MEIER 03/2012 Leseprobe

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März 2012

PHLHU

PHLHU MUSIK CLUBS KINO BÜHNE ESSEN // LEBEN IM DELTA

Das Magazin für das Rhein-Neckar-Delta meier-online.de

MÄRZ 2012 2.50 EURO – 30286

Über

90 coole

Nr.314 | 28. Jahrgang

Tagestipps für den ganzen März!

MUSIK CLUBS KINO BÜHNE ESSEN // LEBEN IM DELTA

Heidelberg Wie die Halle 02 ums Überleben kämpft Mannheim Warum das alte Bankpalais nicht abgerissen werden darf 1899 Hoffenheim Sportdirektor Bernhard Peters will das Abseits abschaffen

Udo im Delta Udo Lindenbergs Tourpremiere in Mannheim und andere gute Gründe, sich auf den Frühling zu freuen


Foto: New Press

INHALT // 03-2012 40 TITEL

Nazis in LU Bomberjacken, Springerstiefel und kahl rasierte Schädel – Neonazis sind nicht nur ein Problem in Ostdeutschland, sondern auch in den alten Bundesländern. In Ludwigshafen versucht die braune Szene, sich zu etablieren. Sie hofft wohl, dass sie in der Arbeiterstadt genügend Leute mit entsprechendem intellektuellen Niveau findet, die auf ihre rechtsradikalen Parolen reinfallen.

Udo Lindenberg Im Mai wird der Panikrocker 66, womit laut einem anderen Udo bekanntlich das Leben anfängt. Ab März ist Lindenberg wieder auf Tour und hat für die Premiere speziell die SAP Arena ausersehen. MEIER wollte ihn eigentlich höchstselbst interviewen, aber das hat trotz diverser Zusagen einfach nicht klappen wollen. Nun erzählt Udos Stellvertreter im Delta, Gunter Jäckle, worauf wir uns gefasst machen dürfen.

6 LEBEN IM DELTA

32 MAGAZIN

40 MUSIK

6 EVENT-RADAR

32 DER VISIONÄR Der Sportdirektor von Fußballbundesligist TSG 1899 Hoffenheim heißt Bernhard Peters und hat sehr ungewöhnliche Ideen für das Regelwerk.

40 UDO LINDENBERG Der Panikrocker, der vor 40 Jahren sein erstes Album herausgebracht hat, geht wieder auf Tour. Premiere ist in Mannheim – MEIER hat die gepflegte Udo-Analyse und ein Interview mit seinem Lichtdesigner Günter Jäckle aus Edingen-Neckarhausen.

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8 MAGAZIN Bankpalais O 4.4. / Kinos in Heidelberg / Barista / Utz is talking / DorfCheck / Utopie Station / Ägyptens Schätze / Leute gibt‘s / Alte Feuerwache HD / Jetztmusik / Designfest / Projekt E / Carl Weissner /Spotlight 22 SHOPPING Glam Fashion / Hirsch + Ille / News

26 ESSEN & TRINKEN 26 STERN ÜBERM SCHLOSS Martin Scharff kocht jetzt im Heidelberger Schloss. 27 RESTAURANT-KRITIKEN News / Café Vogelfrei / Bella Capri / Le Coq / Zum Güldenen Stern

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36 MAGAZIN

34 JA ODER SCHLUSS Die Heidelberger Halle 02 ist eine der spannendsten „locations“ im Delta. Weil die Kündigung in der Bahnstadt vor der Tür steht, haben die Macher ein spannendes Konzept entworfen. 36 BRAUNER SUMPF? Die rechtsradikale Szene versucht offensichtlich, in Ludwigshafen Fuß zu fassen. Inzwischen ist sogar von Kontakten zu den Zwickauer Nazis und der NSU die Rede. 38 NEUER CHARME Der Rheinvorlandspeicher im Mannheimer Hafen ist weithin sichtbar. Nun gibt es Pläne, dort ein Hotel, Restaurants und Büros zu etablieren.

44 TINDERSTICKS Die britischen Schwerst-Melancholiker um Gründungsmitglied und Keyboarder David Boulter im MEIER-Interview 46 POP & CO. Sebastian Krumbiegel / Semino Rossi / Dick Brave / RAF 3.0 / Rea Garvey / Sport / Casper / Deichkind / Bryan Adams / Wallis Bird / Gisbert zu Knyphausen / Mnozil Brass / Aura Dione / Modeselektor / Ana Moura / Diagrams / Emil Bulls / Flo Mega / Götz Alsmann / Gunter Gabriel ist Johnny Cash / Johnny Winter / Liz Green / Roger Cicero / Culcha Candela / Funny van

Dannen / Lambchop / Randy Newman / Scooter / Solveig Slettahjell

49 LIEBLINGSBAND Pennyfly Suitcase ist Deltas Next Lieblingsband im März 52 CD-TIPPS Das hören MEIER-Mitarbeiter ... 55 KONZERTVORSCHAU 56 CLUBLAND Prominenz bei der Time Warp 58 JAZZ Neuer Deutscher Jazzpreis Mannheim 2012 – Interview mit Kurator Django Bates / Fola Dada und Jo Bartmes / Tord Gustavsen / 1. Speyerer Jazzfest 60 KLASSIK Heidelberger Frühling – Interview mit Thorsten Schmidt / Konzert-Tipps / Fazil Say / Der klassische Fragebogen: Pianistin Alice Sara Ott


60 MUSIK

92 LITERATUR

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Heidelberger Frühling In den 15 Jahren seines Bestehens hat sich der Heidelberger Frühling in die erste Bundesliga der klassischen Festival – nicht katapultiert, aber doch gebracht: durch stetiges quali- und quantitatives Wachstum. Auch 2012 schaut wieder jede Menge Prominenz vorbei, wird der 60. von Wolfgang Rihm (Foto) gefeiert und mit originellen Akademien den Möglichkeiten neuartiger Musikvermittlung nachgespürt.

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Uwe Timm Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Gegenwartsautoren. Mit seinem Buch „Die Entdeckung der Currywurst“ hat er einen Bestseller gelandet. Jetzt hat Uwe Timm wieder eine Novelle geschrieben. „Freitisch“ handelt von der Studentenbewegung der 68er und was heute davon übrig geblieben ist. Beim Literaturfest „lesen.hören“ stellt er im März sein neues Werk vor. Im Interview mit MEIER-Autorin Elke Barker spricht er über die damalige Zeit und ihre Protagonisten.

TITELFOTO: Sven Sindt APRIL-AUSGABE: erscheint am 28.3. // Redaktionsschluss Veranstaltungskalender: 9.3. // Anzeigenschluss: 13.3. // Kleinanzeigenschluss: 15.3.

