Artinside
Das Museumsmagazin der Region Basel Ausgabe Herbst 2013 Métamatic Reloaded Neue Kunstprojekte im Dialog mit Tinguelys Zeichenmaschinen 23.10.2013 – 26.01.2014 Museum Tinguely Piet Mondrian – Barnett Newman – Dan Flavin 08.09.2013 – 19.01.2014 Kunstmuseum Basel Thomas Schütte 06.10.2013 – 02.02.2014 Alexander Calder bis 12.04.2014 Henri Matisse 12.10.2013 – 12.01.2014 Fondation Beyeler, Riehen
Make up – Aufgesetzt ein Leben lang? 27.09.2013 – 06.07.2014 Museum der Kulturen Basel Wann ist man ein Mann? Das starke Geschlecht in der Antike 06.09.2013 – 30.03.2014 Antikenmuseum Basel Botanigramme –Andrea Gysling | Elisabeth Eberle 05.10.2013 – 06.04.2014 Kloster Schönthal, BL
Leonor Antunes the last days in chimalistac 22.09.2013 – 10.11.2013 Kunsthalle Basel Lightopia 28.09.2013 – 16.03.2014 Vitra Design Museum Pièces montrées – Frac Alsace 20.10.2013 – 23.03.2014 Fondation Fernet Branca/F
Thomas Hirschhorn, Diachronic Pool, 2012, Paris
Franz Gertsch Geheimnis Natur 26.10.2013 – 16.02.2014 Museum Frieder Burda/D
Kunstwerk
Unsere Innovationen helfen Millionen Menschen, indem sie Leid lindern und Lebensqualit채t verbessern. Wir geben Hoffnung.
Editorial
Was sich “ die Künstlerinnen
und Künstler für «Métamatic Reloaded» in ihren neu geschaffenen Werken ausgedacht haben, ist an Vielfalt der Inspiration und Interpretation kaum zu überbieten
„
Roland Wetzel
Titelbild Hauptausgabe Thomas Hirschhorn, Diachronic Pool, 2012
Spezialauflage Kunstmuseum Basel Barnett Newman, Eve, 1950
Spezialauflage Fondation Beyeler Thomas Schütte, Walser’s Wife, 2011
Roland Wetzel
Liebe Kunstfreunde Mit der Sonderausstellung Métamatic Reloaded stellt das Museum Tinguely zehn Kunstprojekte von international renommierten und aufstrebenden jungen Künstlern vor, die Bezug nehmen auf eine der wichtigsten Erfindungen Tinguelys, seine Méta-Matics genannten Zeichenmaschinen. Marcel Duchamps besondere Freude an diesen war kein Zufall, stellen sie doch den Prozess künstlerischer Produktion und Rezeption radikal infrage. Plötzlich produziert eine Maschine Kunst à la Abstract Expressionism oder Tachisme und spannt den Betrachter dafür als Kollaborateur ein. Die Maschine behält zwar skulpturale und kinetische Qualität, in ihrem eigenen, motorisierten, oft gestenreichen Schöpfungsakt hinterlässt sie jedoch gleichzeitig eine Spur individueller Zeichnung. Was sich die Künstlerinnen und Künstler für Métamatic Reloaded in ihren neu geschaffenen Werken ausgedacht haben, ist an Vielfalt der Inspiration und Interpretation kaum zu überbieten. Erwähnt sei Thomas Hirschhorns Arbeit Diachronic Pool, die das Titelblatt des Artinside ziert. Ausgediente Computertastaturen in einer riesigen, mit Alufolie verkleideten Röhre formen den zentralen Teil einer grossen, rund 20 x 10 Meter messenden, begehbaren Installation, die in berückender plastischer Qualität als visuelles Laboratorium angelegt ist und Leitlinien von Hirschhorns künstlerischer Recherche wie Liebe, Politik, Philosophie und Ästhetik in einem Kraftfeld zusammenführt. Noch einen Schritt weiter geht Marina Abramovic´. Der von ihr konzipierte, architektonische Parcours lädt die Besucher ein, selbst eine Reise zu absolvieren, auf der sie unterschiedlichen Kräften und Emotionen ausgesetzt werden (Anmeldung erforderlich). Aber auch unsere Partnerinstitutionen in Basel und Riehen warten mit grossartigen Ausstellungen auf. Das Kunstmuseum Basel führt drei Heroen der Moderne zusammen, die alle mit einem abstrakten, doch unterschiedlich kodierten Vokabular gearbeitet haben. Piet Mondrian als Pionier der Abstraktion in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mit einer aus den Grundfarben aufgebauten, neoplastizistischen Formensprache, Barnett Newman, dessen Werk hin zu «sublimer» Reduktion tendiert, mit grossformatigen, monochromen Leinwänden, in die der Betrachter förmlich eintauchen sollte, und Dan Flavin, der Farbe und Rhythmus im Geiste der Minimal Art mit Lichtinstallationen in den Ausstellungsraum brachte. Die Fondation Beyeler präsentiert eine grosse Überblicksausstellung des deutschen Bildhauers und Zeichners Thomas Schütte, die 30 Jahre seines figurativen Schaffens umfasst und sowohl seine eigenwilligen Skulpturen vorstellt, mit denen er eine schlagende Antwort auf die Frage findet, was die traditionelle Gattung der Skulptur heute sein kann, als auch Zeichnungen und Aquarelle. Gleichzeitig sind zwei weitere Ausstellungen zu sehen: die zweite Auflage der Calder Gallery und eine Sammlungspräsentation mit Scherenschnitten und Gemälden von Henri Matisse. Ein unglaublich vielseitiges und hochkarätiges Angebot an Ausstellungen erwartet Sie in Basel und Umgebung. Ich wünsche Ihnen beim Entdecken viel Freude und Neugier. Ihr
Roland Wetzel, Direktor Museum Tinguely
Artinside
Inhalt
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Hans Josephsohn, Halbfigur, 1998
Marina Abramovic´, MAI – Prototype, 2012
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14 Barnett Newman, White Fire II, 1960
Franz Gertsch, Gräser III, 1997
6 Métamatic Reloaded. Neue Kunstprojekte im Dialog mit Tinguelys Zeichenmaschinen Museum Tinguely
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Tinguelys Méta-Matic-Zeichenmaschinen waren eine seiner radikalsten Erfindungen. Die Métamatic Research Initiative in Amsterdam hat 2009 einen grossen Wettbewerb ausgeschrieben, mit dem deren Potenzial für die heutige Kunst befragt wurde. Zehn ausgewählte Projekte aus unterschiedlichsten Perspektiven beweisen die andauernde Brisanz des Themas, darunter eine Performance von Marina Abramovic´, ein grosses Environment von Thomas Hirschhorn und eine Installation von Jon Kessler.
12 Franz Gertsch. Geheimnis Natur Museum Frieder Burda Das Museum Frieder Burda zeigt eine, in enger Kooperation mit dem Künstler entstandene, grosse Werkschau.
20 Andrea Gysling und Elisabeth Eberle – Botanigramme im Kloster Schönthal Zwei Zeichnerinnen stossen in ein biologisches Neuland vor und haben sich zu einem gemeinsamen Thema an einem gemeinsamen Ort zusammengefunden.
14 Piet Mondrian – Barnett Newman – Dan Flavin Kunstmuseum Basel Die grosse Sonderausstellung konzentriert sich auf das Werk von drei eminent wichtigen Künstlern der Moderne, Piet Mondrian, Barnett Newman und Dan Flavin, die je einer anderen Generation angehören. Alle drei Künstler haben sich der abstrakten Kunst verpflichtet, dies jedoch unter jeweils ganz anderen geistigen und gesellschaftlichen Vorzeichen. Dennoch vertrauen sie alle der Askese der bildnerischen Mittel, der Abbildlosigkeit von Farbe und Form. Die Ausstellung setzt sich aus drei in sich schlüssigen Einzelpräsentationen zusammen.
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Jahre Artinside
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Abstraktion basierend auf: Vico Magistretti, Atollo, 1977
Thomas Schütte, Bronzefrau Nr. 17, 2003
Nackter Athlet, röm. Kopie einer griech. Bronzestatue, um 420 v. Chr.
22 30 Stéphane Thidet, Ohne Titel, 2008
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29 Figur der Puruha-Kultur, Ecuador
Leonor Antunes, Flávio, 2012
21 Leonor Antunes Kunsthalle Basel Die Kunsthalle Basel eröffnet die erste umfassende Ausstellung der Künstlerin Leonor Antunes in der Schweiz.
32 Wann ist man ein Mann? Antikenmuseum Basel Das Antikenmuseum widmet seine neue Sonderausstellung ganz den Männern, Athens des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr.
29 Make up - Aufgesetzt ein Leben lang? Museum der Kulturen Basel Schminken, Tätowieren, Piercen. Eine Ausstellung, die unter die Haut geht.
22 Thomas Schütte Fondation Beyeler Der deutsche Künstler Thomas Schütte (geb. 1954) wurde während langer Zeit vor allem über seine architektonisch anmutenden Modelle und Objekte wahrgenommen. Allmählich erst wurde offenbar, dass parallel dazu ein ebenso reiches Schaffen von Skulpturen und Zeichnungen entstanden ist, in deren Zentrum die menschliche Figur steht. Diesem Teil des Schaffens widmet sich die Ausstellung in der Fondation Beyeler und sie zeigt Thomas Schütte als einen der ungewöhnlichsten und faszinierendsten Künstler seiner Generation.
30 Pièces montrées – Frac Alsace 30 ans de collection Fondation Fernet Branca 31 Lightopia Vitra Design Museum Das Vitra Design Museum widmet seine Ausstellung Lightopia den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Licht.
33 Bedeutende Ausstellungen ausserhalb der Region Basel 34 Service / Artinside Agenda 35 Vorschau/Impressum Artinside
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Marina Abramovic´, MAI – Prototype, 2012
Ranjit Bhatnagar, Singing Room for a Shy Person, 2012
Artinside Olaf Breuning, Home 3, 2012
Métamatic Reloaded Neue Kunstprojekte im Dialog mit Tinguelys Zeichenmaschinen 23.10.2013 – 26.01.2014 Museum Tinguely www.tinguely.ch
Métamatic Reloaded. Neue Kunstprojekte im Dialog mit Tinguelys Zeichenmaschinen
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von Andres Pardey*
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ie Ausstellung Métamatic Reloaded ist das Ergebnis eines internationalen Call for Entries, den die niederländische Métamatic Research Initiative (MRI) 2009 ausgerufen hat. Künstler waren aufgerufen, sich aus heutiger Perspektive mit dem Thema und der Idee von Jean Tinguelys Méta-Matics, den Zeichenmaschinen, die der Künstler 1959 kreiert hatte, auseinanderzusetzen. Die Erkenntnisse, die von drei Gastprofessuren an der VU Universität Amsterdam akademisch unterfüttert wurden, kamen im März 2013 in einem Symposium im Museum Tinguely zusammen. Das Ergebnis der Prozesse, insgesamt zehn Arbeiten international renommierter, wie auch junger, aufstrebender Künstlerinnen und Künstler, wird ab 23. Oktober 2013 erstmals gemeinsam in Basel zu sehen sein.
