BASSENGE
Literatur und Buchillustration des 17.–19. Jahrhunderts
Spazierstöcke
Autographen
Auktion 120 | 12. Oktober 2022
Bassenge Buchauktionen GbR Erdener Straße 5a 14193 Berlin-Grunewald Telefon +49 30 893 80 29-0 Fax +49 30 891 80 25 E-mail: books@bassenge.com . www.bassenge.com
EXPERTEN | SPECIALISTS
Geschäftsführung | Management
David Bassenge +49 (0)30-893 80 29-17 david@bassenge.com
Graphik, Zeichnungen und Gemälde des 15.–19. Jahrhunderts Dr. Ruth Baljöhr – Leitung +49 (0)30-893 80 29-22 15th to 19th Century Prints, Drawings and Paintings r.baljoehr@bassenge.com David Bassenge +49 (0)30-893 80 29-17 david@bassenge.com Eva Dalvai +49 (0)30-893 80 29-80 e.dalvai@bassenge.com Lea Kellhuber +49 (0)30-893 80 29-20 l.kellhuber@bassenge.com Harald Weinhold +49 (0)30-893 80 29-13 h.weinhold@bassenge.com
Moderne und Zeitgenössische Kunst
Barbara Bögner – Leitung +49 (0)30-88 62 43 13 Modern and Contemporary Art b.boegner@bassenge.com Katharina Fünfgeld +49 (0)30-88 91 07 90 k.fuenfgeld@bassenge.com Simone Herrmann +49 (0)30-88 91 07 93 s.herrmann@bassenge.com Miriam Klug +49 (0)30-88 91 07 92 m.klug@bassenge.com Sonja von Oertzen +49 (0)30-88 91 07 91 s.von.oertzen@bassenge.com Laetitia Weisser +49 (0)30-88 91 07 94 l.weisser@bassenge.com
Photographie Jennifer Augustyniak – Leitung +49 (0)30-21 99 72 77 Photography jennifer@bassenge.com Elmar F. Heddergott +49 (0)30-21 99 72 77 e.heddergott@bassenge.com
Wertvolle Bücher und Handschriften
Dr. Markus Brandis – Leitung +49 (0)30-893 80 29-27 Rare Books and Manuscripts m.brandis@bassenge.com Harald Damaschke +49 (0)30-893 80 29-24 h.damaschke@bassenge.com Stephan Schurr +49 (0)30-893 80 29-15 s.schurr@bassenge.com
Autographen | Autograph Letters Dr. Rainer Theobald +49 (0)30-4 06 17 42 r.theobald@bassenge.com
Logistik Management | Logistics Ralph Schulz +49 (0)30-893 80 29-16 r.schulz@bassenge.com Verwaltung | Office Anja Breitenbach +49 (0)30-893 80 29-12 a.breitenbach@bassenge.com Elena Nustrini +49 (0)30-893 80 29-36 e.nustrini@bassenge.com
Repräsentanzen | Representatives
Rheinland Dr. Mayme Francis Neher +49 (0)175 - 204 63 23 info@mayme-neher.de Dänemark Peter Titelbech + 45 (0)2383 - 2448 p.titelbech@bassenge.com
DIENSTAG, 11. OKTOBER 2022
WERTVOLLE BÜCHER
Vormittag 10.00 Uhr Geschichte, Geographie und Reisen Nr 1-346 12.00 Uhr Varia
Medizin Nr 401-416
Naturwissenschaften Nr 417-428
Pflanzen- und Tierbücher Nr 429-460
Haus- und Landwirtschaft, Jagd Nr 461-476
Technik und Verkehr Nr 477-491
Asiatica Nr 492-524
Gastrosophie Nr 525-529
Genealogie, Heraldik, Numismatik und Sphragistik Nr 530-539 Judaica Nr 540-545
Kultur- und Sittengeschichte Nr 546-558 Studentica Nr 559-561
Moden und Kostüme Nr 562-573
Militaria Nr 574-599
Musik, Theater und Tanz Nr 600-612
Okkulta und Masonica Nr 613-621
Politik 20 Jahrhundert Nr 622-625
Recht, Staat und Wirtschaft Nr 626-646
Sport und Spiel Nr 647-652
Buchwesen und Lexika Nr 653-662
Kunstliteratur und Kunstgewerbe Nr 663-675
Nachmittag 15.00 Uhr Handschriften, Alte Drucke, Theologie Handschriften und Einzelblätter Nr 1001-1008
Inkunabeln Nr 1009-1020
Alte Drucke vor 1600 Nr 1021-1125
Bibeln Nr 1126-1133
Theologie, Gebet- und Gesangbücher Nr 1134-1212
Architektur, Kunstaltertümer und Archäologie Nr 1213-1283 Faksimiles Nr 1284-1296
Abend 17.30 Uhr HEXE, TOD UND TEUFEL Drama Mortis in drei Akten Nr 1501-1701
MITTWOCH, 12. OKTOBER 2022 LITERATUR, SPAZIERSTÖCKE UND AUTOGRAPHEN
Vormittag 10.00 Uhr Literatur und Buchillustration Nr 2001-2123 Philosophie Nr 2124-2136
Pädagogik Nr 2137-2150
Kinder- und Jugendbücher Nr 2151-2237 Papierantiquitäten Nr 2238-2250 Spazierstöcke Nr 2251-2269
Nachmittag 14.00 Uhr Autographen Nr 2301-2576
DONNERSTAG, 13. OKTOBER 2022 MODERNE LITERATUR & KUNSTDOKUMENTATION
Vormittag 10.00 Uhr Sammlung Ernst Jünger Nr 2900-3000 Moderne Literatur A–K Nr 3201-3579
Nachmittag 14.00 Uhr Moderne Literatur L–Z Nr 3580-3866
Exlibris Nr 3867-3873
Architektur, Design, Plakate Nr 3874-3886 Russische Avantgarde Nr 3887-3895 Foto, Film Nr 3896-3954
VORBESICHTIGUNG
Dienstag, 4 Oktober bis Freitag, 7 Oktober 2022, jeweils 10 00-18 00 Uhr, Samstag, 8 Oktober, 10 00-14 00 Uhr, Montag, 10 Oktober, 10 00-16 00 Uhr, Sonntag geschlossen
Literatur und Buchillustration des 17.–19. Jahrhunderts
Literatur und Buchillustration – Philosophie – Pädagogik – Kinder- und Jugendbücher – Papierantiquitäten
Literatur und Buchillustration
2001 (Amory, Thomas). Leben Bemerkungen und Meinungen Johann Bunkels, nebst den Leben verschie dener merkwürdiger Frauenzimmer. Aus dem englän dischen übersetzt; mit hinzugefügten Bemerkungen und Meinungen. 4 Bände. Mit 15 (statt 16) Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki. 16,5 x 10 cm. Pappbände d. Z. (etwas stärker fleckig, berieben und bestoßen, etwas beschabt, seitliche Kanten mit Feuchtigkeitsschaden). Berlin, Friedrich Nicolai, 1778.
200 €
Goedeke IV/1, 15, 1. Hayn-Gotendorf IV, 65. Holzmann-Bohatta III, 419, Engelmann 215-230. Rümann 617. Katalog Wolfenbüttel 276. Raabe, Katalog Nicolai 276. – Erste deutsche Ausgabe des literarischen Kuriosums, „einer in ihrer Absonderlichkeit mit Sternes Tristram Shandy wetteifernden Geschichte“ (Becker, Katalog Nicolai). Die engli sche Originalausgabe des irischen Schriftstellers Thomas Amory (16911788) erschien 1756 bis 1766 in London unter dem Titel The life of John Buncle Esq. Mit Texten religiös-sentimentalen Charakters sowie Szenenund Lebensbeschreibungen mit autobiographischen Zügen. Von Wie land wurde der Roman im Merkur als „schales, plattes und sittenloses Machwerk“ bezeichnet. Goethes Mutter schreibt an Wieland: „Bunkel wird immer und in Ewigkeit ein abscheuliches Buch sein, Eure Recen sion ein Meisterstück bleiben und hiemit Gott befohlen“ (beides nach Hayn-Gotendorf). Die deutsche Übertragung besorgte der biographisc h nicht nachweisbare Prediger Reimarus von Spieren. – Es fehlt eine Tafel (laut Hayn-Gotendorf fehlen die Kupfer in vielen Exemplaren ganz). Etwas braunfleckig oder gebräunt, eine Tafel lose, Titel von Band III mit Feuchtigkeitsfleck, Seitenrand von Band IV mit Braunfleck durch Feuchtigkeit, das Papier dort etwas brüchig.
2002 Anakreon. Teiou meli (graece). - Poesie recate in versi Italiani da Eritisco Pilenejo. 2 Bl., 92 S., 1 w. Bl.; 1 Bl., V, 99 S. 31 x 23 cm. Pergament um 1880 (etwas fleckig und berieben) mit ornamentaler RVergoldung, 2 goldge prägten RSchildern, breiter ornamentaler Deckelbordüre, mehrfacher Deckelilete in Gold, Rot und Grün mit flora len Eckfleurons sowie Goldschnitt. Parma, Bodoni, 1793. 300 €
Schweiger I, 29. Brooks 487. De Lama II, 86, 7. – Prächtiger BodoniDruck der anakreontischen Oden im griechischen Originaltext und mit der Übertragung ins Italienische, die beiden Einzelteile wurden auch separat vertrieben und häufig - wie hier - zusammengebunden. Beide Teile mit eigenem Titelblatt. – Titel und einige Blatt etwas stockfleckig, sonst überwiegend nur im äußeren Rand und im Schnitt betroffen, vereinzelte kleine Randeinrisse, anfangs mit sehr schmalem Feuchtigkeitsrand.
Abbildung
2003 Baumgarten, Johann Christoph Friedrich. Taschenwörterbuch für diejenigen, welche sich auf eine einfache, aber deutliche Weise nicht bloß darüber beleh ren wollen: ob ein deutsches oder ein gebräuchliches Fremdwort im Genitive, Dative oder Accusative stehen müsse. VI, 309 S. Mit typographischer Falttabelle. 17 x 10,5 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Halle, Carl August Kümmel, 1832.
150 €
Seltene einzige Ausgabe des Grammatik-Handbuchs. – Etwas stock fleckig, sonst wohlerhalten.
2004 (Benkowitz, Karl Friedrich). Empfindsame Reise der Prinzessin Ananas nach Gros-Glogau. 1 Bl., 68 S. 16 x 10 cm. Halbleinen des späten 19. Jahrhunderts mit hs. Papierschildchen und goldgeprägtem RTitel. Riez bei Beeskow (d. i. Leipzig, Wilhelm Gottlob Sommer), 1798. 180 €
VD18 10615237. Holzmann-Bohatta VII, 8567. Weller, Druckorte I, 176 – Einziger Druck des seltenen Pamphlets über die Gräfin Wilhelmine von Lichtenau (1752-1820), von 1769 bis 1782 Mätresse und später bis zu seinem Tod 1797 engste Vertraute von Friedrich Wilhelm II. und einflussreiche, in Künstler- und Gelehrtenkreisen bestens vernetzte Mäzenin des preußischen Frühklassizismus. – Titel gestempelt und mit Signatur. Abbildung
2005 (Benkowitz, Karl Friedrich). Helios der Titan oder Rom und Neapel. Eine Zeitschrift aus Italien. Jahr gänge I und II (von 3). X, 326 S.; VIII, 376 S. Mit gestoche nem gefaltetetem Frontispiz und 2 typographischen Falt
tafeln. 19,5 x 12 cm. Halbleder d. Z. (etwas fleckig, berie ben, beschabt und bestoßen) mit schlichter RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Heinrich Gräff, 1802-1803.
300 €
Goedeke V, 491, 9, 13. Tresoldi 81. – Einzige Ausgabe der seltenen Zeit schrift mit topographischen Berichten von Neapel sowie den Lebens gewohnheiten in dieser Stadt. Enthält Miscellen zu Erlebnissen und Empfindungen des Verfassers, der aus gesundheitlichen Gründen drei Jahre in Süditalien verbrachte. Der aus Ülzen stammende Theologe und spätere Glogauer Kammersekretär Karl Friedrich Benkowitz (1764 1807) stürzte sich am 19. März 1807 aus dem Fenster. – Titel mit altem Namensstempel, Frontispiz mit Randeinriss. Etwas braunfleckig.
2006 Bibliothek classischer Romane und Novellen des Auslandes. 14 Bände. 17 x 10 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben, bestoßen und vereinzelt mit kleinen Einrissen an den Kapitalen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Friedrich Arnold Brockhaus, 1825-1826. 450 €
Fromm 15081. – Vorhanden sind: „Der sinnreiche Junker Don Quixo te von la Mancha“, „Der Landprediger von Wakefield“, „Gil Blas von Santillana“ und „Geschichte Tom Jones, eines Findlings“. – Titel leim schattig, stellenweise leicht stockfleckig.
2007 Brentano, Clemens. Ponce de Leon. Ein Lustspiel. XVI, 280 S. 16 x 10 cm. Pappband d. Z. (etwas berieben und bestoßen, mit Montierungsresten eines einst vorhan denen RSchildes). Göttingen, Heinrich Dieterich, 1804.
600 €
Goedeke VI, 59, 8. Mallon 13. Deneke 899. Borst 971. – Erste Aus gabe. Eine der frühesten Veröffentlichungen Brentanos, entstanden als Beitrag zu einer von Goethe gestellten Preisaufgabe. Brentano erhielt den Preis zwar nicht, Goethe schrieb ihm aber: „Unter den eingeschick ten Lustspielen zeichnet sich das hier zurückkommende durch seinen guten Humor und angenehme Lieder besonders aus“. – Stock- und braun fleckig, anfangs auch mit großem Feuchtigkeitsrand. Titel gebräunt und mit Tintenvermerk.
2008 Büchner, Georg. Sämmtliche Werke und hand schriftlicher Nachlaß. Erste kritische Gesammt-Ausgabe. Eingeleitet und herausgegeben von Karl Emil Franzos. 4 Bl., CLXXX, 472 S. Mit 2 Stahlstichtafeln. 18 x 12 cm. OLeinenband mit goldgeprägtem Deckel- und RTitel. Frankfurt, Johann David Sauerländer, 1879. 400 €
Hirschberg 71. Brieger 267. – Erste Gesamtausgabe. Enthält zahlreiche Erstdrucke, darunter den Woyzeck, ferner eine umfangreiche Biogra phie sowie zahlreiche Briefe. Der Verlag war sich der Bedeutung der Edition durchaus bewusst, wie der Vorbericht erkennen läßt: „So übergeben wir denn hiermit das, eine der genialsten Erscheinungen der deutschen Litteratur zum Erstenmal dem vollen Verständniß der Nation vermittelnde Buch vertrauensvoll der Oeffentlichkeit und dem Urtheile der Mit- und Nachwelt.“ Mit einem Portrait und einer An
sicht von Büchners Grab- und Denkstein in Zürich. – Vorderer fl. Vorsatz und Titelblatt rechts oben mit Besitzstempel, einige wenige Blatt braunfleckig. Papierbedingt gleichmäßig gebräunt, insgesamt wohlerhaltenes Exemplar.
2009 Cervantes Saavedra, Miguel de. Des berühmten Ritters, Don Quixote von Mancha, lustige und sinnreiche Geschichte. 2 Teile in 1 Band. 21 Bl., 748 S.; 3 Bl., 824 (statt 826) S. Mit 2 wiederholten Holzschnitt-Titevignet ten. 17 x 10 cm. Neuerer Pergamentband mit RSchild. Leipzig, Caspar Fritsch, 1734. 240 €
Goedeke III, 246, 1e. Palau 53.032. – Erste Ausgabe dieser frühen Übersetzung durch Georg Christian Wolf (1702-1773). – Es fehlt der Kupfertitel von Boetius, die letzten beiden fehlenden Blatt von Teil II durch Kopie ergänzt. Einige Lagen mit kleiner Wurmspur, die letzten Blatt von Teil II im Rand hinterlegt. Insgesamt etwas gebräunt und fleckig, im Rücken etwas steif eingebunden.
2010 Cervantes Saavedra, Miguel de. Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von la Mancha. Aus der Urschrift des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda von F. J. Bertuch übersetzt. Zweite Aus gabe. 6 Bände. Mit gestochenem Portrait, 6 gestochenen Titelvignetten und 29 Kupfertafeln von Daniel Chodo wiecki. 15 x 9,5 cm. Halbleinen des späten 19. Jahrhun derts (VDeckel mit Namensprägung „Günzer“) mit gol geprägtem RTitel. Leipzig, Caspar Fritsch, 1780-1781.
300 €
Goedeke IV/1, 679, 12. Engelmann 147f. und Nachtrag 95-130. Vgl. Bauer 259-263. – Zweite mit den Kupfern Chodowieckis illustrierte Ausgabe der Übersetzung Bertuchs. – Etwas braunfleckig, sonst
wohlerhalten. Innenspiegel mit montiertem Exlibris des Wiener Bibliothekars und Kunsthistorikers Heinrich Röttinger (18691952).
2011 (Combe, William). The first, second [and] third tour of Doctor Syntax in search of the picturesque, of con solation, of a wife. A poem. Third edition. 3 Bände. 1 Bl., IV S., 1 Bl., 276 S.; 4 S., 1 Bl., 277 S.; 3 Bl., 279 S. Mit 2 Kupfertiteln mit kolorierter Aquatinta-Vignette (Band II mit typographischem Titel) und 75 kolorierten AquatintaTafeln von Thomas Rowlandson. 24 x 15 cm. Leder um 1880 (Gelenke brüchig und teils restauriert, Kanten bestoßen, kaum fleckig) mit reicher RVergoldung, goldge prägtem RTitel, dreifacher Deckel- und zweifachen Steh kantenfilete, breiter Innenkantenvergoldung sowie Gold schnitt. London, R. Ackermann, 1819-(1923).
600 €
Lowndes 2564. Vgl. Tooley 427-429 und Abbey, Life, 265-67. Grego II, 247ff. Thieme-Becker XXXIX, 127f. – Dritte vollständige Buchausgab e des berühmten satirischen Werks mit den akkurat kolorierten Illustra tionen, die in ihrer frischen Farbigkeit und Detailfreude zwischen Kar i katur und Genredarstellung wechseln. Exemplar der Großoktavausgabe des in zahlreichen Auflagen erschienenen Werks (lediglich der Kupfer titel von Band I mit dem Zusatz „Eighth edition“, die typographische Titel allesamt „Third edition“), hier alle noch ohne Verfasserangabe des Schriftstellers William Combe (1797-1847). Die Bände mit den Unter titeln: I. „In search of the picturesque“; II. „In search of consolation“; III. „In search of a wife“. „The most famous of all these spirited and usually beautiful works is the joint composition of Rowlandson and Combe. This is an outstanding example of unseen and undiscussed collaborati on, culminating in lasting fame, to the author, the artist, and the pu blisher, who forestalled Chapman & Hall and Dickens and Seymour by a quater of a century“ (Sawyer-D. II, 190). – Teils stärker stockfleckig, die Tafeln kaum betroffen. Mit Exlibris von Emily O´Neill Davies. Abbildung
2016 2012 Craon, (Valentine du Cayla de). Thomas Morus oder der Heldentod für den Glauben. Eine historische Erzählung aus dem Zeitalter der Reformation in England. Von der Prinzessin von Craon. Deutsch von H. Rütjes. 1 Bl., XIII, 580 S., 2 Bl. (Anzeigen). 14,5 x 11 cm. Leinen d. Z. (etwas fleckig und berieben, Rücken ausgeblichen) mit schlichter RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Emme rich, J. L. Romen, 1848.
150 €
Nicht bei Fromm. – Seltene einzige deutsche Ausgabe. Fromm verzeich net nur ein Werk der biographisch nicht nachweisbaren französischen Schriftstellerin Valentine du Cayla de Craon, ebenfalls ein historischer Roman mit dem Titel Percy, Graf von Northumberland, in zwei Über setzungen, von denen die spätere aus dem Jahr 1854 auch von Heinrich Gisbert Rütjes (1811-1886) angefertigt und von Romen in Emmerich vertrieben wurde; die vorliegende deutsche Ausgabe des Thomus Morus ist Fromm nicht bekannt (vg. ebenda II, 6149f.). „Die Verfasserin hat die dialogische und dramatische Form der Darstellung gewählt, um die Momente der Geschichte zu verdeutlichen; man sollte meinen sie habe in die Herzen geblickt, die Gespräche belauscht, die geheimsten Acten stücke gelesen, um ein Buch zu schreiben das unterhaltend wie ein Roman, wahr und belehrend wie ein Geschichtswerk, erbauend und rührend wie ein Gebetbuch ist! Wir empfehlen es der Lesewelt recht ernstlich… Die Verfasserin hat auf jeden Fall gute Quellen studiert, und zwar mit einem Talent für historische Auffassung wie es den Frauen selten eigen ist“ (zeitgenössische Rezension aus den Blättern für literari sche Unterhaltung ). – Vereinzelte Stockflecken, am Schluss mit Feuch
tigkeitsfleck im unteren Rand. Vorsätze etwas leimschattig. Über den KVK nur ein Standortnachweis in Passau, das Exemplar der Berliner Stabi gilt als Kriegsverlust.
2013 Eichendorff, Joseph von. Die Wiederherstellung des Schlosses der deutschen Ordensritter zu Marienburg. 1 Bl., 153 S. Mit mehrfach gefaltetem gestoch. Grundriss. 20 x 12,5 cm. Marmorierter Halbleinenband d. Z. (etwas berieben und bestoßen). Berlin, Alexander Duncker, 1844. 250 €
Goedeke VIII, 192, 39. – Erste Ausgabe. Im Jahre 1844 schied Eichen dorff nach schwerer Erkrankung aus dem Staatsdienst aus, das vorlie gende Werk wird als seine Abschiedsschrift angesehen. Die ursprüng liche Königsberger Verlagsadresse wurde von Duncker überklebt. –Exemplar mit deutlichem Feuchtigkeitsrand.
2014 (Eichrodt, Ludwig). Schneiderbüchlein. Humo ristische Schneider-Lieder alter und neuer Zeit. Neue Ausgabe. 1 Bl., 159 S. Mit zahlreichen Holzschnittillu strationen. 14,5 x 10,5 cm. Illustrierter OHalbleinenband (etwas stärker fleckig und berieben, Deckelbezug mit Schabspuren). Schwäbisch Hall, Carl Schober, (um 1880). 150 €
Vgl. Kosch IV, 15. – Bibliographisch nicht nachweisbare Titelauflage der zuerst 1853 in Stuttgart bei Scheitlin erschienenen Ausgabe der illustrierten Sammlung von 57 gereimten Spottliedern auf die Schnei derzunft, den Druckbogen wurde lediglich ein neues Titelblatt vorge schaltet. – Titel papierbedingt gebräunt, sonst nur etwas stockfleckig und wohlerhalten. Kein Nachweis über den KVK.
Bänkelgesang
2015 Elise, die racheübende 18jährige Tochter des reichen Kaufmanns Florte, grausame Mörderin ihrer Familie und Selbstmörderin. Geschehen in der Nacht vom 8. Dezember 1872. Herausgegeben von Friedrich Fischer. 8 S. Gefalzter Bogen ohne Einband. 19 x 12 cm. Schmie deberg, C. Schulze und Compagnier, (1872).
120 €
Seltener Bänkelgesang. Herzzerreißende Schilderung eines Familien mordes durch eine gutbetuchte Tochter aus reichem Bremer Kaufmanns haus, der eine Liebesheirat verweigert wird. Das Schlussblatt mit einem Moritat. – Etwas fleckig und schwach knickspurig. Kein Standortnac h weis über den KVK.
2016 Feuerbach, Anselm von. Kaspar Hauser. Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen. 1 w. Bl., 3 Bl., 151 S. Mit lithographischem Portrait. 20 x 12 cm. Späterer HLederband d. Z. mit goldgeprägtem RTitel. Ans bach, J. M. Dollfuß, 1832.
300 €
Goedeke VI, 231, 24. Peitler-L. 49. Borst 1655. – Seltene erste Ausgabe der berühmten Schrift. – Wohlerhalten. Abbildung
2017 Fontane, Theodor. Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864. VII, 374 S., 1 Bl. Mit 9 lithographi schen Karten, 4 ganzseitigen Holzschnitt-Portraits auf gewalztem China und 56 Textholzschnitten nach Ludwig Burger. 23 x 16 cm. Pappband d. Z. (stark berieben, be schabt und bestoßen, mit mehreren Papierschildchen). Berlin, Decker, 1866.
150 €
Schobeß 199. – Erste Ausgabe des ersten der drei Kriegsberichte Fonta nes, in die er sehr viel Arbeit investierte, in der steten und stets vergeb lichen Hoffnung auf eine Anstellung oder wenigstens Anerkennung durch die preußische Regierung. – Papierbedingt gebräunt, letzte Blatt mit schwachen Quetschfalten. Mehrfach gestempeltes Exemplar der „Bibl. d. K. Kriegsschule zu Potsdam“, auch mit entsprechenden Tinten signaturen.
2018 Fontane, Theodor. Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. 4 Bl., 350 S., 1 Bl. 18,5 x 12 cm. Halbleder d. Z. (berieben, Gelenke angeplatzt) mit RSchild. Berlin, Julius Springer, 1860.
150 €
Schobeß 185. Borst 2754. – Erste Ausgabe seines Berichts von einer Schottland-Reise, die Fontane gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Bernhard von Lepel unternahm. Diesem, „seinem lieben Freunde und Reisegefährten“, ist das Buch und das in herzlichem Ton gehaltene Vorwort gewidmet. Noch ist von der Entfremdung nichts zu spüren, die zwei Jahrzehnte später einen Grad erreichte, der Fontane in dem Freund nur noch einen kraftlosen, bemitleidenswerten Versager sehen ließ. – Titel mt gelöschtem Stempel, Vorsätze leimschattig. Schwach gebräunt und vereinzelte Flecken.
2019 Forster, Georg. Briefwechsel. Nebst einigen Nachrichten von seinem Leben. Herausgegeben von Th(erese) H(uber), geb. H(eyne). 2 Bände. XXII, 873 S.; XII, 830 S. 21 x 12,5 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben) mit RVergoldung und 2 goldgeprägten farbigen RSchildern. Leipzig, Friedrich Arnold Brockhaus, 1829.
450 €
Goedeke VI, 244f. Fiedler 299. – Erste Ausgabe. Enthält den Brief wechsel der wichtigen Jahre 1778 bis 1794 mit seinem Vater, Lichten berg, Jacobi, Heyne, Johannes von Müller und Wilhelm von Humboldt sowie mit seiner Grau Therese Huber. – Sehr schönes und sauberes, breitrandiges Exemplar. Fl. Vorsatz mit montiertem modernem Exlibris. Abbildung
2020 Ganghofer, Ludwig. - Auerbach, Berthold. Sam melband mit 3 illustrierten Kalendern. 16,5 x 11,5 cm. Halbleinen d. Z. (stärker berieben, etwas angestaubt, bestoßen). Verschiedene Orte und Verlage, (1858-1861).
90 €
I. Deutscher Familienkalender auf das Jahr 1858. Stuttgart und Augs burg, Johann Georg Cotta, (1858). - II. Deutscher Volks-Kalender auf das Jahr 1860. Leipzig, Ernst Keil, (1860). - III. Dasselbe auf das Jahr 1861. Ebenda (1861). – Block etwas verschoben. Stärker braun- und
stockfleckiges Exemplar aus der Bibliothek des bayrischen Heimat dichters Ludwig Ganghofer (1855-1920), mit dessen von Franz Stuck gestaltetem Exlibris auf dem Innenpiegel. Abbildung Seite 10
2021 Gellert, C(hristian) F(ürchtegott). Sämmtliche Schriften. Neue verbesserte Auflage. 10 Teile in 4 Bän den. Mit 10 gestochenen Frontispices und 10 gestoche nen Titelvignetten. 17,5 x 10 cm. Leder d. Z. (berieben, Kapitale bestoßen) mit reicher floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, M. G. Weidmanns Er ben und Reich sowie Caspar Fritsch, 1775.
200 €
Goedeke IV/1, 78, 23. – Zweiter Druck der Werkausgabe. – Etwas fle k kig und leimschattig, sonst wohlerhalten. Mit montiertem Exlibris.
2022 Gesellenfahrten, das ist: anmuthige und curiose Historia von fünf wackeren Handwerksburschen, so des lieben deutschen Vaterlandes Gauen gar treulich mitsam men durchzogen, und was des Ebentheuerlichen sich wei ter mit ihnen begeben. In Reime gebracht und zu Nutz und Frommen des wackeren deutschen Handwerkerstan des ediret und ans Licht gestellt von einem Leipziger
2020
Studioso. Dritte unveränderte Auflage. 48 S.. 21 x 13 cm. Geheftet (etwas fleckig und gebräunt, Titel mit kl. Rand einriss; ohne Einband). Schleusingen, Conrad Glaser, 1849. 90 €
Hayn-Gotendorf II, 594 („Vergriffen und selten!“). – Dritte Auflage des Liederbuchs mit zahlreichen humorvollen Dialogen, Sagen und Geschichten Enthält u. a. in Kapitel 11: „Wie die 5 guten Gesellen nach Leipzig kamen und allda hart mit den Studiosi zusammentrafen“ und in Kapitel 12 „Wie die guten Gesellen am End in Dresden anlangten und allda blieben“. – Titel und Schlussblatt etwas fleckig und ge bräunt.
2023 (Goethe, Johann Wolfgang von). Bey Allerhöch ster Anwesenheit Ihro Majestät der Kaiserin Mutter Maria Feodorowna in Weimar Maskenzug. 80 S. 21,5 x 13 cm. Neuerer marmorierter Halbleinenband (sandfarbene OBroschur mit dem Umschlagtitel „Festgedichte Weimar 18ter December 1818.“ eingebunden, diese hinterlegt) mit goldgeprägtem RSchild. Stuttgart, Johann Georg Cotta, 1819.
180 €
Goedeke IV/3, 491, 107. Hagen 405. Hirzel A 356. Kippenberg I, 678. Speck 2222/23. – Erste vollständige im Handel erschienene und in verschiedenfarbigen Broschuren ausgelieferte Ausgabe, mit dem Druck
vermerk „Stuttgard, in der Cottaischen Buchhandlung. 1819.“ Zusätz lich erschien auch ein nicht für den Handel bestimmter Druck mit der Jahreszahl „1818“ auf dem Titel und ohne Orts- und Verlagsanzeige. Enthält ‚Vorläufige Anzeige‘, Text und Personenverzeichnis des am 18. Dezember 1818 zu Ehren der Kaiserin von Russland aufgeführten Maskenzugs, an dem der ganze Weimarer Hof mitwirkte: Goethe gab den Mephistopheles, Mutter und Tochter Schopenhauer die Marthe und die Tragödie, Riemer den Staufacher, Christiane Vulpius eine Zigeunerin, Schiller den Götz von Berlichingen usw. Goethes Festge dicht bildet „die Quintessenz der deutschen Klassik ... Mit diesem Beitrag hatte Goethe das Letzte gegeben, was die Zusammenkunft eines auf gleicher sozialer und kultureller Höhe stehenden Kreises zum wahren Fest steigern konnte. Nie wieder hat er Maskenzüge für die Gesellschaft seiner Zeit geschrieben“ (v. Maltzahn). – Schönes und wohlerhaltenes Exemplar.
2024 Goethe, Johann Wolfgang von. Erklärung der zu Goethe‘s Farbenlehre gehörigen Tafeln. - Anzeige und Übersicht des Goethischen Werkes Werkes zur Farben lehre. 24 S.; 12 S. Mit 17 (nummeriert I-XVI und IIa; davon 12 koloriert). 25 x 20,5 cm. OBroschur (fleckig und berie ben, restauriert). (Tübingen, Cotta, 1820).
900 €
Goedeke IV/3, 583, 45. Kippenberg I, 389. Hirzel A 288. Hagen 347d – Erste Ausgabe. Der seltene, oft fehlende Tafelband zu Goethes umfang reichstem naturwissenschaftlichen Werk, hier in einem Exemplar der etwas späteren Auflage (um 1820) mit den Tafeln von gleicher Größe und ohne die kleinen handschriftlichen Korrekturen auf den Tafeln VII, XIV und XV. – Etwas fingerfleckig, die ersten Textblatt mit ange stüc kter Ecke. Abbildung
2025 Goethe, Johann Wolfgang von. Faust. Eine Tra gödie. Erster Theil [und:] Zweyter Theil in fünf Acten. (Vollendet im Sommer 1831). 2 Bände. 1 Bl., 247 S.; 1 Bl., 344 S. 14 x 9 cm. Moderner Lederband mit goldgepräg tem RTitel. Stuttgart und Tübingen, Johann Georg Cotta, 1833.
750 €
Goedeke IV/3, 614, 4, 3. Hagen 481. – Erster Einzeldruck des vollende ten Werks, der Teil II in einem Exemplar des Doppeldrucks D1 alpha mit den bei Hagen 480 angegebenen Merkmalen. – Etwas gebräunt und braun- oder stockfleckig.
2026 Goethe, Johann Wolfgang von. Die Leiden des jungen Werthers. Japanisch von Dr. Ono. 1 Bl., II, 527, 34 S., 1 Bl. 16,5 x 9 cm. Flexibler OLeinenband (etwas fleckig und berieben) mit montierter Deckelillustration. Tokio, Bunbudo, 1920.
180 €
Seltener Druck mit Deutsch-Japanischem Paralleltext. – Geringe Flecken, fl. Vorsatz mit privater Geschenkwidmung von 1926. Über den KVK kein bibliothekarischer Standortnachweis dieser Überset zung in einer deutschen Bibliothek. Abbildung
2027 Goethe, J. W. v. Carus, C(arl) G(ustav). Neun Briefe über Landschaftsmalerei, geschrieben in den Jah ren 1815-1824. Zuvor ein Brief von Goethe als Einleitung. 208 S. 18 x 11 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (berie ben und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Gerhard Fleischer, 1831.
300 €
Goedeke IV/2, 492, 197b. Kippenberg 645. Prause (Carus) 45-51. Zaunick 24. NDB III, 162f. – Erste Ausgabe dieser „feinsinnigen kunst geschichtlichen Betrachtungen“ (NDB). „Die Bedeutung dieser Briefe für die Landschaftsmalerei der Romantik ist immer betont worden... Er setzte sich damit ein Denkmal, das immer wieder die Aufmerksam keit der Nachwelt erregte und ihm auch als Maler Beachtung finden ließ“ (Prause). – Anfangs und am Schluss etwas stockfleckig.
2028 Gotter, Friedrich Wilhelm. Gedichte. 2 Bände. XII, 468 S.; XXII S., 1 Bl., 518 S., 1 Bl. Mit 2 gestoch. TVignetten und 2 Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki. 18 x 11 cm.
Pappbände d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit goldgepr. RSchild. Gotha, Carl Wilhelm Ettinger, 17871788.
200 €
Goedeke IV/1, 660, 31. Engelmann 581 und 590-592. – Erste Ausgabe. Friedrich Wilhelm Gotter (1746-1797) war mit Goethe 1772 in Wetzlar bekannt geworden und wurde dessen bevorzugter Freund unter den Tischgenossen der Wetzlarer Rittertafel, einem geselligen Stammtisch, deren Mitglieder Goethe den ritterlichen Beinamen Götz von Berli chingen, den Redlichen gaben. Enthält in Band I Gedichte der Jahre 1769 bis 1787 und in Band II die vier Dramen Elektra, Merope, Alzire und Medea. – Die beiden Blatt „Inhalt“ in Band I verbunden, Vortitel von Band I mit altem Namenszug, nur vereinzelte geringe Flecken. Insgesamt sauberes Exemplar.
2029 Grimm, (Jacob und Wilhelm). Der Fundevogel ein Märlein (Umschlagtitel). 14 S. Mit 14 lithographischen Illustrationen (inkl. Umschlag) von K. Leopold Völlinger. 18,5 x 11,5 cm. Späterer Pappband (OBroschur eingebun den) mit montiertem Deckelschild aus Leder. München, Christian Kaiser, o. J. (1845). 90 €
Wegehaupt I, 833. Rümann 1655. Seebaß 778. – Erste Ausgabe. Mit reizenden Illustrationen, die Rümann noch Pocci zuschreibt, von Hobrecker aber Völlinger zugewiesen werden, was wohl aus dem Monogramm „KLV“ auf S. 5 hervorgeht. – Leicht gebräunt, sonst wohlerhaltenes Exemplar. 2024
2030 (Grolmann, F. L. A.) Freyherrn von Knigge Weltund Menschenkenntniß. Ein Pendant zu dem Buche Um gang mit Menschen. 1 Bl., 114 (recte: 214) S. 18 x 10,5 cm. Moderner marmorierter Pappband. O. O., „Auf Kosten des Verfassers“, 1796.
180 €
VD18 11132671. Goedeke IV/1, 616, 14. Knigge 88,15. Wolfstieg 42817. Holzmann-Bohatta IV, 12129. – Erste Ausgabe der scharfen Kritik an Knigges Schrift Auszug eines Briefes die Illuminaten betreffend aus dem Jahr 1794. Ludwig Adolf Christian von Grolmann (1741-1809) war zunächst Meister der Loge in Gießen, trat nach Auflösung der Loge den Illuminaten bei und wurde schließlich deren entschiedener Gegner. Im selben Jahr erschienen auch zwei Raubdrucke. – Titel gestempelt und mit kleinem Loch. Insgesamt etwas braunfleckig und mit Anstrei chungen in Bleistift.
Abbildung
2031 (Grolmann, F. L. A.) Freyherrn von Knigge Weltund Menschenkenntniß. Ein Pendant zu dem Buche Umgang mit Menschen. 1 Bl., 214 S. 16 x 10 cm. Pappband d. Z. (berieben, beschabt und bestoßen). O. O., „Auf Kosten des Verfassers“, 1796.
Vgl. VD18 11132671. Goedeke IV/1, 616, 14. Knigge 88, 15. Wolfstieg 42817. Holzmann-Bohatta IV, 12129. – Erste Ausgabe der scharfen Kritik an Knigges Schrift Auszug eines Briefes die Illuminaten betreffend aus dem Jahr 1794, hier in einem bibliographisch vom VD 18 und in der Knigge Personalbibliographie nicht erfassten Druckvariante in Antiqua und ohne den Paginierungsfehler auf der letzten Seite (114 statt 214). Ludwig Adolf Christian von Grolmann (1741-1809) war zunächst Meister der Loge in Gießen, trat nach Auflösung der Loge den Illuminaten bei und wurde schließlich deren entschiedener Gegner. – Gebräunt und braunfleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung
2032 Grotefend, G(eorg) F(riedrich). Rudimenta linguae Umbricae ex inscriptionibus antiquis enodata. 8 Teile in 1 Band (alles Erschienene). 24,5 x 21 cm. Halb leder d. Z. (berieben und etwas beschabt) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Hannover, Hahn, 1835-1839. €
ADB IX, 763f. – Erste Ausgabe der linguistischen Abhandlung des Orien talisten Georg Friedrich Grotefend (1775-1853) über die Ursprünge des Umbrischen. – Stellenweise schwach gebräunt, etwas leimschattig, sons t wohlerhalten. Ausgeschiedenes Dublettenexemplar der „Wismarschen Schulbibliothek“, mit entsprechenden Stempeln auf dem Titel recto. 2030
2033 Gundlingiana, darinnen allerhand zur Jurispru dentz, Philosophie, Historie, Critic, Litteratur und übri gen Gelehrsamkeit gehörige Sachen abgehandelt werden. 25 (statt 45) Teile in 4 Bänden. 16,5 x 10 cm. Pergament d. Z. mit RSchild. Halle, Renger, 1715-1727.
300 €
VD18 9029257X. Faber du Faur 1568. ADB X, 129. Diesch 43. Kirch ner 39. – Umfangreiche Reihe der frühaufklärerischen Gelehrtenzeit schrift, die für die Jahre 1715 bis 1732 in insgesamt 45 Stücken erschien, benannt nach ihrem Herausgeber und Hauptbeiträger Nicolaus Hiero nymus Gundling (1671-1729). Gundling wirkte als Professor für Philo sophie, Rhetorik, Natur- und Völkerrecht in Halle und war u. a. „Hof narr“ im Tabakskollegium Friedrich Wilhelms I.: „Mit staunenswerter Gelehrsamkeit verband Gundling die Kunst gewandter und ansprechen der Darstellung, Witz, Erfindung und treffendes Urtheil ... Unermüd lich war er in der Publication von Abhandlungen, die theils einzeln, theils in fortlaufenden Sammlungen erschienen: ‚Otia‘, 1706, 1707. ‚Observa tiones selectae‘, 1707. ‚Gundlingiana‘ von 1715 bis zu seinem Tode in 44 Stücken, denen 1732 das 45. aus seinem handschriftlichen Nachlaß hinzugefügt wurde. Bezeichnend aber sagt der Herausgeber, daß sich in diesem sonst Nichts vorgefunden habe: ‚denn sein munterer Geist schien ihm nicht zuzulassen, im Vorrath Etwas anzufertigen‘. ‚Noch nie‘, sagt ein anderer Zeitgenosse, ‚hat ein ernsthafter Witz und eine gründ liche Gelehrsamkeit sich besser mit einem lustigen und aufgeweckten Kopf vertragen; ihm lacht die Freude, der Verstand und ein jovialisches Wesen aus den Augen‘, und seine zahlreiche Zuhörerschaft war der Meinung, oft dann am meisten zu lernen, wenn er die Vorbereitung zum Colleg versäumt hatte und nach Laune und Einfällen den reichen Schatz seines Wissens auskramte“ (ADB). – Etwas gebräunt oder braunfleckig, sonst wohlerhalten.
2034 Heine, Heinrich. Cervantes de Saavedra, M. Der sinnreiche Junker Don Quixote von La Mancha. Aus dem Spanischen übersetzt. Mit dem Leben von Miguel Cervantes nach Viardot und einer Einleitung von Heinric h Heine. 2 Bände. 3 Bl., LXVI, 1 Bl., 734 S.; 2 Bl., 870 S. Mit Holzstichtitel, 2 Holzstich-Frontispices und zahlreichen Holzstichillustrationen im Text. 24,5 x 16,5 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Stuttgart, Verlag der Classiker, 1837-1838.
120 €
Goedeke VIII, 558, 56. Meyer 51. Wilhelm-Galley I, 587. Vgl. Vicaire II, 155. – Geschätzte Ausgabe, „weil ihr Heinrich Heines wundervolle ‚Nachricht über das Leben und die Schriften des Verfassers‘ vorangeht“ (Rümann 129). – Stellenweise schwach gebräuntes, dekorativ gebunde nes Exemplar aus dem Klassikerverlag.
2035 (Hempel, Friedrich Ferdinand). Nachtgedanken über das A-B-C-Buch von Spiritus Asper (Pseudonym), für alle, welche buchstabiren können. 2 Bände. 9 Bl., XVIII S., 400 S.; VI, 314 S. Mit 6 Holzschnitttafeln nach Johann Wilhelm Meil. 17 x 10,5 cm. Spätere Halbleinenbände (berieben) mit 2 (teils lädierten) früheren RSchildern. Leip zig, Heinrich Gräff, 1809. 200 €
2036 Hennings, Wilhelm (Hrsg.). Deutscher EhrenTempel. Bearbeitet von einer Gesellschaft Gelehrten und herausgegeben von W. Hennings. 10 (statt 13) Bände. Mit 2035
Hayn-Gotendorf I, 126. Rümann 1426. – Einzige Ausgabe. „Oft freies und derbes satyrisches Humoristicum mit vielen Anspielungen auf die damaligen litterarischen und politischen Zustände“ (H.-G.). Der aus Treben bei Altenburg stammende Hofadvokat Hempel (1778-1836) lebte in Odessa und Pest, wo er auch verstarb. Er publizierte unter den Pseudonymen Spiritus Asper, Peregrinus Syntax, Simplicissimus, Nesto rius, Cebes etc., u. a. erschienen von ihm Aphorismen über den Kuß (1810) sowie Politische Stachelnüsse, gereift 1813. – Etwas stock- und braun fleckig, stellenweise gebräunt, Titel von Band I mit hs. Ergänzung des Verfassernamens. Sonst wohlerhalten. Abbildung
2040
55 (statt 78) Portrait-Kupfern von Ferdinand Müller, Ros maesler u. a. nach F. Jagemann, L. Seidler, F. Rehberg, A. Graff, J. F. Bause u. a. 25,5 x 20,5 bzw. 25,5 x 23 cm. Struk turgeprägte grüne Halblederbände d. Z. (etwas berieben und bestoßen, Rücken mit deutlichen Schabspuren) mit goldgeprägtem RTitel. Gotha, o. Dr., 1821-1831. 600 €
Graesse III, 240. – Einzige Ausgabe des vorzüglich bearbeiteten biogra phischen Sammelwerks durch den Gothaer Buchhändler Wilhelm Hennings (1771-1838). Vorhanden sind die Bände I bis III und V bis XI. Von hohem Wert sind die schönen großformatigen Portraits von Schriftstellern, Gelehrten, Künstlern und Staatsmännern, vorwiegend aus der Zeit der deutschen Klassik. Für viele der Dargestellten gilt das hier vorliegende Portrait als das heute maßgebliche Bildnis. – Wohler haltenes, nur vereinzelt etwas stockfleckiges Exemplar aus dem Besitz der Fürstin von Thurn und Taxis, die auf dem siebenseitigen Verzeich nis der Beförderer des Werks in Band I namentlich genannt wird. Mit entsprechendem gestochenem Wappenexlibris auf dem Innenspiegel. Großzügiger Druck auf festem Vélin.
2037 Herder, Johann Gottfried. Der Cid. Nach spani schen Romanzen besungen. Mit Handzeichnungen von Eugen Neureuther. 3 Bl., 238 S. Mit Holzschnitttitel und zahlreichen Textholzschnitten von Eugen Neureuther. 24,5 x 17 cm. Halbleder d. Z. (leicht berieben) mit goldge prägtem RSchild. Stuttgart und Tübingen, Joihann Georg Cotta, 1838.
120 €
Goedeke IV, 1, 735, 115. – Das berühmte spanische Heldenepos mit den populären Illustrationen Neureuthers. – Sehr schön erhaltenes, dekorativ gebundenes Exemplar.
2038 (Hinze, Heimbert Johann). Anweisung Bitt schriften und Vorstellungen zweckmäßig abzufassen. 110 S., 1 Bl. 17 x 10,5 cm. Moderner Halbleinenband. Gotha, Carl Wilhelm Ettinger, 1797.
120 €
VD18 10725830. – Einzige Ausgabe des seltenen Briefstellers. – Stär ker fleckig, am Schluss mit sehr unschönem Braunfleck.
2039 (Hippel, Theodor Gottlieb von). Über die Ehe. Dritte viel vermehrte Auflage. VIII, 426 S. Mit Kupfer titel mit Vignette (in Pag.) und Titelkupfer von Bolt nach Chodowiecki. 13,5 x 9 cm. Neuerer Pappband (etwas bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Berlin, Voss, 1793.
180 €
Goedeke IV/1 ,687, 9. Schulte-Strathaus S. 25, 14d. NDB IX, 202f. Hayn-Gotendorf III, 270. – Gegenüber der Erstausgabe von 1774 umfangreich erweitert. Hippel, erfolgreicher Geschäftsmann und Bürger meister von Königsberg, bemühte sich um die Verbreitung aufkläreri schen Gedankenguts und war einer der ersten Verfechter der Frauen emanzipation. „Das Merckwürdigste dabei ist, daß Hippel, der durch Ernst und Witz in den ersten Ausgaben dem Mann das Regiment im Hause gesichert hatte, nun der Frau die vollkommene Mitherrschaft zuspricht, ja die Weiber zu Staatsmännern zugezogen verlangt“ (Jördens II, 408). – Etwas fleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung
2040 (Hoffmann, Heinrich). Der Badeort Salzloch, seine Jod- Brom-, Eisen- und salzhaltigen Schwefelquellen und die tanninsauren animalischen Luftbäder, nebst einer Apologie des Hasardspiels. Dargestellt von Dr. Polykarpus Gastfenger (Pseud.). VIII, 144 S. Mit Textholzschnitt. 16,5 x 10,5 cm. Halbleinen d. Z. mit goldgepr. RTitel. Frankfurt, Rütten & Loening, 1860.
450 €
Borst 2758. NDB IX, 424. – Erste Ausgabe der Satire auf die Auswüchse, Unarten und Scharlatanerien des deutschen Badewesens, verfasst von dem berühmten Frankfurter Arzt, Psychiater, Kinderbuchautor („Struw welpeter“) und Parlamentarier Heinrich Hoffmann (1809-1894). – Titel blatt mit kleinem Besitzstempel, fl. Vorsatz mit Namensschild eines Dr. Bernhard Roth, der auf einem beiliegenden Zettel vermerkte: „Sehr witzige Schrift eines Mediziners. 1 Illustration auf S. 69. Völlig verges sen und selten. Erworben 1942. B.R.“. Abbildung
Einigkeit und Recht und Freiheit
2041 Hoffmann von Fallersleben, (August Heinrich). Lied der Deutschen. Melodie nach Joseph Haydn‘s: „Gott erhalte Franz den Kaiser, Unsern guten Kaiser Franz!“ Arrangirt für die Singstimme mit Begleitung des Piano forte oder der Guitarre. Gefalztes Doppelblatt. 27 x 17,5 cm. Hamburg, Hoffmann und Campe bzw. Stutt gart, Paul Neff, 1. September 1841.
1.200 €
Goedeke XIII, 364, 38. – Erste Ausgabe der bedeutenden Flugschrift. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) dichtete den Text des Deutschlandliedes am 26. August 1841 während eines Besuchs auf Helgoland, bereits am 1. September wurde es von Campe in Ham burg gedruckt und am 5. Oktober auf dem Jungfernstieg, der Flanier meile an der Binnenalster, erstmals öffentlich gesungen. 1922 erklärte Reichspräsident Ebert das Lied zur deutschen Nationalhymne, 1952 verfügte Bundespräsident Heuss, dass künftig die 3. Strophe als Natio nalhymne gesungen werden soll. Das Faltblatt enthält auf Seite 1 den Titel, Seite 2 ist weiß, Seite 3 „Das Lied der Deutschen“ mit Noten und
dem Text der ersten Strophe, Seite 4 das Ende mit Noten und darunter die Strophen 2 und 3. – Stock- und braunfleckig, sonst wohlerhalten und ohne die sonst für Flugblätter typischen Randläsuren. Abbildung
2042 Holberg, (Ludvig). Peter Paars ein comisches Heldengedicht aus dem Dänischen des Herrn Barons von Holberg ins Deutsche übersetzt von J. A. S. K. D. C. 33 Bl., 420 S. Mit gestochenem Frontispiz, gestoch. Titelvignette und 14 Kupfertafeln. 17 x 10,5 cm. Leder d. Z. (Rücken berieben, Kapitale etwas bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig und Kopenhagen, Franz Christian Mumme, 1750.
150 €
VD18 11402008. Faber du Faur 1817. Jantz 1390. Rümann 452 (nur 13 Tafeln). Vgl. Goed. III 339, 30, 3. – Erste deutsche Ausgabe des „einzigen klassischen Epos der dänischen Literatur“ (Kindler), erstmals 1719 erschienen. „Höchst abenteuerlich ausgeschmückte Reise eines Krämers“ (Hayn-Gotendorf III, 332). Die 1719/20 in Kopenhagen erschienene Erstausgabe entfachte einen Sturm der Entrüstung, da dem König das Werk jedoch gefiel, blieb Holberg unbehelligt. Die Übertragung aus dem Däni schen besorgte Johann Adolph Scheible (1708-1776). Ein zweiter Druck erschien ebenda 1764. – Etwas fleckig, Titelvignette mit Tintenfleck.
Literatur und Buchillustration
2043 Humboldt, Wilhelm von. Sonette. XXII S., 1 Bl., 352 S. Mit gestochenem Portrait. 14 x 9,5 cm. Blindgepr. OLeinenband mit VDeckel- und RVergoldung sowie Gold schnitt. Berlin, Reimer, 1853.
180 €
Borst 2504. Löwenberg 386. – Erste Ausgabe. Mit einem Vorwort von Alexander von Humboldt. – Fl. Vorsatz verso mit Widmung. Insge samt sehr schönes Exemplar.
2044 Hundt-Radowsky, Hartwig. Der Schweizerspie gel, ein Angebinde für Schweizer und Nicht-Schweizer, für Regenten und Völker, für Geistliche, Pfaffen und Laien VI, 336 S. 16,5 x 10,5 cm. Halbleder d. Z. (gering berie ben) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Stutt gart, E. Schweizerbart, 1831.
150 €
Goedeke X, 10, 4, 22. Barth I, 5966. – Erste Ausgabe. Der ehemalige Hofgerichtsadvokat Hartwig Hund-Radowsky (1780-1835) veröffent lichte nach der Julirevolution mehrere äußerst radikale und auch anti semitische Schriften. – Vereinzelt etwas fleckig, sonst wohlerhalten und dekorativ gebunden.
Ein Buch wie aus dem Schweinestall
2045 Hundt Radowsky, Hartwig. Truthähnchen. Ein satyrisch-komischer Roman. 1 Bl., 195 S. Mit gestochenem Frontispiz und gestochener kolorierter Titelvignette. 17 x 9,5 cm. Moderner Halblederband mit goldgepr. RTitel. Merseburg, Ernst Klein, 1820.
300 €
Einzige Ausgabe des antijüdischen Romans, der wegen der darin ent haltenen persönlichen Beleidigungen von den preußischen Behörden konfisziert wurde. Ludwig Börne urteilte, das Buch sei „anfänglich leid lich unsauber [...] zuletzt ein wahrer Schweinestall“ (Fasel 2010, S. 150). Der erfolglose Advokat Hartwig von Hundt-Radowsky (1780-1835) verließ 1813 seine Familie in Parchim und führte eine prekäre Existen z als freier Schriftsteller in Berlin. Nach seinem vorliegenden Roman erschienen noch weitere, teils mehrbändige Pamphlete, in denen er sein radikal judenfeindliches Welterklärungsmodell ausbreitete und die ihn zum Vordenker des eliminatorischen Antisemitismus machten. Er starb am 15. August 1835 in Burgdorf einen Tod in Einsamkeit und geistiger Verwirrung, alkoholkrank und auf Almosen seiner Mitmen schen angewiesen. – Etwas braun- und fingerfleckig, einige Blatt mit Knickspuren, Frontispiz verso mit verblasstem Stemepl. - Selten. Abbildung
2046 Illustrationsfolgen. - Konvolut von 4 Werken in OEinbänden. Quarto und Folio. Verschiedene Orte und Verlage. 1835(-1880).
150 €
J. Schuster. Kurze biblische Geschichte. Mit 40 großen Darstellungen der wichtigsten Begebenheiten des Alten und Neuen Testaments. 12 S., 1 Bl. Mit 40 kolorierten Holzschnitttafeln. 40,5 x 44 cm. OHalbleinenMappe (stark fleckig und berieben). Freiburg, Herder, (um 1865).Textteil stärker lädiert, mit Quetschfalten und Randläsuren, der Tafel teil jedoch nicht betroffen. Komplett aus der Bindung gelöst. - Moritz Retzsch. Umrisse zu Shakespeare‘s dramatischen Werken. Fünfte Auf lage. 3 Bl. Mit 16 Tafeln und dazugehörigem Textblatt. 24,5 x 33 cm. OHalbleinen (Gebrauchsspuren). Basel, Ferdinand Riehm, (um 1880). - III. Adelheid von Stolterfoth. The Rhenish Mistrel. 2 Bl., 19 S., 1 Bl., 65 S. Mit 21 lithographischen Tafeln nach A. Rethel. 21 x 26 cm. OPapp band (Gebrauchsspuren). Frankfurt, Charles Jugel, 1835. - Stärker stock fleckig. - IV. Friedrich Preller. Italienisches Landschaftsbuch. Mit 10 Holzschnitt-Tafeln nach Originalzeichnungen von Friedrich Preller. 30 x 41 cm. Illustrierter OLeinenband (fleckig und berieben). Leipzig, Alphons Dürr, (1878). - Fünf Beigaben.
2047 Jacobi, Johann Georg. Sämmtliche Werke. 7 Bände. Mit gestochenem Portrait. 19,5 x 11 cm. Kalbs leder d. Z. (schwach bestoßen, Kapitale von Band V sorg sam restauriert) mit reicher RVergoldung, goldgeprägtem rotem RSchild, Deckelbordüre sowie Goldschnitt. Zürich, Orell Füßli, 1807-1813.
Goedeke IV/1, 671, 56. – Zweite Gesamtausgabe, erst 1822 erschien noch ein hier nicht vorhandener Schlussband mit der Biographie von J. A. Ittner. – Vereinzelte schwache Stockflecken. Schönes und wohl erhaltenes Exemplar im dekorativen Ganzlederband. Abbildung
2048 Jean Paul. Ausgewählte Werke. Zweite Ausgabe. 16 Teile in 7 Bänden. 15 x 11 cm. Halbleinen d. Z. (etwas berieben, Rücken ausgeblichen) mit schlichter RVergol dung und goldgeprägtem RTitel. Berlin, Georg Reimer, 1865.
120 €
Berend 173b. – Zweite Ausgabe der zuerst 1847 bis 1849 erschienenen Sammlung. Der letzte Band mit der Lebensbeschreibung Jean Pauls. –Stock- oder braunfleckig, Titel mit Eignerschildchen.
2049 Jean Paul. Konvolut von 3 Erstausgaben. Oktavo. Verschiedene Einbände. Verschiedene Orte und Verlage. 1805-1825.
180 €
I. Freiheits Büchlein; oder dessen verbotene Zueignung an den regie renden Herzog August von Sachsen-Gotha; dessen Briefwechsel mit ihm; - und die Abhandlung über die Preßfreiheit. 138 S. Neuerer Papp band. Tübingen, Johann Georg Cotta, 1805. - Berend 19. - Erste Ausgabe. - Unbeschnitten und stockfleckig. - II. Kleine Bücherschau. Gesam melte Vorreden und Rezensionen, nebst einer kleinen Nachschule zur ästhetischen Vorschule. 2 Teile in 1 Band. X S., 1 Bl., 244 S.; VI, 218 S. 15,5 x 9 cm. Halbleder d. Z. (Ecken bestoßen, schwach berieben) mit reicher RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Breslau, Josef Max, 1825. - Berend 33. - Erste Ausgabe. - Leimschattig, sonst wohlerhalten. - III. Dämmerungen für Deutschland. VIII, 248 S. Pappband d. Z. (stark lichtrandig, beschabt, Gebrauchsspuren). Tübingen, Johann Georg Cotta, 1809. - Berend 25. - Erste Ausgabe. - Etwas fleckig. - Zwei Beiga ben: August Wilhelm Müller. Das Jean Paul-Denkmal im Englischen Garten zu Meiningen. Halle, Pfeffer, 1865. - Jean Paul. Katalog einer Sammlung seiner Werke und der Schriften über ihn. Berlin, Antiqua riat am Lützowplatz, 1923. - Gebrauchsspuren.
2050 Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung vom Jahre 1807. Jahrgang IV, Bände III und IV (Juli bis Dezem ber). 1 Bl., 616 Sp.; 1 Bl., 624 Sp. [und:] Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung vom Jahre 1807. Jahrgang IV. 1 Bl., 808 Sp., 2 Bl. 35,5 x 23 cm. Halb leder d. Z. (berieben) mit RVergoldung und 2 goldgepräg ten RSchildern. Jena und Leipzig 1807. - Sauber und wohlerhalten, sehr breitrandig.
150 €
2051 Kalisch, Ludwig. Lose Hefte. 2 Teile in 1 Band. 64; 64 S. Mit einigen Textholzschnitten. 16 x 10 cm. Späterer HLeinenband mit hs. RSchild. Leipzig, Georg Wigand, 1847.
120 €
NDB XI, S. 99. Nicht bei Rümann. – Erste Ausgabe dieser selteneren Veröffentlichung des Journalisten und Satirikers Ludwig Kalisch (1814-1882), der von 1843 bis 1848 die Karnevals-Zeitung Narrhalla herausgab, dessen einziger Beiträger er auch war: „Sein satirisches Schaffen, das sich durch die Begegnung mit dem politisch geprägten Mainzer Karneval entwickelte, gipfelte 1849 in den ‚Shrapnels‘ und dem ‚Heulerbrevier‘... Die Treffsicherheit und die scharfe Beobach
2045
tungsgabe seiner Satiren finden sich auch in seinen journalistischen Arbeiten, den engagierten Schilderungen von Menschen und gesell schaftlichen Verhältnissen“ (NDB). – Stock- und braunfleckig. Abbildung Seite 18
2052 Knigge, Adolph von. Die Reise nach Braun schweig; ein comischer Roman. Zweyte, verbesserte Auf lage. 256 S. Mit gestoch. Faltkupfer von Riepenhausen nach Ramberg. 15,5 x 10 cm. Moderner Pappband mit goldgepr. RSchild. Hannover, Christian Ritscher, 1794. 150 €
Goedeke IV/1, 616, 23. – Zweite Auflage des zuerst 1792 ebenda erschienen witzigen Romans, der vor dem Hintergrund des sensatio nellen Ballon-Aufstiegs Blanchards bei Braunschweig handelt undteils illustriert - im 19. und 20. Jahrhundert mehrmals wieder aufge legt wurde, u. a. auch mit einem Kommentar von Paul Raabe. – Etwas stockfleckig.
2053 Kossak, E(rnst). Aus dem Wanderbuche eines literarischen Handwerksburschen. 3 Bl., 153 S. 15 x 10,5 cm. Halbleder d. Z. (berieben und bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Berlin, Franz Stage, 1856. 120 €
Seltene erste Ausgabe. Frühwerk des Berliner Feuilletonisten Ernst Kossak (1814-1880). Reisebeschreibung über Botzen, Trient, den Gar d asee nach Verona und wieder zurück, u. a. mit Kapiteln wie „See- und Chausseeabentheuer, „Die Philister der Lagunen“, „Italiänische Nacht und Tombola“. – Etwas fleckig, einige mittige Lagen im oberen Schnitt unschön gestaucht.
2054 Kossak, Ernst. Chiromantische Phantasie. 1 Bl., 48 S. Mit einigen Textholzschnitten. 18 x 11 cm. Papp band d. Z. (fleckig und berieben) mit montiertem OVor derumschlag. Berlin, B. Behr, 1848. 180 €
Seltene erste Ausgabe der humoristischen Satire auf die Handlesekunst durch den Berliner Feuilletonisten Ernst Kossak (1814-1880). Behan delt verschiedene Handtypen wie „Hungerpfote“, „Geldhand“, „Hand eines Klaviervirtuosen“, „Hand eines Dorforganisten“, „Hand eines Zeic h
ners“, „Hand eines Ministers“, „Schreiberhand“, „Bettelhand“, „Damen hand“, „Hand eines Schusters“, „Hand eines Toten“ etc., jeweils mit Abbildung und Rückschlüssen auf den Charakter der Person. – Fingerund etwas stockfleckig. Innenspiegel mit montiertem Leihbedingun gen des Leseinstituts Henkel in Fulda.
2055 Krummacher, Friedrich Adolf. Die Kinderwelt. Ein Gedicht in IV. Gesängen. Neu bearbeitete Ausgabe. 288 S. Mit Kupfertitel. 18 x 11 cm, Strukturgeprägter grüner Pappband d. Z. (Kapitale gering bestoßen) mit schlichter RVergoldung, goldgeprägtem RTitel und gold geprägten Besitzerinitialen „P.M.“ Duisburg und Essen, Baedeker und Kürzel, 1813.
120 €
Goedeke VI, 367,4. Seebaß I, 1081. Brüggemann I, 460. Vgl. Wege haupt I, 1199. – Zweite Auflage vom „Lieblingsbuch der Königin Luise ... Diese (Parabeln), oft wieder herausgegeben und in viele Sprachen übersetzt, haben Krummacher‘s Namen eine Stelle in der deutschen Litteratur für alle Zeiten gegeben“ (ADB XVII, 240ff.). Der Erstdruck erschien ebenda 1806. – Seiten 9 bis 12 mit etwas unschönen Knicken und leichten Läsuren, sonst sauber und wohlerhalten. Kupfertitel verso mit Wappenstempel.
Korrekturexemplar 2056 (Lassalle, Ferdinand). Franz von Sickingen. Historische Tragödie in fünf Akten. Als Bühnenmanu script gedruckt. 2 Bl., 205 S. 21 x 14,5 cm. Leinen d. Z. (etwas fleckig und berieben, lichtrandig, Gelenke etwas gelockert). Berlin, Duncker und Weidling, 1858. 750 €
Sehr seltener erster Druck der Bühnenfassung von Lasalles einzigem literarischen Werk, erschien ein Jahr vor der ersten Buchhandelsausgabe. Lasalle brachte in seinem Drama am Beispiel des gescheiterten Ritter aufstandes von 1522/23 und der von ihm mit großer Empathie darge stellten Protagonisten Sickingen und Hutten seine politischen Über zeugungen nach der gescheiterten 1848er Revolution wirkungsvoll zum Ausdruck. Der politisch brisante Inhalt des „in jedem Sinne, nach Stoff und Behandlung, deutschnationalen Dramas“ (Engels) verhinder te lange eine Aufführung (Uraufführung erst 1969), löste aber die sogenannte Sickingen-Debatte aus, in der Marx, Engels, Bernstein, Me h ring, Lukacs u. a. in Auseinandersetzung mit Lasalle Grundpositionen und Modelle materialistischer Literaturkritik (und Gesellschaftstheo rie) diskutierten (vgl. Hinderer 1974). Lasalle hat die Bühnenfassung im Juli 1858 durch einen Freund anonym beim Königlichen Schauspie l haus in Berlin einreichen lassen, wo sie aber am 31. Januar 1859 abge lehnt wurde; auch danach hat Lasalle noch einige Male versucht, an anderen Bühnen eine Aufführung des brisanten Stücks zu erreichen, wobei er in den betreffenden Briefen darauf hinweist, dass er in der jeweils überreichten Bühnenausgabe noch weitere „Streichungen resp. Abänderungen“ angebracht habe (H. Oncken. Lasalle, 4. Auflage. S. 543. Vgl. auch Jenaczek 1970, S. 488, 495 und 509).
Für die Rezeptionsgeschichte des Dramas relevantes Korrekturexemplar mit zahlreichen hs. Anmerkungen zu Kürzungsmöglichkeiten, Strei chungen, Ergänzungen und Verbesserungen, wohl nicht von Lasalles eigener Hand, aber sicher in engster Abstimmung von einer ihm sehr nahe stehenden Vertrauensperson. Ferner mit einem im hinteren Spie gel montierten Kartonblatt mit einer achtzeiligen hs. „Bemerkung des
Autors für die Bühnen“ von derselben Hand. Da dort auch auf die Buchhandelsausgabe von 1859 verwiesen wird, können die Einträge nicht vor 1859 erfolgt sein. – Vorderes Innengelenk leicht angeplatzt. Vereinzelte Flecken, papierbedingt im Rand schwach gebräunt, sonst wohlerhalten. Aus der Bibliothek Viktor Achter, mit dessen Exlibris auf dem Innenspiegel.
2057 Lavater, Johann Kaspar. Kupfer-Sammlung aus physiognomischen Fragmenten, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Hefte I und II (von 3) in 1 Band. Mit 80 Kupfertafeln. 32 x 26,5 cm. Halb leder d. Z. (berieben und bestoßen, Rücken stärker lädiert und mit größeren Fehlstellen) mit goldgeprägtem RTitel. Winterthur, Steiner, 1806.
150 €
Goedeke IV,1, 264, 31d. Schulte-Strathaus 77l. Vgl. Kippenberg 578. Lanckoronska-Oehler II, 222. Neufforge 526. – Späterer Druck der Tafeln zu den 1775 erschienenen Physiognomischen Fragmenten. –Etwas stockfleckig und feuchtrandig, Vorderdeckel vom Block gelöst. Abbildung
2058 Leichenpredigt. - Gedik, Simon. Sterbens Klein odt, auß dem tröstlichen Spruch Syrach 1. Wer den Herrn fürchtet, dem wirds wolgehen in der letzten Noth, etc. Bey dem Begrebniß der gottfürchtigen, edlen, viel Ehrn unnd Thugendtreichen Frawen Anna von Trotten, des weiland Edlen, Gestrengen und Ehrenvesten Herrn, Herrn Caspar von Arnim Rath und Heuptmann zu Zie sar, hinderlassenen Widtwen, gewesenen Churfürstlichen Brandenburgischen Hoffmeisterin welche Anno 1607 den 8. Nouemb. seliglich entschlaffen, und den 30. des selben Monats zur Erden bestattet worden. 26 Bl. 17,5 x 13,5 cm. Moderner Leinenband. Berlin, Erben Christoph Runge, 1607.
180 €
VD17 1:021177X. – Einziger Druck der Leichenpredigt anlässlich des Todes Anna von Trotts (1541-1607), Tochter des brandenburgischen Hofmarschalls Adam von Trott und Witwe Kaspar von Arnims (gest. 1579) aus der magdeburgischen Linie des bekannten märkischen Adelsgeschlechts, der als Rat des Kurprinzen Johann Georg und seit 1560 als Amthauptmann von Ziesar wirkte. – Stärker fleckiges und feuchtrandiges Exemplar.
2059 Leichenpredigt. - Verani, Gaetano Felice. Monu mentum extremi honoris, perennis virtutis piis manibus serenissimi, ac potentissimi principis Ferdinandi Mariae. 3 Bl., 179 S. Mit 36 Emblemkupfern. 30 x 20 cm. Perga ment d. Z. (etwas angeschmutzt, berieben und fleckig, ohne die vier Schließbänder). München, Johann Jäcklin, 1679.
300 €
VD17 12:127498N. – Einzige Ausgabe der Leichenpredigt anlässlich des Todes von Ferdinand Maria von Bayern (1636-1679), verfasst von
2057
Gaetano Felice Verani (1648-1713). Kurfürst Ferdinand von Bayern und seine Gemahlin waren kulturell sehr interessiert und förderten in besonderem Maße die Verbreitung des italienischen Barock in Bayern. Auf Bemühen Ferdinand Marias entstanden die Theatinerkirche in München, das Schloss Nymphenburg sowie das erste dortige Opern haus. – Wenige Blätter zu Beginn mit sehr blassem Feuchtigkeitsrand im unteren Bug. Die Kupfer in kontrastreichem Druck. – Vorgebun den: Jacob Schmid. Chur Bayrische Löwenhaut, bald trucken, bald naß. Vorgestellet in der Lob und Leich-Predig deß ... Fürsten ... Ferdin and Maria. 3 (von 4) Bl. Ebenda 1679. - VD17 12:127495Q. - Einzige Ausgabe. - Es fehlt das Portraitfrontispiz. Titel im oberen Seitenrand mit Quetschfalten, im unteren Rand durchgehend mit blassem Feuch tigkeitsrand.
Abbildung Seite 20
2060 Less, Gottfried. Vom Selbstmorde. Herausgege ben zuerst 1776, und zum zweitenmahl 1778. 1 Bl., 56 S. 21,5 x 13 cm. Moderner schwarzer Leinenband mit gold geprägtem Deckeltitel. Göttingen, Anna Vandenhoeck, 1786.
VD18 10652531 – Dritte Auflage der Schrift des Hannoveraner Aufklärungstheologen Gottfried Less (1736-1797) über die „Moralität des Selbstmordes, nach den Grundsäzen des Christenthums“ (S. 3). –Etwas stockfleckiges, unbeschnittenes Exemplar. Abbildung Seite 21
2059
2061 L essing, G(otthold) E(phraim). Schrifften 6 Bände. Mit 6 gestochenen Titeln von Johann Wilhelm Meil und Johann Michael Hoppenhaupt. 12 x 7,5 cm. Leder des späten 19. Jhdts. (gering berieben, VDeckel von Band VI mittig mit Druckspur) mit reicher Goldprä gung auf Rücken und Deckeln sowie 2 roten goldgepräg ten RSchildern. Berlin, Christian Friedrich Voß, 17531755.
350 €
Goedeke IV/1, 342, 1. Seifert 32, 81. Muncker 346-368. Dorn 1-6. – Erste Gesamtausgabe, hier in einem Exemplar des Drucks Muncker c. Enthält zahlreiche wichtige Erstdrucke, darunter Miß Sara Samp son, Der junge Gelehrte, Die Juden, Der Freigeist, Der Schatz, Der Misogyne etc. Die Titel zu den Bänden V und VI gehören zu den ersten graphischen Arbeiten Johann Wilhelm Meils. – Etwas fleckig und gebräunt, die Schnittfarbe teils etwas kräftig aufgetragen, sonst wohl erhalten.
2062 Lessing, Gotthold Ephraim. Sämmtliche Schrif ten. Neue rechtmäßige Ausgabe. Herausgegeben von Karl Lachmann. 13 Bände. Mit gestochenem Porträt-Frontispiz von Schuler nach Tischbein, 7 (statt 8) Stahlstich-Tafeln und 1 (statt 2 gefalteten Tabellen. 20,5 x 21,5 cm. Marmo rierte Pappbände d. Z. (berieben und bestoßen, Gelenke beschabt, ein Rücken mit Mittelknickfalte). Berlin, Voß, 1838-1840.
300 €
Goedeke IV/1, 344, 6. Muncker 590ff. Seifert 7. – Erste kritische Gesamtausgabe. – Etwas stockfleckig.
2063 Lessing, Gotthold Ephraim. Briefwechsel mit seinem Bruder Karl Gotthelf Lessing. 524 S. 14,5 x 9 cm. Neuerer Halbleinenband mit RVergoldung und goldge prägtem RSchild. Berlin, Voss, 1794.
120 €
Goedeke IV/1, 340. Seifert 351. – Erste Ausgabe. – Innenspiegel mit modernem Wappen-Exlibris „Mueller von Asow“, Titel mit entsprechen dem Wappen-Blindstempel. Gebräunt, etwas braun- oder fingerfleckig.
2064 Lessing, Gotthold Ephraim. Freundschaftlicher Briefwechsel zwischen Gotthold Ephraim Lessing und seiner Frau. (Herausgegeben von Karl Gotthelf Lessing). 2 Teile in 1 Band. VIII, 412 S.; 1 Bl., 316 S. Mit 2 (wieder holten) gestochenen Titelvignetten von Endner. 14,5 x 9,5 cm. Schlichter Pappband d. Z. (Gelenke beschabt, Rücken ausgeblichen und mit Knickfalte, hs. RTitel). Berlin, Voß und Sohn, 1789.
120 €
Muncker 494. Seifert 346. – Erste Ausgabe. Mit einem Vorwort von Karl Gotthelf Lessing. – Titel im Falz teils hinterlegt, einige Textblatt zu Beginn mit restaurierter Fehlstelle im Bug. Etwas gebräunt und stockfleckig.
2065 Lessing, Gotthold Ephraim. Nathan der Weise. Ein dramatisches Gedicht, in fünf Aufzügen. 2 Bl., 276 S. 15,5 x 9,5 cm. Pappband d. Z. (stärker berieben, beschabt und bestoßen). O. O. u. Dr. 1779.
Goedeke IV/1, 451, 171. Muncker 458a. – Seltene erste, auf Subskripti on und ohne Firmierung erschienene Ausgabe von Lessings berühmte stem Drama, hier in einem Exemplar des noch unkorrigierten ersten Drucks mit den bei Muncker angegebenen Setzfehlern. Im selben Jahr erschienen zur Michaelismesse zwei weitere, in der Kollation abweichende Ausgaben mit der Firmierung „Christian Friedrich Voß“ (Muncker „b“ und „c“). – Titel gebräunt, etwas stärker fleckig und mit zwei Papierläsuren, Innenspiegel mit Exlibris. Insgesamt etwas stärker braunfleckiges Exemplar.
Mit dem Erstdruck der Emilia Galotti
2066 Lessing, Gotthold Ephraim. Trauerspiele. Miß Sara Sampson. Philotas. Emilia Galotti. 1 Bl., 394 S., 1 (statt 2) w. Bl. 15 x 9,5 cm. Neuerer Halblederband im Stil d. Z. (Gelenke schwach berieben) mit floraler RVer goldung und goldgeprägtem RSchild. Berlin, Christian Friedrich Voß, 1772.
250 €
Goedeke IV/1, 421, 123. Muncker 432. Seifert 84. Borst 243. – Erste Ausgabe, mit dem Erstdruck der Emilia Galotti (Uraufführung: Braunschweig, 13. März 1772). „Das deutsche Trauerspiel besitzt bürgerliche statt adlige Hauptfiguren, der wütende Protest gegen die Fürsten ist
mittlerweile überholt, aber lebt nach wie vor dank herrlicher Rollen. Mit dieser Gattung wird Ende des 18. Jahrhunderts versucht, eine bürgerliche Hochkultur zu schaffen, die sich von den populären Thea terereignissen abhebt“ (KKL). – Es fehlt das zweite der beiden weißen Blätter am Schluss. Stellenweise schwache Braunflecken. Schönes und sauberes Exemplar auf qualitätvollem Bütten.
2067 Lindner, Renate. Berliner Mädchen. Erzählung aus dem Leben der Großstadt. 2. Auflage. 2 Bl., 146 S., 1 Bl. (Anzeigen). 19 x 12 cm. Berlin, Buchhandlung der Berliner Stadtmission, (1896).
Kosch IX, 1483. – Nach Kosch ist Renate Lindner das Pseudonym für Margarethe von Witzleben (1853-1917), versehen mit dem Zusatz „verweigerte jede biogr. Mitteilung“. Da die Bibliothekskataloge diesen Klarnamen jedoch nicht übernehmen, bleibt es fraglich, ob die Begrün derin der Schwerhörigenbewegung in Deutschland diese Erzählung über „gefallene Mädchen“ in Berlin tatsächlich verfasst hat. – Wohler haltenes Exemplar. Abbildung 2067
120 €
2068 (Mädler), Minna von. Lilli in zehn Liedern. 4 Bl., 61 S. Mit Kupfertitel und 10 Kupfertafeln von Johann Heinrich Ramberg. 19,5 x 15 cm. Spätere Broschur (fleckig und berieben). Hannover, Hahn, 1826.
180 €
Goedeke X, 625, 221, 1. – Einzige Ausgabe vom Erstlingswerk der 22jährigen Lyrikerin und Übersetzerin Minna von Mädler (1804-1891), zu dem sie bereits als 16jährige durch Johann Heinrich Ramberg ange regt wurde. „Die 1000 Exemplare der Auflage waren in 8 Tagen ver griffen. Das Reinerträgnis von 800 Talern kam den durch eine Über schwemmung Verunglückten Hannovers zugute“ (Goedeke). – Etwas stockfleckig, untere rechte Ecke leicht gestaucht, Titel mit kleiner Schab spur unterhalb des Impressums, dort mit hs. Ergänzung des Erschei nungsjahres. Exemplar aus dem Besitz der Königin Marie von Hanno ver (1818-1907), mit deren Wappenstempel auf dem Kupfertitel verso. Abbildung, auch Seite 4
2069 (Malss, Karl). Herr Hampelmann im Eilwagen. Hampelmanniade in sechs Bildern. Zweite Auflage. 1 Bl., 93 S. Mit koloriertem lithographischem Frontispiz. 16,5 x 10 cm. Moderner Halbleinenband mit RSchild. Frankfurt, Franz Varrentrapp, 1837.
180 €
Goedeke XI/1, 277, 41, 4. – Zweite Auflage der Hampelmanniade in südhessischer Mundart, die den Begriff Hampelmann im deutschen
Sprachgebrauch sprichwörtlich werden ließ. – Etwas fleckig, Frontispi z mit vertikalen Quetschfalten – Beigebunden: (Derselbe). Der alte Bürger-Capitain oder die Entführung. Ein frankforter heroisch-borger lich Lustpiel in zwei Aufzügen. Nebst erläuterndem Anhang. Fünfte vermehrte Auflage. 146 S., 1 Bl. Mit 3 kolorierten lithographischen Tafeln. Ebenda 1836. - Goedeke XI/1, 277, 41, 1. - Spätere Auflage des zuerst 1819 bei Wemmer erschienenen Lokalstücks in hessischer Mund art, „ein gelungenes Bild Frankfurter Zustände und Charaktere“ (Goe deke). Das Lustspiel des Frankfurter Dichters und Theaterdirektor Carl Balthasar Malss (1792-1848) gilt als das erste öffentlich gespielte Stück in Frankfurter Mundart. Wegen des sensationellen Erfolgs wurde es in über 45 Jahren ohne die geringste Veränderung aufgeführt, mit dem Schauspieler Samuel Friedrich Hassel in der Hauptrolle. - Stock- und braunfleckig. Abbildung
2070 Manso, Johann Caspar Friedrich. Bion und Moschus. LXXXXII S., 1 Bl., 413 S. Mit gestoch. TVignette von Geyser nach Chodowiecki. 16,5 x 9,5 cm. Halbleder d. Z. (gering berieben) mit floraler RVergoldung und gold geprägtem RSchild. Gotha, Karl Wilhelm Ettinger, 1784. 150 €
Goedeke VI, 302, 15, 2. – Erste Ausgabe der zweiten Veröffentlichung Mansos. Mit griechisch-deutschem Paralleltext. – Etwas stärker leim schattig, nur geringe schwache Flecken. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar, dekorativ gebunden.
2071 Marmontel, Jean-François. Contes moraux. 3 Bände. Mit 3 Kupfertiteln, gestochenem Portrait und 23 Kupfertafeln von Baquoy, Legrand, Le Mire u. a. nach Gravelot. 16,5 x 9,5 cm. Leder d. Z. (etwas stärker berie ben, beschabt und bestoßen) mit RVergoldung, RSchild und Goldschnitt. Paris, Merlin, 1765.
240 €
Vgl. Cohen-Ricci II, 686. Tchemerzine VII, 451. Sander 1298. – Späte re Ausgabe der höchst unmoralischen und daher auch sehr erfolgrei chen, zunächst im Mercure veröffentlichten Contes moraux Marmon tels. „Les figures de Gravelot sont parmi les plus jolies que ce maître ait produites“ (Cohen-Ricci). – Blatt Ei in Band III mit kleinem Blattaus riss im weißen Rand. Etwas fleckig, im Rand auch schwach gebräunt.
2072 May, Karl. Illustrierte Reiseerzählungen. 30 Bände (komplett). Mit zahlreichen, teils farbigen Abbil dungen von Claus Bergen. 20 x 13,5 cm. Blaue illustrierte OLeinenbände (etwas fleckig und berieben, mehrere Rücken fachmännisch restauriert, Kapitale etwas bestoßen und teilweise mit kleinen Einrissen) mit golgeprägten Rücken- und Deckeltiteln. Freiburg, Friedrich Ernst Feh senfeld, (1907-1911).
600 €
Plaul 435 ff. – Vollständige Reihe, jeder Einzelband in erster Auflage. – Papierbedingt schwach gebräunt, teils etwas stockfleckig, einige Innen gelenke verstärkt. – Dabei: Zwei Dubletten der Ausgabe in OLeinen.
I. Durchs wilde Kurdistan. 6.-7. Tausend. 1908. - II. Am Rio de la Plata. 1.-5. Tausend. 1911.
2073 May, Karl. Schneider, Sascha. Titelzeichnun gen zu den Werken Karl Mays. Mit einführendem Text von Prof. Dr. Johannes Werner. 12 S. Folge von 25 Licht drucktafeln. 41,5 x 30 cm. Lose Blatt in moderner Halb leinen-Mappe mit montiertem OVorderumschlag und Schließband. Freiburg, Friedrich Ernst Fehsenfeld, (um 1905).
300 €
Erste Auflage. – Im Rand etwas fleckig und mit kleineren Randkni k ken oder Einrissen, einige Textblatt mit Quetschfalten, die Tafeln verso auch etwas stockfleckig.
2074 Meibom, Johann Heinrich. Maecenas, sive de C. Cilnii Maecenatis vita, moribus & rebus gestis, liber singularis. Accessit C. Pedonis Albinovani Maecenati scriptum epicedium. 6 Bl., 186 S., 4 Bl., 11 S., 3 (statt 4) Bl. Mit gestochener Titelvignette und Textkupfer. 2 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben) mit RSchild. Leiden, Johann und Daniel Elsevier, 1653. 180 €
Ebert 13558. Willems 731. Schweiger 704. – Erste Ausgabe der Lebens beschreibung des Vertrauten von Kaiser Augustus und Kunstförderers Gaius Maecenas (um 70 v. Chr.-8 v. Chr.), dessen Name als „Mäzen“ zum Gattungsbegriff wurde. – Es fehlt wie in fast allen Exemplaren das Erratablatt am Schluss. Etwas braunfleckig, einige Lagen mit Wurm spur im unteren Bug, letzte Blatt mit kleinem Wasserrand.
2075 (Mercier, Louis-Sébastien). Tableau de Paris. Nouvelle édition corrigée & augmentée. 8 Bände. Mit 8 kleinen Holzschnitt-Titelvignetten. 22 x 14 cm. Broschur d. Z. mit montierten. Kleisterpapierumschlägen und spä teren maschinellen RSchildern. Amsterdam (d. i. Yver don), 1782-1783.
Cioranescu 44475 (falsch „-88“). Weller II, 218. Vgl. Barbier IV, 636. – Parallelauflage zur illustrierten Ausgabe des großen kultur- und sit tengeschichtlichen Panoramas aus dem vorrevolutionären Paris, eines der frühen Beispiele für die literarische Großstadtreportage. Die erste Ausgabe erschien 1781. Louis-Sébastian Mercier (1740-1814) verfasste zahlreiche, das kulturelle Alltagsleben in Paris schildernde Schriften. Sein 1771 erschienener utopischer Roman L‘an deux mille quatre cent 2075
300 €
Literatur und Buchillustration
quarante. Rêve s‘il en fût jamais gilt als Vorläufer der modernen ScienceFiction-Literatur. – Teils etwas fleckiges, wasserrandiges und ange staubtes Exemplar in zeitgenössischen Interimsbroschuren. Abbildung Seite 23
2076 Milton, John. Le Paradis perdu. Edition en anglais et en français. 2 Bände. 2 Bl., 391 S.; 2 Bl., 377 S. Mit 12 Farbstichen nach Schall von Clement, Colibert u. a. 34 x 25 cm. Kalbsleder d. Z. (etwas fleckig und berieben, teils schwach beschabt, Ecken bestoßen, oberes Kapital von Band II etwas lädiert; signiert: „Relié par Bozerian“) mit reicher RVergoldung, je 2 goldgeprägten roten Schildern, ornamentaler Deckelbordüre, Steh- und Innenkantenfile te sowie Goldschnitt. Paris, Defer de Maisonneuve, 1792. 2.400 €
Cohen-de Ricci 708. Sander 1354. Lewine S. 358. – Der zweite bei Maisonneuve erschienene Druck mit Farbstichen im sogenannten engli schen Verfahren. Der Straßburger Maler Schall lieferte die Entwürfe für zwei sehr bekannte schöne Ausgaben mit farbigen Illustrationen (La Fontaine, ‚Les amours de Psyché‘; und das vorliegende Werk). Diese Werke unterschieden sich durch eine neue Reproduktionstechnik. Nach den bisherigen Farbdruckverfahren war für jede Farbe, die Verwen dung fand, eine Platte geätzt worden. In der neuen Technik wurden auf einer Kupferplatte, die in Punktmanier gestochen war, die verschiede nen Farben nebeneinander eingerieben und gleichzeitig gedruckt (vgl. Fürstenberg S. 122). – Schwach fleckig, Innengelenke verstärkt, Seite 389/390 in Band I mit kleinem Randeinriss. Wohlerhaltenes Exemplar des bibliophilen Luxusdrucks im signierten Meistereinband. Abbildung
2077 Milton, John. A complete collection of the histo rical, political, and miscellaneous works. Correctly printed from the original editions. With an historical and critical account of the life and writings of the author. 2 Bände. 2 Bl., XCVII, 528 S.; 2 Bl., 617 S., 12 Bl. (ohne das Frontispiz). 36,5 x 22,5 cm. Leder d. Z. (berieben und bestoßen, Rük ken angeplatzt, Gelenke gebrochen) mit goldgeprägten RSchildern. London, A. Millar, 1738. 300 €
Graesse 532. Bateson I, 466. Coleridge 74. Vgl. Lowndes 1555-1569. – Enthält u. a. folgende Schriften: „Of Reformation in England“, „Of Prelatical Episcopacy“, „The Reason of James Archbishop of Armagh“, „Tetrachordon“, „Colarsterion“, „The Tenture of Kings and Magistrates“, „The History of Britain“, mehrere Briefe etc. – Ohne das Frontispiz. Vereinzelt leicht stock- und fingerfleckig, Innengelenke angeplatzt.
2078 (Moser, Friedrich Carl von). Der Herr und der Diener geschildert mit patriotischer Freyheit. 2 Bl., 422 S., 1 Bl. Mit gestochenem Frontispiz und gestochenem Titel. 15,5 x 9 cm. Pappband d. Z. (stark berieben und beschabt, mit hs. RTitel). Frankfurt, Johann August Raspe, 1759. €
Eine von sieben im VD 18 verzeichneten Ausgaben der politischen Streitschrift aus dem Jahr 1759, die alle im Druck voneinander abwei chen. Die erste von mehreren noch folgenden zeitkritischen Schriften
des schwäbischen Staatswissenschaftlers Freiherr Friedrich Karl von Moser-Filseck (1723-1798). – Kupfertitel mit Wasserfleck, Frontispiz mit hinterlegter Fehlstelle im oberen Rand. Etwas stärker braun- oder stockfleckig, teils mit kleinen Wasserrändchen. Exemplar aus der rund 17.000 Bände umfassenden Bibliothek des Industriellen und Bibliophi len Hans Lutz Merkle (1913-2000). Mit dessen Exlibris auf dem Innen spiegel („Feuerbacher Heide No. 4810“).
2079 Münchener Punsch, humoristisches OriginalBlatt von M. E. Schleich. 3 Jahrgänge in 1 Band. Mit zahl reichen Textholzschnitten. 20 x 13,5 cm. Pappband d. Z. (etwas berieben, beschabt und bestoßen). München, Wild, 1859-1861.
60 €
Vorhanden sind die Jahrgänge XII und XIII (jeweils komplett) sowie der Jahrgang XIV (Nummern I-XXVI) der satirischen Wochenschrift, die von 1848 bis 1876 erschien. – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten.
2080 Neuvermehrte und mit den schönsten Arien prangende Lust Rose, allen lustigen Gemüthern zum beliebigen Zeitvertreib zusammen getragen. 32 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette. 17 x 10 cm. Halbleinen des späten 19. Jahrhunderts mit hs. Deckelschild. O. O., Dr. u. J. (wohl Leipzig, Solbrig, um 1800).
180 €
VD18 10608958. – Seltener Druck in der Art der Volksbücher. Ent hält eine Sammlung von 51 gereimten Volksliedern, u. a. mit folgenden Titeln: „Cupido lag im Krankenbette“, „Du schläfst nun schon auf beyden Ohren“, „Guten Abend Gartenmann“, „Ich wollt, ich läg und schlief“, „Leipzig, edle Lindenstadt“, „Schöne Augen schöne Strahlen“, „Wie lang soll ich mich quälen“ etc. – Titel etwas angestaubt und verso gestempelt. Über den KVK nur ein Standortnachweis in Göttingen.
2081 (Niemeyer, Georg Friedrich). Der Greis an den Jüngling. Mit einer Vorrede von Adolph Freyherr Knigge. Zweyte verbesserte Auflage. 338 S., 3 Bl. Mit Kupfertitel und gestoch. Frontispz. 17,5 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (stark berieben, etwas beschabt und bestoßen). Leipzig und Gera, Wilhelm Heinsius, 1796.
150 €
VD18 1120981X. Goedeke VII, 326, 26, 1. Holzmann-Bohatta II, 7956. – Zweite Auflage des zuerst 1793 in Bremen bei Huntermann erschienenen philosophischen Jugendbuchs, Erstlingswerk des jung gestorbenen Georg Friedrich Niemeyer (1793-1818), der als Privatge lehrter in Celle lebte. Behandelt u. a. Schicksal und Bestimmung des Menschen, Unsterblichkeit, „Pflichten gegen sich selbst“, ferner über Freundschaft, Liebe, Dankbarkeit, Einsamkeit, Tod und Ewigkeit etc. – Stärker braunfleckig.
2082 Non book. - Moderne Buchkassette aus einem französischen Einband des 17. Jahrhunderts. 14,5 x 9 x 4 cm. Frankreich, 20. Jahrhundert. - Gebrauchsspuren.
2090
2083 Non book. - Moderne Buchkassette aus einem französischen Einband des 19. Jahrhunderts und moder nem Einband im Stil d. Z., aufeinander montiert. 15,5 x 9,5 x 5 cm. Frankreich, 20. Jahrhundert. - Gebrauchs spuren.
120 €
2084 Non book. - Moderne Buchkassette aus einem französischen Einband des 19. Jahrhunderts und moder nem Einband im Stil d. Z., aufeinander montiert. 15,5 x 9,5 x 5 cm. Frankreich, 20. Jahrhundert. - Gebrauchs spuren.
120 €
2085 Novalis (d. i. Friedrich von Hardenberg). Gedichte 2 Bl., 138 S., 1 Bl. Mit gestochenem Portrait. 13 x 8,5 cm. Dunkelgrüner blindgeprägter OLeinenband mit goldge prägtem Rücken- und Deckeltitel sowie Goldschnitt. Berlin, Georg Reimer, 1857.
200 €
Goedeke VI, 51, 6. Borst 2660. – Erste Ausgabe. – Etwas stockfleckig, Portrait zur Hälfte gelöst.
2086 Ockerse, W(illem) A(nthonie). Entwurf einer allgemeinen Charakterkunde. Aus dem Holländischen übersetzt von J. E. H. Scholl. Erster Theil (alles Erschie nene). S. III-XII, XII, 2 Bl., 466 S., 2 Bl. 16,5 x 10 cm. Papp band d. Z. (etwas fleckig, berieben und bestoßen) mit floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Gotha, Ettinger, 1790.
150 €
MNE II, 83. – Einzige deutsche Ausgabe der Schrift des in Wijk bij Duurstede nahe Utrecht wirkenden Predigers Willem Anthonie Ockerse (1760-1826). – Titel verso gestempelt. Es fehlt ein Blatt der Vorstücke (wohl ein Vortitel), der Text der drei Vorreden ist vollständig. Etwas gebräunt oder braunfleckig.
2087 Ovid. Verwandlungen ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen herausgegeben von Johann Samuel Safft. 38, 782 S. 20 x 12 cm. Leder d. Z. (etwas stärker berieben, Ecken bestoßen, oberes Kapital mit Einriss) mit floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Berlin, August Mylius, 1766.
150 €
Schweiger II, 669. – Seltene kommentierte Prosaübersetzung durch den Mariendorfer Prediger Johann Samuel Safft. – Ohne das gestoche ne Frontispiz. Titel komplett hinterlegt und mit zwei Fehlstellen. Gebräunt und braunfleckig.
2088 Ovid. Verwandlungen in Kupfern und mit den nöthigen Erläuterungen. 3 Bände. 137 S.; 246 S.; 163 S., 3 Bl. Mit 3 gestochenen Frontispizen, 3 Kupfertiteln und 127 Kupfertafeln. 22 x 17 cm. Pappband d. Z. (stark be schabt, bestoßen und leicht fleckig) mit RSchild. Wien, Philipp Joseph Schalbacher, (um 1790).
300 €
Vgl. Rümann 836. Cohen-de Ricci 773 und Lanckoronska-Oehler III, 21. – Eines der Hauptwerke der Wiener Stecherschule mit Stichen von H. Benedicti, J. Stöber, Mansfeld, Blaschke u. a., entstanden in Nachah mung der französischen Kupfer zu der Pariser Ausgabe von 1767. Die Frontispize stellen die Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst dar, wäh rend die Kupfertafeln berühmte Erzählungen und Mythen wiederge ben. – Vereinzelt etwas stock- und fingerfleckig sowie einzelne Blätter lose. Alle Bände mit durchgehendem Feuchtrand am Kopfsteg.
2089 Plinius Caecilius Secundus, Gaius. Epistolae et panegyricus. Recensuit ac novis commentariis illustravit, etiam indicibus plenioribus tam rerum, quam latinitatis & tabulis geographicis auxit Christophorus Cellarius. 18 Bl., 758 S., 39 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit Kupfertitel und 4 gestochenen Karten. 15 x 9 cm. Pergament d. Z. (fleckig und berieben, Gelenkbruch unfachmännisch restauriert). Leipzig, Johann Friedrich Gleditsch, 1693.
150 €
VD17 23:289750X. Graesse V, 346. – Erster Druck dieser Ausgabe der Pliniusbriefe mit den Kupferkarten von Chrstoph Cellarius (1638-
2095
1707). – Kupfertitel etwas gelöst. Titel gebräunt, mit altem Besitzein trag und hs. Ergänzung der römischen Jahreszahl. Insgesamt etwas gebräunt und leicht fleckig.
2090 (La Polkamanie). Folge von 11 (statt 12) kolo rierten lithographischen Tafeln von Charles Vernier. 33 x 24 cm. Leinen d. Z. (stärker lädiert, Gebrauchsspuren) mit goldegprägtem Deckeltitel. (Paris), Aubert & Cie, (1850).
150 €
Humoristische Darstellungen zu den Freuden und Tücken des Polka tanzes durch den französischen Karikaturisten Charles Vernier (18131892), der u. a. für den Charivari tätig war. – Ohne den Titel und Tafel VII. Block aus der Bindung gelöst, etwas stock- und fingerfleckig (Dar stellungen nicht betroffen). Vorsatz mit hs. Besitzvermerk. Abbildung
2091 Ramberg, Johann Heinrich. Tyll Eulenspiegel in fünf und fünfzig radirten Blättern. Mit Text nach der Jahrmarks-Ausgabe. Zweite Auflage. VI, 40 S. Mit radier tem Titel und 54 Umrissradierungen von Johann Hein rich Ramberg. 23 x 30,5 cm. Blindgeprägter OLeinen
band (etwas fleckig und berieben, Ecken und Kapitale bestoßen) mit goldgeprägtem Deckeltitel und Goldschnitt. Gera, C. B. Griesbach, 1871.
120 €
Rümann, Das illustrierte Buch 224. – Zweite Ausgabe. In amüsanter Travestie und voller genialer Komik gestaltete Umrisszeichnungen der turbulenten Geschichte des Till Eulenspiegel. Rambergs „bestes Werk und sicher die geistreichste Illustration der berühmten Schelmenstrei che“ (Rümann). – Titel gestempelt. Im Rand schwach gebräunt, sonst wohlerhalten.
2092 (Raspe, Rudolph Erich). The surprising adven tures of Baron Munchausen. Illustrated by William Strang and Joseph Benwell Clark, with an introduction by Thomas Seccombe. LI, 299 S. 22 x 15 cm. Illustrierter OLeinenband (etwas berieben und bestoßen). London, Lawrence and Bullen, 1895.
130 €
Erste Ausgabe mit diesen Illustrationen, eine Gemeinschaftsarbeit des schottischen Illustrators Wiliam Strang (1859-1921) und des für seine „rustic subjects“ bekannten Londoners Joseph Benwell Clark (18571938). – Innengelenke angeplatzt und mit kleineren Gebrauchspuren, sonst wohlerhaltenes Exemplar.
Literatur und Buchillustration
2093 Recke, Elisa von der. Nachricht von des berüch tigten Cagliostro Aufenthalte in Mitau im Jahre 1779, und von dessen dortigen magischen Operationen. XXXII, 168 S. 18,5 x 11,5 cm. Halbleder d. Z. (berieben) mit RVergoldung und Resten eines RSchildes. Berlin und Stettin, Friedrich Nicolai, 1787.
250 €
VD18 11359455. Goedeke V, 456, 3. – Erste Ausgabe der berühmten Schrift, mit der Elisa von der Recke (1754-1833) gegen den berüchtigten Hochstapler, Glücksritter, Spieler und Betrüger Graf Cagliostro (17431795) auftrat und die in ganz Europa Aufsehen erregte. Der geschäfts tüchtige Abenteurer Cagliostro gilt als eine der schillerndsten Personen seiner Zeit, dem es auf seinen zahlreichen Reisen quer durch Europa gelang, das Vertrauen vieler einflussreicher Persönlichkeiten zu gewin nen und diese mit hochstaplerischen Methoden hinters Licht zu führen. – Titel alt gestempelt und etwas fleckig. Etwas braun- und fingerfleckig, einige Seiten am Schluss mit verlaufenen Farbstiftanmerkungen. – (Ste fano Antonio Marcello). Kurzgefaßte Beschreibung des Lebens und der Thaten des Joseph Balsamo oder sogenannten Grafen Kagliostro, gezo gen aus dem wider ihn zu Rom 1790 angestellten Prozesse: zur Beleuch tung der wahren Beschaffenheit der Freimaurersekte. 4 Teile in 1 Band 86,40, 112, 23 S. 17,5 x 11 cm. Pappband d. Z. (lädiert, fleckig, ohne Rücken, starke Gebrauchsspuren). Augsburg, Johann Nepomuk Styr, 1791. - VD18 10684107. - Wohl die erste deutsche Ausgabe der von Stefano Antonio Marcello verfassten zeitgenössischen Biographie des berüchtigten Hochstaplers. - Titel gestempelt und zur Hälfte gelöst. Fleckiges Exemplar.
2094 Rückert, Friedrich. Die Verwandlungen des Abu Seid von Serug, oder die Makamen des Hariri. Zweite ver vollständigte Auflage. 2 Teile in 1 Band. XV, 216 S.; 2 Bl., 248 S., 1 Bl. 19 x 12 cm. Halbleder d. Z. (ohne Rücken, beschabt und bestoßen). Stuttgart und Tübingen, Johann Georg Cotta, 1837. 120 €
Goedeke VIII, 166, 126. Katalog der Rückert-Ausstellung Coburg, 1988, 9.31 und S. 262ff. – Erste vollständige Fassung von Friedrich Rückerts vielgerühmter Übersetzung der Makamen (kunstvolle Texte in rhyth mischer Prosa, mit Versen durchsetzt) des arabischen Dichters Hariri (1054-1122). Sie umfasst 43 dieser Prosadichtungen; die Makamen aus der unvollständigen Erstausgabe von 1826 hat Rückert für die zweite Ausgabe völlig neu bearbeitet. Hariris Verwandlungen war das erste Werk der arabischen Literatur, das Rückert in deutscher Sprache veröf fentlichte. – Titel mit Bibliotheksstempel, vorderes Innengelenk ange platzt. Seite 138 mit angestücktem Eckabriss. Seite 140 mit kurioser Tilgung der Textpassage „mit den Sprößlingen seiner Hüfte“, an der sich ein zeitgenössischer Leser (oder eine Leserin) wegen Anstößlichkeit störte.
Einziges bekanntes Exemplar
2095 Sachs, Hans. Von den neun Häuten der bösen Weiber/ wie jede Haut mit Namen genennet wird/ und was sie für Tugenden haben. Einblattdruck mit 5 Kolum nen typographischem Text und Überschriften, umlaufen der typographischer Bordüre und großem KupferstichKopfstück. Ca. 27,2 x 36,2 cm. Nürnberg, Paul Fürst , 1639. 1.800 €
Vgl. 23:727165S. – Erster Druck des seltenen Einblattdrucks mit einem Text von Hans Sachs (1494-1576) über die „Häute der bösen Weiber“, ein heute nicht mehr ganz korrektes Spaßpamphlet über die „Untugen den“ der Frauen, die sich in verschiedene „Häute“ kleiden: „Welcher Mann ein solch neunhäutig Thier/ Strafft, und macht ein fromb Weib auß ihr/ Verdient durch jeden Tritt und Streich/ Ein Staffel in das Himmelreich“.
Der Kupferstich zeigt neun Pärchen mit jeweils einem jungen Galan und einer Dame, die in harschem Disput miteinander begriffen sind, wobei verschiedene Tiere wie Fisch, Bär, Gans, Hund, Hase, Pferd, Katze und Schwein als Symbole für die jeweils angenommene „Haut“ der Damen stehen: „1. Stockfischhaut. 2. Bernhaut. 3. Gänshaut. 4. Hunds haut. 5. Hassenhaut. 6. Rosshaut. 7. Katzenhaut. 9. Schweinhaut. 10. Menschenhaut“, die aber auch nicht viel besser ist - eine „ehrliche Haut“ findet man vergeblich. Das Versgedicht Hans Sachsens hebt an: „Als ich eins Abends gieng spatzieren/ Thet einer sach nach fantasieren:/ Und gieng über die Haller Wiesen/ Da gieng herein vom Büchsenschis sen/ Mein Mitgesell, welcher sich hat/ In diesem Jahr erst verheyrath:/ Fragt ihn, dann ich mich seiner schambt/ Wer ihn hett so zerrkratzt, zertrambt?/ Ob er gewest under den Katzen?/ Mein Frau hat mir so schön gestrählt,/ Ich frat wie hat sich das begeben? ...“ Mit dem Druckvermerk: „Zufinden bey Paulus Fürst Kunsthändler in Nürnberg 1639“ . – Bis knapp an den Plattenrand bzw. die typographische Bordüre beschnit ten (jedoch ohne Verluste), mit Knickspuren und geschlossenen Rissen, komplett alt aufgezogen, kaum fleckig, etwas gebräunt. Insgesamt in guter Erhaltung, der Kupferstich in kontrastreichem, sehr gratig-feinem Abdruck. Kein bibliothekarischer Standortnachweis dieses Erstdrucks über den KVK, dieser kennt lediglich zwei Exemplare des zweiten Drucks von 1640. Abbildung Seite 27
2096 Saintine, X(avier) B(oniface). Die Verheiratheten. Nach Une Maitresse de Louis XIII. Aus dem Französi schen übersetzt von L(auritz) Kruse. 3 Bände. 16 x 10 cm. Etwas spätere Halblederbände mit Papierrückenschild. Leipzig, Christian Ernst Kollmann, 1836. 200 €
Fromm 3569. – Einzige deutsche Ausgabe der zuerst 1834 unter dem Titel Une maitresse de Louis XIII. erschienenen Romans. Der überaus produktive französische Lustspieldichter und Romanautor Xavier-Bo niface Saintine (1798-1865) verfasste rund 200 Theaterstücke sowie zahlreiche Vaudevilles, als sein Hauptwerk gilt der Roman La Picciola (1836). – Stark braunfleckiges und mehrfach gestempeltes Exemplar. Kein Standortnachweis über den KVK.
2097 Schottelius, Justus Georg. Ausführliche Arbeit von der Teutschen Haubt Sprache, worin enthalten Ge melter dieser Haubt Sprache Uhrankunft, Uhralter tuhm, Reinlichkeit, Eigenschaft, Vermögen, Unvergleichlich keit, Grundrichtigkeit etc. 16 Bl., 170 S., 1 Bl., S. 171-1466, 14 Bl. Mit Kupfertitel. 19,5 x 15,5 cm. Moderner Leder band mit RVergoldung, goldgeprägtem RSchild und gold geprägtem Deckeltitel. Braunschweig, Christoph Fried rich Zilliger, 1663.
1.200 €
VD17 12:130315E. Dünnhaupt 37.1. Goedeke III, 118, 10. Faber du Faur 697. Jantz 2265. Bulling 57. HAB A 490. Katalog Manheimer
378. – Erste Ausgabe des wichtigsten Sprachwerks vor Jacob Grimm. Diese Arbeit, die in der Vielfalt der Themen wie in der Gründlichkeit, Sorgfalt und Einfühlsamkeit ihrer Behandlung einen einsamen Höhe punkt der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft des 17. Jahr hunderts darstellt, „makes him (Schottelius) if not the father, then the grandfather of germanic philology“ (Faber du Faur). „Heiße Liebe zum Gegenstand im Verein mit Gelehrsamkeit und kritischem Sinn haben hier eines der wissenschaftlichsten Werke des 17. Jahrhunderts geschaf fen“ (Wolfskehl im Katalog Manheimer). Nirgends sind die grammati schen Lehren und sprachtheoretischen Gedanken der Epoche zwischen Ickelsamer und Leibniz umfassender dargestellt worden als hier.
Hatten die Grammatiker des humanistisch-reformatorischen Zeital ters in der Sprache nur ein Rohmaterial gesehen, dem sie erst die Regeln und Gesetze geben mußten - so zwangen die an humanistischen Vor bildern geschulten deutschen Grammatiker z. B. dem Deutschen das grammatische System des Lateinischen auf -, so war für Schottelius die Sprache bereits ihrem Wesen nach gesetzmäßig, und dem Gramma tiker fiel die Aufgabe zu, die der Sprache innewohnende ‚natürliche‘ Gesetzmäßigkeit nachzuweisen. Damit verbindet sich die sprachphilo sophische Idee der ‚Grundrichtigkeit‘ mit der großen denkerischen Aufgabe des Jahrhunderts, die Gesetzmäßigkeit im Aufbau des Seins zu erkennen.
Das Werk umfasst neben der Grammatik und Poetik (mit vielen Beispie len aus zeitgenössischen Autoren) eine Sammlung deutscher Sprich wörter, eine Etymologie „enthaltend viel Provinzielles oder sonst Ver schollenes, auch aus der gesprochenen Sprache, und daher von dauern dem Wert“ (Wolfskehl), ein Kapitel „wie man recht verteutschen soll“ und im 5. Buch - „Von Teutschlands Scribenten“ - den Umriss einer deutschen Literaturgeschichte. Zu Beginn Widmungsgedichte und Lob reden von A. Buchholz, J. Sturm, S. v. Birken, J. M. Dilherr, J. Rist sowie ein Gedächtnisruf Schottelius‘ auf den 1658 verstorbenen Harsdörffer. Schottelius aus Einbeck (1612-1676), von Haus aus Rechtsgelehrter, war eine Zeitlang Erzieher Herzog Anton Ulrichs und seiner jüngeren Geschwister, promovierte in Helmstedt zum Dr. jur. und wurde braun schweigischer Kammer-Hof- und Kanzleirat. Als „Der Suchende“ war er Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft und unter dem Namen „Fontano“ Genosse der Pegnitzschäfer. – Es fehlt das gestochene Por trait. Kupfertitel fingerfleckig, mit kleinen Wurmgängen im linken Rand der Darstellung und komplett hinterlegt, Titel mit zwei kleinen hinterlegten Löchern und mit Kleberesten im Bug. Mal mehr, mal weniger gebräunt und braunfleckig, Buchblock insgesamt etwas gewellt. Abbildung Seite 29
2098 Schubert, Friedrich Karl. Wlasta. Roman. VIII, 410 S., 1 Bl. 17 x 12 cm. Pappband d. Z. mit RSchild und hs. Papierschildchen. Prag, Bohemia, 1875. 250 €
Kosch XVI, 415. – Einzige Ausgabe des die Unterhaltungbedürfnisse der Zeit bedienenden seichten Liebesromans, im Vorjahr erschien in Leipzig bei Mutze eine dramatische Bearbeitung des Stoffs unter dem Titel Wlasta oder der Mägdekrieg als Bühnenmanuskript. Friedrich Karl Schubert (1832-1892) diente als Hauptmann in der bayrischen Armee und lebte ab 1869 als freier Unterhaltungsschriftsteller in Mün chen. „Darf inmitten der vielen Tendenzromane, deren Helden poli tische, philosophische und socialistische Ideen vertreten, eine Erzäh lung, welche fast ausschließlich nur das alte, unerschöpfliche Thema der Liebe behandelt, noch Anspruch auf die Beachtung der Leser erheben?“ (Vorwort). – Titel gestempelt, papierbedingt etwas gebräunt. Wohlerhaltenes Exemplar. Kein Standortnachweis in einer deutschen Bibliothek über den KVK.
2099 Schultze, C. F. Undine von de la Motte Fouqué. Componirt von C. F. Schultze. 14 Bl. Umrissradierungen (Titel später ankoloriert). 24,5 x 32 cm. Späterer Leinen band (bestoßen). Nürnberg, Friedrich Campe, (1817). 450 €
Rammensee 464. Rümann 2339 (nur 12 Blatt und Erscheinungsjahr 1818). – Einzige Ausgabe der sehr seltenen romantischen Illustrations folge. Fouqués Geschichte von der verführerischen Meerjungfrau war eine Idealvorlage für Illustrationen, von denen die beiden bedeutendsten noch zu Goethes Lebzeiten erschienen: die (der Manier von Moritz Retzsch folgende) von Ludwig Schnorr von Carolsfeld (Leipzig 1816) und die vorliegende, von Huldbrand gestochene und von C. F. Schultze gezeichnete. – Durchgehend mal mehr, mal weniger stockfleckig, einige Blatt auch mit schwacher Mittelknickfalte. Modernes Exlibris. Abbildung
2100 Schwind, Moritz von. Von den 7 Raben und der treuen Schwester. Titel und 6 Orig.-Photographien von Joseph Albert mit in Gold gedruckter Randbordüre. Lose Blatt in OBroschur und blindgeprägter OLeinenmappe (stärkere Gebrauchsspuren, Deckel lose) mit goldgepräg tem Deckeltitel und inwendig aufstellbaren Laschen als Tafelständer. München (1861).
300 €
Heidtmann, Wie das Photo ins Buch kam, S. 361. Vgl. Rümann 2374. – Prachtausgabe im Großfolioformat, herausgegeben von Moritz von Schwind und dem bekannten Photographen und Erfinder des Licht drucks Joseph Albert. Jede der Albertotypien von Moritz von Schwind unten links signiert sowie unten rechts mit dem Unterschriftstempel von Albert. – Titel mit Knickspuren und tieferem Randeinriss. Ver einzelte Fingerflecken, zwei Tafeln mit kleinen Randläsuren.