64 KINO

78 BÜHNE

92 LITERATUR

100 TIMER: TERMINE

64 MICHAEL SHANNON Einer der derzeit aufregendsten Schauspieler im Porträt

78 TOUR DU TEXTE Tony Kushners „Ratgeber für den intelligenten Homosexuellen ...“

92 UWE TIMM Interview mit dem Gegenwartsautor

107 Flohmärkte im Delta 109 Für Schwule und Lesben 139 Jetztmusikfestival-Termine

66 FILME DES MONATS Shame / Ruhm / Was weg is, is weg / Contraband / Headhunters / Wer weiß, wohin? / Der Schnee am Kilimandscharo / Young Adult / Viva Riva / Die Eiserne Lady / Die Vierte Macht / Trans Bavaria / Schilf / Best Exotic Marigold Hotel / Das Turiner Pferd / The Hunger Games / Barbara

80 STÜCKE DES MONATS Carmen / Rilke / 22 Lieder etwa / Kairos / MEIER-Theaterrätsel

68 KINO REIHENWEISE Jetztmusikfestival / Darron Aronofsky / Erotic Tales 70 FILMSPIEGEL 9 Kritiker und 17 Filme

82 SHOW & COMEDY Interview mit Der Familie Popolski

84 KUNST 84 PIPILOTTI RIST Die Schweizer Videokünstlerin in der Mannheimer Kunsthalle

72 MOV(I)E ME Joachim Kurz‘ Kino-Kolumne

86 AUSSTELLUNGEN Malerei und realer Raum / Minimalpaare / Schule der Schönheit / B-Seite-Festival / Kunst-News

75 PROGRAMMKINO-TIPPS

88 AUSSTELLUNGSTIMER

93 WÖRTCHES NEUE KRIMIS 94 FRISCHER LESESTOFF Julien Green: Der Unbekannte / W. Herrndorf: Sand / Nicholson Baker: Haus der Löcher / H. J. Schädlich: Sire, ich eile / Antonia S. Byatt: Das Buch der Kinder / Niklas Maak: Fahrtenbuch

150 KLEINANZEIGEN 151 Flirts, neue Freunde, Workshops, Kurse

96 KINDER 96 TIPPS FÜR KIDS Heidelberg: Kids im Hörsaal u.v.m.

98 SPORT 98 TIPPS & HIGHLIGHTS

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MEIER Präsentationen MEIER Events Abo-Coupon Impressum Verlosungen Spielwiese: Uli Schmidt

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Foto: LBBW

Foto: Masterpress

MAGAZIN // LEBEN IM DELTA

Das Bankpalais in O 4.4 heute und einer der beiden Entwürfe in der „Finalisierungsphase“ für einen Neubau von Blocher & Blocher.

Stehen lassen! KOMMENTAR / Ganz Mannheim ist stinksauer. Die Landesbank Baden-Württemberg will eine der ganz wenigen historischen Fassaden auf den östlichen Planken abreißen und durch einen Neubau ersetzen lassen, damit man dort besser Geschäfte machen kann. Andreas Schenk, Autor von „Mannheim und seine Bauten“, sagt seine Meinung.

Seit 1870 residierte die Badische bzw. Baden-Württembergische Bank im barocken Wohnhaus in O 4.4 auf den Mannheimer Planken, das 1723 bis 1725 für den Geheim- und Regierungsrat von Scherer erbaut worden war. Als die Bausubstanz marode wurde, entschied man sich aufgrund des Einschreitens des Denkmalschutzes für einen Nachbau mit modernem Erweiterungstrakt. 1973 und 1974 wurden die Außenmauern abgetragen und mit neuen Materialien wieder aufgebaut. Die LBBW als Eigentümer plant nun einen Abriss und kompletten Neubau – gegen eine, wie wir meinen, riesige Mehrheit der Mannheimer, und auch der Gemeinderat sprach sich schon gegen den Abriss aus. Allerdings hat die Stadtverwaltung keinerlei offizielle Möglichkeit ihn zu verhindern, weil die Rekonstruktion in den 70er Jahren nicht erneut unter Denkmalschutz gestellt wurde. iw

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ohne dabei Rücksicht auf das Stadtbild und den erklärten Willen der Mehrheit der Mannheimer Bevölkerung zu nehmen. Man argumentiert, das Palais entspreche nicht den heutigen Anforderungen an ein Geschäftsgebäude. Da es hier aber nur um den Erhalt der Fassade geht, ist dieses Argument schlichtweg nicht nachzuvollziehen. Andernorts wird Gebäuden mit einer modernen Nutzung sogar eine historische Fassade vorgehängt, wie beim Kaufhaus der Braunschweiger Schlossarkaden und neuerdings beim HumboldtForum, das das Aussehen des Berliner Stadtschlosses erhält. Zweifellos stellt dies an Bauherren und Architekten höhere Anforderungen und erfordert den einen oder anderen Kompromiss. Aber das Palais in O 4.4 als letzte Erinnerung an das barocke Mannheim auf den Planken kann und darf nicht dem Partikularinteresse des Eigentümers geopfert werden. Foto: Andreas Henn

BANKPALAIS O 4.4

Dass die Karlsruher Denkmalschützer dem Bankpalais in O 4.4 bauliche Veränderungen und das Fehlen originaler Bausubstanz anlasten, ist absurd in einer Stadt, die im Krieg schwer zerstört wurde und in der viele Kulturdenkmale, darunter auch das Schloss, von Zerstörung, Wiederauf-, Um- und Neubau geprägt sind. Man wird fragen dürfen, ob nicht die wechselvolle Geschichte des Hauses die Denkmalschutzeigenschaft hätte mitbegründen können, ganz abgesehen davon, dass es das letzte Gebäude auf den Planken ist, das noch an die Barockzeit erinnert. In Mannheim jedenfalls setzte die Rekonstruktion der Barockfassade in der Mitte der 70er Jahre ein wichtiges Zeichen im Sinne der neuen Wertschätzung historischer Architektur und der Maßstäblichkeit der Innenstadt, während sich zur selben Zeit die verspätete Moderne zum Beispiel mit dem Collini-Center und der Neckaruferbebauung noch Bahn brach. War die Aufrechterhaltung des historischen Erscheinungsbilds in O 4.4 deshalb rückschrittlich? Mitnichten. Denn längst sind sich Architekten und Stadtplaner einig, dass die Spuren der Vergangenheit wesentlich die Identität einer Stadt prägen und als Zeichen einer reflektierten Urbanität gelten können. Davon aber möchte die Landesbank nichts wissen. Sie verfolgt vielmehr ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen und interpretiert das Fehlen des Denkmalschutzes als Freibrief zum Abriss,

Dr. Andreas Schenk vom Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte ist ausgewiesener Kenner der Mannheimer Architektur und Baugeschichte, zu der er mehrere Publikationen vorgelegt hat, darunter die sechsbändige Buchreihe „Mannheim und seine Bauten 1907 – 2007“. Vom Mannheimer Architektur- und Bauarchiv zum Stadtbauschreiber berufen, dokumentiert er auch das aktuelle Baugeschehen der Stadt.


MAGAZIN // LEBEN IM DELTA Schwäne auf dem Cappuccino

Spongebob? Oder ein Sumo-Ringer? Dieser Barista übt noch.

