier alle noch ohne Verfasserangabe des Schriftstellers William Combe (1797-1847). Mit den Untertiteln: I. “In search of the picturesque”; II. “In search of consolation”; III. “In search of a wife”. “The most famous of all these spirited and usually beautiful works is the joint composition of Rowlandson and Combe. This is an outstanding example of unseen and undiscussed collaboration, culminating in lasting fame, to the author, the artist, and the publisher, who forestalled Chapman & Hall and Dickens and Seymour by a quater of a century” (Sawyer-D. II, 190). – Titel und Vorsätze etwas stockfleckig, vereinzelt gebräunt und leicht fleckig, hier und da mit Abklatsch, die Tafeln in leuchtendem zeitgenössischem Kolorit. Exlibris. Abbildung, auch Seite 14
Schweiger 284. – Erste Ausgabe der Edition des Göttinger Philologen und Pädagogen Johann Matthias Gesner (1691-1761) mit dessen wertvollen Stellenkommentaren. „Im wesentlichen ist der Text der Ausgabe von Heinsius (1650) wiederholt, aber auch dessen spätere Emendationen und ältere Ausgaben zu Rathe gezogen. Die kurzen Anmerkungen erläutern trefflich den Sinn, die Sprache und die Sachen. Der Index ist vom Rector Niclas in Lüneburg angefertigt“ (Schweiger). – Stockfleckig, stellenweise auch gebräunt. Vorsatz mit Besitzvermerk. Wohlerhalten.
2027 (Combe, William). The tour of Doctor Prosody, in search of the antique and picturesque, through Scotland, the Hebrides, the Orkney and Shetland Isles. 2 Bl., 251 S. Mit 20 kolorierten Aquatintatafeln. 23 x 15 cm. Chagrinleder d. Z. (berieben, VDeckel gelockert) mit RVergoldung, goldgeprägtem RSchild, ornamentaler Deckelbordüre, Innen- und Stehkantenfilete sowie Goldschnitt. London, Matthew Iley, 1821. 250 € Erste Ausgabe. – Etwas stock- oder braunfleckig, die Tafeln teils mit Abklatsch. Abbildung
2029
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2028a Commersbuch. - (Schwab, Gustav; Hrsg.). Neues deutsches allgemeines Commers- und Liederbuch. Zweyte vermehrte Auflage. 1 Bl., 373 S., 5 Bl. Mit koloriertem Kupfertitel. 15,8 x 9 cm. Halbleinen des späten 19. Jhdts. „Germania“ (d. i. Tübingen, Osiander) 1816. 200 € Goedeke VIII, 250, 1. Erman-Horn 15681. – Der kolorierte Kupfertitel zeigt zwei Brüderschaft trinkende („schmollierende“) Studenten. Gegenüber der ersten Ausgabe von 1815 erheblich erweitert. – Vord. fl. Vorsatz mit jüngerer Widmung, Titelblatt mit Besitzvermerk von alter Hand, teils etwas unfrisch und leicht fingerfleckig, Kupfertitel mit leichten Farbwischern und am oberen Rand knapp beschnitten, etwas gebräunt und leicht stockfleckig, insgesamt jedoch gutes Exemplar. Abbildung
2028
2029 Contessa, E. W., Fouqué, F. de la Motte und Hoffmann, E. T. A. Kinder-Mährchen. Neue Auflage. 2 Bl., 280 S. Mit 6 Holzschnitt-Illustrationen und 6 kolorierten lithographischen Tafeln nach Zeichnungen von E. T. A. Hoffmann. 14,5 x 10,5 cm. Illustrierter OPappband (Gelenke und Rücken restauriert). Berlin, Georg Reimer, 1839. 600 € Goedeke VI, 473, 74 und 125, 60 sowie VIII, 489, 27. Rümann 670. Rümann, Kinderbücher 205. Salomon 346. Wegehaupt 1127. – Zweite Ausgabe der berühmten, von den drei nahmhaften Romantikern zusammengestellten Märchensammlung mit den Illustrationen von E. T. A. Hoffmann. Enthält von Contessa „Das Gastmahl“ und „Das Schwerdt und die Schlangen“, von Fouqué „Die kleinen Leute“ und „Die Kuckkasten“ sowie von Hoffmann „Nußknacker und Mäusekönig“ und „Das fremde Kind“. – Etwas gebräunt und braun- bzw. stockfleckig. Gelenke leicht angeplatzt. Abbildung
Barocker Lesekanon für Studenten 2030 Curieuse Studenten-Bibliothec, worinnen gezeiget wird, was vor Bücher ein Studiosus Philosophiae und Politices, Theologiae, Juris und Medicinae nöthig habe, und sich bekannt machen müsse. Fünffte Edition, aufs neue vermehret und verbessert, und mit nöthigen Registern versehen. 8 Bl., 332 S., 10 Bl. Ohne das Frontispiz. 16,5 x 10,5 cm. Halbleder d. Z. (schwach berieben) mit floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Jacob Schuster, 1721. 150 € Fünfte Auflage des umfangreichen, auch für den fleißigsten Leser völlig utopischen barocken Lesekanons für ambitionierte Studiosi im Studium Generale. – Es fehlt das Frontispiz. Einige Blatt mit geglätteten Quetschfalten. Sonst wohlerhalten. Dekoratives Bändchen.
2031 Dante Alighieri. Oeuvres. Traduction nouvelle, précédée d‘une introduction contenant la vie de Dante et une clé générale du poème par Sébastien Rhéal. 204 S. Mit zahlreichen Holzstich-Illustrationen von Etex. 29,5 x 19 cm.
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Roter Halbmaroquinband des späten 19. Jahrhunderts (illustrierter OUmschlag beigebunden). Paris, J. Bryainé, 1894. 700 € Vicaire III, 11. – „Premier tirage de l‘illustration“. Diese volkstümliche Ausgabe war den „bürgerlichen“ Bibliophilen (Sander, Rümann etc.) unbekannt. Über den Illustrator, der sich auch als Bildhauer einen Namen machte, siehe Thieme-Becker XI, 59f. – Titel und erste Lagen etwas braunfleckig und mit Wasserrändern. Gutes Exemplar mit dem mehrfarbigen OUmschlag in Golddruck. Abbildung
Mit Original-Tuschfederzeichnungen 2032 Defoe, Daniel. La vie et les aventures de Robinson Crusoe. Traduction revue et corrigée sur la belle edition donnée par Stockdale en 1790, augmentée de la vie de l‘auteur. 3 Bände. Mit 19 Tafeln von Delignon nach Stothart, gefalteter Karte und Extrasuite mit den Illustrationen „avant la lettre“ auf gewalztem China, Portrait in zwei Druckzuständen, zusätzlichem Portrait sowie 194 Illustrationen und 16 lavierten Orig.-Tuschfederzeichnungen. 24 x 16 cm. Dunkelblaue Halbmaroquinbände mit goldgepr. RTiteln und KGoldschnitt. Paris, H. Verdiere, (1800). 3.000 € 2028
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration
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Cohen-Ricci 406. Ullrich S. 37, 22. Rümann, Robinsonaden-Illustration S. 16. Sander 715. Vgl. Gumuchian 4833 und 4822. – „Edition est fort belle“ (Cohen-Ricci). – Dekoratives und annähernd fleckenfreies Luxus exemplar von unikalem Charakter. Abbildungen
2033 Drexel, Jeremias. Aeternitatis prodromus mortis nuntius quem sanis, aegrotis, moribundis. 5 Bl., 333 S., 3 Bl. Mit Kupfertitel (in Pag.) und 3 emblematischen blattgroßen Textkupfern. 11 x 6 cm. Pergament d. Z. (ohne Schließbänder). Köln, Cornelius Egmond, 1630. 200 € Dünnhaupt II, 1394, 12.7. – Erster Druck mit dem neu gestochenen Kupfertitel. Drexels im Taschenformat gedruckte Ars Moriendi erschien zuerst 1628 in München, wo die meisten seiner zahlreichen Erbauungsschriften verlegt wurden. – Ohne die festen Vorsätze, vorderer fl. Vorsatz mit Besitz- und Jahresstempeln. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
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2034 Einbände. - Dunkelroter Kalbslederband mit RVergoldung, goldgeprägtem RSchild, von goldgeprägten schmalen Bordüren eingefassten Eckstücken und rautenförmigen Mittelstücken in arabesker Ornamentik mit kleinen floralen Stempeln auf den Deckeln, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie dreiseitigem Goldschnitt. 23,5 x 15 cm. England um 1720. 250 €
Inhalt: Thomas Bisse. The beauty of holiness in the common-prayer. 4 Bl., 173 S. London, Bowyer für Taylor und Innys, 1720. - Vgl. Lowndes 210 (Ausg. 1721). - Etwas gebräunt und stellenweise braunfleckig. – Kanten beschabt, mit zwei kleinen Wurmspuren, Rücken und Gelenke sorgfältig restauriert bzw. erneuert. Vorsätze mit Besitzvermerk und Stempel. Abbildung Seite 17
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2035 Einbände. - Eventail-Einbanddecke. Dunkelbrauner französischer Maroquin-Einband mit flächendeckender reicher Vergoldung à l‘éventail, als Schreibmappe umgearbeitet mit Innenbezügen aus späterem Marmorpapier. Ca. 21,3 x 32 cm (für Buchformat von ca. 20 x 14 cm). Frankreich um 1660. 180 € Einst prachtvoller, besonders fein gearbeiteter französischer EventailEinband mit großer Mittelrosette aus schmalen radialen Lanzetten und jeweils vier konzentrisch von den Ecken ins Mittelfeld ragenden Fächern mit Eckfleurons und umgeben von mehrfacher Goldpunzierter Bordüre. Die feinen Doppelfiletenrahmen sind mit Palmettenfries-Stempelchen und Festonrollen geschmückt. Zugeschrieben ist die Arbeit dem Pariser Buchbindermeister Le Gascon (um 1589-1653) oder seiner Schule (vgl. Émile Dacier, Autour de Le Gascon et de Florimond Badier, in: Les Trésors des bibliothèques de France, X, 1929, S. 77). – Rücken stärker lädiert und mit Fehlstellen, innen mit Leinen verstärkt, der Vorderdeckel mit kleinen Wurmgängen, einer größeren Fehlstelle, Rückdeckel mit größeren (Tinten-?) Flecken, beschabt, bestoßen und ohne die Schließbänder. Innen mit rotem, gelatiniertem Marmorpapier à la turca zu einer Schreibmappe umgebaut mit einer Einschublasche im rechten Innendeckel. Einmontiert eine frz. Beschreibung mit der Zuweisung. Abbildung
2036 Einbände. - Französischer Losange-Einband. Geglätteter schwarzbrauner Kalbslederband mit reicher RVergoldung, Deckel in üppiger Losange-Vergoldung in breiten, vielfach ornamentierten Bordüren sowie in Versalien geprägtem Namenszug des Eigners „MARIE LE MAISTRE DE GONNEVILLE“ und Jahreszahl „1606“, in Leinen-Mappe und braunem Halbmaroquinschuber mit goldgeprägtem RTitel. 17 x 12 cm. Paris 1606. 600 € Prachtvoller und aufwändig vergoldeter früher Pariser Meistereinband im Losange-Stil „à la fanfare“ mit flächendeckender Ornamentierung um die beiden ovalen Mittelmedaillons mit dem Namenszug der Eig-
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nerin und der Jahreszahl „1606“. Das von der Mitte ausstrahlende Rayonnant und Blütenwerk mit zwei stilisierten Rosen wird von wellenförmigen Goldzweigen zur Rautenform abgefangen, die wiederum - nur einen kleinen ungestalteten Streifen des schwarzbraunen Leders freilassend - von weiteren Schlingzweigen sekundiert wird und damit zur dreifachen Rechteckbordüre überleitet: Auch die Bordüren bestehen aus in- und umeinandergelegten Stempeln mit kleinen Röslein, Zweigen sowie Dentelles. Der luxuriöse Einband weist im Stil auf eine französische Meisterwerkstatt hin, möglicherweise deutet der geprägte Name auf eine Madame de Gonneville, Comtesse de Mirabeau (?). – Gelenke etwas beschabt, Rückenleder mit kleinen Fehlstellen, sorgfältig restauriert, sonst nur geringe Abreibungen, Eck- und Kantenbestoßungen sowie Gebrauchsspuren. Einst Einband eines nun entfernten Stundenbuchs, worauf noch ein Bleistiftvermerk und die Schuberprägung verweist. Innendeckel mit Exlibris „Charles Walker Andrews“. Abbildung
2037 Einbände. - Kathedraleinband mit mehrfarbiger Deckelprägung in illustriertem OPapp-Schuber. 12,5 x 8 cm. Mailand 1830. 180 € Außergewöhnlich reizender Verlagseinband für den sechsten Jahrgang des in Mailand erschienenen Almanachs. Mit sich wiederholender Goldprägung im Kathedralstil in den Farben Schwarz, Rot, Grün, Orange, Rot und Blau, die breiten Bordüren mit Vierpassornamenten. Mit Goldschnitt. - Vorderes Gelenk geplatzt, Deckel etwas berieben, sonst wohlerhalten. Exemplar im passend illustriertem Verlagsschuber mit breiter ornamentaler Bordüre und farbig geprägter Rosette als Mittelstück. – Inhalt: Le Glorie dell‘Arti belle l‘anno 1831. 152 S. Mit gestochenem Frontispiz, gestochenem Titel und 22 teils doppelblattgroßen Kupfertafeln. Mailand, Pietro und Giuseppe Vallardi, (1830). - Sauber und wohlerhalten. Abbildung
2038 Einbände. - Schulpreisband. Weinrotes Chagrinleder d. Z. mit RVergoldung, goldgeprägtem RTitel, ornamentaler Deckelbordüre, Wappensupralibros bzw. Ähren-
________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration kranz mit dem Schriftzug „Königl. Erziehungs-Institut für Studierende“ auf den Deckeln, Stehkantenfilete sowie Goldschnitt. 20,5 x 12,5 cm. München 1836. 150 € Prämienband des renommierten Münchener „Königlichen ErziehungsInstituts für Studierende“, das auf die 1574 von Herzog Albrecht V. (1553-1579) gegründete Domus Gregoriana zurückgeht und 1810 umbenannt wurde. - Inhalt: Johann Joachim Eschenburg. Entwurf einer Theorie und Litteratur der schönen Redekünste. Fünfte, völlig umge arbeitete Ausgabe. XII, 385 S. Berlin, Nicolai, 1836. - Etwas stockfleckig, Titel stärker betroffen. Das weiße Blatt mit der Widmung für den prämierten Schüler wurde entfernt. – Etwas berieben, Vorderdeckel mit leichten Kratzspuren, Ecken und Kapitale bestoßen. Der Vorderdeckel mit dem bayrischen Wappen.
2039 Einbände. - Silberbeschlageinband. Schwarzes blindgeprägtes Kalbsleder über fünf Bünden mit großer, dreiteiliger und vielfach durchbrochener Silberschließe und zu den Kapitalen hin punziertem Goldschnitt. 18,5 x 11 cm. Südwestdeutschland um 1800. 400 € Hübsches Gesangsbuch mit prachtvoller reliefgearbeiteter und vielfach durchbrochener dreiteiliger Silberschließe. Zwei große Deckelbeschläge werden mit einer breiten Schließe an intaktem Scharnier und Hakenöse verbunden. Die massiven Silberelemente sind auf Unterlageplatten aus Messing aufgebracht und mit Silbernägeln auf den Einband 2037
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ genagelt. Die Schließbeschläge auf den Deckeln (je ca. 5 x 5,5 cm) zeigen zwei Füllhörner in einem reichen vegetabilen Geflecht aus Akanthusranken, die spätbarockes Bandelwerk mit Voluten durchflechten. Die ungefähr quadratische Schließe (ca. 3,5 x 3 cm) folgt diesem Muster. – Minimal berieben, kaum bestoßen, Silber etwas oxidiert. – Enthält: Würtembergisches Gesangbuch, zum Gebrauch für Kirchen und Schulen von dem Churfürstlichen Synodus nach dem Bedürfniß der gegenwärtigen Zeit eingerichtet. 2 Teile in 1 Band. 671; 128 S., 10 Bl. Mit Holzschnitt-TVignette. Stuttgart, Christoph Friedrich Cotta, 1805. - Teils etwas stärker fleckig, Gebrauchsspuren. Abbildung Seite 17
2040 Einbände. - Slawischer Bauerneinband. Holzdeckelband mit abgefasten Kanten und punziertem, gehämmertem und mehrfach durchbrochenem Messingblechbeschlag an Rücken und Deckeln, mit floralen Ornamenten, farbigen Glasintarsien, punzierter Schließe und dreiseitig ziseliertem Silberschnitt. Rurale Gegend um Prag, 18. Jahrhundert. 220 €
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Kurioser dreiteiliger tschechischer Bauerneinband mit von innen reich punzierter Ornamentik: Auf dem Rücken geometrische Dreiecke, die von den Kapitalen hereinragen und mit einer punktierten Wellenlinie verbunden sind, an der Ranken mit Weintraubenformen sich verzweigen. Die Deckel jeweils mit einem großen, durch gestanzte Rundlöcher konturierten Herz mit einem blauen Glaskristall in der Mitte über Blätterzweig mit Sternblumen und weiteren drei (2 grünen, 1 roten) Glaskristallen. Zu den vier Ecken weist jeweils ein kleineres Herz mit Punktkontur und in der Fläche durchbrochen mit Sicht auf das darunterliegende geglättete Maroquinleder. – Gelenke gering und Schließengelenk stärker lädiert und mit Ausbiegungen, die Schließe lose beiliegend, leicht bräunlich abgegriffen und minimal wellig, sonst sehr gut erhalten. Tschechische Volkseinbände sind von großer Seltenheit. Inhalt: Tschechischer Druck. Fragment eines Erbauungsbuchs mit Heiligenkalender, teils in Rot und Schwarz gedruckt und mit einigen Holzschnitt-Illustrationen. - Zahlreiche Blätter fehlen, lädiert, angeschmutzt und mit Einrissen. Abbildung
2041 Erbach-Schönburg. - Satirisches Blatt auf das Adelsgeschlecht derer von Erbach-Schönburg. Aquarellierte Orig.-Zeichnung mit handschriftlichem Text auf Büttenpapier. 10 x 14 cm. Ca. 1760-1770. 180 € Derbsatirische Karikatur auf das Adelsgeschlecht derer von ErbachSchönberg, wo die Familienangehörigen sich vor lauter Ergebenheit gegenseitig das Gesäß lecken. Dargestellt sind der teilweise entblößte Karl Eugen Graf zu Erbach-Schönberg (1732-1816), mit nacktem Hinterteil auf einem Canapée liegend. Rechts seine drei Geschwister Auguste Friederike (1730-1801), Karoline Ernestine (1727-1796) und Gustav Ernst (1739-1812) sowie ein weiterer nicht identifizierbarer Herr. Karl Eugen sind die Worte „Liebste Geschwister, ich habe nicht gedacht, dass ihr einen solchen Gusto an einem geklopften Arsch habt“ in den Mund gelegt. Gustav Ernst behauptet „Lekken ist meine Freud“. Welche historische Begebenheit sich hinter dieser Karikatur verbirgt, kann nicht geklärt werden. Der talentierte Zeichner hatte jedenfalls keine sehr hohe Meinung von der Familie. – Mit kleinem Loch, sonst wohlerhalten. Abbildung
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2042 Eulenspiegel, Till. - Der ganz neue, wieder-erstandene Eulenspiegel, oder wunderbare und seltsame Geschichte des Till Eulenspiegels, eines Bauern Sohnes, gebürtig aus dem Lande zu Braunschweig. Wiederholtermalen gesammelt und in gutes Deutsch gebracht, so wie in 100 Kapiteln abgetheilt, und mit 102 schönen neuen Vignetten geziert von einem Liebhaber des Scherzes und der Wahrheit. Vierte Auflage. 1 Bl., 136 (recte: 168) S. Titel in Schwarz und Rot. Mit 100 Textholzschnitten. 16,5 x 10 cm. Halbleder d. Z. (berieben, Bezugspapier alt erneuert, mit hs. RSchild). München, George Jaquet, 1844. 250 € Vierte Auflage der zuerst 1833 ebenda erschienenen Bearbeitung des Stoffs. „Eine wohlgelungene Modernisierung des alten Eulenspiegels nebst einigen neuen Schwänken“ (Lappenberg. Dr. Thomas Murners Ulenspiegel. Leipzig 1954, S. 215). Kein bibliographischer Standortnachweis dieser Auflage über den KVK in deutschen Bibliotheken (nennt nur zwei Exemplare der kollationsgleichen zweiten Auflage von 1836 in der UB Braunschweig und in Weimar, das Exemplar dort mit Brandschaden). – Fingerfleckiges Exemplar mit Lesespuren.
2043 Eulenspiegel, Till. - „Ich heisse Bläsi mit dem Stern“. Kupferstich mit zentralem Narrenportrait und 22 szenischen Darstellungen. 26,5 x 37 cm. Fest montiert auf Trägerpapier. 18. Jahrhundert. 200 €
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Bibliographisch nicht nachweisbares „Narrenblatt“ mit zentraler Darstellung des Narren „Bläsi“ und seinem Attribut, dem auf einem Stab montierten fünfzackigen Stern. Um ihn herum gruppiert sind 22 kleine szenische Darstellungen der Streiche seiner Narrenbrüder im Geiste mit erläuterndem Text in Knittelversen mit gelegentlichen Reflexen südwestdeutscher Mundart. „Ich heisse Bläsi mit dem Stern, bleib für mich selber ein Narr gern, doch bin ich der Narr nicht allein, weil noch vil meiner Brüeder sein.“ – Im rechten Rand angestückt, dort mit Fehlstellen und etwas Bild- bzw. Textverlust, mit einigen Randeinrissen und kleinen Läsuren. Abbildung
2044 Eulenspiegel, Till. - Till Eulenspiegels auserlesene Schwänke. Nach den ältesten Drucken hergestellt von Karl Simrock. 19 S. Mit chromolithograph. Titel und 8 chromolithograph. Illustr. auf Tafeln von Adolf Schrödter. 28 x 22 cm. Lose Blatt in illustrierter OPapp-Mappe (etwas stärker fleckig und lädiert). Düsseldorf, Arnz, (1857). 180 € Rümann 2312. – Einzige Ausgabe der Auswahl Simrocks mit den Illustrationen Schrödters zu dem bekannten Volksbuch. – Etwas stockfleckig, der typographische Titel stärker und mit Riss im Bug. Die schönen Tafeln im Sepiaton an den Rändern betroffen. Abbildung
2045 Eulenspiegel, Till. - Wunderliche und seltsame Historien Tillen Eulenspiegel, eines Bauern Sohn aus dem Lande Brauschweig gebürtig welche aus der Niedersächsischen Sprache ins Hochdeutsch übersetzt und sehr kurzweilig zu lesen ist. 134 S., 1 Bl. Mit Titelholzschnitt und 39 Textholzschnitten. 16,5 x 10 cm. Moderner Lerderband mit stilistischer Nachbildung des Titelblatts auf dem VDeckel und RTitel. O. O., Dr. u. J. („Ganz neu gedruckt“), um 1800. 300 € Eine von mehreren Ausgaben des Volksbuchs, die unter gering abweichendem Titel, Kollation, Historienanzahl und Illustrationen um 1800 2044
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2047 Fontane, Theodor. Die Poggenpuhls. Roman. - In: Vom Fels zum Meer. 15. Jahrgang, 1. Band. Mit zahlreichen Abbildungen und teils farbigen Tafeln. 31 x 23,5 cm. Halbleinen d. Z. (etwas berieben, Rücken leicht fleckig) mit goldgeprägtem RTitel. Stuttgart, DVA, Oktober 1895 März 1896. 150 € Nicht bei Schobeß. – Erstdruck des späten, realistischen Romans aus der Berliner Gesellschaft, die durch einen Wandel der Stände gekennzeichnet ist: Der verarmte preußische Adel muss die Standestradition überwinden und sich mit dem neuen jüdischen „Geldadel“ arrangieren. Die Redaktion der populären Wochenschrift „Daheim“ hatte das Manuskript abgelehnt. – Papierbedingt gebräunt, zum Schluss hin am äußersten Rand etwas fleckig, sonst wohlerhalten.
2048 Fontane, Theodor. Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow. IX, 459 S., 1 Bl. 20,5 x 14 cm. OLeinen (stark berieben) mit stark verblasster Blind- und Goldprägung. Berlin, Wilhelm Hertz, 1882. 150 € Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Teil IV. Schobeß 304.4. – Erste Ausgabe. – Vorsätze erneuert. Nur vereinzelte, geringe Flecken.
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erschienen und durch jedesmal erneuertes Impressum die Leserschaft zum Kauf anregte. Vorliegende „Ganz neu gedruckte“ Ausgabe konnte in deutschen Bibliotheken nicht nachgewiesen werden. – Etwas braunfleckig, Seite 97/98 stärker betroffen. Abbildung
2046 Fleming, Paul. Geist- und Weltliche- Poëmata. Jetzo auffs neue ausgefertiget. 6 Bl., 670 S., 13 Bl. Ohne Kupfertitel. 15,5 x 9 cm. Pergament d. Z. Naumburg, Witwe Christian Forberger und Jena, Georg Sengenwaldt, 1692. 240 € VD17 23:296950Y. Dünnhaupt II, 1493, 2.6. Goedeke III, 63, 33. Ebert 7629. – Titelauflage aus dem selben Jahr, der erste Druck seiner Sammlung geistlicher und weltlicher Lyrik erschien 1646 posthum in Lübeck. „Mit Paul Flemming erreicht die erste, die rein opitz‘sche Phase der deutschen Barockdichtung ihren Höhepunkt“ (Wolfskehl in Sammlung Mannheimer S. 22). – Es fehlt der Kupfertitel. Der ypographische Titel mit zwei Besitzeinträgen, gebräunt und braunfleckig, mit Unterstreichungen, Gelenke angeplatzt, hinterer Innenspiegel mit Namensschildchen. 2050
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration
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2049 Fouqué, Friedrich de la Motte. Die Jahreszeiten. Ein Cyclus romantischer Dichtungen (Sommer-Heft: Eine Vierteljahresschrift für romantsiche Dichtungen). 4 Teile (von 4) in einem Band. 3 Bl., 188 S.; 2 Bl., 120 S., 1 Bl. Mit gestochenem Portrait und 2 Musikbeilagen. 16,5 x 10 cm. Halbleder d. Z. mit RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Berlin, Johann Eduard Hitzig, 1812-1814. 400 € Goedeke VI, 118, 22. Diesch 1529. Kirchner 4716. Houben, Zeitschriften der Romantik, Sp. 212ff. – Enthält im Frühlingsheft Undine (in der 2. Auflage, 1814, nicht bei Goedeke) sowie im Sommer-Heft Fouqués Erzählung Die beiden Hauptleute. Die Editionsgeschichte der Zeitschrift, die wegen des heute weltberühmten Märchens Undine im ersten Heft zu den wichtigsten der Romantik gezählt wird, weist noch jetzt Unklarheiten auf. Das betrifft nicht nur die ersten Einzelausgaben der Undine, das gilt auch für die Jahreszeiten insgesamt. Gesichert scheint, dass das Frühlingsheft (mit Undine) zuerst 1811 erschien, die übrigen Hefte dann 1812 bis 1814. Eine Neuauflage folgte 1814, bei der aber nur das Frühlingsheft mit dem Hinweis „zweite Auflage“ neu gedruckt wurde, so wie hier vorhanden. Im gleichen Jahr fasste wohl noch Hitzig als Verleger die Hefte zu einer Buchausgabe mit dem Titelzusatz „Ein Cyclus“ statt „Eine Vierteljahresschrift“ ohne die Hefttitel zusammen. Am Ende des Jahres (oder erst 1815) verkaufte Hitzig sein Ge-
schäft an Ferdinand Dümmler, im Bestand waren offensichtlich noch genügend Sommer-, Herbst- und Winter-Hefte der ersten Ausgabe, so dass diese 1820 unverändert neu ausgegeben wurden, das Frühlingsheft dagegen einzeln als Undine. Eine Erzählung. Dritte Auflage. – Etwas stockfleckig und gebräunt, die erste Musikbeilage mit geknickten Ecken und mit Einriss am unteren Rand. Erste Lagen in Band II etwas über dem Seitenschnitt stehend. Alte fl. Vorsätze leimschattig und mit Geschenkwidmung aus dem Jahr 1844.
2050 Fouqué, Friedrich de la Motte. Undine. 100 S. Mit 10 chromolithographischen Illustrationen (inkl. Deckel illustration) und Buchschmuck von Julius Höppner. 30 x 22,5 cm. OLeinen (etwas fleckig und berieben, Kapitale bestoßen) mit intarsiertem Deckelbild und reicher ornamentaler Goldprägung und Goldschnittt. Wandsbek, G. W. Seitz, (1884). 150 € Vgl. Boetticher, Malerwerke des XIX. Jhdts I, 2 S. 599. Thieme-Becker XVII 212 f. – Nach Boetticher stellte Höppner neun Aquarelle zur Undine 1884 im Dresdener Kunstverein aus, die aber unter einem anderen Titel als die vorliegende Ausgabe erschienen. – Etwas fingerfleckig. Abbildung
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2051 Gessner, Salomon. Le opere tradotte dalla signora Elisabetta Caminer Turra con le due novelle morali del Signor D***. 3 Bände. 21 x 14 cm. Sprenkelmarmoriertes geglättetes Kalbsleder d. Z. (etwas berieben, Kanten und Kapitale beschabt, nur unwesentliche, minimale Löcher, gering bestoßen) mit reicher RVergoldung goldgeprägten roten RSchildern, umlaufendem Doppelwellenband als Bordüre auf den Vorderdeckeln, Eckfleurons sowie jeweils auf beiden Deckeln ein großes goldgeprägtes Wappensupralibros mit hellblau gefärbtem Wappenschild und den dunkelblau gehöhten ligierten Initialen „CG“ in weiß sowie Goldschnitt. Vicenza, Turra, 1781. 1.000 € ICCU\VIAE\001708. Treccani, 1974, XVII. – Erste italienische Ausgabe der Werke Gessners (1730-1788), noch zu dessen Lebzeiten erschienen. Herausgegeben und übersetzt wurde das Werk von der Schriftstellerin Elisabetta Caminèr Turra (1751-1796), über die die Enciclopedia Treccani vermerkt: „Caminèr Turra, Elisabetta. Letterata Venezia 1751 - Orgiano 1796. Collaborò col padre, Domenico, all’Europa letteraria,
trasformata nel 1774 in Giornale enciclopedico. A Vicenza, nel 1783, diede vita al Nuovo giornale enciclopedico. Tradusse commedie straniere. Bella, colta, vivace, ebbe parecchi ammiratori, tra cui A. Bertòla ... Risultati apprezzabili raggiunge anche come traduttrice; oltre i drammi vanno ricordati almeno i tre volumi delle Opere (Vicenza 1781) e gli Idilli (Livorno 1787) di Salomon Gessner” (Cesare De Michelis, Dizionario Biografico degli Italiani, XVII, 1974). Caminèr Turra richtet ihre Widmung an den Stadtvogt und Bürgermeister von Vicenza in der venezianischen Terra Ferma, Camillo Bernardino Gritti (geb. 1745 in Strà, nachweisbar bis 1814), aus dem Geschlecht der bedeutenden Patrizierfamilie, deren berühmtester Vertreter Andrea Gritti (1455-1538) war, der 77. Doge der Stadtrepublik Venedig: „A sua Eccellenza il Signor Camillo Gritti Podestà di Vicenza“ mit einer vierseitigen Eloge (Band III, Seiten I-IV): „Il più piccolo ommaggio, offerito da un‘anima penetrata di rispetto, d‘ammirazione, d‘entusiasmo per la virtù, ha un sicuro titolo all‘accoglimento cortese ... Il raro complesso di qualità eminenti che avete spiegato e posto in opera a bene di questa Città e della Provincia, la giustizia incorruttibile, la probità degna di servir di modello, la nobile delicatezza portata fino allo scrupolo, la costante beneficenza, l‘attività istancabile, l‘affabilità dignitosa, che v‘hanno guadagnato i cuori di tutti, fanno sentire a me ciò che sentono generalmente“ (S. II). – Vorsatz mit unschönem hs. Besitzvermerk in Kugelschreiber, gedruckt auf weißen, festen Bütten, kaum fleckig, durchgehend bemerkenswert sauber und frisch. Aus der Bibliothek des Vicentiner Bürgermeisters Camillo Gritti mit dessen großem goldgeprägten Wappensupralibros auf allen sechs Deckeln. Vorderdeckel mit den Initialen „CG“ auf hellblauem Grund, die Rückdeckel mit dem Geschlechterwappen der Familie: in der oberen Hälfte ein weißes Johanneskreuz auf hellblauem Grund, darunter ein weißes Halbfeld (die Wappenmalerei teils etwas abgerieben). Das Exemplar stammt aus dem Familienbesitz der Gritti-Nachfahren. Abbildung Seite 21
2051a Goethe, Johann Wolfgang von. Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand (Groß-Oktav-Ausgabe). 60 Teile in 24 Bänden. Mit 4 (statt 6) Falttabellen und Stahlstichtafel. 18 x 11 cm. Halbleinen d. Z. (Rücken ausgeblichen, 1 Rücken mit Quetschfalte, 1 weiterer mit kleiner Fehlstelle) mit Romantiker-RVergoldung. Stuttgart und Tübingen, Johann Georg Cotta, 1827-1842. 450 € Goedeke IV/3, 14 C. Kippenberg I, 342. Hagen 24. – Die Ausgabe letzter Hand, „mit des durchlauchtigsten deutschen Bundes schützenden Privilegien“, hier in einem Exemplar der schöneren Ausgabe in GroßOktav, die parallel zur sogenannten Taschenausgabe erschien. Die Bände XLI bis LV enthalten die „Nachgelassenen Werke“, darunter auch die Farbenlehre. Ohne den Registerband von Musculus. Beiliegend die Bände I-III (von 5) der erst neun Jahre später erschienenen Nachträge (hier allerdings in Kleinoktav), die lediglich Varianten aus dem Nachlass bringen und wegen des späteren Erscheinungsjahres meistens fehlen. – Es fehlen die Tabellen in den Teilen XXXV und XLIV. Etwas stockfleckig. Dekorative Reihe.
2052 Goethe, Johann Wolfgang von. Sämmtliche Schriften. Bände I-XXV (von 26). Mit 17 (statt 21) gestochenen Frontispices, Musikbeilage und Falttafel. 18,5 x 11 cm. Erklärung der zu Goethe‘s Farbenlehre gehörigen Tafeln. (Ebenda 1812). 24, 12 S. Mit 17 kolorierten Kupfertafeln. 2054
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 23 x 17,5 cm. Pappbände d. Z. (etwas beschabt, bestoßen und fleckig, Deckel mit Klebeschildern) mit goldgeprägtem schwarzen RSchild (bei Band II leicht abgeplatzt) und Filetenvergoldung bzw. Halbleinen d. Z. (mit neuerem Deckelbezug, beschabt und bestoßen). Wien, Strauß und Geistinger, 1810-1815. 1.200 € Goedeke IV/3, 8. Hagen 17 und 348 (Tafeln). – Wiener Raubdruck, wohl die seltenste Goethe-Werkausgabe. „Gründe, die diesen Wiener Raubdruck so wertvoll erscheinen lassen, sind folgende: 1. Goethe selbst zählte die Geistinger-Ausgabe zu den ‚guten Ausgaben‘. - 2. In ihm finden erstmals folgende Einzeldrucke Aufnahme in eine Gesamt ausgabe: Pandora, Benvenuto Cellini, Rameaus Neffe, Winckelmann und sein Jahrhundert. Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, und die 4 Bände Zur Farbenlehre. Letztere wurden darüber hinaus zu Goethes Lebzeiten lediglich in diese Gesamtausgabe aufgenommen! - 3. Die früheste für eine Goethe-Ausgabe entworfene Faustillustration befindet sich im ersten Band dieses Drucks. - 4. Ein vollständiges Exemplar konnten wir im Handel nicht feststellen“ (Ziolko in AdA 12, 1987, S. 496f.). Der Goethe-Sammler Richard W. Dorn schrieb über die Ausgabe unter dem Titel Habent sua fata libelli: „Sie ist derartig selten, daß man sie als so gut wie verschollen betrachten kann. Schon Goethe selbst besaß nur die Bände 1-17. Dabei zählte er sie zu den guten Ausgaben ... Wie kommt aber plötzlich ein fast vollständiges Exemplar auf den deutschen Antiquariatsmarkt? Bücher haben eben ihre Schicksale.“ Wenn die Geistinger-Ausgabe auftaucht, dann zumeist ohne das hier vorhandene, separat gebundene Extraheft zu Band XX im Quartformat mit den Tafeln zur Farbenlehre. Band XX liest sich im Titel: „Zur Farbenlehre. Von Goethe. Erster Band Nebst einem Hefte mit sechzehn Kupfertafeln. Ersten Bandes erste Abtheilung“ und im Reihentitel „Goethe‘s sämmtliche Schriften. Zwanzigster Band. Wien, 1812. In Commission bei Geistinger“. Tatsächlich sind es aber 17 Tafeln (Tafel I-II, IIa, IIIXVI). – Es fehlen Band XXVI und die vier Frontispize der Bände I, XVI, XXIV und XXV, die hier in Kopie eingeheftet wurden (zu den Bänden XX-XXIII war kein Frontispiz erschienen). Die beidseitig bedruckte Tafel mit der Musikbeilage sowie der gefaltete Stammbaum in Band XIII sind vorhanden. Vorsätze und Titel vielfach gestempelt und mit alten hs. Besitzvermerken, durchgehend etwas stockfleckig, wenige Papierläsuren. Der Tafelband zur Farbenlehre ebenfalls gestempelt (alle Tafeln verso und Text blass gestempelt), leicht braun- und stockfleckig, insgesamt gut erhalten und weitgehend frisch - mit den prachtvollen, minutiös kolorierten Kupfertafeln, die alle unten unbeschnitten sind (nur ganz weniges Aussilbern einer Farbe in Tafel XII). Abbildung
2053 Goethe, (Johann Wolfgang von). Egmont. Trauerspiel. 1 Bl., 177 S. 16,4 x 10 cm. Halbleder d. Z. (Kapital leicht eingerissen, Kanten und Ecken etwas stärker bestoßen, winzige Gelenkfehlstelle, Bezugspapier fleckig) mit goldgeprägtem roséfarbenem RSchild. Leipzig, Georg Joachim Göschen, 1788. 250 € VD18 14664224. Hagen 188. Speck 1485. Kippenberg 568. – Einer von drei kollationsgleichen Drucken der Einzelausgabe von Göschen mit der Bogennorm „Egmont“. Mit den bei Hagen erwähnten Kennzeichen Seite 81, Zeile 14: „rednische“ statt „rednerische“ und Seite 19, Zeile 15 „Machiavell“ statt „Maiavell“. – Erste und letzte Blätter leimschattig, sonst nur vereinzelt leicht fleckig oder feuchtrandig. Der Titel
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oben mit kleinem Besitzvermerk von Adolf von Holwede, aus dem Adelsgeschlecht derer von Holwede, Vorbesitzer der Humboldtschen Ländereien in Berlin-Tegel. Die Mutter der Gebrüder Wilhelm und Alexander von Humboldt war eine verwitwete von Holwede (vgl. Grabdenkmal an der alten evangelischen Dorfkirche von Berlin-Tegel).
2054 Goethe, (Johann Wolfgang von). Die Wahlverwandtschaften. Ein Roman. 2 Bände. 1 Bl., 306 S.; 340 S. 14,5 x 9,5 cm. Marmorierte Halblederbände des späten 19. Jahrhunderts (Gelenke berieben) mit goldgeprägtem RTitel. Tübingen, Johann Georg Cotta, 1809. 600 € Goedeke IV/3, 388, 181. Hagen 327. Hirzel A 273. Kippenberg I, 384. Speck 2065. Brieger 725. – Erste Ausgabe dieser Darstellung „sozialer Verhältnisse“ und die symbolische Erfassung ihrer Konflikte. Die Problemstellung des Romans bedeutet aber auch eine Auseinandersetzung mit der Romantik durch die scheinbar unbekümmerte Schilderung stürmischer Diagonalverhältnisse. Goethe plante den Text zunächst als novellistische Einlage für Wilhelm Meisters Wanderjahre. Der Stoff wuchs sich während der Bearbeitung zu einem eigenständigen Roman aus. Der Begriff „Wahlverwandtschaft“ ist der zeitgenössischen Chemie entlehnt und zeigt Goethes in diesen Jahren intensive Betätigung auf naturwissenschaftlichem Gebiet. – Stock- und braunfleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2055 Goethe, J. W. v. - Eckermann, Johann Peter. Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens 1823-1832. Zweyte, mit einem Register versehene Ausgabe. 3 Bände. 17,5 x 11 cm. Marmorierte Halblederbände d. Z. (berieben und bestoßen, Gelenke geplatzt und unfachmännisch geklebt, 2 Deckel lose) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Leipzig, Brockhaus (Bände I-II) und Magdeburg, Heinrichshofen (Band III), 1837-1848. 150 € Goedeke IV/2, 501, 297a. Hirzel A 495. Kippenberg 3749. – Zweite Auflage, mit dem erst 1848 erschienenen dritten Teil. Mit Exlibris des Goetheforschers Gustav Woldemar Freiherr von Biedermann (1817– 1903), dessen Aufzeichnungen über die Gespräche Goethes erschienen 1889 bis 1896 in zehn Bänden. – Der Registerteil fleckig und mit zahlreichen modernen Einträgen. Vorsätze leimschattig, Band II mit schmalem Feuchtigkeitsrand im oberen Bug, Band III mit unschönem Feuchtigkeitsrand.
2056 Goethe, J. W. v. - Kaulbach, Wilhelm von. GoetheGalerie. Nach Original-Kartons. Mit erläuterndem Text von Fr. Spielhagen. 84 S. Mit 21 montierten Glacé-Licht-
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drucken nach Photographien. 29 x 21,5 cm. Roter illustrierter OLeinenband mit reicher Gold- und Schwarzprägung auf Vorderdeckel und Rücken sowie KGoldschnitt. München, Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, (1890). 60 € Eines der prächtigsten Zeugnisse der Goethe-Verehrung während der Kaiser- und Gründerzeit. Vorsatz mit längerer Widmung von „dankbaren Schülerinnen“ einer Baden-Badener Mädchenschule (datiert, 29. Juli 1892), unter ihnen die spätere Schriftstellerin Juanita Reutlinger (1876-1962), enge Verwandte der Pariser Photographendynastie Reutlinger und Mutter der bekannten Photographin Tita Binz (1903-1970). – Wohlerhaltenes Exemplar.
2057 Goncourt, Edmond und Jules. Journal des Goncourt. Mémoirs de la vie littéraire. Deuxième Série. Bände 1-6 in 3 Bänden. 18,5 x 12,5 cm. Schwarze HMaroquinbände auf 5 Zierbünden (teils leicht fleckig und angeschmutzt, OUmschläge eingebunden, Umschlag von Band I mit wieder angesetztem Eckabriss) mit goldgeprägten RTiteln und KGoldschnitt. Paris, Charpentier, 1890-1892. 1.500 €
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Vicaire III, 1065ff. – Eines von 50 nummerierten Exemplaren der Vorzugsausgabe auf holländischem Bütten. Das 1851 begonnene Journal bildet eine wertvolle Quelle für das literarische Geschehen bis zum Jahre 1895, in dem es endet. „Eines der aufschlußreichsten Dokumente zur Geschichte des literarischen Lebens in Frankreich, des Zweiten Kaiserreiches und der Dritten Republik“ (KLL 5026). – Dekorative Reihe. Alle Bände mit eigenhändiger Widmung von Edmond de Goncourt an den Schriftsteller Félicien Champsaur. Bemerkenswert wohlerhalten. Abbildung
2058 Grandville, J.-J. (d. i. Jean Ignace Isidore Gérard). Scènes de la vie privée et publique des animaux. 2 Bände. 4 Bl., 386 S., 3 Bl.; 2 Bl., 390 S., 3 Bl. Mit 2 HolzstichFrontispices, 201 Holzstich-Tafeln und zahlreichen Textholzstichen. 26 x 18,5 cm. Halbleder d. Z. (ruiniert; beide Vorderdeckel lose). Paris, J. Hetzel, 1842. 150 € Sander 312. Vicaire VII, 405. Carteret III, 552f. – Erste Ausgabe. – Vortitel mit modernem Exlibris. Sauberes Exemplar in einem restaurierbedürftigen Einband.
2059 Grandville, J.-J. (d. i. Jean Ignace Isidore Gérard). Un autre monde. Transformations, visions, incarnations, ascensions, locomotions ... et autre choses. (Text par T. Delord). 2 Bl., 295 S. Mit Holzstich-Frontispiz, zahlreichen, meist kolorierten Textholzstichen und 38 meist kolorierten Holzstich-Tafeln von J. J. Grandville. Halbmaroquin d. Z. (leicht berieben, Rücken gering verblasst, Rückdeckel leicht fleckig) mit RVergoldung, goldgeprägtem RTitel und Goldschnitt. Paris, H. Fournier, 1844. 700 € Vicaire III, 132. Sander 214. Brivois 410. – Einzige Ausgabe. Das vorliegende Spätwerk Grandvilles (1803-1847) lässt mit seinen erstaunlich skurril-phantastischen, nahezu untergründigen Darstellungen an künstlerische Formen, Akzente und Aussagen des späteren Surrealismus denken. – Etwas gebräunt und braunfleckig, Vorsatz mit Stempelrasur, Bindung teils etwas schwach. Abbildung
2060 (Griffith, Richard). Der Koran oder Leben und Meynungen des Tria Juncta in uno, M.N.A. oder Meisters keiner Künste. Ein hinterlassenes Werk von dem Verfasser des Tristram Shandy. 7 (statt 8) Bl., 248 S. 16 x 10 cm. Halbleder d. Z. (starke Gebrauchsspuren). Hamburg, Herold, 1778. 150 € VD18 90269918. Holzmann-Bohatta II, 12343. Hayn-Gotendorf III, 606: „Rar!“ Vgl. Lowndes 1290. – Frühe deutsche Ausgabe des Romans. Das früher Lawrence Sterne zugeschriebene Werk (die englische Erstausgabe erschien ohne Angabe von Ort und Jahr) wird heute Richard Griffith zuerkannt. Griffith war stilistisch ein Epigone Sternes und nahm dessen Namen für eigene Werke in Anspruch. – Es fehlt wohl der Vortitel. Gebräunt und braunfleckig, die letzten Blätter mit Bleistiftkritzeleien, das letzte Blatt lose und mit Randeinriss. Titel mit unauffälligem Besitzstempel.
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2061 Harring, Harro. Blüthen der Jugendfahrt. (S. I-II und VII), 220 S., 1 Bl. (Errata). 20,5 x 12,5 cm. Graue OBroschur (fleckig und berieben, Rücken gebrochen, mit Spuren einer abgetrennten Fixierung durch Transparentstreifen, insgesamt stärkere Gebrauchsspuren). Kopenhagen, C. H. Nöer, 1821. 450 € Goedeke X, 377, 190, 7a. ADB X, 641. – Erste Ausgabe vom Erstlingswerk des legendären nordfriesischen Berufsrevolutionärs und radikalen Freiheitskämpfers Harro Harring (1798-1870). Titel mit eigenhändiger Widmung Harrings an einen Peter Lorenzen, vermutlich den in Emmels büll in der damaligen Probstei Tondern (heute an der Grenze zu Däne mark) wirkenden Pastor und Amtskollegen von Harrings Bruder Martin, der im schleswig-holsteinischen Sehestedt wirkte (datiert „Köbenhavn 1867“). Harrings bewegtes und rastloses Leben ist gekennzeichnet durch zahllose, oft abenteuerliche Reisen quer durch Europa und in die Neue Welt. Nach einer anfänglichen Lehre im heimatlichen Zollamt von Husum zog es ihn 1819 zunächst nach Kopenhagen, wo er an der Kunstakademie Schlachtenmalerei studierte und auch sein vorliegendes Erstlingswerk veröffentlichte. Bald jedoch schon brach er von dort auf zu seiner Odyssee, zuerst nach Griechenland, wo er im Philhellencorps aktiv am
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Freiheitskampf der Griechen gegen die Osmanen teilnahm. Weitere Stationen waren u. a. Rom, die Schweiz, München, Wien, Prag, Warschau, Straßburg, Frankreich, London (wo er bei einem Pistolenduell verwundet wurde), ferner Helgoland, Bordeaux, Nowegen, Brügge usw. Mit seinen zahlreichen Zeitungsbeiträgen, Pamphleten, Gedichten und Romanen, die er auf Deutsch und Dänisch verfasste, setzte er sich in all den Jahren für unterdrückte Völker ein; seine Schriften wurden teilweise verboten und er selbst mehrfach verhaftet und ausgewiesen. Einer der Höhepunkte seines Reiselebens war sicher die Überfahrt nach Rio de Janeiro im Jahr 1840, wo er sich für die Befreiung der Sklaven einsetzte und gemeinsam mit dem italienischen Guerillakämpfer Giuseppe Garibaldi (1807-1882) den ambitionierten - und freilich gescheiterten - Plan einer Gründung der Vereinigten Staaten von Süd amerika verfolgte (zwei weitere Reisen nach Brasilien folgten). Im Jahr 1843 ließ er sich dann in New York nieder, wo er bis zur Märzrevolution 1848 - die ihn wieder nach Deutschland zurückkehren ließ - als Schrift steller und Maler lebte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Harring isoliert, in ärmlichsten Verhältnissen lebend und von Verfolgungswahn geplagt abwechselnd in London und auf der Kanalinsel Jersey. Am 21. Mai 1870 fand man ihn dort tot auf dem Fußboden seines Schlafzimmers. Er hatte sich mit von Zündhölzern abgeschabtem Phosphor vergiftet. Andere Quellen besagen, dass er sich mit dem Dolch, den er seit seiner Jugend am Gürtel trug, das Leben genommen haben soll. – Es fehlen zwei Blatt vom Inhaltsverzeichnis (S. III-VI). Stockfleckig und stellenweise etwas wasserrandig, Buchblock gebrochen, einige Lagen gelockert oder lose. Unbeschnittenes Exemplar. - Von großer Seltenheit. Abbildung Seite 25
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2062 Hartman von Aue. Iwein, der Riter mit dem Lewen. Herausgegeben von Georg Friedrich Benecke und Karl Lachmann. VI, 420 S., 18 x 10 cm. Pappband d. Z. (etwas stärker berieben und bestoßen). Berlin, Georg Reimer, 1827. 120 € Goedeke I, 92, 4. – Die erste editionsphilologisch aufgearbeitete Ausgabe. – Anfangs mit kleiner Knickspur in der unteren Ecke, die Seiten 23 bis 28 mit kleinem Ausriss im unteren Rand. Vereinzelte Unterstreichungen und Anmerkungen mit Bleistift. Vorsatz mit hs. Besitzvermerk von 1878.
2063 Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. XII, 143 S. 16,3 x 11 cm. Dunkelgrünes Halbmaroquin d. Z. (minimal bestoßen und berieben) mit goldgeprägtem RTitel und Goldfileten. Hamburg, Hoffmann und Campe, 1844. 180 € Goedeke VIII, 560, 74. Wilhelm-Galley 414. Borst 2119. Wilpert-Gühring² 647, 16. – Erste Ausgabe. Der Text wurde von der Zensur arg verstümmelt (vgl. dazu Houben I 415f.). Eine vollständige und berichtigte Fassung erschien in den Neuen Gedichten im gleichen Jahr. – Exemplar aus der „Stuhr´schen Sort. Buchhandlung Berlin“ (damals Charlottenstraße am Gendarmenmarkt), mit deren Klebeschild. Schönes und sauberes Exemplar. Modernes Exlibris. – Beigegeben: Derselbe. Atta Troll. Ein Sommernachtstraum. XIV, 158 S., 3 Bl. 16,5 x 11 cm. Pappband d. Z. (leicht bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Ebenda 1847. - Zweite Auflage. - Goedeke VIII, 561, 81. Meyer 81. Wilhelm-Galley 324. Houben I, 423 f. - Es fehlt der Vortitel. 2067
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2064 Heine, Heinrich. Reisebilder. Mischauflage 4 Bände. 15,5 x 10,5 cm. Etwas spätere Kalikobände (gering berie ben) mit goldgeprägtem RTitel und goldgeprägter gekrönter Monogrammligatur. Hamburg, Hoffmann und Campe 1827-1831. 220 € Goedeke VIII, 555, 25, 33, 35, 38. Wilhelm-Galley I, 550. Meyer 26. – Mischauflage (Teil I in zweiter Auflage, Teile II-IV in erster Ausgabe). – Titel verso alt gestempelt, Wiederholung der goldgeprägten Ligatur auf dem Rücken. Sehr schönes und wohlerhaltenes Exemplar.
2065 Heine, Heinrich. Romanzero. 1 Bl., VI, 314 S. 17 x 11 cm. Leinen d. Z. mit goldgeprägtem RTitel. Hamburg, Hoffmann und Campe, 1851. 180 € Gedichte von H. Heine, Band III. Goedeke VIII 561, 89. Wilhelm-Galley 559. Meyer 89. Borst 2429. – Hier im ersten Druck der einzigen von Heine durchgesehenen Ausgabe. Nach J. E. Walsh (Philobiblon Jg XXV, Heft III, S. 182) ist der Druck von Hotop in Kassel nicht - wie lange angenommen - der erste, sondern der zweite Druck der ersten Ausgabe. Ein weiteres Merkmal des ersten Druckes ist „In‘s“ auf Seite 128, 6. Z. v. u., danach abgeändert in „Ins“. Unser Exemplar ohne die Verlagsanzeige am Schluss und deshalb ohne die Angabe „Voigt‘s Buchdruckerei in Wandsbeck“. – Leicht gebräunt und etwas stockfleckig. Insgesamt gutes Exemplar.
2066 Hickes, George. - Wotton, Wilhelm. Linguarum vet(erum) septentriolanium thesauri grammatico-critici, & archaeologici. Conspectus brevis. VII, 74, 85 S., 2 Bl., 24 S. Mit 2 Textkupfern auf einer Tafel. 15,5 x 10 cm. Blindgeprägter Lederband d. Z. (Ecken beschabt, Rücken etwas lädiert,VDeckel gelöst). London, William Bowyer, 1708. 300 € Brunet V, 1480. – Erste Ausgabe von Wottons Auslegung der grundlegenden linguistischen Abhandlung des englischen Gelehrten George Hickes (1642-1715) über die angelsächsische Sprachfamilie. Hickes Linguarum veterum septentriolanium erschien zuerst 1703 bis 1705, sein zweites Hauptwerk Institutiones Grammaticae Anglo-Saxonicae et MoesoGothicae bereits 1689, beide Schriften gelten als Pionierwerke zum Thema. Der Theologe William Wotton (1666-1727) gilt als erster Übersetzer der frühen walisischen Gesetzestexte. Geschenkexemplar von George Hickes mit entsprechendem privatem Eintrag aus dem Jahr 1709 auf dem Titel. – Etwas braunfleckig. Abbildung
2067 Hoffmann, E. T. A. Meister Floh. Ein Mährchen in sieben Abentheuern zweier Freunde. 1 Bl., 267 S., 1 Bl. 18 x 11,5 cm. OPappband (etwas berieben, Ecken bestoßen, Rückdeckel mit 2 kleinen Tintenflecken) mit Deckelillustrationen in Sepia-Manier von Carl Friedrich Thiele nach Entwürfen von E. T. A. Hoffmann. Frankfurt, Friedrich Wilmans, 1822. 450 €
2068
Goedeke VIII, 498, 65. Salomon 173. Voerster 88, 134. – Erste Ausgabe des vielschichtigen Werks, bei dessen Beurteilung erst allmählich „das tiefere Verständnis“ wuchs „für das nur scheinbar harmlos-launige Märchen, dessen ‚inneren Kitt‘ ... die Verbindung des allegorischen Erlösungsmotivs mit der Bewußtseins-Thematik im Humor des Erzählers herstellt“ (KLL). „Hoffmann hat für das Märchen ein Titel- und ein Rücktitelkupfer gestaltet und sie als barocke Pictura ohne Text vorgeführt; gleichwohl sind beide Kupfer mit viel Bedeutung aufgeladen. Das Märchen ist ein exemplarischer Fall für die Darstellung mittels verschlüsselter Allegorien und Metaphern, die als eine Form der Geheimpoetik dem Leser Hinweise an die Hand gaben, wie das Märchen zu verstehen sei“ (Steinecke). Sein letztes Werk, das er die „fantastische Geburt eines humoristischen Schriftstellers“ nannte, veröffentlichte Hoffmann im Februar 1822, kurz vor Ausbruch der Krankheit. „Den völligen Schluß des Märchens konnte der fast gelähmte Hoffmann nur diktieren; er bat Hitzig die Korrekturen zu übernehmen“ (HSW VI, 1377). – Braun- und stockfleckig. Abbildung
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Sammelband mit drei unbekannten Varianten 2068 Hofmann von Hofmannswaldau, Christian. Deutsche Übersetzungen und Gedichte. 10 Teile in 1 Band. 19 Bl.; 3 Bl., 208 S.; 1 Bl., 151 S., 1 w. Bl.; 7 Bl., 160 S.; 32 S.; 63 S.; 80 S.; 87 S.; 22 Bl.; 4 Bl.; 4 Bl. Mit doppelblattgroßem Kupfertitel, 2 weiteren Kupfertiteln, 2 gestoch.Portraittafeln, 6 Kupfertafeln und 42 gestochenen Textvignetten. 16,5 x 10 cm. Pergament d. Z. mit RSchild. Breslau, Jesaia Fellgiebel, 1689. 1.200 € Dünnhaupt III, 1.I.6. Goedeke III, 269, 1, 4. Hayn-Gotendorf III, 321. – Späterer Druck der sogenannten Fellgiebelschen Sammlung, der ersten autorisierten Veröffentlichung seiner Schriften, Gedichte, Sinnsprüche und Lieder, die zuvor nur in Teilen und ausschließlich in unrechtmäßigen Einzeldrucken kursierten. Hoffmannswaldau verstarb jedoch kurz vor Fertigstellung der ersten Ausgabe 1679. Die Sammelausgaben existieren in unterschiedlichen Bindevarianten, mit angepasster Titelei und Vorrede und je nach Kundenwunsch mit abweichend eingebundenen Einzelschriften. Nach Beare 647 soll es kaum zwei inhaltlich vollkommen identische Bände geben (vgl. Dünnhaupt). Vorliegendes Exemplar enthält nach dem bei Dünnhaupt genannten Titelblatt, den zwei Blatt Vorstücken und sechzehn Blatt Vorrede folgende zehn Einzeltitel: I. Der getreue Schäfer. 3 Bl. (Vorrede Alphäus mit Vignette), 208 S. Mit doppelblattgroßem Kupfertitel von Sandrart, 5 Kupfertafeln und 42 Textkupfern (inkl. Vorrede). - Bei Dünnhaupt nicht verzeichnete Variante mit abweichender Kollation und mit der Vorrede in Lohensteins Übertragung mit Textvignette (vgl. 1.II.1 und 1.II.2). Früher Druck seines Hauptwerks mit den reizenden Kupfern von Küsell, die in späteren Ausgaben wegfielen. II. Der sterbende Socrates. 1 Bl., 151 S., 1 w. Bl. Mit Kupfertitel und gestochenem Portrait (beide unsigniert). Ebenda 1686. - Dünnhaupt III, 1.III.4. - Vierter Druck, Exemplar mit den beiden unsignierten Kupfern des Erstdrucks. III. Helden-Briefe. 1 Bl. (Titel), 6 Bl. (Vorrede), 160 S. Mit Kupfertitel von Sandrart. Ebenda 1686. - Dünnhaupt III, 1.IV.3. - Dritter Druck. Sammlung von Heroiden nach dem Vorbild Ovids.
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IV. Poetische Geschicht-Reden. 32 S. - Bei Dünnhaupt nicht verzeichnete Variante. V. Hochzeit Gedichte. 63 S. (Ebenda 1679).- Dünnhaupt III, 1.VI.1. Frühester von fünf verschiedenen Drucken mit 63 Seiten Umfang. VI. Begräbnüß Gedichte. 80 S. - Bei Dünnhaupt nicht verzeichnete Variante (vgl. 1.VII.3). Der Neusatz beginnt hier schon auf Seite 79, Zwischentitel auf Seite 71 leicht abweichend. VII. Geistliche Oden Vermischte Gedichte und Poetische Grabschrifften. 87 S. (Ebenda 1686). - Dünnhaupt III, 1.XI.2. - Erster Druck mit dem dreiteiligen Sammeltitel. Seite 57 mit dem Zwischentitel „Poetische Grab-Schriften“. VIII. D. L. von Lohenstein Lob-Rede bey ... den gehaltenem LeichBegängnüsse. 22 Bl. Mit gestochenem Portrait und Kupfertafel. Ebenda 1689-1691). - Dünnhaupt III, 1.XII.4. - Einziger Druck der Leichenpredigt mit dem Setzfehler „D. L.“ auf dem Titel (statt „D. C.“). Das Portrait zeigt Hoffmannswaldau, die Tafel mit einem lateinischen Epicedium von Johann Albrecht Portner. IX. Illustrem et magnificum Reipublicae Wratisla-Viensis. 4 Bl. (Ebenda 1689-1691). - Dünnhaupt III, 1.XIII.3. - Dritter Druck der Trauerdichtung von Heinrich Mühlpfort, erkennbar an der Schlussvignette (Zierstück mit drei Eicheln). Wie Lohensteins Lobrede zuvor (und die nachfolgende Trauerrede von Gryphius) fester Bestandteil jeder Hoffmannswaldau-Sammelausgabe. X. Als der Hoch-Edelgebohrne ... entwarff das bethränte Breßlau Christian Gryphius. 4 Bl. (Ebenda 1689-1691). - Dünnhaupt III, 1.XIV.3. - Zweiter Druck im verkleinerten Satz („Sonst bisher nicht erfasst“; Dünnhaupt). – Titel und Innenspiegel mit zwei alten Besitzeinträgen, Spiegel mit neuerem Exlibris. Wohlerhaltenes Exemplar der für die Entwicklung der deutschen Literaturgeschichte wichtigen Sammelausgabe, die den neuen Stil der sogenannten galanten Epoche einläutete. Auch bibliographisch durch drei bislang nicht erfasste Druckvarianten von Interesse. Abbildung, auch Seite 27
2068
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration
2070
2069 Hogarth, William. Folge von 44 (statt 74) lithographischen Tafeln von C. C. Böhme nach William Hogarth. 33,5 x 26 cm. Etwas späterer Halblederband (fleckig und berieben). (Leipzig, um 1835). 130 €
Goedeke IV/1, 1069, 21. Schweiger I, 164. – Erste Ausgabe der VossÜbersetzung, seine Übertragung der Odyssee erschien bereits 1781 im Selbstverlag. Im Anhang mit der Karte „Das homerische Troia“. – Vorderes Innengelenk hinter dem Portrait angeplatzt, etwas stockfleckig.
Lithographische Ausgabe der gestochenen Hogarth‘schen Blätter, jeweils mit Titel und Zusammenfassungen der satirischen Erläuterungen Lichtenbergs unterhalb der Darstellungen. Darunter Klassiker wie „Der erzürnte Tonkünstler“, „Die Biergasse“, „Ein Hahnengefecht“, „Der Jahrmarkt zu Southwark“, „Der Zeitgott raucht ein Gemälde an“, „Die Vorlesung“, „Der Politiker“, „Das Branntweingässchen“, „Die Bank“, „Der Chor“, „Das Collegium medicum“, „Aberglaube und Fanatismus“, „Das Ende aller Dinge“ u. a. Jedes Blatt im Stein numeriert. – Zumeist stärker stockfleckig, sonst wohlerhalten.
2072 Homer. Odüßsee übersezt von Johann Heinrich Voß. 469 S., 8 Bl. 20 x 12,5 cm. Halbleder d. Z. (Deckel stark berieben, Rücken mit kleiner Läsur, Ecken etwas bestoßen) mit RSchild. Hamburg, Selbstverlag, 1781. 150 €
Abbildung
2070 Holmes, Oliver Wendell. (The Writings - Riverside Edition). 14 Bände. Mit Stahlstich-Portrait. 19 x 12 cm. Hellbraune Halblederbände d. Z. mit reicher RVergoldung und rotem goldgeprägtem RSchild. Cambridge (Mass.), Riverside Press, 1899. 400 € Sehr schöne, dekorative Ausgabe der gesammelten Werke des „Brahmanen von Boston“, der bis lange in das 20. Jahrhundert hinein als einer der bedeutendsten amerikanischen Dichter galt. – Tadellos. Abbildung
2071 Homer. Ilias (übersetzt) von Johann Heinrich Voss. 2 Teile in 1 Band. 318 S., 1 Bl.; 339 S. Mit 2 gestochenen Titeln, gestochenem Portrait und gestochener Karte. 21 x 12,5 cm. Kalbsleder d. Z. (stark berieben, mit Schabspuren, Gelenke angeplatzt, oberes Kapital lädiert). Altona, I. F. Hammerich, 1793. 150 €
Goedeke IV/1, 1067, 10. – Erste Ausgabe der berühmtesten deutschen Homer-Übersetzung, „... (die) auch durch die moderneren Versionen eines Thassilo von Scheffer, Rudolf Alexander Schröder oder Wolfgang Schadewaldt nicht überholt ist“ (Kindler). Im Anhang mit dem „Verzeichnis der Pränumeranten und Subskribenten“. – Titel recto und verso alt gestempelt, mit hs. Besitzvermerk und Jahreszahl am unteren Ende, im unteren Bug gelöst. Vereinzelt mit alten Unterstreichungen, ab Seite 415 mit kleinem Einstich im Satzspiegel, teils tinten- und braunfleckig. Hinterer Innenspiegl mit Exlibris.
2073 Hubertus (d. i. Ernst Koch). Salon-Novellen. 2 Bl., 339 S. 18,5 x 12,5 cm. Leinen d. Z. (Rückenbezug unfachmännisch geklebt) mit goldgeprägtem RTitel. Kassel, H. Hotop, 1851. 150 € Vgl. Kosch IX, 7. Brümmer IV, 40. ADB LI, 292f. Seltene einzige, bei Kosch und Brümmer nicht genannte Ausgabe der kleinen Sammlung von fünf Novellen des hessischen Dichters, zwischenzeitlichen Fremdenlegionärs und späteren luxemburgischen Beamten Ernst Koch (18081858), der unter den Pseudonymen Eduard Helmer und Hubertus auch Lyrik und Weihnachtsgeschichten veröffentlichte. Enthält „Der Hochzeitstag“, „Das vergebliche Opfer“, „Die Geheilten“, „Eine kleine Neckerei“ und „Nix und Nixe“. Eine Werkausgabe erschien 1873 in zwei Bänden. – Stockfleckig. Über den KVK nur zwei Bestandsnachweise in Kassel und Fulda.
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2074 Jean Paul (d. i. J. P. Friedrich Richter). BlumenFrucht- und Dornenstükke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel. 3 Bände. Mit 3 (wiederholten) gestochenen Titelvignetten von Friedrich Jügel nach Heinrich Dähling. 17 x 10,5 cm. Mamorierte Halblederbände d. Z. (Kanten minimal berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Berlin, Carl Matzdorff, 1796-1797. 300 € Goedeke V, 464, 7. Berend-Krogoll 7a. Borst 760. – Erste Ausgabe. Der Siebenkäs gilt als einer der großen Romane Jean Pauls und kann - noch vor Goethes Wahlverwandtschaften - als der erste deutsche Eheroman bezeichnet werden. Die Titelvignette zeigt einen sitzenden Genius mit einem Buch. – Es fehlt das Blatt „Nachricht für den Buchbinder“ in
Band I. Bänd I und II mit wenigen, jeweils mehrere Wörter umfassenden zeitgenössischen Streichungen in schwarzer Tinte. Alle Bände leicht braunfleckig, vorderer fl. Vorsatz mit altem Besitzeintrag. Exlibris. Insgesamt wohlerhaltenes Exemplar.
2075 Jean Paul (d. i. J. P. Friedrich Richter). Dämmerungen für Deutschland. VIII, 248 S. 17 x 10,5 cm. Marmorierter Halblederband d. Z. (leicht berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Tübingen, Johann Georg Cotta, 1809. 180 € Goedeke V, 465, 25. Berend-Krogoll 25. Borst 1093. – Erste Ausgabe der bedeutenden Friedensschrift, die laut Vorrede „blos die Vollendung der Friedenspredigt“ darstellt, die ein Jahr zuvor erschienen war. – Stellenweise etwas braunfleckig, sonst wohlerhalten. Vorsätze leimschattig. Exlibris.
2076 Jean Paul (d. i. J. P. Friedrich Richter). Titan [und:] Komischer Anhang zum Titan. 6 Teile in 5 Bänden. Mit 4 gestochenen Titeln. 17,3 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (Ecken und Kapitale etwas bestoßen, Gelenke mit schwachen Schabspuren) mit schlichter RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Berlin, Matzdorff, 1800-1803. 300 € Goedeke V, 464, 14. Berend-Krogoll 13a und 14. – Erste Ausgabe, mit den beiden Ergänzungsbänden Komischer Anhang. „Volle zehn Jahre hat ihn das liebste und beste unter seinen Werken beschäftigt“ (Kindler). – Es fehlen die acht Blatt Vorrede und das Erratablatt in Teil II vom Komischen Anhang sowie zwei Widmungsblätter in Band I. Etwas stockfleckig.
2077 Keller, Gottfried. Gesammelte Werke. 10 Bände. Mit einem Portrait in Photogravure. 18,5 x 12 cm. OHalb leder mit reicher RVergoldung und 2 RSchildern. Stuttgart und Berlin, Cotta, 1910-1914. 120 € 5 Bände ohne den Reihentitel, sonst sehr gut erhalten. Dekorative Reihe.
2078 (Keyser, Georg Adam, Hrsg.). Antihypochondria kus oder etwas zur Erschütterung des Zwergfells und zur Beförderung der Verdauung. 6 Teile (von 12) in 5 Bänden. 17,5 x 10 cm. Pappbände d. Z. (stärker berieben, beschabt und bestoßen; mit Papierschildchen auf dem VDeckel). Erfurt, Georg Adam Keyser, 1784-1792. 250 € Hayn-Gotendorf I, 93. Holzmann-Bohatta I, 2388. – Erste Ausgabe der selten komplett vorliegenden Sammlung von Anekdoten des Buchhändlers und Schriftstellers Georg Adam Keyser (1743-1814). Vorhanden sind die Teile III, IV und VIII bis XI der insgesamt zwölf „Porzionen“, die in den Jahren 1782 bis 1794 erschienen: „In der Vorrede zur 5. Portion entschuldigt sich der Verleger (zugleich Herausgeber) wegen einiger‚ zu nahe an Obscoenitäten gränzenden‘ Nummern, die sich in der vierten Portion eingeschlichen hatten. Letztere scheint sehr rar zu sein“ 2079
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration (H.-G.). – Teil IV ohne die Seiten 95 bis 114 (die möglicherweise die o. g. „Obszönitäten“ enthalten und der Zensur zum Opfer fielen). Insgesamt etwas fleckig.
2079 Kleist, Heinrich von. Berliner Abendblätter. 2 Teile in 1 Band. 306 S.; 296 S. 119 (statt 153) Hefte. 17 x 10,5 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (berieben und beschabt, mit hs. RSchild). (Berlin, Julius Eduard Hitzig, Oktober 1810 - März 1811). 9.000 € Goedeke VI, 102, 5. Sembdner 9. Houben-Walzel I, 144-212. – Erste Ausgabe der kurzlebigen, von Heinrich von Kleist herausgegebenen und von Julius Eduard Hitzig verlegten Berliner Tageszeitung, die für die Dauer von zwei Quartalen vom 1. Oktober 1810 bis 30. März 1811 in insgesamt 153 Ausgaben erschien (außer sonntags). „Hauptwerk der politischen Literatur der Romantik, eine der größten literarischen Seltenheiten überhaupt ... Sie sind nicht nur wichtigstes Material zum Leben und Schaffen Kleists ..., lassen nicht nur erkennen, welche Stellung er und der hervorragende Kreis seiner Mitarbeiter in den poli tischen und literarischen Kämpfen jener Tage einnahmen, sondern sie stellen mit ihrer Aufgabe, durch fortgesetztes unmittelbares Einwirken auf das Volk auf ihrer Weise am Wiederaufbau des Vaterlandes mitzuarbeiten und die Nationalsache überhaupt zu fördern, ein bedeutsames Zeugnis des gesamten politischen und kulturellen Lebens in der Zeit vor den Freiheitskriegen dar“ (Georg Minde-Pouet im Faksimiledruck, Leipzig 1925). Die Nummern enthielten jeweils vier einspaltige Seiten und beinhalteten neben Lokalmeldungen, literarischen Beiträgen, Rezensionen etc. auch Auszüge aus den Berichten des Berliner Polizeipräsidenten, die sich bei seinen Lesern besonderer Beliebtheit erfreuten. Kleist nutzte sein Periodikum auch zur Veröffentlichung eigener Arbeiten, u. a. erschienen hier die Erstdrucke von Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege, Das Bettelweib von Locarno und der berühmte Aufsatz Über das Marionettentheater, weitere literarische Beiträge stammten u. a. von Achim von Arnim, Clemens Brentano, Wilhelm Grimm, Friedrich de la Motte Fouqué, Adam Müller und Friedrich Schleiermacher, die von Kleist aber stets redigiert wurden. Nur sehr wenige, inkomplette Exemplare des Erstdrucks haben sich bis heute erhalten, sie gehören zu den größten Seltenheiten der deutschen Literaturgeschichte (eine aktualisierte Aufstellung der bekannten Exemplare findet sich in den Brandenburger Kleist-Blättern II/8, S. 389-391). – Es fehlen 34 Hefte: In Teil I die Nummern 28-53, 57 und 67. In Teil II die Nummern 16, 28, 32, 51, 75 und die Schlussnummer 76. Nicht in der Kollation enthalten sind zwei Extrablätter zu den Nummern 7 und 14. Die Seite 15/16 in Teil II mit restauriertem Loch in der oberen weißen Ecke, die Seiten 65-68 und 295/296 mit kleinem Tintenfleck im unteren Bug bzw. weißen Seitenrand, die Seiten 85 bis 90 mit Tintenspritzern im unteren weißen Rand, die Seite 87/88 dort auch mit kleinen Löchern durch Säurefraß. Vorsatz und Titel der ersten Nummer mehrfach gestempelt, der Titel auch mit Wachsflecken. Insgesamt stellenweise etwas stock- oder braunfleckig, wenige Blatt etwas schief oder knapp beschnitten, einige der fehlenden Ausgaben durch Vakatblätter ergänzt, vereinzelte Anmerkungen und Anstreichungen in Bleistift, die beiden Innenspiegel mit altem hs. Inhaltsverzeichnis der enthaltenen Nummern. Exemplar aus der „Fideicommis:Bibliothek Graf York Schleibitz“, vermutlich die Büchersammlung von Peter Graf Yorck von Wartenburg (1838-1895), Sohn des schlesischen Fideikommissherrn und Kunstsammlers Graf Hans David Ludwig Yorck von Wartenburg (1805-1865) und Begründer der Schleibitzer Linie des bekannten Adelsgeschlechts. Abbildung
2080
2080 Kleist, Heinrich von. Der zerbrochne Krug, ein Lustspiel. 174 S., 1 w. Bl. 19,5 x 12 cm. Pappband d. Z. mit hellgrünem Lackpapierbezug (etwas beschabt, bestoßen, nur leicht fleckig, angestaubt) mit Goldfileten auf dem Rücken (ohne RSchild). Berlin, Realschulbuchhandlung, 1811. 1.500 € Goedeke VI, 103, 8. Sembdner 11. – Erste Buchausgabe. „Nach der mißglückten Uraufführung des Lustspiels in Weimar am 2. III. 1808 hatte Kleist einige Fragmente daraus im ‚Phöbus‘ veröffentlicht. Für die Buchausgabe bearbeitete er das Manuskript noch einmal gründlich und kürzte vor allem den zu lang geratenen Schluß, der den Weimarer Mißerfolg wesentlich verschuldet hatte, auf ein Minimum, gab aber die ursprüngliche Fassung als ‚Variant‘ auf S. 145-174 der Buchausgabe bei“ (Sembdner). – Vorsätze etwas stärker gebräunt bzw. leimschattig, sonst sehr sauber und frisch, Druck auf breitrandigem Papier. Abbildung
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________
2081
2081 Klinger, Friedrich Maximilian von. Les aventures du Docteur Faust et la descente aux enfers. 1 Bl., IV, 430 S. Mit gestochenem Titel von Thoenert nach J. D. Schubert und 6 Kupfertafeln von Boettger nach Schubert. 17 x 10 cm. Geglätteter Lederband d. Z. (vorderes Gelenk gelockert, Kapitale und Rücken mit kleinen Fehlstellen, etwas berieben) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Amsterdam 1798. 500 € Goedeke IV/1, 808 25c. Schulte-Strathaus 22e. Cohen-de Ricci 529. Henning III, 60. – Erste französische Ausgabe. „Die Titelvignette und die drei letzten Kupfer sind nach dem ersten Druck der zweiten Ausgabe von 1794 kopiert, die drei ersten Kupfer von den retuschierten alten Platten gedruckt. Höchstwahrscheinlich stand Klinger dieser französischen Ausgabe nicht fern“ (Schulte-Strathaus). – Leicht, teils auch etwas braun- und stockfleckig. Schwach gebräunt. Abbildung
Das erste zur Subskription gedruckte Buch 2082 Klopstock, (Friedrich Gottlieb). Die deutsche Gelehrtenrepublik. Ihre Einrichtung. Ihre Geseze. Geschichte des lezten Landtags etc. Erster Teil (alles Erschienene). 1 Bl., 70, 448 S. 18,5 x 11,5 cm. Halbleder d. Z. 32
2082
(gering berieben und bestoßen) mit Rückenfileten und 2 goldgeprägten farbigen RSchildern. Hamburg, Johann Joachim Christoph Bode, 1774. 450 € Goedeke IV/1, 175, 39. Kayser-Dehn 89. Borst 288. – Erste Ausgabe des ersten auf Subskriptionsbasis gedruckten Buches. Klopstock benutzte die Subskription, um so zu seinem Autorenhonorar zu gelangen, welches ihm die Verleger damals für „poetische Schriften“ verweigerten. Der anfängliche Erfolg dieses - in der Vorrede ausführlich erläuterten - Unternehmens war sehr groß. Das umfangreiche Subskribentenverzeichnis führt, nach Städten geordnet, 3599 Namen und liest sich wie ein „Who is Who“ der Zeit. Unter den berühmten Namen finden sich Gleim, Hamann, Humboldt, Kant, Lessing, Lichtenberg, Stolberg, Voß, Wieland und Goethe, der in Dichtung und Wahrheit anschaulich über den großen Andrang berichtet. „Auch die Stürmer und Dränger und der Göttinger Dichterbund waren von dem Werk begeistert. Die zahlreichen Subskribenten indessen reagierten auf das mit Spannung erwartete nationale Kulturprogramm mit bitterer Enttäuschung: der in der seltsam anmutenden Form der Gelehrtenrepublik versteckte Humor blieb ihnen unverständlich“ (KNLL). Klopstock verwandte besondere Sorgfalt auf den Druck. Gutes holländisches Postpapier und neue Typen wurden verwendet. Statt eines Druckfehlerverzeichnisses wurden acht fehlerhafte Blätter neu gedruckt und als Kartonblätter eingefügt (vgl. Sudhof in Philobiblon XII, 3, S. 182 ff). – Innenspiegel mit Kleberesten wohl eines entfernten Exlibris. Schönes Exemplar im dekorativen Halblederband. Abbildung
________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2083 (Klopstock, Friedrich Gottlieb). Oden. 4 Bl., 290 S., 2 Kartonblätter, 1 Bl. (Errata). Mit halbseitigem Wappenkupfer und der Widmung „An Bernstorff“. 20,5 x 15,5 cm. Halbleder d. Z. (Gelenke brüchig, Kapitale beschabt, Kanten und Ecken bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Hamburg, Johann Joachim Christoph Bode, 1771. 350 € Goedeke IV/1, 169, 7. Borst 223. – Erste Ausgabe, Druck auf feingeripptem römischem Bütten mit Wasserzeichen (Vogel mit Initialen „GG“ und Papstwappen mit Tiara und gekreuzten Schlüsseln). Einer der wenigen deutschen Luxusdrucke des 18. Jahrhunderts, dessen Herstellung noch durch Lessing angestoßen wurde, der 1768 bis 1769 gemeinsam mit Bode den Hamburger Verlag führte. Die Verwendung des äußerst kostspieligen italienischen Papiers, für das Lessing eine besondere Vorliebe besaß, da es - wie das puristische Druckbild - seinen ästhetischen Vorlieben entsprach, führte u. a. zu finanziellen Schwierigkeiten und damit zur frühzeitigen Aufgabe seines ambitionierten Wirkens als Verleger in Hamburg. Bei diesem Exemplar sind die Seiten 221/222 und 245/246 noch nicht durch „die beyden Cortons“ (Anweisung an den Buchbinder) ersetzt. – Ein kleiner Randeinriss, teils unwesentliche, kaum sichtbare Flecken oder Bräunungen, Papier wie üblich leicht gewellt, insgesamt sehr sauber. Rückdeckel mit Exlibris. Abbildung
2084 Kortum, Carl Arnold. Die Jobsiade. Ein grotesk komisches Heldengedicht. 3 Teile in 1 Band. Mit gestochenem Frontispiz von Johann Heinrich Ramberg, 2 Kupfertiteln, gefalteter, doppelseitiger Holzschnitt-Tafel und 69 Textholzschnitten. 18 x 10,5 cm. Pappband (Gelenke leicht brüchig, etwas berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Hamm, Schulz und Wundermann, 1824. 180 € Rümann 1708. Vgl. Goedeke IV/1, 638, 2. – Frühe Ausgabe des Volksbuchs, das im 19. Jahrhundert in vielen Auflagen verbreitet wurde. Die witzig-naiven Holzschnitte stammen vom Autor selbst. – Durchgehend leicht gebräunt und braunfleckig, sonst wohlerhalten.
2083
2085 Laudien, (H)enriette. Unsere Lieblingshelden, oder: Vom großen Friedrich, vom alten Ziethen, vom alten Dessauer, vom alten Blücher usw. 1 Bl., 266 S., 1 Bl. Mit 6 kolorierten lithographischen Tafeln. 18,5 x 13 cm. Farbig illustrierter OPappband (etwas fleckig, Gelenke angeplatzt, Deckel gelockert, Kapitale defekt). Mühlheim an der Ruhr, Julius Bagel, (1877). 150 € Kosch IX, 1003. – Einzige Ausgabe der erzählerischen Landeskunde für die preußische Jugend rund um die Hauptprotagonisten Friedrich den Großen, die Generäle Ziethen und Blücher, den Husaren Gottfried Landeck und den Heeresreformer Leopold von Dessau. – Papierbedingt gebräunt, das Kolorit kräftig aufgetragen. Nur ein bibliothekarischer Nachweis in der Berliner Stabi.
2086 Lavater, Johann Caspar. Sprüche. In hundert sieben Blättern. Aufs Neue herausgegeben. 3. Auflage. 2 Bl., 107 Bl. 6 x 10 cm. Halbleder (etwas berieben) mit einfacher Deckelfiletenvergoldung und goldgeprägtem RTitel. Tübingen, H. Laupp, 1829. 180 € Goedeke IV/1, 278, 93. – Die Sammlung erschien erstmals 1819. Mit einem neuen Vorwort des Herausgebers. – Vorsatz mit neuerer Widmung, sonst wohlerhaltenes Bändchen. Druck auf bläulich schimmerndem Papier. 2087
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Leibniz’ Rechenmaschine - der erste binäre Computer 2087 Leibniz, Gottfried Wilhelm. Theodicee, das ist, Versuch von der Güte Gottes, Freyheit des Menschen, und vom Ursprunge des Bösen. 12 Bl., 64, 843 S., 26 Bl., 1 w. Bl. Mit gestochenem Portrait-Frontispiz und gefalteter Kupfertafel. 18 x 11,5 cm. Pergament d. Z. (minimal bestoßen) mit hs. RTitel. Hannover und Leipzig, Erben Nicolaus Förster, 1744. 800 € Fromm 28315. Faber du Faur 1540. Vgl. Goedeke III, 361, VI, 34. – Erste deutsche Ausgabe in der Übertragung Gottscheds. Leibniz‘ Schrift gehört zu den „wichtigsten und einflussreichen Werken des Hochbarock“ (Seebaß-Kistner). Die in der Beilage „Rechnen mit Null und Eins“ dargestellte binäre Arithmetik bildet die Grundlage für die digitale Datenverarbeitung von heute. So kann man die Leibniz‘sche Rechenmaschine als direkten Vorläufer des modernen Computers deuten. Die Kupfertafel illustriert die Beschreibung der von Leibniz erfundenen Rechenmaschine. Dabei setzt Leibniz seine Theorie in einen funktionellen Apparat um, womit er komplexe Berechnungen mit höherer Exaktheit vom Menschen auf eine Maschine überträgt. Leibniz hatte entdeckt, dass sich Rechenprozesse am einfachsten darstellen lassen, wenn sie auf binäre Zahlenkombinationen heruntergebrochen werden. Mit Hilfe einer Staffelwalze, die mehrere Zahnräder in unterschiedlich versetzten Momenten bewegt, werden Rechenprozesse ausgelöst, die anhand von Zahlencodes auf verschiedenen Radzifferblättern und einem Ergebnisrad ablesbar sind. Seine Erfindung stellte Leibnitz 1673 der Royal Society in London vor. – Vorderes Innengelenk gebrochen, Titel mit
2092
altem Besitzvermerk, vereinzelte Unterstreichungen in Bleistift. Seite 821 mit eingehefteter zeitgenössischer Tafel in Sepia-Federzeichnung. Zum Schluss beigefügt ein weißes Blatt mit hs. Anmerkungen zum „Inhalt des ganzen Werkes“. Hinterer Innenspiegel mit modernem Exlibris. Abbildung Seite 33
2088 Leibniz, G. W. - Eymery, (Jacques André). Exposition de la doctrine de Leibnitz sur la religion. XIV, 439 S. 22 x 13,5 cm. Unbeschnittene Interimsbroschur d. Z. (mit Gebrauchsspuren). Paris, Tournachon-Molin, 1819. 300 € Ravier 532. – Erste Ausgabe dieser Übersetzung von Leibniz Systema theologicum (siehe Ravier S. XV ff.) Paralleldruck mit dem lateinischen Originaltext von Leibniz. – Stellenweise mit kleinen Wurmspuren. Gering gebräunt. Unbeschnittenes Exemplar.
2089 Leipziger Musenalmanach auf das Jahr 1780. 2 Bl., 26, 264 S., 4 Bl. Mit gestochener Titelvignette und gestochenem Portrait-Frontispiz. 16 x 10 cm. Halbleder d. Z. (leicht berieben) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Leipzig, Schwickert, (1779). 120 € 2091
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Goedeke IV/1, 946, 2 c. Lanckoronska-R. 29. Köhring 86. – Mit Erstdrucken von Kretzschmann, Moritz, Peschek u. a. Das Portrait von Geyser nach Graff zeigt Garve. – Titel gestempelt und mit hs. Besitzvermerk. Stellenweise etwas gebräunt.
2090 Lettres d‘une dame de qualité sur sa vie mondaine et sa vie penitente à son directeur, et la réponse du directeur; avec des reflexions morales. 19 Bl., 290 S. Titel in Rot und Schwarz. 14,5 x 9 cm. Marmorierter Lederband d. Z. mit ornamentaler RVergoldung, goldgepr. RSchild und Wappensupralibros auf beiden Deckeln. Köln, Baltazar d‘Egmont, (um 1750). 150 € Einzige Ausgabe der anonym verfassten moralischen Reflexionen. – Wohlerhaltenes Exemplar im Lederband mit drei gekrönten Bourbonenlilien mit umschließender Arabeske im Medaillon.
2091 Longus. Les amours pastorales de Daphnis et Chloé. Translatées en François par J. Amyot. 2 Bl., 176 S. Mit Kupfertitel und 28 (13 doppelblattgroßen) Kupfertafeln. 14,5 x 9 cm. Hellbrauner geglätteter Maroquinband d. Z. (Rücken nachgedunkelt) mit Fileten- und floraler RVergoldung. „Londres“ (d. i. Paris), o. Dr., 1779. 600 € Sander 1230. Cohen-Ricci 654 („Réproduction des figures du Régent“). – Dekoratives gebundenes Exemplar mit den Illustrationen nach Philippe d‘Orléans. Am Schluss das berühmte erotische petit-pieds Kupfer. – Stellenweise etwas gebräunt. Abbildung
2092 Melissantes (d. i. Johann Gottfried Gregorii). Curieuser Affecten-Spiegel, oder auserlesene Cautelen und sonderbahre Maximen, die Gemüther der Menschen zu erforschen, und sich darnach vorsichtig und behutsam aufzuführen. 7 Bl., 682 S., 19 Bl. (Register). Text in Schwarz und Rot. Mit gestochenem Portrait-Frontispiz von Johann Benjamin Brühl. 17 x 10,5 cm. Pergament d. Z. (gering fleckig). Frankfurt und Leipzig (d. i. Arnstadt), Ernst Ludwig Niedt, 1720. 300 €
2093 „Memorabilien der Zeit von Gessner.“ Vakates Tagebuch auf Vélinpapier. 375 S. 22 x 14 cm. Rosafarbener strukturgeprägter Pappband d. Z. (etwas fleckig und berieben, Rücken ausgeblichen) mit Rückenfileten, ornamentaler Deckelbordüre mit Eckfleurons und Goldschnitt in Papp-Schuber d. Z. (Gebrauchsspuren). Delitzsch 1836. 180 € Freundschaftsgabe einer biographisch nicht nachweisbaren Lilli Schohnach (?), geborene von Bauman (?) aus dem sächsischen Delitzsch für ihre Freundin Auguste. Der Band ist als Tagebuch angelegt, jedem Tag des Jahres ist handschriftlich ein zweizeiliger Sinnspruch aus der Aphorismensammlung Memorabilien der Zeit des seinerzeit populären schweizer Kirchenlieddichters Georg Gessner (1765-1843) vorangestellt, darunter sind etwa zwei Drittel der Seite vakat für private Einträge der Beschenkten: „Dieses Buch, das ich dich bitte, meine theure Auguste, als kleinen Beweis meiner Freundschaft aufzunehmen, und als solchen mit milder Nachsicht zu beurtheilen, schreib ich mit dem treuesten Wunsche, daß du nur glückliche Tage darin anmerken könntest. Denke dann auch an deine ferne Freundin, und sey überzeugt daß sie Freud und Leid mir dir theilt.“ – Sauber und nahezu tadellos. Rührendes Freundschaftsdokument der Spätromantik.
2094 Michaelis, Johann Benjamin. Sämmtliche poetische Werke. Erste vollständige Ausgabe. Mit 4 Kupfertiteln und 4 gestochenen Frontispices. 14,5 x 9 cm. Halbleder d. Z. (etwas fleckig und berieben) mit floraler RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Wien, Ignaz Alberti für Franz Anton Schrämbl, 1791. 180 € Goedeke IV/1, 111, 37, 12. NDB XVII, 434f. – Erste Werkausgabe des jung verstorbenen und heute kaum mehr bekannten Halberstädter Dichters Johann Benjamin Michaelis (1746-1772): Seine „Fabeln, deren Stoffe er teils der Überlieferung entnahm, teils selber erfand, bewegten sich in den von Hagedorn, Gellert und Gleim vorgezeichneten Bahnen. Einige gewannen eine Zeitlang Volkstümlichkeit. An seine Kinderfabeln konnte die Biedermeierzeit wieder anknüpfen. Schon früh schrieb er auch Verssatiren, und später nahm er sich vor, sein 3. und 4.
Hayn-Gotendorf IV, 478. Holzmann-Bohatta 179. – Kollationsgleicher zweiter Druck seines zuerst ebenda 1715 erschienenen Benimmratgebers (vgl. VD18 10860673), in welchem Melissantes schon drei Generationen vor Knigge allgemeine Verhaltensregeln für die Öffentlichkeit und am Hofe formuliert und Erziehungsratschläge für die Jugend gibt. Der Geograph, Historiker und Volksaufklärer Gottfried Gregorii (16851770) verfasste u. a. 1711 Das jetzt florirende Thüringen, einen der frühesten deutschsprachigen Reiseführer mit Details zu Sehenswürdigkeiten, Geschichte, Unterkünfte und Bibliotheken. Zudem gilt er als Mitbegründer der Kartenkunde, seine Orographia von 1715, eine Beschreibung der berühmtesten Berge in alphabetischer Ordnung, gilt als eine der ersten geographischen Spezialenzyklopädien. – Fl. Vorsatz mit barockem Besitzeintrag, erste Blatt im unteren Schnitt leicht gestaucht. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ einem Portrait des Übersetzers Johann Joachim Christoph Bode (17311793) von Johann Heinrich Lips nach Heinsius. Mit dem 1799 erschienenen Registerband von Immanuel Fritze. – Vorsätze schwach leimschattig, sonst wohlerhalten und sauber. Exlibris. Abbildung Seite 35
2096 Moscherosch, Johann Michael. Wunderliche und wahrhaftige Gesichte Philanders von Sittenwald, das ist Straff-Schrifften. 2 Bände. 24 Bl., 932 (recte 907) S.; 8 Bl., 709 S., 12 Bl. Mit 2 Kupfertiteln (in Pag.), 11 Kupfertafeln und zahlreichen Textholzschnitten. 15,5 x 9,7 cm. Pergament d. Z. (leicht angestaubt und stellenweise an den Kanten etwas angeplatzt) mit goldgeprägtem RSchild und 2 Metallschließen. Straßburg, Josias Städel, 1665-1677. 350 €
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Lebensjahrzehnt ganz dieser Dichtart zu widmen, so daß Gleim die Hoffnung hegen konnte, einst in ihm den deutschen Juvenal gefeiert zu sehen. Komische Opern und Operetten nannte er seine Singspieltexte, deren erster, ‚Walmir und Gertraud‘, von Anton Schweitzer komponiert, als Versuch gedacht war, ‚die rührende Komödie in das lyrische Drama überzutragen.‘ Erwähnung verdienen noch die ‚Poetischen Briefe‘, die Michaelis in seinem letzten Lebensjahr allmonatlich herauszugeben begann. Teils sind sie anakreontisch gehalten, wie die sich mit Jacobis ‚Pastor-Amor‘ beschäftigenden, teils nähern sie sich dem Lehrgedicht“ (NDB). – Kupfertitel in Band I lose. Vereinzelte Stockflecken, insgesamt sauber und wohlerhalten. Dekorative Bändchen.
Dünnhaupt IV, 2853, 1.I.6. und 2854, 1.II.4. Hayn-Gotendorf, VI, 332. Bechthold 24f. – Sechste rechtmäßige Ausgabe seines bekanntesten Werks, eine Sammlung von vierzehn ab 1640 veröffentlichten satirischen Erzählungen. „Die beiden Teile von 1677 und 1665/1666 gehören zusammen und müssen als eine einzige Ausgabe, und zwar als die letzter Hand betrachtet werden“ (Bechthold). Johann Michael Moscherosch (1601-1669) veröffentlichte unter seinem Pseudonym Philander von Sittewalt zahlreiche Aufsätze, Gedichte und Erzählungen in lateinischer und deutscher Sprache. – Beide Bände mit gravierendem Bindefehler: der Textteil ab Seite 513 ist jeweils im anderen Band eingebunden, also S. 513-932 von Band I gehört richtigerweise in Band II und vice versa. Die korrekte Kollation von Band I ist: 24 Bl., 709 S., von Band II: 10 Bl., 931 (recte 907) S. In Band I Kupfertitel und typografischer Titel im unteren Rand mit kleinem Wurmgang (verso hinterlegt). Stellenweise mit verblassten Feuchtigkeitsrändern. Die Seiten 37 bis 42 und ab Seite 739 ff. im unteren Rand mit stärkerem Wurmfraß (mit Text- und Darstellungsverlust). Vereinzelt mit Textunterstreichungen von alter Hand, durchgehend gebräunt, teils auch stärker, leicht fingerfleckig. Band II durchgehend etwas stärker gebräunt und leicht braunfleckig. Abbildung
2097 Ovidius Naso, Publius. Metamorphoses oder wunder-würdige Gestalt-Veränderungen der Menschen, Thier und anderer Creaturen. 9 Bl., 113 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel, gestochenem Portrait und 111 Textkupfern von Matthias Greischer. 30 x
2095 Montaigne, Michel de. Gedanken und Meinungen über allerley Gegenstände. Ins Deutsche übersetzt (von Johann Joachim Christoph Bode). 7 Teile in 6 Bänden. Mit 2 gestochenen Portrait-Frontispices. 19 x 11 cm. Halbleder d. Z. (Bände VI und VII mit kleiner Läsur am oberen Kapital, Deckelbezugspapiere stärker berieben und beschabt) mit RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Berlin, F. T. Lagarde, 1793-1799. 600 € Goedeke IV/1, 587, 22. Fromm 18265. – Erste Ausgabe dieser deutschen Übertragung von Montaignes Hauptwerk, mit Zusätzen von Carl August Böttiger. Band I mit einem Portrait Montaignes, Band VI mit 2097
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 19 cm. Leder d. Z. (stärker berieben und bestoßen, Kapitale zerschlissen) mit RVergoldung. Salzburg, Johann Baptist Mayr,1685. 750 € VD17 12:624273Y. Graesse V, 81. Nicht bei Landwehr. Vgl. Nagler, Monogramme IV 1849. – Seltene Salzburger Ausgabe der Metamorphosen mit den allegorischen Kupfern von Matthias Greischer (16591712). – Gering gebräunt und stockfleckig, stellenweise mit Einriss im unteren Innensteg. Abbildung
2098 Platen, August Graf von. Ghaselen. 38 S., 1 w. Bl. 22 x 14 cm. Interimsbroschur d. Z. Erlangen, Carl Heyder, 1821. 200 € Goedeke VIII, 684, 14. Borst 1374. – Erste Ausgabe von Platens bahnbrechendem Versuch, persische Versformen in deutsche Sprache zu überführen: „Als Frucht seiner orientalischen Studien erschienen Erlangen 1821 die ‚Ghaselen‘, denen er 1824 ‚Neue Ghaselen‘ folgen ließ; Goethe inspirirte Eckermann’s rühmende Recension ‚Kunst und Alterthum‘ IV, 3, 159, nachdem er selbst III, 3, 175 Platen’s Ghaselen als ‚wohlgefühlt, geistreich, dem Orient vollkommen gemäße, sinnige Gedichte‘ gerühmt hatte. Das Formengebiet der deutschen Dichtkunst war durch dieses erste Auftreten Platen’s erweitert worden und die ‚Neuen Ghaselen‘ bewiesen bereits, daß er jede Form auch mit Gehalt zu füllen wisse“ (ADB XXVI, 246). „Der literarische Rang Platens basiert auf seiner Lyrik, deren spezifischen Charakter die von J. Link geprägte Formel ‚Sinngebung durch artistische Form‘ genau bezeichnet. Neben Liedern und Balladen sind vor allem Ghaselen zu nennen, eine persische Gedichtform, die Platen gemeinsam mit Rückert für die deutsche Literatur gewonnen hat“ (NDB XX, 511). – Wohlerhaltenes Exemplar im unbeschnittenen und lediglich gefalzten Druckzustand.