2101 Schwind, Moritz von. Sammlung von 4 Illustra tionsfolgen im Folioformat. OEinbände. Verschiedene Orte und Verlage. 1873-(1890).
180 €
Rümann 2387. – I. Die schöne Melusine. Ein Cyclus von 11 Bildern. Mit Text von A. Forstenheim. Typographischer Titel und 11 Tafeln. 31 x 42 cm. Lose Blatt in illustrierter OHalbleinen-Mappe (stärker fleckig und berieben, Kanten beschabt, Rücken lädiert). Stuttgart, Paul Neff, (um 1880). - Rümann 2387. - Schwache Flecken. - II. Das Mährchen von den sieben Raben und der treuen Schwester. Titel und 6 Licht drucktafeln nach Photographien von Joseph Albert. 30 x 41 cm. Lose Blatt in OHalbleinen-Mappe. München, J. Albert, (um 1890). - Nur vereinzelte Stockflecken. - III. Dasselbe. Aufgezeichnet von Julius Naue. Mit Text von Gustav Floerke. 7 Bl., 8 S. Mit 9 Holzschnitttafeln. 34,5 x 44,5 cm. Illustrierter OHalbleinenband (etwa fleckig und berieben). Leipzig, Alphons Dürr, 1874. - Rümann 2374. - Etwas stockfleckig, mit verblasstem, etwas größerem Wasserrand im oberen Bug. - IV. Aschen brödel. Bilder-Cyclus. Mit einem erläuterndem Text von Hermann Luecke. 2 Bl., 13 S., 1 Bl. Mit 10 Holzstichtafeln. 45,5 x 30 cm. Illustrier ter OHalbleinenband (fleckig und berieben, Rückenbezug mit Fehl stelle). Leipzig, Alphons Dürr, 1873. - Rümann 2353. - Etwas stockflek kig. – Dabei: Zwölf Bilder aus dem Leben bayrischer Fürsten ausgeführ t von M. Echter, A. Müller, K. Piloty, M. v. Schwind, A. Strähuber u. a. Folge von 12 Holzschnitttafeln mit Text. 35 x 41,5 cm. Lose Blatt in illustriertem OUmschlag. München, Braun und Scheider, (um 1885).
2102 Seume, Johann Gottfried. Gedichte. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. XVI, 286 S., 1 Bl. Mit gestochenem Frontispiz. 19,5 x 12 cm. Moderner Leinen band mit goldgeprägtem RSchild. O. O. u. Dr. (Leipzig, Johann Friedrich Hartknoch), 1804.
120 €
Goedeke V, 419, 8. – Zweite Auflage der zuerst ebenda 1801 erschie nenen Gedichte. – Etwas fleckig, Titel mit hs. Eintrag und Signatur.
2103 Seume, Johann Gottfried. Einige Nachrichten über die Vorfälle in Polen im Jahre 1794. XIV, 150 S., 1 Bl. Mit gestochenem Frontispiz von Kohl nach Schnorr von Carolsfeld. 17 x 10,5 cm. Halbleder d. Z. (fleckig und berieben, Kanten etwas beschabt, Kapitale und Ecken restau riert) mit goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Gottfried Martini, 1796.
200 €
Goedeke V, 419, 3. Katalog Seume, 119, 4. – Seltene erste Ausgabe seines Frühwerks, das sich - von freiheitlichem Geist beseelt - mit dem Kosciusko-Aufstand beschäftigt. Ab S. 109 Gedichte, beginnend mit Auf Igelströms Tod. Seume wurde 1793 Sekretär dieses russischen Generals in Warschau, wo er als „russisch-kaiserlicher Lieutenant“ die polnische Nationalerhebung miterlebte. – Gebräunt und braun- oder fingerfleckig, vorderes Innengelenk verstärkt. Abbildung
2104 Shakespeare, William. The whole of his drama tic works; with explanatory notes compiled from various commentators. 9 Bl., 1079 S. Mit gestochenem Portrait. 23 x 14 cm. Roter Maroquinband d. Z. (fleckig und berie ben, Ecken etwas bestoßen) mit schlichter RVergoldung, goldgeprägtem RTitel mit Eignermonogramm im unte ren Rückenfeld, Deckelfilete sowie Goldschnitt. London, John Stockdale, 1784.
750 €
Die sogenannte Stockdale-Edition in einem Band. – Titel mit Ab klatsch. Etwas braunfleckig, sonst wohlerhalten.
2105 (Soden, Julius Graf von). Johann Philipp Palm, Buchhändler zu Nürnberg. Auf Napoleons Befehl hinge richtet zu Braunau, den 26sten August 1806. Ein Beitrag zur Geschichte des leztern Jahrzehnds. Der theilneh menden Menschheit und insbesondere den edlen Wohl thätern gewidmet, von der Palmischen Familie. VI, 170, 14 S. 19,5 x 12,5 cm. Interimsbroschur d. Z. (Gebrauchs spuren). Nürnberg, Stein, 1814.
120 €
Goedeke XI/I 189, 8. – Erste Ausgabe dieses verkürzten und teilweise überarbeiteten Abdrucks des gegen Napoleon gerichteten Pamphlets, das zuerst 1806 unter dem Titel Deutschland in seiner tiefen Erniedri gung ebenfalls bei Stein erschien, der Buchhändler und Verleger Palm bezahlte den Schutz des anonmyen Verfassers damals mit dem Leben. Der Vorgang erregte immenses Aufsehen, durch die brutale Hinrich
2103
tung wurde Palm eine der bekanntesten Märtyrerfiguren im Kampf gegen den französischen Eroberer. – Titel gestempelt. Stockfleckiges, unbeschnittenes Exemplar.
2106 Staël-Holstein, A. L. G. de. De l‘Allemagne. 6 Teile in 3 Bänden. 18 x 10 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit RVergoldung und goldgepräg tem RSchild (teils mit kleinen Fehlstellen). Paris, London und Berlin, H. Nicolle, J. Murray und J. E. Hitzig, 18131814.
180 €
Longchamp 94. Monglond VIII, 1109f. Vicaire VII, 653. – Nachdruck der „véritable édition originale“ (Lonchamp S. 61), die 1813 in London nach dem Verbot der Pariser Originalausgabe von 1810 erschienen war. „Cette édition qui, ainsi qu‘on l‘a cru longtemps, n‘est pas une contre façon frauduleuse de l‘édition de Londres, 1813, reproduit en entier et
fidèlement, le texte de cette édition“ (Lonchamp). Die Ausgabe von 1810 wurde sofort nach Erscheinen auf Befehl Napoleons beschlagnahmt und verbrannt, deshalb sind Monglod nur fünf Exemplare bekannt. Mit neuem Vorwort, das sich auf diese Ereignisse bezieht. U. a. mit Aus führungen zu Goethes Faust sowie Kapitel über Lessing, Schiller, Zacha r ias Werner, August Wilhelm und Friedrich Schlegel etc. – Vereinzelte Flecken, sonst wohlerhalten.
2107 Steele, Robert. Huon of Bordeaux. 303 S., 2 Bl. Mit Schmucktitel und 19 Tafeln mit Illustrationen von Fred Mason. 22 x 17,5 cm. OLeinen (berieben) mit schwarzgeprägtem illustriertem Deckeltitel und goldge prägtem RTitel. London, George Allen Ruskin, 1895. 120 €
Erste Ausgabe der Neuübersetzung der Geschichte des Ritters Huon. – Im Rand papierbedingt schwach gebräunt, Vorsatz mit Exlibris.
2108 Sternau, G. Helene. Nach dem Englischen frei bearbeitet. 296 S. 19 x 12,5 cm. Halbleinen d. Z. (stärker berieben). (Gotha, Friedrich Perthes, um 1880). 150 €
Nicht bei Kosch. – Bibliographisch nicht nachweisbarer Liebesroman aus dem Feuilleton der Gothaischen Zeitung , laut Untertitel eine freie Übertragung aus dem Englischen; von dem Übersetzer Sternau sind keine biographischen Details bekannt. Der Druck erschien wohl ohne reguläres Titelblatt, der Titel ist dem ersten Textblatt entnommen, die Druckangabe von Friedrich Perthes findet sich auf dem Schlussblatt. – Papierbedingt gebräunt, Block mittig angeplatzt, einige Lagen dadurch etwas ausgebunden und mit kleineren Randläsuren. Hinteres Gelenk angeplatzt, Seite 135 mit Blattabriss im oberen weißen Rand (kein Textverlust), vorderer fl. Vorsatz mit Geschenkvermerk (datiert 1881). Kein bibliothekarischer Standortnachweis über den KVK.
2109 Stolberg, C. und F. L. Grafen zu. Gedichte. Her ausgegeben von Heinrich Christian Boie. 3 Bl., 318 S. Mit gestochener Titelvignette und 2 gestochenen Textvignet ten von Meil sowie 4 Kupfertafeln von Daniel Chodo wiecki. 16 x 9,5 cm. Halbleder d. Z. (etwas beschabt, Ecken bestoßen, vorderes Gelenk am oberen Kapital angeplatzt) mit RVergoldung, goldgeprägtem RSchild und Wappen supralibros auf dem VDeckel. Leipzig, Johann Friedrich Weygand, 1779.
180 €
Goedeke IV/1, 1034, 5. Rümann 1110. Dorn, Meil 352-354. Engelmann, Chodowiecki 326-329. Borst 389. – Erste Ausgabe der ersten Veröf fentlichung des Brüderpaars. Die Sammlung enthält 17 Gedichte von Christian Stolberg (1748-1821) und 69 von dessen jüngerem und wesent lich begabteren Bruder Friedrich Leopold (1750-1819). Im Jahre 1772 hielten sie sich zu Studien in Göttingen auf und wurden Mitglieder des frisch gegründeten „Göttinger Hain“, einer poetischen Bewegung, die getragen wurde von einer fast kultisch-religiösen Verehrung des Messias-Dichters Klopstock und einem enthusiastisch vorgetragenen, germanisch-patriotischen Impetus. Heinrich Christian Boie, die orga nisatorische „Triebkraft“ des Hain, fungierte als Herausgeber der Samm lung. Um einem drohenden Nachdruck zuvorzukommen, wurde sie hastig zusammengestellt, einige Gedichte Friedrich Leopolds wurden dabei offensichtlich vergessen. – Stellenweise schwach gebräunt und etwas braunfleckig, ganz vereinzelte kleine Wasserränder. Exemplar aus der Bibliothek „Carlowitziana“, mit entsprechendem Wappensu pralibros auf dem Vorderdeckel.
Nicht im KVK
2110 (Straß, Karl Friedrich Heinrich). Erzählungen von Otto von Deppen (Pseud.). Erstes Bändchen (alles Erschienene). IV S., 1 Bl., 208 S. 16 x 10 cm. Etwas späte rer Halbleinenband (berieben) mit RSchild und neuerem Signaturenschildchen. Leipzig, Ludwig Schumann, 1830. 240 €
Kosch III, 103. Brümmer VII, 109. ADB XXXVI, 501f. – Einzige Aus gabe der drei Erzählungen des Berliner Juristen und glühenden Philhe l lenen Karl Friedrich Heinrich Straß (1803-1864), der in jungen Jahren den Freiheitskampf der Griechen mit zwei kleinen Frühschriften zu unterstützen versuchte (Von und für Griechenland, 1822 und Minne , Wein und Kriegslieder. Ein Freundschaftskranz. Zum Besten der Griechen, 1826). Später hat Straß u. a. den Urtext zur Landeshymne von Schles wig-Holstein gedichtet, der dann von Matthäus Friedrich Chemnitz umgearbeitet wurde (vgl. ADB). Enthält drei Erzählungen: I. Das Test a ment, eine komische Erzählung. - II. Der Unbekannte, eine Novelle. -
III. Der Goldmacher, eine Erzählung. Eine im Vorwort angekündigte Fortsetzung ist nicht erschienen. – Etwas gebräunt und braun- oder stockfleckig, Titel recto mit dem Stempel der Bibliothek Donaueschin gen. Kein bibliothekarischer Standortnachweis über den KVK. Abbildung
2111 (Stroth, Friedrich Andreas). Karl Weissenfeld. Ein Lesebuch für Mütter, angehende Erzieher und junge Leute. 2 Bände. 3 Bl., 582 S.; 2 Bl., 412 S. Mit 3 Kupfer tafeln von Geyser nach Chodowiecki. 16 x 10 cm. Leder d. Z. (stärker berieben, beschabt und bestoßen, Rücken rissig und mit Fehlstellen). Leipzig, Weygand, 1778-1779. 180 €
VD18 11794321. Holzmann-Bohatta IV, 12048. – Erste Ausgabe des Lesebuchs. Der in Gotha wirkende und jung gestorbene Theologe Friedrich Andreas Stroth (1750-1785) gilt als einer der „bedeutendsten deutschen Schulmänner der Aufklärungszeit“ (ADB XXXVI, 624). –Etwas gebräunt und braunfleckig, teils fingerfleckig, stellenweise mit Feuchtigkeitsrand.
Abbildung
2112 Sutner, Josef. Vermischte Schriften. 488 S. Mit gestochenem Titel mit Vignette und Portrait-Frontispiz. 17,5 x 11 cm. Pappband d. Z. (berieben und bestoßen, Rücken mit Fehlstellen) mit goldgeprägtem RSchild (ge löst). München, Wilhelm Michaelis, 1828.
90 €
Goedeke X, 596, 150, 4. ADB XXXVII, 203. – Einzige Ausgabe des gesammelten Schriften des aus Dietramszell stammenden Lyrikers Josef Sutner (1784-1835). „Enthält als Nachlese zu den Vermischten Gedich ten ‚Spaziergänge‘ um München, an der Isar und Donau, über die Berge in das nördliche Italien und Verona; dazu ‚Gnomen‘ und sehr harmlose ‚Satyren‘ immer wieder mit Anmerkungen; allerlei Idyllisches und Prosa isches nebst patriotischen Anklängen (Vermählung des Herzogs Maxi milian zu Tegernsee) und Balladen (die Türkenfahne in der Frauenkir che). Das Beste ist vielleicht die ‚An die Kanone‘ gerichtete, freilich an Schiller‘s Glocke erinnernde Dichtung. Sonst gebraucht Sutner mit großer Vorliebe den nach Christian Ewald v. Kleist‘s (Frühling) Vorgang verlängerten Hexameter mit möglichster Mißhandlung von Metrum und Wohlklang der Sprache; anerkennenswerth sind auch einige Anklänge an die deutsche Mythologie, welche indessen noch so ziemlich in der Vorstellung und im Kostüm der Jeunesse dorée sich bewegen“ (ADB). – Stockfleckiges Exemplar.
2113 Tassoni, Alessandro. La secchia rapita. Poema eroicomico. 6 Bl., 450 S., 3 Bl. Mit gestochenem Frontispiz und gestochenem Portrait. 18 x 12,5 cm. Flexibler InterimsPappband d. Z. (stark fleckig und berieben). Venedig, Giuseppe Bettinelli, 1789. 180 €
Von Pellegrino Rossi kommentierte Ausgabe des heroisch-komischen Epos über den sogenannten Eimerkrieg, eine kriegerische Auseinander setzung zwischen den Modenesen und Bolognesen im 13. Jahrhundert, Hauptwerk Alessandro Tassonis (1565-1635). – Es fehlt die Einleitung von Gaspare Salviani (XLVIII Seiten). Etwas stockfleckig, Frontispiz mit schwachen Tintenflecken. Breitrandiges, unbeschnittenes Exemplar. Abbildung Seite 33
2114 (Textor, Friedrich Ludwig). Leben Abentheuer und Heldentod Paul Roderichs des Democraten. Eine Geschichte aus dem gegenwärtigen Kriege von seinem
aristocratischen Vetter beschrieben. 19 Bl., 414 S. Mit gestochener Titelvignette. 16,5 x 10 cm. Pappband d. Z. (starke Gebrauchsspuren). Frankfurt und Leipzig, „in der neuen Buchhandlung“, 1794.
250 €
Vgl. Goedeke VII, 560, 86. – Nachdruck des im selben Jahr in Wien bei Joseph Ochß erschienenen Trivialromans aus der Zeit der Koali tionskriege. Friedrich Karl Ludwig Textor (1765-1821), ein Cousin Goethes, verfasste mit dem Lustspiel Der Prorector das früheste erhal tene Schauspiel in Frankfurter Mundart. Trotz seiner literarischen Begabung konnte er keine bürgerliche Existenz aufbauen und machte 1816 bankrott. – Fleckiges und wasserrandiges Exemplar eine Leihbi bliothek mit entsprechenden Stempeln und Lesespuren. Über den KVK lediglich ein Standortnachweis in der British Library.
Abbildung
2115 Thümmel, Moritz August von. Die Inoculation der Liebe. Eine Erzählung. 62 S. Mit gestochener Titel vignette, gestoch. Frontispiz und gestochener Schluss vignette von Geyser nach Oeser. 17,5 x 10. Leder d. Z. (stark lädiert, Rückdeckel mit Brandfleck und Fehlstellen am Rücken) mit goldgeprägtem RSchild und RVergoldung. Leipzig und Zurzach 1772.
60 €
Goedeke IV, 1, 582, 3. – Zweite Ausgabe. – Durchgehend stockfleckig und mit kleinem Feuchtfleck auf dem Frontispiz (Darstellung nicht betroffen). Titel gestempelt, Vorsatz mit Exlibris.
2116 Tieck, Ludwig (Hrsg.). Deutsches Theater. 2 Bän de. XXXII, 1 Bl., 407 S.; 1 Bl., XXII, 344 S. 19,5 x 12 cm. Spätere Halblederbände (Kapitale und Gelenke berieben) mit RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Berlin, Realschulbuchhandlung, 1817.
150 €
Goedeke VI 39, 73. Slg. Borst 1286. – Erste Ausgabe. Tieck wollte der Dichtung früherer Jahrhunderte eine größere Verbreitung verschaffen Interessanterweise gab er nun - wie damals üblich - keine Bearbeitun gen heraus, sondern veröffentlichte die Dramen von Rosenplüt, Hans Sachs, Ayrer, Opitz, Gryphius und Lohenstein im Originaltext. Dazu gesellte er „englische Comödien und Tragödien, (die) um 1600 in Deutschland gespielt“ worden waren in den alten Übersetzungen. Die Edition wird begleitet durch zwei programmatische Vorreden Tiecks, in denen er nachdrücklich auf die besonderen Voraussetzungen und Bedingungen sowie die Bedeutung dieser vergessenen Literatur hin weist. – Etwas gebräunt und braun- oder stockfleckig.
2117 Tieck, Ludwig. Dramaturgische Blätter. Nebst einem Anhange noch ungedruckter Aufsätze über das deustche Theater und Berichten über die englische Bühne, geschrieben auf einer Reise im Jahre 1817. 3 Bände. 14 x 11 cm. Halbleinen d. Z. mit RVergoldung. Breslau, J. Max bzw. (Band III:) Leipzig, F. A. Brockhaus, 1826-1852. 200 €
Goedeke VI, 82. Borst 1515. – Erste Ausgabe. – Etwas stockfleckig.
2118 Weisse, Christian Felix. Kleine lyrische Gedichte. 3 Bände. Mit 3 gestochenen Titelvignetten von Geyser nach Oeser. 15,5 x 9,5 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben, Ecken bestoßen) mit floraler RVergoldung und jeweils 2 farbigen goldgeprägten RSchildern (1 lädiert). Leipzig, Weidmanns Erben und Reich, 1772.
250 €
Goedeke IV/1, 139, 7. Rümann 1233. Lanckoronska-Oehler II, 25. Hayn Gotendorf VIII, 358. – Erste Gesamtausgabe der Gedichte des bedeu tenden Aufklärers Christian Felix Weiße (1726-1804), hier in einem Exemplar ohne die Kupfer. – Etwas gebräunt und braunfleckig, Vor sätze leimschattig, Titel verso gestempelt. Mit Besitzvermerk v. Malt zahn (1834).
2119 (Wieland, Christoph Martin). Der goldne Spie gel, oder die Könige von Scheschian, eine wahre Geschichte. Aus dem Scheschianischen übersetzt. 4 Teile in 3 Bänden. Mit 4 gestochenen Frontispices und 4 gestochenen Titel vignetten von Geyser nach Mechau. 16 x 9,5 cm. Papp band d. Z. (stärker fleckig, berieben und bestoßen, mit Papierrückenschild; disparat gebunden). Leipzig, M. G. Weidmanns Erben und Reich, 1772.
180 €
Goedeke IV/1, 555, 66. Günther-Zeilinger 604. Rümann 1927. Deusch 24. Holzmann-Bohatta IV, 3260. – Erste Ausgabe des in der Tradition des antiken philosophisch-didaktischen Staatsromans stehenden Fürsten spiegels, erschienen in einer Auflage von 2500 Exemplaren. „Dieser Fürstenspiegel, mit dem Wieland seine ‚Hoffähigkeit‘ erweisen wollte, an der man nach den frivolen Verserzählungen seiner Jugend zweifelte, trug ihm 1772 die Berufung zum Erzieher Karl Augusts, des Sohnes der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar ein“ (KLL III, 978 ff.). – Titel von Band I und II gestempelt („Grossherzogliche Bibliothek Neustrelitz“), die Teile III und IV braunfleckig und im unfachmännisch restauriertem Pappband.
2120 Wieland, Christoph Martin. Idris. Ein heroischcomisches Gedicht. Fünf Gesänge. 298 S. Mit gestochener Titelvignette von Geyser nach Oeser. 20 x 12 cm. Leder d. Z. (fleckig, berieben und bestoßen, Kapitale etwas lädiert) mit RVergoldung und RSchild. Leipzig, Weidmanns Erben und Reich, 1768.
90 €
Goedeke IV/1, 553, 54. Borst 191. Deusch 11. Günther-Zeilinger 421. Rümann 1255. Hayn-Gotendorf VIII, 413. – Erste vollständige Ausga be, vorher waren einzelne Teile in Zeitschriften erschienen. Das Titel kupfer, auf dem die nackte Nymphe den nicht weniger unbekleideten Ritter Idris umschlingt, bezeichnen Hayn-Gotendorf als „freie Bade szene“. – Stärker leimschattig, Titel mit zeitgenössischem Besitzeintrag.
2121 Wund erseltsame (sic) Abendtheurliche, lustige und recht lächerliche Geschichte und Thaten der Welt bekannten Schild-Bürger in Misnopotamia, hinter Uto pia gelegen. Durch den Halb-Edlen, Geld- und Ehrenbe dürftigen Herrn Pomponium Filtzhut, weyland Stadt
schreiber und Nachtwächter zu Schildburgshausen, auf gezeichnet und der Nachwelt hinterlassen. 5 Bl., 150 S. Mit Holzschnitt-Titelvignette und 16 Textholzschnitten. 16,5 x 9,5 cm. Etwas späterer Pappband (berieben, Rük ken mit Papierschildchen). Hamburg, Johann Heinrich Krogmann, (wohl um 1750).
Seltene Volksbuchausgabe, der für diese Art von Drucken typische Druckvermerk „Gedruckt in diesem Jahr“ ist durch einen schmalen Papierstreifen mit dem Impressum „Hamburg, zu bekommen bei Joh. Heinr. Krogmann, Buchbinder auf der Herrlichkeit No. 36“ überklebt. Einer von mehreren bekannten Jahrmarktsdrucken unter dem Pseu donym Pomponius Filzhut, die sich gering im Titel und in der Kollaton voneinander unterscheiden. Vgl. das Exemplar der identischen Aus gabe mit dem Paginierungsfehler Seite 53 statt 33 der Berliner Stabi (verlagert nach Krakau). – Etwas fleckig, Abbildung
2122
2122 Wunderliche und seltsame Historien Tillen Eulen spiegels, eines Bauern Sohn, aus dem Lande zu Braun schweig gebürtig. Welche aus Niedersächsischer Sprache ins Hochdeutsche übersetzt, und sehr kurzweilig zu lesen. Auf Verlangen sehr vieler guten Freunde aufs neue wieder aufgelegt. Titel in Schwarz und Rot. 80 Bl. Mit Titel-Holz schnitt und zahlreichen Textholzschnitten. 17 x 9,5 cm. Moderner Lederband. Frankfurt an der Oder, Trowitzsch und Sohn, (um 1800).
300 €
Einer von mehreren bekannten Drucken der Jahrmarktsausgabe mit variierendem Druckvermerk, leicht abweichendem Titel und unter schiedlicher Kollation. – Titel und Schlussblatt mit teils hinterlegten Randläsuren, Titel auch gestempelt und mit gestrichenem Eintrag. Etwas braunfleckig.
Abbildung
2123 Zimmermann, Wilhelm. Masaniello, der Mann des Volkes. Trauerspiel in fünf Aufzügen. 4 Bl., 155 S. 18 x 11 cm. Etwas späterer marmorierter Halbleinen band mit goldgeprägtem RTitel. Stuttgart, Paul Neff, 1833.
120 €
ADB XLV, 300. – Erste Ausgabe vom Frühwerk des schwäbischen Theologen Zimmermann (1807-1878). „Dem geist- und phantasievol len Manne verdankt man zahlreiche, meist populäre und patriotische Geschichtsbücher, welche freilich nicht ohne Tendenz geschrieben und nicht immer zuverlässig sind. Schon 1831 trat er mit eigener Gedichtsammlung hervor. Seine Gedichte erschienen 1839 in 2. und 1854 in 3. Auflage. 1833 verfaßte er ein Trauerspiel ‚Masaniello‘“ (ADB). – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten.
Philosophie
2124 Aristoteles. Hthikwn Nikomacheiwn biblia deka. Ethicorum ad Nicomachum libri decem. Cum Dio nysii Lambini versione Latina, a Matthia Bergio interpo lata. Accesserunt huic editioni loca parallela, ex Magnis Moralibus, Eudemiis, Politicis, Rhetoricisque libris. Cura Samuelis Rachelii. 4 Bl., 131 (recte: 150) S., 1 Bl., 368 S. 22 x 18 cm. Pappband d. Z. (sehr stark berieben, beschabt und bestoßen). Helmstedt, Henning Müller, 1660. 450 €
VD17 23:232470X. Schweiger 53. – Seltener Helmstedter Druck der lateinischen Übertragung durch Dionysius Lambinus (1520-1572), herausgegeben von Samuel Rachel (1628-1691), der u. a. als Professor für Ethik in Helmstedt wirkte. Mit griechisch-lateinischem Parallel text. – Titel gestempelt und mit Tintensignatur, mit kleinem hinter legtem Loch im Satzspiegel sowie Stempelrasur, im oberen Rand mit Fehlstelle. Innenspiegel mit längerem hs. Eintrag. Mehrere weitere Text blatt gestempelt, Blatt A i im oberen Rand schmal angestückt. Unbe schnittenes Exemplar. – Beigebunden: Veterum Scholiastarum Grae corum Eustratii, Aspasii, Michaelis Ephesii aliorumve commentationes eruditissimae in Aristotelis Opus Ethicum ad Nicomachum, ex trans latione Jo. Bernardi Feliciani. Cura Samuelis Rachelii. 20 Bl., 713 S., 16 Bl. Ebenda 1662. - VD17 3:008870F. - Die dazugehörigen Werkkom mentare von Eustratius (1050-1117), Aspasius (ca. 2. Jahrhundert) und Michael von Ephesos (ca. 11./12. Jahrhundert) in der lateinischen Über setzung durch Johannes Bernardus Felicianus (1490-1552). - Anfangs mit Wasserrand, sonst wohlerhalten. Unbeschnittenes Exemplar. Abbildung
2125 Aristoteles. Peri poietikes b. Von der Dichtkunst. Tex (sic) mit Übersetzung und Anmerkungen von Carl Herrmann Weise. VIII, 123 S. 20,5 x 12 cm. Marmor. Papp band d. Z. (berieben). Merseburg, J. F. J. Sonntag, 1824. 120 €
Einzige Ausgabe der kommentierten Übertragung durch den Altphilo logen Carl Herrmann Weise (1787-1840), hier in einem Exemplar der Variante mit dem Druckfehler „Tex“ auf dem Titel, der wohl noch während des Druckvorgangs korrigiert wurde. Mit griechisch-deutschem Paralleltext. – Etwas gebräunt und stock- oder braunfleckig, mit Feuchtigkeitsrändern.
2126 Descartes, René. Opera philosophica. Editio quarta. Nunc demum hac editione diligenter recognita, & mendis expurgata. 4 Teile in 1 Band. 8 Bl., 191, 164, 88 S.; 18 Bl., 222 S., 1 w. Bl.; 8 Bl., 248 S.; 12 Bl., 92 S., 2 Bl. Mit 4 Holzschnitt-Titelvignetten, blattgroßem gestochenem Portrait und ca. 140 Textholzschnitten. 19 x 15 cm. Per gament d. Z. (etwas fleckig und berieben, spanische Kan ten lädiert, Decke vom Block gelöst, mit hs. RTitel). Amsterdam, Ludwig und Daniel Elzevier, 1663-1664. 600 €
Guibert 230f. – Vierte Auflage der Opera philosophica. Jeder Teil mit eigenem Titelblatt. – Haupttitel mit zwei alten (einem gestrichenem) Besitzeintrag. Etwas gebräunt und braunfleckig. Abbildung Seite 38
2127 Fichte, Johann Gottfried. Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters. In Vorlesungen, gehalten zu Berlin, im Jahre 1804-5. VIII S., 1 Bl. (Errata), 563 S. 17 x 10,5 cm. Leder d. Z. (stärker berieben, Ecken und Kapitale besto ßen, VDeckel fast lose, hinteres Gelenk angeplatzt) mit goldgepr. RTitel. Berlin, Realschulbuchhandlung, 1806. 180 €
Baumgartner-Jacobs 61. Ziegenfuss I, 342. Goedeke V, 8, 16, 16. – Erste Ausgabe von Fichtes Schrift, in der er seine Vorstellung einer Geschichts philosophie der Menschheit entwickelt und in deren Zentrum ein Ent wicklungsmodell steht, das die Geschichte in fünf Epochen einteilt. Seine gegenwärtige Epoche verstand Fichte als das „Zeitalter der voll endeten Sündhaftigkeit“. – Titel mit Stempelrasur, das Papier dort seh r dünn und mit kleinen Löchern, im unteren Rand mit weiterem Stem pel, dieser unschön mit Tippex tektiert. Vorsätze etwas leimschattig, stellenweise mit verblasstem Feuchtigkeitsrand, vereinzelte Anstrei chungen. – Dabei: Derselbe. Die Bestimmung des Menschen. VI, 338 S. 17 x 10 cm. Leder d. Z. (stärker berieben, beschabt und bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Berlin, Voss, 1800. - Goedeke V, 8, 16, 13. Baumgartner-Jacobs 48. - Erste Ausgabe, eine zweite Auflage erfolgte ebenda 1801. Die Schrift soll den Nicht-Philosophen „anziehen und erwärmen, und den Leser kräftig von der Sinnlichkeit zum Uebersinn lichen fortreißen“ (S. V). - Titel mit gleichen Mängeln wie der Haupt band. Insgesamt etwas stärker braun- und fingerfleckig.
2128 Fichte, Johann Gottlieb. Das System der Sitten lehre nach den Principien der Wissenschaftslehre. 1 Bl., XVIII S., 2 Bl., 494 S. 22 x 13,5 cm. Pappband d. Z. (berie ben, etwas bestoßen, Rücken und Gelenke beschabt, mit hs. RSchild). Jena und Leipzig, Christian Ernst Gabler, 1798. 150 €
Goedeke V, 8, 11. Eisler 180. Ziegenfuss I, 342. Borst 802. Baumgart ner-J. 36. – Erste Ausgabe von Fichtes grundlegender Schrift zur Moral philosophie und Ethik. „Das Princip der Sittlichkeit ist der nothwendige Gedanke der Intelligenz, daß sie ihre Freiheit nach dem Begriffe der Selbständigkeit, schlechthin ohne Ausnahme, bestimmen sollte.“ Zusam mengefasst in dem Imperativ: „Handle stets nach bester Überzeugung von deiner Pflicht; oder: handle nach deinem Gewissen.“ (Einleitung). – Unbeschnittenes, breitrandiges Exemplar. Schwach braunfleckig.
2129 Hobbes, Thomas. Leviathan, or the matter, forme, & power of a common-wealth ecclesiasticall and civill. 3 Bl., 396 (recte: 394) S. Mit Kupfertitel und typographischem Faltblatt. 29 x 18 cm. Moderner Halblederband unter Verwendung der zeitgenössischen Deckelbezüge mit goldge prägtem RTitel. London, Andrew Crooke, 1651. 12.000 €
PMM 138. Kress 830. Macdonald-Hargreaves 43. Lowndes II, 1077. – Erster Druck der ersten Ausgabe einer der bedeutendsten staatsphi losophischen Schriften des 17. Jahrhunderts. Die drei 1651 datierten Drucke unterscheiden sich vor allem durch die Titelvignetten (hier die Holzschnittvignette mit Kopf), die Errata und die Paginierungsfehler. Im vorliegenen als „Head“ bezeichneten Erstdruck springt die Paginie rung von 248 zurück auf 247 und von 256 vor auf 261. Die beiden ande ren Ausgaben sind ein kurz nach 1651 erschienenener holländischer bzw. ein wesentlich späterer Nachdruck. Der britische Staatstheoreti ker Thomas Hobbes (1588-1679) entfaltet im Leviathan den Gedanken des aufgeklärten Absolutismus und des Gesellschaftsvertrags, beides theoretische Grundlagen neuzeitlicher Politikwissenschaft. Das Werk wurde 1703 auf den Index Librorum Prohibitorum gesetzt. „Der Staat […] ließ sich als ein großes, aus Einzelmenschen zusammen gesetztes künstliches Ungeheuer sehen, dessen Dasein sich von seiner Zeugung durch die menschliche Vernunft unter dem Druck menschli cher Bedürfnisse bis zu seiner Vernichtung durch den menschlicher Leidenschaft entspringenden Bürgerkrieg verfolgen läßt. […] Jede Regie rung sei besser als die Anarchie des Naturzustandes“ (Carter-Muir, S. 266). „The fundamental nature of his speculation has stimulated phi losophers from Spinoza to the school of Bentham, who reinstated him in his position as the most original political philosopher of his time“ (PMM). Auf dem berühmten Kupfertitel zeigt sich der Souverän über Land, Städte und Bewohner herrschend. Sein Oberkörper wird aus einer einheitlichen Schar huttragender uniformer Menschen gebildet, die dem Gesellschafsvertrag zugestimmt haben. Als Zeichen seiner weltlichen und geistlichen Macht sowie des aufgeklärten Absolutismus dienen Krone, Bischofsstab und Schwert. – Titel verso mit Stempelra sur. Kupfertitel fingerfleckig, mit vertikaler Knickfalte im Bug sowie im oberen Rand mit überklebtem altem Besitzeintrag in Tinte („Lucas von Achen me possidet“), Blätter E2 und E4 mit kleinem Randeinriss, Lage P mit schmalem bräunlichem Abklatsch im oberen Bug, Blatt S2 mit kleinem Säureloch im unteren weißen Rand, die beiden letzten Blatt mit kleiner Wurmspur im weißen Seitenrand, das vorletzte Blatt dort auch mit Tintenwischer, das Schlussblatt im Bug schmal hinter legt. Etwas gebräunt oder braundfleckig, nur wenige Blatt etwas stär ker betroffen, stellenweise mit verblassten schmalen Wasserrändchen. Innenspiegel mit nachträglich montiertem gestochenem Wappenexli bris wohl des frühen 18. Jahrhunderts („Ioachim Heinricus Baron Lib de Bulow“).
Abbildung
2130 Hobbes, Thomas. Leviathan, oder der kirchliche und bürgerliche Staat. 2 Bände. XIV, 330 S.; VIII, S. (331)624, 1 Bl. Mit gestochener Titelvignette. 20 x 11,5 cm. Moderner Halblederband mit goldgeprägtem RTitel. Halle, Johann Christian Hendel, 1794-1795.
2.000 €
VD18 90528980 und VD18 90528972. Ebert 9873. Humpert 12969.
– Seltene erste deutsche Ausgabe, die Übertragung erfolgte anonym nach der lateinischen Ausgabe von 1686. Das Zustandekommen der Ausgabe ist im Zusammenhang mit der verstärkten politischen Dis kussion während der Französischen Revolution zu sehen. Der Überset zer wünscht, „daß manche, die von dem Freyheiztsschwindel ergriffen sind, ohngefähr sehen, wohin derselbe zulezt nothwendig führen muß. Wenigstens wird durch die neuere Geschichte Frankreichs ein großer Theil der Hobbesischen Grundsäzze gerechtfertiget“ (Vorrede S. X).
– Titel verso mit montiertem modernem Exlibrisschild über gelöschtem Stempel (dort mit kleinem Loch). Band I etwas braun- und fingerflec kig,
mit wenigen Anstreichungen in Farbstift sowie mit stellenweise deut licherem Feuchtigkeitsrand, Band II etwas braunfleckig und mit Anno tationen in Bleistift, anfangs mit schmalem Feuchtigkeitsrand im Bug. Abbildung
2131 Hume, David. Essays on suicide, and the im mortality of the soul. Never before published. With re marks, intended as an antidote to the poison contained in these performances, by the editor, to which is addedd, two letters on suicide, from Rousseau‘s Eloisa. IV, 107 S. 16,5 x 10 cm. Halbleder d. Z. (berieben) mit schlichter RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. London, M. Smith, 1783.
750 €
Lowndes 1140. Vgl. Rost 572 (Ausgabe 1799). – Wohl die erste Buch ausgabe. Der Text sollte noch zu Lebzeiten Humes 1757 in den Four dissertations erscheinen, die Publikation wurde jedoch verhindert; der Erstdruck erfolgte dann posthum 1777 in London (Five dissertations).
„Die gründlichste Widerlegung (der Gründe gegen den Selbstmord) hat Hume geliefert in seinem ‚Essay on Suicide‘, der erst nach seinem Tode erschienen ist und von der schimpflichen Bigotterie und schmäh lichen Pfaffenherrschaft in England sogleich unterdrückt wurde; daher nur sehr wenige Exemplare heimlich und zu teuerem Preise
verkauft wurden und wir die Erhaltung dieser Abhandlung des großen Mannes dem Baseler Nachdruck verdanken“ (Schopenhauer, zitiert nach Rost). – Titel mit ausradiertem Stempel, das Papier dort dünn und mit kleinen Löchern, Vorsätze etwas leimschattig, sonst wohlerhalten. Abbildung
2132 Kant, Immanuel. Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. Zweyte vermehrte Auf lage. XXVI, 1 Bl., 314 S., 1 Bl. (Errata). 20 x 11,5 cm. Neue rer Halblederband (etwas berieben) mit goldgeprägtem RSchild. Königsberg, Friedrich Nicolovius, 1794.
150 €
Warda 146. Adickes 79. Goedeke V, 3, 17. – Erster Druck der zweiten autorisierten Auflage, mit dem bei Warda genannten Merkmal (Punkt hinter „Vorrede.“ auf Seite 3). Enthält die Vorrede zur ersten Auflage mit der Ergänzung, der Leser möge die abweichende Orthographie auf den ersten Bogen entschuldigen, diese sei „wegen der Verschiedenheit der Hände, die an der Abschrift gearbeitet haben“, eingetreten. Text lich vollständigste Ausgabe des religionsphilosophischen Hauptwerks Kants, die als Vorlage für die Akademie-Ausgabe diente. – Titel gebräunt und mit ausradiertem Stempel, das Papier dort dünn und mit kleinen Löchern. Etwas braun- oder fingerfleckig, anfangs mit einigen Anmer kungen in Bleistift.
2133 Kant, Immanuel. Der Streit der Facultäten in drey Abschnitten. XXX, 205 S., 1 w. Bl. 20 x 12 cm. Moderner marmorierter Halblederband mit goldgepräg tem RSchild. Königsberg, Friedrich Nicolovius, 1798. 150 €
Goedeke V, 3, 1, 19. Warda 193. Borst 813. – Erste Ausgabe. Enthält ab Seite 165 „Von der Macht des Gemüths durch den bloßen Vorsatz, seiner krankhaften Gefühle Meister zu seyn“, Kants Replik auf Hufel ands Von der Kunst, das menschliche Leben zu verlängern. Ein in der Kollation abweichender zweiter Druck erschien noch im selben Jahr. – Stockfleckig, anfangs auch mit Feuchtigkeitsrand in der unteren rechten Ecke. Modernes Exlibris.
2134 Leibniz, Gottfried Wilhelm. Theodicee, das ist, Versuch von der Güte Gottes, Freyheit des Menschen, und vom Ursprunge des Bösen, bey dieser fünften Ausgabe durchgehends verbessert, auch mit verschiedenen Zusät zen und Anmerkungen vermehrt von Johann Christoph Gottsched. 11 Bl., 112, 908 S., 22 Bl. (l. w.). Mit gestoche nem Portrait und Faltkupfer. 18,5 x 11,5 Späterer Leder band (berieben, schwache Schabspuren, oberes Kapital mit Fehlstelle) mit goldgeprägtem RTitel und Goldschnitt. Hannover und Leipzig, Erben Nicolaus Förster, 1763. 300 €
Goedeke III, 361, VI, 34. Fromm 23816. – Zweite Auflage der von Gottsched besorgten Ausgabe, der die ältere Übersetzung von G. Rich ter nach der zweiten französischen Ausgabe überarbeitete und beson deren Wert auf die Präzision des sprachlichen Ausdrucks legte. „Eines der wichtigsten und einflussreichsten Werke des Hochbarock“ (Seebaß Kistner). Erstmals mit der 60seitigen Lobschrift von Fontenelle. Die Kupfertafel illustriert die Beschreibung der von Leibniz erfundenen Rechenmaschine. – Titel und Vortitel mit Tintensignatur und moder nem Namensstempel. Schwache Braunflecken, einige Anstreichungen in Bleistift. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
2135 Nietzsche, Friedrich. Briefe an Mutter und Schwetser. Herausgegeben von Elisabeth Förster-Nietz sche. Dritte Auflage. VIII, 546 S., 1 Bl. Mit 3 Bildtafeln. 21,5 x 13 cm. OLeinen. Leipzig, Insel, 1926. 250 €
Sarkowski 1196. – Fl. Vorsatz mit eigenhändiger Widmung der Her ausgeberin: „Meinem verehrten Freund Herrn Professor D. Albrecht in alter treuer Freundschaft - Dr. phil. h.c. Elisabeth Förster-Nietzsche - Weimar Nietzsche-Archiv Juni 1926“. – Sauberes, wohlerhaltenes Exemplar.
2136 Nietzsche, Friedrich. - Sammelband mit 3 Streit schriften zur „Geburt der Tragödie“, jeweils in erster Aus gabe. 21,5 x 14 cm. Halbleinen d. Z. (etwas berieben) mit hs. RSchild. Verschiedene Orte und Verlage, 1872-1873.
900 €
Schaberg S. 46f. – Sammelband mit den drei berühmten Streitschriften als Reaktion auf Nietzsches wirkungsmächtige Basler Frühschrift, die im Mai 1872 erschien und mit der er nicht nur die Welt der klassischen Philologie aus den Angeln hebte: I. Ulrich von Wilamowitz Möllendorff. Zukunftsphilologie! Eine Erwiderung auf Friedrich Nietzsches „Geburt der Tragödie“. 32 S. Mit typographischem OVorderumschlag. Berlin,
Borntraeger, 1872. - II. (Erwin Rohde). Afterphilologie. Zur Beleuchtung des von Ulrich Wilamowitz-Möllendorff herausgegebenen Pamphlets: „Zukunftsphilologie!“. Sendschreiben eines Philologen an Richard Wag ner. 48 S. Mit typographischem OVorderumschlag. Leipzig, E. W. Fritzsch, 1872. - III. Ulrich von Wilamowitz Möllendorf. Zukunfts philologie! Zweites Stück. Eine Erwiderung auf die Rettungsversuche für Fr. Nietzsches „Geburt der Tragödie“. 24 S. Mit typographischem OVorderumschlag. Berlin, Borntraeger, 1873. Nietzsches Schrift über Entstehung und Niedergang der griechischen Tragödie wurde von der etablierten Philologie aufgrund seiner intuitiven und irrationalen Schlüsse nicht ernst genommen und weitgehend igno riert. Lediglich der junge Wilamowitz-Möllendorff, mit dem Nietzsche gemeinsam in Schulpforta die Schulbank drückte, wagte einen öffent lichen Tadel: „herr Nietzsche tritt ja nicht als wissenschaftlicher forscher auf: auf dem wege der intuition erlangte weisheit wird teils im kanzelstil, teils in einem raisonnement dargeboten, welches dem jour nalisten nur zu verwandt ist.“ Erwin Rohde sprang seinem Freund Nietzsche zur Seite und veröffentlichte seine Erwiderungsschrift After philologie, in der er Nietzsches Thesen verteidigt und gegen Wilamo witz polemisiert. Und die im Folgejahr dann wiederum dessen Replik Teil II hervorrief. Womit der Streit dann öffentlich zwar beendet, mitnichten aber gelöst war. – Vereinzelte Anstreichungen oder Anmer kungen in Bleistift, stellenweise schwach gebräunt. Wohlerhaltene Exemplare. Abbildungen, auch Seite 41
2137 (Adelung, Johann Christoph). Unterweisung in den vornehmsten Künsten und Wissenschaften zum Nutzen der niedern Schulen. Zweyte vermehrte und ver besserte Auflage. XVI, 527 S. Mit 61 Kupfertafeln und 6 kolorierten, mehrfach gefalteten Kupferstichkarten. 17,5 x 10,5 cm. Leder d. Z. (berieben, etwas bestoßen) mit flo raler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Christian Gottlieb Hertel, 1774. 250 €
VD18 10598340. Brüggemann Sp. 1259, Nr. 16. Schug 128. StuckVilla 7. – Zweite Auflage des zuerst 1771 ebenda erschienenen Lehr buchs für die Jugend. Behandelt Naturwissenschaften, Mathematik, Geographie, Geschichte, Religion und Mythologie, Kunst, Philosophie, Wappenkunst, Ritterorden, Schiffahrt etc. Enthält eine Weltkarte, eine Deutschlandkarte und vier Kontinentkarten (Asien, Afrika, Euro pa und Amerika). – Schussblatt mit Abschnitt im unteren Rand, Titel leimschattig. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
2138 Caradeuc de la Chalotais, Louis René de. Ver such über den Kinder-Unterricht aus dem Französischen übersetzt. Mit Anmerkungen und einer Vorrede, die Unbrauchbarkeit und Schädlichkeit der Basedowschen Erzie hungs-Projecte betreffend. XCIII S., 1 Bl., 264 S., 3 Bl. 17 x 10 cm. Halbpergament d. Z. (berieben und etwas fleckig). Göttingen und Gotha, Johann Christian Dieterich, 1771.
150 €
Erste deutsche, von August Ludwig von Schlözer (1735-1809) besorgte Ausgabe des pädagogischen Traktats, der noch im selben Jahr eine Replik Basedows hervorrief. – Schlussblatt mit kleinem Loch im weißen Rand, sonst wohlerhalten.
Pädagogik 2137
2139 Dessauische Zeitung für die Jugend und ihre Freunde. 1.-13. Stück (Juli bis September 1782). 7, 96 S., 4 Bl. 20,5 x 17,5 cm. Pappband d. Z. (stark fleckig und berieben, Ecken bestoßen, mit Papierrückenschild). (Dessau 1782).
150 €
VD18 90285778. Dietzsch 926. – Zweites Halbjahr des ersten Jahr gangs der seltenen Wochenschrift. Als Redakteur fungierte der bedeu tende Pädagoge und Volksschriftsteller Rudolph Zacharias Becker (1752-1822), der 1782 als Lehrer ans Dessauer Philanthropin kam und die Zeitschrift seit diesem Jahr bis 1787 herausgab. – Stärker braunund stockfleckig, Titel gestempelt, fl. Vorsatz mit Eckabschnitt und mehreren Tinteneinträgen und Stempeln.
2140 (Gehring, Johann Wilhelm). Ad ultimum: Wahrheit ohne Schminke oder Teutschlands Elementar schullehrer, wie sie waren, wie sie jezt sind, und wie sie noch werden sollten und gern werden wollten. Den teut schen Fürsten ... besonders aber den wirtembergischen
Landständen ... an das Herz gelegt. Teil I (von 2). XVI, XXIV S., 1 Bl., 356 S. Mit 6 gefalteten Kupfertafeln von C. Wiesner. 22 x 13,5 cm. Interimsbroschur d. Z. (etwas lädiert). Nürnberg, Johann Leonhard Schrag, 1825. 300 €
Laesch 1270. Hayn-Gotendorf VIII, 579. – Einzige Ausgabe der scho nungslosen Abrechnung mit dem deutschen Schulwesen im Allgemei nen und im Land Württemberg im Besonderen. Die amüsanten, von Hayn-Gotendorf gelobten karikierenden Kupfer zeigen laut der Vor rede die wahren Verhältnisse im Klassenzimmer, darunter auch eine recht drastische Prügelszene. Im Folgejahr erschien ein zweiter Teil mit ebenfalls sechs Kupfern. – Etwas stockfleckig. Unbeschnittenes Exemplar. Abbildungen Seite 44 und 46
2141 Gruber, J(ohann) G(ottfried). Die Hölle auf Erden in der Geschichte der Familie Fredini. Gegen Salz manns Himmel auf Erden. VIII, 264 S. 18 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (berieben, Rückenbezug mit Schabspuren, Ecken etwas bestoßen). Leipzig 1802.
150 €
Laesch 1435. – Zweite Ausgabe der zuerst 1800 ebenda bei Paul Gott helf Kummer erschienenen Replik auf Salzmanns Reformschrift: „Salzmanns Zweck ist es, die Menschen mit ihrem Zustande zufriede ner zu machen, das aber ist auch der meinige; und zu diesem Behufe habe ich mich genauer unter meinen Zeitgenossen umgesehen, und in den herrschenden Fehlern des Zeitalters die Quelle des jetzt herr schenden Elends aufgesucht“ (Seite III). Der Universalgelehrte und Lex i kograph Johann Gottfried Gruber (1774-1851) zog 1805 nach Weimar, wo er engen Kontakt mit Christoph Martin Wieland pflegte, später während seiner Zeit in Halle besorgte er eine Gesamtausgabe von Wie lands Schriften und verfasste auch eine Biographie. Besondere Bedeu tung erlangte er als Mitbegründer der monumentalen Allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, auch „Ersch-Gruber“ genannt. – Titel recto mit neuerem Stempel und verso mit altem HolzschnittExlibris. Etwas braunfleckig.
2142 Krug, Wilhelm Traugott. Soll man die Erziehung der Jugend wieder den Mönchen und insonderheit den Jesuiten anvertrauen? Eine kosmopolitische Frage. 46 S., 1 Bl. 20 x 12,5 cm. Geheftet (ohne Einband). Leipzig, Christian Ernst Kollmann, 1836.
120 €
Seltene einzige Ausgabe der kleinen pädagogischen Schrift des KantNachfolgers und späteren Leipziger Philosophieprofessors Wilhelm Traugott Krug (1770-1842). – Braun- und stockfleckig.
2143 Matthäi, F. A. L. Der Besuch auf dem Lande oder moralische Erzählungen für die Jugend. 287 S. Mit gestochenem Frontispiz. 16,5 x 10 cm. Pappband d. Z. (starke Gebrauchsspuren). Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht, 1817.
150 €
Einzige Ausgabe der Sammlung moralisch-lehrreicher Erzählungen. Der Pädagoge und evangelische Geistliche Friedrich Anton Levin Matthaei (1774- um 1840) wirkte als Lehrer am „Wichmannschen Institut“ in Celle, später dann als Prediger in dem Dörfchen Varolsen nahe Göttingen. – Block gebrochen, erstes Textblatt mit unfachmän nisch restauriertem Riss im Bug, Titel mit kleinem Eckabriss. Durch gehend etwas stärker fingerfleckig sowie mit Feuchtigkeitssrand. Exemplar mit Lesespuren. Abbildung
2144 Niedersächsisches Wochenblatt für Kinder. 4 Bände. 16,5 x 9,5 cm. Pappband d. Z. (fleckig, berieben und bestoßen) mit je 2 farbigen goldgeprägten RSchildern. Hannover, Helwing, 1774-1775.
250 €
Diesch 849a N. – Vorhanden sind Jahrgang I, Bände I, II und IV und Jahrgang II, Band I. Insgesamt erschienen in den Jahren 1774 bis 1777
drei Jahrgänge mit jeweils vier Bänden. Die von Johann Lorenz Benzler herausgegebene Wochenschrift diente hauptsächlich zur moralisch-re ligiösen Unterweisung, zur Unterhaltung und zur Vermittlung auf klärerischen Gedankenguts durch Gedichte, Anekdoten, Briefe, Schauspiele, Beispielgeschichten, Fabeln und Gedichte. – Etwas flek kig, letzte Blatt von Band I, Jg II mit kleiner Wurmspur.
2145 (Sörgel, Lorenz Paul). Plan einer neuen Anstalt zur zwekmäßigen Armen-Versorgung in Nürnberg, nach dem in Hamburg bereits ausgeführten Plane. 4 Bl., 240 S. Mit gestochener Titelvignette und 8 typographischen Falttabellen. 18 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (stärker fleckig und berieben) . Nürnberg, o. Dr., 1793.
180 €
VD18 12658650. – Erste Ausgabe der ambitionierten Beschreibung der Errichtung einer Armenfürsorge nach dem Vorbild der 1785 von dem Hamburger Kaufmann und Sozialreformer Caspar von Voght (1752-1839) in Flottbek gegründeten Armenanstalt. – Eine Tabelle mit Läsur im weißen Seitenrand, Titel mit fl. Vorsatz im Bug verklebt, sonst wohlerhalten.
Abbildung
2146 Steinbeck, Christoph Gottlieb. Der aufrichtige Kalendermann. Ein gar kurioses und nützliches Buch. Für die Jugend und den gemeinen Bürger und Bauersmann. 1 Bl., II, 203 S. Mit Titelholzschnitt und einigen Textholz schnitten. 16 x 10 cm. Pappband d. Z. (berieben, stumpf übermalt) mit modernem RSchild. Langenberg, Selbst verlag, (1792).
150 €
Seltene erste Auflage. Eine der „berühmtesten aufklärerischen Volks schriften“ (Siegert). Enthält eine „Einführung in die neuzeitliche, auf mathematisch-physikalischer Grundlage operierende Astronomie, die sich an die Jugend, den gemeinen Bürger und den Bauern wendet. Verfasst mit der Absicht, die von Friedrich II. eingeleitete Kalenderre form zu unterstützen, indem der Leser von der Unrichtigkeit und Schäd lichkeit des alten Kalenders (geozentrisches Weltbild, Verbreitung von Aberglauben) aufgeklärt werden soll“ (Brüggemann 1750-1800, Sp. 1534). Bis 1829 erschienen mindestens acht Auflage. – Titel mit Besit zeintrag. Etwas fingerfleckig, am Schluss mit kleiner Wurmspur.
2147 Steinbeck, Christoph Gottlieb. Der aufrichtige Kalendermann. Ein gar kurioses und nützliches Buch. Für die Jugend und den gemeinen Bürger und Bauersmann. Dritte rechtmäßige und verbesserte Auflage. 2 Bl., 169 S., 1 Bl. Mit Titelholzschnitt und einigen Textholzschnitten. 17 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (starke Gebrauchsspuren, ohne Rücken). Leipzig, Johann Benjamin Georg Fleischer, 1794.
150 €
VD18 90390113. – Dritte Auflage. Eine der „berühmtesten aufkläre rischen Volksschriften“ (Siegert). Enthält eine „Einführung in die neuzeitliche, auf mathematisch-physikalischer Grundlage operierende Astronomie, die sich an die Jugend, den gemeinen Bürger und den Bauern wendet. Verfasst mit der Absicht, die von Friedrich II. eingelei
tete Kalenderreform zu unterstützen, indem der Leser von der Unrich tigkeit und Schädlichkeit des alten Kalenders (geozentrisches Welt bild, Verbreitung von Aberglauben) aufgeklärt werden soll“ (Brügge mann 1750-1800, Sp. 1534). Bis 1829 erschienen mindestens acht Auflage. – Etwas fleckig, Titel verso gestempelt, fl. Vorsatz zur Hälfte abgeschnitten, Innenspiegel gestempelt und mit Exlibrisschild. – Bei gebunden: Derselbe. Der hundertjährige Kalender ohne Schnurrpfei fereien. Ein Volksbuch. Zweite verbesserte Auflage. 1 Bl., 190 S., 1 Bl. Mit Titelholzschnitt und 8 typographischen Falttafeln. Gera, „Expedi zion der aufrichtig deutschen Volkszeitung“, 1796. - Der aufrichtige Kalendermann Teil II. - Etwas braunfleckig.
2148 Weisse, Christian Felix. Briefwechsel der Familie des Kinderfreundes. 12 Teile in 6 Bänden. Mit zusammen 12 gestoch. Titelvignetten, 2 gestoch. Textvignetten, 35 2145
Pädagogik
Kupfertafeln und 49 gefalt. Notenblättern. 16,5 x 10 cm. Etwas spätere marmorierte Pappbände mit goldgepräg tem RSchild. Leipzig, Siegfried Leberecht Crusius, 1784-1792.
450 €
Goedeke IV/1, 140, 15. Wegehaupt I, 2224. Rümann, Kinderbücher 352. Kirchner 675. Doderer III, 783f. Engelmann 496-499. – Erste Ausgabe der Fortsetzung des Kinderfreundes. Die reizvollen Illustrationen stam men von Chodowiecki, Crusius, Mechau, Nabholz, Pechel u. a. Bedeu tend ist die Zeitschrift auch für die Musikgeschichte, denn Weiße war einer der Schöpfer des deutschen Singspiels. Die Kompositionen zu seinen Texten sind von Scheibe, Hiller und Georg Karl Claudius. – Mal mehr, mal weniger stockfleckiges, sonst wohlerhaltenes Exemplar aus der Sammlung des Schweizer Bibliothekars Paul Scherrer-Bylund (1900-1992), mit dessen montierten Exlibris auf dem Innenspiegel.
2149 (Weisse, Christian Felix.). Der Kinderfreund. Ein Wochenblatt. 33 Teile der Reihe in 16 Bänden. Mit 33 gestochenen Titelvignetten und zahlr. Kupfertafeln sowie gestochenen Musikbeilagen. 15 x 9 cm. Halbleder d. Z. (etwas stärker berieben und bestoßen, Rückenbezüge brüchig; 4 Bände disparat gebunden) mit goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Siegfried Leberecht Crusius, 1776-1782. 350 €
Goedeke IV/1, 140, 14. Wegehaupt I, 2237ff. Seebaß 2037. Kirchner 626. – Mischauflage der „ersten bedeutenden periodischen Jugend
schrift“ (Merger nach Wegehaupt). Vorhanden sind folgen Bände in Erstausgabe: V, VI, VII-IX (je doppelt), X-XVI, XVII-XX (je doppelt), XXI-XIV. Ferner die Bände I-V in zweiter Auflage und Band III in dritter Auflage. „Zeitschrift für Kinder aus dem gesitteten Bürger stand. Weiße greift das Gestaltungsprinzip der moralischen Wochen schriften auf und übernimmt deren Modell einer fiktiven Verfasser schaft (‚Mentor‘), durch die die Einzelbeiträge (Dialoge, Beispielge schichten, Lieder, Fabeln, Kinderschauspiele usw.) in den Rahmen eines integrierenden Ganzen gestellt und vereinheitlicht werden. Der Leser nimmt dabei teil an den Erlebnissen und Unterhaltungen einer Familie und dem Unterricht ihrer Kinder“ (Brüggemann III, 429f). – Mal mehr, mal weniger braun-, stock- und fingerfleckig. Nicht kolla tioniert, augenscheinlich komplett.
2150 Zimmermann, J. F. T. Die Volksschule. Ein Lehr buch gemeinnütziger Kenntnisse für Bürger- und Land schulen. Teil I (von 2). IX, 254 S. 18 x 10,5 cm. Moderner Halbleinenband (Interimsbroschur eingebunden) mit überklebtem RSchild. Celle, E. H. C. Schulze, 1833. 150 €
Erste Ausgabe. Enthält „Natur-, Menschen-, Sprach- und Bibelkunde, nebst einem Anhange von der christlichen Sonn- und Festtage“ (Unter titel). Zimmermann (1793-1851) wirkte als Pfarrer in der Ortschaft Eimke in der Lüneburger Heide. – Papierbedingt gebräunt, etwas fingerfleckig, die Interimsbroschur mit Einträgen. – Dabei: Dasselbe. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. 2 Teile in 1 Band. Ebenda 1836-1837. - Gebrauchsspuren.
Kinder- und Jugendbücher
2151 Barrie, J(ames) M. Peter Pan in Kensington Gardens, from the little white bird. A new edition. Illu strated by Arthur Rackham. 2 w., 4 Bl., 125 S., 3 w. Bl. Mit 50 farbigen Illustrationen auf Tafeln montiert, 8 gan z seitigen schwarz-weiß Zeichnungen und einigen kleine ren Textillustrationen. 28 x 21 cm. Grünes OLeinen mit illustriertem OSchutzumschlag. London, Hodder und Stoughton, (1912).
300 €
Vgl. Doderer I, 108. Doderer III, 114. Schug 2301. Hofstätter, Jugend stil Druckkunst, 91 (zur deutschen Ausgabe). – Mit den herrlichen Illustrationen von Arthur Rackham (1867-1937). Rackham selbst vertrat den Anspruch, dass Illustrationen „von höchst künstlerischer Qualität zu sein (haben), weil die Eindrücke der frühen Kindheit für das ganze spätere Leben entscheidend seien“ (Doderer). – Sauber und wohlerhalten. Abbildung
2152 Bertuch, F(riedrich) J(ustin). Bilderbuch zum Nutzen und Vergnügen der Jugend. Band II. 50 Bl. Mit 45 (statt 50) kolorierten Kupfertafeln. 25,5 x 20 cm. Halb leder d. Z. (beschabt und bestoßen, Kapitale mit Einris sen). Wien, Anton Pichler, 1801.
400 €
Wegehaupt III, 289. Graesse I, 351. – Zweiter Band der umfangreichen Reihe von insgesamt 21 Bänden des berühmten Werks von Justin Frie d rich Bertuch (1747-1822). Die Tafeln zeigen verschiedene Tiere, Fabel tiere, Pflanzen, die sieben Weltwunder, mikroskopische Organismen, menschliches Blut und Haare etc. – Es fehlen die Tafeln Nummer 66, 96, 76, 79 und 80. Vorsatz und Titel mit größerer Fehlstelle (ohne Tex t verlust), etwas stock- und fingerfleckig, teils mit kleinen Feuchträndern und -flecken und teils mit Randläsuren. Mit hs. Besitzvermerk auf dem Titel und mit einer späteren Skizze auf dem Vorsatz. – Dabei: Dasselbe. Teil III und VIII in 1 Band. Seite 25-66, 62 S., 62 S., 64 S., 60 S., 84 S., 63 S., 63 S., 16 S. Mit 61 kolorierten Kupfertafeln. 24 x 19,5 cm. Halb leder d. Z. (stark lädiert, beschabt und bestoßen, Kapitale mit Einrissen). (Ebenda 1801-1813). - Titel von Teil III fehlt. Stark lädiert, stock- und braunfleckig, einzelne Seiten mit großen Fehlstellen und teils lose. Abbildung
2153 Beste ABC-Fibel. 4 Bl. Mit 4 beidseitig bedruck ten Holzschnitt-Tafeln mit zusammen 24 kolorierten Darstellungen. 15,5 x 10 cm. Moderner Leinenband (illu strierte OBroschur montiert). Neuruppin, Gustav Kühn, (um 1850). - Fingerfleckig, die Tafeln im unteren Rand mit kleinen hinterlegten Fehlstellen.
120 € Abbildung
2154 Bonn, Franz. Neuer Korb voll Allerlei. 10. Auf lage. 31 S. Mit kolor. Holzstich-Titelvignette und 79 kolor. Textholzstichen von Lothar Meggendorfer. 32 x 24 cm. Illustr. OHalbleinenband (geringfügig berieben und etwas fleckig). München, Braun und Schneider, (um 1905).
220 €
Krahé 110. Vgl. Klotz 592/27. Ries S.710, 15. – Enthält: Das Osterlämm lein - Ami und Cäsar - Niklas im Obstfaß - Das Segelschifflein - Der Gimpel und das Mäuschen - Der kranke Hanswurst (spielt vor der Silhouette der Münchner Frauentürme, wo er durch Verabreichung einer Medizin von 5 Maß Bockbier, einem Zwölferwecken und einem Dut zend Weißwürste von seiner Todkrankheit erretet wird) - Das Mohren kind. – Gutes, nur leicht gebräuntes, annähernd fleckenfreies Exemplar. Abbildung
2155 Bulgarische Kinderbücher. - Konvolut von drei illustrierten Kinderbüchern in bulgarischer Sprache. 8°-Gr.-8°. Verschiedene illustrierte OEinbände. Sofia, verschiedene Verlage, 1929-1932.
Teils humoristische, phantasievolle und zauberhaft illustrierte Kinder bücher aus der bulgarischen Stadt Sofia von bekannten bulgarischen Autoren und Illustratoren. Die Geschichten handeln vom Angeln, von springenden Bächen und von einer modernen Hasentante. Vorhanden sind: I. Chicho Stoyan. Modernata strina zaika (Die moderne Tante Zaika). 15 S. Mit Porträt und 8 Textillustrationen von Ilya Bezhkov. Illustrierte OBroschur. Sofia, Chipev, 1929. - Erste Ausgabe. - II. Da myian Kalfov. Edrata mryana. Ribarski razkazcheta (Geschichten vom Angeln). 41 S. Mit 6 Textillustrationen und 10 Tafelillustrationen farbigen in Grün, Rot und Schwarz von Ilya Petrov. Illustrierte OBro schur (etwas fleckig und berieben). Sofia, Dyarzhavna pechatnitsa, 1931. - Erste Ausgabe. - III. Elin Pelin. Potocheta Bistri (Klare Bächlein). 59 S. Mit 21 ganzseitigen Chromolithographien sowie chromolitho graphischen Bordüren auf jedem Textblatt von Aleksandr Bozhinov. Illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Sofia, Dyarzhavna pechatnitsa, 1931. - Erste Ausgabe. – Teils papierbedingt gebräunt und etwas fleckig.
2156 Campe, Joachim Heinrich. Robinson der Jüngere. Ein Lesebuch für Kinder. Dreißigste rechtmäßige Ausgabe. Mit 2 gestoch. Titelvignetten und 7 kolorierten Kupfer tafeln. 14,5 x 9,5 cm. Halbleder d. Z. (berieben, vorderes Gelenk schwach angeplatzt). Braunschweig, Schulbuch handlung, 1840.
180 €
Vgl. Rümann 253 und Schug 274 (Ausgabe 1848). – Koloriertes Exem plar des Jugendbuchklassikers. – Etwas stockfleckig, Tafeln gebräunt. Abbildung
2157 Caspari, Gertrud und Walther. Konvolut von 4 illustrierten Kinderbüchern. Mit zahlreichen, farbigen und teils ganzseitigen Textillustrationen. 8° bis 4°. Illustr. OHalbleinen (teils etwas berieben). Leipzig, Alfred Hahn, o. J. (1906-1926) und Lahr, Volkskunst und Volksbildung, o. J. (1922).
150 €
Vorhanden sind: I. Kinderhumor für Auge und Ohr. Auswahl. Heraus gegeben vom Jugendschriftenausschuß des Leipziger Lehrvereins. 11.-20. Tausend. Leipzig, Alfred Hahn, o. J. (1906). - Doderer I, 247. Seebaß 348. Vgl. Schug 504. - Erste Ausgabe. - II. Kinderland du Zau berland. Schöne Kinderlieder aus neuer und neuster Zeit. 7. Auflage. 43.-48. Tausend. Moderner Halbleinen mit aufgezogenen Fragmenten der OVorderdeckelillustration. Leipzig, Alfred Hahn, o. J. (1912).Vgl. Doderer I, 246f. Dyhrenfurth 190. Neubert 8.1.2. - . - III. „Guten Morgen“ heitere Reime. 12.-15. Auflage. 49.-64. Tausend. Leipzig, Alfred Hahn, o. J. (1926). - Vgl. Neubert 15.2. Schug 592. Doderer I, S. 247. - Im Block teils geplatzt. - IV. Caspari-Fibel. Ein Lesebuch mit vielen bunten Bildern für die erste Schulzeit. Lahr in Baden, Volks kunst und Volksbildung, o. J. (1926). - Waldschmidt, Fibeln, 73. Dode rer I 247. - Im Block teils geplatzt. – Papierbedingt teils gebräunt und vereinzelt minimal fingerfleckig. Wohlerhaltene Exemplare.
2158 Collodi, Carlo. The Adventures of Pinocchio. Translated from the Italian by Carol della Chiesa. 6 nn. Bl., 403 S. Mit Porträtfrontispiz und zahlreichen, teils farbi gen, teils ganzseitigen Illustrationen von Attilio Mussino.
2156
28,5 x 20 cm. Illustrierter farbiger OLeinenband (berie ben, bestoßen und minimal fleckig) mit RTitel. New York, The Macmillian Company, 1926.
200 €
Vgl. Cotsen 2305 (Ausgabe von 1929). – Erste amerikanische Ausgabe mit diesen Illustrationen. Attilio Mussino (1878-1954) illustrierte erstmals 1911 die Geschichte von Pinocchio. Seine Illustrationen wur den zum Klassiker des italienischen Märchens und werden bis heute verwendet. – Seite 187 und 188 mit unschöner Schabspur mit Fehl stelle (minimaler Textverlust). Papierbedingt schwach gebräunt und vereinzelt leicht stockfleckig.
2159 Crane, Walter. Goody two shoes‘ picture book. 2 Bl. 24 pag. S. mit mehreren Zwischenblättern. Mit 24 farbigen Tafeln nach Zeichnungen von Walter Crane. 26 x 22 cm. Neuerer Leinenband mit mont. illustr. OVorder deckel sowie mont. ORückenbezug (ohne den unteren Teil). London, G. Routledge, (1875).
Stuck-Villa 331. – Enthält die Erzählungen Goody two shoes, Beauty and the beast, The frog prince und An alphabet of old friends. – Ein band und Bindung meisterhaft erneuert. Insgesamt sehr gutes, kaum fleckiges Exemplar mit farbfrischen Illustrationen. Abbildung
2160 Crane, Walter. Mother Hubbard. Her picture book. Containing: Mother Hubbard, The three bears and The absurd ABC. With the original coloured pictures an illustrated preface and odds and end papers. Never before printed by Walter Crane. Teil II (von 2). 12 Bl.; 1 Bl., 8 S., 1 Bl.; 1 Bl., 8 S., 1 Bl. Mit zahlreichen farbig illustrierten Textillustrationen von Walter Crane. 27,5 x 23 cm. Illu strierter OLeinen (leicht berieben). London und New York, John Lane: The Bodley Head, o. J. (1896).
150 €
Gumuchian 1930. – Erste Ausgabe. Farbenfrohes und detaillreiches Bilderbuch für Kinder mit verschiedenen Märchen: „Mother Hub bard“, „The Three Bears“ und „The Absurd ABC“. – Innengelenke verstärkt, etwas fingerfleckig und vereinzelt minimale Einrisse.
2161 Crane, Walter. Red Riding Hood‘s. Picture Book: Containing Little Red Riding Hood. Jack and The Beanstalk. The Forty Thieves : with the original coloured pictures and some new additions by Walter Crane. 3 Bl., 8 S., 1 Bl.; 1 Bl., 8 S., 1 Bl.; 1 Bl., 8 S., 1 Bl. Mit zahlreichen farbigen illustrierten Texttafeln von Walter Crane. 27,5 x 23 cm. Rotes illustriertes OLeinen (leicht bestoßen und berieben). London und New York, John Lane: The Bodley Head, 1898.
150 €
Vgl. Gumuchian 1929. – Farbenfrohes und detaillreiches Bilderbuch für Kinder mit verschiedenen Märchen. Walter Crane (1845-1915) stand dem Arts and Crafts Movement nahe. Er eignete sich die Auffas sung einer einheitlichen Kinderbuchgestaltung an, die bis in die Um schlagillustration hineinwirkt. Bei ihm wirken sowohl die romantische Idee wie auch der Symbolismus nach. Crane wurde durch neue Ideen über den Zusammenhang von Kunst und handwerklicher Ausführung zum einem der Wegbereiter des modernen Bilderbuchs. Enthält die Märchen „Little Red Riding Hood“, „Jack & The Beanstalk“ und „The Forty Thieves“. – Innengelenke verstärkt, Titel leicht fingerfleckig und feuchtrandig, etwas fleckig und vereinzelt mit hinterlegten Einrissen (ohne Darstellungsverlust). Abbildung
2162 Dehmel, Paula. Das liebe Nest. Gesammelte Kindergedichte. Herausgegeben von Richard Dehmel. 1 Bl., 214 S., 1 Bl. Mit Textillustration und 5 Tafelillustra tionen (in Pag.) von Hans Thoma. 16 x 12 cm. Farbig handbemaltes OPergament (Rücken mit leichtem Farb verlust und leicht geworfen) mit goldgeprägtem RTitel, goldgeprägten DFileten und KGoldschnitt. Leipzig, See mann, 1919.
Klotz 1002/13. – Erste Ausgabe. Eines von 105 arabisch nummerier ten Exemplaren der Vorzugsausgabe „auf besonderem Papier“ (Druck vermerk) im Handeinband. – Minimal stockfleckig, sonst schönes und dekoratives Exemplar.
2163 Dehmel, Paula. Das liebe Nest. Gesammelte Kindergedichte. Herausgegeben von Richard Dehmel. (7.-12. Tausend). 215 S. Mit 5 ganzseitigen Illustrationen nach Lithographien von Hans Thoma. 16 x 12 cm. OBatik pappband (minimal bestoßen und berieben) mit RSchild, VDeckelschild, Blaukopfschnitt und Seidenlesezeichen. Leipzig, Seemann, 1922.
350 €
Klotz I, 1002/13.Schönes Exemplar. Vorderer Vorsatz mit eigenhän digem 4-zeiligem Gedicht von Paula Dehmels (1862-1918) Mann Richard Dehmel (1863-1920): „Immer wieder, still von innen / Stürzt die Welt in wilde Stücke; / Immer wieder, still von innen, / Fügen wir die schöne Brücke. Richard Dehmel“. Nach dem Tod seiner Frau gab er die Gedichtssammlung heraus. Abbildung
2164 Des Kindes erste Bilderschau. Zwölf Darstel lungen aus dem Thierleben. Auf unzerreissbaren Blät tern (Deckeltitel). 12 Bl. Mit 12 blattgroßen kolorierten lithographischen Textillustrationen. 29,5 x 22,5 cm. Neuerer Halbleinenband mit montiertem OVorderdeckel bezug (dieser fleckig und berieben). O. O., Dr. u. J. (wohl Wesel, Bagel, um 1865). 300 €
Bibliographisch nicht nachweisbares Anschauungsbilderbuch mit kleinen Geschichten und Gedichten, meist von P. J. Beumer (18091885), aber auch von Grimm, Brentano, Krummacher, Lessing u. a. Die blattgroßen Illustrationen mit Darstellungen aus dem ländlichen Leben wie Garten, Hof und Stall, Hasenjagd, Weidetiere, Hirtenleben, ferner eine illustre Jahrmarktszene im Oval gleich zu Beginn etc. Zur Datierung: Auf einem winzigen Kalenderblatt im Pferdestall am Tür rahmen findet sich die Jahreszahl „1864“. – Inneneglenke verstärkt, durchgehend etwas stärker fingerfleckig, jedoch ohne Läsuren. Abbildung
2165 Eichendorff, Joseph von. Romantisches Mär chen. Aus dem Roman Dichter und ihre Gesellen. 8 Bl. Mit 13 (6 ganzseitigen, teils farbigen) Illustrationen von Elsa Eisgruber. 22 x 28 cm. Farbig illustrierter OPapp band (etwas fleckig und gebräunt). Leipzig, Wunderlich, o. J. (1945).
150 €
Klotz I, 1224/3. Schug 653. Sammlung Hobrecker 355. Mück S. 53. Murken I.17. Vgl. JKL I 341ff. – Wohl erste Ausgabe (ohne Auflagen vermerk). Eines der letzten Bücher der Künstlerin, die stets mit Blei stift und Aquarellfarben arbeitete. Mit eigenhändiger Widmung von Elsa Eisgruber auf dem Vorsatz: „Das Buch auf das du so lange warten musstest mit guten Wünschen deine Eisgruber Ostern 1949“. – Wohl erhaltenes, frisches Exemplar. – Dabei: Karl Immermann. Tulifänt 2164
chen der Zwergheld für Kinder erzählt von Eva von Eckardt. 21 S., 1 Bl. Mit zahlreichen Textillustrationen und 4 farbigen Tafeln von Elsa Eisgruber. 23 x 30 cm. Illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben). Leipzig, Wunderlich, o. J. (1936). - Klotz II, 3017/1. - Erste Ausgabe - Innengelenke geplatzt.
2166 Enders, Ludwig. Pechvogel und Glückspilz. Ein Bilderbuch. 16 Bl. Mit illustriertem Titel und 16 Farb tafeln von Ludwig Enders. 27,5 x 20,5 cm. Illustrierter OHalbleinenband (berieben, Ecken und Kanten etwas beschabt). München, Dietrich, (1918).
180 €
Dietrichs Münchener Künstler-Bilderbücher, Buch 30. Schug 617. Stuck-Villa 348. Liebert D 30. Evers-May, Aachen Kinderbücher 68. – Erste Ausgabe. Kongenial illustriertes Märchen-Bilderbuch des Buch künstlers, Graphikers und Kostümzeichners Ludwig Enders (18891956). „Aufwendig in 14 Farben gedruckt“ (Kat. Stuck-Villa). – Innen gelenke angeplatzt, ein Textblatt am Schluss lose und mit kleinen Rand läsuren, Titel etwas fleckig, wenige Blatt mit sehr kleinem Einriss im unteren Bug. Sonst wohlerhalten, die Tafeln farbfrisch. Abbildung
2167 Erdmann, Wilhelm. Der Tiftel-Max und andere Geschichten. 32 Bl. Mit zahlreichen Farbillustrationen von William Krause. 31 x 23 cm. Illustrierter OHalbleinen band in Jugendstilornamentik (Rücken erneuert). Berlin, Selbstverlag, (1900).
120 €
Baumgartner I, 103. – Erste Ausgabe. „Begleitet von prächtigen Jugend stilillustrationen und auf jeder Seite ornamentalen farbigen Schmuck bordüren, werden Geschichten erzählt, die teilweise überaus drastisch in ihren Bestrafungen für die Kinder sind. Die Erzählungen orientieren sich immer wieder an den Struwwelpetergeschichten, wie ‚Walter und der Schmetterling‘ oder ‚Die Leck-Auguste“ (Baumgartner). – Vorsätze erneuert. Insgesamt gutes, nachgebundenes Exemplar.
2168 Fraungruber, Hans. Leben und Treiben im Tier land. 24 Bl. Mit zahlreichen Illustrationen und Bildtafeln. 22,5 x 28,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig, berieben und bestoßen). Nürnberg, Theo dor Stroefer, 1931.
350 €
Mit lustigen Versen und Reimen des österreichichen Schriftstellers Hans Fraungruber (1863-1933). – Eine Lage lose. Papierbedingt ge bräunt, etwas fleckig. - Selten.
2169 Frey, Adolf. Aus versunkenen Gärten. Ritornelle. Mit 16 Farbttafeln und Buchschmuck von Ernst Kreidolf 26,5 x 19 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig, VDeckel schwach gebräunt). Erlenbach und Leip zig, Rotapfel, (1932).
120 €
Huggler 206. Hess-Wachter B 32. – Erste Ausgabe. Die Texte und Vignetten in Gründruck. – Vorsätze mit Klebespuren und Leimschatten. Papierbedingt im Rand schwach gebräunt, sonst sauber und wohlerhalten.
2170 Frey, Adolf. Blumen. Ritornelle. 19 Bl. Mit 16 Farbtafeln von Ernst Kreidolf. 26,5 x 19 cm. Illustrierter OHalbleinenband (nur gering fleckig und fleckig). Erlen bach-Zürich, Rotapfelverlag, (1920).
120 €
Doderer II 256. Huggler 187. – Erste Ausgabe. – Papierbedingt schwach gebräunt, sonst sehr schönes und frisches Exemplar.
2171 Freyhold, Konrad Ferdinand von. Sport und Spiel. Bilderbücher. 1 Bl. Mit koloriertem Titel und 12 teils kolorierten Tafeln. 25,5 x 31 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig, berieben und gebräunt). Köln, H. & F. Schaffstein, o. J. (1907).
900 €
Stark, Schaffstein, 187. Kat. Köln 516 (mit weiteren Angaben). Vgl. Doderer I, S. 413. – Erste Ausgabe. Der zweite Band der Reihe Bilder bücher ist in reizendem Schablonenkolorit illustriert. „Die Bücher waren
trotz ihrer außergewöhnlichen künstlerischen Gestaltung überhaupt kein Erfolg“ (Stark Seite 66). So erschienen nur kleinste Auflagen und erst nach 25 Jahren ein Nachdruck in lediglich 500 Exemplaren. Die Aquarellfarben wurden mit Hilfe von Schablonen und kleinere Stellen mit der Hand aufgetragen. „Diese Bücher fanden vor der großen Menge ganz und gar keine Gnade. Den Kindern aber gefielen diese Bücher außerordentlich, leider wur den sie ihnen von den Eltern nicht zugänglich gemacht“ (Julius Schaff stein, zitiert nach Kat. Köln). Die Bilder, „freyholdisch in ihrer unsäg lich rührenden Unberührtheit und Kindlichkeit“ (E. R. Weiß 1902 an Richard Dehmel) zeigen uns Kinder beim Reiten, Schwimmen, Segeln, Rad- und Schlittenfahren, Stelzenlauf und Schaukeln. „Freyholds Bilderbücher sind... Marksteine in der frühen Entwicklung des Bilder buches des 20. Jh... sie wirken heute noch ‚moderner‘ als manches Bilder buch mit dem Erscheinungsjahr 1971 oder später“ (Halbey in Doderer/ Müller S. 252; Abb. S. 256). – Papierbedingt gebräunt, vereinzelt finger fleckig, Bindung gelockert, insgesamt guter Zustand. Abbildung
2172 Fulda, Ludwig. Märchen-Kalender für 1908. 25 Bl. Mit 12 farbigen Tafeln sowie Buchschmuck von Heinrich Lefler und Julius Urban. Text in Gründruckt. 25 x 24 cm. Illustr. OBroschur (etwas lichtrandig, oberes Kapital be stoßen, mit Montageresten) mit goldgeprägtem VDeckel titel. Wien, M. Munk, 1907.
250 €
Vgl. Seebaß I, 1208; Klotz I, 1745,2. Riess 676, 10 und Doderer III, 330. – Prachtvoll im Wiener Jugendstil illustrierter Märchenkalender, der in diversen Varianten von 1905 bis 1921 erschien. Die Illustrationen zählen zu den schönsten Märchen-Illustrationen des Jugendstils. –
Wohlerhaltenes, frisches Exemplar. – Dabei: Münchener Künstler-Bil derbuch für Jung und Alt. Zum Besten des Vereins zur Erbauung eines Lehrerinnenheims in München. 35 Bl. Mit mehreren (27 ganzseitigen) farbigen Textillustrationen. 28 x 22,5 cm. Illustrierter OLeinen mit farbiger VDeckelillustration auf eigenhändigem, individuell flächen vergoldeten VDeckeln. München, Carl Schnell, 1905. - Teilweise gebräunt.
Abbildung Seite 52
2173 Gebauer, August. Bunte Blätter. Aus dem Haus buche des Jugendfreundes für das jugendliche Alter. XII, 213 S., 1 Bl. Mit koloriertem lithographischem Frontispiz, 5 kolorierten lithographischen Tafeln und lithographi schem Notenblatt (auf grünem Papier). 16 x 10,5 cm. Illustrierter OPappband (etwas stärker fleckig, berieben und bestoßen). Reutlingen, J. C. Mäcken, 1830.
180 €
Klotz II, 1805/3. – Erste Ausgabe der Sammlung von 27 lehrreichen Anekdoten. – Mal mehr, mal weniger stock-, braun und fingerfleckig, eine Tafel gelöst, fl. Vorsatz mit zeitgenössischem Geschenkeintrag. Über den KVK lediglich ein Standortnachweis der Ausgabe von Löf lung in Stuttgart aus demselben Jahr (Stuttgart WLB).
Abbildung
2174 (Gelbert, Gundel. 1-10 ein Zählbuch für Kinder). Mit 11 ganzseitigen Holzdrucken von Gundul Gelbert. 32 x 36,5 cm. OHalbleinen (leicht lichtrandig und besto ßen). (Köln, 1976).
350 €2173
Eines von 10 nummerierten Exemplaren (Gesamtauflage: 13). In dem lehrreichen Kinderbuch wird das Zählen von eins bis zehn anhand abgebildeter Tiere gelehrt. Die Tierfiguren wurden einzeln aus Sperr holz gesägt und zusammen auf eine Platte gebracht. Nach jedem Druck wurde ein Tier entfernt. – Mit handschriftlichem Druckvermerk auf dem Nachsatz. Im Block leicht gelockert. Gelesenes Exemplar. Abbildung
2175 Goldene Ernte. Lieder und Gedichte für Kin der. (Herausgegeben von N. Henningsen). 47 S. Mit zahl reichen chromolithographischen Textillustrationen von Hans Schroedter. 29,5 x 22 cm. Farbig illustrierter OHalb leinenband (Kanten gering berieben). Mainz, Josef Scholz, (1925).
150 €
Scholz‘ Künstler-Bilderbücher No. 175. Erste Ausgabe dieser ein drucksvollen, stark dem Jugendstil verwandten Illustrationen des vorwiegend für den Scholz-Verlag arbeitenden Illustrators und Malers Hans Schroedter (1872-1957), der eng mit Hans Thoma befreundet war. Die klassischen lyrischen Texte sind u. a. von Goethe, Rückert, Hoffmann von Fallersleben, Uhland, Mörike usw. – Nur vereinzelte schwache Fingerflecken. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar.
2175a Greenaway, Kate. Almanack for 1883, 1884 und 1891. 3 Bändchen. Je ca. 10 nn. Bl. Mit ca. 70 (teils ganzseit.) farb. Illustrationen. Kleinformate. Farbig illustr.OPappbände London und New York, Routledge, (1882-1890).
150 €
Schuster 3-7. Osborne-Coll. 1054. – Die Kalendarien meist mit figür lichen Vignetten, die spielende Kinder zeigen. – Teils etwas braun fleckig, insgesamt jedoch wohlerhalten.
2176 Greenaway, Kate. Konvolut von 3 farbig illustrier ten Kinderbüchern. Gr.-8° bis Qu.-4°. OEinband (2) bzw. modernes Halbleinen (1). London und New York, George Routledge & Sons und Frederick Warne, o. J. (1900-1910) 200 €
Vorhanden sind: I. A Apple Pie. 22 Bl. Moderner Halbleinen mit auf kaschiertem illustriertem OVDeckel (leicht berieben). London und New York, Frederick Warne, o. J. (1900). - Schuster-Engen 1/1b. - II. Jane and Ann Taylor. Little Ann and other poems. 64 S. Illustrierter OHalb leinen (etwas berieben und mit kleiner Fehlstelle am RDeckel) London und New York, Routledge, o. J. (1900). - Spielmann-L. S.286. Schug 2253 Vgl. LKJ I 463. Hobrecker 7730. Gumuchian 2810. Schuster-Engen 109/2c. - III. Book of games. With Twenty-four Full-page Plates. Engraved and printed in colours by Edmund Evans. 63 S. Illustriertes OLeinen (etwas bestoßen). London und New York, Routledge & Sons, o. J. (1910) - Vgl. Doderer I, 463. Seebaß I, 761. Stuck-Villa I, 364. Osborne Collec tion 220. Spielmann-L. S. 288. Schuster-Engen 43/1e. – Teilweise leicht stock- und fingerfleckig, sonst wohlerhalten.
2177 Grimm, Jacob und Wilhelm. Kinder- und Haus-Märchen. Kleine Ausgabe. IV, 316 S., 1 Bl. Mit 7 Illustrationen auf Tafeln nach Kupfern des Originals.
2178
13,5 x 10,5 cm. Illustrierter OPappband (Rücken unauf fällig mit Leinen restauriert). Berlin, G. Reimer, 1825 (Neudruck: Leipzig, Insel, 1911).
150 €
Sarkowski 625. – Eines von 500 nummerierten Exemplaren des „buchstabengetreu dem Original“ entsprechenden „Neudruckes“ (Druckvermerk). Die Illustrationen stammen bekanntlich von Ludwig Grimm. – Teils minimal fleckig.
2178 Grimm, Jacob und Wilhelm. Pif-Paf-Poltrie und die schöne Katrinelje. Ein Märchen. Vertont von Emma Fürstin zu Solms Lich. 5 Bl. 31 x 28 cm. Mit Titel in sig niertem Orig.-Holzschnitt und 7 signierten Orig.-Holz schnitten. Illustrierter OPappband (fleckig, berieben). O. O. u. Dr. (Selbstverlag), (1931).
400 €
Eines von 200 Exemplaren. Die „Holzschnitte, Zeichnung der Noten und Schrift von Georg Graf Castell. Zweihundert Exemplare wurden mit der Hand gedruckt“ (DV). Das eher unbekannte Märchen wurde hier zu einem Lied vertont und mit schwarz-weißen Holzschnitten, die mit einem Passepartout geschützt sind, illustriert. Alle Holzschnitte sowie der Druckvermerk sind vom Künstler signiert. Zu Seite 5 liegt ein Errata-Blatt bei. – Innen sehr schön erhaltenes Exemplar. Abbildung
2179 Oncle Hansi (d. i. Jean-Jacques Waltz). Mon village. Ceux qui n‘oublient pas. 2 Bl., 31 S., 2 Bl. Mit illu striertem Titel und zahlr. farbigen, teils ganzseitigen
Illustrationen von Jean-Jacques Waltz. 23,5 x 32,5 cm. Illustriertes OLeinen (etwas berieben, fleckig und leicht bestoßen). Paris, F. Floury, o. J. (1918).
300 €
Cotsen 4533. Vgl. Schug 2647. Bibliothèque de l‘Heure Joyeuse 432. – Erste Ausgabe. Das patriotische Bilderbuch für Kinder zeigt Darstel lungen vom Ober-Seebach im Norden des Elsass. – Papierbedingt etwas gebräunt und Vor- und Titel minimal fingerfleckig. Abbildung
2180 Hey, Wilhelm. Fifty fables for children. Transla ted into English by Sophie Klingemann. 50 Bl., 40 S. Mit zahlreichen Textillustrationen von Otto Speckter. 23,5 x 16 cm. Leinen d. Z. (etwas fleckig, berieben und bestoßen). Gotha, Friedrich Andreas Perthes, 1867.
120 €
Erste Ausgabe der Übersetzung ins Englische. Fl. Vorsatz mit Wid mung der Übersetzerin Sophie Klingemann (1822-1901), datiert Bonn 8. Februar 1868. – Stockfleckig, fl. Vorsatz im unteren Bug gelöst.
2181 Hildebrandt, Friedrich Otto. Niki eine drollige Hundegeschichte. 1.-6. Tausend. 15 Bl. Mit 14 chromoli thographischen Tafeln von Arthur Heyer. 33,5 x 25 cm. Illustrierter OHalbleinenband (bestoßen, unteres Kapital mit kleiner Fehlstelle sowie, berieben und fleckig) mit Deckeltitel. München, Etzold, o. J. (1919).
300 €
Klotz I,I 2291/1, II 2668/1. – Erste Ausgabe. Das Werk erzählt die Erlebnisse des Alltags aus der Sicht des Hundes Niki mit dazu passen
den farblichen Illustrationen von Arthur Heyer (1892-1931). Der Künstler stammte aus Thüringen und war für seine Tiermalereien und -Zeichnungen berühmt. – Vorsatz mit hinterlegtem Einriss. Etwas fleckig, teils berieben, die letzten beiden Blätter mit kleinen Randläsio nen. Mit handschriftlichem Besitzvermerk auf Vorsatz. Abbildung
2182 Hoffmann, Heinrich. The English Struwwelpeter or pretty stories and funny pictures. 24 S. Mit zahlreichen Farbillustrationen. 25,5 x 20 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas fleckig und gebräunt, Kanten beschabt). (London), G. Routledge & Sons, (um 1910).
92 €
Vgl. Schug 1735. Nicht bei Baumgartner.Etwas fingerfleckig, insgesamt jedoch wohlerhaltenes Exemplar.
Korrekturexemplar
2183 Huber, Johanna. Die Krabbelstube. Spiele mit dem 1-3jährigen Kind. Anregungen für junge Mütter. Zweite Auflage. 32 S. Mit einigen Textillustrationen von Elsa Eisgruber. 23 x 18 cm. Illustrierter OPappband (schwache Flecken). Ravensburg, Otto Maier, (1934). 120 €
Klotz II, 2942/15. – Erste Ausgabe. Korrekturexemplar für die 1947 erschienene vierte Auflage. Mit zahlreichen Streichungen und Ergän zungen in Bleistift, vermutlich von der Verfasserin. – Wohlerhalten.
2184 Jauffret, (Louis-François). Die Wunder der Natur. Ein Lesebuch für die Jugend. 214 S. 207 S., 4 Bl., (l. w.). Mit Kupfertitel und 5 kolorierten Kupfertafeln. 13,5 x 8,5 cm. Pappband d. Z. (etwas bestoßen). Zürich und Leipzig, Trachsler, (wohl 1821).
180 €
Kayser V, 296. – Seltene deutsche Bearbeitung des Lesebuchs für Kinder des französischen Anthropologen und Pädagogen Louis-Fran çois Jauffret (1770-1840) in Marseille). Enthält rund 40 lehrreiche Kapitel aus dem Reich der Natur. – Eine Tafel (Frontispiz) lose, sonst sauber und wohlerhalten. Über den KVK nur zwei bibliothekarische Standortnachweise in Zürich (4 Tafeln) und Princeton. Abbildung
2185 Josef Scholz Verlag. - Sammlung von 12 illustrier ten Märchenbücher. 22 x 28,5 cm. Illustrierte OHalblei nen (teils leicht berieben und bestoßen) teils im OSchutz umschlag und OPappband im illustrierten OSchutzum schlag. Mainz, Josef Scholz, o. J. (1904-1911).
450 €
Vgl. Ries, Das Deutsche Bilderbuch (in: Die Schiefertafel, S. 126-139). – Konvolut der hübschen, überaus reich farbig illustrierten „Scholz‘ Künstler Bilderbücher“. Vorhanden sind die Nummer 1-10 und 12 der Reihe: I. Dornröschen gez. v. Julius Diez, München. Serie A: Märchen Nr. 1. Mainz 1904. - II. Marienkind gez. von Heinrich Lefler und Joseph Urban, Wien. Serie A: Märchen Nr. 2. Mainz 1904. - III.
Aschenputtel gez. von Adolf Münzer, München. Serie A: Märchen Nr. 3. Mainz 1904. - IV. Rotkäppchen gez. von Arpad Schmidhammer, München. Serie A: Märchen Nr. 4. Mainz 1904. - Moderner Pappband mit aufgezogenen Fragmenten der OVorderdeckelillustration. - V. Dasselbe gez. von Arpad Schmidhammer, München. Serie A: Märchen Nr. 4. Mainz 1904. - VI. Hänsel und Gretel. gez. Richard Scholz, München. Serie A: Märchen Nr. 5. Mainz 1904. - VII. Schneewittchen gez. von Franz Jüttner, Berlin. Serie A: Märchen Nr. 6. Mainz 1905. - VIII. Frau Holle gez. Fritz Kunz, München. Serie A: Märchen Nr. 7. Mainz 1905. - Mit kleineren Fehlstellen. - IX. Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich gez. von Ernst Liebermann, München. Serie A: Märchen Nr. 8. Mainz 1908. - X. Hans im Glück gez. v. Hans Schroed ter, Karlsruhe. Serie A: Märchen Nr. 9. Mainz 1908. - XI. Der Wolf und die sieben Geislein. gez. von Eugen Osswald, München. Serie A: Märchen Nr. 10. Mainz, 1910. - XII. Schneeweisschen und Rosenrot gez. von Lena Baurnfeind, München. Serie A: Märchen Nr. 12. Mainz 1911. – Teils papierbedingt gebräut, kaum fingerfleckig, gelegentliche Gebrauchsspuren. Wohlerhaltene Exemplare.
2186 Josef Scholz Verlag. - Sammlung von 75 zumeist kolorierten lithographischen Einblattdrucken aus dem renommierten Kinderbuchverlag. Blattgröße zumeist ca 35 x 43 cm. (Mainz, Josef Scholz, um 1860-1880). 750 €
Umfangreiche Sammlung. Vorhanden sind zahlreiche Kindermotive, ferner Tiere, Pflanzen, Jagd etc. Zahlreiche Bogen mit Mehrfachdar 2184
stellungen. – Mal mehr, mal weniger fleckig und berieben, mit Rand knicken und kleinen Einrissen, verso stellenweise hinterlegt. Teils mit Gebrauchsspuren. Abbildungen
2187 Kipling, Rudyard. „Das kommt davon“. Drei Tierschnurren. In deutscher Übertragung von Hans Ro the. 14 Bl. Mit farbiger Titelillustration und 12 ganzseiti gen Illustrationen von Erich Ohser. 22 x 27 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (stärker berieben). Leipzig, Abel & Müller, (1929).
300 €
Klotz II, 3393/1. – Erste Ausgabe. Enthält die Geschichten „Wie der Walfisch seinen engen Schlund bekam“, „Wie das Kamel seinen Buckel bekam“ und „Wie das Elefantenkind seinen Rüssel bekam“. – Etwas gebräunt, im Rand teils wenige Braunflecken, eine Illustration in der Mitte geknickt. Abbildung
2188 Klett, Gertrud J. Weißt Du wieviel Sternlein stehen? Nach Entwurf von Anneliese von Lewinski. Zehnte Auflage. 9 Bl. Mit 8 ganzseitigen chromolithographi schen Textillustrationen. 29 x 22 cm. Farbig illustrierter
OHalbleinenband (schwache Flecken) mit illustriertem OSchutzumschlag (geringe Randknicke). Esslingen und München, J. F. Schreiber, o. J. (um 1920).
120 €
Vgl. Schug 498 und Ries 685, 1 (1. Aufl. 1911). – Spätere Auflage des zuerst 1911 erschienen Märchenklassikers, die Urheberschaft der traum wandlerischen Illustrationen ist umstritten: „Die Ill. hat L. Kainradl gezeichnet; im Titel wird dieser jedoch nicht genannt, statt dessen heißt es ‚nach Entwurf von A. L.‘; der Zusammenhang bleibt unklar; die Ill. sind von Kainradls künstlerischer Handschrift geprägt; vermutlich lieferte L. die Idee oder auch Skizzen.“ Ab der 2. Auflage erscheint der volle Name Lewinskis, doch Kainradl bleibt weiterhin ungenannt. Dennoch erscheint die Nähe der Illustrationen zu den von Kainrad l illustrierten ‚Sandmännlein‘ frappierend“ (Ries). – Titel mit privater Geschenkwidmung. Sehr schönes und frisches Exemplar mit dem seltenen Verlagsumschlag.
2189 Kreidolf, Ernst. Alpenblumenmärchen. 20 Bl. Mit Titelillustration und 18 Farbtafeln von Ernst Kreidolf. 25,5 x 31,5 cm. Illustr. OHLeinen (schwach berieben und etwas stockfleckig). Erlenbach-Zürich, Rotapfel, (1922). 180 €
Doderer II, 256. Seebaß II, 1064. Stuck-Villa 396 und Klotz 3698. Hess A 7. – Erste Ausgabe. „Kreidolfs Bedeutung für das moderne
Bilderbuch beruht in der Geschlossenheit der künstlerischen Aussage, der bildlichen Überzeugungskraft von vermenschlichten Blumen und Tieren, Pflanzen und niederen Wesen“ (Doderer). – Nur ganz verein zelte schwache Stockflecken, sonst sauber und wohlerhalten.
2190 Kreidolf, Ernst. Blumen-Märchen(Deckeltitel). 24 Bl. Mit 15 teils ganzseit. Farblithographien von Ernst Kreidolf. Zweite Auflage. 23,5 x 35 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (fleckig und berieben, Rückdeckel licht randig). Köln, Schaffstein, (1904).
180 €
Hess-Wachter A 1. Klotz 3698/4. Seebaß 1069. Doderer II, 256. – Zweite Auflage seines Erstlings. Das erste Bilderbuch Kreidolfs, das zugleich noch ungebrochen den Einfluss Walter Cranes und Kate Greenaways spüren lässt, erfreute sich so großer Beliebtheit, dass auch die Folgeauf lagen noch in der gleichen Sorgfalt erschienen wie die erste Auflage. Hier in einem Exemplar mit dem Widmungsblatt der Fürstin zu Schaum burg-Lippe (die den Druck unterstützte) und Schlussvignette auf dem letzten Blatt verso. – Anfangs und am Schluss etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten. Widmungsblatt mit Besitzeintrag von 1903 (!). Abbildung Seite 60
2191 Kreidolf, Ernst. Der Gartentraum. Neue Blumen märchen. 26 Bl. Mit 16 ganzseitigen Farbillustrationen von Ernst Kreidolf. 26 x 34,5 cm. Farbig illustrierter 2186
2193
OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, Rückdeckel etwas lichtrandig). Köln, Schaffstein, (1911).
200 €
Hess-Wachter A6. Klotz 3698/7. Stuck-Villa II, 233. Seebaß II, 100. Schug 490. Huggler 182. Ries, Wilhelminische Zeit, S. 659. 12. – Erste Ausgabe. Neben den Sommervögeln wohl sein schönstes Bilderbuch. „Wie die Sommervögel gehört dieses Werk zu seinen besten und aufschluss reichsten Büchern. Wie in allen Kreidolfschen Bilderbüchern bezeugt auch hier jedes Gedicht und jedes Bild bis ins Detail die genaue botani sche Kenntnis des Autors. In dem Apothekergedicht ‚Der Gundermann und die kriechende Günsel‘ weiß er sogar geschickt die heilsame Wir kung verschiedener Gewächse darzustellen“ (Doderer-Müller 244). In der ersten Auflage von 1911 wurden die farbigen Illustrationen einseitig bedruckt. Reizende Verse zu den Blumen der verschiedenen Jahreszeiten, Wasserpflanzen, Alpenblumen, Giftpflanzen und Winterblumen. –Titel mit Geschenkwidmung in Bleistift. Schönes und sauberes Exemplar.
2192 Kreidolf, Ernst. Kinderzeit. 13 Bl. Mit 12 Farb tafeln von Ernst Kreidolf. 28 x 21,5 cm. Farbig illustrier ter OHalbleinenband (leichte Stockflecken). Erlenbach bei Zürich, Rotapfelverlag (1930).
120 €
Klotz II, 3698/12. Hess u. Wachter A 12. – Erste Ausgabe. – Vorsätze stockfleckig, sonst sauber und sehr schön.
2193 Kreidolf, Ernst. Lenzgesind (Ein Buch von Fal tern und Blumen). 13 Bl. Mit farbig illustriertem Titel und 12 ganzseitigen Farblithographien von Ernst Kreidolf. 25 x 31,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband mit Papierumschlag. Zürich und Leipzig, Rotapfel, (1926).
180 €
Hess-Wachter A9. Klotz 3698/14. Seebaß II, 1073. Hürlimann 211. Huggler 198. Doderer-Müller 630. LKJL II, 256. – Erste Ausgabe. „Lenzgesind entstand aus einer Zusammenstellung von Bildern, die Kreidolf bei der Arbeit an früheren Büchern als überzählige ausge schieden hatte, vermehrt um einige neue. Die Verse, die der 63jährige Kreidolf zu den 12 Bildern verfaßt hat, sind nun gereifter, teils humor voller, teils tiefsinniger“ (Haase 36). „Kreidolfs Bedeutung für das moderne Bilderbuch beruht in der Geschlossenheit der künstlerischen Aussage „(Doderer). Neuauflagen mit reproduzierten Illustrationen erschienen 1956 und 1970. – Fl. Vorsatz mit Quetschfalte, die ersten Blatt davon nur schwach betroffen. Sehr schönes und frisches, nahezu fleckenfreies Exemplar. – Dabei: Derselbe. Die schlafenden Bäume. Illustrierter OPappband (Rücken restauriert, Gebrauchsspuren). Köln, Schaffstein, (um 1920). - Derselbe. Alte Kinderreime. Illustrierter OPappband (Rücken restauriert). Ebenda um 1905. - Einband restau riert, sonst nur gering fleckig. - Wilhelm Fraenger. Ernst Kreidolf. Ein Schweizer Maler und Dichter. Zürich, Rascher, 1917. Abbildung
2194 Kreidolf, Ernst. Die Wiesenzwerge. 12 Bl. Mit 10 ganzseitigen farbigen Illustrationen von Ernst Krei dolf. 29,5 x 23 cm. Illustrierter OPappband. Köln, Schaff stein o. J. (um 1915).
180 €
Klotz II, 3698/19. Hess-Wachter A 3. – Neuausgabe des zuerst 1902 erschienen Kinderbuchklassikers. – Am Schluss leichte Stcokflecken, sonst sehr schön und frisch.
2195 Kreidolf, Ernst. Ein Wintermärchen. 18 Bl. Mit 16 ganzseitigen farbigen Illustrationen von Ernst Krei dolf. 25,5 x 31,5 cm. Farbig illustriertes OHalbleinen (minimal lichtrandig) mit schlichtem Papierumschlag. Erlenbach-Zürich u. a., Rotapfelverlag (1924).
180 €
Hess-Wachter A8. LKJ II, 255. Seebaß II, 1072. – Erste Ausgabe der hinreißend illustrierten Winterabenteuer eines Zwergentrios. Mit Schneeballschlachten, Eiskunstlauf, Xylophonspiel an Eiszapfen etc. – Im Seitenrand stellenweise mit Braunflecken, sonst sehr schön. Frisches Exemplar. Abbildungen
2196 Lang, Karl. Die Haushaltung der Menschen unter allen Himmelstrichen. Eine Gallerie von Darstellun gen der merkwürdigsten menschlichen Wohnplätze, Gebräuche, Arbeiten und Sitten aus allen fünf Welttheilen. Nach den neuesten und kostbarsten Reisebeschreibungen. Band IV. 2 Bl., 276 S., 1 Bl. Mit 14 kolorierten Kupfertafeln. 20 x 12 cm. Moderner Pappband mit silbergeprägtem RSchild und dreiseitigem Gelbschnitt. Leipzig, Karl Tauch niß, (1830).
180 €
Tempel der Natur und Kunst, Band IV. Vgl. Wegehaupt 1225. – Die detailreichen Tafeln jeweils mit zwei Darstellungen zeigen Trachten und Behausungen. Einige wenige Tafeln mit Teilkolorit. – Nur ganz vereinzelt minimal fleckig, leicht gebräunt. Abbildung
2197 Lear, Edward. Nonsense Drolleries. The Owl & The Pussy Cat - The Duck & The Kangaroo. 30 S., 1 Bl. Mit zahlreichen Textillustrationen von William Foster. 20 x 15 cm. Illustrierter OHalbleinenband (etwas besto ßen und beschabt, leicht fleckig). London und New York, F. Warne, 1889.
120 €
Erste Einzelausgabe der beiden Bildgeschichten des im Nonsense-Genre klassischen Autors und Zeichners Edward Lear (1812-1888). – Etwas gebräunt und braunfleckig.
2198 Leip, Hans. Das Zauberschiff. The Magic Ship. Ein Bilderbuch. A Children‘s Book. 16 Bl. Als Blockbuch gebunden. Mit 13 ganzseitigen farbigen Bildern. 27,5 x 26 cm. Farbig illustrierter OKarton (etwas fleckig und berieben, Rückenbezug etwas brüchig und mit Fehlstel len). Hamburg, Hammerich & Lesser, (1947).
150 €
Katalog Stuckvilla II, 248. Schug 785: – Zweite Auflage des für die Zeit ungewöhnlichen und reizvollen Bilderbuchs, dessen qualitätvollen Illustrationen man anmerkt, dass sie „seit zwanzig Jahren geplant“ waren „Darin schreibt Leip zu dreizehn von ihm selbst entworfenen ganz seitigen Bildtafeln klarfarbig expressionistischer Komposition kleine Texte als Erlebnisfolge eines Kindes in deutscher und englischer Spra che“ (Schug). – Papierbedingt gleichmäßig etwas gebräunt, die erste Blockbuchseite im Falz teils geöffnet, sonst frisch und wohlerhalten
Signiertes Exemplar
2199 Lindgren, Astrid. Ronja Räubertochter. 236 S., 2 Bl. Mit zahlreichen zumeist ganzseitigen Illustrationen von Ilon Wikland. 21 x 15,5 cm. OPappband mit illustrier tem OUmschlag in Pappschuber. Hamburg, Friedrich Oettinger, 1982.
220 €
Erste deutsche Ausgabe. In der Übersetzung von Anna-Liese Kornitz ky. Nummeriertes Exemplar, von der Autorin signiert. – Vord. fl. Vorsatz mit Exlibris. Verlagsfrisch.
2200
2200 Löffler, Bertold. Die sieben Zwerge Sneewittchens. 18 Bl. Mit farbig illustriertem Titel, einer Porträtzeichnung Schneewittchens und 7 blattgroßen farblithographischen Illustrationen. 31 x 25 cm. Illustrierter OHalbleinenband (etwas gebräunt). Wien und Leipzig, Brüder Rosenbaum Verlag, (1912). 1.500 €
Schug 548 – Erste Ausgabe, 1970 erschien ein Faksimile-Nachdruck im Insel-Verlag. „Das Buch enthält 8 Bildtafeln in Farblithographie [einschl. Porträt]. Der Text ist in der von F. W. Kleukens 1910 entworfenen ‚Ingeborg-Antiqua‘ mit Zeilen-Lineament gesetzt. Das großzügig getal tete Buch charakterisiert die Spätzeit der Wiener Stilkunst. Die Dar stellung der 7 Zwerge (die hier in Löfflers Text als Persönlichkeiten
vorgestellt werden) ist in ihrer farbenprächtigen, zugleich klobigen wie verspielten Manier ganz deutlich von kunstgewerblichen Intentionen geprägt: sie erinnern an keramische Figuren, die Löffler für die von ihm mit Michael Powolny 1905 gegründete Werkstätte ‚Wiener Keramik‘ entwarf“ (Schug). Der 1874 in Liberec geborene Löffler entwarf neben seiner eigenen künstlerischen und lehrenden Tätigkeit - u. a. unterrich tete er Oskar Kokoschka - auch Postkarten, Plakate und Kalender. Als Keramiker arbeitete er unter anderem für Josef Hoffmann - so etwa für das Sanatorium Purkersdorf, das Cabaret Fledermaus und das Palais Stoclet in Brüssel. Außerdem entwarf er eine Reihe von Exlibris, darunter das für Sigmund Freud (mit unrichtiger Namensschreibung Siegmund, was Freud jedoch nicht von der Verwendung abhielt). – Etwas gebräunt und mitunter minimal fleckig; insgesamt sehr gut erhalten. - Selten. Abbildungen
2201 Marmaduke Multiply‘s merry method of making minor mathematicians, or the multiplication table. 1 nn., 96 num. Bl. Mit 96 kolorierten Kupfertafeln. 13 x 10 cm. Moderner marmorierter Halblederband mit goldgepräg tem RSchild. London, John Harris, o. J. (1816).
180 €
Lehrreiches Kinderbuch über das Multiplizieren auf Englisch. Die mathematischen Aufgaben sind mit Reimen und dazu passenden Dar stellungen versehen. – Titel mit kleinem Einriss, etwas stock- und fingerfleckig, eine Lage gelöst. Abbildung Seite 65
2202 Martineau, Henriette. Die Schule in Crofton. Eine Erzählung für Kinder von 10 bis 14 Jahren. 1 Bl., 238 S. Mit 4 kolorierten lithographischen Tafeln. 16 x 10,5 cm. Halbleinen d. Z. (gering berieben). Stuttgart, Rudolph Chelius, 1858.
300 €
Klotz III, 4449/3. – Seltene einzige deutsche Ausgabe der 1841 bei Charles Knight unter dem Titel The Crofton boys erschienenen Erzäh lung der englischen Schriftstellerin Harriet Martineau (1802-1876). Martineau gilt als frühe Vorkämpferin für Frauenrechte und erste feministische Soziologin, ihre sozialreformerischen Ideen waren stark vom Utilitarismus beeinflusst. Sie verkehrte in den Londoner Intellek tuellenzirkeln, Charles Darwin und seine Schwestern veehrten sie und bewunderten ihren flüssigen Schreibstil, mit Darwins älterem Bruder Erasmus verband sie eine Liebesbeziehung. Mit Margaret Fuller, Florence Nightingale und Charlotte Brontë führte sie rege Briefwechsel. Ihre reformorientierten und emanzipatorischen Maximen projizierte Mar ti neau auch auf die Welt der Kinder, indem sie den methodischen Einbe zug kindlicher Erfahrungswelt in wissenschaftliche Diskurse forderte. – Etwas stockfleckig, stellenweise mit kleinen Wasserrändchen, sonst wohlerhalten. Kein Standortnachweis in einer deutschen Bibliothek über den KVK.
