MEIER Juni 2012, Leseprobe

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Das Magazin für das Rhein-Neckar-Delta meier-online.de

JUNI 2012 2.50 EURO – 30286

Fußball-EM

Public Viewing die besten Locations ab Seite 30

Mehr Raum für Kreative

Lecker

Hotel Metropol in Heidelberg

Sommer! EISDIELEN BEACHBARS BIERGÄRTEN STRASSENCAFÉS OPEN-AIR-RESTAURANTS

Kino am Rheinstrand Festival des deutschen Films in Ludwigshafen


28 MAGAZIN

Fußball-EM: Public Viewing Nächster Versuch. Noch bessere Mannschaft. Özil noch besser, Khedira noch besser, Neuer noch besser, Müller noch besser. Klose und Gomez in der Form ihres Lebens. Götze neu dabei, Reus neu dabei. Wenn nicht dieses Jahr, wann dann? Wer den Weg bis ins EM-Finale mit Tausenden beim Public Viewing erleben will, erfährt in MEIER, wo sich‘s besonders schön gemeinsam guckt.

Hotel Metropol Es ist ein schlichter Hotel-Bau, wie man ihn aus den 60er Jahren kennt: sechs Stockwerke hoch und mit kubischen Erkern und Fensterfronten. Bald soll in das ehemalige Hotel Metropol im Westen Heidelbergs neues Leben einziehen. Geplant ist ein Zentrum für Kreativwirtschaft mit Büros, Besprechungszimmern, Ausstellungsräumen und sogar einem Gastronomiebetrieb im Erdgeschoss.

6 STADT-LEBEN

26 MAGAZIN

6 EVENT-RADAR Die Highlights im Juni

26 THEATER IN MANNHEIM Neuigkeiten aus der Freien Szene, vom Oststadt-Theater, dem Theater im Felina-Areal, dem Zentrum der Darstellenden Künste und vom offenen Brief des Kulturnetzes. Dazu ein Interview mit Mannheims Kulturbürgermeister Michael Grötsch.

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8 MAGAZIN Delta-Tipps für Tim Wiese / Mountainboarden mit Anja Pausch / Lesbische Mode von Njulezz / „72h Ohne Kunst“ im Mannheimer Kunstverein / Was ist eigentlich Capoeira / Utz is talking / Stadtfest in Ludwigshafen / Moralischer Kapitalismus mit Ideenpitch / 100 Jahre Otto Siffling / Mannheims künftiges Mega-Quadrat Q 6/Q 7 / Klaus Schlappner und das erste deutsch-chinesische Fußballturnier / Zwei ehemalige Mannheimer OB-Kandidaten probieren‘s in Karlsruhe / Kunstprojekt Willi Bender / Huckes Dorfcheck: Eppelheim / Matthias Steiner / Fußballgolf in Dirmstein / Heidelberger Bar-und-Kneipen-Quartett 22 SHOPPING Schneeweiß / Fachwerk / Stil-Check / Shopping-News / Fünf mit Muster

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30 MAGAZIN

Foto: Daniel Lukac

INHALT // 06-2012

28 HOTEL METROPOL Der markante 50er-Jahre-Bau war Hotel, Krankenpflegeschule und Übergangsheim für Asylsuchende. Nun soll hier, neben der Heidelberger Alten Feuerwache; ein weiteres Zentrum für Kreativwirtschaft entstehen. 30 PUBLIC VIEWING MEIER kennt die besten Plätze in Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen und drumherum, wo man die FußballEuropameisterschaft in Polen und der Ukraine nicht allein gucken muss.

34 MEIER SPEZIAL: SUMMERTIME 34 SUMMER IN THE CITY Am 21. Juni ist kalendarischer Sommeranfang. Hier sind die ganz subjektiven MEIER-Gastro-Tipps für das Gelingen eines schönen Sommers. 35 EISCAFÉS Gelato Go / Schmelzpunkt/ Fontanella 36 CAFÉS & BARS Von Barrios bis Riz Café Bar 42 BEACHBARS Vom Garten bis zur Sunset Lounge 44 BIERGÄRTEN Vom Estragon bis Zum Wiesengrund 48 SCHLEMMEN IM FREIEN Von Amador bis Zum Waldpark 54 BEST OF BIO Von Bio-Eismanufaktur bis Sinnenhof

56 MUSIK 56 PALATIA JAZZ Interview mit Suzette Yvonne Moissl 58 POP Lüften in Frankfurt / Deltas next Lieblingsband: Soundition / Alexander Marcus / Die Ärzte / Heim & Herd / Tom Petty & The Heartbreakers / Ozzy Osbourne / Station 17 / Tamikrest / Hazmat Modine / Vuk / Mohammad Reza Mortazavi / Hessentag / Sunrise Avenue & Roxette / Lou Reed / Geschwister Pfister / Paco de Lucia / Jupiter Jones / Sóley & Sin Fang / JayZ & Kanye West / Clueso / Gonjasufi 65 CD-PLAYLIST 69 KONZERTVORSCHAU 70 CLUBLAND Aka Aka im Loft / Club-Highlights 72 KLASSIK Hambacher Musikfest / Konzert-Tipps


98 KUNST

56 MUSIK

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Ben Patterson Fluxus bedeutet, sich zum Beispiel mit einer Bügelsäge über ein Klavier hermachen. Die Bewegung feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Zum Jubiläum präsentiert die Mannheimer Stadtgalerie Performance-Partituren von Ben Patterson (Foto), einem Mitbegründer des Fluxus, der seit den 80er Jahren in Wiesbaden lebt. Besonderes Highlight: ein Auftritt des Meisters am 17. Juni.

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Palatia Jazz In seinem 16. Jahr hat sich das musikalisch-kulinarische Jazzfestival wieder einmal ein Motto gegönnt: „Trumpets! unerhört!“ ruft es uns zu und freut sich bei den 18 Konzerten zwischen Pirmasens und Haßloch auf mehrere hervorragende Trompeter wie Enrico Rava (Foto), Paolo Fresu, Joo Kraus, Ibrahim Maalouf oder Christian Scott. MEIER-Musikredakteur Ulrich Kriest hat sich mit Festivalleiterin Suzette Yvonne Moissl über Palatia Jazz unterhalten.

TITELFOTO: Alexander Grüber, Styling/Kollektion: evaw-wave Juli-AUSGABE: erscheint am 28.6. // Redaktionsschluss Veranstaltungskalender: 11.6. // Anzeigenschluss: 13.6. // Kleinanzeigenschluss: 15.6.

76 KINO

90 BÜHNE

106 LITERATUR

114 TIMER: TERMINE

76 FILMFESTIVAL Festival des deutschen Films: Interview mit Direktor Michael Kötz

90 VERFASSUNG DER STRÄNDE Uraufführung beim Stückemarkt

106 CHRISTOPH BRAUN Der MEIER-Autor hat ein Buch über das Landleben geschrieben.

119 Flohmärkte 125 Für Schwule und Lesben

80 FILME DES MONATS Moonrise Kingdom / Bulb Fiction / Die Trauzeugen / Amador und Marcelas Rosen / Der Seidenfächer / Leb wohl, meine Königin / Wolfsbrüder / Wanderlust / Buck / Snow White and the Huntsman / Rock of Ages / West is West / W.E. / Kochen ist Chefsache / Sushi / The Global Catch / 17 Mädchen / Alpen / Tabu – Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden 84 FILMSPIEGEL 8 Kritiker und 17 Filme 86 MOV(I)E ME Joachim Kurz‘ Kino-Kolumne 88 PROGRAMMKINO-TIPPS

92 STÜCKE DES MONATS Eines langen Tages Reise in die Nacht / Avenue Q / Art Ort / Ich komma saufen / Wohnen unter glas / News

107 WÖRTCHES NEUE KRIMIS

96 SHOW & COMEDY Interview mit Lilo Wanders / Tipps

108 FRISCHER LESESTOFF Tsiolkas: Nur eine Ohrfeige / Despentes: Apokalypse Baby / Cailloux: Gutgeschriebene Verluste / Egan: Der größere Teil der Welt / Osorio: Die Capitana / Rosendorfer: Der Meister

98 KUNST

110 KINDER

98 BEN PATTERSON Fluxus in der Stadtgalerie Mannheim

110 TIPPS FÜR KIDS Lebendiger Neckar u.v.m.

92 MEIER-THEATERRÄTSEL

100 AUSSTELLUNGEN Martin Brüger / Punkt.Systeme / Schule der Schönheit / Stadtkonzepte in Viernheim / Kunstszene im Delta / Ausstellungstimer

112 SPORT 112 TIPPS & HIGHLIGHTS

158 KLEINANZEIGEN 159 Flirts, neue Freunde, Workshops, Kurse

71 79 104 168 170

MEIER-Events Abo-Coupon Impressum Verlosungen Spielwiese: Thorsten Schmidt

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MAGAZIN // LEBEN IM DELTA Hier noch im schnöden Bremen-Trikot, bald mit Hoffe in der Champions League: Tim Wiese.

Mailand oder Madrid? Hauptsache Hoffenheim! FUSSBALL / Wenn der gegelte Mann von Welt die Wahl hat zwischen London, Mailand und Madrid, dann entscheidet sich Tim Wiese selbstredend für die TSG 1899 Hoffenheim. Der rosigen sportlicheuropäischen Perspektive wegen. MEIER gibt unserem Nationaltorhüter Tipps fürs neue Umfeld.

TIM WIESE Bis zuletzt wurde reges Interesse europäischer Spitzenvereine an Tim Wiese, 31, kolportiert. Von Real Madrid war die Rede, vom AC Mailand und auch von Tottenham Hotspur. Zum allgemeinen Erstaunen entschied sich Wiese für die TSG 1899 Hoffenheim. Der Familie wegen. Seine Vorliebe für extravagante Torwarttrikotage – zumindest was die Farbe anbelangt – ist ebenso legendär, wie sein wichtigstes Differenzierungsmerkmal: konsequent gegeltes Haar. Das Torwartspiel erlernte er auf dem sagenumwobenen Betzenberg unter einer Koryphäe der Torwarttrainerzunft, Gerry Ehrmann. Über den FCK führte Wieses Weg 2005 an die Weser. Mit Werder Bremen gewann er 2009 den DFB-Pokal. Inzwischen hat er auch sechs A-Länderspiele bestritten. In der kommenden Spielzeit hofft die TSG, mit Wiese als Rückhalt endlich den Sprung ins internationale Geschäft zu schaffen. fr

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Wo soll ich hinziehen?

Wo soll ich essen gehen?

Wenn Du in Heidelbergs vielleicht europäischstem Stadtteil Neuenheim nicht gleich etwas Adäquates findest, kannst Du ja erstmal im Europäischen Hof absteigen. Vor dem Training solltest Du unbedingt noch schnell mit Grit auf die Neckarwiese, eure beiden wohlgeformten Alabasterkörper in die europäische Sonne halten. Auftritt und Styling eines Kosmopoliten wie Dir sind zwar nur bedingt mit der Neuenheimer Schickeria kompatibel, aber man wird sich schon aneinander gewöhnen. Oder prangt Dein Name bereits an der Eingangstür zu einer hippen Eigentumswohnung in einem der ambitioniertesten europäischen Städtebauprojekte, der Bahnstadt?

