Wie schrieb Charles Bukowski in einem Gedicht: Er hatte seinen Schreibtisch aufgeräumt und fühlte sich schrecklich.
Foto: view7 / photocase.com
// EDITORIAL
LIEBE MEIER-LESER, als wir 2008 gerade mal wieder MEIER neu erfanden, schrieb ich an dieser Stelle: „Als 1986 die erste MEIER-Ausgabe erschien, war die kleine Welt um uns herum anders als heute. Kultur war noch ein Gegenentwurf und kein Standortfaktor, die Industrie vor der Haustür sorgte nicht für Film- und Jazzfestivals, sondern für dicke Luft. MEIER nahm uns – und damals auch mich – an die Hand, machte das Stadtleben spannend und war mutig genug zu sagen, wie die Dinge wirklich lagen: kulturell, politisch und überhaupt. Mit MEIER konnte man herausfinden, wo die wirklich guten Sachen passierten: wo die besten Filme liefen, wo die aufregendsten Bands spielten, wo man hingehen konnte, um gut auszugehen …“ MEIER war trotz Internet und Facebook für über 9.000 Abonnenten und monatlich über 16.000 Leser ein unverzichtbarer Begleiter für das Leben im Delta. Ich bin davon überzeugt, dass wir auch in Zukunft ein Magazin wie MEIER brauchen. Ein Magazin, das Orientierung im Veranstaltungsdschungel bietet, unabhängig und kritisch berichtet und als Diskurs- und Kommunikationskanal funktioniert. Umso härter ist, dass sinkende Anzeigenerlöse die Produktion unseres Magazins unrentabel gemacht haben – und dies nun mangels wirtschaftlicher Perspektive nach 26 Jahren die letzte MEIER-Ausgabe ist. Wir alle, die Redaktion und das ganze Delta-Medien-Team, wir hätten all die Jahre auch irgendwo anders arbeiten können. Wollten wir aber nicht. MEIER war für mich und mein Team immer mehr als nur ein Magazin. Es war ein Lebensgefühl, eine Position, eine Herzblutsache, in die die Redaktion, die TimerRedaktion, das Marketing, die Grafiker, der Vertrieb, die Anzeigenabteilung und alle anderen extrem viel Energie investiert haben – in den frühen Jahren und in den letzten Jahren auch viele schlaflose Nächte. Jetzt ist es Zeit, Danke zu sagen. Vielen Dank, liebe MEIER-Leser, dass Ihr uns so lange die Treue gehalten und all das gelesen und mitgelebt habt. Vielen Dank für die vielen schönen Kommentare und Nachrufe, einige davon sind nachzulesen ab Seite 42. Vielen Dank, liebe Geschäftspartner und Anzeigenkunden – Sie haben mit Ihrer Präsenz in MEIER die Vielfalt des Rhein-Neckar-Deltas gespiegelt. Besonderer Dank gilt all den Mitarbeitern bei Delta Medien und der RHEINPFALZ, die direkt oder indirekt an MEIER mitgewirkt haben. Ohne ihr Engagement und ihren Enthusiasmus wäre all das nie möglich gewesen. Und dann sind da natürlich auch Dutzende von Autoren und Fotografen, die MEIER mit ihrer Arbeit und ihrer Inspiration maßgeblich geprägt haben – die Redaktion und die Leser werden Euch vermissen! Die gute Nachricht zum Schluss: Die MEIER-Produkte Lange Nacht der Museen, der Gastro-Guide ESPRESSO und unser Online-Portal meier-online.de werden unter dem Dach der RHEINPFALZGruppe weitergeführt. Das Leben im Delta geht weiter.
»TRAU«
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Ralf Laubscher, MEIER-Chefredakteur und Geschäftsführer Delta Medien GmbH !"#$%&'()*(+%,(!)-%'$)''% .+%,("/(0.,1%,$)234
MEIER // 12-12_3 ===#'>?@-"A#BC (>'')D>$EE$E?
Foto: Augustin Rebetez
INHALT // 12-2012 Sophie Hunger
58 Killing Them Softly
74
Foto: Daniel Lukac
Magazin
Kultur & Freizeit
8 Leben im Delta
58 Musik
Event-Radar // Delta-News
12 Shopping
58 60
Delta-Style: Ann Christin Schuhmacher // Stil-Check: Grunge // S‘Brett in Mannheim // Shopping-News // Fünf für ... Silvester
16 Meier Spezial: Weihnachten 16
O DU FRÖHLICHEHE Zehn Tipps, wie man schön weihnachtlich durch
den Dezember kommt nebst Empfehlungen für x-mas-Muffel
24 Essen & Trinken 24 27
THE PARTY IS OVER Die besten zehn Winzersekte für Silvester NEU UND NEU ENTDECKT Gastro-News // Café Meerwiesen
30 Magazin 30 42 48 52 54 56
26 JAHRE MEIER Zum tränenreichen Abschied hier nochmal die
wichtigsten Stationen aus einem guten Vierteljahrhundert. MENSCH MEIER Was uns mehr oder weniger prominente MEIER-Freunde geschrieben haben. BEST OF DANIEL LUKAC MEIER-Fotograf Daniel Lukac schenkt uns einen Rückblick in Bildern. BEST OF DIETRICH BECHTEL MEIER-Fotograf Dietrich Bechtel Bilder vom Dildo bis zum Domkapellmeister. BEST OF UTZ MEIER-Society-Experte Matthias Utz hat sein Archiv geplündert und zeigt sagenhafte Beweisfotos. BAROCK MEETS BAUHAUS Das neue alte Heidelberger Theater wurde rechtzeitig wiedereröffnet.
6_12-12 // MEIER
66 68 69 70 72
48
SOPHIE HUNGER Die 1983 geborene Schweizerin stellt im Dezember
die neuen Songs ihres Albums „The Danger of Light“ vor. POP & CO. Flowerpornoes // Spain // Mark Lenagan // Rino Galiano // Silbermond // Heim & Herd // F.S.K // Aida Night of the Proms // My Baby wants to eat your Pussy // Laith Al-Deen // Kool Savas // Keimzeit // Mark Medlock // Deutsch Amerikanische Freundschaft // Fest van Cleef // Beth Hart // Jonas Lekman // Royal Republic // Rufus Wainwhright // Blumentopf // Seeed // Die Heiterkeit CD-PLAYLIST Was MEIER-Schreiber gerade hören KONZERTVORSCHAU Schöne Aussichten JAZZ Terje Rypdal // Alexander von Schlippenbach Trio // Iiro Rantala // Ray Anderson // Tok Tok Tok CLUBLAND David Guetta // Club-Highlights KLASSIK Konzert-Tipps // Fragebogen
74 Kino 74
KILLING THEM SOFTLY Andrew Domniks vorzüglicher Genre-Film mit
Brad Pitt 76
77 82 84
FILME DES MONATS End of Watch // In ihrem Haus // Anna Karenina // 7 Psychos // Lola gegen den Rest der Welt // Festung // Die Tochter meines besten Freundes // Familie und andere Katastrophen // Skyfall // Breaking Dawn 2 // Pieta // Beasts of the Southern Wild // Die Köchin und der Präsident // Ralph reicht‘s // Große Erwartungen // Du hast es versprochen // Jesus liebt mich // Anleitung zum Unglücklichsein MOV(I)E ME Joachim Kurz‘ Kino-Kolumne FILMSPIEGEL 8 Kritiker und 17 Filme PROGRAMMKINO-TIPPS
Weiter geht’s!
86 Bühne 86 88
90
MOLIÈRE IM EXIL Das Stuttgarter Staatsschauspiel ist mit der Premiere von Molières „Tartuffe“ zu Gast im Nationaltheater STÜCKE DES MONATS Kaspar Häuser Meer // Glückliche Tage // Mutter Courage // Die Kindertransporte 1938/39 // La Fanciulla del West SHOW & COMEDY Interview mit Marianne Sägebrecht // Show-Tipps
92 Kunst 92 94 96
The Astronaut’s Eye / Jürgen Vogel & Matthias Glasner / Turntablerocker / neue Bar: Hagestolz / Bermuda Shorts Festival / Café Vogelfrei / RaumZeitLabor e.V. Web-TV mit Interviews & Reportagen aus dem Delta. Auch im iTunes Store als Podcast zu abonnieren. Nach „MEIER Podcast“ suchen!
VON KÄFERN, KUBA UND INSOMNIA In der Mannheimer Stadtgalerie
sind die Finalisten des Heinrich-Vetter-Kunstpreises zu sehen. AUSSTELLUNGEN Architektur in China // Art News // Anne Neukamp // Zwischen Maßnahmen // Schule der Schönheit AUSSTELLUNGSTIMER Die Ausstellungen des Monats im Überblick
100 Literatur 100 MIT DEM BIM BAM FERTIG Interview mit Comicbuchautor Ralf König
über „ Elftausend Jungfrauen“. 101 MÖRDERISCHE LEKTÜRE Wörtches neue Krimis 102 FRISCHER LESE (UND HÖR-) STOFF Margaret Mazzantini: Das Meer
am Morgen // Tobias Premper: Das ist eigentlich alles // Brian Greene: Die verborgene Wirklichkeit // John Jeremiah Sullivan: Pulphead // Fritz Rudolf Fries: Der Weg nach Oobliadooh
104 Kinder
DER MEIER PODCAST Mittendrin – nicht nur dabei
104 TIPPS FÜR KIDS
meier-online.de/podcast
Services & Standards
WIR HATTEN SIE ALLE!
8 106 143 160 168 170
MEIER-PRÄSENTATIONEN INDEX VERANSTALTER IMPRESSUM KLEINANZEIGEN VERLOSUNGEN SPIELWIESE: PETER PUCK
Timer: Termine 117 128 145 159
WEIHNACHTS-TIPPS FLOHMÄRKTE IM DELTA FÜR SCHWULE UND LESBEN SILVESTER-TIPPS
The Baseballs / Modeselektor / Herkut / Guano Apes / Rach der Restauranttester / Cedric Pintarelli / Bülent Ceylan / Apparat / Joy Denalane / Deine Jugend / Cantwo / Beardyman / Markus Kavka / Blumentopf / Rocko Schamoni / T.Raumschmiere / Patrice / Gentleman / Die Fantastischen Vier / Dub FX / William Fitzsimmons / Max Herre / Zoot Woman / Wallis Bird / Roy Ayers / Wladimir Kaminer / DJ Vadim / Leeroy Thornhill / K.I.Z. / Hombre / Afrob / Irie Révoltés / Bullmeister / Mediengruppe Telekommander / Samy Deluxe / Curse / Deichkind / Clueso / Thomas Siffling / Donavon Frankenreiter / Bakkushan / Get Well Soon / Götz Widmann / Madsen / RaumZeitLabor e.V.
MAGAZIN // LEBEN IM DELTA
DELTA NEWS
// Weitere Infos unter dischingerstrasse5.de, heidelberg.de
10_12-12 // MEIER
Neugründungen
LU
HD
MA
LU
HD
Stand: 31.12.2011 Quelle: © Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2012 Abruf: 16.11.2012
* Neugründungen errechnen sich aus den Gewerbeanmeldungen abzüglich der Umwandlungen, Zuzüge und Übernahmen.
MA
7,3 je 1.000 EW
Der MEIER wird eingestellt. Gibt es eine Alternative? Vielleicht findet die sich ja in Form einer Neugründung. MEIER hat sich mal das Gründungsklima in den drei großen Delta-Städten in Sachen Neugründungen* angeschaut.
9,4 je 1.000 EW
Erst die Halle 02, jetzt beschließt der Gemeinderat über das nächste Sanierungskonzept: Mitte Dezember geht es um das Projekt „Dischingerstraße 5“. Im Pfaffengrund will der Verein „Spielraum e.V.“ in Kooperation mit dem „Verein für kulturellen Freiraum“ ein selbstverwaltetes Jugendzentrum einrichten – mit einer Veranstaltungshalle und eigenem Kreativbereich. Bis Oktober letzten Jahres betrieb Spielraum das „Kosmodrom“ in der Siemensstraße. Der unkommerzielle Liveclub war für alle Musikrichtungen offen und musste wegen seiner Nähe zum angrenzenden Unternehmen Henkel-Teroson schließen: Größere Menschenansammlungen sind in der Nähe von gefährlichen Stoffen nicht erlaubt. Auf der Suche nach einem Ausweichgelände kaufte die Stadt Anfang 2012 ein ehemaliges Druckereigebäude in der Dischingerstraße. Die beiden Vereine erarbeiteten ein Konzept für Instandsetzung und Umbau, um den Wunsch nach selbstverwalteter Jugendkultur zu realisieren. Daniel Gallimore (Spielraum) betont: „Die Jugendlichen brauchen eine kreative Brutstätte. Uns ist es wichtig, dass wirklich jeder, der möchte, auch mitmachen kann. Eine Sponsorensuche gestaltet sich natürlich einfacher, wenn erst einmal ein Projekt da ist, das man unterstützen kann.“ Ob und in welcher Form sich in Zukunft Jugendkultur im Pfaffengrund abspielt, darüber beschließt der Gemeinderat am 18. Dezember. Oliver Pospiech
11,5 je 1.000 EW
Neue Kreativ-Brutstätte?
1.076
HEIDELBERG: JUGENDKULTURZENTRUM IM PFAFFENGRUND?
Eine Interviewanfrage seitens MEIER quittierte die Lyrikerin Hilde Domin Mitte der 90er mit diesem, in der Redaktion häufig tradierten Bonmot. Jetzt verabschiedet sich der MEIER von seinen Lesern, die sich in Zukunft etwas anderes Ungebildetes und/oder Junges zum Lesen suchen müssen ... Tschüss, Delta!
1.540
Entsteht hier das neue Jugendzentrum im Pfaffengrund?
3.598
Foto: Dietrich Bechtel
MEIER … eine Zeitschrift für ungebildete junge Leute, die nicht in der Lage sind, sonst etwas zu lesen.
Foto: Pressefoto BASF
Abreißen oder nicht? ... Diese Frage stellt sich derzeit um DAS bauliche Wahrzeichen Ludwigshafens aus der Nachkriegszeit – das Friedrich-Engelhorn-Hochhaus. Laut einer Umfrage sprechen sich 80 Prozent der Ludwigshafener gegen den Abriss des 102 Meter hohen, denkmalgeschützten Gebäudes aus.
WORTMARKE GESICHERT
Vorsicht vor dem Klammer@ffchen!
Auf die Idee muss man erst einmal kommen ... Kaum wurde die Meldung publik, dass sich das Weinheimer „Trading House for E xc l u s i ve L u x u r y L a b e l s “ (@T.E.L.L.) das allgegenwärtige @-Zeichen als Wortmarke habe schützen lassen, ging der Twitter-Sturm auch schon los: Droht etwa der Untergang des Internets? Gibt‘s ab jetzt eine Abmahnung für jede verschickte Mail? Juristen entwarnen: Eingetragen wurde die Marke lediglich für die Vermarktung bestimmter Produktgruppen wie Kaffee, Zigarren, Wildprodukte oder Textilien. Noch mal Glück gehabt. Oder? LS
SCHADE WIR WÜNSCHEN DEN MITARBEITERINNEN UND MITARBEITERN DER DELTA MEDIEN GMBH FÜR IHRE WEITERE ZUKUNFT ALLES GUTE UND BEDANKEN UNS FÜR DIE GUTE ZUSAMMENARBEIT.
MEIER // 12-12_11
SPEZIAL // WEIHNACHTEN
O du
fröhliche! Foto: Helfertshof
Foto: Fotolia.de, Montage: DPP
Schon wieder Weihnachten. Kein Grund, gelangweilt abzuwinken! Denn wir haben zehn Tipps parat, wie Sie mit mehr Spaß schön weihnachtlich durch den Dezember kommen. MEIER-Modeexpertin Lia Haubner sagt Ihnen, wie Sie schicker schenken. Und obendrauf gibt‘s noch ein paar Weihnachtsausweichempfehlungen.
