GOLD 1975 | 2015
NUR ORIGINALAUFNAHMEN! 2 NEUE SONGS
VON SMOKIE & CHRIS NORMAN
1 BRANDNEUER REMIX UND VIEL BONUSMATERIAL
ALLE VIDEOS
SENSATIONELLE KONZERTAUFNAHMEN UND TV-AUFTRITTE AUF DVD
DIE BEST OF MIT ALLEN HITS! JETZT IM HANDEL!
ERHÄLTLICH ALS 3 DVD BOX-SET MIT KNAPP 8 STUNDEN SPIELZEIT, AUF DOPPEL-CD UND ALS 2CD-DELUXE EDITION MIT 10 BONUSTITELN UND GROSSEM FAN-BOOKLET!
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VIERZIG JAHRE HITFABRIK!
IMPRESSUM Anschrift: NikMa Verlag Fabian Leibfried Eberdinger Straße 37 71665 Vaihingen/Enz Tel.: 0 70 42/37660-160 Fax: 0 70 42/37660-188 E-Mail: goodtimes@nikma.de www.goodtimes-magazin.de www.facebook.com/goodtimeskult
mit
Poster
Herausgeber und Chefredakteur: Fabian Leibfried
Mitarbeiter: Matthias Auer, Jens-Uwe Berndt, Horst Berner, Kathrin Bonacker, Kirsten Borchardt, Lothar Brandt, Michael Fuchs-Gamböck, Hans-Jürgen Günther, Christian Hentschel, Teddy Hoersch, Michael Klein, Andreas Kötter, Madita Leibfried, Niklas Leibfried, Bernd Matheja, Kati Naumann, Hans-Joachim Neupert, Markus Nöth, Helmut Ölschlegel, Thorsten Pöttger, Alexander Querengässer, Sven Rachner, Philipp Roser, Roland Schäfli, Oliver Schuh, Lars Schumacher, Ulrich Schwartz, Christian Simon, Alan Tepper, Jörg Trüdinger, Claudia Tupeit, Uli Twelker, Thomas Wachter, Jürgen Wolff
Abonnements, Shop: Andrea Leibfried
Grafische Gestaltung: Andrea Zagmester, kult@nikma.de Kathleen Müller, grafik@nikma.de
Anzeigenverkauf: Petra Czerny, anzeigen@nikma.de
Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 1211 53334 Meckenheim Tel: 0 22 25/88 01-0
kult!
Willkommen bei
Kult ist im Rückblick möglicherweise etwas, das man immer schon insgeheim mochte, obwohl die dominante Geschmacks" polizei" um einen herum das Ganze für uncool erklärt hatte. Und weil man stundenlangen Diskussionen aus dem Weg gehen, den Respekt und die Zuneigung der einen umgebenden Altersgenossen nicht Spiel i h aufs f S i l setzen wollte, verschwieg man dann eben, dass man manche der verpönten Dinge eigentlich durchaus schätzte. So ging es in den 70er Jahren etwa jungen Musikhörern, denen einige Songs von Boney M. oder Smokie im Grunde zusagten – nur zugeben durften sie es halt nicht. Beide Acts feiern jetzt 40-jähriges Jubiläum, und wer damals ihre Tonträger aus besagten Gründen nicht einmal heimlich kaufen mochte, kann das jetzt nachholen: Mit jeweils dicken CD/DVD-Box-Sets werden beide Gruppen und ihr Schaffen von ihrer Plattenfirma gewürdigt – mehr dazu in diesem Heft.
Druckerei: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Str. 168 34121 Kassel
Erscheinungsweise: 2x jährlich
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Abonnement: siehe Seite 39
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Nicht viel anders verhielt es sich in einem anderen Unterhaltungsbereich. Da verliefen die Grenzen der political correctness" – den Begriff gab es in jener Zeit aller" dings noch gar nicht – zwischen den Generationen: Comics galten bei vielen Eltern als Schundliteratur, die unter dem eigenen Bildungsniveau und -anspruch lag. Ihr Konsum wurde dem Nachwuchs deshalb kurzerhand untersagt. Also kursierten die bunten Bilderheftchen unter der Hand und wurden oft beim Licht der Taschenlampe unter der Bettdecke verschlungen. Erinnerungen an diese Zeiten dürften bei vielen von Ihnen wach werden, so wie es auch bei den Mitgliedern der Redaktion der Fall war, als sie diese kult!-Ausgabe zusammenstellten. Ob es sich um Kino- und TV-Renner von einst handelt, Fahrzeuge aller Art, heute manchmal naiv, aber eben auch genial erscheinende Werbung aus längst vergangenen Tagen – das Themenspektrum ist einmal mehr sehr breit gestreut. Ich hoffe, das schmökernde Schwelgen in Nostalgie beschert Ihnen ebenso viel Kurzweile und Vergnügen wie uns bei der kult!-Produktion ...
Titelfoto: Claudia Cardinale: © Davids/Bildarchiv Hallhuber
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Fabian Leibfried -Herausgeber/Chefredakteur-
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kult! Nr. 13 erscheint am 16.10.2015 GoodTimes
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Seite
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kult! 60er · 70er · 80er
Ausgabe April 2015 2/2015 (Nr. 12)
INHALT RUBR IKE N
Seite 16
3 Editorial/Impressum 4 Inhaltsverzeichnis 5 Top 5: Kultgetränke Mitarbeiter & Prominenz
Mode
6 News from the past Altes neu ausgepackt
13 kult! Verlosung 37 kult! Shop 39 kult! Abo 47 Smokie/ Boney M.
Seite 20 Seite 14
Riesenposter
14 Pril-Blumen Henkels legendäre Aktion Fröhliche Küche" "
16 Mode-Serie – 80er Jahre (Teil 4) Proleten-Look & Glamour-Chic
20 Autoscooter 90 Jahre junge Spaß- und Flirtmaschinen!
22 Reklame in den 60ern Traumberuf Stewardess!
26 Western-Comics der 60er, 70er & frühen 80er Jahre hre Helden aus Heftchen
Seite 26
Seite 22
28 Das Jahr 1965 Die Unverbesserlichen: der Franz – der Beat – und der Schiwago
64 Piccolo-Hefte
32 Sammelbilder
Helden im Geldscheinformat
Zeitlose Leidenschaft für Jung und Alt
66 Zukunftsmusik
34 Claudia Cardinale
Das Sammelbilderalbum Die Welt von morgen" "
Diva ohne Starallüren
38 Unvergessene TV TV-Charaktere Charaktere – Neue Serie, Teil 1
68 Die Mädchen aus dem Weltraum
Ben Cartwright (Bonanza)
Frauen und Männer mal ganz anders!
40 Comics auf Briefmarken
70 Boney M.
Lustiger Kleb-Stoff für Fans
Runder Geburtstag mit Liz Mitchell
44 K-Tel-Sampler
72 Plattenspieler von Thorens
Bratpfannen, Haarschneider und Top-Hits
Der richtige Dreh!
46 Die Blaue Lagune
74 Hayao Miyazaki
Zwei Turteltauben auf Turtle Island
Der Großmeister der gezeichneten Träume
56 Die TV-Ekel – Neue Serie, Teil 1
76 Louis de Funès
Nellie Oleson
Seite 40
58 Kommissar X
Cholerischer Schlingel mit Faible für Falschheit
78 Zeitschriften in der DDR (Teil 2)
Gangsterschreck von einst
60 Die Geschichte des Kopfhörers
Nützlich zur Entspannung, Bildung, zum Nähen, Basteln, Gärtnern – und Einwickeln von Fisch
Voll auf die Ohren!
62 Kultbücher
82 40 Jahre – VW Polo
Geschätzt, geliebt, gelobt
Klein ist immer relativ!
84 40 Jahre – Volvo 240 Seite 34
Kantholz mit Persönlichkeit
86 Der Tod des Western
Seite 82
Die letzte Kugel traf den Besten
90 Rolf Kauka: Fix und Foxi" "
Comic-Imperium mit Schattenseiten
992 Hörspiel-Klassiker von Europa Der Klang von Freiheit und Abenteuer
96 9 Borussia Dortmund
Seite 9900
Seite 64
Der BVB und der Europapokal 1966: Das Wunder von Glasgow
98 9 Casio Der Meilenstein fürs Handgelenk
Seite
4
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GoodTimes
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kult! K ult g etränke
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Coca Cola San Francisco (Cocktail) Cappuccino Bacardi Cola Sambuca
1. 2. 3. 4. 5.
Arabica Kaffee (schwarz) Bodensee Trinkwasser Forstmeister Pils Rosé de Loire Martini Rosso (mit Eis)
1. 2. 3. 4. 5.
Dr. Kochs Apfelsaft Jambosala Grüne Wiese (Blue Curaçao mit Orangensaft) Altbierbowle (mit Pfirsichstücken) Amaretto-Apfelsaft
1. 2. 3. 4. 5.
Lonkero (Gin & Grapefruit-Longdrink aus Finnland) Newcastle Brown Ale Tee, am liebsten PG Tips aus England Holunder Bionade Talisker Single Malt Whisky
1. 2. 3. 4. 5.
Coca Cola Schwarzer Tee aromatisiert mit Wildkirsche Rotwein, bevorzugt Merlot / Cabernet Sauvignonn Kiwi und Limette mit Aloe Vera von Dietz Rotwein Lemberger
1. 2. 3. 4. 5.
Pernod auf Eis und stillem Wasser Jever Pils Grapefruitsaft, frisch gepresst Underberg Tomatensaft mit kleinem Spritzer Zitronenextrakt und Tabasco
1. 2. 3. 4. 5.
Kaffee Müllermilch Pistazie Sunkist anno 1969 Leitungswasser Coca Cola Zero
1. 2. 3. 4. 5.
Coca Cola Light Tannenzäpfle-Bier Campari Orange Schweppes Bitter Lemon Almdudler
Fabian Leibfried
Horst Berner
Kathrin Bonacker
Kirsten Borchardt
Lothar Brandt
Andreas Kötter
Andrea Leibfried
1. Vita-Cola 2. Sternburg Doppel Karamell 3. Ileburger Waldmeister-Brause 4. Sportflip (Alkoholfreier Cocktail aus Eigelb und versch. Säften) 5. Köstritzer Schwarzbier 1. 2. 3. 4. 5.
Afri Cola Orangina Coca Cola Sinalco Pepsi Cola
Michael F.-Gamböck
Kati Naumann
H. J. Neupert
GoodTimes
1. 2. 3. 4. 5.
Guinness Fritz Cola Caro-Kaffee Bionade Astra (Bier)
1. 2. 3. 4. 5.
Quench Rotbäckchen Capri-Sonne Bluna Berentzen Saurer Apfel
1. 2. 3. 4. 5.
Kaffee Bier (Pils, kalt vom Fass) Caipirinha Frankenwein (weiß, trocken) Mineralwasser, still
1. 2. 3. 4. 5.
Cherry Cola Swimming Pool (Cocktail) Mojito (nach Hemingway-Art) Single Malt Whisky Vieille Prune (Schnaps)
Thorsten Pöttger
1. Cuba Libre 2. San Francisco (Cocktail) 3. Andechser Doppelbock 4. Weihenstephan Hefe Weißbier 5. Berentzen Apfelkorn 1. 2. 3. 4. 5.
Weinschorle Latte Macchiato Crémant d'Alsace Milchshakes Kölsch
1. 2. 3. 4. 5.
Freixenet Tinto (trocken) Southern Comfort Wodka-Martini (gerührt, nicht geschüttelt!) Schweppes – Ginger Ale Gerolsteiner Mineralwasser
1. 2. 3. 4. 5.
Blue Moon Belgian White Beer Mahn & Ohlerich Vita-Malz East India Cocktail von 1882 Wostok Tannengrün
1. 2. 3. 4. 5.
Coca Cola Light Radeberger Moët Jack Daniels Campari Orange
1. Jack Daniels mit Coke und viel Eis 2. Corona Bier direkt aus dem Kühlschrank mit einem Stück Limette 3. Barolo Rotwein in Zimmertemperatur 4. Lagenweine Auslese gekühlt 5. Glenfiddich Single Malt Whisky pur ohne Eis
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Sven Rachner
Philipp Roser
Roland Schäfli
Ulrich Schwartz
Christian Simon
Alan Tepper
Claudia Tupeit
Jürgen Wolff © NikMa Verlag
TOP 5
Ray Do(MursngoetJerry)
from the past DVDs + BLU-RAYs ALFRED HITCHCOCK COLLECTION Ohne Frage gehört Alfred Hitchcock zu den größten Filmregisseuren aller Zeiten, seine Art, Spannung zu erzeugen,, sein Gespür p für die richtige Dosis Horror, aber auch sein feiner Humor sorgten für Unterhaltung der Sonderklasse. Auf sechs DVDs liefert die Alfred " Hitchcock Collection" nun 15 seiner eher unbekannten Filme, von Gute Reise" " ( Bon Voyage") über Der " " Mann, der zu viel wusste" ( The Th Man M Who Wh " Knew Too Much") und Schuldig oder nicht " schuldig?" ( The Parandine Case") bis zu Eine " " Dame verschwindet" ( The Lady Vanishes"). " (Starmovie/edel, 1275 Min.)
DIE GROSSE HUNDEBOX Klasse DVD-Box mit zwei Discs, auf denen Tierfilmfreunde ein breites Spektrum an Hundefilmen finden. Mit dabei ist natürlich der wohl berühmteste Vertreter dieser Spezies, der Langhaarcollie Lassie, hier in einem US-Kinofilm ( Lassie und die Goldgräber") aus dem Jahr " 1951 vertreten. Mit dem in Schwarz-Weiß gedrehten Rin Tin Tin – In den Fängen der Wild" nis" geht es zurück bis ins Jahr 1939. Beim 2007er Rin Tin Tin – Die 2 " Rückkehr" steht der deutsche R Schäferhund Rin Tin Tin im S Mittelpunkt des Geschehens. M Aus A dem Jahr 2003 stammt Nur Hunde kommen in " den d Himmel", hier geht es um Archie, einen reichen und unsympathischen Typ, der dazu noch Hunde hasst. Als er bei einem Autounfall stirbt, wird ihm der Zutritt in den Himmel verwehrt, denn er soll zunächst Reue zeigen. Zu diesem Zweck wird er zurückgeschickt zur Erde – aber nicht als Archie, sondern als weißes Hündchen namens Quigley, und nur sein Schutzengel Sweeney kann ihn als Archie sehen. First Dog" aus dem Jahr 2010 " ist eine aufwändig inszenierte amerikanische Familienkomödie. Sie erzählt die Geschichte des Familienhundes des Weißen Hauses, der tausende Meilen von zu Hause entfernt, bei einem offiziellen Auftritt des Präsidenten, einfach vergessen wird. Der Waisenjunge Danny nimmt sich seiner an und beschließt, den Hund selbst zurück nach Washington zu bringen. Aus den beiden werden schnell unzertrennliche Freunde, die auf ihrem weiten Weg jede Menge Abenteuer bestehen müssen ... (Starmovie/edel, 2 DVDs, 418 Min.)
DIE STACHELSCHWEINE Schon seit 1949 ist das legendäre Berliner Kabarett Publikumsmagnet; Wolfgang Gruner war jahrzehntelang das populärste Gesicht der Truppe, unterstützt von namhaften Kollegen wie Günter Pfitzmann, Achim Strietzel, Jo Herbst, Christian Maybach und Inge Wolffberg. Ihre unnachahmlichen Auftritte, in denen die Berliner Schnauze mit Herz" die große " Politik aufs Korn nahm, brachten das Publikum regelmäßig zum Toben, aber hinterließen – ganz im Sinne ihres stacheligen Namens – auch genügend geistige Widerhaken, die zum eigenen Nachdenken anregten. Kritisches " Denken ist die erste Bürgerpflicht", dieses Motto von Kabarettchef Rolf Ulrich, zog sich durch alle Programme, und die Stachelschweine brachten es mit viel Schwung, Talent und Humor auf die Bühne. Diese 2-DVD-Box eenthält fünf Fernsehaufzzeichnungen des Sender Freies Berlin aus der Ära F Gruner: Denn Sie wissen, G " was sie tun", (1959), Und w " vvor 20 Jahren war alles vorbbei" (1965), Deutschland " Deutschland unter andeD rem" (1967), Kein schö" ner Landd als zwei" (1983) sowie Die l diese di " abgeschriebene Republik" (1996). (Tacker Film/Alive, 2 DVDs, 357 Min.)
BRUCE LEE SEIN GEHEIMNISVOLLER TOD In diesem Film mit dem englischen Originaltitel Death By Misadventure" schildert der Bruce" Lee-Experte George Tan seine Sicht auf das bewegte Leben und vor allem auf den immer noch mysteriösen Tod des Martial-Arts-Filmstars Bruce Lee. Geboren 1940 in San Francisco, entwickelte Lee einen ganz eigenen Kampfstil, wurde damit zur Ikone eines Genres, sein früher Tod – er starb 1973 in Hongkong an einer Hirnschwellung, ausgelöst durch eine allergische Reaktion auf ein Schmerzmittel – befeuerte diesen Kultstatus natürlich noch. Aufnahmen aus Bruce L Lees jjungen Jahren wie der legendäre Auftritt beim Karate Festival in Long Beach 1967, zahlreiche exklusive Privatclips, Bilder, die beim Dreh seiner Filme entstanden, sowie ein Interview mit seinem Sohn Brandon ergeben ein vielschichtiges Bild des mystischen Kämpfers. Ob man George Tans Einlassungen und Verschwörungstheorien dabei immer folgt, das muss jeder selbst entscheiden, doch wer Bruce Lee genauer kennen lernen möchte, für den bietet diese DVD auf alle Fälle ausreichend Stoff dazu. (Starmovie/edel, 91 Min.) Seite
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DUNE – DER WÜSTENPLANET Das Jahr 10191: Das gesamte Universum ist abhängig von Spice Melange, einer Wunderdroge, ohne die die intergalaktische Raumfahrt nicht möglich ist. Das Spice existiert nur auf Arrakis, einem ausgetrockneten und unwirtlichen Planeten, der von seinen Ureinwohnern, den Fremen, Dune genannt wird. Die Fremen warten auf die Ankunft des Messias, der sie in den Krieg führen wird, um Arrakis endlich von der Fremdherrschaft der Harkonnen zu befreien. David Lynchs Kultfilm aus dem Jahr 1984 setzte neue Maßstäbe in Sachen Science Fiction. Ihm gelangen gigantische Szenen mit bis zu 20.000 Statisten und eine gelungene Umsetzung des Kultromans von Frank Herbert. Mit Schauspielern wie Jürgen Prochnow, Kyle MacLachlan, Sting und Patrick Stewart erschuf er eine faszinierende Welt voller Mythen und Geheimnisse, die einen auch heute noch in ihren Bann zieht. (Clipper Entertainment, 131 Min.)
DER LETZTE COUNTDOWN Dezember 1979: Bei einem Routinemanöver gerät der hochmoderne amerikanische Flugzeugträger USS Nimitz in einen seltsamen elektroelts magnetischen Sturm. Schiff und Besatzung werden in der Zeit zurückgeschleudert und finden sich am 7. Dezember 1941, dem Tag des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor, vor dem amerikanischen Inselstützpunkt wieder. Commander Yelland (Kirk Douglas) kD l ) steht h vor der schwerwiegendsten Entscheidung seines Lebens. Mit der überlegenen Feuerkraft seines Schiffes und den hochmodernen F14-Kampfjets könnte er die japanische Flotte stoppen und die Weltgeschichte neu schreiben, doch die weiteren Folgen eines solchen Eingreifens könnten fatal sein. Erstmals gibt es diesen Kult-Klassiker nun auch in restaurierter HD-Fassung als Blu-ray, als Extras gibt es weiteres Material wie TV-Spots, Kinotrailer und eine Artworkgalerie. (Starmovie/edel, 103 Min.)
LAUREL & HARDY VERBORGENE PERLEN + DIE SCHATZTRUHE + FRÜHE KUNSTWERKE + RARITÄTEN Mit über 100 Filmen gehören Stan Laurel und Oliver Hardy zu den berühmtesten Slapstickduos der Filmgeschichte, Generationen von Comedyfans sind seither ihrem Humor verfallen. Mittels vier einzeln erhältlicher DVDs – alle mit einer Spielzeit von gut 100 Minuten
– kann man nun auch etwas tiefer in ihr Werk einsteigen, ti werden zahlreiche Filme w präsentiert, die man nicht p schon zigmal gesehen hat. s Die D sieben Filme von Frü" he h Kunstwerke" zeigen die Marke Dick & Doof" noch " im Entstehen, hier sind Stan Laurel und Oliver Hardy noch nicht alleine als Duo unterwegs, so dass man hier noch auf zahlreiche weitere Protagonisten aus der Stummfilmzeit trifft. Auch die sieben Filme, die als Raritäten" " zusammengefasst wurden, passen in dieses Muster, weitaus gewohnter agieren die Beiden dagegen in den jeweils fünf Filmen, die man mit Die Schatztruhe" sowie mit dem pro" grammatischen Verborgene Perlen" zu sehen " bekommt. (Starmovie/edel, 4 DVDs.)
SMOKIE GOLD 1975–2015 Na, wenn das nicht mal ein standesgemäß gefeiertes Jubiläum ist, auf drei – natürlich goldenen – DVDs kann man nun die Wege einer der erfolgreichsten britischen Bands der Popgeschichte in aller Tiefe und Ausführlichkeit nachverfolgen. Die Zusammenstellung erstreckt sich über fast acht Stunden und bietet dabei größtenteils bisher unveröffentlichtes Material sowohl aus den Archiven der Plattenfirmen als auch aus privaten Quellen. Lange verschollen geglaubte Aufnahmen von LiveAuftritten, TV-Clips und Musikvideos erleben so ihre offizielle DVD-Premiere, noch dazu in Ton und Bild bestens auf den heutigen Stand der Technik gebracht. Komplette Konzerte aus OstBerlin (1976), Sofia (1983), Bratislava (1983) und Bradford (1985) gibt es dabei zu sehen und zu hören, mit zahlreichen Dokumentationen und Interviews wird auch immer wieder tiefer in die bewegte Smokie-Geschichte eingestiegen. Parallel dazu erscheint mit GOLD 1975–2015 auch eine Doppel-CD, die alle Karrierephasen der Briten abdeckt, also die Zeit von 1975 bis 1986 mit Chris Norman als Leadsänger, dann die Jahre 1986 bis 1995 mit Sänger Alan Barton, der 1995 nach einem Busunfall auf Tour verstarb, sowie die letzten zehn Jahre mit Mike
Craft am Mikrofon. Herrliche Songs wie "If You Think You Know How To Love Me", "Don't Play Your Rock'n'Roll To Me", "Living Next Door To Alice", "Mexican Girl", "Needles And Pins" oder "I'll Meet You At Midnight" – immer noch zeitlos gut! (Sony Music, 3 DVDs, 475 Min.)
FANTASY KLASSIKER Auf den beiden Discs in dieser schönen Metallbox finden sich sechs Klassiker des Science-Fiction- und Abenteuerfilmes in ihren ungeschnittenen, deutschen Fassungen, teilweise ist auch noch die englische Tonspur anwählbar. Dabei gehört 20.000 Meilen unter dem Meer", die " 1916 entstandene, sehr freie Hollywood-Verfilmung des Kultromans von Jules Verne, zu den eindrucksvollsten Zeugnissen früher ScienceFiction-Filmen. Ursprünglich als Stummfilm entstanden, wurde er nachträglich in deutscher Sprache synchronisiert, beeindruckend vor allem die Unterwasseraufnahmen aus dieser Zeit. Zur gleichen Epoche zählt Dr. Jekyll und Mr. Hyde", " auch hier wurde ein Stummfilm nachträglich vertont. Aus dem Jahr 1925 stammt Lost World", " bei dem auf einem abgelegenen Bergplateau in Südamerika Saurier entdeckt werden; auch hier ist die Story eigentlich Nebensache, im Mittelpunkt steht die kultige Umsetzung ganz ohne Computeranimationen oder ähnlichen Hilfsmitteln. Mit Things To " Come" aus dem Jahr 1936 ist auch der Film mit dabei, der gemeinhin als erster richtiger" Science-Fic" tion-Film gilt, die visionäre Verfilmung einer Vorlage von H.G. Wells war – zumindest inhaltlich – ihrer Zeit weit voraus. Mit She" (1935) und The " " Most Dangerous Game" (1932) vervollständigen zwei Filme von Ray Harryhausen diese Sammelbox. (Great Movies, 2 DVDs, 501 Min.)
SURIYOTHAI DIE KRIEGSPRINZESSIN Thailand im 16. Jahrhundert: Prinzessin Suriyothai heiratet des Friedens willen den Sohn eines anderen Stammeskönigs, obwohl sie eigentlich einen anderen Krieger liebt – doch diese Liebe ist ihr verboten. 20 Jahre lang opfert sich Suriyothai zum Wohle des Staates und der Men-
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schen auf. Sie zieht Kinder groß, deckt Morde und Intrigen innerhalb des Herrschergeschlechts auf und zettelt sogar eine Revolution an, um eine böse Königin zu stürzen, die sich an die Macht gemordet hat. Im Jahr 1549 jedoch kommt es zum Krieg mit den Burmez sen. Und wieder opfert sich s Suriyothai für ihr Volk, doch S dieses Mal ist der Preis höher. d Im I Jahr 2001 wurde die bewegende Lebensgeschichte w von Prinzessin Suriyothai v vom thailändischen Regisseur Chatrichalerm Yukol in opulenten Bildern verfilmt, kein Geringerer als l Bild Francis Ford Coppola hat dieses Epos dann für den internationalen Markt überarbeitet. Extras: Making Of, gestrichene Szenen, Trailer, Bilderund Postergalerie sowie Audiokommentare. (Starmovie/edel, 148 Min.)
ZOMBIE DAWN OF THE DEAD Wohl kein Kinogänger der späten 70er Jahre dürfte die letzte Szene dieses Horrorschockers je vergessen, Hunderte von Zombies taumeln über das Parkdeck eines Einkaufszentrums, in letzter Sekunde entkommen eine Frau und ein Mann mit einem Hubschrauber in den Abspann. Zuvor zeigt Regisseur George Romero in drastischen Bildern die Seuche, die die Welt in Chaos und blanken Horror stürzt. Die Körper soeben Verstorbener kehren sofort als Zombies zurück – Zitat aus der Filmwerbung: Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kehren die Toten auf die Erde zurück –, um sich anschließend dem Drang nach Menschenfleisch hinzugeben. Die Zombies ziehen immer weitere Kreise, vermehren sich sprunghaft, Polizei und Militär versuchen, den Angriffen Herr zu werden – erfolglos. Im furiosen Finale verschanzen sich die letzten vier Überlebenden in einem leerstehenden Einkaufszentrum, wo sie i sich i h zunächst der Untoten erwehren können. Als eine Bande Rocker in die Ladenpassage einbricht, kehren auch die Zombies zurück, der Kampf auf Leben und Tod beginnt erneut. Trotz schockierender Bilder, trotz blutiger Exzesse: ein Film, der das Prädikat Kult" zu Recht trägt. " (Clipper Entertainment, 122 Min.)
from the past SHAW BROTHERS Über 1000 Filme haben die Brüder Runme und Run Run Shaw mit ihrer Produktionsfirma Shaw Brothers zwischen 1925 und 1985 erschaffen, ab Ende der 60er Jahre prägten sie mit ihren asiatischen Kampfkunstfilmen ein neues Genre, Martial Arts genannt. Mit Chang Cheh stand den Shaw Brothers in dieser Zeit ein hervorragender Regisseur zur Verfügung, dessen Filme mit dem Hauptdarsteller Ti Lung vor allem in Asien zu Blockbustern wurden. Eine Auswahl von elf dieser Filme, die zu VHS-Zeiten nur stark gekürzt erhältlich waren, sind nun erstmals in ihren Originalfassungen in einem 6-DVD-Pack erhältlich. Im Gegensatz zu den Filmen G des d unbesiegbaren Kämpfers Bruce Lee konzentrief ren r sich die Shaw-Brothers-Streifen neben den e Kampfszenen auch auf den K Ehrenkodex der Shaolin, E zeigen die traditionellen z Wurzeln der Kampfkunst, die buddhistischen Mönchsorden zu di diesen di b ddhi weltweiter Berühmtheit führte. (Starmovie/edel, 6 DVDs, 1194 Min.)
DER TANK Paraderolle für James Garner: Als Master Sergeant Zack Carey wird er für sein letztes Kommando in ein verschlafenes Nest versetzt. Zusammen mit seiner Familie – und seinem Sherman-Panzer – zieht er aufs Land, und als er Streit mit der dortigen Polizei bekommt, lässt diese seinen Sohn verhaften und steckt ihn in ein Arbeitslager. Als alle Diplomatie nichts mehr nutzt, setzt sich Carey in seinen Panzer, um seinen Sohn zu befreien. Mit seiner Mischung aus Komödie und Actionfilm gehört Der Tank" zu den " Kultfilmen der 80er Jahre, kommt ganz im Stile der damals angesagten Highway-Movies daher. Zudem steht mit James Garner ein Schauspieler im Mittelpunkt, der ebenso harter Bursche wie schlitzohriger Komödiant ist. Als Bonus-Material bietet die Blu-ray Trailer in Deutsch und Englisch, eine Bildergalerie sowie ein Wendecover. (Paragon Movies/edel, 113 Min.)
DIE ABENTEUER DES WERNER HOLT Dieser Mitte der 60er Jahre entstandene Schwarz-Weiß-Film dürfte wohl der bekannteste Antikriegsfilm der DDR sein. Für Drehbuch und Regie war Joachim Kunert verantwortlich, als Vorlage verwendete er für Die " Abenteuer des Werner Holt" den gleichna-
migen Roman von Dieter Noll. Im Frühjahr 1945 sind die Kriegsfronten in Deutschland angekommen. Der 18-jährige Werner Holt (gespielt von Laus-Peter Thiele) ist zusammen mit zwei Klassenkameraden zur Verteidigung einer deutschen Kleinstadt abgestellt. Nachdem einige ihrer Vorgesetzten geflüchtet sind, übernehmen sie selbst das Kommando. In einem provisorischen Kommandozentrum sitzt der Funker Holt und blickt auf die letzten zwei Jahre zurück. Eine Verfilmung, die heute so aktuell ist wie vor 50 Jahren und dazu noch eindringlich vor falschen Idealen warnt. (Film Werke/Icestorm, 165 Min.)
DIE HÖHLENKINDER Die Höhlenkinder" ist eine Jugendbuch" Trilogie des böhmischen Schriftstellers Alois Tlučhoř, die er unter dem Pseudonym Alois Theodor Sonnleitner schrieb. Bei ihm spielt die Geschichte der beiden Waisenkinder in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, für die zehnteilige italienische TVAdaption, die erstmals im Januar 1985 im deutschen Fernsehen zu sehen war, verlegte Regisseur Marcello Aliprandi die Handlung in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Zusammen mit ihrem Großvater versuchen die beiden Waisenkinder Eva und Peter, in eine geheime Höhle zu flüchten, um dort das Ende des Krieges abzuwarten. Doch auf dem beschwerlichen Weg zu dieser Höhle stirbt der Großvater. Nach einem harten Winter erfahren sie vom Ende der Kampfhandlungen und versuchen, in die Zivilisation zurückzukehren. (Studio Hamburg Enterprises, 2 DVDs, 250 Min.)
VERDAMMT NOCHMAL! ...WO BLEIBT DIE ZÄRTLICHKEIT TEIL 1 & 2 + GIB MIR MEINE HAUT ZURÜCK Drei klasse französische Komödien von Regisseur Patrick Schulmann, die mit ihrem ganz besonderen Charme Ende der 70er Jahre nicht nur in Frankreich, sondern auch im deutschssprachigen Raum große Erffolge feierten. Dabei geht ees sowohl in Teil 1 als auch iin Teil 2 von Verdammt " nnochmal! ...wo bleibt die Zärtlichkeit" eigentlich nur Z uum eine ganz simple Geschichte: das Zusammenleben von Mann und Frau. Seite
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Natürlich werden dabei alle Möglichkeiten des Themas ausgelotet, Sex, Zärtlichkeit, Erotik, schüchternes Anhimmeln, machohafte Überheblichkeit, selbstlose Zuneigung und verklemmtes Zaudern inklusive. Bei Gib mir " meine Haut zurück" werden die beiden Hauptdarsteller verhext, jeder findet sich im Körper des anderen wieder, auch hier bietet dieser Plot genügend Stoff für irrwitzige Verwicklungen. Alle drei DVDs bieten dazu noch Bonus-Material wie Originaltrailer, Bildergalerien sowie Kurzfilme von Patrick Schulmann. (New Vision Films/edel, 95 + 94 + 84 Min.)
INVISIBLE MAN Dr. Peter Brady wird Opfer seiner eigenen Testreihen zur optischen Dichte, als ein Laborunfall ihn mit Chemikalien in Berührung bringt, die ihn unsichtbar werden lassen. Unfähig, das Geschehene wieder rückgängig zu machen, nutzt er fortan seine Unsichtbarkeit, um Menschen zu helfen, und besteht dabei zahlreiche Abenteuer. In H.G. Wells Romanvorlage g aus dem Jahr 1897 hieß der Protagonist noch Dr. Griffin, g auch nutzte er seine Fähiga keiten vor allem im Bösen k und u nicht im Guten. In 26 Folgen wurde Invisible F " Man" Ende der 50er Jahre M in i Großbritannien als TVSerie umgesetzt, auf vier S Ende Mai erscheinenden DVDs kann man die Episoden sowohl in der englischen Originalfassung als auch mit deutscher Synchronisation ansehen, als Bonus gibt es einen rund 25-minütigen Pilotfilm, der allerdings nie ausgestrahlt wurde. (Studio Hamburg Enterprises, 4 DVDs, 650 Min.)
JAKOB DER LÜGNER 1974 inszenierte Frank Beyer diesen DefaFilm, für das Drehbuch war Jurek Becker verantwortlich, auf dessen gleichnamigem Roman die Geschichte aus einem osteuropäischen Judenghetto in den letzten Kriegsjahren beruht. Durch eine Notlüge wird der Protagonist zum unfreiwilligen Helden, er schwindelt seinen Leidensgenossen vor, er habe ein Radio versteckt und erfahre so immer wieder Neues von der vorrückenden Roten Armee. Hoffnung kommt auf, doch der Wunsch nach Informationen wird immer größer, so dass Jakob zunehmend dazu gezwungen ist, immer größere und weitreichendere Lügengebilde aufzutürmen. Jakob der Lügner" " erzählt die eindrucksvolle Geschichte vom Helden
wider Willen mit sehr schlichten filmischen Mitteln. Aber gerade dadurch gelingt es, das Dilemma des sympathischen Lügners ohne falsches Pathos in all seiner Tragik zu beleuchten. Ähnlich wie Roberto Benignis Das Le" ben ist schön" konzentriert sich Frank Beyers Filmklassiker weniger auf die Grausamkeiten im Lager, sondern auf das soziale Leben unter den Gefangenen. (Film Werke/Icestorm, 96 Min.)
NACKT UNTER WÖLFEN Erst Anfang April konnte man die aufwändige Neuverfilmung des Romans von Bruno Apitz in der ARD erleben, diese DVD präsentiert das Original aus dem Jahr 1962. Der polnische Häftling Jankowski retH ttet kurz vor der Befreiung ddes Konzentrationslagers Buchenwald ein kleines B Kind, versteckt den JunK gen in einem Koffer. Doch ein kleines Kind in der unbarmherzigen Welt des Todes bedeutet sowohl Hoffnung als auch Gefährdung zugleich. Als die Mithäftlinge und Mitglieder der geheimen Widerstandsgruppe den Jungen entdecken, stehen sie vor einer schweren Entscheidung, doch letztlich siegt die Menschlichkeit ... (Film Werke/Icestorm, 119 Min.)
Bücher PORSCHE ALLE SERIEN- UND SPORTWAGEN SEIT 1948 Von Marc Bongers 2014, Motorbuchverlag ISBN 978-3-61303-588-1 688 Seiten; 69 Ð
Marc Bongers kann zweifellos als der führende Porsche-Experte Deutschlands bezeichnet werden. Mit seinem neuesten Werk wird er die Fans der Nobelmarke erneut begeistern, denn hinsichtlich der Informationsfülle, der grafischen Abbildungen und der Fotos kann der auf erstklassigem Papier gedruckte Band in jeder Hinsicht überzeugen. Bongers beginnt seine Zeitreise mit dem Modell 356 Roadster Gmünd aus dem Jahr 1948, erinnert an den Speedster (1958) und natürlich die 911-Serie mit allen Modellen bis hin zum Macan Diesel aus dem Jahr 2014/2015, der an Formschönheit gegenüber den alten Modellen natürlich eingebüßt hat. Alle technischen Daten, Preise, hochwertige Phantombilder und längere Ausführungen zu Motoren und zur Produktion unterstreichen den herausragenden Charakter. Nicht zu übertreffen.
EINE ZEITREISE DURCH 50 JAHRE FERNSEHEN. DIE GOLDENE KAMERA
gehaltvollen Texten in einem leicht verständlichen Englisch bestimmen zahlreiche seltene Fotos den Gesamteindruck, der zusätzlich von fünf Posters und 15 Faksimiles (handgeschriebene Zettel, Karten) abgerundet wird. Eine beeindruckende Reise zur Boomzeit der Eastern und ihres führenden Protagonisten.
TV-MOMENTE, DIE WIR NIE VERGESSEN WERDEN Von Hörzu 2015, Klartext Verlag ISBN 978-3-83751-335-6 224 Seiten; 29,95 Ð
50 Jahre Fernsehen, das sind unzählige Serien, Shows, Filme, Magazine, Nachrichten, Talksendungen und Sportereignisse. Eine Fülle von Sendeminuten, von denen einige zu Sternstunden wurden. Große Shows wie Einer wird gewinnen", Die Peter Alexander " " Show" und Wetten, dass...?". Serien wie Tat" " ort", Das Erbe der Guldenburgs" und Dallas". " " Und natürlich Legenden wie Heinz Rühmann, Mario Adorf und Inge Meysel. Sie alle haben Fernsehgeschichte geschrieben. Seit 1966 zeichnet Hörzu" mit der Goldenen Kamera jedes " Jahr die Besten der Besten aus, hat dabei auch so manchen Star für morgen entdeckt. Zahlreiche emotionale Momente eingeschlossen, wie der bewegende Auftritt von Rudi Carrell, als dieser sich von seinem Publikum verabschiedete, oder die Freudentränen von Danny DeVito, als er den Preis für sein Lebenswerk von seinem Freund Michael Douglas entgegennahm. Neben diesen historischen TV-Momenten liefert dieser großformatige Bildband auch Hintergründe, persönliche Geschichten, eine begleitende DVD sowie die eine oder andere bisher eher unbekannte Anekdote. Vom Goldenen Schuss" über den Skan" " dal-Tatort" Reifeprüfung" bis zu The Voice of " " Germany" – eine kurzweilige Zeitreise durch die größten Momente der deutschen TV-Geschichte: einzigartig, emotional und einfach unvergesslich!
THE TREASURES OF BRUCE LEE
JÄGER DES VERLORENEN ZEITGEISTS Von Frank Jöricke 2013, Solibro Verlag ISBN 978-3-93292-755-3 217 Seiten; 12,80 Ð
Lebst du noch oder nostal" gierst du schon?" fragt Autor Frank Jöricke zu Beginn dieses Taschenbuches, in dem er – wie Indiana Jones auf der Jagd nach dem heiligen Gral – dem Zeitgeist auf der Spur ist. Natürlich hat ihm sein Job als Werbetexter da nicht geschadet; wo, wenn nicht in der Werbung, werden die schnelllebigen Änderungen des Zeitgeists klarer sichtbar? Dass früher nicht alles besser war, das dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, doch liest man seine Rückblicke auf (noch gar nicht so lange) vergangene Zeiten, dann realisiert man ziemlich schnell, dass vieles anders war als heute. Kleidung, Musik, Kinohelden, Sozialverhalten, Fernsehen und Zeitvertreib, Kapitel wie James Bond " ist tot", Das hässliche Gesicht von Facebook" " oder Nach Harald Schmidt – das langsame Ster" ben des Fernsehens" liefern zahlreiche Themen, die einem noch bestens in Erinnerung sind, bei denen man sich aber auch bewusst wird, wie man selbst Spielball des Zeitgeistes war und ist. Auch die selbstironische Art, mit der Jöricke seine Thesen aufbereitet, macht Laune, hier geht es nicht darum, mit erhobenem Zeigefinger (Besser-) Wissen zu vermitteln, hier wird ein kurzweiliger und augenzwinkernder Blick in die nahe Vergangenheit geworfen.
Von Paul Bowman 2015, Edition Olms ISBN 978-3-28301-234-2 94 Seiten; 39,95 Ð
MID-CENTURY MODERN COMPLETE:
In den Siebzigern bestimmte das Bild von Bruce Lee die Schaukästen der Kinos. Exotische Handlungsorte, sein durch hartes Training gestählter Körper knallbunten Poster zogen einen p und diee kna wahren Boom der so gew nnannten Martial Arts nach ssich. Der mit einem Vorwort sseiner Tochter Shannon Lee eeingeleitete Erlebnisband" " eerzählt die Geschichte des Schauspielers, Athleten, S Philosophen und Regisseurs von seiner Jugend in Hongkong über die i J Zeit der Ausbildung in den USA bis hin zu den großen Leinwandknüllern. Neben knappen, aber
Von Dominic Bradbury
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DESIGN DES 20. JAHRHUNDERTS
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2014, Dumont ISBN 978-3-83219-484-0 540 Seiten; 68 Ð
Gelegentlich noch belächelt, haben sich Möbel, Porzellan und Gegenstände des täglichen Bedarfs wie Kodak-Kameras, Telefone oder HiFi-Zubehhör des Zeitraums Mitte dder Fünfziger bis Ende der Sechziger zu Objekten der S Begierde für eine zunehB mende Anzahl von Sammm lern entwickelt. Dominic l Bradbury dokumentiert in B seinem auf erstklassigem
from the past Papier gedruckten, schweren Hardcoverband die bedeutendsten Designer, die zum Beispiel den kugelrunden Sessel namens Ball oder Textilmuster wie Apex und Sunrise kreierten. Leuchten, Glas und Keramik, Produkt- und Industriedesign, Grafikdesign und Häuser wie auch das nicht zu vergessende Interieur werden dem Lesepublikum durch Abbildungen und ausführliche Begleittexte nahegebracht. Was für manche eine Neuentdeckung ist, wird für andere zu einer nostalgischen Reise. Eins ist aber unbestritten: Hinsichtlich ihrer Kreativität haben die Designer dieser Ära weitaus mehr geleistet als heutzutage. Empfehlung.
nem eigenem Leben entdecken können. Wenngleich natürlich nicht jeder in so einer durchgeknallten Familie groß wurde wie der Protagonist dieses Buches, Studentenunruhen, die Ölkrise, Feminismus, kultige TV-Serien oder den Fall der Mauer dürften wohl alle mitbekommen haben. Chronologisch geht es durch die Jahre, immer wieder lacht man beim Lesen laut auf, wer auf Humor von Loriot, Ephraim Kishon oder Wiglaf Droste steht, der kommt hier voll auf seine Kosten.
LAUREL & HARDY UND DIE FRAUEN
PULLERN IM STEHEN
Von Rainer Dick
2015, Rowohlt ISBN 978-3-49923-336-4 288 Seiten; 9,99 Ð
2015, Reinhard Weber Fachverlag für Filmliteratur ISBN 978-3-94312-705-8 220 Seiten; 28 Ð
Für Filmfreunde gehört der Reinhard Weber Fachverlag für Filmliteratur aus dem bayerischen Landshut zu den ersten Adressen. Wenn sich die dortigen Spezialisten eines Themas annehmen, dann kann man sich darauf verlassen, dass es fundiert, detailliert und überaus informativ zur Sache geht. So auch beim Ende Februar dieses Jahres erschienenen Buch Laurel & Hardy und die Frauen". Kurzweilig " und höchst lesenswert zeichnet Rainer Dick das tragikomische Privatleben der beiden Komiker Stan Laurel und Oliver Hardy nach, Lebensgeschichten, die von Alkohol, elf Eheschließungen mit sieben Frauen (!) sowie von Unterhalts- und Steuerprozessen geprägt waren. In Bezug auf den Titel des Buches wird auch das oft wenig schmeichelhafte Frauenbild in ihren Filmen beleuchtet. Viele Bilder – sowohl aus ihren zahlreichen Filmen als auch aus privaten Quellen – lockern die Texte auf, abgerundet wird die Publikation durch ein vollständiges Film- und Personenregister sowie eine ausführliche, weiterführende Literaturliste; das Vorwort wurde von Ottfried Fischer verfasst.
MEIN LIEBESTOLLER ONKEL; MEIN KLEINKRIMINELLER VETTER UND DER REST DER BAGAGE Von Frank Jöricke 2010, Solibro Verlag ISBN 978-3-93292-736-2 246 Seiten; 12,80 Ð
Natürlich ist Mein liebestoller Onkel..." in erster " Linie ein Roman, dennoch scheint einiges an Autobiografischem darin vorzukommen, denn wer Mitte der 60er Jahre geboren ist, also im gleichen Zeitraum aufwuchs wie Autor Frank Jöricke, der wird beim Lesen immer wieder Parallelen zu sei-
Von Fil
Fil hat sich als ComedyKünstler und vor allem als Comic-Zeichner für das Berliner Stadtmagazin Zitty" " einen Namen gemacht. Mit seiner schrägen Biografie macht er seinem Ruf alle Ehre, denn er gehört zu denjenigen, die im Berlin der Siebziger aufwuchsen und die Siebziger von ihrer alternativen Seite her kennen lernte. Die Punkband, Schulunterricht in den Fängen sozialpädagogischer Besserwisser, die letztendlich nur ein rigides System durch ein anderes ersetzten, und die Orientierungslosigkeit zwischen den Institutionen, dem Elternhaus und einem eigenen Lebensweg werden von ihm auf eine unnachahmlich komische und selbstironische Art beschrieben. Ein Zeitgeistroman aus dem alternativen Milieu, der durch die Authentizität, die Jugendsprache und die Ehrlichkeit überzeugt.
reichen Originalzeichnungen der Entwürfe der Modeschöpfer machen diesen opulenten Wälzer zu einer einzigartigen Reise, sowohl in die Welt des Filmes als auch in die Welt der Mode.
VOKUHILA: ALS SCHEISSE AUSSEHEN MODE WAR Von Helene Mierscheid 2015, dtv ISBN 978-3-42334-832-4 256 Seiten; 9,90 Ð
Apfelshampoo, die Frauen-WG, Kiffen, Schulterpolster, der Parka, die Bravo" als Bibel (ja, " früher war das noch so) und die Sexfilme der ausklingenden Siebziger (eigentlich waren es ja allerhöchstens grottenschlechte Komödien) – wer sich gerne an die Achtziger erinnert, liegt bei Helene Mierscheids Roman goldrichtig. In Vokuhila" berichtet sie von ihrem Lebensweg " zwischen den gesellschaftlichen Normen, der Alternativkultur und dem Gegenentwurf zur Alternativkultur (Popper überfährt man mit dem Chopper!). Da Mierscheid dabei aus der heutigen Perspektive erzählt, erscheint vieles eigentümlich und lustig, wie zum Beispiel der Partykeller (gibt’s den noch?), strickende Männer (wieder voll im Trend) und besonders die Mode. Klasse Lektüre, die ein irgendwie ziemlich merkwürdiges Jahrzehnt wieder auferstehen lässt.
