Februar 2012
PHLHU
PHLHU MUSIK CLUBS KINO BÜHNE ESSEN // LEBEN IM DELTA
Das Magazin für das Rhein-Neckar-Delta meier-online.de
FEBRUAR 2012 2.50 EURO – 30286
Nr.313 | 28. Jahrgang
EventRadar 29 Tage volles Programm!
MUSIK CLUBS KINO BÜHNE ESSEN // LEBEN IM DELTA
Mannheim Interview mit Voice of GermanyStar Rino Galiano Heidelberg Eine Stadt plant sich neu Jobs & Chancen Spaß im Büro: der Co-Working-Trend Infos & Adressen für Jobsucher
Die Katzenberger! Wer ist diese Frau wirklich? Auf den Spuren eines Ludwigshafener Phänomens
32 TITELTHEMA
Internationale Bauausstellung Unter dem Thema „Wissen schafft Stadt“ hat der Heidelberger Gemeinderat den Weg für eine Internationale Bauausstellung geebnet. In einem zehn Jahre andauernden Prozess sollen davon Impulse zur Entwicklung hin zur Wissenschaftsstadt ausgehen. Stuttgarter Architekturstudenten haben schon mal ein paar Ideen dazu am Reißbrett geplant. MEIER hat mit ihnen gesprochen.
Wer ist diese Frau? Daniela Katzenberger ist ein Phänomen. Die 25-jährige Ludwigshafenerin hat eine beispiellose Medien-Karriere hingelegt. Viele finden sie furchtbar. Andere lieben sie, weil sie so authentisch ist. Aber ist die „Katze“, die wir im Fernsehen sehen, wirklich so echt, wie viele denken? Die MEIER -Autoren Julia Hess und Sebastian Riemer trafen eine junge Frau, die voller Leidenschaft sich selbst spielt – aber kein Vollprofi ist.
6 LEBEN IM DELTA
24 MAGAZIN
6 EVENT-RADAR Die Highlights im Februar
24 VOICE OF MANNEM Wie sich das Leben von „The Voice of Germany“- Kandidat Rino Galiano verändert hat – das Exklusiv-Interview.
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8 MAGAZIN Pfennigbasar / Lisa-Maria Seydlitz / Marly / Josef Hader / Halle 02 / Helmut Pape / Abreißzettel / Dorf-Check: Fußgönheim / 24-Stunden-Wurst / Das Projekt „WIR!“ / Valentinstag 16 SHOPPING Smykke / Belezza / Stil-Check: Brit-Chic / News / Fünf in Metallic
20 ESSEN & TRINKEN 20 VERGESST BERLIN Das Ginsburg in Heidelberg 21 FRISCH GETESTET Skyline / Felix Bowling / Zum Jagdhorn, Petersau / Serai in Heidelberg
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26 MAGAZIN
Foto: VOX_99pro media_schoko-auge.de
INHALT // 02-2012
26 NEUE MITTE Stuttgarter Stadtplanungs- und Architektur-Studenten haben einen Masterplan für Heidelberg entwickwelt. 28 HEIMLICH IN HEIDELBERG Auch mehr als ein Jahr nach der Enthüllung ist die Heidelberger Spitzelaffäre nicht geklärt – warum? 29 HOCHZEITSMEKKA MANNEM Ist Ihnen das schon aufgefallen? Mannheim ist zur ersten Adresse für türkische Brautmode geworden. 30 PERKEO LEBE HOOOCH Warum die Einwohner eines Dorfes in Südtirol ihren kleinen, aber berühmten Sohn so lange ignoriert haben.
32 TITELTHEMA: KATZENBERGER 32 WER IST DIESE FRAU? Daniela Katzenberger ist Ludwigshafens heißester Exportschlager seit Helmut Kohl. Sogar der Spiegel findet, sie sei die „authentischste Frau im deutschen Fernsehen“. MEIER war ganz nah dran an der „Katze“.
38 MEIER SPEZIAL: JOBS & CHANCEN 38 CO-WORKING Neuer Trend der Arbeitswelt 40 ZEITMANAGEMENT Interview mit Lothar Seiwert 44 MADE IN MANNHEIM Management-Studium an der HdWM 48 EXISTENZGRÜNDUNG Drei mal drei Leute mit Ideen
54 MUSIK 54 MATTHEW HERBERT Wie der britische Elektro-Popper das Leben eines Schweins in Musik übersetzt hat – jetzt im Karlstorbahnhof. 56 POP Sounds go cinema / Active Child / Burnt Friedman & Jaki Liebezeit / Nostalgia 77 & Hidden Orchestra / Schöner lügen / Laith Al-Deen / Udo Jürgens / DNLB: Danjo-San / Thriller / Firefox AK / Chris Rea / Locas In Love / CD-Tipps / Deng Xiaomei / Wolf Maahn / Zeltinger / Anna Ternheim u.v.m. 66 CLUBLAND London Elektricity / Highlights 68 JAZZ Alexandra Lehmler / Kriests Kolumne 70 KLASSIK Interview mit Michael Kaufmann, dem neuen Intendanten der Deutschen Staatsphilharmonie / Konzert-Tipps
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54 MUSIK Matthew Herbert Der 1972 geborene Brite hat die Intelligent-Dance-Musikszene u. a. als Doctor Rockit, Wishmountain oder Radio Boy ordentlich aufgemischt. Seine „One“-Trilogie aus feingliedrigstem elektronischen Pop hat er just mit der CD „One Pig“ beendet, die nicht nur musikalisch hochspannend ist, sondern tatsächlich auch unseren Umgang mit der Kreatur hörbar macht: die brutale Welt der Schweinefleischverwertung.
98 LITERATUR Literaturfest Lesen.Hören Das Mannheimer Literaturfest geht in diesem Jahr in die sechste Runde. Zu seinen Gästen gehört im Februar unter anderem Lars Brandt. Der 60-jährige Autor, Filmemacher und Maler schrieb 2006 mit „Andenken“, einem Buch über seinen Vater Willy Brandt, einen Bestseller. Sein neuer Roman „Alles Zirkus“ erzählt von einem Ehepaar in Zeiten der Wirtschaftkrise. MEIER hat ihn dazu interviewt.
k TITELFOTO: 99pro/schoko-auge Die MÄRZ-AUSGABE: erscheint am 28.2. // Redaktionsschluss Veranstaltungskalender: 9.2. // Anzeigenschluss: 13.2. // Kleinanzeigenschluss: 15.2.
74 KINO
84 BÜHNE
98 LITERATUR
106 TIMER: TERMINE
74 ALTE MEISTER IN 3 D Martin Scorceses 3D-Spektakel „Hugo Cabret“: eine Verbeugung vor Film-Pionier Georges Méliès und den Anfängen des Kinos.
84 GENERATION NETZWERK Hubert Schipkowskis „Epic 3.0.“ im Heidelberger Zwinger 1
98 LESEN.HÖREN Interview mit Lars Brandt anlässlich des Mannheimer Lesefests
130 Für Schwule und Lesben 133 Fasnachts-Highlights
86 STÜCKE DES MONATS Carla Bruni / I‘m with the band / Furcht und Hoffnung ... / Winterreise / Kunst / Lucia di Lammermoor
99 FRISCHER LESESTOFF Wörtches neue Krimis / Wallace: Alles ist grün / St. Aubyn: Zu guter Letzt / Hessel: Heimliches Berlin / Barnes: Vom Ende einer Geschichte / Ott: Wintzenried / Uslar: Deutschboden
76 FILME DES MONATS Die Unsichtbare / Der Junge mit dem Fahrrad / Moneyball / Dame, König, As, Spion / In Darkness / Die Summe der einzelnen Teile / Ein Sommer in Haifa / Black Gold / Gefährten / Im Reich der Raubkatzen / Young Adult / Zettl / Der Ruf der Wale / Das gibt Ärger / Safe House / Die Thomaner / Sex on the Beach 78 FILMSPIEGEL 9 Kritiker und 17 Filme 80 MOV(I)E ME Joachim Kurz‘ Kino-Kolumne 81 PROGRAMMKINO-TIPPS Der Februar in den Programmkinos
90 SHOW & COMEDY Interview mit Matthias Richling
92 KUNST 92 TEXT-BILD-KONZEPTE Gruppenausstellung in der neuen Mannheimer Stadtgalerie 94 MEHR KUNST Shepard Fairey: Sieh fern! / Private Passions / Schule der Schönheit /
102 KINDER
150 KLEINANZEIGEN 55 67 82 136 160 162
MEIER Präsentationen MEIER Events Abo-Coupon Impressum Verlosungen Spielwiese: Johannes Bayer
102 TIPPS FÜR KIDS Fredrik Vahle / Peter und der Wolf / Märchentage / Dreigroschenoper u. a.
104 SPORT 104 TIPPS & HIGHLIGHTS
96 AUSSTELLUNGSTIMER
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EVENT-RADAR WAS WIR IM FEBRUAR AUF KEINEN FALL VERPASSEN SOLLTEN
Foto: Kunsthist. Museum, Wien
Das Beste im Delta MESSE / Motorbike
Bald geht‘s wieder los: Mit den ersten warmen Tagen werden Motorräder, Custombikes, Quads, Trikes und E-Bikes ausgepackt. Hier gibt‘s das Nötige. 25. & 26.2. Salierhalle, Bad Dürkheim, 9 – 18 Uhr, mehr Info S. 144
CHARITY-FLOHMARKT / Pfennigbasar Der alljährliche FlohmarktWahnsinn: Es ist eng, es ist heiß, es ist stickig – und trotzdem müssen Sie da unbedingt hin. Warum, steht auf Seite 8. 2. bis 5.2. Mannheim, Rosengarten, Vario-Halle, mehr Info S. 8
Frankfurt
AUSSTELLUNG / Kunstkammer des Kaisers in Wien
Tapisserien, Statuetten u. v. m. dokumentieren die Sammelleidenschaft der Habsburger. 26.2. bis 2.9. Reiss-EngelhornMuseen, Mannheim, mehr Info S. 149
Bensheim Worms
Lorsch
Weinheim
Frankenthal Bad Dürkheim
Ludwigshafen
Mannheim
Wachenheim Kaiserslautern Deidesheim
HELGEHUMOR / Helge Schneider
„Rettung naht – Superhelgi auf Tournee“, heißt Helges neues Programm. Ein richtiges Thema, sagt er, gebe es nicht, aber er habe so seine Ideen, „wie es weitergeht mit unserer Erde“. 26.2. Mannheim, Rosengarten, 20 Uhr, mehr Info S. 91
KONZERT/ Popakademie
Beim Tag der offenen Tür gibt‘s was auf die Ohren: zuerst Infos zum Studium, später Indie, Rock und Soul beim Semesterabschlusskonzert. 11.2. Popakademie, Mannheim, 19 Uhr , mehr Info S. 123
Neustadt
Pirmasens
Speyer
Schwetzingen Nußloch Hockenheim
Annweiler Landau Bad Bergzabern
Kandel
Karlsruhe
THEATERTAGE / ORIENTierung
Um den arabischen Frühling geht es in einer Themenwoche im Pfalzbau-Theater mit einer Fotodokumentation, Vorträgen, Lesungen und Rapper El Général aus Tunesien.