2
1 Selbermachen: Baum
Selbermachen: Baumschmuck
Wahre Anhänger von „O Tannenbaum, o Tannenbaum!“ suchen sich ihr Kultobjekt nicht einfach fertig im Plastiknetz verpackt aus. Nein, sie ziehen in die Wälder. Früher funktionierte das nur heimlich und zu vorgerückter Stunde, heute geht es ganz legal und tagsüber, zum Beispiel am eigens für diesen Zweck bepflanzten Selberschlagehang am Helfertshof im Odenwald. Die Nordmanntanne bis 2,50 Meter gibt’s für 33 Euro, die Blaufichte bis 2 Meter schon für 20 Euro. Und noch für alle, die zwar rechtschaffen, aber durchaus auf ein Gefühl von Weihnachtsbaumklau aus sind: Die Helfertshofbauern erklären, dass sie – bei Vorkasse – nichts gegen einen Ausflug in den Hang erst nach den offiziellen Öffnungszeiten einzuwenden hätten. OP
Wenn es diesmal etwas anderes als Kugeln am Baum, Gebäck im Ofen, Geschenkband um Geschenke sein soll: Auch da hätten wir was für Sie. Nämlich eine Bastelidee. Einfach ein paar schöne Fotos schnappen, für mehr Stabilität auf bunten Karton kleben, Plätzchenausstecher platzieren, ebenfalls gut festkleben. Nach dem Trocknen mit einem Cutter ausschneiden. Geschenkband mit einer Nadel durchfädeln, zur Schlaufe knoten und – voilà – schon fertig! Wie man sieht: MEIER eignet sich bestens als Bildfundus. Es muss ja nicht die letzte, bestimmt bald wertvolle Ausgabe sein! Und wenn Ihnen aufgefallen ist, das obiges Bild nur eine Montage ist: Wir haben in der Redaktion gewerkelt, Ehrenwort! Nur gelang uns leider kein Foto, das die Schönheit unserer Bastel-Baumdeko in der gebotenen Schärfe wiedergibt. LS
// Helfertshof, Hopfwiesenweg 5, Gorxheimertal, 06201 22960, helfertshof.de, tägl. 8 – 19 Uhr
16_12-12 // MEIER
// gefunden auf marthastewart.com
Anz_Schaki_Meier_2012_11 28.09.12 0
Vintage: für mehr Stil unter der Tanne
DAVID AUBREY NEW YORK CATHERINE WEITZMAN LEAF MADE WITH LOVE HUILTQUIST COPENHAGEN
von MEIER-WeihnachtsshoppingRatgeberin Lia Haubner
Kleidung als Weihnachtsgeschenk hat dank des Socken-von-Oma-Dilemmas ein nicht allzu gutes Image. Wir sprechen hier von der Königsdisziplin des Schenkens. Wer es wagt, anstelle eines schnöden Modeketten-Gutscheins ein potenzielles Lieblingsteil für den Kleiderschrank unter den Baum zu legen, muss den Empfänger genau kennen – und am besten brav bei jeder gemeinsamen Shopping-Tour aufgepasst haben. Hat man weniger akribische Vorbereitungen vorzuweisen, gibt es eine todsichere Möglichkeit, trotzdem für guten Stil unter der Tanne zu sorgen. Vintage-Kleidung lässt die Herzen der modisch interessierten Menschen im Moment noch höher schlagen als brandneue Designer-Pieces. Wir schreiben das Jahr 2001: Julia Roberts schreitet bei den Oscars in einer ValentinoRobe von 1982 über den roten Teppich und begründet damit endgültig die Retro-Liebe im Modezirkus. Angefangen hat das Ganze allerdings noch viel früher. Yves Saint Laurent erfand seinen legendären Damensmoking nur dank einer übergroßen Herrenjacke, die er in den 1930ern von den Flohmarkt-Ständen in London fischte. Wer Vintage kauft, erwirbt Teile mit Geschichte – wer Vintage schenkt, schlägt darin ein neues Kapitel auf. „Vintage überzeugt definitiv auch aus Qualitätsgründen, weil ein sehr großer Teil der damaligen Bekleidungsindustrie ihre Kollektionen in Deutschland, den USA und Japan hat fertigen lassen. Und natürlich spielt auch der UnikatFaktor eine große Rolle“, erklärt Bernhard Glimm von „Shemonster Vintage“ in der Schwetzinger Vorstadt. Und was soll man schenken, wenn man so gar keine Ahnung hat, Herr Glimm? „Momentan haben die 90er ihr Revival – also alles, was protzig, laut und schrill ist.“ Wenn das mal nicht perfekt zur funkelnden Weihnachtsbaumdeko passt!
Do. 01.11. :: 20.00 Uhr
MATTHIAS EGERSDÖRFER Mi. 07.– Fr. 09.11. :: 20.00 Uhr
NAMAGE TOKYO JANE LUA ACCESSOIRES TRIWA
DINNER FOR ONE ...
FAMILIENBANDE
So. 11.11. :: 16.00 u. 20.00 Uhr
DALA LEO MADE IN BRASIL
wie alles begann – JUBILÄUM
SAAMI CRAFTS
BERND KOHLHEPP Do. 15.11. :: 20.00 Uhr
HEINZ GRÖNING So. 18.11. :: 11.00 Uhr
PETER UND DER WOLF & PETER UND DON QUIJOTE Fr. 23.11. :: 20.00 Uhr
IRMGARD KNEF Sa. 24.11. :: 20.00 Uhr
KÄTHE LACHMANN www.schatzkistl.de
Fotos: Shemonster Vintage
Adressen für Vintage-Weihnachtsshopper: // Shemonster Vintage, Kleinfeldstr. 13, Mannheim, facebook.com/shemonstervintage // Me’Party, Kopernikusstr. 31, Mannheim, meparty.de (mit Online-Shop) // FlohQuadrat, Friedrichstr. 31, Mannheim, floh-quadrat.de // Top Secret Couture, Seckenheimer Str. 86, Mannheim
Vintage von ShemonsterVintage: gern richtig laut und schrill.
MEIER // 12-12_17
Foto: Singphoniker
Foto: Bürgerverein Bobenheim
SPEZIAL // WEIHNACHTEN
3 Weihnachtsmarkt für ein Wochenende Am Sonntagnachmittag kommt der „Belzenickel“ (2. v. r.): mit Rauschebart, in braunem statt in rotem Pelz, bestimmt verwandt mit Nikolaus und Weihnachtsmann. Er zieht mit seinen kleinen Helfern durchs Dorf, verteilt Paketchen voller Leckereien ... Doch auch schon vorher macht der Belzenickel-Markt in der kleinen Pfälzer Gemeinde Bobenheim am Berg so richtig Spaß: Über 70 Holzbuden mit reichlich Kunsthandwerk schlängeln sich die Dorfstraße entlang zum Brunnenplatz, dort spielt Musik; die Heißgetränke gibt‘s in Höfen und Scheunen. Wie jedes Jahr nur am ersten Adventswochenende! CPC
// 1. & 2.12. Bobenheim am Berg, bobenheim-am-berg.de, Sa 14 – 20 & So 11 – 19 Uhr
Foto: Dietrich Bechtel
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Alles a cappella
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Mit dem Vokalensemble „Die Singphoniker“ (Bild) haben sich Thomas Fey und die Heidelberger Sinfoniker hochkarätige Gäste für ihr erstes Weihnachtskonzert in der Stadthalle gesichert. Seit 30 Jahren mischen die sechs vielseitigen Herren die A-cappella-Szene auf und werden in der Fachpresse zu Recht als „eine Sängerformation erster Wahl“ etikettiert. Zu hören gibt’s traditionelle Weihnachtslieder nebst einschlägigen Klängen von Corelli, Händel und Bach. „Jauchzet, frohlocket!“ am zweiten Advent. IW
// 9.12. Stadthalle Heidelberg, 17 Uhr
Leonors Weihnachtscupcakes Leonor Capristano verwöhnt das Delta von ihrem Heidelberger Laden aus mit „Sweet Creations“ – und MEIER-Leser mit einem Luxus-Weihnachtscupcake-Rezept. Wenn Sie ganz groß in die Cupcake-Bäckerei einsteigen wollen: Bei Leonor gibt‘s Workshops. TK
// leonors.de
nittene Butin Scheiben gesch ado-Zucker, 175 g hen, 2 Teeov rsc usc Ki M rte ler sie nk gla du g g ig: 200 b geschnitten, 50 gro ler Rum, – nk hte Zutaten für den Te du rüc ml nf 0 ke 10 , te Luxus-Troc von einer Orange ft Sa d en, 85 g un lag le ter, 700 g gemisch sch ha ge Sc – Ingwer, geriebene nitten, 3 große Eier sch ge b B. Thygro (z. e, löffel gemahlener rze üss nn l gemischte Gewü gensaft, 85 g Peka ckpulver, 1 Teelöffe Brandy oder Oran Ba l ffe elö Te ½ l, g Meh l Zimt Mandelmehl, 200 Majoran), 1 Teelöffe elade, 400 g Fondant (oder Maregano, Basilikum, osenmarm rik Ap e rm mian, Rosmarin, Or wa l ffe rzierung: 4 Esslö ko nach Belieben Zutaten für die Ve ber oder Gold ration, weitere De , Fondant für Deko Papierbackformen – am besten in Sil lag Be n de für ) an zip 24 , he lec inb uff M : Zwei ZuSie brauchen auch ckformen auslegen. uffinbleche mit Ba ßen M n. gro ize en rhe ein vo ) in ad ft (Umluft: 130 Gr angenschale und -sa en. Immer wieOr er, gw In n, Ofen auf 150 Grad he nete Früchte, Kirsc zum Kochen bring Minuten bei cker, Butter, getrock dy oder Saft darübergeben, langsam an en und offen für 10 30 MinuBr ier uz m, red Ru n. tze be Hi . ist n ch Topf ge na lze Da mo bt! sch ge kle die Butter mit nichts an der umrühren, bis . Weiter rühren, da rühren. Mehl und ung köcheln lassen die Fruchtmischung ter un l eh lm de leichter Blasenbild rühren. Förman . Nüsse, Eier und M n. Alles vorsichtig, aber sorgfältig um treichen. 35 ten abkühlen lassen be tts ge gla zu ) er! rze ass wü W Ge sieben, rher kurz ins heiße f einem Backpulver hinein mit einem Löffel (vo d und bei Berührung nachgeben. Au dick , len fül tel ier eiv sin ter elb me ldg illi chen zu Dr go M 6 en ch bis cken, bis die Ku auf Puderzucker 3 bis 45 Minuten ba pcakes streichen, t (oder Marzipan) an Cu nd die Fo f . au sen sel las n Pin em Drahtgitter auskühle Marmelade mit ein iterdekorieren! Kreise ausstechen. sch und Fantasie we un W ausrollen. Dann 24 ch na nz Ga : . Und dann Fondant aufkleben
18_12-12 // MEIER
JETZT FÜR NÄCHSTES JAHR BUCHEN!
6 Großes kleines Weihnachtstheater Normalerweise füllen die Erwachsenen die großen Schauspiel- und Opernhäuser, die Kids bekommen ihr Programm in den Kinder- und Jugendtheatern serviert. An Weihnachten ist das anders: Da entern die kleinen Theaterfans gemeinsam mit ihren Familien die hehren Kulturtempel. In Heidelberg starten „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ (Probenfoto) im frisch renovierten alten Theatersaal zu ihrer Abenteuerreise. Im Mannheimer Nationaltheater inszeniert Marcelo Diaz Astrid Lindgrens Ideenroman „Die Brüder Löwenherz“, der vom kleinen Karl und seiner Fantasiewelt in Nangijala erzählt. AM
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Die alte Lok schnauft ab Neustadt in den Pfälzer Wald. Kohledampf rauscht am Fenster vorbei. Am Zielbahnhof in Elmstein wartet ein fackelbeleuchteter Weihnachtsmarkt. Auf der Rückfahrt tuckert die Lok auf einmal extra-gemütlich; ein bärtiger Herr in rotem Mantel stapft durch die historischen Waggons, bringt den Kindern Geschenke ... Die Kuckucksbähnel-Nikolausfahrten: ein Adventserlebnis, so schön, dass es für dieses Jahr schon lange ausgebucht ist. Also: Bis spätestens September reservieren, damit Sie und Ihre Kids 2013 dabei sind! SXM
// eisenbahnmuseum-neustadt.de
Foto: Dietrich Bechtel
// ab 1.12. „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, Theater Heidelberg, theaterheidelberg.de // ab 2.12. „Die Brüder Löwenherz“, Nationaltheater Mannheim, nationaltheater-mannheim.de
Mit Nikolaus im Kuckucksbähnel
Foto: Rolf Schädler
Foto: Theater Heidelberg
SPEZIAL // WEIHNACHTEN
8 Nix Glühwein: Apfel-Amaretto-Punsch Jedes Jahr das gleiche Problem: Der Genuss des ersten Glühweins auf dem örtlichen Weihnachtsmarkt wirft die Frage nach Alternativen auf, die einen wirklich lecker wärmen. MEIER suchte Rat in einer seiner Lieblingsbars im Delta (schauen Sie mal in den neuen ESPRESSO!), und Matthias Schallies und Milan Nesin aus der Heidelberger Bent Bar bescherten uns und Ihnen einen Drink, der nicht nur heiß und süffig, sondern dank frischen Obstes bestimmt auch noch ganz vitaminreich ist. TK
// bentbar.de
20_12-12 // MEIER
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ESSEN & TRINKEN // DAS LETZTE MA(H)L DIE ZEHN BESTEN WINZER-SEKTE FÜR SILVESTER
THE PARTY IS OVER …
2 1 FOTO Rainer Diehl
24_12-12 // MEIER
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Foto: Rainer Diehl
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MEIER // 12-12_25
ESSEN & TRINKEN // SPECIAL: WINZER-SEKTE
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feine Elisen-Lebkuchen
Die 10 Sieger-Sekte 1
Birgit und Robert Geil verwenden für ihre Cuvée Pinot 3 hauptsächlich Spätburgunder, dazu kommen etwas Weiß- und Grauburgunder. Der Sekt ist eindringlich und konzentriert mit viel reifer gelber Frucht, mit viel Würze und wunderbaren Noten von Trockenfrüchten und Brotkruste. Im Mund ist er dann saftig und harmonisch und besitzt gute Substanz mit viel Frucht und Frische. // 2008er Pinot 3 brut, € 16.–, Geil‘s Sekt- & Weingut, geils.de
2
Gaisbergstr. 74 Rathausstr. 1 Ladenburgerstr. 15 Mühltalstr. 2
Die Grundweine für die Cuvée Coulée d‘Or aus Spätburgunder, Chardonnay und Schwarzriesling wurden in Barriquefässern vergoren und ausgebaut, der Sekt lag anschließend 36 Monate in der Flasche auf der Hefe. Er duftet nach gelben Früchten wie Birne und Quitte und zeigt nussige Aromen, im Mund ist er cremig und konzentriert mit viel reifer Frucht, feiner Frische und Biss. // 2007er La Coulée d‘Or brut, € 14.50, winterling-sekt.de
3
Aus hell gekeltertem Schwarzriesling und Spätburgunder, einem kleinen Anteil Auxerrois und im Barrique ausgebauten Chardonnay stellen Michael Andres und Steffen Mugler ihre Cuvée Louis zusammen, die mit guter Konzentration, dezenten rauchigen Noten, viel Saft und klarer gelber Frucht sowie feinen Orangennoten und einem Hauch Brotkruste überzeugt. // 2009er Cuvée Louis brut, € 15.50, Sektkellerei Andres & Mugler, andresundmugler.de
4
Karl-Heinz Wehrheims Rosé-Sekt aus Spätburgunder-Trauben schimmert in einem zarten, blassen Rosa im Glas und duftet eindringlich nach reifen roten Früchten wie Erd- und Himbeeren, ergänzt durch eine dezente Haselnussnote. Im Antrunk ist er saftig, frisch, fruchtbetont und zeigt viel feine Würze und gute Länge. // 2010er Rosé brut, € 16.–, Weingut Dr. Wehrheim, weingut-wehrheim.de
5
Die Sektmanufaktur ist das neue und ambitionierte Projekt der bisherigen Betreiber des Weinguts Reichsrat von Buhl. Dieser Riesling-Sekt zeigt viel Würze, klare gelbe Frucht, dezente mineralische Noten und einen Anflug von Blütenhonig in der Nase, im Mund ist er saftig, cremig und frisch mit feinen Zitrusnoten nach Grapefruit und Ananas. // 2010er Riesling brut, € 12.–, Sekt- und Weinmanufaktur Graf, sektmanufaktur-graf.de
26_12-12 // MEIER
6
Bernd Hummels Rosé-Sekt aus Pinot Meunier – der französischen Bezeichnung für den Schwarzriesling – besitzt in der Nase feine rauchige Noten und duftet nach roten Früchten, nach Erdbeere, roter Johannisbeere und dezent nach Kräutern, im Mund ist er harmonisch, zeigt gute Substanz, Frische, feine Würze und gute Länge. // 2009er Pinot Meunier Rosé brut, € 12.90, Wein- & Sektgut Bernd Hummel, weingut-hummel.de
7
Für seinen Pinot-Sekt verwendet Dominic Stern die drei Champagnersorten Spätburgunder, Schwarzriesling und Chardonnay, das Ergebnis ist durch und durch pfälzisch: In der Nase zeigt er gute Konzentration, feine reife Frucht, etwas Nuss, rauchige Noten und Brotkruste, ist harmonisch und für einen Sekt außergewöhnlich kraftvoll, besitzt feine Würze und gute Länge. // Pinot brut***, € 14.–, Weingut Stern, weingut-stern.de
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Der Pinot B besteht zu gleichen Teilen aus Spät- und Weißburgunder, wurde im Holzfass ausgebaut und reifte nach der zweiten Gärung über 30 Monate in der Flasche. In der Nase ist er herrlich eindringlich, zeigt feine Fruchtnoten von Ananas und Pfirsich, Röstnoten und etwas Vanille, am Gaumen ist er dann kraftvoll, komplex und harmonisch und besitzt Eleganz und gute Länge. // 2009er Pinot B brut, € 21.–, Weingut Wilhelmshof, wilhelmshof.de
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Volker Raumland lässt seinem Triumvirat aus Pinot Noir, Chardonnay und Pinot Meunier viel Zeit zum Reifen: Der 2005er wurde erst im Januar 2012 von der Hefe getrennt. Das führt zu einem komplexen und konzentrierten Bukett mit viel feiner Würze und Noten nach Rauch und Brotkruste, im Mund besitzt er gute Substanz, ist klar, saftig, elegant und sehr fein. // 2005er V. Triumvirat Grande Cuvée brut, € 33.–, Sekthaus Raumland, raumland.de
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Philipp Kiefer hat seinen Pinot-Sekt aus Weiß- und Spätburgunder konsequent knochentrocken als „brut nature“ ausgebaut, das heißt, nach der Trennung von der Hefe wurde dem Sekt kein Zucker mehr zugesetzt. Heraus gekommen ist dabei ein Schaumwein mit reifer gelber Frucht, viel Würze und feinen Röstnoten in der Nase, der im Mund kraftvoll, klar, präzise, fruchtbetont ist. // 2010er Pinot brut nature, € 11.90, Wein- und Sekthaus Aloisiushof, aloisiushof.de Jens Wagner
ESSEN & TRINKEN // DAS HIGHLIGHT DES MONATS
NEUERÖFFNUNG AUF DEM LINDENHOF
Café Meerwiesen Endlich hat der Lindenhof einen Ort zum Genießen und Träumen: Im Café Meerwiesen gibt es leckere Frühstücke, besten Kaffee, feine Kuchen und vor allem eins: viel Herz.
