Ne u NEU ab 15.7.2016 im im
Handel!
men Sammlung aller bisherigen kult!-Autothe plus viele neue spannende Geschichten rund um das Automobil. www.goodtimes-kult.de
NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz
IMPRESSUM Anschrift: NikMa Verlag Fabian Leibfried Eberdinger Straße 37 71665 Vaihingen/Enz Tel.: 0 70 42/37660-160 Fax: 0 70 42/37660-188 E-Mail: goodtimes@nikma.de www.goodtimes-kult.de www.facebook.com/goodtimeskult
mit
Poster
Herausgeber und Chefredakteur: Fabian Leibfried
Mitarbeiter: Matthias Auer, Matthias Bergert, Jens-Uwe Berndt, Horst Berner, Kathrin Bonacker, Kirsten Borchardt, Lothar Brandt, Susanne en Buck, Michael Fuchs-Gamböck, Hans-Jürgen Günther, Thorsten Hanisch, Christian Hentschel, Teddy Hoersch, Michael Klein, Andreas Kötter, Madita Leibfried, Niklas Leibfried, Nicolas von Lettow-Vorbeck, Bernd Matheja, Kati Naumann, Hans-Joachim Neupert, Markus Nöth, Helmut Ölschlegel, Thorsten Pöttger, Alexander Querengässer, Sven Rachner, Malte Ristau, Philipp Roser, Roland Schäfli, Thorsten Schatz, Lars Schumacher, Ulrich Schwartz, Christian Simon, Alan Tepper, Jörg Trüdinger, Claudia Tupeit, Uli Twelker, Thomas Wachter, Jürgen Wolff
Abonnements, Shop: Andrea Leibfried, goodtimes@nikma.de
Grafische Gestaltung: Andrea Zagmester, kult@nikma.de Kathleen Müller, grafik@nikma.de
Anzeigenverkauf: Petra Czerny, anzeigen@nikma.de
Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 1211 53334 Meckenheim Tel: 0 22 25/88 01-0
Druckerei: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Str. 168 34121 Kassel
Erscheinungsweise: 2x jährlich
Copypreis:
Einzelheft: 6,50 € (Preis inkl. 7% MwSt.)
kult!
Willkommen bei
Früher war alles besser! Wirklich? Naja. Sicherlich anders, manchmal in der Tat besser. Aber die Erinnerung verklärt doch manches, wie man bei genauerem Hinschauen des Öfteren feststellen muss. Beispiel gefällig? Schönerer Fußball sei früher gespielt worden, schwelgen viele ältere Fans in Nostalgie, erinnern sich an den legendären ersten Si Sieg d einer deutschen Nationalmannschaft in Wembley, als Beckenbauer, Netzer, Maier, Müller & Co. mit dem Ball zauberten. Führt man sich das Match heute zu Gemüte, fällt auf, wie elegant und technisch ansprechend zwar, aber auch langsam damals gekickt wurde. Vergleichbares gilt für die furiosen Auftritte der Fohlen-Elf" aus " Mönchengladbach, die routiniert-abgeklärte Spielweise der Münchner Bayern, den kurzzeitigen Sturm und Drang" des 1. FC Köln. " Dennoch: Man erinnert sich einfach gern daran, am Kult-Status der damaligen Stars ist nicht zu rütteln. Und ebenso wenig an dem des Jeeps: So unbequem Fahrten in dem legendär robusten Gefährt auch waren, sie hatten einfach das besondere Etwas. Gleiches gilt für den Filmsektor: Curd Jürgens war zeitweise, egal, was man von seinen Künsten als Schauspieler halten mochte, einfach der Größte. Das HB-Männchen" " übrigens ebenfalls, auch wenn es aus heutiger Sicht Generationen von Rauchern dazu verführte, sich selbst langfristig zu schädigen. Und trotzdem: Die Erinnerung an diese kultigen Relikte – und Ikonen – von einst möchte man nicht missen.
Abonnement: siehe Seite 39
Anzeigen: Für gewerbliche Anzeigen bitte Preisliste Nr. 01 (inkl. Mediadaten) anfordern.
Kontoverbindung: NikMa Verlag Kreissparkasse Ludwigsburg IBAN: BIC:
Eben deshalb präsentieren wir sie Ihnen auch in dieser neuen Ausgabe von kult! – zum Schwelgen in Erinnerungen und vielleicht auch als Anstoß zum Nachdenken. Vieles war in der Tat früher anders, manches besser, anderes weniger – aber eben doch einfach erinnerungswürdig, und zwar in Ost und West. Viel Spaß beim Schmökern wünscht Ihnen
DE38 6045 0050 0000 1082 94 SOLADES1LBG
Titelfoto: Audrey Hepburn: © INTERFOTO / Mary Evans / PARAMOUNT PICTURES / Ronald Grant Archive Han Solo (Harrison Ford): © Lucasfilm Ltd. / Fox Filmverleih GoodTimes kult! ist auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt! Weiterverwendung aller in GoodTimes kult! erschienenen Artikel, Interviews, Fotos, Rezensionen etc. nur mit der Zustimmung des Herausgebers gestattet. Gerichtsstand: Stuttgart
Fabian Leibfried -Herausgeber/ChefredakteurVon kult! wird es künftig auch monothematische Sonderausgaben geben. Am 15. Juli starten wir die Edition mit Vol. 1 zum Thema Auto. Mitte Januar 2017 wird Vol. 2 zu Western-Serien" erscheinen. Die Termine am besten jetzt schon fest vormerken! "
kult! Nr. 15 erscheint am 21.10.2016 GoodTimes
2/2016
■
Seite
3
kult! 60er · 70er · 80er
Ausgabe April 2016 2/2016 (Nr. 14)
INHALT RUBR IKE N
Seite 16
3 Editorial/Impressum 4 Inhaltsverzeichnis 5 Top 5: Kindheitsund Jugendidole
Seite 70
Mitarbeiter & Prominenz
6 News from the past Altes neu ausgepackt
37 kult! Shop 39 kult! Abo 98 kult! Verlosung 98 kult! Rätsel 47 Star Wars/Audrey Hepburn
Seite Seit te 36
Riesenposter
14 Curd Jürgens Superstar mit Statussymbolen
16 Audrey Hepburn Kochen mit Everybody’s Darling
20 Star Wars
Seit Seite te 62 6
Kino-Kult aus dem Weltraum
22 Star Wars A–Z
62 Jeep – 75 Jahre
28 Mode-Reklame der 70er – Serie (Teil 3) Eine neue Generation bricht mit dem Althergebrachten
Seite 42
32 Otto Waalkes
66 Lautsprecher von MB Quart Riesige Kleine
Fünf Jahrzehnte Komik und kein Ende
68 Kultbücher
33 Peter Alexander "
Harte Kerle und kernige Weiber fahren Jeep
Geschätzt, geliebt, gelobt
Peter dem Großen" zum 90.
70 Bomba
34 Wünsch dir was
Der Dschungelboy
Eine Spielshow erregt die Nation
72 Herrenschlüpfer der 60er und 70er Jahre
36 Werbe-Ikonen – Serie (Teil 2)
Feinripp für alle!"
"
Das HB-Männchen" geht in die Luft "
74 Musikalische Schätze aus der DDR – Serie (Teil 1)
38 Unvergessene TV-Charaktere – Serie (Teil 3) Oscar Madison ( Männerwirtschaft") "
VEB Deutsche Schallplatten
Seite 32
40 Kaugummi-Automaten
76 Disco" "
Die schönen Unbekannten
Spot an – jaaaa!
42 Flotte Teens und heiße Jeans
Seite 74
Sex-Klamotten aus Bella Italia
44 Kino-Bösewichte – Serie (Teil 2)
78 Location Cortina d'Ampezzo im Film Die Perle der Dolomiten – und ihre Schattenseiten
80 Nylons & Strapse
Rik Battaglia: Der Mann, der Winnetou erschosss
46 Conan – Der Barbar
Ein Mythos von Schönheit und Erotik
82 Edel-Seifenopern der 80er Jahre – Serie (Teil 1)
Durch Schwarzenegger zum Welthit
56 Johannes Mario Simmel
Der Denver-Clan
Ein Lebens-Interview" – spannend wie ein Krimi mi "
86 Autokinos – Drive-In Theater
58 Das Jahr 1966
Der Kinosessel auf vier Rädern wurde 80!
GroKo, Wembley & Raumpatrouille" "
88 Elvis Presley Der King hält Hof in der hessischen Provinz
Seite 46 Seite 82
90 Max Kruse Für immer Kind sein!
92 Roland Kaiser
Seite 94 Sei
Ich will Spaß haben"
"
94 Elastolin-Figuren Als Old Shatterhand und Prinz Eisenherz im Kinderzimmer Einzug hielten
96 Meistermacher der 70er Seite 20
Seite 90 Seite
4
■
GoodTimes
2/2016
Weisweiler! Lattek! Mönchengladbach! München! Köln!
kult! Kindheits- und Juge ndidole
Brian Connolly (Sweet) Gerd Müller Ron Ely (Tarzan) Kremers-Zwillinge (Schalke 04) Suzi Quatro
1. 2. 3. 4. 5.
The Beatles Charlie Chaplin Walt Disney Winnetou Emma Peel
1. 2. 3. 4. 5.
Dolly (Enid-Blyton-Heldin) Abba John-Boy Walton Miss Piggy Ina Deter
1. 2. 3. 4. 5.
Tom Sawyer Mr. Spock Peter Gabriel (Genesis) Gerd Müller Daktari
1. 2. 3. 4. 5.
Helmut Lange als Lederstrumpf Paulchen Panther Die blaue Elise Der Unsichtbare" (aus der gleichnamigen Serie) " Tarzan
1. 2. 3. 4. 5.
Bilbo Beutlin Günter Netzer Marc Bolan (T. Rex) Valerie Kaprisky (in Atemlos") " Pumuckl
1. 2. 3. 4. 5.
Ben Cartwright Schneller Hirsch (aus Bessy") " Jupp Heynckes Jerry Spring Lupo
1. 2. 3. 4. 4.
Winntetou Old Shatterhand Patrick Swayze Die drei ??? Tom Cruise
1. 2. 3. 4. 5.
Schneewittchen Huckleberry Finn Dean Reed Smokie Suzi Quatro
1. 2. 3. 4. 5.
Akim – Der Sohn Des Dschungels Winnetou Old Shatterhand Nick – Der Weltraumfahrer Perry Rhodan
Fabian Leibfried
Horst Berner
Kathrin Bonacker
© goodtimes-photo.de
Lothar Brandt
Susanne Buck
Michael F.-Gamböck
Andreas Kötter
Andrea Leibfried
Kati Naumann
H. J. Neupert
GoodTimes
1. 2. 3. 4. 5.
Silberpfeil Räuber Hotzenplotz Bananarama Samantha Fox Louis de Funès
1. 2. 3. 4. 5.
Kara Ben Nemsi Hans Rosenthal Peter Lustig Schlemihl (Händler in der Sesamstraße") " Zak McKracken (Rolle in einem Computerspiel)
1. 2. 3. 4. 5.
Sophie Marceau Franziska van Almsick Heinz Rühmann Christopher Lambert Helloween (Band)
1. 2. 3. 4. 5.
Slade Sepp Maier Heinz Rühmann Jack Nicholson Humble Pie
1. 2. 3. 4. 5.
John Wayne Adam Cartwright Old Shatterhand Errol Flynn Steve McQueen
1. 2. 3. 4. 5.
Jerry Cotton Walter Röhrl Giacomo Agostini Dr. Karl Sternau (Karl arl May) Frodo Beutlin
1. 2. 3. 4. 5.
The Beatles Pierre Brice Lex Barker The Lords Edgar Wallace
1. 2. 3. 4. 5.
x) Marc Bolan (T. Rex) Dr. Strange Günter Amendt Der Silver Surfer Hermann Hesse
1. 2. 3. 4. 5.
Winnetou Robin Hood Thomas Höpker (Fotojournalist) W. Eugene Smith (Fotojournalist) Michelle Vaillant
1. 2. 3. 4. 5.
Carl Valentin Chet Baker Fritz Walter (1. FC Kaiserslautern) Wilhelm Furtwängler Marlon Brando
2/2016
■
Seite
Markus Nöth
Thorsten Pöttger
Sven Rachner
Philipp Roser
Roland Schäfli
Ulrich Schwartz
Christian Simon
5
Alan Tepper
Jürgen Wolff © Guido Rottmann
1. 2. 3. 4. 5.
© Bravo-Starschnitt
TOP 5
Klaus Voormann
from the past DVDs + BLU-RAYs BUFFALO BILL SEIN GRÖSSTES ABENTEUER Kentucky 1878: Buffalo Bill führt einen Siedlertreck durch den Westen und lernt dabei die schöne Ethel kennen. Als diese im Städtchen Custer nur knapp einen Angriff von Indianern überlebt, heckt er einen Plan aus, um den nächsten Überfall der Eingeborenen zu überstehen. Zudem erfährt Buffalo Bill, dass ein schwunghafter Handel mit Waffen besteht, geschmuggelte Gewehre, die letztlich bei den Indianern landen. Regelmäßig finden solche Gaunereien in dem Städtchen Custer statt, wo zwei Gangsterbosse die Angelegenheiten unter sich regeln – bis Buffalo Bill die Sache in die Hand nimmt! 1965 ist dieser Italo-Western unter dem Originaltitel Aventu" ras del Oeste" als deutsch-italienisch-spanische Gemeinschaftsproduktion entstanden, unter der Regie des Spaniers Romero Marchent sind Rik van Nutter, Adrian Hoven, Kurt Großkurth und Helga Sommerfeld in den Hauptrollen zu sehen. Im Sommer 1965 kam der Film (allerdings von 92 auf 73 Minuten eingekürzt) unter dem Titel Die letzte Kugel traf den Besten" in die deut" schen Kinos, diese Version ist nun als DVD mit dem neuem Titel Buffalo Bill – Sein größtes " Abenteuer" erschienen. (Starmovie/edel, 73 Min.)
DIE ABENTEUER DES ROBINSON CRUSOE Die Geschichte von Robinson Crusoe gibt es in unzähligen Versionen, 1954 verfilmte der renommierte spanische Regisseur Luis Bunuel die Romanvorlage von Daniel Defoe mit dem irischen Schauspieler Dan O'Herlihy – der dafür für einen Oscar nominiert wurde – in der Hauptrolle. Relativ werkgetreu wird dabei die Geschichte des englischen Kaufmannsohnes Robinson Crusoe erzählt. Die Abenteuerlust treibt ihn auf See, bei einem Sturm erleidet sein Schiff vor der amerikanischen Küste Schiffbruch, als einziger kann er sich auf eine unbewohnte Felseninsel retten. Mühsam richtet er sich das Leben dort ein, mit dem d wenigen, was er in dem Schiffswrack und auf der kleinen Insel findet. Eines k Tages entdeckt Robinson, T der d sich allein auf der Insel glaubt, dann menschliche g Fußspuren: Kannibalen sind F auf a die Insel gekommen, um Gefangene zu schlachten und G zu verspeisen. Crusoe gelingt es, eines ihrer Opfer zu befreien, und gewinnt so einen Freund und
Gefährten. Trotz einiger zeittypischer 50er-Jahre-Klischees sicher eine der besten Verfilmungen des Literaturklassikers, die ihre Stärke vor allem aus der Schilderung des Überlebenskampfes bezieht, die zeigt, welche Kraft und innere Stärke ein Mensch entwickeln kann, wenn es um seine Existenz geht. (Starmovie/edel, 87 Min.)
DIE GROSSE SCIENCE FICTION COLLECTION
gegen die Aufständischen vorgehen. Der junge Arbeiter Lorca führt mit seinen Freunden sowie dem Roboter Grid den Widerstand an und bekommt es deshalb mit dem Kopfgeldjäger Danny zu tun. Bei Time Runners" sind in einer fernen " Zukunft Millionen Menschen in Kriegen gestorben, die Städte liegen in Schutt und Asche. Die ultimative Waffe sind Zeitmaschinen, die es ermöglichen, den Ausgang der Kriege nachträglich zu beeinflussen. (Paragon Movies, 2 DVDs, 575 Min.)
ERDE, MOND & STERNE Auf zwei DVDs gibt es hier sechs amerikanische Science-Fiction-Filme aus den 50er und 60er Jahren, die weniger mit ausgefeilten Spezialeffekten als mit ihrem herrlichen Charme punkten können. Immer wieder höchst interessant dabei, wie sich die Filmemacher dieser noch gar nicht so lange vergangenen Zeit damals die Zukunft vorstellten, wie sie Raumschiffe, fremde Planeten, Astronauten, Aliens und unbekannte Welten darstellten. Bei Rakete zum Mond" landen die " Amerikaner mit einer atombetriebenen Rakete vvor der Konkurrenz aus dem Osten auf dem Mond. Da man O wegen Protesten auf der Erde w üübereilt losflog, ist nicht gennug Treibstoff für den Rückflug vorhanden. Aber die aauf dem Erdtrabanten festssitzende Crew strotzt nur so vor Ideen, wie sie mit dieser Situation Bei Tauchfahrt des Grauens" Si i umgeht. h B " suchen Professor Aitken und Ingenieur Collinson 1896 im Bermudadreieck nach dem sagenumwobenen Atlantis. Als riesige Kraken die Männer in die Tiefe reißen, werden sie unverhofft fündig. Doch die Bewohner der Stadt sind ihnen ganz und gar nicht wohlgesonnen, und der Fluchtweg wird durch blutrünstige Monster versperrt. Ro" binson Crusoe auf dem Mars" präsentiert die Geschichte von Commander Kit Draper und Colonel Dan McReady. Sie umkreisen während eines Forschungsflugs im Weltall den Mars, als eine Fehlfunktion ihres Raumschiffs sie dazu zwingt, den Schleudersitz zu betätigen: Nur Draper und ein Affe namens Mona überleben. Gemeinsam müssen sie lernen, in der feindlichen Umgebung zu überleben, gegen Durst, Hunger und feindliche Aliens anzukämpfen. Im Film Sam Hell ist " der Jäger" ist die Welt zerstört, fast alle Männer können keine Kinder mehr zeugen. Eine der wenigen Ausnahmen ist Hell, der einen Deal mit der Regierung eingeht, so viele Frauen wie möglich zu schwängern. Einige fruchtbare Frauen werden in Frogtown gefangengehalten, einer Stadt, in der Mutanten leben, deren Gene sich aus Frosch und Mensch gemischt haben. Redwing" spielt auf " dem Planeten Odessa, wo Menschen als Minenarbeiter ausgebeutet werden. Als sie gegen die Arbeitsbedingungen protestieren, trifft eine Ladung Killer-Roboter ein, die mit brutalen Mitteln Seite
6
■
GoodTimes
2/2016
HEINZ ERHARDT SEINE SCHÖNSTEN FERNSEHAUFTRITTE Ohne Zweifel gehört Heinz Erhardt zu den beliebtesten und erfolgreichsten Komikern der deutschen Fernsehgeschichte. In zahlreichen Kinofilmen zeigte er sein komödiantisches Talent, das er in zahlreichen Fernsehshows aber noch viel besser ausleben konnte. Die DVD Heinz " Erhardt – Seine schönsten Fernsehauftritte" zeigt jetzt ein buntes, gut dreistündiges Potpourri aus den Archiven der ARD, in dem Erhardt noch einmal von seiner besten Seite gezeigt wird, als unnachahmlicher Wortakrobat, als tollpatschiger Elefant im Porzellanladen, als scheinbar schüchterner Schelm, der es faustdick hinter den Ohren hat. Klasse! (hr Media, 184 Min.)
JOHN WAYNE DUKE EDITION – 4 FILME BOX John Wayne gehörte fraglos zu den bestbezahlten, erfolgreichsten und auch einflussreichsten Schauspielern Hollywoods. Schon in den 1920er Jahren stand der spätere Oscar-Gewinner vor der Kamera, aber erst 1939 schaffte er den Durchbruch zum Star. Von nun an war er unter anderem in Filmen wie Hatari", " Ringo" und Rio Bravo" " " zu sehen, wobei es natürlich auch viele ältere, unbekanntere Filme gibt, in denen John Wayne – obwohl er dabei keine Hauptrolle spielt – seine Klasse zeigte. Vier davon gibt es jetzt zusammen auf einer DVD mit dem Titel John Wayne – " Duke Edition – 4 Filme Box" zu sehen. In Mein " Pferd Duke" bietet sich Neuankömmling John Drury während einer Gerichtsverhandlung an, das angeklagte Pferd Duke zu zähmen. Nachdem ihm das gelungen ist, schließt er sich der Jagd nach einem Verbrecher und dessen Bande an. Der angesehene Bürger Henry Sims führt ihn in die Wüste, wo sich herausstellt, dass Sims selbst der gesuchte Gangster ist. Sims lässt John und
Duke gefesselt zurück und schiebt Drury einen Überfall auf die Gordon-Ranch in die Schuhe. Duke kann sich und John befreien, doch in der Stadt hält man John für den Gesuchten. In Das " Phantom und die Goldmine" wird der junge John Mason durch einen mysteriösen Brief dazu aufgefordert, sich in eine Geisterstadt zu einer aufgegebenen Goldmine zu begeben, die einst zur Hälfte seinem Vater gehörte. Den gleichen Brief erhält auch Janet Carter, die Tochter des ehemaligen Miteigentümers, dessen Anteil nun jedoch im Besitz des Gangsters Joe Ryan ist. Ryan ist mit seiner Bande ebenso vor Ort wie ein mysteriöses Phantom, das heimlich die Versuche aller Beteiligten beobachtet, den versteckten Goldschatz zu finden. Im programmatischen Tötet den Viehdieb" schickt der Gouverneur " von New Mexico Deputy Sheriff John Steele los, um Viehdiebstähle zu unterbinden und zu helfen, die Kolonisierung des wilden Territoriums voranzutreiben. Undercover hält sich Steele in der größten Stadt der Gegend auf und stößt auf zwei Parteien, die für Viehdiebstähle verantwortlich sein könnten: der Geschäftsmann Sonora Joe sowie der Viehbaron Sam Crew. Als die Nachricht die Runde macht, dass ein WagenTreck mit 5000 Rindern naht, wird klar, wer der Schuldige ist. Crew hat es auf die Herde abgesehen, wobei Steele alles tut, um den Diebstahl zu verhindern. In Indianer auf falscher Spur" geht " es um Gus Lynch, einen gierigen Opportunisten, der den Stadtbewohnern für seine Waren viel zu hohe Summen abknöpft. Um sicherzustellen, dass sich an dieser Situation nichts ändert, überzeugt Lynch High Wolf und seine Indianer, dass sie die neue Telegrafenverbindung zerstören, da ansonsten immer mehr weiße Männer in ihr Territorium kommen würden. Als die Indianer den Kriegspfad betreten, erfährt der Army-Scout John Trent, dass ein Weißer die Indianer für seine Machenschaften missbraucht. Er macht sich auf den Weg, nicht nur um die Telegrafenlinie zu schützen, sondern auch um den Drahtzieher hinter den Angriffen dingfest zu machen. (Starmovie/edel, 214 Min.)
HACHIKO Um dem kleinen Akitawelpen Hachiko ein Leben auf der Straße zu ersparen, nimmt der liebevolle Professor Ueno den kleinen Hund in seine Obhut. Bald schon entwickelt sich zwischen den beiden eine außergewöhnliche Freundschaft. Als ein Schicksalsschlag diese Freundschaft zerstört, wird Hachiko zu einer Legende, zu einem Symbol für Treue und Loyalität, das heute noch in Japan verehrt wird. Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt Hachiko" herzerwärmend von einer " Freundschaft zwischen Mensch und Hund, die
über den Tod hinausgeht. Dabei ist der Kinohit aus Japan ein Film, der Jung und Alt gleichermaßen berührt, zweifellos ein Erlebnis für die ganze Familie, bei dem man sich dem Zauber dieses Meisterwerks nicht entziehen kann. (Cult-Movie-Entertainment/edel, 105 Min.)
KIR ROYAL + MÜNCHNER GESCHICHTEN + IRGENDWIE UND SOWIESO + MONACO FRANZE – DER EWIGE STENZ Digital remastert gibt es nun vier bayerische Kult-Serien in HD-Qualität auf DVD und Bluray. 1986 inszenierte Helmut Dietl die sechsteilige TV-Serie Kir Royal" als sarkastische " Persiflage auf die Medienbranche und die Münchner BussiBussi-Gesellschaft. Neben einer temporeichen Story gab es mit Senta Berger, Mario Adorf und Dieter Hildebrandt eine exquisite Besetzung, Franz Xaver Kroetz brillierte F aauf unnachahmliche Weise als a Boulevard-Reporter Baby Schimmerlos. Gut zehn Jahre S zuvor zeigte Dietl erstmals z sein s Talent für schräge Typen, Günther Maria Halmer spielte G in Münchner Geschichten" " den Vorstadt-Strizzi und Lebenskünstler Tscharlie, der tagsüber immer noch bei seiner Oma wohnt, stets auf den großen Coup hofft und nachts die Schwabinger Schickeria unsicher macht. 1986 gelang Franz Xaver Bogner mit Irgendwie und sowieso" " ein Überraschungserfolg. Der zwölfteiligen Serie, die im Jahr J 1968 spielt, gelang es auf wunderbare Weise, das Lew bensgefühl b der d Flower-Powere Zeit mit Z bayerischem Lokalkolorit zu verbinden, sie machte Ottfried Fischer als naiven Bauernsohn Alfons alias Sir Quickly weit über die bajuwarischen Landesgrenzen hinaus bekannt. Anfang der 80er Jahre musste man bei Monaco Franze – Der ewi" ge Stenz" Titelheld Helmut Fischer einfach gern haben. Natürlich wegen seiner lässigen Lebensart und seiner staubtrockenen Sprüche, aber hauptsächlich wegen seines großen Herzens, in dem so gut wie alle Frauen einen Platz fanden. Am Ende kehrte er aber immer wieder zu seiner Anette (Ruth Maria Kubitschek) zurück, die er dann mit einem zärtlichen Spatzl" um Verzeihung bat. " (EuroVideo Medien, je 2-DVDs, 360 Min. + 450 Min. + 570 Min. + 477 Min.) GoodTimes
2/2016
■
Seite
7
MÄRCHEN ZAUBER DIE SCHÖNSTEN MÄRCHEN Die Gebrüder Diehl haben über einen Zeitraum von 40 Jahren zahlreiche Märchenfilme produziert. Dabei entwarf Hermann die Puppen, p und Ferdinand führte Regie. So entstanden zwischen 1929 und 1970 überwiegend reine Puppenfilme, aber auch solche, in denen Puppenaufnahmen mit Realspielszenen kombiniert sind. Ihre Bildsprache und ihr Puppenpersonal hat sich ganzen Schülergenerationen der 30er und 40er Jahre eingeprägt, eine ihrer bekanntesten Figuren ist der 1938 entstande Igel, der nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Namen Mecki bestens bekannt wurde. In den 50er und 60er Jahren gehörten ihre Grimm-Verfilmungen wie Der Wolf und " die sieben Geißlein" (1939) oder Der gestiefel" te Kater" (1940) noch zum Standardrepertoire der nachmittäglichen Kinovorstellungen und der 16-mm-Vorführungen im Schulsaal. Neben diesen beiden Klassikern bieten die zwei DVDs mit dem Titel Märchen Zauber" auch die Mär" chenfilme Tischlein deck dich", Dornröschen", " " Kalif Storch", Von einem, der auszog, das Gru" " seln zu lernen", Die Wichtelmänner" und Die " " Stadtmaus und die Feldmaus". Außerdem gibt es – teilweise als DVD-Premieren – noch die Kinderfilme Immer wieder Glück", Nautilus " " – Wupp fährt zum Nordpol" sowie Kasper La" rifari und die Wunderschachtel" zu sehen, als Bonus-Material ist eine ausführliche Dokumentation zur Geschichte des Trickfilmstudios der Gebrüder Diehl enthalten. (Tacker Film/Alive, 308 Min.)
kult!
Unsere Gewinner der Verlosung aus kult! Heft 13 – 1/2016:
Stichwort kult!-Verlosung" " Bud Spencer"-Paket: " Winfrid Stüber, Nortorf Alexander Bauer, Lauffen/Neckar Steelbook Zurück in die Zukunft": " Klaus Tapper, Freiburg Oliver Castellas, Nürnberg Buch Vintage Toys": " Alexander Kainz, Leutkirch-Gebrazhofen DVD-Set Calimero": " Tim Hellmich, Marl
Herzlichen Glückwunsch!
from the past MEIN FREUND DER WOLF
FREE TO RUN
1975 entstand unter der Regie von Gianfranco Baldanello mit Jack Palance, Joan Collins und Fernando E. Romero in den Hauptrollen p der Film Ruf des Wolfes", " für die Ende vergangenen Jahres erschienene DVDVersion wurde der Titel nun in Mein Freund der Wolf" " abgeändert. Die Story spielt in Alaska, ein Junge und seine Schwester verbringen den Winter in einer Blockhütte unweit der Goldgräberstadt Dawson City. Ci Ihr h Vater wurde auf der Suche nach Proviant von Indianern getötet. Die Geschwister haben nur einen Freund: Buck – halb Hund, halb Wolf. Ein Tier, das den beiden bedingungslos ergeben ist, sie beschützt und schon aus so manch gefährlicher Situation gerettet hat. Im Frühjahr machen sich die drei auf nach Dawson City, der Stadt, die vom skrupellosen Geschäftemacher Bates und seiner Gang terrorisiert wird. Doch mit Hilfe des treuen Tieres gelingt es ihnen, die Gangster zur Strecke zu bringen. (Starmovie/edel, 93 Min.)
Entspannung, Fitness, Wettkampf, Gesundheit oder einfach nur Spaß: Die Gründe zu laufen sind so vielfältig wie die Millionen Menschen, die das Laufen bereits für sich entdeckt haben. Noch in den 60er Jahren galten Sportler, die außerhalb eines Sportplatzes ihre Runden drehten, als Freaks, Frauen war in vielen Ländern die Teilnahme an Wettbewerben sogar g verboten. Erst Läuferpersönlichkeiten wie der charismatische RunningRebell Steve Prefontaine, die Frauenrechtsaktivistin Kathrine Switzer oder Fred Lebow, der exzentrische Erfinder des New-YorkMarathons, ebneten den Weg für einen Sport, der längst zu einer Massenbewegung, ja für viele sogar zur Lebenseinstellung geworden ist. Die Leidenschaft dieser Pioniere wirkt bis heute ansteckend und inspiriert aktive wie angehende Läufer, die Freiheit des Laufens zu entdecken. Free To Run" zeigt " den Weg dieses Sports vom Außenseiterdasein zur Massenbewegung, lässt in Gesprächen mit Wegbereitern und in eindrucksvollem Archivmaterial den Spirit und die Energie spürbar werden, die das Laufen zur Erfolgsgeschichte machten. (DCM/Universum, 98 Min.)
WOLFGANG NEUSS DAS NEUSS TESTAMENT DAS JÜNGSTE GERÜCHT Zusammen mit seinem langjährigen Kompagnon Wolfgang Müller tingelte Wolfgang Neuss in den 50er und 60er Jahren durch die Varietés der Bundesrepublik, war auf der Theaterbühne (u.a. als Moritatensänger in Brechts Dreigro" schenoper") zu sehen und trat in zahlreichen p Kinofilmen auf (u.a. Das " Wirthaus im Spressart", Ferien auf Immenhof" oder " Auf der Reeperbahn nachts " uum halb eins"). In seinen Kabarettprogrammen seK zzierte er mit schneidendem Wortwitz das deutsche PoW litikgeschehen, schloss sich li später der Tunix"-Bewegung an und wurde " zum Hasch-Rebellen", vehement protestierte " er gegen den Vietnam-Krieg, hatte eine Dauerfehde mit der Springer-Presse. Legendär auch sein 1983er Talkshowauftritt, bei dem er zunächst Richard von Weizsäcker ( Ritschie") in " Verlegenheit brachte und dann kurzerhand die Moderation übernahm. Großartig auch seine Soloprogramme, auf DVD gibt es nun die Fernsehaufzeichnung des Neuss-Programms Das " jüngste Gerücht" aus dem Jahr 1963. Ergänzt wird der Rückblick auf Wolfgang Neuss um den Kinofilm Das Neuss Testament" aus dem " Jahr 2009, mit dem Rüdiger Daniel dem einzigartigen Kabarettisten ein filmisches Denkmal errichtet hat. (Tacker Film/Alive, 120 Min.)
RENDEZVOUS UNTERM NIERENTISCH Sie wissen ja, eine Frau hat zwei Lebens" fragen: Was soll ich kochen und was soll ich anziehen?" – so ungeniert konnte man in den 50er Jahren noch für Backpulver werben! In der 2015er Jubiläums-Edition von Ren" dezvous unterm Nierentisch" sind sie alle wiederauferstanden, die 50er-Jahre-Stars der Markenwerbung wie die Lindes-KaffeeBienchen, der tanzende Erdal-Frosch, die weiße Frau von o Persil, die bombastischen Triumph-Mieder, der StarT mix-Zauberer oder das m traumwandelnde Darmolt Männchen. Mit fröhlicher M Naivität und in brillanter N Tricktechnik zeigten daT mals m Werbefilme die schöne n neue Welt der AdenauerÄra. Auch der schneidigÄ schnarrende Kommentar der Wochenschau" " verkündete den Fortschritt im Stil der neuen Zeit: Mit wenigem kann man beginnen", " hieß es noch Anfang der 50er Jahre, bescheiden rückte man den schmalen Nierentisch und den Gummibaum zurecht. Der Stolz auf den Wiederaufbau und auf die neue Wohnkultur mutet heute rührend an, ebenso das raumsparende Klappbett oder die JunggeselSeite
8
■
GoodTimes
2/2016
lenküche, die sich mit einem Handgriff in ein Badezimmer verwandeln ließ. Die ersten vollautomatischen Waschmaschinen zogen in den Haushalt ein und neue Rundfunkgeräte und Magnetofone lösten den alten Volksempfänger ab. Schon bald tönte Rock'n'Roll aus den Lautsprechern und erschreckte marschgewohnte Ohren. Alles, was die Fünfziger so unnachahmlich machte, findet sich hier wieder: Mode, Möbel, Tapeten, Tampax, Haushaltsgeräte, Frauengold und ein unwiederbringlicher Zeitgeist zwischen Biederkeit und Aufbruch. (Tacker Film/Alive, 100 Min.)
DAS BESTE VON SIMON'S CAT VOL. 2 Nein, keine Katze ist so nimmersatt und so durchtrieben wie Simon's Cat. Ihr unverkennbares Markenzeichen ist die Fütter mich"" Geste. Und doch gehört sie irgendwie zu den liebenswertesten Haustieren auf unserem Planeten. Ihren Siegeszug rund um den Globus verdankt sie einem Zufall, eigentlich wollte ihr Erfinder, der Brite Simon Tofield, nur ein Zeichenprogramm testen. Für ein paar Freunde kreierte er einen kurzen Film und stellte diesen ins Netz. Kurz darauf verbreitete sich die skurrile Animation wie ein Lauffeuer und brachte den Server an den Rand des Zusammenbruchs. Auf der DVD Das Beste von Simon’s Cat Vol. 2" sind nun " neue witzige Kurzfilme und vier Specials von Simon Tofield enthalten. Darunter der fast siebenminütige und bisher unveröffentlichte Bonus-Film Simon's Stories". Große und kleine " Fans der fresswütigen Katze dürfen sich auf schrille Eskapaden, dreiste Fütterungsattacken und typische Slapstickmomente freuen. (Universal, 54 Min.)
DAS ZEICHEN DER MUSKETIERE D'Artagnan und Porthos bekommen den Befehl von Richelieu, der als mächtigste Figur der französischen Kirche vorsteht, eine Verschwörung gegen den König Frankreichs Louis XIII. aufzudecken. Verkleidet als Mönch ggelangt D'Artagnan in die Kirche, in der die d Abtrünnigen agieren. D'Artagnan wird jedoch D entlarvt und kann nur mit e Porthos' Hilfe entkommen. P Währenddessen versucht W dder Duke von Montresant, ssein Mündel zu zwingen, aalle ihre Besitztümer an ihn zzu überschreiben, damit er
die flämischen Truppen im Kampf gegen den König unterstützen kann. Aber die Herzogin verweigert dies und wird daraufhin mit ihrem Dienstmädchen nach Brescon geschickt, D'Artagnan und Porthos entschließen sich, den Frauen zu folgen, um sie zu befreien. In diesem zeittypischen Mantel- und DegenFilm aus dem Jahr 1962 mit zahlreichen Fechtszenen spielen George Nader, Magali Noël, Georges Marchal und Massimo Serato die Hauptrollen. (Starmovie/edel, 87 Min.)
