Herbst 2016
Die Spur der Stoffe
Von Miedern und Maulbeerbäumen Ruheplatz für Wanderer
Ein Hoch auf die Hütte
Wertvolles Handwerk
Die Gürtel des Teufelskerls
Spielzeit im Lindenhof
Stoff für Theaterträume
lb A e i D n! a t h zie
Herbst 2016 EURO 4,50
18 Älbler
Macher und Originale
Landpartie
18 Der Teufelskerl von der Alb
46 Ein Hoch auf die Hütte
Rainer Eckert fertigt Lederwaren bis zum letzten Stich von Hand
Herbstliche Wandertour von Bargau nach Geislingen
24 Frau Doktor und das liebe Vieh
54 Reine Formsache
Andrea Metzger kümmert sich um Tiere, Wollmode und ein Landgut
32 Ohne Flachs! Die Wäschekrone sorgt heute noch für Qualitätsware aus Laichingen
38 Kanz coole Typen Sven und Michael Kanz’ Bühne ist ihr Autohaus in Melchingen
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46 Ausflüge und Aktivitäten
Im Heubacher Miedermuseum dreht sich alles ums Darunter
60 Reichlich Stoff fürs Museum Ausstellungen präsentieren Maschinen, Mode, textile Kunst und mehr
54 Flurstück
Feld, Wald, Wiese
68 Biss ins Mark In Auendorf gibt’s heute noch köstliches Hägenmark
76 Wandern statt Weben Albstadt will „Outdoor-City“ Nummer eins werden
82 Einfach mal abtauchen Tiere der Alb: Die Wasseramsel ist eine Sportskanone
62 Der Ring der Staufer
86 Hang zur Seide
In Schwäbisch Gmünd wird Geschichte in Szene gesetzt
Die Preußen haben die Maulbeerbäume nach Hechingen gebracht
b l A Die ! n a t zieh
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Schauplatz Kultur und Leben
Aushäusig Tipps und Termine
92 Die machen ein Theater Das Theater Lindenhof in Melchingen ist ein Publikumsmagnet
98 Es war einmal in Metzingen ...
Tafelrunde
Essen, trinken, feiern
116 Jenseits der Sterne
Richard Löwenherz’ fantastische Reise in die Outletcity
In der Sigmaringer Jugendherberge steht ein Sternekoch am Herd
100 Stoff für die Zukunft
122 Der Weizen, der kein Weizen ist
In Mössingen haben Künstler für Pausa viele Muster entworfen
108 Ein Dorf spielt Geschichte Zwiefalter und das Bier spielen bei den Klosterfestspielen eine Rolle
Nach den Alb-Leisa widmen sich Mammels jetzt dem Buchweizen
128 Der neue Wilde Michael Bischoff kocht im „Wilden Mann“ in Bad Urach
135 Ob Ziegentag oder klassisches
Konzert, Oktoberfest oder Weihnachtsmarkt: Was auf der Alb los ist
Rubriken 30 Wer hat’s erfunden? 44 Fundstücke 66 Land erleben 74 Tipps von Landfrauen 106 Interview: Designer Markus Pecht 114 Lesezeichen 130 Alblust-Treff 144 Impressum 3
Älbler
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Der Teufelskerl von der Alb In seiner Ledermanufaktur in Albstadt-Lautlingen fertigt Rainer Eckert Gürtel und Geldbörsen bis zum letzten Stich wie vor 100 Jahren. Die Alb ist seine Welt, auch wenn man ihn auf den ersten Blick ganz woanders vermuten würde.
W
o soll man diesen Teufelskerl bloß hinstecken? Der lange schwarze Bart und die Tätowierungen passen zur Rockerszene. Mit seiner Designerbrille, dem edlen Hemd und der schmalen Statur könnte man ihn aber auch bei den Berliner Kreativen verorten. Auf den ersten Blick ist Rainer Eckert ein einziger Widerspruch – für die eine Schublade zu kultiviert, für die andere zu wenig hip. Er löst den Knoten auf seine ganz eigene Art: „Ich bin ja so regional“, sagt er und zeigt aus dem Fenster seiner Werkstatt auf die Wiesen und waldigen Hügel der Schwäbischen Alb. Das ist seine Welt. Hier und nur hier sei er zu Hause: in Albstadt-Lautlingen, in einer alten Näherei mitten im Wohngebiet, 800 Quadratmeter, im Erdgeschoss die Werkstatt, unterm Dach eine Loftwohnung, Lasten-
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Landpartie
Ein Hoch auf die Hütte Hüttentouren sind beliebt und nicht nur in den Alpen möglich. Auch auf der Schwäbischen Alb gibt es schöne Plätze zum Einkehren und Übernachten. Zum Beispiel zwischen Bargau und Geislingen, wo einsame Hochflächen und Postkarten-Blicke den Weg säumen.