Mit Dir und all den anderen renommierten Neuzugängen tanzt „Hoffe“ bald sicherlich auf europäischem Parkett. Für einen universellen Salonlöwen wie Dich kein Problem. Aber nach zwei europafreien Spielzeiten kann man den Magen schon mal wieder an die internationale Küche gewöhnen. Authentisches Italo-Flair genießt Du am besten im Mannheimer Adria. Original Tapas gibt’s im Restaurant Madrid – in der schönen Mannheimer Neckarstadt-West ... Und beim Krafttraining verbrannte Kalorien führt man am effektivsten mit einer üppigen griechischen Fleischplatte im Goldenen Stern in der Altstadt nach.

Was mache ich an trainingsfreien Tagen?

In welchem Night-Club entspanne ich mich von Liga-Alltag und europäischem Reise-Stress?

Wenn Du mal nicht von Europa träumst, dann finden sich im Kraichgau haufenweise Hügel, auf denen Du deinem Lieblingshobby nachgehen kannst: Modellhubschrauber fliegen. Wo genau, das können Dir bestimmt die Jungs und Mädels vom Modell-Flugsportverein Sinsheim sagen. An Dein schönes Haar solltest Du nur wahre Experten lassen. Sonst wird Pierre Brice böse. Daniela „Katze“ Katzenberger lässt ihre Extensions übrigens beim Mannheimer Haus- und Hof-Hairstylisten Ritter in der Lange-Rötterstraße machen. Deren Friseure sind alle schon mal Europa- und Weltmeister im Haare schneiden geworden (Blondierung Ansatz für nur 48 Euro).

Ganz klar: Deine erste Anlaufstelle ist der europaweit noch immer unterschätzteste Club, das Heidelberger Deep. Wahrscheinlich wirst Du Dich in keinem anderen Club im Delta so wohl fühlen wie im ehemaligen Hades am Anfang der Hauptstraße. Wenn Dich allerdings danach dürstet, endlich Deinen Zwillingsbruder (von dem Du nie wusstest) wieder zu sehen, dann bist Du in der Tangente in der Kettengasse an der richtigen Adresse – dort ist recht häufig ein Double von Dir präsent. Wenn Du auf Club-Ebene mal wirklich international spielen willst: Stuttgart und München sind ja nicht weit entfernt. römer & riemer / foto: werder bremen

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MAGAZIN // LEBEN IM DELTA Expeditionen im Nahbereich: Eppelheim Eppelheim

MEIER-DORFCHECK / Unentwegt durchpirscht unser Outdoor-Autor Johannes Hucke die pfälzisch-badisch-hessische Tundra auf der Suche nach dem „Dorf seines Lebens“. Findet er es in Eppelheim nahe Heidelberg?

kult ergründen, dem die Eppelheimer Bis auf den Rüssel sah ich aus wie ein noch immer obliegen, indem sie ihrem Sams, als ich, in meinem rieslinggrüWassiturm und nur ihrem Wassiturm nen Taucheranzug von Mannheim her den Neckar stromaufwärts schnorchelnd, zehn Kilometer vor Heidelberg hart steuerbord abbog. Auf meinem Plan war eindeutig eingezeichnet, dass ich, durch die Kanalisation mich windend, mitten im Eppelheimer Wasserturm herauskäme. Ich stieß aber an eine Betonplatte. (Dong!) Bis ich in dem gesuchten Städtchen, das geradezu gallisch allen Eingemeindungsversuchen Heidelbergs widerstand, endlich anlangte, war es schon später Nachmittag. Denn Plankstadt sah aus wie Schön, von vorne Wieblingen und Eppelheim wie der wie von hinten: Pfaffengrund: Neubauten für Familien der Wassiturm. in Eierschalengrau. Aber das habe ich ja schon (Achtung! Produkt-Placentierung!) in meinem Romänchen „Frühlingsfahrt“ (Info Verlag Karlsruhe, € 13.80) ausgiebig dargelegt. Ein Eisdieler half mir weiter: „Eppelheim, wo Wassiturm.“ Na klar! Der Backsteinriese war von außen tatsächlich besser zu erkennen als von unten. Entschlossen watschelte ich darauf zu, um endlich meinen Auftrag zu erfüllen: Den geheimnisvollen Nymphen-

Foto: Rudolf Stricker

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als Wahrzeichen Neigung, Lieb, Verzweiflung, Wahnsinn zollen. Und richtig: Die beiden langhaarigen Wesen im Café am Wasserturm (sic!) mussten Nymphen sein. Sogleich flatschte ich auf sie zu und sprach sie an. Sie flohen, scheu, wie Nymphen nun einmal sind. Damit hatte ich den Beweis. Schmunzelnd entledigte ich mich meiner Paddelflossen und entschloss mich, die Oskar-Kokoschka-Ausstellung im Sebastian-Riemer-Haus zu besuchen. Enttäuscht musste ich feststellen, dass das Sebastian-RiemerHaus erst circa 2044 seine Pforten öffnet. Zum Glück hatte ich eine Bronzetafel dabei und befestigte sie an dem Gebäude, das mir angewiesen worden war: „IN DIESEM HAUSE VERBRACHTE DER VERDIENSTVOLLE MEIER-MITARBEITER SEBASTIAN RIEMER FIDELE JUGENDTAGE.“ Leider hatte der Goldene Löwe geschlossen. Auf dem Rückfluss nach Mannheim erhaschte ich zwei Makrelen und stillte so meinen schlimmsten Hunger. Dergestalt gekräftigt, wandte ich mich der Neckarstadt zu und besuchte die Sebastian-Riemer-Ausstellung im Oskar-Kokoschka-Haus.

Johannes Hucke, 45, ist ein Kenner der Region rund um Südpfalz, Bergstraße und Kraichgau. Aus seinen Weinlesebüchern liest er regelmäßig im Delta.

Huckes Highlights 1. Der Wasserturm 47,6 Meter hoch, 1907 fertiggebastelt, von wirklich überallher zu sehen. 2. Der Wasserturm. Diesmal von der anderen Seite betrachtet, ebenfalls 47,6 Meter hoch. 3. Zum Goldenen Löwen Sehr badisches Gasthaus, Mittagstisch € 5.90. 4. Jakob-Neu-Garten Tja ... Bunt ist er. Und grün. Und bunt. Aber das hatten wir schon. 5. Geheimtipp von Sebastian Riemer! Die Bürgerstube. Ständig GratisOuzo, ständig Fußball, ständig voll (Stand: Sommersemester 2005)

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MAGAZIN // LEBEN IM DELTA Glückspilz vs. Pechvogel: Preißner, FCK-Trikot, vs. Riemer, Barça-Trikot!

SO GEHT FUSSBALLGOLF Fußballgolf geht eigentlich genau wie Golf – aber statt eines Schlägers spielt man mit dem eigenen Fuß, und der Ball und das Loch sind etwas größer. Mit so wenigen Schüssen wie möglich muss der Fußball ins Ziel – meist ein Loch im Boden, manchmal aber auch ein Netz oder ein höher gelegener Topf – gebracht werden. Der Soccerpark im pfälzischen Dirmstein war im WM-Jahr 2006 der erste Fußballgolf-Platz in Deutschland. Er umfasst 18 Bahnen auf einer Länge von insgesamt fast zwei Kilometern. In Dirmstein fand 2007 auch die erste Soccergolf-WM statt, die seitdem jedes Jahr in einem anderen Land ausgetragen wird. Inzwischen gibt es deutschlandweit elf Fußballgolf-Anlagen – und jedes Jahr kommen neue hinzu. Ursprünglich kommt der Sport aus Skandinavien. In Dänemark, wo dieses Jahr die WM ausgetragen wird, und Schweden ist Fußballgolf fast schon ein Breitensport. Soccerpark Dirmstein, Am alten Sportplatz, Dirmstein, tägl. ab 9 Uhr, Reservierung empfohlen, soccerpark-dirmstein.com

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Das finale Fußballgolf-Duell FUSSBALLGOLF / MEIER-Volontär Sebastian Riemer und MEIER-Autor Benjamin Preißner, die beiden selbsternannten Fußballexperten der Redaktion, wollten ein für allemal entscheiden, wer besser kicken kann. Sie trafen sich auf dem Fußballgolfplatz in Dirmstein. Der Einsatz: Wer gewinnt, darf seine Version des Duells im MEIER erzählen. Hier ist Preißners Gewinnerbericht. Dass beim Fußballgolfen Gefühl gefragt ist, wird schnell deutlich. Mit Kraft geht hier nicht viel. Das merke ich schon am ersten Loch, an dem ich den Ball mit dem schwächeren linken Fuß zweimal vorbei und in den Begrenzungszaun dresche. Kollege Riemer findet deutlich besser ins Spiel, schlenzt den Ball über einen kleinen Hügel hinweg souverän ins Loch. Schon wähnt er sich als sicherer Sieger, kommentiert meine anfänglich unbeholfenen Versuche hämisch. Doch auf der vierten Bahn gelingt mir ein Hole-in-one. Der Ball kullert durch die Röhre, die in der Mitte des Parcours als Hindernis angebracht ist, langsam auf das Loch zu. Eine kleine Unebenheit des Rasens sorgt endgültig dafür, dass der Ball ins Loch fällt und der Spott dem Chefvolontär im Halse stecken bleibt. Bahn um Bahn mache ich Punkte gut, gehe etwa zur Hälfte zum ersten Mal in Führung. Knapp über Par. Auf der zweiten Hälfte ändert der Kurs seinen Charakter. Standen zunächst kurze Parcours mit

kniffligen Hindernissen im Vordergrund, warten nun lange Bahnen, die mit weiten Abschlägen überwunden werden wollen. Diese liegen dem wenig filigranen Chefvolontär eher. Er kann den Punkteabstand noch einmal verringern. Am vorletzten Loch trennt sich jedoch die Spreu vom Weizen: Der „Vulkan“ hat schon so manchen Minigolfspieler zur Verzweiflung gebracht, die Fußballgolf-Variante schafft das nur mit dem Kollegen Riemer. Um den angewachsenen Rückstand aufzuholen, lässt dieser sich am letzten Loch zu einem ebenso verfrühten wie verzweifelten Abschluss verleiten. Mit einem Schuss aus großer Entfernung verfehlt er das Ziel, einen Metallring von etwas mehr als einem Meter Durchmesser, deutlich. Als Trost bleibt ihm, dass er den Waldhof-Spieler, der im vergangenen Jahr den Kurs absolvierte, immer noch um wenige Schüsse schlägt. benjamin „fussballgott“ preissner fotos: preissner & riemer


MAGAZIN // KULTURPOLITIK

Die Turley Barracks in der „MEIER Langen Nacht der Museen“ – einiges spricht dafür, dass hier bis 2015/16 ein Zentrum der Darstellenden Künste entstehen könnte.