AUF DER SUCHE NACH DER SCHATZINSEL DIE KOMPLETTE SERIE Im Jahr 1894 liegt Robert Louis Stevenson – Autor des legendären Abenteuerromans Die " Schatzinsel" – im Sterben. Während seiner letzten Atemzüge schwört er, dass die Insel tatsächlich existiert und es eine Schatzkarte gibt. 100 Jahre später begibt sich der Abenteurer Paul Raymond, der in den Besitz der Karte gekommen ist, auf die Suche nach der sagenumwobenen Insel und ist seitdem verschollen. Ein Jahr nach seinem letzten Lebenszeichen reist seine Frau Sally zusammen mit ihren Kindern von Sydney aus nach Samoa, um Paul wiederzufinden. Auf See gerät die Suchexpedition in einen Sturm und erleidet Schiffbruch – auf der Schatzinsel! Werden sie hier auf Paul stoßen? Und können sie trotz des Mahlstroms, der die Insel isoliert, nach Hause zurückkehren? Wie werden die einheimischen Stämme auf die Gestrandeten reagieren? Und gibt es auf der Insel wirklich einen Schatz? (Studio Hamburg Enterprises, 4 DVDs, 296 Min.)
dem Fliewatüüt gelöst werden können. Noch in derselben Nacht brechen beide zu ihren Abenteuern auf. Diese 1972 entstandene Produktion verband Marionettenspiel mit realen Szenen und ist ohne Frage absoluter TV-Kult. (Studio Hamburg Enterprises, 2 DVDs, 263 Min.)
verstorbene Vater von Victoria und Albert gearbeitet hat. Von nun an reisen die Centauri-Kids um die ganze Welt, nach Deutschland, Spanien und Südafrika, wo sie sich stets im Wettlauf mit Savage befinden. (Studio Hamburg Enterprises, 3 DVDs, 600 Min.)
STRASSENFEGER 14
ZWEI MÜNCHNER IN HAMBURG
DIE FÜNFTE KOLONNE (FOLGE 13–23)
DIE KOMPLETTE ERSTE STAFFEL
Auch in der zweiten Staffel von Die fünfte " Kolonne" ist die Bundesrepublik Deutschland Agentengebiet. Amerikaner und Russen tragen dabei auf noch komplexere Weise ihre erbitterten Grabenkämpfe aus, lebensgefährus, le g liche Aktionen von Geheimdiensten sind Alltag. Alle Episoden sind abgeschlossene, aufwändig inszenierte und spannende Krimis, oft authentischen Fällen nachempfunden. Ostagent Ottmar (Erik Ode) erhält in Kiel eine codierte Botschaft, Die ägyptischen Katze"" i h K " aus Gips auf seinem Kaminsims hilft ihm beim Dechiffrieren. Als Filmproduzent getarnt tritt er in Kontakt mit Bootsmann Pohl (Thomas Braut), um so militärische Details auszuhorchen. Auch Dr. Jensberger (Carl Lange) wird von Spionen belangt. Er ist ein Ass im Bereich physikalischer Erfindungen. Ein gewisser Coswig (Wolf Richards) bietet ihm eine Million für die Herausgabe seiner neuen Formel. Er lehnt ab und erleidet einen Herzanfall. Ein Glück nur, dass die feindlichen Missionen immer rechtzeitig von der westlichen Verteidigung vereitelt werden! (Studio Hamburg Enterprises, 4 DVDs, 764 Min. & 44 Min. Bonus)
Anzeige
ACHTUNG! STRENG GEHEIM ROBBI, TOBBI UND DAS FLIEWATÜÜT Tobias Findeisen, genannt Tobbi, geht in die dritte Klasse und hat das mit Himbeersaft betriebene Fliewatüüt" konstruiert: Flie", weil " " es fliegen g kann,, Wa", weil es auf dem Was" ser s schwimmt, und Tüüt", " weil w es auch wie ein Auto fahren kann. Nur, wer baut f es e ihm? Eines Nachts klopft es e am Fenster und der Roboter Rob 344-66/IIIA aus b der d dritten Roboterklasse, kurz Robbi, steht im Garten. Er eröffnet dem kleinen Erfinder, dass er das Fliewatüüt bereits gebaut habe und es im Garten stünde. Tobbi soll ihm bei der Lösung dreier Abschlussaufgaben der dritten Roboterklasse helfen, die nur mit
Julia Heininger, Abteilungsleiterin der Bayernbank München, erfährt, dass sie für eine neue Aufgabe vorgesehen ist. Sie soll die Leitung einer Filiale ihrer Bank in Hamburg übernehmen – einerseits ein großer Vertrauensbeweis, andererseits aber vermutet sie hinter dieser Verschickung" in den ho" hen Norden ihren beruflichen Kontrahenten und Kollegen Dr. Ralf-Maria Sagerer. Julias zehnjähriger Sohn Max aus geschiedener Ehe und Haushälterin Fanny sind entsetzt, was sollen sie in Hamburg, wo es nicht einmal Berge zum Skilaufen gibt? Julias Mutter Hermine, die am Tegernsee ein großes Hotel führt, sieht das Ganze allerdings gelassener. Sie spürt, welch große berufliche Chance ihre Tochter mit dem neuen Job bekommt. S So entschließt hli ß sich Julia, zunächst alleine nach Hamburg zu reisen und dort so schnell wie möglich eine Wohnung zu finden. Großartig, wie sich in dieser Kult-TV-Serie aus dem Jahr 1989 die Hauptdarsteller Uschi Glas und Elmar Wepper zunächst argwöhnisch beharken, dann aber immer mehr Gefallen aneinander finden ... (Studio Hamburg Enterprises, 4 DVDs, 630 Min.)
DIE KOMPLETTE ERSTE STAFFEL Albert und Victoria Wiggins leben in einem Waisenhaus. Eines Tages fordern die Behörden ihren Onkel Sir Joshua Cranberry auf, die Geschwister zu adoptieren. Cranberry ist Erfinder, im Keller seiner Farm im Busch abseits von Sydney besitzt er einen Super-Computer. Über den Computer gelingt es ihnen, Kontakt p zu z anderen Kindern aus der ganzen Welt aufzunehmen. g Das D Alpha-Centauri-Netzwerk ist geboren. Durch w dieses Netzwerk wird fortan d der d Schurke Neville Savage g davon abgehalten, seine dunklen Machenschaften in d die d Tat umzusetzen. So verhindern sie, dass er an wichtige Informationen aus einem Spacelab-Projekt gelangt, an dem der GoodTimes
2/2016
■
Seite
9
from the past Bücher DER UNHEIMLICHE MÖNCH AUF SCHLOSS HASTENBECK Von Kai Gurski 2015, Museumsverein Hameln ISBN 978-3-98178-410-7 190 Seiten; 16,50 Ð
Die Entstehung des Edgar-Wallace-Klassikers " in Hameln im Jahr 1965", so lautet der Untertitel zu Der unheimliche Mönch auf Schloss " Hastenbeck", und damit H ist i auch der Inhalt dieses hhöchst interessanten Buches iin einem Satz zusammengeffasst. Ende der 50er Jahre bbegann Rialto-Film damit, ddie im Goldmann-Verlag eerschienenen Taschenbüccher der Edgar-WallaceReihe zu verfilmen, und löste damit eine Welle des Erfolges aus, zwischen 1959 und 1972 erschienen bei Rialto insgesamt 32 Kriminalfilme, die offiziell als Edgar-Wallace-Film" " bezeichnet wurden. Durch eine Zeitungsanzeige ( Die Rialto-Filmgesellschaft sucht: Junge " Damen, etwa 22 bis 25 Jahre alt sehr gut aussehend, Herren zwischen 30 und 40 Jahren groß und gut gewachsen ...") bahnte sich im Herbst 1965 etwas Großartiges und Neues für Hameln an, für den Kriminalfilm Der unheimliche " Mönch", der größtenteils auf Schloss Hastenbeck gedreht werden sollte, konnte man sich für kleinere Filmrollen mit einer Fotografie bewerben. Natürlich war dieses verwinkelte Schloss geradezu prädestiniert dafür, als Schauplatz heimtückischer Intrigen und bizarrer Morde zu dienen, im Film wurde dem Schloss der gespenstische Name Darkwood verpasst. Nach einer kurzen Einführung in die Welt der EdgarWallace-Filme und einer Bestandsaufnahme der deutschen Kinolandschaft Mitte der 60er Jahre schildert Autor Kai Gurski detailliert, wie die Dreharbeiten geplant und ausgeführt wurden. Vom routinierten Aufnahmeteam über die größtenteils aus anderen Edgar-Wallace-Filmen bekannten Schauspieler bis zu den technischen Besonderheiten des Films. Natürlich geht er auch tiefer auf die Statisten aus Hameln und Umgebung ein, erzählt Anekdoten und von der nachträglichen, wohl unvermeidbaren Legendenbildung sowie der Resonanz beim einheimischen Publikum. Zahlreiche Abbildungen, bisher unveröffentlichte Fotos vom Set und zeitgenössische Texte runden diesen Blick hinter die Kulissen der damaligen Dreharbeiten ab und bieten einen nie da gewesenen Blick auf diesen von Regisseur Harald Reinl inszenierten Kult-Klassiker des deutschen Kinos mit Schauspielern wie Siegfried Lowitz, Eddie Arent, Harald Leipnitz, Karin Dor und Uschi Glas.
WIE STAR WARS DAS UNIVERSUM EROBERTE Von Chris Taylor 2015, Heyne ISBN 978-3-45331-709-3 768 Seiten; 14,99 Ð
Das letzte Jahr hat den erneuten Beweis erbracht, dass die in den Siebzigern gestartete Weltraumsaga ein immenses Kult-Potenzial hat. Der amerikanische Autor Chris Taylor hat sich nun aufgemacht und einen fast 800 Seiten umfassenden Wälzer verfasst, der alle Aspekte des Phänomens ergründet und erläutert. Von den Visionen eines George Lucas und den ihn beeinflussenden Science-Fiction-Filmen über den ersten Streifen und die Hauptrollengestaltung bis hin zum Merchandisegeschäft, das tatsächlich einem Multi-Millionen-DollarUniversum gleicht, stellt er nicht nur die Fakten dar, sondern analysiert zudem fachkundig. Taylor schreibt so fundiert und mitreißend, dass er sogar Leser anspricht, die das Genre eher ablehnen, denn eines ist sicher: Star Wars" ist mittlerweile " zu einem Phänomen der Popkultur geworden, dessen Bedeutung Dimensionen sprengt.
PORSCHE SOUNDS Von Dieter Landenberger 2015, edel ISBN 978-3-94357-319-0 228 Seiten; 49,95 Ð, deutsch/englisch inkl. CD
Der Mythos Porsche bringt seit 1948 Automobilliebhaber aus aller Welt zum Schwärmen. Das Spektrum der Sportwagenschmiede aus dem Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen reicht von Sportwagen-Ikonen wie dem 356 Roadster zum legendären 550 A Spyder, vom Dauerbrenner 911 Carrera über Außenseiter wie den 928 bis hin zum top-aktuellen 919 Hybrid. Sammler, Nostalgiker und PS-Freaks können jetzt mit der Neuauflage von PorN " ssche Sounds" eine ffaszinierende Reise vvon den Anfängen der llegendären Automarkke bis in die Gegenwart unternehmen. Mit herrlichen Fotos und fundierten Texten (deutsch/englisch) von Dieter Landenberger – studierter Technikhistoriker und Leiter des historischen Archivs der Porsche AG – erzählt der voluminöse Bildband von innovativem Design, erstklassiger Ingenieurskunst und triumphalen Motorsporterfolgen. Detailliert werden die Entwicklungen der einzelnen Modelle vorgestellt, mit besonderem Augenmerk auf den Bereich Motorsport. Mit vielen bisher unveröffentlichten Seite
10
■
GoodTimes
2/2016
Fotografien und großen, teilweise doppelseitigen Abbildungen wird Porsche Sounds" zu einer " bildstarken Hommage. Damit auch die Emotionen nicht zu kurz kommen, wird der Bildband von einer CD ergänzt, auf der sich die originalen Motorensounds von 30 verschiedenen PorscheModellen finden. Ein Fest für PS-Junkies!
DAS IST MEINE ZEIT Von Howard Carpendale und Stefan Alberti 2016, Edition Koch ISBN 978-3-70810-523-9 256 Seiten; 19,99 Ð
Ich wollte immer ein Buch " schreiben, das genauso ist wie eine Show von mir. Mit bunten und leisen Momenten. Authentisch und überraschend", sagte Howard Carpendale im Vorfeld seiner geplanten Biografie. Ursprünglich sollte sie schon im Oktober 2015 erscheinen, doch wenn ein Perfektionist i P f kti i t wie i Carpendale das Gefühl hat, dass ein Projekt noch Zeit benötigt, um es so gut wie möglich zu präsentieren, dann nimmt er sich einfach diese Zeit. Wie jetzt bei seinem Buch, das passenderweise den Titel Das ist meine Zeit" trägt, nun wurde es " Mitte März 2016 veröffentlicht. Bei der intensiven Arbeit mit Autor Stefan Alberti habe er viele Stationen und Ereignisse seiner Karriere ein weiteres Mal durchlebt, erzählt Carpendale, dabei wurde ihm immer stärker bewusst, was er alles erleben durfte. Das betraf nicht nur Erinnerungen, sondern auch sehr persönliche Ansichten zu aktuellen Themen. Und hier hatte er im Laufe der Arbeit klar erkannt, dass er noch Zeit benötige, um das Ganze wirklich rund zu machen. Immer wieder begeben sich Carpendale und Alberti im Laufe des Buches auf eine ganz spezielle Spurensuche. Sie führen intensive Gespräche als Generationendiskurs, als Gedankenaustausch, ja, manchmal sogar als Streitgespräch. Der Sänger spricht offen über die verschiedensten Themen, Probleme und Wünsche, wie er es öffentlich noch nie getan hat. Über die Werte des Lebens. Über den Sinn des Lebens. Über das würdevolle Ende des Lebens. Über das aktuelle Geschehen in einer sich rasant entwickelnden Welt. Natürlich auch über entscheidende Stationen seines Lebensweges, über seine Familie, über Eitelkeiten, über Fans und natürlich auch über zahlreiche skurrile und verblüffende Begebenheiten im Showbusiness. Ein Business, in dem sich Howard Carpendale seit rund 50 Jahren behaupten kann, weil er es immer wieder verstanden hat, sich nicht nur musikalisch neu zu definieren. Sein Ziel, das Buch wie eine Carpendale-Show zu gestalten, hat er erreicht, es gibt sowohl bunte als auch leise Momente, und authentisch und überraschend ist es auch.
GILLIAMESQUE Von Terry Gilliam 2015, Heyne Hardcore ISBN 978-3-45327-016-9 300 Seiten; 26,99 Ð
Terry Gilliam ist durchgeknallt – aber so was von durchgeknallt! Die meisten mögen g den skurrilen Charakter aus seiner Zeit bei Monty Python kennen, doch er führte auch Regie bei Klassikern wie Time Bandits", " 12 Monkeys" oder Fear " " And Loathing In Las Vegas". Seine Bio – mit dem Untertitel Meine prä-posthumen " Memoiren" – entführt den Leser in die Zeit seiner Kindheit in den USA, geprägt von schrägen Comics, Festivals, einer recht eigentümlichen Jugend und einem bizarren Ego. Es folgt die Londoner Zeit und das MontyPython-Chaos, wobei auch bei fast allen Seiten des Buchs die kreischend-bunten Illustrationen den Gesamteindruck unterstreichen. In dem mit Old Man" betitelten Kapitel 13 stellt Gilliam sei" ne Filme vor. Ein Buch, das eindeutig zeigt, auf was für einem hohen Niveau Humor, Selbstironie und Informationen transportiert werden können.
HELMUT SCHMIDT – EIN LEBEN FÜR DEUTSCHLAND Von Michael Schwelien 2015, edel ISBN 978-3-84190-343-3 400 Seiten; 14,99 Ð
Am 10. November 2015 hat Deutschland mit Helmut Schmidt einen bedeutenden Staatsmann und streitbaren Denker verloren. Der ewige " Kanzler", wie die Frankfurter Allgemeine Zei" tung" Schmidt anlässlich seines 90. Geburtstages betitelte, hat dieses Land geprägt wie kaum ein anderer. Von 1974 bis 1982 war der SPD-Politiker als Regierungschef einer sozialliberalen Koalition der fünfte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Zuvor war er Anfang der 60er Jahre Senator der Polizeibehörde in Hamburg und erlangte dort H während der Sturmflut 1962 w als a Krisenmanager große Popularität. Von 1967 bis P 11969 war er Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, S 11969 bis 1972 Bundesminisster der Verteidigung, 1972 bbis 1974 Bundesminister dder Finanzen. Von 1983 an war er auch Mitherausgeber der Wochenzeitung Zeit", bei der er seinen Einfluss bis ins hohe " Alter geltend machte. Der Autor dieser Biografie, Michael Schwelien, wurde 1948 in Berlin geboren und verbrachte seine prägenden Jahre in den USA, bevor er u.a. als Reporter für die
Zeit" tätig wurde. Dort hatte er häufig mit dem " Ex-Kanzler zu tun, stand bis zuletzt in Kontakt mit ihm. Heute lebt Michael Schwelien als freier Autor in Brüssel und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, unter anderem Joschka Fischer " – Eine Karriere", Das Boot ist voll – Europa " zwischen Nächstenliebe und Selbstschutz" sowie Der Mann der Schwester meiner Mutter " – Eine deutsch-jüdische Familiengeschichte". Helmut Schmidt – Ein Leben für Deutschland" " ist in erster Linie eine politische Biografie, aber auch eine persönliche Hommage im Gedenken an einen großen Deutschen.
1956 – WELT IM AUFSTAND Von Simon Hall 2016, Klett-Cotta ISBN 978-3-60894-859-2 480 Seiten; 24,95 Ð
Bücher, die sich einem bestimmten Jahr in der Geschichte widmen und dieses für den Leser verständlich und transparent aufbereiten, erscheinen in den letzten Jahren häufiger. Wer sich über das Jahr 1956 fundiert informieren möchte, ist mit dem Werk des britischen Historikers Simon Hall bestens bedient, denn der Mann hat eine extensive Recherche betrieben. Das Aufbegehren der Schwarzen in den USA, die angespannte Lage zwischen Ost und West, die zunehmende Popularisierung des Rock’n’Roll, der zu einem Massenphänomen wird, Fidel Castro und Kuba, die Konflikte in Südafrika oder die Suez-Krise werden anhand von dicht geschriebenen Texten und exemplarischen Fotos nacherzählt. Besonders Halls Schreibstil, der viele Fakten mühelos in seinen Schilderungen einwebt, erleichtert den Zugang zu den zahlreichen Themen. Eine lebendige Geschichtsstunde!
DAS SCIENCE FICTION JAHR 2015 Von Hannes Riffel und Sascha Mamczak 2015, Golkonda ISBN 978-3-94472-048-7 648 Seiten; 29,90 Ð
2/2016
MALLORCA CLÁSICA Von Josep Planas i Montana & Holger Lüttgen 2016, Heel Verlag ISBN 978-3-95843-234-5 176 Seiten; 35 Ð Deutsch/Englisch/Spanisch
Die Insel, wie sie keiner mehr kennt" lautet der " Untertitel dieses großformatigen Bildbands, in dem der spanische Fotograf Josep Planas die Balearen-Insel Mallorca von einer Seite zeigt, wie sie wohl kaum einer noch kennt. Als Postkartenfotograf war er maßgeblich am Aufstieg Mallorcas zur Tourismus-Hochburg beteiligt, mit wunderbaren Fotos fing er nicht nur die herrliche Natur ein, sondern auch, wie sich die kleinen Fischerdörfer zu von Hotels dominierten Ferienmetropolen entwickelten. Auch wie sich die Infrastruktur wie Straßen, Strände, Promenaden und Häfen veränderten, hat der auf Mallorca lebende Katalane wunderschön dokumentiert. Ausgewählt wurden die Aufnahmen, die seit Planas Ruhestand in einem verlassenen Archiv in Palma vor sich hinschlummerten, von Autor Holger Lüttgen, der die Fotografien mit lesenswerten Texten ergänzt hat. Anzeige
…MICKY MAUS, SIGURD, TARZAN, SUPERMAN, LUSTIGE TBs, MOSAIK…
COMICS +
Das früher bei Heyne verlegte Science-Fiction-Jahrbuch wird nun von Golkonda publiziert. Doch keine Angst – ein Qualitätsverlust ist nicht auszumachen, da das grundsätzliche Prinzip beibehalten wurde. Nach einer langen Gedenkschrift zu Wolfgang Jeschke, der wie kein anderer die Science Fiction in Deutschland popularisierte, folgen brillante Artikel zu diversen Themen wie zum Beispiel John Clutes Analyse der an Ruinen exemplifizierten Vergangenheit und deren Einfluss auf die Zukunft oder Sascha GoodTimes
Mamczaks Erläuterung des Elements Science in der Science Fiction. Darüber hinaus werden Bücher, Filme, Spiele, Comics und Hörspiele besprochen, wobei der Humorfaktor gefällt, denn gegenüber Fantasy-Lesern haben die SFRezensenten einen lockeren Zugang zu ihren Medien. Intelligent, aufklärend und spannend!
■
Seite
11
SCHLÜMPFE …ASTERIX, LUCKY LUKE, GASTON
SUPERMAN, Ü-EI-Figuren,
STAR WARS …
ALT UND NEU – fragen Sie uns! Schatzinsel-Versand (Fa. Reuß) Kirchgasse 21 · 97357 Prichsenstadt
Tel. 09383-2573 · 0160-6941959
www.schatzinsel-versand.de mail: info@schatzinsel-versand.de
from the past Hörbücher MADITA Dieses Hörspiel basiert auf der Verfilmung des Romans Madita" von Astrid Lindgren, " die erstmals 1980 als Weihnachtsserie im ZDF ausgestrahlt wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts lebt die Hauptfigur Margarete – die jeder aber nur Madita nennt – mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Elisabet in einem schönen Haus in Schweden, mit dabei ihre Familie, Personal und jede Menge Abenteuer. Dabei bietet das Leben natürlich nicht nur schöne Seiten, es besteht auch aus einer ganzen Menge kleiner Gemeinheiten, wie zum Beispiel die Geschichte, als Madita heimlich – und nur für Abbe, den großen Nachbarsjungen – ihre guten neuen Sandalen zum traditionellen Maifeuer anziehen möchte und plötzlich ein Schuh fehlt. Oder als Madita und ihre Freundin Mia in einen Wettstreit geraten, bei dem eine Mutprobe von beiden verlangt wird. Diese Mutprobe endet damit, dass die Geldbörse des Rektors fehlt. Ein Zufall? Mit Sicherheit nicht! Auch davon, dass sich Nachwuchs ankündigt, der wohl hoffentlich nicht das ganze Weihnachtsfest durcheinanderbringt, lassen sich Madita & Co. nicht aus der Ruhe bringen. In erster Linie handelt es sich um alltägliche Familiengeschichten mit einem lausbübischen Grundschulkind im Mittelpunkt, der besondere Charme liegt jedoch in den leichten Zuspitzungen, dem kecken Kindermund und insgesamt im einzigartig feinfühligen Witz, den wohl nur Astrid Lindgren ihren Charakteren zu verleihen vermochte. (Universum Film, 8/65:52)
NEUES VON DEN KINDERN AUS BULLERBÜ Mit Bullerbü erschuf die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren ein fiktives Dorf, das aus nur drei Bauernhöfen besteht. Immer wieder erweiterte sie im Laufe ihres Lebens die Geschichten um die Kinder, die dort lebten, so dass es am Ende sechs Bücher waren, die in Bullerbü spielten. 1960 entstand daraus eine schwedische TV-Serie, Ende der 80er Jahre wurde der Stoff unter w dder Regie von Lasse Hallström verfilmt, einH mal als Die Kinder von m " Bullerbü" und kurz daB rrauf in der Fortsetzung Neues von den Kindern " aus Bullerbü". Auf dieser Verfilmung beruht das nun veröffentlichte Hörspiel, in dem die achtjährige Lisa die Er-
lebnisse aus ihrem Heimatdorf erzählt. Vom ersten Schultag nach den Sommerferien, vom Heringssalat, von der gemeinsamen Kartoffelernte mit ihren Brüdern Lasse und Bosse, von den Nachbarskindern Britta, Inga, Ole und Kerstin. Sie berichtet von einem Schneesturm, der die Kinder auf dem Heimweg von der Schule überrascht, wie sie nach dem Weihnachtsfest eine Tante besuchen oder wie Lasse beim Schlittschuhlaufen in ein Eisloch stürzt und von den anderen Kindern gerade noch gerettet werden kann. Den Jahreswechsel 1929 verbringen die Kinder mit Bleigießen, Lisa berichtet auch von ihren Erlebnissen in der Schule, von Aprilscherzen, vom Lackbildertauschen oder dass sie einmal ein Lämmchen mit in den Unterricht bringt. Herrlich nostalgisch, einfach Kult! (Universum Film, 9/68:31)
CDs VARIOUS ARTISTS ORIGINALE – 2 ALBEN AUF 1 CD Mit vier brandneuen Ausgaben geht die Electrola-Reihe von Wiederveröffentlichungen von Originalalben aus den 60er und 70er Jahren in die nächste Runde. Das bewährte Konzept dieser Reihe kommt auch bei den vier neuen CDs zur Anwendung, sprich, die Musik wurde digital remastert und klanglich auf den aktuellen Stand der Technik gebracht, die aufklappbaren Booklets zeigen die originalen LP-Cover plus Produktionsinfos. Einer der erfolgreichsten Schlagersängger jener Zeit war ohne Frage Chris Roberts. F 11971 veröffentlichte er mit ZUM VERLIEBEN m sseine zweite LP, die – aangeführt vom Top-3Hit "Hab' ich dir heute H schon gesagt, dass ich dich liebe?" – vor allem beim weiblichen Publikum bestens ankam. Ein Jahr darauf gab es mit HAB' SONNE IM HERZEN schon seine fünfte LP, deren Titelsong als Single bis in die deutsche Top Ten kletterte. Dauergast war dort auch Wencke Myhre, dabei schielte die norwegische Sängerin immer auch mit einem Auge auf den internationalen Markt, so dass sowohl beim 1971er RA-TA-TA als auch beim 1972er ICH KÖNNTE OHNE DIE LIEBE NICHT LEBEN neben deutschem Schlager auch der eine oder andere Song in englischer Sprache auftaucht, wie die Burt-Bacharach-Hommage "I Like Bacharach" oder das Medley "My Seite
12
■
GoodTimes
2/2016
Favourite Songs". Ein Weg, den auch die italienische Sängerin Milva eingeschlagen hatte, sie wurde so – mit deutsch gesungenen Liedern auch außerhalb ihrer Heimat zum Star. 1977 veröffentlichte sie AUF DEN FLÜGELN BUNTER TRÄUME, bei dem sie sich neben deutscher Schlagerware auch bei renommierten Komponisten wie Friedrich Hollaender, Robert Stoltz und Franz Grothe bediente. Zwei Jahre später kam ihre LP WENN WIR UNS WIEDERSEH'N in die Läden, bei der sie ausschließlich Lieder des österreichischen Komponisten und Dirigenten Robert Stoltz im Programm hatte. 1969 legte der tschechische Sänger Karel Gott mit IN MIR KLINGT EIN LIED seine zweite deutsche LP vor, die sich mit einer Mischung aus internationalen Klassikern ("Ave Maria"), englischem Pop ("There's A Kind Of Hush") und CoverVersionen mit deutschen Texten ("Rot und schwarz", im Original "Paint It Black" von den Rolling Stones!) in den deutschen Top Ten platzieren konnte. Dieselbe Mischung war dann auch ein Jahr später auf DER STAR MEINES LEBENS anzutreffen, hier gibt es neben Schlagertiteln auch die Karel-GottVersionen von Creedence Clearwater Revivals "Proud Mary", Procol Harums "A Salty Dog" oder Jimmy Webbs "Mac Arthur Park". Also wenn das nicht Kult-verdächtig ist… (Electrola/Universal, 2016, 4 CDs)
Verschiedenes JAMES BOND WILL RETURN Am Ende jedes 007-Films steht: James Bond " will return." George Lazenby hat das Versprechen auf dem Schweizer Schilthorn eingelöst. Zu jedem Bond-Film gehört das explosive Finale, in dem der Geheimagent das Hauptquartier des Bösen einäschert. Das war im letzten Bond-Streifen Spectre" so und ist ein unver" änderliches Ritual, das Daniel Craig – mit dem weiterhin zu rechnen ist – wohl auch im nächsten Film zelebrieren wird. 007-Fans, die sich an früheren Locations an Bonds Fersen heften möchten, finden dessen Spuren selten. Mit einer großen Ausnahme: Bond ist untrennbar verbunden mit dem Schilthorn im Berner Oberland. Das bekannte Drehrestaurant war gerade im Bau, als die Bond-Macher, die überall in den Alpen erfolglos nach dem geeigneten Drehort gesucht hatten, auf den Piz Gloria stießen und kräftig mit investierten, um die Gipfelfestung
Foto: © Ursi Brunner
v.l.: Sylvana Henriques, Catherina von Schell, George Lazenby, Jenny Hanley
George noch einmal bravourös. Bei lokalen Schönheiten zu landen hingegen nicht. Doch wer einmal Geheimagent 007 war, der lässt sich auch als rüstiger Rentner von solchen Rückschlägen nicht beirren. Denn, so vertraut er an: James Bond ist gerade wieder Single.
BEI CHARLIE ZUHAUSE ZU GAST Das Manoir de Ban, Charlie Chaplins Anwesen am Genfer See, öffnet endlich seine Pforten als Museum. Charlie Chaplin war gerade auf der Queen Elizabeth" nach England un" terwegs, als er die Mitteilung erhielt, ihm werde die Wiedereinreise in die USA verweigert. Die EinwandeD rungsbehörde hatte ru den de vermeintlichen Kommunisten zur K Persona non grata P eerklärt. Vier Monnate suchte er mit Fotos: © Chaplin's World TM (c) Bubbles Inc SA
nach ihren Wünschen auszubauen. Diese gemeinsame Geschichte wurde jüngst noch zementiert. 007-Darsteller George Lazenby, drei seiner Bondinen, ein Bond-Baddie, Location Manager Stefan Zürcher (der eben für Spec" tre" sein 10. Engagement für Eon-Productions absolviert hat) sowie der fünfmalige Bond-Regisseur John Glen hinterließen ihre Handabdrücke im neu eröffneten Walk Of Fame. Einem Fußweg vom Gipfelrestaurant über die Krete auf luftigen 3000 Metern. Vic Armstrong, der einzige Stuntman, der je 007 und Indiana Jones war, kann sich an den Showdown auf dem kantigen Felsen noch gut erinnern: Wir sprangen " aus fünf Metern aus dem Helikopter und mussten dann in dieser Höhenluft nach oben sprinten – wo wir dann keuchend zusammenbrachen." Zwar wurde die Alpenfeste am Ende von Im " Geheimdienst Ihrer Majestät" kunstvoll in die Luft gejagt. Doch zum Glück der Fans handelte es sich dabei nur ums Modell. So dass Bösewicht Blofelds Hauptquartier für immer auf dem Piz stehenblieb. George Lazenby hat sich seinen rauen Charme bewahrt. Seine Erinnerung an die Dreharbeiten sind harte Arbeit, " von morgens früh bis abends spät". Allerdings wurde er als neu lancierter Superstar auch verhätschelt. Ich hatte das einzige Badezimmer " im Ort. Dass ich sogar ein Telefon im Bad hatte, fand ich allerdings bizarr." Die Landung im Heli auf dem Piz Gloria wie anno 1968 gelang
seiner Familie nach einem geeigneten Wohnsitz in der Schweiz, wo er sich des Klimas wegen nun niederlassen wollte. Bis er 1952 oberhalb von Vevey das Anwesen Manoir de Ban entdeckte. Zu unserer Überraschung " entdeckten wir, dass das Grundstück etwa zehn Hektar groß war und einen Obstgarten einschloss." Auch in Chaplins Garten darf man nun wandeln. Und durch die Pforten schreiten, wo Charlie manchen grossen Gast der Weltgeschichte empfing. Seit Jahren war die Rede davon, das Anwesen als Museum zugänglich zu machen. Hohe Investitionen waren notwendig, diesen Traum nun am 17. April in Erfüllung gehen zu lassen – just an seinem Geburtstag eröffnet Chaplin’s World, die als perfekte Erinnerungsstätte" angekün" digt wird. Charlies Autobiografie endet mit dem Einzug in sein neues Schweizer Heim.
So kam es, dass wir nun im Dorf Corsier " lebten, das 1350 Einwohner hat." Doch natürlich wirkte das Universalgenie des Films noch weitere 25 Jahre, bis er 1977 auf dem Friedhof von Vevey zur letzten Ruhe gebettet wurde. Durch das Museum wird seiner Geschichte nun ein weiteres Kapital hinzugefügt. Der Themenpark soll jährlich hundertausende Besucher anlocken.
DIE DREI ???-FAN EDITION Dass Kult auch gesundheitsfördernd sein kann, das zeigt jetzt Signal mit Zahngel und Zahnbürsten im kultigen Die drei ???-Look. Vielgelesene Bücher, eine höchst erfolgreiche Hörspielreihe und ausgebuchte Live-Auftritte: Die drei cleveren Detektive Justus, Peter und Bob faszinieren Jugendliche und Erwachsene seit über 50 Jahren. Über drei Millionen Bücher, CDs und Merchandise-Artikel gehen jedes Jahr über den Ladentisch, auch nach über 180 Folgen der Jugendkrimireihe warten die Fans sehnsüchtig auf jede neue Folge. Auch Signal verlässt sich seit Jahren auf ein Dreifachsystem, das meeresblaue Zahngel mit weißen Streifen verleiht lang anhaltenden coolen Atem, schützt vor Karies und bekämpft Bakterien mit Hilfe einer Aktiv-SystemFormel. Die dazu pas passenden Zahnbürsten gibt es iin der Die drei ???-Fan Edition gleich in vier DeEdi signs, entweder mit dem sign Schriftzug von einem der Sch drei Detektive oder mit dre dem de Die drei ???-Logo.
Dass sie nicht nur cool aussehen, sondern auch gut und gründlich reinigen, versteht sich da wohl von selbst ...
Das aktuelle Erfolgs-Album mit 15 neuen Titeln!
Roland Kaiser
DA S NEUE ALBUM: AUF DEN KOPF GESTELLT!
AUF DEN KOPF GESTELLTDie Frühjahrstournee 2017
12
Jetzt Tickets bestellen unter: www.semmel.de 04 CD 88 875 05
Design: Georg Babetzky - Fotos: Sandra Ludewig
Auch erhältlich als exklusive limitierte Premium Edition und Fan-Box!
www.roland-kaiser.de GoodTimes
2/2016
■
Seite
13
Curd Jürgens
Foto: B Foto Bildarchiv Hallhuber er
Superstar mit Statussymbolen I
n 100 Theaterstücken und 140 Filmen konnte man den „normannischen Kleiderschrank" bewundern, ein Titel, den ihm der Legende nach niemand Geringeres als die Bardot verpasst hat, als sie am ersten Drehtag von „... und immer lockt das Weib" seiner ansichtig wurde. Ein Filmtitel übrigens auch, der für Jürgens' Privatleben symptomatisch werden sollte. Da war es fürs Publikum aber ohnehin schon nicht mehr möglich, den Privatmann von der Leinwand-Lichtgestalt zu trennen.
100 Jahre wäre er jetzt alt – obwohl es aufgrund seines Lebensstils natürlich nie so weit hätte kommen können. Er wurde zur Legende nicht nur als Kinohaudegen, sondern auch – und das war ihm persönlich sogar wichtiger – als Gastgeber opulenter Feste.
von 17 widerfuhr ihm ein traumatischer Autounfall. Der brachte ihn nicht nur für ein Jahr ins Krankenbett, sondern beraubte ihn seiner Zeugungsfähigkeit. Heike Specht, Autorin der neuen Biografie „General und Gentleman", erkennt im Verlust der Fruchtbarkeit einen Grund für Jürgens’ überbordende Zahl von Affären.
A
ls die Familie 1933 nach Spanien emigrierte, blieb Curd im nationalsozialistischen Deutschland. Seit er 1935 im zial „Königswalzer" debütiert hatte, war er vor „Kö allem in Kostümfilmen als Adeliger aufgetrealle ten. In den Kriegsjahren sollten diese Filme ten das Publikum an bessere Zeiten glauben lasda sen. seen Jürgens hat es indes verstanden – anders als viele seiner Kollegen dieser Tage –, sich aus au Propagandafilmen herauszuhalten. Willi Forst hatte ihm schon 1941 geraten: „Curd, Fo mach nur keinen Film, in dem eine politische m Situation zu zeigen ist. Du wirst eines Tages Si eine ein Antwort geben müssen." Nach dem Krieg ließ der große Durchbruch dennoch Kr weitere zehn Jahre auf sich warten. w
D
ieser Curd Jürgens war einfach nicht fassbar. Überzeugter Weltbürger, als Deutscher wahrgenommen, mit österreichischem Pass. Ein Mann voller Widersprüche. Kulturmensch und Proll. Prahlhans und Idealist. Kenner seltener Weine, Genießer exquisiter Speisen. Ein Bonvivant, wie ihn das Deutschland der Nachkriegszeit nun wirklich nicht kannte. Und genau deswegen war er den Deutschen ja lieb und teuer. Als wollte er mit jeder neuen jungen Gespielin, mit jedem neuen Sportwagen zeigen: Schaut her, ich hab's geschafft, ihr könntet dass auch – wenn ihr nur wolltet! Er wollte. Und wiee er wollte! Jürgens hatte einen Heißhunger aufss Leben.