Abbildung Seite 64
Originalentwurf eines Kinderbuches im Stil Walter Triers oder Hergés
2203 Mauder, Jos(ef). Bunte Welt. Ein lustiges Bilder buch. Handschrift mit farbigen Zeichnungen. 8 Bl. aus festem, mit Folie überzogenem Karton mit Vortitelvignet te, gezeichnetem und teils montiertem Titel sowie 16 ganzseitigen Kinderbuchillustrationen aus kolorierten Umrisszeichnungen. 20,5 x 25 cm. Halbleinen mit farbi ger VDeckelillustration. Deutschland um 1928.
250 €
Individuell angefertigtes, sehr hübsches Kinderbuch, das der sonst nicht weiter nachweisbare Autor Josef Mauder wohl für seine Kinder gezeichnet und koloriert hat, wobei sein Stil stark etwa an die Kunst des Kästner-Illustrators Walter Trier (1890-1951) oder auch an die Ligne claire des frühen Georges Remi alias Hergé (1907-1983) erin nert. Auf den 16 Bildseiten sind allerhand hübsche Tiere, eine Eisen bahn, der Kaspar mit Teufelchen, schnittige Automobilfahrten, ein Kindermädchen, ein Elefantenwärter, ein Schornsteinfeger, fußball spielende Kinder, der zur Schule gehende Hansi mit seiner großen Schultafel und einer Brezel, eine Kutsche, ein Hasen jagender Jäger
2200
und vieles mehr dargestellt. – Einband und jede der Kartonseiten sind mit einer festen Folie schützend überklebt und damit für Kinderhände fixiert. Wenige Knicke. Abbildung Seite 64
2204 Mauder, Josef. Mach mich auf! Ein lustiges Ausschneide- Theater- und Bilderbuch (Deckeltitel). 6 Farb tafeln mit 47 losen Einsteckfiguren in am Hinterdeckel montierter Einstecktasche. 33 x 26 cm. Moderner Leinen band mit montiertem farbig illustriertem ODeckelbezug. Ludwigsburg, Hausser, (um 1920).
180 €
Auf den sechs verschiedenen Tafeln von Josef Mauder (1884-1969), ländlich sowie städtisch, kann man durch die vielerlei Auswahl an Tier-, Mensch-, und Fahrzeugeinsteckfiguren seiner Phantasie freien Lauf lassen. – Fingerfleckig, zwei Figuren fehlt der Kopf.
2205 Méthode simple et amusante pour enseigner à lire aux enfants. Avec fables et jolies figures. 1 Bl., 16 S., 15 Bl. Mit koloriertem lithographischem Titel und 15 kolo rierten Federlithographien. 16 x 10 cm. Illustr. OPapp band (Rücken stärker lädiert, fleckig, berieben und besto ßen). Mainz, Josef Scholz, o. J. (1850).
Seltenes französisches ABC-Buch mit lehrreichen Ansichten und Bei spielen vom Alphabet, Silbentrennung, Zahlen, Merksprüchen und Fabeln. – Papierbedingt gebräunt und etwas fleckig. Mit handschriftli chem Besitzvermerk und einem kleinen Schild auf dem Vorsatz. Abbildung
2206 Mohrhenn, Margarete. Abenteuer im Bayrischen Wald. 14.-18. Tausend. 64 S. Mit zahlreichen Textillustra tionen von Viktor Friese. 18,5 x 12,5 cm. Farbig illustrier ter OHalbleinenband mit illustriertem OSchutzumschlag. Berlin und Leipzig, Franz Schneider, (1940). 120 €
Hopster u. a., Kinder- und Jugendliteratur 1933-1945, I, 3718. – Die erste Ausgabe des nationalsozialistischen, die HJ verherrlichenden Jugendbuches erschien 1937. Über die Autorin sind keine biographi schen Angaben zu ermitteln. Ein Pendant für Mädchen unter dem Titel „Ostpreußenfahrt“ erschien zeitgleich 1937 (2. Auflage 1941) in gleicher Ausstattung und im selben Verlag, der während der NS-Dikta tur seinen Sitz in Berlin-Grunewald hatte und von dessen brauner Vergangenheit die jungen Leser der Schneiderbücher (und vermutlich auch die Eltern, die sie auf den weihnachtlichen Gabentisch legten) in der Nachkriegszeit kaum etwas wussten. – Sehr gutes Exemplar.
2207 Müller, Heinrich. Eduard‘s erstes Buch oder neues Fibellesebuch für kleine Knaben, die sich vergnügen, Angenehmes und Nützliches lernen wollen. Zweite Auf lage. 1 Bl., 72 S. Mit 8 kolor. Kupfertafeln. 16,5 x 10 cm. Halbleinen d. Z. (Ecken etwas bestoßen). Nürnberg, C. H. Zeh, 1842.
Rammensee 1154. Nicht bei Rümann, Schug und Ziersch. – Seltenes Biedermeier ABC-Buch für Knaben. Jede der Tafeln mit drei Darstel lungen, zu jedem Buchstaben ein gereimter Text. – Etwas braunflek kig, sonst wohlerhalten. Sehr selten, kein bibliothekarischer Standort nachweis über den KVK. Abbildung Seite 67
2208 Müller, Heinrich. Eugenia‘s erstes Buch oder neues Fibellesebuch für kleine Mädchen, die sich vergnü gen, Angenhemes und Nützliches lernen wollen. Zweite Auflage. 1 Bl., 86 S., 1 Bl. Mit 8 kolorierten Tafeln. 16,5 x 10 cm. Pappband d. Z. (etwas fleckig, berieben und besto ßen) . Nürnberg, C. H. Zeh, 1842.
Rammensee 1155. Nicht bei Rümann, Schug und Ziersch. – Seltenes Biedermeier ABC-Buch für Mädchen. Jede der Tafeln mit drei Darstel lungen, zu jedem Buchstaben ein gereimter Text. – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten.
Abbildung Seite 67
2209 Normann, F(riedrich) G(ustav). Rechnen-Buch in Bildern und Reimen. Dritte Auflage. Chromolithogra phischer Titel und 12 chromolithographische, teils auch zusätzlich kolorierte Bl. 24,5 x 18,5 cm. Moderner mar morierter Pappband (gering berieben) mit goldgeprägtem RSchild. Stuttgart, Rudolph Chelius, 1856. 300 €
Nicht bei Klotz. – Reizend illustrierte Rechenfibel. Das Rechnen im Zahlenraum 1 bis 10 wird anschaulich illustriert mit Hilfe von Obst, Eiern, Früchten, Spielkarten, Käfern, Kegeln, Dominosteinen etc. –Titel mit überklebtem Durchriss, Schlussblatt mit geschlossenem Einriss im unteren Bug, sonst nur etwas fingerfleckig. Innenspiegel mit modernem Exlibris. Sehr selten, über den KVK nur ein Standortnach weis in Princeton. Abbildung Seite 66
2210 (Olbrich, Joseph Maria). Es war einmal. Dem Andenken „unseres Prinzeßchens“ in Liebe gewidmet G. I. N. A. (d. i. Georgina Freiin von Rotzmann). 12 Bl. Mit 6 farbigen lithographischen Illustrationen und jede Textseite mit breiter Zierbordüre von J. M. Olbrich. 25,5 x 24 cm. Neuer Leinenband mit montiertem OVorderum schlag. Darmstadt, Hohmann, (1904).
300 €
Katalog Stuck-Villa I, 458 und 264. – „Wenig bekannt, da vermutlich in kleiner Auflage gedruckt, wurde das im Kreis der Darmstädter Künstlerkolonie äußerst geschätzte Bilderbuch Es war einmal mit den Bildern des aus Wien nach Darmstadt übergesiedelten J. M. Olbrich ... Text und Bilder beschreiben das von Olbrich 1902 erbaute und noch erhaltene Spielhaus für Prinzessin Elisabeth von Hessen im Park von
Schloß Wolfsgarten bei Langen in Hessen. Zeigen schon die im typischen Wiener Sezessions-Stil ... komponierten Farbbilder ... und die TextRahmen die Meisterschaft eines zu recht weltbekannten Künstlers ...“ (Schug 539). – Teils etwas fingerfleckig, zwei Textblatt mit größeren hinterlegten Ausrissen im oberen Rand sowie mit Einrissen (fachmän nisch mit Transparentklebestreifen fixiert), mehrere Blatt mit leichten Knickspuren im Außenrand. Abbildung Seite 68
2211 Olfers, Sibylle von. Was Marilenchen erlebte! 11 Bl. Mit 10 Farbtafeln. 16,5 x 23 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (schach fleckig und berieben). Esslingen und München, Schreiber, (um 1910). 120 €
Seebaß II, 1416. KJL II, S. 609f. Schug 492. – Erste Ausgabe ihres ersten Bilderbuchs. – Titel etwas fleckig, sonst nur vereinzelte Fingerflecken. Wohlerhaltenes Exemplar.
2212 Olszewski, Karl Ewald. Der Kriegs-Struwwelpe ter. Lustige Bilder und Verse. 24 num., 1 nn. Bl. (Anzeigen) Mit zahlreichen farbigen Illustrationen. 28 x 21 cm. Farbig illustrierter OLeinenband (etwas berieben, Rücken etwas lädiert). München, Holbein, 1915.
150 €
Baumgartner II, 16. – Erste Ausgabe. „Der 1915 in München erschie nene Kriegsstruwwelpeter dürfte die Antwort auf die englische Kriegs version des Struwwelpeter, den ‚Swollen-headed William‘ gewesen sein. Olszewski stellt Wilhelm II. als großen Niklas vor, der die Feind mächte ins Tintenfaß taucht; in der Geschichte vom Paulinchen war nen in deutsche und österreichische Uniformen gekleidete Katzen das französische Mariannchen, sich nicht die Finger am Elsaß zu verbren nen“ (Baumgartner). Der in der NS-Zeit angesehene Maler Olszewski gestaltete u. a. einige Räume in Hitlers Staatsyacht „Grille“. – Etwas gebräuntes, insgesamt wohlerhaltenes, sauberes Exemplar. Abbildung
2213 Ostini, Fritz von. Der grüne Hut. Ein Bilder buch. 10 Bl. Mit 10 Farbillustrationen von Hans Fronius nach Buntpapierschnitten. 27 x 29,5 cm. Farbig illustrier ter OHalbleinenband (etwas fleckig und berieben, Ecken bestoßen). München, Georg W. Dietrich, (1923).
1.200 €
Dietrichs Münchener Künstler-Bilderbücher Buch 37. Schug 606. Stuck-Villa II, D 37. Brüggemann 931. – Erste Ausgabe der ersten Veröffentlichung mit Illustrationen von Hans Fronius, die Rethi in seiner Bibliographie nicht verzeichnet. Hans Fronius’ gesamtes Interesse galt seit seiner Kindheit der Graphik und Malerei. Dieser Neigung folgend studierte er ab 1922 an der Wiener Akademie der bildenden Künste, absolvierte anschließend äußerst erfolgreich die Meisterschule für Male rei. – Etwas fingerfleckig, sonst wohlerhalten. - Sehr selten. Abbildung Seite 68
2214 Ostini, Fritz von. Der kleine König. Ein Märchen zu zwölf Bildern. 2 Bl., 24 S. Mit 12 farbigen lithographi schen Tafeln mit Golddruck von Hanns Pellar. 26,5 x 29,5 cm. Illustrierter OHalbleinenband (leicht gebräunt) mit DTitel. München, Georg W. Dietrich, (1909).
2216 Räthsel für kleine Kinder (Deckeltitel). Folge von 12 kolorierten lithographischen Tafeln mit jeweils 2 Dar stellungen. 20 x 16 cm. Illustrierter OPappband (etwas fleckig und berieben). Mainz, Josef Scholz, (um 1850). 400 € 2210
250 €
Dietrichs Münchener Künstler-Bilderbücher, 8. Seebaß II, 1424. Kat. Stuck-Villa 461. Pressler S. 207. Schug 476. Hobrecker 5819. Bilderwelt 476. – Erste Ausgabe. Wohl eines der schönsten Kinderbücher seiner Zeit. „Das ... ungewöhnl. farbintensive Bilderbuch ... verrät den Einfluß G. Klimts sowie den v. Pellars Lehrern Lefler und Stuck“ (Schug). –Innengelenke angeplatzt und papierbedingt gebräunt. Ansonsten wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
2215 Poe, Edgar Allan. Tales of mystery & imagination. 381 S., 1 Bl. Mit 24 Illustrationen auf Tafeln von Harry Clarke. 27 x 20 cm. OLeinenband (berieben) mit schwarz gepräger VDeckelillustration und goldgeprägtem RTitel. London, G. G. Harrap & Co., 1919. 150 €
Erste Ausgabe dieses Illustrationswerks des irischen Glasmalers und Buchillustrators Larry Clarke, der 1931 in jungen Jahren in Chur an Tuberkulose starb. Berühmt ist seine Darstellung des Malstromes. –Wohlerhalten.
Abbildung Seite 70
Frühes Rätselbuch aus dem Scholz-Verlag. Die Auflösungen von 24 kurzen Rätseln werden mit zeittypischen Illustrationen (verschiedene Gegenstände und Tiere) veranschaulicht. – Etrwas gebräunt und leicht fleckig, sonst wohlerhalten. Über den KVK lediglich zwei Standort nachweise in Oldenburg und Braunschweig. Abbildung
2217 Ramsey, Tamara. Konvolut von 13 (1 kolorierte, 2 signierte) Orig.-Federzeichnungen auf Karton montiert. 22 x 17 bis 31 x 18 cm. Um 1930. 600 €
Phantasievolle und zauberhafte Märchenzeichnungen zu Gnomen, Prinzessinnen und Helden. Die Darstellungen sind mit schwarzer Tusc he gemalt und stellenweise weißgehöht. Zwei der Zeichnungen sind von der Künstlerin signiert, die anderen wurden nachträglich von zweiter Hand beschriftet. Die Buchillustratorin und Autorin Tamara Ramsey (1895-1985) illustrierte mehrere Kinderbücher, u. a. ihr bekanntestes und eigenes Werk Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott. – Das kolorierte Blatt mit teils in die Darstellung hineinlaufendem Farbfleck. Karton teils mit kleinen Knickspuren. Sonst wohlerhalten. Abbildung
2218 Recklinghausen, Lore von. Sonne, Mond und Sterne. 32 S. Mit 17 ganzseitigen chromolithographischen Textillustrationen. 21 x 31 cm. Illustrierter OHalbleinen band (etwas berieben und leicht lichtrandig). Berlin, Weg weiser-Verlag, 1925.
120 €
Einzige Ausgabe, die die Traumreise der kleinen Grete zu den Planeten und Sternen bis vor die Pforte der Himmelstür schildert. „Dieses Bilder buch wurde für die Mitglieder des Volksverbandes der Bücherfreunde hergestellt und wird nur an diese abgegeben. Der Druck erfolgte durch 2216
die Otto Elsner K.-G. in Berlin“ (DV). – Mit kleinem Feuchtfleck am Fußsteg (Darstellungen nicht betroffen) und leicht fingerfleckig. Mit Besitzstempel auf dem Vortitel. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
2219 Riemkasten, Felix. Deutsche Jungens, ein Bilder buch. 8 Bl. Mit chromolithographischen Textillustrationen von Herbert Rothgängel. 18,5 x 26 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (etwas berieben und stockfleckig). Mainz, Josef Scholz, (1934). 400 €
Das deutsche Bilderbuch Nr. 335. Klotz VII (Nachtrag), 5886/16. –Einzige Ausgabe des Propagandabilderbuchs für die Hitlerjugend. –Etwas fingerfleckig. Über den KVK nur ein Standortnachweis in der DNB Leipzig.
2220 Rohden, Erich. Manövertag. Ein Soldatenbilder buch. 11 Bl. Mit chromolithographischen Textillustratio nen von Fritz Koch-Gotha. 22 x 25 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (Rückdeckel etwas fleckig und berie ben). Mainz, Josef Scholz, (1936).120 €
Klotz IV, 5952/2.Etwas fingerfleckig, Vorsätze mit Quetschfalten.
2220a Rosen Nestler, Brigitta von. Das Märchen von der ungehorsamen Adeli-Sofi und ihrer furchtbaren Begeg nung mit dem Wassermann. 20 Bl. Mit illustriertem Titel und 19 blattgroßen farbigen Illustrationen von Björn von Rosen. 25,5 x 30 cm. Illustrierter OLeinenband (etwas gebräunt). Berlin und Zürich, Atlantis, (1944).
220 €
Klotz VII (Nachtrag) 10392/1. – Erste Ausgabe des recht skurril illu strierten Kinderbuches, das vorführt, wie gefährlich es für ein Kind sein kann, am Strand zu spielen. – Buchblock gelöst, Klammerheftung angerostet, leicht gebräunt. Vorsatz mit Widmung von 1944 (deshalb kann die Datierung 1947 bei Klotz nicht zutreffend sein).
2221 Schmidhammer, Arpad. Maledetto Katzel macker. Eine wunderschöne Räubergeschichte. 10 Bl. Mit chromolithographischen Textillustrationen. 25 x 17,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (Rückdeckel schwach fleckig) mit OSchutzumschlag (etwas stockfleckig und mit kleineren Randläsuren). Mainz, Josef Scholz, (1916).
300 €
Scholz‘ Künstler-Bilderbücher Nr. 146. Schug 1838. – Propagandisti sches Kriegsbilderbuch der Kaiserzeit, das den Verrat Italiens an Deutsch land und Österreich thematisiert. Der Maronibrater „Katzel
2221
macker“ schließt sich der Räuberbande des Dreibunds an und wird von „Michl“ (Deutschland) und „Seppel“ (Österreich) dabei erwischt und verprügelt. Als „Katzelmacker“ wurden in Österreich und im süddeut schen Raum italienische Handwerker, die Kochgeräte reparierten und Löffel (Gatzeln) herstellten, bezeichnet. Seit Kriegbeitritt Italiens wurde dieser Begriff allgemein abschätzig für Italiener gebraucht. –Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung
2222 Schneider, Maurice. Plein gaz! Preface de Fran çois Durafour. 34 S. Mit zahlreichen farbigen Textillu strationen von Maurice Schneider. 30 x 20,5 cm. Illustrier tes OHalbleinen (etwas stock- und fingerfleckig). Berne, Kümmerly & Frey, o. J. (1941).
90 €
Eines von 360 Exemplaren (Gesamtauflage: 430) der „édition origina le“. Reich illustriertes Kinderbuch über Piloten und Flugzeuge auf Französisch und Deutsch. – Fl. Vorsatz mit kleiner Skizze und zahlrei chen privaten Signaturen anlässlich einer Flugzeugtaufe am 2. Juni 1945. Druckvermerk mit hs. Namenseintrag. Vereinzelte geringe Flecken, wohlerhaltenes und sauberes Exemplar.
2223 Schulz, Wilhelm. Der Prutzeltopf. Ein Kinder buch. Sechtes bis achtes Tausend. 22 S. Mit zahlreichen farbigen Illustrationen von W. Schulz. 26,5 x 26,5 cm. Illustrierter OPappband (etwas feuchtfleckig) mit DTitel. München, Albert Langen, o. J. (1909).
120 €
Ries 873.2. Stuck-Villa II, 299. Klotz IV, 6640/3. – Fabelhaftes Kinder buch über einen singenden Prutzeltopf, einen Zwergenkönig, unheim liche Wassermänner und einen menschenfressenden Riesen. Der Kari katurist, Maler und Dichter Wilhelm Schulz (1865-1952) arbeitete unter anderem für die Satire-Zeitschrift Simplicissimus. – Frisches Exemplar.
2224 Selchow, Felix (d. i. Johann Heinrich Meynier). Europa‘s Länder und Völker. Ein lehrreiches Unterhal tungsbuch für die gebildete Jugend. Teile I und II (von 3). VIII, 301 S., 1 Bl.; VI, 256 S., 1 Bl. Mit gestochenem Titel mit kolorierter Vignette und 19 kolorierten Kupfertafeln. 19 x 12 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben, beschabt und bestoßen, Gelenke etwas angeplatzt) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Berlin, C. F. Amelang, 1822. 180 €
Hobrecker 5162. Schug 231f. Hauswedell 1197f. Klotz 4658. LKJ II, 473. Stuck-Villa I, 257. Wegehaupt I, 1411. – Erste Ausgabe dieser kleinen Sittengeschichte für die Jugend. Die schönen Kupfer zeigen Hochzeitsbilder, „Leben und Treiben in Lissabon“ oder „Die Volksbe lustigung der Russen und Pariser“. Der Verfasser versuchte ein „Gemäl de des Volkslebens, der Nationalvergnügungen, Nationaleigenheiten, des gesellschaftlichen Tones unter den Reichen und Armen“ zu ent werfen (Vorrede). Der gestochene Titel datiert 1823. – Etwas fleckig, Seite 111/112 in Teil II mit großem geschlossenem Riss.
2225 (Siegmann, Hermann). Deutschland siegt! Ein Bilderbuch von Ipf. 8 Bl. Mit chromolithographischen Textillustrationen von Herbert Rothgaengel. 19 x 22,5 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband (Rückdeckel mit sehr schwachen Kratzspuren). Mainz, Josef Scholz, (1941).
Klotz II, 3024/4. – Einzige Ausgabe des seltenen Propagandabilder buchs. – Frisches Exemplar.
2226 Spielen und Lernen. - Konvolut von 4 Kinder bücher. Mit zahlreichen teils farbigen Textillustrationen von Mathilde Ritter, L. St. Kaelberer, Alex Wilke und
Elsa Eisgruber. 8° bis Gr.-8°. Teils illustrierte OHalbleinen bände mit 2 illustrierten OSchutzumschlägen (mit Rand läsuren). 1909-1937.
150 €
Vorhanden: I. Julius John. Normalfibel. 96 S. Wien und Leipzig, F. Tempsky und G. Freytag, 1909. - Etwas bestoßen. - Mit separatem Einfüh rungsheft. 8 S. - II. Steger-Wohlrabe‘sche Fibel für den ersten Unterricht im Deutschen. Ausgabe E. Nach phonetischen Grundsätzen bearbeitet von C. Penseler. 4 S., 89 S., 1 Bl. Halle, Hermann Schroedel, 1910.Mit kleinen Fehlstellen am Rücken. - III. C. Ferdinand (d. i. Karl Ferdinand van Vleuten). Kleine Leut‘ in Spiel und Freud‘. 15 nn. Bl. Leipzig, Alfred Hahn, o. J. (1932). - IV. Elsa Eisgruber. Das Hausgesin de. 6 Bl. auf festem Karton. 10. Auflage. Nürnberg, Gerhard Stalling, 1925. – Vereinzelt leicht stockfleckig, sonst wohlerhaltene Exem plare.
2227 Spielplan. - Der fliegende Holländer. - Le hollan dais volant. - The flying dutchman. Kolorierter lithogra phischer Spielplan für ein Würfelpiel. 57 x 44 cm. Auf Pappe montiert und zwei Mal gefaltet. O. O., Dr. u. J. (wohl um 1860).
240 €
Seltener Spielplan mit 40 Würfelfeldern, davon 16 mit kolorierter chromolithographischer Darstellung sowie floralen Eckornamenten. – Etwas fleckig und berieben. Abbildung
2228 Spyri, Johanna. Heidi‘s Lehr- und Wanderjahre. Eine Geschichte für Kinder und auch für solche, welche die Kinder lieb haben. Von der Verfasserin von „Ein Blatt auf Vrony‘s Grab“. 2 Bl., 240 S. 18,2 x 1,8 cm. Dunkelgrü ner OLeinenband (Kanten und Kapitale etwas beschabt und bestoßen) mit reicher RVergoldung, goldgeprägter DVig nette und ornamentaler Schwarzprägung. Gotha, Per thes, 1880.
400 €
Klotz 6955/180 und 160. Doderer III, 448. – Erste Ausgabe des ersten Teiles eines der erfolgreichsten Kinder- und Jugendbücher der Schweiz, das in über 50 Sprachen übersetzt und vielfach verfilmt wurde. „Die von einer stark protestantischen Frömmigkeit geprägte erzählerische Überzeugung, dass der Mensch im Grund gut sei, wird durch die Figur der Heidi nachdrücklich beglaubigt. Das unverbildete Naturkind greift immer wieder ordnend und beglückend in das Leben anderer ein, weil es ‚reinen Herzens‘ ist. Das Werk zählt zu den klassischen Kinderbüchern“ (Jutta Nagel KLL³ XV, 488). Kurz vor Weihnachten (noch 1879, jedoch mit dem Druckdatum „1880“) anonym erschienen, brachte Johanna
Spyri (1827-1901) im Folgejahr 1881 die Fortsetzung „Heidi kann brau chen was es gelernt hat“ heraus. „Umstritten ist die Behauptung des Germanisten Peter Büttner (2010), Johanna Spyri habe die Erzählung ‚Adelaide, das Mädchen vom Alpengebirge‘ (1830) von Hermann Adam von Kamp als Vorlage ihrer ‚Heidi-Bücher verwendet“ (Wikipedia 10.08. 22). – Vorsatz mit drei älteren Besitzvermerken, Titel verso gestempelt („Büttner. Lüneburg“). Papierbedingt etwas stärker gebräunt, verein zelt braunfleckig, teils mit blassen Feuchrändern, wenigen Randläsuren, jedoch etwas ausgebunden, einige Lagen und Blätter lose, sonst ordent liches Exemplar im Originaleinband. Abbildung
2229 Stubel, Jordan. Gost ot Bombay. Nebivala istoria. 46 S., 1 Bl. Mit 8 (7 ganzseitige) Illustrationen von Vadim Lazarkevich. 17 x 14 cm. Illustrierter OPappband (mini mal bestoßen und berieben und mit kleinen Knickspuren am Rückdeckel) mit Deckeltitel. Sofia, Hemus (Pridvorna pechatnitsa), o. J. (1933).
In bulgarischer Sprache verfasstes Kinderbuch über einen Elefanten, der zu Gast in gehobener Gesellschaft ist. Der Titel lautet übersetzt: Der Gast aus Bombay. Eine beispiellose Geschichte. Vadim Lazarkevich (1895-1963) prägte mit seinen Zeichnungen die bulgarischen Kinderund Jugendbücher. – Papierbedingt gebräunt und vorderes Innengelenk leicht angeplatzt. Sonst gutes Exemplar. – Dabei: Asen Razcvetnikov. Yunak Gogo. Stihove za desta. 47 S. Mit zahlreichen Textillustrationen und 7 farbigen Tafelillustrationen von Ilya Bezhkov. 20 x 15 cm. OPapp band (berieben, bestoßen und etwas lichtrandig) mit Deckeltitel und illustriertem VDeckelschild. Sofia, Hemus (Pridvorna pechatnitsa), o. J. (1931). - Erste Ausgabe. - Papierbedingt gebräunt und etwas fleckig.
2230 Theaterbilderbuch. Chromolithographische Aufstellbühnen zu 4 Erzählungen und Märchen auf festem Karton. 31 x 25,5 cm. Halbleinenband d. Z. (berieben, bestoßen; als Leporello gebunden) mit montierter chro molithographischer VDeckelillustration. (Fürth, Löwen sohn, um 1880).
1.500 €
Ries S. 53 Anm. – Seltenes Exemplar in Buchform als Leporello, da die Ausklapp-Panoramen meist einzeln verkauft wurden. Die Geschichten haben jeweils ein chromolithograpisches, auf festen Karton montiertes Titelbild, das bei Aufklappen die in Panoramen dargestellten Märchen präsentiert. Die Panoramen bestehen aus einem Hintergrund und einer jeweils dreiteiligen Kulisse, die hintereinander aufgereiht sind. Vorhanden sind die Märchen und Erzählungen: „Der arme Robinson“, „Der gestiefelte Kater“, „Rothkäppchen“ und „Dornröschen“. – Titel
bilder teils berieben und leicht stockfleckig, Kulissenstücke vereinzelt mit kleinen Einrissen, teils mit Durchrissen, Text etwas stockfleckig. Insgesamt aber sehr schön und voll funktionsfähig. Abbildung Seite 73
2231 Trier, Walter. 8192 crazy people. 32 S. Mit 16 dreigeteilten Blättern mit zahlreichen farbigen Bildern von Walter Trier. 17,5 x 12 cm. Farbig illustrierter OPapp band mit Spiralbindung (leicht berieben). London, Atrium Press, o. J. (1950). 90 €
Hatry, Kat. Kästner-Trier S. 107, 19/24. – Reizendes Verwandlungs-Bil derbuch. Jede Seite ist in drei einzeln bewegliche Segmente unterteilt, so dass sich aus den jeweiligen 32 Seiten insgesamt 8192 verschiedene Figuren kombinieren lassen. – Vereinzelt minimal fingerfleckig, sonst wohlerhalten. – Dabei. I. Derselbe. 8192 crazy costumes. Ebenda (1950). - II. Derselbe. 8192 quite crazy people. Ebenda (1950). - Wohlerhalten.
2232 Hoerschelmann, Rolf von. Das schwarze Bilder buch. Mit Versen von Alexander von Bernus. 20 Bl. Mit 17 ganzseit. Scherenschnitt-Illustrationen im Text. 22 x 27,5 cm. OPappband mit DTitel und Schutzumschlag (dieser mit Einrissen und etwas fleckig). München, Mar tin Mörike, (1911).
2235
Stuck-Villa II, 211. – Erste Ausgabe des Scherenschnitt-Bilderbuchs. Der Silhouettenkünstler, Illustrator und Bibliophile Rolf von Hoer schelmann (1885-1947) war u. a. Mitarbeiter des Simplicissimus und schnitt für die Schwabinger Schattenspiele rund 150 Figuren und 50 Dekorationen. „Die Silhouetten im ‚Schwarzen Bilderbuch‘ haben damals sehr gefallen, sowohl wegen des Märchenhaften wie durch den zeitcharakteristischen Zug zum Biedermeier“ (Semrau, Der Illustrator Rolf von Hoerschelmann. In: Illustration 63, 16. Jg., Heft 1/1979, S. 3-7). – Wohlerhaltenes Exemplar.
2233 (Voltz, Johann Michael. Zwölf Blätter KinderBilder zur Unterhaltung und mündlichen Belehrung. (Heft 1 für Mädchen). Teil 1 (von 2). 12 teils lose und auf Pappe montierte kolorierte Kupfertafeln. 19 x 25 cm. Halb leinen d. Z. (berieben). Augsburg, Herzberg, (um 1823).
800 €
Nicht bei Wegehaupt. – Enthält: „Die Kinderstube“, „Das Spielzimmer“, „Die Nähstube“, „Der Hühnerhof“, „Die Wasch und Bügelstube“,“Die Gesindestube“, „Der Wochenmarkt“, „Die Küche“, „Der Garten“, „Das Geburtsheft“, „Der Christtag“ und „Das Abendgebeth“. Johann Michael Voltz (1784-1858) arbeitete für die Akademische Buchhandlung Herz berg in Augsburg sowie ab 1809 für den Bilderbogen-Verlag Friedrich Campe in Nürnberg. – Innengelenke geplatzt, Tafeln unter einfachem Passepartout, vereinzelt minimal stockfleckig. Ordentliches Exemplar. Abbildung
2234 Walderzählungen. Konvolut von 5 illustrier ten Kinderbüchern mit Geschichten und Liedern rund um das Thema Wald. 5 Bände. Mit zahlreichen farbigen, teils ganzseitigen Textillustrationen. 4° bis Quer-4°. Ver schiedene Verlage 1883-1918.
Vorhanden sind: I.Theo Marzials. Pan-Pipes. A book of old songs. Set to pictures by Walter Crane; engraved and printed in colours by Edmund Evans. 51 S. Illustriertes OHalbleinen (berieben und bestoßen) mit VDeckeltitel. London, George Routledge and Sons, 1883. - Erste Aus gabe. - II. Karsten Brandt. Hänschen im Blaubeerenwald. Ein neues Bilderbuch mit 16 Bildern von Elsa Beskow. 17 Bl. Moderner Pappband mit aufkaschiertem illustriertem VDeckel (etwas berieben und be schabt). Stuttgart, Loewe, o. J. (1903). - III. Sibylle von Olfers. Etwas von den Wurzelkindern. Zweite Auflage. 11 Bl. Illustrierter OHalbleinen (etwas berieben, lichtrandig und mit schwachen Feuchträndern am Kopfsteg). Eßlingen und München, Jakob Ferdinand Schreiber, o. J. (1908).
- Klotz 5181/5. Vgl. Liebert 265 und Slg. Brüggemann 606. - IV. Mar ga rete Bleitsmann. Lustige Pilzfamilien. Ein naturgeschichtliches Bilder buch mit heiteren Versen. 32 S. Illustrierter OHalbleinen (leicht bestoßen und minimal fleckig). München, Georg W. Dietrich, o. J. (1909).
- V. Karsten Brandt. Hänschen im Blaubeerenwald. Ein neues Bilder buch mit Bildern von Elsa Beskow. 3.-6. Tausend. 17 Bl. Illustriertes OHalbleinen (etwas fleckig, bestoßen und oberes Kapital restauriert). Stuttgart, Loewe, o. J. (1918). – Teilweise papierbedingt gebräunt, mit kleineren Gebrauchsspuren, sonst wohlerhaltene Exemplare.
2235 Weihnachten, Kaffekränzchen, Großstadt, Wun derland, Kinderreime, Märchen, Schule und Zirkus. Konvolut von 13 farbig illustr. Kinderbüchern. Mit zahlr. farb., teils ganzseit. Textillustrationen. 4° bis Quer-4°. Illustr OHLeinenbände (teils berieben und bestoßen). 1886-2010.
400 €
Vorhanden sind: I. Walter Crane. Pothooks & Perseverance: or the ABC-serpent. Penned & Pictured by Walter Crane. 12 nn. Bl. London, Marcus Ward, 1886. - Konody 142. - II. Gebrüder Grimm. Die goldene Gans. Mit Künstler-Steinzeichnungen von Carl Krenek. 6 nn. Bl. Wien und Leipzig, Konegens Jugendschriftenverlag, o. J. (1910). - Wiener Bilderbücher Nr. 3. - III. Ida Clauß. Kinderwelt der Großstadt. 11 nn. Bl. München, Geog W. Dietrich, o. J. (1912). - IV. Albert Sictus. Im
2237
Wunderbaren Puppenlande. Mit Bildern von Ernst Kutzer. 1.-5. Aufla ge. 1.-20. Tausend. 15 nn. Bl. Leipzig, Alfred Hahns, o. J. (1926). - Klotz IV, 6857/53. - V. Lia Doering. Das Kaffeekränzchen in Wort und Bild. No. 1741. 8 nn. Bl. Nürnberg, Theo. Stroefer, 1927. - VDeckel des Schutzumschlagen lose beiliegend. - VI. Hans Probst und Else WenzVietor. Die Weihnachtsengelein. 10 nn. Bl. Mit 8 (von 10) Ausstanzun gen. Mainz, Joseph Scholz, 1933. - Erste Ausgabe. - Klotz 5569/18. Schug 1160. - Scholz‘ Künstler-Bilderbücher Nr. 424. - Es fehlen zwei Köpfe der Engelchen. - VII. Heinz Barth. Der Schnappsack. Ein Mär chen, erzählt und gezeichnet. 16 S. Karlsruhe, Volk und Zeit, o. J. (1948). - VIII. Lisa Wenger. Joggeli söll ga Birli schüttle. Ein Bilderbuch mit 15 farbigen Tafeln nebst Text. 16 nn. Bl. Bern, A. Francke, o. J. (1940). - Vgl. Schug, Bilderwelt 479. - IX. Eia-Popeia. (Bekannt Kinder lieder). Ein Awa-Bilderbuch mit Bildern von Mogens Heinz Brock mann. 16 nn. Bl. München, Awa, o. J. (1949). - X. Lena Hahn. Die Fahrt ins Wunderland. Mit Bildern von Fritz Baumgarten. 1. Auflage 1.-20. Tausend. 12 nn. Bl. (Stuttgart, Titania, 1950). - XI. Diesselbe.
Teddys Weihnachten. Mit Bildern von Fritz Baumgarten. 12 nn. Bl. (Stuttgart, Titania, ca 1965). - XII. Carl Felix von Schlichtegroll. Die Waldschule. Ein lustiges Bilderbuch für kleine Leute von Fritz Baum garten. 12 nn. Bl. (Stuttgart, Titania, ca 2009). - XIII. Sixtus, Albert. Der Hundezirkus. Ein lustiges Bilderbuch von Fritz Baumgarten. 12 nn. Bl. (Stuttgart, Titania, ca 2010). – Teilweise mit kleinen Ge brauchsspuren, sonst wohlerhaltene Exemplare. Abbildung Seite 75
2236 Wenz Viëtor, Else. Aus dem kleinen alten Städt chen. 7. Auflage. Leporello mit 7 doppelblattgroßen far bigen Darstellungen, versehen mit beweglichen Teilen und Steckschlitzen für ausgestanzte farbige Figuren, von denen hier 26 (statt 28) vorhanden sind. 28 x 32 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband in OPapp-Kassette (diese etwas lädiert) mit montiertem Deckeltitel. Olden burg, Gerhard Stalling, (um 1930).
450 €
Nürnberger Bilderbücher Nr. 25a. Vgl. Reetz 18 (3. Auflage 1925). – Spätere Auflage des farbenprächtigen, im ausgefalteten Zustand mehrere Meter messenden Leporellos, das als reizvolles Spielbuch zu gebrauchen ist und sich nach Belieben mit Menschen und Tieren in die dafür vorgesehenen Steckschlitze bevölkern läßt. Jede der doppelblatt großen Straßen- und Innenraumszenen mit beweglichen Türen und Fenstern: auf dem Markt, vor dem Bäcker- und Fleischerladen, am Gartenzaun, in der Schule etc. Es erschienen auch Übersetzungen in Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. – Es fehlen zwei Stec k figuren. Geringe Stockflecken. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar, nur wenige Spielfiguren mit leichten Gebrauchsspuren.
2237 Zur Mühlen, Hermynia. Es war einmal ... und es wird sein. 64 S. Mit 12 (davon ein Frontispiz) Tafeln und 5 figürlichen Initialen von Heinrich Vogeler. 4to. OHalbleinen mit farbiger Deckel-Illustration von Hein rich Vogeler. Berlin, Verlag der Jugendinternationale, (1930).
500 €
Doderer III 861 ff. Schug 676. Hobrecker 8575. Pressler S. 209 und Abb. 196. – Mit ihren proletarischen Märchen zählt H. Zur Mühlen zu den bekanntesten und bedeutendsten Kinderbuchautorinnen der proletar.-revolutionären Literaturbewegung der Weimarer Republik. Ihre Märchen, „oft vor der Buchveröffentlichung in der kommunisti schen Kinderpresse abgedruckt, (wurden) von bekannten Künstlern der revolutionären Linken wie G. Grosz, J. Heartfield ... oder Heinrich Vogeler illustriert“ (Doderer 862). – Fl. Vorsatz mit Besitzvermerk. Sehr gutes Exemplar. Abbildung
Papierantiquitäten
2238 Bauernhof-Kulissenbild. Zu einem Gesamt ensemble aufstellbare Darstellungen von Häusern, Tieren, Menschen und Bäumen in aquarellierter, konturbeschnit tener Federzeichnung auf Karton. 54 Scherenschnitte. Größe ca. 4 x 4 cm und 16,5 x 18,5 cm. Um 1880. 200 €
Individuell handgefertigtes Kulissenbild an Scherenschnitten auf Karton mit bunten Aquarellfarben.Darunter sind viele Pflanzen, neun Menschen, Häuser und Tiere (sechs Pferde, sechs Stiere, drei Schafe, zwei Schweine und viele Hühner). Es finden sich darin auch mehrere Szenen, die kleine Familiengeschichten erzählen. Das Papiertheater hat schon eine sehr lange Tradition in Europa - seine Anfänge fand es bereits im 18. Jahrhundert und seine Blütezeit etwas später im 19. Jahrhundert während des Biedermeiers. Dort war es in fast jedem bürgerlichen Haus halt aufzufinden. Mit dem Ersten Weltkrieg geriet das Papiertheater in Deutschland ein Stück weit in Vergessenheit. – Etwas bespielt, verein zelte Einrisse, sonst in sehr gutem Zustand. Abbildung
2239 Bisquitbilder. Friedrich II. der Große, König von Preußen und Napoleon I. Bonaparte, Kaiser der Franzo sen. 2 gerahmte Bisquitbilder. 27 x 20,5 cm. In Bisquit manier geprägte Portraits mit floral-ornamental gepräg ter Bordüre auf dunkelblauem Grund, die Innenseite des Rahmens mit blindgeprägtem Goldpapier. Unter Glas in Holzrahmen (dieser allseitig mit wohl zeitgenössischem Strukturklebeband fixiert, teils mit Fehlstellen). 30 x 23,5 cm. Um 1850.
280 €
Die Bilder zeigen die Regenten Friedrich II., den König von Preußen (1712-1786) sowie Napoleon I. Bonaparte, Kaiser der Franzosen (17691821). Beide werden in Schrägansicht nach links blickend erfasst, stehend auf einer grasbewachsenen Erdscholle, in militärische Kleidung mit Überrock bzw. Mantel gewandet, ausgestattet mit Hut, Degen und
hohen Reitstiefeln. – Minimal gebräunt und braunfleckig. Nicht ausgerahmt, daher mit möglichen Randläsuren. Im Inneren des Napoleon bildchens mit Staub. Abbildungen Seite 79
2240 Christus als Guter Hirte. Andachtsbild als Sei denstickerei mit Gouachemalerei, aufgezogen auf Karton stück. 17 x 11 cm. Süddeutschland um 1750.
500 €
Außergewöhnlich schöne Klosterarbeit, die den jungen Gottessohn als Lammträger zeigt, als „Buon pastore“, der sich fürsorglich um die Herde kümmert - wie der Pastor sich in der Kirche um seine Gemein de. Auf dem Grund eines schillernden Seidengewebes, das verso mit Fäden auf ein Stück Pappe gezogen wurde, sind Kopf, Hände und Füße Christi als feinste Gouachemalereien auf Papierstückchen montiert. Die Caligae, die Sandalen, sind mit blauen Fäden eingestickt, mit denen Jesus auf einem grünen Stück Weiderasen steht. Das Lämmlein, die Toga und die blaue Schärpe sind mit schimmernder Seide derma ßen gestickt, das die Texturen exzellent zur Geltung kommen, etwa das wuschelige Schafsfell oder der in Plissee fallende Mantel. – Kleine Läsuren im Bezug an den Kanten, dieser auch minimal feuchtrandig, grandios schöne Arbeit. Abbildung Seite 78
2241 Dichter Quartett. 60 (statt wohl 64) chromoli thographische Spielkarten in strukturgeprägter illustrier ter OPappkassette (fleckig und berieben). (Berlin, Sala, um 1900).
Seltenes Quartettspiel mit 60 Spielkarten in der repräsentativen Aufstellkassette der für seine Luxuspapiere berühmten Berliner Pa pierwarenhandlung Sala. Jede Karte behandelt einen kanonischen Dichter, neben Goethe, Schiller, Wieland, Lessing, Heine, Chamisso,
2240
Rückert, Körner, Uhland und Shakespeare auch heute eher wenig gelesene Größen wie Ernst von Wildenbruch und Emmanuel Seidel, jeweils mit einem Portrait, Lebensdaten und deren bekanntesten Wer ken, die es spielerisch bei Jung und Alt ins Gedächtnis einzuprägen gilt. Der Vorderdeckel mit der geprägten Produktionsnummer 4471. – Es fehlen wohl vier Karten. Wohlerhalten. Abbildung
2242 K arikaturen. - Serie von 8 Bilderbogen mit jeweils 2 kolorierten lithographischen Karikaturen. Format ca. 39,5 x 50 cm. (Mainz, Josef Scholz, um 1910).
240 €
Papierbedingt schwach gebräunt, teils mit kleineren Randläsuren. Abbildung
2243 Kulissenbilder. - Bilderbogen. Aufstellbilder (Broschurtitel). 50 handkolorierte lithographische Tafeln für Bühnenhintergründe und Kulissen. 33,5 x 41,5 cm.
OBroschur (mit Rändläsuren und kleinen Fehlstellen und Einrissen) mit Deckeltitel. Weißenburg, C. Burck hardt, o. J. (1890).
800 €
Seltene, farbenfrohe und detaillierte Lithographien mit Abrissperfora tion am Innensteg für ein Papiertheater zum Selberbasteln. Die Tafeln sind teilweise beschriftet in Französisch, Deutsch, Englisch und Italie nisch und tragen oben rechts jeweils die Bilderbogennummer des Ver lags. Dargestellt ist ein Vorhang, „Avant-scène“ und mehrere Tafeln, welche paarweise als Hintergrund und Kulisse zusammengehören wie eine Ritterburg, Garten, Wald, Stadt, Zimmer, Kerker, Vesuv, Ritter saal etc. – Papierbedingt leicht gebräunt und mit mittlerer, leichter Knickspur, sonst gutes Exemplar.
Abbildung Seite 80
2244 Literatur Spiel. Citatenquartett für Jung und Alt. 180 chromolithographische Spielkarten in struktur geprägter illustrierter OPappkassette (fleckig und berie ben). (Berlin, Sala, um 1900).
450 €
Seltenes Quartettspiel mit 180 Spielkarten in der repräsentativen Auf stellkassette der für seine Luxuspapiere berühmten Berliner Papier warenhandlung Sala. Jede Karte behandelt einen kanonischen Dichter, neben Goethe, Schiller, Wieland, Lessing, Heine, Chamisso, Rückert, Körner, Uhland und Shakespeare auch heute eher wenig gelesene Größen wie Ernst von Wildenbruch und Emmanuel Seidel, jeweils mit einem Portrait, Lebensdaten und Zitat mit Herkunft, die es spielerisch bei Jung und Alt ins Gedächtnis einzuprägen gilt. Der Vorderdeckel mit der geprägten Produktionsnummer 4351. Lose beiliegend ein Blatt Spiel anleitung. – Eine Karte mit kleiner Fehstelle, sonst intakt und wohler halten und mit den 180 Karten wohl vollständig. Abbildung Seite 81
2239
2245 Neues Zitaten-Lotto. 6 chromolithographische Tafeln mit in Schwarz ausgestanzten Spielplättchen, die zusammengefügt jeweils ein Silhouettenbild ergeben. Lose in farbig illustrierter Papp-Kassette (etwas lädiert). (Ber lin, Sala, um 1905).
300 €
Aus der Reihe „Sala-Spiele mit Rotsiegel“. – Kurioses Zitatenlotto für sechs Spieler, von denen jeder eine Silhouettentafel mit Zitaten aus den Werken von Goethe, Schiller, Lessing, Heine, Uhland und Shake speare bekommt. Jede Silhouette ist in zahlreiche nummerierte Felder gegliedert und mit einem Zitat bzw. dessen Herkunft aus dem entspre chenden Werk gekennzeichnet und wird so spielerisch eingeübt. Lose beiliegend ein Blatt Spielanleitung. Der Vorderdeckel mit der Produk tionsnummer 4767. – Es fehlt nur ein Spielplättchen (Nr. 81 mit dem Zitat aus Goethes Iphigenie), sonst wohlerhalten. Abbildung Seite 81
„Und die Laternen erst, was muß ich seh‘n?
Die können alle nicht grade mehr stehn“ 2246 Neuruppiner Bilderbogen. - Sammlung von 5 chromolithographischen Einblattdrucken. Format: ca. 42 x 34. Lose Blatt, zumeist unter Passepartout montiert. Neuruppin, Gustav Kühn bzw. Oehmigke & Riemschneider, (um 1910).
200 €
Vorhanden sind: I. „Grad‘ aus dem Wirtshaus nun komm‘ ich heraus.“ No. 9620. Kuriose gereimte Bildergeschichte eines Betrunkenen, der seinen eigenen Rausch in amüsanter Umkehrung auf seine sich dre hende Umwelt projiziert: „Und die Laternen erst, was muß ich seh‘n?
Die können alle nicht grade mehr stehn: Wackeln und fackeln die Kreuz
2239
und Quer! Scheinen betrunken mir allesamt schwer!“ - II. Preußische Cavallerie. No. 7856. - III. Scheibenbild. No. 2408. - IV. Ziehfigur. No. 10278. - V. Friedrich Wilhelm, Prinz von Preussen. Victoria, PrinzessRoyal von England. No. 2787. - Papierbedingt gleichmäßig etwas gebräunt, sonst wohlerhalten. Das Doppelportrait (Nr. V) etwas stärker fleckig und mit geglätteten Knickfalten. Abbildung Seite 82
2247 Ofenspiele. - Serie von 4 chromolithographischen Ausschneidebogen. 43 x 35,5 cm. (Mainz, Josef Scholz, um 1890). 180 €
2245
Vorhanden sind die Nummern 6 („Gefecht zwischen Kosacken und Türken“), 8 („Hühnerhof“), 11 („Keilerei zwischen Straßenjungen“) und 14 („Rekruten“). jeweils (bis auf Nr. 6) mit dem dazugehörigen Blatt Bastelanleitung. Ausgeschnitten, montiert und „auf den Ofen gestellt, dreht die aufsteigende Wärme das Rad und die Figurenfangen an zu arbeiten zur Kurtweil von Alt und Jung – Fleckig und berieben sowie mit kleineren Randläsuren. – Dabei: Ofenbild Nr. 5, Böser Bube. Exem plar aus einer späteren Serie. (Ebenda um 1910). - Etwas stärkere Rand läsuren.
2248 Paris Diorama mit 4 kolorierten lithographi schen Kulissenbildern, davon 2 als Deckel. 14 x 12 cm. Wohl um 1840. 600 €
Reizvolles, dreidimensionales Panorama mit 4 kolorierten ausgestanz ten Straßenansichten mit Durchblick auf die Champs Élysées und den Arc de Triomphe als Schlusspunkt. Der Vorderdeckel mit ausgestanz tem Guckloch, der Rückdeckel ohne Ausstanzung. Blicktiefe: ca. 45 cm. – Etwas fleckig und berieben, die empfindliche ausgestanzte Staffage wohlerhalten und nahezu ohne Fehlstellen. Mit Japanpapier zusam menmontiert und aufgespannt in privatem Pappaufsteller. Abbildungen
2250
2249 Rizzi, Giuseppe. Objets d‘arts et d‘antiquités. 3 Doppelbogen mit 48 Buntpapierproben 27 Gewebe mustern. 32 x 24 cm. Lose Bl. Varese (um 1910).
150 €
Musterblätter für die bekannten Rizzi-Papiere, das sind Buntpapiere, die etwa ab 1904 von Giuseppe Rizzi in Varese nach älteren italieni schen Vorbildern angefertigt und europaweit vertrieben wurden. Dabei handelt es sich um Modeldruckpapiere auf einem kräftigen, cremefarb e nen, stark geglätteten Papier, das ein Format von 40 × 50 cm hatte. Die Muster des Rizzi-Papiers wurden unter anderem von Anton Kippen berg für die Ausstattung der ersten Bände der von ihm 1912 begründe ten Insel-Bücherei verwendet. Hier vorhanden sind drei, an eine Buch binderei in Bad Tölz adressierte Werbebögen mit zusammen 48 mon tierten, durchschnittlich 6 x 3 cm, oft jedoch größeren Papiermustern. Mit Begleittexten in Französisch. – Gebrauchsspuren, die Papierpro ben jedoch alle vorhanden und wohlerhalten.
2250 Wunder Lampenschirm. - Serie von 6 zwei fachbödigen chromolithographischen Ausschneidebögen. Format: ca. 35 x 44,5 cm. (Mainz, Josef Scholz, um 1900).
Vorhanden sind die Nrn 105, 150, 151, 152, 153, 154 – Etwas fleckig und teils mit kleineren Randläsuren, jedes Blatt mit typographi scher Anleitung zum Ausschneiden und Montieren der Lampen schirme.
Abbildung
Spazierstöcke
2251 Eleganter Flanierstock mit Elfenbeinstutzen (Loxodonta africana). Ebenholzschuss und Elfenbeinabsatz. Gravierter Silberring. Länge: 85,5 cm. Gewicht: 200 g. Deutschland 1881. 220 €
Erinnerungsstück mit langem, konischem, oben abgerundetem Elfenbeingriff (22 cm). Der silberne Ring (1,4 cm) trägt die zweizeilige Gravur: „D. Meyer (Schwarzer) s/l. [seinem lieben] Leibfuchs C. Nielsen z. fr. Erg. [zur freundlichen Erinnerung] P.G.V. [Polytechnischer Gesangsverein; Vorläufer des Corps‘ Saxonia] Hannover 1881.“ Mit kleiner floraler Verzierung. Länge des Elfenbeinabsatzes: 5,5 cm. – Absatz mit ca. 1 cm winzigem Haarriss. Sehr schön erhalten.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2252 Spazierstock mit kolbenförmigem Griff, mehrfach godroniert, in Elfenbein (Loxodonta africana). Malakkarohrschuss mit dünnem vergoldetem Ring und knappem Elfenbeinabsatz (Loxodonta africana). Länge: 89 cm. Gewicht: 290 g. Wohl Deutschland um 1860. 300 €
Eleganter Stock mit interessantem Knauf. – Knauf mit zwei Rissen; die Zwinge schräg abge stumpft, im Ganzen schöner Originalzustand.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2253 Spazierstock mit konischem Elfenbeinknauf (Loxodonta africana) Malakkarohrschuss mit Hornab satz. Länge: 87,5 cm. Gewicht: 260 g. Europa 19. Jahr hundert, mutmaßlich um 1840. 150 €
Schlichter Gehstock der Biedermeierzeit mit abgerundetem, nahezu flachem Knaufende. Schuss durch teils abgeplatzte Rinde unterschied lich gefärbt (obere Hälfte hellbraun, untere Hälfte graubraun). –Schuss mit einigen schwarzen Flecken; Knauf vor allem oben mit einigen teils längeren Haarrissen. Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor. Abbildung nur online
2254 Spazierstock mit rundem Haken in Elfenbein (Loxodonta africana). Ebenholzschuss mit versilbertem Metallring und schwarzer Gummizwinge. Länge: 86 cm. Gewicht: 330 g. Deutschland um 1920. 200 €
Griff mit einigen Haarrissen, wohlerhalten.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor. Abbildung nur online
2255 Shakespearestock. Spazierstock mit Shakespeare Büste in Elfenbein (Loxodonta africana) als Knauf. Partridgeschuss mit silbermontierter Öse und Metall zwinge. Länge: 93,5 cm. Gewicht: 500 g. Europa um 1880. 400 €
Der Knauf ist als vollplastisch geschnitzte Büste wohl des jungen Shakespeare (Merkmale: Victor Emanuel Bart, zenitale Kahlheit) mit Schultertuch herausgebildet. Zum Schaft hin mit einem schmalen Holz und Elfenbeinring abgesetzt. – Der Elfenbeinring mit kl. Riss, sonst in bester Erhaltung. Zwinge erneuert.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor. 2255
2256 Eleganter Spazierstock einer Dame mit langem Elfenbeingriff (Loxodonta africana). Buchenschuss mit Elfenbeinabsatz. Länge: 80 cm. Gewicht: 140 g. Europa um 1860.
150 €
Der Griff mit zierlichem, nur angedeutetem, L förmigem Haken ist aus einem Stück gearbeitet (25 cm lang). Er schließt am Schaftüber gang ab mit einer kleinen geschnitzten Bandschleife, deren Enden auf dem Holz aufliegen. – Der Absatz etwas fleckig, im wohlerhaltenen Originalzustand.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2257 Pferdekopfstock. Flanierstock einer Dame, der Elfenbeingriff (Loxodonta africana) in Form eines vollplastisch geschnitzten Pferdekopfes. Eboniserter Holz schuss mit Metallzwinge. Länge: 80 cm. Gewicht: 60 g. Deutschland um 1890.
200 €
Der 13 cm lange, schmale Griff endet in einem gereckten Pferdekopf mit etwas geöffnetem Maul. Die Augenhöhlen leer, vermutlich fehlen hier die Glaseinsätze. – Wohlerhalten.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2258 Spazierstock mit Knauf, bis auf das mittlere Knaufstück voll aus Elfenbein (Loxodonta africana) gear beitet. Konisch geformt. Länge: 87 cm. Gewicht: 335 g. Europa 19. Jahrhundert. 450 €
Elfenbeinstock mit rundem, dezent ziseliertem Knauf. Er besteht aus fünf aneinandergereihten Elfenbeinelementen, jeweils mit gedrechsel tem Übergang. Das graue, mittlere Stück des Knaufs aus Mammut. – Der Knauf dunkler gefärbt und mit Craquelé; ein Element mit zwei Haarrissen. Insgesamt sehr gut erhalten. Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2259
2260 Hahnenkopfstock. Spazierstock mit plastisch geschnitztem Hahnenkopf, teils aus Elfenbein (Loxodonta africana). Mahagoniholzschuss mit schmalem Elfenbein ring und Metallzwinge. Länge: 90,5 cm. Gewicht: 260 g. Europa Vorkriegszeit. 250 €
Als Knauf ein aus Bruyère plastisch geschnitzter Hahnenkopf mit hoch aufragendenm, geschweiftem Kamm, 2 eingesetzten großen Glasaugen und einem kurzen Schnabel aus Elfenbein sowie doppelten Kehllappen, davon einer ebenfalls aus Elfenbein (Loxodonta africana). Zwischen Knauf (10,5 cm) und Ring ein 5 cm langer konischer Über gang aus hellerem Holz. – Sehr schönes Schauobjekt in tadellosem Zustand.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2259 Eleganter Flanierstock mit langem Elfenbein knauf (Loxodonta africana). Konischer Ebenholzschuss mit Elfenbeinabsatz. Länge: 77,5 cm. Gewicht: 180 g. Europa um 1860.
150 €
Am unteren Ende des Griffes (ca. 14,5 cm) ein Elfenbeinring (Lox odonta africana) mit einem plastisch geschnitzten Kopf eines Wolfes vor einem ovalen Schild, von einem Seil umschlungen, das in einem Ring endet (die Hälfte des Seilstückes fehlend). – Bis auf die kleine Beschädigung und minimale Bestoßungen des Schaftes in tadellosem Zustand.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2261 Spazierstock mit konischem, verziertem Elfenbeinknauf (Loxodonta africana). Buchenschuss ohne Zwinge. Länge: 98 cm. Gewicht: 255 g. Arabien/Persien spätes 19. Jahrhundert/frühes 20. Jahrhundert. 200 €
Der leicht gebogene Knauf (Stutzen) ist oktogonal geschliffen und verbreitert sich nach oben. Auf der Frontseite eine große reliefierte Verzierung mit einer Blüte, Knospen, Blättern und Ranken. Auf der Oberseite die Reste von montierten arabischer Kalligraphie in Messing. Der Schuss wurde später erneuert. – Das Relief an einer Stelle von kleineren Lacktropfen bedeckt. Schaft etwas verzogen.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2262 Poetenstock. Systemstock mit Elfenbeinknauf, Federhalter und Tintenfass. Malakkarohr mit Messing ring und Metallzwinge. Länge: 88 cm. Gewicht: 350 g. Deutschland um 1880. 450 €
Seltener Systemstock für den schreibenden, zum schriftlichen Aus druck gedrängten Spaziergänger. Der Knauf enthält ein winziges Messing Tintenfass, das man durch Abschrauben der Knaufkappe entnehmen kann. Schraubt man den Knauf vollständig ab, verbirgt sich im Schaft ein Messing Federhalter (Länge: 14,5 cm, mit Schreibfeder). – Der Ring etwas gelockert, sonst in perfektem Zustand; Zwinge neu ersetzt.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2263 Kompassstock. Systemstock mit Elfenbeinknauf (Loxodonta africana) und Kompass. Malakkarohrschuss mit ziseliertem Silberring und Metallzwinge. Länge: 86 cm. Gewicht: 310 g. England um 1900. 350 €
Der Elfenbeinknauf lässt sich aufschrauben und enthält einen mecha nischen Magnetkompass mit messinggelber Winkelskala in einem fest verbauten Gehäuse. – Sehr gut erhalten.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2264 Garnspulenstock. Systemstock mit Elfenbein knauf (Loxodonta africana), Garnspule aus Elfenbein (Loxodonta africana) und Fingerhut. Lackierter Buchen schuss mit Metallzwinge. Länge: 86,5 cm. Gewicht: 180 g. Deutschland um 1890. 250 €
Der Elfenbeinknauf lässt sich aufschrauben und enthält einen Metall Fingerhut, in dem eine Spule für drei Garne steckt. Der Ring wurde später durch ein Lederband ersetzt. – Wohlerhalten, Schaft leicht verzogen.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
Der Knauf besteht aus einem Opernglas (2 fache Vergrößerung; Fas sung in Elfenbein [Loxodonta africana] und Messing, das Okular mit der rundum laufenden Bezeichnung „66 & 406 Strand & 54. Cornhill“), das auf einen 22,5 cm langen Messingstab montiert wurde. Schuss oben gerissen, sodass der ursprünglich verschraubte Aufsatz mit dem Opernglas locker ist. – Das Glas etwas verschmutzt, die Optik funktionsfähig.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2266 Würfelspielstock. Systemstock mit aufschraubbarem Elfenbeinknauf (Loxodonta africana), 2 winzigen klassischen Spielwürfeln und einem zweiteiligen kleinen Kreisel, alles aus Elfenbein (Loxodonta africana). Mallakk a rohrschuss mit Messingring und Metallzwinge. Länge: 92 cm. Gewicht: 210 g. Europa 2. H. 19. Jahrhundert. 350 €
Der konische Knauf mit einer abschraubbaren Rundkappe enthält zwei winzige Spielwürfel und einen sechseckigen Kreisel, der aus zwei Teilen zusammenzuschrauben ist (sechseckige Platte mit Ziffern und Dorn). Der Knauf ist auch im Ganzen abzuschrauben und als Würfel becher zu benutzen. Darunter im Schaft eine Messingröhre, in der ein kleiner Bleistift steckt. – Das Kappengewinde wegen Haarrissen ausge dreht; Zwinge erneuert. Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
2267 Spazierstock mit geradem Elfenbeinhaken (Loxodonta africana). Malakkarohrschuss mit breitem Silberring und Metallzwinge. Länge: 90 cm. Gewicht: 300 g. Deutschland um 1870. 120 €
Schöner Gehstock mit starkem Schaft, die Silbermanschette (1,2 cm) mit leerer Kartusche. Eine knapp darunter befestigte Lederschlaufe brüchig und daher an einer Seite lose. – Wohlerhalten. Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor. Abbildung nur online
2268 Spazierstock einer Dame mit Elfenbeingriff (Loxodonta africana). Bambusrohrschuss mit messing montierter Schlaufenöse und Metallzwinge. Länge: 83 cm. Gewicht: 150 g. Europa um 1890. 90 €
Schlichter Spazierstock, der Griff mit zierlichem, L förmigem Haken. – Ohne Ring. Gebrauchsspuren. Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor. Abbildung nur online
2265
2269 Konvolut von 5 Spazierstöcken. 20. Jahrhundert. 300 €
Spazierstock mit rundem Haken in Elfenbein (Loxodonta africana). Malakkarohrschuss mit vergoldeter Manschette und Hornabsatz. Länge: 83 cm. Gewicht: 265 g. Europa Vorkriegszeit. Eleganter klassi scher Gehstock für den Herrn in Weiß. Spazierstock mit rundem Haken in Silber, an Schaft und Griffende mit Jugendstilmotiven verziert. Ebonisierter Schuss mit Metallzwinge. Länge: 86 cm. Gewicht: 250 g. Europa um 1910. Mit Silberschmied monogramm „R.J.“ und Feingehalt Stempel 830S. Damenstock mit fein zieseliertem rundem Silberhaken. Bambusrohr schuss, ohne Zwinge. Länge: 84 cm. Gewicht: 105 g. Europa um 1900. Dreifach punziert (Anker, schreitender Löwe, „O“). Messingstock mit Kolbengriff, teils versilbert, ziseliert und mit Bandornamenten bedeckt. Länge: 92 cm. Gewicht: 350g. Arabien 20. Jahrhundert.
Schlichter zeitgenössischer Spazierstock. Doppelkrücke („Fritz krücke“), Griff aus gegossenem Silberblech mit Naht. Lackierter dunkler Buchenschuss mit schwarzem Gummipuffer. Länge: 86 cm. Gewicht: 170 g. Deutschland nach 1945. – Wohlerhalten.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor. Abbildung nur online
Autographen
2304
Literatur und Stammbücher
2301 Aragon, Louis, franz. Dichter und Schriftsteller, Mitbegründer des Surrealismus, seit Mitte der 1920er Jahre aktiver Kommunist (1897-1982). Eigh. Brief m. U. „Aragon“. 1 S. Gr. 4to. O. O. (Ende April/ Anfang Mai 1975).
250 €
An eine Mitarbeiterin, der er vor Antritt einer Reise einige Anwei sungen erteilt. „... comme je vous l‘avais dit je pars pour trois jours 0(je rentrerai peut-être un peu plustôt). Les obsègnes de Jacques Duclos ont compliqué mon emploi du temps. Je vais déjeuner à la campagne et je reviens directement pour l‘enterrement, repartant aussitôt après. Je ne prends pas Raymond, ce serait trop compliqué ... Si les amis qui téléphoneront vous demandent où je suis, combien de temps, dites que tout ce que vous savez l‘est que je rentre Vendredi ... Ne vous tracassez pas de moi ...“. - Der kommunistische Politiker Jacques Duclos war am 25. April 1975 verstorben. - Faltenrisse unauffällig unterlegt.
2302 Artmann, H. C., vielfach ausgezeichneter österr. Lyriker, Schriftsteller und Übersetzer, Büchner-Preisträger (1921-2000). Brief m. U. „H. C. Artmann“. 11/2 S. Gr. 4to. Malmö 30.X.1964.
400 €
An den ihm befreundeten Verleger Otto F. Walter in Olten (Schweiz). Gehaltvoller Brief über seine literarischen Arbeiten anläßlich der Planung einer Artmann-Werksammlung. „... 17 uhr abends, soeben war der expressbote, vier stockwerke, armer teufel, an meiner türe. Vielen dank ... Nun, ich sehe, aus mir wird nie ein richtiger briefe schreiber. Und da bemühe ich mich um einen roman aus briefen (sic!). Ich fürchte, ich hatte mein letztes schreiben so wirr abgefasst, das sie es nicht verstehen konnten. Als ich schrieb, ich würde gerne nach den Kanarischen Inseln fahren, so geschah das aus zwei gründen: Ich hatte doch schon immer vor, die letzte fassung in Lissabon oder sonst irgendwo am südwestlichen Atlantik (is) fertig zu stellen, zweitens geht es mir darum, dem hiesigen winter auszuweichen (teuer und
Literatur – Wissenschaft – Geschichte – Bildende Kunst, Architektur – Musik, Theater und FilmAutographen
kalt; wo nehme ich die inspirationen her?) ... Inzwischen habe ich mir auch schon kopfzerbrechen über die gestaltung des stückebandes gemacht. Auch das wollte ich ihnen in meinem ungeborenen brief mit teilen. Ich bin nämlich gar nicht der meinung (war es nie), dass man alles in einen topf (excusez, in einen band) werfen darf. Die stücke sind ja so verschieden. Auf keinen fall, glaube ich, dass Kein Pfeffer für Czermak hineinpasst. Das ist doch ein ‚volksstück‘ etwa im stil von Horvath ... Die sachen waren ja so gut wie verloren, und ich habe es nur dem armen Conrad zu verdanken, dass sie überhaupt noch exi stieren. Ich möchte ihm gerne, sollte der wirklich erscheinen, den band widmen.
Die manuskripte werde ich selbstverständlich neu schreiben, verbes serungen mit handschrift sind nicht sonderlich geeignet, nicht wahr?
Die sache mit der kleinschreibung liegt mir persönlich noch genau so am herzen wie vor 20 jahren. Ich bin der ansicht, dass man sie endlich auch obligatorisch einführen wird. Mir ist es ganz gleich, ob man mich für einen der ganz vorne sein will hält oder nicht. Ich war nach 1945 übrigens der erste, der aus germanistischen, wie ästhetischen erwe gungen [!] heraus zur kleinschreibung überging ... Wenn es sich um gedichte handelt, bleibe ich hart wie ein hufnagel, aber bei prosasachen .. meinetwegen ... Der band SUCHEN &c. gefällt mir ungemein. Ich schaue ihn mir immer vor dem schlafengehen an. Nur einen schön heitsfehler hat er: Ich bat und flehte, schimpfte und knurrte bei der buchmesse, da im motto das wort Saskatchewan, Sascatchewan ge schrieben war. Und man versprach mir, es auszumerzen. Dass geschah aber leider nicht. Und dabei ist an dem ganzen wort das schönste das K. Um das ging es mir ...“. - Das genannte Buch erschien als WalterDruck 1 und hieß: „das suchen nach dem gestrigen tag oder schnee auf einem heißen brotwecken. eintragungen eines bizarren liebhabers“ (Olten und Freiburg 1964). Die geplante Werksammlung ist nicht erschie nen. - Schöner Brief, ganz H. C. Artmann, in dem der Dichter auch auf seine formalen Stilprinzipien eingeht. - Gelocht.
bei[m] besten willen nicht sein kann. Ich habe vor einigen tagen gesprächsweise gehört, dass im DU ein aufsatz über mein buch sein soll ... Und gestern las ich die recension in der Süddeutschen. Die ist doch fein, nicht wahr? ...“. Bittet um Abschriften von Pressestimmen: „... ich habe nämlich kaum was nennenswertes bis jetzt zu gesicht bekom men, habe keine ahnung, wie sich alles macht ...“. - Bei dem Buch han delt es sich um Artmanns Übersetzung „ Junge Gäste oder Mr. Saltee nas Plan“, „ein Liebes- und Gesellschaftsroman um 1900 von Daisy Ashford geschrieben im Alter von 9 Jahren“, mit einem Vorwort von Peter Bichsel. - Mit kleinen Randnotizen des Empfängers; gelocht.
2304 Autographen-Album. 46 Albumblätter aus den Bereichen Literatur, Künste und Wissenschaft. Meist 2 auf 1 Kartonblatt, fest eingeklebt. Die ersten 38 Bl. auf starkem Bütten (ca. 9 x 11 cm), die restlichen 8 von un terschiedlichem Format und Papier. In einem Lederband d. Z. (28 x 22 cm; beschabt; eine Rückenkante geplatzt). 1877 und 1885.
2.500 €
2303 - Brief m. U. „H. C. Artmann“. 1 S. Gr. 4to. BerlinSchöneberg 20.II.1965. 300 €
An den Verleger Otto F. Walter in Olten. Nach seinem Umzug nach Berlin habe er jetzt seine ganze „Malmö-Post“ nachgesandt erhalten. Er habe ein schlechtes Gewissen, weil er so lange nichts habe von sich hören lassen. „... Aber es ist so, dass sich die einen umbringen, die ande ren irgendwie verkriechen und vergraben, ich gehör zu den letzteren. Nun, über meine gründe will ich mich nicht verbreiten, alles familien zores, ich tu ja mein bestes, aber vielleicht mach ich doch alles falsch, was weiss man schon? - Ich bin jetzt seit einem monat fast in berlin und habe hier eine kleine, aber gemütliche bude, schlag mich recht und schlecht durch, schreibe sogar schon wieder (seit einigen tagen), was mich sehr befreit, da ich schon dachte, aus mir kommt überhaupt nichts mehr raus. Ich bin neugierig, was sie zu den neuen sachen sage n werden. Die briefe habe ich vorerst ad acta legen müssen, ich kann im norden nicht vom lusitanischen Südwest schreiben, unmöglich ... Wie ich auch aus einem ihrer briefe erfahre, so liegt etwas radiohonorar für mich vor. Ich würde es ihnen nie vergessen, wenn sie mir das tele grafisch zugehen lassen könnten ... Ich habe jetzt zwei mieten zu beza h len, Malmö und Berlin, und ausserdem tut der hunger wehe und der durst ist die schreckliche erfindung der wüsten der welt .. Im augen blick habe ich grade noch das porto für diesen brief. Dass unser lieber [Peter] Bichsel das vorwort für mich geschrieben hat werde ich ihm ewig danken. Mir fiel und fiel nichts ein, und ich fürchte, dass Herr Ratti sehr böse auf mich sein wird, etwas also, was ich ihm
Sorgfältig auf Bütten geschriebene Gedichte, Widmungen und Sinn sprüche von prominenten Personen aus fünf Ländern Europas. Ver treten sind aus dem Bereich Literatur: Ludwig Anzengruber, Rudolf Baumbach, Friedrich Bodenstedt (2), Paul Bourget, Felix Dahn, Ernes t Daudet, Alexandre Dumas fils, Georg Ebers, Octave Feuillet, Robert Hamerling, Paul Heyse, Józef Ignacy Kraszewski (auf Polnisch), Hector Malot, Guy de Maupassant , Leopold von Sacher-Masoch, Josef Victor von Scheffel, Ossip Schubin, Jules Verne, Julius Wolff und andere. - Theater, Musik und Bildende Kunst: Stella Hohenfels, Henry Irving, Josef Lewinsky, Pauline Lucca, Helena Faucit Lady Martin, Amalie Materna, Carl Millöcker (3 Zeilen mit 7 Takten Musikzitat aus „Gas parone“ ), Adelina Patti, Ernst von Possart, Friedrich Preller, Theodor Reichmann, Ernesto Rossi, Adolf Ritter von Sonnenthal, Ellen Terry, Gustav Walter, Marie Wild und andere. - Wissenschaft: Charles Dar win, Ferdinand Gregorovius, Ernst Haeckel, Friedrich Max Müller, Ernest Renan, Henry Morton Stanley. - Wenige Blätter, darunter auch Darwin, etwas stockfleckig. Abbildung Seite 93 und 214
2305 Benn, Gottfried, Arzt und Dichter, einer der bedeutendsten Lyriker des 20. Jhdts (1886-1956). Eigh. Brief m. U. „Gottfried Benn“. 2 S. (Kugelschreiber). Mit eigh. Umschlag. Gr. 8vo. Berlin-Schöneberg 24.VIII.1954. 1.200 €
An Käte von Porada in Veuve (Frankreich). „... haben Sie herzlichen Dank dafür, dass Sie manchmal meiner gedenken ... Mich bedrückt der Gedanke, dass Sie etwa leidend sind, sehr. Die Mittel, von denen Sie schreiben, kennen wir hier nicht. Z. B. Rimison ist mir unbekannt. Wie ist die Blutsenkung, auf die hier viel Gewicht gelegt wird? Und nun müssen Sie auch noch Ihre schöne bisherige Wohnung verlassen - tut mir alles so leid für Sie. Meine Hoffnung ist, dass Ihr grosser, von mir oft mit Erstaunen beob achteter Lebens-Optimismus Sie wieder beseelt. Das ist ja auch für die Heilung von Krankheiten so sehr wichtig ...“. - Dankt auch für eine beigefügte Rezension: „... sehr interessant für mich. Wenn schon einem ja im Laufe eines langen Jahres jede Kritik vollkommen gleich gültig wird, gute u. böse: im Grunde ... wird man unzerstörbar; man schlenderte oder kroch seinen Weg dahin u. eines Tages ist er zu
Ende. Ob er ins Allgemeine lief, ob er von einigen aufgenommen wird, ist von so viel Zufällen abhängig , dass es einen auch nicht mehr be rührt. Nur diese innere Unruhe in einem bleibt, dieser Tremor im Kopf u. im Herzen: noch einmal etwas anlegen, ausarbeiten, mit sich füllen [?], so gut man kann ...“. Abbildung
2306 - Bense, Max, Philosoph, Physiker und Schrift steller (1910-1990). Eigh. Brief m. U. „M. Bense“. 1 S. Mit Briefkopf „Technische Hochschule. Lehrstuhl für Philo sophie“. Quer-gr. 8vo. Stuttgart 1.II.1957. 200 €
An den Verleger Max Niedermayer. „... anbei also 10 Stück Bennbrie fe. Bitte möglichst rasch zurück. Wenn Sie etwas gebrauchen können, so bitte ich darum, zu diesen ausgemelten [!] Briefen Anmerkungen machen zu dürfen. Mir scheint, dass 1, 2, 3 (Karte), 5 (gegen Ludwig Klages) eine Bedeutung haben ...“. - Bense verwendet hier anscheinend den alten Begriff „ausgemelt“ für „ausgewählt“. - Dabei: Derselbe. Typ o skript eines Aufsatzes über Gottfried Benn. 13 Bl., einseitig eng beschrieben. Mit kleinen handschriftlichen Verbesserungen und Anmer kungen. Gr. 4to. O. O. (ca. 1949). - „Versuche über Prosa und Poesie zu Gottfried Benns frühen Publikationen“. Es handelt sich um das Vorwort zur Benn-Ausgabe „Frühe Prosa und Reden“ (Limes 1950). - Der Brief gelocht und mit dem Vermerk „Herausgabe!“ am oberen Rand; das Typoskript teilweise mit kleinen Randschäden im dünnen Papier.
2307 Böll, Heinrich, Schriftsteller, Nobelpreisträger (1917-1985). 4 masch. Briefe, davon 2 m. U. „Heinrich Böll“, 2 von Bölls Sekretärin in seinem Auftrag geschrie ben. Zus. 31/2 S. Mit den Umschlägen, davon 1 eigenhän dig. 4to und schmal-quer-4to. Hürtgenwald 1982-1983.
200 €
An die Literatur-Übersetzerin Gisela Zuckmayer, Schwägerin des Schriftstellers Carl Zuckmayer und befreundet mit diversen dt. Auto ren. Nachdem sie Heinrich Böll gebeten hat, sich für einen Schützling einzusetzen (einen Gewaltverbrecher und Intensivtäter, der wegen Totschlags und versuchten Totschlags im Gefängnis gesessen hatte), der nach ihren Angaben einer heftigen Verfolgungskampagne ausge setzt gewesen sei, antwortet Böll, dass dessen Lebenslauf eingetroffen sei und er sich um Hilfe bemühe. „... Ich müsste nur noch einige De tails w issen: wie alt ist er? weswegen wurde er verfolgt und verurteilt? was hat er evtl gelernt? Ich habe das alles vergessen, erinnere mich nur der wahnsinnigen Verfolgungskampagne. Ich will es dann versuchen, ‚ihn unterzubringen‘, aber wär es nicht gut, jetzt schon in einer Wohn gemeinschaft, Kommune oder einer dieser alternativen Werkstätten oder Höfen vorsichtig nachzufragen? Ich würde es bei den Anthropo sophen versuchen, muss aber diese Details wissen - denen müsste ich natürlich auch Namen und Fall bekannt machen ...“ [10.X.1982]. Im März des folgenden Jahres teilt er ihr mit, das er einen möglichen Helfer, einen Grafen, gefunden habe, der sich bei ihr melden werde.
2308 Born, Nicolas, früh verstorbener, bedeutender und vielfach ausgezeichneter Lyriker und Erzähler (19371979). Brief m. U. „Born“ und eigh. Nachschrift. 1 S. Gr. 4to. Essen 11.I.1965.
An eine Redakteurin, der er zur Vermählung gratuliert und dann seine Buchbesprechungen kommentiert. „... ich trinke ein Glas auf Ihr Wohl - : die Deschner -Besprechung bekommen Sie so schnell wie möglich. Sie sehen, daß ich nicht faul war, sondern nur die falschen Bücher zuerst gemacht habe. Der Nossack war ja fürchterlich; freund licher konnte ich ihn nicht besprechen. Der Pütt-Roman ist auch kein Opus, aber doch auf dieser Ebene ganz gut. Der Aufsatz übers Ruhr gebiet ist mir schwergefallen; ich finde so schlecht den richtigen Plau derton. - Im Frühjahr kommt mein schmaler Roman; ich sitze über den Korrekturfahnen und habe kein tolles Verhältnis mehr dazu ... [Klaus] Stillers Rezension - ich weiß nicht, ich will dem Stiller nicht schaden, aber man erfährt nicht viel über das Buch ... Im Februar wird vom 3. Programm unser Kollektiv-Roman gesendet. [Hermann Peter] Piwitt , [Hans Christoph] Buch und ich lesen in Hamburg ...“. Eigen händiges Postscriptum: „Ist der Aufsatz zu böse? Wenn Sie wollen, können Sie im Vorspann abschwächen. Born“. - „Mein schmaler Roman“: gemeint ist der Band „Der zweite Tag“, der bei Kiepenheuer und Witsch erschien. - „Unser Kollektiv-Roman“: gemeint ist „Das Gästehaus“, her ausgegeben von Walter Höllerer, an dem 15 Autoren beteiligt waren. - Selten. 2305
2309 Chambrier, Jean-François de (?), preußischer Regie rungsbeamter in Neuenburg (Neuchâtel), Legationsrat und Kammerherr (1740-1813 ?). Eigh. Brief m. U. „Cham brier“ und Adresse. In franz. Sprache. 1 S., mit winziger Schrift eng beschrieben. 4to. Neuchâtel 13.XII.1764. 600 €
An den Berliner Theologen, Philosophen und Historiker Jean Henri Samuel Formey (1711-1797), Mitarbeiter an der „Encyclopédie“ und Ständiger Sekretär der Berliner Akademie der Wissenschaften. Um fangreicher Brief, in dem Chambrier über ein Treffen mit Jean-Jacques Rousseau berichtet. Nachdem er sich bedankt hat, dass ein Verwand ter von ihm bei Formey wohnen durfte, und berichtet hat, daß die Zarin Katharina Formey eine goldene Medaille gewidmet habe, fährt er fort: „... J‘ai enfin vu Rousseau à la fin de l‘automne, il est venu à la Campagne où j‘étois, & dont je ne suis revenu qu‘en Novbre. Je lui ai beaucoup parlé de vous; il me parut d‘abord fort piqué de l‘Emile chrétien et il me dit la dessus que vous vous enrichiés en vendant Ses Ouvrages, il me dit que vous le maltraitiés fort dans le dit Ouvrage, je ne scais si c‘est dans la Pres ... [Text fehlt] dans les Notes, qu‘il étoit surpris que vous fissiés imprimer un Ouvrage que vous dép ... [Text fehlt] sous des couleurs si dangereuses; après qu‘il eut un peu donné effort à sa bile, je lui dis ... [Text fehlt] qui convenoit pour le ramener à des sentimens plus justes et moderes sur votre manière de penser, et sur les motifs qui vous avoient engagé à la Publication de cet Emile, je lui fis entendre que ce Projet ne venoit point originaisement de vous & que l‘on vous y avoit comme engagé malgré vous. Le dit Rousseau est
actuellement à Motier qui est le lieu de la Résidence ordinaire, cet Endroit est à 6 à 7 lieues d‘icy; Il veut faire faire une nouvelle Edition in 4o de toutes ses Oeuvres qui doit être un Chef d‘oeuvre de typogra phie; il la fera faire tout seryeux et y aputera quelques Pièces qui n‘ont pas paru, entr‘autres une Pièce de Poésie que je ne connois pas. L‘homme de la Montagne que les Gazettes lui attribuent n‘est point de lui. Paoli chef des Corses ne lui a pas écrit directement de la part de sa Nation pour le prier d‘être leur Législateur comme les nouvelles l‘ont débité; C‘est un ami du dit R.[ousseau] qui lui en a écrit de Naples sur quelques ouvertures qui lui en avoient été faites par le d. Paoli. Il ne paroit pas que R. veuille se charger de cette tâche, je crois qu‘il connoit très bien la difficulté ou l‘impossibilité de donner des Loix à un pareil Peuple ...“. - In diesem Jahr hatte Formey als Antwort auf Rousseaus „Emile“ ein Buch mit dem Titel „Emile chrétien, consacré à l‘utilité publique“ veröffentlicht, das Rousseau mit großem Mißfallen zur Kennt nis nahm. - Da Jean-François de Chambrier zu dieser Zeit erst 24 Jahre alt war, ist für uns nicht sicher, ob nicht noch ein anderer der vielen Chambriers in Neuchâtel, z. B. Jean-Pierre de Chambrier (1731-1808) als Autor des Briefes in Frage kommt. - 3 Zeilen mit leichtem Textver lust durch das Öffnen der Versiegelung; kleine Randschäden.
2310 Cocteau, Jean, französ. Schriftsteller, Regisseur und Graphiker (1889-1963). 1 eigh. Ansichts-Postkarte m. U. „Jean“ und 1 eigh. Brief m. U. „Jean Cocteau“. Zus. 2 S. 8vo und 4to. O. O. 19.VII.1935 und 21.VI.1956.
600 €
Die Karte (mit einer Ansicht vom Bassin d‘Arcachon) wohl an Elsa Triolet, die Ehefrau des Schriftstellers Louis Aragon. „Chac anné d‘enfance c‘est sur ce sable que nous avons des jours ensemble, car j‘y pense à vous et cet extraordinaire bassin à la couleur de vos yeux. Je me repose avant d‘entreprendre mon film. Dites à Louis ma tendresse fidèle - et s‘il le permet, je vous embrasse ...“. - Der Brief aus einem „Palais Royal“ an einen Serge: „... J‘ai autorisé Louis Aragon à vous demander le texte exact de mon petit laïus radiophonique. Je n‘en ai pas le double et vous serez très aimable de le lui remettre. - Je profite de ce message pour vous demander de passer un matin. J‘aurais assister à une des correpetitions et je ne l‘ose sans votre aide ...“.
2311 Doderer, Heimito von, österr. Dichter (18961966). 2 eigh. Briefkarten m. U. „Heimito“ bzw. „Heimi to v Doderer“. In Grün, Rot und Violett geschrieben. Zus. 11/2 S. Quer-8vo. Wien 5.I.1960 bzw. 14.XII.1963.
180 €
Die erste Karte mit Neujahrs-Glückwünschen an eine „liebe, verehrte Fanny“ und deren Eltern; die zweite Karte an einen Freund: „... Ein kleiner Unfall (Sturz), lästig genug, hinderte mich, Ihnen allsogleich für Ihre lieben, vortrefflichen Zeilen zu danken, die mich so herzlich Ihres tiefen Verständnisses für meine Arbeit versichern! Mit meinem Dank und innigem Gedenken zugleich mögen meine Wünsche für‘s kommende Jahr Sie erreichen ...“. - Wie immer reizvoll durch die Mehrfarbigkeit.
2312 Döblin, Alfred, Arzt, Schriftsteller und Publizist (1878-1957). Eigh. Brief m. U. „Dr Alfred Döblin“. 4 S. (Bleistift). Doppelblatt. 8vo. Berlin 1.III.1923.
Ausführlich über Rousseau und „Émile chrétien“
Merklich im Café flüchtig geschriebener Bleistift-Brief an die um schwärmte Schauspielerin Tilla Durieux , die als exzellente Charak terdarstellerin nicht nur auf dem Theater und im Film glänzte, son dern auch mit Lesungen das Publikum begeisterte. „... ich wollte Ihnen - entschuldigen Sie das Papier, ich schreibe im Café - sehr herz lich danken für die große Freude Ihrer Vorlesung. Nein, Freude ist nicht der richtige Ausdruck; ich kann noch heute nicht einige Töne vergessen, die ich aus Ihrer Kehle oder Ihrem Mund an dem Abend gehört habe. Ich müsste eine ganze Novelle schreiben, um das ‚Ach ...‘ auszuschöpfen, das Sie am Schluß brachten. Und anderes. Nun, im Grunde ist darüber nicht zu reden ... ich möchte Ihnen einmal - ich sprach schon mit Ihnen davon - ein und das andere epische Stück von mir vorlegen, nicht aber von der Art dieses von neulich, sondern aus der Substanz meines Buches. Ich habe da mehreres, was noch nicht abgeschrieben ist. Ich möchte es sehr gern mit Ihnen durcharbeiten, nur zu eigenem Gebrauch, zur Orientierung über die Sprache. Ich möchte meine Schreibtechnik an einer Sprechtechnik erproben. Viel leicht haben Sie einmal Lust und theaterfreie Zeit dazu. Die Dinge sind - zunächst wenigstens - schwer und besonders. Nun, ich weiß nicht, ob es Ihnen liegt. Ich würde Ihnen das nicht antragen, wenn Sie bloße Menschendarstellerin, Schauspielerin wären; Sie haben aber neben einem Intellekt - oh welche Rarität - eine Stimme und Beherr schung der Stimme ...“. - Unschön gelocht, mit geringem Textverlust.
2313 Drewitz, Ingeborg, Schriftstellerin (1923-1986). 2 Typoskripte. 58 und 3 Bl., einseitig beschrieben. Gr. 4to. O. O. (ca. 1954). 120 €
„Alle Tore waren bewacht. Ein Drama in drei Akten“. „Eindrücke vom Theaterleben in Jugoslawien.“ - Das in der NS-Zeit spielende Drama, 1955 in Berlin aufgeführt, scheint nicht im Buchhandel erschienen zu sein. - Der kurze Aufsatz, nach einem Besuch in Jugoslawien ver fasst, ist wahrscheinlich in einer Zeitschrift erschienen. Beide Typo skripte stammen aus dem Nachlaß der Schauspielerin Tilla Durieux. - Altersbedingte Erhaltungsmängel.
„die geballte Romanarbeit“
2314 Edschmid, Kasimir, Schriftsteller, anfangs einer der wichtigen Vertreter des Expressonismus (1890-1966). 3 eigh. Briefe m. U. „Kasimir Edschmid“ oder „K. E.“. Zus. 3 S. auf 3 Bl. Gr. 4to. Darmstadt 6.VI., 7.XI. und 13.XI.1919.
750 €
An die Schauspielerin Tilla Durieux, deren Ehemann Paul Cassirer Edschmids Roman „Die achatnen Kugeln“ verlegen will. Edschmid äußert seine Freude, nennt sein nächstes Buchprojekt, schwärmt von Tillas Schauspielkunst und beschäftigt sich mit ihrer politischen Rolle in der Münchener Räterepublik, wo sie u. a. Ernst Toller unter stützt hatte, sowie mit ihren Konflikten am Münchener Residenz theater. „... Ihr lieber Brief hat mir toll Freude gemacht. Das ist gut und famos. Daß es Paul Cassirer gefällt, ist wichtig, denn Erfolg ist nur, was geglaubt wird. Es war keine leichte Sache für mich. Ich hab das Buch tatsächlich 5-7 mal geschrieben. Es gibt noch keinen expres sionistischen Roman. Ich mußte die Form suchen, die lange Kurve, die Gliederungen, die Scharniere, daß schließlich das Ganze auf einen großen Bogen flitzt. Ich habe oft danebengehauen. Von neuem ange fangen. Jahre lange Arbeit. Jetzt hab ichs. Und bin vergnügt. Im Sommer komm ich wieder südwärts. Vorher arbeite ich noch ein schmales Buch
‚Frauen’ aus. Zwei große Novellen; Landschaft, Frauen, Politisches, ... Poetisches. Es strengt nicht so riesig an wie die geballte Romanarbeit und läßt einige Zeit zum Autofahren, Segeln und ausschweifenden Leben. Als wir uns zuletzt sahen, waren Sie bös, weltschmerzlich, ich schick te Ihnen Blumen, schrieb, daß Ihre Sophie [?] mir das größte Münch ner Erlebnis [?] gewesen. Sie glaubten es, aber schrieben nicht. Schade. Sie müssen immer glauben, was ich sage. Ich bin nicht höflich genug, um zu lügen. Ich möchte Sie noch in vielen andern Rollen sehen. Sie sind doch neben der großen und gewaltigen Schicksals-Kraft der Geste und Sprache die einzige Frau, die einen Körper hat von einer Modulation der Bewegung, wie ihn nur die edelsten Tiere im Zoologi schen Garten (mein Lieblingsaufenthalt) haben. Das ist etwas Fabel haftes, Elementares. - Sie haben böse Wochen mitgemacht in Mün chen. Kann man nicht rasch eine Aktion arrangieren, um Toller zu retten. Ich nehme es sofort gern in die Hände [6.VI.] ... als ich Anfang Oktober in München Sie anrief, hieß es, Sie seien ein paar Tage vorher nach Berlin gefahren. Mir geht es schlecht, die Asthma-Attacken bewölken immer noch meinen Horizont ... Ich habe oft an den Mittag gedacht, den ich in der Sonne im Krankenhausgarten bei Ihnen saß. Und ich habe irgendwie daraus das Gefühl mitgenommen, daß ich gern Ihnen etwas Angenehmes täte [7.XI.] ... Ihr Brief hat mich sehr gepackt. Denn erstens ist es doch ungeheuerlich, wie Sie, die gutgläu big gingen und für die München auf den Knien danken sollte mit seinen alten Schauspielziegen, dort ein Unglück nach dem anderen erleben mußten und wahrscheinlich nur mit Schaudern zurück schauen auf diese Zeit und Epoche. - Und zweitens, weil ich wieder sah, wie übel die Menschen sind ...“. Er habe damals schon den Ein druck gehabt, dass man sie dort ungerecht behandle. „... Daß aber die Literaten versagen, wissen Sie, das erstaunt mich nicht. Nur bei ganz jungen Leuten findet man Furor und Sich-riskieren ... Aber es geht uns irgendwie ähnlich. Sie sind eine Frau und brauchen in gewissen Situationen immer einen Mann, der für Sie eintritt. Ich brauchs nicht und scher mich einen Teufel drum. Aber es ist doch verflucht wider lich zu sehen, wie Menschen, die a priori annehmen, daß man für sie eintritt und für die man Bäume aus der Erde rupfte, daß solchen Schweinen auch nicht einmal die Idee kommt, sie könnten sich für einen einsetzen ... Ich mache im Winter einen Novellenband fertig und mache die Entwürfe zu einem großen Roman. Vergessen Sie nicht , dass Sie immer auf mich zählen sollen, wenn es nötig ist und Sie brauchen es nur ohne jede Formalität zu sagen. Sie sind in Ihrem Spiel so wundervoll gewesen, daß Sie in Berlin sicher Freude daran haben ...“ [13.XI.]. - Alle Teile gelocht, der dritte Brief auch etwas fleckig. Abbildung
2315 Fontane, Theodor, Schriftsteller (1819-1896). Eigh. Brief m. U. „Th. Fontane”. 1/2 S. Gr. 4to. Berlin 9.I.1896. 1.800 €
An ein Mitglied der Schillerstiftung zur Unterstützung notleidender Schriftsteller und deren Witwen, für die Fontane jeweils Gutachten über die Berechtigung der Ansprüche lieferte. „... Ich war sehr in Verlegenheit, was ich schreiben sollte. Bedürftig ist er natürlich, aber nach dem, was Sie mir neulich erzählt, ist doch alles - um ein mildes Wort zu gebrauchen - nur Vorgabe. Wer möchte nicht gern helfen! Andererseits, allgemeine Elendsabstellung ist doch nicht Schiller-Stif tungssache ...“. - Jolles/Müller-Seidel 96/18. Die dort ausgesprochene Vermutung, dass mit dem „Bedürftigen“ ein Dr. Steinbeck gemeint sei, kann nicht stimmen, denn mit Schreiben vom 12. Januar, also drei Tage später, ebenfalls an die Schillerstiftung, setzt sich Fontane ausdrücklich und mit Begründung für die Unterstützung der Witwe des verstorbenen Dr. Steinbrück ein.
verschiedenen Händen geschrieben, ebenso eine Erzählung „Die Lan d pomeranze. Ein Wintermärchen. Hochzeitstoast auf eine Dame, die aufs Land zog.“ Ferner ein Schreiben des Kriegsministeriums mit Gewäh rung eines „Nachurlaubs“ für Frommel sowie die Urkunde der Beru fung des Potsdamer Botschaftspredigers Dr. Otto Heinrich Frommel (eines entfernten Verwandten Emil Frommels) durch das Konsistorium der Provinz Sachsen zum Pfarrer der Gemeinden Leiha und Schortau. Die große Sammlung von Zeitungsartikeln über Emil Frommel mit vielen biographischen Details und Anekdoten dokumentiert den hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad des Autors im ganzen Reich. - Das Testament leider durch Verwendung von Tesafilm beeinträchtigt; einige Randläsuren, auch bei den Zeitungsausschnitten; sonst ordent lich erhalten. - Briefe von und an Frommel siehe auch unter „Gastein“ im Kapitel „Geschichte“.
Abbildung
2317 Gernhardt, Robert, Dichter, Satiriker, Zeichner und Maler, hervorragender Repräsentant der „ Neuen Frankfurter Schule“ von Satirikern (1937-2006). Eigh. Manuskript mit Namen und Titel zu Beginn und am Schluss. 9 S. Mit bräunlicher Tinte auf 9 zwei- bzw. drei seitig unbeschnittenen Kartonblättern („Schoellers Hammer“). Quer-4to. O. O. u. J.
350 €
„Durch die Banken“. Satirische Glosse, formal als Gedicht gestaltet. „In dieser entgötterten Welt / - Oder haben Sie etwas zu verschenken? / behelligen mich Menschen mit Fragen / - Wer von uns hat das schon? / die in mir eine wilde Sehnsucht wachrufen / Haben Sie eigentlich Ihren Freistellungsauftrag bei uns eingereicht? / nach jenen Fragen, auf die Menschen wie ich / noch eine Antwort wußten: / Welches ist die wahre Natur Gottes? / Woher kommt das Böse? / Wohin gehen wir? / Was können wir erkennen? / Warum Kunst? ...“. - Schöne Dich terhandschrift.
Abbildung
3.500 € 2316
2316 Frommel, Emil, ev. Theologe, Berliner Hof- und Garnison-Prediger, Schriftsteller und in Plön Erzieher der Prinzen von Preußen (1828-1896). Teil seines schriftlichen Nachlasses, bestehend aus seinem eigenhändigen Testa ment, 45 Bl. eigenhändig oder von anderer Hand nieder geschriebener Predigten, familiärer Festgedichte und Aufführungstexte, einem 24seitigen Typoskript seiner Memoiren, 2 Briefen seiner Mutter und einer Sammlung von 154 Zeitungsartikeln über Frommel. Meist folio. 1847-1896.
1.200 €
Reichhaltiges Material über die durch teils humorvolle Gedichte und Erzählungen weithin bekannte und beliebte Persönlichkeit des hoch gestellten Geistlichen, der noch in seinem Todesjahr 1896 zwei Söhne Kaiser Wilhelms II. in Plön unterrichtete. Besonders bemerkenswert ist Frommels eigenhändiges und signiertes Testament, datiert „Berlin 6 Mai 1893 und Plön 21 October 1896“ (4 Folioseiten), ein eigh. Thea terstück „Die pichlerische Hochzeit“ (8 Folioseiten) und das Typoskript „Aus meinem Leben. Rede beim fünfundzwanzigjährigen Berliner Amtsju biläum, gehalten im Kreise der Gemeinde“ (wohl 1894; 24 Quartseiten).
31 Bl. Gedichte sind meist zu familiären, teils festlichen Anlässen von
2318 Goethe, Johann Wolfgang von, Dichter und Staatsmann (1749-1832). Eigh. Quittung m. U. „v Goethe“. 1/2 S. 4to. Verona 1.VI.1790.
„Zehen Zechinen auf Rechnung von Hn. v Einsiedel erhalten / Verona d. 1 Juni 1790. / v Goethe.“ - Der Lire-Wert von anderer Hand hinzu gesetzt: „à 22 Lire“.
- Geschrieben von Goethe auf dem Rückweg von der zweiten italie nischen Reise, die hauptsächlich der Abholung Anna Amalias galt. Goethe war der Herzogin entgegengefahren, hatte sich schon Ende März in Verona aufgehalten und war am 31. März in Venedig einge troffen, wo Anna Amalia in Begleitung des Kammerherrn von Einsie del endlich am 6. Mai ebenfalls ankam (und wo Goethes „Ein Buch Epigrammen“ entstand). Am 28. Mai schrieb er aus Mantua an das Ehepaar Herder: „... Wir haben bisher sehr vergnüglich gelebt. Vene dig, Padua, Vincenz, Verona und Mantua sind besucht und durch sucht worden ... Sehnlich verlange ich nach Hause. Ich bin ganz aus dem Kreise des Italiänischen Lebens gerückt ...“. - Der Aufenthalt am 1. Juni in Verona wird in der peniblen Goethe-Chronik von Rose Unterberger nicht erwähnt. - Goethe-Autographen aus Italien sind sehr selten.
Abbildung
2319 - Frommannsche Buchhandlung in Jena. „Das kleine Cassa Buch 1824 bis 1828“ (Deckeltitel). Manu skript. 98 Bl., meist beidseitig beschrieben. 4to. Halble derband d. Z. (Rücken, Ecken und Kanten beschabt) mit handschr. Deckelschild. (Jena) Jan. 1824 - Dez. 1828.
2.500 €
Höchst interessantes, penibel geführtes Kontorbuch der angesehenen Jenaer Verlagsbuchhandlung, der Goethe nicht nur durch ihre Pro duktion, sondern auch durch die Frommannsche Ziehtochter Minna Herzlieb besonders verbunden war. Der Band enthält 3 Abteilungen. Den größten Raum nimmt die Soll- und Haben-Rechnung ein: Auf jeder Doppelseite stehen sich für jeden Tag des Monats und Jahres „Einnahme“ und „Ausgabe“ gegenüber, wobei stets darauf geachtet wird, dass der Gesamtbetrag auf beiden Seiten vollkommen iden tisch, der Kontostand also immer ausgeglichen sein muß. Da sich die Sparten natürlich unterschiedlich füllten, wurden die Differenzen aus der „Großen Cassa“ oder anderen Konten beglichen. Diese jeden Geschäftstag nachweisenden Angaben sind nicht nur wirtschaftsund buchhandelsgeschichtlich, sondern auch literaturgeschichtlich von besonderem Interesse. Da vornehmlich die Neuerscheinungen des Frommannschen Verlags für die Einnahmen sorgten, lassen sich die aktuellen „Bestseller“ erkennen und, da zuweilen die Käufer namentlich genannt werden, auch deren Abnehmer oder doch jeden falls zahlende Kunden des Buchhändlers. Ganz besonders gefragt sind Herders „Katechismus“ [d. i. „Luthers Katechismus. Mit einer katecheti schen Erklärung“, hrsg. von Herder, 1824], Wilmsens „Kinderfreund“, ABC-Bücher, Ludens „Allgemeine Geschichte der Völker und Staaten“ (1824) und „Handbuch der Staatsweisheit oder Politik“, F. Jacobs‘ „Ele mentarbuch der griechischen Sprache“ (1824), F. Dörings „Anleitung zum Übersetzen aus dem Deutschen ins Lateinische“, Chr. F. Schulzes „Vor übungen zum Uebersetzen aus dem Deutschen ins Lateinische“, K. H. Scheidlers „Methodologische Encyclopädie der Philosophie: 1. Prolegome na“ sowie Kalender oder auch „Jean Pauls Portrait“ (23.12.1828). - Ein nahmen durch einzelne Käufer brachten z. B. „Hofr. Schopenhauer “ (11.2.1826 und 28.8.1827), „Prof. Riemer “ (1.6.1827), „Maj. v. Knebel “ (1.7.1827 und 14.1.1828), „Frau v. Goethe“ (13.12.1828) etc. - Ausga ben verursachten regelmäßige Zahlungen an Friedrich Johann From mann sowie Druckkosten, Versandkosten („Colli“ bzw. „Ballen“ nach Leipzig und Frankfurt), Zeitungsabonnement, aber auch „Laternen geld“, Karten für den Buchhändlerball oder Beiträge zu einem „Grie chen-Verein“. - Abteilung II des Bandes listet genauestens sämtliche
2318
Portokosten für die fünf Jahre auf; sie geben Aufschluß über die weitverzweigten Geschäftsverbindungen der Frommannschen Buch handlung, vor allem nach Weimar, Erfurt, Gotha, Leipzig und Frank furt, aber auch zahlreiche weitere deutsche Städte, und selbst nach Mailand wurden Bücher verschickt. Der dritte Abschnitt des Bandes betrifft einen wichtigen Geschäftsbereich Frommanns: „KalenderCassa“ und „Kalender-Conto“ für den Zeitraum 1825-1828. Auch hier werden die einzelnen Kalender-Bezieher, wahrscheinlich großenteils Abonnenten, namentlich genannt. - Das „kleine Cassa-Buch“ der From mannschen Buchhandlung bietet also wertvolle Einblicke in den Buchhandel der Goethezeit im allgemeinen wie auch in verschiedene Aspekte der Buchproduktion im näheren Umkreis Goethes. - Durch gehend etwas gebräunt. Abbildung Seite 100
2320 - Gautieri, Joseph, österr. Arzt ital. Herkunft, Naturforscher, Botaniker und Forstwissenschaftler, schrieb zahlreiche wiss. Werke in ital. Sprache und verkehrte mit dt. Gelehrten wie Blumenbach, Schelling, Goethe u. a. (1769-1833). Eigh. Brief m. U. „Jos. Gautieri“. In dt. Sprache. 1 S. (Rückseite eines Blattes Marmorpapier). Gr. 8vo. Mailand 7.XI.1814.
An den Kommerzienrat Bertuch in Weimar. „... Der Verfasser beylie genden Aufsatzes bittet Ihn seiner Dienstfertigkeit sich zu erinnern
und seine Empfehlung S. Exzellenz d. H. Geh. Rath v. Göthe, dem Bergrath Voigt , den Professoren Lenz, Voigt, Eichstädt und anderen gemeinschaftlichen Bekannten für ihn zu erstatten, da wie er es war, er ist noch der deutschen Gelehrten Verehrer und Freund - Jos. Gau tieri ... Wie ist [es] mit dem allgem. Gartenmagazin zugegangen, daß es mit anno 1811 aufgehört und nicht wieder erschienen ist? ...“.
2321 - Grattenauer, Karl Wilhelm, Jurist, Schriftsteller, Journalist, Theaterkritiker und Publizist in Breslau (1773 1838). Eigh. Gedichtmanuskript als Fortsetzung von Goethes „Zueignung“ ( „Faust“ I). 2 S. Auf der freien Fläche am Ende eines Druckes der „Zueignung“ und einem daran angeklebten Blatt. Quer-8vo. (Breslau) 2.II.1833. 120 €
Nach der Notiz „So weit Göthe“ folgen dem Druck 18 Zeilen Gratte nauer: „Mich ängstigen und fesslen dunkle Wirren, / unaufgelöst ist meines Lebens Bruch. / Zerrissenheit, ein ewig - ewig Irren, / Das war für mich des Schicksaals harter Spruch - / Versöhnung kann ich nur im Tode finden / wenn kühlend mich die letzte Welle faßt. / Ungläubig Herz, du wirst dich nie entwinden / Dem Felsendruck des Mühsaals schwerer Last, / Und retten nimmer aus dem Sturz der Wogen / Die in den Strudel dich hinabgezogen. / Doch einmal wag ichs noch im Freun deskreise, / Wozu auch drängt das Herz in wunder Brust ...“ (etc.).Darunter aufklärende Worte eines Nachfahren des Dichters: „Auto graphie des Doctor juris Wilhelm Grattenauer ... welche sich in Band 12 der ihm gehörig gewesenen Werke Göthe‘s (Faust 1ter Theil) befun den hat. - Herrmann Grattenauer, Kreisgerichtsrath 27 Maerz 1870.“
- Das gedruckte Blatt entstammt offenbar der „Vollständigen Ausgabe
letzter Hand“ (Stuttgart und Tübingen, Cotta, 1827-1830), die in Band 12 den „Faust“ enthält. - Als ein Beispiel poetischer Wirkung des „Faust“ ein Kuriosum unter den Goetheana. - Über Karl Wilhelm Grattenauer vgl. Goedeke XIII, 227, 24.
2322 - Pogwisch, Ottilie von, Goethes spätere Schwie gertochter (1796-1872). Eigh. Albumblatt m. U. „Ihre neue Landsmännin Ottilie von Pogwisch“. 1 S. Quer-8vo Weimar 26.IV.1815.
800 €
Die 19jährige Freiin von Pogwisch, die zusammen mit ihrer Schwester erst 1809 ihrer Mutter an den Weimarer Hof gefolgt war, rühmt hier die Vernunft gegenüber dem Gefühl, indem sie Jean Paul zitiert: „Gefühle, sind Sterne, die blos bei hellem Himmel leiten, aber die Vernunft ist eine Magnetnadel, die das Schiff noch ferner führt, wenn jene auch verborgen sind und nicht mehr leuchten“. - Zwei Jahre später vermählte sie sich mit August von Goethe. „Graziös präsidierte sie die Goethesche Geselligkeit, war endlich neben dem Hausherrn das anmutig-weibliche, das ‚damenhafte‘ Element, das bisher dem Haus am Frauenplan gefehlt hatte. Goethe ... genoß die Gesellschaft dieses Töchterchens. Sie wußte ihm, ein begabtes Echo, witzig geistreich zu antworten; sie reagierte lebhaft-gescheit und sanft schmeichelnd auf seine galanten Billets, seine verständnisvoll, ihr liebevoll zugewandten Briefe ... Doch bei aller Freude an Ottiliens geselligen Vorzügen er kannte Goethe von Jahr zu Jahr deutlicher, daß sie der Gefahr erlag, jeden Maßstab zu verlieren, sah, daß ihr bei allem Charme Takt und Geschmack abhanden kamen“ (E. Biedrzynski, Goethes Weimar).So früh sehr selten. - Etwas geknittert. Abbildung
2322
2323 - Wackenroder, Heinrich, Chemiker und Phar mazeut, Professor in Jena, Mitarbeiter Döbereiners, Gesprächs- und Briefpartner Goethes (1798-1854). Eigh. Albumblatt m. U. „Dr. H. Wackenroder, Professor zu Jena“. 2 S. Quer-8vo. Göttingen 24.IX.1831. 250 €
Umfangreiches Albumblatt, auf dem Wackenroder ein 24zeiliges Gedicht von dem Weimarer Staatsmann, Oberkonsistoriums-Präsiden ten, Schriftsteller und Goethe-Gesprächspartner Friedrich Peucer zitiert: „Bei Enthüllung der colossalen Marmorbüste Goethe‘s von David zu Paris in Großherzoglicher Bibliothek zu Weimar am 28. Aug. 1831, dem 83ten [!] Geburtstage Goethe‘s, fanden verschiedene Feier lichkeiten statt. Während eines fröhlichen Mittagsmahles, an welchem 200 Personen Theil nahmen, wurden mehrere Gelegenheitsgedichte vertheilt und vorgetragen, und unter diesen auch die folgenden Verse aus einem Gedichte von Peucer. - Uns‘re Feier zu erheben / Schaut herüber, hehr und mild, / In diß buntbewegte Leben / Ein gigantisch Marmorbild. / Seht wie diese Augen strahlen / Diese Wimper sich bewegt, / Welche Welt von Idealen / Sich in dieser Stirne regt ...“ (3 Stro phen zu je 8 Zeilen). - Über den bedeutenden Pharmazeuten und Chemiker Heinrich Wackenroder (der 1828 für kurze Zeit Dozent in Göttingen gewesen war) und über seine Veröffentlichungen vgl. Poggendorf II 1237 und Ferchl. 562 f. - An einer Seite zweifach ge locht, mit etwas Textverlust.
2324 Green, Julien, franz. Schriftsteller, Mitglied der Academie française (1900-1998). Eigh. Brief m. U. „Julien Green“. 1 S.; angeheftet die Vorderseite des Briefumschlags mit der Empfänger-Adresse. 4to. (Paris) 1.VIII. 1947. 150 €
An Richard Heyd vom Verlag „Ides et Calendes“ in Neuchâtel. „... Il ne faut pas m‘en vouloir. On m‘a donné à faire un scenario de film qui a
bousculé tous mes projets pour 1947, mais j‘espère venir bientôt à bout de cette tâche ingrate. Dans un mois, je verrai plus clair. Ne viendrezvous pas à Paris à l‘automne? ...“. Erkundigt sich nach der genauen Adresse des Verlags für weitere Kontakte.
2325 Grimm, Friedrich Melchior Baron von, Schrift steller, Journalist, Theater- und Musikkritker sowie Diplomat in Paris, Herausgeber der bedeutenden „Corre spondence littéraire, philosophique et critique“ und Mitar beiter der „Encyclopédie“ (1723-1807). Eigh. Unterschrift „Grimm“ auf einer Quittung über den Empfang von „Rentes perpétuelles“. Druck auf Pergament mit hand schriftl. Eintragungen. 1 S. Quer-8vo. Paris 4.VII.1782.
300 €
„Je soussigné, reconnois avoir reçu de M. Loiseau de Berenger, Trésori er Général de Monseigneur le Duc d‘Orléans, la somme de Quinze Cent cinquante Livres sur laquelle les Impositeizes royales ont été retenues pour les six premiers mois de l‘année [1782] à cause de Deux mille Cinq Cent Livres de Rente perpétuelle constituée par S. A. S. par Contrat passé ... à Paris, le 13 Janvier 1778 ...“. - Seltener Einblick in Grimms Einkommensverhältnisse. Abbildung Seite 102
2326 Haffner, Sebastian (eigentl. Raimund Pretzel), aus Berlin stammender deutsch-britischer Journalist, Pub lizist und Schriftsteller, emigrierte 1938 nach England (1907-1999). 3 eigh. Briefe m. U. „Haffner“. Zus. 4 S. Gr. 4to. Berlin und Hamburg 3.VII.1969 - 18.V.1970.
