Ausgabe 1/2016
Die Stars aus Höfendorf
Zu Besuch bei den Albkamelen Ziele für den Frühling
Wandern im Blütenrausch
Karl Hurms poetische Bilder
Zwischen Traum und Wirklichkeit Vom Bier bis zum Essig
Flüssige Genüsse von der Alb
f ür s p p i T und e g ü Ausfl este Bierf
Heft 1/2016 EURO 4,50
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Landpartie
Ausflüge und Aktivitäten
16 Ochsentour zur Orchidee Tipps für Frühlingswanderungen durchs Blütenmeer
24 Hopfenleicht statt bierernst
Feld, Wald, Wiese
40 Der kalte Hauch der Alb
In Hohenstein ist das Bierseminar ein genüssliches Erlebnis
Das Weingut Bächner feiert Erfolge mit den Weinen vom Hohenneuffen
30 Bierbrauer sind Naturschützer
48 Frecher Wicht
Interview mit dem Bier-Botschafter Cem Özdemir
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Flurstück
Tiere der Alb: Der kleine Sperlingskauz erschließt sich neue Lebensräume
32 Brehms großer Irrtum
52 Schluss mit Stillgestanden
Ein Besuch bei Rolf Müllers Albkamelen in Höfendorf
Das Alte Lager in Münsingen soll eine Attraktion für Besucher werden
Schauplatz Kultur und Leben
58 Der weite Weg ins Glück Zwei Frauen erforschten die Geschichte der Auswanderer in Gomaringen
64 Zwischen Traum und Wirklichkeit Über Karl Hurm, den Maler aus Weildorf, und seine poetischen Bilder
72 Diesseits von Afrika Die Autorin Ursa Koch pendelt zwischen Hohenstein und den Kapverden
rie: e S e Neu Tiere lb der A
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110 Aushäusig Tipps und Termine
Älbler
Macher und Originale
78 Volles Rohr Aerocom aus Schwäbisch Gmünd baut in aller Welt Rohrpostanlagen
84 Bergab an die Spitze Stefan Salscheider aus Albstadt organisiert Mountainbike-Events
88 Aufs Korn genommen Fäser-Malz in Giengen an der Brenz erweckt die Braugerste zum Leben
94 Feuer und Flamme fürs Fass Der Küfer Matthias Streib aus Mössingen und sein seltenes Handwerk
Tafelrunde
127 Von Märkten, Musikfestivals und
Essen, trinken, feiern
Marathonläufen: Die wichtigsten Veranstaltungen im Überblick
102 Bewegte Bergwelt
134 Vielerorts feiern Brauereien, Städte
Im Ehinger Stadtteil Berg wird seit 550 Jahren Bier gebraut
110 Café mit Lerneffekt Das Samocca in Aalen glänzt mit einem besonderen Konzept
118 Alles Essig Frank Höwner macht in Reutlingen aus süßem Streuobst Saures
122 Zwischen Zebus Franziska Schröder vom Jägerhaus in Fridingen und ihr Schmorbraten
und Museen „500 Jahre Reinheitsgebot“
Rubriken 38 Land erleben: Tipps für Trips 56 Tipps von Landfrauen 76 Lesezeichen: Neue Bücher 100 Wer hat’s erfunden? 108 Fundstücke 116 Alblust on Tour 136 Impressum 3
Landpartie
Willkommen zwischen Wiesen-Salbei und Helm-Knabenkraut: Eine einzigartige Pflanzengesellschaft hat sich auf der Beurener Heide versammelt.
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Ochsentour zur Orchidee Der Name Magerwiesen klingt nicht verheißungsvoll, doch im Frühling explodieren dort die Blüten in allen Farben. Wir geben Tipps für Touren, bei denen man über prächtige Überlebenskünstler staunen kann.