S
D
as begann 1915 in Solln bei München. Alss Sohn eines wohlhabenden norddeutschen n Kaufmanns und einer französischen Mutter wuchs Zeit h er für fü diese di Z it sehr kosmopolitisch auf, mit breitem Bildungshorizont. Im Alter Seite
14
■
eine Weltkarriere begann erst, als er bereits zum dritten Mal verheiratet war. In „Des Teufels General" fand er als aufrechter, te aber regimekritischer Luftwaffenoffizier zur idealen Verkörperung des „guten z Deutschen", er dann lange festgelegt blieb. Er ließ sich D t h " auff den d von Hollywood denn auch nicht zweimal bitten, diesen Rollentypus
GoodTimes
2/2016
Foto: Bildarchiv Hallhuber
Foto: Bildarchiv Hallhuber
Des Teufels General" (1955)
"
Die goldene Brücke" mit Ruth Leuwerik (1956) "
erstmals in „Duell im Atlantik" zu wiederholen. Machogesten verweisen auf die Konsumgeschichte Der Kurier des Zaren" (1956) " Da wollen sich U-Boot-Kommandant Jürgens und der frühen Bundesrepublik." Die Biografin hat verZerstörer-Kapitän Robert Mitchum gegenseitig versenken – um sucht, beide Seiten zu beleuchten: die laute, nach außen gekehrte sich dann am Ende ein rettendes Tau zuzuwerfen. Leicht ver– aber auch die innere, selbstkritische. Da offenbart sich ein nachständliche Symbolik für die globale Situation denklicher, verletzlicher Curd Jürgens. Dafür konnte Specht auf tio ion von 1957, als verletzllic Deutschland als Bündnispartner des Westens unveröffentlichte Texte aus dem Nachlass zurückgreifen. stens gegen unveröffentli den Kommunismus erwünscht und notwendig twendig Jürgens hatte einmal über diese Aufzeichnungen war. Jürgens wurde als Vorzeige-Deutscher zum zu seiner damaligen Frau gesagt: „Komm, s ... und immer " lockt das wichtigen Bindeglied dieser Nachkriegsjahre, machen wir den Swimmingpool leer und eine hre, ma Weib" (1956) als es darum ging, in einem Deutschen große Party und verbrennen den ganzen n gr nicht mehr nur den früheren Kriegsfeind Quatsch." Da er es nicht getan hat, konnten d Q (und Kriegsverbrecher) zu sehen, sondern die Gedanken, die den Weltstar umtrieben, einfach einen Soldaten mit moralischem nun zum 100. Geburtstag veröffentlicht n Ehrenkodex. In „Der längste Tag" durfte werden. w er seinen Gegenspieler John Wayne, dem m it on seiner dritten Herz-OP erholte er er in der Statur nicht unterlegen war, mit sich 1980 nie wieder richtig. Seine viel Mitgefühl bekämpfen. Augen Auge verloren die Sehschärfe, die Kräfte ließen nach. b als „Schinderhannes" oder „Kurier rier des nac Ausgerechnet als Herzkranker auf dem Weg Zaren", Publikums Zaren , die Zuneigung Zu uneig gung des Publikum ms war iihm hm g in den Tod spielte er zuletzt zu uletzt in in einem eineem FernsehFernseh
V
O
"
Der Schinderhannes" mit Maria Schell (1958)
© Pressefotos
sicher, Bondi h selbst lb t noch h als l größenwahnsinnigen öß h i i B d Bösewicht konnte man ihn nicht verachten. Dank sagenhafter Millionengagen lebte err da längst die Träume seiner Landsleute, die eben n erst die deutsche Wirtschaft müh-sam ankurbelten. Als Miterfinderr des internationalen Jetsets nann-te Jürgens bald Domizile in n Südfrankreich, Gstaad, Wien, Pariss und auf den Bahamas sein eigen.. Als generöser Gastgeber blühte err auf. Als Ehemann scheute er keinee Kosten. Für Ehefrau Nummer 4 ließ er in Südfrankreich etwa einee Rosenfarm anlegen. Für Ehefrau u Nummer 5 durfte es in der Provencee eine Villa sein, die er aus einem m alten Kastell erbauen ließ.
"Katja, die ungekrönte Kaiserin" mit Romy Schneider (1977) "
Zweiteiler. Kamera war d der Lohn. Z i il Die Di Goldene G ld K L h IIn Zimmer 1202 im Wiener Hospital hauchte 1982 ein e ganz Großer des Films dann sein James Bond 007 – Der Spion, " Leben aus – nicht aber, bevor er L der mich liebte" (1977) seine Wünsche für die Beerdigung s diktiert hatte: Wenn der Mond aufd gehe, nachts, sollte die Bestattung g auf dem Wiener Zentralfriedhof a sstattfinden, inszeniert wie in einem pompösen Melodram. Ein letzter p Gruß von einem, der wusste, dass G
Die Fähre nach Honkong" (1959)
D
er ausgeprägte Individualist präsentierte ä ti t sich i h d den F Fotografen t f in Badehose, mit behaarter, ergrauender Brust, am Pool einer Luxusvilla, am Arm einer Schönen. Nochmals Heike Specht: „Seine GoodTimes
man di die F Feste muss, t ffeiern i wie sie fallen. Roland Schäfli 2/2016
■
Seite
15
Audrey Hepburn
Foto: Bildarchiv Hallhuber
Kochen mit Everybody’s Darling Als Sabrina" (1954) lernt sie die hohe Kunst des Kochens extra in Paris, " sieben Jahre später frühstückt sie nach einer langen Nacht lieber vor dem Schaufenster des Juwelierhauses Tiffany in New York. Hörnchen und Kaffee im Pappbecher – die Amerikaner hatten schon Anfang der 1960er Jahre ein Faible für coffee to go". Dabei konnte Audrey Hepburn " Brötchen nicht ausstehen, wollte die Szene lieber mit Eis drehen. Noch weniger konnte es die Schauspielerin allerdings leiden, wenn es überhaupt kein ordentliches Frühstück gab, wie ihr jüngerer Sohn Luca Dotti im gerade im DuMont-Verlag erschienenen Werk Zuhause bei Audrey" " verrät.
D
er Band entführt auf 256 Seiten in die zauberhafte Welt der privaten Audrey, in die Schweizer Küche im La Paisible, ihrem geliebten Bauernhaus mit einem riesengroßen wilden Garten, den sie hegte und aus dem sie täglich Inhalt für die Vasen im Haus mitbrachte. Private, teils bisher unveröf unveröffentlichte Fotos erinnern an eine er Fähigkeit, die so Fä nur wenige ausn gerechnet bei der g gertenschlanken g Audrey Hepburn A vvermutet hätten: eeine sehr gute Köchin gewesen K zu sein, die viel Wert auf ein gutes i di i l W Foto: Bildarchiv Hallhuber Frühstück legte. Seite
16
■
Wenn sie arbeiten musste, stand sie in den frühen Morgenstunden auf – egal, wann sie los musste. Ganz anders als Holly Golightly, ihr Charakter in „Frühstück bei Tiffany" (1961, „Breakfast At Tiffany's"), für die der Morgen immer das Ende ihres nächtlichen Vergnügens und den Beginn ihrer Nachtruhe markierte. Luca Dotti erzählt, wie sie ihm Butterbrotstreifen bereitet habe, die er in gekochte Eier stippen konnte. Sie selbst habe einen Caffe Latte getrunken und eine Madeleine gegessen, ein Küchlein französischen Ursprungs, das einem Muffin ähnelt. Das von Hepburn abgewandelte Rezept findet sich ebenso im Buch wie die Zubereitungsschritte für Quitten- und Kirschmarmelade, ihre Lieblingssorten. Die sonst so auf Tischmanieren bedachte Audrey hat es laut Dotti zudem genossen, sonntags im Bett zu frühstücken. Wie Holly, nur gesünder und üppiger.
GoodTimes
Humphrey Bogart, Audrey Hepburn, William Holden in " Sabrina" 2/2016
Die ersten Jahre nach ihrer Geburt im belgischen Brüssel am 4. Mai 1929 war sie – wie Fotos beweisen – ein wohlgenährter „Butscher". Sie wuchs mit ihren beiden Halbbrüdern Ian und Alexander aus früheren Ehen ihrer Mutter, der Niederländerin Ella van Heemstra, überwiegend in deren Heimat und in England auf. An der Pendelei zwischen den europäischen Ländern war ihr Vater, Joseph Hepburn-Ruston, schuld. Er hatte die Familie verlassen, als Audrey sechs Jahre alt war – und ihr damit das Herz gebrochen. Nie sei sie darüber hinweggekommen. Zunächst
eerleben wollte, um dann aber wieder ein d Gewissen zu haben G – und sich schließllich gegen die Liebe und das freie Leben u iin Rom und für die Krone entscheidet. K „„Ein Herz und eine Krone" („Roman K Holidays", 1953) H wird ihr erster grow ßer Erfolg. Fassen ß kkonnte sie den selbst nicht, schließlich n nagten – auch noch n beträchtliche vviele i l weitere it JJahre h –b t ä htli h SSelbstzweifel ob ihres Talents an ihr. Gedreht wurde an Originalschauplätzen T iin Rom. Ihr Partner war Gregory Peck, nicht der einzige männliche Hauptdarsteller neben ihr, der ihr Probleme m bereiten würde. Allerdings hielt sich die Abneigung Pecks b iin Grenzen, war er doch nur besorgt, dass sie ihm die SShow stehlen könnte. Und wie sie das tat!
Foto: Bildarchiv Hallhuber
noch vom Vater ins englische Internat gesteckt und von Gouvernanten bewacht, kehrte sie vor Beginn des Zweiten Weltkriegs ins „sichere" Holland zur Mutter zurück. Dass sie ihrem Vater damals für mehr als 20 Jahre Lebewohl sagen würde, hatte sie nicht ahnen können. Der Krieg machte auch nicht vor den Niederlanden Halt. Später, als zweifache kochbegeisterte Mutter im Schweizer Zuhause, wird sie ihren Söhnen bei den berühmten Frühstückstischgesprächen erzählen, dass sie sich Anfang der 1940er Jahre nur von Brühe, Brot aus Erbsenmehl und manchmal Brennnesseln ernährt habe. Die Zeit des Darbens prägte sie und ihren Körper bis an ihr Lebensende. Chronische Magersucht, Anämie und Asthma waren die Folgen der Mangelernährung für das junge Mädchen – und vielleicht auch die Leidenschaft fürs Kochen.
Foto*: © Earl Thiesen
Audrey Hepburns A Mutter war pragmaM ttisch, wenig gefühlsbetont. Sie nahm b 1948 ihre Tochter und 100 Pfund mit u nach London, um n der zierlichen, zugleich hochgewachsenen Audrey eine Ausbildung zur d i li h l i hh h h A d Tänzerin zu ermöglichen. Um die Stunden bei guten Lehrern bezahlen zu können, jobbte die Mutter zum Beispiel als Floristin. Und Audrey hatte unter dem Ehrgeiz und der Willensstärke ihrer Mutter zu leiden. Obwohl sie Talent besaß, war schnell klar, dass aus ihr keine Primaballerina werden würde – der Körper war mit über 1,70 Meter einfach zu lang. Was von ihrer Ausbildung blieb, waren die anmutigen Bewegungen und die grazile Haltung, die das Bild der Hepburn prägen würde. Nach einigen Rollen am Theater als Tänzerin entdeckte die exzentrische Autorin Colette den aufstrebenden Star für eines ihrer Stücke am New Yorker Broadway – dem (Theater-)Ort, um berühmt zu werden. Als sie die Hepburn sah, habe sie gerufen: „Ich habe meine ,Gigi' gefunden!" Prompt folgte der Durchbruch 1951, die Paramount-Filmstudios warfen sofort ein Auge auf das junge Talent. Gesucht wurde eine Prinzessin, die keine mehr sein möchte und in Rom mit einem Fotografen durchbrennt, um das dolce vita auszuprobieren. Audrey Hepburn? War wie geschaffen für die Rolle der zwischen zwei Welten hin- und hergerissenen Frau, die mal auf der Vespa Abenteuer GoodTimes
SSo richtig eingeschnappt war Gregory Peck dann aber nicht. Vielmehr spielte er im Sommer 1953 sogar Amor: n Er stellte Audrey bei der Londoner Premiere von „Ein E Herz und eine Krone" einem Hollywood-Kollegen vor. H Mel Ferrer, zwölf Jahre älter als sie, gutaussehend, aber M ssteif und für die Rolle des Melancholikers gebucht statt der d des H Herzensbrechers. Seine kubanischen Wurzeln zeigten sich nicht d in emotionsgeladenen Liebesbekundungen, dafür aber – so hieß es – in der Kontrollsucht gegenüber der Frau an seiner Seite. Sie verlobten sich. Nicht Audreys erstes „Ja" zu einem Heiratsantrag. Die angedachte Eheschließung mit dem reichen Spediteurssohn James Hanson war allerdings geplatzt, weil sie durch ihre aufblühende Karriere zu eingespannt war. 1954 entwickelte sich zu einem besonderen Jahr für die Hepburn – privat wie beruflich schien sie auf dem Olymp. Sie bekam den Oscar für ihre bezaubernde Leistung als Prinzessin in „Ein Herz und eine Krone" und war über Nacht weltberühmt. Sie brachte etwas Frisches, Natürliches, ja auch Lausbübisches nach Hollywood. Anders als die damals angesagten Kurvenwunder Marilyn Monroe, Sophia Loren und Elizabeth Taylor war sie von knabenhafter Statur, hatte mit winzigen Brüsten, knochigem Dekolleté und schmalen Hüften nichts von den typischen Augen schauten mehr sexuellen Reizen an sich. Ihre großen braunen br hilfl h os und scheu denn heißAudrey Hepburn mit Sohn Luca blütig-verführerisch. Die b Augenbrauen waren buschig A und die Haare kurz bis in u den Nacken gestutzt. Dafür d hatte sie dieses umwerfende, h vvereinnahmende Lächeln, das jjedem Problem den Kampf aanzusagen schien. 1971. Foto von Henry Clarke, © Condé Nast Archive/Corbis*
Foto: Bildarchiv Hallhuber
Die aus der Sicht und der Erinnerung von Luca Dotti erzählte Biografie seiner Mutter ist gespickt mit Rezepten, die erstaunlich einfach sind und mit relativ wenig Aufwand und einer überschaubaren Zutatenliste auskommen. Dank des Layouts ist alles stets auf einer Seite zu finden, ohne dass für den letzten Schritt der Zubereitung etwa die Buchseite umgeblättert werden müsste. Oft hat er in Zusammenarbeit mit Co-Autor Luigi Spinola Fotos seiner Mutter ausgewählt, die sie beim Kochen oder Verspeisen des beschriebenen Gerichts zeigen. Neben vielen typisch italienischen Speisen findet sich auch ein Beispiel für ein Curry – mit großer persönlicher Bedeutung für Audrey. Die Version von Hühnchen, Reis, Gemüse- und Fruchtsorten und Gewürzen stammt von N Nonna Tè Tè, der Mutter von Audrey, die von Luca so getauft wurde, weil sie stets ritualisiert Tee getrunken habe. Für Nonna Tès Curry verwendete sie geklärte Butter, also Ghee. Heute ist die gesündeste gesündes Fettvariante wieder d bekannt durch die fortschreitend de Beliebtheit des d Ayurveda. Dieses A Essen hat Mutter E und Tochter laut u Dotti mehr verbunD den als irgendetwas d aanderes.
IIn „Sabrina", den sie 1953 iin Los Angeles drehte und der 1954 herauskam, schaffd tte sie es damit sogar, dem mürrischen Humphrey Bogart m den Kopf zu verdrehen. Aber d nur laut Drehbuch. Hinter den n Kulissen sollll er ein Ekell gewesen sein, K li i Ek i sie i ignoriert haben. Außerdem habe er getrunken, die Stimmung am Set ruiniert. Auch der andere Filmpartner, William Holden, machte ihr das Leben schwer. Er war in sie verliebt, aber ein zerrissener Charakter und angeblich nach einer Sterilisation zeugungsunfähig. Für Audrey kam so eine Partie nicht in Frage, schließlich wollte sie unbedingt eine Familie gründen. 2/2016
■
Seite
17
Als Sabrina verwandelte sie sich auch vom unscheinbaren Mädchen in eine schicke Lady, die in Paris die Kunst der Haute Cuisine erlernt hatte. Audrey dagegen schwang damals schon begabt den Kochlöffel und hatte bereits ihren wundervollen Stil gefunden. Nur eines kam neu hinzu, eine modische Freundschaft auf Lebenszeit. Denn für den Film wurde sie mit atemberaubenden Abendkleidern und Tages-Outfits des Pariser Couturiers Hubert de Givenchy ausgestattet. Mit seinen Kreationen prägte er ihren dezenten, „Weniger ist mehr"-Look. Einen Stil, wie ihn Hepburn Zeit ihres Lebens hatte, muss man erst mal finden. Oh ja, dieser Stil! Keine hautengen, tief ausgeschnittenen Schlauchkleider, keine High-Heels, keine auftoupierten Haare. Neben Liz und Marilyn wirkte sie unschuldig und brav, schutzbedürftig und rührend-süß zugleich – und traf damit genau den Geschmack des Publikums, der Produzenten und den von Mel Ferrer. Mit ihm schloss sie 1954 den Bund fürs Leben – der doch keiner wurde.
und Schwächsten als Schwester Lukas helfen will. Schwüle Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit, sie zeigte Schwäche und hielt doch durch – auf einem Kontinent, der in ihren letzten Lebensjahren noch zu einem zweiten Zuhause, zu einer Missionsstätte für sie wurde. Auch für „Ein süßer Fratz" („Funny Face", 1957) legte sie sich mächtig ins Zeug, nahm für die Rolle des Mannequins an der Seite des Modefotografen Dick Avery (gespielt von Fred Astaire) sogar noch einmal Tanzstunden. Und der große Astaire, mit dem sie unbedingt einmal tanzen wollte, zollte ihr seinen Respekt für ihre Schritte – seine Anerkennung bedeutete ihr alles. Bitter enttäuscht wurde sie hingegen, g g , als sie sich
Foto*: © Audrey Hepburn Estate Collection
Gern betonte sie ihre Taille mit Gürteln, Hosen mit hohem Bund oder mit Bändern, die in Empirekleidern eingenäht waren. Selbst zu langen Abendkleidern trug sie ihre geliebten Ballerinas, manchmal mit kleinem Blockabsatz, außerdem Trenchcoat oder die typischen 60s-Mäntel. Ihre Auswahl war begrenzt, ihr Motto „Teures wird billiger" erstrebenswert, da sich gute Qualität tatsächlich länger hält, dafür aber auch hochpreisiger ist. Nach ihrem Tod konnten ihre beiden Söhne Sean und Luca ihre Kleidung in zwei Koffern verstauen. Ihre Farbpalette bei der Kleidung war so zurückhaltend wie ihre Art: weiß, schwarz, beige. Aber nur bei Stoffen. Auf den Tellern in der Küche wäre ihr so etwas zu langweilig gewesen, wie Luca Dotti in „Zuhause bei Audrey" erzählt. Beim Kochen habe seine Mutter eine wundervolle Philosophie gehabt: Alle Gerichte sollten ein schönes Farbspektrum aufweisen. Etwas zu essen, das nur weiß ist, sei nicht interessant, „also kann es auch nicht gut sein", habe sie gesagt. So machte sie gern ein echtes Caprese, auch, weil es mit Weiß ((Mozzarella), ), Rot ((Tomaten)) und Grün (wahlweise Avocado oder Basilikum) so hübsch anzuschauen war. Übrigens: Dass sie oft mit Tellerröcken und Dreiviertelhosen und selten mit knappen Shorts oder im Mini anzutreffen war, hat laut Sean Ferrer, ihrem älteren Sohn, auch damit zu tun, dass sie zwar oben herum sehr schmal gewesen sei, „aber dafür gut durchtrainierte Oberschenkel hatte, bei denen es ihr gelang, sie geschickt zu verbergen", wie er in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung" 2010 erzählte – anlässlich einer Foto-Ausstellung über seine Mutter in Berlin. Foto: Bildarchiv Hallhuber
intensiv auf die Rolle der Eliza Doolittle vorbereitete. „My Fair Lady" (1964) war als Musicalfilm angelegt. Opulente Kostüme, Rex Harrison als Filmpartner in der Rolle des Phonetik-Professors Henry Higgins. Hepburn übt den Slang der englischen Gosse, will alle Titel selbst singen, übt und übt und übt. Am Ende reichte es den Filmemachern nicht, ein Großteil ihrer Gesangsstücke wurde später nachsynchronisiert. Eine herbe Niederlage für die strebsame Schauspielerin, die doch trotz großer Erfolge stets an sich und ihrem Können zweifelte.
Sean wurde im Sommer 1960 in der Schweiz geboren. Da hatte Audrey bereits zwei Fehlgeburten hinter sich. Die erste hatte sich kurz nach der Hochzeit mit Ferrer 1954 ereignet. Die zweite war wahrAudrey Hepburn scheinlich die Spätfolge eines Reitunfalls. in " Geschichte einer Nonne" 1959 drehte sie ihren einzigen Western, in der mexikanischen Wüste. „Denen man nicht vergibt" Unforgiven") ib " ((„The Th U f i ") mit Burt Lancaster. Als Kiowa-Indianerin, die bei einer Siedlerfamilie aufwächst und dann von ihrem Bruder (Lancaster) als solche erkannt wird, sollte sie einen Galoppritt selbst und also ohne Double absolvieren. Nur ein kurzes Stück wollte Regisseur John Huston ihr zumuten. Doch das Pferd scheute, warf sie ab, sie brach sich Rückenwirbel. Wochen später erfolgte dann ihre zweite Fehlgeburt. Danach war für Hepburn, wie sie in verschiedenen Interviews bestätigte, klar, dass sie nie wieder drehen würde, wenn sie schwanger sei. Denn zu sehr verausgabte sie sich für ihre Rollen, zu ehrgeizig war sie. Wenn das Wort „Action" fiel, wollte sie alles geben. Bis zum Umfallen – buchstäblich. Ein Jahr zuvor hatte sie unter schwierigsten klimatischen Bedingungen die „Geschichte einer Nonne" („The Nun's Story", 1959) abgedreht. Sechs Monate Drehzeit, davon zwei Monate in Belgisch-Kongo, wo sie den Ärmsten Seite
18
■
Kein Zweifel besteht allerdings daran, was ihre berühmteste und wohl auch bittersüßeste Rolle ist: die der Holly Golightly in „Frühstück bei Tiffany". Ein Partygirl, das sich von reichen Männern in New York aushalten lässt, das mit Ohrstöpseln Y schläft, an denen Trotteln angeklebt sind, das morgens ih ihre Milch d Mil h in i ein i Champagner-Glas kippt, ihren rotbraunen Kater einfach nur „Cat" (Kater) nennt – und sich so sehr nach der großen Liebe sehnt. Die findet sie dann auch in dem Schriftsteller Paul, der zwar vergleichsweise mittellos ist, aber einfach rührend mit ihr und ihren Macken umzugehen weiß. Es gibt in dem Film eine Schlüsselszene, die viel über ihr Leben erzählt: als Holly mit Paul (den sie fast den gesamten Film über in Anlehnung an ihren geliebten Bruder Fred nennt) ihren „Finanzberater" Sally im Sing-Sing-Gefängnis besucht. Für ihn notiert sie all ihre Einnahmen und Ausgaben in ein Haushaltsbüchlein. Sally stöbert darin, schüttelt den Kopf über ihre fragwürdigen Dollars auf der Habenseite und findet, dass sich der Inhalt gut machen würde als Stoff für eine neue Geschichte. Ja, dem stimmt Holly zu. „Die wäre gut für ein paar Lacher."
GoodTimes
2/2016
Foto: Bildarchiv Hallhuber
Nein, antwortet Sally, das Buch würde einem das Herz brechen ... So wie ein Buch über die Lebensgeschichte Audrey Hepburns, die so oft Erfahrungen machen musste, die ihr das Herz brachen, und die am Ende – durch ihren viel zu frühen Leidenstod mit 63 Jahren – selbst gebrochene Herzen hinterließ.
Aber vielleicht war sie des Filmbusiness' mit seiner unechten Welt aus Glamour nach außen hin und Missgunst hinter den Kulissen auch tatg sächlich müde geworden. Und irgendwann musste sie ja auch kochen können ... In ihrer Zeit als Hausfrau entwickelte sie sich zur waschechten Italienerin, die selbst die unterschiedlichen M o z z a re l l a - S o r t e n und deren perfekte Verwendung kannte. Sie wusste, der mit Büffelmilch ist der beste, vor allem für Caprese. Und der aus Kuhmilch – wegen Bei Connie Wald, einer ihrer besten seiner trockeneren Freundinnen, gab es oft Penna alla Vodka. Konsistenz – zum Beispiel gut geeignet für Pizza. D Dass ist aber das einzige, was fü Pi ab nicht icht d in i Luca Dotti in seinem Buch aus gesammelten Rezepten und den persönlichen Erinnerungen an seine Mutter detailliert erklärt. So habe Audrey, erzählt er, nicht viel genascht – bekannt ist, dass sie nach einem Mittagsschläfchen zu einem Stück Schokolade griff, nicht zu einer ganzen Tafel –, aber wenn es eine Nachspeise gab, musste sie süß sein. GoodTimes
Nach dem Krieg wollte sie nie wieder Hunger leiden müssen. Ihr Bestreben übertrug sie auch auf die Welt, nachdem sie bereits 1970 an einer Unicef-Gala teilnahm und sich vor allem ab den 1980ern für die Belange von Kindern in Afrika starkmachte. Ihr rührender, wenngleich naiver Gedanke: Niemand auf der Welt sollte hungern müssen. Missionen führten sie unter anderem nach Reh Ip" gehörte lange Äthiopien und Somalia. " Haustierriege zu ihrer Dabei wurde sie von t R b t Wolders W ld t tüt t und d begleib l i ihrem letzten Lebenspartner Robert unterstützt tet. Ihn hatte sie 1980 in den USA kennen und wenig später lieben gelernt. In einer Zeit, in der auch ihre zweite Ehe in g die d Brüche gegangen war und Andrea Dotti ihr mit seinen Affären und seinem Desinteresse an einem lies bevollen, zurückgezogenen Familienleben beinahe die b Hoffnung auf wahre, funktionierende Liebe genomH men m hatte. Doch Gott sei Dank ließ sie sich nicht unterkriegen und fand ihre Erfüllung – mit Robby u im i La Paisible als Gärtnerin und Köchin, die ihn und ihre Söhne am liebsten ständig um sich hatte, als i Unicef-Botschafterin und ab und an noch einmal auf U der d Kinoleinwand (zu den nennenswerten Erfolgen zählen nur der in Spanien mit Sean Connery gedrehz te t Film „Robin und Marian" („Robin And Marian", 1976) und ihre letzte Rolle 1989 in Steven Spielbergs „Always" an der Seite von Richard Dreyfuss). „ Foto*: © Audrey Hepburn Estate Collection
Und plötzlich war es mit dem Leinwandliebling vorbei. Man könnte meinen, die zweite Hochzeit und die Geburt ihres zweiten Sohnes fielen auf einen Zeitpunkt, als gute Filmangebote ausblieben oder womöglich ihr Typ nicht mehr so gefragt war. Sie selbst hat allerdings immer betont, wie sehr sie nun in ihrer Rolle als Mutter und Ehefrau in Italien und der Schweiz aufgehe. Sean Ferrer wiederum hatte es einmal so beschrieben, dass ihr Leben in drei Kapitel eingeteilt werden könne: Das erste sei die Karriere, das zweite das Mama-Sein, das dritte ihre humanitäre Arbeit in Afrika als Unicef-Botschafterin in den 1980er Jahren bis zu ihrem Tod am 20. Januar 1993.
Sie S war in der Küche akribisch, befolgte jeden Schritt eines Rezepts und kochte offensichtS lich gern allein – Ausnahmen machte sie bei l Doris Brynner, der Frau des Schauspielers D Yul, und Connie Wald, ihren beiden besten Y Freundinnen. Doris Brynner sei im Gegensatz F zu z Audrey sehr pragmatisch gewesen bei der Essenszubereitung. Zu Besuch bei Connie Wald E in i Los Angeles wiederum gab es mindestens einmal „Penne alla Vodka", eine Kreation, e die d tatsächlich mit Hochprozentigem und dazu Sahne angereichert wird und in Audreys d Variation köstlich schmeckt! V
Das D Buch von Luca Dotti mit den Lieblingsgerichten seiner Mutter und den vielen privaten Einblicken s entführt den Leser in Hepburns Welt, die trotz harter e Schicksalsschläge herrlich anheimelnd und idyllisch S war. Und hat h t man das Buch zugeklappt, steht einem nicht unbedingt der Sinn danach, eine DVD mit dem süßen Fratz, Holly, Eliza oder Susy einzulegen, sondern viel mehr danach, den Kochlöffel zu schwingen. Nach Audrey Hepburn'scher Manier – mit Liebe, aber doch ohne große Anstrengung zubereitet. Claudia Tupeit 2/2016
■
Seite
19
* Zuhause bei Audrey" DuMont Buchverlag "
Andrea Dotti war Italiener, Playboy mit reicher Familie und Psychiater. Sie lernten sich im Sommer 1968 auff einer vor i den griechischen Inseln schippernden Jacht von gemeinsamen Freunden kennen. Hals über Kopf verliebte sie sich in den knapp zehn Jahre jüngeren Sonnyboy. Schon Anfang 1969 folgte die Hochzeit, ein Jahr später, im Februar 1970, erblickte Luca das Licht der Welt. Audrey wollte keine Zeit verschwenden. Sie wollte sesshaft werden. Ihr letzter Film, „Warte, bis es dunkel wird" („Wait Until Dark"), für den sie als blinde, von Gangstern in der Wohnung bedrohten Susy ihre fünfte OscarNominierung erhielt, war schon 1967 angelaufen.
Audrey Hepburn und Sean Connery in " Robin und Marian"
Foto*: © Andrew Wald
Als Kind war es der Weggang des Vaters, den sie ab Kriegsbeginn über 25 Jahre nicht wiedersah und der ihr schließlich noch an seinem Sterbebett nicht die von ihr so sehnsüchtig erwarteten Emotionen entgegenbringen konnte. Dann die beiden Fehlgeburten in den 1950er Jahren. Mitte der 1960er musste sie sich schließlich das Scheitern ihrer Ehe mit Mel Ferrer eingestehen. Und bis sie schließlich ihr Lebensglück mit einem Mann fand, wurde ihr Herz noch einmal gebrochen.
Er E schwärmt von einer Schokoladen-Mousse, die d seine Mutter gar besser hingezaubert habe als a die Köche im Weißen Haus. Das Geheimnis? Statt überteuerter Schokoladensorten reiche S einfach dunkle Blockschokolade, die – wichtig e – über einem heißen Wasserbad geschmolzen werden müsse. w
KINO-KULT AUS DEM WELTRAUM Der Filmstart der neuen Star Wars"-Episode Das Erwachen der Macht" Ende " " 2015 versetzte Millionen von Fans weltweit in Euphorie und brach sofort etliche Rekorde. Das zeigt: Die Weltraumsaga ist zweifellos auch fast 40 Jahre nach dem Start des ersten Star Wars"-Abenteuers ein Phänomen der moder" nen Filmkultur – und das hat gute Gründe.
25. Mai 1977. Filmemacher George Lucas verbrachte diesen Tag in einem Tonstudio in Los Angeles. In der Mittagspause ging er mit seiner Frau Marcia in ein Restaurant – und beobachtete erstaunt lange Warteschlangen, die um das berühmte Kino Grauman's Chinese Theatre auf dem Hollywood Boulevard herumführten. Nobel-Limousinen fuhren vor dem Eingang vor, für die die Polizei Fahrspuren der Straße gesperrt hatten. Als Lucas sah, was gezeigt wurde, traute er seinen Augen nicht: Es war „Star Wars", sein eigener Film. Der Regisseur hatte aus Angst vor einem Misserfolg verdrängt, dass er an diesem Tag Premiere hatte ... Eine unnötige Befürchtung, denn „Star Wars" wurde in kürzester Zeit ein weltweiter Mega-Erfolg. Auch in Deutschland, wo er unter dem Titel „Krieg der Sterne" ab dem 10. Februar 1978 gezeigt wurde, faszinierte er das Publikum. „Star Wars" galt damals als erfolgreichster Film aller Zeiten, bis „E. T.", von George Lucas’ Freund Steven Spielberg inszeniert, ihn 1982 vom Thron stieß. Heute ist „Star Wars", wenn man die Inflation berücksichtigt, nach „Vom Winde verweht" und „Avatar" der dritterfolgreichste Film der Kinogeschichte. „Star Wars" folgten sechs weitere Realkinofilme und der Animationsfilm „Star Wars: The Clone Wars", die insgesamt weltweit über 6,3 Milliarden Seite
20
■
Von Thorsten Schatz
Dollar einspielten. Dazu kam das erfolgreichste Filmmerchandising: Der Verkauf von Spielfiguren, T-Shirts, Raumschiff-Bausätzen, PlastikLaserschwertern, Büchern, Comics, Computerspielen und vielem mehr brachte zusätzlich über 27 Milliarden Dollar ein. Damit ist „Star Wars" die erfolgreichste Filmserie der bisherigen Kinohistorie. Auch noch heute zieht die Weltraumsaga das Publikum in Scharen in die Lichtspielhäuser. Nachdem das neueste Sternen-Krieger-Abenteuer „Episode VII: Das Erwachen der Macht" am 14. Dezember 2015 in Los Angeles Premiere feierte, holte der Film Anfang Januar 2016 an den Kinokassen der USA und Kanadas – die Inflation nicht mitgerechnet – „Avatar" als erfolgreichsten Film ein. Und auch in Deutschland ist das Weltraumepos mit bislang 8,4 Millionen Besuchern super erfolgreich. Weltweit spielte es bis Anfang Februar 2016 insgesamt schon knapp über zwei Milliarden US-Dollar ein. Damit schob es sich auf Platz drei der erfolgreichsten Kinohits der Filmgeschichte, wenn man die Inflation nicht berücksichtigt (Stand 7. Februar 2016). Ein erstaunlicher Erfolg für eine Filmidee, die seit fast 40 Jahren Millionen Fans begeistert und zum Kino-Kult geworden ist. Aber warum ist das so? Warum besitzt „Star Wars" diese Anziehungskraft?