CDs HARALD JUHNKE EIN MANN FÜR ALLE FÄLLE
MODE IM KINO Von Veronique Le Bris 2014, edel Germany ISBN 978-3-8419-312-9 368 Seiten; 49,95 Ð
In diesem großformatigen Bildband widmet sich die französische Autorin, Journalistin und Filmkritikerin Veronique Le Bris dem historischen Wechselspiel zwischen Film und Mode von den frühen Hollywood-Anfängen bis heute. Dabei porträtiert sie jene Stilikonen, die durch ihre Filme zu modischen Vorreitern wurden: Audrey Hepburn, Brigitte Bardot, Marylin Monroe, Lauren Bacall, Marlene Dietrich oder Monica Belluci sowie deren Designer wie Christian Dior, Jean Paul Gaultier, Adrian oder Hubert de Givenchy. Vor allem die vielen Bilder, die während der Dreharbeiten entstanden sind, die die Stars vor und hinter den Kulissen zeigen, sowie die zahlSeite
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Für die Originale"-Reihe werden beliebte " Schallplatten aus den 60er und 70er Jahren im Original LP-Outfit als CD wiederveröffentlicht, natürlich klanglich auf den neuesten Stand gebracht und um den einen oder anderen Bonus-Track erweitert. Als EIN MANN FÜR ALLE FÄLLE hatte sich Harald Juhnke 1979 schon im Fernsehen einen Namen gemacht, so dass dieses Album mit dem Untertitel 12 Lieder mit " dem Fernsehstar" genau mit diesem Klischee spielte. Wem anderem als Juhnke würde man es abnehmen, wenn er augenzwinkernd davon sang, dass "Wir Männer wirklich das Letzte" sind, dass man ihn, obwohl er "Zwei linke Hände" trotzdem gern hat, dass er wie kein anderer "Die Kunst ein Mensch zu sein" beherrscht. Als Bonus-Tracks gibt es die A- und B-Seiten zweier Singles ("Der Hausmann vom Dienst"/"Das ist der Trick mit dem Zylinderhut" sowie "Ich
mach' Aerobic"/"Goodbye Madame wenn es am Schönsten ist") aus den Jahren 1980 und 1983. (Electrola/Universal, 1979, 16/47:50)
PRÄSENTIERT DISCO + HITPARADE + FORMEL EINS + MODERN EIGHTIES Präsentiert von kult! liefern diese vier wunderschön gestalteten Dreierpacks zahllose Kulttitel aus den letzten 40 Jahren, thematisch dreimal nach Musiksendungen – Disco, Hitparade und Formel Eins – geordnet, in i dem vierten Dreierpack wurden Tracks zusammenw gefasst, die in den 80er Jahg rren höchst angesagt waren. Bei B DISCO geht es von Ottawan ("D.I.S.C.O.") O über die Gibson Brothers ü ("Que Sera Mi Vida") und ( Supermax ("LovemachiS ne") bis zu T. Rex ("Teen nage Dream"), klasse vor allem, dass diese Stücke fast ausschließlich in den raren Maxiversionen dabei sind, Spitzenreiter hierbei Donna Summers "Love To Love You Baby" mit fast 17 Minuten. Auch HITPARADE bietet größtenteils die längeren LP-Versionen von Liedern von Dschinghis Khan, Michael Holm, Katja Ebstein, den Flippers, Heino (mit einem JackWhite-Evergreen-Medley), Andrea Berg oder Nena. Bei FORMEL EINS schimmert schon die britische New Wave durch, neben Pop von Sade, Cock Robin, Paul Young, Modern Talking und Rick Astley gibt es auch Rockiges von Frankie Goes To Hollywood, Toto und Dead Or Alive. Klasse auch die Auswahl der Long-Versions von MODERN EIGHTIES, hier gibt es neben bekanntem Material von den Thompson Twins, Den Harrow oder Martika auch einige rare Titel wie "Happy Children" von P. Lion, "Voyage Voyage" von Desireless und "Precious Little Diamond" von Fox The Fox zu hören. Klasse! (Sony Music, 2015, 4 x 3 CDs)
CATERINA VALENTE SO BIN ICH ZU DIR Von Schlager über Pop, Jazz, Latin und Bossa Nova bis zu Chanson reicht die Bandbreite von Caterina Valente. In zwölf Sprachen hat sie ihre Lieder aufgenommen, sechs davon – Französisch, Italienisch, Schwedisch, Deutsch, Englisch und Spanisch – sprach sie fließend, ihre
Fans rekrutierten sich aus ganz Europa und den USA, wo sie Dauergast in zahlreichen TV-Shows war. In der Originale"-Reihe von Electrola " erscheint nun eine Kostprobe in Deutsch, ihre 1975er LP SO BIN ICH ZU DIR als remasterte CD. Mit dem Kölner Komponisten Heinz Gietz und dem Texter Kurt Hertha – besser bekannt untter seinem Pseudonym Fellix Prost – hatte Caterina Valente damals eines der V erfolgreichsten Produktie onsduos Deutschlands zur o Verfügung, was vor allem V an den klasse Arrangements, mit denen ihre m Lieder in Szene gesetzt wurden, erkennbar ist. Mit Streichern, dezenten Bläsern und vielstimmigen Hintergrundchören ist ihre Musik weit von eindimensionaler Schlagerkost entfernt, ein Aufwand, der das Wiederhören mit ihr zum Genuss macht. (Electrola/Universal, 1975, 15/46:38)
BONEY M. DIAMONDS (40TH ANNIVERSARY EDITION)
Konzert von Boney M. aus dem Jahre 1984 ( Live " In Sun City") zu sehen. (Sony Music, 2015, 3 CDs)
DEMIS ROUSSOS GOODBYE, MY LOVE, GOODBYE Am 25. Januar dieses Jahres ist eine der größten griechischen Stimmen für immer verstummt, Demis Roussos verstarb in seinem 69. Lebensjahr in Athen. GOODBYE, MY LOVE, GOODBYE blickt nun noch einmal auf einige seiner erfolgreichsten Titel zurück, natürlich angeführt von einer Neuaufnahme des Titelsongs, mit dem er 1973 bis an die Spitze der deutschen Charts kletterte. Mit Liedern wie "Forever And Ever", "Schönes Mädchen aus Arcadia" und "Rebecca" eroberte er die Herzen der Fans. Viele davon folgten ihm schon Ende der 60er Jahre, als er zusammen mit dem Klangkünstler Vangelis die Band Aphrodite's Child gründete, deren progressiver Rock von Roussos' charakteristischer Stimme geprägt war, bestes Beispiel hierfür ihre Single "Rain And Tears" aus dem Jahr 1968. (Laserlight/Delta Music, 2015, 18/70:24)
JAMES LAST DANCING À GOGO + BEACHPARTY
Vor 40 Jahren, im Februar 1975, erschien mit "Baby Do You Wanna Bump" die erste Single von Boney M., in Ermangelung von Gruppenmitgliedern gestaltete Frank Farian das Cover seiner selbst eingesungenen und eingespielten Single noch ohne Personen, nach einem ersten turbulenten Jahr kristallisierte sich im Februar 1976 mit Bobby Farrell, Maizie Williams, Marcia Barrett und Liz Mitchell eine feste Besetzung heraus. Welthits wie "Daddy Cool", "Ma Baker", "Rasputin" und "El Lute" folgten, zum 40. Geburtstag natürlich alle auf den drei CDs von DIAMONDS versammelt. Die limitierte Fanbox bietet darüber hinaus noch eine Vinyl-LP, eine DVD, ein T-Shirt sowie ein Stickeralbum, hochwertiger kann man so einen runden Geburtstag wohl kaum feiern. Daneben gibt es DIAMONDS auch als reine 3-CDBox sowie als Dreifach-DVD mit ausschließlich bisher unveröffentlichtem Material. DVD 1 liefert diverse TV Auftritte wie Top Of The Pops", DVD " 2 präsentiert ein Konzert aus dem Jahr 1978 in Dublin sowie das ein Jahr später mitgeschnittene Live At Sopot Festival" in Polen. Auf der dritten " DVD gibt es neben einem TV-Medley das letzte GoodTimes
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Aktuell befindet sich James Last mit seinem Orchester auf großer Abschiedstour, keine Frage, mit 86 Jahren sei ihm der Ruhestand so langsam gegönnt. Seine erfolgreichste Zeit erlebte der norddeutsche Bandleader in den 70er Jahren, 207 Goldene Schallplatten und 17 Mal Platin, Auszeichnungen als bester Jazzbassist, die Goldene Kamera, ein Ehrenlöwe von Radio Luxemburg, von v 1969 bis 1971 dreimal in i Folge als beliebtestes Orchester gewählt, ja sogar O in i Kanada und den USA wurde seine Musik mit w Preisen (Ascap Elvis PresP ley, Country Music Award, Golden Leaf) geehrt. Mit zwei einzeln erhältlichen 4-CD-Boxen kann man nun noch einmal einen Blick auf diese Zeit werfen, DANCING À GOGO fasst acht Originalalben aus den Jahren 1965 bis 1968 zusammen, die James Last unterschiedlichen Instrumenten wie der Hammondorgel, der Trompete, dem Saxofon, dem Piano oder der Gitarre widmete. Dass die amerikanische Flower-Power-Bewegung auch ihre Spuren in Deutschland hinterließ, zeigen nicht zuletzt Lasts BEACHPARTY-LPs, die es zwischen 1970 und 1975 auf sechs Ausgaben brachten. Hier arbeitete er mit Top-Stimmen aus der Londoner Studioszene zusammen, Sänger und Sängerinnen wie Sue Glover und Sunny Leslie von Brotherhood Of Man,
from the past Margo Quantrell und Jean Ryder von den Breakaways oder Tony Burrows von Edison Lighthouse. Mit einer Mischung aus aktuellen Hits wie Paul Simons "Cecilia", Otis Reddings "The Dock Of The Bay" und "My Sweet Lord" von George Harrison sowie mit Adaptionen bekannter Folk, Pop- und Rockklassiker wie "Cotton Fields", "Proud Mary" oder "The Night They Drove Old Dixie Down" wurde Lasts Kombination aus exzellentem Gesang und Easy-Listening-Swing zum Selbstläufer, erschuf er eine neue Art von Musik, die auch heute noch für allerbeste Laune sorgt. (Polydor/Universal, 2015, 2 x 4 CDs)
MAX UND MORITZ Generationen von Kindern sind mit den Reimen von Wilhelm Busch groß geworden, wohl am bekanntesten dürften dabei immer noch die Streiche der beiden Lausbuben Max und Moritz sein. Im Oktober 1865 se vveröffentlichte Busch Max ssein Frühwerk " uund Moritz – Eine Bubbengeschichte in sieben Streichen". Mittlerweile S dürften die (Erziehungs-) Methoden, die Busch darin propagiert, die moralischen Werte, die er damit vermittelt, schon lange überholt sein, Kult sind seine Geschichten dennoch. Auch dass viele Reime seiner Bildergeschichte wie Aber wehe, wehe, " wehe! Wenn ich auf das Ende sehe!", Dieses war " der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich" oder Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei mit der " Übeltäterei!" inzwischen als geflügelte Worte in den deutschen Sprachgebrauch eingezogen sind, zeigt, wie prägend diese frechen Reime waren. Auch an die Namen ihrer Opfer erinnert man sich noch, Witwe Bolte, Schneider Böck, Lehrer Lämpel, Onkel Fritz, Meister Bäcker, Bauer Mecke und Meister Müller bleiben jedem im Gedächtnis, dem Max und Moritz in seiner Jugend begegnet sind. Das Hörbuch MAX UND MORITZ präsentiert die sieben Streiche, vorgelesen von Bernd Reheuser, ergänzt um weitere Busch-Reime wie die von den beiden ungezogenen Hunden Plisch und Plum. (Laserlight, Delta Music 2013, 24/56:34)
VARIOUS ARTISTS OHNE HEMD UND OHNE HÖSCHEN Mit Sex-Klamotten wie Unterm Dirndl wird " gejodelt" oder Lass ju" cken, Kumpel" zog in den frühen 70er Jahren eine ganz besondere Art von Humor in die deutschen Kinos ein, natürlich hatte diese sexuelle Freizügigkeit auch Auswirkungen auf verwandte Bereiche, zur zünftigen Party-Beschallung
wurden von namenlosen Künstlern – meistens Top-Studiomusiker! – tonnenweise bekannte Hits und altbekannte Volkslieder mit neuen, mehr oder weniger sinnfreien Texten versehen. Auf drei CDs versammelt OHNE HEMD UND OHNE HÖSCHEN nun diese schlüpfrigen Songs, größtenteils als Medleys angelegt geht es dabei um Themen wie "Ich hab immer Lust", "In Spanien sind alle Mädchen schön", "Pfeift der Wind durch deine Hose", "Nimm's nicht so ernst, Ernst", "Ringelpiez mit Anfassen", "Sah' ein Knab' ein Höschen weh'n" und "Es tropft aus allen Ritzen (Sauna-Song)". Daneben ließen die Macher dieser Medleys auch aktuelle, dazu passende Stücke wie Gunter Gabriels "Komm unter meine Decke", "Whiskey In The Morning" von Freddy Quinn oder den von Jack White geschriebenen Tony-Marshall-Hit "Ich fang für euch den Sonnenschein" mit leicht veränderten Texten mit einfließen. Musikalisch natürlich unterste Schublade – aber dennoch 100 Prozent Kult! (Electrola/Universal, 2015, 3 CDs)
VARIOUS ARTISTS PRIMA TANZMUSIK – DAS BESTE DER NEUEN DEUTSCHEN WELLE Zu Beginn der 80er Jahre hatte die deutsche Jugend genug von amerikanischem Radiorock, britischen Punk und heimatlichem Schlager, mit der Neuen Deutschen Welle eroberte ffreche Popmusik mit ddeutschen Texten die Hitparaden. Auf PRIH MA TANZMUSIK sind M eeinige der wichtigsten Vertreter dieser neuen Musikrichtung auf drei CDs versammelt. Natürlich dürfen dabei prägende Acts wie Trio ("Da da da ich lieb dich nicht du liebst mich nicht"), Nena ("Nur geträumt") oder Extrabreit ("Polizisten") nicht fehlen. Dass damals so ziemlich alles in den NDW-Topf geworfen wurde, das zeigt die Tatsache, dass auch Bands wie die Spider Murphy Gang, Haindling oder Ina Deter mit dabei sind – obwohl diese sowohl vor als auch nach der Neuen Deutschen Welle ihre ganz eigene Art von Musik präsentierten. Keine Zweifel bei der Zuordnung gibt es dagegen bei Frl. Menke ("Tretboot in Seenot"), Hubert Kah ("Rosemarie"), Zaza ("Caprifischer"), Jawoll ("Taxi"), der Neuen Heimat ("Ich bau dir ein Schloss") oder Rheingold ("Dreiklangsdimensionen"). (Electrola/Universal, 2013, 3 CDs)
VARIOUS ARTISTS SCHLAGER DER 70ER JAHRE Zweifellos waren die 70er Jahre die erfolgreichste Zeit für deutsche Schlagermusik. Stars wie Jürgen Marcus, Roland Kaiser, Lena Valaitis, Bernd Clüver, Tony Marshall und Ricky Shane beherrschten die deutschen Charts, Lieder wie "Eine neue LieSeite
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be ist wie ein neues Leben", "Sieben Fässer Wein", "Der Junge mit der Mundharmonika", "Schöne Maid" oder "Mamy Blue" sind heute Kult-Klassiker. Neben diesen Hits bietet die Doppel-CD SCHLAGER DER 70ER S JAHRE auch One-HitJ Wonder wie Walter Scheel W mit m "Hoch auf dem gelben Wagen", "Und dabei liebe W ich i euch beide" von Andrea Jürgens oder Rudi Carrells J "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" sowie die Duos Nina & Mike ("Paloma Blanca"), Inga & Wolf ("Gute Nacht, Freunde"), Phil & John ("Hello Mary Lou") und Adam & Eve ("Die versunkene Stadt"). (Laserlight/Delta Music, 2015, 16/60:52, 16/51:37)
SMOKIE LAY BACK IN THE ARMS OF SOMEONE + LIVING NEXT DOOR TO ALICE Qual der Wahl für Smokie Fans, entweder als Einfach- oder als Doppel-CD kann man auf die Zeit zwischen 1986 und 1995 zurückblicken. Eine Zeit, die anfangs vom Ausstieg von Chris Norman geprägt war, zunächst schien es kaum vorstellbar, dass irgendjemand den Sänger mit der charakteristischen Reibeisenstimme würde ersetzen können. Doch Alan Barton eroberte sich durch seine immer freundliche Art sowie durch star starke musikalische Leistungen nach und nach die Herzen der Fans; umso tragischer, dass er 1995 starb, als der Tourbus der Gruppe in der Nähe von Gummersbach verunglückte und der Smokie-Sänger seinen schweren Verletzungen erlag. LAY V BACK IN THE ARMS OF B SOMEONE bietet neben S sechs nach 1986 entstans denen Stücken auch zwölf d Neuaufnahmen der großen 70er Jahre Hits, mit insgesamt 32 aus dieser Zeit ist auch die 3 Neuaufnahmen f h Doppel-CD LIVING NEXT DOOR TO ALICE bestens bestückt. (Laserlight/Delta Music, 2013, 18/67:12 + 16/61:41, 16/58:18)
VARIOUS ARTISTS – VINTAGE COLLECTION ROCK'N'ROLL + JAZZ + BLUES + THE 50s Mit jeweils drei CDs blickt jeder dieser vier aufklappbaren Digipaks zurück auf ein Thema aus der Musikgeschichte. Klar dürfen bei ROCK'N'ROLL Künstler wie Bill Haley, Elvis Presley, Chuck Berry, Little Richard und Fats Domino nicht fehlen, reicht die Bandbreite der Songs von
" "Rock Around The Clock" über "Roll Over Beethoü ven" bis zu "Tutti Frutti". v Bei B JAZZ reicht das Spektrum vom Dave Brubeck Quartet ("Take Five") und Count Basie ("April In Paris") über Duke Ellington ("Take The 'A' Train") und Charles Mingus ("Goodbye Pork Pie Hat") bis zu John Coltrane ("Giant Steps") und Miles Davis ("Summertime"). Auch für BLUES-Freunde ist gesorgt, hier heißen die Protagonisten John Lee Hooker, Howlin' Wolf, Blind Willie McTell, Elmore James, Blind Willie Johnson, Muddy Waters, Alexis Korner, B.B. King, Robert Johnson oder Otis Spann. Stilistisch offener dann der Rückblick auf THE 50s, hier gibt es Doo Wop wie "Why Do Fools Fall In Love" von Frankie Lymon And The Teenagers, Crooner-Jazz wie "Pennies From Heaven" von Frank Sinatra, Skiffle wie "Rock Island Line" von Lonnie Donnegan, Vocal-Pop wie "Smoke Gets In Your Eyes" von den Platters, Easy Listening wie Mantovanis "Moulin Rouge", R&B wie "I Got A Woman" von Ray Charles, Instrumentales wie "Tequila" der Champs, Folk wie Joe Staffords "Goodnight Irene" und mit "The Tennessee Waltz" der Fontane Sisters sogar einen Ausflug in Richtung Country. (Music Digital/Delta Music, 2015, 4 x 3 CDs)
VARIOUS ARTISTS WOCHENEND' UND SONNENSCHEIN Lange bevor Bernd Clüver, Michael Holm & Co. dem deutschen Schlager in den 70er Jahren zu neuer Blüte verhalfen, gab es Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts schon einmal eine Zeit, in der Musikfreunde von Liedern in deutscher Sprache begeistert wurden. Neben den unverkennbaren Harmonien der Comedian Harmonists waren ees Künstler wie Ruth Ardden, Rudi Schuricke, Ilse Werner, Marlene Dietrich, W Zarah Leander, Hans AlZ bbers, Johannes Heesters, Lale Andersen oder Heinz Rühmann, die mit ihren sehnsuchtsvollen Stücken das neue Medium Radio beherrschten. Thematisch ging es neben dem Dauerbrenner Liebe ("Ich küsse ihre Hand, Madame", "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt") natürlich um ferne Traumwelten ("La Paloma", "Ein Lied geht um die Welt"), Geheimnisvolles ("Du schwarzer Zigeuner", "Blaue Nacht am Hafen") und um die Sehnsucht nach der heilen Familienwelt ("O mein Papa", "Pack die Ba-
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dehose ein"). Schöner Doppelpack mit den schönsten Schlagern von anno dazumal. (Laserlight/Delta Music, 2015, 16/48:03, 16/49:03)
Verschiedenes COCA-COLA UND FANTA Vo 100 JahVor ren ließ sich re Coca-Cola die berühmte di geschwungene Flasche page tentieren tent te n ie nt i re renn un uund d ssetzte damit einen einneen Meilenstein, ei Meil Me i en il nst stei einn, welcher we cher es bis ins ins Museum Of Modern Art in New York gebracht hat. Zu diesem em Jubiläum gibt es derzeit eine limitierte rte Sammleredition von zehn Alu-Konnturflaschen, welche jeweils ein Jahr-zehnt abbilden. Auch Fanta erinnertt mit seiner neuen Sorte Fanta Klassik k an die guten alten Zeiten. Allerdingss nur mit der 0,25-Liter-Ringflaschee aus den 60er Jahren, der Geschmack k wurde neu entwickelt.
Unsere Gewinner der Verlosung aus kult! Heft 11 – 1/2015: Stichwort „kult!-Verlosung“
kult! verlost unter allen Teilnehmern
2x „Der kleine Maulwurf“
Stichwort: kult!-Verlosung (gerne zusätzlich mit Angabe des gewünschten Artikels)
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss ist der 17. Juli 2015 NikMa Verlag Eberdinger Str. 37 · 71665 Vaihingen/Enz Fax: 0 70 42/37660-188 · E-Mail: goodtimes@nikma.de
2x Box „Hase & Wolf“
Formel-Eins-Box: Marcel Düvier, Essen Dragana Usainovic, Herbrechtingen Ronald Kohl, Freiberg a.N. Inspector Morse DVD: Esther Bystrek, Pirmasens Detlef Denzau, Hartha Thomas Farnung, Fulda Lolek + Bolek DVD: Torsten Steffens, Bremerhaven Dirk Nielsen, Hamburg Andreas Orth, Sömmerda Reinhold Fricke, Braunschweig Petra Lemke, Wolgast
2x Box „Lolek & Bolek“
80er-Jahre-Quiz: Carl Landmann, Norden-Norddeich Hans-Joachim Höltgen, Bielefeld Vera Heuser, Cölbe
3x Fan-Set
Thunderbirds Blu-ray: Renate Pöpper, Börßum Uwe Scholz, Bielefeld Annegret Hackmann, Papenburg Michael Lange, Duisburg Hein Poeth, BC Tegelen (Niederlande)
2x je Box-Set 1x DVD
Bilitis DVD Familie Wischer, Potsdam Patrick Strauß, Stuhr-Brinkum Helga Gräser, Weinstadt
1x DVD 1x DVD
3x DoppelCD
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3x DVD- & CD-Box Seite 13
Modern-Talking-Box Aman Lucette, Ranspach Le Haut (Frankreich) Meta Zwierlein, Hettenleidelheim Ulla Schell, Aalen-Hofherrnweiler
PRIL-BLUMEN
Henkels legendäre Aktion Fröhliche Küche" " Pril pflegt die Hände schon beim Spülen" – wer kennt ihn " nicht, diesen heute fast gar sprichwörtlichen Slogan von Henkel aus den 70er Jahren? Damals jedoch hätte niemand gedacht, dass eine so unschuldige" Werbekampagne eine " ganze Generation nachhaltig prägen sollte. Und noch heute sind die legendären Pril-Blumen" aktueller denn je – " Kult und Trend zugleich …
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ktion „Fröhliche Küche" nannte die Firma Henkel 1972 ihre damals neueste Marketingkampagne: Beim Kauf eines Geschirrspülmittels von Henkel gab es ab sofort immer drei selbst klebende Blumenabziehbilder gratis dazu – die Idee der „PrilBlumen" war geboren.
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er Coup gelang, und bereits kurz nach Beginn der Aktion erstrahlten viele heimische Küchen in einer nie zuvor dagewesenen Farbigkeit und Fröhlichkeit. Und der von Klaus Doldinger passend zur Kampagne komponierte Song "Hol Dir die fröhlichen Blumen, hol Dir das fröhliche Pril" überzeugte wohl auch noch den anfangs zögerlichen Rest der Zielgruppe und entwickelte sich schnell zum Ohrwurm – nicht nur in der Küche.
Pril-Werbung von Henkel transportiert, wie es der Aufkleber schon verrät, hauptsächlich Inhaltsstoffe für Wasch- und Reinigungsmittel. Und für zu Hause gibt es den rollenden Anhänger auch im Maßstab 1:87 von Märklin (Modell 46427)!
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illst Du viel, spül mit Pril" hatte somit auch noch eine weitere Bedeutung, denn „ nur wer viel spülte und viel Pril brauchte, der kam auch an die begehrten Sticker ran. Ein kluger Marketinggag, der zu funktionieren schien. Denn die bunten Blumen fanden sich bald in jedem Lebensbereich wieder, nicht nur auf den ursprünglich anvisierten Küchenfliesen. Nein, auch der Schulranzen, das Auto der Eltern, Spielzeuge oder auch der bis dato „nackte" Durchlauferhitzer im Bad wurden im neuen Design angepasst und entsprachen ab sofort dem damaligen „blumigen" Zeitgeist.
984 wurde die Pril-Aktion nach stolzen zwölf Jahren erst einmal eingestellt. Und exakt zwölf Jahre sollte es dann auch wiederum dauern, bis die Pril-Blumen erstmalig 1996 ihr Comeback erlebten und noch einmal von 2002 bis 2003 lanciert wurden. Schon da wurde deutlich, wie beliebt die Sticker auch immer noch sind.
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propos Kreativität: Es gibt mittlerweile (fast) nichts, was nicht auch mit dem Extra der Pril-Blumen angeboten wird. Von der Tapete über zahlreiche Sondereditions-Spielsachen wie zum Beispiel meinen heißgeliebten Mercedes 450 SE aus Kindheitstagen im Maßstab 1:43 bis hin zu Pril-Klamotten – und Letztere nicht nur zu den tollen Tagen. Der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein.
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ie größte Pril-Blume der Welt ist übrigens seit 2002 auf Deutschlands DB-Schienen unterwegs und misst stolze 1,50 Meter: Die rollende Seite
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eitdem waren sie immer mal wieder für kurze Zeit erhältlich – zuletzt im Jahr 2014 in einer streng limitierten „Pril-Blumen-Edition" von Henkel. Und weder in den 70er-Jahre-TVShows noch beim berühmt-berüchtigten alljährlichen „Schlagermove" in Hamburg dürfen j „DIE Blumen" nicht fehlen. Die Aufkleber sind so begehrt wie nie, und ein Ende des Revivals ist nicht in Sicht. Die Geschichten wiederholen sich, aber die Pril-Blumen sind und bleiben eben kult! Markus Nöth
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Die rollende Pril-Werbung von Henkel
MODE-SERIE
VIERTER TEIL
instyles
kult!
© Björn Jonas
Proleten-Lo ok & Glamour-Chic Kein Jahrzehnt polarisiert so sehr wie die 80er Jahre. Wer nur an Nena mit Achselhaaren, "Kleine Taschenlampe brenn" und unförmige Karottenjeans in merkwürdigen Waschungen denkt, der verteufelt das Jahrzehnt. Wer hingegen die Jungs von Depeche Mode vergöttert, New Orders "Blue Monday" wegweisend findet und schlanke, lange Leggingstaugliche Beine hat, der liebt die Achtziger. Und es gibt wenig dazwischen.
80s in 2015: Petone und Nomi (r.) von Blitzkids mvt. sind musikalisch und stylisch mit jenem Jahrzehnt verbandelt.
it neon-pinkfarbenen Legit „starken Elektronummern und poppigen Songs", wie Petone gings hat bei Nomi alles sagt, der Produzent und Mann im Hintergrund, entführen Nomi M M angefangen. Die Sängerin des Künstlerkollektivs Blitzkids mvt. („moveund der Rest des Kollektivs seit 2010 Zuhörer und Zuschauer nicht nur ment" ausgesprochen) hat als junges Mädchen ihre Mama geschockt, als sie in den knalligen Strumpfhosen mit abgeschnittenen Füßen auftauchte. „Und ich hab sie immerzu getragen", sagt sie schmunzelnd in einem Backstage-Video ihrer Band, die 2013 beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest mit ihrer SynthiePopnummer "Heart On The Line” für ein Ticket nach Stockholm antrat. Trotz aufwändiger Bühnenshow mit krassen, blitzartigen Lichteffekten, groovigen Tönen und Nomi in einem mehr als extravaganten Outfit im 80s-Stil wurde aber aufgrund des Zuschauervotings leider das Dance-Popkonzept mit Cascada in die schwedische Hauptstadt entsandt. Die fachkundige Jury hatte Blitzkids mvt. auf Platz eins gewählt – zu Recht! Seite
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mit ihrer Musik, sondern vor allem auch visuell in das Jahrzehnt der 80s. Wer sie auf der Bühne, in Interviews oder in Videoclips sieht, stellt das nicht in Frage. Spitze, breite Schulterpolster bei Jacken, enge, schwarz-weiß gestreifte Hosen, aus Schaumstoffblöcken selbst gebastelte Ohrhänger, metallisch-schimmernde Stoffe – die Teile, die Nomi trägt, sind Hauptelemente der typischen Mode der Achtziger.
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ber nicht nur mit Blick auf die Mode und ihren Bandnamen A haben sich die Berlinerin und der Hamburger an den Achtzigern oriH entiert – „Blitz Kids" nannten sich damals die Anhänger des Blitz2/2015
Clubs in London, wo Anfang des Jahrzehnts nts unter anderem Kraftwerk, Spandau Ballet et und Vivienne Westwood abhingen und alss „New Romantics" mit schrillen, farbenfrohen Klamotten für eine Gegenströmung zum Punkk sorgten. Die charismatische Sängerin heißt ßt auch nicht zufällig mit ihrem Künstlernamen so wie der d avantgardistische Opernsänger Klaus Nomi. Die Benennung nach ihm sei eine „Hommage an seine B Kunst", gesteht sie. Ku
die Klamotten: Leggings haben vor einiger Zeit d das d a Straßenbild beherrscht. Ob glänzend, ob schwarzer Stoff oder mit Funkelsteinchen: schw sch Mädchen trugen sie im Kindergarten, Kleine M große Mädchen in der Disco. Sie verkürzen optisch den Menschen irgendwie die Beine und lassen d ndwie gestaucht aussehen, dafür sind sie eine Wohltat für jene Frauen, deren Innenseiten der Oberschenkel unter Röcken aneinander reiben. Da die Füße nackt bleiben können, sind Leggings zudem ideale Begleiter für den Sommer.
harakteristisch für den Countertenor, der Pop und Oper mixte ("Total Eclipse”, "The Cold Song”) waren seine frauengleiche Stimme beim C uch Neonfarben und spitze Schultern waren bis vor kurzem Gesang von Arien und seine Kostüme, die Anzügen von Raumfahrern regelmäßig auf den Laufstegen der einschlägigen Fashionshows A ähnelten. Dazu waren die Haare kurz und streng zu bestaunen. Manche Designer steckten ihren Models gar zurückgegelt oder futuristisch strähnchenweise nach oben dressiert, die Lippen manchmal mit dunklem Lippenstift zum schmalen Kussmund geschminkt – an einen Harlekin erinnernd. In Deutschland ist er weniger bekannt, vor allem noch in Szenekreisen, wird er aber von den Fans sehr verehrt. In den USA, wo er in New York knapp 40-jährig als einer der ersten Prominenten 1983 an Aids verstarb, hat er den Status eines Stars genossen.
Schweißbänder an die Armgelenke und ließen sie Blusen mit Puffärmeln überstülpen. Letztere waren in den Achtzigern der Traum jeder Frau, die die Kultserien „Dallas" und „Denver Clan" aufsogen. Ob die alkoholkranke Sue Ellen Ewing (gespielt von Linda Gray) aus der texanischen Öldynastie oder Sammy Jo (alias Heather Locklear) und Biest Alexis (Joan Collins) aus Colorado: Was sie trugen, wurde in Deutschland zeitversetzt nachgekauft – oder, vor allem in der DDR, nachgeschneidert. ist, trägt heute zudem wieder legere Overalls, als Jumpsuits oder Playsuits bezeichnet werden, Werdiejünger so wie die hinterlistige Sammy
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ie Sängerin von Blitzkids mvt. könnte nun Madonna glatt als kleine Schwester von Klaus Nomi durchgehen, mit ihrer steifen Haltung, dem Outfit und den ebenfalls roboterhaften Bewegungen, die sie in Videoclips oder auf der Bühne zeigt. Auch sie favorisiert zudem den androgynen Schwarz-WeißLook. Und stylt sich im Video zu "Blinded” als Harlekin.
Jo. Und wer eher auf Sue Ellen steht, mag lange Blazer, Blusen mit Schulterpolstern und von der Länge her bis über den Hintern reichend, aber tailliert mit einem breiten Gürtel getragen. Dieser oft aus Stretch mit auffälliger Schnalle. Ach ja, apropos Schulterpolster. Die setzt Blitzkids-mvt.-Sängerin Nomi ebenfalls häufig gekonnt in Szene. Ihre sind dann allerdings äußerst spitz und könnten sicher als Waffe dienen. Sie machen aber eine perfekte Silhouette durch den eng zur Taille hin zulaufenden Schnitt (wohl kein Zufall also, dass ihr Debütalbum von 2013 denn auch SILHOUETTES heißt …).
trägt sie auch gepunktete Strumpfhosen, Tüllkleider lange Perlenketten. Das wiederum erinnert schlagartig an IeinemundVideo andere, ebenso charismatische Sängerin, die plötzlich in den Achtzigern auftauchte und seither aus der Popwelt nicht mehr wegzudenken ist: Madonna, die offizielle Queen Of Pop. Sie tanzte in "Like A Virgin” über die Gondeln Venedigs in pastellfarbenem Tüllröckchen, Leggings, Jeansjacke und mit jeder Menge Perlenketten um den Hals. Im Haar hatte sie ein Tuch mit Knoten (ein Element aus den 50s). propos Haar: Trug man es nicht kurz und gegelt, so war es sowohl bei Frauen als auch Männer damals A total en vogue, sich im Prinzip zum Pudel zu machen.
odhpur-Hosen sind ein weiteres Relikt aus den Achtzigern. Im Video zu "Heart On J The Line” taucht auch Nomi in dem oft
Kaum etwas ist geschmacklich so umstritten (und so schlecht für die Haare) wie die Dauerwelle: Madonna trug sie eine Weile, Cindy Lauper ("Girls Just Wanna Have Fun”), und Abbas Agnetha verfielen dem schlimmen Pudel-Look ebenfalls. Männer trugen zudem Frisur-Verirrungen à la Vokuhila V okuhila (Vorne kurz, hinten lang), ein HaarDie Queen Of Pop prägte die 1980er modisch von Kopf bis Fuß.
als Pumphose oder Reiterhose bezeichneten Beinkleid auf. Zur Wade hin enger, sind die weiten – „aufgepumpten" – Oberschenkel charakteristisch für das tatsächlich von Reitern genutzte Modell. Überhaupt bietet der Clip den Cindy Lauper perfekten Überblick über Trends der 80s und wie sie heute supercool in Szene gesetzt werden können: weite Hosen aus Glanzstoffen, die je nach Lichteinfall farblich Phänomen, unterschiedlich schimmern, Pailletten-Oberteile und Bommel, Rüschen so berühmtund sonstiges Brimborium an Shirts. Wen wundert’s? Nomi ist im berüchtigt, wahren Leben Stylistin, kreiert die Bühnenlooks für sich und die ganze dass Die „Bewegung", nennt sich selbst „die Chefin für alles, was mit Style zu Ärzte ihm tun hat" ... gleich einen g ganzen Song ganz widmeten. widme ber war das Jahrzehnt eigentlich nur etwas für Frauen, um sich „aufzuhübschen", und die Männer gingen modetechnisch unter? Keineswegs! Als erstes fallen einem da die New-Wave-Helden von risurentrends ri Depeche Mode ein. Sie trugen Lederkluft all over. Dazu simple weiße vvon damals Shirts, Nietengürtel. Dave Gahan und Co. waren allerdings nicht der sind heutzutaMetalszene zugehörig. Sie trugen schwarzes Leder und sahen damit ge zwar nicht adrett aus, während die klassischen Metaller rauer auftraten und sich mehr neu „aufme derber stylten. geploppt", g geploppt p pp dafür aber
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Spandau Ballet
„Kaschmir-Kinder", wie sie 1980 vom „Spiegel" genannt wurden. Sie rebellierten auf ihre Weise gegen die Punkbewegung, die aus ihrer Sicht keinen Stil hatte und deren Anhänger nichts im Kopf. Wie Jörg Oberwittler es in seinem 2008er-Beitrag für die Rubrik „einestages" im „Spiegel" zusammenfasste, waren Popper eine in Hamburg neu formierte Front, „die sich nur für die richtige Konsumhaltung interessierte und null für eine Botschaft". Hieß konkret: keine politischen Positionierungen und vor allem keine Arbeiterklasse-Klamotten à la Levi’s-Jeans oder Wrangler. Sie trugen die Karotte, dazu Trenchcoats, Cinderella College-Schuhe, sie rauchten Dunhill und trugen üppiges Deckhaar, hinten kurz rasiert, vorn mit Scheitel, der stets lässig ein Auge bedeckte. Bei anderen Jugendlichen waren sie natürlich verhasst: Sie kamen schließlich aus gut betuchten Familien, achteten sehr auf ihre Klamotten (von wegen zerrissene Jeans oder schmutzige Turnschuhe … no way!).
eute ist die Lederhose auch wieder en vogue. Allerdings stärker an Frauenbeinen. Hauteng, also als Lederröhre. H Kombiniert dazu ein im Marinestil gestreifter Blazer, Seglerschuhe (ja, auch die waren mit ihren Noppensohlen und seitlich geschnürtem Band bereits in den Achtzigern mal „in") und Triangel-Ohrringe in Neonorange. "
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standen Popper weniger für eine Jugendkultur. Es habe auch keine Bands gegeben, die spe- Don Johnson ziell diese Teenager repräsentierten. Fällt der Blick allerdings auf Combos wie Spandau Ballet oder ABC, ist dem nicht ganz so. Die Bands aus England hatten genau diesen Popper-Stil und wurden von den Popper-Anhängern gehört. up .T
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tatt dezenter Erdtöne waren wilde Farben wiederum in der Breakdance- und HipHopSzene ein Muss. Jungs wollten Mädels mit ihren Körperverrenkungen imponieren und taten dies in Wohlfühl-Outfits wie Jogginganzügen in Glanzoptik mit bunten Streifen drauf, dazu Basecaps und Turnschuhe, Goldkettchen, Tennissocken. Massenhaft ins Kino zogen die
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Beat Street"
o ähnlich kam 2009 ein rothaariges Mädchen in Großbritannien um die Ecke: Elly Jackson war die perfekte Frontfrau, um stimmlich wie modetechnisch total auf 80er-Jahre-Synthie-Pop zu machen. La Roux könnten vor diesem Hintergrund durchaus als Insel-Pendant zu Blitzkids mvt. gelten. Ben Langmaid bleibt als Produzent der Mann im Hintergrund. Elly Jackson singt dafür mit glasklarer Stimme in silberfarbenen, knallgelben oder auch in schwarz-weißen Klamotten Songs wie "Bulletproof”, "Quicksand” oder "In For The Kill”. Mit ihrer Attitüde und der Klamottenzusammenstellung, dazu die kurzen Haare mit der auffälligen Tolle, die steif nach oben gegelt ist, könnte sie den Achtzigern angehören, ist aber gerade mal 1988 geboren worden. Wen die britische Sängerin mit dem Porzellanteint und den ehemals sehr langen Haaren („Ich sah aus wie eine Joni Mitchell in Rot – sehr folkig") verehrt? Antwort: „David Bowie, Prince, Michael Jackson."
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dem im „Spiegel"-Artikel zitierten Leiter des Berliner Archivs Lfüraut Jugendkulturen, Klaus Farin,
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a kommen die Herren in weißen Anzügen oder mit D weißen Jeans zu grauen Sakkos
mit Rosenmuster, das Ganze kombiniert mit weißen Socken und schwarzen Slippern, beinah dezent rüber. Ja, genau, der hier beschriebene Stil passt bestens auf den schnittigen Don Johnson, den Sonnyboy aus dem 80erJahre-Krimiserienhit „Miami Vice". Auch Windjacken in Glanz- und Knautschoptik sowie die üppige Haarpracht machte der Ex von Melanie Griffith salonfähig. Und diejenigen, die sich davon abheben wollten, weil so was schon die Papa-Generation trug (also die über 30-Jährigen), die griffen zur Jeans und kombinierten eine College-Jacke dazu. Oder sie griffen eben zu Leder. Schwarz am besten. Ein „Farbtupfer" gefällig? Klar, in Form von silberfarbenen Nieten an Gürteln und Ketten.
lles war erlaubt, bloß nicht das Angepasst-Sein. Oder? Nein, denn die Subkultur der Popper war Anfang der Achtziger A genau das: angepasst. Und zwar an die Erwachsenenwelt. Die
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Teens damals auch für den Film „Beat Street", der 1984 in den USA und später auch in beiden Teilen Deutschlands herauskam. Produziert von Calypso-Sänger Harry Belafonte ("The Banana Boat Song”), spielte er in der Bronx und handelte von jugendlichen HipHoppern, Breakdancern und Grafitti-Künstlern. Alle drei Bewegungen wurden zu einem wahren Boom im Deutschland der Achtziger. Und die HipHopund Breakdanceszene sieht ihren Vorgängern von einst heute immer noch zum Verwechseln ähnlich ...
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Depeche Mode
anz im Gegensatz zum Glam Metal. Der wurde Mitte der 80er vor allem in den USA zum 8 Hype, beherrschte eine Zeitlang die H Charts, und seine Protagonisten C hinterließen breite Spuren in der Mode des Jahrzehnts. Als da wäre das Make-up: schrill, bunt, neonfarbener Lidschatten, MetallicLook, viel Rouge. Auch der Trend, zahlreiche Ketten um den Hals zu haben, kommt daher. Strass und Rüschen trugen Stars der Szene wie die Musiker von Mötley Crüe oder Cinderella – zum Beispiel auf Hemden zu Spandex-Hosen. Die Normalos trugen es als Blusen und Pullis auch zu Leggings kombiniert. Und Animal-Prints waren natürlich angesagt, also Tiermuster wie Leo, Tiger, Zebra auf Schuhen, Mänteln – oder eben Leggings. Goldschmuck war in dem Jahrzehnt ebenso zu finden. Viele schmale Ringe an fast allen Fingern oder gleich ganze Blöcke, die Wörter wie „Love" oder „Chic" ergeben, sind übrigens auch jetzt gerade wieder Trend und zieren die Hände von Heidi Klum, Rihanna – und natürlich von Sängerin Nomi.
WWW.DASMAGAZIN.DE iese drei Idole waren für die Achtziger wie kaum jemand anderes stilprägend im Bereich der populären Musikkultur. Heute wird es D „metrosexuell" genannt, damals aber war vor allem David Bowie einfach nur ein heißer Typ, der eben Glitzerklamotten trug, Glanzanzüge oder – wie Prince und Jackson auch – Kastenjacken zur Bundfalte. Apropos Kastenjacke: Ein solch glitzerndes Exemplar, das stark dem des Torero nachempfunden ist, trägt auch Nomi, die Sängerin der Blitzkids mvt., im Clip zu "Cold” ...
Die legendäre Nummer 1
ode in den Achtzigern war zuweilen unheimlich praktisch. Wer hat etwa noch Erinnerungen an die Bauch- und Gürteltaschen? Irgendwann waren sie ein absolutes M No-go, jetzt kommen sie wieder, sogar auf den Laufstegen. Und junge Festivaljünger, die die Achtziger nicht mal mehr als Schreihälse miterlebt haben, binden sich die Teile für die Besuche der mehrtägigen Musikveranstaltungen ganz selbstverständlich um den Bauch. Geld, Handy, manchmal auch der Mutti-Zettel für unter 18-Jährige, können darin sicher verwahrt werden und sind immer griffbereit, ohne dass ständig ein Bügel von der Schulter rutscht. nd dann erst die Aerobic-Bewegung, die unter anderem Hollywood-Star Jane U Fonda damals ins Land brachte. Mit den Bodys, also den Einteilern für oben rum, war das lästige Immer-wieder-Reinstecken des Saums vom Top passé. Und als Mittel gegen die Frostbeulen kamen die Stulpen wie gerufen, war es doch plötzlich chic, selbst zu offenen High Heels wärmende Wollstücke übers Fußgelenk zu stülpen.
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etwa gehen überhaupt nicht mehr. Oder die schlimmen „Krepp-Haare", für die extra ein „Eisen" erfunden wurde, um diesen, nun ja, Wellen-Look hinzubekommen (die nassen Haare über Nacht strähnchenweise flechten tat es im Übrigen auch). Plüschige, samtige, breite Zopfgummis müssen auch in der Mottenkiste bleiben. Und was sollte das doch gleich mit diesem Band am Hosensaum, das unter den Fuß gemacht werden musste? Die Steghosen braucht ebenfalls niemand mehr. Außer für den Fundus.
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aber auch Relikte, die sollten wirklich Schrank bleiben. Fußkettchen EsingibtMamas
Caps plus SchwarzWeißLook: Blitzkids mvt. sind 80s-stilsicher
mittlerweile abgeschlossene US-Serie Girl" um die neureichen und Die„Gossip modefanatischen Teenagerfreundinnen Serena van der Woodsen (alias Blake Lively) und Blair Waldorf (Leighton Meester) sollte 2009 ein Spin-off bekommen, das in den 80er Jahren spielt. Also eine Serie, die sich aus dem Charakter der Hauptserie ergibt, in dem Fall Serenas Mutter Lilly, die in den Achtzigern ein Teenager war. Für sie wurde Schauspielerin Brittany Snow gecastet, ihre verrückte Schwester sollte Krystin Ritter spielen, die Serienjunkies unter anderem als Hauptcharakter aus „Apartment 23" bekannt ist. In Episode 24 der zweiten Staffel von „Gossip Girl" wurden beide in Erinnerungssequenzen von Lilly eingeführt – mit jeder Menge 80s-Referenzen. Aber Wer eine eigene Serie – sie sollte „Valley Girls" heißen – entstand Aerobic dann leider doch nicht, obwohl die Staffelfolge äußerst gut hört, assoziiert bei Fans und Kritikern ankam. es mit Jane Fonda in Body und Stulpen.
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rehbuchautor Josh Schwartz antwortete damals auf die Frage, wie die 80s dem heutigen Publikum D schmackhaft gemacht werden könnten, so: „Wer niemals in dieser Ära gelebt hat, wird für diese eine gewisse Faszination empfinden, wie wir für die 70er. Mein Gedanke ist, dass sich die Zuschauer bisher über Michael Jackson und Madonna, deren Musik und Style, den 80ern genähert haben. Der Appetit ist (durch die beiden) also angeregt, sie wollen also tiefer gehen." Warum es dann doch nicht zu einer eigenen „Valley Girls"-Staffel kam, ist unbekannt. Claudia Tupeit
Kennen Sie das DAS MAGAZIN? Wenn nicht, legen wir Ihrer Bestellung gerne eine Leseprobe bei. Bitte in diesem Fall das Stichwort »Kult-Leseprobe« dazu schreiben.
HINTERHER IST MAN IMMER SCHLAUER
Von Markus Nöth
Foto: © INTERFOTO / imageBROKER / Karl F. Schöfmann
90 Jahre junge Spaßund Flirtmaschinen!
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Die guten alten „Boxautos", wie wir sie in früher Kindheit gerne bezeichneten, sind auch heute immer noch nicht wegzudenken von den Rummelplätzen dieser Welt. Als Freizeitspaß für Jung und Alt galten sie früher insbesondere als Auto-Ersatz für Erwachsene – und Disco-Ersatz für die Jugend! Seitdem hat sich vieles geändert, und doch trotzen sie erfolgreich jedem Trend ...
gelenkt in jede noch so kleine Lücke ein. Mit dem Universallschlüssel am Fuchsschwanz sprangen uchsschwanz sp spra rang ngen ng en ssie ie iin n voller Fahrt auf die Autos und waren natürlich der Schwarm aller pubertierenden Mädchen. Die „Autoscooter-Rangierer" hatten einen Traumjob! Es gibt diese Jungs selbstverständlich auch heute noch, doch während die jungen Männer inzwischen eher nachlässig als lässig aussehen, hat das Fahrgeschäft an sich nichts an Attraktivität verloren.
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unger Mann zum Mitreisen gesucht." Wer erinnert sich nicht an die kleinen Schilder rechts neben der Kasse, die eine große, weite Welt versprachen. Eine Welt, die ausschließlich aus Musik und Popcorn-Geruch zu bestehen schien und den Schlüssel zur Glückseligkeit lieferte – in Form des Autoscooter-Chips am Fuchsschwanz.
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ür mich als Teenager waren diese Typen stets bewundernswert. Sie trugen meistens enge Wrangler, darüber ein „Kiss"-T-Shirt oder, alternativ, eine Lederweste über freiem Oberkörper. Sie kurbelten stets lässig am Lenkrad und parkten die Autos wie von Geisterhand
eit über 90 Jahren sind Autoscooter die Spaß- und Flirtmaschinen auf Rummelplätzen. Und das trotz veralteter Technik und einem Tempolimit von gerade einmal acht km/h.
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propos Technik: Die Antriebsweise der Autoscooter-Bahnen hat sich über die letzten Jahrzehnte kaum verändert. Das Metallnetz an der Decke ist der so genannte Pluspol, die Stahlplatten der Fahrbahn dienen als Minuspol. Die Elektro-Autos (auch „Chaisen" genannt) schließen über ihre Schleifkontakte – also die Stromabnehmerstangen, die bis zur Hallendecke reichen – den Stromkreis.
Technik, die begeistert – einmal von unten! Seite
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in Fahrzeug wiegt rund 200 Kilo und besteht aus einem Stahlrahmen mit aufgesetzter Kunststoffkarosserie. Unter dem
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Fahrzeug befinden sich eine starre Hinterachse iele Fahrzeuge wurden ab den 60er mit zwei Rädern, eine Spule als Widerstand und Jahren dann gerne echten Autos t nachdie so genannte Drahtbürste zum Minuspol. Der empfunden. Markenzeichen und typische Gleichstrom-Umlaufmotor sitzt vorne und besitzt Gestaltungselemente wie Kühlergrillform und eine 360-Grad-Lenkung mit nur einem Rad, was Lichter waren vom Original übernommen und seine Vorwärts/Rückwärts-Fahrfunktion erklärt. wirkten so noch authentischer. Hier zu sehen die Wir erinnern uns: Einmal das Lenkrad komplett Originalrücklichter eines Opel Ascona A aus den gedreht – und schon fährt der Wagen rückwärts. frühen 70er Jahren. Von vorne ähnelt dieselbe Der rundumlaufende Gummipuffer macht dabei Wie alles begann: die ersten Chaise jedoch eher einem Mercedes oder die (gewollten!) Frontalzusammenstöße relativ " Selbstfahrer"-Fahrgeschäfte BMW aus dieser Zeit. Das Design ungefährlich. Moderne Fahrzeuge verfügen zudem vereinzelt bereits über war eben auch schon damals ein eher frei gestaltbares Sicherheitsgurte sowie diverse Zusatzpolsterungen. Element und führte zu sehr individuellen (und heute von Sammlern überaus gesuchten!) fahrbaren Untersätzen. Auch die musikalische och so modern begann die Erfolgsgeschichte einst natürlich Untermalung des Fahrgeschäfts hat im Lauf nicht. Die Ursprünge der Autoscooter-Fahrgeschäfte liegen in von 90 Jahren England und den USA. „Selbstfahrer” nannten eine gewisse sich die ersten Fahrgeschäfte Anfang des 20. Wandlung widerJahrhunderts. Und das seinerzeit ganz neue fahren. Anfangs Konzept der „Bespaßung" kam sehr gut an. noch ganz ohne Musik, sollte dann ab den Auch wenn die einzelnen Wagen anfangs noch 50er Jahren (in denen das Anrempeln der von einer Schiene geführt wurden. Wenige Jahre Chaisen übrigens noch verpönt war) stimspäter waren die Fahrzeuge dann frei bewegmungsvolle Volksmusik die Besucher in ihren lich, entweder per netzartiger Oberleitung, „Sonntagsanzügen" dazu animieren einzusteiper Batterie oder dank kleiner Verbrennungsgen. Klar, in den 70ern ging es dann schon um motoren. In Deutschland tauchten Autoscooter einiges lauter, schneller und hipper zu. "I Was übrigens erstmals auf der Messe „GeSoLei" Made For Lovin' You” von Kiss war nur einer (Große Ausstellung für Gesundheitspflege, sozivon vielen Hitparadenkrachern, die gespielt ale Fürsorge und Leibesübungen) 1926 in wurden. In den 80er Jahren kam dann die Düsseldorf auf. Neue Deutsche Welle dazu. Heute nun wird überwiegend Techno-, Dance- und Houseor dem HinterrMusik gespielt. Die LED-Lichtanlage und die grund, dass Nebelmaschinen hüllen die Fahrfläche nicht nur kurzzeitig in weißen bis in die 50er Jahree N Ne be Nebel, hinein kaum jemand N ebe sondern sorgen auch für die notwendigen Disco-Effekte. Die d gesamte Entertainmentanlage ist bei den Autoscootern von heute ein eigenes Auto g gesam e computergesteuert. besaß, bedeute((natürlich!) natü te die „freie" Fahrt im Autoscooter für as Thema Autoscooter ist für viele untrennbar mit dem die Menschen seinerzeit Namen „Distel" verbunden. Die legendäre Schausteller-Familie rzeit also einen echten Auto-Ersatz. brachte 1938 das erste Autoscootero-Ersatz. 60 Sekunden lang konntee man sich über Fahrgeschäft erfolgreich auf die den leihweisen Besitz eines ReicheMünchner Wiesn. Seitdem ist das i R i h Leute-Spielzeugs freuen – was viele Unternehmen mit dem geschwungeden relativ teuren Fahrpreis von 50 nen Namensschriftzug einfach nicht Pfennigen vergessen ließ, der das mehr von den Volksfesten wegzuKurzzeitgefühl aber allemal wert war. denken. Heinz Distel war damals Und ganz nebenbei kam auch der schon als 17-Jähriger dabei, und „Heiratsmarkt" in dieser Zeit nicht wenig später lernte er selbstverzu kurz: Denn schon immer konnständlich auf einem Volksfest seine te man(n) ja kostenlos jemanden künftige Ehefrau Hilde kennen. Die als Beifahrer(in) mitnehmen. Gerne Fortsetzung der Familientradition natürlich die nette junge Frau am nahm ihren Lauf, und so steht der „Boxenrand", die einen so nett anläName Distel auch heute noch für chelte. Romantik pur bei 110 Volt und Tradition und Moderne! Der nagelacht km/h ... neue Vier-Säulen-Scooter von Heiner Distel gilt derzeit als modernster und technisch aufwändigster Autoscooter a musste natürlich die Europas: Neueste Technikstandards Bedienung leicht von der Hand wie Solarenergie auf dem Dach sind gehen. Während in den Anfangsjahren hier an allen Ecken und Enden zu die Fahrkarten noch per Hand eingefinden. sammelt wurden, kam ab den 60er Schick in Schale" am Steuer – damals voll im Trend! " Jahren eine weitere Erfindung hinzu, der Chipkasten direkt am Fahrzeug! Mit dem Fahrchip von der Kasse nd dabei geht es doch immer noch ums wurde der Wagen fahrbereit gemacht. Der entsprechende Schlitz Sehen und Gesehenwerden", bringt „ zum Einwurf der Chips befand sich fast immer auf der Heiner Distel es auf den Punkt. Auf Volksfesten Motorhaube oder in Lenkradnähe. Sobald dann der sind die Autoscooter schon allein wegen des Signalton ertönte, hatte die (zumeist nette) Dame Musikprogramms und der Disco-Atmosphäre auch im Kassenhäuschen bereits den Strom für die nach über 90 Jahren immer noch beliebter Anlage eingeschaltet – und mit einem Tritt aufs Anziehungspunkt zum Abhängen für junge Gaspedal ging die Fahrt auch schon los. Leute. Hoffen wir, dass sie so Kult bleiben! n!
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Foto: © INTERFOTO / ATV
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Reklame in den 60ern Traumberuf Stewardess! Von Kathrin Bonacker
Hübsch, adrett und supernett – welches Mädchen wollte das nicht sein? Umgeben von attraktiven Männern in Uniform in fremde Länder fliegen und Menschen aus aller Welt kennen lernen? Einfach fabelhaft! Jugendromane schilderten Stewardessen-Abenteuer in Ausbildung und Beruf, Zeitschriften machten sie zu Coverstory-Heldinnen, und in der Reklame servierten die jungen Frauen alles, was das Herz begehrte. Es handelte sich offenbar um einen Beruf, eine der vor allem die Kunst eines Lächelns strahlenden voraussetzte.