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S
teiniges Paradies klingt paradox. So hat der Naturschützer Günter Künkele aus dem Bad Uracher Ortsteil Hengen die Alb beschrieben – und trifft damit eine Wahrheit: Ihre schönsten, also paradiesischen Ecken konnte die Alb nur bewahren, weil sie von der Geologie und Geografie her manchmal sperrig ist und von den Eingriffen des Menschen nicht überall – ja, manchmal muss man sagen – heimgesucht wurde. Das trifft auch auf die Blumenwiesen zu. Sicher: Irgendetwas blüht im Frühling auf jeder Wiese. Aber viele sind auf maximale Futterproduktion getrimmt, werden fünfmal gemäht und als sogenannte Fettwiesen „mit Jauche geduscht“, so Günter Künkele sarkastisch. Viele Pflanzen haben keine Chance hochzukommen. Die Folgen für die Natur sind verheerend, sagt der engagierte Naturschützer: „Dann ist der Bettsoicher, wie Löwenzahn vom Volksmund bezeichnet wird, bestandsbildend. Statt Artenvielfalt herrscht Einfalt. Bis auf die Grasnabe egalisiert, führen riesige, öde Grasflächen zu eintönigen, leblosen Landschaften.“
Auf zu Rindsaugen und Teufelskrallen Da wollen wir nicht hin. Sondern zu Küchenschellen und Karthäuser-Nelken, zu Kugeligen Teufelskrallen und Skabiosen-Flockenblumen, zu Spargelerbsen und Rindsaugen. Zu der üppigen Blütenflor einer einzigartigen Pflanzengesellschaft. Zu den Überlebenskünstlern auf den Magerwiesen. Auch wenn diese Bezeichnung nicht so verheißungsvoll klingt: Dort explodiert der Frühling im Blumen- und Blütenrausch.
Liebt sonnige Plätze: Die Wespenspinne verdankt dem gelb-schwarz gestreiften Hinterleib ihren Namen.
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Pfullinger Hochwiesen Sicher, man kann bequem mit dem Auto auf dieses Hochplateau fahren, zum bekannten Wallfahrtsort für Blumenfreunde. Wer aber spüren will, warum sich dieses botanische Refugium erhalten hat, der steige zu Fuß auf. Zum Beispiel die Ochsensteige, eine wahre Ochsentour. Ein enger Hohlweg, steil, steinig und einst eine Plage für die Bauern aus dem Tal. Deshalb kippten die ihren Dung, den sie sowieso nicht im Übermaß hatten, lieber auf die Wiesen nahe ihren Höfen. Auf die Hochwiese mühten sie sich mit ihren Gespannen nur einmal im Jahr, um Heu fürs Vieh oder Einstreu für den Stall zu machen. Mehr dieser gefährlichen und mühsamen Fuhren auf den abschüssigen Wegen lohnten sich nicht, weil die ungedüngten Hochwiesen kaum wuchsen. Heute sind sie rare Inseln der Biodiversität. Waren Mitte des 19. Jahrhunderts
noch zwei Drittel aller Wiesen Magerwiesen, so haben Mitte des 20. Jahrhunderts nur noch zehn Prozent überlebt. Heute sind sie streng unter Schutz gestellt, wie in Pfullingen. „Bitte auf den Wegen bleiben“, empfangen Schilder den Besucher auf der weiten Wiesenwelt: „Sonst ist das Besondere des Pfullinger Berges bald Vergangenheit.“ Aber die Wege allein bieten genug Auslauf, bis zur Traufkante mit weiten Blicken ins Vorland. Tafeln erklären vorbildlich die Pflanzen, Insekten und Geologie. Dünn ist der Boden hier, Mergel und Kalk sind zu einer meist nur zehn Zentimeter dicken Schicht verwittert. Manchmal ist Ton beigemischt, der besser Wasser stauen kann. Dort wachsen Berg-Glatthaferwiesen, während an den wasserarmen Abschnitten nur noch Halbtrockenrasen gedeiht. Und alle haben ihre Spezialisten, die weitgehend unbehelligt von der Sen-
se wachsen können. So blühen rund 100 Pflanzenarten am Pfullinger Berg, von den Orchideen im Frühsommer bis zum Enzian im Herbst. Sie mixen ihre Farben zu immer neuen Kombinationen: die rote Berg-Esparsette, der weißliche, ins hellrosa changierende Hügel-Meister, der dunkelblaue Wiesen-Salbei oder der Schmalblättrige Klappertopf mit seinen goldgelben Blüten, in denen ein blauer Zahn sitzt. Genauso vielfältig ist die Insektenwelt, die um das üppige Blumenangebot herumschwirrt. Den Großen Warzenbeißer, eine Heuschrecke mit ätzenden Verdauungssäften, ließ die Volksmedizin früher in Warzen beißen, weil sie sich davon Heilung erhoffte. Im Jahre 1749 warnte der Naturforscher August Johann Rösel
Ob Frühlingsenzian oder das sehr seltene Kleine Knabenkraut Albino: Die Wiesen sind Inseln der Biodiversität.