ERZÄHLFESTIVAL / Märchentage
SPOKEN WORD / Henry Rollins
KONZERT & LESUNG / Vincent Klink
24. bis 26.2. Theater im Pfalzbau, Ludwigshafen, mehr Info S. 146
5.2 bis 12.2. Mannheim, Capitol, mehr Info S. 103
13.2. Alte Feuerwache, Mannheim, 20 Uhr, mehr Info S. 127
13.2. Nationaltheater, Mannheim, 20.30 Uhr, mehr Info S. 69
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Mannheim verwandelt sich wieder in eine Märchenstadt: Pflichttermin für alle Märchenfans – nicht nur für Kinder.
Große Klappe, viel dahinter: Henry Rollins ist ein Mann des offenen, dabei aber auch klugen Wortes.
Der Stuttgarter Sternekoch tauscht heute den Kochlöffel gegen sein Bassflügelhorn und liest eigene Geschichten.
Heidelberg
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Foto: Decca-Uwe Arens
MEIER verlost Tickets auf Seite 160
KLASSIK / Julia Fischer
Eigentlich wollten wir sie fĂźr unseren „klassischen Fragebogen“ haben, aber die Klassegeigerin hatte keine Zeit. Deshalb jetzt nur ein kleines Foto. 1.2. Rosengarten, Mannheim, 20 Uhr
FASNACHT / Ball der Vampire
Bleiche Haut und spitze Zähne. Erneut wird die Stadthalle Heidelberg zum Ballsaal im Blutrausch. 18.2. Stadthalle, Heidelberg, 20.30 Uhr, mehr Info S. 133
Buchen
KONZERT / Laith Al-Deen
Der Mann mit der Kuschelstimme tourt wieder – und stoppt natßrlich auch daheim in Monnem. Ausverkauft! 3.2. Capitol, Mannheim, 20 Uhr, mehr Info S. 59
Zwingenberg Mosbach
Heidelberg
Sinsheim
EISMUSICAL / Holiday on Ice: Speed
Die erfolgreichste Eis-Show der Welt kommt ins Delta: Sensationelle Artistik, krasse Motorradstunts und groĂ&#x;e GefĂźhle.
LITERATURFEST / Lesen.HĂśren
Autoren lesen, Literaturkritiker moderieren – so ist das erfolgreiche Konzept des Festivals. Dieses Mal mit Antonia Baum (Foto), Lars Brandt u. v. a. 25.2. bis 11.3. Alte Feuerwache, Mannheim, mehr Info S. 98
Foto: Klaus Reinelt
Antonia Baum / Foto: J. Bauer
2.2. bis 5.2. SAP Arena, Mannheim, mehr Info S. 111
CHANSONFEST / SchĂśner lĂźgen
Zum 12. Mal präsentiert das Kulturfenster das „neue deutsche Chansonfest“ z.B. mit Nessi 1000schĂśn, Tim Fischer und Ana Depenbusch (Foto). 3.2. bis 30.3. Heidelberg, mehr Info S. 58
KLEINKUNSTFEST / Carambolage
Auch zum Finale kommen noch einmal groĂ&#x;artige Leute: z. B. Hagen Rether (Foto), Ohne Rolf und Josef Hader. bis 25.2. Heidelberg, mehr Info S. 10 & 91
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MAGAZIN // LEBEN IM DELTA „Wulff wäre an seinem Vergehen gemessen in Österreich nur ein kleiner Fisch“, meint Josef Hader.
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Besondere Beziehung JUBILÄUM / Das Heidelberger Kabarett- und Kleinkunstfestival Carambolage feiert dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag. Wieder mit dabei: der österreichische Schauspieler, Autor und Kabarettist Josef Hader. meier Beim Carambolage-Festival sind Sie zuletzt 2010 aufgetreten. Im Februar spielen Sie dort insgesamt schon zum dritten Mal. Warum kommen Sie eigentlich so gerne nach Heidelberg? josef hader Ich habe zum Veranstalter eine besondere Beziehung, vor allem zu Jörg. Ich kenne ihn noch von früher. meier Sie meinen Jörg Born, der mit Festivalleiterin Dagmar Fiedler zusammen ist? hader Genau. Ich habe ihn vor vielen Jahren in West-Berlin kennengelernt. Ich war damals ein ganz junger Kabarettist und er hat als Veranstalter gearbeitet. Er hat mir meinen ersten Berlin-Auftritt im Mehringhoftheater ermöglicht. Ich spielte damals ein sehr radikales Programm, und in den traditionellen Kabaretttheatern liefen die Leute reihenweise aus den Vorstellungen – falls überhaupt welche ka-
men. In Berlin war das nicht so. Deshalb freue ich mich immer, wenn ich nach Heidelberg komme, weil mich Heidelberg paradoxerweise an Berlin erinnert. Aber ich schätze auch das Festival sehr, weil ein kluges Konzept dahintersteckt. meier Anfang des Jahres hat Deutschland viele erstaunliche Dinge über Christian Wulff erfahren. Hat man sich auch in Österreich über ihn lustig gemacht? hader Wulff wäre an seinem Vergehen gemessen in Österreich nur ein kleiner Fisch. Wir arbeiten nämlich gerade selbst einen Korruptionsskandal auf – einen sehr großen. Der Österreicher registriert aber durchaus mit einer kleinen Befriedigung, dass auch in Deutschland nicht immer alles korrekt abläuft. meier Wulff hat also quasi das deutsch-österreichische Verhältnis verbessert?
Neues Konzept für die Halle 02 KULTUR / Hat die Halle eine Zukunft? Die Macher wollen die Stadt Heidelberg mit einem Restaurant und einem neuen Veranstaltungssaal überzeugen. Einst als temporäres Projekt von den Machern des „atelier kontrast“ gestartet, gibt es die Halle 02 nun schon zehn Jahre – mit zuletzt rund 300 Veranstaltungen und 100.000 Besuchern im Jahr. Doch immer wieder steht der Betrieb des ehemaligen Güterbahnhofs auf der Kippe. Mit der Entwicklung der Bahnstadt in direkter Nachbarschaft zur Halle stellt sich auch
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die Frage nach der Zukunft des Kulturhauses neu. Nun haben die Betreiber ein Konzept vorgelegt, wie die Halle 02 sinnvoll in den neuen Stadtteil integriert werden kann. Ein Restaurant und ein größerer Veranstaltungssaal – etwa für Kongresse – sollen das bisherige Angebot ergänzen. Im Februar berät der Gemeinderat über die Zukunft der Halle 02. Wird die Hal-
hader Nicht nur das. Deutschland kommt auch in Europa so langsam an. In anderen europäischen Ländern ist Korruption schon lange ein Thema. Insofern holt die europäische Realität Deutschland gerade ein. meier Wird 2012 erneut ein Krisen- und Katastrophenjahr, wie manche befürchten? hader Das Positive ist: Angesagte Katastrophen treten meistens nicht ein. Wenn das Jahr rum ist, werden wir im Idealfall sagen: Das Allerschlimmste war der Film „2012“ von Roland Emmerich. Aber falls die Welt 2012 wirklich untergeht, haben wir einen großen Trost: Es wird garantiert nicht so langweilig passieren wie in einem Roland-Emmerich-Film. interview: dimitri taube foto: udo leitner
25.2. Stadthalle, Heidelberg, 20 Uhr, carambolage-festival.de
So könnte sie aussehen: die neue Halle 02.
le zum Motor für eine lebendige Entwicklung der Bahnstadt? MEIER bleibt dran. red
halle02.de, heidelberg-bahnstadt.de
Mannheim, das sind wir! KULTUR / Das Projekt „WIR! Tanz. Musik. Kunst“ soll Mannheims Jugendliche kulturell vernetzen. Und auf die Bühne bringen. Ein Gesamtkunstwerk schaffen – nicht mehr und nicht weniger will „WIR!“. Das Projekt, initiiert vom Büro 2020 und dem städtischen Kulturamt, soll die Mannheimer Jugendlichen zusammenbringen. Und zwar mittels Kultur: Egal ob Musiker, Tänzer oder (bildende) Künstler – die Macher wollen das ganze kreative Potenzial der jungen Leute aus 160 Nationen, die in dieser Stadt leben, verbinden. Und „jung“ wird dabei weit ausgelegt: Ab 12 Jahren geht’s los, aber auch junge Erwachsene sollen mitmachen. Das Fernziel: eine Großveranstaltung im Herbst 2012 – mit Orchester,
Tanz, Live-Malerei und, und, und. Die künstlerischen Leiter Gerburg Maria Müller, Schauspielerin und Regisseurin, und Uli Krug, bekannt als Gründer der Band „Mardi Gras.bb“, werden bei der Suche nach Mitwirkenden von jungen Scouts untersützt, die Kontakt zur „Szene“ haben. Aber hinter „WIR!“ steckt viel mehr als ein Höhepunkt am Ende. Herauskommen soll auch eine „Cultural Map“, also so etwas wie eine „jugendkulturelle Landkarte“ der Stadt. So können die verschiedenen Institutionen, Künstler oder Bands künftig einfacher zusammenarbeiten.
„Ich mache sexy Sachen mit der Pflanze”
Auch Graffiti-Sprayer sind ein Teil von „WIR!“.
Die vielen jungen Kulturschaffenden zu vernetzen ist ein mühsamer Weg: Kulturvereine, Migrantenorganisationen, Orchester, Musikvereine, Jugendtheater, Jugendzentren, Schulen und viele mehr werden kontaktiert, bis die Jugendlichen selbst das Projekt mit Leben füllen. Denn das ist entscheidend: dass möglichst viele – egal ob einzelne Jugendliche oder Gruppen – aktiv mitmachen. „Die Jugendlichen sollen das Projekt zu
ihrem Projekt machen“, erklärt Projektmanagerin Martina Taubenberger. Auch die Pressearbeit übernehmen nach und nach die Jugendlichen des „WIR!“-Mediateams. In Workshops lernen sie fotografieren und texten. Und wenn alles so läuft, wie sich das die Initiatoren vorstellen, könnten Mannheims junge Kreative am Ende sagen: Mannheim, das sind wir! red
wir-mannheim.de
MEIER-Kolumnistin Lia Haubner versteckt sich vor dem Valentinstag.