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ährend die Stewardess heute nicht mehr unter die ersten zehn der begehrtesten Frauenberufe kommt (ganz weit vorne steht da nach wie vor die Tierärztin), war sie in den 60er Jahren das non plus ultra. Die Begeisterung ließ erst in den 1970ern nach. Bei den Jungs hingegen hat sich Pilot als Traumberuf erhalten. In den 1960ern war das ganz anders: Alle Luftfahrtberufe boomten. 1961 wurde sogar Barbie, die 1955 ihre Karriere in den Mädchenzimmern begonnen hatte, Stewardess und war in einem Kostüm von American Airlines im Handel. Beim Blick in die Zeitschriften der Sechziger zeigt sich ein enormes Interesse am Reisen im Allgemeinen und an Flugreisen im Besonderen. Die Reklameserie für Stuyvesant-Zigaretten traf mit dem Slogan „Der Duft der großen, weiten Welt" dabei genau den Zeitgeist. Die Baseler Werbegrafiker Fritz Bühler (1909–1963) und Burkhard Waltenspül (geboren 1930) setzten dabei auf Acrylmalerei in knalligen Farben vor starkem Himmelblau und wählten Motive wie Fahnen, Wegweiser und immer wieder Flugzeuge in Kombination mit Schrift und den Zigarettenschachteln. Eines der so schlicht wie genial konstruier-
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ten Motive ist eine e Auswahl an wobei der Slogan Pilotenmützen, w nur ganz unauffäll unauffällig auf dem weißen Stoff der hintersten Kappe h platziert ist – so s als gehöre er selbstverständlich zu einer großen Fluglinie. „Fremde Länder" und „Exotik" waren „Ex magische Worte, m und die rasante u Entwicklung der E zivilen Luftfahrt z brachte den Gedanken an Urlaubsfl auch U l b flugreisen i h für fü Normalsterbliche in i den Bereich des Realistischen, obwohl es in den 60er Jahren Jahre immer noch ein Upper-Class-Vergnügen blieb. Die erste Boeing 707 war 1958 bei Pan Am in Dienst Bo gegangen, aber noch no 1960 erschien es sensationell, dass sich mit Hilfe eines Düsenfl ugzeugs New York von Frankfurt am Dü Main aus innerhalb innerha von knapp neun Stunden erreichen ließ, Zürich gar innerhalb von 55 Minuten! inne Parallel dazu erstarkte das Bildungswesen in Deutschland, e und mehr Frauen strebten über den Volksschulabschluss d immer i h junge j F hinaus in höherqualifizierte Berufe. So standen auf der Hitliste der Träume nicht nur Kindergärtnerin, Modefotografin oder Bibliothekarin, sondern eben auch Stewardess. Die Einstellungsvoraussetzungen für eine Stewardess waren jedoch ziemlich hoch. Bei der TWA bewarben sich 1964 52.000 Frauen, nur 8500 davon wurden
schließlich eingestellt, nachdem immerhin 14.000 zu persönlichen Gesprächen hatten kommen dürfen. Air Canada warb 1969 sogar mit der strengen Auswahl: „Sympathische Stewardessen: Nur jede Achte wird ausgewählt." Im „Ratgeber für Haus und Familie" wurde 1962 in der Reihe „Was soll Sabine werden" erklärt, was genau nötig war: „Eine gute Allgemeinbildung – möglichst der Abschluss einer höheren Lehranstalt – gilt als selbstverständlich. Die Kenntnis von mindestens GoodTimes
zwei Fremdsprachen und ein Mindestalter von 21 Jahren werden verlangt. Dazu muss die angehende Flugbegleiterin gewandt sein, ansprechend aussehen und eine stabile Gesundheit haben. Sie soll zudem unabhängig und charakterlich ausgewogen sein." Dann bekam sie eine Ausbildung, die neben Passagierbetreuung auch Servier-, Menü- und Getränkekunde, kekunde, Überlebenstraining für Notsituationen und Theoretisches wie Meteorologie sowie wie Benimmund nd Schminkunterricht umfasste. Die Stewardessen wururden zu perfekten en Serviererinnen und nd Meisterinnen der er Kommunikation aussgebildet – in der er Schweiz wurden siee daher auch „Air-Hostessen" genannt. In der unmittelba-ren Nachkriegszeitt waren Stewardessen n oft gelerntee Krankenschwestern gewesen (so wie Piloten oft auch Erfahrung als Kriegspiloten gesammelt hatten), das Fliegen mit galt i it den d üblichen übli h Propellermaschinen P ll hi lt schließlich noch nicht wie heute als ungefährliches Vergnügen. Erst als nach und nach immer mehr Düsenmaschinen in Betrieb genommen wurden, gewann das Fliegen mehr und mehr an Beliebtheit. Die Stewardessen sollten jetzt nicht mehr nur für Sicherheit sorgen, sondern waren für den Rundumkomfort im Jet zuständig, der neben leckeren Mahlzeiten und Getränken zunehmend auch 2/2015
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Natürlich ging es dabei vor allem um N gepflegte, wohlgeformte Körper mit lang gen, geraden Beinen, schöne Hände und g hübsche Gesichter. Nüchtern beschrieb es h die Lufthansa („Die Luftfahrtberufe", S. d 66): „Stewardessen: 20 bis 28 Jahre alt"; 6 „„Körpergröße: ca. 1,58 m bis 1,76 m (im Verhältnis zur Größe mäßiges Gewicht)". V SStewardess Hengstenberg erinnert ssich an die Zusammenarbeit mit einer Kollegin: „Wir waren so schlank, dass wir K nebeneinander durch den Mittelgang der n Boeing 727 gehen konnten, ohne uns in B die Quere zu kommen." d Aber auch die Kleidung hatte einen A wesentlichen Anteil am bis heute posiw ttiven Image der Flugbegleiterinnen. Die klassische Ausstattung bestand aus D weißer Bluse sowie etwa knielangem, w sschmal geschnittenem Rock und passsender Kostümjacke, dazu transparentten Strümpfen und schlichten Pumps. SSauber, gut sitzend, adrett, so musste die Uniform sein. Dieser gepflegte Auftritt U machte die Stewardessen zu idealen m Werbeträgerinnen für Deo und Parfüm. W Maßgeschneiderte Uniformen und entM zzückende Hütchen blieben vor allem aauch bei den männlichen Passagieren im Emnid-Umfrage Gedächtnis. In einer Emnid G Umfrage von
Unterhaltung versprach. Die TWA warb bereits 1965 mit Filmvorführungen auf Transatlantikflügen. Eine Annonce zeigt den neuesten Film mit Jack Lemmon und Romy Schneider („Leih mir deinen Mann") von 1964, der auf der Kabinenleinwand läuft, während die freundliche Stewardess dem mit Kopfhörern ausgestatteten Publikum alkoholische Getränke serviert. Alexa Hengstenberg, 1964 bis 1971 Flugbegleiterin bei der Lufthansa, erinnert sich: „Stewardessen waren damals, Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre fast Popstars. Es gab keinen anderen Frauenberuf, der so viel Glamour versprühte, außer vielleicht Schauspielerin oder Mannequin." Und wenn die Flugbegleiterinnen richtig Glück hatten, flogen in den besseren Klassen die Leinwandstars auch mal persönlich mit. Einer, so erzählt die Ex-Stewardess Astrid Rodel, „verfiel gar auf die Idee, der Besatzung Champagner zu spendieren. Wir nahmen die großzügige Geste an und erlaubten uns diese Ausnahme, denn der großzügige Passagier war niemand anderes als Frank Sinatra. Und ihm widersprachen sogar seine Produzenten nicht!" Charme, Redegewandtheit und Kompetenz in Fremdsprachen wurden neben den geforderten körperlichen Vorzügen zu wesentlichen Kriterien der Auswahl unter den Bewerberinnen. Die Attraktivität von Sprachkenntnissen zeigte sich auch darin, dass viele Werbeanzeigen sich mit einfachen Sätzen in Englisch oder Französisch g
geradezu schmückg d h ü k ten t – es war chic, mit Nonchalance m etwas Französisches e in ein Gespräch i einzuwerfen! Viele, e wie w Marlboro zum Beispiel, arbeiteB ten t mit englischen Slogans zu deutschen Texten, und die Parfümerie Lohse legte der AirFrance-Stewardess, die „Uralt Lavendel" benutzt, ein paar belanglose, aber besonders hübsch klingende Worte in den Mund („C'est bon! C'est magnifique!"). Es gab auch Sprachabzeichen der Fluggesellschaften, die die Ärmel der Stewardessen zierten und deutlich machten, welche Sprachen sie beherrschten. Das Äußere der Stewardessen trug sicher wesentlich sowohl zur Beliebtheit der Flugreisen als auch zur Begeisterung für den Beruf bei: Seite
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bescheinigten die 1000 B Befragten 2007 b 2 h i i t di f t der Stewardessen-Uniform, sie sei als d Berufsbekleidung noch sexyer als die B Röcke Kellnerinnen und Sekretärinnen. Über „Malin", kkurzen Rö k von K ll i die „Königin der Lüfte", heißt es im Jugendbuch von Marjorie Blyth (erschienen 1962): „Sie war auch wirklich des Anschauens wert, wie sie in freier Haltung in der blauen Uniform mit den goldenen Schwingen auf der Jacke und dem kecken Schiffchen auf dem Kopf vor ihm stand." Das Emblem der jeweiligen Fluggesellschaft fand sich am Revers und am passenden Hütchen. Die so genannte Pillbox (also das runde „Pillendöschen"), ein Hut ganz ohne Krempe, wurde durch Jackie Kennedy, 1961 bis 1963 amerikanische First Lady, zum Schlager und gilt seither als Klassiker in der Stewardessen-Uniform. Die Player'sReklame der frühen 60er setzte alles auf die Attraktivität dieser jungen Frauen: Der Slogan „In der ganzen Welt zu Hause" bezog sich sowohl auf die Zigaretten als auch auf die Stewardessen. Die Anzeigen unterschieden sich nur unwesentlich, indem jeweils eine neue Heldin von einer anderen Fluggesellschaft die Zigaretten serviert. Untertitelt mit der simplen Zeile „Rauche – staune – gute Laune" formuliert das
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B das Ziel sowohl Bild des Rauchens als d aauch des Fluges (Kein Gedanke an „Wir bitG tten Sie, sich anzusschnallen und das Rauchen einzustelR llen!" oder ein generrelles Rauchverbot iim Flieger!). 1963 wurde die in w Deutschland geschalD ttete Kampagne dann noch konkreter: „Die n LLufthansa-Stewardess rreicht Ihnen gern Player's Cigaretten" P hieß es nun, und h 1964 wird sogar die Route („HamburgR New York") direkt N eerwähnt. Selbst wer da nicht dass er sich d i ht mitfl itflog, wusste t doch d h nun,, d i mit einer Player's y Zigarette so attraktiv machte wie jemand, der ganz selbstverständlich Geschäftskontakte in Übersee hatte ... Ex-Stewardess Hengstenberg gibt heute offen zu, dass es die zunehmenden Passagierzahlen und die Häufigkeit der Flüge waren, die ihr den Spaß an der Tätigkeit genommen haben: Die Exklusivität des Fliegens war in den 1970ern vorbei, als sich zunehmend auch Otto Normalverbraucher Flüge zu exotischen Zielen leisten konnte und die hochqualifizierte Flugbegleiterin zur degradierte. Mit ur „Saftschubse" Saftschubse" degradierte dem häufigeren Anfliegen der Fernziele habe sich auch die Aufenthaltsdauer der Stewardessen vor Ort so stark reduziert, dass vom ehemaligen Jetset mit Pool und Nachtleben nichts mehr übriggeblieben sei. Ohnehin gehörte die Notwendigkeit des Abweisens von unsittlichen Anträgen zum Alltag einer Stewardess. Kein Wunder, wenn sie zum Beispiel in der Campari-Werbung von 1969 beschrieben wird als „reizendes Wesen, das dauernd in die Luft geht, aber dennoch mit beiden Beinen auf der Erde bleibt. Und mit was für Beinen!" Astrid Rodel schrieb in ihren Erinnerungen 1969, dass trotz des Rampenlichts auch Stewardessen „keine Wunderwesen" seien. Sie „kennen den harten Alltag, das große Arbeitspensum, den stetigen Kampf gegen die Zeit und gegen die Müdigkeit (den niemand ihnen ansehen darf!) und das Alleinsein. Sie kennen chronisch unzufriedene Menschen, gröhlende Horden, weinende Kleinkinder, hilflose Flüchtlinge ..." Dennoch, so Rodel, würde sie den Beruf wieder ergreifen, sie wolle mit ihren niedergeschriebenen Erinnerungen nur einigen jungen Mädchen „ihre Illusionen" nehmen und sie auf den Beruf vorbereiten. In fünf Punkten fasst sie schließlich augenzwinkernd die Antwort auf die Frage: „Wer wird Stewardess?" zusammen: „1. Ein junges Mädchen, das nebst Nerven aus Stahl und einer Konstitution aus Eisen auch eine gute Kinderstube besitzt 2. … dem trotz Übermüdung der Humor nie ausgeht 3. … das charmant lächelt, obwohl der Schuh schmerzt, das selbstsicher auftritt, obwohl ihm ein Passagier unnötig lange die Hand drückt 4. … das imstande ist, eine Konversation über etwas, von dessen Existenz es nicht wusste, tadellos zu führen 5. … dessen Charme und Natürlichkeit nicht aus Tuben und Töpfen, sondern direkt aus dem Herzen kommen." GoodTimes
Wenn dann aber die junge Dame Stewardess gewesen ist? Die Berufsbeschreibung beinhaltete die lapidare Formulierung: „Das Arbeitsverhältnis endet – ohne dass es einer Kündigung bedarf – mit Ablauf des Monats, in dem das Mitglied des Kabinenpersonals das 40. Lebensjahr vollendet" („Die Luftfahrtberufe", S. 68). In der Praxis war das in der Regel etwas früher. Die schweizerische Fluggesellschaft Swissair formulierte es 1968 folgendermaßen: „Da hat Swissair nun ziemlich viel Zeit und ebenso viel Geld darauf verwendet, junge Mädchen zu anspruchsvollen Damen, zu perfekten Gastgeberinnen, g , raffinierten
Cocktailmixerinnen, sprachgewandten C kt il i i h dt Geschichtenerzählerinnen und geduldiG gen Nurses zu machen (…) Und dann g heiraten sie. Werden ohne viel Umstände h eeinfach weggeheiratet – von Männern, ffür die offensichtlich nur das Beste gut genug ist." Das war natürlich Pech für g die Airline. Aber vermutlich gehörte d ees auch zum Traum vom Beruf, wenn der Flugkapitän im Mädchenroman auf d der vorletzten Seite gestehen musste: d „„Schon als Sie sich das erste Mal bei Stewardess Maschine meldeten, ging mein Herz mit mir als Ste ardess meiner Mas Frühzündung." Das war dann der ersehnte „Sturzflug in's Glück"!
Literatur:
Die Luftfahrtberufe", Ernst Schwarz, " Krausskopf-Flugwelt-Verlag Mainz, 1967 Ich war eine Jetset-Stewardess", Film von " Joe Harding, Transparent Television 2012, Deutsche Bearbeitung k22 Film für Off the FFence, ZDF ZDF-info, i f , 2013 Malin, Königin der Lüfte!" Spannende Erlebnissee " einer Luft-Stewardess, Marjorie Blyth, Hirundo-Bücher, 1961 Nur die Schönsten " kamen in den k Himmel", Alexa H Hengstenberg, H Einestages-Magazin, E www.spiegel.de/einestages/ w tages/ stewardessen-a-949582.html s Sturzflug ins Glück", Hans Hempe, Göttinger " Jugendbücher, W. Fischer-Verlag Göttingen, 1965 Traumberuf Stewardess", Astrid Rodel, Friedrich " Reinhardt Verlag Basel, 1969 Was soll Sabine werden?" IV: Zwischen Himmel und " Erde. Ratgeber für Haus und Familie 4/1962, ab S. 308
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Western-Comics der 60er, 70er & frühen 80er Jahre
Von Andreas Kötter
Auch wenn es in den vergangenen Jahren immer wieder mal gute, weil künstlerisch überzeugende Beispiele dafür gegeben haben mag, dass nicht nur der WesternFilm, sondern auch der Western-Comic nicht gänzlich tot sind – siehe etwa Francois Boucqs Bouncer" oder der " erst kürzlich erschienene Band Apache Junction" des " Holländers Peter Nuyten –, so steht doch außer Frage, dass die Blütezeit der klassischen Bildergeschichten um Cowboys und Indianer in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts lag.
HELDEN AUS HEFTCHEN
eenn en nn in in diesen die iese iese sen en Zeitraum Z it Ze itra itra rau raum um fällt um fäl ällt ällt lt das dass Phänomen Phä hänome nome no men der deer d typischen Kiosk-Heftreihen für noch jüngere Leser, die nicht zuletzt dem Bastei-Verlag in BergischGladbach goldene Zeiten bescherten, der den Markt mit mehr als einem Dutzend dieser Serien nur zum Thema „Wildwest" beherrschte. Allen voran „Bessy" (siehe auch Artikel in kult!-Ausgabe Nr. 4), die Serie um die Abenteuer des Ranchersohns Andy Cayoon und seiner titelgebenden Collie-Hündin aus der Zeichnerschule des g großen Willy Vandersteen, g den sein Landsmann d Hergé („Tim und Struppi") H gar als „Brueghel des g Comics" bezeichneC tte. te e Bereits in den 50er JJahren war „Bessy" als Fortsetzung orrts ort tset tset e zu ung g in in den Bastei-Heften „Pony" und „Felix" d vveröffentlicht worden, bevor man sich im m Verlag wegen der guten Resonanz eentschied, der Serie eine eigene Reihe zzu widmen. 20 Jahre lang sollte „Bessy" in der Folge erscheinen, von 1965 bis
1985, und 1 985 9 98 85 u nd es nd es dabei dab da abe bei auf au uf stolze stol st tolz olze o ol lzzee 992 992 92 Ausgaben Aus usg sga gabe gab ben b en bringen brin br nge gen g en – bei Bastei nur getoppt von „Felix", das von 1958 bis 1981 zu kaufen war! Zudem hatten die Bergischb Gladbacher früh auch schon das Prinzip der MehrfachG bzw. Wiederverwertung erkannt. b
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Bessy", Lasso" und " " Silberpfeil" sind die Stars
Nicht nur, dass man – N aals durch die Umstellung vvon erst monatlichem über 14-tägiges auf ü wöchentliches Erscheinen w das Material knapper d wurde „Winnetou"wurd wu urd de – Vandersteens Va n Va Folgen umarbeiten ließ, so dass aus Old Shatterhand dank der Montage des passenden Kopfes Andy wurde, während man „Bessy" einfach in die bestehenden Zeichnungen einfügte. Vor allem brachte man auch im Rahmen verschie-
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dener Reihen wie d de dene ener neer Re Reih ihen ih en w ie „„Bessy"-Doppelband, Bess Be ss nd d,, „Bessy"-Sammelband y""-Sa Saamm mel e ba band oder „Bessy"""Buch die H Hefte, effte te, di die ie sich zuvor alss Remittenden nicht h hatten verkaufen lassen, doch noch an den Mann bzw. ans Kind. Die wunderba-re zeichnerische Qualität der frühen n Jahre, für die Vandersteen mit seinen en Zeichnungen im Stil der Ligne Claire ree selbst sowie sein Mitarbeiter Karel el Verschuere standen, konnte später er aber nicht mehr gehalten werden. Waren die Folgen aus der Feder von Frank Sels noch durchaus annehmbar, so setzte die Fließbandproduktion der späteren Jahre dem Niveau deutlich zu. Apropos Frank Sels: Der bescherte Bastei mit seiner eigenen Serie „Silberpfeil" einen ähnlich großen Hit wie „Bessy". Immerhin 18 Jahre, von 1970 bis 1988, erschien die Reihe um die Abenteuer eines jungen Häuptlings der Kiowas. Und noch ein weiterer Western-Volltreffer gelang Bastei: In „Lasso", wie „Bessy" von 1965 bis 1985 am Kiosk erhältlich, wechselten sich schon bald die Helden Reno Kid und Häuptling Arpaho hier und Buffalo Bill dort ab, bevor „Buffalo Bill" ab Band 377 in einer eigenen Reihe reiten, sprich erscheinen, durfte. Allein diese drei Serien – „Bessy", „Lasso" und „Silberpfeil" – sollen es übrigens auf eine Auflage in dreistelliger Millionenhöhe gebracht haben! Aber auch auf die Attraktivität von TV-Western setzte Bastei. Weder „Bonanza" noch „Rauchende Colts" oder „Kung Fu" war aber wirklich großer Erfolg beschieden, nicht zuletzt wegen der – bei „Bonanza" und „Kung Fu" Fu" – allenFu allle lenn falls mittelmäßigen Qualität der Zeichnungen. Etwas anders verhielt es sich mit „Rauchende Colts", den Abenteuern des Marshals Matt Dillon. Denn obwohl für die Serie nach nur 32 Heften das Aus kam, können sich die Zeichnungen von Harry Bishop bis heute durchaus sehen lassen. Das gilt umso mehr auch für den Klassiker „Jerry Spring" aus der Feder eines weiteren berühmten belgischen Comic-Künstlers, Jijé, von Bastei mit einer Heftreihe mit kartoniertem Umschlag gewürdigt (erst viele Jahree sp später spät ätter ssollolll-te eine jeden Fan beglückende ücc ke k e nde kend nd de Gesamtedition bei Ehapa erscheisccheei-nen). Weitere Titel bei Bastei, tei ei, allerdings meist ohne lann-ganhaltenden Erfolg, waren n „Bud & Chester" (besserr bekannt als „Die blau-en Boys"), „Flammenderr Speer", „Bronco Kit", „Chickk Bill" oder die durchaus us mit Schauwerten glänzende nd de Indianerserie „Schwarzer W Wolf" olf" ol f" aus der Feder von Jean Ollivier. vier. ier. ie r.
Mit Primo" und Zack" " wird" der Comic-Western erwachsen Aber auch andere setzten damals verstärkt auf Western. So etwa der sonst vor allem mit den Hansrudi-Wäscher-Reihen „„Sigurd", „Falk" und „Tibor" Kasse machende LehningVerlag, der Anfang der 60er Jahre z.B. mit Comic-Adaptionen Ve
derr Stoffe von Karl May oder Serien wie d de „Harry, der Grenzreiter" (schon in den „H H 50er Jahren) erfolgreich war. Oder 5 der d Bildschriften-Verlag (BSV), der etwa mit der langlebigen „Sheriff e Klassiker"-Reihe, in der amerikaK nisches Lizenzmaterial abgedruckt n wurde und Helden wie Rauhfell w wu u Kid, Ki d Tim Holt, Hopalong Cassidy oder d, Durango Kid für Pulverdampf sorgten, D Du r n ra zwischen zw zwis wissch c e 1964 und 1973 ebenfalls große Erfolge feiern konnte. Kein Verlag verE f l mochte bzw. wollte derr Fa Faszination m mo och och htee b zw.. wo zw w ollltee ssich icch de ich d asszzin n dem ((und (u nd d d em m finanziellen des Wilden Westens entzi iel elle len Potenzial) len iaal)) d ial) ess W illden den We de W sstteen ns en ent t ziehen. zieh zi ehee Das wusste auch Rolf Kauka, der eh ffür fü ür seine Publikationen wie „Fix und FFoxi", „Lupo modern" und „Prima"/ „„Primo" einerseits eigenes Material wie den Funny „Tom und Biber" w oder die realistischen Karl-Mayo Adaptionen „Winnetou" und „Old A SSurehand" von Walter Neugebauer produzieren ließ (siehe auch Artikel in pro pr o diesem dies di esse Heft). Andererseits setzte Kauka, den manch einer noch immer für den deutd de n ma m a schen Walt sc che hen Wa W lt Disney hält, aber auch auf Lizenzen. lt SSo ritt der wohl berühmteste einsame Comic-Cowboy überhaupt, „Lucky Luke", ebenso für Kauka wie „Manos Kelly" aus dem damals „L L noch unterschätzten, grimmig-psychedelischen Westernklassiker n des Spaniers Antonio Hernández Palacios (demnächst endlich d i einer Gesamtausgabe beim Berliner Avant-Verlag in g erhältlich). Weitere mehr oder weniger erfolgW Western dieser Zeit waren rreiche re e u.a. der Semi-Funny „Tom Berry" u „Ringo" ((Pabel-Moewig-Verlag), (P P (Condor Verlag) oder die „Karl May (C C Extra"- bzw. „Wild West Extra"E Taschenbücher ((Gevacur). (G G Wenn Reihen W wie „Bessy" oder w „„Silberpfeil" auch bis weit in die 80er b JJahre laufen solltten, te e so ging die Ära der Western für junge Comic-Leser doch d ng n ge C Co omi omi micmicc Le Lese serr dann se dann da n d och oc h aallmählich ihrem Ende entgegen. Neben Kaukas „„Primo" hatte mit „Zack" aus dem Koralle-Verlag „P sschon 1972 ein weiteres Comic-Magazin dafür sc gesorgt, dass die Protagonisten – und damit die g LLeser – nun erwachsener wurden. Es sollte die Zeit der gebrochenen Helden beginnen, die Zeit Z Blueberry" vvon vo on „Leutnant Leu eutn tn nan ant Blue Bl B lueebeerr rry ry und „Comanche", und damit die Ära der „großen Edel-Western", wie schon bald eine Albenreihe des Ehapa-Verlags im Titel verhieß. Das aber ist eine andere Geschichte ...
Zum Weiterlesen: Deutscher Comic Guide – Genre: Western www.comicguide.de/php/suche_g.php?search=Western
DAS JAHR 19 65
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uer Franz Beckenba
Die Unverbesserlichen" mit Inge Meysel (l.) und Agnes Windeck
Uschi Nerke
Kriege, Krisen, Katastrophen – als die Abos dafür verteilt wurK d den, hat die Welt bekanntlich "HIIIIIEEEEEEER!!!!" gebrüllt. S Schon immer. Und immer wieder. Jedes Jahr. Klar, auch 1965 brod delte, brannte, knallte es. Und dennoch: Im Vergleich mutet es f fast an, als wäre mal allseits Zeit zum Durchatmen eingefordert w worden. Ja, auch diese 365 Tage spendierten wieder viel, viel V Vermeldenswertes; und trotz allem Negativen wird 1965 wohl eher a als ein Jahr in die Geschichte eingehen, dessen Sündenregister i tieferen Regionen der nach unten offenen Schand-Skala gehört. in Von Bernd Matheja
o" Doktor Schiwag "
Zeitgeschehen
Das Jahr geht gut los für Wehrdienstleistende, mit Wirkung vom 1.1. darf geprasst werden: Erhöhung des monatlichen Solds um 40 Pfennige g auf 2,70 D-Mark ... *** Am 24.1. stirbt der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill. Zu seinen Ehren wird am 1.2. in Teilen Kanadas der Hamilton River (858 Kilometer lang) offiziell in Churchill River umbenannt. *** Zwei Wochen später, am 15.2., erhält das Land außerdem eine neue Nationalflagge, die Maple Leaf Flag (Ahornblattflagge). Zuvor gab es seit 1868 unterschiedliche Varianten der britischen „Red Ensign" mit dem Kanada-Wappen im Flugteil. *** Unruhen in den USA nach der Ermordung des schwarzen Radikal-Bürgerrechtlers Malcolm X (geb. als Malcolm Little 1925 in Omaha) am 21.2. in New York City. Der Täter Thomas Hagan (23) wird verurteilt und nach 45 Jahren Knast Ende April 2010 auf Bewährung entlassen. *** Protestmärsche in Alabama lässt Anfang A f März der Rechtsaußen-Gouverneur George Wallace mit Tränengas und Knüppeln stoppen. *** Ägypten Winston Churchill empfängt Walter Ulbricht (DDR) als Staatsbesucher. Die BRD stoppt daraufhin am 7.3. die Wirtschaftshilfe für das Land. *** Chef der Kommunistischen Partei Rumäniens wird am 22.3. Nicolae Ceaucescu, später neostalinistischer Despot/Diktator/Staatschef (und nebst Gattin Elena nach Blitzverfahren am 25.12.1989 hingerichtet). *** Am 23.3. beginnen die USA mit ihrem „Gemini"-Raumfahrtprogramm. Von vier Stunden bis zu 13 Tagen dauern die Aufenthalte der Teams Seite
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Virgil Grissom/John Young, James McDivitt/Edward White, Gordon Cooper/Charles Conrad, Walter Schirra/Ian Stafford und Frank Borman/ James Lovell, die am 18.12. das arbeitsintensive Nasa-Jahr beenden. *** Die Amerikaner starten am 6.4. den ersten kommerziell genutzten Nachrichtensatelliten „Intelsat 1", besser bekannt als „Early Bird". Er bleibt bis 1969 im Dienst. *** Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Am 23.4. meldet sich der erste sowjetische TV-Satellit „Molnija-1" von seiner erreichten Umlaufbahn. *** Hier legen wieder die Sowjets vor: Im Weltraum verlässt Kosmonaut Alexei A. Leonow als erster Mensch am 18.3. ein Raumschiff. Sein amerikanischer Berufskollege Edward H. White („Gemini 4") nimmt Außenarbeiten erst am 3.6. auf. *** Ägypten und der Irak brechen alle Beziehungen zur BRD ab. Grund: deren Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel. Algerien wird am 19.6. Staatsoberhaupt *** IIn Al Ahmad Ben Bella gestürzt. Sein Nachfolger ist Satellit Early Bird Houari Boumedienne. *** Heftige Unruhen ab 15.6. in Griechenland, weil König Konstantin II. Ministerpräsident Georgios Papandreou entlassen hat. *** Nach massiven Unwettern entsteht Mitte Juli in Teilen Hessens, Niedersachsens und Westfalens die Heinrichsflut: Elf Menschen sterben, dazu entstehen Sachschäden in dreistelliger Millionenhöhe. *** Unterzeichnung des „Voting Rights Act" durch US-Präsident Lyndon B. Johnson am 6.8. – dies sichert allen Afroamerikanern das Wahlrecht. *** 9.8.: Singapur verlässt die Malayische Föderation, wird unabhängig und im September – wie die Malediven und Gambia – Mitglied der Vereinten
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Nationen. *** Bei den Bundestagswahlen am 19.9. erhalten die CDU/CSU 47,6% (= 245 Mandate), die SPD 39,3% (202) und die FDP 9,5% (49) der Stimmen. Hinzu kommen die Sitze aus West-Berlin: SPD 15, CDU 6, FDP 1. Die CDU/CSU/FDP-Koalition unter Bundeskanzler Ludwig Erhard bleibt im Amt. *** Im Kongo muss am 13.10. Ministerpräsident Moise Tschombé zurücktreten, die neuen starken Männer sind Joseph Kasavubu und der Chef des Militärs, General Mobutu. *** Seit dem 15.10. dürfen DDR-Bürger, die das Rentenalter erreicht haben, auch Reisen ins nicht-sozialistische Ausland beantragen. *** Widersprechen ein Schüler oder Erziehungsberechtigter, darf in Hessen seit dem 27.10. vor dem Unterricht nicht mehr gebetet werden – so entscheidet der Staatsgerichtshof. *** Am 26.11. geht (im algerischen Hammaguir) „Asterix" in die Luft: Er ist der erste Satellit überhaupt, bei dessen die USA noch SStart weder d di h die Sowjetunion ihre Finger im Spiel haben. *** Einer geht, einer bleibt: Am 9.12. löst in der UdSSR Nikolai Podgorny den bisherigen Amtsinhaber Anastas Mikojan als Staatsoberhaupt ab. Zehn Tage später wird in Frankreich Staatspräsident Charles de Gaulle für weitere sieben Jahre im Amt bestätigt. *** Sein Land führt am 26.10. die Postleitzahlen (Code Postal) ein. ***
Sport
Keine Olympischen Spiele im Sommer und Winter, keine Fußball-Weltund (seit 1960 im Angebot) Europameisterschaft für Nationalteams. Die Leichtathleten treiben sich in diesem Jahr ausschließlich auf großen Sportfesten herum. *** Für Top-Leistungen sorgen dabei u.a. der kaum schlagbare australische Langstreckler Ron Clarke, Hammerwerfer Hal Connolly (USA), die polnische Sprinterin Irena Kirszenstein und US-Weitspringer Ralph Boston – sie alle verbessern die Rekorde in ihren Disziplinen. *** Fußball: Die BRD-Meisterschaft geht an Werder Bremen, dahinter der 1. FC Köln und Borussia Dortmund. Der BVB holt sich dafür den Pokalsieg mit einem 2:0 gegen Alemannia Aachen am 22.5. in Hannover. *** 14 Tage zuvor hatte Aufbau Magdeburg den FDGB-Pokal gegen den SC Motor Jena gewonnen – mit 2:1 in Ost-Berlin. *** Meister der DDR wird zum vierten Mal der ASK Vorwärts Berlin. *** Die Kicker des Jahres sind Torwart Hans Tilkowski (Dortmund) und Horst Weigang (SC Leipzig). Die Auszeichnung für Europa geht an den großen Eusebio aus Portugal. Hans *** Die drei Europacup-Wettbewerbe brinTilkowski gen Titel für ebenso viele Länder. Bei den Landesmeistern siegt Inter Mailand am 27.5. mit 1:0 gegen Benfica Lissabon. Am 19.5. hatte sich bei den Pokalsiegern bereits West Ham United vor 98.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion mit 2:0 gegen den TSV 1860 München durchgesetzt. Im Messestädte-Cup gelingt Ferencvaros Budapest am 23.6. ein überraschender 1:0-Auswärtssieg bei Juventus Turin. *** Ärger in der Bundesliga: Hertha BSC wird wegen zu hoher Handgeldzahlungen und Grundgehälter ausgeschlossen, die Liga außerdem von 16 auf 18 Vereine aufgestockt. *** Die Nationalmannschaft spielt im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro vor der umwerfenden Kulisse von 143.315 Zuschauern. Brasilien siegt mit 2:0. *** Ein Gigant tritt ab: Am 28.4. bestreitet Sir Stanley Matthews das letzte Spiel seiner über 35-jährigen Karriere als Profi. Der Engländer ist unglaubliche 50 Jahre alt. *** Wintersport: Die Vierschanzentournee der Skispringer (30.12.65 bis 6.1.1966) gewinnt mit drei Siegen bei vier Veranstaltungen in Oberstdorf, GarmischPartenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen der Finne Veikko Kankkonen vor Dieter Neuendorf (DDR) und Björn Wirkola (Finnland). Unter 93 Teilnehmern aus 15 Ländern schafft als bester BRD-Aktiver Günther Göllner Platz 10. *** Bei der Eishockey-WM im finnischen Tampere Veikko Kankkonen geht der Titel einmal mehr an die KufenSputniks aus der damaligen Sowjetunion. Auf den weiteren Plätzen im März 1965 die damalige CSSR, Schweden und Kanada. *** Motorsport: GoodTimes G
Bereits im Januar holen sich Timo Mäkinen und sein „Co" Paul Easter die Rallye Monte Carlo. *** Den Weltmeister in der Formel 1 machen drei Briten unter sich aus: Es gewinnt Jim Clark vor Graham Hill und Jackie Stewart. Clark nahm dabei an nur neun der zehn Rennen teil, gewann sie jedoch sämtlich. *** Wadenstärke statt Pferdestärken: Am 14.7. steht der Sieger der Tour de France fest – Felice Gimondi (Italien), und das bei der Tour-Premiere des erst 23-Jährigen. Auf den Plätzen: Raymond Poulidor (Frankreich) und Gianni Motta (Italien). Erstmals begann die Rundfahrt in einer deutschen Stadt, in Köln. *** Sieger beim Giro d'Italia am 6.6.: der Italiener Vittorio Adorni. *** Bei der Rad-WM muss sich Rudi Altig am 5.9. nur dem Engländer Tom Simpson geschlagen geben. *** Am 26.9. bestreitet beim 2:1 gegen Schweden ein Großer sein erstes Fußball-A-Länderspiel: Franz Beckenbauer (20) vom FC Bayern München. *** Wahlen der Sportler des Jahres: In der BRD holen sich die begehrten Trophäen Schwimmer Hans-Joachim Klein, die Leichtathletin Helga Hoffmann und die Leichathletik-Nationalmannschaft. Die Besten in der DDR sind Mittelstreckenläufer Jürgen May, die Leichtathletin Hannelore Suppe und die Fußball-Nationalmannschaft. *** Die Titel im Einzel beim Tennis-Kult-Turnier im Londoner Stadtteil Wimbledon gewinnen am 2.7. der Australier Roy Emerson (gegen seinen Landsmann Fred Stolle) und am 3.7. Margaret Smith (Australien) gegen die Brasilianerin Maria Esther Bueno. *** Maria Esther Bueno Er schafft es immer wieder, in die übermächtige Dominanz der Asiaten (und auch Schweden) einzudringen: Defensivspezialist Eberhard Schöler wird am 25.4. großartiger Dritter bei der Tischtennis-Weltmeisterschaft in Ljubljana. *** Es wird auch wieder gehauen: Karl Mildenberger verteidigt am 14.5. und 26.11. seinen Titel als Box-Europameister im Schwergewicht – jeweils in Frankfurt/Main, gegen den Italiener Piero Tomasoni bzw. den Deutschen Meister Gerhard Zech. *** In derselben Gewichtsklasse bleibt Cassius Clay Weltmeister: Er besiegt am 22.11 in Las Vegas den Herausforderer Floyd Patterson durch technischen Knockout in der 12. Runde. ***
Funk & Fernsehen
In der Schweiz verschwindet zum 1.1. ein Hörfunkname mit viel Tradition: Aus Radio Beromünster wird Radio DRS (= Radio der deutschen und rätoromanischen Schweiz). *** Am 4.1. beginnt der NDR im Verbund mit Radio Bremen (RB) und dem SFB (Sender Freies Berlin) sein drittes TV-Programm. Offizielle Bezeichnung: Drittes Fernsehprogramm NDR/ RB/SFB. *** Alan Freed (43) stirbt in Palm Springs. Die US-Radiolegende hat enorm viel für die Integration von Rock'n'Roll und R&B im Hörfunk getan – sich später aber als Betrüger entpuppt („Payola"-Affäre um Bestechung und Steuerhinterziehung). *** Erstmals am 1.2. sendet das Schweizer Fernsehen Werbespots. *** Auch in Indien beginnt jetzt der Fernsehbetrieb. *** Ärgerlich/lächerlich: Das ZDF trennt sich im Juni von Ansagerin Edelgard Stößel, weil sie auf einer privaten Faschingsparty im Baby-Doll-Kostüm erschienen war. *** Carlheinz Hollmann und Karin von Faber gehen im ZDF am 13.2. mit „Schaufenster Deutschland" auf Sendung. Nach 39 Folgen wird das gern gesehene Unterhaltungsmagazin abgesetzt. Der ohne Not selbst gewählte Sendeplatz – am Samstag um 20 Uhr gegen die großen Shows im Ersten! – war mit „dümmlich" noch mild umschrieben. *** BBC 2 nimmt in England am 20.4. die Arbeit auf. Aus dem bis- Edelgard herigen BBC wird BBC One. *** Am 3.5. versucht Stößel sich der Süddeutsche Rundfunk (SDR) im Hörfunkbereich erstmals mit dosierten Stereosendungen (13 Wochenstunden). *** Ab 21.5. erhalten „Panorama" (seit 1961) und „report" (seit 1962) Konkurrenz: Claus Hinrich Casdorff und Rudolf Rohlinger präsentieren im ersten Programm das kritische (Polit-)Magazin „Monitor" und handeln sich damit viele Proteste ein. *** Bei „Panorama" löst Joachim Fest den bisherigen Moderator Prof. Eugen Kogon ab. *** Ein neues Showformat in der ARD ab 26.5.: „Spiel ohne Grenzen" wird von Camillo Felgen präsentiert, dessen Assistent zwischen 1968 und 1973 ein junger Mann namens Timm Elstner ist, bekannt als Frank Elstner. *** 9.5.: Auftakt für eine TV-Film-Kultreihe, die bis 1971 jeweils nur einmal im Jahr läuft, „Die Unverbesserlichen" mit 2/2015
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Inge Meysel, Joseph Offenbach, Monika Peitsch und anderen. Heimlicher Star: die große Agnes Windeck als „Oma Köpcke" („Kääääääääthe! Kartoffelsalat ohne Würstchen ist empörend.") *** Für leere Straßen sorgt ab 18.1. der inzwischen fünfte fürs deutsche Fernsehen konzipierte Krimi-Mehrteiler nach Schriftsteller Francis Durbridge, „Die Schlüssel". Durchschnittlich 85 % aller TV-Geräte sind während der drei Teile eingeschaltet, es spielen u.a. Harald Leipnitz, Albert Lieven, Dagmar Altrichter, Christian Wolff. *** Erfolgsreihen aus den USA in der ARD: „Cowboys" (Originaltitel und instrumentaler Songhit von Link Wray: „Rawhide") mit einem jungen Clint Eastwood als „Rowdy Yates". Das Erste zeigt von den existierenden 217 Originalepisoden ganze 13 (!), verteilt auf über zwei Jahre (!). Erst Pro7 korrigiert diesen Unfug: Von 1991 bis 1994 präsentiert der Privatsender alle Folgen unter dem Titel „Tausend Meilen Staub". *** Auch „Amos Burke" (Hauptrolle für Hollywood-Star Gene Barry) ist bei den Zuschauern beliebt. Es laufen ab 23.4. in drei Staffeln 81 Episoden rund um den Millionär und Chef der Mordkommission (!) von Los Angeles. *** Ab 9.7. ist er auch in der BRD „Auf der Flucht" (Original: „The Fugitive"): David Janssen als Dr. Richard Kimble, wegen Mord an seiner Frau verurteilt, aber unschuldig. Die (fernsehende) Welt leidet/flüchtet mit – in den USA hat die Schlussfolge nach über vier Jahren Serienlaufzeit noch David Janssen immer eine landesweite Sehbeteiligung von 71,2 %! Das erste Programm zeigt immerhin 75 der existierenden 120 Originalfolgen. *** Ab 29.9. wird es gemütlicher: Autor Heinz Oskar Wuttig („Alle meine Tiere", „Salto Mortale") schrieb die Bücher zur sehr beliebten Familienserie „Der Forellenhof" – acht Folgen um ein Landhotel spielen am Rand des Schwarzwaldes, mit Hans Söhnker, Helga Anders, Jane Tilden u.a. *** Vollbedienung für alle Tipper: Die Ziehung der Lottozahlen wird ab 4.9. in der ARD gezeigt. Moderation: Karin Dinslage. *** Ein Erfolg fürs ZDF ist die Eigenproduktion „John Klings Abenteuer" mit Hellmuth Lange und Uwe Friedrichsen. Ab 13.10. laufen 26 Episoden in zwei Staffeln; als Vorlage dient eine deutsche Detektiv-Groschenheft-Reihe, die von 1926 bis 1939 im Handel war. *** Tragisch: Inge Meysels Ehemann, Regisseur John Olden (47), stirbt am 12.9. nach einem Herzanfall während der Dreharbeiten zum Klassiker in spe, „Die Gentlemen bitten zur Kasse" (Postzugraub in England). *** „Der Rudi Carrell Staatsanwalt hat das Wort" heißt eine neue Krimiserie des Fernsehens der DDR. Beginn am 21.10. *** Riesenerfolg für den niederländischen TV-Star: Am 25.10. startet Radio Bremen die „Rudi Carrell Show", die bis 1973 im Programm bleibt und ihren Protagonisten zu einem der gefragtesten Showmaster/Entertainer in der BRD macht. *** Ein Dauerbrenner kommt ins ZDF-Programm, „aspekte". Erster Moderator des noch heute laufenden Kulturmagazins ist Walther Schmieding. ***
Film
Viele Schauspieler(innen), die Jahrzehnte später Popularität erlangen werden, erblicken ihre erste Bühne namens „Welt". Darunter sind: Désirée Nosbusch (14.1.), Simone Thomalla (11.4.), Gerit Kling & Christina Plate (21.4.), Brooke Shields (31.5.), Elizabeth Hurley & Veronica Ferres (10.6.), Marion Mitterhammer (8.8.), Charlie Sheen (3.9.), Maria Schrader (27.9.), Karoline Eichhorn (9.11.), Ben Stiller (30.11.), Anke Engelke (21.12.). *** Abschied wird genommen von der ultimativen Komikerlegende Stan Laurel (23.2.) und vom mächtigen Filmproduzenten David O. Selznick (22.6.; „Vom Winde verweht"). Auch die Hollywood-Stars Forrest Taylor (19.2.), Linda Darnell (10.4.) und Dorothy Dandridge (8.9.) gehen für immer. Genau wie der bekannte deutsche Film-, TV- und Theaterschauspieler Hans Nielsen (11.10.). *** Am 16.10. gibt Hannelore Hoger (23) ihr Debüt im spannenden Fernsehfilm „Zeitsperre" nach einem Stoff von Arthur Hayley. *** In Los Angeles wird das unabhängige und gemeinnützige „American Film Institute" gegründet. *** Am 5.4. werden in Santa Monica zum 37. mal die Oscars verliehen. Bester Film: „My Fair Lady", beste Regie: George Cukor („My Fair Lady"), Schauspieler: Rex Harrison („My Fair Lady"), Schauspielerin: Julie Andrews („Mary Poppins"). Beide Darsteller werden für ihre Rollen auch mit den Golden Seite
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Globes ausgezeichnet. *** Bei den Filmfestspielen in Cannes (12.–28.5.) siegen „Der gewisse Kniff" (Film von Richard Lester), Terence Stamp und Samantha Eggar für ihre Leistungen in „Der Fänger". *** Gewinner bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin (26.6.–6.7.): „Alphaville" (Jean-Luc Godard), Lee Marvin („Cat Ballou"). Ein Sonderpreis geht an Regisseur Roman Polanski für „Ekel". *** Deutscher Filmpreis für „Das Haus in der Karpfengasse" (Film, Regie, Darstellerin Jana Brejchova) und Wolfgang Kieling in „Polizeirevier Davidswache". *** Für Zeitsperre" mit " Hannelore Hoger Arbeit(en) in Kino- und Fernsehfilmen werden mit dem „Bravo-Otto" geehrt: Robert Fuller, Ed Byrnes, Michael Landon sowie Petra Krause, Donna Reed und Marianne Koch. *** Auf dem westdeutschen Markt dominiert einmal mehr leichte(re) Kost. Gleich drei Filme mit Pierre Brice laufen an: „Winnetou 3", „Old Surehand I" und „Der Ölprinz" aus dem Karl-May-Fundus. Brice-Partner sind Lex Barker und Stewart Granger. *** Wachsender Beliebtheit erfreuen sich die Verfilmungen der Heftchenromane mit FBI-Agent „Jerry Cotton", gespielt von George Nader (Kumpel „Phil": Heinz Weiss): „Schüsse aus dem Geigenkasten" und „Mordnacht in Manhattan". *** Als 23. deutschsprachige EdgarWallace-Verfilmung kommt „Neues vom Hexer" (u.a. Heinz Drache, Barbara Rütting) bestens beim Publikum an. In der BRD punkten auch „DM-Killer", eine satirische Komödie von Rolf Thiele, u.a. mit Curd Jürgens und Daliah Lavi, George Nader sowie der Fernsehfilm „Vier Schlüssel" von Krimispezialist Jürgen Roland: Er baut in den TV-Hit kurze Originalszenen von der Tournee-Ankunft der Rolling Stones am Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel ein – und sorgt so für ein kleines musik- und filmhistorisches Dokument. *** Vier britische Filme finden viele Zuschauer: „Der Spion, der aus der Kälte kam" (Richard Burton), „Die tollkühnen Männer Lee Marvin in Cat Ballou" in ihren fliegenden Kisten" (Sarah Miles, " Gert Fröbe), „Bunny Lake ist verschwunden" (Carol Lynley) und „Die amourösen Abenteuer der Moll Flanders" (Kim Novak). *** Zu internationalen Klassikern avancieren u.a. „Cincinnati Kid" (Steve McQueen), „Cat Ballou" (Lee Marvin, Jane Fonda) sowie die Westernstoffe „Für ein paar Dollar mehr" (Clint Eastwood), „Die vier Söhne der Katie Elder" (John Wayne), „Vierzig Wagen westwärts" (Burt Lancaster) und „Viva Maria" (Louis Malles Komödie mit Brigitte Bardot und Jeanne Moreau). *** Wiederum ein Selbstgänger ist der James-Bond-Thriller „Feuerball" mit Sean Connery und Claudine Auger. *** Und einer der gefeiertsten Filme aller Zeiten hat am 22.12. in New York Uraufführung: „Doktor Schiwago" (Regie: David Lean), u.a. mit Omar Sharif, Julie Christie, Alec Guinness. ***
Musik
Die Fans müssen zwar noch bis zum Herbst warten, aber ab 25.9. haben sie dann endlich ein Forum für ihre Musik: Radio Bremen startet den längst legendären „Beat-Club" (Regie: Mike Leckebusch), angesagt vom späteren „Tagesschau"-Sprecher Wilhelm Wieben und moderiert von Blickfang Uschi Nerke mit Gerhard Augustin – erste Liveband sind die lokalen Yankees mit "Halbstark". Die ohrenfreundliche Titelmelodie zur Sendung stammt von Mood Mosaic (= Mark Wirtz), "A Touch Of Velvet – A Sting Of Brass". Bis zum 9.12.1972 laufen 83 Originalausgaben des TV-Musikklassikers. *** Stilistisch anders gelagert bleibt der Grand Prix Eurovision de la Chanson, heute European Song Contest (ESC). In diesem Jahr findet die Veranstaltung im Auditorium RAI di Napoli in Neapel statt. Für Deutschland liefert – wie im Vorjahr Nora Nova – Ulla Wiesner mit "Paradies, wo bist du?" einen Nullinger ab, letzter Platz. Vor Kathy Kirby ("I Belong"), Guy Mardel ("N'avoue jemais") und Udo Jürgens mit seinem vielleicht schönsten aller Hits ("Sag ihr, ich lass sie grüßen") gewinnt die Französin France Gall für Luxemburg. Ihr "Poupée de cire, poupée de son" gilt (im Nachhinein) als einer der eindeutig zweideutigsten Beiträge der Grand-Prix-Historie. Texter: Serge
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Gainsbourg, Musik: Peter Lee Stirling (= Daniel Boone). *** Zu den erfolgreichsten Hits des Jahres in der BRD gehören das Trompeteninstrumental "Il Silenzio" (Nini Rosso; zwölf Wochen auf Rang 1), Petula Clarks "Downtown" (8 W.) und "(I Can't Get No) Satisfaction" der France Gall Rolling Stones (6 W.). Sie verweisen inländische Stars wie Ronny, Bernd Spier und Drafi Deutscher auf die Plätze. Bei den beliebtesten Langspielplatten liegen mit ganz vorn: die Soundtracks der Musicals MY FAIR LADY und WEST SIDE STORY sowie die folkloristisch ausgerichteten SONGS DER WELT von Esther & Abi Ofarim. *** Vor allem Beatfans begeistern sich über Longplayer ihrer Favoriten Beatles, Rolling Stones, Kinks, Lords, Casey Jones And The Governors. Sie (und viele andere) belagern die Top-Positionen in den Hitlisten zwar noch nicht regelmäßig, scharren aber immer kräftiger mit den Füßen. *** Im UK sind massiv an der Kasse gefragt (Singles): "Tears" mit Ken Dodd, "I'll Never Find Another You" (The Seekers) und "Crying In The Chapel" (Elvis Presley). Weitere ewige Evergreens: "Help" (Beatles), "Satisfaction" (Stones), "Heart Full Of Soul" (Yardbirds), "Don't Let Me Be Misunderstood" (Animals). Bei den Alben ganz an der Spitze: die Soundtracks von THE SOUND OF MUSIC und MARY POPPINS sowie BEATLES M FOR F SALE. Und auch hier mausern sich „Fastnoch-Frischlinge" immer mehr auch zu vern lässlichen LP-Acts, darunter die Pretty Things, l Who, Animals, Manfred Mann, Hollies, W Searchers, Dave Clark Five und andere. *** S Kaum unterschiedliche Entwicklungen in den K USA. Ganz oben dabei (Singles): "Yesterday" U mit den Beatles, "Satisfaction" (Stones) und, auf Augenhöhe, "Help" (Beatles), "Turn! Turn! Turn!" (Byrds) und "Mrs. Brown, You've Got A Lovely Daughter" (Herman's Hermits). Kult-45er: Bob Dylans "Like A Rolling Stone", Barry McGuires "Eve Of Destruction" (Text & Musik: P.F. Sloan), Del Shannons "Keep Searchin'" und "Mr. Tambourine Man" mit den Byrds. Bei den LPs neben Soundtracks (MARY POPPINS, GOLDFINGER, THE SOUND OF MUSIC) ganz oben die Beatles (HELP; BEATLES '65; BEATLES VI) und die Stones mit OUT OF OUR HEADS. Longplay-Treffer kommen ferner u.a. von Sonny & Cher, den Beach Boys, Joan Baez und Bob Dylan. *** In der Heimat laufen am 12.6. die Deutschen Schlager-Festspiele 65. Im Kurhaus Baden-Baden siegt ein amerikanisch-norwegisch-schwedisches Damentrio: Peggy March ("Mit 17 hat man noch Träume") vor Wencke Myhre ("Sprich nicht drüber") und Siw Malmkvist ("Das fünfte Rad am Wagen"). *** Und auch die beliebten Bravo-Ottos werden wieder vergeben. Hier gewinnt bei den Sängerinnen Gitte aus Dänemark vor Manuela aus Berlin und der Amerikanerin Connie Francis. In der Herrenabteilung lautet die Gold-Silber-Bronze-Reihenfolge: Cliff Richard vor den Beatles und Freddy Quinn. *** Gloriose Rückkehr am 9.5.: Pianistenlegende Vladimir Horowitz spielt in der New Yorker Carnegie Hall – nach zwölfjähriger Bühnenabwesenheit. *** Am 31.10. findet die „Leipziger Beatdemo" statt. Jugendliche protestieren gegen kulturelle Repressalien (u.a. Bandverbote) seitens der zunehmend schlichten Staats- und SEDObrigkeit. Die Volkspolizei knüppelt die Menge nieder, von 264 festgenommenen Teilnehmern werden 97 zu mehrwöchiger Zwangsarbeit im Braunkohletagebau verurteilt. *** Der „Spatz von Paris" beginnt das Bildschirm-Zwitschern: Mit ihrer Interpretation des Hits "Jezebel" hat Sängerin Mireille Mathieu ihren ersten TV-Auftritt in „Télé Dimanche". Die anstehende Großkarriere ist endgültig angeschoben. ***
Vermischtes
Der Amerikaner David Barish („The forgotten father of paragliding") erfindet „Sailwing", ein Gleitsegel, das als erster Gleitschirm gilt. *** Den brauchte der Brite Ronald Biggs (1929–2013) am 8.7. nicht: Dem GoodTimes G
einsitzenden Mitglied der Postzugräuberbande gelingt die Flucht aus dem Londoner Wandsworth-Knast per Kaufhaus-Strickleiter. Erst nach fast 36-jähriger Flucht rund um die Welt kehrte er am 7.5.2001 freiwillig nach England zurück. *** Die Deutsche Bundesbank gibt ab 26.4. erstmals 500-DM-Scheine aus. Motive: „Bildnis eines bartlosen Mannes" und die Burg Eltz in Rheinland-Pfalz. *** Am selben Tag startet der brasilianische TV-Sender Rede Globo, der die Telenovelas auf dem südamerikanischen Kontinent populär macht. *** Am 31.5. nimmt die Deutsche Bundespost in Pforzheim die weltweit erste elektronische Briefsortieranlage in Betrieb. *** Beginn der Lehrveranstaltungen an der Ruhr-Universität in Bochum am 2.11. *** In der DDR kommt die erste Antibabypille Ovosiston vom VEB Jenapharm für 3,50 Mark in den Handel. Der von deutschtümelnden Partei-Hirnis angestrebte Name „Wunschkindpille" hat bei den Nutzerinnen nicht die geringste Chance. *** Dafür belegen andere DDR-„Kräfte" den Liedermacher Wolf Biermann erstmals mit einem Auftrittsverbot. *** Die Bahn drückt aufs Tempo: Am 26.6. fährt im deutschen Eisenbahnbetrieb erstmals ein regulärer Schnellzug zwischen München und Augsburg über 200 Stundenkilometer schnell. *** Die beliebtesten Vornamen sind in diesem Jahr Claudia, Susanne und Petra sowie Thomas, Andreas und Michael. *** In London wird der „Post Office Tower" (später „London Telecom Tower", heute „BT Tower") in der Cleveland Street eingeweiht. Mit 189 Metern ist er lange das höchste Gebäude der Stadt. *** Der Friedensnobelpreis geht an Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Den Nobelpreis für Literatur erhält der sowjetische Schriftsteller Michail Schocholow (1905–1984; „Der stille Don"). *** Das Deutsche Krawatteninstitut in Krefeld vergibt erstmals den Titel „Krawattenmann des Jahres". Preisträger: Showmaster Hans-Joachim Kulenkampff. *** Am 19.7. wird der längste Straßentunnel der Welt eröffnet, der Mont-Blanc-Tunnel (11,6 Wolf Biermann Kilometer). *** Zwei Opern von Hans Werner Henze feiern Uraufführung: „Der junge Lord" am 7.4. in Berlin und „Das Wundertheater" am 30.11. in Frankfurt/Main. *** Über den Osten Pakistans tobt am 2.7. ein gigantischer Wirbelsturm hinweg. Horror-Bilanz: über 30.000 Todesopfer. *** Ausgepafft: Ab 1.8. gilt ein Werbeverbot für Zigaretten im britischen Fernsehen. Für Zigarren und losen Tabak dagegen darf noch 27 Jahre länger Bildschirmreklame geschaltet werden. *** Am 13.11. sinkt vor Nassau (Bahamas) der US-Passagierdampfer „Yarmouth Castle" (90 Tote) nach einem Brand. Das Unglück sorgt für neue Richtlinien bezüglich der Sicherheit auf den Meeren. 1969 thematisiert Singer-/Songwriter Gordon Lightfoot die Katastrophe in dem Lied "Ballad Of Yarmouth Castle". *** Optischer Hit: Am 2.4. eröffnet Willy Brandt das mächtige „Europa-Center" am Breitscheidplatz in Berlin. *** Neue Gäste, großer Wirtschaftspartner: Auf der Hannover-Messe vom 24.4.–2.5. stellt die Sowjetunion erstmals mit eigenem Stand aus. *** Geburten-Mix 1965: Sänger Dieter Thomas Kuhn (7.1.), ZDF-Nachrichtenfrau Gundula Gause (30.4.), Modemacher Guido Maria Kretschmer (11.5.), Regisseur Tom Tykwer (23.5.), Entertainerin Ina Müller (25.7.), Schriftstellerin Joanne K. Rowling („Harry Potter"; 31.7.), ZDF-Sportmoderatorin Katrin MüllerHohenstein (2.8.), TV-Showmaster Jörg Pilawa (7.9.), TV-Sportreporter Tom Bartels (13.9.), Fernsehmoderator Michael Steinbrecher (20.11.), Grünen-Politiker Cem Özdemir (21.12.). *** Verstorben 1965: Lyriker/Dramatiker T.S. Eliot (4.1.; 76 Jahre), Sänger/Jazzer Nat ,King' Cole (15.2.; 45 J.), Schlagersängerin Liselotte Malkowsky (16.2.; 51 J.), Blues-Harmonikastar Sonny Boy Williamson II. (25.5.; 52 J.), Architekt und Stadtplaner Le Corbusier (27.8.; 77 J.), der „Urwald-Arzt" und Albert Schweitzer Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer (4.9.; 90 J.), Saxofonstar Earl Bostic (28.10.; 52 J.), Schriftsteller Somerset Maugham (16.12.; 91 J.). *** 2/2015
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SAMMELBILDER: Zeitlose Leidenschaft f fur Jung und Alt
Deutschland ist Fußballweltmeister 2014, Glückwunsch! Aber der eigentliche Weltmeister heißt Panini und ist weltweiter Marktführer für Sammelbilder. Der Panini Verlag gibt heutzutage auch unzählige Comics heraus, darunter – weltweit einzigartig unter einem Verlagsdach – unter anderem die Serien der konkurrierenden US-Verlage DC ( Superman" und Batman") und Marvel Comics " " ( Spiderman" und X-Men"). " " 1961 veröffentlichten die 1 Panini-Brüder in Italien P ihr erstes Sammelbilderi album mit selbst klebenden a Stickern, und seit 1970 gibt S es e – ein riesiger Erfolg – die Alben zur jeweiligen Fußballwelt meisterschaft, die in F Deutschland seit 1974 erhältlich D sind. Die Fußballbilder verkaufen sich überaus erfolgreich, f heute bereits in 110 Ländern h weltweit. Seit 1988 ist ein itaw lienischer Großkonzern Besitzerr l von Panini, der mit den bunten v Klebebildern jährlich Umsätze K in Millionenhöhe erwirtschaftet. te Zur WM 2006 wurden allein in Deutschland 160 Millionen Tütchen mit jeweils fünf Bildern verkauft ...