280 €
An den Lektor des Scherz-Verlages über die Drucklegung seiner Bücher „Die verratene Revolution“ (Neuauflage) und „Der Selbstmord des Deut schen Reiches“, deren Manuskripte von Haffner kapitelweise abgeliefert wurden und die beide 1970 erschienen. „... anliegend Kapitel 12 und 13. Auf die beiden letzten Kapitel werden Sie wohl leider ungefähr noch eine Woche warten müssen ... Wenn Sie noch kleinere Stilkorrek turen anbringen wollen, tun Sie es doch einfach ungefragt [3.VII. 1969] ... Anliegend schicke ich Ihnen 1) die beiden letzten Kapitel meines Buchs, von denen das vorletzte neu ist - über Abänderungs wünsche können wir vielleicht ... telefonieren, wenn ich wieder in Berlin bin ... Ich freue mich, dass der Vorverkauf sich mit dem neuen Titel ein bisschen besser anhört. Übrigens werde ich nun bestimmt auf der Buchmesse anwesend sein, da ich dort für den NDR ein kleines Fernsehfeature über neue politische Bücher und ihre Autoren machen soll ...“. Sendet ferner drei Umschlag-Entwürfe („Probearbeiten“) seiner Tochter und das Exposé eines arabischen Buches zur Prüfung [23.VII.1969]. „... anliegend Kapitel 1-8 des ‚Selbstmords‘. Die beiden letzten Kapitel folgen, hoffe ich, in wenigen Tagen; sie werden bereits abgeschrieben. - Ich möchte Ihnen in die Produktion nicht unnötig hineinreden, aber ich habe das Gefühl, dass dem Buch eine grosse Drucktype und ein generöser Durchschuss und Satzspiegel nicht schlecht anstehen würden. Es ist ja ein sehr kurzes, aber zugleich ziemlich gewichtiges und weiträumiges Buch, sozusagen der Extrakt eines dicken Wälzers, den ich dem Leser erspare. Es wäre vielleicht ganz gut, wenn das im äusseren Erscheinungsbild ein wenig zum Ausdruck käme ...“ [18.V.1970].
2327 Hamsun, Tore, Sohn des norweg. Nobelpreisträ gers Knut Hamsun, Maler, Schriftsteller und Verleger (1912-1995). Eigh. Brief m. U. „Tore Hamsun“. In deutscher Sprache. 1 S. Mit dem eigh. Umschlag. Gr. 4to. Hön i Asker 2.IV.1948.
120 €
An die emigrierte Übersetzerin Gisela Zuckmayer in Ankara. „... Mein Vater hat mir soeben das Heft ‚Neues Europa‘ und Ihren sehr liebens würdigen Brief geschickt. Mein Vater bittet mich Ihnen vom Herzen ... zu danken. Selbst kann er leider nicht mehr Briefe beantworten, er ist 88 Jahre alt und ist, nach seiner Gefangenschaft, fast blind gewor
den. Er ist nun ein einsamer Mensch in seinem eigenen Lande, kann aber immer noch über die Bosheit und die Dummheit der Menschen lächeln ...“. - Beiliegend ein Zeitungsausschnitt mit dem Porträtfoto des greisen Knut Hamsun.
2328 Hasenclever, Walter, Bühnenautor und Lyriker, einer der wichtigsten Dramatiker des Expressionismus, starb 1940 im franz. Internierungskager durch Selbst mord (1890-1940). 4 eigh. Briefe m. U. „Walter Hasen clever“. Zus. 5 S. Gr. 4to und 4to. Oberloschwitz bei Dresden, Vereinslazarett Dr. Tenscher‘s Sanatorium, 16.XI. - 25.XII.1916.
1.200 €
Ekstatische Huldigungsbriefe aus dem Weltkriegs-Lazarett an die umschwärmte Schauspielerin Tilla Durieux, die sich für sein im Entstehen befindliches neues Stück (wohl „Antigone“ ) interessiert. „... Auch Sie, mir unerreichlicher als alles, schweben in diesem Stück. Die große Schauspielerin, die der Achtzehnjährige in Berlin aus der Ar mut eines Hinterplatzes sah. Man dichtete, Student in Mietswohnun gen; Automobile fuhren auf vor Theatern, wo Sie spielten! - Sie haben mich aus der tonlosen Gleichheit dieser Tage gerissen - Sie wollen den ‚Retter‘ lesen. Ich will die Tragödie schreiben, die forensisch auf Ko thurnen wandelnd, wieder ein neues Jahrhundert erweckt. Sie müs sen bald aus Gräbern tauchen, von grösseren Massen umringt, das Antlitz der Zeit errichten. Ich lebe einer Extase zu, die Sie ahnen! ... Während ich schreibe, Kinofresken, der alten Götter Metamorphose, sehe ich schon Sie, in asphaltener Dämmerung der Preu ... [? Textlü k ke durch Lochung], Kriege auslöschen und Fackeln schwingen. Viel leicht war Ihr Brief die erste Melodie des Entstehens, Ursache und Wirkung zugleich, mehr als alles - Verwirklichung! [16.XII.] ... Aus Nisch hat mir ein Kamerad eine Kiste mit allerhand eßbaren Dingen mitgebracht, die es seit dem 30jährigen Krieg nicht mehr in Deutsch land giebt. Ich habe mir erlaubt, eine kleine Kiste davon für Sie zu packen und bitte Sie, diese höchst unliterarische Sendung freundlich entgegnzunehmen [2.XII.] ... Seit zwei Tagen besitze ich eine wunder volle, kleine Spieldose aus der französischen Schweiz, die 6 Stücke hintereinander spielen kann und mir alle Freuden der Welt ersetzt. Als ich eben Ihren Brief zum zweiten Male las, habe ich sie hinein klingen lassen, zur Begleitung Ihrer Worte: Martha, Martha; Frei schütz und Rigoletto - und jetzt wieder, während ich Ihnen schreibe: Ballsirenen! Zaubertöne von Kindheit und Tannenbaum ... Freitag Abend lese ich Dr. Neuberger den ersten Teil des neuen Stückes vor. Er soll und muß Ihnen davon erzählen, da ich es selber nicht kann. Alles, was ich bis heute geschrieben habe, war Vorbereitung für dieses eine Stück. Ich möchte nicht, daß außer Ihnen in Berlin noch ein Andrer vor der Vollendung davon weiß [6.XII] ... Am 29. Dezember spielt Ernst Deutsch in den Kammerspielen ‚Armut‘. Er war derjenige, der die Aufführung vom ‚Sohn‘ in Deutschland durchgesetzt hat, nachdem es mir nirgends gelungen war, das zu erreichen. Er hat mir oft davon gesprochen, daß es ihn sehr freuen würde, wenn Sie ihn bei seinem ersten Auftreten in Berlin sehen würden. - ich arbeite am 2. Akt Antigone - aber noch immer ohne Ihr Bild! ... [25.XII.] - Die Tragö die „Antigone“, die 1917 im Verlag von Paul Cassirer, dem Ehemann von Tilla, erschien, ist „Tilla Durieux zugeeignet“. Hasenclevers Stück „Der Retter“ war 1916 in nur 15 Exemplaren gedruckt worden, die der Autor an prominente Schriftsteller und Politiker verschickte. Tilla Durieux war zur Zeit dieses Briefes Ensemblemitglied am Königl. Schauspielhaus in Berlin. - Alle Teile gelocht.
Abbildung„die Februartage in Berlin“
2329 Hatzfeld, Adolf von, Lyriker und Erzähler des Expressionismus, mit 20 Jahren nach einem Selbstmord versuch erblindet (1892-1953). 7 masch. Briefe, davon sechs einschl. der Unterschrift „Adolf v. Hatzfeld“, der siebente mit handschriftl. Signatur „Dr. v. Hatzfeld“. Zus. ca. 6 Seiten, typographisch eng beschrieben. Gr. 4to. Mar burg, Oberstdorf und Bad Godesberg 1917-1919 und 1953.
450 €
Umfangreiche Briefe an die Schauspielerin Tilla Durieux, die er 1917 in Berlin besucht hatte, wo deren Mann, Paul Cassirer, zwei Bücher Hatzfelds in seinen Verlag nahm. Große, inhaltsreiche Bekenntnis briefe mit langen Betrachtungen und Ergüssen über sein Leben und Streben, zuweilen im Anschluß an irgendein aktuelles Erlebnis. „... Mein einziger Besitz ist mein Leben, und das möchte ich mir nicht ver derben. Ich weiss nicht, ob ich es vielleicht schon zu sehr verdarb, dass es wirklich nur Sünde war. Dies muss ich erst wissen. Und in Berlin kam es mir wie eine Zuversicht, dass ich nicht gesündigt habe, dass mein Wesen sich so ausbauen musste, wie es sich ausbaute ... Ich schreibe Ihnen dies, weil ich versuche, auf diesem Weg mich Ihnen verständ lich zu machen, wie gross die Freude war, zu der sie mir die Hand reic h ten. Werden Sie verstehen, wenn ich Sie bitte, mir zur Erinnerung an dies Ganze Ihr Bild zu geben? [Marburg 12.II.1917] ... Ich erinnere mich deshalb immer wieder an die Februartage in Berlin, wo ich fühlte und später erkannte, dass irgendeine Kraft auf mich überging; durch die Verwirklichung einer Freude, die Sie mir gaben, und durch die Stunden, die ich bei Ihnen war [Marburg 21.V.1917] ... Vor einer Woche etwa war mein Vater auf der Durchreise hier. Er bemerkte, dass ich, obwohl es Werktag war, einen neuen Anzug trug. Ich machte gerade in jenen Tagen keinen Unterschied in meiner Kleidung, das heisst, ich wusste wirklich nicht, was ich anhatte, da ich gerade in dieser Zeit ganz von meinem Arbeiten verzehrt wurde. Mein Vater meinte, es sei nicht richtig, neue Anzüge an Werktagen zu tragen. Und als ich sagte, ich mache keinen Unterschied zwischen Werk- und Sonntagen, ant wortete er: Das täten alle vernünftigen Menschen, und solange ich von ihm abhängig sei, habe ich die allgemeingültigen An schauungen zu befolgen. Dies habe ich dann auch versprochen. Es ist sehr quälend, immer wieder zu sehen, wie furchtbar sich mein Vater um Alles sorgt, und wie da zwei Welten sind, von denen es keine Brücke zueinander gibt ...“. - Er freue sich sehr über das Versprechen, einen Abguss einer Porträtbüste von Tilla Durieux zu erhalten: „... Gegenstände sind mir immer sehr nahe. Oft nehme ich ein altes Glas, eine Porzellanfigur in meine Hände, wenn ich ganz allein bin und fürchte, von Allem der Welt isoliert zu werden oder zu sein, und gebe diesen Dingen Seele, indem ich sie mit meinen Händen wärme ...“ [Marburg 11.VI.1917] Es folgen 1919 zwei Briefe mit exemplarischen Erlebnissen aus Oberst dorf, bei denen der Dichter, ohne es zu bemerken, mit der Maschine stets über den Rand hinausgeschrieben hat, so dass bei etwa 55 Zeilen am rechten Rand Teile des Textes fehlen. - 34 Jahre später, als Hatz feld einen Bericht über das Leben der Schauspielerin in Jugoslawien gelesen hatte, wendet er sich aus Bad Godesberg noch einmal an siediesmal sogar mit handschriftlicher Signatur. „... Von mir zu erzählen, das erscheint mir nicht sinnvoll, Nur dies: Meine erste Frau starb vier Wochen vor diesem letzten, entsetzlichen Krieg. Meine Tochter ist schon verheiratet, und mein Sohn studiert Jura, ein seltsames Studium heute und in dieser Zeit. Im vorigen Jahr heiratete ich wieder, einen Menschen, der schon viele Jahre bei uns ist, der - es sei gestandenüber dreissig Jahre jünger ist. Morgen fahre ich nach Westfalen, wo mir der Annette-v. Droste- Hülshoff-Preis verliehen wird. Ich sage das nicht aus Eitelkeit, ich sage es in Erinnerung unserer ersten Begeg
nung, denn was aus mir geworden wäre, wenn Sie mich nicht damals nach Berlin gerufen hätten, das weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass der Weg ein anderer gewesen wäre als der, den ich zurücklegte ...“ [Bad Godesberg 18.VI.1953]. - Interessant ist, dass in einem der hier vorlie genden Briefe auch dieses expressionistischen Autors der Vater-SohnKonflikt, ein klassisches Motiv des Expressionismus, autobiogra phisch hervortritt. - Alle Teile gelocht; ein Brief mit starken, die anderen mit geringeren Randschäden.
2330 Hauptmann, Gerhart, Dramatiker und Erzähler, Nobelpreisträger (1862-1946). Diktierter Brief m. U. „Dein Gerhart Hauptmann“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Santa Margherita Ligure, Castello Paraggi, 29.II.1912.
600 €
An seinen Freund und Förderer Paul Schlenther, Literatur- und Theaterhistoriker, Burgtheaterdirektor und seit 1910 wieder Kritiker beim „Berliner Tageblatt“ (1854-1916). Über die bevorstehende Ur aufführung von Hauptmanns Drama „Gabriel Schillings Flucht“, insbe sondere die Besetzung der Rolle der Hanna Elias, wofür die Schau spielerinnen Irene Triesch und Tilla Durieux in Erwägung gezogen werden. Beide waren zu dieser Zeit bei Otto Brahm am Lessing-Thea ter in Berlin engagiert. „... Ich habe Brahm gebeten, sich wegen Irene Triesch und Wien Dir gegenüber zu äussern. Wenn ihre Mitwirkung unsicher wird, ist natürlich der Verzicht geboten. Frau Durieux bringt vielleicht die äussere Weichheit und scheinbare Passivität nicht von vornherein mit, die der Hanna Elias eigen ist, aber wir würden etwas in seiner Art ebenso Bedeutendes, wie von Irene Triesch zu
sehen bekommen ... Und zum Beispiel der vierte Akt würde sie in einem furchtbaren Glanz zeigen. Habe die Güte ... nach Rücksprache mit Brahm, Deine Maassnahmen, meines Einverständnisses sicher, ganz nach freiem Ermessen zu treffen ... Deine Gewissensfrage ange hend, möchte ich Dich bitten, mir einfach ein Rundschau Exemplar mit ‚Gabriel Schillings Flucht‘ zugehen zu lassen, wo mit Rotstift die Dir problematischen Stellen bezeichnet sind. Ohne diese Rotstiftstri che würde ich mir nur den Kaopf darüber nutzlos zerbrechen, was Du meinst und vielleicht fälschlich Stellen anätzen. Ich nämlich halte die Arbeit für einheitlich im Stil, und wenn sich die Haltung des Dialogs von meiner sonstigen Art unterscheidet, so muß ich für mein Teil darin das wiedersehen, was von mir beabsichtigt ist ...“. - Die Uraufführung des Stückes am 14. Juni 1912 im Bad Lauchstedter Goethe-Theater fand tatsächlich mit Tilla Durieux (und Helene Thimig) statt. Die Bühnenbilder entwarf Max Liebermann.
2331 Hemingway, Ernest, amerikan. Schriftsteller, Nobelpreisträger (1899-1961). Eigh. Albumblatt m. U. „Ernest Hemingemingway“. 1 S. Gr. 8vo. Paris 18.XII.1956. 750 €
„To Anna chez elle à où qu‘elle se trouve - de son ami Ernest Heminge mingway“. - Auf einem Blatt eines Gästebuches; rückseitig eine andere französische Widmung aus demselben Jahr. Was Hemingway zur scherzhaften Verlängerung seines Namens bewogen hat - vielleicht ein Glas zu viel - ist uns nicht bekannt. Abbildung
2332 Herzog, Wilhelm, politisch linksgerichteter Schriftsteller, Publizist, Dramatiker, Pazifist und Enzyklo pädist, emigrierte 1933 in die Schweiz (1884-1960). Brief m. U. „Wilhelm Herzog“. 2 S. Gr. 4to. Basel 27.I.1952. 300 €
An die Schauspielerin Tilla Durieux, die sich, nach beiderseitiger Emigration, erkundigt hatte, wie es ihm seit 1933 ergangen sei. Her zog gibt ausführlich Auskunft. „... Es gaebe nicht einen Brief, sondern ein Buch, wollte ich Ihnen Ihre Frage beantworten: ‚Wo sind Sie über all gewesen?‘ Kurz: 1939 von Basel, wo ich zum zweiten Mal heiratete, nach Frankreich (Sanary). Zwei Jahre mit Werfels zusammen. Drei mal im Konzentrationslager. 1941 auf dem Weg nach USA auf hoher See nachts gekapert von einem hollaedischen Kanonenboot. Nach Trinidad gebracht. Zur Pruefung unserer Papiere. Das sollte 2-4 Tage dauern. Wir hatten von Einstein und Thomas Mann besorgte gueltige Visa! Statt 4 Tage blieben wir 4 Jahre auf dieser tropischen Ozeaninsel. Landschaftlich ein Paradies. Aber dennoch eng benachbart der Teu felsinsel, wo Dreyfus 41/2 Jahre schmachtete. 1945 konnten wir end lich nach USA, gingen nach Californien, wo ich Werfels, Heinrich und Thomas Mann traf. 1947 zurück mit 2 Kindern nach Europa. In 30 Stunden geflogen von Los Angeles nach Genf. - Ich freue mich, dass Sie die Kraft gehabt haben, alle Abenteuer zu ueberstehen. Was ist dagegen der ‚Candide‘ Voltaire‘s? Ich habe viel in der Hoelle gear beitet. Unter andern ein kleines Buch, betitelt: ‚Die Welt kann garnicht besser sein oder Candide im 20. Jahrhundert‘. Der erste Band der auf 4 Baende berechneten ‚Kritischen Enzyklopaedie‘ - abgeschlossen im Manuskript und druckfertig - konnte vor Weihnachten wegen Papier not in der Schweiz (!) nicht erscheinen ...“. Erörtert dann die Möglich keit, Tilla Durieux in Jugoslawien zu besuchen und spricht von litera rischen Kontakten zwischen der Schweiz und Jugoslawien.
„Schmähartikel als tägliches Brot“
2333 Hesse, Hermann, Dichter, Nobelpreisträger (18771962). Konvolut von 18 Autographen und zahlr. Beila gen. Tinte und Bleistift. Verschied. Formate. 1954-1962. 3.500 €
5 Briefe, 12 Postkarten und 1 anderes Schriftstück an den Maler und Philologen Joseph Eschenlohr (1886-1978), der einen Professorentitel führte. Eschenlohr suchte den Kontakt zu Hesse und sandte ihm Bilder, Kalender, Glückwünsche und Grüße, und der Dichter bedankt sich mit maschinenschriftlichen Briefen, eigenhändigen Ansichtskarten, Gedicht-Typoskripten und signierten Sonderdrucken, beginnend 1954: „... mit Vergnügen empfing ich Ihre beiden Tessiner Aquarelle aus der Welt Klingsors. Ich bewundere die Produktivität und Frische, mit der Sie hier an der Arbeit waren. Was Pampambio betrifft, so heisst sein bürgerlicher Name Pambio, es ist winzig und liegt sehr verborgen am Hang unterhalb Gentilino. Zu Pambio gehört aber etwas Schönes: die unten im Tal bei Noranco stehende sehr hübsche kleine Kirche San Pietro di Pambio, wo im Juni am Tag von Peter und Paul ein Kirchen fest stattfindet [Febr. 1954] ... Welch schönes Blatt, das von Sorvieto! Sie haben mir damit grosse Freude gemacht ... Ich stehe noch unter dem Eindruck von Suhrkamps Tod, es ist ein grosser Verlust [19.V. 1959] ... Mit Vergnügen empfing ich Ihre freundliche Sendung, Brief, Ausschnitte, Caronamädchen, alles machte mir Freude. Die beiden Abdrucke im Simpl, die Sie noch erwähnen, besitze ich noch. Es waren schöne und harmlose Zeiten, als noch fast jeden Monat Beiträge von mir im Simpl standen und meine Freunde Thoma, Geheeb, Gulbrans son, Owlglass noch lebten. Die gelegentlichen gehässigen Artikel über mich berühren mich kaum. Es gab Jahre, in denen ich mich daran
gewöhnen musste, die Schmähartikel als tägliches Brot zu betrachten. - Wir haben einen sehr schönen Herbst, und wenn ich auch nicht ernstlich mehr arbeiten kann, habe ich doch noch fast jeden Tag im Weinberg mein Feuer. Aber ringsum wird gebaut, Montagnola ist eine Vorstadt geworden [1959] ... herzlichen Dank für Ihr liebes, schönes Geschenk zum 2. Juli. Ich habe beide Blätter sehr gern, besonders das vom schönen Soglio [April 1960. Auf dem 2. Blatt maschinenschrift lich das Gedicht „Kleiner Knabe“, 12 Zeilen, datiert „April 60“] ... Ihr korinthisches Aquarell steht für einige Zeit in der Bibliothek aufge stellt und erfreut unsere Augen, für meine Frau ist es auch eine schöne Erinnerung, da sie oft in Hellas war. Es ist wieder ein kraftvolles, wohl tuendes Bild [Juli 1961] ... Danke für das Manuscript Ihres Freundes Spörl, ich habe es mit Teilnahme und Freude gelesen, auch seiner Frau ein Wort des Dankes geschrieben. Sie haben an ihm einen ungewöhn lich edlen, zartsinnigen Freund verloren ... Noch sehe ich Sie unten am Waldrand sitzen und aquarellieren. Es ist schon eine Weile her ...“ [undatiert]. Nach seinem 85. Geburtstag sendet Hesse im Mai 1962 einen faksimiliert-handschriftlichen Dank für die Glückwünsche, geschmückt mit einem reproduzierten Aquarell (Sonnenuntergang im Tessin) und dem gedruckten Gedicht „Föhnige Nacht“; im vorlie genden Exemplar handschriftlich mit „Dank! H Hesse“ versehen. Die Postkarten zeigen ein Porträt des Dichters (Foto von Fritz Eschen, Berlin 1955), das alte Hesse-Haus in Gaienhofen, das Haus in Monta gnola (dazu auch 2 Farb-Dias), das Geburtshaus und den HermannHesse-Brunnen in Calw, die Kirche in Pfäfflingen und anderes. Zahlreiche Beigaben: ein Foto von Hermann und Ninon Hesse in Pos t karten-Format; 16 von Hesse eigenhändig adressierte große und kleine Brief-Umschläge; 2 eigh. Postkarten von Ninon Hesse; 3 (1 masch.) Briefe, 6 eigh. Postkarten und 1 beschriftetes Porträtfoto von Heiner Hesse. Dieser schreibt am 30.VIII.1974 an Eschenlohr: „... auch mir kam [Gunter] Böhmers Schreibweise gestelzt vor (Sie nennen es ‚geschwol len‘). Aber ich weiss andererseits, dass Vaters Interesse an G. B. gross war und kann mir denken, dass auch die offensichtliche Verschieden artigkeit zwar Spannungen mit sich brachte, aber für Beide fruchtbar gewesen sein könnte. G. B. war ja ausser Ninon der einzige mündliche Umgang in den Kriegsjahren. Und auch der Briefwechsel der beiden ist umfangreich! ...“. - Ferner beiliegend einige kleine Drucke. Abbildungen
„das Bild meiner schönen Heimstätten“
2334 - Masch. Postkarte m. U. „H Hesse“ (Bleistift). 1 S., eng beschrieben. 8vo. (Montagnola 20.V.1957). 300 €
An die Literatur-Übersetzerin Gisela Jockisch, Schwägerin Carl Zuck mayers in Cambridge (Mass., USA), die vorgeschlagen hatte, einen Bild band über Hesses Leben herauszugeben. „... Ihr lieber Brief meint es gut und hat mir Freude gemacht. Aber eben erst hat das Museum in Marbach um Erlaubnis gebeten, ein Bildbändchen (allerdings nur mit Porträtfotos aus späterer Zeit) zu machen, und hat diese Erlaubnis bekommen. Da einer meiner 3 Söhne Fotograf ist, möchte ich einen Bildband auch nicht von einem andern Fot. machen lassen. Und dann: es ist vom Bilde meiner Jugendstätten wenig übrig. Durch den Krieg ist weniges zerstört, eigentlich nur Stuttgart, aber durch Neubauten, Fluss- und Strassenkorrektionen, Industriebauten etc. etc. ist z. B. das Bild meiner schönen Heimstätten in Calw, in Basel, in Bern so geändert und verarmt, dass ich seit vielen Jahren keine mehr aufgesucht habe ...“. Doch wenn sein Verleger und Freund Suhrkamp ihn in Kürze besuche, werde er ihm den Brief mit dem Projekt vorlegen. „... aber nach meinem Tode haben Sie freie Hand, doch nur in Zusammenarbeit mit meinem Sohn und mit Suhrkamp ...“. -
Diverse Beilagen: 4 Sonderdrucke mit Aufsätzen Hermann Hesses ( „Der Trauermarsch“, mit eigh. Widmung „Für Gisela Jockisch. H H.“; „Klage und Trost“; „Malfreude, Malsorgen“ und „Wiederbegegnung mit zwei Jugendgedichten“ ) sowie 3 Ansichts-Postkarten (ohne Autograph, aber mit 2 mit Hesse-Porträts); ferner der eigh. Umschlag (etwas beschädigt) für die ganze Sendung in die USA.
2335 - 3 Gedichte, davon 2 signiert (Tinte und Blei stift). Verschied. Formate. 1954-1962.
300 €
I. Ein zweifarbig gedruckter Neujahrsglückwunsch für 1954. Doppel blatt. Schmal-gr. 8vo. O. O. (1953/54). - „Nachtgefühl“. 3 Strophen zu je vier Zeilen. Am Schluß mit Bleistift signiert „H Hesse“. - Am oberen Rand des ersten Blattes von anderer Hand mit Kugelschreiber datiert und nummeriert. - II. „Verse in der Stadt“. 4 Strophen zu je 4 Zeilen. Typoskript auf dünnem Papier. 1 S. Gr. 8vo. Dez. 1961. - Darunter mit Tinte handschriftlich von Hermann Hesse: „Gruss von H Hesse. Geschrieben in einer Grippe, auch jetzt noch krank. II.62“. - In sehr krakeliger Schrift, ein halbes Jahr vor seinem Tod. - III. „Kleiner Ge sang“. 10 Zeilen. Nicht signiertes Typoskript auf dünnem Papier. Kl. 8vo. Mit Maschine datiert: Mai 1962. - „... Blüten vom Sturm gefegt, / Kränze auf Gräber gelegt, / Heiterkeit ohne Dauer, / Stern der ins Dunkel fällt, / Schleier von Schönheit und Trauer / Über dem Abgrund der Welt.“
2336 - Orig.-Aquarell mit der Darstellung eines Schmet terlings (Pfauenauge). Auf ein gelbliches Kärtchen geklebt und unter dem Bild mit Tinte beschriftet. 8vo. O. O. (wohl um 1956).
1.800 €
„Dank und Glückwunsch von H H“. - Ein selteneres Hesse-Motiv; wohl für den Maler Joseph Eschenlohr bestimmt. - Kleine Leimspur, sonst ordentlich erhalten. Abbildung
2337 Hochhuth, Rolf, umstrittener Dramatiker, Essayist und Verlagslektor, Vertreter des Dokumentardramas, erzielte größten Erfolg mit dem Theaterstück „Der Stell vertreter“ als erstem einer Reihe von Dramen, die den Nationalsozialismus und andere politische Themen be handelten (1931-2020). Eigh. Postkarte m. U. „Rolf Hoch huth“. 11/2 S. (Kugelschreiber). (Basel) 12.XII.1968. 90 €
An einen Antiquariatsbuchhändler in Bonn. „... es tut mir leid, daß ich von Ihrem freundlichen Angebot nicht mehr Gebrauch machen kann, aber ich habe den Gramont bereits vor 2 Monaten hier in Basel
für 18,- Franken kaufen können. Es wäre besser gewesen, Sie hätten die beiden Bände mir erst einmal angeboten, anstatt sie gleich zu kaufen, denn wie wollen Sie sie nun zu diesem Preis wieder loswerden? ...“. - In jenem Jahr hatte Hochhuth mit seinem Theaterstück „Solda ten“ Aufsehen erregt, das die Bombardierung der deutschen Städte durch die Alliierten im Zweiten Weltkrieg thematisierte. - Horizonta le Knickfalte und andere Gebrauchsspuren.
Victor Hugo im Deutsch-Französischen Krieg 2338 Hugo, Victor, franz. Dichter und Politiker, Haupt vertreter der frz. Romantik, Mitglied der Académie Française und Pair de France (1802-1885). Eigh. Widmung m. U. „Victor Hugo“. - Auf dem Titelblatt einer Samm lung von 3 Flugschriften Hugos anläßlich des DeutschFranzösischen Krieges. Bedruckter Umschlag und 14 S. Gr. 8vo (23,5 x 15,5 cm). Paris, Bureaux du Rappel, 1870. 450 €
„A Mademoiselle Thurel - Hommage Victor Hugo“. Auf dem Titel der Broschüre „Victor Hugo: Aux Allemands. - Aux Français. - Aux Pari siens.“ Die drei Flugschriften sind datiert: 9. Sept., 17. Sept. und 2. Okt. 1870. Das hintere Umschlagblatt enthält noch den Text einer kurzen Ansprache Hugos, als er am 5. September bei der Rückkehr nach 8jährigem Exil am Gare du Nord von einer begeisterten Volks menge empfangen wurde. - Der Erlös der Broschüre, 5 Centimes, war „au profit des blessés“ bestimmt, und so war auch die Empfängerin von Hugos Widmung, Mlle Thurel, die Leiterin einer Krankenstation. - Heftung gelöst; Gebrauchsspuren.
2339 - 2 eigh. Anweisungen zu Spenden für Kriegsopfer, die eine signiert „V. H.“, die andere „Victor Hugo“. 2 S. auf 2 Bl. Jeweils quer-kl. 8vo. (Paris) Mairie du Luxembourg 12.X.1870 bzw. (Paris) 14.X.1870.
600 €
„Pour les victimes de la guerre. V. H.“ (12.X.). - „je prie M. Auguste Vacquerie de ... bien remettre ... cent francs à Mlle. Thurel pour les victimes de la guerre. Victor Hugo“ (14.X.). - Der Schriftsteller, Jour nalist und Photograph Auguste Vacquerie (1819-1895), ein Schwager Hugos, war 1851 mit ihm gemeinsam ins Exil gegangen.
2340 Jandl, Ernst, österr. experimenteller Lyriker, Büchner-Preisträger (1925-2000). Eigh. Albumblatt m. U. „Ernst Jandl“. 1 S. Gr. 4to. O. O. 13.III.1991.
200 €
„lichtung“. Sein berühmtes Sprachspiel mit R und L: „manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht / velwechsern. / werch ein illtum.“ Abbildung
2341 Karsch, Anna Louisa, die „Karschin“, Dichterin, von den Zeitgenossen als „deutsche Sappho“ verehrt (1722-1791). Eigh. Albumblatt mit 8zeiligem Gedicht und U. „A. L. Karschin, geborne Dürbach“. 1 S. Quer-gr. 8vo (12 x 18,5 cm). Goldschnitt. Berlin 18.VI.1784. €
Säuberlich auf festem Bütten geschrieben: „Seelig ist des Greises Glük / Deßen Haar wie silber glännzet / sieht Er hinter sich zurük / Seiner Jugend Bild gecrännzet / Vonn zwo Schwestern himmlischschön / Unnschuld, heißen Sie, und Tugend - / Wohl Dir wenn Sie Deiner Jugend / stets zur Seite gehn -“. Abbildung
2342 Kleist-Umkreis. Rühle von Lilienstern, Otto August, preuß. Generalleutnant und Militärschriftsteller, Maler und Kunstsammler, mit Heinrich von Kleist lebens lang eng befreundet, half u. a. bei der Finanzierung des „Phöbus“ (1780-1847). Eigh. Gedicht-Manuskript m. U. „Zu freundlichem Andenken empfiehlt sich Otto Rühle von Lilienstern, Generallieutenant“. 1 S. Doppelblatt, quer gefaltet. Quer-4to. Berlin 5.VIII.1845.
600 €
17 Zeilen, ohne Titel. „Ihr Thoren, die ihr diese Welt verschmähet, / und ewig unbefriedigt rastlos weiter stürmet; / stets Wunsch auf Wunsch, Verlangen auf Verlangen thürmet: / und, weil ihr sie zu fassen nicht verstehet, / ihr Thoren, klagt nicht, daß sie euch verloren gehet! ... Ward euch ein Aug‘, um was in tausend Farben spielt, / zu sehn; ein Herz, zu fühlen, was das Aug‘ gesehen, / und dann ein Geist, der was das Herz gefühlt, / das Aug‘ entzückt, den Busen wärmt, die innre Glut gekühlt, - / kurz all die Wunder, die euch glanzvoll rings umstehen / in Wort gedanken ausgeprägt, aufnimmt in seines Wesens tiefsten Tiefen; / sie fest da hält, noch dann, wenn Aug‘ und Herz schon längst entschlie fen.“ - Im Gegensatz zu seinem Freund Kleist gelang Rühle von Lilien stern eine glänzende militärische und wissenschaftliche Karriere: 1819 wurde er Chef des Großen Generalstabs in Berlin, 1835 wurde er zum Generalleutnat und 1837 zum Direktor der Allgemeinen Kriegs schule in Berlin befördert; 1844 wurde er zugleich Generalinspektor für das Militärerziehungs- und Bildungswesen. 1846 ernannte man Rühle zum Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaf ten. - Faltenrisse unauffällig unterlegt. - Von großer Seltenheit. Abbildung Seite 108
2343 Krüss, James, Schriftsteller, vor allem KinderbuchAutor (1926-1997). Eigh. Manuskript mit Widmung am Kopf sowie 1 eigh. Briefkarte m. U. „James Krüss“. Zus. 6 S. Gr. 4to und quer-8vo. Tafira Alta (Gran Canaria) 16.III.1987 €
An einen Verehrer, dem er für dessen Autographensammlung ein älte res, handschriftlich von Krüss gefertigtes Verzeichnis mit allen Titeln der 100 Gedichte sendet, die in den Jahren 1952-1985 entstanden waren. Es enthält auch Kapitel-Überschriften ( „Aspekte, Übersetzt, Epigrammatisch, Mein Stift auf dem Papier, Die 50 Gedichte zu Christians 50. Geburtstag“ ) und bietet Alternativen für Reihenfolge und Betitelung an. Dazu bemerkt der Dichter auf einer beigefügten Brief-Karte: „... Ich lege Ihnen für Ihre Sammlung meine ersten Versuche vor, aus Versen, die ich in über 30 Jahren schrieb, einen Band zusammenzustellen. (Inzw ischen erschien ein Teil davon in der Festschrift des Oetinger Verla ges in Hamburg zu meinem 60. Geburtstag.) - Toi, toi, toi für Ihre Samm lung! ...“. - Hübsches eigenhändiges Werkverzeichnis. Abbildung
2344 Lasker-Schüler, Else, Dichterin (1869-1945). Samm lung von 12 eigh. Briefen und 1 eigh. Postkarte m. U. „Jusuf“, „Jussuf“ oder „Else Lasker-Schüler“ sowie 1 Gedicht-Typoskript m. eigh. U. „Else Lasker-Schüler“. Zus. ca. 36 S. (Tinte und Bleistift). Mit 2 mehrfarbigen Zeichnungen („Jusuf“-Köpfe) und einem Blumen-Lack bildchen im Briefkopf. Außer der Karte alles gr. 4to. O. O. 1917-1920.
25.000 €
Größtenteils umfangreiche Briefe an die Schauspielerin Tilla Durieux und ihren Ehemann, den Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer, der in den Jahren 1919-1920 Lasker-Schülers 10bändige Werkausgabe herausbrachte. In dem ihr wohlgesonnenen Verleger entdeckte die Autorin einen Mäzen, der geeignet schien, ihr aus ihren ewigen Finanz nöten zu helfen. So überschüttet sie ihn in ihrer sprunghaften Art mit phantasievollen Plaudereien, Welt- und Selbstbetrachtungen, die nicht immer leicht zu deuten sind. Schon der erste datierte Brief, vom 28.X.1917 aus der Schweiz, umfasst 10 Großquart-Seiten, eng und flüchtig mit Bleistift auf Briefpapier des „Elite-Hotels Zürich“ ge
schrieben; er sei hier exemplarisch in Auszügen zitiert: Der Brief ist großenteils mit Nachrichten aus ihrem Theben-Phantasieland gefüllt, als dessen künftigen „Alleinherrscher“ sie sich bezeichnet. Weiteren Raum nimmt die Sorge um ihren Sohn Paul ein: „... Mein Knabe Paul ist ein Stück von mir und wir ähneln uns auf ein Haar, nur daß ich 1000 und 14 Jahre bin, er aber 18 Jahre alt ist und ich die 1000 Jahre bei ihm gestrichen habe ... Ich aber überschaue ihn und leite ihn und weiß was ich zu tun habe, denn ich bin nicht allein seine Mutter, ich bin auch sein Freund, sein Arzt und sein Kaiser der Abigail Jussuf, von dessen Lebensgeschichte einzelne Menschen, hoffe ich, verblüfft sein werden einmal. Hochverehrter Herr Paul Cassirer, jeder Gipfel hat seine Aussicht und seine Erde und seinen Himmel, ich hoffe daß Sie auch heute noch an die Höhe meiner Kunst glauben, an Mich. Es kommt nur darauf an, wie oft ich noch mich recken kann; und - daß ich Bewegungsfreiheit habe. Diese Freiheit hängt mit der Gesundheit des Körpers zusammen ... Ich, die ich nun ein halbes Leben für mich und meinen Sohn sorge, mich oben hielt, meinen Sohn äußerst gut hielt - ja warum all dieses Mißtrauen. Ich will einen eisernen starken Menschen erziehen - ich will daß mein Sohn zunächst körperlich befestigt wird, nicht an Schwindsucht endet wie es das Loos meiner Verwandten war ... Es handelt sich heute darum ihn zu befestigen und zwar, daß ich nicht kleinlich bin sondern ihn erhalte. Ich konnte es selbst durch verschiedene Dinge in Friedenszeiten in Deutschland, nun aber auf Anraten der Ärzte, fremder Krankenhausärzte, etc. sandte ich, der Kaiser von Theben, ihn meinen Sohn nach der Schweiz, zu nächst ihn sich, aber dann ihn Mir zu erhalten. Ihr Karlchen (ich mache keinen Unterschied zwischen Mensch und Bild) würde ich auch zu erhalten suchen, zumal ich verliebt in Karlchen bin, ich denke an Karl chen ... (ich liebe die Puppen wie ein Kind), und ich bitte Sie und Tilla Durieux immer dieses goldene Karlchen zu zu pflegen, auch wenn es mal alt wird 1000jährig wie der Malik von Theben. Mein Sohn Paul ist mir der teuerste Mensch, den ich kenne, er ist schön, er ist guther zig, er ist stolz, er ist fleißig , er ist kindlich, er ist ein entzückender Lausejunge wie die Freunde, die eigentlich alle meine Söhne sind. Ich weiß was ich tue, und mein erster in Theben ist der Vicemalik, der
Herzog von Leipzig, mein teurer, weitsichtiger, kühldenkender Hans Adalbert von Maltzahn, der mich an meine Brüder erinnert ... Ich habe lieb: Franz Marc, Fritz Wolff, Leo Kestenberg, Frau Prof. Herrmann und Ihre liebe Frau, Frau Prof. Otto, Fürstin Wied ... und meine Freunde in Berlin, meine Spielgefährten, ihre Liebe wird mich nie verlassen im Leben und Tode nicht. Wer mein Kind hier so verleumdet, schlagen wir mit der Axt tot. Mein Kind hat eben die Manieren eines bescheidenen Menschen mit Takt und vielleicht übertriebener Höflichkeit eines feinen, oft schüchternen Menschen ...“ (etc.). - Man gewinnt den Eindruck, daß der Brief auf eine pekuniäre Bitte hinausläuft, aber dann heißt es: „Ich nehme nichts. Ich bin frei. Ich dachte Ihnen den Malik von Tiba zu verkaufen, ein Buch seinesgleichen mit Illustrationen von mir mit 6-7 Kronen, Modelle von Franz Marc für den Kaiser von Theben, Campen donk, Kaiser, Richter (nicht Hans Richter, der andere), Lederer ...“. Ein undatierter Brief an Tilla Durieux, auf dem gleichen Hotel-Pa pier, wird noch materieller: „... im Schaufenster sah ich drei blassrosa geschnitzte Korallenbroschen. Ich hatte mich schrecklich gefreut, Ihnen eine davon zu bringen, aber ich kann auch hier in diesem Fall selbst nicht mehr so leichtsinnig sein. Sie sind teuer, aber wunder schön alle drei für das graue Kleid. Mir geht es noch immer miserable! Mein Körper gebrochen. - Inl. Ehrenkarte zu meinem Abend daran kein Stern hängt. Mein Zimmer sieht ebenso verstaubt und verfahren aus wie ich ...“.
Die übrigen Briefe mit vielen Themen beiderseitigen Interesses: Tilla Durieux‘ Bühnenrollen, Elsas und ihres Sohnes Leben, eigene Dich tungen („Meine Wupper wird März aufgeführt Berlin“), Essays und Zeichnungen, Konflikt und Probleme mit Paul Cassirer (61/2 S.), Nach richten von Freunden und Bekannten, Gedanken über eigenes Dasein und Schaffen, Dank für Wohltaten der Cassirers und manches andere. Ein undatierter Brief mit „Jusuf“-Kopf am Beginn ist charakteristisch für Else Lasker-Schülers Stil und Gehalt in der hier vorliegenden Brief reihe. „... Wie Sie mir das Budget für meinen Thon gaben, rührte mich tief, ich meine die Art und Weise. Daß Sie als Ehrensache betrachten, meine Bücher in Ihren Verlag zu nehmen, weiß ich und macht mich stolz. Ich möchte Ihnen beiden noch etwas Gutes sagen: Wie Paul
Cassirer verschiedenartig hin und gegenfließt ist elementar. Er ärgert sich selbst über eigene Belehrungen und wird den Primaner nicht los und Sie Frau Durieux sind ein Schelm im Geben. So bleiben Sie gut dem Strandräuber von Theben Jusuf“. - Das Gedicht-Typoskript, beti telt „Tilla Durieux“, umfasst 15 Strophen zu je 3 Zeilen (3 Bl., einseitig beschrieben, mehrfach textlich verbessert und am Schluß signiert: „Else Lasker-Schüler“) und ist eine vorzügliche poetische Beschreibung der ganzen Persönlichkeit der Schauspielerin: die bekanntesten Rol len und ihre Interpretation, die körperliche Wirkung der Künstlerin und ihre Verewigung durch Ernst Barlach. - Sehr schöne, gehaltvolle und bisher unveröffentlichte Briefreihe, die mehrere Jahre aus dem Leben drei sehr unterschiedlicher, aber jeweils in ihren Sphären glei chermaßen berühmter Persönlichkeiten beleuchtet. - Alle Teile ge locht; wenige Bl. mit Randschäden. Abbildung, auch Seite 94
2345 Loerke, Oskar, Lyriker, Feuilletonist, Lektor beim S. Fischer Verlag, Sekretär der „Sektion für Dichtkunst“ in der Preußischen Akademie der Künste (1884-1941). Eigh. Brief m. U. „Oskar Loerke“. 2 S. Mit Briefkopf „S. Fischer Verlag“ und mit eigh. Umschlag. Gr. 4to. Berlin 21.X.1920. 450 €
An den Schriftsteller Friedrich Schnack in Breslau, der sich mit seiner zweiten Buchveröffentlichung, dem Gedichtband „Das kommende Reich“ (Hellerau, Hegner, 1920) um den Preis der Kleist-Stiftung beworben hatte. „... Leider kann ich Ihnen einen Preis der Kleiststif tung nicht zusprechen, weil die Stiftung nur so wenig Geld zu verge ben hat und nach Möglichkeit zuerst ein Dramatiker ausgezeichnet werden soll. Ihre Bewerbung kommt zwar einen Monat nach Fällung des Spruches ... doch habe ich Ihr Buch selbständig im Wettbewerb berücksichtigt. Herr Hegner hat es mir nicht geschickt, doch habe ich es anderweitig kennen und hochschätzen gelernt. Ich habe auch erhebliche Einwände. Sie werden sie im Nov. Hefte der Neuen Rund 2344
schau lesen. Fürchten Sie aber nicht, dass ich dem Werke zu Leibe will. Es kommt mir nur auf klärende Feststellungen an, eine geringe Leistung würde dazu nicht reizen können ... Eine Bewerbung um den Kleistpreis ist nicht nötig; der Kunstrat sichtet selbständig und er spart so den Kandidaten das doch immer Bittere einer Bewerbung ... Sofort aber empfehle ich Sie dringend an die Schillerstiftung, die weit mehr Geld zur Verfügung hat und satzungsgemäss die gesamte Litera tur von Betracht berücksichtigen darf ... Die Peinlichkeit einer Bewer bung ist Ihnen erspart. Und vor mir, bitte ich Sie, keinerlei Peinlich keit zu empfinden. Ich kenne aus langer Erfahrung den damit zusam menhängenden Stimmungskomplex ...“. Abbildung
2346 Lühe, Caroline von der, geb. v. Brandenstein, Kom ponistin und Dichterin, Gemahlin des Gothaer Kammer herrn Joachim Friedrich Ernst v. d. Lühe, Erzieher des Erbprinzen August von Sachsen-Gotha, gehörte mit ihrer Tochter Dorette zum Freundeskreis der Familie Parthey in Berlin (1757-1813). Eigh. Brief m. U. „C. L ...“ sowie mit Adresse und Lacksiegel. 2/ 3 S. 4to. (Wohl Berlin um 1795).
180 €
An den Buchhändler, Musiker und preußischen Hofrat Daniel Fried rich Parthey (1745-1822), Schwiegersohn Friedrich Nicolais, in Berlin, den sie mit „Mein theurer Freund“ anredet. „... da ich von zwey Orten die Nachricht aus Gotha erhalte, daß meine Angelegenheit besorgt ist, So kan ich nicht mehr zweiflen, daß jene an H. Okel gezahlte 150
Thl mir obschon falsch angezeigt sind. es geht heut ein Brief von mir nach Gotha ab, wo ich melde daß dieses ihnen angekündigte Geld nun von mir in Empfang genommen wird. Schluß der Woche bitte ich um einen Theil deßelben. Möchten Sie theurer Freund und die Ihrigen wohl seyn. ich bin es leider nicht und zittre für unsern Goeking [d. i. der Dichter Leopold Friedrich Günther von Goeckingk], den ich mit allen seinen Eigenheiten nicht gern miße. Dorette ist gottlob leidlich und grüßt herzlich ...“. - Carolines Gedichte erschienen im Teutschen Merkur, im Berliner Musenalmanach von 1791, in Voß‘ Musenalma nach, in der Mannheimer Schreibtafel und im Schwäbischen Magazin - Kleiner Eck-Abriss vom Öffnen der Versiegelung. - Dabei: Wilhelmi ne von Boguslawski, geb. v. Radecke, Berliner Salonière, Gemahlin des Generals, Übersetzers und Autors Carl Andreas von Boguslawski, Dame des Luisenordens (1769-1839). Eigh. Brief m. U. „ergebene Dienerin v Boguslawski geb v Radecke“. 2 S. 4to. Berlin 19.I.1822.Gleichfalls an Friedrich Parthey, mit der Bitte, ihren 19jährigen Sohn, der seinen einjährigen Militärdienst mit seinem Universitätsstudium in Einklang bringen will, für einige Monate ein Zimmer in Partheys Haus zur Verfügung zu stellen, da sie ihr „hübsches Quartier vor dem Rosenthaler Thore“ verliere und daher vorläufig nach Dresden umzie he. Ihr Sohn hätte dann ein leuchtendes Vorbild in Partheys Sohn Gustav. Ihr machte er im übrigen „bisher nur die größte Freude. Mit 17 Jahren als primus omnium und Nr 1 vom grauen Kloster zur Universität entlassen, erfüllte sein Zeugniß die höchsten elterlichen Erwartungen ...“.
2347 Mann, Erika, Thomas Manns Tochter, Kabaret tistin, Schriftstellerin und Journalistin (1905-1969). 3 Briefe m. U. „Erika Mann“. Zus. 3 S. auf 4 Bl. Mit den Umschlägen. Gr. 4to. Kilchberg bei Zürich 1956-1958. 600 €
An die Literatur-Übersetzerin Gisela Jockisch, später Schwägerin Carl Zuckmayers, die ihr ein Thomas-Mann-Projekt vorgeschlagen hatte, nachdem sie Erikas Buch „Das letzte Jahr. Bericht über meinen Vater“ (1956) gelesen hatte. „... ist es mir wirklich ein Trost und eine immer wieder ganz überraschende Genugtuung, wenn jemand einigen auf richtigen Gefallen gefunden hat an meiner kleinen Schrift. Man begeg net - wie Sie wissen werden - so vielem hämischen Unverstand, so vieler Gehässigkeit und bösartigen Narretei, dass die Zeugnisse der Teilnahme sehr wohltuend sind. Natürlich darf man sich sagen, dass man Dinge, wie dieses „Letzte Jahr“ ja ausschliesslich für Freunde schreibt, und dass es also nicht wunder nehmen darf, wenn die Uebel gesinnten ihr Mütchen an einem kühlen. Statt einem aber die Wider wärtigkeiten verdaulicher zu machen, indem ihre Urheber sich auch noch - mehr oder weniger offen - gegen T. M. richten, bringen sie es merkwürdigerweise fertig, einen dadurch noch tiefer zu verstimmen ... Leider ist es ganz und gar nicht angängig, was Sie vorschlagen. Ich fürchte, Sie haben sich die ungeheuren Schwierigkeiten, die einer solchen Unternehmung - an sich schon, und sogar, wenn T. M. ihr quasi ‚vorgestanden‘ hätte - sich in den Weg türmen, nicht lebhaft genug vor Augen gestellt ... Schon ein Mensch wie Albert Schweitzer, von dem ich persönlich keineswegs glaube, dass er, über sein Lambarene-Un ternehmen hinaus, zu grosser Initiative gestimmt und aufgelegt wäre, verfügte kaum über die ‚Beredsamkeit‘ (um ein bescheidenes Wort zu wählen), welche den Rest mitzureissen vermöchte ... Ich bin nicht die Figur, die dafür in Frage käme, Glauben Sie mir: meine Erfahrung ist zu gross und ich verstehe ganz einfach zuviel von der Technik und dem Mechanismus dieser Art von Unternehmungen, als dass ich mich zu der Don Qixoterie verstehen könnte, dergleichen meinerseits anzu gehen ...“ [9.IX.1956]. - Die folgenden Briefe behandeln ihre Drehbuch-
Arbeit an einem zweiteiligen „Buddenbrooks“ Film, ihre Bettlägerig keit infolge eines komplizierten Fußbruchs und schließlich die Blu men, die Frau Jockisch ihr - wohl bei einem Besuch - hatte zukommen lassen. „... Seien Sie ... von Herzen bedankt für die zaubervollen Blu men. ‚Langweilig‘ nennen Sie meine Lieblingswicken? Nicht doch! Es gehören diese zarten, durchsichtigen wie tänzerischen Blüten für mein Gefühl zu den reizendsten Erzeugnissen der Natur ...“ [29.V.1958).
- Beiligend ein handschriftlicher Zettel, der sich wohl auf den Besuch bezieht: „Bin Ende Mai dort gewesen, war sehr schön, interessant, har monisch.“
Publikums: auch ich weiß, was es heute will; und wenn Herr Barnow sky [der Berliner Theaterdirektor Victor Barnowsky, Leiter des Les sing- und des Deutschen Künstler-Theaters] die vorige Saison, die für mich besser war, versäumt hat, mag er beruhigt auch diese versäumen ...“. - Beide Blätter mit Lochung und kleinen Randschäden.
Politische Zustände in München: „Jeder Protest ist selbstmörderisch“
2349 - 2 eigh. Briefe m. U. „Heinrich Mann“. Zus. 41/2 S. 4to. München 26.IX. und 28.X.1920. 1.200 €
2348 Mann, Heinrich, Bruder Thomas Manns, Schrift steller (1871-1950). Eigh. Brief m. U. „Heinrich Mann“. 3 S. auf 2 Bl. 4to. München 14.I.1920.
600 €
Sehr interessanter, umfang- und inhaltsreicher Brief an die Schauspie lerin Tilla Durieux über ihr beiderseitiges politisches Verhalten während und nach der Münchener Räterepublik. Die Schauspielerin, die in München Ernst Toller und andere politisch linksgerichtete Personen unterstützte, hatte einen wohl etwas vorwurfsvollen Brief an Heinrich Manns Ehefrau geschrieben, die sich aber in Prag auf hielt, so dass Heinrich selbst den Brief beantwortet und seine passive Haltung verteidigt: „... Erinnern Sie sich, bitte, an die allgemeinen Umstände damals, als in München der bürgerliche Zorn sich gegen Sie wandte. Die Dinge lagen so, daß Jeder stündlich erwarten konnte, vom Fleck weg verhaftet und beim Transport auf der Straße totge schlagen zu werden. Was wollten Sie damals mit papiernen Protesten machen? Und dazu als Einzelner? Denn so viel ich umherfragte, Niemand hielt ein Eingreifen für möglich. Gegen die Verdächtigung des ‚Bolschewismus‘ durfte Niemand öffentlich auftreten. Mir, der ich selbst ein Verdächtiger war, würde man es garnicht erst erlaubt ha ben. Bedenken Sie, daß zu derselben Zeit ein alter Mann, obendrein eine Art Heiliger der kapitalistischen Ordnung, Lujo Brentano, zu mir kam und mir berichtete, bei ihm sei Alles durchsucht und er selbst mit Verhaftung bedroht worden: Alles nur wegen eines Wortes. Auch in meiner Wohnung war, noch im Sommer, eine heimliche Durchsuchung ... Sie brauchten mich nicht daran zu erinnern, daß mein ‚Untertan‘ mir nicht vergessen wird. Das hat mich aber nicht abgehalten, jetzt auch noch mein Buch ‚Macht und Mensch‘ herauszu bringen, das ich Ihnen verehre. Wenn Sie den Essai ‚Kaiserreich und Republik‘ gelesen haben werden, den ich inbeirrt während der Räthe zeit und nach dem Ausbruch der Gegenrevolution schrieb, werden Sie mich hoffentlich nicht für muthlos halten. Nur ist es meine Auf fassung von Muth, dort zu handeln, wo es irgend einen Nutzen ver spricht. Hätte ich aussichtslos protestieren wollen, dann würde ich mich vor Allem gegen das schädliche Abentheuer der Rätherepublik aufgelehnt haben, das der Gegenrevolution erst Vorwand und Gele genheit geliefert hat. Aber diese wie jene waren wohl unvermeidbar, in einem politisch besonders haltlosen Volk ...“. Sie beide würden doch unter der kulturpolitischen Reaktion leiden: „... Wenn die vor geblich herrschende Partei, die Sozialdemokratie, hier zur Zeit keine öffentlichen Versammlungen mehr abhalten darf, wollen wir uns dann wundern, daß München Wedekind verbietet, die größte Schau spielerin [gemeint ist Tilla Durieux] entfernt und meine Wenigkeit auszieht? ... Ich habe die Hoffnung, Sie bald, recht bald wieder hier spielen zu sehen. Das Nationaltheater verändert sich, wie Sie schon wissen. Herr Schwanneke [der Intendant Viktor Schwanneke] hat die Gunst des Künstlerrathes verloren, ohne die es ihm nicht glücken konnte ... Auf Ihre Bemerkung über den heutigen Geschmack des
An die Schauspielerin Tilla Durieux. Sehr ausführlich über sein Theater stück „Der Weg zur Macht“ und dessen Aufführungen in München und Berlin, wobei er sich für Berlin Tilla Durieux‘ Mitwirkung wünscht und ihre Meinung zu dem Werk erfragt. „... Mein ‚Weg zur Macht‘ soll in der Königgrätzerstraße [d. i. das Theater in der Königgrätzer Straße, das heutige Hebbel-Theater] nächstens herauskommen ... Ist es Ihnen möglich, eine Rolle darin zu übernehmen? ... Sie werden sich gewiß nicht, wie gewisse Colleginnen, davon abschrecken lassen, daß der Bonaparte die größte Rolle ist. Einige andere, und besonders die Frau enrollen, sind thatsächlich nicht weniger wichtig. Ich glaube, das Stück ist Ihnen seit dem vorigen Sommer bekannt. Wenn nicht, so macht die Direktion Meinhard und Bernauer oder der Drei-Masken-Verlag es Ihnen sofort zugänglich. Ich weiß nicht, ob Sie es für so gut und aus sichtsreich halten wie die Direktoren, die ‚etwas Außerordentliches‘ darin sehen und jede künstlerische Bühnenarbeit fortan unmöglich finden, wenn bei einer solchen Gelegenheit die Schauspieler die Rollen ‚nicht nach ihrem geistigen, sondern nach ihrem Kilogramm-Gewicht‘ wägen wollen ... Wollen Sie mich auf Ihre Hilfe hoffen lassen? Wir haben schon oft zusammengewirkt, wohl meist unter Kämpfen und Schwierigkeiten, aber viel Gutes ist gelungen ... Ich erbitte noch mehr: bestimmen Sie möglichst viele der in Frage kommenden Schauspieler, sozusagen, indem Sie ihnen die Bedeutung der Sache klarmachen! ... Manche werden einsichtiger sein als Herr Hartau und Frl. Orska, die allein bisher befragt wurden. Stimmen Sie sie um! Die anderen in Frage kommenden sind: Die Herren Salfner, Abel, Wegener, Marr, und die Damen Glässner, Heims, Verden. Sie sind, nach Angabe der Direk tion, sämtlich frei. Die Direktion will durchschnittlich 500 Mk für jedes Auftreten zahlen ...“. Geht dann auf die bevorstehende Urauffüh rung in München ein: „... Ihnen darf ich vertrauensvoll noch sagen, daß die alleinige Münchener Uraufführung, die nach dem Scheitern der Berliner Aufführung nicht zu vermeiden wäre, mich schon jetzt in Schrecken versetzt. Man hört wieder von Theaterskandalen, die von den Reaktionären vorbereitet werden. Hier kann man nur ohne Aufse hen als Privatmann leben, und jeder Protest gegen die bestehenden Zustände ist selbstmörderisch. Eins der neueren Opfer der Reaktion ist der Theaterkritiker Richard Elchinger, derselbe, der doch vorsichtig genug war, mir Ihren Namen zu streichen, als ich im vorigen Jahr für Sie Zeugnis ablegen wollte ...“ [26.IX.]. - Am 28. Oktober berichtet er über die Münchener Premiere: „... Ihr Brief traf mich grade im Augen blick vor meiner Premiere, und Ihre freundliche Theilnahme erhöhte meine Zuversicht. Es ist dann auch so gut verlaufen wie nur irgend möglich. Eine für München beträchtliche Zahl von Aufführungen wird nach dem jetzigen Stand erwartet. Danach darf ich hoffen, daß das Stück sich in Berlin noch leichter wird durchsetzen lassen. Die atmosphärischen Widerstände sind dort schwächer, und die Auffüh rung wird wahrscheinlich besser sein ... Was Sie mir über das Stück sagen, ist in jedem Wort richtig. Es sind lauter fertige Charakterrollen, trotz der Kürze des Textes, und die verlangen gute Schauspieler ... Sie verstehen so viel mehr als die Meisten - abgesehen, daß Sie so viel
„das schädliche Abentheuer der Rätherepublik“
mehr können. - Ich bin, wenn ich mir es klar mache, von Trauer erfüllt, daß Sie nicht mehr hier sind ... Denn es wird, je weiter man kommt, nicht voller von Menschen in der Welt, scheint es mir, sondern leerer; - Ohne daß ich die Stimmung drücken will; - aber eine Reise nach Berlin würde mir als aufrichtigste Freude den Besuch bei Ihnen brin gen ...“. - Beide Briefe gelocht. Abbildung
2350 Moeller van den Bruck, Arthur, Kulturhistoriker, Staatstheoretiker und Publizist, Hauptvertreter der „kon servativen Revolution“ (1876-1925, starb durch Selbst mord). Eigh. Manuskript-Fragment mit Namenszug über dem Titel (1 S.), 2 Doppelbl. eigenhändig korrigierter Druckfahnen zu „Der preußische Stil“, eine handschriftl. Moeller-Biographie von seiner Witwe (6 S.) und weiteres Material. (1916-1926).
450 €
I. „Zur Einführung. Humor in Rußland“. Anfangsblatt eines eigenhändi gen Aufsatzes, mit Moellers Namenszug am Kopf. - II. 8 S. eigenhändig korrigierte Druckfahnen zu Moellers bei Piper 1916 erschienenem Hauptwerk „Der preußische Stil“. - III. Lucy Moeller (Witwe des Autors). Manuskript „Die Angaben über Moeller van den Bruck“. 6 S. auf 6 Bl. - Biographische Informationen, wohl für den Piper-Verlag geschrieben. - IV. Theodor Däubler. 2 Exemplare der Druckfahnen seines Aufsat zes „Moeller van den Bruck“, beide von unterschiedlichen Händen stark korrigiert, mit vielen Änderungen und Streichungen. - V. 4 teils von Moeller und Reinhard Piper beschriftete Architektur-Fotos, die für das Buch „Der preußische Stil“ bestimmt waren. - Dabei: Reinhard Piper, Verleger (1879-1953). Sammlung an ihn gerichteter Briefe, Kar ten und Widmungen, großenteils eigh. Briefe: Bruno Brehm (1 Brief m. U.
und Federzeichnungen, 1943, 4 Maschinenseiten; 1 eigh. Brief auf der Rückseite eines Briefes von Prof. V. Mitschinsky an Brehm, 1940), Hermann Burte (1941), Hanns Floerke (4 Teile, 1903-1904), Georg Queri (1911), Artur Volkmann (1908, über Hans von Marées), Georg von der Vring (1940, dazu Sonderdruck mit eigh. Widmung, 1952), Ernst Wiechert (1938), Heinrich Zillich (1942) u. a. - Beiliegend ein Typoskript Pipers, am Kopf eigenhändig bezeichnet „Idee eines Marées Werks“ (dazu 4 Briefe von Marées in Abschrift bzw. Faksimile u. a.).
2351 Mörike, Eduard, Dichter (1804-1875). Eigh. Ge dichtmanuskript m. U. „Zur freundlichen Erinnerung an Ed. Mörike“. 1 S. (Blatt 2 eines Doppelblattes, bei dem Blatt 1 einen anderen Eintrag enthält). 8vo. Stuttgart 22.VIII.1860.
3.000 €
Sechs Zeilen im antiken Versmaß des Distichons. „Bald an die Ufer des Sees, der uns von ferne die Herzen / Lockt in jeglichem Jahr, Glückliche kehrst du zurück. / Tag für Tag ist er dein, mit Sonn‘ und Mond, mit der Alpen / Gluth und dem holden Verkehr schwebender Schiffe dazu ...“. - Von dem schönen Bodensee-Gedicht, das unter dem Titel „Einer Reisenden“ u. a. in der Ausgabe „Gedichte“ von 1867 auf S. 196 gedruckt ist, weicht unsere Handschrift in einem Wort der vierten Zeile („holden“ statt „trauten“) und in den beiden letzten Zeilen vollständig ab. - Der Druck des Gedichtes - in geänderter Form - erschien zuerst 1861 in der Zeitschrift „Freya“ unter der Überschrift „Vor einer gemalten Ansicht des Bodensees. Einer Reisenden“, und laut der Hist.-Krit. Gesamtausgabe (1967 ff.) war bisher nicht bekannt, wann die erste Niederschrift stattfand. Möglicherweise liegt hier die frühe ste bekannt werdende (und noch anders lautende) Niederschrift vor. - Sie ist offenbar als Albumblatt geschrieben, und das vorliegende
2351
Doppelblatt ist einem Album entnommen worden. Auf das anhängen de (eigentlich: vorhergehende) Blatt ist eine gestochene Ansicht mon tiert, die vermutlich das Katharinen-Stift in Stuttgart zeigt; mit der handschriftlichen Widmung: „Seinen lieben Schülerinnen zu freund licher Erinnerung von Carl Nördlinger. Catharinen Stift den 25ten Sept. 1860.“ Carl Nördlinger (1812-1896) war ein Kupferstecher, der zeitweilig auch als Lehrer an der Stuttgarter Kunstakademie tätig war. Er wird Mörike kein Unbekannter gewesen sein. - Einen guten Inter pretationsversuch von Mörikes Gedicht „Einer Reisenden“ lieferte 2003 Hans-Henrik Krummacher in der Neuausgabe der Gedichte von 1867.
Abbildung
Autographen
2352 - Eigh. Albumblatt m. U. „Eduard Mörike“. 1 S. Quer-4to. Stuttgart 16.XII.1838. 2.000 €
„Danke, daß die Gunst der Musen / Unvergängliches verheißt: / Den Gehalt in Deinem Busen / Und die Form in Deinem Geist! - Göthe.“ - Gemäß der Familien-Überlieferung widmete Mörike („Voll Verehrung der Ihrige“) den Vierzeiler von Goethe der prominenten Stuttgarter Pianistin, Komponistin, Musikpädagogin und Chorleiterin Emilie Zum steeg (1796-1857), Tochter des Komponisten Johann Rudolph Zumsteeg. Bekannt ist, dass sich Mörike in das Stammbuch der von ihm verehr ten Künstlerin eingetragen hat. - Etwas gebräunt; unter Glas gerahmt.
2353 Musil, Robert, österr. Schriftsteller und Theater kritiker, der an seinem zur Weltliteratur zählenden Haupt werk „Der Mann ohne Eigenschaften“ seit 1920 bis zu seinem Tode arbeitete (1880-1942). Sammlung von 40 Briefen und 21 Postkarten; ferner 15 Briefe u. 13 Karten von Martha Musil. - Eingelegt in eine moderne, mit türkisfarbenem Maroquinleder bezogene Funktions- und Präsentations kassette (Maße: 11 x 16 x 25 cm). 1906-1949. 70.000 €
Die überwiegend unveröffentlichte Korrespondenz Robert Musils und seiner Frau Martha, geb. Heimann, mit dem gemeinsamen Jugendfreund, dem Psychologen Gustav Johannes von Allesch (1882-1967), der an der Universität Göttingen lehrte. Die Korrespondenz beginnt im Jahre 1906 und erstreckt sich zunächst über einen Zeitraum von fünf Jah ren bis 1911, wobei jeweils alle zwei bis drei Monate geschrieben wur de. Bis zum Ende des Weltkriegs schweigen die Federn, dann hebt die schriftliche Konversation 1918 wieder an, verringert sich in den Jahren 1920 bis 1926, um in der Zeit von 1927 bis 1949 wieder den alten Rhythmus von mehreren Briefen und Karten pro Jahr zu erreichen. Vereinzelte Briefe sind in Karl Dinklages „Robert Musil. Leben, Werk, Wirkung“ (1960) gedruckt wurden. „Die Briefe Robert Musils an Johannes von Allesch gehören ohne Zweifel zu seinen persönlichsten“. Allesch sei ‚einer der ganz wenigen Menschen, mit denen Musil wirk lich befreundet war‘, schrieb Wilfried Berghahn (Robert Musil, 1963). Hier sollen wenigstens einige Brieftexte zitiert werden:
Rom, 31. Januar 1910 (2-seitiger Brief mit Briefkopf des Hotel Lavigne). Musil berichtet über die Scheidungssituation seiner späteren Frau Martha, die Ihren Mann, den italienischen Kaufmann Enrico Marco valdi, verlassen und sich mit ihren zwei Kindern nach Berlin begeben hatte. „Wir befinden uns in vollem Kriegszustand Nicht ohne Situa tionswitz; Sie erinnern sich, daß Sgr. E(nrico) zuletzt eine Frist bis zum 31. verlangte um sich gütlich zu einigen. Das war - wie wir vermutet hatten - wirklich eine List; er benutzte die Zeit um sich mit Geld u. Advokatenratschlägen zu versehen u. reist heimlich nach Berlin, uns zu überraschen u. die Kinder zu entführen … Dieweil der daneben gesprungene Löwe in Berlin ist, sitzen wir hier in seiner Höhle u. benützen seine Abwesenheit nach Kräften“. Musil bittet von Allesch, die gegenwärtige Wohnung Marcovaldis zu ermitteln: „…aber bitte größte Vorsicht … Hauptsächliche Charakteristika: 1,75 groß, sehr stark, schwarz stark meliert, kleiner Hinterkopf u. im Verhältnis großes Gesicht, Tenorgang…“.
Aus Wien, Floriansgasse 2, schreibt Musil am 4. November 1919: „… ich war damals in Berlin so knapp mit der Zeit und so gehetzt , daß ich Dich auf der Visitenkarte sogar, wenn mich nicht alles täuscht, mit ‚Sie‘ angesprochen habe. Zum Glück bist Du kein Wiener Psychologe,
der mir daraus einen Fallstrick drehen würde. Den Münchner Aufent halt bei der Heimkehr mußte ich dann aufs äußerste restringieren, weil uns ein Telegramm Gaetanos (i. e. Musils Stiefsohn) Ankunft in Wien erwarten ließ“. Neben anderem auch über Alleschs Ehe. Wien, am 13. Dezember 1919: „Pekuniär geht es uns allen schlecht, wie sich denken läßt, aber schließlich bringt man das Rätsel des Weiterlebens zuwege; wie, weiß man von sich selbst nicht. Die Reise nach Berlin ist nicht aufgegeben ...“ und ebendort am 24. Dezember 1920 sehr ausführlich über die Verhandlungen mit den Verlagen Rowohlt und Fischer wegen Musils Schauspiel Die Schwärmer Er schreibt: „Du wirst verstehn, daß ich innerlich auf das Schlimmste ge fasst, selbst gegen das Beste ein gewisses Mißtrauen aufbringe.“ Das Mißtrauen, das allen nicht-expressionistischen Dramen von den ‚umsatzorientierten’ großen Verlegern entgegengebracht wurde, erklärt die Schwierigkeiten, die Musils „Reflexionstheater“, sein auf der Bühne schwierig realisierbares Meisterwerk hatte. Die Schwärmer. Schauspiel in drei Aufzügen wurde 1921 in Dresden im Sibyllen-Verlag gedruckt; erst 1925 dann auch bei Rowohlt. Die folgenden Briefe mit umfangreichen Ausführungen und Kritiken am Burgtheater (Wien am 1. Juni 1921), ferner über die inflationären Kosten des Lebensunterhalts; am 16. Dezember 1921: „Einige Illu strationen: Ein Abendbrot für zwei, gestern in einem einfachen Lo kal: 1100 K(ronen). Ein kg. Kaffee: 2600 K. Eine Schale Kaffee zwi schen 50 u. 90 K. … Ein Laib Brot (weiß) 148 K. Ein Paar Würstl im Geschäft 150 K., 10 d(ezi)kg. Wurst von 110 bis 700 K. 1 kg. Rind fleisch über 1000 K. Ein Ei 120 K. Büchse Kondensmilch 1200 K. 1 kg. Reis 500 K. … Eine Fahrt auf der Elektrischen 30. … Ein Zimmer für 2 Personen schätze ich auf 10.000 K. monatlich (schwer zu be kommen)…“.
Am 20. Dezember 1925 beschwert sich Musil über Ernst Rowohlt: „Tatbestand: Er schickt mir kein Geld und antwortet auf meine Briefe nicht. Seit Oktober. Bis dahin war ich sehr zufrieden mit ihm. Mit den Zahlungen gab es manchmal Verzögerungen, aber er war immer hilfsbereit, entgegenkommend und nicht kleinlich … Das Unerhörte ist, daß er mir nicht ein Wort schreibt, warum und wie lang ich mich gedulden soll “. Endlich geht dann wieder Geld von Rowohlt ein, was Musil wohl auch v. Alleschs Nachdruck zu verdanken hat: „Vielen Dank! Du bist ein wundervoller Kampfengel “, am 20. Dezember 1925. Gemeinsamer Brief von Robert und Martha Musil aus Haus Parth in Ötz (Tirol) am 5. September: „Die Nehrung ist nach Ihrer Beschrei bung wunderschön und verlockend dort zu sein; nur liegt sie für Euro päer ohne besondre Zugehörigkeits- Heimats- und Gefühlseinstellun gen ebenso weit vom Mittelpunkt der Erde (Romanisches) entfernt wie Osaka. Also nur mit Phantastik und Glück kommt man dorthin“, schreibt Martha, und Robert ergänzt: „ Die Luft hat meinem Roman gut getan, und ich muß das ausnützen. Dann steht noch Karlsbad bevor. Und um alles herum die allgemeine Unsicherheit meines Lebens.“ In einem Brief vom 27. Dezember 1929 schreibt Robert Musil aus Wien: „Die beigelegte Rezension hat mich nun dadurch melancholisch gemacht, daß sie mir meine Unbekanntheit in Greifswald vor Deinem Eingreifen vor Augen stellte, die so wichtig für mein Schicksal ist, da die Provinz schließlich entscheidet und die Leute aus dem plätschern den Dichterwald das Vordringen dahin so viel leichter haben. Jetzt bin ich sicher, mein Plätzchen wenigstens in Greifswald und wenn auch neben Hans Watzlik, dem deutschen Dichter ... zu haben“. Und am 9. Mai 1930 wieder über Rowohlt, betreffend den Mann ohne Eigenschaften: „Ich habe den Eindruck, daß er (Rowohlt), wenn kein Erfolg kommt, nicht mehr weiter will, und von den Bedingungen, unter denen ich weiter arbeiten muß, kann ich nun sagen, daß sie u n m ö g l i c h sind. Ich mußte aber gute Miene zum bösen Spiel machen, weil ich mit einem halben Riesenbuch in der Hand bei der heutigen Lage der Dinge völlig hilflos bin.“
In einem umfangreichen, hochbedeutenden Brief vom 15 März 1931 schreibt Musil: „Wenn ich die Kritik überblicke, sehe ich: Erstens die merkwürdige Erscheinung, daß man den Mann o. E. imstande ist, bis aufs Höchste zu loben, beinahe ohne daß dabei für den Dichter davon etwas abfällt. Man sagt z. B. ‚Unter den europäischen Romanen der bedeutendste’, oder: ‚Kein zweiter deutscher Roman erreicht dies e Höhe’: daß ich aber danach zumindest unter den deutschen Dichtern bisher unterschätzt worden sei, davon spricht kein Mensch, so als ob das eine ganz andere Sache wäre. Darum würde es mir wichtig und dankbar erscheinen, den Nachweis dafür zu erbringen, daß der letzte Roman, bloß in breiterer Entfaltung, ja doch nur die andern Sachen fortsetzt. Zweitens entnehme ich der Kritik - nicht so sehr als formu lierte Einwände, wie als Spuren von ausgestandener Schwierigkeit - die große Unsicherheit dem Problem der Gestaltung gegenüber. Der Roman unserer Generation (Thomas Mann, James Joyce, Marcel Proust etc.) hat sich allgemein vor der Schwierigkeit gefunden, daß die alte Naivität des Erzählens der Entwicklung der Intelligenz gegen über nicht mehr ausreicht. Den Zauberberg halte ich in dieser Hin sicht für einen ganz mißglückten Versuch; in seinen ‚geistigen‘ Parti en ist er wie ein Haifischmagen. Proust und Joyce geben, soviel ich davon gesehen habe, einfach der Auflösung nach, durch einen assozi ierenden Stil, mit verschwimmenden Grenzen. Dagegen wäre mein Versuch eher konstruktiv und synthetisch zu nennen. Sie schildern etwas Aufgelöstes, aber sie schildern eigentlich gerade so wie früher, wo man an die festen Konturen der Dinge geglaubt hat.“
Ein maschinenschriftlicher Brief, datiert Wien am 2. Februar 1938: ”Ich bin seit dem Frühjahr, wo ich von Row(ohlt) zu B(ermann) F(ischer) überging, so bemüßigt, eine Fortsetzung meines Romans zur Veröffent li chung zu bringen, daß ich einfach einen Sack über dem Kopf trage und nicht imstande bin, Freundschafts- und Menschenpflichten zu genügen. Du müßtest schon einmal mit höherer Ermächtigung in den Tabubezirk kommen, der mich beherbergt, damit wir uns aussprechen können und vielleicht herausfinden, wozu wir auf den Welt sind !!“ Schon 1975 wurde in einem Auktionskatalog vermerkt, was heute, 47 Jahre später, noch bzw. noch mehr gilt: „Briefe Musils werden im Handel selten angeboten. Das ‚Jahrbuch der Auktionspreise‘ verzeich
net seit 1950-1972 nur etwa zwölf Einzelbriefe. Eine Korrespondenz dieses Umfangs und von dieser Be-deutung darf daher ein besonderes Interesse beanspruchen“. – Nur übliche Gebrauchsspuren, minimale Bräunungen, meist sehr gut erhalten. Beiliegen Photokopien zur Dokumentation der Provenienz: 1975 Katalog Hauswedell & Nolte, 209/158 sowie 1985 Leinweber XIV, 49-137. Dazwischen in Privatbe sitz. - Beiliegen zahlreiche Briefkuverts, teils eigenh. von Robert bzw. Martha Musil beschriftet, von denen noch vier hinzuerworben wer den konnten (und nicht Teil des Angebots der beiden genannten Häuser waren).
Die Präsentationskassette ist ein kleines buchkünstlerisches Wun derwerk: Sie schützt den hohen Stapel der Autographen in einem inneren Kasten, der von einem äußeren umgeben wird. Dieser ist mit einer getreppten Klappe versehen, auf der in braunen Lettern ein Titel eingedruckt ist: „Robert Musil. Korrespondenz mit Johannes von Allesch 1906-1939“. Hebt man die Klappe an dem Kirschholz griff, klappt sich ein Rahmen auf (hier findet sich die Signatur des Meisterbuchbinders „Renaud Vernier. Maître d‘Art. 2005“), der als Stütze dient für eine wiederum ausklappbare, dreifache Flügelkon struktion: Diese ebenfalls mit türkisfarbenem Maroquinleder bezoge nen, durch drei breite Gelenke miteinander verbundenen Flügel ergeben ausgefaltet ein altarhaftes Triptychon mit drei hinter Plexi glasscheiben eingelassenen Porträtpostkarten des jugentlichen Autors Robert Musil. Vor diesem Altar darf der Betrachter nun die somit freigelegten Autographen wie die Reliquien eines Heiligen ehr furchtsvoll lesend betrachten. Abbildungen, auch Seite 118
2354 Piper, Klaus, Verleger (1911-2000). 3 eigenhändig überarbeitete Typoskripte. Zus. 20 S. Gr. 4to. 1993 - ca. 1999.
I. „Erlebnis Vignetten im Umgang mit Autoren“. 4 S. Über seine Begeg nungen mit Ingeborg Bachmann. - II. „Referat beim Internationalen
Ingeborg Bachmann Symposium in Rom am 21. Oktober 1993 aus Anlaß des 20. Todesjahrs“. 5 S. - III. Interview zum Thema „Zeitgeist, Schrift stellerpersönlichkeiten und Verlegerinteresse: Rück und Ausblicke an der Jahrtausendwende“. 11 S. - Diverse interessante Beilagen: Ein eigh. Manuskript-Fragment (u. a. über die Verleger:innen Inge Feltrinelli und Kurt Wolff. 6 S.). - 2 Typoskript-Durchschläge (Ansprache anläß lich einer Zusammenkunft der „Gruppe der Neunzehn“ 1955. 7 S. - „München als Magnet“. 1971. 8 S. - Mit vereinzelten Korrekturen) und eine Fotokopie „K. P. Aufzeichnungen ... Weiteres zu Robert Havemann“. - Ferner an Piper gerichtete Briefe des Publizisten Rudolf Augstein, des Diplomaten Jesco von Puttkamer, des Industriellen Berthold Beitz (2), des Politikers Herbert Wehner und des Schriftstel lers Jürgen Eggebrecht (1953, Kondolenz zum Tod Reinhard Pipers).
2355 Piper, Reinhard, Verleger (1879-1953). 6 Schrift stücke m. U. „Reinhard Piper“. Zus. 17 S. Meist folio. München und Berlin 20.XII.1920 - 14.II.1924. 600 €
Verträge des Verlags R. Piper & Co. mit der Graphischen Anstalt „Gany med“, Berlin, betreffend die Herstellung der Drucke der Marées Gesell schaft : Einsetzung von Bruno Deja als Geschäftsführer von „Ganymed“ (1920). - „Garantie-Vertrag“ über die „Mindestbeschäftigung“ der Druc k maschinen durch Aufträge des Verlags (1920). - „Zusatz zum Garantie-
Vertrag“ (1921). - Je ein Vertrag mit Helene Lienhardt und Bruno Deja über die Herausgabe der Piper Drucke (1922). - Eine Vereinbarung der 8 „Ganymed“- Gesellschafter (1924). - 3 Verträge sind mitunterzeich net von Julius Meier-Graefe als Vorsitzendem des Aufsichtsrats. - Bei liegend ca. 60 Bl. Geschäftspapiere (dabei eine notarielle Ausfertigung des Gesellschaftsvertrags, Abrechnungen etc.) und Verlagskorrespon denzen (1921-1932 und 1952, meist mit Deja und Meier-Graefe), teilweise mit eigenhändigen Notizen Reinhard Pipers.
2356 Reimann, Hans, Satiriker, Parodist, Erzähler und Feuilletonist, teils in sächs. Mundart (1889-1969). Eigh. Federzeichnung mit Selbstkarikatur, signiert „Hans Rei mann“. Mit roter Tinte. 21 x 12,5 cm. O. O. 19.V.1944.
150 €
„Dem goldigsten aller Verleger!“ (Reinhard Piper). Die gelungene Zeichnung zeigt den Kopf des Autors/Künstlers im Profil, mit Ziga rette, nach links gerichtet. Abbildung
2357 Ringelnatz, Joachim (eigentl. Hans Bötticher), Kabarettist, Lyriker, Erzähler, Bildhauer und Maler (1883-1934). Porträt-Photographie mit eigh. Beschriftung und U. „Dein Ringel“ auf der Rückseite. 16 x 11,5 cm. Berlin, April 1926.
450 €
„Ausstellung Ringelnatz in der Galerie Wiltschak, Berlin April 1926. - Herzlichen Gruß, lieber Baumgarten, Dein Ringel“. Die Aufnahme mit dem rückseitigen Stempel „Europa Press Photo Dienst“ zeigt den Künstler in der Galerie stehend (Dreiviertelfigur), die rechte Hand au f eine Stele gestützt, welche die Renée-Sintenis-Plastik seines Kopfes trägt. An der Wand im Hintergrund gerahmte Bilder. - Beiliegend eine Post karte mit gedrucktem Porträtfoto des Künstlers und dem rückseitigen Aufdruck „Künstler-Kneipe Simplizissimus. München - Türkenstraße 57“. - Ferner ein Stückchen Stoff mit einem Anker-Emblem, das viel leicht mit Ringelnatz‘ Seemannszeit in Zusammenhang steht. Abbildung Seite 119
„betrunken und voller Zuversicht“ 2358 Roth, Dieter, Schweizer Dichter, Graphiker und intermedial arbeitender Objekt- und Aktionskünstler, lebte zeitweilig auf Island (1930-1998). Eigh. Brief m. U. „Dieter Roth“. 1 S. Mit dem eigh. Umschlag und seiner Adresse. Gr. 8vo. Bala (Island) 10.VII.1995.
300 €
An einen Verehrer in Deutschland, der sich ein Autogramm von ihm wünschte. „... ich möchte darauf achten nur guten Freunden was Neugemachtes zu schicken bzw. signieren, das verstehen Sie gewiss.
- An Eröffnungen signiere ich wohl, da kann ich mich nicht wehrenauch meistens betrunken und voller Zuversicht. Aber so, nüchtern und traurig, geht das eben nicht. Versuchen Sie, nicht zornig zu wer den, ich müsste es, auf Distanz, doch erleiden - bilde ich mir ein ...“.
- Geschrieben auf der Rückseite eines Prospekts von 1975 für ein Bilderbuch von Dieter Roth und Arnulf Rainer; jedoch jetzt vom Künstler durchgestrichen mit dem Vermerk: „nur bei Boekie Woekie, Amsterdam“.
2359 Roth, Philip, amerikan. Schriftsteller aus jüdi scher Familie, schrieb vielfach preisgekrönte Romane und galt lange Zeit als Nobelpreis-Kandidat (1933-2018). 2 Briefe m. U. „Philip Roth“. Zus. 2 S. Mit den Umschlägen. Gr. 4to. New York 23.X. und 9.XI.1968.
400 €
An seine Übersetzerin Gisela Günther (hier schon verh. Zuckmayer), die mit der Übertragung seines autobiographisch beeinflußten Ro mans „When she was good“ (1967) beschäftigt war und ihn um Erläute rung einiger nicht ganz klar zu interpretierender Stellen gebeten hatte. Roth gibt ausführlich Auskunft:
„... The lines of poetry on page 167 are from the English poet, A. E. Housman (1859-1936) and I think they come out of his book, A Shrop shire Lad - though I‘m not shure any longer. I chose those lines because that‘s the kind of stuff you‘d find quoted in a highschool yearbook. I would imagine that other parts of the book might be puzzling to a foreign translator - particularly in the Roy-section, beginning on page 43. There are not only the references to American football, but the entire tone of the chapter, which is quite deliberately banal and even chliche-ridden. Hopefully, an approximation of Roy‘s mind ... I won der, by the way, if you are familiar with the source of the title. It comes from a sort of nursery rhyme, which most American children are familiar with - There was a little girl /Who had a little curl / Right in the center of her forehead, / And when she was good / She was very good, / And when she was bad / She was horrid. - Any other questions, please write. I‘ll try to give you prompt replies [23.X.1968] ... Page 12. Willard is thinking of the spirit of his father, and his father‘s life. - Page 47. The room Roy is referring to is his room at home. It had been the attic but has been converted into a bedroom ... Page 38 ... Willard is saying, in effect, that it is unfair for him to be punished by illness or anxiety, for a life in which he has tried to do his best for other people ...“ [9.XI.1968].
- Wertvolle Erläuterungen „dunkler“ Stellen in dem Roman, der teil weise Roths Ehe mit Margaret Martinson Williams thematisiert und dessen Übersetzung durch Gisela Günther-Zuckmayer erst 1973 in Deutschland unter dem Titel „Lucy Nelson oder Die Moral“ erschien.
2360 Rückert, Heinrich, Sohn Friedrich Rückerts, Histo riker, Professor in Breslau (1823-1875). 3 eigh. Briefe m. U. „H. Rückert“ bzw. „Heinrich Rückert“. Zus. 92 /3 S., meist sehr eng beschrieben. Gr. 8vo. Breslau 1860-1870. 600 €
An den (nicht genannten) Staatsrechtler und Rechtshistoriker Her mann von Schulze-Gaevernitz. Zwei der drei Briefe sehr umfang reich; sie handeln großenteils von der politischen Situation in den Jahren 1860 und 1870. Einige Zitate: „... schwer ... wiegt bei mir das allgemeine oder politisch nationale Interesse, das jetzt doch mehr als je von Jedem ein festes Stehen bei Preußen auf die Gefahr aller mögli chen Opfer oder gerade wegen dieser Gefahr verlangt. Es ist denn doch nur eine Selbsttäuschung, wenn man sich damit beruhigt, man könne außerhalb Preußens der guten Sache ebenso oder noch bessere Dienste leisten. Das mag gehen, solange alles still u. gemüthlich sich entwickelt, aber sobald die Krisis eintritt u. sich Freund u. Feind scharf trennen, ist es eine bloße Phrase der Bequemlichkeit oder des Egoismus. Daß der Eintritt der Krisis seit unserem letzten persönli chen Verkehr bedeutend, ja mit Siebenmeilenstiefeln näher gerückt ist, wird wohl jeder zugeben, auch wenn er das allgemein verbreitete Gefühl davon, das schnell die Behaglichkeit des materiallen Erwerbs ... so furchtbar stört, nicht weiter beachten wollte ... Wäre nicht die äußere Seite unserer deutschen Volksseele durch Weichlichkeit u.
Materialismus so arg verwüstet - in der Tiefe ist sie noch kerngesund - so könnten diese Monstrositäten von Feigheit, Verrath und Kopflo sigkeit nicht erzeugt werden, zu deren Bestrafung ... ein physisch u. moralisch so räudiger Hund wie dieser neue Mann des Jahrhunderts in die Welt geschickt ist ...“. - Berichtet in der zweiten Hälfte dieses ersten Briefes von diversen Gelehrten und gemeinsamen Bekannten, darunter Theodor Mommsen, und erwähnt auch seinen Vater, den Dichter und Orientalisten Friedrich Rückert , der den Winter besser überstanden habe, als man erwarten konnte (Neuseß 21.IV.1860). - Während der zweite Brief (Breslau 13.IV.1863) mit Glückwünschen zur Hochzeit von Hermann und Louise Milde gefüllt ist, beschäftigt sich der dritte, wieder sehr umfangreiche Brief (Breslau 21.VIII.1870) ganz mit dem Beginn des Deutsch-Französischen Krieges. „... Wie ich diese letzten erhabenen Wochen verlebt habe, kannst Du Dir denken. Für die unvergleichliche Heldenhaftigkeit unseres Heeres giebt es kein zureichendes Wort, auch kaum für das Geschick u. den Geist der Führung. Es ist alles das, was die Thaten der Freiheitskriege so einzig aus dem wüsten Gemetzel der gewöhnlichen Kriegsgeschichte herausheben, nun noch geläuterter, plastischer u. großartiger wieder vor unsre leiblichen Augen getreten u. ich kann weiter nichts sagen als: womit habe ich unwürdigster verdient, das zu erleben, was ich sonst als fernen Traum einer fernen Zukunft mir möglich oder kaum möglich dachte? ...“. - Er sagt aber doch noch sehr viel, was die näch sten 3 Seiten eng geschrieben füllt. - Inhaltsreiche zeitkritische Be
Autographen
trachtungen und Kommentare Heinrich Rückerts, die in ihrer lebhaf ten und gefühlsmäßigen Anteilnahme an allem Geschehen weit über das hinausgehen, was man von einem akademischen Historiker er warten durfte. - Der erste Brief mit starken Defekten an einer Ecke, der dritte mit einem Einriss, alle drei mit kleinen Heftungslöchern; Anstreichungen von der Hand des Nationalökonomen Gerhart von Schulze-Gaevernitz, Sohn des Adressaten.
2361 Rühmkorf, Peter, Schriftsteller, bedeutender Lyri ker, Essayist und Pamphletist (1929-2008). Eigh. Manu skript. 74 S. auf 73 Bl. Mit dem eigenhändig beschrifteten Umschlag mit Absender. Gr. 8vo und folio. Hamburg (1977). 450 €
Notizen, Auszüge und Anmerkungen bei der Lektüre des Buches von Christian Enzensberger, „Literatur und Interesse. Eine politische Ästhetik mit zwei Beispielen aus der englischen Literatur (München 1977), zum Zweck einer Rezension. Die Substanz der umfangreichen Aufzeich nungen erschien dann als Buchbesprechung im November 1977 in der „Zeit“ Nr. 49/1977. Die hier vorliegende handschriftliche Material sammlung dazu übersandte er einem Interessenten mit einem hier eben falls vorhandenen eigenhändigen Begleitbrief, in dem es heißt: „... es hat
etwas gedauert, erst war ich im Urlaub, dann drangen Termine massiv auf mich ein, u. a. Besprechung Christian Enzensberger ‚Literatur und Interesse eine politische Ästhetik‘ - da liegen hier nun die (handschriftli chen) Notizen bei ...“. - Aus den flüchtig geschriebenen, schwer leserli chen Texten, deren Blätter mehrmals von 1 an (z. B. 1-25) nummeriert sind, ist bei oberflächlicher Prüfung nicht eindeutig zu erkennen, ob es sich ausschließlich um Notizen für diese Rezension oder auch noch zu anderen Themen handelt. - Beiliegend ein Abdruck von Rühmkorfs Besprechung aus der „Zeit“ und eine Rezension von Ulrich Greiner aus der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zu demselben Buch.
2362 Sahl, Hans, Schriftsteller, Übersetzer, Literatur-, Film- und Theaterkritiker, emigrierte 1933 nach Frank reich, dann in die USA (1902-1993). 30 Gedicht-Typo skripte, davon 24 mit eigenhändigen Korrekturen (Tinte, Bleistift, grüner und schwarzer Filzstift). Zus. 41 S. und 3 Titelblätter. Gr. 4to. (New York) 1979-1981.
2.500 €
Typoskripte, nach Diktat im Zeitraum Sommer 1979 bis Sommer 1981 in New York aufgenommen bzw. überarbeitet. Der fast erblinde te Dichter führte eigenhändige Ergänzungen, kleinere und größere Korrekturen, Wort- und Vers-Umstellungen aus. 11 Gedichte liegen in zweifacher Ausführung bzw. unterschiedlicher Fassung vor. Die maschinenschriftlichen Deckblätter sind betitelt: „Fruehere Ge dichte; Einige Krankenhausgedichte; Gedichte aus St. Gallen (1977). Diese letzteren sind von 1-18 handschriftlich nummeriert: 1. Es fallen die Dinge (2); 2. Einem Dichter ; 3. An eine First Lady (2); 4. Es steigt Rauch auf wo ein Mann sitzt (2); 5. Kollegen/Kantonsspital (2); 7. Heiterer Nach mittag ; 8. Meinem Freund Hans Bruck, gestorben 1969 in New York (2); 9. Ein Mann überschreitet seine Schwelle (2); 10. Das Meer im Ausschnitt des Autos (2); 11. Seebilder, eine Skizzenreihe (2); 12. Meine Generation hat ein grosses Thema; 13. Vietnamesisches Wiegenlied; 14. Schwierigkeiten im Verkehr mit dem Dichter Bert Brecht ; 15. Die Zeit (2); 16. Kinder baden in Fluessen; 17. Denk ich an Deutschland in der Nacht (2); 18. Bericht über einen Toten der Zwanziger Jahre. - Ohne Nummerierung: Mein Haus (2); Der die Pyramiden erbaute (1 S. vollständig eigenhändig). - 14 der hier vorliegenden Gedichte sind in verschiedenen Büchern und Zeitschrif ten abgedruckt; die übrigen sind bisher unveröffentlicht oder mögli cherweise unter einem anderen Titel erschienen. - Seit 1941 in den USA ansässig gewesen, wo die meisten seiner literarischen Werke ent standen, kehrte Hans Sahl 1953 nach Deutschland zurück, hier wie dort mit großem Interesse an den politischen Kontroversen. Der nach ihm benannte „Hans-Sahl-Preis“ wird seit 1995 an Autoren vergeben, deren Werk für die Freiheit des Wortes steht. - Beiliegend der Gedicht band von Hans Sahl: Wir sind die Letzten. 2. durchges. Aufl. Heidel berg, Lambert Schneider, 1986 (= 50. Veröffentlichung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung). Abbildungen Seite 123
2363 Savoye, Joseph, dt.-franz. Schriftsteller, Jurist, oppositioneller Journalist und Politiker, wanderte nach Verfolgung in Deutschland nach Frankreich aus und war 1848 Gesandter der Französischen Republik in Frank furt a. M. (1802-1869). 4 eigh. Briefe m. U. „Savoye“. In deutscher Sprache. Zus. 12 S. Gr. 8vo und kl. 8vo. Paris und Frankfurt 1843-1848.
„Tröstungen in der Verbannung“
Größtenteils umfangreiche Briefe an die Redaktion der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ mit Beschwerden und Kritik an Artikeln, ver bunden mit Savoyes Kommentaren zu aktuellen Zuständen und Zeitfragen. Am 15. November 1843 schreibt er aus dem Pariser Exil: „Wundern Sie sich nicht, ... einen Brief von meiner Hand zu erhalten. Ich habe nicht leichten Sinn genug, um mich über den Verlust wack rer Freunde und den wohlwollenden Verkehr schätzbarer Leute ohne weiteres zu trösten, und die Sophismen meiner Eigenliebe sind mir dafür nur ein sehr schlechter Ersatz. Meine Verbindung mit der Allgem. Zeitung, die Sie mit einer eben so verdienstlichen als schnei digen Gewandheit, und einer das Beste erstrebenden Beharrlichkeit leiten, die alle Rechtlichen mit Hochachtung für Sie erfüllen muß, meine Verbindung mit Ihnen gehört zu den Tröstungen, die mir in der Verbannung gegönnt wurden; ich werde sie nur dann aufgeben, wenn Sie es durchaus wollen. Ich begreife jetzt, nach Monaten, besser warum Sie meine beiden Aufsätze ‚über Gutzkow in Paris u. ‚deut sche Litteratur in Frankreich, Marnier etc.‘ nicht aufgenommen haben; aber darum weil ich es begreife, will ich es auch aussprechen. - Daß Ihnen Frankreich in diesem Augenblick nicht das wichtigste Land in Europa ist, kann ich mir denken, daß Sie keine politischen Artikel von mir aus Paris erwarten, weiß ich, und ich habe weder Lust noch Liebe dazu. Aber der Stoff zu diesen Mittheilungen, die Ihnen sonst willkommen waren, und die dem Zeichen = [offenbar eine Art Signatur bei anonymen Aufsätzen Savoyes] ehemals ... eine günstige Aufnahme verschafften, ist nicht ausgegangen, ich möchte es versu chen, den Faden wieder anzuknüpfen ...“. Übersendet einen Aufsatz „zu jenen schönen Studien, die den Charakter der Völker in ihrer Sprache zu ergründen suchen“.
Im Februar 1844 sendet er einen 51/2 Seiten langen Brief über seine politische Haltung und Gesinnung, beginnend: „Wie in aller Welt kommen Sie dazu, mein lieber Herr, mir von Communismus zu sprechen? Haben Sie in meinen Einsendungen während langer Jahre davon je eine Spur bemerkt? Ja, allerdings, ich halte noch immer an meiner politischen Überzeugung früherer Jahre, was aber hat die mit dem Communistenwesen gemein?“ Es folgen lange staats- und gesell schaftsphilosophische Betrachtungen.
Am 19. August 1848 (mit dem seltenen Briefkopf „République fran çaise. Légation de France à Francfort“) bittet Savoye um die Aufnah me einer „Berichtigung, und zwar, wenn ich um diese Gefälligkeit bitten darf, an der Stelle der gewöhnlichen Correspondenz-Artikel im Blatte selbst. Dabei kann ich, in Berücksichtigung meines langjähri gen freundlichen Verkehrs mit der A. Z. nicht umhin, mich bitter über die mißliebige Annahme einer so durchweg grundlosen Beschul digung, über die Verbreitung so leichtsinniger Verdächtigung zu beklagen. Kaum sind es 2 Wochen her, daß ich dem H. Kolb [Chefre dakteur der Allgemeinen Zeitung] persönlich, in vertrautem Gespräch, die offene Lauterkeit und die ehrliche Absicht meiner Stellung in Frankreich dargelegt habe; soll ich annehmen daß derselbe der ober flächlichen Bezichtigung eines Pariser Correspondenten mehr Glau ben schenkt als meinem ehrlichen Worte? ...“. - In einem kleinen Briefchen an Dr. G. Rolle beklagt sich Savoye über ein anderes Thema: „Ich schreibe Ihnen ... mit wahrer Betrübniß. Wer in aller Welt hat so gegen Meyerbeer schreiben können, wie im Brief vom 1. Februar ... steht? Ist es nicht niederschlagend und schmerzlich zu lesen daß deutsche Blätter ihre edelsten Vertreter so in den fremden verun glimpfen? Ich betheure Ihnen die Wahrheit meiner Erwiderung und kann sie durch Namen und Thatsachen belegen. Vergönnen Sie mir die Aufnahme derselben, ich hoffe Sie werden sie in der Form würdig und unverletzend finden ...“. - Interessante Briefe eines Emigranten, der schließlich in England starb, ohne dauerhaft nach Deutschland zurückgekehrt zu sein.
Abbildung
2364 Schönlank, Bruno, Lyriker, Dramatiker, Romanund Hörspielautor mit politisch-sozialdemokratischer Tendenz, galt als „Arbeiterdichter“, zeitweilig der Sparta kus- Gruppe nahestehend, emigrierte 1933 in die Schweiz (1891-1965). Eigenhändiges, signiertes Manuskriptblatt mit 2 Gedichten sowie eigh. Brief mit zweimaliger Unter schrift „Bruno Schönlank“. Zus. 6 S. Kl. 4to. Schmira bei Erfurt 2.I.1920.
600 €
Die Gedichte sind betitelt „Rotes Leuchten, fliege auf!“ (20 Zeilen) und „Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg“ (30 Zeilen): „Wir brauchen Beide nicht zu nennen. / Sie sind in unsrer Herzen Brennen, / Im Flattern unsrer roten Fahnen, / In unsrer Menschheit Zukunftsahnen. / Und liegt die Welt in Not und Schwären, / Sie muß sich dennoch neu gebären. / Aufstehn der Namenlosen Scharen, / Die ihnen gleich uns Blutsaat waren ...“ (etc.). - Der ausführliche Brief meldet der pro minenten Schauspielerin Tilla Durieux , die seine dramatische Pro duktion freundschaftlich begleitete (kurz vorher war Schönlanks Kinderbuch „Sonniges Land“ mit Illustrationen von George Grosz im Verlag von Tillas Ehemann Paul Cassirer erschienen), die Fertigstel lung seines Dramas „Brennende Zeit“, dessen Manuskript er offenbar beifügte: „... Mein Kindlein ist zur Welt gekommen. Am 23. Decem ber kam ich nach hier und ich brütete wie eine brave Gluckhenne. Ich
verließ mein Zimmer kaum. Aus dem Haus bin ich überhaupt nicht gekommen. Nun ist es da - / das Drama, / die Tragödie / das Mysterien spiel / oder wie ich es sonst nennen soll. Ich weiß es nicht recht und möchte Sie recht herzlich zur Gevatterin bitten ... Ich habe mich anfangs sehr an meinem Kind gefreut. Der Vaterstolz! Nun kommt schon die Reaction. Was soll ich mit ihm anfangen, wenn ihm die Mutter fehlt. Breiten Sie also bitte die Arme aus, und herzen und küssen Sie das Kind lein, denn Sie trugen zu einem großen Teil dazu bei. Denn Sie gaben mir in den schönen Stunden so wundervolle Anregungen ... ich habe mich auf das Äußerste beschränkt, aber meinen Chor habe ich doch hineingeschmuggelt, mais tout petit ... dann gaben Sie mir noch Eines: und das war das Allerschönste: Vertrauen in mich. Nun möge es der Himmel gut meinen mit dem Drama. Schreiben Sie mir bitte mög lichst bald, denn ich brenne wie meine ‚Brennende Zeit‘ auf Nachricht von Ihnen ... Noch eines: Ich möchte gern wissen, ob es noch einer besonderen ‚Gebrauchsanweisung‘ für das Stück bedarf. Ich meine, es ergibt sich bald alles von selbst ...“. - Der Hinweis auf den Chor verrät Schönlanks Vorliebe: bis 1954 verfasste er noch 9 weitere Chorwerke. - Beide Teile gelocht. - Selten. Abbildung
2365 Schreyer, Lothar, expression. Schriftsteller, Lyri ker, Dramaturg, Maler und Graphiker, Bauhaus-Meister (1886-1966). „Franziskus. Gedichte“. Zunächst handschrif t lich hergestellte, im Umdruckverfahren vervielfältigte
Gedichtsammlung nebst angehängtem Werkverzeichnis. Mit eigenhändig beschriftetem, zweimal signiertem und datiertem Vortitel. Zus. 14 Bl., einseitig beschriftet. Gr. 8vo. Kartonierter, orangefarbener Umschlag (leichte Knickspuren) mit Fadenheftung. O. O. 1927.
300 €
„An meine Freunde I. - Februar 1927. Lothar Schreyer“ (eigenhändige Beschriftung des Vortitels, am oberen Rand nochmals datiert und signiert:) „am 29. Juli 1927. Lothar Schreyer“. - Diese frühe Ausgabe nicht bei Raabe 268,9, wo nur ein 12seitiges Heft „Dichtungen“ (BerlinLichterfelde 1928) angegeben ist, während unsere Sammlung Vortitel und 9 Seiten Gedichte sowie einen Zwischentitel und 3 Seiten Werk verzeichnis, insgesamt 14 Seiten, umfasst. Das Verzeichnis lieferbarer Schriften und Graphiken nebst Preis-Angaben für Interessenten nennt „Manuskripte“, „Linoleumschnitte“, „Öffentliche Vorträge im Zentral institut für Erziehung und Unterricht“, „Öffentliche Vorträge in den Lehrstätten Der Weg “, „Rundfunk Deutsche Welle (1300): Fünf Vor träge: Kunst und Erziehung“; alle Texte „im Umdruckverfahren ver vielfältigt“. - Wie auch andere Expressionisten wandte sich Schreyer in späteren Jahren der christlichen Mystik zu. - In dieser Form sehr selten.
„eine Feldausgabe der Marmorklippen“ 2366 Schüddekopf, Jürgen, Sohn des Weimarer Litera turhistorikers und Klassik-Forschers Carl Sch., Journalist und Rundfunk-Redakteur, laut Siegfried Lenz „ein Lite raturkenner von Rang“ (1909-1962). 2 eigh. Briefe m. U. „Schüddekopf“. Zus. 5 S. Kl. 4to. (Ostfront in Russland) 21.VIII. und 14.IX. (1942).
150 €
Der erste Brief an den Journalisten Werner Fiedler schildert Schüdde kopfs erste Eindrücke an der Ostfront beim Stocken von Hitlers Russ land-Feldzug, an dem Schüddekopf hier als Mitglied eines „Berichter trupps“ teilnimmt. „... Ich war grad 24 Stunden in dem Frontstütz punkt unseres Berichtertrupps, als auch schon der Russe da war und die seit Monaten stille Front ein Schlachtfeld wurde, auf dem ich schnel ler und gründlicher, als anzunehmen war, die ersten Kriegserfahrungen machte. Ich war noch in den ersten Stunden der russischen Angriffe im ersten Einsatz und die anderen folgten ziemlich schnell, so daß ich äußerlich, geschweige denn innerlich nicht zur Ruhe kam. Noch etwas verwirrt von den Eindrücken der Fahrt, die ich z. T. im LKW machte, was etwas mehr Aufschlüsse ermöglichte, als die doch immer sehr neutrale Schienenlandschaft, wurde ich nun mit Bildern, Ein drücken und Erlebnissen überschüttet, daß mir - wie ich jetzt merke - der Boden unter den Füßen wegsackte ... Diese Abwehrschlacht um Rostov hat ziemlich heftigen Charakter und besonders der Einsatz von Luftwaffe und schwerer Artillerie soll ungewöhnlich sein - ich hoffe es für meine kriegerische Zukunft, denn dieses Leben in einer dröhnenden Glocke von Detonationen macht à la longue etwas hyste risch; wenn man auch schläft, so jagen einen nahe Einschläge wieder hoch ...“. Erörtert dann die Herausgabe eines Almanachs in Berlin und die Behandlung von „Almanach-Mappen“, bis er wieder auf Russland zu sprechen kommt: „... Mit mir steht es so, daß ich 6-8 Wochen Fronteinsatz haben sollte und dann für die Schriftleitung des „Durch bruch“ in Minsk vorgesehen war ... Minsk ist besonders für den Win ter ein sehr begehrter Posten und einige dienstältere Kollegen der PK drängeln mit kräftigen Ellbogen dahin ... Das sommerliche Land mit seiner weiten, großartigen Fruchtbarkeit ist das wichtigste Erlebnis, mit dem man sich immer wieder ausbalancieren kann. Aber der Herbst meldet sich spürbar mit kalten Nächten ... man kann sich schon aus
rechnen, bis wann die Filzstiefel dasein müssen ...“. - Der zweite Brief an den Schauspieler Mathias Wieman, dem er für einen „sehr beglü k kenden Zuruf“ dankt und den er wegen des Verlustes seiner „häusli chen Welt“ und seiner Bücher im zerstörten Hamburg bedauert. „... Sie würden mir eine große Freude machen, wenn Sie den beiliegenden, ein wenig abgegriffenen Band bei sich aufnehmen - eine Feldausgabe der ‚Marmorklippen‘ [von Ernst Jünger], die mir ein Kamerad schenk te, neben dem ich in der ‚Stalin-Orgel‘ lag ...“.
Mit dem „Abt Jerusalem“
2367 Stammbuch eines Jura-Studenten in Helmstedt und Göttingen. 74 Bl., davon 100 S. beschrieben oder illu striert. Brauner Lederband d. Z. (etwas berieben) mit rei cher floraler Vergoldung auf Rücken und beiden Deckeln, Rückenschild „Andenken zur Freundschaft“, BuntpapierVorsätzen und Goldschnitt. Quer-gr. 8vo. 1787-1794. 450 €
Trotz recht kurzer Zeitspanne ein dicht beschriftetes Stammbuch, das den Inhaber zuerst am 10. September 1787 in Helmstedt anzeigt, wo dann auch die allermeisten Eintragungen stattfinden. Ein Jahr später, im September 1788, erfolgt eine Vielzahl von Beiträgen, nicht nur in Helmstedt, sondern auch in Schöningen, Marienthal und Braunschweig. In Helmstedt schreiben sich die Jura-Professoren Christian August Günther (1758-1839), Ernst Ludwig August Eisenhart (1762-1808) und Albert Philipp Frick (1733-1798) ein, in Braunschweig am 17. Okt. 1788 der berühmte Theologe Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem,
Abt des Klosters Riddagshausen und in der Literatur der Aufklärung prominent vertreten (1709-1789). Ansonsten finden sich zwar viele Träger berühmter Namen in dem Stammbuch, aber jeweils nur Ver wandte der prominenten Personen: ein Graf Hardenberg; Wilhelm Friedrich und Otto Chr. Gleim (Göttingen 22.IX.1789); C. A. Kestner (Helmstedt 1788); diverse Verwandte des großen Braunschweiger Hofbaumeisters Carl Theodor Ottmer: August, Sophie, Auguste, Wi l helmine und ein F. W. Ottmer in Marienthal (August als Prior), ein J. F. S. Ottmer in Schöningen (alle im Sept. 1788); zwei Familienmitglieder Abich aus Schöningen und Braunschweig erinnern an Ottmers Ehe frau Clementine Abich. - Sogar aus England stammende Studenten sind in Helmstedt vertreten, die Pope und Dryden zitieren. - Bei vielen Beiträgern hat der Inhaber des Stammbuchs den weiteren Lebensweg notiert. - Das Vorhandensein von nur 2 unbedeutenden Blumen-Aqua rellen als einzige Illustrationen kann daran liegen, dass etliche Blätter irgendwann entnommen worden sind; stellenweise ist die Schrift verblasst, so auch beim Register am Schluß. Dennoch interessantes Stammbuch mit schönem Einband. Abbildung Seite 122
2368 - des Pharmazeuten C. F. Niese in Meißen. 149 Bl., davon 76 S. beschrieben oder illustriert. Mit 12 Aquarel len, 1 Sepia-Zeichnung, 1 kolor. Umissradierung und 1 Seidenstickerei auf Satin. Quer-gr. 8vo. Weinroter Leder band d. Z. (etwas beschabt) mit goldgepr. floralen Bordü ren und Eckfleurons auf beiden Deckeln, reicher Rüc ken
vergoldung und grünem Rückenschild „Pour l‘amitié“ (die ses defekt), Stehkantenvergoldung und Goldschnitt. Vor derer Spiegel mit goldgepr. Monogramm „C. F. N.“, hinte rer Spiegel mit goldgepr. Jahreszahl „1802“. 1799-1820. 250 €
Die Eintragungen, z. T. von Pharmaziestudenten oder Apothekern, vorwiegend in Meißen, ferner Dresden, Herzberg, Freyberg, Krakau, Finsterwalde und anderen kleinen Orten. Unter den z. T. sehr feinen aquarellierten Federzeichnungen ein reizendes Stillleben mit roten und weißen Johannis- und Himbeeren (signiert Joh. Heinrich Knöbig), ferner die Spitze des Meißener Stadtturms mit Schaulustigen auf der Plattform (aquarellierte Federzeichnung von Johann Gottfried Lotze) sowie ein Blumenbouquet mit Schmetterling. Eine Sepiazeichnung zeigt eine Landschaft mit einem Paar unter einem Ruinen-Torbogen; eine sehr fein kolorierte Ansicht zeigt ein Schloß mit Park, im Vorder grund Spaziergänger. Die Ansicht eines von Bäumen flankierten Denk malsockels ist in Seidenstickerei ausgeführt. Ein Aquarell mit Mars und Minerva stammt von einem Trittelwitz aus Moskau. - Leider erheb liche Erhaltungsmängel: durchgehend etwas fingerfleckig und z. T. unfrisch; die Sepiazeichnung mit Abriss am Rand; 6 Bl. mit Löchern durch Abreißen von eingeklebten Andenken verschiedener Art; die Ansicht des Schlosses mit Einriss; das letzte Blatt verso mit Stempel spur; einige Bl. entfernt. - Trotz solcher Mängel ein interessantes Mei ßener Apotheker-Stammbuch mit feinen, kleinen und großen, Blumena quarellen und einem dekorativen Einband. Abbildung
2369 - aus einer Familie Knobloch in Breslau. 80 Bl., davon 38 S. beschrieben oder illustriert. Mit 2 Aquarel len, 3 kolor. Kupferstichen und 2 Blumenstickereien. Quer-8vo. Karminroter Halblederband d. Z. mit vergol deten Deckelbordüren, figürlichen Mittelstücken und
Eckfleurons, reicher Rückenvergoldung und grünem Rückenschild „Denkmal meiner Freunde“ sowie Gold schnitt. 1820-1826.
