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Multi Asset-Strategie
Gesunde Mischung
Vor dem Ukraine-Krieg feierten die Aktienmärkte neue Höchststände, entschlossene Anleger konnten nicht viel falsch machen: Das Kaufen von breiten Indizes führte zum Erfolg. Das ist jetzt vorbei, die Asset Allocation muss flexibler werden.
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HARALD KOLERUS
Performance-Test
Die Vergleichbarkeit von Multi AssetProdukten ist nicht einfach, weil sie oft unterschiedlichen Konzeptionen unterliegen. Werfen wir dazu einen Blick auf eine Studie von Scope Analysis: Für die Auswertung wurden sogenannte Multi Asset Income Fonds (sie bieten laufende, wenn auch nicht garantierte, Ausschüttungen an) mit konventionellen Mischfonds verglichen. Das Ergebnis: Es zeigt sich im Durchschnitt eine deutliche Outperformance der Income Fonds im Vergleich zu den anderen Produkten. Den größten Vorteil für Income über einen Zeitraum von fünf Jahren sieht Scope in der Peergroup „Multi-Asset flexibel“ mit rund 3,2 Prozent pro Jahr. Der geringste Unterschied besteht in der Vergleichsgruppe „MultiAsset Global ausgewogen“ mit 1,5 Prozent jährlich. In der Peergroup „Multi-Asset konservativ“ beträgt der Rendite-Vorteil der Income Fonds zwei Prozent per anno. Im Juni und August gaben die Weltbörsen kräftige Lebenszeichen von sich und viele Indizes zeigten nach oben. Schnell stellte sich aber heraus, dass die Trendwende an den Aktienmärkten noch nicht geschafft ist, und es kam wieder zu Korrekturbewegungen. Zu groß ist der Gegenwind durch extreme Inflation, Energiekrise und eine bevorstehende Rezession als Folge des Kriegs gegen die Ukraine. Folgerung: Reine Aktieninvestments, vielleicht auch noch mit passiven Instrumenten wie ETFs, sind keine Selbstläufer mehr. Es muss eine neue Strategie her. Aber welche?
Der Mix macht‘s aus
Eine logische Konsequenz ist, dass das Portfolio flexibler gestaltet werden sollte, wobei Mischfonds in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Dabei handelt es sich in der klassischen Definition um Produkte, die je nach Marktsituation und Anlagestrategie in unterschiedliche Assets investieren. Früher standen hier vor allem Aktien, Anleihen und Cash-Positionen im Mittelpunkt, heute ist das Universum größer und es kommen zum Beispiel auch Rohstoffe, Immobilien, Derivative oder sogar CO2-Zertifikate in Frage.
Multi Asset im Fokus
Der Fantasie ist sozusagen keine Grenzen gesetzt. Aufgrund der vielen Anlagemöglichkeiten wird der Begriff „gemischte Fonds“ zunehmend durch den Terminus „Multi Asset“ ersetzt, auch von Vermögensverwaltungsfonds ist die Rede. Aber lassen wir uns dadurch nicht verwirren, entscheidend ist, dass keine sture Long Only-Strategie verfolgt, sondern auf Market-Timing geachtet wird, und dass jene Asset-Klassen zur
Österreich: Mischfonds am beliebtesten
Aktienfonds: 20% Derivative und Dach-Hedgefonds: 0,2%
Quelle: VÖIG Statistik/Erste Asset Management GmbH Anleihenfonds: 32% Mischfonds: 48%
Renten machen einen großen Teil des Fondsvermögens in Österreich aus. Sie dienen der Stabilisation des Gesamtportfolios, schwächeln aber bei der Rendite. Deshalb erfreuen sich Mischfonds der größten Beliebtheit, sie bündeln die Vorteile unterschiedlicher Anlageklassen.
Verfügung stehen, die zur jeweiligen Börsensituation am besten passen. Dass dieses Konzept erfolgsversprechend ist, wird nicht zuletzt dadurch unter Beweis gestellt, dass es sich bei gemischten Produkten um die beliebteste Fonds-Kategorie in Österreich handelt (siehe Grafik links).
Wie viele Aktien?
