Alblust 1/2014
Alblust
Das Schwäbische Alb Magazin
Flurstück
Der Duft des Kräuterhofs
Schauplatz
Tafelrunde
Köchinnen auf Beerenjagd Landpartie
Ein Garten zum Anbeißen
Die Gärten der Alb
Heft 1/2014 EURO 4,-
Wo die KletterSzene feiert
Alblust
Das Schwäbische Alb Magazin
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Unsere Garten-Themen haben wir für Sie mit dem Blatt markiert,
Flurstück
Schauplatz Kultur und Leben
Feld, Wald, Wiese
30 Woodstock für Kletterer
16 Der Duft des Ackers
Beim Volltrauf-Festival trifft sich die Kletterszene zum Feiern.
Mit Würz- und Heilkräutern schafft sich die Biobäuerin ein neues Standbein.
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Ausflüge und Aktivitäten
22 Einsame Spitzen
36 Zurück zu den Wurzeln
Eine Wanderung zu den zehn Tausendern im Südwesten.
Immer mehr Menschen suchen eine letzte Ruhestätte inmitten der Natur.
42 Blaues Blut und grüne Pracht Über die Landschaftskunst im Hechinger Fürstengarten ist viel Gras gewachsen.
48 Die Spurensicherer Wie engagierte Bürger an das jüdische Leben in Haigerloch erinnern.
54 Himmlische Gärten Die essbaren Gärten des Schönblick sind Teil der Landesgartenschau Schwäbisch Gmünd.
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Tafelrunde
Essen, trinken, feiern
Älbler
Macher und Originale
62 Der Klang des neuen Lebens Ein Harfenbauer lockt Musiker von weither nach Rangendingen in seine Werkstatt.
68 Der Hauptsattelmeister So manche Berufsbezeichnung im 500 Jahre alten Gestüt in Marbach hat heute Museumswert.
84 Wild auf Grill Ein Barbecue-Meister erklärt, wie ein Reh auf dem Rost gelingt.
90 Reife Leistung
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Zwei Freundinnen pfeifen auf den Ruhestand und produzieren in Königsbronn Marmelade.
96 „Die Familie ist stolz auf mich“ Hans Häge vom Gasthaus zum Bad in Langenau und sein „Bunter Gemüsegarten“.
76 Licht für Millionen
98 Hochburg der Hochzeiten
Laserspektakel made in Aalen sind weltweit gefragt.
Das Hofgut Maisenburg im Lautertal gehört zu den beliebtesten Festadressen.
Aushäusig
Tipps und Termine
106 Vom Ostermarkt bis zum Opernfestival: Die wichtigsten Veranstaltungen im Überblick.
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Alblust
Flurstück
Der Duft des Ackers Sie riechen gut, sind gesund und ein Fest für Bienen und Schmetterlinge: Die junge Bäuerin Karin Maier freut sich über ihre Würz- und Heilkräuter und hat sich damit ein weiteres Standbein auf ihrem Eichberghof bei Münsingen geschaffen.
Keine Luft zum Schneiden: Kräuterduft umgibt Karin Maier.