Theater in Mannheim NEUES AUS DER FREIEN SZENE / Das Theater im Felina-Areal ist vorerst „gerettet“, das Oststadttheater bangt weiter um seine Existenz nach dem November 2013, das Kulturnetz Mannheim Rhein-Neckar fordert in einem offenen Brief an den OB mehr Raum für die Kleintheater, und um das Zentrum der Darstellenden Künste ist es verdächtig ruhig geworden. Gründe genug, mal wieder nach dem aktuellen Stand zu fragen. Natürlich gibt es nicht nur in Mannheim immer viel Theater ums Theater. Anderswo ist das Schauspiel dramatisch unterfinanziert (Köln), und in Duisburg soll gar das Musiktheater ganz abgehängt werden. Im Vergleich dazu nehmen sich die Scharmützel im Quadrat reichlich harmlos aus. Und vor allem: Die politischen Entscheider stehen einigermaßen mehrheitlich hinter der Qualität und Vielfalt der Mannheimer Theaterszene. Immerhin: Der Hochseedampfer Nationaltheater schlingert zwar nicht, schlägt aber seit Intendantin Regula Gerbers „Burnout“-Auszeit im Dezember und ihrer gerade verkündeten Demission auch keine besonderen Wellen. Und auch in der Freien Szene gibt es offene Baustellen. Eine davon wurde gerade geschlossen: Das Theater im Felina-Areal, in dem seit zwei Jahren freie Tänzer, Gruppen und Gastspiele eine, wenn auch kleine Heimat in der Neckarstadt gefunden haben, musste nicht, wie Theaterleiter Sascha Koal noch im März ankündigte, zu Pfingsten dicht gemacht werden. Der Gemeinderat hat es mit 76.000 Euro für zwei Jahre in die institutionelle Förderung hineingenom-

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men, so dass dort weiterhin freies innovatives (Tanz-) Theater entstehen kann. Koal ist als Vorstand im Landesverband Freier Theater auch einer der engagiertesten Aktivisten in Richtung eines Produktionszentrums für die Darstellenden Künste (ZDK), das seit gut zwei Jahren mal mehr, mal weniger hitzig debattiert wird (wir berichteten). Im März beantragte die CDU im Gemeinderat sogar (und erfolglos), die Planungen dafür komplett einzustellen. Währenddessen ist das Raumproblem des Oststadttheaters (OTM) weiterhin ungelöst. Spätestens im November 2013 fällt der letzte Vorhang im Keller der Kunsthalle, aber es darf inzwischen davon ausgegangen werden, dass die Stadt und Kulturdezernent Michael Grötsch „Mannheims heitere Bühne“ nicht im Regen stehen lassen werden (siehe Interview). Ein weiteres, wenn auch altbekanntes Betätigungsfeld für die Kulturpolitik hat unterdessen Peter Baltruschats Kulturnetz Mannheim Rhein-Neckar aufgemacht, das in einem offenen Brief an den OB Ende März forderte, nicht einseitig das OTM bei der Raumsuche zu

unterstützen, sondern eine Spielstätte zu installieren, die allen Gruppen zugänglich wäre – womit vor allem auch daran erinnert wurde, dass beim Kahnweiler-Saal ursprünglich keineswegs geplant war, dass das OTM dort alleiniges Hausrecht genießen sollte. Ähnlich übrigens wie beim Theaterhaus TiG7, das zunächst auch nicht darauf ausgerichtet war, allein von einem Theaterverein bespielt zu werden, sondern von der Stadt als mietfreier Spielort für viele zur Verfügung gestellt wurde. Zurück zum ZDK: Da sieht es doch so aus, als sei seit dem ersten Anstoß im Kulturausschuss im Dezember 2007 und der Vorstellung eines Grobkonzepts durch das Kulturamt im April 2011 reichlich Wasser den Rhein runter gelaufen – auch dadurch, dass der Gemeinderat damals, 2011, eine Machbarkeitsstudie (noch) nicht genehmigte. Die Ausschreibung dafür wird nun im Kulturamt weiter vorbereitet und könnte im Herbst erfolgen. SPD-Gemeinderätin und MdL Helen Heberer sieht für all das jedenfalls Rückendeckung aus Stuttgart. Der Landesverband befürwortet den Standort Mannheim, „wenn die Studie steht,


MAGAZIN // KREATIVWIRTSCHAFT

Einen Gastronomiebetrieb, Büros und Besprechungsräume für Kreative soll das ehemalige Hotel in Zukunft beherbergen.

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Großartiger Ausblick für Kreative HOTEL METROPOL / Es wurde als Hotel gebaut, war später ein Übergangswohnheim für Asylsuchende und stand dann leer – das Hotel Metropol im Heidelberger Westen hat eine facettenreiche Geschichte hinter sich. Jetzt soll hier neben der Alten Feuerwache ein weiteres Zentrum für Kreativwirtschaft entstehen.

Dem Laien fällt das Gebäude aus den 60er Jahren nicht unbedingt auf: ein turmähnlicher Bau, sechs Stockwerke hoch, mit schlichten Fenstern und einem unauffälligen Farbanstrich. Doch Frank Zumbruch gerät über die Architektur des Hauses Alte Eppelheimer Straße Nummer 80 leicht ins Schwärmen. Die Funktionalität sei geradezu revolutionär, die Raumeinteilung biete eine Vielzahl an Möglichkeiten. Und in der Tat fällt beim genaueren Hinsehen die stockwerkversetzte Anordnung von kubischen Erkern und Fensterfronten auf. Die Etagen sind wie passgenaue Blöcke ineinandergefasst. Nicht uninteressant. Frank Zumbruch ist Beauftragter für Kultur- und Kreativwirtschaft der Stadt Heidelberg und hat Großes mit diesem Bau vor. Das ehemalige Hotel Metropol an der Kreuzung zur Emil-Maier-Straße im Westen des Stadtteils Bergheim soll nach Jahren des Dahindämmerns endlich eine neue, dynamische Funktion bekommen – als Wirkungsstätte für kreative Köpfe. Die Lage ist ideal, meint Zumbruch, denn das „Metropol” liegt genau zwischen dem Campus im Neuenheimer Feld und den zukünftigen Forschungs- und Technologiezentren in der gerade entstehenden Bahnstadt. „Ich nenne das die Achse des Guten.”

Co-Working von jungen und alten Hasen Der städtische Beauftragte hat von einem Architektenbüro bereits erste Pläne anfertigen lassen. Nach diesen wäre im Erdgeschoss für

einen Gastronomiebetrieb und einen Ausstellungsraum Platz. In den sechs Stockwerken darüber könnten Büros und Besprechungszimmer oder gar kleine Wohneinheiten entstehen. Eine Nutzungsmöglichkeit wäre, so genannten digitalen Nomaden, die dank EDV und Internet praktisch überall arbeiten können, einen Standort auf Zeit zu bieten, sagt Zumbruch. Denkbar sei aber auch, die Etagen an Werbeagenturen oder andere Firmen mit Tätigkeit im Bereich Kreativ-Design zu vermieten. Frank Zumbruch erklärt, dass es zum Beispiel interessant sein dürfte, zwei bereits etablierte Unternehmen und zwei Newcomer im Gebäude anzusiedeln. Die Jungen könnten dann im Geiste des „Co-Working” von der Erfahrung der alten Hasen profitieren. Ganz oben, auf dem Dach des „Metropol”, steht ein quadratischer Bauaufsatz. Dieser könnte als Seminarraum dienen. „Mit einem großartigen Ausblick”, betont Zumbruch. Das frühere Hotel befand sich lange in Landesbesitz und wurde aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses 2011 von der Stadt Heidelberg gekauft. „Entscheidend war: Wird die Alte Feuerwache realisiert oder nicht?” Denn auch dort, im selben Häuserblock, soll eine kreative Brutstätte entstehen, für Künstler und Freiberufler. Zumbruch setzt deshalb auf Synergie-Effekte zwischen dem „Metropol” und der Alten Feuerwache. Die Nachbarn sollen sich gegenseitig inspirieren und ergänzen. Neuer Schwung für einen zukunftsträchtigen Wirtschaftszweig. Schon heute verdienen in

Heidelberg rund 5.000 Personen ihr Brot in der Kreativ-Industrie. Das sind zehn Prozent der Beschäftigten. Ihre Brutto-Wertschöpfung beträgt stolze 590 Millionen Euro jährlich. Ein Ziel der Metropol-Idee ist es natürlich, Fachleute in der Region zu halten und den Verlockungen von Großstädten wie Berlin etwas entgegenzusetzen.

Ein Projekt für Idealisten Die Verwirklichung der Pläne könnte bereits in diesem Jahr starten. „Wir müssen zuerst zusammen mit der Stadt ein genaues Konzept entwickeln”, sagt Frank Zumbruch. Anschließend sollen einer oder mehrere Investoren ins Boot geholt werden. Das Projekt ist nichts für einen klassischen Immobilien-Entwickler, glaubt der Beauftragte. „Wichtig sind Menschen, denen das Thema am Herzen liegt. Dazu braucht man auch Idealismus.” Das heißt allerdings nicht, dass ein finanzielles Engagement im „Metropol“ zum Verlustgeschäft ausarten darf. Zumbruch führt bereits Gespräche mit mehreren Interessenten. „Bisher war die Resonanz sehr gut. Das neue Forum für Architektur und Design wäre ein hervorragender Partner, auch für die Programmgestaltung in den Ausstellungs- und Seminarräumen. Idealerweise, meint er, sollte die Stadtverwaltung das Gebäude für 30 Jahre einer noch zu gründenden gemeinnützigen GmbH oder einer ähnlichen Organisation überlassen. So ließe sich Kontinuität gewährleisten. kurt de swaaf / foto: daniel lukac

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Foto: Jens Oellermann

MUSIK // POP

Auch unsere hochgeschätzten Mannheimer Freunde von Get Well Soon (Konstantin Gropper, Foto) lüften ordentlich mit durch.