BARISTA-MEISTERSCHAFT / Eric Wolf ist Juror bei der Deutschen Barista Championship auf der Gastromesse „Congusto“ in Mannheim. Vor sechs Jahren gewann er den Wettbewerb. MEIER sprach mit ihm über Milchschaummalereien und den „falschen“ Kaffee. meier Vier Espressi, vier Cappuccini und vier Eigenkreationen in 15 Minuten – hört sich an, als ob man bei den Barista-Meisterschaften vor allem richtig schnell sein muss … eric wolf (lacht) Da fragen Sie den Richtigen, denn ich habe in meiner aktiven Zeit meistens überzogen. Schnell und routiniert zu arbeiten, ist aber nicht das größte Problem, denn das lernt jeder Barista im Alltagsgeschäft in der Kaffeebar. meier Worin liegt die Herausforderung dann? wolf Die Siebträger-Maschine ist immer dieselbe, Wassertemperatur oder Pumpendruck dürfen nicht verändert werden. Also suchen die Teilnehmer in bis zu einem Jahr Vorbereitungszeit unter anderem nach dem Espresso, der genau ihren geschmacklichen und qualitativen Vorstellungen entspricht. Die Top-Leute bringen sogar Kaffee mit, den sie auf die Stunde genau geröstet haben. Die erzählen dann, dass sie ihren Kaffee vor elf Tagen und sieben Stunden geröstet haben, weil er so zur Meisterschaft am tollsten schmeckt. Und dann gilt es ja auch noch, eine überzeugende Eigenkreation zu entwickeln. Bei meinem Sieg 2006 habe ich zum Beispiel eine Creme aus pasteurisiertem Eigelb, Mascarpone, fünf verschiedenen Zuckerarten und Szechuan-Pfeffer auf den Espresso gegeben und anschließend karamellisiert. meier Dieses Mal sind Sie Kampfrichter. Was ist Ihre Aufgabe? wolf Als Geschmacksjuror bewerte ich, ob das, was in der Tasse ist, der Beschreibung des Baristas entspricht. Kündigt er in seiner Präsentation

ausgefallene Aromen wie Himbeere oder Limetten an, sollten sich die auch wiederfinden. Die Technikjuroren schauen unter anderem, ob der Barista sauber und „konsequent“ arbeitet, heißt: ob er nicht zu viel Abfall produziert und entscheidende Zubereitungsschritte immer gleich ausführt. meier In der Spezialdisziplin „Latte Art“ waren Sie 2009 Deutscher Vizemeister. Worauf kommt es dabei an? wolf Hier geht es darum, kontrastreiche, möglichst identische Muster auf zwei Cappuccini zu zeichnen. Sich auf das Gießen zu konzentrieren, ohne Werkzeuge, ist die ganz hohe Kunst. Je nachdem, wie stark man die Kanne neigt, fließt mehr Milch oder Milchschaum zum Espresso in die Tasse. Allein auf diese Weise lassen sich Motive zaubern wie: Farnblätter, Tulpen, Herzen, ja sogar Schwäne. meier Worum geht es beim Cup-Tasting-Contest? wolf Dort werden den Teilnehmern acht mal drei Tassen Kaffee serviert. In jeder Dreier-Gruppe befinden sich zwei identische und ein „falscher“ Kaffee. Den gilt es herauszufinden. Das kann so weit gehen, dass sich der gleiche Kaffee von der gleichen Plantage mit der gleichen Röstung in allen drei Tassen befindet – nur dass der „falsche“ Kaffee 100 Höhenmeter über den beiden anderen gewachsen ist. Es gibt Leute, die können das herausschmecken. Da bin ich dann aber auch raus! interview: tobias kleinecke / fotos: privat, congusto

23. bis 25.3. Deutsche Barista Championship 2012, Congress Center Rosengarten, Mannheim, scae.de, mehr Info zur Gastromesse „Congusto“ auf Seite 27 und unter congusto-mannheim.de

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Ein unscharfer Blick ins Delta Nie wieder fliegen

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Sie haben Flugangst? Waren deshalb noch nie weiter von zu Hause weg als an der Côte d‘Azur? Das ist jetzt vorbei. New York, Marrakesch, Kathmandu – in wenigen Augenblicken sind sie dort. Und zwar mit diesem Aufzug, der in einem Hotel in Heidelberg, der Hauptstadt deutschen Erfindungsreichtums,

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schon heute Zukunftsträume wahr werden lässt. Eine Fahrt nach Zermatt dauert keine fünf Sekunden, nach Peking müssen Sie schon etwas mehr Zeit mitbringen: zwölf Sekunden. Wer bis nach Mexiko City fahren will, sollte sich besser etwas Verpflegung mitbringen – die Fahrt dauert 25 Sekun-

den. Bleibt nur noch eine Frage offen: Wo steht der Wunder-Aufzug? Im HipHotel in der Heidelberger Hauptstraße. sr / foto: manuel rapp

Sie haben auch ein Foto? Her damit! An redaktion@meieronline.de mit dem Betreff „Schnappschuss“.


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MAGAZIN // LEBEN IM DELTA DAVID AUBREY NEW YORK CATHERINE WEITZMAN LEAF MADE WITH LOVE HUILTQUIST COPENHAGEN NAMAGE PANDORA TOKYO JANE LUA ACCESSOIRES TRIWA FAMILIENBANDE SAAMI CRAFTS DALA LEO MADE IN BRASIL

Was ist für Xavier Erfolg? In „Projekt E“ erzählt er’s.

„Film fertig, Diplom in der Tasche“ DOKUMENTARFILM / Fotografie-Studentin Christina Stihler hat mit „Projekt E“ einen Film über die Mannheimer Musikszene gedreht. Sie stellte den Protagonisten eine simple Frage: „Was ist Erfolg?“ meier Was hat den Film – nach der erfolgreichen Finanzierung durch Crowdfunding – am Ende über die Ziellinie gebracht? christina stihler Nach der Produktion hatten wir unheimlich viel Material. Trotz eigener Schnitterfahrung aus früheren Projekten habe ich mich nach einem Cutter umgesehen – und mit Hilfe der Filmcommission des Kulturamts Mannheim einen echten Glücksgriff gemacht. Ich konnte mich so selbst auf das „Wie“ konzentrieren und die Umsetzung, bei ständigem Meinungsaustausch, in professionelle Hände geben. Das hat alles sehr entspannt. meier Ist Professionalität auch das Erfolgsrezept Ihrer Protagonisten? stihler Ob man nun „nur zum Spaß“ Musik macht oder ernsthaft Ziele verfolgt – innerhalb eines professionellen Rahmens läuft das einfach besser. Einige der Protagonisten sagten mir, dass sie sich für

das, was sie selbst nicht gut konnten, von Anfang an die besten Leute mit ins Boot geholt haben. Dadurch steigt natürlich auch die Gesamtqualität. meier Was bedeutet Erfolg für Sie? stihler Meine Definition hat sich tatsächlich mit dem Projekt neu entwickelt. Während ich früher viel an Ziele gedacht habe, glaube ich jetzt, dass der Weg dorthin viel wichtiger ist. Er muss sich gut anfühlen, dann ist er erfolgreich. meier Wohin führt der Weg des Films – und wohin Ihr persönlicher? stihler Der Film wird im Atlantiskino zu sehen sein. Dann will ich versuchen, ihn in die Kinos der Region und auf Festivals zu bringen. Auch kulturelle Fernsehsender sind natürlich eine Möglichkeit. Das „Projekt E“ ist nebenbei auch zu meiner Diplomarbeit geworden. Film fertig, Diplom in der Tasche – irgendwann kommt dann sicher das nächste Projekt, aber vorher vielleicht erstmal Urlaub ... interview: hannah kurzenberger

24.3. Premiere „Projekt E“ beim Jetztmusikfestival, Atlantis Kino, Mannheim, 21 Uhr, das-projekt-e.de

www.spotlight-festival.de M E IE R 03 – 12 / / 19


/ SHOPPING

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Shopping-News aus dem Delta haveseen / fotolia.de

SHOPPING IM DELTA

Mit uns macht Einkaufen wieder Spaß!