Viel Arbeit ist es. Aber schöne Arbeit. Das Summen von Insekten und eine Wolke aus Duft umgeben Karin Maier, wenn sie an einem sonnigen Frühsommertag in ihren Kräuterbeeten erntet – um die Mittagszeit, wenn der Gehalt an ätherischen Ölen in den aromatischen Pflanzen am höchsten ist. Sie schneidet die Kräuter von Hand. Büschel um Büschel, Blätter und Blüten sammelt die junge Bäuerin vom Eichberghof bei Münsingen direkt in die Erntekiste, mit rascher, konzentrierter Bewegung. Selbst der mühsamen Unkrautbekämpfung auf ihren Kräuterfeldern kann sie noch etwas abgewinnen. „Ich hacke lieber ein Kräuterbeet als einen Kartoffelacker“, meint Karin Maier lächelnd. Als vor einigen Jahren zur ersten Infoveranstaltung über den geplanten Verein „Kräuterland Alb“ eingeladen wurde, war die junge Frau mit dabei – auf der Suche nach einem weiteren Standbein für den Bioland-Betrieb, den sie von ihren Eltern übernommen hat und den sie mit der ihr eigenen ruhigen Tüchtigkeit führt. Die Idee, Kräuter anzubauen, hat ihr gefallen. Schließlich geht es dabei um Pflanzen, die blühen, duften, wohltun, und wie die Bäuerin sagt, „schön sind und eine Freude machen“. Inzwischen wächst auf dem
Eichberghof auf sieben Ar Fläche eine Vielzahl an Kräutersorten. Mehr ist für die 31-jährige Bäuerin nicht zu schaffen. Amelie, 5, und Lukas, 2, sind schließlich auch noch da.
Ihre Teemischungen sind die Kür im Kräutergeschäft Haupterwerbszweig auf dem seit mehr als 50 Jahren von der Familie bewirtschafteten Aussiedlerhof sind die Legehennen, die ihr Leben mit viel Auslauf auf der Wiese verbringen dürfen. Dass sie in ihrem Hofladen weit mehr als Eier und Nudeln anbieten kann, verdankt Karin Maier aber den Kräutern. Als Würzkräuter für die Küche werden Thymian, Dost, Salbei oder Bohnenkraut angeboten. In Albwiesen- oder Kräuterseifen duften Zitronenmelisse und Ringelblume. Nicht zuletzt sind hier fantasievolle Teemischungen zu entdecken, aus ganzen Zweigchen, Blättern oder Blüten, die im hofeigenen Trockenraum schonend getrocknet worden sind. Himbeerblätter, Holunderblüte und Ringelblume etwa. Thymian, Salbei, Ringelblume und Minze. Oder Karin Maiers persönlicher Favorit, der Sommertee aus Zitronenthy-
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Schauplatz
Woodstock für Kletterer Jedes Jahr im Juni treffen sich Neulinge und Topstars, Jung und Alt in der Nähe von Schopfloch zum Volltrauf-Festival. Sie feiern, fachsimpeln und zeigen ihr Können am Fels.
Auf den ersten Blick scheint alles klar: Ein Zirkus-Zelt auf einer Wiese, innen pickepackevoll mit hüpfenden klatschenden, johlenden Leuten. Auf der Bühne steht einer mit der Gitarre, die Boxen pumpen die Akkorde raus. Ein Konzert, was sonst. Aber dann stutzt man. Diese Melodie … lang her, dass man sie gehört hat. Ja, das ist doch „Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen“. Aber der Mann auf der Bühne singt jetzt ganz anderes ins Mikro: „Ja, wir geh’n bouldern, ha’m breite Schouldern, wir sind ’ne eingeschwor’ne Crew, ja Crew. Einer am zerren, die and’ren plärren: So geht das immer bei uns zu!“ Da jubeln die jungen Leute vor der Bühne – obwohl sie es ja sind, die da gerade musikalisch etwas hochgenommen werden.
Nächster Tag. Das Zirkus-Zelt steht am Steilabfall der Alb, und die Alb steht gerade einem ausgedehnten Nordseetief im Wege. Es schüttet ohne Pause, die Sicht ist dicht. Die jungen Leute sind längst wieder aus Zelten gekrochen, die ringsum grün, rot, gelb die Wiese in ein Abenteurercamp verwandeln. Und das junge Volk macht das, was gestern Nacht so satirisch besungen wurde: Sie belagern einen künstlichen Felsen in der Zeltmitte. Dicht davor hocken sie auf dem Boden, die Füße in die Plastikwand gestemmt – und schnellen plötzlich hoch, die Hand greift nach einem Hauch von Griff oder nur nach einer Unebenheit in der Wand, der Rumpf windet sich hoch, das Gewicht wird über einen Tritt geschoben, der auch kaum als solcher
Klettern bei jedem Wetter: Im Zelt erproben sie sich am künstlichen Felsen.