150 €
Vollständig schlesisches Stammbuch mit Eintragungen von Mitschü lern, Freunden und Familienangehörigen in Breslau, Schweidnitz, Koberwitz, Deutschhammer, Strehlitz und kleineren Orten. Ein Aqua rell, wohl 1826 in Schweidnitz entstanden, zeigt drei Pfeife rauchen de Studenten, sitzend am Tisch in einer ärmlichen Stube mit zwei Betten. Weiterer Buchschmuck sind zwei schöne Blumenstickereien. - Von den drei kolorierten Kupferstichen sind leider zwei durch Ox y dation der Bleiweiß-Farbe beeinträchtigt; sonst hübscher Band. Abbildung
2370 - des Friedrich Rehfeld aus Neuzelle (KlosterStandort in der Niederlausitz). 92 Bl., davon 66 S. be schrieben. Mit 1 Kalligraphie, 1 getuschten Silhouette (lose beiliegend), 1 kolor. Lithographie (lose beiliegend) und 1 Haarzopf. Quer-8vo. Roter Pappband der Zeit (Rückenkanten zerschlissen) mit Blindprägung im Kathe dralstil, Aufdruck „Souvenir“ und vergold. Bordüren, grünem Rücken mit goldgepr. Aufdruck „Souvenir“; Goldschnitt. In zeitgenöss. Pappschuber (dieser stark beschabt). 1835-1851.
Die allermeisten Eintragungen 1835 in Neuzelle, wo sich zu dieser Zeit ein Waisenhaus und ein Lehrerseminar befand. 1836-1839 folgen einige Beiträge in Georgenthal, dann noch vereinzelte Nachträge 1842 und 1851 aus anderen kleinen Orten. - Die Silhouette, gefertigt 1835 von Reinhold Schmidt, zeigt vielleicht den jungen Friedrich Rehfeld. Diesem ist auch das Monogramm „F R“ gewidmet, das ein Mitschüler
aus einem längeren Text in mikroskopisch kleiner Schrift kunstreich geformt hat. - Beiliegend 2 Karteikarten, auf denen der Vorbesitzer das Stammbuch akribisch untersucht und vieles kommentiert hat. Abbildung Seite 124
2371 Stammbuch-Kassette eines Studenten Neumei ster aus Magdeburg. 43 Bl., davon 53 S. beschrieben oder illustriert. Mit 3 Aquarellen, 1 kolor. Kupferstich, und einer Reihe kleiner Federzeichnungen. Quer-8vo. Lose Bl. mit Goldschnitt in einer braunen Pappdecke d. Z. (etwas bestoßen und beschabt) im Pappschuber d. Z. 1797-1838. 150 €
Auf die ersten Eintragungen in Magdeburg folgen Beiträge in Rudol stadt und 1807 in Quittelsdorf, wo sich - ungewöhnlich - auch Neu meisters Ehefrau einschreibt: „Liebe mich, Wie ich Dich! - Deine Frau Dorothee Neumeister.“ 1809-1810 studiert Neumeister in Jena, wo die Stammbuch- teilweise zu Stammtisch-Blättern werden. Einzelne spätere Blätter stammen wieder aus Rudolstadt und Quittelsdorf, von denen mindestens eines nicht an Neumeister gerichtet ist. - Einige Gebrauchsspuren. Abbildung Seite 124
2372 - eines jungen Mannes D. F. B. aus Frankfurt a. M. 66 Bl., davon 18 illustriert, 4 leer. Mit 1 Aquarell, 8 kolor. Kupferstichen, 4 Perlenstickereien, 2 Nadelbildern und 3 Bl. mit geflochtenen Bändern. Quer-8vo. Lose Bl. mit Goldschnitt in karminrotem Lederband d. Z. in der Art eines Stammbuchs, mit zweifachen, vergold. Fileten auf beiden Deckeln, vergold. Mittelstücken (vorn: „D. F. B. 1813.“), Rückenvergoldung mit grünem Rückenschild „Denkmal der Freundschaft“ sowie Stehkantenvergoldung und imitiertem Grünschnitt. In grünem Pappschuber d. Z. (dieser fleckig und beschabt). 1813-1850.
Eine Reihe von Eintragungen ab 1813 in Frankfurt; Ende 1817 bis 1822 Amsterdam und Lyon. Dann tritt eine lange Pause ein, und erst 1848 beginnen Beiträge aus Vilbel, bis man sich 1849-1850 wieder in Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen befindet. Die dortigen Eintragungen nicht nur auf holländisch, sondern oft auch auf deutsch. Das Aquarell zeigt eine Meeresküste mit mehreren Segelschiffen. Die deutschen, fein kolorierten Kupferstiche (2 verlegt bei T. V. Poll) zeigen hübsche Szenen mit Denkmälern oder Allegorien der Freund schaft. Die Nadelbilder mit Blumendarstellungen und die kunstvol len Perlenstickereien sind 1849-1850 in Holland gefertigt. Der schöne, elegante Einband frisch erhalten. Abbildung
2373 - einer Christel in Bad Berka (Thüringen). 54 Bl. Mit 6 Aquarellen, 3 (2 kolor.) Kupferstichen, 1 kolor. Litho graphie, 1 geflochtenen Seidenband und 2 Haarlocken. Quer-8vo. Lose Bl. mit Goldschnitt in grüner LederKassette d. Z. (Kanten gering beschabt) in der Art eines Stammbuchs, mit floralen Bordüren und Mittelstücken auf beiden Deckeln, Rückenvergoldung mit Rückentitel „Meinen Freunden gewidmet“ sowie mit imitiertem Gold schnitt. In marmor. Pappschuber 1824-1828.
450 €
Die meisten Eintragungen in Berka, Eisenberg, Gera, Weimar, Ruhla und diversen kleinen thüringischen Orten. Eine aquarellierte Feder zeichnung zeigt den „Küchengarten bei Gera“. Ein anderes, kurioses Blatt mit einer Art Palme im Mittelpunkt und Säulenstumpf nebst
Andenken-Schrift von 1825 zeigt ein Kornfeld, aus dem links ein Hund, rechts ein Wildschwein herausschaut. Zwei Aquarelle zeigen hübsche Flusslandschaften mit Brücken und Booten. Zwei der Kupfer sind mit bedruckter Seide versehen. - Beiliegend 3 Blätter von 1846 und 1852, ein Brief der Mutter der Stammbuch-Inhaberin sowie 2 ausgeschnittene Blumenstücke. - Schöner Einband. Abbildung
2374 - des August Büttner in Holzminden (Weser). 38 Bl., davon 37 z. T. zweiseitig beschrieben oder illustriert. Mit 1 Aquarellen und 2 Bleistift- und 2 Kohlezeichnungen. Quer-8vo. Lose Bl. in roter HLeder-Kassette d. Z. (etwas beschädigt) mit Deckelprägung und Rückenvergoldung sowie RTitel „Der Freundschaft gewidmet“. Holzminden und Gandersheim 1827-1830.
150 €
Fast alle Eintragungen entstammen dem Jahr 1830 in Holzminden, dem Gründungsjahr der dortigen Baugewerkschule, so dass anzunehmen ist, dass ein großer Teil der Stammbuch-Beiträger Kommilitonen Büt t ners an der Bauschule sind. - Eine hübsche Bleistiftzeichnung zeigt eine romantische Wassermühle. - Beiliegend eine Karteikarte mit umfang reichen Bleistift-Notizen des Vorbesitzers zum Inhalt der Kassette.
2375 eines Heinrich Hinrichs in Bremen und Olden burg. 93 Bl., davon 88 beschrieben oder illustriert. Mit 1 geschnittenen Silhouette (lose beiliegend), 1 Zeichnung in Grisaille-, 1 in Sepia-Manier, 2 Aquarellen, 1 Feder zeichnung und 1 Bleistiftzeichnung. Lose Bl. mit Gold schnitt in roter Halbleder-Kassette in Form eines Albums mit reicher rhombenförmiger Rückenvergoldung und Rückenschild „Denkmal der Freundschaft“ sowie doppel ten vergold. Deckelfileten mit Eckfleurons. 1830-1846.
300 €
Die meisten Eintragungen in Oldenburg, Bremen, Höxter, Emden und Borgholzhausen sowie anderen Städten und Orten Niedersachsens. Ein Aquarell zeigt die „Ruinen der alten Burg Ravensberg von der Nord-
West-Seite“. In Herford schreibt am 12. April 1839 ein Hermann Schauenburg ein Gedicht von 7 Strophen zu je 4 Zeilen ein. Vielleicht handelt es sich um den 1819 in Bünde (Westf.) geborenen Mediziner dieses Namens, der 1853 einen Band „Gedichte“ veröffentlicht hat.Dekorativer Einband. - Beiliegend 6 Karteikarten, auf denen der Vor besitzer der Kassette den Inhalt akribisch aufgelistet, untersucht und interpretiert hat. Abbildung
2376 Sue, Eugène, überaus erfolgreicher franz. Schrift steller, von großer Breitenwirkung in ganz Europa (18041857). Eigh. Brief m. U. „Eugene Sue“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse. 8vo. (Paris, Nov. 1829).
180 €
An Félix de Coysy. „... Je commence d‘abord par te remercier de les ... utiles renseignemens que tu m‘as donnés sur mon affaire, j‘en ai profi té immediatement ...“. Bittet ihn um Unterstützung in einer anderen, finanziellen Angelegenheit. „... Je connois bien des juifs, mais ... je ne voudrais payer qu‘un intéret honnête, 10 ou 15 tout au plus sous une aussi petite somme ...“. - Beiliegend ein Exemplar der von Alexandre
Dumas allein herausgegebenen Zeitschrift „Monte Cristo“, das ein Holzstich-Porträt und eine 16 Seiten umfassende Biographie Eugène Sues von Alexandre Dumas enthält. Ferner beiliegend ein StahlstichPorträt Sues mit faksimilierter Unterschrift; beide Beilagen in gr. 4to.
2377 Tieck, Ludwig, Dichter und Übersetzer, einer der Hauptvertreter der deutschen Romantik (1773-1853). Eigh. Brief m. U. „L. Tieck“. 12 /3 S. Gr. 4to. Berlin 28.XII.1847. 600 €
Wohl an einen befreundeten Rechtsanwalt, wegen eines Testaments. „Können Sie mich nicht ... auf eine Viertelstunde besuchen? Es bringt mich in Verlegenheit, daß das Testament aus Dresden nicht ankommt. Oder können Sie mir mit zwei Worten schreiben, ob ich ein Recht dazu habe, den Blechkasten nun zu eröffnen, um selbst zu sehen, wie viel er enthält? Ich habe ihn seit lange in einziger Verwahrung gehabt, er war mir eigentlich immer anvertraut. Es ist vielleicht kindisch, daß ich so gewissenhaft bin. In Ihrer Gegenwart wär es mir lieber ...“. - Dabei: Friedrich Tieck, Ludwigs jüngerer Bruder, der bedeutende Bildhauer, schuf Büsten zahlreicher prominenter Zeitgenossen (1776-1851). Eigh. Albumblatt m. U. „Friedrich Tieck“. 2 Zeilen. Am oberen Rand eines
Autographen
Großquart-Doppelblattes. Berlin 8.III.1841. - Ungenaues MephistoZitat aus Goethes „Faust“: „Grau Freund ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum“. - Bei diesem Blatt etwas gebräuntes Papier.
2378 Werfel, Franz, Schriftsteller (1890-1945). Eigh. Brief m. U. „Franz Werfel“. 4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Leipzig 25.VI.1914.
600 €
Begeisterter Huldigungsbrief an die Schauspielerin Tilla Durieux, die einen Vortrag über das Wesen des Theaters gehalten hatte. „... leider war es mir bei Ihrem gestrigen Vortrag in Leipzig nicht möglich, Ihnen ganz zu sagen, wie sehr begeistert, ergriffen und einverstanden ich mit Ihren Worten war ... Ich habe noch niemals den Sinn des Theaters und des Schauspielers so verstanden gesehn, wie gestern. Nach allem Schwach sinn, den man in den letzten Jahren zu hören bekam, war für mich Ihre Erklärung zum Theatralischen ein Glück und eine Erquickung. - Es wird ein großer Mut und viel Verwegenheit dazu gehören, dieses herrliche Theatralische, ... Maßlose, erhaben Unnatürliche wieder- oder neu herzustellen. - Aber darf ich mir herausnehmen, Ihnen zu sagen, daß ich in Ihrem Spiel schon das Wesen dessen finde, was ich für den Stil einer neuen Tragödie fordern möchte. - Ich hatte das Glück, Sie ... vor
einiger Zeit in Prag in drei Rollen zu sehen, und ich muß gestehn, daß mein Enthusiasmus mich wieder zu einem kleinen Gymnasiasten machte, der bei der Bühnentür wartend Sie nicht anzusprechen wagte. Jetzt aber, nach Ihrem Vortrag bin ich sehr froh, in Ihnen als Schau spielerin eine Parallele dessen zu finden, was ich als Dichter in einer Tragödie erfüllt sehen möchte. Vielleicht kommt wieder die schöne Zeit, wo man etwas wie eine Andromache, Jungfrau von Orleans, Esther, mit der Vorstellung an die Kunst einer Schauspielerin schreiben kann. Unvergessen seien Ihrer Judith, die wunderschönen, den Sinn der Rede im Tiefsten erfüllenden Akzente auf den Worten: Zimbelklang , Pau ken schall ! Als ich das hörte, hatte ich jene enthusiastischen Tränen in den Augen, die mir sonst nur bei der Aida und dem Troubadour -Finale vergönnt sind ...“. Spricht dann von der Freude, „in dieser Welt der unzähligen Isolierungen ein geschwisterliches Wort entdeckt zu haben ...“. - Gelocht und mit sehr kleinem Eck-Abriß. Abbildung
2379 Wiechert, Ernst, Schriftsteller, zur NS-Zeit ver folgt und zur inneren Emigration gezwungen (18871950). Eigh. Brief m. U. „Ernst Wiechert“. 1 S. Quer-gr. 8vo. Rütihof am Zürichsee (Schweiz) 30.XI. [?] 1949. 150 €
An eine Leserin, die ihm wegen eines Gedichtes geschrieben hatte. „... ich leugne garnicht, daß ich es für keine kleine Zumutung ansehe. Wo sollte ich hinkommen, wenn alle meine Leser solche Wünsche hätten? Aber dann sagte ich mir, daß Sie nicht wissen konnten, daß ich seit vielen Monaten keine Stunde ohne Schmerzen mehr habe und an einem Buch schreibe. Und dann habe ich also ohne Groll geschrieben. Aber ich konnte Ihren Wunsch nicht erfüllen, weil ich den Text der Verse ... so auswendig nicht mehr ganz zusammenkriege. Nehmen Sie also mit diesen vorlieb. Sie sind ... ‚zweite Generation‘, und vielleicht sind sie schöner als die ersten ...“.
2380 Wildgans, Anton, österr. Schriftsteller, Burgthea ter-Direktor (1881-1932). Eigh. Brief m. U. „A. Wild gans“. 1 S. (Patent-Faltbrief m. Adresse). Gr. 8vo. SulzStangau bei Kalten Leutgeben (Österreich) 26.XI.1928. 120 €
An den Verleger Reinhard Piper in München. „... Ich empfing Ihr liebenswürdiges Schreiben vom 23. d. M., in dem Sie mir das Buch ‚Der lachende Gott‘ von Bruno Brehm ankündigen. Leider befinde ich mich nicht daheim, sondern in einer Heilanstalt, wohin mir Bücher - da mir jede geistige Arbeit dgl. verboten ist - nachgeschickt werden. So werde ich wohl erst nach meiner Heimkehr in den Besitz des Buches kommen und Ihnen dann, woferne eine Lektüre bis dahin möglich sein sollte, über meinen Eindruck von dem Werke berichten. Buchbesprechungen für die Zeitungen schreibe ich nicht ... Den Verfasser dürfte ich übri gens persönlich kennen, wenn er mit einem Artillerieoffizier der ehe maligen k. u. k. Armee identisch ist ...“. - Wildgans hat recht: Bruno Brehm war im ersten Weltkrieg Artillerie-Hauptmann.
2381 Zech, Paul, zum dt. Expressionismus zählender Erzähler, Lyriker und Übersetzer, emigrierte 1933 nach Argentinien (1881-1946). Sammlung von 16 eigenh. und 1 masch. Brief sowie 1 eigenhändigen, signierten Gedicht manuskript. Zus. ca. 26 S. Gr. 4to. Buenos Aires 1945-1946.
2381
Die Sammlung von 18 Autographen Paul Zechs aus seinen letzten Lebensjahren, die etwa 26 Din-A-4-Seiten umfasst, erweist sich bei näherer Prüfung als eine höchst gehaltvolle, informative wie ergreifen de Quelle zum Schicksal eines deutschen Schriftstellers, der als glei chermaßen politisch und gesellschaftskritisch engagierter Autor wie als sensibler Erzähler, Lyriker und Übersetzer eine geachtete Stellung in Deutschland innegehabt hatte, aber 1933 ins Exil gezwungen, in Ar gentinien nach mühevollem Daseinskampf in Einsamkeit und wirt schaftliche Not geraten war. Zechs Briefe sind an die aus Österreich stammende Schriftstellerin und Buchhändlerin Emma Barta-Mikl gerichtet, die ihren jüdischen Ehemann gleichfalls nach Argentinien begleitet hatte. Die 37jährige Frau war von Zechs Beiträgen in der Exil
Zeitschrift „Deutsche Blätter“ beeindruckt und versuchte in ihrem Haus in Buenos Aires, wo sie von ihrem Mann getrennt lebte, gemein sam mit Zech einen Freundeskreis für die Zeitschrift aufzubauen. Wie der Beginn des Schriftwechsels zeigt, glaubt der 64jährige Dichter in Emma nicht nur eine Seelenverwandte, sondern eine neue Lebens gefährtin zu finden (wobei er seine in Deutschland lebende Familie verschweigt). Die lebenskluge Frau, die in zwei Ehen und einer uner füllten Liebe nicht ohne schmerzliche Erfahrungen geblieben war, weicht vor den stürmischen Annäherungen Zechs zurück und versucht eine Balance zwischen dem vernunftgemäßen Abstand und der in Zechs umfangreichen Briefen beschworenen Freundschaft zu halten. Die nun folgenden Briefe des Dichters bieten vielfältige und aufschluß
reiche Einblicke in sein Denken und Fühlen, seine Weltanschauung und seine materielle Existenz in Buenos Aires. In literarisch geschul ter Sprache, zuweilen nicht ohne gezieltes Pathos seine Mitleid erre gende Lage beschreibend, scheint doch durch all seine philosophi schen Betrachtungen die Trauer über die Vergeblichkeit seiner Bemü hungen um eine auch erotische Beziehung zu seiner „Imme“ hin durch. Wichtig sind Zechs Bemerkungen und Gedanken über „innere Emigration“ und ihre deutschen Vertreter. Den politisch bedingten Bruch in seiner Laufbahn sieht er als die Ursache all seines Unglücks: „Das Unterbrochen-sein ist die dunkelste Episode meines Wandels auf Erden“. - In dem einem Brief beigelegten Sonett „Für Imme“ be klagt der Dichter die „nachtdurchwachten schmerzlichen Gedanken gänge“, die jetzt im Alter an die Stelle der jugendlichen Unbeküm mertheit in einer Beziehung getreten seien. Literaturhistorisch wie biographisch sind die vorliegenden Briefe Paul Zechs von hervorragen der Bedeutung. - Beiliegend 7 Blatt maschinenschriftlicher Abschrif ten von 14 Gedichten (meist Sonetten) Zechs, angefertigt von Emma Barta-Mikl. Von diesen zum Teil unveröffentlichten Gedichten sind
die Orig.-Manuskripte nicht mehr vorhanden. - In der großen, maß geblichen Biographie Paul Zechs von Alfred Hübner (Heidelberg 2021), in der das abenteuerliche Leben des Dichters erstmals gründ lich beleuchtet wird, sind die Briefe zwar verwertet, aber nicht voll ständig abgedruckt worden. - Handschriftliche Briefe Paul Zechs, von dem mehr Typoskripte als Briefe auf dem Auktionsmarkt erscheinen, sind seit Jahrzehnten nicht mehr in solcher Zahl und inhaltlicher Dichte vorgekommen. Abbildung Seite 127
2382 Zola, Émile, franz. Schriftsteller (1840-1902). Eigh. Brief ohne Unterschrift (Vorsichtsmaßnahme im Exil). 12 /3 S. Doppelblatt. 8vo. (Walton on Thames bei London, August 1898).
750 €
Seltener Brief aus dem Londoner Exil nach Beginn der berühmten „Dreyfus-Affäre“. Wegen seiner öffentlichen Angriffe gegen Justiz und Regierung zu Geld- und Gefängnisstrafe verurteilt, entzog sich Zola der Haft durch Flucht nach London, wo er über ein Jahr ver blieb. Der vorliegende Brief ist an seinen(nicht genannten) Verleger und Übersetzer Ernest Alfred Vizetelly (1853-1922) gerichtet, der ihm ein Haus als Asyl besorgt hatte. Schickt eine Reihe von Anwei sungen zur Behandlung von Foto-Negativ-Platten. „Prière de remettre à un bon photographe (la maison qui vend les plaques en indiquerait peut-être un) les six boites de douze plaques chacune. Les plaques sont impressionnées, il s‘agit donc de les révéler et de tirer ensuite des épreuves. Révéler les soixante-douze plaques. Faire remarquer que ce sont des instantanis. - Tirer ensuite trois épreuves de chaque cliché. Je joins une épreuve tirée à Paris, pour qu‘on en fasse de semblables. Elles sont glacées, par le moyen des tôles américaines. Me renvoyer les clichés en les emballant de nouveau dans les boites. Et m‘envoyer les épreuves, trois fois soixante-douze, soit deux cent seize, à moins qu‘il n‘y ait des clichés pas trop mauvais. Je sais qu‘une des plaques a vu le jour ...“. - Ein Beispiel für die rege Aktivität des Flüchtigen in England, der nicht gewillt ist, seine publizistische Tätigkeit zu reduzieren. Abbildung
2383 Zweig, Stefan, österr. Schriftsteller (1881-1942). Eigh. Brief m. U. „Stefan Zweig“. 1 S. Mit Monogramm „SZ“ im Briefkopf. Gr. 4to. Wien 15.I.1912.
600 €
An einen Verehrer in Dresden. „... ich war für ein paar Tage unter wegs, die ich - um sie mir doppelt wertvoll zu machen - ohne Brief nachsendung liess. Nun ... eile ich mich, Ihren Wunsch wenigstens teilweise zu erfüllen, indem ich Ihnen ein Gedicht und mein neues Drama sende, das leider für Dresden noch nicht erworben ist, da Geheimrath Zeiss (nicht mit Unrecht) Bedenken gegen die Zweitei lung trägt, die allerdings in Wien und Hamburg durch die Regie klug überwunden wurde. Ein Bild habe ich nicht zur Hand, es folgt gele gentlich. - Ich hoffe sehr, Sie in Dresden einmal zu sehen, ich komme öfters hin, meinen Freund Camill Hoffmann und Paul Wiecke zu sehen und will mich gerne bei Ihnen melden ...“. - Das „neue Drama“ war Zweigs Schauspiel „Das Haus am Meer“; es wurde in Dresden nicht aufgeführt. Geheimrat Dr. Karl Zeiss war Mitglied der General direktion des Dresdener Hoftheaters, Paul Wiecke einer seiner Schau spiel-Stars. Der aus Böhmen stammende Journalist und Schriftsteller Camill Hoffmann starb 1944 im KZ Auschwitz.
Wissenschaft
2384 Aglietti, Francesco, ital. Arzt, Professor in Venedig, mit Lord Byron befreundet, korr. Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften (1757-1836). Eigh. Brief m. U. „Francesco Aglietti“. In ital. Sprache. 1 S. Doppel blatt mit Adresse und Lacksiegel. 4to. Venedig 10.XI.1821. 120 €
An den Komponisten Giovanni Girolamo Sforza Fogliani in Piacenza, den er mit „Eccellenza“ anredet und ihm über die Gesundheit der Tante Nachricht gibt, die offensichtlich in der winterlichen Jahreszeit („La cruda stazione“) an Kälte und Feuchtigkeit leidet, deren Symptome sich aber durch die Kur des Arztes deutlich verbesserten: „V. E. (Vostra Eccelenza) carissima zia e quei progressi nel meglio ... si sono vulgar mente arrestati ... Non però che possa dirsi notabilmente peggiorato il suo stato“. Offenbar wird als Heilmittel Kaffe vorgeschlagen: „il suo corpore inter[?] a tutti gli origini di caffè“. - Im zweiten Teil geht es um einen Spiegel, den der Empfänger wohl bestellte: „Lo specchio è bell‘ e proto della rifera indicata e di bellissima qualità ...“. - Kleine und schwer leserliche, wiewohl saubere Schrift.
2385 Ancillon, Johann Peter Friedrich, preuß. Staats mann, Philosoph, Erzieher des Prinzen Friedrich Wilhelm (IV.) von Preußen (1767-1837). - Urkunde über die Auf nahme Ancillons als Ehrenmitglied der französischen Gesellschaft für Allgemeine Statistik (Société Française de Statistique Universelle). Mit den Unterschriften des Prä sidenten, des Verwaltungsdirektors, des Archivars und des Generalsekretärs. 1 S. Mit Schmuckrand und großem Holzschnitt-Emblem mit 3 Fackeln. Quer-gr. folio. Paris 30.I.1833.
200 €
Große, dekorative Urkunde mit den Unterschriften des Präsidenten Anne Charles François Herzog von Montmorency (1768-1846), des
Gründers und Verwaltungsdirektors César Moreau (1791-1861), des Archivars J. Carpentier und des Generalsekretärs Deheuf. Die Gesell schaft für Statistik war am 22. November 1829 von César Moreau ge gründet worden. Der reaktionäre Politiker Ancillon, Gegner Harden bergs, preuß. Hofhistoriograph und Mitglied der Akademie der Wis senschaften, war im Vorjahr zum preußischen Außenminister ernannt worden. - Knickfalten. Abbildung
2386 Aublet, Jean-Baptiste Fusée, franz. Botaniker und Pharmazeut, wirkte ab 1752 neun Jahre auf Mauri tius, ab 1762 in Cayenne auf Französisch-Guayana; sein großes Herbarium, zuerst an Jean-Jacques Rousseau vermacht, gelangte nach dessen Tod ins Pariser Naturhi storische Museum (1720-1778). Eigh. Brief m. U. „votre très humble et très obéissant serviteur fusée aublet.“ 11/4 S., eng beschrieben. Doppelblatt. 4to. (Paris) 1.VI.1776. 600 €
An einen Wiener Botaniker, wahrscheinlich Nikolaus Joseph von Jacquin (1727-1817). Ausführlich über beiderseitige Wünsche, betref fend Austausch und Versand von Büchern und Pflanzen. - Sehr selten. Abbildung Seite 130
„ein höchst aktives, polemisches Warten“
2387 Barth, Karl, Schweizer ev.-reform. Theologe, hervorragender Religionsphilosoph, Mitbegründer der „Bekennenden Kirche“, galt vielen als „Kirchenvater des 20. Jahrhunderts“ (1886-1968). Brief m. U. „Karl Barth“ (diese mit Bleistift). 12 /3 S. Gr. 4to. Bergli bei Oberrieden (Schweiz) 11.IX.1933.
Der berühmte, hochbedeutende Original-Brief an den Theologen Diet rich Bonhoeffer über die Stellung der Kirche im Dritten Reich. Fünf Tage zuvor war der „Arierparagraph“ in der evangelischen Kirche in Deutsch land für verbindlich erklärt worden. Bonhoeffer hatte daraufhin den oppositionellen Pfarrern den Austritt aus der Kirche empfohlen. „... Der Bekenntnisentwurf, von dem Sie schreiben [Entwurf des „Bethe ler Bekenntnisses“, eines ersten Glaubensbekenntnisses der oppositio nellen Christen in Deutschland], lag Ihrem Briefe nicht bei. Aber auch die Fragen, die Sie sonst stellen, sind ernst genug. Ich habe auch von hier aus Alles verfolgt, was draußen geschehen ist. Soll man nicht fast dankbar sein dafür, dass Alles so energisch einer Krise entgegenzutrei ben scheint? Aber freilich bei der Frage: Was dann? kann es einem wohl heiss und kalt werden. Natürlich ist mit dem Beschluss der Gene ralsynode jene von mir erwogene Möglichkeit wenigstens z. T. Wirk lichkeit geworden. Bis zum Ausschluss der Nicht-Arier von der Kirchen mitgliedschaft scheint man ja nicht oder noch nicht gehen zu wollen. Aber auch die Verfügung hinsichtlich der Beamten und Pfarrer ist untragbar und auch ich bin der Meinung, dass der status confessionis gegeben sei ... Im Uebrigen bin ich in der Tat für Abwarten. das Schis ma muss, wenn es kommt, von der andern Seite kommen. Vielleicht kommt es sofort in Form der Antwort auf den Protest wegen der juden christlichen Pfarrer. Vielleicht muss sich die heillose Lehre die nun in der Kirche regiert, zuerst noch in andern und schlimmeren Abweichun gen und Verfälschungen Luft machen ... Wenn die Leute so fortfahren, wird die Freikirche eines Tages einfach da sein. Vorher sollte man wohl mit der Möglichkeit noch nicht einmal spielen. Die Sache ist zu verant wortlich, als dass man irgendwie damit umgehen dürfte, sie ‚starten‘ zu wollen ... Wir haben uns durch viel, sehr viel andersartiges Aerger nis auch aus der Dibelius -Kirche der Vergangenheit mit Recht nicht
gleich herausdrängen lassen, sondern haben in ihr selbst unsern Pro test angemeldet. Dazu sind wir nun auch in der Hossenfelder-Kirche [Joachim Hossenfelder war einer der Führer der nationalsoz. „Deut schen Christen“] jedenfalls fürs Erste aufgerufen. Ein höchst aktives polemisches Warten wird uns auch hier später auf keinen Fall zu reuen brauchen ... Einmal, einmal, verlassen Sie sich drauf, wird sich die ganze Hossenfelderei unter Hinterlassung eines beträchtlichen Ge stankes in ihre Atome auflösen ...“. - Im folgenden Jahr wurde die Bekennende Kirche gegründet. Knapp zwölf Jahre später starb Bon hoeffer im KZ. - Rand- und Faltenschäden; leicht gebräunt.
2388 Bluntschli, Johann Caspar, Schweizer Rechtswis senschaftler und badischer Politiker (1808-1881). Eigh. Brief m. U. „Bluntschli“. 21/2 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Hei delberg 21.V.1867.
300 €
An den (nicht genannten) Staatsrechtler und Politiker Hermann von Schulze-Gaevernitz (1824-1888, führender Spezialist für Fürstenrecht) in Breslau, dessen „System des deutschen Staatsrechts“ (1. Aufl. 1865) Bluntschli zu rezensieren versprochen hatte. „... Ihre freundlichen Briefe haben mich zwar darüber beruhigt, daß Sie die Nichterfüllung jener Zusage nicht mißverstanden haben. Aber ich fühle mich doch als Ihr Schuldner. Anfangs ging ich ernstlich an die Arbeit & sammelte auch Notizen zu diesem Zweck. Allein bevor ich fertig wurde, stürz ten neue Pflichten und Aufgaben auf mich ein & legte Alles vorerst zur Seite, in der Absicht, in günstiger Zeit die Arbeit wieder aufzunehmen ... Ich vermute, Sie werden nun Ihre Fortsetzung mit der neuesten Verfassungsbildung beginnen. Wenn dieselbe auch für den Denker noch so wenig befriedigend ist, & in sonderbarer Weise Statenbund, Bundesstat [sic] & einheitliches Reich mit einander verbindet, so be zeugt sie doch die Entwicklung aus der ersten in die letzte Form & die Widersprüche darin hindern nicht, sondern fordern weitere Fortbil dung. - Mit fester Zuversicht sehe ich in die Zukunft. - Daß das Stats Wörterbuch nun zum Abschluß kommt, ist mir allerdings eine Freude. Ihre Artikel gehören unzweifelhaft zu den vorzüglicheren in dem Werk ...“. - Mit 2 kleinen Heftungslöchern sowie Blei- und FarbstiftAnstreichungen von der Hand des Nationalökonomen Gerhart von Schulze-Gaevernitz, Sohn des Adressaten.
2389 Brentano, Lujo, einflußreicher Nationalökonom und Sozialreformer, Doktorvater von Theodor Heuss, Professor u. a. in Breslau, Straßburg und München (18441931). Eigh. Brief mit U. „Lujo Brentano“. 12 /3 S. 8vo. Wien 30.X.1888.
150 €
An den Nationalökonomen und Politker Gerhart von Schulze-Gae vernitz, dem er zum Tode seines Vaters, des Staatsrechtlers und Rechtshistorikers Hermann von Schulze-Gaevernitz, kondoliert. „... Heute lasen wir in der Zeitung die schmerzhafte Nachricht von dem Tode Ihres Herrn Vaters ... Wir vergegenwärtigten uns des großen Glückes, das den Familienkreis der Ihrigen eine so lange Reihe von Jahren hindurch beseligt hat, und das umsomehr durch den Tod dessen, der seinen Mittelpunkt bildete, grausam zerstört worden ist. Besonders aber gedachte ich auch Ihrer, dem der Vater in den letzten Jahren bereits Freund, und zwar der verständnisvollste und treueste geworden war ... Mögen Sie selbst in recht erfolgreicher Thätigkeit den Trost finden, den die Arbeit allein zu bieten vermag ...“. - 2 kleine Heftungslöcher.
2390 Britische Naturforscher des 19. Jhdts, vor allem Botaniker und Zoologen. 78 Autographen. 1824-1921. 3.800 €
Meist umfangreiche eigenhändige Briefe aus der Korrespondenz mit Fachkollegen, vornehmlich Professoren in Österreich und Deutsch land, vor allem zu Themen der Botanik. Vorhanden: John Ball (iri scher Naturforscher, Hochgebirgswanderer und Politiker. 1818-1889. 1 Brief, 1 Postkarte an Eugen von Halacsy in Wien. 1886). - James Bateman (Orchideenforscher. 1811-1897. 3 Briefe an Heinrich Gustav Reichenbach in Hamburg. 1872-1884). - George Bentham (Botaniker. 1800-1884. 4 Briefe in franz. Sprache an Ladislaus Endlicher in Wien. 1831-1838). - Francis Buchanan-White (Entomologe und Botaniker. 1842-1894. 1 Brief. 1889). - George Cheetham Churchill (Geologe und Botaniker. 1822-1906. 1 Brief, 2 Postkarten an v. Halacsy und v. Wettstein in Wien. 1889-1890). - Charles Baron Clarke (Mathemati ker und Botaniker in Indien und im britischen Kew. 1832-1906. 6 Briefe, davon 2 an Eduard Hackel, 4 an Dr. A Zahlbrucker. 18891905). - Edward Connold (Naturforscher, veröffentlichte mehrere Bücher über Wucherungen an Pflanzen. 1862-1910. 4 Briefe an Alf red Nalepa in Wien. 1901). - John Edward Gray (Zoologe und Botani ker. 1800-1875. 1 Brief an Stephan Ladislaus Endlicher. 1841). - R. P. Greg (über Meteoriten. 1 Brief. 1860). - Allan Octavian Hume (Orni thologe, wirkte 33 Jahre in Indien. 1829-1912. 1 Brief an Eduard Hackel. 1904). - Maxwell Tylden Masters (Botaniker. 1833-1907. 10 Briefe. 1876-1906). - John Taherne Moggridge (Botaniker und Zoolo ge, Insekten- und Spinnenforscher. 1842-1874. 2 Briefe. 1871-1872). - M. Moggridge (Botaniker[in?] in South Kensington. 2 Briefe, 1 Manuskript mit Pflanzennamen. 1877-1878). - Fred W. Moore (Bota niker, Leiter des Bot. Gartens bei Dublin. 7 Briefe, meist an H. G. Reichenbach. 1884). - Eleanor Anne Ormerod (Entomologin, forschte über Schad-Insekten, Trägerin mehrerer Preis-Medaillen und des Ehrendoktortitels der Universität Edinburgh. 1828-1901. 6 Briefe, 1 Postkarte an Alfred Nalepa in Wien, ferner ihre Todesanzeige. 18931901). - Sir David Prain (schott. Botaniker, ab 1898 Direktor des Royal Bot. Garden in Calcutta, ab 1905 Direktor der Royal Botanical Gardens in Kew. 1857-1944. 6 Briefe und 1 Quittung, alle an Adressa ten in Wien. 1906-1921). - William Fox-Strangways, 4. Earl of Ilche ster (Diplomat, Geologe, Botaniker und Linguist. 1795-1865. 3 Briefe, davon einer 1841 als Brit. Gesandter beim Deutschen Bund in Frank furt. 1836-1858). - Sir William Turner Thiselton-Dyer (Botaniker, Professor in Dublin und London, 3. Direktor der Royal Botanical Gardens in Kew. 1843-1928. 3 Briefe. 1884-1895). - George Arnold Walker Arnott, schott. Botaniker, Professor in Glasgow. 1799-1868. 1 Brief. Edinburgh 1824). - Cecil Warburton (Zoologe, Spinnenfor scher und Agrarwissenschaftler in Cambridge. 1854-1958. 1 Brief an Alfred Nalepa in Wien. 1901. - Hewett Watson (Botaniker, Arzt und Phrenologe, korrespondierte mit Darwin. 1804-1881. 2 Briefe an H. G. Reichenbach in Hamburg. 1876-1878). - William Watson (schott. Botaniker. 1832-1912. 2 Briefe an H. G. Reichenbach. 1881-1887). - Edward Percival Wright (irischer Arzt, Botaniker und Zoologe. 1834-1910. 4 Briefe an Dr. Albert Grunow. 1880-1889). Abbildung
2391 Brongniart, Alexandre, franz. Geologe, Mineralo ge, Chemiker, prägte die Begriffe „Paläontologie“ und „Jura“, seit 1800 Direktor der Porzellanmanufaktur in Sèvres (1770-1847). Eigh. Brief m. U. „Brongniart“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse. 8vo. Paris 18.VIII.1828.
In der dritten Person an den Dresdener Botaniker Ludwig Reichen bach (1793-1879) in Paris, der die berühmte Porzellanfabrik in Sèvres besichtigen möchte. „M. Brongniart pense qu‘il pourroit être agréable à Monsieur Reichenbach de voir les travaux et l‘établissement de la Manufacture Royale de Porcelains de Sèvres ...“. Es seien zwar gerade Hindernisse eingetreten, aber: „Si donc Monsieur Reichenbach veut bien excuser M. Brongniart et lui faire l‘honneur de venir voir jeudi prochain 21 aout la manufacture vers 4h et celui de rester à diner chez lui à Sevres, il fera grand plaisir à M Brongniart et à son fils.“ - Gleich mäßig etwas gebräuntes Papier.
2392 Dalberg, Nils, schwedischer Mediziner, Natur forscher und Pflanzensammler, Schüler und Korres pondent Linnés, einer der Leibärzte König Gustavs III. (1736-1820). Eigh. Brief m. U. „N Dalberg“. In franz. Sprache. 1 S. 4to. Stockholm 9.VII.1784. 180 €
An einen deutschen Mineralogen, dem er im September des Vorjah res Mineralien gesandt, aber keine Antwort erhalten hat, so dass er 2390
fürchtet, die Sendung sei verlorengegangen. „... Cependant je viens de Vous envoyer deux caisses sous l‘adresse de Mr. Rolffs à Lübec, et j‘ai l‘honneur de Vous remettre la liste ci-jointe des mineraux contenus dans l‘une des dites caisses; ceux de l‘autre sont marques dans leurs enveloppes ... On vient de vérifier le soupçon qu‘on a eu de la présence d‘un nouveau métal dans le Lapis ponderosus. Un élève de Mr. Berg mann en a fait la découverte en Espagne, mais je ne sais pas encore quel nom on donnera à ce métal. - La place de feu Linné à Upsala n‘est pas encore remplie; on espère pourtant que Mr. Thunberg ne manquera pas de l‘obtenir, étant le seul qu‘on peut regarder fait pour cette place ...“. - Der Arzt und Naturforscher Carl Peter Thunberg (1743-1828) bereiste im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompanie für sieben Jahre Ostasien und lebte anderthalb Jahre in Japan. Nach Besu chen in Indonesien und Sri Lanka kehrte er nach Stockholm zurück.
Pflanzen aus Indien
2393 Duthie, John Firminger, britischer Botaniker, Gräser-Spezialist, tätig in Indien (1845-1922). 3 eigh. Briefe und 1 eigh. Postkarte m. U. „J. F. Duthie“. Zus. 10 S. Die Briefe mit Briefkopf „Botanical Department, Northern India“. Gr. 8vo und quer-8vo. Britisch-Indien 1886-1895. 300 €
Aus verschiedenen Orten Britisch-Indiens an Otto Stipp, Direktor des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums der Univer siät Wien. Ausführliche Auskünfte über indische Pflanzen und über beiderseitige Versand-Inhalte („I am now preparing for you a selection Himalayan plants“; 1886). Die Postkarte mit eingedruckter Briefmarke „One and a Half Anna“.
2394 Eder, Georg, österr. Jurist und Religionspolitiker, Reichshofrat und Ratgeber Kaiser Ferdinands I. in Religi onsfragen, mehrmals Rektor aller Fakultäten der Wiener Universität, schrieb eine Chronik ihrer Rektoren und bedeutenden Persönlichkeiten seit 1237 sowie diverse reli gionspolitische Schriften (1524-1587). Eigh. Brief m. U. „Georg Eder mpp“. 11/2 S. Doppelblatt. Folio. (Wien 1571). 300 €
An Kaiser Ferdinand I. „... Ich wirdt bericht, das Eur Khay: Mt: ich zu abhanndlung etlicher Greintzen sachen gegen Hungern wertz vurge schlagen, unnd ob mir wol selbs ganntz beschwerlich felt, Es auch für ain sondern Unfahl halte, das ich mich so offt bey Eur Khay: Mt: entschuldigen solte, so ist es doch an dem das mir solche rais, sonnder lich Jetzt in diser wynterlichen Zeit unnd angeenden Khelten nicht müglich auß ursach, das ich mit dem Podagra nunmehr in das 18. Jar behafft, unnd daher an meinen Gliedern gar khain Khelten erleiden mag ...“. Wenn er nur drei Tage bei der Kälte umherziehem müsste, würde er bettlägerig werden. Außerdem habe er in Wien reichlich zu tun: „... wiewol ich dann bekhennen mueß, das meine Diennst ... auch gering, So hab ich dennoch bey dem Hofrath Immerzue etwas zue referiren, deßgleichen auch mit dem Bisthumb unnd diser Zeit mit dem Rectorat ziemlich genug zu thun ...“. - Auf dem Respektblatt ein Empfänger-Vermerk vom 3. Dezember 1571.
2395 Fischer, Kuno, Philosoph (Neukantianer), Philo sophie- und Literaturhistoriker, Professor in Jena und Heidelberg (1824-1907). Eigh. Brief m. U. „K Fischer“. 2 S. 8vo. Heidelberg 2.VIII.1886.
120 €
An den Nationalökonomen Hermann von Schulze-Gaevernitz, der ihm seine soeben erschienene Erinnerungsschrift über Robert von Mohl übersandt hatte. „... Empfangen Sie meinen verbindlichsten Dank für die gütige Zusendung Ihres schönen Jubiläumsgeschenkes, eines ‚Erinnerungsblattes‘, dessen Thema und Ausführung mich in lebhaftester Weise interessirt und dessen Bewunderung für das große historische Werk Mohls ich vollkommen theile ...“. - „Kuno Fischer soll einer der populärsten und beredsamsten deutschen Universitäts lehrer im 19. Jahrhundert gewesen sein und teilte sich gemeinsam mit dem Chemiker Robert Wilhelm Bunsen den Ruf, Träger der meisten Professorenanekdoten zu sein“ (Wikip.). - Mit zwei kleinen Heftungs löchern und einer Kopierstift-Notiz zu dem Brief.
2396 Foerster, Wilhelm, Berliner Astronom und Physi ker, langjähriger Leiter der Berliner Sternwarte, u. a. Mit begründer des Astrophysischen Observatoriums in Pots dam und der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (1832-1921). Eigh. Brief m. U. „W. Foerster“. 1 S. Doppelbl Gr. 8vo. Berlin 22.XII.1873.
An eine Exzellenz. „... erlaube ich mir zu einer Sitzung der ordentli chen Mitglieder der Gesellschaft naturforschender Freunde in wich tigen Angelegenheiten derselben auf morgen ... in das Sitzungszim mer der Gesellschaft einzuladen ...“. - Dabei: Johann Franz Encke, Astronom, Direktor der Berliner Sternwarte, Professor an der Univer sität und Sekretär der Akademie der Wissenschaften in Berlin, u. a. Entdecker der Teilung des Saturnrings und des Enckeschen Kometen (1791-1865). Zettel mit eigh. Berechnungen. 1 S. 8vo. (Berlin o. J.). - Eduard Vogel, Astronom und Afrika-Forscher, wurde dort ermordet (1829-1856). Signierte eigh. Notiz auf dem Zettel mit Enckes Berech nungen: „Obiges, vom Herrn Prof. Enke [sic] geschrieben, ist ein Theil der Berechnung der Polhöhe aus zwei Beobachtungen im ersten Vertical. - E. Vogel“.
2397 Fries, Jakob Friedrich, Philosoph, Mathematiker und Physiker, Schüler Fichtes, Förderer der Burschen schaft, Lehrer des Kotzebue-Mörders Sand, Professor in Jena und Heidelberg (1773-1843). 12 eigh. Briefe m. U. „Fries“ und 1 eigh. Gedichtmanuskript. Zus. 44 S. Gr. 8vo. Jena 1823-1842.
1.800 €
Hauptsächlich an Bertha Schulze, geb. Sturm (1799-1857), Ehefrau des bedeutenden Nationalökonomen und Agrarwissenschaftlers Friedrich Gottlob Schulze (-Gaevernitz) (1795-1860) in Jena, an den auch zwei der Briefe gerichtet sind. Fries und seine Frau waren mit der Familie des akademischen Kollegen Schulze durch ein enges Freundschaftsver hältnis verbunden, so dass die meist umfangreichen Briefe vornehm lich familiären Charakter besitzen und vom Alltagsgeschehen sowie von Freunden, Verwandten und Reisen berichten. In einem Brief vom 20. Januar 1836 charakterisiert Fries sein Verhältnis zum Ehepaar Schulze-Gaevernitz: „... Zeit meines Lebens habe ich wohl manchen dummen Streich gemacht, aber gewiß nie einen Dummeren als den, daß ich Euch rieth von hinnen zu ziehen [Schulzes waren nach Eldena verzogen]. Bey jeder eigenen Noth und Unruhe war mir doch bey Euch die Freystatt gewiß, in die ich um Trost und Ruhe flüchten konnte. Ihr freundlicher Blick, liebe Bertha, begegnete mir dann und Schulzes Rath und Theilnahme blieb mir sicher. Nun habe ich keine solche Frey statt mehr! Mit diesen Worten der Sehnsucht nach Eurer Liebe muß ich Euch begrüßen zum neuen Jahre und nun auch zu Schulzes Ge burtstag! ... Mit den Nachrichten von Ihnen konnten wir doch immer zufrieden seyn, auf das Gedeihen von Schulzens Unternehmen bin ich mit stolz, nur wünsche ich herzlich, daß die Überlast der Geschäfte sich endlich einmal mindere ... Mir selbst habe ich freylich mit all zugroßer Zahl der Stunden, wie ich täglich mehr fühle, das Leben zu schwer gemacht. Ich frage mich manchmal: wenn Bertha noch hier wäre, wann wolltest du sie denn besuchen? und vor fünf Uhr findet sich dann kein Winkel frey ...“. - Am 28. Oktober 1836 erwähnt er: „... An Studenten verlieren wir diesen Winter viel, ich bin aber, das erzäh len Sie Schulze, wieder in der Bücherwelt aufgelebt, indem ich Antholo gie Band 1 neu auflasse und Geschichte der Philosophie B. 1 herausgebe ...“. - Am 27. August 1837 berichtet er von Krankheit: „... Seit dem 29. Juny hält mich eine Lähmung des linken Beines mit allerley künstli chen Wunden dagegen gefangen, so dass ich mich stets in sehr übler Lage befinde und nur mit Noth im Hause meine Vorlesungen fortset zen kann ... Auch am 23ten mußte ich zu Hause bleiben, doch verlief der Tag recht freundlich und meine Zuhörer bewiesen mir abermals ihre Theilnahme ...“. - Am 29. April 1839 informiert er Freund Schul ze: „... Wenn Du nun zu uns kommst, so weißt Du doch wohl, daß Du nach Jenaischem Herkommen in der Facultät wieder von unten ein rückst, sonst aber wird die Facultät Dir freundlich entgegen kommen
2398
und Dich ohne alle Formalitäten von Rede oder Programm gleich wieder aufnehmen. In Berlin stehst Du nun so gut, aber wie steht es denn mit Deinem Abschied? Wir haben noch keinen Befehl, Dich zu vociren [?]; das bedeutet freylich weiter nichts, wird aber doch erledigt werden müssen, und nicht eher erledigt werden können, bis Du den Abschied von Berlin vorlegst ...“. - Das erwähnte umfangreiche Gedicht (50 Zeilen) vom 7. Oktober 1823 schrieb Fries zur Hochzeit von Bertha Sturm und Friedrich Gottlob Schulze-Gaevernitz. Es beginnt: „Sinnig schreitet durch die Fluren / Eros, noch ein kleiner Knabe / und auf seiner Fersen Spuren / Sprießen, holde Göttergabe, / Glänzend wol in Schmelz und Gold / Tausend Blümlein wunderhold ...“. - Die Werke des einflußreichen Philosophen werden heute neu gewürdigt, wie die seit 1967 erscheinende, auf 30 Bände angelegte wissenschaftliche Gesamt ausgabe seiner sämtlichen Schriften beweist. - Beiliegend eine Bleistift zeichnung mit dem Porträt eines Mannes in mittlerem Alter (12,2 x 9,6 cm), beschriftet: „Zeichnung von Prof. Henke, Schwiegersohn v. Fries“. - 1 Brief stärker beschädigt mit etwas Textverlust, 1 Brief mit Büroklammer-Rostspur; sonst alles ordentlich erhalten. Abbildung
2398 Gilibert, Jean-Emmanuel, franz. Arzt und Bota niker, Professor und Bürgermeister in Lyon, 1775-1783 in Wilna tätig, legte dort und vor allem in Grodno einen bedeutenden botan. Garten an, schrieb zahlreiche Werke über Medizin und Botanik (1741-1814). 3 eigh. Briefe m. U. „Gilibert“. Zus. 11 S. 4to. Wilna 1778-1782.
1.200 €
Sehr umfangreiche Briefe an einen befreundeten Botaniker, vermut lich Nikolaus Joseph von Jacquin (1727-1817) in Wien. Ausführlich
2403
über den internationalen Austausch von Pflanzen und Informationen, lokale botanische Gärten, neue Fachliteratur und viele Themen der Botanik. Am 6. Januar 1782 meldet er Änderungen an der Universität Wilna. Die Regierung habe die Auflösung der bisherigen Einrichtungen angeordnet: „... l‘école royale de médicine a été annexée à l‘université de Vilna pour laquelle j‘ai été nommé professeur d‘histoire naturelle, de botanique et de matière médicale ...“. Er kehrte jedoch nach Lyon zurück, wo er ab 1783 eine segensreiche Tätigkeit entfaltete, die nur durch eine Flucht während der „Terreur“-Episode der Revolution unter brochen wurde.
Abbildung Seite 133
2399 Goethe-Übersetzer. - Martins, Charles, franz. Botaniker und Mediziner deutscher Abstammung, Geo loge und Meteorologe, erforschte die Arktis und Nord afrika, übersetzte Goethes naturwissenschaftliche Wer ke ins Französische und war Professor an der Sorbonne und in Montpellier (1806-1889). Eigh. Brief m. U. „Ch. Martins, Prof. agrégé à la Faculté de Médicine“ und Adresse. In deutscher Sprache. 1 S. 4to. Paris 6.V.1839. 200 €
An den Botaniker Christian G. D. Nees von Esenbeck (1776-1858) in Breslau. „... Sie waren so gütig mir die Übersetzung von den Abhand lungen meiner Freunde u. Mitarbeiter L. und A. Bravais zu senden; empfangen Sie dafür meinen innigsten Danck. Es hat mich besonders gefreut, daß das Werckchen unter dem Schutze Ihres Nahmens dem deutschen Publicum vorgelegt wird. Mögen Sie auch Hrn. Walpers in
meinem Nahmen wegen seiner gelungenen Übersetzung dancken; sie verräth eine völlige Intelligenz der Sache. Unsern Bericht hat er unge mein brauchbahrer gemacht, indem er die citata hinzugefügt. Ich werde Auguste Bravais diesen Sommer in Hammerfest wiedersehen, denn wir fahren abermahls nach Spitzbergen; L. Bravais wohnt in Annonay Dept. de l‘Ardeche, wo er als Arzt practizirt. - Haben Sie ... meine Über setzung von Goethes naturhistorischen Wercken nebst einem Anhang von Turpin nicht empfangen? Der Verleger sagte mir es sey schon seit 8 Monaten an Sie abgegangen. - Ich habe bei Brockhaus und Avenarius eine kleine Dissertation über die microskopische Untersuchung der allula vegetabilis für Sie niedergelegt ... es ist nur eine Arbeit von 8 Tagen für den Concours d‘aggrégation ...“. - Die anfangs erwähnte, 1839 in der Übersetzung von Wilhelm Georg Walpers erschienene Abhand lung von Louis Bravais ist betitelt: „Über die geometrische Anordnung der Blätter und Blütenstände“. - Kleiner Ausriss durch das Öffnen der Versiegelung.
2400 Heidegger, Martin, Philosoph, Professor in Mar burg und Freiburg (1889-1976). - Rohden, Wilhelm von, Sohn des Theologen, Sozialpolitikers, politischen Schrif t stellers und Gefängnispfarrers Gustv von Rhoden. Mit schrift von Vorlesungen Heideggers in Marburg im Som mer- und Wintersemester 1924/25. Sammelband mit mehreren Manuskripten. 91 Bl., 65 Bl., 29 Bl., größten teils zweiseitig beschrieben. (Bleistift und Tinte). (Mar burg) 1.V.1924 - (Frühjahr 1925).
Zu Beginn der Vorlesung „Philosophische Grundbegriffe bei Aristoteles“ zitiert Rohden den Dozenten mit dessen Programm: „Absicht der Vorlesung: Verständnis einiger Grundbegriffe auf dem Wege der Beschäftigung mit dem Text der Abhandlungen selbst ...“. Für Beispiele werden verschiedene griechische Philosophen herangezogen. Rohden verfährt nun in seiner Mitschrift so, dass er die linke Seite des Heftes in Stenographie mit dem Bleistift füllt und den Inhalt später auf der rechten Seite mit Tinte ausarbeitet. Ab Bl. 42 benutzt er dann nur noch Stenographie, teilweise auch das Altgriechische. - Am 3.XI.1924 beginnt Heidegger mit der Vorlesung „Interpretation platonischer Dialo ge“. Rohden füllt noch einmal 4 Seiten und ein eingelegtes Blatt mit deutschem Klartext, dann folgt Stenographie bis zum Schluß. Es enthal ten also nur 34 Seiten der Vorlesungsmitschrift deutschen Klartext; diese sind allerdings sehr eng beschrieben, so dass doch eine relativ groß e Textmenge vorliegt. - Zwischengebunden sind 6 Bl. eines altgriechischen Textdruckes mit dem handschriftl. Vermerk „Nur für Unterrichtszwecke! Nr. 10“ und dem Stempel des Philosophischen Seminars Marburg. Dieser Text ist auf dem breiten Rand von Rohden handschriftlich kom mentiert. - An das Ende des Bandes sind gegenläufig noch einmal 29 Bl. gebunden, auf denen sich Rohden mit Kapiteln des Alten Testaments beschäftigt. - Zu Rohden und Heidegger in Marburg siehe auch Nr. 2408.
2401 Historiker und Juristen. Konvolut von 16 Auto graphen. 1741-1927.
250 €
Briefe, Vorlesungs-Ankündigungen und andere Mitteilungen akade misch-beruflichen Charakters, z. T. über entstehende Veröffentlichun
gen. Vorhanden: Hans Delbrück (Berlin 1899), Rudolf von Gneist (3, Berlin 1870-1880), Ch. G. Heinrich (Jena 1808), Georg Arnold Heise (Göttingen 1817), Christian Gotthelf Hübner (Leipzig 1804), Fried rich Maria Kircheisen (Napoleon-Forscher, 2, Brief und Karte BerlinHermsdorf 1927), K. W. H. Münnich (2, Neustadt 1824 und 1838), Georg Steinhausen (Kulturhistoriker, 2 Briefe, Greifswald 1890 und Jena 1893), Carl Adolf Vangerow (Studienzeugnis Heidelberg 1853), Julius Weizsäcker (Göttingen 1879) und Johann Ehrenfried Zschack witz (Halle 1741). - Mehrere Beilagen wie alte Antiquariatszettel und Kärtchen mit biographischen Notizen des Vorbesitzers zu den einzel nen Stücken.
2402 Hofmann, August Wilhelm von, bedeutender Chemiker, viele Jahre Professor in London und Berlin, zeitweilig Präsident der Chemical Society, Leiter des Royal College of Chemistry und Redakteur des Journal of the Chemical Society in London, Gründer der Deutschen Che mischen Gesellschaft, Mitglied der Preußischen, Bayeri schen und Göttinger Akademie der Wissenschaften (1818 1892). Gedruckte Bescheinigung mit handschriftl. Zusät zen und U. „A W Hofmann“. 1 S. Quer-8vo. Berlin 16.XI. 1880.
120 €
Hofmann als Rektor der Berliner Universität gestattet „dem Herrn Lehrer Manke ... die Vorlesungen derjenigen Herrn Docenten hiesiger Universität anzunehmen, welche dazu ihre Genehmigung ertheilen ...“.
2403 Hooker, Sir Joseph Dalton, der große engl. Bota niker, Weltreisender, mit Darwin eng befreundet, 20 Jahre lang Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew (1817-1911). 4 eigh. Briefe m. U. „Jos. D. Hooker“. Zus. 81/3 S. 3 Briefe mit blindgepr. Wappen „Royal Gardens Kew“. 8vo und kl. 8vo. Kew 1876-1909. 1.200 €
An Botaniker-Kollegen über Bestimmung, Angebote und Vorkom men von Pflanzen (Transsylvanien, China), wobei auch „Baron Hugel‘s Collection“ angesprochen wird. - Der österreichische Diplo mat, Naturforscher und Hortologe Carl von Hügel war Begründer der Österreichischen Gartenbaugesellschaft und Namensgeber des Wie ner Hügelparks, wo sich auch sein Denkmal befindet. - Beiliegend ein Schriftstück mit Stempel „Horticultural Society“, das von anderer Hand „W. J. Hooker“ bezeichnet ist. - Der erste Brief etwas fleckig. Abbildung Seite 134
2404 Humboldt, Alexander von, Naturforscher, Uni versalgelehrter, Weltreisender (1769-1859). Eigenhändi ge Beschriftung m. U. „Humboldt“ auf dem Deckel eines sechseckigen Pappkästchens mit grünem und braunem Bezug. 5,5 x 13,5 cm. Warschau, Mai 1830.
600 €
Behälter einer ehemaligen kleinen Steinsammlung als Andenken an die Erstbesteigung des Ararat (Türkei). „Sommet de l‘Ararat / roches
recueillies par Mr. Parrot donné par Sa Ma[jes]té l‘Imperator de Tur quie / Varsovie Mai 1830 - Humboldt“. - Dem Dorpater Physikprofes sor Johann Jakob Friedrich Wilhelm Parrot (1791-1841) war 1829 die Erstbesteigung des Ararat gelungen. Einen kleinen Teil seiner abgelie ferten Steinproben hatte ihm offenbar der Sultan als Andenken überlassen. - Die Schrift durch Gebrauch des Kästchens leicht ver wischt. - Sehr ungewöhnliche Humboldt-Reliquie. Abbildung Seite 135
2405 Indien. - King, George, brit. Botaniker, lebte ab 1866 in Indien, Professor am Medical College of Bengal, ab 1871 Superintendent of the Royal Botanic Garden in Calcutta (1840-1909). 2 eigh. Briefe m. U. “George King”. Zus. 41/2 S. Gr. 8vo. Royal Botanic Garden, Seebpore near Calcutta 24.VI.1887 bzw. Government Cinchona Planta tion, Sureil near Kurseong 24.XI.1896. €
Der erste Brief an den Orchideen-Spezialisten H. G. Reichenbach (1824-1889) in Hamburg, der zweite an den Wiener Botaniker Eduard Hackel (1850-1926). „... By authority of the Government of Bengal, I have sent you, through the agency of Messrs Watson & Seull a copy of Part 1 of my Monograph of Indo-Malayan Ficus. I shall be obliged if you will kindly accknowledge the receipt of the work to me [24. VI.1887] ... Your letter ... reached me this morning, and this afternoon I have started to your address a copy of Mr. Gamble’s book on Bambus, of which I beg your acceptance. It gives me great pleasure to learn that you think so highly of my friends book. He certainly took much trou ble to make it as accurate as he could. And it gives me great pleasure to be able to send you a copy of it. - It is very kind of you to offer to give me any help in the identification of Indian species of Gramineae. I have no doubt I shall one day avail myself of your kind help. But at present my attention is devoted to other families ...” [24.XI.1896]. - Beiliegend der Schluß eines Briefes von King an den Wiener Botaniker Anton Kerner von Marilaun mit Empfehlung und Unterschrift Kings. - Fer ner beigegeben: F. Wingate, Captain und Special Forage Officer in Westbengalen, Indien. Eigh. Brief m. U. „F. Wingate“. 2 S. Mit Brief kopf „Commissary General’s Office, Western Circle, Bengal“. Gr. 8vo. Rawalpindi 5.VI.1891. - An den Wiener Botaniker und Gräser-Speziali sten Eduard Hackel. „... I venture to send you herewith example of the renowned ‚Sabark’ grass of Baluchistan, gathered by me early last month (May) in the Roskin valley ... near Loralai - I will be very much obliged if you will identify it and let me know the name, and to what cause is attributable the unsurpassed reputation of this grass for hor ses’ fodder - so that the Pathans say that horses eat it more greedily than grain ...”.
2406 L enz, Oskar, dt.-österr. vielfach dekorierter Afrika Forscher, Mineraloge und Geologe, führte von 1874 bis 1887 drei Afrika-Expeditionen durch (1848-1925). Wohl eigenhändiges Manuskript zu seinem Buch „Wanderun gen in Afrika“ mit eigh. Signatur „Oskar Lenz“ unter den „Vorbemerkungen“. 10 unpag. Bl., 247 pag. Bl., einseitig beschrieben. 4to (21,5 x 17 cm). Lose Blätter, die Kapitel jeweils in Umschlägen mit handschriftlichen FarbstiftAngaben für den Druck. Prag, Januar 1895 (Datierung des Vorworts).
Henze III, 217; Kainbacher3 241;vgl. Embacher S. 186. – Von Oskar Lenz offenbar als Druckvorlage hergestellte und vollständige eigenhän dige Reinschrift (aber mit vielen Korrekturen und Verbesserungen) des Manuskripts für das 1895 von der Wiener Literarischen Gesell schaft verlegte Buch „Wanderungen in Afrika“. Die einzelnen Kapitel behandeln unterschiedliche Gebiete, Themen und Aspekte des Konti nents Afrika auf Grund von Lenz‘ vielfältigen Reisen und Erfahrun gen. Seine eingehenden, sehr informativen Schilderungen von Land schaft, Tier- und Pflanzenwelt, Einwohnern, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen im Inneren Afrikas sind sachlich, aber ohne Unterdrückung seiner Meinung zu ethnischen Gegebenheiten und problematischen Zuständen. Sehr kritisch sieht er die Rolle der Araber in Afrika. Durch die Fülle persönlicher Erlebnisse ist das Werk bei aller Absicht neutraler Information eine spannende, unterhaltsame Lektüre. Am Schluß der Vorrede wird Henry Drummond zitiert: „Es gibt ein europäisches Produkt, das für Afrika gefährlicher werden kann, als der ärgste Araber und Sklavenhändler, das ist der Mann, der kein Herz hat; der vergißt, daß die Völker Afrikas nur Kinder sind; dessen niedriger Sinn in dem neu erschlossenen Welttheil nur einen Boden sieht für Gewinnsucht, für Ruhmsucht, für Herrschsucht!“Zuweilen kleine Randläsuren; insgesamt ordentlich erhalten. Abbildung
2407 Lindley, John, engl. Botaniker, führender Orchi deen-Experte, Professor in London, Mitglied der preußi schen und der bayerischen Akademie der Wissenschaften, gilt als „Vater der modernen Orchideenkunde“ (17991865). 4 eigh. Briefe m. U. „John Lindley“. Zus. 9 S. Gr. 4to und 8vo. London 1839-1840.
250 €
An verschiedene Kollegen. Ein Brief an Joseph Franz von Jacquin (17661839)in Wien, ein anderer an Stephan Ladislaus Endlicher (1804-1849), ebenfalls in Wien. Am 9. Nov. 1839 schreibt Lindley - mit Briefkopf „Horticultural Society of London“ - an Jacquin: „Sir, The Royal Com mittee having resolved to form in the Society‘s Garden as extentive a collection as possible of all plants used in Medicine, the Arts, and for Economical purposes, not Agricultural, and I am desired to solicit your kind assistance and to say that the Society will be much obliged to you for any communication, you may favour as with. As we shall be glad to have duplicates of every thing pray do not hesitate about sending us common things under the impression that we may already possess them ...“. - Der Brief an Endlicher (18.III.1840; Jacquin war 1839 gestorben) besteht außer Gruß und Unterschrift nur aus einer sehr umfangreichen, 4 Quartseiten füllenden Liste lateinischer Pflanzen namen, vielleicht ein Bestandsverzeichnis der „Horticultural Socie ty“. - Die beiden anderen Briefe ebenfalls in botanischen Angelegen heiten. - Beiliegend zwei Orchideen-Namen in Lindleys Handschrift.
Die Philosophie in Marburg
2408 Marburg. - Rohden, Wilhelm von, Student in Marburg, Sohn des Theologen Gustav von Rohden (1855-1942), der als Gefängnispfarrer tätig war und mit sozialpolitischen Schriften in Erscheinung trat. Eigh. Brief ohne Unterschrift (vielleicht Fragment). 2 S. 4to. Marburg 16.V.1924.
200 €
An seinen Vater. Interessanter, sehr umfangreicher Brief, der sich mit den Vorlesungen und Vorträgen sowie den politischen Verhältnissen
in Marburg beschäftigt. Erwähnt werden die Theologen und Philoso phen Martin Rade (1857-1940), Friedrich Gogarten (1887-1967), Karl Holl (1866-1926), Heinrich Hermelink (1877-1958). Paul Natorp (1854-1924), Nicolai Hartmann (1882-1950), Martin Heidegger (18891976), Rudolf Bultmann (1884-1976) und Paul Tillich (1886-1965). „... Durch die Karl Barth-Aufsätze hast Du mir allerdings eine besondere u. überraschende Freude gemacht. Gogartens Auseinandersetzung mit Holl kenn ich nur flüchtig zur Hälfte, die mich allerdings nicht unmit telbar überzeugte. Der 2. Teil soll ja durchschlagender sein. Sollte Holl wirklich darauf antworten, so werde ich es doch noch mal richtig verfolgen müssen. Übrigens daß Holl eine bestimmte Interpretation von Luther gibt u. will - da es anders keine historische Erkenntnis gibt - davon hat er selbst vielleicht ein klareres Bewußtsein als G[ogarten]. Es wird ja von vielen Seiten gegen seinen Luther Sturm gelaufen; z. B. auch hier von Hermelink. Es ist nur die Frage, ob einer eine ebenso geschlossene, positive Auffassung von Luther herstellen kann ... Kant u. Ludendorff bleiben ja wohl besser unverworren. In den nächsten Tagen ist hier auch ein Feldherrnrummel zu erwarten, den die Cou riers, die hier das Stadtbild mehr den je beherrschen, veranstalten wollen zusammen mit der Reichswehr. Man redet von Hindenburg etc. Die Korpsstudenten hier in Marburg ist [!] ein böses Kapitel [„Deutsche Tage“ in Marburg vom 25. bis 30. Mai 1924]. Stattdessen hat die Theologenschaft als ersten der gepflogenen Sem[ester]-Vorträ ge vor dem Marburger Publikum Natorp zum Redner gehabt über: ‚Kant, zum ewigen Frieden‘ Tillich war auch im Saal und hatte sich gut präpariert, falls irgendwie eine Opposition entstehen würde! Das
Autographen
ist hier die Situation! Im vorigen Herbst hatte Natorp gelegentlich eines Vortrags in Hofgeismar eine Äußerung über die Aufgabe Deutsch lands in der Welt getan, die der Studentenversammlung hier entstellt zu Ohren kam, worauf die in ihrer deutschen Ehre gekränkten Herren einen nicht anders als unverschämten Brief an N. schickten: ein deut scher Dozent dürfe sich so etwas nicht erlauben, war etwa der Sinn. Am Mittwoch abend waren aber weder Korpsstudenten zugegen, noch war der Vortrag in irgend einem Sinn pazifistisch. Hinter der schon ziemlich verstiegenen u. undurchsichtigen Terminologie des alten Natorp ein herber und unerschrockener Pessimismus in Bezug auf den tatsächlichen Weltlauf, der geradezu etwas erfrischendes hatte. Es steckt noch ein unheimliches Feuer in diesem feinen Kopf! Der erste Teil eine kaum verständliche methodisch-philosophische Sicherung der ganzen Fragestellung: Krieg und Frieden von Heraklit an. 2. Ent wicklung und Kritik der Kantischen, an sich schon sehr nüchternen Erwägungen. 3. Radikale Anwendung auf das Heute. Für das Ganze wirft er jegliche Hoffnung hin ... Daß Natorp und mit ihm die Marbur ger Schule in N. Hartmann einen kühlen Apostaten u. damit ihr Ende gefunden hat, wirst Du ja wissen. Heidegger verkehrt wenigstens bei Natorp, so weit ich weiß (neulich hat er jedenfalls mit ihm einen länge ren Spaziergang gemacht), wenn er auch ganz andere Wege geht.H[eidegger] liest: ‚philosophische Grundbegriffe bei Aristoteles‘ u. bezeich net seine Arbeit als Philologie, nicht Philosophie ...“. - Gelocht; ein Rand geknittert und mit Faltenriss.
Fröbels engster Mitarbeiter
2409 Middenhoff, Wilhelm, bedeutender Reformpäda goge, enger Mitarbeiter Friedrich Fröbels, Mitbegründer und Leiter der berühmten Lehranstalt in Keilhau bei Rudolstadt, auch Mitbegründer des ersten deutschen Kin dergartens (1793-1853). Eigh. Albumblatt m. U. „W Mid denhoff“. 6,3 x 9,7 cm. Goldschnitt. Keilhau 30.III.1842. 200 €
Achtzeiliges Gedicht, geschrieben für den Schüler Hugo von Ketel hodt bei dessen Abschied von Keilhau, und bestimmt für dessen kleine Stammbuch-Kassette (rosafarbene Kassette mit Goldprägung und Rückentitel „Stammbuch“), die noch vier weitere Blätter aus Keilhau enthält, darunter mit längerem Text ein Blatt mit der Unterschrift des Pädagogen Wilhelm Herrmann (Keilhau 20.III.1842). Ferner ein kleiner Umschlag mit Pflanzenresten und eine größere Anzahl leerer Blätter mit Goldschnitt. - Zu den prominenten Unterzeichnern eines Projekts zur Einrichtung eines „deutschen Kindergartens“ (1843) gehörte auch „Frau Vicekanzlerin Johanne Louise Therese von Ketel hodt, geb. Scheller, zu Rudolstadt“. - Sehr selten.
2410 Mohl, Robert von, Staatswissenschaftler und badi scher Politiker, Professor in Tübingen und Heidelberg, 1848-1849 Justizminister der Zentralgewalt, später badi scher Geheimer Rat, Exzellenz, außerordentlicher Gesand ter und bevollmächtigter Minister am bayerischen Hof (1799-1875). 8 Briefe m. U. „R v Mohl“ (Paraphe), davon 5 ganz eigenhändig. Zus. 341/2 S., meist in winziger Schrift eng beschrieben. 4to und gr. 8vo. Heidelberg, Frankfurt, Karlsruhe und (5 in) München 1850-1872.
800 €
Wertvolle Reihe umfang- und inhaltsreicher, durchgehend politischer Briefe an den (nicht genannten) Staatsrechtler und Politiker Hermann
von Schulze-Gaevernitz (1824-1888), Professor in Jena und Breslau. Robert von Mohl kommentiert die politische und soziale Entwick lung in Deutschland, rezensiert eingehend Schulzes „Einleitung in das deutsche Staatsrecht“ (1865), stellt Betrachtungen an über die allgemei nen politischen Zustände und speziell über Preußens Politik (15 S., München 1867), über sein parlamentarisches Wirken, die Lage der Kirchen und das Konzil 1870, Schulzes „Preußisches Staatsrecht“, staatsrechtliche Grundsätze, bayerische Zustände (die bayerische Kammer und der Konstitutionalismus) (München 1871) und vieles andere. Aus Frankfurt liefert er 1865 eine interessante Selbstkritik: „... Ich habe in meinem Leben viel gearbeitet, obgleich ich auch in dieser Beziehung in meinen besten Jahren der Liebhaberei für die Tübinger Universitätsbibliothek allzu große Opfer gebracht habe; allein wenn ich selbst eine Kritik über meine Leistungen zu schreiben hätte, so würde sie streng genug ausfallen. Ich mache mir gar keine Illusion darüber, daß mir namentlich in dreifacher Beziehung viel gefehlt hat, um vollkommen Tüchtiges zuwege zu bringen. Ich bin ein schlechter Civilist, was mich doch auch im Staatsrechte manchfach gehindert und namentlich in der Argumentation zuweilen unsicher gemacht hat. Meine Kenntniß der mittelalterlichen deutschen Rechtsgeschichte ist eine sehr mangelhafte; ich habe weder ein Inter esse daran, noch reicht mein Gedächtniß noch dazu aus, und so ist mir der Geist dieser Zeit ein fremdartiger geblieben. Endlich bin ich nichts weniger als ein philosophischer Kopf. Zwar macht es mich ganz unglücklich, wenn etwas unklar ist, und ich habe mir auch immer Mühe gegeben, das was ich dachte und sagen wollte, für Andere klar zu machen, allein es fehlt mir jedes Verständniß der abstracten Pro bleme, und eine Argumentation aus einem metaphysischen Systeme heraus bleibt mir entweder ganz unverständlich, oder hat sie keine überzeugende Kraft für mich. Mit solchen Mängeln kommt man nun aber über eine moderne Verständigkeit und einige Bücherkenntniß nicht hinaus ... und bleibt das Gefühl, ganz einfach seinen bescheide nen Platz in der Menge nehmen zu müssen ...“. - Beiliegend ein eigh. Brief (4 S., Berlin 13.XII.1875) von Mohls Sohn Ottmar über die Selbstbiographie seines Vaters; ferner eine gedruckte Denkschrift der Juristischen Fakultät der Universität Breslau zur Feier von Mohls 50jährigem Doktor-Jubiläum (1871) sowie ein Lichtdruck mit einem Porträtfoto Robert von Mohls. - Alle Teile mit 2 kleinen Heftlöchern; die Briefe jeweils mit Anstreichungen und Randnotizen des Empfän gers. - Wertvolle Quellen zur Politik und staatsrechtlichen Entwick lung in Deutschland aus der Feder eines hochgestellten Politikers im Zeitraum von der 1848er Revolution bis zur Reichsgründung. Abbildung Seite 137
2411 Montgolfier, Joseph und Étienne, legendäre franz. Ballonfahrt-Pioniere. - 4 Briefe aus ihrem näheren Umkreis. Zus. ca. 10 S. 4to. 1783-1791. 900 €
Meist umfangreiche Briefe, von denen zwei sich ausführlich mit den Vorbereitungen und Durchführungen der Ballonfahrten beschäfti gen. Vorhanden: I. Raymond Montgolfier, älterer Bruder von Joseph und Étienne. Eigh. Brief m. U. „Montgolfier ainé“. 11/5 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. O. O. 24.XI.1783. - An seine Schwester im Ursuli nen-Kloster in Boulieu. Nach Behandlung verschiedener Themen (Schulden, Kleidung etc.) meldet er ihr, „que de toutes les nouvelles que l‘on fait courir il n‘y a de vray que le cordon noir promis à étienne et des lettres de noblesse à notre père, le tout qu‘y a été promis et non encore effectué que nous aurions voulu nous en faire jusqu‘à la con clusion ...“. Schließlich teilt er noch mit: „... l‘abbé est parti vendredy
„l‘aigle de Jupiter a perdu son empire“
avec la fanny et le petit joseph est arrivé le même jour à Lyon où il a vu Joseph qui se porte bien et dont la machine doit s‘élever lundy prochain et partir le mardy si le temps le permet ...“. - II. Étienne Chomel Dolivet, ein enger Freund der Familie Montgolfier. 2 eigh. Briefe m. U. „Doli vet“. Zus. ca. 7 S. Doppelbl. 4to. Annonay 20. und 23.I.1784. - Wohl an dieselbe Dame. Der erste Brief berichtet von den zirkulierenden Ge rüchten, Diskussionen und Erwartungen vor dem geplanten BallonAufstieg. „... J‘ay été touché de l‘intérêt obligeant qui tous nos concitoy ens prenaient à cet Evenement, ma maison ne desemplissait pas, on voulait que j‘en scu plus que tout autre, Enfin hier sur les cinq heures du soir un galant homme vient chez moy m‘annoncer qu‘il ne fallait plus croire à des propos affligeants qu‘un Citoyen d‘annonay parti de Lyon Samédy assurant avoir vu partir le Ballon monté par huit person nes sans accident ... Je mis faire indiquer l‘homme, je l‘envoie chercher avec une impatience inconcevable, il arrive et au lieu d‘un départ pom peux il me dit qu‘il a vu le feu à la partie Supérieure du Ballon ...“ (etc.). - Im zweiten Brief schildert Dolivet als Augenzeuge das Ereignis: „... Entre 1 à 2 heures de l‘après midy le Balon [!]partit monté par 7 person nes: Joseph, Le prince de Ligne, Durosier, Le comte Dampierre, Dangli fore, un jeune Fontaine - dès le départ, le Balon rasait la terre et quand il eut bien sur l‘escort il monta le plus majesteusement aux acclamati ons d‘une multitude innombrable, les vive Montgolfier ralentissaient, les Voyageurs repondaient aux Empressement public, cette Cérémonie dura tant qu‘il eut possible de se repondre après que l‘on agitait des Mouchoirs. la machine parvint à telle Elevation qu‘on ne put plus voir les Voyageurs et qu‘elle ne parut pas plus grosse que celle Expérimentée à annonay, elle se maintint en l‘air pendant à propre un quatre d‘heure ...“. Die Schilderung setzt sich über drei weitere, eng beschriebene Seiten fort und zitiert schließlich ein anläßlich des Ereignisses erschienenes Flugblatt mit dem Vierzeiler: „un espace infini nous separait des Cieux / mais grace aux montgolfier qui le génie inspire / l‘aigle de Jupiter a perdu son empire / et le faible mortel peut s‘approcher des dieux“. - III. J. Montgolfier (wohl Jacques). Brief m. U. „J Montgolfier“. 2 /3 S. Mit Adresse. 4to. Paris 7.II.1791. - An seinen Neffen, den „Médecin Duret, officier municipal“ in Annonay, dem er Familiennachrichten von Onkel und Nichte sendet. - Interessantes Material, in dem die authentischen Schilderungen Dolivets von den sensationellen Ballon-Aufstiegen der Brüder Montgolfier den größten und wichtigsten Raum einnnehmen.
2412 Murr, Christoph Gottlieb von, Nürnberger Uni versalgelehrter, als Zollbeamter tätig, schrieb zahlreiche literatur-, kunst-, zeit- und kulturhistorische Werke und gab Zeitschriften heraus (1733-1811). Eigh. Brief m. U. „C. G. von Murr“. 11/2 S. Doppelbl. Gr. 4to. Nürnberg 29.VII.1774.
250 €
An einen Herrn, wohl in Paris. „... Ew. Hochedlen habe ich schon längst mit einem Buche aufwarten wollen, von dem Sie vor etlichen Jahren das Manuskript vom Hrn. von Mechel aus Basel erhielten, um es Hrn. Basan zu zeigen. Ich habe es nachher sehr stark vermehrt, u. hoffe, daß es Künstlern u. Liebhabern der schönen Künste gute Dien ste thun werde ...“. - Fügt in einer Nachschrift an: „... Ich bin so frey, Ew. Hochedlen zu bitten, Inlagen gütigst bestellen zu lassen. Sollte etwas an Sie für mich gesandt werden, so ersuche, es gelegentlich an Hrn. von Merz zu übermachen, der auch dabey anfallende kleine Spesen denenselben vergüten wird. - Lebt wohl Hr. Mariette noch? Giebt er gar nichts von seinen herrlichen Schätzen heraus?“ - „Hrn von Mechel“: der Baseler Kupferstecher und Kunsthändler Christian von Mechel (1737-1817). - „Hrn Basan“: der Pariser Kupferstecher und
Kunsthändler Pierre-François Basan (1723-1797). - „Hr. Mariette“: der Pariser Kupferstecher, Sammler und Kunstkritiker Pierre-Jean Mari ette (1694-1774). Er starb sechs Wochen nach dem Datum des vorlie genden Briefes; zu dem im nächsten Jahr erfolgten Verkauf seiner Sammlung von Zeichnungen und Kupferstichen erschien ein Katalog. - Selten.
2413 Niemeyer, August Hermann, ev. Theologe, Päda goge, Schriftsteller, Kirchenlieddichter und preuß. Bil dungspolitiker, Kanzler und Rektor perpetuus der Uni versität Halle, Direktor der Franckeschen Stiftungen (1754-1828). Eigh. Quittung m. U. „D. Niemeyer“. 1 S. Quer-8vo. Halle 20.V.1803.
„10 Rh in Gold zum Antritt an die Bau, Meuble und Reparaturabt. sind für den jungen Flottman an mich gezahlt worden. Halle d 20 May 1803. - D. Niemeyer“. 2416
Autographen
2414 Owen, Richard, brit. Mediziner, Zoologe, Anatom, Physiologe und Paläontologe, schuf den Begriff „Dino sauria“, Superintendent der naturgeschichtl. Sammlung des British Museum und erster Direktor des Natural History Museum (1804-1892). Eigh. brief m. U. „Richard Owen“. 1 S. Doppelblatt. 8vo. (London), Royal College of Surgeons, 22.II.1834.
150 €
An den britischen Zoologen Thomas Bell (1792-1880), dem er einen Katalogband sendet. „... Will you allow this volume to be added to your library in the name of the Author?, and with his best wishes, and thanks for many kindnesses received ...“. - Owen, der mit der Katalogi sierung der gigantischen Sammlung Hunter betraut war, hatte 1833 den ersten Band der „Physiological Series“ herausgebracht.
2415 Paul Wilhelm, (Titular-) Herzog von Württem berg, bedeutender Naturforscher, bereiste Nord- und Südamerika, residierte auf Schloß Mergentheim, wo er seine riesige naturwissenschaftliche Sammlung aufbe wahrte (1797-1860). Eigh. Brief m. U. „Paul Wilhelm Herzog von Württemberg“. 61/2 S. Mit Adresse und Lacksiegel. Gr. 4to. Königsbronn 28.IX.1846.
350 €
An den Pfarrer und berühmten Ornithologen Christian Ludwig Brehm in Renthendorf, den Vater des noch berühmteren „Tierleben“ Autors Alfred Brehm. Umfangreicher Brief über ornithologische Themen. Zunächst bedauert er, dass er aus Termingründen wieder nicht an der Versammlung der Ornithologen teilnehmen könne, da er am 1. Oktober „unfehlbar“ in Stuttgart sein müsse, und fährt dann fort: „... Im Laufe d. Jahres erhielt ich viele seltene und gute Vögel, auch manchen Europäer von denen ich bisher nur mangelhafte Exem plare besaß ...“. Berichtet dann ausführlich über seine Neuerwerbun gen und Besichtigungen, wobei er fast alle Vögel nur mit ihren zoolo gischen Namen nennt. Er beschreibt die Tiere und vergleicht sie öfter mit den Exemplaren, die er von Brehm kennt. Da er jeweils die Her kunft nennt, läßt sich auf seine vielfältigen Reisen und die ihn belie fernden Händler schließen. Der Brief bietet ein guten Einblick in Paul Wilhelms gründliche Kenntnisse und den Eifer, mit dem er seine naturwissenschaftlichen Sammlungen förderte. - Das Adressblatt durch Öffnen der Versiegelung beschädigt, wobei auch die Unter schrift Paul Wilhelms betroffen ist.
2416 Pestalozzi, Johann Heinrich, der große Schwei zer Pädagoge (1746-1827). Eigh. Brief m. U. „Pestalozzi“. 1 S. 8vo. O. O. (Empfangsvermerk: 7.II.1795). 2.000 €
An Herrn Escher, wohl Hans Caspar Escher vom Glas (1769-1847). „... Es war mir unmöglich Sie noch einmal zu besuchen - über die bewuß te Sache schreibe ich Ihnen noch einen förmlichen Plan. verzeihen Sie meine Freiheit ...“.
Abbildung Seite 139
2417 Posselt, Ernst Ludwig, fruchtbarer badischer Historiker und Publizist des 18. Jhdts, Herausgeber des „Wissenschaftlichen Magazins für Aufklärung“ und der
„Europäischen Annalen“, starb in Heidelberg durch Selbstmord (1763-1804). Eigh. Brief m. U. „Posselt Dr.“. 3 S. 4to. Gevesbach bei Rastatt 2.X.1792.
180 €
Überaus devoter Brief an einen „Obristen“, dessen Sohn er offenbar früher unterrichtet hatte. „... Euer Hochwohlgebohren höchstverehrli che Zuschrift ... welche die mir gantz unschätzbaren Gesinnungen Dero Gewogenheit gegen mich zu meiner größten, lebhaftesten Rüh rung so stark ausdrükt, veranlaßt mich, daß ich 2 Exemplare meiner Geschichte Gustafs III an des Herrn Hertzogs und der Frau Hertzogin Hertzogliche Durchlauchten, jedes mit einem besondern Schreiben, an Eure Hochwohlgebohren, zu hochgeneigtester Uibergabe an Ihro Durchlauchten, anzuschliesen mir die Freiheit nehme. Nur meine wärmste Devotion für Eure Hochwohlgebohren und meine festeste Uiberzeugung von Dero ausnehmenden Gewogenheit für mich mögen diese meine Zudringlichkeit rechtfertigen. - Mit dem größten Vergnü gen habe ich die Nachricht von dem Ersten Vorschritte Eurer Hoch wohlgebohren hofnungsvollen und liebenswürdigen Herrn Sohnes auf der Laufbahn der Ehre vernommen ...“. Mit der Nachschrift: „in Eile, da hier Alles voll Allarms wegen eines Uiberfalls der Frantzosen bei Speier ist.“ - Bevor sich Posselt, mit einer markgräflichen Pension ausgestattet, ganz seinen vielen historischen Veröffentlichungen widmete, war er Professor am Karlsruher Gymnasium und Geheimse kretär des Markgrafen gewesen, später mit den Titeln eines Legationsund eines Hofrates. „P. verstand seine historischen Stoffe mit Fach kenntniß und Geschick zusammenzutragen und denselben durch eine geistvolle Behandlung und glänzende Sprache einen wirksamen Reiz zu verleihen; dieses Talent einer gewandten lebendigen, jedoch stili stisch zuweilen eigenartigen Darstellung war verbunden mit einem reichen, besonders auch auf das classische Alterthum gegründeten historischen Wissen, mit ausgedehnten geographischen, statistischen und staatsrechtlichen Kenntnissen“ (ADB). - Die Verhaftung seines Freundes, des Generals Moreau, mit der Anklage wegen Hochverrats sowie Posselts unglückliche häusliche Verhältnisse verdunkelten sein Gemüt, so daß er sich schließlich in Heidelberg durch einen Sturz aus dem Fenster das Leben nahm.
2418 Rau, Karl Heinrich, badischer Nationalökonom, Agrarwissenschaftler und liberaler Politiker, Erzieher des Prinzen Friedrich von Baden, langjähriger Professor in Heidelberg, Empfänger zahlreicher Orden und Ehrungen (1792-1870). Eigh. Brief m. U. „K H Rau“. 4 S., eng be schrieben. Doppelblatt. Gr. 8vo. Heidelberg 26.IX.1862. 180 €
Umfangreicher Brief an den Staatsrechtler und Rechtshistoriker Her mann von Schultze-Gaevernitz. Entschuldigt sich zunächst ausführ lich, daß er sich seit einem halben Jahr nicht für Schulzes Glückwün sche zu seinem 70. Geburtstag bedankt habe. „... Die Zahl der einge kommenen Schreiben war nämlich ansehnlich und ich hielt es für nöthig, den wissenschaftlichen Corporationen zuerst zu danken, was natürlich nicht in kurzen Briefen geschehen konnte. Da andere Ge schäfte während dessen fortliefen, so waren die Osterferien zu Ende, ehe alle Schreiben jener Art abgeschickt waren, und es begann ein Semester, in dem ich dergestalt gedrängt war, daß ich öfters eine Reihe von Wochen hindurch keinen Jubel-Brief schreiben konnte. Unser Universitätsleben bringt es mit sich, daß wir nur zu den 2 Ferienzeiten recht frei und leicht athmen können ... Die zahlreichen Beweise von Wohlwollen aus der Nähe und Ferne haben mir jenen Tag, der begreif lich auch sehr ernste Gedanken hervorrief, auf eine höchst wohlthuende
und unvergeßliche Weise verschönert. Diese gütige Gesinnung vieler hochgeachteter Männer bildet eine Lebenserrungenschaft, über die ich mich in vollem Maaße freuen kann ... Ich erkenne es dankbar an, daß die Last der Jahre sich mir noch weniger als manchen Anderen fühlbar gemacht hat, aber unfühlbar ist sie doch nicht. Nach dem Schluß der Vorlesungen bedurfte ich einer Erholung, die ich mit meiner Frau im östlichen baierischen Gebirge suchte und auch fand. Wir brachten 1/2 Monat in Reichenhall zu, wo meine Frau mit gutem Erfolge Salzbäder nahm - ein recht angenehmer, empfehlenswerther Ort. Auch Salzburg u. a. Orte wurden besucht ... [Johann Caspar] Bluntschli hat bis jetzt das Privatrecht bei Seite gelassen, um ganz in die Fußstapfen seines Vorgängers zu treten. Er wird gerne gehört. Er hat auch dieß mit [Robert von] Mohl gemein, daß er nicht gerne bloß lehren, sondern auch thätig nach außen wirken will, wobei es denn freilich nicht so friedlich her geht, wie im Kathederleben, und der Parteiführer auf das Empfangen und Austheilen von Püffen gefaßt sein muß. Die staatlichen Angele genheiten sind wieder recht verworren und unerquicklich. Man merkt es den Würzburgern und Wienern an, daß sie den Zwiespalt in Berlin und die daraus entstehende Schwäche mit geheimer Freude betrachten und sich deßhalb mehr herausnehmen. Möchte doch der redliche und wohlgesinnte König dieß einsehen! ...“. Berichtet dann noch Verschie denes über die Heidelberger Kollegen [Karl Bernhard] Stark, [Carl Joseph Anton] Mittermaier und [Conrad Franz] Roßhirt. - „Zwiespalt in Berlin“: der Verfassungskonflikt um die Heeresreform und die Absicht des Königs, abzudanken, was durch Bismarck verhindert wer den konnte, der drei Tage vor dem hier vorliegenden Brief zum Mini sterpräsidenten ernannt worden war.
2419 Röntgen, Wilhelm Conrad, Physiker, Nobelpreis träger, revolutionierte die ärztliche Diagnostik durch Entdeckung der Röntgenstrahlen (1845-1923). Eigh. Brief karte m. U. „W. C. Röntgen“. 1 S. Quer-8vo. München 22.XII.1922.
900 €
An ein „Fräulein Gretchen“. „Ich wollte immer einmal zu Ihnen kom men, um mich mündlich bei Ihnen zu bedanken für die schönen Alpen veilchen, die manche Tage meinen Schreibtisch schmückten; ich kam aber nicht dazu und befürchte Sie heute nicht zu Hause anzutreffen ... Gesegnete Weihnachten wünsche ich Ihnen und hoffe, dass Sie das neue Jahr mit Muth antreten, wie es der Jugend geziemt ...“.
2420 Rommel, Dietrich Christoph von, hessischer Historiker, Professor für Geschichte und Philologie in Marburg, Verfasser einer 10bändigen Geschichte Hes sens, Kurfürstl. Hess. Staatsrat, Direktor des Hof- und Staatsarchivs, der Landesbibliothek und des Landesmu seums in Kassel (1781-1859). Eigh. Albumblatt m. U. „Chr. v. Rommel, Kurf. Hess. Staats Rath“. 1/2 S. Quer-gr. 8vo. O. O. 4.VIII.1854.
150 €
„Keine Hoffnung wird zunichte / einem Forscher der Geschichte.“ - Hübsches Motto für einen Autographensammler. Vielleicht bezieht sich der Spruch auf den äußerst unbeliebten, reaktionären Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. von Hessen-Kassel, der jedoch erst 1866 abdan ken mußte. - Beiliegend ein an den Oberbibliothekar Philipp Halm in München adressierter Briefumschlag eines unbekannten Autors. Abbildung Seite 143
Hannover im Krieg 1866
2421 Seebach, Karl von, Geologe, Mittelamerika-Reisen der, Professor für Geologie und Paläontologie in Göttin gen, erster Direktor des dortigen gleichnamigen Instituts (1839-1880). Eigh. Brief m. U. „K v Seebach“. 8 S., eng beschrieben. 2 Doppelbl. Gr. 4to. (Göttingen) 15.XI.1866. 750 €
Durchgehend in Kleinschrift an einen „lieben, alten Gönner und Freund“, wahrscheinlich den Staatsrechtler und Rechtshistoriker Her mann von Schulze-Gaevernitz (1824-1888) in Breslau, den er schon während seiner Jugend in Weimar kennengelernt hatte. Sehr umfang reicher und interessanter Brief über die aktuellen politischen Ereignis se: Preußens Krieg gegen Hannover und dessen Annexion, geschildert aus dem Zentrum der Geschehnisse, da Seebach auch mit der welfi schen Königsfamilie befreundet war. „... konnte ich mir nicht verheh len, welch wesentlichen einfluß Ihr umgang u. Ihre politische meinung auf die basis meiner politischen auffassung gehabt hat. War ich der einst Ihr zuhörer im völkerrecht, so bin u. bleibe ich stets Ihr politischer schüler u. darf bei dieser gelegenheit wohl nicht ohne renommage sagen, daß ich in dieser richtung mir nicht nur einige anerkennung sondern auch einen gewissen einfluß wenigstens in dem jüngeren kreise erworben habe ... Am verhängnißvollen tage der bundesabstimmung war ich mit dem jüngsten Prinzen Solms, einem neffen des Koenigs Georg, spatzieren gefahren; als wir nach haus kamen, um bei ihm zu diniren, war die noch nicht angekommen. ‚Das ist das schlimmste unglück, was hannover treffen kann‘, sagte er. Am abend war ich mit Waitz in einer kleinen gesellschaft. Er brachte einen kurzen toast aus:
‚Der Deutsche bund hat factisch aufgehoert zu existiren, lassen Sie uns hoffen, daß die D. nation den bund überlebt!‘ Zwei tage spaeter war der Koenig hier. Die armee war gar nicht vorbereitet; es fehlte an munition, an generalstabskarten, verproviantirung, kurz an allem, was von oben kommt, nur die soldaten selbst waren gut. Ein, höchstens 2 regimenter Preußen wären damals genügend gewesen, durch einen handstreich alles zu enden.
Nachdem ich mich einmal davon gemokelt, mußte ich das 2te mal beim Koenig diniren. Nach tisch sprachen wir über politik. Er hatte gar keine ahnung von den bedürfnissen des volks. Eine einigung Deutschland[s] widerstreite dem historischen gefühl der Deutschen u. werde nie erfolg haben. Auf die preußische regierung sprach er in einem ziemlich schimpfenden tone; und doch hat er noch mehr sinn für die nationale seite als für die innere entwickelung. Er ist vielleicht der absolutistisch ste, bloß seinen eigenen eingebungen folgende Fürst in Europa, Napo leon, die ‚unschuldige Isabella‘ u. den Kurfürsten nicht ausgenommen. Er dauerte mich, denn im persönlichen umgang war er sehr liebens würdig u. für mich die kgl. familie trotz meiner bekannten od. doch halb bekannten häresie sehr gütig. Der sturz der Welfen ist für meine persönlichen verhältnisse ein harter schlag gewesen. Die unwahrscheinlichsten gerüchte cursirten u. wurden geglaubt. Nur wenige männer behielten damals den verstand oben; koehlerglauben hier, hyperkritik dorthin war herrschend ... Meine achtung vor dem Deutschen durchschnittsgelehrten als mensch ist immer nur eine be dingte gewesen, jetzt koennte ich in manchen faellen fast von verach tung reden. Zwei tage nach der ankunft des Koenigs Georg sollten die Bayern bei Witzenhausen stehen; wer sie nicht kennte! Dann sollte die Engl. Canalflotte vor den Nordseehäfen stehen, dann bald Frankreich, bald Rußland mit intervention drohen u. endlich die Oesterreicher
schon bei Goerlitz stehen. Alles wurde geglaubt. - Nach 8 tagen, nach dem man erst sich noerdlich von Göttingn bei Nörten hatte verschan zen u. schlagen wollen u. dann am Harz in der gegend von Goslar hatte position nehmen wollen, ging die armee u. der Koenig nach Süden, wohl geordnet u. ziemlich gut versorgt, aber noch immer ziemlich rathlos in den spitzen. Der aufbruch geschah in aller stille! Die darauf folgende zeit war für uns eine schwere, die ich wohl nicht vergessen werde ... 11/2 tage nach der abreise Sr. Majestät als ich gerade auf der Weenderstraße war, ritten die ersten vedetten zum thore herein, westphälische Husaren. Ein preußischer Student war zu Goeben geritten u. hatte den abzug gemeldet. Eine preußische truppenabtheilung folgte nun der andern; die zerstörten Eisenbahnstrecken wurden wieder herge stellt; der mangel an lebensmitteln, der anfing, sich fühlbar zu ma chen, hoerte wieder auf ... mehrfach hatte ich gelegenheit, mit höheren preußischen officieren zu verkehren, die mir versicherten, daß wenn die Hannoveraner über Thüringen gegangen seien, sie durchkommen würden. Daß das erstere der fall war, wußte ich positiv, daß sie aber nicht durchkamen, ist nur dem magel an entschlossenheit hohen u. höchsten ortes zuzuschreiben. Die perversität u. kopflosigkeit war aber hier von anfang so groß, daß es in der That schwierig ist, den öfters aufgetretenen verdacht eines directen verraths einflußreicher perso nen in der nächsten nähe des Koenigs ganz fallen zu lassen. - Unterdes sen erzählte man sich hier die größten fabeln von siegreichen treffen der Hannoveraner u. als mehrere [preußische] bataillone den befehl einer rückgängigen bewegung bekamen, um zu einer vollständigen Zer nirung via Halle nach Thüringen zu fahren, erzählte man mit behagen von einer revolution in Berlin; die stadt sollte an den gewöhnlichen 7 punkten gleichzeitig brennen. Da kam als kaltes bad erst die nachricht von dem gefecht bei Langensalza u. dann von der Capitulation ...“. -
Diese Schilderungen, versehen mit Seebachs sarkastischen Kommenta ren, erstrecken sich noch über 3 weitere Großquart-Seiten des Briefes und bilden in ihrer Gesamtheit eine kompakte und authentische Chro nik des „deutschen Krieges“, wie Fontane ihn nannte und wie er diese sicherlich gern für sein Buch verwendet hätte. Jedenfalls verdient Seebachs prachtvoller Brief auch heute noch eine vollständige Veröf fentlichung. - 2 kleine Heft-Löcher und einige Anstreichungen von der Hand des Nationalökonomen Gerhart von Schulze-Gaevernitz, Sohn des Adressaten.
Abbildung Seite 141
2422 Semler, Johann Salomo, ev. Theologe, Professor in Halle, Mitbegründer der Aufklärungs-Theologie und der histor.-krit. Bibelwissenschaft (1725-1791). Eigh. Brief m. U. „J S Semler“. 31/2 S. Doppelblatt. 4to. Halle (Saale) 2.II.1786.
300 €
An einen Geistlichen, den er mit „Hochgeschäzter Gönner“ und „Hochwürden“ anredet. Ausführlich über Inhalt und Zweck seiner neuesten Publikation (allein im Jahr 1786 waren es mindetens 9), grundsätzlich über religiöse Auffassung und Bibelübersetzung. - Et was gebräunt und gering fleckig.
2423 Stahl, Friedrich Julius, Jurist aus jüdischer Fami lie, Rechtsphilosoph, preuß. Kronsyndikus und Politiker, aktiver Burschenschaftler, aber später Mitglied des preu ßischen Herrenhauses (1802-1862). Eigh. Brief m. U. „Stahl“. 1 S. Gr. 4to. Berlin 1.VII.1854.
150 €
An den (nicht genannten) Staatsrechtler und Rechtshistoriker Her mann von Schulze-Gaevernitz, der ihm sein Buch „Die staatsrechtliche Stellung des Fürstenthums Neuenburg in ihrer geschichtlichen Entwicke
lung und gegenwärtigen Bedeutung“ (1854) übersandt hatte. „Ew Wohl geboren haben mich sehr erfreut durch die freundliche Aufmerksam keit, die Sie mir in Übersendung Ihres Buches über die staatsrechtli che Stellung Neuenburgs erwiesen, wie durch das Buch selbst. Auch bei der flüchtigen Durchsicht zu der allein ich bis jetzt die Muße fand, trat mir in demselben die gründliche und umsichtige Behandlung entgegen, durch welche auch über dunkle Parthien, wie namentlich über die staatsrechtlichen Verhältnisse im Moment, als der König von Preußen Neuenburg erwarb, Klarheit verbreitet wird. Dasselbe hat ... einen dauernden wissenschaftlichen Werth ...“. - Ein Faltenriss unter legt; gering fleckig; Anstreichungen von der Hand Gerharts von Schulze-Gaevernitz, des Sohnes des Adressaten.
„Berliner Universitäts-Misere“
2424 Treitschke, Heinrich von, Historiker, einflußrei cher nationalliberal-politischer Publizist und Mitglied des Reichstags, Ordinarius in Kiel, Heidelberg und Ber lin, dort als Nachfolger Rankes auch offizieller Historio graph des preußischen Staates (1834-1896). 12 eigh. Briefe m. U. „Treitschke“. Zus. ca. 38 S. Gr. 8vo. Heidel berg und Berlin 1870-1878.
1.500 €
Sehr gehaltvolle Briefreihe an den Staatsrechtler und Rechtshistoriker Hermann von Schulze-Gaevernitz in Breslau. Nachdem dieser ihm den ersten Band seines Werkes „Das preußische Staatsrecht auf Grund lage des deutschen Staatsrechts“ übersandt hat, eröffnet Treitschke eine Korrespondenz, die sich sporadisch über 8 Jahre erstreckt. Bei Beginn des Deutsch-Französischen Krieges schreibt er: „... Ich habe mich herzlich der eigenthümlichen und fruchtbaren Behandlung gefreut, die Sie zum ersten Male dem preußischen Staatsrechte angedeihen lassen ... Ich freue mich auch, fast in allen wichtigen Fragen mit Ihnen übereinzustimmen ... Dieser herrliche, gräßliche Krieg wird unter anderem Segen auch die gute Folge nach sich ziehen, daß der monar chische Sinn erstarkt, der Doctrinarismus im Preise sinkt, und die von
2420
Autographen
Ihnen vertretene maßvollere und tiefere Staatsanschauung mehr Anhänger gewinnt ... Die nächste Sorge gilt jetzt dem Friedensschlus se: Elsaß und Lothringen müssen preußisch werden, sonst erreichen wir keinen Zustand dauerhafter Sicherheit. Ich habe soeben über diese Frage einen Jahrbücher -Aufsatz geschrieben [gemeint sind die „Preußi schen Jahrbücher“ ] ... Es ist ein Irrthum, wenn man im Norden glaubt, das werde Zwietracht im Süden erregen. Die Stimmung in Süddeutsc h land ist vortrefflich, die patriotische Gesinnung wunderbar stark, so daß jeder Widerstand verstummen muß. Die besseren süddeutschen Blätter sprechen das bereits offen aus [Heidelberg 2.IX.1870] ... Ich denke die Drohung, die ich im Frühjahr gegen Sie ausstieß, wirklich auszuführen und das schlesische Land durch meine Gegenwart unsi cher zu machen ... Mein ungefährer Plan ist, von Hirschberg ein paar Tage ins Gebirge zu gehen, dann, nach einem Abstecher in die Graf schaft Glatz, nach Breslau zu fahren, von dort Oberschlesien und Kra k au zu sehen. Jedenfalls bitte ich Sie, mir zu sagen, wo Sie zu finden sind, ferner ob und wie man die Breslauer Bibliothek während der Ferien benutzen kann [Heidelberg 13.VIII.1871] ... der Setzer, der leider schon längst eine Großmacht in meinem Leben geworden ist, verfolgt mich selbst in diese Berge. Ich muß hier fest sitzen, bis ein schweres Stück Mscpt für die neue Auflage meiner Aufsätze vollendet ist, und leider ist es gerade das widerwärtige Thema des zweiten Kaiserreichs, was mich plagt ... Doch hoffe ich Sie jedenfalls in Breslau zu sehen und dort auch einige Rathschläge für Oberschlesien zu erhalten [St. Märgen, Schwarzwald, 29.VIII.1871] ... Der Breslauer Tag war doch sehr hübsch, es thut einem so wohl nach unstätem Wandern ein gastliches Haus zu betreten. Für Ihr Staatsrecht werden wir sicher einen tüchtigen Refe renten finden; ich selber muß mir alle Besprechungen verbieten, wenn meine langsame Feder nicht ganz auf das Produciren verzichten soll ... ich sammle literarisches Material zu meinen archivalischen Notizen über die preußischen Verfassungsversuche und erschrecke über die Armseligkeit der staatsrechtlichen Literatur. Hat wohl Jemand auch nur versucht, über die Stein-Hardenbergschen Reformen etwas Gründ liches zu schreiben? ... Wie freue ich mich über Mühlers Fall. Wir haben ein sonderbares parlamentarisches System, doch zuletzt setzt das Parlament seinen Willen durch. Ich mache mir keine Illusionen; die heillosen Mißstände in der Kirche sind nicht durch einen Mann ver schuldet, nicht durch einen Mann zu heben. Aber ernsthafte Fürsorge für Kunst und Wissenschaft und eine consequente Haltung Rom gegen über erwarte ich immerhin, und diese friedlichen Kulturaufgaben Preußens liegen mir verschrieenem Kriegsfanatiker gar sehr am Her zen [Heidelberg 18.I.1872] ... Ich schreibe jetzt an einigen Specialunter suchungen für meine Deutsche Geschichte ... Diese Arbeiten sind so zeitraubend, daß ich diesmal dem Reichstage nur auf wenige Tage beiwohnen konnte. Ich hätte auch in den öden Plenarverhandlungen wenig nützen können ... An dem Jesuitengesetze hab‘ ich wenig Freude, wenngleich ich seine Nothwendigkeit einsehe [Heidelberg 9.VI.1872] ... Ich will für das Januarheft einen kurzen Artikel über die preußische Krisis schreiben und darin auch Einiges über die Reform des Herren hauses sagen. Zu anderen Zeiten wäre ich mit einem so großen Erfolge, wie die Kreisordnung, vollauf zufrieden. Heute scheint mir ein rasche res Fortschreiten, eine baldige Reform des Herrenhauses dringend wünschenswerth ... Die Clique Victoria, Stosch, Usedom wünscht Ver schiebung der Sache, damit unter dem neuen Kaiser die völlige Aus treibung der Aristokratie, die Umwandlung des Hauses in einen Beam ten-Staatsrath mit Zuziehung gewählter Höchstbesteuerter möglich werde. Ich würde das tief beklagen; die wirklich aristokratischen Elemente, die wir besitzen, dürfen dem Staate nicht verloren gehen. Mein Gedanke wäre etwa: Beseitigung der Alten und Befestigten sowie der Grafenverbände, so daß die wirkliche Aristokratie und die Spitzen des Beamtenthums, Civil und Militair im Hause blieben ...“ [Heidelberg 23.XII.1872].
„... wollen Sie so liebenswürdig sein, mir sogleich mit einigen Worten zu sagen, was Sie von Erdmannsdörffer‘s Lehrthätigkeit wissen? Er ist mein Freund, ich schätze ihn sehr und halte ihn unter den jüngeren Historikern fast für den feinsten Kopf; aber über sein Lehrtalent fehlen mir sichere Nachrichten ...“. Bei positiver Auskunft wolle er ihn auf die Vorschlagsliste für die eigene Nachfolge in Heidelberg setzen, da er selbst ja nach Berlin gehe. „... Wie schwer wird mir der Abschied! Und wie sicher weiß ich leider, daß mein Kommen an der Berliner Universi täts-Misere nichts ändern wird! Gleichwohl glaub‘ ich, daß ich mich nicht versagen durfte, und Mommsen‘s Fahnenflucht beirrt mich nicht in dieser Meinung ...“ [Heidelberg 23.XI.1873]. - 1875 entschuldigt er sich für eine verspätete Danksagung: „... Ich habe aber zum ersten male erfahren, was eine Berliner Carnevalszeit für einen thätigen Mann bedeutet. Man kommt vor lauter Gesellschaften nicht zu Athem, wenn man seine akademischen und literarischen Pflichten nicht vernachläs sigen will ...“. Beklagt sich dann über in- und ausländische Kollegen, die ihm bei seinen Buchprojekten ins Gehege kommen [22.IV.1875].
- 1877 beschäftigt er sich mit Schulze-Gaevernitz‘ Übersiedlung nach Heidelberg, gibt Hinweise und Empfehlungen für dortige Verhältnisse und Kollegen [Berlin 27.XI.1877]. - Im Januar 1878 schreibt er: „... aus den heutigen Zeitungen sehe ich soeben, daß Sie noch einmal die Weltstadt unsicher machen. Da möchten wir Ihrer doch gern habhaft werden und fragen freundlichst an, ob Sie nicht am Samstag (Berli nisch: Sonnabend) mit Stauffenbergs ... bei uns essen wollen ... [Berlin 30.I.1878]. - Der Historiker Treitschke steht seit längerer Zeit in schlechtem Ruf wegen seines berüchtigten, in einem Aufsatz geäußer ten Ausspruchs: „Die Juden sind unser Unglück“; er war allerdings kein fanatischer, mörderischer Rassist im Sinne der Nazis, sondern sah eine Gefahr in der wachsenden Zuwanderung und Einflußnahme eines Volkes mit eigener Kultur und starkem Zusammengehörigkeits gefühl in wichtigen Bereichen der Gesellschaft, so dass er eine vollstän dige Assimilation der Juden in Deutschland anstelle ethnischer und religöser Gruppenbildung und Abschottung forderte. Er bewegte sich damit allerdings im Rahmen der damals in ganz Europa grassierenden antisemitischen Tendenzen. - Der immense Erfolg seiner zeitbedingt patriotischen und monarchistischen, aber sehr kenntnisreichen Bücher und Vorlesungen wird auch aus dem lebensnahen, lebhaften und poin tierten Stil seiner Briefe erklärbar. - 2 Briefe etwas fleckig, 2 andere mit Büroklammer-Rostspur; die meisten Briefe mit Bleistift-Anstreichun gen vom Sohn des Empfängers, Gerhart von Schulze-Gaevernitz. - Bei liegend typographische Abschriften von 16 umfangreichen Gegen briefen (1871-1886) des Briefpartners Hermann von Schulze-Gaever nitz an Treitschke. - Reiches und wertvolles Material zur preußischen Wissenschafts- und Zeitgeschichte nach der Reichsgründung. Abbildung Seite 142
2425 Vischer, Georg Matthäus, Topograph, Mathema tiker, Kupferstecher und Geistlicher, einer der bedeu tendsten Kartographen und Topographen Österreichs, Schöpfer großer Ansichten- und Kartenwerke Ober- und Niederösterreichs sowie der Steiermark, erstklassiger Karten und insges. mehr als 1300 Ansichten (1628-1696). Eigh. Brief m. U. „Georg Vischer Geographus mppria“. 2 S. Doppelbl. (vertikale Hälfte des 2. Blattes fehlt). Folio. O. O. (wohl 1669).