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Abbildung
2099 Proelss, Johannes. Am Meer. Seaside-Skizzen und Nordsee-Bilder. VI, 214 S., 1 w. Bl. 17 x 11,5 cm. OLeinen mit Gold- und Schwarzprägung. Leipzig, H. Foltz, 1878. 120 € Kosch XII, 332. – Erste Ausgabe der Schilderung einer England-Reise des langjährigen Redakteurs der „Gartenlaube“ und Literaturhistorikers (1853-1911), der als Verfasser des 1892 erschienen Monographie über „Das junge Deutschland“ in Erinnerung geblieben ist. – Fl. Vorsatz mit Besitzvermerk, das letzte Blatt mit Notiz von alter Hand. Insgesamt sehr gutes Exemplar.
2100 Rabener, Gottlieb Wilhelm. Satiren. 8 Teile in 4 Bänden. Mit Kupfertitel, gestochenem Frontispiz, 3 gestochenen Titelvignetten und 39 (8 ankoloriert) Kupfertafeln von S. H. Grimm. 16 x 11 cm. Strukturgeprägte Halbleinenbände um 1850 mit goldgeprägtem RTitel. Bern, Beat Ludwig Walthard, 1765-1766. 250 € Rümann 885. Vgl. Goedeke IV/1, 41, 3. – Erste Ausgabe mit diesen Illustrationen. Berühmte und häufig aufgelegte Sammlung satirischzeitkritischer Aufsätze und Briefwechsel, u. a. über Druckstöcke, Jonathan Swift, „Von der wahren Beschaffenheit eines vernünftigen Bürgers“ etc. – Schönes und sauberes Exemplar. Abbildung
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2101 Racine, Jean. Oeuvres avec des commentaires, par M. Luneau de Boisjermain. 7 Bände. Mit gestochenem Portrait nach B. Santerre von C. Gaucher und 12 Kupfertafeln nach H.-F. Gravelot. 19,5 x 12,5 cm. Leder d. Z. (minimal berieben, teils etwas fleckig) mit reicher RVergoldung, 2 goldgeprägten RSchildern und Stehkantenvergoldung. Paris und London, Cellot, 1768. 400 € Sander 1643. Cohen-Ricci 847ff. Lewine 441. – Erste Ausgabe mit den Gravelot-Illustrationen. – Minimal stockfleckig. Abbildung
2102 Recollections of Germany and the Black Forest. Folge von 8 federlithographischen Tafeln. 18,5 x 31,5 cm. Lose Blatt in blindgeprägter Leinendecke d. Z. mit montiertem illustriertem Deckelschild. „Printed for the benefit of the Blind Asylum at Leicester 1862“. 200 € Bibliographisch nicht nachweisbare Folge von acht Genredarstellungen aus dem Schwarzwald. Die Tafeln illustrieren erzählerisch einen vermeintlich typisch deutschen Tagesablauf aus der Sicht eines Engländers,
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beginnend um 6 Uhr morgens „at the spring on the hill“, 9 Uhr „Breakfast“, 12 Uhr „dinner time at the Booths“, „Afternoon Rides“, „The Fountain beyond the town“, 19 Uhr „out in the Gardens“ und zum Schluss ein „Evening ride in the forest“. – Teils im Rand etwas gebräunt und mit kleinen Läsuren, sonst wohlerhalten. Abbildung
2103 (Reinick, Robert). Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. 2 Bl., IV S., 1 Bl., 61 S., 2 Bl. Mit radiertem Titel und 31 gestochenen Bordüren im Text. 29 x 23 cm. Petrolblauer Pappband d. Z. (Rücken und Kanten brüchig mit kleinen Fehlstellen, etwas angekratzt und bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägten Deckelbordüren sowie mittig auf den Deckeln aufmontiertem Teil der goldgeprägten OBroschur mit lithographischer Illustration sowie Goldschnitt. Düsseldorf, Julius Buddeus, (1838). 130 € Rümann 1803. Brieger 1966. – Erste Ausgabe. Reinicks Lieder und Bilder (Deckeltitel) gehören zu den schönsten Veröffentlichungen der Düsseldorfer Schule. In diesem Buch „vereinigte Reinick die ganze Düsseldorfer Künstlerschar, deren charakteristischste Eigenarten man hier ganz bequem studieren kann ... In Reinicks Veröffentlichung feiert die geistreiche Arabeske Schroedters wahrhafte Orgien“ (Rümann, Das illustrierte Buch, S. 281-284). Die Illustrationen stammen von Andreas Achenbach, Hermann Plüddemann, Alfred Rethel, Adolph Schrödter u. a. – Etwas stärker stockfleckig und gebräunt. Bindung gelockert, einige Lagen etwas ausgebunden. Innendeckel leimschattig. – Dabei: Dasselbe. 3 Bl., IV S., 1 Bl., 61 S. Mit radiertem Titel und 31 gestochenen Bordüren im Text. 29 x 22 cm. Leinen d. Z. (berieben und bestoßen, Rücken stark verblasst, Kapitale mit Leinenstreifen überklebt) mit goldgeprägtem Deckeltitel und Goldschnitt. - Durchgehend etwas stockfleckig, Bindung teils etwas gelockert.
2104 Richter, Georg Karl A. von. Gedichte. Herausgegeben und mit biographischen Notizen begleitet von Karl Th. Winkler. 5 Bl., XXXII, 116 S. Mit gestochenem Portrait. 18,5 x 12 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben) mit goldgeprägtem RTitel. Dresden, Arnold, (1807). 120 € 2101
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Goedeke VII, 308, 114, 2. – Erste Ausgabe dieser posthum erschienenen, dem Landesherrn Carl August zugeeigneten Ausgabe der Gedichte des Verfassers der Sachsenhymne (1760-1806). Mit einem Subskribentenverzeichnis (darunter ein „Holzverwalter Schubert“). – Vereinzelt etwas stockfleckig, insgesamt gutes Exemplar.
impreso este libro en medio de Alemania porImpressores, que no tenían Corrector, ni conocimiento de la lengua Castellana, se han cometido los errores quí notados“. – Kupfertitel mit Eckabriss, dieser wieder angesetzt und verso hinterlegt. Zu Beginn in den Ecken leicht knickspurig. Stellenweise mit Feuchtigkeitsrändern, teils auch etwas gebräunt. Die Textkupfer in kräftigen Abdruck. Insgesamt ein sehr schönes Exemplar.
2105 Saavedra Fajardo, Diego de. Idea de un principe politico christiano. Representada en cien empresas. 8 Bl., 711 S., 2 Bl. (Errata). Mit Kupfertitel (in Pag.) und 102 Emblemkupfern von Johannes Sadeler. 22,3 x 16,5 cm. Leder des frühen 18. Jahrhunderts (oberes Kapital mit kleinen Fehlstellen, Gelenke angeplatzt, leicht beschabt und bestoßen) mit RVergoldung und goldgepr. RSchild. München, Nikolaus Heinrich, 1640. 1.200 €
Abbildung
Palau, VI, 361. Landwehr, German, 515. Praz 483. Heredía 4938. Colmeiro 348. Nicht bei Goldsmiths. – Erste Ausgabe des mehrfach aufgelegten und in zahlreiche Sprachen übersetzten Traktats des spanischen Diplomaten und Schriftstellers Diego de Saavedra Fajardo (1584-1648). Das Werk zählte zu den einflussreichsten spanischen Beiträgen auf dem Gebiet der politischen Prinzipienlehre und gilt als die wichtigste antimachiavellistische Schrift des 17. Jahrhunderts. Dabei lehnt sich das Traktat an die Emblemata politica (1618) von Jakob Bruck Angermunt an und entstand auf Saavedras Reisen in Deutschland als Botschafter. In über hundert Essays wird die Erziehung des Prinzen dargestellt. Saavedra hatte das Buch ehemals für den Sohn König Philipps IV. verfasst. Die vorliegende Ausgabe gehört zu den schönsten spanischen Emblembüchern. Zu den Druckfehlern, die auf den letzten beiden Blättern ausführlich korrigiert werden, bemerkt der Autor: „Por averse
2106 Saint-Rémy, Jeanne de. Zwote Rechtfertigungsschrift der Gräfin von Valois de la Motte. Aus dem Franzö sischen mit Glossen. VIII, 96 S. Mit gestochenem Frontispiz. 19 x 11,5 cm. Interimsbroschur d. Z. „London“ (d. i. wohl Nürnberg, Felßecker), 1790. 180 € VD18 11542748. – Erste deutsche Ausgabe des „Nachtrags“ zu den im selben Jahr und unter identischem Impressum erschienenen Mémoires justificatifs, einem der wichtigsten authentischen Zeugnisse zur sogenannten Halsbandaffäre, dem legendären Betrugsskandal rund um ein Diamantencollier, der den französischen Hof zwischen den Jahren 1785 und 1786 in Atem hielt und in den auch Königin Marie Antoinette verwickelt war. Die Adlige Jeanne de Saint-Rémy (1756-1791) fungierte darin als maßgebliche Drahtzieherin, sie wurde schließlich in die berüchtige psychiatrische Anstalt Salpêtrière in Paris eingewiesen, von wo ihr nach kurzer Zeit die Flucht ins Londoner Exil gelang, wo sie dann ihre Memoiren niederschrieb. – In der Kollation fehlt das Blatt A1 nach den Vorstücken, Text und Druck sind so aber komplett (vgl. das VD18Digitalisat in der SLUB). Wohlerhaltenes, unbeschnittenes Exemplar mit breitem Rand. Abbildung Seite 41
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ späteren Königin von England. Ihren Beinamen „Sappho von Deutschland“ erhielt sie von dem britischen Reisenden Thomas Nugent, der sie 1766 in Güstrow kennenlernte. Dem VD18 unbekannte Druckvariante mit abweichender Titelvignette (vgl. das Digitalisat der UB Rostock).Letzte Blatt mit großem kräftigem Feuchtigkeitsfleck im Bug, Titel etwas braunfleckig. Sehr selten, kein bibliothekarischer Standortnachweis über den KVK. III. Johann Gerhard. Heilige Betrachtungen. Aus dem lateinischen Original in deutsche Verse übersetzet, und so wohl mit nöthigen Registern, und den Allegatis versehen, als auch aus dem Manuscript mit zwey Betrachtungen vermehret durch M. Jeremias Ketzlern. 15 Bl., 256 S., 20 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochenem Frontispiz. Leipzig, David Siegert, 1745. - VD18 12462950. - Erste deutsche Ausgabe in der Übertragung des Hirschberger Predigers Jeremias Kätzler (1701-1745). - Frontispiz und erste Blatt mit größerem kräftigem Feuchtigkeitsfleck im Bug. IV. (Friedrich Carl Casimir von Creutz). Betrachtungen über Leib und Seele, Tod und Leben. 16 Bl., 174 S., 1 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette.
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2107 Sammelband mit 4 seltenen Barockschriften. 19 x 12 cm. Halbleder d. Z. (stark berieben, Ecken und Kapitale bestoßen) mit RSchild. Verschiedene Orte und Verlage, 1745-1757. 350 € I. Christian Fürchtegott Gellert, Geistliche Oden und Lieder. XXIV, 160 S., 2 Bl. Mit gestochener Titelvignette. Leipzig, Erben Moritz Georg Weidmann, 1757. - VD18 11043652. Goedeke IV/1, 78, 16. - Erste Ausgabe. - Etwas fleckig, fl. Vorsatz mit zeitgenössischem Besitzeintrag „Julie von Schleinitz“. Mit zusätzlich eingebundenem Blatt mit hs. Verzeichnis der enthaltenen vier Schriften. II. Friderike Elisabeth von Grabow. Freye Betrachtungen über die Psalmen Davids. 4 Bl., 184 S. Mit gestochener Titelvignette. Lübeck und Leipzig, Jonas Schmidt, 1752. - VD18 12933368. - Einzige Ausgabe ihres einzigen und anonym in den Druck gelangten Werks. Die heute vergessene mecklenburgische Dichterin und Erzieherin Friderike Elisabeth von Grabow (1705-1779) wuchs am kaiserlichen Hof in Wien auf, 1746 wurde sie von Herzogin Elisabeth Albertine von SachsenHildburghausen, Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz, zur Erzieherin der beiden Prinzessinnen Christiane und Sophie Charlotte berufen, der 2107
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Breslau, Johann Jacob Korn, 1754. - VD18 12223689 (dort ohne Verfasserangabe). Nicht bei Goedeke IV/1, 29f. - Seltene einzige Ausgabe der philosophisch-psychologischen Betrachtungen des Dichter-Philosophen und Politikers Friedrich Karl Kasimir von Creutz (1724-1770), der von der zeitgenössischen Kritik nur mit wenig Wohlwollen bedacht wurde: „Herders überwiegend negatives Urteil führte zur Nichtbeachtung des bedeutenden Anteils, der Creutz in der Nachfolge Hallers und Youngs an der Gefühlsdurchdringung lehrhafter Gehalte zukommt ... Das Poetische hat den unbedingten Vorrang gegenüber dem System. Creutz war philosophierender Dichter und dichtender Philosoph. Dies kennzeichnet auch seine Stellung innerhalb der Geschichte der deutschen Psychologie. Ausgelöst wurde sein Nachdenken über die Seele durch ein immer neues Ringen um den Unsterblichkeitsglauben. Die Berufung auf die innere Erfahrung, durch die er den Grundgedanken Descartes‘ vom Emotionalen her wiederaufnahm, zeigt deutlich die Einwirkung des Pietismus, die wohl vornehmlich auf seinen Freund A. A. von Sinclair zurückgeht“ (NDB III, 413). - Anfangs und am Schluss etwas gebräunt und feuchtrandig. Abbildung
2108 Schlegel, Johannes Elias. Werke. Herausgegeben von Johann Heinrich Schlegel. 5 Bände. Mit 2 gestochenen Titelvignetten. 20,5 x 13 cm. Leder d. Z. (etwas berieben, vereinzelte Schabspuren; Band V gering abweichend gebunden) mit floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Kopenhagen und Leipzig, Mumm, 1761-1770. 300 € Goedeke IV/1, 67, 3. Katalog Hirschberg 70 („selten so vollständig“). – Erste und einzige Gesamtausgabe. Johann Elias Schlegel (1719-1749), Onkel der Romantikerbrüder August Wilhelm und Friedrich, war ein Schüler und späterer Gegner Gottscheds. Mit seinen Hinweisen auf das englische Drama und das Vorbild Shakespeares gilt er als einer der Erneuerer der deutschen Bühne und in seinen dramaturgischen Ansichten ein Vorläufer Lessings. Enthält Dramen, ästhetische Schriften, die Wochenschrift Der Fremde u. a. Der Band V mit der Biographie vom Bruder und Herausgeber Johann Heinrich. – Wohlerhaltenes Exemplar aus der Fürstlich Stolbergschen Bibliothek Wernigerode, mit entsprechendem Stempel auf dem Titel. Band V etwas später und mit farblich abweichendem Rückenschild nachgebunden.
2109 Seneca. Opera, quae exstant omnia: A Iusto Lipsio emendata et scholiis illustrata. Editio tertia atque ab ultima Lipsi manu. 6 Bl., XXXVI, 893 S., 2 Bl. Mit blattgr. gestoch. Portrait, Kupfertitel, 2 blattgroßen Textkupfern, gestoch. Textvignette und Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. 37 x 25 cm. Leder d. Z. (etwas berieben und bestoßen, Gelenke restauriert) mit reicher RVergoldung. Antwerpen, Plantin-Moretus, 1632. 300 €
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2110 Seume, J(ohann) G(ottfried). Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. 2 Bl., XVI, 491 (recte: 493) S., 1 Bl. (Errata). Mit gestochenem Titel (in Pag.) mit Vignette von Schnorr von Carolsfeld und gestochenem Frontispiz von Heyl. 20,7 x 12,8 cm. Moderner Kunstlederband. Braun schweig und Leipzig, 1803. 400 €
Schweiger II, 911. Brunet V, 277. Ebert 20853 (Anmerkung). – Dritter von Plantin veranstalteter Druck der von Lipsius kommentierten Aus gabe. Der Erstdruck dieser Editon erschien ebenda 1605. Mit zwei Portraits von Seneca und einem von Lipsius, gestochen von C. Galle nach Rubens (vgl. Hollstein VII, 59, 279 und 280). – Etwas, teils auch stärker gebräunt und etwas braunfleckig, vorderes Innengelenk angebrochen, zum Schluss hin leicht wasserrandig. Mit französischem Adels exlibris. Insgesamt gutes Exemplar.
Goedeke V, 419, 68. 10. Borst 958. – Erste Ausgabe dieses noch immer faszinierenden, vom Staub der Jahrhunderte unberührten Berichts eines Aufklärers, der Theologie studierte und auf eine Artillerieschule ging, desertierte und russischer Soldat wurde. Nach einem bewegten Leben starb er 47jährig während einer Kur in Teplice. „Wider meine Absicht bin ich nun hier in Rom.“ (Seite 135). – Kupfertitel und Frontispiz etwas stockfleckig. Durchgehend am Rand mal mehr, mal weniger braunfleckig, auch mit schwachen Feuchtigkeitsrändern. Wenige Blätter am Außensteg mit leichter Wurmspur. Fl. Vorsatz mit altem Besitzvermerk. Breitrandiger Druck auf schwach bläulichem Bütten.
Abbildung
Abbildung Seite 42
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2111 Shakespeare, (William). Sämmtliche Schauspiele; frei bearbeitet von Meyer. Vierte Auflage. 38 Teile in 13 Bänden. Mit 38 Kupfertafeln. 14,5 x 10 cm. Pappbände d. Z. (etwas berieben, Ecken leicht bestoßen) mit etwas RVergoldung und roten RSchildern. Gotha u. a., Henning u. a., 1825-31. 150 € „Wohlfeile Taschenausgabe“, bearbeitet und herausgegeben von dem bekannten Begründer des „Bibliographischen Instituts“ Joseph Meyer (1796-1856): „Der ungemeine Erfolg, den diese [und andere] Publicationen hatten, beruhte, außer dem ungewohnt billigen Preise, hauptsächlich darauf, daß Meyer eine bis dahin in Deutschland unbekannte buchhändlerische Vertriebsmethode: das lieferungsweise Erscheinen größerer Werke und somit das Subscribtionswesen zuerst in Anwendung brachte“ (ADB XXI, 603). Für die Shakespeare-Ausgabe bearbeitete Meyer jedoch lediglich Macbeth, Othello und Der Sturm, die Fortsetzung überließ er anderen (vgl. ebenda). Im Verlauf seiner Verlegertätigkeit besorgte Meyer noch zahlreiche Klassiker-Ausgaben, die sich großer Beliebtheit erfreuten. – Teils etwas gebräunt bzw. stockfleckig. Zwei Blätter lose. Insgesamt eine dekorative, in dunkelbraunes Marmorpapier gebundene Ausgabe, komplett mit allen Kupfertafeln.
2110
2112 Skizzenbuch eines talentierten Amateurs. 29 Bl. Mit 26 teils farbigen Zeichnungen, teils karikaturistischer Art. Bleistift und schwarze Feder, teils aquarelliert. 23 x 14,5 cm. Leinen d. Z. mit 2 Schließbändern und Stiftschlaufe. 1896-1897. 180 € Skizzenbuch eines Zeichners, der seiner humoristischen Natur freien Lauf ließ: in Bildgeschichten mit Reimen (z. B. „Der gelehrige Paperl der kluge Schipserl“, einer Hundegeschichte), Karikaturen und Charakterdarstellungen von schrill bekleideten Personen (Arzt mit Klistier, Landsknecht, Köchin), gezeichneten Witzen, z. B. vom Schneemann, der neben einem Ofen im Bett liegt, u. a. m. Eine Bleistiftzeichnung zeigt die Walhalla, mehrere Zeichnungen sind mit 1896 bzw. 1897 datiert. – Etwas fingerfleckig. Abbildung
2112
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2113 Söndermann, Adolf. Der Wilddieb, Schmuggler und Falschmünzer Ignaz Diedrich, sein und seiner Gefährten Leben, Kampf und trauriges Ende oder Die Geheimnisse des Böhmer Waldes und des sächsischen Erzgebirges. 3 Teile in 1 Band (durchgehend paginiert). 1217 S., 1 Bl. Mit 30 kolorierten lithographischen Tafeln. 20 x 13,5 cm. Moderner marmorierter Halblederband (oberes Kapital mit kleinem Einriss) mit goldgeprägtem RTitel. Dresden, C. G. Löhse, (1871-1873). 200 € Kosch XVIII, S. 223. – Einzige Ausgabe des Kolportage-Romans, laut Kosch das zweite literarische Werk des überaus produktiven Trivialautors Adolf Söndermann (1834-1892). Der historische Abenteuerroman spielt im Böhmerwald in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. – Das säurehaltige Papier gebräunt, aber nur mit ganz vereinzelten kleinen Randläsuren. Wohlerhaltenes Exemplar. Nur ein bibliothekarischer Nachweis in der Berliner Stabi. Abbildung
2114 (Sonderland, Johann Baptist). Bilder und Randzeichnungen zu deutschen Dichtungen. Neue Folge. 11 Bl. mit 20 blattgroßen Stahlstich-Illustrationen. 44 x 35 cm. Leinen d. Z. (mit stärkeren Gebrauchsspuren). (Düsseldorf, Julius Buddeus, um 1845). 120 € Rümann 2432. Thieme-Becker XXXI, 275. – Spätere Ausgabe des repräsentativen Illustrationswerks zu Gedichten von Goethe, Schiller, Uhland, Körner, Bürger und Freiligrath. Die Tafeln enthalten meist ein zentrales Motiv, eingerahmt durch reich illustriertes Rankenwerk. – Etwas stärker gebräunt sowie braun- und stockfleckig. – Dabei: Peter Cornelius. Federzeichnungen zu Goethe‘s Faust. 1 Blatt mit 12 Farbtafeln. 21 x 48 cm. Leinenmappe d. Z. (etwas berieben und angestaubt) mit goldgeprägtem Vorderdeckeltitel, Gold- und Silberprägung. Frankfurt, Keller, 1881. - Einzige Ausgabe. - Etwas gebräunt.
2115 (Sterne, Laurence). Tristram Schandis Leben und Meynungen. Zwote verbesserte Auflage. 9 Teile in 2 Bänden. Mit 2 gestochenen Frontispices von Hogarth. 15 x 9 cm. Pappband d. Z. (stärker fleckig und berieben, Ecken und Kanten beschabt, Rücken ausgeblichen).Hamburg, Carl Ernst Bohn, 1776. 180 € Goedeke IV/1, 586, 12. – Zweiter Hamburger Duck der Übertragung Bodes: „Nicht wenige seiner Übersetzungen erreichten die Höhe einer vollendeten Meisterschaft der Eindeutschung ... die dem englischen Dichter Heimatrecht in Deutschland gewannen“ (NDB II, 349). – Stellenweise etwas fleckig, hinterer Innenspiegel von Band I mit Exlibrisschildchen. Exemplar ohne die häufig fehlenden 12 Kupfer von Chodowiecki, dafür mit dem sogenannten schwarzen Blatt (Teil I, Seite 65/66) sowie einer der beiden marmorierten Tafeln (Teil III, Seite 149/150; das für den zweiten Farbdruck vorgesehene Blatt in Teil IX Seite 55/56 ist vakat).
2116 Storm, Theodor. Schweigen. 2 Bl., 111 S. 14,5 x 10,5 cm. Roter OLeinenband (etwas bestoßen; Rücken mit Fehlstelle) mit reicher Gold- und Schwarzprägung sowie Goldschnitt. Berlin, Paetel, 1883. 180 €
2113
Teitge 1137 (irrg: 109 S.). – Erste Einzelausgabe, der Erstdruck erschien im selben Jahr in Band XXXV der Deutschen Rundschau, ein weiterer Abdruck erfolgte mit der Novelle Hans und Heinz Kirch (vgl. Teitge 83). – Teils wasserrandig. Abbildung Seite 44
2117 Sulzer, Johann George. Allgemeine Theorie der Schönen Künste in einzeln, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter auf einander folgenden, Artikeln abgehandelt. Zweyte verbesserte Auflage. 4 Bände. Mit gestochenem Frontispiz nach Daniel Chodowiecki, gefalteter Kupfertafel, 6 gefalteten Notenbeilagen und zahlr. Holzschnitt-Figuren und -Noten im Text. 22 x 13 cm. Marmorierte Halbleinenbände (etwas berieben und bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Erben Moritz Georg Weidmann und Reich, 1778-1779. 300 € 43
Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Goedeke IV/1, 6, 8. Engelmann 76 und 109. Bauer 137/138. Ziegenfuß 665. Schlosser 586. Zischka 119. – Tatsächlich die vierte Ausgabe des seinerzeit bedeutendsten Lexikons der Ästhetik und Kunstwissenschaft. Erläutert auch Begriffe der Musik, Schauspielkunst, Dichtkunst etc. – Etwas gebräunt und braunfleckig, Titel von Band III mit modernem Namenseintrag. Dekorativ gebundenes Exemplar.
2118 Tasso, Torquato. La Hierusalem delivrée. Poëme heroïque. Traduit en vers françois par M. Le Clerc. 7 Bl., 235 S. Mit gestochenem Frontispiz und 5 Kupfertafeln. 28,5 x 21,5 cm. Marmorierter Lederband d. Z. (berieben und bestoßen, Kapitale mit Fehlstellen) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Paris, Claude Barbin, 1667. 240 € Nicht bei Graesse VI/2, 35. – Einzige Ausgabe der französischen Vers übertragung der ersten fünf Gesänge, Hauptwerk des Pariser Bühnenautors und Übersetzers Michel Le Clerc (1622-1691). – Schwach gebräunt, sonst wohlerhalten. Großzügiger Quartdruck.
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2119 Thomasius, Christian. Einleitung zu der Vernunfft-Lehre [und:] Derselbe. Ausübung der VernunfftLehre. Andere und correctere Auflage. 2 Werke in 1 Band. 9 Bl., 70, 203 S., 2 w. Bl.; 12 Bl., 295 S. 16,3 x 9,7 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben und bestoßen, etwas fleckig) mit hs. RTitel. Halle, Renger bzw. Christoph Salfeld, 1699. 400 € VD17 3:315519R. VD17 1:078381R. Jöcher 1258. Vgl. Faber du Faur 1547. Ziegenfuss 712f. Jantz 349. Weyrauch 2130. Nicht bei Seebaß. – Zweite Auflage. – Etwas braunfleckig, ohne fl. Vorsatz. Mit Einträgen und Läsuren, Titel mit hs. Besitzvermerk von 1747. S. 123/124 mit kleinem Eckabriss, vorderer Innendeckel mit hs. Anmerkungen. Anfangs mit kleiner Wurmspur im unteren Außensteg, vereinzelt mit rötlichen Unterstreichungen von alter Hand.
2120 Tolstoi, Leo. - Löwenfeld, Raphael. Leo N. Tolstoj, sein Leben, seine Werke, seine Weltanschauung. VIII, 295 S. 18,5 x 13 cm. Halbleinen d. Z. (gering berieben). Berlin, Richard Wilhelmi, 1892. 150 € Erste deutsche Ausgabe der Biographie. Der Slavist Raphael Löwenfeld (1854-1910) übersetzte als erster Tolstoi ins Deutsche. – Titel im unteren Bug mit kleiner Fehlstelle. Das Blatt 293/294 mit hinterlegtem Einriss. Typographisches Widmungsblatt mit hs. Verfasserwidmung.
2121 Totentanz. - Bilder des Todes oder Todtentanz für alle Stände. 14 Bl. Mit 25 Holzschnitt-Illustrationen. 20 x 14 cm. HLeinen d. Z. (illustrierter OUmschlag montiert). Leipzig, Wilhelm Engelmann und Rudolph Weigel, 1850. 150 € Erste Ausgabe der Folge. – Stockfleckig, Titel mit hinterlegtem Blattausschnitt und restauriertem Einriss im Bug. Abbildung
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2122 Totentanz. - Combe, William. The english dance of death. - The dance of life, a poem. 3 Bände. Mit 2 gestochenen kolorierten Frontispices, 2 Kupfertiteln mit kolorierten Aquatinta-Vignetten sowie 94 kolorierten AquatintaTafeln von Thomas Rowlandson. 23,5 x 14,5 cm. Geglättetes rotes Maroquin um 1890 (kaum berieben; signiert: „Bound by Sangorski & Sutcliffe. London“) über 5 Zierbünden mit goldgepr. RTitel, goldenen Sternstempelchen und KGoldschnitt London, R. Ackermann, 1815-1817. 1.200 € Lowndes 2564. Abbey, Life in England, 263. Tooley 411. House 440. – Erste Ausgabe der Totentanz-Folge mit den prächtigen Aquatinta-Tafeln von Rowlandson und in einem bemerkenswert schönen englischen Meistereinband der Londoner Buchbinderwerkstatt Sangorski & Sutcliffe. Rowlandsons „eigentliches Gebiet ist die Gesellschaftssatire, die Verspottung der Unsitten seiner Zeit, der Modetorheiten und der sprichwörtlich gewordenen Prüderie seiner Landsleute. Er hat keine moralisierenden Absichten, sondern will nur das Komische der Situation durch das Mittel der Übertreibung zur Wirkung bringen - kulturgeschichtlich interessantes Genre, in dem er durch Frische und Lockerheit des Zeichenstrichs besticht“ (Thieme-Becker XXIX, 127f.). Das Gegenstück zum „English dance of death“, der „Dance of life“, enthält bekannte humoristische Darstellungen aus unterschiedlichen Lebensbereichen und -altern, z. B. Schule, Studium, Familie, Sport, Einzug ins Parlament usw. – Vereinzelt, insbesondere auf den ersten Seiten in Band II teils etwas stärker stockfleckig und hier und da leicht vergilbt sowie gering angeschmutzt. Titel von Band I oben eingerissen und restauriert. Die Aquatinta-Tafeln durchgehend in abwechslungsreicher, nuancierter Farbigkeit sorgfältig koloriert. Nur vereinzelt gelegentlicher Abklatsch der Tafeln auf den Textseiten. Insgesamt gutes und dekorativ gebundenes Exemplar.
2123
Abbildung
2123 Totentanz. - La dance des morts telle qu‘on la voit depeinte dans la celebre ville de Basle qui represente la fragilité de la vie humaine, comme dans un miroir. 4 (statt 8) Bl., 87 (statt 99) S. Mit 42 (statt 44) Textkupfern von Matthäus Merian. 20,5 x 16 cm. Broschur d. Z. (Gebrauchsspuren). Berlin und Frankfurt 1698. 450 € VD17 1:084339E. – Seltenere Totentanzfolge mit den Kupfern Merians. – Es fehlen vier Blatt der Vorstücke sowie die letzten dreizehn Blatt mit zwei Textkupfern. Titel und die ersten ca. 30 Blatt mit restaurierter Fehlstelle im unteren Rand (anfangs etwas größer und mit Textverlust), im oberen Rand dort mit anfangs etwas größerem Braunfleck. Titel gestempelt und im unteren Bug gelöst. Abbildung
2124 Totentanz. - Holbein, Hans. Oeuvre ou recueil de gravures d‘après ses plus beaux ouvrages. Première partie. Le triomphe de la mort. Teil I (von 4). 12 S., 3 Bl. Mit 14 Kupfertafeln mit zusammen 50 Darstellungen. 38,5 x 29,5 cm. Halbleder d. Z. (Kapitale lädiert) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Basel, Selbstverlag, 1780. 450 € 2122
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Erste Gesamtausgabe, hier der erste Teil mit Holbeins Totentanzdarstellungen. – Textblätter gleichmäßig schwach gebräunt, sonst nur vereinzelte Flecken. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar mit den beiden häufig fehlenden Widmungsblättern an George III. Abbildung
2125 Totentanz. - Holbein, Hans. Todten-Tanz, wie derselbe in der löbl. u. welt-berühmten Stadt Basel, als ein Spiegel menschlicher Beschaffenheit künstlich gemahlet und zu sehen war. 98 S. Mit Kupfertitel und 43 Textkupfern nach Matthäus Merian. 22,5 x 17,5 cm. Illustrierte OBroschur (fleckig und berieben, Rückenbezug mit Fehlstellen, VUmschlag mit zeitgenössischem Besitzeintrag). Basel, Birmann und Söhne, (um 1830). 350 € Massmann 78, 13. – Vierte und letzte Ausgabe mit den von Chovin gestochenenen Kupfern. Die Sinnsprüche auf Deutsch und mit französischer Übertragung. – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung
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2126 Totentanz. - Rethel, Alfred. Auch ein Todtentanz. Mit erklärendem Text von Robert Reinick. Zwölfte Auflage. 4 Bl. und 6 getönte Holzschnitt-Tafeln. 31 x 41 cm. OHalbleinen (etwas fleckig und berieben, unteres Kapital eingerissen). Leipzig, Nachfolger B. Elischer, (1890). 150 € Vgl. Rümann 1810 und Zöge von Manteuffel 14-19. – Spätere Auflage der berühmten Folge. Exemplar aus dem Besitz des Schriftstellers Cäsar Flaischlen (1864-1920), mit dessen Besitzeintrag auf dem fl. Vorsatz in Bleistift, datiert 1900. – Papierbedingt schwach gebräunt, sonst wohlerhalten.
2127 Touchard-Lafosse, (Georges). Die Operndamen. 2 Bände. 1 Bl., 305 S.; 1 Bl., 332 S., 1 Bl. (Anzeigen). 16,5 x 10 cm. Neuere Halblederbände (berieben; 1 Vorderumschlag der Verlagsbroschur eingebunden) mit RSchild. Leipzig, Literarisches Museum, 1838. 180 € Nicht bei Fromm. – Seltene einzige deutsche Ausgabe des historischen Romans aus dem Frankreich des frühen 19. Jahrhunderts, verfasst von dem Pariser Journalisten Georges Touchard-Lafosse (1780-1847). – Etwas braun- oder stockfleckig.
2128 Der Trotzkopf eine Wochenschrift. Teil II (von 2). (S. 193)-407. 15,5 x 10 cm. Pappband d. Z. (stark berieben, ohne Rücken). (Blankenburg und Braunschweig) 1762. 180 € Kirchner 5008. Hayn-Gotendorf VII, 716 („Selten!). – Einzige Ausgabe der kurzlebigen Wochenschrift, die zunächst bei Reußner in Quedlinburg erschien (Stücke I-XXV) und nur in diesem einen Jahrgang 1762 nachweisbar ist. Der vorliegende Teil II enthält die Stücke XXV bis XLIX. Als Herausgeber fungiert der biographisch nicht nachweisbare 2125
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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Karl Freiherr von Bothmer. Enthält u. a. „Der Geist der Geselligkeit und die Geister der Ungeselligkeit“ in neun teils etwas launischen Stücken. – Etwas braunfleckig. Titel verso mit dem Stempel der Großherzoglichen Bibliothek Neustrelitz.
2129 Uhland, Ludwig. - Jarwart, Sixtus Heinrich. Umrisse zu Uhlands Balladen und Romanzen. 7 typographische Bl., gestochener Titel (in Rot und Schwarz), gestochenes Widmungsblatt (in Blau und Schwarz) und 15 Tafeln mit Umrissradierungen. 32 x 20 cm. Neuerer Halbleinenband mit montiertem ODeckelschild (mit kleinem Ausriss). Nürnberg, Bauer & Raspe, 1837. 150 € Rümann 1050. Rümann, Das illustrierte Buch 230. – Erste Ausgabe, laut Rümann übertreffen diese Arbeiten die von Nisle. In Jarwarts Folge „findet der Umrißstich auf die Zeichnungsweise Dürers, wie sie seit der lithographischen Veröffentlichung des Gebetsbuches Maximilians in Mode kam, Anwendung. Das Widmungsblatt ist ähnlich wie bei Neureuther ganz im Geiste Dürers gezeichnet, prachtvoll und unvergeßlich ist die Gestalt des Schenk von Limburg. Jarwart (1813-1865) begann 1833 mit der Ausführung der Zeichnungen, die erst 1837 erschienen sind“ (Rümann). – Einige Textseiten sowie eine der Tafeln stockfleckig, sonst wohlerhalten.
2130 Vaenius, Othonis. Le theatre moral de la vie humaine, representée en plus de cent tableaux divers, tirez du poete Horace. XI, 211, 16 S. Mit gestochener Druckermarke, 2 gestochenen Kopfvignetten, 103 halbseitigen Textkupfern und gestochener Falttafel (ohne das gestochene Portrait). 35 x 22,5 cm. Leder d. Z. (leicht berieben, bestoßen und beschabt, untere Ecke mit ergänzter Fehlstelle im Bezug,) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild sowie Stehkantenvergoldung. Brüssel, François Foppens, 1678. 240 € Landwehr III, 688. Praz 524. – Zweite Ausgabe mit französischem Text, bis auf die etwas abweichenden Vorstücke eine Titelauflage der Ausgabe von 1672. Die bemerkenswerten emblematischen Kupfer sind ganz in der Tradition der späten italienischen Manieristen gehalten und illustrieren Motive aus dem Horaz. – Es fehlt das gestochene Portait von Vaenius. Titel mit hs. Anmerkung, Seite fünf mit großem gebräunten Feuchtigkeitsfleck. Fl. Vorsatz mit getilgtem Stempel, die Falttafel in der linken unteren Ecke beschnitten, teils bis in die Darstellung (ohne Darstelllungsverlust). Gering gebräunt und stellenweise leicht braunfleckig. Abbildung
2131 (Voltaire, François Marie Arouet de). Mélanges de littérature, d‘histoire, de philosophie, ect - Appel a toutes les nations de l‘Europe, des jugemens d‘un écrivain Anglais; ou manifeste au sujet des honneures du pavillon entre les théâtres de Londres & Paris. 2 Teile in 1 Bamd. 2 Bl., 94 S., 2 Bl., 111 S. 22,5 x 15 cm. Modernes Halbleder im Stil d. Z. mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. O. O., o. Dr. (Paris, Grangé), 1761. 400 €
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Bengesco 2208 und 1658. Barbier I, 259 (nur Teil II). – Erste Ausgabe. „Cet opuscule a reparu sous ce titre: ‚Du théâtre anglais‘ par Jérôme Carré.“ (Bengesco). In vorliegender Vollständigkeit mit beiden Teilen und beiden Vortiteln selten. Von den drei Exemplaren im NUC hat Yale offensichtlich nur den ersten Teil, die University of Michigan (ohne Vortitel) nur den zweiten. Voltaire vergleicht hier das englische mit dem französischen Theater, u. a. Shakespeare mit Corneille. – Unbeschnitten und wohlerhalten.
2132 Voltaire, (François Marie Arouet) de. Oedipe, tragédie. 4 Bl., 131 S. 19 x 12,5 cm. Moderner marmorierter Pappband mit goldgeprägtem RSchild. Paris, Pierre Ribou u. a., 1719. 300 € Bengesco 2. – Seltene erste Ausgabe seiner Übertragung, Frühwerk des bei der Uraufführung 1718 erst 24jährigen Voltaire und zugleich die erste Schrift, auf welcher der Verfassername im Druck erschien. Im Anhang die Lettres écrites par l‘auteur, qui contiennent la critique de l‘Oedipe de Sophocle, de celui de Corneille, & du sien. Ein korrigierter Druck erschien noch im selben Jahr. – Mal mehr, mal weniger fingerfleckig, vereinzelte Braunflecken, das Schlussblatt mit Knickspuren und Randläsuren. Im Bug mit kleinen Löchern der früheren Bindung. Abbildung Seite 48
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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2134 Wieland, Christoph Martin. Sämmtliche Werke. Herausgegeben von Johann Gottfried Gruber. Bände I-XLIX (von 53). 12, 5 x 10, 5 cm. Pappbände d. Z. (etwas berieben, Kapitale leicht bestoßen, die Rücken vereinzelt mit kleinen Fehlstellen) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Leipzig, Göschen, 1824-26. 220 € Goedeke IV, 1, 573, 193. Günther-Zeilinger 8. – Erste kritische, nach wissenschaftlichen Aspekten zusammengestellte und noch immer umfangreichste Gesamtausgabe. Es fehlen die bis 1828 erschienenen Ergänzungsbände L-LIII mit der Biographie des Dichters von Gruber, einigen ungedruckten Briefen sowie dem Portrait Wielands. Zeitgleich war bei Göschen eine textidentische Taschenausgabe, eine Ausgabe auf festerem Velinpapier sowie eine Ausgabe mit 53 Titelkupfern erschienen (vgl. Günther-Zeilinger). – Kaum fleckiges und breit beschnittenes Exemplar in einer uniform gebundenen dekorativen Reihe.
2135 Wieland, Christoph Martin. Agathon. 4 Bände. Mit 4 Frontispizes und 4 gestochenen Titelvignetten. 15,5 x 9 cm. Halbleder d. Z. (3; leicht berieben und bestoßen, Gelenke teils angeplatzt) mit RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern und Pappband d. Z. (1; etwas berieben und bestoßen) mit RSchild. Leipzig, Weidemanns Erben und Reich, 1773. 300 € Goedeke IV/1, 552, 53. – Zweite verbesserte und ergänzte Ausgabe, der Erstdruck erschien 1766-1767 in Zürich. „Lessing erkannte sofort die überragende Bedeutung des Werks: ‚Es ist der erste und einzige Roman für den denkenden Kopf von klassischem Geschmack‘ (Hamburgische Dramaturgie).“ (KLL XVII, 640f.). Im Anhang von Teil IV mit dem 40-seitigen Subskribentenverzeichnis, das neben der Prominenz der Zeit u. a. „Herrn Doctor Göthe, in Frankfurt am Mayn“, „Herrn Consistorialrath Herder, in Bückeburg“ und die Karschin in Berlin nennt. – Titel jeweils gestempelt. Fl. Vorsatz von Band I mit Besitzvermerk von 1773. Vereinzelt leicht braunfleckig. Im Ganzen wohlerhaltenes Exemplar. Mit modernem Exlibris.
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2133 Voltaire, (François Marie Arouet) de. Sammelband mit drei Werken. 20 x 13 cm. Pappband d. Z. (etwas fleckig und berieben, Gelenke beschabt, leicht bestoßen) mit RSchild. Verschiedene Orte und Verlage, 1761-1767. 300 € – I. Tancrede, tragédie, en vers croises, et en cinq actes. Représentée par les comédiens francais ordinaires du Roi, le 3. septembre 1760. 46 S. Paris, „avec priviligé du Roi“, 1761. - Etwas braun- und stockfleckig. - II. Olympie, tragédie nouvelle. Suivie de remarques historiques. 1 Bl., V, 134 S. Genf, o. Dr., 1763. - Bengesco 258. - Blatt F1 mit Eckabriss, Blatt I2 mit Randeinriss. Vereinzelte Flecken. - III. Les Scythes, tragédie. Nouvelle edition, corrigée & augmentée sur celle de Géneve. XXIV, 78 S. Lyon, Perisse, 1767. - Bengesco 267. - Ohne das weiße Schlussblatt. - Etwas fleckig.
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2136 Wieland, Christoph Martin. Kupfer zu Wieland‘s Werken (Deckeltitel). 30 (von 36) Kupfer nach J. H. Ramberg, Schnorr, H. F. Füger u. a. 29,5 x 21 cm. Lose Bl. in OLeinenmappe mit reicher Deckelvergoldung. Leipzig, Göschen, 1794-1798. 180 € Deusch 51b. Rümann 1264. Lanck.-Oehler III, 67. – Separat in Lieferungen erschienene Folge der Frontispize zur sogenannten „Fürstenausgabe“ der Werke. – Teils im äußeren Rand etwas stock- bzw. fingerfleckig, 2 Tafeln im Rand minimal lädiert.
2137 Xenophon. Kyrupädie. Griechisch und Deutsch mit kritischen und erklärenden Anmerkungen. 2 Bände. XVI, 299 S.; 363 S. 17,5 x 11 cm. HLeinen d. Z. mit goldgeprägtem RTitel. Leipzig, W. Engelmann, 1856-1857. Wohlerhalten. 150 €
________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration „Du sollst keine Konkubine haben neben mir“ 2138 Die zehn Ehestands-Gebote für Bürgerwehrmänner. Zweite Auflage. Einblattdruck. 32,6 x 16,5 cm. (Berlin 1848). 150 € Satirisches Flugblatt mit zehn Sittlichkeitsgeboten besorgter Berliner Frauen zur Verhinderung von Seitensprüngen ihrer Ehemänner. Als Anspielung auf die Vielzahl von Nachtdiensten und ihre Auswirkungen auf das Zivil- und Familienleben der Berliner Bürgerwehrmänner während der 1848er Revolution. Die zehn Gebote verpflichten die Ehegatten zur Treue, bei Zuwiderhandlung wird Prügel mit dem Kochlöffel angedroht. „Wie lautet das erste Gebot? Ich bin Deine, Dir durch Ring und Priesterspruch angetraute Frau. Du sollst keine Konkubine haben neben mir.“ – Leichte Stockflecken, drei Mal gefalzt. Wohlerhalten. Abbildung
2139 Zimmermann, Johann Georg. Ueber die Einsamkeit. 4 Bände. 17 x 10 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben, gering bestoßen und beschabt) mit 2 goldgeprägten RSchildern (eines mit kleiner Fehlstelle). Frankfurt und Leipzig, Erben Weidmann und Reich, 1784-1785. 180 € Vgl. Goedeke IV/1, 482, 7c. Hayn-Gotendorf VIII, 654. Rümann 1300. Lanckoronska-Oehler II, 35. Borst 494. – Nachdruck der ersten Ausgabe des Hauptwerks von Johann Georg Zimmermann (1728-1795). „Dieses Buch über die Einsamkeit sollte in meinen Trübsalen Muth bey mir anfachen, mich wegreissen von Allem, was ich sah und dachte, mich in fremde Länder versetzen, Bilder aus entfernten Jahrhunderten in mir hervorrufen, vielleicht auch meine Seele hie und da befreyen von einem drückenden Gedanken“ (XIII). – Stellenweise gering braunfleckig, Vorsatz mit hs. Besitzvermerk.
2138
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_____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ 2141 Campe, J. H. - Die Geschichte Josephs für Kinder. Ein Beytrag zu Campe‘s Kinderbibliothek. 167 S. 17 x 9,5 cm. Pappband d. Z. (berieben und bestoßen, Rückenbezug teils defekt). Leipzig, Franz Platvoet, 1800. 180 € Einzige Ausgabe der anonym erschienenen Bearbeitung der biblischen Geschichte aus dem ersten Buch Mose. – Blatt B6 zur Hälfte abgerissen (Textverlust), Blatt, Blatt A2 mit kleinem Eckabriss (Verlust der Paginierung), einige Lagen mit Wurmspur im oberen Bug. Fingerfleckiges Exemplar mit Lesespuren und mit hs. Eintrag aus der „Johann Gemeinde“ im mittelhessischen Dillhausen, die Vorsätze mit Gekritzel von Kinderhand. Kein bibliothekarischer Standortnachweis über den KVK.
2142 Epiktet. Enchiridion latinis versibus adumbratum. Per Edvardum Ivie. Sunt verba & voces, quibus hunc lenire dolorem possis, et magnam morbi deponere partem. 3 Bl., 109 S., 1 Bl. Mit gestochenem Portrait-Frontispiz und gestochener Titelvignette. 19,5 x 12,5 cm. Späterer Lederband mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Oxford, H. Clements, 1715. 120 € Schweiger 106. – Erste Ausgabe der Lehrgespräche Epiktets in der Übersetzung des Oxforder Dichters Edward Ivie (1678-1745). Mit griechischlateinischem Paralleltext. Ein Nachdruck erschien ebenda 1723. Das Frontispiz zeigt den Philosophen am Schreibpult, die Titelvignette eine Ansicht des 1669 eröffneten Sheldonian Theatre der Universität Ox ford. – Innenspiegel mit montiertem Wappenexlibris. Einige Blatt mit schwachem Feuchtigkeitsrand, Titel mit Abklatsch vom Frontispiz. Abbildung
2143 Fichte, Johann Gottlieb. Ueber das Wesen des Gelehrten, und seine Erscheinungen im Gebiete der Freheit. VI, 215 S. 17,5 x 11 cm. Halbleder d. Z. (kaum berieben, minimal bestoßen) mit RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Berlin, Himburg, 1806. 200 € 2142
Philosophie und Pädagogik 2140 Aristoteles. - Giffen, Hubert van. Commentarii in politicorum opus Aristotelis. Primum in lucem editi. 8 Bl., 952 S., 23 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette. 18 x 11 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben, Bezug auf dem VDeckel mit Löchern und Fehlstelle) mit etwas späterem goldgeprägtem RSchild. Frankfurt, Lazarus Zetzner, 1608. 200 € Erste Ausgabe des Kommentars zur Politik des Aristoteles, Ergebnis seiner über zehnjährigen Lehrtätigkeit an der Universität Straßburg, wo Hubert van Giffen (1534-1604) den Lehrstuhl für Ethik und Logik bekleidete. Seine philosophischen Kommentare, auch zu den Schriften Platons, erschienen erst posthum. – Titel etwas fleckig und mit kleinen Randknicken. Insgesamt etwas gebräunt.
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Baumgartner-Jacobs 62. Borst 1028. – Erste Ausgabe. Inhaltlich eine Fortführung und Verbesserung von Fichtes 1794 öffentlich gehaltenen Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten, in denen er einen humanistischen, auf gesellschaftlichen Fortschritt orientierten Wissenschaftsbetrieb forderte und begründete. – Schwach braunfleckig, ohne fl. Vor satz. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar.
2144 Hartmann, Eduard von. Philosophie des Unbewussten. Versuch einer Weltanschauung. IV, 678 S., 1 Bl. 21,5 x 14 cm. Halbpergament d. Z. (leicht berieben). Berlin, Duncker, 1869. 120 € Kosch VII, 406. – Erste Ausgabe. – Durchgehend gleichmäßig gebräunt, ohne fl. Vorsatz.
2145 Heidegger, Martin. Aus der Erfahrung des Denkens. 27 S., 1 Bl. 20 x 12 cm. OPappband. Pfullingen, Günther Neske, (1954). 240 €
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Erste Ausgabe, auf dem fl. Vorsatz von Heidegger eigenhändig signiert und mit Diktum: „Gespräch - Fragenkönnen und Antwortsuche - ist notwendig wie tägliches Brot. 31.8.56 M.H.“ – Nahezu tadellos.
einheitlich gebunden und mit dem Band XI „Kants Leben und Lehre von Ernst Cassirer“ (Berlin 1918). – Nur ganz vereinzelt gering angestaubt. Schöne, dekorativ gebundene Reihe. Abbildung
2146 Heidegger, Martin. Holzwege. 345 S., 1 Bl. Dritte unveränderte Auflage. 20,5 x 13,5 cm. Blauer OLeinenband (etwas berieben) mit goldgeprägtem Deckeltitel und OSchutzumschlag (dieser mit teils stärkeren Randläsuren). Frankfurt, Klostermann, (1957). 300 € KNLL VII, S. 543f. – Dritte Auflage. Fl. Vorsatz mit eigenhändiger Widmung Heideggers an einen frisch promovierten Philosophiestudenten: „mit herzlichen Glückwünschen zum Doktorexamen Freiburg 9. May 58 Martin Heidegger“. – Im Schnitt etwas fingerfleckig.
2147 Kant, Immanuel. Werke. Herausgegeben von Ernst Cassirer. 10 Teile und Ergänzungsband, zusammen 11 Bände (alles Erschienene). Mit einigen, meist gefalteten Handschriften-Faksimiles. 24 x 16,4 cm. Braunschwarze geflammte OKalbslederbände (Kanten vereinzelt unmerklich berieben) mit RVergoldung, 2 goldgeprägten RSchildern, goldgeprägten Deckelbordüren, Innenkantenvergoldung und KGoldschnitt, in OPappschubern mit RSchildern. Berlin, Cassirer, 1912-1922. 2.000 € Ziegenfuß I, 178. – Unbeschnittene Mischauflage in den Einbänden der Vorzugsausgabe, einige Bände auf den originalen, ausschließlich für diese Ausgabe geschöpften Bütten mit dem Wasserzeichen „Van Gelder Zonen - KANT“, einige in späterer Auflage (3.-5. bzw. 6.-7. Tausend),
2148 Kant, Immanuel. Konvolut von 3 Werken. Ca. 20 x 12 cm. Pappbände d. Z. (teils stärkere Gebrauchsspuren, beschabt und bestoßen). Königsberg und Riga 1790-1798. 300 € I. Critik der reinen Vernunft. Dritte verbesserte Auflage. XLIV, 884 S. Riga, Johann Friedrich Hartknoch, 1790. - Vgl. Warda 61. Adickes 45. Ruppert 3086. Carter-Muir 226. - Dritte verbesserte Auflage, die erste der beiden in der Auflagenbezeichnung variierenden und kollationsgleichen Ausgaben der dritten Auflage, die 1790 bei Hartknoch erschienen (die andere Ausgabe mit der Auflagenbezeichnung „Dritte unveränderte Auflage“. - II. Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. Zweyte vermehrte Auflage. XXVI, 2 Bl., 314 S. Königsberg, Friedrich Nicolovius, 1794. - Vgl. Warda 146. Adickes 79. Goedeke V, 3, 17. - Enthält die Vorrede zur ersten Auflage. Textlich vollständigste Ausgabe des religionsphilosophischen Hauptwerks Kants, die als Vorlage für die Akademie-Ausgabe diente. - III. Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. XIV, 334 S., 1 w. Bl. Königsberg, Friedrich Nicolovius, 1798. - Erste Ausgabe der letzten von Kant selbst veröffentlichten Schrift. „Viele der in der modernen Anthropologie diskutierten Themen sind vorweggenommen“ (Volpi). „Ein weiser Mann sollte das Wort Narr nicht so oft brauchen, besonders da ihm selbst der Hochmuth so lästig ist. Genie und Talent sind ihm überall im Wege, die Poeten sind ihm zu wider, und von den übrigen Künsten versteht er Gott sei Dank nichts“ (Goethe an Voigt am 19. Dezember 1798 über dieses Werk). – Vorsätze mit Einträgen und Stempeln, Titel gestempelt, teils mit Unterstreichungen und Anmerkungen, gelegentlich etwas fleckig und mit Gebrauchsspuren. Meist ordentlich.
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Philosophie und Pädagogik ___________________________________________________________________________________________________________ 2150 Platon. Werke. (Herausgegeben und übersetzt) von F. Schleiermacher. Teile I-III,1 (alles) in 5 Bänden. 19,7 x 12,2 cm. Halbleder d. Z. (4; berieben und bestoßen, Kapitale teils defekt) mit geprägtem RSchild bzw. Pappband d. Z. (berieben und bestoßen, Rücken mit Knickspur). Berlin, Realschulbuchhandlung bzw. (Band. III,1:) Georg Reimer, 1804-1828. 300 € Goedeke VI, 221,10 – Erste Ausgabe der noch heute wertvollen Übertragung der Werke Platons. – Zwei Blatt in Band II,2 mit alt restauriertem Einriss (geringer Textverlust). Innengelenk nach der ersten Lage gebrochen, teils leicht fleckig. Insgesamt wohlerhaltenes Exemplar. Modernes Exlibris.
2151 (Schellenberg, Johann Rudolf). Das goldene Buch für Kinder welche guten und gesitteten Menschen beigezählt zu werden wünschen. VIII, 263 S. 17 x 10 cm. Pappband d. Z. (stark fleckig und berieben, ohne Rückenbezug). Nürnberg, Gustav Philipp Jakob Bieling, 1811. 180 € Seltene einzige Ausgabe der Sammlung von 36 moralischen Erzählungen für die ältere Jugend, Fortsetzung der bereits 1809 ebenda erschienenen Erzählungen für das erste Kindesalter und besonders für angehende Leseschüler Johann Rudolf Schellenbergs (1740-1806). – Etwas stärker fingerfleckig, Buchblock verschoben. Kein bibliothekarischer Standortnachweis über den KVK. Abbildung
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2149 Pascal, Blaise. Gedanken. Mit Anmerkungen und Gedanken von Johann Friedrich Kleuker. LVII S., 2 Bl., 590 S., 1 w. Bl. 17 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (leicht berieben und bestoßen). Bremen, Johann Heinrich Cramer, 1777. 180 € Fromm 19645. – Erste Ausgabe dieser Übersetzung des lutherischen Theologen und Philosophen Johann Friedrich Kleuker, der seit 1798 als Professor in Kiel wirkte. „Kleuker vertrat einen historisch orientierten theosophisch-biblischen Supranaturalismus. Er ist damit der Repräsentant einer Tendenz, der neben Aufklärung, Romantik und deutschem Idealismus in der evangelischen Kirche Deutschlands im 18. und 19. Jahrhundert eine erhebliche Bedeutung zukam ...“ (NDB XII, 56). – Titel gestempelt, vereinzelt mit Bleistiftanmerkungen. Wohlerhaltenes Exemplar.
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2152 Spinoza, Baruch de. - Camerer, Theodor. Die Lehre Spinozas. 2. Auflage. XIX, 300 S. 22,5 x 13,5 cm. Halbleinen d. Z. mit goldgeprägtem RTitel. Stuttgart und Berlin, Johann Georg Cotta, 1914. 70 € Ziegenfuß II, 605 (Spinoza). – Anastatischer Neudruck der 1877 erstmals erschienenen Studie. – Einige wenige Anstreichungen in Bleistift. Insgesamt sehr gutes Exemplar.
2153 Weigel, Erhard. Methodum discendi nov-antiquam, quam more veterum, ad minimùm dimidio temporis duplum ejus quod vulgò sit, adeoque quadruplum. 4 Bl. 19 x 15,5 cm. Moderner Pappband. Jena, J. J. Bauhofer, 1673. 90 € Vgl. Ziegler, Geschichte der Pädagogik (1917), S. 185. – Seltenes Werk des Pädagogen und Mathematikers sowie Lehrers von Gottfried Wilhelm Leibniz. „W. dachte an die Gründung von Kunstschulen und im großen Stil an ein Collegium artium, das als artis Consultorum im Reich dienen sollte ... So gehört Weigel mit zu den pädagogischen Reformern des 17. Jahrhunderts“ (Ziegler). – Gutes Exemplar.
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Kinder- und Jugendbücher 2154 ABC-Bücher. - ABC. Leporello aus 12 Teilen, beid seitig farbig bedruckt. Mit illustriertem Titel und 26 Illustrationen. 16 x 16 cm. OPapp-Leporello aus rosafarbenem Karton. (Wien, Eberle, um 1955). 120 €
Seltenes ABC-Buch der Kaiserzeit für Vorschüler auf unzerreißbaren Kartonblättern. – Etwas fingerfleckig, unterer Schnitt mit kleiner Stauchspur.
Seltenes ABC-Leporello mit einer Länge von ca. 190 cm, die Buchstaben des Alphabets auf beiden Seiten. Jeder Buchstabe mit Illustration und entsprechendem Reimvers. – Erstes Blatt etwas fleckig. Insgesamt wohlerhalten.
2157 ABC-Bücher. - Mein ABC-Buch. Die Bilder zum Betrachten, die Reime zum Beachten für Kinder. Siebente Auflage. 1 (statt 4) Bl. 24 S., 3 (statt 4) Bl. Mit zahlreichen kolorierten lithographischen Textillustrationen. 21 x 17 cm. Halbleinen d. Z. (stärker fleckig und berieben; mit montiertem OVorderumschlag). Stuttgart, Julius Hoffmann, (1858). 150 €
2155 ABC-Bücher. - ABC in Bildern und Reimen für Kinder. 12 kolorierte lithographische Tafeln mit 24 Darstellungen. 20 x 25 cm. Chromolithographisch illustrierter OHalbleinenband (gering fleckig und berieben, mit sehr schmalem Wasserrand). O. O., Dr.u. O. (um 1865). 300 € Bibliographisch nicht nachweisbares ABC-Buch. Jede der 24 Buch stabenillustrationen mit passendem Vers. „Wer munter seine Arbeit thut, dem schmeckt der Apfel noch so gut, den Mütterchen dann giebt zum Lohne der braven Tochter wie dem Sohne“. – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten und ohne die sonst üblichen Defekte. Vorsätze alt erneuert. Abbildung
2156 ABC-Bücher. - Eh‘ ich zur Schule geh, lern ich das ABC. 4 chromolithgraphische Kartonblätter (inkl. Einband). Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, Bezug vom Vorderumschlag mit kleinen Fehlstellen). O. O. u. Dr. (um 1900). 150 €
Abbildung Seite 54
Seltenes ABC-Buch mit reizenden Illustrationen. – Es fehlen Textblätter der Vor- und Nachstücke, das Alphabet mit den Illustrationen und dem beschreibenden Text im Anhang ist komplett. Fingerfleckig, Titel und Schlussblatt gebräunt. Abbildung Seite 54
2158 Ausnäh-Bilderbuch. Erinnerungen aus meiner Kindheit. 14 Bl. Mit 12 lose eingesteckten chromolithographischen Tafeln zum Ausnähen. 33 x 24,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (berieben). O. O., Dr. u. J. (um 1910). 150 € Kurioses Bilderbuch für Mädchen aus bürgerlichem Haus. Enthält 12 lose eingesteckte chromolithographische Tafeln, die im Stil von Ausmalbüchern zusätzlich mit farbigem Nähgarn akkurat „ausgenäht“ werden konnten. Die Motive mit folgenden Titeln: „Die kleine Künstlerin“, „Vogel und Schmetterling“, „Die kleine Italienerin“, „Der Blumen-
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ korb“, „Elsa“, „Der Hahn“, „Rotkäppchen“, „Der Schwan“, „Aschenbrödel“, „Die Blumen“, „Die kleine Gärtnerin“ und „Der Ritter auf der Ente“. Jeweils mit gegenüberliegendem Versblatt. – Block sauber aus der Bindung gelöst, zwei Tafeln versuchsweise ausgenäht, sonst wohlerhalten. Die Einbandillustration zeigt drei kleine Kätzchen, die mit Nähgarnrollen spielen.
2159 Beckers, Gerda. Uit de bibelebomsche nap. 14 Bl. Mit zahlreichen Farbillustrationen. 31 x 24 cm. Farbig illustrierte OBroschur (etwas fleckig und mit schwachen Randknicken) mit Spiralbindung. Amsterdam, Parnassus, (um 1938). 200 € Erste Ausgabe das höchst phantasievoll und phantastisch illustrierten Bilderbuchs von einer weithin unbekannten holländischen Illustratorin, möglicherweise der 1919 in Bergen op Zoom geborenen Maria Gerarda Johanna Beckers, zu der sich Unterlagen in den Amsterdamer City Archives befinden. Über den KVK kein bibliothekarischer Standortnachweis in einer deutschen Bibliothek. – Gering fleckig, zwei Blätt deutlich stärker betroffen, sonst wohlerhalten. Abbildung
Behelfspuppe mit Patent 2160 „Bekleidungsspiel“ (Rückdeckel). Aufklappbare Pappdecke mit farbiger Puppenfigur und ausgestanzten Sichtfenstern. 22 x 16 cm. O. O., Dr. u. J. (um 1935). 90 €
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Patentierte Puppenspielfigur aus unzerreißbarem Karton, die beim Aufklappen Kopfbedeckung, Hemd, Hose und Strümpfe freilegt und von Kinderhand mit verschiedenen Stoffproben kreativ angekleidet werden kann. „Die Freude der Kinder ist es bekanntlich, mit Puppen zu spielen und besonders dieselben verschieden anzuziehen. Dieses Spiel erreicht den Zweck, dem Kind die Puppe zu ersetzen und das Wechsel der Bekleidung in ähnlicher, einfacher Weise zu gestalten. Der Sinn des Spieles ist die Fantasie des Kindes anzuregen... Die ausgestanzten Teile werden mit Stoffresten belegt. Der Deckel wird zugeklappt, so entstehen die verschiedenartigsten Bekleidungszusammenhänge“ (Spielanleitung auf dem Rückdeckel). Mit dem Kürzel des „Deutschen Reichs-Gebrauchsmusters“ (D.R.G.M.), das als Patentkennzeichnung zwischen den Jahren 1891 und 1945 Verwendung fand. – Etwas fleckig und mit unscheinbarer Bleistiftkritzelei im Rand. Abbildung
2161 Beskow, Elsa. Der kluge Fridolin. Eine lustige Bildergeschichte. Text von Emil Ferdinand Malkowsky. 15 Bl. Mit ganzseitigen Farbillustrationen von Elsa Beskow. 25,5 x 34 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). (Fürth, G. Löwensohn, 1910). 350 € Einzige deutsche Ausgabe, die schwedische Originalausgabe erschien wohl im selben Jahr in Stockholm unter dem Titel Pelles nya kläder. Elsa Beskows (1874-1953) Bildergeschichte von dem Jungen, der aus der Wolle seines Schäfchens einen neuen Anzug erhält, ist hier mit einem Text von Malkowsky (1880-1967) versehen. Der Text in Sütterlin. – Papierbedingt gleichmäßig schwach gebräunt, ein Doppelblatt aus der Bindung gelöst. Sonst wohlerhalten und fleckenfrei. Abbildung
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ OHalbleinenband (fleckig und berieben). Leipzig, Adalbert Fischer, (um 1892). 150 €
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2162 Binder, Helene. Kindertage in Lust und Plage. 17 Bl. Mit zahlreichen chromolithographischen Textillustrationen von August Plinke. 28 x 22,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Langensalza, Beyer & Söhne, (1903). 150 €
Klotz I, 1444/98. LKJ I, 394. Vgl. Wegehaupt II, 372. – Erste Ausgabe des den Militarismus der Kaiserzeit überspitzenden Kinderbuchs, in welchem die Tierwelt in Sachen Mobilmachung den Menschen nicht nachstehen möchte. „In der Montierungskammer“, „Beim Regiment Lampe“, „Beim Regiment Caro“, „Schießen und Fechten“, „Posten und Arrestant“, „Die Straußen-Uhlanen“, „Schwimmschule“, „Ins Kantonnement“, „Die Taubenleibgarde“, „Die Froschrebellion“, „Militärkapelle“ etc. Flinzer (1832-1911) „ging, wie viele andere Kinderbuchillustratoren des 19. Jhdts., aus der Dresdener Akademie als Schüler von Ludwig Richter und E. Rietschel hervor. Er behandelt meist Themen aus der Tierwelt und versah die Tiere mit menschlichen Eigenschaften. Gelungenstes Beispiel dafür dürfte ‚Wie die Tiere Soldaten werden wollten‘ sein“ (Bilderwelt 418). Die satirische Darstellung des Militärs und besonders der Bürgermilizen war in der ersten Hälfte des 19. Jhdts. beliebt. Der mögliche Vorbildcharakter in der französischen Bildpublizistik gerade zu diesem Bereich und die thematische Nähe zur Karikatur machen das Bilderbuch aber noch nicht zur satirischen Schrift. Dazu fehlt den Zeichnungen zu sehr die typische Schärfe und Bissigkeit. Flinzer begegnet dem Gegenstand seiner Kritik eher mit heiterer Ironie und großer Gelassenheit“ (Bochow, Flinzer S. 57). „Auch chauvinistische Züge zeigen Flinzers Bilder, nicht nur, daß die feigen Hasen in französischen Uniformen stecken, auch die angreifenden aufgeblasenen Frösche sind eine Anspielung auf Frankreich, auf die ‚Garde du Corps“ (Hoffmann/Thiele, Künstler illustrieren Bilderbücher, 111). Georg Bötticher (1849-1918) war der Vater von Joachim Ringelnatz. – Fl. Vorsätze gelöst. Etwas fingerfleckig, manche Blatt mit vertikaler Knickspur im Bug. Abbildung
Klotz I, 494/30. – Erste Ausgabe. Helene Binder wurde auch durch die Übersetzung vor allem englischer Kinderbücher bekannt. – Etwas fleckig, die Illustrationen mit Abklatsch, insgesamt wohlerhalten. Vorsätze stockfleckig.
2163 Blume, Fritz. Maler Knille putzt die Märchenbrille. 6 Bl. Mit 7 farbigen Illustrationen von Alfred LehmannWittenberg. 28 x 21,5 cm. Farbig illustrierter Halbleinenband mit ausgestanztem Sichtfenster (etwas fleckig und berieben). Leipzig, Lido, 1931. 150 € Einzige Ausgabe, nicht in den einschlägigen Kinderbuchbibliographien. Originelles Bilderbuch mit Illustrationen des Heidemalers Eduard Alfred Lehmann (1889-1952). – Ein Blatt mit kleinem Loch in der Darstel lung, Innendeckel im Bug mit Feuchtigkeitsrändern. Etwas fingerfleckig. Abbildung
2164 Bötticher, Georg. Wie die Tiere Soldaten werden wollten. Ein Bilderbuch. 22 Bl. Mit zahlreichen Illustrationen von Fedor Flinzer. 28,5 x 22 cm. Farbig illustrierter 2164
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher Iiiah, Määh und Kikerikiiih 2165 (Brand, Theodor). Das sprechende Bilderbuch. Ein neues Anschauungsmittel in Bild, Vers und Laut. Zur Unterhaltung für die kleine Welt. Mit neuen charakteristischen Menschen- und Thierstimmen. Vierte Auflage. 1 Bl., 8 S. Mit chromolithographischem Titel und 8 chromolithographischen Tafeln. 32 x 24,5 cm. Rote OLeinenKassette (VDeckel gelockert) mit reicher Schwarz-, Blindund Goldprägung sowie 8 (von 9) Ziehschnüren im Seitenrand in OPappschuber (für die dritte Auflage, dieser mit starken Gebrauchsspuren). O. O., Dr. u. J. (wohl Sonnenberg um 1890). 600 € Nicht bei Laub. – Kurioses, patentiertes Bilderbuch in Form einer Buchkassette mit verstecktem Lautmechanismus, beim Betätigen der Ziehschnüre ertönt aus dem Buchinneren der entsprechende Tier- bzw. Quietschlaut, so dass es zu einem pädagogisch wertvollen „Zwiegespräch“ kommt zwischen Mutter, Kind und Tier: Es ertönen Hahn, Esel, Lamm, Vogel, Kuh, Kuckuck, Ziege und zum Schluss Mama (defekt) und Papa. Jeweils mit erläuterndem Text und entsprechender Chromolithographie. Der Rückdeckel des Verlagsschubers mit Spielanleitung, der Vorderdeckel mit zwei Verlagsanzeigen. Reichspatentnummer 5682. – Es fehlt ein Ziehmechanismus (vom Öffnen des „Stimmenraums“ wird in der Spielanleitung abgeraten). Fingerfleckig, die Text- und Tafelseiten etwas gelockert. - Selten.
2166 Braun-Fock, B(eatrice). Zehn kleine Negerbuben (Deckeltitel). 10 Bl. Mit farbigen Illustrationen und 10 farbigen ausgestanzten Kinderköpfen am oberen Rand (alle vorhanden). 21,5 x 27,5 cm. Farbig illustrierter OHalb leinenband (etwas fingerfleckig). Mainz, Joseph Scholz, (1931). 180 € Scholz‘ Künstler-Bilderbücher Nr. 423. LKJ I, 200. Vgl. Schug 1909. – Erste Ausgabe dieses besonders beliebten Bilderbuchs aus der ersten Schaffensperiode der Künstlerin. Originell gestaltetes, mit vielen bunten und künstlerisch-naiven Bildern versehenes Werk, dessen Illustratio-
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nen eine innige Verbindung mit der Einbandgestaltung eingehen. Der Text in Sütterlin. – Etwas fingerfleckig, sonst wohlerhalten und komplett mit allen Köpfen. Abbildung
Vexierbilderbuch 2167 Bromberger, Otto. Dreh‘ mich um, rund herum. Zeichnungen von Otto Bromberger. 8 Bl. mit zumeist chromolithographischen Abbildungen. 19 x 13 cm. Farbig illustrierte OBroschur (etwas fleckig und berieben). (Duisburg, Steinkamp, um 1900). 120 € Kurioses Vexierbilderbuch. – Ein Blatt mit etwas tieferem Randeinriss. Abbildung
2168 Büttner-Rose-Teichmann Rechenbuch für die Gaue Düsseldorf u. Essen. 40 S. Mit zahlreichen farbigen Textillustrationen. 24 x 17,5 cm. Farbig illustrierte OBroschur (etwas berieben, leichte Knickspuren). Leipzig, Ferdinand Hirt und Dortmund, W. Crüwell, 1937. 150 € 2166
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ Seltener Probe-Korrekturdruck des als „Büttner“ bekannten Kinder rechenbuchs, das in den Dreißigerjahren für die verschiedenen Provinzen erschien und weite Verbreitung fand. Jede Seite mit eingehängtem Papierstreifen mit den methodischen Erläuterungen der Herausgeber Hirt und Crüwell, die sich nur in den für Prüfungszwecke bestimmten Probedrucken finden und nicht in den Handel kamen. In den autorisierten Auflagen fielen diese didaktischen Anmerkungen dann weg. Mit beiliegendem typographischem Brief der Verlagsgemeinschaft Hirt und Crüwell aus dem September 1936 mit verlegerischen Angaben zu den Neuerungen der aktuellen Auflage, deren Ausstattung, Preise etc. – Wohlerhalten.
2169 Caspari, Gertrud. Anschauungs- und Darstellungsbuch. Auf dem Lande. 40 S. Mit 30 fast blattgroßen farbigen Illustrationen und mehreren farbigen Textillustrationen. 35 x 26,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (leicht bestoßen). Leipzig, Alfred Hahn, (1909). 180 € Doderer I, 246f. Katalog Villa Stuck II, 150. Neubert 11.2. – Erste Ausgabe des berühmten Beschäftigungsbuches mit realistischen Darstellungen des täglichen Lebens. Die Illustrationen zeigen - teils in der Art von Ausschneidebögen - Haustiere, Autos, Eisenbahnen, Schiffe etc. Die Einstecktasche im hinteren Innenspiegel mit zur Ausgabe gehörendem Bastelmaterial (inkomplett). – Es fehlen vom Bastelmaterial der Bogen weißes Papier, eine der runden Pappscheibchen sowie das Zentimetermaß, einige der zehn Bogen Farbpapier mit seitlichem Blattabschnitt. Schwache Fingerflecken. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
2169
2170 Caspari, Gertrud. „Guten Morgen“. Heitere Reime mit Bildern. 2. Auflage. 31 S. Mit zahlreichen chromo lithographischen Illustrationen. 20,5 x 20,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben). Leipzig, Alfred Hahn, (1911). 180 € Vgl. Neubert 15.2. Schug 592. LKJ I, S. 247. – Zweite Auflage, die noch im Jahr der Erstausgabe erschien. Exemplar einer bei Neubert nicht nachgewiesenen Auflage auf unzerreißbarem Karton. „Der Verlag Alfred Hahn verwendete sehr vorteilhaft Fondtöne in den KleinkinderBilderbüchern von Gertrud Caspari, so in ‚Guten Morgen‘ (Ton mattgelb). Hier gab der Verlag dem gelben Fondton den Sinn, daß jedes Blatt gewissermaßen von der auf dem Titelblatt strahlenden Sonne beschienen wird‘. Mit der farbakzentuierenden Funktion des Fondtons ist zugleich eine emotionale Einstimmung beabsichtigt“ (Ries, Wilhelminische Zeit, S. 363 und S. 464, 14). – Seite 9 mit geklebten Rissen und Fehlstelle (geringer Bildverlust). Sonst nur die üblichen leichten Fingerflecken.
2171 Caspari, Walther. Liebe alte Reime. 8 Bl. Mit zahlreichen Farbillustrationen. 19 x 25 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (beide Deckel mit schmalem Feuchtigkeitsrand) mit typographischem OSchutzumschlag (dieser mit vertikaler Knickspur und Randläsuren). Duisburg, Steinkamp, (um 1908). 120 € Doderer I, 248. – Erste Ausgabe. – Wohlerhaltenes Exemplar mit Verlagsumschlag. 2172
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2172 Chimani, Leopold. Sittengemählde zur Veredlung jugendlicher Herzen. 127 S., 2 w. Bl. Mit Kupfertitel und 3 kolorierten Kupfertafeln. 14 x 11 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (etwas fleckig, berieben und bestoßen). Wien, H. F. Müller, (1817). 180 € LKJ IV, S. 118. – Seltene einzige Ausgabe der vaterländischen und sittlich-religiösen Sammlung von 14 Geschichten und Anekdoten des österreichischen Pädagogen und Jugendschriftstellers Leopold Chi mani (1774-1844), von dem über Hundert Kinder- und Jugendbücher bekannt sind. Über den KVK nur ein Nachweis in deutschen Bibliotheken (Weimar), kein Exemplar in der Kinderbuchsammlung der Berliner Stabi. – Etwas fingerfleckig, fl. Vorsatz mit altem Besitzeintrag, eine Tafel etwa zur Hälfte im Bug gelöst. Abbildung
2173 (Chrzescinski, Paul). Die Geschichte von den 3 bunten Männern von Kreki (Pseudonym). 15 Bl. Mit 14 farbigen Textillustrationen. 28 x 21 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben). (Berlin, Alfred Metzner, 1940). 150 € Klotz II, 3700/2. Vgl. Schug 803 und 805. – Einzige Ausgabe. Der Text in Sütterlin. – Vorderes Innengelenk schwach. Sonst sauber und wohlerhalten. Abbildung
2174 Cuénoud, Edmond. Das Automobil 217-UU. Autorisierte Übersetzung von Gräfin Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin. 29 S., 1 Bl. Mit zahlreichen Farbillustrationen von Charles Emile Carlègle. 19 x 29 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband im OPappschuber. München, Hans von Weber, (1907). 240 € Einzige deutsche Ausgabe der Abenteuer des Autos mit der Nummer 217-UU, das immer nur funktionierte und den Anweisungen seines Fahrers gehorchte. „Seinem Leben fehlte jegliches Interesse“ (Seite 3). Das wird sich auf den kommenden Seiten ändern. – Ausgesprochen frisches und nahezu taedlloses Exemplar im Verlagsschuber. Abbildung
2173
2175 Dämert, Fr. Kannst du es raten? 5 Bl. unzerreißbarer Karton. Mit einigen farbigen Illustrationen. 25,5 x 18 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (stärker fleckig und berieben, Rücken wohl alt erneuert). NürnbergDoos, J. W. Spear & Söhne, (um 1890). 120 € Nicht bei Klotz. – Einzige Ausgabe des Rebus-Bilderbuchs für Kinder im Vorschulalter, erschienen in der Bilderbüchersammlung „Was ihr wollt“. Klotz kennt nur ein weiteres Bilderbuch des biographisch nicht nachweisbaren Verfassers/der Verfasserin Dämert mit dem Titel Die fröhlichen Holländer, erschienen in der gleichen Reihe mit Illustrationen von Josef Frank (Klotz Nachtrag 9051/1). – Etwas fleckig.
2176 Dehmel, Richard. (Hrsg.). Der Buntscheck. Ein Sammelbuch herzhafter Kunst für Ohr und Auge deutscher Kinder. 55 S. Mit zahlreichen, teils ganzseitigen Illustrationen, teils mit Golddruck von Karl Hofer, Ernst Kreidolf, Emil Rudolf Weiß u. a. sowie drei Notenbeispielen. 30,5 x 23,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (Rücken modern erneuert, fachmännisch neu aufgebunden). Köln, Schaffstein & Co., 1904. 600 € Klotz 1003/1. LKJL I, 292-95. Doderer Bilderbuch 474, 51f. Schug 514. Stuck-Villa I, 409. Pressler 203. Seebass II, 431 und 432. – Erste Ausgabe des „entwicklungsgeschichtlich vielleicht bedeutendsten Buches der 2174
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ neuen Kinderbuch-Malerei“ (Halbey in LKJL). „Der ‚Buntscheck‘ sollte das fragwürdige ‚Knecht-Ruprecht‘-Unternehmen Schaffsteins durch ein künstlerisch einheitliches, auf gleichem Niveau verharrendes Sammelbuch ersetzen. Richard Dehmel (1863-1920), der im Herbst 1901 hierfür die Redaktion übernahm, gewann dabei in einer denkwürdigen Zusammenarbeit neben Kreidolf dem Kinderbuch völlig neue Kräfte: Emil Rudolf Weiß, Karl Hofer und den von diesen vergötterten Freyhold. Hofers Arbeiten stehen im Gefolge von dessen intuitiver Kinderkunst“ (Schug). Das „neben dem ‚Fitzebutze‘ (vielleicht) hervorragendste Dokument des Jugendstils im deutschen Kinderbuch“ (Seebaß) mit Beiträgen u. a. von Emanuel von Bodmann, Paul Scheerbart, Gustav Falke, Robert Walser, Detlev von Liliencron, Paula und Richard Dehmel, Oswald Wiener u. a. In der Titelauflage wurden die Seiten 45/46 in der damals als freizügig empfundenen Erzählung „Singinens Geschichte“ wegen Protestbekundungen des Lesepublikums von Paula Dehmel dann geändert und neu gedruckt (vgl. Starke S. 59f.). – Innengelenke restauriert und daher dort mit kleinen Fehlstellen im illustrierten Vorsatz papier Freyholds. Etwas fleckig, im Falz teils fachmännisch und dezent hinterlegt, manche Blatt mit kleinen geschlossenen Rissen. Insgesamt wohlerhalten und nur mit geringeren Lesespuren. Abbildung
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2177 Dehmel, Richard. Der Vogel Wandelbar. 9 Bl. Mit Buchschmuck und 7 ganzseitigen farbigen Illustrationen von J. Gleitsmann. 31 x 28 cm. OHalbeinen (etwas fleckig und berieben, Vorderdeckelbezug mit Fehlstelle in der rechten unteren Ecke) mit montierter farbiger VDeckel illustration. Wiesbaden, Pestalozzi, (1923). 200 € Stuck-Villa 361. LKJ I, 296. – Erste Ausgabe. Mit prächtigen Jugend stilillustrationen. – Gering fleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung
2178 Dichtungen aus der Kinderwelt. Altherkömmliche Lieder, Erzählungen, Lehren und Singspiele für Kinder von neuem herausgegeben. X, 95 S. Jede Seite mit roter Holzschnittbordüre, Titel in Schwarz und Rot mit rot gedruckter Holzschnittvignette. 16 x 10,5 cm. Halbleder d. Z. (gering berieben; ohne die OBroschur). Hamburg, August Campe, 1815. 350 € HKJL IV, 160. Rümann 89. Wegehaupt I, 473. Hobrecker 60 und 141. Vgl. Hürlimann 449 (Nachdruck von 1948). – Erste Ausgabe. „Erste Sammlung von Kinderliedern und Kinderreimen nach der Vorlage des ‚Kinderlieder‘-Anhangs von ‚Des Knaben Wunderhorn‘ [...] Die pädagogisch bewußte Auswahl und Bearbeitung wird durch eine geschmackvolle Ausstattung ergänzt.“ (HKJL). Enthält Wiegen-, Spiel-, Tanz- und Reimlieder für Eltern und Kinder. Ein Reprint erschien 1948. – Leicht gebräunt und minimal braunfleckig.
2179 (Dingler, Max). Die Wunderburg im Meer. 8 Bl. Mit einigen Textillustrationen und 7 Farbtafeln von Helmut Skarbina. 27 x 21,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband mit OSchutzumschlag (dieser nur mit minimalen Randknicken). Oldenburg, Gerhard Stalling, 1929. 120 € 2179
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher Hobrecker 1643. Klotz 1070/16. LKJL IV, 506. – Erste Ausgabe (Band 77 der Verlagsproduktion). Frisches Exemplar mit den phantasievollen Illustrationen Skarbinas aus der Tiefsee. – Titel und Schlussblatt zur Hälfte mit Leimschatten, sonst nahezu tadellos. Abbildung
2180 Dorn, Else (d. i. Else Dormitzer). Die Ferienreise! Eine fidele Geschichte. 10 Bl. Mit 9 (8 farbigen) ganzseitigen Illustrationen von Anny Engelmann. 29 x 20,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas berieben). O. O. u. Dr., um 1928. 150 € Nicht bei Klotz. – Bibliographisch nicht nachweisbares Bilderbuch Else Dormitzers (1877-1958), die zwischen den Jahren 1923 und 1927 einige Kinderbücher, zumeist in der Pestalozzi-Verlagsanstalt veröffentlichte. – Papierbedingt gleichmäßig schwach gebräunt, sonst wohlerhalten. Nur ein bibliothekarischer Nachweis in Berlin. Abbildung
2181 Eckerskorn, Josef. Der Englein Erdenfahrt. Ein herziges Bilderbuch. 15 num., 1 nn. Bl. Mit farbig illustriertem Titel und 15 ganzseitigen farbigen Illustrationen von Hans Waldemar Brockmann. 25,5 x 19,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben). Köln, J. P. Bachem, (1921). 240 €
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ Klotz I, 1196/5. – Erste Ausgabe, eine zweite Auflage erschien ebenda 1930. – Etwas fingerfleckig, die Tafeln mit Abklatsch, Innenspiegel mit Besitzeintrag, sonst wohlerhalten. Kein Exemplar in der Kinderbuchsammlung der Berliner Stabi (Kriegsverlust). Abbildung Seite 61
2182 Erck, Friedrich. Jugendlust. 16 Bl. Mit zahlreichen chromolithographischen Textillustrationen von Fritz Reiss. 23 x 17 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (Ecken und Kanten etwas beschabt, Rückdeckel mit Kratzspuren). Leipzig, Meissner und Buch, (um 1885). 200 € Nicht bei Klotz I, 1296/1 (mit nur einem Eintrag). – Seltene einzige Ausgabe des Bilderbuchs aus der Kaiserzeit. Über den KVK lediglich ein bibliothekarischer Standortnachweis im Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien in Zürich (kein Nachweis in der Berliner Stabi). – Etwas fingerfleckig, Bindung schwach, einige Blatt gelöst oder lose, ein Blatt mit Randeinriss. Abbildung
2183 Fabricius, Johan. Prahlhänschen oder Das Sängerfest bei König Hängelippe. 19 S. Mit 7 blattgroßen farbigen Illustrationen. 29 x 22,5 cm. OHalbleinenband (gering berieben, Rückdeckel lichtrandig) mit farbig illustrierter Deckelvignette und illustrierten Vorsätzen. Wiesbaden, Pestalozzi-Verlaganstalt, (1924). 150 € 2182
Klotz I 1373/6. – Einzige deutsche Ausgabe. Hänschen, Sohn eines Holzschuhmachers, gibt sich erfolgreich als Prinz aus, gewinnt einen Sängerstreit und findet nach Hause zurück. Mit zarten Illustrationen des niederländischen Künstlers. – Vorsatz mit zeitgenössischem Besitzeintrag. Sehr schönes und frisches Exemplar. Abbildung
2184 Fago, Paul. Wer will rechnen? 1 x 1 = ?. 13 Bl. Mit zahlreichen teils chromolithographischen Illustrationen. 29 x 23 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, ecken leicht bestoßen). O. O., Dr. u. J. (um 1910). 150 € Nicht bei Klotz. – Seltene einzige Ausgabe des Rechenbuchs für Kinder, neben dem Bilderbuch Von Kindern und Tieren wohl das einzige Kinderbuch des vermutlich unter Pseudonym schreibenden Verfassers Onkel Paul Fago. – Papierbedingt gebräunt, mal mehr, mal weniger fleckig, Bindung etwas schwach. Nur ein bibliothekarischer Nachweis in Göttingen (inkomplettes Exemplar). Abbildung
2185 Falke, Gustav. Zwei lustige Seeleute. 36 S. Mit 16 kolorierten ganzseitigen Illustration von Stewart Orr. 25 x 34 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben, VDeckel mit Schabspuren im Rand). Köln, Hermann und Friedrich Schaffstein, (1905). 180 € 2183
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher Klotz II, 4106/1. Doderer-M. 819. Ries, Wilhelminische Zeit, S. 761,1, und S. 277. Slg. Hürlimann 1594. Erste Ausgabe, mit dem Anzeigenblatt am Schuss, das in späteren Auflagen wegfiel. Gustav Falke (1853-1916), der mit führenden Persönlichkeiten des Hamburger Kreises der Kunsterziehungs- und Jugendschriftenbewegung in enger Verbindung stand, war stark beeinflusst von der Dichtung Mörikes, Storms und Eichendorffs. „Seine Gestaltungskraft reichte vom losen, humorvollen Vers über liedhafte Vierzeiler des mehrstrophigen Gedichts bis zur erzählerischen, balladesken Form in Reimen. Arndt-Wolgast nennt ‚Rhythmus und Reim und die Musik der Sprache, die eindringende Beobachtung, die schöpferische Phantasie in der Gestaltung‘ als Kennzeichen der Lyrik Falkes, die dem Volkston sehr nahe steht“ (Dierks in LKJ I, S. 368/69). Die herrlichen kolorierten Bildtafeln stammen von dem schottischen Aquarellmaler und Illustrator Stewart Orr (1872-1944) und bieten ein gutes Beispiel für das hohe künstlerische Niveau der bei Schaffstein um die Jahrhundertwende produzierten Bilderbücher. – Titel gestempelt und mit Besitzeintrag, erste Blatt mit kleiner Schabspur im oberen Seitenrand, zwei weitere Blatt mit Bibliotheksstempel. Fingerfleckig. Abbildung
2186 Ferdinands, Carl (i.e. Karl Ferdinand van Vleuten). Die Himmelfahrt des Heinz Sausebraus. 6 Bl. Mit 12 ganz seitigen (6 farbigen) Illustrationen von Arpad Schmidhammer. 23 x 37 cm. Farbig illustrierter OPappband in Form einer Wolke (Rücken mit Klebe- und Transparentstreifen überklebt, mit kleineren Randknicken, Deckel stellenweise hinterlegt). Mainz, Scholz, (1908). 150 € Klotz I, 1443/9. Schug 2048. – Erste Ausgabe. Die Abenteuer des Heinz Sausebraus beginnen mit der kühnen Kaperung eines Luftschiffes und führen bis in den Himmel, wo der Spaß allerdings ein jähes pädagogisches Ende nimmt: Moltke, Bismarck und Friedrich II. höchstselbst erteilen dem Emporkömmling eine zackige Lektion in preußischen Sekundärtugenden. – Innengelenke verstärkt, Bindung etwas schwach.
2187 Frank, Fred. Die Abenteuer von Bim und Bum. 58 S., 1 Bl. Mit zahlreichen Textillustrationen von Ruth Bötel. 25 x 18 cm. Farbig illustrierter OPappband (etwas berieben). Lübeck, J. M. Wildner, 1946. 150 €
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Klotz 1586/1. – Das erste von nur zwei erschienenen Nachkriegsbilderbüchern des biographisch nicht nachweisbaren Fred Frank. Sein Wundervogel Tsing Tsang erschien ebenda 1947. – Papierbeding gleichmäßig schwach gebräunt, sonst wohlerhalten. Abbildung Seite 64
2188 Freyhold, Konrad Ferdinand v. Bilderbücher. Band Sport und Spiel. 3. bis 4. Tausend. Kolorierter Titel und 12 kolorierte Tafeln. 25,5 x 31 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig, berieben und gebräunt). Köln, H. & F. Schaffstein, 1929. 900 € Stark, Schaffstein 187. Kat. Köln 516 (mit weiteren Angaben). – Das zweite Bilderbuch in reizendem Schablonenkolorit. Auch hier erschien die dritte Ausgabe erst 1929 und wiederum in nur 500 Exemplaren. Abgebildet sind Kinder beim Reiten, Schwimmen, Segeln, Rad- und Schlittenfahren, Stelzenlauf und Schaukeln. „Freyholds Bilderbücher sind... Marksteine in der frühen Entwicklung des Bilderbuches des 20. Jh... sie wirken heute noch ‚moderner‘ als manches Bilderbuch mit dem Erscheinungsjahr 1971 oder später“ (Halbey in Doderer/Müller S. 252; Abb. S. 256). – Drei Blatt mit sehr kleiner Stauchspur im oberen Seitenrand, Klammerheftung teils mit schwachen Rostspuren. Insgesamt sehr schönes und sauberes Exemplar mit kräftigem Handkolorit. Abbildung Seite 65
2185
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ 2189 Freyhold, Konrad Ferdinand v. Bilderbücher. Band Tiere. 3. bis 5. Tausend. Kolorierter Titel und 12 kolorierte Tafeln. 25,5 x 31 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (nur gering fleckig und berieben, im Rand schwach gebräunt, neu aufgebunden). Köln, H. & F. Schaffstein, 1929. 900 € Stark, Schaffstein S. 186. Vgl. Kat. Köln 516 (Anmerkung). – 1905 hatte der Verlag die Reihe mit diesem Titel eröffnet, die großen Erwartungen blieben aber unerfüllt: „Die Bücher waren trotz ihrer außergewöhnlichen künstlerischen Gestaltung überhaupt kein Erfolg“ (Stark Seite 66). So erschienen nur kleinste Auflagen und erst nach 25 Jahren ein Nachdruck in lediglich 500 Exemplaren. Die Aquarellfarben wurden mit Hilfe von Schablonen aufgetragen. „Diese Bücher fanden vor der großen Menge ganz und gar keine Gnade. Den Kindern aber gefielen diese Bücher außerordentlich, leider wurden sie ihnen von den Eltern nicht zugänglich gemacht“ (Julius Schaffstein, zitiert nach Kat. Köln). Die Bilder, „freyholdisch in ihrer unsäglich rührenden Unberührtheit und Kindlichkeit“ (E. R. Weiß 1902 an Richard Dehmel) zeigen uns die Tiere der ländlichen Umgebung (Kühe, Schafe, Schweine, Tauben), nur die letzte Tafel mit Papageien versetzt den Betrachter in eine exotische Ferne. „Freyholds Bilderbücher sind Marksteine in der frühen Entwicklung des Bilderbuches des 20. Jhdts“ (Klaus Doderer). – Neu aufgebundenes Exemplar, wobei die fl. Vorsätze mit Büttenpapier hinterlegt und die Bindung verstärkt wurde. Block etwas gelockert, sonst bis auf vereinzelte schwache Fingerflecken bemerkenswert sauber und frisch, die Illustrationen in kräftigem Kolorit. Abbildung
2187
2190 Freyhold, Konrad Ferdinand v. Osterbuch. Verse von Christian Morgenstern. 17 Bl. Mit koloriertem Titel und 16 ganzseitigen kolorierten Illustrationen mit rückseitigem Text. 24 x 31 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Berlin, Bruno Cassirer, (1910). 600 € Klotz III, 4768/8. LKJL I, 413f. Stuck-Villa II, 186. – Erste Ausgabe. Hauptwerk der modernen Kinderbuchillustration, zunächst für Ostern 1908 geplant, aber erst Ende des Jahres fertiggestellt (daher der abweichende Einbandtitel „Hasenbuch“). Deutlich vom Jugendstil und der Kunsterziehungsbewegung“der Zeit beeinflußt, sind Freyholds Bilder für Kleinkinder ein Meilenstein in der Kinderbuchillustration“ (LKJ). „Freyhold (1878-1944) hat einen eigenen unverwechselbaren Bilderbuchstil geschaffen: Kinderpoesie im farbigen Bild ..., wobei das Spielerische der wichtigste Bestandteil ist“ (Doderer). – Ein Blatt mit diagonaler Quetschfalte. Vereinzelte geringe Fingerflecken, Bindung etwas schwach und teils angeplatzt, zwei sehr kleine Randeinrisse, Klammerheftung etwas rostspurig. Die schönen Illustrationen im akkuraten Handkolorit. Abbildung
2191 Gaul, Leonore. Jäpkes Insel. Ein Kinderbilderbuch. 26 Bl. Mit 25 farb. ganzseit. Illustrationen. 24 x 29 cm. Flexibler farbig illustr. OHalbleinenband (etwas fleckig). Hamburg, Heinrich Ellermann, 1941. 120 € Klotz 1799/2. – Erste Ausgabe, das erste von drei erschienenen Bilderbüchern über die Erlebnisse des Lappenjungen Jäpke. Ruhmesblatt des 2190
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher
2188
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ Wolff. 14 x 12,5 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (etwas bestoßen, Rückenkanten beschabt) mit goldgeprägtem RSchild. Berlin, C. F. Amelang, (1827). 180 € Wegehaupt I, 705. Rümann, Kinderbücher 122. Seebaß I, 704. – Erste Ausgabe des reizend illustrierten Jugendbuchs des sächsischen Dichter, Volks- und Jugendschriftstellers Heinrich Rebau (1792-1852), der unter dem Pseudonym August Gebauer veröffentlichte. Eine Familiengeschichte durch das Jahr mit den kirchlichen Festen und eingestreuten Gedichten. Die Kupfer mit sorgfältigem zeitgenössischem Kolorit und variierenden Pflanzenbordüren. – Die Tafeln etwas gebräunt und fleckig, sonst nur vereinzelte Braunflecken und insgesamt wohlerhalten. Abbildung
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deutschen Bilderbuchs in der Zeit des Nationalsozialismus: „Als ideologiefrei und sogar antiideologisch würdigt Hans Ries die Arbeit von Leonore Gaul mit den Worten: In ihren ‚klaren, ebenso anschaulichen wie lustig-vielgestaltigen Bildern findet sich keine Spur von Sentimentalität oder Süßlichkeit, keine Kraftmeierei und kein falsches Pathos‘“ (Kat. Köln 835 Anm.). Die märchenhaft geschilderten Schauplätze von Jäpkes Abenteuern liegen irgendwo auf der Weltkugel, nur nicht im „Großdeutschen Reich“. – Bindung mittig angeplatzt, vereinzelte Randeinrisse.