Das Herz war es auch, das die beiden Betreiber Julia Hess und Marcel Noeding dazu gebracht hat, ein Café auf dem Lindenhof zu eröffnen. (Liebe LeserInnen, falls Sie es nicht wissen, Julia Hess, der glanzvolle Mittelpunkt dieses Cafés, war lange Zeit unsere Kollegin. Übrigens: eine meiner persönlichen Lieblingskolleginnen. Aber das nur nebenbei, weiter geht‘s im Text:) Zu lange mussten die Bewohner des grünen Stadtteils ohne einen genussvollen Mittelpunkt leben, fanden die beiden jungen Neu-Gastronomen. Dann wurde die „Schlecker“Filiale in der Meerwiesenstraße 1 geschlossen. Die Zeit war da, den Traum in die Realität umzusetzen. Wo vorher Shampooflaschen und Zahnpastatuben aufgereiht waren, strahlen jetzt Kuchen, belegte Brote und Croissants um die Wette. Der graue Industrieboden wurde durch ein Holzparkett aus geölter Eiche ersetzt, grelle Neonröhren mussten für einen bunten Kronleuchter weichen und die Wände wurden farbig gestrichen und mit Stuckleiste verziert. Herzstück des Ladens ist die großzügige Kuchentheke, in der die Spezialitäten der Konditorei Leisinger aus Plankstadt locken, wie zum Beispiel die Original Plänkschter Nuss-Torte (€ 3.–) , die Champagner-Sahne (€ 3.–) oder der Mailänder Apfelkuchen (€ 2.80) – leider nicht für den Straßenverkauf, da nur das Café selbst nur von der Konditorei beliefert wird. Bald werden daneben auch noch die kleinen Stars des Café Meerwiesen stehen: cremige Cupcakes wie Romy Schneider (Lavendel), King Kong (Schokolade) oder Madame Butterfly (Zitronenfrischkäse). Die Kaffee- und Espressobohnen liefert die Mannheimer Privat rösterei Helder & Leeuwen, die besonders sanft und schonend röstet. Alle Kaffeegetränke werden mit einer spanischen Siebträgermaschine und von Hand zubereitet. Das Ergebnis ist umwerfend: karamellfarbiger Espresso, zäh wie Honig, rund und intensiv. Alle Kaffee– getränke sind auch mit Soja- und laktosefreier Milch und „to go“ erhältlich. Die leckeren Frühstücke, wie zum Beispiel das italienische, französische oder schweizer (je 10.90), sind mit besten Zutaten zubereitet und auch vegan erhältlich. Mittags gibt es herzhafte Suppen mit Brot (€ 4.50) oder hausgemachte Quiche mit Salat (€ 6.50) – für alle ist was dabei. Kein Wunder, dass die Lindenhöfer schon jetzt vor Glück über ihr neues Café strahlen.
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„Wir haben uns gewünscht, dass das Meerwiesen wie ein großes Haus wird, das immer voll ist mit Menschen jeden Alters, und das hat funktioniert“, freuen sich die Betreiber, die schon als Schüler gemeinsam begeistert in Cafés gearbeitet haben. Der Traum vom eigenen Café ist in der Meerwiesenstraße Nr. 1 wahr geworden. Und das Herz hat damit ganz viel zu tun. Bettina Wolf / Fotos: Café Meerwiesen
// Café Meerwiesen, Meerwiesenstr. 1, 68163 Mannheim, 0621 43655288, Di bis So 9 – 18, vorläufiger Ruhetag bis 2013: Montag, ab 2013 tägl. 9 – 18 Uhr, meerwiesen.de, facebook.com/Meerwiesen
MAGAZIN // DIE GROSSE MEIER-CHRONIK
26 JAHRE MEIER Vom kostenlosen, alternativen Szeneprogrammblatt der 80er Jahre zum über 170 Seiten starken Monatsmagazin, das über das Leben im Rhein-Neckar-Delta informiert. 26 Jahre MEIER – das waren genau 323 Ausgaben mit über 8 Millionen gedruckten Magazinen. Und es waren verdammt viele lustige, traurige, unglaubliche, verrückte und wilde Geschichten. Nun ist leider Schluss – Grund genug für einen Blick in den Rückspiegel.
1986 Februar Überraschung! Mit den Worten „TEMPO hat einen neuen Namen. TEMPO heißt jetzt MEIER“ kommt im Februar 1986 plötzlich die erste MEIER-Ausgabe um die Ecke. Gerade mal fünf Monate zuvor hatten die Mannheimer Konzertveranstalter Ginger Portele und Matthias Graupner ihr Veranstaltungsfaltblatt „Für Aug & Ohr“ (mit dem damals so ziemlich jede WG tapeziert war) zum kostenlos verteilten Magazin TEMPO aufgepimpt – doch dann kam alles anders: Der Hamburger Jahreszeitenverlag war gerade dabei, sein Lifestylemagazin TEMPO zu platzieren, und da musste dem gleichnamigen Mannheimer Magazinchen mal eben der Titel abgekauft werden. Wie es dann zum Namen MEIER kam, darum ranken sich bis heute allerlei Mythen und Gerüchte. Aber wie sagte so schön unser Kinoredakteur und Zeitzeuge Jürgen Mittelstädt auf Nachfrage bei der letzten Redaktionssitzung: „Keine Ahnung – auf einmal hieß das Heft halt MEIER.“ Die
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Wahrheit ist: Den Lesern blieben Namen wie Prima, Metro, Kurz & Gut, Müller, aber auch Max und Tango erspart – was aber, wie sich später herausstellte, zu weiteren schönen Ablösesummen geführt hätte. Aber nein, das Magazin hieß nun also MEIER und startete im Februar ’86 gleich mit einem krassen Titel: Eine schwule Biene Maja on Acid aus dem Molinari-Film „Ein Käfig voller Narren“ ziert das Cover und die Umschlagseite 4 die erste ganzseitige Farbanzeige der MEIER-Geschichte: natürlich ein Tabakhersteller. Und diese Themen bewegen die Redaktion: Dicke Luft in Mannheim, kein Geld für das Heidelberger Frauenhaus, AC/DC live in Eppelheim und Jack Nicholson mit „Die Ehre der Prizzis“ im Kino und der Artikel „Ich will einen Computer“, in dem ein uns namentlich nicht bekannter MEIER-Autor empfiehlt: „Ein 128-KB-Hauptspeicher ist besser als ein 64-KB-Speicher – auch wenn ich ihn am Anfang noch nicht auslasten kann.“
März Ins Layout ziehen rosa Kleckse und grüne Dreiecke ein. Wir brauchen das.
Mai Die Mannheimer Alte Feuerwache und der Stress um die damals im Haus dominierende „Musikwerkstatt“ wird zum Dauerthema in MEIER.
Dezember Erste Gastro-Kolumne: „Dr. Koch: Apropos Essen“. Der spätere MEIER-Gastro-Papst Dieter Senft (heute Operndirektor am Gießener Stadttheater) isst zu diesem Zeitpunkt noch Ravioli in seiner StudentenMansarde.
1987 Januar MEIER ist damals noch betont unsportlich und so ziemlich gegen alles: zum Beispiel auch gegen den teuren Ausbau des Mannheimer Fußballstadions – als hätten wir geahnt, dass dem Waldhof kein Dauerplatz in der ersten Liga blühen würde …
März
April
Erste Leserbefragung: Leute, ihr müsst mehr zum Thema Sport bringen! MEIER schreibt über das Atomkraftwerk Obrigheim.
Relaunch! MEIER bekommt ein neues Layout und ein neues Logo von GrafikDesigner Gerhard Fontagnier (heute GRÜNER Gemeinderat). Start der scharfzüngigen Kolumne „Heimatkunde“ von Wolfgang Luck (heute Autor, Regisseur und Produzent in Köln). Wir machen uns viele Feinde.
November Coole Zeiten für Musikfans: MEIER berichtet über 30 internationale Bands, die die Region unsicher machen, darunter Depeche Mode, Miles Davis und Chick Corea, Alison Moyet, Terence Trent d’Arby und Boy George.
1988 Mai DTP (Desktop Publishing) hält Einzug in die Redaktion und unser erster Apple Macintosh wird bestaunt. Schade nur, dass wir damals keine Apple-Aktien gekauft haben. Der Student und Musiker Ralf Laubscher kommt vorbei, kritisiert die MEIER-Platten-Kritiken und wird fester freier Mitarbeiter.
September In Heidelberg gibt die alternative Zeitung COMMUNALE auf. Die politische Berichterstattung in MEIER wird immer wichtiger. Bernd Oehler (heute Online-Redakteur und Projektmanager bei einer Kommunikationsagentur) koordiniert und kommentiert.
1989 Januar MEIER zieht aus einer ehemaligen Bäckerei in der Kobellstraße um in das Fabrikgebäude der Miederwarenfirma Felina. Aus 90 Quadratmetern werden 300.
1990 Juni In Ludwigshafen wird bei einem „Kulturforum“ die Zukunft des Rheinufer Süd diskutiert. In Heidelberg beginnt das Nachdenken über die Zeit nach OB Zundel.
September Beate Weber wird OB in Heidelberg und für die MEIER-Redaktion zunächst die große Hoffnung auf ein neues Heidelberg.
1991 Januar MEIER berichtet über „Sandkastenspiele“ am Ludwigshafener Rheinufer Süd: Die Stadt plant ein „Tor zur Pfalz mit 2 Hochhäusern an der Rheinbrücke“. MEIER kommentiert skeptisch die Eröffnung des Medienhauses PRINZ in der Breiten Straße.
Februar MEIER berichtet erstmals über die Heidelberger Hip-Hop-Szene und darf in der Altstadt-Wohnung von Rapper Torch den Anfängen von Advanced Chemistry lauschen – zwei Jahre, bevor sie mit dem Debüt „Fremd im eigenen Land“ den deutschsprachigen Hip
Hop etablieren. In der Rubrik „Dance-Bam“ Platte des Monats und der heißeste Feger in allen Clubs des Deltas: „Gonna make you sweat“ von der C&C Music Factory.
März MEIER liegt auch mal daneben: Im Kinoteil sorgt ein denkwürdiger Verriss von Dieter Oßwald für Aufsehen: „Das Schweigen der Lämmer“ sei eine „belämmerte PsychopathenStory“ (Seite 46). Der Film gewinnt den Silbernen Bären der Berlinale und wird ein Psychothriller-Klassiker. Besuch aus Manchester in der Redaktion: Passend zum aktuellen Rave-Hype erzählen die Inspiral Carpets über ihre neue Platte und MEIER berichtet im Musikteil über den neuen Trend „Jazz-Dance“, ausgelöst vom Londoner Talkin‘-Loud-Label.
April MEIER druckt die Anzeige eines AppleHändlers ab, der einen Mac Classic mit 2 MB Arbeitsspeicher und 40 MB Festplatte für geschlagene 3.990 DM (!) anbietet.
August Mannheim wird zur Paradise City: MEIER schreibt über Guns‘n‘Roses, die ihr erstes Open-Air-Konzert in Deutschland auf dem Maimarktgelände spielen. Die Redaktion berichtet über den Mannheimer Nachwuchsregisseur Nico Hofman, der Bernhard Schlinks Roman „Selbs Justiz“ verfilmt.
1992 Januar In Mannheim muss die oberkultige Schildkrötfabrik einem Gewerbepark weichen. Heidelberg wartet und hofft auf das Kulturzentrum Karlstorbahnhof.
MEIER // 12-12_31
MAGAZIN // DIE GROSSE MEIER-CHRONIK
März MEIER bringt erstmals Sonderseiten zum Thema Umwelt und gesundes Leben.
Mai MEIER enthüllt: Cinemaxx und Multiplex in Mannheim oder Heidelberg geplant. Mannheim gewinnt, stellt sich später heraus.
Juli Nach ausländerfeindlichen Krawallen in Mannheim-Schönau, die bundesweit durch die Presse gehen, muss die Redaktion nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal den real existierenden Rassismus in einer Stadt dokumentieren. Ex-Spliff-Schlagzeuger verliebt sich in ein Mannheimer Girl und MEIER geht mit ihm im Milano was essen.
August Klaus Schultz kommt als Intendant ans Mannheimer Nationaltheater und verspricht im MEIER-Interview Zähigkeit. Im Frühjahr 1996 wird er die Stadt wieder verlassen. MEIER-Plattenkritiker Christian „Chako“ Habekost (heute erfolgreicher Comedian) h u l d i g t M i c h ae l J ac k s on , d e r i m Ludwigshafener Südweststadion einen denkwürdigen Auftritt hinlegt.
Oktober MEIER hat erstmals über 150 Seiten! Die Redaktion veranstaltet in der Mannheimer Feuerwache eine „Talkin‘ Loud“-Party mit Galliano. Ausverkauf t! Porträt der Frankenthaler Band Six Was Nine, die mit „Drop Dead Beautiful“ einen Charthit landet. Unser Live-Geheimtipp: Eine Band namens „Die Fantastischen Vier“ im Schwimmbad Musikclub. Die erste Anzeige für ein Mobiltelefon im Heft. Das Beocom 9000 kostet 3.950 Mark. Ohne Vertrag.
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1993
badclub spielen, und starten die Kolumne Clubland, die über die immer aktivere Clubszene des Deltas berichtet.
März
März
Der damalige Außenminister Klaus Kinkel droht wegen einer ihm unliebsamen Formulierung, die Anwälte auf MEIER zu hetzen, macht dann aber doch einen Rückzieher. MEIER wagt zum ersten Mal einen Gedanken an Rot-Grün in Mannheim und interviewt neben Frieder Brender von den Grünen auch den SPD-Mann Peter Kurz.
Der erste MEIER, der über den klassischen Zeitschriftenhandel vertrieben wird, bringt das komplette Team zum Schwitzen: Weil MEIER nicht zum Postzeitungsdienst zugelassen wird, müssen innerhalb von acht Stunden genau 3.531 Exemplare eingetütet und verschickt werden.
Mai MEIER hat nun regelmäßig über 150 Seiten Umfang und seit einigen Monaten endlich eine festangestellte Redaktion mit Chefredakteur Ralf Laubscher und zwei Teilzeitkollegen. Insgesamt ist das MEIERTeam auf zehn Köpfe angewachsen und das macht Hunger: Unter anderem auf den ersten Gastroführer aus dem Hause MEIER. ESPRESSO wird ein Verkaufsschlager und MEIER-Gastro-Papst Dieter Senft wird durch ein RNF-Interview ein bisschen berühmt.
November MEIER gönnt sich ein neues Logo und führt Kleinanzeigen und Recylingpapier ein.
1994 Februar Wie die meisten anderen deutschen Stadtmagazine geht auch MEIER den Weg an den Kiosk. 2 Mark kostet das inzwischen über 180 Seiten starke Heft, das zum Verkaufsstart eine Menge bietet: Wir porträtieren unser Covergesicht, den Wormser Schauspieler André Eisermann. Wir schreiben über Nirvana, die jetzt nicht mehr im Heidelberger Schwimm-
Mai Mahlzeit: ESPRESSO Nummer zwei ist fertig und über 200 Restaurants sind frisch getestet. Mit an Bord: ein Porträt des Heidelberger Rappers Toni L., der damals noch im Feudenheimer Ochsen kocht.
Juni MEIER freut sich: Ausgerechnet in Ludwigshafen wird für eine Nacht Popgeschichte geschrieben und schreibt sich allen Housemusikfans des Deltas unauslöschlich in die Erinnerung: Beim ersten Housefloor in der Walzmühle feiert nicht nur die New Yorker Strictly-Rhythm-Posse um George Morel eine unglaubliche Party, sondern auch das Milk-DJ-Team mit Lokalheld Dirk Mantei alias D-Man und den späteren MEIERAutoren Groover Klein und MEIER-Clubland-Kolumnist Gregor Dietz alias G.O.D.
August Ganz schön schwul hier: MEIER berichtet erstmals umfassend über die Mannheimer Schwulenszene – und über den Veranstalter Raffaele Castelli, der mit seinen Universe Fancy Dancers die Clubszene der Stadt aufmischt.
September Nach Angaben der IVW ist MEIER unter den damals rund 50 deutschen Stadtmagazinen eines der meistgekauften: Platz 5. Frust in LU: Die Walzmühle-Partyhalle muss abgerissen werden und Meat Loaf sagt sein Open Air im Südweststadion ab. MEIER gibt er vorher noch ein denkwürdiges Interview.
Oktober Kurz vor der Bundestagswahl interviewt MEIER den damaligen hessischen Umweltminister Joschka Fischer, der den sofortigen
Ausstieg aus der Atomkraft fordert. Ärger in Mannheim: Der Gemeinderat beschließt den Abriss des historischen Laurentiusblocks gegenüber dem Capitol in der Neckarstadt. Die Jule Neigel Band versucht ein Comeback mit dem Album „Herzlich willkommen.“ 212 Seiten – der bis dahin dickste MEIER aller Zeiten!
Dezember MEIER berichtet über die drei Mannheimer „Alleinunterhalter“ Matthias Hoffmann, Michael Brenner und Wolfgang Boksch, die mit Konzertagenturen große Erfolge feiern.
1995 Januar Hemshof-Boogie: Die große MEIERReportage über das Ludwigshafener Altstadtviertel Hemshof. Traumvilla gesucht? MEIER berichtet über traurige Leerstände schöner Altbauten in Mannheim und Heidelberg. Unter anderem auch über die ehemalige Direktion der Ludwigshafener Walzmühle, in das im Jahr 2000 schließlich das Ernst-BlochZentrum einzieht. MEIER startet die Kolumne „Der falsche Freund“: Tratsch,
MEIER // 12-12_33
MAGAZIN // DIE GROSSE MEIER-CHRONIK Klatsch und obszöne Fotos von Matthias Utz.
Februar „Bist Du Ausländer?“, fragt MEIER junge Türken der zweiten und dritten Generation und erhält erstaunliche Antworten – unter anderem von Bülent Tezdiker, heute allseits bekannt als DJ Boulevard Bou. MEIER berichtet über den neuesten Trend in den Clubs: Jungle! Neu auf der MEIER-Clubland-Seite: „Der Voyeur“ redet in der Rubrik „Inside“ Klartext über die lokale Clubszene. Wer war der Voyeur? Bitte nur ernst gemeinte Zuschriften an Matthias Utz.
Mai Fashion im Delta: Der Mannheimer Fotograf Daniel Lukac porträtiert für MEIER Leute mit Schuhtick.