2.500 €
An die niederösterreichischen Stände, deren Angebot zur Finanzie rung seiner Topographie von Niederösterreich er hiermit akzeptiere, aber noch um ein „Stukhgelt“ zur Beschaffung von Pferden und Mate
rial sowie um das versprochene Patent bitte, das ihm das Umherreisen im Lande erleichtern soll (ein solches Patent hatte er früher bereits für Oberösterreich erhalten). „... Auf mein gehorsames Memorial. A. haben die hochlöblichen herren dißes Landts dahin geschlossen, daß mier zu perficierung meines operis Geographici in allem 3000. und zwar gleich aniezto 500. f. nach verförtigung eines ieden Viertls aber allzeit widerumb 500. f. und der Überrest nach vollendung deß völli gen werkhs geraicht: mier auch daß gebettene Patentl eruolgt werden: hingegen ich wolermelten löblichen herren von Jedem Viertl gleich das erste Exemplar, und hernach (so es Ihnen gefällig) 200. derselben ohne Ihren entgelt hineingeben, wie auch den Khupferstich nach dem ich hieruon 800 Exemplaria für mich verförtigen lassen restituieren und khain andern darnach stechen lassen solle; Weillen ich nun gehorsam blich erbürtig bin, dißen ergangnen Schluss in ainem und anderen in underthenigkheit zu volziechen, auch dißem Werkh gern ehistem einen Anfang machen wolte, zu solchem Ende aber ein Stukhgelt, damit ich mich mit pferden und anderen bedürffigkheiten versehen möchte, vonnethen habe“, möge man die Kanzlei zu der Auszahlung von 500 Gulden und der Ausstellung des Patents nummehr anweisen. - Das Honorar für diese Topographie Niederösterreichs war wesentlich höher als bei der vorhergegangenen Oberösterreichs und der folgenden steier märkischen. Die häufig schlechte Bezahlung für Vischers höchst auf wändige, exzellente und wichtige Arbeiten hatte zur Folge, dass er sich immer wieder in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand und schließ lich in völliger Armut verstarb. - Ein Besitzer des Briefes im 18. oder 19. Jhdt (der Brief entstammt einem geschlossen erhalten gebliebenen, sehr alten Antiquariatsbestand mit dem damaligen Aufnahmezettel) war bemüht, alle Hinweise auf die Adressaten des Briefes zu tilgen, wozu wohl auch die Hälfte des Respektblattes gehörte. Doch sind auf der anderen Hälfte noch Aufschriften wie „Gehorsames bitten Geor gen Vischers“ um „ermelte verfüegung und auflag an die Canzley“ sowie ein Vermerk mit der Jahreszahl 1669 erhalten geblieben. - Von größter Seltenheit (kein Nachweis im JbdApr. 1950 ff.). Abbildung
2425
2426 Welcker, Carl Theodor, Rechtswissenschaftler, liberaler Politiker und Publizist, Mitglied des Verfassungs ausschusses der Frankfurter Nationalversammlung, Pro fessor in Kiel, Heidelberg, Bonn und Freiburg (17901869). Eigh. Brief m. U. „C. Welcker“. 21/4 S. Doppelblatt mit Adresse. Gr. 4to. Heidelberg 20.X.1847. 200 €
An den Staatsrechtler und Rechtshistoriker Hermann von SchulzeGaevernitz in Jena, der ihm eine „schöne Gabe“ übersandt hatte, nämlich seine Habilitationsschrift „Der Staatshaushalt des neuen deut schen Reichs“. „... Ist auch diese meinen geringen Verdiensten vorausge eilt, so thut es mir doch aufrichtig wohl, und ermuthigt mich, wenn so tüchtige junge Männer meinen guten Willen freundlich anerkennen, und den großen hohen Zielen aller edlen Vaterlandsfreunde Herz und Gedanken zuwenden. Mit wahrem Vergnügen las ich Ihre so wohl durch dachte gründliche Schrift und freue mich im voraus der Fort schritte, die Sie für eine mir theure, heutzutage doppelt wichtige Wissenschaft begründen werden und der Gemeinschaftlichkeit der Bestrebung mit einem so tüchtigen Kampfgenossen ...“. Lädt ihn ein, nach Heidelberg zu kommen, bietet ihm die Mitarbeit an dem gemeinsam mit Rotteck herausgegebenen 15bändigen „Staats Lexikon“ (2. Auflage) an und teilt
ihm die Einzelheiten sowie das Honorar mit. - Geknittert und mit etlichen, aber großenteils unauffällig unterlegten Defekten am rechten Rand.
2427 Willstätter, Richard, dt. Chemiker, Nobelpreis träger, Ordinarius in München, emigrierte 1939 in die Schweiz (1872-1942). Eigh. Brief m. U. „Willstätter“. 1/4 S. 4to. München 25.I.1932. €
An die Frau des Münchener Mathematikers und Physikers Arnold Sommerfeld. „... Ihr lieber Brief ist so gütig und verstehend, aber ich bin dagegen klein und schwach und betrübt. Es ist so natürlich und leicht, zu lieben und zu hassen, und es ist schwer, übermenschlich und weise zu sein. Aber ich will von der Schönheit Ihrer Empfindungen und Gedanken und des Gedichtes zu lernen suchen ...“. - Willstätter sah sich um diese Zeit in München zunehmenden antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt.
„eine mir theure Wissenschaft“
2431
Geschichte
Brief eines Hochstaplers
2428 Alexandre, „Prinz von Gonzaga und Castiglione, Herzog von Mantua“, Hochstapler poln. Herkunft, Be trüger, Verkäufer falscher Ritterorden, in Frankreich und England in den 1840er Jahren aktiv. Eigh. Brief m. U. „Alexandre, Prince de Gonzaga, Duc de Mantone“. In franz. Sprache. 3 S. Mit einem Wappen in Blindprägung. Gr. 4to. Boulogne-sur-mer 21.IV.1844. €
Umfangreicher Brief an die Redaktion der Augsburger Allgemeinen Zeitung, die am 1. April 1844 im Rahmen einer Geschichte der Familie Gonzaga auch den angeblichen „Prinzen Alexandre“ behandelt, dessen Echtheit im Gothaer Genealogischen Kalender zuerst bezweifelt und dessen Name dann dort wieder entfernt wurde, der in anderen ernst zunehmenden Spezialwerken auch nicht nicht existiert, so dass die Allgem. Zeitung den Adel des „Prinzen“ als unglaubwürdig hinstellt. Gegen diesen Artikel wendet sich Alexandre im vorliegenden umfang reichen Brief und präsentiert eine Vielzahl genealogischer Linien und Personen seit 1433, die seine Gonzaga- und Castiglione-Herkunft beweisen sollen. - In Frankreich legte er sich noch diverse weitere Adels titel zu und trat mit dem Verkauf von teuren Mitgliedschaften in falschen Ritterorden („Orden der Erlösung“, „Verdienstorden der Hingabe“) in
Erscheinung, bis er 1853 in Paris angeklagt und verurteilt wurde, aber seine Aktivitäten nicht ganz einstellte. - Beiliegend der genannte Arti kel der Augsburger Allgemeinen Zeitung. - Interessantes Kuriosum.
„das beschwerliche schmehen und schelten“
2429 August, Kurfürst von Sachsen (1526-1586), und Johann Wilhelm, Herzog von Sachsen-Weimar (15301573). Gemeinschaftsbrief an einen Fürsten. Zeitgenös sische Abschrift von Kopistenhand. 71/2 S. Folio. Faden heftung. Dresden 15.III.1569.
300 €
Umfangreicher Gemeinschaftsbrief an einen befreundeten Fürsten, in dem sie den Unfrieden unter den protestantischen Theologen und Richtungen beklagen und ausführliche Vorschläge und Pläne zur Beilegung der ewigen Streitereien unterbreiten. Sie seien überzeugt, dass er mit ihnen einig sei, „auf mitel und wege zu trachten, das die ergerliche Spaltung und Uneinigkeit der Theologen und Kirchendie ner, so nun vil Jar her geweret, auffgehoben, und das beschwerliche schmehen und schelten bey denen so sich desselben in E. L. Landen wider unser Kirchen und schul gebrauchen, auffgehoben und abge
wendt würde ...“. Man habe ja auch schon mit Maßnahmen begonnen: „... es haben E. L. ferner die gesantten unnd Räthe als Eberhardt von der Thann und Hans Veitten von Eberniß zu Uns gegen Dresden geschikt und freundlich bey Uns anbringen unnd suchen lassen, das wir zu Beilegung solchen Kirchengezenck Unser beyder seits Theolo gen unnd Politische Rathe zusammen ordern, und dieselben von ettlichenn strittigen artickeln Christlich, freundlich und schedlichen reden und collegieren lassen wolten ...“. Es werden nun auf 7 Foliosei ten diese Religionsgespräche und die Themen und Ursachen der Streitereien eingehend beschrieben und analysiert. Als Fazit wird der Fürst ersucht, die Schimpf- und Schmähreden der Geistlichen von der Kanzel zu verbieten und alle Geistlichen zur Rechenschaft zu ziehen, die „... nicht allein Uns und Unsern Landen Kirchen und schu len felschlich bezichtigen, sondern auch mit ... vergessentlicher tade lung, und Verwerffung der Augspurgischen Confession (so durch den D. Luther seligen übersehen und von euer Lieb Herrn Vatern seligen selbst und andern Chur und Fürsten als recht und unverfelscht gehal ten, und auf Colloquien Rechts an andern tagen wider die Pablichen verfertiget und verantwordt ist worden ...“. - Es zeigt sich hier, dass das nach Luthers Tod in verstärktem Maße ausbrechende Theologenge
zänk die Fürsten nicht kalt ließ, sondern man Versuche unternahm, Frieden zu stiften, was aber, wie wir wissen, auch in den nächsten 80 Jahren nicht gelang. - Die Heftung z. T. gelöst.
2430 Benedikt XIV., röm. Papst (1675-1740-1758; ursprüngl. Prospero Lorenzo Lambertini). Bulle. Latein. Handschrift auf Pergament. Mit 7 großen Initialen (Blatt werk) auf den Rändern und der Plica. Quer-kl. folio. (Rom) Januar 1755.
Recht umfangreicher Text: Päpstlicher Dispens, betreffend die Heirat von Charles Maurice Dubouzet, Marquis des Poudenas, mit Jeanne Françoise de Gillet de Lacaze. Mit diversen Gegenzeichnungen päpst licher Beamter. - Der im längsten Conclave der Neuzeit (6 Monate) gewählte Papst zeigte Reformgeist und großes politisches Talent; er schloß Konkordate mit mehreren Mittelmeerstaaten ab und stellte sogar ein gutes Verhältnis zu Preußen her, indem er als erster Papst dessen Königtum anerkannte. Entsprechend schlecht war lediglich sein Ver
hältnis zu Österreich. Benedikt war geistreich, ja gelehrt auf vielen Gebieten, so daß er sich auch die Achtung von Nichtkatholiken und Kirchenfeinden wie Voltaire zuzog, der ihm seine Tragödie „Mahomet“ widmete. - Ohne das Bleisiegel. Abbildung Seite 156
2431 Berlin. - Album Amicorum eines Zöglings der Königl. Preußischen Kadettenanstalt in der Neuen Fried richstraße in Berlin. 91 Bl., davon 87 einseitig beschrieben oder illustriert. Mit einem chromolithographisch illustrier ten Vorblatt und 31 Abbildungen in Deckfarbenmalerei, Aquarell, Federzeichnung, Farb- und Bleistiftzeichnung sowie weiteren Techniken. Ferner die meisten Textbeiträge mit - oft figürlichen - Zier-Initialen. Quer-gr. folio (34 x 67 cm). Schwarzbrauner Lederband d. Z. (Kanten etwas berieben; Deckel leicht beschabt und bekratzt) mit reicher Vergoldung auf beiden Deckeln und dem Rücken, der goldgepr. Aufschrift „Zur Erinnerung an die 4. Compagnie des Königl. Kadetten-Corps in Berlin“, Innenkantenver goldung, Goldschnitt und Seidenmoireevorsätzen. Mit einer federverstärkten Messingschließe. (Berlin 1859).
1.500 €
Prächtiges Album aus dem größten der damals 4 preußischen Kadet tenhäuser (später die preußische Hauptkadettenanstalt in Lichterfelde), in die für die Offizierslaufbahn bestimmte Schüler zwischen dem 10. und 15. Lebensjahr aufgenommen wurden. Die große Mehrheit der im vorliegenden Album vertretenen Kadetten entstammt bekannten deutschen - meist preußischen - Adelsfamilien, z. B. von Delitz, Der schau, Glümer, Gaudy, Heydekampf, Naurath, Below, Holwede, Frag stein, Dalwigk, Oppelt, Kottwitz, Zansen-Osten, Schwerin, Thümen, Rohr, Koschitzky, Grone, v. d. Gröben-Ponarien, Richthofen, Platen, Wickede, Treusch von Buttlar, Ahlefeldt, zu Dohna, Kleist, Franken berg, Lützow etc. Diverse Namen kommen zwei- oder mehrfach vor, weil Brüder verschiedenen Alters die Anstalt besuchten. Einer der wenigen bürgerlichen Beiträger ist der spätere Oberstleutnant Paul Sombart (1842-1908). Alle Beiträger hatten ein Gedicht oder ein Bild abzuliefern Da die Schüler zu Schönschrift angehalten wurden und diese im Album mustergültig anwendeten, läßt die jeweilige Schrift wie auch die Unterschrift erst wenig persönliche, charakteristische Züge erkennen. Doch ist fast jedes Gedicht (manche Blätter teilen sich zwei Schüler) mit einer kunstvollen Vignette in Federzeichnung versehen, die öfter thematisch oder als Karikatur humoristischen Charakter zeigt. Die großen Blätter (oft signiert) zeigen Eindrücke aus dem Militärbereich (Kasernenhof-Drill, Schlachtenszenen, Kasernenstube, Turngeräte), aber auch Blumen, Frauen, Trachten und Veduten wie die prächtigen Kadettenhäuser in Berlin und Bensberg oder Klopstocks Grabmal in Ottensen. Manche Blätter von beachtlicher künstlerischer Qualität.2 Bl. lose; die Heftung stellenweise gelockert; insgesamt ein gut erhal tenes, prächtiges Zeugnis von Lehre und Atmosphäre der größten preußischen Kadettenanstalt und ihrer Zöglinge noch vor Beginn der deutschen Einigungskriege in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Abbildung Seite 146
Festmahl 1593 an der Spree
2432 - Christian, Markgraf von Brandenburg-Bayreuth, Sohn des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg, als „Der Vollblühende“ Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, übernahm 1603 die Herrschaft in Branden
burg-Kulmbach (1581-1655). Eigh. Signatur „Christian Marggraff zu Brandenburgk meine Hand“ unter der Abrechnung für ein Festmahl der (Berlin-) Cöllnischen Schützengilde. 3 S. und 2 zeitgenöss. Umschlagblätter. Doppelblatt. Folio. (Cölln a. d. Spree) 1593 1.800 €
„Uff Churf. bevelich außgeben so Im Pfingsten Ano 93 für die Schützen zu Coln an der Sprewe ein gekaufft und vorspeisett worden, alß Marg graff Christian Oberster Gulden Meister gewesen ...“. Abrechnung über 35 Positionen Speisen, Getränke, Musik, Köche und Bedienungspersona l beim Cöllner Schützenfest zu Pfingsten 1593. Serviert und verbraucht wurden u. a. 194 Pfund Rindfleisch, 4 Ochsenzungen und Kaldaunen, 1 Schwein, 121/2 Kälber, 15 Lämmer, 41 Gänse, 64 Hühner, 11 Schock à 15 Eier, 59 Schock Krebse, 56 Pfund Speck, Sauerkraut, Butter, Zucker, „allerley gewürtz“, Konfekt, Pfefferkuchen, „Reinischen Wein vom Hanß merthen Hauß Keller“, Brot, Semmeln, Talglichter und vieles andere. Auch die Herstellung einer schwarz-weiß karierten Fahne wur de finanziert sowie der Koch „nebst Knechten und Jungen“, Trommel schläger, Stadtpfeifer und drei Tagelöhner, alles zusammen für den eher bescheiden anmutenden Betrag von 146 Talern 2 Groschen und 5 Pfennigen. Außer dem 12jährigen Sponsor Markgraf Christian haben der brandenburgische Rentmeister Balzer (Balthasar) Brumm und der Rentei-Beamte Hans Wernicke unterzeic hnet. - Die Umschlagblätter lose. - Schönes Dokument einer vom Kurfürsten finanzierten bürgerli chen Festlichkeit in Berlin/Cölln am Ende des 16. Jahrhunderts. Abbildung
„zur Spalierbildung benötigt“
2433 - Hitlerjugend in Lichterfelde. - Fiederichs, Ober rottenführer der Hitler-Jugend, Marinegefolgschaft 2/200. Brief m. U. „I. A. Fiederichs“. 1 S. Quer-gr. 8vo. BerlinLichterfelde 30.III.1941.
120 €
An Professor Dr. O. Biedermann, Klassenleiter der Klasse 7 a des Lichterfelder Schillergymnasiums. „Hierdurch bitte ich Sie, den Schar führer Heckel am Montag, den [!] 31.3. ab 14.30 zu beurlauben, da er zur Spalierbildung anlässlich einer Rede des [durchgestrichen: Führers; handschriftlich verbessert:] Reichsleiters v. Schirach in der Deutsch landhalle benötigt wird. - Heil Hitler! Der K-Führer der Marinegefolg schaft 2/200. - I. A. Fiederichs, Oberrottenführer“. - Dem angesehe nen Schillergymnasium gehörten eine Reihe prominenter Lehrer und Schüler an, darunter Raimund Pretzel, der später als Publizist unter dem Pseudonym Sebastian Haffner Berühmtheit erlangte.
2434 - Krausnick, Heinrich Wilhelm, preuß. Jurist, ab 1834 Oberbürgermeister von Berlin, Mitbegründer des Vereins f. d. Geschichte Berlins, Mitglied des Herren
hauses (1797-1882). Eigh. Signatur „Krausnick“ auf einem gedruckten Bürger-Brief. 1 S. Mit dem Berliner Stadtwap pen in Blindprägung. Doppelblatt. Folio. Berlin 25.IX.1839. 150 €
Bürgerbrief für den Glaser Robert Gustav Meisnitzer, der zum „hiesi gen Bürger angenommen“ wird. Er mußte den Eid leisten, dass er dem König „unterthänig, treu und gehorsam sein, meinen Vorgesetzten wil lige Folge leisten, meine Pflichten als Bürger gewissenhaft erfüllen und zum Wohl des Staats und der Gemeine, zu der ich gehöre, nach allen meinen Kräften mitwirken will“. - Ein solches Dokument wäre vielleicht heute nützlicher denn je. - Mit schöner Wappenprägung. - Querfalte.
1848: Plan zur Niederschlagung eines neuen Volksaufstandes
2435 - Schreckenstein, Ludwig Roth von, preuß. Kaval lerie-General und Kriegsminister (1789-1858). Brief m. U. „Der Kriegs-Minister Frhr v. Schreckenstein“ (zeitge nöss. Abschrift) mit beiliegendem Operationsplan zur Niederschlagung von Revolutions-Unruhen in Berlin. 3 S. Folio. Berlin 27.VIII.1848.
600 €
An den Generalleutnant Karl von Prittwitz in Potsdam, dem er einen überaus detaillierten Operationsplan zur Niederschlagung etwa wieder aufflammender Berliner Unruhen im Herbst 1848 übersen det. „In der Anlage theile ich Euer Excellenz vertraulich mit, was für den Fall, daß in Berlin ein ernsthafter Aufstand stattfinden sollte, beabsichtigt wird, indem ich ergebenst bitte, davon niemand weiter als dem General-Major v. Gayl und dem Obersten v. Kropf Kenntniß zu geben und nur die Garde-Artillerie, unter irgend einem Vorwand, so zu dislociren, daß solche mit einem Marsch die bezeichneten Punkte erreichen kann ... Eintretenden Falls ist der Commandant von Spandau anzuweisen, die Eisenbahn-Verbindung mit Berlin zu unter brechen ...“. - In dem Operationsplan heißt es unter anderem: „Für den Fall, daß es zu einem Aufstand in Berlin kommt, welcher von der Bürgerwehr nicht mehr unterdrückt werden kann, ist es die Absicht, sich mit der jetzigen Garnison nicht in einen offensiven Straßenkampf einzulassen, sondern nur das Schloß, das Zeughaus, die großen öffent lichen Kassen (General-Militair-Kasse, Bank und Seehandlung), die Linden, und das Brandenburger und das Potsdamer Thor zu halten, demnächst aber die Stadt von außen mit Truppen zu umschließen, welche jede Communication derselben nach außen verhindern.“ Es folgen außerordentlich detaillierte Anweisungen welche Truppenkon tingente in welcher Stärke aus welchen Städten und Garnisonen herangeführt werden sollen, während General von Prittwitz die Berli ner und Potsdamer Truppen von seinem Hauptquartier in Schöneberg aus befehligen soll. Hilfstruppen werden aus Stettin, Frankfurt (Oder) und Guben sowie aus Magdeburg herangezogen. Es wird genau festge legt, welche und wieviel Bataillone für die einzelnen Berliner Bezirke von Reinickendorf bis Köpenick vorgesehen sind, mit der Anmerkung : „Cöpenick ist außer der Schwadron mit einem Infanterie- Detache ment zu besetzen, und die Eisenbahnverbindung mit Berlin sowohl auf dem dortigen Bahnhofe, als auch auf dem zu Bernau abzusperren.“ Es folgen Anweisungen, welche Truppen von allen vier Himmelsrich tungen her die Stadt Berlin einzuschließen haben und welche Kom mandeure verantwortlich sein sollen. - Obwohl eine Abschrift (die natürlich nur in wenigen Exemplaren hergestellt wurde), ist dieser Operationsplan gegen das revolutionäre Berlin eine außerordentlich interessante Quelle zur Geschichte der Stadt im Jahre 1848.
Autographen
Diskretes Rendezvous beim Affenhaus 2436 - Wrangel, Friedrich H. E. Graf von, preuß. Ge neralfeldmarschall, Gouverneur und Ehrenbürger von Berlin, Ritter des Ordens Pour le mérite und des Schwar zen Adlerordens, trotz reaktionärer Gesinnung vielfach geehrt und wegen seines trockenen Humors populär als „Papa Wrangel“ (1784-1877). Eigh. Brief m. U. „W“. 2 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Berlin 6.VII. (1849). 200 €
An eine Marie, die er mit „Meine Gnädigste“ anredet, offenbar wegen eines diskreten Rendezvous. Er könne ihrer Einladung nach Bellevue nicht folgen und möchte sich lieber mit ihr im Zoo vor dem Affen haus treffen. Ihr Schreiben vom Morgen habe er erst um halb zwei Uhr mittags erhalten, „als ich vom Exerz. zu Hause [!] kam, - es war mir daher ganz unmöglich heute früh nach Bellevue zu kommen ... Wenn es Ihnen möglich ist, so bitte ich finden Sie sich Morgen früh um 10 Uhr im Zoologischen Garten (bei dem Affenhause) ein ... In Bellevue bin ich zu sehr bekannt u. da würde ein Zusammentreffen sehr mißfällig sein - Wenn ich keinen Brief von Ihnen bekomme, so hoffe ich so glücklich zu sein, meine schöne Marie Morgen zu sehen, u. ihr zu sagen, daß ich sie sehr sehr lieb habe - W“. - Hübsches Kurio sum aus dem Leben des 65jährigen Schwerenöters.
„Hr. Karsten auf Lichterfelde“ 2437 - (Wrangel). Eigh. Brief m. U. „Gr Wrangel“. 11/2 S. Kl. 8vo. Schlangenbad 12.VIII.1869. 180 €
An einen für Steglitz bei Berlin zuständigen Untergebenen. „Die Regie rung von Potsdam fordert daß das Treibhaus in Steglitz so balde als möglich abgebrochen werde - u. wollen Sie sich hierüber Gewißheit verschaffen, ob der Hr. Karsten auf Lichterfelde [d. i. der ImmobilienUnternehmer und Stadtentwickler Johann Anton Wilhelm von Carstenn] dabei beschäftigt ist, den Abbruch zu fördern u. sehe ich hierüber Ihrem Bericht entgegen ...“. - Das noch heute bestehende „Wrangel schlößchen“ in Steglitz war die Sommerresidenz des Feldmarschalls, und diesem Bereich südlich von Berlin galt sein besonderes Interesse.
Der Ursprung der Wollankstraße?
2438 Berliner Abgaben-Bescheinigung zur „Franzosen zeit“. Rotdruck auf bräunlichem Papier mit handschriftl. Eintragungen. 1 S. 4to. Berlin 15.I.1807. 120 €
Quittung der „Kasse der Haus-Eigner- und Mieths-Abgabe, FeuerCatastrum ‚Spandauer Viertel‘“, die zur Aufbringung der Kriegskosten unter der französischen Besatzung eine Kriegs-Anleihe für Immobilien besitzer einzutreiben hatte. „Daß der Rendant Herr Wollancke als Eigenthümer des außerhalb der Linie vor dem Spandauer Thore belege nen ... Hauses zur Bestreitung der Krieges-Kosten einen unzinsbaren Vorschuß von Siebenzehn Rthlr. 1 Gr. 2 Pf. für den Termin vom 15ten und 30ten Dezbr 1806 zur Haupt-Stadt-Kasse bezahlt hat, wird hier durch quittirend bescheiniget, und soll diese Quittung bei der künfti gen Regulirung der Krieges-Kosten entweder als baares Geld an Zahlung Statt angenommen oder baar erstattet werden.“ Mit Namens- und Amt s stempel. - Die Familie Wollank wurde im Lauf des 19. Jahrhunderts zu Großgrundbesitzern in und um Berlin; hier handelt es sich vermutlich um Gottlieb Friedrich Wollank (1771-1851), während der Name der bekannten Straße wohl auf Adolf Friedrich Wollank (1833-1867) zurückgeht.
Der preußische Staatshaushalt 1863 2439 Bismarck, Otto Fürst von, Reichskanzler, Schöp fer eines vereinten Deutschen Reiches (1815-1898). Eigh. Signatur „v Bismarck“ (als Ministerpräsident), zusammen mit den Unterschriften von 5 Kabinettsministern, unter einer aktenmäßigen Abschrift eines Briefes an König Wilhelm I. von Preußen und einer Verfügung des Königs an die Ober-Rechnungs-Kammer in Potsdam. 6 S., halb spaltig beschrieben. Folio. Berlin 30.VIII.1864. 750 €
Im Rahmen des „Verfassungskonflikts“ anläßlich der vom Abgeordne tenhaus verweigerten Finanzierung der Heeresreform ausführlich über d ie Folgen des Fehlens eines „gesetzlich festgestellten StaatshaushaltsEtats“ des preußischen Staates für das Jahr 1862, wodurch auch der Haushalt für 1863 einer gesetzlichen Grundlage entbehre. Der König wird ersucht, einen (hier nicht beiliegenden) Entwurf des Etats für 1863 der Oberrechnungskammer als maßgebliche Grundlage anzuord nen. Der König kommt dem Ersuchen nach und schreibt an die Rech nungskammer: „Da der Staatshaushalt für das Jahr 1863 ohne einen gesetzlich festgestellten Etat hat geführt werden müssen, so bestimme Ich, daß die hier beigefügte Übersicht der Staats-Einnahmen und Ausgaben des genannten Jahres, welche abschließt in Einnahmen mit 158.484.951 [Talern] 9 [Groschen] 10 [Pfennigen] und in Ausgaben mit 154.227.145 [Talern] 19 [Groschen] 1 [Pfennig], nämlich mit 141.391.847 [Talern] 4 [Groschen] 9 [Pfennigen] an fortdauernden und mit 12.835.298 [Talern] 14 [Groschen] 4 [Pfennigen] an einmaligen und außerordentlichen Ausgaben als Grundlage für die Rechnungslegung dienen soll ...“. Diese Abschrift wurde den Kabinettsministern zur Kenntnisnahme vorgelegt, und so haben auf dem hier vorliegenden Schreiben außer dem Ministerpräsidenten Otto von Bismarck unter zeichnet: Carl von Bodelschwingh (Finanzminister), Albrecht von Roon (Generalfeldmarschall und Kriegsminister), Heinrich von Mühler (Kultusminister), Werner von Selchow (Staats- und Landwirtschafts minister) und Friedrich Graf zu Eulenburg (Innenminister). - Beilie gend ein ähnliches Schreiben, betreffend den Staatshaushalt 1862, gleichfalls eigenhändig unterzeichnet von Bodelschwingh, Eulenburg, Mühler, Selchow, Roon und (anstelle von Bismarck) Heinrich Fried rich Graf von Itzenplitz als Interims-Vorsitzender des Staatsministeri ums. - Ferner 3 weitere Aktenstücke, den Etat betreffend. - Interessante, auf den Pfennig genaue Information über den preußischen Staatshaus halt kurz nach dem Regierungsantritt Wilhelms I. Die Finanzierung der Heeresreform des Königs und somit der Staatshaushalt 1862 war vom preußischen Abgeordnetenhaus nicht bewilligt worden, so dass ein schwerer Verfassungskonflikt entstand und nur durch Bismarcks Eingreifen, der sich bereit erklärte, auch ohne genehmigten Haushalt zu regieren, schließlich beigelegt werden konnte, so dass erst im Jahre 1866 die Etats ab 1862 nachträglich bewilligt wurden. Abbildung Seite 147
„in das gemeinste Gefängniß zu Vagabunden u. Dieben“ 2440 Blind, Karl, dt. Berufs-Revolutionär, Journalist und polit. Schriftsteller, in Rastatt inhaftiert, aus Frank reich ausgewiesen, lebte seit 1852 in England (1826-1907). Eigh. Manuskript und eigh. Begleitbrief, beides mit Unterschrift „Karl Blind“. Zus. 21/2 S. Gr. 8vo. Straßburg 22.VII.1848. €
An die Augsburger „Allgemeine Zeitung“, in der er sich im Namen der neu gegründeten „Gesellschaft deutscher Republikaner“ mit einer
Erklärung gegen die Presse-Angriffe auf den Revolutionär Karl Heinzen wenden will: „Erklärung. - Die ‚Allg. Ztg‘ bringt in einer ihrer neuesten Nummern Etwas über die Zwistigkeiten zwischen Heinzen u. Hecker, da in einer früheren Nummer von ‚63 Flüchtlingen‘ ebenfalls eine Erklärung gegen Heinzen abgegeben wurde, u. vielfach die Meinung verbreitet wird, als stehe jener Angriff der ‚63‘ mit dem Streite zwischen Hecker u. Heinzen in Verbindung, so theilen wir hier eine nothwendi ge Darstellung mit, die bereits vor längerer Zeit in den ‚Seeblättern‘ erschienen ist ...“. - Es folgt ein angeklebter Zeitungsartikel, in dem Hein zen gegen die ungerechtfertigten Angriffe des Reaktionärs CorvinWiersbitzki in Schutz genommen wird. Dann setzt sich Blinds Hand schrift fort: „... Was die materiellen Anschuldigungen betrifft, so sind dieselben in obiger Darstellung bereits erledigt. Von den angeblichen 63 haben sich bei dem unterzeichneten Komité sofort nach Ankunft der betreffenden Nummer der ‚Allgemeinen‘ Elfe gemeldet, welche ihren Namen als ‚gefälscht‘ bezeichneten. Unter den übrigen Unterschriften befinden sich die Namen von Solchen, welche zwar Flüchtlinge sind, aber aus ganz anderen Gründen, als aus politischen. Darnach ist schon der Werth des in die ‚Allg Ztg‘ eingerückten Machwerks zu bemessen.“ Unterzeichnet von Karl Blind und 4 weiteren Mitgliedern der „Gesell schaft deutscher Republikaner“. - In einem Begleitbrief, ebenfalls im
Namen der Gesellschaft deutscher Republikaner, schreibt Blind: „... Die ‚Allg. Ztg‘ ist bekanntlich seit Jahren die Feindin Karl Heinzens. Erst vor kurzem sind in ihr wieder Angriffe gegen denselben erschienen. Wir hoffen, daß auch eine Vertheidigung Heinzens in diesem Blatte gestattet sein wird ...“. Beiliegend zwei weitere Zeitungsartikel zu dem Thema sowie ein eigh. Brief des Fabrikanten E. Miller (Kassenwart des Vereins der Republi kaner), datiert Straßburg 29.VIII. (1849), in dem er der „Allgem. Zeitung“ über das neueste Schicksal Karl Blinds berichtet: „Am 21. dieses wurde der deutsche Flüchtling Karl Blind, welcher kraft eines Befehls des Ministers des Innern wegen seiner sozialistisch-demokratischen Thä tigkeit aus ganz Frankreich ausgewiesen ist, bey der Durchreise durch Straßburg, eben als er im Begriff stand, in die Schweiz zu gehen, von den Polizeibeamten der französischen Republik in der Morgenfrühe verhaftet. Man warf ihn zuerst in das gemeinste Gefängniß zu Vaga bunden u. Dieben, welche etwa 70 an der Zahl eine Stube bewohnten, und unter denen er täglich sechsmal bey Gebeten und Bekreuzigun gen anwesend seyn, wie auch die biblischen Geschichten über die unbe fleckte Empfängniß Mariä ... zur Erbauung anhören mußte. Die deut schen Flüchtlinge boten zu seiner Freilassung alles auf. Aber erst nach Ablauf einer Woche wurde der Flüchtling Blind durch einen Polizei
Autographen
kommißär, Brigadier u. Gensdarmen auf der Eisenbahn an die Gränze gebracht, wobey er kaum noch dem Gekettetwerden entging ...“. Man wollte ihn gegen seinen Willen der Stadt Basel übergeben, wodurch er nach Baden ausgeliefert worden wäre, doch konnten seine mitgereisten Freunde dies mit Mühe verhindern. - Interessantes Material über die europäischen Zustände in den Jahren 1848/49. - Blinds Brief mit einem Eck-Ausriss. Abbildung Seite 147
Mit dem Kreuzer nach Sansibar 2441 Böhm, Julius, Lazarett-Gehilfe, Assistent eines Schiffsarztes (1873-1941). Tagebuch von einer Fahrt mit dem deutschen Kreuzer „Condor“ nach Ost- und Südafrika 136 ungez. Seiten. (Tinte und Bleistift). Mit 2 Federzeich nungen. 4to. Lose Bl. in einer neueren blauen Leinenkas sette mit aufmontiertem, altem handschriftlichen Deckel schild mit Federzeichnung (Seeadler etc.): „Julius Böhm - freiwillig eingetreten 1891 - Zum Andenken! - ReiseErlebniße“. In einer Tasche im Innendeckel 1 Foto Böhms in Matrosenuniform (Dreiviertelfigur) und 2 Fotos des Kreuzers „Condor“ (neuere Abzüge). 1.X.1894 - 17.II.1896. 1.800 €
Höchst interessant und lebendig beschriebene Afrika-Reise eines ehe maligen Lazarettgehilfen, der hier als Assistent des Schiffsarztes mit dem deutschen Kreuzer „Condor“, gefolgt von S.M.S. „Cormoran“, von Kiel aus über Skagerrak, Plymouth, Gibraltar, Malta, Aden, Daressa lam, Durban etc. nach Sansibar und Südafrika fährt. Nach einer Einlei tung mit der Vorgeschichte seiner Reise berichtet Böhm die täglichen Ereignisse und Eindrücke auf dieser halb-militärischen Expedition. Seine farbigen und teils spannenden Schilderungen entsprechen dabei allerdings in jeder Hinsicht dem heute vorherrschenden Klischee von Geist und Praxis der deutschen Kolonialherrschaft um 1900. Schon in Plymouth werden die Engländer - mit Ausnahme der Seeleute - negativ gezeichnet; später sind die Araber nur verbrecherische und brutale Sklavenhändler; die „Neger“ und „Nigger“ werden von Böhm nicht abfä l lig beurteilt, aber doch mit der Arroganz betrachtet und beschrieben, wie sie bei allen Kolonialmächten üblich war. Die Buren sind Hünen und Helden, und der Schreiber ist überzeugt, dass die Engländer bei den Kämpfen in Südafrika den kürzeren ziehen werden. Auch bei aller Berücksichtigung des damaligen Zeitgeistes ist manches aus heutiger Sicht nur schwer nachzuvollziehen, insbesondere Böhms und seiner Kameraden Neigung, jedes Wildtier, das ihnen begegnet, ohne plausiblen Grund zu töten: alle Schlangen werden erschlagen, alle Vöge l erschossen etc., und Böhm bedauert nur gelegentlich, dass sie wegen zu vieler Schusslöcher zum Ausstopfen nicht mehr geeignet seien. Und es fehlt bei keiner Gelegenheit das dreifache „Hurra“. Bei alledem bietet jedoch Böhms meist in fließendem Text geschriebener, detaillierter Reisebericht lebendige Bilder und zeitgeschichtliche Einzelheiten, wel che die Kenntnisse vom Afrika dieser Zeit und der deutschen Kolonial geschichte wertvoll ergänzen. Einige Zitate mögen Böhms Stil kenn zeichnen: Nach einem Streit mit englischen Infanteristen in Plymouth kamen englische Matrosen hinzu: „Da packten die Matrosen die Infan teristen und setzten sie an die frische Luft. Die englische und deutsche Marine hält stets zusammen, so auch hier. Wir wollten nun den Matro sen ein Glas Bier und eine Zigarre anbieten, aber diese wiesen sie zu rück und sagten, dass wir ihre Gäste seien“. - Die Äquator-Taufe wird nicht nur im Tagebuch ausführlich geschildert - Böhm hat den Vor gang in einem separaten Manuskript beigefügt. Nach einem Abstecher
von Sansibar am 15. Dezember 1894: „... um 7 Uhr liefen wir im Hafen von Lorenzo Marquez ein. Ein herrliches Bild. Die sinkende Sonne schien blutrot auf die Stadt und den Urwald. Wir wurden aber jählings aus unserer Betrachtung gerissen, denn ein portugisisches Kriegsschiff beschoss einen Haufen Kaffern, welcher sich am Strande zeigte und sich feindselig benahm. Die Schwarzen hielten nicht lange stand, denn das Feuer der Portugiesen war zu heiß für sie. Wir machten unser Schiff auch klar zum Gefecht, aber griffen nicht in den Streit ein. Sobald es dunkel war hörte das Schießen auf. [16. - 24. Dezember 1894:] Ein sehr eintöniges Leben. Niemand durfte an Land, weil die Kanacker noch im Busch waren. Ein Deutscher kam am 17. an Bord und erzählte uns, daß die Schwarzen die Batterien schon mal erobert hätten, aber sie wegen Nichtkenntniß und Mangel an Muni tion wieder verlassen mußten. Nur zu Zeiten kämen sie aus dem Busch um zu rauben, sengen und plündern. - Die Preise sind hier sehr hoch, eine Flasche Bier 21/2 Schilling, ein Cognak 1 Schilling. Unter einem Sixpence (51 Pfg) bekommt man überhaupt nichts. Dafür sind aber auch wieder hohe Löhne. Der Deutsche, welcher mir das alles erzählte, bekam 50 Pfund Sterling (1020 M.) den Monat, mußte aber wieder 25 Pfund für Essen im Hotel bezahlen. Also, wie gewonnen, so zerronnen Unter 20 M. arbeitet hier Niemand ... [29.XII.1894:] Morgens hissen die portugiesischen Kanonenboote und der Kreuzer die Flaggen halbstocks. Kurz darauf kommt unsere Dampfpinasse von Land und meldet, daß der Kommandant eines portugiesischen Kanonenbootes, welches des Nachts den Fluss stromauf gefahren war, von den Kaffern erschossen sei. Der Fluss ist ungefähr so breit wie die Ruhr. Das Kano nenboot fuhr stromauf, also nur langsam, bis zu beiden Seiten die Kaf fer n erschienen und die Portugiesen beschossen. Wegen der Dunkel heit konnten dieselben aber nicht den nötigen Widerstand leisten und da der Kommandant fiel, drehten sie bei und fuhren zurück nach Lorenzo Marquez. Wir hißten auch sofort die Flagge halbstocks und der Kommandant fuhr zu dem port. Kreuzer ... [27.I.1895:] Geburtstag S. Majestät des Kaisers! Schon lange vorher waren einige Theaterstü k ke eingeübt worden, bei welchen ich als Soufleur mitspielte. Es waren viele Einladungen an Land ergangen und daher eine Menge Besucher an Bord. Die Theaterstücke waren zu Aller Befriedigung verlaufen und die Offiziere und Besucher stifteten uns nun etliche Biere und Weine. Am Abend folgten die Offiziere einer Einladung an Land. Bevor der Assistenzarzt ging, bat er mich, doch ordentlich aufzupassen. Es wür den die Matrosen wohl über ihren Durst trinken und es entstünden dabei sehr leicht Reibereien. Na, zum Glück blieb aber das Letztere aus [28.I.1895:] Der Dienst war heute nur sehr flau. Man konnte sehen, auch bei den Offizieren, daß gestern Kaisers Geburtstag war ... [17.II.1895:] Londberg, Sieler, ich und zwei Unteroffiziere der Schutz truppe, außerdem noch zwei Neger drangen nun in den Urwald ein. Kleine Vögel gab es in Massen, aber darauf wollten wir keine Patronen verschießen. Wir hatten, nachdem wir uns um 5 Uhr wieder beim Kutter einfanden, 7 Habichte, 5 Schnepfen und 2 Affen geschossen. Außerdem hatte Londberg mit dem Kolben seiner Büchse, nachdem er schon 2 Schuß abgegeben hatte, eine Schlange von 13/4 m Länge und ungefähr 5 cm Durchmesser erschlagen. Das Tier entwickelte im Todeskampf eine furchtbare Kraft. Ich hatte 1 Habicht und 1 Schnepfe erlegt ...“. Eine weitere Beschreibung eines Urwald-Marsches erzählt auch die Besichtigung einer Höhle, wobei zahlreiche Fliegende Hunde und Vögel erschossen werden. Der mehrtägige Besuch des Herzogs von Mecklenburg mit Besichtigung des „Condor“ und Torpedoschießen wird geschildert, ebenso Schießübungen mit Eingeborenen. Beim Besuch eines Dorfes im Mai 1895 heißt es: „Die Neger waren zum größten Teil aus dem Dorfe verschwunden, wahrscheinlich aus Angst vor den German Sailors. Wohin wir bis jetzt gekommen sind, überall haben die Deutschen ein hohes Ansehen; begründet auf Furcht vor
denselben. Verschiedene Male habe ich Gelegenheit gehabt zu beob achten, wie die Araber, Indier, ja selbst die Neger verächtlich die Eng länder, Portugiesen, Italiener u. a. behandelten, wie wir aber an sie heran kamen, wichen sie doch scheu zur Seite. Sie sagen: ‚Germans no good. German plenty bum - bum‘. Sie können noch immer nicht ver schmerzen, daß die „Leipzig“ [18]91 Zanzibar beschossen hat ...“. Es folgt noch eine Fülle von Abenteuern, schweren Stürmen auf See, interessanten Begegnungen, Besuch des Burenpräsidenten Ohm Krü ger auf dem Kreuzer und vieles andere, bis das Tagebuch am 17. Febru ar 1896 auf der Fahrt nach Mozambique abbricht. - Beigefügt ist eine 24 Seiten umfassende Beschreibung der „Äquatortaufe“ mit den ge reimten Texten aller beteiligten Personen in ihren Rollen sowie ein 4seitiger (leider unvollständiger) Brief Böhms vom 7.VIII.1895 aus Durban an seine Eltern. - Gebrauchsspuren; stellenweise etwas fleckig. - Julius Böhms Tagebuch ist ein ebenso informativer wie unterhaltsa mer Einblick in das Leben und Treiben deutscher und anderer Koloni alherren in Afrika, gezeigt in ihrem Verhältnis zu den Ureinwohnern am Ende des 19. Jahrhunderts. - Informationen über Böhms Laufbahn nach der Afrika-Fahrt und über den Kreuzer „Condor“ können wir Kauf-Interessierten gern zur Verfügung stellen. Abbildung Seite 149
2442 Bonin, Eduard von, preuß. General und zweima liger Kriegsminister (1793-1865). Eigh. 5zeilige Nach schrift m. U. „von Bonin, General-Lieutenant u. ViceGouverneur“ auf einem Brief vom Oberst Dumoulin. 2 S. Folio. Mainz 28.I.1857.
120 €
An das Kgl. Preußische Festungs-Gouvernement in Mainz. Am Schluß eines Begleitschreibens des Oberst Dumoulin zu den (hier nicht vorlie
genden) Protokollen und Abrechnungen der dreitägigen Versteigerung von unbrauchbar gewordenem Kriegsmaterial aus der Bundesfestung Mainz setzt v. Bonin eigenhändig hinzu: „Einer Hochlöblichen Militär Commission bei der hohen deutschen Bundes Versammlung zur geneig ten Kenntnißnahme zu übersenden, mit dem Bemerken, daß obige Einnahme in den eingereichten Jahres Abschlüßen nicht enthalten ist ...“. - Bonin, zeitweilig Kommandant von Berlin, wurde 1852 zum Kriegsmi nister ernannt, trat 1854 zurück und wurde Vize-Gouverneur der Bundesfestung Mainz. 1858 nochmals zum Kriegsminister berufen, wurde er nach Meinungsverschiedenheiten über die Heeresreform 1859 entlassen, aber zum Kommandierenden General des VIII. Armee-Korps in Koblenz ernannt und mit hohen Orden ausgezeichnet. - 2 kleine Heftlöcher.
2443 Brandenburg. - Albinus, Adrianus, brandenbur gischer Jurist und Staatsmann der Reformationszeit, 26 Jahre lang Rat des Markgrafen Johann von BrandenburgKüstrin bis zu dessen 1571 erfolgten Tod (1513-1590). Eigh. Brief m. U. „Albinus“ und Adresse. In latein. Sprache. 3 S. Doppelblatt. Folio. (Küstrin, vor 1571). 600 €
An den Magister Thomas Hübner, Erzieher des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg, später 40 Jahre lang dessen Rat und Admi nistrator des Erzstifts Magdeburg. Relativ flüchtig geschriebener, aber inhaltsreicher Brief, offenbar über Angelegenheiten mehr oder weniger politischen Charakters, denn es ist viel vom „princeps“, also wohl vom Kurfürsten, die Rede. - Der aus dem schlesischen Lauban stammende Albinus erhielt nach Schulzeit in Schweidnitz und Studium in Krakau eine Anstellung als Lehrer in Breslau, bereiste dann als Hofmeister von Wittenberg aus mit seinem Schüler Italien (in Bologna zum Doktor der Rechte promoviert), etablierte sich ab 1541 an der Universität Leipzig
2461
und schließlich in Frankfurt (Oder), wo er Professor für die Institutio nes Iustiniani und für die Pandekten wurde, 1543/44 auch das Rekto rat innehatte. - Sehr selten. Abbildung Seite 150
2444 - Derfflinger, Georg Reichsfreiherr von, der große brandenburgische Feldmarschall, u. a. Sieger bei Fehrbel lin (1606-1695). Brief m. U. „Undertheniger Diener GFrv Derfflinger“. 2 S. Folio. Cölln a. d. Spree 22.II.1677. 1.200 €
An den Großen Kurfürsten von Brandenburg, seinen Landesherrn, der sich, auf dem Feldzug gegen Ludwig XIV. von Frankreich befindlich, beklagt hatte, daß er „keine resolution von hier aus“ bekäme. Dies nehme er, Derfflinger, mit „verwunderung“ zur Kenntnis. „... Ich kan nicht allein mit Wahrheit sagen, daß ich kein einziges von Ewr. Durchl. Schrei ben unbeantwortet laße ...“. Zählt die in letzter Zeit von ihm abgesand ten Briefe auf und versichert: „... Die brieffe sind allemal an dem tage, da sie geschrieben, von hier abgegangen, und haben von Brandenburg durch die daselbst liegende ordinantz Reuter weiter sollen befordert
werden, Ich glaube auch, daß selbige alle Ewr. Durchl. werden zu Händen kommen seyn, Monsieur Spiegel hat zwar in Brandenburg wegen zuge stoßener Unpäßligkeit müßen liegen bleiben, und hat die Masern bekommen, doch glaube ich, daß Er die ihm anvertrauete Schreiben, durch einen Expressen auffs schleunigste wird fort geschiket haben ...“. - Aus der Zeit des Holländischen Krieges, in dem der Große Kurfürst auf seiten des Kaisers und Hollands gegen Ludwig XIV. kämpfte. Zwei Jahre zuvor hatte Derfflinger mit seinen Reitern den folgenreichen Sieg in der Schlacht bei Fehrbellin errungen. - Mit kleinem Sammler stempel; etwas gebräunt. - Sehr selten. Abbildung Seite 151
2445 - Stephan, Fürstbischof von Brandenburg (d. i. Stephan Bodecker, auch Bötticher, 1384-1459). Urkunde in seinem Namen. Niederdeutsche Handschrift auf Per gament. 1/2 S. Quer-gr. 4to. O. O. 18.XI.1457.
Erneuerter Lehensbrief des Bischofs von Brandenburg (reg. 14221459) für die Brüder Kuno und Achim von Borcke. Nennt als Zeugen
Autographen
Peter Hufner (Propst zu Mittenwalde, „canonicus ecclesie Brandenbur gensis diocesis“), Paul Smed („unßs hofes office“), Achim Lamprecht und andere. - Auf der unteren Hälfte des Blattes Notizen aus dem 17. und 18. Jahrhundert: „ahn tage Elisabeht Anno 1660 ist dieser lehn brief 203 Jahr alt. in diesem 1747 Jahr ist dieser Brieff 290 Jahr alt.“
- Beiliegend eine ältere Transkription der Urkunde sowie Kopien zur Genealogie der Familie von Borcke. - Im Dom zu Brandenburg befindet sich das Grabmal des Bischofs Stephan mit seinem Bildnis in ganzer Figur. Der aus Rathenow stammende, zutiefst gelehrte Geistliche aus dem Praemonstratenser-Orden war ein enger Vertrauter und Rat der Kurfürsten Friedrich I. und Friedrich II. von Brandenburg; er machte sich vielfältig um das verwahrlost übernommene Bistum verdient und kümmerte sich besonders um die Bildung und Ausbildung der Kinder.
- Der Lehensbrief ohne das angehängte Siegel, fleckig und mit etwas Textverlust an 3 Schabstellen. - Trotz dieser Erhaltungsmängel beach tenswert als recht frühe brandenburgische Urkunde. Abbildung Seite 153
2446 Breslau. Kaufbrief. Deutsche Handschrift auf Pergament. Mit kalligraphischen Initialen. 1 S. Quer-gr. 8vo. Breslau 1.XI.1718.
120 €
Der „Ehrbare und Kunstreiche“ Zuckerbäcker Zacharias Klahr verkauft sein auf dem Ketzerberg am Hauff-Stengel-Zwinger gelegenes Haus an den ebenso „Ehrbaren und Kunstreichen“ Zuckerbäcker Johann George Model für 630 Taler Schlesisch zuzüglich „2 Spec: Ducaten zum Schlüßelgelde“. - Ohne das angehängte Siegel. - Etwas eng beschnitten, sonst ordentlich erhaltene Pergament-Urkunde aus Schlesien.
2447 Celle. - Philippi, Johann Christian, fürstlich braunschweig-lüneburgischer Kammermeister, Geheimer Rat und Großvoigt (tätig 1652-1685). Gedrucktes Mandat mit handschriftl. Zusätzen und eigh. Unterschrift „Johan Christian Philippi“. 1 S. 4to. Celle 16.XII.1676.
120 €
Rundschreiben an die Amtsvorsteher des Fürstentums Lüneburg, betreffend das Erlegen und den Verkauf des sich zu stark vermehrenden Wildes in ihren Amtsbezirken. Über solche Verkäufe müsse nunmehr genau Buch geführt und dem Oberjäger Gasken Lovvon vierteljährlich die Abrechnung vorgelegt werden. Der Erlös müsse beim hiesigen Kämmerer abgeliefert werden. - Knapp 30 Jahre später, nach dem Tod des Herzogs Georg Wilhelm, fiel das Fürstentum Lüneburg mit seiner Residenzstadt Celle an das Kurfürstentum Hannover.
2448 Egidy, Moritz von (Vater), sächs. Offizier, dann aktiver Sozialethiker, Kirchenkritiker, Pazifist und Publi zist (1847-1898). Eigh. Brief m. U. „M. v. Egidy“. 3 S. Dop pelbl. Gr. 8vo. (Berlin) 20.I.1892.
150 €
Zwei Jahre nach Veröffentlichung seines immenses Aufsehen erregen den Buches „Ernste Gedanken“ (das ihn u. a. seine Offizierslaufbahn gekostet hatte) an den Journalisten Arthur Levyson, Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“, der ihm Leserbriefe zur Einsicht überlassen hatte.
„... Herr de la Chevallerie, selbst einer der vornehmst denkenden Män ner, die mir je begegnet, dabei grund-gescheidt, lebt schon seit Jahren
zurückgezogen von allem Weltgetriebe. Einzig (ich sage nur, was er mir wiederholt versichert) ‚Ernste Gedanken‘ hatten ihn aufgerüttelt; er schrieb bald nach deren Erscheinen an mich; vorher kannten wir uns gar nicht; seitdem verfolgt er nun die Ereignisse mit rührendem Inter esse u. hat mich oft durch ein fabelhaft richtiges Empfinden für das, was nothwendig kommen müsse, überrascht. - Sie, sehr geehrter Herr, werden aus diesem Brief, wie aus der ganzen ‚Bewegung‘, die Ihr Arti kel verursacht hat, entnehmen, wie sehr er dem Bewußtsein weitester Kreise entspricht. Darin fehlen ja leider die allermeisten Zeitungen, daß sie sich nicht aus dem wirklichen Volksbewußtsein heraus gebären, und, wenn sie es denn ab und zu thun, dann thun sie es in so unschö ner Form, daß wieder ‚die Anderen‘ sich abgestoßen fühlen ... Erst eben wieder geht mir eine Sächs. Zeitg. zu, die Ihren Artikel voller Begeiste rung abgedruckt ...“. - Die Mittelfalte halb durchgetrennt.
2449 Elisabeth („Sisi“), Kaiserin von Österreich, Köni gin von Ungarn, Kaiser Franz Josefs I. Gemahlin, in Genf ermordet (1837-1898). Eigh. Briefumschlag. Mit (etwas beschädigtem) schwarzem Lacksiegel. (Meran 17.II.1872). 600 €
Eigenhändig an ihren Gemahl, Kaiser Franz Josef, adressiert: „Seiner Majestät Dem Kaiser u. König, Wien“. - Das Monogramm mit Krone auf der Rückseite ist vom Siegel mit Wappen überdeckt. - Rand-Abbrüche beim Siegel.
2450 Friedrich I., König in Preußen, vormals Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1657-1713). Brief m. U. „Friderich“. 11/4 S. Folio. Cölln a. d. Spree 28.II.1703.
450 €
An den Geh. Rat Johannes von Danckelman in Lingen (Ems), das der König seit dem Tod Wilhelms III. von Oranien (1702) für Preußen bean spruchte. Der dortige Landrentmeister und Kammerrat Johann Jacob de Famars habe ihm gemeldet, dass das Fährhaus an der Ems reparatur bedürftig und dazu ein Betrag von 800 Holl. Gulden erforderlich sei. „... Weiln nun solches ziemlich hoch anläuft und der Land Renthmei ster keinen anschlag solcher reparationen eingeschicket hat, So befeh len Wir euch hiemit in gnaden, denselbigen fordersamst ver fertigen zu Laßen und daneben zu Berichten, ob der Bau so sehr pressant und not h wendig sey, oder noch wohl etwa eine Zeitlang wenigstens zum theil, ausgestellet, oder ob nicht vielmehr die Fehre gar zu Unserm besten in Erbpacht ausgethan und also diese Bau Kosten ersparet werden können ...“. - Gegengezeichnet vom preußischen Premierminister Johann Kasi mir Kolb von Wartenberg (1643-1712), berüchtigt wegen seiner intri ganten Macht- und Bereicherungspolitik. - Johannes von Danckelman (1637-1706) gehörte dem „Danckelmanschen Siebengestirn“ an, sieben in Lingen geborenen Brüdern, die alle hohe Ämter am brandenburgpreußischen Hof erlangten. - Randschäden alt restauriert. - Beiliegend die zeitgenössische Abschrift einer an die Provinzialregierung in Küst rin versandten Verordnung des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dass in allen brandenburgischen Kirchen wegen der großen Kriegsgefahr Friedensgebete abgehalten werden sollen. Die vorlie gende Abschrift wurde aus Küstrin an den Pfarrer und Inspektor Adam Sellius in Züllichau verschickt (1.VIII.1674). - Am 21. Juni hatte der Kurfürst einen Beistandspakt mit Spanien und den Niederlanden geschlossen, nachdem die Franzosen in die Kurpfalz eingefallen waren. Am 5. August, drei Tage nach dem vorliegenden Schreiben, brach der Kurfürst mit einer Armee von 16.000 Mann in Richtung Elsaß auf.
„dem Hülfs bedürftigen Adel gar nicht geholfen““ 2451 Friedrich II., der Große, König von Preußen (17121786). Faszikel mit 48 Briefen, 4 Urkunden und 1 weite ren Schriftstück m. U. „Frch“; beigeheftet diverse Akten; zus. 125 Bl, oft zweiseitig beschrieben. 4to bis gr. folio. Geheftet; in einem (defekten) Umschlag des 19. Jhdts. Potsdam und Berlin 8.IX.1773 bis 14.VII.1782. 16.000 €
Umfangreiches und bedeutendes Konvolut von Briefen des Königs sowie von Urkunden und Schreiben seiner Minister und anderer Staats beamter, betreffend die Gründung und Geschichte einer wichtigen nationalökonomische Einrichtung in Preußen, der „Kur- u. Neumärki schen Haupt-Ritterschafts-Direktion“, eines Kreditinstituts, das nach den langen Kriegszeiten dem märkischen Landadel durch die Gewäh rung unkündbarer hypothekarischer Darlehen die oftmals schwierige Existenz sichern sollte. Enthält Urkunden des Königs zur Gründung der „Kur- und Neumärkischen Landschaft“ sowie zahlreiche entspre chende Kabinettsordes an den mit der Planung der Einrichtung beauf tragten Minister v. Goerne, den mit der Durchführung betrauten Land schaftsdirektor v. Arnim und die sämtlichen Stände der Kur- und Neumark.
Der erste hier vorliegende Brief des Königs an die Stände (Potsdam 8.IX.1773) signalisiert seine Zustimmung zu dem vorgelegten Plan: „Seiner Königlichen Majestät von Preußen ... ist der Inhalt ... von denen Verord neten sämtlichen Ständen der Churmark ... gethanen Vorstel lungen um so angenehmer gewesen, da solcher Seiner Königlichen Majest ät zur Wiederherstellung des Landes-Credits so verschiedentlich geäußerten Absicht vollkommen gemäs ist, und werden Allerhöchstdieselbe dahero den Plan, welchen gedachte Verordnete zu Retablirung und Beförderung des verfallenen Credits der Güther-Besizer zu entwerffen gemeinet ist, ... sehr gern genehmigen.“
Nach den ersten Erfahrungen kündigt der König am 4.I.1776 den Stän den Reformen an: „Da Seiner Königlichen Majestät von Preußen ... Landes-Väterliche Absicht immer dahin gerichtet ist, das Beste dero Unterthanen ... zu befordern, So wollen Höchst dieselbe auch gerne sehen, daß die Sachen der Chur Märkischen Landschaft, auf einen ordentlichern, und beßern Fuß, eingerichtet werden: In Schlesien sind diese Sachen sehr gut reguliret: Gehet das nun hier, gleich nicht gantz völlig auf die Arth an, so wird es doch einiger maaßen möglich seyn; denn die Haupt Absicht ist immer die, daß die gesamten Stände mehr zusammen treten, sich beßer vereinigen, und dadurch sich stärker und ansehnlicher machen solln, damit der Credit der landschaft größer wird, und die Edelleute genöthiget sind, mehr auf die Conservation ihrer Güther bedacht zu seyn, und nicht zu viele Schulden machen: Seiner Königlichen Majestät haben dahero dero Etats-Minister v. Carmer bey deßen jetziger Anwesenheit zu Berlin, aufgetragen, seine Idées und Meiningen, über die Sache, und wie alles darunter beßer einzurichten, denen gesamten Ständen der Chur Märckschen Landschaft, mitzut heilen ...“.
Es zeigt sich jedoch, daß einige Stände und Regionen sich sperren, dem von Carmer vorgelegten Plan einer „Credit-Assoziation“ nach schlesi schem Vorbild zuzustimmen. Am 21. März 1777 spricht der König seinen Unwillen darüber aus und reduziert kuzerhand die Anzahl der Landtags-Deputierten. Er habe erfahren, „daß die zum Landtag jetzo zu Berlin versammlete Deputirte des Praelaten Standes, der Altmark, Priegnitz und Mittelmark, den ... Plan zu einer Credit-Association nach Schlesischen Fuß für ihre Kreiser angenommen, dagegen die Deputirte der Uckermark und Neumark Anstand nehmen, diesem beizutreten; So wollen Sr. Königliche Majestät, daß denen ersterwehnten Deputir ten Höchstdero gnädige Zufriedenheit über ihren Beytritt, denen
andern aber bekannt gemacht werde, daß Sr. Königlichen Majestät es nicht zu wenigem Wohlgefallen gereichen würde, wenn baldigst eine allgemeine Vereinigung geschähe; da Höchstdieselben aber die Anzal der anwesenden Deputirte jetzo weder nöthig noch nützlich finden, So ist Dero gnädigster Wille, daß von denen hier anwesenden von dem Praelaten Stande Einer, Einer aus der Altemark, Einer aus der Prieg nitz, Zwey aus der Mittelmark, Einer aus der Uckermark und Zwey aus der Neumark, alhier verbleiben, an den ... jetzo noch einzurichten nötigen Sachen mitarbeiten, die übrige Deputirte aber entlaßen und ihnen mitgegeben werde, so bald es thunlich in ihren Kreisen dasjeni ge, wozu sie angewiesen werden sollen, dergestalt zu veranstalten ...“. Am 12.IV.1777 schreibt der König an den Minister v. Goerne über die störrischen Landstände: „Ich muß Euch nur sagen, sie haben keine patriotische Gesinnungen, und das allgemeine Beste, ist die längste Sache, woran sie dencken, und dem sind auch noch zwey Sachen im Weg, das sind die Leute von der Justitz, und die Advocaten, diese suchen das Werck ihres Vortheils wegen zu hintertreiben, und setzen den Leuten allerhand Dinge im Kopf, und machen lauter Cabalen ...“. Auch in anderen Personalfragen nimmt der König in seiner offenen Art kein Blatt vor den Mund. So schreibt er am 20.VII.1777 an v. Goerne: „... Da ich aus Eurem Bericht ... ersehen, daß die Uckermärcksche Stände, den vice Landesdirector v. Eckstedt, zum Director bey dem Credit-
Wesen erwählet haben; so habe nichts dagegen, wenn sie vernünftige Leute wählen, nur keine Windbeutel, das werde nicht gestatten ...“. Aus vielen weiteren Briefen ist ersichtlich, wie akribisch sich der König um die Entwicklung dieser Einrichtung kümmert, Zinsen festsetzt oder sich über Verhinderung von Konkursen freut. Doch am 7.IV.1782 zieht er in einem Brief an den Landschaftsdirektor v. Ar nim eine bittere Bilanz: „... Nachdem Ich von dem eigentlichen Zu stand und bisherigen Fortgange des hiesigen Credit-Werks nähere Nachricht eingezogen; so habe Ich wahrnehmen müßen, daß dabey meine landesväterliche Absicht keinesweges erreicht, und dem ver schuldeten Hülfs bedürftigen Adel gar nicht geholfen worden; viel mehr täglich neue Concurse entstehen, und eine Familie nach der andern an den Bettelstab geräth ... Ich bin vollkommen überzeugt, daß Mein getreuer Chur- und Neu-Märkscher Adel eben so viel Gene rosité, Patriotismus und guten Willen, seinen unglücklichen Mitstän den zu helfen, besitzt, als die Pommern und Schlesier. Der Fehler muß also in der ersten Einrichtung, und besonders darin liegen, daß die meißten noch gar keine rechte Idée von der Sache haben, und nicht wißen, worauf es dabey eigentlich ankommt; und daß man hienächst durch unnütze Formalitaeten und Pointillen weitläuftige Zögerungen und übertriebene Kosten, den schwächern Theil des Adels außer Stand gesetzt hat, an den Beneficiis des Credit-Systems wirklich Theil zu nehmen ...“.
Beigeheftet ein Reihe zugehöriger weiterer Schriftstücke: I. Mehrere Abschriften von Briefen Friedrichs des Großen, davon 3 an Minister v. Goerne, 1 an Großkanzler v. Fürst, 1 an General von Buddenbrock, 2 an die Stände der Mittelmark (alle Potsdam 1777) und 1 an den Kapi tän v. Jagow (Berlin 1778). - II. Eine Rede Friedrichs des Großen an die Deputierten der kur- und neumärkischen Landstände (6 Seiten; gr. folio) in Potsdam am 18.I.1776. - III. Ein Pfandbrief m. U. des General direktors v. Kameke, ausgestellt auf das Gut Treppeln (handschriftlich ausgefüllter Vordruck; 1 S. Quer-folio. Berlin 2.I.1778). - IV. Das kom plette Manuskript „Revidirtes Chur und Neumärksches Ritterschaftli ches Credit Reglement“ mit Unterschrift des kgl. Kommissars v. Arnim (98 S. Gr. folio. Berlin 23./25.V.1782). - Ein separater, Sammelband mit dem Erstdruck „Chur und Neumärkisches allergnädigst confirmirtes Ritterschafts Credit Reglement“ (Berlin, G. J. Decker, 1777) sowie 2 Nachträge „Tax-Principia“ (Berlin 1777, 1784), - Daran angebunden ein Neudruck der Ausgabe von 1777 mit Register sowie diversen Anhän gen und Ergänzungen (1875-1877). - V. Ein handschriftl. Auszug aus dem revidierten Reglement (2 S. Gr. folio. Berlin 1782). - VI. 2 Briefe m. U. des Kronprinzen bzw. Königs Friedrich Wilhelm II. an Goerne (Potsdam 1777 und Berlin 1786). - Gelegentliche Randschäden; einige Schriftstücke gelöst; Heftung des gedruckten Bandes locker; sonst alles ordentlich erhalten. - Das reiche Material bietet wertvolle Einbli k ke in die Bemühungen des Königs, das Finanzwesen Preußens im allgemeinen und die wirtschaftlichen Verhältnisse des ländlichen Adels im besonderen in solide Bahnen zu lenken. Abbildung Seite 155
Friedrich der Große als Bankier 2452 Brief m. U. „Fch“. 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Potsdam 20.IX.1753.
450 €
An den Geh. Finanzrat Droop, der dem König das Projekt einer neu zu gründenden Bank in Berlin unterbreitet hatte. Droop habe sich wegen der Angelegenheit „gäntzlich zu beruhigen ... da Se Königl. Mayt. die desfals zu machende Einrichtung dergestalt disponiren werden, wie sie es denen dortigen Umständen convenable zu seyn erachten werden. Gestalten dann im fall auch Höchstdieselben von deßen vorhin über gebenen Plan in ein oder andern stücke abzugehen vor nöthig finden solten, solches dennoch die gute opinion und gnädige sentiments so Sie gegen ihn haben, in nichts verringern wird ...“. - Ein größerer Riss unauffällig unterlegt.
2453 - Brief m. U. „Fch“. 1 S. Doppelblatt. 4to. Potsdam 22.II.1767.
450 €
An den Staats- und Kriegsminister sowie Dirigierenden Rat Ludwig Philipp vom Hagen (1724-1771), den er von einem Finanzprojekt unter richtet, nämlich was er „in einem mit dem Nahmens Meny geschlosse nen Gold-Lieferungs Contract, so wohl wegen eines dazu erforderl. fonds von 45/ m Rtal. für die Holl. Commandite, als auch in Ansehung derer mit derselben, desgleichen mit der Hamburg. Commandite zuma chenden Veranstaltungen, habe festsezen lassen. Meine intention ist demnach, daß Ihr dieses alles, und besonders, daß der vorerwehnte fond der 45/ m Rtal. von der Holl. Commandite fourniret werden solle, mit dem Hof-Banquier Clement gehörig reguliren ... sollet ...“. - Mit den eigh. Sicht vermerken der Minister Ludwig Ph. vom Hagen, Julius von der Horst (den der König lebenslang sehr hoch schätzte) und Valentin von Massow, Staatsminister und Vizepräsident des General-Oberfinanzdirektoriums.
Staatskredit aus Russland
2454 - Brief m. U. „Frch“. 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Pots dam 6.VIII.1774. 450 €
An Friedrich Wilhelm von der Schulenburg-Kehnert, preuß. Minister und Präsident des Hauptbankdirektoriums (1742-1815), über Tilgung eines russischen Kredits. „... Zu Berichtigung derer mit Ende bevorste henden September Monats in Petersburg und zwar in Holländischen Briefen zubezahlenden 100/ m. Rubels à 40. Stüber, habe ich Meinen Krieges- und Domainen-Rath, Hof-Etats-Renthmeister Buchholtz, der Banque 118/ m. RTal. in Courant zubezahlen angewiesen. Ihr werdet demnach bey der Banque verfügen, daß von derselben dagegen 100/ m. Rubels zu rechter Zeit nach Petersburg übermacht, und meinem Gesannten am dortigen Hoffe dem Grafen von Solms, gehörig zuge stellet werden ...“. - Interessantes Beispiel für die langjährigen und engen Geschäftsbeziehungen zwischen Preußen und Russland.
2455 Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, der „Soldatenkönig“ (1688-1740). Brief m. U. „Fr Wilhelm“. 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Potsdam 4.IV.1739. 180 €
An den Generalleutnat Heinrich Carl von der Marwitz (1680-1744), Mitglied des kgl. „Tabakskollegiums“ und Ritter des Schwarzen Adler ordens. „... Ich habe Euer Schreiben vom 2ten dieses, nebst der Monath lichen Liste Eures Regiments erhalten. Daß der Lieutenant v. Marwitz gefährlich krank lieget thut Mir leydt, dagegen vernehme Ich gerne, daß der Grenadier-Capit. Bieband von seiner Krankheit herstellet ist ...“. - Als Enkel des Feldmarschalls Georg von Derfflinger residierte Marwitz auf dem von Derfflinger erworbenen Rittergut Gusow.
Die Rehabilitierung des Potsdamer Baudirektors
2456 Friedrich Wilhelm II., König von Preußen (17441797). Brief m. U. „Fr Wilhelm“. 3 Zeilen. Mit Trauer rand. 4to. Berlin 20.VIII.1786. 350 €
Drei Tage nach dem Tode Friedrichs des Großen an den Potsdamer Bau-Inspektor Heinrich Ludwig Manger (1728-1790), den er aus dem Gefängnis befreit hatte. „Sr: königlichen Mayestät von Preußen ... haben, auf das devote Danksagungs Schreiben des Bau Inspector Man ger ... denselben, ferner treu zu dienen hiedurch in Gnaden anweisen wollen ...“. - Der hochbedeutende Baumeister, der das Rokoko-Gesicht Potsdams entscheidend prägte, war bei Friedrich dem Großen, der ihm schlechte Geschäftsführung und Untreue im Amt vorwarf, in Ungna de gefallen und 1786 inhaftiert worden. Friedrich Wilhelm II. rehabili tierte ihn umgehend und ernannte Manger 1787 mit dem Titel eines Oberhofbaurats zum Königl. Garteninspektor. Der Architekt gab auch wertvolle Werke zur Baugeschichte Potsdams heraus.
Die Geburt Friedrich Wilhelms IV. 2457 - Brief m. U. „Fr. Wilhelm“. 1/2 S. Folio. Berlin 16.X.1795.
spätere Königin Luise von Preußen, „gestern am 15. d. von einem Prin zen glücklich entbunden worden“ sei. Er gebe der Äbtissin davon Nach richt, „in der Überzeugung, daß Dieselben diese Vermehrung Meines Königl. Hauses gerne vernehmen, und an der Freude, welche Ich dar über empfinde, Antheil nehmen werden ...“. - Der kleine Prinz wurde später als Friedrich Wilhelm IV. zum König von Preußen gekrönt.
2458 Fürsten des deutschprachigen Kaiserreiches. 8 Unterschriften bzw. eigh. Brief-Couverts. 1630-1880. 180 €
Sammlung von 5 ausgeschnittenen Signaturen mit Ort und Datum sowie 3 eigh. Briefumschlägen, wie man sie im 19. Jahrhundert sam melte. Vorhanden: Ferdinand II. (röm.-dt. Kaiser). Text-Rest mit pa piergedecktem Siegel. Regensburg 20.IX.1630. - Friedrich Wilhelm (Kronprinz von Preußen, später als Friedrich III. Deutscher Kaiser). 1.) Signatur. Potsdam, Neues Palais, 20.X.1876. - 2.) Eigenhändig beschrif tetes großes Couvert mit Siegelrest, adressiert an den Geh. Legations rat v. Bülow in Straßburg. - Friedrich (Großherzog von Baden). Signa tur. Karlsruhe 19.XI.1878. - Friedrich Karl (Prinz von Preußen). Sig natur. Dreilinden 10.XI.1875. - Friedrich Franz II. (Großherzog von Mecklenburg-Schwerin). Signatur. Schwerin 14.X.1875. - Ludwig IV. (Großherzog von Hessen-Darmstadt). Eigenhändig beschriftetes Cou ver t mit gedr. Initialen als Absender. Darmstadt 26.VIII.1880. - Adres siert an den Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen in Würz burg. - Wilhelm I. (Deutscher Kaiser, König von Preußen). Eigenhän dig beschriftetes Couvert mit rotem Lacksiegel. - Adressiert an den Geh. Legationsrat von Bülow. - Beiliegend der Brief einer Helene Voll mer (Berlin 19.VII.1880) an einen Autographensammler, dem sie einige der hier vorliegenden Unterschriften erläutert.
2459 Fürstenberg, Elisabeth Fürstin zu, geb. Prinzessin Reuß, mit Karl Egon III. zu Fürstenberg vermählt (18241861). Eigh. Brief m. U. „Fürstin zu Fürstenberg“. 2 S. Doppelblatt mit Adresse und Lacksiegel. Gr. 8vo. Donau eschingen 25.II.1860.
180 €
300 €
An die Fürstin-Äbtissin zu Essen und Thorn, Maria Kunigunde, Herzo gin zu Sachsen (1740-1826), die jüngste Tochter des Kurfürsten Fried rich August II. von Sachsen. Teilt mit, dass seine Schwiegertochter, die
An die Augsburger Allgemeine Zeitung , wo sie ein Inserat gesehen habe: „... ein junges gebildetes Frauenzimmer in Augsburg, das im Kleider machen vorzüglich eingeübt ist, frisiren und alle anderen feinen weib lichen Arbeiten versteht und eine Stelle bei einer Dame als Kammer jungfer auswärts wünscht. - Die Fürstin von Fürstenberg geborne Prin zessin von Reuß Greiz wünscht umgehend die Zeugnisse dieses ange zeigten Mädchens zu erhalten mit möglichst genauer gründlicher Auskunft über Alter, Confession, Gesundheit, Grad der Geschicklichkeit im perfecten Kleidermachen, frisiren, etwas Putzmachen ... sorgfälltig [!] im Einpacken auf Reisen, Krankenpflege, Gewandheit im Dienst, Heiterkeit, Fügsamkeit des Humors, Lebhaftigkeit und Flinkheit im Geschäft. Außerdem bliebe es unbedingt nothwendig, daß der Fürstin Jemand genannt wird, wo sie sich ganz gewissenhaft nach dem Charak ter u. moralischen Werth der Betreffenden erkundigen könne. Bitte um umgehende Antwort an die regierende Fürstin zu Fürstenberg geb. Prinzessin von Reuß Greiz in Donaueschingen Großherzogthum Baden ...“. - Ob die Fürstin aus Greiz mit ihrem überaus anspruchsvol len Verlangen nach einem in jeder Hinsicht perfekten, wahren Engel Erfolg hatte, wissen wir nicht: sie verstarb im folgenden Jahr. Viel leicht wurde sie ja von der Kammerjungfer vergiftet. - Die Briefmarke ist aus dem Adressblatt ausgeschnitten. - Dabei: Adelheid Fürstin zu Isenburg-Birstein (1795-1858). Eigh. Brief m. U. „Die Fürstin zu
Autographen
Isenburg Birstein“ sowie Adresse, Frankatur und Lacksiegel. 1 S. Gr. 4to. Meran 22.IV.1851. - Gleichfalls an die Augsburger Allgemeine Zeitung , von der sie die Aufnahme einer Erklärung verlangt: „... Wir sind ermächtigt, den in No 104 der Allgemeinen Zeitung aus dem ‚Mainzer Journal‘ aufgenommenen Artikel aus Offenbach: ‚Geschenk der Königin von England von deutschen Arbeitern‘ als völlig grundlos und erdichtet, zu erklären“; unten ein Postskriptum für den Redak teur: „Es versteht sich wohl von selbst, daß die Unterschrift weg bleibt“. - Mit redaktionellen Anstreichungen für den Abdruck und mit Briefmarke „KK Poststempel 9 Kreuzer“.
Eine preußische Kapelle in Bad Gastein
2460 Gastein, Bad (bei Salzburg). - Korrespondenz über Entstehung, Einweihung, Nutzung, Verwaltung und Unterhaltung der dem Deutschen Kaiser übereigne ten, protestantischen St. Christophorus-Kapelle im „Wild bad“ Gastein. 45 Schriftstücke. Zus. mehr als 100 S. Folio. Berlin und Bad Gastein 1872-1886.
600 €
Aus dem Nachlass des Berliner Kgl. Hof- und Garnison-Predigers, Prin zenerziehers und Schriftstellers Emil Frommel (1828-1896) stammen de inhaltsreiche Korrespondenz über eine kleine Gasteiner Kirche, die von Frommel eingeweiht wurde. Kaiser Wilhelm I. weilte regelmäßig in Bad Gastein und wurde 14mal vom Hofprediger Frommel begleitet. Dabei wurde offenbar das Fehlen einer dem Kaiser angemessenen evan ge lischen Kirche bedauert, so dass sich schließlich drei wohlhabende deutsche Damen zusammentaten, um dem abzuhelfen. Gräfin Lehn dorff aus Ostpreußen stellte ein ihr gehörendes Grundstück in Gastein zur Verfügung, und die Gemahlin (Adelheid, geb. von Goßler) des im Januar 1872 zurückgetretenen Kultusministers Heinrich von Mühler sowie ein Fräulein Laura Heye in Bremen sorgten für die Finanzierung der Errichtung einer Kapelle, die den Namen St. Christophorus-Kapelle erhielt und im Sommer 1872 eingeweiht wurde. Die drei Gründerin nen machten das kleine Gebäude dem Kaiser zum Geschenk, der das Patronat übernahm und die Verwaltung der Kirche dem Ministerium des Kgl. Hauses übertrug, verkörpert durch den Minister Alexander Graf von Schleinitz (1807-1885). Die vorliegende umfangreiche Korre spondenz dokumentiert diese Vorgänge sowie die Nutzung und Verwal tung der Kirche von 1872 bis 1886 mit Briefen, Brief-Konzepten, Abrech nungen etc., die sich zwischen dem preußischen Hausmininisterium (davon 18 Briefe mit der Unterschrift des Ministers Schleinitz, 1 mit der Unterschrift seines Nachfolgers Otto zu Stolberg-Wernigerode), dem Hofprediger Emil Frommel (mit mehreren Brief-Konzepten und diver sen Reisekosten-Abrechnungen), dem Gasteiner Bürgermeister Dr. C. Beringer, Gasteiner Geistlichen, der Sponsorin Laura Heye und weite ren beteiligten Personen bewegten. Der erste Brief (29.V.1872) des preußischen Hausministers an Emil Frommel beginnt: „Wie Ew. Hoch ehrwürden bereits mündlich mitgetheilt worden, hat des Kaisers und Königs Majestät Sie zu der Anfang Juli d. J. vorzunehmenden Einwei hung der neu errichteten evangelischen Kapelle zu Wildbad Gastein berufen. Die Kapelle ist in den Jahren 1868 bis 1871, auf einem von der Frau Gräfin v. Lehndorf zu Steinort in Ostpreußen geschenkten Bau grunde, aus den Mitteln erbaut worden, welchen milde Beiträge, Ge schenke und Kollecten gewährten. Als die Gründer des frommen Werks sind die Frau Staatsminister von Mühler geb. von Gosslar [!] und das Fräulein Laura Heye zu Bremen zu bezeichnen, welche demnächst das Eigenthum an der Kapelle auf des Kaisers und Königs Majestät über tragen haben. Allerhöchstdieselben haben zugleich das Patronat über die Kapelle zu übernehmen und die Verwaltung derselben dem Mini
sterium des Königlichen Hauses zu übertragen geruht. - Die Kaiserlich österreichische Regierung hat auf gesandtschaftlichem Wege erklärt, daß gegen die Einrichtung eines evangelischen Gottesdienstes für die Badegäste und durchreisenden Fremden im Bade Gastein in dem frag li chen Kapellengebäude kein Hinderniß obwalte, vorausgesetzt, daß die daselbst fungirenden evangelischen Geistlichen aller Ministerial-Acte, welche auf die Führung von Kirchenbüchern (Tauf-, Trauungs- und Sterbe-Register) Bezug nehmen, sich enthalten ...“. - Interessante Geschichte einer kleinen königlich preußischen Kirchengründung im österreichischen Gastein. - Beiliegend ein Exemplar der Wiener „Neuen Freien Presse“ vom 10. Juli 1872 mit einem Bericht über die Einweihung der Kapelle in Bad Gastein sowie ein sicherlich von Emil Frommel (als Verfasser, nicht als Schreiber) stammendes Gedicht „Ein Sommermor gen in den Gasteiner Alpen“ (12 Strophen zu je 4 Zeilen).
Die Revolution in Köln, Berlin und im Lande 2461 Groote, Eberhard von, Jurist, ein Sohn des gleich namigen bedeutenden Kölner Patriziers, Kunstwissen schaftlers, Schriftstellers und Politikers, der als Mitbegrün der und Vorstandsmitglied des Kölner Dombauvereins und langjähriger Präsident des Kölnischen Kunstvereins sich hohe Verdienste erwarb. 2 eigh. Briefe m. U. „Eber hard“ bzw. „von Groote“. Zus. 7 S., sehr eng beschrieben; 1 Brief mit Adresse. Gr. 8vo. Köln 22.V. und 15.VII.1848.
800 €
An den ihm befreundeten Staatsrechtler und Rechtshistoriker Her mann von Schulze (-Gaevernitz), der zu dieser Zeit als Privatdozent in Jena lebte. Sehr umfangreiche Briefe, die sich fast ausschließlich mit den Revolutionsereignissen in Köln, Berlin und dem übrigen Reich beschäftigen. Im ersten Brief beschreibt er, nach der Übersiedlung von Berlin nach Köln, ausführlich seine Stimmung angesichts der Gescheh nisse. Er erinnert sich an die guten und fröhlichen gemeinsam verleb ten Stunden, aber: „... weder der Ort, der mich birgt, noch die Stim mung, die mich besitzt, noch die Gegenstände, die meinen Geist augen blicklich beschäftigen, noch die Aussichten, die er in der Zukunft erblickt, sind entfernt geeignet, Heiterkeit in mir zu erzeugen und der Gang, den die Angelegenheiten des Vaterlandes, wie der, den die häus lichen nehmen, ist meinen Wünschen und Bedürfnissen stracks entge gengesetzt. In jener weiß eine schreckbare Freiheit sich selbst ihr Maß und Ziel noch nicht zu setzen; in diesen schnürt eine mir fremd gewor dene Enge und Beschränkung mich mehr ein, als mein an unum schränktes und in eigenen Dingen völlig autokratisch gewöhntes We sen wohl dulden mag. Wenn der Schritt noch Einmal zu thun wäre, wie er gethan ist, ich würde in B.[erlin] geblieben und nur interimi stisch auf kurze Reisen in der schönsten Jahreszeit nach dem Rheine gekommen sein. Denn ich glaube, daß ich leichter die Carrière beim dortigen Gerichte u. die vorläufige Aufgabe aller Gedanken an den raschen Uebertritt z. Verwaltung vermeiden würde, als ich jetzt diese Verpflanzung in das geistlos eingeengte Leben der Provinzialstadt, alles Umganges baar, aller jener großen Verhältnisse, an die ich gewohnt war und die mir durchaus zusagten, beraubt, ertragen kann ... Wie viel geringer auch der Schauplatz ist, auf dem wir hier stehen, verglichen mit jenem, den wir verlassen haben; so glaube ich dennoch, daß auch hier noch Bedeutendes und Großes zu erwarten ist. Wie würden wir beide und namentlich Du erst gerennet und aufgeregt gewesen sein, hätten wir die Tage v. 17ten bis jetzt gemeinsam in B. [erlin] verlebt! Coeln, äußerlich ruhig und seit dem Tage des ersten Krawalls vor 10-12 T. von keinerlei Tumulte mehr bewegt, birgt in seinem Innern nichtsdestoweniger die schlimmsten Elemente. Ruhig
ste Männer selbst vergleichen unsere Position der auf einem Vulkan. Mein Vater ist fast ununterbrochen in den Sitzungen des Stadtrathes, in dem einige entschieden communistische Personen jedes redliche Bemühen ordentlicher und, wenn auch dem Fortschritt, doch auch dem Gesetz und dem Frieden ergebener Männer mit blinder Thorheit zu vereiteln streben. Heute, am 22. verbreitete sich das (absichtlich ausgestreute) Gerücht von der Proclamation der Republik in B.[erlin] und das ebenso schreckliche von der Errichtung einer solchen hier in Coeln. Es war ein rechtes Glück, daß eben eine telegraphische Depe sche von B.[erlin] angelangt und bereits allgemein verbreitet ist, wo nach S. Maj. die 3farb. Cocarde angenommen und versprochen haben soll, sich ohne Usurpation an Deutschlands Spitze zu stellen; endlich auch die Ruhe als hergestellt in B.[erlin] erklärt wird. - Zum Schutz derselben sind hier Bürgergarden errichtet, zu denen ich mich zählen kann ... Von der Aufregung in den Familien, von der Angst der Frauen und Töchter, von dem unbehaglichen und dumpfen Getriebe in den engen finstern Straßen kannst Du Dir keine Idee machen. Eine ge drückte, beklommene Stimmung, ... ein trübes Schweigen, so contra stirend gegen die hellfreundlichen Tage, die wir im schönen B.[erlin] und gegen die muntern Nächte, die wir im Caffé de l‘Europe genossen, daß ich wie ein unglücklicher Gefangener nach der seligen Freiheit jener nächsten Vergangenheit zurückschaue ...“ [22.5.1848].
Am 15. Juli kommentiert er wieder in einem sehr langen Brief die jüngste Entwicklung, schon mehr in einer freudigen, patriotischen Hochstim mung: „... Mein bischen Aristrocratism will mir die Gefahren nur gering fügig erscheinen lassen, die der zu erzielenden Einheit von den Thro nen herab drohen; denn ich kann selbst einen König von H.[annover] nicht als einen Mann betrachten, der dem erkannten allgemeinen Besten Eigenwohl vorziehen würde; dazu sind die Fürsten dieser Zeit zu edel. Aber einem Hecker und Cons. traue ich einen giftigen Stich recht ins Herz des Vaterlandes zu und mein Haß gegen die rothe Repu blik und ihre Anhänger ist so groß, daß ich mir keine Gegner denken kann, gegen die ich mit gründlicherer Erbitterung fechten würde ...“. Zwei Seiten weiter, am Schluß, kommt er noch auf die Vorbereitungen zum großen Domfest in Köln zu sprechen: „... Wir feiern hier am 15 u.s.w. August das große Domfest, bei welcher Gelegenheit nicht nur das Hauptschiff des Wunderbaues vollendet eröffnet, die superben Fenster, welche die Majestät von Bayern schenkte, in ihren angewiese nen Einfassungen aufgestellt, sondern auch, ganz abgesehen von all diesen wunderbaren Kunstgenüssen, für Dich, Politice, höchst merk würdige Personen hier versammelt sein werden. Mein Vater, der die Festlichkeiten im Comité leitet, u. mehre andre sind mit Abfassung der Adressen an König Fr. Wilh., König Ludwig, König Max, den Reichsverweser, die Reichsversammlung etc. beschäftigt. An den Pabst hat m. Vater die lateinische Adresse verfaßt, die in einer pracht vollen Ausführung (ich glaube, daß die Kosten an 1000 Thr betragen) dieser Tage nach Rom geht ... in 600 Jahren wird solch ein Fest, wie das bevorstehende nicht wieder gefeiert ...“. - An beiden Briefen je 2 kleine Heftungslöcher und 1 Einriss. Abbildung Seite 157
„die auf der Reise erborgte koloniale Weisheit“ 2462 Hahl, Albert, dt. Kolonial-Beamter, Gouverneur von Deutsch-Neu-Guinea, einer der verdienstvollsten Verwalter der dt. Südseegebiete (1868-1945). 2 eigh. Briefe m. U. „A. Hahl“ bzw. „Albert Hahl“. Zus. 111/2 S. Mit Brief kopf „Kaiserlicher Gouverneur von Deutsch-Neu-Guinea“ und 1 eigh. Umschlag. Gr. 8vo. Herbertshöhe (Kokopo, Papua-Neuguinea) 16.V. und 11.XII.1908.
An den Botaniker Karl Rechinger in Wien, der Hahl zunächst sein Buch „Vegetationsbilder aus dem Neu Guinea Archipel“ (Jena 1908), später die gemeinsam mit seiner Frau Lily herausgegebenen „Streifzüge in Deutsch Neu Guinea und auf den Salomons Inseln. Eine botanische Forschungsreise“ (Berlin 1908) übersandt hatte. Hahl bedankt sich, zählt Fortschritte in der Infrastruktur von Papua auf und wendet sich iro nisch und interessant gegen gängige Vorurteile in Deutschland gegen über den Verhältnissen in seinem liebgewonnenen Inselreich. „... Es sind einige Jährlein verstrichen, seitdem wir die wilden Menschen kinder in Bougainville zusammen besuchten. Recht lebhaft haben die Bilder, die ich mit erlebte, jene Tage vor Augen geführt. Die Zeit ist hier nicht unbenutzt vorübergegangen. Den Hafen von Kieta [auf den Salomon-Inseln] würden Sie kaum mehr erkennen mit seinen schmu k ken Bauten. Eine große Heerstraße mit Brücken zieht sich 45 km lang am Strand entlang, von den wilden Männlein erbaut. Sie sind einiges zahm geworden. Der Kamm des Kronprinzen-Gebirges ist erklommen Selbst eine große Pflanzung ist entstanden [16.V.1908] ... Ich schulde Ihnen noch weit höheren Dank für den Inhalt Ihrer ‚Streifzüge‘, nicht weil sie mich oder meine Herren oder ‚die Jungen‘ mit freundlichen Worten bedachten, sondern weil Sie schlicht und doch in gehobenem Gefühle aussprachen, was Sie sahen - ohne Zutat. Sie sind die ersten Berichterstatter über dieses unfertige Land, welche dies vermögen, die ersten, welche es verschmähen, die auf der Reise erborgte koloniale Weisheit an den Mann zu bringen, die es unterlassen, für des Landes unvermeidliche Beschwernisse durch ein böses Schimpfen aus der Heimat sich zu rächen. Man wird Ihnen in Deutschland gar nicht glauben, daß man in Deutsch-Neuguinea in einigen Wochen so schöne Dinge hat sehen und erleben können; so ganz ohne ‚Skandal‘, weder die ‚Nigger‘, noch die ‚Eingeborenenpolitik‘ oder ‚die Missionsfrage‘, auch nicht ‚die völlig verkehrte Zoll- und Handelspolitik‘ oder ‚die Unkenntnis allgemein und besonders gerade der Beamten‘ pp. boten
Autographen
Ihnen Anlaß, dem betrogenen und um seine Auslagen geprellten Vater land die Augen zu öffnen ... Kieta ist jetzt ein schöner kleiner Hafen platz. Ruhe und Frieden sind unter der Bevölkerung eingekehrt. Eine große Landstraße führt am Strand entlang, 70 km ausgestreckt. Jüngst wurden die ersten Geldsteuern erhoben, M 1500. Die Durchquerung der Insel gelang friedlich vor etlichen Monaten; die fünf Marschtage selbst zählen zu den größten Anstrengungen, die ich je erlebt habe.Simpsonhafen [Rabaul] ist eine kleine Stadt geworden. Man trinkt dort nur mehr ‚geeistes‘ Bier, hat nicht mehr Malaria, sondern einen kran ken Magen. Ich hoffe in Jahresfrist gleichfalls dorthin überzusiedeln ...“ [11.XII.1908]. - Beim Umschlag die Briefmarke ausgeschnitten; sonst alles gut erhalten. Abbildung Seite 159
2463 Hindenburg, Paul von Beneckendorf und von, Reichspräsident, Feldmarschall, Sieger bei Tannenberg (1847-1934). Postkarte m. U. „Gruß an alle!!! Hinden burg“ sowie mit Unterschriften von 7 weiteren Militärs. 1 S. (Bleistift). Berlin 20.VIII.1896.
150 €
An den Oberstleutnant Max von Kleist in Oldenburg, dem man, offen bar aus fröhlicher Runde, Grüße in Knittelversen sendet: „Heil dem Oberstlieutenant von Kleist. / (Wie der neue Kommandant nämlich heißt). / Hier regnet es, dort scheint gewiß die Sonne / Wir denken unsrer Musterstadt mit Freud u. Wonne! / Ausstellungshalber Kopf steht Spree Athene / Oh Jott Berlin ist doch gar scheene! / Drum grüßt aus der Kapi tale / Das Regiment die Filiale, / Die um den alten Kommandeur vereint / Bittre Abschiedsthränen weint.“ - Unterzeichnet haben: Paul von Hin denburg, „v. Hindenburg (Neffe)“, von Bassewitz, v. Rheinbaben, von Borries und andere. - Mit „Ausstellungshalber“ ist die große Berliner Gewerbe-Ausstellung von 1896 im Treptower Park gemeint, die von manchen auch als „verhinderte Weltausstellung“ bezeichnet wurde. - Beiliegend eine in zwei Teile zerbrochene Photographie (Kabinett-For mat), die 1894 Max von Kleist, Paul von Hindenburg und einen weite ren Offizier zu Pferde zeigt.
2464 Lasker, Eduard, preuß. oppositioneller Politiker und Jurist, Mitglied der Deutschen Fortschrittspartei, erzielte viele parlamentarische Erfolge und war besonders aktiv bei der Aufdeckung von Wirtschaftsskandalen (1829 1884). Eigh. Brief m. U. „Eduard Lasker“. 1 S. Gr. 8vo. O. O. (Febr. 1855).
150 €
An seinen Schneider, mit dem er Aufträge und Bezahlung bespricht. „... gleichzeitig ersuche ich mir neue Aufschläge zum Rock, da derselbe viel zu kurze Aermeln hat u. im ganzen schlecht sitzt, da er an den Seiten ungemein viel Falten schlägt. Auch hat es mich gewundert, dass kein Sammtkragen dazu gegeben wurde ...“.
2465 Ludwig XVI., König von Frankreich (1754-1793, hingerichtet). Passierschein mit Unterschrift „Louis“ und mit eigh. Unterschrift des „Ministre des affaires étrange res“, Charles-François Dumouriez. Gedrucktes Formular mit handschriftlichen Eintragungen. 1 S. Folio. Paris 19.III.1792.
300 €
Passierschein für den Landgrafen Karl Emanuel von Hessen-RheinfelsRothenburg und seine Gemahlin Leopoldine, die kurz vor Beginn des ersten Koalitionskrieges nach Deutschland zurückkehren. Beide Unter schriften auf dem noch mit dem Bourbonenwappen versehenen Doku ment sind von Interesse. Der Namenszug „Louis“ stammt keinesfalls von der Hand des Königs, der, schon weitgehend entmachtet, ein halbe s Jahr später abgesetzt wurde. Eigenhändig ist dagegen die Unterschrift des Generals und Feldmarschalls Charles-François Dumouriez (17391823), der 4 Tage zuvor zum Außenminister ernannt worden war. Die wechselvolle Karriere des erfolgreichen Revolutions-Generals, der sich schließlich mit den Jakobinern überwarf, im April 1793 ins österreichi sche Lager wechselte und somit Hochverrat beging, ist eine vieldisku tierte Episode der französischen Revolution. Abbildung Seite 160
2466 Mussolini, Benito, ital. Faschistenführer, Mini sterpräsident und Diktator, „il Duce“ (1883-1945). Eigh. Signatur „Mussolini“ auf einer Urkunde mit Unterschrift des Königs Viktor Emanuel III. von Italien (1869-1947). 11/2 S. Folio. Rom 18.XI.1923.
180 €
Einbürgerungs-Urkunde für den 1898 in Wien geborenen Ludwig Klopsch. Mussolini unterschreibt in seiner Eigenschaft als Minister präsident unterhalb der Signatur „Vittorio Emanuele“.
General Bertrand über Pressefreiheit
2467 Napoleon und die Befreiungskriege. - Bertrand, Henri-Gatien Comte, franz. General, treuer Gefährte Napoleons, begleitete ihn nach Elba und folgte ihm nach St. Helena (1773-1844). Druck eines staatsrechtlichen Aufsatzes über Pressefreiheit, handschriftlich vielfach korrigiert und ergänzt von Bertrand. 4 S. Gr. 4to. Paris, August 1830.
450 €
„No 2. Du Droit naturel d‘écrire et d‘imprimer. Paris, ce 7 Août, 1830“. Nach der infolge der Julirevolution erfolgten Wahl Bertrands in die Abgeordnetenkammer verfasster und korrigierter Aufsatz, in dem er unter anderen Marmontel und Chateaubriand zitiert: „Ce droit, vulga irement nommé Liberté de la Presse, est maintenant attaqué, dit-on, par quelques journeaux, qui se persuadent que pour exister, il a besoin d‘être soumis à une organisation ...“. Er verteidigt das natürliche Recht auf eine freie Presse, und unter den handschriftlichen Nachträgen auf der letzten Seite des Druckes be merkt er nachdrücklich: „P.S. du 9 Août. Les Français ont le droit de publier et de faire imprimer leurs opinions? Oui sans doute, et les opinions d‘autrui, et tout ce qu‘il leur plaira d‘imprimer et de publier, autre que les opinions.“ - Am oberen Rand der ersten Seite von zeitge nöss. Hand die Notiz: „epreuve d‘un ecrit du General Bertrand, corrigé par lui.“ - 1 Rand geknittert. - Sehr selten. Abbildung Seite 163
Im Lützowschen Freikorps
2468 - Friesen, Friedrich, früh im Krieg gefallener Päda goge und republikanisch-nationaler Kämpfer der dt. Befreiungskriege, Mitarbeiter Alexander von Humboldts,
Mitbegründer des „Deutschen Bundes“ 1810 und Förde rer der Burschenschafts-Bewegung, vor allem aber enger Mitarbeiter Friedrich Ludwig Jahns als Begründer der dt. Turnkunst; gehörte als Offizier dem Lützowschen Freikorps an; Theodor Körner starb in seinen Armen bei Gadebusch (1785-1814). Eigh. Brief m. U. „Fr.“ 21/2 S. Doppelblatt. 4to. Zerbst 2.V.1813.
In der Frühphase der Befreiungskriege berichtet Friesen als Mitglied des Lützowschen Freikorps einer Verwandten von den neuesten Ereig nissen: „... Meine Schaar ist seit gestern früh vorauf, ich bin in Auftra gen mit einigen Freunden zurück, hoffe aber heute unser Häuflein wie der zu ereilen. Wir sind unstät, aber nicht füchtig, und kreutzen ist nicht irren ... Unsere beiden Führer und die Mehrzahl der Kriegshaupt leute sind herrliche trefliche Menschen. Sagen Sie meiner guten tre uen Mutter sie solle nicht unruhig sein, wenn meine Briefe nicht regelmä ßig eintreffen; es walten Hindernisse und Störungen hie und da ... Das Gefecht bei Halle [29. April] war uns zur linken, und alles war zur Theilnahme bereit. Wir hatten zwei Nächte bivouakirt, nach starken Märschen bei schlechtem Wetter; aber welchen Eindruck erregte den noch, bei der größten Ermüdung vor Dessau, der Befehl zum schne llen
Vormarsch auf Dessau, wo wir nach voreiligen Nachrichten den Feind zu treffen hofften und durch das Gewehrfeuer von Rekruten in Dessau zu dieser Voraussetzung noch mehr bestimmt wurden. - Auf dem ganzen Marsch ... nach Dessau hörten wir die lebhafteste Kanno nade. Schuß auf Schuß - Pausen - lebhafteres Eindringen - weichenalles unterschieden wir deutlich. Bei unserm Einrücken in Dessau wurde Lärm geschlagen zum Aufbruch aller Truppen gen Halle. Alles rückte aus, wir mußten bleiben. Den Tag darauf kehrte alles zurück u. wir zogen weiter. - Unsere Wege sind nicht ihre Wege. - Ich muß fort ... Küßen Sie meine Mutter und meinen braven lieben Adolf; ich werde ihm nächstens die Waffe schicken ...“. - Friesen war im Februar dem Lützowschen Freikorps beigetreten und am Tage vor diesem Brief zum Leutnant ernannt worden. Er entkam bei dem Überfall von Kitzen (17. Juni), wurde aber im März 1814 in den Ardennen von lothringischen Hilfstruppen erschlagen. Seine sterblichen Überreste wurden erst 1816 aufgefunden und erst 1843 in Berlin in der Nähe von Scharnhorsts Grab bestattet. - Zu Friesens vielen Verdiensten gehören die Entwicklung diverser neuer Turnübungen sowie die Er richtung einer der ersten deutschen Schwimmanstalten an der Spree in Berlin. - Von größter Seltenheit: im JbdApr. 1950 ff. als einziger Nachweis dieser Brief.
Abbildung
Die ersten Eisernen Kreuze 2469 - Zieten, Hans Ernst Karl von, preuß. General feldmarschall, hoch dekorierter Heerführer, der mehrere entscheidende Siege gegen Napoleon erfocht (1770-1848). Militärische Ordre m. U. „Zieten“. 1/2 S. Folio. „Bivouaq“ bei Sohren [?] 4.VI.1813.
200 €
Flüchtig geschriebene Befehle an einen höheren Offizier, wohl den Oberst Fürst zu Anhalt-Pleß. „Es fehlt noch sowohl vom Neumaerki schen Dragoner als Ihrem Schlesischen Husaren Regiment noch die Nahmentliche Liste der Individuen welche das eiserne Kreuz erhalten haben; ich erbitte sie mir bis heute Mittag 12 Uhr, eben so die Liste dessen was beide Regim. in dem Gefecht bei Haynau am 26ten verlohren haben, endlich auch die gegenwärtige Stärke der beiden Regimenter, daß Schema zu dieser Liste haben Ew. Exzellenz mit dem Parole Befehl vom 1ten Juny erhalten, ich füge noch zwei Tages Befehle anbey, wovon ich Abschrift zu erstellen bitte und wollen mir Eure Excellenz gleich falls die Parole Befehle bis Mittag 12 Uhr remittiren ...“. - Am 26. Mai hatte Zieten die Truppen des französischen Generals Masson bei Hay nau besiegt, was ihm das Eiserne Kreuz I. Kl. einbrachte. Der Orden des Eisernen Kreuzes war erst am 10. März von König Friedrich Wil helm III. gestiftet worden.
2470 Sachsen-Gotha. - Ernst I., der Fromme, Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Begründer der SachsenErnestinischen Linie, Erbauer des Schlosses Friedenstein, als „der Bittersüße“ Mitglied der Fruchtbringenden Ge sellschaft (1601-1675). Brief m. U. „Ernst H z Sachssen“. 11/3 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegelspur. Folio. Schloß Friedenstein 14.X.1667.
300 €
An seinen Amtsverwalter zu Heldburg und Liebau, Gottfried Wilhelmi. Übersendet 3 Exemplare der erneuerten Landesordnung (hier nicht mehr beiliegend), betreffend u. a. die Polizei- und die Kleiderordnung, die Wilhelmi an drei zuständige Stellen verteilen soll. „... Im übrigen hastu zu verfügen, daß oberwehnte exemplaria als zur Ambts repositur gehörig in die Inventaria gebracht, und so offt sonderlich Veränderun gen vorgehen möchten, denen Successoribus ieder Zeit geleßen werden ...“. - Als einer der bedeutenden Fürsten seiner Zeit bemühte sich Ernst überall um Reformen und um Beseitigung der Schäden des 30jä h rigen Krieges, im In- und Ausland als vorbildlicher Herrscher anerkannt. Das von ihm errichtete Schloß Friedenstein gehört zu den größten SchloßNeubauten während des 30jährigen Krieges. Besonders der Bildungs bereich lag ihm am Herzen und wurde durch die Gründung des Gothaer Gymnasiums wesentlich gefördert. - Gebräunt und etwas fleckig.
2471 - Brief m. U. „E Ldn dienstwilliger Vetter Ernst H z Sachsen“. 11/2 S. Folio. Schloß Friedenstein 10.IV.1669. 350 €
An Herzog Rudolf August von Braunschweig-Wolfenbüttel, der eine beträchliche Geldforderung an Herzog Ernst gestellt hat und den Betrag durch eine Deputation abholen lassen will. „... deßen wir zur Genüge vernommen, weßen Sie sich wegen Abholung der 10.000 Thlr, einlieferung der Wiederkaufs Verschreibung undt anschläge der Wie derkäuflichen Ambter, Ubersendung des Blicksilbers, undt wegen dero freundtlich geliebten Frau Schwester, Unserer freundtlich gelieb ten Muhme ... der Eisenachischen Frau Witbe, bey Uns desiderirtes anlehn der 1500 Thlr sich endlich erkleret haben. Worauff Wir denn nun die Verordnung sobalden gethan, daß bey unserer Cammer nicht allein, was an den 10.000 Rthlern, nach Abzug der besagten Zinßen, auszuzahlen seyn wirdt auff den Donnerstag nach Quasimodogeniti ... in Bereitschafft gehalten werde, damit bey E. Ldn. Deputirten ankunfft gegen einhändigung obbemelter der zum Wiederkauff gehöriger Sachen, an der gelder Schießung kein mangel erscheine, sondern auch, daß hoch verehrt dero Frau Schwester zu Eisenach Lbd. gegen Ihrer Quittung, welcher wir Ihr gleichfals notificiren laßen, die 1500 Thlr anlehen auf das Trinitatis Ziel gefolget werden ...“. - Gleichmäßig etwas gebräunt. - Beiliegend ein großes Porträt (29 x 18 cm) des Herzogs Ernst, in Kupfer gestochen von W. P. Kilian; etwas knapp beschnitten und auf ein Untersatzblatt montiert. Abbildung
2472 Schweden. - Eriksson Ulfsparre, Hans, schwed. Staatsmann, Reichsrat, einer der Vormünder Gustaf II. Adolfs, enger Vertrauter des Herzogs Karl (später König Karl IX.), mehrmals Kommandant von Schloß und Fe stung Kalmar, einer der reichsten Männer Schwedens (1552-1616). Brief m. U. „Hans Eriksson“ und Adresse. 1/4 S. Folio. Schloß Kalmar 8.VIII.1603.
An Lenart Jöransson, dem er auf Befehl des Königs eine Zuwendung übermittelt. - Randläsur an einer Seite durch Öffnen der Versiegelung; an den Rand der Schriftseite wurde im 19. Jhdt ein deutscher Zettel mit Informationen über Eriksson Ulfsparre geklebt.
2473 Ungarn. - Thököly, Stephan II. Graf, ungar. Groß grundbesitzer und Politiker des 17. Jhdts mit Stammsitz auf der Burg Arwa (1623-1670). Brief m. U. „humilissi mus Comes Steph: Theökeöli“. In latein. Sprache. 1 S. 4to. „in Arce mea Kaiserdorff“ 24.VII.1658. 200 €
An Kaiser Leopold I. Glückwunsch- und Huldigungsbrief zur Thron besteigung. - Als Freund des Franz Wesselényi unterstützte Thököly 1670 die Wesselényische Magnatenverschwörung mit großen Geldbe trägen, worauf Stephans Burg Arwa während seiner Anwesenheit von kaiserlichen Truppen belagert und erstürmt wurde. Thököly starb dabei unter ungeklärten Umständen, und sein gesamtes riesiges Vermögen wurde vom Kaiser konfisziert. - Eng beschnitten, am oberen Rand über der Anrede etwas Textverlust; 2 Tintenflecke; Randläsuren alt unterlegt.
2474 Die Weimarer Republik in Köln. Gedruckte Menukarte mit dem Kölner Stadtsiegel am Kopf. Mit den Signaturen von 14 prominenten Persönlichkeiten, meist auf der Rückseite. (Tinte, Kopierstift, Bleistift). 8vo. Köln 11.V.1924.
800 €
Außer dem Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer haben sich eingetragen: Reichspräsident Friedrich Ebert, Reichskanzler Wilhelm Marx, Reichsaußenminister Gustav Stresemann, Reichswirtschafts minister Eduard Hamm, Reichspostminister Anton Höfle und Reichs bankpräsident Hjalmar Schacht; ferner die preußischen Minister Karl Severing (Inneres), Heinrich Hirtsiefer (Wohlfahrt) und Wilhelm Siering (Wirtschaft); der preußische Landtagspräsident Robert Leinert, der Diplomat Raban Graf von Adelmann und die Bankiers Louis Hagen und Franz von Mendelssohn. - Serviert wurde „Klare Schildkrötensuppe, Heidelberger Forellen mit Butter und neuen Kartoffeln, Masthühner mit Salat und kalifornischen Früchten, Rahmgefrorenes Eisgebäck und Mocca“, dazu nacheinander vier edle Weine. - 1924 war die Inflation vorbei, und die Kölner Messe wurde lukullisch eröffnet.
2475 Wilhelm I., Deutscher Kaiser, König von Preußen (1797-1888). 2 eigh. Briefe m. U. „Wilhelm“. Zus. 4 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Baden-Baden 13.X. und 11.XI.1868.
600 €
Noch als König von Preußen eigenhändig an einen Vertrauten. „Hier bei sende ich Ihnen den Brief für Grf. Keller, dem ich Sie also bitte das Ordens Päkchen beizufügen u. auf der Adresse das von mir offen gelas sene :sig: - auszufüllen, - um am 18ten d. M. beides dem Grf ... zu über geben. - Mein Telegramm hat Sie Ihrem Wunsche u. richtiger Ansicht gemäß, authorisirt, dem Grf Bendern die Dönhoffjade zur Erledigung zu übergeben, was mir freilich nicht angenehm war, da Sie in Abwesen heit desselben, die Sache korrekter u. fester geleitet haben würden! ...“. - Der zweite Brief handelt von Korrespondenzen innerhalb der Fami lie, die durchgesehen werden sollen, wobei die Königinmutter und die Königin genannt werden.
Abbildung
„ohne die Liebe einer Frau nicht leben“
2476 Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preußen (1859-1941). Brief-Telegramm mit teils fremder, teils eigenhändiger Handschrift und Unterschrift „Wilhelm“. 1 S. (Tinte und Bleistift). Mit dem kaiserlichen Wappen im Briefkopf. 4to. Haus Doorn 29.IX.1922.
300 €
Aus dem Exil an einen Herrn Zimmermann, der ihm „verständnisvolle Glückwünsche“ gesandt hatte: zur Vermählung mit der verwitweten Hermine von Schoenaich-Carolath (geb. Prinzessin Reuß ä. L.) und zum Erscheinen von Wilhelms Memoirenband „Ereignisse und Gestal ten aus den Jahren 1878 1918“, erschienen im Verlag K. F. Koehler. „... Ich freue mich über Ihre Beurteilung, der Koehlerschen Organisation für die Veröffentlichung meines Buches. Möchte sie die erhoffte Frucht tragen zum Besten Meines Volks und Vaterlandes. Ihr in Aussicht gestellter Besuch wird mir willkommen sein. [Eigenhändig weiter mit Bleistift:] Was Sie vermutheten ist Thatsache. I. M. [d. i. die verstorbene Kaiserin Auguste Viktoria] hat mir mehrfach ihre Bitte ausgesprochen, im Falle sie mich verlassen müsse, baldigst zu neuer Ehe zu schreiten, da ich ohne die Liebe einer Frau nicht leben könne ...“. - Gelocht und mit einem ehemals durch Tesafilm verursachten Fleck an einem Falten riss. 2475
2477 Zoll-Deklarationen von Warentransporten des 17. Jahrhunderts. 11 Bl. handschriftlicher Waren-Anmel dungen, davon 7 mit papergedecktem Ringsiegel. Ver schied. Formate. 1618-1629.
450 €
Interessante, jeweils individuell abgefasste Anmeldungen ein- oder auszuführender Waren, bestimmt für die Zollbeamten der Stadt Mühlhausen (Thüringen). Ein Textbeispiel: „Zeigern dieses habe ich endeßbenambter abgefertiget, mir zu Mulhaußen, auf kegenwertigen Karn ein fäßlein bier abzuholen, undt anhero zue bringen, Alß wird gebeten, ihnen damit Zoll: und geleidts frey durchfahren und paßie ren zu laßen, daß bin ich hinwieder zue verdienen willigk. Datum Mulverstedt den 13ten Januarii Ao. 1619. - Jobst Friedrich vonn Hopff
gartten.“ Wie Hopfgarten, der dreimal vertreten ist, sind auch andere Auftraggeber Adlige, die ihren ausgesandten Dienstboten eine solche Bescheinigung mitgaben. Aber auch eine Catharina Trottin aus Weben stedt („witbe daselbsten“) schreibt am 5 Juli 1618: „Demnach ich Undenbenambte gegenwertigen Zeiger Meister Bernhardt etliche Cram wahren abzuhohlen abgefertiget, wan dan adelß personen des geleits und Zols befreyet alß ist an die verordtneten Herrn, des Zolß zu Mul hausen einnehmern, mein ehrn geburliches bitten, sie wollen ihnen ungehindert paßieren laßen ...“. Ähnliches bringen Hans George von Seebach aus Oppershausen, Longinus von Haußen und andere vor.