von Rosenhof: „Da diese Thiere sehr bösartig sind, so hat man sich in Acht zu nehmen: sie pflegen, wo sie die bloße Haut finden, so scharf zu beissen, dass so gleich das Blut darnach gehet.“ Das sollte niemanden vom Besuch der Hochwiesen abhalten: „Keine Angst, gefährlich kann Ihnen diese rund drei Zentimeter messende Heuschrecke nicht werden!“, beruhigt eine Infotafel.
Beurener Heide Auch die Beurener Heide ist ein Naturschutzgebiet. Wie es sich gehört, hat sie
Danner IT-Systemhaus Emil-Adolff-Str. 1 . 72760 Reutlingen 19 Telefon 07121/5678-0 . www.danner-it.de
Landpartie
Hopfenleicht statt bierernst Ein Bierseminar in „Speidel’s Braumanufaktur“ in Ödenwaldstetten ist ein großes Vergnügen und ein kulinarischer Genuss. Und während die Maische köchelt, erfährt man Erstaunliches über die Braukultur im Land.
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W
olfgang Speidel kann sich so richtig aufregen. Ein ganz besonderer Aufreger ist es, wenn jemand Cola-Weizen oder Bananen-Weizen in seiner Gaststube bestellt: „Dann kommt bei uns der Chef an den Tisch“, sagt der 57-Jährige mit einem schelmischen Grinsen und fährt ohne Punkt und Komma fort in seinem unterhaltsamen Vortrag über das beste, gesündeste und reinste Lebensmittel, das es in Deutschland gibt: Bier.
Wie kann da nur einer auf die Schnapsidee kommen, es mit etwas anderem zu vermischen? „Radler? Um Gottes Willen! Bloß nicht!“, schäumt Speidel. Und lästert ausführlich über die Wein- und Mosttrinker im Lande ab. Es werden doch nicht etwa solche Banausen anwesend sein? Das wird ja immer schlimmer! Diese Fehlgeleiteten gilt es, ausführlich in die Mangel zu nehmen. Wer ein Bierseminar in „Speidel’s Braumanufaktur“ belegt, der braucht vor allem
eines: Sinn für Humor. Der Chef hat ihn jedenfalls in hohem Maße und haut ihn seiner Kundschaft wortreich um die Ohren. „Ein trockenes Referat über Enzyme, das funktioniert nicht“, sagt er mit einem Lächeln. Seit fast 20 Jahren sind die Bierseminare in Ödenwaldstetten ein Renner. Freizeit- und Firmengruppen kommen in Scharen, um etwas über Bier zu erfahren, zu trinken, zu essen und zu brauen. Während Wolfgang Speidel sein verbales Feuerwerk entzündet, köchelt tatsächlich im
Sieben auf eine Streich: Wer bei Speidel ein Seminar belegt, darf bei Bierproben auch seine Geschmacksnerven trainieren.
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Landpartie
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Brehms großer Irrtum Dumm, boshaft, feige: Der Zoologe Alfred Brehm hat seinerzeit kein gutes Haar am Kamel gelassen. Alles Quatsch, sagt Rolf Müller, der diese Tiere seit Kindertagen kennt und liebt. Ein Besuch bei seinen Albkamelen in Höfendorf.
E Clever und anpassungsfähig: Kamele haben ihren eigenen Kopf – und kommen mit dem Klima auf der Alb gut klar.
lvis spitzt die Lippen und marschiert los. Nein, er schreitet majestätisch, mit schaukelnden Schritten, über die Streuobstwiese hinter Rolf Müllers Wohnhaus. Steuert schnurstracks auf einen alten Apfelbaum zu, der ziemlich lädiert aussieht. Ein einziger Ast mit wenigen grünen Blättern ist ihm geblieben. Auf sie ist Elvis scharf. Und dank seiner stattlichen Größe kommt er problemlos ran an den Leckerbissen, denn von den Füßen mit ihren jeweils nur zwei Zehen bis zur Spitze seines Höckers misst Elvis zwei Meter. Mit gestrecktem Hals bringt er es sogar auf etwa 3,50 Meter.