Das neue Kindermodelabel Sunny by Nature soll Mädchen gute Laune machen – und zwar mit Shirts, die sie immer neu gestalten können. Der Clou sind austauschbare Tierfiguren und Ornamente, die per Druckknopf auf den Oberteilen in Größen von 92 bis 134 befestigt werden. Die Palette der Applikationen reicht von flottem Fisch über putzige Biene bis zu bunter Blume. Für Glamour sorgen Swarovski-Steine auf jedem Shirt. Eine Kollektion für den modebewussten kleinen Mann ist in Arbeit. In Mannheim zu haben ist Sunny by Nature bei L‘art pour l‘art (C 2.19) und Pützchen (Neckarstr. 1) sowie online unter… sunnybynature.de Party-Shopper aufgepasst! Am 15. März steigt in Heidelberg die Bofinger & Friends Night. DJ-Mucke und Prosecco werden für prächtige Einkaufsstimmung sorgen, sowohl im „Stammhaus“ in der Hauptstraße als auch in den neuen Bofinger-Geschäften „Men“ und „Femme“ (ehemals G-Star bzw. Snob) in der Sofienstraße. Und pünktlich zur Friends Night (Anmeldung auf Facebook erbeten!) holt Bofinger auch noch weitere Top-Labels in seine Stores, darunter Drykorn, Hilfiger Denim und Boom Bap. 15.3. Bofinger, Hauptstr. 33, Bofinger Men, Sofienstr. 15, Bofinger Femme, Sofienstr. 17, Heidelberg, facebook.com/bofingerheidelberg, 19 bis 24 Uhr Es gibt wieder verkaufsoffene Sonntage – in Ludwigshafen und Weinheim. In Lu lockt vor allem die Bismarckstraße zum Einkaufsbummel. Dort stellen die Autohäuser der Region ihre neuesten Modelle von der Familienkutsche bis hin zum jahreszeitlich angemessenen Cabrio vor. Ebenso frühlingshaft wird der verkaufsoffene Sonntag an der Bergstraße, denn in Weinheim ist gleichzeitig Pflänzeltag: Gärtner sorgen in der Fußgängerzone und auf dem Marktplatz für viel florale Kulisse für den entspannten Einkauf in über 90 Geschäften. 18.3. Ludwigshafen & 25.3. Weinheim, jeweils 13 – 18 Uhr

MEIER Schön + Gut erscheint im Mai 2012 Sie möchten sich unseren Lesern mit Text und Bild in einem Advertorial vorstellen? Wir beraten Sie gerne: // Manuel Rapp 0621 33 88 082 // Anja Klemm 0621 33 88 025 // Jeanette Cordier 0621 33 88 064 // anzeigen@meier-online.de

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Um noch viel mehr als nur die neueste Haarmode geht es bei Haircouture in den Mannheimer Quadraten. Inhaberin Chantal Umbach will den Friseurbesuch zum Erlebnis machen: mit stilvoller Einrichtung in kühlem Weiß und warmen Holztönen sowie duftender Aveda-Naturkosmetik. Für Wohlfühlatmosphäre bei der Haarkur sorgen elektrische Massageliegen im separaten Waschbereich. Haircouture, N 3.14, Mannheim, 0621 17885333, haircouturema.de, Di bis Fr 10 – 20 & Sa 9 – 18 Uhr


ESSEN UND TRINKEN // FRISCH GETESTET

Endlich mal wieder was Schönes! Über dieses Fleckchen Berlin in Mannheim freuen sich nicht nur die Studenten.

Wo wir wohnen wollen CAFÉ VOGELFREI / Mit ihrem eigenen Café hat sich Dorothee Schneider einen Traum erfüllt – und möglicherweise nicht nur sich selbst: Das Café Vogelfrei unweit der Mannheimer Uni ist wie ein Wohnzimmer von guten Freunden, in dem man ewig sitzen könnte. Das Konzept? Dorothee Schneider hat eine ganz simple Antwort auf diese Frage. „Ich wollte ein Café eröffnen, in dem ich mich selbst wohlfühlen würde“, sagt die 31-Jährige. Im Vogelfrei fühlt man sich tatsächlich gleich wie bei netten Freunden zu Hause. Die Einrichtung besteht aus wild zusammengewürfelten Vintage-Möbeln, an einer Wand steht ein Regal mit Büchern und Spielen, und am Sonntagabend treffen sich hier alle, die keine Lust auf das eigene Sofa haben, zum gemeinsamen „Tatort“-Gucken. Die Suppen und Quiches, die im Vogelfrei angeboten werden, sind vegetarisch und oft auch vegan. Weil Dorothee Schneider selbst kein Fleisch isst. Und weil sie festgestellt hat, dass es eine große Nachfrage danach gibt, aber nur wenig Angebot. „In Hamburg und Berlin gibt es solche Läden, aber in Mannheim

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habe ich noch nichts Derartiges entdeckt“, sagt sie. In Hamburg zumindest kennt sie die Gastroszene gut genug, um beurteilen zu können, dass die Stadt nicht der richtige Ort für das Café gewesen wäre: Zehn Jahre hat die Haßlocherin in der Hansestadt gelebt – und irgendwann wurde das Gefühl immer stärker, zurück in die Heimat gehen zu wollen.

Für alle, die keine Lust auf das eigene Sofa haben Dorothee Schneider hat schon eine Menge gemacht: Medienkultur studiert und einen Master in Gender Studies gemacht, in einem Zeichentrickstudio gearbeitet, für eine Stiftung und einen niederländischen Verlag. Sie war in Entwicklungsprojekten in Afrika und Asien beschäftigt und in der Kostümabteilung des Musicals „König der Löwen“. „Ich habe so vie-

le verschiedene Interessen“, sagt sie. „Und ich habe das Gefühl, dass sie in dem Café alle zusammenlaufen. Hier kann ich organisieren und verwalten, kreativ sein und die Inneneinrichtung gestalten, und ich bin mit Menschen zusammen.“ Und kochen und backen kann sie natürlich auch – mit Unterstützung ihrer Freundin Beate Rühle und auch mal der eigenen Mama. Im Café Vogelfrei ist alles selbstgemacht. Die sehr schmackhafte rote Linsensuppe (klein € 3.-, groß € 3.50) mit sensationell leckerem Zupfbrot zum Beispiel oder die würzige TomatenGorgonzola-Quiche (Stück € 2.50). Jeden Tag wird etwas Anderes zubereitet, und das – man spürt so etwas einfach: mit viel Liebe. nicole hess / foto: tobias paul

Café Vogelfrei, C 3.20, Mannheim, Di bis Sa 11 – 19, So 14 – 22 Uhr, cafevogelfrei.de


MAGAZIN // POLITIK Polizisten umzingeln am 7. Januar eine NPD-Demonstration in Ludwigshafen.