Vor dem Ersten Weltkrieg wurden Serienbilderr zumeist beim Kauf von kostspieligen Lebensmitteln (damals z.B. Schokolade), die für den Durchschnittsverdiener selten erschwinglich waren, beigegeben. Die ersten Sammler waren dementsprechend Heranwachsende aus dem wohlhabenden Bürgertum. In der Landbevölkerung und unter den Arbeitern fand die neue Leidenschaft aus naheliegenden Gründen zunächst keinen Anklang. Produkte aaus Übersee waren für diese Menschen kaum d bezahlbare Luxusgüter. b IIn den 20er Jahren kam die di Produktion P d k i der d Serienbilder, S i bild bedingt durch Inflation und Weltwirtschaftskrise, fast b vvöllig zum Erliegen. Der Verlust der deutschen Kolonien führte zur Krise der Unternehmen, die ihren Schokoladen oder Kakaopackungen Sammelbilder beigelegt hatten. Anfang der 30er Jahre aber lösten die Sammelbilder wieder einen regelrechten Boom aus. Die Zigarettenund Margarine-Industrie begann, Bilder in hohen Auflagen zu vertreiben, und schnell fanden diese in allen Bevölkerungskreisen ihre Anhängerschaft. Ein gnadenloser Wettbewerb zwischen den Produzenten von Tabakwaren führte schließlich zu einer wahren Flut von n Serienbildern. Die Alben n waren sehr ansprechend gestaltet und griffen Themen von allgemeinem Interesse aus Sport, Literatur, Technik und Film sowie Gesellschaft und Politik auf.
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ammelbilder gibt es genau genommen seit Ende des 19. Jahrhunderts. 1867 wurden in einem Pariser Kaufhaus die ersten bunten Exemplare an Kinder verschenkt. Wenige Jahre später vertrieb die Süßwaren-Firma Stollwerck die ersten Serienbilder in Deutschland. Doch erst der Nachfolger Liebig D den Reklamebildern vverhalf lletztlich zum ganz großen Durchbruch: Seit 1872 bekam man D „„Liebigbilder" als Beigabe beim Kauf von Fleischextrakt. Diese Art K von Werbung haben dann schnell auch andere Firmen übernommen, und die Bilder wurden bald nur noch „Kaufmannsbilder" genannt. Häufig lagen die Bilder auch in den Warenpackungen oder konnten gegen Schecks bei zahlreichen Bilderdiensten eingetauscht werden. Seite
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Die Nationalsozialisten setzten die Bildserien in großem Stil für ihre eigenen ideologischen Zwecke k ein. Drehh und d Angelpunkt der Sammelbilderalben während der Nazizeit war immer der „Führer". Der Zigarettenproduzent Reemtsma brachte bereits 1934 ein Album mit dem Titel „Deutschland erwacht" auf den Markt. Dabei
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ging es um den Aufstieg Hitlers und seiner Partei. Zwei Jahre später folgte ein Album, das ganz dem „Führer" gewidmet war. Das Album war reich mit Fotos bebildert und zeigte Hitler einerseits als selbstbewussten, zielstrebigen Politiker, aber auch als gefühlsbetonte nationale Identifikationsfigur. Zu den Olympischen Spielen 1936 wurden gleich mehrere verschiedene Alben in g sehr s hohen Auflagen herausgegeben. Hier H gab sich NS-Deutschland weltoffen. Sogar der Afro-Amerikaner o und Goldmedaillengewinner Jesse u Owens war mehrfach abgebildet. Die beiden „blauen" Alben der Zigarettenfabrik Reemtsma von 1936 werden auch heute noch relativ oft auf Flohmärkten angeboten. In der Nachkriegszeit waren Sammelbilder dann immer weniger an ein bestimmtes Produkt gebunden. Von diversen Lebensmittelverpackungen konnte man k k sich Punkte
ausschneiden auff dem Postweg h id und d diese di d gegen Bildserien eintauschen. Auch aus Kaugummi-Automaten und i d in i Wundertüten 60er Jahren Sammelbilder erwerben. Wu de tüte konnte o te man a ab den de 60 Besonders schön und heute noch überaus beliebt sind die „Eikon"Alben mit Fotos aus den KarlMay-Filmen. Das erste Karl-May-Album erschien bereits 1931. In den 30er, 50er und 60er Jahren folgten zahlreiche verschiedene, überaus schöne Ausgaben unterschiedlicher Firmen. Besonders die Karl-May-Sammelbilder, die vom Künstler Carl Lindeberg eindrucksvoll gestaltet wurden, erlebten in den 50er Jahren nochmals einen wahren Boom. Noch in den 60er Jahren druckte die FernsehIllustrierte „Gong" Serienbilder Ill i G " diese di S i bild in größerem Format nach. Mitte der 70er Jahre begann auch in Deutschland der Siegeszug der Panini-Bilder. Neben den Fußballalben zur WM und EM sind es vor allem die Filmalben zu großen Hollywoodproduktionen wie beispielsweise „Star Wars", „Batman", „Godzilla", die sich sehr gut verkaufen. Auch Bilderserien mit beliebten Comic-Helden wie Asterix und Micky Maus erfreuen die Sammler. GoodTimes
Gegen Ende der 80er Jahre schwappte aus den USA eine Welle von „Non Sport Trading Cards" nach Deutschland. In den Vereinigten Staaten von Amerika wurden die beliebten Sammelbilder im Volksmund d jahrzehntelang h h l als „Baseball Cards" bezeichnet, da Karten ohne die Konterfeis der jeweils bekannten Baseballspieler eher selten waren. Mit Blick auf die besonders in den 90er Jahren ständig wachsende Produktion von „Trading Cards" (amerikanische Bezeichnung für Sammelbilder) reicht die Trennung in „Sport Cards" und „Non Sport Cards" heute vielen Sammlern allerdings nicht mehr aus, so dass Spezialgebiete wie z.B. „Gaming Cards", „Comic Cards" oder „Adult Cards" entstanden sind. Erst 1987 begannen die Comic C a r d s , so auszusehen, wie wir sie h heute aus den Spezialgeschäften kennen. Die d Druckqualität steigerte sich zusehends, und immer zahlreichere US-Verlage brachten immer mehr Serien auf den Markt. Auch die Verleger großer Männermagazine wie „Hustler" und „Playboy" sind übrigens bei „Adult Cards" sehr aktiv. So manch ein Leser erinnert sich jetzt vielleicht an das eine oder andere Sammelbilderalbum aus seiner Kindheit oder Jugend. Vieles davon ist verlorengegangen im Laufe des Lebens, weshalb einigen g sich vielleicht in diesem Moment die Frage di stellt, wie man st die Schätze di seiner Jugend se zurückbekommt. k Ganz einG fach! Es gibt f sehr schön s gestaltete Kataloge mit K Angaben der A Sammlerp re is e . Aber keine A n g s t , vom Preis her sind die meisten Sammelalben durchaus für lb d h f jederd mann erschwinglich. Ein gut sortiertes Angebot findet der Interessierte im Spezialfachhandel, beispielsweise bei der „Sammlerecke in Esslingen" (www. sammlerecke.de) und bei der „Bremer Comic Mafia" (www.comicmafia.de). Hans-Joachim Neupert 2/2015
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Claudia Cardinale
DI VA OHNE Starallüren
Sie hat den italienischen Film über die Jahrzehnte wie wenige andere bereichert und ist eine der ganz Großen des internationalen Kinos. Während in Hollywood die schmollmundige Marilyn Monroe und die engelhafte Grace Kelly für Leinwandzauber sorgten, begeisterte Claudia Cardinale zusammen mit Sophia Loren, Gina Lollobrigida und Brigitte Bardot das europäische Filmpublikum. Sie prägte maßgeblich eine Ära mit, in der das Kino einen kulturell nachhaltigen Einfluss ausübte – und Millionen in seinen Bann zog. Von Alan Tepper eim Betrachten eines Fotos von Claudia Cardinale aus den Sechzigern scheint eine Reaktion unvermeidbar zu sein: ein Seufzen, gefolgt von dem flapsigen Spruch: „So was wird heute auch nicht mehr gebaut!" Dieser Kommentar mag sich oberflächlich auf die vereinnahmende Schönheit und Attraktivität der Schauspielerin beziehen, bedeutet aber mehr und kündet von der Sehnsucht nach einer Zeit, in der sich auch Prominente menschlich gaben. Im Gegensatz zu aktuellen Hollywood-Stars, die anscheinend stündlich twittern, im Blitzlichtgewitter ein maskenhaftes Lächeln aufsetzen und doch jede noch so unbedeutende Kleinigkeit aus ihrem Privatleben publik machen, bewahrte die facettenreiche Cardinale Taktgefühl, Anstand und eine charmante Freundlichkeit. Nicht zu vergessen auch das Mysterium, das sie stets umgab. Skandale? Fehlanzeige! Zickenkriege oder Kollegenschelte? Nicht doch! Stattdessen politisches Engagement und ein großes Herz für ihre Mitmenschen. Diva ja, aber kein divenhaftes Verhalten. Obwohl die unter dem bürgerlichen Namen Claude Joséphine Rose Cardinale am 15. April 1938 in der tunesischen Hauptstadt Tunis geborene Schauspielerin zu den ganz großen Stars zählt, blieb sie doch immer bodenständig und nahbar.
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Foto: © DAVIDS/Bildarchiv Hallhuber
laudia Cardinale erblickte das Licht der Welt in einer Zeit epochaler Katastrophen und Umbrüche. Ihre Eltern, Nachkommen sizilianischer Einwanderer der ersten Generation, besaßen einen italienischen Pass, lebten aber im französischen Protektorat von Tunesien. Folglich war die Amts- und Schulsprache, mit der Claudia aufwuchs, Französisch, doch sie konnte sich auch mit regionalem Arabisch und Bruchstücken des sizilianischen Dialekts ihrer Eltern verständlich machen. Zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, während dem sie als Kleinkind mehrere Bombardements erlebt hatte, bestimmten Ressentiments das tägliche Leben: Claudia Cardinale wurde in der französischen Schule angefeindet, da ihr als Italienerin automatisch das Stigma einer Faschistin anhing. Doch sie wehrte sich gegen die Ungerechtigkeiten, war wild und rauflustig und verpasste auch den stärksten Jungs g eine gehörige g g Tracht Prügel! John Wayne, mit dem sie Jahre später vor der Kamera stand, erkannte J ihr Temperament sofort, als er meinte: „Du bist keine Frau, du bist ein Kerl!"
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ermutlich lag hier einer der Gründe für ihren Erfolg: Äußerlich wirkte die Cardinale fragil, verführerisch, sexy und anziehend, war allerdings im zwischena menschlichen Bereich ganz der kumpelhafte Typ – wenn auch mit einem durchsetSeite
Vor dem Durchbruch
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zungsfähigen und offensiven Zug. Aber auch die kulturellen Einflüsse, denen sie sich ausgesetzt sah, hinterließen natürlich Spuren bei ihr: In der Schule nach französischem Vorbild erzogen, genoss sie mit den Eltern und ihren Geschwistern Bruno, Adrien und Blanche zu Hause den italienischen Lebensstil. Und wenn sie als junges Mädchen auf den sonnenüberfluteten Felsen am Strand spielte oder mehrere Kilometer im tiefblauen Meer schwamm, fing sie der Flair des Orients ein.
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956 wirkte Claudia Cardinale bei dem Dokumentarfilm „Anneaux d’or" von René Vautier als Laiendarstellerin mit. Wie so oft in ihrem Leben suchte sie nicht die Aufmerksamkeit, vielmehr spielte ihr das Schicksal die Rolle in die Hand, denn der Regisseur wählte zufällig in ihrer Schule Statisten mit einem möglichst dunklen Teint klen en T eintt ei aus. Doch das Spiel vor der Kamera reizte den Claudia Cardinale Teenager nicht – sie wollte Mitte der Sechziger unbedingt Lehrerin werden. Auch ihre zutiefst religiös erzogene Mutter hielt nicht viel von den windigen und charakterlich fragwürdigen Kerlen vom Kino. Die 18-jährige Claudia war mitt-
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lerweile daran gewöhnt, dass ihr die Jungs hinterherpfiffen und sich den Hals nach ihr verrenkten. Als der Regisseur Jacques Baratier und der damals noch unbekannte Omar Sharif jedoch vor den Toren ihrer Schule auf sie warteten, erteilte sie den beiden Männern eine gehörige Abfuhr. Was für eine Dreistigkeit! Sie vor den Augen ihrer Freundinnen anzusprechen! Letztendlich gelang es den beiden dann aber doch, sie für eine Rolle in der orientalischen Fabel „Goha" (1957) zu gewinnen.
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ezeichnenderweise stieß allerdings erst ein Schönheitswettbewerb letztlich das Tor zur großen Welt weit auf – und das, obwohl sie gar nicht teilnahm! Bei der Wahl zur schönsten Italienerin von Tunis stand die Cardinale unschuldig im Publikum, als sich die Augen der Jury nach dem Zwischenruff eines heißblütigen Mannes von den Mädchen auf dem Laufsteg abwandten und sie ins Visier nahmen. Prompt wurde sie zur Siegerin erklärt! Der Preis bestand in einer Reise zum Filmfestival in Venedig, finanziert von der Unitalia, einer Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, für den italienischen Film im Ausland zu werben. Eines stand jedoch fest: Mutti musste als Anstandsdame mit, denn ein blutjunges Mädchen ließ man nicht so einfach auf die Reporter und die Meute des Filmgeschäfts los.
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laudia Cardinale nahm dann 1957 an verschiedenen Präsentationen in Italien teil und sah sich plötzlich von der Journaille umringt, denn eine erkennbare Naivität und fehlende Hintergedanken hoben sie positiv von der üblichen Glamourwelt ab. Sie trug orientalisch angehauchte Kleidung und sprach kein Wort, was die schreibende Zunft und die Fotografen als Mysterium deuteten. Wer war diese geheimnisvolle Frau mit den langen schwarzen Haaren und dem dunklen Teint? Der vom Himmel herabgeschwebte neue Engel der Leinwand? Den wahren Grund kannte keiner – die junge Frau war schlichtweg des Italienischen nicht mächtig und deshalb zwangsläufig zum Schweigen verdammt. Nach einer Woche und etlichen Kinobesuchen reisten sie und die Mama schließlich wieder zurück nach Tunis, ohne zu wissen, dass eine gewisse Claudia Cardinale mittlerweile zum Star des Boulevards avanciert war.
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Diebe haben's schwer"
Der Leopard" "
Foto: © DAVIDS/Bildarchiv Hallhuber
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ach einer kurzen Verschnaufpause setzte dann das große Chaos ein, denn der Telegrammbote klingelte unentwegt. Die Unitalia versuchte, sie mit Engelszungen zu überreden, nach Rom zu kommen und eine Förderung durch die Filmhochschule anzunehmen. Allerdings hatte ihr niemand verraten, dass das Stipendium an das Bestehen einer Aufnahmeprüfung geknüpft war! Als sie hilflos vor der Jury stand, verwandelte sich ihre Unsicherheit plötzlich in Zorn: Claudia Cardinales Augen schienen Funken zu sprühen, sie bebte am ganzen Körper, und ihr Gesicht verzog sich zu einer beeindruckend wilden Mimik. Resultat: erster Preis in der Kategorie „Ausdruck und Temperament". Prüfung bestanden! GoodTimes
as fremde Land, die anfänglichen Sprachschwierigkeiten, die schwierige Ausbildung und das Heimweh plagten die unsichere Frau jedoch in der Folge so sehr, dass sie sich erneut mit Mutti in den Flieger Richtung Tunis setzte. Dort erfuhr sie durch einen Zufall, dass der Regisseur Mario Monicelli ein bestimmtes Mädchen suchte, das er an einem Filmset kennen gelernt hatte. Also: zurück nach Rom! Doch was niemand außer ihrer Schwester und einer nahen Freundin wusste: Claudia war schwanger! Sie war von einem Mann vergewaltigt worden, gegen den sie sich aufgrund ihrer Scham und der Gewissensbisse nicht wehren konnte und der sie daraufhin auch weiterhin sexuell traktierte. Ein uneheliches Kind im streng katholischen Italien aber und dazu noch im Filmgeschäft? Undenkbar, genau darin bestand der Stoff, aus dem Skandale gemacht waren, die im schlimmsten Fall sogar die Karriere eines Darstellers abrupt beenden konnten. Nichtsdestoweniger unterschrieb sie in dieser schwierigen Situation einen langfristigen Vertrag bei der von Franco Cristaldi geführten Produktionsfirma Vides und drehte neben „Diebe haben’s schwer" (1958) noch zwei weitere Komödien – eingeschnürt in enge Korsetts! Im siebten Monat musste sie sich jedoch Cristaldi offenbaren und gestand ihm unter Tränen die Schwangerschaft. Er verhielt sich wie ein väterlicher Freund und arrangierte unter dem Deckmantel eines Sprachkurses einen London-Aufenthalt, während dessen sie das Kind zur Welt brachte. Allerdings knüpfte er seine Bemühungen an eine Bedingung: Claudia musste ihren Sohn Patrick (Patrizio) verleugnen und m fortan als Bruder ausgeben, um den sich ihre Mutter kkümmern sollte. Es war ein Teufelspakt, der ihr den Weg im Filmgeschäft ebnete, sie aber psychisch immer W wieder in tiefe Krisen stürzen ließ. Erst 1967, nachdem w sie Cristaldi geheiratete hatte – eine Ehe, die einem Zweckarrangement glich und 1975 geschieden wurde –, durfte sich Claudia Cardinale zu ihrem Sohn bekennen. Für sie stellte der Befreiungsschlag einen der schönsten Momente in ihrem Leben dar!
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nfang der 60er Jahre konnte niemand die attraktive und wandlungsfähige Frau aufhalten. Sie drehte das Sozialdrama „Rocco und seine Brüder", bei dem Luchino Visconti Regie führte, der sich entgegen aller Warnungen und Gerüchte als streng, aber positiv fordernd entpuppte: Der Perfektionist formte seine Schauspieler, trieb sie bis zum Äußersten und ließ sie Grenzen überschreiten. Besonders arbeitete er mit ihnen an der Mimik, Lehrstunden, die sich auch für die Cardinale auszahlen sollten. Auch das Zusammenspiel mit Alain Delon in dem Streifen „Der Leopard" diesem Ebenbild des schönen und zugleich melancholischen ((1963), ) d b b ld d Mannes, prägte die Schauspielerin. Mit einem weiteren französischen Star verband sie eine augenblickliche Freundschaft – Jean-Paul Belmondo, mit dem sie in dem Mantel- und Degenklamauk „Cartouche der Bandit" (1961) besonders in Deutschland und Frankreich einen Riesenerfolg landete. Die beiden verband das Gefühl von Unbeschwertheit, Kumpelhaftigkeit und Claudia Cardinale mit Jean-Paul Belmondo
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Spaß am Leben. Doch es war dann in Jahr darauf lernte C. C. den Regisseur Pasquale Squitieri der Film „8 ½" (1962), welcher der kennen. Zwischen den beiden funkte es sofort, und eine aufstrebenden Darstellerin die nötige gemeinsame USA-Reise – ganz konventionell im GreyhoundAnerkennung in der Branche einBus als Rucksacktouristen – besiegelte das Verhältnis. Doch die brachte. Regie führte Federico Fellini, zwei hatten nicht mit der Boshaftigkeit, den Rachegelüsten und der Mann, der kurz zuvor mit dem dem Einfluss ihres ersten Ehemanns Franco Cristaldi gerechnet, Kultstreifen „La Dolce Vita" (1960) der alles daran setzte, die Berufstätigkeit seiner Verflossenen den wohl größten Erfolg des europäzu verhindern. Fazit: nur vier Filme in den Jahren 1975–1977. ischen Films gelandet hatte. Während Auch ihr Lebensgefährte Squitieri wurde Opfer heimtückischer des Drehs lernte Cardinale bei ihm die Intrigen. Zudem hatte Cardinales Produktionsfirma Vides „Kunst des Chaos" und die Möglichkeiten der IImprovisation. Und „vergessen", ihre Steuern abzuführen, wie vertraglich vereinbart. Doch als i d i i U d – sie i durfte endlich sprechen, hatte man ihre eher Kämpfernatur ließ sie sich nicht unterkriegen. Nach einigen Rollen 1978 p , denn bis zu diesem Zeitpunkt p p tiefe und raue und der Geburt der Tochter Claudia im April 1979 stellte sie sich Szenen aus Stimme synSpiel mir das Lied einer der größten Herausforderungen ihrer Karriere: „Fitzcarraldo" " chronisiert. vom Tod" (1982), ein Streifen, der mit Mick Jagger begann – der die Rolle aus Zeitgründen dann aber nicht beenden konnte – und mit dem Enfant terrible Klaus Kinski endete. Permanente Streitereien zwilaudia Per erm m schen Regisseur Werner Cardinale Herzog und Kinski, die war ein H sich am liebsten gegenSuperstar seitig umgebracht hätgeworden. ten, Die Männer t das tropische Klima und die beständige himmelten sie Gefahr aufständischer an, die Frauen Indianer bestimmten wollten so das Geschehen vor Ort sein wie sie. im Regenwald. Hätte Zahllose i die von den Indianern Interviews, als Engel verehrte Porträts in Claudia Cardinale nicht Zeitschriften und Magazinbeiträge verstärkten als Vermittlerin agiert, wäre ein Meisterwerk des ihre Popularität. Als Trendsetterin rissen sich die deutschen Films wohl buchstäblich im Schlamm Modelabels um sie, und ihre Familie lebte – von ihr versunken. finanziell unterstützt – mittlerweile auch in Rom. Doch etwas fehlte noch: der Ruf aus Hollywood! Den ersten amerikanischen Film – die kultige n den folgenden Jahren drehte die nicht zu Komödie „Der rosarote Panther" – drehte sie 1963 erschütternde Schauspielerin noch meist einen mit Peter Sellers noch in Rom. Darauf folgten 1964 Film im Jahr, nahm an Fernsehproduktionen „Zirkuswelt" mit John Wayne und Rita Hayworth teil und debütierte im Mai 2000 sogar als und bald darauf „New York Express" (1965) mit Theaterdarstellerin im Stück „La Venexiana" Rock Hudson, der ihr augenblicklich ans Herz in Paris. Ein großer Erfolg, genau wie ihr wuchs. Auch Bob Dylan zollte dem Leinwandstar seinen Tribut, denn Alterswerk, dem sie ständig weitere Arbeiten hinzufügt. Die Frau, die sich er ließ ein Foto von der Cardinale im Innencover des Doppelalbums rühmen kann, in rund 200 Leinwandknüllern aufgetreten zu sein, und BLONDE ON BLONDE (1966) ablichten, wogegen sich ihre Anwälte 2011 vom „Los Angeles Times Magazine" zu den 50 schönsten Frauen aber wehrten. der Filmgeschichte gewählt wurde, durfte darüber hinaus zahlreiche Preise Auszeichnungen Empfang nehmen, Prei Pr eise ei se und dA uszeic us icchn hnun unge un gen n in E mp pfaang n e m darunter den Goldenen eh Löwen für ihr Lebenswerk 968 kam schließlich der Film in die Kinos, der sie unsterblich Fitzcarraldo" 1993, die Ernennung zur machte: „Spiel mir das Lied vom Tod" unter der Regie von " Sonderbotschafterin der Sergio Leone und mit der unvergesslichen Musik von Ennio französischen Unesco im Morricone. Der Italo-Western (unter anderem mit Henry Fonda März 2000, den Goldenen und Charles Bronson) ermöglichte ihr die Paraderolle einer starken Bären für ihr Lebenswerk Frau, die sich gegen alle Widerstände und Schwierigkeiten in der bei der Berlinale 2002 und Männerwelt durchsetzt, eine Rolle, für die Claudia Cardinale in den World Women Award ihrem amerikanischen Lieblingsfilm „Die gefürchteten Vier" (1966) 2009. Vorarbeit geleistet hatte. Dort konnte sie ihrem Temperament freien Lauf lassen, und zwar als wilde und charakterstarke Reiterin, die sogar die schwierigsten Szenen ohne Double meisterte. Zum och Claudia Cardinale Genre Western ging es später noch einmal denkt noch lange in „Petroleum-Miezen" (1971): Die Presse Claudia Cardinale (l.) mit Brigitte Bardot nicht ans Aufhören. Zwar engagiert sich die linksliberal hatte schon seit Jahren ein Duell zwischen eingestellte Schauspielerin nicht mehr so stark beim Brigitte Bardot und Claudia Cardinale heraufFilm, stattdessen liegen ihr soziale Projekte am Herzen. beschworen, B. B. gegen C. C. – das wollte In ihrer Autobiografie „Mein das Publikum sehen. Der Konflikt, der keiner Paradies" bringt sie das in war, wurde am Ende im Rahmen einer handeinem Satz zum Ausdruck: festen Keilerei zwischen den beiden Damen „Wir Künstler werden so gelöst, allerdings mit Anlaufschwierigkeiten. verhätschelt, unterstützt, so Die Cardinale konnte sich eines Lachanfalls dass es nur richtig ist, wenn nicht erwehren, als sich die zickige Bardot von wir etwas von dem zurückgeeinem Mann in Frauenkleidern und mit blonder Perücke ben, d das d das LLeben uns geschenkt hat." Und d P ü k vertreten llassen b wollte. Nach einiger Überredungskunst kam es dann aber doch zum wer die Cardinale kennt, weiß, dass sie zu gewünschten Handgemenge mit nur leichten Blessuren. ihrem Wort steht! Foto: © DAVIDS/Bildarchiv Hallhuber
Foto: © DAVIDS/Bildarchiv Hallhu
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NEUE SERIE
– Teil 1 –
Von Andreas Kötter
Unvergessene TV-Charaktere
Ben Cartwright ("Bonanza") © Presse Prres esse e sse sss efoto f to fo fot o
en machte die Ponderosa zu einem Hort für die Verfolgten und Gequälten, für die Notleidenden und Unterdrückten. Und auch als Pa war er so, wie wohl jeder sich den Vater wünschen würde: liebe- und verständnisvoll, wenn es sein musste, etwa weil Little Joe wieder einmal über die Stränge geschlagen hatte, aber auch mal streng, jedoch nie ungerecht.
en war kein „Gutmensch", kein Eiferer oder Pharisäer, er war – in Anlehnung an den Titel von Bertolt Brechts Drama „Der gute Mensch von Sezuan" – der gute Mensch aus Nevada und damit ein wahres Vorbild. Der alternde Steve Judd, ein anderer großer Moralist des Weste(r)ns, ein Mann, der allen Verlockungen des Geldes zu widerstehen wusste und zudem ein guter „Bekannter" des Filmemachers Sam Peckinpah war, sagte einst: „All I want to do is enter my house justified" („Alles, was ich will, ist nur, dass ich als rechtschaffener Mensch diese Welt wieder verlasse", so sinngemäß die Übersetzung von Judds Aussage). Was aber für Judd (noch) nur eine Hoffnung war, darauf konnte Ben schon zu Lebzeiten felsenfest bauen.
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urzum, Ben Cartwright war mein großer Held. Und letztlich ist er es bis heute geblieben.
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Foto:: © Andr Foto Andreas eas Kötter Kött er
Foto: © NBC Universal, Inc.
Eltern. Und doch war neben meinen Eltern er es, der mein Bewusstsein von Recht und Unrecht mindestens ebenso schärfte wie Winnetou und mir lange Zeit als Richtschnur für ein moralisch halbwegs gesellschaftskonformes Dasein diente. Für mich war Ben Cartwright keine Kunstfigur, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ein Mann der festen Grundsätze und der ruhende Pol der Familie. Während etwa Little Joe die Bösen reihenweise ins Jenseits schickte, setzte sein Vater in den meisten Fällen auf das Wort, nicht auf den Colt.
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atürlich ü li h gab b es hi hin und d wieder i d auch h SStimmen, i d die i B Ben Cartwright gerne etwas am Zeug geflickt hätten, und sei es, dass man ihn als Blaubart verdächtigte, weil alle drei Söhne von verschiedenen Frauen waren, die auf die eine oder andere Weise ihr Leben verloren hatten. Aber dauerhafte romantische Liebe war ihm vom Schicksal eben nicht vergönnt. Hin und wieder tauchte zwar die eine oder andere Kandidatin auf, die die vierte Frau Cartwright hätte werden können. Aber letztlich gab es gute Gründe, warum für Ben auf der Ponderosa keine Hochzeitsglocken läuten sollten: Mal entpuppte sich die Auserwählte als geldgeiles Luder, dem nur an Besitz und Status gelegen war. Mal wurde das traute Glück durch Dramen der unterschiedlichsten Art abrupt zerstört. So blieb Ben Cartwright dauerhaft allein. Aber auch das trug er mit Anstand und Würde, und nicht einmal einen Hauch von Verbitterung konnte man an ihm ausmachen.
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Foto: © DAVI DAVIDS/B DS/B S/Bilda d rchi chi hiv H Hallhu llhuber berr b be
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s wäre wohl übertrieben, würde ich behaupten, dass ich von Ben Cartwright mehr über die Menschen, das Leben und wie man damit umgehen sollte, gelernt hätte als von meinen
Foto: © DAVIDS/Bildarchiv Hallhuber
Dort, Do rtt wo m meine eine i größt größten ßten S ß Schätze chät hätze ze sstehen, tehe te hen h n iim m Regal Regal,l iin n d dem Hunderte de d vo von on Western-DVDs, Western-Comics und Western-Sekundärliteratur untergebracht sind, findet sich auch eine – wenigstens für mich – ganz besondere Kostbarkeit. Gülden eingerahmt und hinter Glas wacht über all diese Schätze eine exakt 22 x 27 cm große Fotografie eines der größten Helden meiner Kindheit: Ben Cartwright, gespielt von Lorne Greene. Der Patriarch, der gemeinsam mit seinen drei Söhnen, dem klugen Adam, dem gemütlichen Hoss und dem Womanizer Little Joe, sowie dem chinesischen Koch Hop Sing auf der Ponderosa(-Ranch), gelegen am malerischen Lake Tahoe, ein privilegiertes, oft aber auch gefährliches Dasein führte.
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Gehören Sie zu denen, die argwöhnen, dass Briefmarkensammeln ein ausssterbendes Hobby ist, dem nur noch alte Herren frönen? Also dann … Falls Sie hingegen zu jenen zählen, die ab und zu selbst ein hübsches Briefmarkenmotiv kaufen oder womöglich auch mal eine bereits gestempelte Marke auf einem Briefumschlag ausschneiden, weil das bedruckte Stückchen Papier so ansprechend daherkommt, sollten Sie unbedingt weiterlesen. Denn auf den nächsten Seiten wird eine originelle Spielart der thematischen Philatelie etwas näher unter die Lupe genommen: Comics auf Briefmarken. ie Leidenschaft fürs Sammeln von Briefmarken war vermutlich nie größer als in den 1960er Jahren. Da galt die so genannte Philatelie telie weltweit als die verbreiteste Freizeitbeschäftigung, was sich durch reichlich Werbung für und allerlei Informationen rund um Briefmarken ausdrückte. Gerade ältere Comic-Leser erinnern sich vielleicht noch an die Anzeigen der Firmen Globus, Jufi, Marken Paul oder Unifil, die Woche für Woche in unzähligen Heftreihen wie „Bild Abenteuer", „Die tollsten Geschichten von Donald Duck", „Fix und Foxi", „Lupo-modern", „Micky Maus" oder „MV Comix" abgedruckt waren. Mitunter wurde eine dieser kleinformatigen Werbeflächen sogar anstelle eines Comic-Bildes in die Story eingebaut – ganz schön dreist, doch werbewirksam, weil sie dadurch dem Leser ins Auge fallen musste. In Ergänzung dazu boten die Schmöker gelegentlich Rubriken, in denen die hohe Schule der Hobbypflege gerühmt und die große weite Welt W lt durch d h exotische ti h Bildchen Bild h präsentiert wurde. Zugegeben, im Hier und Jetzt einer globalisierten Welt, in der die Kommunikation in erster Linie schnell und digital funktioniert, ist es eher unwahrscheinlich, dass sich jüngere, Smileyertüchtigte Generationen von gummierten Papierstückchen beeindruSeite
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cken lassen, selbst wenn diese irre dekorativ aussehen. Andererseits, der Gestaltung von interessanten Wertzeichen, die stets Spiegel ihrer Zeit und Botschafter ihres Landes waren, hat dieser Trend keinen Abbruch getan. Nach wie vor werden weltweit von den dafür zuständigen Stellen (in Deutschland vom Bundesfinanzministerium) kleine grafische Kunstwerke auf Briefmarken herausgegeben, die entweder ihren postalischen Weg gehen oder als Sammlerstücke in Alben gesteckt werden ... Wilhelm Busch beispielsweise ist nicht nur ein Urahn W der Comic-Strips, die Ende des 19. Jahrhunderts in d den US-amerikanischen Zeitungen Gestalt angenommen d haben; Motive seiner beliebten Bildergeschichten finden h sich s auch auf vielen Postwertzeichen. Bereits 1958, anlässlich seines 50. Todestages, gab es in der Bundesrepublik l ein e Bildnis von ihm auf einer 20-Pfennig-Marke, dazu zeigte eine 10-Pfennig-Marke „Max und Moritz". Während z der d 150. Geburtstag des Malers und Dichters im Jahr 1982 den Auftritt für die fromme Helene ebnete, blickte einmal mehr das Lausbubenduo „Max und Moritz" 1990 e auf a 125 neckische Jahre zurück. Gleich acht Motive, vier bei b der Deutschen Bundespost und vier bei der Deutschen Bundespost Berlin, B n, zeigten Szenen aus den bekannten sieben Streichen. s Dass D im Jahr 2001 die Ermahnung d zum „lebensz langen Lernen" l Lehrer Lämpel L übertragen wurde,, ü erstaunte Dessen Motto t t nicht. i o „Also lautet ein Beschluss, dass der muss …"" d d Mensch M h was lernen l war damals 110 Pfennig oder 0,56 Euro wert und wurde in der bildungstauglichen Auflage von knapp 50 Millionen unters Volk gebracht. Tierisch was los war dann auch 2007, als der Unglücksrabe Hans
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H k b i iin einem Huckebein i Block Bl k mit it vier i W Werten t d den 175 175. G Geburtstag b t t seines i Erfinders markierte. Und nun, 2015, feiern „Max und Moritz" bereits ihren 150. Geburtstag. Klar, dass es dazu ab dem 2. April einen Wert von 62 Cent an den Postschaltern gibt. Die prächtigste Würdigung lieferte indessen 2008 die liechtensteinische Post zum 100. Todestag von Wilhelm Busch: In einer feinen Mappe wurden ein Kleinbogen mit acht Ersttagsbriefe sowie acht Postkarten feilgeboten. Werten, zwei Ersttagsbr „„Sammelwürdige" Briefmarken mit ComicMotiven werden besonders von Ländern her herM ausgebracht, in denen diese a Literaturform eine Tradition L hat. In Europa gehören dazu h Frankreich, Belgien, die F Niederlande, Italien, Spanien, N die Schweiz und die skandid navischen Länder. So legte n die d französische Post 1988 eein Markenheftchen mit zzwölf Werten zum Thema „Post und Kommunikation" „P aauf, die von den zu der Zeit bedeutendsten heimischen b Comic-Künstlern entworfen worden darC d waren: d unter Fred, Gillon, Bretécher, Forest, Tardi oder u Mézières. Zum „Tag derr Briefmarke Briefmarke" erschienen M seit 1999 unter anderem se Marken mit „Asterix", M „„Tim und Struppi", „„Gaston", „Boule und Bill", „Lucky Luke", B „Micky Maus", „Donald „M Duck", Themen D k" „Titeuf" Tit f" oder d „Spirou". Doch auch Th emen wie i Motorräder M t äd (2002, Margerin, Ptiluc u.a.), Integration (2006,
Bilal), Urlaub (2006, M Moebius), Geburtstag Bil l) U l b (2006 bi ) G b t t (2003 mit dem „Marsupilami", 2007 mit „Sylvain und Sylvette") wurden im Comic-Stil umgesetzt. Bei Zuschlagmarken, die zum normalen Postentgelt noch einen Betrag für einen guten Zweck abführen, beispielsweise das Rote Kreuz, waren „Tim und Struppi" (2007) und „Asterix" (2009) gern gesehene Motive, da diese stets ihre Käufer finden. Noch leidenschaftlicher drückt sich die Begeisterung für gezeichnete Helden auf Papier bei der belgischen Post aus. Nach ersten Werten mit „Tim und Struppi" (1979, Hergé) und den „Schlümpfen" (1984, Peyo) GoodTimes
zu V Vandersteens „Suske Wiske" eerschienen hi d t S k und d Wi k " ab b 1987 bis heute weit mehr als 150 Marken, deren Motive einen b Gutteil belgischer Comic-Geschichte G her Comic Geschichte illustrieren könnten. Am spektakuA llärsten geriet 2007, zum 2 100. G Geburtstag von 100 b Hergé, ein Bogen im Großformat 28 x 21 cm mit nicht weniger als 25 Briefmarken im Wert von ebildet je 0,46 Euro. Abgebildet waren alle 24 „Timund-Struppi"-Alben in verschiedenen Sprachfassungen sowie der Urheber der Serie. Zu dem philatelistischen Kleinod gab es bei Éditions Moulinsart ein Buch in limitierter Auflage, das auf 80 Seiten die Chronologie des W Welterfolgs Die kkultul i d lt f l nachzeichnete. h i h t Di lt relle Wertschätzung ihrer Comics – besser gesagt: bandes dessinées – zeigt sich ferner angesichts der „Collection Philabédé", die von der belgischen Post in Kooperation mit dem Comic-Museum Brüssel veröffentlicht wird. Die bibliofilen Büchlein, die es seit 1994 (freilich nur in Niederländisch und Französisch) gibt, beinhalten die herausgegebenen Marken und Hintergrundinformationen Serien und e zu u Se e u d Autoren. uto e . Comic-Ikonen vom Schlag „Asterix",, „Lucky Luke" oder „Tim und Struppi"" sind überall geschätzt. Hergés Duo o hat es sowohl in den Niederlanden n (1999) wie in der Schweiz (2007) auff Briefmarken geschafft, wenngleich h diese Anerkennung meist inländi-Erfolgsfiguren reserviert bleibt.. schen Erfolgsfi f gu „Titeuf" (2004, „ Zep), „Yakari" Z (2012, „Derib ( und u Job") oder Bildzitate aus B „Les amours „ de d M. Vieux Bois" (1999) ( ) zum 200. Geburtstag von Rodolphe Töpffer, einem weiteren Pionier in Sachen R Bildergeschichten aus Genf, sind attraktive Beispiele B aus Helvetien. Dänemark würdigte 2002 in einem a Viererblock die Serienhelden Klump" (deutsch: V enhelden „Rasmus Klump von „„Petzi") Hansen, „Valhalla" H Madsen, vvon „Jung Hugo" (deutsch: „Hugo, J lledyret d tH das Dschungeltier") von Møller und „Cirkeline" von Harstrup. Was für Norwegen der ewige Rekrut „Nr. 91 Stomperud" (2000, Isaksen), ist für 2/2015
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S h d „Adamson" Schweden Ad " (1980 (1980, JJacobsson) b ) oder d „Hälge" Häl " (2008 (2008, M Mortimer), ti ) „Mumins" Kultstatuss genießen. Die beliebten während in Finnland die „M Trollwesen haben T wiederholt ees aauf Briefmarken geschafft, und g 2014, anläss2 llich ihres 100. Geburtstags, wurde G aauch Tove Jansson, die Erfinderin der d Figuren, mit geehrt. Das Fi it zweii Briefmarken Bi f gute Verhältnis der Finnen zur Comic-Literatur g fführte 2001 zu einer Blockausgbe, deren B ffünf Werte die 50 Jahre vvon „Aku Ankka" – das ist i die dortige Ausgabe von „Donald Duck" v – feierten. Ebenso bejubelt wurden in b 1996 „100 Jahre Comics",, deren acht Comics C Werte einen W t i Vorläufer des Genres wie Vainio mit „Professori Itikainen" genauso zeigten wie die feministische Erneuerin Kovács mit „Vihreä Rapsodia". Der Frühgeschichte amerikaD nischer Comicss huldigte n u d gte fast ast zzeitgleich die US-Post mit U 20 Werten von 2 32 Cent in der 3 SSerie „Comic SStrip Classics". Das bunte Set D iim Format 20 x 19 c m präsenp tierte iim Jahr 1995, anlä des 100 100. G Geburtstags von O Outcaults „Yellow Kid", Helden auf lässlilich hd b tt t dem Papier aus gut vier Jahrzehnten, darunter die „Katzenjammer" „Kids"
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(Dirks), „Little Nemo" (McCay), „Krazy Kat" (Herriman) „Popeye" (Segar), „Blondie" (Young), „Dick Tracy" (Gould) oder „Flash Gordon" (Raymond). Andere Lichtgestalten aus Zeichentrickfilm und Comic à la „Bugs Bunny" (1997), „Sylvester & Tweety" (1998), „Daffy Duck" (1999), „Road Runner Coyote" (2000) oder „Porky Pig Pig" (2001) w waren ebenso gern & Wile E. Coyote gesehene Motive g wie die „Peanuts" w ((2001, Schulz), die „Simpsons" d ((2009, Groening), „„Calvin & Hobbes" ((2010, Watterson), „„Archie" (2010, Boldman), „„Garfield" (2010, Davis) die prominentesten Streiter für R Recht D i ) und d di i t t St it fü ht und Ordnung: die „Superhelden". Zehn Cracks von DC Comics („Superman", „Batman", „Flash", „Supergirl" etc.) verschönerten 2005 einen Bogen mit 20 zackigen Kleb-Stoffen, ehe es ihnen die Heroen von Marvel Comics („Spider-Man", „Hulk", „Captain America", „X-Men" etc.) ein Jahr später gleichtaten. Was wäre der amerikanische Lebensstil indes ohne die Wunderwelt ahre nach seinem Tod, kam der von Walt Disney? 1968, zwei Jahre geniale Filmproduzent auf einer 6-Cent-Marke zu Ehren, die über 153 Millionen Mal gedruckt wurde. Die Erfolgsfiguren, an der Spitze „Micky Maus" und „Donald Duck", fanden international nicht nur in ihren Comics weiterhin großen Zuspruch, auch auf Briefmarken sorgten sie für reichlich Wirbel. Allerdings g nicht bei der amerikani-
Post, wo sschen Post o es, es mit Ausnahme eeiner "Schneewittchen"-Marke 1998, bis ins Jahr 2004 dauerte, 1 eehe nach und nach fünf Blöcke mit jeweils vier Werten unter m dem Titel „Art Of Disney" verd öffentlicht wurden. Dafür kam ö ees in den exotischsten Staaten der Welt zu einer mittlerweile d unüberschaubaren Produktion u vvon Disney-Briefmarken in LLizenz. Die oft stümpferhaft gemachten Papierschnippel zum g FFabelpreis zielen erkennbar darauff ab, das schnelle Für Sammler sind solche b d h ll Geld ld zu machen. h „Wertzeichen" natürlich ein Ärgernis, da sie schlicht den Spaß an der Liebhaberei vergällen. Ungeachtet dessen bleibt ein Klassiker in g guter Erinnerung, g, der erste Satz zum Thema aus San Marino. 1970 bot er auf zehn Marken eine schillernde Comic-Parade mit unter anderem „Kater Karlo", „Daniel Düsentrieb" und „Pluto". In die Kategorie tollkühne Taten fällt dagegen die 1997/98 von Guyana herausgeon Gu ana herausge gebene Broschüre „Christmas On Bear Mountains", mit der an den 50. Geburtstag des von Carl Barks entworfenen „Scrooge McDuck"
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Am Ende dieser Wallfahrt durch die Motivwelt Comics auf Briefmarken, bei der lediglich ein Bruchteil der tatsächlich existenten Wertzeichen
angesprochen werden konnte, a h d k t noch Folgendes: So, wie bekannte n Comic-Figuren von Zeichnern auf C Wertzeichen existieren, gibt es ebenW falls Wertzeichen, die von geschätzten f Comic-Zeichnern in ihrem unverkennC baren Stil realisiert wurden. Künstler b wie w René Hausman, Ever Meulen und u François Schuiten haben speziell für f die belgische Post, gemäß ihrer Faibles für Natur-, F Natur , AvantgardeAvantgarde und
A rc h i t e k t u r darstellungen, ausgefallene Entwürfe f ll E t üf gefertigt. Eine vergleichbare Rolle spielt in Deutschland der Berliner Illustrator und Comic-Zeichner Henning Wagenbreth. In den letzten Jahren hat er zu Themen wie „Historischer Motorsport" (2009), „Mensch ärgere Dich nicht" (2010), „500 Jahre Till Eulenspiegel" (2011) oder „Wasser ist Leben" (2014) far-
benfrohe Grafiken gestaltet, die durch ihre ureigene holzschnittartige Ausdrucksweise gefallen. Dass Briefmarken auch eine nette Bildergeschichte erzähen können, bewies 2007 übrigens die „PostSerie", deren vier Werte in gefälligem Gestrichel die Stationen einer Briefsendung erklärten: vom Absender zum Briefkasten über den Postboten bis hin zum Empfänger. fänger. In der jüngeren Vergangenheit schmückten Briefmarken der Bundesrepublik Deutschland immer wieder Motive, die eine gewisse Nähe zum Comic aufwiesen: „Vater und Sohn" (2003, e.o.plauen), „Loriot W Wohlfahrtsmarken" ((2011), „Segelboot" und „Ostern" u Janosch), ((2013, „„Sportmarken" (2013, SStein), „Frohe Ostern" und „Für Dich" u (2014, Gaymann). ( Echte Comics vom E Schlage gängiger S Klassiker wie „Nick K Knatterton", „Jimmy das K d Gummipferd", G i f d" „Sigurd", Si d" „Fix Fi und d Foxi" F i" oder „Abrafaxe" sucht man jedoch genauso vergeblich wie neuo ere e Kämpen vom Typ v Brösel, „Das kleine „ Arschloch", „Der A hl bewegte Mann" oder „Rudi". Ein Blick nach Großbritannien, wo 2012 mit zehn eleganten Werten die landeseigene ComicKultur dargestellt wurde, zeigt indes, wie es gehen könnte. Aus der Sicht von Sammlern, die sich sowohl für Comics als auch für Postwertzeichen interessieren, wünschte man sich in der Frage noch etwas mehr Fantasie im Programmbeirat, der sich Gedanken über die Themen der Briefmarken macht. Mit „Asterix", dessen ComicAlben auch hier zu Lande höchst beliebt sind, wird zumindest ein Anfang g
gemacht. 52 h Als Al eine i von insgesamt i 2 neuen Sonderbriefmarken S d bi f k im i Jahr J h 2015 erscheint der unbeugsame Gallier am 1. September in Form einer 62-Cent-Blockausgabe. Horst Berner GoodTimes
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© Das Copyright i h ffür di die abgebildeten b bild B Briefmarken i f k liegt bei den Autoren und bei der Post in den jeweiligen Herkunftsländern.
erinnert wurde. Die in deutscher Fassung g als „„Die Mutprobe" p bekannte Kurzgeschichte, in der der steinreiche Geizkragen „Dagobert Duck" sein Debüt gibt, wurde allen Ernstes komplett auf zehn Bogen in Form von Briefmarken und b r i e f m a r k e n g ro ß e n Bildern reproduziert. Nun, wer’s braucht ... Eine Anlage, im Geist der in Philateliekreisen gerühmten von der üh t These Th d „Aktie Akti des d kleinen kl i Mannes", waren die zum Apothekenpreis von 35 Dollar feilgebotep p g nen 23 x 17,5 cm großen Klebflächen sicher nicht.
K-Tel-Sampler
Bratpfannen, Haarschneider und Top-Hits
Music Power", so lautete das titelge" bende Versprechen einer ganz besonderen Langspielplatte Mitte der 70er Jahre. Ein Versprechen, das mehr als eingelöst wurde. Dafür standen Acts wie Slade, die Rubettes, Abba, Nazareth, The Hollies, Terry Jacks oder George McCrae und Songs wie "Seasons In The Sun", "The Banginʼ Man", "Sugar Baby Love", "Waterloo", "Rock Your Baby", "The Air That I Breathe" oder "This Flight Tonight".