Rundum-sorglos-Spektakel LÜFTEN – MOUSON ARTS & MUSIC FESTIVAL / Juni 2012. Fußball-EM in Polen und sehr wahrscheinlich in der Ukraine. Im Gegenzug stellt Deutschland sein kulturelles Leben weitgehend und erstaunlich bereitwillig ein. Ganz Deutschland im „Ich will Spaß! Ich geb Gas“Public-Viewing-Rausch. Ganz Deutschland? Nicht ganz: In Frankfurt feiert der verdienstvolle Mousonturm eine Art von Gegenveranstaltung. Ein musikalisches Programm durchaus zum Fingerlecken, rund um die Jahrhunderthalle, drinnen und draußen. Und weil das Programm so umfassend ist, sind auch alle irgendwie an Bord: „Intro“ präsentiert, „Spex“ empfiehlt, Kulturfonds und -stiftungen helfen mit Kleingeld aus. Kann schon sein, dass die Ära klassischer Allround-Musikmagazine demnächst vollständig vorüber ist, aber hier wird noch mal zwischen Ausnahmezustand, konsensuellem Geschmack und Cocktail-Lounge mitgerockt. Eigentlich heißt die drei Tage währende Lüften-Sause der 160 Bands und Künstler ja etwas umständlich „Lüften Mouson Arts & Music Festival“. Woodstock am Main? Als „das etwas andere Festival“ wurde es unlängst von HR 3 angekündigt, was aber nur bedingt zutrifft. Hoppelt doch der Veranstaltungshase bei Festivals ab einer bestimmten Größe seit ein paar Jahren konsequent in ein immer dichteres Event-Dickicht: Der Trend geht zum kulturellen Rundum-sorglos-Paket, Lüften macht da keine Ausnahme. „Aktion, Auktion, Happening, Installation, Lounge, Club, Camping, Kino, Rodeo und Video – Lüften öffnet Grenzen und reißt alle SpartenGartenzäune nieder“, heißt es in vollmundigem Veranstalter-Deutsch. Im Mittelpunkt stehen freilich: Musik und Musiker, geschmackssicher ausgewählt, von den unkorrumpierbaren The Notwist über Post-Dubstep-Wunder James Blake bis zu den tollen Hypnagogic-Loop-Pop-Newcomern Peaking Lights. Auch in puncto Musik setzt sich mit „Lüften“ ein Trend fort, zu dem es anscheinend keine Alternativen gibt.

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Dass Protagonisten elektronischer Musik verstärkt nach Möglichkeiten Ausschau halten, mittels Bandkonzepten mehr Leben auf die Bühne zu bekommen, und dass andererseits immer mehr Bands wie elektronische Live-Acts klingen, ist das eine. Dass wir, die Festival-Besucher, auf mehreren Bühne und rund um die Uhr alles nebeneinander und am liebsten zugleich hören, sehen, erleben und haben wollen – den Club-Rave mit dem virtuosen DJ Dixon, das Shoegazer-Konzert von Gravenhurst, das Soul- und Funk-Spektakel mit dem unvermeidlichen Jan Delay, den großartigen Sharon Jones & The Dap Kings und dem erstaunlichen Comeback von Kevin Rowlands Dexys, Diskurs-Rock von Ja, Panik, House-Pop mit The Whitest Boy Alive, Kammer-Pop mit Get Well Soon und Diskurs-Pop mit Kristof Schreuf und Jochen Distelmeyer, Indie-Jazz mit dem Andromeda Mega Express – hat vermutlich auch mit den Richtgrößen „absolute Gegenwärtigkeit“ und „grenzenlose Verfügbarkeit“ zu tun, die wir im Zuge einer webbasierten Lebensweise so gründlich gefressen haben, dass wir uns nichts anderes mehr vorstellen können. Grenzenloser Appetit. Wir wollen alles. Sofort. Satt? Natürlich nicht, noch nicht. michael saager

22. bis 24.6. Jahrhunderthalle, Frankfurt, Tagesticket: € 42.–, Festivalpass: € 99.– lueftenfestival.de


MUSIK // POP

Ganz feine Nasen: Tom Petty mit Bart, Gitarre und den fünf herzenbrechenden Herren.

Ozzy Osbourne Rentnerfürst der Finsternis.

Handwerk mit goldenem Boden TOM PETTY & THE HEARTBREAKERS / Über zehn Jahre stand Good old Germany nicht mehr auf Tom Pettys Tourplan. Nun kommt der näselnde Southern-Rocker für ganze drei Gigs nach Deutschland. Und für einen davon nach Mannheim. Natürlich mit den Heartbreakers, die bereits Bob Dylan und Johnny Cash zur Seite standen und auch bei jüngeren AmericanaActs großen Respekt genießen. „Ich habe in den Heartbreakers immer eine Institution gesehen, eine Band, die es einfach geben musste“, meint Foo-FightersKopf Dave Grohl in Peter Bogdanovichs erster Rock-Doku „Runnin‘ Down a Dream“ (2007) und stellt sie damit auf eine Stufe mit jenen Ikonen, die das 1975 gegründete Quintett prägten: Dylan, Byrds, Beatles, Stones. Dies dürfte ganz im Sinne Bogdanovichs sein, der Petty für unterschätzt hält. „Die Kritiker scheinen die tiefe menschliche Dimension, die er seiner Arbeit entgegenbringt, nicht zu erkennen. Vielleicht gelingt es ihnen ja durch diesen Film.“ In der Tat scheute der Regisseur keine Mühen, den Interview partnern Lobeshymnen über Pettys interaktive Gabe, seine künstlerische Integrität („I Won‘t Back Down“) und sein Händchen für präzise Situations-

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beschreibungen („Breakdown“) zu entlocken. Doch bei aller Sympathie kann die vierstündige Ehrung nicht verdecken, dass Petty & Co. auch einiges zur Trostlosigkeit der 1980er US-Charts beigetragen haben. Zwar mag man „Damn The Torpedos“(ihr drittes Album, das die Band 1979 weltweit etablierte) zugestehen, dass es in seiner Hardrock/BalladenMixtur eine Durchschlagkraft hatte, die selbst vorangegangene Werke von Patti und Bruce in den Schatten stellte. Doch steckte im Hit „Refugee“ bereits der Keim für die Wehleidigkeiten der Folgedekade. Mal lieferte sie Petty selbst („Change Of Heart“), mal machten ihm Epigonen (zum Beispiel Bryan Adams mit „Run To You“) Konkurrenz. Immerhin konnte ein VideoRegisseur wie Julien Temple jene Durststrecke erfolgreich kaschieren. So wurde 1985 für „Don’t Come Around Here No More“eine „Alice im Wunderland“-Szenerie kreiert, in der Petty den „Hatter“ gab. Überzeugender war aber seine Erzählerrolle im Clip zu „In-

to The Great Wide Open“ (mit Johnny Depp als Protagonisten), die ihm bei der MTV-Generation Coolness-Punkte brachte. Der von Jeff Lynne produzierte Westerngitarren-Sound galt zwischen 1988 und 92 als Muster für griffigen Retro-Pop. Und dem damals 40-Jährigen haftete nicht die Oldie-Aura seiner TravelingWilburys-Kollegen an (in Bogdanovichs Film hingegen erinnert das rasierte Gesicht des Südstaatlers an die selige Regine Hildebrandt). Nun, mit 61, hat sich Petty wieder einen Bart wachsen lassen und zum ersten Mal ein Rhythm’n‘Blues-Album („Mojo“) aufgenommen. „You gotta help me baby, I can‘t do it by myself“, singt er da in Jimmy-Reed-Manier. Klingt so die Minne für den Lebensabend? Zumindest stehen ihm hierbei seine Herzensbrecher treu zur Seite. Und für die alten Rocknummern – so war in Konzertberichten zu lesen – soll die Kraft auch noch reichen. mvs

18.7. SAP Arena, Mannheim, 20 Uhr, € 47.30 bis 89.85

Machen wir uns nichts vor. Zu Ozzy geht man inzwischen, „weil es das letzte Mal sein könnte“. Jahrzehntelanger Drogen- und Alkoholmissbrauch haben deutliche Spuren hinterlassen. Angefangen mit Black Sabbath bis zu seiner Solokarrierre gilt Ozzy nicht nur als „Erfinder“ des Heavy Metal und bockiger Satanist, sondern auch als „ziemlich irre“. Noch vor 20 Jahren verteilten Sekten vor seinen Shows warnende Flyer und Bücher, die lustvoll „die verschlüsselten satanischen Botschaften“ von Ozzy für uns entschlüsselten. Den größten Karrierreschub besorgte allerdings 2002 Ehefrau und Managerin Sharon, die Ozzy zur MTVDokusoap „The Ozzbournes“ überredete. Gnadenlos wurde dort der körperliche und geistige Verfall von Ozzy dokumentiert. Die eher schwierigen Kinder machten anschließend so etwas wie Karriere, Sharon wurde Jurorin in Castingshows. Ozzy aber hat nichts anderes gelernt und veröffentlichte höchstens ab und zu ordentliche Platten. Live wurde das Ganze im Lauf der Jahrzehnte aber immer zwiespältiger: Texthänger, völlig übersteuerter Sound – und als Showeffekt kippt er Zehn-Liter-Wassereimer in die ersten Reihen. Dazu minutenlanges Posing mit den „Teufelshörnern“ am Rande des Autismus. Bei uns war er zuletzt in der Eberthalle, man bezahlte sein Bier noch in Mark, überall wurde geraucht und ein Dutzend Groupies wartete auf den wilden Kerl. Mal sehn, was 2012 noch geht. utz

20.6. SAP Arena, Mannheim, 20 Uhr, € 46.– bis 71.–


MUSIK // CLUBLAND

Haben nicht nur Stil, sondern auch Talent: Hannes (vorne) und Holger aka Aka Aka.

Höllenhunde auf dem Weg zum Himmel AKA AKA / Die heißesten Newcomer der letzten Jahre rissen mit ihrem Debütalbum Grenzen zwischen elektronischer und organischer Musik ein. Jetzt macht das Duo mit seinem Trompeter Thalstroem im Delta Station. Als das gerade ins Leben gerufene Duo Aka Aka 2009 bei Oliver Koletzkis Label „Stil vor Talent“ offene Türen vorfand, traf der Firmenname eigentlich nicht ganz auf die Wahl-Berliner zu. Schließlich hatten bereits die Tracks „Senor Ritmo“ und „Tigerente mit Reis“ deutlich gemacht, dass sich hier zwei Künstler gefunden hatten, denen es weder an Stil noch an Talent mangelte. DJs und Clubgänger schlossen den Saarländer Hannes und den Emdener Holger schnell in ihr Herz. Schon die dritte Single „Voegeln“ erreichte gleich den Spitzenplatz bei den üblichen digitalen Plattenläden. Der Nachfolger „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ – eine Hommage an Terrence Hill und Bud Spencer - stellte ironischerweise die Verhältnisse komplett auf den Kopf: Aka Aka sanken

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nicht in die Niederungen herab, sondern schienen es sich dauerhaft auf dem DanceOlymp gemütlich zu machen. Da war von Thalstroem als drittem Mitglied und seiner Vorliebe für Trompete und das Electronic Wind Instrument noch nichts zu hören. Bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt im Berliner Watergate sorgten sie dann erst einmal für offene Münder. Und ließen das Publikum völlig ausklinken. Thalstroem ist für Aka Aka mehr als nur eine Bühnenunterstützung; er hat dem ersten Album „Varieté“ deutlich seinen Stempel aufgedrückt. Der Name ist Programm: Das Erstlingswerk würde sich hervorragend zur Untermalung von wechselnden artistischen, tänzerischen und akrobatischen Shows eignen, ohne dabei auf funktionale Dancefloor-Qualitäten zu verzichten.