Brauner Sumpf? RECHTSRADIKALE SZENE / Rechtsradikale versuchen offenbar seit Jahren, Ludwigshafen zur Neonazi-Hochburg zu entwickeln. Inzwischen ist sogar von möglichen Kontakten zum NSU die Rede. Bomberjacken, Springerstiefel, kahlrasierte Schädel: Neonazis, so glauben viele, sind leicht zu erkennen. Und eigentlich nur ein ostdeutsches Problem. Sie irren. Die braune Szene mag zwischen Ostsee und Erzgebirge besonders offen und erfolgreich agieren, doch sie rührt sich auch in den alten Bundesländern, unter anderem in Ludwigshafen. Umso schwerer schlug deshalb im vergangenen Dezember die Nachricht ein, es könnte Kontakte zwischen Ludwigshafener Neonazis und den Zwickauer Rechtsterroristen vom „Nationalsozialistischen Untergrund” (NSU) gegeben haben. Die „Frankfurter Rundschau” berichtete über entsprechende Ermittlungen. Der Zeitung lägen Dokumente vor, die belegten, dass Bundesbehörden möglichen Verbindungen zwischen Malte Redeker und der NSU nachgehen wollten, erklärt Rundschau-Journalist Felix Helbig gegenüber MEIER. Malte Redeker gilt als führende Persönlichkeit in Ludwigshafens rechtem Milieu. Außerdem solle laut den Papieren auch die Brandkatastrophe im Februar 2008 in einem Haus in Ludwigshafen-Mitte nochmals untersucht werden. Damals starben neun Menschen, alle mit Migrationshintergrund. Die Brandursache wurde bis heute nicht eindeutig geklärt. Hat-

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te vielleicht doch jemand Feuer gelegt, und gab es womöglich einen fremdenfeindlichen Hintergrund? Mit Blick auf die Gräueltaten des NSU-Terrortrios scheint es nicht abwegig. Die in erster Linie zuständige Staatsanwaltschaft Frankenthal reagiert auf Anfragen etwas reserviert. Nein, die Bundesbehörden hätten hierzu noch keine Unterlagen angefordert, sagt Amtsleiter Lothar Liebig. Es existierten, in Bezug auf den Großbrand, auch „keine Belege für einen Brandanschlag, und keine neuen Tatsachen, die eine Wiederaufnahme der Ermittlungen rechtfertigen”. Ähnlich äußert sich ein Sprecher des Generalbundesanwalts in Karlsruhe: „Es gibt keine Hinweise darauf, dass der NSU in irgendeinem Zusammenhang mit dem Brand in Ludwigshafen steht. Wir ermitteln in dem Zusammenhang nicht”, so der Beamte, der nicht namentlich genannt werden will. Felix Helbig wundert sich nicht allzu sehr über die Dementis der Ämter: „Sie sind anscheinend bis zu einem gewissen Ermittlungsstand sehr zurückhaltend.” Von offizieller Seite wird das zumindest indirekt bestätigt. „Sicher, die Behörden schützen ihre laufenden Ermittlungen“, erklärt Sandra Klemens vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden. In ganz

Deutschland laufen zurzeit Untersuchungen im rechten Umfeld. „Dabei werden auch Straftaten aus der Vergangenheit mit dem Wissen von heute neu beleuchtet.” Sie sei aber nicht befugt, direkt Auskunft zum Thema NSU und dessen mögliche Verbindungen nach Ludwigshafen zu geben, betont Klemens. Was aber geht am Rhein vor, hat sich die Pfalzmetropole tatsächlich zu einer braunen Hochburg entwickelt? Ja, meinen linke Beobachter der Szene. In Ludwigshafen gebe es gut vernetzte Strukturen und sogar NeonaziWohngemeinschaften. Wie viele Rechtsradikale jedoch im Rhein-Neckar-Delta ihr Unwesen treiben, weiß niemand genau, Antifa-Aktivisten gehen von einem harten Kern von circa 100 braunen Kumpanen aus. Als regionaler Gruppenname taucht immer wieder „LuNaRa“ auf, auch im rechtsradikalen Internetforum „Thiazi“. LuNaRa – Ludwigshafener Nationalisten und Rassisten – scheine allerdings keine echte Organisation, sondern nur ein Überbegriff zu sein, erklärt ein anonymer Vertreter der Antifa Mannheim. Der Verfassungsschutz Rheinland-Pfalz in Mainz teilt diese Ansicht. Ganz anders dagegen verhält es sich mit „Hammerskin Nation”. Diese 1987 in Texas ge-


MUSIK // TITEL

Hinterm Horizont geht’s weiter

UDO LINDENBERG / 1972 hatte Udo Lindenberg erstmals den „Daumen im Wind“. Mit dem gleichnamigen Album wurde er zum unangefochtenen Pionier deutschsprachiger Rockmusik und mit seinen theatralisch inszenierten Bühnenshows revolutionierte er die Sehund Hörgewohnheiten seiner Generation. 40 Jahre später ist Udo Lindenberg kein Auslaufmodell, sondern immer noch ganz vorne dabei, wenn es um guten Pop mit deutschen Texten und um exzentrische Auftritte geht. Am 10. März feiert er mit seinem Panikorchester nun die Premiere seiner aktuellen Tournee – in der Mannheimer SAP Arena. Warum, verraten wir auf den Seiten 46 und 47.

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Foto: Sven Sindt

Kurz und knackig Mehr Pop „Hello, I‘m Johnny Cash“

Johnny Winter & Band

Liz Green

Roger Cicero & Band

Guck mal an! Gunter Gabriel ist Johnny, Helen Schneider June. Die Liebesgeschichte der feinen Country-Sängerin und des Big Star des Genres wird in zwei Akten erzählt in dieser Inszenierung von Regisseur Volker KĂźhn. Viel erfinden musste er nicht. Denn June kam, als Johnny ganz unten war, und sie kam aus der Carter-Family, der Dynastie des Country. Und die Songs, die hat sowieso niemand besser schreiben kĂśnnen als der Mann in Schwarz und die Frau mit dem Blick fĂźr die sonderbaren Details. cb 14.3. Friedrich-Ebert-Halle, Ludwigshafen, 20 Uhr, â‚Ź 36.50 bis 47.50

Schenkt man den Berichten jĂźngster Deutschlandgastspiele des US-Bluesrockers Glauben, so ist es mit der Spiellaune und Präzision des 68-Jährigen wohl eine Sache der Tagesform. Bei den Aufnahmen zum aktuellen Albums „Roots“, einer Hommage an frĂźhe EinflĂźsse wie Chuck Berry und Muddy Waters, war er aber gut beieinander. Und wer sagt, dass Blues-Gitarreros bei der Arbeit immer stehen mĂźssen? Es reicht doch, wenn zu „Rock‘n‘Roll Hoochie Koo“ im Publikum die Silbermähnen geschĂźttelt werden. mvs 18.3. Stadthalle, Heidelberg, 20 Uhr, â‚Ź 40.50 bis 46.50

Hatten wir uns nicht schon darauf geeinigt, dass Billy-Holiday-Manierismen nur dann noch SpaĂ&#x; machen, wenn sie a) wie bei CocoRosie durch sympathische Spleens gebrochen oder b) durch verblĂźffende Songauswahl – wie manchmal bei Madeleine Peyroux – konterkariert werden? Dem kunstvollen Folk-Blues der Liverpooler Gitarristin Liz Green sollte man dennoch eine Chance geben. Vor allem die mit dezenten Bläsern veredelten Balladen ihres DebĂźts „O, Devotion!“ lassen nachvollziehen, warum viele in ihr die britische Antwort auf Antony Hegarty sehen. mvs 15.2. Mohawk, Mannheim, 21 Uhr, â‚Ź 13.–