GoodTimes
2/2016
Fotos: © Lucasfilm Ltd./Fox Filmverleih
Um das zu verstehen, muss man in das Jahr 1977 zurückgehen, zur Premiere des ersten „Star Wars"-Films, der in den Kinos zu sehen war. Gleich nach dem Filmstart belagerte das Publikum die Lichtspielhäuser, viele Zuschauer gingen in mehrere Vorstellungen nacheinander – und das nicht nur in den USA. Weltweit entstand eine Community aus Millionen Fans, was keiner der Macher des Filmes erwartet hatte, auch George Lucas selbst nicht. Der hatte mit seinem Produzenten Gary Kurtz das Filmunternehmen Twentieth Century Fox für die Produktion gewinnen können, indem er in Aussicht stellte, es gebe genügend Science-Fiction-Fans als Publikum, so dass zumindest die Kosten wieder eingespielt würden. Und ja, die SF-Anhänger gingen dankbar in den Film, denn „Star Wars" holte das Science-Fiction-Kino raus aus der Sozialkritik, die dieses Genre seit Ende der 1960er Jahre bestimmt und unbeliebt gemacht hatte. Beeinflusst waren diese SF-Streifen vom US-Kino des „New Hollywood", das Ende der 1960er Jahre entstanden war. Der Vietnam-Krieg, der Watergate-Skandal, die weltweite Ölkrise und anderes mehr hatten in den USA bei Teilen der jungen Generation ein stark gesellschaftskriti-
die Laserschießereien) und Ritterfilmen (wegen der Lichtschwertduelle). Dazu kamen Fantasy- und Märchen-Elemente: eine magische Zauberkraft (die „Macht"), eine Prinzessin (Leia), die ein Bauernjunge befreit, der zum Helden wird (Luke Skywalker), (Laser-)Schwerter, gute (Jedi-)Ritter, schwarzgekleidete Fürsten des Bösen (Darth Vader und andere), überhaupt der Kampf Gut gegen Böse – und am Anfang jedes Filmes der Reihe der Satz: „Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie …" Über diesen Mix und die in jedem Teil aufs Neue fantastischen Bilderwelten mit skurrilen Aliens, Robotern, fantasievoll gestalteten Planeten, überwältigenden Weltraumschlachten und etlichen technischen Gimmicks hinaus faszinierten das Publikum aber auch die Entwicklungsgeschichten der Protagonisten: Luke Skywalker wird zum edlen Jedi-Ritter wie sein Vater Anakin, der sich hingegen zum finsteren Darth Vader entwickelt, allerdings am Ende wieder das Gute in sich entdeckt. Diese Wandlungen sind für Kinder und Jugendliche spannend, denn sie sind selbst dabei, ihre Persönlichkeit zu entwickeln, sich zu orientieren – auch an den „Star Wars"-Helden. Das gilt aber auch für Erwachsene, denn auf der Suche nach sich selbst ist man lebenslang.
sches Bewusstsein erzeugt. Experimentierfreudige junge Filmemacher attackierten mit Low-Budget-Produktionen das Heile-Welt-Hollywood-Kino, unabhängig von den großen Studios. Sie drehten an der Kinokasse erfolgreiche gesellschaftskritische Streifen wie die Anti-KriegsSatire „M*A*S*H" (1970) von Robert Altman oder „Easy Rider" (1969) von Dennis Hopper, der das Lebengefühl der Hippies widerspiegelt. Der sozialkritische Trend machte sich aber auch im ScienceFiction-Kino bemerkbar, wie in der Zukunfts-Horrorvision „Uhrwerk Orange" (1971) von Stanley Kubrick oder „Lautlos im Weltraum" (1972), in dem es um Umweltzerstörung geht. Doch es wurde den Kinogängern allmählich zu viel. Mitte der 1970er Jahre hatte das Publikum von schmerzhaften apokalyptischen Zukunftsszenarien genug, wie es von Science Fiction überhaupt die Nase voll hatte – bis „Star Wars" kam. Der Streifen zeigte statt Sozialkritik spannendes großes Space-Opera-Entertainment. Eine Weltraumoper, die es seit „Alarm im Weltall" (1956) nicht mehr im Kino gegeben hatte – einem Film, von dem George Lucas übrigens die gelbe Laufschrift übernahm, die am Anfang jedes „Star Wars"-Teils zu sehen ist. Aber „Star Wars" war nicht irgendeine neue Space Opera. Der Film besaß eine völlig neue Science-Fiction-Optik: das von George Lucas erdachte Konzept des „Used Universe" (des „gebrauchten Universums"). Das heißt: Gebäude, Raumschiffe, Waffen, Kostüme sehen abgenutzt, zerbeult, schmutzig aus. Das wirkte realistischer, für das Publikum greifbarer als die Weltraumfilme bis 1977 mit ihren sterilen, wirklichkeitsfremden Bilderwelten. Das zog 1977 aber nicht nur Science-Fiction-Fans in die Kinos, „Star Wars" war sofort massentauglich. Und das lag vor allem daran, dass das Epos den Science-Fiction-Rahmen sprengte. Es bot eine bis dahin einzigartige Mischung aus Weltraumabenteuer, Action- und Kriegsfilm, Western (durch
Dabei wurde bislang besonders ein männliches Publikum angesprochen. Schließlich wird in den ersten sechs Teilen eine Vater-Sohn-Geschichte erzählt (Anakin und Luke Skywalker). Doch im neuesten Abenteuer „Das Erwachen der Macht" tritt mit Rey erstmalig eine starke Frauenfigur in den Mittelpunkt, mutig, schlau, jung – und als Protagonistin für die Fortsetzung von „Das Erwachen der Macht" vorgesehen. Sie macht „Star Wars" nun auch für weibliche Kinofans interessanter. Darüber hinaus wirken nicht zuletzt die Heldengeschichten, die George Lucas in „Star Wars" – in Anlehnung an die Thesen des Mythologieforschers Joseph Campbell – erzählt, anziehend: Die erst unscheinbare Hauptfigur rebelliert und kämpft gegen eine Übermacht, wird so zum Helden und siegt am Ende. Das will das Publikum sehen, das funktioniert immer (siehe andere Kinohelden-Storys wie „Der Herr der Ringe" oder „Matrix"). Die Heldengeschichten, das Identifikationspotenzial der Hauptfiguren, die fantastischen Bilderwelten und der fesselnde, unterhaltsame GenreMix machen „Star Wars" zu einem den Globus umspannenden KinoPhänomen, zu einer eigenen Sternenkrieger-Welt, durch die kult! auf einem alphabetischen Streifzug führen möchte.
GoodTimes
2/2016
■
Seite
21
Padmé Amidala ist die Königin und spätere Abgesandte des Planeten Naboo im Galaktischen Senat (siehe unter G). Als Senatorin versucht sie, einen Krieg zu verhindern. Sie verliebt sich in den Jedi-Schüler Anakin Skywalker (siehe unter J und V), heiratet ihn und bekommt mit ihm die Zwillinge Luke und Leia (siehe unter V und O). Sie stirbt bei der Geburt, weil sie ihren Lebenswillen verloren hat, da sie es nicht schaffte, Anakin von der dunklen Seite der Macht (siehe unter M) fernzuhalten. Padmé Amidala ist in den „Star Wars"Episoden I bis III zu sehen und wurde von Natalie Portman gespielt.
Keine Figur hassten die „Star Wars"-Fans so sehr wie Jar Jar Binks. Dabei sollte er eigentlich mehr Humor in die Filme bringen. Doch sein tollpatschiges Gehampel und seine Sprachverdrehungen nervten die Zuschauer. Im Film gehört Jar Jar Binks zur Gattung der Gungan vom Planeten Naboo. Er taucht das erste Mal in „Episode I: Die dunkle Bedrohung" auf. Erst begleitet er den jungen Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi (siehe unter K) und wird später Mitglied des Galaktischen Senats (siehe unter G). Wegen der Kritik schrumpfte die Rolle von Jar Jar Binks in „Episode II: Angriff der Klonkrieger”, bis er in „Episode III: Die Rache der Sith" nur noch einen Satz zu sagen hatte. Der Schauspieler Ahmed Best sprach den computeranimierten Binks. Seite
22
■
„Star Wars"-Schöpfer George Lucas hatte in den 1970er Jahren einen Alaskahund namens Indiana, der ihn zur Figur des Chewbacca inspirierte. Chewie, wie er kurz genannt wird, ist ein Wookiee (siehe unter W) vom Planeten Kashyyyk. Er ist 200 Jahre alt, 2,28 Meter groß und ziemlich stark. Wenn es sein muss, zerreißt er eiserne Handschellen, wirft angreifende Feinde durch die Gegend oder erledigt sie mit gezielten Schüssen seiner Armbrust. Er ist der beste Freund von Schmuggler Han Solo (siehe unter S) und dessen Co-Pilot, Navigator und Mechaniker im Raumschiff „Millennium Falcon" (in der deutschen Version: „Rasender Falke"). Die beiden schließen sich den Rebellen um Luke Skywalker (siehe unter V) im Kampf gegen das Imperium (siehe unter G) an. Chewie ist in den Episoden III, IV, V, VI, VII und „Star Wars: The Clone Wars" zu sehen. In das Fellkostüm schlüpfte in den Realfilmen der 2,21 Meter große Peter Mayhew.
Den Begriff Droide hat George Lucas abgeleitet von Androide (ein menschenähnlicher Roboter). Im „Star Wars"-Universum gibt es unzählige Droiden, die die unterschiedlichsten Aufgaben haben, etwa als Erntehelfer oder Raumschiff-Reparateure. Zwei „Star Wars"-Droiden sind bei den Fans der Saga sehr beliebt: R2-D2 und C-3PO. R2-D2 ist etwa einen Meter groß, dreibeinig, er piepst und pfeift und ist sehr intelligent. Er fliegt bei Kampfeinsätzen der Rebellen auf deren X-Wing-Raumschiffen (siehe unter X) mit, um sie bei Treffern zu reparieren. Oder er transportiert Geheimpläne durch die Galaxie.
GoodTimes
2/2016
Immer an seiner Seite: C-3PO, ein goldmetallener, menschenähnlicher Droide, der 1000 galaktische Sprachen beherrscht und als Übersetzer und Protokollant arbeitet. Dem ängstlichen, ständig plappernden Roboter geht R2-D2, der mutig keine Gefahr scheut, extrem auf die Nerven. Er schimpft ständig auf seinen kleinen Freund, der sich aber nie aus der Ruhe bringen lässt und dem Großen zeigt, wo es langgeht. Beide spielten in jedem der „Star Wars"-Realfilme und in etlichen Ablegern mit, also auch in der neuen „Episode VII: Das Erwachen der Macht", in der ein weiterer Droide als Publikumsliebling dazukam: BB-8, der eigentlich ebenfalls auf RebellenKampfjägern mitfliegt, aber im Laufe der Handlung zum Begleiter der Schrottsammlerin Rey (siehe unter R) wird, der Hauptfigur der Episode VII. Seine Art, sich fortzubewegen, ist ungewöhnlich: Unter seinem R2-Kopf besteht sein Rumpf nur aus einer rollenden Kugel. Bewegt wurde er von den Puppenspielern Dave Chapman und Brian Herring an Stangen. Ansonsten wurde BB-8 ferngesteuert, wie teilweise genauso R2-D2, der, wenn es nötig war, auch per Computeranimation zum Leben erweckt wurde. Meist steckte im R2-D2-Aufbau jedoch der 1,11 Meter große Kenny Baker. Das goldene Kostüm seines Kumpels C-3PO zog sich Anthony Daniels an.
Als die knuddeligen, an kleine Bären erinnernden Ewoks in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter" (1983) über die Kinoleinwand tobten, stöhnte ein Teil der „Star Wars"-Fans auf. Das war ihnen zu kindisch. Die meisten Zuschauer aber schlossen die knopfäugigen Minikrieger des Waldmondes Endor, die auf der Seite der Rebellen kämpfen, ins Herz. So entstanden zwei „Ewok"-TV-Spielfilme (1984/1985), die in Europa auch erfolgreich im Kino liefen, und eine weniger beliebte Zeichentrickserie (1985).
Jango Fett ist der beste und skrupelloseste Kopfgeldjäger der „Star Wars"-Galaxie. Aus seinen Genen wird in „Episode II: Angriff der Klonkrieger" im Auftrag der bösartigen Sith (siehe unter J) eine Armee aus Kampfroboter-Klonen erzeugt. Einen Klon darf Jango p Fett, der von Temuera Morrison dargestellt wurde, behalten. Er zieht ihn als seinen be „Sohn" auf und nennt ihn Boba. Jango vom Jedi-Meister Mace Als Ja Windu getötet wird, sieht Boba Wind das mit an und wird daraufhin ebenfalls ein erfolgreicher eb Kopfgeldjäger. Er macht K den Rebellen in den Episoden IV, V, VI und „Star Wars: The Clone Wars" das Leben schwer. In Teil VI wird er von einem Sarlacc, einem Sandmonster, verspeist. Sa Boba ist ein Fan-Favorit. B Gespielt wurde er je nach Gesp Lebensalter von Daniel Lebe Logan und Jeremy Bulloch. Loga GoodTimes
In den ersten sechs „Star Wars"-Filmen bildet der Kampf der demokratischen Kräfte, vertreten durch die Republik, gegen die Diktatur des Galaktischen Imperiums die Rahmenhandlung. Die zentrale politische Schaltstelle der Republik ist der Galaktische Senat. Darin versuchen Repräsentanten aller Völker der Galaxie, ihr Zusammenleben demokratisch zu regeln. Allerdings wollen böse Kräfte die Macht übernehmen. Das versucht Kanzler Palpatine, gespielt von Ian McDiarmid (Episode I, II, III, V (DVD-Version), VI) sowie Elaine Baker und Clive Revill (Episode V (Kinofassung)). Er ist in Wirklichkeit der bösartige Sith-Lord Darth Sidious (siehe unter J). Der Fall der Republik gelingt, und das Galaktische Imperium regiert fortan die Galaxie und verbreitet Angst und Schrecken (Episode I bis III). Nur eine Rebellenallianz stellt sich ihnen entgegen und siegt am Ende gegen das Imperium, so dass eine neue Republik entsteht (Episode IV bis VI). 30 Jahre danach haben sich die Imperiumsüberreste zur „Ersten Ordnung" formiert und bekämpfen die Republik erneut (Episode VII).
Am Anfang von „Das Imperium schlägt zurück” wird eine Schlacht zwischen den Rebellen und den Streitkräften des Imperiums auf dem Eisplaneten Hoth gezeigt. Als passenden Drehort wählten die „Star Wars"-Produzenten die Umgebung der norwegischen Stadt Finse aus, wo abenteuerliche Bedingungen herrschten. Die Filmcrew kämpfte gegen den härtesten Winter seit 50 Jahren. Minus 29 Grad Celsius und Schneefall in einer Höhe von 5,5 Metern, der die Aufbauten unter sich begrub, ließen die Aufnahmen fast scheitern. Doch das Filmteam hielt durch, bis der Dreh nach zehn Tagen geschafft war.
Als Regisseur George Lucas „Star Wars" drehen wollte, stellte er sich Special Effects vor, die so wirklichkeitsnah sein sollten wie bei keinem Science-Fiction-Film zuvor. Allerdings war sein Budget für die Verwirklichung zu klein, und 20th Century Fox hatte nicht das Equipment, um seine Ideen umzusetzen. In seiner Not gründete Lucas 1975 selbst ein Studio für Spezialeffekte: Industrial Light & Magic (ILM). Das realisierte Lucas’ Ideen so gut, dass das ILM-Studio, das eigentlich nur für diesen einen Film entstanden war, weitermachte und alle kommenden „Star Wars"-Folgen mit teilweise richtungsweisenden Spezialeffekten ausstattete – und nicht nur „Star Wars". ILM versah u.a. Filmreihen wie „Star Trek", „Harry Potter", „Indiana Jones", „The Avengers" und Kinohits wie „Avatar", „Jurassic World", „Forrest Gump" und „James Bond: Spectre" mit Special Effects. Über 300 Filme sind es bis heute. 2/2016
■
Seite
23
In der „Star Wars"-Galaxie sind die Jedi-Ritter ein Orden, der die gute Seite der Macht (siehe unter O Or M) vertritt. Sie richten ihr Handeln nach Werten M wie Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Vernunft und Selbstkontrolle aus. Diese Eigenschaften sind ähnlich in der antiken griechischen Philosophie bei der Stoa, im Buddhismus und im chinesischen Daoismus zu finden. Davon ließ sich George Lucas inspirieren. Die Laufbahn der Jedi fängt beim Jedi-Schüler („Padawan") an, der zum Jedi-Ritter ausgebildet wird. Als solcher kann er zum Jedi-Meister ernannt werden. Von denen gibt es zwölf, die zusammen den Jedi-Rat bilden. Den Jedi stehen die Vertreter der dunklen Seite der Macht gegenüber: die Sith. Sie lassen sich von Egoismus, Hass, Bösartigkeit und Aggression leiten. Die Sith bilden einen Orden wie die Jedi, mit denen sie verfeindet sind, weil sie in ihrer Machtgier die Galaxie beherrschen und tyrannisieren wollen. Der Krieg Sith gegen Jedi wurde über 7000 Jahre hinweg geführt – mit den bevorzugten Waffen beider Lager: den Lichtschwertern (siehe unter L). In „Episode III: Die Rache der Sith" wird der Jedi-Orden mit dem Untergang der Republik zerstört. Nur wenige Jedi, wie Yoda und Obi-Wan Kenobi (siehe unter K und Y), überleben.
Obi-Wan Kenobi, eine der wichtigsten Figuren in „Star Wars", steigt im Verlauf der Handlung bis zum Jedi-Meister auf und wird Mitglied im Rat der Jedi. Er lehrt Anakin Skywalker (siehe unter V), ein Jedi zu werden (Episode I bis III). Als ergrauter grauter Meister nimmt er den Kampf gegen Anakin auf,, der sich der dunklen Seite der Macht zuwandte und nd zu Darth Vader wurde. Vader tötet ihn, doch es ist kein wirklicher Tod. Kenobis Körper löst sich ch auf, er wird zum Geistwesen, das eins ins ist mit der Macht, erscheint Luke Skywalker kywalker und spricht mit ihm (Episode IV bis VI). Auch die Heldin des neuen Teils „Das Erwachen der Macht", Rey (siehe unter R), hört in einer Vision on Kenobis Stimme. Ewan Mc Gregor spieltee den jungen Obi-Wan Kenobi, ShakespearehakespeareDarsteller Alec Guinness den alten.
Kein „Star Wars"-Film ohne Duelle lle mit Lichtschwertern, den favorisierten Waffen von on JediRittern und Sith. Die Licht- oder Laserschwerter hwerter strahlen bei den Sith rot, bei den Jedi grün ün oder blau – mit einer Ausnahme: Samuel L. Jackson, Jackson der den Jedi-Meister Mace Windu darstellte, wollte für sein Schwert eine violette Laserklinge. George Lucas stimmte zu.
Die Macht in „Star Wars" ist ein Energiefeld, das aus allen Lebewesen strömt. Sie werden davon durchdrungen, wie sie alles durchdringt, was es im Universum gibt, und damit alles, was existiert, miteinander verbindet. Bei dieser Vorstellung ließ sich George Lucas von der Philosophie der altgriechischen Stoa und der Buddhisten beeinflussen. Auf die Idee der Macht kam er durch den Film „21-87" (1963) des Experimentalregisseurs Arthur Lipsett, aus dem er auch den Begriff „Macht" („The Force") übernahm. In „Star Wars" nutzen Jedi und Sith (siehe unter J) die Macht, die entsprechend eine gute und eine dunkle böse Seite hat. Sie verleiht ihnen Seite
24
■
übermenschliche Kräfte. Sie können hellsehen, in die Zukunft blicken, das Bewusstsein anderer Menschen kontrollieren und Energieblitze verschießen. Sie bewegen Dinge telekinetisch mit Geisteskraft, das heißt, ohne sie zu berühren. Ihre Reflexe, ihre Schnelligkeit und Sprungkraft übersteigen die anderer Menschen.
Der mausgesichtige, etwa 1,60 Meter große Sullustaner Nien Nunb ist eine Nebenfigur. Usprünglich als Schmuggler unterwegs, schließt er sich der Rebellenallianz an und ist an der Zerstörung des zweiten Todessterns (siehe unter T) beteiligt. Nien Nunb wurde zu einem Favoriten der Fans. Er taucht außer in den Filmen (Episode VI und VII) in etlichen „Star Wars"-Comics und -Romanen auf.
Prinzessin Leia Organa ist die zentrale Frauenfigur der Episoden IV bis VI und ist auch in Teil VII der Saga dabei. Sie ist die Tochter von Padmé Amidala und Anakin Skywalker (siehe unter A). Nach ihrer Geburt wird sie von Zwillingsbruder Luke getrennt und zum Planeten Alderaan geflogen. Der dortige Senator Bail Organa und Königin Breha Antilles Organa adoptieren sie. Sie wird dadurch zu Prinzessin Leia Organa. In der Filmhandlung kämpft Leia, die von Carrie Fisher dargestellt wurde, als eine Anführerin der Rebellen gegen das Imperium, denen sich auch Glücksritter Han Solo anschließt. Den kann Leia erst nicht ausstehen. Sie giften sich ständig an, bis sie sich doch noch verlieben. Sie haben zusammen einen Sohn, Ben, der der dunklen Seite der Macht verfällt und sich Kylo Ky Ren nennt.
Natürlich wurde ein Kino-Phänomen wie „Star Wars" oft veralNa bert. ber Parodien gibt es in Form von Filmen, wie den 13-minütigen Streifen „Hardware Wars" („Die Haushaltswaren-Kriege", („Di 1978), 197 in dem statt Raumschiffen Haushaltsgeräte wie Toaster Hau und Kassettenrekorder durchs All schwirren. Sehr erfolgreich war die Langfilm-Parodie „Mel Brooks’ Spaceballs", mit einem Broo ängstlichen Darth-Vader-Imitat äng in Kindergröße. Dazu kommen Fan-Filme und sogar eine PornoFan Parodie namens „Star Wars XXX" aus dem Jahr 2012. Par Verulkt wurde „Star Wars" auch auf dem TV-Schirm: so 1980 in der Ve „Muppet Show" und in den Comedy-Cartoon-Reihen „Family Guy" „M und u „Robot Chicken", beide 2007. Dazu kamen Comic-Parodien, etwa in den USA und in D Deutschland in der Satirezeitschrift „Mad", und zwei PopVeralberungen vom Comedian „Weird Al" Yankovic, der die Songs „Yoda" (1985) und „The Saga Begins" (1999) einspielte.
In „Episode I: Die dunkle Bedrohung" ist Ben Quadinaros eine von vielen Nebenfiguren, die die Saga bevölkern. Er ist einer der Gegner des jungen Anakin Skywalker beim Podrennen auf dem Planeten Tatooine. Quadinaros hat einen mächtigen, kugeligen Rumpf, der auf zwei staksigen Beinen steht. Er kommt beim Rennen nicht weit. Erst hat er Startprobleme, dann zerfällt sein Pod-Flieger in seine Einzelteile.
GoodTimes
2/2016
Die zentrale zentralen Figuren der ersten sechs „Star Wars"waren bislang immer männlich besetzt: erst Abenteuer w dann Luke Skywalker. Doch im neuen Teil Anakin, dan Erwachen der Macht" steht Rey im Mittelpunkt, „Das Erwach junge Frau, dargestellt von der beim Dreh eine jung 22-jährigen Daisy Ridley. 22-jährige Rey wird vvon der Schrottsammlerin zur Heldin, sich dem „Widerstand", wie sich die als sie sic Rebellen nun nennen, im Kampf gegen Imperiumsnachfolger „Erste Ordnung" den Imp anschließt. anschlie
Der Todesstern ist eine riesige Raumstation des Imperiums, die mit einem gebündelten Laserstrahl ganze Planeten explodieren lassen kann. Die Rebellen zerstören den ersten (Episode IV) wie den zweiten Todesstern (Episode VI).
Die schweinsnasigen, ein Meter großen Ugnaughts haben in „Das Imperium schlägt zurück" die Aufgabe, C-3PO (siehe unter D) einzuschmelzen. Chewbacca bekommt das mit und rettet den goldenen Droiden. Mehr Glück haben die Ugnaughts bei Han Solo: Sie helfen auf Befehl von Darth Vader, den Schmuggler in Karbonit einzufrieren.
Ha Solo, Schmuggler, Glücksspieler Han und Pilot des „Rasenden Falken", u ist is der coole Draufgänger der „Star Wars"-Story, dem es nur um Geld W geht. In der ersten Trilogie (Epsiode g IV bis VI) lockert Solo, der von Harrison Ford gespielt wurde, mit seiner oft arroganten, sarkastischen Art das Dramatische der Geschichte auf. Im Laufe der Handlung veschwinden Arroganz und Egoismus, als sich Solo den Rebellen anschließt und Prinzessin Leia für sich gewinnt. Die Coolness bleibt aber, auch in Teil VII, in dem besonders der ergraute Han Solo mit seinem treuen Freund Chewbacca die Verbindung zu den Ereignissen 30 Jahre vorher („Die Rückkehr der Jedi Ritter") herstellt.
Darth Vader alias Anakin Skywalker ist die zentrale Figur der Episoden I bis III. Als Kind wird er von den Jedi nach einer alten Prophezeiung als der „Auserwählte" angesehen. Das heißt, er ist in der Lage, die gute und die dunkle Seite der Macht zu vereinen und so das Gleichgewicht der Kräfte von Gut und Böse im Universum zu harmonisieren. Auf Bitten des Jedi-Meisters Qui-Gon Jinn, der vom Sith Darth Maul getötet wird, bildet Obi-Wan Kenobi (siehe unter K) Anakin zum Jedi-Ritter aus. Allerdings ist Anakin oft unbeherrscht und aggressiv. Das nutzt der mächtige Sith Darth Sidious aus, um ihn gegen die Jedi aufzuhetzen und auf die dunkle Seite der Macht zu ziehen.
Alle 8 Abenteuer in 2 Bänden erstmals komplett!
präsentiert w w w.kult comics.net IN T EGR A L 1
DIE JAGD AUF DEN KOFFER
Integral Ausgabe 1
200 Seiten im Hardcover, fadengeheftet, € 29,95, ISBN 978-3-9817960-0-1
Deluxe-Integral Ausgabe 1
ans Édoua rd A id me J e a n Va n H a m
Auf 99 Exemplare limitiert! 200 Seiten im Leinen-Hardcover, mit Schutzumschlag und einem von Édouard Aidans signiertem Exlibris, fadengeheftet, € 59,95, ISBN 978-3-9817960-2-5 IN T EGR A L Bereits erschienen!
Integral Ausgabe 2
200 Seiten im Hardcover, fadengeheftet, € 29,95 ISBN 978-3-9817960-1-8
Deluxe-Integral Ausgabe 2 Im Fachhandelsvertrieb von:
Auf 99 Exemplare limitiert! 200 Seiten im Leinen-Hardcover, mit Schutzumschlag und einem von Édouard Aidans signiertem Exlibris, fadengeheftet, € 59,95, ISBN 978-3-9817960-3-2 Erscheint Ende Mai zum Comic Salon Erlangen!
ww w.comiccombover trieb.de
GoodTimes
2
H FLUCHT DURC L DEN DSCHUNGE
2/2016
■
Seite
25
s É dou a rd A id a n Je a n Va n H a m me
Han Solos haariger Kumpel Chewbacca (siehe unter nter C) ist ein Wookiee. Diese Spezies ist auf dem Waldplaneten ten Kashyyyk beheimatet. Wookiees werden im Schnitt 2,10 Meter er groß und sehen aus wie eine Mischung aus Yeti, Grizzlybär und nd OrangUtan. Die ungeheuer starken Wookiees machen sich ch nur in ihrer Sprache verständlich, was bedeutet: Sie knurren, urren, heulen, schnaufen, grunzen und brüllen.
X-Wing-Fighter sind kleine, wendige Ein-MannMannKampfraumschiffe der Rebellen. Sie fliegen darin arin Angriffe auf den Todesstern und die riesigen imperierialen Raumkreuzer, die trotz ihrer Größe und Feuerkraft aft meist von den flinken und geschickt gesteuerten rten Rebellenfliegern abgeschossen werden.
Yoda ist ein kleiner, etwa 70 Zentimeter großer grüner Gnom, der wegen seines hohen Alters von 900 Jahren hren am Krückstock geht. So gebrechlich er auch wirkt, so stark tark sind doch Yodas Kräfte als Jedi-Meister, der wie kein n anderer aus dem Jedi-Rat die Macht beherrscht und d ebenso hervorragend mit dem Lichtschwert umgeht. Er ist die graue bzw. grüne Eminenz des Rates, bedächtig, weise, vorausschauend. Eine seiner Besonderheiten ist sein merkwürdiger Umgang mit dem Satzbau. Wenn er spricht, hat das die Form: Objekt – Subjekt – Prädikat: „Diesen Artikel du lesen musst." Zu erleben ist Yoda in Episode I, II, III, V, VI und „Star Wars: The Clone Wars". Gefilmt wurde der Yedi-Meister hauptsächlich als Puppe. Gesteuert und gesprochen wurde er von
Frank Oz, der auch Miss Piggy und Fozzie Bär aus der „Muppet Show" und Bert aus der „Sesamstraße" spielte und sprach. In den Episoden II und III wurde Yoda vollständig digital dargestellt. So konnte er in Actionszenen besser eingebaut werden.
„Star Wars"-Erfinder George Lucas hatte ursprünglich vor, seine Saga in einem einzigen Film zu erzählen. Doch das Material war zu umfangreich. Dazu kam, dass 20th Century Fox ihm 1977 dürftige 8,25 Millionen Dollar für die Produktion nur eines Filmes gab. Zu wenig, um die gesamte Handlung in einem Film unterzubringen. Also plante Lucas für seine Geschichte mehrere Kino-Episoden. Als Handlungseinstieg wählte er die Abenteuer von Luke Skywalker. In der Abfolge der Gesamthandlung war das die Episode IV. Doch um das Publikum nicht zu verwirren, verzichtete er zunächst auf eine Zählung und nannte den Film kurz und bündig: „Star Wars". Die Zählung kam erst nach der Premiere von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter" 1983, als die „Star Wars"Fans in Tränen aufgelöst glaubten, die Reihe sei beendet. Doch plötzlich bekamen die Filme in den USA verwirrende Zählungen: George Lucas nummerierte die ersten veröffentlichten Filme mit Episode IV, V und VI. Warum? Wo waren I, II und III? Die Antwort: Mitte der 1990er Jahre holte der Regisseur die Vorgeschichte der Episoden IV, V, VI, die er in den 1970er Jahren notiert hatte, aus der Schublade, um sie zu verfilmen. Motiviert hatten ihn die neuen c i n e a s t is c h e n Möglichkeiten digitalen Filmens, wie es sein Freund Steven Spielberg damals in „Jurassic Park" (1993) eingesetzt hatte. Das wollte Lucas auch probieren und drehte die Vorgeschichte Vorgeschich der „Star Wars"-Teile IV, V, VI, so dass sich, auf die Handlung Handlu bezogen, folgende Reihenfolge ergibt: „Episode „Episo I: Die dunkle Bedrohung" (1999), „Episode II: Angriff der Klonkrieger" (2002), „Episode III: A Die Rache der Sith" (2005), „Episode IV: Eine neue Hoffnung" (1977), „Episode V: Das Imperium schlägt schläg zurück" (1980), „Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter" (1983). Je Aber war’s das mit „Star Wars"? Nein, die Macht Mach ist mit den Sternenkriegerfans, denn im Dezember 2015 eröffnete „Episode VII: Das De Erwachen der d Macht" eine neue Trilogie. Voraussichtlich im Dezember Dezemb 2017 kommen Episode VIII und 2019 Episode IX in die Kinos.
Fotos: © Lucasfilm Ltd./Fox Filmverleih
Anakin kämpft mit seinem Lehrer Obi-Wan Kenobi, der ihn schwer verletzt. Nur indem Darth Sidious ihn rettet und ihm eine schwarze Rüstung nebst Atemmaske anlegen lässt, überlebt er. Sidious macht Anakin zu Darth Vader. Als Anakins Frau, Padmé Amidala, bei der Geburt der Zwillinge Luke und Leia stirbt, ist er so schmerz- und hasserfüllt, dass er vollends zur dunklen Seite übertritt. Luke und Leia werden vor ihrem Vater versteckt und getrennt voneinander aufgezogen (siehe unter O). Anakin Skywalkers Geschichte wird in den folgenden n Episoden IV bis VI fortgesetzt, aber aus der Sichtweise dess Protagonisten Luke Skywalker, gespielt von Mark Hamill,, erzählt. Der wird vom nichtsahnenenden Bauernjungen,, erz bei seiner Tante Beru und seinem Onkel Owen Lars der b auf dem Wüstenplaneten Tatooine lebt, zum Helden der Rebellenallianz, der den Todesstern zerstört. Und er wird zum Jedi-Ritter, der gegen seinen Vater Darth Vader kämpft. Trotz der Bösartigkeit Vaders sieht Luke aber das Gute in ihm. Es gelingt ihm, seinen Vater auf die helle Seite der Macht zurückzuholen. Der stirbt und wird als Anakin Skywalker zum Geistwesen, das in der Macht aufgeht. Um Anakin Skywalkers Geschichte von Episode I bis VI zu erzählen, brauchte man vier Schauspieler: Anakin spielten Jake Lloyd (als Kind) und Hayden Christensen (als Erwachsener). Darth Vader stellten David Prowse (Körper), James Earl Jones (Stimme) und Sebastian Shaw (das Gesicht unter der Maske) dar.
Mode -Reklame um 1970
Eine neue Generation bricht mit dem Althergebrachten Sylvia" und Tanja" sind Anfang 20 und trinken Sekt " in der Kellerbar. Sie kokettieren mädchenhaft mit ihrem Gegenüber und zeigen schöne schlanke Beine unter ihren kurzen pastellfarbenen Party-Kleidchen aus Dralon", man hört sie förmlich kichern ... So " oder ähnlich sahen Mode-Anzeigen um 1970 herum in der Freundin" oder in burda moden", in Twen", " " " Jasmin", im Spiegel" oder in der Bunten" aus, " " " und die Zeitschriften wurden abonniert, gelesen, weitergereicht. Ende der 60er gab es keine Not mehr im deutschen Wirtschaftswunderland, es wurden in allen Bereichen neue Ziele diskutiert, Ideen gesponnen, Produkte entwickelt. "
Seite
28
■
D
ie Werbebranche war daher Ende der 60er, Anfang der 70er in einer komfortablen Situation: Schöne bunte Fotos wurden verlangt, man überbot sich mit frechen und anzüglichen Texten, und (noch) griff niemand regulierend ein. Speziell die Macher von Reklame für Textilien hatten eine großartige Zeit, weil Neuerungen immer viele Werbeaufträge bringen – und die gab es hier in jeder Hinsicht: neue Farben, neue Formen, neue Materialien ... Und das galt nicht nur für den Westen Deutschlands, auch in der „Sybille" (liebevoll spöttisch „Ost-Vogue" genannt) fanden sich Werbeanzeigen, zwar in geringerem Umfang, aber ebenfalls richtig bunt. War bis Mitte der 60er Signalrot noch eines der Hauptgestaltungsmittel gewesen, um Slogans optisch hervorzuheben, so lockte jetzt allerorten eine überaus farbige Welt. In der Werbung für Mode werden klassischerweise Models vor einem mehr oder weniger passenden Hintergrund abgebildet, und bis dato war dieser oft neutral, eine hübsche Grafik vielleicht, nicht selten aber auch einfach weiß. Jetzt kamen Interieurfotos, Landschaften oder
GoodTimes
2/2016
der Markenbezeichnung „Lycra" – gerne in der d Wäsche-Herstellung benutzt – gab es bereits seit W 1962 die immer noch populäre Faser „Elastan". Gerade die Strumpfhosen, die die etablierten G SStraps-Strümpfe parallel zum Aufkommen der Mini-Mode abgelöst hatten, brauchten die M Dehnbarkeit als Verkaufsargument. Viele dieser D SStoffe sind heute ganz selbstverständlich als Beimischungen im Gewebe oder so modifiziert, B dass ihre Verwandtschaft kaum noch erkennd bar ist. Aber aus den damaligen Anzeigen b sspricht noch die lautstarke Entdecker-Euphorie: Revolution! R
Fotocollagen zum Einsatz, gerne Fernwehbeladen. Im Zuge einer Art Nostalgiewelle der 70er fanden sich außerdem Grafiken, die den Jugendstil der Jahrhundertwende wieder aufnahmen und mit Pop-Art anreicherten, so wie im Rahmen der Kampagne für die HudsonStrumpfhose „Fantasie" 1970. Bei der Präsentation der Kleidung war „gut aussehen" damals vor allem eine GenerationenStreitfrage, in der von den jungen Leuten jegliches Schönheitsideal der 50er und 60er über Bord geworfen wurde. Die neuen Stoffe mit den futuristischen Bezeichnungen auf den Etiketten benutzten jedoch alle, von der Großmutter bis zum Enkel. Wer um 1970 herum Kind war, hat vielleicht ganz stolz eine „Vistram"Hose getragen: Diese Kunststoff-beschichteten Vorgänger heutiger Buddelhosen hosen waren knallrot oder marineblau und hatten Träger mit Metallklipsen, psen, an denen man sich ganz übel die Finger klemmen konnte, nnte, die aber immerhin verstelltellbar waren. Die Beschichtung ung fing zwar nach einer Weile eile an, sich bröselnd abzulösen, en, aber vorher versprach sie den Müttern Abwaschbarkeit ... Für die übrige Bevölkerung ng wurden Jacken und Anoraks, ks, „Knautschlack"-Taschen n und sogar Sessel- oder ganz nz moderne Sitzsackbezügee aus „Vistram" gemacht. t. Bei den avantgardistischen n Männerjacken in Gold und d Silber (also „stahl" und „messing" im Werbejargon) war das Zauberwort „wetterfest", denn das Hauptversprechen der Werbung erbung um 1970 war grundsätzlich „prakk tisch"!
