4 minute read
Einblick in die Krankenhausapotheke des Leopoldina
Gute Besserung auf Nummer sicher...
Einblick in die Krankenhausapotheke des Leopoldina. Welche Aufgaben hat sie? Wie arbeitet sie?
Advertisement
Wenn Sie krank sind, verschreibt Ihnen Ihr Arzt ein Medikament. Mit dem Rezept gehen Sie in eine Apotheke und erhalten dort das Verordnete. Und im Krankenhaus? Auch dort finden Patienten täglich Ihre Medikamente vor. Wie funktioniert denn das? Haben Sie sich das schon mal gefragt? Da wird doch nicht etwa einer zur Apotheke laufen?
Natürlich nicht! Selbst in Krankenhäusern ohne eigene Apotheke – mittlerweile haben nur noch wenige eine hausintern – muss keiner „laufen“. Die Medikamente werden bestellt und geliefert. Im Leopoldina, das über eine eigene Krankenhausapotheke verfügt, sind deren Aufgaben aber nicht auf die Bereitstellung von Medikamenten beschränkt. Medizin & Menschen hat sich in der Leo-Apotheke umgesehen.
Dr. Andreas Troll, der Leitende Apotheker berichtet: „Eine Krankenhausapotheke ist nicht mit einer öffentlichen Apotheke zu vergleichen, da wir laut Gesetz nur für die Patienten unseres Krankenhauses zuständig sind. Deshalb gibt es auch keine öffentlich zugängliche Offizin, wie man sie von den Apotheken kennt. Aber eine Krankenhausapotheke macht viel mehr als man gemeinhin denkt. Klar bestellen auch wir fertig verpackte Medikamente beim pharmazeutischen Hersteller oder Großhandel, ähnlich den Kollegen in öffentlichen Apotheken. Ebenso fertigen wir nichtsterile Medikamente wie Salben oder Medikamente, die nicht als Fertigarzneimittel zu bekommen sind. „Bestellungen kommen hier oft von der Kinderklinik“, weiß Dr. Troll. Darüber hinaus aber ist eine Krankenhausapotheke natürlich eng in die Abläufe im Klinikalltag eingebunden. Eine wichtige Aufgabe übernimmt sie mit der Herstellung von sterilen Infusionen und Spritzen, zum Beispiel mit der parenteralen Ernährung für die Frühchen auf der Kinderintensivstation. „Da kommen um die 100 Zubereitungen pro Monat zusammen“, so erzählt der Pharmazeut. Aber auch die Zytostatika für die Krebspatienten werden hausintern hergestellt. Nach ärztlicher Verordnung wird mithilfe eines PC-Programmes die Zusammensetzung des Medikaments erstellt und die Dosis errechnet, jeweils genau auf den Patienten abgestimmt. Im Zuge der Arzneimittelsicherheit prüfen die Mitarbeiter der Apotheke die ärztlichen Angaben auch auf Plausibilität und halten ev. Rücksprache. Erst dann erfolgt die eigentliche Herstellung.
Zur Erhöhung der Patientensicherheit ist die Apotheke auch für die Arzneimittelanamnese der Erkrankten zuständig. Bei Notfällen geschieht das parallel zur Behandlung, bei geplanten Aufnahmen aber analysiert die Apotheke bereits vor dem eigentlichen Krankenhausaufenthalt die häuslichen Medikamente der Patienten. „Im Zuge der Polymedikation, vor allem bei älteren Patienten, die bis zu 10 verschiedene Präparate zeitgleich einnehmen sollen, bietet unser Service ein gutes Stück Sicherheit für den Patienten, dessen weitere medikamentöse Behandlung so exakter abgestimmt werden kann. Dosierungsfehler, Doppelverordnungen oder Wechselwirkungen können vermieden werden und wenn der Patient aufgenommen wird, sind mögliche Probleme und Unklarheiten bereits geklärt. Bei Entlassung bekommt der Patient dann seinen aktuellen Medikationsplan zur weiteren Behandlung durch den Hausarzt.