Kives wa war ar 1929 in zunächst ärmlichen ärmlicche Verhältnissen auf einer einer kleinen Farm in der kanadischen Präriekaan provinz Saskatchewan pro p aufgewachsen. Ende au der d 50er Jahre verließ li er das elterliche Heim, um als „doorH to-door salesman", tto als alls Handlungsreisender mitt Kochtöpfen, Billighaarschneidern und Billig gh Staubsaugern, sein Glück zu Staubsaau Kives hatte Talent und suchen. Kiv Kive erfolgreich. A Aber er wollte weit war erfolgreich mehr, und das Fernsehen sollte ihm dabei helm fen. Denn er „erfand" die TV-Werbung bzw. den fe TV-Direktverkauf. T
as Rezept war so simpel wie erfolgreich. Man stellte (meist) 20 oder für Doppelalben 40 der gerade noch aktuellen Hits zusammen, gab dem Ganzen einen vielversprechenden Namen wie „20 Power Hits", „Dynamite" oder eben „Music Power" und verpackte das Produkt schließlich in einem knalligen Cover – fertig! Na ja, nicht ganz. Denn man setzte zudem auf eine für die damalige Zeit noch recht junge Werbestrategie. Verantwortlich zeichnete das ursprünglich in Kanada gegründete Unternehmen K-Tel International, das zu Beginn der 60er Jahre zunächst mit allerlei Küchenutensilien sein Geld verdiente. Firmengründer war ein gewisser Philip Kives.
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Bratpfannen-TVWerbung schreibt Geschichte ein fünfminütiger Clip für eine mit Teflon beschichtete Bratpfanne wurde das erste „Infomercial" überhaupt, die Bratpfanne sein erster „I
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B Bestseller (viele Jahre später, 2002, wurde Kives für diese „As 2 seen on TV"-Marketingstrategie se in die Canadian Professional SSales Hall Of Fame aufgenommen). Das Geschäft explodierte m jetzt, doch Philip Kives waren je Haushaltsutensilien längst H nicht mehr genug. So erwein
terte er das Portfolio 1968 um ein Plattenlabel – K-Tel, wie wir es kennen, war geboren. Die zugrundeliegende Überlegung war folgende: Statt sich selbst mit schwierigen Künstlern, deren Befindlichkeiten und Managern herumzuschlagen, wie das die originären Label tun mussten, kaufte K-Tel nur die Lizenzen der Hits. Zwar waren die Songs beim Erscheinen der Sampler nicht mehr ganz taufrisch, taufrisch dem Erfolg aber tat dies keinen Abbruch. Ein Erfolg, der 1976 selbst den „Spiegel" auf den Plan rief. Tatsächlich war die Durchschlagskraft der Idee vor allem der Dauerindoktrinierung durch die TV-Werbung geschuldet, der man sich kaum entziehen konnte.
K-Tel: Mehr Werbekosten als Daimler-Benz is zu 25 Millionen D-Mark steckte K-Tel in die Werbung, damals eine gewaltige Summe. Wie gewaltig, das wusste der auch heute noch agierende „Kontakter – Der investigative Branchendienst für Werbung und Medien", der errechnete, dass K-Tel damit in der Rangliste der in Funk und Fernsehen werbenden Unternehmen noch vor solchen Größen wie Daimler-Benz, Coca Cola oder Braun rangierte. So marktbeherrschend beherrschend war die K-TelWerbung, dass alsbald der Begriff „to K-Tel" die Runde machte, wenn man beschreiben wollte, dass ein Unternehmen seine Produkte dauerhaft im Fernsehen anbot. Und das Geschäft lohnte sich, sic 70 Prozent des Jahresumsatzes machte K-Tel allein mit den Hit-Zusammenstellungen, was all einen ein Absatz von zehn Millionen Langspielplatten für fü den Zeitraum von Mai 1973 bis Dezember 1976 (Veröffentlichung des „Spiegel"-Artikels) 19 alleine in Deutschland bedeutete. Kein Wunder, al dass man die Wände der deutschen K-Teld Dependance in Frankfurt geradezu mit Goldenen D Schallplatten tapezieren konnte. SSchall Scha
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ber auch der ergiebigste Goldrausch ging irgendwann zu Ende. Und wenige Jahre später, 1986 – die Marktbedingungen hatten sp sich nicht zuletzt durch das Aufkommen der sic CD und des Musikfernsehens verändert –, war K-Tels deutsche Sparte zahlungsunfähig. wa Aber das Unternehmen sollte sich nach harAb ten Jahren doch wieder erholen. Und heute, in Zeiten von Internet und aabsurd vielen TV-Shops, gibt es K-Tel und Kives immer noch, wobei das Unternehmen längst nicht nur vom Ruhm vergangener Tage lebt. Denn der mittlerweile 86-Jährige ist umtriebig wie eh und je. Und Kives wäre nicht Kives, wenn er seine Produkte nicht schon längst auch über iTunes verkaufen würde. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Andreas Kötter
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DIE BLAUE LAGUNE"
Von Thorsten Pöttger
Zwei Turteltauben auf Turtle Island Vermutlich nur Frauen geben zu, dass sie diesen esen Film gesehen haben, obwohl ihn Anfang der 1980er 0er Jahre jeder kannte: Zwei Kinder stranden an einer paradiesiaradiesischen Südseeinsel wie aus dem Prospekt und d überleben dank eines Seebären, wie er im Buche steht,, an ihrer Seite. Jahre später erwacht in ihnen dann ann nicht nur der Trieb, das Eiland zu erkunden …
ie bekannte Verfilmung von „Die Blaue Lagune" mit m t Brooke mi Brroo o ke Shields und Christopher Atkins aus dem Jahr 1980 ist aller80 is st al alle lerle r rdings nicht die erste: Bereits 1949 wurde eine Version der Pazifikromanze gedreht. Und noch weiter zurück, bis in die Stummfilmära und ins Jahr 1923, reicht die erste Verfilmung. Die Buchvorlage – gut zu erkennen im Filmintro der 80er-Variante anhand des Titels in goldenen ie Besetzung der männlichen Hauptrolle hingegen gestaltete Lettern – ist noch älter: Die 1903 von Henry sich wesentlich schwieriger. Nur dass es ein blonder Junge De Vere Stacpoole veröffentlichte Robinsonade aals Kontrapunkt zur brünetten Brooks sein sollte, stand fest. Die „The Blue Lagoon" ist womöglich eines der Filmemacher durchsuchten nach mehreren Absagen den kompletten F ersten Bücher, die heimlich unter der Bettdecke Central Park in New York nach einem passenden Typus, bis sie letztlich C gelesen wurden. Dabei hat sie als Produkt aauf den 17-jährigen Christopher Atkins stießen, der allerdings völlig des viktorianischen Zeitalters gewiss weniger ohne Schauspielerfahrung war. Ob das der Grund war, dass er in der o Sexualität als der spätere Spielfilm zu bieten, Rolle von Emmelines Cousin Richard bei den Kritikern auf mehr Gnade R der – so lautete der ursprüngliche Plan – die stieß als seine Kollegin, die sich zudem an heiklen Stellen des Films st Hauptdarsteller in vollständiger Nacktheit zei- Filmplakat "Blaue Lagune" 1949 und u mit Blick auf körperlich heikle Stellen von einem Körperdouble gen sollte. Da machten die Eltern von Brooke Shields aber nicht mit. vertreten ließ? Denn Brookes Haare waren nicht etwa genau so lang, dass Durchaus verständlich bei einer 14-jährigen Tochter, obwohl diese die Brüste bedeckt wurden, weil es auf einer einsamen Insel nun mal zuvor in der Rolle einer jugendlichen Prostituierten in „Pretty Baby" keinen Frisör gibt … bereits zum Kinderstar geworden war. och zuerst einmall Paddy der zur überschaubaren rooke Shields als Darstellerin des gestrandeten Mädchens n Seemmann ist Handlung, die wahrscheinlich Emmeline war einer der ersten Gedanken, die Regisseur Randal h nicht mehr lustig ein weiterer Grund für schlechtee Kleiser und Drehbuchautor Douglas Day Stewart hatten, als sie sich – er hat zu tief ins Fass Kritiken war: Etwa zu Beginn Ende der 70er Jahre an das Remake von „Die Blaue Lagune" machten. n geguckt. des 19. Jahrhunderts bricht an Zuvor hatten sie 1976 an dem TV-Streifen „Boy In The Plastic Bubble” n Bord eines Schiffes in der Südseee mit John Travolta gemeinsam gearbeitet (2006 in Deutschland unter ein Feuer aus. Der achtjähri-dem Titel „Bubble Trouble" auf DVD erschienen). Auch die Location ge Richard Lestrange und seinee war den Filmemachern schnell klar: Gedreht werden sollte an demselCousine Emmeline können sich ben Ort wie bei der Version 30 Jahre zuvor, nämlich auf der 200 Hektar h zusammen mit dem bärtigen großen Fidschi-Insel Nanuya Levu, heute auch Turtle Island genannt. n
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Schiffskoch Paddy Button in ein Boot retten. Kurz zuvor haben die Kinder ihre erste Berührung mit Nacktheit anhand unanständiger Fotos gemacht, die der Seemann in seiner Schublade aufbewahrt. Im aufkommenden Nebel verlieren die drei Richards Vater aus den Augen, der in einem anderen Boot sitzt. Letztlich stranden sie an einer einsamen Insel. Paddy, der in den Worten der Kinder immer „albern wird", we dem wenn wenn nn eerr „a „„aus aus us d em FFass em ass trinkt", nimmt sich der Erziehung der Sprösslingee an, stirbt allerdings einige Jahre später im Suff.. Aber nicht, ohne ihnen vorher beigebracht zu u haben, wie sie überleben, beispielsweise indem m man nicht von den „Beeren des ewigen Schlafes"" kostet, weil man sonst stirbt – ein eindeutigess Motiv aus dem Roman.
Sohn einige der giftigen Beeren dabeihat und davon bereits gegessen haben muss. Emmeline und Richard tun es angesichts der aussichtslosen Situation ihrem Nachkommen gleich, lehnen sich zurück und warten auf ihren Tod – bis sie von einem Schiff aufgelesen werden. Ob sie gerettet werden oder bereits gestorben sind, ist am Ende während des Abspanns nicht ei eindeutig. Cineasten, die offene Enden hassen, ist das natürlich eind n eutig. Für Cine nichts ... n um Glück hatte Jahrzehnte zuvor Henry De Vere Stacpoole gleich zwei Fortsetzungen für f „The Blue Lagoon" geschrieben und aus seinen Werken eine Trilogie gemacht. Insofern s war w klar, dass es irgendwann eine Rückkehr zur „Blauen Lagune" geben musste. Und so begab es „ sich s im Jahr 1991, dass Milla Jovovich und Brian Krause reif für die Insel waren. Strenggenommen K handelt es sich bei dem von Randal Kleiser proh duzierten Film allerdings eher um ein Remake als d um u eine Fortsetzung. Dieses Mal ist es an Bord des d Schiffes kein Feuer, sondern die Cholera, die ausbricht, und der schroffe Seemann wird durch a eine e Witwe ersetzt, die die Kinder vorübergehend erzieht. Da sie die beiden auch mit der Bibel e bekanntmacht, erhält sie nach ihrem Tod zuminb dest d ein Begräbnis. Und welchen Geschlechts ist dann wohl diesmal das Erstgeborene der beiden d Turteltauben? T
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ach dessen Tod haben die beiden n Jugendlichen noch mehr Zeit für sich und d beobachten am eigenen Körper und an dem ihress Gegenübers interessante Veränderungen. Beispiel:: „Du blutest ja." – „Geh weg, ich hab’ nichts." – „Aber du blutest doch!" – „Geh weg und schau u mich nicht an … Geh schon weg!" Ein legendä-rer Dialog, der keinem Kommunikationsmodelll standhält. Andererseits, ganz ernsthaft, gibt ess indes wohl kaum einen vergleichbaren Film, in n dem das Thema Menstruation auf diese Weisee thematisiert wird – zumal umgekehrt Emmelinee bei Richard wahrnimmt, dass er seine Händee nicht mehr ausschließlich zum Fangen von n Fischen und zum Pflücken von Bananen ver-wendet.
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ährend Brooke Shields sich heute bevorzugt vom höchst erfolgreichen Film distanziert, womöglich nicht zuletzt angesichts d der d Erinnerung an die dafür einst geerntete Auszeichnung der Goldenen Himbeere, spielA te t Christopher Atkins 2012 in dem amerikanischen TV-Film „Blue Lagoon – The Awakening" s einen Lehrer. Dieser fungiert aber nicht etwa als e Ziehvater gestrandeter Kinder, sondern ist ein Z Highschool-Dozent, dessen Studenten Emma und H Dean nach einer durch die Polizei gesprengten D Boots-Party an eine einsame Insel gespült werden. B Der D Schnelllebigkeit des 21. Jahrhunderts entsprechend müssen sie dort allerdings lediglich 100 c Tage verbringen, bis sie von einem Hubschrauber T aufgegriffen werden. a
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nd eines Tages ist es dann soweit! Wirr zitieren den Dialog der beiden frischge-backenen Eltern nach der Geburt ihres Sohnes,, den sie überraschenderweise Paddy nennen:: „Warum hast du plötzlich ein Baby gekriegt?"" – „Keine Ahnung." In der heutigen aufgeklärten n Zeit wäre ein solch mangelhaftes Verständniss der Vorgänge natürlich undenkbar. Andererseits:: Warum auch nicht, wenn man sich auf einer Insell befindet, die so einsam ist, dass sich nicht einmall der Klapperstorch dorthin verirrt …
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nd wo wir gerade bei hitzigen Themen n sind: Für die intensiven Naturbilder volll tropischer Flora und Fauna, weißem Sand und d tiefblauem Wasser zeichnete der spanischee Kameramann Néstor Almendros verantwortlich.. Kleiser und Stewart waren auf ihn insbesonderee dank des Dramas „In der Glut des Südens" von n Terrence Malick aufmerksam geworden, für dass er einen Oscar erhalten hatte. Dass besagterr Film so schön geworden war, hatte demnach h nicht nur an Hauptdarsteller Richard Gere gele-gen. Für „Die Blaue Lagune" wurde Almendros,, der darüber hinaus mit Werken der Regisseuree Francois Truffaut und Eric Rohmer in Verbindung g gebracht wird, ein weiteres Mal nominiert. Nichtt unterschlagen werden sollte dabei die Tatsache, dass einige Szenen in der Dämmerung nur in einem engen Zeitfenster pro Tag gedreht werden konnten. Das alles unterstreicht, trotz Weichzeichner-Erotikdebatte, dass der eigentliche Star die Insel Nanuya Levu war.
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nd es ist ja nun auch nicht so, dass auf dem Eiland nur eitel Sonnenschein herrschen würde: Da gibt es das sich als Ritual von kannibalischen Ureinwohnern entpuppende Trommeln, die Angst der Kinder vor dem Boogie-Mann oder das wiederkehrende Hai-Motiv: Es spielt am Ende die entscheidende Rolle dabei, dass die junge Familie in ihrem Rettungsboot aufs offene Meer hinaustreibt und nicht mehr auf die Insel zurück kann. Im Boot entdecken die beiden Eltern, dass ihr
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n Erinnerung bleiben wird „Die Blaue Lagune" wohl in der 1979 gedrehten Version, die ein JJahr später in den Kinos ihren Siegeszug rund um den Globus antrat. Dass die gesamte Crew ein u halbes Jahr in einem Hüttendorf auf Turtle Island h llebte, um den kompletten Film ganz ohne StudioAufnahmen drehen zu können, ist zumindest A eeine Bemerkung wert. Wer übrigens reif für die buchstäbliche Insel ist, der kann auch im wahren b LLeben seiner romantischen Ader mit Partner oder Partnerin in besagtem P Hüttendorf freien Lauf lassen – H pro Nacht ssofern er 1500 Euro p bezahlen und sich damit abfinden fin nde den n kann, kann ka nn, dasss diese Insel keineswegs einsam am ist: isst: Seit Sei eitt 1980 können Paare einen eigenen eig igen enen en Strandabschnitt im „Turtle Island slan sl and d Resort" mieten. Aufzupassen, seen, dass ihre Kinder nicht von on den Beeren des ewigen n Schlafes naschen, brauchen n sie im Normalfall nicht:: Kinder sind nur in spe-ziellen „Familienwochen"" zugelassen.
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Die T V -Ekel: Teil 1
Nellie Oleson Die PrärieBitch hat das letzte Wort Sie war das Biest mit den blonden Locken, das den Girls auf der Kleinen Farm" das Leben schwer" machte: Nellie Oleson, die Grimassen-Göre, ist auch heute noch so beliebt-berüchtigt wie damals vor Jahrzehnten – selbst im richtigen Leben.
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er ist uns aus den 70er und 80er Jahren der liebste Bösewicht? Serienkiller Hannibal,, der die Leber seiner Feinde mit einem guten Chianti genießt? Oder doch der fiese Horst Frank, der Timm Thalers Lachen stiehlt? Mitnichten. Dieser Ehrenplatz gebührt einem kleinen Kind, das es stets verstanden hat, in nur einer Stunde TV-Zeit in „Unsere kleine Farm" großes Übel anzurichten: Nellie Oleson, von ihrer nicht weniger schrecklichen Mutter verzogen, von den Ingalls-Töchtern gemieden und in zahllosen Schlammschlachten für ihre bösen Taten bestraft. Wie groß der öffentliche Unmut über dieses kleine Monster wirklich ist, musste eine überraschte Alison Arngrim, die in der Serie die Rolle verkörperte, schon früh feststellen. Ein erster Verdacht befiel sie gleich am Tag nach der Erstausstrahlung. Vom Dach der Schule schrie eine Mitschülerin: „You biiiiiitch!" Alison hatte eben ihre erste Kritik erhalten. Sie machte eine Verbeugung, als stünde sie auf einer großen Bühne, und schrie zurück: „Thank you!" Sie sollte sich indes schnell daran gewöhnen, dass man ihr Obszönitäten zuschrie. Seite
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Die Serie lief erfolgreich an, hielt sich in den Top Ten. Michael „Little Joe" Landon hatte einen neuen Hit gelandet. Und jeder im Land kannte von da an Nellie. Eine Mädchenschule lud v Alison daraufhin ein: der typische Event, A bei b dem Stars mit Fans für Fotos posieren und Autogramme schreiben. Ein angenehu mes m Bad in der Menge. Doch jener Anlass machte Alison Arngrim zweierlei deutlich: m Dein D Leben ist nicht mehr so wie das anderer Kinder! Und: Es kann gefährlich werden, K wenn du „im richtigen Leben" als dein w Alter Ego Nellie auftrittst. Als Alison und A die d Darstellerin ihrer teuflischen Mutter Mrs. Oleson (Katherine MacGregor) nämlich in O ihren Kostümen kamen, zurechtgemacht wie i für f die Fernsehkameras, wurde es ganz still im i Raum. Ein Kind bekam einen Weinkrampf. Arngrim erinnert sich: „Was wir vergessen A hatten – wir waren die Bad Guys. Wir spielten h die d Bösen. Kleine Kinder fürchteten sich vor uns." Zwei Attentäter traten „Nellie" sogar u in i den Hintern. Alison landete hart auf dem Boden. Doch sie nahm es als Kompliment. B „Ich „ hatte das Biest so überzeugend gespielt, dass sie mich wirklich hassten." Bei anderer d Gelegenheit blieb eine Frau sprachlos vor ihr G stehen. Offenbar hatte sie eine große Wut zu s unterdrücken, sie lief beinahe blau an, bevor u sie s hervorpresste: „Ich vergebe Ihnen!"
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Solche Emotionen kann nur die „Prärie-Bitch" hervorbringen. Menschen, die Alison Arngrim noch nie persönlich begegnet waren, empfanden ihr gegenüber einen tiefsitzenden Groll. Einmal wurde sie mit einer Cola-Dose beworfen, bei einer Christmas-Parade gar mit Abfall. Ewige Verdammnis war der Preis ihres Ruhms. Ungezählte „Farm"-Fans erzählten ihr, sie hätten ihre eigenen Kinder Laura oder Mary getauft – aber niemals Nellie ... Tatsächlich hatte aber auch Alison ihre Anhänger – und zwar unter rebellischen Teenagern, die es am liebsten sahen, wenn die zuckersüße Laura Ingalls von Nellie was vor den Latz bekam. Für Zuschauer, die die heile Welt von „Little House On The Prairie" zum Abgewöhnen fanden, war Nellie die unbesungene Heldin. Am beliebtesten ist bis heute die „Rollstuhl"-Episode, in der Nellie der ganzen Stadt vormacht, sie sei durch Lauras Schuld gelähmt – was damit endet, dass Laura die falsche Kranke im Rollstuhl einen Hügel hinunter und in einen Teich rollen lässt. Noch heute wird Alison Arngrim übrigens von Fans der Serie gefragt, ob in solchen Szenen echter Schlamm verwendet worden sei.
Nellie landete in mehr Dreckhaufen als jeder andere Kinderstar, und ihre Darstellerin ist jedesmal überrascht, wie jemand auf die Idee kommen kann, es handle sich um künstlich hergestellte Kakaosauce: „In Walnut Grove gab's nur echten Dreck." „Unsere kleine Farm" läuft und läuft. Alison erhält Fanpost von Polen bis Finnland, ist bekannt im Iran und Irak. Sogar Saddam Hussein, so hat man ihr berichtet, habe keine Folge ausgelassen. Für den Erfolg, selbst von den echten Bösewichten dieser Welt angehimmelt zu werden, hat Klein-Nellie allerdings auch hart geschuftet. An ihrem ersten Drehtag fiel sie in ihrem fünfschichtigen Petticoat in Strümpfen und Schnürschuhen unter gleißenden Scheinwerfern kurzerhand in Ohnmacht. Um pünktlich von L.A. zum Drehort im Simi Valley zu gelangen, klingelte ihr Wecker bereits um zwei Uhr; um vier Uhr saß sie im Folterstuhl der Maskenbildner. Mit zwölf Jahren war sie eine Kaffee um Kaffee hinunterstürzende Koffeinsüchtige.
Der blonde Lockenkopf, der in der Prärie so fehl am Platz schien, wurde ihr Markenzeichen. In der ersten Staffel waren ihre Haare noch aufwändig glühenden Eisen gecurlt worden. Als Michael g mit g LLandon jedoch klar wurde, dass Nellies Bosheit zu einem Fixpunkt N der Serie werden würde, ließ man d eeine Perücke anfertigen. Die täglicche Prozedur, sich in Nellie zu verwandeln, wurde dadurch indes nicht w weniger schmerzhaft, da Dutzende w Haarnadeln die Perücke fixierten H und ihre Kopfhaut aufkratzten. u „„Mein Kopf wäre nie durch einen Metalldetektor gekommen", erinM nert sich Arngrim. n
SSo durchlebte Miss Arngrim ihre Pubertät auf dem Filmset, wo alles P gefaket ist, und wuchs praktisch vor g den Augen von Millionen Zuschauern d aauf. Von 1974 – 81 gab sie den blondgelockten Satansbraten. Erst b 2010 fiel den Prärie-Girls dann ein, 2 Platznot auf der Kleinen Farm": Die Familie Ingalls Biografien über ihre Zeit auf der B " wuchs über die Jahre an, mit Michael Landon als kkleinen Farm zu schreiben. Melissa unbestrittenem Patriarchen. Anderson, die „schöne" ältere A schrieb „Way I See It" in der IIngalls-Tochter, ll T ht die di schließlich hlii ßlii h erblindet, b Art einer literarischen Selbstbeweihräucherung. Und Melissa Gilbert, die knuffelige kleine Tochter,, vermittelte mit „Prairie Tale" ihre eigene „ g zurückhaltende Sicht der Dinge. Beide hielten mit Anfeindungen hinterm Berg. Da musste erst die fiese Nellie kommen, um die schmerzliche Wahrheit herauszuposaunen. In ihrem Buch „Confessions Of A Prairie Bitch" enttarnt Melissa ntttarntt sie ntta i die d schöne di schö hö Melilissaa Anderson And nder derso so als al die de di eigentliche Zicke von Walnut Grove, während sie mit Melissa „Laura" Gilbert,, in der Serie ihre Erzfeindin, eine lebenslange Freundschaft verbinde. Michael Landon habe zwar stänv dig d nach Alkohol gestunken, sei aber für sie s Ersatzvater und Vertrauter gewesen. Ihr Buch schockiert jedoch vor allem durch B die d Enthüllung, dass sie von ihrem älteren Bruder (selbst ein Kinderdarsteller in r Hollywood-Filmen) im Alter zwischen sechs H und neun Jahren missbraucht worden sei. u „Nellie hat mich befreit", sagt Alison. Die „ Verwandlung ins böse Mädchen half ihr nach V eigener Aussage dabei, ihre Wut zu verarbeie ten. „Nellie transformierte mich von einem t schüchternen, vergewaltigten Mädchen in die s großmäulige, unerschrockene Bitch, die ich g jetzt bin." j Heute tritt Alison Arngrim als Stand-upH Comedian auf und ist politisch in der AidsC Hilfe aktiv. „Dank Nellie kann ich sagen, was H nette Mädchen nicht dürfen. Man muss mich n nicht mögen. Jeder Idiot kann gemocht wern den. Es braucht Talent, damit sich die Leute d vor v Angst vor dir in die Hosen scheißen ..." Roland Schäfli Teil 2: Ekel Alfred
Wenn Nellie lächelt, führt sie bestimmt Böses im Schilde
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Von Hans-Joachim Neupert
Gangsterschreck von einst
Bei Kommissar X, mit bürgerlichem Namen Jo Louis Walker, handelt es sich um einen New Yorker Privatdetektiv, 32 Jahre alt, 1,80 Meter groß, schlank, breitschultrig und durchtrainiert. Der gewiefte Ermittler trägt Maßanzüge und darunter, im Schulterhalfter, eine 38er Automatic. Kommissar X hat die ganze Welt gesehen: Alle fünf Kontinente sind sein Jagdrevier. Wen er jagt, sind die ganz großen Tiere: Erpresser, Rauschgifthändler, Mörder und Mädchenhändler großen Stils. Seinen Namen hat er übrigens aus Paris mitgebracht, als er dort ein Gastspiel bei Interpol gab: Jo Walker hatte damals einen großen internationalen Rauschgiftring hochgehen lassen. Als ihm der Polizeipräsident gratulierte, meinte er nur: Mit einigem Glück hätte das irgendein Kommissar X auch fertiggebracht!" " Seitdem nennen ihn seine Freunde und Feinde Kommissar X"! "
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ommissar X" ist eine Kriminalromanserie, die von 1959 bis 1992 in der Verlagsgruppe Pabel-Moewig erschien. Im Verlauf von „ über 30 Jahren brachten es die Heftromanreihe in der ersten Auflage auf 1740 Hefte und die Taschenbuchreihe auf 445 Ausgaben. Zusätzlich wurden zwischen 1963 und 1987 stolze 592 Romane in anderer Reihenfolge und etwas bearbeitet neu aufgelegt. In den 60er Jahren waren insgesamt 92 ausgewählte „Kommissar X"-Romane auch als Leihbuch erhältlich.
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ie Vorgeschichte dieser Erfolgsstory ist schnell erzählt: Die Heftromanserie um den G-Man Jerry Cotton aus dem BasteiVerlag hatte sich innerhalb weniger Jahre zu einem echten Bestseller entwickelt, und der Pabel Verlag suchte intensiv nach einem Konkurrenzprodukt. Der Verlagsleiter beauftragte daraufhin den Schriftsteller Karl-Heinz Günther (Pseudonym: C.H. Guenter), eine ansprechende Serie zu entwickeln, die dem FBIAgenten Paroli bieten konnte. Guenter wollte aber keinesfalls einen „Cotton-Abklatsch", sondern schuf eine vollkommen andere Heldengestalt: Der Privatdetektiv Jo Walker alias Kommissar X war geboren.
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ommissar X ist kein Supermann, dem alles auff Anhieb gelingt. Er ist ganz „normal", liebt aller-dings seinen Beruf und fürchtet sich vor nichts. Er hatt eine eisenharte Ausbildung als Marine-Infanterist hinterr sich, und wenn es notwendig ist, kann er unbarmher-zig zuschlagen. Jo Walker gehört zu den Menschen, n, Seite
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die erst denken und dann handeln. Er arbeitet eng mit der Polizei zusammen, die gern bei Fällen mit ihm kooperiert, bei denen ihr gewisse rechtliche Grenzen gesetzt sind.
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er Erfinder der Serie liebte das Schreiben und brauchte es zu einem erfüllrfüllten Leben. Er war ein reiner „Lust-Schreiber" – und das spürt auch der Leser seiner Romane. Längst nicht alle „Kommissar X"-Romane stammen indes aus Xder deer Feder von C.H. Guenter, aber gerade die von ihm verfassten geer unterscheiden sich insbesondere un auch sprachlich doch deutlich au von vo denen seiner Mitautoren. Guenter führt den Leser mit Gu G wenigen Sätzen mitten ins we w Geschehen, seine Settings sind Ge G präzise und authentisch geschildert. pr p der e t Der Derr Autor Aut uto orr besitzt o bes esit ittzt zt die di Gabe, dem Leser ein überaus plastisches Bild der d Schauplätze zu vermitteln. Sehr gerne schickt er seinen SSc Helden beispielsweise nach Frankreich bzw. ans Mittelmeer, H wo w er stimmungsvolle Landschaften vorfindet und immer wieder auch die Landesküche würdigt. Der Damenwelt ist w der d junge Kommissar dabei durchaus zugeneigt, ohne dass jedoch tatsächlich einmal etwas „passieren" würde ... jje
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wollten damit an den gigantischen Erfolg der „James w Bond"-Filme anknüpfen. Der Titelheld wurde in allen sieben B „Kommissar X"-Filmen von dem gutaussehenden, charis„K „K matischen Schauspieler Tony Kendall gespielt. Die Rolle des m Chefs des New Yorker Morddezernats Captain Tom Rowland C übernahm der Top-Bodybuilder und Stuntman Brad Harris. ü Dessen wahre Pracht entfaltete sich beim Wasserski – und D wenn er bei Gelegenheit die Hüllen fallenließ. w
in Titel ist vielen Lesern von damals besonders in n Erinnerung geblieben: der „Kommissar X"-Roman Nummer „K 73 3 mit dem Titel „Drei gelbe Katzen". Er ist für die damaK Ka lige lilig g Zeit besonders spannend und un geheimnisvoll geschrieben. bee Das bunte Titelbild zeigt einen Mann im gelben Mantel, ei der de den Helden bedroht. Geschrieben hat ihn natürlich G auf au seine unvergleichau liche persönlich, C.H. llii h Art A t der d Meister M i t des d Genres G Guenter. Ein absolutes Highlight innerhalb der Serie, denn der so genannte sense of wonder ist in jeder Zeile spürbar.
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n insgesamt sieben Filmen haben es die beiden Haudegen Walker und d Rowland Ro owlan geschafft, ihr Publikum nach Europa, Nordamerika und Asien na zu entführen, vom Alltag abzulenken und mit viel Augenzwinkern solide un zu unterhalten. 1971 kam der letzte Film Fil in die Kinos. Die 60er Jahre waren Geschichte, und von der aufwa kommenden Sexfilmwelle blieb auch ko „Kommissar X" nicht unberührt: In „K dem de Streifen „Kommissar X – Drei goldene Schlangen" fand erstmals g ein ei Tabubruch statt. Es waren doch tatsächlich blanke Busen zu sehen! taa
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ie Krimiserie „Kommissar X" etablierte sich relativ rela schnell am Markt, und die wöchentliche Auflage lag M bald schon bei 40.000 Exemplaren. Wenig später gab es auch die ersten Taschenbücher mit längeren Romanen sowie Leihbücher. Die ersten 622 Romanhefte erschienen alle ausnahmslos unter dem Verlagspseudonym „Bert F. Island". An der Romanserie selbst schrieb im Laufe der Jahrzehnte eine Vielzahl deutschsprachiger Autoren mit, u.a. Kurt Brand, Friedrich Tenkrat (alias A.F. Morland), Walter Appel (alias Earl Warren), Manfred Wegener und Neal Davenport. Der Erfinder der Serie, C.H. Guenter, verfasste zwischen 1959 und 1966 insgesamt 58 Heftromane und 51 Taschenbücher, bis er sich dann als alleiniger Autor ganz seiner Agentenserie „Mister Dynamit" widmete.
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er schnelle Erfolg der „Kommissar X"-Serie liegt zum einen darin begründet, dass im Gegensatz zur „Jerry Cotton"-Reihe die internationalen, oft exotischen Schauplätze den Romanen einen ganz besonderen Flair verleihen, und zum anderen sind es die unverwechselbaren Titelbilder, die mit absoluter Sicherheit einen zusätzlichen usät c Kaufanreiz darstellten. Einen nicht unerheblichen Anteil am Verkaufserfolg dieser deutschen Krimiserie hatte vor diesem Hintergrund zweifelsfrei auch der in Istanbul geborene Künstler Firus Askin, ein Meister der Illustration und Malerei.
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skin siedelte im Dezember 1960 von New York nach München um und bekam unverzüglich eine Arbeitserlaubnis. Zu seinen frühen Arbeiten in Deutschland zählen Filmplakate für Gloria, Columbia, MGM und United Artists. Ab 1966 erhielt der begnadete Künstler dann immer mehr Aufträge für Titelbilder diverser Heftromanserien. Insgesamt schuf Askin über 1000 Coverbilder, die zum Teil auch mehrfach verwendet wurden. Die Genres umfassten dabei abei Western, Krimis, Agentenstories, Grusel- bzw. Horrorgeschichten sowie historische See-Abenteuer.
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m 11. März 1966 kam schließlich der erste „Kommissar X"-Film in die bundesdeutschen Lichtspielhäuser, und es folgten noch zwei weitere im selben Jahr. Die Filme wurden in Co-Produktion mit Italien in größtenteils traumhaften Kulissen und an exotischen Schauplätzen hergestellt. Die Produzenten
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uf dem Höhepunkt der „Kommissar X"-Serie, um das Jahr 1968 herum, war sogar eine Comic-Serie geplant gewesen. Nach dem Konkurs des Walter LehningVerlages fertigte Deutschlands beliebter Comic-Zeichner Hansrudi Wäscher eine zehnseitige „Kommissar X"-Geschichte an und bewarb sich damit beim PabelVerlag. Das Projekt kam damals jedoch nicht zustande, und Wäscher zeichnete fortan den „Buffallo Bill" für den Bastei-Verlag. Die zehn „Kommissar X"-Comic-Seiten gelten heute als verschollen, aber vielleicht tauchen sie ja zur Freude der passionierten doch si n Leser d do och h eeines in nes sschönen chön ch ö en Tages wieder auf ... T
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ommissar X" ist einfach Kult! Zur Freude vieler Fans sind die alten Filme in einer preiswerten DVD-Fassung mit „ viel vi Begleitmaterial im Fachhandel erhältlich. Auch viele der alten Romanhefte und Taschenbücher gibt es heute noch zu al kaufen. Einfach mal unter www.sammlerecke.de oder www. ka comic-antiquariat.de nachschauen, da wird man sehen, dass c co die alten Hefte nicht zwangsweise immer auch sehr teuer sein sei müssen. Im Hamburger Comic-Laden Kollektiv findet der Interessierte sogar Originale von einiIntter gen Titelbildern zu erschwinglig chen Preisen im Angebot! ch g bot! t!
Die Geschichte des Kopfhörers
Foto: © Beyerdynamic
Voll auf die Ohren! Sobald ich das Haus verlasse, sind sie da: (bevorzugt junge) Menschen, die mir entgegenkommen, mich aber nicht wirklich wahrzunehmen scheinen, da ihre über die Ohren gestülpten bzw. in den Gehörgängen versenkten Kopfhörer klar und deutlich signalisieren: "Bitte nicht stören! Bin gerade in meiner eigenen Welt!"
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gal ob auf dem Fahrrad, in der Bahn, im Bus, beim Sport oder Einkaufsbummel, Kopfhörer sind immer dabei und prägen alleine durch ihre Sichtbarkeit das Bild einer immer autistischer werdenden Gesellschaft. Die Stöpsel sind zum alltäglichen Begleiter geworden, der entweder so winzig klein daherkommt, dass er nahezu komplett im Ohr verschwindet oder mit knalligen Farben und stylishen Mustern ein modisches Statement setzt. Dabei existiert diese Erfindung noch gar nicht so lange – und schon gar nicht in ihrer massenkompatiblen Form.
Elektrofons (einer Art Ur-Radio), welches nicht mit Lautsprechern, sondern mit Vorläufern des Kopfhörers ausgerüstet war. In der breiten Gesellschaft angekommen ist dieses Luxusprodukt damals aber noch längst nicht. Mit einem Anschaffungspreis von umgerechnet knapp 4000 Euro war es für die ie meisten Zeitgenossen alles andere re als erschwinglich.
1937 der Urvater aller BeyerdynamicKopfhörer: DT 48.
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in Blick in die Historie beweist: Ende des 19. Jahrhunderts war Musik etwas, das man im Theater oder Konzertsaal, nicht aber in den heimischen vier Wänden oder gar unterwegs genoss. Geändert hat diesen Umstand erst die Einführung des Seite
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"Baldy Phones"
ie massen-taugliche Entwicklung der Kopfhörer trieb erst der amerikanische ElektrooI n g e n i e u r Nathaniel Baldwin aldwin aus Utah um 1910 910 voran: Die sich immer wieder beim Salt Lake Tabernacle, einem Mormonen-Tempel unweit seines Hauses, versammelnde Menschenmenge war dermaßen laut, dass der gläubige Baldwin die live übertragenen Predigten nicht verstehen konnte. Mit einer frühen Version der modernen Kopfhörer sorgte er deshalb kurzentschlossen für Abhilfe. Dieses Potenzial nutzte kurz nach Bekanntwerden der technischen Neuheit auch die US-Navy für ihre Zwecke, indem sie bei Erfinder Baldwin 100 Exemplare seines Geräts orderte, um trotz Artilleriefeuers Befehle verständlich per Funk empfangen zu können. Die Teile wurden von ihrem 2/2015
hafte Verkaufszahlen von über 200 Millionen Exemplaren weltweit.
Foto: © Beyerdynamic
1961 verstorbenen Erfinder übrigens „Baldy Phones” getauft. Für ihren Vertrieb gründete er 1910 eigens die Baldwin Radio Company in Salt Lake City, wodurch er zu einem hochangesehenen Geschäftsmann wurde.
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ie 1930er Jahre markieren dann nicht nur den Beginn der Popmusik, sondern in jenem Jahrzehnt schrieb auch Eugen Beyer mit den elektrodynamischen DT 48-Kopfhörern Erfolgsgeschichte. Er arbeitete schon damals nach denselben technischen Richtlinien, die auch heute noch Verwendung finden – bis hinein ins Jahr 2012 wurden denn auch so genannte DT 48er gefertigt ...
1953 - Typischer Stilhörer DT 49.
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ie Verbreitung des tragbaren Abspielgerätes erforderte es indes, dass auch die Kopfhörer zu dem kompakten Gerät passten. Dieser Umstand trieb die Entwickler von Sony dazu an, 1982 mit den MR-E252 die ersten In-Ear-Hörer auf den Markt zu bringen, einen Kopfhörer, der direkt in den Gehörgang eingeführt wird und dadurch ein sattes Klangerlebnis auch außerhalb der eigenen vier Wände ermöglicht.
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ugen Beyer war 1903 in St. Petersburg geboren worden und unmittelbar nach Ausbruch der Russischen Revolution 1917 mit seiner Familie nach Schweden geflohen. Vier Jahre später siedelten die Beyers nach Berlin über. Für den jungen Technikfreak Beyer war diese Stadt m Jahr 2001 setzte schließlich Steve Jobs dazu das Paradies, da sie in jener Ära das Zentrum an, mit dem iPod die Welt des Musikhörens der angehenden Audio-Technik bildete. Mit zu revolutionieren. Ähnlich wie beim Walkman gerade mal 21 Jahren gründete Eugen Beyer waren auch hier die seine eig eigene Firma, anfänglichen Reaktionen Die technische Koss SP3 Revolution: Beyerdynamic, die allerdings sehr verBeyerd erster iPod 1958 bis heute in halten. Erst als Jobs Firma Apple Technikerkreisen höchste einen mit Windows k Anerkennung kompatiblen iPod für ihre Produkte auf den Markt brachfindet. te, explodierten die Verkaufszahlen, und die dazugehörigen Eugen weißen Earbud-Hörer – auch ine von zahlreichen BeyerBeyer „Half-In-Ear-Headphones” Erfindungen war 1937 genannt, welche in die dann dan eben das „Dynamische Ohrmuscheln eingesetzt werden – Telefon” Telefon DT 48, der erste eroberten das Stadtbild. dynamische dynamisch Kopfhörer. Bei dieKOSS SP3 sem entsteht die Schallwandlung aus der Bewegung einer aus den vom Tonsignal gespeisten Spule in einem Magnetfeld. Der us Kopfhörern endgültig ein modetechni60er Jahren elektrodynamische Membran-Antrieb ist heutzutage am sches „Must” zu kreieren gelang dann dem meisten verbreitet, denn die Herstellung ist kostengünsUS-Gangsta-Rapper Dr. Dre, der zusammen mit dem tig, der Betrieb unkompliziert und die Wiedergabequalität Musikproduzenten und Unternehmer Jimmy Iovine nahezu optimal. die Kopfhörer-Reihe „Beats” entwickelte. Dr. Dre schaffte es mit „Beats”, die Bedeutung dessen, was es heißt, Kopfhörer zu tragen, gänzlich zu veränährend bis zum Zeitpunkt von dern: Wer auf stylishe Art und Weise Musik hören Beyers Erfindung Kopfhörer in will, kommt an den Modellen mit dem auffälligen erster Linie für den Funkempfang „b" auf den Bügeln seither nicht mehr vorbei. genutzt wurden, gelang es mit dem Dies erkannte auch Apple und kaufte im Mai „Koss SP3", die Massen zu begeistern. 2014 für umgerechnet 2,2 Milliarden Euro den Kopfhörerhersteller Diese bekamen derart ab 1958 Musik auf die Beats Electronics, der mittlerweile auch im Bereich Musikstreaming Ohren und konnten etwa Elvis und seine Songs tätig ist. Mit der prominenten Anhängerschaft von Rapper Diddy stereo in perfekter Klangqualität genießen. über Singer/Songwriter Ed Sheeran bis hin zum brasiDas Unternehmen Koss Corporation im lianischen Fußballer Neymar passt das Unternehmen US-Bundesstaat Wisconsin war 1953 von optimal zum Apple-Konzern, dessen Produkte ebenJohn C. Koss ursprünglich als Verleih von Fernsehgeräten gegrünDer falls Lifestyle-Charakter besitzen. det worden. Fünf Jahre später entwickelte er zusammen mit seicoole nem Geschäftspartner Martin Lange den ersten Stereokopfhörer Moderne: der Welt, der sich rasch in den Herzen der Anhänger von High ie Menschen sind immer mehr unterwegs. Da "Beats" von Fidelity einnistete. ist es nur logisch, dass sie dabei von ihrer „ Rap-Ikone Lieblingsmusik umgeben sein möchten", erklärt Dr. Dre Daniel Stockhaus, Geschäftsführer von telefon24, s benötigte allerdings weitere 20 Jahre, bis die Firma einer PR-Firma, die sich eingehend mit der Historie Sony es dann mit dem ersten portablen Kassettender Kopfhörer im Rahmen einer Marketingstudie spieler möglich machte, die Menschen auch unterwegs beschäftigt hat. Und Stockhaus fügt hinzu: mit ihrer Lieblingsmusik zu beschallen. Wurde der so „Bei der riesigen Vielfalt an Kopfhörern findet genannte Walkman anfangs noch skeptisch beäugt, weil jeder das passende Modell für sich. Egal, ob der gerade ältere Konsumenten irreparable Gehörschäden Schwerpunkt dabei auf dem Klangerlebnis oder beim Gebrauch des Geräts befürchteten, avancierte er dem Mode-Statement liegt." Damit ist alles gesagt! unter der jungen Generation jedoch schnell zu einem Michael Fuchs-Gamböck der erfolgreichsten Konsumartikel und erreichte sagenc s Ga böc
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Der erste In-Ear-Hörer MR-E252 von Sony
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kult! Von Alan Tepper
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Bücher
Kultbücher – Geschätzt, geliebt, gelobt
nline bestellen oder beim lokalen Anbieter kaufen? Mittlerweile hat sich diese Frage zu einem wahren Kampf der Kulturen entwickelt. Natürlich möchten viele Buchliebhaber, zum Beispiel auf dem Lande, das Objekt der Begierde so schnell wie möglich besitzen. Tatsache ist: Es dauert im Regelfall nur einen Tag, ob man nun bei einem der zahlreichen Internet-Portale bestellt oder in der nächstgelegenen Buch-
handlung. Die Fahrt zum Buchhändler, eine exquisite Beratung, die Möglichkeit, ein Buch in die Hand zu nehmen, nette Menschen zu treffen und vielleicht noch einen Kaffee in Gesellschaft zu trinken – das ist jedoch nur auf dem traditionellen Weg möglich. Eine Entscheidung für die altmodische Art des Bucherwerbs besitzt zahlreiche Vorteile. Die Entscheidung liegt bei Ihnen ...
Thomas Wolfe – Zeit und Fluss" "Von homas Wolfe (3. Oktober 1900 –15. September 1983) war trotz der
Linji – Denken ist ein wilder Affe" "Das inji Yixuan (? – 866/867 n. Chr.) gilt heute als einer der maßgebli-
Publikationen schon zu Lebzeiten ein bei Kollegen überaus wenigen Publika beliebter Autor. William Faulkner, Sinclair Lewis und b JJohn Chamberlain zollten dem Kollegen Respekt und sahen in ihm die Zukunft der amerikanischen u LLiteratur. Schriftsteller späterer Generationen wie Ray Bradbury und besonders Jack Kerouac nannten ihn B aals Inspirationsquelle. Wolfe hat mit dem jetzt bei Manesse in m eeiner Neuübersetzung erschienenen schillernden Werk „Von n Zeit und Fluss" einen literaZ rischer i h Meilenstein M il t i vorgelegt, da er quasi eine Autobiografie (der Protagonist heißt allerdings Eugene Gant) vorlegte, bei der die Authentizität der Erlebnisse jedoch nicht immer eindeutig ist. Der Autor erzählt von den USA hauptsächlich der 20er Jahre, wobei seine Detailverliebtheit den Leser durchaus gelegentlich herausfordert, so zum Beispiel bei der Schilderung einer Eisenbahnfahrt, die sich fast über 100 Seiten erstreckt. Ein monumentales Werk, das aufgrund der ausgefeilten Sprache einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
chen Denker, die di die Einführung des Zen-Buddhismus japanischer Prägung in China vorantrieben. Von ihm stammt P das Zitat: „Wenn ihr Buddha trefft, tötet Buddha d [[...] dann erlangt ihr zum ersten Mal Befreiung, werdet nicht mehr von Dingen gefesselt und durchw dringt alles frei." Dieser gedankliche Ansatz wurde d ffür die Studentenbewegung der 1960er Jahre zur Maxime, d hinterfragt er doch Autoritäten, h sstellt Normen in Frage und weist auf kompromisslose w Eigenverantwortlichkeit hin. Wie zum Beispiel Ei t tli h auch das „I Ging", die „Bhagavad Gita" oder Laotses „Tao Te King" entwickelte sich „Das Denken ist ein wilder Affe" zu den Kultbüchern des spirituell angehauchten Teils der Gegenbewegung. Im Werk selbst finden sich Dialoge und Lehren, meist von seinen Schülern aufgezeichnet, wobei aktuelle Kommentare den Zeitbezug herstellen. Sicherlich ist das schwer zu vermittelndes Wissen, aber besonders durch den Ansatz des Hinterfragens aktueller denn je.
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Iwan Jefremow – "Andromedanebel" wan Jefremow (9. April 1908 – 5. Oktober 1972) genoss in der ehe-
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die Ausbildung zum Paläontologen, gilt als maligen Sowjetunion d Begründer der Taphonomie (Fossilienlehre) B und arbeitete als Science-Fiction-Autor. u Obwohl man vermuten könnte, dass er O wie zahlreiche amerikanische Kollegen w aaus dem Wissenschaftsbereich zu den „„Hardlinern" des Genres gehört, unterscheidet sich sein Werk grundlegend davon, d iindem er den Menschen iin den Mittelpunkt sstellt. Der aktuell in der vorzüglichen Reihe d der „„Meisterwerke SScience Fiction" bei Heyne erschienene Band H hi B d wurde 1967, neun Jahre nach Erscheinen, unter demselben Titel auch verfilmt. In ihm vereint Jefremow die Space Opera mit dem so genannten Futurokommunismus, der ein positives Bild der Menschheit zeichnet und sich eindeutig von der schrecklichen Stalin-Diktatur absetzt, indem er die tatsächliche Macht des Volkes schildert. Darüber hinaus ist „Andromedanebel" aber auch die einfühlsame Geschichte der Erlebnisse diverser Protagonisten, die sich neuen Herausforderungen stellen. Seite
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Ernst Jünger – Bienen" "Gläserne rnst Jünger (29. März
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1895 –17. Februar 1998) wird oft in Zusammenhang g mit „In Stahlgewittern" genannt, einem Werk, iin dem er seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg vverarbeitet. Der wegen seines zeitweise plakativven Nationalismus, den er aber auch revidierte, ssicherlich nicht unumstrittene Autor schuf mit seinem Buch aus dem Jahr 1957 einen m sso genannten Zukunftsroman. Durch ihn prokklamierte er das Recht auf Durchsetzung der IIndividualität, einen pessimistischen Fortschrittsglauben F und das Vermögen u der Macht des d Einzelnen gegen totalitäre Systeme. Zum Ei l t t l Inhalt: Dem Rittmeister Richard wird von seinem Freund Twinnings ein Arbeitsplatz in einer Firma vermittelt, die menschenähnliche Roboter herstellt. Nach dem ersten, negativ verlaufenden Bewerbungsgespräch wird er in den Garten des Industriellen geführt, in dem er künstliche Wesen, die gläsernen Bienen, entdeckt und künstliche Organe. Voller Entsetzen zerstört er eine Biene, besteht aber den Test und arbeitet daraufhin als Vermittler zwischen Ingenieuren und Arbeitern. Düster-spekulativ!
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Robert Louis Stevenson – Die Schatzinsel" " obert Louis Stevenson (13. November 1850 – 3. Dezember
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1894) gesamten 20. Jahrhundert als Kinderbuchautor und war fast im ge Verfasser von Horrorerzählungen bei der akademiV sschen Literaturkritik verpönt. Erst in den letzten JJahren erkennt man seinen Einfluss auf die Geschichte des Abenteuerromans, der Reiseerzählung und des d psychologisch fundierten Romans. Zu seinen wichtigsp tten Werken zählen „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" (häufig verfilmt), „Südseegeschichten", u „„Entführt" und „The Body Snatchers", letztere eine Kurzgeschichte, welche die im 18. Jahrhundert übliK cche Praxis des Leichenraubs thematisiert, um den Universitäten Autopsien U i ität A t i zu ermöglichen. Doch sein mit Abstand populärster Roman ist „Die Schatzinsel", neben Daniel Defoes „Robinson Crusoe" eines der weltweit beliebtesten Jugendbücher, die weitaus mehr beinhalten, als man zuerst vermuten würde. In Deutschland sind mehrere Hörspielfassungen erschienen, und besonders der kultige Weihnachtsvierteiler aus dem Jahr 1966 – teilweise am Gardasee gedreht – befeuerte die Vorstellungskraft der jungen Leser. Doch allein schon Stevensons packender und ausgeschmückter Schreibstil reichte, um jüngere, aber auch ältere Leser in ferne Gefilde reisen zu lassen auf der Suche nach einem sagenumwobenen Schatz: Der Ich-Erzähler Jim Hawkins gelangt an die Karte, die sich im Besitz des Freibeuters William Bones befand. Zusammen mit seinen älteren Freunden Squire John Trelawny und Dr. David Livesey bereitet er dann eine Expedition vor, nicht wissend, dass zahlreiche Matrosen zur Crew des Piraten Flint gehören, der den Schatz einst versteckte, darunter auch der verschlagene Long John Silver. Auf der Insel angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Hawkins wird durch eine Meuterei mehrmals von seinen Freunden getrennt, lernt Ben Gunn kennen, den man vor Jahren hier aussetzte, und gelangt letztendlich an einen Teil des Schatzes. Die farbenfrohe Exotik und die durchgehende Spannung sichern auch noch Lesern älterer Semester packende Unterhaltung.
Stephen King – Revival" " or nicht allzu langer Zeit wurde Stephen
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King (geb. 21. September ja sogar in die Ecke der so genannten 1947) noch belächelt, bel Groschenromane beziehungsweise Trivialliteratur G gedrängt. Die Genre Fantastik und/oder Horror galg tten als zweitklassig und weit entfernt vom akademischen Standard. Mittlerweile hat sich diese d Perspektive geändert, denn besonders die geschickten P Psychologisierungen des Autors, sein unnachahmP llicher Spannungsaufbau und speziell sein Einfluss aauf die Populärkultur brachten ihm die nötige Anerkennung. Unvergessen sind die Stanley-KubrickA Verfilmung seines Romans „Shining", die einen dem V Wahnsinn W h i verfallenden f ll d Jack Nicholson zeigt, „Friedhof der Kuscheltiere", zu dem die New-Yorker-Punk-Institution The Ramones den Song "Pet Sematary" beisteuerte, oder das bewegende „The Green Mile" mit Tom Hanks. Hinweise auf die Atmosphäre des neuen Romans lassen sich schon bei Kings Danksagungen finden, denn Mary Shelley, Bram Stoker, H.P. Lovecraft und vor allem Edgar Allan Poe, den er absichtlich „vergisst", gelten als Großmeister der Horrorliteratur. Wie bei vielen anderen seiner Erzählungen beschreibt er auch hier den Übergang von einem ganz normalen Leben zu einem alles verschlingenden Chaos. „Revival" erzählt die Geschichte von Jamie Morton, der 1962 als Kind die Bekanntschaft mit dem Methodistenprediger Charles Jacobs macht. Beide leben in einer Kleinstadt in Maine. Vom Charisma des Mannes angezogen, bricht für Jamie eine Welt zusammen, als dieser nach einem Schicksalsschlag dem Glauben abschwört und von nun an auf Jahrmärkten dubiose Experimente aufführt. Jahrzehnte später begegnen sie sich wieder, und Jacobs heilt Jamie, der nun als Musiker sein Geld mit Mühe und Not verdient, von seiner Drogensucht. Doch die Beziehung der beiden mündet schließlich in einen makabren, höchst verstörenden und erschreckenden Showdown. Nach einigen schwächeren Romanen hat King mit seinem aktuellen Roman wieder ein Meisterwerk des Genres vorgelegt, das zartbesaiteten Lesern den Angstschweiß auf die Stirn treiben wird.