VALENTINSTAG / Wenn eine rote Rose nicht mehr reicht, wird es gefährlich. MEIER-Kolumnistin Lia Haubner denkt über den Valentinstag am 14. Februar nach. Es gibt viele Dinge, vor denen ich mich seit Jahren fürchte: Selber kochen, Atomkrieg und die Tatsache, am 14. Februar vergeben zu sein. Pärchenmäßige Valentinstags-Verpflichtungen reichen von ehrlich herzlich bis dramatisch einschüchternd, wobei der kreative Blick über den roséfarbenen Tellerrand bei Puffelbär und Pu-
schelmaus immerhin einzigartig ist. Einzigartig erschreckend. In der Praxis bleibt die Totalverweigerung also die logische Option. Das hilft uns allerdings herzlich wenig, wenn der Lieblingsmensch auf einmal New Girl nachspielt und das heimische Wohnzimmer „Ich mache sexy Sachen mit der Pflanze”-singend
in einen nackten Liebes-Todesstern verwandelt. Willkommen auf der dunklen Seite des 14. Februars: Forciert durch jahrelangen Kreativ-Romantik-Druck passieren Dinge, über die wir nie wieder sprechen wollen. Wenn man sich dazu noch anguckt, was prominente Valentinistas auffahren, bleibt es
vermutlich unmöglich, irgendwann auch nur im gesunden Mittelfeld der Romantik-User zu landen. Insgesamt eine erdrückende Vorstellung, die unweigerlich dazu führt, dass wir in Schockstarre auf unserer Couch sitzen und verängstigt die Hand des Lieblingsmenschen ergreifen. Und das ist fast schon wieder romantisch.
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ESSEN UND TRINKEN // FRISCH GETESTET
Hier mal ein Schwätzchen mit dem Barkeeper, dort mal eine schöne Frau kennenlernen: Im Ginsburg kann sich das Heidelberger Volk austoben.
Vergesst Berlin! GINSBURG / Heidelberg ist reicher geworden. Um eine Bar, wie man sie sonst nur aus Metropolen kennt. Das Ginsburg schafft etwas ganz Besonderes: in sparsamem Ambiente eine glamouröse Atmosphäre entstehen zu lassen. Normalerweise schreiben wir an dieser Stelle, was der Wein kostet, wie teuer ein Bier ist oder ob beim Caipi das Mischungsverhältnis stimmt. Bei Ginsburg ist das alles nicht möglich. Weil es keinen Caipi gibt und auch sonst keinen Cocktail. Und weil die Infos auf der Karte schon sehr rudimentär sind. „Pils 2,70 Euro“ steht drauf oder „Longdrinks ab 4,80 0,2“. Mehr nicht. Keine Marke, kein Namedropping mit Winzern, keine Angaben, welcher Saft aus dem Kühlschrank geholt werden kann. Und das ist pure Absicht. Die Ginsburg-Betreiber Matthias Rohr und Roman Losch – in Heidelberg bestens bekannt als Macher von Reichsapfel & Lager – möchten, dass die Menschen ins Gespräch kommen. Miteinander, aber auch über die Theke hinweg mit dem Barkeeper: Welchen Whisky hast du da? Ist der Rotwein aus der Pfalz? (Nein, aus Italien.) Kannst du mir einen Gin-Tonic machen? Gibt es wirklich nichts zu essen und statt Prosecco nur Champagner? (Exakt.) „Wir reisen viel
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und sehen in anderen Städten, dass sich das Publikum wahnsinnig durchmischt“, erzählen Rohr und seine Frau Ulrike Hacker. „In Heidelberg gibt es da ein Defizit.“ Sie wollen, dass sich bei ihnen Studenten genauso wohlfühlen wie Leute, die sich für die Clubs zu alt fühlen, aber trotzdem nicht nur essen, sondern richtig ausgehen wollen.
Basic als Prinzip Dass das Ginsburg scheinbar Widersprüchliches vereint, spürt man schon beim Betreten des Raumes. Die Wände sind aus rohem Beton, für die Einrichtung galt basic als Prinzip. Und dann hängen von der Decke wieder sehr liebevoll auf Flohmärkten zusammengesuchte Fünfzigerjahre-Lampenschirme, die einen krassen Kontrast zu den Werken an der Wand bilden: Sie stammen aus der Serie, in der die Mannheimer Fotografin Sabine Kress dem Rotlichtmilieu ihrer Heimatstadt ein künstlerisches Denkmal gesetzt hat. Nach einem sehr DAS BEWERTUNGSSYSTEM NOCH ÜBEN
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kurzen, mit einem „sehr schlanken Budget“ und mit Unterstützung der Innenarchitekten und Designer Mathias Reuter und Uli Odenwald bewerkstelligten Umbau, hat das Ginsburg Anfang des Jahres eröffnet. Und seitdem sorgt die Lage immer wieder für einen Aha-Effekt: Die Bar ist an der Friedrich-Ebert-Anlage zwischen Bismarckplatz und Juristischem Seminar, das man durch die großen Scheiben sehen kann. Was noch fehlt, ist ein Schriftzug. Der Name Ginsburg bedeutet nichts. Er soll einfach schön klingen. Und ein bisschen auch an Serge Gainsbourg und die Wurzeln seiner einst aus Russland eingewanderten Familie – die damals Ginzburg hieß – erinnern. Denn die Musik des französischen Chansonniers kann hier durchaus mal laufen. Vielleicht aber auch was ganz Anderes. Man darf sich überraschen lassen – immer wieder. nicole hess
Ginsburg, Friedrich-Ebert-Anlage 1, Heidelberg, So bis Do 18 – 2, Fr & Sa 18 – 3 Uhr
DURCHSCHNITT
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GUT
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Authentisch malaiische KĂźche meets Heidelberger Weststadt: das Serai
Im Zitronenland SERAI / Man nehme Kurkuma, Ingwer und Galgant, Chilis, Kokosmilch und Zitronengras und vermenge das Ganze. Fertig ist eine typisch malaiische Marinade. Dazu braucht es geschickte Hände und Erfahrung: Juliah Rais-Morres hat beides.
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ESSEN & TRINKEN AMBIENTE SERVICE
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Die Landschaftsarchitektin, geboren auf der „Goldenen Halbinsel“ und seit vielen Jahren in Heidelberg verheiratet, ist KĂśchin aus Leidenschaft. Seit 1998 betreibt sie das Serai-Catering und hat sich mit dem Restaurant in der Weststadt einen Traum erfĂźllt. Die hellen Räume bezaubern durch harmonische Farbgebung mit frischen Akzenten, bequemem Mobiliar und stimmungsvoller LichtfĂźhrung. Wir beginnen unsere Erkundungstour mit einem Kerabu Mango Salat (â‚Ź 7.–): Mango, Karotten, Schalotten sind hauchdĂźnn gehobelt. Trotzdem entgeht dem Esser nicht, dass er auf harte, grĂźne Mango-Schale beiĂ&#x;t. DafĂźr ist das hausgemachte Mango-Lassi (â‚Ź 2.80) voll-fruchtig erfrischend. Unter den Vorspeisen ist auch das landestypische Fladenbrot Roti Canai zu finden, warm und fluffig, mit einer Portion Dhal-Curry im Dip-Format (â‚Ź 4.90). Die Speisekarte legt dem Gast Satay Wak Rais (â‚Ź10.50) ans Herz, eine Erinnerung an Vater Rais, der in Negeri Sembi-
lan Satay-SpieĂ&#x;e verkaufte. Als Beilage zum zarten HĂźhnerfleisch werden ReiswĂźrfel und grobe Gurken- und ZwiebelstĂźcke serviert, die man aus engen Gläschen angeln muss. Eigentlich hatten wir als Spezialität des Hauses ein Rendang gewählt, aus der KĂźche kam Ayam Masak Kari Nyonya (â‚Ź 14.90), ein HĂźhnchencurry mit frischem GemĂźse und Kartoffeln. Wir nehmen es trotzdem und lassen unsere Sinne von Ingwer und Zimt betĂśren. Inzwischen hat sich die typische Weststadt-Klientel von Baby im Tragetuch bis BusinessOutfit bei Dachsenfranz-Bier ( 0.5l â‚Ź3.60) und Pfälzer Weinen (0,2l ab â‚Ź3.20) eingefunden. Im Service holpert‘s noch ein bisschen, aber alles in allem ist das Serai ein empfehlenswertes Spezialitätenrestaurant. ute hansen
Serai Restaurant, Schillerstr. 28 – 30, Heidelberg-Weststadt, 06221 3543919, Di – Fr und So 12 – 14 und 18 – 22, Sa 17.30 – 23 Uhr, Mo Ruhetag, serai.de
MEIER hat nicht nur Leser, sondern auch Fans!
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MEIER ESPRESSO 2012 // Der groĂ&#x;e Gastro-Guide fĂźr das Rhein-Neckar-Delta
Im Buch- und Zeitschriftenhandel!
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MAGAZIN // INTERVIEW Victory! Moment, soweit sind wir noch nicht. Um „Voice of Germany“ zu werden, muss Rino noch die fünfte Live-Show, das Halbfinale und das Finale am 10. Februar erfolgreich hinter sich bringen. MEIER drückt jedenfalls geschlossen die Daumen.
The Voice of Mannem RINO GALIANO / Der Mann ist phänomenal. Das wissen wir nicht erst, seit er bei der Castingshow „The Voice of Germany“ dermaßen sensationell und spektakulär durchgestartet ist. Seit Jahren entertaint der Mannheimer Schauspieler, Sänger, Komponist und Tausendsassa das Delta – nun hat er im Sturm die Herzen der ganzen Republik erobert. MEIER hat Rino in einem Berliner Hotel aufgestöbert und mit ihm über sein Leben vor, während und nach „Voice of Germany“ gesprochen. meier Rino, wo sind deine Haare geblieben? rino galiano Die sind mir nach dem Tod meines Vaters vor einem Jahr in Büscheln ausgefallen, und da habe ich beschlossen: Jetzt trage ich mit Stolz und Würde meine Glatze. Der Arzt hat damals gesagt, sowas kommt vor. meier Wie viele Interviews hast du in den letzten sechs Wochen gegeben? galiano Unzählige, Radio, Gala, Bild ... Mit denen von Bild hab‘ ich zwei Stunden geredet, und sie druckten alles, nur nicht das, was ich gesagt habe. meier Und was war die dämlichste Frage? galiano „Rino, du hast furchtbar abgenommen, nimmst du Drogen?“ meier Und was hast du geantwortet? galiano Ja, ich nehme Heroin und spritze es mir in den Augapfel. De facto ist es allerdings so, dass wir wirklich unglaublich viel Stress haben, und da kann ich essen, was ich will. Ich scheiße dann halt auch sehr viel (lacht).
