STUDIEREN: VEGANE MENSA
CAMPUS
Vegane Klassiker aus dem Nahen Osten in der Mensa
Viel Lärm um Soja
Die Milch ist aus Hafer, paniert wird nur Gemüse: Im TU-Hauptgebäude hat vor gut einem Jahr die erste vegane Mensa Berlins eröffnet. Zu Besuch an einem Ort, der polarisiert – und beruhigt Da sind lauter Bäume – und trotzdem kein Wald. Klarer Fall: Fototapete. Statt Vogelgezwitscher ertönt Geschirrgeklapper, und es riecht in diesem Raum so, wie es in Kantinen eben riecht, nur ohne das Bratfett. Topfpflanzen betreiben Photosynthese, die Besucher lassen sich auf Holzbänken und Lederimitathockern nieder. Manche Wände sind in beruhigendem Lila gestrichen, was offenbar nötig ist: Von hinten drängelt sich ein Student älteren Semesters mit den Worten „Darf ich mal durch, meine Güte“ vorbei, dabei ist doch gerade vorlesungsfreie Zeit. Dafür sind die Mitarbeiter*innen sehr nett. Ernsthaft bemüht versucht eine Frau herauszufinden, was „Yofu“ sein könnte. Wie sich herausstellt, handelt es sich nicht um einen Rechtschreibfehler, sondern um
eine Eigenkreation: Alpro-Sojajoghurt leicht gesalzen. Unter den 55 Mensen der Stadt Berlin ist die Kantine im Untergeschoss des TU-Hauptgebäudes in der Hardenbergstraße ein exotischer Vogel: Sie ist nämlich komplett vegan. Seit April 2019 kommen hier während des Semesters an die tausend Gäste pro Tag, gerechnet hat man mit 450. Alle, die im Besitz einer Mensacard sind, finden drei täglich wechselnde, komplett tierfreie Gerichte, eines davon „live zubereitet“. Ein großer Schritt für die Berliner Universitäten – und manchen trotzdem nicht radikal genug. „Wir bekommen viel Feedback per E-Mail und Twitter. Erst kürzlich beschwerte sich jemand, dass er sein Fahrrad nicht in die Mensa mitbringen dürfe. 24
SOMMERSEMESTER 2020
Fotos: Luise Wagener 2019 / stW BERLIN
Text: Eva Biringer