Die Hörerschaft sah das genauso und so verweilte „Varieté“ bei Amazon wochenlang auf Platz 1 der Technocharts und zählte am Jahresende zu den erfolgreichsten Alben des vergangenen Jahres. Passend zur gerade erschienenen Remixversion auf drei CDs gibt es das „Varieté“ der Himmelhunde jetzt auch live am Loft Beach zu hören, dessen Atmosphäre mit Sand, Wasser und Sonnenschein perfekt zu Kompositionen wie „Springtide“ oder „Freiraum“ passt. Teil des Varieté-Programms sind diesmal auch die Schweizer Animal Trainer, die ihre Tracks wie „Krambambuli“ mindestens so gekonnt über die Bühne scheuchen wie früher Siegfried und Roy ihre Tiger. johannes thiedig

30.6. Loft Beach, Mannheim, 15 Uhr, Loft Club, Ludwigshafen, 23 Uhr


MUSIK // KLASSIK

Saitenspiele in der Pfalz

Das Mandelring Quartett im Hambacher Schloss. Rechts: Bernhard Schmidt, unser Interviewpartner, am Cello.

HAMBACHER MUSIKFEST / Für das feine Musikfest an der Weinstraße Werbung zu machen, bringt echt keinen Spaß. Schon lange vor Beginn sind mindestens die Hälfte der Konzerte ausverkauft. Trotzdem hier ein kleiner Überblick über das, was wir wahrscheinlich versäumen werden. Das Neustadter Mandelring Quartett ist – wie wir immer wieder gern betonen – der wichtigste (kammer-) musikalische Exportartikel der Pfalz. Nun schon im 15. Jahr veredeln die Geschwister Sebastian, Nanette und Bernhard Schmidt zusammen mit dem Bratschisten Roland Glassl das Fronleichnam-Wochenende an der Weinstraße mit Kammermusik von allererlesenster Qualität, laden hervorragende Kollegen nach Hambach ein und garnieren das alles mit kulinarischen Schmankerln. Los geht’s diesmal am 6. Juni auf dem Hambacher Schloss mit „Russischer Romantik“ von Tschaikowsky, Arensky und Glière zusammen mit Weltklasse-Celllist David Geringas und Bratschist Vladimir Mendelssohn. An Fronleichnam folgt daselbst zweimal das „Das Katastrophenkonzert“ für Menschen ab sechs Jah-

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ren mit Musik von Mozart, Beethoven, SaintSaëns u. a. Und abends heißt es zusammen mit dem fabelhaften Nationaltheater-Hornisten Wilhelm Bruns im Weingut Georg Naegele „con corno“ anhand von Kompositionen von Carl Stamitz, Joseph Haydn und Anton Reicha mit anschließendem Spanferkel vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein.

Verklärte Nächte, Fingerfood und Trollschoppen im Schloss Freitags zieht es sämtliche bisher Genannten plus Pianist Ian Fountain in die Pfarrkirche St. Jakobus zu Brahms (Horntrio Es-Dur), Anatolijus Schenderovas („David‘s Song“ für Cello und Streichquartett) und Bruckner (Streichquintett) mit kulinarischem Ausklang „chez St. Jacques“. Wieder im Weingut Naegele serviert

man am Samstag „Einen musikalischen Spaß“ mit Mozart, Beethoven und zwei Hörnern (Stefan Berrang, Wilhelm Bruns), danach gibt’s ein südländisches Fingerfood-Buffet. Und anschließend folgt auf dem Schloss das Festkonzert „Verklärte Nacht” mit Schönbergs gleichnamigen Streichsextett, Beethoven und Amy Beach (Klavierquintett) nebst anschließendem Surprisekonzert mit allen Festival-Künstlern. Die Matinee am Sonntag führt ins Weingut Müller-Kern zu „Impressionistischen Meisterwerken” von Ravel und Debussy, und zum Abschluss gibt’s auf dem Schloss Mozart (Streichquintett B-Dur), Beethoven (2. Sinfonie in der Fassung des Komponisten für Klaviertrio), das Oktett von Arnold Bax und den traditionellen Ausklang bei Brezeln und „Trollschoppen“. iw / foto: engwicht


KINO // FESTIVAL DES DEUTSCHEN FILMS Dr. Michael Kötz mit ein paar Steilvorlagen für die Diskussion, das Gespräch soll beim Festival schließlich nicht zu kurz kommen.

„Gegenfrage: Was ist radikal?“ INTERVIEW / Beim „Festival des deutschen Films“, das dieses Jahr zum achten Mal auf der Ludwigshafener Parkinsel stattfindet, wird erklärtermaßen eine Lanze für die Filmkunst, für den Autorenfilm gebrochen. Doch in den letzten Monaten gab es verstärkt Irritationen innerhalb des vermeintlich eigenen Lagers. Ist der deutsche Film aktuell „das Grauen“, wie Dominik Graf in einem Zeit-Artikel schrieb? Ist er zu brav, zu berechenbar, kaputt subventioniert, wie Klaus Lemke in einem Interview unterstellt? Ein Gespräch mit Festivaldirektor Dr. Michael Kötz. meier Reagiert das Festival auf solche Fundamentalkritik? kötz Schon die Entstehungsgeschichte unseres Festivals hängt mit dieser aktuellen Debatte zusammen. Damals, 2005, wurde die Vergabe des Bundesfilmpreises umstrukturiert und mancher hatte die Befürchtung, dass die Veranstaltung zu einem Selbstbedienungsladen gemacht würde. Als zeitlich nicht zufälligen Reflex auf diese befürchtete Kommerzialisierung haben wir uns damals entschlossen, ganz bewusst einen „Filmkunstpreis“ auszuloben. Das war das altmodischste Wort, das uns da einfiel.

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meier So schlimm ist es dann ja letztlich nicht gekommen! kötz Nein, aber der Riss ist noch sichtbar. Letztlich geht es um die Fragen: Wie konventionell darf Filmkunst sein? Wie wagemutig darf der Bundesfilmpreis sein? Und wie demokratisch kann man über Filmkunst abstimmen? Heute bekommen alle Mitglieder der Filmakademie einen großen Karton mit Filmen zum Angucken. Aber werden die auch wirklich alle angeguckt? Das ist ja kein Spaß, 200 Filme. Früher gab es beim Bundesfilmpreis eine Jury, die dazu verdonnert wurde... meier Aber Dominik Graf und insbesondere

auch Klaus Lemke schimpfen ja, dass gerade der Autorenfilm beliebig und konventionell geworden ist. kötz Die haben insofern recht, dass der deutsche Autorenfilm sich kommerzialisiert hat. Es gibt nicht mehr das Schräge und das Merkwürdige. Selbst die nicht so gelungenen Filme haben ein handwerklich viel höheres Niveau als vor 20 oder 30 Jahren. Man muss sich ja nur mal die alten Filme von Kluge, Reitz oder Fassbinder angucken, um zu sehen, wie wenig die sich um schöne Formen gekümmert haben. Der deutsche Autorenfilm ist schrecklich elegant geworden. Aber das ist auch Zeitgeist.


KINO // NEUE FILME

Bulb Fiction

Die Trauzeugen

Doku. Licht im Licht.

Komödie. Besser keinem Zeugen trauen.

fffff

Suzy und Sam suchen einen Weg COMING OF AGE. MOONRISE KINGDOM / Als Sam Suzy erblickt, ist es um sein Pfadfinderherz geschehen. Zielstrebig sucht er den Kontakt und bald entwickeln die beiden Zwölfjährigen den Plan, gemeinsam zu fliehen. fffff Suzy wohnt mit ihren neurotischen Eltern in einem Leuchtturm auf einer Insel vor der Küste Neuenglands. Jeden Morgen steigt sie mit dem Fernglas auf die Aussichtsplattform und sehnt sich weit weg von ihrer Familie. Auf derselben Insel befindet sich ein Pfadfinderlager, in dem Scout Master Ward ein strenges Regime führt. Als sein Schützling Sam beim Morgenappell fehlt, alarmiert der Lagerleiter den Dorfpolizisten und leitet mit seinen Boy Scouts eine großangelegte Suche ein. Aber dank Sams pfadfinderischen Fähigkeiten hat das junge Paar längst Zuflucht in einer versteckten Bucht gefunden, ihr „Moonrise Paradise“, wo es sich mit Zelt, Lagerfeuer, tragbarem Plattenspieler und einer kleinen Bibliothek häuslich einrichtet, und mit einem ersten Kuß die Unumstößlichkeit seiner Liebe besiegelt. Ein Liebesmelodram im Pfadfindermilieu anzusiedeln ist eine vielversprechende Idee und Regisseur Wes Anderson ist genau der richtige Mann für eine solch skurrile Mixtur. Die Kindheit als Quelle neurotischer Persönlichkeitsentwicklungen spielte im Anderson-Universum schon immer eine gewichtige

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Nebenrolle. Hier widmet er sich nun voll und ganz dieser Welt und zeigt, wie die naive Beharrlichkeit, mit der die beiden Kinder ihre Liebe verteidigen, den Erwachsenen den eigenen emotionalen Boden unter den Füßen wegzieht. Die beiden Kinderdarsteller Jared Gilman und Kara Hayward tragen den Film mit einer enormen Leinwandpräsenz, aber auch die Erwachsenenrollen sind hervorragend besetzt. Hinzu kommt Andersons detailverliebter, visueller Stil, der auch diesem in den 60er Jahren angesiedelten Film seine ganz eigene Textur verleiht. Dabei beschränkt er sich nicht auf den üblichen Retro-Chic, sondern verbindet idyllische Landschaftsaufnahmen mit einer Fülle von originellen Farbkompositionen. In ausstatterischen Details, der sanft mäandernden Dramaturgie und der Charakterisierung der eigenwilligen Figuren zeigt sich eine künstlerische Kreativität und aufrichtige Liebe zum Filmemachen, wie man sie nur selten im Kino erleben kann. fred duran

Start: 24.5.2012; USA 2012, R: Wes Anderson, D: Jared Gilman, Kara Hayward, Bruce Willis, Bill Murray, Tilda Swinton

Die Dokumentation untersucht das Produkt „Energiesparlampe“ aus verschiedensten Blickwinkeln und legt parallel dazu die politischen Entscheidungsprozesse frei, die zu ihrer zwangsweisen Einführung führten. Auf beiden Seiten kommt Mayr zu alarmierenden Ergebnissen. Von der Quecksilber-Gefahr im Haushalt über die ungelösten Entsorgungs- und RecyclingProbleme bis hin zur negativ ausfallenden Lichtanalyse zeigt der Film eine ganze Bandbreite von eklatanten Negativeigenschaften der Lampe, durch die der gesamteuropäische CO2Ausstoß gerade einmal um 0,4 Prozent verringert wird. Interessanter noch fällt die Analyse der politischen Entscheidungsprozesse aus. Am Beispiel des Glühlampenverbots beleuchtet Mayr die Anfälligkeit der undurchsichtigen Strukturen in Brüssel, wo 23.000 EU-Kommissiare einem Heer von 20.000 Lobbyisten gegenüber stehen. Dass gerade die Lichtindustrie auf eine lange Tradition der Marktmanipulation zurückblicken kann, verdeutlicht der Film am Beispiel des Kartells, in dem sich die Hersteller in den 30er Jahren international auf eine verkürzte Lebenszeit ihrer Glühbirnen geeinigt haben. Mayr zeigt exemplarisch und überzeugend die Manipulierbarkeit des politischen Systems auf, das hier elementare Verbraucher- und Bürgerinteressen zum Spielball des Profitstrebens der Konzerne werden ließ. fred duran