Die Faser-Klassiker mussten entweder auf D der Farb-Welle mitschwimmen (und so d gab es quietschbunte „Youngster"-Wollg Schlaghosen mit Bügelfalten für den Herrn), S oder die Gegenrichtung einschlagen und der o Chemiefaser C emiefaser Paroli bieten: „Zurück zur Natur" Natur
Die „Dralon"-Stoffe beispielsweise, „völlig knitterarm und pflegeleicht", hatten als Polyacryle eine wollige Struktur, fühlten sich also weich an, saugten aber nicht, ließen sich maschinell in neue Form bringen und waren günstig. „Sylvia" und „Tanja" mussten keine 100 Mark für ihre Minikleider mit Relief-Struktur bezahlen. Alles war möglich! „Trevira", seit 1956 auf dem Markt, und „Diolen" hießen die bekanntesten Polyester-Stoffe. Besonders reißfest und kaum Feuchtigkeit aufnehmend, daher unglaublich – genau – praktisch! Das englische li h P d t „Crimplene", Ci l " Pendant, wurde gar mit einer Frau in weißem Kostüm beworben: Den Rotwein locker in der Hand, wusste sie, dass sie ihre feine Garderobe schnell wieder sauber kriegte, falls sie die Kontrolle über ihr Glas verlor ... Der Werbetexter für die sogenannte „Weltfaser" nannte es ungeniert „kurze Entziehungskur in der Waschmaschine". Die Lieblingswörter der Hausfrau waren jetzt „Tragekomfort", „pflegeleicht" und „bügelfrei". Die erprobten Polyamid-Waren „Nylon", „Perlon" und „Dederon" punkteten vor allem in der Bein-Bekleidung mit Elastizität, und unter GoodTimes
hieß hi ß folgerichtig h f l i ht die Kampagne d der Baumwolld Industrie. Das In Schlagwort der S „Ökos" dieser „Ö Generation (das Ge angeblich auf an Rousseau zurückRo geht) findet sich geh hier hie in Pink manifestiert, stie während eine mehr meh oder weniger Spaß-befreite Gruppe, dazu steGrup hend zeitgenössische Mode-Höhepunkte Mod vorführt. Lange, flatvorfü terige „Gipsy"-Röcke mit blumigen Mustern b neben geometrisch neb n orientierten Midioi und Minikleidern, u die d Männer in Cordund Jeans-Hosen u zu z offenem Hemd oder Baumwollo Shirt. S Im Mode-Design I war w das vordringliche Ziel, sich von c der Kleidung der d älteren Generation ä abzuheben, und a viele Anzeigen v machten das auch m direkt zum Thema. d In hieß Frauen so zurückI einer Baumwoll-Werbung W b hi ß es: „Wenn W F ü k bli k blicken, dann lächeln sie über die vergangene Mode: Die Röcke waren unnatürlich lang. Die Haare waren unnatürlich hoch toupiert. Die Schuhe waren unnatürlich spitz. Die Kleider waren unnatürlich steif. Und die BHs waren unnatürlich dick gepanzert." Das Feindbild waren die Eltern, die sich in Anzug bzw. Petticoat mit Turmfrisur und unter Verwendung klebriger Haarcremes den Wirtschaftswunderspeck angefressen hatten und nun als unpolitische Spießbürger am Pranger standen. Gillette titelte 1974 sogar „Pomadenheini ist tot", um „Dry Look"-Frisiermittel „für den lockeren, vollen, natürlichen Haarlook" anzupreisen. 2/2016
■
Seite
29
Stet sollte die Stets natürliche Figur nat betont werbet den; den „natürlich" hieß hie aber auch und vor allem: un jugendlich! Und jug das bedeutete da schlank, bewegsch lich und sportlic lich. Der Akzent lic der gesamten de Werbefotografie W lag auf den la Beinen, die B Froschperspektivee war F ar aangesagt. Stehende Menschen zeigten M Beine, die die sogeB nannte A-Linie betonn tten, der Mittelpunkt llag in der Regel beim hochsitzenb den Bauchnabel, d Brüste, Po und B Becken wurden ausB geblendet, als wären g Geschlechtsorgane G nicht existent. n Die weiblichen Beine D iin Strumpfhosen wurden so von unten aufd genommen, dass sie g überproportional lang ü zzum kurzen Röckchen hinleiteten, das meist h vvon langen Haaren eeingerahmte Gesicht
Was W war nun aber im Zeitalter der Emanzipation noch männlich und attraktiv? Das p w wurde natürlich auch in der Reklame gefragt, u jedes Produkt lieferte die Antwort – tradiund t tionell „männliche" Waren natürlich besonders; w Prestige-Rasierwasser trug, der wusste wer B Bescheid: „Frauen haben ein sicheres Gefühl f echte Männlichkeit." Und wer im Büro für A Anzug tragen musste, wählte wenigstens den „Trevira"-Anzug namens „Rebell". Andere rie„ fen f dazu auf: „Seid Männer, Männer!" (Bücking Kleidung, 1969), oder erklärten (in einer HOMK Anzeige von 1970): „Wenn die Männer die A
Hosen anbehalten wollen, müssen viele sie ausziehen. Der Mann hat seinen Ruf verspielt, der antiquierte Unterhosen trägt." Denn nun trug der Mann „körpernahe Hosen", was ebensolche Unterwäsche verlangte. Die durfte aber jetzt auch richtig knallig sein. Schiesser titelte 1970 konsequent: „Bekennen auch Sie endlich Farbe!", und erklärte: „(...) farblose Männer gibt’s schon zur Genüge. Sie aber sind anders ... dynamisch, deshalb h erfolgreich. f l i h Und U d tragen t d h lb Color." C l " Diese Di Wäsche wurde in „eis", „aqua", „blau", „cognac", „rubin" und „taubenblau" angeboten, wobei „cognac" eigentlich „dottergelb" hätte heißen müssen, aber das klang wohl nicht männlich genug. Eminence-Wäsche wurde dagegen einfach in „maskulinen" Farben angepriesen. Ein E skurriler Nebeneffekt der neuen Mode ergab sich für die Krawatten-Industrie: Die boomte s auf a einmal! Alle Hersteller hatten angesichts der d Ablehnung des Althergebrachten gezittert und u angenommen, der Rollkragen- und CordAnzug-Mode würde der Schlips gänzlich zum A Opfer fallen. Aber nein! Die Hemdenmode O mit m den langen, spitzen Kragen, farbig und gemustert, hatte Platz für das alte Accessoire, g
zeigte dunkel betonte ganz d dem i t d k lb t t große ß Augen, A Kindchen-Schema entsprechend: „Tanja" und „Sylvia" waren einfach süüüß! Klar konnten sie auch Verführerinnen, Hexen und Zauberinnen mimen, aber dabei kamen nie die Hüften oder gar der Busen zum Einsatz, die „Waffen" der bezaubernden Girls in der Crönert-Anzeige von 1970 waren ihre Beine! Die Strategie hieß immer: Sie wollen nur spielen! Die Betonung von Jugendlichkeit und langen Beinen galt übrigens auch für Männer: Diese mussten sich irgendwo zwischen dem Marlboro-Mann, dem Fischertechnikverbauenden Familienvater und den Rolling Stones ihr neues Rollenbild suchen, dank Jeans, Glam-Rock und neuen Designs hatten sie zumindest modisch jetzt jede Freiheit. Außerhalb des Büro-Zwangs trugen Männer die ersten Jeans und Stiefel, Hemden mit offenen Kragen, Shirts und Pullis in allen Farben, gerne auch mal metallisch schimmernd. Die Firma New Man ließ 1973/74 sogar unbekleidete Männer posieren (ein Skandal!), um sie auf der Anzeigen-Gegenseite dann in ihre bunte Kleidung zu stecken. Seite
30
■
GoodTimes
2/2016
das jetzt ganz neue Wege ging: Die Krawatte wurde einerseits umgeformt (am Kragen sechs und unten nicht mehr sieben, sondern rn bis zu zehn Zentimeter breit und entschieden kürzer), andererseits trug der modebewusste Herr jetzt wilde Muster in Pop-ArtManier. Kringel, Schlangenlinien, Unruhig-Geometrisches in Lila, Blau-, Blau , BraunBraun oder Orange-Tönen. Orange Tönen. Wer einfach einfa nur gestreift wählte, war von w gestern, und g CommodoreKrawatten wurden bereits w 1967 zielgruppengerecht so p angepriesen: „Überlegen, mutig, entm schlossen unter s M ä n n e r n . Charmant, ehrlich, vere ständnisvoll beim schönen b Geschlecht – so G sind Männer, die s überall bewunü dert werden. d Und U von Frauen geliebt. Männer, die g di Commodore tragen. C Commodore – die C männliche ä li h Krawatte K tt (...)" ( )" In einer „Gürtelhosen"Werbung von 1972 zeigt sich zum Beispiel auch Showmaster Wim Thoelke mit einem solch breiten Schlips, der weit über dem elastischen Hosenbund endet, und zur „Rex Gildo-Collection" von Enka Glanzstoff gehörte gleich eine ganze Reihe Breitkrawatten in allen Regenbogenfarben. Gleichzeitig aber wurden die Hemden auch weiblicher in Schnitt und Muster, manche gar tailliert, die Blusen der Frauen zunehmend Männerhemden mend den d Mä h d angeglichen, der „Partnerange Look" entwickelte sich. Loo Eine Dornbusch-VestanAnzeige forderte 1969: Anz „Männer! Bekennt end„M lich Taille!" (lockte allerdings die „Spiegel"din Leserschaft noch mit Les einer ein attraktiven Blondine im Männerhemd), und Neckermann behauptete Ne 1972 von einem seiner 19 Hemden: „Der rassige H Taillenschnitt verspricht T einen besonderen männe lichen Schick." li Aus dem erstarkenden A Feminismus kam wähF renddessen die Kritik am r GoodTimes
BH, und in einer Anzeige der Baumwoll-Industrie 1970 kam diese gekoppelt mit der Abwendung von „gepanzerten" Miedern und lan„gepan gen Unterkleidern direkt g zur z Sprache: „Immer mehr Frauen haben den Mut, F den Busen dort zu lasd ssen, wo er von Natur aus iist." Es war jetzt zumindest ffür Frauen mit kleineren B Brüsten möglich, auf den B Büstenhalter zu verzichtten, weil die knabenhafte FFigur ohnehin erwünscht w war. So konnten beide Geschlechter langbeinige G bunte Schlaghosen tragen, b die um das Becken herum d „„körpernah" geschnitten und mit einem Gürtel veru ssehen waren, die Hemden oder Blusen wurden eino ffach reingesteckt. Auch das Schuhwerk hatte sich d aangeglichen, Blockabsätze mit Kreppsohlen gab es m ffür Männlein wie Weiblein. Dass in derart ähnlicher D Kleidung Standardtanz mehr der auf männlicher Kl id kkein i St d dt h stattfand, t ttf Führung im Rahmen akzeptierter Geschlechterdifferenz beruht hatte, ja, dass er sogar vehement abgelehnt wurde, verstand sich jetzt fast von selbst: Sportarten wie Tennis, Radfahren oder Segeln galten als chic und mondän und ließen sich im Partnerlook gleichberechtigt ausüben. Überhaupt war Bewegung im Freien die beliebteste Werbe-Szenerie, die Befreiung vom Zwang war das Ziel für alle Bereiche. Die Befreiung der Hausfrauen vom Waschen, die Befreiung des Körpers von beengender, beschwerender Kleidung, die Befreiung von den Regeln der Altvorderen im Allgemeinen; es hatte sich vieles bewegt und spiegelte sich konzentriert in der Werbewelt wieder. Manches jedoch war eine solch einmalige Sache des Zeitgeistes, dass es uns jetzt nur noch zum Staunen oder Gruseln bringt: Erfreulicherweise sind zum Beispiel die Hemden und Blusen aus reinem Polyester mit dem dazugehörigen penetranten Schweißgeruch inzwig
schen s h Geschichte. G hi ht Und U d auch die überaus farbia ge g Herrenstrumpfhose, die d sowohl Elbeo als auch Falke 1970/71 zu a lancieren versuchten, l hat h sich nie durchgesetzt. Den „Pullover für s Männerbeine" hat nie M jemand vermisst! j Kathrin Bonacker 2/2016
■
Seite
31
(Waalkes)
Foto: Bildarchiv Hallhuber
Fünf Jahrzehnte Komik und kein Ende
ein 50-jähriges Bühnenjubiläum hat Otto Gerhard Waalkes Ende vergangenen Jahres gefeiert. Die Vielseitigkeit des ostfriesischen Entertainers kam dabei in den drei großzügigen Boxen zum Ausdruck, mit denen der gebürtige Emdener (*22.7.1948) sich selbst und seine Fans beschenkte: Eine DoppelDVD mit dem Titel 50 JAHRE OTTO gab es da, dazu eine KUNSTBOX sowie in limitierter Sonderedition eine DELUXE KOFFER-BOX mit einem Potpourri des opulenten OttoKataloges. Schließlich ist der Mann mit der zeitweiligen Piepsestimme nicht nur Sänger und Comedian, sondern auch Maler und Cartoonist – man denke nur an die von ihm geschaffenen Ottifanten. Kein Wunder also, dass der Blondschopf mit dem schütteren Haupthaar angesichts des breiten Spektrums seines Schaffens im November 2015 mit einem Bambi ausgezeichnet wurde. „Es ist für mich immer wieder eine Überraschung, diese Ehrungen kommen ja mit langen Wartepausen, in langen Intervallen. Wenn man schon so lange dabei ist und immer noch so toll anerkannt wird, dann zeugt das von einer gewissen Zeitlosigkeit. Das macht natürlich Spaß und ist eine wahnsinnige Bestätigung – davon bekomme ich gute Laune", verriet er mit einem schelmischen Grinsen im Gespräch mit kult! Die Basis dafür wurde einst im Hamburger Club Danny's Pan gelegt, in dem der angehende Kunststudent und Folksänger Otto Waalkes sich ein paar Pfennige für den Lebensunterhalt verdienen wollte. „Wenn man da zehn Minuten Musik machte, konnte man fünf Mark verdienen." Beim Vorsingen für einen Gig „war ich so aufgeregt, dass mir immer das Mikro runtergefallen ist vor Aufregung. Ich musste mich ständig entschuldigen, und die Entschuldigungen sind besser angekommen als die Songs – und so ist es bis heute bei den Entschuldigungen geblieben", erinnert Waalkes sich fünf Jahrzehnte später. Das Jubiläum hat Otto mit den drei Boxsets gefeiert, an deren Zusammenstellung er selbst intensiv beteiligt war. „Video-
S
Aufzeichnungen, DVDs, teilweise von den letzten Tournee-Programmen. Da ist ja alles drin, ältere Sachen, neuere Sachen, Fotos, Bilder, bemalte Tabletts, Tassen, Wolldecken, Kunstalben und Kunstdrucke – ich habe das alles ausgesucht, natürlich den Stoff-Ottifanten, alles, was an Otto erinnert!" Und dazu auch noch ein Brief an die Fans: „Selbstverständlich! Das gehört dazu. Ebenso das Signieren der Teile, auch wenn das ziemlich locker von der Hand geht – ich habe schon so viele Millionen Ottifanten gezeichnet, da hat man langsam Übung!" Generationen von Humor liebenden Fans hat Otto in fünf Dekaden geprägt. Nicht nur durch seine Bühnenprogramme, die einst auch im Fernsehen gezeigt wurden. Ebenso durch seine (Kino-)Filme wie „Otto – Der Außerfriesische" (1989), „7 Zwerge" mit mehreren Sequels, Gastspiele, als gefragter Synchronsprecher – und seine Alben. OTTO (1973), DIE ZWEITE (1974) und DAS VIERTE PROGRAMM (1976) toppten die deutschen LP-Charts. Und dann war da auch noch „Ronny's Pop Show", die zwischen 1982 und 1988 im ZDF lief. „Da habe ich nicht nur Regie geführt, produziert habe ich das auch. Da haben wir einen Schimpansen als Moderator genommen. Den habe ich selbst trainiert und gesprochen, ein liebevolles Tier – bis er fünf Jahre alt war. Der Reiz für mich war, meine kleinen Scherze einzubauen." Otto beförderte die narrative Kultur in Deutschland, man sah seine Shows, hörte seine Platten, lernte das Gehörte auswendig und erzählte es sich auf dem Pausenhof. Warum er so gut ankam? „Das lag am guten Material. Ich habe mit guten Autoren wie Robert Gernhardt, Peter Knorr und Bernd Eilert zusammengearbeitet, die schöne, reiche Reime machten. Die waren Vertreter der Hochkomik. Durch meine Interpretation wurde ihr elitärer Nonsens plötzlich Mainstream", suchte Otto selbst einmal eine Erklärung für seinen über Jahrzehnte durchschlagenden Erfolg. Sein Erfolgsgeheimnis? Er mache nur, was ihm auch selbst gefalle und ihn amüsiere. Ein wichtiger Bestandteil seines Schaffens: „Die Musik hat mich immer begleitet, ich habe immer Musik gemacht. Mein Vater hat Ziehharmonika und Flöte gespielt, ich habe schon als kleiner Junge zur Gitarre gegriffen, um mein Selbstbewusstsein ein bisschen zu steigern, weil ich ziemlich klein war – damit habe ich das kompensiert. Ich habe mir immer vorgestellt, irgendwo auf der Bühne zu stehen. Als kleiner Junge hatte ich in meiner Fantasie große Auftritte. Ich habe stets danach gestrebt – merkwürdig! Das hat mich geprägt." Im Gegensatz zu vielen anderen kleinen Jungs hat Otto es geschafft, seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. „Es ist ein langer Prozess, 40, 45 Jahre, jetzt 50 Jahre. Das ist schon sehr lang – und es gibt Höhen und Tiefen im Showbusiness", wie er aus eigener Erfahrung zur Genüge weiß. Vielseitigkeit ist Ottos Stärke. „Ich male, mache gerne Musik. Ich bin anpassungsfreudig – und natürlich auch käuflich. Aber es macht mir alles sehr viel Spaß, es kommt immer auf die Gelegenheit und Situation an." Und: „Ich kann gut mit Vorlagen arbeiten, auch bei der Kunst, bei der Malerei – da nehme ich die alten Meister und versuche, das durch ottifantöse Beilagen ein bisschen aufzufrischen. Es gelingt mir ganz gut, Stile zu übernehmen, auch bei der Musik." Philipp Roser
© Pressefoto
Seite
32
■
GoodTimes
2/2016
Peter Alexander
Peter dem " Großen" zum 90.
USCHI
GLAS
ELMAR
WEPPER
P
DIE KOMPLETTE 1. STAFFEL JETZT AUF DVD
© Pressefoto Ariola
© Pressefoto
eter Alexander war einer der großen deutschsprachigen Entertainer, von den 1950er bis 90er Jahren einer der populärsten Unterhaltungskünstler überhaupt. Am 30. Juni würde der als Peter Alexander Ferdinand Maximilian Neumayer in Wien geborene Sohn eines Bankrates und Enkel eines Pilsener Musikalienhändlers, der am 12. Februar 2011 verstarb, 90 Jahre alt. 1951 hatte der Sänger, Schauspieler und Parodist seinen ersten Plattenvertrag unterschrieben und landete noch im selben Jahr seinen ersten Hit mit "Die Beine von Dolores". Es versteht sich von selbst, dass der runde Geburtstag Anlass genug ist, um an „Peter den Großen" zu erinnern, der mit Bambis, Goldenen Kameras, Goldenen Europas und zahlreichen weiteren Auszeichnungen überhäuft wurde. PETER ALEXANDER – 90 (DIE NEUE BEST OF) ist das entsprechende drei CDs umfassende Boxset betitelt, das dem stets sympathisch auftretenden Künstler auch voll gerecht wird – sind neben seinen wichtigsten Aufnahmen doch auch musikalische Verbeugungen zahlreicher Kollegen dokumentiert: Natürlich darf Dieter Thomas Heck ("Sag beim Abschied leise Servus") nicht fehlen; dazu verdeutlichen Namen wie Andrea Berg, Hape Kerkeling & Michelle Hunziker, Mireille Mathieu & Florian Silbereisen, Die Jungen Tenöre, Semino Rossi, Patrick Lindner, Andy Borg, Freddy Breck, Michael Hirte, Captain Cook, André Rieu oder Die Stoakogler, dass sich der singende Charmeur sowohl als Interpret von Schlagern als auch von Volksmusik und Pop großer Beliebtheit erfreute. Das von ihm mit Paul Hörbiger, Hilde Ott, Uschi Glas, Wilhelm Pilgram, Archibald Eser und Peter René Körner aufgenommene "Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein" rundet diese Kollektion wie ein Sahnehäubchen ab. Und dann wären da noch all die Klangerinnerungen aus mehreren Dekaden, mit denen Alexander regelmäßig in den Charts vertreten war: "Hier ist ein Mensch", "Die kleine Kneipe", "Der Papa wird's schon richten", "Feierabend", "Pedro", "Der Badewannentango", "Ich zähle täglich meine Sorgen" beispielweise. Oder die Duette mit Mireille Mathieu, Harald Juhnke, Roland Kaiser, Conny Froboess, der deutschen FußballNationalmannschaft. Dazu mit "Spanish Eyes" ein Beleg, dass der Entertainer auch über den deutschsprachigen Tellerrand hinausspitzte – woran auch Elvis Presley ("Are You Lonesome Tonight?"), Telly Savalas ("Some Broken Hearts Never Mend") oder Guy Mitchell ("Heartaches By The Numbers") mit Aufnahmen erinnern, die der künstlerische Grenzgänger ebenfalls im Repertoire hatte. Philipp Roser
STAFFEL 2 & 3 DEMNÄCHST ERHÄLTLICH
Fotos: © Hörzu
Eine Spielshow erregt die Nation D
ie erste Sendung am Die Samstagabendshow Wünsch dir was" schreckte ab Dezember (das sie behalten dürfen), " Unerschrockenheit 20.12.1969 aus der 1969 immer wieder ihre Zuschauer auf: Die 68er Themen hielten die spontanen Handelns, das Wiener Stadthalle: Einzug ins gemütliche Unterhaltungsfernsehen. Nicht Wissen Bewusstsein, im Fernsehen Das Moderatoren-Ehepaar wurde abgefragt, sondern um emanzipatorische Prozesse gerun- zu sein, die Ahnung, dass Dietmar Schönherr und Vivi Bach tritt auf, indem es gen und gesellschaftlich Kontroverses beleuchtet. Konservativen ein Fernsehsender seine Kandidaten wohl kaum aus einer Rakete steigt. Es Zuschauern standen schier die Haare zu Berge. gefährden würde, oder die erscheint ein bisschen wie pure Gedankenlosigkeit überwiegt – alle drei Kandidaten bestehen die ein symbolischer Akt. Am 21. Juli 1969 haben erstmals Menschen den Prüfung mit Bravour, das Geld wird mit vollen Händen um die friedlich Mond betreten. Nun ist es, als breche ein neues Zeitalter an, auch im sich ringelnde Schlange herum eingesammelt. Eine junge Kandidatin legt Fernsehen. „Wünsch dir was" heißt die Sendung, ein Familienspiel: Drei sie sich sogar völlig unerschrocken um den Hals. Dieses Spiel war ein Familien – idealtypisch: Vater, Mutter, Tochter (16–18 Jahre alt), Sohn Auftakt, der in der Öffentlichkeit bereits für Gesprächsstoff und heftige (12–14 Jahre alt) – aus Deutschland, Österreich und der Schweiz treten im Diskussionen sorgte. Im Lauf der weiteren Sendungen sollte es noch Wettbewerb darum an, sich einen ihrer Wünsche erfüllen zu können. Die kühner kommen. dazu vergebenen Beträge sind vergleichsweise moderat, der höchste Preis, „Wünsch dir was" entstand unter Federführung des ORF und war der zuletzt der Siegerfamilie ausbezahlt wird, beträgt ganze 8000 Mark. im Ansatz weit entfernt von der damals üblichen gediegenen Quiz- und Das Bühnenbild ist von eigenartigem Charme: Die einzelnen Familien sind Unterhaltungsshow. Ein Familienspiel sollte es sein, gewiss, aber eines, überwiegend im Inneren kreisrunder Sitzschnecken gruppiert, dahinter das auch Blicke hinter die Fassade von Familien ermöglichen sollte, leuchten wuchtig gelb, orange und hellblau schalldichte Kabinenzellen. Und bereits ein Spiel der ersten Sendung zeigt, dass diese Show und hinter die der Gesellschaft ebenfalls. In gewissem Sinn orientierSinn für das Außergewöhnliche besaß: Die Familien wählen den jeweils ten sich die Spiele an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, sollten Wagemutigsten unter ihnen aus, und der Sinn des Spiels wird erklärt: Denkanstöße liefern, durchaus auch positiv provozieren. Diskussionen möglichst viel Geld aus einer Schale in eine große Geldbörse zu schauund Plädoyers wurden zu Formen einer Spielsendung, thematisch ging es feln. Was die Kandidaten erst im letzten Moment sehen: Über dem Geld um Kritik an der Leistungs- und Konsumgesellschaft, Emanzipation der thront eine fast drei Meter lange Pythonschlange. Ob der Reiz des Geldes Frauen, Nonkonformismus, mediale Reizüberflutung, Umweltzerstörung Seite
34
■
GoodTimes
2/2016
© Pressefotos
oder alternative Lebensmodelle. In einer Sendung wurde mit den Mitgliedern einer Hippie-Kommune darüber debattiert, ob das bürgerliche Leben oder das kollektive samt freier Liebe sinnerfüllender und erstrebenswerter sei. So etwas war damals für eine Samstagabendshow schlicht unerhört! Die Showteile präsentierten ebenfalls eine buntscheckige Besonderheit. Einerseits galten sie bewährten Stars wie Udo Jürgens oder Mireille Mathieu, andererseits waren Größen wie Daliah Lavi oder Melina Mercouri nicht davor gefeit, nach ihrer politischen Meinung befragt zu werden. Und Songtexte wie die der Worried Men Skiffle Group ("Der Mensch is a Sau") oder der Milestones ("Staatsfeind, willst du einen Herzschuss?") gehörten nun wirklich nicht zum Repertoire einer sonst üblichen Samstagabendshow. Vieles davon wurde von einer großen Zahl der Zuschauer als Affront angesehen. Und eine Chronik der regelrechten Skandale gab es auch. Die Namen der Kandidaten verblassten mit ihrer Tagesberühmtheit wie Schall und Rauch, aber in der Sendung vom 7.11.1970 ging die 17-jährige Leonie Stöhr in die hiesige Fernsehgeschichte ein. Im Finale um den ersten Preis sollten die beiden Töchter der wettstreitenden Familien sich aus Modestücken, die von Models vorgeführt wurden, aussuchen, was sie anziehen wollten. Zur Auswahl standen u.a. ein Maxikleid, ein Dirndl, ein Minikleid und ein Hosenanzug mit transparenter Bluse. Der Rest der Familien wusste nicht, welche Kleidung sich die Tochter ausgesucht hatte, die Spielaufgabe bestand darin, es richtig zu prognostizieren. Dann erschien Leonie Stöhr und zeigte elegant und ohne Scheu Busen unter durchsichtigem Stoff. Dem anwesenden Publikum gefiel es sichtlich, doch glühten in den Sendern die Telefone heiß, Teile der Presse heulten auf, und die Leserbriefspalten füllten sich mit moralisch empörten Beiträgen. Nackte Tatsachen nun schon in einer Familiensendung zur besten Sendezeit – Sodom und Gomorrha! Verblüffenderweise hatten alle drei Stöhrs Leonies Wahl richtig vorausgesagt, und die Begründung war ebenso kurios wie hübsch: Es sei das einzige Outfit gewesen, das eine Hose beinhalte – und Leonie liebe Hosen! Die größten Schlagzeilen rief allerdings die Sendung vom 27.3.1971 hervor: Im entscheidenden Spiel wurden die beiden noch konkurrierenden Familien, in einem Auto sitzend, langsam in ein drei Meter tiefes Wasserbecken versenkt. Sobald das Wasser die Höhe der Seitenfenster erreicht, so lautete die Aufgabe, sollten sie sich aus dem Wagen retten, die schnellere Familie gewinnt. Der Hintergrund des Spiels war verkehrspädagogischer Natur: Anhand des Verhaltens der Familien sollte erörtert werden, welche Möglichkeiten bestehen, sich bei derartigen Unfällen zu retten. Für Sicherheit war in mehrfacher Hinsicht gesorgt: Die Familien hatten einen Alarmknopf im Wagen, falls es Schwierigkeiten geben sollte, Froschmänner standen bereit, um einzugreifen, die Autos wurden von einem Kran versenkt, der sie natürlich auch wieder herausheben konnte. Und doch bangte die Fernsehnation. Die wissenschaftliche Erklärung, die Türen ließen sich entweder gleich beim Aufprall aufs Wasser oder nach vollzogenem Druckausgleich beim Versinken unter Wasser öffnen, mag in der Theorie richtig sein, in einem Fall erwies GoodTimes
sie sich als falsch. Eine Tür klemmte. Den Zuschauern am Bildschirm stockte der Atem. Die Sekunden dehnen sich. Die Froschmänner waren im Einsatz, hatten aber reichlich Mühe. Am Ende geht alles gut, die Kandidaten spuckten lediglich etwas erschrocken Wasser. Er sei froh, noch am Leben zu sein, stellte einer fest. Ein Skandalspiel! Darf man in einer Spielshow die Gesundheit der Kandidaten aufs Spiel setzen? War das Spektakuläre reißerische Absicht? Die Gegner der Sendung erhielten neue Munition. Aber sieht man die Sendungen heute in aller Ruhe an, fällt auf, wie zeitgemäß das Meiste geblieben ist. Da diskutierte beispielsweise der Zukunftsforscher Robert Jungk mit den Kandidatenfamilien über die Zukunft des Autoverkehrs. Eine Lösung, dessen massive Zunahme einzuschränken und den Ölverbrauch zu drosseln, wurde entwickelt: Elektro-Autos sollten weitgehend die Benziner ersetzen, und ein öffentlich organisiertes Carsharing müsse eingeführt werden. Das ist unfassbare 43 Jahre her und könnte doch von heute sein. In der Sendung vom 26.2.1972 wiederum stellte der Künstler Friedensreich Hundertwasser seine Vision einer farbenfrohen und ökologisch grünen Stadt der Zukunft vor. Die Häuserfassaden sind darin fantasievoll bemalt, horizontale Außenflächen wie Balkone, Etagenterrassen oder Häuserdächer gezielt üppig mit Vegetation begrünt. Hundertwassers Ideen sind heute so spannend wie damals und als „Urban Gardening" ein hochmoderner Trend. Diskussionen mit Politikern, Künstlern oder Wissenschaftlern gehörten zum festen Bestandteil der Sendung. Zum Spiel wurden sie, indem die Frage, welche Familie sich darin origineller, effektiver oder lediglich ko konventioneller geschlagen hatte, durch ein legendär gewordenes du Verfahren bewertet wurde. Im Ve so genannten Lichttest wurden die Fernsehzuschauer einer de Großstadt gebeten, für jene G Familie, die ihnen besser gefiel, Fa innerhalb von 20 Sekunden so in viele Lichtquellen anzuschalten vi wie w möglich. Steigerungen bis zu 90 Megawatt wurden gemessen 9 – Stromsparen war damals sichtlilich noch kein Thema. Am 2.12.1972 war die 24. Ausgabe dennoch die letzte, nach A drei Jahren wurde die Spielshow d eeingestellt. Ihr Konzept war zu diesem Zeitpunkt noch keinesd Bravo, Ausgabe 8/1971 wegs ausgereizt, andererseits w gab es in ihrem letzten Jahr erkennbare Abnutzungserscheinungen und Routinen. Aufrührerische Elemente wurden zunehmend gemieden, die jahrelangen Proteste und senderinternen Rechtfertigungszwänge zeigten offenbar Wirkung und führten zu einem stärkeren Konsens. Die Spiele wurden einfacher, durchschaubarer, ihre gesellschaftspädagogische Absicht hinterher oft ausdrücklich und den Intellekt nicht überfordernd erklärt. Folglich ergab sich zuletzt ein zwiespältiges Bild: Einerseits tat es dem Nachruhm der Sendung gut, dass sie sich noch weitgehend lebendig und intakt vom Bildschirm verabschiedete. Andererseits wäre das Konzept mit inhaltlichen Auffrischungen nicht nur tragfähig, sondern weiter enorm spannend geblieben. Michael Klein 2/2016
■
Seite
35
Werbe-Ikonen – Teil 2
Von Andreas Kötter
Das "HB-Männchen" geht in die Luft Geraucht habe ich nie. Das erwähnte ich an dieser Stelle bereits. o" eine weiUnd doch war es neben dem Marlboro Man" mit Bruno" " " dächtnis tere Ikone der Zigarettenwerbung, die sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Bruno war für mich ein wahrer Held. Einer, der n sich von den Tücken des Alltags nicht kleinkriegen ließ. Ein Meisterstück, selbst wenn ihm das nicht ohne Hilfsmittel gelang.
runo, so der Name des legendären „HB-Männchens", war und ist die wohl bekannteste Werbefigur des deutschen Fernsehens: Die Zeichentrickfigur zur HB-Zigarette aus der Feder von Trickfilmregisseur Roland Töpfer hat wie keine andere Werbe-Ikone Einzug in unseren alltäglichen Sprachgebrauch gehalten und diese Stellung auch heute noch inne – viele Jahre, nachdem das beworbene Produkt seine einstige hat. g Marktmacht nahezu völlig g eingebüßt g Ist heute die Rede davon, dass sich jemand wie das sprichwörtliche HB-Männchen aufführt, dann ist gemeint, dass derjenige so wütend ist, dass er gleichsam „in die Luft gehen" könnte. Und Bruno war einer, der d ständig di in i die Luft ging, weil ihm das Leben immer wieder Knüppel zwischen die Beine warf. Ob beim Einkaufen im Supermarkt oder beim Camping, ob beim gemütlichen Fernsehabend oder beim Heimwerken – für den armen Toren endete noch die alltäglichste Verrichtung im Chaos. Und doch ließ er sich nicht unterkriegen. Was ihn für mich zu einer Art Sisyphos und damit zu einem Helden des Alltags machte: Denn ist nicht der ein wahrer Held, der trotz besseren Wissens immer wieder in den Kampf zieht, sich stets dessen bewusst, dass jeder Kampf unweigerlich in der Niederlage und dies im cholerischen Anfall enden muss?! Exakt in dem Moment aber, in dem Bruno, einer Rakete gleich, in den Himmel abhob, sollte es für ihn doch noch Erlösung geben. „Halt, mein Freund! Wer wird denn gleich in die Luft gehen?", meldete sich eine besänftigend-warme Stimme aus dem Off, die zudem mit „Greife lieber zur HB!" passenden Rat wusste. Und siehe da, der Genuss einer HB-Zigarette sorgte dafür, dass sich Brunos Kummer von einer Sekunde zur nächsten in Luft, man könnte auch spotten, in Zigarettenrauch auflöste. Oder, wie es die freundliche Stimme aus dem Off ausdrückte: freund „Dann geht alles wie von selbst." „
B
Seite
36
■
96 Prozent der deutschen TV-Zuschauer kannten Bruno und diese alles andere als uneigennützige Lebenshilfe in den 60er Jahren, so dass es nicht verwundert, dass HB es mit einem Marktanteil von 27 Prozent damals zur Marktführerschaft bringen konnte (aktuell liegt HB nur noch bei einem Prozent, so dass Konzernmutter BAT – British American Tobacco – plant, die Produktion der Marke mit g der neuen Tabakgesetzgebung g g g im Mai 2016 einzustellen). Einführung HB zu rauchen – das bedeutet Genuss und Lebensfreude pur und macht das Leben zum Kinderspiel. Das zumindest wollte diese clevere Werbung mit der putzigen Trickfilmfigur Rauchern und die es möglichst weri i kf kfil kf ffi R h d solchen, l h di den sollten, nur allzu gerne suggerieren. Und – die genannten Zahlen belegen es – nicht wenige ließen sich damals von Bruno b inspirieren. in Was den Genusssüchtigen aber niemand sagte, kein Bruno W und auch keine Stimme aus dem Off, das war, dass aus dieu ssem vermeintlichen Genuss bitterer Verdruss werden könnte. Wie bei meinem Vater. Der konsumierte am Tag bis zu 80 W der HB-Glimmstängel und starb mit nur 49 Jahren an Krebs. d Ich habe das Bruno nie vorgeworfen. Aber ich gebe zu, dass Ic ich ihn heute mit etwas anderen Augen sehe – wenn ich ihn ic denn überhaupt einmal sehe, etwa in irgendwelchen nostald gisch gefärbten Rückblicken. Dann ist Bruno für mich aber g weniger der Held des Alltags und der bewunderte Sisyphos w als a der schusselige Choleriker, der seine Umgebung auch schon mal in Schutt und Asche legt. Denn anderen beim s Scheitern zuzusehen, niemand wird das verneinen können, S hat h ebenfalls durchaus einen gewissen Unterhaltungswert. Wie W sagt der Volksmund doch so schön: „Schadenfreude ist die d schönste Freude." Und diesbezüglich hat Bruno noch immer einiges zu bieten. im Weitersehen: „Das HB-W Männchen und seine M Abenteuer" – Neuauflage A 2013 (2 DVDs), Tacker Film 2 (Alive). (A
GoodTimes
2/2016
SHOP ❏
❏
6,50 €
❏
6,50 €
GoodTimes kult! Nr. 14 (2/2016)
❏
❏
❏
6,50 €
GoodTimes kult! Nr. 4 (2/2011)
GoodTimes kult! Nr. 3 (1/2011)
LP/CD
Single
Vol. 5
29,80 €
29,80 €
9,80 €
❏
❏
❏
Vol. 1– 4 weiterhin erhältlich!
Nr. 5/2015
Nr. 6/2015
❏
6,50 €
❏
GoodTimes kult! Nr. 1 (1/2010)
❏
6,50 €
❏
❏
❏
❏ 3-CD-Box
Sammelordner mit Stabmechanismus bieten Platz für bis zu 12 kult! Heften. Lieferung 12,80 € erfolgt inkl. Jahrgangsaufklebern.