Vieles spricht also für gemischte bzw. Multi Asset-Konzepte. Aber auf welche Fonds sollte man aus dieser Kategorie setzen? Zunächst ist dabei zu bedenken, dass „klassische“ gemischte Fonds eine relativ starre Aktienquote aufweisen, was an der Idee von Flexibilität und richtigem Market-Timing etwas vorbei geht. Flexible Mischfonds bzw. eben Multi Asset Produkte haben hingegen viel breitere Möglichkeiten: Im Extremfall kann die Aktienquote zwischen null und 100 Prozent schwanken. Bei anderen reicht sie etwa von null bis 30, oder von 50 bis 80 Prozent usw. Darüber müssen sich Investoren bewusst sein, ein Blick in die Anlagerichtlinien der entsprechenden Fonds gibt Aufschluss. Bei der Errechnung der individuellen Bedürfnisse ist wiederum folgende Faustregel hilfreich: Aktienquote ist gleich 100 minus Lebensalter. Soll heißen: Ein Jungspund von 20 Jahren müsste demnach sein Geld zu 80 Prozent in Aktien investieren, ein 50-Jähriger zu 50 Prozent, im fortgeschrittenen Alter von 60 wären rund 40 Prozent angebracht, etc.
Eine Frage der Rendite
Das kann natürlich nur als grobe Richtlinie gelten, das entscheidende Kriterium für die Auswahl des passenden Produkts ist die Performance. Hierbei sollten Anleger vor allem zwei Punkte im Auge behalten. Erstens: Wie gut hat sich der Fonds in Stressphasen entwickelt, also zum Beispiel in der Finanzkrise ab 2008 oder seit dem Ukraine-Krieg. Denn es sind gerade diese Phasen, die über die Solidität der Fondsstrategie Aufschluss geben. Interessant dazu: Laut fondsweb.at liegt die Performance der Kategorie „Mischfonds flexibel Welt“ im laufenden Jahr durchschnittlich bei rund minus neun Prozent – mit Ausreißern nach oben, die es auf beachtliche 40 Prozent plus bringen! Zweitens: Verfügt das Produkt über einen langen Track-Record? Und wie sieht die Performance in diesem Zeitraum aus? So können „Eintagsfliegen“ aussortiert werden. Hinweis: Ab Seite 34 stellen Profis im Zuge des Institutional Investors Congress ihre Multi Asset-Strategien vor. Die besten Mischfonds finden Sie ab Seite 36.
Multi Asset: Differenziertes Portfolio
Edelmetalle: 9%
Liquidität: 7%
CO2-Zertifikate: 2%
Aktien: 51%
Quelle: Bantleon Anleihen: 30%
Green Bonds: 25% Inflationsindexierte Anleihen: 5% Digitale Disruptoren: 15,8% Digitale Infrastruktur: 10,4% Intelligente Städte & Mobilität: 12,7% Erneuerbare Energien: 11,8%
In der Vergangenheit waren klassische Mischfonds oft durch eine relativ begrenzte Asset Allocation gekennzeichnet: Außer Aktien, Anleihen und Cash kam nichts ins Portfolio. Moderne Multi Asset-Produkte, hier das Bantleon Changing World, sind viel differenzierter aufgestellt.
Lexikon
Passive Investments und Long OnlyPositionierungen in nur einer einzigen Assetklasse können in der Krise nach hinten los gehen. Etwa, wenn man in einem reinen Aktienfonds oder gar in Themen-Fonds gefangen ist. Zum Beispiel können Investoren von Technologiefonds davon ein trauriges Lied singen: Nach einer sehr guten Performance mussten sie schmerzhaft Federn lassen. Daher schadet es nicht, folgende Produkte ins Auge zu fassen:
Klassische Mischfonds
Sie sind zumeist auf die Haupt-Anlageklassen Aktien, Anleihen und Cash konzentriert. Bei „älteren Modellen“ ist die Anlagestruktur oft starr und zum Beispiel die Aktienquote zumeist relativ unflexibel.
Multi Asset-Fonds
Sie werden oft als Synonym zu „normalen“ Mischfonds genannt - das stimmt allerdings nicht ganz. Moderne Multi Asset-Fonds sind viel flexibler und haben zusätzliche Instrumente zur Verfügung: Zum Beispiel Derivate, Rohstoffe und Immobilien.
Multi Asset Income
Hier handelt es sich um eine spezielle Spielart der Multi Asset-Fonds, die besonderen Wert auf regelmäßige Ausschüttungen legen.