2194 Gegensätze in Bildern aus der Natur und den Menschenleben. Ein Bilderbuch zur belehrenden Unterhaltung der Jugend in einzelnen Zweigen der Natur- und Menschenkunde. 80 S. Mit 6 kolorierten Kupfertafeln. 13 x 17,5 cm. OPappband (stärker fleckig und berieben, Ecken und Kanten beschabt). Leipzig, F. A. Geißler, 1837. 240 € Einzige Ausgabe des bibliographisch nicht nachweisbaren Anschauungsbilderbuchs. Jede der sechs Tafeln mit zwei Darstellungen. – Es fehlen die Seiten 39/40, Seite 71/72 mit geschlossenem Riss, zwei Textblatt und eine Tafel mit kräftigen Braunflecken. Mal mehr, mal weniger fingerfleckig, einige Lagen etwas ausgebunden. Abbildung
Abbildung
2192 Gayk, Andreas. Die Rote Kinderrepublik. Ein Buch von Arbeiterkindern für Arbeiterkinder. Aus Briefen, Tagebuchblättern und Hordenaufzeichnungen zusammengestellt und ergänzt. 2. Auflage. 7.-16. Tausend. 72 S. Mit 138 Abbildungen. 29 x 22,5 cm. Illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, Kanten leicht beschabt). Berlin, Arbeiterjugend-Verlag, (1929). 180 € Wegehaupt, Kinder- und Jugendliteratur der Arbeiterklasse, 773. LKJ III, 417 mit Abb. Vgl. Schug, Bilderwelt, 1867. – Zweite Auflage des schönsten proletarischen Kinderbuchs der Weimarer Republik. „Fotomontagen als Mittel der politischen Propaganda und eine am Bauhaus geschulte Typographie schaffen einen neuen Kinderbuchtyp“ (Schug). Berichtet wird über das Zeltlager von 2000 „Roten Falken“ im Sommer 1927 in Seekamp, das als Kinderrepublik organisiert war. – Etwas stockfleckig, Papier schwach gewellt. Fl. Vorsatz mit diagonaler Quetschfalte und Geschenkwidmung. Abbildung
2193 Gebauer, August. Vesta oder häuslicher Sinn und häusliches Leben. Zur Bildung des jugendlichen Geistes und Herzens für das Höhere. XVIII S., 1 Bl., 483 S. Mit gestochenem Titel mit kolorierter Vignette und 11 kolorierten Kupfertafeln von L. Meyer und M. Haas nach L. 2192
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2195 Gehrts, Franz. Possierliche Tiere (Deckeltitel). 12 Bl. Mit 12 ganzseit. farbigen Illustrationen. 28 x 22 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Düsseldorf, A. Bagel, (um 1885). 250 € Nicht bei Klotz. – Seltene einzige Ausgabe. Enthält „Knabenhochzeit“, „Der Tanzbär“, „Das gierige Wildschein“, „Die Störche“, „Raubritter Wiesel“, „Die naschhaften Ferkel“, „Mäusehochzeit“ etc. – Innengelenke angeplatz, einige Blatt lose, Innenspiegel mit zeitgenössischem Besitzvermerk. Kein Standortnachweis über den KVK. Abbildung
2196 Geissler, P(eter) C(arl). Das Vater-Unser. Eine unterhaltende und belehrende Erzählung für Kinder. 16 S. Mit 7 (statt 8) kolorierten lithographischen Tafeln. 23,5 x 17,5 cm. Moderner Leinenband (kolorierter lithographischer OVorderumschlag montiert). Nürnberg, Zeh, 1842. 200 € Doderer IV, 215. Rammensee 1551. – Erste Ausgabe dieses seltenen christlichen Erbauungsbuches für Kinder. Das Vater-Unser zählt zur Kategorie der Werke Geisslers, „die auch in der Farbgebung im SchlichtVolkstümlichen bleiben und ein bäuerliches Milieu, das von zahlreichen Figuren belebt ist, zeigen“ (Doderer). – Im Bug verstärkt, Titel dort auch mit Fehlstellen. Braun- und fingerfleckig. Abbildung Seite 68
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Komplette Reihe 2197 Gerlach‘s Jugendbücherei. 34 Teile der Reihe in 32 Bänden (alles Erschienene). Mit sehr zahlreichen, teils farbigen Illustrationen und Vignetten von Ernst Kutzer, Otto Czeschka, Ernst Liebenauer, Bertold Löffler, Ferdinand Staeger, Hugo Steiner-Prag, Franz Wacik, Albert Weis gerber u. a. 15 x 14 cm. Illustr. OEinbände (Bände XXXI und XXXIV etwas fleckig, berieben und bestoßen). Wien und Leipzig, Gerlach und Wiedling, (1901-1914). 1.200 € Heller S. 156-160. – Komplette Reihe in Erstausgaben. „Zu den frühesten Versuchen einer Verwirklichung der hohen Ansprüche, die die
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________
2197
Kunsterziehungsbewegung um die Jahrhundertwende für den Bereich des Kinder- und Jugendbuchs stellte, gehört die Heftreihe ‚Gerlach‘s Jugendbücherei‘. Alle diese Beispiele, deren Erscheinungsbeginn zwischen 1899 und 1901 liegt, bezeugen auf jeweils charakteristische Art den mit ebenso viel Wagemut wie Unsicherheit angegangenen Aufbruch in die neue Ära des künstlerischen Kinder- und Jugendbuchs“ (Heller 138). – Bände I bis XXV mit identischem zeitgenössischem Besitzeintrag, die übrigen Bände mit abweichenden Besitzeinträgen, Titel von Band XXXI gestempelt, die beiden Bände XXXI und XXXIV mit mäßigen Gebrauchsspuren, die übrigen Bände und damit nahezu die komplette Reihe in sehr gutem und frischem Zustand. Abbildung
2198 Glassbrenner, Adolf. Die Insel Marzipan, ein Kindermärchen. Vierte Auflage. 40 S. Mit 6 kolor. Holzstichtafeln und 10 Textholzstichen von Theodor Hosemann. 26 x 20 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben, VDeckel lose). Frankfurt, Rütten und Loening, (1885). 240 € Wegehaupt III, 1159. Rümann, Kinderbücher 128. Klotz 1924/2. LKJ I ,447. Seebaß I,731 und II, 636. – Vierte Ausgabe des von Hosemann kongenial illustrierten Märchens, eines der beliebtesten Kinderbücher des 19. Jahrhunderts. – Papierbedingt etwas gebräunt, ein Textblatt mit kleinem Eckabriss, eine Tafel mit Bleistiftgekritzel. Insgesamt etwas fingerfleckig. Fl. Vorsätze lädiert, Innenspiegel mit Schenkungsvermerk. Abbildung
2196
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2199 Grüger, Heribert. Liederfibel. 2. Teil. Kinderlieder in Bildernoten. 10 Bl. Mit farbigem Titel und 9 ganzseitigen und farb. Textillustrationen von Johannes Grüger. 27 x 21 cm. Illustrierter OHalbleinenband (gering fleckig, Ecken leicht bestoßen) mit illustriertem OSchutzumschlag (dieser vor allem in den Falzen hinterlegt und mit restaurierten Fehlstellen). Breslau, Ostdeutsche Verlagsanstalt, (1930). 180 € Erste Ausgabe vom zweiten Teil des pädagogisch ambitionierten Liederbuchs der Brüder Grüger zum spielerischen Erlernen der Notentexte, die auch als Bildmotive gemalt sind, wobei die Bewegung der Figuren genau der Melodie entsprechen und sogar die Länge der Töne durch die Farbe, Form und Größe der Figuren voneinander unterschieden werden können. – Etwas fingerfleckig. Exemplar mit dem seltenen Schutzumschlag. Abbildung
2200 (Hannesen, Franz Robert). Der moderne Struwwelpeter. Lustige Geschichten vom Onkel Franz (Pseudo nym). 30 Bl. Mit zahlr. farb. Illustrationen von Hermann Frenz und J. O. Boetius. 27 x 2,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, Ecken bestoßen). Berlin, Globus, (1901). 250 € Baumgartner I, 109. – Erste Ausgabe. Enthält die fünf Geschichten „Ernst, der kleine Seemann“, „Das Telefon“, „Die Radelina“, „Der Automat“ und „Hänschen Gernegroß“. Eine zweite Auflage erschien 1901. – Im Seitenrand mit Feuchtigkeitsfleck, ohne vorderes fl. Vorsatz, hinteres Innengelenk angeplatzt, vereinzelte schwache Fingerflecken. Insgesamt wohlerhalten.
2198
Abbildung Seite 70
2201 Hauenstein, Arthur. Oster-Ei für unsere Kleinen. 10 Bl. Mit farb. Illustrationen von Otto Pech. 23 x 17 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Altenburg, Richard Hauenstein, 1946. 120 € Klotz II, 2384/2 (nennt als Erscheinungsjahr 1947). – Einzige Ausgabe des frühen Nachkriegsbilderbuchs zum Osterfest 1946. – Wohlerhalten. Abbildung Seite 70
2202 Heinze, Cläre. Lerne spielend Noten lesen. NotenBilderbuch für unsere Kleinen. 35 S. Mit farbigen ganzseitigen Illustrationen von Maler Pix (d. i. Otto Pech). 26,5 x 36,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und gering berieben). Altenburg, Spielkartenfabrik, (1929). 150 € Nicht bei Klotz. – Einzige Ausgabe des reizend illustrierten Bilderbuchs zum spielerischen Erlernen von Noten. Der Illustrator Otto Pech gestaltete Spielkarten für die Spielkartenfabrik Altenburg. – Nur vereinzelte, schwache Fingerflecken, hinteres Innengelenk geplatzt, sonst sauber und wohlerhalten. Abbildung Seite 71
2199
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________
2200
2204
2203 (Hertwig, G. W. R.). Ledajácka ledaják. Veselé, zároven vska poucné vypravování o Ledajáku Ivánkovi. 16 Bl. Mit zahlreichen, teils farbigen Textillustrationen von Franziska Schenkel. 30 x 21,5 cm. Neuerer privater Halbleinenband. Prag, E. Weinfurthert, 1915. 180 € Baumgartner I, 117. – Tschechische Ausgabe der Struwwelpetriade, dessen deutsche Originalausgabe 1910 unter dem Titel Der Struwwelpeter von heute erschien und Übersetzungen auch in andere Sprachen erlebte. – Etwas fingerfleckig, sonst wohlerhalten.
2204 Hertwig, Robert. In unserm Garten (Deckeltitel). 6 Bl. unzerreißbarer Karton. Mit zahlr. Farbillustrationen von E. F. Manning. 27 x 23 cm. Farbig illustr. OHalbleinenband (stärker fleckig und berieben, Rückdeckel auch mit Buntstiftkritzeleien). (Fürth, Löwensohn, 1894). 250 € Vgl. Klotz Nachtrag 9541/12 (nennt 17 Papptafeln). – In der Kollation und im Format abweichende Ausgabe zu Klotz 9541/12. – Etwas stärker fleckig, Bindung unfachmännisch geklebt. Abbildung
2205 Hertwig, R(obert). Die Struwwelsuse. Lustige Geschichten und drollige Bilder aus dem Kinderleben. 8 Bl. Mit zahlr. chromolithograph. Illustr. von Hermann Neuber. 27,5 x 21 cm. Farbig illustr. OHLeinen (etwas fleckig und berieben). (Wohl Erfurt, F. Bartholomäus, um 1890). 180 € 2201
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher
2202 Vgl. Baumgartner II, 93. – Wohl eine spätere Auflage der 1897 in Erfurt bei Bartholomäus erschienenen Struwwelsuse. Schildert auch die Ungezogenheiten von „Guck-Hänschen“, das von Meeresnixen in die Tiefe gezogen wird, „Junker Faulpelz“, der von seinem Vater mit der Gießkanne aus dem Federbett gescheucht wird, „Fritzchen und Lieschen fassen alles an“ sowie „Hannchen Schlenkerbein“, eine Variante auf den Zappelphilipp. – Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
2206 Herzliebchens Freude. 9 Bl. fester Karton. Mit 16 ganzseitigen Farbillustrationen. 25 x 20 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband, als Leporello gebunden. O. O., Dr. u. J. (um 1890). 150 €
2205
Bibliographisch nicht nachweisbares Leporello auf festen Kartonblättern, der Vorderdeckel mit der Produktionsnummer „1034“. Die Rückseiten zeigen verschiedene Truppenteile des Kaiserreichs. – Vorderdeckel gelöst, insgesamt fleckig und mit Lesespuren. Abbildung
„Eines der bedeutendsten Beispiele für das experimentelle Bilderbuch“ 2207 Hildebrandt, Lily. Klein-Rainers Weltreise. 16 Bl. Mit 14 chromolithographischen Illustrationen von Lily Hildebrandt. 26 x 32 cm. Farbig illustrierter OPappband. München, Georg W. Dietrich, 1918. 2.400 € Dietrichs Münchener Künstler-Bilderbücher 33. Schug 604. Ihme III, 141. Vollmer II, 444. Brüggemann II,139, 389. Hoffmann-Thiele 199. – Erste Ausgabe. „Eines der bedeutendsten Beispiele für das experimentelle Bilderbuch“ (LKJ). „Ein Bilderbuch, das die moderne Ausdruckstechnik in den Dienst des Kindes stellt und dessen originelle Rhythmen von Farbzusammenstellungen erzieherisch auf das Auge des Kindes wirken“ (Liebert). „Die Bilder wirken wie aus Buntpapierstücken zusammengesetzt und erzielen ihre Wirkung durch geometrisierte, farbenfrohe großflächige Formen“ (Hoffmann-Thiele). Lily Hildebrandt (18871974) zog 1913 nach Stuttgart und wurde an der dortigen Akademie Meisterschülerin bei Adolf Hölzel. Ein Jahr später wurde ihr Sohn Rainer Hildebrandt geboren, für den sie dieses Buch anfertigte. Bald darauf entstanden erste Hinterglasbilder, deren flächige und farbenreiche 2206
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ Strukturen auch in den Farblithographien dieses Buches zu erkennen sind. Ab 1935 schuf sie zahlreiche Glasfenster, noch im selben Jahr wurden ihre Arbeiten allerdings für „entartet“ erklärt. Nachdem sie im privaten Kreis noch weitere Wand- und Glasmalereien schuf, brach sie ihre künstlerische Tätigkeit um 1943 ab. – Block sauber aus der Bindung gelöst, rechte untere Ecke mit sehr kleiner Stauchspur. Sonst bemerkenswert wohlerhalten und frisch. Abbildung
2208 Hobrecker, Karl. Das Reisegepäck. 8 Bl. Mit teils farbigen und blattgroßen Illustrationen von Rotraut (Hinderks-)Kutscher. 24 x 20,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas berieben, leicht bestoßen und minimal fleckig). Berlin, Pestalozzi Verlags-Anstalt, 1929. 120 € Pestalozzi-Bilderbuch, Nr. 36. Klotz II 2716/22. – Erste Ausgabe. Vord. fl. Vorsatz mit eigenhändiger Widmung des Autors (datiert 29. Dezember 1929). – Etwas gebräunt und minimal fingerfleckig, Bindung defekt, ein Doppelblatt mit kleiner Fehlstelle am unteren Rand. – Beiliegend: Eigenhändige Briefkarte von Karl Hobrecker (datiert 5.4.35) und zwei Atelierfotos, die Hobrecker und den Freund Heinrich Ehlers vor einer Kulisse von Göttingen zeigen (um 1905).
2211
2209 Hoerschelmann, Rolf von. Das schwarze Bilderbuch. Mit Versen von Alexander von Bernus. 40 Bl. Mit 17 ganzseitigen Scherenschnitt-Illustrationen. 22 x 27,5 cm. OPappband (gering fleckig, Kapitale leicht bestoßen). München, Martin Mörike, (1911). 180 € Stuck-Villa II, 211. – Erste Ausgabe des Scherenschnitt-Bilderbuchs, Der Silhouettenkünstler, Illustrator und Bibliophile Rolf von Hoerschelmann (1885-1947) war u. a. Mitarbeiter des Simplicissimus und schnitt für die Schwabinger Schattenspiele rund 150 Figuren und 50 Dekorationen. „Die Silhouetten im ‚Schwarzen Bilderbuch‘ haben damals sehr gefallen, sowohl wegen des Märchenhaften wie durch den zeitcharakteristischen Zug zum Biedermeier“ (Semrau, Der Illustra tor Rolf von Hoerschelmann. In: Illustration 63, 16. Jg., Heft 1/1979, S. 3-7). – Gering fleckiges, insgesamt wohlerhaltenes Exemplar.
2210 Hoerschelmann, Rolf von. Das schwarze Bilderbuch. Mit Versen von Alexander von Bernus. 40 Bl. Mit 17 ganzseitigen Scherenschnitt-Illustrationen. 20 x 26,5 cm. Marmorierter Halbleinenband d. Z. (berieben, Rück deckelbezug mit kleinen Fehlstellen). München, Martin Mörike, (1911). 150 € Stuck-Villa II, 211. – Erste Ausgabe des Scherenschnitt-Bilderbuchs. Der Silhouettenkünstler, Illustrator und Bibliophile Rolf von Hoerschelmann (1885-1947) war u. a. Mitarbeiter des Simplicissimus und schnitt für die Schwabinger Schattenspiele rund 150 Figuren und 50 Dekorationen. „Die Silhouetten im ‚Schwarzen Bilderbuch‘ haben damals sehr gefallen, sowohl wegen des Märchenhaften wie durch den zeitcharakteristischen Zug zum Biedermeier“ (Semrau, Der Illustrator Rolf von Hoerschelmann. In: Illustration 63, 16. Jg., Heft 1/1979, S. 3-7). – Etwas fingerfleckig. 2214
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher
2207
2211 Hoffmann, Franz. Die erzählende Mutter. Kleine moralische Erzählungen für Kinder von fünf bis acht Jahren. Sechste Auflage. IV, 278 S. Mit 8 kolorierten lithographischen Tafeln. 15 x 10,5 cm. Weißer OPappband (gering berieben) mit mehrfarbiger Reliefprägung in Gold, Blau und Rot auf den Deckeln. Stuttgart, Rudolph Che lius, 1862. 150 € Vgl. Klotz II, 2774/215. Wegehaupt II, 1442. – Sechste Auflage der Sammlung von 29 kleineren Erzählungen, die Erstausgabe erschien 1846 bei Stoppani. Über Franz Hoffmann vgl. auch ausführlich LKJ I, S. 555ff: „Vom Beruf des Schauspielers, zu dem er Neigung hatte, ließ er sich abraten. 1839 versuchte er eine eigene Buchhandlung zu führen. Sein erstes Jugendbuch erschien 1842 und hatte so großen Erfolg, daß er beschloß, nur noch schriftstellerisch zu arbeiten“. – Die Tafeln gleichmäßig schwach gebräunt, nur vereinzelte Flecken im Rand, ein Blatt mit kleinem Randeinriss. Wohlerhaltenes Exemplar im dekora tiven Verlagseinband. Abbildung
2212 Hoffmann, Heinrich. Der Struwwelpeter oder lustige Geschichten und drollige Bilder. 2 Bl. Mit zahlr. farb. Illustr. 39 x 27,5 cm. Farbig illustr. OHLeinen (etwas berieben und stockfleckig). Fürth, Joseph Hesse, (um 1930). 150 € Seltene Struwwelpeterausgabe im Folioformat und auf unzerreißbarem Karton, zusammen mit den Innenspiegeln und der Rückseite sieben illustrierte Seiten mit den bekannten Geschichten. – Bindung geplatzt, ein Kartonblatt lose. Stockfleckig, ein Textblatt mit kleinerer Fehlstelle (geringer Buchstabenverlust).
2213 Hohneck, Maria und Voigt, Meta. Für frohe Kinderherzen. Ein Bilderbuch für das erste Kindesalter mit einer Auswahl der schönsten Kinderreime. 11 Bl. Mit zahlr. chromolithograph. Textillustrationen. 26 x 19 cm. Halbleinen d. Z. (Kanten etwas beschabt, Ecken bestoßen) mit mont. VDeckelillustration. (Wesel, Düms, um 1910). 150 € 73
Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ Klotz II, 2869/169. – Exemplar der selteneren Ausgabe aus unzerreißbarem Karton und mit veränderten Versen. Textbeginn: „Ei, wer ist das schöne Paar? Teddybär und seine Braut! Sie mit Strauß und Kranz im Haar. Heute werden sie getraut.“ – Etwas stockfleckig, hinteres Innengelenk teils angeplatzt. Abbildung
2216 Hoppe, Wanda. Die neue Puppe. 31 S. Mit zahlreichen farbigen, teils ganzseitigen Illustrationen von Elise Wanke. 26 x 21 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (Kanten etwas berieben). Winterberg, Steinbrener, (1929). 150 € DBV XIII, S. 317. – Erste Ausgabe dieses seltenen Puppen-Bilderbuchs der 20er Jahre. – Leicht fingerfleckig.
2217 Hussmann, Heinrich. Die zehn kleinen Negerlein. 8 Bl. Mit farbigen Illustrationen. 28,5 x 23 cm. Farbig illustrierter OPappband (stärker fleckig und berieben, Rücken etwas lädiert). Leipzig, Schlüter und Ulbrich, 1925. 150 € Schug 1906. Stuck-Villa II, 218. – Erste Ausgabe, etwas naiv-grausam illustriert. – Block gelockert, etwas fingerfleckig. Abbildung
2217
Nicht bei Klotz. – Erste Auflage, eine Neuauflage erschien 1922. Die Verlagsanzeige am Schluss zeigt ein farbiges „Probebild“ aus dem im selben Verlag erschienenen Bilderbuch Von den lieben Englein droben. Titel und Vorderdeckelillustration mit der Verlagsnummer 1585. – Schwache Knickspuren oder Fingerflecken, sonst wohlerhalten.
2214 Holst, Adolf. Im Märchenwunderland. 13 Bl. Mit 12 ganzseitigen chromolithographischen Illustrationen von Ernst Kutzer. 31,5 x 25,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Wien, Gesellschaft für graphische Industrie, (1924). 150 € Klotz II, 2869/107. – Einzige Ausgabe. Enthält „Die Märchen-Muhme“, „Hans im Glück“, „Hänsel und Gretel“, „Sneewittchen“, „Däumling“, „Die vier Bremer Stadtmusikanten“, „Schlaraffenland“, „Das Verlobungsfest“, „Prahl-Hans“, „Der Wolken-Riese“, „Lustige Rodelfahrt“ und „Schwan, kleb‘ an“. – Papierbedingt gleichmäßig etwas gebräunt. Abbildung Seite 72
2215 Holst, Adolf. Mein lieber Teddybär. Ein Bilderbuch für unsere Kleinen (Deckeltitel). 5 Bl. unzerreißbarer Karton. Mit Farbillustrationen von Fritz Baumgarten. 30,5 x 24 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben, Ecken und Kanten leicht beschabt). Leipzig, Anton, (um 1929). 150 € 2215
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2218 Jeschke, Herbert. Die Zündholzspieler. Ein Bilderbuch für große und kleine Kinder. 10 Bl. Mit 9 ganzseitigen farbigen Illustrationen von Heinrich Specht. 29 x 21 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben). (Göppingen-Schlat, Grosso, 1940). 180 € Nicht bei Kosch. – Seltene einzige Ausgabe des moralischen Kinderbuchs über die ewige kindliche Versuchung des Herumzündelns. – Etwas fleckig, Innengelenke mit Leinenstreifen verstärkt, Klammerheftung etwas rostig. Abbildung
2219 Joseph Scholz Verlag. - Naturgeschichte in Bildern. 15 kolorierte lithographische Tafeln. 18 x 11 cm. Hellblauer OPappband (etwas fleckig und berieben, Rücken lädiert). Mainz, Joseph Scholz, (um 1840). 120 € Frühes Druckzeugnis aus der Geschichte des 1793 in Wiesbaden gegründeten Verlags, der anfangs mit Papier- und Schreibwaren sowie Lithographien handelte, bevor er ab 1840 zum renommierten Kinderbuchverlag aufstieg. Die Anschauungstafeln zeigen Vögel (6x), Tiere (2x) und Pflanzen (7x). – Etwas stockfleckig.
2220 Jungnickel, Max. Das Käthe Kruse Bilderbuch. 14 Bl. Mit 12 Farbtafeln. 24,5 x 28 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (gering fleckig und berieben). München, G. W. Dietrich, (1925). 150 € 2218
Dietrichs Münchner Künstler-Bilderbücher Band 41. Doderer, LKJ II 124. Klotz II, 3188/11. – Erste Ausgabe des reizenden Bilderbuchs mit Szenen aus einem Puppenleben: Beim Aufstehen, in der Küche, im Garten, beim Spazierengehen, auf dem Schulweg, beim Einkaufen, beim Indianerspielen, auf dem Markt, auf der Geburtstagsparty, bei den Reisevorbereitungen, im Urlaub und beim Wäschewaschen. – Rückdeckel etwas gelockert, untere rechte Ecke mit sehr schwacher Knickspur, ganz vereinzelte schwache Fingerflecken. Wohlerhaltenes Exemplar.
2221 K., B. Das Osterhasenbuch. Erzählungen und Lieder zur Osterfreude unsrer Kleinen. 37 S., 1 Bl. Mit zahlreichen zumeist farbigen Textillustrationen von Fedor Flinzer, Christian Votteler und A. Groh. 29,5 x 23 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (Kanten berieben, Rückdeckel etwas fleckig und mit schwachen Kratzspuren). Stuttgart, Felix Krais (1897). 150 € Nicht bei Klotz. – Einzige Ausgabe des Osterbilderbuchs, die Verfasserinitialen „B. K.“ konnten nicht aufgeschlüsselt werden. Klotz verzeichnet lediglich zwei Kinderbücher aus dem Stuttgarter Verlag von Felix Krais (vgl. 8506/4 und 10610/1). – Seite 31/32 mit diagonalen Knckspuren, Seiten 3 und 7 mit Kritzelspur mit blauem Fabstift, sonst nur schwach Fingerflecken und wohlerhalten. 2223
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2224
2225
2223 Karl der musterhafte Sohn und Schüler als Vorbild für alle Knaben (Deckeltitel). 1 Bl. und 12 kolor. lithograph. Tafeln. 22 x 18,5 cm. Pappband d. Z. (stark fleckig und berieben, Rücken überklebt, mit mont. kolor. Deckelillustration). Nürnberg, Erben G. N. Renner, (um 1845). 150 € Einzige Ausgabe der bibliographisch nicht nachweisbaren Folge über die mustergültige Erziehung eines fleißigen Knaben während des Biedermeier. Die Tafeln zeigen ihn bei der Körperpflege, Kleiderreinigung, beim Ordnen der Bücher, im Geographieunterricht, beim Soldatenspiel, bei Schreibübungen, beim Zeichnen, im Garten, beim Musikunterricht, Handarbeit, Schlittschuhlaufen etc. – Gelenke unfachmännisch verstärkt, stärker fingerfleckig. Nur ein bibliothekarischer Standortnachweis in der Berliner Stabi. Abbildung Seite 75
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2222 Kästner, Erich. Das verhexte Telefon. Ein Bilderbuch. 10 Bl. Mit farbigen Illustrationen von Walter Trier. 25,5 x 22 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben, Ecken etwas bestoßen). Berlin, Williams, 1931. 240 € Wolf 128. Doderer II, 127 (beide irrtümlich 1932). Bode 6. – Erste Ausgabe. – Etwas stock- und fingerfleckig, hinterer Vorsatz mit mehreren Tierskizzen von Kinderhand in Farbstift.
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2224 Klett, Gertrud J. Waldnacht. 14 Bl. Mit 14 blattgroßen Farbillustrationen von Marianne Frimberger. 30 x 23 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas berieben). Eßlingen und München, J. F. Schreiber, (1911). 200 € Verlagsnummer 25. Ries 533. Seebaß II, 1039. Schug 500. – Erste Ausgabe des Märchens mit den phantasievollen Illustrationen der Wiener Jugendstilkünstlerin Marianne Frimberger (1877-1965). „Im Sinn eines Zwergen- und Elfenmärchens führt das Buch in ein zauberhaftes Nachtreich, bei dem in überwiegend dämmerigen Farben eine reizvolle koloristische Welt entfaltet wird“ (Schug). – Zwei Blatt mit kleinen Braunflecken, Titel mit Buchhändlerschildchen und Besitzvermerk von 1917, sonst bemerkenswert frisch und wohlerhalten. Abbildung
______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2225 (Kleyer, Berthel). Im Irrgarten. 13 Bl. Mit 13 ganzseitigen farbigen Illustrationen. 31 x 24 cm. Illustrierter OPappband (stärker fleckig und berieben, Rücken lädiert). (Frankfurt, Bertele-Bilder-Bücher, um 1920). 250 € Nicht in den eischlägigen Kinderbuchbibliographien. – Einzige Ausgabe, schildert die Erlebnisse einer Familie mit Hund im Spiegelkabinett. Die Tafeln mit entsprechenden Zerrbildern. – Vorderer fl. Vorsatz mit vertikalem Blattabschnitt, die Tafeln mit Abklatsch. Schönes und sauberes Exemplar. - Selten. Abbildung
2226 Kling-Klang. Das tönende Bilderbuch. 2 Bl. Mit farbigen Illustrationen und Metallophon. 18 x 24,5 cm. Farbig illustrierter OPappband (VDeckel mit Delle und Randeinriss). Hannover, A. Molling und Comp., (um 1930). 120 €
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Kurioses Klangbilderbuch mit montiertem Metallophon auf dem Innendeckel. Die entsprechend ausgestanzten Textblätter mit kindgerechtem Notenspiel zu den Klassikern „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“, „Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald“ und „Häschen in der Grube saß und schlief“, auf dem Rückdeckel mit dem kompletten Text zum Mitsingen. – Mit Namenseintrag auf dem Innenspiegel, dort auch mit Druckspuren durch das Metallophon.
2227 Koch, Joseph und Maria. Paradiesfibel. Ein lustiges Tierbilderbuch für Mütter und Kinder. 15 Bl. Mit farbig illustr. Titel und 12 blattgroßen farbigen Illustrationen von Richard Seewald. 25 x 33,5 cm. Farbig illustr. OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, Rückdeckel stärker betroffen, beide Deckel mit vertikaler Bruchstelle) Essen, Fredebeul & Koenen, (1927). 240 € Schug 667. Stuck-Villla 485. – Einzige Ausgabe des Tierbilderbuchs, „das den Kindern ihre Lieblinge nicht bloß steif vor Augen stellt, sondern in kleinen lebhaften Handlungen vorführt: wie die Osterhasen Eier malen, wie der Bär mit den Wölfen kämpft, wie die Pudel mit dem Luftballon fahren wollen usw.“ (Werbezettel). Am unteren Rand der Textseiten Aufschlüsselung der Buchstaben nach der Gebärdensprache. Das letzte Blatt mit einem „Lautbilderbogen“. In einzelne Kärtchen zerschnitten, konnte man mit ihm einzelne Wörter und Sätze der Fibel legen, um die Gebärdensprache spielend zu erlernen. Zusätzlich erschien eine hier nicht vorhandenes separates Textheft, in welchem das „Lesen als Gebärdenspiel“ erklärt wird. – Illustrierter Titel und wenige Blatt zu Beginn mit kleinen Randrissen, im unteren Rand etwas fingerfleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung
2228 Kreidolf, Ernst. Alpenblumenmärchen. 20 Bl. Mit Titelillustration und 18 farbigenTextiIllustrationen von Ernst Kreidolf. 26 x 32 cm. Illustrierter OHalbleinenband (schwach stockfleckig). Erlenbach-Zürich, Rotapfel, (1922). 150 € Doderer II, 256. Seebaß II, 1064. Stuck-Villa 396 und Klotz 3698. Hess A 7. – Erste Ausgabe. „Kreidolfs Bedeutung für das moderne
2230
Bilderbuch beruht in der Geschlossenheit der künstlerischen Aussage, der bildlichen Überzeugungskraft von vermenschlichten Blumen und Tieren, Pflanzen und niederen Wesen“ (Doderer). – Vereinzelte leichte Stockflecken. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar.
2229 Kreidolf, Ernst. Blumen-Märchen. Zweite Auflage (Deckeltitel). 24 Bl. Mit 15 teils ganzseitigen Farblitho graphien von Ernst Kreidolf. 24 x 35,5 cm. Farbig illustr. OHalbleinenband (Kapitale bestoßen, etwas fleckig und berieben, Kanten beschabt, Rückdeckel etwas lichtrandig). Köln, Schaffstein, (1904). 200 € Hess-Wachter A 1. Klotz 3698/4. Seebaß 1069. Doderer II, 256. – Zweite Auflage seines Erstlings. Das erste Bilderbuch Kreidolfs, das zugleich noch ungebrochen den Einfluss Walter Cranes und Kate Greenaways spüren lässt, erfreute sich so großer Beliebtheit, dass auch die Folgeauflagen noch in der gleichen Sorgfalt erschienen wie die erste Auflage.
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2234
Hier in einem Exemplar mit dem Widmungsblatt der Fürstin zu Schaumburg-Lippe (die den Druck unterstützte) sowie den Verlags angaben auf dem letzten Blatt verso. – Gering gebräunt. Das vordere Innengelenk etwas geschwächt. Abbildung Seite 77
2230 Kreidolf, Ernst. Der Gartentraum. Neue Blumenmärchen. 1 Bl., 16 S. Mit 16 ganzseitigen und farbigen Illustrationen von Ernst Kreidolf. 26 x 34,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (schwach lichtrandig, Rückdeckel leicht fleckig, hinteres Gelenk leicht angeplatzt). Köln, Schaffstein, (1923). 200 € Hess-Wachter A 6. Klotz 3698/7. Stuck-Villa II, 233. Seebaß II, 100. Schug 490. – Zweite Auflage. Neben den Sommervögeln wohl sein schönstes Bilderbuch. „Wie die Sommervögel gehört dieses Werk zu seinen besten und aufschlussreichsten Büchern. Wie in allen Kreidolfschen Bilderbüchern bezeugt auch hier jedes Gedicht und jedes Bild bis ins Detail die genaue botanische Kenntnis des Autors. In dem Apothekergedicht ‚Der Gundermann und die kriechende Günsel‘ weiß er sogar geschickt die heilsame Wirkung verschiedener Gewächse darzusetellen“ (Doderer-Müller 244). In der ersten Auflage von 1913 wurden die farbigen Illustrationen einseitig bedruckt. Reizende Verse zu den Blumen der verschiedenen Jahreszeiten, Wasserpflanzen, Alpenblumen, Giftpflanzen und Winterblumen. – Schönes und sauberes Exemplar. Abbildung Seite 77
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2235
2231 Kreidolf, Ernst. Lenzgesind (Ein Buch von Faltern und Blumen). 13 Bl. Mit farbig illustriertem Titel und 12 ganzseitigen Farblithographien von Ernst Kreidolf. 25,5 x 31,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (gering berieben). Zürich und Leipzig, Rotapfel, (1926). 130 € Hess-Wachter A9. Klotz 3698/14. Seebaß II, 1073. Hürlimann 211. Huggler 198. Doderer-Müller 630. LKJL II, 256. – Erste Ausgabe. „Lenzgesind entstand aus einer Zusammenstellung von Bildern, die Kreidolf bei der Arbeit an früheren Büchern als überzählige ausgeschieden hatte, vermehrt um einige neue. Die Verse, die der 63jährige Kreidolf zu den 12 Bildern verfaßt hat, sind nun gereifter, teils humorvoller, teils tiefsinniger“ (Haase 36). „Kreidolfs Bedeutung für das moderne Bilderbuch beruht in der Geschlossenheit der künstlerischen Aussage“ (Doderer). Neuauflagen mit reproduzierten Illustrationen erschienen 1956 und 1970. – Wohlerhalten.
2232 Kreidolf, Ernst. Schwätzchen, Bilder und Reime. 2.-5. Tausend. 16 S. Mit 8 farb. Illustr. 30 x 23,5 cm. Illustrierter OPappband mit OSchutzumschlag (dieser mit geringen Randläsuren). Köln, Schaffstein o. J. (um 1905). 150 € Vgl. Düsterdieck 4395 und Stuck Villa NF, 234 (beide EA 1903). – Zweite Auflage. Exemplar mit dem typographischen Verlagsumschlag. – Schönes und sauberes Exemplar.
______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2233 Kreidolf, Ernst. - Frey, Adolf. Blumen. Ritornelle. 19 Bl. und 16 farb. Tafeln von Ernst Kreidolf mit typographischem Vorschaltblatt mit Ritornellen. 27,5 x 19,5 cm. Illustrierter OHalbleinenband (minimal fleckig) in OPappschuber (leicht bestoßen und mit wenigen Federproben in Buntstift). Erlenbach-Zürich, Rotapfelverlag, (1920). 120 € Doderer II 256. Huggler 187. – Erste Ausgabe. – Gering gebräunt.
2234 Krüger, Hilde. Hurleburles Wolkenreise. (Ein Bilderbuch aus bunten Dreiecken). 15 Bl. Mit 12 ganzseitigen Farbillustrationen von Hilde Krüger. 24,5 x 19 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (stark fleckig und berieben). Berlin, Nachfolger J. H. M. Dietz, 1926. 300 € Stuck-Villa II, 240. Pressler 122. Kunze-Wegehaupt 267. Vgl. Schug 607. – Erste Ausgabe des Folgebandes von Krügers Widiwondelwald (1924), auch dieses Werk von Hilde Krüger, über die nichts bekannt ist, besticht durch seine konstruktivistisch-modernistische Bildsprache. Wie der Untertitel schon sagt, bestehen die Figuren und Bildelemente aus bunten Dreiecken, sie sind indes nicht hölzern oder schematisch - wie man vermuten könnte - sondern haben einen ganz eigenen Schwung, wobei man zugestehen muss, dass immer wieder von der strengen Dreiecksform abgewichen wird. Inspirieren ließ sich Hilde Krüger wohl von Christian Morgensterns Gedicht Die drei Winkel: Diese bitten die Hexe Widiwondel um menschliche Gestalt - und die geheimnisvolle Zeichnerin Krüger hat ihren Wunsch erfüllt und sie in wundervollen Figuren und fröhlichen Versen zum Leben erweckt. Das Buch erschien im profiliertesten Verlag der deutschen Arbeiterbewegung, dem 1881/82 von der SPD initiierten Dietz-Verlag, der nur wenige Jahre später von den Nazis vernichtet wurde. – Exemplar mit starken Lese- und Gesprauchsspuren, Innengelenke verstärkt, Titel und Verlagsanzeige am Schluss komplett hinterlegt und mit Fehlstellen, fleckig und mit zahlreichen geschlossenen oder restaurierten Einrissen und Randläsuren (eine Tafel mit restauriertem Durchriss). Die konstruktivistischen Farbtafeln dadurch aber nicht ohne Wirkungsverlust. Abbildung
2235 Krüger, Hilde. Der Widiwondelwald. Ein Bilderbuch aus bunten Dreiecken. 14 Bl. Mit 12 ganzseitigen Farbillustrationen von Hilde Krüger. 24,5 x 19 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben). Berlin, Nachfolger J. H. W. Dietz, 1924. 600 € Schug 607. Stuck-Villa II, 241. Doderer 798. Göbels, 100 alte Kinderbücher S. 308ff. Hoffmann-Thiele 198. – Erste Ausgabe des bemerkenswerten, konstruktivistisch angelegten Bilderbuchs, „vergleichbar mit dem Werk von El Lissitzky: Suprematische Erzählungen von zwei Quadraten“ (H. Göbels). „Das Bilderbuch zeigt in auffallend geometrisierten und farbkräftigen Bildern klare Einflüsse des Konstruktivismus und des Expressionismus“ (Hoffmann-Thiele). Die bildnerische Experimentierfreude Hilde Krügers (geb. 1893) zeigt sich in jeder ihrer Figuren und Landschaften, die wie aus spitzen dreieckigen Farbpapieren zusammengesetzt sind. Die Hexe Widiwondel zaubert viele seltsame Wesen in den Wald, darunter Sternenkinder, Mummelmann Plum, Wiesenschreck, Wiedehupf, Tannengeister, Nusshexe etc. Ein moder-
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ner Reprint erschien 2016. – Bindung angeplatzt, einzelne Blatt oder Lagen gelockert bzw. lose, ein Doppelblatt im Bug etwas lädiert. Insgesamt etwas knickspurig und fingerfleckig. Mit hs. Seitenpaginierung. Abbildung
2236 Kühnle, Karl. Heides erste Autofahrt. Für alle Kinder, die gern Auto fahren möchten. 18 Bl. Mit zahlr., davon 16 chromolithograph. ganzseit. Illustrationen. 23,5 x 19,5 cm. Farbig illustr. OHalbleinenband (gering fleckig) mit typographischem OSchutzumschlag (dieser mit geringen Randläsuren). Lorch, Karl Rohm, (um 1938). 120 € Klotz II, 3178/5. – Einzige Ausgabe. Mit skurril-phantastischen Illustrationen werden Kindern die Gefahren des Autofahrens in Form eines geträumten Märchens vor Augen geführt. – Block sauber aus der Bindung gelöst, vereinzelte Stockflecken, Innenspiegel mit Besitzeintrg von Kinderhand, sonst wohlerhalten. Mit dem seltenen Verlagsumschlag.
2237 Leip, Hans. Das Zauberschiff. The Magic Ship. Ein Bilderbuch. A Children‘s Book. 16 Bl. Als Blockbuch ge bunden. Mit 13 ganzseit. farb. Bildern. 27,5 x 26 cm. Farbig illustr. OKarton (etwas fleckig und berieben, VUmschlag mit kl. Randeinriss, Rückenbezug etwas brüchig und mit kl. Fehlstellen). Hamburg, Hammerich & Lesser, (1947). 180 € 79
Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ Katalog Stuckvilla II, 248. Schug 785: – Zweite Auflage des für die Zeit ungewöhnlichen und reizvollen Bilderbuchs, dessen qualitätvollen Illustrationen man anmerkt, dass sie „seit zwanzig Jahren geplant“ waren. „Darin schreibt Leip zu dreizehn von ihm selbst entworfenen ganz seitigen Bildtafeln klarfarbig expressionistischer Komposition kleine Texte als Erlebnisfolge eines Kindes in deutscher und englischer Sprache“ (Schug). – Papierbedingt gleichmäßig etwas gebräunt, sonst frisch und wohlerhalten.
2238 Lohmeyer, Julius. König Nobel ein heiteres Bilderbuch. Zweite Auflage. 24 Bl. Mit zahlreichen chromolithographischen Illustrationen von Fedor Flinzer. 30,5 x 24 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben, Ecken bestoßen). Breslau, C. T. Wiskott (1890). 150 € Klotz III, 4215/33. LKJ II 396. Wegehaupt 2037. Seebaß II 1187. – Zweite Ausgabe. Vorzüglich illustrierte politische Satire auf Monarchie und Höflingswesen in der Nachfolge des Reineke Fuchs und so wenig wie dieser ein eigentliches Kinderbuch. „Ein seiner Zeit sehr beliebtes Bilderbuch. Die Verse Lohmeyers erzählen von Reinekes lustigem Plan, den Esel als Gegenkönig gegen den Löwen aufzustellen. Die hervorragenden Illustrationen Flinzers - wohl die bekanntesten von ihm neben seiner ‚Schule der Tiere‘ - zeigen eine interessante und treffende Weiterentwicklung der Tierpersonifikation von Grandville und Kaulbach“ (Seebaß II, 1187). – Ein Blatt lose und mit kleinen Randläsuren, insgesamt etwas fingerfleckig, Bindung verstärkt. Abbildung Seite 79
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2239 Lohmeyer, Julius. Mein Vaterhaus. Ein heiteres Kindertagebuch. 20 Bl. Mit zahlreichen, teils ganzseitigen chromolithographischen Textillustrationen. 28 x 21,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (Ecken schwach bestoßen). Leipzig, Meissner und Buch, (1887). 150 € Klotz III, 4215/53. – Erste Ausgabe. Geschildert werden Erlebnisse beim Ausritt, Füttern der Hühner, Fahrt mit dem Ziegebockgespann, Indianerspiel im Wald, „Überfall auf die Robinsoninsel“, Schlittschuhlaufen etc. – Ein Blatt mit Einriss im unteren Rand, einige Blatt mit vertikaler Knickfalte im Bug, im Rand schwache Fingerflecken, insgesamt wohlerhalten. Abbildung
2240 Lohmeyer, Julius. Der Thierstruwwelpeter ein lustiges Buch für das kleine Volk. 46 S. Mit zahlr. chromo lithographischen Illustrationen von Fedor Flinzer. 27 x 21 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig, berieben und bestoßen). Leipzig, P. E. Lindner, (1887). 150 € Baumgartner I, 21. – Erste Ausgabe der bis 1905 noch fünf Mal aufgelegten Struwwelpetergeschichten aus der Tierwelt, die natürlich auch nicht frei ist von menschlichen Schwächen und Unarten: „Der geizige Piep“, „Fuchs, der Gänsefänger“, „Gong, der Schmutzbartel“, „Das GokelAeffchen“, „Mäuselchen der Thierquäler“, „Die ungewaschenen Schweine“, „Quaker, der Zappelfrosch“, „Mop, der Mäkler“, „Kicks, der Übermüthige“ und „Fips, der Struwwelpeter“. – Etwas fingerfleckig und mit kleinen Randeinrissen im unteren Bug, Innengelenke unfachmännisch verstärkt. Abbildung
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2241 Lohmeyer, Julius. Die Welt im Kleinen für die kleine Welt. Ein Bilderbuch zu Lust und Lehr‘ für Mutter und Kind. 15 Bl. Mit 16 chromolithographischen Illustrationen nach Original-Aquarellen von Woldemar Friedrich, Carl und Johannes Gehrts, Adolf von Grundherr, Julius Kleinmichel, Carl Röhling, Franz Simm und Hermann Vogel. 31 x 24,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (Rücken erneuert und neu aufgebunden, fleckig und berieben). Stuttgart, Gustav Weise, (1885). 150 € Klotz Nachtrag 4215/61. – Einzige Ausgabe. – Etwas fingerfleckig, eine Tafel mit Randeinriss, wenige Blatt mit etwas unschönen Feuchtigkeitsflecken.
2242 (Luedecke, Heinz). Williams‘ neues Autobuch, oder wer gewinnt die Wette? 38 S. Mit zahlreichen ganzseitigen Textillustrationen von Oskar Nerlinger und mit Photomontagen von Christian Nicolai. 23 x 31 cm. Farbig illustrierter OHableinenband (etwas fleckig und berieben). Potsdam, Williams und Co, (1939). 150 € Flechtmann 61. – Erste Ausgabe. Mit in die Illustrationen montierten photographischen Darstellungen von 51 verschiedenen Autotypen, mit den entsprechenden Angaben der technischen Details in der Legende. – Sauberes Exemplar.
2243 Malden, Lucy (d. i. L. Mailänder). Im Schlaraffenland. 13 Bl. Mit 12 ganzseitigen chromoilthographischen Illustrationen von Reinhold Hansche. 29 x 22 cm. Farbig illustrierter OPappband (etwas fleckig und berieben, Rückdeckel mit Druckspuren). (Berlin, Voegel, 1910). 150 € Nicht bei Klotz. – Seltene einzige, auch im Nachtragsband von Klotz nicht verzeichnete Bearbeitung des Märchenklassikers durch Lucy Mai-
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länder (1886-1978), die unter dem Pseudonym Lucy Malden mehrere Kinderbücher verfasste. – Block sauber aus der Klammerheftung gelöst. Papierbedingt gleichmäßig schwach gebräunt, sonst wohlerhalten. Abbildung
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ 2246 Meggendorfer, Lothar. Die Uhr. Ein lehrreiches Bilderbuch. Text von Ferdinand Feldigl. 12 Bl. Mit chromolithographischen Illustrationen und 2 Uhren mit montierten Blechzeigern. 22,5 x 29,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, Rückdeckel mit Bleistiftgekritzel). Esslingen, Schreiber, (1897). 180 € Krahé 123. – Erste Ausgabe des Spielbilderbuchs. – Etwas fingerfleckig, die rechte untere Ecke leicht knickspurig, Innengelenke mit Leinenstreifen verstärkt. Abbildung Seite 81
2247 Meurer, Marie. Der kleine Ko aus Kiautschau. 12 Bl. Mit 11 blattgroßen chromolithographischen Illustrationen von Marie Meurer. 28,5 x 22,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig, berieben und bestoßen, Deckel gelockert). Langensalza, Hermann Beyer und Söhne, (um 1903). 300 €
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Nicht bei Klotz. – Einzige Ausgabe der Geschichte des Jungen Ko und seiner Eltern im chinesischen Kiautschau, das die Sichtweise der Deutschen auf China nach der Niederschlagung des Boxeraufstands (1898-1901) reflektiert. Ko wird von seinen Eltern getrennt, von einem Zauberer gefangen genommen und kehrt nach manchen Abenteuern und Reisen quer durchs Land schließlich wieder nach Hause zurück. Das Pachtgebiet Kiautschau mit seiner Hauptstadt Tsingtau gehörte seit 1898 zum Kolonialgebiet des deutschen Kaiserreichs. – Gelenke angeplatzt, Block nahezu lose. Etwas fingerfleckig, vereinzelte kleine Randeinrisse, die Tafeln mit Abklatsch. - Selten. Abbildung
2244 Prochazka, Frantisek. Nové kralovstvi. 14 Bl. Mit teils ganzseit. Farbillustrationen von Rudolf Mates. 22 x 22,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (Kanten minimal berieben). Prag, B. Kocí, 1925. 180 € Erste Ausgabe. Ungewöhnlich schön illustriertes tschechisches Bilderbuch. Jede Seite mit dekorativer farbiger Umrahmung. Rudolf Mates (1881-1966) war einer der wichtigsten tschechischen Kinderbuchillustratoren. – Titel mit Besitzstempel, Block sauber aus der Bindung gelöst, sonst wohlerhalten.
2248 Michaëlis, Anna. Artige Kinder. Ein Bilderbuch in Versen. 2 Bl., 20 S. Mit 6 chromolithographischen Farb tafeln von H. Issel. 26,5 x 20,5 cm. Farbig illustr. OHalbleinenband (gering berieben). Stuttgart, Fleischhauer & Spohn, (1900). 150 €
2245 Meggendorfer, Lothar. Nimm mich mit! Ein lehrreiches Bilderbuch. 6. Auflage. 202 S. Mit sehr zahlreichen zumeist farb. Illustrationen. 7,5 x 23 cm. Roter OLeinenband (etwas fleckig und berieben) mit goldgeprägtem Deckeltitel. München, Braun & Schneider, (um 1900). 150 € Spätere Auflage des im ungewöhnlichen Schmal-Quer-Quarto-Format und mit Hunderten Abbildungen versehenen Bilderbuchs aus der Alltagswelt des Kleinkindes: „Was Du im Garten siehst, im Zimmer Findest in dem Buch Du immer!“ – Wenige Blatt mit schwachen Knick spuren, für ein Gebrauchsbuch insgesamt von guter Erhaltung. Mit dem Firmenstempel von Clemens Gruber, „k. u. k. Hoflieferant zum ‚Puppenkönig‘ Wien“. 2249
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Klotz III, 4667/2. – Einzige Ausgabe. – Zwei Doppelblatt aus der Bindung gelöst, Frontispiz lose, vereinzelte schwache Flecken. Nur ein bibliothekarischer Nachweis in der WLB.
Huhn und der Katze um so deutlicher, daß nämlich der männliche Anteil an der Fortpflanzung durchweg dem Kind noch nicht zugemutet wird“ (Doderer-M. 318). – Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
2249 Mögle, Fritz. Monki-Manki‘s Fahrt in‘s Traumland. Bilderbuch. 6 Bl. Mit 5 ganzseitigen farbigen Illustrationen. 20,5 x 29,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (berieben, Vorderdeckel mit Namenseintrag von Kinderhand). Wien, Kirschner, 1945. 150 € Nicht bei Klotz. – Wohl das einzige erschienene Kinderbuch des biographisch nicht nachweisbaren Fritz Mögle, das den Leser in die Traumwelten Monki-Manks entführt. Auf einem Regenbogen gen Himmel reitend, auf einem Schmetterling über einen See fliegend, als Riese im Zwergenreich, als „Weißer“ unter „Negern“, als „Bleichgesicht“ unter Indianern, beim Maharadscha, bei den Pinguinen und im Zirkus. – Wohlerhaltenes Exemplar auf unzerreißbarem Karton.
2251 Moray Williams, Ursula. The good little christmas tree. 26 Bl. Mit zahlreichen Textillustrationen in Schwarzweiß und 12 doppelblattgr. farb. Scherenschnittillustra tionen in Farbe. 26,5 x 31,5 cm. Farbig illustr. OHalbleinen band (Kanten etwas berieben, untere Vorderdeckelkante mit schmalem Feuchtigkeitssrand) mit farbigem OSchutzumschlag (dieser mit etwas stärkeren, teils hinterlegten Randläsuren). London u. a., George G. Harrap & Co., (1943). 250 €
Abbildung
2250 Montreuil-Straus, G(ermaine). Mutter, sag‘ es mir .... Bearbeitet von Wilhelm Fronemann. 17 Bl. Mit 15 chromolithographischen ganzseitigen Illustrationen von Andrée Karpeles. 25 x 30,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (Kanten leicht berieben). Zürich, Leipzig und Stuttgart, Rascher, (1934). 150 € Schug 1238. Klotz I/1721/25 und III/4758/2. – Titelauflage der ersten deutschen Ausgabe, die bei Löwensohn in Fürth erschienen war. „Ein Kuriosum unter den Bilderbüchern der zwanziger Jahre, ein Vorläufer sozusagen des 40 Jahre später erschienenen Sexualkunde-Atlas. Zu den Bildtafeln mit stark stilisierten, großflächig eingefärbten Bildgegenständen werden entsprechende Fragen formuliert und beantwortet, in fein abgestufter und sich steigernder Pikanterie von den Schmetterlingen über Fische, Hühner, Katzen zum Menschen. Was einem jedoch aus mangelndem Wissen über das Geschlechtsleben von Schmetterlingen und Fischen entgehen mag, wird bei so bekannten Haustieren wie dem 2250
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ Attraktives, großformatiges englisches Weihnachts-Bilderbuch mit zahlreichen Scherenschnitt-Illustrationen. – Nur vereinzelt gering fleckiges, insgesamt wohlerhaltenes Exemplar in frischer Farbigkeit. Abbildung Seite 83
2252 Nassauer, Max. Der gute Doktor. Ein nützlich Bilderbuch für Kinder und Eltern. Siebente Auflage. 31 S. Mit 14 ganzseit. Illustrationen von Hellmut Maison. 36,5 x 28 cm. Farbig illustr. OHalbleinenband (fleckig und etwas berieben). München, Braun & Schneider, (um 1920). 180 € Klotz III, 4963/1. Schug 478. Stuck-Villa II 254. Baumgartner I, 114. – Spätere Auflage des Klassikers der Kinderbuchliteratur, mit dem Kinder durch Beispiele drastischen bestraften Fehlverhaltens an medizinisch vernünftiges Verhalten herangeführt werden sollen. „Die medizinische Struwwelpeteriade des Münchner, im Dritten Reich nach England emigrierten Zeichners Maison, der sonst nicht weiter als Illustrator hervorgetreten ist, spielt in eher ironischer Weise mit Jugendstilelementen“ (Schug). Der Gynäkologe Max Nassauer (1869-1931; Pseudonym: Dr. Harmlos), von seiner Freundin Else Lasker-Schüler „Der dichtende Arzt in München“ genannt, schuf mit Der gute Doktor das erste moderne medizinische Kinderbuch, bis 1926 erschienen neun Auflagen. – Etwas fleckig, wenige Blatt mit Randeinriss, Bindung schwach, einige Blatt gelöst oder gelockert. Abbildung
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2253 Neunhöffer, Julie. Wer kommt? Ein Bilderbuch für Kinder von 3 bis 7 Jahren. 17 Bl. Mit ganzseitigen farbigen Illustrationen von Julie Conz. 31 x 25,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben). Straubing, Attenkofer, (um 1910). 200 € Klotz Nachtrag 10141/1. – Einzige, erst im Nachtrag von Klotz verzeichnete Ausgabe des Bilderbuchs für Kleinkinder von der biographisch nicht nachweisbaren Julie Neunhöffer. Prämierter Bildband mit Epi soden aus der Großstadt: Bäckerjunge, Briefträger, Gemüsefrau, Metzger, Kaminfeger, Zuckerbäcker, Zeitungsfrau, Milchfrau, Bettlerin, Schusterjunge etc. – Etwas fingerfleckig, Bindung teils leicht angeplatzt. Abbildung
2254 Nicolai-George, M(arie). Der Zepp im Eis. Ein Bilderbuch für große und kleine Kinder. 16 Bl. Mit Portraittafel, einigen Textillustrationen und 14 ganzseitigen Farbtafeln von Georg Schleinitz. 31 x 23,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben, etwas bestoßen). Leipzig, Edwin Freyer, (1932). 200 € Klotz 10148/1 (Nachtrag). – Einzige Ausgabe des die Euphorie um die Zeppelinluftfahrt aufnehmenden Kinderbuchs, neben ihrem „Storchenbuch“ das einzige erschienene Kinderbuch der biographisch nicht nachweisbaren Marie Nicolai-George. Gewidmet dem „Führer des Luftschifffes ‚Graf Zeppelin‘, Herrn Dr. Dr. Hugo Eckener und seinen wackeren Begleitern in Erinnerung an die erfolgreiche Arktisfahrt“ (Unter titel), mit dessen Portraittafel. – Portraittafel mit kleinen Randein rissen, fl. Vorsatz mit Geschenkvermerk von 1933. Insgesamt etwas fingerfleckig, die Farbtafeln frisch und mit Abklatsch. Abbildung
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______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2255 Normann, Friedrich Gustav. Die Thurmuhr. Eine Rechen-Fibel für kleine Kinder zur Erkennung der Uhr, Erlernung der Zahlen und praktischen Entwicklung der ersten Begriffe der Rechen-Kunst. 27 (inkl. Titel) kolor. lithographische Tafeln. 15,5 x 24 cm. Illustriertes OHalbleinen (gering berieben und bestoßen). Berlin, Plahn, (1841). 3.600 € Wegehaupt III, 2734. Brunken/H./P. 702. Pressler Abb. 45. Nicht bei Rümann und Seebaß. – Sehr seltene erste Ausgabe. In didaktischer Vorgehensweise erhalten die Kinder zunächst einen grundlegenden Überblick der arabischen (hier als „deutsche“ bezeichnet) und römischen Zahlen „1 und 2, fleissig sei! 3 und 4, merk‘ es dir! 5, 6, 7 dann dich lieb‘n, 8, 9, 10, die dich seh‘n, und es wir dir wohl ergeh‘n.“. Dem Zahlenraum von eins bis 12 wird jeweils eine Doppelseite gewidmet. Dabei zeigt die Turmuhr die Zeit an und mit Hilfe verschiedener Illustrationen, Rechenaufgaben und -beispielen sowie Sinnsprüchen erlernen die Kinder die Zahlen und ihre Bedeutung, bspw. „Von 3 Vögeln fliegt einer fort, wie viel bleiben sitzen?“ oder „Fünf Sinne dir gegeben sind, damit nimm Alles wahr, mein Kind; Gesicht, Geschmack, Geruch, Gehör, Gefühl zählt fünftens auch hierher. Bewundere der Schöpfung Pracht, wie weise Alles ist gemacht.“, „1 Maikäfer hat 6 Füsse, wieviele Füsse haben 2 Maikäfer?“ oder „3 Leute sollen 7 Rthlr so theilen, dass der 1ste noch einmal so viel als der 2te u. dieser noch einmal so viel als der dritte erhält“. Mit seiner liebevoll illustrierten und kolorierten Rechenfibel schuf der Berliner Bilderbuchkünstler Friedrich Gustav
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Normann (1802-1855) ein ganz besonderes Anschauungsbuch. – Minimal gebräunt und fingerfleckig. Der vordere Vorsatz leicht fleckig. Über den KVK und Worldcat ist für uns nur ein einziges Exemplar nachweisbar (UB Braunschweig, Signatur: 1012-654). Bemerkenswert schönes Exemplar im Original-Einband mit lithographisch illustrierten Deckeln. Abbildung Seite 86
2256 Olfers, Sibylle von. Brumm Brumm Bärchen. Dritte Auflage. 5 Bl. unzerreißbarer Karton. Mit zahlreichen farbigen Illustrationen. 29 x 22 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (schwach berieben, Rückdeckel etwas lichtrandig). Eßlingen und München, J. F. Schreiber, (um 1925). 150 € Schreiber-Bilderbuch Nr. 100. Vgl. Klotz III, 5181/1. LKJ II, 610. – Dritte Auflage dieser rührenden Geschichte eines kleinen Bären, der von einem Jäger im Wald gefunden und mit nach Hause genommen wird, wo er allerhand harmlose Streiche treibt und schließlich zur Strafe in den Zoo gebracht wird. Exemplar auf unzerreißbarem Karton. – Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________
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2257 Olfers, Sibylle von. Etwas von den Wurzelkindern. Einundzwanzigste Auflage. 11 Bl. Mit zahlreichen chromolithographischen Illustrationen. 29,5 x 23 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband. Eßlingen und München, J. F. Schreiber, (1926) 150 € Schreiber-Bilderbuch Nr. 5. Klotz III, 5181/5. Vgl. Schug 493. StuckVilla II, 265 und LKJ II, 609. – Spätere Auflage ihres bekanntesten Kinderbuchs, das bis 1970 eine Auflagenhöhe von 740.000 Exemplaren erreichte. „Sibylle von Olfers läßt die Kinder, durch die Identifikationsmöglichkeit mit einem Wurzelkind, den Jahresablauf unmittelbar miterleben und gibt auch eine ihnen adäquate Erklärung und Einkleidung des Naturgesetzes vom Werden und Vergehen aller Lebewesen“ (LKJ). Mit den schönen, dem Jugendstil nahen Farbillustrationen. – Titel mit hs. Eintrag („Weihnachten 1926“). Bemerkenswert wohlerhaltenes und frisches Exemplar. Abbildung
2258 Olszewski, Karl Ewald. Der Kriegs-Struwwelpeter. Lustige Bilde und Verse. 24 num., 1 nn. Bl. (Anzeigen). Mit zahlreichen farbigen Illustrationen. 28 x 22 cm. Farbig illustrierter OLeinenband (Rücken etwas lädiert). München, Holbein, 1915. 150 € 86
Baumgartner II, 16. – Erste Ausgabe. „Der 1915 in München erschienene Kriegsstruwwelpeter dürfte die Antwort auf die englische Kriegsversion des Struwwelpeter, den ‚Swollen-headed William‘ gewesen sein. Olszewski stellt Wilhelm II. als großen Niklas vor, der die Feindmächte ins Tintenfaß taucht; in der Geschichte vom Paulinchen warnen in deutsche und österreichische Uniformen gekleidete Katzen das französische Mariannchen, sich nicht die Finger am Elsaß zu verbrennen“ (Baumgartner). Der in der NS-Zeit angesehene Maler Olszewski gestaltete u. a. einige Räume in Hitlers Staatsyacht „Grille“. – Nahezu verlagsfrisches Exemplar ohne jegliche Lesespuren. Abbildung
2259 Opitz, Irmgard. Mein Brüderlein. Was Gerda vom kleinen Horst erzählt. 24 S. Mit 12 zumeist ganzseitigen chromolithographischen Illustrationen. 25 x 21 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Frankfurt/Oder, Verlag des Deutschen Bundes Haus und Schule, (um 1920). 150 € Bibliographisch nicht nachweisbares Bilderbuch, wohl die einzige Veröffentlichung der biographisch nicht bekannten Irmgard Opitz. Die Illustrationen zeigen den Umgang der großen Schwester mit dem neugeborenen Brüderlein bis zu dessen jugendlichem Alter. Die religiös geprägten Verse begleiten die Bildszenen ausführlich, darunter Geburts-
______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher tag, Freundschaft, Weihnachten, Abendgebet etc. Die deprimierenden illustrierten Vorsätze zeigen ein vereinsamtes Kind in der Weite des Nichts. – Vorsätze etwas stockfleckig, sonst nur vereinzelte schwache Fingerflecken. Wohlerhaltenes und sauberes Exemplar. Nur ein bibliothekarischer Standortnachweis in der Berliner Stabi.
2260 Ostini, Fritz von. Wurstel-Peters Mondreise. Ein lustiges Märchen in Versen. 9 Bl. Mit 8 ganzseitigen farbigen Illustrationen von A. Zangerl. 25 x 32 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (stärker fleckig und berieben, Rückdeckel mit Farbkritzeleien). Wiesbaden, Pestalozzi-Verlags-Anstalt, (1922). 450 € Klotz III, 5238/10. – Seltene einzige Ausgabe des Kunstmärchens rund um die Abenteuer des Hampelmanns Wurstelpeter, kongenial illustriert. – Titel im unteren Bug gelöst und mit mehreren sauber geschlossenen Einrissen im unteren Rand, eine Farbtafel mit größerem geschlossenem Riss. Insgesamt fingerfleckig und mit Lesespuren. Rarissimum der Kinderbuchliteratur. Abbildung
2261 Pfingsten-Heuer, Klara. Struwwelkinder. Ein Bilderbuch für Kinder. 40 S. Mit zahlreichen farbigen Illustrationen von Julie Werkenthin. 31 x 23 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Leipzig, Grapische Werke, (um 1910). 150 €
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Baumgartner I, 39. – Erste Ausgabe. „In 10 Geschichten versucht die Autorin, extreme Verhaltensweisen aufzuzeigen - vom wortkargen Röschen zum Plappermäulchen oder von der nimmersatten Susette zur allzu mäßigen Babette - mit dem Ziel, dem kindlichen Leser den Mittelweg als den besten zu empfehlen“ (Baumgartner). Eine zweite Auflage erschien bei Voegels in Berlin. – Papierbedingt gebräunt, leichte Stockflecken. Sonst wohlerhalten.
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ 2262 Piper, Hermann. Der kleine Sprachmeister. Ein Lehr- und Bilderbuch. 64 S. Mit einigen photographischen sowie zahlreichen chromolithographischen Textillustrationen. 26 x 18,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (gering fleckig und berieben). Berlin, Karl Siegismund, (1897). 180 € Teistler 2338. – Erste Ausgabe des seltenen logopädischen Lehr-und Bilderbuchs, das für Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren konzipiert wurde und mit Hilfe der Eltern „Sprachgebrechen“ wie das Stammeln spielend beseitigen soll. Im Stil einer Fibel wird anhand von bunten Bildern sowie graphischen Darstellungen der Vokale und Konsonanten die korrekte Aussprache gelehrt. Der Lernprozess beginnt einführend mit fünf photographischen Abbildungen, auf denen ein Junge die Mundstellung für die Aussprache der Vokale zeigt. Der „ErziehungsInspektor“ Hermann Piper wirkte über vier Jahhrzehnte als Schulleiter der 1881 in Dalldorf gegründeten Erziehungsanstalt für lernschwache und geistig zurückgebliebene Kinder und psychisch Kranke, der Vorgängerinstitution der heute im Berliner Volksmund als „Bonnies Ranch“ bekannten Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik im Stadtbezirk Wittenau. – Schönes und frisches Exemplar. Abbildung
2263 Puppenkochbücher. - Konvolut von 4 Kochbüchern für Kinder. Klein-Oktavo. Illustrierte OEinbände (teils geringe Gebrauchsspuren). Verschiedene Orte und Verlage, 1854-1900. 150 €
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I. Christine Charlotte Riedl. Die kleine Köchin. 48 S. Lindau, Stoffel und Wachter, 1854. - II. Julie Bimbach. Kochbüchlein für die Puppenküche oder erste Anweisung zum Kochen für Mädchen von 8 - 14 Jahren. Dreißigste Auflage. V, 54 S. Eßlingen und München, J. F. Schreiber, (1885). - III. Dasselbe. Fünfunddreißigste Auflage. Ebenda (um 1890). - IV. Richard Braun. Stettiner Puppen-Kochbuch. 1 Bl., 62 S. Stettin, o. Dr. (um 1900). – Wohlerhalten.
2264 Rainer, Paul. Kinderlust. 11.-15. Tausend. 8 Bl. Leporello mit beidseitigen Farbillustrationen von Anny Engelmann-Suska. 24,5 x 21 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Reichenberg in Böhmen, Stiepel, 1925. 150 € Kosch IV, 5638/12. – Als 16seitiges Leporello und auf festem Karton erschienenes Bilderbuch mit Szenen aus der Welt der Kleinkinder. – Etwas fleckig. Abbildung
2265 Recklinghausen, Lore von. Sonne, Mond und Sterne. 32 S. Mit 17 ganzseitigen chromolithographischen Tafeln. 21 x 31 cm. Illustrierter OHalbleinenband (gering berieben und bestoßen). (Berlin), Wegweiser-Verlag, 1925. 120 € Einzige Ausgabe, die die Traumreise der kleinen Grete zu den Planeten und Sternen bis vor die Pforte der Himmelstür schildert. „Dieses 2264
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Bilderbuch wurde für die Mitglieder des Volksverbandes der Bücherfreunde hergestellt und wird nur an diese abgegeben. Der Druck erfolgte durch die Otto Elsner K.-G. in Berlin“ (Druckvermerk). Abbildung
2266 Retzlaff, Erich. Das erste Bilderbuch. Titel und 23 photographische Abbildungen. 20,5 x 17 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Frankfurt, Wolfgang Metzner, (1949). 120 € Einzige Ausgabe der Serie mit 23 photographischen Tafeln aus der beschaulichen Lebenswelt eines Kleinkindes, eine typische Photofolge aus dem Repertoire des Reinfelder Photographen Erich Retzlaff (18991993), in welchen er die natürliche Lebenswelt der einfachen Durchschnittsmenschen festhielt. Nach 1933 änderte er sein Sujet und betätigte sich als Portraitphotograph für Nazigrößen und Pioniere des dritten Reichs (1933) wie Goebbels, Rudolf Heß und Gregor Strasser. – Titel mit schwachen Stockflecken, sonst frisch und nahezu tadellos.
2269 Roth, Herbert. ...Topp und Schlacks die beiden Pärchen. 16 Bl. Mit zahlreichen farbigen Illustrationen von Ernst Alfred Mühler. 22,5 x 22,5 cm. Farbig illustrierter OKarton (etwas fleckig und berieben). Dresden, Deutscher Verlag für Volkswohlfahrt, 1930. 150 € Nicht bei Baumgartner. – Einzige Ausgabe der seltenen Struwwelpetriade mit einprägsamen Episoden über das gute oder schlampige Benehmen der Hauptfiguren, das pädagogisch wertvoll gegeneinander abgewogen wird: „topp und schlacks - was mag das sein? Schau nur in dies Buch hinein! Von vier Kindern ist die Rede: topp sind Friedrich
Abbildung
2267 Ringelnatz, Joachim. Geheimes Kinder-Spiel-Buch. 1 Bl., 48 S., 1 Bl. Mit 11 Textillustrationen von J. Ringelnatz. 18 x 17 cm. Farbig illustrierter OPappband (etwas fleckig und gebräunt). Potsdam, Kiepenheuer, 1924. 180 € Kayser-des Coudres 25. – Erste Ausgabe. Mit den bekannten derbgemeinen Scherzen, welche die Zeitschrift für Sexualwissenschaft XI (1924) als eine „laszive Aufreizung der sadistischen Komponente des infantilen sexuellen Empfindens“ charakterisierte. – Wohlerhalten.
2268 Rochlitzer, J. C. G. Lesebuch für Anfänger im deutschen Lesen. Sechsundzwanzigste Auflage. 72 S. Mit 3 blattgr. Holzschnitt-Illustrationen. 17,5 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (berieben, Ecken beschabt). Freiberg, Gerlach, 1840. 150 € Spätere Auflage des für die Bergstadt Freiberg eingeführten Lesebuchs. – Fingerfleckig und stellenweise mit Feuchtigkeitsrand sowie einigen Bleistiftkritzeleien. 2266
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ 2271 Schaefer, Friedrich. Das Märchen von den sieben Gesellen. 36 S. Mit einigen chromolithographischen Illustrationen im Text und auf Tafeln von Carl Fahringer. 28 x 22 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Wolfenbüttel, Heckner, (1908). 150 € Klotz IV, 6184/6. – Erste Ausgabe. – Vereinzelte Fingerflecken, Innenspiegel mit altem Geschenkvermerk, Titel mit ausradiertem Namenszug von Kinderhand. Insgesamt sauber und wohlerhalten. Abbildung
2272 Schaefer-Ast, (Albert). Bilderbuch für Kinder und solche, die es werden wollen. 28 Bl. Mit 26 ganzseitigen lithographischen Textillustrationen. 30 x 24 cm. llustrierter OPappband (Ränder etwas gebräunt, Rücken mit kleinen Fehlstellen). Berlin, Gurlitt, 1932. 150 €
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Erste Ausgabe, erschien vermutlich als letztes seiner Kinderbücher, bevor seine Kunst als „entartet“ diffamiert und Albert Schaefer-Ast (18901951) Berufsverbot erhielt. Er zog sich daraufhin zurück auf den Darß nach Prerow, wo er den Krieg überdauerte. Fl. Vorsatz mit eigenhändiger Widmung und kleiner Blumenzeichnung in Farbstift: „Meinem lieben Freunde Georg Specht 1931 A. Schaefer-Ast“. – Wohlerhalten. Abbildung
und Grete, schlacks der Heinrich und die Lise. ... Liebst du jene oder diese?“ (Motto auf dem Titel). – Titel etwas stockfleckig, Block gelockert, sonst wohlerhalten. Abbildung
2270 Rubin, Eva Johanna. Der bunte Garten. Ein Buch für unsere Kinder mit Bildern. 9 B. Mit einigen zweifarbigen Textillustrationen und 4 Farbtafeln. 25,5 x 20,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig). Berlin-Niederschöneweide, Erich Thieme, (1946). 600 € Bode, Rubin 2 (dat. 1946). Mück 812 und Weismann, S. 31 (dat. 1947). Einzige Ausgabe, eines der ganz wenigen erhalten gebliebenen Exemplare der als verschollen geltenden Auflage. Eva Johanna Rubin arbeitete für verschiedene DDR-Verlage und kalligraphierte für ihren Erstling Texte von Paula Dehmel und Christian Morgenstern sowie bekannte Kinderreime und illustrierte diese in den Texten. Zu eigenen Versen entstanden vier ganzseitige Farbbilder. „Eva Johanna Rubins (1926-2001) Zeichnungen von realistisch romantischer Deutlichkeit sind unverwechselbar. Trotzdem oder gerade weil sie auf alles verzichtet, was man gemeinhin modern nennt. Die optische Fülle, mit der uns ihre Arbeiten konfrontieren, hat etwas wenig Spektakuläres, etwas Zurückhaltendes. Immer ist alles dem Text verpflichtet, Nichts, kein Mummenschanz, keine Verkleidung findet um ihrer selbst willen statt. E. J. Rubins Bilderwelt ist intakt. Stiller Humor und eine optimistische Grundstimmung prägen ihre in aller Ausführlichkeit erzählten Darstellungen. Ein sicheres Gefühl für Qualität hat sie immer geleitet, hier liegen wohl auch die Gründe für ihren anhaltenden Erfolg“ (Klaus Ensikat in: „Sag mal, wo ist Tinke Tunk?“. Kleine Schriften des Museums für Deutsche Volkskunde, Heft 13, S. 14ff). – Block sauber aus der Klammerheftung gelöst. Sehr schönes und sauberes Exemplar. - Von großer Seltenheit. Abbildung
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2273 Schanz, Frida. Sterne der Heimat. Bild und Reim aus des Kindes Daheim. 40 S. Mit zahlreichen chromo lithographischen Textillustrationen von A. H. Plinke. 28 x 21,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Leipzig, Meissner & Buch, (1889). 150 € Nicht bei Klotz. – Einzige Ausgabe, eines der seltensten Kinderbücher der erfolgreich Frida Schanz (1859-1944), von der Klotz 161 verschiedene Titel nennt. – Ohne vord. fl. Vorsatz, Bindung angeplatzt, einige Blatt dadurch gelockert oder lose. Etwas fingerfleckig. Abbildung
2274 Scheper-Berkenkamp, Lou. Die Geschichte von Jan und Jon und von ihrem Lotsen-Fisch. 10 Bl. Mit zahlreichen farbigen Textillustrationen von Lou ScheperBerkenkamp. 29 x 21 cm. Farbig illustrierte OBroschur (gebräunt und etwas fleckig, Ecken mit schwachen Knick spuren). Leipzig, Ernst Wunderlich, 1948. 180 € Klotz 6266/1. – Einzige Ausgabe des frühen Nachkriegsbilderbuchs, „erdacht, gezeichnet und gemalt ... im kalten Winter 46/47“. Im Kritzelstil entworfene und vom Erwachsenen imaginierte Traumwelt des Kindes, die als harmonisches und glückliches Gegenbild zur harten Realität des Lebens das Glück verheißt. Die Malerin und Farbgestalte rin Lou Scheper-Berkenkamp (1901-1976) war Schülerin von Johannes Itten und Paul Klee am Bauhaus in Weimar und von Juli 1929 bis August 1930 in Moskau tätig, wo sie u. a. Beiträge für die deutsch sprachige Wochenzeitschrift Moskauer Rundschau verfasste. Nach der Schließung des Berliner Bauhauses 1933 arbeitete sie als freie Malerin in Berlin, wo sie in der Nachkriegszeit ihre reizvoll illustrierten Kin-
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ derbücher verfasste. In ähnlicher Aufmachung wie Die Geschichte von Jan und Jon erschienen 1948 ebenda Knirps - ein ganz kleines Ding, Puppe Lenchen und Tönnchen und Knöpfchen. – Papierbedingt gleich mäßig schwach gebräunt, sonst wohlerhalten. Abbildung
„Auf nach Ypern! zischen die Vipern“ 2275 Schmidhammer, Arpad. „Der Kriegsrat der Tiere“. Eigenhändiger Entwurf für ein Kinderbuch. 8 Bl. Mit 33 Orig.-Bleistiftzeichnungen. 26 x 18 cm. Broschur geheftet in modernen Pappumschlag. (wohl um 1914. 200 € Eigenhändiger Entwurf für das nicht im Druck realisierte Kinderbuch „Der Kriegsrat der Tiere“, eine spöttische Parodie auf die anfängliche Euphorie beim Ausbruch des ersten Weltkriegs. Schmidhammer skizziert 30 verschiedene Tiere und lässt sie todesmutig in die Schlacht ziehen, wobei jedem der Protagonisten ein entsprechender zynischpatriotischer Vers zur Seite gestellt ist. „Gebt mir ein Schwert! wiehert das Pferd“, „Ich steche so! sagte der Floh“ (mit Bajonette), „Ich boxe! brüllt der Ochse“, „In den Schützengraben! krächzten die Raben“, „Ich blase zum Sturm! sagte der Wurm“, „Auf nach Flandern! sagen die Zandern“, „Auf nach Ypern! zischen die Vipern“, „Wir laufen selber zum Fleischer, wir Kälber!“ etc. Die doppelblattgroße Skizze in der Mitte zeigt den titelgebenden Rat der Tiere unter dem Vorsitz des Hausschweins. Als Kinderbuchillustrator arbeitete Arpad Schmidhammer (1857-1921) vor allem für die um 1900 führenden Verlage Joseph Scholz, Ensslin & Laiblin und Schaffstein. – Schwach fingerfleckig, sonst wohlerhalten. Der Innenspiegel des Pappumschlags mit Nachlassstempel „Gesammelte Graphik Dr. F. W. Denzel“. 2274
2276 Schüler, Lina. Mein erstes Buch. 46 Bl. Mit zahlreichen, teils ganzseitigen und farbigen Illustrationen. 23,5 x 20,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Berlin, Pestalozzi-VerlagsAnstalt, (1920). 150 € Nicht bei Klotz. – Seltene einzige, auch im Nachtragsband von Klotz nicht verzeichnete Lesefibel. – Ein Blatt im unteren Seitenrand mit Klebestreifen restauriert. Abbildung
Rarissimum 2277 (Seidmann-)Freud, Tom (d. i. Martha Gertrud Freud). Das Baby-Liederbuch. Bilder und Verse. 8 Bl. Mit 8 kolorierten blattgroßen Textillustrationen. 17 x 25 cm. OBroschur (minimal fleckig, Vorderumschlag mit schwachen Knicken) mit kolorierter VDeckelillustration und Kordelheftung. Berlin, Reuß und Pollack, 1914. 3.000 € Murken 1. Ries 530, 1. – Erstling der Wiener Buchkünstlerin. „Für ganz kleine Kinder ... Die Seiten zeigen immer nur ein buntes Bild in der Mitte des Blattes, das für das Kind voll zu erfassen und zu begreifen ist“ (Murken). Die Wiener Malerin und Kinderbuchautorin Martha Gertrud Freud (1892-1930) war die Nichte Sigmund Freuds, bereits mit 15 Jahren nahm sie den männlichen Vornamen Tom an und besuchte eine Kunstschule in England. 1921 heiratete sie den Übersetzer Jankew 2276
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Seidmann, gemeinsam gründeten sie in Berlin den Peregrin-Verlag, der im Verlauf der Weltwirtschaftskrise 1929 allerdings bankrott ging und beide finanziell ruinierte. Nach dem Selbstmord ihres Mannes stirbt auch Tom an einer Überdosis Tabletten mit nur 38 Jahren. – Sehr schönes, nahezu tadelloses Exemplar ihres ersten und seltensten Kinderbuchs. Abbildung
2279 Seidmann-Freud, Tom (d. i. Martha Gertrud Freud). Buch der Hasengeschichten. Ein Bilderbuch. 14 Bl. Mit 12 schablonenkolorierten ganzseitigen Illustrationen. 23 x 30 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Berlin, Peregrin, 1924. 2.500 €
2278 Seidmann-Freud, Tom (d. i. Martha Gertrud Freud). Buch der erfüllten Wünsche. Ein Bilderbuch. 12 Bl. Mit zahlreichen farbigen Textillustrationen. 26 x 22 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). (Potsdam), Müller & Kiepenheuer, 1929. 2.400 € Murken 10. Seebaß II, 1867. Doderer III, 374. Stuck-Villa II, 302. – Erste Ausgabe ihres letzten Kinderbuchs. „Diese Bilderbuch ist auf dem Höhepunkt ihres Schaffens entstanden und ist vielleicht ihr vielschichtigstes und vollendetstes Werk... Kongenial stellt Tom Seidmann-Freud im Bilderbuch die kindliche Entwicklung dar“ (Barbara Murken S. 182, ausführlich). Mit dem Buch der erfüllten Wünsche fand erstmals psychoanalytisches Gedankengut Eingang in die Kinderbuchliteratur. – Innenspiegel mit kräftigem Namenseintrag von Kinderhand in Bleistift, zwei Blatt mit vertikaler Knickspur im Falz. Wohlerhaltenes und sauberes Exemplar. Abbildung Seite 95
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Murken 7. Stuck-Villa II, 303. Stuffer Katalog: Einer kämpft für das Jugendbuch. Der Baden-Badener Verleger Stuffer. Baden-Baden 2014. – Sehr seltene einzige Ausgabe eines der schönsten Kinderbücher des 20. Jahrhunderts. Die Wiener Malerin und Kinderbuchautorin Martha Gertrud Freud (1892-1930) war die Nichte Sigmund Freuds, bereits mit 15 Jahren nahm sie den männlichen Vornamen Tom an und besuchte eine Kunstschule in England. 1921 heiratete sie den Übersetzer Jankew Seidmann, gemeinsam gründeten sie in Berlin den Peregrin-Verlag, der im Verlauf der Weltwirtschaftskrise 1929 allerdings bankrott ging und beide finanziell ruinierte. Nach dem Selbstmord ihres Mannes stirbt auch Tom an einer Überdosis Tabletten mit nur 38 Jahren. Tom Seidmann-Freud „erzählt Märchen aus verschiedenen Erdteilen und teils erdachten Kulturkreisen: das verbindende Element der Geschichten ist der Hase, der den Schwachen und Ängstlichen, den Listigen und Einfältigen verkörpert. Mythologische Bezüge werden hier aufgegriffen: der Hase gilt als dämonisches Tier, das sich nur durch List vor seinen Feinden retten kann“ (Murken, S. 179). Im Peregrin-Verlag erschienen hauptsächlich Übersetzungen jüdischer Religionsphilosophen und nur zwei ihrer Kinderbücher, neben dem Buch der Hasengeschichten noch Die Fischreise, „beides Werke, die in ihrer kühnen Formenspra-
che moderne Kunstwerke waren“ (Barbara Murken in Stuffer-Katalog 2014). Der Herbert Stuffer Verlag übernahm 1928 den Vertrieb der Restexemplare. – Fl. Vorsatz mit zwei schwachen vertikalen Quetschfalten. Sehr schönes und frisches, nahezu fleckenfreies Exemplar. Abbildungen, auch Seite 93
„und über bunten Dächern steht der Mond“ 2280 Seidmann-Freud, Tom (d. i. Martha Gertrud Freud). Die Fischreise. Ein Bilderbuch. 14 Bl. Mit 12 ganzseitigen kolorierten Illustrationen. 23 x 29 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (berieben und etwas stärker fleckig). Berlin, Peregrin, (1923). 2.000 € Murken 6. Hobrecker II, 7193. Düsterdieck 7193. – Erste Ausgabe. Die Wiener Malerin und Kinderbuchautorin Martha Gertrud Freud (1892-1930) war die Nichte Sigmund Freuds, bereits mit 15 Jahren nahm sie den männlichen Vornamen Tom an und besuchte eine Kunstschule in England. 1921 heiratete sie den Übersetzer Jankew Seidmann,
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gemeinsam gründeten sie in Berlin den Peregrin-Verlag, der im Verlauf der Weltwirtschaftskrise allerdings bankrott ging und beide finanziell ruinierte. Nach dem Selbstmord ihres Mannes stirbt auch Tom an einer Überdosis Tabletten mit nur 38 Jahren. Ein Buch für eine andere Welt. – Vorderes Innengelenk und mittig angeplatzt, Bindung dadurch gelockert, einige Blatt ausgebunden. Etwas stock- und fingerfleckig. Die Illustrationen farbfrisch. Abbildung
2281 Seidmann-Freud, Tom (d. i. Martha Gertrud Freud). Hurra, wir lesen! Hurra, wir schreiben! Eine Spielfibel. 1 Bl., 60 S., 1 Bl. 25 x 20,5 cm. Illustrierte OPappband (fleckig und berieben, Rücken lädiert, Gebrauchsspuren; Einbandgestaltung: Susanne Ehmcke). Berlin, Herbert Stuffer, 1930. 120 € Brüggemann 778. Doderer III, 372. Kosch XVII, 385. – Erste Ausgabe ihrer ersten Spielfibel. Komplett von Kinderhand ausgefülltes und durchgearbeitetes Exemplar, ganz im Sinne der Autorin. – Mit entsprechenden Gebrauchsspuren.
2282 Seidmann-Freud, Tom (d. i. Martha Gertrud Freud). Hurra, wir lesen! Hurra, wir schreiben! Spielfibel No.1. 14. - 21. Tausend. 1 Bl., 51 S., 1 Bl. 25 x 20 cm. Illustrierter OHalbleinenband (gering berieben; Einbandgestaltung: Susanne Ehmcke). Baden-Baden, Herbert Stuffer, 1949. 200 € 2282
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Vgl. Brüggemann 778. Doderer III, 372. Kosch XVII, 385. – Spätere Ausgabe ihrer zuerst 1930 erschienenen ersten Spielfibel. Mit dem perforierten Blatt „Geleitwort für Erwachsene“ am Schluss. – Sehr schönes und sauberes Exemplar, die zahlreichen Freiflächen für Schreibübungen hier vakat und nicht wie sonst häufig von Kinderhand ausgefüllt. Abbildung
2283 Seidmann-Freud, Tom (d. i. Martha Gertrud Freud). Hurra, wir rechnen! Spielfibel Nr. 3. 1 Bl., 60 S., 2 Bl. 25,5 x 20 cm. Illustr. OBroschur (etwas fleckig, berieben und gebräunt, Deckel mit vertikler Knickspur, VUmschlag mit Bibliotheksschild unter Klarsichtfolie; Einbandgestaltung: Susanne Ehmcke). Baden-Baden, Herbert Stuffer, 1946. 180 € Vgl. Brüggemann 778. Doderer III, 372. Kosch XVII, 385. – Zweite Auflage ihrer 1931 erschienen Rechenfibel. Unmittelbar nach Kriegsende vermutlich von Alfred Döblin, dem „Kulturoffizier“ der französischen Besatzungszone, in den Druck befördert. Mit dem perforierten Blatt „Geleitwort für Erwachsene“. – Gebräunt, Titel mit Bibliotheksstempel und Ausscheidungsvermerk („exventarisiert“). Wenige Randeinrisse.
2284 (Seidmann-)Freud, Tom (d. i. Martha Gertrud Freud). Das neue Bilderbuch. Text von Stora Max. 12 Bl. Mit 12 pochoirkolor. Textillustrationen. 27,5 x 29 cm. Farbig illustr. OHalbleinenband (gering berieben, Ecken etwas bestoßen). München, Georg W. Dietrich, 1918. 1.200 €
Dietrichs Münchener Künstler-Bilderbücher 29. Murken 2. Schug 658. Stuck-Villa II, D28. Doderer III, 374 – Erste Ausgabe des zweiten Kinderbuchs von Seidmann-Freud: „Das neue Bilderbuch nennt Tom Freud ihr nächstes Werk. Sie zeichnete auf großen Blättern klarlinige, vom Jugendstil geprägte Bilder, die ‚ornamentale Ruhe‘ verströmen. Immer stehen Kinder im Mittelpunkt der Handlung. Stora Max schrieb die begleitenden Verse dazu: Text und Illustrationen verbinden sich in sensibler und zarter Übereinstimmung“ (Murken). – Etwas fingerfleckig, vereinzelte kleine geschlossene Einrisse an den Rändern und im Falz, einige Blatt mit schwachen Knickspuren, Innengelenke sorgfältig restauriert. Fl. Vorsatz mit hs. Namenseintrag. Durchgehend mit hs. Paginierung in Bleistift. Abbildung
2285 Seidmann-Freud, Tom (d. i. Martha Gertrud Freud). Das Wunderhaus. Ein Bilderbuch zum Drehen, Bewegen und Verwandeln. 6 Bl. Mit zahlreichen farbigen Illustrationen, eingefügter Drehscheibe, 3 Klappbildern mit jeweils 4 beweglichen Teilen sowie beiliegend 2 gelochten Schablonen und 1 Farbtafel. 24 x 20,5 cm. Farbig illustr. OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, Rückdeckel mit schwachem Feuchtigkeitsrand, untere Ecke schwach bestoßen). Berlin, Herbert Stuffer, 1927. 750 € Murken 8. Pressler 208. LKJ III, 374. Ziersch 310. Schug 659. Kosch XVII 385. – Seltene erste Ausgabe. Originelles Verwandlungsbilderbuch der früh gestorbenen Nichte des Begründers der Psychoanalyse (1892-1930). Die Tafel „Das Wunderhaus“ zeigt ein Haus und sein
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verwandelbares „Innenleben“, die Drehscheibe stellt bei Bewegung verschiedene Bewohner und Tiere in einem Fenster des Hauses vor. Enthält außerdem Beschäftigungsspiele und Spielanregungen. – Die Drehscheibe aus der Fixierung im Blatt gelöst, manuell aber voll funktionsfähig, die lose Farbtafel mit vier Vokabelübersetzungen ins Englische mit Bleistift. Bindung etwas gelockert, insgesamt wohlerhalten. Die fragilen Klappbilder intakt und wenig bespielt. Exemplar mit allen drei losen „Beilagen“ in der Lasche im Rückdeckel.
Daneben mit Beschäftigungsspielen und Spielanregungen. Benjamin bezeichnet es als „das schönste aller neuen Kinderbücher“ (Werke III, 211). – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten. Die Funktionen der Drehscheiben und der Ziehbänder sind intakt. Mit der in anderen Exemplaren manchmal fehlenden Lochschablone in der Lasche im hinteren Innendeckel. Innenspiegel mit zeitgenössischer Geschenkwidmung. Abbildung
Abbildung
2286 Seidmann-Freud, Tom (d. i. Martha Gertrud Freud). Das Zauberboot. Ein Bilderbuch zum Drehen, Bewegen, und Verwandeln. (Das neue Wunderhaus). 6 nn. Bl. Mit zahlreichen farbigen Illustrationen, eingefügter Drehscheibe, 4 Zugbändern sowie beiliegender gelochter Schablone mit 2 roten Glanzfolien. 24 x 20,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Berlin, Herbert Stuffer, 1929. 600 € Murken 9. Pressler 208. Doderer III, 374. Ziersch 310. Schug 660. – Erste Ausgabe des originellen Verwandlungsbilderbuchs der Nichte des Begründers der Psychoanalyse. Die Tafel „Das neue Wunderhaus“ zeigt eine Familie, die durch Laschenzug zu den verschiedenen Tageszeiten gezeigt wird, die Drehscheibe führt bei Bewegung den Wettlauf zwischen Hase und Igel, rückseitig eine bewegte chinesische Brücke und das Zauberboot vor. Die dritte bewegliche Tafel mit einem Puppentheater, bei dem das Personal auf der Bühne auf- und abtreten kann.
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2287 Seitz, Robert. Wir bauen eine Stadt. Spiel für Kin der. 14 Bl. Mit 11 (inkl. Titel) blattgroßen kolorierten lithographischen Illustrationen von R. W. Heinisch und Notentext von Paul Hindemith. 27,5 x 19,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (gering fleckig und berieben). Mainz, Söhne B. Schott, 1930. 600 € Edition Schott No. 3242. Stuck-Villa II, 205. Riemann I 799. Grove IV 289. Seebaß II, 1869 („nach Idee, Komposition und Illustration sehr originell“). – Erste Ausgabe. Eines von 200 nummerierten und von Hindemith und Heinisch im Druckvermerk signierten Exemplaren für die Mitglieder der Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft. „Eine Sonderstellung nimmt seine Musik für die Jugend ein, für die er leicht aufführbare Sing- und Spielmusiken verschiedenster Art und Besetzung schuf. Vorbildlich als Musik für Kinder wurde sein szenisches Spiel ‚Wir bauen eine Stadt‘“ (Riemann). Exemplar mit der Nummer „B7“, der Eigentümername des Exemplars wurde ausradiert. – Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2288 Spiel-Almanach für die Jugend auf das Jahr 1803. Herausgegeben von Gutsmuths. (S. 33) - 156, 1 Bl. Mit gestoch. Titel und 7 Kupfertafeln. 10 x 7 cm. OPappband (stärker fleckig und berieben, Gelenke beschabt) mit Goldschnitt. Frankfurt, Friedrich Wilmanns, (1802). 150 € Zweiter von nur zwei erschienenen Jahrgängen des kurzlebigen Taschenkalenders, herausgegeben von dem langjährigen Schnepfenthaler Reformpädagogen und „Turnvater“ Gutsmuths (1759-1839). – Etwas fleckig.
2289 Steinkamp, Albert. Struwelpetergeschichten. Den Kleinen zum Nutz und Frommen erzählt. 16 Bl. Mit 8 Farbbildern von P. Kiederich. 26,5 x 20,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, Kanten beschabt). Duisburg, J. A. Steinkamp, (1886). 240 € Baumgartner I, 18. – Erste Ausgabe, eine Neuauflage erschien um 1900, allerdings ohne Firmenimpressum. „Zu den Kinderbüchern, in denen der Struwwelpeter - Schmutzfink und Querulant - mit Gewalt in die menschliche Gesellschaft zurückgeführt wird, gehören die ‚Struwelpetergeschich ten‘. Hier geschieht dies unter himmlischem Oberkommando, im Gegensatz zu anderen Büchern, in denen Dorfpolizisten, Feuerwehr oder nur verzweifelte Eltern agieren“ (Baumgartner). – Die Farbtafeln mit kleinem Randeinriss im unteren Bug, sonst wohlerhalten - Selten. Abbildung
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2290 Steinkamp, Albert. Unsere Kleinen. Ein Bilderbuch mit Versen. 9 Bl. Mit 8 chromolithographischen Tafeln von Elisabeth Voigt. 27 x 20,5 cm. Roter illustrierter OHalbleinenband (etwas stockfleckig und berieben). Duisburg, J. A. Steinkamp, (um 1900). 120 € Klotz IV, 7062/22 – Einzige Ausgabe. Die prächtigen Tafeln illustrieren prägende Szenen im Leben eines Kleinindes, von der Taufe über den ersten Zahn bis zum ersten Schultag. – Schönes und wohlerhaltenes Exemplar in der roten Einbandvariante.
2291 Steinkamp, Albert. Woher kommt‘s Brot? Bilder mit unterhaltendem Text für‘s kleine Volk. 18 Bl. Mit 12 ganzseit. chromolithograph. Illustrationen von Robert Hermann Sterl. 27 x 20,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband mit illustriertem OSchutzumschlag (mit kleinen Randeinrissen). Duisburg, J. A. Steinkamp, (1897). 150 € 2289
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2291
Klotz IV, 7062/4. – Neuauflage des zuerst 1893 bei Lucas in Elberfeld erschienenen lehrreichen Kinderbuchs der Kaiserzeit. – Vereinzelte unbedeutende Flecken, fl. Vorsatz mit zeitgenössischem Geschenkvermerk. Bemerkenswert frisches Exemplar mit dem seltenen Verlagsumschlag.
2293 Sternbilderbuch. - (Gebrüder Grimm). Cenerentola (Aschenbrödel). Mit Vorsatzillustration von Mario Zampini und 6 farbigen Kulissenbildern von Raimondo Centurione. 22,5 x 26,5 cm. Farbig illustriertes OHalbleinen-Album (etwas fleckig, berieben und bestoßen). Rom, Casa editrice mediterranea Wilhelm Krenn, 1943). 250 €
Abbildung
2292 Steinkamp, Maria. Seht ihr wohl, das kommt davon! Neue Struwelpetergeschichten. 8 Bl. Mit zahlreichen farbigen Illustrationen von Paul Wendling. 33,5 x 24,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben). (Duisburg, Seinkamp, 1913). 150 € Baumgartner I, 129. – Erste Ausgabe. „Im Erfinden von neuen Struwwelpetergeschichten war Maria Steinkamp in ihrer Zeit führend“ (Baumgartner). Enthält „Struwwelpeter und Struwwelsuse“, „Vom ungehorsamen Franz“, „Zimperlieschen“, „Vom bösen Hansel“, „Die ungehorsame Trude“, „Streit bringt Leid“, „Moritz, der Störenfried“, „Übermut tut niemals gut“, „Die vorwitzige Lotte“, „Der kleine Äpfeldieb“, „Von Mieze, welche kratzt und beißt“, „Die faule Jule“, „Vom naschhaften Karl“, „Bestrafte Neugier“, „Der wilde Klaus“ und „Liesel, die Langschläferin“. – Etwas fingerfleckig, mit Einrissen im Bug, dort und in den Gelenken auch verstärkt.
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Libroteatro Hoepli. Vgl. Laub, Spielbilderbücher 59. – Seltenes und sehr schönes Sternbilderbuch, aufgebaut aus sechs farbenfrohen, auf festen Untersetzkarton montierten perspektivischen Kulissenbildern mit szenischen Darstellungen aus dem Märchen Aschenbrödel. Exemplar der italienischen Ausgabe, die parallel zur deutschen im Leipziger Verlag von Wilhelm Krenn erschien. Das reizvoll illustrierte Kinderbuch lässt sich zu einem dreidimensionalen Stern ausklappen und durch einen Druckknopf an den beiden Buchdeckeln fixieren. Mit Hilfe eines Holzbretts und einer senkrecht stehenden Eisenstange sollte das Sternbilderbuch aufgesteckt und somit drehbar gemacht werden. Durch eine von oben auf die Bilder ausgerichtete Schirmlampe konnte dann der außergewöhnliche Vorführeffekt im Stil einer Theateraufführung erzeugt werden. Der Durchmesser des aufgeklappten Buches beträgt ca. 50 cm. Die hübsche Vorderdeckelillustration zeigt einen angehobenen Theatervorhang. – Ohne das dazugehörige Textheft mit den Bedienungshinweisen, der Schließmechanismus nicht funktiosnfähig, ein Kulisenbild etwas lädiert und unfachmännisch geklebt, sonst wohlerhalten.
