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Kurzmeldungen

Heimische Industrie: Deutliche Bremsspuren

Lieferengpass hält an. Der Aufschwung der österreichischen Industrie dauert nunmehr eineinhalb Jahre an. Der Höhepunkt ist mittlerweile jedoch deutlich überschritten. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im Oktober auf 60,6 Punkte. Damit hat sich die Wachstumsdynamik der Industrie gegenüber dem Sommer zwar deutlich beruhigt, ist aber weiterhin überdurchschnittlich hoch“, erläutert UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Vor allem aufgrund von externen Einflüssen verlor die Industriekonjunktur in Österreich an Tempo. In den USA und im Euroraum sind die Einkaufsmanagerindizes im Oktober wegen verschärfter Lieferengpässe gesunken. Das belastet die stark exportorientierte Industrie der Alpenrepublik. Aber es gibt auch Good News: Die heimischen Betriebe haben im Oktober ihren Personalstand stärker ausgeweitet als im Vormonat. Der Beschäftigungsindex ist auf 63,1 Punkte gestiegen, das ist der zweithöchste Wert der laufenden Erholung.

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UniCredit Bank Austria Einkaufs-Manager-Index

Quelle: IHS Markit, UniCredit Research

DIE ZAHL DES MONATS

1.122

Bald mehr Firmenpleiten. Von Januar bis September 2021 kam es in Österreich zu 1.122 Unternehmenskonkursen. Dies liegt deutlich unter dem Vergleichswert vom ersten bis zum dritten Quartal 2019 (1.849 Pleiten) und auch unter dem entsprechenden Wert von 2020 (1.318). Somit nahm in den ersten drei Quartalen 2021 die Zahl der Konkurse gegenüber der Vergleichsperiode im Vorjahr um 15 Prozent ab. Doch in den letzten beiden Quartalen des laufenden Jahres hat sich der seit dem Beginn der Coronakrise herrschende Trend einer Abnahme der Konkurszahlen umgekehrt: Die Zahl der Pleiten steigt aktuell stark an. Für das letzte Quartal 2021 geht Dun & Bradstreet von einer weiteren Zunahme aus: „Sowohl im zweiten wie auch im dritten Quartal dieses Jahres kam es zu einer deutlichen Zunahme der Konkurse“, sagt Macario Juan von Dun & Bradstreet Austria, einem globalen Anbieter von Unternehmensdaten und Analyselösungen. „Wir erwarten für das vierte Quartal 2021 und auch für das kommende Jahr, dass die Konkurse weiterhin ansteigen.“

BUDGET-BELASTUNG 63,6 Milliarden Euro

Corona-Folgen. Das Büro des Fiskalrates erwartet für 2021 und 2022 ein Budgetdefizit von 5,4 und 1,6 Prozent des BIP. Dabei wird von einer deutlichen wirtschaftlichen Erholung ausgegangen: nämlich einem nominellen BIP-Wachstum von 6,6 und 7,7 Prozent für die genannten Jahre. Trotz der erwarteten Budgetdefizite sinkt die Schuldenquote aufgrund des hohen Wirtschaftswachstums 2021 und 2022 auf 82,3 bzw. 77,7 Prozent des BIP. Der negative Finanzierungssaldo ist wiederum auf die weiterhin hohen Ausgaben zur Bekämpfung der Gesundheitskrise zurückzuführen. In Summe wird die budgetäre Belastung durch die Corona-Pandemie für 2020, 2021 und 2022 mit 63,6 Milliarden Euro eingeschätzt.

Tourismus: Wiedererwachen

Beliebtes Österreich. Von Mai bis Oktober verzeichnete der österreichische Tourismus ein deutliches Plus bei Übernachtungen gegenüber dem Pandemiejahr 2020 (+22%), jedoch noch einen beträchtlichen Rückgang gegenüber dem Rekordsommer 2019 (-17%). Das berichtet die Oesterreichische Nationalbank und spricht gleichzeitig eine Warnung aus: „Der derzeit starke Anstieg von neuen Covid-19-Infektionen in Österreich, aber auch in weiten Teilen Europas, stellt ein deutliches Abwärtsrisiko für die kommenden Monate und damit den Beginn der Wintersaison dar.“ Im November und der Adventzeit ist die Hotellerie jedoch traditionell nur unterdurchschnittlich ausgelastet, die Hauptsaison im Wintertourismus startet mit Weihnachten.

Klimakonferenz und CO2 als neue Assetklasse?