Piccolo-Hefte
©: Hansrudi Wäscher/becker-illustrators
Helden im t a m r o f n i e h c s d Gel
Seit über 60 Jahren im Kampf für das Gute Die unmittelbare Nachkriegszeit war für Kinder in Europa, besonders auch h im zerstörten Deutschland, eine Zeit voller Entbehrungen. Es fehlte an allem.. g Nahrungsmittel waren rationiert und nur auf Bezugsschein erhältlich, Ablenkung vom tristen Alltagsleben bot allerhöchstens mal ein Kinobesuch, der aber den Erwachsenen vorbehalten blieb. Die Kinder spielten derweil mit dem, was sie in den Trümmern fanden.
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ereits 1948 erschienen dann aber in Italien die ersten speziell für ein jugendliches Publikum schnell und billig produzierten Bilderhefte im Streifenformat. In Italien nannte man diese Hefte „Striscia", in Frankreich „BD En Format De Chèque" und in Deutschland „Piccolos". Die meisten dieser Hefte hatten einen Umfang von 32 schwarz-weißen Seiten und ein farbiges Titelbild mit einer oftmals reißerischen Actionszene; ein Cliffhanger auf der letzten Seite machte Appetit auf die nächste Folge in der kommenden Woche. Die Kinder waren damit glücklich und liebten diese Hefte.
1953 entdeckte der in Hannover ansässige Verleger l Walter Lehning während eines Italienurlaubs diese Comic-Hefte. Er witterte ein Geschäft und erwarb die Lizenzen und Vorlagen für ein halbes Dutzend Serien. Und schon im Juli 1953 waren dann „Akim, der Sohn des Dschungels", „El Bravo, der Schrecken n der Banditen", „Carnera, die Abenteuer einess Boxweltmeisters" und „Fulgor, der Weltraumflieger"" an allen Kiosken in Deutschland käuflich zu erwerben. Woche b W h für fü Woche mit wachsendem Erfolg. Seite
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W Wenig später kam es zu einem echten Glücksfall ffür die deutsche Comic-Szene. Der damals 25-jährige Kunstmaler Hansrudi Wäscher ent2 deckte die kleinen bunten Heftchen an einem d Kiosk und bewarb sich als Zeichner beim Ki Walter Lehning Verlag. Bereits im Oktober W 1953 erschien dann das erste „Sigurd"1 Piccolo-Heft, von denen über die Jahre P noch 323 weitere folgen sollten. Die n Serien „Akim" und „Sigurd" verkaufS ten sich unglaublich gut und waren t bei b der Jugend heiß begehrt. Bald trazi ten indes die Jugendschützer auf den t Akim: © Pedrazza-Rend Plan, und Pl d Wäscher Wä h zeichnete i h t fortan auch die „Akim"-Serie. Als es zu Lizenzproblemen kam, wurde aus „Akim" schließlich einfach „Tibor".
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Besonders die Piccolo-Szene, oft totgesagt, ist unglaublich B produktiv. Heute erscheinen die „big five", gemeint sind die p Piccolo-Serien „Akim", „Tibor", „Sigurd", „Falk" und „Nick", P gleichzeitig mit neuen bzw. in Deutschland noch unveröfg ffentlichten Abenteuern. Das hat es zu Lehning-Zeiten nie gegeben. Zwei Serien („Akim" und „Sigurd") nähern sich g der 1000. Ausgabe, und die anderen drei haben llangsam g bereits die Nummer 500 überschritten. b
Nach und nach bekam der beliebte und äußerst fleißige Zeichner immer mehr Arbeitsaufträge: Zum Start des ersten „Sputnik" kreierte er etwa die Serie „Nick derr Weltraumfahrer" und wenig späterr eine weitere Ritterserie mit dem m Titel „Falk, Ritter ohne Furcht und d Tadel". Die Hefte kosteten anfangs 20 Pfennige, später 30. Für die Kinder in der damaligen Zeit war das viel Geld, für den Großhandel aber zu wenig. Die Verdienstrate war letztlich einfach zu gering, und so verschwanden die kleinen bunten Streifenhefte mit dem Konkurs des Lehning-Verlags im Jahre 1968 Markt. 968 vom om M kt Anfang der 70er Jahre entwickelte sich in Deutschland dann langsam eine lebendige Comic-Szene. Fanmagazine berichteten über Zeichner und Autoren, und das Piccolo-Format bot für b t sich i h geradezu d fü Nachwuchszeichner an. 1973 erschienen die ersten Fan-Piccolos, und 1977 die ersten Nachdrucke der „Sigurd"- und „Nick"-PiccoloSerien.
Die neuen abenteuerlichen Geschichten aus D dem Leben der Ritter „Sigurd" und „Falk" d ssowie von „Nick dem Weltraumfahrer" entstehen im Laufe der Sommermonate im Kopf des h llegendären Lübecker Schriftstellers Ingraban Ewald, und das bereits seit 15 Jahren. Die E besten Ideen b sten Id en kommen ihm dabei beim Schwimmen in der Ostsee und beim Wandern. Nach und nach entstehen so ein Handlungsablauf und tteilweise auch bereits erste Dialoge. Die Geschichten und Figuren entwickeln, nachdem sie sich erst einmal manifestiert haben, sukzessive ihr w Eigenleben. Die Länge einer Geschichte lässt sich dann nur noch schwer E ssteuern oder eingrenzen. IIngraban Ewald besitzt die erstaunliche Fähigkeit, alles Erdachte in sseinem Kopf abspeichern zu können. Er macht sich während dieser Phase keinerlei Notizen. Nicht eine einzige Idee wird sschöpferischen p schriftlich festgehalten. Alles wird fixiert in den s Hirnwindungen des genialen Schriftstellers! H
Der begeisterte Wäscher-Fan Manfred Wildfeuer gründete seinen eigenen Verlag und produziert seitdem „Comics wie in unserer serer Jugend", wie er es nennt. Sein engagiertestes Projekt ist die dritte „Tibor"-Serie, die inzwischen bei Ausgabe 80 angekommen ist (www.wildfeuer-comics.de). Und dann ist da auch noch h Dietmar Stricker, ein „Akim"-Fan der ersten Stunde. Dankk seines Tatendrangs liegt auch h die di 2. 2 „Akim"Aki " Serie im November 2015 mit allen 800 Heften (!), einmalig in Europa, komplett vor (E-Mail: nostalgiker-verlag@freenet.de).
Jedes Piccolo-Heft wird von dem produktiven Autor Ingraban J Ewald in zwei Schichten geschrieben. Die erste Schicht beginnt E zwischen 13:00 und 14:00 Uhr und endet entsprechend um z 18:00 bzw. 19:00 Uhr. Die zweite Schicht beginnt um 2:00 Uhr U nachts und endet in der Frühe um 6:00 Uhr. Nachts kann ein Künstler einfach ungestörter arbeie ten, es herrscht eine allgemein ruhigere t Atmosphäre, und vor allem klingelt nicht A andauernd das Telefon. Nur für die reine a Schreibarbeit benötigt Ewald acht bis zehn S Stunden. Die „Drehbücher" des großen S Erzählers sind allerdings auch sehr ausE führlich. f Nun muss das Heft „nur" noch gezeichnet werden. Der N Text geht dazu per Mail an die entsprechenden Zeichner T in Deutschland, Bulgarien und Argentinien. In einer letzten Produktionsphase muss das Cover dann noch le farbig angelegt werden. Die Produktion eines Piccolos f ist i sehr aufwändig und funktioniert nur dank sehr viel Enthusiasmus. E
Für die Comic-Freunde ist es in diesen Tagen wie im Paradies. Noch zu keiner Zeit konnte man so viele verschiedene Serien, neue und alte, erwerben. Di Die Wä Wäscher-Fans h F leben dank Norbert Hethke wie die Maden im Speck: Wer das nötige Kleingeld besitzt, kann heute fast jede Lehning-Serie im Original erwerben und lesen. Weniger betuchte Sammler greifen da lieber zu einem preisgünstigen Faksimilie-Nachdruck. Alles ist verfügbar. GoodTimes
Leider gibt es die neuen Piccolos der beliebL ten Helden „Sigurd", „Falk" und „Nick" t nicht mehr am Kiosk zu kaufen, sonn dern nur noch im Comic-Spezialfachhandel d oder über Direktversand. Alle zwei Monate o erscheinen jeweils drei Hefte einer Serie im e Dreierpack. junggebliebenen Nachkriegskindern empfehle ich D i k Allen All j b unbedingt einen Blick auf die Website des Ingraban Ewald Verlags (www.ingraban-ewald-verlag.de.vu/). Dort findet jeder Interessent das gesamte Verlagsprogramm und vieles Weitere mehr ... Hans-Joachim Neupert 2/2015
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© Abb.: Hansrudi Wäscher/becker-illustrators
Und dann kam Norbert Hethke, der größte Wäscher-Fan aller Zeiten: Von 1978 bis zu seinem Tod im April 2007 kamen im Norbert rbert Hethke Verlag fast sämtliche Serien des Lehning-Verlags g g als Nachdruck wieder heraus. Seit 1984 arbeitete auch Hansrudi Wäscher exklusiv für den Hethke-Verlag, und das mit großem Erfolg. Die alten Serien fanden, vom Meister persönlich betreut, eine Fortsetzung. Als Norbert Hethke viel zu früh verstarb, drohte der Comic-Szene ein Absturz. Aber Ab t Ab sehr h schnell setzten engagierte Fans die Serien in „Norberts Sinne" fort.
Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werW den, d setzt sich der große Geschichtenerzähler an seinen Schreibtisch und bringt seine Gedanken s zu z Papier. Auch in diesem Produktionsabschnitt ist i seine Arbeitsweise mehr als ungewöhnlich: Er Texte Kugelschreiber und in Druckschrift. Dabei schreibt alle Te te mit einem e können die Bildbeschreibungen sehr detailreich ausgearbeitet sein, wenn dies dem Zeichner wichtig erscheint. w
Zukunftsmusik Das Sammelbilderalbum „Die Welt von morgen“ Von Michael Klein
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vergnüglich-skurrile, ja, gar liegen ist ein kurzEin Sammelbilderalbum der Firma Birkel entwarf 1959 eine kühne haarsträubende Weise völlig weiliges Vergnügen: in Hamburg einsteiVision der Zukunft, wie sie ein gutes halbes Jahrhundert später aus- danebenliegen und wenn sie zutreffend etwas vorhersagen, gen, zügig einen Kaffee trinsehen sollte – die Rede ist folglich von unserer Zeit. Aus heutiger das, dem damaligen Wissensken, in New York aussteigen Technikstand nach, zwar – denn Flugzeuge erreichen Sicht wirkt vieles natürlich erfrischend bizarr. Aber neben allerlei und als geradezu unvorstellbar Höchstgeschwindigkeiten von Kuriosem verblüfft auch manch Prophetisches. hätte erscheinen müssen, aber 3600 km/h. Unsere Autos fahdennoch thematisiert wurde. ren zwar noch auf Straßen Das Album, auf dessen Rückseite sieben muntere Küken mit einem – die übrigens derart intelligent angelegt sind, dass es kaum noch Quirl unterwegs Kreuzungen gibt –, aber die Zeit der Staus ist für immer vorbei. Wir Q g sind,, bietet von beidem reichlich: Es entwarf in stellen dann auf Düsenbetrieb um eeiner Zeit, in der zimmergroße Computer Rechenkapazitäten besaßen, über die und ziehen über die Dächer. Und R Besitzer heutiger Taschenrechner nur Hausarbeit ist bloße Erinnerung: In B müde lächeln, und die Klangqualität der Küche funktioniert lückenlos m alles Computer-gesteuert, das Bügeln vvon Auslandstelefongesprächen einen nicht sicher sein ließ, ob man über eine klappt ganz von selbst, und die elekn trischen Luftentstaubungsanlagen LLeitung sprach oder vielleicht doch über den weiten Ozean schrie – eine kühne, machen Staubsauger und -wedel d umfassende Vision, wie die Welt ein halüberflüssig. Perfekt! u bes JJahrhundert b h h d t später ät aussehen h sollte. Das SammelbilderD Aus heutiger Sicht aalbum „Die Welt besonders auffälvvon morgen" warlig ist das einstmals ttet mit tollkühnen uneingeschränkte Visionen zuhauf auf, V Vertrauen in die ssie entsprechen nur Wunderkraft der lleider doch nicht so Kernenergie. Atomganz unserem Alltag. g kraft allüberall! An den einstigen A Atomlokomotiven lasZukunftsprognosen Z sen Ultraschnellzüge ssind indes zwei Dinge über Schienen saubesonders interesb sen, gigantische ssant – wenn sie auf Seite
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llängst hätten in Angriff nehmen müssen: Sie würden iin den Mondkratern errichtet, jede Stadt sollte zu ihrem eeigenen Schutz von einem gigantischen Hartglasdom überwölbt werden. Für ausreichend Nahrung wäre ü gesorgt: „Da die Schwerkraft auf dem Mond nahezu g aaufgehoben ist, wachsen dort alle Pflanzen unvorstellbar hoch. Ein Rettich würde die Höhe einer Dattelpalme ba erreichen und eine Zwiebelstaude ihre mindestens neun er Meter langen Blätter in den Mondhimmel recken." M Die Liste der amüsanten Fehlprognosen dieses Di Bilderalbums ist lang, und doch enthält es andererseits Bil iin gleichem Maße auch geradezu staunenswerte Vorhersagen. Neben der Atomkraft dämmert da bereits die Solarenergie herN aauf, „Sonnen-Elektrizitätswerke" und „Sonnenbatterien" liefern SStrom. „Fliegende Sternwarten" werden beschrieben, die unbemannt bis zum Mars gelangen und Bilder und Messergebnisse m zzur Erde senden – die Raumsonde „Rover Curiosity" tut genau dies seit 2012! Und dann gibt es da auch noch derart atemd beraubende Visionen, dass man über sie Ende der 50er Jahre b Zukunftsprognose, ziemlich gelächelt haben vvielleicht, selbst als Zukunftsp mag: Konzerte in Hi-Fi-Tonqualität, ma an denen Musiker aus allen Teilen der Welt gleichzeitig teilnehmen, de die sich in Bild und Ton zusamdi menschalten können! Minikameras, m die von jedem Punkt der Erde aus di aaugenblicklich überallhin senden kkönnen. Winzige Telefone ohne jjedes Kabel, für unterwegs. Und, je besonders kurios: der „Radarherd" b ((heute in „Mikrowelle" „Mikrowelle umgeumg ge
At f ht Atomfrachter und d -U-Boote, U B t „mit it Uran 235 oder Plutonium angetrieben", durchpflügen unsere Meere, Atomraketen schaffen es bis zum Jupiter, und auch das eingangs beschriebene superschnelle Flugzeug – 200 Meter lang, mit Platz für 300 Passagiere und allerlei Fracht – ist natürlich ein Atomflugzeug: Aber keine Sorge, „Besatzung und Fluggäste werden vor den d Gammastrahlen G t hl und d dem Neutronenstrom, die aus dem Atomreaktor entweichen, durch eine starke Bleiwand geschützt". Und neben Atomkraftwerken gibt es zudem für Camping, Ferienhaus und entlegene Wohngegenden auch noch praktische kleine Atomstromgeneratoren. Na dann … Das Welternährungsproblem ist auf dieser Basis ebenfalls für allee Zeiten gelöst, dafür sorgen „Riesenernten im Atomgarten". In des-sen Mitte, so stellte man sich das vor, würde in einer unterirdischen n Bleikammer ein Stück Kobalt 60 gelagert, agert, das aber in einem Stahlrohr Stahlroh hr für Stunden an die Oberfläche gezogen werden könnte. Weil die Strahlung gefährlich wäre, sollten Menschen dann natürlich nicht in der Nähe sein, weshalb der Garten mit Stacheldraht umzäunt würde. Auf Obst und Gemüse hätte die Strahlung allerdings fantastische Auswirkungen: Kartoffeln groß wie Kohlköpfe, Kirschen, Tomaten und Äpfel glichen Kürbissen! Und erst der durch Neutronenbeschuss gezüchtete „Atomweizen" – Körner so groß wie Pflaumen! Die geernteten Überschüsse würden einfach in die Antarktis verfrachtet, wo sie im ewigen Eis eingelagert werden könnten – als Vorrat für die Zukunft. ft Das D Prinzip P i i Tiefkühltruhe Ti fkühlt h mall ganz anders ... In den 50er Jahren war die Bevölkerungsexplosion wiederum noch kein Thema – allein im 20. Jahrhundert verachtfachte sich übrigens die Weltbevölkerung –, aber diese entspannte Sicht lag vielleicht auch einfach in der Hoffnung auf die Riesenstädte auf dem Mond begründet, die wir, so die damalige Perspektive, in unserer Zeit eigentlich schon GoodTimes
Ach, hätte doch ttauft). ft) A h hätt d h nur auch h die di elekl k ttrische Luftentstaubungsanlage Einzug in unsere Welt gehalten … u Man wird übrigens schon ein wenig neiM disch, diesem Album blättert. Diese ungebremste di h wenn man iin di Fortschrittseuphorie, dieser ungebrochene, beflügelnd naive Glaube an unbegrenzte Möglichkeiten und die Fähigkeit des Menschen, jedes Problem lösen zu können und auf dem Weg in eine bessere Welt unaufhaltsam voranzuschreiten – man hätte ihn nur allzu gerne. Umweltzerstörung, Finanzkrisen, Massenbespitzelung, Kampf um Ressourcen, nichts davon war damals offenbar vorgesehen. Die Realität ist eben doch immer nur ein Irrläufer! 2/2015
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Von Michael Lange
er n n ä M d n u n e u a r F mal ganz anders!
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eben den übermächtigen Serien wie „Raumpatrouille" oder „Raumschiff Enterprise" sollte es nach dem Willen einiger kluger TV-Köpfe in den 1970er Jahren auch eine dritte, wenn auch wesentlich kleinere und billiger produzierte TV-SF-Serie geben: „Die Mädchen aus dem Weltraum" oder, wie sie auch genannt wird: „Medora ruft Erde". Erdacht von Jost Graf von Hardenberg, gefilmt in Co-Produktion mit dem englischen Fernsehen. Von Hardenberg ersann eine Welt, in der sich die Frauen die Herrschaft angeeignet hatten und die Männer nur noch Frondienste und Hausarbeiten leisten durften. Die einst blühende Weltraumkolonie auf dem Planeten Medora wird jäh in eine Katastrophe gestürzt, tü t als l ein i großer ß Bolide B lid den Planeten aus seiner Bahn reißt und eine unendlich scheinende Reise durch das Universum startet. Die an der Oberfläche lebende Bevölkerung gräbt sich in den Planeten ein und errichtet dort eine dauerhafte Bleibe, während die Oberfläche unbewohnbar wird. Erst als der Wanderplanet das irdische Sonnensystem erreicht, scheint die Reise dann ein Ende zu haben. Jedoch braut sich auf der Medora eine Revolte zusammen: Einige Männer, so genannte Abhängige, proben den Aufstand, und zweien gelingt schließlich die Flucht zur Erde, welche für sie ein wahres (Männer-)Paradies ist. Als es gelingt, zwei irdische Wissenschaftler als Geiseln nach Medora zu verschleppen, scheinen die regierenden Frauen zu erkennen, wie sehr sie es mit ihrer Herrschaft über die Männerwelt übertrieben haben. Das Leben auf Medora ist für Frauen ziemlich einfach und angenehm: Sie haben eigentlich nur die Aufgabe, sich unter der „Östrogenlampe" zu räkeln und sich von ihren Abhängigen bedienen zu lassen, wobei sich dieses anscheinend nicht nur auf das Seite
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Erziehen der Kinder und die üblichen Haushaltsdienste beschränkt. Nur die p prädestinierten Frauen haben einen Job, wie Ossrawa aals Chefin der Sicherheit oder Brisba aals Lenkerin für Allgemeines. Wer als Mann gegen Regeln verstößt, landet M aauf der unwirklichen Oberfläche von Medora und schuftet dort als Unfreier, M kkontrolliert durch fliegende Drohnen, die Insekten ähneln. An allen Ecken d und Enden stehen Sensoren, die jede u ((illegale) Bewegung gegebenenfalls weitermelden. w Verletzungen werden durch einen V weiblichen Medi-Roboter behandelt. w Dabei ist das Gesicht dieses Roboters D Christiane Krüger als Ossrawa aalles andere als hübsch. Eine emomit Lisa Harrow als Liz ttionslose und unterkühlte Stimme unterstreicht die U Unnahbarkeit. t t i ht di hb k it Schlagen Abhängige g einmal über die Stränge, g , werden sie mit einem Lähmhandschuh durch Wachen in Hot Pants und mit Helm und Visier zur Raison gebracht. Hin und wieder werden auch die kleinen Handfeuerwaffen gezückt. Da kann es dann schon mal passieren, dass unbeteiligte besenschwinPierre Brice als Akam mit Judy Geeson als Brisba gende Abhängige
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einen Lähmschuss abbekommen, obwohl sie gar nicht gemeint waren (Kollateralschäden werden kommentarlos hingenommen). ge ). Auf Medora ist eines klar definiert: Die Gebieterin gewinnt immer! Somit hat ein Schachspiel bereits ein klar definiertes Ziel. 1976 wurde die Serie von der Portman Production unter Direktor James Gatward in den BrayStudios auf 16-mmFilm gedreht. Mit einem Budget von 50.000 Pfund entstanden 13 Folgen mit englischen und deutschen Darstellern. Als Regisseure wurden James Gatward höchstselbst, hö h t lb t Freddie F ddi Francis, F i Wolfgang W lf Storch und Hans Heinrich verpflichtet. Die Ohrwurmmusik komponierte Friedel Berlipp unter dem Pseudonym Barry Lipmann. Für die Tricks waren Allan Brice und Georg Mühleisen verantwortlich. Die Drehbücher schrieben und entwickelten Eric Paice, John Lucarotti, Otto Strang sowie auch Ian Steward Black. Für die Garderobe war Dulcie Midwinter verantwortlich. Die englische Riege der Schauspieler führte Dawn Addams als Oberste Lenkerin an. Gefolgt von Judy Geeson als Brisba, Hauptlenkerin und tl k i für fü Allgemeines, All i d Derek D k Farr F als Professor Evans. Als Richard Smith agierte Christian Quadflieg und als Ossrawa, u Flüchtlinge mit Migrationshintergrund: Oberste Lenkerin O Pierre Brice als Akam mit Gareth Thomas der Sicherheit, die d aaparte Christiane Krüger. Doch auch K der als Winnetou zu d Weltruhm gelangte W Pierre Brice (Akam) P und der englische u Darsteller Gareth D Thomas (Shem) waren iin T Hauptrollen mit gar niedlichen H t ll zu sehen, h it einer i i dli h blonden Haarsträhne ... Das Seltsame an dieser Serie war, dass im Vergleich zum Deutschen die englischen Namen und Bezeichnungen ganz anders lauteten: Dort hieß die Serie „Star Maiden", und alle Namen kamen aus dem antiken Rom, wie Fulvia (Brisba) oder Ocatvia (Ossrawa). Auch hieß der Planet nicht Medora, sondern Medusa. Die Namen der deutschen Darsteller unterschieden sich gleichfalls: Richard Smith hieß hier Rudi Schmidt, und aus Akam wurde Adam. Während die deutschen Schauspieler sich selbst ins Englische synchronisierten, waren Jürgen Thormann als deutsche Stimme von l d t h Sti Pierre Brice und Hans-Werner Bussinger als Shem-Darsteller Gareth Thomas zu hören. Almut Eggert war die deutsche Stimme von Judy Geeson und Dagmar Altrichter die Ela, die Oberste Lenkerin. GoodTimes
Die einzelnen Episoden spielen bis Folge 7 größtenteils auf der Erde,, und erst ab Folge g 8 mehr und mehr auf Medora, wo sich nun die ersten Folgen der glon balen Erwärmung wegen der b SSonne zeigen und Altlasten ans Tageslicht kommen. In der letzT tten Folge taucht dann aus der Unendlichkeit zudem auch noch U eein bekannter Feind auf: Mit sseinem Raumschiff bedroht er den Gefangenenaustausch von d Akam und Shem sowie den von A Richard und Liz ... R Die Erstausstrahlung erfolgte D 1976 in England und ein Jahr sspäter in der ARD. Die erste Wiederholung lief 1984 bei RTL. W Danach verschwand die Serie in D den unendlichen Tiefen der TV TV-Archive. d dli h Ti f d A hi Erst als der Hessische Rundfunk 1999 im Rahmen seiner LateR LLounge-Sendereihe diese SSerie wieder ausgrub, wurde sie 2005 auf HR w R und 2008 sowie 2009 auff u Eins Festival wiederholt.. E Zeitgleich mit der ersten Z n HR-Ausstrahlung erschienen H n aauch zwei Videocassetten n mit allen Folgen, und sogar m ar die komplette Musik erlebte d tee iihr Revival auf CD, wobei ei diese mittlerweile vergrifd fffen ist. Auf der CD befindet sich A h nicht nur der komplettee n SSoundtrack, sondern auch h Ausschnitte Folgen sind zu A h itt aus einzelnen i u hören. Lipmann h n ((Berlipp) komponierte zudem auch n noch mehrere n Tracks, die T nicht zum n SSoundtrack zählen: ""Earth Encounters" ist eetwa eine Discoversion des Titelthemas. i Di i d Insgesamt befinden sich 28 Tracks g aauf der CD, der auch d kleieein nes Booklet n mit weiterm führenden Texten und T beigelegt eeinigen Bildern b i l t iist. t 2008 erschienen die 25-Minuten-Folgen 2 aauch auf zwei DVDs mit Bonus-Material, aallerdings ohne englische Tonspur. Neben eeiner kleinen Fotogalerie wurde auch ein IInterview mit dem Komponisten aufgeDawn Addams als Ela mit sspielt. Christiane Krüger als Ossrawa Eigentlich ist es schade, dass diese Serie ein E führt. Okay, die Tricks (wackelnde Raumschiffe) sind SSchattenleben h tt l b füh t Ok nicht immer die besten, jedoch hat die Kleidung der Darstellerinnen durchaus etwas. Welcher „Abhängige" träumt denn nicht von einer Hübschen in Hot Pants? 2/2015
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Foto: © Sony Music/Zill
Runder Geburtstag mit Liz Mitchell Kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht! Schon 40 Jahre ist es her, dass Boney M. mit der Single “Baby Do You Wanna Bump“ debütierten. Produzent Frank Farian hatte das Projekt einst ersonnen, den Song im Studio eingespielt und gesungen – und um ihn präsentieren zu können, stellte er eine vierköpfige Truppe zusammen, die fortan als Boney M. firmierte. Die Band bestand aus Leadsängerin Liz Mitchell, die im Studio für alle Frauenstimmen sorgte, und aus Marcia Barrett, Maizie Williams sowie dem Tänzer Bobby Farrell, der zu der Bassstimme mimte, die Farian eingesungen hatte.
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ie erste Single war nur in den Niederlanden erfolgreich, doch die Folgenummern "Daddy Cool" und "Sunny" gingen international durch die Decke. Mehrere Studio-Alben und zahlreiche weitere Hits folgten während des Höhenflugs, der bis 1979 anhielt. 48 Wochen lang standen Boney-M.Hits in Deutschland auf Platz 1 der Singlecharts, mehr als 150 Millionen Tonträger gingen weltweit über die Ladentische. Aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums erscheinen jetzt das 3-CD-Set DIAMONDS sowie eine drei DVDs umfassende Box gleichen Titels. Für kult! blickt Liz Mitchell, die einst in England und Deutschland im Musical „Hair" auftrat und danach bei den Les Humphries Singers unter Vertrag stand, auf vier Dekaden Boney M. zurück. Inwieweit waren Sie selbst an der Gestaltung von DIAMONDS beteiligt? Da muss ich ehrlich sagen – nur ein bisschen, nicht sehr viel. Die Seite
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Plattenfirma wollte das für dieses Jubiläum machen, als Anerkennung für die Arbeit und die gute Zeit, die die Musik von Boney M. dem Publikum gebracht hat. Ich freute mich, dass die Plattenfirma das machen wollte, denn jeder Interpret weiß: Du kannst wenig tun, wenn deine Plattenfirma nicht mitmacht. Im Zuge dieses Projekts sind doch sicher wieder viele Erinnerungen hochgekommen? Ja, klar (lacht), wahnsinnig viele! Vor allem, wenn ich an den Anfang denke, ist das schon das Highlight für mich. Denn mit dem ersten Album war überhaupt nicht abzusehen, ob wir Erfolg haben würden. Auch Frank Farian wusste es nicht und hat mir gesagt, wenn das angepeilte eine Jahr unserer Zusammenarbeit nichts bringen sollte, wäre ich frei zu gehen. Und dann gingen "Daddy Cool" und "Sunny" so fantastisch g um u die Welt! Da war dann die Chance, ein zweites Album zu z machen, danach ein drittes. In dieser Zeit haben auch viele Leute negativ über die Gruppe gesprochen, denn sie v haben die Art von Produktion und den Stil nicht verstanh den. Ich habe fast 30 Jahre gekämpft, um diese Musik, d die d ich gesungen habe, zu schützen und zu verteidigen. Manche Kritiker meinten, die Musik sei nicht gut, sie sei M kitschig, habe keine Power und so was – und haben dann k doch festgestellt, dass sie nicht Recht hatten (lacht). In d dieser Zeit, di Z it auch während dieses Höhenflugs, gab es auch Probleme zwischen den Gruppenmitgliedern, war es schwierig. Wir kannten uns nicht, mussten uns kennen lernen, unterwegs, bei der Arbeit – es war schwer, aber es ist ein gutes Leben gewesen.
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bei dem die Klamotten von einer Freundin kamen, die StripteaseDie Box enthält zwei neue Songs – haben Sie die gemacht? Tänzerin war. Wir haben uns von ihr Kleider geborgt. Nein, ich habe nur einen gesungen. Ich weiß nicht, wer den anderen Es gab ja auch juristischen Streit, und es war zu lesen, dass seit 2010 gemacht hat. Frank Farian hat ein Lied mit mir produziert. Ebenso ein jeder von Ihnen den Namen Boney M. benutzen darf – mit dem Zusatz Lied mit anderen Leuten, mit denen er als Produzent vielleicht austesten „Featuring Liz Mitchell“ oder wer auch immer ... will, etwas Neues oder neue Interpreten in Deutschland zu bringen. Ich Davon weiß ich nichts. Ich wüsste von keinem Gericht, das geurteilt weiß nicht, was er genau vorhat. Aber es ist kein Lied, das typisch für hat. Ich habe mit Frank ein Agreement, dass ich als Boney M. auftreten Boney M. ist, obwohl er mitsingt – der Stil ist irgendwie anders. Ich habe kann, weil ich die Lieder gesungen habe. Bobby, Maizie und Marcia das Gefühl, dass er sehen will, wie das Publikum reagiert. hatten bei ihren Shows meine Stimme voll im Playback. Das fand ich Das ist das, was er als Boney M. & Friends angekündigt hat?! ein bisschen unfair und komisch, dass ich in ihrer Miming-Show dabei Scheint so. Er hat es mir nicht gesagt (lacht). Und die Leute des Chors, war, obwohl ich selbst nicht anwesend war. Ich habe über die Jahre live der mit mir singt, habe ich noch nicht kennen gelernt. Ich habe keine gesungen, das wollte ich unbedingt, damit das Ahnung, wer das war – ich weiß nur, dass ich in Publikum weiß, dass die Musik von Boney M. echt London einen Tag lang acht Stunden nonstop war. Ich habe immer darauf geachtet, dass ich als alle Stimmen, erste, zweite und dritte Stimme, „Liz Mitchell – die Stimme von Boney M." oder eingesungen habe. So habe ich es bei der Boney„Featuring Boney M." auftrat. Mein Name muss M.-Musik früher auch gemacht und alles eingeimmer dabei sein, damit die Leute wissen, dass sie sungen. nicht die originalen Boney M. mit Bobby, Marcia, Sie haben vorhin angedeutet, dass es intern Maizie und Liz kriegen. Wenn es nur Boney M. Probleme gab, auch mit Frank Farian ... heißt, bedeutet das für mich, dass die originalen Ja, natürlich. Wenn Probleme kommen, komvier Mitglieder auf der Bühne stehen sollen. men sie von allen Seiten. Immer musste jemand Wenn Sie heute auftreten, ist auch Ihre Tochter zurückstehen, sich zurücknehmen, um des lieben Adero dabei? Friedens willen. Jemand muss „ja” sagen, ein Ja, manchmal, nicht bei jeder Show, denn sie hat anderer „nein”, es ist ein Geben und Nehmen. ein Baby, und sie will es nicht so machen wie ich, Wie ist das Verhältnis heute? die immer weg von ihr war (lacht). Wenn es zu Das Verhältnis heute – wir sind schon lange vonschwierig ist, wenn es Shows unter der Woche sind einander weg. Ich bin das letzte Originalmitglied und sie vom Baby weg müsste, dann nehme ich von Boney M., das übrig ist. Franks letzte eine meiner Nichten. Ich habe zwei Nichten, meine Produktion war 1992/93. Bobby, der ja nicht mehr Schwester, meine Tochter und eine Freundin, die unter uns ist (†30.12.2010) hatte seinen eigenen mit mir auftreten können. Sie sind einfach loyal, Weg gefunden, auch Marcia und Maizie. Boney M.-Leadsängerin Liz Mitchell und es ist einfacher, als wenn ich irgendjemand Eine Frage treibt die Boney-M.-Fans im Internet mit der Boney M.-Fan-Box DIAMONDS Fremdes dabei hätte. Adero arbeitet außerdem offenbar besonders um – die der Kostüme in der (Sony Music) anlässlich des 40-jährigen Anfangszeit. Von Ihnen habe ich Aussagen gele- Jubiläums. kult! verlost diese Box (Seite 13) auch noch als Innenarchitektin – und sie ist Sängerin (lacht) ... sen, dass eine Freundin, die in einem Nachtclub getanzt hat, damals die Frau Mitchell, vielen Dank ... Ideen lieferte. Anderswo ist zu lesen, dass der „Bravo“-Fotograf Didi Eine Bitte hätte ich noch: Mein Sohn Aaron Pemberton hat ein Buch Zill die Ideen gehabt habe ... geschrieben, „Reverend Liz", das im Mai erscheint. Das ist ein Buch, in Und Frank hat auch die Idee gehabt – jeder hat die Ideen gehabt (lacht). dem er als mein Sohn sein Leben im Zusammenhang meines Lebens Was soll ich sagen? Die allerersten Sachen, die wir getragen haben, waren beschreibt. Vorerst kommt es nur auf Englisch heraus, aber sobald es unsere eigenen Klamotten. Die Idee für die Kleider beim Fotoshoot für erschienen ist, wollen wir einen deutschen Verlag suchen ... "Daddy Cool" in München kam von Didi Zill. Das waren aber nicht unsePhilipp Roser re einzigen Kostüme. Es gab dann einen zweiten Fotoshoot in Frankfurt,
Foto: © Sony Music
Sohn von Udo Jürgens "John Munich" macht mit bei 40 Jahre Anlässlich des 40. Geburtstags von Boney M. in diesem Jahr hat John Jürgens (51) alias DJ John Munich (Sohn des verstorbenen Udo Jürgens) den Boney M. Hit "Sunny" aus dem Jahr 1976 neu ge-remixt. Der Schauspieler und leidenschaftliche DJ mit eigener RadioShow Munichs Finest" bei Münchens Sender Radio Gong hat den Titel in einem Studio in " Hamburg gemeinsam mit Jay Frog und Sven Greiner neu aufgenommen. Mit dabei war sein Freund Thorsten Skringer am Saxofon, der schon seit Jahren bei den Heavytones (TV Total/Stefan Raab) mitwirkt. Boney M.-Produzent Frank Farian hat persönlich die Genehmigung für die Remixe erteilt und die originalen Analogspuren zur Verfügung gestellt"
John Jürgens zu kult!: Es war mir eine Ehre, den Boney M. Hit-Klassiker "Sunny" neu zu produzieren und mit auf dem Jubiläumsalbum zu sein. Die Nummer "Sunny" ist fantastisch, und auch mein Vater hat sie in den guten alten 1970ern sehr gemocht! Wir haben mit der Plattenfirma Sony Music zu diesem Titel auch ein neues Video in München produziert. Mir macht es einfach riesig Spaß, mit Musik zu arbeiten, und es wird mit Sicherheit nicht das letzte Projekt sein. John Munich begleitet außerdem als DJ jeden Sonntag ab 11.00 Uhr die Sport1-kultsendung Doppelpass". " Christian Stronczek (Sony Music) zu kult!: Wir freuen uns sehr, mit John zu arbeiten. Er hat eine außergewöhnliche Musikexpertise und eine wahrhaft leidenschaftliche Begabung, die er mit Sicherheit von seinem Vater mitbekommen hat. In den nächsten Monaten arbeiten wir an weiteren Veröffentlichungen, unter anderem dem Kultformat 20 Jahre Doppelpass". " GoodTimes
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Der richtige Dreh!
Schallplatten hören: Dazu ließ der geneigte HiFiEnthusiast vor 30, 40, 50 Jahren am liebsten einen Thorens-Spieler rotieren! Und es gab sogar Modelle der Kult-Marke, die man sich auch als Normalbürger leisten konnte. Wenn man sich sonst nichts gönnte ...
Von Lothar Brandt
sündhaft teuren Megaplayern wie dem „Prestige" (1983) stieß man später in die Liga der Ferraris und Tourbillon-Uhren vor. Natürlich gab es noch teurere Alternativen und Exoten auf dem Analogmarkt (der damals nicht so hieß), aber Plattenfreunde mit Sinn für Solidität griffen zu einem Thorens, sobald sie ihn sich leisten konnten.
reue kult! -Leser erinnern sich vielleicht: In Heft 1/2010 hatte ich zum Thema Plattenspieler von Dual geschrieben: „Die Schweizer Konkurrenz Thorens bot eher Stoff zum Träumen als zum Kaufen." Und selbst als ich nach auszehrenden Ferienjobs 1978 stolz wie Bolle einen der „großen" Duals erworben hatte, träumte ich doch weiter. Von einem Thorens. Die Spieler waren zwar teurer, unerreichbar für einen Schüler ohne Upperclass-Elternhaus, aber: Ein Thorens war eben ein Thorens.
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Die Manufaktur hatte längst Legenden wie den TD 124 (ab 1957) oder den TD 125 (ab 1968) geschaffen, sie galt buchstäblich als Garant für den richtigen Dreh. Mit einem Altar wie dem TD 126 (ab 1976) baute sie sich dann quasi selbst ein Denkmal, das mit schöner Regelmäßigkeit in Reportagen zu den „besten HiFi-Geräten aller Zeiten" auftaucht. Mit Seite
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Auf welchen Dreher mein guter alter Musiklehrer mit leuchtenden Augen PICTURES AT AN EXHIBITION von Emerson, Lake & Palmer auflegte, weiß ich noch genau: Es war ein Thorens TD 160, Baujahr etwa 1973. 1972 jedenfalls hatte die 1883 in der Schweiz gegründete, damals freilich vornehmlich im badischen Lahr residierende Firma ihr „kleines" Laufwerk vorgestellt. Der 160er, der seinerseits auf eine illustre Ahnenreihe zurückblicken konnte, wurde dann zum Stammvater einer ganzen Familie von Firlefanzfreien, robusten Plattenspielern. Dazu gehörte auch der TD 147, der 1982 das Licht der damals noch analogen Klangwelt erblickte. Ein richtiger Thorens,
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durchchecken ließ, da machte er sowohl im Messlabor als auch im Hörraum immer noch eine exzellente Figur. Tja, gute Pflege, Herr Doktor. Denn bei allen Umzügen, Neuaufstellungen, Tonabnehmerwechs e l n und allem „WasweißKleiner Bruder: der TD 146. Er unter- ichnochalles": Diesen Spieler Natürliche Farbe: Den TD 147 Klassischer Look: Teller, Arm, schied sich durch kleinere Lager und gab es außer in Schwarz auch zwei Hebel – so sieht ein schnörkelhütete ich wie meinen einen Kunststoff-Innenteller. mit holzbrauner Zarge. loser Plattenspieler aus. Augapfel. Er überstand den und trotzdem erschwinglich, wenn man sich denn Süßigkeiten, teure Siegeszug der CD, er wird auch das Streaming und was die Digitaltechnik Freundinnen und andere kostspielige Hobbys verkniff. noch bringen mag überstehen. Selbst wenn er inzwischen in der Anlage eines analog eher unterentwickelten Familienmitgliedes steht, Seit jenen unvergessenen Szenen im dort ein wenig verstaubt und ich selber Musiksaal war mir jedenfalls klar: inzwischen andere Laufwerke „fahre": Irgendwann muss es ein Thorens sein. Er wird mir sicher noch in Jahrzehnten Nur: Die etwa 400 Mark, die ein treu sein – und ich ihm! Den gebe ich 160er ohne Tonabnehmer in den frünicht mehr her. hen Siebzigern kostete, konnte ich mir damals natürlich nicht leisten. Nach Es soll aber Menschen geben, die das heutigem Wert waren das schließlich tun – und da liegt die Chance für Alt-, knapp 1600 Euro! Doch ein Jahrzehnt Wieder oder Neu-Liebhaber des analospäter, am Ende meines Zivildienstes, gen Musikgenusses. Wer also beflügelt war es so weit. Mit dem Entlassungsgeld, vom Revival der schwarzen Scheibe sozusagen mit Staatsknete, erwarb ich damit liebäugelt, so einen bezahlbaren den TD 147, der alle guten Gene des Traum-Spieler für 150 bis 350 Euro 160er aufwies: Riemenantrieb über einen 16-poligen Synchronmotor bei ebay oder sonstwo zu schießen, sollte ein paar Dinge wissen: und metallenen Subteller, auf drei Federn gelagertes Subchassis, 2,7 Fast immer muss ein Kilogramm schwerer Plattenteller plus pfundschwere, resonanzdämpneuer Tonabnehmer fende Gummiauflage. Wer hier nur Bahnhof versteht: Das alles diente her. Da sollte man dem guten Klang. so mindestens 100 Euro kalkulieren – Die mechanische und nie gebraucht, Geschwindigkeitsimmer neu kaufen. Umschaltung zwiWer sich den Einbau schen 33 1/3 und 45 oder solch schwieUmdrehungen pro rigere Übungen Minute übernahm wie Kontrolle und einer der beiden cooNachstellen der len Schaltknaufe in Subchassis-Federn Tropfenform, der andenicht zutraut, sollte re liftete oder senkdas von einem Fachmann erledigen lassen. Der kann dann auch gleich te den Tonarm (ein das alte Kabel austauschen und für angehende HighEnder sogar ein Thorens Isotrack TP anderes Netzteil zur Energieversorgung anbieten. Wer keinen so 16 MK III, jawoll) auf genannten Phono-Vorverstärker in seiner aktuellen HiFi-Anlage hat, die Schallplatte. (Den braucht einen solchen, ab 100 Euro bietet der Markt gute bis sehr Durchblick durch die gute an. Welt der ganzen TDs und TPs Ersatzteile wie Antriebsriemen (beim Kauf verschafft gleich mitbesorgen) und sogar die übrigens www.thorens-info.de). Gegenüber dem purisAcryl-Abdeckhauben (zum audiophitischen Ur-160er wirkte der 147 dank Tonarmlift len Musikhören immer abnehmen) gibt und opto-elektronischer Endabschaltung fast schon es im einschlägigen Handel tatsächkomfortabel. Man musste nicht mehr am Ende lich problemlos zu kaufen. Und das einer Plattenseite sekundenlang das „dadack, Plattentellerlager gründlich reinigen und daaaaadack, dadack" in der Auslaufrille anhömit frischem Maschinenöl befüllen – kann ren, bis man selber Hand anlegte. Der Arm auf keinen Fall schaden. hob sich stattdessen von selbst, und der Teller stoppte die Rotation. Vom blinkenden Nach einer längeren Durststrecke ist Ausstattungswucher der überwiegend japaniThorens übrigens wieder da. Wer keinen schen Konkurrenz oder von esoterischem Pluder Aktueller Nachfolger: Der Thorens TD 209 gebrauchten, sondern einen nagelneuen mancher angelsächsischen Analogis aber war ein (1000 Euro mit System Audio Technica AT95) haben möchte, für den gibt es auch im hat selber das Zeug zum Kult-Objekt. Thorens so weit entfernt wie die Schweiz vom bezahlbaren Segment einen ganz heißen Technik, Design und Klang stimmen. Eintritt in die EU. Tipp: Der elegant geformte TD 209 hat zwar mit einem dagegen fast schon bieder wirkenden TD 147 nicht Mein Traum-Spieler eröffnete mir damals jedenfalls ganz neue mehr viel gemein. Außer, dass auch er sehr viel Klang für vergleichsHiFi-Sphären. Und als ich ihn vor zehn Jahren während meiner weise wenig Geld bietet. Ein Thorens war und ist eben der richtige Zeit bei der Wohlklang-Postille „Audio" mal nachmessen und Dreh. GoodTimes
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Von Michael Fuchs-Gamböck
Hayao Miyazaki Der Großmeister der gezeichneten Träume s war die eigentliche Überraschung der Oscar-Verleihung von 2003: Der japanische Regisseur Hayao Miyazaki g y y bekam für seinen Animationsfilm „Chihiros Reise ins Zauberland” eine der begehrten Trophäen für den „Besten Trickfilm” in die Hand gedrückt. Und der Großmeister der gezeichneten Träume hatte für seinen Film, der im klassischen Animationsstil gehalten ist, die Auszeichnung vollkommen zurecht erhalten. Das Spannende an der Zeremonie war: In seiner Heimat längst ein Superstar, kannte man das Werk des scheuen Mannes aus Tokio mit dem mal verschmitzten, mal weltfernen Lächeln auf den Lippen so gut wie gar nicht!
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Interessant war in jenem Jahr übrigens auch, dass zu dessen Beginn der Walt-DisneyVorsitzende Michael Eisner die Schließung der eigenen (weltweit traditionsreichsten) Zeichentrickstudios angekündigt hatte. Diese Ankündigung kam nicht überraschend, denn bereits seit 1997 war die Belegschaft der Zeichentricksparte des Disney-Konzerns um rund zwei Drittel reduziert worden. Seite
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Eine Zeitenwende im Animationsgenre nahm 2003 konkrete Gestalt an: altes Kunsthandwerk aus dem Osten versus moderne Trickfilmtechnik aus dem Westen. Zumindest an t den d japanischen Kinokassen hatte sich das Publikum 2002 indes entschieden gehabt: P „Chihiros Reise” hatte dort sogar den „ Einnahmerekord von US-Regisseur James E Cameron mit seinem Mega-Blockbuster C „Titanic” übertroffen ... „ Doch worin liegt der Reiz, das Einzigartige sämtlicher Hayao-MiyazakiE Produktionen? Trotz starker westlicher P Einfl E üsse konnte sich in japanischen Comics und Animationsfilmen, bedingt durch u die d Insellage, eine eigenständige Ästhetik entwickeln. Die US-Autorin Antonia Levi e schreibt in ihrem Standardwerk „Japanese s Animation” dazu: „Manga basieren auf A einer Kombination aus amerikanischer e Comic-Stilistik und den eigenen, reichen C illustrativen Traditionen Japans wie etwa i Bilderrollen und Holzdrucken. Anime, insbeB sondere jene, die auf Manga basieren, teilen s diese Traditionen, nutzen aber zusätzlich d aus a den Traditionen des Noh- oder KabukiTheaters entliehene dramatische Effekte. T
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B Basierend auf den ästhetischen Prinzipien Wabi ((= Einfachheit, Stille) und Sabi (= unaufdringlliche Eleganz) entwickelte sich in Japan über JJahrhunderte hinweg eine Ablehnung des aaus westlichen Künsten bekannten Strebens nach Realismus.” Hayao Miyazaki, Regisseur, n Zeichner, Grafiker, Drehbuchautor, Produzent Z und Begründer seines eigenen, in Tokio u aansässigen Studios mit dem Namen Nameen Ghibli, Ghi h bli, Tradition ssteht ganz in der Tradit itio ion n dieses anachronisti-d schen h künstlerischen kü tl i h Anspruchs. A Miyazaki wurde am m 5. Januar 1941, also o mitten in den Wirrungen gen des II. Weltkriegs,, nahe Tokio geboren. n. Sein Interesse an n Manga erwachte in den Jugendjahren,, doch obwohl er nach eigenen Aussagen n kein ausgeprägtes zeichnerischess Talent besaß, träumte mte er von einer Karriere in der Animations imationsindustrie.. Zunächst jedoch studierte dierte er einige einig ig ge Jahre Politikwissenschaft chaf afft und Ökonomie, ehee er 1963 doch seinen en n Wunschtraum erfüll-te und sich derr Trickfilmproduktionsfirma ffirma Studio Toei anschloss. Er war dort ort als Zeichner mit-verantwortlich für diverse verse Filme und Serien n – u.a. auch für die insgesamt 52 Folgen n der Trickserie „Heidi”, i”, die besonders im deutschsprachigen Raum aum in den 1970ern ein gewaltiger Erfolg werden rden sollte. Aber Miyazaki wollte ollte mehr als nur Kinderfilme Kinderfi f lme pinseln. Daher realisierte erte er 1979 mit „Das Schloss dess Cagliostro” seinen ersten Autorenfilmer. g rsten Spielfilm Spielfi f lm als Autorenfi f lmerr. Drei Jahre später startetee D eer sein bis dahin größ-ttes es Projekt mit dem Manga
„Nausicaä Tal Der kkomN i ä aus dem d T l der d Winde”, Wi d ” den d er 1984 verfilmte. fl t D fi merzielle Erfolg vor allem in Japan war dermaßen gewaltig, dass Miyazaki zusammen mit seinem Geschäftspartner Isao Takahata, den er bei Studio Toei kennen gelernt hatte, die Ghibli-Studios ins Leben rief. Jeder weitere Film, an dem der introvertierte Mann aus Tokio fortan beteiligt war, wurde filmästhetisch wie kommerziell ommerziell zu einem noch durchdurch schlagenderen Erfolg. Was vermutlich daran liegt, dass Hayao Miyazaki unter den Zeichentrickregisseuren Japans eine Ausnahme darstellt: Während die meisten Animationskünstler erste Erfahrungen in der Comic-Industrie sammeln, gelang dem GhibliMitbegründer der direkte Einstieg in die filmische Trickindustrie. Dies ist eine mögliche Erklärung für seine Präferenz vollständiger (bzw. seine Ablehnung der an Comics erinnernden eingeschränkten) Animation. Miyazaki will mit jeder seiner Produktionen den Betrachter in eine Welt i ganz eigene i W lt entführen, tfüh die keinen Unterschied macht zwischen Realität und Fantasie, zwischen Tag und Traum, zwischen Mensch und Märchengestalt. Hauptsache, die GoodTimes
Geschichte ist spannend, romantisch, zum Nachdenken anregend sowie in sich schlüssig. Gerne wird Miyazaki wegen seines immensen Erfolgs und der Rolle als Studiomitbegründer mit dem legendären Walt Disney verglichen. Seine Filme zeigen jedoch eine ganz andere Qualität als die Werke des amerikanischen Medienmoguls: Disney erzählte auf Basis bestehender Märchen und Abenteuergeschichten bevorzugt an Kinder gerichtete Musicals und legte dabei den Schwerpunkt auf flüssige, realitätsgetreue realitätsg get etre reeuee Animation. Ani n ma mation. Hayao Miyazaki hingegen führt h hi ngegen die d e Zuschauer di komplexe i in Fantasiewelten, er Zitate w lten, in denen we d den Zit t und d Versatzstücke östlicher und Versatzstück westlicher Märchen und westlicher Mythen, My Legenden zu einem L ureigenen Kosmos u vverknüpft. e Besonderen Wert llegt le gt der Regisseur dabei auf psychologischen Realismus p sychol und die Vermeidung stereoPlotverläufe plus ebenttyper yper Plotv solcher solcher Figurenkonstellationen. Fig Miyazakis Miyazakis Erzählungen sind vielschichtig und vereinen vielschichti eine Reihe unterschiedlicher Interpretationsvarianten, deren Interpretatio Deutung Deutung dem de Zuschauer überllassen la ssen wird. Nur N bei einem Thema schränkt die Möglichschränkt Miyazaki sc Miy keit vehement keit der Interpretation Inte ein der Konfrontation von ein – bei de traditioneller traditioneller Kultur mit technisierter und damit n isierter Moderne Mo Naturzerstörung. vverbundener erbundener Bereits erklärte das B ereits 1997 Multimediatalent M ultimediatalent in einem Interview: bin an einem Punkt angelangt, „Ich I aan n dem ich einfach infach keinen Film mehr machen kann, ohne das Problem der Menschheit als Teil eines Ökosystems anzusprechen.” h ” Ende 2014 fand eine Zäsur statt: Im Dezember des Jahres wurde nicht nur auf DVD wie auf Blu-ray mit „Collection” eine Box veröffentlicht, die – mit Ausnahme von „Das Schloss des Cagliostro” (auf Grund n nicht geklärter Urheberrechte) U – sämtliche Miyazaki-StreiM fen enthält. f Sondern der S Meister selbst M gab bekannt, dass sein g i Werk W k „Wie Wi der d Wind Wi d sich i h hebt” definitiv sein letztes sein werde. Wofür der h Altmeister prompt 2015 einen Ehren-Oscar fürs A Lebenswerk in Empfang nehmen durfte. Nachdem L Miyazaki von der Nachricht erfahren hatte, meinte M er e lediglich bescheiden: „Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass es notwendig ist, Menschen noch auszun zeichnen, die gehen. Aber dennoch ist es eine große Ehre für i h di in i Rente R mich.” Diese Trophäe – Rente hin oder her – hätte kaum einen visionäreren, exklusiveren Filmemacher belohnen können! 2/2015
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Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber; Brust oder Keule" "
Louis de Funès: Cholerischer Schlingel mit Faible für Falschheit
Was ihm erst zur Karriere verhilft, beendet sie dann beinahe auch: Louis de Funès’ aufgeregtes Herumfuchteln, die Ausflipper, die halben Nervenzusammenbrüche, die rasche Aneinanderreihung wilder Worte, die wie aus einem Maschinengewehr herausrattern – all das passiert zwar nur vor der Kamera, aber bei mehreren Filmen pro Jahr muss er oft aufbrausend, verrückt, ja leicht cholerisch sein. Letztlich zu viel für die Gesundheit des Schauspielers.
