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Kurzmeldungen

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Kurzmeldungen

Kurzmeldungen

Großbritannien: Auf Halbmast

Trauerfall. Der Tod von Queen Elizabeth II hat Großbritannien in Schockstarre versetzt. Das Ableben der Identifikationsfigur fällt dabei in eine Zeit, in der UK ohnedies vor vielen (auch hausgemachten) Problemen steht. Da hätten wir vor allem den Brexit: Ganz abgesehen von Corona hat er zu Lieferengpässen und Arbeitskräftemangel geführt – viele Osteuropäer aus der EU haben dem Königreich den Rücken kehren müssen. Als Folge läuft die Ökonomie unrund, viele Bürger haben Angst, in die Armutsfalle abzurutschen; Unternehmer fürchten, ihr Geschäft zusperren zu müssen. Hierfür sind natürlich der Energiepreisschock und die damit verbundenen explodierenden Kosten verantwortlich. Jetzt greift man in Downing Street Number 10 eilig zu riesigen Hilfspaketen: Der neue Schatzkanzler, Kwasi Kwarteng, hofft, mit einer Steuersenkung und einer massiven, unbefristeten Energiesubvention für alle Haushalte im Vereinigten Königreich das Steuer herumzureißen. Ob das gelingt ist fraglich, Steven Bell, Volkswirt bei Columbia Threadneedle, kommentiert: „Wir könnten in den Graben einer Rezession abrutschen oder auf die beängstigende Überholspur mit steigender Inflation und sehr hohen Zinssätzen wechseln. Oder wir könnten einen Finanzcrash mit allen drei Effekten erleben.“ Wobei er es aber für wahrscheinlich hält, dass der Plan der Regierung zumindest die Rezession abwenden wird.

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DIE ZAHL DES MONATS

50 Prozent

Kauf zu Hause! Das Verbraucherverhalten wird aktuell vor allem von den wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und teils unterbrochenen Lieferketten beeinflusst. Ein Effekt: Regionale Produkte werden weltweit beliebter. Acht von zehn Konsumenten sind bereit, mehr als den Durchschnittspreis für lokal erzeugte Produkte zu bezahlen. Grund dafür ist auch die Unterstützung der regionalen Wirtschaft sowie die höhere Qualität der Produkte. Das besagen die Ergebnisse der „Global Consumer Insights Studie“ des Beratungsunternehmens PwC, das über 9.000 Menschen in 25 Ländern befragte. Konsumentinnen und Konsumenten haben aber nicht nur ihr Kaufverhalten, sondern auch ihren Lebensstil geändert. Neue Muster scheinen sich zu festigen: In Zukunft möchten 50 Prozent vermehrt online einkaufen sowie zu Hause kochen (46 %). Außerdem möchten 22 Prozent weniger oft vor Ort in Geschäften ihr Geld ausgeben.

Nachhaltigkeit Grüne Welle

Weiter im Trend. Die „grüne“ Welle hat Österreichs Anleger bereits erfasst: Fast drei Viertel der Anleger (73 %), die sich an der „Trend-des-Monats“-Umfrage des Zertifikate Forum Austria beteiligten, haben Wertpapiere im Depot, die Nachhaltigkeitsziele verfolgen. 51 Prozent der Investoren geben an, weniger als ein Viertel ihres Depots in ESG-konformen Titeln veranlagt zu haben. Zehn Prozent meinen, zwischen einem Viertel und der Hälfte ihres Portfolios in „grünen“ Werten investiert zu haben und 12 Prozent haben einen Anteil von mehr als der Hälfte des Wertpapiervermögens als nachhaltig bezeichnet. 27 Prozent können keine Angaben machen. „Nachhaltiges Anlegen wird sich dauerhaft zu einem Megatrend entwickeln“, so Frank Weingarts, Vorsitzender des Zertifikate Forums.

Demokratie: Vielfach wertvoll

Wichtiges Asset. In den letzten zehn Jahren ist der Rückgang demokratischer Werte und echter Demokratien in der ganzen Welt immer stärker zu spüren. Das gilt leider auch für einige Länder in der OECD und EU. Was zuletzt Ophélie Mortier, ESG-Expertin am Beispiel Ungarns deutlich bei DPAM wurde, so will die EU Auszahlungen in Höhe von sieben Milliarden Euro stoppen, falls das Land nicht wieder zu einer „richtigen“ Demokratie zurückfinde. Prinzipiell unterstreicht Ophélie Mortier, Chief Sustainable Investments Officer bei DPAM, die überragende Rolle der Demokratie für Länder, die auf nachhaltiges und integratives Wachstum ausgerichtet sind. Die Achtung der Freiheits- und der politischen Rechte war laut der Expertin von Anfang an das Kernstück für die DPAM-Auswahlmöglichkeiten bei Schwellenländer-Anleihen. Anders ausgedrückt: Wer sich von der Demokratie entfernt, beschneidet sich internationaler Finanzierungsmöglichkeiten. Somit ist Demokratie auch ein finanzielles Asset.