______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2294 Stickel, Aline. Das Ostereierbuch. 7 Bl. Mit 6 ganz seitigen farbigen Illustrationen. 29,5 x 22,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Eßlingen und München, J. F. Schreiber, (1924). 150 € Klotz IV, 7110/2. – Erste Ausgabe, in den 90er Jahren veranstaltete Schreiber einen modernen Reprint. – Schwache Fingerflecken. Sehr schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
2295 Stockmann, H(ermann). Das grüne Haus. Eine lustige und lehrsame Geschichte. 22 Bl. Mit zahlreichen farbigen Illustrationen. 30 x 24,5 cm. Farbig illustrierter OPappband (Rücken modern erneuert). München, Braun und Schneider, (1924). 150 € Nicht bei Klotz. – Einzige Ausgabe der gereimten abenteuerlichen Entdeckungstour durch die Räumlichkeiten und über die Bewohner eines Hauses vom Keller bis zum Dach. – Papierbedingt schwach gebräunt, nur vereinzelte geringe Fingerflecken. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
2296 Struwwelgeschichten. 2 Bl. unzerreißbarer Karton. Mit einigen chromolithographischen Illustrationen. 23,5 x 16,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). O. O., J. u. Dr. (um 1910). 150 €
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ – Bibliographisch nicht nachweisbare, wenig bekannte Struwwelpetergeschichten der Kaiserzeit: „Der Pfeifer-Gustel“, „Der ObstnascherJackel“, „Der Schornstein-Willi“, „Fritz, der Strampler“, „Der ZündelFranz“ und „Der Lecker-Hans“. Auf unzerreißbarem Karton. – Schwach fingerfleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung Seite 100
2297 Telemann, Paul. Der Sieger. Ein lustiges Bilderbuch für unsere Jugend aus grosser Zeit. 12 Bl. Mit zahlreichen kolorierten Illustrationen von Paul Telemann. 27 x 21 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Berlin, Hermann Michel, (um 1915). 150 € Nicht bei Klotz. – Einzige Ausgabe des militärischen Bilderbuchs, das noch ganz im euphorischen Siegestaumel des Kriegsbeginns steht. Textbeginn: „Unser Kaiser ruft zum Streit! Jeder nimmt gleich kampfbereit in die Faust den Degen. Österreich und Ungarland ziehen mit uns Hand in Hand kühn dem Feind entgegen. Wollt ihr uns‘re Feinde sehn? Rechts im Bild sie vor euch stehn“. – Papierbedingt gleichmäßig schwach gebräunt, vereinzelte Fingerflecken. Insgesamt wohlerhalten. Abbildung Seite 101
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2298 Thalheim, Louise. Wischewasche-Plaudertasche ein Bilderbuch für artige Kinder nach Volksliedern illustriert. 17 Bl. Mit koloriertem lithographischem Titel und zahlr. kolorierten lithographischen Textillustrationen von Louise Thalheim. 23,5 x 18 cm. Illustrierter OPappband (etwas fleckig und berieben, Rücken lädiert). Breslau, Eduard Trewendt, (1859). 150 € Nicht bei Klotz. – Seltene einzige Ausgabe. – Stockfleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung
2299 Trier, Walter. Fridolins Harlekinder. Mit Bildern von Walter Trier und Versen von My (Wilhelm Meyer). 29 S. Mit farbiger Titelvignette und 12 ganzseitigen Farb illustrationen. 27 x 33 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (stärker fleckig und berieben). Berlin, Fridolin-Verlag, (1926). 300 € Klotz 4945/1. Hatry 127. Schug 677. Seebaß II, 1379 (irrig Mynona). – Erste Ausgabe. Die insgesamt drei Fridolin-Bücher Walter Triers - neben dem vorliegenden erschienen im selben Jahr Fridolins Siebenmeilenpferd und Fridolins Zauberland - sind auffallend gelungen gestaltet, jedem gereimten, in deutscher Schreibschrift gedruckten Text steht ein passen2299
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des, den Text illustrierendes Bild gegenüber. Die farbige Vignette, die einen fliegenden Fisch mit Steuerrad und Insasse darstellt, fand schon als Titelvignette der seit 1921 halbmonatlich erscheinenden UllsteinJugendzeitschrift Der heitere Fridolin, an der Trier mitgearbeitet hatte, Verwendung. Die Verkaufszahlen der Fridolin-Bücher müssen schlecht gewesen sein, denn Jahre später wurde der ursprüngliche Ladenpreis von 5 Mark aufgehoben und die Reste an das moderne Antiquariat verscherbelt. Gelegentliche Zuschreibungen an Mynona (S. Friedländer) sind falsch (vgl. Hatry). – Papier altersbedingt gleichmäßig schwach gebräunt. Vortitel mit kleinem Loch im Rand, vier Blatt mit Randeinriss, ein Blatt im unteren Bug aus der Bindung gelöst, das Schlussblatt dort mit Einriss. Zwei Seiten etwas fleckig. Abbildungen
2300 Trier, Walter. Fridolins Siebenmeilenpferd. Mit Bildern von Walter Trier und Versen von My (Wilhelm Meyer). 29 S. Mit farbiger Titelvignette und 12 ganzseitigen farbigen Illustrationen. 27 x 33 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (stärker fleckig und berieben). Berlin, Fridolin-Verlag, (1926). 250 € Doderer III, 562. Hatry 128. – Erste Ausgabe. Die insgesamt drei FridolinBücher Walter Triers - neben dem vorliegenden erschienen im selben Jahr Fridolins Harlekinder und Fridolins Zauberland - sind auffallend gelungen gestaltet, jedem gereimten, in deutscher Schreibschrift gedruckten Text steht ein passendes, den Text illustrierendes Bild gegenüber. Die Verkaufszahlen der Fridolin-Bücher müssen schlecht gewesen sein, denn Jahre später wurde der ursprüngliche Ladenpreis von 5 Mark aufgehoben und die Reste an das moderne Antiquariat verscherbelt. Gelegentliche Zuschreibungen an Mynona (S. Friedländer) sind falsch (vgl. Hatry). – Bindung schwach und am Schluss angeplatzt, Deckel etwas gelockert. Mehrere Blatt mit tieferem Einriss im unteren Bug, ein Blatt am Schluss etwas aus der Bindung gelöst. – Abbildung
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ 2302 Trojan, J(ohannes). Struwwelpeter der Jüngere. Zweite Auflage. 12 Bl. unzerreißbarer Karton. Mit zahlreichen teils chromolithographischen Textillustrationen von Fedor Flinzer. 30,5 x 20,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben). Stuttgart, Gustav Weise, (um 1895). 250 € Vgl. Baumgartner I, 30. – Zweite Auflage vom „Kolonienstruwwelpeter“ des Kladderadatsch-Redakteurs Johannes Trojan. „Trojan schuf 1891 auf dem Höhepunkt deutscher Kolonialeuphorie dieses Kinderbuch, das z. B. den unmanierlichen Hermann in die Kolonie nach Kamerun führt - als Bewährungs- und Umerziehungsort für unangepasste Weiße. Erstmals 1891 in einer ausgestanzten Form erschienen, finden sich 1892 Ausgaben auf Karton und auf Leinen aufgezogen“ (Baumgartner). – Etwas fingerfleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung Seite 103
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2303 Vigna, Erny. Die sieben Früchtchen. Ein Bilderbuch. 20 Bl. Mit zahlreichen Farbillustrationen. 26,5 x 9 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas stärker fleckig und berieben). Berlin-Grunewad, Hermann Klemm, (1932). 120 € Nicht bei Klotz und Baumgartner. – Einzige Ausgabe, das erste von wohl nur zwei erschienenen Kinderbüchern Erny Vignas: „Skurril und reizvoll in eigenwilliger Weise illustrierte struwwelpeternahe Struwwelpeteriade mit sechs Geschichten, die zum Teil ganz neue Unarten schildern. Die sieben unartigen Kinder landen als ‚Früchtchen‘ in einem Baum, von dem sie Knecht Ruprecht erst heruntersteigen läßt, wenn sie artig geworden sind“ (Rühle 406). Im Jahr 1949 erschienen Mimm und Mumm, die Osterhasen. – Fingerfleckiges Exemplar, teils etwas stärker betroffen.
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2301 Trier, Walter. Fridolins Zauberland. Mit Bildern von Walter Trier und Versen von My (Wilhelm Meyer). 29 S. Mit farbiger Titelvignette und 12 ganzseitigen Farbillustra tionen. 27 x 33 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (stärker fleckig und berieben, vordere Ecke mit Knickspur). Berlin, Fridolin-Verlag, (1926). 300 € Klotz 4945/3. Hatry 7. Schug 678. Seebaß 1957. – Erste Ausgabe. Die insgesamt drei Fridolin-Bücher Walter Triers - neben dem vorliegenden erschienen im selben Jahr Fridolins Siebenmeilenpferd und Fridolins Harlekinder - sind auffallend gelungen gestaltet, jedem gereimten, in deutscher Schreibschrift gedruckten Text steht ein passendes, den Text illustrierendes Bild gegenüber. Die Verkaufszahlen der Fridolin-Bücher müssen schlecht gewesen sein, denn Jahre später wurde der ursprüngliche Ladenpreis von 5 Mark aufgehoben und die Reste an das moderne Antiquariat verscherbelt. Gelegentliche Zuschreibungen an Mynona (S. Friedländer) sind falsch (vgl. Hatry). - Deckel schwach gelockert, drei Blatt mit Randeinriss, ein Blatt am Schluss mit geschlossenen kleinen Rissen im Seitenrand. Abbildung Seite 103
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2304 Volkmann, Hans von. Afrika. Studien und Einfaelle eines Malers. 13 Bl. Mit farbig illustriertemTitel und 12 chromolithographischen Tafeln von Hans von Volkmann. 31 x 37,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1895. 240 € Schug 1897. – Offenbar einzige Ausgabe dieser Afrika-Karikaturen aus der Sicht des maßlos überheblichen Europäers, die zwar künstlerisch originell, aber inhaltlich abwegig sind und heute nur noch als bizarrer Ausdruck einer kaum mehr nachvollziehbaren Kolonialzeit gelten können. – Erste vier Blatt aus der Bindung gelöst, vereinzelte leichte Flecken. Abbildung
2305 Wassiliew, Zina. Vreneli und Joggeli. Abenteuer in den Schweizerbergen. 13 Bl. Mit 24 (inkl. Titel) farbigen Textillustrationen von der Verfasserin. 30,5 x 24,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Bern, A. Francke, (1906). 250 €
______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher Klotz 7934/1. Seebaß II, 2144. Nicht bei Schug und Düsterdieck. – Erste Ausgabe. „Hübsches Schweizer Bilderbuch mit originellen Illustrationen: Erlebnisse zweier Kinder auf einer zweitägigen Bergfahrt. Selten“ (Seebaß). Das einzige Kinderbuch der wenig bekannten Kommilitonin von Paul Klee, die 1906 in München den bedeutenden jüdisch-russischen Literaturhistoriker und Übersetzer Alexander Eliasberg (18781924) heiratete. – Etwas fingerfleckig und schwach knickspurig. Abbildung
2306 Watzlick, Hans. Wo steckt Hans Überall? 13 Bl. Mit illustriertem Titel und 12 ganzseitigen farbigen Illustrationen von G. W. Rössner. 26 x 32,5 cm. Illustrierter OHalbleinenband mit illustriertem OSchutzumschlag (dieser mit kleinen Randläsuren). Köln, Schaffstein, 1932. 120 € Klotz 7938/18. – Erste Ausgabe. Erzählt die Erlebnisse eines kl. Jungen auf dem Lande. – Schönes und sauberes Exemplar mit Schutzumschlag.
2307 Weddigen, Otto. Schwänzelpeter und Schlumpelliese. Ein Bilderbuch für gute Kinder und solche, die es werden wollen. Zweite, verbesserte Auflage. 31 S., 1 Bl. Mit zahlreichen chromolithographischen Illustrationen von August Plinke. 28 x 23 cm. Farbig illustrierter OHalb leinenband (gering berieben). Langensalza, Hermann Beyer und Söhne, (um 1910). 150 € Nicht bei Baumgartner. – Seltene Struwwelpetriade mit Geschichten des chaotischen Zwillingspaares. – Titel mit kl. Randläsuren und Geschenkwidmung von 1917. Etwas fingerfleckig, Vorsätze modern erneuert.
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Abbildung
2308 Weddigen, Otto. Thomas Pfefferling der Afrika fahrer. Ein echter Berliner Junge auf seinen gefährlichen Fahrten und Abenteuern zu Lande, Wasser und in der
Luft. 31 S. Mit zahlreichen farbigen, teils ganzseitigen Illustrationen von F. W. Weddigen-Schwerin. 36 x 28,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband. Altenburg, Stephan Geibel, (1909). 180 € Klotz V, 7982/20. Nicht bei Baumgartner. – Einzige Ausgabe. In Form einer Struwwelpeteriade erzählte Bekehrungsgeschichte des Berliner Tunichtguts Thom, der in seiner Heimatstadt alles auf den Kopf stellt, dann in Afrika als ehrbarer Farmer Karriere macht und schließlich geläutert nach Hause zurückkehrt. Vermutlich als Loblied auf die deutsche Kolonie Kamerun gedacht. Die Vorsätze zeigen das Brandenburger Tor mit Sonnenröte und figürlicher Staffage. – Papierbedingt gleichmäßig etwas gebräunt, vereinzelte schwache Fingerflecken. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar ohne Papierläsuren. Abbildung
2309 Wiener Jugendkunst-Bilderbücher. - Bailer, Adele. Hei von Allerlei. Bilder und Verse. 8 Bl. Mit 6 ganzseitigen Illustrationen nach Papierschnitten in Blau- bzw. Braundruck. 26 x 32,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Leipzig, Hirt & Sohn, (1924). 450 € Wiener Jugendkunst-Bilderbücher Band IV. Stuck Villa II, 155.4. Nicht bei Klotz und Schug. – Einzige Ausgabe. Der vierte und letzte Band 2308
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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ 2310 Wiener Jugendkunst-Bilderbücher. - Berl, Käthe. Ein frohes Jahr. Bilder und Verse. 8 Bl. Mit 6 ganzseitigen farbigen Illustrationen nach Linolschnitten. 26 x 32,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Leipzig, Hirt & Sohn, (1924). 300 € Wiener Jugendkunst-Bilderbücher Band I. Stuck-Villa II 155, 1. – Einzige Ausgabe. Berl war Schülerin der Klasse für Jugendkunst von Prof. Cizek an der Wiener Kunstgewerbeschule. „Bilder seiner ‚Jugendkunstklasse‘ sind heute begehrte Objekte für Sammler“ (LKJ I 264). – Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
2309
2311 Wiener Jugendkunst-Bilderbücher. - Stadlmayer, Marie. Was uns freut. Bilder und Verse. 8 Bl. Mit 6 ganzseitigen Farbillustrationen. 26 x 32,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, VDeckel mit Schabspur in der oberen linken Ecke, einige Farbstiftspuren). Leipzig, Hirt & Sohn, (1924). 600 € Wiener Jugendkunst-Bilderbücher Band II. Stuck-Villa II, 155, 2. LKJL I, 264. – Einzige Ausgabe. Die Absolventen der Klasse für Jugendkunst (sechs bis 15 Jahre alt) an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien stellten unter dem Motto „Die Jugend für die Jugend“ Bilderbücher zu selbsterfundenen Texten her. Sie sollten Kinder und Jugendliche zu künstlerischer Arbeit anregen, gleichzeitig aber das Interesse und Verständnis der Erwachsenen für die Jugendkunst wecken. – Exemplar aus der Gemeindeschule BerlinBritz mit entsprechendem Stempel auf dem Titel und einer Tafel sowie Bleistiftsignatur, Block etwas gelockert. Schönes und sauberes Exemplar. Abbildung
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2312 Wieviel sinds? 9 Bl. Mit teils farbigen Illustrationen von Lia Doering. 21,5 x 26,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, Vorderdeckel bezug mit Fehlstelle) mit montiertem Rechenschieber im hinteren Innendeckel. Mainz, Joseph Scholz, (1934). 120 € Seltene Rechenfibel mit Illustrationen der biographisch nicht nachweisbaren Lia Doering, die in den 20er und 30er Jahren als Portraitzeichnerin und Postkartenmalerin tätig war und für die beiden renommierten Kinderbuchverlage Ensslin & Laiblin in Reutlingen sowie Joseph Scholz im Mainz in dieser Zeit zahlreiche Bilderbuchillustrationen zeichnete. – Wohlerhalten.
2313 die hervorragenden Bilderbuchreihe, die von Schülerinnen der Klasse für Jugendkunst von Franz Cizek an der Kunstgewerbeschule in Wien ausgestattet wurde. – Schönes und nahezu fleckenfreies Exemplar. Abbildung
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2313 Wilmsen, Friedrich Philipp. Die Erde und Bewohner. Ein geographisches Bilderbuch für die Jugend. 3 Bände. Mit 60 kolorierten, teils gefalteten Kupfertafeln und grenzkolorierter Kupferstichkarte. 19 x 12 cm. Halbleder d. Z. (berieben, ein Kapital mit kleinem Einriss). Berlin, Friedrich Achenwall bzw. Friedrich Braunes, 1813-1815. 200 € Wegehaupt I, 2283 und III, 4069. - Band II in zweiter Auflage. Die Tafeln mit Ansichten und zahlreichen Trachtendarstellungen. Friedrich Philipp Wilmsen (1770-1831) verfasste zahlreiche moralische Erzählungen, Verstandesübungen und Realienbücher für Geographie und Geschichte und
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verfolgte mit seinen Werken informativ-belehrende und bildend-erzählende Absichten. Er erwarb sich auch als Theologe und Pädagoge großes Ansehen und gründete in Berlin eine höhere Mädchenschule (vgl. LKJL III, 813). – Etwas fleckig, teils mit verblassten Feuchtigkeitsrändern. Abbildung
2314 Wolf, Ludwig. Folge von 3 signierten aquarellierten Original-Bleistiftzeichnungen. 12,5 x 10 cm. Auf Trägerkarton montiert, unter Passepartout und in modernem Holzrahmen. Berlin um 1820. 220 € Thieme-Becker XXXVI, 213. – Kleine Folge von 3 Original-Illustrationen, die wahrscheinlich als Vorlage für ein Kinderbuch entstanden. Der Berliner Maler, Zeichner und Kupferstecher Ludwig Wolf (1776-1832) war Schüler von Johann Wilhelm Meil und wurde von Asmus Carstens gefördert. Im Auftrag der Berliner Tierarzneischule zeichnete er Hengste und Stuten auf dem königlichen Gestüt bei Neustadt an der Dosse, was seine Begeisterung für Pferde weckte. Seit 1811 war er Mitglied der Berliner Akademie der Künste. – Wohlerhalten.
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2316 Zur Mühlen, Hermynia (von). Märchen. 2 Bl., 69 S. Mit einigen Textillustrationen und 4 Farbtafeln von Karl Holtz. 29 x 23,5 cm. Farbig illustr. OHLeinen (Kanten etwas später berieben, gebräunt und etwas stockfleckig). Berlin, Vereinigung Internationaler Verlags-Anstalten, 1922. 150 € Klotz 8674/7 und LKJ III, 862. Wegehaupt 349. – Erste Augabe. „Mit ihren Märchen zählt Z. M. zu den bekanntesten und bedeutendsten Kinderbuchautoren der proletarisch-revolutionären Literaturbewegung der Weimarer Republik“. Enthält die vier Märchen „Der Rosenstock“, „Der Spatz“, „Der kleine graue Hund“ und „Warum?“. – Papierbedingt gebräunt, wenige Blatt leicht fleckig. Insgesamt wohlerhalten.
Abbildung
2315 Wünsche, A. Deutsches Kolonial-Bilderbuch. Mit Versen. 21 Bl. Mit 20 chromolithograph. Illustr. von Rudolf Hellgrewe. 29 x 24 cm. Farbig illustr. OLeinen (schwach berieben). Dresden, Leutert und Schneidewind, (1901). 180 € Klotz Nachtrag 10922/1. – Wohl das einzige Kinderbuch des biographisch nicht bekannten A. Wünsche, das Klotz erst im Nachtrag verzeichnet. Die Vorderdeckel zeigt die Weltkugel mit den in Rot markierten deutschen „Schutzgebieten“ in Afkrika und Asien. – Anfangs und am Schluss etwas stockfleckig, sonst sauber und wohlerhalten. - Selten. Abbildung
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Papierantiquitäten 2317* Aumüller, Josef. Fritz und Georg Krieghoff. 2 gerahmte Silhouettenbildchen. Ca. 8,2 x 7 cm. Gouache auf Glanzpapier, montiert auf lithographisches Vordruckpapier mit ornamentaler Goldbordüre, gerahmt von einem Messingblechrahmen, der mit blindgeprägtem Goldpapier abschließt, in Holzleiste. 21 x 18,8 cm. Mainz um 1860. 400 € Die beiden Silhouettenbildchen zeigen die Brüder Fritz (11.5.184817.8.1916) und Georg Krieghoff (19.10.1850-29.2.1920) bei Freizeitvergügungen im Freien wie dem Einfangen eines Schmetterlings. Zwischen zwei Rosenbüschen, auf der nur von wenigen Gräsern bewachsenen Erdfläche, gehen sie ihren Erkundungen nach. Beide tragen über einer schwarzen Hose ein in der Taile gegürtetes und mit goldenen Knöpfen geschlossenes knielanges kariertes Oberteil, darunter ein weißes Hemd. Ihre sorgsam gekämmten Haare gleichen sich. Werden die beiden Bildchen einander gegenübergestellt, treten die beiden Kinder in einer spielerische Interaktion. – Stellenweise minimal berieben. Abbildungen
2318 Billet. - Glück- und Freundschaftsbillets. 3 Billets. Kolorierter bzw. Buntpapierprägedruck auf Gaze in einem Goldpapierrahmen mit türkisfarbenem Rahmen in Biscuitmanier bzw. gestochenes Billet bzw. Kunstblumen in Spitzenrahmen. 6,5 x 8,54 cm bzw. 11 x 7 cm. Um 1830-1850. 150 € Die drei Billets sind der Freundschaft, dem Glück und der Liebe gewidmet: „Den Blumenstrauß den ich dir heute binde, pflückt ich mit
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frohem Herzen dir, O! nimm ihn freundlich hin als Angebinde; Vergiß es nicht, er ist von mir.“, „Alle ehret Dich, und ist Dir hoch geneigt, das ist ein Glück, das alle Wünsche übersteigt.“. – Leicht angeschmutzt und berieben. – Dabei: 1 gestochener und kolorierter Taufbrief mit eingelegtem Taufschein. 16. April 1820. - Der Brief mit Resten eines Wachssiegels und hier auch mit Fehlstellen. Abbildung
2319 Billet. - Sammlung von 6 Freundschafts- und Liebesbillets. Deckfarbenmalerei und teils auch Text auf Atlasseide in gold- bzw. silbergeprägtem Papierprägedruckrahmen bzw. geprägtem Messingblechrahmen. 7 x 4,2 cm bzw. 10 x 7,8 cm. Um 1830-1850. 280 € Die Deckfarbenmalereien zeigen Blumen- und Vergissmeinnichtkränze sowie -sträuße und symbolisieren die Zeichen der Freundschaft, Liebe, tiefen Verbundenheit und Wertschätzung. Jedem Billet sind poetische Verse zugeordnet, bspw. „Ewig segne ich die schöne Stunde, da mein Herz das Deine fand; Wo die Liebe zu dem schönsten Bunde uns mit Rosenketten band. Lebe froh, und bau auf meine Treue, bis ich einst den letzten Blick dir weihe.“, „Freundschaft und Liebe, sie flechten und weben himmlische Rosen in‘s irdische Leben“, „Wenn ich Geliebter! Dich erblicke, wird es meiner Seele klar, doch wenn ich Dir die Hände drücke, wird‘s in mir recht sonderbar.“ – Leicht gebräunt und gering fleckig. Einem Billet fehlt ein kleines Element des Papierprägedruckrahmens, teils etwas oxidiert, gering berieben. Abbildung
__________________________________________________________________________________________________________ Papierantiquitäten 2320 Billet. - Sammlung von Freundschafts- und Glückwunschbillets. 8 Radierungen in Punktiermanier. 7,6 x 7 cm bzw.7,9 x 11,6 cm. Um 1820-1830. 350 € Die den Themen der Freundschaft und Liebe gewidmeten Billets sind teils nummeriert, teils auch lokalisiert (Augsburg, T. V. Poll; Prag, Hoffmann; Nürnberg, R. N. Renner & Schuster) und bis auf zwei mit poetischen Versen ergänzt: „Der zarten Liebe Blume zu begießen soll deinem Gärtner nie der Stirne Schweiss verdriessen.“, „Willst du nur mein Lämmchen seyn, bleib‘ ich gern als Schäfer dein.“, „Wenn die Liebe mit den Menschen spielet, hebet Schönheit sie, die wirklich fühlet, wie der Spieler auf der Kegelbahn; Das nur edler Sinn beglücken kann.“, „Nimm Theure die Versich‘rung hin Daß ich Dein eigen ewig bin, Daß nur kein Glück kann schöner seyn als Dich Geliebte zu erfreun, und daß mich das allein entzückt was auch hienieden Dich“, „Dies Fischen freut mich ungemein, ach wären alle Herzen mein“. – Leicht gebräunt, teils etwas angeschmutzt. Abbildung
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2321 Billet. - Erhard, Johann Christoph. Neujahrsglückwünsche. „Zum Anfang des Jahres 1819“ und „1813“. 2 Radierungen. 11,5 x 12,8 bzw. 10,2 x 13,6 cm. Im oberen Rand auf Karton montiert, unter Passepartout. 35 x 31 bzw. 31 x 34,5 cm. 1812-1818. 280 € 2318
Der Maler und Radierer Johann Christoph Erhard (1795-1822) reiste zusammen mit dem Künstlerkollegen Adam Klein nach Wien. Die Stadt, die sich ausgehend von Frankreich um 1800 zur bedeutendsten Stadt für Kunst- und Luxusbillets entwickelte. Zusammen mit Freunden unternahm Erhard Ausflüge in die Umgebung und fertigte zahlreiche Landschafts- und Pflanzenstudien an. – Das Blatt „1813“ minimal braunfleckig. Sonst wohlerhalten. Abbildung Seite 110
2322 Hebelzugbillet. - Glückwunschbillets. Kleine Sammlung von Hebelzugbillets. 5 kolorierte Radierungen in Punktiermanier. Ca. 9,5 x 7,2 cm bzw. 7,1 x 9,2 cm. Wien um 1820-1830. 450 € 1) „Die Raupe muß ihr Grab erst weben,/ Dann steiget sie zu neuem Leben/ Im schönen bunten Frühlingskleid!/ So blüh auch Dir aus jeder Hülle,/ Der schönsten Freuden reichste Fülle,/ in _ _ _ _ Liebe, Glück, Zufriedenheit“. - Mit gekalkten Feuchtigkeitsflecken, gering gebräunt. Verso mit hs. Widmung. - 2) „Nehmen Sie die kleine Gabe/ Die ich hier im Körbchen habe,/ Aus gerührtem Herzen an/ Den ich gebe was ich kann“. - Etwas stärker gebräunt und im Rand leicht feuchtrandig. 2319
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Papierantiquitäten _____________________________________________________________________________________________________ der Oberseite tritt eine stark qualmende Flamme hervor. Amor hält in der einen Hand die Abdeckung für das Feuer, in der anderen Hand den Bogen. Der unterhalb der Darstellung montierte Vers lautet: „Des Glücks Unbestand raubt nie den sichern Freund, trennt nie das enge Band, das sie si fest vereint“. – Leicht, stellenweise etwas mehr angeschmutzt und berieben. Stellenweise fehlen einzelne Partien der silbergeprägten Ornamente. Abbildung
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3) „Dieser Eilwagen bringt _ Glück und Segen“. Nr. 348. Wien, Heinrich Friedrich Müller. - Mit zahlreichen gekalkten Feuchtigkeitsflecken, teils auch wahrscheinlich sporfleckig. - 4) „Nehmen Sie die Rosen hin -/ Froh und glücklich, ohne Sorgen!/ Meines Wunsches stillen Sinn/ hält der Rosenstrauch verborgen“. - Gering gebräunt, leicht knitterfaltig. Im unteren Rand mit hs. Besitzvermerk. - 5) „Mir Ihre Freündschaft und Ihnen Glück. Die Freundschaft führ‘ auf Blumenwegen,/ Dir Freüde, Glück und Ruh entgegen“. - Etwas braunfleckig, leicht gebräunt. Im unteren Rand mit hs. Widmung. Abbildung
2323 Klappbillet. - Freundschaftbillets. 3 kolorierte Klappbillets mit auf Seide gedrucktem Text. 9,5 x 8,2 cm bzw. 9,7 x 13,2 cm. Wien um 1830. 180 € I) „Reizend, wie die Frühlingssaat, keime Dir auf Deinem Pfad Aller Freuden Ueberfluß; Erndte sie in ganzer Fülle, und ein jeder Tag enthülle, Dir den seligsten Genuß“. - II) „Treuer Dank lebenslang. Sie, Edle! achtungsvoll zu nennen, bleibt mir die allererste Pflicht; Und was viel Wünsche Ihnen gönnen, Versagt der Freudengeber nicht! Er wird Sie seegnen, Sie beglücken, wird gern Ihr edles herz erfreun, damit Sie spät noch das Entzücken, und Seegen für die Menschheit seyn!“. - III) „Wie im Lenze Veilchen und Rosen Wohlgerüche düften, so düftet mir Freundschaft und Liebe von Dir zurück.“. - Der auf Seide gedruckte Text hs. ergänzt. – Mit hs. Widmungen. Leicht gebräunt und braunfleckig.
2325 Liber Amicorum. - Sammlung von 25 Freundschaftsblättern zu Themen wie Liebe und Verbundenheit sowie Landschafts-Szenerien. Kolorierte Federzeichnungen (8), Gouache (7), Aquarell über Bleistift (6), BleistiftZeichnungen (2; davon 1 mit Deckweiß gehöht) und Öl auf Karton (1). Ca. 5,5 x 7 cm bzw. 12 x 18 cm. Mit Passepartout 15 x 20,5 cm. 1822-1890 750 € Vorhanden sind: 1) Schloss an der Küste. - Das skizzierend ausgeführte Aquarell zeigt ein strahlend weißes Schlossgebäude am Ufer einer schmalen Steilküste. - 2) Zwei Segelboote auf dem Meer. - Die beiden unter dem mit dichten grauen Wolken behangenen Himmel fahrenden Boote scheinen kaum noch Wind in den Segeln zu haben. So können sie die noch über dem Gebirge stehende Sonne langsam untergehen sehen. - 3) Nächtliche Szenerie. Auf einer Lichtung unterhalb eines Felsens sitzen drei Personen an einem Lagerfeuer und rauchen gemeinsam Pfeife. Im Hintergrund ist der aufsteigende Vollmond zu erkennen. - 4) Wilhelm Schmidt. Brünn 30. September 1854. - Mit einer Vergissmeinnnicht-Ranke geziertes Gedicht: „Fühlst du! bei seligem Verlieren/ In dem vergangenem Zauberland;/ Ein lindes geistiges Berühren,/ Wie Zephir‘s Kuss: an Lipp‘ und Hand/ Und wankt der Kerze flatternd Licht;/ Dann ist‘s mein Geist! / zweifle nicht“. - 5) Theodoro Braun. Zistersdorf den 16 Juli 1850. Sinnspruch mit kleinem Aquarell. - 6) Fl. Kern. - „Wenn auch die Tage wie Dünste vergehen:/ so wird dochs unsere Freundschaft ewig bestehen“. - 7) Aus Freundschaft 1857. - Das Blumenarrangement besteht aus Rosen und gelben Sommerblühern sowie Efeublättern. - 8) Nina Habenecher. Auf einem säulenartigen Sockel steht ein mit bunten Sommerblumen bestückter Korb. - 9) Junges Paar. Die idyllische Szene zeigt ein junges Paar. Er sitzt auf den Wurzeln eines mächtigen Baumes, sie liegt angelehnt an seine Seite. In diesem Moment zückt der junge
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2324 Kleine Sammelmappe für Billets. Faltmäppchen, mit brauner Seide ausgekleidet, verso mit montiertem teilkolorierten Billet in einem Rahmen in Biscuitmanier mit silbergeprägten floralen Ornamenten, recto mit einem kassettenförmigen mit Goldfaden arrangierten Muster. 6,8 x 10 cm. Um 1820. 120 € Das Billet zeigt Amor neben einem Postament stehend, dessen Ecken von kleinen Widderköpfchen flankiert werden, die für den Betrachter erkennbare Seite zeigt einen Lorbeerkranz und aus einer Öffnung an 2324
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Mann einen kleinen Blumenstauß mit einer roten Rose, um seine Auserwählte damit zu überraschen. Verso mit hs. Gedicht: „Wer daß Scheiden hat erfunden/ hat an Liebe nie gedacht/ den[n] sonst hät er seine Stunde/ mit was bessern zugebracht/ Tyrnau 4 May 848 Ignatz Marsits/ Handlungs Comy“. - In den Ecken mit kleinen Stecknadellöchlein. Gering gewellt und in der linken unteren Ecke mit leichter Knickspur. In der rechten Blatthälfte mit kleinem Montierungsrest. - 10) Amor an der Quelle. Ein am Ufer eines Baches kniender Amor untersucht seinen Pfeil, im Hintergrund mit einem wasserspeienden Löwenkopf. Die Zeichnung ist mit „F. Hauser 862“ signiert und datiert. - 11) Entflammtes Kreuz. Auf einem altarähnlichen Podest steht ein enflammtes Kreuz, das mit einem weißen Schal, der einen Pfeil befestigt, umwunden ist. Die Vorderplatte zeigt den Namenszug „Josephin Istvánssy“. - Etwas stockfleckig und leicht gebräunt. - 12) Porträt eines Jungen. Ein kleiner Junge ist hier abgebildet, von Rosen und Vergissmeinnicht“ geziert. Signiert von „Rud. Stilz Zeichner“ und datiert „Graz, am 21. Februar 1890“. - 13) Johann Beyer. Dorf in den Bergen. Aquarellierte Gouache. Dat. 1863. - Mehrere Dorfbewohner haben sich am Brunnen und Teich versammelt. Um sie herum stehen mehrere Ziegen und ein Pferd. - 14.) M. v. A. (Max von Aschauer). „Oberdorf“. Dat. 1857. - Verso mit hs. Text: „Freue dich des Lebens heiterer Stunden!/ Laß kein Leiden Dir Dein Herz ver-/wunden! - / In der Freundschaft bleibe feßt u. stark,/ Wie die Alpen unserer Steyermark./ Ihr aufrichtiger Vetter/ Graz/ November 1857. Max of Aschauer“. - 15.) Kleiner Hafen. Um 1850. - 16.) Bergsee. Um 1850. - Gering fleckig. - 17.) G. Beyerl. Weißenbach. Um 1850. - 18) W. Swatek. „Denkmal wahrer inniger Freundschaft“. Prag am 8. August 1830. Verso mit längerer hs. Widmung „Dir strahlt auf der Lebens Wegen Im hellsten Schein der Himmels Segen ...“. - 19) „Denkmal der Freund-
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schaft“. - Die Staffelei zeigt eine schwarz grundierte Leinwand mit in gelber Farbe gemaltem Text. Auf dem daneben befindlichen Tischchen sind Malutensilien wie Palette, Pinsel und Zirkel arrangiert. - Verso hs. mit Bleistift datiert „1822“. - 20) Flusslandschaft mit Amphore und kleinem Blumenstrauß. 1830. - Verso mit längerer hs. Widmung einer Johanna Trum, Prag am 25. Februar 1836. - 21) Obelisk in Parklandschaft. Signiert von Caroline Reichhart. - Am Wegesrand steht hochaufragend ein Obelisk, dahinter eine schlossähnliche Architektur. - Stärker gebräunt. - 22) Kirschen am Zweig. - Der mit Bleistift gezeichnete Kirschenzweig ist auf den „12.8.1853“ datiert und zeigt drei reife Kirschen. - 23) Himbeeren am Strauch. Vier noch nicht ganz reife Himbeeren sind lithographisch abgebildet und mit „T.B.“ monogrammiert. - 24) Auf der Jagd. Dargestellt ist ein English Setter auf einem Berg, mit wehender Rute und erhobener Nase um die Fährte aufzunehmen. - 25) Die Jagd. Auf den Boden geduckt hat dieser English Setter bereits eine Fährte aufgenommen und blickt in Richtung der Spur. Von „Istvan ... Irma“ im Jahre 1844 gezeichnet. – Vereinzelt etwas bzw. gering gebräunt, teils minimal berieben oder leicht stockfleckig. Nur einzelne Blätter gering knitterfaltig. Abbildung Seite 112
2326 Billet. - Sammlung von 24 Glückwunschkarten und Einlegekärtchen für ein Liber Amicorum. 2 Klappbillets, 3 (1 kolorierte) Radierungen in Punktiermanier, 12 blindgeprägte Billets, 1 Scherenschnitt, 5 Kupferstiche, 1 Aquarell. Ca. 10,5 x 9 cm. Wien um 1790-1850. 550 € 111
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Die kleine Sammlung zeigt neben Posaune blasenden Engeln, Blumenboquets und Blumenranken, ineinander verschlungene Putti (hs. beschriftet „Graf von Gleisdorf“ und „Comtesse von Ebersdorf“), ein Aquarell mit dem Portait der „Sophie de Waldheim“, ein weiteres Kärtchen mit der Widmung an den Grafen Leopold von Merawiglia sowie Hochzeitsglückwünsche aus dem Jahre 1852. Ein von Kohl nach Colman in Wien gestochener Kupferstich aus dem Jahre 1792 zeigt eine in antike Gewänder gekleidete Frau, um deren Arm sich eine Schlange windet und die einen Eichenlaubkranz auf eine Amphore legt. Ein Kupferstich mit rastenden Hirten von Anton Tessaro in Wien mit der Nr. 63 wird mit dem Spruch geziert: „Jede junge Morgenröthe/ Kehre heiter Dir zurück/ Und der Zukunft Sorge töde/ Keinen frohen Augenblick!“. Das eine Klappbillet zeigt ein Liebespaar unter einem Baum mit darüber befindlichem Amorknaben. Unter dem Bildfeld, auf hellblaue Seide gedruckt, findet sich der folgende Text: „Viel Glück zum Festtag, mein scharmanter, erwählter Herzensfreund! - Sie sehn, Ihr Mädchen ist galanter als es zuweilen scheint! - Nebst tausend Wünschen sendet sie dies Belletchen, nett und fein, und, - hätten Sie‘s nicht früher schon entwendet - sie schickte Ihnen heut ihr Herz noch obendrein! - „. – Teils leicht bzw. etwas gebräunt, stellenweise leicht stockfleckig. Oftmals mit hs. Anmerkungen. Selten leicht knitterfaltig. Abbildung
2327 Kunstbillet. - Sammlung von 9 Kunstbillets. Relief geprägte Collage aus koloriertem, goldenem und silbernem Papierprägedruck und Messingblechelemente auf Seidengaze, teils mit Perlmutt, kleinen Perlen oder Glimmerstreusand mit geprägtem Messingblechrahmen bzw. Gold papierrahmen. Wien um 1820-1830. 900 € Vorhanden sind: 1) „Bleib treu der Freundschaft heilige Pflicht, leb fröhlich und vergissmeinnicht“. 7 x 8,2 cm. - Seidengaze leicht braunfleckig und mit kleinen Fehlstellen, Messingblechrahmen mit minimalen Fehlstellen. - 2) „Die glühendsten Wünsche der Liebe des Danks Ich weih sie zum Opfer zur Gabe Dir ganz“. 7 x 8,5 cm. - Seidengaze im rechten unteren Rand mit kleiner Fehlstelle und stellenweise mit Klebespuren. Goldrahmen leicht berieben. - 3) „Dies Briefchen spricht:
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Vergissmeinnicht!“. 6,5 x 8 cm. - Das Perlmuttbriefchen mit minimalem Riss und leicht abgeschabtem Lacksiegel auf der kleinen Vertiefung in der Mitte. Die versilberten Blätter meist schwarz oxidiert. Der Goldrahmen minimal berieben, sonst sauber und wohlerhalten. - 4) „Es blüht Ihr Glück in diesem Jahr, und alle Wünsche werden wahr. 1826“. 8 x 9,5 cm. - Die Gaze mit Fehlstellen, diese restaurierend mit Gaze hinterlegt. Die Farbe teils leicht rissig. Der Rahmen leicht berieben. - 5) „Freundschaft soll Sie stets erfreuen, Immer heiter sey Ihr Blick; Jedem Tag zeig sich von Neuen Wonnevoll Ihr glänzend Glück“. 6,6 x 5,6 cm. - 6) „Ihrem thätigen Bemüh‘n, soll die reichste Ernte Glüh‘n“. 6,2 x 4,6 cm. - Etwas gebräunt, das Textfeld etwas berieben, der Messingblechrahmen etwas angelaufen, verso mit Montierungsresten. - 7) „In jeder Jahreszeit Glück und Zufriedenheit, 1822“. 7,8 x 8,8 cm. - Der Messingblechrahmen partiell gelöst und gering berieben sowie ganz leicht oxidiert. Die Seidengaze mit Montierungsresten. Der Jahreszahl fehlen einzelne Perlen. - 8) „Treue Liebe soll Dich stets beglücken/ Und mit Blumen Deine Tage schmücken“. 7 x 8 cm. - 9) „Stets soll Dir Glück und Freundschaft blüh‘n“. 6,5 x 5,5 cm. Abbildung
2328 Billet. - Sammlung von Glückwunsch- und Freundschaftsbillets. 2 Klapp- und 7 Kunstbillets. 2 (davon 1 mit Text auf Seide und 1 Billet mit schlangeförmiger Messingblechbordüre) kolorierte Radierungen in Punktiermanier bzw. reliefgeprägte Collage mit koloriertem Papierprägedruck und kolorierter Zeichnung, teils mit grüngefärbter Papierstreu auf Gaze und Messingblechbordüre, teils in einem in Biskuitmanier gefertigtem Rahmen mit goldenem Papierprägedruck, gelegentlich mit Messingblechelementen und Glassteinchen. Wien um 1798-1850. 850 € Vorhanden sind: 1) Klappbillet. „Hinauf zu jenen Himmelshöhen/ Steigt heut voll reiner Dankbarkeit/ Für Ihres Lebens Seeligkeit/ Mein redliches, mein heisses Flehen./ Doch nicht nur heut, zu allen Zeiten,/ So oft die Morgenröthe mir zum Leben winkt,/ So oft die Abendsonne niedersinkt,/ Steigt mein Gebet für Sie zum Himmel auf!/ Gekrönt mit
__________________________________________________________________________________________________________ Papierantiquitäten dauerhaften Freuden/ Sey allzeit Ihrer Tage Lauf“. - Ohne die Klappe, die den Text verdeckt. Gering gebräunt. Im unteren Rand mit hs. Datierung „am 24ten Christmonath 1798“. 2) Klappbillet. „O Vater! Ihnen werth zu seyn,/ Und Ihres Lebens mich zu freun:/ Dies Glück empfind‘ ich heute!/ Sie sind es, der mit Lieb‘ und Huld,/ Mit vieler Schonung und Geduld,/ Mir täglich Gutes weihte!/ O Theuerster! mit Lobgesang hebt sich mein Herz voll Lieb‘ und Dank,/ Das um Ihr Wohlergehen/ stets wird zur Vorsicht stehen“. - Leicht braunfleckig und angestaubt. Verso mit hs. Widmung. 3) Kunstbillet. - „Der Schöpfung heil‘ger Gaben Überfluss, ergiess sich für Ihr Wohl und Hochgenuss.“ - Am Mast ist die Fahne nur partiell und ansatzweise erhalten. Rahmen im linken Rand mit einer ganz leichten Knickspur, im rechten Rand mit oberflächlicher Insektenspur. 4) Kunstbillet. - Endletsberger, Johann Joseph. „Freundschaft durchglüht mein Herz“. - Leicht, stellenweise etwas stärker berieben, der Untergrund leicht angeschmutzt. Mit Entletsbergers Monogramm „IE“. 5) Kunstbillet. - „Das Ziel meiner Hoffnung, die Blume meiner Freude, die Krone meiner Wünsche ist Ihre Freundschaft“. - Leicht berieben, teils mit kleinen Fehlstellen. 6) „Wahrer Freundschaft geweiht“. - Verso mit zahlreichen Montierungsresten und laienhaft restaurierten Einrissen. 7) „Keine Rosen ohne Dornen, keine Liebe ohne Pein; Soll die Liebe Glück uns geben, muss Freundschaft mit im Bunde sein“. - Die Goldund Silberfarbe nahezu vollständig oxidiert. Verso mit hs. Widmung „Fräulein N.“ und kleinem hinterlegten Einriss. 8) Kunstbillet. - „Sollt uns auch das Schicksal trennen, uns‘re Freundschaft trennt sie nie“. - Rahmen mit mehreren leichten Knickspuren, im oberen Rand leicht berieben. Gering gebräunt, die Gaze leicht braunfleckig. 9) Kunstbillet. - „Unverändert - so wie heute, Sey Ihr Leben voller Freude“. - Wohlerhalten.
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2329* (Engelbrecht, Martin. Perspectivische Vorstellung einer Fischereij). 5 (von 6?, ohne das Proszenium) konturbeschnittene und kolorierte Kupfertafeln. Augsburg um 1735. 300 €
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Milano S. 164. – Martin Engelbrechts Perspektivtheater zum Thema Fischerei zeigt das rege Treiben am, im und auf dem Wasser. Zahlreiche Männer sind mit dem Einholen der Netze und dem Sortieren der Fische beschäftigt. Am rechten Bildrand steht eine einfache kleine Holzhütte, weiter hinten blickt der Betrachter auf ein Dorf. – Es fehlt das Proszenium. Alle Tafeln knapp am Plattenrand beschnitten und im Rand verso hinterlegt. Ein Blatt mit Einriss, die beiden letzten Blätter etwas gewellt. Leicht braunfleckig. Abbildung Seite 114
2330 Liber amicorum. - 3 Bleistift und 6 aquarellierte Federzeichnungen für ein Freundschaftsalbum. 6,3 x 10 cm bzw. 22,54 x 19,5 cm. Um 1830-1850. 180 € Die Zeichnungen waren für Freundschaftsalben bestimmt und zeigen ausschnitthafte Naturansichten wie Eichenbäume mit darunter platzierten Amphoren, unter Birken aufgestellte Gedenksteine und aus Sträuchern und Büschen heraustretende Ruinen. – Leicht gebräunt und stellenweise gering angeschmutzt. Abbildung Seite 114
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rückseitig sitzt Adam unter einem Laubbaum: „O Anblick voller Lieblichkeit/ Wie prangst du mit dem Ehrenkleid. Ihr Sterblichen gedenket doch zurück, wie groß war nicht im Paradies mein Glück! All ein, was kurz darauf geschehn, das könnt ihr bald mit Schmerzen sehn“. Faltet man einmal auf, erscheinen Adam und Eva mit der Schlange vor dem Baum der Erkenntnis, aus dem oben das Kruzifix herauswächst: „O Anblick voller Schreken! wie thust du doch entdecken, Den grossen Sündenfall, der uns nun tödtet All‘.“. Beim Aufklappen sieht der Betrachter ein prachtvoll gewandetes junges Paar auf einer Rasenfläche „Der Mensch von Erde ist gemacht, Was nützet denn die große Pracht? Kleider sind nur Sündendecken. Heb sie nur auf du wirst erschreken!“. Wird nun die untere Blatthälfte nach unten aufgeklappt, stehen beide Figuren auf ihren dürren Skelettbeinen, sie eine Schaufel, er eine Sense in der Hand haltend, in der Mitte eine Art Grabplatte mit einem von einer Schlange durchringelten Totenschädel, einem Stundenglas und rechts einer Kerze: „O Mensch! hier spiegle dich, erwäge, was du bist. Nichts als der Würmer Koth, ein Schatten der nicht bleibet, ein Staub den Augenblicks ein leiser Wind verstäubtet, ein Licht, das bald verlöscht. Drum lebe als ein Christ und lerne, weil du lebst auf Erden, wie du kannst ewig selig werden“. Unten dann der von Schlangen zerfressene Leichnam auf der Steinbahre: „Ich wußte nicht wie ich an Pracht mich sollte tragen, nun ist die Pracht dahin. Da Schlangen mich zernagen und der Verwesung Raub ich bin. Komm Sterblicher, betrachte mich, was du jetzt bist, das war auch ich“. – Mit entsprechenden Knicken und winzigen Fehlstellen dort, stellenweise etwas fleckig, leicht gebräunt. Gutes Blatt, von extremer Seltenheit, da solche Ephemera sich meist nicht erhalten haben. Abbildung
2332 Taufbriefe. Sammlung von 127 Patenbriefen. Mehrfach gefaltet bzw. in Briefchen eingelegte Widmungsblättchen. Ca. 13 x 13 cm. bzw. 12 x 8 cm. 1772–1891. 2.500 €
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2331 Memento-Mori-Klappbrief. „Ein Brief an mich und Dich ist cito abzugeben“. Kolorierte Kupferstichtafel (teils in Punktiermanier) zum mehrfachen Einklappen mit wechselnden Ansichten. 1 Blatt, beidseitig bedruckt. 26,7 x 21,3 cm. Reutling, Jakob Noa Enßlin, um 1840. 300 € Seltener Memento-Mori-Klappbrief: „Ein Brief an mich und Dich ist ist cito abzugeben. Das Porto ist gering, nimm ihn begierig an. Der Inhalt zielt auf Dich auf mich und Jedermann. Der Ort wohin er soll, der ist und heißt: O Herz merks wohl“. Der zusammengefaltete Brief misst ca. 9 x 9,9 cm. Das sukzessive Auffalten ergibt eine einzigartige Choreographie von Bildern zum barocken Carpe Diem und Memento Mori. Vorne der Titel,
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Die umfangreiche Sammlung umfasst gestochene, lithographische und zum Teil auch mit Blind-, Farb- und Goldprägung gezierte Taufbriefe, gelegentlich auch in Biskuitmanier, selten mit metallischer Rahmebordüre, meist koloriert bzw. teilkoloriert, mehrere Briefe mit klappbaren Elementen wie Oblaten. Auch enthalten sind eine blanko Einladungsvorlage für eine Taufe; zwei mit Namen, Datum, Uhrzeit und Ort hs. ausgefüllte Einladungskärtchen sowie ein großformatiger Einladungsvordruck. Die mit einem Druckvermerk versehenen Taufbriefe wurden bei in Leipzig bei Böhmin, den Erben Schreiber, bei Cleve, bei Regensporg in Braunau oder bei Hoffmann in Waldenburg gedruckt. Unterzeichnet wurden die Glückwünsche bspw. in Senftenberg, Altenburg, Meuselwitz, Sebnitz, Cottbus, Oberottendorf, Niederputzkau, Schandau, Ebersdorf, Goldbach, Zittau, Nieder Neukirch, Chemnitz, Loebau, Torgau, Nieder Putzkau, Lausa, Alt-Zella, Lausa, Nossen, Tannenberg, Lommatzsch, Crostwitz, Ostro, Wendischbaßelitz, Annaberg, Bautzen, Werder, Dresden und vielen weiteren Städten und Gemeinden. Auf den Patenbriefen werden neben Sinnsprüchen oder Bibelversen, zahlreiche Heilige, die Heilige Dreifaltigkeit und vor allem biblische Szenen wie die Anbetung der Hirten oder die Anbetung der Könige, die Taufe im Jordan und vieles mehr gezeigt. Häufig werden Taufszenen dargestellt, aber auch die Tugenden und die Evangelisten werden abgebildet. Rein dekorative Motive wie Blumengestecke und einzelne Blüten bzw. Knospen, einzelne auf Wolken sitzende Putti oder ornamentale Formen werden auch gewählt. Die verwendeten Materialen sind vielseitig, neben Garnspitze, Gold- und Silberpapierprägedrucken, wurden Seide, metallische Elemente, Glanzpapiere, Oblaten und kleine Stoffblumen bei der Gestaltung eingesetzt.
__________________________________________________________________________________________________________ Papierantiquitäten Besonders hervorzuheben sind fünf Taufbriefe, die jeweils in ein Original-Kästchen eingelegt sind, meist mit montiertem lithographischen Deckelschild, u. a. „Zur Erinnerung an die heilige Taufe“. Wird das erste Kästchen geöffnet, kommt eine in vier Schlaufen gewunde Garnspitze, die auf hellblauem Glanzpapier befestigt ist und mit einzelnen dunkelgrauen Perlen (offensichtlich fehlen mehrere Perlen) verziert ist, zum Vorschein. Die Schlaufen werden von einem breiten pinken Seidenband gehalten, auf dem in Goldprägedruck die Wörter „Zur Erinnerung an die heilige Taufe“ angebracht sind. Die Rückseite des Briefes wird von silbergeprägten floralen Elementen geziert, die zum Teil in blau koloriert sind. Ein weiterer in ein Original-Kästchen (Vorderdeckel gelöst) eingelegter Brief zeigt ebenfalls auf hellblauem Glanzpapier eine Garnspitzenrosette, in deren Mitte aus einer Schleife heraus eine auf dem Kopf stehende Blume herabhängt. Die Rosette wird von einem weißem Seidenband mit der Aufschrift „Zur heiligen Taufe“ gehalten. Das dritte Kästchen enthält vier auf eine Garnspitzenrosette montierte Oblaten mit Engelsköpfen, die von mehreren Goldsternen umrankt werden. Das vierte Kästchen zeigt einen mit goldener Blindprägung gezierten Umschlag, auf dem die Garnspitze in Form einer acht arrangiert ist und in deren Mitte das in goldene Gewänder gekleidete Christuskind in einer Krippe sitzt. Der Taufbrief in dem fünften Kästchen ist in zarten rosé Tönen gestaltet. Die Garnspitze in weiß und rosa ist mit kleinen einst silbernen Sternchen geziert und wird von zwei vertikalen schmalen mit Goldband umwundenen Pfeilern ergänzt. – Häufig mit Resten von Wachssiegeln, teils mit kleinen Aus- und Einrissen, gebräunt und angeschmutzt. Teils etwas stärker abgegriffen. Gelegentlich etwas später koloriert. Abbildung
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Autographen Literatur – Wissenschaft und Technik – Geschichte und Wirtschaft – Bildende Kunst – Musik und Theater
Literatur 2501 Albee, Edward, amerikan. Schriftsteller, sehr erfolg reicher Dramatiker, Autor des Welterfolgs „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, Träger zahlreicher Literaturpreise (1928-1996). Sammlung von 22 (4 handschriftlichen) Brie fen, 1 eigh. Postkarte und 6 Telegrammen. Dazu 17 Durch schriften und 1 nicht abgesandtes Original der Gegen briefe des Adressaten. Meist gr. 4to. 1959-1997. 4.000 € An den Schweizer Bühnen-, Film- und Fernseh-Schauspieler, Regisseur und Übersetzer Pinkas Braun (1923-2008), der als Albees ExklusivÜbersetzer wesentlich zu den großen Erfolgen von dessen Theater stücken im deutschsprachigen Raum beigetragen hat. Umfangreiche und sehr gehaltvolle Korrespondenz, die sich über einen Zeitraum von 39 Jahren erstreckt und sich - durchweg in englischer Sprache - fast ausschließlich mit dramaturgischen Fragen befaßt, insbesondere mit Albees Bühnenwerken und den damit verbundenen Diskussionen zwi schen Autor und Übersetzer um Titel, Form, Inhalt und Probleme der Übertragung. Dabei zeigt sich im Lauf der Zeit, dass allmählich eine Abkühlung in dem zunächst sehr freundschaftlichen Verhältnis der beiden Theaterleute eintritt. Schuld daran ist zum Teil Albees deutsche Verlegerin Stefani Hunzinger vom S. Fischer Bühnenverlag, die offen bar hinter Brauns Rücken dem Dramatiker öfter zu verstehen gibt, dass ihrer Meinung nach das Deutsch der Übersetzungen zunehmend veraltet, mangelhaft und unangemessen sei. Entsprechend feindselig entwickelt sich Brauns Verhältnis zu Frau Hunzinger im Verlauf der Korrespondenz mit Albee, bis dieser sich anscheinend andere Partner sucht und die Korrespondenz mit Braun einschläft. Als Beispiel für den Inhalt des vorliegenden Briefwechsels sei aus einem Brief Albees vom 8. Dezember 1962 zitiert, in dem es um die deutsche Fassung von „Who‘s afraid of Virginia Woolf?“ geht: „... I am seeing Stephanie [d. i. Stefani Hunzinger] tonight and we will talk about you and WHO’S AFRAID OF VIRGINIA WOOLF? I’m glad you feel the way you do about the play, and I hope that the revised script that I sent with its changes and cuts didn’t put you too much trouble. The revised script is, of course, the one that I want done. I’m sorry, too, that you are too young to play George, because I do want to see you act sometime. The cuts, by the way, in the revised version were not done for commercial considerations, but were done by me in the hope that I would make the play better. I don’t suppose that I took more than ten minutes out of the play by my revisions ...”. - Am 10. Januar antwortet Pinkas Braun in einem länge ren Brief, in dem er eingehend seine Titel-Wahl verteidigt, die von Frau Hunzinger und Edward Albee abgelehnt wird: „... Last Monday I came back from Berlin were I just finished a picture, and I brought Stefani the translation of ‘WHO’S AFRAID OF VIRGINIA WOOLF?’. In the meantime she has read it and - as she told me - she liked it very much. But she told me, too, that you objected definitely to the German title I have chosen, when she told you about it during her stay in New York. Dear Ed, please believe me that I do not suggest to alter your title out of sheer frivolity or thoughtlessness, but, on the contrary, out of the endeav
our to serve your play and make its German version accessible to a German audience ...”. Erklärt, dass das populäre englisch-amerikani sche Volkslied „Who‘s afraid of the big bad wolf“ in Deutschland ebenso unbekannt sei wie die Schriftstellerin Virginia Woolf, so dass niemand das Wortspiel verstehen würde und der Titel nur befremdlich wirken würde. Daher hatte Braun offenbar einen Titel wie „Wer fürchtet sich vor so viel Freud?“ vorgeschlagen. Davon hatte Stefani Hunzinger jedoch strikt abgeraten, und Albee hatte ihr beigepflichtet. Bekanntlich haben die beiden recht behalten: der ungewöhnliche Titel erregte Neugier und prägte sich ein. Die spätere Verfilmung mit höchst prominenter Beset zung zeugt von der enormen Wirkung des Stückes. Am 3. September 1988 schreibt Braun einen Brief von 3 Seiten Maschi nenschrift an Albee, in dem er nicht nur heftige Angriffe gegen Stefani Hunzinger richtet, sondern auch sehr eingehend und interessant die grundsätzlichen Probleme beim Übertragen von Theaterstücken erör tert. Auf Anraten von Freundinnen schickte er jedoch den Brief nicht ab, sondern sandte eine sehr viel kürzere Version mit ähnlicher Tendenz („Our problem is Stefani. Yes, I do feel betrayed by her“). Eine Antwort Albees ist im vorliegenden Briefwechsel nicht erhalten. - In den voran gehenden Jahrzehnten der Korrespondenz wird dagegen eine ganze Reihe von Stücken Albees einvernehmlich zu Inhalt, Tendenz, Form und ggf. ihrer Aufführung in Deutschland behandelt: „The Zoo Story“, „The Death of Bessie Smith“, „The Sandbox“, „The American Dream“, „Tiny Alice“, „Malcolm“, „Seascape“ und „All over“. - Der vorliegende Brief wechsel liefert somit wertvolle Einblicke in Produktion, Intention und Rezeption der Theaterstücke Edward Albees in Zusammenarbeit mit Pinkas Braun. Über diesen heißt es im Lexikon „Theater International“ (Berlin, Henschel, 1995): „Seine theatergeschichtl. Bedeutung liegt in der kongenialen Übertragung des dramat. Werkes von Albee“. - Alle Teile gelocht; einige Randschäden. Abbildung
2502 Apollinaire, Guillaume, franz. Dichter ital.-poln. Abstammung (1880-1918). Eigh. Brief m. U. „Gui“. 2 S. Mit roter Tinte auf dünnem gelblichen Papier. Gr. 8vo. O. O. 18.X.1915. 600 € Im Weltkrieg an einen Freund. “Mon ptit bon ami, J’ai reçu avec un grand plaisir ta lettre de St Nicolas je ne sais plus quoi (Meurthe et Moselle). (Avec la photo de la Cueillette de pommes.) Tu y es charmante et celui qui grimpe à l’échelle que tu tiens si gentiment est un homme heureux. Pour ma part je le félicite. - Je te remercie de tes appréciations flatteuses pour notre récent travail. Il a été rudement dur et il faut l’avoir vu, y avoir participé pour s’en faire une idée ...”. Er bedauere den Freund wegen seiner steten Müdigkeit und Erschöpfung. „... Moi, je vais extrèmement bien. - On ne parle pas de rétablir les permissions, aussi la mienne reste-t-elle douteuse. Il est certan qu’il faut que toutes les forces soient présentes et je comprends fort bien que les permissions pour le moment ... ceinture ...”.
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Köchinnen-Ärger 2503 Arnim, Bettine von, geb. Brentano, Ludwig Achim von Arnims Gemahlin, Schriftstellerin (1785-1859). Eigh. Brief m. U. „Bettine v Arnim“. 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse und Ringsiegel. Gr. 4to. (Berlin ca. 1832). 900 € An den Justizrat am Berliner Kammergericht, Heinrich Leopold von Strampff (1800-1879), mit der Bitte um juristischen Beistand in einer Dienstboten-Angelegenheit. „Ich bin beschämt Herr von Strampff, daß Sie so viel belästigt werden. Die Jeannette Leidenfrost ist heute durch meinen Bedienten aufgefunden, und hat in seiner Gegenwart beilie gende Aussage gemacht und unterzeichnet; sollte es nothwendig seyn, sie nochmals hierüber zu vernehmen, so ist ihre Wohnung in der Burg straße bei Baronin von Schimmelpfennig ... ich hoffe daß Ihre freund schaftliche Gesinnung Ihnen diese Fürbittenden ertragen helfen ...“. - Beiliegend ein Quartblatt mit der erwähnten „Aussage“: „Daß die Geh lert bei Frau von Arnim als Köchin auf 1 Monat angenommen war mit der Bedingung daß wenn sie der Herrschaft nicht genügend kochen könne, solle sie wieder abgehen; daß da sie nicht passend war sie bei ihrem Abgang ihren Lohn der ihr zukam emfangen [!]; daß sie auch gleich nachher in einen andern Dienst gezogen ist, bescheinige ich mit mei nes Nahmens Unterschrift, und kann es der Wahrheit gemäß bezeugen. J. Leidenfrost“. - Ferner beiliegend ein Billet des mit Strampff befreun deten Juristen Martini, an Strampff gerichtet: „Guten Morgen! Die alte Gehlertsche Sache nimmt noch kein Ende - anliegend ein festes Decr., dessen Betrag Du wohl von Fr. v. Arnim einzuziehen die Güte hast ...“ [18.XII.1833]. Mit dem Vermerk: „Uebersandt an Frau v. Arnim. 20.12.“ - An Bettinens Brief kleine Defekte am rechten Rand.
2504 Barbey d‘Aurevilly, Jules, französ. Schriftsteller, Dandy und Exzentriker, berühmt für seine bizarr-dämo nischen Erzählungen, insbesondere „Les Diaboliques“, die viele moderne Übersetzer und Illustratoren zu neuen Edi tionen reizten (1808-1889). Eigh. Brief m. U. “Jules Barbey d’Aurevilly”. 1 S. Kl. 4to. (Paris, um 1855). 400 € An den Bühnenautor Charles Narrey (1825-1892), zu dieser Zeit auch Mitdirektor des „Théâtre de l‘Odéon“ in Paris. “Mon cher Narrey, Je suis d’une hardiesse de page avec Vous, mais Vous ètes, Vous, d’une bonté de Souverain. Je viens encore Vous demander une loge pour demain Vendredi si vous jouez Mauprat. J’ai une famille de province à qui je dois de la reconnaissance et qui pour le moment est à Paris. Lui faire voir Mauprat est une galanterie que je veux lui faire, grace à Vous. Vous m‘avez tellement comblé que je suis presque timide, mais Vous me rassurerez ...“. - „Mauprat“ ist ein fünfaktiges Theaterstück von George Sand. - Von Narrey stammt auch ein Stück über George Brummell, das Barbey d‘Aurevilly sicherlich interessiert hat. - Derselbe. Eigh. Manuskript. 1 S. (Grüne Tinte). Kl. 4to. O. O. (ca. 1860). - „Le plus profond interêt et la plus grande gloire de l’histoire, c’est d’ètre écrite par ceux qui la font … la simplicité seule du récit de l’action historique par qui l’a commise l’emporte sur le talent et même sur le génie des historiens qui la rap portent et qui la jugent et qui y ajoutent toujours, plus ou moins leur prestige, en la racontant ... C’est ainsi, par exemple, que les lettres inédites de la Reine d’Angleterre, Henriette Marie de France, publiées récem ment par M. le Comte de Baillon, la montrent maintenant plus grande que ne l’avait montré l’histoire.“ - Mit mehreren Streichungen und Ver besserungen. - Die Ecken beschnitten; leicht stockfleckig; rückseitig Montagespuren. - Der Autor, selbst Literatur- und Kulturkritiker, wurde
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von anderen Kritikern wegen seines Dandytums (er verehrte Lord Brummell) und Snobismus kritisiert, der ihnen als übertriebene Nach ahmung Lord Byrons erschien. - Beiliegend eine Ausfuhrgenehmigung des französischen Kulturministeriums.
Der politische Bauernfeld 2505 Bauernfeld, Eduard von, liberaler Wiener Schrift steller, mit Schwind und Schubert befreundet, Ehren bürger Wiens (1802-1890). Eigh. Gedichtmanuskript. 4 S. Doppelblatt. 8vo. (Wien ca. 1849-1850). 250 € Seite 3-6 eines Doppelblattes, das insgesamt 19 der jeweils 2-6 Zeilen umfassenden „Zahmen Xenien“ enthält, in Gedichtform gefasste Kom mentare zur Revolution und ihren Folgen, die Bauernfeld ca. 18491850 in unterschiedlicher Anzahl und Reihenfolge in mehreren Zeit schriften veröffentlicht hat. Einige Auszüge: „Wenn die Welt des Taumels müde ist, / Und überall rings Friede ist, / Und alles nur der Ruh‘ bedacht - / Da kommen die Kleinen / Und Super-Feinen, / Und sagen, das hätten sie gemacht. - Metternich wie Napoleon / Erlag der Revolu tion; / Ihr Knäblein aber unverdrossen / Habt muthig ihren Schlund verschlossen. - Die Sach zerfiel in Zänkerei‘n, / Es hat nicht anders kom men können; / Deutscher Kaiser will keiner seyn, / Will‘s keiner auch dem Andern gönnen. - Das ist Alles Kraut und Stroh - / Ach, erleuchte sie, mein Herr! / Gagern ist kein Mirabeau, / Robert Blum kein Robe spierre ... So kam der März, so kam der Mai, / So kam auch das Ermat ten; / Die Sonne wünschtet Ihr herbei, / Und suchtet dann den Schatten.“ - In der Wiener „Wochenschrift für Kunst und Literatur“ vom 21. Novem ber 1850, wo 28 „Zahme Xenien“ unter Bauernfelds Namen abgedruckt sind, finden sich nur 2 aus unserem Manuskript. Gesammelt erschienen die Xenien erst 1887 unter dem Titel „Poetisches Tagebuch. In zahmen Xenien von 1820 bis Ende 1886“ bei Freund & Jeckel in Berlin. - Gering braunfleckig.
2506 Benn, Gottfried, Dichter und Arzt, einer der bedeutendsten dt. Lyriker des 20. Jhdts (1886-1956). Eigh. Ansichts-Postkarte m. U. „Ihr Benn“. 1 S. (Schwarzburg, Thüringen) 31.VIII.1931. 450 € An Elsa Fleischmann (1899-1987) in Berlin. „... viel haben Sie in diesen Tagen hier nicht versäumt. Wetter teils trübe, teils regnerisch u. das Hotel W. H. gefällt uns auch nur begrenzt. Herr R. [sein Begleiter, der Verleger Erich Reiss] sagt, das Essen bekommt man für 1,40 M. im Pschorr ... Aber die Aussicht von den Zimmern - die ist wirklich bezau bernd u. wir nehmen ab u. zu für 1 M. o. 0,50 M. davon, um den Pensi onspreis herauszubekommen ...“. - Die Bildseite der Karte (die noch einen Gruß des Verlegers und Reisebegleiters Erich Reiss enthält) zeigt ein Foto des Schlosses Schwarzburg. - Mit „W. H.“ ist das Hotel „Weißer Hirsch“ in Schwarzburg gemeint. - Horizontale Knickfalte.
„in meinem unendlichen Schmerz“ 2507 - Eigh. Brief m. U. „Benn“. 2 S. Mit eigh. Umschlag. 4to. Berlin 31.I.1946. 1.200 € An Hilde Nommensen. Ergreifender Brief nach dem Selbstmord seiner Ehefrau Herta. „... Else C. Kraus [die mit Benn befreundete Musikerin]
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sandte mir Ihre an sie gerichtete Karte, in der Sie von meiner so sehr geliebten verstorbenen Frau sprechen ... Der Aufenthalt von Herta im Sommer 44 in Oeynhausen war ihr ein solches Glück gewesen, da es die Heimat ihrer Mutter war, dass sie ganz davon erfüllt blieb, solange sie noch um mich war. Sie sprach auch viel von Ihnen und von Frau Brandt, sodass Sie beide für mich in Hertas Leben verwoben sind und über ihr Grab hinaus mit in mein Dasein gehören. Erlauben Sie also, dass ich auch nochmals zu Ihnen in meinem unendlichen Schmerz spreche, Herta verloren zu haben und sie in ihrer letzten Stunde nicht nicht habe trösten u. halten zu können. Mein Schmerz lässt nicht nach mit der Zeit, sondern wird immer tiefer und breitet sich zu einer so grossen Trauer in mir aus, dass ich sie nicht mehr werde überwinden können. Lassen Sie mich dies noch einmal aussprechen zu Ihnen, gewis sermassen als der Gestalt von Oeynhausen, dem Ort, von dem sich
Hertas Gedanken nie gelöst hatten ...“. - Ein Riss im unteren Rand mit Transparent-Klebstreifen repariert. - Dabei: Else C. Kraus, eine der beiden mit Benn befreundeten Musikerinnen „Die Buschis“ (18991979). Eigh. Postkarte m. U. „PAC“. 1 S. Wuppertal-Barmen 31.12.1945. - Gleichfalls an Hilde Nommensen. Nach Mitteilungen über ihr Haus Wylerberg kommt sie auf Herta Benns Tod zu sprechen: „... Denke Dir: Hertha [sic] Benn hat sich Anf. Juni das Leben genommen (Mor phiumspritze) in Neuhaus-Elbe, kam nicht mit d. Andern mit, ging zurück, fand ihr primitives Quartier schon besetzt u. tat es dann, war wohl ohne Nachricht v. ihrem Mann aus Berlin, glaubte ihn tot. Es war viel zu viel für f. ihre zarte Konstitution, sie war fast immer krank. Er lebt nun ganz einsam, kann u. will sich nicht davon erholen. Hat gute Praxis ...“. Abbildung
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Gottfried Benn als Arzt 2508 - Eigh. ärztlicher Bericht über Verschreibungen, ohne Unterschrift. Auf einem Rezeptblatt mit gedruck tem Briefkopf „Dr. G. Benn. Facharzt für Hautkrankhei ten“. 1 S. 4to. Berlin-Schöneberg 30.VIII.1950. 300 € „Frau Ellen Lüdke, Lichterfelde West ... erhielt vom 12 VIII 50 an: 1) 600 000 E. Penicillin ... - 2) 5 intravenöse Einspritzungen von Neosal varsan 0,45 - 3) zu Beginn der Kur: 3 Einspritzungen ...“ (etc.). - Leicht vergilbtes Papier. - Dabei: - Friedrich Wilhelm Oelze, Jurist und Mäzen in Bremen, mit Gottfried Benn langjährig befreundet (1891-1978). 2 eigh. Briefe m. U. „F. Oelze“. Zus. 4 S. Mit den Umschlägen. Gr. 4to und gr. 8vo. Bremen 10.IX.1966 und 31.XII.1968. - An den Arzt und Herausgeber der medizinischen Schriften Gottfried Benns. Oelze bedankt sich für ein ihm übersandtes Widmungsexemplar und fügt mancherlei interessante Bemerkungen über den Dichter an: „... Wäh rend die fachmedizinischen Abhandlungen ziemlich weitab von mei nen Interessen und vor allem ausserhalb meines Beurteilungsvermö gens liegen, hat Ihr Nachwort mich immer ausserordentlich gefesselt. Sie zitieren ... den Brief von Frau Fleischmann, in dem das ambivalente Verhältnis B.‘s zur Wissenschaft überhaupt (‚ich bezweifle den Satz von der Kausalität zu sehr ...‘ usw.) mit schonungsloser Offenheit sich äussert. Die Wissenschaft - im strengen Sinne - einerseits bejahen, andrerseits ihre Resultate, ihre Begriffe überhaupt, lediglich als Stoff, als Material für seine ‚Perspektiven‘ gelten lassen (sie also als ‚Wissen schaft‘ für nichtig zu erklären): diese Antinomie festzunageln und der Versuch sie aufzulösen war eigentlich die Initialzündung zu unserer Korrespondenz im Jahre 32 ... Wir haben sehr selten - und wenn, nur obenhin - über seinen Arztberuf gesprochen, er kannte meine Scheu vor der Medizin und den Aerzten, besonders den Chirurgen, meine Leiden pflegte er gern als Neurosen zu erklären. Über sein Spezialfach haben wir uns kaum jemals unterhalten; ich könnte mir aber denken, dass die venerischen Krankheiten für ihn weniger ein medizinisches als ein menschliches, ‚anthropologisches‘ Problem bedeuteten ... Dass er den Blick des geborenen Arztes hatte (‚mein Röntgenauge‘, sagte er mir einmal) steht ausser Frage; sicher wäre er, in andrer ärztlicher Funktion, ein glänzender Diagnostiker gewesen ...“ [10.IX.1966]. Ende Dezember 1968 bedankt sich Oelze für das ihm zugesandte „Epitaph für G. B.“. „... Ich freue mich, dass diese Wellmann‘sche Anthologie der so heftig divergierenden Andichtungen Benn‘s bei Ihnen Zustim mung ... gefunden hat, ich finde sie berechtigt. Kritik von anderer Seite, soweit sie mir zu Ohren gekommen ist, war kaum mehr als ein beding tes ‚Nun ja‘ ... Gewiss, Benn ist zur Zeit kein Thema für die Deutschen - Brecht hört auch bereits auf es zu sein - kein Thema insbesondere für unsere Revolutionäre im Alter von 20-34, die bislang von dem Privi leg ausgiebig Gebrauch machten, aus ihren wohlgeheizten Etagenwoh nungen das Zeitgeschehen mit ihren sozialmoralischen Kommentaren unverbindlich akkompagnieren zu dürfen. Nein, Benn mit seinem ‚aesthetischen Hermetismus‘ ist für sie vieux jeu, der ‚letzte Spitzweg‘ sche Regenschirm‘ ... Alle fünf Jahre eine neue Weltenwende (in der Literatur, d. h. an den Schreibmaschinen der Reich-Ranicki u. Genos sen) ... Die Undankbarkeit, die blatante Ungerechtigkeit der Deutschen gegenüber ihren grossen geistigen Emanationen ist so horrend wie erschreckend; dem geistigen Antipoden, gerade ihm, mit dem Respekt zu begegnen, wie er Potentaten gebührt, und wie er bei civilisierten Nationen, sagen wir Frankreich oder England, zu den Selbstverständ lichkeiten gehört, das war unserem Volke von jeher fremd --- unsere Kritik war fast immer die Denunziation des Andersdenkenden oder die persönliche Diffamierung des geistigen Antipoden, - aber daneben die galoppierende Modernität! ... Gut, Benn wird immer wohl zu
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jenem ‚zweiten Olymp‘ der Deutschen gehören, jenen im Grunde Ungeliebten, am Rande Geduldeten, meistens von der Zunft Verschwie genen, zu denen (um ein paar illustre Namen zu nennen) gehören: die Kleist, Büchner, Börne, Heine, Nietzsche, - in dieser Reihe sehe ich auch Benn, lassen wir die ‚literarhistorische‘ Qualifikation einmal beiseite ...“.
Großer Reinfall in Wuppertal 2509 - 2 eigh. Briefe m. U. „G. B.“ bzw. „G. Benn“. Zus. 3 S. 8vo. Berlin-Schöneberg 22.I. und 27.X.1953. 600 € An die ihm befreundeten Musikerinnen Alice Schuster und Else C. Kraus, genannt „Die Buschis“. „Liebe Buschis, wir sitzen zu Euern Füssen u. lauschen Cchen [d. i. die Pianistin Else C. Kraus]. Bitte, ruft mich an, wenn Ihr Zeit habt zwecks Wiedersehn [22.I.] ... Ihr lieben schönen Frauen, wie reizend war es, Euch zu sehen, nehmt nochmals meinen herzlichen Dank dafür. Hoffentlich seid Ihr gut nach Hause gekommen u. Elses‘s Abstinenz hat sich gelohnt. In Wuppertal gab es einen grossen Reinfall, da der von Erich als nett geschilderte Dr. Leep trotz meiner schriftlichen und mündlichen Bitten keinen Lautspre cher hatte aufstellen lassen. Der Saal überfüllt, die hinteren Reihen murrten, ich wurde wütend, hatte keine Lust mehr, machte es kurz, holte nur mein Honorar, drehte allen den Rücken u. ging nicht in die Nachfeier ins Hotel. Ein armseliger Provinzonkel, dieser Herr Dr. L.! ...“ [27.X.1953].
2510 - Herzfelde, Wieland, kommunistischer Schrift steller und Publizist, Gründer und Leiter des Malik Verlages, Professor für Literatursoziologie (1896-1988). 3 Briefe m. U. „W. Herzfelde“, der erste Brief eigenhändig, die beiden anderen maschinenschriftlich. Zus. 4 S. Mit den Umschlägen. Gr. 4to und quer-gr. 8vo. Hévíz (Ungarn) und Berlin 1963-1967. 400 € An den Mediziner Prof. Dr. Werner Rübe, der sich mit der Persönlich keit Gottfried Benns als Arzt beschäftigte und dessen medizinische Schriften herausgab. An Herzfelde hatte Rübe geschrieben und nach dessen Kenntnis von dem Dada-Prozess gefragt, den Walter Mehring in seinen Briefen (siehe die nächste Katalog-Nummer) schilderte und dabei Gottfried Benns Gutachten zugunsten Mehrings erwähnte. Herzfelde antwortet handschriftlich, da er aus einem Krankenhaus in Ungarn schreibt. „... Ich kannte Dr. Benn seit 1915 - von dem erwähn ten Gutachten höre ich indessen zum erstenmal von Ihnen. Folglich kann ich darüber nichts mitteilen. Auch dürfte es für mich nicht leicht sein, etwas zu erfahren. Um welchen Streitfall hat es sich gehandelt. Das Thema interessiert mich - umso mehr, als ich mit den wohl bedeu tendsten Satirikern Deutschlands: Grosz, Tucholsky und Heartfield verbunden war ... Sollte es mir möglich werden, Ihnen das gewünschte Aktenzeichen zu besorgen, lasse ich es Sie wissen ... Wissen Sie viel leicht, wer der Anwalt war, der das Gutachten bestellte? [15.X.1963] ... Herzlichen Dank für die Übersendung Ihres Aufsatzes ‚Gottfried Benn und die Medizin‘ ... Stark beeindruckt hat mich Ihre Stilkritik, der ich weitgehend zustimme. Nur möchte ich sagen, dass psychische oder sexuelle Erkrankungen wie Krankheiten überhaupt nicht notwendig eine minderwertige künstlerische Produktion bedingen. Ich finde diese Behauptung für [!] so verfehlt, wie etwa die von Eckermann-Goe
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen the, das Klassische sei gesund, das Romantische krank. Auch glaube ich, kommt man schwer darüber hinweg, auch Erkrankungen der Gesellschaft da zu konstatieren, wo individuelle Gesundheit vorherrscht. Ebenso kann das Umgekehrte eintreten ... Sobald meine Zeit mir erlaubt, möchte ich diese Zeilen durch längere Ausführungen zu präzi sieren versuchen ...“ [Berlin 3.II.1967]. - Der dritte Brief über einen geplanten Besuch Rübes bei Herzfelde.
2511 - Mehring, Walter, Schriftsteller, Dadaist, Kaba rettist (1896-1981). 3 eigh. Briefe m. U. „Walter Mehring“. Zus. 4 S. Mit den eigh. Umschlägen. Gr. 4to und gr. 8vo. Ascona und Zürich 1966-1969. 800 € An den Mediziner Prof. Dr. Werner Rübe, Herausgeber der medizini schen Schriften Gottfried Benns, der Mehring nach Erinnerungen an Benn gefragt hatte. Mehring sendet in drei Briefen ausführliche Äuße rungen über Gottfried Benn aufgrund seiner persönlichen Begeg nungen und Eindrücke. „... Die Staatsanwaltschaft hatte 1919 Anklage erhoben gegen mich als den Autor eines Dadasongs (‚Unzüchtigkeit und Verhöhnung der Reichswehr‘); gegen Wieland Herzfelde als den Herausgeber unserer Zeitschrift ‚Jedermann sein eigener Fußball‘. (Nur diese eine Nummer erschien - jede weitere Ausgabe wurde verboten.) Unsere Anwälte hatten als Sachverständige geladen: Alfred Kerr (des sen Zeugnis in seiner Abwesenheit verlesen wurde). Dr. Gottfried Benn, der sein längeres (sarkastisches ) Gutachten vortrug. Er verwen dete es später in einem Essai über den ‚Zusammenhang von Sexualpathologie und Satire‘. Eine Abschrift des ursprünglichen Textes hatte er mir dediziert. Sie fiel mit anderen Briefen von ihm und anderem Privat besitz der Haussuchungsplünderung durch die S.A. in der Wohnung meiner Mutter zum Opfer (am 27. Februar 33). Sehr vage erinnere ich mich, daß ein Abdruck in einer abseitigen Zeitschrift (‚Der Einzige‘?) erschien. Berliner Zeitungen berichteten kurz über den Prozess ... und auch über die Gutachten von einem Herrn Professor Brunner (Fach mann für unsittliche Litteratur) im Namen der Staatsanwaltschaft, von Gottfried Benn, der ihn in einen ‚gelehrten‘ Disput verwickelte, und Alfred Kerrs Schriftsatz [Ascona 11.III.1966] ... nur einige Randgedan ken zu Ihrer Studie Gottfried Benn. Ihre psychopathologische Analyse auf Grund seiner Schriften - der Wortwahl, der Assoziationen seiner Verse - scheint mir, soweit ich als Laie es beurteilen kann, höchst bemer kenswert. ‚Die pünktliche Pedanterie der Armee mit dem festen Kor sett des zeitlichen Tagesablaufes nahm sich seiner Schizothymie an ...‘. Das Korsett: das ist mir bei allen Begegnungen mit ihm aufgefallen. Den Phänotypen Benn betrachten Sie mit den Augen des Wissenschaft lers (doch zugleich mit einer seltenen Sensibilität für das Poetische, das Lyrische). Es hat mir vieles erklärt, was mir beim späteren Benn, dessen Frühwerke mich - oft wider Willen - fasziniert hatten, unbegreif lich geblieben war ... Seine Begeisterung für das ‚Führerwesen‘ - Sein Gefasel von der ‚Suprematie der Arischen Rasse‘ ... Ich hatte Ihnen, glaube ich, geschrieben, warum ich in Berlin, Anfang der 50. Jahre, eine Einladung Gottfried Benns ablehnen musste: weil ich es Else LaskerSchüler (im Exil) gelobt hatte [Ascona 13.I.1967] ... Gottfried Benn: das ist ein, für mich, heikles Theam. Der Lyriker der MORGUE-Verse, den ich aus dem Kreise Theodor Däubler, George Grosz, Else LaskerSchüler gekannt hatte, war ein anderer, als der schizophrene Pamphle tist, der - obwohl Biologe - von einer ‚arischen Rasse‘ faselte, dem ‚Füh rergeist‘ huldigte; die Exilierten verhöhnte. - Das Werk eines Dichters wird nie verjähren. Aber seine Sünden wieder den Geist, die er wissent lich begangen hat, bleiben unverzeihbar ...“ [24.III.1969]. Abbildung
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Über göttliche Gnade und über Kafka 2512 Brod, Max, österr. Schriftsteller, Kafkas Freund und Förderer (1884-1968). Eigh. Brief m. U. „Max Brod“. 2 S. auf 2 Bl. Mit eigh. Umschlag. Gr. 4to. Tel Aviv 27.XI. 1953. 300 € An einen Lyriker in Niedersachsen. Brod berichtet, dass er, von einem dreimonatigen Aufenthalt in Europa zurückgekehrt, zu Hause „unend lich viel Arbeit“ vorgefunden habe, so dass er leider nur kurz antwor ten könne. Im Gegensatz dazu ist der vorliegende Brief jedoch außeror dentlich umfangreich und gehaltvoll. „... Was Ihre religiösen Skrupel betrifft, so kann ich als Jude diese nur vom universalen Standpunkt aus, nicht vom spezifisch christlichen her beantworten. Karl Jaspers hat ein ausgezeichnetes Büchlein geschrieben, ‚Der philosophische Glaube‘ ... er zeigt, daß Philosophie und Religion vereinbar sind, ja einander gegen seitig unterstützen. Dieses Büchlein hat mir viel gegeben ... Über die gleichen Fragen habe ich in meinen Werken ‚Heidentum, Christentum, Judentum‘, auch in ‚Diesseits und Jenseits‘ geschrieben. Die Gnade nun ist ein zentraler Begriff, sowohl der christlichen wie der jüdischen Religi on. Sie bezieht sich meiner Ansicht nach auf Konflikte, in denen wir die Ohnmacht unserer bloß menschlichen, begrenzten Kräfte fühlen - und demütig darauf warten müssen, daß eine höhere Macht uns den Weg zeigt. Was in unseren Kräften liegt, müssen wir tun, um das
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ wogen, Ihnen trotz meiner wahnsinnigen Arbeitsüberlastung zu antworten ... Zu dem Wort ‚Trotzdem‘: Kafka schrieb es oft, wo man ‚obwohl‘ erwartet. Zuerst habe ich es korrigiert, dann aber dem Wörter buch von Sachs-Villatte entnommen, daß es als Konjunktion zwar unüblich, aber dort nicht falsch ist ...“.
2513 - 2 eigh. Briefe m. U. „Max Brod“. Zus. 21/2 S. Mit 1 eigh. Umschlag. Kl. 4to und folio. Tel Aviv 6.IX.1954 bzw. Zürich 28.IX. [1954]. 200 € An denselben, der ihm zum Geburtstag gratuliert hatte. „... kann ich mir doch sagen, daß ich mich ehrlich um die großen Werte der jetzt so bedrohten Kultur bemüht habe. Vom 14.-18. Oktober werde ich in Hamburg sein, ich spreche über Kafka, ferner über Cicero. Sollte Ihr Weg Sie nach H. führen, wird es mich freuen, Sie kennen zu lernen. Ich bin dort von der Gesellschaft für christl.-jüd. Zusammenarbeit (Erich Lüth) eingeladen [6.IX.] ... In Ihren Gedichten ist zweifellos viel Schö nes, Gefühltes, - namentlich die Naturbilder und das Mädchen treten hervor. An vielen Stellen scheint mir das Konkrete noch zu fehlen, das Einmalige, Unverwechselbare, das ich in der Lyrik Goethes und Möri kes so sehr liebe. Jedenfalls zeugen Ihre Verse von musikalischer Bega bung und redlichem Bemühen ... Am Samstag Abend 16. Oktober findet mein Vortrag über Kafka statt. Am Nachmittag ... könnte ich mir wohl am ehesten eine Stunde frei machen. - Man hat mich im Hotel Alster hof einquartiert, obwohl ich eigentlich solche Luxushotels nicht liebe u. eine bescheidene Gaststätte vorgezogen hätte ...“ [28.IX.].
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Richtige zu finden. Es geht nicht an, daß wir die Dinge Gott überlassen, so lange wir nicht alles, was in Menschenhand steht, geleistet haben. Aber freilich selbst durch unsere größte Anstrengung und den besten Willen haben wir kein verbrieftes Recht erwirkt, daß nun die Gnade eingreifen wird ... sie kann durchaus auch einfachen Menschen, wie etwa Ihren Eltern, die, wie Sie schreiben, sich für Literatur und Religion nicht wie für ‚Lebensfragen‘ interessieren, geschenkt werden, wenn sie redlich sind und Gutes tun. Ebenso auch Völkern, die nicht jenen Glauben haben, den Sie, wie es scheint, für den einzig richtigen halten. Hier weicht wohl der jüdische Glaube vom christlichen ab ... Dagegen mußte Dante im 4. Gesang seiner Hölle selbst Vergil (sein Vorbild), Homer, sogar Abraham, Jakob etc. in die Hölle, allerdings in den ober sten leichtesten Kreis, placieren. Wie schwer es ihm geworden ist, in diesem Punkt der christlichen Dogmatik zu folgen, an die er sich aber seinem ganzen Weltbild gemäß halten mußte, - das bitte ich Sie, dem über alle Maßen großartigen Werk der ‚Göttlichen Komödie‘ selbst zu entnehmen ... Was Kafka anlangt, so kann ich Sie nur auf mein ... Büch lein ‚Franz Kafkas Lehre und Glauben (Kafka und Tolstoi)‘ verweisen ... Ihre Begeisterung für Kafkas ‚Betrachtung‘ teile ich in vollem Maße. Kafka hat diese Prosastücke auf meine Bitte aus seinem Tagebuch ausgewählt. Sie schienen ihm also gewiß wertvoll ... Ich halte Ihre Bemer kung über den Bucephalus für richtig. Sie beweist, daß Sie ein feines Gefühl für die Werte der Dichtung haben. Und das hat mich auch be-
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2514 Busch, Wilhelm, Dichter, Zeichner und Maler, genialer Karikaturist von epochaler Bedeutung (18321908). Eigh. Gruß m. U. „Wilh. Busch“ auf einer Gemein schafts-Postkarte. (Bleistift). Halberstadt 31.VIII.1903. 150 € Von mindestens drei Personen beschriebene Postkarte mit Ansichten aus Lamspringe, abgeschickt in Halberstadt nach England zu einem Fräulein Cl. Neuse in Trearddur Bay in North-Wales. Wilhelm Busch nahm offenbar an dieser Wanderfahrt teil und schreibt: „Auch von mir freundliche Grüße Wilh. Busch“.
2515 Chesterfield, Philip D. St., 4. Earl of, engl. Staats mann und Schriftsteller, Freund von Pope, Swift und Vol taire (1694-1773). Eigh. Brief m. Namenszug am Kopf. 1/4 S. Mit Adresse. 4to. O. O. “Monday Morning” (7.II.1757). 300 € An den Diplomaten und Politiker Sir Thomas Robinson, den späteren Baron Grantham, wegen der Verschiebung einer Einladung. “Lord Chesterfield makes his compliments ... and desires that the appointment with Mr. Wilton may be put off till Thursday morning. He having been very much out of order these two days, and being not yet well enough to venture out today ...”. - Eine untere Ecke abgeschnitten. - Dabei: Lady Anne Thistlethwayte Stanhope (1759-1798). Eigh. Brief m. U. „A. Chester field“. 1 S. O. O. 1798. - An eine königliche Hoheit, deren Loge im Drury Lane Theatre sie gern benutzen möchte. “... Should your Royal High ness not have disposed of your Box at Drury Lane on Thursday Evening, I shall think myself particularly obliged if you will allow me to make use of it ...”.
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2516 Creuzer, Friedrich, Heidelberger klass. Philologe und Symboliker, von Karoline von Günderrode schwär merisch verehrt (1771-1858). Eigh. Brief-Konzept m. U. „Friedrich Creuzer“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse. Gold schnitt. Folio. Heidelberg 16.IX.1837. 350 € Wohl Entwurf eines Dankschreibens an Louis Philippe I., König der Franzosen, den „Bürgerkönig“, der ihm den Orden der Ehrenlegion verliehen hatte. „Eure Majestaet haben die Gnade gehabt, einem deutschen Professor in meiner Person durch Ertheilung des Ordens der Ehren legion eine grosse Auszeichnung zu gewähren; wofür Hoechstdenselben ich meinen unterthänigsten Dank in deutscher Sprache auszusprechen wage. - Unterthan und Diener eines guten und liebenswürdigen Für sten blicke ich im Geist oft zum benachbarten Frankreich hinüber, und preisse es glücklich, von einem Koenige beherrscht zu werden, dessen Kraft und Weisheit diesem mächtigen Reiche die Wohlthaten der Civili sation und dem ganzen Europa die Segnungen des Friedens zu erhalten und zu sichern vermag. - Auf meinem Standpunct, als Lehrer und Schriftsteller, muss ich aber besonders den hohen Geist bewundern, mit welchem Eure Majestaet das ganze Gebiet der Wissenschaften und der Künste zu überblicken pflegen ...“. - Creuzer war bereits 1825 zum auswärtigen Mitglied der „Académie des Inscriptions et Belles-Lettres“ ernannt worden. - Das feste Papier mit Goldschnitt könnte darauf hin deuten, dass es sich nicht um einen Entwurf, sondern um den Original brief handelt. - Etwas gebräunt. Abbildung
Im Exil: „Erfolglosigkeit, Schlaflosigkeit, Einsamkeit“ 2517 Ehrenstein, Albert, expressionistischer Lyriker, Erzähler und Kritiker, emigrierte 1932 in die Schweiz, 1941 in die USA (1886-1950). 2 eigh. Briefe m. U. „Albert Ehrenstein“. Zus. 21/2 S., der erste Brief auf liniiertem Papier. Gr. 4to und gr. 8vo. New York 14. und 25.V.1946. 450 € An die Schriftstellerin und Journalistin Friderike Maria Zweig (18821971), die versuchte, dem depressiven Autor mit Rat und Tat zu helfen, z. B. bei der Suche nach einem Erholungsort mit geeignetem Quartier. „... Sie sind mein braver, lieber, guter Engel! Vielleicht ahnen Sie manch mal, wie mir zu Mute ist: fast lebensmüde! Warum? Erfolglosigkeit, Schlaflosigkeit, Einsamkeit. Das Wiederkäuen solcher ‚keiten‘ läßt bei-
nah die Ewigkeit gediegener erscheinen. Krankheit und Armut wirken auf die Dauer niederdrückend und selbst so komische Erfolge wie die Mitteilung des präsumptiven Nicht-Verlegers von Sealsfield, ‚Ein gewis ser Herr Mayer hat das einzige Exemplar bestellt‘, bleiben ohne langhin erheiternde Wirkung. Ob ich Ihnen unter diesen Umständen das Risiko zumuten kann, als zweite Subskribentin zu kandidieren, vermag mein Galgenhumor nicht zu ermessen ... Vielen Dank für Ihre Bemühungen für Loewy, der sie durchaus verdient. Leider hat das Canby-Comitee gar kein Geld. Der Mann verdient für sich und seine ebenfalls kranke Frau $ 25 und kriegt es dabei noch fertig, immer wieder Pakete nach Wien u. Prag zu schicken - jüngst sandten diese armen Pelikane die eigene Winterbettwäsche nach Wien. Leider bin ich in seinem Arbeitsgebiet (musik. Gehör) nicht sachverständig ...“. Ferner Überlegungen zu einem Erholungsaufenthalt bei einer Miss Norment in Hartwick, der aber scheitert, weil das Haus nicht hoch genug in den Bergen liegt, um Ehren steins gesundheitliche Probleme zu lindern. Abbildung
2518 Fechter, Paul, einflußreicher Publizist, Feuilleto nist, Kritiker und Schriftsteller (1880-1958). Eigh. Brief m. U. „Fechter“. 11/4 S. Gr. 4to. Berlin-Lichtenrade 4.IX. 1952. 150 € An einen ehemaligen Kollegen, bei dem er sich für „gutes Gedenken“ bedankt und sich über einen Zeitungs-Autor amüsiert, der ihn als „konservativen Patriarchen“ bezeichnet hatte. „... Kennen Sie den Mann? Er meint es ja sichtlich nett, aber sehen ist eine noch schwierigere Kunst als Schreiben u. will gelernt sein ... Wie seltsam das ist, dass das Einst Schritt für Schritt doch wieder auftaucht! Nur von den einst nächsten, wie Fiedler, hab ich nichts wieder gehört, höchstens indirekt. [Peter] Bamm meldet sich so alle drei Jahre mit einem Buch, Werner sehe ich gelegentlich in München: sonst sind die Leutchen verschollen. Mit Recht; sie sind jung u. ihr Leben geht schon einen andern Wellenzug als ich ihn einmal ging ... Über die neue Zeitungswelt denke ich etwa wie Sie; aber dafür können die Jungen nichts, sondern die törichte Aufgabe, vor die man sie gestellt hat. Traditionslos arbeiten ist eine verdammt schwere Aufgabe: hätte man die neuen Generationen in Blätter gesetzt, die Vossische Zeitung, Deutsche Allgemeine, meinetwegen sogar Lokalanzeiger hiessen, hätte man nach 1945 die alten Blätter, die gros sen wieder aufgemacht, statt noch die Reste zu zerstören, die Jungen hätten es wesentlich leichter gehabt ...“.
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Die Probleme eines Büchersammlers 2519 Goeckingk, Leopold Friedrich Günther von, preuß. hoher Finanzbeamter, Dichter und Schriftsteller, Mitglied des Halberstädter Dichterkreises, dem Göttinger Hain nahestehend, Almanach-Herausgeber, Publizist und Illu minat (1748-1828). Eigh. Brief m. U. „Goeckingk“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. Deutsch Wartenberg (Schlesien) 26.X.1815. 450 € An die Nicolaische Buchhandlung in Berlin. Dankt für erhaltene Schrif ten und bedauert, dass nicht alles Bestellte gekommen sei. „... bin aber für die sich deshalb, wenn gleich vergeblich, gegebene Mühe, eben so sehr verbunden. Daß Schriften, wie Hrn v. Rochows Berichtigungen, sich so ganz vergreifen, und doch nicht wieder aufgelegt werden, war mir unerwartet. Von H. v. Thümmels Reise setze ich den vollständigen Titel ... her: Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich, im Jahre 1785 bis 1786 ... Ich bitte, gelegentlich bey Hrn. Göschen wegen der fehlen den Theile nochmals kurz Frage zu halten. Die Ausgabe auf Druckpapier verlange ich nicht. Sind jene einzeln nicht zu haben, so wünschte ich den Preis des Ganzen zu erfahren. - Die neue Bibl. der schönen Wissens. [chaften] besitze ich nun complet, bis auf den 45sten Band, den ich mir noch zu schicken bitte; ich hatte, als ich meinen vorigen Brief schrieb, mich nicht gleich erinnert, daß die übrigen, als fehlend angegebenen, beym Buchbinder in Züllichau waren, von dem ich sie jezt zurück erhal ten habe; dabey hat er mir aber zugleich gemeldet, daß am 26sten Bande von Kleins Annalen, vom Buchstaben M. an die lezten Bogen fehlen, und dieser Band nur bis L. gehe ... Die Anlage ersuche ich Hrn. Hofr. Parthey zuzustellen ...“. - Gleichmäßig etwas gebräunt; das Siegel beim Öffnen ausgeschnitten.
2520 Goethe, Johann Wolfgang von, Dichter, Theater leiter, Staatsmann und Naturforscher (1749-1832). Brief m. U. „Goethe“. 1 S. 4to. Unter Glas gerahmt mit schma ler versilberter Leiste. Weimar 22.X.1805. 4.000 € In Riemers Handschrift an Herrn „Weiße“, wohl den Kupferstecher A. Weise, wegen des Nachlasses des Jenaer Mediziners und Botanikers August Batsch (1761-1802), der als Professor an der Universität und Direktor des Botanischen Gartens in Jena vielfältigen Kontakt mit seinem Vorgesetzten Goethe gehabt hatte. „Fürstliche Commission hat zwar die Absicht mit den Batschischen Erben, wegen des naturhistori schen Nachlasses, übereinzukommen; doch könnten Sie ... denen Lieb habern, welche sich melden, einstweilen antworten, einige Forderung thun und die Gebote vernehmen, auch solche alsdann fürstlicher Commission mittheilen. Man würde dadurch über den billig mäßigen Preis vielleicht am ersten aufgeklärt werden ...“. - Weise hatte in Batschs Todes jahr 1802 dessen Porträt gestochen. - Nicht in der Weimarer Ausgabe. Abbildung
2521 - Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar, Freund und Förderer Goethes (1757-1828). Eigh. Billet m. U. “Carl August”. 1/2 S. 8vo. (Weimar 1.XII.1796). 200 € „Hier schicke ich Ihnen was eingebunden ist; meinen Brief an B. lege ich bey, ich bitte ihn mit Erster Post abzuschicken; ich weiß keine andere Instr[uction]. die ich ihm geben könnte. Leben Sie wohl. Carl August mpp.“ - Vom Empfänger datiert „d. 1 Dec 1796“.
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2522 - David d‘Angers, Pierre Jean (eigentl. P. J. David), berühmter franz. Bildhauer und Medailleur, schuf in Deutschland Büsten von Goethe, Tieck, Schelling u. a. (1788-1856). Eigh. Brief m. U. „David d‘Angers“ und Adresse. 1 S. Gr. 8vo. Paris 23.VI.1846. 250 € An Ledru Rollin. „J‘ai le plaisir de vous offrir ... le modèle de notre médaille des Polonais, en vous remerciant d‘avance du petit coin que vous voudrez bien lui accorder dans votre appartement. - Il n‘a pas dépendu de moi que la medaille parut plustôt; la reduction ... a été fort longue, nous avons encore à attendre le fondeur, puis le graveur des lettres, et malgré toute ma bonne volonté de les presser je n‘obtiendrai pas grand chose ...“.