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meier Du bist in Mannheim und drumherum seit langem eine feste Größe, und jetzt diese irrsinnige Popularität bundesweit. Was kommt dir unwirklicher vor: dein altes oder dein neues Leben? galiano Das ist ‘ne schwierige Frage. Denn es hat sich zum einen eigentlich gar nichts verändert: Ich tu nichts anderes, als das, was ich auf der Bühne immer mache. Ich habe allerdings ein viel größeres Spektrum an Zuschauern, an Leuten, die mich auch auf der Straße wiedererkennen. Das ist unglaublich. Egal, wo ich hingehe, die Leute sprechen mich mit meinem Namen an. Auf jeden Fall muss ich mein Leben anders gestalten. Das hat mir am Anfang sehr viel Angst gemacht. Ich wollte zweimal einen Rückzieher machen. Und da hat mich der Xavier zurückgehalten und gebatscht. Offengestanden hatte ich schon immer Angst vor großen Dingen und bin auch künstlerisch gesehen immer gerne etwas klei-
ner geblieben. Es mangelte ja nicht an Angeboten. Aber ich bin ein durchaus sehr bescheidener und kleiner Mensch, ich brauche meinen Rückzug. Das hier hat auch meine Beziehung und mein nahes Umfeld sehr verändert. Das hat mir tatsächlich Angst gemacht. meier Und sind die Reaktionen auf dich denn durchweg positiv? galiano Auf der Straße schon, da komme ich offensichtlich sehr angenehm rüber. Im Internet ist das ein bisschen anders. Da gibt es auch Unverschämtheiten und Diskriminierungen. Das finde ich natürlich schlimm, aber das trifft mich jetzt nicht so sehr. meier Spielt dabei eine Rolle, dass du schwul bist und damit ja auch ganz offen umgehst? galiano Ja auch. Ich hab‘ da ja nie einen Hehl draus gemacht, das würde mir auch wirklich schwerfallen (lacht). In dieser Beziehung hab‘ ich wirklich ein starkes Ego, das macht mir nicht so viel aus. Es gibt halt einfach unver-
MAGAZIN // STÄDTEBAU
Neue Mitte STADTPLANUNG / Ein Masterplan für Heidelberg? Nicht weniger als das haben Stuttgarter Studenten entwickelt. Drei ihrer Arbeiten wurden im Rahmen des Bauforums der Firma „Heidelberg Cement“ prämiert. Sehr praktisch: Das etwas sperrige Wettbewerbsmotto „Wissen schafft Stadt“ ist auch Thema der Internationalen Bauausstellung in Heidelberg. Rechts und links vom Neckar streckt sich ein grünes Band. Am Nordufer die Neckarwiese, das Sofa der Heidelberger, auf der gegenüberliegenden Seite urbane Parkromantik mit Grünflächen, Rad- und Fußwegen, kein Auto weit und breit. Was sich im Jahr 2012 noch niemand vorstellen konnte: Bergheim, früher von großen Einfallstraßen zerfurcht, gehört den Fußgängern und Radfahrern, nicht nur am Flussufer. Ein ausgeklügeltes Radwegenetz verbindet die Campus-Standorte Bahnstadt,
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Neuenheimer Feld und Altstadt. Der meiste Autoverkehr wird am Stadtteil vorbeigeleitet, die Magistrale auf der Kurfürstenanlage spielt dabei eine wichtige Rolle. Willkommen in Utopia? Nicht ganz, für diese Vision ist ausnahmsweise mal keine Gruppierung von so genannten Heidelberger Wutbürgern verantwortlich, sondern Studenten aus Stuttgart, die einmal Stadtplaner und Architekten werden wollen. In ihren Entwürfen wird der Verkehr größtenteils aus Bergheim
verbannt. Der Stadtteil soll mit ein paar chirurgischen Eingriffen zum neuen Herzen Heidelbergs gemacht werden. „Heute ist zum Beispiel der Betriebshof ein riesiges Loch in der Stadt“, meint Thorsten Erl. Völlig unpassend für ein Viertel, dem als Scharnier zwischen Bahnstadt, US-Flächen und den verschiedenen Campus-Standorten eine Schlüsselrolle zukommt, so der Heidelberger Architekt und Dozent am Städtebau-Institut der Uni Stuttgart.
MAGAZIN // POLITIK hat wohl über alle Menschen, von denen er mehr als nur den Namen wusste, Akten angelegt, und diese weitergegeben”, sagt Mathias Richter. Mit knapp 100 Personen soll Bromma regelmäßig Kontakt gehabt haben.
Die Gründe, warum der V-Mann Simon Brenner (rechts) in der linken Szene ermitteln durfte, sind bis heute ungeklärt.
Auch Grün-Rot behält die Akten unter Verschluss
Heimlich in Heidelberg SPITZELAFFÄRE / Auch mehr als ein Jahr nach der Enthüllung ist die so genannte Heidelberger Spitzelaffäre noch längst nicht geklärt. Er fiel nicht auf, schien einer von Tausenden zu sein und war doch ein anderer. Nur der Name deckte sich fast mit der Realität: Simon Brenner war in Wahrheit Simon Bromma. In Heidelberg wurde er zum ersten Mal im Herbst 2009 gesichtet. Studierende hatten damals beim Bildungsstreik Hörsaal 14 in der Neuen Uni besetzt. Bromma alias Brenner besuchte dort einen Informationstag und schaute sich um. Er sei zum Studieren neu in die Stadt gekommen, erzählte er. Niemand schöpfte Verdacht. Weshalb auch? Bromma fand Anschluss und begann, sich politisch zu engagieren. In der linken Szene. Er
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lernte dort immer mehr Menschen kennen und beteiligte sich an diversen Veranstaltungen. „Wir haben auch viel privat zusammen gemacht”, erzählt Mathias Richter, Vertreter der Kritischen Initiative Heidelberg. Umso größer war dann auch der Schock, als vor einem Jahr im Dezember während einer Party ein zufälliger Gast meinte, „Brenner” zu kennen. Als Polizist. Am nächsten Tag knöpfte man sich den VMann vor. Es gab ein Konfrontationsgespräch, und Simon Bromma gab praktisch alles zu. Er sei tatsächlich ein Polizeiermittler, damit beauftragt, die linke Szene auszuspionieren. „Er
Eigentlich dürfen verdeckte Ermittler nur zur Vorbeugung von drohenden Straftaten eingesetzt werden. Doch die Frage, warum Heidelberg als Brutstätte des Linksterrorismus angesehen werden muss, bleibt vorerst unbeantwortet. Landespolizeipräsident Wolf-Dietrich Hammann hat in der Angelegenheit eine Sperrerklärung verhängt. Dadurch bleiben die meisten Unterlagen unter Verschluss. Weshalb? Manche vermuten, es könnte in den Akten Hinweise auf weitere Spitzel geben, die vielleicht sogar noch aktiv sind. Die ganze Affäre ist ein Skandal, meinen die Bespitzelten. Man ist vor Gericht gegangen, hat bereits im vergangenen Sommer eine Feststellungsklage eingereicht und will jetzt gegen die Sperrerklärung juristisch vorgehen. Die Chancen auf Erfolg scheinen allerdings eher durchwachsen zu sein. Als Begründung für den V-Mann-Einsatz muss bisher der Fund von Flaschen mit brennbarem Material in einer Wohngemeinschaft im Kraichgau herhalten. Polizeikräfte haben diese bei einer Rauschgift-Razzia entdeckt. Inwiefern dies aber geheime Ermittlungen in Heidelberg rechtfertigt, darüber schweigen die Sicherheitskräfte. „Uns sind schlicht die Hände gebunden”, klagt Polizeisprecher Harald Kurzer. Man könne sich aufgrund der Sperrerklärung und weiteren Vorschriften nicht gegen die Vorwürfe verteidigen. Als Hauptverdächtige stand offenbar die Heidelberger Antifa im Visier. Eine der beiden Zielpersonen war Michael Dandl. „Ich bin dann der Oberterrorist”, meint Dandl lachend. Er und seine Antifa-Mitstreiter beschäftigen sich intensiv mit Aktivitäten der Neonazi-Szene. „Das muss man sich mal vorstellen: Man wirft uns praktisch vor, dass wir recherchieren und aufdecken”, empört sich der Bespitzelte. Die Betroffenen halten der neuen, grünroten Landesregierung vor, sie sei nicht wirklich an einer Klärung der Affäre interessiert. Bei der Aufdeckung waren noch CDU und FDP an der Macht. Der jetzige SPD-Innenminister könnte die Sperrerklärung aufheben, aber er tut es nicht. Monika Gonser vom bündnisgrünen Kreisverband Heidelberg fordert dennoch mehr Aufklärung. „Wir bleiben bei unseren Forderungen und werden es nicht auf sich beruhen lassen.” kurt de swaaf / foto: privat
MEIER SPEZIAL // JOBS UND CHANCEN
Weit mehr als nur Bürogemeinschaft. Denn im „Raumteiler“ bleibt Zeit zu plauschen – auch mal über alles, aber nicht den Job.
INHALT
Co-Working Zeitmanagement Studium nah an der Praxis Jobbörsen und Infotage Neues Kreativzentrum im Alten Volksbad Start-up-App stoppt Kundenkartenflut 100 Ideen an 100 Tagen Adressen für Aus- und Weiterbildung
S. 38 S. 40 S. 44 S. 46 S. 48 S. 50 S. 51 S. 52
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Raumteiler REPORTAGE / „Co-Working“ heißt ein neuer Trend in der Arbeitswelt. Dahinter verbirgt sich eine so simple wie geniale Idee: Freiberufler nutzen gemeinsam einen Arbeitsraum. In Berlin bereits etabliert, kommt das Konzept langsam auch im Delta an. Seit September gibt es auch in Mannheim einen neuen Co-Working-Space. MEIER-Autorin Nicole Heß hat für ein paar Stunden ihr Büro verlegt – zu den Raumteilern, in den „Raumteiler“.
Gemeinsam arbeiten ist schick. Besonders im sanierten Dachgeschoss des Hafenparks Mannheim.
Freiheit ist eine feine Sache. Selbst entscheiden zu können, was, wo, wann, wie viel man arbeitet, anstatt sich durch die eigene Unterschrift unter einem Dokument mit dem Titel „Arbeitsvertrag“ zur Erledigung bestimmter Aufgaben zu verpflichten: Darum wird eine Freiberuflerin oft beneidet. Zu Recht. Aber die Freiheit hat zwei hässliche Schwestern. Sie heißen Einsamkeit und soziale Verwahrlosung. Es mag ungeheuer praktisch sein, sich nicht mal anziehen zu müssen, um morgens mit der Arbeit zu beginnen. Aber das ist eine Falle: Anders als professionell fühlt es sich an, im Schlafanzug mit Geschäftspartnern zu kommunizieren. Auch wenn man das einer EMail zum Glück nicht ansehen kann.