Start: 31.5.2012; Österreich/D 2011, R: Christoph Mayr

fffff „Grease“-Legende Olivia Newton-John gibt die fesche Brautmutter, die auf einer zunächst ziemlich steifen Feier mit einer kleinen Prise Koks für Stimmung sorgt. Die Drogen hat ein schusseliger Kumpel des Bräutigams im Gepäck, der versehentlich seine Tasche mit der eines fiesen Dealers vertauscht hat. Während der wütende Drogenhändler bereits auf Rache sinnt, haben die Trauzeugen ganz andere Sorgen. Am Morgen nach einem heftig durchzechten Junggesellenabschied steht ein grell geschminkter Merinoschafsbock im Zimmer. Ach ja, da wäre noch das Brautpaar David und Mia. Nach kurzem Urlaubsflirt haben sie spontan die Trauung beschlossen. Die FeierChaoten stellen die junge Liebe freilich auf eine harte Probe. Eine kurzweilig charmante Gute-Laune-Komödie des Australiers Stephan Elliott („Priscilla Königin der Wüste“), die durch flottes Timing und clevere Komik überzeugt. Seien es die Trauzeugen, die von sensibel über depressiv bis trottelig ausfallen. Oder der stramm konservative Brautvater, dem lässig die lesbische Schwester der Braut gegenüber steht. Sie alle unterscheiden sich angenehm von den nervigen Klischee-Kaspern à la Hollywood. Als besonderes Sahnehäubchen erweist sich der Auftritt von Olivia Newton-John – ob mit oder ohne Drogen. dieter osswald

Start: 14.6.2012; Australien/GB 2011, R: Stephan Elliott, D: Xavier Samuel, Kris Marshall, Kevin Bishop, Tim Draxl, Olivia Newton-John


KINO // NEUE FILME Mehr Neustarts Wanderlust – Der Trip ihres Lebens Nach ein paar deprimierenden biografischen Umwegen landen George und Linda in einer Landkommune. Dort kann man ihnen zusehen, wie sie sich durch die unverwüstlichen Klischees des Kommunelebens arbeiten, von freier Liebe über endlich eingestandene, nicht gelebte Wünsche bis zu Diskussionsmarathons im Freiluftklo. Start: 21.6.; USA 2011, R: David Wain, D: Paul Rudd, Jennifer Aniston, Justin Theroux, Ken Marino, Malin Akerman, Lauren Ambrose

Buck Eine Dokumentation über Buck Brannaman, den wahren Pferdeflüsterer. Der Film hat beim Sundance Festival den Publikumspreis gewonnen und wurde auch bei anderen Festivals ausgezeichnet. Brannaman begreift Pferde und ihre Besitzer als komplexes System. Charaktere, die einander spiegeln. Und er selbst hatte von seiner brutalen Jugend bis zu der ihn auszeichnenden Haltung von Empathie, Vertrauen und Toleranz einen weiten Weg zurückzulegen. Start: 31.5.; USA 2011, R: Cindy Meehl

Snow White and the Huntsman Die nächste Schneewittchen-Adaption, diesmal als rasantes Fantasy-Spektakel umgesetzt. Hier geht’s so heftig zur Sache, dass man sich bei den Kämpfen, die Snow White mit Hilfe des Jägers besteht, der sie eigentlich umbringen sollte, wieder an den Text des Märchens erinnert, in dem die Königin sich „Leber und Lunge“ der vermeintlich Getöteten, „mit Salz gekocht“, zum Essen bringen lässt. Start: 31.5.; USA 2012, R: Rupert Sanders, D: Kristen Stewart, Charlize Theron, Chris Hemsworth

Rock of Ages Teuer besetztes Boy-Meets-Girl-Musical über ein Kleinstadtmädchen, das 1987 in einer Disco der Stadt Los Angeles einen Rocker kennenlernt. Liebe auf den ersten Blick, die zu den hämmernden Rhythmen der Zeit natürlich selbst noch in der Zielgeraden jede Menge Hindernisse zu überwinden hat. Zuständig für einen Teil des Brachialsounds: Tom Cruise in der Rolle des Metal-Rockers Stacee Jaxx. Start: 14.6.; USA 2012, R: Adam Shankman, D: Julianne Hough, Diego Boneta, Russell Brand, Mary J. Blige, Catherine Zeta-Jones, Alec Baldwin, Tom Cruise

West is West Ein in zweiter Ehe (ohne dass die erste geschieden wäre) in England verheirateter Pakistani will einem seiner Söhne die Heimat zeigen, um ihn besser vor den verderblichen Einflüssen des Westens zu schützen. Allerdings konfrontiert ihn das auch mit der verlassenen Frau und seinen zwei Töchtern. Start: 14.6.; GB 2010, R: Andy De Emmony, D: Om Puri, Linda Bassett, Aqib Khan, Emil Marwa, Jimi Mistry, Vijay Raaz

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W.E.

Kochen ist Chefsache

Drama. Madonnas zweite Regiearbeit.

Komödie. Jean Reno tischt auf.

fffff

fffff

Seit „The King’s Speech“ sind wir ja mit den Thronfolgeproblemen des britischen Empires bestens vertraut. Edward der VIII. dankte schon nach kurzer Zeit ab, nachdem seine Liebe zu der geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson zur Staatsaffäre wurde. Das ist sicherlich ein vielversprechendes Filmsujet, bei dem man aus historischer Distanz über die Radikalität der Liebe, die strukturelle Gewalt des Öffentlichen und das Verhältnis zwischen Privatem und Prominenz nachdenken könnte. Aber damit gibt sich Madonna leider nicht zufrieden. Krampfhaft um einen gegenwärtigen Zugang bemüht, zieht sie eine zweite Erzählebene ein, auf der im Jahr 1998 die Amerikanerin Wally Winthrop in einer glücklosen Ehe mit einem gewalttätigen Psychiater gefangen ist. Diese Emanzipationsgeschichte einer modernen, von feministischen Errungenschaften vollkommen unbeleckten Frau wird derart bieder erzählt, dass man kaum glaubt, dass hier eine Powerfrau am Werk war. Schlimmer noch, die Ping-Pong-Dramaturgie vertändelt eine der interessantesten Liebesgeschichten des letzten Jahrhunderts komplett. „Niemand fragt, was Wallis Simpson für diese Liebe geopfert hat“, sagt Wally irgendwann. Genau darüber hätten wir gern einen Film gesehen, ohne dramaturgischen Firlefanz und eitle visuelle Posen. f. duran

Wie einst der quirlige Luis de Funès im Klassiker „Brust oder Keule“ muss sich nun Jean Reno als leidenschaftlicher Feinschmecker gegen Raffgier-Rezepte wehren. Als Sternekoch ist Alexandre Lagarde zwar eine Legende, der neue Besitzer seines Gourmet-Tempels will mit schicker Molekular-Küche jedoch mehr Profit machen. Wenn das von Stress geplagte Herd-Genie beim nächsten Besuch des Michelin-Kritikers seinen dritten Stern verliert, droht die Kündigung. Zum Glück trifft er per Zufall auf den jungen Jacky, einen kulinarischen Seelenverwandten, der bei seinen Künsten keinen Spaß versteht. Mit vereinten Kräften wehrt das dogmatische Koch-Duo trotzig alle Intrigen des profitsüchtigen Restaurant-Besitzers ab, ohne sich von diversen Zwistigkeiten oder Liebesproblemen lange beeindrucken zu lassen. Komödiantische Spitzengastronomie ist das nicht. Die Story köchelt auf Sparflamme und die Dialoge bieten zu wenig Raffinesse. Wem humoristische Hausmannskost schmeckt, kommt aber auf seine Kosten. Zum einen gelingen die situationskomischen Standardsituationen ganz gut, zum anderen gibt der sonst so harte Haudegen Jean Reno als komischer Kauz am Herd eine absolut überzeugende Figur ab. dieter osswald

Start: 21.6.2012; GB 2011, R: Madonna, D: Andrea Riseborough, Abbie Cornish, James D‘Arcy

Start: 7.6.2012; F 2011, R: Daniel Cohen, D: Jean Reno, Michaël Youn, Raphaëlle Agogué


BÜHNE // THEATER

Mit darstellerischer Qualität überspielt das Heidelberger Ensemble die Niederungen der Textfläche.

Was tut der Mensch nur dem Wasser an DIE VERFASSUNG DER STRÄNDE / Die Uraufführung von Stephan Lacks Stück zu Umweltverschmutzung und -katastrophen bildete den Auftakt des Heidelberger Stückemarktes. Man muss sich wie jedes Jahr im Mai zuerst einmal erinnern. In den letzten Jahren war das ja etwas schwierig mit der Verleihung des Autorenpreises am Ende des Stückemarktes. Vor zwei Jahren vergab die Jury gar keinen und verteilte das Preisgeld unter allen Autoren, die sich um den mit 10.000 Euro dotierten Autorenpreis bewarben. So recht freuen konnte sich niemand, lautete das eigentliche Signal doch: „Setzen, sechs!“. Und letztes Jahr war es

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nicht so sehr anders, als der Autorenpreis für das noch nicht uraufgeführte Stück an einen Autor aus dem Gastland Türkei ging. Da könnte sich das für das Festival verantwortliche Theater schon fragen, ob es wie üblich im nächsten Jahr einem der deutschsprachigen Theatertexte die Ehre einer Uraufführung zuteil werden lässt. Mag sein, dass man das im Heidelberger Theater diskutiert hat. Auf eine Uraufführung

verzichten wollte man dann aber doch nicht. Die Wahl fiel auf den Wiener Autor Stephan Lack, dessen „Die Verfassung der Strände“ den Eindruck hinterlässt, da habe einer in Elfriede Jelineks Schreibgarten ein Zelt aufgeschlagen, um ihr beim Schreiben immer mal wieder über die Schulter schauen zu können. Lack liebt das über den Binnenreim sich fortpflanzende Sprachspiel, wechselt aber nicht wie Elfriede Jelinek die Sprachebenen und Sprechhaltun-


Foto: Hartmut Rekort

KUNST // KÜNSTLER DES MONATS WAS IST FLUXUS? Tja, das wüssten wir auch gerne! Aber mit unserer Ahnungslosigkeit befinden wir uns in bester Gesellschaft: Selbst die Protagonisten der Bewegung können oder wollen auf diese Frage keine eindeutige Antwort geben. „If you can define it, it ain’t Fluxus“ lautet zum Beispiel ein berühmter Ausspruch von Emmett Williams, Dichter, PerformanceKünstler und Mitbegründer der Fluxus-Bewegung. Und George Maciunas soll Yoko Ono folgende Definition aus dem Lexikon vorgelesen haben: „Exzessive Entladung der Gedärme oder anderer Körperteile.“ Fluxus wende sich gegen das Kunstobjekt als funktionslose Ware, die nur dazu bestimmt sei, verkauft zu werden, schrieb Maciunas 1964. Fest steht, dass Fluxus die erste wirklich intermediale und internationale Bewegung des 20. Jahrhunderts war – auch wenn die Kommunikation damals noch nicht über das Internet, sondern per Luftpost funktionierte. Von Europa ausgehend, reichte sie von Japan bis Südamerika über Mexiko und die USA bis hinter den Eisernen Vorhang. Indem Kunst entkommerzialisiert und entprofessionalisiert – also allen zugänglich gemacht werden sollte – sollten Kunst und Leben vereint werden: Fluxus begriff das gesamte Leben als einen musikalischen Prozess. Der erste Text über Fluxus war übrigens 1962 ein Interview von Emmett Williams mit Ben Patterson in der Tageszeitung des U.S. Militärs „The Stars and Stripes“. emy

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„Piano Activities“ in Wiesbaden (1962): George Maciunas, Dick Higgins, Wolf Vostell, Benjamin Patterson und Emmett Williams (von links).