2523 - Schütz, Christian Gottfried, klassischer Philologe und Humanist, Professor in Jena und Halle, Gründer und langjähriger Herausgeber der wichtigen „Allgemeinen Litteraturzeitung“ (1747-1832). Eigh. Brief m. U. „Schütz“. 4 S. 4to. (Halle 5.X.1823). 250 € An eine „Frau Professorin“, der er mit vielen schmeichelhaften, char manten Worten zu ihrer neuen „Würde“ (Heirat eines Professors) gratuliert. Er habe einen wohlgegründeten Anspruch darauf, ihr als erster zu schreiben, „als Professor nehmlich, um Ihnen, meiner nunmehrigen liebenswürdigsten Frau Collegin, meine innigsten Glükwünsche zu Ihrer so fröhlich erlangten Professur darzubringen. Ja ich bin eigentlich zum erstenmal auf diese Würde stolz, nun ich mir einer solchen Frau Collegin in ihr bewußt bin. Und dieses Bewußtseyn ist für mich ein höchst wohlthätiges, da ich mich sonst bei der Vergleichung unsrer beiderseitigen Professuren nur mit dem tiefsten Gefühl der Demüthigung durchdrungen fühlen kann. Denn Sie, meine holdseeligste Frau Colle gin, haben die Ihrige durch den himmlischen goldgelokten Amor, ich aber die meinige nur durch das Testimonium eines höchst irdischen, in einer gräßlichen Beutel-Perükke, mir gravitätisch auf den Zahn füh lenden Examinator‘s erhalten. Ihnen hat der Sohn der göttlichen Aphro dite das Examen, falls er bei seiner Schwester noch eins nöthig gefun den, gewiß, mit brüderlichster Liebe, eben so angenehm und leicht gemacht, als das meinige langweilig und schwer war. Ihr Lehrstuhl ist der Tempel der Grazien, der meine ein alter hölzerner Catheder. Den Ihrigen umgaukeln Amoretten, der meine ist von beschmierten Bänken und Pulten umgeben. Ich lese die trockne Theorie der schönen Künste und trage die menschlichen Dummheiten der Universalgeschichte vor; Sie dociren die schöne Natur und nur die reizendsten ‚Privatbegebenhei ten der Geschichte und ich docire nur dem Bruder Studio. Ihnen aber sitzt ein Profeßor selbst zu Füßen! - Aus alle dem geht nun zur sonnen klarsten Evidenz hervor, daß Ihre Profeßur in eben dem Grade eine hoch poetische, als die meinige eine platt prosaische ist; und so bringt denn der prosaische Professor, hier auch in schlichter aber herzlichster Prosa, seine und der Seinigen innigste Glükwünsche, Ihnen und Ihrem verehrtesten, trefflichen Gatten, zu dem fröhlichen Antritt Ihrer poetischen Professur, meine Theuerste, dar! ... Gedenken Sie bei den mitfol genden Almanachen auf das merkwürdigste Jahr Ihres Lebens, die, edeln deutschen Frauen, der Liebe, und auch der Freundschaft gewidmet sind, zuweilen freundlich Ihres Sie innigst verehrenden Schütz ...“. - Kotze bues „Das merkwürdigste Jahr meines Lebens“ war 1801 erschienen, das „Taschenbuch für edle deutsche Frauen“ 1802, das „Taschenbuch, der Liebe und Freundschaft gewidmet“, von 1801-1841. - Von alter Hand ist der Brief auf den 5. Oktober 1823 mit Bleistift datiert und Christian Gott fried Schütz zugeschrieben. - Faltenrisse und einige Anstreichungen.
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2525 Goltz, Bogumil, westpreußischer Schriftsteller, Orient-Reisender, Ethnologe und Psychologe, lebte in Thorn (1801-1870). Eigh. Brief m. U. “Bogumil Goltz”. 3 S. Gr. 8vo. Thorn 16.X.1866. 150 € An seinen Verleger. „... Soeben im Begriff nach Warschau u. Petersburg zu reisen, wohin ich Einladungen habe - erhalte ich Ihren so freund schaftlich gütigen Brief - Wie sehr bedauere ich nicht geglaubt zu haben: daß Sie nach den Kriegs Geschichten Muth auch nur zum kleinsten Verlag haben würden - Dem [!] Manuskript bedarf der letzten Feile u. Abschrift unter 4 Wochen ists nicht zu schaffen - Vor Ostern 67 komme ich nicht zurück. Zu Pfingsten 67 spätestens könnten Sie ein Manu skript haben ... Meinen besten Witz würde ich dran setzen - Richten Sie sich gütigst nach diesem festen Versprechen ein, wenn Sie so Lust haben. Ihre Worte haben mich bis in die Seele erquickt. Also die Men schen in Linz denken doch noch an Bogumil Goltz! - Die Thaler thun es nicht allein - sondern das Andenken ...“. - Mit den „Kriegs Geschich ten“ spielt Goltz auf den deutsch-österreichischen Krieg an. - Welcher Verleger und welches Buch gemeint ist, bleibt unklar. Mit einer Aus nahme sind von Goltz seit 1853 alle Bücher in Berlin erschienen. - Am unteren Rand leicht braunfleckig.
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2524 - Wolzogen, Caroline von, geb. von Lengefeld, Schillers Schwägerin, Schriftstellerin, als Gemahlin eines hochrangigen Diplomaten, Geh. Hofrats und Kammer herrn verkehrte sie in Weimar mit allen literarischen Größen (1763-1847). 2 eigh. Briefe m. U. „“C v Wolzogen“ und Adresse. Zus. 2 S. Quer-gr. 8vo bzw. gr. 8vo. Jena 29.VIII.1843 und 21.X.1844. 450 € An den „Geh. Hofrat Schultz“, d. i. der Nationalökonom und Landwirt Friedrich Gottlob Schulze (-Gaevernitz), Professor in Jena. „ich sehe eben aus einer Zeitung, daß meine Freundin die Staatsräthin Koenen [?], in Berlin gestorben ist. Den Nachlaß ihrer Pappiere hat sie Streckfuß, übergeben. Wüßten Sie mir zu sagen, ob dieser noch in Berlin, oder schon in Zeitz wohnt? Verzeihen Sie ... diese Anfrage, aber die Sache beunruhigt mich sehr, wenn diese Pappiere in unregte Hände fielen wär es mir sehr unangenehm, auf Streckfuß verlaße ich mich [29.VIII.1843] ... Der Erbgroßherzog war heut gegen 3 Uhr bei mir, u. hatte sogleich zu Ihnen geschickt, es war sein Hauptmotiv des Hierherkommens, sich mit Ihnen wegen der Einrichtungen in Zwätzen zu besprechen wie er mir sagte. Es tat ihm sehr leid Sie nicht zu finden, u. bat mich Ihnen zu sagen Sie mögten doch ja, wo möglich noch in dieser Woche zu ihm nach Weimar kommen jener Angelegenheit wegen ...“ [Jena 21.X.1844]. - Der preußische Geh. Oberregierungsrat und Schriftsteller Karl Streck fuß zog sich 1843 nach Zeitz zurück, um dort seinen Lebensabend zu genießen, starb aber bereits 1844 auf einer Reise in Berlin. - Mit den „Einrichtungen in Zwätzen“ bei Jena ist der von Schulze geleitete land wirtschaftliche Verein gemeint, der auch eine Lehranstalt hervor brachte. - Einige beim Öffnen der Briefe entstandene Defekte.
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2526 Gutzkow, Karl, bedeutender liberaler Schrift steller, Dramatiker, Kritiker und Publizist, dem Jungen Deutschland nahestehend, Förderer Georg Büchners (1811-1878). Eigh. Brief m. U. „Gutzkow“. 12/3 S. Doppel blatt. Gr. 8vo. (Weimar) 10.IV.1863. 150 € An eine Dame. „... Sie machen mich glücklich, daß sich der gestrige Schicksalsspruch: Sie reisen am Abend ab! versagt hat und ich Sie doch noch heute sehen soll. Obgleich ich mich leider nicht recht wohl fühle, so ist doch mein Tag heute schon ziemlich eingetheilt - von 1 bis 7 bin ich kaum meiner Herr. Ich denke, ich poche bei Ihnen um 11 Uhr, also binnen einer Stunde an. Denn daß Sie zu mir kommen wollen, wäre von Collegen gegen Collegin zu viel verlangt ...“.
2527 Haringer, Jakob, Lyriker (1883-1948). GedichtTyposkript mit eigh. Brief als Begleitschreiben und Um schlag. 10 S. Typoskript und 2 S. eigh. Brief m. U. „Harin ger“ und Gesamttitel (Bleistift). Ebenau bei Salzburg (ca. 1935). 450 € „Neue Verse von Haringer für W. Buller“. Enthält die Gedichte „Ewige Liebe. - erlöst -. Resignation. Vor der Weihnachtskrippe. Der Tod. Unmut. Lästerung. Marienlied. Die Jahre. An den Traum.“ - Dazu schreibt der Dichter (auf der Rückseite eines Manuskript-Ablehnungs-Formulars der Zittauer Morgen-Zeitung) an seinen Gönner Buller in Duisburg: „... wie mag es wohl Ihnen ergehen?! ... leider, leider lebe ich noch! & wie!!! ich nächtige in einer alten Holzfällerhütte & lebe von den Beeren des Waldes. Wann hat man endlich ausgehungert, ausgelitten!!!? Wenn Sie können, helfen Sie mir & falls Ihnen die Verse gefallen schicken Sie mir doch soviel auf ein Abendessen & eine Zigarre. Heißen Dank dafür!! ...“. - Der eigentlich begabte Dichter erhob im Lauf der Zeit seine noto rische Armut gleichsam zum „Geschäftsmodell“, und es gibt kaum ein Schriftstück von ihm, in dem er nicht von sich das Bild des „armen Poeten“ zeichnet. - Der Umschlag unauffällig im Falz verstärkt. Abbildung
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2528 - Eigh. Postkarte m. U. „Haringer“. 1 S. Wien (31.I.1935).
250 €
An seinen Mäzen W. Buller in Duisburg. „.. Warum lassen Sie, Verehr ter, so gar nichts mehr hören?? in schlimmster, allerschlimmster Stun de gedachte ich Ihrer & Ihrer edlen Güte. Heute denkt niemand mehr in Güte meiner. Es ist wurscht, daß ich seit Monaten wieder buchstäb lich gehungert & obdachlos bin, aber: in dieser eisigen Kälte besitz ich nicht mal einen Mantel. Schuh & Anzug sind total zerfetzt. Sie waren stets & oft mein rettender Engel: Vielleicht haben Sie bitte gelegentlich einen ganz alten Mantel oder einen ganz alten Anzug. Wie dankbar wär‘ ich Ihnen!! so ist man gar kein Mensch mehr & es deprimiert furcht bar ohne Mantel & in Fetzen herumlaufen müssen. An wen sollte ich mich denn sonst wenden, wenn nicht an Sie, der Sie mir stets Hilfe und Rettung waren & ein edles Herz für den Armen hatten. Ich wär, trotz allem längst in meiner dtschn Heimat, hätt ich das Fahrgeld ...“.
Hoffmann von Fallersleben und die Anfänge der Germanistik 2529 Haupt, Moritz, bedeutender Philologe und Germa nist, Mitbegründer der modernen Germanistik, befreun det mit Lachmann und Hoffmann von Fallersleben, Pro fessor in Leipzig und Berlin, dort auch Ständiger Sekretär der Akademie der Wissenschaften (1808-1874). 2 eigh. Briefe m. U. „Haupt“. Zus. 8 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Zittau 31.XII.1834 und 4.I.1836. 600 € An den Bibliothekar und später bedeutenden Sinologen und Botaniker Stephan Ladislaus Endlicher (1804-1849) in Wien. Sehr frühe und außerordentlich gehaltvolle Briefe des jungen Gelehrten aus seiner Heimatstadt Zittau, wo er seinen kranken Vater betreut, sich aber bereits mit großem Eifer der klassischen Philologie und der Germanistik
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ widmet. Die in munterem Ton gehaltenen Briefe (er versucht sich auch mit zwei Witzen) beschäftigen sich mit einer Vielzahl von philologi schen Spezialfragen, vor allem mit korrekter Übersetzung und Deutung einzelner Texte des klassischen Altertums. Bei früheren Wien-Besuchen hatte sich Haupt mit Endlicher befreundet, der zu dieser Zeit noch an der Hofbibliothek die Handschriften verwaltete und katalogisierte. Haupt bedankt sich bei seinem „theuersten Freund“ noch einmal für die damalige gastliche Aufnahme. „... Ich lebe jetzt sehr in wiener erin nerungen, die Hoffmann‘s besuch angefrischt hat. die schönen, arbeit samen und ergiebigen tage, die ich in Wien verlebt habe, werden mir unvergeßlich bleiben ... Hoffmann ist in Leipzig in seinen buchhändle rischen geschäften recht glücklich gewesen, davon wird er Ihnen wohl selbst schreiben, obwohl er, wie ich soeben sah, noch auf dem sofa rastet. - Ihrer grammatischen arbeiten freue ich mich von herzen. ganz abge sehen von dem nutzen, den Ihr antritt zu der ausgabe der grammatiker in materieller hinsicht, d. h. durch Ihren beistand und Ihre hülfe gewin nen muß, ist es gewiß schon deshalb erfreulich, daß Sie dem werke Ihre förderung widmen, weil durch Eichenfeld‘s hypochondrische ängstlich keit und duch Reinecke‘s hinderliche einmischung die ganze sache niemals zu stande gekommen wäre ...“. Er würde gern Endlichers Wunsch erfüllen, nach Wien überzusiedeln. „... indessen will ich Sie gleich im voraus mit einer recension Ihrer grammatiker bedrohen. besser wenigstens als die der fragmente soll sie wer den und die jahrbücher nicht ganz verunstalten. ich bin jetzt gerade auch mit der lecture der lateinischen grammatiker beschäftigt, bloß zum behuf einiger weniger anmerkungen über das fragment de generibus vocabulorum. Ich denke bald nach Ostern sollen erscheinen: Gratii et Nemesiani carmina ex recensione M. H. & Accedunt anecdota vindobonensia (1.) der herrliche hymnus, 2.) de generibus vocab., 3.) de miraculis mundi) in dem herrlichen hymnus und in dem tractat über das genus der substantive habe ich einige coniecturen gemacht ... hinderlich an der bear beitung ist es mir daß ich viele bücher, oft um eines unbrauchbaren citats willen, mir aus Dresden u. Leipzig schicken lassen muß ... Zum gratius habe ich mir eine abschrift des pariser fragments bestellt. Haben Sie doch die güte den schluß des gratius in der wiener hs. noch einmal nachzusehen, vielleicht hat das reagens nachträglich gewirkt ... Hin sichtlich des Charisius habe ich Lindemann ausgeforscht. Unter 5 jahren giebt er ihn gewiß nicht heraus, d. h. - niemals ... Schön wäre es, wenn Sie in Neapel zugleich das fragment des Festus vornähmen; aber freilich würde dieß nicht wenig zeit kosten, da es auf die minutioseste bestim mung der größe der einzelnen lücken ankommt ... Zur medaille gratu liere ich. In Ihrem brief an Hoffmann (der noch immer ohne zu schrei ben faullenzt) sind Sie (pace tua dixerim) recht hypochondrisch. Wie hätten denn die fragmente ohne Ihre hülfe ediert werden können? ... mit vollstem rechte heißen die fragmente Ihr und Hoffmann‘s gemein schaftliches werk, und daß Sie dies bereuen zeigt zu meiner betrübnis, daß Ihr rastloser fleiß der wißenschaft zwar sehr nützt, aber nicht Ihrem unterleibe. - Zu Ihren gothischen studien viel glück. von einer ausgabe der gothica müßen wir abstehen. Wie mir Maßmann (dem, sowie der leipziger universitätsbibliothek der herr von Fallersleben die fragmente verehrt hat) erzählte, haben zwei Altenburger (wenn ich nicht irre ist einer davon der mandschurische Gabelenz) in Upsala den codex argenteus sorgfältig verglichen zum behuf einer ausgabe des Ulfilas, die sie veranstalten. - Ein ahd. handwörterbuch wäre freilich ein verdienstli ches werk, da Graff‘s opus allzu abenteuerlich ist; aber ich getraue mich nicht, es zu unternehmen, Hoffmann wohl eher. Es gehört viel dazu, althochd. sachen zu behandeln, wie Lachmanns (noch nicht aufgege bene) ganz ausgezeichnet herrliche abhandlung über das Hildbrandslied auf‘s neue lehrt. Hoffm.[ann] ist im althochd. weit mehr zu Hause als ich. Helfen wollte ich übrigens gern. Für die nächste zeit wird Hoffm.
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durch ein neues collegium (encyclopädie der deutschen philologie), durch den 2ten theil der pfundgruben und den 3tten der Horae belgicae vollauf beschäftigt sein. - unsere blätter werden recht hübsch. ohne alle vorrede wird das erste heft durch vielseitigkeit unsere tendenz zeigen. Für das zweite heft hoffen wir interessante beiträge von Wackernagel. vergeßen auch Sie uns nicht, zunächst mit den chinesischen thiermär chen. Daß Ihr Schi-king bloß für sprachkundige bestimmt ist bedauere ich a-sinus (der Witz ist mir verunglückt) ... Auf den catalog freue ich mich; Sie werden dadurch eine scharte der hofbibliothek auswetzen; Mosel‘s geschichte nämlich ist doch gar zu nichtig ...“ [31.XII.1834]. Im zweiten Brief, zwei Jahre später, nimmt er betrübt zur Kenntnis, dass von der Hofbibliothek und den mittelalterlichen Handschriften zum Naturaliencabinet übergewechselt ist. „... eigentlich thut es mir leid Sie von der bibliothek gschieden zu wissen. wie viel schönes wür den Sie noch in handschriften, einbänden und fidibusstreifen entdeckt haben! und was wird denn nun aus den analecten und aus dem hand schriftencataloge? Geben Sie nur nicht etwa über der naturgeschichte die philologie ganz auf, das würde mich in stille Wuth versetzen ...“. Bringt dann doch noch eine bibliographische Bitte vor, die ihm - mit Recht - einigermaßen peinlich ist: „... mein vielerwähnter gratius sammt anhang könnte längst im druck sein, wenn ich nicht die ciceronischen aratea mitherausgeben wollte. hierzu bedurfte ich einer collation, die denn endlich vor einigen tagen aus Paris angelangt ist. während ich auf diese warte, kommen mir auf unerklärliche weise einige blätter des fragmentarischen tractates über die genera nominum, dessen nachwei sung wie fast mein ganzes buch ich Ihnen verdanke abhanden und mir bleibt nur die vermuthung übrig daß ich diese blätter aus versehen mit alten papieren verbrannt habe. dieser verlust ist mir um so empfindli cher, weil ich mir bewußt bin auf dieses fragment nicht geringen und nicht erfolglosen fleiß verwendet zu haben ...“. Bittet nun Endlicher, die verlorenen texte in der Hofbibliothek noch einmal mit allen Details und Formaten für ihn abzuschreiben. „... Ich schäme mich in der that meiner zumuthungen; aber Sie allein können mir helfen ...“. Mit den „altdeutschen Fragmenten“ sind die „Fragmenta theotisca“ gemeint, die Endlicher gemeinsam mit Hoffmann von Fallersleben bear beitet und 1834 bei Gerold in Wien herausgegeben hatte. Haupt hatte noch im selben Jahr eine ausführliche Besprechung geliefert. - Die genannten Friedrich Lindemann, Hans Ferdinand Maßmann, Hans Conon von der Gabelentz (der 1833 eine mandschurische Grammatik herausgegeben hatte) und Wilhelm Wackernagel waren ebenso Philolo gen wie die noch berühmteren Karl Lachmann und Hoffmann von Fallersleben. - Mit „unsere Blätter“ meint Haupt die Zeitschrift „Altdeutsche Blätter“, die er gemeinsam mit Hoffmann von Fallersleben 1836-1840 herausgab. - Haupts Handschrift zeigt zu dieser Zeit übri gens eine verblüffende Ähnlichkeit mit der eines anderen großen Germanisten: Jacob Grimm. Abbildung Seite 127
2530 Holz, Arno, Lyriker, Dramatiker und Satiriker, Vorkämpfer des literarischen Naturalismus (1863-1929). Rundschreiben in faksimilierter Handschrift, einschließ lich der Unterschrift „Arno Holz“. 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin 25.X.1913. 60 € Der ewig in Geldnöten befindliche Dichter wendet sich hier in einem Faksimiledruck seiner schönen Handschrift an seine Leser, mit dem Anliegen, finanzielle Zuwendungen zu erhalten. „... Unter ergebner Bezugnahme auf die Anlage, Seite 6, zweite Hälfte, ... richte ich hier durch an alle diejenigen, die damals so hilfsbereit gütig waren, sich an jener Sammlung für mich zu beteiligen, die herzliche Bitte, mir ihre
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen betreffenden Beträge, falls möglich, gütigst nochmals zuzuwenden, indem ich mir dann erlauben würde, diese Summen als erhaltene Darle hen zu betrachten ... Es ist möglich, daß auch dieser Versuch, meine Arbeit und Tätigkeit, die ich für unsre deutsche literarische Entwick lung nach wie vor von erster, grundwertiger Bedeutung halte, dieser Entwicklung zu erhalten, wieder scheitern wird, aber ich hätte mir dann wenigstens nicht den Vorwurf u machen, durch feiges, unzeitiges Verschweigen meiner Lage diese Lage selbst zu einer, wie ich sonst über zeugt wäre, dauernd aussichtslosen gemacht zuhaben ...“. - Einer jener „aggressiven Bettelbriefe“, mit denen er prominente Schriftsteller und Künstler „überfiel“. Holz hauste in Schöneberg in einer armseligen Dachkammer, „vollgekramt mit verstaubten Manuskripten“ (Voß, Reise führer für Literaturfreunde: Berlin).
2531 - Eigh. Brief m. U. „Arno Holz“. 2 S. (Bleistift). Doppelblatt. 4to. O. O. 31.VIII.1925. 200 € Ausführlicher Beschwerdebrief an den Dietz-Verlag, wegen der säumi gen Drucklegung des letzten Bandes seiner 10bändigen Werkausgabe. „... Allen Versprechungen, die mir die Druckerei bisher immer wieder und wieder gemacht hat, zum Trotz, bedaure ich, Ihnen unter dem heutigen Datum erklären zu müssen: mein Werk, dessen sämtliche einschlägige Schlußmanuskripte ich mehr als genügend rechtzeitig abge liefert habe, wird verspätet fertig und wir erleben mit ihm einen so gut wie sicheren buchhändlerischen Reinfall, wenn nicht jetzt endlich, noch in elfter Stunde, vom Verlag aus ein allerheiligstes Donnerwetter dazwischen fährt und die Druckerei dadurch veranlaßt wird ... endlich auch ihre Versprechen zu halten!!! ...“ (etc.). Erörtert die Seiten, die Termine, die Ergebnisse und gelangt zu der Bilanz: „... und so bleibt mir nichts übrig, als für alle Eventualität schon heute ‚meine Hände in Unschuld zu waschen‘! ...“. - Gelocht.
2532 Kerner, Justinus, Arzt und Dichter (1786-1862). Eigh. Brief (Billet) m. U. „Dr Kerner“. 1 S. 8vo. Weinsberg 27.XI. o. J. 250 €
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An einen Verleger. „... Ich sollte nothwenig wissen, wie weit jezt das übersandte Manuscript (mit dem hier folgenden) reicht, um die ferne re Abtheilung und Sendung darnach richten zu können ...“. - Beiliegend eine neuere fotografische Reproduktion eines Kerner-Porträts (ganze Figur, sitzend).
ich versuchte (vergeblich) Sie heute anzutelefonieren. Ich bin einige Tage in München, wohne Herzogstr. 42/III l, schreiben Sie mir, wann und wo ich Sie sprechen kann ...“.
„pour les vers je suis liés“ 2533 Klabund (d. i. Alfred Henschke), Dichter und Übersetzer (1890-1928). Eigh. Brief m. U. „Klabund“. 2 S. Doppelblatt. Kl. 4to. Davos (Schweiz) 16.I.1928. 350 € Im Jahr seines frühen Todes an Paul Barnay, Intendant der Vereinigten Breslauer Bühnen. „... interessiert Sie eine neue russische Komödie , die im heutigen Russland spielt: ‚Die Liebe auf dem Lande‘ von J. M. Woikow, 1 Frau, 4 Männer. Ich habe die Übersetzung ein wenig poliert. Die gemeinsame Uraufführung mit Hamburg wäre noch frei ... Warum spie len Sie ‚Kirschblütenfest‘ nicht? großer Erfolg überall. (Die 25. Auffüh rung ist dieser Tage in Hamburg, die Première in Wien dieser Tage.) ...“. - Lochung unterlegt; kleine Tintenverwischung. - Dabei: Derselbe. Eigh. Postkarte m. U. „Klabund“. 1 S. (Bleistift). (München 20.VI.1924). - An den Schriftsteller und Feuilletonisten Ephraim Frisch in München. „...
2534 Lamartine, Alphonse de, franz. Schriftsteller und Politiker, führender Lyriker der franz. Romantik (17901869). Eigh. Brief m. U. „Lamartine“. 2 S. Doppelblatt mit Adresse. Gr. 8vo. St. Point 8.VII.1836. 200 € An Charles Buloz, Chefredakteur der „Revue des deux Mondes“. Bedankt sich für dessen Angebot zur Zusammenarbeit. “... Mais que faire seul? La Politique est aux oeuvres collectives. Or j’ai un gout trop invincible pour la Politique pour écrire en prose autre chose? Il n’y a que les vers qui de tems en tems méritent d’être écris pour eux mêmes et vous savez que pour les vers je suis lié. À mon retour à Paris si nous trouvons à nous réunir quatre ou cinq têtes dans une même pensée je ne dis pas non. Jusque là je ne vois pas la de quoi me décider à renoncer à mon oisif loisir politique où la chambre m’a laissé et où je reste avec délice ...”.
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Lamartine als Revolutionär 2536 - Eigh. Brief m. U. „Lamartine“. 2 S. Gr. 8vo. O. O. (April 1848). 200 € An eine gleichgesinnte Dame im Revolutionsgeschehen. “... Je suis bien fier d’un parail aide de camp dans la campagne que nous faisons pour la liberté et sous l’esprit humain. Je connais les faits de l’armée et je les com bats de toutes mes forces ... Dans deux jours je serai libre d‘aller diner avec notre prophète que je venere autant que je l‘aime ...“. - Im April 1848, nachdem Lamartine Außenminister und Chef der provisorischen Regierung geworden war, wurde er zum Mitglied der verfassunggeben den Versammlung für die (kurzlebige) Zweite Republik gewählt. Abbildung
2537 Lasker-Schüler, Else, Dichterin (1869-1945). Eigh. Postkarte m. U. „Else Lasker Schüler“. 11/2 S. Berlin 26.I.1929. 300 € An Dr. J. Veith in Prag. „... Mein Peter-Hille Buch ist noch nicht übersetzt. Ich allein kann die Erlaubniß geben, da Cassirers Verlag von mir und Anwalt verboten wurde eine neue Auflage zu drucken ...“. - Beiliegend eine neuere fotografische Reproduktion eines Lasker-Schüler-Porträts.
Kein Geld für alte Naturalisten 2538 Loerke, Oskar, Lyriker, Feuilletonist, Lektor beim S. Fischer Verlag, Sekretär der „Sektion für Dichtkunst“ in der Preußischen Akademie der Künste (1884-1941). 2 masch. Briefe m. U. „Oskar Loerke“. Mit Briefkopf „Preussi sche Akademie der Künste“. Zus. 11/2 S. Gr. 4to. Berlin 26.II.1927 und 25.III.1929. 300 € 2536
2535 - Eigh. Brief m. U. “Lamartine”. 11/2 S. Doppelblatt mit Adresse. (Mâcon, 25.V.1838). 200 € Aus Lamartines Heimatstadt Mâcon, wo er sich zur Wahl als Abge ordneter für das Parlament hatte aufstellen lassen, an Ed. Dubois in St. Laurent. „... Quant au suffrage électoral je vous dirai avec pleine sincérité que je redouterais, plus que je ne désirerais mon élection en ce moment. mais d‘un autre coté ma conscience d‘honnête homme me ferait un éternel reproche si par ma faute et par ma repugnance un mauvais choix avait lieux dans mon pays. Je reste donc entière ment neutre désirant toute autre nomination que la mienne, mais prêt à me dévouer si les honnêtes gens m‘imposent cette redoutable mission ...“. - Von 1838 bis 1848 wurde Lamartine in seinem Wahl kreis Mâcon stets wiedergewählt. - Gering fleckig; Defekte im Adressblatt. Abbildung Seite 129
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Jeweils an den Schriftsteller Hans Ostwald, der sich für verarmte, in Not geratene Kollegen eingesetzt hatte. Loerke antwortet jedes Mal ablehnend, nicht ohne eine gewisse steife Arroganz. „Auf Ihr an Herrn Dr. Wilhelm von Scholz gerichtetes Schreiben ... erwidern wir erge benst, dass es leider nicht möglich ist, den von Ihnen vorgeschlagenen Dichter Johannes Schlaf für die Verleihung des Ehrensoldes in Vor schlag zu bringen, da diese Mittel augenblicklich alle vergeben sind [1927] ... im Auftrage der Sektion für Dichtkunst an der Preussischen Akademie der Künste habe ich die Ehre, Ihnen auf Ihr gefälliges Schrei ben ... das folgende zu erwidern: Wir werden unseren Mitgliedern von der Feier zu Ehren Julius Harts gern Kenntnis geben, so dass die inter essierten Herren daran teilnehmen können. Bei der Kapitalsammlung für den Jubilar kann die Sektion dagegen leider weder als Spenderin noch als Werberin beteiligt sein ...“ [1929]. - Der mit zahlreichen viel gelesenen Büchern hervorgetretene, sehr bekannte Kulturhistoriker Ostwald wird es als nicht schmeichelhaft empfunden haben, hier von einem Kollegen als namenloser Bittsteller, als „sehr geehrter Herr“ und „mit vorzüglicher Hochachtung“ abgefertigt zu werden. - Kleine Büro klammer-Rostspur sowie Feuchtigkeitsspur am unteren Rand. Abbildung
2539 - Eigh. Postkarte m. U. „O. Loerke“. 1 S. Bad Mer gentheim 19.VIII.1930. 180 €
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen An Armin Schönberg in Dresden, der ihn um eines seiner Bücher gebe ten hatte. „... vielen Dank für Ihren Brief und die vielleicht zukunfts verheißende Beilage. - Ich bin krank und gebrauche hier die Kur. Ihren Wunsch kann ich in absehbarer Zeit nicht erfüllen, da fast jeder, der meine Bücher lesen will, mich darum bittet. Ich muß meine Bücher selbstverständlich zum Verschenken auch kaufen, und meine Arbeit ist ohnehin opfervoll genug. Verzeihen Sie mir, daß meine materielle Kraft nicht groß genug ist ...“. - Gebräuntes Papier.
2540 - Eigh. Brief m. U. „Heil Hitler! Oskar Loerke“. 2 S. Gr. 4to. Berlin-Frohnau 17.VIII.1940. 400 € An Herrn Puschmann, der sich kritisch zu der Auswahl der Texte in der zweibändigen Anthologie „Deutscher Geist. Ein Lesebuch aus zwei Jahrhunderten“ geäußert hatte, die, herausgegeben von Oskar Loerke und Peter Suhrkamp, 1940 bei S. Fischer erschienen war. Loerke be müht sich, die Einwände zu entkräften. „... selbstverständlich, wo es sich um fast 2 Jahrhunderte und viele Leser handelt, tauchen so viele Fragen auf, daß kein Einzelner die Zeit aufbrächte, sie so, wie es sein sollte, zu erörtern. Mit [Franz] Kugler haben Sie völlig recht. Der Text ist ein Auszug aus dem französischen Original Friedrichs [des Gro ßen], doch schien uns Kugler durch sein großes biographischens Fried richbuch, vor dem aber die Forschung nicht Halt gemacht hat (sodaß andere Stücke weniger geeignet erschienen) gerechtfertigt als Urteilen der, die deutsche Fassung Prägender und Auswählender herangezogen zu werden. Neue Übersetzungen haben wir nicht gebracht, aber eine ganze Anzahl von Zitaten. Friedrich hat ja auf das deutsche Geistesle ben einen so ungemeinen Einfluß gehabt, daß wir ihn berücksichtigen mußten. Etwas Deutsches außer etwa den unwesentlichen Briefen an den Kammerdiener Fredersdorf war nicht da ...“. - Ein weiterer Kritik punkt des Lesers war die Mörike-Auswahl. Loerke erwidert: „... Bei Mörike bitte ich Sie, die Composition der ganzen beiden Bände des ‚D. G.‘ zu berücksichtigen. M. zeichnet sich gerade durch die Trockenheit seines Berichtes aus, vergegenwärtigen Sie sich bitte Justinus Kerner, Die Blätter von Prevost, M‘s eigenen Maler Nolten u.s.w. Der Beitrag ist durch seine Anschaulichkeit, durch die herbeigezogenen Zeugenschaf ten und dadurch, daß er der einzige aus diesen Grenzgebieten in den zwei Bänden ist, wohl nicht unwürdig. So treten auch sonst manche Dichter hier nicht als Dichter (selbst nicht in der Zwitterform einer dichterischen Prosa) auf, sondern eher als gut und einfach darstellende Prosaiker. Übrigens wäre von Mörike noch ein Brief über drei Zeich nungen von Schwind in Betracht gekommen, aber über bildende Kunst hatten wir bereits genügend und bedeutsameres Material ...“. - Bemer kenswerte Offenbarung der Auswahlkriterien Loerkes und Suhrkamps bei dieser als besonders repräsentativ beabsichtigten Anthologie. Abbildung Seite 132
2541 Mann, Heinrich, Bruder Thomas Manns, Schrift steller (1871-1950). Eigh. Brief (Billet) m. U. „Heinrich Mann“. 2/3 S. Doppelblatt. Kl. 4to. Riva (Tirol) 12.I.1905. 150 € An einen Verleger oder Redakteur. „... Am 5. d. M. kündigten Sie mir die erfolgte Absendung meines Honorars an. Ich glaube Ihnen mitthei len zu sollen, daß ich nichts bekommen habe, damit Sie eventuell bei der Post reklamiren können ...“. - Gelocht. - Beiliegend ein Porträtfoto Manns (neuerer Hochglanz-Abzug). - Ferner beigegeben: Johannes R. Becher, expressionistischer, später kommunistischer Lyriker, National
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preisträger und Kulturminister der DDR (1891-1958). Eigh. Postkarte m. U. „Johannes R. Becher“. 1 S. (Bleistift). München, Krankenhaus links der Isar, 4.I.1915. - An den Schutzverband deutscher Schrift steller in München. Dankt für deren Brief, auf dessen Inhalt er wegen seines Krankenhaus-Aufenthaltes im Moment nicht eingehen könne. „... Also, wenn Sie die Güte haben, mein Ersuchen zu erfüllen, bitte die neue Adresse zu beachten.“ - Mit Empfänger-Vermerk: „Unerledigt! Eilt!“
2542 Mann, Thomas, Schriftsteller, Nobelpreisträger (1875-1955). Eigh. Postkarte m. U. „Thomas Mann“. 1 S. München 9.VIII.1919. 350 € An Adolf Linne in Bremen. „... Ihre Art, mir über die ‚Betrachtungen‘ zu schreiben, hat mich besonders wohlthuend berührt. Nehmen Sie meinen Dank und herzlichen Gruß! ...“. - Manns „Betrachtungen eines Unpolitischen“ waren im Vorjahr erschienen. - Die Schriftseite durch Poststempel-Spuren beinträchtigt.
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Rilke über die Natur der Liebe 2544 Rilke, Rainer Maria, Dichter und Übersetzer (1875-1926). Eigh. Brief m. U. „RM Rilke“. 4 S. Doppel blatt. Kl. 4to. Paris 12.XI.1913. 2.400 €
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2543 Meinke, Hanns, Berliner Lyriker und Dramatiker (1884-1974). Eigh. Manuskript mit späterer Widmung auf dem Titel. 8 Bl. in gefaltetem Bogen, jeweils einseitig beschrieben. Violette Tinte. 4to. O. O. 1919. 200 € „Die Flucht des Dionysos. Ein Vorspiel zu einem Reigen: Dionysos bei den Barbaren: Von Hanns Meinke: Wurde im Herbst des Jahres 1919 als Drittes Lyrisches Flugblatt der Merlin-Presse in 300 Exemplaren gedruckt: Nr. 150 auf Bütten ...“ (Titelblatt). Komplettes Exemplar der Reinschrift als Druck-vorlage, mit vereinzelten Druck-Anweisungen; das Stück wurde dann in Regensburg auf Wölunder-Japan gedruckt (Rodenberg, Deut sche Pressen, S. 158). Auf dem Titelblatt eine spätere Verfasserwid mung: „Oskar Schirmer mit bestem Grusz! Hanns Meinke. 13.XI. 1959.“- Der von George beeinflußte, mit einer Vielzahl von überwie gend lyrischen Werken hervorgetretene Dichter und Graphiker wird noch im Expressionismus-Band von Soergel emphatisch gewürdigt, aber weder bei Raabe (Die Autoren und Bücher ...), noch bei Aurn hammer (George) erwähnt. - Etwas unfrisch, wohl Gebrauchsspuren aus der Druckerei.
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Sehr schöner Brief an den früh-expressionistischen Dramatiker Reinhard Johannes Sorge (1892-1916, in Frankreich gefallen), dessen Drama „Der Bettler“ 1912 bei S. Fischer erschienen war. „... ich habe Ihre Adresse vermerkt und und lasse bald dorthin das versprochene Buch folgen; es zeigt sich, dass ich kein gebundenes Exemplar hier habe und ich bestelle nun eines, das mir der Inselverlag mit dem nächsten Postpaket mitzu senden haben wird ...“. Schickt vorläufig schon den Insel-Almanach und „die von mir übertragenen fünf Briefe der bekannten portugiesischen Nonne“ [das 1913 in der Insel-Bücherei erschienene Bändchen „Portugiesische Briefe. Die Briefe der M. Alcoforado“]. „... Ihr ‚Bettler‘, dessen Sendung Sie mir damals freundlich anzeigten, ist mir nicht zugekommen; ich merke eben, aus der Zusendung der Rundschau, daß der Fischer‘ sche Verlag noch meine spanische Adresse verwendet, vielleicht ist auch Ihr Buch über diesen Umweg gegangen und findet mich doch eines Tages hier. Übrigens habe ich es mir gleich damals nach Ihrem Besuch in München beim Buchhändler geholt, und gelesen hab ich es mehr als einmal mit aufmerksamster Theilnehmung. - Ich habe den Sommer über soviel Eindrücke intensiver und starker Art gehabt, daß es mir jetzt Mühe machen würde, bei nicht recht geordnetem Innern, die Antheile herauszuheben und zu beschreiben, die ein einzelner Gegenstand, Ihr Buch, innerhalb eines großen Umkreises von Einflüssen besitzt. Jeden falls bin ich Ihnen durch diese Vorbereitung nahe genug gekommen, um Ihre künftigen Schriften so herzlich zur Hand zu nehmen, wie ich mir das bei unserer kurzen Begegnung wünschte. - Für Rom, das mir so sehr lieb war und ist, wünsch ich Ihnen alles Günstige, und das es die Art fände, Ihnen seine Größe großmüthig beizubringen; es ist vielleicht der Orst innerhalb der europäischen Kultur, an dem sich alles am zeitlosesten hinnehmen und verwenden läßt ... Die Briefe der Nonne aus dem Hause Alcoforado gehörten seit Jahren zu den Erscheinungen, die an gewissen inneren Wendungen meines Weges über rechts oder links entschieden haben. Ich bewunderte in ihnen zweierlei; das unermeß liche Hinauswachsen der großen Liebe über diesen (unzulänglichen) Geliebten: (woraus sich mir die Vermuthung nahelegte, daß es die Natur der Liebe sei, über jeden, auch den besseren und höheren Geliebten, maaßlos hinauszuwachsen;) - und dann: die Redlichkeit, die beinah obstinate Genauigkeit dieser Liebenden ihrem immensen Gefühl gegen über, indem sie es nicht, von dem Treulosen fort, auf Gott hinbezog, wozu in der Heftigkeit dieses Gefühles selbst, in ihrer Verzweiflung, ja sogar in ihrem Stand soviel Anlaß gewesen wäre. Eine Nachschrift, in der das alles sollte angemerkt werden, habe ich, da meine Auffassung in manchem sich verschoben hat, im letzten Augenblick fortgelassen ...“. - Rom und die portugiesische Nonne standen jetzt im Mittelpunk von Sorges Interesse, denn er war in diesem Jahr mit seiner Frau zum katho lischen Glauben konvertiert. - Sorges Besuch im Jahre 1912 bei Rilke im Münchener Hotel „Marienbad“ wird in der Rilke-Chronik von Schnack-Scharffenberg nicht erwähnt. - Wenige kleine Stockfleckchen; inhaltlich prächtiger, gehaltvoller Brief. Abbildung
Ein frühes Gedicht Friedrich Rückerts? 2545 Rückert, Friedrich (?), Dichter, hervorragender Orientalist und Übersetzer (1788-1866). Eigh. Gedicht manuskript. 13/4 S. 8vo. O. O. März 1808. 2.000 €
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2546 Saar, Ferdinand von, österr. Schriftsteller, bedeu tender Erzähler (1833-1906, starb durch Selbstmord). Eigh. Manuskript eines Dramenfragments, mit nachträg licher Widmung u. U. „Ferdinand von Saar“. 12/3 S., halb spaltig eng beschrieben. Gr. folio. Döbling 31.X.1869. 300 € Erste Niederschrift vom Anfang des erst 1875 veröffentlichten Trauer spiels „Die Beiden de Witt“. Mit mehreren Streichungen und Verbesse rungen. „Erster Akt. Ein Platz im Haag. Es ist Nacht. Rechts mit einigen angrenzenden Häusern und erleuchteten Fenstern die Taverne zum Delphin, aus deren Innerem beim Aufziehen des Vorhanges wüster Lärm erschallt und mehr und minder gedämpft, die ganze erste Scene hindurch fortdauert. - Erste Scene. Johann Bareel und Junker van der Mögel treten im Dunkeln auf ...“. Der Text umfaßt die gesamte dialog reiche erste Szene. Darunter die Widmung: „Hasi (?) Max zur freund lichen Erinnerung. Döbling 31 Oktober 1869. Ferdinand von Saar“. Faltenrisse; mehrere Wasserflecken.
2547 Sahl, Hans, Schriftsteller, Journalist und Überset zer, in Berlin Kritiker der „Literarischen Welt“ und der „Neuen Rundschau“, Mitglied der Gruppe 47, emigrierte 1933 in die USA (1902-1993). Brief m. U. „Hans Sahl“. 1 S. Mit Umschlag. Gr. 4to. New York 25.I.1983. 150 €
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„Der Dichterruhm“. 7 Strophen zu je 6 Zeilen: „Freunde, laßt euch nicht betrügen! / Klein‘ und große Dichter lügen, / Wenn sie keck dem Ruhme schmähn. / Jeder träumt von Lorbeerkränzen, / Jeder will in Marmor glänzen, / Aber keiner wills gestehn. - Saaten, die für Ewigkeiten / Schil lers weise Hände streuten, / Giebt er euch für Blümlein nur, / Die, dem Boden kaum entsprosset, / Schnell in Saamen aufgeschosset, / Welkend schwinden ohne Spur. - Mir auch ist in vorgen Jahren / Wohl ein sol ches Wort entfahren, / Stolz von außen, innen leer; / Ich auch schmähte keck dem Ruhme, / Trat in Staub des Lorbeers Blume, / Doch nun thu‘ ich das nicht mehr ...“. - Von dem Antiquar Rosenthal im Jahr 1885 ohne jedes Bedenken dem 20jährigen Rückert zugeschrieben, wie der beiliegende Orig.-Katalogzettel mit hohem Preis-Ansatz („M. 22.-“) zeigt. Ein weiterer Vermerk auf dem Zettel besagt, dass Rosenthal das Gedicht am 13.9.1888 dem Schriftsteller Karl Emil Franzos verkauft oder zumindest angeboten hat. Die Handschrift des durchaus originel len Textes passt in der Tat zu dem jungen Rückert. Das Blatt guten Schreibpapiers ist offenbar aus einem Buch, vielleicht einem Notizbuch Rückerts, herausgetrennt. - Gering braunfleckig. Abbildung
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An eine ihm befreundete Verlagsvertreterin in Deutschland, wegen einer geplanten Ausgabe seiner gesammelten Schriften. „... ich habe oft an Sie und mit guten Gefühlen gedacht, und vor allem an unsere letzte Stunde in Frankfurt, da wir beide Hand in Hand wie Hänsel und Gretel staunend durch das Wunderland der Pornographie wander ten ... Ammann hat die Absicht geäussert, meine gesammelten Schrif ten herauszubringen und mit der Veröffentlichung der Memoiren im Herbst zu beginnen. Der gute Schöffling tut alles, was er kann. Es scheint kaum Geld da zu sein, und wenn das erste Buch kein Erfolg ist, d. h. wenn nur ein paar hundert (von 3000, die er drucken will) Exem plare verkauft werden, dürfte wohl aus der Gesamtausgabe nichts wer den. Ich stehe noch mit einigen anderen Verlagen in Verbindung ... Ich möchte Schöffling und Ammann nicht enttäuschen. Ausserdem kann sich ein Autor gar nichts Besseres wünschen, als einen Menschen zu haben, der sich um sein Schaffen kümmert und es betreut. Andererseits aber habe ich mittlerweile ein Alter erreicht, wo ich mich gedruckt sehen möchte - und auch etwa Geld ...“. Da die Adressatin neben Suhr kamp und Insel auch den Ammann Verlag vertrete, bitte er um ihre Meinung und Empfehlung, wie er sich verhalten sollte. - Gelocht; kleine Büroklammer-Rostspur und und kleine Verwischung im Namenszug. – Leider haben Briefe von Hans Sahl in letzter Zeit nur noch selten mehr als 150 Euro erzielt. Mit freundlichem Gruß, Rainer Theobald
2548 Sand, George (d. i. Amantine Lucile Aurore Dupin, Baronin Dudevant), französ. Schriftstellerin, befreundet mit vielen großen Musikern und Schriftstellern (18041876). Eigh. Brief m. U. „G Sand“. 3 S. Gr. 8vo. Paris 25. II. (ca. 1843/1844). 350 € Nach einem verlorenen Prozess an ihren Rechtsanwalt, den sie mit Weisheit und Festigkeit zu trösten bemüht ist. “Quand on gagne son procès on est plus préssé de remercier son avocat que quand on l’a
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen perdu, et c’est mal, c’est ingrat, c’est lâche. Pourtant je suis tombée dans ce péché et vous devriez ne pas me le pardonner. Je ne le pardonne pas à moi-même. Quoique ce ne soit pas aucune des mauvais sentiments que je signale, que j’ai été paralysée. J’ai eu toutes sortes de troubles et de contentions d’esprits depuis quelque temps. Je n‘étais bonne à rien, et j‘attendais pour vous aller voir, comme éclaircie dans mon cerveau. J‘irai maintenant, je demanderais à Monsieur Bourdet à quel moment on ne vous dérange pas en vain donnant une poignée de main. Vous avez admirablement plaidé ma petite affaire, à ce qu’on m’a dit. Vous ne pouvez pas plaider autrement et vous y avez mis tout le zêle possible, je le sais. Le tribunal a fait une erreur, je le crois, mais un autre tribunal la réparera, je l’espère. Ainsi n’ayez pas de regret, et croyez bien que je suis toujours aussi fière de vous avoir pour défenseur dans mes grands ou petits procès. Gardez moi votre bienveillance et ne me jugez pas ingrate. J’ai été dans ces derniers tems, dans une situation d’esprit excep tionelle qui m’avait fait oublier toute affaire positive de la vie. Vous savez qu‘on a de ces crises-là. Quand elles sont passé, on s‘effraye d‘être en retard avec les savoirs les plus sérieux et les plus doux ...“. - Im Text 2 kleine Brandflecken von Funkenflug. - Inhaltlich schöner, gehaltvol ler und charakteristischer Brief. Abbildung
Über Feuerbach, Makart und Spanien 2549 Schack, Adolf Friedrich Graf von, Dichter, Litera tur- und Kunsthistoriker, Diplomat, bedeutender Kunst sammler und Mäzen, Gründer der nach ihm benannten Galerie in München (1815-1894). 3 Briefe, davon 2 mit eigenh. Unterschrift „A F Gf v Schack“, der dritte m. U. „Adolf F. Gf. v. Schack“ von Sekretärshand. Zus. 8 S. Jeweils Doppelbl. 8vo und gr. 4to. München 1884-1887. 180 € An die Wiener Schriftstellerin und Saloniere Rosa von Gerold. 1881 hat er Anlaß, sich für eine Reisebeschreibung von ihr zu bedanken: „Eine Herbstfahrt durch Spanien“. „... Ich habe dieselbe bereits mit dem größten Interesse gelesen und werde noch oft zu dieser überaus anzie henden und fesselnden Lectüre zurückkehren. Ich spreche es als meine aufrichtige Meinung aus, daß unter allen Schilderungen Spaniens, die mir seit vielen Jahren zu Gesichte gekommen, die Ihrige die weitaus gelungenste ist. Sie haben das herrliche Land mit offenem Sinne für seine Naturschönheiten, wie für seine Kunstschätze und großen histo rischen Erinnerungen, gesehen und in der Wiedergabe Ihrer Eindrücke ein glänzendes Talent der Darstellung bewährt ... Namentlich Ihre begeisterte Schilderung des wundervollen Granada hat mich ganz wieder in die alte Maurenstadt versetzt, welche ich, nebst ihrer Umgebung - auch nach den vielen Reisen, die ich sonst gemacht - für den schönsten Punkt der Erde halte. Für so vieles in meinen Schriften - so für eine bedeut same Partie des ‚Lothar‘, für die Lieder aus Granada in meinen Gedich ten, für den fünften Gesang von ‚Durch alle Wetter‘, wie für die ‚Poesie und Kunst der Araber‘, habe ich die Anregung in Spanien, und vermut lich in Andalusien, empfangen; und daß diese meine Werke in Ihnen eine freundliche Leserin gefunden haben, beglückt mich hoch. Der schönste Lohn für den Dichter ist doch, in anderen Seelen ein Echo für das zu finden, was er selbst in Momenten der Begeisterung ausgespro chen hat ...“ [8.XII.1881]. - Am 8. Februar 1884 kondoliert er ausführ lich zum Tode ihres Mannes, des Verlegers Moritz von Gerold. „... Das beste Mittel, um sich aus solchem Schmerz emporzuraffen, ist sicher ernste geistige Beschäftigung, und man kann Sie beglückwünschen, daß Sie sich dieser zugewandt haben. Die erste Frucht derselben, „ein Ausflug nach Athen und Corfu“, ... hat mein lebhaftes Interesse erregt ... Mir
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ist sowohl die Insel der Phäaken, wie die Stadt des Perikles durch wie derholte Aufenthalte bekannt, und es hat mir hohen Genuß gewährt, in Ihrer Schilderung alle die geliebten Stätten wieder an mir vorüber ziehen zu lassen. - Für die Zusendung der nachgelassenen Schriften Feuerbach‘s bin ich Ihnen gleichfalls ungemein verbunden. Hätte dieser treffliche Künstler nur einen Theil der Anerkennung, die ihm jetzt ziemlich allgemein gezollt wird, noch selbst erlebt! Allein das Gedie gene scheint sich nur immer langsam Bahn brechen zu sollen, während das äußerlich Gleißende, innerlich Hohle immer auf dem großen Markte bewundert wird! - Mit Makart wird es umgekehrt gehen, als mit Feuer bach: er hat bei seinen Lebzeiten die Augen des Publikums geblendet; nun er gestorben, wird sein Ruhm sicher von Jahr zu Jahr mehr ver blassen. - Es ist dies seit siebenzehn Jahren der erste Winter, den ich in Deutschland zubringe. Eine Neuralgie, an der ich schon seit dem Som mer leide, ... hält mich hier fest ...“. - Am 21. August 1885 schreibt er: „... Gestatten Sie mir, Ihnen beifolgend mein Bildniß, wie es nach dem Lenbach‘schen Gemälde in meiner Gallerie nicht ohne Glück repro ducirt ist, zur Erinnerung an mich zu übersenden ...“. - Wegen eines Augenleidens hat Schack in späteren Jahren seine Briefe meist diktiert; in unserem ersten Brief ist auch die Unterschrift vom Sekretär ge schrieben. - Beiliegend ein längerer Artikel von G. Winkler, „Die letzten Lebenstage des Grafen A. F. v. Schack und sein Tod“, erschienen in der Zeitschrift „Über Land und Meer“.
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Arno Schmidts letzter Geburtstag 2551 Schmidt, Arno, Schriftsteller, der „Bargfelder Eremit“ (1914-1979). Eigh. Unterschrift „Arno Schmidt“ auf einer handschriftl. Briefkarte m. U. seiner Frau Alice Schmidt. 2 S. Quer-8vo. Mit hs. Umschlag. Bargfeld 28.II. 1979. 250 € Ausführliche Geburtstags-Glückwünsche an Irene Schlotter, die Witwe des mit den Schmidts befreundeten Graphikers Eberhard Schlotter, sowie über Arno Schmidts eigenen Geburtstag. „... In‘s beiliegende Buch ab und an einmal hineinzuschauen, wird Sie sicherlich hinten im Register der eine oder andre bekannte Name verlocken. - Und nun haben wir uns noch für Ihren lieben Weihnachtsbrief zu bedanken und die Geburtstagsgratulation für Arno gefreut. Den konnten wir schon, leichte Gläser klingend, in unserm neuen Archivraum begehen - war ja auch trotz des bösen Wetters auf ein paar Stunden die Verlegerin extra aus Frankfurt gekommen - sich diese Gelegenheit, Arno Schmidt persön lich kennen zu lernen, wahrnehmend. Und denken Sie, was für ein Geschenk sie mitbrachte (wie hätte das Ihren lieben Mann interessiert!) eine echte Kupferradierung von Giovanni Battista Piranesi‘s Römi schen Veduten ... Und über Eberhard‘s Mappe, die uns Rauschenbach überreichte, hat sich mein Mann natürlich riesig gefreut. Er wird‘s Ihnen ja selbst noch schreiben. (Meinte erst, er käme zu Ihrem Geburts tag und da sei Zeit, es Ihnen zu sagen.) ...“. Sie übersendet auch einen Prospekt zu der „Verlagsgeburtstagsgabe“ ihres Mannes“, die durch äußere Umstände erst verspätet erscheinen werde. - Arno Schmidt verstarb rund drei Monate später. Dass auch Alice Schmidt literarische Qualitäten aufzuweisen hatte, zeigte sich bei der Veröffentlichung ihrer Tagebücher. - Beiliegend die farbige Filzstiftzeichnung eines Hun dekopfes mit der Aufschrift „Attikus!“
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2550 Schickele, René, Elsässer Schriftsteller und Pazi fist, Herausgeber der expressionistischen „Weißen Blätter“ (1883-1940). Eigh. Brief m. U. „RS“. 1 S. Doppelblatt. 8vo. Fürstenberg in Mecklenburg 7.XII.1913. 250 € An den Schriftsteller Emil Faktor, Feuilletonist und Kritiker des „Berliner Börsen-Courier“ (1876-1942, starb im Ghetto Litzmannstadt). „... mein Verlag soll Ihnen heute meinen neuen Roman schicken. Ich glaube, dass er Ihnen gefällt. Es ist Klassik. Nicht wahr, dies oder das Gegenteil sagen Sie aber im ‚Börsencourier‘ möglichst früh vor Weihnachten? ... Ich lege die Kritik über Shaw bei - den Chesterton habe ich gleich aufge nommen. - Bis nach Fürstenberg ist das Gerücht von Ihrer Verlobung gedrungen. Wenn es wahr ist, freue ich mich sehr für Sie und wünsche Ihnen die grösste Freude unbedingter Gemeinsamkeit und gemeinsa mer Tapferkeit inmitten der neudeutschen Barbaren ...“. - Mit dem „neuen Roman“ ist wohl „Schreie auf dem Boulevard“ gemeint, erschienen 1913 in Schickeles „Verlag der Weissen Bücher“. Abbildung
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2552 Stammbuch eines Musikers aus Auligk (Sachsen). 172 (st. 190) pag. Seiten, 4 unpag. Bl. Mit 1 Aquarell, 1 Grisaille-Zeichnung, 2 Federzeichnungen, 1 BleistiftZechnung, 1 Porträt-Silhouette, 1 kolor. Kupferstich, 1 Seidenstickerei und 3 S. Musiknoten. Quer-gr. 8vo. Le derband d. Z. (stärker beschabt, Rücken mit Defekten) mit Resten von Vergoldung sowie Goldschnitt und mar mor. Vorsätzen. 1782-1807. 250 € Mit Beiträgen von Verwandten und Freunden, zumeist in Pegau, ferner Auligk, Groitzsch, Sülzen, Leipzig, Annaberg, Altenburg und Klein Görschen. Der Inhaber spielte offenbar in gesellschaftlichen Ensembles in Pegau, so dass sich etliche Musiker unter den Beiträgern finden: Johann Ad. Apel (Herzogl. Meiningischer Kammersänger, Pegau 1797), Christian Gotthold Löwe (bezeichnet sich als „Music: Instr.“, Pegau 1788), Gotthold David Löwe (Stadtmusicus in Pegau, 1788), Adr. Hein rich Kuppermann (Federzeichnung mit Stilleben von 10 Instrumen ten) und Christian Gottlieb Kleeberg (1766-1811, Organist, Komponist, Musikdirektor), der 1785 in Leipzig eine komplette „Angloise“ für 2 Violinen, 2 Oboen, 2 Hörner und Bass auf zwei Seiten des Stammbuchs schreibt. - Auch bildende Künstler wie der Maler und Radierer Johann Salomon Richter sind vertreten (Leipzig 1782). - Leider laut Paginie rung insgesamt 28 Seiten (14 Bl.) von früheren Stammbuch-Fledderern herausgetrennt; stärkere Gebrauchsspuren; Heftung gelockert. - Dabei: Stammbuch-Kassette der Marie Jüncke in Danzig. 12 Bl. Mit 4 sehr feinen Blumen-Aquarellen. 16mo. Lose Bl. mit Goldschnitt in PappKassette d. Z. (Ecken bestoßen) mit Gold- und Blindprägung sowie dem
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Namen „Marie Jünke“[sic] auf dem Vorderdeckel. Imitierter Gold schnitt. Danzig 1845-1849. - Zierliches Kassettchen aus dem deutschen Danzig; unter den Beiträgern eine Mathilde Trojan, wohl eine Ver wandte des aus Danzig stammenden Schriftstellers Johannes Trojan. Abbildung
2553 - eines Friedrich Funk in Leipzig. 65 Bl., davon 32 S. beschrieben oder illustriert. Mit 8 Aquarellen, 1 aquarell. Federzeichnung, 2 Bleistiftzeichnungen, 2 kolor. Kupfer stichen und 1 rosa Seidenband. Quer-8vo. Dunkelgrüner Pappband d. Z. (Ecken und Kanten etwas bestoßen und beschabt) mit Rückenvergoldung und goldgepr. Deckel bordüre. Im Pappschuber d. Z. (dieser beschabt und etwas defekt). 1816-1820. 90 € Unter den Abbildungen 4 Burgruinen, ferner Freundschaftsaltäre, 1 kniender Mönch und anderes. Lose einliegend 2 holländ. Kupferstiche mit Ansichten. Alle Zeichnungen recht laienhaft. - Durchgehend schwach stockfleckig.
2554 Stammbuch-Kassette der Friederike Schwarz und ihres Bruders aus Herford. 35 Bl. Mit 1 Seidenstickerei, 1 aquarellierten Federzeichnung, 2 Aquarellen, 1 Bleistift zeichnung und 1 kolor. Kupferstich. Lose Bl. mit Gold schnitt. Quer-8vo. Marmor. Papp-Kassette mit vergold. Bordüren und grünen goldgepr. Deckelschildern mit dem Aufdruck „Denkmal der Freundschaft“. Im marmor. Papp schuber d. Z. 1806-1821. 200 € Offenbar gemeinsam gefüllte Kassette eines Geschwisterpaares in Herford, wo der größte Teil der Eintragungen stattfand. Erst 1821 kommt eine Reihe von Beiträgen in Dülmen hinzu, darunter eine sehr feine,
kalligraphisch gestaltete und kolorierte Federzeichnung eines Wilhelm Busch. 1853 wurde noch ein koloriertes Schmuckblatt aus Iserlohn beigefügt. - Dabei: Stammbuch-Kassette eines F. Schwarz aus Herford. 54 Bl. Mit 2 Aquarellen. Lose Bl. mit Goldschnitt. Quer-8vo. Orange farbener Pappband d. Z. (stärker beschabt; Rückenschild defekt) in Form eines Stammbuchs mit goldgepr. schwarzen Rändern und Eck stücken. Im (stärker beschabten) Pappschuber d. Z. 1806-1817. - Die Eintragungen aus Herford, Heilbronn, Kassel und Antwerpen. - Eines der beiden Aquarelle mit der originellen Idee, die übliche Vase und den Blumenkorb vom Sockel stürzend zu zeigen. - Beiliegend ein undatier ter, zeigenössischer Brief. - Da die Personen in beiden vorliegenden Kassetten manche Übereinstimmung zeigen, erscheint es denkbar, dass sie zusammengehören und die Blätter irgendwann einmal teilweise vermischt wurden. Abbildungen Seite 138
Der Dichter von „O Tannenbaum“ 2555 - eines Fräulein Marianne aus Leipzig. 51 beschrie bene oder illustrierte Bl. und 24 leere Bl. Mit 1 BlumenAquarell, 1 Stahlstich und 1 Komposition getrockneter Pflanzen. Goldschnitt. 8vo. Lose Bl. in grüner Papp-Kas sette d. Z. (beschabt; Deckel gelöst) mit Blindprägung, Deckelvergoldung und goldgepr. Rückentitel „Denkmal der Freundschaft“. Im (leicht beschädigten) Pappschuber d. Z. 1832-1856. 300 € Eintragungen aus 3 Zeiträumen: Leipzig 1832, Zürich und Winterthur 1852, Heidelberg 1854-1856. In Leipzig tragen sich als bedeutende Persönlichkeiten zwei ihrer Lehrer ein: Ludwig Ernst Gedike, Reform pädagoge, seit 1803 verdienstvoller Direktor der Leipziger Bürgerschule, Förderer der Bewegung zur Einrichtung von Bürgerschulen (17601838). Er war ein jüngerer Bruder des berühmten Aufklärers, Theolo gen und Bildungspolitikers Friedrich Gedike (1754-1803). Ludwig Gedike widmet einen Sechszeiler „seiner bisherigen lieben Schülerin
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ zur Ermunterung und zum Andenken“. - Der zweite namhafte Lehrer ist der Magister Ernst Anschütz (1780-1861), Liederdichter, Kantor, Organist und Komponist, Dichter des überaus populären Weihnachts liedes „O Tannenbaum“, wirkte 50 Jahre als Lehrer und Organist in Leipzig. - Ferner einliegend 4 zeitgenöss. Briefchen unterschiedlicher Art. - Dabei: Poesie-Album des späteren Ökonomie-Rates E. Ehlers aus Lüneburg. 16 beschriebene Bl., der Rest leer. Lose beiliegend 1 PorträtPhotographie des Ehlers, 1 Porträt-Silhouette und 2 Briefe an Ehlers. Quer-4to (16 x 21 cm). Leuchtend roter Kalblederband mit ornamen taler Blindprägung, Filetenvergoldung, goldgepr. Aufschrift „Album“ und Goldschnitt. Im Pappschuber d. Z (dieser fleckig und beschädigt). 1849-1857. - Mit poetischen Beiträgen von Verwandten und Freunden in Lüneburg und Leipzig. Die Porträt-Silhouette (Ehlers im StudentenHabit) ist 1857 datiert, das Photo 1859. - Der prächtige Leder-Einband rückseitig gering fleckig. Abbildung
2556 - Stammbuch-Kassette eines wandernden Hand werksburschen. 55 Bl. Mit 16 lithogr. Ansichten, 2 Feder zeichnungen, 1 Pinselzeichnung und 1 Bleistiftzeich nung. Quer-8vo. Lose Bl. in weißem Halbpergamentband d. Z. in Form eines Albums mit reicher Vergoldung auf Rücken und beiden Deckeln, diese auch mit grünen und rosa Intarsien; imitierter Goldschnitt. 1837-1843. 250 € Beginnend 1837 in Jesnitz, finden sich Beiträge aus vielen Orten, darunter Hamburg, Altona, Meldorf, Stampfen, Berlin, Giersleben, Aschersleben, Osnabrück, Hildesheim, Nürnberg und Augsburg. Die meisten aus Altona und Hamburg, wo sich 1843 ein „Carl Duisberg aus Barmen“ einträgt, wohl ein Vorfahr des bekannten Industriellen. Sonst meist Freunde und „Collegen“, darunter in Nürnberg ein „Leb 2554
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küchler-Geselle“. Bemerkenswert sind die hübschen lithographischen Stadtveduten: von Hamburg das Stadttheater, das Millerntor, die neue Börse, die Teufelsbrücke von der Elbseite und der große Stadtbrand von 1842. Das Millerntor mit Fußgängern und Fuhrwerk ist auch auf einer kleinen, sehr feinen Blei- und Federzeichnung wiedergegeben. Ansonsten gibt es 2 Ansichten von Dresden (auf grünem Papier), eine kolorierte Ansicht von Schloß Bellevue in Berlin sowie Ansichten von Kremsier, Teplitz und nicht bezeichneten Orten. - Der Vorderdeckel, wie oft bei Pergament, etwas gewölbt. - Dabei: Stammbuch-Kassette eines Müncheners. 21 Bl. Mit 1 Bleistiftzeichnung und 1 kolor. Kupfer stich sowie einer Stahlstich-Ansicht des „Osterthor-Walls“ in Bremen auf dem Innendeckel sowie einer Stahlstich-Ansicht der „HolsteinBrücke“ mit dem Holstentor in Lübeck auf einer inneren Deckplatte. Goldschnitt. Quer-8vo. Lose Bl. in brauner Leder-Kassette mit Rücken vergoldung und Aufschrift „Der Freundschaft geweihet“, goldgepräg ter ornamentaler Bordüre auf beiden Deckeln und imitiertem Gold schnitt; im Pappschuber d. Z. 1828-1830. - Die meisten Eintragungen in München, ferner Egloffstein und Nürnberg.
zeichnungen und 2 mont. lithographischen Ansichten. Ferner lose beiliegend: 5 Aquarelle mit österr. Uniformen vom Ende des 18. Jhdts, Blatt 1-12 einer gestochenen Serie „Suite des Militaires de différentes Armes“, 1 Rötelzeichnung, 5 Bl. Kupferstiche mit Bibeldarstellungen und 4 Bl. Kupferstiche mit europäischen Stadtansichten. Grüner struk turierter Lederband (beschabt, 1 Deckel mit Papieraufkleber) mit Rückenund Deckelvergoldung sowie Goldschnitt. (Wohl um 1840). - Die Texte mit Abschriften von Gedichten und aus historischen Werken; die zarten Bleistift-Skizzen mit mythologischen Szenen aus der Antike.
Abbildung
2557 - Poesie-Album der Anna Thomas, Schülerin eines Mädchenpensionats in Neuwied. 54 Bl., alle beschrieben oder illustriert. Mit 1 Bleistiftzeichnung, 1 Farbstiftzeich nung, 54 Lackbildchen (Oblaten) und 14 weiteren Sam mel-, Glückwunsch- oder anderen Schmuckpapier-Bild chen und -Blättern. Quer-4to (20 x 26 cm). Roter Lederband d. Z. (berieben; Kap. bestoßen) mit Blindprägung und goldgepr. Aufdruck „Album“ sowie Goldschnitt. Neuwied 1870-1874. 200 € Gedichte und sonstige Widmungs-Eintragungen von Mitschülerinnen, darunter eine Anzahl Engländerinnen. 1 Seite mit Auflistung der 17 Mitschülerinnen in ihrer „III. Stube“ und deren Geburtsdaten. - Etliche „Oblaten“ entfernt; Heftung teilweise gelöst. - Dabei: Poesie- und GraphikAlbum eines französischsprachigen Besitzers. Ca. 77 Bl., davon 35 S. beschrieben oder illustriert. Mit 1 Scherenschnitt-Porträt, 9 Bleistift
Abbildung Seite 140
2558 Suttner, Bertha von, Schriftstellerin und Pazifistin, Führerin der internationalen Friedensbewegung, Träge rin des Friedensnobelpreises (1843-1914). Eigh. Album blatt m. U. „Bertha v. Suttner“. 1/2 S. Quer-gr. 8vo. (Wien) 23.II.1902. 250 € „Immer wieder und überall / Die Waffen nieder - Schach der Qual! - Bertha von Suttner“. - Rückseitig der Album-Eintrag eines nicht prominenten Wieners. Abbildung Seite 140
2559 Tieck, Ludwig, Dichter und Übersetzer, einer der Hauptvertreter der deutschen Romantik (1773-1853). Eigh. Albumblatt m. U. „Ludwig Tieck“. 1 S. Auf festem Papier. Quer-4to. Dresden 1.I.1842. 1.200 € Ungewöhnlich großes Albumblatt für einen Freund. „Noch sind diese reinen Blätter unbeschrieben: so ist bis jezt Ihr Leben. Füge ein gün stiges Schicksal, daß Wahrheit, ächte Erfahrung, Begeisterung, Natur und Poesie sich in die Jahrbücher Ihres Gemüthes einzeichnen. Ars longa, vita brevis. Aber Fleiß und Begeisterung machen auch das anscheinend Unmögliche möglich ...“. Abbildung Seite 141
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ ein Aufsatz, dem ich meinen Namen beifügen möchte, ist im Augen blicke nicht grade vorhanden, und dann gebe ich Ihnen zu bedenken, daß in solchem Falle der Verfasser oder Einsender mancher sonstigen Notizen und Bemerkungen für immer verrathen sein würde. Irgend ein günstiger Anlaß könnte freilich über dieses Bedenken glücklich hinausführen ...“. Bestellt die „schönsten Grüße an die guten Eimsbütt ler und an den trefflichen Dr. Gottschall“. - Rudolf Gottschall war 1848 auf Einladung des Theaterdirektors Jean Baptist Baison nach Hamburg gekommen, wo er seitdem als Dramaturg tätig war. - Beiliegend die fotografische Reproduktion eines Varnhagen-Porträts.
„mon bouquin marche bien“ 2561 Zola, Emile, franz. Schriftsteller, führende Persön lichkeit des franz. Naturalismus (1840-1902). Eigh. Brief m. U. „Emile Zola“. 3 S. Gr. 8vo. Médan 25.V.1888. 450 € An einen befreundeten Verleger (Charpentier?). “Je suis désolé, pour vous, mon bon ami; mais je ne puis faire la préface promise à Moore. Je vous expliquerai cela tout au long. Il m’a fallu une raison bien puissante, car vous avez certainement compté un peu sur ma promesse en prenant le volume. Je vois que vous m’approuverez pourtant. - Donc, faites paraî tre le volume toute de suite. - Nous sommes ici dans les ouvriers, depu is notre retour. Ma femme est morte de fatigue, mais elle ne s’en porte pas plus mal. - Moi, je me suis remis au travail, j’espère avoir fini vers le 15 août, et nous irons ensuite nous reposer à Royau. - Mon bouquin marche bien, mais il déroutera trop le monde, ce qui n’est jamais très bon. - Chose entendue, nous dinons chez vous, le soir du Théâtre libre. J‘attends la représentation pour aller passer deux jours à Paris ... En hâte, mon bon ami, car j‘ai une paresse incroyable à reprendre une plume, quand ma tache de la journée est faite ...“. - Zola arbeitete zu dieser Zeit an seinem Roman „Le Rêve“, der in Fortsetzungen vom 27. Februar bis zum 15. Oktober 1888 in der „Revue Illustrée“ erschien. Bei dem Pariser Verleger Charpentier erschien in diesem Jahr von George Moore „La femme du cabotin“. Somit könnte der Adressat des Briefes Charpentier sein, der gehofft hatte, Zola würde die Übersetzung durch ein Vor wort empfehlen. Abbildung Seite 142
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„für immer verrathen“ 2560 Varnhagen von Ense, Karl August, Schriftsteller, Journalist, Diplomat, Historiograph und Literaturkritiker, zentrale Gestalt des literarischen Berlin seiner Zeit (17851858). Eigh. Brief m. U. „Varnhagen von Ense“. 1 S. Gr. 8vo. Berlin 18.IX.1851. 300 € An einen befreundeten Redakteur in Eimsbüttel bei Hamburg, nach der Rückkehr von einem „Ausfluge nach Thüringen“. Zu der dadurch verspäteten Antwort komme er jetzt „unter den ungünstigsten Umstän den, im Bette liegend! Ein paar Tage nach der Rückkehr befiel mich ein Rheumatismus, den man sehr romantisch Hexenschuß nennt. Er hin dert mich an vielem, doch nicht ganz am Schreiben, wie Sie aus diesem und dem beiliegenden Blatte sehen, dem ich wünsche, daß es Ihnen brauchbar sein möge. Könnte ich wohl in diesem Fall einen Abklatsch davon erhalten? - Ihren Wunsch, von mir einen von mir unterzeichne ten Beitrag zu empfangen, würde ich sehr gern erfüllen, allein solch 2558
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2562 - Eigh. Brief m. U. „Emile Zola“. 1 S. Gr. 8vo. Paris 27.III.1895. 300 € An einen “confrère”. “... Je ne crois pas que Charpentier vous avance la totalité des droits d’une première édition, surtout d’une volume dont-il ne ne doit pas avoir encore pris connaissance. Il part d’ailleurs pour Saint-Quentin, où il restera jusqu’aux premiers jours de la semaine prochaine. Je lui parlera de vous, mais cela ne peut avoir d‘effet que pour plus tard ...“. - Beiliegend eine Ausfuhrgenehmigung des französischen Kulturministeriums vom Jahr 2004.
2563 - Eigh. Brief m. U. “Emile Zola”. 1 S. Doppelblatt. Mit eigh. Umschlag. 8vo. Paris 23.II.1901. 300 € An Monsieur Halpérine-Kaminsky in Passy, betreffend das Vorwort zu einer Ausgabe der Briefe Iwan Turgeniews. “... je n’ai aucune correction
à apporter à votre préface. Vous dites que mes idées ont changé sur Chateaubriand, et cela n’est certainement pas exact. Mais, pour rétablir les faits, il faudrait conter les circonstances dans lesquelles je n’ai pas été d’accord avec Flaubert sur Chateaubriand; et cela vraiment deman derait trop de temps et n’offrirait aucun intérêt ...”.
2564 - Eigh. Visitenkarte m. U. „Emile Zola“. 1 S. Mit eigh. Umschlag. O. O. (1884 ?). 150 € An Yves Guyot. “J’ai vu ce matin M. Giard qui s’est bien obligeamment mis à ma disposition. Merci donc, mon chèr confrère. Je n’irai vous voir que plus tard, à mon retour du pays noirs ...”. - Ein alter Auktionskata log sagt dazu: “On sait que Zola écrivait ses romans après maintes obser vations sur place. Mr Giard, député du Nord, lui permit en le faisant passer pour son sécrétaire particulier, d‘approcher les mineurs lors des grèves à Lille en février 1884. Ces observations allaient lui fournier la matière pour Germinal.“
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Brief), Svend Fleuron (eigh. Porträtfoto-Postkarte), Maximilian Harden (eigh. Postkarte, lehnt einen Artikel ab; mit Beigabe: Postkarte in seinem Auftrag), Rudolf Herzog (eigh. Brief), Hermann Hesse (eigh. Umschlag).
„eine politische, antipolnische Vorrede“ 2566 Zweig, Arnold, Schriftsteller, emigrierte 1934 nach Palästina, nach seiner Rückkehr DDR-Politiker und u. a. Präsident der Ost-Berliner Deutschen Akademie der Künste (1887-1968). Eigh. Ansichts-Postkarte m. U. „Arnold Zweig“. 11/2 S. (Lustnau, Tübingen, 13.VI.1920). 200 € An den ihm befreundeten Graphiker Hermann Struck in Berlin, wegen dessen Graphik-Mappe „Das ostjüdische Antlitz“. „... Sie müssen nicht traurig sein. Zwar bin ich gewiss, dass ohne meinen Text Ihre Mappe längst verkauft wäre. Aber mit meinem Text wird sie sich auch gut verkaufen, sie wird eine politische, antipolnische Vorrede bekommen und sie wird auch ausserhalb Deutschlands Aktualität behalten. Meine Gewissensbisse sind also erträglich. Der Weltverlag wird wenn mich nicht alles täuscht, sich diese ‚Aktualität‘ nicht entgehen lassen: die Nerven des Herrn Dr. L. scheinen ja mächtig gelitten zu haben. Segen über ihn - er ist gewesen ... grüßen Sie die bräunliche Wally, deren Wort gefüge des Geistes manchmal fast zu viel enthalten. Wirklich, sie ist ein witziges Aas und ihre Briefe sind bestes Berlin. Sie soll sich einen Platz im Märkischen Museum sichern, nahe bei den ‚Vögeln der Mark‘ ...“. Bestellt viele Grüße seiner „Landschaftsmalerin und Frau“. - Die Bildseite der Karte zeigt eine kleine Ansicht von Tübingen. - Strucks Mappe „Das ostjüdische Antlitz“ mit 50 Lithographien und einem Vorwort von Arnold Zweig erschien 1920 im Berliner „Welt-Verlag“ und erfuhr 1922 eine zweite, erweiterte Auflage.
Über Dostojewski 2561
2565 Zuckmayer, Carl, Dramatiker und Erzähler (18961977). Eigh. Gedichtmanuskript mit Widmung am Schluß. 2 S. Auf liniiertem Karton. Doppelblatt. Mit eigh. Um schlag. 4to. O. O. 6.VIII.1968. 300 € „Die Landschaft singt. - Ich hab Dich gezeugt! Ich hab Dich getragen. / Im rötlichen Weinberg stand Deiner Eltern Haus. / Mit jedem Jahr, das Dich ins Land verschlagen, / Streckt ich die Arme weiter nach Dir aus ...“. 4 Strophen zu je 4 Zeilen. Am Schluß die Widmung an einen rheini schen Buchhändler: „Carl Zuckmayer widmet diese Verse, geschrieben im Frühling 1924 ...“. - Dabei: Schriftsteller. 9 Autographen. 1921-1962. - Vorhanden: Bengt Berg (eigh. Porträtfoto-Postkarte), Werner Bergen gruen (sign. Poträtfoto, masch. Postkarte, Quittung und defekter masch.
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2567 Zweig, Stefan, österr. Schriftsteller (1881-1942). Typoskript mit eigh. Unterschrift „Stefan Zweig“ und eigh. Zusatz. 1 S. Folio. O. O. (wohl 1921 oder 1931). 600 € Stellungnahme zur literarischen Bedeutung Dostojewskis, wohl auf grund der Rundfrage einer ausländischen Zeitung. Zweig antwortet auf Deutsch, vermerkt jedoch handschriftlich am unteren Ende des Blat tes: „For your question about Dostojewsky“. Seine Einschätzung des großen Russen lautet: „Ich lese immer wieder Dostojewsky und immer mit gleicher Bewunderung. Weil er mit seiner Psychologie seiner Zeit voraus war, mit seinen politischen Ahnungen die Zukunft vorausfühl te ist er aktueller als jemals; seine Gestalten sind so dauerhaft wie nur die irgendeines ganz grossen Dichters, wie jene Shakespeares und Balzacs; die ihn nachahmten konnten diese letzte gestaltende Kunst seiner schöpferischen Kraft nie erreichen, denn seine emotionelle Intensität bleibt unvergleichbar. - Dass neben ihm riesenhaft der andere russische Gigant, Tolstoi steht, darf den Blick auf seine Größe nicht trüben ... Sie sind wie zwei riesige Gebirge, jedes in anderer Form und aus anderer geologischer Schichtung. Gerade von der Höhe des einen erkennt man am besten die Grossartigkeit des andern ...“. - Die Umfrage könnte am 100. Geburtstag (1921) oder 50. Todestag (1931) Dostojewskis statt gefunden haben; allerdings könnte das Papierformat und die englische Ansprache auch schon auf einen Exil-Aufenthalt Zweigs hindeuten.
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2568
Wissenschaft und Technik „Und wenn sein Nam‘ die halbe Welt erfüllet, Europa, Deutschland hoch ihn schätzt und ehrt ...“ 2568 Barth, Heinrich, der überragende Pionier der dt. Afrika-Forschung, unternahm zwei große Afrika-Reisen mit umfangreichen wissenschaftlichen Ergebnissen (18211865). Sammlung von Ehrungen für seine Leistungen, veranstaltet von wissenschaftlichen Einrichtungen, Gesell schaften und Kollegen; dazu eine Anzahl Familienpapiere. 1848-1888. 2.500 € Beachtliche Sammlung von Schriftstücken zu Leben, Werk und Umkreis des hervorragenden Forschers, der zu den wenigen gehörte, denen bei ihren gefahrvollen Reisen im unerforschten Afrika nicht koloniale Ero berungen oder wirtschaftlicher Nutzen an erster Stelle standen, sondern naturwissenschaftliche, geographische und ethnologische Erkenntnisse bei steter Achtung vor der einheimischen Bevölkerung. Vorhanden sind folgende Dokumente von Ehrungen Heinrich Barths, in chronolo gischer Folge: I. Emil Rödiger, Professor der Orientalistik, Ordinarius für orientalische Sprachen in Halle und Berlin (1801-1874). Eigh. Brief m. U. „Dr. Rödiger“. 1 S. Mit Adresse. Gr. 4to. Halle 14.X.1849. - Aus führliches Dankschreiben im Namen der „Deutschen Morgenländischen Gesellschaft“ für die Übersendung von Barths Buch „Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeers“ (Berlin 1849), zugleich Begrüßung
von Barths Wunsch, Mitglied der Gesellschaft zu werden. - Beiliegend eine fotografische Reproduktion der Aufnahme-Urkunde vom 7. Nov. 1849. - II. Theodor Dill, Unternehmer und Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, aufgrund seiner Verdienste um die Rettung des Börsen gebäudes beim großen Brand von 1842 in besonders hohem Ansehen stehend (1797-1885). Eigh. Brief m. U. „Theodor Dill“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse. Gr. 4to. Hamburg 17.X.1855. - Überreichung eines Ehren geschenks der Hamburger Börse an Barth. „... Nicht allein die wissen schaftliche Welt aber ist es welche sich Ihnen anerkennend nahen darf, auch an unserer Börse schlagen Herzen in Menge warm für Sie, erlau ben Sie mir also, daß ich Ihnen hiebei ein kleines sichtliches Andenken an unsere Börse, dem [!] Palladium Ihrer Vaterstadt, überreiche ...“. - III. Urkunde der Verleihung des Ritterkreuzes des Ordens der Württem berg. Krone an Barth. 2/3 S. Doppelblatt. Stuttgart 6.XI.1855. - Mit Begleitschreiben des Geh. Kabinettchefs Freiherrn von Maniler sowie einem Abdruck der Ordensstatuten. - IV. Brignolles, Comte de, Gene ralsekretär der „Société universelle pour l‘encouragement des Arts et de l‘Industrie“ in London. Brief m. U. „Comte de Brignolles“. In franz. Sprache. 1 S. Doppelblatt mit Adresse, Briefmarken und Lacksiegel. Gr. 4to. London 7.I.1856. - Teilt mit, dass Heinrich Barth zum Vizepräsi denten der Gesellschaft gewählt worden sei. - Beiliegend ein gedruck tes Mitgliederverzeichnis der 1851 gegründeten Gesellschaft. - V. M. Blackwell. Eigh. Brief m. U. „M. Blackwell“. In franz. Sprache. 11/2 S. Mit Briefkopf „Esse quam videri“ und Umschlag, der Barths Londoner
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Adresse zeigt und eine Bleistift-Notiz von Barths Schwager Gustav von Schubert: „Motto abschreiben“ enthält. (London um 1857). - Ein ladung an Barth zu einem Essen aus Anlaß der Ankunft von William Henry Smyth (1788-1865), Admiral der Royal Navy und Astronom (Entdecker von 1604 neuen Doppelsternen), Vorsitzender der Royal Astronomical Society und Vice-President der Royal Society. - Barth hielt sich zu dieser Zeit in London auf, um sein großes Reisewerk zu vollenden. - VI. Franz Foetterle, Geologe, Erster Sekretär der k. k. geo graphischen Gesellschaft in Wien (1823-1876). Brief m. U. „Foetterle“. 1 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Wien 14.X.1857. - Teilt mit, dass Heinrich Barth zum Ehrenmitglied der im Vorjahr gegründeten Gesellschaft gewählt worden sei. In diesem Jahr startete die berühmte Novara-Expe dition, an deren Vorbereitung die geographische Gesellschaft beteiligt war. - VII. Franz von Ried, Mediziner, Professor der Chirurgie, Direk tor der chir. Klinik und Geh. Hofrat in Jena (1810-1895). Eigh. Brief m. U. „Dr. Franz Ried“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Jena 18.VIII.1858. - Teilt Heinrich Barth mit, dass die Medizinische Fakultät in Jena anläß lich ihres 300jährigen Bestehens ihm die medizinische Ehrendoktor würde verleiht. - VIII. Urkunde der Ernennung Heinrich Barths zum
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Ehrenmitglied des Vereins für Erdkunde zu Dresden. Zweifarbige Litho graphie mit Illustrationen, unterzeichnet vom Vorsitzenden, Major Heinrich von Abendroth. Quer-gr. folio. Dresden 14.VII.1865. - Beilie gend das eigenhändige Begleitschreiben Abendroths vom 8.VIII.1865. Der hochdekorierte Offizier (1819-1880), zuletzt Generalleutnant, war Militärschriftsteller sowie Mitbegründer und 1. Vorsitzender des Dresdener Vereins für Erdkunde. - IX. Fotografische Reproduktion der Urkunde anläßlich der Aufnahme Barths in die Royal Geographic Society in London. Beiliegend 5 Bl. (10 S.) in folio mit dem gedruckten Bericht der 5. Sitzung der Gesellschaft vom 25. Januar 1864, der auch die Aufnahme Heinrich Barths als auswärtiges Mitglied vermeldet. Der zweite Teil der Dokumentensammlung umfaßt 18 Briefe und andere Schriftstücke vom Vater des Forschers, dem wohlhabenden Hambur ger Fleischereibesitzer und Kaufmann Johann Christian Heinrich Barth (1787-1856), von seiner älteren Tochter Henriette („Jettchen“), einer Schwägerin Gustav von Schuberts, des Schwagers und Nachlaßverwal ters von Heinrich Barth, sowie von anderen Personen ihres engeren Umkreises. Im einzelnen vorhanden: Johann Christian Heinrich Barth. 4 eigh. Briefe an seine Tochter Mathilde (1825-1894), verh. v. Schubert, Schwester des Afrika-Forschers. Zus. 14 S., eng beschrieben. Hamburg 1852-1854. - Derselbe. 3 eigh. Briefe an seinen Schwiegersohn Gustav von Schubert, sächsischer Offizier, zuletzt Generalleutnant (18241907). Zus. 8 S. Hamburg 1854-1856. - 1 Brief mit zusätzlichem Schrei ben von Schuberts Schwägerin Henriette („Jettchen“) Barth, der älteren Tochter J. C. H. Barths. - Derselbe. Notarielle Abschrift seines Testa ments vom 6. April 1848 und - wohl eigenhändige - Nachträge und Änderungen vom Jahre 1853. Zus. 19 S. Folio. Geheftet, mit Umschlag. - Erwähnt darin seinen in der Ferne weilenden Sohn Heinrich. - Eine masch. Abschrift aus dem Heiratsregister der Stadt Hamburg vom Jahre 1814, betreffend J. H. C.Barths Eheschließung. - Gedrucktes Glückwunschgedicht zu J. C. H. Barths 42. Hochzeitstag. 3 S. Doppelblatt. (1855). - Mit einer Eloge auf den gerade aus Afrika zurückgekehrten Heinrich Barth („... Denn er, der mehremal schon todt gewähnet, / Der kühne Held, aus unerforschtem Land / Hat ihn des Höchsten Hand zurückgeführet ... Er brachte Licht, vom Höchsten mild bewahret, / in Lybien und Sudan‘s Finsterniss ... Und wenn sein Nam‘ die halbe Welt erfüllet, / Europa, Deutschland hoch ihn schätzt und ehrt, / Ist es nicht Eure Lieb‘ und Aelterntreue, / Durch die gegründet ward sein hoher Werth? ...“). - Caspar Ludwig Beck, Testamentsvollstrecker J. C. H. Barths. Eigh. Kondolenzbrief an Gustav von Schubert anläßlich des Todes von J. C. H. Barth. 2 S. Hamburg 3.XI.1856. - Derselbe. Telegra phische Depesche an Gustav von Schubert in Dresden mit der Mel dung vom Ableben J. C. H. Barths in Hamburg. Illustriertes TelegrammFormular der „Königl. Sächsischen Telegr.-Station in Dresden“. (Hamburg 4.XI.1856). - Beilage zur „Leipziger Zeitung“ vom 8. Nov. 1856 mit einem kurzen Nachruf auf J. C. H. Barth, unterzeichnet „Die Hin terlassenen zu Hamburg, London, Dresden und Heuerstubben“ (Lon don war der damalige Wohnsitz des Afrika-Forschers Heinrich Barth). - Henriette Barth, J. C. H. Barths ältere Tochter (gest. 1888). 2 eigh. Briefe an ihren Schwager Gustav von Schubert. Zus. 7 S. Hamburg 22.XII.1855 und Dresden 26.II.1871. - Dazu ihr Porträtfoto (Visit-For mat). - Gustav von Schubert, sächsischer Generalleutnant, der Schwa ger, Nachlaßverwalter und Biograph Heinrich Barths. Eigh. Manuskript m. U. „von Schubert, GeneralLieutenant z. D.“. 4 S. Folio. Dresden 28.IV.1888. „Verzeichniß des Nachlasses des am 3. April 1888 in Dres den verstorbenen Fräulein Marie Elisabeth Henriette Barth. Concept“. Verzeichnet unter A. und B. „Activa“ und „Passiva“ Finanzen, Wert papiere, „Mobilien“ etc., so dass die Hinterlassenschaft mit mehr als 107.137 Reichsmark beziffert wird. - Ein weiteres Manuskript der Auf stellung eines Nachlasses, „Hamburg ultimo Juli 1863“. 3 S. Doppel
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen blatt. Gr. 4to. (Hamburg 1863-1864). - Möglicherweise handelt es sich um den Nachlaß von Heinrich Barths Mutter Charlotte Karoline (17891862). - Unvollständiges Konzept eines handschriftlichen Testaments von einem unbekannten Verfasser. 1 S. Auf grauem Konzeptpapier. O. O. u. J. - „Mein Testament oder meine letzte Bitte an meine lieben Kinder“. Nach dem Bekenntnis, dass die Kinder und Enkel das ganze Glück seines Lebens gewesen seien, bittet der Verfasser die Kinder, die mit „Minchen“ und „Ernst“ angesprochen werden, verschiedene finan zielle Angelegenheiten zu regeln. - Ferner beiliegend 10 große Hoch glanz-Fotos (je 24 x 30,5 cm) von Ehren- und Aufnahme-Urkunden inund ausländischer Gesellschaften und Institutionen für den AfrikaForscher Heinrich Barth, darunter die Promotionsurkunde der Berliner Universität und die Aufnahme-Urkunde in die preußische Akademie der Wissenschaften, ferner Urkunden wissenschaftlicher Gesellschaf ten in Deutschland, Frankreich, Amerika und Russland. - Wertvolles Material zu Biographie und Umkreis des Forschers, dessen Leistungen und Werke beim großen Publikum in Deutschland wenig Beachtung, in wissenschaftlichen Kreisen des In- und Auslands jedoch einhellige Bewunderung fanden. Abbildung Seite 143
Vor Heuglins Eduard-Vogel-Expedition 2569 - Petermann, August, bedeutender Geograph, Kartograph und Weltreisender, Leiter des Geographi schen Instituts von Perthes in Gotha und Herausgeber der dort erscheinenden „Mittheilungen“ (1822-1878). Eigh. Brief m. U. „A Petermann“. 12/3 S., in sehr kleiner Schrift eng beschrieben. Mit Briefkopf „Redaction der Mitthei lungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt“. Gr. 8vo. Gotha 4.X.1860. 600 € Inhaltsreicher Brief an den mit „hochverehrter Gönner“ angesproche nen Gustav von Schubert (1824-1907), Schwager und Nachlaßverwal ter des großen Afrikaforschers Heinrich Barth, Generalleutnant, Mili tärschriftsteller und Leiter der Bibliothek und Kartensammlung des kursächsischen Generalstabs. „... Wegen biographischer Notizen habe ich an Heuglin geschrieben und hoffe, er wird direkt an Sie oder durch mich das Gewünschte schicken ... Von Ihrem Schwager dem CentralAfrikaner [d. i. Heinrich Barth] erhielt ich gestern ein paar Zeilen. Ich danke Ihnen für Ihre gütige Bereitwilligkeit, für die Heuglin‘sche Sache in Dresden zu wirken“. Theodor von Heuglin (1824-1876), namhafter Afrikareisender und Nordpolfahrer sollte auf Barths und Petermanns Betreiben die Such-Expedition nach Dr. Eduard Vogel leiten, der dem als verschollen gegoltenen Barth nachgereist und nach dem Zusammen treffen selbst verschollen war. - Geht dann auf die Finanzierung der Heuglin-Expedition durch Einrichtungen wie das in diesem Jahr von Barth, Petermann und Perthes gegründete „Wadai-Comité“ und die Carl-Ritter-Stiftung ein: „... Aus der Einlage werden Sie sehen, daß die Sache nicht übel fortschreitet, allein sie bringt mir eine extra - wahr haft bewältigende Arbeit, die es mich sehr bereuen läßt, daß ich mich, & zwar aus gutem Gemeinsinn, an der Sache in der geschehenen Weise betheiligt. Eine Schande für Deutschland wäre es freilich nach so vielem jahrelangem Geschwätz über dieselbe, wenn sie nicht würdig zur Ausführung käme, besonders da Roscher auch verloren ist, und ohne Nutzen für die Wissenschaft! Beide, Vogel & Roscher höchst talentvolle Männer, aber zu jugendlich, unbesonnen & unvorsichtig! ... Fürwahr es thut Noth, daß ein so erfahrener & besonnener Mann wie Heuglin in den Stand gesetzt würde, mal Etwas zu thun. Die Humboldt- und Ritterstiftung sind recht schön, allein die erstere will ihre 20.000 rh auf Zinseszins
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legen, bis 100.000 rh daraus werden & dann ihre Thätigkeit beginnen; darüber werden Sie, Barth & ich beispielsweise hinsterben, & was die Ritterstiftung anbelangt, so kann sie allein, selbst bei 5000 rh Nichts anfangen, Nichts ins Leben rufen. - Dresden & Leipzig sollten sich nobel bei der Heuglin‘schen Sache betheiligen. Alle übrigen Orte stehen der Sache ferner. Der österreichische Reisende Scherzer, gar nicht wohl habend, hat ein nobles Beispiel gegeben, - ich lege Abschrift seines Brie_ fes an Cotta für Sie zum diskreten Gebrauche bei. Zeigen Sie ihn doch mal Carus, vielleicht daß er die Sache bei dem König anbringen kann. Der König von Sachsen hätte für seinen Sächser Eduard Vogel sich einmal ausnahmsweise mit 1000 rh enthusiasmiren können; andere Könige, wie der König von Preußen, von Bayern haben schon sehr viel für Reisen ... gethan. Sagen Sie Carus, er könne es gewiß leicht dahin bringen, daß der König (angesichts der 400 fl. des armen Reisenden Scherzer) die 250 rh als jährliche Zeichnung für die 4 projektirten Jahre bewilligt. Ich schreibe nicht selbst an ihn, sondern lege die Sache in Ihre treuen Hände ...“. - Der erwähnte Albrecht Roscher starb (1860) wie Eduard Vogel (1856) in Afrika, ihre Aufzeichnungen gingen ver loren. Der Österreicher Karl von Scherzer (1821-1903) wurde durch seine Teilnahme an der Weltumseglung der Fregatte „Novara“ bekannt. Der Dresdener Arzt, Schriftsteller und Maler Carl Gustav Carus (1789-1869) genoß nicht nur im Goethekreis, sondern auch am sächsi schen Hof hohes Ansehen. - Leicht fleckig; Gebrauchsspuren. Abbildung
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________
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2570 Bernoulli I, Johann, der große Schweizer Mathe matiker und Arzt, Lehrer von Euler und Maupertuis, führte einen umfangreichen Briefwechsel mit Leibniz, Professor in Groningen und Basel (1667-1748). Eigh. Brief m. U. „J Bernoulli“. In franz. Sprache. 4 S., eng beschrie ben. Doppelblatt. 4to. Basel 26.IV.1725. 6.500 € Sehr umfang- und inhaltsreicher, wichtiger Brief an einen Fachkollegen. Behandelt mathematische Erkenntnisse, spricht über den Tod Peters des Großen und behandelt ausführlich die sich daraus ergebende Situa tion bei der russischen Akademie der Wissenschaften, in der er aktiv war (er wurde in diesem Jahr dort zum Ehrenmitglied ernannt). Lobt seine Söhne und deren akademische Erfolge. - Sehr selten. Abbildung Seite 145
„der Bart mehr modellirt“ 2571 Haeckel, Ernst, Zoologe und Philosoph, Professor in Jena, als Darwinist Begründer des „Monismus“ (18341919). Eigh. Brief m. U. „Ernst Haeckel“. 3 S. Gr. 8vo. Jena 31.VIII.1912. 450 € An Frau Denninghoff, die eine Relief-Plakette nach einem Profil-Porträt Haeckels gefertigt und ihm übersandt hatte. Der Gelehrte bedankt sich und bedauert, dass sie ihn nicht persönlich aufgesucht habe. „... sage ich Ihnen meinen herzlichen Dank, - und ganz besonders für die Mühe und Sorgfalt, , die Sie auf die Herstellung dieses Kunstwerks verwen det haben. Ich bedaure nur, dass Sie bei Ihrer Anwesenheit in Jena - in übergrosser Bescheidenheit - nicht den Mut hatten, mich persönlich
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zu besuchen; Sie würden dann, bei Vergleichung mit dem lebenden Original, an Ihrem Wachsmodell leicht einige Verbesserungen haben anbringen können, die jetzt wohl schwerlich mehr auszuführen sind. Da Sie eine offene Kritik Ihrer Arbeit wünschen, erlaube ich mir zu bemerken, dass nach meiner Ansicht die obere Hälfte des Kopfes recht gelungen ist. Dagegen würden in der unteren Hälfte einige Korrektu ren wünschenswert sein, die Ihnen leicht durch Vergleichung mit dem älteren, 1890 in Rom von Professor Josef Kopf (Baden-Baden) model lirten Profil-Relief ersichtlich sein werden. Das Postkarten-Photogramm dieses letzteren, das ich beilege, ist auch auf dem Titelblatt der beifol genden „Wanderbilder“ etwas vergrössert wiedergegeben. Besonders würde die Unterlippe mehr zurücktreten und der Bart mehr modellirt werden ...“. Gibt Hinweise, wo sie weitere Vergleichs-Porträts finden würde, u. a. bei seinem Sohn Walter Haeckel in München. „... Gegen die gewünschte Vervielfältigung und Publication Ihrer Plakette habe ich meinerseits Nichts einzuwenden.“ - Beiliegend die erwähnte Porträt foto-Postkarte mit dem Bildnis von 1890, unter dem Bild eigenhändig signiert „Ernst Haeckel“. Abbildung
2572 Hahn, Otto, Chemiker, „Vater der Kernchemie“, Nobelpreisträger, Direktor des Kaiser Wilhelm-Instituts für Chemie (1879-1968). Brief m. U. „Otto Hahn“. 1 S. Quer-gr. 8vo. Berlin-Dahlem 14.IV.1942. 300 € Kurze Meldung an Prof. Dr. K. Kerkhof, Redakteur der Zeitschrift „Forschungen und Fortschritte“: „Herr Professor Dr. Otto Hahn, Direktor des Kaiser Wilhelm-Instituts für Chemie wurde zum Ehrenmitglied der Rumänischen Physikalischen Gesellschaft ernannt.“ - Mit Briefkopf
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen des Kaiser Wilhelm-Instituts. - Gelocht; eine Rotstift-Anstreichung. - Dabei: Carl Wilhelm Correns, Mineraloge und Geochemiker, Direk tor des sedimentpetrographischen Instituts in Göttingen, gilt als Pionier der Tonmineralogie (1893-1980). Brief m. U. „Correns“. 1 S. Quergr. 8vo. Göttingen 1.VI.1942. - Gleichfalls an Kerkhof. „In ‚Forschungen und Fortschritte‘ ... ist unter den Ernennungen bekannt gegeben, dass ich zum Vizepräsidenten der Akademie der Wissenschaften in Göttin gen ernannt worden bin. Leider steht dabei, dass ich Professor für Mine ralogie und Geologie in Rostock sei, ich bin aber seit Herbst 1938 in Göttingen und bin hier nur Professor für Mineralogie und Petrographie ...“. - Mit Briefkopf seines Instituts. - Gelocht; eine Rotstift-Anstrei chung beim Namen.