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s muss nicht immer der Gipfel sein. Auf der Hitliste der Wandernden stehen Hütten ebenfalls ganz obenan. Entweder als Tagesziel oder sogar als Etappe auf einer Mehrtagestour – so, wie man es aus den Alpen kennt. Aber Hütten sind nicht nur auf hohen Bergen beschränkt. Auch auf der Alb lassen sich viele Hüttentouren unternehmen, besonders auf dem Weg vom Remstal zum
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Filstal. Selbst der Alpenverein hat hier seine Ableger. Die Zweitagestour von Bargau nach Geislingen bündelt vieles, wa die Alb attraktiv macht: steile Hänge, weite Ausblicke, einsame Hochflächen, Felsenschluchten, Kultur, spannende Technik. Und selbstverständlich steht man auch an Gipfelkreuzen. Das erste sehen wir schon kurz hinter unserem Startort Bargau. Ein unauffälliges
Dorf, das es schon hat ordentlich krachen lassen. Zwischen 1990 und 1995, als es noch den Radiosender SDR 3 und seine Aktionen gab, heimste das Dorf dreimal den Titel „Wildester Ort im wilden Süden“ ein. Den hatten sich die Bargauer redlich verdient: Sie hatten 909 Planschbecken aufgestellt, in denen Menschen badeten, 403 Autos nach Christo-Art verpackt, und 822 Männer traten in Dessous auf.
Die Zeiten sind braver geworden: Eine Grundschulklasse hat im Hangwald hinter dem Dorf einige Tiermodelle aufgestellt. Bambi statt BH, aber gut, wir sind ja hier auf einem Jakobsweg. Der leitet hoch in Serpentinen auf den Scheuelberg. Bald stehen wir auf einer Gipfelkuppe unter dem Kreuz, die erste Belohnung ist eine weite Schau ins Remstal und hinüber zum Schwäbischen Wald. Die zweite ist das
Naturfreundehaus auf dem Himmelberg. Unter Linden sitzt das Wandervolk, im Haus gehen Göckele, in Erdnussöl frittiert, und selbst gemachte Salate über die Theke. Auch wenn es 45 Minuten nach dem Start noch ein bisschen früh für eine Einkehr ist, lohnen würde sie sich schon. Vom Himmelreich geht es auf und ab, ein langes Stück durch die Wälder der Hochfläche. Der Weg ist erstaunlich ungenau
Sanfte Hügel, mildes Herbstlicht: Der Blick ins Tal Richtung Lauterstein und Donzdorf.
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Landpartie
Beschriftungen wie auf einem Schnittmusterbogen: Im Miedermuseum ist zu sehen, was sonst unter Kleidern verborgen war, wobei das Metallkorsett rechts ein Blickfang ist, aber in der Form nie getragen wurde.
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Reine Formsache Strammes Fischbein-Korsett, selbst genähter BH aus dem Zweiten Weltkrieg und lachsfarbener „Panzer“: Das Miedermuseum in Heubach zeigt, auf welche Weise Frauenkörper über die Jahrhunderte in die gewünschte Form gebracht wurden.
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ngläubig verdreht eine junge Frau ihre Augen: „Oben ohne? Das geht ja gar nicht!“ Sie ist überzeugt, sich verhört zu haben, schüttelt ihren Kopf und fragt dann vorsichtshalber doch noch mal nach Kuratorin Kerstin Hopfensitz: „Wirklich? Keinen BH?“ Dass eine sich emanzipierende Frauengeneration in den späten 1960er-Jahren dieses Kleidungsstück mal als „unfrei machend“ abgelehnt, ja es sogar in die Disco mitgenommen und vor den Augen aller verbrannt hat, können heutige Töchter und Enkeltöchter einfach nicht nachvollziehen: Mieder gelten mit der Renaissance der Dirndl- und Trachtenmode wieder als angesagt unter jungen Leuten. Und der Büstenhalter ist ein stinknormales Stück Unterwäsche, das jedes halbwegs gut sortierte Kaufhaus, ja manchmal auch schon der Supermarkt von nebenan in zig Varianten anbieten kann.
Hier dreht sich alles ums Darunter Sie heben, sie stützen, vergrößern, minimieren und optimieren: BHs sind ein wahres Wunderwerk. Ob aus bis zu 37 Einzelteilen zusammengenäht oder nahtlos gemoldet und beinahe aus einem Stück gefertigt, ihren Trägerinnen
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Schauplatz
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Die machen ein Theater! Seit 35 Jahren ist das Theater Lindenhof in Melchingen ein Publikumsmagnet. Wo heute Schauspieler die Bühne beleben und weit über die Region hinaus ihre Kulturnetzwerke spinnen, spielten früher ein paar Näherinnen die Hauptrolle.