Weitere Dienstleistungen der Apotheke sind: Enge Zusammenarbeit mit den Kliniken bei der Versorgung der Patienten, z. B. durch Beratung der Ärzte oder Teilnahme an Visiten. Positiv auf die ärztlich-pharmazeutische Zusammenarbeit wirke sich dabei auch die zentrale Lage der Apotheke im Leopoldina aus, konstatiert Apotheker Troll sehr zufrieden. „Da kommt immer mal wieder einer der Ärzte am Apothekenservicebereich vorbei oder man trifft sich auf dem Flur.“ Eine weitere Aufgabe ist die elektronische Dokumentation von Verwendung und Verbleib von Betäubungsmitteln und vor allem Blutpräparaten. Die Gabe von Medikamenten, die aus menschlichem Blut hergestellt sind, muss für jeden Patienten lückenlos dokumentiert werden und 30 Jahre lang nachvollziehbar sein. sind es 5. Hinzu kommen noch etliche PTAs (Pharmazeutisch-technische Assistenten) und PKAs (Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte). Insgesamt beläuft sich das Personal derzeit auf 14.“ Aber nicht nur personell wurde aufgestockt auch der hygienische Standard wurde perfektioniert und viel für die Patientensicherheit getan. Seit 2013 verfügt die Apotheke über einen sehr modernen Reinraumbereich. Das Leopoldina-Krankenhaus ließ sich den Umbau damals über eine halbe Million Euro kosten. 2016 kam noch ein zweiter Reinraum dazu. In den neuen Räumen wird unter GMP-Bedingungen produziert. GMP steht für den EG-Leitfaden der „Good Manufacturing Practice“ („Gute Herstellungspraxis“) zur Qualitätssicherung der Produktionsabläufe und -umgebung in der Produktion von sterilen Arzneimitteln. Im Detail bedeutet dies: Die Herstellung erfolgt in den speziellen Reinräumen, die mit gefilterter
Auch bei der Einführung der elektronischen Patientenakte, für die das Leopoldina-Krankenhaus mit dem dfg-Award ausgezeichnet wurde, war und ist die Krankenhausapotheke von Anfang an involviert. Auch in der Arzneimittelkommission des Hauses spielt sie natürlich eine tragende Rolle. Das Gremium ist dafür zuständig, zu entscheiden, welche Medikamente zur Therapie im Krankenhaus vorrätig sein müssen. Diese sind in einer entsprechenden, natürlich digitalen Arzneimittelliste aufgeführt. Pharmazeutische Beratung bietet das Personal der Apotheke nicht nur für Mediziner und Pflegepersonal sondern auch für interessierte Patienten.
„In die Entwicklung der Krankenhausapotheke“, so berichtet Dr. Troll, der seit 27 Jahren als Pharmazeut im Haus arbeitet, „ist viel investiert worden. Als ich anfing waren wir 2 Apotheker“, erzählt er, „jetzt
„In die Entwicklung ist viel investiert worden.“
Luft versorgt werden, damit möglichst wenig Teilchen in ihr vorhanden sind, wobei die Partikelzahl, ebenso wie die gewünschte Temperatur und Luftfeuchte, kontinuierlich elektronisch überwacht wird. Die Räume werden über mehrere Schleusen betreten, in denen die Mitarbeiter sterile und partikelarme Reinraumkleidung anlegen. Außerdem stehen die Räumlichkeiten unter Überdruck, so dass beim Öffnen der Türen keine Luft von außen in die Reinräume gelangen kann. Durch diese Maßnahmen wird gewährleistet, dass die Herstellung unter extrem hygienischen Bedingungen erfolgt, wie es für sterile Arzneimittel gefordert wird.
Bestellungen seitens der Stationen werden dort kurzfristig produziert und sind im Normalfall 2 Stunden nach Bestelleingang verfügbar. Bei Bedarf produziert die Apotheke selbst an Wochenenden und Feiertagen. Darüber hinaus besteht für dringende Fälle auch eine Rufbereitschaft. So ist die Krankenhausoffizin 7 Tage die Woche 24 Stunden am Tag für die Patienten des Leopoldina einsatzbereit. Eine Apotheke in einem Krankenhaus halt.