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ZEITREISE
by Gigasport
2,07 Meter. Das war einst das Maß aller Dinge. 2,07 Meter haben alles repräsentiert, was ein stürmender und drängender Jugendlicher für sein Selbstverständnis auf der Piste benötigt. 2,07 Meter bedeuteten in unserer Welt Sportlichkeit, Wagemut, Coolness.
Da standen wir also angestellt bei der Talstation des Einsersessellifts (ja, so einen gab es damals auch noch), lässig auf die Stöcke gestützt, und schoben unser Image wie eine Monstranz durch die Menschentraube dem Einstieg entgegen. Am hinteren Ende der Skier befand sich gut erkennbar der Code, der uns als Schneekönige ausgewiesen hat. 2,07 Meter mussten die Brettln lang sein, das war unsere Überzeugung.
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In dieser Zeit haben wir vermutlich zu viele TV-Übertragungen aus Kitzbühel und Wengen, Gröden und Val d’Isère gesehen, zu viele Husarenritte von Marc Girardelli und Pirmin Zurbriggen, Helmut Höflehner und Markus Wasmeier erlebt, um nicht der Illusion zu erliegen, wir könnten bei unseren Abfahrten sein wie sie – schnell, schneidig, schneesicher. Wer in diesem Sinne Skier besaß, die nicht die Zwei-Meter-Marke erreichten, musste sich wie einer jener Buben fühlen, die bei der Zusammenstellung der Fußballteams verlässlich als Letzte gewählt wurden.
In den späten 1980er-Jahren war alles anders. Manche Skier hatten ein Loch in der Spitze (wegen der Aerodynamik), andere einen Aufsatz (wegen des Überkreuzens), alle
MICHAEL HUFNAGL Der Kolumnist schreibt über die Ski-Revolution.
einen fetzigen Namen. Konsequenterweise diskutierten wir daher über den Belag des RC4, die Kanten der roten Rennmaschine oder das Design des Firebird. Wir hatten ausnahmslos Schnallenschuhe, die sich wie Schraubstöcke anfühlten, mitunter noch Bindungen mit Fangriemen, trugen enge Jethosen, Fleece-Pullover, neonfärbige Overalls, Stirnbänder, Sonnenbrillen und keine Helme – Sicherheit für den Kopf war so präsent wie ein beheizter Achter-Sessellift mit Schneehaube, also gar nicht.
Paralleluniversum
Würden wir in diesen Outfts, mit diesen Equipments, mit diesen 2,07er-Latten, im kommenden Winter eine Gondel betreten, wir wären bestenfalls belächelte Exoten, eher sonderbare Idioten. Die während der großen Revolution tief geschlafen und von der Unwiderstehlichkeit des Umsteigschwungs geträumt haben.
Wir haben früher die extreme Hoch-tiefBewegung gelernt, das bewusste Be- und Entlasten, das Aufziehen der Schultern, die klassische Beindrehung, das typische Anheben des Innenskis, das körperintensive Umkanten. Die Gesetze des Hanges waren in der Wedelverfassung festgeschrieben, die Skilehrer predigten Öffnen und Beiziehen, und die Rufe „Stockeinsatz! Stockeinsatz! Stockeinsatz!“ hallten durch die Bergwelten. Wer sich das Prädikat „elegant“ verdienen wollte, musste auf der Piste ein schmalspuriges Paralleluniversum erschaffen – Knie und Füße möglichst knapp beieinander, je enger, desto stilvoller und bemerkenswerter. Und wer mit 2,07 Meter langen Skiern nicht nur in tiefer Hocke bergab fitzen und mit weiten Grätschen über Kuppen springen, sondern darüber hinaus (idealerweise vor einem Liftpublikum) Kurzschwünge in den Tiefschnee zaubern konnte, war zwar ein Angeber in Falllinie, aber ein bewunderter – speziell von der StemmpfugFraktion.
Nun, irgendwann wurden wir älter, und der Bedarf an Verhaltensauffälligkeit auf der Buckelpiste wandelte sich zu einem gut präparierten Skivergnügen ohne Ehrgeiz, Showeinlagen und dummdreiste Risikobereitschaft. Das ging einige Jahre ganz gut. Bis sich Schwung für Schwung zunehmend das Bewusstsein eines immergleichen Rhythmus, einer alternativlosen Rauf-runter-Routine, einer Abenteuermüdigkeit manifestierte. Und dann geschah es: Ich schnallte ab.
Und zwar vermeintlich für immer: Die Lust auf das Skifahren, geprägt vom exorbitanten Aufwand, hatte sich verabschiedet wie Schneekristalle in der Frühlingssonne. Ich verräumte meine 2,03-Meter-Statussymbole (die vier Zentimeter weniger waren der wachsenden Reife geschuldet) in einem Kellereck. Dort stehen sie heute noch zwischen dem ausrangierten Kugelgrill und dem
Karton mit Micky-Maus-Taschenbüchern und verstauben dem allzu oft aufgeschobenen Entrümpelungsschicksal entgegen.
Irgendwann habe ich dann etwas über eine radikal veränderte Technologie gelesen. Ich hörte Schlagworte wie „Neuer Spaß!“ oder „Kein Vergleich!“. Oder einfach nur: „Himmel, wie geil ist das bitte?“ Die Freunde berichteten von Skiern, die nur mehr 1,65 Meter lang waren, und sie hatten als Botschafter einer neuen Erlebniskultur in meiner Wahrnehmung die Anmutung von Außerirdischen. Sie konfrontierten mich mit Taillierungsträumen, faselten von RadiusRebellion und verwickelten mich in merkwürdige Kurvendiskussionen.
