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Sommergespräch: H. Lofruthe

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Europa

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Wird DiGa das neue Boom-Thema im Digital Health-Sektor?

Der Digital Health-Bereich wächst kontinuierlich. Digitale GesundheitsApps gewinnen an Bedeutung, haben Potenzial und können in Zukunft spannend für Investoren werden.

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Welche Bedeutung kommt Gesundheits-Apps heute zu?

Zunächst einmal muss differenziert werden, ob eine App Teil einer Behandlung – z.B. zur Steuerung der Blutzuckermessung oder des Hörgerätes – oder als eigenständiges Instrument zu sehen ist. Als solches ist Letzteres zwar kein Novum mehr, fristet im deutschsprachigen Raum aber immer noch ein Dornröschendasein. Das liegt vor allem daran, dass es europaweit keine einheitlichen Zulassungs- bzw. Beurteilungskriterien gibt, wie man es von Arzneimitteln kennt. Deswegen tun sich die Krankenkassen mit der Kostenerstattung schwer. Die Österreichische Gesundheitskasse sieht aktuell grundsätzlich keine vollständige Kostenübernahme vor, in Deutschland ist das über die Zulassung als Digitale Gesundheitsanwendung, kurz DiGa, möglich. Anwendungsbeispiele sind Depressionen, Tinnitus oder Schlafstörungen. Mittlerweile gibt es in Deutschland 17 DiGas, Tendenz steigend.

Welches Wachstumspotenzial besitzen Gesundheits-Apps mittelfristig? Welche Potenziale ergeben sich dadurch für Anleger?

In Deutschland wurden gerade erst die gesetzlichen Rahmenbedingungen für das Verschreiben von Apps geschaffen und in Österreich existiert noch gar keine entsprechende Regelung. Daher hält sich der Umsatz in diesem Bereich noch in Grenzen. Hier lohnt der Blick ins Ausland, wo es bereits Unternehmen gibt, für die Gesundheits-Apps ein wichtiger Teil des Geschäfts sind. Livongo aus den USA (mittlerweile Teil von Teladoc) z.B. bietet eine ganze Reihe von Apps oder App-ähnlichen Lösungen an, mit denen Patienten, Verwandte und Ärzte die Behandlung von chronischen Krankheiten besser überwachen und umsetzen können. Gerade chronische Krankheiten wie Depression, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen lassen sich durch ein durchgängiges Monitoring wesentlich besser behandeln. Unternehmen wie iRhythm Technologies oder Dexcom sind an der Börse Milliarden wert und integrieren solche Mechanismen erfolgreich. Fest steht, dass in den nächsten Jahren der Markt für Gesundheits-Apps wachsen, sich ausdifferenzieren und auch für Investoren vielfältiger und attraktiver werden dürfte.

Wer sind die Entwickler der DiGas und welche Rolle spielen die großen Pharma-Firmen?

Der Markt für Gesundheits-Apps ist noch sehr jung. Daher gibt es bislang kaum investierbare, d.h. börsennotierte Unternehmen, die sich rein auf die Entwicklung von Gesundheits-Apps konzentrieren. In diesem Feld tummeln sich zahlreiche Start-ups und sogar die Krankenkassen selbst bieten entsprechende Gesundheits-Apps an. Jüngst gab der französische Pharma-Riese Sanofi bekannt, eine Diabetes-App auf den Markt zu bringen. Für die Entwickler von Apps ist dieser Trend natürlich sehr spannend, weil „Big Pharma“ Ressourcen mitbringt, von denen viele Start-ups nur träumen können. Das beschleunigt die Entwicklungen und verbessert damit die Aussichten für die ersten Mover im Markt, optimale Marktanteile zu erzielen. Gesundheits-Apps tragen bei den klassischen Medikamentenherstellern bisher kaum zum Umsatz bei, vielmehr verbrennt die Entwicklung derzeit noch Geld. Dieses Kräfteverhältnis könnte sich aber ändern, wenn sich DiGas & Co. im Bewusstsein des Patienten verankern und die die Verbindung zu Arzneimitteln herstellen.

In welcher Weise wird der apo Digital Health Fonds diese Entwicklung abbilden?

Wir investieren nicht in Start-ups, sondern nur in börsennotierte Unternehmen. Trotzdem schauen wir uns natürlich ganz genau an, was sich am App-Markt tut. Denn auch wenn man heute noch nicht direkt in kleine App-Entwickler investieren kann, werden solche Anwendungen immer wichtiger für die Gesundheitsversorgung. Unternehmen, die hier gut aufgestellt sind und mit ihren Apps einen Mehrwert liefern, können sich von ihren Wettbewerbern differenzieren und so vielversprechende Investments sein.

www.apoasset.de

Hendrik Lofruthe, Portfolio Manager Healthcare, Apo Asset Management GmbH

Digitalisierung spielt nun auch im Bereich Healthcare eine immer größere Rolle.

eines Medikaments könnte sich vom derzeitigen Standard von sieben bis zehn Jahren um etwa ein bis zwei Jahre verbessern“, meint Thapar.