August An einem heißen Augusttag kommt unangemeldet ein Typ mit Weste und Krawatte in die Redaktion geschneit, um uns von seiner Vision zu erzählen, in einem Musical namens „Human Pacific“ die Sehnsucht nach Frieden zu thematisieren. Sein Name: Xavier Naidoo. MEIER hört zu, porträtiert den damals noch absolut unbekannten Sänger, und MEIERAutor Sebastian Dresel erkennt zwei Jahre später bei einer Autofahrt durch Mannheims Straßen: „Von dem werden wir noch hören.“
September Wenn man bedenkt, dass MEIER schon 1985, wenn auch unter dem Namen TEMPO, erschienen ist, kann man vielleicht nachvollziehen, dass wir 1995, ein Jahr zu früh, schon mal in der Heidelberger Stadthalle die „10 Jahre MEIER“-Party feierten. Mit einem für damalige Verhältnisse Hammer-Programm: John McLaughlin und Joe Zawinul auf der Jazzbühne, Dieter Thomas Kuhn und Six Was
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Nine im Hauptprogramm, außerdem Mardi Gras.bb und Advanced Chemistry u.v.a. Und beim DJ-Finale traten zwei Mann in Erscheinung, die als MEIER-Mitarbeiter in den nächsten zehn Jahren Zeichen setzen sollten: Oliver Rack alias Soundball und Sebastian Dresel alias Seebase.
August
1996
MEIER porträtiert den Mannheimer Fotografen Horst Hamann, der mit seinem Mannheimer Verleger Bernhard Wipfler gerade den Bildband „New York Vertical“ veröffentlicht hat (Seite 24/25), und veranstaltet im Mannheimer Landesmuseum ein Konzert mit dem Charlie Haden Quartet West. ESPRESSO wird von der Fachzeitschrift European Regional Design Annual ausgezeichnet.
Januar
Dezember
Verkehrschaos in den Mannheimer Quadraten; Mannheim hebt die versuchsweise Sperrung der Kunststraße für den Autoverkehr wieder auf, rechnet aber nicht mit Rolf Thalmaier dem Schrecklichen, der in MEIER eine letzte Polemik platziert. Rülps!
MEIER-Mitarbeiter „Kummi“ aus LU-Friesenheim schreibt über die Mannheimer Boyband „Gute Zeiten“. Im Hafen eröffnet das Lagerhaus, das Capitol wird geschlossen, die Alte Feuerwache langweilt.
Februar
1997
LU ist Pleite, MEIER interviewt den klammen OB Schulte. Der Chefredakteur fliegt mit dem Privatjet zu einem Eurotrashkonzert der Walldorfer Band Masterboy nach Marseille.
Januar
April
März
MEIER entdeckt das Internet und die ersten lokalen Internetadressen. Das Urteil fällt drastisch aus: „Die Homepage der Stadt Mannheim – ein trauriges Kapitel.“ In der Rubrik „Handel“ gibt es gerade mal einen Eintrag: Unicopy. Etwas mehr ist lediglich unter „Dienstleistung“ los … „Es befinden sich momentan keine Ideen in diesem Bereich.“
Ein Mann mit Hut kommt in die MEIERRedaktion und legt dem Chefredakteur ein Herz auf den Tisch. Nach dem Schock der Artikel: MEIER berichtet erstmals über den Heidelberger Anatom Gunther von Hagens und seine Vision der Plastination.
Juni
MEIER porträtiert die Odenwälder Krautrocklegende Mani Neumeier, Daniel Lukac schießt die denkwürdigen Fotos.
MEIER feiert Heidelberg 800 mit einem eigenen Open Air auf dem Schloss: Eine fette Party mit Galliano, dem Heidelberger DJ Move D und Richard James, alias Aphex Twin, der im Fasskeller mal ordentlich aufräumt.
Blau gegen Rot: SV Waldhof 07 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Michael Kummermehr und Sebastian Dresel blicken zurück.
Mai
Oktober The Return of the Buwe: MEIER-Fotograf schießt ein denkwürdiges Porträt und
November Erstmals hat MEIER einen Toten auf dem Cover: Ein Plastinat aus der Werkstatt von Gunther von Hagens, der im Mannheimer Landesmuseum seine Ausstellung „Körperwelten“ präsentiert. MEIER veröffentlicht ein doppelseitiges Interview. Die bestverkaufte MEIER-Ausgabe aller Zeiten! In Heidelberg interessiert mehr die Frage, wie es nach dem Weggang von Johannes Rühl mit dem Sorgenkind Karlstorbahnhof weitergeht.
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MEIER goes Internet! Auf dem Maimarktgelände ziehen U2 eine gigantische OpenAir-Show ab, einen Monat später besucht Michael Jackson den Hockenheimring.
Das Internet kommt in die Gänge: Überall sprießen Internetcafés aus dem Boden und MEIER checkt die lokalen Seiten, die vor allem Kurioses zu bieten haben. Der Ludwigshafener Kletterer Stefan Pilz will dem 130 Meter hohen Mannheimer Fernsehturm aufs Dach steigen, vorher geht MEIER noch mal mit ihm zum Aufwärmen in die Pfalz …
Sebastian Dresel schreibt, warum der neue SV Waldhof plötzlich ganz anders ist.
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Juli
September
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MEIER veröffentlicht einen Artikel über die Marbacher Straße 11, die Adresse des amtierenden Bundeskanzlers Helmut Kohl. Im Hinblick auf die jüngsten Veröffentlichungen in Bezug auf das Schicksal Hannelore Kohls ist der Artikel heute besonders lesenswert.
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Juni
MAGAZIN // DIE GROSSE MEIER-CHRONIK
1998 Januar
September
Oktober
Was macht eigentlich Bundeskanzler Helmut Kohl, wenn er die Wahl verliert? MEIER präsentiert Birne ein paar nette Jobangebote.
Unverhofft kommt Heidelberg zu einem JazzFestival mit einem mutigen Line-Up, das auch den Blick über den Tellerrand wagt. MEIER interviewt den Organisator Rainer Kern.
Xavier Naidoo hat als Gastsänger auf Sabrina Setlurs Single „Frei sein“ seinen ersten Hit und Sebastian Dresel stellt auf einer gemeinsamen Autofahrt durch Mannheim fest: Dieser Mann plant noch einiges zu reißen. Alles verboten in Mannheim: Die neue Mannheimer Polizeiverordnung sorgt für böses Blut und MEIER testet die Toleranzschwelle und fordert: Viel zu harmlos! Schmutzfinken gehören in den Knast!
Oktober
März
Am 4. Dezember eröffnet das Mannheimer Cinemaxx, MEIER interviewt den damaligen Investor und Chef Hans-Joachim Flebbe.
Heidelberg gehörte zu den Hochburgen der 68er-Bewegung. Wie siehts 30 Jahre später aus? Die neue MEIER-Redakteurin Astrid Möslinger spricht mit Alt-68ern.
April MEIER vernetzt mit dem MEIER Magic Bus erstmals alle Clubs der Region.
Mai Autokennzeichen HP ungelöst. Warum fahren Heppenheimer eigentlich so sch… Auto? MEIER geht der Sache auf den Grund und ahnt noch nichts von Sebastian Vettel, der gerade mal 11 Jahre alt ist. Auf der Friesenheimer Insel steigt am 30. Mai eine Party namens Time Warp in einer alten Kartonagenfabrik. Dreimal darf man raten, wer schon damals das Line-Up anführte? SvenVäth.
Sebastian Dresel porträtiert den Mannheimer DJ, Musiker und Produzenten Gregor Dietz alias G.O.D., der Mannheim verlässt, um nach Berlin zu ziehen. 2005 stirbt Gregor Dietz in Berlin unter tragischen Umständen an den Folgen einer Hirnblutung.
Dezember
1999 Februar Der neue Mannheimer Kulturdezernent heißt Dr. Peter Kurz. Zum Start interviewt ihn MEIER-Redakteurin Nadja Encke. MEIER jetzt auch im Kino: Die Berliner Trickfilmproduzentin Dorothea Donneberg produziert den MEIER-Kinospot.
März Am 20. März vernetzt MEIER erstmals zur Langen Nacht der Museen die Kulturtempel der drei Städte Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg. Auf Anhieb ein Riesenerfolg mit über 20.000 Besuchern.
Juni
Juni
Neustart im Capitol: MEIER interviewt die neuen Macher Thorsten Riehle und Ralph Kühnl. Erstes ausführliches Interview mit Xavier Naidoo auf dem Parkplatz eines Gebrauchtwagenhändlers.
Bei der Mannheimer OB-Wahl stehen sich Gerhard Widder und sein Herausforderer Sven-Joachim Otto gegenüber. MEIERCartoonist Alex lässt sich das gefundene Fressen für ein Späßchen nicht entgehen.
36_12-12 // MEIER
November Erster Auftritt von einem gewissen Bülent Ceylan in MEIER. Christina Gerhlein über den Ex-Politologie- und Philosophiestudenten, der sich Hassan oder Harald zu Hochform aufläuft. MEIER meint damals: „Bülents Harald ist eben wie die Stadt, aus der er kommt: schloddrig, bisschen asso, bisschen doof, aber immer komisch.“
Dezember Das waren Zeiten: MEIER interviewt den neuen Star beim FCK – Youri Djorkaeff.
2000 Januar Zwei Jahre vor dessen Tod im Alter von 102 Jahren trifft MEIER den Heidelberger Philosophen Hans-Georg Gadamer.
März Schon vor elf Jahren stritt Heidelberg heftig über die „Stadt am Fluss“, die CDU bringt einen „Dreispurigen Tunnel“ ins Spiel.
Juni Sebastian Dresel porträtiert Laith Al-Deen, der gerade seine erste Single „Bilder von Dir“ veröffentlicht hat.
August Großer Aufruhr in der MEIER-Redaktion: Seit der Artikel „Verschollen im Delta“
erschienen ist, stehen die Telefone nicht mehr still. Zahlreiche Leser sind besorgt über das Verschwinden des MEIER-Volontärs Daniel Grieshaber und des Fotografen Alexander Grüber. Was war passiert? Die beiden waren für eine Reportage unterwegs. Doch die einzigen Spuren, die sie hinterlassen, sind ein Tagebuch und eine Filmrolle, die Schulkinder auf einer Mülldeponie gefunden haben. MEIER veröffentlicht die Bilder in der Hoffnung, Hinweise auf Orte zu erhalten, an denen die beiden verschwunden sind. Ups: Vielleicht vergaßen wir zu erwähnen, dass gerade der Film „Blair Witch“ im Kino war und die Redaktion ein Sommerloch zu füllen hatte.
Oktober Am 20.Oktober steigt die bis dahin größte Magic-Bus-Nacht in über 20 Clubs in Mannheim und Heidelberg.
November Das freie Radio Bermuda und Campus Radio gehen on air. Tristesse Royal: Das Ludwigshafener Walzmühlenkonzept floppt.
2001 2007 will Mannheim 400-jähriges Jubiläum feiern. MEIER macht schon mal Vorschläge, was es alles zu feiern gibt.
r
B ra s s e r i e
Am 31. März geht die MEIER Lange Nacht der Museen in die dritte Runde mit damals schon über 60 Stationen.
April
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2002 März
Denkwürdiger Artikel von Volontär Daniel Grieshaber über das Mannheimer Pudelrennen. Großartige Fotos von Alexander Grüber.
Die Hip-Hopp-Arena: MEIER fragt sich, ob der Bau einer Mega-Arena für Eishockey und Events ein Risiko oder ein großer Wurf ist. Pläne, einen ICE-Bypass um Mannheim zu legen, lösten eine Welle des Widerstands aus.
Mai
Oktober
MEIER über die Pläne der Mannheimer schwul-lesbischen Szene, erstmals einen CSD in Mannheim zu veranstalten.
Das Debüt von MEIER Open Sound: Bei der ersten Langen Nacht der Musik bringen wir über 30 Bands auf mehr als 20 Bühnen. Kann man Pop lernen? Baden-Württemberg plant den Bau einer Popakademie in Mannheim. MEIER ist noch skeptisch.
Juli Die, die DU zu LU sagt: Interview mit der designierten OB Eva Lohse. Auf dem Alten Messplatz soll ein „Haus der Möglichkeiten“ entstehen. Bis heute steht es nicht …
Oktober Verdächtig? Nach dem 11. September hat sich für Muslime im Delta die Welt verändert. MEIER spricht mit ihnen.
Dezember
Februar
Café
März
Dezember Gehobenes Tussentum in Neuenheim? Der Artikel über Neuenheim im Rahmen der Serie „Reise in den eigenen Stadtteil“ sorgt für wütende Proteste gelangweilter Professorenund Vorstandsgattinnen, die in Erik Schmids Artikel eigentlich gar nicht schlecht wegkommen. Trotzdem zieht er danach vorsichtshalber von Neuenheim in die Bergheimer Straße.
Mit seinem Roman „Ein Regenschirm für diesen Tag“ steht der damals noch in Heidelberg lebende Autor Wilhelm Genazino erstmals in den Bestsellerlisten. Ein Interview.
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MAGAZIN // DIE GROSSE MEIER-CHRONIK
2003 Januar Die Artikelserie „Reise in den eigenen Stadtteil“ wird fortgesetzt mit: Mannheim-Waldhof! Und als Gastautor wurde einer gewonnen, der sich als Eingeborener bestens auskennt: Bülent Ceylan! In Heidelberg steht die Halle 02 vor einer ungewissen Zukunft. MEIER interviewt die Jungs vom Atelier Kontrast, die eine Räumung befürchten.
Februar Schon wieder Relaunch: neues Logo, neue Schriften und überhaupt. Apropos Logo: Durch die Lokalpresse geht ein bizarrer Streit um das neue (noch heute aktuelle) Mannheim-Logo mit der hochgestellten 2. MEIER sagt: Es hätte schlimmer kommen können, und stiftet eigene Logo-Vorschläge …
März Schlafverbot im Delta: MEIER ruft zur nächsten Langen Nacht in über 70 Museen, Galerien, Kirchen. Dazu passt, dass Mannheim im Jahr 2010 gerne Europäische Kulturhauptstadt werden würde. Ok, es hat nicht geklappt, aber jetzt hat man ja 2025 im Visier.
Mai Neuer Trend in Heidelberg: Alle rennen zu den Bollywood-Partys im Heidelberger Karlstorbahnhof, wo indischer Pop und Bollywood die Nacht zum Tag machen. Hoffnung für den Alten Messplatz: MEIER zeigt erste Modelle, wie die Stadt den Platz vor der Feuerwache zum Stadtjubiläum 2007 aufpimpen will. Wenn Mode weh tut: Sensationelle Fotostrecke von MEIERFotograf Daniel Lukac mit Wundechtaufnahmen bemitleidenswerter Fashion Victims.
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Juni Preiserhöhung auf € 1,50! Die Nachwehen des 11. September lassen Anzeigenumsätze wie Eis in der Sonne schmelzen, und MEIER freut sich, dass die Leser die Erhöhung akzeptieren. Ein weiteres Highlight in der Artikelreihe „Reise in den eigenen Stadtteil“: Ralf-Carl Langhals (heute Redakteur beim Mannheimer Morgen) schreibt einen denkwürdigen Artikel über die Neckarstadt-West.
September Der neue Praktikant in der MEIERRedaktion heißt Gerd Janson. Heute jettet der Mann als extrem gefragter House-DJ und Resident des Robert-Johnson-Clubs um die Welt, damals schrieb er für uns ein fluffiges Update über die Hip-Hop-Szenen in Mannheim und Heidelberg.
um seine Person, das Geld und überhaupt. MEIER startet die Reihe „Ludwigshafen, die schönste Stadt der Welt“ mit einem Artikel über die Stadtteile „Roter und grüner Hof“ – fotografiert von der Fotokünstlerin Sylvia Ballhause. Das erste Semester in der Popakademie hat begonnen und Jochen Wenz von der Mannheimer Band Mardi Gras.bb protestiert in MEIER: „Pop kann man nicht lernen!“ Kunst & Pumpen: MEIER auf Hausbesuch im Alten Pumpwerk des Mannheimer Künstlers Dietmar Brixy.
Februar
Die dritte Ausgabe von MEIER Open Sound erreicht eine neue Dimension. Über 15.000 Besucher wollen sieben Stunden Musik non stop von über 500 Musikern und DJs an über 50 Stationen hören.
„TSG Hoppenheim“, schreibt MEIER über die Drittligakicker der TSG Hoffenheim und berichtet, wie SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp sein Hobby zum Schrecken der Bundesliga machen will. Auf dem begleitenden Foto sieht man einen gewissen Franz Beckenbauer neben Hopp stehen und lachen. Ein Streitgespräch über Mannheim: Jürgen Roth, der Autor der Buchreihe „Öde Orte“, streitet mit der damaligen Stadtmarketing-Chefin Viola Bronsema über Mannheims wahre Werte. MEIER-Autor Ralf-Carl Langhals berichtet über die neue NationaltheaterIntendantin Regula Gerber.
Dezember
März
„S ist soweit“! Am 14. Dezember startet die S-Bahn-Rhein-Neckar und die Redaktion macht eine Probefahrt. Neu in MEIER: Der Shopping-Guide „Kaufrausch“ mit über 500 Einkaufsadressen im Delta!
„Ob das altgediente Theaterroß mit 80 Lenzen Ludwigshafen in einer Ernte-Intendanz zum Berliner Theatertreffen führen wird?“, fragt MEIER in seinem ersten Artikel Hansgünther Heyme, den neuen Chef des Ludwigshafener Pfalzbau-Theaters. „War was?“ heißt die neue fiese Flashback-Kolumne von MEIER-Tratschbase Matthias Utz. Selbstversuch: Verändert ein Porsche Carrera 911 mein Leben? Testpilot Sebastian Dresel gibt Gas.
Oktober
2004 Januar „Hurrikan Lauter“: Der neue Kunsthallendirektor hat frischen Wind in Mannheims Kunsttempel gebracht, doch nach einem Jahr ist ein schwerer Sturm daraus geworden: Der Mann entfacht eine öffentliche Diskussion
April Frischer Wind im Mannheimer Jungbusch: Die ersten Mieter ziehen im neuen Mannheimer Existenzgründerzentrum Musikpark ein.
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Immer mehr Skandale um Plastinator Gunther von Hagens. In MEIER nimmt Stellung zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen.
