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Nachhaltige Anleihen

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Sicherer unterwegs mit hohem ESG-Rating

Nachhaltige Bonds erfreuen sich starker Nachfrage und sind vor allem sicherer als „konventionelle“ . Auch auf Erträge muss nicht verzichtet werden. Das GELDMagazin zeigt Fakten und Hintergründe zu ESG-starken Anleihen.

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MICHAEL KORDOVSKY

Bei ESG-Anleihen sind die Ausfalls- und/ oder Reputationsrisiken niedriger als am Gesamtmarkt.

AUSSICHTSREICHE ESG-ANLEIHENFONDS ISIN FONDSNAME Staatsanleihen LI0028614878 LLB Obligationen Inflation Linked ESG LU1434519846 Candriam Sustainable Bond Emerging Markets AT0000671896 Amundi Öko Sozial Euro Government Bond Corporate Bonds AT0000A13EH5 ERSTE Responsible Bond EM Corporate LU0776582891 JSS Sustainable Bond EUR Corporates LU0503630153 Pictet - Global Sustainable Credit AT0000A0PHK2 ERSTE Responsible Bond Euro-Corporate Green- u. Social-Bonds u. Climate-Awaremess-Bonds AT0000A1EK55 ERSTE Responsible Bond Global Impact* V orsorgekassen, Versicherungen und Pensionskassen geraten immer mehr im Rahmen der EUNachhaltigkeitsrichtlinien unter Druck, sich dem Thema Nachhaltigkeit, insbesondere bei Bondinvestments, zu widmen. „Unserer Erfahrung nach ist im Anleihenbereich zwischen Staats- und Unternehmensanleihen zu unterscheiden. Institutionelle Investoren greifen dabei auf Ausschlusskriterien und einen klassischen Best-In-Class-Ansatz zurück, um die für sie relevanten Themen auch im Veranlagungsbereich zu integrieren“, erklärt Josef Obergantschnig, Geschäftsführer der Obergantschnig Financial Strategies GmbH, die Investoren bei der Implementierung nachhaltiger Anlagestrategien berät.

ESG-Selektion bei Staatsanleihen

Kristina Rüter, Global Head of ESG Methodology bei ISS ESG weist beim hauseigenen Country Rating auf ein aktuelles Universum von weltweit 121 Emittenten hin: „Das Country Rating bewertet die Nachhaltigkeitsleistung von Ländern auf Basis eines absoluten Best-in-Class-Ansatzes auf einer Bewertungsskala von D-(schlecht) bis A+ (hervorragend). Das Rating besteht aus insgesamt 108 quantitativen und qualitativen Indikatoren, welche auf alle Länder gleichermaßen angewendet werden“, erklärt Rüter und ergänzt: „Der Umweltteil des Ratings deckt die Themen natürliche Ressourcen und Biodiversität, Landwirtschaft und Industrie, Transport und Verkehr, sowie Klimawandel und Energie ab. Im Sozialteil werden die Themen Gesundheit, Bildung, Arbeitsrechte und Arbeitsbedingungen und sozialer Zusammenhang behandelt. Im Bereich Governance bewertet das Rating die Aspekte politisches System, Korruption und Geldwäsche, Regierung und politische Stabilität sowie den Schutz der bürgerlichen und politischen Rechte.“ Obergantschnig weist indessen auf beliebte Ausschlusskriterien wie überhöhte Militärbudgets, geringe Demokratiestandards, Korruption, Verletzung der Menschenrechte oder auch die Todesstrafe hin. „Nachhaltigkeitsinvestments haben einen Bias hin zu Europa. Grundsätzlich gilt auch: Je besser die Bonität, desto besser die Nachhaltigkeitsgüte. Durch den Bias hin zu guten Bonitäten im Rahmen eines Best-InClass-Ansatzes bei Nachhaltigkeitskriterien weist das investierbare Universum eine bessere Durchschnittsbonität auf. Auch wenn man es empirisch noch nicht über einen langen Zeitraum belegen kann, dürfte sich das auch in einer geringeren Ausfallsrate niederschlagen“, erklärt Obergantschnig.