„Irgendwo wird‘s grad‘ Sommer und anderswo schon Herbst und die Menschen glauben fest daran, dass ihre Jugend wiederkehrt.â€? So klingt es, wenn unser Roger sein „mit Abstand persĂśnlichstes Album“ aufnimmt. Mit BigBand-Swing und Blues-Brothers-Soul konnte Cicero schon einiges reiĂ&#x;en, aber nun wollen sogar auch die Maffay-Fans erobert sein. Dass sich der Philanthrop danach „selbst aus dem Verkehr zieht“ (wie er es in „Einfach mal“ fantasiert), ist trotzdem eher unwahrscheinlich. mvs

7.3. Rosengarten, Mannheim, 20 Uhr, â‚Ź 44.90 bis 64.50

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Club-Highlights 2 Jahre Disco Zwei Seit zwei Jahren bereichert der kleine Undergroundclub in den Quadraten mit internationalen Acts und Berghain-Residents direkt aus der Hauptstadt die Clublandschaft des Deltas. Zum Jubiläum gratuliert Steffi aus Berlin, während Shoe Bee die Gratulationen entgegennimmt. Herzlichen Glückwunsch! 16.3. Disco Zwei, Mannheim, 23 Uhr

Silent Disco Kopfhörerpartys haben eine Menge Vorteile: kein Lärm für Anwohner, keiner kriecht dem anderen beim Unterhalten ins Ohr, beide verstehen jedes Wort und am nächsten Tag hört man kein Fiepen. Die Idee kommt aus London und ist jetzt im Delta gelandet. Kopfhörer auf, Musik zwischen Elektroswing und Elektropop wählen, Lautstärke einstellen, tanzen. 9.3. Halle 01, Heidelberg, 22 Uhr

Nick Curly Der „Sound of Mannheim“ kommt von Nick Curly. Mit seinen beiden Labels „8 Bit“ und „Cecille“, als DJ und Produzent, erobert er die internationale House-Szene von Tokyo über Sydney bis nach New York. Zuletzt verlieh ihm das weltbekannte Space auf Ibiza den Resident-Status. Jetzt hat der Mannheimer sein Debütalbum „Between The Lines“ vorgelegt. Die offizielle ReleaseParty wird natürlich im heimatlichen Loft gefeiert. 17.3. Loft, Ludwigshafen, 23 Uhr

MEIER Events MEIER goes La Nuit Bohème DJ Spy ergänzt als Experte für swingenden Rock’n’Roll und Jive dieses Mal das SwingingTwenties-Duo Costa le Gitan und Patrrice. Dazu gibt‘s Black Jack und Roulette und Bauchladenmädchen für Zigarren und Pralinen. 17.3. Disco Zwei, Mannheim, 23 Uhr

MEIER goes Nerd & Sexy Nach dem Motto „New Kids“ steht der schlechte Geschmack im Mittelpunkt: Vokuhila, Goldketten, Neonleggins, Fuchsschwanz und Pornobrille. Mit MEIER-Gutschein auf dieser Seite rechts und dem passenden Outfit ist der Eintritt frei. 10.3. Das Zimmer, Mannheim, 23 Uhr

MEIER präsentiert: Champagner after Work Es gibt nichts Verdienteres, als nach der Arbeit die Korken knallen zu lassen: in der Print Media Lounge nach dem Motto „dress to impress“. Zu Fingerfood, Cocktails und Deko liefert DJ H-Motion die musikalischen Knaller. 22.3. Print Media Lounge, Heidelberg, 19 Uhr

LASTJENSTODANCE & KIDKUTS B,`KP[PVU 5LYK :L_` · 4HUUOLPTD

Dress to excess – am 10.03. geben die New Kids den Ton bei Nerd & Sexy an. Du trägst den längsten Vokuhila? Du hast mehr Goldketten als Mr. T.? Du shuffelst mit pinkfarbenden Neonpants durch die Straßen? Dann hast du deine Party gefunden! Schnapp dir Fuchsschwanz und Pornobrille und feier mit DJ KidKuts und LastJensToDance die prolligste Nerd & Sexy aller Zeiten! Flodders war gestern,die Nerd & Sexy New Kids sind in der Stadt! Don't forget your Meier-Gutschein, Alta! Eintritt: 6€ / Meier-Gutschein + New Kids Outfit = Freier Eintritt bis 24 Uhr!

Sa. 10.03.12 www.daszimmer.com // Q5 Passage // ab 23 Uhr // facebook.com/nerdandsexy


KINO // FILM DES MONATS

Michael Shannon in der Rolle eines Mannes, der nichts will, als sein Kind zu schützen. Was er nicht weiß: Ist die Welt die Gefahr – oder er selbst?

Michael Shannon 2012 wird sein Jahr APOKALYPTISCHER THRILLER. TAKE SHELTER / Der Film „Take Shelter“ erzählt nicht nur auf packende Weise von einer in ihren Grundfesten erschütterten Gesellschaft, sondern er macht auch ein größeres Publikum auf einen der derzeit aufregendsten Schauspieler überhaupt aufmerksam. Ladies and Gentlemen! Vorhang auf für Michael Shannon! Unheil liegt in der Luft! Fast glaubt man, die Rolling Stones zu hören: „Oh, a storm is threat´ning / My very life today / If I don´t get some shelter / Oh yeah, I´m gonna fade away“, aber das wäre wahrscheinlich etwas too much. Der Wink mit dem Zaunpfahl. Curtis LaForche ist ein Arbeiter im amerikanischen Mittelwesten: Elyria, Ohio. Curtis hat Frau und Kind und ein kleines Häuschen. Weil seine Frau nebenher als Nähe-

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rin arbeitet, führt die Familie „a good life“, wie ein Kollege Curtis´einmal bemerkt. Das Geld ist knapp, aber Curtis ist ein „family man“ und definiert sich über seine Familie. Wichtig ist, dass die kleine Tochter, die mit Taubheit geschlagen ist, eine optimale medizinische Versorgung bekommt. Man hofft auf regelmäßige Schecks von der Versicherung. In dieses nicht sorgenfreie, aber einigermaßen geordnete Leben schießen

nun apokalyptische Albträume, von denen Curtis heimgesucht wird. Ein gigantischer Sturm braut sich zusammen, der alles hinwegfegen wird. Seltsame Vogelschwärme künden davon und gespenstische post-apokalyptische Attacken auf sein Haus. Curtis reagiert auf seine Visionen und investiert viel Zeit und viel zu viel Geld, um einen adäquaten Schutzraum für seine Familie zu bauen. In der Kleinstadt gilt er


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BÜHNE // THEATER

Mit „Ratgeber für den intelligenten Homosexuellen“ wagt der USamerikanische Autor Tony Kushner ein großes Familienpanorama.