Technologie im Vormarsch

Durch die Konzentration auf wertschöpfende Ergebnisse und neue Technologien hat UnitedHealth, ein US-Gesundheitsdienstleister, die Dauer der Krankenhausaufenthalte pro Fall um 40 Prozent verkürzt und die Sterblichkeitsrate bei Patienten mit angeborenen Herzerkrankungen um 41 Prozent gesenkt. Gesundheitsvorsorge zahlt sich also aus. Edwards Lifesciences stellt Herzklappen her, die viel preiswerter sind als jene der Konkurrenz und den Menschen helfen, länger zu leben. Neben der Diagnostik sind minimal invasive Therapien/Robotics ein spannendes Thema. Patienten haben weniger Komplikationen und die Genesungszeiten sinken deutlich. Das spart erhebliche Kosten. OP-Roboter erhöhen die Effizienz und Präzision der Arbeit von Chirurgen. Mehr Patienten können in kürzeren Zeiten behandelt werden.

Digitalisierung hält Einzug

Das dritte attraktive Thema ist die Digitalisierung, die erst spät im Health Care-Sektor Eingang gefunden hat. Dieser Bereich „Digital Health“ ist genau das Spielfeld für Thomas Amrein, Senior Portfolio Manager für die Digital-Health-Strategie bei Credit Suisse Asset Management. Für ihn haben die neuen Gesundheitstechnologien ihren Wert 2020 unter Beweis gestellt. Der CS Digital Health Equity investiert in die drei Bereiche Forschung & Entwicklung (F&E), Behandlungen und Effizienz. „Erstens geht es um Verfahren, die es ermöglichen, bahnbrechende Therapien zu erforschen. Dies umfasst die personalisierte Genanalyse, die Analyse des Zellstoffwechsels, die Selektion von Antikörpern, die Gen-Editierung usw. Das Feld ist weit gefasst: Biotechnologie (Verfahren wie Zell- oder Gentherapien, mRNA) wie auch medizintechnische Plattformen (z.B. konstante Blutzuckermessung für Diabetiker, Neurostimulation gegen chronischen Schmerz) sind Teil des Universums. Und schließlich die Effizienz, wo es darum geht, wie die Gesundheitsleistung erbracht wird (Telemedizin, elektronische Patientenakte, MedikamentenVersandhandel)“, erläutert Amrein. Da sich 2020 das Segment Effizienz am besten entwickelt hat, ist der Bereich der Behandlungen im CS Digital Health Equity mit 45 Prozent nun stärker gewichtet. Eine Übersicht der besten Aktienfonds zu den Themen Healthcare, Medtech und Biotech finden Sie auf Seite 54.

Thomas Amrein, Portfolio Manager des Credit Suisse Digital Health Equity . INTERVIEW

„Genanalysen, Biotechsowie MedtechPlattformen weisen ein hohes Zukunftspotenzial auf.“

Wie ist das Corona-Jahr gelaufen?

Das Jahr 2020 hat auch im Bereich der digitalen Gesundheit zu sehr starken Verwerfungen geführt. Während die Effizienz zu Beginn stark nachgefragt wurde, litten sowohl die Forschung und Entwicklung wie auch die Behandlungen kurzfristig unter dem Lock Down der Spitäler und Arztpraxen. Die Situation hat sich nun aber normalisiert. Im laufenden Jahr dürften diese zwei Segmente wiederum ansprechend wachsen – mit einem Umsatzwachstum von rund 20 Prozent.

Wie lautet Ihr Ausblick?

Wir vertreten die Ansicht, dass die Technologierevolution im Gesundheitswesen noch ganz am Anfang steht – sowohl in der Forschung und Entwicklung und in den Behandlungen als auch in der Effizienz. Gerade im Gesundheitsbereich dauert eine Entwicklung bis zur Marktreife sehr lange. Dies liegt am langwierigen regulatorischen Prozess. Einmal eingeführt, werden die neuen Verfahren über viele Jahre, eventuell sogar Jahrzehnte, ihren Marktanteil ausbauen. Die aufwendige Entwicklung bedeutet auch einen Schutz vor neuen Konkurrenten. Das Jahr 2020 hat den Wert z.B. der mRNA-Technologien oder des Zugangs zu einem Arzt über die Telemedizin aufgezeigt, vor allem was medizinische Spezialisten anbelangt. In gewisser Weise war diese Validierung absolut zentral, weist aber unserer Ansicht nach weit in die Zukunft.