Kein Platz für Eigenbrötler Gedanken, die einem durch den Kopf gehen, wenn man in der Raumteiler-Küche sitzt. Die langen Bierbänke und der Holztisch erinnern mehr an Wohn- denn an Bürogemeinschaft, und die zwei Flaschen Merlot auf dem Tisch sind ein Indiz für potenzielle Geselligkeit nach Feierabend. Hier ist kein Platz für Eigenbrötler. „Es ist auf jeden Fall ein großer Vorteil, wenn man ein offener Mensch ist“, bestätigt Swen Brodkorb, dessen Architekturbüro FAB Architekten den Grundstein für den Raumteiler gelegt hat. „Wir wussten von Anfang an, wenn man nur im eigenen Saft schmort, kommt nicht viel Gutes rum“, sagt er. Deswegen vermieten die Architekten einen Teil ihres Platzes an Werbeleute, ITler, eine Landschaftsarchitektin, einen Fotografen, eine Kindermodendesignerin oder eben an eine freie Journalistin. Im Moment sind noch ein paar flexible Arbeitsplätze – „Flexi-Desks“ – zu haben. Die drei anderen Tische einer Vierergruppe mitten im Raum sind frei, ein Päckchen Salbeitee zeugt aber davon, dass gegenüber mal jemand saß. Sämtliches Equipment zur journalistischen Arbeit ist vorhanden: Tisch, Stuhl, Lampe und Steckdose, ein Kabel, das den mitgebrachten Laptop mit dem Internet verbindet. Kugelschreiber, Block und Mobiltelefon daneben platzieren und die Routine kann be-
ginnen: E-Mails beantworten, Termine planen, die ersten Passagen dieses Artikels formulieren. Das Hintergrundrauschen ist nicht unangenehm. Aber dann klingelt das Telefon. Vielmehr: Es leuchtet lautlos. Eine Auftraggeberin. Was nun? Ob es jemanden stören würde? Andererseits: Man sollte doch an seinem Arbeitsplatz telefonieren können. Weg mit den Hemmungen! „Dein Telefonat habe ich überhaupt nicht mitbekommen“, sagt später Steffi Gaber, die mit ihrem Kollegen die Werbeagentur Südpool bildet. Ungeschriebenes Gesetz: Es wird geduzt. Warum Steffi ihr Büro hier hat? „Ich finde es angenehm, dass man mit anderen kommunizieren kann. Hier bin ich immer gut gelaunt, auch wenn ich morgens mit dem falschen Fuß aufgestanden bin.“ Swen läuft durch und fragt, wer etwas aus dem Supermarkt braucht. Mittags, erzählt er, essen oft alle gemeinsam. Und zwischendurch trifft man sich sowieso in der Küche. Bis das Teewasser kocht oder der nächste Kaffee durchgelaufen ist, ist Zeit für einen kurzen Plausch. Niemand hat was dagegen, wenn man „Networking“ dazu sagt. Ben van Skyhawk ist Fotograf. Er hat früher im Home Office gearbeitet und kennt das Gefühl, zehn Stunden am Stück allein vor dem Rechner zu sitzen. „Seit ich das aufgebrochen habe, bin ich viel lockerer“, sagt er. Er hat zwar auch zu Hause sogar grundsätzlich Schuhe beim Arbeiten getragen, um in eine professionelle Stimmung zu kommen. Der entscheidende Faktor war aber, andere Menschen um sich zu haben. „Der Abstand zu dir selbst objektiviert sich“, hat er festgestellt, „wenn man sieht, dass die anderen auch wichtige Sachen zu tun haben.“ Zu laut ist es ihm eigentlich nie. Und wenn er partout nicht gestört werden will, kann er sich zwei Stöpsel in die Ohren stecken, das Zeichen für „Bitte nicht ansprechen“. Das Gespräch mit Ben ist jetzt auch zu Ende, aber aus anderen Gründen und ohne Ohrstöpsel: Bens Pizza wartet. Und vor allem: eine lange Tafel mit ein paar netten Kollegen, Freiberufler, aber überhaupt nicht einsam. nicole hess fotos: ben van skyhawk, raumteiler
CO-WORKING IM LOFT Früher befand sich in der Industriestraße 35 die erste Bettfedernfabrik Deutschlands, heute heißt das 107 Jahre alte Gründerzeit-Gebäude „Hafenpark Mannheim“ und beherbergt eine Reihe von Unternehmen der Kreativbranche. Im obersten Stockwerk residiert seit September in einem wunderschön sanierten Loft die Bürogemeinschaft Raumteiler. Auf 450 Quadratmetern stehen 24 Arbeitsplätze zur Verfügung, von denen 17 Anfang Januar dauerhaft belegt waren. Wer einen Schreibtisch mit Stuhl, Lampe, Steckdose und Internetnutzung mieten möchte – ein Telefonanschluss kostet extra –, hat zwei Möglichkeiten: Entweder er kauft ein Monatsticket für 261,80 Euro und bekommt dafür einen Schlüssel, mit dem er Tag und Nacht die Tür zum Raumteiler öffnen kann. Oder er nimmt das
Tagesticket für 16 Euro (auch im günstigeren Fünfer- und Zehnerblock zu haben), das ihn zur Nutzung des Platzes von 9 bis 18 Uhr berechtigt. In der Gebühr enthalten ist die Benutzung der Gemeinschaftsküche, der Toiletten, des Besprechungsraums, der Lounge und der Dachterrasse, die einen herrlichen Blick über den Industriehafen bietet. Raumteiler, Industriestr. 35, Mannheim, 0621 4296506, raumteiler-mannheim.de
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MAGAZIN // JOBS UND CHANCEN
Eine App für viele Karten Drei Mannheimer Studenten mussten nicht lange warten, bis sie bei Smartphone-Nutzern punkteten. Denn ihre App „Stocard“ spart Geld und Nerven. Kennen Sie das Gefühl? Sie stehen im Supermarkt ihrer Wahl an der Kasse. Und auf die Frage: „Haben Sie eine Kundenkarte?“ beginnen Sie, sich durch einen Stapel an kleinem Plastik und Papier zu wühlen. Vielleicht werden Sie sogar fündig und kommen in den Genuss von Rabatten und Bonuspunkten. „Muss doch auch anders gehen“, dachte sich David Handlos mit Blick nicht auf den eigenen, aber den Geldbeutel seiner Freundin. Denn der sei riesengroß und prall gefüllt mit jeder Menge Karten. Wie sich die Kundenkartenflut eindämmen lässt – darauf kam David Anfang letzten Jahres zusammen mit seinem Studienkollegen an der Uni Mannheim, Björn Goß. Um ihre Idee zur platzsparenden Aufbewahrung von Kundenkarten zu verwirklichen, holten der Wirtschaftsinformatiker (Björn)
und der BWLer (David) noch einen Softwareentwickler (Florian Barth) mit ins Team. Und seit Juni 2011 steht sie bereit zum Download: die Stocard-App. David zückt das „Demonstrationshandy“, ein derzeit sehr handelsübliches Smartphone, und öffnet die Anwendung. Die Kamera fängt den Barcode auf der Kundenkarte einer bekannten Drogeriekette ein. „Und jetzt kannst du die Karte eigentlich schon zerschneiden“, versichert David mit einem Lachen. Um sie beim nächsten Einkauf einfach zurück auf das Handydisplay zu holen und von dort aus einscannen zu lassen. Wie die Stocard-Erfinder betonen, akzeptieren die allermeisten Geschäfte, Hotels und Airlines die ungefragt digitalisierten Kundenkarten – müssen sie wohl auch, bei inzwischen gut 80.000 Nutzern der App.
TERMINE FÜR EXISTENZGRÜNDER 2012 8.2.
kostenlose Orientierungsberatung der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft für Gründer aus Kultur, Kunst und Medien, jeden zweiten Mittwoch im Monat im Musikpark Mannheim, Anmeldung unter poppke@rkw-kreativ.de kultur-kreativ-wirtschaft.de
1.3.
Eröffnung des Kreativwirtschaftszentrums Altes Volksbad, Eröffnungsparty steigt am 27.3. altes-volksbad.com
2. & 3.3. Gründerinnen- und Gründerzeit
17.4. Heidelberger Innovationsforum, Matching-Plattform für Leute mit Ideen im Bereich IT-Business und Technologie, rechtzeitig bewerben und Partner für Finanzierung, Weiterentwicklung oder Lizenzierung der Geschäftsidee finden heidelberger-innovationsforum.de
18.6. bis 20.6. Finale „Jugend gründet“, ein Online-Wettbewerb für Schüler und Auszubildende, mit Lernmodulen und Planspielen, in die Schlussrunde geht‘s in Wolfsburg, das Siegerteam reist ins Silicon Valley jugend-gruendet.de
im Haus der Wirtschaft Stuttgart, Workshops und Infogespräche mit Unternehmensberatern am Tag, Party mit DJs und Liveacts am Abend gruenderzeit-bw.de
13.10. Ignition, Existenzgründermesse mit rund 75
19.3. Mannheimer Gründergespräche
Die regionalen IHK-Niederlassungen bieten über das gesamte Jahr immer wieder Vorträge, Workshops und Seminare zum Thema Existenzgründung an. rhein-neckar.ihk24.de, pfalz.ihk24.de
für Studenten der Uni Mannheim, aber auch alle anderen Existenzgründer, Schloss (Saal O 138) institut-fuer-mittelstandsforschung.de
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Ausstellern und 20 Workshops in Mainz ignition-mainz.de
Die Stocard-Macher: David Handlos, Björn Goß, Florian Barth (v.l.).
Mittlerweile studieren Björn und David an der London School of Economics und haben kürzlich die englischsprachige Version der Stocard veröffentlicht: „In den letzten Tagen vor dem Release hat sich unser Tagesrhythmus schon so auf ‚Arbeiten bis früh um sechs, schlafen bis um neun‘ eingepegelt“, berichtet Björn. Wie viel Zeit sie insgesamt in die Entwicklung ihrer App gesteckt haben? Björn und David lachen: „Lässt sich in Arbeitsstunden ausgedrückt schwer sagen. Fest steht nur: sehr viel!“ Hört sich nach einem soliden Arbeitspensum an, für das die Stocard-Erfinder bis heute vor allem viel Anerkennung erfahren haben. So kürte Apple (Ja, Apple!) die Stocard zu einer der besten Apps des Jahres 2011. Lohn für die Arbeit in seiner reinsten Form, sprich: Geld, haben die drei aber noch nicht eingestrichen. Denn: Die App ist kostenlos und wird es für Kundenkartennutzer auch bleiben. Gewinn bringen sollen allein die Kartenanbieter. Sie sollen die App schon bald nutzen, um ihre Kunden beim Betreten des Geschäfts auf Verkaufsaktionen hinzuweisen. Um damit jede Menge Kosten für Infopost zu sparen, was ihnen nach Rechnung der Stocard-Macher das ein oder andere Provisionsprozent wert sein dürfte. Das Wissen zur Gründung ihres Start-ups – zunächst als Mini GmbH – haben sich David, Björn und Florian in Blogs angelesen (siehe Info unten). Nach Abschluss des Studiums wollen sie das Unternehmen Stocard aber in größerem Rahmen aufziehen und hauptberuflich an ihrer App arbeiten. „Die Gespräche mit möglichen Investoren laufen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass es mit unserer eigenen Firma klappt“, sagt David, „aber natürlich muss das eine lukrative Option sein.“ Wobei die StocardMacher neben dem finanziellen auch den Gewinn an Arbeitszeit im Blick haben. „Wir fiebern darauf hin, die Stocard endlich in Vollzeit optimieren zu können“, meint Björn, „mit der Erwartung, dass eine weiter verbesserte App dann noch einmal richtig einschlägt.“ t. kleinecke / foto: stocard
Mehr Infos: stocard.de Blogs für Start-ups – Stocard empfiehlt: gruenderszene.de, foerderland.de, deutsche-startups.de, venturehacks.com
MUSIK // CLUBLAND
Auf dieser Station wird Ihnen garantiert geholfen.
Hospital for broken beats LONDON ELEKTRICITY / Ende der Neunziger hießen London Elektricity den Jazz im Drum‘n‘Bass willkommen. Jetzt ist Tony Colman als DJ zurück.