„Auswertungen der Deutschen Performancemessungsgesellschaft belegen eine stetige finanzielle Outperformance des ISS ESG Corporate Rating Prime Universums.“

Kristina Rüter, Global Head of ESG Methodology bei ISS ESG „Grundsätzlich hat man durch einen BestIn-Class-Ansatz einen Bias hin zu guten Bonitäten und Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung.“

Josef Obergantschnig, Geschäftsführer der Obergantschnig Financial Strategies GmbH

Komplexe Nachhaltigkeitsbewertung von Corporate Bonds

„Auch bei Unternehmen ist die Auswahl der Kriterien sehr breit gefächert und diese umfassen neben umweltspezifischen und sozialen Indikatoren auch den Governance-Bereich. Neben den Bereichen Rüstung, Nuklearenergie und Gentechnik werden auch häufig klimarelevante Indikatoren, wie z.B. Fracking, mit in das Kriterien-Set aufgenommen“, so Obergantschnig. Ein durchdachtes Verfahren zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Unternehmensanleihen hat die Nachhaltigkeits-Rating-Agentur ISS ESG, die über 3.000 Anleihenemittenten beobachtet. „Das ESG Corporate Rating liefert relevante und zukunftsweisende Umwelt-, Sozial- und Governance-Daten (ESG) und Leistungsbewertungen. Aus einem Gesamtpool von mehr als 700 Indikatoren zieht ISS ESG pro Rating rund 100 soziale, umwelt- und governancebezogene Indikatoren heran, die Themen wie Mitarbeiterbelange, Lieferkettenmanagement, Geschäftsethik, Corporate Governance, Umweltmanagement, Klimaschutz, Wasser, Ressourceneffizienz und Emissionsintensität sowie weitere branchenspezifische Aspekte abdecken“, so Rüter. Unternehmen, die im ISS ESG Corporate Rating einen branchenspezifischen Benchmark-Score erreichen, werden mit dem ISS ESG Prime Status ausgezeichnet. „Auswertungen der Deutschen Performancemessungsgesellschaft belegen über die letzten 15 Jahre bezüglich des akkumulierten Return on Investments eine stetige finanzielle Outperformance des ISS ESG Corporate Rating Prime Universums im Vergleich mit konventionellen Indizes“, so Rüter.

Mehr Sicherheit

Zur Qualität der nachhaltigen Firmen äußerte sich auch Obergantschnig: „Grundsätzlich hat man durch eine ESG-Integration einen Bias hin zu guten Bonitäten und Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung. Die Nachhaltigkeitsgüte steigt zudem tendenziell auch mit dem Unternehmenszyklus. Insofern befinden sich vermehrt Unternehmen mit einer hohen Bilanzqualität in einem Nachhaltigkeitsportfolio.“ Rüter weist indessen darauf hin, dass schlecht bewertete ESG-Anleihen durch höhere Volatilität auffallen, während hoch geratete Papiere eine geringere Volatilität und einen höheren Preis zeigen. BKS-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer, deren Institut 2017 den ersten Social Bond in Österreich begab, erwähnt in punkto nachhaltiger Vermögensverwaltung mit mehreren besonderen Anleihenfonds, dass damit kein Ertragsverzicht verbunden war: „Die relative Performance zum Gesamtmarkt ist gut. Wir sehen in der Berücksichtigung von ESG-Faktoren einen Mehrwert für unsere Anleger. Denn nur jene Unternehmen/Emittenten, die ESG-Faktoren in ihrer Unternehmensführung berücksichtigen, werden langfristig Erfolg haben. Somit ist für höhere Stabilität gesorgt und Ausfalls- und/oder Reputationsrisiken sind durchaus niedriger als am Gesamtmarkt.“ Fazit: ESG macht Anleihen zu dem, was sie eigentlich sein sollten: zu einer soliden Ertragsquelle.

Greenbonds im Aufwind

Laut Prognose der niederländischen NN Investment Partners soll der globale Markt für grüne Anleihen aufgrund eines Emissionsvolumens von 400 Milliarden Euro im laufenden Jahr die Marke von einer Billion Dollar Marktvolumen deutlich überschreiten. EU-Emissionserlöse von grünen Anleihen, sogenannten „Greenbonds“, fließen ausschließlich in die anteilige oder vollständige (Re-)Finanzierung geeigneter grüner Projekte, über die dann auch transparent berichtet werden sollte. Beispiele wären Investitionen in Luftfilteranlagen, erneuerbare Energien oder die Wiederaufforstung von Wäldern. Angebot und Nachfrage nach diesen nachhaltigen Bonds steigen. Dazu Martin Cech, Senior Fondsmanager des Erste Responsible Bond Global Impact: „Die Investorenbasis in ESG-Bonds (Green, Social, Sustainability & Sustainability-linked bonds) nimmt derzeit stark zu. Auf der anderen Seite steigt auch im laufenden Jahr die Emissionstätigkeit dieser Anleihen auf ein neues Rekordniveau. So ist auch seitens der EU-Kommission geplant, im Zuge des NGEU (Anm.: NextGenerationEU)-Programmes einen wesentlichen Anteil in ESG-Bonds aufzulegen. Zuletzt waren auch Finanzdienstleister und Immobilienunternehmen stark unter den Emittenten von ESG-Bonds. Von daher ist derzeit – und auch auf Sicht von mehreren Jahren – von einem starken Momentum in diesem Segment zu sprechen.“

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