2573 Humboldt, Alexander von, der große Naturforscher, Weltreisende und Geograph (1769-1859). 2 eigh. Billets m. U. „Al Humboldt“. Zus. 1 S. Gr. 8vo. Potsdam, Sept. o. J. bzw. o. O. u. J. 400 € Jeweils Einladungen an Freunde. „Können Sie, Verehrter Freund, meinen Geburtstag Donnerstag 14 Sept. verschönern, so beglücken Sie mich Donnerstag um 1 Uhr in Berlin, damit ich Sie nach Tegel führe ...“. „David reist wahrscheinlich schon übermorgen ab, also flehe ich daß Sie, theurer Freund, morgen Freitags um 4 Uhr ... bei mir essen ...“.
2574 - Eigh. Briefumschlag mit Absender „Al Hum boldt“ und rotem Lacksiegel. (Berlin oder Potsdam) o. J. 150 € „Sr. Wohlg. Herr Dr. Gumprecht - Buchhandlung von G. Reimer“. - Thaddäus Eberhard Gumprecht (1801-1856) war Geologe, Mineralo ge und Geograph. Abgesehen von einer Unterbrechung in Gießen lebte er von 1832 bis zu seinem Tode in Berlin. - Etwas fleckig. 2571
2575 Humboldt, Wilhelm von, Gelehrter und preußi scher Staatsmann, Mitbegründer der vergleichenden Sprachwissenschaft (1767-1835). Eigh. Schriftstück m. U. „Humboldt“. 1/2 S. 4to. (Berlin) 9.VIII.1819. 300 € „Die mir übersandten 432 rh 14 gr. 6 pf. habe ich erhalten u. werde solche notiren ... „. Es folgen einige - schwer leserliche - Wünsche, Bestellungen und Aufträge, möglicherweise an die Nicolaische Buch handlung. - Leicht gebräunt.
2576 Husserl, Edmund, österr.-dt. Philosoph und Mathe matiker, höchst einflußreicher Begründer der philos. Phänomenologie (1859-1938). Eigh. Brief-Umschlag mit Absender „E Husserl“. 2 Bl. (Vorder- und Rückseite ge trennt). Freiburg i. Br. 4.II.1935. 300 € Eigenhändig adressiert an „Frau Professor Simmel - Stuttgart W. Linden spürstr 17“; d. i. die Philosophin und Malerin Gertrud Simmel, die Witwe des Soziologen Georg Simmel, die in den 1930er Jahren nach Stuttgart verzogen war, wo sie 1938 auch verstarb. - Mit dem Aufdruck „Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“. - Gebrauchsspuren.
2577 Kerner, Ritter von Marilaun, Anton, berühmter österr. Botaniker, Professor in Innsbruck und Wien, Direk tor des Wiener Botanischen Gartens, gilt als Begründer der Pflanzensoziologie, korrespondierte mit Darwin und Mendel (1831-1898). Sammlung von 15 eigh. Briefen, 5 eigh. Postkarten und 3 eigh. Manuskripten m. U. „Kerner“. Zus. ca. 61 S. Verschied. Formate. Wien, Trins und Marilaun 1879-1897. 900 € An verschiedene Botaniker-Kollegen, teils Assistenten am Botanischen Museum der Universität Wien (Eustache Woloszezak und Eugen von Halácsy), teils auch an die Wiener Schriftstellerin und Saloniere Rosa von Gerold oder an Teilnehmer der 66. Versammlung deutscher Natur forscher und Ärzte (1894); 1 Postkarte aus Fiume an seine Frau Marie. Umfang- und inhaltsreiche Briefe, fast immer zu Themen der Botanik und entsprechenden Publikationen, oft mit Briefkopf „Direction d. botanischen Gartens u. botanischen Museums d. k. k. Universität“. Mit 3 Manuskripten (2 signierte Beschreibungen von Pflanzen und ein umfangreiches Zeugnis für Eugen von Halácsy [9.X.1897]) sowie diver sen Beilagen (aufwendige Todesanzeige für Kerner von Marilaun, eine
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________
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Postkarte mit der Ansicht von Kerners Landhaus in Gschnitz bei Trins, Tirol, und anderes). - Reichhaltiges und wertvolles Material zu Kerners wissenschaftlicher und organisatorischer Arbeit in Wien. Abbildung Seite 146
2578 Kneipp, Sebastian, kath. Priester, Hydrotherapeut und Naturheilkundler (1821-1897). Gedruckter „DenkZettel“ mit eigh. U. „Seb. Kneipp Pf.“. 1 S. 5,6 x 9,6 cm. O. O. 1883. 150 € „Sparkasse für Zeit und Ewigkeit. Angelegt im Jahre [handschriftlich:] 1883 von Rosina Mayer ...“. Es folgen im Druck 9 Nullen mit folgendem Text: „Diese Nullen sind an sich wertlos, kommt aber nur die einfach ste Ziffer hinzu, dann gibt es eine große Summe. Unsere Handlungen sind Nullen, kommt aber nur das Einserl hinzu, so gibt es eine große Summe. Dieses Einserl ist die gute Meinung.“ - Abrisse an den Ecken; Knickfalte. - Hübsches kleines Blättchen mit der Aufforderung zum moralischen Handeln. - Beiliegend ein Blättchen mit handschriftlicher Wasser-Therapie, vielleicht von Kneipps Hand. Abbildung
2579 Laue, Max von, dt. Physiker, Nobelpreisträger, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesell schaft, Empfänger zahlreicher internationaler Ehrungen (1879-1960). Korrespondenz mit dem Berliner Verleger Wolfgang Keiper, bestehend aus 52 (1 handschr.) Briefen und 18 (2 handschr.) Postkarten m. U. „M. v. Laue“, 1 Brief in seinem Auftrag, 6 masch. Abschriften von Briefen Laues und mehr als 90 Durchschriften von Briefen Keipers an Max von Laue. Die Briefe gr. 4to und quer-gr. 8vo. Hechingen und Göttingen (Laue) bzw. Berlin-Neukölln (Keiper) 1944-1950. 4.500 € Umfangreiche Korrespondenz des 1943 in Berlin vorzeitig emeritierten Hochschullehrers über Beiträge zu dem Verlagsprogramm des Berliner Kleinverlegers Wolfgang Keiper. Dieser hatte sich auf die Geschichte der Wissenschaften spezialisiert und wollte Reihen sowohl historisch
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bahnbrechender Texte als auch von Autobiographien hervorragender Gelehrter als kommentierte Faksimiledrucke herausbringen. Max von Laue, der sich nach seiner Entlassung nach Hechingen zurückgezogen hatte, erklärte sich bereit, eine Autobiographie „Mein physikalischer Werdegang“ nach dem Vorbild eines ähnlichen Manuskripts von Max Planck zu liefern und zugleich bibliographische und biographische Informationen über bedeutende Kollegen beizutragen. Keiper entfalte te nun ausgerechnet in der Papier- und Materialknappheit des letzten Weltkriegsjahres eine fieberhafte Aktivität um tausend Probleme und Details der Planung und Drucklegung, so dass die Briefe und Karten im Abstand von wenigen Tagen wechselten und v. Laue z. B. noch am Heiligabend 1944 einen Brief und eine Postkarte mit Auskünften an Keiper absenden mußte. Der Schriftwechsel beschäftigt sich also mit Max v. Laues Laufbahn, seinen Veröffentlichungen und seinen Bezie hungen zu vielen Kollegen, vor allem aber mit der Drucklegung seiner Biographie, die ihm viel Anlaß zu Kritik und Änderungswünschen bie tet. Bewundernswert ist seine Geduld gegenüber dem Verleger Keiper, der ihn mehrmals wöchentlich mit langen Schreiben förmlich „bom bardiert“. - Das äußere Erscheinungsbild der Korrespondenz ist leider, was die Briefe und Karten v. Laues betrifft, durch Feuchtigkeitsschä den beeinträchtigt: ein Teil der Blätter zeigt erhebliche Verfärbungen; die mit Tinte geschriebenen Teile, d. h. 1 Brief und 2 Postkarten, sind bis zur Unleserlichkeit verwaschen; und die Unterschrift „M. v. Laue“ ist oft mehr oder weniger verblasst und in einem Fall unter Flecken ganz verschwunden. Die Maschinenschrift selbst (und somit auch alle Keiper-Briefe) ist nicht betroffen und daher durchgehend leserlich. Alle Teile gelocht. - Trotz dieser Erhaltungsmängel reiches und wertvolles Material zu Leben und Werk des großen Physikers. - Einige Beilagen. Abbildung
2580 - Brief m. U. „M. v. Laue“. 1 S. Quer-gr. 8vo. BerlinZehlendorf 5.VI.1942. 300 € An den Oberregierungsrat Prof. Dr. Kerkhof, Redakteur der Zeitschrift „Forschungen und Fortschritte“. „... Ihrer freundlichen Aufforderung, in den „Forschungen und Fortschritten“ über Energieprinzip und neuere Physik zu berichten, kann ich im Augenblick deswegen nicht nachkom men, weil ich im kommenden Winter darüber in einem der öffentli chen Vorträge der Akademie sprechen will. Aber vielleicht kann ich Ihnen danach einen Auszug aus diesem Vortrage geben ... Sollten Sie die Nummer der Frankfurter Zeitung, welche meinen Artikel enthält, noch besitzen, so wäre ich für dessen Überlassung dankbar.“ - Gelocht; eine Rotstift-Anstreichung beim Namen. - Dabei: Peter Adolf Thiessen, Chemiker, Direktor des Kaiser Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie in Berlin-Dahlem, nach Ende des 2. Weltkriegs nach Russland verschleppt, später Direktor des Instituts für Physikalische Chemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften der DDR, zeitweilig dort auch Mitglied des Staatsrates, Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP, des Nationalpreises der DDR, des Stalin-Ordens, des LeninOrdens und zahlreicher weiterer Ehrungen dreier Diktaturen (18991990). Brief m. U. „Thiessen“. 1 S. Quer-gr. 8vo. Berlin 12.V.1942. Gleichfalls an Kerkhof. Kann dessen Aufforderung, einen Auszug aus seinem letzten Vortrag zur Verfügung zu stellen, im Augenblick nicht nachkommen. „... Es ist mir gegenwärtig nicht einmal möglich, meine abgeschlossenen wissenschaftlichen Experimentalarbeiten für die Veröffentlichung fertig zu machen, da der Umfang kriegswichtiger Arbei ten am Institut mich völlig in Anspruch nimmt. Ich hoffe indes, Ihnen künftig aus dem Institut die eine oder andere zusammenfassende Abhandlung übermitteln zu können ...“. - Ferner beigegeben: Hans Haalck, Geophysiker, Direktor des Geodätischen Instituts in Potsdam, gilt als
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einer der Pioniere der angewandten Geophysik in Deutschland (18941969). Billet m. U. „Haalck“. 1 S. Quer-gr. 8vo. Potsdam 7.VII.1942. An die „Reichszentrale für wissenschaftliche Berichterstattung“, der er einen Auszug aus seinem Aufsatz „Physikalische Beschaffenheit des Erdkerns“ übersendet. - Gelocht. - Zusammen 3 Teile.
Fürst Metternich zahlt nicht 2581 Ledebour, Carl Friedrich von, bedeutender Bota niker, bereiste Sibirien und Zentralasien, Professor und Gründer des Botan. Gartens in Dorpat, Kaiserlich Russi scher Staatsrat, Verfasser der „Flora Rossica“ (1786-1851). 6 eigh. Briefe m. U. „Ledebour“. Zus. 16 S. Gr. 4to. Dor pat (heute Tartu, Estland) 1823-1835. 2.400 € Inhaltsreiche Briefe an einen Fachkollegen in Wien. Ausschließlich über Themen der Botanik: Austausch und Bestimmung von Pflanzen, Reise- und Forschungsergebnisse, Untersuchungen zu einzelnen Gat tungen, Fachliteratur, eigene Veröffentlichungen, Buchhandel usw. Erwähnt verschiedene Kollegen, darunter Adelbert von Chamisso, Carl Woitkewitz, Matthias Jacob Schleiden und andere. Am 29. Oktober 1834 schreibt er: „... Erlauben Sie mir, mich jetzt mit einer Bitte an Sie zu wenden. Der Graf Bray interessirte sich für den Absatz meiner Icones [= Icones plantarum novarum etc, 5 Bde, 1829-1834]. Auf seinen Vorschlag wurden in Wien 3 Ex. genommen, nämlich eins für die Privat-Bibliothek Sr. Maj. des Kaisers, eins vom Fürsten Metternich für seine eigene Bibl. und ein drittes für die Hofbibliothek. Durch ein Versehen hatte aber der Graf Dietrichstein das Ex. für d. Hofbibl. direct vom Buchhändler genommen (und, beyläufig gesagt, daher auch keines bezahlen müssen). Von dem ersten u. zweiten kann also eigent lich nur die Rede seyn. Der Graf Bray starb, seitdem nur 3 Lieferun gen, jede von 50 Tafeln, erschienen waren, und da ich nicht wußte, wie ich die Fortsetzungen abliefern sollte, unterblieb das bis jetzt. Nun aber ist das ganze Werk beendigt, und ich wünschte daher die Fortset
zungen abzuliefern. Für das erste Ex. hat die Privat-Bibl. d. K. die 3 ersten Lieferungen (zusammen mit 90 Rub. Silb.) bezahlt. Der Fürst Metternich hat nichts bezahlt. Ich schrieb vor etwa 11/2 Jahren an Se. Durchlaucht, natürlich ohne der Bezahlung zu erwähnen, und fragte an, ob ich die Fortsetzung schicken dürfe. Ob der Fürst meinen Brief erhalten hat, weiß ich nicht, aber ich bin wenigstens ohne Antwort geblieben. Könnten Sie nun ... die Güte haben: 1) wegen des Ex. für die Privat-Bibl. d. K. die Ablieferung der 4-10 Lieferung zu besorgen, wenn ich Ihnen selbige zuschicke, oder mir sonst einen Weg angeben. 2) Wegen des Ex. für den Fürsten Metternich dessen Bibliothekar oder wer sonst die Aufsicht über seine Bibl. führt, fragen, ob ich die Fort setzung vielleicht auch, wenn Sie es denken, durch Ihre gütige Vermit telung schicken könne, in welchem Falle dann auch wohl die Bezah lung erfolgen würde ...“. - Ledebour, der zuletzt in München lebte, war im Jahr des ersten hier vorliegenden Briefes, 1823, aufgrund seiner wissenschaftlichen Verdienste in den russischen Adelsstand erhoben worden. - Reichhaltiges Material über die botanische Forschung der Zeit und ihren publizistischen Niederschlag. - Bei 2 Briefen die erste Seite angestaubt; sonst gut erhalten. - Sehr selten. Abbildung Seite 150
2582 Malpighi, Marcello, italienischer Anatom und Pionier der Mikroskopie, gilt als Begründer der verglei chenden Physiologie und der wiss. Pflanzenanatomie, Leibarzt des Papstes Innozenz XII., Professor in Bologna (1628-1694). Eigh. Zeugnis m. U. „Marcellus Malpighius“. In latein. Sprache. 1 S. Quer-8vo. Doppelblatt. Bologna 29.VIII.1691. 1.500 € Malpighi attestiert seinem Schüler Giorgio Bagiro aus Neapel, dass er seine Vorlesungen gehört und medizinische Schriften vorgelegt habe. Unten gegengezeichnet von Matthäus Petrus Petratz „dmus präses in locu illmi Dni Prioris ...“.
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2583 Meiners, Christoph, Philosoph und Ethnograph, Professor der „Weltweisheit“ in Göttingen (1747-1810). Eigh. Brief m. U. „C. M.“ 1 S. Mit Adresse und papierge decktem Siegel. 4to. Göttingen 20.IX.1793. 200 € An den Hofrat von Groß in Würzburg (Adam Friedrich von Groß zu Trockau, den späteren Bischof von Würzburg, 1758-1840 ?), den er bald dort zu treffen hofft. Zunächst kommentiert er die Ereignisse der „terreur“ in Frankreich. „... Ich beklage es eben so sehr, als Sie, daß in Frankreich alles so gegangen ist, wie wir es bisher gesehen haben. Außer der inneren Sittenverderbniß der Hauptstadt war aber gewiß der äußere Krieg die Hauptursache, daß man so weit gekommen ist, daß man beynahe an aller Rückkehr zur Ordnung verzweifeln muß ... Ich glaube aber nicht, daß die Nation sich jetzt dergleichen aufzwingen läßt ... Je länger der Krieg dauert, desto mehr wird ganz Frankreich ein allgemeiner Waffenplatz: desto mehr nimmt die Streitwuth zu. - Am 30 Aug: reisen wir von hier nach Schwaben über Fulda u. Würzburg in Gesellschaft von H. Consistorrath Plank u. deßen Frau. Am 3 Sept. werden wir in
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Würzburg eintreffen, und einen Tag bleiben. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir Sie in Würzburg anträfen. Wie schnell verfliegt die Zeit! Kommt es Ihnen nicht beynahe unglaublich vor, daß es schon fast ein Jahr ist, seit wir uns in Würzburg sahen ...“. Bedauert abschließend das belagerte Mainz. - Durch die Siegelöffnung entstandener Randaus riss; sonst ordentlich erhalten.
2584 Mignet, François-Auguste, der bedeutende franz. Historiker, Chronist der Revolution von 1789, Staatsrat, Archivdirektor des Außenministeriums, Ständiger Sek retär der „Académie des sciences morales et politiques“ und Mitglied der Académie Française (1796-1884). Manu skript m. U. „Mignet“ und 2 eigh. Briefe m. U. „Mignet“. Zus. 61/2 S. Doppelbl. (2 mit Goldschnitt). Kl. 4to und 8vo. O. O. 1833-1841. 200 €
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen Der vollständige 4seitige Aufsatz „Portrait de Mazarin“ ist (wohl nicht eigenhändig) sorgfältig in Schönschrift geschrieben und vermutlich für den Druck bestimmt gewesen. Es handelt sich um eine emphatische Charakteristik des Kardinals Mazarin, besonders auch im Vergleich mit Richelieu: „... Richelieu avait tué ceux qui s‘opposaient à lui; Mazarin se contenta de les enfermer. Sous lui l‘échafaud fut remplacé par la Bastille“. - Der erste der beiden Briefe (12.IV.1833) an einen General, dem er mitteilt, dass der Handelsminister einen „recours“ von 200 Francs für Mr. Basté beschlossen habe. „... je vous prie d`être assez bon pour en avertir M. Basté donc je ne connais pas l‘adresse et pour dire de se presenter au ministère ... quand il le voudra, il demandera M. Martin secretaire parti culier de M. Thiers qui le conduira lui-même et qui ... lui fera toucher de suite la somme qui lui est dessinée ...“. - Der zweite Brief an Monsieur de Carné. „Je serai tout disposé, Monsieur, à causer avec vous quand vous le voudrez. êtes-vous libre demain à quatre heures ...?“. - Mignets Geschichte der französischen Revolution galt - auch in Deutschland lange Zeit als das Grundlagenwerk zu dieser Epoche.
2585 Nietzsche-Archiv in Weimar. Schriftwechsel mit dem Berliner Verleger Wolfgang Keiper, bestehend aus 32 maschinen- oder handschriftlichen Briefen und 1 Post karte des Archivs an Keiper und ca. 47 Durchschlägen der Briefe von Keiper an das Archiv. Zus. mehr als 100 S., eng beschrieben. Meist gr. 4to. - Dazu 4 umfangreiche Briefe von Elise Gast an Keiper. Weimar, Berlin-Neukölln und Annaberg (Erzgebirge) 13.XII.1943 - 15.II.1945. 1.500 € Trotz des relativ kurzen Zeitraums eine sehr umfangreiche Korrespon denz, da der Berliner Klein-Verleger Wolfgang Keiper ausgerechnet in der Spätphase des Weltkriegs mit großem Eifer Teile von Nietzsches Werken in kommentierten Faksimile-Drucken herausbringen wollte, darunter eine vierteilige Feldpost-Ausgabe von „Also sprach Zarathustra“. Keipers Verlag spezialisierte sich auf Faksimile-Drucke bahnbre chender oder grundlegender Schriften großer Geistes- und Naturwis senschaftler. Von Johann Kepler und Hans Pfitzner, Schelling, Haym und anderen waren bereits Schriften bei Keiper erschienen; es sollten als nächste Nietzsche („Fünf Vorreden“ hatte Keiper schon ediert), Kant und Max Planck folgen. Die Korrespondenz zwischen Keiper und den Vertretern des Nietzsche-Archivs, Max Oehler, Rudolf Dempe und Dr. Günther Lutz, behandelt sowohl allgemeine Fragen der Auswahl und des in Weimar vorhandenen Materials als auch die Beschreibung der Manuskripte und detailliert die Probleme der Papiere, Formate, Typo graphie, Druckvarianten, Foto-Möglichkeiten (durch den Fotografen Held in Weimar) und Faksimilierung, Einband-Stoffe, Papierbeschaf fung und vieles andere, zunächst für „Götzendämmerung“, „Ecce Homo“ und „Lebenslauf“. Großen Umfang des Schriftwechsels nehmen auch Keipers Wünsche hinsichtlich der Kommentierung der Ausgaben ein: eine Bibliographie aller Nietzsche-Drucke vor und nach Gründung des Archivs sowie andere Hilfe und Mitarbeit in Weimar. Beide Seiten geben sich große Mühe, auf die Wünsche des Anderen einzugehen und die Drucklegung trotz schwierigster äußerer Umstände voranzutrei ben. Bei Kriegsende liegen schließlich vom Keiper Verlag vor: „Fünf Vorreden“, „Mein Leben“, „Wir Furchtlosen“, „Also sprach Zarathustra“ und „Werke, Handschriften Briefe“. - Reichhaltiges Material zur NietzscheForschung und zur Situation des Nietzsche-Archivs in den letzten Jahres des Zweiten Weltkriegs. - Beiliegend die Durchschriften je eines Briefes von Keiper an das Reichs-Propaganda-Ministerium, Referat Wissenschaft, in Berlin (19.V.1944) und an den Fotografen Held in Weimar. -
Dabei: Elise Gast (geb. Wagner), Ehefrau von Nietzsches engem Mitar beiter und Herausgeber Heinrich Köselitz alias Peter Gast (der wie Nietzsches Schwester wesentliche Eingriffe in Nietzsches Texten vornahm), Hüterin eines „Peter-Gast-Archivs“ in Annaberg (1874-1966). 4 eigh. Briefe m. U. „Elise Gast“. Zus. ca. 6 S. Gr. 4to. Annaberg (Erzge birge) 2.VIII. - 18.XII.1944. - Recht umfangreiche Briefe an den Ber liner Verleger Wolfgang Keiper, der sich auf Geschichte der Wissen schaften spezialisiert und neben der Herausgabe einzelner Schriften Nietzsches eine luxuriöse „Jubiläums-Ausgabe“ zum 100. Geburtstag (Okt. 1944) geplant hatte. Er plante auch eine Würdigung des NietzscheMitarbeiters Peter Gast (1854-1918) und bittet daher in dem vorliegen den Briefwechsel dessen Witwe um Auskünfte über die Materialien im „Peter-Gast-Archiv“ und um Hilfe bei der Erstellung einer möglichst vollständigen Bibliographie der selbstständigen und unselbstständigen Veröffentlichungen von Peter Gast. Elise gibt ausführlich Auskunft: „... betreffs ‚König Wenzel‘, ‚Nausikaa‘ und ‚O rpheus‘ kann ich Ihnen nur den Bescheid geben, daß außer einer Ouvertüre für König Wenzel (1885) alle drei Arbeiten als Entwürfe vorliegen. - ‚Der Apulische Hirtenreigen ist unter die Blätter der Nausikaa gewandert, dort mag er viele Jahre ruhen‘ - schreibt mein Mann am 7. April 1883 an Friedrich Nietzsche, demnach ist auch dieser nur ein Entwurf geblieben. Was das Pastorale über ein böhmisches Volkslied aus dem Jahre 1888 anlangt, das habe ich in meinem Verzeichnis schon angegeben. Es ist dies die Kompo sition die Nietzsche als Claude Lorrain bezeichnet ... Ihre Frage nach einer autobiographischen Skizze meines Mannes muß ich ... zu mei nem größten Leidwesen verneinen. Der Nachlaß seines großen Freun des Nietzsche, für den er sich zu selbstlos einsetzte, hat leider das eigene Schaffen zu sehr verdrängt und sein allzu früher Tod hat diesem Schaffen ein ebenso frühzeitiges Ziel gesetzt. - Zu der gütigst über sandten Tabelle über die schriftstellerischen und musikalischen Arbei ten meines Mannes möchte ich Sie bitten, bei den von Pfeiffer veröf fentlichten Briefen nicht Cäcilie Gast, sondern nur Cäcilie G. zu setzen. Eine Cäcilie Gast hat nie existiert, das Fräulein aber, mit dem mein Mann in regem Briefwechsel stand, hat zufällig auch den Buchstaben G am Anfang ihres Familiennamens ...“. In den folgenden Briefen nennt sie noch eine ganze Reihe literarischer und musikalischer Werke ihres Mannes, versendet auch das Manuskript der Komposition „Das deutsche Schwert“ im Original. Im letzten Brief gibt sie u. a. die Auskunft: „... Die Frage nach einem Gemälde meines Mannes möchte ich mit einem nein beantworten. Das Bild das ich besitze, bringt nicht die Wesenszüge und den Charakter zum Ausdruck, die im Antlitz meines Mannes lagen. Dagegen gibt es ein sehr schönes Bild im Nietzschearchiv in Weimar. Es ist vom Bruder meines Mannes, Rudolf Köselitz, München, angefertigt ...“. - Beiliegend 2 Durchschriften von Briefen Keipers an Elise Gast. Die Briefe von dieser gelocht; kleine Faltenrisse. - Umfangreiches Mate rial zur Nachwirkung Friedrich Nietzsches im 20. Jahrhundert.
2586 Panzer, Georg Wolfgang, Nürnberger Arzt, Bota niker und Entomologe, Herausgeber der großen „Fauna Insectorum Germanica“ (1755-1829). Eigh. Brief m. U. „Pan zer Med. Dr. et Physicus ord.“ 3 S. Doppelblatt. 4to. Nürn berg 12.V.1781. 200 € Wohl an den Wiener Botaniker Nikolaus Joseph von Jacquin (17271817), Professor und Direktor des Botanischen Gartens der Universität, später der Kaiserlichen Gärten von Schönbrunn. Bedankt sich höchst bescheiden für die wohlwollende Aufnahme bei seinem Wien-Aufent halt und bittet, seine neuen Veröffentlichungen Jacquin widmen zu dürfen. „... Erlauben mir Ew. Wohlgeboren daß ich es wage dießen Erst
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ in meiner Privatsammlung besitze, so gereicht es mir zum größten Vergnügen, es zu Ihrer und Ihres Generalstabes Einsicht zu schicken, und da ich hoffen darf, es würde Sie nicht minder interessiren, von den Sectionen selbst einige zu lesen, so schicke ich gleichzeitig 9 andere Blätter, theils von der Polnischen, theils von der allgemeinen Karte von ganz Westrußland ... Die Blätter sind meines Wissens einzeln zu haben (dieses Exemplar schickte mir der K. K. Russ. Generalstab zum Ge schenk. - Apropos, vielleicht können Sie veranlassen, daß von Ihrer Gene ralstabskarte mir ein Exemplar Ihrer Karte für meine Privatsammlung geschickt wird. Sie können mit Recht erwähnen, daß alle außersächsi schen Staaten, von Amerika bis Rußland (oder wenn Sie das lieber wollen - von Californien in östlicher Richtung bis zum Amurlande) mich fort während aufs Liberalste mit ihren Werken bedächten ... Was Ihre Kup ferstecher anbelangt, so habe ich darüber mit unserem Geschäftsführer gesprochen - Einen beschäftigen wir ja schon, H. Haase. Die Leute lassen sich nur so horrende bezahlen ...“. Berichtet dann über seine Familie und stellt einen gemeinsamen Besuch in Aussicht. - Etwas geknittert.
2588 Planck, Max, Quantenphysiker, Nobelpreisträger (1858-1947). Eigh. Brief m. U. „M. Planck“. 1 S. Gr. 8vo. Berlin-Grunewald 18.VI.1942. 450 €
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An den Oberregierungsrat Dr. Kerkhof, Redakteur der Zeitschrift „Forschungen und Fortschritte“ in Berlin. „... Bezugnehmend auf Ihr wer tes Schreiben ... und auf meine darauf erteilte vorläufige Antwort ... möchte ich Ihnen nunmehr mitteilen, daß ich Ihnen einen Autor nennen kann, der eventuell geneigt wäre, einen Aufsatz über den Orden pour le Mérite (Friedensklasse) für „Forschungen und Fortschritte“ zu schreiben. Es ist der Reichswirtschaftsgerichtsrat a. D. Walther Boeckh, ein Enkel des Berliner Universitätsprofessors und Ordenskanzlers August Boeckh. Er ist entfernt mit mir verwandt und steht im 72. Lebensjahr ...“. - Gelocht. Abbildung
lingen meiner botanischen Arbeiten Ihren berühmten Namen für zu setzen, - ich glaubte einen so übel ausgefallenen Versuch botanischer Beobachtungen nicht besser zu schmücken als mit dem Namen eines vollendeten Meisters botanischer Kenntnisse ...“. Erbittet Jacquins Urteil über die „gegenwärtige Brochüre“ und erhofft dessen „großmüthige Aufmunterung“, ohne die er „freylich zurückbleiben“ müsse. - Panzers „Fauna Insectorum Germanica“ erschien in 109 Teilen mit 2640 Kupfer tafeln von Jacob Sturm.
2587 Petermann, August, bedeutender Geograph, Kar tograph und Weltreisender, Leiter des Geographischen Instituts von Perthes in Gotha und Herausgeber der dort erscheinenden „Mittheilungen“ (1822-1878). Eigh. Brief m. U. „A Petermann“. 2 S. Mit Briefkopf „Redaction der Mittheilungen aus Justus Perthes‘ geographischer Anstalt“. Doppelblatt. Gr. 8vo. Gotha 13.II.1858. 200 € An (den nicht genannten) Gustav von Schubert (1824-1907), Schwager des großen Afrikaforschers Heinrich Barth, Generalleutnant, Miltär schriftsteller und Leiter der Bibliothek und Kartensammlung des kursächsischen Generalstabs, der Petermann nach einer Polen-Karte gefragt hatte. „... Da ich das betreffende Übersichtsblatt der Polnischen Küste
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„In Dresden gefiel es mir sehr“ 2589 Rau, Karl Heinrich, badischer Nationalökonom, Agrarwissenschaftler und liberaler Politiker, Erzieher des Prinzen Friedrich von Baden, langjähriger Professor in Heidelberg, Empfänger zahlreicher Orden und Ehrungen (1792-1870). 2 eigh. Briefe m. U. „K H Rau“. Zus. 8 S., eng beschrieben. Doppelbl. Gr. 4to und gr. 8vo. Heidelberg 16.X.1848 und 2.VIII.1856. 450 € An den ihm befreundeten (nicht genannten) Nationalökonomen und Landwirt Friedrich Gottlob Schulze (-Gaevernitz), Professor in Jena. Umfang- und inhaltsreiche Briefe über Wissenschaft und Politik. Am 16. Oktober des Revolutionsjahres 1848 schreibt Rau im Rückblick auf einen Besuch bei Schulze und in dessen landwirtschaftlicher Lehran stalt: „... Es war mir höchst willkommen und lehrreich, von Deiner fruchtbringenden Wirksamkeit im Lehrfache, die über die Berufskennt nisse hinaus auch den Charakter der Zöglinge umfaßt, näher u. anschau lich unterrichtet zu werden, wobei sich freilich auch die Überzeugung befestigte, daß das Gedeihen der Anstalt in dieser Weise eben ganz von der Persönlichkeit des Vorstehers abhängt und durch äußere Veran staltungen ohne eine innige Verschmelzung gewisser wissenschaftlicher, gewerblicher und moralischer Eigenschaften und Fähigkeiten nicht sicher zu stellen wäre. Die landwirthschaftlichen Lehranstalten auf
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dem Lande leiden an dem Fehler, daß die Lehrer sich zu sehr wie Uni versitätsprofessoren betrachten u. die Schüler nur massenweise, vom Katheder aus, behandeln; es ist daher doppelt verdienstlich, wenn auf der Universität selbst ein Vorsteher das Beispiel giebt, sich mit den einzelnen Zöglingen viel zu beschäftigen, wie dieß nothwendig ist, um tüchtige Praktiker zu bilden. Sicherlich wird es auch an der Aner kennung Deines großen Verdienstes von oben nicht fehlen, wenigstens soweit, daß keine wesentliche Störung zugegeben wird ...“. Spricht dann großes Lob für Schulzes Ehefrau aus, die trotz anhaltender Kränklichkeit sich als mustergültige und bewundernswerte Hausfrau gezeigt habe, und berichtet über den Fortgang seiner Reise: „... nichts war störend als die Besorgniß wegen des badischen Aufruhrs, indeß gaben mir die Zeitungen, auf die ich überall Jagd machte, bald einige Beruhigung ... in Leipzig schwamm ich einige Stunden in dem ungeheu ren Gewühl der Messe mit herum. In Dresden gefiel es mir sehr. Die Gallerie blieb nicht hinter meinen hohen Erwartungen zurück, die Six tina u. die Nacht üben einen mächtigen Zauber aus; je länger man sie beschaut, desto mehr. Auch das Theater (Zar u. Zimmermann, - Fiesco),
das grüne Gewölbe, die freundliche Lage am Elbufer, die hübsche Umgebung entsprachen ihrem Rufe. Neben einem kurzen Besuche bei einem alten Univ. Bekannten, Director v. Flotow, hatte ich mit [Albert Christian] Weinlig und [Theodor] Reuning näheren Verkehr; es sind sehr tüchtige Männer ... Auf dem Rückwege brachte ich wieder einige Stunden in Leipzig zu, wo ich [Wilhelm] Roscher und den 82jährigen [Friedrich] Pohl aufsuchte. Bei diesem ist das Auge noch ganz frisch, aber sonst Körper u. Geist hinfällig, auch lebt er in einer so ärmlichen und vernachlässigten Umgebung, wie irgend ein dürftiger Handwerksmann. In Weimar fand ich Deinen Brief mit dem Päckchen vor. Herr Burkart war sehr gefällig, mir Schillers Haus u. die neuen Zimmer des Schlosses zu zeigen, die in der That höchst sehenswürdig sind u. an das münche ner Schloß erinnern ...“. Berichtet dann ausführlich über die AgrarProbleme und Erfahrungen, die ihm der Landwirt Martin Böhme in Oberweimar schilderte. „... Am 6. Nov. ist ein Zusammentritt von Abge ordneten der landw. Vereine in Frankfurt angeordnet. Ich wünschte Dich auch dort zu finden. Wenn nur die äußere Ruhe nicht fehlt, die nun von Wien aus und auch in Thüringen wieder sehr bedroht ist. Die
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2590 Reichenbach, Heinrich Gustav, Botaniker, Sohn des Dresdener Botanikers H. G. Ludwig Reichenbach, Professor in Hamburg und Direktor des dortigen Botan. Gartens, weltweit führender Orchideen-Spezialist (18241889). Konvolut von 8 eigh. Briefen und 2 eigh. Postkar ten. Zus. ca. 21 S. Verschied. Formate. 1852-1886. 400 €
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Reichsgewalt thut das Ihrige, um Ordnung zu schaffen, allein ihr Haupt mittel, die bewaffnete Macht der Linie, wird schwerlich auf die Dauer aushalten, wenn nicht die Masse der ordnungliebenden Bürger sich ermannt u. sich aneinander schließt. Eure Universität wird wahrschein lich sehr darunter leiden, wie auch die unsrige diesen Winter schwach besetzt zu bleiben scheint ...“. Der Brief von 1856 besteht im wesentlichen aus einem umfangreichen kritischen Kommentar zu Schulzes Buch „Nationalökonomie“, das dieser an Raus Sohn geschickt hatte. Rau behandelt nicht nur den sachlichen Inhalt, sondern auch die Sprache sowie grundsätzliche Fragen der Päd agogik, und bilanziert schließlich: „... Bei manchen Sätzen habe ich mit Vergnügen gefunden, daß wir übereinstimmen, bei anderen würde ich eine abweichende Meinung zu vertheidigen unternehmen, wenn wir einmal dazu lange genug beisammen wären, wozu freilich wenig Aussicht ist. Sollte ich noch eine 7. Auflage meines I. Bandes erleben, so würde ich natürlich auf Dein Buch vielfach Rücksicht nehmen ...“. Schulzes „Nationalökonomie oder Volkswirtschaftslehre, vornehmlich für Land-, Forst- und Staatswirte“ war in diesem Jahr in Leipzig erschienen. - Beiliegend ein Zettel (2 S. schmal-8vo) in Raus Handschrift mit 25 landwirtschaftlichen Fragen, vielleicht zu Prüfungszwecken gedacht. Abbildung Seite 153
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Die ersten 4 Briefe an seinen Vater in Dresden, die übrigen Schrift stücke an den Wiener Botaniker E. v. Halacsy. Nachdem er im ersten Brief (Berlin 7.I.1852) seinem Vater zum Geburtstag gratuliert hat, berichtet er vom vieldiskutierten Gastspiel des farbigen Schauspielers Ira Aldridge: „... Gestern waren wir im gr. Opernhause. Ein Neger Ira Aldridge trat als Othello (englisch!) auf. Die Aufführung war furcht bar ergreifend. Eine solche Mimik, solche Darstellung, tiefste Leiden schaft vermag ein Europäer nicht möglich zu machen. - Als Erholung wurde ein Vaudeville beigefügt, wo derselbe Ira sich nun wieder in seiner natürlichen Wildheit so gehen ließ, daß das Haus vor Lachen erschüttert wurde. Als Comiker möchte ich den Mann wieder sehen, als Tragiker greift er zu sehr an. Er wird wohl nach Dresden kommen ...“. Ferner über den Berliner Botanischen Garten, Wasserpflanzen, Orchi deen etc. - Die folgenden Briefe mit Nachrichten verschiedener Art über Korrespondenzen mit anderen Botanikern. Am 23. August 1858 schreibt er aus Leipzig: „... Gott sei Dank, daß ich nicht in Jena war. Einige Taschenforscher [gemeint sind wohl Taschendiebe] aus Berlin haben den Leuten die Sorge über die Verwendung des Geldes erleich tert. Der Großherzog trank einen Salamander (Kunstausdruck) und wer bloß zu 8 auf einem Fußboden liegen konnte, schätzte sich glück lich ...“. - Die übrigen 6 Briefe und Karten sind in den Jahren 18761886 aus Hamburg an den Wiener Botaniker E. von Halaczy geschrie ben und behandeln botanische und geographische Themen. - Beiliegend 6 einseitige Manuskripte botanischen Inhalts und unterschiedlicher Formate in lateinischer, englischer und deutscher Sprache, von denen das umfangreichste wohl das Konzept der Rezension einer Heftreihe ist: „Systematisches Verzeichniss der im indischen Archipel in den Jahren 1842-48 gesammelten so wie aus Japan empfangenen Pflanzen. - Herausgegeben von H. Zollinger. Zürich, Druck und Verlag von E. Kiesling.“ - Ferner beiliegend zwei Bl. mit Bleistiftzeichnungen von Pflanzenformen sowie ein Porträtphoto (Visit-Format) Reichenbachs von dem Hamburger Atelier F. L. Giffey, rückseitig signiert und datiert März 1870. - 1 Brief mit Randdefekten; 1 Brief an den Ecken fleckig. Abbildung
„eine Schande für Wien“ 2591 Reichenbach, Karl Freiherr von, aus Stuttgart stammender Chemiker, Industrieller, Naturforscher und Philosoph, Meteoriten-Sammler, Teer-Spezialist, experi mentierte in seinem Schloß Cobenzl bei Wien, Erfinder der mehr oder weniger okkulten Lehre vom „Od“ (17881869). 4 eigh. Briefe m. U. „Reichenbach“. Zus. 81/2 S. Gr. 4to und gr. 8vo. Schloß Meisenburg bzw. „N. H.“ 18391842. 450 € An einen befreundeten Wiener Naturwissenschaftler, über Bestand und Fortführung einer gelehrten Gesellschaft von Naturforschern, die in seinem Hause tagte. Im ersten, sehr umfangreichen Brief (Schl. Meisenberg 23.XII.1839), geht es um deren wissenschaftliche Erneue rung, die nach dem Tode des Wiener Chemikers und Botanikers Josef Franz von Jacquin (gest. 26. Okt. 1839), der zu Mozarts Umkreis
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gehörte, notwendig geworden sei. „ ... Noch danke ich Ihnen für Ihren Besuch letzten Mittwoch Abend; bey der Kostbarkeit, den Ihre Zeit für Sie hat, werde ich dies immer als ein Opfer von Ihnen empfangen, das aber für die Fortdauer und künftige Gestaltung unserer Gesell schaft besonders in den ersten Wochen von den wesentlichen Folgen ist. ich betrachte Sie als Vorbild wissenschaftlicher Thätigkeit, wie wir in Wien kein gleiches mehr haben. Ihre gerade auf den Nerv der Pro duktion gerichtete Thätigkeit, wie Ihre Fruchtbarkeit im Felde der reinen Naturwissenschaft muß Allen, die sie einigermaßen verstehen, die größte Achtung gebieten. Mein innerster Wunsch geht auf etwas anderes nicht hin, als den Vereinigungspunkt, in einem Hauße nach und nach so viel nur möglich nach der Richtung hinzuarbeiten, in der gerade Sie sich bewegen. ich hoffe auf Ihre Hilfe dazu. ich wünschte, daß wir vom Plaudern zum Thun übergingen. Nach & nach sagte ich darum, weil jede schnelle, jede plötzliche Änderung der Gesellschaft
etwas Verletzendes für das Andenken unseres guten Jacquin hätte, das ich durchaus nur zu ehren beabsichtige und für den ich den innigsten Dank fühle. Aber es verlangt mich auf das Wärmste, daß wenigstens allmählich aus Tand einiger Ernst würde ... Sie hoffen sehnlich auf die Einrichtung der Akademie. Ob Sie damit Ihre Wünsche erreichen werden, steht zu erwarten, ich zweifle mehr daran, als ich daran glaube. Wenn Sie auch die Akademie haben werden, so werden Sie doch das nicht besitzen, was Sie suchen, einen Verein für Naturwissenschaft berühmter Männer. Sie werden nur vereinzelt Solche darin haben, und so haben Sie‘s ebensogut ohne akademische Besoldung. Die Andern dienen dann nicht einmal als Staffage, was sie in einem Privatcirkel noch sind, sondern dort sind sie Unrath, der Sold frißt, und den Weg ver sperrt. Concentriren wir die rechten Kräfte am Mittwoch! - Mittags die reine Wissenschaft, Abends vergesellschaftet mit deren Anwendung in Landwirtschaft, Industrie, Kunst; da mag dann jeder Zugang haben,
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ der was taugt, in welchem Fache reiner oder angewandter Wissenschaft es immerhin sey. Sie hängen ja alle in einander. Äußeren Glanz will ich keinen, er nüzt uns zum Zwekke nicht, im Gegentheil er schadet uns, u. lokt uns Geschmeis her, und zieht unsere Würde herab. Darum lasse ich auch alles bey Jacquinischer Einfachheit, die dem Zeitgeschmak im Aufwande nicht gefolgt ist ...“. Die folgenden Briefe beschäftigen sich mit einer Medaille, die zum Andenken an Jacquin von dem Wiener Medailleur Franz Xaver Lang (1770-1847) gefertigt werden soll. „... Die Jacquinische Medaille stößt auf allerley Anstände, die Conflikte veranlassen. Um die Commission davon frei zu halten, haben wir beschlossen, die Unterzeichner selbst zur freien Entscheidung zusammenzurufen und haben dabei auch Ihre Zustimmung hinzugezählt ... Es handelt sich nehmlich darum, ob das Langsche Kopfstük angenommen oder verworfen werden soll. Pfranger sagt, es sey ein Schmarren, eine Schülerarbeit, eine Schande für Wien, wenn es ins Ausland komme. Einige Andere von Bedeutung schließen sich ihm an. Dagegen ist die Mehrzahl der Commission, und mehrere andere Mitglieder entgegengesetzter Meinung. Um mir Licht und Wahr heit zu verschaffen, habe ich das Urtheil unserer besten Künstler einge holt ...“. Der Adressat möge seine Stimme in die Wagschale werfen, um ein Gleichgewicht gegen Pfrangers Beredsamheit zu bilden, der alles aufbieten werde, um Langs Arbeit abzulehnen. „... fällt Lang durch, so bleibt uns nichts übrig, als uns an einen ausländischen Künstler zu wenden, was bey Gott arg wäre ...“ [22.XII.1840]. Berichtet im nächsten Brief über den Fortgang der Angelegenheit (Herstellung der Medaille nach Änderungen) und ersucht den Adressaten um den Text der Inschrift. - Im vierten Brief wendet er sich gegen die vorgeschlagene Sen tenz „Rerum cognoscere causas“ (die übrigens heute noch das Motto des Berliner „Tagesspiegel“ ist), weil dieser klassische Spruch schon in ande rer Bedeutung verwendet wurde: „... es würden die res in dem Sinne aufgefaßt werden, in welchen sie durch die Figur der Industrie perso nifizirt sind. Da aber die Sentenz klassisch ist und deshalb schon in einem bestimmten Sinn seit Jahrhunderten Cours hat, so sind die Res als res naturales genommen, während wir hier gerade umgekehrt res artificiales damit bezeichnen wollen. Wir verstoßen also gegen die Classicität. Diß geht nicht, will mir scheinen. Es verdächtigt unsere Gelehrsamkeit im Auslande ...“ [24.IV.1842]. - 1 Brief angestaubt.
2592 Reichenbach, H. G. Ludwig, sächsischer Natur forscher, Zoologe und Botaniker, Professor in Dresden, 54 Jahre lang Direktor des Naturhistorischen Museums im Zwinger, Gründer des Botanischen und Mitbegründer des Zoologischen Gartens in Dresden (1793-1879). 6 eigh. Briefe m. U. „L. Reichenbach“ bzw. „Reichenbach“, 1 eigh. Brief-Konzept und 1 eigh. Manuskript. Zus. 22 S. Ver schied. Formate, in der Mehrzahl gr. 4to und folio. Leip zig und Dresden 1810-1852. 1.500 € An verschiedene Botaniker-Kollegen, durchweg ausführlich über bota nische und zoologische Fachprobleme und Spezialfragen. In einem Brief vom 26. Oktober 1810 an den Lehrer Zschorn in Halle erwähnt er den Schauspieler und Lepidopterologen Ferdinand Ochsenheimer (17671822): „... Aus Ihrem Verzeichniße ersehe ich daß sich Ihre Sammlung außerordentlich vermehrt haben muß seit ich sie nicht gesehen habe, und um sehr schöne Sachen. Die Z. Bellis die ich Ihnen neulich schikte haben Sie nicht in Ihrem Verzeichniß aufgeführt weil Sie sich vermuth lich von Ochsenheimer verleiten laßen, ihn für Achilleae var. zu hal ten, was er aber nicht ist; bei genauer Vergleichung finden Sie daß die Beschreibung ganz und gar nicht auf ihn paßt. In Altenburg hat Achil
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leae nie geflogen und Bellis ist heuer mehr als 20 mal da gefangen wor den ...“. - Vom 16. November 1822 bis zum 25 Februar 1823 wendet sich Reichenbach in drei umfangreichen Briefen über zoologische und andere naturwissenschaftliche Fragen an Professor Gustav Kunze (17931851) in Leipzig. Auch je ein Brief aus den 1840er Jahren sowie von 1852 spricht botanische und ornithologische Themen an. Ein umfang reiches Brief-Konzept, datiert Dresden, 3. August 1829, das sich mit der Drucklegung eines zoologischen Werkes beschäftigt, ist „Archiv“ überschrieben. - Ein inhaltsreiches Großfolio-Blatt mit ornithologi schen Abhandlungen ist offenbar ein Fragment eines größeren Werkes. - Ein beigegebenes, weiteres Manuskript-Fragment auf der Rückseite eines an Ludwig Reichenbach gerichteten Adress-Zettels könnte von anderer Hand stammen. - Durch seine zahlreichen lebensnah illustrier ten Publikationen hat sich Reichenbach einen großen Namen gemacht; insbesondere seine „Vollständigste Naturgeschichte des In- und Auslandes (1845-1854, 2 Sektionen in 9 Bänden) hat sehr zu seiner Popularität beigetragen. Abbildung Seite 155
2593 - Urkunde m. U. „L. Reichenbach“. 1 S. Zweifarbi ge Lithographie mit ornamentaler Bordüre, allegorischem Blindstempel und handschriftl. Eintragungen. Quer-folio. (Dresden) 26.XI.1846. 90 € Sehr dekorative Urkunde der „Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden“, die Herrn Dr. A. W. E. Th. Henschel in Breslau „als Zei chen ihrer Hochachtung wissenschaftlichen Verdienstes“ in ihrer Sit zung am 20. August 1846 zu ihrem „correspond. Mitgliede“ ernannt hat. Mit blauer Zier-Bordüre mit Weinranken, Schwänen, Krügen etc. - August Wilhelm Henschel (1790-1856) war Botaniker und Medizin historiker. - 2 vertikale Falten.
Botanik in Kiel 2594 Reinke, Johannes, Botaniker und vitalistischer Philosoph, Professor für Botanik und Direktor des bota nischen Instituts in Kiel (1849-1931). 3 eigh. Briefe m. U. „Reinke“. Zus. 8 S. 8vo und gr. 8vo. Kiel 1888-1889. 250 € An einen Fachkollegen. Über botanische Themen und Spezialliteratur. „... Ostern wird meine Flora der westlichen Ostsee erscheinen u. werde ich mir dann erlauben Ihnen ein Expl. davon zugehen zu lassen. Ich bitte Sie dann um ein Desideratenverzeichniß der Arten, die Sie zu haben wünschen, u. was irgend abgebbar ist, sollen Sie erhalten ...“ [2.I.1889]. Dieser Brief enthält auch ein „Verzeichniß der an Prof. Reinke gesand ten Doubletten“. Auch der dritte Brief handelt von Pflanzentausch.
2595 Ritter, Heinrich, Philosoph, 33 Jahre ord. Profes sor in Göttingen, Verfasser einer 12bändigen Geschichte der Philosophie (1791-1869). Eigh. Brief m. U. „H. Ritter“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Göttingen 20.VI.1858. 180 € An den (nicht genannten) Mediziner und Botaniker Carl Heinrich Schultz-Schultzenstein (1798-1871), Professor an der Berliner Univer sität. Ritter bedankt sich für die Übersendung der Schrift „Die Bildung des menschlichen Geistes“ und die Erinnerung an alte Zeiten, „in welchen
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ ich mich Ihres persönlichen Umgangs erfreuen und Sie als Collegen an derselben Universität begrüßen durfte. Es waren dies die Zeiten einer Jugend, an welche jeder sich gern erinnert sieht, wenn er in meinem Alter steht. Wenn Sie Ihrem Werke eine Aufmerksamkeit zuzuwenden wünschten, so wird das geschehen sein. Sie wissen, daß ich von alter Zeit her mit sehr weitaussehenden wissenschaftlichen Arbeiten beschäf tigt gewesen bin und dieselben noch nicht vollendet habe, daß sie meine Gedanken ebenso sehr den ältesten wie den neuesten Erzeugnissen der Wissenschaft zugewendet haben; hierbei kann es leicht geschehen, daß man etwas übersieht, was nicht in engster Berührung mit dem Gange der Entwicklung steht, mit welcher man sich vorzugsweise beschäftigt und so, wie ich gestehe, ist es auch bisher mit Ihren Arbeiten für eine neue Theorie der geistigen Bewegung mir begegnet. Es ist alsdann sehr erfreulich, sich daran erinnert zu sehen, dass man etwas nicht hinrei chend gewürdigt hat. Sie haben dabei den Wunsch ausgesprochen, daß ich Ihr Werk in den hiesigen gel.[ehrten] Anz.[zeigen] anzeigen möchte. Es thut mir leid sagen zu müssen, daß ich, so gern ich möchte, hierzu doch wenig Hoffnung habe. Theils ist das Buch schon etwas älter, als die neuen Sachen, welche in den kritischen Zeitschriften besprochen zu werden pflegen, theils bin ich in diesem Augenblick noch zu sehr mit andern Arbeiten beschäftigt, als daß ich bald die Zeit zur richtigen Würdigung Ihrer Schrift zu gewinnen hoffen könnte. Es wird Ihnen hieran wenig gelegen sein, da sich auch wohl andere Wege finden, neuen Theorien Bahn in der Wissenschaft zu brechen ...“. - Das Buch „Die Bildung des menschlichen Geistes durch Kultur der Verjüngung seines Lebens in Hinsicht auf Erziehung zur Humanität und Civilisation. Neues System der Psychologie“ von Carl Heinrich Schultz-Schultzenstein war 1855 in Berlin erschienen und somit, wie Ritter richtig sagt, nicht mehr ganz neu. Immerhin hat das Werk, das einen „dynamischen Vitalismus“ propagiert, 2015 einen Neudruck erfahren.
2596 Sauerbruch, Ferdinand, legendärer Mediziner, gilt als einer der bedeutendsten und einflußreichsten Chirur gen des 20. Jhdts (1875-1951). Masch. Brief m. U. „Sauer bruch“. 1 S. Quer-gr. 8vo. München 16.VI.1920. 200 € An einen Freund namens Ernst. „... Ich habe die Angelegenheit aus der Welt geschafft. Ich kenne Weiss nicht näher als durch die Operation seiner Frau. Er ist ein ausserordentlich nervöser Mann und meint vieles nicht so wie er es sagt. Es würde mich freuen, wenn ich Dich mal wieder sähe. Ich habe ja keine Ahnung, das Du noch immer in München bist ...“. - Gelocht; kleine Randschäden.
Begleiter der Franklin-Expeditionen 2597 Seemann, Berthold, aus Hannover stammender Botaniker, Naturforscher und Weltreisender, Teilnehmer an vier Nordpolar-Expeditionen, bereiste ausführlich Mittel- und Südamerika sowie die Fidschi-Inseln, gab die Zeitschriften „Bonplandia“ und „Journal of Botany, British and Foreign“ heraus und starb als Goldminen-Mitdirektor in Nicaragua (1825-1871). 2 eigh. Briefe m. U. „Berthold Seemann“ bzw. „B. Seemann“. In deutscher Sprache. Zus. 7 S. Doppelbl. 8vo. London 16.X.1862 und 16.XI.1864. 600 € Der erste Brief an den Chemiker und Diatomeen-Forscher Albert Grunow (1826-1914), Angestellter der Berndorfer Metallwarenfabrik
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in Niederösterreich, den Seemann wohl bei einem London-Besuch Grunows kennengelernt hatte. „... Aus Bonplandia IX., p. 270 ersehe ich, daß Sie ... eine neue Diatomacee entdeckt haben, die, wie Sie glau ben, aus Süd-Amerika gekommen. Unsere hiesigen Gelehrten haben bereits mehrere Diatomaceen aus dem Victoria Bassin beschrieben, und zerbrechen sich den Kopf darüber, was Ihre Trivionella Victoriae - so ist es in den Sitzungsberichten geschrieben -, wohl sein könne. Sollten Sie die Beschreibung schon gedruckt haben, so senden Sie mir doch umge hend einen Ausschnitt des Artikels brieflich zu. Sollte sie noch nicht gedruckt sein so senden Sie mir eine Abschrift Ihrer Beschreibung, und ich will sie dann mit den hier veröffentlichten vergleichen lassen, durch competente Freunde ... Ein Freund von mir will grade ein Verzeichniß aller brittischen Diatomeen zum Druck geben, und es wäre ihm jeder Zuwachs lieb. Sir W. J. Hooker hält es für ganz unmöglich daß Ihre oder die andern Diatomaceen mit der Victoria aus Südamerika gekommen, da die Samen trocken herüber kamen ... gedenken Sie an Ihr Verspre chen der Bonplandia zuweilen etwas zufließen zu lassen ...“ [16.X.1862]. - Der zweite Brief an einen Duzfreund in Hamburg, dessen Name getilgt ist, wahrscheinlich der Botaniker und Orchideen-Spezialist Gustav Reichenbach. „... Anbei übersende ich Dir die für das Journal of Botany gemachte Tafel, mit Benutzung Deiner mir gütigst mitgetheilten Analyse. Ich würde mich sehr freuen wenn Du mir recht bald den Text dazu sendetest, sowie eine Erklärung der Analyse (die Figuren bitte ich zu numeriren), - da die Arbeit in nächster Nummer gedruckt werden muß ... Auch wegen der Viti Orchideen möchte ich gern bald Antwort haben, da das erste Heft der Flora in einigen Wochen ausgegeben wird, und ich mich wegen der Tafeln zu den Orchideen entschließen muß. - Du kannst mir ja schreiben, was ich Dir für die Arbeit in Pflanzen zahlen soll. Oder ob baar Geld, oder ein colorirtes Exemplar der Flora Vitiensis ... Ich erwarte nächstens eine Sendung Pflanzen von Cochinchina; kann ich Dir etwas von dort bestellen? ...“ [16.XI.1864]. - Seemanns „Flora Vitiensis. A description of the plants of the Viti od Fiji Islands with account of their history, uses and properties“ erschien 1865 und basierte auf seiner Erforschung der Fidschi-Inseln im Jahre 1859. - Der erwähnte Sir William Jackson Hooker (1785-1865) war Professor der Botanik in Glasgow und erster Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew. - Es spricht für Seemanns interessante Persönlichkeit, dass er als Naturforscher im Auftrag der britischen Admiralität mit der Fregatte Herald nicht nur an einer Weltreise, sondern auch an drei Nordpol-Expeditionen zur Suche nach dem verschollenen Sir John Franklin teilnahm. - Sehr selten.
1830 zurück aus Japan 2598 Siebold, Philipp Franz von, der große Japan-Rei sende, Arzt, Botaniker und Ethnologe, lebte als einer von ganz wenigen Europäern 1823-1829 sowie 1859-1862 im isolierten Japan, brachte hochbedeutende Sammlungen nach Europa und gilt als Begründer der modernen Japan forschung (1796-1866). Eigh. Brief m. U. „Ihr Sohn Fr. v. Siebold“. 31/2 S. Doppelblatt. 4to. Batavia (Jakarta) 9.II. 1830. 3.500 € Aus Indonesien auf der Rückreise von seinem ersten großen Japan-Auf enthalt an „meine Theuersten“, womit wohl seine Mutter und sein Onkel, der als Pfarrer Vaterstelle an ihm vertreten hatte, gemeint sind. „... Glücklich von Japan entkommen bin ich nun mit dem Schiffe Java mit allen meinen Sammlungen und litterarischen Arbeiten angelangt. Die Reise selbst hat mir sehr zugesetzt, doch habe ich mich bis heute völlig gut erholt und wohne absichtlich auf dem Lande um mich für meine kurz bevorstehende Reise nach Europa zu stärken. Ausseror
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ dentliche Unfälle und Schicksale habe ich durchstanden .. nichts ist für die Wissenschaft verloren gegangen und die außerordentlich herz liche Theilnahme und die glänzende Aufnahme von meiner hiesigen Regierung entschädigte mich für alles. Wahrscheinlich, wohl sicher, gehe ich in höchstens vier Wochen mit dem Schiffe Java unter den günstigsten Winden nach Holland zurück - mit vollem Tractamente und in Commission der Niederländ. Indischen Regierung (f 375 p. Monat!) um die Ausgabe meiner Werke über Japan zu zu beschleunigen. Meine Arbeiten machen Aufsehen auf ganz Batavia, ... Sie werden Staunen! was in sieben Jahren gearbeitet ist, nicht alles durch mich doch alles unter meiner Leitung ...“. Er denke z. B. an „die Bearbeitung des Gottes dienstes, wo die Brahma-Budoka Lamaisma in mehr als 300 Abbildern nachgewiesen ist ... Allein bey dreissig Wörterbüchern der Chinesi schen, Japanischen Sprache, Ainosprache, Sanscrit - Mantschou - Korea - Linkin inseln befinden sich bearbeitete unter meiner Sammlung. Alle alten und neuen Münzen mehr als 1500 Stücke, von 221 Jahren vor Christus bis heute, circa 1200 Bücher [?], 600 Rollen Gemälde ... mehr als 1000 Spec. lebende Gewächse und 800 Saamen; die lebenden Gewächse sind alle noch in bestem Zustande ...“. Berichtet dann, dass er bereits 1825 Tee in Samen nach Java gebracht habe, der nunmehr größte Verbreitung gefunden habe. In einem Nachwort gibt er noch Empfehlungen für die Verwendung von 2000 Gulden, die er den Adres saten im vorigen Jahr „zur Disposition gestellte habe.“ - Mit der Bemer kung „glücklich von Japan entkommen“ spielt Siebold wohl auf den Umstand an, dass er und seine japanischen Freunde bei seiner Ausreise wegen streng verbotenenen Ausfuhrversuchs diverser Gegenstände vor Gericht gestellt und teilweise zu schweren Strafen verurteilt wur den; Siebold wurde schließlich mit lebenslänglicher Verbannung be dacht, konnte aber doch den größten Teil seiner Sammlungen mitneh men. - Aus der Sammlung Künzel. - Von großer Seltenheit. Abbildung Seite 157
32 japanische Malereien für 200 Gulden 2599 - Eigh. Brief m. U. „von Siebold“ nebst einer gleich falls signierten Beilage. Zus. 31/2 S. 1 Doppelblatt, 1 Ein zelblatt. Gr. 4to. Leyden 15.XII.1835. 4.000 € Wohl an den (nicht genannten) Wiener Botaniker und Sinologen Stephan Ladislaus Endlicher, Bibliothekar an der Hofbibliothek, später Profes sor und Direktor des Botanischen Gartens (1804-1849), dem Siebold Verzeichnisse der japanischen und chinesischen Bücher und Münzen sendet, die er durch einen Spediteur an die k. k. Hofbibliothek geschickt habe. „... Die Sammlung ist in eine Kiste, bezeichnet PVS no 1 verpackt ... Aus dem Verzeichnisse können Sie einstweilen ersehen, welche gute Auswahl ich getroffen und welche kostbare Seltenheiten Sie durch meine Verwendung erhalten. Ueber den Werth dieser litterarischen und numismatischen Seltenheiten habe ich mich bereits in meinem frühe ren Schreiben ausgesprochen; ich will nur noch wiederholen, daß man Jap. Bücher und Karten nicht denen Schinesischen gleichstellen darf: Jene übertreffen in wissenschaftlicher und technischer Hinsicht bei weitem diese und die geringe Anzahl, die man davon in Europa besitzt, stellt sie unter die seltneren orientalischen Schriften. Noch muß ich bemerken, daß ich ein Porte feuille mit japanischen Malereyen und Handzeichnungen nach den verschiedenen Schulen geordnet, beigefügt habe; Sie gehören meinem Freunde de Villeneuve, früher mein Zeich ner auf Japan, wollen Sie diese interessante Sammlung für die Hofbiblio thek nehmen, dann können Sie dieselbe für f 200 haben, wo nicht, dan [!] haben Sie die Güte dieselbe einstweilen in Verwahrung zu nehmen ...“. Nennt dann die Preise und Zahlungsziele für die Sammlungen von
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Münzen, Büchern und Karten. „... Den Preis der Schinesischen Bücher setze ich, wenn sie für Sie sind, auf f 125 Münze. Sie sind in blaues Papier eingepackt um sie beim Auspacken sogleich zu erkennen. Ich hielt es für anständig und rathsam betreffend die Versendung, Preise und Zah lungs Termine ein Schreiben an S.[eine] E.[xzellenz] den Herrn Grafen Dietrichstein beizulegen. Uebergeben Sie es ihm gefälligst nebst den Verzeichnissen ... Der erwähnten Kiste habe ich einige Päcke und Briefe beigepackt, die ich Sie bitte zu besorgen, nämlich: 1 Pack und Brief an S.[eine] D.[urchlaucht] Fürst Metternich ... 1 Pack an Baron Jacquin, 1 Pack an Dr. Reichenbach, 2 Päcke an Soc. flor. St. Helenae. - Es ist alles, was ich auf St. Helena wild wachsend gesammelt habe und hat in so ferne einigen Werth um eigentlich zu wissen, was da vorkommt. Wenn Sie die Pflanzen bestimmt haben, bitte ich mir bloß ein Verzeichniß davon aus ...“. - Die erwähnten Listen der Bücher und Münzen liegen hier nicht mehr bei, aber das eigenhändige „Verzeichniß Japanischer Malereyen nach den verschiedenen Schulen geordnet“ (11/4 S. Gr. 4to.), mit der Beschrei bung von 32 Blättern, am Schluß signiert „von Siebold“. - Interessantes Material über die Auswertung von Siebolds Japan-Sammlungen. Abbildung Seite 159
„unsere tapferen Japaner“ 2600 - Siebold, Heinrich (Henry) von, jüngerer Sohn Philipp Franz von Siebolds, Japanologe, begleitete 1869 seinen Bruder Alexander nach Japan, bedeutender Samm ler, gilt neben Edward S. Morse als Begründer der neuzeit lichen Archäologie in Japan (1852-1908). 4 eigh. Briefe m. U. „H Fhr von Siebold“, „Baron v. Siebold“ und „Baron H. von Siebold“. Zus. 10 S. 2 Briefe mit gekröntem Mono gramm „HS“ im Briefkopf. 8vo und kl. 4to. O. O. bzw. Tokio und Schloss Freudenstein bei Bozen (ca. 1875) - 1902. 600 € An die Wiener Salonière Rosa von Gerold. „... Darf ich mir die Freiheit nehmen, Ihnen ... anbeifolgend eine Porcelan Schaale, ein Erzeugniß japanischer Industrie als bescheidene Erinnerung anzubieten ...“ (um 1875). - Am 27. Oktober 1894 schreibt er aus Tokio, entschuldigt sich für langes Schweigen und übersendet sein Porträt. „... Wenn ein schö ner Traum sich erfüllt haben würde, so wäre ich wohl an Stelle dieser Zeilen in unserem lieben Wien - leider aber haben sich, wie Sie ja aus den Zeitungen verfolgt haben dürften, die Zustände hier so ernst gestaltet, dass ich jedenfalls noch bis zum Friedenschlusse mit China aus harren muss. Wann dieser Moment aber eintreffen dürfte, ist vorläufig noch recht schwierig mit Sicherheit zu bestimmen. Unsere tapferen Japaner werden kaum ihrem Siegeslaufe Einhalt thun - bis die Kaiserli che Standarte auf Mauern von Peking entfaltet sein wird - es sei denn dass die fremden Mächte, willig und in der Lage, auf die Japaner eine sehr starken Druck auszuüben. Alle bisherigen Versuche sind geschei tert.- Watanabe’s, die ich, obgleich dieselben sehr zurückgezogen leben, öfters sehe, bitten mich Ihnen die herzlichsten Grüsse zu übermitteln ... In Anbetracht des Krieges wird dieser Winter hier wohl besonders still vergehen, wie überhaupt der Verkehr in gesellschaftlicher Bezie hung mit den Japanern sehr abgenommen hat - ganz kann ich es ihnen nicht verdenken! ...“. - Am 5. November 1902 schreibt er aus Eppau (Bozen): „... Bei der grossen Interesse, die Sie stets für Japan gehegt haben, dürfte es Sie auch interessiren zu erfahren, dass ich mit der Ausarbei tung meiner ‚Souvenirs du Japan’ - während 25 Jahren in Ostasien gesammelt, beschäftigt bin ...“. - Beiliegend der Brief eines W. Siebold, gleichfalls an Rosa von Gerold. „... Fast habe ich mir Vorwürfe gemacht, Sie bei Ihrem Besuche in d. japanischen Ausstellung vernachlässigt zu haben ...“ („Hotel Bristol“ o. J.).
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen 2601 Simmons, Herman Georg, schwed. Botaniker, Teilnehmer an der zweiten Fram-Expedition, Dozent in Lund, Professor in Uppsala (1866-1943). Eigh. Manuskript mit aufgeklebtem Namenszug. In schwed. Sprache. 15 S. Lose Doppelbl., jeweils einseitig beschrieben. Folio. (Lund) 9.III.1891 - 16.III.1893. 120 € Eigenhändige Protokolle von „Lunds botaniska förenings förhandlingen“. Während bei den Sitzungen von 1891 und 1892 die Vorträge jeweils nur mit ein bis zwei Sätzen charakterisiert sind, umfasst die Wieder gabe der Verhandlung vom 16. März 1893 12 Seiten und spiegelt somit eine ausgedehnte Diskussion der anwesenden Botaniker wider. - 1 Blatt enthält, auf der Rückseite aufgeklebt, den ausgeschnittenen Namens zug von Herman Simmons. 1 Blatt im Quer-Oktav-Format.
2602 Stobwasser, Johann Heinrich, Gründer und Inha ber der weltbekannten Lackwaren-Fabriken in Braun schweig und Berlin (1740-1829). Quittung m. U. „Joh: Heinr: Stobwasser Sen.“ und rotem Lacksiegel: „J.H.St.“. 1 /2 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. Braunschweig 21.III. 1816. 200 € An das Hochfürstliche Kreisamt in Salder. „Daß der Kohtsasse Hennig Fuest in Leben-Staedt den rest von 70 rh von der Obligation von 300 rh bezahlt, also daß diese gedilgt und benannt. Hennig Fuest die obli gation ausgehändigt werden kan bescheinig mit unterschrift u. Siegel Joh: Heinr: Stobwasser Sen.“ - Als „Kotsassen“ wurden leibeigene Klein bauern bezeichnet. - Dabei: Christian Heinrich Stobwasser, Direktor der Stobwasserschen Lackwaren-Fabriken, ab 1818 in Berlin (17801849). Brief m. U. „CH Stobwasser“. 1 S. 4to. Berlin 28.I.1833. - An August Grotrian, Direktor des „Großen Clubs“ in Braunschweig. Stob wasser zeigt sich etwas ungehalten, dass er nach 18jähriger kaum ausgeübter Mitgliedschaft im Club und 15jähriger Abwesenheit von Braunschweig plötzlich wegen ausstehender Mitgliedsbeiträge gemahnt wird. „... Da ich mich als ein Ehren Mitglied des Großen Klubbs angesehen habe, so habe ich um so weniger an die Bezahlung des Clubbeytrags gedacht, als ichs dem Clubdiener Mittendorff zur Zeit meiner activen Mitgliedschaft ... zur Pflicht machte, jährlich den Beytrag in Meinem Comtoir einzuziehen. Mittendorff muß meinen Auftrag gar nicht vollzogen haben ... Demohngeachtet würde der Clubb nicht fordern, wenn er kein Recht hätte, und Ich muß zahlen, bitte aber, dass mich der hochverehrliche Clubb aus der Liste seiner Mitglieder ausstreicht ... PS. Eben sehe ich, daß die 18 Taler nicht ausdrücklich mit Buchstaben benannt sind. Sollte darin nicht viell. ein Irrthum liegen, denn mir ist gar keine Rechnung von dem Großen Clubb zugekommen.“ - In dem
1780 gegründeten „Großen Club“ in Braunschweig hatten bereits Lessing und Leisewitz verkehrt. - Einige Randschäden. - Aus der Samm lung Paul Wallich.
2603 Vaihinger, Hans, Philosoph, führender Neukantia ner, Professor in Halle (1852-1933). Brief m. U. „Vaihinger“ und eigh. Nachschrift. 41/2 S. Gr. 8vo. Halle (Saale) 7.XI.1913. 200 € An einen Kollegen. Er habe erfahren, daß in den „Beiträgen zur Geschichte des Mittelalters“, Festschrift für Clemens Baeumker, ein Artikel des Adressaten erschienen sei, „welcher schon im Titel auf meine ‚Philosophie des Als Ob‘ Bezug nimmt ... Ich lege schon darum besonderen Wert auf die nähere Bekanntschaft mit diesem Ihrem Artikel, als er gerade in einer Festschrift für Bäumker erschienen ist, den ich besonders vereh re ... ganz besonders muß es mir ja natürlich am Herzen liegen, einen Artikel kennen zu lernen, welcher das Problem der Gottes-Erkenntnis mit bezug auf die ‚Philosophie des Als Ob‘ erörtert. - Ich weiß nicht, ob Sie schon die 2. Aufl. meines Buches bei der Abfassung Ihres Artikels berücksichtigt haben ... Es freut mich ganz besonders, daß die Theolo gen sich näher mit meinem Buch beschäftigen, sind doch die TheologieGelehrten, insbesondere auch die katholischen, mit den philosophi schen Strömungen und Problemen der Gegenwart meistens ganz gründlich bekannt. Einen besonderen Wert lege ich auch darauf, die wissen schaftlichen Beziehungen mit der katholischen Theologie aufrecht zu erhalten ...“. In einer eigenhändigen Nachschrift teilt Vaihinger mit, daß er den Hinweis auf den Aufsatz von Professor Strauch erhalten habe, und in einem weiteren Postskriptum auf einem Extrablatt schreibt er: „Ich habe in meinem Buch aus der mystischen Literatur einige Als Ob-Stellen angeführt: sollten Ihnen noch einige sonst bekannt sein oder vorkommen, so werde ich Ihnen für die Mitteilung sehr verbunden sein.“ - Beiliegend ein Sonderdruck der Vorrede zur 2. Auflage sowie ein Verlags-Prospekt zu Vaihingers Werk.
2604 Wolf, Friedrich, Altphilologe, Professor in Halle und Berlin, Mitglied der Preuß. Akademie der Wissenschaften, bedeutender Homer-Forscher, stand mit W. v. Humboldt, Goethe und Schiller in Verbindung (1759-1824). Eigh. Studienzeugnis m. U. „Fr. A. Wolf, Prof. d. Beredsamk.“ 1 /2 S. Doppelblatt. 4to. Halle (Saale) 23.II.1799. 180 € „Herr Carl Friedr. Aug. Brohm aus Berlin hat auch in diesem halben Jahre meine sämmtlichen Vorlesungen mit unausgesetzten rühmlichen Fleiß besucht, worüber ich ihm dieß Zeugniß mit Vergnügen ertheile ...“. - Brohm (1779-1838) schrieb später mehrere Werke zur Antike und brachte es ebenfalls zum Universitätsprofessor. - Etwas gebräunt.
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2606 Bayern. - Ludwig I., König von Bayern, 1848 abge dankt (1786-1868). Eigh. Signatur „Ludwig“ unter einer Genehmigung auf einem an ihn gerichteten Gesuch des kgl. Hofgarten-Intendanten Carl Ludwig Seitz (17921866). 11/2 S. Folio. München 21.XII.1846. 150 € „Allerunterthänigster Antrag ... Die Wiederherstellung eines Geländers in der Anlage nach dem Dahlberghofe in Aschaffenburg betreffend. Auf den Antrag des Königlichen Hofgärtners May begutachtet in dem allerehrerbietigst angelegten Berichte des Königlichen HofgartenCommissariat die Wiederherstellung einer längs des Spazierganges nach dem Dahlbergerhofe bestandenen Barriere, zugleich aber auch die Unmöglichkeit der Kostenübernahme auf den Unterhaltungs-Etat des k. Hofgartens Schönthal ...“. Der König wird um die Bewilligung er sucht, die Kosten von 180 Gulden und 4 Kreuzern durch Entnahme aus dem Reservefond für die k. Hofgärten zu bestreiten, wobei angebo ten wird, den geplanten „ohnehin nicht haltbaren“ Ölfarben-Anstrich wegzulassen, um 39 Gulden und 52 Kreuzer einzusparen. Der König entscheidet in einem Randvermerk: „Die Herstellung befraglichen Geländers, eines dauerhaften, welches mit grüner Oel-Farbe anzustrei chen, genehmigt. München, den 21 December 1846. - Ludwig“. - Das Gesuch ist eigenhändig unterzeichnet „C L Seitz“. - Stellenweise gering angestaubt.
2607 - Ludwig II., König von Bayern, der „Märchenkönig“ (1845-1886). Urkunde m. U. „Ludwig“ und blindgepr. Majestätssiegel. 1 S. Doppelblatt. Folio. München 17.III. 1881. 600 € Beförderung des Sekond-Lieutenants Heinrich Diermayer zum PremierLieutenant. - Dekorative Urkunde. Abbildung
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„die ganze Berliner beau monde tanzt heute bei Bleichröder“
Geschichte und Wirtschaft Italien und Deutschland in europäischen Krieg 2605 Augsburg. - Welser, David, Ratsherr und Bürger meister in Augsburg (1570-1654). Eigh. Brief m. U. „David Welser“. In ital. Sprache. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und Ringsiegel. Folio. Augsburg 21.VI.1641. 300 € An Gasparo Gherardi, Marchese di Serrano, in Verona. Interessanter Brief über Handel und Politik im Zeichen des 30jährigen Krieges. Erwähnt wird der Barberini-Papst Urban VIII. „... Le guerre vanno da per tutto avanti, unde di breve si havranno da sentir gran nuove, le quali saranno però sempre conformi alla volontà di sua Divina Maestà. Sua Santità si mostra esser in risolutissima magnanime in prorogar tanto la promos esi card[ina]li, dalla quale però pare che dependa l’accrescimento, overo rovina di casa Barberina humanamente discorrendo ... A Ratis bona si fanno spesse sessioni, mà sin qui non se ne vedono grandi effetti, essendo le intentioni troppo diversi, anzi contrarie delli interessati, bisognarà che la mano d’Iddio vi ponga rimedii ...“. - Frisch erhalten. - Aus der Sammlung Paul Wallich. Abbildung
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2608 Below, Emmy von, Hofdame der Kronprinzessin Victoria, geb. Prinzessin von Großbritannien, der späte ren deutschen Kaiserin. Eigh. Brief m. U. „Emmy“. 12 S. Gr. 8vo. Berlin (Kronprinzenpalais) 19.-22.I.1872. 750 € Sehr umfangreicher Brief an ihre Mutter, mit ausführlichen Beschrei bungen von Vergnügungen und Festen des Hochadels in Berlin, erlebt als Hofdame an der Seite der Kronprinzessin Victoria (hier: „Prinzess“ genannt). „... Da gings Nachmittag mit den Herrschaften in das Schau spielhaus. Ein ganz neues Stück: ‚Der neue Achilles‘ wurde gegeben, ganz gut, nur erlebten wir weder Anfang noch Ende - das wäre nichts für Dich. Nachher fuhr ich noch nach Bellevue zur Herzogin, wo es ganz gemüthlich und nett war, nur er u. sie u. Frl. Maltzahn, die ich sehr gern habe ... Gestern ging ich gleich Morgens etwas Comissionen machen. Nachher nur mit Prinzess auf das Eis, wo einige Herrn u. Damen hinbe stellt waren, um Prinz Arthur zu amüsiren, der sehr nett Schlittschuh läuft. Auch der Kronprinz lief sogar. Es gab Punsch mit Pfannkuchen, u. das Ganze hätte sehr nett sein könnnen, wenn es nicht geregnet hätte ... Von dem ganzen großen Adler Ordens Capitel haben wir leider nichts erlebt, da Ihre Majestät nicht wünschte dabei zu sein u. es den andern Prinzessinnen auch nicht erlaubte. Nachher war großes Diner im Palais bei den Majestäten, Hedwig hatte den Dienst, u. ich dinirte
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen unterdessen bei den Rombergs, sehr nett, mit 9 Damen u. 3 Herrn. Itzenplitzens mit Pohlchen ... H. v. Romberg kam erst nach dem Diner von Jagden zurück. Man saß noch bis gegen 7 Uhr zusammen u. dann fuhr ich zu Wrangels, wo die einzige Tante Therese [wohl Therese Gräfin Eulenburg, siehe unten] hinzukam. Aber da hat man immer nichts von ihr, im berühmten Ecksopha. ... Heute war ein angenehm ruhiger Vormittag, ich hatte Dienst u. rührte mich nicht heraus, da Prinzess mich zum Ausfahren bestellte, später aber wieder abbestellte. Die gute Clara Lehndorff saß wieder gemüthlich bei mir ... Um 1/2 5 waren oben einige Audiencen zu empfangen, auch die Famile Bern storff. Nach Tisch mit Hedwig quatre mains u. Abend bei Bismarks [sic], sehr gemüthlich u. nett, nur wenige Menschen, Kendells - Armin - Kröchlendorff u. einige Herrn. Der Fürst kam später, u. erzählte von der heutigen Jagd, bei der er in 2 Treiben 40 Hasen schoss ... im ganzen sind von 12 Schützen über 400 erlegt worden. - Die ganze Berliner beau monde tanzt heute bei Bleichröder, das sind jetzt die gesuchte sten Feste, u. jeder reißt sich danach eingeladen zu werden. Hedwig, Alexandra Brandenburg u. ich, waren wohl die einzigen abwesenden Hofdamen. Prinzess sagte: ‚ich freue mich sehr, dass Sie bei Bleichrö der absagten.‘ - Es soll fabelhaft glänzend gewesen sein u. alle Hoffeste überstrahlen [20.1.1872] ... Um 1/2 5 décolletirter Galla [!] -Empfang der beiden Botschafterinnen Oubriel u. Karotti, Letztere eine reizen de Frau geb. Gräfin Erdödi, mit ungarischer Sprache. Nach Mittag mit Hedwig quatre mains, noch etwas geschlafen u. Toilette zum Zauber fest hier im Palais (weiße Seide mit Spitzen, schwarzen Sammtschlei fen u. Maiblumen). Die Gesellschaft etwas größer und fremder als die neuliche, aber wieder Tanz im blauen Saal, u. auch sonst wenig Varia tionen. Nur dass der geliebte Kaiser nicht kam, weil er nicht ganz wohl ist. Ihro Majestät erschien allein für kurze Zeit ... Bald nach 12 war wieder Alles beendet. Dies Herumstehen macht aber beinah mehr müde als tanzen. Sonntag den 21sten. ... [nach dem „Ordensfest“:] Ich fahre um 3/4 12 mit ihr [der Prinzessin] nach dem Schloss, wo wir in der porte chaise der Königin in die Höhe fuhren, was mich sehr amü sirte. Prinzess machte dort erst Toilette, ich war natürlich schon in Galla, hatte den Friseur gehabt u. weiße Schleppe mit Akazien an. Der Toilette von Prinzess assistirte ich von Anfang bis zu Ende, die times lesend oder mit ihr plaudernd. Als sie fertig war, kamen Excellenzchen u. Hedwig auch dazu u. wir saßen, wie in alten Mährchen, um unsre gekrönte Herrin geschaart der Dinge harrend, die sich ereignen sollten ... Der Kaiser war leider so angegriffen, dass er sich nach der Kirche zurückzug u. garnicht zum diner erschien. So führte der Kronprinz Ihro Majestät u. Prinz Arthur die Kronprinzessin u. s. w. Es war ein enormes diner, die ganze Gallerie u. der weiße Saal voller Tische; ein ganzer Tisch voll Unteroffiziere, auch 20 Louisen Ordens Damen ... ich saß neben Fifi Seidewitz, dem Schrecken aller Gutgesinnten. Nach dem diner entfernte sich unsre Herrin sofort wieder, wir erlebten nur noch, wie ein armer Garde du Corps ohnmächtig wurde u. hinausge schafft werden musste. Unser Rückzug ging wieder durch die Schlaf gemächer, wo die ganzen Herrlichkeiten abgelegt wurden, (Prinzess sagte, sie käme sich immer vor wie Schlittenpferd mit all dem Behang von Gold u. Steinen) ...“. - Dabei: Therese Gräfin Eulenburg. Eigh. Brief m. U. „Tante Therese“. 12 S. Gr. 8vo. Berlin 16.III.1877. - Umfang reicher Brief an eine Verwandte. Familiäres über Verwandte, Freunde und Ereignisse wie ein Wohltätigkeitsbazar bei Bleichröder: „... Der erste Bazar ist vorüber, u. hat beinah 9000 Mark gebracht ... in den Bleichröderschen Sälen. Marie B. hatte den Blumentisch, der immer von Bauern aus den Bleichröderschen Gewächshäusern versorgt wur de u. so nahm sie allein in den 3 Tagen 1700 Mark ein, unter andern für eine Camelie 300 M. ...“. - Eine „Emmy“ wird erwähnt, vermutlich Emmy von Below. - Ferner beigegeben: Albert Schlutow, pommerscher Industrieller, Bankier und Politiker, Mitglied des Reichstags, später des Preußischen Herrenhauses (1838-1909). 1 eigh. Brief m. U. „Schlutow“
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und 1 eigh. Vertragsentwurf. Zus. 4 S. Gr. 8vo und Folio. Stettin 18. VII.1882 bzw. (ca. 1905). - Der Brief an einen Freund, der einen Unfall erlitten hatte. - Der Vertrags-Entwurf (ca. 1905) betrifft eine engere geschäftliche Verbindung mit dem Berliner Bankhaus Bleichröder. - Beiliegend 2 Zeitungsartikel, der eine mit Bericht über die Beteiligung vom Bankhaus Bleichröder am Bankhaus W. Schlutow in Stettin. - Ins gesamt höchst interessante und aufschlußreiche Dokumente über das preußische Hofleben der ersten Kaiserzeit und die Aktivitäten von „Bismarcks Bankier“ Gerson von Bleichröder. Abbildung Seite 164
2609 Berliner Bankiers des 19. Jahrhunderts. 5 signierte Schriftstücke. 1816-1873. 200 € Breest, C. und J. G. Kuckerling. Gedruckte Bekanntmachung über die Gründung einer Handlung in Berlin, „welche alle solide Branchen des Wechsel- und Staatspapiergeschäfts umfassen wird“. Mit 2 eigh. Unter schriftsproben. 1 S. Doppelblatt. 4to. Berlin 1.X.1825. - Etwas gebräunt. - Hansemann, David, Kaufmann, Bankier (Gründer der „Disconto-
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ General-Versammlung der Aktionäre der Berliner Immobilien-Actien gesellschaft ... ist der Antrag auf Licitation der sämmtlichen der Ge sellschaft gehörigen Grundstücke abgelehnt worden, und habe ich der getroffenen Verabredung gemäß erklärt, daß der gesammte Verwal tungsrath seine Demission einreiche ...“. - Schickler, Gebr. (David und Johann Ernst), Berliner Bankhaus, zeitweilig das größte Wirtschafts unternehmen Preußens. 2 Schreiben m. U. „Gebrüder Schickler“. Zus. 2 S. Kl. 4to. Berlin 12.IX.1816 und 19.I.1819. - An den Hofrat Friedrich Parthey, Schwiegersohn Friedrich Nicolais und Inhaber der Nico laischen Buchhandlung. Mitteilungen über eine Einzahlung sowie über ein Zinsguthaben der Haupt-Bibelgesellschaft, deren Einkom men er offenbar verwaltete. - Teils etwas beschnitten.
2610 Bismarck, Otto Fürst von, Reichskanzler, Begrün der eines geeinigten Deutschen Reiches (1815-1898). Eigh. Brief m. U. „v Bismarck“. 1 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Berlin 5.II.1863. 450 € Eigenhändig an einen Hofmarschall oder eine andere Hofcharge. „Ew. Hochwohlgeboren würde ich sehr dankbar sein wenn Sie die Güte hätten die Befehle Sr. Königlichen des Großherzogs darüber zu erbitten, ob seine Königliche Hoheit die Gnade haben wollen mir eine Audienz zu gewähren ...“. - Geschrieben noch vor dem dt.-österr., dem dt.-franz. Krieg und der Reichsgründung - danach brauchten Bismarcks Gesuche um Audienz weniger devot abgefasst zu sein. Abbildung
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Gesellschaft“) und liberaler Politiker, 1848 preuß. Finanzminister (1790-1864). Eigh. Brief m. U. „Hansemann“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin 14.I.1858. - An einen „Herrn und Gönner“, wohl einen Journali sten. „... Im Drange der mich in außergewöhnlicher Weise in Anspruch nehmenden Berufs-Arbeiten - wozu auch mehrmalige Reisen gehörten - ist die Beantwortung Ihres geehrten Schreibens ... bis jetzt unterblie ben ... Den im Conversations-Lexikon und an anderen Orten bereits gedruckten Notizen über mich weiß ich nichts hinzuzusetzen, was Sie nicht wüßten. Meine Wirksamkeit 1849/1850 wie auch meine spätere nicht politische in der Disconto-Gesellschaft ist Ihnen bekannt. - Für den Fall, daß Sie meine Schrift über Deutsche und Preußische Verfas sung nicht kennen möchten, füge ich sie bei, und bitte, sie als Andenken zu betrachten. Sie werden darin wohl eins und Anderes Sie Interessi rendes finden, insbesonders über die politische Richtung, die ich contra quantum seit fast 30 Jahren verfolgt habe ...“. - Aus der Sammlung Kün zel. - Sein Sohn Adolph von Hansemann, Großunternehmer und Bankier, Chef der Deutschen Disconto-Gesellschaft, Gründer der Deutschen See-Handelsgesellschaft, baute Eisenbahnlinien in China und Afrika und engagierte sich in der Kolonialpolitik, 1872 geadelt (1826-1903). Brief m. U. „A v Hansemann“. 11/2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Berlin 17.III. 1873. - An den Bankier Gerson von Bleichroeder. „... In der gestrigen 2610
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Moritz Buschs Entlassung 2611 - Brief m. U. „v. Bismarck“. 11/2 S. Doppelblatt. Folio. Berlin 26.III.1873. 600 € An den Schriftsteller und Publizisten Moritz Busch (1821-1899), der von 1870 bis 1873 einer der wichtigsten Presseagenten Bismarcks war und ihm während des Deutsch-französischen Krieges ständig zur Seite stand. Interessanter, wenn auch kühler Abschiedsbrief an Busch, der um seine Entlassung gebeten hatte. „Unter den in dem gefälligen Schrei ben ... dargelegten Verhältnissen erkläre ich mich damit einverstanden, daß Euere Wohlgeboren mit Ablauf dieses Monats Ihre seitherige Thätig keit im Auswärtigen Amte aufgeben. Der in dem Erlasse vom 15. März 1870 ertheilten Zusage entsprechend, will ich Ihnen, in der Vorausset zung, daß Sie auch fernerhin Ihre literarische Wirksamkeit der Unter stützung der diesseitigen Politik widmen, eine jährliche Rente von Zwölfhundert Thalern gewähren, und habe die Legations-Kasse ange wiesen, Ihnen dieselbe, unter Wegfall der seither bezogenen Remune ration von 2000 rh, in vierteljährlichen Raten praenumerando zu zah len. - Der anderweite, in Ihrer Eingabe enthaltene Antrag hat durch die inzwischen stattgehabte mündliche Besprechung seine Erledigung gefunden. Es erübrigt mir hiernach nur noch, Euerer Wohlgeboren für die mir unter schwierigen Verhältnissen gewährte Unterstützung meinen Dank und meine Anerkennung auszusprechen.“ - Beiliegend Bismarcks gedruckte Visitenkarte und eine Postkarte mit Bismarcks Bildnis, die im August 1898 anläßlich seines Todes erschienen war. Abbildung
2612 - 2 Briefe m. U. „v Bismarck“. Zus. 1 S. Gr. 4to. Ber lin 13.VIII.1867 bzw. 30.V.1874. 600 € An den Jura-Professor Hermann Schulze (später: von Schulze-Gaevernitz, 1824-1888) in Breslau, einen der bedeutendsten Staatsrechtler des 19. Jahrhunderts, der ihm 1867 seine „Einleitung in das deutsche Staatsrecht“ und 1874 die Fortsetzung seines „Preußischen Staatsrechts“ übersandt hatte. Bismarck bedankt sich 1867 im Stil eines regierenden Fürsten: „... Indem ich mich der Hoffnung hingebe, daß die vorliegende Publikation wesentlich dazu beitragen wird, die Erkenntniß von der nationalen Bedeutung und Aufgabe des Norddeutschen Bundes zu fördern und zu verbreiten, sage ich Ihnen zugleich meinen verbindlichen
und aufrichtigen Dank für die freundlichen Gesinnungen, welchen Sie in Ihrer gefälligen Zuschrift Ausdruck gegeben haben.“ - Dabei: Hermann von Schulze-Gaevernitz. Eigh. Konzept eines Briefes an Bismarck, überschrieben „An den Fürsten Bismarck. d. 23. Aug. 1866 cf. Tage buch Bd I“. 51/2 S. Gr. 8vo. - Macht Bismarck - nach dem Krieg gegen Österreich und Sachsen - ausführlich auf einen „wichtigen Punkt“ in der dynastischen Situation Sachsens im Verhältnis zu anderen deutschen Fürstenhäusern aufmerksam, der bei den „Friedensverhandlungen mit und über Sachsen“ beachtet werden sollte. - Die Briefe Bismarcks am Rand mit leichten Läsuren und einem Tintenfleck.
2613 Bundeskanzler und Bundespräsidenten. 7 signierte Porträtfotos. 14,5 x 10,5 bis 18 x 13 cm. 1960-1990. 150 € Vorhanden: Konrad Adenauer, Willy Brandt, Ludwig Erhard, Theodor Heuss, Kurt Georg Kiesinger, Helmut Kohl und Heinrich Lübke. - Bei gegeben 1 kurzer masch. Brief von Konrad Adenauer und 1 signiertes Porträtfoto von Carlo Schmid.