Der Gendarm von St. Tropez" "
Am 31. Juli 1914 kommt Louis Germain David de Funès de Galarza in Courbevoie bei Paris zur Welt, als Kind spanischer Eltern. Louis p spricht, isst und trinkt wie ein Franzose, aber das Temperament stammt eindeutig von der iberischen Halbinsel. Der kleine Mann schlägt sich durch, mit etlichen Nebenjobs. Wer Anfang der 40er Jahre in Pigalle, dem Amüsierviertel von Paris, unterwegs war, mochte in eine Bar stolpern, in der Louis sehr versiert in die Pianotasten haute. Jazz, improvisiert, auch mit Gesang, stehend auf dem Klavier. Vom Kinostar ist er damals weit entfernt, doch sein Auditorium weiß er zu unterhalten. „Um halb sechs fing ich an zu spielen. Und spielte so etwa zwölf Stunden", erzählt de Funès 1976 im TV-Interview mit Michel Drucker bei „Les Rendez-Vous du Dimanche". Und sogar die für ihn künftig wichtigste veri hti t Person P zaubert der Teilzeitpianist: seine zweite Frau, Jeanne Barthélemy du Maupassant, Großnichte des Schriftstellers Guy de Maupassant. Schnitt: Saint Tropez, Südfrankreich, über 20 Jahre später. An der Hafenpromenade hält ein Reisebus. Ein kleiner, fast glatzköpfiger Mann steigt aus. Sein Beruf? Gendarm, wie unschwer an der Uniform zu erkennen ist. Während er sich auf den Weg zur Wache macht, maßregelt er seine Untergebenen und brummt Kneipier und Fischverkäuferin Geldbußen auf. Louis de Funès spielt 1964 erstmals seine Paraderolle als Ludovic Cruchot, der Gendarm von St. Tropez („Le gendarme de Saint-Tropez"). Der aufgedrehte Uniformierte ist Seite
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Der Gendarm von St. Tropez"
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Nach Jahrzehnten mit gut 100 Nebenrollen musste de Funès erst 50 Jahre alt werden, um – wie er es selbst einmal formuliert hat – reif g genug g zu sein
für aals l SSchauspieler h i l fü große ß Charaktere. Eben jene, die wie C vvon der Tarantel gestochen auf Nudistenjagd am Strand gehen N oder tollpatschig nach einem o wandlungsfähigen Verbrecher w jjagen oder sich widerwilllig mit gestrandeten briti-
schen Zweiten h SSoldaten ld t iim Z it Weltkrieg auf eine irrwitzige Flucht begeben. Allein zwischen 1964 und 1967 mimt er unter anderem zwei Mal Cruchot (zum zweiten Mal 1965 als „Der Gendarm vom Broadway" – „Le gendarme à New York"). In der „Fantomas"-Trilogie den trotteligen und doch gewieften Kommissar Juve an der
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Balduin, der Schrecken von St. Tropez"
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sein Durchbruch in der Kinowelt. Cruuuuuchot, der Reviervorsteher Gerber zur Weißglut treibt, Cruuuuuchot,, dessen Gesichtszüge g entgleißen wie Wackelpudding dem Teller, Cruuuuuchot, der cholerische Anfälle bekommt und zwei Sekunden später demütig vor dem Chef steht.
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r ist 60, als er Anfang 1975 zwei Herzinfarkte erleidet, die ihn wochenlang ans Krankenhausbett fesseln. Danach ist alles anders. Louis ist schmächtiger, muss Diät halten; kein Alkohol, keine Zigaretten – und keine Aufregung. Aber nicht die ärztlichen Verordnungen bedrohen die Übernahme neuer Rollen. Vielmehr sind es die Versicherungen, die ihn – den französischen Starkomiker mit Millionen Kinozuschauern pro Film – nicht mehr bei Dreharbeiten versichern wollen. Zu hohes Risiko. Wie gut, dass sich ein junger Filmproduzent namens Christian Fechner traut und ihn 1976 mit einem maßgeschneiderten Stück ehrt, das zu einer seiner wichtigsten Rollen werden soll ...
Apropos Schloss: In den 40ern lebt er noch in einem Mini-Appartement in der Pariser Rue de Miromesnil, bei dem – wie Steinhauer i in i der d Biografie Bi ffi von Pierre Pi St i h zu lesen ist – „die Toiletten […] im Hof" sind, das aber dennoch von Louis’ 1943 geehelichten Frau Jeanne „geschmackvoll" eingerichtet wurde. Als der größte Filmkomiker Europas gönnt er sich und seiner Familie (drei Söhne aus zwei Ehen) Ende der 60er Jahre ein Schloss. Gut in Schuss ist der Familienbesitz der de Maupassants, denen Jeanne angehört. Einen Teil erbt sie, den Rest kauft Louis. In Clermont nahe Nantes kann er Privatmann sein: ruhig leben, gut essen, Rosen züchten, ein Naturschutzparadies errichten. Mit seinen Filmfiguren scheint nur eines übereinzustimmen: seine Pedanterie. Die Sicherheitsanlage, die er auf dem Gelände installiert, und die Kontrollmaßnahmen, die er allabendlich durchführt zum Schutz vor Einbrechern, erinnern an die Vorlieben seines pensionierten und gelangweilten Cruchot im Gendarmen-Abenteuer „Balduin, der Schrecken von St. Tropez" („Le gendarme en balade", 1970). GoodTimes
So S spät seine goldenen Jahre begonnen hatten, so früh wären sie s nach zwei Infarkten beinah zu Ende gewesen. Doch dem Unwillen der Versicherungen zum Trotz wagt Jungproduzent U Christian Fechner mit ihm das Unvorstellbare: eine Filmrolle, C in i der er nicht allzu sehr ausflippen soll – dem Herzen zuliebe. Das D klappt 1976 grandios in „Brust oder Keule" („L’aile ou la cuisse"), bei dem am Set stets ein von Fechner organisierter c Kardiologe vorsichtshalber bereitsteht. Der Regisseur des Films, K Claude Zidi (der 1978 auch „Der Querkopf" – „La Zizanie" – C mit ihm dreht), fühlt sich geehrt, den großen Komiker vor der Kamera it ih zu haben. „Er hat eine ganz neue Art zu spielen eingeführt, mit seinen g Grimassen, der Fuchtelei. Das ist G Talent, sehr rar, ein Virtuose", T llobt er in einem TV-Interview. SStimmt, denn um lustig zu spiellen, braucht es Rhythmus, man muss auf den Punkt spielen, m ssonst verfliegt der Lacher. Heute, 33 Jahre nach seinem H lletzten Film und 32 Jahre nach sseinem Herztod am 27. Januar 1983 – dem 39. Geburtstag sseines mittleren Sohnes und Ebenbildes Patrick – ist Louis E Germain David de Funès de G Galarza weiter Kultobjekt. Sein G Gendarmen-Konterfei schmückt G Puppen bei Im P b i Karnevalsumzügen. K l ü I vergangenen Jahr, zu seinem 100. Geburtstag und dem 40. Jubiläum des ersten Gendarmen-Films, hat in der Orangerie seines ehemaligen Anwesens (heute sind im Schloss vor allem Luxusappartements untergebracht) ein Louis-Museum mit Leihgaben der Familie eröffnet – zunächst bis 2016. Was wohl Louis zu all diesen Huldigungen sagen würde? Vielleicht ein verwundertes „Nein!? – Doch! – Ooohh!" … Claudia Tupeit 2/2015
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Fotos: © Davids/Bildarchiv Hallhuber
Balduin, der Schrecken von St. Tropez" "
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Balduin, das Nachtgespenst"
Dieses Faible lebt er kongenial aus. Der Choleriker, der vortäuscht, ein besorgter Ratgeber zu sein, aber auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Um den Ruf Schule R f seiner i S h l zu wahren, h gibt er als Internatsdirektor in „Louis, der Ferienschreck" Ferienschreck („Les grandes vacances", 1967) einen Schüler bei der Austauschfamilie als den echten Sohn aus, nachdem seiner mit der Austauschtochter durchgebrannt ist. Die jüdische Religion stülpt er sich wiederum sprichwörtlich über, um als eigentlich judenfeindlicher Fabrikant auf der Flucht vor der Polizei mit einem Araber „Die Abenteuer des Rabbi Jacob" („Les aventures de Rabbi Jacob", 1973) zu erleben. Und grandios in „Louis, das Nachtgespenst" („Le tatoué", 1968), wo er dem grog ßen Jean Gabin als verarmtem Grafen mit ruinenhaften Schlossgemäuern die Rückenhaut abluchsen möchte, weil auf diese ein Originalgemälde tätowiert ist.
De Funès schreibt oft an Drehbüchern mit, D iimprovisiert und sorgt für viele weitere Lacher, wie etwa in „Fantomas bedroht die Welt": „Wer w hat mir meinen Gehängten weggehängt?" Und h ganz köstlich auch seine Verteidigung in „Louis g und seine verrückten Politessen" („Le gendarme u eet les gendarmettes", 1982), als sein Adjutant Gerber ein Profil über Cruchot erstellen lässt: G b vom neuen Computer C Er habe mit 14 noch ins Bett gepinkelt. Seine fabelhafte Erklärung? „Gepinkelt? Niemals! Hatte ein feuchtes Zuhause." Er ist „ witzig und herrlich direkt, kein unterschwelliger Humor, bei w dem der Zuschauer um drei Ecken denken muss. Klare Worte, d absolut logische Schlussfolgerungen. Weiteres Beispiel: „Sie a sind nicht mehr da – ich weiß auch den Grund: Sie sind weg!" s
Hasch mich, ich bin der Mörder"
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Die Abenteuer des Rabbi Jacob"
Drei unterschiedliche Figuren, aber ähnlich gespielt. Dominant, penibel, diktatorisch, aufgedreht, er triezt seine Untertanen, duckt sich jedoch ehrfürchtig vor den Oberen. Wie viele Menschen in der Realität. „Am liebsten spiele ich Direktoren, Diktatoren, ungerechte Chefs", gesteht de Funès 1978 in einem em Fernsehinterview. Und widerwider legt so die vorherrschende Ansicht, er sei auf die Rolle des tobsüchtigen, wild gestikulierenden Mannes festgelegt. Er wisse nun mal, was sein Publikum sehen wolle, begründet er die Anlage seiner Filmfiguren, an deren Entstehen er eifrig mitfeilt. Außerdem faszinierten ihn Feigheit und Missgunst: „Ich habe ein Faible für falsche Menschen."
In seinen Filmen bleibt er der liebenswerte Schlingel. Und die (wiederkehrenden) Filmpartner treiben ihn in seinen tollpatschigen Darstellungen zu Höchstleistungen an. Allen voran der Reviervorsteher in den sechs Gendarm-Filmen, Michel Galabru, und natürlich – als Ehefrau – Claude Gensac, die hochgewachsene Blonde mit den markanten Zügen. Die ihm im richtigen Moment einen Tritt in den Hintern verpasst, seine Kapriolen erträgt und ihm aus der Patsche hilft. Besonders amüsant in „Hasch mich, ich bin der Mörder" („Jo", 1971): Antoine Brisebard probt für ein Bühnenstück – und erschießt aus Versehen einen gesuchten Ganoven. Zunächst allein Gartenpavillon), dann mit Hilfe seiner holden Gattin (unterm neuen Garten vversucht er, die Leiche loszuwerden, und verwickelt sich angesichts der Ermittler in immer w aabstrusere Versteckspielchen. So entsteht mit dem Kommissar auch der wohl berühmteste d Drei-Wort-Dialog der Filmgeschichte: „Nein?! – D Doch! – Ooohh!" D
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Seite des gewitzten Jean Marais („Fantomas" – „Fantômas" 1964, „Fantomas gegen Interpol" – „Fantômas se déchaîne", 1965, sowie „Fantomas bedroht die Welt" – „Fantômas contre Scotland Yard", 1967). Und dazwischen, 1966, geht er auf „Die große Sause" („La grande vadrouille") mit den Bruchpiloten.
Zeitschriften in der DDR Teil 2
Nützlich zur Entspannung, Bildung, zum Nähen, Basteln, Gärtnern – und Einwickeln von Fisch
Von Kati Naumann
L Leipziger Südvorstadt. Eine halbe Treppe führte E hinab in einen dämmerih gen Salon, in dem man g nach kurzer Wartezeit n vvon Wasserstoffperoxid und Kaltwellchemikalien u ganz benebelt war. g Das versetzte einen in D die richtige Stimmung, d um in den alten,, zeru
Unsere Fenster zur Welt waren zweidimensional, kosteten oft nur Pfennige und bestanden aus minderwertigem Material. Aber Seltenheit verleiht den Dingen einen besonderen Glanz. Und so hatten die Illustrierten in der DDR einen unvergleichlich höheren Stellenwert als heute die schicksten Hochglanzmagazine. Chronischer Papiermangel machte sie zu heißbegehrten Objekten, denn die Auflagenhöhen konnten unsere Leselust nicht einmal annähernd befriedigen. Wir waren eifrige und hochspezialisierte Leser. Besonders gut beherrschten wir das Zwischen-den-Zeilen-Lesen und das Ausblenden von Propaganda-Artikeln ...
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ine der begehrtesten Illustrierten in der DDR war das traditionsreiche „Magazin", das bereits 1924 gegründet worden war. Das g g journalistisch-literarische Journal kostete in der DDR gerade mal eine Mark, erschien monatlich und besaß die unverwechselbaren Titelzeichnungen mit dem Kater von Werner Klemke. „Das Magazin" schien einem seltenen, im Verborgenen lebenden Tier nicht unähnlich zu sein: Wir wussten, dass es existierte, aber man begegnete ihm natürlich niemals in einer Kaufhalle oder an einem Zeitungskiosk. Der einzige Ort, an dem ich jemals freiliegende Exemplare sichten konnte, war ein Friseurgeschäft in der Seite
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Exemplaren zu blättern. „Das fledderten dd E l blä D Magazin" enthielt eine bunte Mischung M aus R Reisereportagen über England und Amerika wurde berichtet), i t ((sogar üb Musikkritiken, Buchrezensionen, Modeberichten, Rätseln, Leserpost,
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Anzeigen, den unvermeidlichen Artikeln über die imperialistische Unkultur und Republik-Geburtstage und – deshalb war es so begehrt – einen kräftigen Schuss Erotik. Im „Magazin" fanden sich erotische Geschichten, und berühmte Aktfotografen wie der Leipziger Günter Rössler setzten nackte Schönheiten auf ausklappbaren Doppelseiten wirkungsvoll in Szene. Schriftsteller wie Uwe Kant oder Heinz Kahlau schrieben für „Das Magazin", bekannte Grafiker wie Manfred Bofinger, Elisabeth Shaw und Thomas Schleusing lieferten Karikaturen. ine ebenfalls sehr beliebte Illustrierte war der „Eulenspiegel", entstanden aus der Satirezeitschrift „Frischer Wind", die 1946 gegründet worden war. Im „Eulenspiegel" ließen sich die Karikaturisten mit spitzer Feder über die Mangelwirtschaft im Land aus. Artikel über fehlende Baumaterialien und Autoersatzteile lösten regelmäßig lebhafte Diskussionen aus. Auf einen Leserbrief über einen fehlplatzierten Eingriff bei einer dreiviertellangen Unterhose meldete sich in der de nächsten äc ste Ausgabe usgabe der de Werkleiter We e te des VEB d Elegantia Lichtenstein höchstpersönlich zu Wort und ve rsp ra c h , die Position des zielführend d Hosenschlitzes H hlit i lfüh d anzupassen. Legendär war die letzte Seite des „Eulenspiegel": „Die Funzel" mit dem Aktbild und den amüsanten Kolumnen von Johannes Conrad. Auch Otto Häuser, der Autor der Kultbuchreihe um Ottokar Domma, schrieb für die Zeitschrift, ebenso die Satiriker C.U. Wiesner und Hansgeorg Stengel. Bekannte Karikaturisten wie Heinz Jankofski, Henry Büttner, Manfred Bofinger, Erich Schmitt und Heinz Behling zeichneten für sie. Natürlich unterlag auch „Eulenspiegel" der h der d E l i l" d Zensur durch die Abteilung Agitation und Propaganda im Zentralkomitee der SED. So musste etwa Chefredakteur Heinz H. Schmidt wegen einer Ulbricht-Karikatur seinen Stuhl räumen. Und es gab ganze Auflagen, die wegen missliebiger Kritik vor der Auslieferung eingestampft wurden – und das bei b i der d Papierknappheit! P i k h it! ie auflagenstärkste Illustrierte mit 1,53 Millionen Exemplaren p aber war die Fernsehzeitschrift „FFdabei", wobei das FF für Funk und Fernsehen stand. Die „FFdabei" existierte bereits seit Mitte der 50er Jahre und enthielt neben den Fernseh- und Rundfunkprogrammen der DDR auch Artikel zu Unterhaltungsthemen und Sportereignissen n wie den Leichtathletikmeisterschaften,, praktische Tipps und Berichte über neuee Empfangsgeräte, die Kinderwelle und d Rätsel. Die Titelbilder zeigten Schlagerstars rs wie Frank Schöbel oder Hans-Jürgen Beyer,r, Sportgrößen, beliebte Schauspieler, Tänzer er sowie bekannte Moderatoren wie den Sprecher S h der d „Aktuellen Akt lll Kamera", Klaus Feldmann. Die Leser der „FFdabei" durften jedes Jahr über die Fernsehlieblinge der DDR abstimmen: 17 Mal wurde dabei der Sportreporter Heinz-Florian Oertel gewählt. Auf der letzten Seite gab
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es Kalenderblätter oder Starfotos unter der Rubrik „Erfüllte Leserwünsche". Ein solcher war auch das Bild der Gruppe Mud, das jahrelang in meinem Schrank hing. Durch h das dünne Papier schlug von der Gegenseitee die Druckerschwärze durch und verlieh den n eigentlich ziemlich harmlosen Gesichtern n geheimnisvoll-verwegene Schatten ... ine ebenfalls auflagenstarke und trotz-dem schnell vergriffene Zeitschrift war arr die durchgehend farbige „Neue Berliner Illustrierte", kurz „NBI", die wöchentlich erschien. In ihr fanden sich Reportagen aus fernen Ländern, Berichte über Bauvorhaben, Fortsetzungsromane, Heimwerkertipps, Gesundheitsratgeber, Poster von Sportlern, eine Rätselseite mit Schachecke, eine Kinderseite mit dem Affen NUK und natürlich die unvermeidlichen politischen Berichte, die von den meisten überblättert wurden. Wer die „NBI" wurd aam Zeitungskiosk nicht erwischt hatte, kkonnte Nott iim n t es zur N Fischladen versuchen: In die ausgelesenen, F großformatigen Illustrierten, die in der Mitte g nicht geklammert wurden, ließen sich hervorn rragend dicke Fische einwickeln. Wir jedenfalls ffreuten uns immer, wenn wir unseren Karpfen iin eine unbekannte Ausgabe eingepackt bekamen und beim Kochen was zu lesen hatten. m ür Dich" – vollmundig mundig angekündigt angekü ündigt als „ „Die illustrierte Wochenzeitschrift W für die Frau" f – erschien seit 1963 ebenfalls im Berliner Verlag und B war die führende w Frauenzeitschrift F der d DDR. Sie kostete t 60 Pfennig und war gleichfalls w großformatig bzw. g nicht Stellen bis i ht geheftet. h ft t Die Di leitenden l it hin zum Chefredakteur waren von Frauen besetzt. Die bodenständige „Für Dich" zeigte das Idealbild der emanzipierten sozialistischen Frau im Blaumann, fröhlich h und schön im Arbeitskampf, und gleich-zeitig doch auch verantwortungsbewusstee Mutter. Die Mode beschränkte sich auff wenige Seiten, und es wurden ausschließlich h Modelle aus volkseigenen Betrieben vorrgestellt, vorgeführt weniger von Models alss vielmehr von „Heldinnen der Arbeit". eben „NBI" und „Für Dich" war die „Freiee Welt" die dritte großformatige DDR-Illustrierte. Sie erschien 14-täglich g und wurde von n der d Gesellschaft für Deutschf Sowjetische F re u n d s c h a f t herausgegeben. h Dementsprechend sie D d beinhaltete b i h lt t i vor allem politische Propaganda und v Agitation, außerdem Artikel über Kultur A und u Alltag in der DDR, der Sowjetunion und den sozialistischen Bruderländern u sowie eine Comic-Seite, die in meiner s Erinnerung das einzig Erfreuliche an E dieser Zeitschrift war. d
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ehr begehrt und schnell vergriffen war die „Wochenpost". Sie erschien, wie der Name schon sagt, wöchentlich ab Ende N 1953 und befasste sich mit Themen aus Wirtschaft, Politik, Philosophie, Geschichte, W Kultur und Sport, enthielt aber auch Rätsel K und Witze. An ihr war die letzte Seite die u iinteressanteste, te, denn sie versammelte die spannenden Berichte d vvon Rudolf Hirsch, dem H berühmtesb ten Gerichtsreporter der DDR. DDR Die stärkste Erinnerung an die „Wochenpost" mit ihrem grünschwarzen Druck verdanke ich einer August-Ausgabe aus dem Jahr 1977: Aus ihr erfuhr ich mitten in den Sommerferien vom Tod Elvis Presleys. Vier Schwarzweißbilder nebeneinander zeigten, wie aus dem jungen Strahlemann Elvis ein verfetteter trauriger Pfannkuchen geworden war. Der Artikel unter den d Bildern Bild stellte t llt klar: kl Das D also machte der Kapitalismus mit seinem Überangebot an Genussmitteln aus einem vielversprechenden Künstler! Mit wohligem Schauer schnitt ich das erste Bild der Reihe aus un und steckte es in mein Hausaufgabenheft. m Übrigen gab es auch eine ganze Reihe von praktisch orientierten Illustrierten. „Wohnen im Grünen" etwa war eine äußerst „W beliebte Gartenzeitschrift. Kein Wunder, be denn die Hälfte aller DDR-Bürger besaß d einen Kleingarten. Herausgebracht vom ei Verlag für die Frau enthielt sie Pflanztipps, V stellte neue Obst- und Gemüsesorten vor, s brachte Beiträge für Kaninchenzüchter, b zur Rasenpflege und Gartengestaltung. z Die D Leser konnten sogar Bilder ihrer Gärten einschicken, und so wurde in einer G Ausgabe in den Siebzigern doch tatsächlich A ein e Foto vom frisch angelegten Gartenteich meiner Eltern abgedruckt. m uter Rat" wiederum war eine „ Verbraucherzeitschrift mit Rezepten, Freizeittipps, Nähanleitungen, EinkochF aanleitungen, Warentests, Tipps für die Heimtierhaltung und Einrichtungs H g ideen. Da in der DDR D gegen sständig VersorgungsengV pässe angekämpft p wurde, kam ein w „„guter Rat" mit I m p rov isa t i o ns ideen und id Basteltipps gerade B recht. Mit Hilfe des re „Guten Rats" haben „G wir gelernt, „aus wi Scheiße Bonbons zu Sc machen", der D DDR sagte. Neben h " wie i man iin d der Hilfe zur Selbsthilfe wurde aber auch für das Sparen von Energie und Ressourcen, etwa d durch die N Nutzung h di t von Gemeinschaftseinrichtungen, geworben. Der „Gute Rat" selbst war natürlich ebenfalls Mangelware. Er kreiste monatelang in den Hausgemeinschaften, Betrieben und Studentenheimen und wurde Seite für Seite verschlungen. Wenn der „Gute Rat" Kritik an der starren Planerfüllung übte, die oft an den Kundenwünschen vorbeiging, wurde die Chefredakteurin ins Zentralkomitee beordert. Für die Redakteure waren die Beiträge also oft eine Gratwanderung. So durfte etwa 1969 das Sonderheft „100 internationale Rezepte" nicht erscheinen, weil damit kulinarische Gelüste geweckt worden wären, die der volkseige-
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ne Handel nicht hätte n befriedigen können. b Den DDR-Hausfrauen D ssollten darin nämllich Rezepte mit Aal, Hummer, Zander und H aanderen Raritäten vorgestellt werden ... g
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i weiteres in it Magazin, M i das d helfen h lf n sollte, Versorgungsengpässe zu u überbrücken, war die „Practic" mitt Bauanleitungen für Heimwerkerr und Bastler. Die Zeitschrift erschien n ab 1967 einmal im Quartal. Sie ent-hielt Bastelanleitungen für profanee Lampenschirme und Kleinmöbel, aber für ausgefallene abe auch auc Pläne ä e fü ü ausge a e e
Dinge wie Di D i eine i Diskobeleuchtung Di k b l h oder Hinweise, wie man aus einem o alten Fahrradrahmen einen Skibob a baut, sowie Reparaturanleitungen b für f Mopeds und Autos. b 1957 gab die Zeitschrift „Kultur im Heim" den DDR-Bürgern Ratschläge in D Sachen Einrichtungsstil und S Innendekoration. Sie brachte I Berichte über Gestaltungskünstler, B Bauanleitungen für Saunen B – natürlich mit Nacktbildern –, Umbautipps, damit in eine winU zige Wohnung noch Kinderzimmer gequetscht werden konnte, i W h h ein i Ki d i sowie Vorschläge für Farben, Tapeten und Beleuchtung. 1967 wurde in der „Kultur im Heim" erstmalig das Möbelprogramm MDW des VEB p g Deutsche Werkstätten Hellerau ankündigt, das aus modular aufgebauten Montagemöbeln bestand. Die Zeitschrift stellte D damit moderne, funktiod nale und standardisierte n Möbel vor. Obwohl das M Programm eigentlich P Hunderte von Varianten H ermöglichte, blieb es indes e als a simple Schrankwand bei b den DDR-Bürgern am beliebtesten. b chnittmuster waren in der DDR besonders gefragt.. Durch die d die jahrelang iim Voraus ffestgelegte t l t Planwirtschaft kamen eher veraltete Modelle in die Läden, und wer von uns nicht nähen oder stricken konnte, schien verloren. Deshalb waren die Handarbeitszeitungen besonders
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b beliebt und natürlich auch besonders rar. Sie kkosteten zwischen 1,50 und 3,50 Mark und eerschienen allesamt im Verlag für die Frau. „„Pramo", kurz für „Praktische Mode", und „„Saison" waren solche Nähzeitschriften. IIn ihnen gab es, ganz ohne den üblicchen politischen Ballast, neueste Mode und die entsprechenden Anleitungen, wie u man sie sich zaubern konnte. Es wurde m Alltagsmode vorgestellt, A orgestellt, Brautmode, Mode allerlei ffür ü aandere festliche Anlässe, lic H e r re n m o d e , Mäntel, Jacken, M Über größenÜ kleider, aber kl auch Tipps a für Frisuren, f KosmetikRatschläge, Diät-Anleittungen und Kinder mode. K Wichtig waren vor allem die Grundschnitte, die wir einfach veränderten, damit wir am Ende aussahen wie Sue Ellen und Pam aus „Dallas". Und weil es keine Stoffe mit Leopardenmuster zu kaufen gab, besorgte ich mir weißen Fahnenstoff und malte geduldig das Muster darauf, Tüpfelchen für Tüpfelchen. andarbeit" wiederum war eine Zeitung „ für das Häkeln, Sticken, Weben, Flechten und Klöppeln. Sie enthielt Anleitungen für Accessoires, Raumschmuck und Dekorationsideen. Und „Modische Maschen"" hi hieß in ß eine i SStrickzeitung, i k i i der jahreszeitlich orientiert schicke Modelle und Strickmuster mit genauen Anleitungen vorgestellt wurden. Die eindrucksvollen Modefotos nahm der Leipziger Fotograf Günter Rössler auf. Berühmt wurde er übrigens mit seinen Fotos für das Modemagazin „Sibylle" ... ie „Sibylle", benannt nach der Modejournalistin und Gründerin Sibylle Gerstner, erschien monatlich als Zeitschrift für Mode und Kultur, ebenfalls im Verlag für die Frau. Ihre Auflagenhöhe von 200.000 Exemplaren konnte den Bedarf bei Weitem nicht decken. Die Fotografen und Redakteure der „Sibylle" schufen ein avantgardistisches Magazin mit glanzvoller Ästhetik, die mit der real existierenden Mode im Sozialismus nichts zu tun hatte. Aber genau deshalb war die „Sibylle" so wunderbar! Sie brachte einen Hauch von „Vogue" nach Leipzig, Magdeburg und Bitterfeld! as Musikmagazin „Melodie und Rhythmus" wurde 1957 als Zeitschrift für Tanz- und Unterhaltungsmusik gegründet. Es enthielt Berichte über nationale und internationale Künstler und Bands, unabhängig von ihrer Musikrichtung. So standen Berichte über AC/DC gleich neben einem Bild von Howard Carpendale, und über Mireille Mathieu wurde ebenso angenehm-interessiert berichtet wie über Peter ter Gläser von Renft oder den Gerd-Michaelis-Chor. Es gab Reportagen über Musikfestivals wie den Goldenen Orpheus oder das American Folk Blues Festival, ein doppelseitiges Farbposter in der Mitte, Berichte über Jugendclubs und Treffs wie die Tanzgaststätte Melodie in Werder, Noten von angesagten Schlagern, Kontaktanzeigen, Autogrammadressen und Kleinanzeigen für Musikinstrumente und Technik. Aber auch eine Musikzeitschrift kam nicht um Politik herum, und so musste in einer Aprilausgabe von 1976 die brave Schlagersängerin Chris Doerk behaupten, dass auch sie mit ihren Mitteln Standpunkt beziehe. tt l St d kt b i h Gleich daneben findet sich dann übrigens ein Artikel über die „qualitätsvolle Befriedigung differenzierter Unterhaltungsbedürfnisse" ... Während
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ich Beiträge wie diesen damals einfach übersehen habe, wollte ich ihm
b der Recherche zu bei u diesem Artikel nun doch eine Chance geben. Leider habe ich es d ttrotz guter Vorsätze aber nicht geschafft, ihn denn zu verstehen, was man uns damit kkomplett l tt zu llesen, geschweige h eigentlich sagen wollte. ine Zeitschrift für Bühne, Podium und Manege war die „Unterhaltungskunst" für Artisten und Kleinkünstler. Sie informierte beispielsweise über den sowjetischen Staatszirkus, szirkus, brachte Artikel über traditionsreiche Häuser wie das SteintorVariete in Halle/Saale und berichtete über Komiker und Straßenkünstler. ie sowjetische Monatszeitschrift „Sputnik" wurde gleich in mehreren Sprachen herausgegeben und in beiden Teilen Deutschlands vertrieben. Sie war durchgehend farbig illustriert und enthielt Artikel über Politik, Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur. Legendär waren die Radio-Jerewan-Witze, die sich über die allgegenwärtige Agitation und die Mangelwirtschaft im Sozialismus lustig machten. Wegen eines kritischen Beitrags üb über St Stalin der li wurde d d „Sputnik" 1988 in der DDR nicht mehr ausgeliefert. ber neue nationale und internationale Filme, Dreharbeiten, Schauspieler und Regisseure berichtete 14-täglich der „Filmspiegel". Dadurch verlor man wenigstens nicht ganz den Anschluss an das weltweite Geschehen. Außerdem erschienen unzählige Fachzeitschriften, „Der Modelleisenbahner", „Der Volkspolizist", „Elternhaus und Schule" oder „Urania" sowie zahlreiche Sportzeitschriften wie „Der Bogenschütze" oder „Illustrierter Motorsport". Für die meisten Bereiche existierte nur eine Zeitung, da alles staatlich gesteuert war und es keine Konkurrenzwirtschaft gab. Militärische Zeitungen konnte man allerdings gleich mehrere lesen: die „Armeerundschau", „NVA", „Der Kämpfer" und „Sport und Technik", die sich mit der vormilitärischen Ausbildung von Jugendlichen befasste. ie traditionsreiche „Weltbühne“, für die in der Zeit der Weimarer Republik so prominente Autoren wie Lion Feuchtwanger, Erich Kästner, Else Laske-Schüler oder Kurt Tucholsky schrieben, verkam in der DDR zu einem linientreuen Blatt. Es gab nämlich auch Zeitschriften, an denen niemals Mangel herrschte und die in den Kiosken zu Staubfängern wurden: Die „Einheit" etwa war die „Zeitschrift für Theorie und Praxis des Wissenschaftlichen Sozialismus", die Beiträge darin wurden von SED-Funktionären und leitenden Mitarbeitern von Partei-Instituten geschrieben. Während der friedlichen Revolution 1989 wurde sie übrigens eingestellt. hnlich ging es vielen der aufgezählten Publikumszeitschriften, einigen jedoch sind ihre Leser treu geblieben. „Eulenspiegel" und „Das Magazin" erscheinen noch immer monatlich und machen ihre Käufer glücklich. „Melodie & Rhythmus" wurde 2004 u.a. von Tino Eisbrenner wiederbelebt und berichtet seitdem jeden zweiten Monat von der aktuellen deutschsprachigen Musikszene. Die „FFdabei" existiert noch als mehrseitige Beilage in der „TVtoday". Am erfolgreichsten konnte sich jedoch der „Gute Rat" behaupten. Er erscheint inzwischen bei Burda als unabhängiges Verbrauchermagazin und ist die auflagenstärkste Zeitschrift im Bereich Wirtschaftspresse. ie alten, zerlesenen Ausgaben der eingestellten DDR-Illustrierten aber zirkulieren noch immer – inzwischen im Internet und auf Tauschbörsen – und sind heute mindestens so begehrt wie damals. Seltenheit verleiht den Dingen eben einen besonderen Glanz ...
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40 Jahre VW Polo
Bezahlbare Mobilität" – so lautete vor 40 Jahren die Vorgabe " an die VW-Entwickler. Herausgekommen ist der VW Polo, der im März 1975 seine Premiere feierte und der kleinste VW ist,, den es je gab. ie Zeit war damals reif für den Winzling: In den Jahren zuvor noch gab es aus Wolfsburg kein Auto, das so billig und wirtschaftlich war wie der Käfer. Erst als der in den 1970er Jahren seine beherrschende Marktposition nach und nach verlor, bekam ein Kompaktauto wie der Polo langsam Sinn. Der Name wurde wie schon beim VW Golf der Sportart entliehen und sollte so einen Bezug zum größeren Bruder herstellen. Die Erfolgsgeschichte ist also vier Jahrzehnte alt – offiziell. Doch der kleine Wolfsburger hat bei seinem wahren Alter ein bisschen geschummelt. Denn mit dem Audi 50 kam genau sieben Monate vor dem ersten offiziellen Polo sein baugleicher Zwilling auf den Markt. Der „Typ 86", so der interne Code für den VW Polo, teilte sich die Technik mit dem luxuriöser ausgestatteten Ingolstädter, überlebte ihn aber um drei Jahre. Machen wir das Verwirrspiel komplett: Genaugenommen
ist der Ingolstädter kein Ingolstädter, denn in jedem Audi-50-Brief ist das VW Volkswagenwerk als Hersteller eingetragen. Innerhalb des VW Konzerns war von Anfang g an klar, dass der Polo ein knappes halbes JJahr später von denselben Wolfsburger Fließbändern rollen würde wie auch der F Audi 50. A Zur echten A0-Serie des Audi 50 zähZ llen eingefleischte Fans nur die 43.002 Fahrzeuge, die vor dem Produktionsstart F des VW Polo gebaut wurden – die d Fahrzeuge mit Produktionsdatum F zzwischen dem 1. August 1974 und dem 1. März 1975. Bis zum Produktionsende iim Juli 1978 liefen insgesamt 180.828 Exemplare des Audi 50 vom Band. E Woran lassen sich VW Polo und Audi 50 W aaber nun auseinanderhalten? Das ist in der Tat kaum möglich. Okay, da wären d die Ringe in der Frontansicht und der d SSchriftzug auf dem Heck. Ansonsten iist das Hauptunterscheidungs-Merkmal die hintere Seitenteilleiste. Verläuft sie d beim Polo bis zum August 1976 gerab de, so erfährt sie beim Audi 50 einen d Aufwärtsschwung zur Heckklappenunterkante. Und wer es genau wissen will: Bis dahin produzierte VW Polos haben ein Zierleistenloch weniger ... Erst 1981 wurde die Produktion der ersten Polo-Generation eingestellt. Zuvor gab es noch 1979 einen Facelift, bei dem vor allem die Stoßstange verändert wurde. Die war fortan aus Kunststoff. Und auch das Interieur präsentierte sich etwas wertiger. Schließlich war der Polo in der Basisversion noch ziemlich spärlich ausgestattet: Türverkleidungen aus Pappe und eine Drahtschlinge als Gaspedal – das machte damals schon nicht sonderlich viel her. Der Preis für das Einstiegs-Modell mit 40 PS betrug 1975 noch 7.500 D-Mark (etwa 3.834 Euro). Nach dem Facelift wurden mindestens 9.230 D-Mark fällig. Da der Polo zunächst nur als Dreitürer zu haben war, legte
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V 1977 noch einee VW Rucksack-Version R mit vier Türen auf. m Was dem Golf mit W dem Jetta recht d war, war dem Polo w o billig: Derby hieß das b Polo-Passatchen. P Bei der ersten Polo- und B Derby-Generation hatte D ssich mehr als die Hälfte der Käufer für den kleid nen 40 40-PS-Motor entschieden. Der kleinste PS M t und d die di Basisausstattung B i t tt Polo brauchte satte 21 Sekunden, um von 0 auf 100 km/h zu kommen, bei 135 km/h war ohnehin Schluss. Mit 3512 mm Länge, einer Breite von Alles so schön bunt hier: 1560 mm und einer Höhe von 1344 der Polo Harlekin.
– das ganze Auto ist ein Leichtgewicht. Innen bietet der d kleine Wolfsburger erstaunlich viel Platz, aber wenig Glamour. Dafür könnte er eine Fallstudie w für f zukünftige Bedienkonzepte sein: kein Hebelsalat, keine Drehrücksteller – nur zwei Drehknöpfe s für und Wärme. Dazwischen f Luftstromverteilung Luft ein Kippschalter für den Ventilator. Wer mehr K Kälte will, der kurbelt einfach das Fenster Kä runter. Sogar das alte Radio funktioniert ru noch prächtig. n Auch die Startprozedur gleicht einer Rückkehr A in eine fast vergessene Zeit. Der Motor muss erst ers mit einem Choke in Laune gebracht werden. Der D Umgang mit dem Ziehstift gehörte früher zum täglichen g Brot eines jeden Autofahrers. B Rollt der Polo erst einmal, verR wandelt sich der Alltagsstress w jedoch in große Entspannung. j Das ReihenvierzylinderD Triebwerk mit seinen 40 PS T unterdrückt alle Rennfahreru Ambitionen mit einem hellen A Timbre. Nicht Kampflinie, „gleiT ten" heißt die Maxime. t
Fotos: © VW
mm war der Ur-Polo kleiner als ein aktueller Smart Forfour. Der Verbrauch des Fronttrieblers war dagegen weniger kompakt: Im Durchschnitt liefen auf 100 Kilometer 8,5 Liter Benzin durch den Solex-Fallstromvergaser des 895 ccm kleinen 4-Zylinder-Motörchens. Für die Verzögerung sorgten anfangs Trommelbremsen vorne und hinten. Mehr als 800.000 Polos der ersten Generation liefen zwischen 1975 und 1981 vom Band. B d Heute H t ffahren noch mehr als 300 Exemplare des 3 optisch von Bertone o und Grandini geprägu tten Kleinwagens durch Deutschland. Die größte D Wahrscheinlichkeit, auf W eeinen Ur-Polo zu treffen besteht in Nordrheinb Westfalen: Dort waren W zzuletzt noch fast 120 seiner Artgenossen zugelassen. fährt dagegen durch i A t l LLediglich di li h einer i die Hauptstadt. Und: Insgesamt mt fast 80 Frauennamen sind in den Fahrzeugbriefen noch als Eigentümerinnen ntümerinnen vermerkt! Der Polo II wurde von 1981–1994 1994 gebaut und hatte so die mit Abstand längste Bauzeit der PoloReihe. Auch ihn gab es nur alss Dreitürer, aber immerhin später auch als Coupé. Mehr Auswahl bei den en Türen kam mit der nächsten n Polo-Generation, die 1994 auf den Markt kam und bis 2001 gebaut wurde. Ihn gab es auch als Fünftürer. Die Leistung der Motoren reichte mittlerweile von 45 PS bis 125 PS bei den n Benzinern und von 57 PS bis 110 PS beim Diesel. Ein Modelll der Generation III sticht aus dem Wolfsburger Allerlei besonders hervor: Beim Polo Harlekin ist jedes Karosserie-Element in einer anderen Farbe lackiert. Ein Schub ungezügelter Kreativität, den Volkswagen seither nie wieder versucht hat – der Harlekin war zwar beliebt, die realen Verkaufszahlen aber wohl zu bescheiden. Über die Jahre hat der Polo den allgemeinen Trend zu immer mehr Größe mitgemacht. 1975 gestartet mit einer Länge von 3512 mm, ist er in der aktuellen Generation V bei 3970 mm angelangt – und damit deutlich größer als damals sein „großer Bruder" Golf. Auch heute noch kann man bei dem automobilen Sprung in die Vergangenheit mit einem Klassiker wie dem Polo L, Baujahr 1977, eine Menge Spaß haben. Das geht schon beim Einsteigen los. Die Tür wiegt fast nichts und fällt nicht wirklich satt ins Schloss. Kein Wunder GoodTimes
Das wiegt, D klappt kl t ausgezeichnet. i h t Da D der d Polo P l nur 685 Kilogramm Kil i t braucht es auch nicht mehr Kraft. Die Di Spitzengeschwindigkeit ist locker autobahntauglich. Auf Landstraßen schwimmt autobahntaug der Oldtimer Oldtim souverän im Verkehr mit. Klar würden die Sitze heute kaum das Siegel der „Aktion Gesunder Rücken" bekom„A men – aber wirklich unbequem sind sie auch nicht, und in Kurven kann man sich ja immer noch an dem m großen Lenkrad festhalten. g Die D Bremsen kämen bei mehr Power allerdings ziemlich ins Schwitzen. So a aber haben die 145er-Reifen nicht a das d geringste Problem mit dem Polo. Ergänzt wird das Paket durch ein E Vierganggetriebe mit langem Stock. V Das Da Schalten erinnert ein bisschen an das Stochern mit einem Pürierstab, aber auch daran gewöhnt man sich nach einiger Zeit: Die Gänge flutschen locker und lässig hinein. Gewöhnungsbedürftig ist auch das Lenkrad, das mit dem dünnen Kranz zunächst für haptische Albträume sorgt. Die fehlende ServoUnterstützung fällt nach ein paar Fahrminuten kaum mehr auf. Trotzdem: Beim Rangieren braucht man etwas Schmalz in den Armen! Und in den Beinen. Die werden vor allem beim Verzögern benötigt, das ganz ohne Bremskraftverstärker funktionieren muss. Doch hat man sich erst einmal mit all diesen Gegebenheiten angefreundet, dann ist die Fahrt in dem Polo-Oldie ein Vergnügen. Das Problem ist nur, dass dann zurück in einem modernen Auto die erste Verzögerung zur Vollbremsung mutiert ... Jürgen Wolff 2/2015
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Volvo 240
Seit 40 Jahren rollt der Volvo 240 weltweit über die Straßen. Trotz oder gerade wegen seines konservativen Äußeren wurde er fast 2,7 Millionen Mal produziert – und ist in Hollywood immer noch ein begehrter Nebendarsteller. mmer wenn die Requisite in Hollywood für einen Film das Thema „Ost- oder Westküsten-Familie mit intellektuell-liberal-ökologischem Anspruch, Kinderwunsch und Mittelklasse-Einkommen" zu visualisieren hat, geht Ted Moser zu den Volvos rüber. Da wird er bei diesen Vorgaben praktisch immer fündig. Moser vermietet Autos. Seiner Firma, ein paar Kilometer nördlich von Hollywood, gehören über 700 Fahrzeuge – mal ein paar mehr, mal ein paar weniger. Und am
eine mehr oder weniger „Beetlejuice" er tragende Rolle. In Tim Burtons „Beetlejuice etwa stirbt das junge Ehepaar Barbara und Adam Maitland gleich zu Anfang bei einem Autounfall in einem Volvo. Der nicht g gera-
de sehr d h schmuh ssige, dafür aber lebendissehr ge Teddybär g Ted wiederum T eerlebt in der gleichnamigen Komödie wilde K ödi eine i ild Verfolgungsjagd in einem Volvo. Und im Thriller „Die Hand an der Wiege" symbolisiert ein Volvo 240 die Sicherheit und Stabilität der Familie, bevor der Horror
liebsten sieht er sie verbeult auf dem Dach beii h halsbrecherischen Verfolgungsjagden liliegend, d iineinander i d kkrachend, h d b lb h i h V f l j d durch die Luft fliegend oder auf der Flucht vor der Polizei. Denn Ted Moser gehört das Picture Car Warehouse. Bei ihm casten die Filmcrews ihre motorisierten „Darsteller": Polizeiautos, Taxis und Rettungswagen aus so ziemlich allen US-Großstädten und 70 Jahren Automobilgeschichte stehen auf dem riesigen Hof, fein säuberlich in Reih und Glied geparkt. Und darunter eben auch Volvos, vornehmlich älteren Baujahrs und als Kombi. Die sind anders als die aktuellen Modelle der Schweden unverwechselbar und auf den ersten Blick zu identifizieren. Am beliebtesten ist das Modell 240. Es spielt in Hunderten von Filmen Seite
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Einzug hält hält. Kl Klar auch, E Ei h dass Ober-Nerd Leonard d Hofstadter in der Serie H Theory" „„The The Big Bang Theory
einen alten Volvo fährt. Und beii i lt V l fäh t U d selbst lb t b den Simpsons wird der 240 durch ein paar Szenen geadelt ...
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Fotos: © Volvo
Der Volvo ist ein Statement, das jeder Kinobesucher weltweit sofort versteht und das Hollywoods Drehbuchautoren und Regisseure wegen seiner Klarheit immer wieder gerne nutzen. Er symbolisierte im Prä-SUV-Zeitalter unzerstörbare Solidität und bürgerliche Verantwortungsbereitschaft. Jemand, der Volvo fährt, stellt das Leben seiner Passagiere über Design oder Sportlichkeit. Der Volvo steht für das ultimative Familienauto und die in Schwedenstahl gegossene amerikanische Ideologie vom Schutz dieser Familie. Und: Der Klassiker ist gerade 40 Jahre alt lt geworden! d ! Das Jahr 1974 verbindet jeder mit etwas anderem. Die einen sehen vor ihrem geistigen Auge den Pass von Rainer Bonhof zu Gerd Müller, der sich um seine eigene Achse dreht und im Finale der Fußball FußballWeltmeisterschaft zum 2:1 ins Tor der Niederländer trifft. Andere verbinden mit 1974 die Ernennung Helmut Schmidts zum Bundeskanzler. Oder auch das Aprilwetter mitten im Sommer, das zum Beispiel in Essen an einem Tag 51 Liter Regen pro Quadratmeter niederprasseln ließ. Autofahrer, besonders diejenigen, die stets auf Sicherheit bedacht sind, haben jedoch etwas ganz anderes Sinn, d iim Si wenn diese Jahreszahl genannt wird: 1974 war die Markteinführung des Volvo 240. Damit hatte eines der sichersten Automobile der damaligen Zeit seinen Stapellauf. Sowohl die zwei- und viertürige Limousine als auch der Kombi kamen im selben Jahr als Nachfolger des 140er auf die Straße. Der Nomenklatur des Hauses Volvo folgend heißen sie 242, 244 und 245. Die Zahl verweist übrigens auf die Zugehörigkeit zur 200er-Baureihe, die Anzahl der Zylinder und der Türen. Der 244 ist demnach eine viertürige g Limousine mit einem Vierzylindermotor. Diese Karosserieversion wurde zusammen mit der Kombiversion 245 zwischen 1974 und 1993 gebaut, die zweitürige Limousine 242 von 1974 bis 1984. Hinzu kam zwischen 1974 und 1982 eine prestigeträchtige Sechszylinderversion, der 264. Auff vereinzelten Märkten bis 1977 i lt Mä kt wurde d von 1975 bi auch ein 262 angeboten. Ebenfalls mit sechs Zylindern ausgestattet, war der Kombi 265 von 1975 bis 1985 erhältlich. Zum Modelljahr 1983 änderte sich die Namensgebung: Die Vierzylinder-Modelle hießen ab da Volvo 240; der Volvo 265 schlicht Volvo 260. Doch zurück zu den Vierzylinder-Volvos: Der 240er war eine konsequente Weiterentwicklung des 140ers. Inspiriert vom Volvo Experimental Safety Car, kurz VESC, das mit Energie absorbierenden Stoßfängern und einem Seitenaufprallschutz schon die Zukunft Volvos aufzeigte, GoodTimes
vverließ im August 1974 das erste Exemplar die Produktionshallen. Die E großen Stoßfänger verliehen dem g 240er seinen unverwechselbaren 2 Unterkiefer, der große Vorteile in U puncto Sicherheit bot. Und der aber p aauch langweilig, kantig und konservvativ wirkte – gerade richtig für den umweltbewussten Studienrat und u die auf Sicherheit bedachte „Soccer d Mom". M An dem Kantholz-Outfit änderten A aauch die beiden Facelifts in den JJahren 1981 und 1986 nichts mehr. Und wenn schon der Spagat zwiU sschen gutem Aussehen und hoher Sicherheit wollte, dann musste das Fahrzeug Si h h it nicht i ht so recht ht gelingen li eben durch noch mehr Sicherheitsausstattungen überzeugen, werden sich die schwedischen Ingenieure damals gedacht haben – weshalb sie gleich eine neue Lenksäule mit mehreren Sollbruchstellen und n einen Tank verbauten, der an geschützter Stelle e vor v der Hinterachse platziert war. Zugleich bekam die d neue Modellreihe ein Fahrwerk mit McPhersonFederbeinen und Vierzylinder-Motoren mit obenlieF gender Nockenwelle. Zu Anfang blieb noch der 82 g PS P starke B20-Vierzylinder für die Einstiegsversionen im i Angebot. Neben den Sicherheitsvorteilen, die solch ein N Volvo 240 mit sich brachte, machte er auch durch V Innovationen im Bereich des Umweltschutzes auf I sich aufmerksam. Denn der 240er war das erste s Automobil, das mit einer Lambdasonde auf den A Markt kam. Diese zur Abgasreinigung eingesetzte M Sonde sorgt S g in Verbindung mit dem Katalysator dafür, dass mehr als 90 Prozent der d schädlichen Emissionen elis miniert werden. m Und noch eine Premiere U machte diese Volvo-Baureihe m unvergessen: Im Jahr 1979 u wurde der Volvo 244 D6 w der d erste Diesel-Pkw in der Unternehmensgeschichte von U Volvo! V Den langweiligen BeigeD schmack verlor der 240er s letztendlich durch den l Gewinn der Europäischen G Touren wagen meis terschaft T 1985. Der Volvo 242 der beiden Fahrer Thomas Lindström und Gianfranco Brancatelli d besaß satte 330 PS und war bis zu 260 Kilometer pro Stunde b schnell. s Insgesamt wurden bis zum 5. Mai 1993 von der 240-Serie I 2.685.171 Einheiten verkauft. Davon fallen auf die viertü2 rige Limousine 244 genau 1.483.399 Exemplare, auf die r Kombiversion 245 959.151 und auf die zweitürige Limousine K 242 2 schließlich 242.621. Von den Sechszylinder-Volvos der 260er-Serie wurden insgesamt 177.402 Fahrzeuge verkauft. 2 Der D allerletzte produzierte Volvo 240 war eine verkürzte Kombiversion, die als Dankeschön für die Leistung der K gesamten produziert wurde. Und der letzte offiziell t 240er-Mannschaft 2 verkaufte 240er wurde unter dem wenig fantasievollen Motto „Der letzte 240 und der beste" vom damaligen Volvo-Chef Pehr Gyllenhammar an seine schwedische Besitzerin ausgeliefert. Noch ist das Kapitel Volvo 240 allerdings nicht zu Ende – auch außerhalb des Kinos. Allein in Deutschland waren laut Kraftfahrt-Bundesamt Ende 2012 noch ganze 4228 Volvos 240 zugelassen, wovon mit 381 Exemplaren neun Prozent der Dieselfraktion angehören. Jürgen Wolff 2/2015
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Der Tod des Western:
Die letzte Kugel traf den Besten These 2: Der Italo-Western killte den US-Western. Soll heißen: Sergio Leone führte den Totentanz des Western auf, in dem es keine Guten mehr gab, nur noch Böse und Hässliche.