Knick, knack, der daumendicke Ast ist ab. Elvis kaut genüsslich, fast scheint es, als würde er grinsen. „Das ist für Elvis wie ein Burger für ein Kind“, sagt Rolf Müller. Und für Kinder wie Kamele gilt: zu viel davon ist schlecht für die Gesundheit. „Grünzeug sollten Kamele eher wenig fressen“, sagt Müller, „ideal ist eine Ernährung, die aus 60 Prozent Stroh und 40 Prozent gut abgelagertem Heu besteht.“ Seit dem Jahr 2013 hält der 36-Jährige im Rangendinger Teilort Höfendorf zahme „Albkamele“. Die Tiere begleiten Erwachsene und Kinder, Menschen mit und ohne Handicap, auf Spaziergängen und Trek-
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Flurst端ck
Der kalte Hauch der Alb
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Dass man auf der Alb angeblich keinen Wein machen kann, hat Petra und Thomas Bächner erst recht angestachelt: Seit einigen Jahren ernten sie ihre Trauben am Hohenneuffen auf 510 Meter Höhe und ihre filigranen und frischen „Bergweine“ begeistern die Kritiker.
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Schauplatz
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Glücksmomente: Der tägliche Weg hinauf ins Dachgeschoss zum Malen fällt ihm nicht mehr so leicht, doch seine Fantasie ist jung geblieben.
Zwischen Traum und Wirklichkeit Vom Obst- und Gemüsehändler zum gefragten Maler: Karl Hurm zeigt seine Heimat in leuchtenden Farben und poetischen Stimmungen. Heute ist der Künstler weit über Weildorf hinaus bekannt, namhafte Museen zeigen seine Werke und auch die Sammlung Würth besitzt über 200 seiner fantasievollen Bilder.
E
s gab Ärger an diesem Nachmittag. Die Atmosphäre zwischen dem Ehepaar war angespannt. Die Gestik, der Gesichtsausdruck sprachen Bände. Das hat Karl Hurm gleich erkannt, als die beiden die Ausstellung betraten, um seine Bilder zu betrachten. Aber nachdem sie seine berauschend bunten Werke gesehen hatten und das Museum verließen, strahlten sie und waren bester Stimmung. Diese Beobachtung liegt Jahre zurück, doch der Künstler erzählt sie immer noch gerne. Und freut sich dabei, denn für ihn ist sie ein Beleg dafür, was seine Werke bewirken können: Menschen positiv stimmen, ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zau-
bern und etwas von seiner humorvollen Sicht auf die Welt mitgeben. Nicht nur seine Bilder, auch die Begegnungen mit ihm, dem mittlerweile 85-jährigen Künstler, sind berührend. Zurzeit liegt seine Stirn häufig in Falten, denn er sorgt sich um seine kranke Frau Anni: Sie hat ihm das Malen ermöglicht, hat alle Ausstellungen organisiert, er hat ihr viel zu verdanken. Sein ganzes Leben hat er mit ihr geteilt, vor seinem 85. Geburtstag im Dezember haben sie diamantene Hochzeit gefeiert. Doch wenn er über seine Bilder spricht, glättet sich allmählich die Stirn, sein feiner, vom grauen Vollbart umrahmte Mund lächelt – und mit ihm seine Augen.
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Tafelrunde Heiße Ware: Im Samocca werden die Bohnen frisch geröstet und gemahlen.