Themenpaten der Initiative, und John Feldmann, Vorstandsmitglied der BASF.
Juni Fußball-EM in Portugal – MEIER bittet Fans aus 16 Ländern zu einem Fototermin ins Carl-Benz-Stadion. Jürgen Berger über den Tübinger Theaterchef Spuhler, von dem nichts weniger als die Rettung des Heidelberger Theaters erwartet wird.
MEIER startet die neue FotostreckenReihe „Portfolio“ mit Bildern des Mannheimer Fotografen Robert Häusser, einem der einflussreichsten Protagonisten der Schwarzweiß-Fotografie. Leider wird ein Bild beim Layouten versehentlich minimal beschnitten, und es kommt zu einem unangenehmen Schriftwechsel …
August
Mai
„Im Namen des Vaters“: Daniel Hopp ist über diese Überschrift nicht wirklich erfreut. Der damals 23-Jährige arbeitet gerade hart daran, sich aus dem Schatten seines Vaters Dietmar zu befreien und die SAP-Arena zu einem Erfolg zu machen. Sehenswert: das Porträt von MEIERFotograf Daniel Lukac mit Daniel Hopp in der Open-Air-Rohbau-Arena.
Im Herbst 2006 wählt Heidelberg einen neuen OB. MEIER führt schon mal ein Bewerbungsgespräch mit Umweltbürgermeister Eckart Würzner. Der kleine Lokalpolitiker-Frisurencheck: Sebastian Dresel checkt vier fiese Scheitel – was unter anderem dazu führt, dass der Mannheimer Grüne Wolfgang Raufelder seine Vokuhila in die Tonne tritt.
Oktober
2006
Die dritte Ausgabe von MEIER Open Sound – u.a. mit einem denkwürdigen Konzert der Söhne Mannheims im Ludwigshafener Hallenbad Nord.
April
Januar
2005
MEIER berichtet über die Ludwigshafener Pläne, am Zollhofhafen ein Einkaufszentrum namens „RheinCenter“ oder „RheinArcaden“ zu errichten.
Februar
Februar
Lichtspielhäuser statt Multiplex-Kinos: MEIER begeht Landflucht und stellt die Plüschsessel-Kinos der Delta-Provinz vor.
MEIER deckt mit einer Foto-Lovestory auf, wie Wolfgang Amadeus einst Mannheim unsicher machte. In der Hauptrolle: Mitarbeiter Bernd Mand, dessen FreitagsRundmails im Verlag unvergessen sind.
März Das Delta als eine der attraktivsten Kulturregionen Europas? MEIER stellt die neue Initiative „Zukunft Rhein-NeckarDreieck“ vor, interviewt Peter Kurz, den
Mai Der Countdown zum Mannheimer Stadtjubiläum 2007 läuft. MEIER fragt die
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Pranic Healing sieht den Menschen um-
geben von einem Energiefeld. Ist er gesund, fließt Prana ohne Widerstände durch sein Energiefeld, das auch als Aura bezeichnet wird. Krankheiten sind in der Regel mit einem allgemeinen oder örtlichen Ungleichgewicht im Energiefeld verbunden.
Pranic Healing bedeutet, diese Ungleichgewichte aufzuspüren und über eine Reinigungstechnik zu harmonisieren. Der Kern ist dabei die Aktivierung der körpereigenen Selbstheilungskräfte. Pranic Healing ist eine systematische Technik, die für jeden erlernbar und sofort praktisch umsetzbar ist. Mit ihr können Sie bereits nach kurzer Zeit erstaunliche Erfolge erzielen.
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Grandmaster Choa Kok Sui
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MUSIK CLUBS KINO BÜHNE ESSEN // LEBEN IM DELTA
Das Magazin für das Rhein-Neckar-Delta Mannheim & Co.
Delta Medien GmbH · Melchiorstraße 1 · 68167 Mannheim · Pressepost · Entgelt bezahlt · D 30286
Kino, Konzerte, Theater, Kunst, Restaurants, Clubs … Ausgehen in Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen & Co.
Das Stadtmagazin für Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen und drum herum · Themen, Tipps und massenhaft Termine für den ganzen November
Nr. 273 | 24. Jahrgang
11.2006 | Nr. 250 | 22. Jahrgang
Oktober 2008
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September Dietmar Hopp hat einen Plan: Trainer Ralf Rangnick soll die TSG Hoffenheim in die Bundesliga coachen. MEIER-Autor Tobias Schächter geht ins Kraichgau, um ein bisschen mitzukicken. Ochsenf rösche im Delta? MEIER-Mitarbeiter Oliver Rack schockt mit einem Artikel über animalische Parallelgesellschaften im Delta.
Dezember
November Charly Graf war vor über 40 Jahren die große Hoffnung des deutschen Boxsports. MEIERRedakteurin Julia Vettermann besucht den legendären Boxer.
Dezember Wieder etwas schlauer: MEIER veranstaltet im Auftrag der Metropolregion Rhein-Neckar erstmals eine Nacht der Wissenschaft und das Event zählt über 24.000 Besucher.
2008
Im Internet wird YouTube zu einem großen Thema und MEIER präsentiert zwei Jahre vor Frau Zehnbauer die schrägsten Clips.
Februar
2007
MEIER porträtiert Shootingstar Konstantin Gropper, der mit seiner Band Get Well Soon ab durch die Mitte geht.
Februar
Juni
Trauer bei MEIER: Das geniale Rudi-Comic auf der letzten Seite kann nicht mehr erscheinen: Der Stuttgarter Zeichner Peter Puck legt eine längere Kreativpause ein.
Atmosphärische Störungen: Die Gegner des geplanten Mannheimer Kohlekraftwerksblocks machen mobil und Mannheims OB Peter Kurz steht in der Kritik. MEIER kann die EM nicht erwarten und spielt unter Anleitung von Redakteurin Nicole Hess die Fußball-EM schon mal vor: mit Tipp-Kick!
April Mannheim wählt einen neuen OB und MEIER checkt die Kandidaten bei einer gemeinsamen Autofahrt. In Mannheim wird Sebastian Dresel zum Beauftragten für Musik und Popkultur.
August Das waren noch Zeiten: Mit „Pop im Hafen“ bringt SWR3-Redakteur Gregor Friedel Musik und Mannheimer ans Wasser, doch das Open Air mit Wir sind Helden auf den Neckarwiesen sollte das letzte Festival dieser Art werden.
Bier von hier Der große MEIER-Biertest!
MANNHEIM NEU ERFINDEN Interview mit OB Peter Kurz
Juli Einmal mehr berichtet MEIER über die besten neuen Bands aus dem Delta – doch diesmal nimmt uns Smudo von den Fantastischen Vier die Arbeit ab. Nach geglückter Landung mit seiner Cessna in Neuostheim rast er zur MEIER-ListeningSession in die Popakademie und verhört sich heftig in Wallis Bird!
Oktober Am 4. November 2008 wird in den USA ein neuer Präsident gewählt und MEIER präsen-
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künstlerischen Leiter Rainer Kern und Markus Müller nach den Perspektiven.
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SEPTEMBER 2010 2.50 EURO – 30286
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DEZEMBER 2012 2.90 EURO – 30286
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DANKE DELTA, LEB’ WOHL! In der letzten MEIER-Ausgabe: Der Rückblick auf 26 Jahre im Delta Ein Ausblick auf 31 Tage im Dezember
Festivals, Konzerte & mehr
tiert schon mal das jüngste Gerücht: Kommt Obama aus der Pfalz? Und tatsächlich ist da was dran …
Dezember Fußballwunder im Kraichgau: Die TSG Hoffenheim startet furios in die 1. Bundesliga und MEIER interviewt einen Mann, der daran großen Anteil hat: Neu-Heidelberger und Abwehr-Virtuose Andreas Beck.
2009 MEIER-Praktikant Sebastian Riemer schockt die Welt mit einem Artikel über „Waldmichelsholdi“ im Odenwald: Die Thürys sind mit handgedrechselten Holzdildos die Shootingstars der Erotikbranche.
Juli Die Mannheimer Stadtverwaltung verbietet das Grillen auf den Rheinterrassen. Lustig wird’s dann wieder mit Christian „Chako“ Habekost, den MEIER-Redakteur Ingo Wackenhut in der Pfalz trifft.
August Sternekoch Juan Amador eröffnet in Mannheim sein neues Restaurant Amesa. Mit dem Neustadter Mountainbike-Star Carsten Bresser zu den besten Trails im Pfälzer Wald.
Oktober Relaunch! „Alles kann besser werden“, denkt sich auch Xavier Naidoo, den MEIER im Atelier des Fotografen Thommy Mardo trifft.
November Die Heidelberger, sie streiten so gerne: In der Altstadt protestieren die Anwohner gegen Spaßtouristen, die am Wochenende in den Gassen die Sau rauslassen.
2010 März Von wegen Frühling: Bei der 12. Langen Nacht der Museen regnet es Bindfäden, aber Kulturfans lassen sich nicht abschrecken.
April MEIER schaut über den Tellerrand und checkt, was in Städten wie Worms, Neustadt oder Speyer abgeht. Los geht die Reihe „Stadtcheck“ mit Schwetzingen.
Juli Dass nicht alle Heppenheimer sch...e Autofahren, hatte MEIER 1989 geklärt, nun wird es Zeit, Sebastian Vettel zu interviewen.
September MEIER trinkt mit den besten Rotweinen einen über den Durst und geht dann shoppen: in die neue Ludwigshafener Rhein-Galerie.
November Uffbasse! Coverboy der Novemberausgabe ist der Mannheimer Comedian Bülent Ceylan.
2011 März Popakademiechef Udo Dahmen streitet sich mit MEIER-Musikredakteur Ulrich Kriest
über „Wir sind Helden“. Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn im Interview auf die Frage „Wie hat Ihnen Mannheim gefallen?“: „Besonders gut gefallen hat mir, dass ich am nächsten Tag wieder abreisen durfte.“
April Die 14. Lange Nacht der Museen mit einem Rekord: über 130 Stationen und über 30 neue Locations. Besonders begehrt: Die Hafenrundfahrten im Mannheimer Industriehafen und der Heidelberger Schlossbergbunker.
August
April Die MEIER Lange Nacht der Museen serviert mit der Öffnung der Mannheimer Turley Barracks einen Leckerbissen für kulturbegeisterte Nachtschwärmer. Schade nur, dass es ununterbrochen regnet – das MEIER-Orgateam kann es nicht fassen.
Juli MEIER hat mit sinkenden Anzeigenerlösen zu kämpfen und gibt umso mehr Gas: Ein optischer und inhaltlicher Facelift macht MEIER rundum frisch, und den Titel ziert ein gewisser Sebastian Vettel aus HP.
Der große MEIER-Biertest sorgt für große Aufregung bei den Brauereien im Delta. Die einen sind happy über euphorische Bewertungen, die anderen traurig über die launigen Kommentare unserer Tester. Chefvolontär Sebastian Riemer muss es ausbaden.
August
2012
September
Februar Daniela Katzenberger auf dem MEIER-Titel polarisiert. Wir gewinnen viele Neu-Leser, aber Alt-Abonnenten beschweren sich. Konsensfähiger ist da schon Voice-of-Germany-Newcomer Rino Galliano – interviewt von MEIER-Redakteur Ingo Wackenhut.
März Udo Lindenbergs startet seine Tournee in Mannheim – MEIER erklärt warum und stellt sein lokales Delta-Netzwerk vor.
Es ist Sommer. Es ist heiß. MEIER geht grillen und nimmt massenweise Sport ins Heft. Weil die neuen Redakteure Tobias Kleinecke und Florian Römer das gut können.
Das letzte MEIER-Interview mit Xavier Naidoo. Fotograf Daniel Lukac schießt in seinem Mannheimer Studio ein großartiges Titelfoto.
November Die Jahresplanung 2013 fällt negativ aus – eine wirtschaftliche Perspektive ist nicht mehr in Sicht. MEIER wird eingestellt.
Danke Delta - leb wohl!
MEIER // 12-12_41
MAGAZIN // MEIER FINALE
MENSCH, MEIER! Die Nachricht, dass MEIER mit dieser Ausgabe eingestellt wird, traf nicht nur die Redaktion so überraschend wie hart. Genau wie viele Leser können sich auch Künstler, Kreative und Politiker der Region Leben im Delta ganz ohne MEIER schwer vorstellen. Hier eine Auswahl von mitfühlenden, traurigen, lustigen und teils gemeinen Nachrufen zu 26 Jahren MEIER.
DR. ECKART WÜRZNER
Oberbürgermeister Heidelberg Mit MEIER verliert das Delta ein Original. Denn MEIER stand für das junge, freche Delta und MEIER hatte immer seinen eigenen Kopf: kreativ und witzig, informativ und provokativ, unterhaltsam und inspirierend. Das Stadtmagazin hinterfragte vieles kritisch und setzte eigene Akzente – und leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Meinungs- und Medienvielfalt in der Metropolregion. Neben den politischen Themen versorgte MEIER seine Leser auch mit allem, was die Metropolregion in Sachen Kultur und Freizeit zu bieten hat, und das ist eine ganze Menge. Ich bedaure es sehr, dass wir „den MEIER“ verlieren. Den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünsche ich alles Gute für ihre Zukunft!
BERND OEHLER
digitale informationssysteme gmbh, Ex-MEIER-Redakteur Ach komm – MEIER gibt‘s noch? Hab‘ ich da was verpasst die letzten Jahre? Andererseits – wenn man zum 25. vom fast berühmten Schauspieler „Medienpartner“ oder vom grenzdebilen BeuysImitator „Charakterkopf“ genannt wurde – dann ist das allemal einen Asbach Uralt wert. Sind wir nicht alle ein bisschen uralt? Mittlerweile gibt es Beauftragte für Kreativwirtschaft (und keinen Aufschrei darob in derselben), eine Geschäftsführerin Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar e.V., der einst freche Juso ist OB und Twittern die beliebteste Verhaltensstörung! Hinfort, großes M & kleine Eier, samt allen (auch eigenen) Sünden ins Archiv!
DR. KLAUS KUFELD Leiter des Ernst-Bloch-Zentrums, Ludwigshafen Hat, wer nachruft, vielleicht etwas versäumt? Oder wer auch immer. Kultur Jugend Kompass Tipps Sprachrohr Szene Sauerstoffreiche Gegend Leben Rumblättern Kontakt Versuch Impuls Gehörtwerden Fragen Antrieb Ziele Trotzdem Klima Unerhörtes Unverhofftes Unverblümtes Unterschätztes Mögliches Wo ist was Stimme Darüberhinaus Jetzt Experiment Lust Vielfalt Bücher Permanenter Aufbruch Programm Süße Verführung Brückenbau Aufwertung Interesse Energie Machen Originales Challenge Medium Ansprache Theater Verwirklichung Heraus damit Umwegrentabilität Metropolregion Versäumt, das zu sagen. Aufgegeben, das zu tun.
42_12-12 // MEIER
DAS MRN-KULTURBÜRO Mensch MEIER, 26 Jahre lang warst du für uns ganz dicht dran am Puls des Rhein-Neckar-Deltas. Du hast uns coole Bands, die in der Region auftraten, ans Herz gelegt und dafür gesorgt, dass wir keine interessante Ausstellung mehr verpassen. Hast uns Augen und Ohren geöffnet für Themen, die das Delta bewegen, und Menschen zu Wort kommen lassen, die etwas zu sagen haben. Das alles auf deine eigene Weise: witzig, lässig, unkonventionell. Und jetzt wird‘s dich nicht mehr geben? Mensch MEIER, das kann doch nicht wahr sein! Würden wir gern rufen – würden wir nicht fassungslos auf die Lücke blicken, die du hinterlässt. Wir werden dich vermissen.
PETER BALTRUSCHAT
Sänger, Kulturmanager, Theaterleiter Auf die umfangreiche Berichterstattung des MEIER war immer Verlass – ein Fahrplan durch die kulturelle Szene der Region. Auch im Berufsleben, als Kulturschaffender fand ich in ihm einen verlässlichen Partner, der die Kunst- und Kulturvermittlung in der Region förderte und unsere Arbeit als Bindeglied zwischen Künstlern, Veranstaltern und dem Publikum unterstützte. Die Nachricht, dass der MEIER seine Pforten schließt, traf mich sehr. Man soll mich gerne „old fashioned“ nennen, aber in Zeiten der Überdigitalisierung war ein Printmedium wie der MEIER einfach einzigartig gut. Wir alle sollten uns darüber klar werden, was es bedeutet, wenn ein so wichtiger Teil unseres kulturellen Lebens in der Region einfach wegbricht. Veränderung ist nicht immer gut und richtig ...
SEBASTIAN DRESEL
Mannheimer Kreativwirtschaftsbeauftragter & Ex-MEIER-Autor Mein Dank gilt nicht der Institution. Mein Dank gilt Ralf Laubscher! Einem Chefredakteur, der es einem Anfänger wie mir ermöglichte, viele Fehler zu machen. Tolle Platten öffentlich furchtbar schlecht zu finden und anders herum – nur z.B. Der mich aber auch 50 wirklich „gute Gründe nach Ludwigshafen zu fahren“ aufzählen ließ, mich im Gyrokopter um den Fernsehturm fliegen hieß, mich obskure DJs und Musiker ans Tageslicht zerren ließ, mir eine Meinung erlaubte, nein, abrang. In Wahrheit wird hier kein Heft fehlen – sondern eine stadtgesellschaftliche Perspektive. So verquer sie manchmal auch sein mochte. Und so sei denn auch mein letztes Wort in diesem letzten Heft schlicht: Scheiße!
MAGGIE NECOY
EMEA-Direktorin Velocity Software GmbH, Ex-MEIER-Marketingleitung Mister MEIER. Du hast mir so oft den letzten Nerv geraubt. Schlaflose Nächte bereitet. Aber ich hab‘ bei Dir und mit Dir so viel gelernt. Bleibe Dir dafür auf ewig verbunden. Du hast mir die Gelegenheit gegeben, mich zu entfalten, Dich ein paar Jahre zu begleiten und Dich mitzugestalten. Und wir haben ganz schön viel irres Zeug getrieben. Mit Künstlern, Musikern, Politikern, Museums-Direktoren, Winzern, Galeristen, Sportlern, CEOs und sogar mit Wissenschaftlern. Vor allem aber mit einem kleinen Team, das immer alles gegeben hat. Ich danke Ralf und seiner Bande für die Kreativität und die Ausdauer, 26 Jahre eine ganze Region zu informieren, zu prägen und zu unterhalten. Du wirst fehlen. Auch mir.