Jean Tinguely, Méta-Matic Nr. 10, 1959
Marina Abramovic´, MAI Prototype, 2012 Die serbische Künstlerin Marina Abramovic´ hat mit ihrem Institut eine Performancemaschine geschaffen, die sich an Jean Tinguelys Aussage «Lebe in der Zeit» aus seinem Manifest für Statik orientiert. In fünf Stationen durchschreitet die teilnehmende Person Räume, in denen sie jeweils verschiedenen Kräften ausgesetzt und unterschiedlichen Emotionen preisgegeben wird. Die Performancekünstlerin wird hier zur Ermöglicherin, zur Schöpferin von Erlebnissen, die sie nicht vermittelt, sondern zu denen sie ganz direkt anleitet. (Anmeldung erforderlich, ab 1. Oktober auf www.tinguely.ch)
Ranjit Bhatnagar, Singing Room for a Shy Person, 2012 Ranjit Bhatnagar stammt ursprünglich aus der San Francisco Bay Area. Er studierte an der University of California in Berkeley, der University of Pennsylvania und lebt heute in Brooklyn, New York. Sein Singraum für eine scheue Person gibt den Besuchern die Möglichkeit, sich musikalisch auszudrücken, ohne von ihrer Scheu gehemmt zu werden. Der Gesang wird dabei von Bhatnagars Instrumenten auf eine neue musikalische Ebene transponiert. So wird das Ergebnis der Interaktion mit dem Kunstwerk von dessen Parametern ebenso abhängig wie von der Leistung der singenden Person.
Olaf Breuning, Home 3, 2012 Olaf Breuning, geboren 1970 in Schaffhausen, heute in New York lebend und arbeitend, schuf mit Home 3 die dritte Folge seiner Serie von Filmen. Er beschäftigt sich anhand einer Person, die in New York lebt, mit der engen Verbindung und der konstanten Überforderung eines modernen Menschen durch die Technik, die ihn umgibt und die ihn zum permanenten Multitasking zwingt. Es ist ein Bild der Ausweglosigkeit, das Breuning entwirft und somit in pessimistischer Weise ein Bild von einer der Grundfragen Jean Tinguelys nach der Interaktion zwischen Mensch und Maschine zeichnet.
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John Bock Lecker Puste, 2012 John Bock, 1965 in Norddeutschland geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Seine Konzertperformance Lecker Puste, die im März 2012 im Watermill Center, New York City stattfand, wird mit einem Video sowie einer Installation von Requisiten und Überresten der Aufführung gezeigt. Sie handelt in komplexen Abläufen von der Interaktion zwischen Mensch und Maschine. John Bock beschäftigt sich hier mit Grundfragen unserer Zeit, die er aber auf eine intuitive, spontane Ebene zurückholt.
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John Bock, Lecker Puste, 2012
Thomas Hirschhorn Diachronic Pool, 2012 Thomas Hirschhorns grosse Installation Diachronic Pool arbeitet mit dem Gegensatz von Diachronie und Synchronie, den der Schweizer Künstler, der seit Jahren in Paris lebt und arbeitet, vor allem in der technischen Welt stark prägend wahrnimmt. In unterschiedlichen Gefässen zeigt er die Gegensätze und Widersprüche, die aus verschiedenen Arten der Informationsvermittlung wachsen, und führt dem damit konfrontierten Menschen und Konsumenten seine Stellung in dieser Welt vor Augen.
Artinside Thomas Hirschhorn, Diachronic Pool, 2012
Métamatic Reloaded. New art projects in dialogue with Tinguely’s drawing machines Tinguely’s «Méta-Matic» drawing machines were one of his most radical inventions. In 2009 the «Métamatic Research Initiative» in Amsterdam mounted a large competition to explore the potential of drawing machines for art today. Ten selected projects with a wide variety of perspectives prove the continued relevance of the theme, amongst them a performance by Marina Abramovic´, a large environment by Thomas Hirschhorn and an installation by Jon Kessler.
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Aleksandra Hirszfeld, Information Absorber, 2012
Aleksandra Hirszfeld Information Absorber, 2012 Die polnische Künstlerin und Kritikerin Aleksandra Hirszfeld stellt mit ihrem Information Absorber in über zwanzig Sprachen stets die gleiche Frage: Was ist falsch mit unserer Welt? Die Antworten, die die Passanten dem im öffentlichen Raum platzierten, schwarzen Kubus geben, werden aufgezeichnet und fliessen in ein digitalbabylonisches Sprachgeflecht, das die Wiedererkennung der einzelnen Antwort verunmöglicht, aber durch seine Beziehung zu den Geräuschen der Umgebung einen öffentlichen Lärm verursacht, der sich an den Antworten orientiert.
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Jon Kessler The Web, 2012 Jon Kessler lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt New York. Hier schuf er The Web, eine Installation, die die Rolle von Internet, Mobiltelefonen und Smartphones in unserem Leben untersucht. Der Mensch ist mit seinen technischen Kommunikationsmitteln eins geworden. Das Leben spielt sich in Vermittlung über die Technik ab. Kessler untersucht diese Beziehung und Abhängigkeit und spielt mit der permanenten Überforderung, die durch die ständige Verfügbarkeit von Informationen und Kommunikationswegen ausgelöst wird. Pors & Rao Nisse TV, 2012 Aparna Rao (1978, Indien) und Søren Pors (1974, Dänemark) arbeiten gemeinsam an Projekten, die sie mit Technikern in Bangalore entwickeln. Die Idee ist es, Fernsehprogramme zu beeinflussen, indem (mit sehr ausgefeilter Technik) verschiedene Programme zusammengemixt werden, das heisst Audiospuren der einen Sendung über die Bilder einer zweiten oder dritten Sendung gelegt werden. Dies führt zu sehr verwirrenden und gleichzeitig a priori plausiblen Resultaten, Inhalte werden neu gemischt und interpretiert und so in neue Sphären geführt. João Simões PAL, 2012, und NTSC, 2012 Der in Angola geborene und heute in Lissabon und Brooklyn arbeitende Künstler João Simões entwickelt seine Werkidee aus der Tatsache, dass die verschiedenen Fernsehformate PAL und NTSC durch ihre Inkompatibilität bei der Mischung von Format und Player sehr irritierende und zunächst fragmentiert erscheinende Resultate ergeben. Die Filme sind in «unpassenden» Playern als abstrakte Zeichen, Fehlanzeigen übersetzt, ihre Zerstörung ergibt ein neues Werk, das mit dem Ausgangspunkt nichts mehr zu tun hat.
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Brigitte Zieger Shooting Wallpaper, 2012 Die in Paris lebende, deutsche Künstlerin Brigitte Zieger hat mit ihrem Shooting Wallpaper eine interaktive Installation geschaffen, die mit der Irritation des Betrachters spielt. Zunächst sind es weibliche Gestalten, die in vermeintlich gezeichneten Tapeten plötzlich zum Leben erwachen und einen Schuss abgeben. Dass die Figuren im Stil des Rokoko, in ländlicher Idylle verortet sind und ihren Schuss ganz selbstverständlich, fast beiläufig abgeben, verstärkt die Verwirrung. Die Maschine in Form von Animation, Steuerung und Beamer schafft ein Umfeld, das in die Gefühlswelt der beteiligten Person ganz direkt eingreifen kann.
Die Projekte sind von gemeinsamen Grundmotiven wie Interaktion von Mensch und Maschine, Überforderung des Menschen durch die permanente Kommunikation oder die Anbindung des Menschen an die Welt und seine gleichzeitige Rückbindung auf seine unmittelbare Umgebung gekennzeichnet. Tinguelys Méta-Matics waren von einer technischen Welt geprägt, Mechanik und Elektrik waren für seine Maschinen-Mensch-Interaktionsgeräte massgebend, während es heute Elektronik, Computer und so unfassbare Dinge wie die DatenCloud oder das World Wide Web sind. Damit spielen die aktuellen Projekte der Ausstellung und überführen die Zeichenmaschinen aus den 1950er-Jahren des 20. Jahrhunderts in unsere heutige Zeit.
*Andres Pardey (1965) hat an der Universität Basel Kunstwissenschaft studiert und sein Studium mit der Promotion 1996 abgeschlossen. Seit 1995 ist er im Museum Jean Tinguely tätig, zunächst als wissenschaftlicher Assistent, ab 2002 als Konservator. Er war beteiligt an der Eröffnung des Museums 1996 und ist seit 2007 Vize-Direktor des Museums Tinguely.
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Kessler Jon, The Web, 2012
Pors & Rao, Nisse TV, 2012 Brigitte Zieger, Shooting Wallpaper, 2012
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Franz Gertsch, Silvia I, 1998
Franz Gertsch. Geheimnis Natur
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ranz Gertsch (*1930 in Mörigen/Schweiz) zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Mit seiner fotorealistischen Malerei und seinem in Technik und Format einzigartigen Holzschnittwerk hat er sich international ein herausragendes Renommee erworben. Von seinem Durchbruch auf der documenta 5 in Kassel 1972 bis zur Präsentation seiner Werke auf den Biennalen in Venedig 1999 und 2003 spannt sich ein reiches malerisches und grafisches Werk. Es nähert sich auf ganz besondere Weise der Wirklichkeit an und bewahrt dennoch immer etwas Geheimnisvolles. Die Ausstellung im Museum Frieder Burda wurde in enger Kooperation mit Franz Gertsch vorbereitet und von Götz Adriani kuratiert. Das Frühwerk ist mit drei Werken des Künstlers aus den 1970er-Jahren vertreten,
die den Einstieg in die Schau geben. Den Schwerpunkt bilden neuere Arbeiten, die in Deutschland noch nie ausgestellt waren, darunter das erst 2013 fertiggestellte Triptychon Guadeloupe mit den Bildern Bromelia, Maria und Soufrière. Ausserdem sind die berühmten Frauenporträts, wie Silvia und Johanna, zu sehen, die allein schon durch ihre Grösse beeindrucken und dadurch etwas Unwirkliches, Entrücktes bekommen. Auch die Jahreszeiten-Bilder scheinen trotz ihrer mikroskopisch genauen Darstellungsweise das Geheimnis der Natur nicht preisgeben zu wollen. Sie sind im grossen Saal ausgestellt und geben den Eindruck, als hielte die umgebende Natur Einzug in das Museum und ergreife ganz von ihm Besitz. Figurenbilder und Landschaften bilden die zentralen Motive von Franz Gertsch. Er überträgt sie in einem für
Franz Gertsch Geheimnis Natur 26.10.2013 – 16.02.2014 Museum Frieder Burda/D www.museum-frieder-burda.de ihn charakteristischen, aufwendigen und langwierigen Verfahren auf die Leinwand. Der künstlerische Produktionsprozess erstreckt sich über Monate, mitunter Jahre. Seit den späten 1980er-Jahren fertigt Franz Gertsch auch grossformatige Holzschnitte an, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind. Punkt für Punkt schneidet er hierbei mit einem feinen Hohleisen das Motiv aus dem Holz. Im Unterschied zu seinen Gemälden wirken diese Drucke durch die Technik und die monochrome Farbgebung abstrakter und entrückter.