Fluxus war Anti-Establishment BEN PATTERSON / Der seit Ende der 80er Jahre in Wiesbaden lebende Künstler und Musiker Benjamin Patterson ist einer der Mitbegründer des Fluxus. Zum 50. Jubiläum der Bewegung präsentiert die Mannheimer Stadtgalerie eine umfassende Dokumentation von Pattersons Performance-Partituren. Besonderes Highlight ist der Auftritt von Ben Patterson gemeinsam mit weiteren Performern am 17. Juni. „Ich brauche noch einen Flügel“, sagt Benedikt Stegmayer. Die Ansprüche des Leiters der Mannheimer Stadtgalerie sind nicht groß: Das Instrument kann ruhig alt sein und muss nur noch einmal gestimmt werden können – den Morgen des 18. Juni wird es sowieso nicht mehr erleben. Denn am 17. Juni wird es von Ben Patterson, Jozef Cseres, hans w. koch, Thomas Lehn … nun ja … „gespielt“. Wie der Titel „Requiem für einen Flügel“ schon andeutet, werden sie dabei nicht allzu zimperlich zur Sache gehen: Unter anderem soll eine Motorsäge zum Einsatz kommen. Die Performance hat eine mittlerweile ehrwürdige Tradition. Es war 1962 bei einem Neo-Dada-Abend im Rahmen der Festspiele Neuester Musik in Wiesbaden, als in dem von Phil Corner komponierten Stück „Piano Activities“ eigentlich nur mit verschiedenen Werkzeugen ungewöhnliche Klänge erzeugt werden sollten. Die Aktion entwickelte jedoch ihre eigene Dynamik: Eine damals entstan-

dene Fotografie zeigt mehrere Herren im Anzug, die sich mit einer großen Bügelsäge über das Klavier hermachen. Es sind die Künstler George Maciunas, Dick Higgins, Wolf Vostell, Emmett Williams und Ben Patterson, die gemeinsam – und ungeplant – das Instrument schließlich in seine Einzelteile zerlegten. Das von dem amerikanischen Künstler George Maciunas organisierte Festival, an dem auch Nam June Paik, Karlheinz Stockhausen und John Cage teilnahmen, gilt heute als Geburtstunde der Fluxus-Bewegung. Ursprünglich sollte es für die von Maciunas geplante (und nie wirklich erschienene) Zeitschrift „Fluxus“ über neue Strömungen in Musik, Theater, Tanz und Philosophie werben. Was damals ein handfester Skandal war, ist heute anerkanntes Kulturgut. „Fluxus war ja immer Anti-Establishment, schon, weil das Establishment damals sehr konservativ war. Und jetzt scheint es beinahe, als sei Fluxus der Liebling des


Foto: Martin Salzer

LITERATUR // INTERVIEW

Musikkritiker Christoph Braun ist von Berlin aufs Land gezogen. Als Aussteiger versteht er sich jedoch nicht.

Going up the Country! CHRISTOPH BRAUN / „Stadtluft macht frei!“, das war einmal. In den Regalen der Supermärkte stapeln sich Magazine wie „Landlust“, „Landleben“ oder „Liebes Land“. Doch auch unter den so genannten Kreativen lautet die Trend-Parole: „Verlass die Stadt!“ Der Musikkritiker und MEIER-Autor Christoph Braun hat jetzt ein Buch darüber geschrieben, wie sich sein neues Leben als digitaler Gärtner anfühlt. Er lebt seit sieben Jahren in einem Dorf im Wolfenbütteler Land. meier Am Anfang war „Hacken“ noch Dein Blog für „Spex“. Als Du damals der Redaktion vorgeschlagen hast, in einem Pop-Magazin über das Leben auf dem Land zu berichten, wie hat man dort reagiert? christoph braun Als ich das damals dem Chefredakteur Max Dax vorschlug, erntete ich ein wildes Leuchten seiner Augen, weil uns beiden klar war, wie abwegig diese Idee ist: einen Blog für Garten- und Feldarbeit auf spex. de zu lancieren. Aber unter Max Dax hatte man bei „Spex“ durchaus einen Sinn für Prankster-Aktionen. meier Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre gab es schon einmal Bücher wie „Hacken“. Damals zogen sich die erschöpften Aktivisten der 68er-Bewegung aufs Land zurück, um etwas herunterzukühlen. Siehst Du Parallelen zu Deiner Geschichte? braun „Herunterkühlen“ beschreibt es ganz gut! Mir ging es nach zehn Jahren Berlin darum, aus einem ganz bestimmten Trott herauszukommen. Mir ging es konkret um neue Er-

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fahrungen. Manche reisen dann nach Goa oder Bali. Mir war es exotisch genug, nach Evessen zu ziehen. meier Als Du und Deine Familie sich entschlossen haben, Berlin zu verlassen, gab es ein Baby. Trotzdem hättet Ihr auch ins Brandenburgische ziehen können. Mit S-Bahn-Anschluss nach Berlin. braun Genau das wollte ich nicht. Ich wollte schon Abstand bekommen, der einen neuen Blick auf die Dinge gewährt. meier Wenn man – wie Du – über Pop schreibt, galt da nicht immer die Regel: möglichst in Echtzeit ganz nah dran sein! Und Dein Spezialgebiet ist auch noch elektronische Clubmusik. Kannst Du Dein Arbeitsmodell weiter empfehlen? braun Na ja, einem 20-Jährigen würde ich das wohl nicht empfehlen. Aber in den Magazinen, in denen ich über elektronische Tanzmusik schreibe, stellt mein Ansatz eine weitere bereichernde Perspektive auf das Geschehen dar. Zwar wird bassbetonte Offbeat-Mu-

sik für die Clubs produziert, aber man kann sie auch abseits der Clubs hören. Nach 25 Jahren Hörerfahrung mit dieser Musik, fand ich es ein interessantes Experiment, diese Musik allein zu hören und zu sehen, was dann passiert. meier Zumal in Deutschland die elektronische und experimentelle Musik ja in Landkommunen und auf Bauernhöfen entstanden ist. Stichwort: Krautrock. braun Mein Krautrock kommt aus Köln und Düsseldorf, also Can und frühe Kraftwerk. Aber als ich schon in Evessen lebte, habe ich mal Michael Rother von NEU! und Harmonia auf seinem Bauernhof im Weserbergland für ein Interview besucht. Aber das war Zufall und hatte mit meinem Landleben nichts zu tun. meier Der Erfolg von Magazinen wie „Landlust“ zeigt ja eine seltsame Sehnsucht nach dem Landleben als Verklärung. Dein Buch „Hacken“ macht einen interessanten Spagat: Du schreibst über Pop und Landleben, aber Du gehst gleichzeitig kritisch mit der Pop-Szene


KINDER // TIPPS FÜR KIDS Ein Fest für den Fluss: der „Lebendige Neckar“.

Mein eigener Trickfilm Knet- und Papierfiguren werden zum Leben erweckt.

Stadt, Land, Fluss LEBENDIGER NECKAR / Einen ganzen Tag lang stehen der Neckar und seine Ufer im Mittelpunkt. Für Familien gibt es spannende Mitmachangebote. Was haben Mannheim, Heidelberg und Eberbach gemeinsam? Sie liegen alle am Neckar und sind Teil des einzigartigen Aktionstages „Lebendiger Neckar“. An diesem Tag kann man von Eberbach bis Mannheim zu Fuß, mit dem Rad, dem Rollstuhl oder mit Inlineskates den Neckar erleben. Von 11 bis 19 Uhr ist der 367 Kilometer lange Fluss in seiner ganzen Vielfalt zu erfahren: als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und als Erholungsgebiet für Groß und Klein. Auf Kinder und Erwachsene warten spannende Mitmacherlebnisse: Bogenschießen, Aufsteigen mit dem Hubsteiger auf 28 Meter Höhe, Ponyreiten, Mitmachen

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beim Mitmachzirkus… Nicht nur am, auch direkt auf dem Wasser gibt es tolle Aktionen wie den kostenlosen Pendelservice der Fähre zwischen den Uferseiten oder eine Fahrt mit dem historischen Polizeiboot des Technoseums und dem Solarkatamaran. Alle, die es ruhiger mögen, können sich ganz entspannt zurücklehnen und die Aufführung waghalsiger Akrobaten, spannende Stunts auf dem Mountainbike oder ausdrucksstarke Tänzer auf einer der fünf Showbühnen verfolgen. Und 365 Tage vor dem Internationalen Deutschen Turnfest im Mai 2013 steht der diesjährige Aktionstag Lebendiger Neckar natürlich auch im

Zeichen des Sports. In eine völlig andere Welt tauchen die Besucher bei den Klängen der Open-Air-Bands ein, die mit orientalisch-poetischen Tönen Weltmusik an den Neckar bringen. Wem nach all den bunten Eindrücken der Magen knurrt, der kann sich mit besonderen Speisen und Getränken aus aller Welt wie Flammkuchen, Linseneintopf und Pfefferminztee stärken. lw

17.6. teilnehmende Städte: Mannheim, Ilvesheim, Ladenburg, Edingen-Neckarhausen, Heidelberg, Neckargemünd, Neckarsteinach, Hirschhorn, Eberbach, 11 – 19 Uhr, lebendigerneckar.de