Nach zwei Wochen des Überlegens, Verhandelns und einiger Proteste endeten kürzlich die COP26-Klimagespräche – beschlossen wurde eine Beendigung der Entwaldung und der Global Methane Pledge.

Mahnende Worte, Experten, die sich um Daten streiten, Widerstand von vielen Staaten und das alles vor dem Hintergrund der tickenden Uhr. Am Abschlusstag der Klimakonferenz der Vereinten Nationen 2021 – auch bekannt als COP26 – war nach wie vor ungewiss, ob eine Einigung der fast 200 beteiligten Staaten erreicht wird und handfeste Maßnahmen getroffen werden können. Alok Sharma, Leiter der Klimatagung: „Für die umstrittensten Punkte gibt es noch keine Lösungen. Es ist noch viel mehr Arbeit zu erledigen. Die Zeit läuft ab.“ Die von den führenden Politikern der Welt bei der diesjährigen Konferenz eingegangenen Verpflichtungen werden Auswirkungen für unsere Umweltzukunft haben, das ist klar. Welche, bleibt ungewiss.

Mangelnde Einigkeit

Viele warnende Worte und die Bekräftigung auf das Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Ein Zieldatum wurde jedoch nicht genannt und mit Xi Jinping und Wladimir Putin sind auch die Staatschefs zweier großer TreibhausgasEmittenten ferngeblieben: China und Russland. Mit Spannung wurde auch erwartet, ob der indische Regierungschef Narendra Modi ehrgeizigere Klimaziele für sein Land ankündigt. Doch Indien strebt erst bis 2070 Klimaneutralität an. Auch bei der beabsichtigten CO2Neutralität konnten sich die Staaten nicht auf ein konkretes Datum verständigen. Diese soll nun „bis zur oder um die Mitte des Jahrhunderts“ erreicht werden. Widerstand gab es vor allem von Schwellenländern und von Staaten mit großer Produktion fossiler Energien.

Zukunfts-Szenarien jenseits unserer Denkkraft

Laut Wissenschaftlern ist dieses Jahrzehnt das letzte, in der noch eine realistische Chance besteht, im Erdklimasystem die Auslösung eines oder mehrerer KlimaKipppunkte zu verhindern. Ich denke, da gibt es nichts mehr zu verhindern, das Klima verändert sich und wird uns mit einem Szenario konfrontieren, das derzeit noch über den Grenzen unserer Denkkraft liegt. Und vielleicht liegt genau darin ein großer Wert für uns als Gesellschaft. Vielleicht führen uns diese Bedingungen zu gewaltigen Entwicklungssprüngen mit neuen Technologien, die auf Lichtphotonen, freier Energie und Sonstigem, für uns noch Unvorstellbarem, beruhen. Denkbar wäre es, denn Hoffnung gibt es immer. Vorstellbar wäre es sogar, dass es diese bereits gibt, noch genügend starke Eliten jedoch die Schubladen zudrücken, in denen sich diese Technologien verborgen halten.

Bisherige Höhepunkte der Konferenz 2021

Zu den bisherigen Höhepunkten der Konferenz gehören jedenfalls ein Versprechen von fast 100 Nationen, die Entwaldung bis 2030 zu beenden, was ich großartig finde, und das Global Methane Pledge – ein Plan der USA und der Europäischen Union zur Reduzierung der Methanemissionen um 30 Prozent bis 2030.

Neue Assetklasse CO2?

Wie die Temperaturen weltweit, so steigt auch der Preis pro Tonne ausgestoßenem CO2 (oder Äquivalent) unaufhörlich. Neben rein konjunkturellen Faktoren gibt es auch einen strukturbedingten Aufwärtsdruck. Im Juli stellte die Europäische Kommission ihre neue Richtlinie „Fit for 55“ vor. Sie zielt bis 2030 auf eine Verringerung der europäischen CO2Emissionen um 55 Prozent gegenüber 1990 ab und soll die für 2050 angestrebte CO2Neutralität vorantreiben. Für Anleger ist die Sache klar: Wertpapiere, die von der Energiewende profitieren, stehen erst am Beginn ihrer „Blütezeit“. Denn je höher die Kosten für CO2, desto rentabler sind direkte oder indirekte Anlagen in emissionsfreie Energien. Wären somit nicht auch Finanzinstrumente vorstellbar, die direkt in den Preis des ausgestoßenen CO2 investieren?

Dr. Susanne Lederer-Pabst, dragonfly finance

www.dragonfly.finance

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