Café mit Lerneffekt Die frisch gerösteten Kaffeebohnen duften herrlich. Was das Café Samocca in Aalen aber so besonders macht, sind seine Mitarbeiter: Die meisten haben ein Handicap. Das Konzept kommt so gut an, dass es mittlerweile 17 Samocca-Cafés in Deutschland gibt. 110
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ugen zu – und genießen: den Geruch frisch gerösteter Kaffeebohnen, das heimelig wirkende Stimmengewirr im Raum, das metallene Klappern, wenn das feuchte Espressopulver mit kräftigen Schlägen aus dem Sieb geklopft wird. Augen auf – und da steht sie vor einem: Silvia Pfeil, bodenlange schwarze Kellnerschürze um den Bauch und ein Strahlen im Gesicht. In den Händen hält die 43-Jährige ein Tablett mit einer großen Kaffeetasse, über deren Rand ein Krönchen aus Milchschaum lugt. Willkommen im Samocca! Silvia Pfeil und ihre neun Kollegen von der Frühschicht haben an diesem Mittwochvormittag alle Hände voll zu tun. Es ist Wochenmarkt in Aalen und viele kehren nach dem Einkauf im Samocca in der Friedhofstraße ein. In der kleinen Küche bestreicht Ramona Hager, eine ausgebildete Erzieherin, ringförmige Bagels aus Hefeteig mit Erdnussbutter, Kichererbsen-Hummus oder einer Paste aus Tomaten, Fenchel und Mandeln. Hinter dem Tresen im Gastraum zeigt Reside Yavuz ihrem neuen Kollegen Mustafa Ilhan, wie sie Milch in cremigen Schaum für Cappuccino verwandelt. Den bringt Silvia Pfeil zu den Gästen, zusammen mit einem Bestellschein, auf dem alle Getränke und Speisen aufgelistet sind: vom Spezialitä-
tenkaffee mit dem klingenden Namen Fazenda Rainha Yellow Bourbon bis zum Ramazzotti, vom glutenfreien Knäckebrot bis zu den „Weißwürscht mit Senf und Brezn“.
Der Kaffee hier ist mehrfach preisgekrönt Auf jedem Tisch liegt ein solcher Bestellzettel, außerdem gehören ein Bleistift und eine Metallschildchen mit einer Zahl zur Ausstattung. Diese Tischnummer trägt der Gast in seinen Schein ein, bevor er sich munter durch das Menü arbeitet und Kreuzchen beim Getränk und Essen seiner Wahl setzt. Sobald das Formular ausgefüllt ist, wandert es zum Tresen oder in die Küche, wo die Bestellung bearbeitet wird. „Manche unserer Mitarbeiter können nicht so gut lesen und schreiben“, erklärt Sabine Eberhard, die Projektleiterin von Samocca, „damit sie trotzdem im Service arbeiten können, haben wir den Bestellschein entwickelt. Am Anfang muss man das zwar erklären, aber das hat auch den Vorteil, dass man mit den Gästen ins Gespräch kommt.“ Und diese wissen zu schätzen, dass es im Samocca nicht nur mehrfach preisgekrönten Kaffee gibt, sondern auch eine Belegschaft, die Freude an ihrem Job hat.
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Tafelrunde
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Alles Essig Frank Höwner macht aus Süßem Saures: In seiner Reutlinger Essigmanufaktur produziert und verkauft er Apfel- und Obstessig in allen Variationen. Sein aromatischer Fruchtbalsam wird sogar als Aperitif getrunken.
D
ie Gesichter der Menschen, die regelmäßig in seinen kleinen Laden in der Reutlinger Altstadt kommen, kennt Frank Höwner gut. Er weiß, was sie gerne essen und trinken – aber in den meisten Fällen nicht, was sie beruflich machen. Entsprechend groß war der Aha-Effekt, als ihm eines Tages ein Mann diese Frage stellte: „Wissen Sie eigentlich, dass Sie jetzt unsterblich sind?“ Nein, das wusste Höwner nicht. Und auch nicht, dass sein Kunde Bernd Storz heißt, Krimis schreibt und Höwner auf Seite 186 seines neuen Romans „Die Wespe“ verewigt hat. Die naheliegende Gegenfrage: „Bin ich Täter oder Opfer?“ Weder noch. Sondern einfach nur das, was er im echten Leben auch ist: Ein Mann, der in seiner Manufaktur Obstessig-Spezialitäten kreiert – mit Sorgfalt und Leidenschaft, traditionellen Methoden ebenso verpflichtet wie der regionalen Herkunft der süßen
Früchte, die er zu Saurem veredelt. Was auf Seite 186 passiert? Die Kommissarin bekommt von ihrer Tochter als Mitbringsel ein Fläschchen Rosenblütenessig aus der Reutlinger Essigmanufaktur geschenkt. Damit endet Frank Höwners Karriere als Roman-Figur auch schon. Aber auch ohne die Fantasie eines Krimi-Schriftstellers ist seine Lebensgeschichte bunt genug. Kochlehre, Zivildienst, Umschulung zum Industriekaufmann. Kein Job fürs Leben. „Mit 40 dachte ich: Jetzt mach ich was für mich selbst.“ Weiterbildung zum ganzheitlichen Ernährungsberater, Sprung in die Selbstständigkeit – und ein herber Rückschlag: „Es lief einfach nicht.“ Aufgeben? Zurück an den Kaufmannsschreibtisch? Höwner hatte eine andere Idee und seit Langem schon ein ausgefallenes Hobby. „Vor 18 Jahren ist mir passiert, was jedem, der Most macht, irgendwann passiert: Er ist im Fässle gekippt“, erzählt er. Die Frage,
Hat beim Essig die Nase vorn: Frank Höwner schmeckt und riecht die intensiven Aromen seines Fruchtbalsams. Kräuter baden im Essig und sorgen für weitere Aromen (rechts).