MARTINA STAMM MEIER-Mitarbeiterin der ersten Stunde Eine Altbauwohnung in der Kobellstraße in der Neckarstadt. Da fing alles an! Aus dem beliebten Wandkalender „Für Auge und Ohr“ sollte ein monatlich erscheinendes Stadtmagazin werden. Unser Anspruch: ein Magazin für die alternative Szene, eine Gegenöffentlichkeit gegen die Hofberichterstattung der regionalen und eindimensionalen Presse, Informationen für alle Kulturinteressierten in der Kurpfalz (das Wort Metropolregion gab es damals noch nicht). Ich erinnere mich an lange Nachtsitzungen, den Einsatz der ersten Macs und unsere Verzweiflung über die Tücken von Computern und Software, gemütliche Mittagspausen (hier kochte die Chefin selbst) und viele Diskussionen um den richtigen Weg. Alles mit viel Enthusiasmus und Engagement, ohne Internet und E-Mail, aber mit persönlichen Kontakten, die heute noch Bestand haben. Ich war die ersten fünf Sturm-und-Drang-Jahre dabei. Danach habe ich den MEIER weiter gelesen und kritisch beäugt. Und mich so manches Mal geärgert: über die Ausrichtung an Anzeigenkunden und Mainstream, die fehlende Distanz zu Politik und Wirtschaft und die Verflachung der Inhalte aufgrund der zunehmenden Kommerzialisierung. Trotz alledem: Das Stadtmagazin MEIER ist eine Institution – und wird mir fehlen!
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MAGAZIN // MEIER FINALE THORSTEN RIEHLE
DR. PETER KURZ
Geschäftsführer Capitol Mannheim
Oberbürgermeister Mannheim
Laut und leise – das konntet Ihr gut, und auch wir beherrschen dieses Spiel. MEIER und Capitol, nicht immer im harmonischen Gleichschritt, aber umso spannender. Zwei Mannheimer Kulturinstitutionen, die sich nicht nur einmal aneinander gerieben haben und gerade dadurch tolle Veranstaltungen miteinander realisieren konnten, zuletzt Mic Donet im ausverkauften Haus! Ihr werdet fehlen in der Veranstaltungslandschaft und hinterlasst eine große Lücke. Es wird schwer sein, diese zu füllen! Das Capitol-Team sagt leise „Servus“ und wünscht Euch ein lautes „Hallo“ an anderer Stelle.
Die Medien- und Kulturlandschaft der Region kann ich mir ohne den MEIER kaum vorstellen. Der MEIER war regionale Plattform, bot eine andere Sichtweise als andere Medien und war insbesondere für Kultur unverzichtbares Informationsmedium. Der MEIER wird definitiv fehlen. Ob etwas von seiner Bedeutung durch andere oder neue Projekte aufgefangen werden kann, ist jetzt noch nicht zu sagen. Der MEIER selbst sorgt zu meinem großen Leidweisen zum letzten Mal für Diskussionsstoff. Dafür, dass er das und vieles mehr über 26 Jahre hinweg ständig getan hat, gebührt allen daran Beteiligten mein aufrichtiger Dank!
ROLAND KERN Journalist, Pressesprecher der Stadt Weinheim Mensch, Meier, Monnem! Nicht Müller und nicht Schulze. Nein, der MEIER ist es. Nicht beliebig und verwechselbar ist er, sondern mit klarem Profil ausgestattet – ein Leitmedium der Metropolregion Rhein-Neckar. „Mensch, Meier, Monnem“, so hieß in den 70er Jahren ein Marketingslogan der Stadt. Er war klasse. MEIER ist das einzige Wort, das vom Kurpfälzer Idiom nicht verändert werden kann. Versuchen Sie es einmal! MEIER bleibt MEIER. Jetzt soll es das Magazin dieses Namens bald nicht mehr geben, das die Region jung und zusammengehalten hat. Vorstellbar ist das nicht. Wer sind wir denn im „Delta“, dass wir meinen, auf ein Veranstaltungs- und Kulturmagazin einfach so verzichten zu können? Sind wir etwa keine Universitätsregion? Kommt Mannheims Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt etwa von ungefähr? Natürlich nicht! Die Metropolregion lebt und hat es verdient, lebendig geschildert zu werden. Der MEIER hat dies jahrelang geschafft. Er hat junge und kulturbewusste Menschen verbunden, ihnen und der Region Identität gestiftet. Mit dem MEIER konnten wir uns sehenlassen gegenüber anderen Regionen und Großstädten in Deutschland. Ohne ein solches Blatt wirkt eine Region schnell provinziell. Der MEIER ist eine gelungene Mischung aus Service und guten Geschichten, er vermittelt Kurpfälzer Lebensgefühl und macht Spaß beim Lesen. Der MEIER ist wie die Menschen der Region. Humorvoll, gerade hinaus, mutig, wenig vorsichtig, tolerant und selbstbewusst. Schade, es hat ihm nicht genützt. Die Redaktion hat immer wieder Mut bewiesen, Themen kritisch anzupacken. Der MEIER hat oft den Nerv getroffen. Jetzt bröckelt ein Stück der Metropolregion einfach so ab. Was sollen wir ohne ihn nur anfangen? Mensch, Monnem, der MEIER ...
BURKHARD C. KOSMINSKI Schauspieldirektor Nationaltheater Mannheim Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen Den Vorhang zu und alle Fragen offen. (Bertolt Brecht) „Plötzlich und unerwartet“, und „Fassungslos nehmen wir Abschied …“, so beginnen in der Regel Todesanzeigen. Genauso fühle ich mich jetzt, als ob ich eine Todesanzeige verfassen würde. Das plötzliche Verschwinden des MEIER, gerade als Partner des NTM, ist für uns ein großer Verlust und löst in mir tiefe Betroffenheit aus. Der MEIER war ein wichtiger Medienpartner, der gerade dem Format Utopie Station zu seiner heutigen Größe verholfen hat. Dazu hat die Vorberichterstattung beim MEIER wesentlich beigetragen, und für diese nachhaltige und gute Zusammenarbeit möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken! Für uns verschwindet ein wichtiger Partner einfach so von der Bildfläche, was ich zutiefst bedaure. Und mit ihm ein Nischenpublikum, was ich persönlich sehr schlimm finde. Aber natürlich ist nicht nur das NTM von diesem Verlust betroffen. Viele Institutionen werden die guten und wichtigen Gespräche z.B. zur Langen Nacht der Museen vermissen. Ganz zu schweigen von der guten und kritischen Berichterstattung, mit der der MEIER die ganze Region begleitet hat. Wie diese Lücke gefüllt werden soll, ist mir noch ein Rätsel. Wir wünschen den Kollegen des MEIER-Teams in diesen turbulenten Zeiten alles erdenklich Gute und sagen: DANKE MEIER für all die guten Jahre!
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PIT BAUMGARTNER DePhazz Mensch MEIER Monnem Es ist schon ein paar Jahre her, als der Herr Laubscher noch die CD-Besprechungen schrieb und mein Debüt (United Language) beurteilte: sehr wohlwollend. Wahrscheinlich ist ihm gar nicht bewusst, wie wichtig das damals für mich war – Aufmerksamkeit und das Gefühl, wahrgenommen zu werden, sind für einen Künstler die Butter auf dem trockenen Brot ... und der MEIER war immer zur Stelle, wenn es darum ging, für die große und kleine Kunst die Trommeln zu schlagen. Außerdem war der MEIER meine letzte Hoffnung, es irgendwann auf den Titel zu schaffen ... Und wer bitte könnte mich jemals dazu bringen, GröneMEIER zu zitieren, wenn nicht der SchöneMEIER? ... alla hopp: „Du fehlst!“
FRANK ZUMBRUCH Alle waren käuflich, Du warst billiger ... (oder: vom Hartgeldstricher zum gealterten Playboy) Mensch, MEIER! Damals, als Du Dich noch auf der Straße angeboten hast, da hat Gelegenheit noch Liebe gemacht. Hast mich immer wieder angemacht – warst ja mal richtig günstig zu haben. Hast stets gewusst, was angesagt ist, und bist dabei nicht jedem Hype auf den Leim gegangen. Früher hast Du‘s nicht mit jedem gemacht. Und wenn einer mal ‘nen Hänger hatte, hast Du zwar immer gleich ‘ne große Geschichte draus gemacht, aber wenigstens hast Du ordentlich recherchiert, woran‘s lag. Hast Dich und andere ganz schön bewegt, dem ganzen Delta hast Du‘s besorgt, manchmal sogar die ganze Lange Nacht. Musstest Dich halt auch im Lauf der Jahre mit Deinen Diensten an die Bedürfnisse Deiner Freier anpassen, die sind ja schließlich auch nicht jünger geworden. Dabei stand Dir das Altern äußerlich sogar ganz gut – stilsicher bist Du geworden mit der Zeit. Aber in Dir drin, da hat am Ende irgendetwas nicht gestimmt. Und am Ende hast Du vielleicht zu viel verkauft von Dir. Du wirst mir fehlen, alter Stricher.
FELIX GRÄDLER, HANNES SEIBOLD
Gesellschafter halle02 Heidelberg
Mensch, MEIER! Die Nachricht, dass der MEIER im Dezember seine letzte Ausgabe auflegen wird, traf uns aus heiterem Himmel. Wir überlegten hier schon eifrig, zu welchen kulturellen Schandtaten wir zur Langen Nacht der Museen bereit seien, und nun kommt das Aus für unser Blatt, den MEIER. Er war für uns mehr als nur ein Stadtmagazin. Er war für uns Impulsgeber, Hüter des guten Geschmacks, Beleuchter subkultureller Themen, Balsam auf die Seele, konstruktiver Kritiker. Hier entsteht eine Lücke, die weder von den Tageszeitungen der Region noch von Facebook & Co. geschlossen werden kann und wird. Die Szene verliert hier genauso ihre Plattform, wie der alternative Konsument aus Rhein-Neckar seine informative Anlaufstelle. Das geniale am MEIER war doch gerade die Berichterstattung über die jeweiligen Stadtgrenzen hinaus. Hier sprach die Metropolregion mit einer Stimme, hier erfuhr der Heidelberger von spannenden Ausstellungen in Ludwigshafen oder der Mannheimer vom Top-Konzert in Heidelberg. Das Atelier Kontrast und die halle02 verlieren mit dem MEIER nicht nur einen wichtigen Medienpartner, sondern einen guten Freund.
STEFFEN HERBOLD
Creative Director
Ich zitiere Cliff Richards aus dem Jahr 1970: „Sam, I‘m leavin‘ the gang, so don‘t come around for me on Sunday. Joe, I want you to know, I‘ll have to skip the game on Monday. Had a whole lot of fun, but now the time has come, I need the sweet touch of a woman‘s love. Goodbye Sam, hello Samantha, Goodbye Joe, hello Joanne. Suddenly need a new kind of company, Someone to love me.” MEIER, es war eine schöne Zeit, ich hab‘ dich gehasst und geliebt und ich hab‘ viel von dir gelernt. Danke für alles!
DR. SVEN-JOACHIM OTTO Rechtsanwalt & Mannheimer OB-Kandidat 1999 Durch meine Zeit in Mannheim hat mich der MEIER treu begleitet. Wenn ich mit ihm in Berührung kam, dann rieb er sich an mir, der CDU und ihren Positionen. Aus heutiger Sicht verstehe ich, dass es sich die MEIER-Redaktion nicht leisten konnte, der CDU Recht zu geben, auch wenn sie Recht hatte ... Die Höhepunkte freilich waren die satirische Begleitung des OB-Wahlkampfes 1999 und meines Weggangs aus Mannheim im Jahre 2006. Zu ersterem Anlass ließ die MEIER-Redaktion von dem damaligen OB Gerhard Widder und mir ausgesprochen gut gelungene Karikaturen zeichnen und schrieb dazu in „Ich“-Form gehaltene Persiflagen auf unsere Wahlkampfaussagen, einfach göttlich! Ich habe mir Jahre später das Originalheft nachliefern lassen, ich werde es nicht mehr aus der Hand geben. Gleiches gilt für den von mehreren Mannheimer Kabarettisten verfassten Artikel „Wer geht denn schon nach Düsseldorf“, der eine Art Abgesang meiner zwölfjährigen politischen Arbeit in Mannheim ist. Eine Kopie dieses Artikels hängt am Whiteboard hinter meinem Schreibtisch. Ich bedauere die Einstellung des MEIER (im doppelten Sinne!), er wird mir fehlen.
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MAGAZIN // MEIER FINALE SÖREN GERHOLD, KATHARINA TREMMEL, DOROTHEE PUHR, MARIA KRETZSCHMAR
Geschäftsführerin des Kultur-Rhein-Neckar e.V.
Kulturkommunikation ohne Stadtmagazin? Metropol-Tratsch ohne MEIER? Freizeitplanung ohne den MEIER-Timer? Connections ohne Kleinanzeigen? Wie soll das gehen? Wir werden Euch vermissen: die enge Zusammenarbeit, die konstruktive Kritik, die starke Unterstützung, die wertvollen Synergien, die umfassenden Informationen. Mannheim und die Region verlieren ein wichtiges Medium und ein Stück ihrer Mediengeschichte und Kulturlandschaft. Die Alte Feuerwache verliert einen geschätzten Geschäftspartner und liebe Kollegen. Wir wünschen dem Team der MEIER-Redaktion alles Gute! Danke für Eure Arbeit und Euer Engagement.
Der MEIER ist für die Freie Szene unverzichtbar! Welches Printmedium informiert die Region über alternative Theaterunternehmungen, über soziokulturelle und experimentelle Projekte, über all die Vielfalt jenseits des Mainstreams? Wo sonst war es möglich, dass Helmut van der Buchholz im Tütü auf dem Titel erschien? Kunst und Kultur jenseits der Leuchttürme erfuhr im MEIER (oft) Anerkennung und Gleichberechtigung. Kulturbegeisterte konnten Angebote jenseits der großen Kultureinrichtungen und Werbeetats im MEIER finden. MEIER, Du – ich darf doch Du sagen, nach all den Jahren? – Du wirst uns fehlen!
PETER SPUHLER
SASCHA KOAL
Alte Feuerwache, Mannheim
Intendant Badisches Staatstheater Karlsruhe MEIER – das war für mich, als ich nach Heidelberg kam, das erste (und einzige?), wo dieses seltsame Gebilde „Metropolregion Rhein-Neckar“ greifbar wurde. MEIER, das war: Lust bekommen auf einen Abstecher nach Mannheim, Ludwigshafen oder die Umgebung. Kennenlernen interessanter Menschen in der Region durch Interviews. Ausführliche Hintergrundberichte zu brisanten Themen. Kulturtipps und fundierte Kritiken. Anstoß für Kulturinstitutionen zum sportlichen Vergleich, aber vor allem auch zur Zusammenarbeit. Und MEIER war nicht zuletzt: Lust auf Lebenskultur, Restaurants, Ausflüge, Entdecken der Region, ihrer Vielfalt und ihres Reichtums. MEIER wird fehlen. Dank an alle Mitarbeiter, die für uns alle geschrieben haben!
FRANZISKA BRANTNER MdEP, DR. GERHARD SCHICK MdB, WOLFGANG RAUFELDER MdL, DIE GRÜNEN Mit dem Stadtmagazin MEIER stirbt ein hochwertiges Stück Kultur in der Region. 1986 begann es mit einem Faltblatt „Für Auge und Ohr“. In der Folge etablierte sich der MEIER als Orientierungshilfe für Nachtschwärmer, Theaterbegeisterte und Kleinkunstfans. Der MEIER bot inmitten einer eintönigen Presselandschaft in der Region ein frisches und notwendiges redaktionelles Gegenstück. Wir danken dem MEIER für die guten Jahre als wichtiges Element des kulturellen Zusammenwachsens der Metropolregion. Wir werden den MEIER vermissen, sind aber froh, dass die Lange Nacht der Museen fortgeführt wird. Ein schönes und niedrigschwelliges Angebot, die reichhaltige Kulturlandschaft unserer Region kennen zu lernen und sich darin zu vertiefen. Das hat den MEIER schon immer ausgemacht.
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ELEONORE HEFNER
Autor, Regisseur, Leiter des Theaters im Felina-Areal, Mannheim Denk‘ ich ans Delta in der Nacht // bin ich gern um meinen Schlaf gebracht. // Nicht nur ist das der Venus Anlass // auch auf das der Region bleibt Verlass. // Doch wer riet mir über die Jahre // was ich sehe, wohin ich fahre // wer zerschlug Dickicht so kompetent // dass man nicht blöd zu Sinnlosem rennt? // Es war der kluge MEIER, das Blatt // das vor dem Papiermund keines hat. // Hat? Hatte muss es wohl nun heißen // es möchte plötzlich mich zerreißen // es will mir nicht in meinen Schädel // wohin führe ich jetzt mein Mädel? // Wer folgt nicht einfach allen Plänen // wer kräht dabei nicht mit den Hähnen? // Es ist mir total unbegreiflich. // Doch da steht es ganz überdeutlich // der MEIER ist tot ...
FREDERIK HORMUTH Kabarettist Der MEIER macht dicht. Weil das Anzeigengeschäft fürs kommende Jahr eingebrochen ist. Vermutlich ist dieser eine Swingerclub pleitegegangen, dessen Werbung eine heimelige Konstante der letzten paarundzwanzig Jahre war. Vielleicht war aber auch dem Verlagskonzern einfach die Rendite zu gering. Schlechte Zeiten für Idealismus. Wer glaubt noch, irgendwer wolle ernsthaft Europa retten, wenn selbst das regionale Magazin vor der Haustür keine Herzenssache mehr ist? Wer weiß, wie viele Ehen der MEIER wohl mit seinen Kleinanzeigen gestiftet hat? Wie viele Restaurants haben wir durch ihn entdeckt und wie viele Künstler über Jahre mit ihm begleitet? Die kulturelle Identität des Deltas lag monatlich gekonnt gebündelt in unserer Hand. Ab jetzt zerfällt sie in Wochenendbeilagen und das einsame Zusammengoogeln von Kulturterminen und Spielplänen. Dafür einen bitteren Dank an die Verantwortlichen!