London Elektricitys „Pull The Plug“ war eine der Platten, die Drum‘n‘Bass den Weg aus der selbst verschuldeten Krise wiesen. Der Reggae-Einfluss im Jungle war 1999 mausetot und die Abstecher in Richtung Techno und Industrial nicht jedermanns Sache. Das Elektricity-Debüt hinterließ haufenweise offene Münder und eröffnete mit dem konsequenten Einsatz von Kontrabass, Bläsern, E-Gitarren, Streichern und dem umwerfenden Jazz-Gesang von Liane Caroll einer ganzen Generation von Clubgängern neue Welten. Das Debüt auf Hospital Records war nur der Anfang einer Welle, die sich unter Namen wie Liquid Funk bis heute großer Beliebtheit erfreut und dem Label einen der oberen Plätze auf der Trend-Skala beschert. Beinahe hätte sich der Erfolg umgekehrt, als Chris Goss seinen Bandkumpel Tony Colman 2002 allein ließ, um sich auf die Labelarbeit zu konzentrieren. Colman machte aus der Not eine Tugend und holte die an „Billion Dollar Gravy“ be-
teiligten Musiker ganz in die Band: Die DJ-Musik Drum‘n‘Bass wurde plötzlich von einer Liveband gespielt. Ein Konzept, das aufging und London Elektricity auf Bühnen brachte, die für Clubmusik ansonsten unerreichbar schienen. Trotz des Erfolges erklärte die Band Ende 2005 plötzlich, auf weitere Auftritte zu verzichten. Seither wird London Elektricity als DJ-Solo-Projekt fortgeführt. Musikalisch hat sich nicht viel geändert: Die Alben versprühen jede Menge Funk-, Jazz- und SoulVibes und werden Colmans Inspirationsquellen wie Brian Eno und Herbie Hancock jederzeit gerecht. Dabei ist der künstlerische Anspruch nicht nur auf die Musik beschränkt: Zum Album „Yikey!“ gab es Videos als Zugabe im Netz. Seine Sets enthalten nicht nur ähnlich gelagerte Stücke anderer Hospital-Künstler, sondern heben den Blick auch über den eigenen Tellerrand hinaus, so dass man dem Auftritt bei Carnival Fever gespannt entgegensieht. jt
4.2. Halle 02, Heidelberg, 22 Uhr
C LU B-H I G H LI G HTS
Violett
Accommodation
Fact or Fiction
Karotte B-Day
Nicht nur Telenovelas zählen zu den Exportschlagern Argentiniens, auch Violeta Torres gehört dazu. Immerhin hat sie sich bis in den DJ-Olymp gespielt. Ihre minimalen, „Chicago House“lastigen Sets funktionieren auf der Tanzfläche und bescherten ihr schon Gigs mit Ellen Allien oder Monika Kruse. Britische Unterstützung kommt von Chris Stanford.
Die Stoffwechsel-Galerie im Jungbusch holt nicht nur StreetArt in Räume, sondern belebt auch den unterbewerteten Ausgehtag Donnerstag. Gastgeber LO holt mit Gästen aus London, Tokyo oder L.A. neue Sounds in die Stadt. Neben Jazz, Electronic Music, Nu Soul, Hip Hop, Ambient und Experimental liebt man den frühen Beginn.
Nach dem gelungenen Start letzten Monat geht Fact or Fiction dieses Mal mit Lopazz und Casio Casino weiter. Hinter Lopazz verbirgt sich der Heidelberger Stefan Eichinger, der seit den 90ern Techno-Fans bereichert. Als Mit-Ini -tiator der Reihe lebt er elektronische Musik und stellt sie in den Mittelpunkt des Abends.
Peter Cornely zählt zu den Stars der elektronischen Szene. Er ist nicht nur regelmäßiger Gast auf der Time Warp, sondern feiert auch traditionell seinen Geburtstag heimatverbunden im Loft. Als Unterstützung bringt er immer einen Live-Act mit: dieses Mal Pan-Pot, die mit „Captain My Captain“ die Tanzenden zum Ausflippen brachten.
17.2. Disco Zwei, Mannheim, 23 Uhr
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9.2. Galerie Stoffwechsel, Mannheim, 19 Uhr
11.2. Karlstorbahnhof, Heidelberg, 24 Uhr
Beginner Soundsystem 2.0 Die spaßige Fraktion des Hip Hops kam 1998 aus dem hohen Norden. Das Beginner-Trio um Jan Delay, Denyo und DJ Mad verpasste mit Bambule dem Hip Hop nicht nur eine ordentliche Portion Humor, sondern auch einen sehr lockeren Hüftschwung. Die Solo-Pfade brachten Jan Delay viel Ruhm, während die anderen beiden als Beginner Soundsystem 2.0 mehr Beachtung verdienen. Sie verstecken sich nicht hinter den Plattentellern und legen den Fans ihre feine Mischung aus Hip Hop, Classics, Funk, Reggae, Pop und Elektro in den Schoß. Der Qualitätscheck erfolgte beim 40-Jahre-Torch-Special. Testurteil: Hingehen!
3.2. Halle 02, Heidelberg, 22 Uhr
18.2. Loft, Ludwigshafen, 23 Uhr
MUSIK // JAZZ
Spielt nicht nur hervorragend Saxophon, sondern kämpft auch politisch für den Jazz: Alexandra Lehmler.
Man darf nicht locker lassen ALEXANDRA LEHMLER / „No Blah Blah“, weiß auf rotem Grund, dazu eine ins Auge fallende grasgrüne Gesamtoptik. Understatement sollte man zumindest der Grafik, die das Cover des neuen, dritten Albums der in Mannheim lebenden Saxophonistin und Bandleaderin Alexandra Lehmler gestaltet hat, nicht vorwerfen können. Im Februar wird das gelungene Album live präsentiert – Grund genug für zumindest etwas „Blah Blah“ zur aktuellen Situation des jungen Jazz. meier Auf dem Cover deiner neuen CD „No Blah Blah“ siehst Du ein wenig aus wie die kleine Schwester von Nils Landgren. Der trägt auch gerne rote Overalls bei der Arbeit. alexandra lehmler Ehrlich gesagt war mir das nicht bekannt. Nils Landgren spielte gar keine Rolle bei der Auswahl des Overalls. meier „No Blah Blah“ zieht gewissermaßen eine Bilanz Deiner letzen Jahre, weil alle Musiker Deiner Band und noch ein paar Gäste darauf zu hören sind, oder? lehmler Das könnte man so sehen. Es sind die Musiker zu hören, mit denen ich in den vergangenen zehn Jahren gearbeitet habe, und zwei Gäste, nämlich Frank Möbus an der
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Gitarre und Michael Flury an der Posaune. meier Du bist gerade auf Deutschland-Tour, die dich von Ratzeburg im Norden bis nach Villingen-Schwenningen im Süden führt. Werden Du und Deine Musik schon bundesweit wahrgenommen? lehmler Ich glaube, man muss den Schritt wagen und versuchen, aus der nur regionalen Wahrnehmung rauszukommen. In der Mitte Deutschlands spielen wir ganz selten: Wir spielen entweder ganz im Norden oder hier bei uns in der Region. Das hat wohl mit den Kontakten zu tun, die man selbst knüpft. Noch sind wir keine deutschlandweit bekannte Band, aber wir arbeiten daran.
meier Wie arbeitet man daran? lehmler Durch Stetigkeit! Man darf sich nicht auf vermeintlichen Lorbeeren ausruhen wollen. Man darf nicht locker lassen, sondern muss dranbleiben. „No Blah Blah“ bekommt mehr Medienresonanz als unser erstes Album. meier Was natürlich auch mit der bekannten Promotion-Agentur zusammenhängen könnte, die du diesmal engagiert hast. lehmler Das mag da reinspielen. Aber das ist nun schon unsere dritte CD, und wir haben uns, glaube ich, auch schon ein bisschen Aufmerksamkeit erspielt. Wir spielen jetzt immerhin schon sieben Jahre in dieser Formation zusammen und waren viel unterwegs.
KINO // FILM DES MONATS Keine Angst, Scorsese wird Hugo nicht hängen lassen. Der soll ihn ja schließlich zu Georges Méliès führen!
Alte Meister in 3D FAMILIENFILM. HUGO CABRET / Martin Scorseses visuell aufregender Film gibt sich zuerst ganz und gar als leicht mystisch aufgeladener Abenteuerfilm für Kinder aus, um nach und nach die Richtung zu wechseln: Am Ende ist das 3D-Spektakel eine tiefe Verneigung vor den rauen, begeisterten Anfängen des Kinos und insbesondere vor seinem Protagonisten Georges Méliès. 74 / / M E IE R 02 – 12
Hugo Cabret (Asa Butterfield) ist ein Waisenjunge, der es sich – wir schreiben die späten 1920er Jahre – in den Gemäuern eines Pariser Bahnhofs halbwegs häuslich eingerichtet hat. Von seinem Vater (Jude Law), einem Uhrmacher, hat er nicht nur viel Wissen über dieses Handwerk geerbt, sondern auch einen Automaten, einen mechanischen Menschen, der offenbar schreiben kann. Vermutlich hat er einmal einem Zauberer gehört, und wenn Hugo ihn nur reparieren und sein Uhrwerk aufziehen könnte, würde er vielleicht eine Botschaft seines Vaters offenbaren ... Scorseses Film beruht auf dem Roman „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ von Brian Selznick, schon das ein sehr hybrides Buch, eine Mischung aus Graphic Novel und konventioneller Erzählung, in dem ganze Szenen der Geschichte nicht über Text, sondern ausschließlich über schweigsame Bilder transportiert werden, monochrome Zeichnungen und gelegentliche Filmstills. Visuelle Zurückhaltung ist freilich Scorseses Sache nicht; stattdessen lässt er ein fantastisches Paris auferstehen, in dem die kalte Winternacht draußen in eisigen Blautönen, das Innenleben des Bahnhofs aber warm in braun, rot und gold leuchtet. Selbst Patina- und Rostflecken scheinen da noch zu glänzen. Die Oberflächen wirken hier immer etwas zu poliert, die Maschinen etwas zu glatt laufend – das ist, vor allem im ersten Drittel des Films, in dem Uhrwerke und Mechanismen eine sehr große Rolle spielen, oftmals wie Steampunk ohne Punk: eine bewusst romantisierende Version der Vergangenheit, in der die glänzenden Maschinen ihre Unschuld noch nicht verloren haben. An diesen Stellen wird deutlich, wie sehr der Regisseur sich nur für die Oberfläche der Dinge interessiert, denn die Antithese zu dieser Unschuldsvermutung, der Erste Weltkrieg mit seinem mechanisierten Morden, ist dem Film ebenso fest eingeschrieben als Zäsur in den Lebenswegen der Figuren, die er auffächert; man hat fast den Eindruck, Scorsese versuche das aus den Bildern zu tilgen, indem er vom Krieg nur Bilder zeigt, in denen Maschinen keine Rolle spielen. Im Bahnhof treffen sich lauter kleine Lebens- und Liebesschicksale, die Scorsese als skurrile Seitenstränge seiner Erzählung à la Amelie einführt, dann aber recht stiefmütterlich behandelt: Der Bahnhofsvorsteher (Sacha Baron Cohen) verehrt die Blumenverkäuferin (Emily Mortimer); zwei Stammgäste des Bahnhofslokals (Richard Griffiths, Frances de la Tour) finden nicht zueinander. Hugo immerhin freundet sich mit Isabella (Chloë Grace Moretz) an, ebenfalls ein Waisenkind, deren Pate und Ziehvater Papa Georges (Ben Kingsley) einen kleinen Spielzeugladen im Bahnhof betreibt und mit dem Hugo in Konflikt gerät, als er versucht, mechanische Teile zu entwenden, um den Automaten seines Vaters zu vervollständigen. Der Maschinenmann ist schließlich das Scharnier, an dem die Geschichte die Richtung wechselt – sobald die Kinder Papa Georges mit dem vergessenen und totgeglaubten Georges Méliès identifizieren können, wird deutlich, welche Richtung Selznick mit seiner Erzählung nehmen wollte, und wohin Scorsese mit aller Kraft strebt: hin zu einer Feier und Lobpreisung von Méliès‘ Kino.