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Tafelrunde
Reife Leistung Zwei Frauen starten noch mal durch: Anstatt als Rentnerinnen die Hände in den Schoß zu legen, haben sie in Königsbronn eine Genussmanufaktur gegründet, sammeln Früchte und kochen Marmelade. Nach einem Jahr hatte Traudel Gold die Nase voll vom Nichtstun. „Museen besuchen, Shoppen und Kaffee trinken“, sagt sie, „das ist auf Dauer nichts für mich.“ Dabei hatte sie sich nach 30 Berufsjahren im Büro auf ihre Rente gefreut. Und es ist keineswegs so, dass sie das Leben nicht genießen kann. Aber auf ihre Weise. Mit einer Aufgabe, die sie fordert und ihr Spaß macht. Nun kocht die 65-Jährige Marmelade, und zwar nicht nur für Kinder, Enkelkinder und Freunde. Nein, sie wollte es noch einmal wissen und hat zusammen mit
ihrer Freundin Angelika Dömel ein kleines Unternehmen gegründet und die Marmeladenherstellung professionell aufgezogen. Viele haben sie unterstützt: Die Schwiegertocher lieferte den Namen „Ver-edelt“, eine befreundete Grafikerin die blumigen Etiketten. Nicht zu vergessen die vielen Gleichaltrigen aus dem Bekanntenkreis, die regelmäßig bei der Ernte und beim Kochen helfen. Einmal in der Woche kommen sie in der Großküche der Turn- und Festhalle Königsbronn zusammen. Zwischen all den glänzenden Edelstahlflächen leuchten
Die Früchte ihrer Arbeit: Über 30 verschiedene Sorten haben sie schon im Programm.
Schalen voll roter Erdbeeren und Johannisbeeren. Paula, die früher ein Lokal geführt hat, rührt in einem riesigen Topf, in dem eine dunkle Masse blubbert. Doris, gelernte Bäckerin, streicht mit kräftigen Bewegungen Johannisbeeren durchs Sieb. Oswald, der einzige Mann in der Runde, spült Marmeladengläser aus, während um ihn herum heißer Dampf aufsteigt. Ihr
Die Jungunternehmerinnen: Angelika Dömel und Traudel Gold (rechts) haben schon immer gerne in der Küche experimentiert.
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Himmlische Gärten Dieser Garten sieht zum Anbeißen aus! Das Christliche Tagungszentrum Schönblick serviert Besuchern viel Gemüse aus dem eigenen Anbau. Seine „Essbaren Gärten“ sind nun Teil der Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd.
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Der Tag für Gärtner Horst Schäffer fängt gut an. Um 7.10 Uhr in der Frühe geht er in die kleine Kirche, nimmt das Gebetbuch in die Hand und spricht das Wort zum Tag: „Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln!“ Jeder Arbeitstag im Christlichen Gästezentrum Schönblick beginnt mit einer Morgenandacht in der Hauskapelle. Für die Mitarbeiter ist sie ein ganz normaler Bestandteil ihres Alltags. Sie nehmen in der kleinen Rotunde Platz, blicken auf das goldene Kreuz mit blauem Hintergrund und halten ein paar Minuten inne. Alle vier Wochen ist ein anderer mit der Lesung an der Reihe: Der Koch, die Verwaltungsangestellte und nun eben der Gärtner. Seit 34 Jahren ist Horst Schäffer (61) auf dem Schönblick. Er hat dort Wurzeln geschlagen wie seine Pflanzen. Mit seiner