- Gut erhaltene Dokumente zum Zoll- und Handelswesen aus den Ja hren zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Abbildung
Bildende Kunst, Architektur
2478 Allers, Christian Wilhelm, höchst erfolgreicher und populärer Maler und Zeichner, gab mehrere Mappen mit äußerst realistisch gezeichneten Motiv-Gebieten heraus (1857-1915). 5 eigh. Briefe und 1 Kärtchen m. U. „C. W. Allers“. Zus. ca. 61/2 S. Verschied. Formate. Mit 2 eigh. Umschlägen. Hamburg, Karlsruhe und Capri 18891897.
300 €
Der erste Brief an einen Geheimrat, vielleicht Max Jordan, Direktor der Berliner Nationalgalerie, dem er drei Teile seiner beliebten Mappen reihe mit Zeichnungen übersendet. „... Anbei erlaube ich mir Ihnen ein Exemplar der neuen Auflage meines Werkes ‚Hinter den Coulissen‘ für Ihre Bibliothek zu überreichen. Es ist eine Sammelmappe der 3 Werke ‚Hinter den Coulissen des Cirkus Renz‘, ‚The Mikado‘ & ‚Hinter den Coulis sen I. Theil‘. Sie ist fürs Ausland bestimmt. ‚Cirkus Renz‘ war im vorgen Jahr 8 Wochen im Verein Berl. Künstler & ‚Mikado‘ & ‚H. d. Coulissen‘ sind jetzt ausgestellt. - Die Originale alle so groß wie ‚Club Eintracht‘ & zusammen mit diesem Werk ca 130 Bilder. Vielleicht können Sie mir meinen ganzen Schatz abnehmen & würde ich Ihnen denselben zum engros Preise von 8000 rh lassen. Wenn ich sie zusammen an würdiger Stelle weiss, wäre es mir sehr angenehm, statt damit nach England oder Amerika zu handeln. - Ich male hier 2 Conterfeis von einem Ehepaar, das nach Singapore übersiedeln muss & werde mich in 8 Tagen wieder in Berlin einfinden ...“ [Hamburg 9.III.1889]. - Die anderen Briefe sind an den Malerkollegen Ludwig Knaus, dessen Schwester und (auf italie nisch) an den Architekten von Allers‘ Villa auf Capri gerichtet, betref fend seinen dortigen „Palazzo“, den er Knaus als Urlaubsziel zur Verfü gung stellen will. Am 22.X.1897 schreibt er aus der „Villa Allers“: „... Ich bin jetzt ganz allein in meinem palazzo, da meine Eltern in Karls ruhe bleiben ... Ich mache diesen Winter zur Abwechselung mal eine Reise um die Welt, da sich 2 sehr nette Freunde aus Köln dazu aufmach ten & ich diese Gelegenheit anwende um angenehme Gesellschaft zu haben, was doch für eine so lange Fahrt 6-8 Monate die Hauptsache. Am 3. Nov. fahren wir ab Napoli n. P[ort] Said & bleiben 4 Wochen in Aegypten & Nubien, wo ich mich sehr auf meine chokoladefarbigen Freunde freue (schon das 3. mal da, es ist so nahe von Neapel). Am 5. Dez. ab P. Said & am 18. in Colombo. Weihnachten auf Ceylon & am 1. Jan. in Singapore ... Von da nach Siam, Sumatra, Java, China, Japan, Honolulu & über San Franzisko, Chicago, New York & Bremen heim wärts. - Das wird eine Wackelei werden! Na, als alter Hamburger & Matrose werde ich schon durchkommen ...“. - 2 von den Briefen sind auf demselben Doppelblatt geschrieben. Abbildung
2479 Barlach, Ernst, Bildhauer, Graphiker und Drama tiker (1870-1938). Eigh. Brief m. U. „E Barlach“. 12 /3 S. Gr. 4to. Güstrow 20.XII.1930. 1.200 €
An den Berliner Konzernchef und Kunstsammler Ludwig Katzenel lenbogen (1877-1944, starb nach KZ-Aufenthalt), der in diesem Jahr die Schauspielerin Tilla Durieux geheiratet hatte. Barlach benötigt für seinen Hausbau in Güstrow Geld, das er dem Finanzjongleur Katze nellenbogen zur Verwaltung überlassen hatte. Dann kommt er auf eine Auftragsarbeit für das Ehepaar Durieux-Katzenellenbogen zu sprechen
„... ich würde sehr bedauern Ihnen Umstände zu verursachen, indem ich auf die von Ihnen s. Z. gütigst getroffenen Verfügungen über die ca. 10 000 M meines ehemaligen Kontos ... zurück komme. Da die hiesige Kasse einen Teil des Baugeldes erst nach Fertigstellung des Hauses hergiebt, so muß ich für Januar wohl oder übel auf die obige Summe rec h nen. Für den Rest des Erforderlichen würde ich infolge der Abrech nungen mit der Hamburger Finanz-Deputation in Sachen des Ehren mals aufkommen können ... Das Haus steht nunmehr als Ganzes an seinem Platze und hat hierorts schon ein gewaltiges Köpfezusammen stecken erregt - ich ... werde schon in der ersten Hälfte des Januar das Atelier benutzen. - Die erste der Holzfiguren ist nun doch fertig ge worden, den Sockel lasse ich unausgebildet, da ich dessen Form erst feststellen möchte, wenn alle Figuren beisammen sind oder doch eine größere Anzahl ... Ich hoffe, daß Sie und Ihre Frau das Stück freund lich aufnehmen und daß es Ihnen gute Erwartungen wegen des folgen den erregte. Lassen Sie sich noch meinen besten Dank für das Tele gramm nach der Aufführung des Boll sagen ...“. - Barlachs Drama „Der blaue Boll“ war am 6. Dezember auf der Bühne des Berliner Staatsthea ters in einer berühmten Inszenierung Jürgen Fehlings mit Heinrich George in der Hauptrolle zum Erfolg geführt worden. - Mit dem Ham burger Ehrenmal ist Barlachs Relief auf der Stele zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs gemeint. - Nicht bei Droß; bisher nicht bekannt. Abbildung Seite 171
2480 - Eigh. Brief m. U. „E Barlach“. 4 S. 4to. Güstrow 6.X.1933.
1.500 €
Gleichfalls an Ludwig Katzenellenbogen, den Barlach in einem um fangreichen Brief um Erfüllung des alten Vertrages von 1930 über die Schöpfung mehrerer Holzplastiken ersucht, zumal er selbst in wirt schaftlichen Schwierigkeiten stecke. Im Zuge der Weltwirtschafts krise war jedoch inzwischen Katzenellenbogens Konzern, zu dem u. a. die Berliner Schultheiß-Patzenhofer-Brauerei gehörte, zusammenge brochen; K. als Generaldirektor war 1931 wegen betrügerischer KreditManipulationen verhaftet und 1932 zu drei Monaten Gefängnis und 10.000 Reichsmark Geldstrafe verurteilt worden. Von Gerichtsvoll ziehern verfolgt, war er 1933, nach der nationalsozialistischen Macht ergreifung, so gut wie mittellos mit seiner Frau, der Schauspielerin 2478
„schon ein gewaltiges Köpfezusammenstecken erregt“
Tilla Durieux, in die Schweiz geflohen. Dorthin ist offenbar der vorlie gende Brief Barlachs gerichtet. „... meine Versicherung, daß ich die aufge tauchten Fragen wegen der Ansprüche, die ich glaube erheben zu dür fen, sehr ungern auf dem Wege und Boden gesetzlicher und advokato rischer Formen löse, wird Ihnen, hoffe ich, verständlich sein. In dem Briefe Ihrer Frau vom 11. Mai d. J. finde ich ausdrücklich und auch zwischen den Zeilen ein genaues Verständnis für meine Gründe und Wünsche, mit denen ich die Angelegenheit der 3 Figuren, die ich immer nur als Teilstücke des Gesammtwerkes ansehen kann, behandle. Es ist allerdings ein Hinweis auf ‚höhere Gewalt‘ angeführt, der Sie hindern könnte, meine Wünsche zu berücksichtigen - nun, Sie werden wissen, verehrter Herr Katzenellenbogen, daß höhere Gewalt auch von mir ins Feld geführt werden müßte, es ist sozusagen aus mit dem Verlaß auf alle Erwartungen, die ich mit gutem Grund hegen konnte. Der immer noch nicht gelöste Auftrag von Ihnen erlaubte mir die Rechnung, mit ihm die Verpflichtungen gegenüber der hiesigen Sparkasse zu löschen, ohne die bestehenden Bürgschaften in Anspruch zu nehmen, so sitze ich, da auch die andern Verträge, nicht formell annulliert, aber prak tisch gegenstandslos geworden, versagen, auf dem Trockenen ... Es ist wahr, Sie haben an mich 14 000 M gezahlt, nach den Abmachungen sollten es 15 000 sein, es blieb also ein Rest von 1000 M, überdies hat
Flechtheim für sich 3000 gutgeschrieben; ich habe für 3 Figuren also nur 11.000 in den Händen behalten. Daß ich die Meinung hatte, nach dem Verkaufe des Spaziergängers einen Anspruch erheben zu dürfen, scheint nach einer Pause von über 2 Jahren wohl nicht unbillig. Geset z lich, formal kann ich es nicht, da die Figur nicht Ihnen, sondern Ihrer Frau gehört - Indes - Sie erwähnen den Umstand der bestehenden Güter trennung - ist nicht bei der Beauftragung mit der Fertigung des Frieses immer nur von Ihnen und Ihrer Frau gemeinsam verhandelt, und da der Ausfall, den ich erlitten und der mich in eine reichlich peinliche Lage bringt - ist es - kann es Ihnen und Ihrer Frau befremdlich sein, wenn ich diesen gesetzlich ... unbestreitbaren Umstand als nicht ganz hier hergehörig ansehe? ... Daß Sie die 3 Figuren gegebenenfalls zu geringem Preise überlassen würden, ist ein Grund zu danken, gewiß, aber im Augenblick, wo wäre Jemand, der für Sie den Auftrag übernähme? Ich habe gebeten, die Arbeiten zusammenzuhalten, um dadurch die Aus füh rung des Ganzen zu ermöglichen, aber die Aussichten hierfür sind jetzt leider schlecht ... Leider ist es schwierig, unsere Sache persönlich u. mündlich zu behandeln ...“. - Tilla Durieux schildert in Ihren Me moiren, wie sie bei Ihrer Flucht und Emigration die zahlreichen bedeu tenden Kunstgegenstände aus ihrer Berliner Wohnung durch Mittels männer zu Geld machen lassen mußte, um ihren Lebensunterhalt im Ausland bestreiten zu können. - Nicht bei Droß; bisher nicht bekannt.
„Die Büste des Fürsten Bismarck ...“
2481 Begas, Reinhold, Bildhauer, der wichtigste Berliner Bildhauer der Wilhelminischen Ära (1831-1911). 5 Auto graphen. Verschied. Formate. 1880-1891.
300 €
2 eigh. Briefe, 1 eigh. Gutachten, 1 Porträtfoto mit angefügter Signatur, 1 abgetrennte Signatur. - Das Gutachten lautet: „Bei der Besichtigung der von Herrn Unger gefertigten Statue des Prinzen Friedrich Karl, fand ich an Auffassung und Durchführung derselben durchaus nichts auszusetzen. Berlin, d. 18. Jan. 1880. Reinhold Begas.“ - Die beiden Briefe sind an einen Geheimrat (Max Jordan, Direktor der Nationalgalerie in Berlin?) gerichtet: „... Die Büste des Fürsten Bismarck für die National gallerie steht fertig in meinem Atelier. Jeder Schlag daran ist von mir, ich glaube sie ist gut. Würden Sie die Güte haben, sie sich anzusehen und wann? [Berlin 19.XII.1887] ... Sie waren so freundlich mir für den 1sten April 20.000 Mark anweisen lassen zu wollen. Da ich an diesem Tage nicht in Berlin bin, das Geld aber nöthig brauche, so bitte ich Sie ... da das Geld gestern noch nicht angewiesen war, die Anweisung dessel ben für den 1sten April nicht zu vergessen ...“ [25.III.1890]. - Eine Por trät-Fotografie des Künstlers (Halbfigur, sitzend, mit Mantel und Hut; 15 x 10 cm) hat jemand auf Karton gezogen und darunter einen Aus schnitt aus einem Schriftstück montiert, mit der Signatur „Reinhold Begas. Berlin 1 Nov 91“ sowie dem blindgeprägten Monogramm „RB“. Rückseitig ein weiteres Porträtfoto montiert (14.5 x 10 cm), das viel leicht ebenfalls Begas darstellen könnte. Abbildung
2482 Bendemann, Eduard, Maler und Illustrator der älteren Düsseldorfer Schule, Professor der Akademien in Dresden und Düsseldorf (1811-1889). Eigh. Brief m. U. „Dr. E Bendemann, 2ter Schriftführer“. 1 S. Mit Briefkopf „Der Hauptvorstand der Allgemeinen Deutschen Kunst genossenschaft in Düsseldorf“. Gr. 4to. Düsseldorf 11.IX. 1883.
2479
Dankschreiben der Genossenschaft an den Kunsthistoriker Dr. Max Jordan, Direktor der Nationalgalerie in Berlin und Geheimrat. „... der unterzeichnete Hauptvorstand erfüllt eine angenehme Pflicht, wenn derselbe Ihnen ... im Namen der ganzen Genossenschaft seinen Dank für das Interesse und das Wohlwollen ausspricht, welches Sie an der Deutschen Kunstgenossenschaft nehmen. So besonders in diesem Augenblick, wo der Herr Kultusminister auf Ihre gütige Vermittelung und Befürwortung eine größere Summe für die Beschickung u.s.w. der internationalen graphischen Ausstellung in Wien bewilligt hat ...“. Man hoffe auch auf seine zukünftige Förderung der Genossenschaft, „da dieselbe in der That des staatlichen Schutzes und der staatlichen Förderung wesentlich bedarf, um ihre, der gemeinsamen deutschen Kunst und den idealen Zwecken der Künstlerschaft gewidmeten Bestrebungen annähernd erreichen zu können ...“. Mitunterzeichnet von dem Maler Andreas Achenbach, der als „A. Achenbach, Vorsitzen der“ unterschreibt. - Die obere Hälfte fleckig; kleine Faltenrisse.
2483 Chagall, Marc, russ.-franz. Maler und Graphiker (1887-1985). Brief m. U. „Chagall“. In franz. Sprache. 1 S. Gr. 4to. St. Paul de Vence 25.IX.1962. 450 €
An den bedeutenden, seit den 1920er Jahren dem Kommunismus zuge wandten Dichter und Schriftsteller Louis Aragon (1897-1982) und dessen Frau Elsa Triolet, mit denen Chagall befreundet war. „... Rentrés des montagnes suisses où nous avons été soi-disant dans le calme, où moi j‘ai bricolé et où Vava buvait de l‘eau très cendrée et avec du fer, mais où, à la fin nous n‘avons pu éviter l‘invasion des gens! ... Je tiens à vous dire que j‘ai pensé à vous et que dans ces montagnes Suisses, j‘ai lu vos admirables poèmes, dont vous m‘aviez donnés le texte, et j‘ai fait le dessin pour la gravure. - Nous serons en octobre à Paris. Je vous ferai signe car je voudrais beaucoup vous montrer le dessin avant de le graver ... Je viens de lire dans Lettres Françaises qu‘il vous a été conféré le doctorat honoris causa. Je vous en félicite très chaleureusement ...“.
„j‘ai fait le dessin pour la gravure“
2484 - Briefkarte m. U. „Chagall“. In franz. Sprache. 2 S. (Kugelschreiber). Quer-8vo. Vence 30.VI.1963. 450 €
Von Vava geschriebene und von Chagall unterzeichnete Karte an Elsa Triolet, Ehefrau des Schriftstellers Louis Aragon. „... En rentrant à Vence, après notre long voyage, nous trouvons votre livre ‚l‘Ame‘. C‘est avec tous les sentiments de notre âme que nous vous remercions pour cet envoi. Nous allons nous plonger dans votre livre pour y trouver le chemin de votre âme ...“.
2485 - 1 eigh. Brief und 2 masch. Briefe m. U. „Marc Chagall“ bzw. „Chagall“. In franz. Sprache. Zus. 3 S. Gr. 4to. Paris 30.XI.1964, Vence 22.V.1965 und 20.VI.1966. 1.200 €
An den Schriftsteller Louis Aragon. Über dessen Gedichte und andere Veröffentlichungen sowie über die Arbeit an der von Aragons Frau Elsa gewünschten Graphik „Le cheval rouge“. Bedankt sich 1964 für einen Umschlag mit Gedichten: „... je me plongerai dedans pour les lire et les savourer ... J‘ai bien senti votre approche - et comment vous remercier
2486
- il faudra penser comment cela peut se transformer en un livre! Dites à Elsa que je n‘ai pas oublié le ‚Cheval rouge‘ ...“. - 1965 dankt er für ein Buch Aragons: „... A l‘instant nous recevons votre livre réexpédié de Paris. Quelle joie ce sera pour nous de nous y plonger. J‘ai d‘ailleurs déja lu quelques bonnes critiques. Et vous savez comme j‘aime votre style. Je voudrais vous prier de dire à Elsa que je fais le Cheval rouge ou l‘apocalypse pour votre livre commun, mais comment vous montrer cela ...“. - Nach der Rückkehr von einer Amerikareise kommt Chagall im Juni 1966 noch einmal auf das „Cheval rouge“ zu sprechen: „... Nous voudrions savoir comment vous allez? Et aussi comment va mon ‚apocalypse rouge‘ - pas dangereux-. Je pense à lui. - Nous rentrons d‘Amérique. C‘était un peu fatiguant, bien sûr. Et Dieu sait s‘il ne faudra pas retourner là-bas! ...“. Abbildung
2486 - Eigh. Briefkarte, auf der Rückseite einer Orig.Lithographie, m. U. „Marc et Vada“. In russ. Sprache. 2 S. Doppelblatt. 24 x 14,5 cm. O. O. 26.XII.1966. 900 €
An Elsa Triolet, die Ehefrau des bedeutenden, dem Kommunismus zugewandten Schriftstellers Louis Aragon (1897-1982). Mit großer Lithographie versehene Glückwunsch-Karte zum Jahreswechsel und mit lithographisch eingedruckter Schrift „Bonne Année“. „... Danke für Ihre Bücher, die mir der Verleger geschickt hat. Ich glaube, sie sind ganz gut gelungen, und ich ‚schäme‘ mich nicht vor den alten Meistern, die in Ihrem Buch sind ... Ich wünsche Ihnen zum neuen Jahr viel Arbeit und Gesundheit mit einem Lächeln. Unser Haus ist ein leeres. ‚Message biblique‘, was Sie gesehen haben, ist jetzt im Louvre, wo man es ausstellen möchte, bevor es letzten Endes nach Nizza geht. Ich träume von Bänden, die Aragon nicht schlechter als die biblischen Zeilen schreiben wird ...“ (Übers.).
Abbildung
2487 - Farbige Künstler-Postkarte m. U. „Chagall“. In franz. Sprache. 1 S. Quer-8vo. O. O. 5.VII.1968. 450 €
Von Vava geschriebene und von Chagall unterzeichnete Karte an Elsa Triolet, Ehefrau des Schriftstellers Louis Aragon. „... Nous sommes dans notre coin où il fait très chaud. Nous pensons beaucoup à vous, j‘ai d‘ailleurs téléphoné il y a peu de temps, à Louis. Nous aimerions beaucoup avoir de vos nouvelles afin de savoir comment est la santé. Je suis très attristé à propos de Lily. Nous parlerons mieux, je l‘espère, de vive voix ...“. - Die Bildseite der Karte zeigt eine farbige Reproduktion von Chagalls Gemälde „Le poisson volant“.
2488 - Eigh. Briefkarte m. U. „Marc et Vava“. In russ. Sprache. 21/2 S. Mit einer farbigen Orig.-Lithographie und lithographisch eingedruckter Schrift „Bonne année“. Doppelblatt. Format (aufgeklappt): 14 x 22 cm. O. O. 1.I.1970.
750 €
An den Schriftsteller Louis Aragon und seine Frau Elsa. Illustrierte Glückwunsch-Briefkarte zum Jahreswechsel, mit der Orig.-Lithogra phie Mourlot 606. „... Ich habe Euch angerufen, wie es sich gehört, aber Ihr wart nicht da. Habt Ihr gut gemacht, seid weggefahren. Ich danke Euch für so einen freundschaftlichen Platz, den Ihr mir, dem armen Chagall, gegeben habt, die Gedichte von Aragon zu lesen. Es ist, als wäre ich neugeboren. Ach, wie gut er mich, und nicht nur mich, fühlt ...“. - Leicht fleckig. Abbildung Seite 174
2489 Brief-Karte m. U. „les Marc Chagall et Vava“. In franz. Sprache. 2 S. Doppelblatt. Mit farbiger Orig.-Litho graphie und lithographisch eingedruckter Schrift „Bonne Année“. Format (aufgeklappt): 21 x 15 cm. O. O. Ende 1970.
600 €
Von Vava geschriebene und von Chagall unterzeichnete, illustrierte Neujahrs-Glückwünsche an den Schriftsteller Louis Aragon, mit der Orig.-Lithographie Mourlot 623. „... A la fin de cette année, comme nous ne vous verrons pas, nous vous envoyons nos souhaits de bonne santé et de bonne année. Je veux aussi vous dire que j‘ai lu très attenti vement votre poème, sur les lettres Françaises, sous le ciel de St. Paul ...“. - Kleine Spuren ehemaliger Montage. Abbildung
2490 - Brief m. U. „Chagall“ und eigh. Zeichnung (Selbstporträt). 1 S. Gr. 4to. St. Paul de Vence 26.IV.1972. 2.000 €
An Louis Aragon, der ein poetisches Vorwort zu einer Chagall-Veröf fentlichung verfasst hatte. „... Maeght m‘a envoyé la copie de votre préface. J‘ai un seul mot, comme toujours c‘est un splendide poème et je ne sais pas comment on peut mieux autrement approcher mon cas. Mais je vous ai souvent dit ce que sont vos écrits pour moi et encore une fois, je suis comblé ... Vava se joint à moi pour vous féliciter chaleureusement de votre élection à l‘Académie. Bravo!“ - Die Zeichnung (mit Kugelschrei ber) ist ein flüchtig skizziertes Selbstporträt mit angedeuteter Palette nebst Pinseln.
Abbildung Seite 176
„25 planches pour vos poèmes“
2491 - Brief m. U. „Chagall“. 1 S. Gr. 4to. Mit Umschlag. St. Paul de Vence 9.III.1974.
450 €
An Louis Aragon, über seine Graphiken zu Aragons Gedichten. „... Je sais que vous êtes alité mais je souhaite de tout coeur que vous soyez bientôt sur pied et que vous puissiez reprendre la plume. - Je tenais à vous dire que ces derniers temps, j‘ai gravé et regravé 25 planches pour vos poèmes. Et imaginez-vous, je suis quand même un peu content de ce travail! Bien sûr, j‘ai tâché de lire, de relire et de m‘inspirer. Mais le jugement est à vous! Il faut aussi que je vous dire que j‘ai fait ce travail avec toute ma sympathie pour le poète que vous êtes ...“.
2492 Cornelius, Peter von, Maler der Spätromantik, Hauptvertreter des Nazarener-Stils, in Düsseldorf und München Akademie-Direktor, schuf berühmte Fresken (1783-1867). Eigh. Brief-Fragment m. U. „Dr. Peter v. Cornelius“. 1 S. 4to. O. O. (wohl 1866).
An den Vortragenden Rat Dr. Pinder in Berlin, betreffend die Ausfüh rung der Kalkbewurf-Arbeiten für Cornelius‘ geplante Wandgemälde in Berlin. Es soll nicht der Maler Schulze beauftragt werden, sondern „der wakere Trillow“. Der Kalkbewurf dürfe nicht zu frisch sein, da sonst die Malerei zerstört wird, wie das bei den Freskomalereien des [Pierre] Mignard [1612-1695] in der Kirche Val de Grâce in Paris ge schehen ist. „... Ob die Hofnung vorhanden ist daß die endliche Aus führung meines Werkes in diesem Sommer kann begonnen werden, können Sie wie ich denke, wohl wissen; Sie werden mich daher zu großem Dank verpflichten, wenn Sie mich in Kenntnis zu setzen die
Güte haben wolten. Aber ich gedenke auf jeden Fall bis Anfang Juni in Berlin einzutreffen, wenn die Kriegsereignisse mir nicht den Weg versperren, oder aber der Herr Minister es nicht für besser hält vor der Hand immer noch an den Karton hier fortfahrn zu arbeit [!], weil ich dergestalt in gutem Zuge bin wie ich es nur in der best [!] Zeit meines Lebens war ...“. - Die geplanten Bauten in Berlin, für deren Ausschmü k kung König Friedrich Wilhelm IV. den Künstler einst von München nach Berlin geholt hatte, kamen nie zustande. Die Erwähnung des Deutsch-Österreichischen Krieges deutet auf das Jahr 1866 hin, und auch der fehlerhafte Schriftduktus des Briefes passt zu dem Zeitraum, ein Jahr vor dem Tod des Künstlers. - Das obere Drittel des Briefes leider durch Feuereinwirkung beschädigt; mit Textverlust.
2493 Defregger, Franz von, Genre- und Historienmaler der Münchener Schule, bevorzugte Szenen aus dem Bau ernleben (1835-1921). 4 Autographen. München 1897 bzw. o. J.
200 €
2 Porträtfotos mit Signatur und 2 eigh. Briefe m. U. „Defregger“. Das eine Foto (Brustbild; 18,5 x 12,4 cm) stammt vom k. Bayerischen Hof photographen Arthur Marx und trägt auf der Bildseite die eigh. Wid mung: „Dem verehrten Herrn von Werner [?] zur freundlichen Erinne rung - Defregger.“ Vielleicht ist der Maler-Kollege Anton von Werner der Adressat. - Das zweite Porträtfoto (Brustbild; 15 x 10,6 cm) ist auf Karton gezogen, zusammen mit einer ausgeschnittenen Unterschrift „Defregger“. - Einem Herrn Schulte schreibt Defregger am 24.II.1897 aus München, dass er noch keine Zeit gehabt habe, über „das fragliche Thema“ nachzudenken; auch werde er im nächsten halben Jahr nicht daran denken können. - Ohne Datum, aber offenbar hochbetagt, gratu liert Defregger mit krakeliger Schrift einem „Herrn Doktor“ zur Verlo bung seiner Tochter. - Beiliegend eine Hanfstängl-Fotografie von Defreg gers Gemälde „Das letzte Aufgebot“ (Andres Hofer) aus dem Jahr 1876. - Bei dem ersten Porträtfoto ein Eck-Abbruch mit Berührung der Unterschrift. Abbildung Seite 177
2494 Delacroix, Eugène, franz. Maler und Gaphiker (1798-1863). Eigh. Brief m. U. „E. Delacroix“. 22 /3 S. Dop pelblatt. Gr. 4to. Paris 4.XI.1851. 600 €
Ausführlicher Brief an Madame Roché, Ehefrau des mit Delacroix be freundeten Architekten Jean-Baptiste Alexis Roché (1787-1863), die er mit lobenden Worten bedenkt. „... Je ne scais dans quel termes vous exprimer combien je suis reconnaissant du charmant livre que vous avez bienvouler me faire. Tant de temps passé pour une chose qui m‘était destinée, tant de goût et d‘adresse dans l‘exécution sont des choses que je ne puis louer assez...“. Spricht vom „charmant cadeau la figure dans l‘endroit où je conserve tous mes souvenirs de famille et me rappelera à chaque l‘instant les obligations que j‘ai contractées avec vous et Monsieur Roché ...“. Erörtert die Möglichkeit zu verreisen. „... J‘ai aussi plusieurs engagements de travaux qui ne me permettrent point de m‘absenter pour longtemps. Je essaie [?] de finir mon grand travail et ma santé malgré cette fatigue le soutient très bien ... J‘ai appris par M. Segré Locupé, l‘aimable jeune homme qui a bien vouler se charger de votre envoi que Monsieur Roché avait été indisposé. Je pense que la bonté de son tem perament aura triompher complettement de ce malaise. Les travaux de l‘architecture nécessitent une activité“, die der Gesundheit schade.
2495 Drake, Friedrich, hervorragender Berliner Bild hauer, Schüler Chr. D. Rauchs, Professor an der Akademie, schuf zahlreiche berühmte Bildwerke, darunter die Vikto ria auf der Siegessäule in Berlin (1805-1882). Eigh. Brief m. U. „Fr. Drake“. 2 S. Gr. 8vo. Berlin 7.VII.1864. 180 €
An den (nicht genannten) Staatsrechtler und Rechtshistoriker Her mann von Schulze-Gaevernitz, der ihm ein Bild gesandt hatte, das als Vorlage für eine Porträtbüste seines Vaters, des 1860 in Jena verstorbe nen Nationalökonomen und Agrarwissenschaftlers Friedrich Gottlob Schulze, dienen sollte. „... Bei meiner Rückkehr nach Berlin fand ich Ihr gütiges Schreiben mit der Kiste vor, das Bild Ihres verewigten Herrn Vaters enthaltend, u. werde mich sicherlich bemühen, bei meiner Arbeit Ihren Wünschen zu genügen. - In Kolberg behufs Aufstellung der Statue Friedrich Wilhelm III. längere Zeit beschäftigt, war es mir noch nicht möglich, ihre ... Kiste auszupacken; ich hoffe, daß das Bild mir bei Bearbeitung der Büste wird gute Dienste leisten u. freue mich meinen schon in Jena aufgestellten Werken dieses als ebenbürtiges Pendant an die Seite stellen zu dürfen ...“. - Drakes auf einer Stele befe stigte Büste des bedeutenden Gelehrten ist noch heute am Fürstengra ben in Jena zu besichtigen. - 2 kleine Heftungslöcher und ein ebenso kleiner Tintenfleck sowie Bleistift-Notizen zu dem Brief.
2496 Felsing, Jakob, Kupferstecher, Großherzogl. Hes sischer Hofkupferstecher in Darmstadt und Präsident des Rheinischen Kunstvereins (1802-1883). 3 eigh. Briefe m. U. „Prof. J. Felsing“. Zus. 5 S. Gr. 4to. Darmstadt 18381866.
200 €
Jeweils an den Vorstand des Kunstvereins für Kurhessen in Kassel, zunächst zweimal an Prof. Justus Heinrich Zusch, dann an den Sekre tär und Geschäftsführer Karl Hagemann. Der erste Brief ist eine ausführliche Subskriptions-Werbung für Felsings Kupferstich nach dem Gemälde „Genoveva“ von Carl Eduard Steinbrück (8.IX.1838).
- Der zweite Brief (mit Briefkopf „Das Praesidium des Rheinischen Kunstvereins“) handelt vom Austausch der Vereinszeitschriften zwi schen dem Rheinischen und dem Kurhessischen Kunstverein. Man habe „Die letzten Christen in Syrien“ erhalten und sende dafür „Poesie und Liebe“ aus Düsseldorf (20.I.1847). - Mit dem dritten Brief sendet Felsing ein Exemplar seines Kupferstichs nach dem Gemälde „Die Gefangennehmung Christi“ von dem Dresdener Maler Heinrich Hof mann nach Kassel und bietet 170 Exemplare zum Kauf und zur Ver teilung an die dortigen Mitglieder an (12.IX.1864). - Auf der Rückseite dieses Briefes befindet sich die erst 11/2 Jahre später (Kassel 28.IV.1866) erfolgte Antwort Hagemanns mit der Mitteilung, dass trotz großer Anerkennung des Bildes in einer Abstimmung über die Jahresgabe für 1865 sich eine Mehrheit für ein anderes Blatt ( „In der Kirche“ von Barthelmeß nach Vautier) entschieden habe. Für das gegenwärtige Jahr habe man nochmals den Stich von Felsing zur Abstimmung vorgelegt, doch wurde dem Einwand stattgegeben, nicht wieder einen „streng religiösen Gegenstand“ zur Verteilung auszuwählen. - Interessante Einblicke in die Tätigkeit von drei deutschen Kunstvereinen im Zeit raum 1838 bis 1866. - 1 Brief leicht stockfleckig.
2497 Führich, Joseph Ritter von, böhmisch-österr. Maler, hochberühmter Gestalter religiöser und histori scher Themen, Hauptmeister der zweiten Nazarener-Ge neration, Lehrer an der Wiener Akademie, Ehrenbürger Wiens (1800-1876). Brief m. U. „Jos: Führich mpp., hiesig akademischer Maler“. 1 S., halbspaltig geschrieben. Gr. folio. Prag 4.V.1825.
450 €
Als 25jähriger Absolvent der Prager Akademie an die „hochwürdig geistl. k. k. Censur“ in Prag, der er anbietet, ein Kruzifix-Gemälde unentgeltlich zu schaffen. Er meldet, „daß an der vordern Fronte des Ursuliner Klosters seit einigen Wochen ein neu renovirtes Krutzifix in Oehl auf Blech gemalt erschienen ist; da nun dieses Gemälde so äußerst schlecht ist, daß es blos Karikatur, und nichts weniger als ein Erbauungsbild ist; so bittet Gefertigter diesen heiligsten und ehrwür digsten Gegenstand unserer Religion in einem so schlechten Gemälde nicht länger dem Aergernisse und dem Spotte unserer verschiedenen und mannigfaltigen Gegner preis zu geben, und damit ein wichtiges Hinderniß als Stütze dieses Unfugs gehoben werde, so erbittet sich Gefertigter dieses Krutzifix auf eine anständige Art unentgeldlich herzustellen ...“. - Besonders interessant ist die Nennung „unserer verschie denen und mannigfaltigen Gegner“, was die Frage aufwirft, wer wohl diese Gegner in Prag waren. - Beiliegend zwei anonyme Bleistift-Zeich nungen von professioneller Qualität, von denen eine eher skizzenhaft, die andere voll bildmäßig ausgeführt ist. Die erste (18 x 24 cm) zeigt eine städtische Straßenszene um 1840 mit Kaffeehausgästen und Rei tern mit Jagdhunden, im Hintergrund eine Kirche und weiteres Publi
kum. Die zweite (26,5 x 20,5 cm) zeigt eine historische Szene, in der ein Mann mit Stulpenstiefeln und Reisekleidung in der Tracht des 17. Jahrhunderts vor einem Thronsessel kniet, auf dem ein Greis mit langem weißen Bart sitzt und die Arme halb erhebt, um sie wohl dem Knienden entgegenzustrecken. Neben dem Thron steht eine Frau mit erschrockener Miene; links im Hintergrund weitere Personen. - Aus der Sammlung Vanselow. Abbildung Seite 178
2498 Gentz, Wilhelm, weitgereister und hochberühm ter Orient-Maler, Professor an der Berliner Akademie (1822-1890). Eigh. Brief m. U. „Wilh. Gentz“. 2 S. Gr. 8vo. Baden-Baden 30.IX.1884.
120 €
An den ihm befreundeten Malerkollegen Ludwig Knaus in Berlin, dem er zur Geburt eines Kindes gratuliert. Seine eigene Frau befinde sich, ebenso wie er, im Krankenhaus. „... sie hat selbst an Mirjam [ihre Tochter] seit 3 Wochen keine Silbe schreiben können. - Wie ich hierher gekommen, weiß ich kaum selber; bekenne auch meine große Unwis senheit, keine Ahnung davon gehabt zu haben, wie wunderbar schön es im Schwarzwald sei; es gefällt mir also auch außerordentlich gut 2493
hier. Ich habe eine kleine Operation an mir vollziehen lassen, darum bin ich ebenfalls wie meine Frau im Krankenhaus ... Der Ismael [d. i. sein Sohn Wolfgang Christian, gleichfalls erfolgreicher Maler] allein wohnt im Hotel. Ich meinerseits werde wohl in 10 Tagen zurückge kehrt sein ...“.
2499 Gulbransson, Olaf, norweg. Zeichner und Maler, genialer Karikaturist, lebte in und bei München als Hauptmitarbeiter des „Simplicissimus“ (1873-1956). Eigh. Postkarte m. U. „Olaf“ und vollem Namen mit Adresse auf der Rückseite. (Bleistift). 1 S. Mit Bleistift zeichnung. Tegernsee (23.II.) o. J.
200 €
In seinem etwas holprigen Deutsch an Edith Holm, Tochter von Korfiz Holm, dem Schriftsteller, Übersetzer und Hauptmitarbeiter des „Simplicissimus“ sowie Geschäftsführer des Albert-Langen-Verlags in München. „... Ach ich hab mich in diese Frühjahr so verdorben. Ach ja das verfluchte liebe Skilaufen ... Bevor mein 11.45 Zug ging hab ich doch in Dein Buch was hineingezeichnet. Schlecht ... der Widmung aber gut. Hör mahl Dein Buch liegt offen an mein Arbeitstisch. Wenn Du die almächtige Olga oder den Schlüssewacht diese Karte zeigt dan kanst Du Dein Buch holen ...“. - Die zarte Zeichnung zeigt einen gro ßen Eisbeutel auf dem Kopf Gulbranssons, von dem nur Nase und Mund zu sehen sind und seine schreibende Hand.
Über Alfred Kubins Kunst
2500 - Maschinenschriftlicher Brief, ganz in Versalien, einschließlich der Unterschrift „DEIN ALTER OLAF“. 1 S. Gr. 4to. O. O. (1941).
An den Graphiker und Illustrator Alfred Kubin, der ihm sein Buch „Abenteuer einer Zeichenfeder“ durch den Verleger Piper hatte zukom men lassen. „... Es hat mir um so viel mehr Freude gemacht - weil ich durch meine Gehirnerschütterung nicht Deine letzte Ausstellung sehen konnte. - Ja - Ja - unheimlich bist Du - wirst nichts anderes als besser. Oft spielst Du (wahrscheinlich um uns zu ärgern) wie ein Kind mit Deinen Zeichenfehlern. Aber wehe - wehe - wenn Du was erwischt - wie einwandfrei und schwer Du dann bist - Kein Mensch kann Dich mehr heben. Aber Du hast Dir auch diesen Luxus leisten können: Du warst nie - Lohnzeichner ... Wie schön ist so ein Buch in die Hand zu bekommen. Zuerst das erste Durchblättern. Dann die besten - und allerbesten immer wieder und wieder. Das Wattenmeer - Isis - der Tiger - Seltsamer Besuch ... Ach - Alfred - wenn ich einen Hut hätte - ich könnte ihn nicht tief genug für Dich heruntertun ...“.
2501 Gurlitt, Cornelius, sächsischer Architekt und Kunsthistoriker, Professor an der Technischen Hoch schule Dresden, einer der ersten großen Barock-Forscher, leitete die Inventarisierung der Kunstdenkmäler in Sach sen (1850-1938). Eigh. Aufsatz m. U. „Cornelius Gurlitt“. 3 S. Doppelblatt mit Adress-Stempel auf S. 1. Gr. 8vo. Dresden 19.V.1926.
180 €
Vielleicht die Antwort auf eine Zeitungs-Umfrage zum Thema „Aus bildung und Bildung“. „Meine geistige Entwicklung vollzog sich unter dem Einfluß dessen womit ich mich beschäftigte: Als Knabe mit Geschichte und Geographie, als Heranwachsender mit Kriegsgeschich te und -Dichtung, als junger Mann mit unseren Klassikern: Faust hat mich reifen lassen. - Alles planmäßige Lernen war mir zuwider. Ich meine durch dieses wird man Spezialist, z. B. Beamter, d. h. ein Mann der die Gränzen seiner Ausbildung von vornherein festlegt ... Nur das Wissen, das von innen kam, hat Wert, d. h. das von aussen Kommende
muß von innen heraus geprüft und erweitert sein, um zum lebendigen Wissen zu werden. Wer die berühmte ‚abgeschlossene‘ Bildung hat, soll sich begraben lassen, denn gerade die Abschließung macht ihn zum Dummkopf. Der zur Fortführung einer der Allgemeinheit die nenden Arbeit Befähigte hat das Minimum von Wissen und Können, das zur Bildung zu führen befähigt, das heißt die geistige Unterlage, um sich in die Vorgänge der Welt einzuarbeiten ...“. - Zweifach gelocht; mit Anstreichungen für die Drucklegung.
2502 Heckel, Erich, Maler und Graphiker, Hauptmei ster des dt. Expressionismus, Mitbegründer der „Brücke“ (1883-1970). Eigh. Brief m. U. „Erich Heckel“. 1 S. Gr. 4to. Berlin 1.I.1920.
600 €
An Friedrich Schreiber-Weigand, Leiter der Städtischen Kunstsamm lung Chemnitz (1879-1953), der bei Heckel angefragt hatte, ob er Werke für eine Ausstellung einliefern könne. Der Künstler winkt ab. „... Es wird ... so lange Zeit vergehen, ehe ich eine Kollektion auf Aus stellungen schicke, dass ich Sie bitten muss, nicht auf mich zu rech nen. Sehr gerne werde ich Sie und das Museum besuchen, wenn ich einmal in Chemnitz bin ...“.
2503 Heine, Thomas Theodor, Münchener Maler und Zeichner, Hauptmitarbeiter des „Simplicissimus“ und Schöpfer der Titelfigur (1867-1948). Eigh. Brief m. U. „Th. Th. Heine“. 1 S. Gr. 4to. Brünn 23.VII.1937.
250 €
Aus dem Exil an die gleichfalls emigrierte Schauspielerin Tilla Duri eux, die zu dieser Zeit in Abazzia ein Hotel betrieb. Er empfiehlt ihr eine junge Malerin. „... Allerdings weiss ich nicht, ob Sie sich noch an mich persönlich erinnern, da ich nur einmal in Berlin sehr flüchtig den Vorzug hatte, Ihnen vorgestellt zu werden, und das war vor langer Zeit. Aber mein Name ist Ihnen sicher vom Simplicissimus her bekannt, als dessen Begründer und einziger nicht gleichgeschalteter Mitarbeiter ich Deutschland verlassen musste, und nun lebe ich in der Tschecho slowakei. In Prag konnte ich auch bei Ihrem letzten Gastspiel mich wieder an Ihrer wundervollen Schauspielkunst erfreuen. Es war ein Erlebnis! - Eine sehr begabte junge Prager Malerin (Frl. Olly Deutsch), mit der ich befreundet bin, soll, da sie dringend eine Erholung braucht, einige Wochen in Abazzia zubringen ...“. Bittet darum, sich der Dame etwas anzunehmen. „... Sie ist ein besonders wertvoller Mensch von hervorragenden künstlerischen und persönlichen Qualitäten ...“. - In Prag hatte Tilla Durieux 1937 als „Lady Macbeth“ gastiert. - Dabei: George Mosson, franz.-dt. Maler und Zeichner, Mitbegründer der Berliner Secession, Mitglied der Freien Sezession und des Deutschen Künstlerbundes, lebte und starb in Berlin (1851-1933). Eigh. Brief m. U „George Mosson“. 1 S. Mit 2 aquarell. Federzeichnungen. Gr. 4to. (Berlin) 17.XI.1920. - Gleichfalls an Tilla Durieux, die dem weitgehend mittellosen Künstler wohl eine Freikarte zur Aufführung von Hermann Sudermanns Schauspiel „Die Freundin“ im Berliner Residenztheater verschafft hatte. „... Schon immer wollte ich, um Dank auszusprechen, zu Ihnen kommen, aber Gicht kam zu mir, und da konnte ich nicht. Sehr ‚miese‘ Tage kamen dann, da mochte ich nicht. Nun muss ich, was ich gar nicht kann, nämlich schreiben, von Herzen Dank Ihnen senden Eine sehr grosse Freude haben Sie mir durch Sudermann‘s ‚Freundin‘ bereitet. Sudermann tat nichts dazu, nur die ‚Freundin‘ [Juliane Rother, gespielt von Tilla Durieux]. Durch Sie bin ich, aus Nacht Asyl Verkom menheit (dort ist der Ofen aber warm, hier kalt) zur Proscenium Loge
erhoben und fühlte mich, für wenig Stunden, mal wieder ‚Fein‘, wenig stens äusserlich ...“. - Die hübschen Zeichnungen zeigen oben auf dem Brief den Künstler vornehm mit Monokel in der Proszeniumsloge, dagegen unten auf dem Blatt dick eingepackt mit Mantel und Hut am kalten Ofen sitzend. - Gelocht. Abbildung
2504 Hofer, Karl, Maler und Graphiker, Hauptmeister des dt. Expressionismus, Direktor der Hochschule für Bildende Künste und Präsident der Akademie der Künste in Berlin (1878-1955). Eigh. Brief m. U. „Hofer“. 13/4 S. Gr. 4to. Berlin 3.I.1923. €
Im Zeichen von Wirtschaftskrise und Inflation an Friedrich SchreiberWeigand, Leiter der Städtischen Kunstsammlung Chemnitz (18791953), die Werke von Hofer angekauft hatte. Hofer hatte wohl angefragt, ob man ihm einen Tip geben könne, wo man das Geld anlegen könnte, um es vor der Inflation zu schützen. „... Prof. Buschkiel hat mir einen liebenswürdigen u. sehr ausführlichen Brief geschrieben ohne mir natür lich einen concreten Fingerzeig vulgo Tip geben zu können. Nur so etwas hätte für mich Wert gehabt. Sonst kann man ja heute fast jedes 2503
Papier kaufen u. fährt immer besser als wenn man das Geld liegen lässt So ist es wohl am besten Sie überweisen mir den Betrag um Ihnen und Anderen nicht weitere Mühe zu machen ...“. Man habe allerdings den letzten Honorar-Betrag seiner Bank zur Verrechnung gesandt, die das Geld dann sogleich einer anderen Gläubiger-Bank überwies. „... Ich weiss infolgedessen noch nicht wie ich zu dem Geld komme, und ich brauche es nötig ... Damit das nicht wieder passirt bitte ich Ihren Herrn Kassirer mir, worum ich schon letztes Mal bat, einen Baarscheck ... an mich zu senden an dieselbe Bank ... Damit wären Sie dann den Plagegeist los ...“.
2505 Hoffmann, Josef, österr. Architekt und Designer, Mitbegründer und Hauptvertreter der Wiener Werkstät te, Mitbegründer des Deutschen Werkbundes, sein Brüs seler Bau des Palais Stoclet ist heute Weltkulturerbe (1870-1956). 4 eigh. Briefe m. U. „Josef Hoffmann“. Zus. 4 S. Jeweils mit Briefkopf „Atelier Oberbaurat Prof. Dr. Ing. h. c. Josef Hoffmann“. Mit den eigh. Umschlägen. Gr. 4to. (Wien 1954-1956) bzw. o. J.
550 €
An den Bildhauer Wilhelm Loth (1920-1993), Mitglied der „Darmstäd ter Sezession“. Alle Briefe Hoffmanns sind undatiert und bei aller Klar heit der Schrift orthographisch nicht ganz fehlerfrei. In einem Brief
(wohl Febr. 1956) bedankt er sich bei Loth „für Ihre Antheilnahme an unseren Österreichischen Kunstangelegenheiten. Ich kann Sie darüber beruhigen, dass es eigentlich gar keine Diferenzen künstlerischer Art gegeben hat und dass es sich um rein persönliche Mistimungen han delt, die lediglich durch unseren Sekretär angezettelt wurden, um sein Amt zu schützen, das wir nicht mehr gut heissen. Die ganze Geschich te hat sofern seinen Wert und wird sicher zur Gesundung beitragen ...“. - Auf Loths Mitteilung von einem Preisgewinn und eine Einladung nach Darmstadt (Sept. 1954) antwortet Hoffmann: „... Ob und wann ich in Darmstadt irgendwie ausstellen werde ist noch sehr ungewis. Ich musste eben die Leitung unserer österreichischen Ausstellung in Venedigs Bienale übernehmen und habe genügend viel zu verantwor ten ...“. - Im Januar 1954 bedankt er sich für Glückwünsche zum 85. Geburtstag, weist aber darauf hin, dass es erst der 84. ist: „... Ich weiss nicht, wer mich gleich um ein ganzes Jahr dem Tode näher bringen wollte, denn meinen 85ten Geburtstag möchte ich erst im Dezember 1955 erleben ...“. - Loth hat dann korrekt auch zum 85. Geburtstag gratuliert und ein Foto seines Ateliers mitgeschickt. Hoffmann antwor tet: „... Das Bild aus Ihrem Atelier hat mir viel Freude gemacht, vor allem dass Ihre prächtige Arbeit in Bronze aufgestellt wurde und dass Sie so tüchtig vorwärts schreiten ...“. - Beiliegend der gedruckte, ausführliche Partezettel vom 8. Mai 1956 (der auf 10 Zeilen eine Auswahl von Orden und Ehrungen Hoffmanns aufzählt) sowie die gedruckte Dank sagung von Hoffmanns Witwe Carla für die Beileidsbekundungen. Abbildung
2506 Kaulbach, Friedrich August Ritter von, bayeri scher Maler, Schüler Pilotys, neben Lenbach einer der „Münchener Malerfürsten“, vielbeschäftigter Porträtma ler der höheren Gesellschaft, Direktor der Münchener und Mitglied der Berliner Akademie (1850-1920). 3 eigh. Briefe m. U. „F A v Kaulbach“. Zus. 7 S. Doppelbl. Mit 1 Umschlag. Kl. 4to. Ohlstadt und München 1906-1919.
250 €
Der erste Brief an einen Geheimrat in München. Er könne diese Wo che an der Sitzung nicht teilnehmen, da er erst nächste Woche nach München zurückkehren werde. „... Mein kurzes Gutachten über Keller [den Maler Ferdinand von Keller?] habe ich an Prof. Defregger gesandt u. meine Wünsche und Ansichten ihm bekannt gegeben, u. ihn ersucht, falls es zulässig, dass er dieselben statt meiner in der Sit zung vorbringt ... Statt Jensen wären mir ehrlich gesagt G. Haupt mann, Sudermann, Lilienkron [sic] oder Wildenbruch weit lieber“ [12. XI.1906]. - Der zweite Brief an den Organisator einer Wohltätigkeits veranstaltung zu Beginn des 1. Weltkriegs. Er könne wegen Krankheit nichts für diesen Zweck malen, jedoch: „... Bei einer Umschau unter meinen Sachen habe ich nun aber nichts Geeignetes gefunden, das Einzigste wäre eine Portrait-Studie in Pastell, ein Kopf des höchstseel. Regenten. Ich habe Ordre gegeben in München, daß es passend ge rahmt wird und erwarte Ihrerseits Mittheilung wohin u. bis wann die Sachen eingeliefert werden sollen ...“. Doch soeben erhalte er ein Schreiben des Münchener Oberbürgermeisters mit der Angabe, dass die Gaben ins Rathaus geschickt werden sollen [3.X.1914]. - Der dritte Brief an Frau Martha Lorenz in Berlin, der er mitteilt, dass er die versprochene Zeichnung (Spende für für eine Wohltätigkeitsveranstal tung) jetzt auf die Post gegeben habe. „... Der großen Unsicherheit wegen, die jetzt auf den Bahnen und Posten ist, habe ich einen Wert angegeben, der aber nicht maßgebend sein soll, für eventuellen Ver kauf. - Die Verkaufs-Summe können Sie höher oder niedriger stellen ganz nach Belieben ...“ [12.II.1919].
2507 Kaulbach, Wilhelm von, Maler und Illustrator, kgl. bayerischer Hofmaler, Direktor der Münchener Aka demie, genialer Illustrator von Goethes „Reineke Fuchs“ (1805-1874). Eigh. Brief m. U. „Kaulbach“. 1 S. Mit Siegel marke und Adresse. Gr. 4to. (Berlin) o. J.
200 €
An den ihm befreundeten „Kommissionsrat Waagen“ (möglicherweise der bedeutende Kunsthistoriker und Direktor der Berliner Kgl. Ge mäldegalerie Gustav Friedrich Waagen, der quasi als „königlicher Kauf mann“ jahrelang zu Gemälde-Ankäufen durch Europa reiste). „... Eh Du heute zum Gesanten gehest kom zuerst zu meiner wenigkeit, der Preußische Herr war gestern hirunten um zu gratuliren - und wünsch te einiges nähere zu wissen und ich versprach ihm in den ersten Tagen zu besuchen, da Du aber heute ihn schon sihest, so ist doch nöthig zu bestimmen was zu sagen und nicht zu sagen ...“. - Kleine Randschäden alt restauriert.
An einen Freund bei der Armee in Polen, dem sie für einen Weih nachtsbrief dankt. „... Ich freue mich ... sehr, dass Sie Urlaub hatten u. ein glückliches Familienweihn. mit ihr [seiner Frau] und dem Kindle feiern konnten. Ich kann mir denken, wie schwer es für Sie sein muss fern zu sein und noch dazu in dem öden Polen! Ich wollte Ihnen vor schlagen, dass falls Sie nach Posen kämen, oder in die Nähe davon, doch meinen Bruder aufzusuchen Langemarckstr. 3 ... Dann wäre Georgen hof auch in der Nähe, Poststation Osthausen, wo mein Bruder Artur wohnt ... Ich war im Sommer mehrere Wochen dort bei ihm. Die alte Heimat sieht allerdings vollkommen anders aus, mit dem schönen Meer u. den herrlichen Wäldern u. dem vielen Wasser. Nie wiederse 2510
2508 Kerkovius, Ida, deutschbaltische, aus Riga stam mende Malerin und Teppichweberin, Adolf-Hölzel- und Bauhaus-Schülerin (1879-1970). Eigh. Brief m. U. „Ihr Idalein“. 2 S. Gr. 4to. Stuttgart 3.I.1941. €
„Hoffen wir auf einen vorherigen Frieden!“
2511
hen, das schmerzt sehr! - Sonst geht es mir gut, bin nur rasend beschäf tigt mit der Zusammenstellung für die erste Herausgabe. Der Verlag Braun u. Cie Dornach-Paris soll es machen, eventuell, wenn alles klappt. Besitze jetzt ein herrliches Matisse-Buch von dort mit wunderschönen farbigen Bildern. - Stuttgart ist eben ganz versunken im Schnee, Bezau bernd, aber die Kohlen werden wohl nicht den ganzen Winter reichen! Hoffen wir auf einen vorherigen Frieden! Diesen Wunsch für jeden Einzelnen wie für die ganze Welt! ...“. Der Wunsch war vergeblich: 3 Jahre später wurde ihr Atelier in Stuttgart bei einem Bombenangriff vollständig vernichtet.
„zwischen 60 und 70 meine besten Bilder“
2509 König, Leo von, Maler der Berliner Sezession, Leh rer am Kunstgewerbe-Museum (1871-1944). 2 eigh. Briefe m. U. „Leo König“. Zus. 4 S. Gr. 4to. Berlin-Charlotten burg 7.XII.1938 und 7.XI.1940.
180 €
Der erste Brief an Herrn von Borsig. „... kaum sind wir aus Siena, wo ich einige Landschaften gemalt habe ... zurück, da rufen Ihre schönen Aufnahmen alle Erinnerungen wieder wach. Sie können sich daher vorstel len, wie wir uns über Ihr hervorragendes Buch gefreut haben. Da ist zum Beispiel das herrliche romanische Kirchenportal in San Quirico d‘Orcia und dann die schönen Landschaftsaufnahmen um Siena herum “. Möchte seinen Dank auch mündlich aussprechen, aber möglichst erst nach Weihnachten, da seine Frau bis dahin schon sehr Termin-be
lastet sei. „... Außerdem sind die Zeiten nicht geschaffen, sich ein ruhiges Gemüt zu bewahren ...“[7.XII.1938]. - Der zweite Brief an den Maler Benno Müller, über dessen Landschaftsbild in der Akademie-Ausstel lung. „... Im Kronprinzenpalais sah ich die Akademieausstellung und war tief bedrückt von dem Niveau, da stieß ich ganz zum Schluß auf eine Landschaft, bei der es lohnte, nach dem Urheber zu sehen, und siehe sie war von Benno Müller. Also meinen Glückwunsch ... es ist zwar nicht schwer, die Gesellschaft zu übertreffen, aber die Landschaft ist absolut gut, besonders das Land, den Himmel könnte ich mir einfacher denken, wodurch einige Farben, die nicht ganz klingen, ausgemerzt würden. Ich schreibe Ihnen diese Kritik, da man ja immer noch weiter kommen muß. Ich habe zwischen 60 und 70 meine besten Bilder gemalt u. so muß es sein, nicht wie die Liebermannschen Jugendbilder die Altersbilder weit überragen. Es ist schwer in solchen Zeiten, wie wir sie durchmachen, bei der Stange zu bleiben, das ‚wozu‘ will sich vor jede Anstrengung stellen. - Buchholz wollte zu meinem 70 sten Geburts tag eine Kollektiv-Ausstellung von mir machen; man hat ihm von oberster Stelle abgeraten, wie Buchholz sagte, fürchte man zu großen Erfolg. Nun hat sich Günther Franke in München um eine Ausstellung beworben ...“ [7.XI.1940]. - Beide Briefe gelocht. - 1 Beilage.
„Je respecte beaucoup M. Tessenow“
2510 Le Corbusier (d. i. Charles-Edouard JeanneretGris), schweizerisch-franz. Architekt, Architekturtheo retiker, Stadtplaner, Maler und Möbeldesigner (18871965). 1 eigh. Brief und 1 eigh. Zeugnis m. U. „Le Corbu sier“. Zus. 2 S. auf 2 Bl. Gr. 4to. Paris 26.VII.1933 und 12.IX.1934.
750 €
An die Architekturstudentin Léonie Behrmann in Berlin, der er ein Volontariat anbietet. „... Au moment de partir du voyage je régulaire mon courrier demeuré en retard. Je m‘excuse de repondre tardivement à v. lettre du 29 juin ... Ce que vous me dites est très intéressant. Je ne demande pas mieux de pouvoir vous êtes utile. Si vous désirez pour suivre les études, vous pouvez venir travailler comme volontaire à partir du 15 Septembre. - Vos études chez Tessenow doivent avoir été excel lentes. Je respecte beaucoup M. Tessenow ...“. - Ein Jahr später erhielt sie ihr Zeugnis, wieder handschriftlich und von Le Corbusier zweimal signiert: „Certificat. - Je certifie que Mlle Léonie Behrmann architecte de Berlin a travailli dans notre atelier depuis le 15 Septembre 1933 (ces derniers temps plus irregulièrement). Mlle Behrmann s‘est acquittée de ses tâches avec beaucoup d‘intéret, ... de persévérance et de qualités. Nous lui souhaitons la meilleure chance dans sa carrière d‘architecte ...“. - Der Architekt Heinrich Tessenow (1876-1950), Hochschulprofes sor in Dresden und Berlin, war einer der wichtigsten Vertreter der sog. Reform-Architektur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. - Der Brief mit unterlegten Faltenrissen, z. T. ursprünglich auch unter Ver wendung von Tesafilm; das Zeugnis nur leicht geknittert. - So früh und eigenhändig selten. Abbildung Seite 181
2511 Leistikow, Walter, Maler und Graphiker des Im pressionismus, Angehöriger des Friedrichshagener Kreises, Mitbegründer des Deutschen Künstlerbundes (18651908, starb durch Selbstmord). 2 eigh. Briefe m. U. „Wal ter Leistikow“. Zus. 31/2 S. Doppelbl. Mit 1 eigh. Umschlag Kl. 4to. Charlottenburg 16.IV. und Berlin 31.VIII.1903.
An Dr. Ferdinand Mainzer in Berlin. „... Dürfen wir - während unserer Reise - Ihnen telephonieren lassen, falls (was der Himmel verhüten möge) hier irgend ein Krankheitsfall vorfallen sollte? Sollte also irgen detwas mit Gerda, oder meiner Mutter, die an ziemlich hochgradiger Herzerweiterung leidet, los sein, dann möchten wir Sie per Telefon bitten und Sie senden dann vielleicht Dr. Klein her nach dem Rechten zu sehen. Es ist für uns eine so grosse Beruhigung zu wissen dass wir auf Ihre Unterstützung rechnen dürfen ... heut Abend dampfen wir ab [16.IV.1903] ... Wir sind in der neuen Wohnung und harren der Kin der, die da kommen sollen. Dürften wir Sie bitten, sobald es Ihre Zeit erlaubt, herauszukommen, meine Frau möchte gern mit Ihnen Rück sprache nehmen ...“ [31.VIII.1903]. - Beiliegend eine (etwas defekte) Ansichts-Postkarte von Anna Leistikow aus Kopenhagen an Frau Mainzer (1902). Abbildung
2512 Liebermann, Max, Maler und Graphiker, Haupt vertreter des dt. Impressionismus, Präsident der Preuß. Akademie der Künste (1847-1935). Eigh. Brief m. U. „Max Liebermann“. 12 /3 S. Doppelblatt mit Monogramm „ML“ im Briefkopf. 8vo. Wildbad 17.VII.1893. 600 €
Dankt einem Kunstschriftsteller, der ihm zwei Exemplare einer Bro schüre übersandt hatte. „... die mir natürlich sehr gefällt. Ist sie doch quasi ‚Fleisch von meinem Fleische‘. - Übrigens gab sie Veranlassung zu einer kleinen Geschichte, die zu drollig als daß ich sie Ihnen vorenthal ten könnte: Vor ein paar Tagen frägt mich die uralte Excellenz v. Sim son - der Reichstagspräsident par excellence u. dito Bildungsphilister - über den Inhalt Ihrer Brochüre, die ich ja - da sie in der Vossischen annoncirt war ‚mit einem Briefe an M. L.‘ - kennen müsse. Ich erwider te, daß ich sie noch nicht gelesen, da Sie mir dieselbe wohl zu schicken versprochen hätten, aber ich sie noch nicht erhalten. Nachdem er sich eine Viertelstunde in Gemeinplätzen über alte und neue Kunst ergan gen, entläßt er mich huldvoll, wie eine Excellenz eben das zu thun pflegt, mit dem Gefühl, mich unendlich ausgezeichnet zu haben, da er mich einer Ansprache gewürdigt. Er hatte sich schon zum Weggehn erhoben - bei seinen 82 Jahren keine leichte Sache - als er mir ganz geheimnißvoll sagt: ‚Nun noch eine Frage: Glauben Sie wirklich an die Zukunft der neuen Kunst?‘ Tableau ...“. - Eduard von Simson (18101899) war von 1871 bis 1874 Präsident des Deutschen Reichstags. - Als Adressat des Briefes und Autor der genannten Broschüre käme viel leicht Arno Holz in Frage: Die 2. Folge seiner Schrift „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ erschien 1893 als Broschüre. Abbildung
2513 Mackensen, Fritz, Maler, Mitbegründer der Künst lerkolonie Worpswede, Direktor der Weimarer Hochschu le für Bildende Kunst, Erster Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes (1866-1953). Eigh. Brief m. U. „Fritz Mackensen“. 4 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Ohrdruf (Thüringen) 6.VI.1917.
150 €
An einen Major, wegen des Drucks einer Lithographie. „... Gleich nach meiner Rückkehr aus Frankreich hatte ich Ihnen mitgeteilt, daß unser Drucker eingegangen war, und daß ich Schwierigkeiten hätte, den Stein zum Drucken Ihres Bildes anfertigen zu lassen. Ich fragte des halb bei Ihnen an, ob Sie einverstanden seien, daß ich die beiden Origi
nale an Ihre Frau Gemahlin schickte und bat um die Adresse dersel ben, die mir abhanden gekommen war. Ich mochte nicht riskieren, von einem schlechten Drucker die lithographische Zeichnung auf einen Stein abziehen zu lassen, da es vielleicht oder wahrscheinlich schlecht geworden wäre und dann auch das Original verdorben wäre. - Nun habe ich Ihrer Frau Gemahlin die beiden Zeichnungen durch mein Sekretariat schicken lassen. Hoffentlich machen sie Ihrer Frau Gemah lin etwas Freude ...“. Teilt mit, dass er im September 1916 zum Major der Kavallerie befördert worden, aber neben seinen militärischen Aufgaben Direktor der Weimarer Kunsthochschule geblieben sei.
2514 Marcks, Gerhard, Bildhauer und Graphiker, Lehrer am Bauhaus, in der NS-Zeit als „entartet“ diffamiert (18891981). Eigh. Brief m. U. „Gerhard Marcks“. 1 S. Auf gelbgrünlichem Bütten. Quer-gr. 8vo. Hamburg 15.IV.1947. 180 €
An Herrn Müller-Linow. „... Ich bin mit allem einverstanden! Auf den Wein freue ich mich kindisch und bitte, falls ich nicht da bin, ihn meinem Sohn Christof zu überlassen. (ich verreise morgen für cca 10 Tage.) An Herrn Dr. Tintelnot glaube ich geschrieben zu haben - ich 2512
stelle ihm meine Zeichnungen gern zur Verfügung ...“. - Der Kunsthi storiker und Zeichner Hans Tintelnot (1909-1970), ein bedeutender Barockforscher, war zu dieser Zeit Dozent in Göttingen und wurde später Ordinarius für Kunstgeschichte in Kiel. - Gelocht.
2515 Matisse, Henri, franz. Maler und Graphiker, einer der Hauptmeister der frz. Kunst in der ersten Hälfte des 20. Jhdts (1869-1954). Eigh. Brief m. U. „H Matisse“. 2 S. Quer-8vo. O. O. 8.I.1947. 1.600 €
An eine Freundin, wohl Elsa Triolet, die Ehefrau des ihm befreunde ten kommunistischen Schriftstellers und Surrealismus-Mitbegrün ders Louis Aragon (1897-1982), die er zunächst um Rat bittet, wie er sich ein Verjüngungs-Serum des ukrainischen Mediziners Alexander Bogomoletz (1881-1946) verschaffen könnte und kommt dann auf Louis Aragon zu sprechen. „... J‘espère voir bientôt notre cher Louis dont la santé doit certainement d‘améliorer. - Je suis toujours cloitré à cause de la température, je voudrais bien être a Vence ... Ne prenez pas la peine de me répondre, Lydia vous téléphonera dans 2 ou 3 jours pour savoir si vous ... voyez quelqu‘espoir pour obtenir ce médicament qui doit faire merveille.“ - Offenbar rechnete Matisse mit Aragons vielfälti gen Beziehungen zur Sowjetunion. Die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Bogomoletz in Kiew durchgeführten Zelltherapien und Verjüngungskuren mit einem aus Tierblut gewonnenen Serum, die viel Aufsehen erregten, selbst von Stalin angewandt wurden und Bogomoletz Orden und Medaillen eintrugen, gelten heute als pseudo medizinische Methode ohne wissenschaftlich nachweisbaren Erfolg. - Kleiner Faltenriss.
2516 - Eigh. Künstler-Postkarte m. U. „H. Matisse“. 4 Zeilen. Auf der Schriftseite einer Postkarte mit der farbigen Reproduktion des Matisse-Gemäldes „Jeune fille en robe blanche“. O. O. 31.X.1953.
600 €
An das (nicht genannte) Ehepaar Louis und Elsa Aragon. „Merci pour votre cheval roux - Amitié à vous deux H. Matisse“. Abbildung
2517 Nadar (d. i. Gaspard-Félix Tournachon), Photo graph, Karikaturist, Schriftsteller und Luftschiffer (1820 1910). Eigh. Brief m. U. „Nadar“. 11/2 S. Doppelbl. mit rotem Monogramm „N“ und dem Wahlspruch „Quand même“ im Briefkopf. Kl. 8vo. Paris 3.II.1905. 180 €
An eine „chère enfant“. „... On interdit les sorties au médiocre état de santé de mes tout à l‘heure 85 ans. - À mon gros regret de ne pouvoir aller à vous, j‘écris à Madame votre Maman de demander à Madame votre Institutrice l‘autorisation de vous envoyer prendre toutes les fois qu‘il ne vous sera pas trop désagréable de vous retrouver avec des vieil les gens qui seront très heureux de vous avoir. Nous vous avons gardé de Marseille le meilleur souvenir et vous aimons tout plein ...“. - Von 1895-1909 hatte Nadar ein Atelier in Marseille. Abbildung
2518 - Eigh. Brief m. U. „Nadar“. 1 S. Mit einem von Nadar beschrifteten und signierten Umschlag. 8vo. Paris 28.IX.1907.
180 €
An eine „chère enfant“. „... Nous venons d‘arriver et de repondre à la lettre de votre Maman. Assistez nous bien vite vous même pour parler de vous. Le mieux si vous n‘êtes trop gourmande, est de nous toucher à midi devant la cotelette de l‘amitié ...“. - Beiliegend ein wohl als Um schlag verwendetes Fragment eines eigh. Briefes von Nadar mit seiner Unterschrift (Cannes 27.I.1904). Darin heißt es u. a.: „... de la plus fidèle, obstinée amitié; - entr‘autres lorsque, me sachant dans mon eternelle bataille et lorsque lui-même commençait les affaires, il m‘envoyait spontanement quelques millions de francs, représentés par sa signature - et dont mon moindre retard à l‘échéance pouvaît tuer dans l‘oeuf tout le rêve dont il a su si intelligemment ...“. - Gebrauchsspuren; mehrere Faltenrisse unauffällig unterlegt.
2519 Oberländer, Adolf, Münchener Maler, Zeichner und Karikaturist, Hauptmitarbeiter der „Fliegenden Blätter“ und der „Münchner Bilderbogen“, Herausgeber der sehrpopulären „Oberländer Alben“ (1845-1923). 3 Autogra phen und 1 Porträt-Fotografie. Verschied. Formate. 18891915.
200 €
Vorhanden: 1 eigh. Brief m. U. „A Oberländer“. 2 S. Gr. 8vo. Schmölz bei Garmisch 4.VIII.1889. - 1 eigh. Ansichts-Postkarte m. U. „A Ober länder“. München 13.X.1915. - Dankt für Geburtstagsglückwünsche eines Namensvetters in Oldenburg. - 1 eigh. Albumblatt m. U. „A Oberländer“. 1 S. Quer-gr. 8vo. München 1904. - 1 Porträt-Fotografie Oberländers (Brustbild, im Profil) aus dem Atelier des Münchener Hoffotografen Ad. Baumann (1904). Kabinett-Format (16,9 x 10,9 cm). - Beiliegend eine Briefkarte m. U. „Oberländer“ (2 S. Quer-kl. 8vo. Berlin 25.XII.1891), bei der zweifelhaft erscheint, ob es sich um den Münchener Maler oder eher um den Berliner Schauspieler Heinrich Oberländer handelt. - In dem Brief Adolf Oberländers an Herrn Baisch (1889) geht es um die Druckqualität von Zeichnungen im allgemeinen und eine Illustration von Oberländer im Besonderen: „... möchte ich Sie doch ... ersuchen, die Zinkographie nur bei Meisenbach in München machen zu lassen. Sollte das Werk in Lichtdruck oder Photographie erscheinen, so wäre ich natürlich auch ganz einverstanden, nur be treffs der Zinkographie möchten Sie meine Bitte erfüllen, da ich bei anderen Anstalten (Consée) schon so traurige Erfahrungen machen mußte. Alle andern farbig gezeichneten Bilder v. Consée waren gut gemacht, nur meine einfache Strichzeichnung schlecht, da Consée den sonderbaren Grundsatz hat, mit Strichzeichnungen brauche man sich keine Mühe zu geben, die seien nur da, damit er ausruhen könne (seine eigenen Worte). - Was Ihre gütige Aufforderung zu einem Beitrag für ‚Über Land u. Meer‘ betrifft, so würde ich derselben gewiß gern nach kommen, wenn nur meine Arbeiten für die Fliegenden Blätter mich nicht so sehr in Anspruch nehmen würden, es wird mir oft schwer, die Herren Braun & Schneider zu befriedigen ...“. - Das Foto rückseitig mit Montagespur; das Albumblatt mit kleinen Resten von Transparentpa pier-Klebstreifen an den Rändern. Abbildung Seite 186
2520 Piloty, Carl von, Münchener Historienmaler und Galeriedirektor, Lehrer zahlreicher später zu Ruhm gelangter Schüler (1826-1886). Eigh. Brief m. U. „C. v. Piloty“. 3 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. München 16.III.1885. 120 €
An einen Geheimrat, dem er für „liebenswürdig ausgesprochene Bemerkungen“ zu Pilotys Gemälde „Alexander“ dankt. „... ich ziehe sie alle reiflichst in Erwägung und glaube schon jetzt mancherlei verbes sert zu haben. Es war mir eine große Freude in der Hauptsache die Zufriedenheit Seiner Excellenz des Herrn Ministers erreicht zu haben. Ich würde Ihnen umgehend auf Ihr gütiges Schreiben geantwortet haben, wäre ich nicht über den Zeitpunkt meiner Abreise nach Rom, durch eine große Umgestaltung an unserer Akademie, in Zweifel gewesen. Nun aber scheinen sich diese Geschäfte zu klären, so daß ich den 6ten oder 7ten April nach Rom abzureisen gedenke ...“.
2521 Preetorius, Emil, hervorragender Graphiker, Illu strator, Buchgestalter, Bühnenbildner, Kunstsammler und Kunstschriftsteller (1883-1973). Sammlung von Manuskripten, Autographen, Gelegenheits-Graphiken und Drucken von Aufsätzen und Vorträgen. 1912-1973. 1.200 €
Reichhaltiges Material aus dem Schaffen des Künstlers. Vorhanden: 1 eigh. Albumblatt mit einer Porträt-Karikatur in Federzeichnung 20.4.1912. - 5 eigh. Briefe (Tinte u. Bleistift) m. U. „Emil“, „P.“ oder „Emil Preetorius“. Meist adressiert an Auguste Oesterreicher („Gusti“) in München. - 8 eigh. Postkarten, davon 1 mit kolorierter Federzeich nung („Männchen“ machender Dackel, der zum Geburtstag gratuliert) und kolorierter Schriftgestaltung. Meist adressiert an Gusti Oesterrei cher bzw. Johanna Hirth. - 2 Porträtfoto-Postkarten mit Text bzw. Widmung auf der Rückseite. - 2 eigh. Postkarten von Preetorius‘ Ehe frau Hanna. - 4 teils umfangreiche, stark korrigierte und bearbeitete Manuskripte zu Vorträgen: I. Handschriftl. Konzept zur Ansprache bei der Eröffnung des 1. Internationalen Bibliophilen-Kongresses am 29. Mai 1959 im Münchener Cuvilliés-Theater (wurde wegen Preetori us‘ Erkrankung nicht gehalten). 5 Bl. - II. Durchgehend stark korrigier tes Typoskript zum Festvortrag nach seiner Wahl zum Präsidenten der Gesellschaft der Bibliophilen am 29. Mai 1960. 25 Bl. - Beiliegend ein bibliophiler Sonderdruck des Vortrags. - III. Durchgehend stark korri giertes Typoskript eines Aachner Festvortrages (1963 bei Piper in einer Preetorius-Anthologie gedruckt). 27 Bl. - IV. Fragmente eines Vortrags über moderne Kunst. 8 Bl. - Mit Begleitbrief des Bibliophilen Rudolph Adolph in München (1973). - 5 Exemplare (3 Druck-Varianten, 2 von Preetorius signiert) der Menu-Karte zur Jahresfeier 1925 der Gesell schaft der Bibliophilen im Münchener Cherubim-Palast. - 7 Exlibris (1 Dublette). - 1 Einband-Probedruck - 2 Ausstellungs-Kataloge mit 2 Plakat-Entwürfen. - 7 Drucke von Aufsätzen und Vorträgen des Künst lers. - 3 Zeitungsausschnitte sowie weitere Beilagen. Abbildungen Seite 187 2517
2522 Preller, Friedrich (d. Ä.), Maler, Lehrer an der Weimarer Akademie (1804-1878). Eigh. Gutachten m. U. „Friedrich Preller“. 5 Zeilen. - Auf einer eigh. Anfrage m. U. von Adolf Schöll (1805-1882), dem Direktor der Kun stanstalten in Weimar. 1 S. 4to. Weimar 16.IV.1858.
150 €
Schöll übersendet Preller Zeichnungen der Söhne von drei Weimarer Honoratioren (Müller, Stickel, Riemann), welche die Kunsthochschule besuchen möchten und bittet den Künstler zu beurteilen, in welche Klasse die Schüler aufgenommen werden könnten. Preller antwortet: „Von den drei aufzunehmenden Schülern, dürfte Riemann in die I Classe zu nehmen sein. Die beiden andern gehören zu den vielen Schwächlin gen der II. Classe“. - Kleiner Fleck am unteren Rand.
2523 Purrmann, Hans, Maler, Graphiker und Kunst schriftsteller (1880-1966). Eigh. Brief m. U. „Hans Purr mann“. 2 S. Doppelblatt. Kl. 4to. O. O. 2.I.1922. 250 €
An die Schauspielerin Tilla Durieux, die ihm Freikarten für eine Theatervorstellung hatte zukommen lassen. „... Es drängt mich Ihnen
zu sagen, wie sehr mir Ihr Spiel Eindruck machte, mich in Rührung versetzte, und mich bis heute ganz erfüllt hat. Erstaunlich was Sie aus einer solchen Rolle zu machen fähig sind, ihr Menschlichkeit und Tiefe geben können, es schien mir ganz große Kunst! Die einen großen Schein von Schönheit gab! - So ohne sichtbare Formel, ohne Manier, so viel und so wenig naturalistisch, ein Rembrandt bringt mich nicht schöner in seinen Bann! - Anbei das Stück, die Kunst kennt doch keine Entschuldigungen! Alle Achtung, welchen Weg zur Freiheit Sie führen können! ...“.
2524 Renoir, Auguste, franz. Maler, Graphiker und Bildhauer, Hauptmeister des franz. Impressionismus (1841-1919). Eigh. Briefchen m. U. „Renoir“. 1 S. Doppel blatt. 10,4 x 6,7 cm. (Paris 1880).
1.400 €
An den Kunstsammler Victor Chocquet (1821-1891). Zierliches Brief chen mit der Bitte, ihn nachmittags zu besuchen: „... Je vous ferai voir mes portraits. - avez vous lu les articles de Zola sur le salon de Voltaire.“
2525 Retzsch, Moritz, Dresdener Zeichner, Radierer und Maler, Akademie-Professor (1779-1857). Eigh. Manu skript m. U. „Moritz Retzsch“. 1 S. Gr. 4to. O. O. (1832). 300 €
Ausführliche Beschreibung eines allegorischen Bild-Inhalts oder eines „Lebenden Bildes“. „Der Menschengeist in kindlicher Unwißenheit auf die Erde gebannt, sitzt auf einer Sphinx sich lehnend über das Räthsel des Lebens nachsinnend, deßen Phisionomie (das abgewendete Gesicht der Sphinx) sich eben so wenig wie deßen von Nebel umhülltes Ober haupt deutlich erkennen läßt; er ist betroffen vom Anblick des Todes und des Verbrechens (der von der davon schlüpfenden Schlange zu seinen Füßen so eben gemordete unschuldige Sänger) und schmerzhaft ergriffen vom Begriff der Vergänglichkeit; denn das Symbol des Rei zenden u. Schönen - die Rose welckt und verblüht in seiner Hand. Der Wind entblättert sie u. die kurze Freude an ihrem Anblick verwandelt sich in Trauer u. Wehmuth. Neßeln u. Disteln wuchern auf kargem, steinigtem, sumpfigem Boden umher, - da entschlüpfen von ihm wahrgenommen zwei bunt u. leicht beschwingte Tagfalter ihren auf den Blättern der Distel befestigten Hüllen ...“. - Das Blatt ist von ande rer Hand datiert: „Weinberg [das Retzschgut in Oberlößnitz?] den 31 Juli 1832.“ - An den Rändern geknittert; die ehemals durchgetrennte Querfalte alt unterlegt.
2526 Richter, Ludwig, Maler, Zeichner und Radierer, führender Illustrator der deutschen Spätromantik (18031884). Eigh. Brief m. U. „L. Richter“. 1 S. Gr. 8vo. Dres den 23.VI.1861.
300 €
An einen „hochgeehrten Herrn und Freund“, dem er zwei kleine Zeichnungen mit Preisangaben zur Ansicht übersendet. „... Finden Sie diesselben nicht geeignet, so bitte ich um baldige Zurücksendung, vielleicht findet sich dann später etwas Anderes ... Mein ehemaliger Schüler, der talentvolle Thierzeichner Hasse ist schon seit einem Jahre verstorben. Ich danke Ihnen recht schön für die Photographie nach Schwind, was von ihm ist, erregt immer ganz besonders mein Interesse und erfreut mich höchlich ...“.
2527 Schadow, Johann Gottfried, Bildhauer und Gra phiker, Hauptmeister der Berliner Klassik, Schöpfer der Quadriga auf dem Brandenburger Tor (1764-1850). Eigh. Bescheinigung m. U. „Dr Schadow“ als Akademie-Direk tor. Gedrucktes Formular mit eigh. Eintragungen. 1 S. Quer-4to. Berlin 12.V.1827.
150 €
„Königliche Academie der Künste. - Dem Ferdinand Schrader wird hiermit der Unterricht in der Chir. Skelett-Classe ertheilt ... Lehrer Herr Bürde ...“. - Der Maler, Kupferstecher, Lithograph und Modelleur Frie d rich Leopold Bürde (1792-1849), Sohn des Dichters Samuel Gottlieb Bürde und Schwager der Opern-Primadonna Anna Milder-Hauptmann, konzentrierte sich etwa ab 1820 auf Pferdemalerei und spezialisierte sich ab 1841 als Tier-Modelleur. - Graues Papier, gering stockfleckig. Abbildung Seite 188
2528 Scholz, Werner, Berliner Maler des Spät-Expres sionismus, stellte als Zeitgenosse von Grosz und Dix das Berliner Großstadtleben in kritischen Bildern dar, in der NS-Zeit als „entartet“ verfehmt (1898-1982). 5 eigh. Post karten m. U. „Scholz“ bzw. „Werner Scholz“. Zus. 6 S. Alpbach (Tirol) 1949-1954.
300 €
An den KunsthistorikerKurt Smogro in Nürnberg. Nachrichten-Aus tausch über beiderseitiges Ergehen und Schaffen sowie über den Ver bleib von Kunstwerken. Im September 1949 schreibt Scholz: „... Es tut mir leid, dass es Ihnen nicht besser geht als uns. Aber immerhin leben Sie und wir noch, und das scheint mir schon viel zu sein, daß man erleben darf wie es nach jeder Nacht wieder hell wird ... Von Ihrer Zei 2521
tung kenne ich im Wesentlichen nur das Feuilleton, und dies gefiel mir außergewöhnlich gut ... „ [20.IX.1949]. Der wieder aufgenommene Kontakt setzt sich 1950 fort: „Haben Sie herzlichen Dank für die Ztg., und vor allem für das Berlin-Heft, das uns, wie Sie sich denken kön nen, tief bewegt hat. Wir werden es uns als eine schmerzliche Erinne rung stets besonders gut bewahren ... Ich möchte Ihnen ... schon jetzt mitteilen, daß während des Juli in München bei G. Franke ... meine Bibelausstellg. stattfindet. Das Resultat zweijähriger Arbeit. Vielleicht kennen Sie sogar einen Sammler, den Sie hinschicken könnten ...“.Auch die folgenden Karten handeln von seiner Arbeit an biblischen Themen, so an der „Josephslegende“ von Thomas Mann, den Smogro auf Scholz‘ Werk hinweisen will. Die fünfte Karte (eine Ansichtskarte aus den verschneiten Bergen) ist von Frida Grosse mitunterzeichnet, die sich „für den schönen Traven“ bedankt und in einem hier beiliegenden eigh. Brief (Alpbach 5.II.1956) einen Holzschnitt von Gerhard Marcks erwähnt. Von Werner Scholz meldet sie: „Werner hatte sich sehr ge freut, daß Sie nach Würzburg geeilt sind. Er fährt in drei Wochen wieder nach Essen ...“.
2529 Schwind, Moritz von, Maler und Zeichner der Spät romantik, schuf zahlreiche berühmte Fresken in Deutsc h land und Österreich (1804-1871). Eigh. Signatur „Moritz v. Schwind“ unter einem Gutachten der Bayerischen Aka demie der Bildenden Künste; dieses geschrieben und mitunterzeichnet von dem Philosophen und Ästhetiker Moritz Carrière (1817-1895) als Sekretär der Akademie. 1 S. Doppelblatt mit lithogr. Briefkopf, der fast die ganze obere Hälfte einnimmt. Folio. München 12.IV.1870. 250 €
Die Akademie „bezeugt hierdurch ihrem seitherigen Schüler Polack Johann ... dass es für dessen künstlerische Ausbildung von außeror dentlichem Werthe sein würde, wenn er ungefähr ein Jahr lang eine auswärtige Kunstanstalt, vielleicht in Paris, besuchen könnte, und die Akademie erlaubt sich daher ihn seinem Regimente auf das dringend ste zu dem Zwecke zu empfehlen, daß er von den Herbstexercitien dieses Jahres dispensirt werden möge ...“. - Dekoratives Blatt. Abbildung
2530 Signac, Paul, franz. Maler und Graphiker, als Poin tillist Hauptvertreter des Neo-Impressionismus (18631935). Eigh. Briefkarte m. U. „P. Signac“. 11/2 S. Mit ge drucktem Signet „PS“. Quer-8vo. O. O. (wohl um 1900).
250 €
In der dritten Person geschriebener Brief, der gefaltet zu einer Karte zusammengeklebt ist. An den Kunsthistoriker Charles Ephrussi (18491905). „Paul Signac prie Monsieur Ch. Ephrussi de vouloir bien agreer tous ses remerciments de l‘aimable accueil et de l‘envoi de la Chronique des Arts. P. Signac“.
2531 Skarbina, Franz, Berliner Maler und Graphiker des Impressionismus (1849-1910). Eigh. Brief m. U. „F. Skarbina“. 2 S. Doppelblatt. 8vo. (Berlin) 13.XI. o. J. 100 €
An eine Redakteurin. „... Wollen Sie mich morgen in der Redaktion freundlichst entschuldigen, ich möchte gern meinen Besuch auf Dienstag verlegen, da ich morgen so sehr dringend bei Prof. Eilers an meiner Platte ätzen muß u. ausserdem Mittags eine Aufforderung von A. v. Werner zu einer akadem: Conferenz habe; es wird ein ‚fürchter lich‘ besetzter Tag für mich werden, da der Damen-Aquarell-Abend noch hinzu kommt; - dieser ‚langathmige‘ Satz spricht schon sehr dafür. - Sind wir aber am Donnerstag lange geblieben!!! Sie sind aber schuld daran, warum war es so wundervoll! ...“.
2532 Struck, Hermann, dt.-jüd. Maler und Graphiker, besonders bedeutend als Radierer, emigrierte als enga gierter Zionist 1923 aus Berlin nach Palästina (1876-1944).
13 Autographen. Deutsch und hebräisch. Verschied. Formate. 1891-1942.
3 eigh. Briefe und 10 eigh. Postkarten sehr unterschiedlicher Art. 6 Postkarten (4 maschinenschriftlich) sind an seinen Freund Albert Katz, genannt Jossel, in Stuttgart gerichtet: „... Ich freue mich sehr, dass Dir das Graphische Werk so gut gefällt. -Ich bin furchtbar an der Arbeit und habe an die Waschlappen ganz vergessen gehabt! Vergiss nicht, recht
viel Leute zu Misrachi zu bekehren und Abonnenten für die Jüdische Presse zu sammeln [Berlin 2.X.1919] ... Hoffentlich habt Ihr einen guten hebräischen Lehrer gefunden. - Schreibe mir, wie Dir die Jüdische Presse gefällt [5.XI.1919] ... Heute will ich Dir aber was feines mitteilen: Ich habe mich mit Fräulein Streisand verlobt! ...“. - 2 Karten in hebräischer Sprache; 2 sind von Struck mit orientalischen Motiven druckgraphisch illustriert. 1 Karte (Haifa 1926) - mit einem lithogr. Selbstporträt Strucks ist an den Kunsthistoriker Johannes Sievers in Berlin gerichtet und enthält den Text: „Mein Dank, der ist unendlich! / Gern zeig‘ ich mich ‚erkenntlich‘. - Hermann Struck“. - Seinem Freund Gronemann in Berlin empfiehlt Struck 1924 den Illustrator Max Fabian: „... als der beste Illustrator für Tohu wabohu erscheint mir mein alter Freund Max Fabian ... Er war als Soldat im Osten und kennt sehr gut die in Betracht kom menden Milieus seiner Vaterstadt Berlin“ [15.X.1924]. - Mit einem Feldpostbrief schickt der Unteroffizier Struck („Presseabteilung Ober befehlshaber Ost“) einen „östlichen Diwan“ an einen „Herrn Doktor“: „Ich würde mich freuen, wenn er sie zum Verweilen einladen würde“ [5.XI.1916]. Vielleicht das mit Herbert Eulenberg herausgegeben Buch „Skizzen aus Litauen, Weißrussland und Kurland. 60 Steinzeichnungen. Georg Stilke, Berlin 1916“. - 1 Brief papierbedingt in schlechtem Zu stand, 1 Postkarte gelocht, 2 Postkarten unfrisch, 1 stärker fleckig. Abbildung
2533 Stuck, Franz von, Münchener Maler, Graphiker, Bildhauer und Architekt, Mitbegründer der Münchner Sezession, Professor an der Akademie, Lehrer von Klee, Kandinsky und Purrmann (1863-1928). Eigh. Brief m. U. „Franz Stuck“. 2 S. Doppelblatt. 4to. München 12.V.1899 oder 1909.
300 €
Auf unbeschnittenem Büttenpapier an Herrn Liebermann, wahrschein lich den Münchener Maler und Illustrator Ernst Liebermann (18691960), Erster Schriftführer und Jury-Mitglied des Künstlerbundes Bayern, auch Mitglied des Deutschen Künstlerbundes. „... Eine Zeich nung für den Katalog habe ich leider nicht zur Verfügung. Offen gestan den weiß ich auch nicht, soll es eine Zeichnung sein, welche zugleich ausgestellt wird oder soll sie nur als Buchschmuck dienen. Ihre freund liche Nachricht, daß die Vorstände sich einstimmig günstig über meinen Unglücksfries geäußert hat [!], war mir natürlich von großem Interesse und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich ermächtigen würden, diese Nachricht zu veröffentlichen. - Mein verschundenes Knie ist schon wieder in Ordnung, morgen wird schon wieder geradelt ...“. - Der Brief wurde - wohl beim Öffnen - an der vertikalen Mittelfalte durchgetrennt; doch ist das Blatt mit Transparentpapier unauffällig wieder befestigt.
2534 Trökes, Heinz, Maler und Graphiker, Hochschul lehrer in Hamburg, Stuttgart und Berlin (1913-1997). 1 mehrfarbig mit Tusche übermalte und 3 farbig mit Filz stift bemalte Jahreswechsel-Grußkarten sowie 1 mit schwarzem Filzstift figürlich bemalter Briefumschlag, alles m. U. „Trökes“. (Ibiza und Stuttgart, ca. 1959-1962) 550 €
Jeweils Grüße und gute Wünsche an eine ihm befreundete Familie in Berlin. Vielfarbig bemalt mit abstrakten Farbstrukturen; der Umschlag (aus Spanien) mit verfremdeten Stieren und einem vielköpfigen Pub likum.
Abbildung
2535 Trübner, Wilhelm, Maler, bedeutender Impressio nist (1851-1917). Eigh. Brief m. U. „Wilh. Trübner“. In franz. Sprache. 1 S. 8vo. Straßburg (Elsaß) 13.XI.1895. 200 €
An Frl. von Rostrobovicz, deren Porträt er ausstellen möchte, bevor er es verschenkt. „... j‘ai vous à annoncer que je vous envoyerais le portrait aussitôt que je l‘ai exposé à Munich. Maintenant il n‘est pas possible d‘exposer pendant l‘hiver et je vous prie d‘attendre jusque je l‘ai occasi on de faire usage de votre promesse: d‘exposer votre portrait en avant de vous le faire cadeau ... Mon adresse est toujours: Kaulbachstraße 33 Munich“. - Beiliegend eine Porträt-Fotografie Trübners (KabinettFormat, 15,5 x 10,7 cm) aus dem Atelier Oscar Suck in Karlsruhe. Die Aufnahme (datiert 1905) zeigt den Künstler im Brustbild, mit dem Blick zum Betrachter.
Abbildung
2536 Tuaillon, Louis, Berliner Bildhauer und Medail leur, hoch berühmt für seine „Amazone zu Pferde“, Mit glied der Berliner Sezession und des Deutschen Künstler bundes, Professor an der Berliner Kunstakademie, Ehren doktor der Universität und Ritter des Ordens pour le Mérite für Wissenschaften und Künste (1862-1919). Eigh. Postkarte m. U. „L. Tuaillon“. 1 S. Wilmersdorf bei Berlin (26.III.1910).
150 €
An den Verleger Reinhard Piper in München. „... Zur Reproduktion der Amazone bedarf es keiner Erlaubnis meinerseits. Das Werk steht auf einem öffentlichen Platz - es können demnach beliebig Abbildun gen gemacht werden. In jedem Falle erkläre ich mich einverstanden mit der Publikation in Ihrem Buch ...“. - Eine Nachbildung der „Amazo ne“ steht heute im großen Tiergarten in Berlin.
2537 Ury, Lesser, Maler und Graphiker, berühmt für impressionistische Berliner Straßenszenen (1861-1931). Eigh. Brief m. U. „Lesser Ury“. 1 S. Kl. 4to. (Berlin) o. J. 250 €
An Herrn Landau. „... Könnte ich nicht durch Ihre große Freundlichkeit 2 Billette zum Metropol Theater für Mittwoch bekommen - vielleicht 2 Orchester Fauteil [!], wenn auch hintere Reihe. Ich würde sehr dank bar sein ...“. Der Adressat könnte der Berliner Theaterkritiker Isidor Landau sein, der beste Beziehungen zu den meisten Theatern hatte.2008 wurde offenbar der Folgebrief an Landau versteigert, in dem Ury beklagt, dass er an der Kasse die beiden versprochenen Karten nicht bekam.
2538 Vogel von Vogelstein, Carl Christian, Maler, be deutender und vielbeschäftiger Porträtist, Hofmaler und Akademieprofessor in Dresden (1788-1868). Eigh. Brief m. U. „C. Vogel“. 1 S. Doppelblatt. 8vo. Dresden 26. VI.1860.
200 €
„Herrn Dr. von Anderson empfiehlt sich Unterzeichneter allerbestens und bittet um die Ehre nächsten Donnerstag halb 3 Uhr in seinem Atelier oder im Garten, mit einigen Freunden den Caffe zu trinken. Baron Richthofen, Dr. Trautmann mit den Uebrigen freuen sich im voraus Herrn Dr. wieder zu sehen ...“.
2535
2539 Zille, Heinrich, Berliner Zeichner und Graphiker, glänzender Darsteller des „Kleine-Leute“-Milieus (18581929). Eigh. Künstler-Postkarte m. U. „H. Zille“. 11/4 S. (Charlottenburg bei Berlin 24.V.1914).
200 €
An seinen Freund, den höchst produktiven Librettisten, Bühnenautor, Artisten und Vortragskünstler Hermann Frey (1876-1950, „Immer an der Wand lang“ ). „... Leider waren wir bei Ankunft Ihres Briefes nicht zu Hause, wir waren bei der kranken Schwiegermutter. Nun wirds wohl vor Pfingst. nichts mehr werden mit unserem Zusammenkommen. Aber sorgen Sie doch dafür, aber nicht bei der Hitze ins Theater! ...“. - Die farbig illustrierte Bildseite der Karte mit dem Titel „Gruß aus A. Landré‘s Weißbierstube“ zeigt ein von Zille gemaltes buntes Treiben in einem Gartenlokal mit „Wursthalle“, das auf der Textseite der Karte im Druck erklärt wird: „Teil des 5 m. lg. Original Tempera Wand Gemäldes, das sich in Landré‘s Weißbierstube, Charlotten- Ecke Schützenstraße befindet“. - Seltene Farb-Reproduktion eines Zille-Wandgemäldes. - Klei ner Einriss am oberen Rand; die Adresse mit kleinem Papierklebrest. Abbildung
Musik, Theater und Film
2540 Bayreuth. - Gästebuch der Pension Stummbaum in Bayreuth. Ca. 77 Bl., davon ca. 91 S. beschrieben oder illustriert. Mit 11 Zeichnungen und zahlreichen einmon tierten Autogramm-Porträtpostkarten. 4to. Schlichter Leinenband (Ecken zerschlissen). (Bayreuth 1920-1974). 300 €
Reich gefülltes Gästebuch, das offenbar zuerst als Poesiealbum diente und ab November 1920 zum Gästebuch umgewidmet wurde. Von den zahlreichen Gästen der beliebten Pension waren bei weitem nicht alle Besucher oder Mitwirkende der Bayreuther Festspiele, aber eine Reihe prominenter Künstler haben sich doch - z. T. mehrmals - eingetragen: Mildred und Alexander Kipnis, Hans Schmidt-Isserstedt, Joachim Sattler (2 x), Ivar Andrésen, Jaro Prohaska (19 x, teils mit Text, meist mit signiertem Rollenbild), Winifred Wagner (2 x), Gustav Neidlinger (2 x), Georges Boulanger, Josef Traxel (6 x, teils mit längerem Text), Otto Edelmann u. a. sowie der Bayreuther Oberbürgermeister Rollwagen mit einem Brief (1956). Winifred Wagner erwähnt 1947 in einem fak similierten Rundschreiben die sie „zur Zeit völlig in Anspruch neh mende Spruchkammerverhandlung“, dem sie rückseitig persönlichen Dank anfügt. - Etwas fingerfleckig; stellenweise stärkere Gebrauchs spuren; 6 Fotos und 1 Brief liegen lose bei.
2541 Blech, Leo, Dirigent und Komponist, Generalmu sikdirektor der kgl. Oper, der Staatsoper und der Städti schen Oper in Berlin, nach seiner Emigration Hofkapell meister in Stockholm (1871-1958). Eigh. Brief m. U. „Leo Blech. 1 S. Mit eigh. Umschlag. Gr. 4to. Berlin-Charlot tenburg 20.4.1953.
200 €
An die Schauspielerin Tilla Durieux, die wie der Dirigent aus der Emigration nach Berlin zurückgekehrt war und ihm zum Geburtstag gratuliert hatte. Sie könne bestimmt nicht ahnen, „welche erfreuende Ehrung und ehrende Freude“ sie ihm mit ihrem Brief bereitet habe. „... Ich gehöre (ehrlich sei es gestanden) seit 1906 zu Ihren grossen, grös sten Bewunderern, eine Erkenntnis, die soweit ging, mich bekennen zu lassen, dass ich 1908 (als Dirigent der Strauss‘schen Elektra) die Aufführung in den Kammerspielen in manchen Partieen, erschüttern der fand, wie die ‚Oper‘!! Und dann: Sie waren doch eines Abends bei Fischer meine Tischdame und erzählten mir ‚Mären‘ aus Ihrer Breslau er Zeit! Kurz: ich habe das alles nie vergessen - vor Allem nicht den Eindruck der grossen Künstlerin! - Aus diesem Empfinden heraus kommt mir mein Dank für Ihre grosse Güte ‚mager‘ vor ... (Ich bin ein wenig krank und musste sogar gestern eine Premiere im Stich lassen) ...“. - Diese Premiere in der Städtischen Oper war „Die schlaue Susanne“ von Franz Xaver Lehner; Dirigent war Reinhard Peters.
„Meine 7. Sinfonie ist fertig“
2542 Bruckner, Anton, österr. Komponist (1824-1896). Eigh. Brief m. U. „Ihr A. Bruckner“. 21/4 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Wien 5.V.1884. 12.000 €
An einen „liebsten Freund“ in München. „... Meine 7. Sinfonie ist fertig, und ein großes Te Deum. Nikisch in Leipzig ist ganz entzückt über die
7. u. will selbe nächstens zum Concerte für den Wagner-Denkmalfond aufführen. Hier in Wien ist außer dem Streich Quintett im akadem. Gesangverein nichts aufgeführt worden. Hans Richter führt hier und dort nichts auf! Er bläst in Hanslick‘s Horn! - Wahrscheinlich werde ich heuer längere Zeit in München u. Umgebung sein; könnte ich Sie doch sehen! Es wäre großes Bedürfniß für mich meinen alten Liebling sprechen zu können ... PS. Fr. Gemalin meine Gratulation! Nicht einen Kreuzer haben mir meine Composit. getragen. D. Quintett ist [Herzog] Max Emanuel in Bayern dedicirt.“ - Die sehr erfolgreichen Aufführun gen der 7. Symphonie 1884 durch Arthur Nikisch in Leipzig und 1885 durch Hermann Levi in München brachten den endgültigen Durch bruch für Bruckner als Symphoniker. Auch die Aufführung des Te Deum 1886 durch den hier gescholtenen Hans Richter in Wien war ein glän zender Erfolg. Der erwähnte allmächtige Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick sah in Bruckner einen „Wagnerianer“, also einen Angehörigen der feindlichen Partei, den es zu bekämpfen galt. - „Gleich Wagners Opern stehen B.s Sinfonien wie ein riesiger Koloß in der Musik des 19. Jahrhunderts“ (Seeger, Musiklexikon). - Kleine Randläsuren; Faltenris se unauffällig unterlegt.
Abbildung Seite 195
Das unzensierte Original
2542a Durieux, Tilla, Theater- und Filmschauspielerin, überragende Charakterdarstellerin, kluge, intellektuelle Autorin, von vielen Bühnen begehrt, von den berühmte sten Künstlern porträtiert, mit dem Maler Eugen Spiro, dem Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer und schließ lich mit dem Konzernchef Ludwig Katzenellenbogen verheiratet, emigrierte 1933 in die Schweiz und nach Jugo slawien (1880-1971). Fragmentarisches Typoskript ihrer Lebenserinnerungen. Ca. 340 Bl., einseitig beschrieben und teilweise nachträglich mit Bleistift ungleichmäßig paginiert. Ohne ein Titelblatt. Lose Bl., teils mit hand schriftlich beschrifteten Umschlagblättern für die einzel nen Kapitel. O. O. (wohl 1944-1945).
2.000 €
Fragment der wohl ersten Fassung der höchst interessanten und wert vollen Memoiren, von denen 1954 eine sehr stark gekürzte und bear beitete Ausgabe unter dem Titel „Eine Tür steht offen“ und 1971 eine wieder ganz veränderte und durch Fortsetzung ergänzte Version unter dem Titel „Meine ersten 90 Jahre“ erschien. Im vorliegenden Typoskript auf mangelhaftem Kriegspapier sind die Kapitel durch beschriftete Umschläge mit I-X, XV und XVII nummeriert; Kapitel X ist bezeich net: „1910-1911. Pan und Polizeipräsident von Jagow“ (entsprechend dem 9. Kapitel in der Buchausgabe von 1954), Kapitel XV lautet: „Krieg und Kgl. Schauspielhaus“, und Kapitel XVII ist betitelt: „19171918-1919. Schweiz. Revolution“ (entsprechend etwa dem 16. Kapitel in der Ausgabe von 1954). Vor allem das letzte Kapitel ist mit zahlrei chen, teils großflächigen Streichungen und handschriftlichen Ände rungen versehen. Die hier vorliegenden Kapitel entsprechen rein thematisch den Kapiteln „Theaterschule in Wien - Olmütz - Breslau - Paris - Berlin - Paul Cassirer - Neben den Kulissen - Arbeit und Hoch zeit - ‚Pan‘ und der Polizeipräsident - Calderon und Freiballon - Krieg und Kgl. Schauspielhaus - 1917/18 Schweiz“ der Buchausgabe von 1954. Die Texte jedoch unterscheiden sich ganz erheblich von dieser ersten Buchausgabe. Das vorliegende Originalmanuskript, in dem die Schauspielerin ungehemmt drauflosplaudert und sozusagen „ihrem Herzen Luft macht“, wurde, wie ein durchgehender Vergleich ergibt, damals für die Buchausgabe durch eine nicht genannte Person offen
bar einer umfassenden Redaktion unterzogen: Alle Kapitel wurden stark gekürzt, ein großer Teil der Anekdoten und Bekenntnisse aus dem Privatleben der Künstlerin wurden entfernt, unzählige sprachli che Formulierungen wurden geändert, geglättet, gekürzt oder korri giert wie auch die vielen falsch geschriebenen Eigennamen. Dadurch wird zwar in der Buchausgabe der Eindruck einer hochgradig intellek tuellen Schauspielerin mit scharfsichtiger Beobachtungsgabe und Urteilsfähigkeit bestätigt und im Klappentext ihr „brillanter“ Stil gelobt, aber dieser Stil ist oft nicht identisch mit dem tatsächlichen Wortlaut der Erinnerungen im vorliegenden Typoskript. Hier nimmt Tilla Durieux kein Blatt vor den Mund, scheut sich nicht, Zeitgenossen drastisch zu beschreiben, Städte häßlich zu nennen, Personen mit ihren Schwächen zu schildern (z. B. Paul Cassirers Gewichtsprobleme). All diese Textstellen, die irgendwo Anstoß erregen könnten, sind in der Buchausgabe entweder vollständig getilgt oder geändert und zwar häufig so, dass eine fremde Hand deutlich erkennbar wird, die nicht dem Stil des hier vorliegenden Originals der Künstlerin entspricht. Das vorliegende Typoskript ist also, wenn auch Fragment, eine höchst wertvolle Ergänzung und in mancher Hinsicht auch Korrektur der
vorhandenen Buchausgaben der Durieux-Memoiren. Die Darstellung reicht, wenn auch mit Lücken, bis zum Ende des Ersten Weltkriegs und umfaßt die ganze Glanzzeit der Max- Reinhardt-Ära, die Episode am Berliner Königl. Schauspielhaus sowie das konfliktreiche Leben mit den Ehemännern Spiro und Cassirer. - Es fehlen ein Titelblatt sowie die paginierten Seiten 2-5, 54 und 179; andererseits sind ca. 85 Bl. laufenden Textes und weitere Blätter mit Textvarianten unpagi niert eingeschoben. Die Kapitel-Umschäge jeweils mit Vermerk „Durch druck II“ (was aber nicht immer zutrifft). Einige Bl. mit z. T. stärkeren Randschäden. - Trotz dieser Mängel ist das vorliegende umfangreiche Typoskript mit seinen großenteils unbekannten Texten und dem unredigierten „Originalton“ der zeitlebens umschwärmten Schauspie lerin ein ebenso informatives wie unterhaltsames und kostbares Bei spiel theater- und zeithistorischer Erinnerungen, das in seinen treffen den Schilderungen und Urteilen über den größten Teil der bekannten Schauspieler-Memoiren weit hinausragt. - Zahlreiche Beilagen: 6 Bl. handschriftliche Listen der von Tilla Durieux gespielten Rollen; ein Teil des Scheidungsvertrags zwischen Ludwig Katzenellenbogen und seiner Frau Estelle (Berlin 19.XII.1928); 2 Listen der Gemälde im
Autographen
Besitz Katzenellenbogen-Durieux; 5 Typoskripte verschiedener Auto ren mit 4 Theaterstücken und 1 Roman; diverse Typoskripte mit Abschriften von Gedichten für Frau Durieux‘ Vortragsabende und wei tere Schriftstücke; ferner ca. 100 Porträt- und Rollenfoto-Postkarten (jeweils fotografische Original-Abzüge) der Künstlerin aus frühen und späten Jahren, überwiegend Altersporträts, aber z. B. auch Bilder von ihrer Tätigkeit als Krankenschwester im Ersten Weltkrieg. Schließlich eine größere Anzahl kleiner Privatfotos von und mit Freunden und Bekannten.
Abbildung Seite 193
2543 - Engagements-Verträge von Tilla Durieux mit den Berliner Theaterkonzernen der Barnowsky- und Meinhard/Bernauer-Bühnen. Konvolut von 8 Schrift stücken. Zus. ca. 27 S. Folio, gr. 4to und 4to. 1919-1922. 800 €
Das nach dem Weltkrieg wieder aufblühende Berliner Theaterleben bot der inzwischen zum Star gereiften, in München politisch gefähr deten und im Konflikt mit dem National-Theater befindlichen Schau spielerin von allen Seiten attraktive Engagements. Mit zwei erfolgreichen Theaterdirektionen schloß Tilla Durieux kurzfristige Gastspiel-Ver träge ab: I. Victor Barnowsky (Direktor des Lessing-Theaters und des Deutschen Künstler-Theaters): Brief (5.III.1919) m. U. „Victor Barnows ky“. Bietet ihr ein Engagement vom 1.X.1919 bis 30.IV.1920 mit einem Auftrittshonorar von 300 Reichsmark bei Garantie von 18 Spielaben den pro Monat. - Vertrag (7.IV.1920) m. U. „Victor Barnowsky“ für ein Engagement vom 1.XI.1920 bis 15.III.1921 mit einem Spielhonorar von 500 Reichsmark pro Abend. - Brief (18.III.1921) m. U. „Victor Barnows ky“, in dem Frau Durieux „für die Dauer Ihrer Tätigkeit am LessingTheater bezw. Deutschen Künstler-Theater eine Aufwandsentschädi gung von täglich M 400 ... (zusammen M 12.000.- im Monat) gewähr leistet wird“. - Vertrag (27.III.1921) m. U. „Victor Barnowsky“ über ein Gastspiel-Engagement vom 1.IX. bis 31.XII.1921 mit einer Abendgage von 600 Reichsmark, „im Monat dreissigmal garantiert“. - Ein dreiseiti ger Zusatz m. U. „Victor Barnowsky“ zu diesem Vertrag regelt zahlrei che weitere Knebel-Details zu dem Vertrag, betreffend Max Dauthen deys Theaterstück „Spielereien einer Kaiserin“, in dem Frau Durieux große Erfolge feierte, weshalb sie für das Stück das alleinige Auffüh rungsrecht für Berlin erworben hatte. - Brief (14.IX.1921) m. U. „Victor Barnowsky“, in dem er gegen neue Wünsche von Frau Durieux auf den Vertrag verweist und einen Vorschlag zur Absicherung ihrer Kostüme gegen Diebstahl unterbreitet. - Beiliegend 4 Bl. Fragmente von Briefund Vertrags-Durchschriften der Künstlerin an Barnowsky. - II. Carl Meinhard und Rudolf Bernauer (Direktoren des Berliner Theaters, des Theaters in der Königgrätzer Straße und des Komödienhauses), vertreten durch ihren Justitiar Arthur Schwelb: ein Gastspiel-Vertrag (31.III.1921) für die Zeit vom 1.II. bis 31.III.1922 mit einer Abendgage von 600 Reichsmark, „pro Monat dreissigmal garantiert“. - Eine zwei seitige Ergänzung zu dem Vertrag mit der Gewährleistung von zusätz lich 400 Reichsmark täglicher „Aufwandsentschädigung“, so dass die Künstlerin täglich eine Abendgage von 1000 Reichsmark erhält. - Zus. 11 Schriftstücke. - Alle Teile gelocht.
2544 - Hülsen-Haeseler, Georg Graf von, Generalinten dant der preußischen Hoftheater (1858-1922). 2 Briefe m. U. „G v Hülsen“. Zus. 31/2 S. Doppelbl. Gr. 4to. Berlin 10.X. und 5.XII.1917. €
An die Schauspielerin Tilla Durieux, der das Hoftheater wenig zusag te, zumal sie sich unterbeschäftigt fühlte, und die sich krank gemeldet hatte. Der Intendant widmet ihr freundliche Worte und Wünsche guter Besserung und beteuert, dass er sich freuen würde, sie recht bald auf seiner Bühne wiederzusehen. Nachdem die Künstlerin geschrieben hatte, sie müsse wohl ihre Berufstätigkeit einstellen, erinnert Hülsen sie an ihren Vertrag, gemäß dessen sie bei erlangter Fähigkeit wieder aufzutreten, der Bühne noch bis zum 1. März 1918 zur Verfügung stehen müsse. „... Sie wissen ja, wie aufrichtig es mich erfreut hat, Sie, wenn auch leider nur vorübergehend, zu den unsrigen zu zählen; dass auch Sie mit freundlichen Empfindungen von der Königlichen Bühne scheiden werden, ist mir eine aufrichtige Genugtuung ...“. - Dabei: Leopold Jessner, Regisseur, Generalintendant der Preußischen Staats theater in Berlin, mußte 1934 emigrieren (1878-1945). EngagementsVertrag mit der Schauspielerin Tilla Durieux. Gedruckter BühnenNormalvertrag mit handschriftlichen Eintragungen und eigh. Unter schrift „Leopold Jessner“. 4 S. Doppelbl. Gr. 4to. Berlin 31.I.1920. - Ein nur kurzes Engagement vom 16.III. bis 30.VI.1920, mit einem Monats gehalt von 8000 Reichsmark. - Beiliegend ein Entwurf zu diesem Vertrag, mit einer handschriftlichen Ergänzung, jedoch ohne Unter schrift. - Alle Teile gelocht.
2545 - Konrád, Edmond, tschechischer Dramatiker (1889-1957). 2 eigh. Briefe m. U. „Edmond Konrád“. In deutscher Sprache. Zus. 3 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Prag 18.II. und 1.IV.1937.