❏
6,50 €
6,50 €
GoodTimes kult! Nr. 2 (2/2010)
NEU
❏
❏
6,50 €
Vol. 5
6,50 €
GoodTimes kult! Nr. 8 (2/2013)
Nr. 1/2016
Nr. 2/2016
GoodTimes kult! Nr. 5 (1/2012)
6,50 €
GoodTimes kult! Nr. 9 (1/2014)
❏
6,50 €
❏
6,50 €
GoodTimes kult! Nr. 10 (2/2014)
❏
❏
❏
6,50 €
GoodTimes kult! Nr. 11 (1/2015)
6,50 €
GoodTimes kult! Nr. 6 (2/2012)
❏
6,50 €
GoodTimes kult! Nr. 12 (2/2015)
6,50 €
GoodTimes kult! Nr. 7 (1/2013)
❏
6,50 €
GoodTimes kult! Nr. 13 (1/2016)
6,50 €
weitere GoodTimes-Ausgaben finden Sie unter www.goodtimes-kult.de
kult! SHOP
❏
Anzahl
6,50 €
(bitte eintragen)
je
14,99 €
❏
❏
❏
❏
Oben ausgewählte Artikel gehen Ihnen unmittelbar nach Zahlungseingang zu. Ich bezahle auf folgende Weise:
❏ bar beigefügt ❏ per Bankeinzug
❏ per V-Scheck (beiliegend) ❏ per Vorabüberweisung (Kontodaten siehe Impressum) ❏ per PayPal (PayPal-Adresse: info@nikma.de)
Bank: __________________________________________ BIC (nur Ausland): ____________________________________ IBAN: ________________________________________________________________________________________________ Die Genehmigung zum Bankeinzug und die Information über die 14-tägige Widerrufsmöglichkeit bestätige ich mit meiner folgenden Unterschrift:
Datum: _____________________ Unterschrift: ____________________________________________________ Vor-/Nachname: ________________________________________ Straße: _____________________________ PLZ/Ort: __________________________________________________ Land: _________________________________ Telefon: ____________________ Fax: _____________________ E-Mail: _______________________________ Zuzüglich Versandkosten: Inland: 2,– € · Ausland: 3,50 € · versandkostenfrei ab 20,– € Warenwert
Bestellschein bitte faxen an: 0 70 42/37660-188 oder ausschneiden bzw. fotokopieren und senden an: NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz weitere Artikel und Bestellmöglichkeiten im Internet unter: www.goodtimes-kult.de GoodTimes
2/2016
■
Seite
37
– Teil 3 –
Von Andreas Kötter
Unvergessene TV-Charaktere
Oscar Madison –
Anarchist des Alltags Langsam wurde ich älter. Und musste mir eingestehen, dass es mit der Karriere als Sheriff oder wahlweise als Indianerhäuptling wohl nichts mehr werden würde. Eine bittere Erkenntnis und ein tiefer Schmerz, der aber alsbald doch gelindert wurde. Denn ich hatte Oscar Madison kennengelernt. Und der machte mir Mitte der 70er Jahre auf äußerst unterhaltsame Weise klar, dass der Job eines Sportreporters und Schwerenöters allemal eine lohnenswerte Alternative sein würde zu einem Leben im Staub des Wilden Westens.
D
ieser Oscar Madison (Jack Klugman) war ein Mann, der wenig auf Konventionen gab. Ein Anarchist des Alltags, der nicht Bomben, sondern höchstens mal einen Teller mit Spaghetti Bolognese durch die Wohnung warf, wenn ihm etwas querkam. Gerne beließ er dann das, was beinahe an Aktionskunst gemahnte, dort, wo es gelandet war – etwa auf der Blümchentapete in der Küche, Zigarrenasche auf dem Wohnzimmerteppich, schmutzige Unterwäsche im Kühlfach. Was für jede auch nur einigermaßen pflichtbeflissene Hausfrau zwangsläufig einen hauswirtschaftlichen SuperGau bedeuten würde, waren für Oscar zu vernachlässigende Kleinigkeiten. Wobei in seinem Fall die entnervte Hausfrau ein Hausmann war. Und der war schlimmer als jeder noch so wild den aseptischen Putzlappen schwingende weibliche Putzteufel. Felix Unger (Tony Randall) war das exakte Gegenteil zu Oscar. Ein zwangsgesteuerter Pedant und notorischer Hypochonder, der nicht nur seine Ehefrau an den Rand des Wahnsinns getrieben und so seine Ehe ruiniert hatte, sondern jetzt auch seine Freunde der Pokerrunde ein ums andere Mal zur Weißglut trieb. Eine Pokerrunde, die selbstverständlich in aller Regel bei Oscar stattfand. Nur der schlampige Junggeselle hätte seinen Kumpels das Wohlfühlambiente bieten können, das eine genuine Pokerrunde nun mal braucht. Konjunktiv, weil es mit dem Wohlfühlen in dem Augenblick Essig war, als Oscar, ganz Menschenfreund, dem obdachlosen Felix Asyl gewährte. Statt Zigarrenasche, Feuchtigkeitskränzen und einer Luft zum Schneiden gab es nun Staubsaugerattacken im Viertelstundentakt, klinisch reine Untersetzer und Raumspray mit Veilchenduft. Hier zeigte sich, dass der gute Oscar bei allem Laissez-Faire eben auch ein wenig naiv war. Schließlich hätte ihm noch jeder HobbySeite
38
Psychologe vorhersagen können, dass diese „Männerwirtschaft" zum Scheitern verurteilt war. Wie auch immer. Trotzdem oder gerade wegen so viel alltäglichen Irrsinns im Hause Madison/Unger hatte ich schon damals das Gefühl, dass ich von Oscar einiges würde lernen können. Nicht nur, dass er mit seinem Lebensabschnittspartner Felix früh das Wohnmodell der WG populär machte. Auch in Modefragen war er seiner Zeit weit voraus. Selbst wenn Mode in meinem Mikrokosmos damals noch eine eher untergeordnete Rolle einnahm, begriff ich, dass Oscar das war, was man heute ein „Role Model" nennen würde. Die Tatsache, dass er bereits Anfang der 70er Jahre und damit zu einer Zeit, als hier zu Lande von Sportswear und deren Auswirkungen auf die Jugendkultur noch keine Rede war, sein Base-Cap verkehrt herum trug, beeindruckte mich als schlichter, aber wirkungsvoller Ausdruck des Andersseins doch sehr. Keine Frage, Oscar war mein Mann, als ich selbst erste mühselige Anstrengungen unternahm, zu einem ebensolchen zu werden. Nicht unterschlagen werden soll hier, dass die Geschichte von Oscar und Felix, dieses ganz und gar seltsamen Paares (der Originaltitel lautete „The Odd Couple") schon früher (und auch später noch einige Male) erzählt wurde. Das, worin sich diese Erzählungen marginal unterscheiden, ist zu vernachlässigen. Entscheidend ist vielmehr, dass Oscars „Männerwirtschaft" einer der ganz seltenen Fälle war, bei dem die Nacherzählung, das Remake, wie die Fachleute sagen, das Original (immerhin mit dem besten Buddy-Paar des US-Kinos, mit Walter Matthau und Jack Lemmon) noch übertraf. Denn wenn ich heute an Oscar und Felix denke, dann sehe ich stets „nur" die Gesichter von Jack Klugman und Tony Randall vor mir. Und ein größeres Kompliment kann man diesem wunderbar seltsamen Paar wohl kaum machen. ■
GoodTimes
2/2016
kult! Abo-Schein Ihre Abo-Vorteile auf einen Blick : • kostenlose Lieferung • Zustellung früher als im Einzelhandel • sicher verpackt • keine Ausgabe verpassen
❏ Ja, ich möchte ein ✘ kult! -Abonnement kult!
für die nächsten 4 -Ausgaben (Nr. 15–18) für 26,00 € (Ausland 30,00 €) Nr. 15 (1/2017) erscheint am 21.10.2016 Nr. 16, Nr. 17, Nr. 18 ... (im halbjährlichen Rhythmus jeweils Mitte April/Oktober) Das Abo verlängert sich nach Ablauf der oben vereinbarten Laufzeit automatisch. Das Abo kann jederzeit zu diesem Zeitpunkt sowie laufend danach ohne Einhaltung einer Frist gekündigt werden.
Ich bezahle auf folgende Weise:
❏ bar beigefügt ❏ per V-Scheck (beiliegend) ❏ per Vorabüberweisung (Kontodaten siehe Impressum) ❏ per PayPal (PayPal-Adresse: info@nikma.de) ❏ per Bankeinzug Bank: __________________________________________________ BIC (nur Ausland): ________________________________________ IBAN: ______________________________________________________________________________________________________________ *Angabe freiwillig
Die Genehmigung zum Bankeinzug und die Information über die 14-tägige Widerrufsmöglichkeit bestätige ich mit meiner folgenden Unterschrift:
Datum: _____________________ Unterschrift: ____________________________________ Geb.Jahr*:______________
Vor-/Nachname: ________________________________________ Straße: _______________________________________ PLZ/Ort: __________________________________________________ Land: ___________________________________________ Telefon: ____________________ Fax: ____________________ E-Mail: _________________________________________
❏
Ich benötige einen Geschenk-Gutschein.
Abo-Bestellschein bitte faxen an: 0 70 42/37660 42/37660-188 18 oder ausschneiden bzw. fotokopieren und senden an: NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz
oder bestellen Sie im Internet unter: www.goodtimes-kult.de
GoodTimes
2/2016
■
Seite
39
..
Die schonen Unbekannten
Sie gehören seit Jahrzehnten fest zum Stadtbild der Metropolen, sind gleichzeitig aber auch im allerkleinsten Dorf vertreten. Sie sind in der Regel rot, oft mit Stickern beklebt, mitunter alt und manchmal schon ziemlich ramponiert. Egal ob Berlin oder Grevenbroich, Hamburg oder Pforzheim – eine stumme Armee von Kaugummi-Automaten teilt sich den städtischen Raum mit uns, doch kaum einer denkt über sie nach oder nimmt mt sie überhaupt wahr! Oder wissen Sie ganz spontan, ob es in Ihrer Straße überhaupt noch einen Kaugummi-Automaten gibt und welche Schätze im Inneren des guten Stücks schlummern?
Kaugummis oder einfaches Plastikspielzeug. Kaugummi-Automaten sind ferne Vergangenheit wie das Sandmännchen, Schulaufgaben oder die großen Sommerferien.
Von Nicolas von Lettow-Vorbeck
E
igentlich ist die geringe Popularität der Kaugummi-Automaten kaum verständlich, denn in unserer Kinderzeit waren diese Geräte für fast jeden von uns eine feste Größe. Mit unserem spärlichen Taschengeld zogen wir uns hier auf dem Schulweg Süßigkeiten, hofften auf Spielzeuge – die raffiniert zwischen den Bubblegums und Bonbons versteckt waren – oder besiegelten die erste Liebe standesgemäß mit einem Plastikring, den der Automat ausspuckte. Alles schon verdammt lang her, fast wie aus einem anderen Leben, einem anderen Universum … Vielleicht haben wir deshalb diese Geräte – gleich der Kindheit – längst aus unseren Köpfen verbannt, fühlen uns viel zu alt, viel zu erwachsen, viel zu vernünftig für Vergnügungen wie zuckrige Seite
40
■
B
GoodTimes
ei einem Mann aus dem Westerwald ist das jedoch ganz anderes: Obwohl Heiko Schütz aus Unnau schon auf die 50 zugeht, nehmen die Boxen immer noch einen ganz zentralen d Platz in seinem Leben ein. 2007 gab Schütz P sseinen Job im Groß- und Einzelhandel für Raumausstattung auf und stürzte sich wageR mutig in das große Geschäft mit den kleinen m Kugeln. Heute ist er Herr über etwa 1000 K SStandorte und kümmert sich tagtäglich um Befüllung, Pflege und Reparatur seiner münzB sschluckenden Gerätschaften.
A
ber wie geht es seiner traditionsreichen Branche eigentlich? Droht den KaugummiAutomaten im globalisierten Internet-Zeitalter A vvielleicht sogar bald schon das grausame SSchicksal der Dinosaurier? Heiko Schütz schmun2/2016
mechanischen Geräten muss kein Kind Angst m vvor dem erwachsenen Verkäufer haben oder sich h um das Wechselgeld sorgen!" u
zelt: „Sorgen um die Zukunft des KaugummiAutomaten muss man sich im Jahre 2016 noch nicht machen. Die Kult-Boxen leben nach wie vor – nicht umsonst findet man sie auch heute noch fast überall. Aber die goldenen Zeiten dieser Geräte, die westdeutschen Nachkriegsjahre, sind natürlich schon lange Geschichte."
D
V
ersonnen blickt Schütz auf die Straße und lenkt seinen Transporter ruhig durch ein kleines pfälzisches Örtchen. Nach genau ausgetüftelten Listen steuert der Westerwälder Dörfer und Städte an – in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern. Der Kaugummi-Unternehmer lässt seinen Wagen ausrollen und hält vor einem alten Fachwerkhaus, an dem ein roter Metallkasten mit drei Sichtfenstern aus Plexiglas hängt. Geschickt öffnet er die Box mit einem Schlüssel, entnimmt drei Kaugummispender und bringt diese in den Laderaum seines Autos. Zurück kommt Schütz mit drei aufgefüllten Automaten – zügig im leeren Kasten versenken, abschließen, fertig! Hinter dem Plexiglas lokken nun: Bubblegums in Gelb, Grün oder Blau, Ringe mit chinesischen Schriftzeichen und Mini-Dinosaurier aus einer grünen Glibbermasse. Rasch knibbelt Schütz noch den Sticker eines lokalen Fußballclubs vom roten Metall und steigt dann wieder in den Wagen.
Z
um ewigen Vandalismus-Problem meint er: „Natürlich ärgere ich mich über die sinnlosen Zerstörungen an meinen Geräten! Aber glücklicherweise handelt es sich meistens nur um kleinere Beschädigungen am Füllglas. So wird gelegentlich der Versuch unternommen, mit einem Feuerzeug ein Loch ins Glas zu brennen brennen, um so an den begehrten Inhalt zu kommen. Schlimm sind auch die Tage um Silvester herum, denn da sorgen detonierte Feuerwerkskracher für vernichtete Waren und einen erheblichen Reinigungsaufwand in der Werkstatt. Deshalb hänge ich meine Automaten an besonders problematischen Standorten in dieser Zeit ab. Was mich fast mehr als der Vandalismus stört, sind allerdings die Vorurteile, die vielee Menschen immer noch gegenüber Kaugummi-Automaten haben. Die meinen, bei uns gäbe es grundsätzlich nur minderwertigsten Mist, oder unsere Kaugummis wären längst abgelaufen."
D
er Geschäftserfolg gibt dem Kaugummi-Mann aus dem Westerwald recht: Seit Schütz ins Bubblegum-Geschäft eingestiegen ist, wächst die B Zahl seiner Automaten kontinuierlich. Allerdings Z schwankt der Umsatz pro Gerät stark und ist s in hohem Maße vom Standort, der Witterung und der angebotenen Ware abhängig. Apropos u Ware: Welche Artikel außer Kaugummis laufen W im Moment besonders gut? „Extrem beliebt sind zzurzeit so genannte Stickys", verrät Schütz. „Das ssind schleimige Geschosse aus Gummi. Die führe iich in allen nur denkbaren Formen und Farben. Auch Evergreens wie Flummis, Figürchen oder A Ringe für Mädchen sind immer noch sehr gefragt." R IInteressant: So viel anders als wir Kinder von damals scheinen auch die iPhone-Kids von heute nicht zu ticken. Die aktuellen Automatenhits hören sich eigentlich ziemlich konservativ an – fast wie unsere Yps-Gimmicks der Siebziger un und Achtziger. Und was war eigentun lich die ungewöhnlichste, verrückteste lic Ware, die er bisher in seinen Geräten W angeboten hat? „Das waren definian tiv die Fahrradleuchtventile. Statt der normalen Ventilabdeckung konnte bei n diesem Produkt eine batteriebetriedi bene LED aufgeschraubt werden, die be da dann bei jeder Radumdrehung bunt le leuchtete ..."
I
nzwischen ist es dunkel geworden, und Schütz hält vor dem letzten Automaten auf seiner heutigen Tour. A Versonnen blickt er in den leicht wolV kenverhangenen Nachthimmel über ke ihm. Erlebnis in seiner Karriere? ih hm Was war das bisher schönste s „Ab und zu bekomme ich Anfragen von jungen Männern. Die „ wollen – ganz süß – ihrer Liebsten einen Heiratsantrag mit w Original-Kaugummi-Automaten-Ringen machen. Da helfe ich O natürlich von Herzen gerne weiter!" Klare Sache: Heiko Schütz n brennt für das Phänomen Kaugummi-Automat. Und das hat b sseinen Grund: „Ganz außergewöhnlich finde ich die Vielfalt der SSpielzeuge in Kaugummi-Automaten. Für Cent-Beträge sorgen diese noch immer für leuchtende Augen und zaubern ein Lächeln d in Kindergesichter. Und ganz toll finde ich auch die Robustheit und die simple, aber geniale Mechanik der Kaugummi-Automaten."
er Ärger des Kaugummi-Experten ist verständlich, aber – apropos – wie lange reicht eigentlich eine Füllung aus? „Das variiert natürlich. Etwa alle drei bis fünf Monate muss ich jedes Gerät mit neuer Ware bestücken. Hinein kommen Kaugummis sowie kleinteilige Spielzeuge. Diese stammen meist aus China oder Kanada." Und was macht eigentlich einen umsatzstarken Standort für einen Kaugummi-Automaten aus? „Interessant sind vor allem stark frequentierte Plätze in Städten wie beispielsweise Bushaltestellen oder der Weg zu einer Schule. Man darf nicht vergessen, dass wir Automatenaufsteller auf dem Land oder in kleinen Dörfern oft die einzige Konsummöglichkeit für Kinder bieten. Da viele Dorfläden für immer geschlossen haben, können Heranwachsende häufig nur noch an Automaten Kleininvestitionen tätigen. Der Kaugummi-Automat ist für viele Menschen der Ort, an dem sie zum allerersten Mal in ihrem Leben ein Kaufgeschäft abwickeln. Kein Wunder, denn an den anonymen GoodTimes
S
chütz hält vor seiner Werkstatt in Unnau und schleppt zwei Dutzend Automaten hinein. Schon morgen werden sie dort gewartet, befüllt und für die nächsten Touren d hergerichtet. Zeit für eine Abschlussfrage: Wird es auch in h 20 Jahren noch Kaugummi-Automaten geben? „In Zukunft 2 werden in Deutschland natürlich immer weniger Kinder w leben – und damit weniger potentielle Kunden. Trotzdem bin le ich optimistisch, denn diese Geräte sind extrem zuverlässig, ic langlebig, benötigen keinen Strom und lassen sich sehr leicht la reparieren. Und vielleicht finden ja re aauch bald Erwachsene Gefallen aan den Produkten aus meinen Nostalgieboxen? Für n eein bisschen unschuldigen Spaß und einen d augenzwinkernden, a ver v träumten Blick auf die d eigene Kindheit ist man doch nieis e mals zu alt ..." m 2/2016
■
Seite
41
Von Thorsten Pöttger
Sex-Klamotten aus Bella Italia
Flotte Teens und heiße Jeans Während hier zu Lande Kumpels es jucken ließen und Schulmädchen zum Gegenstand kri" tischer" Reportagen wurden, wurde auch in der Deutschen liebstem Urlaubsland die gesellschaftliche Steifheit der 1960er Jahre abgebaut. Der nicht nur für rassige Schönheiten voller Temperament, sondern auch für seine trendbewusste Filmindustrie bekannte südeuropäische Stiefel" bot sich besonders dafür an, das süße " " Leben" auf die Leinwand zu projizieren. icherlich kann das Genre Commedia Sexy all’Italiana, auf sein Ansehen bezogen, nicht in einem Atemzug mit etwa dem ItaloWestern genannt werden. Dennoch sollte es nicht auf nackte Haut reduziert werden, wie schon sein Name sagt. Die andere Seite der Medaille bot sein volkstümlicher stüm mlicher Humor, der von vielen weiblichen und männlichen Stars eines mehr oder weniger beständig besetzten Teams verkörpert wurde. Stichwort „Sexkomödie": Die bekannteste Filmreihe aus Italien zu diesem Thema sind die „heißen Teens in flotten Jeans". Ach nein, andersherum. Die „heißen Jeans" führen in diesem Zusammenhang etwas in die Irre, da blaue Baumwollhosen allenfalls am R Rande Rolle Belassen wir d eine i R ll spielen. i l B l i es dabei, dass sie mutmaßlich von wortwitzigen deutschen Filmverleihern
S
Seite
42
■
ins Vergnügen mit hineingezogen wurden. Und diese warteten noch mit weiteren Ideen auf … Mitte der Siebziger hatten die italienischen Erotik-Klamotten bereits einige Anläufe hinter sich, von denen demnächst an dieser Stelle die Rede sein soll. Regisseur Michele M. Tarantini, ebenso verantwortlich für fragwürdige Klassiker wie „Helm auf, Hose runter" oder „Kommt nackt, das Erbe lacht", ließ 1975 die erste Klappe für die flotten Teens fallen. In wie vielen späteren Folgen weiterhin die Hüllen fielen, darüber gehen die Meinungen der Gelehrten aus-einander. Diee geschätzte Zahll reicht von mindes-tens fünf bis weitt über 20. Wenn es um diee Frage geht, werr das größte weib-liche Sternchen n der italienischen n Sexkomödien ist,, dann kann diee Antwort eigent-lich nur Gloriaa Guida lauten,, ihres Zeichenss „Miss Teenagee Italy" 1974. In derr Rolle der 17-jähri-gen Loredana bereitet eiite t tet sie sich als Schülerin eriin jedoch weniger aufs uffs Abitur denn auf uff
GoodTimes
2/2016
die Liebe ihres Lebens vor. Warum dies erst der „Neuzugang" aus Amerika sein muss, der in ihre Klasse kommt, und später ein 29-jähriger Arbeitskollege ihres Vaters, wird dem Zuschauer nicht wirklich klar. In Loredanas eigenen Worten macht es ihr jedenfalls „Spaß, Jungs anzuheizen". Ihre Freundin Monica wird gespielt von der in Ungarn geborenen Ilona Staller – für die einen unter dem Namen Cicciolina in den 80ern die Spitzenkandidatin der ersten grünen Partei Italiens, für die anderen eine Propagandistin nackter Argumente in der Politik … Doch zurück zu den Teens im Film, zu u denen auch Alvaro Vitali zählt. Sein deutscher Synchronsprecher ist übrigens nichts für schwache Nerven – formulieren wir es so, dass dieser sich in seine Rolle hineinsteigerte und voll in ihr aufging ... Zum Zeitpunkt des Drehs Mitte der 70er Jahre war der kurzgewachsene Römer mit der markanten Nase bereits Mitte 20. Dabei hätte er als jemand, der einst von Federico Fellini persönlich entdeckt und gefördert wurde sowie eine kleine Rolle in Dino Risis „Der Duft der Frauen" übernommen hatte, seiner Zeit eigentlich voraus sein müssen. Angesichts seines Alters wundert es nicht, dass Vitali 1978 für „Flotte Teens jetzt ohne Jeans" einen Perspektivwechsel vornahm und von der Schulbank ans Lehrerpult wechselte. Überhaupt kommen insbesondere die männlichen Pädagogen unter all den flotten Teens so schlecht weg, dass einem in den 70ern ums italienische Bildungssystem angst und bange hätte werden können: Entweder lassen sie sich von Klassen-Schönheiten kaum weniger intensiv bezirzen als die pubertierenden Schüler, oder sie sind aufgrund extremer Kurzsichtigkeit so tollpatschig, dass der gern gesagte Spruch „Augen auf bei der Berufswahl" erst recht einen bitteren Beigeschmack erhält. Da kann auch der renommierte Theaterschauspieler Gianfranco D’Angelo nichts retten, als er in der Rolle des Geschichtslehrers aus der d Aktentasche Akt t h Loredanas L d Sli hervorh Slip zieht, den sie ihm zuvor heimlich untergejubelt hat. Nach dem Dreh von „Flotte Teens jetzt ohne Jeans" hatte Gloria Guida sich nicht nur altersbedingt, sondern auch persönlich von den Titelhelden verabschiedet. Dies hinderte einen deutschen Verleih indes nicht daran, in eine italienisch-französische Erotikkomödie des Regisseurs Mariano Laurenti eine fünfminütige Sequenz aus einem anderen Film von ihr hineinzuschneiden. Auf diese Weise konnte den flotten Teens fürs deutsche Publikum ein vermeintlich dritter Teil hinzugefügt werden. Und das war erst der Anfang. Jedenfalls ist es unter solchen Umständen nur logisch, dass 1978 für „Flotte Teens und die neue Schulmieze" ein neuer heißer Feger herhalten alten musste. Gefunden wurde urde er in Edwige Fenech. Die Französin hatte b bereits Erfahrungen i einschlägige i hlä i E f h in deutschsprachigen Sexkomödien unter der Regie des österreichischen Pioniers Franz Antel („Frau Wirtin bläst auch gern Trompete") sammeln können. In der Rolle einer Englischlehrerin, die durchs Abitur gefallenen Schülern in einem Ferienkurs Beine machen soll, machte sie wiederum Gloria Guida den Titel der Muse Nummer eins strittig – auf Kosten eines überdurchschnittlichen Wasserverbrauchs, da sie laut eigener GoodTimes
Aussage die meiste Zeit A iin Sexkomödien unter der Dusche gestanden habe. D IIm selben Jahr brachte die Amerikanerin Nadia d Cassini frischen Wind C iin die Bildungsstätten. Dass auch „Flotte Teens D und Sex nach Noten" u sso gut wie nichts mit dem Original zu tun d hat – geschenkt. Wer h damals an Disco nicht vorbei, wie in d l flott tt sein i wollte, llt kam k D dem Film unschwer herauszuhören ist. Folglich ist es der d neuen Sportlehrerin vorbehalten, am Ende erfolgreich einen n Tanzwettbewerb zu bestreiten, mit dessen Gewinnprämie die T beim Pferderennen durch den Herrn Direktor persönlich verurb sachten Wettschulden (!) beglichen werden können. s Für F Konstanz in den mehr oder weniger zusammenhanglosen Machwerken um die flotten Teens sorgten eher die männM lichen Darsteller. Neben den bereits erwähnten Gianfranco l D’Angelo und Alvaro Vitali sind der 1997 verstorbene Renzo D Montagnani, Lucio Montanaro und insbesondere der glatzM köpfige Lino Banfi zu nennen. Letzterer brachte sich 2009 k m der Rolle als italienischer Gastarbeiter in der deutschen mit K Komödie „Maria, ihm schmeckt’s nicht!" nach dem gleichn namigen Roman von Jan Weiler wieder ins Gespräch, freilich o ohne auf diese Weise ein Comeback seiner „Jugendsünden" z bewirken. zu B Bereits 1981 bildete „Der Idiotenzwinger" den Auftakt einer n neuen Sexkomödien-Reihe mit erneut Alvaro Vitali in der Rolle des P Peppino. Wieder einmal bedeutete dies für ihn, einen wesentlich JJüngeren zu spielen. Insgesamt brachte er es im Laufe seiner Karriere aauf Mitwirkungen in über 80 Filmen. Den Machern der DVD-Reihe vvon „Flotte Teens und heiße Jeans" war es nicht unrecht, da sie kkurzerhand per Filmtitel die flotten Teens in die Nervenheilanstalt vverfrachteten, obwohl die Peppino-Filme mit Teenagern nichts am Hut haben. Auf diese Art und Weise setzten sie eine langjährige H Tradition fort. Bereits im Zeitalter der Videokassette wurden beiT sspielsweise „Ein nackter Po im Schnee" und „Entschuldigen Sie, sind SSie normal?" unter den lukrativeren Alternativtiteln „Flotte Teens iim Schnee" sowie „Flotte Teens und der Staatsanwalt" vermarktet. SSoviel Zeit muss sein, aber besser werden die Machwerke dadurch zzugegebenermaßen nicht. Insbesondere der ihnen innewohnende SSlapstick hat im Vergleich zu den Bud-Spencer- und Terence-HillFilmen beispielsweise im Laufe der Jahre mehr Staub angesetzt als F aaufgewirbelt. Angesichts dieser prickelnden Vorgeschichte kann es nicht überraA schen, h dass die „Flotten Teens und heißen Jeans" im November 2014 auf dem Fernsehsender Tele 5 zu sehen waren – um dabei in die kultige Liste der schlechtesten Filme aller Zeiten (kurz: „SchleFaz") aufgenommen und von den Moderatoren durch den Kakao gezogen zu werden. Das Format funktioniert folgendermaßen, dass die Filmkritiker Oliver Kalkofe und Peter Rütten zu „SchleFaz" erkorene Streifen an einem Fernsehabend in mehrere Parts unterteilt p präsentieren und auf ihre Art und Weise kkommentieren und zusammenfassen. Rütten verspürte unmittelbar vor der R Ausstrahlung „ein mächtiges, kollektives A Kribbeln, tief im Schritt der zuschauK eenden 60er-Babyboomer-Generation", während sein Kollege Oliver Kalkofe erst w aam Ende der Sendung gestand, dass es ihm rückblickend peinlich ssei, in seiner Jugend die mutmaßlich Filmreihe haben. Wer noch heute dazu steht, dem kkomplette l Fil ih gesehen h zu h kann mit aktuell in limitierten Box-Editionen zu erwerbenden DVDs geholfen werden. Wenn er denn keine Probleme damit hat, dass er darauf gefasst sein muss, mit Filmen konfrontiert zu werden, die mit flotten Teens und heißen Jeans eigentlich nichts zu tun haben. Die „Commedia Sexy all’Italiana" brachte nun mal aber so viel Material in Hülle und Fülle hervor, dass sich ein weiterer Blick darauf lohnen wird. 2/2016
■
Seite
43
Kino-Bösewichte: Teil 2
Der Mann, der Winnetou erschoss Dieser Schuss war im wahrsten Sinne des Wortes fatal. Nicht nur für Winnetou. Sondern auch für seinen Mörder: Rik Battaglia wurde durch „Winnetou III“ zum bestgehassten Bösewicht Deutschlands! m ersten Teil der Karl-May-Verfilmung wurden sein weiser Lehrer Klekih-petra, seine Schwester „Schöner Tag" und Stammesvater Inschu-tschuna ermordet, im zweiten Teil verlor Winnetou seine große Liebe Ribanna – und im dritten ging er dann sogar selbst in die ewigen Jagdgründe ein. Dass das Dasein des edlen Apachen-Häuptlings so melodramatisch verlief, verdankte er zu einem gewichtigen Teil seinen Widersachern: Mario Adorf als kaltherzigem Santer im 1. Teil, Klaus Kinski als glubschäugigem Killer im 2. Aber keiner traf Pierre Brice so ins Herz wie der Schuft aus Teil 3: Rollins, gespielt von Rik Battaglia. Ein Bösewicht, wie er im Karl-May-Buche steht. Doch vom Steckbrief dieses Berufsbanditen ist allgemein wenig bekannt. 1965, Jugoslawien: Am kroatischen Velebit-Massiv bei Zadar wird eine Sequenz gedreht, die ganz Deutschland zu Tränen rühren und jedem, der sie im richtigen Alter sah, für immer in Erinnerung bleiben wird: der gemeine Mord an Winnetou. Karl-May-Enthusiasten ist der Drehort als „Grüne Wiese" bekannt. Gekämpft und gestorben wurde dort, am WinnetouTatort, tragischerweise aber auch im richtigen Leben: Im Bürgerkrieg zwischen Serbien und Kroatien verlief die Grenzlinie genau auf dem Berggipfel. Und noch heute muss man aufpassen, wohin man seinen Fuß setzt. Tretminen aus dem Bürgerkrieg liegen immer noch dort. Den entwurzelten Baum, auf den der Apachen-Chef nach dem fatalen Schuss so perfekt gebettet wurde, sucht man hingegen vergeblich – der war ein Filmrequisit.
I
Seite
44
■
Ein Schuss, ein Schrei! Frei nach Karl May Der Drehort ist ein natürliches Plateau. Regisseur Harald Reinl befiehlt „Action!". Die beiden Blutsbrüder und ihr Sidekick Sam Hawkens verschanzen sich hinter dem Baumstrunk – und Rollins lädt jetzt seine Winchester durch. Ob er den tödlichen Schuss wirklich abgeben würde, oder ob die Filmgötter doch noch ein Einsehen haben könnten, wird übrigens in keiner Werbung für den Film erwähnt oder dargestellt. Winnetous Tod ist Verschlusssache. Und noch weiß Rik Battaglia nicht, dass er, wenn er gleich den Finger krumm macht, für den Rest seines Berufslebens abgestempelt sein würde: als Winnetous Mörder. Jahrelang hat ihn das verfolgt. Im Alter sagte er rückblickend: „Ich weiß, dass ich in Deutschland immer der Mann sein werde, der Winnetou tötete. Aber die Deutschen fragen mich trotzdem nach Autogrammen." Rik Battaglia kann jedoch auch sonst ein ganz Böser sein. Als Lex Barker ihm aus dem Bungalow Wein und Kaviar stibitzt, füllt er als Revanche dessen Champagner-Flaschen mit Leitungswasser. Als Old Shatterhand dann großzügig das Filmteam bewirten will, serviert er nur H2O. Trotzdem gilt der Italiener mit seinen rabenschwarzen Haaren und blauen Augen letztlich als Charmebolzen am Set, ist sogar erklärter Liebling aller weiblichen Besucher. Im Euro-Western immer wieder als brutaler Mexikaner eingesetzt, schlägt dieser
GoodTimes
2/2016
Mann im Beliebtheitswettbewerb einer Reisegruppe selbst die zwei Hauptdarsteller. Dabei verbindet ihn ausgerechnet mit seinem Gegner Winnetou bald eine echte Männerkumpanei. So schreibt Pierre Brice in seiner Autobiografie: „Ein echter Römer wie er und ein adoptierter Römer wie ich konnten ohne Pasta nicht leben. Also besorgten wir rasch alles Notwendige und kochten abwechselnd." Die hungrigen Gäste drängten sich um die beiden, und auch Old Shatterhand war regelmäßiger Gast der „Spaghetteria". „Wir lachten und hatten so viel Spass, wie ihn nur zwei Italiener haben können, wenn sie wissen, dass genug Wein und Liebe da ist. Wein hatten wir und Liebe auch", erinnert sich Brice weiter. „Die deutschen und österreichischen Touristen, die die ersten Filme geliebt hatten, verbrachten mittlerweile ihre Ferien in Jugoslawien und folgten uns quer durch das Land. Und wir zwei Latin Lovers genossen das in vollen Zügen." Der 1927 geborene Battaglia, mit bürgerlichem Namen Caterino Bertaglia, ist den May-Groupies im Übrigen kein Unbekannter. Bevor er als Rollins gecastet wird, war er schon einmal titelgebender Bösewicht in einer Karl-May-Serie: als „Schut". Bekannt ist er seit 1955, als er mit Sophia Loren in „Die Frau vom Fluss" auftrat – für beide das Sprungbrett zur internationalen Karriere. Entdeckt wurde Bertaglia Durchbruch als Latin Lover, bezeichnenderweise als an Sophia Lorens Seite. junger Mann von einem Talentscout an einer Bar – und von Lorens Ehemann Carlo Ponti dann vom Fleck weg engagiert. Dieser erste Filmjob hat ihn dann auf den Geschmack gebracht. Zwei Jahre drückte er die Bank einer Schauspielschule, dann lieh er sein verwegenes Aussehen einem Dutzend Kostüm- und Sandalenfilmen. Und selbst Winnetous Killer stattet er mit einem gewissen gewinnenden Charme aus. Battaglia war nämlich aufgefallen, dass die Schurken in den KarlMay-Filmen stets als Sadisten dargestellt wurden. Er hingegen spielte lieber einen raffinierten Bösewicht. „Nehmen wir den Schut: Er ist ein Gentleman, ein reicher Mann. Ich mag mich irren, aber er war kein authentischer Schurke dieser Gegend. Mehr ein Fantasieprodukt Karl Mays, eines zweifellos guten Schriftstellers."