Franz Gertsch, Soufrière (Guadeloupe), 2012/13
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Die Ausstellung bietet mit 31 monumentalen Gemälden und Holzschnitten einen guten Einblick in das Werk des Künstlers und verdeutlicht, dass sein Schaffen in seiner Bedeutung weit über die fotorealistische Wiedergabe hinausreicht. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Hatje Cantz, in dem alle Werke abgebildet sind. In einem grossen Interview mit Götz Adriani erläutert Franz Gertsch seine Arbeitsweise und sein Werk, das eng mit seinem Leben verbunden ist.
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Artinside Piet Mondrian, Komposition mit Rot, Schwarz, Gelb, Blau und Grau, 1921
Piet Mondrian – Barnett Newman – Dan Flavin von Bernhard Mendes Bürgi* Die grosse Sonderausstellung im Kunstmuseum Basel konzentriert sich auf das künstlerische Schaffen von Piet Mondrian, Barnett Newman und Dan Flavin, drei eminent wichtigen Künstlern der Moderne, die je einer anderen Generation angehören. Sie haben sich der abstrakten Kunst verpflichtet, dies jedoch unter jeweils ganz anderen geistigen und gesellschaftlichen Vorzeichen. Dennoch vertrauen sie alle der Askese der bildnerischen Mittel, der Abbildlosigkeit von Farbe und Form. Die Ausstellung setzt sich aus drei in sich schlüssigen Einzelpräsentationen zusammen. Ihre chronologische Abfolge schafft ein Spannungsfeld mit überaus erhellenden Zusammenhängen zwischen Analogie und Widerspruch und fügt sich zu einem Gesamtorganismus.
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usgangspunkt ist eine Gruppe von Gemälden, die zwischen 1919 und 1921 entstanden sind, in denen Piet Mondrian (1872–1944) pionierhaft seine vom Kubismus inspirierten Bezüge zur sichtbaren Wirklichkeit verlässt. Diese ikonenhaft verdichteten Tafelbilder der Pariser Jahre beschränken sich ausschliesslich auf die Verwendung horizontaler und vertikaler Linien sowie die drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau und die Nicht-Farben Schwarz, Weiss und Grau. Mondrian nannte seine Form der Abstraktion «Neue Gestaltung», mit der er nach einer Anwendbarkeit auf alle Lebensbereiche suchte und das «reine Sehen des Universalen» offenbaren wollte, das über die Malerei hinausreicht. Obwohl Mondrian in der Theorie für seine letztlich symbolistische Farbgebung mathematische Exaktheit in Anspruch nahm, lotete er die asymmetrisch rhythmisierten Beziehungen von Lineatur und Farbfläche während des Malprozesses intuitiv aus, was insbesondere in häufigen Übermalungen zum Ausdruck kommt. Diese malerischen Subtilitäten bewirken, dass die von calvinistischer Kargheit und mystischer Weltsicht geprägten Kompositionen nie schematisch und glatt, sondern strahlend direkt wirken. Den Abschluss von Mondrians Werkgruppe bilden Gemälde, die zwischen 1937 und 1942 in Paris, London und New York entstanden sind. In ihnen dominiert das strukturelle Feld der schwarzen Lineaturen auf weissem Grund, die in New York City I, 1941, auf experimentelle Weise zum Teil durch farbig bemalte Papierstreifen ersetzt werden. Barnett Newman (1905–1970) wollte 1948 in seinem Manifest The Sublime Is Now seine Position antithetisch zur europäischen Abstraktion he-
rausarbeiten und urteilte programmatisch über Mondrians Kunst, sie versetze einen mittels einer repräsentativen Darstellung der mathematischen Äquivalente der Natur in eine sinnlich makellose Welt. Die amerikanischen Maler hingegen, Newman dachte auch an seine Malerkollegen des Abstrakten Expressionismus wie Mark Rothko, würden mit nichts beginnen, was auf physikalische, visuelle oder mathematische Gewissheiten zurückverweist. Newman wollte die Farbe von ihrer kompositionellen Unterordnung und allen sonstigen Prinzipien lösen, sie zum massgeblichen Ausdrucksträger werden lassen und geradezu «erschaffen». Diese befreiende Entfaltung der Farbe auf teilweise riesigen Bildformaten zielte auf die metaphysische Erfahrung des Erhabenen, die Newman mit dem Begriff des «Sublimen» umschrieb. Der Schritt zur formlosen Monochromie wäre naheliegend gewesen, aber Newman setzte schmale, meist vertikale Streifen, die das Gemälde durchlaufen, als akzentuierende Elemente in das Farbkontinuum. Diese «zips», wie er sie nannte, sind mehr rhythmisierende Andeutungen als exakte Lineaturen, welche die Farbfelder unterteilen und sie gleichzeitig verbinden. Dan Flavin (1933–1996) verzichtete in den frühen 1960er-Jahren auf Malerei und Skulptur. Er nahm eine faktische Haltung ein und schuf, anderen Minimalisten wie Donald Judd oder Carl Andre ähnlich, ein Instrumentarium, das sich primär auf die serielle Anordnung von Objekten mit einfacher Form und karger Stofflichkeit in einem bestimmten räumlichen Kontext beschränkt. Flavins Lichtinstallationen kombinieren sich aus genormten handelsüblichen Leuchtstoffröhren und ihren da-
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Piet Mondrian – Barnett Newman – Dan Flavin 08.09.2013 – 19.01.2014 Kunstmuseum Basel www.kunstmuseumbasel.ch
Barnett Newman, Dan Flavin, Jean Boggs and Brydon Smith at the opening of «fluorescent light, etc. from Dan Flavin», National Gallery of Canada, Ottawa, 1969
Artinside Piet Mondrian in his studio, June/July 1937
Barnett Newman, Chartres, 1969
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zugehörigen Halterungen, die einen architektonischen Raum je nach Wahrnehmung strukturieren oder ihn durch die physische Präsenz des Lichtschimmers auflösen. In untitled (to Barnett Newman) four, 1971, steht die rektanguläre Anordnung von primärfarbenen Röhren übereck. Die horizontal angeordneten gelben Röhren strahlen frontal, die vertikal angebrachten blauen Röhren seitlich in den Raum und die für den Betrachter nicht sichtbaren roten lösen die Eckzone zu einer Resonanzfläche in Rosa auf. Licht, Linie und Farbe sind zur untrennbaren «Erscheinung» verschmolzen, die frei von Rahmen oder Sockel den realen Raum besetzt. Die repetitiv eingesetzten Elemente sind ganz dem Alltagsleben und der industriellen Produktion verpflichtet und verneinen – trotz Lichtmagie – jene werkübergreifende metaphysische Dimension, die Mondrian und Newman eint.
Dieser Ausstieg Flavins aus dem klassischen Tafelbild und seine Hingabe an den Realraum waren eine zeittypische Äusserung der 1960er-Jahre, in denen gar der Tod der Malerei erklärt wurde. Gleichzeitig spielte Flavin in seinen Untertiteln beziehungsweise Widmungen auf die Heroen der abstrakten Malerei an und verwies unter anderem auf die Bedeutung der Primärfarbentrias Rot, Gelb und Blau, wie sie Mondrian verabsolutiert und Newman gefürchtet hatte. Denn der Titel von Newmans vierteiliger, monumentaler Gemäldefolge Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue zielte weniger auf den Betrachter, der von der Macht der Farbe überwältigt wird, als vielmehr auf den Künstler selber, der erst am Ende seiner künstlerischen Laufbahn – von 1966 bis 1970 – die Wirkungskraft dieses Urthemas der puristischen Moderne anzugehen wagte. Aufschlussreich ist, dass Newman nicht nur die
Weitere Ausstellungen im Kunstmuseum Basel
bis 29.09.2013 Ed Ruscha – Los Angeles Apartments 16.11.2013 - 16.02.2014 Jakob Christoph Miville (1786-1836) Ein Basler Landschaftsmaler zwischen Rom und St. Petersburg
Piet Mondrian – Barnett Newman – Dan Flavin. Although from three different generations, the modernist artists Piet Mondrian (1872–1944), Barnett Newman (1905–1970), and Dan Flavin (1933–1996) all devoted themselves to abstract art in groundbreaking ways. With unprecedented radicality, they shared an ascetic pictorial practice inspired by divergent spiritual and cultural premises, yet grounded on the same non-representational use of color and form. This major exhibition at the Kunstmuseum Basel presents the artists in three selfcontained sections whose chronological arrangement and careful analysis shed light on the artists’ similarities and differences, illuminating the connections among them.
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Artinside Barnett Newman, Eve, 1950
Minimalisten mit seiner reduktionistischen Einfachheit beeindruckte, sondern die Minimalisten wiederum das Spätwerk Newmans beeinflussten, was etwa im nicht expressiven Auftrag von ungemischter Acryl- statt Ölfarbe zum Ausdruck kommt, der eine kompakte Oberflächenwirkung erzeugt, sowie in der scharfkantigen Geschlossenheit der «zips». Das Verbindende zwischen diesen herausragenden Künstlern des 20. Jahrhunderts ist wohl die Radikalität, mit der sich Mondrian, Newman und Flavin jeweils auf die elementaren Gestaltungsmittel konzentriert haben und kühn zu künstlerischem Neuland vordrangen. Das Kunstmuseum Basel besitzt von allen drei Künstlern zentrale Arbeiten: Erwähnt seien Piet Mondrians Composition No. I, mit Rot und Schwarz, das Marguerite Arp-Hagenbach 1968 der Öffentlichen Kunstsammlung schenkte, Day Before One, das 1959 als erstes Werk von Barnett Newman in eine Museumssamm-
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Artinside Dan Flavin, untitled (to Barnett Newman) four, 1971
lung gelangte, oder die permanente ortsspezifische Lichtinstallation untitled (in memory of Urs Graf ), die Dan Flavin 1972 für den Innenhof des Kunstmuseums Basel konzipierte (Ausführung 1975). Diese vertrauten Werke bilden das Rückgrat der Ausstellung und werden gezielt um bedeutende Leihgaben aus wichtigen Museums- und Privatsammlungen in Europa und den USA ergänzt.