Tour du Texte THEATER AUS DEN USA UND GROSSBRITANNIEN / Das Mannheimer Schauspiel hat einen Saisonschwerpunkt mit neuen englischsprachigen Stücken und wartet in der jüngsten Premiere mit einem Stück von Tony Kushner, einem der renommiertesten US-amerikanischen Theaterautoren,auf. Das Ganze nennt sich „Die Achse der Guten“ und war bis jetzt vor allem überraschend. Im Fall von Martin McDonaghs „Eine Enthandung in Spokane“ zum Beispiel, fragte man sich, warum der exzellente britische Autor so eine haarsträubende Kolportage über die Suche nach einer dereinst abgetrennten Hand schreiben musste und die Mannheimer das unbedingt inszenieren wollten. Jack Thornes „Bunny“ dagegen war der Beweis dafür, wie spannend Monologe sein können. Es ging um die intime Geschichte eines Mädchens, die in Nicole Schneiderbauers Inszenierung und mit Katharina Hauter als Protagonistin eine exzellente Umsetzung fand.

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Und dann war da noch Sharr Whites „Der andere Ort“ zum Auftakt der Achsentexte, ein groß angelegtes Stück Theater zum Thema der Stunde, das auch die Brücke zur aktuellen Premiere bildet. Schon bei Sharr White ging es um die Würde des Alterns und die Frage, wie man auf einen Menschen reagieren könnte, der Anzeichen von Demenz zeigt. In diese Richtung geht es auch jetzt, wenn in Tony Kushners „Ratgeber für den intelligenten Homosexuellen zu Kapitalismus und Sozialismus mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ der Familienpatriarch Gus aus Angst vor einem Lebensabend im Schatten der Diagnose „Alzheimer“ seinen Selbstmord organisiert und seine Schwester

sowie seine Kinder nebst deren Lebenspartner zu einem Familienkonzil lädt, als könnte man die Zulässigkeit eines Todeswunsches basisdemokratisch verhandeln und nebenbei auch die mit der eigenen Lebensgeschichte verbundene Historie des Anarchosyndikalismus unter besonderer Berücksichtigung der Machtkämpfe von Sozialisten und Kommunisten im 20. Jahrhundert verhandeln. Nicht weniger versucht einer der renommiertesten US-amerikanischen Theaterautoren auf 125 Seiten eines Theaterstückes, in dem psychologische Konstrukte wuchern. Was zum Beispiel ist davon zu halten, dass ein Sohn des Patriarchen, Pier Luigi, schwul ist und sei-


BÜHNE // SHOW & COMEDY

Pavel Popolski alias Achim Hagemann (links) und fast „der ganze Familie Popolski“ in so authentischer wie geschmackvoller Bekleidung (rechts).

Polka für Mannheim! DER FAMILIE POPOLSKI / Ihr Motto ist: „Da geht der Post ab durch der Decke!“ Ihr aktuelles Programm heißt: „Get the Polka started.“ Im März kommt „Der Familie Popolski“ damit auch nach Mannheim. Familienoberhaupt Pavel Popolski freut sich schon. Pavel ist eine Figur von Achim Hagemann. Im Interview verrät der 46-jährige Musiker, was die Popolskis mit der Popakademie zu tun haben, ob der Wodka auf der Bühne echt ist und was die Familie diesmal „enthullen“ will. meier Es heißt, die Popolskis haben die Popmusik erfunden. Haben Sie eigentlich auch etwas mit der Popakademie in Mannheim zu tun? achim hagemann Wir haben eine Initiative ins Leben gerufen: Polka in der Popakademie. Wir sagen: Polka in der Hutte! Polka für Mannheim! Wir suchen noch Unterstützer und machen uns stark für zwei neue Kurse: „Polka für Anfänger“ und „Wodka für Fortgeschrittene“. Beides ist wichtig für die Verbreitung der Polka in der Gegend in und um Mannheim. Der Wodka-Kurs ist aber schon ausgebucht. meier Eine Show der Popolskis besteht aus Coverversionen, Improvisation und deutsch-

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polnischer Comedy. Sie tragen auffallende Klamotten und trinken Wodka auf der Bühne ... Ist das so richtig beschrieben? hagemann Das kann man so sagen, aber man sollte noch ergänzen, dass es sich um eine Polka-Show handelt – eine Polka-Show der Nachfahren des Erfinders der Popmusik. Wir sind ja alle die Enkel von Pjotrek Popolski, dem Mann, der 128.000 Popsongs geschrieben hat, und auf unseren Konzerten rücken wir das völlig falsche Bild, das man über die Popmusik hat, gerade. Wir erzählen, wie die Popsongs wirklich geschrieben worden sind. Und spielen sie dann endlich in der einzig wahren Ori-

ginalversion, die natürlich völlig anders ist als der verhunzte Versionen, was man aus der Radio kennt. Leidärr. meier Der Wodka auf der Bühne ist aber nicht echt, zumindest nicht immer. Oder doch? hagemann Das ist bei uns eine 98-prozentige Spezialmischung – für den erfahrenen Wodka-Trinker während der Polka-Show. Die trinke nur ich. meier Sie sind bei den Popolskis Schlagzeuger und „Familienoberhaupt Pavel Popolski“. Zu der Show gehört auch, dass Sie mit polnischem Akzent sprechen. Wieso die Verbindung zu Polen?


KUNST // KÜNSTLERIN DES MONATS PIPILOTTI RIST BIO-DATEN Pipilotti Rist wurde 1962 als Elisabeth Charlotte Rist in Grabs im St. Galler Rheintal geboren und nannte sich 1982 nach Astrid Lindgrens berühmter Figur Pippi Langstrumpf. Rist studierte von 1982 bis 1986 Kunstgewerbe, Illustration und Fotografie an der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst und im Anschluss bis 1988 in Basel audiovisuelle Gestaltung an der Schule für Gestaltung. Danach arbeitete sie als freiberufliche Computergrafikerin für industrielle Videostudios. Von 1988 bis 1994 war Rist Mitglied der von ihr mitgegründeten feministischen Performance-Band „Les Reines Prochaines“. Rists Arbeiten waren mehrfach auf der Biennale in Venedig zu sehen, wo 2005 ihre erotische Licht-Ton-Installation „Homo Sapiens Sapiens“ für die Schweiz in der Kirche San Stae nach wenigen Monaten vom Bischof für Besucher gesperrt wurde. 2008 präsentierte Rist im New Yorker Museum of Modern Art die großformatige Installation „Pour Your Body Out (7354 Cubic Meters)“. Zuletzt zeigte sie ihre Arbeiten in Einzelausstellungen im Wexner Center for the Arts in Columbus, Ohio (2011) und im ACCA Australian Centre for Contemporary Art, Melbourne (2011/12). 2009 erhielt Pipilotti Rist mit den mit 70.000 Euro dotierten Joan-Mirò-Preis. Im Rahmen des Begleitprogramms wird in Mannheim auch Pipilotti Rists erster Spielfilm „Pepperminta“ (2009) gezeigt, für den sie beim 6. Europäischen Filmfestival in Sevilla mit dem President of the Jury’s Extraordinary Awards und dem Cutting Edge Award beim Internationalen Filmfestival in Miami (2010) ausgezeichnet wurde. Pipilotti Rist lebt mit ihrem Lebensgefährten Balz Roth und Sohn Himalaya Yuji Ansgar in Zürich.

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Pipilotti Rist im Fegefeuer der Vergebung: Selbstlos im Lavabad, 1994, eine Audio-Video-Installation.