2614 Bunsen, Christian Karl Josias von, einer der ein flußreichsten preußischen Diplomaten im 19. Jhdt, Ge sandter in Rom und London, zugleich Theologe und Archä ologe, Mitbegründer des Dt. Archäolog. Instituts in Rom, befreundet mit zahlreichen Künstlern und Schriftstel lern (1791-1860). Sammlung von 49 Abschriften durch verschiedene Hände aus seinem Briefwechsel, wohl ver anlaßt von seinem Sohn Georg von Bunsen. Zus. ca. 266 S. Meist 4to. Umfassend den Zeitraum 1848-1859. 6.000 € Hoch bedeutende Briefwechsel des vielseitigen Diplomaten mit füh renden Persönlichkeiten der europäischen Politik, vor allem mit König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, mit Prinz Albert von SachsenCoburg-Gotha, Prinzgemahl der Königin Victoria von England, und mit Wilhelm I., hier noch Kronprinz von Preußen. Aus dem vorliegenden Material scheint hervorzugehen, dass der Politiker Georg von Bunsen (1824-1896), Sohn des Diplomaten, aus dem in mindestens 29 Bänden
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___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen gesammelten politischen Schriftwechsel des Prinzen Albert von Sach sen-Coburg in London und wohl auch aus anderen Quellen die Briefe von und an Christian Karl Josias von Bunsen kopierte oder kopieren ließ. Die Mehrzahl der Briefe ist wohl komplett wiedergegeben, bei einigen lassen sich Auslassungen erkennen. Die Handschriften sind schwer zuzuordnen. Eine Reihe von Briefen zeigt die Merkmale der - nicht sehr ausgeprägten - Handschrift des Diplomaten, ist großzügig auf festem Bütten, teils mit Goldschnitt, geschrieben und wirkt somit eigenhän dig, auch wenn am oberen Rand „Abschrift“ oder „Copia“ vermerkt ist; andere sind eindeutig spätere Abschriften von verschiedenen Händen. Eine Abschrift stammt zweifellos von der Schriftstellerin Marie von Bunsen, der Enkelin des Diplomaten. Jedenfalls scheinen, so weit wir feststellen konnten, die hier wiedergegebenen Briefe Christian Karl von Bunsens bisher in Deutschland nicht veröffentlicht zu sein. Sie bilden wertvollstes Material zur Geschichte der europäischen Politik im Zeitraum von 1848 bis zum Ende der Regierung Friedrich Wilhelms IV. von Preußen. Wie hoch Bunsens Einfluß auf diesen König war, geht daraus hervor, dass kein geringerer als Leopold von Ranke bereits 1873 die Briefe Friedrich Wilhelms IV. an Bunsen veröffentlicht hat, wenn auch nicht diplomatisch, sondern auszugsweise in fließenden Text eingebettet, wobei Bunsens Briefe nur in sehr geringem Ausmaß zitiert werden. Dort wie in vorliegender Sammlung setzt sich der König auf vielen Seiten mit Bunsens Vorschlägen und Meinungen auseinander, antwortet mit religions- und staatsphilosophischen Betrachtungen und zeigt damit, wie wichtig und anregend ihm Bunsens Briefe sind. Inso fern sind die hier wiedergegebenen Briefe beider Seiten von besonderer Bedeutung. Im Einzelnen enthält die vorliegende Sammlung: Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen. 8 Briefe an Bunsen. - Christian Karl J. von Bunsen. 14 Briefe an König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. - Derselbe. 11 Briefe an den Kronprinzen Wilhelm von Preußen. - Derselbe. 1 Brief an seinen Vater. - Derselbe. 1 Brief an Johannes Hermann Sieveking. - Derselbe. 1 Brief an Baron von Stockmar in London. - Derselbe. 17 Briefe an Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha in London, Prinzgemahl der Königin Victoria. - Albert, Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha. 1 Brief an Bunsen. - Bernhard Ernst von Bülow. 1 Brief an Bunsen. - Ferner: 1 Auszug aus einer geheimen Instruktion des Auswärtigen Amtes in Paris. - 1 Brief von Kaiser Wilhelm I. an Bunsens Witwe (1876). - Theodor von Bunsen. 2 Briefe an Friedrich Franz Nippold in Heidelberg (1884, 1885). - Beiliegend 1 Faszikel „Nachlese aus dem politischen Briefwechsel weiland des Prinzen Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, Prinzen Gemahls von England, zusammengestellt von Georg von Bunsen“ (16 S. 4to). - Themen der Briefe sind: Die Revolution von 1848 und ihr allmähliches Scheitern; Wirken und Ende der Frankfurter Nationalversammlung; der Krieg in Schleswig-Holstein sowie die Stellung Preußens in Deutschland und Europa; der Krimkrieg; der Kirchenstreit und vieles andere. Einige charakteristische Textbeispiele: „... Ein König darf nie persönliche Rück sichten vorwalten lassen, und Ew. M. wissen, daß der Ehrgeiz eines diplomatischen Einflusses nie meine schwache Seite gewesen ist. Mein Herz sehnt sich nach ganz andern Dingen, und geht die deutsche Sache unter, so habe ich mir gelobt für immer aus dem öffentlichen Leben, wo nicht vom Vaterlande zu scheiden ...“ (Bunsen an Friedrich Wilhelm IV., Lon don 31.III.1849). - „... Ich habe Ew. M. gerathen zum Frankfurter Thore herauszugehn: Ew. M. sind aber zum Ollmützer herausmarschirt. Von dem Augenblicke ist es meine ‚verfluchte Schuldigkeit‘ meinem Könige auf dem Wege zu folgen, den er eingeschlagen ... Die Ollmützer Chaus see ist abgesperrt, nach Deutschland hin: Die Zollbeamten sind einge zogen: links aber gehts nach Frankfurt. Die Fürsten sind schon dort, ehe Ew. M. anlangen: sie ziehen eine einheitliche Reichsherrschaft, in Bun desform, der Anarchie vor: sie rechnen, für die Reinigung der Verfas sung auf das Staatenhaus und den verständigen Sinn des Volks, welches nur gewühlt und gewüthet hat, um den Partikularismus zu bekämp
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fen: noch mehr auf Ew. M. Einfluß und Macht ...“ (Bunsen an Friedrich Wilhelm IV., London 17.IV.1849). - „... Es ist von ungeheuerer Wichtig keit, daß das englische Kabinet wisse, in vollster Gewißheit wisse, daß ich und meine Regierung, wenn uns Oesterreich zum Kriege nöthigen sollte (was ich trotz aller friedlichen und in die Politik meines Ministe riums eingehenden Versicherungen dennoch voraus sehe) nun und nimmermehr zu revolutionären Mitteln greifen, mich mit Frankreich oder Sardinien verbinden, mich zu Rothen oder Gothaern, mit Königsmör dern und Kaisermachern, neigen werde. Old England for ever! Allein mit ihm und verfassungsmäßer Freiheit halte ich‘s ...“ (Friedrich Wil helm IV. an Bunsen, 12.XI.1850). - Auch wenn es sich um zeitgenössi sche Abschriften handelt: Die enorme Fülle von Berichten und Kom mentaren - teilweise 10-11 Seiten - von führenden Staatsmännern aus zwölf entscheidenden Jahren europäischer Politik ab 1848 macht die vorliegende, anscheinend unveröffentlichte Sammlung zu einer histo rischen Quelle ersten Ranges. Abbildung
2615 Eggenberg, Ruprecht Frhr von, General-ObristFeldzeugmeister in spanischen und habsburgischen Dien sten, Erzherzoglicher Rat und Hauptmann des Haupt schlosses Graz, seit 1593 sehr erfolgreicher Feldherr im Türkenkrieg (1546-1611). Brief m. U. „Der Herrn Dienst williger Freundt Ruprecht v. Eggenperg“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Raab 4.VII. 1603. 200 € 167
Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Wohl an die Regierung von Österreich unter der Enns (Teil der Adresse getilgt). Die ungarischen Truppen hätten sich bei ihm beklagt, dass sie seit 5 Monaten keinen Sold erhalten hätten. „... und sie sich in dessen menglung ganz kümmerlichen betragen müssen, und sonsten von nichts zu leben haben, Mich derwegen den Herrn zuzuschreiben, bietlichen angelanget ...“. Erinnert daran, dass das „Hungerische Kriegßvolckh“ seinen Sold für Bedürfnisse aller Art dringend benötige, wenn es seinen Pflichten in kaiserlichen Diensten nachkommen soll. - 1593 hatten habsburgische Truppen unter Eggenbergs Befehl in der Schlacht bei Sissek gegen eine türkische Übermacht gesiegt und die belagerte Festung Sisak befreit; 1595 hatte er die türkische Festung Petrinia erobert. 1606 quittierte Eggenberg den Dienst und zog sich nach Graz zurück. - Bis auf die unauffällige Tilgung in der Adresse gut erhalten. - Beiliegend ein gestochenes Porträt Eggenbergs (16 x 12,8 cm). Abbildung Seite 167
2616 England. - Palmerston, Henry Temple, Viscount, brit. Staatsmann und zweimaliger Premierminister (17841865). 3 eigh. Briefe m. U. „Palmerston“. Zus. 8 S. Mit 1 Lacksiegel. 8vo. 1839-1860. 250 € Den ersten, sehr umfangreichen Brief schreibt Palmerston als Staats sekretär des Auswärtigen an Lord Auckland, Generalgouverneur von Indien und dreimaliger Lord of the Admirality. „... I cannot refrain from reminding you of the suggestion I made to you a little while ago to see if means could not be found to remove Dr. Guarnier from his present medical appointment at Haslar. To deprive a man of a professional situa tion merely because he has voted one way or the other at an election or because when his friends were in power he gave them an active support would be unjust & impolitic. But then on the other hand there are limits which decency & good sense prescribe to the political interference of persons against a government by which they are employed & paid; and when individuals greatly overstep those limits, I am afraid that the govern ment which remains passive gains less credit by its forbearance towards its enemies, than it loses consideration & respect by its supposed deser tion of its friends. Now not only has Guarnier been on all occasions of Canvass & Election one of the most active of the Tory leaders in South Harts, but he has always and at all times been the most stirring & personally offensive of the Parthians of our opponents ... now is it fitting that a medical officer on full pay in the Naval Service, should make himself an active agent of opposition in the immediate neighbourhood of a dockyard & that he should use as an engine against the government ...“. - Einer der beiden anderen (kurzen) Briefe ist an Sir Roderic Murchi son gerichtet und betrifft eine Verabredung mit Lady Franklin, mögli cherweise wegen der Errichtung eines Denkmals für Lord Franklin. - Beiliegend ein gestochenes Porträt Viscount Palmerstons auf Tonplatte mit Weißhöhung. - Dabei: George L.-G. Earl of Granville, brit. Staats mann, mehrmals Außen- und Kolonialminister, einer der engsten polit. Freunde Gladstones (1815-1891). Eigh. Brief m. U. „Granville“. 31/2 S. Mit Briefkopf „Baginton Hall, Coventry“ in Blaudruck. 8vo. (Coventry) 29.III.1872. - An den namhaften französischen Portraitmaler LouisGustave Ricard (1823-1873). „... I have rec. your letter and also one from M. Water, in which he tells me of your request to him. He says that influence is out of the question (which I have always understood to be the case) as to the hanging of any particular picture. He adds that he is afraid that the gentlemen who hang the picture this year did not sym pathize as a body with the style of which your work is an example. He is enclined to advise that you should postpone the exhibition of the portrait for another year ...“. - Ricard starb allerdings bereits im folgen den Jahr.
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Der König als Numismatiker 2617 Frankreich. - Louis Philippe I., Herzog von Orléans, ab 1830 König der Franzosen, der „Bürgerkönig“ (17731850). Eigh. Brief m. U. (Paraphe). 21/3 S. 8vo. Palermo (Sizilien) 18.II.1812. 250 € Eigenhändig an einen Münzen sammelnden Grafen von Rohan, dem er eine alte Malteser Münze mit dem Bildnis des Malteser-Großmeisters Rohan zukommen läßt. „Comme je sais, mon cher Comte, que vous aimés à faire des collections, j‘ai pensé que vous seriés bien aise d‘y placer une pièce de monnoye portans les noms & armes de votre Maison, &/ cela me determine à vous envoyer une demi piastre Maltaise du Grand-Maitre de Rohan. Vous y trouverés d‘un coté vos Macles, & de l‘autre son effigie & la perruque qui ont bien leur mérite. Cette pièce vaut quinze taris Maltais, dix taris Siciliens, ou trois taris Napolitains & un Sol ... de mois qu‘une demie piastre forte d‘Espagne ...“. - Ferner über das Gedeihen seines Sohnes und die Erwartung eines zweiten Kindes im April. - Die ersten drei Kinder Louis Philippes und seiner Gemahlin, Maria Amalia, Toch ter des Königs Ferdinand III. von Sizilien, wurden in Palermo geboren.
Friedrich der Große über Gott, Glück und Schicksal 2618 Friedrich II., der Große, König von Preußen (17121786). Eigh. Brief m. U. „Federic“. 12/3 S. 4to. Torgau 7.XI. (1760). 8.000 € Sehr bedeutender Brief an seine jüngste Schwester Amalie, Äbtissin des Stifts Quedlinburg, begabte Komponistin. In der Spätphase des Siebenjährigen Krieges, 4 Tage nach Friedrichs Sieg bei Torgau über die Österreicher unter Daun, antwortet der König eigenhändig auf einen Brief seiner Schwester, in dem diese ihm wohl empfohlen hatte, Gott für diese glückliche Wendung in bedrängter Situation zu danken und sich wieder mehr dem christlichen Glauben zuzuwenden. Friedrich antwortet ausführlich in seinem charakteristischen, leicht spöttischen Ton und erläutert ihr sein grundsätzliches Verhältnis zu Gott, dem Glück und dem Schicksal. Gott nennt er „Votre Beaupère Eternel“, Amalie „Epouse de Jesucrist“ und sich selbst „tout heretique ... qui ne conois pas un chien du Paradis“. Doch habe er einen großen Respekt vor der unergründlichen göttlichen Weisheit und freue sich oder füge sich geduldig ihrer Launen. „Ma chère Soeur, je suis bien persuadé de la part que Vous prenéz a nos heureux Succès et à la Victoire que mon frere vient de ramportér sur Les Enemis, cela venoit très apropos Dans Les Circonstances pressentes ou il sagit de reduire nos Enemis sil est possible a faire une paix hono rable pour nous et raissonable. Vous qui avéz des aboutissons au Ciel que je n’ai pas, vous pouvez Savoir Combien Votre Beaupere Eternel nous favorise ou nous Contrecare, moy pauvre mortel qui ne conois pas un chien du Paradis je Vis sur cela dans La plus grande Ignorance, je resois Le bien qui m’arive avec plaisir et je Suporte Le mal avec passience, cependant Soufréz qu’un pauvre profane vous exsplique quelque Difi cultez qui se forment au fond des Entrailles de votre sublime Doctrine ...“. Das Glück werde als blind bezeichnet, weil es in aller Regel unge recht sei. „... elle avoit Les atributs d’être Caprisieusse et inconstante parce qu’elle L’est en Effet, or si vous substituéz la providence a La For tune, il faut nécessairement que vous chargiez cette Provideance des Minces Injures dont L’accablaient Les payens, ce qui celon moy est Blasse niér dans Les formes, moy donc qui ai un très profond respect pour L’Essence Divine je me Garde bien de Luy atribuér une Conduite Injuste variable et Condomnable dans le moindre des Mortels, par cette rais
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ son ma chère Soeur j’aime mieux ne point Croire que L’ Etre tout puis sant et bon se melle du mince detail des affaires humaines j’atribue tout ce qui arive aux êtres Crées aux efets Nessessaires des Cosses Secon des et je m’humilie en Silence devant cet Etre adorable en Confessant mon Ignorance sur ces Voyes quil n’a pas plu a Sa Divine Sagesse de me revel lér; adieu chere Epouse de Jesucrist, si vous ne me trouvéz pas ortodocz aumoins ne Vous avisez pas de me faire brullér, et soyez persuadeé que tout heretique que vous me Croyéz je Vous aime avec une veritable tendresse ...“. - Kleine Randschäden; sonst schöner Bekenntnisbrief des „Philosophen auf dem Thron“; in der von Preuß edierten Ausgabe sämtlicher Werke nicht gedruckt.
„Ein Tausend Reichs Thaler zahle ich Endes unterschriebener à dato binnen zwölf Monath, nebst einjähriger Interesse à 5 pro cent auf diesen meinen Sola Wechsel an des Herrn Landrath von Werder Hoch wolgebohrnen oder deßelben Ordre. Valuta habe baar in Friedrich d‘or erhalten ...“. - Möllendorff nahm als Kavallerie-Offizier am ersten und zweiten Schlesischen Krieg teil, wurde 1745 zum Generalleutnant befördert und zeichnete sich besonders in der Schlacht bei Kesselsdorf aus. 1754 erbat er wegen schlechten Gesundheitszustandes seinen Abschied aus dem Militärdienst. Die für vorliegenden Wechsel erhal tenen 1000 Taler entsprachen zwei Jahre später der Höhe seiner jährli chen Pension. - Etwas gebräunt; vertikaler Einriss alt restauriert.
Abbildung Seite 169
„aus Uns dazu bewegenden Ursachen“ 2619 - Brief m. U. „Friderich“. 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse und Lacksiegel. Berlin 14.VI.1740. 650 € Vierzehn Tage nach seiner Thronbesteigung an die Provinzialregierung in Halberstadt mit dem Befehl, weder dem kaiserlichen, noch dem braunschweig-wolfenbüttelschen Ersuchen nachzukommen, den aus Ungarn zurückkehrenden Truppen des Herzogs von BraunschweigWolfenbüttel den Durchmarsch durch preußisches Gebiet zu gestatten. Sollten sich Truppen an der Grenze einfinden, sollen sie nicht durchge lassen werden. Das Verbot geschehe aus Gründen der Pestgefahr sowie „aus Unsern Uns dazu bewegenden Ursachen“. Diese „Ursachen“ wer den die Kriegsvorbereitungen Friedrichs sein, der bereits plante, im Herbst gegen Österreich in den Krieg zu ziehen, um seine Ansprüche auf Schlesien durchzusetzen. - Gegengezeichnet von dem Generalfeld marschall und Minister Adrian Bernhard von Borcke (1661-1741) und dem Kriegsminister Heinrich von Podewils (1696-1760). - Besonders der rechte Rand gebräunt; unten kleine Randläsuren.
„bey Eurem etwaigen Absterben“ 2620 - Brief m. U. „Frch“. 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Pots dam 28.XI.1780. 600 € An den erkrankten Geh. Finanzrat Roden (1724-1781), der dem König eine Besserung seines Befindens gemeldet hatte. „... soll es Mir auch sehr lieb seyn, wenn die Beßerung continuiret, und Ihr völlig wiederherge stellet werdet! Allein in dem Fall, wenn Ihr wieder schlimmer werdet, so ist es doch nöthig, daß Ihr, Mir jemanden vorschlaget, auf den Ich Mich so gut, wie auf Euch, verlaßen, und dem Ich alle die Sachen, bey Eurem etwaigen Absterben, wieder anvertrauen kann ...“. - Der aus Soest stammende Präsident der Oberrechnungskammer, Johann Rembert Roden, starb tatsächlich am 13. Mai des folgenden Jahres. Zu seinen vielen Verdiensten zählt die 1772 vorgenommene Landesaufnahme West preußens, die als „Rodensche Landesaufnahme“ die Grundlage für die Einführung des preußischen Steuersystems in dieser Provinz schuf.
2621 - Möllendorff, Johann Adolf von, preußischer Gene ralleutnant der Kavallerie, zuletzt Chef des Dragonerregi ments Nr. 10 und Amtshauptmann von Hornburg (16901758). Wechsel m. U. „J A v Möllendorff“ und rotem Ringsiegel. 1 S. Quer-8vo. Rittergut Wudicke (bei Rathenow) 25.IX.1752. 120 € 170
Die hinterlassenen Staatsschulden Friedrichs des Großen 2622 - Rother, Christian von, Bankier, preußischer Finanzminister und Inhaber zahlreicher anderer hoher Staatsämter, „prägte das Finanz- und Wirtschaftsleben Preußens in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts entschei dend mit“ (1778-1849). Brief m. U. „Rother“. 2/3 S. Dop pelblatt mit Adresse. Gr. 4to. Berlin 15.X.1834. 200 € An den bedeutenden Berliner Historiker Johann David Erdmann Preuß (1785-1868), maßgeblicher Biograph Friedrichs des Großen und Her ausgeber der 30bändigen Akademie-Ausgabe der Werke des Königs. Preuß hatte im Rahmen seiner Forschungen angefragt, ob sich aus den Akten der Finanzverwaltung ersehen lasse, wie hoch sich die Staats schulden beim Tod Friedrichs des Großen beliefen. Rother antwortet, dass die Hauptverwaltung der Staatsschulden mitgeteilt habe, eine vollständige Aufstellung der vom König hinterlassenen Schulden sei bisher nicht möglich gewesen; man habe jedoch einen genauen Betrag der im Jahre 1797 noch nicht abgetragenen Schulden genannt (im vor liegenden Brief auf den Pfennig genau angegeben). Die Details seien jedoch nicht zur Veröffentlichung geeignet. - Beigegeben: Albrecht, Prinz von Preußen, Bruder der Könige Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. (1809-1872). Brief m. U. „Ihr wohlgeneigter Albrecht Prz v Preußen“. 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse. Gr. 4to. Bagnères de Luchon (Südfrankreich) 20.VIII.1867. - An den Grafen von Lucchesini, Leut nant im Brandenburg. Kürassierregiment No. 6,, dem er sein Beileid zum Tode von dessen Vater Franz von Lucchesini, Kammerherr des Prinzen Carl von Preußen, ausspricht.
2623 Fuchs, Paul Frhr von, kurbrandenburg. Staats mann, Diplomat und Minister unter den Kurfürsten Friedrich Wilhelm und Friedrich III. von Brandenburg (1640-1704). Eigh. Brief m. U. „P v. Fuchs“. In deutscher und französischer Sprache. 3 S. 4to. Berlin 25.XII.1696. 180 € Eigenhändig an eine Gräfin über das „mandatum executionalis“ des Kurfürsten, betreffend Besitzungen der Adressatin in der Provinz Cleve. „... Es ist schon längst ein Creyß-Schluß gemachet und noch jüngst erneuert worden, daß ob gleich die mandata executionalia auf sambt und sonders lauthen, dennoch die Creyß-ämbter sich zuvorderst unter einander vernehmen müssen, ob Sie die execution gesambter Handt thuen wollen, und das hatt auch gegenwerthigk geschehen müssen, so balde aber von Chur-Pfaltz und Münster nuhr antworth kommet, ob selbige gleich ferner die execution decliniren möchten, seynd Ire Churf. Durchl. entschlossen, die execution allein zuverrichten. Ew. Gräfl.
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Gnad. halthen sich nuhr fleissig an die Clevische Regierung, damit dieselbe die antworth bey Pfaltz und Münster pressire, so soll die sache balde zum stande kommen. Ich wündsche solches von Hertzen, damit Ew. Gnad: nach so vielem Verdruß dermahleinst soulagiret werden ...“. Es folgt ein Postskriptum in französischer Sprache, da er soeben einen weiteren Brief von ihr erhalten habe: „... je suis sensible, Madame, aux indignités qu‘on Vous fait souffrir, mais il est constant que Son Alt. El. ne peut pas proceder dans l‘affaire autrement, qu‘elle fait; à moins que de vouloir renverser l‘ordre étably dans le directoire, ce qui est de dange reuse conséquence. Mais il faut sans cela, que l‘affaire se termine: sur tout si vous penserez bien la Regence de Cleve: La jeune et belle Con tesse mérite une meilleure destinée que de vivre dans la misère ...“. - Am oberen Rand ein Streifen mit leichtem Textverlust abgeschnitten. - Eigen händige Briefe des bedeutenden brandenburgischen Staatsmannes kommen sehr selten vor. - Beiliegend ein Kupferstich-Porträt des Frei herrn von Fuchs. - Weitere Beigaben: Derselbe. Gedrucktes Edikt mit eigh. Unterschrift „P Fr. Fuchs“. 1 S. Cölln a. d. Spree 25.IX.1702. - Ge nehmigung einer Kollekte zur Reparatur der Kirche in Schwäbhein, Franken. - Ferner: Georg Matthias von Borcke, preuß. Staatsmann unter Friedrich Wilhelm I., Kanzler der Neumark (1671–1740). Fragment eines Briefes mit eigh. U. „Matthias von Borck Mppria“. 1 S. Folio. (Berlin 1717). - An den König Friedrich Wilhelm I., in einer juristischen Angelegenheit. - Zus. 3 Teile.
2624 Gentz, Friedrich von, dt.-österr. Politiker und Publizist, Staatstheoretiker, Berater Metternichs (17641832). Eigh. Schuldschein m. U. „Friedrich Gentz“. 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Wien 10.IX.1802. 150 € „Drey Monat auf dato zahle ich Endes Unterschriebener gegen diesen meinen Schuldschein an Herrn Baron N. von Arnsteiner oder dessen Ordre die Summe von fünfhundert Gulden. Valuta richtig empfangen ...“. - Mit Vermerk des Zahlungsziels am oberen Rand. - Leicht gebräunt.
2625 Hamburg. - Schröder, Johann Heinrich Frhr von, Hamburger Kaufmann, internationaler Großhändler und Bankier (1784-1883). Brief m. U. „J. H. Schröder“. 1/2 S. Gr. 4to. Hamburg 13.I.1852. 200 € An Georg Kayser in Lübeck. „... In höflicher Erwiederung Ihres geehr ten Gestrigen schrieben wir laut einliegendem Schein heute für Ihre werthe Rechnung ... an hiesigen Herrn Paul Mendelssohn Bartholdy per Bank ab und werden uns dieserhalb mit Herrn D. Witte in Stettin benehmen ...“. - Das Andenken an Schröder ist durch eine von ihm errich tete mildtätige Stiftung und bedeutende Immobilien in Hamburg noch heute lebendig. - An zwei Rändern angestaubt. - Dabei: Johann Berenberg, Gossler, Hamburger Bankier-Dynastie. Quittung m. U. „Joh Beren berg,Gossler“. 1 S. Quer-schmal-8vo. Hamburg 5.IX.1856. - „Von Herrn Julius Campe hieselbst das demselben von Hrn. Emanuel Weiss, Boston, übersandte Manuscript, betitelt: ‚Ideen über Welthandel in den Arabischen Gewässern, dem deutschen Handel gewidmet von einem Reisenden im Osten‘ zurück erhalten zu haben, bescheinigen hiedurch ...“. - Das interessant klingende Manuskript schien dem Verleger Campe offenbar nicht geeignet; es ist zumindest in Deutschland nicht im Druck erschie nen. - Ferner beigegeben ein sehr umfangreicher Brief des Bremer Kauf manns Wilhelm Ludwig Oelrichs (1770-1846) an Edward Hagedorn in Philadelphia (Bremen 29.IX.1829), in geschäftlichen Angelegenheiten. - Aus der Sammlung Paul Wallich.
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2626 Hohenlohe-Schillingsfürst, Constantin Prinz zu, k. u. k. Erster Obersthofmeister und General der Kavalle rie in Österreich-Ungarn (1828-1896). Teil seines Korre spondenz-Nachlasses, bestehend aus 322 Briefen von ihm und Angehörigen seiner Familie sowie 2 Schulzeugnissen. 1837-1896. 8.000 € Umfangreiche und wertvolle Korrespondenz, die nicht nur Angelegen heiten der ausgedehnten fürstlichen Familie betrifft, sondern durch 3 jüngere Brüder Constantins auch stärker vom politischen Geschehen der Zeit berührt wird: 1. Victor, Herzog von Ratibor, Präsident des preußischen Herrenhauses. - 2. Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, deutscher Reichskanzler. - 3. Gustav Adolf, Kardinal. - Die Gesamt zahl der Briefe verteilt sich wie folgt: Constantin: 90 Briefe an seine Mutter Constanze. - Constanze: 172 Briefe an ihren Sohn Constantin. - Großmutter Amalie Hohenlohe: 15 Briefe. - Schwester Elise: 6 Briefe. - Schwester Therese: 1 Brief. - Schwester Amalie: 1 Brief. - Bruder Victor: 10 Briefe. - Bruder Chlodwig: 23 Briefe. - Bruder Gustav Adolf: 1 Brief an, 1 Brief von Constantin. - Vetter Hermann Fürst zu Hohen lohe-Langenburg: 4 Briefe. - Die im Folgenden aufgezählten Lebens stationen Constantin Hohenlohes mit ihren handelnden Personen spie geln sich in den hier vorliegenden Briefen und sollen allgemeine Hinweise auf den Inhalt geben. Den größten Raum des Konvolutes nehmen die rund 290 Briefe der Jahre 1841-1847 ein, als Constantin Schüler am Maria-Magdalena-Gymnasium in Breslau war. Rektor der Schule war seit 1834 der bedeutende Schulmann Karl Gottlob Schönborn, der ebenso erwähnt wird wie die Festlichkeiten anlässlich des 200jährigen Bestehens des Gymnasiums. In Breslau hielt sich Constantin gemein sam mit seinem gleichaltrigen Vetter Wilhelm von Württemberg und dessen Hofmeister Mertens auf, der auch Constantin bis zum Herbst 1846 beaufsichtigte. Anschließend studierte er, betreut von seinem Diener namens Heim, unter der Aufsicht des Rektors Schönborn und eines Rittmeisters von Schütz. Der erwähnte Vetter Wilhelm war wie sein Bruder Nicolaus der Sohn einer Schwester von Constantins Mutter, die als „Tante Helene“ in den Briefen begegnet. Sie hatte sich 1827 mit dem Herzog Eugen von Württemberg vermählt, der im Schloß Carls ruhe bei Breslau residierte. Während sich Constantin mit Vetter Wil helm gut vertrug, scheint das Verhältnis zu dem um einige Jahre jünge ren Nicolaus etwas gespannt gewesen zu sein. Wilhelm war später als k. k. Feldzeugmeister einer der prominentesten Generäle der österreichi schen Armee, in die auch Nicolaus von Württemberg eingetreten ist. Ein besonderes Musikinteresse Contantins, dem Johann Strauss Sohn 1868 den Walzer „Geschichten aus dem Wienerwald“ und Anton Bruck ner 1881 die Symphonie Nr. 4 gewidmet hat, beweisen in den Briefen die Erwähnungen von Noten, von Opernbesuchen in Breslau und von Komponisten wie Beethoven, Henri Bertini, Theodor Döhler, Anton Henselt und Charles Voss. Er spielte auch Klavier, und es war die Musik, die ihn mit seinem Mathematikprofessor Moritz Sadebeck versöhnte, der ihm manche Schwierigkeiten gemacht hatte. Zeichenstunden nahm Constantin bei dem Maler Carl Herrmann (1791-1845), der seit 1834 Professor am Maria-Magdalena-Gymnasium war. Constantin war ein mittelmäßiger Schüler. Die „Censuren“, die er seiner Mutter regel mäßig mitteilt, sind keineswegs „brilliant“. Er klagt auch zunehmend über „fehlenden Umgang“, so dass sich die Mutter entschließt, den Win ter 1846/47 in Breslau zu verbringen. Auch der soziale Abstand zwischen dem Prinzen und seinen Mitschülern an dem öffentlichen Gymnasium ist spielt eine Rolle: „Ueberhaupt sagt mir eigentlich das Gymnasialle ben gar nicht mehr zu, hat man doch zu schlechte Gesellschaft an den gemeinen Gymnasiasten; jedoch darüber muß und will ich mich auch recht gerne hinwegsetzen, wenn ich etwas lernen kann“ (Sept. 1845). Die in seinen Briefen vorkommenden Lehrer sind Brierot, Köcher,
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Nösselt, Rüdiger, Sadebeck und Tschirner, von denen besonders der Mathematiker und Physiker Moritz Sadebeck und der Historiker Fried rich August Nösselt erwähnenswert sind. Interesse des Schülers an politischen Ereignissen zeigen 1843 Erwäh nungen des schlesischen Weberaufstandes und 1847 eines „Revolutions tumultes“ in Breslau. Mit den finanziellen Mitteln, die Constantin zur Verfügung standen, mußte er ökonomisch umgehen, und es kam vor, dass das Taschengeld nicht ausreichte. 1846 zeigt sich seine Mutter wenig erfreut, dass er mit seinen 3 Talern monatlich nicht „brilliant auskom men“ könne. Seine Ferien verbringt der Gymnasiast bei Verwandten in umliegenden Schlössern: Rauden bei Ratibor, Carlsruhe (Landkreis Oppeln) und Koschentin (Landkreis Lublinitz). Bemerkens wert sind auch die 15 Briefe der Großmutter mütterlicher seits, Amalie Hohenlohe-Langenburg, die bei ihrer Tochter Helene und ihrem Schwiegersohn Herzog Eugen von Württemberg auf Schloß Carlsruhe lebte, und für die Constantin öfter kleinere „Commissionen“ erledi gen muß, so zum Beispiel den Kauf eines Kanarienvogels, der ein Stück aus Webers „Freischütz“ pfeifen kann, und den der Jude Moses von Bres lau nach Carlsruhe bringen soll. „Du liebster vernünftigster Constantin“, schreibt die Großmutter, „wirst ihn für seine wirkliche Gefälligkeit nicht ausspotten, nicht wahr? Weil er nicht unseres Glaubens ist, was ja mit Reisecompagnon des Vögelchens in keine Collision kommt und Du ihn ja schon oft hier gesehen und kennen lerntest „ (1847). - Diese 290 Briefe aus der Schulzeit dokumentieren die Erziehung, die persön lichen Verhältnisse und Befindlichkeiten, die Unterhaltungen und den Werdegang des Prinzen Constantin zu Hohenlohe, und sie geben einen selten genauen Einblick in das Leben und den Charakter des hoch-ari stokratischen Schülers am Breslauer Gymnasium, eines Zöglings, der in seinen späteren Jahren als Obersthofmeister des Kaisers Franz Josef eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Wiener Kunst- und Kul turlebens seiner Zeit geworden ist. Die hochpolitischen Briefe, die Victor Prinz zu Hohenlohe-Schillings fürst, Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey (1818-1893) sowie Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, bayerischer Minister präsident und deutscher Reichskanzler (1819-1901), im Jahre 1866 an Constantin schreiben, dokumentieren die vergeblichen Versuche der Brüder, noch Mittel und Wege zu finden, den „Bruderkrieg“ zwischen Österreich und Preußen zu verhindern. Victor und Constantin gehör ten den jeweils feindlichen Lagern an, und so erregt Chlodwig mit seiner Zustimmung zum Anschluß Bayerns an das von Preußen geplante und geführte Reich auch Constantins „Mißfallen“. - Die 4 Briefe Hermann Hohenlohes an seinen Vetter Constantin geben bemerkenswerte Ein blicke in das Bemühen, nicht standesgemäße Eheschließungen durch „Standeserhöhungen“ halbwegs auszugleichen, um der Familie die „her vorragende soziale Stellung“ zu bewahren: „... Es beschleicht mich ein trauriges Gefühl, dass so viele Angehörige unseres Hauses die Bestim mungen und Traditionen desselben ganz außer Acht lassen und dadurch das Ansehen desselben mit der Zeit sehr beschädigt wird“. - Auch in den Briefen des Reichskanzlers Chlodwig Hohenlohe aus den 90er Jahren klingt Pessimismus über den Niedergang der Aristokratie an: „Ich weiß nicht, ob es das Alter oder die Erfahrung ist, aber ich finde, daß die Welt immer widerwärtiger wird ... was Dein Philipp machen wird, wenn ihn seine Carriere nicht mehr freut. Die Diplomatie wird Dir zu theuer sein, und zum Soldaten wird er wohl auch keine Lust haben. Es ist merkwürdig, wie viele junge Leute unseres Standes heutzutage ihren Beruf im Nichtsthun finden. Und doch ist die angestrengteste Arbeit das einzige was den Menschen abhält, sich unglücklich zu füh len“. Constantins ältere Schwester Amalie, die 1857 den Bildnismaler Richard Lauchert geheiratet hatte (über den Chlodwig am 8. Juni 1857 an Constantin schreibt, er würde ihn, „wenn er sich je bei mir sehen läßt, allerdings zu spät, die Treppe hinunterwerfen“), sie bedauert in einer Nachschrift zu einem Brief Victors vom 27. August 1866, daß Constan
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tin nicht mit Victor auf der Jagd sein könne „wie in den alten guten Zeiten“. - Die beiden mit mehreren Siegeln versehenen Schulzeugnisse des Prinzen datieren 1837 aus Corvey und 1847 als Reifezeugnis aus Breslau. Auf dem Zeugnis des neunjährigen „Prinzen Constantin Durch laucht“ ist vermerkt: „Sittliches Verhalten: Wäre durchaus tadellos, wenn nicht eine gewisse heftige Widersetzlichkeit zweimal zu beklagen gewe sen wäre.“ - An Zahl und Inhalt beeindruckender, rund 60 Jahre um fassender Korrespondenz-Nachlaß eines in hohe Stellungen gelangten Angehörigen einer der angesehensten deutschen Adelsfamilien des 19. Jahrhunderts. Abbildung Seite 171
2627 Hope, Henry Philip, berühmter englischer Kunstund Edelsteinsammler holländ. Herkunft, Besitzer des blauen „Hope-Diamanten“ von 45,52 Karat und einer gleich falls nach ihm benannten Perle von 90 g Gewicht (17741839). Eigh. Albumblatt m. U. „Henry Ph. Hope“. 11/2 S. Quer-8vo. London 4.X.1818. 300 € Ausführliche, sehr höflich-bescheidene Widmung an einen Herrn. „... if you will kindly admit the plain spoken language of a heart truly devoted to you, and fully sensible of your worth, amidst the numerous affusions of art and genius that adorn the pages of your Album, these lines may not be unworthy of their Subject as recording the high regard and sincere attachment of one whose best wishes will always attend you, and who flatters himself he may occasionnally share in your recollection of the numerous friends to whom you have endeared yourself in this country ...“. - Sehr selten.
„friden, rhue, vnnd ainigkait“ 2628 Karl V., röm.-dt. Kaiser, als Karl I. auch König von Spanien, einer der mächtigsten Herrscher der frühen Neu zeit (1500-1558). Brief m. U. „carolus“ (Signaturstempel?). 5 S. auf 2 Doppelbl. mit Adresse. Mitunterzeichnet (Para phe) von Anton Perrenot Kardinal von Granvella. Folio. Diedenhofen 9.I.1553. 4.000 € Umfangreicher politischer Brief an Bürgermeister und Rat der Stadt Braunschweig. Die selbstbewußte, wehrhafte Stadt, seit 1528 protestan tisch, lag im Dauerkonflikt mit dem katholischen, unbeirrt kaisertreuen Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel, der zwar 1542 durch Truppen des Schmalkaldischen Bundes vertrieben und später inhaftiert worden war, aber nach dem Sieg des Kaisers in der Schlacht bei Mühlberg 1547 zurückgekehrt und das Herzogtum, mit Ausnahme der rebellischen Stadt Braunschweig, gewaltsam zu rekatholisieren bemüht war. Zugleich zog Markgraf Albrecht Alcibia des von Brandenburg-Kulmbach, der zuerst auf Seiten des Kaisers gekämpft, aber 1547 die Seiten gewechselt und den sog. Fürstenaufstand angezettelt hatte, mit einem Söldnerheer durch Franken und angren zende Gebiete und plünderte die Bischofssitze und diverse Reichsstäd te im sog. Zweiten Markgrafenkrieg. Daher sammelte sich unter dem Oberbefehl des Kurfürsten Moritz von Sachsen ein bundesständisches Heer, um dem jetzt auf protestantischer Seite agierenden Markgrafen entgegenzutreten. In dieser Situation hatte sich die Stadt Braunschweig an Karl V. gewandt und um friedenstiftende Maßnahmen gebeten. Der Kaiser antwortet mit dem vorliegenden, sehr ausführlichen Schreiben. „... wissen Euch darauf gnediger Mainung nit zu verhalten, das wir
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gleichwol anfencklich bericht worden das solch Kriegsvolck fuernem blich wider vnns vnnd andere gehorsame Stende des hailigen Reichs, auch vnserm Vheind dem Konig von Franckreich zu guetem aufgebracht worden, wie sich dan gemelt Kriegsvolck In etlichen Iren Absag briefen außtrucklich auf gedachten Konig beruefft vnnd daruber nit allain berurten Hertzog Henrichen Sonder auch etliche anndere vnnsere und des hailigen Reichs Stende mit denen sie doch sonst in unguetem gar nichts zu schaffen gehabt, mit Brandtschatzung vnnd In annderweg gantz beschwerlich angegriffen, unnd beschediget haben solle ... So habt Ir selbs leichtlich zugedencken, das vnnser hievor an Euch und anndere beschehne gnedige warnung, vnnd vermanungen, nit allain nit unzeit lich, sonder auch wir nochmals auf demselben also zuverharren nit geringe, sonder gantz notwendige vnvermeidliche vrsach haben. Dan wir seyen der gantz gnedigen Zuversicht, da sich Jemandts gedachts vnn sers Vheindts des konigs von Franckreich, one alle befuegte vrsach wider vnns anrennen, vnnd daruber auch anndere vndchuldige Stend, so sonst mit der sachen gar nichts, sonnder vil mer mit Inen selbs, vnnd gemai nen des Hailigen Reichs obliegen zu schaffen, muetwilliger weise vber fallen vnnd In seinen anhang wider vnns als das Haupt dringen, vnnd nottingen wolt. Das Ir vnnd anndere gehorsame Stendt, vnnd Stett solchem nit allain kainen beyfall geben, Sonnder auch als vnnsern, vnnd des Reichs getreuen Vnderthanen wol ansteet, vnnd gepürt, auf die weg trachten helffen wurdet, dardurch das Hailige Reich Teutscher Nation, vnnd desselbigen gehorsame Stende In geliebten friden, rhue, vnnd ainigkait erhalten werden mogen. Sofern es aber bey berurtem Kriegsvolck allain vmb das Zuthun, das die Obersten desselben vorhabens seind durch solche Kriegshandlung, das Irige von Herzog Henrichen widerumb zu bekhomen, darin hetten gleichwol vnnsers erachtens wol anndere vnnd glimpflichere wege ... gefunden werden mögen; Also das es dieser mercklichen vnrhue nit bedorffte, vnnd der armen Leüth darunder wol verschonet worden were. Dan wie ganz statlich sich etlich Chur- vnd Fürsten, zum thail auf vnn ser vorgeends Commission, vnd zum thail für sich selbs In die hannd lung geschlagen, vnnd allen moglichen fleyß angewendet, Ine Herzog Hainrichen nit allain mit den Herren, vnnd vom Adel so umb Recupe ration Irer gueter bisher angehalten, Sonder auch mit Euch selbs guet lich zuvergleichen, vnnd zuvertragen ...“. Ermahnt sie dann mit vieler lei Argumenten, sich mit dem Herzog zu einigen, und erklärt, dass er den Markgrafen Johann von Brandenburg-Küstrin (1513-1571) gebeten habe, sich als Vermittler zu betätigen. - Sieben Monate später wurde Albrecht Alcibiades bei Sievershausen in der blutigsten Schlacht der ganzen Reformationszeit von den Kaiserlichen geschlagen, so dass die
mit ihm verbündete Stadt Braunschweig sich dem Herzog Heinrich unterwerfen und seine Landeshoheit anerkennen mußte. Der Sieg wurde mit schweren Opfern erkämpft: Unter den 600 gefallenen Adligen waren zwei Söhne Herzog Heinrichs und der Kurfürst Moritz von Sachsen. - Die Blätter des Briefes in späterer Zeit mit kleinem Nummern stempel versehen. Das gleichmäßige Schwarz der Signatur des Kaisers läßt vermuten, dass es sich hier um einen von ihm veranlaßten Signa turstempel handelt; jedenfalls entspricht unsere Version der zweiten der beiden bei Geigy-Hagenbach abgebildeten üblichen Unterschriften des Kaisers. - Gut erhaltener, großer und wichtiger Brief Karls V. in seinem Bemühen, die unversöhnlichen europäischen Parteien in den Wirren der Reformationskriege zu Friedensverhandlungen zu bewegen. Abbildung Seite 173
Der Deutsche Kaiser in Ungarn 2629 Kublin, Siegmund (später: Zsigmond), ungar. Schriftsteller und Finanzagent, Vertreter der Firma Bert hold M. Schlesinger in Budapest (1853-1910). 4 eigh. Briefe m. U. „Kublin“. In deutscher Sprache. Zus. 141/2 S. Gr. 4to und kl. 4to. Budapest, Mohács und Groß-Wardein 18951899. 200 € An den Schriftsteller und Bankbeamten Hugo Schneider in Berlin. Umfangreiche, interessante Briefe; in zwei von ihnen äußert sich Kublin anläßlich des Staatsbesuchs des Deutschen Kaisers in Österreich-Ungarn ausführlich und begeistert über die Persönlichkeit Wilhelms II. aus ungarischer Sicht. Im Juli 1895 kommentiert Kublin einen satirischen Zeitungsartikel und fährt fort: „... Ganz was Anderes ist‘s wenn deut sche Zeitungen über ihren Kaiser oder den Exkanzler in offener oder versteckter Weise losspeien, bestehende Gegensätze - die es immer, selbst unter Blutsverwandten gegeben - vertiefen, oder nicht ermüden, solche zu suchen u. zu - finden ... Besonders Großes leisten in dieser Richtung die sogenannten ‚freisinnigen‘ Zeitungen u. noch nie nahm ich ein solches Blatt in die Hand, ohne es mit Indignation über die plumpen Verdrehungen u. Verdummingsversuche, die der ‚Stadt der Intelligenz‘ ohne Unterlaß dargeboten werden, weggelegt zu haben. Der Gegensatz zwischen Kaiser u. Bismarck berührt jeden ehrlichen u. vernünftigen Menschen peinlich, er vermag aber der Verehrung, die diesen Zierden unseres Zeitalters gebührt, nicht den mindesten Eintrag zu thun. Die Wunden, die Bismarck Oesterreich geschlagen,
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ haben mich nicht geschmerzt, sie waren geschichtlich und sittlich wohlverdient. Das Oesterreich welches zu seinem eigenen Schaden u. zum Schaden der Völker überall Anzettelungen hatte, konnte, nach dem es gleichzeitig von vorn u. hinten gehörig verwaschen [?] wurde, auf sich selbst besinnen u. seine Aufmerksamkeit den eigenen Völkern zuwenden. Nur dadurch wird die Consolidirung der Oestr. Ung. Monarchie möglich; aber auch die Consolidirung Deutschlands. That sächlich also hat Bismarck beiden großen Staaten einen Dienst erwie sen, u. ihnen den Weg gezeigt, auf welchem beide qualifizirt wären [14.VII.1895] ... Vor einer Stunde sah ich den Deutschen Kaiser! Mit gemüthlich-freundlichem Antlitz nahm er die lebhaften ‚Elyen‘ meiner Landsleute entgegen, indem er langsamen Schrittes vom Landungs platze zu seinem prunkvollen Separatzug einherschritt. Er ist so viel größer u. kräftiger als ich ihn mir dachte! Erzherzog Friedrich, ein Mann von Mittelgröße, kam für einen Augenblick an ihn heran, diesen über ragte er bei weitem. Er trug Jagdkostüm, den Überrock lose umgehängt, u. blos mit einem Orden geziert. Das männlich-schöne, echt germani sche Antlitz ist geradezu imposant ... Für mich war sein Anblick (ohne Übertreibung) ein weihevoller Moment. Als überzeugter Monarchist aus voller Seele, als Bewunderer u. Verehrer des Hohenzollernhauses, erscheint mir Wilhelm II. als die Verkörperung meines Ideals; denn nicht nur daß er der grösste Deutsche, so groß daß er an Geist u. Edel muth alle Parteien gewaltig überragt, ist er zugleich der größte Dulder u. Sorger seines von endlosen Nörgeleien u. Sophismen irregeführten Volkes. Das war der Gesichtspunkt, unter welchem mein Blick vor einer Stunde auf Wilhelm II. ruhte ... so lag denn nichts näher, als Ihnen, dem Preussen, dem Unterthan Wilhelms des II., Bericht zu geben, von wie viel Befriedigung u. Genugthuung selbst ein Nichtdeutscher durch den Anblick Ihres edlen großherzigen Monarchen erfüllt ist. Eine ähn liche Wirkung, wenn auch aus oberflächlicheren Gründen, übte Wil helm II. auf alle Anwesenden aus ... Viel gewaltiger wird diese Wirkung morgen in Erscheinung treten, wenn Wilhelm II. in die prunkvoll dekorirte Hauptstadt des Landes einziehen wird ...“ [Mohács 19.IX.1897, „11 Uhr Nachts“). - Der letzte Brief behandelt eingehend Schneiders 1899 erschienenen Roman „Dankesfesseln“.
2630 Mecklenburg. - Adolph Friedrich III., Herzog zu Mecklenburg-Strelitz (1686-1752). Brief m. U. „Adolph Friederich HzM“. 21/4 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Neustrelitz 27.III.1738. 120 € An Bürgermeister und Rat der Stadt Alten Strelitz. Ungnädiger Brief wegen Mangels an Gehorsam bei den Bürgern, u. a. wegen Verwahrung der sog. „Bruch-Gelder“. „... daß, nachdem von Unsers hochseeligsten Herrn Vaters Gnaden, Unserer Erb-unterthänigen Stadt Alten Strelitz den 25. Febr. 1709 ertheilten Begnadigung, euch aus keiner andern Ursache der 3te Theil der Bruch-Gelder beym Stadt-Gericht gegeben, als daß ihr einen Schließer, welcher beym Ober-Gericht mitgebrauchet werden könne, beständig halten, auch eine Custodie für Verbrecherr in beyden Pforten, bauen und unterhalten sollen. - Da aber beydes bißher nicht geschehen, vielmehr zu Unserer Cammer größesten Last ein Schließer besonders gehalten worden, und der so genannte GerichtsDiener mehr in Stadt- als Gerichts-Diensten notorie gebrauchet wird, zu geschweigen, daß die Bürgerschaft, die gegen unsere vielfältige Begna digung schuldige und unterthänigste Hochachtung oftermahls aus den Augen setzet, wie davon die vor einiger Zeit verweigerte Bürger-Wache bey denen hiesigen gefangenen euch deßen klar überzeuget, zumahl ihr auch von selbst bescheiden werdet, daß der Stadt durch aufruffung dieser sub conditione deferirten Begnadigung nichts entzogen werde;
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So hättet ihr nunmehro, was auch schon längstens obgelegen, zu prästiren, und mit Unserer Cammer wegen der in verfloßenen Jahren zur Ungebühr empfangenen Brüche euch zu vergleichen ...“. - Etwas gebräunt; Verfärbung durch den Siegellack; Ausschnitt am Adressblatt durch Öffnen der Versiegelung. - Beiliegend zwei Verfügungen im Namen des Herzogs: 1708 befiehlt er die Anstellung eines Gerichts dieners („und demselben, alter observance nach, eine freye Wohnung, auch andern Unterhalt verschaffen“), nachdem sich der Stadtrichter von Alten Strelitz über respektloses Betragen des Ratsdieners beschwert hatte. - 1744 gibt er die Beschwerde des Müller Friedrich Moinke weiter, den von der Stadt versprochenen Hofraum hinter seinem Hause end lich zur Verfügung zu stellen.
2631 - Adolph Friedrich IV., Herzog zu MecklenburgStrelitz (1738-1783). 3 Biefe m. U. „Adolph Friedrich HzM“. Zus. 31/2 S. Doppelbl. mit Adresse und papierge decktem Siegel. Folio. Neustrelitz 1757-1783. 180 € Jeweils an Bürgermeister und Rat (im letzten Brief an den Rat Jacobi) der Stadt Altstrelitz. Der erste Brief ist eine ernstliche (dritte) Ermah nung, endlich einen Schließer anzustellen und den Gerichtsdiener, der außer seinen Diensten beim Stadtgericht sowie dem „Polizey- und Contributions-Weesen“ auch noch die Reinigung des Marktplatzes und einer Straße besorgt, angemessen zu bezahlen [29.III.1757]. - Im zweiten Brief lehnt der Herzog das Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Altstrelitz ab, in der man den herzoglichen Justiz-Verwalter Jacobi unter Beibehaltung dieses Amtes zum Bürgermeister machen wollte. Der Herzog verbietet diese Ämterhäufung und erinnert an die „zum Exempel zu Friedland und Woldegk vorgekommenen Inconvenientien, Collisionen und Zwistigkeiten mit der Bürgerschaft, in einer und eben derselben Person zu verbinden“. Der Rat Jacobi möge sich für eines der beiden Ämter entscheiden. Ebenso strikt lehnt der Herzog die erstmalige Wahl eines „Ratsverwandten“ zum Zweiten Bürgermeister ab, zumal der gewählte „in große [!] Weitläuffigkeit in Ansehung der Cämmerey-Rechnung“ stecke. Falls Jacobi im Justiz-Amt bleiben wolle, möge man einen andern der Advokaten, die sich beworben hätten, zum Bürgermeister wählen [1.VII.1773] - Im dritten Brief, direkt an den Rat Jacobi gerichtet, erteilt der Herzog die Anweisung, dass der Schnei der Pragst aus Neustrelitz die Stelle eines Torschreibers und Gerichts dieners in Altstrelitz übernehmen solle. - Hübsche Beispiele für die Verwaltung in einem Duodezfürstentum des 18. Jahrhunderts. - Die Adress-Blätter wie gewöhnlich mit Ausschnitt durch das Öffnen der Versiegelung.
2632 - Carl II., Herzog (später Großherzog) zu Meck lenburg-Strelitz, Vater der Königin Luise von Preußen, hannoverscher Feldmarschall (1741-1816). 2 Briefe m. U. „Carl H zu Mecklenburg“. Zus. 2 S. Doppelbl. mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Neustrelitz 1.III.1799 und 8.XI.1804. 120 € Beide Briefe an den Magistrat von Alten-Strelitz. Billigt und genehmigt jeweils die Wahl des Hofrats Reinicke bzw. des Advokats Siemssen zum Bürgermeister von Alten-Strelitz. Der neue Bürgermeister solle jeweils, „was sein Antecessor an Gehalt und Accidenzien gehabt, eben falls genießen“. - Das Adressblatt jeweils mit Ausschnitt vom Öffnen der Versiegelung; sonst frisch erhalten. - Beiliegend 2 etwas spätere Abschriften der Briefe.
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Der Landesherr gegen seine Beamten 2633 - Georg, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (1779-1860). 2 Briefe m. U. „Georg H v M“. Zus. 3 S. Neu strelitz 22.X.1835 und 2.III.1845. 250 € An den Magistrat von (Alt-) Strelitz. Der umfangreiche erste Brief des Herzogs ist besonders interessant, weil er eine ausführliche und grund sätzliche Schelte für die Verwaltung und Gerichtsbarkeit seines Landes enthält. In einer Erbschaftsangelegenheit hatte die zuständige Behörde hohe Verwaltungsgebühren von der Witwe verlangt, ohne zu berück sichtigen, dass diese auch hohe Schulden mitgeerbt hatte. Der Herzog tadelt das Vorgehen seiner Beamten mit ausführlichem Kommentar. Er könne nicht umhin, „über die große Befangenheit, mit welcher ihr noch immer euren Irrthum festhaltet, Unsre ernstliche Mißbilligung
hiermit auszusprechen. Schon auf den ersten Blick muß es einleuch ten, daß es höchst unbillig ist, bei Berechnung der Gebühren für Erb schafts Regulirungen nach Procenten, die Schulden, als wenn solche gar nicht vorhanden wären, zu betrachten, so daß also für eine ganz kleine Erbschaft öfters dasselbe, und mehr, als für eine weit grössere, entrich tet werden soll, ja daß, unter Umständen, die ganze Erbschaft mit den Gebühren aufgehen kann ... Unbegreiflich ist es hiernach, wie ihr fort gesetzt vermeinen könnt, daß euer bisheriges Verfahren die gesetzliche Vorschrift für sich habe ... in einem offenbaren Widerspruche versirt ihr aber, wenn ihr auf der einen Seite die Competenz, jure supremae inspectionis, der Landes Regierung in der vorliegenden Angelegenheit anerkennt, auf der andern Seite aber vermeint, daß eine bereits erfolgte Entscheidung derselben demnächst annoch einer richterlichen Dijudi
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ niae“ (1497-1560). Eigh. Schriftstück mit Namen am Kopf. 3 Zeilen. Ca. 4 x 18 cm (Abschnitt aus einem Quittungs buch). Auf ein Untersatzblatt montiert. O. O. 1539. 1.600 € „Ich Philippus Melanthon bekenn das ich von ... Christoff Planken empfangen hab funffzig florin vff das Quartal Reminiscere anno 1539“. - Leicht stockfleckig. Abbildung Seite 175
2635 Napoleon I., Kaiser der Franzosen (1769-1821). Randbemerkung (4 Zeilen) m. U. „Nap“. Auf einem Schreiben des Diplomaten Derville-Maléchard. 2 S. Folio. Mailand 7 Prairial, an 13 (= 27.V.1805). 1.500 €
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catur unterstellt werden könne, und dürfe! ...“. Ganz verfehlt sei die Begründung, bei der geringen Besoldung der Beamten benötige man solche hohen Gebühren. Hier würden persönliche Interessen mit Rechts grundsätzen vermischt. - An solchem Fall wird verständlich, dass der Herzog trotz seiner politisch reaktionären Einstellung bei der Mehr heit der Bevölkerung sich einiger Beliebtheit erfreute. - Im zweiten Brief genehmigt der Herzog die Wahl Eduard Nauwercks (1809-1868) zum Bürgermeister von Strelitz. Der Burschenschaftler Nauwerck blieb 22 Jahre Bürgermeister von Strelitz, korrespondierte mit Fritz Reuter während dessen Festungshaft und war 1848 Mitglied der linken Frak tion in der Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung. - Der erste Brief gering fleckig, der zweite leicht gebräunt.
2634 Melanchthon, Philipp (eigentl. Ph. Schwartzerdt), als Reformator Martin Luthers engster Mitarbeiter, Theo loge, Altphilologe, Philosoph, Humanist, Lehrbuchautor und neulateinischer Dichter, galt als „Praeceptor Germa 178
Interessantes Dokument zur Geschichte Italiens unter Napoleon, der auf der ersten Seite des Briefes links oben bemerkt: „Renvoyé au Ministre de la Guerre pour autoriser le General [Jean-Antoine] Verdier à tenir un detachement de cinquante hommes dans ce port. Milan 7 prairial an 13. Nap“. „ - Der Vermerk befindet sich auf einem interes santen Brief: Claude-J.-P. Derville-Maléchard, Diplomat und Geschäftsträger unter Napoleon (1774-1842). Eigh. Brief mit U. „Derville-Maléchard“. 2 S. Folio. Mit schwarzem Siegelrest. Mailand, 5 Prairial, an 13 (= 25.V.1805). - Als „Ministre plénipotaire“ von Lucca (1803-06) an den Kriegsmini ster Louis Alexandre Berthier, Marschall von Frankreich (1753-1815): „... L‘occupation et la défense des côtes de la Mediterranée, qui, depuis Vado jusques à Livourne, embrassent le littoral des Etats de Génes, royaume d‘Italie et de Toscane, viennent d‘être confiées aux troupes françaises. Il est probable que le petit port de Viareggio, qui est compris dans cette ligne militaire, n‘aura pas fixé l‘attention de Sa Majesté, vu le peu d‘étendue et d‘importance de la côte Lucquoise. J‘ai l‘honneur de faire remarquer à Votre Excellence que la mer entre Massa et Livourne forme une anse circulaire dont le port de Viareggio est le centre ...“. Schildert dann die günstige meteorologische und strategische Lage des Hafens von Viareggio und schlägt vor, das Fort der Stadt mit 50 Mann zu besetzen. Kaiser Napoleon erteilte durch seine Randbemerkung den entsprechenden Befehl. - Viareggio teilte historisch das Schicksal Luccas: 1799 wandelte Napoléon Bonaparte Lucca in ein Fürstentum unter seiner Schwester Elisa um. Sein Engagement in Italien resultierte darin, daß er wenig später nach unserem Dokument, am 4. Mai 1805, in Mailand zum König von Italien gekrönt wurde. - Mit Randbemer kung und Paraphe des Kriegsministers: „Mr général pour présenter les Ordres d‘exécution. Mal B.“ - Das Siegel über zwei kleinen Löchern zerbröckelt; sonst gut.
2636 - Brief m. U. „Nap“. 4 S., eng beschrieben. Doppel blatt mit Goldschnitt. 4to. Schönbrunn 14.IX.1809. 3.000 € An seinen Kriegsminister, Henri Jacques Guillaume Clarke, Herzog von Feltre, Pair von Frankreich (1765-1818). Sehr umfangreicher, be deutsamer Brief über die Ausrüstung und Truppenstärke der französi schen Armee. Clarke hatte ihm einen Gesamt-Etat für alle Truppenteile gesandt, und der Kaiser nimmt sich Punkt für Punkt vor, gibt Kom mentare, macht Gegenrechnungen auf, stellt Forderungen und gibt Anweisungen. „... Si j‘avais connu ce nombre, j‘avais certainement profité du temps de l‘armistice pour faire passer 100.000 fusils aux Polonais. Dans une lettre de ce jour je vous fais connaitre mes intentions la dessus. Ainsi voilà 100.000 fusils sur lesquels il ne faut plus compter; et - pour
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen plus que les affaires de Pologne prisent certaine direction, il - faudroit en envoyer 200,000. - je vois par mes derniers états de l‘artillerie fran çaise qu‘il y a 286.000 fusils de 77, 37.000 du modèle No 1, et 80.000 de Dragons. j‘ai donc 403.000 fusils ... je vois sur l‘état des armées étrangères, que j‘ai en France 14.500 fusils de Calibre français, 44.000 de Calibre supérieur et 18.000 de Calibre inférieur, total 76.500 fusils étrangers en France.- que j‘ai de plus en italie, en albanie et en allema gne 11.000 fusils de Calibre français, 17.000 de Calibre Superieur et 3000 de Calibre inférieur ...“. Neben den Bilanzen über die Waffen vorräte wird auch die Frage der Magazine erörtert. Es gelte „d‘établir à Anvers une bonne Salle d‘armée, où il y ait toujours 15 ou 16.000 fusils. ... il faut toujours 15. à 20.000 fusils à la fer, comme arsenal de Paris et comme point central. - la manière d‘emmagaziner les armées devoit être l‘objet d‘un travail particulier ... en somme, j‘approuve les Conclusions de votre lettre du 7.7bre et j‘espère qu‘avant juillet 1810 ma situation sera augmentée de 200.000 fusils de nouvelle fabrication et de 200.000 fusils reparés ...“. - Bemerkenswert, wie der Feldherr bei der Rüstung nur noch in Hunderttausenden und in europäischen Dimensionen denkt. - Ein Nachsatz neben der Signatur, der Dank an einen General bestellt, stammt vermutlich von Napoleons Hand. Abbildung Seite 177
2637 - Eigh. Paraphe „Np“ als Zeichen der Einwilligung auf einem „Rapport“ des Kriegsministers H. J. G. Clarke mit dessen Unterschrift „Duc de Feltre“. 1 S. Folio. St. Cloud 20.IX.1810. 600 € Napoleons Kriegsminister, Henri Jacques Guillaume Clarke, Herzog von Feltre, Pair von Frankreich (1765-1818) berichtet in einem „Rap port À Sa Majesté l‘Empereur et Roi“, eigenhändig unterzeichnet, über seinen Schriftwechsel mit dem Herzog von Reggio (d. i der Marschall Nicolas Charles Oudinot, 1767-1847): „Conformément aux intentions de Sa Majesté, j‘avois chargé Le M.al Duc de Reggio de faire rendre à St. Omeo tout le Personnel et le Matériel de l‘Artillerie française qui étoit au Corps d‘Observation de la Hollande ...“. Oudinot wünsche jedoch auf Bitten des Generals Dulauloy, daß 10 namentlich genannte Offiziere vorläufig in Holland verbleiben, um die Artillerie zu organisieren, wo es notwendig sei. In einem (nicht eigenhändigen) Randvermerk stimmt Napoleon zu, jedoch „avec la condition de prendre un même nombre d‘officiers d‘art. hollandois et les placer dans les directions de France“. - Mit Wasserzeichen „Napoléon Empereur des Français, Roi d‘Italie“ und gedrucktem Briefkopf des „Ministère de la Guerre“. Abbildung
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2639 - Eigh. Paraphe „NP“ unter einer längeren Rand bemerkung auf einem an ihn gerichteten „Rapport“ des Kriegsministers H. J. G. Clarke mit dessen Unterschrift „Duc du Feltre“. 11/4 S. Folio. Fontainebleau 24.I.1813. 450 €
2638 - Eigh. Randvermerk m. U. „Np“. Auf einem an ihn gerichteten Brief („Rapport“) mit eigh. Unterschrift „Duc de Feltre“ des Kriegsministers H. J. G. Clarke. 11/2 S. Folio. (Paris) 9.I.1812. 600 €
An den mit Kriegsvorbereitungen beschäftigten Kaiser übersendet Clarke einen Brief (hier nicht mehr beiligend) des Artillerie-Offiziers Beaudreville, der eine Methode vorschlägt, mit der das Gewicht der Artillerie-Fahrzeuge von 2000 auf 1000 Livres reduziert werden könne. Auf 22 Zeilen kommentiert der Kaiser (nicht eigenhändig) das Projekt und kommt mit seinen Berechnungen zu einem anderen Ergebnis, eigenhändig unterzeichnet „NP“. - Im unteren Drittel des Blattes die Tinte durch Feuchtigkeitseinwirkung etwas verwischt.
Auf das Gesuch des Kriegsministers Henri Jacques Guillaume Clarke, Herzog von Feltre, dem Kommandeur der 17. Division, General Graf Molitor, einen zweimonatigen Urlaub zu gewähren, entscheidet der Kaiser „accordé un mois“. Er hatte bereits im September mitgeteilt, dass über das Gesuch erst im Januar entschieden werden könne. Napoleon war mit den Vorbereitungen für den Russland-Feldzug beschäftigt und wollte seinen Führungskräften keinen längeren Urlaub mehr bewilligen. - Mit gedrucktem Briefkopf „Ministère de la Guerre. Rapport à Sa Maje sté l‘Empereur et Roi“. - 2 kleine Tintenfleckchen; etwas beschnitten.
2640 Peters, Carl, dt. Kolonialpolitiker, Gründer der Kolonie Deutsch-Ostafrika (1856-1918). 2 eigh. Briefe m. U. „Carl Peters“. Zus. 3 S. 4to und 8vo. Tanga (DeutschOstafrika) 13.VII.1892 und Berlin 21.VII.1893. 400 €
„Privatrechte der Eingeborenen“
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Der erste Brief an einen deutschen Konsul, dem er mitteilt, daß er am nächsten Tag mit dem Dampfer bei ihm eintreffen werde, „zu einer persoenlichen Rücksprache mit Ihnen.“ - Der zweite Brief ist an einen „Collegen“ gerichtet: „... Wir haben vergessen, umstehende Bedingung aufzunehmen, welche wir gestern ebenfalls vereinbart hatten. Ich bitte den betreffenden § anfügen zu wollen ... § 3. Diese Abgrenzung soll die bestehenden Privatrechte der Eingeborenen beider Theile in Bezug auf Weide, Grasgewinnung, Wildfang und Bienenzucht in keinerlei Weise praejudiciren, vielmehr sollen solche Rechte, soweit sie sich auf die durch diese Abgrenzung betroffenen Gebiete beziehen, ausdrück lich anerkannt werden.“ - 1891 hatte das Deutsche Reich die Hoheit über Deutsch-Ostafrika übernommen und Peters zum Reichskommissar ernannt. Doch bereits 1892 war er „wegen unwürdiger Behandlung der Eingeborenen“ zurückberufen worden. Der vorliegende Brief zeigt, daß Peters um Rehabilitierung bemüht war; dennoch wurde er 1896 als Reichskommissar entlassen. Abbildung Seite 179
2641 Pius X., röm. Papst, heiliggesprochen (d. i. Giusep pe Melchiorre Sarto, 1835-1903-1914). Porträt-Photogra phie, gedruckt und auf Karton gewalzt, mit eigh. Signatur und Segensspruch auf dem Untersatz. 27,5 x 19,5 cm (Bildformat 14,5 x 11 cm). (Rom, um 1910). 600 € „Deus te benedicat. Pius PP. X“. - Die Aufnahme des Florentiner Ate liers Fratelli Alinari, datiert „Déposé - Settembre 1909“, zeigt den Papst in weißem Talar vor einem Lehnstuhl stehend, die rechte Hand auf einen Tisch mit Kruzifix gestützt. - Die Heiligsprechung Pius‘ X., dem schon zu Lebzeiten Wundertaten zugeschrieben wurden, geschah 1954, nachdem der entsprechende Prozeß bereits 1923 eingeleitet worden war. - Rückseitig Montagereste. Abbildung
Biedermeierliche Reise durch Schlesien 2642 Postel, Emil, Botaniker, Chemiker, Schullehrer, Herausgeber zahlreicher Schulbücher, die alle in Langen salza verlegt wurden, und dessen „Führer in die Pflanzen welt“ von 1856 bis 1903 9 Auflagen erlebte. Eigh. Manu skript seiner Wanderung durch Teile Schlesiens im Jahre 1829. Mit Namenszug „Emil Postel“ auf dem Titelblatt. 96 S., eng beschrieben. Mit 1 handgezeichneten und teil kolorierten Faltkarte von Preußisch und Österreichisch Schlesien. Kl. 4to. Marmor. Pappband d. Z. (etwas bestoßen). (Parchwitz?) o. J. (ca. 1830). 450 € „Beschreibung meiner Reise durch einen Theil des preussischen und oesterreichischen Schlesiens, der Markgrafschaft Mähren und der Grafschaft Glatz. Vom 17ten Juli bis zum 11ten August 1829.“. Gleichermaßen lebendig wie akribisch geschriebener Bericht von einer Reise mehrerer Freunde durch Teile Schlesiens, begonnen wohl im schlesischen Parchwitz, Kreis Lieg nitz. Dabei zeigt sich, dass das Interesse des Verfassers vor allem natur wissenschaftlichen und technischen Beobachtungen gilt, die er mit einer wohl für den damaligen Lehrer typischen Genauigkeit, ja Pedan terie anschaulich beschreibt. Aber auch Sehenswürdigkeiten von Städ ten und Landschaft werden mit Sorgfalt notiert. In Breslau wird das Blücher-Denkmal und eine Reihe von Kirchen beschrieben, bei Schur gast schildert Postel die bei der letzten Überschwemmung der Neiße
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angerichteten Schäden. Auf dem Weg nach Oppeln staunen sie über die Verbreitung der polnischen Sprache im Volk und betonen die auffal lende Höflichkeit der Polen. Bei Besichtigung der Festung Cosel wer den die Gefangenen bedauert. Genau wird stets notiert, ob die Reisen den Butterbrote oder Besseres verzehrt haben. Im Riesengebirge besteigen sie den Schneeberg, und die anschaulichen Beschreibungen auch anderer Landschafts-Eindrücke sind eine anziehende Lektüre für den heutigen Leser. Im Badeort Carlsbrunn trinken die Wanderer aus verschiedenen Schwefelquellen, was Postel und seinen Freunden Magendrücken und Kopfschmerzen verursacht. Naturwissenschaftli che, mineralogische und botanische, auch wirtschaftliche Aspekte der durchquerten Landschaft werden stets mit besonderem Eifer notiert. Der Besichtigung der Ritterburg Fürstenberg widmet Postel mehrere Seiten. - Eine Übersicht über das ganze Unternehmen findet der neu gierige Leser am Schluß, wo Postel eine mathematisch genaue Bilanz zieht: „Hiermit schließe ich nun die Beschreibung einer Reise, wodurch ich mit einem großen Theile der vaterländischen Provinz bekannt geworden bin und an welche ich immer mit frohen Erinnerungen zurückdenken werde. Der zurückgelegte Weg betrug über 100 Meilen und führte durch 22 Städte, 6 Badörter und mehr als 100 Dörfer. Wir verwendeten 25 Tage darauf. 6 Tage gebrauchten wir zu der Reise von Parchwitz bis Ratibor, dort blieben wir 10 Tage und auf der Rückreise waren wir 9 Tage.“ - Auf dem Vorsatzblatt die Notiz „Deutsche Aus_ arbeitungen. Neunter Heft.“ - Zusammengefaßt ergibt der Reisebericht ein vielfältiges, zugleich präzises und plastisches Bild Schlesiens von Breslau bis Beuthen.
2643 Regensburg. - Ignatius, Bischof von Regensburg (Ignatius von Senestrey, 1818-1906). Brief m. U. „Ignatius Bischof von Regensburg“. 1 S. Folio. Regensburg 31.III.1865. 180 € An den Dombaumeister Denzinger, wegen Umbaus des ehemaligen Schottenklosters in Regensburg. „Nota. Das ehemalige Schottenkloster S. Jacob hier soll für das Klerikalseminar adaptiert werden. Ich ersuche Sie deshalb, mir ... ein Projekt vorzulegen und zu diesem Behufe von einigen Seminars Gebäuden, welche als besonders zweckmäßig be kannt sind, vorher Einsicht zu nehmen. Meine Stiftungsadministrati on ist angewiesen, Ihnen einen Vorschuß von 300 fl. verabfolgen zu lassen. Mit der Abgabe des Projektes sehe ich auch einer Kostenliquida tion für Ihre Mühe und Auslagen entgegen ...“.
2644 Simson, Eduard von, preußischer Jurist, Hoch schullehrer und Politiker, Präsident der Frankfurter Natio nalversammlung, des Reichstags und des Reichsgerichts in Leipzig, als Mitverfasser der ersten Reichsverfassung als „erster deutscher Verfassungsvater“ bezeichnet (18101899). Eigh. Brief m. U. „Ed. Simson“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Frankfurt a. O. 22.X.1862. 250 € Als Vizepräsident des Appellationsgericht in Frankfurt/Oder an ein „verehrtestes Fräulein“, das gemeinsam mit seiner Mutter ein Bildnis eines verstorbenen Freundes und politischen Weggenossen Simsons übersandt hatte. Es handelt sich wahrscheinlich um die Tochter Luise des im Vorjahr verstorbenen schlesischen Textilfabrikanten, EisenbahnUnternehmers und liberalen Politikers Karl August Milde (1805-1861). „... ist mir durch den Besitz des so wohl gelungenen Bildes meines seligen Freundes ein rechter Herzenswunsch in Erfüllung gegangen und die Äußerung daß Ihre Frau Mutter bei Versendung desselben meiner unter
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen den Ersten gedacht hat, bewegt mich tief. - Ihm ist wohl: er hat vollendet. Und bei dem heutigen Zustand der öffentlichen Dinge kann sich die Frage hervordrängen ob man richtiger sagen würde, das Leben sei ihm entrissen oder der Tod sei ihm geschenkt worden. Aber eben die Erinne rung an den frischen, der Zukunft seines Vaterlandes alle Zeit gewissen Mann, der heut wieder in der ersten Reihe der Kämpfenden stehn würde soll es nicht einmal bis zu der verzagenden Frage kommen lassen! ...“. - Luise Milde (1841-1923) vermählte sich im folgenden Jahr mit dem bedeutenden Staatsrechtslehrer Hermann von Schulze-Gaevernitz (1824-1888).
Der Gouverneur von Deutsch-Samoa 2645 Solf, Wilhelm, dt. Politiker und Diplomat, nach Aufenthalten in Kalkutta und Daressalam ab 1900 Gou verneur von Deutsch-Samoa, später deutscher Botschafter in Japan (1862-1936). 2 eigh. Briefe m. U. „W. Solf“ sowie 1 beschriftete Visitenkarte. Zus. 3 S. Doppelbl., davon 1 mit Briefkopf „Kaiserlicher Gouverneur von Samoa“. Gr. 8vo, kl. 4to und Visit-Format. Motoótua (Samoa) 28.V. o. J. sowie Berlin 2.IV.1908 und 13.I.1912. 200 € Jeweils kurze Schreiben an zwei Adressaten. 1908 schreibt er aus Berlin an Herrn von Vignau: „... Brief an Steifensand heut bereits expediert! ... bitte vergessen Sie die Angelegenheit Marie nicht! Einstweilen herz lichen Gruß für Sie von Tamaitai! ...“. - Auf Samoa ebenso wie später wieder in Berlin schreibt er an die Botanikerin Lily Rechinger-Favarg ner (1880-1973), die mit ihrem Mann zu Forschungszwecken die Süd see bereiste: „... Anbei allerlei Botanisches in absolut unwissenschaftli cher Form mit vielen Grüßen ...“. - Als Staatssekretär des Reichskolonialamts sendet er 1912 aus dem Hotel Adlon in Berlin an Frau Rechinger in Wien seine Visitenkarte „mit aufrichtigem Dank für die freund lichen Glückwünsche und besten Grüßen in schöner Erinnerung an die gemeinsam verlebten Tage in Samoa.“ - Solf trat auf Samoa für eine humane Kolonialpolitik ein, und auch als deutscher Botschafter in Japan 1920-1928 sorgte er für gute Beziehungen zum Deutschen Reich. - Beiliegend 2 zeitgenöss. Zeitungsartikel über den Diplomaten.
2646 Weidner von Billerburg, Paulus, eigentl. Ascher Judah Ben Nathan Aschkenasi, jüdischer Konvertit, kai serlicher Leibarzt und Schriftgelehrter in Wien, mehrmals Rektor der Universität (1525-1585). Eigh. Brief m. U. „Paul Weidner von Billerburgk, Doctor“. 1 S., halbspaltig geschrie ben. Doppelblatt mit Adresse. Folio. (Wien) 5.XII.1582. 450 € „An die Herrn Verordneten“ (die Stadtverordneten von Wien?). Über Probleme mit seinem Gehalt. Er verlangt die Zahlung des rückständi gen Betrages mit Zinsen. - In diesem Jahr hatte ihm Kaiser Rudolf II. das Adelsdiplom „von Billerburg“ verliehen. - Sehr selten.
2647 Wilhelm I., Deutscher Kaiser, König von Preußen, hier noch als Prinzregent (1798-1888). Urkunde m. U. „Prinz von Preußen“ und blindgepr. Majestätssiegel. 3 S. Gr. folio. Baden-Baden 10.VII.1858. 180 € Patent als Rittmeister im Garde-Dragoner-Regiment für den PremierLieutenant Lothar Grafen zu Dohna. Wilhelm unterzeichnet hier als
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Prinzregent für den kranken König Friedrich Wilhelm IV. „... Sollten Seine Königliche Majestät Sich allergnädigst bewogen finden, densel ben dereinst zum Escadron-Chef zu ernennen, so erwarten Allerhöchst Dieselben, daß er der ihm anvertrauten Escadron wohl verstehen, für derselben Bestes, Aufnehmen und Conservation sorgen, solche stets in complettem und untadelhaftem Stande erhalten, und den Leuten dasjenige, was auf selbige assigniret und gezahlet wird, ohne unzuläßige Abzüge verabreichen werde ...“.
Kontroverse über die Offizierslaufbahn in Preußen 2648 - Briefwechsel (hier noch als Prinzregent) mit dem schlesischen Industriellen, zeitweiligen Handelsminister, Präsidenten der preußischen Nationalversammlung und Mitglied des Abgeordnetenhauses Karl August Milde (18051861) über die Reform des preußischen Heeres. 1860. 2.500 € Bedeutsamer Schriftwechsel über die geplante preußische Heeresre form 1860 ff., bestehend aus folgenden Schriftstücken: I. Eigh. Brief Mildes an seine Frau (16 S. gr. 8vo. 6.II.1860). Milde bekundet sein
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ politisches Einverständnis mit seiner Gattin. Napoleon III., seit drei Monaten mit England verbunden, werde hoffentlich dennoch Frieden halten. Milde sei bei dem Prinzregenten mehrmals zu Hofkonzerten eingeladen gewesen. Schildert ausführlich eine Unterredung, die er („gestern“) mit dem Prinzregenten geführt habe. Dieser sagte: „Die Herren [Militärs] erwarten viel von Ihnen [Bewilligung von Mitteln zur Heeres-Reorganisation], aber bei dem Erblühen der Finanzen u. den nur allmählich erfolgenden Anforderungen, wird man mir das, was ich verlange, bewilligen“. Gibt dann weiter wörtlich die Diskussion mit dem Kronprinzen wieder, die sich vor allem um die Frage der zwei- oder dreijährigen Dienstzeit bewegte. - II. Eigh. Brief Wilhelms an Milde (31/4 S. 8vo. Berlin 7.II.1860). Über die von Milde öffentlich zur Diskus sion gestellte Frage des Aufstiegs von Unteroffizieren zu Offizieren. Fordert Milde zu schriftlicher Stellungnahme auf. - III. Eigh. Brief Mildes an seine Frau (4 S. Gr. 8vo. 9.II.1860). Er sei zufrieden, seinen lange gehegten Vorsatz ausgeführt zu haben: „eine große Militair Organisa tionsfrage und eine große Verfassungsfrage den Leuten hinzuwerfen. Es ist über Erwarten gelungen ... Diesen Morgen habe ich in der Mili tairfrage einen 4 Bogen langen Brief an den Prinzen gesandt, worin ich von der Leber weg die Adelswirthschaft in dem Offizierscorps und was drum hängt verhandelt habe“. - IV. Eigh. Konzept (8 S., halbspaltig beschrieben. Folio. 9.II.1860) der an den Prinzen gesandten Denkschrift Mildes über die Offizierslaufbahn. Regt u. a. Militärakademien an, in denen Unteroffiziere sich weiterbilden können, um die höhere Lauf bahn einschlagen zu können. - V. Eigh. Antwort-Brief Wilhelms an Milde (8 S. Gr. 8vo. Berlin 10.II.1860). Der Prinz will nicht auf den Vorschlag von „zweierlei Examen“ eingehen, weil sonst Ungleichheit herrschte, d. h. Offiziere ersten und zweiten Grades entstehen würden. Die Rangli sten zeigten, dass mehr als die Hälfte aller Offiziere aus bürgerlichen Familien stamme. - VI. Eigh. Konzept der zweiten Denkschrift Mildes an den Prinzen (10 S., halbspaltig beschrieben. Folio. 14.II.1860). Sehr ausführlich über Adel und Bürgertum im Heer, die gesellschaftliche Stellung des Offiziers, Dauer der Dienstzeit, Geschichte und Wesen des Offizierscorps etc. - VII. Eigh. Antwort-Brief Wilhelms an Milde (8 S. Gr. 8vo. Berlin 14. oder 19.II.1860): „Wenn ich die Feder noch einmal ergreife, so geschieht es nur, um diese Korrespondenz zu schlie ßen, da es unnütz wäre sie fortzusetzen, nachdem Sie als Laie Dinge angreifen, die ich als Nicht-Laie auf das Entschiedenste verteidige ... Entweder man giebt mir die Möglichkeit, eine Armee darzustellen, wie mein Gewissen und meine Überzeugung sie verlangt, um das Vater land sicher in allen Wechselfällen zu stellen - oder - Alles bleibt beim Alten und ich ziehe das Gesetz zurück. Die Schmach wird mich nicht treffen. Aber unsere Feinde können sich freuen, daß sie Preussen dann, nach selbst ausgesprochener u. anerkannter Überzeugung, zu einer Armee-Organisation zurückkehren sehen, die als nicht brauchbar sich gezeigt hat ...“. - Diverse Beilagen: 1 eigh. Briefumschlag des Prinzre genten, an Milde adressiert. - 3 Konzepte (zus. 11 S. 8vo, 4to und folio) zu Abhandlungen über Bereiche der Militärreform, davon eines von Mildes Hand, die anderen von unbekannter Hand. - 3 Transkriptionen der Briefe des Prinzregenten von späterer Hand. - Eine von späterer Hand geschriebene Gesamt-Übersicht über alle Schriftstücke mit Zusammenfassung des jeweiligen Inhalts. - Sehr interessante kontroverse Korrespondenz zwischen dem künftigen König und Kaiser und einem
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bürgerlichen Abgeordneten und Großindustriellen über die Heeres reform, mit deren Hilfe Preußen in den beiden folgenden Kriegen zur eurpäischen Großmacht und zur führenden Macht in einem geeinten deutschen Reich aufstieg. Abbildung
2649 Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preu ßen (1859-1941). Urkunde m. U. „Wilhelm R.“ und Maje stätssiegel in Blindprägung. 1 S. Folio. Berlin 12.XII.1888. 180 € Patent als Amtsgerichtsrat für den Amtsrichter Heinrich Richard Lud wig Licht in Herzberg a. H. - Gegengezeichnet vom Justizminister Heinrich von Friedberg (1813-1895). - Im „Dreikaiserjahr“ ausgefertigte Urkunde, als Wilhelm II. erst ein halbes Jahr die Kaiser- und Königswürde besaß. - Dabei: Derselbe. Porträt-Photographie (22 x 15,4 cm) mit eigh. Unterschrift „Wilhelm“ unter dem Bild. Doorn 15.XII.1937. - Die Aufnahme des Hofphotographen Oscar Tellgmann aus Eschwege zeigt den Ex-Kaiser in Dreiviertelfigur, stehend, eine Zigarette in der rechten Hand. - Die Unterschrift (Kopierstift) teilweise verwischt. - Ferner beiliegend die Ausgabe des „Berliner Tageblatts“ vom 25. Juni 1888 mit der ersten Thronrede Wilhelms II. bei der Eröffnung des Reichstags.
2650 Woellner, Johann Christoph von, preuß. Land wirtschaftsreformer, Rosenkreuzer, Günstling und ein flußreicher Minister für Justiz und geistliches Departement unter König Friedrich Wilhelm II., bewirkte Religionsund Zensur-Edikt (1732-1800). Eigh. dienstliche Anwei sung m. U. „Woellner“. In latein. Sprache. 2 Zeilen. 4to. (Berlin) 26.I.1796. 120 € „Ecce porro destructionem pro Secretario ad perlustrandum, et aug mentandum si cupis.“ - Etwas gebräunt.
2651 Wrangel, Friedrich H. E. Graf von, preuß. Feld marschall, Gouverneur von Berlin, trotz reaktionärer Gesinnung vielfach geehrt und populär als „Papa Wran gel“ (1784-1877). Eigh. Begleitschreiben m. U. „Gr Wran gel“. 1 S. Mit gekröntem, in Rot geprägtem Monogramm „W“. Doppelblatt. 8vo. Berlin 5.VI.1864. 200 € „Dem Königlichen Ostpreuss. Cuirassir Regt: No 3, übergebe ich bei kommend, einen Revolver, mit dem Ersuchen, daß solcher bei Kriegs begebenheiten von dem jedesmaligen Regiments Commandeur in Gebrauch genommen werden möchte ...“. - Dieses Regiment trug auch den Namen „Graf Wrangel“. - Hübsches Kuriosum, das zu den vielen Anekdoten passt, die über den „Papa Wrangel“ im Umlauf waren.
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Bildende Kunst 2652 Behrens, Peter, führender Architekt, Graphiker und Kunstgewerbler des Jugendstils (1868-1940). Brief m. U. „Prof. Behrens“. 12/3 S. Doppelblatt. 4to. Düsseldorf 20.VIII.1906. 200 € An Carl Schultze in Düsseldorf, wegen der graphischen Gestaltung eines Ehrenbürgerbriefes der Stadt. „... teile ich Ihnen ergebenst mit, daß, wie ich hoffe, schon Donnerstag Morgen die innere Adresse Ihnen übergeben werden kann. Ich werde sie bis dahin ... soweit hergestellt haben, daß nur noch die Vergoldung einiger Buchstaben und Ornamen te fehlt. Diese kann erst zum Schluß, nachdem die Blätter aufgeklebt sind, vorgenommen werden, da durch das Anfeuchten das Gold wieder matt wird. Um aber überhaupt das Gold gut polieren zu können, ist es nötig, daß das Pergament auf einen sehr harten Glanzkarton aufgespannt wird ...“. - Mit Briefkopf „Professor Peter Behrens, Düsseldorf, Kunst gewerbeschule“. - Oben etwas beschnitten; Blaustift-Vermerk des Emp fängers; auf der Seite mit der Unterschrift ein Streifen verfärbt.
2653 Bildende Künstler aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sammlung von 521 Postkarten, davon 11 mit Zeichnung versehen. Lose in ein neueres Sammel album gesteckt. Ca. 1908-1929. 4.500 € Große Sammlung von Postkarten mit Künstler-Signaturen aus dem Kaiserreich und den 1920er Jahren, mit wenigen Ausnahmen zusam mengetragen von einem Rostocker Arzt, der die Künstler anschrieb und um Autogramme bat. Eine erstaunlich große Zahl prominenter
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in- und ausländischer Maler, Graphiker und Bildhauer aus dem Zeit raum 1908-1929 kam dem Wunsch nach und antwortete mit Signatur, Gruß, Sinnspruch, ganzseitigem Text oder gelegentlich auch einer Zeichnung. Hervorzuheben sind: Lawrence Alma Tadema, Hans Baluschek, Paul Baum, Lovis Corinth, , Franz von Defregger, Ludwig Dill, Emil Doepler,Themistokles von Eckenbrecher, Albin Egger-Lienz, F. H. Ehmcke, Julius Exter, Fidus, Philipp Franck, August Gaul, Willi Geiger, Olaf Gulbransson, Karl Hagemeister, Thomas Theodor Heine, Ferdinand Hodler, Karl Hofer, Bernhard Hötger, Jozef Israëls, Wassily Kandinsky, Walther Klemm, F. W. Kleukens, Fritz Klimsch, Oskar Kokoschka, Käthe Kollwitz, Carl Larsson, Melchior Lechter, Heinrich Lefler, Max Liebermann, Fritz Mackensen, Lothar Meggendorfer, Hans Meid, Otto Modersohn, Claude Monet, Richard Müller, Heinrich Nauen, Ernst Oppler, Emil Orlik, Bermhard Pankok, Max Pechstein, Emil Pottner, Hans Purrmann, Christian Rohlfs, Fritz Schaper, Paul Scheurich, Ferdinand Schmut zer, Franz Skarbina, Max Slevogt, Eugen Spiro, Franz Stassen, Hugo Steiner-Prag, Hermann Struck, Franz von Stuck, Eduard Thöny, Paolo Fürst Troubetzkoy, Wilhelm Trübner, Otto Ubbelohde, Fritz von Uhde, Heinrich Vogeler, E. R. Weiß, Anton von Werner, Heinrich Zille und sehr viele andere. - 11 Karten mit Orig.-Zeichnungen, darunter Arthur Kampf und Hugo Vogel. - Obwohl Franz von Lenbach fehlt, sind ansonsten besonders die Münchener Künstler in großer Vollstän digkeit vertreten. - Die große, repräsentative Sammlung von Schrift proben ist von hohem Wert für Kunstsammler, Kunsthändler und Kunsthistoriker, die sie zur Bestimmung und Zertifizierung von BildSignaturen verwenden können. - Vollständige Liste der Künstler auf Anfrage. - Einige Karten auf der Textseite durch Poststempel beein trächtigt. - Siehe auch unter „Kunsthistoriker“. Abbildungen
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2654 Chagall, Marc, Maler und Graphiker (1887-1985). Eigh. Brief m. U. In jiddischer Sprache und hebräischer Schrift. 11/2 S. gr. 4to. Paris 27.V.1925. 1.800 € An seinen ehemaligen Graphik-Lehrer, den bedeutenden Maler und Graphiker Hermann Struck (1876-1944), der 1923 nach Palästina emigriert war und sich in Tel Aviv für ein lebendiges Kunstleben und den Bau des Tel Aviv Museum of Art engagierte. Chagall hofft, dass Struck in Palästina glücklich ist, zumal er dort mit großen jüdischen Persön lichkeiten zu tun hat. Er habe gehört, dass jetzt eine jüdische Univer sität in Palästina eröffnet werde, was dem Land sicherlich viel Ehre einbringe. Über seine eigenen Arbeiten teilt Chagall mit, dass er annä hernd 100 Illustrationen zu Nikolai Gogols „Die toten Seelen“ vollendet habe und jetzt Zeichnungen zu den jüdischen Propheten beginne. Er würde sich sehr freuen, Struck wieder einmal - wie früher - seine Arbei ten zeigen zu können. - Leicht gebräuntes Papier; kleine Faltenrisse. Abbildung Seite 186
2655 Francken, Ambrosius, flämischer Maler, Lokalpo litiker während der Glaubenskämpfe um 1580 in Ant werpen, hervorragender Schöpfer großer Altarbilder und anderer figurenreicher Gemälde mit religösen Stoffen (1544-1618). Schriftstück m. U. „A Francken“. In franz. Sprache. O. O. (wohl um 1580). 300 € Signierte Erklärung autobiographischen und finanziellen Charakters; Flandern und Brabant werden genannt. - Mit einem diagonalen Feder
strich als Zeichen der Erledigung. - Die 14 bekannten Maler der flämi schen Künstlerfamilie Francken sind nicht leicht zu unterscheiden, und wir konnten nicht sicher ermitteln, ob es sich hier um Ambrosius den Älteren oder seinen Neffen Ambrosius den Jüngeren handelt. Große Seltenheit ist bei beiden gegeben. - Die Ränder verso alt verstärkt. Abbildung Seite 187
2656 Graff, Anton. - Lippert, Philipp Daniel, sächsischer Zeichner und Bildformer, tätig in der Meißener Porzellan manufaktur, später Aufseher der Antikensammlung bei der Akademie der Künste in Dresden (1702-1785). Eigh. Brief m. U. „Lippert“. 12/3 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegelresten. 4to. (Dresden, ca. 1775). 400 € An den großen Porträtisten Anton Graff in Leipzig, mit der Adresse „bey dem Hoffkupferstecher H. Bause abzugeben“. Redet Graff mit „Mein geliebter Freund“ an. „... Erst danke für die Bemühung, da sie mir die Lichtpuzen kauffen wollen. Was den Herrn [Johann Friedrich] Bause betrifft so bitte demselben meine[n] freundschaftl. Gruß zu machen, und Ihm zu sagen: daß für die Eitelkeit mich in Kupfer zu sehen 100 Ducaten zu viel wären. die größe der Kupferplatte ist in der Höhe 9 Zoll und in der Breite 7 Zoll, das Portrait wäre mit dem Rah men ohngefähr 6 Zoll, das übrige eine leichte Vorzeichnung. Nun ist das meine Sache nicht ein brafen Künstler zu taxiren, vielmehr wünschte ich im Stande zu seyn, die Kunst auch würdig bezahlen zu können, es soll also bis auf beßere Zeiten aufgeschoben werden. Der geh. Cammer rath Heinicke, gab dem St. Aubin für sein Portrait 20 Louis d‘Or, dieses war noch billig. - Ihr Hr. Schwieger Vater [Johann Georg Sulzer] hat
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mir einen überaus freundschaftl. Brief geschrieben und mich mit einem Buche beschenket. Für beides muß diesem rechtschaffenen Mann sehr verbunden seyn, und die Fortdauer seiner Freundschaft wird mir alle Zeit schäzbar seyn. Er vermeldet mir von Herrn [Philipp Erasmus] Reich dem Buchhändler ein ebenso höflich Compliment ... ich hoffe nunmehr daß wir einander bey Ihrer Rückkunft öfters sehen würden. Indeßen ist mirs lieb, daß Sie Arbeit gefunden, woran ich auch in Zukunft nicht zweifeln will, denn was unsere übrigen Finanzen betrifft, so stehen sie auf ein schlechten Fuß, daß wir solche niemahls in richtige Rechnung bringen können, wir wolten uns denn selbst betrügen, dafür aber Gott unsern gesunden Verstand bewahren wolle ...“. - Anton Graff schuf mindestens zwei Gemälde und zwei Zeichnungen mit Lipperts Porträt,
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und Lippert kam auch noch zu seinem Kupferstich, denn Christian Gottlieb Geyser fertigte einen solchen nach Graffs Brustbild Lipperts von 1767. - Gebräunt. Abbildung
2657 Halm, Peter von, Graphiker, vor allem Radierer, Professor an der Münchener Akademie (1854-1923). Eigh. Brief mit halbseitiger Orig.-Radierung u. U. „P. Halm“. 11/4 S. Kl. 4to. München-Germ 19.X.1912. 180 €
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen An eine Dame, die ihn eingeladen hatte. „... Unser Doktor hat mir empfohlen, um eine Erkältung gründlich zu beseitigen, wenige Tage zu Hause zu bleiben und mich zu schonen. Unter diesen Umständen kann ich zu meinem großen Bedauern Ihrer frdl. Einladung für Sonn tag keine Folge leisten ...“. - Die mehr als die Hälfte des Blattes einneh mende, qualitätvolle Radierung zeigt Weiden und Fischergeräte am Wasser. Abbildung Seite 188
2658 Hofer, Karl, Maler und Graphiker, Hauptmeister des dt. Expressionismus, Direktor der Hochschule für Bildende Künste und Präsident der Akademie der Künste in Berlin (1878-1955). Eigh. Brief m. U. „K. Hofer“. 2 S. Gr. 4to. Zürich 2.VI.1918. 300 € Weltkriegs-Brief an den Kriegsgefangenen Dr. Däumling in Frankreich (Île d‘Yeu in der Vendée). „... in allen Briefen die man kriegt sucht man nur nach dem Einen: nach Vorboten der Freiheit. Sie werden nun wohl schon von anderer Seite gehört haben dass die Gefangenen jedenfalls direkt in die Heimat geschafft werden. Auch wir müssen nach Hause, in 2-3 Wochen bin ich nicht mehr hier, wenn mein Gesuch hierbleiben zu dürfen nicht genehmigt wird. Für Sie alle dort ist das die Erlösung, auch wenn nachher manche Illusionen fallen. Für mich, der ich hier eine wunderbare Zeit erlebte, ists eine neue Gefangenschaft, gegen die ich mich mit Händen u. Füssen sträube. Man ist nur mehr ein Vieh. Dabei die absolute und definitive Hoffnungslosigkeit der Lage ... Sehr würde es mich freuen, wenn wir uns unter glücklichen Umständen einmal wiedersehen könnten. Hoffentlich schlägt Ihre Stunde bald ...“. - Gering wasserfleckig. 2655
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2659 Künstler der Moderne. 10 Autographen. 19621969. 750 € Aus der Korrespondenz des deutschen Galeristen Otto Stangl. Vorhan den sind (in alphabetischer Reihenfolge): Lourdes Castro, portugies. Malerin, Textilkünstlerin, Puppen-Schöpferin und Plastikerin (geb. 1930). Eigh. Brief m. U. „Lourdes Castro“. In deutscher Sprache. 1 S. Gr. 8vo. Paris 12.II.1962. - Über bestellte und vorrätige „Saura-Serigra phien“. - Carl Ihrke, Hamburger Maler, Graphiker und Bildhauer (19211983). Eigh. Brief m. U. „Carl Ihrke“. 2 S. Gr. 4to. Hamburg-Harburg o. J. - Erkundigt sich nach Graphiken aus dem Katalog Mai/Juni 1963. - Felix Klee, Sohn Paul Klees, Kunsthistoriker, Maler und Regisseur (1907-1990). Eigh. Postkarte m. U. „Felix“ [und gezeichnetes Kleeblatt]. 1 S. Bern 12.I.1963. - Bedankt sich für Verschiedenes, darunter „die sehr interessante Münchener Zeitung“. - Rainer Küchenmeister, Maler und Hochschullehrer (1926-2010). Eigh. Briefkarte m. U. „Rainer Küchenmeister“. 1 S. Mit Umschlag. Kl. 4to. Ravenel (Frankreich) 23. III.1963. - Kündigt seinen Besuch in Deutschland an. - Marianne Langen, Kunstsammlerin, Gründerin der Langen Foundation. Eigh. Postkarte m. U. „Marianne Langen“. 1 S. Meerbusch 8.X.1962. - Freut sich auf ein ihr angebotenes Buch. - Ernst Oberhoff, Wuppertaler Maler, Plasti
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ker und Graphiker (1906-1980). Eigh. Postkarte m. U. „E. Oberhoff“. 1 S. Wuppertal 4.XI.1967. - Bestellt einen Katalog. - Frank Perls, dt.-ame rikan. Kunsthändler (1910-1975). Eigh. Brief m. U. „F P“. In deutscher Sprache. 1 S. Gr. 8vo. Beverly Hills 23.X.1963. - Über Vermittlung eines E. L. Kirchner-Bildes für 15.000 $. - Hann Trier, Maler und Graphiker (1915-1999). Eigh. Brief m. U. „H Trier“. 1 S. Gr. 4to. Berlin 30.I.1965. - „... Die Unterredung mit Schmalenbach ergab eine Liste von 26 Bildern und ca 12 Radierungen für Sao Paolo. Wir haben uns für Bilder von 1956-65 entschieden und möglichst wenige Sammler und Museen bemüht ...“. - Heinz Trökes, Maler, Graphiker, vielseitiger Künstler, Hoch schullehrer (1913-1997). Eigh. Ansichts-Postkarte m. U. „Trökes“. Ibiza 3.IX.1965. - Kündigt eine Rolle mit Zeichnungen für eine geplante Ausstellung an. - Fritz Winter, Maler, zählt zu den wichtigsten abstrak ten Künstlern der Nachkriegszeit (1905-1976). Eigh. Brief m. U. „Euer F.“. 4 S. auf 2 Bl. Quer-gr. 8vo. Diessen (Ammersee) 26.I.1968. - Meldet die Fertigstellung von 10 Aquatinta-Blättern, die erstmals in der WinterAusstellung am 22. Februar in Frankfurt gezeigt werden sollen. Auch habe er eine junge Graphikerin entdeckt, die bereits Erfolge in Amerika und Paris gehabt habe. „Sie ist 26 Jahre und meines Erachtens eine beson dere Begabung.“ - Alle Teile gelocht, zwei auch mit Erledigungs-Zei chen des Empfängers.
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2660 Kunsthistoriker. Sammlung von 36 Postkarten führender Kunsthistoriker, Kunstkritiker und Museums direktoren des 20. Jahrhhunderts. Lose gesteckt in ein neueres Album. 1908-1929. 1.200 €
de Sylvie de Gérard de Nerval - n‘aime ni les discours - ni les reproches - ni les conseils. pas même les compliments. Mange vite - marche vite - lit vite - peint très lentement ...“. - Dekoratives Blatt.
Beachtliche Reihe von signierten Postkarten fast aller führenden deutsch spachigen Kunsthistoriker aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zusammengetragen von einem Rostocker Arzt, der die Gelehrten anschrieb und um ihre Signaturen bat. Diese antworten bereitwillig und fügen häufig noch Sinnsprüche oder zumindest Grüße hinzu. Vertre ten sind: Wilhelm von Bode, Richard Borrmann, Paul Clemen, Georg Dehio, Max J. Friedländer, Cornelius Gurlitt, Carl Justi, Max Lehrs, Julius Meier-Graefe, Joseph Neuwirth, Max Osborn, Fritz von Ostini, Marc Rosenberg, Karl Scheffler, Paul Schubring, Hans Semper, Hans Wolfgang Singer, Henry Thode, Hugo von Tschudi, Georg Voss, Hein rich Woelfflin, Karl Woermann und andere. - Seltene Versammlung der maßgeblichen Persönlichkeiten, denen die kunsthistorische Entwick lung bis in das 20. Jahrhundert ihre Beschreibung und Bewertung verdankt. - Vollständige Liste auf Anfrage.
2662 Liebermann, Max, Maler und Graphiker, Haupt vertreter des dt. Impressionismus, Präsident der Preuß. Akademie der Künste (1847-1935). Eigh. Brief m. U. „Max Lie bermann“. 1 S. Mit eigh. Umschlag. 4to. Berlin 3.III.1920. 600 €
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2663 Manet, Edouard, französ. Maler und Graphiker (1832-1883). Photographische Reproduktion seines Gemäl des „Le bon Bock“, auf Karton gewalzt, mit eigh. Widmung auf dem Untersatz-Karton. (Bleistift). 43 x 35,5 cm (Bild größe 18,7 x 16 cm). O. O. (ca 1875). 2.200 €
2661 Laurencin, Marie, franz. Malerin und Lyrikerin, „Muse“ des Dichters Guillaume Apollinaire, lebte eine zeitlang in Deutschland, verkehrte mit allen französischen Künstlern moderner Richtungen (1883-1956). Eigh. Manu skript m. U. „Marie Laurencin“. 1 S. Auf Karton gezogen. 4to. (Paris) o. J. 300 € Leicht ironisches „Selbstbildnis“, vielleicht auf Wunsch einer Zeitschrift. „Sa devise: (Aime le luxe!): très fière d‘être née à Paris - Sait tous les airs
Abbildung Seite 190
In der Versorgungskrise der Nachkriegszeit an Herrn Rosenthal n Hamburg. „... gestern erhielt ich zu meiner Freude das mir gütigst gesandte Paket, enthaltend sehr schönes Kalbfleisch u noch schöneren Zucker, namentlich letzterer wird hier immer schwerer zu erhalten. Wir treffen schon Vorsorge für die Einmachzeit und daher wird uns Zucker immer am erwünschtesten sein, während Fleisch, wenn es jetzt wärmer wird, doch gefährlich werden möchte, zu versenden ...“.