120 €
An Tilla Durieux. Hübsche, teils kuriose Huldigungsbriefe an die ange betete Schauspielerin, die, aus Deutschland mit ihrem Mann geflohen, in Prag als „Lady Macbeth“ gastiert hatte. „... meine Liebe habe ich Ihnen schon gestanden, meinen Dank suche ich vergeblich auszudrücken. So wie ein Dramatiker ein Theater wirklich kennt, wenn er es gleichsam auf seiner eigenen Haut ausprobiert hat, so erlebt er an sich selbst den Schauspieler erst ganz. Welches Erlebnis Sie für mich sind, kennzeich net meine Sehnsucht, eine Rolle für Sie zu schreiben. Ich bin mir der Platonik einer solchen Sehnsucht bewußt, segne um so inniger den Umstand, daß mir dies wenigstens einmal unbewußt gelungen ist. Ich danke Ihnen innigst, daß Sie auf der Welt sind, und küsse Ihre Hände [18.II.] ... komme ich erst heute dazu, Ihnen zu sagen, wie sehr Sie mich persönlich und menschlich anregen, wenn mir auch darob gleich keine Rolle für Sie einfällt. Ganz anderes ist aus Ihrer Stimme und Gesichts bewegung entstanden, was allerdings auch noch fern am Horizont meiner Einbildungskraft wage Umriße zeigt ... Sie haben mir einen Ruck gegeben, der nun langsam gärt. So führe ich des öfteren Gespräche mit Ihnen, die Sie nicht hören. Lebe so ein bischen von Ihnen, schmarotze an Ihnen herum. Schmeckt nach mehr. - Es ist mir nicht klar - dies eine tiefste Schwäche in meiner Kenntnis der deutschen Sprache - ob und wieviel orthographische Fehler ich in diesen Brief hineingepfuscht habe. Aber sie sind an ihm zweifellos das einzige Falsche ...“ [1.IV.].Beide Briefe sind orthographisch so gut wie fehlerlos.
„Möglichst keinen Juden!“
2546 - National-Theater München. Konvolut von 8 teils umfangreichen Schriftstücken, betreffend das Engage ment von Tilla Durieux und dabei entstandene Konflikte. Zus. 25 S. Folio, gr. 4to und 4to. München und Berlin 29.III. bis 3.XI.1919.
Theaterhistorisch wertvolle Dokumentensammlung, bestehend aus Originalen (1 fragmentarisch) und Brief-Durchschriften (1 fragmenta risch) zu dem konfliktreichen Engagement der Schauspielerin an den Bayerischen Staatstheatern (National-Theater, Residenz-Theater und Prinzregenten-Theater) während der schweren politischen Unruhen (Räterepublik) in München. Im einzelnen sind vorhanden: I. Engage mentvertrags-Entwurf zwischen der Verwaltung des National-Thea ters München, vertreten durch den Intendanten Victor Schwanneke, und der Schauspielerin Tilla Durieux. Mit den eigh. Unterschriften „Schwanneke“ und „Tilla Durieux-Cassirer“. Mit einer eigh. Zusatz klausel von Tilla Durieux. 2 S. Folio. München 29.III. und 26.IV.1919. - II. Tilla Durieux. Eigh. Brief an Victor Schwanneke. 4 S. (Schluß mit der Unterschrift fehlt) mit dem Monogramm „T. D. C.“ im Briefkopf. München 30.VIII.(1919). - „Ich sende Ihnen heute das Telegramm des Dir. Barnowsky vom Lessingtheater ... Aus dem Inhalt des Telegramms werden Sie ohne viel Erklärung meine Lage durchschauen und Sie werden es als nur natürlich empfinden, dass ich Sie auffordere mir innerhalb von 3 Tagen die Fragen auf deren Beantwortung ich seit langer Zeit warte, zu beantworten. Erstens ist mein Vertrag bestätigt oder wird er bestätigt. - Zweitens. Wünschen Sie dass ich im October bei Ihnen spiele falls der Vertrag bestätigt wird ...“. - III. Victor Schwan neke. Brief an Tilla Durieux m. U. „Victor Schwanneke“ und eigh. Nachsatz. 1 S. gr. 4to. München 5.IX.1919. - Teilt ihr mit, dass der Bescheid des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus auf ihre Eingabe in einigen Tagen eintreffen werde. Den amtlichen Bescheid der Polizeidirektion habe er gleichfalls dem Ministerium vorgelegt. - IV. Victor Schwanneke. Brief an Tilla Durieux m. U. „Schwanneke“ und eigh. Nachsatz „Weiterhin gute Besserung“. 11/2 S. Gr. 4to. Mün chen 6.IX.1919. - Über ihre Ansprüche auf Bezahlung während ihrer Krankheitszeit. - V. Victor Schwanneke. Brief m. U. „Schwanneke“ an Tillas Rechtsanwalt, Justizrat Max Bernstein, in München. 31/4 S. auf 4 Bl. Folio. München 27.IX.1919. - Sehr ausführlich über die Ungültig keit des Vertrags-Entwurfs vom März/April 1919 (siehe Nr. I), Klärung von Frau Durieux‘ politischer Betätigung (sie hatte Ernst Toller ver steckt und unterstützt) und detaillierte neue Vertrags-Inhalte betr. Spielabende, Bezüge, Krankheitszeit, etc. - VI. Abschrift des Briefes eines Berliner Rechtsanwalts an die Verwaltung des Münchener Natio nal-Theaters. 41/2 S. Gr. 4to. Berlin, Nov. 1919. - Ausführliche Darstel lung des anhaltenden Konflikts aus der Sicht von Tilla Durieux. - VII. Elisabeth Steinrück, Ehefrau des Münchener Schauspielers und Schauspieldirektors Albert Steinrück, die hier für ihren Mann schreibt (1885-1920). Eigh. Brief m. U. „Lise Steinrück“. 2 S. Gr. 4to. (Mün chen) 28.X.1919. - An Tilla Durieux, ausführlich über ein beiderseits ins Auge gefasstes Projekt: Übernahme des von der Schauspielerin und Regisseurin Hermine Körner geleiteten „Münchener Schauspielhau ses“. Durch umlaufende Gerüchte, dass Hermine Körner in wirt schaftlichen Schwierigkeiten stecke, kamen Tilla Durieux und Albert Steinrück auf die Idee, dieses Theater mit einem noch zu findenden dritten Teilhaber in eigener Regie zu übernehmen, zumal beide ge neigt sind, das National-Theater zu verlassen. Erwogen werden ein Herr Friedenthal und der Regisseur Otto Falckenberg („Falckenberg hat Prestige, ist ein feiner, und sehr energischer Mensch, mit dem man auskommen könnte ... Vielleicht wissen Sie jemanden geeigne ten. Möglichst keinen Juden!“) sowie eine Fusion zwischen dem Schauspielhaus und den Kammerspielen. - VIII. Tilla Durieux. Masch. Durchschrift ihrer Antwort an Elisabeth Steinrück (Schuss fehlt). 7 S. auf 7 Bl. Gr. 4to. O. O. 3.XI.1919. - Umfangreiche, kluge und diplomatische Gesamtdarstellung der Geschichte ihres Münche ner „Abenteuers“ sowie Erörterung des Projektes „Schauspielhaus“ und der Stellung und Zukunft Albert Steinrücks. Frau Durieux rät zu Zurückhaltung und Vorsicht bei allen schwerwiegenden Ent schlüssen. „... Wenn ich mir den Brief recht überlege, so finde ich, dass
Sie am Ende das Gefühl haben müssten, ich wäre in irgend einer Weise gekränkt, dass aus dem Projekt nichts wurde. Und dieser Brief ist im Gegenteil nur darum so lang, um Ihnen zu beweisen, dass mir eigentlich ein Stein vom Herzen ist, was aber nicht ausschliesst, dass bei einer nächsten Gelegenheit die Frage wieder an einen herantreten könnte, und wir dann zu einem günstigeren Resultat kämen ...“. - Alle Teile gelocht. - Interessantes Material zur Münchener Theatersituati on im politischen Krisenjahr 1919.
Der SS-Freund in Jugoslawien 2547 - Oertel, Herbert, Buchhändler, Schriftsteller, SS-Angehöriger, Chef der Landesjugendführung der Hitlerjugend in Kroatien, dort mit Tilla Durieux be freundet, in ihren Memoiren als „H. O.“ sehr positiv erwähnt (1905 - nach 1944). 9 eigh. Briefe m. U. „Her bert Oertel“ oder „Herbert Oe“ sowie 6 signierte Ge dichtmanuskripte. Zus. 251/2 S. Gr. 4to und kl. 4to. O. O. (Zagreb und weitere Umgebung) 15.XII.1944 - 19.I.1945.
200 €
Berührende Briefe an die heimlich Partisanen unterstützende Tilla Durieux in Zagreb, die sich jedoch des geistig interessierten, sensib len, Lyrik liebenden „jungen“ Deutschen angenommen hatte, so dass der SS-Führer eine sehr enge, herzliche Beziehung zu der emigrierten Schauspielerin entwickelte, sich gleichsam als ihr Sohn fühlte, jede Trennung von ihr als schmerzlich empfand und ihr schließlich, den baldigen Untergang ahnend, die Verwaltung seines Nachlasses anver traute. „... Sie selbst sind das beste Beispiel dafür, wie man es lernen muß, sich zu fügen. Und als Ihr ‚Sohn‘, nicht wahr, werde ich es auch können [15.XII.1944] ... Wenn Sie doch hier wären, so notwendig würde ich Sie brauchen! Nicht nur des vielen Nähzeugs wegen, nein, überhaupt! ... Wenn ich der Ruhe bei Ihnen gedenke! Und hier? Ich wohne mit noch 17 Kameraden in einer Stube, die halb so groß ist wie mein alter Salon. Die Betten stehen in 3 Stockwerken übereinander ... es reden etwa 10 Leute über die verschiedensten Dinge durcheinan der. Ich möchte James Joyce sein, um das alles aufschreiben zu kön nen ...“ [19.XII.1944]. Am Weihnachtsabend 1944 zitiert er Gedichte von Rudolf Alexander Schröder und bekennt: „Ich warte mit großer Sehnsucht auf eine Nachricht von Ihnen ... Es ist meine einzigste Sorge, daß unsere Verbindung auf unbestimmte Zeit abreissen könn te ... Wir sind jeden Tag draußen im Gelände ... wenn es nur nicht so kalt wäre, denn wir gehen ohne Mäntel [24.XII.1944] ... ich habe Sie ja so lieb gewonnen, wie Sie es kaum glauben werden. Seien Sie sicher, und nehmen Sie es nicht als Höflichkeit: ich habe doch viele Men schen in den letzten Jahren kennen gelernt, es ist mir kaum einer so lieb geworden, wie Sie ... In den 2 Jahren, in denen ich Sie kenne, haben Sie mir unendlich viel gegeben, Sie sind meine Lehrmeisterin geworden, ohne es zu wissen ... Zum Schluß noch ein Spruch aus Rilkes Requiem für einen Freund [26.XII.1944] ... Ihnen selbst möch te ich, da ich sonst nichts zu vergeben habe, sagen, wenngleich es für die Zukunft ist, daß Ihnen allein mein ‚Lebensbuch‘ gewidmet sein soll, jenes Buch, an dem ich gegenwärtig arbeite, und das ein Stück meines Lebens spiegeln soll ... Wir haben einen achtstündigen Marsch hinter uns [1.I.1945] ... Bitte nehmen Sie doch mein Rundfunkgerät und den Plattenspieler aus meinem Zimmer und stellen Sie Beides (zur Verwendung) zu sich. Ich wünsche unter gar keinen Umständen, daß diese Dinge von jemandem Fremden (der sein Teil zu meiner gegenwärtigen Lage beigetragen hat) benutzt werden [9.I.1945] ... Etwas ausdrücklich für Sie: Sollte mir irgendetwas zustoßen, so behalten Sie bitte meinen Rundfunkapparat, den Plattenspieler und
die Platten, sowie die Uhr und meine Bücher als Andenken an mich. Ich wüßte sie in keinen besseren Händen ...“ [19.I.1945]. - Fünf der jeweils am Schluß signierten Gedichtmanuskripte tragen den Reihen titel „Fünf Gesänge“; das sechste heißt „Einem Toten“. - 2 Briefe durch Tesafilm-Benutzung stark beschädigt.
2548 - Prechtl-Friedlaender, Robert, aus Wien stam mender, großenteils in Berlin tätiger Unternehmer, Kon zernchef, Publizist, Wirtschaftstheoretiker und Schrift steller, Mitbegründer des Schloßpark-Theaters in Berlin (1874-1950). 2 eigh. Briefe (einer fragmentarisch) m. U. „Robert Prechtl“ bzw. „R. P.“ Zus. 8 S. Doppelbl. 4to. Berlin Dahlem o. D. bzw. 14.IV.1920.
300 €
An die Schauspielerin Tilla Durieux , zu dieser Zeit Ensemblemit glied des Berliner Schauspielhauses am Gendarmenmarkt, wegen der Aufführung seines Dramas „Alkestis“, in dem er Tilla Durieux für die Titelrolle wünschte. Das Theaterstück, sein Lebensthema, das ihn von 1917 bis 1924 immer wieder beschäftigte, ist der alleinige Inhalt beider Briefe (vom ersten fehlt der Anfang), in denen Prechtl überaus detaillierte Analysen und Anweisungen zur Auffassung und Gestal tung der Rolle gibt. Für seine Vorschriften zur schauspielerischen Gestaltung ein Beispiel aus dem ersten Brief: „... Ganz langsam ... ganz ... ganz ... langsam vertieft sich ihr Blick, wird schauend, staunt, wird warm, belebt sich, saugt sich fest am Anblick des Tänzers, folgt seinen Bewegungen. Begehren steigt auf in der dunklen Tiefe dieser Augen schächte, Machtgefühl macht die Glut eiskalt. Wie einer jener sagen haften Berge ist sie, um deren Gürtel sich tropische Wälder schlingen ... Dann erhebt sie sich. Steil, schlank, gebieterisch steht sie da. Ihr Mann, der König, der Pharao, versinkt im Schatten des Pfauenrades, das sich phantastisch von ihrem Gürtel wegbreitet ...“ (etc.). - Der zweite Brief (14.IV.1920) ist offenbar nach einer Probe geschrieben, 8 Tage vor der Premiere: „Sie machen aus dieser Alkestis ganz Großes! Sie sind: das leidende Weib - der leidende Mensch - die leidende Kreatur. Wundervoll dieses Nebeneinander ernstester Lebens-Extasen! Welches hinreißende Siegeslied auf das Leben machen Sie aus den Worten ‚... ein Rauschen ist nur weit ...‘ - und dann gleich darauf der jähe Absturz in die einsamste Einsamkeit des Sterbens. Dies, und vieles andere: unvergessliche Erlebnisse. - Ein paar Anmerkungen: Zerbrechen Sie sich die Zunge nicht mit dem ‚abzutrotzen‘. Machen Sie Punkt nach ‚gebricht‘. - Sie sagen: ‚... nur lass mich leben ...‘. Diese Umstellung gibt falschen Sinn. Es muss heissen: ‚ ... nur mich lass leben ...‘. - Gefährlich die Stelle, wo sie ihre Kinder preisgibt. (Hier teilen sich gewöhnlich die Hörer, in die, die bis zum letzten Ende mitgehen können - und in die, die blos im Vorhof bleiben). Hier muss sie schon in einem Taumel, einem Paroxismus von Todesangst sein. In diesem Augenblick ist alle Menschenwürde von ihr abgefallen ...“ (etc.). Wohl selten hat ein Autor seiner Hauptdarstellerin sein Drama so intensiv einstudiert. Die Mühe lohnte kaum: Das Stück wurde in Berlin nach 6 Vorstellungen abge setzt. - Beide Teile gelocht.
2549 - Reinhardt, Max, Regisseur und Schauspieler, einer der bedeutendsten Theaterleiter des 20. Jhdts (1873-1943). Engagementsvertrag mit der Schauspielerin Tilla Durieux Gedrucktes Formular des Deutschen Bühnen-Vereins mit handschr. Eintragungen und eigh. Unterschrift „Max Reinhardt“. 4 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Berlin (1903).
Tilla Durieux‘ erster Berliner Engagementsvertrag und zugleich einer der frühesten Reinhardt-Verträge in Berlin, noch zwei Jahre vor der Übernahme des Deutschen Theaters. „Fräulein Ottilie Durieux“ wird für drei Jahre an das Neue Theater in Berlin engagiert, und zwar vom 1. Sept. 1903 bis zum 31. August 1906, mit einer Monatsgage von 250 Reichsmark im ersten und zweiten Jahr, 350 Reichsmark im dritten Jahr. Ferner erhält sie für jeden Auftritt ein „Spielgeld“ von 5 Mark, das monatlich 30mal garantiert wird. Bei Gastspielreisen erhält sie zusätzlich 10 Mark pro Tag der Abwesenheit von Berlin. Ein hand schriftlicher Zusatz besagt: „Sollte Fräulein Durieux an einem Tage in zwei Vorstellungen beschäftigt werden, so erhält Dieselbe in jedem solchen Falle ein Extrahonorar in Höhe von einer halben Tagesgage“. - Faltenrisse unauffällig unterlegt. - Dabei: Eugen Robert , Gründer des „Hebbel-Theaters“ und der „Tribüne“ in Berlin, später Leiter eines Theaterkonzerns, mußte 1933 emigrieren (1877-1944). Vertrag mit Tilla Durieux über ein Gastspiel am Theater „Die Tribüne“ vom 3. bis 31. Dezember 1920 mit einem Abendhonorar von 500 Reichsmark, garantiert für 15 Abende. Gedrucktes Formular der Theater-Agentur Rudolf Diamant, mit handschriftlichen Eintragungen und eigh. Unterschrift „Dr. Eugen Robert“. 1 S. Folio. 19.XI.1920. - Beiliegend je 1 Brief von einer Theater-Agentur und einer Anwaltskanzlei an Tilla Durieux. Ein Vertreter der Agentur Gustav Lewy in Wien rät 1901 zur Annahme des Engagements in Olmütz und nimmt den dortigen Direktor Lesser in Schutz. - Die Breslauer Anwaltskanzlei Dienstfer tig & Spitz erhebt im Dezember 1919 Klage auf Zahlung eines Teils der vereinbarten Konventionalstrafe wegen Absage eines Gastspiels in Breslau. Die vorgeschützte Krankheit habe bei Abschluß des Vertra ges bereits bestanden. - 2 Beilagen gelocht; alle 3 mit mäßigen Randlä suren. - Der frühe Vertrag von Max Reinhardt sehr selten.
2555
„im Falle politischer Unruhen“
2550 - Stummfilm-Verträge mit Tilla Durieux. 3 Schrift stücke. Zus. 31/2 S. Gr. 4to. Berlin 27.IV. und 18.V.1920. 180 €
I. „Akme Film“. „... Sie haben sich liebenswürdiger Weise bereit erklärt , in unserem nächsten Film ‚Die Verschleierte‘ die Rolle der ‚Amina‘ zu übernehmen und stellen sich ... an 5-6 Tagen zu unserer Verfügung zu einem Tageshonorar von M 800.- (in Worten: Achthundert Mark)
... Im Falle eines Streiks oder politischer Unruhen erklären Sie sich bereit, das nichterfüllte Arbeitspensum zu einer Ihnen und uns conve nirenden Zeit freundlichst nachholen zu wollen ...“. - II. „ Neos Film“. „... Frau Durieux wird von der Neos Filmgesellschaft für die Rolle der ‚Borska‘ in dem Film ‚Der zeugende Tod‘ als Darstellerin verpflichtet und erhält dafür ein Tageshonorar von M 1200 (in Worten Mark ein tau sendzweihundert) ... Es freut uns herzlichst, dass das Manuskript Ihnen gefallen hat ...“. - Auf der Rückseite des Begleitschreibens zum Vertrag hat Tilla Durieux eigenhändig zusätzlich gewünschte Ver tragsbedingungen notiert: „Die Neos Film G.m.b.H. verspricht bei der Reclame den Namen der Frau Durieux in gleicher Grösse und Form wie die Namen der anderen Hauptdarsteller erscheinen zu lassen, damit in der Reclame und aus Anzeigen der Eindruck einer Ensemb lebesetzung hervorgerufen wird. Frau Durieux verpflichtet sich nur die Kostüme zur Verfügung zu stellen, die augenblicklich in ihrem Besitz sind.“ - Alle Teile gelocht. Abbildung Seite 197
2552 Grossmann, Stefan, aus Wien stammender Jour nalist, Kritiker, Theaterleiter und einflußreicher Publi zist, Feuilleton-Redakteur der Vossischen Zeitung und
ab 1920 mit Ernst Rowohl Herausgeber der Wochen schrift „Das Tagebuch“ (1875-1935). Eigh. Brief m. U. „Grossmann“. 2 S. Mit Briefkopf des Ernst Rowohlt-Ver lags. Gr. 4to. (Dresden) 2.I.1920.
150 €
An einen Theaterdirektor in Berlin. Über die Besetzung eines Stückes von Walter Hasenclever. „... Herr [Ernst] Deutsch hat auch Frl. [Agnes] Straub gegenüber festgestellt, daß er im Format nicht zu ihr passe und deshalb nicht mit ihr spielen werde. Er scheint es auch Hasencleve r geschrieben zu haben, denn ich erhalte heute von Hasenclever ein Telegramm, worin er die Combination Deutsch-Straub unbedingt abweist. Ich schlage Ihnen deshalb vor, die Rolle mit Hn [Eugen] Klöp fer zu besetzen, der das Stück kennt und liebt. [Victor] Barnowsky hoffte es mit ihm zu geben. Klöpfer steht, so viel ich weiß, nur in den Proben der ‚Passion‘, die er schon gespielt hat. Er kann, da [Wilhelm] Dieterle die Rolle auch gespielt hat, in Wiederholungen der ‚Passion‘ ersetzt werden. Straub-Klöpfer ist die ideale Besetzung. An diesem Vorschlag muß ich, soll das Stück nicht gefährdet werden, festhalten ... Erbitte Ihren Bescheid in meine Wohnung. Mittwoch oder Donne rs tag könnte ich mit Klöpfer u. Straub die Arbeit beginnen ...“. - Ernst Deutsch lehnte Agnes Straub wohl nicht grundsätzlich ab. Jedenfalls spielte er in demselben Jahr mit ihr in Strindbergs „Scheiterhaufen“ unter der Regie Max Reinhardts.
2553 Holm, Korfiz (eigentl. D. H. Corfitz), Münchener Schriftsteller, Übersetzer und Verleger, Mitarbeiter beim „Simplicissimus“, Mitinhaber und Geschäftsführer des Verlags Albert Langen (1872-1942). Brief m. U. „Korfiz Holm“. 1 S. Mit Briefkopf des Verlags Albert Langen. Gr. 4to. München 9.XII.1919.
120 €
An Tilla Durieux, die große Erfolge mit Max Dauthendeys Schauspiel „ Die Spielereien einer Kaiserin“ gefeiert hatte, mit dem Stück auch auf Gastspielreisen ging und nun beim Verlag Albert Langen wegen möglicher Verfilmungsrechte angefragt hatte. „... teilen Ihnen darauf mit, dass wir von uns aus das Verfilmungsrecht von Dauthendey ‚Raubmenschen‘ und ‚Die Spielereien einer Kaiserin‘ nicht vergeben kön nen, es sei denn, dass uns Frau Dauthendey damit beauftragte “. Man habe sich schon früher wegen Verfilmungsrechten mit Frau Dauthendey in Verbindung gesetzt, doch: „Sie antwortete darauf, dass Sie uns bäte, überhaupt nichts von den Werken ihres Mannes zwecks Verfilmung zu vergeben. Ob Ihr geschätztes Angebot Frau Dauthen dey bewegen wird, von diesem prinzipiellen Standpunkt abzugehen, wissen wir nicht, wir werden es aber, da Sie ja auch an Frau Dauthen dey geschrieben haben, wohl bald erfahren ...“. - Gelocht; kleine Rand schäden.
2554 Hülsen, Botho von, langjähriger Generalintendant der Kgl. Schaupiele in Berlin (1815-1886). Brief m. U. „Hülsen“. Doppelblatt mit Adresse sowie mit dem königl. Wappen im Briefkopf. Gr. 4to. Berlin 27.X.1858.
An den Schauspieler Ludwig von Ernest vom Stadttheater Breslau, der ihn über die Arbeit der von Louis Schneider gegründeten „Perse verantia“, einer allgemeinen Pensionskasse für Bühnenangehörige, unterrichtet hatte. Hülsen bekundet Verständnis: „... Wie die schwie rige Arbeit, in die Theaterverhältnisse immer mehr Einheit und
Klarheit zu bringen und wo möglich die Schmarotzerpflanzen zu beseitigen, mit größter Uneigennützigkeit auf den Dresdener Confe renzen begonnen ist, so legt die Gründung der Perseverantia Zeugniß dafür ab, daß eben auch dem Schauspielerstande geholfen werden soll. Die Aufgabe ist sehr groß und weitaussehend, doch Ausdauer und Consequenz führt zum Ziel; möchte der Schauspielerstand diese Bestrebungen unterstützen ...“.
„bei uns ist die Musik noch ganz fremdes“ 2555 Koda, Nobu, japanische Violinistin, Pianistin und Komponistin, neben ihrer jüngeren Schwester die erste Frau, die an der Hochschule der Künste in Tokio Musik studierte, reiste zur weiteren Ausbildung nach Boston (USA) und Wien, kehrte von dort 1896 nach Tokio zurück (1870-1946). Eigh. Brief m. U. „Nobu Koda“. In deutscher Sprache. 4 S. Doppelblatt. Kl. 4to. Tokio 15.XI.1896.
450 €
An die Wiener Salonière Rosa von Gerold, bei der sie sich, kürzlich aus Wien nach Tokio zurückgekehrt, für Briefe und Bücher bedankt. „... Meinen Papa hatte ich sieben und halb Jahre nicht gesehen, aber er hat sich gar nicht verändert, dagegen wurde ich älter und überhaupt sehr abgenommen seit ich nach Japan zurückkam. In die Schule gehe ich täglich. Vor 8 Tagen gaben wir wieder ein Konzert, ich sende Ihnen das Zettl inliegend. Diesmal spielte ich nicht, da ich meine liebe Geige verlor, aber sang ich No 5 ‚Tannhäuser Fantasie‘ war sehr schön effektvoll, wurde von 9 Damen gespielt und ich habe sie am Clavier begleitet; die Damen in bunten Kleidern, es war schön für die Augen und für Ohren. No 9 war auch schön a bis z ganz rein. Beide Mädchen sind noch so jung und so talentiert. Mich freut immer wenn ich beide zusammen zuhöre. Über das Conzert wurde auf einer Zeitung kritisiert. der Kritiker ist ein Universitäts Student, der nur selbst glaubt, das Verständnis für die Musik zu haben, aber dabei ist er ziemlich so- so- darum hat er das Conzert unrichtig, parteiisch kritisirt. Nun [sind] einige von uns ganz empört darüber, doch hatte Niemand Muth, gegen den Kritiker öffentlich etwas zu sagen. Ich fühlte, es wäre nicht gerecht, wenn ich so etwas schweigend vorüber gehen lasse, denn bei uns ist die Musik noch ganz fremdes, deshalb hat das Publicum noch kein Verständnis ... Darum kann ich nicht mehr schweigen. Ich bin Kommandeur und meine Schwester und ihre Freundin als bevollmächt Gesandter giengen zu dem Redacteur derselben Zeitung und mit ihm Kritik über Kritik besprochen, so werde es in morgigen Zeitung stehen ... weil er so parteiisch gesagt hat, darum wird er von mir gelehrt und bisserl gestraft. Ich bin neu gierig was er und alle dazu sagen werden. Ich bin froh, daß es ein wenig lustig zugeht, sonst werde ich ganz dumm von lauter Monoto nie. Monotonie ist für mich noch fader als parallel Quinten und Octaven ...“. - Seite 1 mit kleinem Tintenfleck; sonst reizender Brief mit wienerischem Akzent. - Sehr selten. Abbildung
2556 Kroll, Joseph, Begründer und Erbauer des pracht vollen Berliner Vergnügungs-Etablissements am Spree bogen vor dem Brandenburger Tor, das ab 1850 als „Kroll ‘s Etablissement“ durch ein erfolgreiches, bis 1944 genutz tes Theater ergänzt wurde (1797-1848). 2 eigh. Briefe m. U. „Jos: Kroll“. Zus. 31/4 S. Doppelbl. Gr. 4to und 4to. Berlin 4. und 9.VII.1844.
An die „Gesellschaft der Wasserfreunde“ (d. h. der medizin. Wasserkur) in Berlin, die in dem erst im Februar eröffneten prächtigen Etablisse ment Krolls ein großes Festessen veranstalten wollen, und zwar als geschlossene Gesellschaft an einem Sonntag. Dagegen hat Kroll Ein wände: sein Einnahmeverlust am Sonntag wäre zu groß; er empfiehlt, das Fest auf den Montag zu verlegen. Er erlaube sich „die ergebenste Bemerkung, daß es mir sehr wünschenswerth wäre wenn der Verein das Diner vom Sonntag auf Montag verlegen könnte da erstgenannter Tag in Bezug auf die Entreeeinnahme für mich zu wichtig ist und ich von dem Verein keine Entschädigung für den Verlust dieser Einnahme fordern kann“. Die gewünschten 200 Eintrittskarten habe er jedenfalls schon an die entsprechende Stelle gesandt. - Aber sowohl der Verein als auch Kroll beharrt jeweils auf dem gewünschten Termin. Am 9. Juli nennt Kroll noch einmal seine Ablehnungsgründe: „... a. Muß ich bei eintretendem schlechten Wetter bei einem Sonntagskonzert im Som mergarten Räumlichkeiten reserviren wohin ich nöthigenfalls meine Gäste verweisen kann um sie nicht der Witterung Preis zu geben und wünschenswerth dürfte dies den Mitgliedern des Vereins keinesfalls sein, wenn ich ... sie inkommodiren müßte. - b. trägt meine Sonntagsein nahme in das Winterlokal so viel ein, daß es mir die verehrliche Gesell schaft wohl ersetzen, diesen Ersatz zu verlangen aber eine Unbilligkeit wäre, selbst in dem Falle, wenn er mir ersetzt werden sollte, woran woh l zu zweifeln ist ...“. Doch in einem Postskriptum fügt er ein entscheiden des Angebot an: „läßt sich der Verein den Besuch des Publikums gestat ten, so soll mir die Gesellschaft von Hertzen willkommen sein.“ - Beilie gend zwei im Auftrag Krolls geschriebene Briefe in derselben Angele genheit, wo es am 26. Juli heißt: „... ersuche ergebenst mir die Anzahl der Personen welche an dem zum Sontag bestellten Fest-Diner der
Gesellschaft der Wasserfreunde Theil nehmen, bald gefälligst mittei len zu wollen, damit die Küchen Einrichtung darnach getroffen werden kann ...“. - Ein sehr seltener kleiner Einblick in die Anfänge der berühmten, in mehreren Büchern verewigten Berliner Vergnü gungsstätte. - Ferner beiliegend ein Blatt aus der Vossischen Zeitung vom 16. Mai 1857 mit einem ausführlichen Bericht zum 20jährigen Bestehen der Gesellschaft der Wasserfreunde. - Die beiden eigenhän digen Briefe von Kroll sind zusammengeheftet. - Von dem weit über Berlins Grenzen hinaus bekannten Gründer des legendären Etablisse ments ist im Jahrbuch der Auktionspreise, d. h. seit 70 Jahren, kein einziges Autograph nachgewiesen.
Abbildung Seite 199
2557 „Künstler-Album“ (Deckeltitel). 84 Bl. mit ins ges. 80 Eintragungen berühmter Musiker sowie einiger Schauspieler und anderer Theaterleute. Goldschnitt. 27 x 20 cm. Lederband d. Z. (Rücken und Ecken beschabt und bestoßen) mit goldgepr. Deckel-Aufdruck. Leipzig und Bad Gastein 1892-1902.
7.500 €
Überwältigende Sammlung von Autographen (23 mit Musikzitaten) berühmter Komponisten, Dirigenten, Instrumentalvirtuosen, Sänge rinnen und Sänger sowie einer Anzahl hervorragender Schauspieler, angelegt von einer Musik- und Theaterliebhaberin in Leipzig, die jeweils gastierende internationale Stars und Virtuosen um eine Eintragung bat. Die Künstler haben sich mit Motti oder Musikzitaten verewigt, wobei fast für jeden ein ganzes Blatt zur Verfügung stand. In der Reihenfolge der Eintragungen sind vertreten an Komponisten, Dirigenten und Instrumental Virtuosen: Carl Reinecke (mit Musikzitat), Joseph Joachim (mit Musikzitat), Eduard Risler (mit Musikzitat), Emile Samet (mit Musikzitat), Alfred Grünfeld (mit Musi k zitat), Eugen d‘Albert (mit Musikzitat), Ignacy J. Paderewski (mit Musikzitat), Joseph Wieniawski (mit Musikzitat), Felix Weingartner, Julius Klengel (mit Musikzitat), Karl Prill (mit Musikzitat), Richard Strauss (1896, mit Musikzitat) zusammen auf einem Blatt mit Gustave Charpentier (1902, ebenfalls mit Musikzitat), Edvard Grieg (mit Musik zitat), Alexander Siloti, Arthur Friedheim (mit Musikzitat), Arthur Nikisch (mit Musikzitat), Arno Hilf (mit Musikzitat), Teresa d‘Albert Carreño, Georg Wille, Hans Sitt, Sophie Menter, Bernhard Stavenha gen, Klotilde Kleeberg, Pablo de Sarasate, Ruggiero Leoncavallo (mit Musikzitat), Johannes Schilling, Reinhold Becker, Wassily Sapellnikow, Ferruccio Busoni (1899), Eugène Ysaye (mit Musikzitat), Otto Lohse (erst 1916), Frederick Lamond und andere. Sängerinnen und Sänger : Francesco d‘Andrade, Marcella Sembrich, Emma Baumann, Ida Krzyzanowski, Franceschina Prevosti, Anton Sistermans, Erika Wedekind, Paula Mancke, Katharina Fleischer-Edel, Ben Davies, Lillian Sanderson, Emil Götze, Josefine von Artner, Therese Malten, Felix Kraus, Paula Doenges, Blanche Marchesi (mit Musik zitat), Karl Scheidemantel, Heinrich Gudehus, Emmy Destinn, Otto Schelper und andere.
Schauspielerinnen, Schauspieler, Theaterleiter und Schriftsteller : Friedrich Haase, Oskar Borcherdt, Ludwig Barnay, Karl Sontag, Franz Jauner, Rudolf von Gottschall, Adalbert Matkowsky, Adele Sandrock, Felix Dahn, Constant Coquelin und Eleonora Duse. - Ferner der Maler Anton von Werner und der Bildhauer Reinhold Begas. - 1985 trägt sich noch (unleserlich) eine Künstlerin in Genf ein; sonst bewegen sich alle Beiträge (außer Otto Lohse) im Zeitrahmen 1892-1902. - Heftung des Buchblocks gelöst. 1 Blatt mit größerem, unterlegtem Riss, 1 Blatt geknickt; sonst die Blätter gut erhalten.
Abbildungen
2557
2558 Legal, Ernst, Schauspieler, Regisseur, StaatstheaterIntendant in Berlin (1881-1955). Brief m. U. „E. Legal“.
1 S. Mit Briefkopf „Der Intendant der ehemaligen Staats theater Deutsche Staatsoper, Max Reinhardts Deutsches Theater und Kammerspiele“. Gr. 4to. Berlin 28.II.1948. 120 €
Im kriegszerstörten Berlin an den Oboisten Otto Arnoldt, Kammer virtuosen im Orchester der Berliner Staatsoper, dem er zum 25. Jah restag seines Eintritts ins Opern-Orchester gratuliert. „... Sie haben allen schweren Prüfungen zum Trotz, die uns gerade während der Zeit Ihrer dem Hause geleisteten Tätigkeit belastet und beschwert haben, mit unverbrüchlicher Treue am Hause und an den Verpflichtungen, die es mit sich bringt, festgehalten. Mögen die schweren Kämpfe und Entbehrungen, die von uns allen zu überstehen waren, das Gefühl der Zusammengehörigkeit fester schmieden, als durchaus normale Zeiten es vermögen, möge Ihnen aber auch dafür die Genugtuung zuteil werden, sich weiterhin einer festen Gesundheit erfreuen zu dürfen, und es um uns herum allmählich besser und leichter werden zu sehen ...“. - Dabei: Ludwig Hertzer, Direktor des Königsberger Stadttheaters (1874-1953). Brief m. U. „Hertzer“. 1 S. Mit Briefkopf „Direktion des Königsberger Stadttheaters, Ludwig Hertzer“. Gr. 4to. Königsberg i. Pr. 16.VIII.1918. - Kurz vor dem Ende des I. Weltkriegs an den General oberarzt Dr. Krause in Königsberg. „... Gestatte ich mir ergebenst zu bestätigen, daß der Unteroffizier-Oboist Otto Arnoldt hier dringend beim Orchester zur Eröffnungsvorstellung - einer Wohltätigkeits aufführung der Oper ‚Fidelio‘ am 27. d. M. unter dem Vorsitz Seiner Excellenz, des stellvertretenden Kommandierenden Generals, Herrn
Autographen
Generalleutnant von Dickhuth-Harrach zugunsten der LudendorffSpende - gebraucht wird und daß eine Reklamation für denselben eingeleitet worden ist ... bitte ich ganz ergebenst, mich dahingehend gütigst zu unterstützen, daß Sie den vorläufigen Verbleib des Arnoldt im Hauptlazarett (Gemischte Station) gestatten ...“.
2559 Lehár, Franz, der neben Johann Strauß wohl erfolgreichste Operettenkomponist (1870-1948). 2 eigh. Karten m. U. „Dein Onkel Lehár“ bzw. „Dein Onkel Franz“. Zus. 2 S. Mit 1 eigh. Umschlag. Quer-8vo. Zürich 2.VI. und Wien 21.VIII.1942.
150 €
An ein Fräulein Susanne Wiesler, als deren Onkel er sich bezeichnet. Aus Zürich schickt er Grüße nach Graz und fügt der Adresse „Deutsch land“ hinzu! Aus Wien schreibt er am 20.VIII.1942: „... Dein mir gesand tes Bild ist wunderhübsch. Es ist aber riesig ernst und macht Dich viel älter. An was hast Du denn bei der Aufnahme gedacht? Ich werde wohl vor September nicht nach Ischl kommen können. Am 27. 28. 29. hab ich im Wiener Reichssender Giuditta Proben und Aufnahmen ...“. - Beiliegend ein Programm des Wiener Raimundtheaters zu Lehárs Operette „Der Rastelbinder“.
Liszt an Hector Berlioz
2560 Liszt, Franz. Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „F. Liszt“. In französischer Sprache. 71/2 S. 2 Doppelbl. Gr.-8°. Weimar 18.X.1854. 5.000 €
Sehr umfang- und inhaltsreicher Brief an seinen Freund Hector Berlioz in Paris, der eine handschriftliche Partitur an Liszt geschickt hatte, bei der offenbar Liszt die Klavierbearbeitung und Peter Corne lius die deutsche Übersetzung anfertigen sollte. Es war jedoch keine Empfangsbestätigung erfolgt, so dass Berlioz voller Besorgnis bei Liszt angefragt und wohl Zweifel an Cornelius‘ Zuverlässigkeit geäußert hatte. Liszt beruhigt Berlioz mit der Mitteilung, dass das Manuskript inzwischen wieder verschickt sei und wohl gleichzeitig mit dem vorlie genden Brief in Paris eintreffen werde. Versichert, dass weder Corne lius noch er an der Verspätung schuld sei, und klärt ausführlich den Vorgang auf: Die Sendung sei von der Post nicht bei ihm, sondern an der Adresse von Cornelius abgeliefert worden, die sich gegenüber der Post befinde. Cornelius hatte sich für einige Wochen auf eine Tour durch den Thüringer Wald begeben, so dass nur sein Dienstpersonal das Manuskript entgegennehmen konnte und der Meinung war, damit könne sich Cornelius nach seiner Rückkehr beschäftigen. Liszt sei darüber nicht informiert worden und wußte bis zu Cornelius‘ Rück kehr nicht, dass sich die erwartete Partitur bereits in Weimar befand. Liszt bemüht sich, Cornelius vollständig zu rehabilitieren, lobt seinen Charakter und seine Zuverlässigkeit: „... Cornelius t‘est sincerement reconnaissant par tes bons procédés personnels à son égard , et tout dévoué d‘admiration - par conséquence toujours empressé d‘écrire, de traduire, et quand il le faut, même de copier pour toi. - Tu peux ... entièrement compter sur lui et sa parfaite exactitude en toute occasi on. Il espère que les nouvelles traductions qu‘il compte à humeur d‘avoir fait pour ton oeuvre, te satisferent ...“. Kommt dann auf Berlioz‘ Reisepläne, seine Wirkung und sein Wirken in Deutschland zu sprechen. „Les journaux allemans ayant plusieurs fois annoncé ton arrivée, en ces entrées je ... attendais de tes nouvelleset te dois des montagnes de remercimens pour la Dedicace et l‘envoi de ton Faust. Quand tu reviendras ici je te montrerai quelle forme et
façon j‘ai donné à ces montagnes. Pour maintenant parlons un peu de tes arrangemens de voyage. Je n‘ai appris que de vague sur les projets de Dresde. [Richard] Pohl qui est depuis 3 semaines établi à Weymar où sa femme est engagé comme Harpiste à notre chapelle me dit que M. de Lüttichau [der Generaldirektor der Dresdener Hoftheater] compte toujours sur toi pour cet automne, mais que probablement ce ne sera qu‘après ton arrivée à Dresde qu‘on je mettra serieusement à l‘Octobre pour les repetitions et la mise en scène du Cellini. - Je sup pose que tu es en correspondence directe avec Lüttichau et te saurai bien que de me communiquer dans ta prochaine lettre les informati ons que tu en as reçu. À propos d’information, le Roi de Hannovre t’a enfin envoyé sa croix de Guelphe? Les journeaux d’Allemagne l’ont positivement annoncé. [Joseph] Joachim a passé plusieurs mois à Berlin, et se trouve depuis quelques semaines à Pesth (chez son père) - Le but de ce dernier voyage n’est nullement artistique, car c’est pour echapper à la loi du recrute ment et fournier un remplaçant qu’il a été obligé de l’entreprendre. Il est très possible qu’il n’ait pas reçu ta dernière lettre - et en tout cas il te reponda sans retard ...“.
Der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha habe ihm, Liszt, mitgeteilt, dass er mit Berlioz‘ Besuch in diesem Winter rechne und sich wünsche, dass er mehrere seiner Werke auf dem dortigen Hoftheater dirigiere. „... As tu vu Oppelt (chargé par le Duc de mettre son opéra ‘Santa Chia ra’ en scène à Paris) - tu peux te servir de son intermediaire pour fixer le moment de tes concerts à Gotha - et s’il te convient de m’employer à quelque chose, relative à Gotha, je suis complètement à tes ordres ...“. Auch auf Berlioz‘ Weimar-Pläne geht Liszt ausführlich ein. „... Pour Weymar, il s’entend de soi que tu t’y assietes quelques jours et que tu nous fais entendre ton Faust complet - et ta trilogie - je t’arrangerai ton Concert aussi convenablement qu’il se ... et te préparerai tes répetiti ons ...“. Er rate dazu, Gotha und Weimar vor Dresden zu besuchen, „ ... afin de cultiver plus avantagement le dernier terrain et le faire fructi fier. À moins donc que tu n’aies des motifs décidés pour un autre itineraire je t’attend cette fois au début de ton voyage en Allemagneviendrai à ton rencontre à Gotha si tu t’y anètes d’abord comme je le présume et nous reviendons ensemble à Weymar où tu peux être certain d’être reçu d’une manière tout à fait aimable par notre cour ... Le Grand Duc m’a en particulier demandé d’inviter à venir ici aussitôt que tu le pouvais ...“. - Die erwähnte Oper „Santa Chiara“ in 3 Akten war eine Komposition des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Go tha auf einen Text von Charlotte Birch-Pfeiffer und wurde am 2. April 1854 auf dem Gothaer Hoftheater uraufgeführt. - Der pracht volle Brief ist ein sehr schönes Zeugnis der Freundschaft zwischen Berlioz und Liszt, der unermüdlich daran arbeitet, das deutsche Publikum noch stärker für den Franzosen zu gewinnen. Abbildung
2561 Milder-Hauptmann, Anna, gefeierte österr. Opern sängerin (Sopran), Beethovens „Leonore“ in den Urauf führungen aller drei Versionen des „Fidelio“, ab 1816 kgl. Hofopernsängerin in Berlin, wo sie auch unter Mendels sohn in der Wiederaufführung von Bachs Matthäuspassion in der Singakademie mitwirkte (1785-1838). Eigh. Brief m. U. „Anna Milder“. 2 S. 4to. Wiesbaden 14.VIII.1827. 200 €
An einen Herrn, der sich, wie sie vom Kapellmeister [Adolph] Ganz (1795-1869) erfahren habe, für ihr Konzert in Mainz einsetzen will. „... weßhalb ich mir auch Morgen die Ehre geben wollte, einen persön lichen Besuch abzustatten. Leider ist es mir aber bey dieser ungünsti gen Witterung nicht möglich, meinen Vorsatz auszuführen. Daher
Autographen
ersuche ich Euer Wohlgeboren ganz ergebenst, die Subscription meines Konzerts baldigst, durch den dazu von Ihnen gewählten Mann circuliren zu lassen, indem ich die Zahl der Subscribenten bis nächsten Montag oder Dienstag zu wissen wünsche, da ich unter 200 mich nicht entschließen könnte, ein Konzert zu geben; die Einlaßkar te à zwei Gulden. Da meine Anwesenheit wahrscheinlich in den dortigen Blättern schon bekannt gemacht worden ist, würden mich Euer Wohlgeboren sehr verbinden, wenn Sie die Gefälligkeit haben möchten, mir ein solches Blatt, nebst einer geneigten Antwort zu kommen zu lassen ...“. - Die Berliner Primadonna, die die preußische Hauptstadt 1825 im Streit mit Spontini verlassen hatte, managte nun mehr selbstständig und selbstbewußt ihre Konzerte. Zu den zahlrei chen Komponisten, die Werke speziell für Anna Milder-Hauptmann schufen (darunter Beethoven, Cherubini, Weigl, Spontini), gehörte auch Franz Schubert. - Geknittert; kleine Randläsuren.
2562 Osborn, Franz, Konzertpianist, Sohn des Kriti kers und Feuilletonisten Max Osborn, emigrierte (als Jude und Kommunist) 1933 nach England (1905-1955). 2 eigh. Briefe m. U. „Franz Osborn“. Zus. 8 S. auf 4 Bl. 4to und quer-gr. 8vo. London 11.VII. und 4.X.1953. 150 €
An die Schauspielerin Tilla Durieux, die sich nach langer Exilzeit nach seinem Ergehen erkundigt hatte. Osborn zeigt sich hocherfreut. „... Ob ich mich noch an Sie erinnere! Mein Gott, welche Frage. Wie oft habe ich Sie bewundert, waren Sie meine ‚Heroine‘ (kann man das auf Deutsch sagen? Ich weiss manchmal nicht genau), auf der Bühne und im Elternhaus. Natürlich sind wir einmal, vor vielen Jahren, zusammen aufgetreten, Sie, die berühmte Künstlerin, ich ein Knirps und Anfänger. Ich habe das Programm unter all den vielen, die ich gesammelt und gerettet habe, gefunden. Denken Sie, es liegt vor mir, während ich schreibe. Im Theater am Kurfürstendamm war es, am 25. März 1923! Dreissig Jahre her. Es war ‚Proserpina‘ aus dem Tri umph der Empfindsamkeit, mit der Musik von Karl Eberwein (?), nicht Zelter. - Und zuletzt sahen wir uns - das haben Sie wahrscheinlich vergessen - kurz vor Ausbruch des Krieges flüchtig in Ascona ...“. Schildert dann den Irrweg ihres Briefes, weil sie zwar einen Straßen namen, aber nicht „London“ auf den Umschlag geschrieben hatte, so dass der Brief über diverse Adressen in England und große Zufälle doch schließlich mit erheblicher Verspätung bei ihm eintraf. Erzählt dann vom Schicksal seiner Eltern (sein Vater Max Osborn war als Kunst- und Theaterkritiker oft bei Tilla und ihrem Ehemann Paul Cassirer zu Gast gewesen). - Im zweiten Brief hofft er auf ein Wieder sehen mit Tilla Durieux in Berlin „... Sie schrieben, dass Sie am 1. November in B. eintreffen, und ich freue mich schon schrecklich, Sie vielleicht auch auf der Bühne wiederzusehen ... Sie wissen wohl, dass ich vom Vater die Liebe zum Theater (und den Schauspielerinnen!) geerbt habe. Ich bin - zum ersten Mal seit 1936 - Ende Oktober in Berlin ... Aber ich habe keine Ahnung, wer noch von alten Freunden da ist. Der Gedanke, wieder in der Stadt der alten Vergangenheit zu sein, regt mich auf ...“.
2563 Puccini,Giacomo, ital. Komponist (1858-1924). Porträt-Fotografie mit eigh. Widmung u. U. „Giacomo Puccini“ auf der Bildseite. Blattgr. ca. 18 x 12 cm. Unter Passepartout und Glas in schwerem Goldrahmen. Via reggio 1922.
Brustbild des Künstlers mit Anzug, Krawatte und Hut. Am oberen Rand eigenhändig: „Viareggio 1922“; auf dem unteren Rand: „M. Erich Bading. Souvenir de Giacomo Puccini“. - In prächtigem Gold rahmen (Lorbeerblätter; Gesamtmaße: 39 x 32,5 cm). - Die Schrift an drei Stellen verblasst.
2564 Reutter, Otto, genialer Kabarettist, Gesangsko miker, Komponist und Autor zeitkritischer und humor voll-philosophischer Couplets, Star aller großen deut schen Varietés, trotz seiner politisch konservativen Ge sinnung u. a. von Kurt Tucholsky bewundert (18701931). Sammlung von 10 eigh. Briefen und 3 illustrier ten Postkarten m. U. „Otto Reutter“, „O. R.“ oder „Otto“. Zus. ca. 22 S.; die Briefe mit gedrucktem (wechselndem, 1 gestempelten) Briefkopf; 4 Briefe und 2 Karten mit Reutters Porträt. Verschiedene Formate. Gardelegen, Braunschweig, Hannover, Hamburg, Mannheim und Berlin 1909-1913.
600 €
An seinen Freund Adolf Neuberger in Berlin, der während Reutters umfangreichen Gastspielreisen dessen Angelegenheiten in Berlin besorgt und z. T. wohl auch als Agent für Reutter tätig ist: es geht um Zahlungen verschiedener Art, Versand von Plakaten, Austausch von Informationen und vielerlei Dienste und Erledigungen. Einige Zitate aus den meist undatierten Briefen: „... Meinen Prozeß habe ich in I. Instanz gewonnen, aber das Apollotheater legt Berufung ein u. ich habe nun die ganze Schererei noch einmal. Hoffentlich habe ich auch in der II. Instanz Glück, obwohl das Apollotheater insofern im Vorteil ist, weil es am Platze ist u. seinen Anwalt ganz anders informiren kann, während ich schon längst wieder fort bin ... Du lockst Einem immer das Geld aus der Tasche. Ich hatte mir fest vorgenommen, kein Geld mehr zu senden, aber Deine freundl. Mahnung veranlaßt mich, mich nochmals in das Unabänderliche zu fügen ... Daß Du viel zu thun hast, freut mich sehr. Dadurch scheint der trübe Tag, an dem auch Du mich - übrigens ohne Erfolg - anpumpst und dadurch meine so aufrichtige Freundschaft verlierst, in weitere Ferne gerückt ...“. Ihr „Gretchen“ habe ihn „mit einem kurzen Brief und einer Ansichtskar te beglückt, deren Raum hauptsächlich durch ein großes Bild und durch Georg Schindler‘s vorsintflutliche Handschrift ausgefüllt war. Sage doch Schindler, er möge nächstens immer dabei schreiben, was er geschrieben hat, man kann es sonst nicht lesen ... Bin auch am 1. März noch hier u. trete noch einmal hier auf. 2. u. 3. in Bonn, 4. in Siegen i. W., 5., 6. und 7. in Gießen. 8. bis 15. in Halle, Walhalla -Thea ter ... Hilf nur Gr.[etchen?] ein wenig, falls sie Deiner bedarf. Es will mir immer noch nicht in den Sinn, daß Schlachtensee der richtige Ausweg war ... [nach 1909 aus Hamburg:] Sage bitte Niemand, wo ich bin. Sage einfach, Du habest meine Postsachen nach Lehrte nachge schickt, dort sei ich aber anscheinend auch nicht mehr. Wahrschein lich reise ich nach Paris ... Nach Berlin möchte ich nicht kommen, denn es widerstrebt mir, in allen Caféhäusern über den Klatsch u. Tratsch in den Fachblättern, der nicht durch mich verschuldet ist, ausgefragt zu werden. Möchtest Du nicht nach Dortmund, Olympia Theater ... 100 Litho‘s frankiert, ohne Nachnahme senden lassen? ... Wohin ich von hier aus fahre, ist mir noch ein Rätsel ... Ich kann nicht anders - meiner letzten Bestellung vor Deiner Abreise schließt sich die erste Bestellung nach Deiner Erholungstour an. Kannst u. willst Du nicht veranlassen, daß an die Direktion des Albert-SchumannTheater‘s in Frankfurt am Main 300 Plakate mit dem großen Kopf (also nicht das rote O und nicht die Karrikatur) ... gesandt werden ...
Habe hier viel mit Ordnung meiner Privat-Angelegenheiten zu thun - außerdem viel Besuch aus der Heimath, und ferner ein ziemlich anspruchsvolles Liebes-Verhältnis ...“. - Einige Faltenrisse und andere kleine Randschäden; 1 Eckabriss mit etwas Textverlust. Abbildung
2565 Rudersdorff-Küchenmeister, Hermine (Erminia), berühmte Opernsängerin (Sopran), Komponistin und Gesangspädagogin ukrainischer Herkunft, engagiert an führenden deutschen Opernhäusern, dann ab 1854 in London, 1871 in den USA, wo sie sich 1878 dauerhaft niederließ (1822-1882). Eigh. Brief m. U. „Erminia Ru dersdorff“. In engl. Sprache. 1 S. 8vo. (London) „Friday Morning“ (Febr. 1867).
150 €
An den (nicht genannten) Direktor des Crystal Palace in London, dem sie zu einem vereinbarten Konzert als Bedingung eine Anzahl Pro grammwünsche vorträgt. „... all right for the 16th March, which I have booked for you. But this time, if you please, I will do, as I do abroad, fix my own music now and then, and with all due reverence to you and Mr. Manns - will steich to it. So, for once, let me have my own way undisturbed, mind you - I want to sing all three pieces - no Duetts which Tenors cannot learn! ...“. Nennt dann die drei gewünschten Komposi tionen von Gluck, Stradella und ihr selbst und fährt fort: „... I have the Band parts of all three. Please - don‘t forget my Protégée, Miss Marie Gondi. Send me a line to say, it is all o. k. - By the by, you kindly sent the scare of Stradella‘s Cantata to Holland, but you did not send a printed copy of the same. A book containing about 12 Cantatas. Please send it ...“. - Mit Eingangsstempel „Crystal Palace Company. Febr. 9 1867“. - Dabei: Therese Tietjens, gefeierte Sopranistin, nach Engage ments an deutschen Bühnen und der Wiener Hofoper ab 1858 in London sowie auf ausgedehnten Gastspielen in den USA (1831-1877). Eigh. Brief m. U. „Therese Tietjens“. In deutscher Sprache. 1 S. 8vo. (London) 3.VIII.1866. - An den Dirigenten Sir August Manns, Musik direktor des Crystal Palace. „... Es thut mir unendlich leid in dem Concert für die Verwundeten nicht mitwirken zu können, ich bin abe r um die Zeit nicht mehr in England, ich reise am Montag dem 13ten ab ...“. - Beide Briefe mit rückseitigen Montagespuren.
2566 Schneider, Louis, Berliner Hofschauspieler, frucht barer Bühnenautor, Übersetzer und Publizist, Vorleser Friedrich Wilhelms IV., Hofrat, bedeutender Theater-, Militär- und Lokalhistoriker (1805-1878). Eigh. Brief m. U. „L Schneider“ und Adresse. 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. (Berlin), „Freitag früh“ (vor 1848).
200 €
An den „Geheimen Calentator-Ritter Herrn Hansmann“, Vorstands mitglied der „Gesellschaft der Wasserfreunde“, einer heiteren Verei nigung ähnlich dem „Tunnel über der Spree“, der ihn zu einem Ver gnügungs-Ausflug eingeladen hatte. „... Versteht sich komme ich. Bringe auch Amüsements Vorrath mit. Wird ein Klavier u. dazu gehöriger Spieler da sein? - Da kein Theater an jenem Tage ist, so kann auch keine Abhaltung eintreten ...“. Schneider unterzeichnet als „L Schnei der, Hof-Comediant“. - Unten ein Vermerk des Empfängers: „Geant wortet daß Jul. Schnedke [?] und ein Instrument dort sein werden. Hansmann 29/7“. - Dabei: Derselbe. Manuskript von Kopistenhand,
einschl. der Unterschrift „L: Schneider“ am Schluß. 12 Bl., davon 23 S. beschrieben. 4to. Geheftet, ohne Umschlag. Berlin 1843. - „Humori stische Tischrede zum Besten der hochlöbl: Gesellschaft der Wasserfreunde im Februar 1843. vorgetragen vom Verfasser, dem königl. Schauspieler Herrn L: Schneider. Zur Abschrift gestattet als Unterstützung dem Copisten Hr: Koch, Niederwallstr: 13. Hof, 3 Tr:“ - In Schneiders spaßi ger Rede über alle Aspekte des Wassers heißt es am Schluß: „... Sie sehen, meine Herren, daß auch ich mich bemüht habe, mein Quantum Wasser heut beizutragen. - Herr Hansmann sprach seinen einstimmi gen Wunsch aus, von dem vielen Wäßrigen, was ich hervorbringe, auc h etwas für das heutige hocherfreuliche Fest zu Papier zu bringen - und ich konnte ihm mein Wasser nicht abschlagen ...“. - Der Brief mit Ausriss am Adressblatt durch das Öffnen der Versiegelung. - Bei der Bro schüre die Heftung gelockert; Seite 1 leicht fleckig; sonst gut erhalten. - Hübsches Beispiel für Berliner Vereins-Geselligkeit im Vormärz. und ausgezeichneter Charakter zahlreiche auf Thea vor allem Fernsehen zu großer
2570
Popularität gelangte (1926-1990, ermordet). Masch. Brief m. U. „Walter Sedlmayr“. 1 S. Mit dem Umschlag. Gr. 4to. (München) 27.II.1982. 120 €
Sehr gehaltvoller Brief an die Übersetzerin und Verlagsmitarbeiterin Gisela Zuckmayer, Schwägerin des Schriftstellers Carl Zuckmayer; unter anderem über seine Fernsehserie „Reisen mit Walter Sedlmayr“ (1976-1982). „... In meiner Schauspieler-Lehrzeit an den Münchner Kammerspielen hat mir der inzwischen verstorbene Friedrich Domin ... beigebracht, dass der Schauspieler am Abend meist nur für einen Zuschauer spielt - für sich natürlich auch - der ihn ganz versteht. Meinen Portugal-Film hab ich für Sie gemacht ... Zur Zeit sitze ich vor meinem fertig geschnittenen Israel-Film, manchmal ratlos wie eine Glucke, die wartet dass was ausschlüpft. Ich möchte den Leuten noch so viel sagen, ihnen helfen das Leben sorgfältiger zu leben. Die Klei nigkeiten wichtig zu nehmen und nicht immer auf das grosse Ereignis zu warten. Ich glaube das ist ein Hauptfehler dieser Zeit, das Überse hen der kleinen Dinge, die aber das Leben ausmachen ... Die einen hoffen auf das grosse Ereignis, die andern fürchten sich vor der gros sen Katastrophe. Mit dem Warten übersehen sie den Tag, die Stunde.
Vielleicht ist das der Grund, dass man so viele unzufriedene Gesich ter sieht ...“. - Als sehr wohlhabender alleinstehender Mann versam melte Sedlmayr unwissentlich auch kriminelle Personen um sich, so dass er 1990 in seiner Wohnung ermordet wurde.
2568 Spontini, Gasparo, ital. Komponist, Hofkompo nist unter Napoleon in Paris, Generalmusikdirektor in Berlin (1774-1851). Eigh. Brief m. U. „Spontini“. In franz. Sprache. 1 S. Gr. 4to. Berlin 12.III.1841. 200 €
An den Justizrat Geppert in Berlin. Der von vielen Seiten angefeinde te Berliner Generalmusikdirektor ersucht in pathetischer Weise den Anwalt, ihn in seinen Streitigkeiten zu vertreten. „... Je crois en Vous autant d‘honneur, que de talent! Autant de loyauté, que d‘éloquence! Autant de probité, que de justice! Autant de genérosité, que de génie! - Vous futtes jadis mon ennemi; je vous choisis aujourdhui pour mon Défenseur! et je vous confie entière ment mon honneur calomnié! Si Vous acceptiez ex toto animo et corde, je croirais mes droits assurés! Vous plairait-il d‘accepter, Mon sieur? ...“. - Ein Einriss unauffällig unterlegt.
2569 Strauß, Johann (Vater), Wiener Komponist, Ka pellmeister und k. k. Hofballmusikdirektor, Komponist des „Radetzky-Marsches“ (1804-1849). Eigh. musikali sches Albumblatt mit Widmung u. U. „Johann Strauß“. 1/2 S. Gr. 4to. Stuttgart 17.III.1849.
1.200 €
„Herrn Rudolf Zumsteeg zur freundlichen Erinnerung von Johann Strauß“. 5 Takte. - Auch dieser Enkel des Hofkapellmeisters Johann Rudolf Zumsteeg (1760-1802) lebte in Stuttgart. - Das Blatt besitzt zusätzlich einen besonderen Wert durch seine Rückseite: Sie enthält 6 Takte eines Klavierstücks („Allo: con fuoco“) mit eigenhändiger Widmung des Pianisten, Komponisten und Dirigenten Carl August Krebs, Kapellmeister am Hamburger Stadttheater und langjähriger, hoch angesehener Hofkapellmeister in Dresden (1804-1880). Am 22.XI.1847 schreibt Krebs in Hamburg: „Herzliche Freude gewährt mir die Bekanntschaft eines Enkels des unsterblichen Tonmeisters Zumsteeg. Glück und Frieden geleite Sie auf Ihren Lebenswegen. Mögen Sie beim Anblick dieser Zeilen sich freundlich erinnern an Ihren Sie werthschätzenden C. Krebs.“ - Großes, dekoratives Blatt mit musikalischen Widmungen von zwei hervorragenden Künstlern. - Unter Glas gerahmt. Abbildungen Seiten 209 und 211
2570 Strauß, Johann (Sohn), österr. Komponist und Dirigent, Schöpfer der „Fledermaus“, anderer glänzender Operetten und berühmter Tanzmelodien (1825-1899). Eigh. Brief m. U. „Johann“. 4 S. Doppelbl. 8vo. Wien (Empfangsvermerk: 12.I.1892).
1.800 €
An seinen Verleger Fritz Simrock. Nach der enttäuschenden Aufnah me der Uraufführung von Strauß‘ Oper „Ritter Pázmán“ am 1. Januar 1892 an der Wiener Hofoper zunächst über die Erkrankung der Sängerin Marie Renard (Darstellerin der „Eva“) und dann ausführlich
„unter dem Druck des Vorurtheils“
über den Verriß durch den gefürchteten Kritiker Eduard Hanslick , der das Textbuch von Ludwig von Doczy sehr abfällig beurteilt hatte. „... Frl. Renard hat, wie Sie wissen, in der 4ten Vorstellung, aber mit großer Anstrengung (sie war sehr krank), gesungen. Sie hat sich nur Eines erbeten, daß ihre Unpäßlichkeit auf den Affichen angezeigt wird - was auch geschehen. Ich war gestern bei Renard, um ihr zu danken. Sie war bettlägerig u. konnte mich nicht empfangen. Nun hat sie mir ... mittheilen lassen, daß sie sich schonen wird, um die 5te Reprise singen zu können. Sie benimmt sich ... höchst anständig - viel leicht ist sie die Einzige, die für das Aufkommen des kränkelnden Pázmán Sorge trägt ... ich muß Ihnen nun unverhohlen gestehen, daß uns Eduard H.[anslick] enorm geschadet hat, indem er das Buch in einer so fürchterlichen Weise zerdonnerte (was es doch nicht ver dient). Ich konnte ihm weder mündlich noch schriftlich für seinen Liebesdienst danken. Er hätte in Ihrem und meinem Interesse das Libretto milder kritisieren sollen. Man kann ohne zu loben delikater zu Werke gehen, als er es gethan hat u. wenn sich seine Überzeugung noch so sehr dagegen sträuben sollte. Er mußte doch an die nachthei ligen Folgen denken, die er seinen Freunden zufügt ... Er ist aber weder mit dem einen noch mit dem andern der Oper einverstanden. Er wünschte die Musik humoristischer! Dazu war das Buch nicht darnach angethan. Anderseits befand ich mich unter dem Druck des Vorurtheils; hätte ich anders geschrieben, würde man gesagt haben, ich habe die Operette in die Oper hinübergetragen. Dem Pázmán fällt die schwierige Aufgabe zu, unter den schwierigsten Umständen sich selbst empor zu arbeiten, dies ist aber in rapidem Tempo nicht mög lich ...“. - Sehr schöner Brief über sein Werk, von dem Erich Schenk 1940 schrieb, daß „wir heute genügend Abstand haben, um die feine Geistigkeit und das in manchen Partien bemerkenswert Zukunftwei sende der Partitur eines Sechsundsechzigjährigen zu würdigen“. Abbildung
2571 Wagner, Cosima, zweite Frau Richard Wagners, Tochter Franz Liszts, geschiedene von Bülow, Leiterin der Bayreuther Festspiele (1837-1930). Eigh. Brief m. U. „votre petit Pourquoi“. In franz. Sprache. 6 S. Gr. 8vo. O. O. (1858).
1.200 €
Sehr umfang- und inhaltsreicher Brief an ihre Mutter Marie Com tesse d‘Agoult (1805-1876), die sie mit „cher mimi“ anredet. Cosima schneidet diverse Themen an, mit denen sie sich aktuell beschäftigt, vor allem deutsche ältere und neuere Literatur, preußische Politik, Religionen und Philosophie. Genannt werden die Schriftsteller Paul Heyse, Solger, Fallmerayer, Ludwig Tieck, Gustav Schwab und andere, wobei sie auch Inhaltsangaben einzelner Werke gibt. Im Moment sei sie mit dem Thema „Faust“ befasst, Klingers „Faust“ und der berühm ten „Puppenkomödie“, die man Hans Sachs zuschreibe. Auch Paracel sus sei schon als Faust-Vorbild in Betracht gezogen worden. Sie emp fiehlt das neu erschienene Buch von Heinrich Düntzer (sie schreibt irrtümlich: „Dinger“) über Goethes „Faust“. Im Bereich der Politik spricht sie über den Prinzen von Preußen (Wilhelm I.) und seine libera le, gegen den Pietismus gewandte Einstellung. Nach dem zu erwarten den Tod des Königs (Friedrich Wilhelm IV.) werde sicherlich ein neuer Kultusminister kommen und zwar Moritz August von BethmannHollweg (tatsächlich wurde dieser schon am 6. November 1858 zum preußischen Kultusminister ernannt). Auch „la reine Victoria“ wird erwähnt. Die 21jährige Cosima stellt Betrachtungen über Jesus, Zoro aster und Platon an und dokumentiert in dem langen Brief ihre ausge breitete Bildung und ihr weit gespanntes Interesse. Zum Schluß
nennt sie noch Richard Wagners Adresse in Venedig: Palazzo Giusti niani, Canale Grande, und meldet, dass sein „Rienzi“ in Dresden „Furore“ gemacht habe. Sehr früher und dennoch außerordentlich gehaltvoller Brief.
Abbildung
2572 - Eigh. Brief m. U. „Cosima“. In franz. Sprache. 4 S., eng beschrieben. Mit dem eigenhändigen, frankier ten Umschlag. Gr. 8vo. München (3.I.1868).
900 €
An ihre Halbschwester Claire de Charnace über viele Themen: die Mutter Marie d‘Agoult, eine „histoire du chapeau“, Friedrich Fröbel und die Einrichtung des „Kindergartens“ (Fröbel hatte Cosima bei König Ludwig II. von Bayern „angeschwärzt“, so dass der König am 27. Dezember 1867 „Warnungen“ an Cosima ergehen ließ; doch konnte Wagner im Rahmen einer Audienz am folgenden Tag den entstande nen Konflikt beilegen), Religion und Philosophie (nennt Ernest Ren an und spricht über die Jesuiten) und Neuigkeiten aller Art sowie interessante Bücher („je ne lis que Goethe“). Sie wünscht sich auch eine schön illustrierte und gut eingebundene Ausgabe von „Tausend und eine Nacht“. - Früher, sehr umfang- und inhaltsreicher Brief. 2571
2569
2573 Wagner, Richard, Komponist und Dirigent, Schöpfer der Bayreuther Festspiele (1813-1883). Eigh. Brief m. U. „Richard Wagner“. 2 S. Doppelblatt mit Adresse. Gr. 8vo. Albisbrunn 30.X.1851. 4.500 €
„... Die Herren Breitkopf & Härtel melden mir soeben, daß sie den Inhalt meiner Vorrede zu einem Buch ‚Drei Operndichtungen von R. W.‘ , welches sie gedruckt haben ohne es zwar genauer durchlesen zu haben, nicht zu vertreten im Stande seien. Sie befinden sich demnach in der Verlegenheit, das fast ganz gedruckte Buch ihren Ansichten gemäß nicht veröffentlichen zu können, wenn nicht ein Ausweg ... von mir gefunden würde. Ich bitte Sie nun, die fragliche Vorrede sich alsbald von den genannten Herren zur Durchsicht zu erbitten, und demnach sich zu entscheiden, ob es Ihnen recht sei, das ganze Buch unter Ihrer Firma in Verlag zu nehmen. Die Herren Breitkopf & Härtel haben mir dafür ein Honorar von 100 Gulden rheinisch zu kommen lassen: hoffentlich würden Sie diese ihnen zurückerstatten können, da ein guter Absatz des Werkchens zu erwarten steht: wenn nicht, so erkläre ich mich nöthigenfalls selbst zur Herauszahlung bereit, da mir vor allem daran liegt, das Buch alsbald erscheinen zu sehen ...“. - WBV 884: „Zunächst zur Einsichtnahme an Eduard Ave narius geschickt; nach Altmann wurde der Brief von diesem nicht weitergeleitet“. Das Buch, das die Texte von „Der fliegende Holländer“, „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ nebst einer neuen Vorrede enthalten sollte, erschien dann doch bei Breitkopf & Härtel. - Letzter Nachweis dieses Briefes: Auktion Rittershofer, 1950. - Nicht in der Ausgabe sämtlicher Briefe IV (1979).
2574 - Eigh. Brief m. U. „Richard Wagner“. 3 S. Doppel blatt. Gr. 8vo. Bayreuth 10.XII.1870 (! 1874?). 4.500 €
An einen „geehrtesten Freund“ in Leipzig, wohl an den Kapellmeister Gustav Schmidt . Wagner ist damit beschäftigt, diskret nach Gesangs personal für sein Bayreuther Projekt Ausschau zu halten. „... Sie wer den ersehen, welcher schlichten ‚Richtung‘ ich immer noch ergeben bin, da ich so vielen freundlichen Anzeigen ernster Musikaufführun gen Ihrerseits stets noch Folge versagen musste, und dagegen nun Ihnen mit der Bitte komme, mich im Leipziger Opern-Repertoire orien tiren zu wollen. - Ich möchte nämlich (ganz incognito) einige der dort i gen Sänger kennen lernen: vor allem ein Fräulein Rosenfeld, die Jemand mir sehr rühmte u. vielleicht wüssten Sie mir auch noch etwas Beson deres zu empfehlen ...“. Bittet darum, ihm jeweils kurzfristig („viel leicht selbst per Telegraph“) Opern zu nennen, in denen die Leipziger Kräfte am besten repräsentiert werden, damit sich Wagner ein Urteil bilden könne. Alles müsse aber unter größter Geheimhaltung gesche hen: „... würde ich Sie dann ersuchen, meine Ankunft durchaus nur unter uns zu behalten, namentlich beim Theater sie nicht verlauten zu lassen, weshalb ich auch um Logis in dem anderen Hôtel auf dem Rossmarkt - ich glaube Hopf!? - bitten würde, um nicht im Prusse‘s geschwätzig ausgesetzt zu sein. - Verzeihen Sie, dass ich mit solchen Trivialitäten mich an Sie wende; aber, weiss Gott, ich wüsste in Leip zig niemand, mit dem ich dort lieber ‚incognito‘ zusammenträfe, als Sie. - Die Zeit ist mir gleich, da ich jeden Tag abkommen kann und diessmal allein reise, um keine weiteren Confusionen herbeizuführen ...“. - Das Datum „1870“ ist auf dem Brief zweimal von anderer Hand mit Bleistift zu „1874“ korrigiert worden. Obwohl es merkwürdig
2575
erscheint, dass Wagner sich so im Jahresdatum geirrt haben soll, so ist doch festzuhalten, dass es 1870 am Leipziger Stadttheater nur zwei „Frl Rosenthal“ gab, während 1874 sich tatsächlich ein Fräulein Rosen feld im Sängerpersonal befand. Im WBV 6931 ist ein Brief mit Datum 10.XII.1874 an Friedrich Feustel genannt, wobei man sich auf Alt mann 2607 bezieht, der aber unter dieser Nummer einen Brief vom 16.XII. nennt! Außerdem liegt jener Brief in Bayreuth. Dieser Konfu sion möchten wir nicht folgen, sondern eher an Gustav Schmidt denken, denn Altmann zitiert unter Nr. 2606 einen Brief vom 15.XII.1874 an („vermutlich“) Gustav Schmidt, in dem Wagner offenbar auf das hier behandelte Vorhaben eingeht (er sieht sich eine Vorstellung der „Jes sonda“ an). - Jedenfalls ist der vorliegende Brief weder bei Altmann, noch im WBV verzeichnet. Abbildung Seite 208
2575 Wagner, Siegfried, Sohn Richard Wagners, Kom ponist und Leiter der Bayreuther Festspiele (1869-1930). 2 eigh. Briefe und 3 (2 eigh.) Postkarten m. U. „Siegfried Wagner“ bzw. „S. W.“. Die Briefe und 1 Postkarte in engl. Sprache. Zus. 8 S. (Bleistift und Tinte). Verschied. For mate. 1912-1929.
Die Briefe und 1 Postkarte an den Konzertveranstalter A. F. Wilshire in Bristol, über ein geplantes Konzert: „... Please excuse for writing with the pencil. I had a motor accident and cannot use my right hand. So I have to write with the left. Rather desagreable ... If I understand you right, you thought I was to conduct, is a complete Choral -Concert with fragments of the operas of my father. Is that so? I, in fact, only conduct symphonic Concerts how you can see by a few programs which I send inclosed. To tell you the truth: I don‘t like to conduct such pieces toren out of the whole and arranged at that purpose, not in the original form. Please let me know some details. Concerning the financial please make me your propositions. With best regards, also from my dear Winifred [Bayreuth 27.VI.1929] ... The rehearsals are going on very well! The first cycle begins the 16. My wife only comes for the second, and then we want to go on to Athens! - My editor Max Brockhaus is furious against Lockier, that he does not send him the money for the music! In Germany one is used to be very punctual in such matters [Ferrovia 30.VIII.1929] ... The following program, I think, will please you and the audience: (My part) 1.) a Ouverture Bruder Lustig b) Vorspiel Schwarzschwanenreich (Editor: Max Brock haus, Leipzig, Querstrasse) 2) Meistersinger Vorspiel u. Choral 3) Siegfried Idyll 4) Tannhäuser Ouverture. - When is the rehearsal? ... [o. O. 21.XI.1929]. - Der Text auf einer Porträtfoto-Postkarte (Bayreuth, wohl 1912), an die Ehefrau des Dirigenten Karl Muck in Berlin gerich tet, ist diktiert, so dass nur die Unterschrift „S W“ von Siegfried Wagner stammt: „Die Großtat Ihrer 8 Seiten so zu verkennen, ist allerdings empörend. Ich bitte gehorsamst um Verzeihung ... Morgen gehts auf Reisen. Am 25. bin ich in Berlin und wage mich ins Adlon ...“. - Beiliegend ein eigenhändig adressierter großer Umschlag, der von Bayreuth nach Bristol geschickte wurde. - Ferner beiliegend 2 schöne Porträt-Photos (Brustbilder, Kabinett-Format 16,5 x 10,5 cm). Das erste stammt vom Wiener Hof-Photographen J. Löwy und ist von Siegfried Wagner auf der Bildseite signiert ; das zweite, nicht signiert, zeigt den Künstler en face, mit verschränkten Armen. Es stammt vom Berliner Hof-Photographen W. Höffert. Abbildung
2576 - Wagner, Winifred, Schwiegertochter Richard Wagners, Ehefrau Siegfried Wagners, Hitler-Verehrerin, Leiterin der Bayreuther Festspiele (1897-1980). 5 Auto graphen m. U. „Winifred Wagner“. Verschied. Formate. Bayreuth 1930-1974.
600 €
An verschiedene Adressaten. Auf einer Ansichtskarte von der Villa Wahnfried schreibt sie an Miss Margaret Wilshire in Bristol, der sie zur erfolgreichen Deutsch-Prüfung gratuliert (wohl 1930). 1964-1974 bedankt sie sich (zweimal handschriftlich, einmal maschinenschrift lich) bei einem Ehepaar für Blumen. „... Haben Sie vielen herzlichen Dank für dieses treue mich so erfreuende Gedenken! - Leider habe ich durch meine Reise die Übertragung der Sonate verpasst - freue mich aber mit Ihnen beiden, dass sie gebracht wurde - hoffentlich zu Ihrer Zufriedenheit! - Meine vierte Griechenlandfahrt, die ich mit einer Enkelin machte, war wieder traumhaft schön! ...“. Dem Dirigenten Alfred Walter schickt sie 1963 eine gedruckte, aber signierte Danksa gung für seine Glückwünsche zu ihrem 66. Geburtstag. - Beiliegend ein eigenhändig adressierter Umschlag. - Ferner beiliegend 3 Schreiben ihrer Söhne, der Regisseure Wolfgang und Wieland Wagner. Wolf gang Wagner schreibt ein masch. Zeugnis für die Tochter des Londo ner Musikverlegers Max Hinrichsen, die bei den Bayreuther Festspie len 1953 hospitiert hat, und er bedankt sich 1999 mit einem Rund
schreiben, das ein langes Shakespeare-Zitat enthält, für Glückwünsche zu seinem Geburtstag. - Wieland Wagner schreibt in einem masch. Brief 1965 an einen „Herrn Doktor“ über Regie-Planungen: „Selbst verständlich bin ich mit dem von Ihnen vorgeschlagenen Herrn Blet schacher als Regieassistent einverstanden. Ich möchte nur von mir aus nicht etwa Herrn Dostal ausschalten - falls dieser assistieren will,
wäre mir auch das recht. Was den Urlaub für Herrn Guthrie betrifft, so ist mir unbekannt, daß ich den Tristan in Venedig inszeniere. Herr Pantscheff soll mir recht sein, falls er über genügend Stimme verfügt, da diese Partie sehr anspruchsvoll ist und die besten Stimmen gerade gut genug für die drei Soldaten sind. Frau Lindholm kann selbstver ständlich bei den Elektra -Proben zusehen ...“. - Zusammen 9 Teile.
Register Literatur
A
Adelung, J. C. 2137
Amory, Thomas 2001
Anakreon 2002
Aristoteles 2124-2125 Auerbach, Berthold 2020
B
Barrie, James M. 2151
Bauernhof-Kulissenbild 2238
Baumgarten, J. C. F. 2003
Benkowitz, K, F. 2004-2005
Bertuch, F. J. 2152
Beste ABC-Fibel 2153
Bibliothek class. Romane 2006
Biéler, André 2222
Bilderbogen 2243
Bisquitbilder 2239
Bonn, Franz 2154
Brentano, Clemens 2007
Büchner, Georg 2008 Bulgarische Kinderbücher 2155
C
Campe, Joachim Heinrich 2156
Caradeuc de la Chalotais, L. R. de 2138
Carus, Carl Gustav 2027
Caspari, Gertrud 2157
Cervantes Saavedra, M. de 2009-2010, 2034
Christus als Guter Hirte 2240
Collodi, Carlo 2158
Combe, William 2011
Crane, Walter 2159-2161 Craon, Valentine du Cayla 2012
D
Dehmel, Paula 2162-2163
Dehmel, Richard 2163
Des Kindes erste Bilderschau 2164
Descartes, René 2126
Dessauische Zeitung 2139 Dichter Quartett 2241
E
Eichendorff, Joseph v. 2013, 2165
Eichrodt, Ludwig 2014
Eisgruber, Elsa 2165
Elise, die racheübende 18jährige Tochter 2015
Enders, Ludwig 2166 Erdmann, Wilhelm 2167 Evans, Edmund 2161
F
Faungruber, Hans 2168
Feuerbach, Anselm von 2016 Fichte, J. G. 2127-2128
Fontane, Theodor 2017-2018
Forster, Georg 2019
Frey, Adolf 2169-2170
Freyhold, K. F. v. 2171 Fulda, Ludwig 2172
G
Gebauer, August 2173
Gedik, Simon 2058
Gehring, Jo. W. 2140
Gelbert, Gundel 2174
Gellert, C. F. 2021
Gesellenfahrten 2022
Goethe, J. W. v. 2023-2026
Goldene Ernte 2175
Gotter, F. W. 2028
Greenaway, Kate 2175a-2176
Grimm, J. und W. 2029, 2177-2178
Grolmann, F. L. A. 2030-2031
Grotefend, G. F. 2032
Gruber, J. G. 2141 Gundlingiana 2033
H
Hempel, F. F. 2035
Hennings, Wilhelm 2036
Herder, J. G. 2037
Hey, Wilhelm 2180 Heyer, Arthur 2181
Hildebrandt, F. O. 2181
Hinze, H. J. 2038
Hippel, T. G. v. 2039
Hobbes, Thomas 2129-2130
Hoerschelmann, Rolf von 2232 Hoffmann, Heinrich 2040, 2182 Hoffmann von Fallersleben, A. H. 2041
Holberg, Ludvig 2042 Huber, Johanna 2183
Humboldt, Wilhelm von 2043 Hume, David 2131
Hundt-Radowsky, Hartwig 2044-2045
I J
Illustrationsfolgen 2046
Jacobi, Johann Georg 2047
Jauffret, L.-F. 2184
Jean Paul 2048-2049
Jenaische allgemeine LiteraturZeitung 2050 Josef Scholz-Verlag 2185-2186
K
Kalisch, Ludwig 2051
Kant, Immanuel 2132-2133
Karikaturen 2242 Kipling, Rudyard 2187
Klett, Gertrud J. 2188 Knigge, Adolph von 2052 Kossak, Ernst 2053-2054 Kreidolf, Ernst 2170, 2189-2195 Krug, Wilhelm Traugott 2142 Krummacher, F. A. 2055 Kulissenbilder 2243
L Lang, Karl 2196
Lassalle, Ferdinand 2056 Lavater, Johann Kaspar 2057 Lazarkevich, Vadim 2229 Lear, Edward 2197 Leibniz, G. W. 2134 Leip, Hans 2198 Less, Gottfried 2060 Lessing, G. E. 2061-2066 Lindgren, Astrid 2199 Lindner, Renate 2067 Literatur-Spiel 2244 Löffler, Bertold 2200
M
Mädler, Minna von 2068 Malss, Karl 2069 Manso, J. C. F. 2070 Marmaduke Multiply‘s 2201 Marmontel, Jean-François 2071 Martineau, Henriette 2202 Matthäi, F. A. L. 2143 Mauder, Josef 2203-2204 May, Karl 2072 Meggendorfer, Lothar 2154 Meibom, J. H. 2074 Mercier, L.-S. 2075 Milton, John 2076-2077 Mohrhenn, Margarete 2206 Moser, C. F. v. 2078 Müller, Heinrich 2207-2208 Münchener Punsch 2079 Mussino, Attilio 2158
N
Neues Zitaten-Lotto 2245 Neureuther, Eugen 2037 Neuruppiner Bilderbogen 2246 Neuvermehrte Lust-Rose 2080 Niedersächs. Wochenblatt 2144 Niemeyer, Georg Friedrich 2081 Nietzsche, Friedrich 2135-2136 Non-book 2082-2084 Normann, F. G. 2209 Novalis 2085
O Ockerse, W. A. 2086 Ofenspiele 2247 Ohser, Erich 2187
Olbrich, Joseph Maria 2210 Olfers, Sibylle von 2211 Olszewski, Karl Ewald 2212 Oncle Hansi 2179 Ostini, Fritz von 2213-2214 Ovid 2087-2088
P Paris-Diorama 2248 Plinius C. S., G. 2089 Poe, Edgar Allan 2215 Polkamanie, La 2090
R Rackham, Arthur 2151 Ramberg, J. H. 2091
Ramsey, Tamara 2217 Raspe, R. E. 2092
Räthsel für kleine Kinder 2216 Recke, Elisa von der 2093 Recklinghausen, L. v. 2218 Riemkasten, Felix 2219 Rizzi, Giuseppe 2249 Rohden, Erich 2220 Rosen-Nestler, B. v. 2220a Rowlandson, Thomas 2011 Rückert, Friedrich 2094
S Sachs, Hans 2095 Saintine, X. B. 2096
Schmidhammer, Arpad 2221 Schneider, Maurice 2222 Schneider, Sascha 2073 Schottelius, J. G. 2097 Schubert, F. K. 2098 Schultze, C. F. 2099 Schulz, Wilhelm 2223 Schwind, Moritz von 2100-2101 Selchow, Felix 2224 Seume, J. G. 2102-2103 Shakespeare, William 2104 Siegmann, Hermann 2225 Soden, Julius Graf v. 2105
Sörgel, Lorenz Paul 2145 Spielen und Lernen 2226 Spielplan 2227 Spyri, Johanna 2228
Staël-Holstein, A.-L.-G. de 2106 Steele, Robert 2107
Steinbeck, C. G. 2146-2147
Sternau, G. 2108
Stolberg, C. und F. L. 2109
Strang, William 2092
Straß, K. F. H. 2110
Stroth, F. A. 2111
Stubel, Jordan 2229 Sutner, Josef 2112
T
Tassoni, Alessandro 2113
Textor, F. L. 2114
Theaterbilderbuch 2230
Thümmel, M. A. v. 2115
Tieck, Ludwig 2116-2117
Trier, Walter 2231
V Verani, Gaetano Felice 2059
Vernier, Charles 2090
Völlinger, K. Leopold 2029 Voltz, Johann Michael 2233
W Walderzählungen 2234
Weihnachten 2235
Weisse, C. F. 2118, 2148-2149 Wenz-Viëtor, Else 2236
Wieland, C. M. 2119-2120
Wunderseltsame Geschichte 2121 Wunder-Lampenschirm 2250 Wunderliche und seltsame Historien 2122
Z Zimmermann, J. F. T. 2150
Zimmermann, Wilhelm 2123
Zur Mühlen, Hermynia 2237
Register Autographen
A Aglietti, Francesco 2384
Albinus, Adrianus 2443
Album Amicorum 2431
Alexandre de Gonzaga 2428
Allers, Christian Wilhelm 2478
Ancillon, Johann Peter Fr. 2385
Aragon, Louis 2301
Artmann, H. C. 2302-2303
Aublet, Jean Baptiste Fusée 2386 August, Kurfürst v. Sachsen 2429 Autographen-Album 2304
B Barlach, Ernst 2479-2480
Barth, Karl 2387
Begas, Reinhold 2481 Bendemann, Eduard 2482
Benedikt XIV., röm. Papst 2430 Benn, Gottfried 2305 Bense, Max 2306
Berliner Abgaben-Quittung 1807 2438
Bertrand, Henri-Gatien Comte de 2467
Bismarck, Otto Fürst von 2439 Blech, Leo 2541
Blind, Karl 2440
Bluntschli, Johann Caspar 2388
Böhm, Julius 2441
Böll, Heinrich 2307
Bonin, Eduard von 2442 Born, Nicolas 2308
Brentano, Lujo 2389
Breslau. Kaufbrief 1718 2446
Britische Naturforscher 2390 Brongniart, Alexandre 2391 Bruckner, Anton 2542
C Chagall, Marc 2483-2491
Chambrier, Jean-François de 2309
Christian Markgraf von Brandenburg 2432
Cocteau, Jean 2310
Cornelius, Peter von 2492
D Dalberg, Nils 2392
Defregger, Franz von 2493
Delacroix, Eugène 2494
Derfflinger, Georg Reichsfreiherr von 2444
Döblin, Alfred 2312
Doderer, Heimito von 2311
Drake, Friedrich 2495
Drewitz, Ingeborg 2313
Durieux, Tilla 2542a
Duthie, John Firminger 2393
E
Eder, Georg 2394
Edschmid, Kasimir 2314
Egidy, Moritz von 2448
Elisabeth (Sisi), Kaiserin von Österreich 2449
Engagements-Verträge 2543
Eriksson Ulfsparre, Hanns 2472
Ernst I., Herzog von Sachsen-Gotha 2471
Ernst I., Herzog von SachsenGotha-Altenburg 2470
F Felsing, Jakob 2496
Fischer, Kuno 2395
Foerster, Wilhelm 2396
Fontane, Theodor 2315
Friedrich I., König in Preußen 2450
Friedrich II., der Große, König von Preußen 2451-2454
Friedrich Wilhelm I., König von Preußen 2455
Friedrich Wilhelm II., König von Preußen 2456-2457
Fries, Jakob Friedrich 2397 Friesen, Friedrich 2468 Frommannsche Buchhandlung 2319
Frommel, Emil 2316 Führich, Joseph Ritter von 2497 Fürsten des Kaiserreichs 2458 Fürstenberg, Elisabeth Fürstin zu 2459
G Gästebuch Stummbaum in Bayreuth 2540 Gastein, Bad 2460 Gautieri, Joseph 2320 Gentz, Wilhelm 2498 Gernhardt, Robert 2317 Gilibert, Jean-Emmanuel 2398 Goethe, Johann W. von 2318 Grattenauer, Karl Wilhelm 2321 Green, Julien 2324 Grimm, Friedrich M. von 2325 Groote, Eberhard von 2461 Großmann, Stefan 2552 Gulbransson, Olaf 2499-2500 Gurlitt, Cornelius 2501
H Haffner, Sebastian 2326 Hahl, Albert 2462 Hamsun, Tore 2327 Hasenclever, Walter 2328 Hatzfeld, Adolf von 2329 Hauptmann, Gerhart 2330 Heckel, Erich 2502 Heidegger, Martin 2400 Heine, Thomas Theodor 2503 Hemingway, Ernest 2331 Herzog, Wilhelm 2332 Hesse, Hermann 2333-2336
Hindenburg, Paul von 2463
Historiker und Juristen 2401 Hitler-Jugend in Lichterfelde 2433
Hochhuth, Rolf 2337 Hofer, Karl 2504
Hoffmann, Josef 2505 Hofmann, August W. von 2402 Holm, Korfiz 2553
Hooker, Sir Joseph Dalton 2403 Hugo, Victor 2338-2339
Hülsen, Botho von 2554
Hülsen-Haeseler, Georg Graf von 2544 Humboldt, Alexander von 2404
J Jandl, Ernst 2340
K
Karsch, Anna Louisa, die Karschin 2341
Kaulbach, Wilhelm von 2507 Kaulbach Friedrich August von 2506
Kerkovius, Ida 2508
King, George 2405
Koda, Nobu 2555
König, Leo von 2509
Konrád, Edmond 2545
Krausnick, Heinrich W. 2434
Kroll, Joseph 2556
Krüss, James 2343
Künstler-Album 2557
L
Lasker, Eduard 2464
Lasker-Schüler, Else 2344
Le Corbusier 2510
Legal, Ernst 2558
Lehár, Franz 2559
Leistikow, Walter 2511
Lenz, Oskar 2406
Liebermann, Max 2512
Lindley, John 2407
Liszt, Franz 2560
Loerke, Oskar 2345
Ludwig XVI., König von Frankreich 2465
Lühe, Caroline von der 2346
M
Mackensen, Fritz 2513
Mann, Erika 2347
Mann, Heinrich 2348-2349
Marcks, Gerhard 2514
Martins, Charles 2399
Matisse, Henri 2515-2516
Middendorff, Wilhelm 2409
Milder-Hauptmann, Anna 2561
Moeller van den Bruck, Arthur 2350
Mohl, Robert von 2410
Montgolfier, Gebrüder 2411
Mörike, Eduard 2351-2352
Murr, Christoph G. von 2412 Musil, Robert 2353 Mussolini, Benito 2466
N
Nadar 2517-2518
Nationaltheater München 2546 Niemeyer, August H. 2413
O
Oberländer, Adolf 2519
Oertel, Herbert 2547
Osborn, Franz 2562 Owen, Richard 2414
P Paul Wilhelm, Herzog von Württemberg 2415
Pestalozzi, Johann H. 2416
Philippi, Johann Christian 2447
Piloty, Carl von 2520
Piper, Klaus 2354
Piper, Reinhard 2355
Pogwisch, Ottilie von 2322
Posselt, Ernst Ludwig 2417
Prechtl-Friedlaender, Robert 2548
Preetorius, Emil 2521
Preller, Friedrich 2522
Puccini, Giacomo 2563 Purrmann, Hans 2523
R
Rau, Karl Heinrich 2418
Reimann, Hans 2356
Reinhardt, Max 2549
Renoir, Auguste 2524
Retzsch, Moritz 2525
Reutter, Otto 2564
Richter, Ludwig 2526
Ringelnatz, Joachim 2357 Rohden, Wilhelm von 2408 Rommel, Dietrich Christoph von 2420
Röntgen, Wilhelm Conrad 2419 Roth, Dieter 2358 Roth, Philip 2359
Rückert, Heinrich 2360 Rudersdorff, Hermine 2565
Rühle von Lilienstern, Otto 2342 Rühmkorf, Peter 2361
S Sahl, Hans 2362 Savoye, Joseph 2363 Schadow, Johann G. 2527 Schneider, Louis 2566 Scholz, Werner 2528 Schönlank, Bruno 2364 Schreckenstein, Ludwig Roth von 2435
Schreyer, Lothar 2365 Schüddekopf, Jürgen 2366 Schwind, Moritz von 2529 Sedlmayr, Walter 2567 Seebach, Karl von 2421 Semler, Johann Salomo 2422 Signac, Paul 2530 Skarbina, Franz 2531 Spontini, Gasparo 2568 Stahl, Friedrich Julius 2423 Stammbuch 2367-2375 Stephan, Bischof von Brandenburg 2445 Strauß, Johann (Sohn) 2570 Strauß, Johann (Vater) 2569 Struck, Hermann 2532 Stuck, Franz von 2533 Sue, Eugène 2376
T Thököly, Stephan II. 2473 Tieck, Ludwig 2377 Treitschke, Heinrich von 2424 Trökes, Heinz 2534 Trübner, Wilhelm 2535 Tuaillon, Louis 2536 U Ury, Lesser 2537
V Vischer, Georg Matthäus 2425 Vogel von Vogelstein, Carl Christian 2538
W Wackenroder, Heinrich 2323 Wagner, Cosima 2571-2572 Wagner, Richard 2573-2574 Wagner, Siegfried 2575 Wagner, Winifred 2576 Weimarer Republik in Köln 2474
Welcker, Carl Theodor 2426 Werfel, Franz 2378 Wiechert, Ernst 2379 Wildgans, Anton 2380 Wilhelm I., Deutscher Kaiser 2475
Wilhelm II., Deutscher Kaiser 2476 Willstätter, Richard 2427 Wrangel, Friedrich H. E. Graf von 2436-2437
Z Zech, Paul 2381 Zieten, Hans Ernst Karl von 2469
Zille, Heinrich 2539 Zola, Émile 2382 Zoll-Deklarationen des 17. Jahrhunderts 2477 Zweig, Stefan 2383
BASSENGE
Totenschädel der Magie. Okkultistischer Ritualschädel. Deutschland, 19. Jahrhundert. Schätzung 2.000 €1. Die Bassenge Buchauktionen GbR, nachfolgend Versteigerer genannt, versteigert als Kommissionärin im eigenen Namen und für Rechnung ihrer Auftraggeber (Kommittenten), die unbenannt bleiben. Die Versteigerung ist freiwillig und öffentlich im Sinne des § 383 III BGB.
2. Der Versteigerer behält sich das Recht vor, Nummern des Kata loges zu vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge anzubie ten oder zurückzuziehen.
3. Sämtliche zur Versteigerung kommenden Gegenstände können vor der Ver steigerung besichtigt und geprüft werden. Die Sachen sind gebraucht. Erhaltungszustände der einzelnen angebotenen Arbeiten bleiben im Katalog in der Regel unerwähnt. Die Katalog beschreibungen sind keine Garantien im Rechtssinne und keine vertraglich vereinbarten Beschaffenheitsangaben. Gleiches gilt für individuell angeforderte Zustandsberichte. Sie bringen nur die subjektive Einschätzung des Versteigerers zum Ausdruck und die nen lediglich der unverbindlichen Orientierung. Alle Gegenstände werden in dem Erhaltungszustand veräußert, in dem sie sich bei Erteilung des Zuschlages befinden. Soweit nicht in der Katalogbe schreibung explizit erwähnt, sind Rahmungen nicht bindender Bestandteil des Angebots. Der Käufer kann den Versteigerer nicht wegen Sachmängeln in Anspruch nehmen, wenn dieser seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat. Der Versteigerer verpflichtet sich jedoch, wegen rechtzeitig vorgetragener, begründeter Mängelrügen innerhalb der Verjährungsfrist von 12 Monaten ab dem Zeitpunkt des Zuschlags seine Ansprüche gegenüber dem Einlieferer (Auf traggeber) geltend zu machen. Im Falle erfolgreicher Inanspruch nahme des Einlieferers erstattet der Versteigerer dem Erwerber den Kaufpreis samt Aufgeld. Die Haftung des Versteigerers auf Schadensersatz für Vermögensschäden – gleich aus welchem Grund – ist ausgeschlossen, es sei denn, dem Versteigerer fiele Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last. Die Haftung bei Verlet zung von Leben, Körper und Gesundheit bleibt unberührt.
4. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchst bietenden. Der Versteigerer kann den Zuschlag verweigern oder unter Vorbehalt erteilen. Wenn mehrere Personen dasselbe Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das Los. Der Versteigerer kann den Zuschlag zurück nehmen und die Sachen erneut ausbieten, wenn irrtümlich ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot übersehen worden ist oder wenn der Höchstbietende sein Gebot nicht gelten lassen will oder sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen.
5. Im Falle eines schriftlichen Gebotes beauftragt der Interessent den Versteigerer für ihn während der Versteigerung Gebote abzu geben. In schriftlichen Aufträgen ist bei Differenzen zwischen Nummer und Kennwort das Kennwort maßgebend.
6. Telefonische Gebote und Online-Direkt-Gebote über das Internet bedürfen der vorherigen Anmeldung beim Versteigerer und dessen Zustimmung. Für die Bearbeitung übernimmt der
Versteigerer jedoch keine Gewähr. Telefonische und OnlineGebote werden nur akzeptiert, wenn der Bieter bereit ist, den ihm zuvor mitgeteilten Mindestpreis des jeweiligen Loses zu bieten. Auch bei Nichtzustandekommen einer Verbindung gilt, dass für den Auktionator dieses Gebot in Höhe des Mindest preises verbindlich ist. Für das Zustandekommen einer entspre chenden Telefon- oder Onlineverbindung übernimmt der Ver steigerer keine Gewähr. Das Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen findet auf solche Gebote keine Anwendung (§ 312d Abs. 4 Nr. 5 BGB).
7. Mit der Erteilung des Zuschlages geht die Gefahr für nicht zu vertretende Verluste und Beschädigung auf den Ersteigerer über. Das Eigentum an den ersteigerten Sachen geht erst mit vollstän digem Zahlungseingang an den Erwerber über.
8. Auf den Zuschlagspreis ist ein Aufgeld von 29% zu entrich ten, in dem die Umsatzsteuer ohne separaten Ausweis enthalten ist (Differenzbesteuerung) oder ein Aufgeld von 24% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19% (Regelbesteuerung), bei Büchern beträgt die Umsatzsteuer 7% (Regelbesteuerung). Die im Katalog mit einem * gekennzeichneten Objekte unterliegen in jedem Fall der Regelbesteuerung (Aufgeld von 24% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19%). Bei den im Katalog mit einem ^ gekennzeichneten Objekten ist Einfuhrumsatz steuer angefallen. In diesen Fällen wird zusätzlich zu einem Aufgeld von 26% (Differenzbesteuerung) die verauslagte Einfuhrumsatz steuer in Höhe von z.Zt. 7% auf den Zuschlag erhoben. Für bundesdeutsche Kunsthändler und Antiquare, die zum Vor steuer abzug berechtigt sind, kann die Gesamt rech nung auf Wunsch, wie bisher nach der Regelbesteuerung ausgestellt werden. Von der Umsatzsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Dritt länder (außerhalb der EU) und – bei Angabe ihrer USt.-Identi fikations-Nr. bei Auftragserteilung als Nachweis der Berechtigung zum Bezug steuerfreier innergemeinschaftlicher Lieferungen –auch an Unternehmen in anderen EU-Mitgliedsstaaten, unter der Voraussetzung, dass sie für gewerblichen Gebrauch einkaufen. Eine Korrektur nach Rechnungsstellung ist nicht möglich. Alle anderen Käufe aus EU-Ländern unterliegen der Umsatzsteuer. Ausländischen Käufern außerhalb der Europäischen Union wird die Umsatzsteuer erstattet, wenn binnen 4 Wochen nach der Auk tion der deutsche zollamtliche Ausfuhrnachweis und der zollamt liche Einfuhrnachweis des entsprechenden Importlandes erbracht werden. Bei Versand durch uns gilt der Ausfuhrnachweis als gege ben. Bei Online-Live-Geboten über externe Internetplatt formen erhöht sich das Aufgeld um die dort anfallende Transaktionsgebühr. Während oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rech nungen bedür fen einer besonderen Nachprüfung und eventueller Berichtigung; Irrtum vorbehalten. Katalog- und Zusatzabbildungen dürfen nicht ohne Genehmigung verwendet werden. Reproduktionsrechte und digitale Dateien der Abbildungen können gegen Gebühr erworben werden.Gegebenen falls noch bestehende Urheberrechte Dritter bleiben davon unbe rührt und müssen u.U. gesondert eingeholt werden.
9. Die Auslieferung der ersteigerten Stücke erfolgt in unseren Geschäftsräumen gegen Bezahlung. Kreditkarten (Mastercard, VISA, American Express), Schecks sowie andere unbare Zah lungen werden nur erfüllungshalber angenommen. Bankspesen/ Transaktionsgebühren bzw. Kursverluste können zu Lasten des Käufers gehen. Die Auf bewahrung erfolgt auf Rechnung und Gefahr des Käufers. Der Versand wird gegen Vorabrechnung des Rechnungsbetrages ausgeführt. Die Versandspesen sowie die Kosten für Versicherung gegen Verlust und Beschädigung gehen zu Lasten des Käufers. Übersteigen die tatsäch lichen Versandkosten die vorab berechnete Pauschale, so wird die Differenz dem Käufer nachträglich in Rechnung gestellt.
10. Bei der Ausfuhr von Kulturgütern aus dem Gemeinschafts gebiet der EG ist gem. der EG-Verordnung Nr. 116/2009 abhängig von Kategorie und Wert des Objekts ggf. eine Ausfuhrgeneh migung erforderlich. Aus Gründen des Artenschutzes können Objekte aus bestimmten, geschützten Materialien (u.a. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt und einige Korallenarten) besonderen Im- und Exportbeschränkungen unterliegen. Zum Zwecke des Exports (ins besondere außerhalb der Europäischen Union) kann hierfür eine spezielle Ausfuhrgenehmigung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 338/97 erforderlich sein. Entsprechende Ausfuhrgenehmigungen können nur unter strengen Bedingungen erteilt und ggf. auch gar nicht erlangt werden, auch kann der Import dieser Gegenstände in manche Staaten eingeschränkt oder untersagt sein. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, sich über etwaige Im- und Exportbe schränkungen zu informieren. Export und Import entsprechender Objekte erfolgen allein auf Rechnung und Gefahr des Käufers.
11. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Der Versteigerer ist berechtigt, falls nicht innerhalb von zwei Wochen nach der Versteigerung Zahlung gelei stet ist, den durch den Zuschlag zustande gekommenen Kaufver trag ohne weitere Fristsetzung zu annullieren, Verzugszinsen in
banküblicher Höhe – mindestens jedoch 1 % auf den Bruttopreis je angebrochenen Monat – zu berechnen und von dem Ersteigerer wegen Nichterfüllung Schadenersatz zu verlangen. Der Schadener satz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache in einer neuen Auktion nochmals versteigert wird und der säumige Käufer für einen Mindererlös gegenüber der vorangegangenen Ver steigerung einschließlich der Gebühren des Auktionshauses aufzu kommen hat. Zu einem Gebot wird er nicht zugelassen, auf einen etwaigen Mehrerlös hat er keinen Anspruch.
12. Erfüllungsort und Gerichtsstand im vollkaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das UNAbkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung.
13. Die im Katalog aufgeführten Preise sind Schätzpreise, keine Limite.
14. Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Inter essent entweder telefonisch oder schriftlich (im Sinne der Ziffern 5 und 6) den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt.
15. Die Abgabe eines Gebotes in jeglicher Form bedeutet die Anerkennung dieser Versteigerungsbedingungen. Der Versteigerer nimmt Gebote nur aufgrund der vorstehenden Versteigerungs bedingungen entgegen und erteilt dementsprechend Zuschläge. Kommissionäre haften für die Käufe ihrer Auftraggeber.
16. Sollte eine der vorstehenden Bestimmungen ganz oder teil weise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt.
Dr. Markus Brandis, öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator
Stand: September 2022
Alle in diesem Katalog angebotenen Objekte aus den unter Artenschutz gestellten oder diese enthaltenden Materialien wie u. a. Elfenbein, Nashorn oder Schildpatt sind ausnahmslos vor dem 01.06.1947 entstanden und verarbeitet worden. Ein Versand in Drittländer ist in der Regel nicht möglich. Für alle angebotenen Objekte aus oder mit Elfenbein, die wir verkaufen, liegt eine Vermarktungsgenehmigung vor, eine Aus fuhr in den EU-Binnenmarkt ist jederzeit möglich, allerdings weisen wir darauf hin, dass eine Ausfuhr in Länder außerhalb der EU nur in Ausnahmefällen möglich ist. Das Beschaffen einer entsprechenden Genehmigung obliegt dem Käufer.
Eindeutig identifizierbare Werke mit einem Schätzpreis von mind. 2500 Euro werden vor der Auktion mit dem Art Loss Register abgeglichen.
CONDITIONS OF SALE
1. The Bassenge Buchauktionen GbR, subsequently called “the auc tioneer” carries on business as commission-agent in its own name on behalf of its voluntary consignors. This auction sale is a public one in the sense of § 383 III BGB.
2. The auctioneer reserves the right to combine, to split, to change or to withdraw lots before the actual final sale.
3. All objects put up for auction can be viewed and examined prior to the sale at the times made known in the catalogue. The items are used and sold as is. As long as not explicitly mentioned in the catalogue description, framing is not an inherent part of the offer. As a rule, the condition of the individual work is not given in the catalogue. Catalogue descriptions are made with as much care as possible, but the descriptions do not fall under the statutory para graph for guaranteed legal characteristics. The same applies for individually requested condition reports. These also offer no legal guarantee and only represent the subjective assessment of the auc tioneer while serv ing as a non-binding orientation. The liability for damage to life, body or health shall remain unaffected. In case of a justified claim, however, he will accept the responsibility to make a claim for restitution on behalf of the buyer against the consignor within a period of 12 months, running from the fall of the hammer. In the event of a successful claim the auctioneer will refund the hammerprice plus premium.
4. The highest bidder acknowledged by the auctioneer shall be deemed the buyer. In case of identical bids the buyer will be deter mined by drawing lots. In the event of a dispute the auctioneer has the absolute discretion to reoffer and resell the lot in dispute. He may also knock down lots conditionally.
5. In the case of a written bid the bidder commissions the auctio neer to place bids on his behalf during the auction. In cases where there is a discrepancy between number and title in a written bid the title shall prevail.
6. Telephone and direct online bidding via the internet must be approved in advance by the auctioneer. The auctioneer cannot be held liable for faulty connections or transmission failure. In such a case the bidder agrees to bid the reserve price of the corresponding lot. For such bidding the regulations of long distance contracts do not apply (Fernabsatzverträge) [cf § 312d IV,5 BGB].
7. On the fall of the auctioneer’s hammer title to the offered lot will pass to the acknowledged bidder. The successful buyer is obliged to accept and pay for the lot. Ownership only passes to the buyer when full payment has been received. The buyer, however, immediately assumes all risks when the goods are knocked down to him.
8. A premium of 29% of the hammer price will be levied in which the VAT is included (marginal tax scheme) or a premium of 24% of the hammer price plus the VAT of 19% of the invoice sum will be levied [books: 7%] (regular tax scheme). Buyers from countries of the European Union are subject to German VAT. Items marked with an * are subject to the regular tax scheme (premium of 24% of the hammer price plus the current VAT of 19%). Items marked with an ^ are subject to import duty. In these cases in addition to a premium of 26% (marginal tax scheme), the charged import tax of currently 7% will be added to the hammer price.
Exempted from these rules are only dealers from EU-countries, who are entitled, under their notification of their VAT ID-Num ber, to buy on the basis of VAT-free delivery within the European Union. Notification of VAT ID-Numbers must be given to the auc tioneer before the sale.
For buyers from non EU-countries a premium of 24% will be levied. VAT will be exempted or refunded on production of evidence of exportation within 4 weeks of the auction, or, if appropriate, impor tation to another country. This is taken as given when the dispatch is effected by us.
Live bidding through external online platforms entails a transaction fee stipulated by the platform and will be added to the premium. Due to the work overload of the accounting department during auc tions, invoices generated during or directly after an auction require careful revision and possible correction; errors excepted. Catalogue images may not be used without permission. Repro duction rights and digital files can be acquired for a fee. Any copy rights of third parties that may still exist remain unaffected by this and may have to be obtained separately.
9. Auction lots will, without exception, only be handed over after pay ment has been made. Credit cards (VISA, Mastercard, Ame rican Express), checks and any other form of non-cash payment are accepted only on account of performance. Exchange rate risk and bank charges may be applicable. Storage and dispatch are at the expense and risk of the buyer. If the shipping costs exceed the lump sum on the invoice the outstanding amount will be billed separately.
10. According to regulation (EC) No. 116/2009, an export license is necessary when exporting cultural goods out of European Com munity territory, depending on the type or value of the object in question. For the purposes of wildlife conservation, it is necessary to obtain an export license according to regulation (EC) No. 338/97 when exporting objects made from certain protected materials (incl. ivory, tortoiseshell, mother-of-pearl and certain corals) out of the territory of the European Community. Export licenses for objects made of protected materials are only granted under strict conditions or may not be granted at all. The import of such objects
may be restricted or prohibited by certain countries. It is the buyer’s responsibility to inform himself, whether an object is subject to such restrictions. Export and import of such objects are at the expense and risk of the buyer.
11. The buyer is liable for acceptance of the goods and for payment. The purchase price shall be due for payment upon the lot being knocked down to the buyer. In case of a delayed payment (two weeks after the sale) the purchaser will be held responsible for all resultant damages, in particular interest and exchange losses. In case of payment default the auctioneer will charge interest on the outstanding amount at a rate of 1% to the gross price per month or part of month. In such an event the auctioneer reserves the right to annul the purchase contract without further notice, and to claim damages from the buyer for non-fulfilment, accordingly he can reauction the goods at the buyer’s expense. In this case the buyer is liable for any loss incurred, the buyer shall have no claim if a higher price has been achieved. He will not be permitted to bid.
12. The place of fulfillment and jurisdiction is Berlin. German law applies exclusively; the UN-Treaty (CISG) is explicitly excluded.
13. The prices quoted after each lot are estimates, not reserves.
14. The after-sales is part of the auction in which the bidder places either by telephone or in written form (as stated in number 5 and 6) the order to bid a set amount.
15. By making a bid, either verbally in the auction, by telephone, written by letter, by fax, or through the internet the bidder con firms that he has taken notice of these terms of sale by auction and accepts them. Agents who act on behalf of a third party are jointly and separately liable for the fulfillment of contract on behalf of their principals.
16. Should one or the other of the above terms of sale become wholly or partly ineffective, the validity of the remainder is not affected. In the event of a dispute the German version of the above conditions of sale is valid.
Dr. Markus Brandis Attested public auctioneerAs of September 2022
All objects offered in this catalog from the materials placed under species pro tection or containing them, such as ivory, rhinoceros horn or tortoise shell, have been created and processed without exception before 01.06.1947. Thus, shipping to third countries is generally not possible. For all offered objects made of or with ivory, which we sell, a marketing permit is available. An export to the EU domestic market is possible at any time, however, we point out that an export to countries outside the EU is only possible in exceptional cases. The procurement of an appropriate permit is the responsibility of the buyer.
Clearly identifiable works with an estimate of 2,500 Euros or over will be checked against the Art Loss Register database before the auction.
Wir erbitten Ihre Angebote
Katalogbearbeitung:
Dr. Markus Brandis, Harald Damaschke, Stephan Schurr
Autographen: Dr. Rainer Theobald, Spazierstöcke: Stephan Schurr
Repro / Foto: Maria Benkendorf, Philipp Dörrie, Stefanie Löhr
Gestaltung / Satz: Philipp Dörrie, Stefanie Löhr