*Bernhard Mendes Bürgi
(*1953) ist Direktor des Kunstmuseums Basel und Kurator der Ausstellung Piet Mondrian – Barnett Newman – Dan Flavin.
every time you think of me, I die, a little Das Memento Mori bei Andy Warhol und Douglas Gordon von Nikola Dietrich* every time you think of me, I die, a little Das Memento Mori bei Andy Warhol und Douglas Gordon 28.09.2013–09.02.2014 Museum für Gegenwartskunst, Basel www.kunstmuseumbasel.ch
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ie Ausstellung beschäftigt sich mit dem Memento Mori, einem Symbol der Vanitas, in den Werken von Andy Warhol und Douglas Gordon aus eigenen Beständen. Im kunsthistorischen Rückblick betrachtet, erscheint es mehrheitlich als ein Stilllebenmotiv mit Darstellungen von die Vergänglichkeit symbolisierenden Objekten wie faulenden Früchten oder Totenschädeln. Konzeptueller Ausgangspunkt dieser thematischen Ausstellungsperspektive bilden Gordons Videoinstallationen 24 Hour Psycho Back
Film und schuf die hier präsentierte Installation. Der gleiche Film wird auf zwei nebeneinander positionierten Projektionsflächen gezeigt und der ursprünglich 110 Minuten dauernde Kinofilm wie zuvor auf 24 Stunden ausgedehnt. Auf der einen Leinwand vorwärts und auf der anderen rückwärts projiziert, entstehen stets neue Bildkombinationen. In der zeitlichen Mitte überschneiden sich die Filme in der tragischen Mordszene, die durch diese herbeigeführte visuelle Verdoppelung etwas äusserst Monumentales erhält; gleichzeitig wird durch die extreme Entschleunigung der Handlung sowie das Fehlen der Akustik eine Unmittelbarkeit des einzelnen Bildes erzeugt, was auf unsere Wahrnehmung drastische Auswirkungen hat. «Die Bilder folgen einander zu langsam, als dass man sich ihrer erinnern könnte. Die Vergangenheit geht weiter und die Zukunft passiert nie, also bleibt alles in der Gegenwart» (D. Gordon). Den Werken gegenübergestellt werden Andy Warhols Gemälde Optical Car Crash (1962) und Black and White Disaster #4 (1963), in denen er sich auf Grundlage von bestehenden, massenmedial verbreiteten Bildvorlagen mit den Themen von Tod und Desaster auseinandersetzt. Durch die mehrfache Wiederholung des Motivs verkehrt es sich in ein den Schrecken entkräftendes Moment. In Warhols Film Kiss (1963/1964) werden verDouglas Gordon, Looking down with his black, black, ’ee, 2008 schiedene sich küssende Paare and Forth and To and Fro und Looking down with his black, black, 'ee, für jeweils drei Minuten und in Zeitlupe projiziert gezeigt, wodurch beide 2008. Im letztgenannten, dreiteiligen Werk hüpfen Raben die starr wirkende Pose wie eine Parodie auf den für Hollywood über ein gotisches Gemäuer. Der Künstler spielt damit auf die mit- typischen Filmkuss erscheint. telalterliche Vorstellung vom Raben als Unglückszeichen an, der Ergänzt wird die Ausstellung um weitere Werke der Öffentlichen das Böse oder den Boten des Todes symbolisiert. Kunstsammlung Basel, der Emanuel Hoffmann-Stiftung und einiGeläufigen Kriterien von Gut und Böse sowie die auf Erinne- ge zusätzliche Leihgaben. Bruce Nauman, Carol Rama und Ricco rungsmomenten beruhenden Ereignisse sind wiederkehrende The- Wassmer sind ebenso vertreten wie Paul Chan oder Wolfgang Tillmen in den Werken Gordons. In seiner ersten und wohl berühmtesten man. Videoinstallation 24 Hours Psycho von 1993 dient ihm eine Ikone der Kinogeschichte – Alfred Hitchcocks «Psycho» (Uraufführung 1960) * Nikola Dietrich ist Kuratorin für Moderne und Zeitgenössische Kunst am Museum für Gegenwartskunst Basel – als Vorlage. Im Jahr 2008 beschäftigte er sich abermals mit diesem
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Artinside
Wer Kunst in unversehrter Natur und Geschichte erleben will. Kloster Schรถnthal
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Artinside Hans Josephsohn, Halbfigur Bronze, 1998. Eines von 32 Werken im Skulpturenpark Kloster Schรถnthal
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Leonor Antunes, discrepancies with M.S #1, 2012
Leonor Antunes – the last days in chimalistac Leonor Antunes the last days in chimalistac 22.09.2013 – 10.11.2013 Kunsthalle Basel www.kunsthallebasel.ch
«I do not think in terms of creating something new, but rather use the past as a source for linking things together. Most of all I am interested in the idea of sculpture per se, which still operates as a very specific medium. The space it generates, between the viewer and the object, and vice versa – but then this is just a beginning …» 1
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n the last days in chimalistac, ihrer ersten Einzelausstellung in der Schweiz, zeigt die portugiesische Künstlerin Leonor Antunes neue Arbeiten und Werkgruppen in der Kunsthalle Basel. 1972 in Lissabon geboren, lebt und arbeitet die Künstlerin heute in Berlin. Die Arbeiten Antunes’ setzen sich mit Motiven und Formen aus Architektur und Design auseinander. Teils handelt es sich dabei um architektonische Details aus modernistischen Gebäuden, teils fällt ihr Blick auf die Details des jeweiligen Raumes, in dem sie ausstellt. So bedient sie sich dieser Elemente und setzt sie auf abstrakte Weise in Skulpturen und Installation um. Materialien wie Leder, Bronze, Kupfer oder Holz stehen im Vordergrund ihrer Praxis, wobei die Abnutzung der Materialien die Künstlerin interessiert. Ausserdem geht es um das Material selbst und um seine Verwendungsgeschichte in den verschiedensten Handwerken sowie um das langsame Verschwinden spezifischer Herstellungstechniken. In Arbeiten wie discrepancies with M.S. #1 (2012) orientiert sich Antunes an den Massen eines authentisch renovierten Apartments nach dem Design Robert Mal-
let-Stevens’ von 1927 in Paris. Der Grundriss der Wohnung wird abstrahiert in Leder umgesetzt. Das Interesse Antunes’ an Vertretern des Modernismus, dazu gehören neben Mallet-Stevens Matthias Goeritz oder Lina Bo Bardi, wird gerade hier besonders deutlich. Die Künstlerin dokumentiert Orte nicht, sie vermisst sie und bedient sich dabei des üblichen metrischen Einheitssystems. Auch in der Kunsthalle Basel bezieht sich die Künstlerin auf die Architektur. Sie greift die Form und die Masse der Oberlichter der Ausstellungsräume auf und überträgt sie in eine Holzstruktur, die von der Decke hängend installiert wird. Daran befestigt sie weitere Arbeiten wie das Fischernetz, das von portugiesischen Fischern für Antunes produziert wurde und ein ähnliches Raster aufweist wie die Oberlichter. Das Material und seine jetzige Form erzählen die Geschichte der Fischer und erinnern an das Handwerk des Netze-Knüpfens, einer Handwerkstechnik, die fast ausgestorben zu sein scheint. Es sind genau diese Geschichten und ihre Präsenz – körperlich sowie theoretisch – die für die Arbeiten Leonor Antunes’ unersetzlich sind.
1 Leonor Antunes, Sculptors Discuss Sculpture, Frieze, Issue 147, May 2012
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Thomas Schütte. Figur von Jana Kouril*
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eit den frühen 1980er-Jahren wurde Thomas Schütte insbesondere über seine architektonisch anmutenden Konstruktionen und Modelle wahrgenommen. Erst mit dem unvermittelten Auftritt der lebensgrossen Keramikfiguren mit dem Titel Die Fremden an der Documenta 1992 wurde plötzlich klar, dass Schütte parallel zu den modellhaften Konstruktionen mit grosser Konsequenz ein bildhauerisches Werk entwickelt hatte, in dessen Zentrum die menschliche Figur steht. Es war ein unerwartetes Thema, das in seinem Schaffen immer wichtiger wurde. Die Fremden (1992) zeigten schon damals, wie wirkungsvoll und vielseitig Schüttes Beschäftigung mit der menschlichen Figur ist: In sich gekehrt, mit gesenktem Blick und mit Koffern und Reisesäcken ausgestattet, stehen die Keramikfiguren Wind und Wetter ausgeliefert im Freien. Kommen oder gehen sie? Sind es Besucher, Flüchtlinge oder Menschen auf der Durchreise? Vor dem Hintergrund der damaligen wiederholten Anschläge auf Asylbewerberheime in Deutschland bekamen die Keramikskulpturen politische Brisanz. Gleichzeitig eröffneten sie in einem Bereich, der schon lange als obsolet galt, nämlich im Bereich der figurativen Skulptur, ganz neue und unerwartete Möglichkeiten. Die Ausstellung in der Fondation Beyeler, die in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler selbst entstanden ist, stellt in einer breiten Auswahl von Skulpturen, Zeichnungen und Aquarellen das figurative Schaffen von Thomas Schütte ins Zentrum. Mit seinen kleinen und grossen Skulpturen aus Bronze, Stahl, Keramik, Holz, Wachs und Glas nimmt er die lange Tradition der figurativen Skulptur auf und entwickelt daraus Gestalten, die in ihrer unmittelbaren Ausstrahlung ebenso wie in ihrer technischen Herstellung unwiderruflich im Heute stehen. Die Ausstellung wird Werke der letzten dreissig Jahre enthalten, Skulpturen im Innen- und auch prominent im Aussenraum, seit vielen Jahren nicht mehr gezeigte ebenso wie ganz neue Arbeiten.
Thomas Schütte, United Enemies, 2011 (detail)
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Thomas Schütte 06.10.2013 – 02.02.2014 Fondation Beyeler www.fondationbeyeler.ch
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Thomas Schütte, Selbstportrait, 1975
Manche Figuren, wie beispielsweise die United Enemies (1994), begleiten Thomas Schütte schon seit mehreren Jahrzehnten: Die zusammengebundenen Figuren aus Fimoknetmasse (Plastilin) lassen den Betrachter riesig erscheinen und erstaunen mit ihrer Puppenhaftigkeit und Bastelästhetik. Zwanzig Jahre später machen die mit je knapp vier Metern gefolgten Doppelskulpturen aus patinierter Bronze den Besucher selbst zur Miniaturfigur. Eine solche Entwicklung von einem kleinen zu einem grösseren Massstab zeigt eindrücklich, wie Thomas Schütte innerhalb seines Œuvres immer wieder neue Wege findet, sich mit seinen Figuren auseinanderzusetzen. Damit gehört er zu den faszinierendsten und ungewöhnlichsten Künstlern seiner Generation. Das souveräne Spiel mit Monumentalität und Intimität führt Schüttes Figuren seit vielen Jahren in den öffentlichen Raum, wo sie für alle – Besucher und Passanten – sichtbar sind. Skulpturen im Aussenraum werden Teil der Ausstellung sein und damit die Tradition der Fondation Beyeler weiterführen, Kunst im
öffentlichen Raum zu zeigen. Bereits im Vorfeld der Ausstellung war die Skulpturengruppe Vier Grosse Geister (2003) an drei Standorten in der Schweiz (Zürich, Bellevue; Genf, Parc des Bastions; und Bern, Kleine Schanze) zu sehen. Mehrere Serien von Zeichnungen, die für das Thema der menschlichen Figur bei Schütte zentral sind, werden in der Ausstellung präsentiert. Wie eine sichere Spur zieht sich das Zeichnen durch Schüttes gesamtes Werk. Die Aquarelle und Zeichnungen, die in ihrer Skizzenhaftigkeit und zuweilen traumhaften Schönheit wie eine von der materiellen Schwere der Skulptur losgelöste Bildwelt erscheinen, zeigen, wie Schütte mit Leichtigkeit das Medium wechselt und dabei die Suche nach einem tieferen Verständnis des Menschseins fortsetzt. Es gibt viele Ansatzpunkte, die Kunst von Thomas Schütte zu verstehen und sich von ihr faszinieren zu lassen. Selbst sagt der Künstler über seine Skulpturen: «Es gibt halt Figuren, die sind ein Ausrufezeichen – und es gibt Figuren, die sind ein Fragezeichen.» Welche Fi-
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Thomas Schütte, Blumen für Konrad, 1998
Thomas Schütte. Thomas Schütte (b. 1954 in Oldenburg, Germany) is one of the most unusual and fascinating artists of his generation. Since the 1980s, awareness of Thomas Schütte has tended to focus on his architecturally inspired objects and models. Only with the entrance – completely unannounced – of his life-sized ceramic figures «Die Fremden» at the 1992 Documenta did it suddenly become apparent that, parallel to his architectural models, Schütte had quietly embarked on a sculptural practice centered upon the human figure. It was a motif wholly unexpected at that moment and one that would become ever more prominent in his work. The Thomas Schütte exhibition at the Fondation Beyeler focuses on the artist’s figurative oeuvre, represented by a wide selection of sculptures, drawings and watercolors revolving around the theme of the human figure. With his small and large sculptures in bronze, steel, ceramic and glass, Schütte takes up the age-old tradition of figurative sculpture and proceeds to develop heads and figures that assert their irrevocable place in the present, both in their immediacy and their manufacture. Bringing together works from the past thirty years, the show will include indoor and in particular outdoor sculptures, works that have not been seen in public for many years, and others that are brand new.