„à mon ami Pissarro / Ed. Manet“. Unter einer Photographie des Pariser Ateliers Godet, die Manets berühmtes Gemälde „Le bon Bock“ (Bild nis des Graveurs Belot mit Mütze, Pfeife und Bierglas) zeigt, das im Pariser Salon 1873 ausgestellt war und großen Beifall erhielt. Als Wid mung an Camille Pissarro sehr selten. - Leicht vergilbt; der breite Rand des Untersatzkartons oben und seitlich etwas fleckig.
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„zum Steine kloppen nach Berlin“ 2664 Marcks, Gerhard, Bildhauer und Graphiker, Leh rer am Bauhaus, in der NS-Zeit als „entartet“ diffamiert (1889-1981). Eigh. Brief m. U. „G. Marcks“. 1 S. Gr. 4to. Halle (Saale) 12.IX.1931. 250 €
2665 Poelzig, Hans, Architekt, Maler, Bühnenbildner, führender Vertreter der Neuen Sachlichkeit (1869-1936). Eigh. Brief m. U. „Poelzig“ und Umschlag. 11/2 S. Gr. 4to. Potsdam-Wildpark 5.XI.1926. 200 €
An den Kunstkritiker, Journalisten und Kunstsammerl Paul Westheim (1886-1963), der ein Heft seines renommierten „Kunstblattes“ dem Bildhauer Marcks widmen will. „... Es würde mich sehr freuen, in Ihrem Kunstblatt zu erscheinen! Müßte aber gute Fotos der wichtigsten Arbeiten aufbringen, was nicht so einfach ist, denn Gyps fotografiert sich in meinem Atelier sehr schlecht(hartes Seitenlicht) und Bronze habe ich nur wenig. Ich werde aber gleich alles in Bewegung setzen ... Für den Rat betr. Lehmbruck vielen Dank, ich frage erst, was es kosten soll. - Ich kom me nun doch im Oktober ... zum Steine kloppen nach Berlin ... Ich wohne diesmal bei meiner Schwiegermutter - bin Ihnen aber sehr dankbar, daß ich mal bei Ihnen unterkriechen darf ...“. - Schöne Künstlerhandschrift.
An Helli Landsberger in Breslau, die in einer peinlichen Affäre vermit telt hatte. „... Gut, daß die leidige Angelegenheit, bei der der Alkohol eine diabolische Rolle spielte, aus der Welt ist. Ich hoffe, daß auch Herr Jaffé keinen üblen Nachgeschmack zurückbehalten hat ...“. - Zwei Faltenrisse mit Transparentpapier unauffällig repariert.
Abbildung
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2666 Poliakoff, Serge, russ.-franz. Maler und Graphiker, wichtiger Vertreter der Nouvelle École de Paris (18991969). 3 signierte farbige Orig.-Graphiken auf Vélin mit eigh. Widmungen auf dem Unterrand oder auf der Innen
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen seite eines Deckblattes. Blattgröße 32,5 x 25 cm, 33 x 25 cm und 25 x 32,5 cm. O. O. 1961-1962 bzw. o. J. 1.200 € Abstrakte mehrfarbige Flächen-Kompositionen auf Vélin, mit Bleistift signiert und (2) mit Kugelschreiber auf dem Nebenblatt an „Basile“ zu Weihnachten gewidmet, die dritte - eine Farbradierung - „à Mlle Gadin pour l‘Académie Frochot où j‘ai été ... 1932-1944. Serge Poliakoff“. - Made leine Gadin war die Direktorin der Académie Frochot. - Gut erhalten. Abbildung Seite 192
München: „cette belle ville“ 2667 Rodin, Auguste, franz. Bildhauer und Graphiker (1840-1917). Brief m. U. „Aug Rodin“. 3 S. Doppelblatt. 8vo. (Paris) 13.VI.1913. 600 € An Monsieur Bayot in München, der dort Rodins Interessen auf der Internationalen Kunstausstellung vertrat. Rodin ist begeistert über das große Interesse an seinen Werken in München. „... Votre lettre m‘a fait infiniment de plaisir, je suis très heureux du succès que mes oeuvres ont obtenu à l‘Exposition de Munich et vous remercie de les avoir groupés seuls. Je dois à votre bonne amitié cette excellente disposition de mes oeuvres et vous en suis très reconnaissant ...“. Er möchte aber, dass seine Bronzen nicht an Händler verkauft werden, sondern nur an Museen. Ein Platz im Münchener Museum ist sein höchstes Ziel, wofür er sogar eine erhebliche Preisminderung in Kauf nehmen würde: „... Mon seul désir c‘est de vendre au Musée de Munich ou un autre Musée d‘Allemagne. - Maintenant Le ‚De Profundis‘ ne m‘appartient pas, mai j‘en ai un autre - Le prix en est de 10.000 f. Cependant grand est mon désir de le voir au Musée de Munich que je ferai une diminution considérable sur le prix si la Musée me l‘achetait. - Pour les autres bronzes - Buste de Talguières - Malher - Mirbeau - La main crispée - et le masque emprunte au Luxembourg - Pour celui-là je ne me souviens pas exactement ce que c‘est, mais il doit je crois avoir la même valeur que les autres bustes. Je les laisserais à 2000 f. pièce si le musée de Munich lui même en faisait l‘achat. - Je présente mes hommages à Madame et Mademoiselle Bayot que je suis heureux de savoir à Munich dans cette belle ville où elles peuvent avoir une véritable récréation ...“. Spricht ihm ferner seine Anerkennung aus „pour de succès et le choix avec lesquels vous avez anaugé l‘Ecole Fran çaise“. - Kleine Faltenrisse; die leere 4. Seite mit Montagespuren.
2668 Rösel, Samuel, Berliner Landschaftsmaler, origi nelle und beliebte Persönlichkeit der Berliner Gesellschaft, befreundet mit Zelter, Hegel und der Familie Mendels sohn, Zeichenlehrer des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, großer Verehrer Goethes, dem er Zeichnungen sandte, für die Goethe schließlich dreimal mit Versen dankte (17681843). 3 eigh. Briefe m. U. „S. Rösel“. Zus. 4 S. 8vo. bzw. quer-16mo. 1830-1841. 600 € Der erste Brief in Gedichtform an den „königlichen Cassirer“ des Berliner Opernhauses, Lehmann. Anläßlich des Gastspiels einer berühm ten Sängerin (wohl nicht Henriette Sontag, die erst im April auf der Opernbühne erschien) bemüht sich Rösel um Karten für Sperrsitze im Parkett. „Hilf Helfer! hilf aus Angst und Noth! / Sonst bin ich nebst zwey andren todt. / Sperr uns du Edler! ins Parket, / doch was ich fast noch lieber hätt‘, / So auch mein Freund und dessen Schwester, / Sperr morgen uns in das Orchester! / Daß wir die Fürstin des Gesangs, / Ohn‘
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alle Pein des großen Drangs, / Recht dankbar froh bewundern können ... Sollt‘ im Parkett wohl eine Loge / Noch frey seyn, würde sich ein Doge / Nebst fünf Signoren, sie zu füllen / Großglücklich schätzen ganz im Stillen.“ [19.III.1830]. - Der zweite Brief - mit roter Zierleiste - ist ein ausführliches Dankschreiben an seinen Arzt, den er als „hochverehrten Aeskulap und Schutzheiligen“ anspricht. „... schon seit zwölf Tagen schreibe und zeichne ich mit der rechten, obgleich noch zitternder rechten Hand. Die Seelen Wanderungen durch Ochsen und Hammel haben wohlgethan, auch sollte ich eine Görgesener Rolle einstudiren, und in mehrere Schweine fahren, aber die so pötzlich eintretende Kälte mach te solches unmöglich ... ich muß mich mit Malz Bädern und Ochsen poten Fett begnügen, um so nach und nach die noch sehr mangelhafte Gelenkigkeit des Armes wo möglich zu erlangen. - Das Ellenbogen Ge lenk hat doch sehr gelitten und macht mir viel zu schaffen. Da knüpfe ich denn täglich ein neues Geduldsfädchen an ... Endlich ist auch der gute Hagedorn hier angekommen und hofft: ein freundliches Plätzchen in Ihrem Bücher Schranke zu finden. Das Epigramm, welches Ihnen so wohl gefiel, steht im ersten Bändchen Pag. 164 und ist roth unter strichen. Schicken Sie mir dieß Büchlein ja! nicht wieder zurück! ...“ [1.XI.1839] - Der dritte Brief (mit dem linken Rand auf ein größeres Blatt montiert) ist wieder in Knittelversen abgefasst: „Gottlob! - noch stehen meine Äuglein offen! - / Und also darf ich vertrauend hoffen: / Daß mich Freund Bunsen vollkommen kennt! / Und nicht dem Schall
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___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen nach mich Seinen Freund nennt. / Drum möge der Tag auch sich zu Ende neigen; / Ich will meinen Glückwunsch doch nicht verschweigen! / Freund Bunsen lebe hoch!!! ...“ [14.III.1841]. - Rösels Zeichnungen von Goethes Frankfurter und Weimarer Wohnstätten gehörten später zu den wichtigsten Quellen für die originalgetreue Rekonstruktion der Goethehäuser. Über den kleinwüchsigen, in seiner Blütezeit immer heiteren, mit dem Roten Adler-Orden dekorierten Akademie-Professor, der auf Veranlassung des Kronprinzen im Alter eine Wohnung im Schloß Charlottenhof bei Sanssouci erhielt, haben diverse Zeitgenossen in Erinnerungen und Briefen berichtet, darunter Louise Seidler und Hermann Wichmann; auch Erna Arnhold, Goethes Berliner Beziehungen (Gotha 1925), geht ausführlich auf Samuel Rösel ein. Er war nach seinem Tod bald vergessen, bis Theodor Fontane sein Grab in Bornstedt fand und die Erinnerung an das Berlinische Original und den interessanten Künstler wieder erweckte. Abbildung
2669 Rouault, Georges, franz. Maler, Graphiker, Bühnen bildner und Kunstgewerbler (1871-1958). Eigh. Brief m. U. „Rouault“. 6 S. auf 3 Bl. Mit 5 kleinen Federskizzen. Karier tes Papier. Gr. 8vo. Saumur (Loire) o. J. 2.800 € Umfang- und inhaltsreicher Brief an (die nicht genannte) Mad. Girar din, der ausschließlich von seinen Bildern handelt und eine Vielzahl von Wünschen und Aufträgen enthält. „... Puisque vous paraissez com prendre (ce qui est fort rare) que ma peinture importe plus que tant d‘autres choses positives dont je suis assassiné je me risque en tremblant à vous proposer ceci que votre mari approuverait certainement ... Voici la chose - 1o Bien entendu si vous venez à Paris si vous y êtes, sans cela considérer ma lettre comme nulle et non avenue. - J‘ai 1o au Musée G. M. [Gustave Moreau] un lot de dessins et aussi rue Miromesnil à votre dépôt dans un carton non chargé qui se trouvait près de la fenêtre de ma pièce atelier, rue Blosset, carton gondolé cela pour faire la distinction avec les cartons qui étaient dans le porte carton et eux très chargés - au contraire donc dans ce carton peu chargé j‘ai une série de dessins encre de Chine, il y a des séries de masques comme celui la par exemple, il y a aussi d‘autres dessins 43o x 32o à peu près et d‘autres sur le feuilles plus grandes ...“. Es folgen unzählige Anweisungen über Behandlung, Verpackung, Trans port und Verwendung von Bildern an diversen Orten in Paris, z. T. mit kleinen Federskizzen. Mit selbstkritischen Bemerkungen über seine Persönlichkeit bemüht er sich, auftretende Kleinlichkeit zu entschuldi gen. Zum Schluß entschuldigt er auch seine Schrift: „Excusez mes vilaines lettres - mettons que j‘écrive avec un pinceau au lieu d‘une plume ...“.
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andere Gebrauchsspuren. - Beiliegend 5 Bl. anatomische Blei-, Federund Rötelzeichnungen, 1 Lithographie und 24 Bl. Radierungen mit Proportions-Vorlagen menschlicher Figuren nach älteren Kunstwerken (mit Gebrauchsspuren, die Radierungen teils stark stockfleckig). - Beispiel der Fortwirkung Schadows in Berlin, auch vier Jahre nach seinem Tod.
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2670 Schadow, Johann Gottfried, Bildhauer und Gra phiker, Hauptmeister der Berliner Klassik, Akademiedi rektor, Schöpfer der Quadriga auf dem Brandenburger Tor (1764-1850). Nachschrift seiner Proportionslehre durch einen Schüler. Zweiteiliges Manuskript. Zus. 18 Bl., zwei seitig beschrieben, zwischengeheftet 2 Bl. mit kommen tierten Zeichnungen. 4to. Geheftet, ohne Umschlag. Ber lin 1854-1855. 150 € „Osteologie und Myologie und Proportionslehre des Menschen nach G. v. Schadow“. Von einem Schüler der Akademie gefertigtes Manuskript; der erste Teil am Schluß datiert „November 1854. Berlin“. - Die untere Hälfte des Titelblattes abgeschnitten; Heftung gelöst; Flecken und
2671 Scholz, Werner, Berliner Maler des Spät-Expres sionismus, stellte als Zeitgenosse von Grosz und Dix das Berliner Großstadtleben in kritischen Bildern dar (18981982). 2 eigh. Briefe m. U. „Werner Scholz“ bzw. „WSch“. Zus. 2 S. Gr. 4to und 8vo. (Alpbach/Tirol 5.X.1942) und 27.XII. (1942?). 150 € An den ihm befreundeten Schriftsteller Kurt Smogro, anfangs in Kitz bühel. Über Verabredungen und Weihnachtsgeschenke. „... Von uns bekommen Sie nichts. Ich wüßte nicht was ich Ihnen schicken sollte, denn hier gibt es keine Buchläden oder ähnliches in der Gegend. Aber ich finde schon mal was, worin ich dann meinen Dank abstatten kann. - Es ist mächtig kalt hier, wahrscheinlich bei Ihnen auch. Und so anhal tend kennt man es hier garnicht. - Verleben Sie einen Sylvesterabend wie Sie ihn sich wünschen ...“ [27.XII.]. - 1939 hatte sich Scholz, der zur
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ Mittagessen [!] ... Hoffe Sie aber recht bald bei mir zu einer gemüthlichen kleinen Sitzung begrüßen zu dürfen ...“. - Der erwähnte [Ernst von] Stubenrauch war Landrat des Kreises Teltow und „Vater des Teltowkanals“.
Ein Vorgänger von James Simon 2673 Wagener, Joachim Heinrich Wilhelm, Berliner Bankier, großer Gemäldesammler und Mäzen, vermachte seine Sammlung von 262 Gemälden dem preußischen Staat (1782-1861). Eigh. Brief m. U. „Wagener“. 1 S. 8vo. Doppelblatt mit Adresse. (Berlin) 31.VIII.1848. 200 € An den Berliner Lithographen, Verleger, Daguerreotypisten und Kunsthändler Louis Sachse (1798-1877). „Ich kann, sehr geehrter Herr Kommerzienrath, vor der Hand das in rede stehende Bildchen nicht kauffen [!]. Die für meine Sammlung alljährlich ausgesetzten Gelder sind erschöpft. Ich überschreite aus gewiß zu billigendem Grundsatz jenen Etat niemahls ...“. Er komme vielleicht später darauf zurück, falls das Bild unverkauft bleiben sollte. - Neben James Simon gehörte Wage ner zu den bedeutendsten Förderern der staatlichen Museen in Berlin. - Dabei: - Fr. A. Wagener, Bankier in Berlin. „Dispositions-Schein“ mit eigh. Nachschrift u. U. „Fr A Wagener“. 1/2 S. Folio. Berlin 1.VIII.1816. - „Nota über 500 Liv: Sterling auf Mr. John Thornton Esq. in London“. - Aus der Sammlung Paul Wallich.
2674 Zille, Heinrich, sozialkritischer Berliner Zeichner und Graphiker (1858-1929). Eigh. Postkarte und eigh. Brief m. U. „H. Zille“. Zus. 31/2 S. Verschied. Formate. (BerlinCharlottenburg) 8.II.1919 und 13.VII.1928. 300 €
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NS-Zeit als „entartet“ verfemt wurde, nach Alpbach In Tirol zurückgezogen. - Der erste Brief (ein Patent-Faltbrief) etwas gebräunt und mit kleinen Randläsuren.
2672 Schwechten, Franz, preußischer Architekt, prägte mit seinen Großbauten das Gesicht der Kaiserstadt Berlin, Erbauer des Anhalter Bahnhofs, der Kriegsakademie, der Schultheiß-Brauerei, der Philharmonie und der KaiserWilhelm-Gedächtniskirche, war Königlicher Baurat und Präsident der Preußischen Akademie der Künste (18411824). Eigh. Briefkarte m. U. „Fr. Schwechten“. 2 S. Quer8vo. Berlin 27.II.1894. 150 € An einen Kammergerichtsrat. „... In den letzten 6 Wochen bin ich mit neuen größeren Aufträgen, was ja sonst sehr schön ist, derartig über häuft worden, daß ich wie ein Klosterbruder gelebt. Dazu hatten wir 4 Wochen lang einen schwer erkrankten Logirbesuch, der aber wieder abgereist ist ... Es thut mir sehr leid, daß ich für Mittwoch 7/III bereits bei Landrath Stubenrauch angenommen habe und zwar um 7 Uhr zum
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An den Schriftsteller Adolf Heilborn. Nachdem der Künstler in einem vorhergegangenen Brief über Hitze gestöhnt und Heilborn jetzt nach einem Lebenszeichen gefragt hat, klagt Zille nun auf einer Postkarte über die Kälte: „... Es erhielt mich Müdigkeit u. wiederum Nachdenken über neue Arbeiten zurück. Entschuldige bitte. Es wird sich schon wieder einrenken, daß wir zusammen kommen, nur längere u. wärmere Tage müssen sich einstellen, mir fehlt Blutwärme, ich friere. Dabei arbeiten, still sitzen u. so vieles hab ich vor u. muß es auch fertig machen. Hab schon Sachen abgelehnt, das war früher nicht. Ich denke, daß Du den Militarismus hinter Dir hast, oder war‘s nur ein Urlaub, um Ver bandswatte zu holen! Die Innenseite der Menschen zeigt sich jetzt so erbärmlich, wie wird das wieder ausgeglichen werden. Kommt eine andre Art Lack, Firniss um tadellose Schaufensterpuppen daraus zu machen! ...“. - Im Brief von 1928 meldet er: „... Seit 15/6 liege ich, jetzt wird‘s etwas besser. Gicht in den Füßen, zum L.[una] Park will ich mich aufraffen, für einige Stunden. Möchte den Leuten keinen Verdruß machen. Bin gespannt! Deine Auctionnotiz erhalten, das verschiebt wohl ‚Cohn‘! Gelungen die Erklärung für Radierung ‚Kaisergeburtstag‘: ‚Dirne plündert einen betrunkenen Soldaten unter der Laterne aus‘. Dem Schreiber ist‘s vielleicht mal so gegangen! ... Bin wieder in Insulin, Gichtsalbe usw. Apotheke freut sich. Heut‘ Freitag kommt der Barbier, Haare schneiden - ich will in den Sarg passen ...“. - Der Brief etwas fleckig und geknittert; Randeinriss mit Transparentpapier unterlegt. - Bei gegeben 2 nicht signierte Schriftstücke Zilles, ebenfalls an Heilborn gerichtet: 1 Foto-Postkarte mit der Ansicht der „Alten Rippe“ an dem gleichnamigen Traditionslokal im Nikolaiviertel, zu der Zille schreibt: „In Erinnerung an den schönen Sonnabendabend etwas ‚abgeknabber tes‘ ...“. - Ferner ein Zettel mit einer schwer verständlichen Bitte um einen „Witz“. - Zus. 4 Autographen.
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Musik, Theater und Tanz 2675 Brahms, Johannes, Komponist (1833-1897). Eigh. Brief m. U. „Joh.“ 3 S. Kl. 8vo. (Wien 30.I.1897). 3.000 € An seinen Verleger Fritz Simrock in Berlin. „Na, lieber Fritz, wie recht habe ich, Deinen Zettel argwöhnisch zu betrachten u. ungern zu unter zeichnen! Natürlich hatte ich den - Irrthum gemerkt, wollte nur der einen Mille wegen keinen Spektakel machen, den heutigen noch kleine ren merke ich nur an, erwarte aber keinen Schadenersatz. - Bruhns aus Lübeck schickt mir die bei Dir erschienenen 2 Cl.-Canons u. nebenbei 50 Clavierstücke zu oder über 50 Etüden von Czerny die er mir wid men will!!! u. !!! natürlich vorher gelobt haben! Kann man nun auf so was grob, fein oder überhaupt antworten!? Und ich that es eben, ganz artig. Aber ‚so was‘ kommt jeden Tag, man kann sichs nicht arg genug vor stellen ... Falls Du die Billrothschen Briefe noch nicht hast, warte die 2te Ausgabe ab, in die auch die Briefe an Lübke kommen ...“. - Der genannte Ludwig Bruhns war ein Nachfahre des alten Buxtehude-Schülers
Nikolaus Bruhns. Die „Briefe von Theodor Billroth“, herausgegeben von Georg Fischer, waren zuerst 1895 erschienen; 1896 kamen die 2. und die 3. vermehrte Auflage heraus. - Kalbeck Nr. 905 (ungenau). Abbildung
2676 Duse, Eleonora, ital. Schauspielerin, eine der größ ten Bühnenkünstlerinnen des 19. und 20. Jhdts (18581924). Eigh. Brief m. U. „Eleonora Duse“. 3 S. (Blaue Tinte). Doppelblatt. Kl. 4to. Rom 1.XII.1905. 250 € An Frau Hassler, Chefin eines der berühmtesten Hotels in Rom. „... Sono tanto dispiacente di dover in questo momento lasciare il suo Hotel e le finestre degli Hassler Hotel - e la bella Terrazza che amo tanto. La mia salute in questo momento mi obbliga prendere punta di soluzione. Ma non voglio partire senza ringraziare il Signor Hassler unitamente
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ „dass ich den Tanz entstaubt habe“ 2678 Gert, Valeska, Ausdruckstänzerin, Schauspielerin und Kabarett-Leiterin, emigrierte zur NS-Zeit nach Eng land, dann in die USA, lebte ab 1951 in Kampen auf Sylt (1892-1978). Konvolut von 7 eigh. Briefen m. U. „Valeska Gert“ oder „V. G.“. Zus. 17 S. Mit den Umschlägen. Quergr.8vo. 1972-1977. 600 €
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a Lei per ogni cortesia ricevuta, e senza tutto il mio sincero rammarico ...“. („... Es tut mir so leid, dass ich jetzt Ihr Hotel verlassen muss – die Fenster des Hassler-Hotels und die wunderschöne Terrasse, die ich so sehr liebe. Meine derzeitige Gesundheit zwingt mich, einen Lösung zu finden. Aber ich möchte nicht gehen, ohne Herrn Hassler zusammen mit Ihnen für jede Ihrer Höflichkeiten zu danken und reise nicht ohne mein aufrichtiges Bedauern ...“).
2677 Fall, Leo, österr. Komponist und Kapellmeister, in Berlin am Metropoltheater und im Kabarett „Die bösen Buben“ engagiert, schuf höchst erfolgreiche Operetten und gilt als einer der bedeutendsten Komponisten der sog. „Silbernen Operetten-Ära“ (1873-1925). Eigh. Musikmanu skript mit Namenszug „Leo Fall“ am Kopf. 22/3 S. Dop pelblatt. Folio. O. O. (ca. 1922). 450 € „Ich bleibe brav. - Im Walzerzeitmaß. Einfach zu singen“. Auf 33 Systemen. Vollständiges Couplet aus der Operette „Madame de Pompadour“, Text von Rudolf Schanzer und Ernst Welisch: „Als ich zur Stadt ging, sagte mir Mama: Kind gib nur Acht ...“ (usw.). - Mit Korrekturen von Hand des Komponisten. - Die Rolle war für Fritzi Massary geschrieben, mit der die Operette am 22. September 1922 im „Berliner Theater“ ihre erfolgreiche Uraufführung erlebte. - Ein größerer Einriss zeitgenössisch mit 2 Briefmarken repariert. Abbildung
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An eine ihr befreundete Buchhändlerin und Verlagsvertreterin, die auf Valeska Gerts Wunsch für eine maschinenschriftliche Abschrift des Manuskripts zu dem Buch „Katze von Kampen“ sorgen wollte. „... Als ich Ihnen d. Manuskr. gab, sagte ich, unter d. Bedingung, dass ich es sehr schnell bekomme, zahle ich 200.- M. Dann fiel mir ein, dass Sie ... mehrere Seiten getippt hatten, und ich sagte, ich zahle 150.- M., zumal [Herbert] Feuerstein schrieb, dass er es für 150.- M. machen will. Also die Schnelligkeit war wichtig, u. ich wollte ein Manuskript mit weniger Tippfehlern als ich sie mache. Als Sie mir das M. zeigten, waren mehr Tippfehler drin als ich sie mache u. d. Tippen dauerte doppelt so lange als wenn ich es gemacht hätte. Also wozu dann es weggeben? Es war das 4. mal, dass ich es tippen liess ... Ich habe 7 Stunden daran gearbei tet, aus einem Durchschlag die Tippfehler zu verbessern, ich habe es neugeordnet, denn d. Seiten sind wieder alle durcheinander gekommen, nachdem ich sie bei Ihnen geordnet habe. Ich wollte, dass die Seiten, die Sie getippt haben, genommen werden, aber nein, man kümmerte sich nicht um meinen Wunsch, man tippte sie noch einmal. Ich bin eben der Kapitalist, der ausgenommen werden darf, dabei habe ich mein Geld viel schwerer als Sie in N. Y., in Zürich, Berlin u. Kampen erarbei tet. Und nun kommt der Höhepunkt: wie zu einem Überfall erschien d. Frau, als ich im Bett lag, der Mann hinterher u. sie forderte, ohne Einleitung: erst das Geld, dann das Manuskript ...“ [u. s. w., wohl Kam pen 1972]. Im Juli 1972 sendet sie einen im Auftrag von Herbert Feuerstein geschriebenen Brief weiter, in dem dieser meldet, dass er den Verleger Molden vergeblich wegen des Manuskripts angesprochen habe: „Der arrogante Kerl will es nicht einmal lesen.“ Valeska fügt eigenhän dig an: „eben bekommen; halte d. Mahnereien nicht länger aus, bezahle noch [von dem im vorigen Brief erwähnten Streit] 150.-, wenn sie die Fensterscheibe einsetzen lässt. Ich habe keine Zeit dazu. Wenn ich es getippt hätte, sähe es viel delikater aus, dauert aber 14 Tage, bis ich es fertig habe“ [Kampen ca. 19.VII.1972]. - Reisepläne im Brief vom 2.I. 1973: „... ich habe meinen Reiseplan geändert, weil d. Lufthansa Kätz chen nur in d. Gepäckraum tun wollte ...“. - Am 17.XI. fragt sie: „... Haben Sie meine Talkshow gesehen? Unwahrscheinliches Aufsehen erregt. Von Köln bis Hamburg haben mir alle lachend zugewinkt oder mich ange sprochen ... noch jeden Tag 3-4 Briefe, alle begeistert - Am Anfang 3040 pro Tag, alles zusammen bis jetzt ungefähr 150-200 Briefe, auch ein Filmangebot ...“. - „... Gestern ist Schlöndorff mit einem grossen Team von hier abgereist. Er hat ein Portrait von mir fürs 2. Fernsehen gedreht. Margarethe von Trotta war auch hier u. Margot Hielscher. Beide sind aber nicht in dem Film, aber Paola Kinski, die Tochter von Klaus. Sie hat ein paar Kleider getragen, die ich als Tänzerin trug u. machte ein paar Bewegungen, die ich ihr zeigte ...“ [Kampen 7.I.1977]. - Im Brief vom 30.V.1977 über eine eventuelle Neuauflage ihres Vorkriegs-Büch leins „Mein Weg“ als Taschenbuch sowie über die Premiere des Schlön dorff-Films in Hamburg. Der letzte Brief ist vom 20.XII.1977 datiert: „... Ist Suhrkamp nicht tot? Er bewohnte mit Annemirl Seidel das erste Haus, das am Watt stand. Er war oft in meinem Berliner Cabaret u. hätte - ist es derselbe - bestimmt eins meiner Bücher abgedruckt. Schlöndorff telefonierte mich gestern an: das englische u. französische Fern sehen wird d. Film über mich senden. Und wenn er da gesendet wird, erscheint er über kurz oder lang im amerikanischen, möchte ich wet
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ten. - Lotte Goslar hat in d. Berliner Morgenpost endlich das geschrie ben, worauf ich lange wartete: dass ich d. Tanz entstaubt habe u. dass alle Tänzer - auch sie - mir sehr viel zu verdanken haben ... In Griechen land ist ein Film über Pantomimen erschienen. [Marcel] Marceau machte d. Conférence u. sprach auch über mich, sagte aber nicht, dass es ihn ohne mich nicht gäbe ...“.
„Das Nachtlager in Granada“ 2679 Kreutzer, Conradin, Komponist der Romantik, Theater-Kapellmeister u. a. in Stuttgart und Wien (17801849). Eigh. Brief m. U. „Conradin Kreutzer“. 4 S. 8vo. Wien („Alsergasse No 149 im ersten Stock“) 30.IX.1833. 900 € An seinen Musikverleger (Schott in Mainz? Bach in Hannover?), der ihm einen Wechsel über 100 fl sowie „die Exemplare der 4 stimmigen Gesänge verflossenen Jahres“ hatte zukommen lassen. „Recht sehr bin ich für Ihre Attention in Bezug der Kapellmeister Stelle in Mainz verbunden; allein gerade seit dem 15ten Sept: habe ich hier wieder ein Engagement als Capellmeister und zwar bey dem Josephstädter Theater - was würk lich der Liebling des Publicums ist - angenohmen - zwar nur auf ein Jahr vor der Hand - auch müßte ich denn doch etwas näheres über die Bedingungen wissen. - Daß Sie wegen zu hohem Honorar mit meiner kleinen Messe keine Speculation zu machen befürchten, thut mir leid, denn ich hätte zu gern die Verbreitung dieses Werks gesehen - und will daher das Honorar statt auf 100 fl für eine Messe - auf 80 fl stellen. Können Sie auch darauf nicht eingehen, so werde ich selber versuchen eine Ausgabe auf Subscription zu veranstalten. - Nun noch eins: Da ich bey Seiner König. Hoheit dem Erbprinzen und MittRegenten Friedrich von Sachsen die Erlaubniß eingehohlt habe - die Ihnen lezt übersand
ten 4 stimmigen Gesänge zu dedizieren - so wäre es mir sehr wünschens werth, wenn Sie die Auflage hievon so bald wie möglich veranstalten würden. Den Titel des Prinzen werden Sie schon selbst gehörig zu verfassen und zu stellen wissen. - Das Dedications-Exemplar bitte ich mir dann zur Zeit hieher zu senden, daß ich solches selbst übermachen kann. - Mit anfangs November wird meine neueste Oper, Das Nacht lager in Granada - hier zur Aufführung kommen - Das Buch ist ganz vorzüglich und nach Kinds beliebtem Drama bearbeitet - Sollten Sie Lust haben, den Clavierauszug hievon zu verlegen, so haben Sie die Güte mir das bald zu wissen zu machen ... Schließlich ersuche ich beyliegen des Briefchen an Hrn v Hohlbein [!] weiter zu besorgen ...“. - Franz von Holbein (1779-1855) war zu dieser Zeit Direktor des Hoftheaters in Hannover. - In einer ganzseitigen Nachschrift macht Kreutzer dann noch ausgiebig Werbung für den Klavierbauer Binder in Wien. Abbildung
2680 Lehmann, Lilli, Sopranistin, weltberühmte Sänge rin und Gesangspädagogin, Mitbegründerin der Salzbur ger Festspiele, Ehrenbürgerin von Salzburg (1848-1929). Eigh. Manuskript. 12 Bl., davon 231/2 S. beschrieben. 4to. O. O. (um 1909). 450 € „Das Geheimnis der Stimmbänder“. Sehr detaillierte physiologische Beschreibung und Analyse der Stimmband-Funktionen sowie ausführ liche und genaue Anleitung zu ihrer künstlerischen Beherrschung. Wohl geschrieben für Lillis Schülerin Dora Schröder, aus deren Nachlaß eine Anzahl wertvoller Drucke von und über Lilli Lehmann hier beigege ben sind: Das Buch „Meine Gesangskunst“ (1 Bl., 45 S. Mit zahlr. zwei farbigen Tafeln und 1 photogr. Porträt. Folio. Orig.-Leinen mit Gold
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ 2682 - Porträt-Photographie mit eigh. Signatur „F. Liszt“ und Datum auf der Bildseite. Visit-Format (10,4 x 6,4 cm). (Brüssel) 15.IX.1879. 1.200 € Die Aufnahme des Brüsseler Ateliers F. Ganz zeigt den Künstler im Brustbild, den Kopf nach rechts (vom Betrachter) gewendet. Abbildung
2683 Ney, Elly, Pianistin (1882-1968). Porträtfoto-Post karte mit eigh. Widmung auf der Bildseite. O. O. (wohl um 1955). 90 € Die Aufnahme zeigt die Künstlerin am Flügel; auf dem unteren Rand die dreizeilige Widmung. - Dabei: Programmzettel eines Konzerts mit Elly Ney und Ludwig Hoelscher im Kurhaus Bad Honnef (1957), von beiden Künstlern signiert.
2684 Orff, Carl, Komponist und Musikpädagoge (18951982). Karte mit montiertem, gedrucktem Porträtfoto, darunter eigenhändig „Carl Orff mit besten Grüßen“ und Musikzitat. O. O. u. J. 150 € „Fortuna“. 2 Takte aus den „Carmina Burana“. - Die Tinte beim Musik zitat etwas verwischt. 2682
prägung. Berlin, Verlag der Zukunft, 1902). - Erste Ausgabe. - Dazu die Broschüre „Anhang. Vom Ansatz und von den Vokalen.“ (16 S. Mit 2 Tafeln und zahlr. Textabb. Folio. Geheftet, ohne Umschlag. - Mit eigh. Widmung der Verfasserin: „Frl Dora z. frdl. Erinnerung an Lilli Leh mann“. - Das Buch „Mein Weg“. (2 Teile in 1 Band. 4 Bl., 309, 279 S. Mit 41 Abb. auf Tafeln und 1 Falttabelle. 4to. Halbleinen d. Z. mit Rücken vergoldung. Leipzig, Hirzel, 1913. - Erste Ausgabe der bedeutenden Memoiren, die sich durch Klugheit, erzählerisches und schriftstelleri sches Talent der Sängerin auszeichnen. - 1 Opern- und 7 Konzertpro gramme mit Lilli Lehmann (die Oper „Norma“ im „Neuen Königl. OpernTheater, Gura-Oper“, Berlin, und 7 Programme zu Lieder-Abenden in der Berliner Philharmonie, 1906-1910). - 1 Faltblatt „Verzeichnis der OdeonAufnahmen von Lilli Lehmann“ (ca. 1910). - Die Falttabelle im Buch „Mein Weg“ mit repariertem Einriss; die Programme mit Gebrauchs spuren; sonst alles ordentlich erhalten.
2681 Liszt, Franz, Klaviervirtuose und Komponist (18111886). Eigh. Brief m. U. „F. Liszt“. In franz. Sprache. 1 S. Doppelblatt. 8vo. (Rom) „Mardi“ (wohl um 1865). 900 € An eine „Eminenz“. „... Encore une lettre de Muller! Le changement qu‘il Vous indigne me parait favorable et j‘espère que Votre Eminence ne sera pas empechée d‘assister à la Messe chantée Jeudi 11 heures à léglise de L‘Anima ...“. - Die Kirche Santa Maria dell‘Anima ist die alt-ehrwürdige deutsche katholische Nationalkirche an der Piazza Navona in Rom.
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„die Zeitereignisse beim Schopfe fassen“ 2685 Reutter, Otto, genialer Kabarettist, Gesangskomi ker, Komponist und Autor zeitkritischer und humorvollphilosophischer Couplets, Star aller großen deutschen Varietés, trotz seiner politisch konservativen Gesinnung u. a. von Kurt Tucholsky bewundert (1870-1931). Großes Konvolut von Schriftstücken von ihm und über ihn, bestehend aus 8 eigh. Briefen, 2 eigh. Porträt-Postkarten und 1 gedruckten Dankeskarte mit eigh. Signatur; 13 Bl. Couplet-Abschriften von der Hand seines Vetters Karl Fischer, einer handschriftlichen Biographie Reutters von Karl Fischer, 5 Briefen vom Herausgeber eines Otto-ReutterGedenkbuches, einem Brief des amerikanischen Agenten Richard Pitrot an Otto Reutter, 27 Briefen und Telegram men verschiedener Absender an Familie Fischer und 18 gedruckten Zeitungsartikeln über Otto Reutter. 18961948. 750 € Von seinen Verwandten in Reutters Heimatstadt Gardelegen zusam mengetragene und aufbewahrte Dokumente, die vielfältige Aufschlüs se über Leben und Ruhm des gefeierten Künstlers geben. Im einzelnen sind vorhanden: I. Otto Reutter. 8 eigh. Briefe, 2 eigh. Porträt-Postkarten und 1 signierte Dankeskarte für Glückwünsche zu einem 60. Geburts tag. Zus. 22 S. Verschied. Formate. 1896-1930. - Meist an seinen Onkel Friedrich Fischer, Bruder von Reutters Mutter. Am 14. Januar 1896 berichtet er an „Cousin, Cousine, Onkel, Tante, Großvater, Urgroßmut ter“ (die er alle einzeln anredet)ausführlich von seinem Engagement in Bremen. „... Seit 1. Januar bin ich hier in Bremen in einem der schönsten Varieté-Theater Deutschlands und ist es mir in kurzer Zeit gelungen,
___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen mich zum erklärten Liebling des Publikums und zur Hauptfigur des ganzen Programms empor zu schwingen. Schon am dritten Abend wurde ich für den Monat März 97 und für Febr. und März 98 wieder hierher engagiert. Die andere Zeit ist nämlich besetzt. Ich bekomme monatlich 1500 Mark, also 50 M den Abend und wurde vorgestern für den Monat April 1898 mit 2000 M im Monat nach Cöln engagiert. Der Cölner Direktor war nämlich hier und machte sofort Contract. Jetzt bin ich total besetzt bis Mai 1898 und nehme weitere Engagements nicht mehr unter 2000 M an. Die Dummen haben das meiste Glück! ... Ich habe, wie Ihr aus der letzten Seite des Programms erseht, hier die Regie, bin also augenblicklich stellvertretender Direktor. Wenn ich bedenke, daß ich vor 8 Monaten blos 120 Mark monatlich bekam, so komme ich mir jetzt ordentlich wohlhabend vor ...“. - Aus Barmen berichtet er am 24. Oktober 1898: „... Mir geht‘s soweit ganz gut - etwas nervös - manch mal viel zu thun, immer auf Neues sinnen - die Zeitereignisse beim Schopfe fassen - Verse machen - Reim‘ dich oder ich fress‘ dich - das ist so meine Beschäftigung. Bin jetzt in Barmen - langweilige, schmutzige Fabrikstadt, trostloses Wetter, immer Regen - der Himmel hat den Schnupfen und auch ich - das Theater ist jeden Abend bombenvoll - ge stern bin ich Vormittags, Nachmittags und Abends aufgetreten ... Das Lokal war Abends so voll, daß um 7 Uhr Schutzleute die nicht mehr hinein könnenden Leute von der Straße vertrieben haben. Ich komme jetzt als Sultan und erzähle dem leichtgläubigen Publkum, daß mich der Kaiser im Orient besucht habe, daß ich ihn überall herumgeführt und auch meinen Harem gezeigt habe, u. s. w. Auch stelle ich einen weinenden Rekruten dar, welcher untröstlich ist, daß der Abrüstung wegen die schöne Militärzeit nun vorüber wäre. Der hohe Sold, der angenehme Dienst, die liebevolle Behandlung Seitens der Unteroffizie re, die schönen Kasernenbetten mit lebenden Insassen - Alles habe ein Ende. Indessen wird der Rekrut von seiner Köchin-Braut getröstet, denn der gefällt er am besten, wenn er Alles abgerüstet hat ...“. - Die Schilde rungen seiner Erfolge in den frühen Jahren waren besonders notwendig, da Reutter - nach schwerer Kindheit - nur gegen heftigsten Widerstand seines Vaters und anderer Verwandter dem befohlenen Kaufmanns beruf entfliehen und sich dem Theater und Varieté widmen konnte. Weitere der hier vorliegenden Briefe an seine Verwandten handeln von Gastspielreisen und Bitten um Besorgungen verschiedener Art. - II. Karl Fischer, Cousin Reutters (Sohn des Bruders seiner Mutter), Lehrer in Gardelegen. Eigh. Manuskript „Mein Vetter Otto Reutter. Authentische Mitteilungen über Herkunft, Jugend, Aufstieg, Menschsein und Künstlertum des großen Humoristen, von Karl Fischer, Gardelegen.“ 51 Bl. karier tes Papier, meist einseitig beschrieben. Quer-gr. 8vo. Gardelegen (1931). - Das Gleiche in zeitgenöss. masch. Abschrift. 20 (statt 22) Bl. - Mit einigen Abweichungen vom Manuskript. - III. 13 Blatt Abschriften von Texten Otto Reutters, angefertigt von Karl Fischer; darunter 1 Couplet mit Musiknoten in Bleistift zum Text mit Tinte, vielleicht nicht von Fischers Hand. Zus. 20 S. - Fischers Abschriften sind Verse Otto Reut ters auf Postkarten, die der Künstler aus Marienbad und von einer Italien reise schrieb („Kartenserie aus Marienbad 1903“, 9 Gedichte; „Postkarten des Pfeifenclubs. Reise nach Italien 1901“, 41 Gedichte; „Extra Serie aus Capri, nebst einem kleinen, auf diese 12 Karten verteilten Stimmungsgedicht auf Italien“). - Ferner 5 Manuskript-Fragmente von Fischers Hand und ein fragmentarisches kurzes Manuskript in Stenographie. - IV. K. H. Teo Oppermann, Herausgeber der „Deutschen Presse-Konferenz“. 5 masch. Briefe an Karl Fischer, wegen der Herausgabe eines Otto-ReutterGedenkbuches im Danner-Verlag. Zus. 6 S. Gr. 4to. Hannover-Kirch rode 18.IV. - 7.IX.1931. - Oppermann, der ständig mit Professorentitel auftritt, aber hartnäckig seine Vornamen verschweigt, versucht mög lichst viel von Fischers Reutter-Biographie, Bildnissen und Programmen zu profitieren, ohne Honorar zu zahlen. Sein Buch erschien im Herbst 1931. - V. Richard Pitrot, Konzert-Agent („International Amusement Explorer“) in New York. Masch. Brief m. U. „Richard Pitrot“. 2 S. Mit 3
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photograph. Abbildungen. Gr. 4to. New York 21.III.1909. - An Otto Reutter, den er mit großer Überredungskunst zu einem Gastspiel in den USA zu bewegen sucht. Er bietet 25.000 Mark für einen Monat, freie Überfahrt für Reutter und seine Ehefrau sowie freie Unterkunft im Hotel Astor. Beschreibt die New Yorker Bühnenverhältnisse und die große deutsche Kolonie, die den Gast stürmisch empfangen werde. - VI. 11 Briefe und Karten verschiedener Verfasser an die mit Reutter verwandte Familie Fischer sowie 16 Telegramme verschiedener Absen der an Karl Fischer. - VII. 1 illustriertes Konzert- und Vortragsprogramm Otto Reutters von 1899 sowie 18 zeitgenöss. Zeitungsausschnitte mit Artikeln von oder über Reutter, meistens Nachrufe. - Die Briefe Reut ters und Pitrots z. T. mit Faltenrissen; die letzten Blätter der masch. Reutter-Biographie Fischers mit stärkeren Defekten; die Zeitungsarti kel gebräunt und z. T. mit papierbedingten Defekten. - Reichhaltige, wertvolle Dokumentation des Aufstiegs eines Künstlers aus einfachsten Verhältnissen zu einem „Superstar“ seiner Zeit. Abbildung
Fanny Hensel, Mendelssohn und Meyerbeer 2686 Schöll, Gustav Adolf, Archäologe, Literat, ab 1843 Direktor der Kunstanstalten in Weimar, später dort auch Oberbibliothekar (1805-1882). 2 eigh. Briefe m. U. „Schöll“. In franz. Sprache. Zus. 21/2 S. Doppelbl. mit Adresse und Siegelresten. 8vo und 4to. Weimar 18.IV.1846 und 13.VIII. 1859. 200 € 199
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An den Violinisten und Hofkapellmeister André Hippolyte Chelard (1789-1861) in Weimar. Der erste Brief kurz vor einer Abreise Chelards nach Berlin. Schöll gibt ihm Empfehlungen: „... Je me borne donc de Vous faire observer au sujet des deux lettres, que j‘ai l‘honneur de Vous confier que Mr Martin Magnus est un des premiers banquiers de Ber lin, qui pourre Vous donner des renseignements, procurer des connais sances etc. et que Mr Hensel est l‘époux d‘une soeur de Félix Mendelssohn, dont celui-ci prétend, qu‘elle sache jouer du piano mieux que lui même. Elle compose aussi, et autrefois elle donnait (j‘espère, qu‘elle donnera encore) des matinées musicales fréquentées de tout les ama teurs de l‘art. Seulement je Vous prie, si Vous faites conversation avec elle, de ne pas vanter trop Mr Meierbeer, puisque la famille Mendelssohn aime à passer sous filerie [?] les mérites de ce rival ...“. - Der zweite Brief mit Dank für eine Einladung.
2687 Schönberg, Arnold, österr. Komponist (1874-1951). Eigh. musikalisches Albumblatt m. U. „Arnold Schoen berg“. 1 S. Quer-8vo. O. O. Sept. 1948. 2.000 € „An autograph to Dr. Alfred Kaiser“. 3 Takte. Der schräg geschriebene Namenszug reicht bis in den letzten Takt hinein. Abbildung
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Abschied der Schumanns von Dresden 2688 Schumann, Clara und Robert. - Reinick, Robert, Dichter und Maler (1805-1852). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. „Robert Reinick“. 31/3 S. Doppelblatt Gr. 8vo. Dres den 30.VIII.1850. 450 € „Zum Abschied von Robert u Clara Schumann. Dresden - d. 30 August 1850.“ 58 Zeilen. „... So mächtgen Zaubrer, so holdselge Fee, / Wir nann ten sie für lange Zeit die Unsern. / Wir danken ihnen manche reinste Lust, / Die sie uns spendeten. Sie ziehen fort, / Um andern Herzen neue Lust zu bringen. / Drum lieber Zaubrer und du holde Fee, / Wir danken Euch. O fahret wohl, fahrt wohl! / Und daß der Klang von unsres Her zens Grüßen / Euch oft noch freundlich mag vorüberziehn, / Vergönnt, daß in die reinen Harmonien, / Die Euch wie Frühlingsmorgen reich umfließen, / Sich mische unser Gläser fröhlich Klingen. / Mag es Euch Lust und lauter Seegen bringen! / Ihr Freunde, auf! die Gläser in die Höh, / Dem Zaubrer gilt es und der holden Fee!“ - Von Reinick gespro chener Toast auf der Abschiedsfeier für das Ehepaar Schumann, die am folgenden Tag nach Düsseldorf aufbrachen. Nach Robert Schumanns erfolglosen Bemühungen um die Stelle des Gewandhauskapellmeisters in Leipzig hatte der Komponist beschlossen, die ihm angebotene Posi tion des Städtischen Musikdirektors in Düsseldorf anzunehmen.
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___________________________________________________________________________________________________________________ Autographen „neulich hatte ich eine Vision ...“ 2689 Stockhausen, Karlheinz, revolutionärer Musiker, gilt als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahr hunderts (1928-2007). Dokumente seiner Zusammenarbeit mit dem niederländischen Szenographen, Maler, Bühnenund Kostümbildner, Regisseur, Videogestalter und Musi ker Johannes Conen (1944-2019). Sammlung von Briefen, Programmen, gedruckten Partituren, Lehrbüchern, Büchern über Stockhausen und CDs. Fast alle Objekte mit eigenhändiger, teils längerer Widmung Stockhausens. Zus. 51 Teile. 1992-2005. 6.000 € Schöne und umfangreiche Dokumentation einer freundschaftlichen und fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen dem Komponisten und seinem kongenialen Szeniker. Im Mittelpunkt stehen die vielen Facetten der Oper „LICHT“, die mit 29 Stunden Spieldauer, über sieben Tage verteilt, als längste Oper der Musikgeschichte gilt. Hoch interessante Einzel heiten der Entstehung und Inszenierung der enorm aufwendigen Produktionen aus Stockhausens ausschweifender und zugleich penibler Fantasie zeigen sich in den Briefen und Partituren. Im einzelnen sind vorhanden: 8 eigh. Briefe m. U. „Stockhausen“ oder „Karlheinz St.“. Zus. 9 S. Gr. 4to, kl. 4to und 16mo. (1993-2005). - 1 russ. Kunst-Postkarte m. U. „Stockhausen“ (2002). - Zitate aus den Briefen: „... Haben Sie ... vorgesehen, daß der Affe im JAHRESLAUF die 4 Autohupen live spielt? Ist eine Vorrichtung am Auto, diese zu befestigen? Ich habe noch 4 auf einer Stange montiert, aber um diese zu befestigen benötigt man eine starke Vorrichtung zum Festschrauben. Wenn die Proben gleich zu Anfang (ab 3. Mai mit Tomaczewski‘s Truppe) diese Probleme klären sollen, wird es Zeit ... Ich dirigiere das Frankfurter Rundfunk-Orchester am 5. Mai ... im Großen Sendesaal Frankfurt [20.I.1993] ... diese Nacht sah ich die 6 Flammen der Bastardpaare in Ihrem Modell: mich störte die Gleichförmigkeit und lodernde Form. Kerzenflamme ist Freitags-Sym bol: Bitte zünden Sie sich 6 Kerzen nebeneinander an ... und schauen Sie diese an [10.X.1994] ... bitte nehmen Sie es mir nicht übel, daß ich meine Frage noch einmal wiederhole, ob Sie mir für MICHAELION ein Kamel-Kostüm für Michael Vetter machen. Die Hufe sollen schwarz sein und durch das intensive Bürsten mit 2 langen Bürsten (1 gelb, 1 blau) (pro Bürste 2 Tenöre, die hin und her ziehen) glänzend gold werden. Das Kamel soll 7 Kugeln aus seinem Gesäß fallen lassen: Blau-Schwarz-GrünRot-Orange-Gelb-Gold, (Verschieden groß - etwas?). Man soll die 7 Kugeln auf 7 Stangen im Hintergrund der Bühne stecken können ... Eine übergroße Sektflasche sollen 2 Tenöre dem Kamel vor das Maul halten und es damit weglocken. Wenn das Kamel durch Öffnen eines Reissver schlusses im Rücken ‚enthäutet‘ wird, soll Vetter im weißen Sportanzug (Hemd, Hose wie z. B. Yudo-Kämpfer) gekleidet sein ... Wenn das Kamel auch die Zunge herausstrecken und evtl. mit dem Schwanz wackeln könnte, wäre es reif fürs Jahr 2000 [3.XII.1997] ... Könnten Sie für den Posaunisten 3 Kostüme machen lassen (einfach, nicht zu teuer, ich muß selbst bezahlen) ... Die Flötistin trägt ROSA (Kathinka). Die Bassett hornistin GRÜN (Suzanne), Der Trompeter BLAU (Marco Blaauw, Holländer). Wir haben natürlich NICHTS, und es wäre dringend notwen dig, daß wir nicht im Schlafanzug auftreten [1.II.1998] ... neulich hatte ich eine Vision: Die 11 ORCHESTER-FINALISTEN senkten sich in einem großen, breiten Helikopter mit Glaskanzel von oben etwas in den Raum, saßen wie in der Partitur ... Der Helikopter war ohne Geräusch, ich konnte alle 11 mit ihren Instrumenten gut erkennen. Für die Soli ließen sie sich abwechselnd rechts oder links (wie in der Partitur) an durchsichtigen Strickleitern herunter ... Nun schreibe ich Dir das, weil ich Dir schon bei DIENSTAG und FREITAG aus LICHT sagte, daß ich seit 1977 für jeden Teil von LICHT ein großes, unvergeßliches Monu
ment - ein Skulptur - wollte: Die Weltkugel im DONNERSTAG (sie war wahrhaft getreu ca. 91/2 Meter im Durchmesser und drehte sich fernge steuert zur Musik während MICHAELs REISE), dazu der überdiman sionale Birkenwald und die Riesenschwalben im 1. Akt; das menschli che Riesengesicht im SAMSTAG aus LICHT, dazu die riesigen Mandolas in der 2. Szene KATHINKAS GESANG und der Riesenflügel als LUZI FERS GRAB [4.II.2001] ... Dir dankt Dein zur Zeit bester Klassenkame rad - so verstehe ich das - für Deine Geduld, Deine stetige freundschaftli che Art. Bitte verzeihe mir, daß ich Dich durch meine ewige Gutgläubigkeit zum zweien Mal in mein LICHT-Werk MITTWOCH einbezogen habe ... Ich nehme an, daß Brotbeck Dich für Deine Arbeit ‚entschädigt‘. Wir Musiker - die anderen 6 - und ich gehen leer aus, die 5 Techniker auch [15.XII.2001 ... es sieht so aus, als würden wir MITTWOCH aus LICHT in Hellerau realisieren. Jedenfalls sende ich Dir noch einmal das Formschema vom MITTWOCH (‚Superformel‘), in dem die Titel und Zeitproportionen aller Szenen stehen. Dazu sende ich die Partitur vom MITTWOCH-GRUSS ... Ich habe ja nichts zum Visuellen dieses GRUS SES geschrieben, sondern führe die Raum-Musik immer im Dunkel auf (wie üblich, mit einem kleinen ‚Mond‘ vorne oben als Lichtscheibe) ... Vom HELIKOPTER-STREICHQUARTETT benötigen wir wenig stens ca. 2-3 Stunden Einrichtung der Mischpultfilter und 3 Probeflüge mit Kritik. Ich denke, unter 5 Aufführungen sollten wir es nicht tun. Schlafzelt? ... Könnte gut werden! ...“ [18.IV.2005]. - Programme, Kataloge: „Michaelion für Baß mit Kurzwellen-Empfänger“ (etc.). Programm heft der Aufführung im Münchener Prinzregententheater 1998 (= musica viva, 2. Sonderveranstaltung des Bayerischen Rundfunks) (mit Widmung von Stockh.). - Katalog der Ausstellung LICHT in der Leipzi ger Oper (1993, mit längerer Widmung Stockhausens). - Programm der Veranstaltung „NUMUSIC“ in Stavanger/Norwegen (2005, mit Widm. von Stockh.). - 12 gedruckte Partituren (Folio- bzw. Quer-folio-Bände mit mehrfarbigem Druck, farbigen Szenen- oder Kostümbildern und farbig illustrierten Einbänden): „Vortrag über HU für 1 Sängerin oder Sänger. Musikalische Analyse von INORI mit 224 Fotos der Betgesten“ (1979, mit Widmung von Stockh., 1992). - „Der Jahreslauf für Modernes Orchester, Tonband, Klangregisseur vom DIENSTAG aus LICHT“ (1994, mit Widm. von Stockh.). - „Willkommen (vom DIENSTAG aus LICHT) für Trompeten, Posaunen, 2 Synthesizer/Dirigent“ (1994, mit Widm. von Stockh.). - „Invasion - Explosion mit Abschied. II. Akt vom DIENSTAG aus LICHT“ (1995, mit Widm. von Stockh.). - „Mittwochs-Gruss. Elektronische Musik vom MITTWOCH aus LICHT (Aufführung mit 4-Spur-Tonband) (2003, mit Widm. von Stockh., sowie mit 7 Einlageblättern, davon 3 mit hand schr. Zusätzen). - „Welt-Parlament für Chor a cappella (vom MITTWOCH aus LICHT)“ (1996, mit Widm. von Stockh., 1996). - „Freitag-Versuchung vom FREITAG aus LICHT für 5 musikalische Darsteller (Sopran, Bariton, Baß, Flöte, Bassetthorn) / 12 Paare von Tänzer-Mimen (konzertant ad. lib.) /Kinder-Orchester, Kinder-Chor, 12 Choristen /einen Synthesizer-Spieler / Elektronische Musik mit Tonszenen / Klangregisseur (1997, mit prächtigen farbigen Abb. der Kostüme und Bühnenbilder sowie mit Widm. von Stockh.). - „Texte vom FREITAG aus LICHT mit Bildern der szenischen Uraufführung in der Oper Leipzig 1996“ (2000, mit Widm. von Stockh., 2000). - „Elufa für Bassetthorn und Flöte vom FREITAG aus LICHT“ (1997, mit Widm. von Stockh.). - „Reue (Repentance) für Sopran, Flöte, Bassetthorn, Elektronische Musik vom FREITAG aus LICHT“ (Kopien der Hand schriften, lose Bl., teils mit Farbstift bearbeitet, in Papp-Mappe). - „Düfte - Zeichen für 7 Singsimmen, Knabenstimme, Synthesizer. 4. Szene vom SONNTAG aus LICHT“ (2006, mit Widmung von Stockh., 2004!). - „LICHTBilder für Bassetthorn, Flöte mit Ringmodulation, Tenor, Trompete mit Ringmodulation Synthesizer, Klangregisseur, Licht-Bilder (ad. lib.). 3. Szene vom SONNTAG aus LICHT“ (mit Widmung von Stockh., 2005). - „SONNTAG aus LICHT“. Uraufführung. Programmbuch der Oper Köln 2011. (217 S., mehrfarbiger Druck). - „Düfte-Zeichen“ (Mappen-Aufschrift: „Stockhausen: Licht-Bilder. Kopie vom Manuskript in Farbe. Juni 2003.
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Autographen __________________________________________________________________________________________________________________________________ mung von Stockh., 2001). „Texte zur Musik“. Hrsg. von Dieter Schnebel bzw. Christoph von Blumröder. Bände 1-6 (Bde 1-2 in 2. Aufl.). Orig.Kart. Köln, Dumont, 1971-1989. - Band 3 doppelt vorhanden; alle Bände mit Widmung Stockhausens. - 4 Bücher über Karlheinz Stockhausen (alle mit Widmung des Künstlers): Christoph von Blumröder. Die Grundlegung der Musik Karlheinz Stockhausens. Stuttgart, Steiner, 1993. - Rudolf Frisius. Karlheinz Stockhausen. I. Einführung in das Gesamtwerk. Gespräche mit Karlheinz Stockhausen. Mit einer Laudatio von Wolfgang Rihm. Mainz etc., Schott, 1996. - Jan Kreyßig. Zur Kosmologie und Symbolik in Karlheinz Stockhausens Musiktheaterzyklus „Licht“. Magisterarbeit im Fach Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin. 2001. - Markus Wirtz. Licht. Die szenische Musik von Karlheinz Stockhausen. Eine Einführung. Saarbrücken, Pfau, 2000. - 9 CDs mit Werken Stock hausens: 6 Doppel-CDs und 3 Einzel-CDs (alle mit Widmung Stock hausens auf den Kassetten, 1994-2005). - Ferner 4 Kopien von Zeitungs artikeln über Karlheinz Stockhausen, jeweils mit seiner Widmung. - Großartige Gesamtschau über das Wirken des Musikers, fast jedes Stück durch eine persönliche Widmung geadelt. Abbildungen Seiten 201 und 202
2690 Wagner, Richard, Komponist, Dirigent und Schrift steller (1813-1883). Portrait-Photographie mit eigh. Signa tur „Richard Wagner“ auf der Bildseite und eigh. Widmung auf der Rückseite. Kabinett-Format (ca. 18 x 12 cm). Unter Glas in schönem zeitgenöss. Rahmen mit vergoldeter Ornamentik (23 x 18 cm). Bayreuth 20.VIII.1882. 4.500 € 2690
- Leihmaterial. Eintragungen nur mit Bleistift“. Farbkopien der Hand schrift. Lose Folio-Blätter. Mit Widmung von Stockh. auf dem Titel blatt. - 3 Lehrbücher: Stockhausen-Kurse Kürten 1998: Kompositions-Kurs Skizzen und Manuskript von Orchester-Finalisten für Orchester und Elektronische Musik, Klangregisseur vom MITTWOCH aus LICHT (1998, mit längerer Widmung von Stockh.). - Dasselbe (1998, mit anderer Widmung von St.). - Stockhausen-Kurse Kürten 1999: Kompositions-Kurs. Skizzen von Welt-Parlament (1995) für Chor a cappella (mit singendem Dirigenten/ Klangregisseur). (1. Szene vom MITTWOCH aus LICHT) (1999, mit Wid
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„Seinem vortrefflichen Parsifal-Gehilfen Carl Frank. Bayreuth 20 Aug. 1882“. Die Aufnahme des Königl. bayerischen und Kaiserlich russi schen Hofphotographen Joseph Albert in München zeigt den Meister als Brustbild im Oval, den Kopf im Halbprofil nach rechts (vom Betrach ter) gewendet (Geck, Die Bildnisse Richard Wagners, Nr. 40 A). Der Bewidmete, Carl Frank, gehörte seit den zweiten Festspielen mit der Uraufführung des „Parsifal“ bis 1888 neben Humperdinck, Porges und Kniese zu den Solorepetitoren und musikalischen Assistenten in Bay reuth. - Schon während der Festspiele 1882 (also im Zeitraum der vorliegenden Widmung) erlitt Wagner eine schwere Herzattacke, die sich ein halbes Jahr später wiederholte und seinen Tod in Venedig verur sachte. Die am 1. Mai 1882 auf Wagners Rückreise aus Italien in Mün chen entstandene Aufnahme ist neben einer zweiten, die zu demsel ben Zeitpunkt bei Albert gefertigt wurde (Geck 40 B), das letzte photographische Bildnis Richard Wagners. Abbildung
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Register Autographen A Adolph Friedrich III., Herzog zu Mecklenburg-Strelitz 2630 Adolph Friedrich IV., Herzog zu Mecklenburg-Strelitz 2631 Albee, Edward 2501 Apollinaire, Guillaume 2502 Arnim, Bettine von 2503 B Barbey d‘Aurevilly, Jules 2504 Barth, Heinrich 2568 Bauernfeld, Eduard von 2505 Behrens, Peter 2652 Below, Emmy von 2608 Benn, Gottfried 2506-2509 Berliner Bankiers des 19. Jh. 2609 Bernoulli, Johann 2570 Bildende Künstler 2653 Bismarck, Otto Fürst von 2610-2612 Brahms, Johannes 2675 Brod, Max 2512-2513 Bundeskanzler und Bundespräsidenten 2613 Bunsen, Christian K. J. von 2614 Busch, Wilhelm 2514 C Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar 2521 Carl II., Herzog zu MecklenburgStrelitz 2632 Chagall, Marc 2654 Chesterfield, Ph. D. St., Earl of 2515 Creuzer, Friedrich 2516 D David d‘Angers, Pierre Jean 2522 Duse, Eleonora 2676 E Eggenberg, Ruprecht Freiherr von 2615 Ehrenstein, Albert 2517 F Fall, Leo 2677 Fechter, Paul 2518 Francken, Ambrosius 2655 Friedrich II., der Große, König von Preußen 2618-2620 Fuchs, Paul Freiherr von 2623
G Gentz, Friedrich von 2624 Georg, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz 2633 Gert, Valeska 2678 Goeckingk, Leopold von 2519 Goethe, Johann Wolfgang v. 2520 Goltz, Bogumil 2525 Gutzkow, Karl 2526 H Haeckel, Ernst 2571 Hahn, Otto 2572 Halm, Peter von 2657 Haringer, Jakob 2527-2528 Haupt, Moritz 2529 Herzfelde, Wieland 2510 Hofer, Karl 2658 Hohenlohe-Schillingsfürst, Constantin Prinz zu 2626 Holz, Arno 2530-2531 Hope, Henry Philipp 2627 Humboldt, Alexander von 2573-2574 Humboldt, Wilhelm von 2575 Husserl, Edmund 2576 K Karl V., röm.-dt. Kaiser 2628 Kerner, Justinus 2532 Kerner von Marilaun, Anton 2577 Klabund 2533 Kneipp, Sebastian 2578 Kreutzer, Conradin 2679 Kublin, Siegmund 2629 Kunsthistoriker 2660 Künstler der Moderne 2659 L Lamartine, Alphonse de 2534-2536 Lasker-Schüler, Else 2537 Laue, Max von 2579-2580 Laurencin, Marie 2661 Ledebour, Carl Fr. von 2581 Lehmann, Lilli 2680 Liebermann, Max 2662 Lippert, Philipp Daniel 2656 Liszt, Franz 2681-2682 Loerke, Oskar 2538-2540 Louis Philippe I., König der Franzosen 2617 Ludwig I., König von Bayern 2606 Ludwig II., König von Bayern 2607
M Malpighi, Marcello 2582 Manet, Edouard 2663 Mann, Heinrich 2541 Mann, Thomas 2542 Marcks, Gerhard 2664 Mehring, Walter 2511 Meiners, Christoph 2583 Meinke, Hanns 2543 Melanchthon, Philipp 2634 Mignet, François-Auguste 2584 Möllendorff, Johann A. von 2621 N Napoleon I. Bonaparte 2635-2639 Ney, Elly 2683 Nietzsche-Archiv 2585 O Orff, Carl 2684 P Palmerston, Henry Temple, Viscount 2616 Panzer, Georg Wolfgang 2586 Petermann, August 2569, 2587 Peters, Carl 2640 Pius X., röm. Papst 2641 Planck, Max 2588 Poelzig, Hans 2665 Poesie-Album 2557 Poliakoff, Serge 2666 Postel, Emil 2642 R Rau, Karl Heinrich 2589 Reichenbach, Heinrich G. 2590 Reichenbach, Karl Freiherr v. 2591 Reichenbach, Ludwig 2592-2593 Reinick, Robert 2688 Reinke, Johannes 2594 Reutter, Otto 2685 Rilke, Rainer Maria 2544 Ritter, Heinrich 2595 Rodin, Auguste 2667 Rösel, Samuel 2668 Rother, Christian von 2622 Rouault, Georges 2669 Rückert, Friedrich 2545 S Saar, Ferdinand von 2546 Sahl, Hans 2547 Sand, George 2548
Sauerbruch, Ferdinand 2596 Schack, Adolf Fr. Graf von 2549 Schadow, Johann Gottfried 2670 Schickele, René 2550 Schmidt, Arno 2551 Schöll, Adolf 2686 Scholz, Werner 2671 Schönberg, Arnold 2687 Schröder, Johann H. von 2625 Schütz, Christian Gottfried 2523 Schwechten, Franz 2672 Seemann, Berthold 2597 Senestrey, Ignatius von, Bischof von Regensburg 2643 Siebold, Heinrich von 2600 Siebold, Philipp Fr. v. 2598-2599 Simmons, Herman Georg 2601 Simson, Eduard von 2644 Solf, Wilhelm 2645 Stammbuch 2552-2553 Stammbuch-Kassette 2554-2556 Stobwasser, Johann H. 2602 Stockhausen, Karlheinz 2689 Suttner, Bertha von 2558 T Tieck, Ludwig 2559 V Vaihinger, Hans 2603 Varnhagen von Ense, Karl A. 2560 W Wagener, Joachim H. W. 2673 Wagner, Richard 2690 Weidner von Billerburg, Paulus 2646 Welser, David 2605 Wilhelm I., Deutscher Kaiser 2647-2648 Wilhelm II., Deutscher Kaiser 2649 Woellner, Johann Chr. von 2650 Wolf, Friedrich August 2604 Wolzogen, Caroline von 2524 Wrangel, Friedrich Graf von 2651 Z Zille, Heinrich 2674 Zola, Émile 2561-2564 Zuckmayer, Carl 2565 Zweig, Arnold 2566 Zweig, Stefan 2567
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Register Literatur A ABC 2154, 2157 ABC in Bildern 2155 Abendstern, Der 2001 Abraham à Sancta Clara 2002 Aesop 2003 Alciato, Andrea 2004 Alkiphron 2005 Alxinger, Johann Baptist von 2006 Anakreon 2007 Arnim, Ludwig Achim von 2008 Aumüller, Josef 2317 Ausnähbilderbuch 2158 B Bailer, Adele 2309 Barclay, John 2009 Beckers, Gerda 2159 Bekleidungsspiel 2160 Berl, Käthe 2310 Beskow, Elsa 2161 Bilder des Todes 2121 Billet 2318-2321, 2324, 2326-2328 Binder, Helene 2162 Blume, Fritz 2163 Boccaccio, Giovanni 2010 Bötticher, Georg 2164 Brand, Theodor 2165 Braun-Fock, Beatrice 2166 Brentano, Clemens 2011 Brerewood, Edward 2012 Bromberger, Otto 2167 Brown, David Peter 2013 Brune, Johannis de 2014 Bülow, Eduard von 2015 Büttner-Rose-Teichmann Rechenbuch 2168 C Camerer, Theodor 2152 Camoes, Luiz, de 2016 Campbell, George 2017 Campe, Joachim Heinrich 2141 Caraccio, Antonio 2018 Caspari, Gertrud 2169-2170 Caspari, Walther 2171 Castelli, Ignaz Franz 2019 Catullus, Gaius Valerius 2020 Caussin, Nicolas 2021 Cervantes, Miguel de 2022-2023 Chamisso, Adelbert von 2024 Chenel, Jean 2025 Chimani, Leopold 2172 Chrzescinski, Paul 2173 Claudianus, Claudius 2026 Combe, William 2027-2028, 2122 Contessa, E. W. 2029 Cuénoud, Edmond 2174 Curieuse Studenten-Bibliothec, worinnen gezeiget wird, 2030
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D Dämert, Fr. 2175 dance des morts, La 2123 Dante Alighieri 2031 Defoe, Daniel 2032 Dehmel, Richard 2176-2177 Dichtungen aus der Kinderwelt 2178 Dingler, Max 2179 Dorn, Else 2180 Drexel, Jeremias 2033 E Eckermann, Johann Peter 2055 Eckerskorn, Josef 2181 Eh‘ ich zur Schule geh 2156 Einbände 2034-2040 Engelbrecht, Martin 2329 Epiktet 2142 Erbach-Schönburg 2041 Erck, Friedrich 2182 Erhard, Johann Christoph 2321 Eulenspiegel, Till 2043-2045 Eymery, Jacques André 2088 F Fabricius, Johan 2183 Fago, Paul 2184 Falke, Gustav 2185 Ferdinands, Carl 2186 Fichte, Johann Gottlieb 2143 Fleming, Paul 2046 Fontane, Theodor 2047-2048 Fouqué, Friedrich de la Motte 2049-2050 Frank, Fred 2187 Frey, Adolf 2233 Freyhold, Konrad Ferdinand v. 2188-2190 G Gaul, Leonore 2191 Gayk, Andreas 2192 Gebauer, August 2193 Gegensätze in Bildern 2194 Gehrts, Franz 2195 Geissler, Peter Carl 2196 Gerlach‘s Jugendbücherei 2197 Gessner, Salomon 2051 Giffen, Hubert van 2140 Glassbrenner, Adolf 2198 Glückwunschbillets 2322 Goethe, Johann Wolfgang von 2051a-2054 Goncourt, Edmond 2057 Goncourt, Jule 2057 Grandville, J.-J. 2058-2059 Griffith, Richard 2060 Grimm, Jakob und Wilhelm 2293 Grüger, Heribert 2199
H Hannesen, Franz Robert 2200 Harring, Harro 2061 Hartman von Aue 2062 Hartmann, Eduard von 2144 Hauenstein, Arthur 2201 Hebelzugbillet 2322 Heidegger, Martin 2145-2146 Heine, Heinrich 2063-2065 Heinze, Cläre 2202 Hertwig, G. W. R. 2203 Hertwig, Robert 2204-2205 Herzliebchens Freude 2206 Hildebrandt, Lily 2207 Hobrecker, Karl 2208 Hoerschelmann, Rolf von 2209-2210 Hoffmann, E. T. A. 2067 Hoffmann, Franz 2211 Hoffmann, Heinrich 2212 Hofmann von Hofmannswaldau, Christian 2068 Hogarth, William 2069 Hohneck, Maria 2213 Holbein, Hans 2124-2125 Holmes, Oliver Wendell 2070 Holst, Adolf 2214-2215 Homer 2071-2072 Hooghe, Romeyn de 2010 Hoppe, Wanda 2216 Hubertus 2073 Hussmann, Heinrich 2217 J Jarwart, Sixtus Heinrich 2129 Jean Paul 2074-2076 Jeschke, Herbert 2218 Joseph Scholz Verlag 2219 Jungnickel, Max 2220 K Kant, Immanuel 2147-2148 Karl der musterhafte Sohn 2223 Kästner, Erich 2222 Kaulbach, Wilhelm von 2056 Keller, Gottfried 2077 Keyser, Georg Adam 2078 Klappbillet 2323 Kleist, Heinrich von 2079-2080 Klett, Gertrud J. 2224 Kleyer, Berthel 2225 Klinger, Friedrich M. v. 2081 Kling-Klang 2226 Klopstock, Friedrich G. 2082-2083 Koch, Joseph und Maria 2227 Kortum, Carl Arnold 2084 Kreidolf, Ernst 2228-2233 Krüger, Hilde 2234-2235 Kühnle, Karl 2236 Kunstbillet 2327
L Laudien, Henriette 2085 Lavater, Johann Caspar 2086 Leibniz, Gottfried W. 2087-2088 Leip, Hans 2237 Leipziger Musenalmanach 2089 Lettres d‘une dame 2090 Liber amicorum 2330 Loder, Matthäus 2019 Lohmeyer, Julius 2238-2241 Longus 2091 Löwenfeld, Raphael 2120 Luedecke, Heinz 2242 M Malden, Lucy 2243 Meggendorfer, Lothar 2245-2246 Melissantes 2092 Memento-Mori-Klappbrief 2331 Memorabilien der Zeit 2093 Meurer, Marie 2247 Michaelis, Johann Benjamin 2094 Michaëlis, Anna 2248 Mögle, Fritz 2249 Montaigne, Michel de 2095 Montreuil-Straus, Germaine 2250 Moray Williams, Ursula 2251 Moscherosch, Johann M. 2096 N Nassauer, Max 2252 Neunhöffer, Julie 2253 Nicolai-George, Marie 2254 Normann, Friedrich Gustav 2255 O Olfers, Sibylle von 2256-2257 Olszewski, Karl Ewald 2258 Opitz, Irmgard 2259 Ostini, Fritz von 2260 Ovidius Naso, Publius 2097 P Pascal, Blaise 2149 Pfingsten-Heuer, Klara 2261 Piper, Hermann 2262 Platen, August Graf von 2098 Platon 2150 Prochazka, Frantisek 2244 Proelss, Johannes 2099 Puppenkochbücher 2263 R Rabener, Gottlieb Wilhelm 2100 Racine, Jean 2101 Rainer, Paul 2264 Recklinghausen, Lore von 2265 Recollections of Germany and the Black Forest 2102 Reinick, Robert 2103
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Rethel, Alfred 2126 Retzlaff, Erich 2266 Richter, Georg K. A. von 2104 Ringelnatz, Joachim 2267 Rochlitzer, J. C. G. 2268 Roth, Herbert 2269 Rowlandson, Thomas 2028, 2122 Rubin, Eva Johanna 2270 S Saavedra Fajardo, Diego de 2105 Sadeler, Johannes 2105 Saint-Rémy, Jeanne de 2106 Sammelband 2107 Sammlung von Freundschaftsblättern 2325 Schaefer, Friedrich 2271 Schaefer-Ast, Albert 2272 Schanz, Frida 2273 Schellenberg, Johann Rudolf 2151
Scheper-Berkenkamp, Lou 2274 Schlegel, Johannes Elias 2108 Schmidhammer, Arpad 2275 Schüler, Lina 2276 Schwab, Gustav 2028a Seidmann-Freud, Tom 2277-2286 Seitz, Robert 2287 Seneca 2109 Seume, Johann Gottfried 2110 Shakespeare, William 2111 Skizzenbuch 2112 Sonderland, Johann Baptist 2114 Söndermann, Adolf 2113 Spiel-Almanach 2288 Stadlmayer, Marie 2311 Steinkamp, Albert 2289-2291 Steinkamp, Maria 2292 Sterne, Laurence 2115 Stickel, Aline 2294 Stockmann, Hermann 2295
Storm, Theodor 2116 Struwwelgeschichten 2296 Sulzer, Johann George 2117 T Tasso, Torquato 2118 Taufbriefe 2332 Telemann, Paul 2297 Thalheim, Louise 2298 Thomasius, Christian 2119 Touchard-Lafosse, Georges 2127 Trier, Walter 2299-2301 Trojan, Johannes 2302 Trotzkopf, Der 2128 V Vaenius, Othonis 2130 Vigna, Erny 2303 Volkmann, Hans von 2304 Voltaire, Fr. M. A. de 2131-2133
W Wassiliew, Zina 2305 Watzlik, Hans 2306 Weddigen, Otto 2307-2308 Weigel, Erhard 2153 Wieland, Christoph M. 2134-2136 Wieviel sinds? 2312 Wilmsen, Friedrich Philipp 2313 Wolf, Ludwig 2314 Wotton, Wilhelm 2066 Wünsche, A. 2315 X Xenophon 2137 Z zehn Ehestands-Gebote für Bürgerwehrmänner 2138 Zimmermann, Johann Georg 2139 Zur Mühlen, Hermynia 2316
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Besitzer 1: 2003, 2009, 2012, 2013, 2017, 2018, 2021, 2025, 2031, 2032, 2034, 2036, 2040, 2057, 2081, 2088, 2091, 2101, 2131, 2144, 2153. 2: 2570, 2582, 2618, 2619, 2620, 2669, 2681, 2682, 2687, 2688. 3: 2104. 4: 2011, 2068, 2092, 2108. 5: 2665. 6: 2008, 2029, 2106. 7: 2028a, 2047, 2049, 2112, 2127. 8: 2098, 2159, 2203, 2216, 2244, 2251, 2284. 9: 2551. 10: 2089, 2178, 2229, 2231, 2233, 2255, 2265. 11: 2568, 2569, 2584, 2587, 2672. 12: 2059. 13: 2065, 2136, 2182, 2210, 2213. 14: 2051a. 15: 2141. 16: 2042, 2043, 2044, 2045. 17: 2052. 18: 2317. 19: 2038. 20: 2111, 2134. 21: 2501, 2523, 2524, 2589, 2612, 2644, 2648, 2661, 2671. 22: 2558, 2559, 2566, 2567, 2654, 2664, 2679. 23: 2114. 24: 2099, 2137, 2152. 25: 2611, 2623. 26: 2685. 27: 2037. 28: 2527, 2528, 2531, 2544, 2546, 2667, 2675, 2677. 29: 2684. 30: 2079. 31: 2314. 32: 2139. 33: 2001, 2073, 2151, 2172, 2223. 34: 2553, 2556, 2557. 35: 2635, 2636, 2637, 2638, 2639. 36: 2006, 2053, 2120. 37: 2506, 2507, 2508, 2509, 2510, 2511, 2517, 2521, 2532, 2533, 2537, 2538, 2539, 2540, 2541, 2550, 2560, 2573, 2610, 2649, 2658. 38: 2054, 2067, 2071. 39: 2050, 2129. 40: 2060. 41: 2116. 42: 2041, 2055, 2329, 2655. 43: 2321. 44: 2051. 45: 2069. 46: 2002, 2019, 2102. 47: 2503, 2505, 2516, 2519, 2525, 2526, 2545, 2575, 2583, 2604, 2615, 2646, 2650, 2656, 2668. 48: 2579, 2585, 2593, 2614, 2640, 2674. 49: 2565, 2613, 2683. 50: 2504, 2522, 2534, 2535, 2536, 2548, 2561, 2562, 2563, 2564, 2616, 2617. 51: 2322, 2325, 2326, 2327, 2328. 52: 2058. 53: 2512, 2513, 2518, 2530, 2543, 2595, 2670. 54: 2602, 2605, 2608, 2609, 2621, 2622, 2624, 2625, 2627, 2629, 2634, 2673, 2686. 55: 2016, 2318, 2319, 2320, 2323, 2324, 2330. 56: 2094. 57: 2529, 2549, 2577, 2581, 2586, 2590, 2591, 2592, 2594, 2597, 2598, 2599, 2600, 2601, 2645. 58: 2056, 2070, 2077. 59: 2024, 2080, 2103, 2147. 60: 2085, 2113, 2193, 2211. 61: 2155, 2186, 2275. 62: 2107, 2145, 2146. 63: 2015, 2086, 2208, 2555. 64: 2030, 2033, 2048, 2066, 2078, 2090, 2093, 2121, 2123, 2124, 2125, 2126, 2128, 2132, 2133, 2138. 65: 2630, 2631, 2632, 2633. 66: 2690. 67: 2547, 2678. 68: 2626. 69: 2109. 70: 2514, 2571, 2574, 2578, 2596, 2606, 2607, 2641, 2643, 2647, 2651, 2652, 2657, 2676. 71: 2118. 72: 2061, 2279. 73: 2005, 2007, 2020, 2026, 2140, 2142. 74: 2628. 75: 2035, 2039, 2520. 76: 2331, 2332. 77: 2100. 78: 2027, 2154, 2156, 2157, 2158, 2160, 2161, 2162, 2163, 2164, 2165, 2166, 2167, 2168, 2169, 2170, 2171, 2173, 2174, 2175, 2176, 2177, 2179, 2180, 2181, 2183, 2184, 2185, 2187, 2188, 2189, 2190, 2191, 2192, 2194, 2195, 2196, 2197, 2198, 2199, 2200, 2201, 2202, 2204, 2205, 2206, 2207, 2209, 2212, 2214, 2215, 2217, 2218, 2219, 2220, 2221, 2222, 2224, 2225, 2226, 2227, 2228, 2230, 2232, 2234, 2235, 2236, 2237, 2238, 2239, 2240, 2241, 2242, 2243, 2245, 2246, 2247, 2248, 2249, 2250, 2252, 2253, 2254, 2256, 2257, 2258, 2259, 2260, 2261, 2262, 2263, 2264, 2266, 2267, 2268, 2269, 2270, 2271, 2272, 2273, 2274, 2276, 2277, 2278, 2280, 2281, 2282, 2283, 2285, 2286, 2287, 2288, 2289, 2290, 2291, 2292, 2293, 2294, 2295, 2296, 2297, 2298, 2299, 2300, 2301, 2302, 2303, 2304, 2305, 2306, 2307, 2308, 2309, 2310, 2311, 2312, 2313, 2315, 2316. 79: 2542. 80: 2662. 81: 2004, 2010, 2014, 2022, 2028, 2046, 2062, 2063, 2064, 2072, 2074, 2075, 2076, 2082, 2083, 2084, 2087, 2095, 2096, 2097, 2105, 2110, 2115, 2119, 2122, 2130, 2135, 2143, 2148, 2149, 2150. 82: 2680. 83: 2023, 2117, 2554. 84: 2689. 85: 2653, 2660. 86: 2572, 2580, 2588, 2642. 87: 2659. 88: 2552. 89: 2666. 90: 2502, 2515, 2576, 2603, 2663.
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V ER ST EIGERU NG S - BEDI NGU NGEN 1. Die Bassenge Buchauktionen GbR, nachfolgend Versteigerer genannt, versteigert als Kommissionärin im eigenen Namen und für Rechnung ihrer Auftraggeber (Kommittenten), die unbenannt bleiben. Die Versteigerung ist freiwillig und öffentlich im Sinne des § 383 III BGB. 2. Der Versteigerer behält sich das Recht vor, Nummern des Kata loges zu vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge anzubie ten oder zurückzuziehen. 3. Sämtliche zur Versteigerung kommenden Gegenstände können vor der Versteigerung besichtigt und geprüft werden. Die Sachen sind gebraucht. Erhaltungszustände der einzelnen angebotenen Arbeiten bleiben im Katalog in der Regel unerwähnt. Die Katalog beschreibungen sind keine Garantien im Rechtssinne und keine vertraglich vereinbarten Beschaffenheitsangaben. Gleiches gilt für individuell angeforderte Zustandsberichte. Sie bringen nur die subjektive Einschätzung des Versteigerers zum Ausdruck und die nen lediglich der unverbindlichen Orientierung. Alle Gegenstände werden in dem Erhaltungszustand veräußert, in dem sie sich bei Erteilung des Zuschlages befinden. Soweit nicht in der Katalogbe schreibung explizit erwähnt, sind Rahmungen nicht bindender Bestandteil des Angebots. Der Käufer kann den Versteigerer nicht wegen Sachmängeln in Anspruch nehmen, wenn dieser seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat. Der Versteigerer verpflichtet sich jedoch, wegen rechtzeitig vorgetragener, begründeter Mängelrügen innerhalb der Verjährungsfrist von 12 Monaten ab dem Zeitpunkt des Zuschlags seine Ansprüche gegenüber dem Einlieferer (Auf traggeber) geltend zu machen. Im Falle erfolgreicher Inanspruch nahme des Einlieferers erstattet der Versteigerer dem Erwerber den Kaufpreis samt Aufgeld. Die Haftung des Versteigerers auf Schadensersatz für Vermögensschäden – gleich aus welchem Grund – ist ausgeschlossen, es sei denn, dem Versteigerer fiele Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last. Die Haftung bei Verlet zung von Leben, Körper und Gesundheit bleibt unberührt. 4. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchst bietenden. Der Versteigerer kann den Zuschlag verweigern oder unter Vorbehalt erteilen. Wenn mehrere Personen dasselbe Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das Los. Der Versteigerer kann den Zuschlag zurück nehmen und die Sachen erneut ausbieten, wenn irrtümlich ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot übersehen worden ist oder wenn der Höchstbietende sein Gebot nicht gelten lassen will oder sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen. 5. Im Falle eines schriftlichen Gebotes beauftragt der Interessent den Versteigerer für ihn während der Versteigerung Gebote abzu geben. In schriftlichen Aufträgen ist bei Differenzen zwischen Nummer und Kennwort das Kennwort maßgebend. 6. Telefonische Gebote und Online-Direkt-Gebote über das Internet bedürfen der vorherigen Anmeldung beim Versteigerer und dessen Zustimmung. Für die Bearbeitung übernimmt der
Versteigerer jedoch keine Gewähr. Telefonische und OnlineGebote werden nur akzeptiert, wenn der Bieter bereit ist, den ihm zuvor mitgeteilten Mindestpreis des jeweiligen Loses zu bieten. Auch bei Nichtzustandekommen einer Verbindung gilt, dass für den Auktionator dieses Gebot in Höhe des Mindest preises verbindlich ist. Für das Zustandekommen einer entspre chenden Telefon- oder Onlineverbindung übernimmt der Ver steigerer keine Gewähr. Das Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen findet auf solche Gebote keine Anwendung (§ 312d Abs. 4 Nr. 5 BGB). 7. Mit der Erteilung des Zuschlages geht die Gefahr für nicht zu vertretende Verluste und Beschädigung auf den Ersteigerer über. Das Eigentum an den ersteigerten Sachen geht erst mit vollstän digem Zahlungseingang an den Erwerber über. 8. Auf den Zuschlagspreis ist ein Aufgeld von 28% zu entrich ten, in dem die Umsatzsteuer ohne separaten Ausweis enthalten ist (Differenzbesteuerung) oder ein Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19% (Regelbesteuerung), bei Büchern beträgt die Umsatzsteuer 7% (Regelbesteuerung). Die im Katalog mit einem * gekennzeichneten Objekte unterliegen in jedem Fall der Regelbesteuerung (Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19%). Bei den im Katalog mit einem ^ gekennzeichneten Objekten ist Einfuhrumsatzsteuer angefallen. In diesen Fällen wird zusätzlich zu einem Aufgeld von 25% (Differenzbesteuerung) die verauslagte Einfuhrumsatz steuer in Höhe von z.Zt. 7% auf den Zuschlag erhoben. Für bundesdeutsche Kunsthändler und Antiquare, die zum Vors teuerabzug berechtigt sind, kann die Gesamtrechnung auf Wunsch, wie bisher nach der Regelbesteuerung ausgestellt werden. Von der Umsatzsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Dritt länder (außerhalb der EU) und – bei Angabe ihrer USt.-Identi fikations-Nr. bei Auftragserteilung als Nachweis der Berechtigung zum Bezug steuerfreier innergemeinschaftlicher Lieferungen – auch an Unternehmen in anderen EU-Mitgliedsstaaten, unter der Voraussetzung, dass sie für gewerblichen Gebrauch einkaufen. Eine Korrektur nach Rechnungsstellung ist nicht möglich. Alle anderen Käufe aus EU-Ländern unterliegen der Umsatzsteuer. Ausländischen Käufern außerhalb der Europäischen Union wird die Umsatzsteuer erstattet, wenn binnen 4 Wochen nach der Auk tion der deutsche zollamtliche Ausfuhrnachweis und der zollamt liche Einfuhrnachweis des entsprechenden Importlandes erbracht werden. Bei Versand durch uns gilt der Ausfuhrnachweis als gege ben. Bei Online-Live-Geboten über externe Internetplattformen erhöht sich das Aufgeld um die dort anfallende Transaktionsgebühr. Während oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rech nungen bedürfen einer besonderen Nachprüfung und eventueller Berichtigung; Irrtum vorbehalten. 9. Die Auslieferung der ersteigerten Stücke erfolgt in unseren Ge schäftsräumen gegen Bezahlung. Kreditkarten (Mastercard, VISA, American Express), Schecks sowie andere unbare Zah lungen werden nur erfüllungshalber angenommen. Bankspesen/
Transaktionsgebühren bzw. Kursverluste können zu Lasten des Käufers gehen. Die Auf bewahrung erfolgt auf Rechnung und Gefahr des Käufers. Der Versand wird gegen Vorabrechnung des Rechnungsbetrages ausgeführt. Die Versandspesen sowie die Kosten für Versicherung gegen Verlust und Beschädigung gehen zu Lasten des Käufers. Übersteigen die tatsächlichen Versandkosten die vorab berechnete Pauschale, so wird die Differenz dem Käufer nachträglich in Rechnung gestellt. 10. Bei der Ausfuhr von Kulturgütern aus dem Gemeinschafts gebiet der EG ist gem. der EG-Verordnung Nr. 116/2009 abhängig von Kategorie und Wert des Objekts ggf. eine Ausfuhrgeneh migung erforderlich. Aus Gründen des Artenschutzes können Objekte aus bestimmten, geschützten Materialien (u.a. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt und einige Korallenarten) besonderen Im- und Exportbeschränkungen unterliegen. Zum Zwecke des Exports (ins besondere außerhalb der Europäischen Union) kann hierfür eine spezielle Ausfuhrgenehmigung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 338/97 erforderlich sein. Entsprechende Ausfuhrgenehmigungen können nur unter strengen Bedingungen erteilt und ggf. auch gar nicht erlangt werden, auch kann der Import dieser Gegenstände in manche Staaten eingeschränkt oder untersagt sein. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, sich über etwaige Im- und Exportbe schränkungen zu informieren. Export und Import entsprechender Objekte erfolgen allein auf Rechnung und Gefahr des Käufers. 11. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Der Versteigerer ist berechtigt, falls nicht innerhalb von zwei Wochen nach der Versteigerung Zahlung gelei stet ist, den durch den Zuschlag zustande gekommenen Kaufver trag ohne weitere Fristsetzung zu annullieren, Verzugszinsen in banküblicher Höhe – mindestens jedoch 1 % auf den Bruttopreis je angebrochenen Monat – zu berechnen und von dem Ersteigerer
Eindeutig identifizierbare Werke mit einem Schätzpreis von mind. 2500 Euro werden vor der Auktion mit dem Art Loss Register abgeglichen.
wegen Nichterfüllung Schadenersatz zu verlangen. Der Schadener satz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache in einer neuen Auktion nochmals versteigert wird und der säumige Käufer für einen Mindererlös gegenüber der vorangegangenen Ver steigerung einschließlich der Gebühren des Auktionshauses aufzu kommen hat. Zu einem Gebot wird er nicht zugelassen, auf einen etwaigen Mehrerlös hat er keinen Anspruch. 12. Erfüllungsort und Gerichtsstand im vollkaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das UNAbkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung. 13. Die im Katalog aufgeführten Preise sind Schätzpreise, keine Limite. 14. Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Inter essent entweder telefonisch oder schriftlich (im Sinne der Ziffern 5 und 6) den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt. 15. Die Abgabe eines Gebotes in jeglicher Form bedeutet die Anerkennung dieser Versteigerungsbedingungen. Der Versteigerer nimmt Gebote nur aufgrund der vorstehenden Versteigerungs bedingungen entgegen und erteilt dementsprechend Zuschläge. Kommissionäre haften für die Käufe ihrer Auftraggeber. 16. Sollte eine der vorstehenden Bestimmungen ganz oder teil weise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt. Dr. Markus Brandis Geschäftsführer
Stand: March 2021
CON DI T IONS OF SA L E 1. The Bassenge Buchauktionen GbR, subsequently called “the auc tioneer” carries on business as commission-agent in its own name on behalf of its voluntary consignors. This auction sale is a public one in the sense of § 383 III BGB. 2. The auctioneer reserves the right to combine, to split, to change or to withdraw lots before the actual final sale. 3. All objects put up for auction can be viewed and examined prior to the sale at the times made known in the catalogue. The items are used and sold as is. As long as not explicitly mentioned in the catalogue description, framing is not an inherent part of the offer. As a rule, the condition of the individual work is not given in the catalogue. Catalogue descriptions are made with as much care as possible, but the descriptions do not fall under the statutory para graph for guaranteed legal characteristics. The same applies for individually requested condition reports. These also offer no legal guarantee and only represent the subjective assessment of the auc tioneer while serving as a non-binding orientation. The liability for damage to life, body or health shall remain unaffected. In case of a justified claim, however, he will accept the responsibility to make a claim for restitution on behalf of the buyer against the consignor within a period of 12 months, running from the fall of the hammer. In the event of a successful claim the auctioneer will refund the hammerprice plus premium. 4. The highest bidder acknowledged by the auctioneer shall be deemed the buyer. In case of identical bids the buyer will be deter mined by drawing lots. In the event of a dispute the auctioneer has the absolute discretion to reoffer and resell the lot in dispute. He may also knock down lots conditionally. 5. In the case of a written bid the bidder commissions the auctio neer to place bids on his behalf during the auction. In cases where there is a discrepancy between number and title in a written bid the title shall prevail. 6. Telephone and direct online bidding via the internet must be approved in advance by the auctioneer. The auctioneer cannot be held liable for faulty connections or transmission failure. In such a case the bidder agrees to bid the reserve price of the corresponding lot. For such bidding the regulations of long distance contracts do not apply (Fernabsatzverträge) [cf § 312d IV,5 BGB]. 7. On the fall of the auctioneer’s hammer title to the offered lot will pass to the acknowledged bidder. The successful buyer is obliged to accept and pay for the lot. Ownership only passes to the buyer when full payment has been received. The buyer, however, immediately assumes all risks when the goods are knocked down to him.
8. A premium of 28% of the hammer price will be levied in which the VAT is included (marginal tax scheme) or a premium of 23% of the hammer price plus the VAT of 19% of the invoice sum will be levied [books: 7%] (regular tax scheme). Buyers from countries of the European Union are subject to German VAT. Items marked with an * are subject to the regular tax scheme (premium of 23% of the hammer price plus the current VAT of 19%). Items marked with an ^ are subject to import duty. In these cases in addition to a premium of 25% (marginal tax scheme), the charged import tax of currently 7% will be added to the hammer price. Exempted from these rules are only dealers from EU-countries, who are entitled, under their notification of their VAT ID-Num ber, to buy on the basis of VAT-free delivery within the European Union. Notification of VAT ID-Numbers must be given to the auc tioneer before the sale. For buyers from non EU-countries a premium of 23% will be levied. VAT will be exempted or refunded on production of evidence of exportation within 4 weeks of the auction, or, if appropriate, impor tation to another country. This is taken as given when the dispatch is effected by us. Live bidding through external online platforms entails a transaction fee stipulated by the platform and will be added to the premium. Due to the work overload of the accounting department during auc tions, invoices generated during or directly after an auction require careful revision and possible correction; errors excepted. 9. Auction lots will, without exception, only be handed over after payment has been made. Credit cards (VISA, Mastercard, Ame rican Express), checks and any other form of non-cash payment are accepted only on account of performance. Exchange rate risk and bank charges may be applicable. Storage and dispatch are at the expense and risk of the buyer. If the shipping costs exceed the lump sum on the invoice the outstanding amount will be billed separately. 10. According to regulation (EC) No. 116/2009, an export license is necessary when exporting cultural goods out of European Com munity territory, depending on the type or value of the object in question. For the purposes of wildlife conservation, it is necessary to obtain an export license according to regulation (EC) No. 338/97 when exporting objects made from certain protected materials (incl. ivory, tortoiseshell, mother-of-pearl and certain corals) out of the territory of the European Community. Export licenses for objects made of protected materials are only granted under strict conditions or may not be granted at all. The import of such objects may be restricted or prohibited by certain countries. It is the buyer’s responsibility to inform himself, whether an object is subject to such restrictions. Export and import of such objects are at the expense and risk of the buyer.
11. The buyer is liable for acceptance of the goods and for payment. The purchase price shall be due for payment upon the lot being knocked down to the buyer. In case of a delayed payment (two weeks after the sale) the purchaser will be held responsible for all resultant damages, in particular interest and exchange losses. In case of payment default the auctioneer will charge interest on the outstanding amount at a rate of 1% to the gross price per month or part of month. In such an event the auctioneer reserves the right to annul the purchase contract without further notice, and to claim damages from the buyer for non-fulfilment, accordingly he can reauction the goods at the buyer’s expense. In this case the buyer is liable for any loss incurred, the buyer shall have no claim if a higher price has been achieved. He will not be permitted to bid. 12. The place of fulfillment and jurisdiction is Berlin. German law applies exclusively; the UN-Treaty (CISG) is explicitly excluded. 13. The prices quoted after each lot are estimates, not reserves.
14. The after-sales is part of the auction in which the bidder places either by telephone or in written form (as stated in number 5 and 6) the order to bid a set amount. 15. By making a bid, either verbally in the auction, by telephone, written by letter, by fax, or through the internet the bidder con firms that he has taken notice of these terms of sale by auction and accepts them. Agents who act on behalf of a third party are jointly and separately liable for the fulfillment of contract on behalf of their principals. 16. Should one or the other of the above terms of sale become wholly or partly ineffective, the validity of the remainder is not affected. In the event of a dispute the German version of the above conditions of sale is valid. Dr. Markus Brandis As of March 2021
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Gottfried von Wedig (1583–1641). Stillleben mit gerösteten Maronen. Öl auf Holz. Um 1630.
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Max Kaus. Stilleben mit Ananas. Öl auf Leinwand. Um 1928.
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DR. MARKUS BRANDIS
Einlieferungen jetzt erbeten
REPROS / GESTALTUNG / SATZ: CHRISTOPH ANZENEDER MARIA BENKENDORF JOCHEN FLAD STEFANIE LÖHR