„Winnetou darf nicht sterben!“ Der Todesschuss ist nicht mehr abzuwenden. Produzent Horst Wendlandt selbst befiehlt ihn. Obwohl Rialto-Film davor mit Bittschriften um „Begnadigung" geflutet wurde und Deutschlands Teenager-Postille „Bravo" sogar eine Kampagne zur Rettung Winnetous GoodTimes
einleitete. In Minute 83 stirbt der edle Häuptling schließlich den Heldentod. Und Battaglia ist für immer als sein Killer gebrandmarkt. Das Sterben eines Publikumslieblings kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wendlandt muss befürchten, dass das Publikum seinen Drei-Millionen-Streifen boykottiert. In Jugoslawien führt er deshalb mit seinem Hauptdarsteller ein geheimes Gespräch. „Pierre, das Publikum will nicht, dass Winnetou stirbt." Brice ist überrascht. „Die Szene ist bereits im Kasten. Wir können nicht mehr zurück. Was willst du machen?" – „Sofort einen neuen Film mit dir anfangen. Wenn das Publikum davon erfährt, wird es zufrieden sein." Und das ist es dann auch. Als am Premierentag, dem 14. Oktober 1965, in der Lichtburg in Essen der Apache sein Leben in den Armen seines Blutsbruders aushaucht, bleibt kein Auge trocken. Aber da weiß man schon, dass Winnetou bald Wiederauferstehung feiern würde, und so steht dem Erfolg des Abschlussfilms der Trilogie nichts im Wege: Er wird der kassenstärkste deutsche Streifen der Saison. Letztlich haben nur die Obrigkeiten keine Freude an diesem Märtyrer. Die FSK setzt ein umstrittenes Zutrittsalter von zwölf Jahren fest, und das begehrte „Sehenswert"-Prädikat wird dieses Mal verweigert. Auch aus folgendem Grund: „Der sentimentale Tod Winnetous ist vor allen Dingen auch darum so unerträglich, weil sich hier die fragwürdige Kapazität der Darsteller dekuvriert ..." Solche Urteile halten die Produzenten indes nicht davon ab, dieselben Akteure erneut zu verpflichten. In „Winnetou und sein Freund Old Firehand" darf Battaglia zur Abwechslung dann sogar einen liebenswürdigen Charakter spielen. Im letzten Kapitel der Reihe, sinnigerweise „Winnetou und Old Shatterhand im Tal des Todes" genannt, gibt er zum letzten Mal den abgefeimten Schurken. Doch seine Fangemeinde hat sich nach „Winnetou III" zerschlagen. Bei Auftritten auf deutschen Veranstaltungen wird er gemieden. Man verzeiht ihm diesen einen Schuss nur schwer. Bei Karl-May-Festen ist er in späteren Jahren dann jedoch Ehrengast; Erst gehasst, dann geliebt, 1995 wird er für seine Verdienste schließlich geehrt. um die Karl-May-Serie mit dem „Scharlih" ausgezeichnet. Nach dem Tod seiner Frau lebt Rik Battaglia zurückgezogen in der Schweiz, bis er schließlich am 27. März 2015 in seinem Heimatort Corbola mit 88 Jahren verstirbt – wenige Monate vor seinem berühmten Filmpartner Pierre Brice. Roland Schäfli 2/2016
■
Seite
45
Von Hans-Joachim Neupert
Der Barbar
Durch Schwarzenegger zum Welthit Conan ist muskelbepackt, von riesenhafter Statur, unglaublich stark und geübt im Gebrauch von Waffen. Er fürchtet weder Menschen, Dämonen noch Ungeheuer aus grauer Vorzeit und vertraut allein auf sein Schwert. Die Conan-Romane spielen in dem fiktiven hybori" schen Zeitalter", vor etwa 12.000 Jahren. Eine sagenhafte Welt voller Mythen und Mysterien. Conan ist indes kein strahlender Held im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr Krieger, Dieb, Freibeuter, ein Söldner, ein Rächer, ein Unbesiegbarer, ein Usurpator – und schließlich sogar König von Aquilonien, bis er im hohen Alter wieder zum Abenteurer wird. Die Abenteuer von Conan wurden bereits Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts von Robert Ervin Howard erdacht und zu Papier gebracht. Der melancholische und verträumte Autor wurde 1906 in Peaster im Bundesstaat Texas geboren. Nach kurzem College-Studium schlug er die Laufbahn eines freien Schriftstellers ein. Howard war eein geborener Geschichtenerzähler. Bereits im Alter von 20 Jahren fing er an zu schreiben. A Er war überaus fleißig und vielseitig, seine E Geschichten spielten in vergangenen Epochen, G iin alten Geisterhäusern, in Detektivbüros und iim Wilden Westen. Robert Ervin Howard k konnte packend und mitreißend schreiben, u und die Pulp-Magazine rissen sich um seine G Geschichten. Howards Einkommen Robert Ervin Howard steigerte sich so von Jahr zu Jahr. s 1926 verdiente di t er mit it seinen Geschichten kaum 50 Dollar, 1930 aber bereits 1000 Dollar. Diese Summe genügte in jenen Jahren für den Lebensunterhalt. Fünf Jahre später kletterte sein Jahreseinkommen auf über 2000 Dollar. Davon hätte man damals durchaus ein mondänes Leben führen können.
„Weird Tales". Am 11. Juni 1936, gerade einmal vier Jahre nach Erscheinen seines Bestsellers und auf dem Höhepunkt seiner Karriere, erschoss sich Robert Ervin Howard allerdings mit einem Revolver, weil seine Mutter, zu der er eine sehr enge Bindung hatte, im Sterben lag. Er wurde nur 30 Jahre alt. Howard verkaufte zu Lebzeiten insgesamt 17 Conan-Geschichten an „Weird Tales". Viele Kurzgeschichten waren darunter, aber auch Stories von der Länge eines Romans. Fünf weitere Geschichten wurden im Nachlass der Autos entdeckt, vier blieben unvollendet. In den 60er Jahren wurden diese literarischen Fragmente von L.S. de Camp und Lin Carter im Stil von Howard dann vervollständigt. Alle diese Werke sind inzwischen auch in Deutschland veröffentlicht worden. In den USA waren die Romane mit den Abenteuern von Conan dem Barbaren überaus erfolgreich. Die bis Ende der 60er Jahre veröffentlichten ff tli ht elf lf Romane R erreichten eine Auflage von drei Millionen Exemplaren und erweckten das Interesse ausländischer Verleger. In Deutschland publizierte der Heyne Verlag unter dem Label Heyne Fantasy Classics 1970 den ersten Conan-Band im Taschenbuchformat.
Den größten Erfolg feierte der Autor mit Conan: Seinen ersten Auftritt hatte der Koloss 1932 im Pulp-Magazin Seite
46
■
GoodTimes
2/2016
Di T Die Taschenbücher h bü h d der großen ß d deutschen t h V Verlage l waren zu jjener Z Zeit it genormt auf eine Seitenzahl von ca. 160. Die Originalromane waren vom Umfang her sehr unterschiedlich und hatten meist über 200 Seiten. Die Übersetzer sahen sich daher gezwungen, beträchtliche Kürzungen vorzunehmen. Beim Lesen der überaus spannend geschriebenen Geschichten haben die Leser damals von den Kürzungen allerdings nichts bemerkt. Besonders die Stories, die Howard noch selbst schrieb, sind ein Genuss der ganz besonderen Art ... Die Titelbilder der ersten Serie sind einsame Spitzenklasse. Sie wurden von „Perry Rhodan"Starzeichner Johnny Bruck in eindrucksvoller Br Weise gemalt. Alleine W schon wegen dies ser wunderschönen s Titelbilder sollten diese ersten elf T t lf Bände Bä d in i keiner Roman- bzw. Comic-Sammlung k c Sammlung fehlen. Die D verschiedenen Auflagen müssen in den frühen 70er m Jahren übrigens sehr hoch J gewesen sein, denn gerag de d die Taschenbücher der ersten Serie sind noch proe blemlos zum Stückpreis von b drei im d i Euro E i Antiquariat A ti i zu bekommen. Vor 40 Jahren wurde eben noch viel gelesen.
überaus erfolgreich. Der Film an sich hatte nur sehr ü w wenig mit den Conan-Romanen gemeinsam, aber Arnold SSchwarzenegger verkörperte die Figur des Barbaren mit eeinzigartiger Perfektion. Zwei Jahre später folgte schon „„Conan der Zerstörer", kam aber an die Qualität des V Vorgängers nicht heran. Zu viele lächerliche Szenen und Figuren verhinderten eine gewisse Ernsthaftigkeit. Heute F gilt der Film als lupenreiner Trash, war damals im Kino g aaber dennoch sehr erfolgreich. Der Heyne Verlag nutzte den Erfolg der Filme auf seine Art und veröffentlichte d die bis dahin in den USA erschienenen Conan-Romane d erneut, diesmall jedoch ungekürzt und neu übersetzt, und verwendete t di als Titelbilder Filmszenen mit Arnold Schwarzenegger. Auch deutsche Erstveröffentlichungen kamen in dieser zweiten Serie an die Kioske. IIm Laufe der Jahre verfassten immer mehr aamerikanische Autoren im Auftrag Romane, die sich in den Conan-Zyklus eingliedern. d Von 1990 bis 2001 erschienen im Heyne V Verlag noch einmal alle bis dahin produV zzierten Conan-Romane in chronologischer Reihenfolge mit neuen, sehr schön gemalR tten Titelbildern. Und auch die Filmstudios iin Hollywood waren dem Conan-Mythos vverfallen. 1997/98 entstand mit dem Deutschen Ralf Möller in der Titelrolle eine D 21 Episoden umfassende Fernsehserie, und 2 2011 füllte sogar eine Kinoproduktion in 3D 2 die Li Lichtspielhäuser weltweit. di ht i lhä lt i
1970 sicherte sich dann Marvel Comics die Rechte an der Conan-Figur und veröffentlichte bis 1996 über 500 Comic-Hefte. Starautor Roy Thomas und d der d Künstler Kü tl Barry B Smith schufen mit den ersten 24 Heften wahre Meisterwerke der ComicKunst. Die nachfolgenden Zeichner John Buscema und Ernie Chan prägten anschließend für Jahrzehnte das Erscheinungsbild des schwertschwingenden diese Geschichten sc w ge de Helden. e de . In Deutschland eutsc a d erschienen e sc von v 1979 bis 1996 größtenteils verstümmelt in 49 t Taschenbüchern und zehn T Alben im Condor Verlag. A Der D Hethke Verlag wiederum publizierte in den d 80ern sechs wunderschö8 ne n großformatige Bücher mit m Conan-Geschichten, allerdings in Schwarza Weiß, die überaus empW fehlenswert sind. Heute f erscheinen die Conane Comics in den USA bei C Dark Horse Comics und D in i Deutschland bei Panini.
Im Februar 2006 veröffentlichte der Heyne Verlag den ersten Band einer einmaligen Conan-Ausgabe, die in drei Bänden alle Originalerzählungen Robert E. Howards versammelt. Band 2 und 3 folgten 2007. Die in den drei Bänden gesammelten Conan-Geschichten waren vollständig wiederhergestellt worden und erschienen damals endlich so, wie der Autor sie einst realisiert hatte. Besonders die im Anhang veröffentlichten Entwürfe und Fragmente sind ungemein interessant und rechtfertigen schon allein den Kauf der drei Bücher. Und auch die zahlreichen Illustrationen im Innenteil sind gelungen. Howards Texte selbst sind von epischer Breite bzw. mythischer Tiefe und zählen bis auf den heutigen Tag zu den originellsten Abenteuern der FantasyLiteratur.
Erfolg spricht sich in E Hollywood schnell herum. H 1982 kam so „Conan der d Barbar" mit Arnold Schwarzenegger in die S Kinos und war weltweit K
Die gute Nachricht zum Schluss: Im Sommer 2015 hat der Festa Verlag, Leipzig, diese Originalerzählungen mit dem wunderschönen Bildmaterial in sechs Bänden neu auf den Markt gebracht. Wer mehr über Robert Ervin Howard und den Conan-Zyklus lesen möchte, dem seien diese spannenden Bücher und natürlich das von Erhard Ringer verfasste Handbuch „Das Conan Universum" empfohlen ...
GoodTimes
Die Bände der Conan-Saga sind nur sehr in Di D i einzelnen i l Bä d d C S i d allerdings ll d di h schwer h i eine chronologische Reihenfolge zu bringen, die einigermaßen logisch dem zeitlichen Ablauf der Abenteuer des schwertschwingenden Helden gerecht wird. Gerade die Autoren, die relativ spät ihre Beiträge zum Conan-Zyklus schrieben, zum Beispiel Offutt und Andersen, siedeln ihre Stoffe früh im Leben Conans an, indem sie an Abenteuer anknüpfen, die Howard noch selbst geschrieben hat, bzw. Episoden aufgreifen, die Howard nur andeutete.
2/2016
■
Seite
55
Johannes Mario Simmel
Von Christian Simon
Ein "Lebens-Interview" – spannend wie ein Krimi Die Romane von Johannes Mario Simmel begeistern bis heute Millionen. Seine Stoffe waren und sind Vorlagen zu vielen erfolgreichen Kino- und Fernsehfilmen. Bereits 1961 begann das Simmel-Fieber mit "Es muss nicht immer Kaviar sein". 2011 verfilmte das ZDF Niemand ist eine Insel". kult!-Mitarbeiter Christian " Simon traf den sympathischen Autor im August 1987 in München zum Interview.
09 in Luzern)
24 in Wien, gestorben 20
l, Autor (geboren 19 Johannes Mario Simme
Sie verpacken in Ihren Büchern höchst brisante Themen immer so, dass man gefesselt ist von Ihren spannenden Romanen. Der Kern entspricht der Realität, das Drumherum ist Ihre Erfindung ... Ich habe das bei allen meinen Romanen so gemacht, weil es eigentlich auch immer Anti-Themen waren. Es ging um geistig behinderte Kinder, um Missbrauch von Massenmedien, um die Berliner Mauer und immer wieder um Nazis und Neonazis, weil das in meinem Leben ein Trauma ist. Kein Mensch liest einfach so ein 530-Seiten-Buch über Genmanipulation, wie bei „Mit den Clowns kamen die Tränen". Aus diesem Grunde habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, ein ernstes Thema in eine sensationelle Handlung zu verpacken und dabei noch eine Liebesgeschichte zu integrieren. Action und Liebe gehören zu einer guten Geschichte dazu! Ich habe auch den Stoff für so viele Filme geschrieben, dass ich mich in der Filmbranche ebenfalls gut auskenne. Bei schweren Themen brauche ich auch da eine starke Gegenhandlung, wenn Sie so wollen, eine Entertainment-Handlung. Um ernste Themen zu erklären, brauchen Sie ununterbrochen Zwischenpassagen, die den Leser oder Zuschauer zwingen, weiterzulesen oder weiterzuschauen. Er muss sich immer fragen: Wie geht diese Geschichte aus?! Seite
56
■
Für Ihre Bücher undd Filme Fil recherchieren r h r hi r Sie Si mitit äußerster ä Perfektion und begeben sich dabei sogar in ungeheure Gefahren, oder? Oh ja! Aber Erich Kästner sagte schon: Leben ist immer lebensgefährlich. Die größten Gefahren bei meinen Recherchen gehen von den Nazis aus – die Nazis waren die größten Verbrecher in der Geschichte. Und leider Gottes wirkt das fort. Mein Buch „Alle Menschen werden Brüder" handelt vom Emporkommen der NPD, der ersten Nazi-Welle. Nach Erscheinen des Romans habe ich jede Art von Bedrohungen bekommen – von eingeworfenen Fensterscheiben bis zu ernstzunehmenden Morddrohungen. Ich bekam sogar g Polizeischutz. Einmal war ich bei einer Weihnachtsfeier im Münchner Hofbräuhaus, und der Kellner sagte mir, draußen würden mich gerne zwei Herren m sprechen. Das waren riesige Kerle, über zwei sp Meter groß. Die baten mich zu einer so genannM ten Unterhaltung in den Waschraum. Um es te kkurz zu machen: Nach einer wilden Jagd durchs Klofenster und über Dächer ist es mir gelungen zu K eentkommen. Ich gestehe, da hatte ich ganz schön die Hosen voll! Recherchen sind gefährlich, aber d aauch wunderschön. Die meisten Leute erzählen mir gerne Details und auch Geheimnisse, denn m ssie wissen, der Simmel verrät uns nicht! Das ist die Voraussetzung, um überhaupt in meinem Job d
GoodTimes
2/2016
aus Frankreich, und der Briefträger, der es überbrachte, salutierte vor mir. Da stand: „Lieber Simmel! Sie sind der einzige Mann, den ich in meinem Leben wirklich geliebt habe! Ihre Marlene Dietrich." Was sollte ich dazu ssagen? Nach dem Tod meiner Frau, der mich furchtbar getroffen hat, ist die Beziehung etwas abgeflaut. Marlene g hat gemerkt, dass mir nicht nach Heiterkeit zumute war. h IInzwischen ist sie fast eingeschlafen, aber die Zeit, die sie aangedauert hat, war großartig!
weiterzukommen. Wenn gewünscht, verändere ich Namen und Orte so, dass niemand draufkommt, wer mir was erzählt hat. Die Informanten bleiben zu hundert Prozent anonym! Manche wären andernfalls auch derartig gefährdet, dass es ein wahnsinniges Unterfangen wäre, sie zu benennen.
Durch Ihre frühere Arbeit als Reporter und durch Ihre vielen Recherchen haben Sie fast die ganze Welt gesehen und unzählige Kontakte aufgebaut – auch zu Geheimdiensten wie beispielsweise zur CIA. In Ihren Büchern kommt auch immer wieder das Thema Krieg zum Tragen. Stimmt es, dass die Geheimdienste weltweit Politiker kontrollieren und ausschalten, sollten diese zu mächtig und gefährlich für den Weltfrieden werden? Was Sie da sagen, stimmt! Die ganze Sache ist ziemlich schizophren. Sobald die USA und auch die Russen merken, dass da jemand ist, der eine potenzielle Gefahr für einen unkontrollierbaren Krieg darstellt, beseitigen sie ihn – einzeln oder gemeinsam. Dann bricht eine Revolution aus, und er geht drauf! Durch die Satelliten ist jede Bewegung auf der Erde schnell sichtbar. Die Welt ist klein geworden. Man könnte sich eigentlich die Abwehr und alle Spione sparen. Dieser Beruf ist ein bisschen lächerlich geworden. Sie kennen sich alle untereinander, sie saufen zusammen, und ab und zu bringen sie sich auch um. Im Grunde genommen gibt es nur noch sehr wenig zu verraten. Einen Hauptteil der heutigen Spionage macht das Wissen um die Erkenntnisse der Wissenschaftler aus. Man will in die Gehirne der Forscher schauen, will wissen, wie weit sie sind und was sie denken. Man will erfahren, woran sie arbeiten und inwieweit sie bereit sind, ihr Wissen preiszugeben, und gegebenenfalls für welchen Betrag oder zu welchen Bedingungen. Dazukommt, dass man heute nicht mehr ins Pentagon einbrechen muss, um irgendwelche Dinge zu erfahren. Sie schicken irgendwo ein paar Dollar hin und bekommen fast alle Informationen frei Haus, zum Beispiel von amerikanischen Druckereien. Die gute alte Zeit der Spione ist vorbei, und die Mata Haris gibt es auch nicht mehr. Ich habe noch die wilde und wüste Zeit in Wien miterlebt, so wie im Film „Der dritte Mann". Schließlich habe ich 17 Jahre als Reporter gearbeitet …
Sie haben gerade Mata Hari erwähnt. Auch Sie haben eine besondere Beziehung zu einer geheimnisvollen Frau, zu einem Weltstar – Marlene Dietrich ... Ich lebte vor einigen Jahren in Monte Carlo. Da ging abends das Telefon, und jemand sagte: „Hier spricht Marlene Dietrich." Ich hatte sofort den Schauspieler Helmut Qualtinger in Verdacht, der auch unheimlich gut Frauenstimmen nachmachen konnte. Ich sagte spontan: „Qualtinger, leck mich am Arsch!" Darauf sagte sie: „Wie reden Sie denn mit mir, und wer ist Qualtinger?" Da bin ich nachdenklich geworden und habe ihr zugehört. Sie hatte eine französische Übersetzung von einem meiner Romane gelesen, und der hatte ihr sehr gefallen. Aus diesem ersten Telefonat entwickelte sich eine Beziehung über Jahre mit fast täglich stundenlangen Telefonaten. Die Dietrich hat mir mal gesagt, ihre Telefonrechnungen würden zwischen 25.000 und 30.000 Mark im Monat betragen. Kein Wunder, denn wenn sie mit mir fertig war, rief sie in Los Angeles an und sprach mit Billy Wilder. Es war immer ungeheuer amüsant. Marlene war hochbetagt, aber vollkommen klar und wahnsinnig witzig. Sie hatte noch den scharfen Berliner Humor, gemischt mit dem amerikanischen. In den vielen Jahren hat sich das Repertoire nicht erschöpft, und sie hat sich nie wiederholt. Einmal habe ich mit ihr Krach gehabt, weil sie verbal etwas abgerutscht war und ich mich so nicht behandeln lassen wollte. Dann kam ein Blitztelegramm GoodTimes
Was bedeutet Ihnen Freundschaft, und wie kann man sie auf W D Dauer erhalten? Je älter ich werde, desto mehr bedeutet mir Freundschaft. Wahrscheinlich ist es das Wichtigste, das es gibt! 1985 W ist meine Frau gestorben. Mit ihr war ich seit 1954 verheiratet. Dann habe ich sie wegen einer anderen in einer he Art Ar von Verblendung verlassen und bin nach Frankreich gezogen. Doch nach sechs Jahren bin ich zu ihr zurückge gekehrt und habe die zwei schönsten Jahre mit ihr erlebt. ge Sie S war älter als ich, und Sex spielte keine Rolle mehr. Da habe ich zum ersten Mal in meinem Leben begriffen, wie h wichtig eine menschliche Zweierbeziehung auf der Basis w einer unendlichen Freundschaft sein kann – über den e Tod hinaus. Je älter man wird, desto schwerer schließt T man m Freundschaften, auch weil man immer misstrauischer wird. Aber man erhält sich die alten Freundschaften durch w Toleranz gegenüber den anderen. To
SSie haben über Gentechnologie geschrieben und welche Gefahren auch ddarin a lauern, wenn sie in Laboratorien als Waffe genutzt wird. Auch eerwähnen r Sie dabei Aids - eine Krankheit aus dem Labor? Wir wissen es alle – es gibt militärische Laboratorien, in denen mit W Genen manipuliert wird. Eines davon steht in Maryland, USA. Es gibt Ge einen Immunologen, den ich getroffen habe und der behauptet, dort ein hätten sie an einem Virus gebastelt, der eine Immunschwäche hervorhä rufe. Nicht aus Kriegsüberlegungen heraus, sondern weil es zu viele ru Menschen auf der Welt gibt. Dieses Virus haben sie an lebenslänglich Me Verurteilten getestet. Das klingt jetzt bei aller Unmenschlichkeit Ve sogar noch zynisch – sie waren enttäuscht, denn die Inhaftierten sog wurden weder krank, noch starben sie. Was sie nicht bedacht hatten, wu war, dass die Inkubationszeit sehr lange sein kann – nach einem wa Jahr brach in diesem Gefängnis dann Aids aus. Als die Krankheit Jah bekannt wurde, sagte man uns, Aids gebe es in Afrika seit bek Hunderten von Jahren. Ich war als Korrespondent und Reporter Hu in der ganzen Welt tätig. Das hätte lange vorher zu mir dringen müssen. Hunger und Elend setzen die Immunbarriere stark m herab, und die Menschen sterben zu Tausenden. Aber von Aids he war wa da nie die Rede! Das ist für mich der Grund zu sagen: An der de Sache stimmt was nicht.
SSiei haben auch Kinderbücher geschrieben. Haben Sie sich als erw wachsener Mann ein Stück Kind bewahrt, sozusagen das Kind im M Manne? Ja, ganz sicherlich! Und ich habe mir auch sehr viel Naivität Ja bewahrt. Das hilft mir bei meinen Recherchen. Die Leute merken, sie haben es hier mit einem naiven, unschuldigen und wissensdurstigen Partner zu tun. Ich bin froh, dass ich nicht abgebrüht bin. Wenn ich es wäre, würde ich wahrscheinlich sagen: Es ist eben eine Scheißwelt, und man kann nichts machen. Dank meiner kindlim cchen Naivität habe ich mir die Gabe bewahrt, mich über gewisse Dinge maßlos zu empören m und mich über viele andere Sachen kindlich zu u ffreuen.
Was treibt Sie dazu an, immer weiter zu schreiben? W A Außer Verbrechen an der Menschheit gibt es für mich eine einzige weitere Sünde, und das ist, m den Mut zu verlieren. Das gehört zu meinem d Glaubensbekenntnis, und den Satz sollte man so G sstehen lassen. 2/2016
■
Seite
57
DAS JAHR 1966
GroKo, Wembley & Raumpatrouille " "
Von Matthias Bergert und Michael Fuchs-Gamböck
Das Jahr 1966 war nicht nur äußerst ereignisreich, sondern auch sehr spannend. Seit Januar wurde in Deutschland von einer Großen Koalition zwischen CDU/CSU und SPD gesprochen, die Anfang Dezember dann tatsächlich zustande kam. Auf internationaler Ebene sorgten der Beginn der chinesischen Kulturrevolution und die Verschärfung des Vietnam-Kriegs für Schlagzeilen. Nicht minder aufsehenerregend war das umstrittene Wembley-Tor", das dem Gastgeber England im Finale "
• Zeitgeschehen •
Ab 1.1. gilt für Moskauer Jugendliche eine Ausgangsbeschränkung: Sie dürfen nach 21 Uhr nur noch in Begleitung Erwachsener auf die Straße gehen, da es angeblich zu viele Kinderbanden und Ausschweifungen unter Jugendlichen gibt. *** Der Neujahrsempfang in der Bonner Villa Hammerschmidt (4.1.) gerät zum Fiasko, da Bundespräsident Heinrich Lübke gegen den Willen von Bundeskanzler Ludwig Erhard eine Große Koalition zwischen CDU/CSU und SPD anvisiert. *** Am 7.1. einigen sich die Kultusminister der Länder auf einen einheitlichen Schulbeginn: g Ab 1967 werden alle Kinder am 1. August (statt am 1. April) eingeschult. *** In Indien wird Indira Gandhi zur ersten Premierministerin gewählt (19.1.) und regiert das Land bis 1977 sowie von 1980 bis 1984, bevor sie einem Attentat zum Opfer fällt. *** Am 1.2. tritt in Frankreich ein Gesetz in Kraft, das Frauen die volle juristische Gleichberechtigung garan- Indira Gandhi tiert. *** US-Präsident Lyndon B. Johnson verspricht Treffen h bei b i einem i T ff in i Honolulu (8.2.) den südvietnamesischen Politikern, „die kommunistische Aggression zurückzuweisen" – womit der Vietnam-Krieg intensiviert wird. *** Am 10.3. ehelicht die niederländische Kronprinzessin Beatrix den deutschen Diplomaten Claus von Amsberg. *** Die Bundesregierung besteht am 6.4. darauf, dass trotz Frankreichs bevorstehenden NatoAustritts weiterhin französische Truppen in Deutschland bleiben sollen. *** In der Sowjetunion wird Leonid Breschnew am 8.4. zum Generalsekretär der KPdSU ernannt. *** Im Mai beginnt die chinesische Kulturrevolution, die von Mao Zedong initiiert wird. Seite
58
■
der Fußball-WM dden Weg zum Sieg S ebnete, b weswegen sichh Deutschland hl d mit ddem Vizeweltmeister-Titel begnügen musste. Auch im Weltall ging es hoch her, da sowohl Russland als auch die USA mit schöner Regelmäßigkeit Sonden und Satelliten auf Erkundungstour schickten. Diese Weltraumbegeisterung wurde auch von den Fernsehmachern aufgegriffen: In Deutschland wurde erstmals die Raumpatrouille" " gesendet, während in den USA das kultige Pendant Star Trek" ausgestrahlt wurde. "
Ende des Monats bilden sich die Roten Garden, die der Revolution zum Durchbruch verhelfen sollen. Insgesamt fallen zwischen 30 und 70 Millionen Chinesen Maos Schreckensherrschaft zum Opfer. *** Am p 13.5. lehnt der DGB-Bundeskongress jede Notstandsgesetzgebung ab – letztlich ohne Erfolg: Gut zwei Jahre später, am 30.5.1968, treten die Notstandsgesetze in Kraft, die die Handlungsfähigkeit des Staates in Krisensituationen sichern sollen. *** Ab 16.5. finden sechs Wochen lang heftige Streiks der Leonid Breschnew englischen Handelsmarine statt. *** Nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofes der USA vom 13.6. müssen verdächtige Personen bei der Festnahme auf ihre Grundrechte hingewiesen werden. Die so genannte Miranda-Warnung besagt, dass die Verdächtigen schweigen dürfen und das Recht auf einen Anwalt haben. *** Die Diskussion um das Frauenwahlrecht sorgt in der Schweiz für Trubel. Während der Kanton Basel-Stadt dieses Wahlrecht einführt (26.6.), kommt es im November im Kanton Zürich zu einer Volksabstimmung – bei der gegen das Frauenwahlrecht votiert wird. *** Umbruchstimmung in Argentinien: Am 27.6. wird Präsident Arturo Illia durch einen unblutigen Militärputsch gestürzt. Illias Nachfolger, General Juan Carlos Onganía, verfolgt eine konservativere Politik. *** Frankreich führt am 2.7. auf dem Mururoa-Atoll im Pazifik den ersten oberirdischen Atombombentest aus. Bis 1996 werden auf Mururoa und einem weiteren Atoll etwa 170 Atombomben ober- und unterirdisch gezündet. *** Laut einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 19.7. ist die bisherige Parteienfinanzierung aus dem Bundeshaushalt nicht mehr erlaubt.