Wie ein Insekt über Körperlandschaften PIPILOTTI RIST / Die Schweizerin ist eine der weltweit bekanntesten Videokünstlerinnen. Die Mannheimer Kunsthalle präsentiert nun in Zusammenarbeit mit der Londoner Hayward Gallery die bislang größte Werkschau der Künstlerin in Deutschland. Zu sehen sind 32 Videoarbeiten, Skulpturen und Installationen aus mehr als 25 Jahren. „Wenn man hinaufschaut, soll man das Gefühl bekommen, dass man die Schwerkraft überwindet und mit seinem kompliziertesten Körperteil in den Himmel fliegt“, sagt Pipilotti Rist. Das hört sich zunächst einfach nur schön an. Was es zu sehen gibt, sind … schnöde Unterhosen, in allen möglichen Farben und Formen, mit und ohne Bein, für Männlein und Weiblein. Es ist das Kleidungsstück, das unseren intimsten, aber auch lustvollsten Stellen am nächsten ist – und trotzdem (oder gerade deshalb) häufig als irgendwie eklig empfunden wird. Pipilotti Rist hat die Schlüpfersammlung in einer erhabenen Form angeordnet: als großen, über den Köpfen der Besucher schwebenden, illuminierten Kronleuchter. Wie in ihrem „Massachusetts Chandelier“ (2010) verschmelzen in Pipilotti Rists Arbeiten Schönheit und Hässlichkeit, Sinnlichkeit und Ekel, Leben und Tod. Gespiegelte Hände mutieren zu spinnenartigen Wesen, rote Tulpenblätter zu atmenden Lungenflügeln, Bartstoppel zu sprühenden Funken, Genitalien zu feucht lockenden Landschaften. Der Ausstellungstitel „Augapfelmassage“

könnte da kaum treffender gewählt sein: „Eine Massage? Wunderbar! Aber den Augapfel? Dieses feuchte, empfindliche, runde Ding? Was für ein unangenehmer Gedanke!“ An dieser Stelle hakt Pipilotti Rist mit der Frage „Warum eigentlich nicht?“ ein und eröffnet damit neue Erfahrungswelten, die uns mit einer entfremdeten, zu immer mehr Glätte und Sterilität tendierenden Körperlichkeit wieder versöhnen. Ihre Arbeiten sind ein beständiges Staunen über die Wunder der Evolution: Tatsächlich nimmt ihre Kamera oft die Perspektive „niederer“ Lebewesen ein, indem sie wie ein Insekt dicht über (Körper-)landschaften oder am Boden entlang fliegt. Die „Augapfelmassage“ beginnt bereits draußen, vor der Kunsthalle. Von dem Balkon über dem Haupteingang lässt die Maschine „Nichts“ (1999) große Seifenblasen aufsteigen, deren schillernde Schönheit die Farbenpracht von Rists Bildern vorwegnimmt. Beim Auftreffen auf den Boden lösen sie sich in „nichts“ auf, zurück bleiben nur kleine Rauchwolken. Die chronologisch aufgebaute Ausstellung zieht sich durch das ganze Haus (inklusive Toiletten und Museumscafé!),


LITERATUR // INTERVIEW

Uwe Timm gastiert beim Mannheimer Literaturfest „lesen.hören“ und stellt seine Novelle „Freitisch“ vor.

Aus einem einzigen Gespräch UWE TIMM / Er zählt zu den wichtigsten Gegenwartsautoren Deutschlands. Für seine zahlreichen Romane und Erzählungen erhielt der 71-jährige Münchner verschiedene Auszeichnungen und Preise, zuletzt den Heinrich-Böll-Preis (2009) und die Carl-Zuckmayer-Medaille (2012). Seine Novelle „Freitisch“ handelt von dem Wiedersehen zweier Männer, die in den frühen 60er Jahren als Studenten in München ihren Weg suchten. Uwe Timm liest beim Mannheimer Literaturfest „lesen.hören 6“. meier Die Protagonisten der Novelle trafen einst am sogenannten „Freitisch“ einer Münchner Versicherung zusammen. Was hat es damit auf sich? uwe timm Am „Freitisch“ erhielten Studenten, bei denen das Geld in irgendeiner Form knapp war, ein kostenloses Mittagessen. Diese Form der Zuwendung gab es übrigens schon im 18. Jahrhundert, sie stellte so etwas wie eine Frühform des Stipendiums dar. meier Hat es den Münchner „Freitisch“ wirklich gegeben? timm Ja, und es wurde dort nicht nur gegessen, sondern auch diskutiert, über Gott und die Welt und Arno Schmidt. Einer der beiden Pro-

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tagonisten hat Arno Schmidt auch besucht und berichtet ausführlich von diesem Zusammentreffen. meier Sind Sie ein Arno-Schmidt-Verehrer? timm Ja, er war für mich immer ein wichtiger Autor, wobei ich auch Walser, Böll, Kleist und Fontane gelesen habe. meier Ihre Prosa ist jedoch ganz anders als die von Arno Schmidt. timm Das stimmt, ich glaube, einen so originellen und außergewöhnlichen Schriftsteller kann und soll man gar nicht nachahmen. Dennoch habe ich vieles von ihm gelernt, die Sprachgenauigkeit und dass auch Umgangssprache ihren Platz in der Literatur hat. Die

Umgangssprache verkürzt, ist oft durch ihre Bildwahl anschaulich und ungewöhnlich frisch. Auch Füllwörter wie ein „Nee” haben dann, wenn sie bewusst gesetzt werden, plötzlich eine Bedeutung. meier Warum hat es Sie eigentlich gereizt, über die frühen 60er Jahre zu schreiben? timm Das war insofern eine spannende Zeit, weil sich vieles, was dann in der Studentenbewegung der 68er eine Rolle spielte, schon vorbereitete. Das Gedankengut, die Kritik und die Vorstellungen von dem, was sich ändern sollte, war schließlich nicht plötzlich da, sondern hat sich langsam entwickelt. Und dann hat es mich interessiert, was aus alldem geworden ist ...


SPIELWIESE // DELTA-KREATIVSZENE

WER SPIELT HIER?

Wächter der Dummheit // ULI SCHMIDT

Einladung an Kreative

Mein Werk

Mein Leben

Die letzte MEIER-Seite ist für kreative Köpfe aus dem Rhein-NeckarDelta reserviert! Egal ob Künstler, Designer, Fotograf oder Grafiker: Auf unserer „Spielwiese“ wird jeden Monat ein aktuelles Projekt präsentiert.

Meine Leinwand ist ein Flachbildschirm, ich male elektronisch mit Stift und Palette. In meinem Schaffen – meine Bilder sind Unikate – lasse ich mich von der Natur inspirieren, aber auch von Meistern wie Max Ernst, Peter Brueghel der Ältere und Hieronymus Bosch. Mit meinen Bildern erschaffe ich meine eigenen Welten und zwinge den Betrachter in die aktive Rolle, seine Vorstellungskraft zu gebrauchen.

1950 geboren in Worms, lebe und arbeite ich heute in Malsch. In Mainz habe ich Visuelle Kommunikation studiert und danach als Art Director und Zeitschriftengestalter gearbeitet. Heute widme ich mich hauptsächlich meiner Kunst und lasse mich immer wieder von neuen Entdeckungen und Programmen aus der Computerwelt begeistern.

Entwürfe schicken Sie gerne an: redaktion@meier-online.de Kennwort: Spielwiese

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uli.schmidt.kunst@googlemail.com


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