Was war das für ein unheimliches Geräusch? Oh, da liegt ja einer! Puh, zum Glück nur der böse Drache, der die Prinzessin um ein Haar entführt hätte. Wo ist sie eigentlich? Ach so, bei ihrem heldenhaften Retter, dem Ritter. So oder noch viel spannender kann der erste Trickfilm eines jeden Teilnehmers des zweitägigen Workshops im Trickfilmstudio sein. Ganz egal, ob man schon einmal etwas mit Trickfilmen zu tun gehabt hat oder ein Neuling ist: Kinder im Alter von neun bis zwölf Jahren lernen hier die aufregende Welt und die Arbeit rund um den Dreh eines Trickfilms kennen. Die ersten Trickfilme der Welt waren vor hundert Jahren noch schwarz-weiß und ganz ohne Ton. Die Zeichner mussten jedes Bild mit der Hand malen. Heute arbeiten die Filmemacher nur noch am Computer. Doch im Kulturfenster geht es noch anders zu: Die Nachwuchskünstler dürfen ihre Story selbst schreiben, bauen selbst die Kulissen und bedienen die Kamera. Die Figuren können aus dem eigenen Legooder Playmobil-Repertoire mitgebracht werden, oder aber es werden selbstgemachte Knetoder Papierfiguren zum Leben erweckt. Um den richtigen Ton zu treffen, kann man auch in Sachen Nachvertonung einiges lernen und schließlich steht einer erfolgreichen Präsentation nichts mehr im Wege. lw

16. & 17.6. Kulturfenster, Heidelberg, 14.30 – 17.30 Uhr, von neun bis zwölf Jahren, Kosten: € 21.– für Material, kulturfenster.de/kinderkurse


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MEIER-VERLOSUNG

Zu gewinnen: 74 Tickets für 8 Events Compañia Flamenco Solera

Authentisch, rhythmisch, mitreißend: ein Abend wie Urlaub. Gitarre, Gesang, Klatschen, Percussion und leidenschaftlicher Tanz verbinden sich zu einem Konzerterlebnis außergewöhnlicher Intensität. Flamenco als Ausdruck eines Lebensgefühls. 9.6. Schatzkistl, Mannheim, 20 Uhr, 3 x 2 Tickets

Tuesday night live: Night of the drums

Rhythmusspezialisten wie Armin Rühl, Tommy Baldu, Boris Angst und Percussionist Ingo Schmiedinger sind der Einladung vom „The News“-Stammschlagzeuger Marcel Millot gefolgt, an diesem Kultdienstag mal so richtig auf die Pauke zu hauen. 12.6. Alte Wollfabrik, Schwetzingen, 20.30 Uhr, 3 x 2 Tickets

Compañia Flamenco Solera

Tuesday night live: Night of the drums

Summer Champagner Afterwork

Markus Maria Profitlich

Kay Ray

Ozzy Osbourne

Summer Champagner Afterwork

Direkt nach der Arbeit zu Grooves von DJ Basti mit Champagner und Cocktails auf den wohlverdienten Feierabend anstoßen. So lässt sich der Sommer genießen. 14.6. Print Media Lounge, Heidelberg, 19 Uhr, 4 x 2 Tickets

Markus Maria Profitlich

In seinem neuen Bühnenprogramm „Stehaufmännchen“ verrät Markus Maria Profitlich seine Überlebensstrategie und leistet praktische Orientierungshilfe. Ein „Tom Tom“ fürs Leben: schräg, manchmal nachdenklich, manchmal absurd – aber immer bumskomisch. 15.6. Capitol, Mannheim, 20 Uhr, 3 x 2 Tickets

Kay Ray

Rotzjunge, Charmeur und zynischer Kritiker – Kay Ray kratzt an den Grenzen des guten Geschmacks und nimmt sein Publikum mit auf seine Reisen in die Absurditäten des Alltags. Hierfür muss schon mal die bequeme Sitzposition korrigiert werden, denn das Publikum wird selbst zum Teil der Show. 16.6. Alte Wollfabrik, Schwetzingen, 20 Uhr, 3 x 2 Tickets

Ozzy Osbourne & Friends

Eine Gelegenheit, die sich wahre Anhänger der etwas härteren Rockmusik nicht entgehen lassen sollten. Ozzy teilt sich die Bühne unter anderem mit Black-Sabbath-Mitglied Geezer Butler und seinem langjährigen Ozzy-Bandmitglied Zakk Wylde. Als „Special Guest“ ist außerdem Black Label Society dabei. 20.6. SAP Arena, Mannheim, 20 Uhr, 3 x 2 Tickets

Les Contes d’Hoffmann

Foto: Hans Jörg Michel

Offenbachs letzte und unvollendet gebliebene „phantastische“ Oper erzählt eine delirierende Wahrnehmungssituation der Hauptfigur, in der die Grenzen von Traum und Wirklichkeit verwischen. In der Dichterfigur Hoffmann überschneiden sich Hervorbringung und Wahrnehmung von Realität. Christof Nel hat inszeniert. 22.6. Nationaltheater, Mannheim, Opernhaus, 19.30 Uhr, 3 x 2 Tickets

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Transnationalmannschaft

Pünktlich zur EM 2012 erzählen sieben Protagonisten über Ihr Erleben der Fußballweltmeisterschaft 2010. Ihre Herkunft: so vielfältig wie die der Nationalelf. Ihr Zuhause: die Mannheimer Stadtviertel Jungbusch und Filsbach. 3 x 1 DVD

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Les Contes d’Hoffmann (Hoffmanns Erzählungen)

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Technik Museen Sinsheim und Speyer – zwei ideale Ausflugsziele im Doppelpack Das Auto & Technik Museum Sinsheim grüßt schon von weitem mit den beiden voll begehbaren Überschall-Jets Concorde und Tu-144. Auf dem Freigelände des Technik Museums Speyer kann man in einem originalen Jumbo Jet herumklettern, den Laderaum eines riesigen Transportflugzeugs besichtigen und sogar die Innenleben eines U-Boots inspizieren. MEIER verlost je 3 x 8 Tickets für das Auto & Technik Museum Sinsheim, das Technik Museum Speyer sowie die beiden IMAX-Filmtheater Sinsheim und Speyer.

Technik Museen Sinsheim & Speyer

Special im Juni: 4-Elemente-Abend Nach der 4-Elemente-Lehre besteht alles Sein aus den vier Grundelementen Feuer, Wasser, Luft und Erde. Dieser Vorstellung wird beim 4-Elemente-Abend im Salischen Hof nun kulinarisch gefrönt. „Ideengeber“ verlost: sind die Heidelberger Siegelbiere. Die vier besonderen Bockbiersorten eifern mit ihren außergewöhnlichen Aromen ihren Vorbildern Erde, Wasser, Luft und Feuer nach. Von den Geschmackswelten, für die sonst Winzer und Brennmeister verantwortlich sind, ließ sich der Küchenchef im Salischen Hof inspirieren und schuf ein korrespondierendes Menü – selbstverständlich in 4 Gängen. Durch diesen besonderen Abend führen Karsten Möller, Gastgeber im Salischen Hof, und Hans-Dieter Jesse, Braumeister der Brauerei zum Klosterhof Heidelberg. MEIER verlost exklusiv 3 x 2 Plätze für ein korrespondierendes 4-Gang-Menü mit Aperitif und einem Glas Siegelbier pro Gang. 15.6. Salischer Hof, Schifferstadt, ab 18.30 Uhr

MEIER

4-Gänge-Menüs im Salischen Hof

Die Gewinner unserer Mai-Verlosung: TUESDAY NIGHT LIVE: Marlies Gauler, Andreas Jordak, Beate Roser-Mattingley-Scott PATRICK HEIZMANN: Thorsten Diegel, Mirja Telgmann, Erik Uwe Keller FINN-OLE HEINRICH & SPACEMAN SPIFF: Claudia Hahn, Cornelie Drkosch, Roland Uhly JANCREE – 25 YEARS OF CLASSIC ROCK: Edwin Darmstädter, Ernst Kauer, Sonja Baumann ARNIM TÖPEL: Sonja Menges, Ulrike Braun, Karl-Heinz Schäfer

CHRISTOPH SONNTAG – SWR3 COMEDY LIVE: Sabine Hengen, Stefan Bewersdorf, Tim-Niklas Zimmer 7. CLIPAWARD-KURZFIMFESTIVAL: Ingrid Blum, Sophie Bittner LOVEPOP – INDOOR & OUTDOOR CLUBBING: Dieter Steinbach, Rosemarie Ebert, Tom Arend KORANSCHULE: Annette Wistuba, Inge Schröder-Jung MAIFELD DERBY: Andreas Mohr, Denise Trompeter, Marianna Gerber, Erhard Knapp, Paulina Englert, Carina Brüggemann

Coupon: Einsenden & mit etwas Glück gewinnen Und so funktioniert’s: Einfach Coupon ausschneiden, Lieblingsgewinn eintragen, auf eine Postkarte kleben und senden an:

Mein Lieblingsgewinn:

MEIER, Melchiorstr. 1, 68167 Mannheim. Bitte Telefonnummer oder E-Mail-Adresse angeben.

Adresse:

Einsendeschluss:

Für die Verlosungen am 9.6. und 12.6. bis 1.6. und für alle anderen Verlosungen bis 12.6.

Name:

Telefon oder Mail: Ich habe die Teilnahmebedingungen zur Kenntnis genommen und bin mit diesen einverstanden. Die vollständigen Teilnahmebedingungen finden Sie unter www.meier-online.de/teilnahmebedingungen Ja, ich gestatte der Delta Medien GmbH, Melchiorstraße 1, 68167 Mannheim und deren verbundenen Unternehmen, meine Daten zu speichern, zu verarbeiten, mich schriftlich, telefonisch und per E-Mail zu kontaktieren und mir interessante Vorteilsangebote des Verlags zu unterbreiten. Ich kann mein Einverständnis jederzeit schriftlich gegenüber der oben genannten Adresse widerrufen.

Datum, Ort & Unterschrift:

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SPIELWIESE // DELTA-KREATIVSZENE

WER SPIELT HIER?

Black Bear // THORSTEN SCHMIDT

Einladung an Kreative

Mein Leben

Mein Werk

Die letzte MEIER-Seite ist für kreative Köpfe aus dem Rhein-NeckarDelta reserviert! Egal ob Künstler, Designer, Fotograf oder Grafiker: Auf unserer „Spielwiese“ wird jeden Monat ein aktuelles Projekt präsentiert.

Ich bin gebürtiger Mannheimer, habe hier an der Hochschule Kommunikationsdesign studiert und dort meinen Geschäftspartner Christopher Vazansky kennengelernt. Eines unserer ersten Projekte, eine Kameraübung, haben wir im Waldpark umgesetzt. Nach dem Diplom verbrachte ich ein paar Jahre in Hamburg und Stuttgart, bevor ich in Mannheim mit Christopher das Designbüro Waldpark gegründet habe.

Für eine Modefirma haben Christopher und ich einige Tiere gezeichnet. Nach Abschluss dieses Auftrags habe ich mich weiter illustrativ mit Tieren beschäftigt. Am meisten interessiert mich die Ähnlichkeit mit Menschen in einem Tierportrait. Diese Bären-Studie ist mit einem feinen Tuschestift, einem sogenannten Isographen, entstanden.

Entwürfe schicken Sie gerne an: redaktion@meier-online.de Kennwort: Spielwiese

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im-waldpark.de, waldpark-illustration.com


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