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Vorschau
Impressum Redaktion
Die nächste Ausgabe von Alblust mit dem Titelthema
Chefredakteurin: Claudia List
„Kraft der Natur“ erscheint am 1. Juni 2016.
Texte: Wolfgang Alber, Wolfgang Albers, Annette Clauß, Dorothee Fauth, Karin Kontny, Claudia List, Ulrike Oelkuch, Marion Schrade, Andreas Steidel, Lisa Welzhofer
Einfach mal Nichtstun
Fotos: Joachim Bräuninger, Andreas Fink, Hubert Grimmig, Manfred Grohe, Heinz Heiss, Claudia List, Eva-Maria Pulvermüller, Thomas Rathay, Martin Schunack, Corinna Spitzbarth, Thomas Warnack
Bleibt ein Wald sich selbst überlassen, gleicht er Jahrzehnte später wieder einer Wildnis.
Kerngesunde Kräuter Im Heilpflanzengarten von Weleda, dem Marktführer für Naturkosmetik aus Schwäbisch Gmünd, sind Besucher willkommen.
Titelfoto: Heinz Heiss
Sommerspaß für Wintersportler
Redaktionsanschrift: Gaußstraße 74b, 70193 Stuttgart, redaktion@alblust.de Tel. 07 11 / 91 45 40 58
Beim „Waterslide Contest“ in Undingen springen Skifahrer und Snowboarder ins Wasser – sehr zur Freude der Zuschauer.
Verlag Verleger: Valdo Lehari jr., verlag@alblust.de
Buckelige Landschaftspfleger
Leitung Magazin: Joachim Bräuninger
Erwin Maier aus Ballendorf zieht mit einer Herde von Zwergzebu-Rindern dorthin, wo sie gebraucht werden.
Foto: Eva-Maria Pulvermüller
Herausgeber: GEA-Publishing und Media Services GmbH & Co. KG Persönlich haftende Gesellschafterin: GEA-Publishing und Media Services Verwaltung GmbH, Burgplatz 5, 72764 Reutlingen Geschäftsführer: Michael Eyckeler, Stephan Körting Idee: Joachim Bräuninger und Stefan Hartmaier Anzeigen: Stephan Körting (verant.), Joachim Bräuninger, Sabrina Glück, Iris Goldack, Patricia Kozjek
Foto: Heinz Heiss
Anzeigenanschrift: Alblust, Burgplatz 5, 72764 Reutlingen, anzeigen@alblust.de Gestaltung: Achim Goller, Silvia Kloker, Felix Michel Repro: Wolfgang Bez Druck: Bechtle Druck & Service/ Esslingen a. N. Vertrieb: Joachim Eggert Auflage: 25 000
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Foto: Heinz Heiss
Foto: Heinz Heiss
Leserservice Burgplatz 5, 72764 Reutlingen, Tel. 0 71 21/302 555, Fax 0 71 21/302 556, vertrieb@alblust.de, www.alblust.de/abo Die Alblust erscheint viermal jährlich und kostet im Abo 15,90 Euro.