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guren zum Fragen und welche eher zum Ausrufen reizen, verrät Schütte nicht. Eine Haltung, die gleichzeitig irritierend und schätzenswert ist, weil der Betrachter beim Anblick seiner Figuren und Köpfe mit so prägnanten Titeln wie Memorial for the Unknown Artist, Walser’s Wife oder United Enemies schnell nach der Künstlerperson hinter dem Werk, nach formalen Vorbildern und Zitaten und nicht zuletzt nach gesellschaftskritischen Interpretationen sucht, dabei aber immer wieder auf das Werk selbst zurückgeworfen und in seiner individuellen Wahrnehmung der Welt gefordert wird. Ob handgrosses Fimomännchen oder vier Meter hohe Eisenplastik – die Figuren und Köpfe von Thomas Schütte sind auf merkwürdige Weise gleichzeitig fremd und vertraut und berühren als Gegenüber. Schlagwörter wie Expressivität, Schönheit, Ironie und Kritikfähigkeit werden zur Charakterisierung von Schüttes Werk herangezogen, reduzieren aber sein umfassendes Formenrepertoire auf Begrifflichkeiten, die zu grob sind, um das figürliche Werk eines zeitgenössischen Künstlers, wie Thomas Schütte einer ist, zu umreissen. Denn die Vielgestaltigkeit seiner Arbeiten ist weder zufällig noch profillos. Vielmehr entsteht sie im Rhythmus seines täglichen Lebens und ist verortet in den eigenen Arbeitsweisen des Künstlers. Thomas Schütte ist 1954 in Oldenburg, Deutschland, geboren und studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei dem Maler Gerhard Richter. Er lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Düsseldorf. Seit den 1980er-Jahren sind Schüttes Werke in Ausstellungen, in Galerien und Museen weltweit zu sehen, wichtige Museumsausstellungen der letzten Jahre waren im Haus der Kunst in München (2009), im Reina Sofia in Madrid (2010) und im Castello di Rivoli in Turin (2012) zu sehen. * Jana Kouril ist kuratorische Assistentin der Fondation Beyeler Kuratiert wird die Ausstellung von Theodora Vischer, Senior Curator der Fondation Beyeler
Artinside Thomas Schütte, Vater Staat, 2010
Henri Matisse von Ulf Küster*
Henri Matisse 12.10.2013 – 12.01.2014 Fondation Beyeler www.fondationbeyeler.ch
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cherenschnittwerke und Gemälde von Henri Matisse (1869–1954) aus der Sammlung Beyeler werden vom 12. Oktober 2013 bis zum 12. Januar 2014 in einer besonderen Präsentation nach langer Zeit wieder ausgestellt. Die Präsentation ermöglicht ein Wiedersehen mit den blauen Akten, Matisse’ berühmtesten Scherenschnitten, wahren Ikonen der Sammlung Beyeler. Nu bleu I ist das Bild einer Kauernden, ein wunderbar in sich geschlossenes Werk, das wie aus einem Guss zu sein scheint. In seinen Formen spielt es mit «innen» und «aussen» und vermittelt dadurch eine Art von körperlicher Kontemplation, von in sich ruhender Erotik. Ganz anders Nu bleu, la grenouille: Die wie Meeresbuchten anmutenden, auf dem leuchtend gelben Untergrund verteilten, blauen Formen des Körpers strahlen Aktivität und explizite Erotik aus. Am Ende seines Lebens fand Matisse zu einer völlig neuen Ausdrucksform, die man als Summe seiner Bemühungen um ein harmonisches Bild, um seine Idee einer «grande décoration» sehen kann: Er reduzierte Figur, Farbe und Raum auf eine Art System von Zeichen, die er aus eingefärbtem Papier mit der Schere schnitt und zu Bildern arrangierte, welche zunächst die Wände seines Ateliers schmückten. Endlich ist auch er wieder zu sehen: Henri Matisse’ grossformatiger Scherenschnitt Acanthes. Drei Jahre dauerten die Restaurierungsarbeiten an dem Werk, die grosszügig von der Versicherung National Suisse unterstützt worden sind. Drei Jahre, in denen Acanthes nicht nur ausführlich untersucht, sondern auch für künftige Generationen erhalten wurde. Drei Jahre auch, in denen man als Besucher im Museum den Restauratoren
Henri Matisse, Nu bleu I, 1952
bei der Arbeit über die Schulter blicken konnte. Dabei war eine der vielen Erkenntnisse, die man durch die Beschäftigung mit dem Werk gewann, dass Matisse auch aus kunsttechnologischer Sicht ein Könner war: Die Befürchtung, das Werk sei durch die langen Perioden des Ausstellens in den 1960er- und 1970erJahren schwer beschädigt worden, hat sich nicht bewahrheitet. Matisse verwendete nur die besten und dauerhaftesten Materialien und war wohl sehr um die dauerhafte Präsentation seiner Scherenschnitte bemüht. Die gründlichen Recherchen der Restauratoren Markus Gross und Stephan Lohrengel haben grossartige Einblicke in Matisse’ Arbeit ergeben. Man fühlt die Pranke des Löwen, der mit grosser Geste dabei ist, das scheinbar einfache, grossartige Werk zu formen.
Sehr deutlich wird, wie Henri Matisse, dessen Werk sich gleichermassen zu einer puristischen Reduktion der Form wie auch zu einem innovativen Umgang mit Farbe entwickelte, gerade durch seine Arbeit an den Scherenschnitten die europäische Moderne wie auch die Vertreter des abstrakten Expressionismus in den USA geprägt hat. Alle Scherenschnitte aus der Sammlung Beyeler werden nach der Präsentation in der Fondation Beyeler nach London in die Tate Modern und danach ans Museum of Modern Art nach New York reisen, wo in den Jahren 2014 und 2015 eine grosse Ausstellung der Scherenschnitte von Henri Matisse stattfinden wird. *Ulf Küster ist Kurator der Fondation Beyeler Artinside
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Installationsansicht der Ausstellung «Alexander Calder: Bäume – Abstraktion benennen» in der Fondation Beyeler
Alexander Calder: Bäume – Abstraktion benennen bis 12.01.2014 Fondation Beyeler www.fondationbeyeler.ch
Alexander Calder: Bäume – Abstraktion benennen
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ie Fondation Beyeler präsentiert mit der zweiten Calder Gallery eine einzigartige Ausstellung mit Werken des amerikanischen Bildhauers, die in Zusammenarbeit mit der Calder Foundation eingerichtet und sich einem weiteren, noch nicht untersuchten Aspekt im Schaffen des Künstlers widmet. Neben Leihgaben der Calder Foundation werden auch selten ausgeliehene Werke aus Privatbesitz sowie aus der Fundació Joan Miró, Barcelona, und dem Moderna Museet, Stockholm, zu sehen sein. Als Alexander Calder 1933 im Zuge der weltpolitischen Lage Paris für seine Heimat Nordamerika verlässt, lässt er sich mit seiner Frau Louisa James dauerhaft in Roxbury, Connecticut, in einem alten Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert nieder. Dort entfaltet die Umgebung eine unmittelbare Wirkung auf den Künstler und ein neuer Abschnitt in der Entwicklung seiner Arbeit zeichnet sich ab. Der Aussenraum tritt als zusehends werkbestimmende Komponente in Erscheinung. Die Präsentation in der Fondation Beyeler beginnt mit einer ausgefallenen Gruppe von unterschiedlichen Stabile-Mobiles von 1939, die als ca. zwei Meter hohe Maquetten für die avantgardistische Umgestaltung des Bronx-Zoos gedacht waren. Dort sollten sie in solider
Ausführung und als Monumentalskulpturen eine Art Baumschmuck des afrikanisch anmutenden Raubkatzengeheges abgeben. Das Projekt wurde schliesslich nicht realisiert, belegt aber eindrücklich das zukunftsweisende Potenzial von Calders künstlerischen Ideen. Organische Assoziationen bestimmen die formalen Strukturen wie Laubkronen, Ast-Kaskaden, Blatt-Abfolgen. Das freie Spiel der präsentierten Werke im dicht bespielten Innenraum des Museums schliesst sich zu einem regelrechten «Calder-Wald» zusammen. Die dadurch entstehende Verbindung von Innen- und Aussenraum nimmt auf ein für die Fondation Beyeler wichtiges Thema Bezug, das die Sammlung in einem harmonischen Miteinander von Architektur und Landschaft einbettet. Eine zweite Werkgruppe beleuchtet schliesslich die Entstehung des Werks The Tree in der Sammlung der Fondation Beyeler, mit der ursprünglichen Maquette und formal verwandten Werken und Zwischenstufen. Im Sommer wird zudem auch The Tree, das monumentale Stabile-Mobile der Sammlung Ernst und Hildy Beyeler, an seinen angestammten Platz im Berower Park auf dem Gelände der Fondation Beyeler zurückkehren.
Make up – Aufgesetzt ein Leben lang? 27.09.2013 – 06.07.2014 Museum der Kulturen Basel www.mkb.ch
Make up – Aufgesetzt ein Leben lang?