Von Roland Schäfli
Viele Kritiker haben später in diese pervertierte Form des Genres das Vietnam-Debakel hineininterpretiert. Tatsache ist allerdings: Die stilbildende Welle des Spaghetti-Western erfasste schließlich auch das Heimatland der Cowboy-Story und spornte die Macher des erlahmenden Genres eher an: Denn US-Regisseure übernahmen typische Stilelemente der Italiener, wie endlose Großaufnahmen zerfurchter Gesichter und provokante Brutaloszenen. Was dann zu einer Wiederbelebung auch des US-Western führte.
These 1: Die pure Übersättigung. Soll heißen: Das TV-Publikum hatte sich sattgesehen, insbesondere an zahllosen Western-Serien. Und wer im Pantoffelkino gratis zwischen der Ponderosa oder Shiloh Ranch wählen konnte, kaufte keine Karte fürs Kintopp.
These 3: Der Mega-Flop Heaven’s Gate" und seine Folgen. Soll heißen: Filme arri" hatten zwar ein treues Stammpublikum in vierter Western-Stars ländlichen Gegenden. Doch richtig fette Gewinne fuhr Ende der 70er Jahre die neue Erfindung des „Event-Films" namens Blockbuster ein. „Jaws" („Der weiße Hai") und „Star Wars" brachen Kassenrekorde, von denen Cowboys nur träumen konnten. Und ein Studioboss war sein Pulver nur wert, wenn er einen Trend eben nicht verschlief. Gleichzeitig trieb der spektakuläre Misserfolg von Michael Ciminos „Heaven’s Gate", eines extravaganten Kunstfilms im Wildwest-Milieu, 1980 United Artists in den Bankrott. Wollte sich deshalb also nie mehr ein Investor die Finger an einem Western verbrennen?
Wenn das jedoch so wäre: Warum laufen dann diese Reihen in Endlosschleife bis heute bei den Retro-Sendern? Nein, diese Erklärung wäre zu einfach. Der Fließband-Western machte vielmehr Appetit auf mehr – nicht auf weniger!
Die Wahrheit ist: Kenner haben den langen und umständlichen Movie „Heaven’s Gate" nie als rechten Wildwestfilm empfunden. Nein, diese Pleite blieb nicht wirklich an den Westernboots unserer Helden kleben ...
ürde auf dem Grabstein der Pferde-Oper ein Datum stehen, es wäre wohl die Jahreszahl 1980. Seither wurden verschiedene Theorien präsentiert, wie das einstmals einträglichste Hollywood-Genre, das zudem am stärksten mit Amerika identifiziert wird, plötzlich das Zeitliche segnen konnte ...
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Unsere These: Die Absenz und schließlich der Tod der letzten Helden markierten das Ende!
Als A Outlaw Josey Wales kämpfW te t er sich in „Der Texaner" durch T einen pessimistie schen Western, s in i dem am Ende
Clint Eastwood in Der Texander" " Nun mach dich bereit für die Wahrheit, Pilger, wenn du sie ertragen kannst, denn diese Erkenntnis wird dich treffen wie der Schuss aus einem 45er Colt: In den 70er Jahren hörten die wichtigsten Vertreter des Genres auf, sich aufs Pferd zu schwingen, oder starben ihren Film- bzw., schlimmer noch, einen ganz realen Tod. Der Western verlor dadurch schlicht seine unersetzlichen Aushängeschilder hildeer – und wenn, mit Blick auf Letzteres, schon diese Unsterblichen den Weg alles Irdischen gehen mussten,, dann blieb dem ganzen Genre wohl auch g nichts anderes übrig.
alle alle Verlierer sind. sind Dabei basierte Eastwoods Ruhm maßgeblich auf Western: der langlebigen TV-Serie „Rawhide", in der er sich „ die d Sporen verdiente, und 1970: Kein Happy End für Leones so genannter DollarL Trilogie. Seine Fanbase Marvin und Holden. Schon T liebte ihn als wortkargen 1970 kreisten die l Namenlosen. Doch nach Geier. Da zelebrierte N „The Outlaw Josey Wales" sollten ins Land ausgerechnet einer der „ olllt lten n ganze ganze 15 5 Jahre Ja La ziezie hen, bis er in den Westen zurückkehrte. 1976 war aber auch das wenigen Stars, die je h Jahr, in dem Burt Lancaster zum letzten Mal in einem Western für einen Western den J zu Indians" stellte Oscar einheimsten, z sehen war: „Buffalo ufffalo Bill And Thee In uf Indian ans ste tellte te LLegenden egeenden eg n als das Ende der Cowboya Tölpel bloß. war Wyatt Ära: Als Monte Walsh B William Holden Burt Earp, Burt war stand Lee Marvin in E in Wild Rovers" der „Kentuckian". einem der düstersten d " Doch hat Lancaster Western überhaupt am m Schluss Sch chlu luss ss als ls Letzter Let etzt zter einer ein iner ausgestorbenen ausge g st stor o be or b nen n Art Art Ar Docch Do h 1976 1 seinen Sattel schließlich da. Und im selben Jahr blieb Western-Liebhabern auch nicht erspart, auch verkauft. William Holden sterben zu sehen. Blutjung hatte er 1940 im Western „Arizona" debütiert. In „Wild Rovers" nun hauchte er sein Leben als Cowboy aus, erschossen nach einer sinnlosen Jagd. Dass ihm alles leid 1979: John Waynes Tod. John tue, sagt er noch – dann ist er nicht mehr. Wayne nahm 1979 die letzte Postkutsche John Wayne 1976: Das Aus für Clint und Burt. 1976 stand der Western am Scheideweg. Im nach Paradise Valley. In den Jahren vor seinem in "The Shootist" selben Jahr wie der große John Wayne sagte Clint Eastwood „goodbye":
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Krebstod hatte er sich K öffentlich zunehmend kriö ttischer über Hollywoods Abkehr von den alten A Traditionen geäußert. Der T Western, so prophezeite er W eeinst, sei die amerikanissche Folklore schlechthin, die es zu erhalten gelte. Er d griff Filme wie „The Wild g Bunch" öffentlich an, die B sseiner Ansicht nach den Mythos des angestammM tten Frontierfilms zersetztten. Wayne verteidigte Amerika noch immer wie A Fort Alamo, das von allen F SSeiten belagert wird – doch seinem letzten Film, Shootist" iin n sei einem le etz t te t n Fi F lm m „The The Sho hoot otisst" t ((„Der D letzte Scharfschütze"), beging er selbst als krebskranker ker Gunfighter Gunfi f gh hterr einen e ne ei n n Quasi-Selbstmord, Q as Qu a i Seelb bst s morrd, indem er sich im Saloon chancenlos drei Widersachern stellte. „This is my birthday" waren seine letzten Worte zum Barkeeper, „give me the best in the house." Und dann fielen sie, die tödlichen Schüsse.
Villain" („Kaktus Jack")) freiwillig zum Affen. Im für das Genre kriti( schen Jahr 1979 gingen die wenigen Lacher auf Kirks Kosten. Er war Doc in „Einsam sind Doc Holliday ay gewesen. gew wesen. Er war dass Cowboy-Schlusslicht Cowb boyy S die d Tapferen". Doch dieser peinliche Misserfolg wurde p zu z Kirks letztem Zug von Gun G Hill.
KKommt die Renaissance noch? Diese finalen Meilensteine D markierten das Ende des m Trails. Die Stars, deren T Gesichter man mit dem G Genre verbunden hatte G wie die markanten Felsen w des Monument Valley, d waren für immer dahin. w Die Wiederauferstehung D des Westerners wird zwar d sseitdem immer mal wieder vverkündet. Doch selbst nach Großerfolgen wie Kevin G
1980: Finish für Fonda, McQueen und Douglas. Nur ein Jahr nach Waynes Tod, 1980, erlebten die Fans gleich eine doppelte g pp
Tragödie: In „Tom Horn” wird Steve McQueen am Ende gehängt, ohne sich den Weg, wie sonst immer, freizuschießen. Seine letzten Worte sind vom Galgen herab ans Publikum gerichtet: Noch nie habe er so viele Bastarde auf einem Haufen gesehen! Dann bricht sein Genick, und noch im selben Jahr stirbt der Beste der glorreichen Sieben, nach einem aussichtslosen Fight gegen den Krebs, auch im wirklichen Leben. „Tom Horn" jedoch wollte schon niemand mehr sehen. 1982 nahm auch Henry Fonda Abschied für immer. Seine lakonische Art war das Markenzeichen des klassischen Kintopps. Er war Wyatt Earp, er war Frank James. Und dann war der Mann mit den goldenen Colts nicht mehr. Sein bester Freund und Weggefährte, James Stewart, hatte seine Winchester 73 da bereits längst in die Ecke gestellt. Schon 1970 hatte er seinen letzten Ausritt unternommen: Als alter Cowboy, der das Bordell „The Cheyenne Social Club" erbt, parodierte er die harten Helden, die er in den 50er Jahren selbst verkörpert hatte. Und auch Kirk Douglas wurde zur wandelnden Selbstparodie. Der Mann mit der signifikanten Kerbe im Kinn, Sieger in einem Dutzend Western, machte sich an der Seite von Arnold Schwarzenegger in „The Seite
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Costners „Dances With Wolves" („Der mit dem Wolf tanzt") oder dem Coen-Remake von „True Grit" stellte sich kein neuer Trend ein. Und wenn Western gedreht werden, dann von so genannten Revisionisten: Filmemachern, die Legenden richtigstellen wollen. Oder sie bedienen sich eben wie Quentin Tarantino bei „Django" lediglich des ItaloWestern-Stils, der längst zum Selbstzitat verkommen ist. Die Wiederbelebung des Mythos steht also noch immer aus. Aber wir suchen weiter den Horizont ab, Pilger. Nach einer einsamen Gestalt, die von den Bergen herab auf uns zureitet. Wie der Junge am Ende von „Shane" einst ausrief: „Komm wieder!"
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Für nicht wenige Fiftysomethings dürfte in den 60er Jahren der Freitag nicht nur Bade-, sondern vor allem auch Fix " und Foxi"-Tag gewesen sein: Wer beim Einkaufsbummel mit der Mutter folgsam war, durfte als Belohnung das neue Fix und Foxi"" Heft nach Hause tragen. Dass die Wahl vieler Altvorderer für ihre Sprösslinge auf die beiden Comic-Füchse fiel und nicht auf deren über die kommenden Jahrzehnte größten Konkurrenten, die amerikanischstämmige Micky Maus, dafür zeichnete mit Rolf Kauka ein Mann verantwortlich, der wie keiner vor oder nach ihm die deutsche ComicLandschaft geprägt hat.
Comic -
Imperium mit Schattenseiten I
n einer Zeit, da Comics weithin der Ruf als „Schundliteratur" anhaftete, hatte es sich der am 9. April 1917 in Markranstädt bei Leipzig geborene Rolf Kauka ab Mitte der 50er Jahre zur Aufgabe gemacht, „deutsche Comics für deutsche Kinder" zu verlegen und sich so von den gewalttätigen Bildergeschichten vor allem m aus den USA abzugrenzen. Kauka, der schon als Schüler Cartoons für Tageszeitungen gezeichnet hatte, er- und überlebte den Zweiten Weltkrieg als Berufsoffizier und versuchte sich nach Kriegsende mit „Elemente der Rechtswissenschaft", einer Kurzbuchreihe fürr Jurastudenten, zunächst als Autor und Verleger.. Schon 1947 gründete er den Kauka-Verlag, derr mit Comics allerdings g erst einmal nichts im Sinn n hatte. Periodika waren Titel h el wie „Neues Kriminalmagazin", w ", die W Western„„Der neue Film-Roman" und d später ät di t Romanreihe „Bill Rocky". Und mit „Er – die R Zeitschrift für den Herrn" und „Mix „Mix" sollten Z unter Kaukas Namen bald u aauch zwei Magazine „für iihn" erscheinen. Das eine ein distinguiertes Herren-, das d andere wenn auch nicht d eher h ein i Männermagazin, Mä im heutigen Sinne und mit nicht mehr als einem Hauch von Erotik. Mit Beginn der 50er Jahre aber erkannte Kauka das Marktpotenzial von Comics gerade auch in Deutschland und brachte bereits im Dezember 1952 das Jugendmagazin „Colombo" an die Kioske. Gemeinsam mit einem Münchner Kunstmaler Mü h K t l hatte er dafür die „Kauka Comic-Sparte" ins Leben gerufen, die zunächst auf Sammelbilder ausgerichtet war, die man verschiedenen Herstellern von Lebens- und Genussmitteln als Beilage anbieten wollte. Seite
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Fix und Foxi" vs. Micky Maus" "„Colombo" war zwar keine " lange Lebensdauer ver-
gönnt, aber Kauka hatte Blut geleckt – nicht zuletzt wegen des Erfolgs der Micky Maus aus dem DisneyKonzern, die seit 1951 auf dem Markt war. Rolf Kauka hat zwar zeitlebens bestritten, dass „Micky Maus" für ihn so etwas wie ein Erweckungserlebnis war (auch als „deutscher Walt Disney" wollte er eher nicht gesehen werden). Aber ein so cleverer Geschäftsmann wie er (was sich in den kommenden n Jahren zunehmend zeigen sollte) konnte wohl garr nicht anders, als auf diesen Erfolg zu reagieren. Mitt „(Till) Eulenspiegel" und „Kunterbunt", so die Titell seiner ersten Versuche deutscher Bilderzeitschriften mit ausschließlich deutschen Geschichten (also ohne ausländische Lizenzware), unterlief er die gängigen Vorurteile von Pädagogen und Kirche und hatte keine Probleme mit Zensurbestimmungen. Verhaftett waren die Geschichten in der deutschen Fabel- und Märchenwelt, angelegt um die Titelhelden Till Eulenspiegel und den Baron von Münchhausen. Beinahe von Anfang an dabei: die Füchse Fix und Foxi, die im Januar 1955 schließlich ihr eigenes Heft bekommen sollten. Schnell wurde „Fix und Foxi" zu einem in diesem Maße vielleicht auch von Kauka selbst nicht erwarteten Erfolg (zur Glanzzeit Mitte der 70er Jahre erreichten die Hefte eine Auflage von 400.000 Stück) – dank eines Erfolgsrezepts, das sich deutlich am Muster von „Micky Maus" orientierte, ob Kauka das nun n zugab oder nicht: So schuf er in Anlehnung an n die Duck-Familie um seine beiden Titelhelden n
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herum ebenfalls eine komplette ComicFamilie, die sogenannte FF-Familie, zu der neben Fix und Foxi u.a. auch Lupo, Oma Eusebia oder Onkel Fax gehörten. Rasch folgten mit „Pauli", „Tom und Biber" und „Mischa im Weltraum" weitere originäre „Fix und Foxi"-Serien. Für Kauka aber war das Heft nur der Anfang. Schon früh muss ihm ein ganzes Comic-Imperium vorgeschwebt haben, bei dem um den Mutterplaneten „Fix und Foxi" weitere Heft-, Magazinund Taschenbuchreihen gleich Satelliten kreisen sollten. Das aber war auf Dauer nur möglich dem Rü Rückgriff ö li h mit it d kgriff iff auf ausländisches Lizenzmaterial. So folgte Ende 1964 erstmals der Ankauf franko-belgischer Serien. Mit dieser Entscheidung für Top-Serien von herausragenden ComicKünstlern, die bis heute ihre Leser finden, etwa „Asterix", „Tanguy und Laverdure" oder „Spirou und Fantasio", legte Kauka wohl endgültig den Grundstein für eine nachhaltige deutsche Comic-Szene. Allerdings bekam die Geschichte des Kauka‘schen Comic-Universum hier, mit dem „Lupo"-Magazin und der Eindeutschung der ausländischen Serien, eine düstere Färbung.
Liebe Freunde, Euer Rolf" "Schon das jedem „Fix und Foxi" vorangestellte Editorial „Liebe Freunde", in dem sich ein meist an seinem Schreibtisch Pfeife rauchender Rolf Kauka als „Euer Rolf" an die Leserschaft richtete und bieder-piefige Allerweltsratschläge der Marke „Mach’ anderen Freude, dann hast du Spaß" zum Besten gab, wirkt aus heutiger Sicht arg moralinsauer, dürfte damals aber noch halbwegs in die Zeit gepasst haben. Der im Hause Kauka gepflegte Umgang mit dem anvertrauten Lizenzmaterial aber würde zu keiner Zeit Qualitätskriterien erfüllt haben und war – milde ausgedrückt – höchst fragwürdig. Traurige Berühmtheit erlangte vor allem die „Germanisierung" von „Asterix und Obelix", die hier zu den Germanen „Siggi und Babarras" mutierten. Aus „Asterix und die Goten" wurde „Siggi und die Ostgoten" und das bekannte „gallische Dorf" sinniger-weise zu „Bonnhalla". Die „unbeugsamen Gallier" waren n nun besetzte Germanen, die Besatzer sprachen mit itt englischem, französischem oder gar russischem Akzent. t. Und im Prolog zu „Siggi und die goldene Sichel" hieß ß es gar: „Den Gedanken an die Wiedervereinigung mitt den Brüdern und Schwestern im übrigen Germanien n hat man längst unter der Donar-Eiche begraben." Noch bedenklicher wurde es, als sogar antisemitische Züge auftauchten und aus einem Kneipenbesitzer (bei „Asterix") der Kollaborateur „Schieberus" wurde. urde. Jedweden Zweifel an dessen jüdischer Identität ließ Kauka beseitigten, indem Schieberus in jiddischem Duktus parlierte. Kein Wunder also, dass Albert Uderzo und René Goscinny (selbst jüdischer Abstammung), „Asterix"’ geistige Väter, die Lizenzvergabe an Kauka verärgert aufkündigten. Der antwortete wegen des großen, aber nicht zu prolongierenden Erfolgs seiner „Asterix"-Adaption mit " Ad ti dann d it der noch dreisteren Kopie „Fritze Blitz und Dunnerkiel" in „TipTop", dem Nachfolgermagazin von „Lupo". Hier trat gar der ehemalige DDRStaatsratsvorsitzende Walter Ulbricht als Comic-Figur Herzog Hulberick auf. Das mag einem aus heutiger Sicht ein, wenn auch bemühtes, Lächeln abringen. Und es würde wohl weit über das Ziel hinausschießen, Kauka postum faschistoider Tendenzen zu bezichtigen, wie es etwa die satirische Monatszeitschrift „Pardon" tat, die „Lupo" als „rechtsradikales Kindermagazin" bezeichnete.
den sich der einstige Offizier auch d zeitlebens und darüber hinaus gefallen z lassen musste. Diesen Eintrübungen l seiner Karriere zum Trotz hat Kauka mit s „Fix und Foxi", mit „„Lupo „ p ((modern)" ) mit „TipTop" und m d mit m „Primo", Kaukass Gegenstück, manchee G sagen Vorläufer, von s n „Zack", dem großen „ Erfolg des Koralle E Verlags, nicht nur der V deutschen Comicd Landschaft überhaupt L d pt erst ein Zuhause gegeben und ein junges b Publikum mit den P heute längst anerh kannt besten Serien k der d Welt bekanntgemacht. Der clevere Geschäftsmann hatte mit Mehrfachverwertungen gleich auch noch die E Entwicklung h di t i kl von der eher belächelten Heftchenv hin h zu einer anspruchsvolleren AlbenKultur, wie sie heute gepflegt wird, K angestoßen. Dennoch: Für die breite Öffentlichkeit dürfte Ö fte Kaukas Name in erster Linie mit seinen beiden Comic-Füchsen verbunden bleiben: „Fix und Foxi" war zweifellos das erfolgreichste und wohl auch langlebigste Comic-Magazin, u das d je in Deutschland realisiert wurde; das Heft erschien von 1953 bis 1994. Schon 1973 hatte e Kauka zwar seinen Verlag verkauft, allerdings K nicht ohne die Rechte an Figuren und Titeln zu n halten. h Mit gutem Grund. M Als 1994 der damaliA ge g Besitzer von „Fix und Foxi", der Pabel-Moewig F Verlag, die Umstellung g von einem Comic- auf ein n an „Bravo" erinnerndess Jugendmagazin forcierte,, legte Kauka sein Veto ein. n. „Fix und Foxi" war(en) damit Geschichte. Vorerstt wenigstens. Denn it G hi ht V i t D seitdem hat es unter verschiedener Führung immer wieder einmal Reanimationsversuche gegeben, auf Papier, im Fernsehen und R auch im Netz. Ironischerweise war es ausgerechnet der Berliner a Ehapa-Verlag, das angestammte Zuhause der Micky Maus, der ab E April 2000 ein Comeback „ganz im Sinne Rolf Kaukas" versuchte, A so s die damalige Pressesprecherin von Ehapa, Marion Egenberger. Kauka selbst lebte damals mit seiner vierten Ehefrau Alexandra K längst im Süden der USA, wo er, 83-jährig, am 13. September l 2000 auf seiner Plantage in Thomasville im US-Bundesstaat Georgia starb. Der „deutsche Walt Disney", der er nie sein wollte, hinterließ ein Werk, das nicht nur die Kindheit vieler kult!-Leser entscheidend geprägt hat. Wer (noch) heute, im weit fortgeschrittenen Alter, die Integral-Reihen von „Jeff Jordan", „Natascha" oder „Johann und Pfiffikus" liebt, der weiß genau, was das heißt ... Andreas Kötter
Zum Weiterlesen:
Bei Kauka wurde Asterix" zur Propaganda " umhin, Kaukas „Politik", noch dazu mitten Dennoch kann man nicht
Reddition" – Zeitschrift für "Graphische Literatur, No. 56
im Kalten Krieg, als Revanchismus und deutsch-nationale Propaganda zu begreifen, die schon die Jüngsten indoktrinieren sollte. Ein Vorwurf,
Das war Primo" "in der Edition Comic Forum
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Hörspiel-Klassike
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Von Kirsten Borchardt
Der Klang von Freiheit und Abenteuer A
nfang der 70er Jahre brauchte es nicht viel, um das oberste Etagenbett im Kinderzimmer in den Mastkorb eines Piratenschiffs, den Rückzugsort unter dem Tisch in den Eingang einer geheimnisvollen Tropfsteinhöhle und einen Türpfosten in einen Marterpfahl zu verwandeln: Man legte eine der Langspielplatten mit dem schwarz-weißroten Europa-Label auf und durfte zweimal 20 Minuten lang in aufregende, unbekannte Universen vordringen. Die Platten erzählten die alten Geschichten von Blutsbrüdern, Seeräubern und Rittern, vom Drachentöter Siegfried, von Indianer-Joe oder Dracula, und sie erzählten sie so gut, dass man die Velours-Auslegeware und das Kieferfurnier um sich herum völlig vergaß. In einer Zeit, da Urlaubsreisen allenfalls in die deutschen Nachbarländer führten und die Welt noch klein war, hatten Abenteuer Hochkonjunktur: Die WildwestRomane von Karl May verkauften sich glänzend, es gab zahllose kindgerechte Bearbeitungen der Werke von Daniel Defoe, Robert Louis Stevenson, Alexandre Dumas, Mark Twain oder Jack London, und im Fernsehen schuf das ZDF mit seinen Vierteilern Zwei Jahre Ferien", Tom Sawyer" " " oder Lederstrumpf" echte Straßenfeger. Man sehnte sich " nach fernen Welten oder vergangenen Zeiten, nach dem Unbekannten, Aufregenden und Geheimnisvollen, in dem man Entdecker und Held sein konnte. Seite
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itte der 60er Jahre gab es auf dem deutschen Markt noch keine Kinder-Hörspiele, wie sie heute aus keinem Kinderzimmer mehr wegzudenken sind. Märchen wurden von den Eltern oder Großeltern erzählt, Abenteuerromane selbst gelesen, sobald man etwas größer war. Das Fernsehen begann gerade erst, sich als Fantasiestimulans für Jungen und Mädchen zu etablieren, aber die Geräte, wenn überhaupt schon im Haushalt vorhanden, waren die Domäne der Erwachsenen, und der Fernsehkonsum wurde in den meisten Familien strikt kontrolliert. In diese Lücke stieß 1965 das Label Europa, ein Tochterunternehmen der Plattenfirma Miller International, das damit in diesem Jahr Jahr sein sei ein n 50. 50 0 Jubiläum Jubi Ju bilä bi lääum feiert. Firmengründer Dave Miller hatte in den USA bereits Platten mit nachgespielten Standards zum kleinen Preis vertrieben und brachte sein Konzept nach Deutschland, wo er sich mit dem Toningenieur und Produzenten Andreas Beurmann zusammentat. Zunächst veröffentlichte Europa leichte Klassik, Evergreens und volkstümliche Musik – eine LP für nur fünf Mark. Bis Beurmann eines Tages das Programm dachte, Mensch, mm m eerweiterte: r ei rw eite tert te rrtte: e „„Ich Ich Ic h da dach ch htee, Me Mens nsch ns ch,, wi ch wirr müssten eigentlich mal was für die Kinder tun", erinnert er sich. „Meine erste Idee war, Märchen zu machen. Über den Rundfunk" – Beurmann war Tonmeister beim NDR gewesen – „hatte ich Hans Paetsch kennen gelernt, der ein wunderbarer Sprecher war. Für Andreas Beurmann mit Heikedine Körting die ersten Aufnahmen fuhr ich zu ihm hin – ich packte mein AEG-Magnetofon und ein Mikrofon ins Auto, dann saßen wir in seiner Garage, und er sprach die Texte. Er war ein wunderbarer Mann. Sehr, sehr kultiviert."
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aetsch war damals am Hamburger Thalia-Theater beschäftigt und wirkte auch in zahlreichen Filmen mit,, aber es waren letztlich Beurmanns Kinderschallplatten, die ihn wirklich berühmt machen sollten. Seine sonore, leicht knarrende Stimme malte farbenprächtige Bilder für die Ohren und besaß eine bedingungslose Autorität. „Wenn er sagte, der Mond gehe auf", sagt Andreas Beurmann, „dann ging der Mond wirklich auf." Die ersten Märchen, die Paetsch in der Garage las, wurden allen Unkenrufen zum Trotz ein Erfolg, auch wenn Kritiker Beurmanns Projekt gern als „die elektrische Oma" verspotteten. Die Schallplatten verkauften sich sogar in den enormen Stückzahlen, die Europa pressen ließ, um auch hier den konkurrenzlos günstigen Preis von fünf DM halten zu können. Beurmann machte sich also auf die Suche nach neuen Stoffen: „Man ging nach eigenem Gusto vor und nahm Sachen, die einem selbst gefielen. Huckleberry Finn n H uckl uc k eb kl eber errry r F inn in n un und d solche Geschichten – Kinder-Weltliteratur."
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as erste Hörspiel, das sich nicht – wie die zuvor erzählten Märchen – an kleinere Kinder, sondern an die etwas größeren richtete, war 1966 eine Adaption von Robert Louis Stevensons „Die Schatzinsel", ein damals sehr beliebter Stoff, der zeitgleich auch als einer der legendären Fernsehvierteiler fürs ZDF bearbeitet wurde. Es war so lang, dass es gerade noch auf eine LP passte, und begann mit nur ein paar leisen, etwas unheimlichen Klängen, bevor Susanne GoodTimes
Hartau mit klarer Stimme anhob: „Ich H bin b Jim Hawkins, ein ganz gewöhnlicher Junge. Aber der Zufall wollte es, dass ich J ein e Abenteuer erlebte, wie es wohl keiner von euch auch nur hat erzählen hören v …" … Das allein genügte für eine wohlige Gänsehaut. G
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ört man diese karge Inszenierung heute, staunt man, wie mit geringen Mitteln sich damals Spannung erzeugen ließ. Die s si Geschichte wurde mit wechselnden Sprechern G vorgelesen, nicht wirklich gespielt, und war v nur n rudimentär mit Geräuschen unterlegt. Ein E paar leise Wellen umspülen die Klippen, auf denen das Gasthaus Admiral Benbow a steht, steh st ehtt und eh und d im im Hafen Hafe Ha fen fe n vo vvon n Bristol tuten ein paar Dampfschiffe, die es eigentlich zu Hawkins’ Zeiten noch gar nicht gab. Dafür klang der Gesang des alten Seebären von den 15 Mann und der Buddel voll Rum herrlich gruselig. Seite 1 endete noch dazu mit der simplen, aber ungeheuer effektiven epischen Voraussage: „Plötzlich … sah ich etwas Entsetzliches." Als Kind drehte ich die Platte stets mit leichtem Grausen um, denn schon unzählige deenn nachdem nac achd hdem hd em m ich ich sie sie ja ja sc scho hon ho n un u zählig zä zähl igee Male gehört hatte, wusste ich, was Jim Hawkins sah, und ich wusste auch, dass gleich am Anfang von Seite 2 dieser fürchterliche Todesschrei des Leichtmatrosen Tom erklingen würde, wenn ihm Schiffskoch und Oberfiesling John Silver mit der Krücke das Genick brach. Es brauchte keine Hans Paetsch und Heikedine Körting dramatische Musik, und es brauchte auch nicht mehr Geräusche: Meine Fantasie füllte alle Lücken, die diese Platte ließ.
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uch die Hörspiele der „Jugend"-Reihe wurden ein Erfolg, und Europa vergrößerte sich schnell. Produzent Beurmann gab die Regie Dziallas ab, die unter dem Namen Claudius Brac zahlg an Sieglinde g reiche Europa-Abenteuer betreute, gefolgt re vvon Schauspieler Konrad Halver, der unter aanderem die ersten Karl-May-Erzählungen bearbeitete. Ihm folgten Dagmar von Kurmin b und schließlich, 1972, Beurmanns späteu ree Ehefrau Heikedine Körting, unter deren LLeitung schließlich „Die drei ???" zur erfolgreichsten Hörspielreihe aller Zeiten avanre cierten. Zunächst fanden ci die Aufnahmen zu d Hause bei Beurmann H n statt, der Teile seist ner Wohnung zur n Schalldämmung mit Eierpappen m aausgekleidet hatte. Die Schauspielerin D Gerda Gmelin erinnerG rte sich sic ich h später sp pät äter e gern ger ern n daran, dara da ran ra n wie sie Tom Sawyers wye yers rs Tante Polly in einer Telefonzelle gesprochen hatte, atte at te,, te die zur Sprecherkabine umgebaut worden war. r. Bei der Musik griff Beurmann auf den MillerKatalog zurück oder arrangierte als Bert Brac eigene Titel. Geräusche wurden gern recycelt; bestimmte Schusswechsel waren gleich auf mehreren Platten zu hören, und der besagte Todesschrei des Leichtmatrosen Tom fand auch auf „Siegfried – Die Nibelungensage"" 2/2015
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begann in den Siebzigern ein neuer Trend: „Hanni und Nanni", be „5 Freunde" oder die Geschichten um „Burg Schreckenstein" lösten die alten Helden ab. Wer sich als Kind jedoch mit Roderick löss lö Usher gegruselt hatte, mit Winnetous Apatschen geritten war Us oder od sich mit Robin Hood im Wald von Sherwood versteckt hatte, den ließ das aufregende Abenteuerkribbeln auch im haa Erwachsenenalter nicht los. Er
Verwendung. Um Verfremdungen und Effekte zu erzeugen, wurden die Tonbandspulen mit der Hand manipuliert. Heikedine Körting erzählt: „Wir haben Kleber um die Tonbandspulen gewickelt, damit sie etwas größer waren und dementsprechend schneller oder langsamer liefen. Und wie oft hatte man zerschnittene Finger, weil man das Band ein bisschen festgehalten und sich an den scharfen Kanten verletzt hatte."
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chon bald hatte man bei Europa opa d den en D Dreh reh re h fü fürr ec eechtes cht htes es O es Ohrenkino hren hr en nki kino n no raus, und klirrende Degen, krachende Schüsse oder heulender Wind sorgten für eine dichte Atmosphäre. Doch sie machte nur einen Teil der Faszination aus, die von den Hörspielen ausging. Vielmehr erkannte Europa die richtigen Themen,, die Kinder und Jugendliche damalss ansprachen, arbeitete mit überzeugenden, ja hervorragenden Sprechern und wusste die Skripte spannend und dramatisch zu halten. Es war nicht entscheidend, eine realistische Vertonung zu bieten – es brauchte nur die richtigen Kleinigkeiten, um die Fantasie in Gang zu setzen. Die Karl-May-Hörspiele – in den frühen Siebzigern die Bestseller im Europap Katalog – waren mit kurzen Sequenzen von „OriginalIndianermusik und Kriegstänzen" versehen, wie es auf dem Cover hieß, und dieser Hinweis reichte schon für einen Hauch Exotik. Die geschliffene, ein wenig altmodisch klingende Sprache öffnete ebenfalls Türen in eine andere Welt. „Es wurde immer sehr darauf geachtet, keine Mo Modewörter benutzen", betont Körting, M dewö de wört wö rter rt er zzu u be enu nutz tzzen en"" b eton et o t Kö on Kört rttin ing g „so so wie ‚knorke' zum Beispiel. Auch Alltagssprache wurde nicht verwendet."
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orgetragen von markanten Sprechern wie Hellmut Lange, Claus Wilcke oder dem legendären Hans Paetsch, brannten sich einzelne Sätze unauslöschlich ins Gedächtnis ein. „Störtebeker, Gotland ist nicht mehr dein!", verkündete Paetschs leicht hämischer Gödecke Micheel. „Welch eine Vergeltung", rief Claus Wilckes Old Shatterhand beim Tod des Generals am Devil’s Head. „Ist das das Ende? – Nein, ein neuer Anfang", versicherten sich Rudolf H. Herget und Ingeborg Kallweit am Schluss von Ben Hur. In jedem Haushalt, in dem es Kinder und einen Plattenspieler gab, fand sich irgendwo eine Europa-Platte. Die Platten wurden getauscht, verliehen, auf Flohmärkten verkauft und verschenkt, und dank der enorm hohen Auflage, in der sie erschienen, wuchs in den 70er Jahren kaum ein Kind ohne die Stimmen von Paetsch, Halver, Wilcke oder Lange auf.
ementsprechend gibt es im Internet mittlerweile sehr ausführliche Archive, liebevoll von Fans betreut, die so ziemlich alles al zusammengetragen haben, was es an harten Fakten über die d Hörspielklassiker aus dem mittlerweile halben Jahrhundert di Europa-Geschichte zu berichten gibt. Marcus Ebeling betreibt die E Seite Se www.claudius-brac.de, die neben einer Auflistung aller LPs Se und Hintergrundinformationen auch fundierte Specials samt samt m SSprecherpr p g zzu einzelnen Themen bietet. Seine Begeisterung te für die Vinylabenteuer fü begann mit „Tom Sawyer b und Huckleberry Finn", u das er noch heute gern d hört: „Für mich war die h SSzene ganz schrecklich, wo Tom und Huck sich auf w dem Heuboden verstecken d und einer der Verbrecher u Hacke und Schaufel der H beiden bemerkt. Und dann b Indianer-Joe, der sagt: In ‚Weißt du, was das bedeu‚W W ttet? – Dass vor kurzem te hier welche gesucht h haben. Und – Pause h möglicherweise – noch hier sind.’ Wenn n man das heute hört, m muss man sagen, dass m Horst Fleck, der den H sprach, IIndianer-Joe In n furchtbar chargiert. fu Aber es hat gewirkt." A
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eswegen hörte man die Platten eeben eb b auch immer wieder, so sehr man sich d den Momenten auch gruselte. Denn: Am Ende ging ja in d en aaufregendsten ufre uf reegeend ndst s en st e M om men ente ten te n au uch g r se ru selt ltte D e alles gut aus. Und die Worte von Jim Hawkins galten wohl für uns alle, wenn wir zum 100. Mal die Nadel auf die Rille senkten und uns mit dem ersten Knacken wieder in den Wilden Westen, nach Transsylvanien, in den Orient oder ins alte Rom versetzen ließen: „Das Abenteuer lockte, und Kindheit und Heimat lagen plötzlich weit hinter mir."
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eben den Abenteuerklassikern wie „Winnetou", „Die drei Musketiere", „Sindbad der Seefahrer", „Oliver Twist", „Moby Dick" oder „Ivanhoe" vertonte Europa zeitgeistgemäß Weltraum- oder Detektivgeschichten, ließ Django durch Mexiko reiten oder Perry Rhodan durchs All fliegen, entwickelte aber auch eigene Stoffe, wie die von Eberhard Alexander-Burgh geschaffene Gespenstergeschichte „HuiBuh", die zur ersten erfolgreichen Serie für das Label wurde. Damit Seite
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Inzwischen auch auf CD echter Kult: Die Hörspielklassiker, neu aufgelegt. Mit "Max und Moritz" begann vor 50 Jahren die Europa-Saga. 2/2015
Die Mach t der Stimm en
Geräuschen Gerade in den frühen Jahren, als die Europa-Hörspiele mit einem Minimum an ten Geschich die dass sorgten, und Musik auskamen, waren es die Sprecher, die dafür Europagelang Wurf goldene Der wurden. o" auch ohne viel Beiwerk zum "Ohrenkin schallplatten Macher Andreas Beurmann gleich zu Anfang, als er für die ersten Märchen konnte, ichten verpfl Paetsch Hans ler chauspie Theaters den roduktion Europa-P der aus werden einmal" war Es ewigen dessen markante, knarrende Stimme zum Sinnbild des " , überSprecher den Paetsch gab -Reihe Jugend" sollte. Auch auf vielen Hörspielen der " rte er porträtie Silver John Schurken genialen den – Rollen andere nahm aber auch viele oder schuna so gewinnend wie grausam, und er überzeugte auch als gestrenger Intschu-T er Hamburg n führende den von n Kalif Harun Al-Raschid. Viele Europa-Sprecher stammte Fernsehe legendär der Lange, Hellmut bekannt: n Bühnen oder waren aus dem Fernsehe sorgte als Lederstrumpf", übernahm diese Rolle auch im Hörspiel, und Charles Regnier " als brillierte Wilcke Dracula für enormen Grusel. Der als Percy Stuart bekannte Claus für r Abenteue einem Buh", Hui in Old Shatterhand, Klaus Störtebeker oder König Julius " nunverken und ichlichen unvergle den durch zuletzt kleinere wie größere Kinder, das nicht wurde. rfolge Europa-E größten der einem zu Titelrolle der in baren Hans Clarin
en alten Die Originale" auf CD dass die Hörspiele der gut "In den Nullerjahren sorgten "Die drei ???" dafür, Kul achsene Erw le Vie n. t avancierte
herauskamen und zum an Tom Sawyer, "Die Zeit aus der Kinderecke Klassiker aus der Kindheit, die an der e wie h tzlic plö erinnerten sich ginal-LPs in der Regel gut auf Ebay erzielten die Ori und ou, ten net ich Win r sch Ge ode el" die Schatzins Archive und legte hin noch einmal tief in die ar mit Preise. Europa griff darauf ll gestaltete Vinyloptik, sog evo lieb e CDs bekamen ein ntege gel r zwa rde wu al von damals neu auf. Die teri lseite. Am alten Ma pie Abs r rze wa es sch neu und ein r chnitten ode fühlbaren "Rillen" da eine Dialogpassage ges und r hie , eilt ten gef trau um ver r her ihre nig lich ein we die Hörspiele in r im großen Ganzen blieben als Stück Musik eingefügt, abe fügbar, weitere 20 gibt es ver CD auf " n sind 70 "Originale Form erhalten. Inzwische uropa.de. -Seite www.natuerlichvone Download auf der Europa
Mit Karl May in den Wilden Westen
Die größten Verkaufserfolge der frühe n Jahre erzielte Europa mit der Adaption der beliebten Wildwest -Romane von Karl May. 1968 bearbeitete Regisseur Konrad Halv er die drei Winnetou"Bände für jeweils zwei LPs und bese " tzte sich kongenial mit der Titelrolle: Halvers Stimme ließ den edlen Häuptling der Apatschen mindestens so integer, würdevoll und aufrecht erscheinen, wie ihn Pierre Brice in den Filmen verkörperte, während sein Schauspielerfreund Michael Poelchau einen ebenso glaubwürdigen Old Shatterhand ablie ferte. Es folgten zahllose weitere Geschichten: Der Schatz im Silbersee", Der Ölprinz", " Unter Geiern" oder " Old Surehand", die im Gegensatz zu " den zehn Jahre zuvo"r gedrehten Filme n stets nahe an der Romanvorlage blieben. Später wagte man sich an die OrientRomane Mays, bei denen teilweise Hellmut Lange als Kara Ben Nemsi zu hören war, und vertonte auch weniger bekannte Bände wie To-Kei-Chun" oder Die Skla venkarawane". Die " " Zahlung von Lizenzen an den KarlMay-Verlag umging Europa durch ein geschicktes Manöver, wie der damalige Produzent Andreas Beurmann schildert: Karl May war ja schon vor langen " Jahren gestorben, und die Rech te an seinen Büchern waren erloschen. Der Verleger Schmid hatte die Geschichten jedoch neu herausgebracht, daran geringe Teile geändert und damit die Rechte an diesen Neufassungen erworben. Als er zu mir kam und Lizenzen verlangte, zeigte ich ihm, welche Bände ich benutzt hatte: die Ur-Texte, die allere rsten Veröffentlichungen, die ich teilweise in den USA gekauft hatte. Schmid sah mich fassungslos an und sagte: Mein Gott , das ist ja geschickt – sagen Sie es bitte nicht weite' r!'"
DIE NEUEN ORIGINALE DIGITAL REMASTERT
Harald Juhnkes Album von 1979, benannt nach der gleichnamigen TV-Serie. Mit 4 Bonustracks.
Vor 40 Jahren nahm Caterina Valente ihr erstes Album für das Label ELECTROLA auf. Mit 3 Bonustracks.
DIES E U N D W E I TE RE O RI GI N A L E - F OL G E N AL S CD & DOWNL OAD E R HÄLTL I CH. w w w. f ac e b o o k . c o m / Sc h l a g er O r i g i na l e · w w w. o r i g i na l e . c d
Borussia Dortmund
Der BVB und der Europapokal 1966: Das Wunder von Glasgow
Die späteren Helden von Glasgow
Die 60er Jahre waren die erste ganz große Blütezeit der Dortmunder Borussia. Nach den Erfolgen von 1956 und 1957 konnte der BVB 1963 zunächst zum dritten Mal den Meistertitel erringen. 1965 folgte der erste Gewinn des DFB-Pokals und damit die Berechtigung zur Teilnahme am Europapokal der Pokalsieger. Gleich beim ersten Mal triumphierten die Borussen in diesem heute nicht mehr ausgespielten Wettbewerb, und das gegen den damals als unbezwingbar geltenden englischen Meister, das Wunderteam des FC Liverpool.
Borussen etwas leichter: 2:1 bei West Ham United und 3:1 zu Hause lauteten die Ergebnisse. Finale!!! Ein Endspiel stand nun an, in dem der BVB als absoluter Außenseiter galt, zumindest was den rein sportlichen Aspekt betraf. Denn der FC Liverpool stand damals am Anfang der ganz großen Zeit der englischen Top-Klubs, die bis weit in die 80er Jahre hinein reichen sollte.
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llerdings hofften die Borussen auf die Unterstützung der schottischen Fußballfans. Eine Hoffnung, die sich nicht nur aus der grundsätzlichen Rivalität zwischen Schotten und Engländern speiste, sondern vielmehr darauf beruhte, dass Liverpool im Halbfinale Celtic Glasgow aus
nvergessen ist dieser 5. Mai 1966 bis heute nicht nur bei den Dortmunder, sondern bei allen Fans des deutschen Fußballs. Denn an diesem Abend wurde im Hampden Park zu Glasgow deutsche Fußballgeschichte geschrieben, bedeutete dieser Titelgewinn doch den ersten Triumph einer deutschen Mannschaft überhaupt auf europäischem Parkett. In der Vorrunde hatte das Team des neuen Trainers Willi Multhaup beim 5:1 und 8:0 gegen den maltesischen Floriana FC zwei wahre Schützenfeste veranstaltet, zu denen Stürmer Lothar Emmerich gleich sieben Treffer besteuerte. Ganz so leicht hatte man es in der ersten Hauptrunde dann nicht mehr. Zwar besiegte man ZSKA Sofia im Hinspiel mit 3:0, musste aber im Rückspiel beim 2:4 in Sofia lange zittern. Nicht anders im Viertelfinale. Dem 1:1 im Hinspiel bei Atletico Madrid folgte ein hauchdünnes 1:0 in Dortmund. Im Halbfinale dagegen hatten es die Seite
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Kapitän Wolfgang Paul führt seine Elf an
GoodTimes
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Fotos: © Horstmüller
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dem Wettbewerb nd dann: Verlängerung! Nun geworfen hatte – folgte der ganz große Auftritt unter fragwürdivon Reinhard „Stan" Libuda, wie Held gen Bedingungen. erst vor der Saison zum BVB gestoCeltic hatte das ßen, ausgerechnet vom Erzrivalen Halbf inalhinspiel Schalke 04. Der Dribbelkünstler, mit 1:0 gewonnen, von dem die Schalker Fans sagten: das Rückspiel in Liverpool „Keiner kommt an Gott vorbei – verpool aber 0:2 verloren. Ein regulärer Celtic-Treffer, außer Stan Libuda", war es, der kurz der aufgrund der Auswärtstorregel das nach Anpfiff der zweiten Hälfte der Weiterkommen der Schotten bedeutet Verlängerung, in der 107. Minute, hätte, war nicht gegeben worden. Die mit einem Heber ins leere Tor für die "Neuzugang" Sigfried "Sigi" Held in Aktion Entscheidung sorgte. Die Borussia von den Celtic-Fans zunächst auch angekündigte Hilfe für den BVB sollte allerdings ausbleiben. Die für brachte diesen knappen Vorsprung über die Zeit. Ob es wirklich so ihren sprichwörtlichen Geiz berühmten Schotten gönnten dem reichen war, wie Liverpools zu Tode betrübter schottischer Trainer Bill Shankly FC Liverpool wohl schlichtweg nicht die Zuschauereinnahmen, die ihr glaubte („Die bessere Mannschaft hat das Spiel verloren"), dürfte den Kommen bedeutet hätte ... „Helden von Glasgow" in diesen Minuten wohl völlig egal gewesen sein. Erschöpft, aber auch unendlich glücklich waren der spätere Schalker o schien die Begegnung den erwarteten Verlauf Manager Rudi Assauer, Hans Tilkowski, Wolfgang zu nehmen. Die „Reds" zwangen der Borussia Paul, Dieter Kurrat, Lothar „Emma" Emmerich und ihr Spiel auf und setzten Hans Tilkowski im BVBall die anderen, als dass sie sich darüber noch Tor ein ums andere Mal gehörig unter Druck. hätten Gedanken machen wollen. Der BVB war als Spielerisch lief nichts zusammen; weil man aber auf erste deutsche Mannschaft Europapokal-Sieger! Dortmunder Seite in diesem „Spiel des Lebens" fighUnd auch die Krone des besten Torschützen holte tete bis zum Umfallen, konnte man mit einem torsich ein Borusse. Mit 14 Toren war „Emma" der losen Unentschieden in die Pause gehen. Nach dem beste Goalgetter der Saison. Eine Quote, die bis Wechsel zunächst das gleiche Bild. Liverpool stürmte zur Einstellung des Wettbewerbs 1999 nie wieder ... aber jetzt konterte die Borussia. Und wie: In der ein Spieler erreichen sollte. Übrigens: Kurz darauf, 61. Minute war es Sigfried „Sigi" Held, erst vor der im Sommer 1966, erhielt Emmerich bei der WM Saison von den Offenbacher Kickers nach Dortmund in England zudem den Spitznamen „linke Klebe", gekommen, der einen dieser vielversprechenden weil er beim 2:1-Sieg gegen Spanien das Leder aus Gegenangriffe zum 1:0 für den BVB abschloss. Die spitzestem Winkel zum zwischenzeitlichen 1:1 mit überbordende Freude sollte allerdings nicht lange anhalten. Nur sieben Minuten später konnte Roger Der andere "Neue", Reinhard "Stan" links in den Winkel hämmerte ... Libuda stemmt den Pokal. Andreas Kötter Hunt für die „Reds" ausgleichen.
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THE BEATLES
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Die BEATLES im Comic
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Von Markus Nöth
Eine Casio-Taschenrechner-Uhr war in den 80er Jahren weit mehr als ein lustiges Gadget für verspielte Technikfreaks. Digitaluhren mit integriertem Taschenrechner waren echte Multitalente im außergewöhnlichen Design. Damals der letzte Schrei, heute im Museum und längst Kult! 974 brachte Casio (Japanisch: Kashio Keisanki Kabushiki-gaisha) seine erste Digital-Armbanduhr auf den Markt. Nicht nur die digitale Anzeige war neu, sondern auch das gesamte Design sowie die mehr als zehn Zusatzfunktionen der unter dem Namen „Casiotron" vertriebenen Uhr – vielleicht der Beginn der (bis heute!) nicht aufzuhaltenden Technologisierung nicht nur am Handgelenk! Denn fortan musste alles irgendwie digital sein. Der Name Casio ist und war bekannt für Innovation auf dem Elektroniksektor sowie insbesondere für multifunktionale Armbanduhren. Getreu dem Casio-Motto, nämlich „nützliche und originelle Produkte für den Alltag zu schaffen", gelang es den Ingenieuren, eine ganze Reihe von interessanten Artikeln zu entwickeln. 1981 kam dann die digitale Armbanduhr mit Rechnerfunktion. Zu jeder Zeit griffbereit – ein eingebauter Taschenrechner für zahlreiche Einsätze im Alltag. Doch (für mich) kam die Casio-Entwicklung leider zu früh, denn damals trug ich noch einen Scout-Ranzen, der breiter war als ich selbst, und somit reichte mein Fünf-MarkTaschengeld-Kontingent (pro Woche) bei weitem nicht aus für den Erwerb einer eigenen Taschenrechneruhr. Umso schlimmer war deshalb für mich Weihnachten 1981, da mein damals bester Freund Ralph am 24. Dezember vom Christkind so ganz anders beschenkt wurde als ich. H Hier erschien mir die Welt das erste ersste Mal als ungerecht! Doch immerhin ließ mich Ralph D imm me über die Schulter schauen, d wenn n er mal wieder an seinem zwar zw war einzigen, aber für mich Weihnachtsgeschenk ccoolsten oo herumspielte – einer silbernen he h Taschenrechneruhr von Casio, T Ta bei b der die Uhrzeit auf einmal Nebensache war. N Casio CA 50
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Heute wissen wir, dass es die Uhren seinerzeit bei Casio nicht nur in Silber, sondern auch in Schwarz und goldfarben gab. Wobei letztere Farbe heutzutage den perfekten 80er-Jahre-Style kaum übertrumpfen kann. Die Uhren waren aber nicht nur stylisch, sondern auch sehr robust, da als Material für die Gehäuse Resin zum Einsatz kam. Das Armband wurde je nach Modell ebenfalls aus Resin oder aus Edelstahl gefertigt. Übersichtliche Digitaldisplays sorgten dafür, dass Datum, Uhrzeit sowie diverse Rechenergebnisse und andere Werte exakt abgelesen werden konnten. Dies bescherte meinem Freund Ralph ein regelmäßig wiederkehrendes Ritual – er durfte bei jedem Mathe-Test seine Casio-Uhr der Lehrerin vor Testbeginn „freiwillig" aushändigen. n. Ob seine Mathe-Lehrerin je selbst versucht hat, einen nen Test mit den winzigen Tasten auf Zeit zu bestreiten, ist leider nicht überliefert ... Die „CA-50" mit ihren 16 Knöpfen machte die Uhr aber nicht nur für Kinder interessant, sondern entwickelte sich auch schnell zur beliebten Business-Uhr für alle, die im Job und in der Freizeit gern ihre Zahlen n im Blick haben wollten. Mitte der 80er Jahre re kam dann die „CFX-40", hier war jede der 16 Tasten en auf sagenhaften drei Ebenen mit Zahlen, Werten ten und Rechenoperationen belegt. Sogar Bool'sche che Operatoren gab es. Und es folgten weitere sportliche Kultklassiker ker aus dem Hause Casio. Wir erinnern uns (bestimmt!) timmt!) an die „G-Shock" (1983) – die intelligente ente und multifunktionale Revolution. Die „DW-5000C-1A" CFX-40 wiederum war absolut stoßfest und extrem widerstandsfähig, da staub-, schlamm-, wasser- und magnetfeldresistent. Aber auch die erste Solar-Uhr mit Digitalanzeige war (1987) ihrer Zeit irgendwie weit voraus: Die „AL-180" machte dank Solartechnologie jeden Batteriewechsel überflüssig und überzeugte nicht nur die Müsli-Esser und „Atomkraft – nein danke!"-Aufkleber-Fraktion. Heute liegen im Grunde nahezu alle Casio Digitaluhren aus den 70er und 80er Jahren absolut im RetroTrend und erleben nicht nur bei technikbegeisterten Uhren-Liebhabern eine regelrechte Renaissance. Insbesondere die goldenen Exemplare sind beliebt, teuer und kult!
GoodTimes
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