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a, zwischen den Ritzen der alten Dielen, da lagen sie. Heruntergefallen, zu Tausenden zwischen dem Holz verschwunden. Silbrig glänzend und spitz. Nähnadeln. Zerbrochen und ganz. Fundstücke, gebettet auf Nestern aus Fäden. Stumm erzählten sie ihren Entdeckern eine alte Geschichte. Die von der Schneiderhauere und der Veronika. Von der Walpurga und der Theres’ Wild. Von der Felixa Marie, der Kucha Anna, von der Severene Agnes und der Löfflers Erika. Was haben die Frauen g’schafft! Während unten in der Wirtsstube der „Linde“ in Melchingen gegessen und getrunken wurde, arbeiteten die Näherinnen der Firma Sauer im Saal oben drüber im Akkord. Kinder- und Babykleidung, feinste Qualität. Für die Spätschicht gab’s nach Feierabend um 22 Uhr einen Leberkäswecken. An Festtagen auch mal ein Schnäpsle oder einen Schluck Trollinger untertags. Prost!
Sogar in Berlin spricht man vom Lindenhof Droben in Melchingen, da liebt man solche Geschichten. Erst recht, seit sich um 1981 eine Schauspieltruppe in dem 900-Seelen-Dorf niedergelassen und den ehemaligen Gasthof Linde zu ihrer Bühne
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Vorschau
Impressum
Die nächste Ausgabe von Alblust mit dem
Texte: Wolfgang Albers, Annette Clauß, Hans Jörg Conzelmann, Dorothee Fauth, Isabella Hafner, Martin Janotta, Karin Kontny, Claudia List, Ulrike Oelkuch, Andreas Steidel
Redaktion Chefredakteurin: Claudia List Redaktionelle Mitarbeit: Andreas Steidel
Titelthema „Licht“ erscheint am 7. Dezember 2016. Begegnung im Mondschein Nur der Vollmond leuchtet für die Wanderer, die über die nachtdunkle Schopflocher Alb ziehen.
Fotos: Günther Bayerl, Andreas Fink, Hubert Grimmig, Manfred Grohe, Heinz Heiss, Jörg Jäger, Patricia Neligan, EvaMaria Pulvermüller, Thomas Rathay, Thomas Warnack
Die längste Piste der Alb Nach 24 Jahren Stillstand haben zwei Brüder den Burladinger Skilift wieder zum Laufen gebracht.
Titelfoto: Thomas Warnack Redaktionsanschrift: Gaußstraße 74b, 70193 Stuttgart, redaktion@alblust.de Tel. 07 11 / 91 45 40 58
Der Schattenspieler Um seine Theaterfiguren zum Leben zu erwecken, braucht Rainer Reusch aus Schwäbisch Gmünd nur Licht, einen Sandkasten und viel Fantasie.
Verlag Verleger: Valdo Lehari jr., verlag@alblust.de
Im Schein der Taschenlampe
Leitung Magazin: Joachim Bräuninger
Bei einer Nachtführung im Botanischen Garten in Ulm wird das Gewächshaus zum geheimnisvollen Regenwald.
Herausgeber: GEA Publishing und Media Services GmbH & Co. KG Persönlich haftende Gesellschafterin: GEA Publishing und Media Services Verwaltung GmbH, Burgplatz 5, 72764 Reutlingen Geschäftsführer: Michael Eyckeler, Stephan Körting
Foto: Heinz Heiss
Anzeigen: Stephan Körting (verant.), Joachim Bräuninger, Sabrina Glück, Iris Goldack, Patricia Kozjek
Foto: Günther Bayerl
Foto: Thomas Rathay
Foto: Thomas Rathay
Idee: Joachim Bräuninger und Stefan Hartmaier
Anzeigenanschrift: Alblust, Burgplatz 5, 72764 Reutlingen, anzeigen@alblust.de Gestaltung: Achim Goller, Silvia Kloker, Felix Michel Repro: Wolfgang Bez Druck: Bechtle Druck & Service/ Esslingen a. N. Vertrieb: Joachim Eggert Auflage: 25 000
Leserservice Burgplatz 5, 72764 Reutlingen, Tel. 0 71 21/302 555, Fax 0 71 21/302 556, vertrieb@alblust.de, www.alblust.de/abo Die Alblust erscheint viermal jährlich und kostet im Abo 15,90 Euro.
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