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estimmen Sie aktiv, welches Bild andere von Ihnen haben? Was wollen wir mit Schminke und anderen Veränderungen unserer Erscheinung erreichen? Die Haut als Trägerin aller Arten von Körperschmuck unterliegt modischen Trends: Es wird auf sie aufgetragen, eingeritzt, gebrandmarkt, gefärbt, hinzugefügt oder weggeschabt – und damit wird dem Gegenüber etwas mitgeteilt. Die Ausstellung Make up gibt Einblicke in soziale Zusammenhänge des Bodystylings und die dabei angewendeten Praktiken. Im Zentrum stehen das Schminken, die Körperbemalung, das Tätowieren, das Piercen, das Anbringen von Schmucknarben und Veränderungen, die noch tiefer unter die Haut gehen.
Figur der Puruha-Kultur, Ecuador
Engel – Flügelwesen zwischen Himmel und Erde 22.11.2013 – 05.01.2014 Museum der Kulturen Basel
Weihnachtsausstellung: Engel – Flügelwesen zwischen Himmel und Erde
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argestellt sind sie jubilierend und trauernd, als Beschützer und als Begleiter, allein oder in Scharen – die geflügelten Mischwesen, welche wir als Engel bezeichnen. Bekannt sind sie seit dem frühen Judentum und wohl im vorislamischen Iran entstanden. Verschiedene Arten von Engeln kennt man bereits aus dem Alten Testament, wo sie als Mitglieder der himmlischen Hierarchie beschrieben werden. Engel mit ganz unterschiedlichen Aufgaben finden sich auch in populären Glaubensvorstellungen. So gelten sie geradezu als Personifikationen von Glück und Unglück. Die Ausstellung mit Objekten aus unserer Europa-Sammlung beleuchtet den Wirkungsbereich der geheimnisvollen Flügelwesen zwischen Himmel und Erde mit den unterschiedlichsten, oft volksfrommen Darstellungen von Erzengeln, Schutzengeln und Todesengeln.
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«La Collection impossible» Im Jahre 2013 feiern in ganz Frankreich die Regionalen Fonds für Zeitgenössische Kunst (Frac) ihr 30-jähriges Bestehen. Im Elsass zeigt die Fondation Fernet Branca anlässlich dieses Jubiläums die Ausstellung «Pièces montrées – Frac Alsace, 30 ans de collection»
Pièces montrées – Frac Alsace, 30 ans de collection 20.10.2014 – 23.03.2014 Fondation Fernet Branca www.fondationfernetbranca.org
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m Jahr 1982 wurden in Frankreich die «Fonds régionaux d’art contemporain» – kurz Frac – ins Leben gerufen. Die Initiative hatte drei Zielsetzungen: die Unterstützung und Förderung des zeitgenössischen Kunstschaffens, die Vermittlung von zeitgenössischer Kunst und die Sensibilisierung der Bevölkerung für das zeitgenössische künstlerische Schaffen. In der umfassendsten Ausstellung seit seiner Gründung präsentiert der Frac Alsace von Oktober 2013 bis März 2014 seine Sammlung in einer Ausstellung an vier Standorten: in der Chapelle des Annonciades des Musée historique von Haguenau, dem Musée d’Art moderne et contemporain in Strassburg, dem Frac Alsace in Sélestat und in der Fondation d’art contemporain Fernet-Branca in Saint-Louis.
Die Frac-Sammlung ist nicht nur eine Gruppe von Werken von kunsthistorischer Bedeutung, sie ist vielmehr ein facettenreiches Abbild der Kunst einer Epoche und darf als Barometer einer Geschichte des künstlerischen Geschmacks der vergangenen drei Jahrzehnte angesehen werden: Die Leiter der vier Kunsteinrichtungen und die engagierten Ausstellungskuratoren vertreten drei Generationen, womit unterschiedliche Betrachtungsweisen der Sammlung erwartet werden dürfen. Die weitläufigen Ausstellungsräume der Fondation Fernet-Branca in Saint-Louis bieten die bislang nie da gewesene Möglichkeit, eine breite Auswahl von Werken auszustellen, darunter auch selten gezeigte Arbeiten. Die für diese Schau getroffene Auswahl gehorcht sowohl dem Wunsch nach Kontrast
als auch der Zusammenführung von bislang nie gleichzeitig ausgestellten Kunstwerken. Der Ausstellungsparcours leitet sich vom Konzept der Perspektive ab, einer formellen, architektonischen Perspektive, die sich mit der Behauptung einer zeitgenössischen Form des Humanismus aus der Sicht der Künstler unserer Epoche kreuzt. Gezeigt werden die Werke zahlreicher französischer Künstler wie Jean-Marc Bustamante, Damien Cabanes, Anita Molinero oder Jean-Michel Sanejouand, aber auch Arbeiten der Schweizer John Armleder, Marc Bauer, Balthasar Burkhard, Thomas Hirschhorn oder Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger. Diese werden den Werken von internationalen Künstlern wie Cy Twombly, Ziad Antar oder Panamarenko gegenübergestellt. Stéphane Thidet, Ohne Titel, 2008
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Lightopia 28.09.2013 – 16.03.2014 Vitra Design Museum www.design-museum.de
Lightopia. Ein Panorama des Lichtdesigns
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Carlos Cruz-Diez, Chromosaturation, 2010
ie kaum ein anderes Medium hat das elektrische Licht im letzten Jahrhundert unseren Lebensraum revolutioniert. Es veränderte unsere Städte, schuf neue Lebens- und Arbeitsformen und wurde zum Motor des Fortschritts für Industrie, Medizin und Kommunikation. Ausgelöst durch neue Lichttechnologien zeichnet sich in der Welt des künstlichen Lichts heute ein tief greifender Wandel ab. Dieser Entwicklung widmet das Vitra Design Museum nun die Ausstellung Lightopia. Es ist die erste Ausstellung, die das Thema Lichtdesign umfassend präsentiert – mit Beispielen aus Kunst, Design, Architektur und vielen anderen Disziplinen. Lightopia umfasst etwa 300 Werke, darunter zahlreiche Ikonen aus der bislang noch nie öffentlich gezeigten Leuchtensammlung des Vitra Design Museums, etwa von Wilhelm Wagenfeld, Achille Castiglioni, Gino Sarfatti und Ingo Maurer.
Im Zentrum stehen Entwürfe heutiger Designer und Künstler wie Olafur Eliasson, Troika, Chris Fraser, Front Design, Joris Laarman, realities:united und mischer’traxler, die neue Möglichkeiten der Gestaltung mit Licht veranschaulichen. Aus dem Dialog der ausgestellten Werke entsteht ein Panorama des Lichtdesigns – von den Anfängen der Industriegesellschaft bis hin zu Visionen, die unsere Zukunft bestimmen werden. Lightopia wird begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm aus Vorträgen, Diskussionen, Symposien und Workshops mit namhaften Künstlern, Designern und Wissenschaftlern. Darunter sind Michele De Lucchi, Ben van Berkel, Winy Maas/MVRDV, Rogier van der Heide, Troika, mischer’ traxler und viele andere.
Weitere Ausstellungen Shiro Kuramata – Design as Poetry 19.10.2013 – 12.01.2014 Vitra Design Museum Gallery Weil am Rhein/D www.design-museum.de
Repair! 18.01.2014 – 02.02.2014 Vitra Design Museum Gallery Weil am Rhein/D www.design-museum.de
Artinside realities:united, NIX, Simulationszeichnung, 2005
Wann ist man ein Mann? Wann ist man ein Mann? 06.09.2013 – 30.03.2014 Antikenmuseum und Skulpturhalle Basel www.antikenmuseumbasel.ch www.skulpturhalle.ch
Das Antikenmuseum am St. Alban-Graben 5 und die dazugehörende Skulpturhalle an der Mittleren Strasse 17 gehen neue Wege. Sie präsentieren parallel an beiden Standorten die Ausstellung «Wann ist man ein Mann?»
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nter dem Titel Das starke Geschlecht in der Antike thematisiert das Antikenmuseum Männerbilder und –rollen im alten Griechenland. Mit Athlet und Wettkampf in der Antike fokussiert die Skulpturhalle auf die damals exklusive Männerdomäne Sport. Mann-Sein will gelernt sein Im Antikenmuseum begleitet das Publikum einen Mann aus dem antiken Athen auf einem beispielhaften Lebensweg von der Kindheit bis zum Tod. Dabei erfahren die Besucherinnen und Besucher, wie aus einem Knaben ein richtiger Mann wurde. Die Ausstellung zeigt auf, welche Ideale und Normen die Gesellschaft den jungen Männern vermittelte. Vasen, Statuen und Reliefs zeigen den idealen griechischen Mann und stehen dabei im Dialog mit heutigen Darstellungen von Männern. Die Ausstellung zeigt Trouvaillen aus der Welt der Magazine für den modernen Mann und stellt den Originalobjekten moderne Objekte gegenüber. Im vielfältigen Begleitprogramm fragt das Museum nach heutigen Männerrollen und Männerbildern. Alles zum antiken Sport Sport war im antiken Männerleben zentral und hatte in der Kunst einen sehr hohen Stellenwert. In der Ausstellung in der Skulpturhalle sind Skulpturen, Vasen und andere Objekte mit Sportlerdarstellungen sowie antike Sportgeräte zu einer wohl einmaligen Dokumentation des antiken Sports zusammengeführt. Sport hatte einerseits einen praktischen Grund: Er diente der Vorbereitung für den Krieg. Andererseits musste ein griechischer Mann einen trainierten Körper haben und gut aussehen, um moralisch vollkommen zu sein. Zunächst begibt sich das Publikum in die antiken Trainingsstätten Gymnasion und Palästra. Hier erfahren die Besucher und Besucherinnen, wie ein Training in der Antike ablief und wie wichtig den alten Griechen ein schöner Körper war. Danach gelangt das Publikum in ein grosses Stadion. Dort werden die antiken olympischen Disziplinen Laufen, Fünfkampf, Ringen, Faustkampf, Pankration (eine Art Allkampf ) sowie das Pferde- und das Wagenrennen vorgestellt. In Videos und Texten vergleicht die Ausstellung die antike und die heutige Durchführung dieser Sportarten. Beide Ausstellungen sind dreisprachig: deutsch, französisch, englisch.
Nackter Athlet, röm. Kopie einer griech. Bronzestatue, um 420 v. Chr.
Enthousiasmos Fotoprojekt von Brigitte Vincken Parallel zur Ausstellung Wann ist man ein Mann? zeigt die niederländische Fotografin Brigitte Vincken im Antikenmuseum eine Auswahl aus dem Projekt Enthousiasmos (2012). Zu sehen sind Bilder von griechischen und römischen Statuen, die ein Helikopter mitten im verschneiten Oberengadin absetzte. Männliche Models umarmen die antiken Skulpturen und tanzen mit ihnen, bis die lebendigen Körper mit den steinernen verschmelzen.