Fracking: Salonfähig in Österreich?

Heiß umstritten. Fracking stand in Österreich bisher sowohl gesellschaftlich als auch politisch auf dem Abstellgleis. Doch in Zeiten der Energiekrise ist eine neue Diskussion über die heimische Erdgasförderung und die umstrittene Methode entbrannt. Das OnlineMarktforschungsinstitut Marketagent hat in einer Studie 500 Österreicher zu ihrer Meinung hinsichtlich der Förderung von Schiefergas befragt. Fazit: Zwar ist die Einstellung gegenüber Fracking hierzulande weiterhin eher zurückhaltend, neue und umweltfreundlichere Methoden sowie der Druck auf dem Energiemarkt könnten aber ein Umdenken in Gang setzen. 43 Prozent bewerten Fracking allgemein als negativ, weitere 41 Prozent als neutral und nur rund jeder Sechste hat eine positive Meinung. Damit hat das Fracking hierzulande ein ähnlich schlechtes Standing wie Atomenergie. Ungeachtet dessen würde rund die Hälfte der Befragten (52 %) die Erschließung der heimischen Vorkommen mittels Frackings zumindest eher befürworten.

USA: Doch sanfte Landung?

Sicherheitsnetz. Die Welt und die führende Wirtschaftsmacht USA werden um einen Abschwung nicht herumkommen. Die Vereinigten Staaten verfügen aber über mehrere „Sicherheitsnetze“, so Olivier de BerranOlivier de Berranger, CIO ger, CIO bei LFDE: „Zunächst bei LFDE einmal beginnen die Privathaushalte gerade erst damit, aus den erheblichen Sparreserven zu schöpfen, die sie während der Coronakrise aufgebaut haben. Hinzu kommt, dass weder Privathaushalte noch Unternehmen insgesamt übermäßig verschuldet sind und dass sich die Rentabilität der Unternehmen auf hohem Niveau halten konnte.“ Schließlich befindet sich auch der Arbeitsmarkt in sehr guter Verfassung: Die Anzahl offener Stellen ist im Vergleich zur Zahl der Jobsuchenden hoch und es werden in solidem Umfang neue Arbeitsplätze geschaffen, mit über 300.000 neuen Stellen allein im August. Die Wirtschaftsdaten lassen laut dem Experten im Moment die Hoffnung auf eine „sanfte Landung“ zu.

Zinsschraube: Nach oben gedreht

Joachim Fels, Managing Director und Chefökonom bei PIMCO „Zusätzliche Schmerzen“. Joachim Fels, Managing Director und Chefökonom bei PIMCO, glaubt, dass die Währungshüter die Zinsschrauben so lange fester ziehen werden, bis der Inflationstrend über mehrere Monate rückläufig ist. Auch wenn dies Rezession und steigende Arbeitslosigkeit bedeuten sollte. Damit ist gemeint, dass weitere Zinserhöhungen anstehen, in den „Schraubstock“ könnte dabei das zarte Pflänzchen der Konjunktur geraten. Der Ökonom interpretiert Fed-Chef Jerome Powell so, dass eine Zins-Pause erst angebracht ist, wenn die Kerninflation mindestens mehrere Monate lang rückläufig ist. Konsequenz: Die Zentralbanken werden aufgrund der hartnäckigen Inflation nicht in der Lage sein, die Geldpolitik in absehbarer Zeit in nennenswertem Umfang zu lockern. „Die Aufgabe wird nicht ohne zusätzliche Schmerzen auf den Finanzmärkten und steigende Arbeitslosigkeit erledigt werden können“, kommentiert der PIMCO-Experte.

Europa: Der „Alte Kontinent“ wird älter

Demografie. Europa wird aufgrund seiner historischen Rolle gerne der „Alte Kontinent“ genannt. Jetzt scheint dieser Begriff eine neue Bedeutung zu erfahren. Europa steht vor gravierenden demografischen Veränderungen: Zwischen 2021 bis 2100 wird der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter voraussichtlich zurückgehen, während ältere Menschen einen steigenden Prozentsatz an der Gesamtbevölkerung ausmachen werden. Die Quote der über 80-Jährigen an der EUBevölkerung wird demnach laut Eurostat im genannten Zeitraum von 6,0 auf 14,6 Prozent um das Zweieinhalbfache steigen. Die über 65-Jährigen werden Ende des Jahrhunderts 31,3 Prozent der EU-Bevölkerung ausmachen. Derzeit liegt ihr Anteil nur bei 20,8 Prozent. Die Bevölkerungsgruppe im Alter von 15 bis 65 Jahren schrumpft dagegen im selben Zeitraum um etwa zehn Prozentpunkte. Der Anstieg des Anteils älterer Menschen lässt sich laut statista.com durch eine längere Lebensdauer erklären – ein Muster, das sich seit mehreren Jahrzehnten zeigt, da die Lebenserwartung zumindest bis 2019 gestiegen ist.

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