Plötzlich und unerwartet geht er nach 323 Print-Ausgaben von uns:
der meier Away with funeral music – set The pipe to powerful lips – The cup of life‘s for him that drinks And not for him that sips. Robert Louis Stevenson
* 02.1986
† 12.2012
Es trauern: Am-Delta-Interessierte, Neugierige, Delta-Exilanten, Szene-Kenner, Modebewusste, Besser-Esser, Cineasten, Kulturbeflissene, Musikliebhaber, Leseratten, Theatergänger, Ausgehfreudige & Partywütige, Veranstalter, Künstler & Kreative, Kleinanzeiger
Götz Gramlich, Gestaltung
MEIER // 12-12_47
MAGAZIN // MEIER FINALE
DANIEL LUKAC Die MEIER-Bildsprache war geprägt von der Arbeit hervorragender Fotografen. Seit 1994 fotografiert Daniel Lukac für MEIER. Hier sein Rückblick in Bildern – mit vielen Bekannten aus den Kreativszenen des Deltas.
Toni L, Advanced Chemistry, Januar 1997
MOGWAI, August 1998
Tristan Pranyko, Dezember 1997
„Fashion Victims“ Thies Wulf, Mai 2003
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Daniel Lukac, Januar 1998 Foto: Mats Cordt
„Olympioniken“ Rustam Rahimov, August 2004
De-Phazz, Januar 1998
Dirk Diekmann, Mai 2005
OB Eva Lohse, Januar 2005
Mani Neumeier, April 1997
Mardi Gras Brass Band, November 1995
Dead Anyway, September 1995
Xavier Naidoo, M채rz 2002
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MAGAZIN // MEIER FINALE
DIETRICH BECHTEL „Hallo, Dietrich. Hast Du kurzfristig Zeit?“ Diesen Satz wird MEIER-Fotograf Dietrich Bechtel so schnell sicher nicht vergessen. Für die Redaktion war er stets zur Stelle – hier sein fotografischer Rückblick.
Dietrich Bechtel, Oktober 2008
Gregor Ruppenthal, Juli 2007
Schlossbunker Heidelberg, März 2011
Leo Krämer, August 2008
Irina Frisorger, April 2008
Waldmichlsholdi, Februar 2009
52_12-12 // MEIER
Universit채t Heidelberg, Mai 2011
Hausbesuch, August 2011
Jon Sternberg, Juli 2010
Luches Huddelston Jr., Januar 2008
Die K체che, Juli 2012
Die K체che, Juli 2012
Juan Amador, Oktober 2011
MEIER // 12-12_53
MUSIK // POP
FLOWERPORNOES IN LUDWIGSHAFEN
Planlos glücklich
Für die linke Spur zu langsam, aber für die rechte viel zu schnell.
Mit Platten wie „Red‘ nicht von Straßen, nicht von Zügen“ oder „Mamas Pfirsiche (für schlechte Zeiten)“ haben die Duisburger Flowerpornoes die deutsche Popmusik auf ein poetisches Niveau gebracht, das sonst nur noch von Blumfeld, Nils Koppruch oder Tilman Rossmy erreicht wurde. Nach dem vorzüglichen „Ich & Ich“-Album trennte man sich 1995, meldete sich aber 2007 noch einmal zurück. Zwischenzeitlich etablierte sich Sänger und Gitarrist Tom Liwa als unermüdlicher Solo-Künstler und Poet von Rang und Gnaden. Jetzt sind die Flowerpornoes wieder da und spielen live die Songs des aktuellen Albums „Ich liebe Menschen wie ihr“ und sicher auch ein paar der alten Hits wie „Titelstory gegen ganzseitige Anzeige“. MEIER hat mit Liwa gesprochen.
MEIER Vor ein paar Monaten ist „Goldrausch“ erschienen, ein tolles Soloalbum von dir mit Ukulele. Jetzt biegen die Flowerpornoes um die Ecke, deren letztes Album „Wie oft musst du vor die Wand laufen, bis der Himmel sich auftut?“ schon ein paar Jahre alt ist ... TOM LIWA Ja, das war ... MEIER 2007. LIWA Genau. MEIER Damals erschienen bei einer Plattenfirma namens V2, die es kurz darauf nicht mehr gab. LIWA Richtig! Das ist typisch. Es war unsere einzige Begegnung mit einem Major – und zwei Monate nach Erscheinen der Platte wurde die Firma aufgekauft. MEIER Ältere Flowerpornoes-Platten und auch deine ersten Soloalben erschienen dagegen bei „Moll Records“ in Hamburg. Gibt es die eigentlich noch? LIWA Keine Ahnung. Den Label-Macher Jan Slovak habe ich zuletzt auf einem Neil-Young-Konzert in Hamburg getroffen, aber das ist auch schon wieder sechs, sieben Jahre her. MEIER Euer neues Album „Ich liebe Menschen wie ihr“ erscheint jetzt auf „GIM Records“. LIWA Verstehe, du befürchtest das Schlimmste. Aber bei uns ist das eher eine Aneinanderreihung bizarrer Einzelschicksale als ein Beispiel für die krisengeschüttelte Musikindustrie. MEIER Immerhin sind die Flowerpornoes jetzt wieder da. LIWA Wir waren seit dem Comeback 2007 nie weg, sondern haben uns
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Tom Liwa (2. v. r.) und die Blümchenpornoes.
seither regelmäßig getroffen und gespielt. Wir haben 2009 auch ein Album aufgenommen. Das liegt fertig im Regal, wurde eben nur nicht veröffentlicht. Es ist immer die Frage, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, dass etwas passiert. MEIER Woran bemisst sich solch ein richtiger Zeitpunkt? LIWA Woran erkennst du in deinem Leben die richtigen Zeitpunkte? MEIER Hmm, meistens passiert mir etwas. LIWA Genau! Es gibt deutliche oder halbdeutliche Zeichen, denen man bei einer gewissen Affinität auch gerne nachgibt. Man wird in die Veränderung reingeschubst. In den allerwenigsten Fällen handelt es sich um strategische Entscheidungen. MEIER John Lennon hat mal gesagt: „Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ LIWA Richtig! MEIER Auch ohne das Pläneschmieden. LIWA Das neue Flowerpornoes-Album ist jedenfalls das Resultat eines seltsamen Zusammenspiels unterschiedlicher Faktoren. Im April, nach der doch sehr solitären „Goldrausch“, spürte ich den Impuls, wieder mit den Flowerpornoes zu arbeiten, weil ich den gemeinsamen Weg ehren wollte. Wir waren ja mit wechselnden Schlagzeugern und wechselnden Mitmusikern immer auch so was wie beste Freunde. Das geht über die Musik weit hinaus. MEIER Das klingt so intim wie anspruchsvoll. LIWA Es ging darum, unsere Geschichte zu rekapitulieren. Wie wir wurden, was wir sind. Was wir wollten, aber nicht konnten. Wir haben uns zunächst nur zum Kaffeetrinken getroffen. Ich habe dann versucht, Texte zu schreiben, die nicht meine Perspektive auf das Ganze repräsentieren, sondern unsere Perspektive. Ich wollte die Stimme der Flowerpornoes sein und nicht die Flowerpornoes zu meiner Stimme werden lassen. MEIER Was ist denn der Unterschied zwischen Tom Liwa und den Flowerpornoes? LIWA Mir hat mal jemand gesagt, als Tom Liwa bringe ich die Sachen ziemlich präzise auf den Punkt, während ich mit den Flowerpornoes die gleichen Sachen auf angenehm konsumierbare Weise überhöhe. Das fand ich interessant. Interview: Ulrich Kriest
// 15.12. Das Haus, Ludwigshafen, 20 Uhr, € 12.– bis 15.–
KONZERTE UND FESTIVALS IM DELTA
Foto: Daniel Lwowski
Foto: Thommy Mardo
Foto: KTB
Foto: KTB
Die 4 Besten !"#"$ LEBEN IM DELTA //
!"#"$ LEBEN IM DELTA //
präsentiert
präsentiert
SPAIN
MARK LANEGAN
RINO & FRIENDS
SILBERMOND
Steinerweichend traurig.
Körper und Klang.
Sohn Ludwigshafens.
Gefühle galore.
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Die Polls von Musikzeitschriften kennen bekanntlich nicht nur die Kategorien „Bester Newcomer“, „Beliebtester DJ“, „Beste internationale Band“, sondern auch den „Peinlichsten Lieblingssong“. Die Rubrik „peinlichste Lieblingsband“ indes fehlt meistens. Und gewiss wäre es dem Kopf der Gruppe Spain, Josh Haden, auch eher unangenehm, hier einen der vorderen Plätze einzunehmen. Verdient hätte Spain ihn möglicherweise trotzdem – fürs Lebenswerk, das bei der 1993 in Los Angeles gegründeten Schwermut-Band mit vier Alben zugegeben eher schmal ausfällt. Ein Wunder ist das nicht, denn Haden, Sohn des Jazzers Charlie, machte eine stattliche Verschnaufpause von elf Jahren, bevor jetzt „The Soul of Spain“ herauskam. Und, nun ja, tatsächlich stellt sich ein weiteres Mal die Frage, ob der Mann eigentlich noch zu retten ist? So steinerweichend traurig sind Spains kontemplative MiniEpen und baden in einer Sorte Schönheit, die bisweilen nahe am Kitsch gebaut ist. Hadens samten-brüchiger Gesang ist gewiss einzigartig, ja, aber dauerhaft ertragen lässt er sich kaum. SAA
Man muss die Kooperationen Mark Lanegans – mit den Queens of the Stone Age, PJ Harvey u. a. – nicht allesamt aufzählen, um den Ruf, den Lanegan genießt, ermessen zu können. Gleichwohl waren seine jüngsten Kooperationsprojekte nicht so überzeugend wie seine eigenen Sachen. Der Titel des letzten Albums „Blues Funeral“ steht keineswegs für die Beerdigung des Blues. Lanegan kokettiert einfach ein bisschen, denn zu hören ist eine Sorte Blues, die den handgemachten Traditionalismus mittels Synthesizern und Drum-Patterns aus dem PC unterläuft, ohne die „Seele“ des Blues zu beschädigen. Ätherisch-synthetisch verstärkt und mit satterem Groove versehen – im Grunde ist es einerlei. Es ist die Stimmung der Songs, die man bereits kennt und die bleibt: die existentialistische Note, die man attestieren möchte. Schönheit der todtraurigen Art. Lanegan singt hypnotische Liebeskummerlieder, dunkle Lullabys, sogar wenn er rockt. Und Stimmung kommt von Stimme. Sie stellt alles in den Schatten und ist selbst genau das: ein schwerer, majestätischer Nachtschatten aus Körper und Klang. SAA
Wie war das noch bei Rinos Auftritt während der letzten Langen Nacht der Museen in LU: „Isch bin jo gebürdigga Ludwigshäfner, deswege derfe se bloß in Mannem saache, dass isch vum annere Ufer bin“. Andererseits wohnt der stimmgewaltige dünne Mann aus der ersten Staffel von „The Voice of Germany“ in Mannem, weshalb ich meine, man dürfe auch in LU behaupten, er sei vom anderen Ufer. Is ja egal. Und weil das mein allerletzter Text über Rino im MEIER ist, darf ich aus dem Nähkästchen plaudern. Wir standen nämlich schonmal zusammen auf der Bühne. Das war vor neun Jahren. In einer szenischen Fassung von Michael Endes „Bahnhofskathedrale“ rief er „Geld ist Wahrheit und die einzige Wahrheit. Alle müssen daran glauben!“ Ich war ein lemurenartiges Wesen, und ein weiterer Darsteller hieß Luca Sportiello, der gerade auch in TVoG mit dabei war – damals fast nackt und golden angepinselt. Mit Katja Friedenberg und Rüdiger Skoczowsky aus dem TVoG-Team Xavier (mit denen er auch auf dem aktuellen Album „Sing Um Dein Leben“ zu hören ist), macht uns Rino jetzt den Nikolausi. IW
Auf den ersten Blick ist alles beim Alten im Hause Silbermond: Die Kritiker finden die Bautzener Band um Stefanie aus Dutzenden guter Gründe überwiegend grässlich, den Anhängern ist das nach wie vor egal – ganz wie damals bei Elvis oder FranzJosef Strauß. Die Band kümmert sich im Gegenzug vorbildlich sowohl um die eigenen Fans als auch um Nachwuchsbands und landet zur Belohnung mit jedem neuen Album in den Top 3 der Charts. So auch mit dem letzten Album „Himmel auf“. Sängerin Stefanie ist nicht zuletzt durch ihre Präsenz in der Jury von „Unser Star für Baku“ das Aushängeschild der vier Sachsen. Doch fährt die Band auch musikalisch weiter die gleiche Schiene? Dass die Mitglieder auf die 30 zugehen oder sie schon passiert haben, hört man: Man gibt sich erwachsener. Die neue Single „Ja“ ist eine vertonte Liebeserklärung, deren Aussage allerdings erst interessant wird, wenn man die Vorgeschichte von Stefanie und Gitarrist Thomas kennt. Doch will man die wirklich kennen? Wir finden, es genügt zu wissen, dass ein fahler Silbermond daraus wurde. OP/RED
// 16.12. Karlstorbahnhof, Heidelberg, 21 Uhr, € 16.– bis 20.–
// 2.12. Karlstorbahnhof, Heidelberg, 21 Uhr, € 28.50
// 6.12. Capitol, Mannheim, 20 Uhr, € 31.– bis 41.–
// 11.12. SAP Arena, Mannheim, 20 Uhr, € 34.75 bis 40.50
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KINO // HIGHLIGHT DES MONATS THRILLER. KILLING THEM SOFTLY.
WARTEN AUF COGAN
Brad Pitt als Killer mit Prinzipien und kritischem Blick auf Amerika
Andrew Dominiks vorzüglicher GenreFilm mit politischen Untertönen vertreibt, geradezu schmerzhaft intensiv, das coole Tarantino-Grinsen über explizite Gewalt-Darstellung aus dem Kinosaal. Denn der Film stellt so einiges, was wir über die USA zu wissen glaubten, vom Kopf auf die Füße. 74_12-12 // MEIER
Die Geschichte ist schnell erzählt: Drei nicht besonders helle Kleinkriminelle haben die brillante Idee, ein altes Verbrechen zu kopieren. Der, der es damals beging (Ray Liotta), prahlte später mit seiner Cleverness und kam ungeschoren davon. Bei der Wiederholung würde nun, so der Plan, der Verdacht sogleich auf ihn fallen. Dieser Teil des Plans geht auch auf, aber die drei Kleinkriminellen sehen zu keiner Sekunde des Films so aus, als könnten sie am Ende triumphieren. Weil sie aber beim Überfall auf eine illegale Glücksspielrunde einer ungenannt bleibenden Organisation in die Suppe gespuckt haben, beauftragt man den mit allen Wassern gewaschenen Profi Jackie Cogan mit den „Ermittlungen“. Brad Pitt spielt diesen Profi als „Ikone des Cool“ – und der Film schöpft nicht wenig Komik aus den Dialogen zwischen dem namenlosen Vermittler und dem abgebrühten Ermittler. Cogan weiß, wie der Hase läuft: Es müssen unmissverständliche Zeichen entschieden gesetzt werden, damit „die Leute da draußen“ kapieren, dass die Welt nicht aus dem Ruder läuft. Kühl und geschäftsmäßig folgt Cogan den alten Regeln und reagiert verstört auf die Skrupel der Organisation. Er weiß: Mit zu viel Bürokratie und Herumgeeier geht das Land bestimmt bald vor die Hunde. Cogan ist eben ein Mann mit Prinzipien: Zum Beispiel tötet er nach eigener Aussage gerne „softly“, nämlich aus der Distanz. Dass Menschen in Todesangst seltsame Dinge tun, vielleicht weinen, um Gnade flehen oder sich vor Angst in die Hosen machen, findet er ekelhaft, würdelos. Zu viel Gefühl. Weil einer der Männer, die jetzt getötet werden müssen, sein Gesicht kennt, lässt Cogan für viel Geld einen alten Kollegen ( James Gandolfini) aus New York einfliegen. Doch aus dem einst Zuverlässigen wurde längst ein Alkoholiker, der erbärmlich vor sich hin schwadroniert und zudem selbst bis zum Hals in Schwierigkeiten steckt. Also wird Cogan jetzt gegen seine Gewohnheiten Überstunden machen müssen. „America is not a country, it´s a business!“, sagt Jackie Cogan kurz vor Schluss, als er in einer Bar die Siegesrede von Barack Obama hört, der das gespaltene Land wieder zu einer „Community“ formen will. Für solche Phrasen hat Cogan nur Hohn und Spott übrig. Er will das Geld, das ihm für die geleistete Arbeit zusteht, doch die Organisation, die ihm den Auftrag gab, will sein Honorar drü-
cken. Es herrscht eben Rezession, da wird auch unter Gangstern um jeden Dollar gefeilscht. In besseren Tagen kam der Hit Man in der BusinessClass geflogen, heutzutage muss Economy reichen. Alles in diesem Film dreht sich um Geld, um Geldgier: Es gibt keine Werte mehr, sondern höchstens noch Regeln. Andrew Dominik, in Neuseeland geboren, in Australien aufgewachsen, entwirft die USA als komplett amoralischen Raum, in dem die Exekutive – sehr zum Verdruss des US-amerikanischen Publikums – keinerlei Rolle mehr spielt. Dass derjenige, der hier Obamas Vision einer restituierten „Community“ verhöhnt, als einziger klarer Kopf mit klaren Prinzipien gleichzeitig ein professioneller Killer ist, vermag zu verstören. Ebenso wie die eigentümliche Mischung aus Lakonie und expliziter Gewaltdarstellung, deren Ästhetisierung beklommen machen kann: Da wird jemand minutenlang vor laufender Kamera halbtot geschlagen und man hört die Knochen brechen, da dringen Kugeln in Extremzeitlupe in Körper ein, während im Hintergrund ein alter JazzSchlager der vierziger Jahre läuft, da wird jemand mit einer großkalibrigen Waffe in Stücke geschossen und die Kamera begleitet den Schützen zum Opfer, das sich in Blut und Eingeweiden wälzt. Nein, jemanden auf die sanfte Tour zu töten, das mag aus der Perspektive des Täters eine Option sein, aus der Perspektive des Opfers existiert sie nicht. Daran lässt der Film keine Zweifel. Und dazu passt sehr gut, dass die Filmbilder, die in New Orleans entstanden, urbane Nicht-Orte zeigen, die man eher irgendwo in der Dritten Welt vermuten würde als in den USA. So watet man hier durch ein umfassendes, geradezu existentialistisches Elend, bei dem man irgendwann froh ist, wenn Cogan seinen dreckigen Job professionell erledigt hat. Als er nach getaner Arbeit seine Bezahlung einfordert und erleben muss, wie er mit Hinweis auf günstiger arbeitende Kollegen heruntergehandelt werden soll, wird dem Zuschauer klar, dass diese Geschichte noch nicht zu Ende ist. Vielleicht läuft die Zeit für Profis mit Prinzipien gerade ab. Ulrich Kriest
Das Ende ist oft grausam
GEORGE V. HIGGINS Kennte er ihn denn, Jürgen Habermas wäre sicherlich der größte Fan des College-Professors und KrimiAutors George V. Higgins (1939– 1999). Schließlich scheinen die Krimis von Higgins geradezu eine Transformation der „Theorie des kommunikativen Handelns“ ins Fach der Unterhaltungsliteratur. Seit seinem sehr erfolgreichen Debüt „The Friends of Eddie Doyle“ (1973) – sogleich von Peter Yates mit Robert Mitchum verfilmt – weiß man, dass die Action bei Higgins hinter den Worten verschwindet. Seine Bücher glänzen durch kunstvoll choreografierte, realistische Dialoge, ja, sie scheinen fast nur aus Dialogen zu bestehen. Für einen stilbewussten Filmemacher wie Andrew Dominik ist ein Roman wie „Cogan‘s Trade“, der 1974 erschien, eine Steilvorlage, zumal, wenn Brad Pitt die Hauptrolle übernimmt. Die Handlung wurde aus Boston von 1974 in eine namenlose Stadt von 2008 verlegt; gedreht wurde in New Orleans. Man könnte meinen, dass Dominik Tarantino kopiert, aber tatsächlich ist ihm eine kongeniale Higgins-Verfilmung gelungen. Wer übrigens wissen will, wie es um die deutsche Krimi-Landschaft bestellt ist, kann ja mal versuchen, ein Buch von Higgins in deutscher Übersetzung zu bekommen. Ist aber vielleicht auch besser so, denn der Higgins-Jive dürfte nicht so leicht zu übersetzen sein. UK
// Start: 29.11.; USA 2012, R: Andrew Dominik, D: Brad Pitt, Scoot McNairy, James Gandolfini, Richard Jenkins, Ray Liotta, Sam Shepard
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BÜHNE // THEATER STUTTGARTER „TARTUFFE“ IN MANNHEIM
MOLIÈRE IM EXIL
Die Familie des reichen Orgon ist wie ein Slapstickschwarm.