Bis ich nach langem Zögern und Zaudern eines schönen Wintertages doch spontan den Skiverleih betrat, bereit für eine Expertise und einen Erstversuch. In einer Art Brettgefüster fragte mich der Materialmeister: „Wie gut fahren Sie?“ Refexartig wollte ich antworten: „Wie ein junger Gott.“ Ehe mir einfel, dass ich a) gar nicht mehr jung war, b) vor vielen Jahren das letzte Mal auf Skiern gestanden war und c) mit Glaubensbekenntnissen vorsichtig sein sollte. Also sagte ich lieber nur: „Durchaus passabel.“ Mit dem nötigen Respekt vor einer Entwicklung, die mir als „völlig anderer Sport“ schmackhaft gemacht wurde. Es sollte also keinesfalls zu extrem sein. Ich bekam das Modell „bäriger Radius“.
Frecher und frecher
Und bald darauf stand ich auf dem Berg. Mit Carving-Skiern an meinen Füßen. So kurz. So breit. So ungewöhnlich. Die Spuren, die ich einst im Schnee hinterlassen hatte, machten sich in diesem Augenblick als Spuren im Hirn bemerkbar. Ich hatte immer genau gewusst, was nach dem Abstoßen zu tun war, jetzt begleitete mich lediglich eine Ahnung. Ich überlegte eine Zeitlang, ob ich die schwarze oder die rote Piste nehmen sollte. Und entschied mich … für die blaue. Sicher ist sicher. Was dann geschah, war wie ein Wunder. Ich machte vorsichtige, weit gezogene Schwünge und transformierte die Technik, die mir so in Fleisch und Blut übergegangen war, in nur wenigen Minuten zu einem Treibenlassen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass nicht ich mit diesen Skiern fahre. Sondern sie mit mir. Ich verlagerte das Körpergewicht, mehr und mehr, veränderte die Skiführung, breiter und breiter, gewann Vertrauen in die Schräglage, frecher und frecher. Mein Instinkt sorgte dafür, dass ich alle Bewegungsmuster einer langen Vergangenheit in rasender Geschwindigkeit löschte. Ich ließ beide Skier auf dem Boden und die Taillen ihre Arbeit machen. Ich wurde mutiger, fordernder und vor allem fröhlicher.
Bis ich einen Rhythmus fand, der mich so euphorisierte, dass ich während der Fahrt zu
Buntes Outft, Skilängen jenseits der Zwei-Meter-Marke und Haube statt Helm. Das war die Inszenierung im vergangenen Jahrhundert. Aber das Drehbuch für Pisten-Action wurde längst neu geschrieben.
brüllen begann. Einmal „Juuuhuuu“, einmal „Jajajaja“, und irgendwann„Halleluja, lass die Abfahrt ewig sein“. Das war nicht einfach nur ein neuer Ski, eine neue Technik, ein neuer Bewegungsablauf – es war ein neues Lebensgefühl. Die Lust aufs Skifahren war zurückgekehrt, und bis heute ist das Carven gleichermaßen Reiz und Faszination geblieben. Im Finale von Giuseppe Verdis „Falstaff“ heißt es: „Alles ist Spaß auf Erden, der Mensch als Narr geboren.“ Und sei es nur die Ausgelassenheit mit einem bärigen Radius.
DIE SPEED QUEEN FÜR JEDE PISTEN-CHALLENGE
Flott und fehlerverzeihend
Rasante Racerinnen werden dieses Modell lieben: Der Cloud Q14 Revo S ist nicht nur in Sachen Beschleunigung top. Er pfügt sich auch souverän durch Neuschnee, eisige Pisten sowie zähe Sulz. Und sinkt nach einem langen Skitag die Aufmerksamkeit, wird er zu einem Freund, der Fahrerinnen großzügig über Fahrfehler hinweghilft.
Laufruhe garantiert
Das Geheimnis liegt im Revoshock-System von Atomic, das die Laufruhe erhält, auch wenn der Ski harten Schlägen und Vibrationen ausgesetzt ist. Das Laminat mit Titanal wiederum unterstützt die Kraftübertragung. Zusätzlich hilft der Multi Radius Sidecut beim Kurvenfahren, egal ob man enge oder weite Turns plant. Ein vergleichbares HerrenModell von Atomic ist übrigens der Redster Q9 Revo S.
Souveränes Leichtgewicht
Und trotz allem ist dieser Damen-Ski leicht, dank Flite Holzkern. Das Gewicht beträgt 2.760 Gramm (bei 161 cm), inklusive Platte und Bindung. Letztere ist mit Full Flex versehen, der Ski kann sich also auch mit Bindung natürlich durchbiegen.
GIGATREND FÜR SCHNELLE REBELLINNEN
Mit dem Cloud Q14 Revo S von ATOMIC ist man sogar auf schwierigem Schnee rasant und wendig unterwegs.
Damen-Ski Cloud Q14
Revo S mit X 12 GW Bindung (funktioniert mit der Alpin-Norm entsprechenden Skischuhen sowie mit GripWalk-Sohle). 83 mm Mittelbreite.