„In meinem Filmstudio werden deine Träume gemacht“, lässt Scorsese sinngemäß Méliès in einem Rückblick zu einem kleinen Jungen sagen (und später ist es das Knattern eines Filmprojektors, der den verbitterten Méliès aus der Reserve lockt), und der große Meister des Gegenwartskinos gibt uns mit all seiner Macht und Bildgewalt zu verstehen, welche Bedeutung wir seiner eigentlichen Hauptfigur zuschreiben sollten. In einer Szene, in der sich Méliès vor seinem Studio ablichten lässt, spielt Scorsese sogar selbst den Fotografen: der Regisseur als Hüter der Filmgeschichte, in dessen eigenen Bildern immer die Vergangenheit mit zu sehen ist. Das ist toll und kraftvoll und etwas anmaßend; leider aber wird es dann auch behäbig, belehrend und ein wenig leblos. Hugo Cabret liefert dem Zuschauer im Grunde eine Selbstanalyse, als Hugo seiner Freundin erzählt, wie er die Welt sieht: als große Maschine, in der jedes Teil seinen Platz und seine Funktion habe, auch er, auch Isabella. Schon in der allerersten Einstellung des Films hatte man den Eindruck, dass Scorsese sich eine solche Weltwahrnehmung zu eigen gemacht hat, als er ein dahintickendes Uhrwerk per geschickter Überblendung in die Stadt Paris verwandelt.
Eine Reise durch die Möglichkeiten der Leinwandzauberei Das Mechanische spiegelt sich auch im Dahinschnurren der Geschichte, die in der zweiten Hälfte flüssiger, aber vorhersehbar wird – was fehlt, ist der Funken, der den Zahnrädchen Leben verleiht. Die zum Teil großartigen Schauspieler wollen ihn nach Kräften leuchten lassen, und man sieht ihn in den Augen von Kingsley und Helen McCrory (als Méliès‘ Frau und Muse), man erahnt ihn im abenteuerlustigen Grinsen von Moretz. Aber die Geschichte von Hugo und Isabelle (und ihre Beziehung zueinander) bleibt eine leblose, funktionale Angelegenheit, die den Zuschauer nicht und, wie das Finale zeigt, Scorsese nur aus rein narrationsmechanischen Gründen interessiert. Und so bleibt von „Hugo Cabret“ ein Staunen über die Kraft des Kinos, eine weitgehend atemberaubende Reise durch die Möglichkeiten der Leinwandzauberei von damals und heute, die sich ihre Faszinationskraft auch mit einiger Romantisierung erkauft. So präsentiert der Film den Niedergang Méliès‘ hauptsächlich als Folge des Ersten Weltkrieges, während doch die Herausbildung eines sehr kompetitiven Filmgeschäfts – nicht zuletzt durch Konkurrenz aus Amerika – mit ein wesentlicher Grund dafür gewesen sein dürfte, dass Méliès in Schwierigkeiten kam. Aber letztlich ist das auch egal: Scorsese möchte mit Hugo Cabret dem großen Georges Méliès ein Denkmal setzen und uns alle dazu bringen, seine Filme anzusehen. Und das gelingt, sehr sogar: Nichts möchte man mehr, als sich sogleich ganz dem alten Magier hinzugeben. Allein, wo bleiben die Retrospektiven? rochus wolff
Start: 9.2.2012; USA 2011, R: Martin Scorsese, D: Asa Butterfield, Chloë Grace Moretz, Sacha Baron Cohen, Ben Kingsley, Jude Law, Ray Winstone
DER MEISTER DER SPECIAL EFFECTS GEORGES MÉLIÈS (1861-1938)
Méliès war Sohn eines Schuhfabrikanten, interessierte sich aber mehr für Kunst, als für den väterlichen Betrieb. Studieren durfte er das nicht, sondern wurde stattdessen für ein Jahr nach England geschickt, was sicher seine Sprachkenntnisse verbesserte, aber auch sein Interesse an Bühnenzauberei und Illusionstechnik verstärkte. Der berühmte Magier David Devant hat ihm darin eine Art Grundausbildung verschafft, im Gegenzug hat Méliès für Bühnendekorationen gesorgt. Nach seiner Rückkehr hat er dann doch in der Fabrik des Vaters gearbeitet, als sich allerdings die Gelegenheit bot, seinen Anteil an seinen Bruder zu verkaufen, hat er die Möglichkeit genutzt. Mit dem Erlös hat er dann von der Witwe des Zauberers Houdin dessen Theater gekauft. Seine erste Begegnung mit dem Film wird auf den 28. Dezember 1895 datiert, als er eine Aufführung der Brüder Lumière besuchte. Sein sofortiges Angebot, ihnen die Apparate abzukaufen, wird ausgeschlagen, aber innerhalb eines Jahres ist Méliès in der Lage, selbst Filme herzustellen. Er baute sich ein eigenes Studio und spielte dort so ziemlich jeden Trick durch, von dem die Erzählweisen des Kinos noch heute leben. Die Erfindung von Stop-Motion, Doppelbelichtungen, Überblendungen werden ihm neidlos zugesprochen. Die strikte Gegenüberstellung seines „erfindenden“ Kinos und des „dokumentierenden“ der Brüder Lumiére dagegen, gern zur filmtheoretischen Pointierung genutzt, löst sich im Zuge der genaueren Analyse allerdings auf. 1912 war Méliès‘ Produktionsfirma am Ende, er hat danach tatsächlich , wie im Film gezeigt, einen kleinen Spielzeugladen geführt, bis zu seiner überraschenden Wiederentdeckung 1931. Sein Grab, er starb 1938, befindet sich auf dem Friedhof Père Lachaise. Viele von den etwa 200 noch erhaltenen Filmen kann man im Netz finden. Besser ist die schöne Zusammenstellung auf 6 DVDs in der „Edition Filmmuseum“. gl
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MEIER // ABO
Das MEIER-Paket PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU PHLHU ZAZ Das Magazin für das Rhein-Neckar-Delta meier-online.de
Das Magazin für das Rhein-Neckar-Delta meier-online.de
MÄRZ 2011 2.50 EURO – 30286
MAI 2011 2.50 EURO – 30286
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APRIL 2011 2.50 EURO – 30286
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JUNI 2011 2.50 EURO – 30286
JULI 2011 2.50 EURO – 30286
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AUGUST 2011 2.50 EURO – 30286
Das Magazin für das Rhein-Neckar-Delta meier-online.de
Das Magazin für das Rhein-Neckar-Delta meier-online.de
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BÜHNE // THEATER
Autor Hubert Schipkowski gelingt es, die abstrakte Webwelt in eine Story zu verpacken. Geht es aber darum, was die Figuren miteinander zu tun haben könnten, wird die Luft dünn.
Und ewig lockt die Ostsee GENERATION NETZWERK / Hubert Schipkowskis „Epic 3.0“ wurde in Heidelberg uraufgeführt. Es ist der Versuch, einer Welt Leben einzuhauchen, die so virtuell ist, dass die Menschen hinter den Internet-Programmen zu verschwinden drohen. Beginnen wir mit dem so genannten FOAF. Mit dem „Friend of a Friend” landet man mitten in der Facebook-Gemeinschaft und jetzt auch im Stück eines 39-jährigen Berliner Autors, der von Hause aus Konzertgitarrist ist, unter anderem an der Deutschen Staatsoper unter den Linden engagiert war und bereits Kurzprosa und Drehbücher vorgelegt hat. „Epic 3.0” ist nun Hubert Schipkowskis erstes Theaterstück und der Versuch, einer Welt Le-
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ben einzuhauchen, die so virtuell ist, dass die hier agierenden Menschen hinter den Internet-Programmen zu verschwinden drohen, die sie schreiben oder nutzen. Thees zum Beispiel hat gerade so ein „Freund eines Freundes”-Programm optimiert, sein Verhältnis zu Frauen dagegen ist suboptimal. Eigentlich kennt er sie nur aus dem Fernsehen. Dafür etabliert er zusammen mit Falk und Hagen ein soziales Cybernetz-
werk, das sich „JLP – Jonte, Linus Pelle – die Freunde, die du nie hattest” nennt. Damit wenigstens etwas weibliches Leben in diese Welt der jungen Start-Up-Männer kommt, gibt es auch noch Anna, die wohl mit Hagen zusammen ist und verzweifelt einen Job sucht, den sie von einem gewissen Herrn Wolfowitz dann auch bekommt. Der wiederum ist „Chef des weltgrößten Technologiekonzerns” und ein Wolf im Pelz des Investors. Man ahnt, dass
Foto: Bettina Müller
BÜHNE // THEATER
Ein Männertrio streitet um den Wert einer monochromen Fläche.
Vier Schauspielerinnen widmen sich Jelineks Textmasse.
Wortspielerisch WINTERREISE / Der neue leitende Regisseur Jan Philipp Gloger inszeniert in Mainz Elfriede Jelineks neueste Textfläche. fffff Die Uraufführung besorgte Johan Simons an den Münchner Kammerspielen. Diese Saison nun wird Elfriede Jelineks „Winterreise” von vielen Theatern nachgespielt. Zu den ersten im Jelinek-Reigen zählt das Mainzer Staatsschauspiel, dem der neue leitende Regisseur Jan Philipp Gloger kurz vor Weihnachten eine besondere Bescherung präsentiert hat. Gloger hat die widerständige Textmasse, die sich vornehmlich diesem sturen, zum Tod hin drängenden Wesen „Zeit” widmet, mit vier Schauspielerinnen und einem Konzertflügel besetzt. Die Schauspielerinnen spielen all die Empörung und Ironie, die man angesichts der unerbittlich verstreichenden Zeit empfinden kann. Und der Konzertflügel? Er steht wuchtig im sonst leeren Raum und ist eine Wundertüte, die unter anderem ein Gefängnis für eine der Schauspielerin-
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nen sein kann, die in diesem Fall Natascha Kampusch ist. Jan Philipp Gloger überrascht mit pfiffigen Ideen. Eine der Schauspielerinnen zum Beispiel setzt sich an den Flügel und spielt Schubert. Die Etüde für ein präpariertes Klavier ist natürlich ein Fake, plötzlich aber rutscht sie nach links zu den hohen Tönen. Und siehe da: Aus den Tasten des Klaviers wird eine Schreibmaschine und aus der Pianistin Elfriede Jelinek die Autorin. Zu ganz großer Form laufen Monika Dortschy, Johanna Paliatsou, Lisa Mies und Karoline Reinke in den Textpassagen auf, in denen Elfriede Jelinek zur Autorinnenbeschimpfung ausholt. Man denkt, das könnte ruhig noch ein Weilchen so weitergehen. Nach den üblichen 90 Minuten ist aber doch alles vorbei. jürgen berger
2., 5. & 26.2. Staatstheater, TiC Werkraum, Mainz
Mafiotische Familienstrukturen gibt es bis heute.