Sustainability-Linked Bonds: Der neue grüne Trend

Sustainability-Linked Bonds (SLBs) sind ein Anleihe-Instrument, das Unternehmen motiviert, bei der Finanzierung ihrer Projekte nach ESGRichtlinien vorzugehen und einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.

Für die International Capital Market Association (ICMA) repräsentieren SustainabilityLinked Bonds „jedes Anleiheinstrument, bei dem die finanziellen und/oder strukturellen Eigenschaften variieren können, je nachdem, ob der Emittent seine festgelegten Nachhaltigkeits-/ESG-Ziele erreicht.“ Das Interesse an diesem jungen erst aufkeimenden Markt nimmt angesichts der Diversifizierungsmöglichkeiten, die er für ESG-bewusste Anleger bietet, kontinuierlich zu.

Auswahl der Projekte

Während Emittenten von Green oder Social Bonds die Emissionserlöse für spezifische ökologische oder soziale Projekte verwenden müssen, können SLBEmittenten diese völlig frei verwenden. Das SLBKonzept ist damit zwar nicht von vorneherein perfekt, allerdings sind die künftigen ESG-Herausforderungen so groß, dass allein der Einsatz zweckgebundener Anleihen unzureichend ist. So besteht bei SLBs prinzipiell das Risiko des Greenwashings. Und da die Emissionserlöse nicht an ein Projekt gebunden sind, kann es zudem schwierig sein, die direkten Auswirkungen von SLBs zu messen. Deshalb ist in jedem Fall tiefgreifendes Research eine unbedingte Voraussetzung, um das Nachhaltigkeitsprofil eines Emittenten und seiner ESG-Ziele zu bewerten. Die Überprüfung, ob die SLB Principles – die von der ICMA 2020 veröffentlichten Leitlinien – eingehalten werden, und die Einholung etwaiger Zweitmeinungen sind daher ein guter Anfang.

Rasche Entwicklung

Richtig Fahrt nahm der SLB-Markt im Sommer 2020 auf, als die ICMA ihre ersten Leitlinien veröffentlichte. Damit entstand ein standardisiertes SLB-Rahmenwerk, das Emissionen und Investitionen erleichtern kann. Das war auch der Zeitpunkt, als die EZB beschloss, ausgewählte ökologische SLBs in ihre Anleihekaufprogramme aufzunehmen. Auch wenn das jährliche Wachstum der SLB-Emissionen beeindruckend ist, repräsentieren diese immer noch weniger als zwei Prozent des ESG-Anleihemarkts in Höhe von zwei Billionen USD. Den Löwenanteil machen Green Bonds mit mehr als 70 Prozent aus. Allerdings wurden im Mai 2021 bereits über 20 Prozent der ESG-Anleihen in Form von SLBs ausgegeben. Insgesamt gehen wir davon aus, dass Green Bonds und SLBs weiterhin hohe Wachstumsraten verzeichnen dürften.

Sinnvolle Ergänzung

ESG-Anleihen und SLBs sind einander ergänzende Instrumente. Ihre verschiedenen Merkmale können den Bedürfnissen unterschiedlicher Anleger gerecht werden. Green Bonds sind wahrscheinlich für Anleger attraktiver, die mit ihrem Investment eine direkte Auswirkung durch grüne Projekte erzielen möchten, während SLBs eher der Finanzierung „grüner Projekte“ dienen.

Work in Progress

Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. An einer weiteren Standardisierung, Verbesserung der Transparenz und Verlässlichkeit der wissenschaftlich fundierten externen Validierungsprozesse wird laufend gearbeitet. Die Wachstumsaussichten für SLBs sind jedoch hervorragend. In den kommenden zwölf Monaten könnten die SLB-Emissionen um gut 100 Milliarden USD zunehmen. Zudem wird der Pool an ESG-bezogenen Anleihen größer und gewinnt an Vielfalt, was neue Möglichkeiten schafft, sich auf verantwortungsvolle Art ein Vermögen aufzubauen.

Die Vorteile liegen auf der Hand

Eine Anlage in SLBs mit aktivem Management auf Grundlage einer spezialisierten ESG- und Credit-Research-Basis kann zahlreiche Vorteile bieten: ein attraktives finanzielles Potenzial, eine größere Diversifizierung des Kreditrisikos, eine Gelegenheit, das Portfolio ökologischer zu gestalten, und schließlich Unternehmen einen Anreiz zu bieten, selbstständig bedeutende ESG-Fortschritte zu erzielen.

www.dpamfunds.com

Ronald Van Steenweghen, Fixed Income Fund Manager DPAM

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