Bedeutende Ausstellungen ausserhalb der Region Basel
Aarau | Kunsthaus
Thun | Kunstmuseum
Zürich | Haus Konstruktiv
Zürich | Kunsthaus
Dieter Meier – In Conversation
Chambre de luxe. Künstler als Hoteliers & Gäste Das Kunstmuseum Thun ist seit 1948 in den Räumen des früheren Grand Hotel Thunerhof aus dem späten 19. Jahrhundert beheimatet. Dieser Kontext bildet den thematischen Hintergrund der internationalen Gruppenausstellung Chambres de luxe. Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen, die sich in ihrer Arbeit mit den sozialen und kulturellen Aspekten des Hotels beschäftigen oder dieses als Ort der Selbstverortung behandeln. Das Hotel(zimmer) bietet öfters Ersatz für das eigene Atelier und mutiert zur Produktionsstätte auf Zeit und zu einem Rückzugsort. Auf Kunstschaffende kann der flüchtige oder regelmässige Besuch in einem Hotel stimulierend wirken für eine spontane Umsetzung ihrer Ideen wie beispielsweise tagebuchartige Dokumente oder Skizzen.
Hans Jörg Glattfelder – Was der Fall ist
Edvard Munch. 150 Grafische Meisterwerke Liebe, Schmerz und Tod, Leidenschaft, Einsamkeit und Trauer – das ganze Werk von Edvard Munch kreist um Grunderfahrungen menschlicher Existenz. Eindringlich und schonungslos umkreist er die Gefühle der Hoffnung und Verzweiflung, der Vergänglichkeit und des Verschwindens. Das Kunsthaus Zürich zeigt rund 150 Meisterwerke des norwegischen Expressionisten Edvard Munch. Die grossformatigen, Arbeiten auf Papier umfassen all seine bekanntesten Motive: «Der Schrei», «Angst», «Melancholie», aber auch «Vampir», «Madonna», das «Mädchen auf der Brücke» und Selbstporträts. Von Munchs erstem Kaltnadelstich bis zu seiner letzten Lithografie ist diese private Sammlung erstmals vollständig in der Öffentlichkeit zu sehen.
Mit In Conversation widmet das Aargauer Kunsthaus dem Konzept- und Performancekünstler, Filmemacher, Musiker, Essayist und Poet Dieter Meier erstmals eine umfassende Überblicksausstellung in der Schweiz. Die Schau spannt den Bogen von den Performances und Konzeptkunstarbeiten der 1960er- und 1970er-Jahre bis in die Gegenwart und macht deren weit greifende Bedeutung mit zum Teil erstmals gezeigten Werken und Dokumentationen erfahrbar. Die Ausstellung bietet zudem die Gelegenheit, Dieter Meier live als Musiker und versierten Gesprächspartner zu erleben. 07.09.2013 bis 17.11.2013 www.aargauerkunsthaus.ch
Dieter Meier, Studie zu Behind Flowers, 1976
21.09.2013 bis 24.11.2013 www.kunstmuseumthun.ch
Daniel Spoerri, Reconstruction de la Chambre No. 13 de l’hôtel Carcassonne Paris 1959-65, 1998
Das Museum Haus Konstruktiv lässt sein Ausstellungsprogramm 2013 mit einer umfangreichen Einzelpräsentation des Schweizer Künstlers Hans Jörg Glattfelder ausklingen. Der 1939 in Zürich geborene und seit 1998 in Paris lebende Künstler zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Repräsentanten der konstruktiven und konkreten Kunst. Seine Arbeiten, in deren Konzeption oft auch mathematische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse einfliessen, bestechen genauso durch ihren intellektuellen wie durch ihren formalästhetischen Reiz. Mit rund 80 Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen gibt die Schau einen Einblick in das vielschichtige Œuvre des Schweizer Künstlers. 24.10.2013 bis 02.02.2014
www.hauskonstruktiv.ch
04.10.2013 bis 12.01.2014 www.kunsthaus.ch
Hans Jörg Glattfelder, Pyr 317, 1972
Edvard Munch, Mondschein I, 1896
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Culture SCapeS Balkan 19.10. – 13.12. 2013
Film, Fokus, Kunst, literatur, Musik, Neue Medien, tanz, theater
Weitere Infos: culturescapes.ch
Basel, Bern, Zürich u.v. m.
Fondation Beyeler
Baselstrasse 101, CH-4125 Riehen Tel +41 61 645 97 00 Fax +41 61 645 97 19 info@fondationbeyeler.ch www.fondationbeyeler.ch Öffnungszeiten. Mo–So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr Eintrittspreise. Erwachsene CHF 25.– IV/Gruppen ab 20 Pers. CHF 20.– Studenten bis 30 Jahre CHF 12.– Jugendliche 11–19 Jahre CHF 6.– Familienpass CHF 50.– Jeden Montag von 10 bis 18 Uhr und mittwochs von 17 bis 20 Uhr vergünstigte Eintrittspreise
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Kunsthalle Basel
Steinenberg 7 CH-4051 Basel Tel. +41 61 206 99 00 info@kunsthallebasel.ch www.kunsthallebasel.ch Öffnungszeiten. Di/Mi/Fr 11–18 Uhr Do 11–20.30 Uhr Sa/So 11–17 Uhr Eintrittspreis. CHF 10.–/6.– inkl. SAM Schweizerisches Architekturmuseum
Kloster Schönthal, Langenbruck/CH
CH-4438 Langenbruck Tel +41 61 706 76 76 mail@schoenthal.ch www.schoenthal.ch Öffnungszeiten. Fr 14–17 h, Sa/So 11–18 Uhr Eintrittspreise. Erwachsene Studenten/Künstler Familien Gruppen ab 6
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CHF 10.– CHF 8.– CHF 20.– CHF 8.–
Kunstmuseum Basel
St. Alban-Graben 16, CH-4010 Basel Tel +41 61 206 62 62 Fax +41 61 206 62 52 www.kunstmuseumbasel.ch Öffnungszeiten. Di–So 10–18 Uhr, Mo geschlossen Eintrittspreise. Piet Mondrian – Barnett Newman – Dan Flavin (inkl. ständige Sammlung) CHF 21.– Erwachsene CHF 15.– IV-Bezüger CHF 8.– Studenten bis 30 Jahre CHF 8.– Jugendliche 13–19 Jahre CHF 8.– Gruppen (ab 20 Pers.) CHF 10.–
Museum der Kulturen Basel
Museum Tinguely
Paul Sacher-Anlage 1, CH-4002 Basel Tel +41 61 681 93 20 Fax +41 61 681 93 21 infos@tinguely.ch www.tinguely.ch Öffnungszeiten. Di–So 11–18 Uhr, Mo geschlossen Eintrittspreise. Erwachsene CHF 15.– Schüler, Studenten, Lehrlinge, AHV, IV CHF 10.– Gruppen ab 20 Personen CHF 10.– Kinder/Jugendliche bis 16 Jahre in Begleitung eines Erwachsenen gratis
Antikenmuseum Basel
Museum für Gegenwartskunst
St. Alban-Rheinweg 60, Basel Tel +41 61 206 62 62 www.kunstmuseumbasel.ch www.elaine-mgk.ch Öffnungszeiten. Di–So 11–18 Uhr, Mo geschlossen Eintrittspreise. Erwachsene CHF 12.– Jugendliche CHF 5.– IV-Bezüger CHF 5.– Studierende bis 30 J. CHF 5.–
Kunsthaus Baselland
Münsterplatz 20, CH-4051 Basel Tel + 41 61 266 56 00 info@mkb.ch www.mkb.ch Öffnungszeiten. Di–So 10.00–17.00 Uhr Jeden ersten Mittwoch im Monat 10.00–20.00 Uhr Eintrittspreise. Erwachsene CHF 16.– Jugendliche 13–19 J. CHF 5.– Personen in Ausbildung CHF 5.– IV und Gruppen (ab 10 Pers.) CHF 11.–
St. Alban-Graben 5 CH-4010 Basel Tel +41 61 201 12 12 info@antikenmuseumbasel.ch www.antikenmuseumbasel.ch www.skulpturhalle.ch Öffnungszeiten. Antikenmuseum Di–So 10–17 Uhr Skulpturhalle Di–So 10–17 Uhr, Sa und So 11–17 Uhr Eintrittspreise. Erwachsene Antikenm. CHF 20.– Erwachsene Skulpturh. CHF 15.– reduziert CHF 5.–
St. Jakobs-Str. 170, CH-4132 Muttenz Tel +41 61 312 83 88 office@kunsthausbaselland.ch www.kunsthausbaselland.ch Öffnungszeiten. Di/Do–So 11–17 Uhr | Mi 14–20 Uhr Mo geschlossen Eintrittspreise. Erwachsene CHF 7.– Ermässigt CHF 5.–
Vitra Design Museum, Weil am Rhein/D
Museum Frieder Burda, Baden-Baden/D
Fondation Fernet Branca, Saint-Louis/F
Charles-Eames-Str. 2 D-79576 Weil am Rhein Tel +49 76 21 702 32 00 info@design-museum.de www.design-museum.de Öffnungszeiten. täglich 10–18 Uhr Eintrittspreise. regulär/ermässigt Eintritt Museum € 9.– / 7.– Eintritt Museum + Ausstellungsführung: Eintritt + € 6.– Architekturführung: € 12.–/10.– Kombiticket (Museum + Architekturführung) € 16.–/14.– Kinder unter 12 Jahren gratis
Bildnachweis | Titelseite Thomas Hirschhorn, Diachronic Pool, 2012 © Pro Litteris, Zürich 2013 Foto: Marc Domage | Teilauflage Kunstmuseum: Barnett Newman, Eve, 1950, Tate, London, Ankauf 1980 © 2013, Pro Litteris, Zürich | Teilauflage Fondation Beyeler: Thomas Schütte, Walser’s Wife, 2011, © 2013, ProLitteris, Zürich, Foto: Luise Heuter | S.4 Museum Tinguely: Marina Abramovic´, MAI – Prototype, 2012 © Pro Litteris, Zürich 2013 Foto: Dusan Reljin | Museum Frieder Burda: Franz Gertsch, Gräser III, 1997, Museum Franz Gertsch, Burgdorf © Franz Gertsch 2013, Foto: Beat Jost, Bern | Kloster Schönthal, Hans Josephsohn, Halbfigur Bronze, 1998 © John Schmid 2013 | Kunstmuseum Basel: Barnett Newman, White Fire II, 1960, Kunstmuseum Basel, Foto: Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler | S.5 Fondation Beyeler: Thomas Schütte, Bronzefrau Nr. 17, 2003 © 2013, ProLitteris, Zürich, Foto: Nic Tenwiggenhorn | Museum der Kulturen Basel: Figur der Puruha-Kultur, Ecuador | Kunsthalle Basel: Flávio, 2012, Messingrohr, versilberter Draht, ca. 310 x 300 x 10 cm @ Kunsthalle Basel | Fondation Fernet Branca, Stéphane Thidet, Ohne Titel 2008, Installation, Collection Frac Alsace © Stéphane Thidet, Foto: Marc Domage | Vitra Design Museum: Abstraktion basierend auf: Vico Magistretti, Atollo, 1977 © Vico Magistretti Foundation, Oluce, Foto: Sammlung Vitra Design Museum, Daniel Spehr | Antikenmuseum Basel: Torso des Diadumenos, röm. Marmorkopie, um 420 v. Chr. Foto: © Antikenmuseum Basel | S.6 v.o.: Marina