Kunst
Lucia di Lammermoor
Derbe Komödie. Yasmina Rezas „Kunst“ in Heidelberg.
Belcanto-Oper. Des Wahnsinns fette Beute.
fffff
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Drei Männer und ein Bild, mehr brauchte sie Mitte der 1990er Jahre nicht, um schlagartig berühmt zu werden. Serge ist Yasmina Rezas feinsinniger Dermatologe, der sich dieses monochrome Bild zugelegt hat, an dem die Geister sich scheiden. Vor allem Marc ist nicht einverstanden, der selbstgerechte Ingenieur. Und Yvan, der dritte im Bund der Männerfreundschaft? Er ist Handlungsreisender und konfliktscheu und schweigt vorerst. Regisseur Thomas Goritzki hatte einen eher derben Theaterabend im Sinn und gibt dem Komödienaffen immer mal wieder zu offensichtlich Zucker. Zuerst einmal fängt alles ganz feinsinnig mit Stefan Reck an, der all jene Gesten performt, die man im Kreis der besserverdienenden Sammler parat haben sollte. Scharf davon abgehoben ist Olaf Weißenberg als Marc, der derart am Rande des Herzinfarkts agiert, dass man kapiert, warum in Theatervorstellungen immer ein Arzt anwesend sein sollte. Bliebe noch Steffen Gangloff, der eine schön kalkulierte Heulsuse ist. Er hält das durch bis zum vermeintlichen Ende der Männerfreundschaft. Da nimmt Marc dann einen Filzstift und malt auf monochrome Fläche einen aus dem Bild verschwindenden Mann. Das könnte ein willkürlicher Akt sein. Da wir aber in einer Boulevardkomödie sind, ist die Farbe natürlich abwaschbar und am Ende alles wieder gut. jürgen berger
Die Mannheimer Opernfreaks lassen sich kein X für ein U vormachen. Während sich das Regie-Team um Christian Pade bei der Premiere in Dortmund im letzten März einiges Missfallen anhören musste, regte sich bei der Mannheimer Premiere der Koproduktion weder Unmut noch besondere Zustimmung. Zu recht, möchte man sagen, denn diese Inszenierung macht eigentlich nichts falsch, bietet ordentliche Arrangements, solide Personenführung und ein interessantes „architektonisches“ Objekt auf der Drehbühne, mit deren Hilfe die Abläufe flott und reibungslos organisiert werden können. Man wollte halt zeitlos sein und garniert Donizettis Mittelalter mit ein bisschen Risorgimento aus der Entstehungszeit und ein paar szenischen Modernismen. Das ist absolut in Ordnung. Und fatale Ehrbegriffe wie mafiotische Familienstrukturen soll es ja bis heute genauso geben wie ekklesiogene Neurosen. Recht unentschieden kommt das dennoch daher, gern auch in Form von eher unbeholfenem Rampensingen, was dafür aber bekanntlich der Synchronisierung mit dem Graben zugutekommt. Der neue Kapellmeister Joseph Trafton und das Nationaltheaterorchester erreichen dort einen mehr als ordentlichen Belcanto-Sound, während die Palme auf der Bühne Christina Rümann gebührt, die in den ersten Vorstellungen für die beiden erkrankten hauseigenen Lucias eingesprungen war. iw
9. & 10.2. Theaterkino, HD
12.2. Nationaltheater, Mannheim
KUNST // AUSSTELLUNG DES MONATS Pavel Pepperstein stellt in seinen Bilderzyklen Szenen der griechischen und der römischen Mythologie dar.
Mehr als nur Bildunterschriften TEXT-BILD-KONZEPTE / Im Juni vergangenen Jahres hat der Kunsthistoriker Benedikt Stegmayer die Leitung der neuen Mannheimer Stadtgalerie übernommen. Nun präsentiert er die erste von ihm kuratierte Gruppenausstellung mit Milovan Markovic, Pavel Pepperstein, Viktor Pivovarov und Jenny Watson, die in ihren Arbeiten Text und Bild miteinander verbinden. Was Sie auf den Bildern von Milovan DeStil Markovic sehen, sind verschiedenfarbige Streifen, von oben nach unten verlaufend und unterschiedlich breit. Mehr nicht. „Wo ist der Text?”, mögen Sie sich fragen – schließlich lautet der Titel der Ausstellung in der Mannheimer Stadtgalerie „Text–Bild–Konzepte“. Könnten Sie jedoch die Arbeit des 1957 geborenen serbischen Künstlers einfach abhängen und im nächsten Supermarkt von einem Barcode-
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Scanner lesen lassen, dann würden aus den Streifen auf einmal Worte. Vielleicht wären Sie auch ein wenig peinlich berührt: Denn das, was sich aus den Strichcodes optoelektronisch herauslesen lässt, sind Zitate aus Catherine Millets autobiographischem Skandalroman „Das sexuelle Leben der Catherine M.“. Auf einmal wird auch – angesichts von erotischen Titeln wie „Missionary Position“ oder „Witness between her legs“ – eine neue
Lesart der Rosatöne in Markovics transfigurativer Malerei möglich: Die versteckte Bedeutung der Streifen könnte nun nicht viel mehr als ein nette Idee sein, wenn Catherine Millet nicht zudem Expertin für moderne Kunst und Leiterin des von ihr gegründeten Pariser Kunstmagazins „artpress” wäre und Markovics seine Arbeit dadurch letztendlich wieder in den Kunstkontext überführt. Wenn in der Kunst Text und Bild miteinander verknüpft
MEIER-VERLOSUNGEN
Zu gewinnen: 56 Tickets für 10 Events Ball der Vampire Eine der spektakulärsten Möglichkeiten Fasnacht zu feiern, findet sich Jahr um Jahr in der Stadthalle Heidelberg: Die „Rocky Horror Picture Show“, Amokoma und weitere sorgen in diesem Jahr für Stimmung. 28.2. Stadthalle, Heidelberg, 20.30 Uhr, 3 x 2 Tickets
Ingo Appelt: Göttinnen Der Meister des anzüglichen Witzes ist im Capitol zu Gast und erzählt seinen Zuhörern, warum Frauen Göttinnen sind und Männern nichts anderes übrig bleibt, als sie anzubeten. 12.2. Capitol, Mannheim, 20 Uhr, 3 x 2 Tickets
Ball der Vampire
Ingo Appelt: Göttinnen
Rilke
Thriller Live
Rilke Foto: BB Promotion
Nach Frédéric Chopin und Frida Kahlo widmet sich die Choreographin Dominique Dumais mit dem Dichter Rainer Maria Rilke einer weiteren bedeutenden Künstler-Persönlichkeit. 23.2. Nationaltheater, Mannheim, 19.30 Uhr, 3 x 2 Tickets
Thriller Live Das Erlebnis Michael Jackson live in Mannheim – Die Show macht den King of Pop und seinen unverwechselbaren Tanzstil in einer einzigartigen Show live erlebbar; und das so gut, dass sie sogar Michael Jacksons Segen bekommen hat. 10.2. Rosengarten, Mannheim, 20 Uhr, 3 x 2 Tickets
Ariana Burstein (Cello) & Roberto Legnani (Gitarre)
Denis Moschitto / Foto: Gerald v. Foris
Eine Reise durch die verschiedensten Musikkulturen bietet das hervorragende Duo Burstein & Legnani in Hemsbach: von keltisch-irischer Musik über Milonga und Tango zu Gipsy Swing. 22.2. Ehemalige Synagoge, Hemsbach, 20 Uhr, 3 x 2 Tickets
Lesen.Hören: Szenische Lesung aus Franziska Reventlows „Der Geldkomplex“ Die Lebefrau des frühen 19. Jahrhunderts und ihr wohl komischster Roman: Die szenische Lesung von Franziska Reventlows „Geldkomplex“ beschäftigt sich mit den Mühen rund um das liebe Geld. Ariana Burstein (Cello) & 26.2. Alte Feuerwache, Mannheim, 20 Uhr, 3 x 2 Tickets Roberto Legnani (Gitarre)
Deng Xiaomei & Internationales Ensemble
Lesen.Hören: Szenische Lesung aus Franziska Reventlows „Der Geldkomplex“ mit Denis Moschitto
Mit Deng Xiaomei und ihrer Erhu geht’s an nur einem Abend auf eine Reise vom Yangtse zum Rhein. Gemeinsam mit ihrem Internationalen Ensemble spannt sie einen musikalischen Bogen zwischen den beiden so unterschiedlichen Kulturen. 16.2. Alte Feuerwache, Mannheim, 20 Uhr, 3 x 2 Tickets
Marilyn Die letzten drei Tage aus dem Leben der Marilyn Monroe – eine ganz eigene Verschwörungstheorie mit Musik von Marilyn, aus ihrer Zeit und aus unseren Tagen von einer Live-Band auf die Bühne gebracht. 23.2. Capitol, Mannheim, 20 Uhr, 3 x 2 Tickets Deng Xiaomei & Internationales Ensemble
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Marilyn
SPIELWIESE // DELTA-KREATIVSZENE
WER SPIELT HIER?
Big Trouble In Little Shanghai // JO BAYER
Einladung an Kreative
Mein Werk
Mein Leben
Die letzte MEIER-Seite ist für kreative Köpfe aus dem Rhein-NeckarDelta reserviert! Egal ob Künstler, Designer, Fotografen oder Grafiker: Hier auf unserer „Spielwiese“ wird jeden Monat ein aktuelles Projekt präsentiert.
Für mich ist die Welt kugelige Spielwiese und Inspiration. So mag ich fremde Länder, Design, Illustration, Fotografie, bedruckte T-Shirts und viel zu heißen Kaffee aus Pappbechern zum Mitnehmen. Inspirierendes wird als Skizze festgehalten. Zurück zu Hause entstehen dann daraus Illustrationen für TShirts, Poster und Leinwände. Die Motive erzählen immer kleine Geschichten und sind einem Reiseziel gewidmet.
Geboren und aufgewachsen bin ich in Landau, habe Diplomkommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim studiert und als Art Director, Grafik-Designer und Illustrator gearbeitet. Seit kurzem unterrichte ich Grafik-Design und Medientechnik an der Carl-BenzSchule in Mannheim. Weitere Illustrationen, T-Shirt-Designs, Leinwände und Reisebilder gibt‘s auf meiner Webseite:
Entwürfe an: info@meier-online.de Kennwort: Spielwiese
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