Für das Mannheimer Nationaltheater war es eine Anstrengung, die Stuttgarter Inszenierung in den eigenen Spielplan zu integrieren. Für das Stuttgarter Staatsschauspiel ist es ein Glück, dass sich nach dem Sanierungsdesaster ihres Schauspielhauses eine Bühne fand, auf der es seinen bereits zu Ende geplanten „Tartuffe“ nun zeigen kann. Die Frage war jetzt nur noch, ob die Inszenierung überzeugen kann. Es dauert, bis die Hauptfigur sich zeigt: Tartuffe, der bigotte Lüstling, der unter dem Deckmantel mönchischer Enthaltsamkeit im Haushalt des reichen Bürgers Orgon wildert. Molière kann Geschichten so erzählen, dass das Publikum mitfiebert. Im Fall des Tartuffe hat das zur Folge, dass der hinterhältige und geldgierige Frömmler erst im dritten von fünf Akten auftaucht. Und dann ist da auch noch dieser Trick, eine vermeintliche Nebenfigur so reich mit Text auszustatten, dass sie zur Hauptfigur wird. Die Rede ist von der Hausdame der Familie Orgon. Dorine ist ein Festschmaus für jede Schauspielerin, Judith Rosmair etwa machte in einer Inszenierung Dimiter Gottscheffs aus ihr eine hinreißend
86_12-12 // MEIER
komische Putzfrau. Sehen konnte man das bei den Salzburger Festspielen und am Hamburger Thalia Theater. So was vergisst man nicht und es sieht so aus, als würde man sich auch noch lange Zeit an Catherine Stoyan erinnern, die in der Stuttgarter „Tartuffe“-Inszenierung eine auf Zehenspitzen tänzelnde Dorine ist, eine Primaballerina des Wortwitzes und ein am ganzen Körper bebender Schutzengel, der den schlimmsten Schaden vom Hause Orgon abwenden will. Dabei entfaltet sie eine so komische Dringlichkeit, dass man zuerst einmal diesen Tartuffe vergisst, der, erscheint er dann endlich, mit einer überraschenden Variante aufwartet. Da betritt kein heuchlerischer
Frömmler oder calvinistischer Taliban die Bühne. Benjamin Grüter ist ein schöner Fremdling, der sich demonstrativ selbst geißelt und dessen nackter Oberkörper nach der Flagellanten-Show noch attraktiver für die Damenwelt ist. Grüter ist ein dunkler Boygroup-Boy. Er wird im Verlauf des Abends noch auf allen Vieren kriechen und wie ein Höllenhund Angst und Schrecken verbreiten. Bevor nun aber weiter die Rede davon sein kann, was der Stuttgarter „Tartuffe“ an weiteren Besonderheiten zu bieten hat, sollte es zuerst einmal darum gehen, warum die Premiere nicht in Stuttgart, sondern am Mannheimer Nationaltheater stattfand. Das und auch, dass die
sa, 22.12.2012, 16 uhr
Pünktchen und Anton
Vorstellungen der nächsten Wochen im Nordbadischen zu sehen sein werden, ist die Folge eines Stuttgarter Pfuschs am Bau. Als das Stuttgarter Schauspielhaus nach seiner Sanierung wieder bezogen werden sollte, stellte sich heraus: Da sind so viele Mängel, dass eine neuerliche Sanierung ansteht. Also musste die Schauspielmannschaft die Spielstätte ein weiteres Mal räumen, die jetzt aktuelle Spielzeit neu planen und einzelne Produktionen in Ersatzspielstätten verlagern.
Familienstück nach Erich Kästner Schauspiel Hannover
Ein Anruf bei der Schwesterbühne Mit Claudia Bauers Inszenierung des „Tartuffe“ hätte das allerdings nicht funktioniert und es sah so aus, als müssten die Künstler ausbezahlt und die Produktion entsorgt werden. Dann kam die rettende Idee: Ein Anruf bei der Schwesterbühne im nordbadischen Mannheim, wo man schnell und unbürokratisch Spielplanpositionen für den „Tartuffe“ im Exil frei räumte. Siehe da: Badener und Schwaben können im Fall der Fälle dann doch miteinander. Bevor aber zu viel Euphorie aufkommen konnte, ging es auf der Bühne des Nationaltheaters zuerst einmal darum, ob Claudia Bauers Inszenierung würde halten können, was sie versprach. Dazu muss man wissen, dass die Regisseurin auf eine Stilisierung der Figuren setzt und in einem von Molière nicht vorgesehenen und letztlich überflüssigen Monolog Orgon (Boris Koneczny) zuerst einmal zum Besten geben lässt, wie beschwerlich das mit dem Reichtum ist und wie dankbar er sich schätzt, mit Tartuffe endlich so einen standfesten Gottesmann an der Seite zu haben. Schon in dieser blassen Ouvertüre will die Inszenierung zu deutlich zeigen, um was es im Folgenden geht. Dann spült es die Familie des reichen Bürgers auf die Bühne, als sei ein gieriger Slapstickschwarm unterwegs. Da wird getänzelt, grimassiert und getönt, was das Zeug hält. Eine Zeit lang ist das ganz lustig, irgendwann hat Claudia Bauer aber wohl aus den Augen verloren, dass so ein stilisierter Wahnsinn nur funktioniert, wenn man ihn schauspielerisch beglaubigen kann. Das Ergebnis: ein immer wieder aufblitzender, alles in allem aber nervtötender „Tartuffe“. Jürgen Berger / Fotos Christian Kleiner
// 1., 14. & 22.12. Nationaltheater, Mannheim
THEATER IM PFALZBAU
Theaterplatz, 67059 Ludwigshafen, Kartentel.: (0621)504-25 58, www.theater-im-pfalzbau.de
DAS WORMSER PROGRAMM HIGHLIGHTS DEZEMBER 2012 / JANUAR 2013 THEATER
SA 08.12.
20.00 UHR
CONCERTS CLASSIC MANAGEMENT, TÜRKHEIM
WEIHNACHTEN MIT FRIEDRICH VON THUN
THEATER
SA 22.12.
20.00 UHR
DI 11.12.
20.00 UHR
THEATER
DO 13.12.
20.00 UHR
BALLETT DER UKRAINISCHEN STAATSOPER KHARKOV
DORNRÖSCHEN
Ballett von Peter I. Tschaikowsky THEATER POETENPACK, POTSDAM
THEATER
FR 28.12.
20.00 UHR
KULTURZENTRUM
SA 15.12
THEATER
SO 16.12.
17.00 UHR THEATER
FR 21.12.
20.00 UHR
MEN IN BLACK – THE GREAT VOICES SHOW
THEATER
CONCILIUM MUSICUM WIEN
18.00 UHR
Unter dem Motto „Tanzen und Singen in Wien“
KONZERT
THEATER
SHOW
Biber Herrmann & Reentko Dirks präsentiert von Ralf Gauck
20.00 UHR
18 Artisten, 7 Gruppen, 14 Nummern
SO 30.12.
ONKEL WANJA
3. WORMSER GITARRENNACHT
DO 03.01. FR 04.01.
PFALZTHEATER KAISERSLAUTERN
ALICE IM WUNDERLAND
Ab 6 Jahren
MIT MICHAEL QUAST UND SABINE FISCHMANN
DON GIOVANNI À TROIS
SILVESTERKONZERT
THE ORIGINAL CUBAN CIRCUS
THEATER
LINDAUER MARIONETTENOPER
20.00 UHR
Operette von lebensechten Marionetten gespielt – hinreißend!
THEATER
THEATER UNIKATE / THEATER BIELEFELD / HAMBURGER KAMMERSPIELE
FR 11.01.
DO 17.01.
20.00 UHR
Oper und Satire vereint
Benjamin Grüter und Sophie Basse.
AGENTUR RÜHSEN, HAMBURG
Das Showspektakel des Jahres auf Europa-Tournee
Drama von Anton Tschechow
17.00 UHR
PYGMALION
Komödie von George Bernard Shaw
Mit dem Franz Liszt Kammerorchester THEATER
THEATERPRODUKTION HOFFMANN-WACKER, HANAU
DIE FLEDERMAUS
MOBBING
INFOS UND TICKETS:
TELEFON: (06241) 2000-450 / WWW.DAS-WORMSER.DE — DAS WORMSER / RATHENAUSTRASSE 11 / 67547 WORMS
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07.11.12 11:20
LITERATUR // INTERVIEW Religionsbeleidigung interessiert Ralf König nicht.
DER COMICBUCHAUTOR RALF KÖNIG
„MIT DEM BIM BAM FERTIG“ LESUNGEN IM DEZEMBER Autoren im Delta 3.12. Jan Weiler, Alte Feuerwache, Mannheim, 20 Uhr 5.12. Beatrice von Weizsäcker, DAI, Heidelberg, 20 Uhr 6.12. Martin Sonneborn, Alte Feuerwache, Mannheim, 20 Uhr 9.12. Rumanja Zacharieva, Café Prag, Mannheim, 17 Uhr 13.12. Liao Yiwu, DAI, Heidelberg, 20 Uhr 20.12. Nora Noé, Kulturhaus, Mannheim, 20 Uhr // Mehr Lesungen: Timer ab Seite 107
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Ralf König zählt zu den wichtigsten Comicbuchautoren Deutschlands. „Elftausend Jungfrauen“ zeigt seinen ganz persönlichen Blick auf die mittelalterliche Märtyrerlegende der heiligen Ursula. Im Dezember liest er daraus im DAI in Heidelberg. MEIER In den letzten Jahren haben Sie sich viel mit religiösen Themen in Ihren Comics auseinandergesetzt. Was fasziniert Sie daran? RALF KÖNIG Die ganze Welt ist im Moment leider, was religiöse Themen betrifft, fasziniert und gern auch beleidigt und das geht natürlich nicht an mir vorbei. Ich habe mich mein ganzes Leben lang kaum für Religion interessiert, obwohl ich katholisch geprägt bin. Aber Religion war auch immer ein Reizthema, ich bin ein schwuler Mann und da kommen nicht unbedingt freundliche Signale aus der Chefetage der Kirchen. Das hat mich beschäftigt und wütend gemacht. Aber jetzt ist auch gut. Nach den „Elftausend Jungfrauen“ bin ich erstmal fertig mit dem Bim Bam. MEIER Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Comic über die heilige Ursula zu machen? KÖNIG Die Idee ist gut 20 Jahre alt. Ich habe ja zuletzt drei Bibeladaptionen gezeichnet und war
eigentlich fertig mit Religion. Aber als ich damals nach Köln gezogen bin, hat mir ein Freund die Ursulalegende erzählt und ich dachte: Wow! Elftausend Jungfrauen! Völlig absurd. Die ganzen Charaktere, die da vorkommen: Könige, der Papst und ein Engel vom Himmel. Und die Kulissen: Köln und Rom und die Alpen und Basel und wo das alles spielt. Und dann die Hunnen – Barbaren zu zeichnen hat mich besonders gereizt. Da hatte ich gleich Bilder im Kopf. Und der Freund, der mir die Geschichte damals erzählte, ist inzwischen der Direktor des Kölnischen Stadtmuseums und plante eine Ursula-Ausstellung, da hat er mich gefragt, ob ich den Comic nun endlich angehen will. MEIER Wo unterscheidet sich Ihre UrsulaGeschichte von der herkömmlichen Legende? KÖNIG Die Ursulalegende als solche gibt ja gar nicht so viel her. Da fährt eine Gruppe Frauen
JOHN JEREMIAH SULLIVAN PULPHEAD
Reportagen. Einblicke in eine rätselhafte Welt: die Vereinigten Staaten von Amerika.
„Pulphead“ ist ein Sammelband mit Reportagen und Essays von J. J. Sullivan, einem amerikanischen Journalisten in der Tradition des „New Journalism“. Einem Stil, den seit Mitte der 60er Jahre Autoren wie Tom Wolfe und Hunter S. Thompson entwickelten. Seine wicht i g s t e n M e rk m a l e s i n d akribische Faktenrecherche, eine sehr subjektive Schreibe und der Einsatz literarischer Techniken inklusive Humor. Sullivan schreibt über christlichen Rock, Höhlenmalerei, Politik, Michael Jackson, Blues und Axl Rose, Tierattacken, seltsame
Forscher und wo es sich in Disney World am besten kiffen lässt. Oder einfach darüber, wie das Haus seiner Familie über Jahre ein Drehort für eine TVSoap war. Also über ein Amerika, wie es in Europa kaum noch erscheint. Verblüffend auch der Umfang der Texte. Er breitet seine Themen meist über 30 und mehr Seiten aus, die in Zeitschriften wie Harper’s Magazine oder GQ erscheinen. All das sind Aspekte, von denen Journalisten hierzulande nur träumen können. „Pulphead“ ist daher ein Juwel alternativen Schreibens. Der deutsche Untertitel „Vom Ende Amerikas“ ist allerdings eine Marketingdebilität – mit dem Inhalt des Buches hat er null Schnittmenge. FIN
// John Jeremiah Sullivan: Pulphead. Aus dem Amerikanischen von Suhrkamp. 416 Seiten. € 20.–
FRITZ RUDOLF FRIES DER WEG NACH OOBLIADOOH Moderner Schelmenroman. Ein anderes Bild der DDR.
Mitte der 60er Jahre schrieb Fritz Rudolf Fries das Buch „Der Weg nach Oobliadooh“, und dieser Roman war nicht nur eine Hommage an Dizzy Gillespie und Charlie Parker, er war selbst Musik, er war sprachspielerisch und leicht und hatte rein gar nichts zu tun mit den ästhetischen Doktrinen des „neuen“ Deutschland. 1966 erschien dieses Buch erstmals, nicht in der DDR, wo der Autor damals noch an der Akademie der Wissenschaften als Romanist arbeitete, sondern in Frankfurt am Main beim Suhrkamp Verlag.
„Der Weg nach Oobliadooh“ ist in mehrfacher Hinsicht ein Solitär der DDR-Literatur: der Roman eines Autors, der die klassische literarische Moderne schon als Kind aufgesogen hatte. Und der seine Prosa gerne wie eine Jazz-Session klingen lassen wollte. Arlecq und Paasch heißen die beiden Hauptfiguren. Sie studieren im Leipzig der späten 50er Jahre Romanistik und Zahnmedizin, sind häufige Gäste in Spelunken, für den sozialistischen Alltag verdorben von den Träumen, die ihnen der amerikanische Soldatensender AFN eingeimpft hat: Sie hören so genannte „Negermusik“, fantasieren sich in wilde Liebesgeschichten, und am Ende scheint doch unvermeidlich die Ehe samt Kindern zu drohen. Ulrich Rüdenauer
// Fritz Rudolf Fries: Der Weg nach Oobliadooh. Andere Bibliothek. 352 Seiten. € 34 .–
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