Familie wohnte er auf dem Gelände, gleich neben dem Gewächshaus. Wer wissen will, wann dieser Apfelbaum hier und jener Johannisbeerstrauch dort gesetzt wurden: Horst Schäffer kann es ihm aufs Jahr genau sagen. In Reih und Glied stehen die Salatköpfe vor dem historischen Haupthaus. Lollo Rosso, Lollo Bianco, Endivien, Radicchio, Eis- und Kopfsalat. Wie eine kleine Reichenau, eine Miniaturausgabe der bekannten Gemüseinsel am Bodensee, sieht der Garten auf dem Schönblick aus. Auf dem Weg zur Tagung laufen die Gäste direkt an ihrem Mittagessen vorbei. In den Sommermonaten beträgt der Selbstversorgeranteil bei den Salaten 100 Prozent. Bei den Äpfeln sind es immer noch zwei Drittel und bei den Beeren ist es etwa die Hälfte. Horst Schäffer erzählt das nicht ohne Stolz, weil es bei einigen Zehntausend
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Landpartie
Gästen im Jahr und 200 bis 500 Essen pro Tag schon eine reife Leistung ist: „Die Leute freuen sich, dass bei uns so viel frisch auf den Tisch kommt.“
Eine Himmelsleiter führt von der Stadt zum Schönblick Auch die Besucher der Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd können die Selbstversorgergärten des Gästezentrums Schönblick erleben. Ein Teil davon liegt im Gelände der Landesgartenschau. Dort sind die „Essbaren Gärten“ wie in einem Modell nachgebildet. Wer das Original sehen will, muss nur vor die Tore der Gartenschau gehen und seine Blicke schweifen lassen: Da stehen Apfelbäume, die über zehn Sorten tragen, Himbeersträucher und Stachelbeeren, Johannisbeeren und die Aronia genannten Apfelbeeren. Neun Hektar umfasst das Gelände des Gästezentrums Schönblick. 1915 wurde es vom Altpietistischen Gemeinschaftsverband (Apis) in Württemberg gegründet. Eine tief im Glauben verankerte evangeli-
Schöner Salat! Wer im Tagungszentrum zu Gast ist, sieht sein Mittagessen im Garten wachsen.
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Vorschau Die nächste Ausgabe von Alblust mit dem Titelthema „Abenteuer Alb“ erscheint am 17. Juli 2014. Auf die Sättel, fertig, los! Ob Fahrrad, E-Bike oder Mountainbike: Das Mittelgebirge eröffnet ganz neue Wege.
Ring frei zum Rundbollarolla Bei den Schwäbischen Highlandgames treten mächtige Athleten in ungewöhnlichen Disziplinen gegeneinander an.
Unter uns Wo die Wimsener Höhle für Besucher endet, beginnt der Spaß für die Höhlentaucher
Impressum Redaktion Chefredakteurin Claudia List Texte Wolfgang Albers, Hans Jörg Conzelmann, Christine Dewald, Dorothee Fauth, Oliver Jirosch, Karin Kontny, Claudia List, Ulrike Oelkuch, Marion Schrade, Andreas Steidel, Lisa Welzhofer Fotos Gabriele Boiselle, Joachim Bräuninger, Hans Jörg Conzelmann, Andreas Fink, Manfred Grohe, Stefan Hartmaier, Heinz Heiss, Patricia Neligan, Ulrike Oelkuch, Eva-Maria Pulvermüller, Johannes Schmid, Marion Schrade, Thomas Warnack Redaktionsanschrift Gaußstraße 74b, 70193 Stuttgart E-Mail: redaktion@alblust.de Telefon (07 11) 91 45 40 58
Verlag Verleger Valdo Lehari jr., Stefan Hartmaier E-Mail: verlag@alblust.de Herausgeber GEA-Publishing und Media Services GmbH & Co. KG (1), artur.-Verlag GmbH (2) Persönlich haftende Gesellschafterin GEA-Publishing und Media Services Verwaltung GmbH, Burgplatz 5, 72764 Reutlingen Geschäftsführer Michael Eyckeler, Stephan Körting (1) Stefan Hartmaier, Martin Mangold (2)
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Foto: Rainer Straub
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Foto: Heinz Heiss
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