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Buchtipps
Freiheitsgrade Christoph Möllers. Verlag: Suhrkamp. 341 Seiten. ISBN: 978-3-518-12755-1 Mehr als ein Feigenblatt. Mit dem Begriff 01234567890 Freiheit wird durchaus auch Schindluder betrieben bzw. wird er gerne als Feigenblatt vorgeschoben. Oder gibt es auf der Welt zum Beispiel irgendeinen Staat (so autoritär er in der Realität auch sein möge), der sich offiziell als unfrei oder illiberal bezeichnet? Ein Problem liegt darin, dass sich Liberalismus mittlerweile im Mainstream positioniert hat und als schwammiger Begriff an allen Ecken und Enden auftaucht. Es bedarf genauerer Definition und Perspektiven. Dabei ist die ganze Sache nicht so einfach, aber zumindest einige Prämissen können gefunden werden. Freiheit, so Autor Christoph Möllers, ist eine Praxis der Ergebnisoffenheit, die Prozesse ermöglicht, von denen unklar sein muss, wohin sie führen. Der Rechtsphilosoph geht bei seinem Werk „Freiheitsgrade“ durchaus ins Eingemachte: So wird unter anderem Friedrich Schiller zitiert, dass erst die frei werden, die ihre Angst vor dem Tod überwinden. Es handelt sich also um keine leichte Lektüre fürs Nachtkästchen, sondern um eine Aufgabe zum Mit- und -nachdenken. Im Klappentext heißt es auch folgerichtig: „Möllers versucht Formen einer Ordnung herauszupräparieren, die Bewegungsfreiheit und soziale Varianz ermöglicht. So gerüstet, verspricht er keine Antworten, aber neue Perspektiven auf diverse Phänomene: auf den Begriff der politischen Repräsentation, aber auch die Funktion territorialer Grenzen.“ Das klingt komplex und ist es auch. Eine harte Nuss für interessierte Leser. Bitcoin & Co. Kaum ein anderes Thema spaltet die Finanzwelt derzeit so stark wie Kryptowährungen. Die einen (zumeist eher ältere Semester) sprechen von Humbug, purer Spekulation und obendrauf auch noch hoher Umweltbelastung durch die energieaufwendige „Schürfung“. Die anderen (vorwiegend jüngere Jahrgänge) sehen in Bitcoin & Co. einen Zukunftstrend, der mehr Unabhängigkeit verspricht und die Wirtschaftswelt revolutionieren könnte. Unstrittig ist indessen: Der Handel mit Kryptos wie Bitcoin, Ethereum & Co. ist ein aufstrebender Markt, für den sich auch immer mehr Trader begeistern. Klar ist ebenfalls, dass sich mit Kryptowährungen sehr, sehr viel Geld gewinnen lässt - oder eben auch verlieren. Damit Letzteres nicht passiert, ist gründliche Vorinformation eine Basisvoraussetzung. Sascha Huber (Jahrgang 1978), selbst erfahrener Krypto-Trader, führt im vorliegenden Buch in die Welt der Kryptos ein und gibt Antworten auf einige der wichtigsten Fragen: Wie erkenne ich interessante Coins und Tokens? Wie vermeide ich sogenannte (pardon) Shitcoins? Zudem stellt er verschiedene Methoden des Tradings vor, zeigt Chancen und Risiken der Krypto-Börsen auf und gibt zu guter Letzt auch Tipps zum Thema Steuern. Wobei der Autor anführt: „Beachten Sie bitte unbedingt, dass es sich bei Kryptowährungen um einen extrem jungen, weitestgehend unregulierten und schon deshalb sehr volatilen Markt handelt.“ Das birgt natürlich Chancen und nicht zu verschweigende Risiken.
Viele Baustellen. Bei diesem Buch muss vorausgeschickt werden, dass es sich auf die Schulsituation in Deutschland konzentriert. Aber hin und wieder lohnt sich ja ein Blick über die Grenze, zumal es um das Bildungssystem in Österreich auch nicht immer zum Besten bestellt scheint. Autor Carsten Tergast will jedenfalls aus Lehrer- und Vaterperspektive aufzeigen, was getan werden muss, damit Bildung wieder gelingt. Denn gerade die Covid-Pandemie hat schmerzlich aufgezeigt, dass es im Schulsystem vielerorts hapert: Unterrichtsausfall, digitales Lernen ohne geeignetes Equipment und schlecht ausgestattete Klassenzimmer führten die Misere vor Augen. Tablets und schnelle Internetanschlüsse alleine würden die Probleme nicht lösen. Tergast: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Schule jenseits von Politik und Ideologie neu zu denken. Kleine Lerngruppen anstatt großer unübersichtlicher Klassen, Stunden mit frei wählbaren Themen neben klassischen Unterrichtsfächern und ein neuer Umgang mit Reizthemen wie Migration und verhaltensauffälligen Schülern.“ In der Schule nach diesem Vorbild wäre übrigens der klassische Religionsunterricht abgeschafft, stattdessen würde eine erhebliche Aufwertung des bisherigen „Werte- und Normenunterrichts“ erfolgen, in dem kulturell-religiös-philosophische Fragestellungen behandelt werden. Die Klassen sollten auf maximal 15 Schüler begrenzt und die Lehrer entwicklungspsyCredits: beigestellt chologisch versiert sein. Hoffen wird man ja noch dürfen.
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Krypto Trading Sascha Huber. Verlag: FBV. 200 Seiten. ISBN: 978-3-95972-194-3 Die Schule brennt Carsten Tergast. Verlag: Ecowin. 191 Seiten. ISBN: 978-3-7110-0290-7