Abramovic´, MAI – Prototype, 2012 © Pro Litteris, Zürich 2013 Foto: Dusan Reljin | Ranjit Bhatnagar, Singing Room for a Shy Person, 2012 Foto: Keira Heu-Jwyn Chan | Olaf Breuning, Home 3, 2012, Filmstill: Olaf Breuning | S.8 oben: John Bock, Lecker Puste, 2012, Foto: Roland Wetzel | unten: Thomas Hirschhorn, Diachronic Pool, 2012 © Pro Litteris, Zürich 2013 Foto: Marc Domage | S.9 Aleksandra Hirszfeld, Information Absorber, 2012 Foto: Agata Kawecka | S.11 v.o.n.u: Jon Kessler, The Web, 2012, Foto: Andrew Ohanesian | Pors & Rao, Nisse TV, 2012, Foto: Pors & Rao | Brigitte Zieger, Shooting Wallpaper, 2012 © Pro Litteris, Zürich 2013 Foto: Daniel Spehr | S.12 Franz Gertsch, Silvia I 1998, Museum Franz Gertsch, Burgdorf, © Franz Gertsch 2013, Foto: Dominique Uldry, Bern | S.13 Franz Gertsch, Soufrière (Guadeloupe) 2012/13, Besitz des Künstlers, © Franz Gertsch 2013, Foto: Dominique Uldry, Bern | S.14 Piet Mondrian, Composition with Red, Black, Yellow, Blue, and Gray, 1921, Sammlung Gemeentemuseum, Den Haag © 2013, Pro Litteris, Zürich | S.15 oben: Barnett Newman, Flavin, Jean Boggs and Brydon Smith at the opening of «fluorescent light, etc. form Dan Flavin», National Gallery of Canada, Ottawa, September 12, 1969 © ProLitteris, Zürich | S.15 unten: Piet Mondrian in seinem Atelier, Foto: Regi André / Rosa Klein © Mondrian / Holtzman Trust c/o HCR International USA | S.16 Barnett Newman, Chartres, 1969, Daros Collection, Switzerland © 2013,
Lichtentaler Allee 8b D-76530 Baden-Baden Tel +49 07221/39898-0 office@museum-frieder-burda.de www.museum-frieder-burda.de Öffnungszeiten. Di bis So 10–18 Uhr, Montag geschlossen Eintrittspreis. Euro 12.–
2, rue du Ballon F-68300 Saint-Louis Tel. +33 38 969 10 77 musee-fernet-branca@wanadoo.fr www.fondationfernet-branca.org Öffnungszeiten. Mi–Fr 14–19 Uhr. Mo–Di geschlossen Eintrittspreis. Euro 7.–/6.–, Kinder unter 12 Jahren gratis
Pro Litteris, Zürich | S.17 Barnett Newman, Eve, 1950, Tate, London, Ankauf 1980 © 2013, Pro Litteris, Zürich | S.18 Dan Flavin, untitled (to Barnett Newman) four, 1971, Sammlung Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich © 2013, Pro Litteris, Zürich | S.19 Douglas Gordon, Looking down with his black, black, `ee, 2008, Kunstmuseum Basel © 2013, Pro Litteris, Zürich | S.20 Hans Josephsohn, Halbfigur Bronze, 1998 © John Schmid 2013 | S.21 Leonor Antunes, discrepancies with M.S. #1, 2012, Leder, Garn, 193 x 195 x 0,5 cm | S.22-23 Thomas Schütte, United Enemies, 2011 (detail),© 2013, ProLitteris, Zürich, Foto: Nic Tenwiggenhorn | S.24 Thomas Schütte, Selbstportrait, 1975 © 2013, ProLitteris, Zürich, Foto: Thomas Schütte | S.25 Thomas Schütte, Blumen für Konrad, 1998 © 2013, ProLitteris, Zürich, Foto: Nic Tenwiggenhorn | S.26 Thomas Schütte, Vater Staat, 2010 © 2013, ProLitteris, Zürich, Foto: Nic Tenwiggenhorn | S.27 Henri Matisse, Nu bleu I, 1952, Blauer Frauenakt I, © Succession Henri Matisse / ProLitteris, Zürich, Foto: Robert Bayer, Basel | S.28 Installationsansicht der Ausstellung «Calder – Bäume. Abstraktion benennen» in der Fondation Beyeler (8.6.2013–12.01.2014) mit den Werken The Hairpins (1939), The Tree (1960), Untitled (ca. 1958), Sumac II (1952), The Tree (maquette) (ca. 1958) und Small City (1964), Collezione Gori, Pistoia; Courtesy Galerie Vedovi, Brüssel; Calder Foundation, New York, © 2013, Calder Foundation, New York / Artists Rights Society, New York / ProLitteris, Zürich, Foto: Serge Hasenböhler | S.29 Figur der Puruha-Kultur, Ecuador | S.30 Stéphane Thidet, Ohne Titel 2008, Installation, Collection Frac Alsace, © Stéphane Thidet / Foto: Marc Domage | S.31 oben: Carlos Cruz-Diez, Chromosaturation 2010 © Carlos Cruz-Diez & Adagp, Paris 2013 / unten: realities:united, NIX, Simulationszeichnung, 2005 © Courtesy of realities:united | S.32 Torso eines nackten Athleten, des sogenannten Diadumenos («der sich eine Siegerbinde um den Kopf legt»), Marmor, römisches Werk nach einer Bronzestatue des griechischen Bildhauers Polyklet aus der Zeit um 420 v. Chr. | S.33 Dieter Meier, Studie zu Behind Flowers, 1976, Fotografie | Daniel Spoerri, Reconstruction de la Chambre No. 13 de l’hôtel Carcassonne Paris 1959-65, 1998, Assemblage, Galerie Henze & Ketterer, Wichtrach / Bern | Hans Jörg Glattfelder, Pyr 317, 1972, Museum Louisiana, Humlebaek, Dänemark | Edvard Munch, Mondschein I, 1896, Privatsammlung, © The Munch Museum / The Munch-Ellingsen Group / 2012, ProLitteris S.35 v.l.n.r. Odilon Redon, Papillons, 1910, The Museum of Modern Art, New York, Gift of Mrs. Werner E. Josten in memory of her husband, 1964 © 2013, ProLitteris, Zürich, Foto: © 2013, Digital image, The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence | James Ensor, Der Schmerzensmann, 1891, Königliches Museum für Schöne Künste Antwerpen | Jeppe Hein, Intervention Impact, 2004, Foto: Annette Kradisch
Vorschau. Das nächste Artinside erscheint im Januar 2014 mit diesen Themen
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Jeppe Hein, Intervention Impact, 2004
Odilon Redon, Papillons, 1910
James Ensor, Der Schmerzensmann, 1891
Fondation Beyeler 02.02.2014 – 18.05.2014
Kunstmuseum Basel 16.02.2014 – 25.05.2014
Museum Tinguely 19.02.2014 – 11.05.2014
Odilon Redon
James Ensor – Aus dem Königlichen Museum Antwerpen und Schweizer Sammlungen
Spielobjekte – Die Kunst der Möglichkeiten
Odilon Redon (1840-1916) gehört zu den erstaunlichsten Künstlern der anbrechenden Moderne. Die Kunst dieses Hauptvertreters des französischen Symbolismus kennzeichnet die Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert und somit das Wechselspiel zwischen Tradition und Innovation. Die Ausstellung in der Fondation Beyeler konzentriert sich anhand zahlreicher Hauptwerke auf Redons Bedeutung als Wegbereiter der Klassischen Moderne und somit auf die avantgardistische Dimension seiner Kunst. Redons zweideutiges und rätselhaftes Werk zeichnet sich durch Brüche und Kontraste aus, ist geprägt von einer Entwicklung, die vom Schwarz der frühen Kohlearbeiten und Lithografien hin zur «Farbexplosion» seiner späteren Pastelle und Ölbilder führt. Seine Werke changieren vom Unheimlichen zum Heiteren: Bizarre Monster treten neben himmlische Geschöpfe – Traum und Albtraum, Natur und Imagination begegnen sich. Impressum. Artinside – Das Museumsmagazin der Region Basel Das Magazin Artinside wurde vor zehn Jahren nach einer Idee von Matthias Geering und Fausto De Lorenzo gegründet. Herausgeber: Matthias Geering Chefredaktion | Artdirection | Produktion: Sibylle Meier Lauftext Meier Geering, Oberwilerstrasse 69, CH-4054 Basel Korrektorat: Lesley Paganetti, Basel
Phantome, Schädel, Skelette und andere makabre Gestalten prägen das Werk von James Ensor (1860–1949). Seine Arbeiten sind skurril, ironisch, mitunter angriffslustig und provokant, dabei immer von einem tiefgründigen Humor getragen. Die ungewöhnlichen Motive offenbaren das Absurde und Groteske des menschlichen Alltags. Die Interessen des Künstlers waren vielfältig, Ensor begeisterte sich für das druckgrafische Werk Rembrandts ebenso wie für den belgischen Karneval und japanische Masken. Künstler wie Alfred Kubin, Paul Klee und die deutschen Expressionisten Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner zeigten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts von seiner Schaffenskraft und radikalen Absage an das Schönheitsideal der europäischen Kunstgeschichte inspiriert. Die Ausstellung stellt nahezu 60 Gemälde und ebenso viele teils erstmalig gezeigte Zeichnungen vor.
Das Museum Tinguely präsentiert im Frühjahr 2014 die Ausstellung Spielobjekte – Die Kunst der Möglichkeiten. Ausgestellt werden über 100 Kunstobjekte des 20. Jahrhunderts, deren Komposition und Erscheinen verändert werden können. Mit einer breiten Auswahl an Exponaten – darunter von Hans Arp, Josef Albers, Gianni Colombo, Carlos Cruz-Diez, Gerhard v. Graevenitz, Le Corbusier, Charlotte Posenenske, Dieter Roth, Grazia Varisco und Mary Vieira – will die Ausstellung die Vielfalt und Geschichte des Spielobjekts wieder ins Bewusstsein rufen. Einige Arbeiten ermöglichen auch das Spiel selbst, so die Arbeiten der französischen Künstlergruppe GRAV (u.a. Julio Le Parc, François Morellet) und Rauminstallationen von Yayoi Kusama und Jeppe Hein.
info@artinside.ch | www.artinside.ch Ausgabe Herbst 2013 | Erscheint drei Mal jährlich | Auflage 180 000 Exemplare Bildbearbeitung/Druck: Vogt-Schild Druck, Derendingen Ein Teil der Auflage ist der Basler Zeitung und der Badischen Zeitung (Ausgabe Stadt Freiburg) vom 04. September 2013 beigelegt Jahresabo Schweiz: CHF 20.–, Jahresabo EU: Euro 20.– | ISSN 1660-7287 Die nächste Ausgabe erscheint im Januar 2014
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