GoodTimes
2/2016
Von nun an dürfen nur „angemessene Wahlkampfkosten" erstattet werden. *** Aufruhr in Südafrika: Am 6.9. wird Hendrik Frensch Verwoerd, der als Architekt der Apartheid-Ideologie gilt, während einer Parlamentssitzung von einem Parlamentsangestellten erstochen. *** Nach 20-jähriger Haft werden Albert Speer und Baldur von Schirach – zwei der wichtigsten Personen des NS-Regimes – aus dem Gefängnis Berlin-Spandau entlassen (1.10.). *** Am 27.10. wird Südafrika von den Vereinten Nationen das Mandat über Namibia entzogen – Südafrika besetzt das Land allerdings noch bis 1988. *** Innenpolitisch bedenklich ist der schnelle Aufstieg g der rechtsextremen NPD. Am 6. bzw. 20.11. zieht die Partei mit mehr als sieben Prozent der Wählerstimmen in den hessischen und den bayerischen Landtag ein. Einer der Gründe für die Popularität der Partei ist die Rezession nach den Jahren des Wirtschaftswunders. Baldur von Schirach *** Am 8.11. nimmt der Bundestag den SPD-Antrag an, Bundeskanzler Ludwig Erhard möge die Vertrauensfrage stellen. *** Im US-Staat Mississippi wird am 11.11. erstmals ein Weißer wegen Vergewaltigung einer Schwarzen verurteilt. Allerdings erhält er nicht die gesetzlich vorgeschriebene Todesstrafe, sondern lediglich eine lebenslängliche Haftstrafe. *** Die Karibikinsel Barbados wird am 30.11. von Großbritannien unabhängig. *** Ludwig Erhard tritt am 30.11. als Bundeskanzler zurück. Sein Nachfolger Kurt Georg Kiesinger (CDU) wird am 1.12. Kanzler einer Großen Koalition von CDU/CSU und SPD. Für Unmut sorgt Kiesingers frühere NSDAPMitgliedschaft, weswegen er nicht nur von der Studentenbewegung, sondern auch von Heinrich Böll und Günter Grass heftig kritisiert wird. Ein Lichtblick am Horizont zeichnet sich jedoch bereits ab: Willy Brandt (SPD) wird Vizekanzler und Außenminister und bringt sich damit in eine gute Ausgangsposition für seine eigene Kanzlerschaft (1969–1974). ***
• Sport •
Am 15.1. wird in Ost-Berlin der Fußballverein BFC Dynamo gegründet. Die Unterstützung durch den DDR-Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, trägt dem Verein den Ruf eines Stasi-Klubs ein. n. Unabhängig davon war das Team mit zehn Meistertiteln in Folge von 1979 bis 1988 einer der erfolgreichsten Fußballvereine der DDR-Oberliga und deren Rekordmeister. Aktuell dümpelt er in der Regionalligaa Nordost vor sich hin. *** Zwischen dem 20. und dem 31.1. 1. iga gibt es bei einigen Fußballvereinen der DDR-Oberliga Veränderungen: Nach der Ausgliederung wird aus dem TSC Berlin der bis heute existierende 1. FC Union Berlin. Aus dem SC Leipzig wird der 1. FC Lokomotive Leipzig. Aus den Fußballabteilungen von Turbine Erfurt und BSG Optima Erfurt geht der FC Rot-Weiß Erfurt hervor. Aus dem SC Cottbus wird BSG Energie Cottbus, der heute FC Energie Cottbus heißt. *** Am 5.2. weiht der Bundesligaprofi und 45-fache Nationalspieler Siegfried Siggi" Held die inzwischen legendäre Torwand des ZDF" Sportstudios ein. *** Aus der Londoner Westminster Central Hall wird am 20.3. die Coupe Jules Rimet, also die offizielle Siegestrophäe der Fußball-Weltmeisterschaften, von bis heute Unbekannten geklaut. Eine Woche später wird der Pokal, unter einem Gebüsch im Londoner Süden versteckt und in Zeitungspapier eingeschlagen, vom Mischlingshund Pickles entdeckt. Pickles hatte ihn mit seinem Halter David Corbett bei einem Spaziergang gefunden. Das Herrchen bekommt einen Finderlohn in Höhe von 6000 Pfund, der Hund wiederum wird zu einem Festbankett anlässlich der Eröffnung der WM in England eingeladen, bei dem er die Teller der anwesenden Gäste ablecken darf. Pickles stirbt nur ein Jahr später bei der Jagd nach einer Katze. *** Der amerikanische Schwergewichtler Muhammad Ali, der vor seiner Konvertierung zum Islam im Jahr 1964 Cassius Clay hieß, verteidigt am 29.3. seinen WM-Titel gegen George Chuvalo. 1966 ist für Ali ein extrem erfolgreiches Jahr, in dem er durch die Bank seinen Titel behaupten konnte: am 21.5. gegen Henry Cooper, am 6.8. gegen Brian London, am 10.9. gegen Karl Mildenberger, am 14.11. gegen Cleveland Williams. Die letzten beiden Siege erfolgen durch K.o. *** Das Internationale Olympische GoodTimes
Komitee (IOC) vergibt am 26.4. die Austragung der Olympischen Sommerspiele 1972 nach München. *** Am 5.5. gewinnt zum ersten Mal überhaupt eine deutsche Fußballmannschaft einen Europapokal: Borussia Dortmund holt mit einem 2:1-Sieg über den FC Liverpool im schottischen Glasgow den Europapokal der Pokalsieger. *** Der TSV 1860 München wird am 28.5. – zum ersten und bislang einzigen Mal – deutscher Fußballmeister. *** Das Aztekenstadion in Mexiko-Stadt wird am 29.5. eröffnet. Mit rund 105.000 Plätzen ist es zur damaligen Zeit – und ist es bis heute – eine der größten Fußballarenen der Welt. *** Der bis dahin weitgehend unbekannte Radfahrer Gianni Motta (23) gewinnt am 9.6. vollkommen überraschend den Giro d’Italia in seiner Heimat. *** Der US-Sprinter Tommie Smith läuft mit exakt 20,00 Sekunden einen neuen Weltrekord im 220-Meter-Lauf (Kurve). Zur lebenden Legende wird Smith nur zwei Jahre später, als er bei den g Olympischen Spielen in Mexiko die Goldmedaille in seiner Disziplin in Weltrekordzeit gewinnt und während der Siegerehrung seine schwarzbehandschuhte Faust nach oben streckt, damals ein Symbol für die anti-rassistische „Black Power"Bewegung. Unmittelbar nach dieser Aktion wird er aufgefordert, das Olympische Dorf zu verlassen. *** Der spanische Tennis-Profi Manuel Santana wird Wimbledonsieger und avanciert dadurch Tommie Smith zum Tennis-Spieler des Jahres 1966". *** " Tor oder Nicht-Tor T d Ni h T – diese Frage ist bis heute nicht endgültig geklärt. Jedenfalls wird am 30.7. während des Fußball-WM-Endspiels im Londoner Wembley-Stadion zwischen der englischen und der deutschen Nationalmannschaft das so genannte Wembley-Tor erzielt. Der englische Spieler Geoff Hurst schießt aus kurzer Distanz auf das Tor der Deutschen, trifft die Unterkante der Latte, der Ball prallt auf dem Boden auf und wird dann vom deutschen Verteidiger Wolfgang Weber übers Tor ins Aus geköpft. Nach kurzer Beratung mit den Linienrichtern entscheidet der Referee auf Tor. Deutschland verliert das Match letztlich mit 2:4. *** Der Australier Jack Brabham steht am 18.9. drei Rennen vor Saisonschluss als Formel-1-Weltmeister fest. So etwas hatte es nie zuvor in der Geschichte des Rennens gegeben. ***
• Funk & Fernsehen •
Am 15.1. agieren erstmals Heinz Schenk und Lia Wöhr als Gastgeber in der Unterhaltungsshow Zum Blauen Bock". Vorgänger war Otto " Höpfner, der die Sendung seit ihrer Gründung 1957 moderiert, sich aber mit dem Hessischen Rundfunk wegen angeblich ausstehender Zahlungen überworfen hatte. Schenk und Wöhr präsentieren die Show bis zu ihrer Einstellung 1987. Alles in allem werden 208 Folgen produziert. *** Von der ARD, in der das Magazin ausgestrahlt wird, ist Der 7. Sinn" als " die „Mutter aller Verkehrserziehungssendungen" bezeichnet worden. In Kooperation mit der deutschen Verkehrswacht wird die Reihe ab dem 4.2. und von da an bis 2005 wöchentlich ausgestrahlt. In der Sendung wird gezeigt, wie man sich im Straßenverkehr richtig verhält. Um das Produktionsbudget nicht zu überstrapazieren, nimmt man für gestellte Unfälle stets ausrangierte Autos. Aus dem Off immer dabei: die prägnante Sprecherstimme von Egon Hoegen. *** Der WDR in Köln Lia Wöhr & Heinz Schenk beginnt am 25.2. mit der Ausstrahlung des sechsteiligen Hörspiels Paul " Temple und der Fall Genf" von Autor Francis Durbridge mit René Deltgen, Irmgard Först und Paul Klingerin in den Hauptrollen. Regie führt Otto Düben. *** Ab dem 27.3. präsentiert Hazy Osterwald in der ARD seine eigene, nach ihm benannte Show. Der Frontmann des Hazy Osterwald Sextetts präsentiert nationale und internationale musikalische Gaststars, die Revue sorgt stets für Kurzweil und gute Laune bei Gästen wie beim Publikum. *** Im Ersten Deutschen Fernsehen wird am 20.4. eine fiktive Dokumentation über die deutsche Wiedervereinigung ausgestrahlt. Ihr Autor, der Journalist Rüdiger Altmann, wird von der CDU – deren Mitglied er ist – für diesen Film heftig kritisiert. *** Der Piratensender Swinging Radio England nimmt am 3.5. seinen Betrieb auf. *** Am 1.7. hat die US-Zeichentrickserie Familie Feuerstein" (im " Original „The Flintstones") Premiere im deutschen Fernsehen. *** Der Österreichische Nationalrat beschließt am 8.7. das Rundfunkgesetz. 2/2016
■
Seite
59
Darin ist der Programmauftrag des ORF festgelegt. *** Die Serie Star " Trek" hat am 8.9. TV-Premiere beim US-Sender NBC. Niemand kann damals ahnen, dass um dieses Science-FictionEpos ein derartiger Hype entstehen wird. Denn die nach der Idee von Autor Gene Roddenberry entstandene, insgesamt 79-teilige Produktion muss mit einem geringen Budget auskommen und ist dadurch vielfach auf bereits in anderen Filmen verwendete Kulissen angewiesen. Erst durch die Wiederausstrahlung in den 1970ern stellt sich – bald auch außerhalb Amerikas – der KultCharakter ein. *** Noch eine TV-Premiere: Am 17.9. ist im deutschen Fernsehen die erste Folge der Science-Fiction-Serie Raumpatrouille" " zu bestaunen. Sie wird ab diesem Termin vierzehntäglich jeweils am Samstagabend nach der „Tagesschau" von der ARD ausgestrahlt. Die in Schwarz/Weiß gedrehte Serie erreicht Einschaltquoten von bis zu 56 Prozent, ein echter Straßenfeger. Auf Grund hoher Produktionskosten wird die Reihe allerdings nach sieben Folgen wieder eingestellt. Sie besitzt bis heute Kult-Charakter. *** Ebenfalls Kult-Status besitzt die englische Serie Mit Schirm, Charme und Melone", bereits ab 1961 " produziert, die ab dem 18.10. im ZDF ausgestrahlt wird. Insgesamt 161 Episoden werden abgekurbelt. Das Besondere an dieser Reihe: Alltägliche, zunächst harmlose Dinge werden für die Agenten John Steed und Emma Peel mit einem Mal äußerst gefährlich – niedliche Hauskatzen, ein simpler Platzregen, Stricknadeln, Kaufhäuser oder Tanzstunden. Die äußerst smarten Ermittler, Inbegriffe für typisch britischen Humor, kämpfen männlicherseits gerne mit Melone und Regenschirm gegen ihre Widersacher, weiblicherseits mit Karate-Künsten. Was diese Serie so liebenswert macht: Die beiden Verbrecherjäger verlieren auch in den riskantesten Situationen niemals ihren Charme. ***
• Film •
Die deutsche Filmbranche ist 1966 noch relativ übersichtlich. In der BRD werden 60 Filme gedreht, in der DDR deutlich weniger, nämlich neun. Besonders populär sind auch in diesem Jahr die Winnetou"" Verfilmungen, die an Karl Mays Romane angelehnt sind. Mit „Winnetou und sein Freund Old Firehand" sowie „Winnetou und das Halbblut Apanatschi" werden zwei neue Kinohits produziert – in letztgenanntem p Film sind die junge Uschi Glas und der spätere „Tatort"-Kommissar Götz George zu sehen; in der Hauptrolle brilliert erneut Pierre Brice. *** Auch in der DDR fasziniert die Indianer-Thematik viele Kinogänger: Die Söhne der gro" ßen Bärin" (nach Liselotte WelskopfHeinrichs gleichnamiger Buchreihe) ist der erste D Defa-Indianerfilm, dem bis 1985 noch 15 weitere folgen. Als d f I di fil d ostdeutsches Pendant zu Pierre Brice fungiert Gojko Mitic, der später den Spitznamen „DDR-Chefindianer" erhält. *** Wer es spannender mag, schaut sich die beliebten Edgar-Wallace-Verfilmungen an, von denen 1966 gleich drei in die deutschen Kinos kommen („Das Rätsel des silbernen Dreieck" – ohne „s", „Der Bucklige von Soho" und „Das Geheimnis der weißen Nonne"). *** An internationalen TopProduktionen ist 1966 einiges geboten: Ein echter Klassiker gelingt Michelangelo Antonioni mit dem im London der Swingin’ Sixties angesiedelten Film Blow-Up" (Hauptrollen: David Hemmings und Vanessa " Redgrave). Anspruchsvolles Kino der Extraklasse bietet auch Mike Nichols’ kammerspielartige Verfilmung von Edward Albees Drama Wer hat " Angst vor Virginia Woolf?". Darin liefern sich Richard Burton und Elizabeth Taylor – die auch privat liiert sind – dramatische Szenen einer Ehe. Ebenfalls sehenswert ist die Verfilmung von Ray Bradburys Dystopie Fahrenheit 451", bei der François Truffaut Regie führt. Die Geschichte " einer Gesellschaft, in der Bücher verboten sind, hat etwas Beängstigendes. Für Erheiterung sorgt dagegen die Komödie Scharfe Kurven für " Madame", in der Louis de Funès einen cholerischen Restaurantbesitzer Seite
60
■
mimt. Letztlich darf man auch zwei ItaloWestern nicht vergessen, die 1966 ein großes Publikum finden: zum einen Sergio Leones Kult-Film Zwei glorreiche Halunken" (mit " Clint Eastwood), der am 23.12. in die italienischen Kinos kommt und wenige Monate später auch in Deutschland zu sehen ist; zum anderen Sergio Corbuccis brutaler Reißer Django" (mit " Franco Nero), in dem der Regisseur eigentlich die innenpolitische Lage in den USA beleuchtet. *** Am 18.4. werden Monica zum 38. Mal die Oscars verliehen. d in i Santa S Die großen Abräumer sind „Meine Lieder – meine Träume" (eine Adaption des Rodgers/Hammerstein-Musicals „The Sound Of Music") und „Doktor Schiwago" – beide Filme erhalten jeweils fünf der begehrten Trophäen. Bester Film und beste Regie: „Meine Lieder – meine Träume", bester Schauspieler: Lee Marvin („Cat Ballou – Hängen sollst du in Wyoming"), beste Schauspielerin: Julie Christie („Darling"); Ehren-Oscar: Bob Hope. Die Oscar-Verleihung wird übrigens erstmals in Farbe ausgestrahlt. *** Bei den 19. Internationalen Filmfestspielen von Cannes (5.–20.5.) erhalten die Komödie „Aber, aber, meine Herren …" (Regie: Pietro Germi) und der Nouvelle-Vague-Klassiker „Ein Mann und eine Frau" (Regie: Claude Lelouch) den Grand Prix. Für ihre schauspielerischen Leistungen werden Per Oscarsson und Vanessa Redgrave geehrt. Der FipresciKritikerpreis geht an Volker Schlöndorffs ersten abendfüllenden Film „Der junge Törless" – Schlöndorff wird im Juni außerdem mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. *** Im Sommer richtet sich der Blick der Filmwelt auf die 16. Berlinale (24.6.–5.7.). Roman Polanski erhält den Goldenen Bären für die Tragikomödie „Wenn Katelbach kommt …", Silberne Bären gehen an Carlos Saura (Beste Regie), Jean-Pierre Léaud (Bester Darsteller) und Lola Albright (Beste Darstellerin). Einen ersten Achtungserfolg erzielt Peter Schamoni, der für sein Regiedebüt „Schonzeit für Füchse" einen Sonderpreis entgegennimmt. *** Wenige Tage vor Beginn der Berliner Filmfestspiele kommt es in der DDR zu einem Eklat: Frank Beyers Film Spur der Steine" (mit Manfred Krug) wird am 18.6. – nur drei Tage " nach der Uraufführung – nicht mehr in DDR-Kinos gezeigt, angeblich wegen „antisozialistischer Tendenzen". *** Solch ein Schicksal bleibt Alexander Kluge erspart: Sein Drama Abschied von gestern" " erhält am 7.9. bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig den Silbernen Löwen sowie sieben Nebenpreise und gilt heute als Klassiker des Neuen Deutschen Films. *** Generell ist 1966 in Deutschland der Wunsch zur Professionalisierung im Filmbereich spürbar. Am 17.9. eröffnet Willy Brandt die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin. Zu den ersten Studierenden gehört Wolfgang Petersen, der über mehrere „Tatort"-Episoden und den Kassenknüller „Das Boot" (1981) schließlich den Sprung nach Hollywood schafft. Ironie am Rande: Rainer Werner Fassbinder, der in den 70er Jahren zu einem der wichtigsten Vertreter des Neuen Deutschen Films avanciert, fällt bei der Aufnahmeprüfung durch. ***
• Musik •
Die Jahres-Hitparade der deutschen Single-Charts wird angeführt von der eher schwülstigen "Schiwago-Melodie" des Maurice Jarre Orchesters. Doch der „Summer Of Love" im kommenden Jahr wirft bereits seine Schatten voraus: The Mamas And The Papas sind mit der Hippie-Hymne "Monday, Monday" vertreten, ansonsten zwei Mal die Beach Boys sowie Tommy James & M The Shondells mit „Hanky Panky". *** Obwohl T Drafi Deutschers Single "Marmor, Stein und D Eisen bricht" bereits im Oktober 1965 erschieE nen war, klettert sie erst am 4. Dezember auf n die Pole Position der deutschen Hitparade. An d diesem Umstand wird sich die kommenden fünf Wochen nichts ändern. Von der Platte verkaufen W sich allein in Deutschland bis April 1966 über 800.000 Exemplare. *** Beatles-Mitglied George Harrison gibt im Londoner Vorort Epson der Schauspielerin Pattie Boyd am 21.1. das Ja-Wort. *** Nach nur einer Testveranstaltung vor Kulturfunktionären wird eine Tournee der Schlagersänger Rex Gildo, Christa Williams und Sven Jenssen am 6.2. durch die DDR abgebrochen. Neben vereinbarten Streichungen hatten die DDR-Kulturbehörden die Absetzung des Schlagers "Yesterday
GoodTimes
2/2016
Man" verlangt. In der offiziellen Begründung hieß es, dass in diesem Lied der russische Diktator Josef Stalin verunglimpft werde. *** Zum Start ihrer Tournee durch die Bundesrepublik wird die US-amerikanische Gesangstruppe Sing Out 66 am 2.3. von Bundeskanzler Ludwig Erhard herzlich empfangen. Die Mitglieder der Formation sind radikale Patrioten, Anti-Kommunisten und strenggläubige Christen. Vom Magazin „Spiegel" werden die von deutschen Steuerzahlern finanzierten Auftritte der Gruppe als „Mischung aus Erweckungs-Gottesdienst und Polit-Propaganda" definiert. Ziel der Gruppe ist es, den „moralischen Pazifismus" zu besiegen und einen kämpferischen Geist zu schaffen. *** Udo Jürgens gewinnt am 5.3. in Luxemburg mit dem Titel "Merci Chérie" für Österreich die 11. Auflage des Grand Prix Eurovision de la Chanson. *** Am 16.5. erscheint Bob Dylans uneingeschränktes Meisterstück BLONDE ON BLONDE in den USA. Es ist die erste DoppelLP-Veröffentlichung im Rockgenre. *** Die Beatles treffen am 23.6. am Münchner Flughafen Riem zu ihrer ersten Tournee in Deutschland seit vier Jahren ein. Das Quartett spielt in drei Städten – München, Essen und Hamburg. Die Konzerte, in jeder Stadt sind es zwei, finden im Rahmen der Bravo-Blitztournee" statt. Das Jugendmagazin " „Bravo" hatte übrigens im Vorjahr im Rahmen der „Blitztournee" eine Gastspielreihe mit den Rolling Stones organisiert. *** In Las Vegas heiratet der US-amerikanische Entertainer Frank Sinatra am 19.7. seine um 30 Jahre jüngere Kollegin Mia Farrow. *** Am 5.8. veröffentlichen die Beatles ihr bahnbrechendes Album REVOLVER, das John Lennon als „unser erstes Acid-Album" bezeichnet. Auf der Musik sind die kurz „ zuvor gemachten LSD-Erfahrungen der Fab Four deutlich zu hören. Die Platte hält sich stolze neun Wochen auf Position 1 der deutschen Charts. *** Die Rolling Stones stellen mit AFTERMATH bereits am 15.4. eine Produktion vor, die starkk von Rausch-Impressionen geprägt ist und von Juli bis September die h einheimische Hitparade anführt. *** Auch für eine amerikanische Gruppe bringt das Jahr 1966 den Durchbruch in deutschen Gefilden: Die Beach Boys liefern ihr Meisterwerk PET SOUNDS ab, das am 16.5. erscheint und bis heute als eines der einflussreichsten Alben der Rockhistorie gilt. *** In der nationalen Musikszene macht dagegen das israelische, aber in Deutschland lebende Ehepaar Esther & Abi Ofarim von sich reden: Ihre Best-Of-Kompilation DIE OFARIM-STORY hält sich sage und schreibe 21 Wochen ganz oben in der nationalen Hitparade. *** Die Beatles starten am 12.8. in Chicago ihre vierte US-Tournee – nicht wissend, dass es ihre letzte Tournee überhaupt sein wird. Doch durch die Veröffentlichung einer früheren Aussage von John Lennon, die Fab Four seien „schon jetzt populärer als Jesus" gerät eine Lawine ins Rollen: nervenaufreibende Pressekonferenzen, öffentliche Plattenverbrennungen, Demonstrationen des Ku-Klux-Klans gegen die Band. Die Gruppe ist dermaßen angefressen, dass sie am 29.8. im Candlestick Park von San Francisco ihr letztes Konzert gibt. *** Auf dem Höhepunkt seiner Karriere stirbt der lyrische Tenor Fritz Wunderlich an den Folgen eines Treppensturzes am 17.9. in einer Klinik in Heidelberg. Er war erst 35 Jahre alt und hätte wenige Tage später sein Debütkonzert an der New Yorker Metropolitan Opera geben sollen. Die Opernwelt trauert um einen Ausnahme-Interpreten. ***
• Vermischtes •
Pünktlich zum Jahresbeginn wird in Australien das Pfund Sterling durch den Australischen Dollar ersetzt. Außerdem wird auf dem Fünften Kontinent das englische Maßsystem durch das metrische System abgelöst. *** Am 17.1. kommt es in Spanien zu einer BeinaheAtomkatastrophe, da über dem Ort Palomares ein B-52-Bomber der US-Luftwaffe mit einem Tankflugzeug kollidiert. Dabei verliert der Bomber vier Plutoniumbomben, die jedoch geborgen werden können. *** Am 24.1. zerschellt ein Air-India-Flugzeug an einem Felsmassiv des Mont Blanc. Alle 177 Insassen der Maschine kommen ums Leben. *** Die Fernsehzeitschrift „Hörzu" verleiht am 25.1. erstmals die Goldene Kamera. Zu den ersten Preisträgern zählen Wolfgang Kieling, Karin Baal, Showmaster Peter Frankenfeld und „Dr. Kimble"-Darsteller David Janssen („Auf der Flucht"). *** Die Weltraumsonde Luna 9" landet am 3.2. " GoodTimes
im „Meer der Stürme" – die erste weiche Landung einer Sonde auf dem Mond. *** Am selben Tag wird der US-amerikanische Wettersatellit Essa-1 gestartet, dessen Daten auch vom Deutschen Wetterdienst empfangen werden können. *** An der Uni Heidelberg wird erstmals in der Geschichte der BRD eine Frau zur Rektorin einer Universität ernannt (22.2.). *** Am 1.3. erreicht die sowjetische Weltraumsonde Venus 3 als erster irdischer Flugkörper den Planeten Venus, kann aber keine Bilder senden, weil sie vorher zerschellt. *** In Dublin sprengen abtrünnige IRA-Mitglieder am 8.3. die Nelson-Säule. Seit 2003 steht an derselben Stelle das neue Wahrzeichen der Stadt, ein 123 Meter hoher Turm namens The Spire. *** Die US-Astronauten Neil Armstrong g und David Scott schaffen am 16.3. in ihrer Raumkapsel Gemini 8 das erste Kopplungsmanöver mit einer Zielrakete, müssen aber anschließend im Pazifik notlanden. *** Vom 22. bis 24.3. erhält Papst Paul VI. Besuch von Michael Ramsay, dem Erzbischof von Canterbury. Seit der Abspaltung der Anglikanischen Kirche (1536) hatte es keine Begegnung zwischen einem Papst und dem Oberhaupt der englischen Kirche mehr gegeben. *** Kein Aprilscherz: Am 1.4. findet erstmals der Jugend forscht"-Wettbewerb statt. " *** Aufgrund eines Erdbebens in der usbekischen Stadt Taschkent (26.4.) werden 300.000 Menschen obdachlos. Die Zahl der Todesopfer wird von der sowjetischen Regierung nie publik gemacht. *** Am 30.4. gründet Anton Szandor LaVey in San Francisco die Church Of Satan und wird damit zum Vater des modernen Satanismus. *** Im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen bei der Deutschen Bundespost wird am 12.5. die letzte Handvermittlungsstelle für innerdeutsche Gespräche abgeschafft. *** Moby Dick" in Deutschland? So scheint es, denn am " 18.5. sichten Fischer in der Nähe von Duisburg einen Weißwal, der erst vier Wochen später in die Nordsee zurückfindet. *** Im Juni wird in Sibirien das weltweit größte Gasfeld Urengoi entdeckt. Zwölf Jahre später startet die Produktion. *** Am 14.6. wird der seit 1559 geführte Index " Librorum Prohibitorum" (eine Liste mit Büchern, die Katholiken nicht lesen dürfen) abgeschafft. *** Der Brite Francis Chichester startet am 27.8. von Plymouth aus zu einer Einhand-Weltumsegelung, die er neun Monate später beendet. Als Lohn der Mühe wird er von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. 1967 erscheint eine Briefmarke mit seinem Konterfei. *** Das Musical Cabaret" (John Kander, Fred Ebb, Joe " Masteroff) wird am 20.11. in New York uraufgeführt. Sechs Jahre später wird es von Bob Fosse verfilmt. *** In Rance/Bretagne wird am 26.11. das erste Gezeitenkraftwerk eingeweiht, das Energie aus dem Tidenhub des Meeres in elektrischen Strom umwandelt. *** Am 28.11. entsendet die Sowjetunion unter dem Tarnnamen Kosmos 133 ein unbemanntes SojusRaumschiff zu einem Testflug, der aber vorzeitig abgebrochen werden muss. *** Geburten-Mix 1966: Schlagersängerin Andrea Berg (28.1.), „Stromberg"-Darsteller Christoph Maria Herbst (9.2.), ARD-Journalistin Anne Will (18.3.), Comedian Michael Mittermeier (3.4.), Schauspielerin AnnKathrin Kramer (4.4.), Schauspieler Kai Wiesinger (16.4.), „Heute-Show"Moderator Oliver Welke (19.4.), Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel (6.5.), Schriftstellerin Amélie Nothomb (9.7.), ARDModeratorin Sandra Maischberger (25.8.), „Tatort"Kommissarin Maria Furtwängler (13.9.), Entertainer Stefan Raab (20.10.), Sängerin/Schauspielerin Patricia Kaas (5.12.), Sängerin Sinéad O’Connor (8.12.), Hollywood-Star Kiefer Sutherland (21.12.) *** Verstorben 1966: Schauspieler Buster Keaton Maria Furtwängler (1.2.; 70 Jahre), Architekt Otto Apel (19.3.; 59 Jahre), Regisseur Erwin Piscator (30.3.; 72 Jahre), Schriftsteller Flann O’Brien (1.4.; 54 Jahre), Schriftstellerin Evelyn Waugh (10.4.; 62 Jahre), Maler/Dichter/Grafiker Ludwig Meidner (14.5.; 82 Jahre), Maler/Bildhauer/ Dichter Hans Arp (7.6.; 79 Jahre), Stand-up-Comedian Lenny Bruce (3.8.; 40 Jahre), Frauenrechtlerin Margaret Sanger (6.9.; 86 Jahre), Schriftsteller André Breton (28.9.; 70 Jahre), Reformpädagoge Célestin Freinet (8.10.; 69 Jahre), Kosmetikunternehmerin Elizabeth Arden (18.10.; 81 Jahre), Bluessänger Mississippi John Hurt (2.11.; 74 Jahre), ZeichentrickfilmProduzent Walt Disney (15.12.; 65 Jahre), Schriftsteller Heimito von Doderer (23.12.; 70 Jahre) *** 2/2016
■
Seite
61
Von Jürgen Wolff
Harte Kerle und kernige Weiber fahren
Er ist eine wahre amerikanische Ikone: der Jeep. Entsprechend geht man in den USA damit um, wenn in diesem Jahr sein 75. Geburtstag ansteht. Dabei ist der einstige Kriegsheld längst Zivilist geworden.
W
as patriotisches Pathos angeht: Da sind die Amerikaner schmerzfrei. So weht zu Beginn des offiziellen Geburtstagsvideos nicht nur die amerikanische Flagge stolz im Wind. Der Jeep rollt auch schier unverwüstlich über die diversen Schlachtfelder der Jahrzehnte – mal in körnigem Schwarz-Weiß, mal in Farbe. Schnitt: Ein kleines Mädchen mit festem Blick hält die rechte Hand vor seine Brust gepresst zum Gruß der US-Flagge. Und wenn ein Jeep-Manager zu Bildern des Offroaders aus dem Zweiten Weltkrieg feststellt: „Der Jeep war eigentlich das erste Weltauto", dann ist das bar jeder Selbstironie! 1941 wurde der Unkaputtbare als Kind des Krieges geboren – dieses Jahr indes feiert er seinen 75. Geburtstag vor allem als Alltags- und Lifestyle-Auto. Schwerter zu Pflugscharen, Jeeps zu Familienkutschen: Im harten Kriegseinsatz müssen längst andere Fahrzeuge Scheinwerfer, Kolben und Windschutzscheibe hinhalten. Der Jeep gilt als der Urvater aller Offroader. Im Kriegsjahr 1940 wollte die US Army endlich ein geländegängiges Transport- und Seite
62
■
Erkundungsfahrzeug haben, das nicht alle paar Meter im Schlamm stecken blieb. Weil die Zeit drängte, schrieb die Army gleich 135 Firmen an. Die Militärs hatten die Eier legende Wollmilchsau im Sinn: drei Sitze, eine umklappbare Windschutzscheibe, ein leistungsstarker Motor, eine Anhängerkupplung, eine Höchstgeschwindigkeit von 50 Meilen pro Stunde, eine Vorrichtung für ein Maschinengewehr und nicht zuletzt Allradantrieb – das waren nur einige der Wünsche, die die Armee äußerte. Und bei all diesen Eigenschaften sollte das Fahrzeug auch noch höchstens 590 Kilogramm wiegen. Zumindest das war nicht zu machen. Doch auch wenn die Gewichtsvorgabe später auf 980 Kilo heraufgesetzt wurde, stellten sich nur drei Unternehmen der Herausforderung, einen solchen Prototypen in nur 49 Tagen zu entwickeln. Die Firma Willys-Overland setzte sich mit ihrem Entwurf „Willys MA" schließlich gegen die Konkurrenten Bantam und Ford durch. Nach dem Prototypen namens Quad und dem ersten Modell Willys MA folgte noch im selben Jahr der verbesserte MB, von dem mehr als 360.000 Fahrzeuge und noch einmal 280.000 weitere von Ford in Lizenz gebaut wurden. So robust wie seine Einsätze war auch der 3,1 Meter lange und zwei Meter breite Ur-Jeep Willys MB selbst. Alles, was Komfort bieten mochte, konnte auch kaputtgehen und war deshalb entbehrlich. Die Sitze erinnerten an Campingstühle, Türen und Fenster gab es gar nicht
GoodTimes
2/2016
nämlich per Handkurbel. Sogar an praktische Ablagen hat die US Army vor 70 Jahren gedacht, zwischen Lenkrad und Windschutzscheibe kann der GI sein Gewehr verankern. Für die Lucky Strikes gibt es ja noch genügend Platz am Helmband der Soldaten.
erst. Vor Regen schützte mehr schlecht als recht ein Klappverdeck aus Stoff und dünnen Rohren. Und die Federung tat alles – nur kaum federn. Unter der Haube des Originals rumorte der 2,2 Liter große, wassergekühlte Vierzylindermotor mit dem Spitznamen „Go-Devil" vor sich hin wie ein Spieß bei der Grundausbildung. Das urwüchsige Aggregat mit den seitlich stehenden Ventilen leistete stramme 61 PS und war der Hauptgrund dafür, weshalb die Armee 1941 das Modell von Willys-Overland auswählte.
Im Straßenbetrieb hatte der Jeep einen normalen Hinterradantrieb. In der Geländeuntersetzung konnten die GIs die Vorderräder dazuschalten – und hatten dann einen Allradler, der Steigungen bis zu 60 Prozent überwinden konnte. Der Allradantrieb wird mit zwei Hebeln bedient. Der linke schaltet mechanisch die Vorderachse hinzu oder koppelt sie vom Antrieb ab, mit dem rechten Hebel wechselt man in die Geländeuntersetzung. So trug der Jeep Soldaten bis in den hintersten Winkel des Erdballs und diente mit ein paar Umrüstungen bei Bedarf auch als Krankenwagen oder fahrbare Waffenplattform.
Man brauchte keinen Schlüssel, um den Jeep zu starten, nur ein bisschen Feingefühl in den Zehen: Der linke Fuß steht auf der Kupplung, die rechte Fußspitze tritt auf den Starterknopf im Fußraum und die rechte Ferse gleichzeitig leicht aufs Gaspedal. Schon ist er dienstbereit, der Willys Jeep der US Army. Wer gewohnheitsmäßig den ersten Gang links oben sucht, fährt im Jeep erst einmal rückwärts – man muss den knochigen Schalthebel nach links unten rammen, damit es losgehen kann. Den zweiten Gang sollte man mit viel Gefühl einlegen, auch wenn der Jeep schon über den Luxus eines synchronisierten Getriebes verfügte. Im dritten und letzten Gang sind auf ebener Straße dann gut 100 km/h drin. Überraschend gering ist der Lenkaufwand des Jeep. Selbst wenn sich ein Soldat ein paar Tage lang nur von Notrationen ernähren muss, bleibt genügend Kraft übrig, um das dürre Steuer herumzureißen. Die Klimaautomatik besteht darin, dass sich das Cockpit-Ambiente automatisch dem Klima anpasst. Im Winter ist es eiskalt, im Monsunregen hält das notdürftige Klappverdeck den Regen nicht wirklich ab, und in der Wüstensonne kann man Schlangen auf der Motorhaube grillen.
Eine Betriebsanleitung des Wagens sucht man übrigens vergeblich im Handschuhfach. Was aber nicht weiter schlimm ist. Denn auf dem Deckel ist ein Blechschild mit einer idiotensicheren Bedienungsanleitung montiert. Neben dem Schaltschema sind die Funktion des Allradgetriebes und der Hinweis eingestanzt, auf trockener Asphaltfläche den Frontantrieb abzukuppeln. Und weil im Dschungel Borneos der ADAC manchmal etwas länger braucht, hat der Jeep seinen eigenen Pannenservice an Bord. Am Heck warten Ersatzrad und Reservekanister auf ihren Einsatz, an der linken Seite Schaufel und Spitzhacke zum Freischaufeln.
Der Scheibenwischer verfügt über eine stufenlos variable Geschwindigkeit, denn der Fahrer muss seinem Kameraden nur „schneller" oder „langsamer" zubrüllen – der Beifahrer bedient die Wischer
GoodTimes
2/2016
■
Seite
63
„It's a Jeep", antwortete der Testfahrer Irving „Red" Hausmann – und etablierte mit diesen Worten ein bis heute lebendiges Phänomen.
Wer als Sonderzubehör zwei weitere GIs ordert, hat sogar eine Funktion, die Marketingstrategen heutzutage wahrscheinlich „Easy Extract" nennen würden: Mit vier Handgriffen und dicken Muckis kann man den Karren buchstäblich aus dem Dreck ziehen, falls man sich doch einmal festgefahren hat. Trotz seiner, wie gesagt, bescheidenen Abmessungen und der nur rudimentär vorhandenen Karosserie ist der Willys-Overland MB allerdings kein Leichtgewicht, er bringt satte 1113 Kilogramm auf die Waage. Wie der Jeep zu seinem Namen kam, darüber kursieren verschiedene Theorien. Wahrscheinlich ist Jeep einfach eine Verschleifung des amerikanischen Kürzels „GP". So bezeichnete die Army nämlich ein „General Purpose Vehicle" – übersetzt etwa: Allzweckfahrzeug. Etwas farbenprächtiger ist folgende Variante: Der Name kommt demnach von einer Figur der Comic-Serie „Popeye". Der gleichnamige muskelbepackte Held besaß dank eifrigen Spinatkonsums Superkräfte. Wenn Popeye aber mit seinem SpinatLatein am Ende war, half ihm das hundeähnliche Super-Wesen „Eugene The Jeep" aus der Patsche. Das konnte prima klettern, sogar durch Wände gehen und war durch nichts aufzuhalten. Ganz so wie der Willys-Geländewagen eben.
Nie wieder wurde wohl mit noch weniger Worten eine Legende geboren. Die „Washington Times" zeigte daraufhin ein Foto des Willys Quad auf den Stufen des Kapitols. Darunter die Bildunterschrift: „Gesetzgeber in Fahrt – Mit Senator Meade aus New York am Steuer und dem Abgeordneten Thomas aus New Jersey als Beifahrer klettert eines der neuen Scout-Fahrzeuge der Armee – bekannt als jeeps' oder quads' – wäh' ' rend einer Vorführung die Stufen zum Kapitol hinauf. Die Soldaten auf dem Schützenrücksitz nahmen’s gelassen." Wie auch immer: Die GIs liebten ihn. Er wühlte sich aus fast jedem Dreck(s)loch. Und er war für sie das, was für ihre Urgroßväter in der Kavallerie ihr Pferd war. Eine der berühmtesten Jeep-Karikaturen zeigt einen Soldaten, der sich verzweifelt die Augen zuhält und seinem Jeep, der mit gebrochener Vorderachse neben dem Weg liegt, mit der Pistole den Gnadenschuss gibt. Schon während des Krieges war den Verantwortlichen schnell klar: Der Jeep würde sich auch in einer Zivilversion bestens verkaufen. 1945 kam denn auch der erste Jeep CJ-2A auf den Markt – mit besserem Verteilergetriebe, größeren Scheinwerfern und Zapfwellen-Nebenantrieb, mit dem sich landwirtschaftliche Geräte betreiben lassen konnten. „CJ" steht übrigens für Civilian Jeep. Mehr als 40 Jahre lang wurde der CJ in verschiedenen Versionen gebaut und schließlich vom Wrangler abgelöst. Der letzte Militär-Jeep wurde 1971 produziert und bis in die 70er Jahre noch im Vietnam-Krieg eingesetzt. Der wachsende Markt der kompakten 4x4-Fahrzeuge verlangte zwar immer noch nach den praktischen Vorzügen der urwüchsigen JeepCJ-Serie, aber den Kunden stand auch der Sinn nach mehr Komfort und Pkw-Qualitäten. Die Antwort war das Ende der CJ-Baureihe und die Vorstellung des Jeep Wrangler (YJ).
Offiziell überliefert ist, dass der Name „Jeep" bereits bei der ersten öffentlichen Vorführung fiel – am 19. Februar 1941 auf einer eher ungewöhnlichen Pressevorstellung: einer Fahrt auf den Stufen des Kapitols in Washington D.C. Hinter dem Lenkrad des Prototyps Willys Quad saß der damalige New Yorker US-Senator James M. Meade. Katherine Hillyer, Redakteurin der „Washington Times", fragte den begleitenden Testfahrer des Herstellers Willys-Overland nach dem Namen des merkwürdigen Vehikels, das da so behende die Treppen auf und ab fuhr.
1987 betrat Jeep, damals im Besitz der American Motors Corporation (AMC), mit dem Wrangler Neuland. Nun auch als Markenzeichen endgültig etabliert: das markante O|||||||O-KühlergrillDesign mit sieben abgerundeten langen Aussparungen. So leichtfüßig er sich aber auch fährt: Ein leichtes Leben hatte er nach seiner Einführung keineswegs. Seite
64
■
GoodTimes
2/2016
Die glücklosen Schwaben waren schließlich froh, dass sie zwar mit Schrammen, aber noch halbwegs glimpflich aus der transatlantischen Ehe herauskamen, in der sie den Amerikanern nie auch nur das Gefühl von Gleichberechtigung vermittelt hatten. Im Fiat-Chrysler-Konzern FCA ist das nun ganz anders: Während die italienischen Kernmarken Fiat, Alfa Romeo und erst recht Lancia nur noch Schatten einstiger Größe sind, fährt vor allem Jeep einen Erfolg nach dem anderen in die Konzernbilanz ein. 2014 knackten die Offroader erstmals die Rekordmarke von 1,017 Millionen verkauften Autos. 2015 sind so viele schon Anfang November an die Kunden gebracht worden. Doch die Jeep-Szene hält eifrig die alten CJs am Leben, oft hemmungslos verbastelt: Riesige Geländereifen, ein aberwitzig hoch gesetztes Fahrwerk, fette Zusatzleuchten und natürlich eine Seilwinde gehören zu den beliebtesten Accessoires. Freilich können die Allrad-Haudegen nur selten zeigen, was sie auf dem Kastenrahmen haben: So richtig austoben dürfen sie sich nur auf speziellen Offroad-Strecken oder bei Events wie dem berühmten Jeep-Festival, das einmal im Jahr in Gevenich in der Eifel stattfindet. Immer noch gilt: Sobald die Straße schlechter wird, teilt sich die automobile Menschheit in zwei Gruppen – Weicheier fahren SUV; harte Kerle und kernige Weiber fahren Jeep!
Das Cockpit stammt unverkennbar aus einer Zeit, in der man mit erdfarbenen Kunststoffen und ähnlich grausam gefärbten Polstern meinte, die Welt zu retten. In der Mitte des Armaturenbretts reihen sich diverse Zusatzinstrumente wie an einer Perlenkette auf, alle in kleinen Boxen verschachtelt und so angeordnet, dass man sie während der Fahrt kaum ablesen kann. Für Erheiterung sorgt ein kleiner blinkender Pfeil im Armaturenbrett. Die Schaltempfehlung, heutzutage wieder hochmodern, sollte schon 1987 den Durst des schluckfreudigen Vierzylinders ein wenig verringern. Der 3,8 Meter kurze Kraxler ist wie gehabt das perfekte OffroadSpielzeug, er wühlt sich spielend durch den Dreck und macht auch auf Asphalt eine gute Figur. Die winzigen Türen und das luftige zeltartige Verdeck sorgen für Cabrio-Feeling. Mit der Grundform und der offenen Bauweise knüpfte der Wrangler nahtlos an den Vorgänger CJ an. Na ja: fast nahtlos. Für einen Aufstand unter den Hardcore-Fans sorgten die eckigen Scheinwerfer der ersten Wrangler-Generation. Schnell hatte er den Spitznamen „Wrongler" weg – vom englischen „wrong" für falsch. Eine analoge Form des Shitstorms brach über dem Hersteller herein. Die Folge: An einem Wrangler gab es nie wieder eckige Scheinwerfer, sondern nur noch kreisrunde, wie es sich gehört. Da, wo man es nicht gleich sieht, blieben die Proteste aus: Mechanisch hat der Wrangler mehr mit dem Cherokee gemeinsam als mit seinem Vorgänger CJ-7 – bis zu 80 Prozent der Technik waren neu. Mit den 60 PS ist eh längst Schluss: Moderne Wrangler haben bis zu 284 PS und V6-Motoren. Anstelle des 2,5 Liter großen Vierzylinders konnte man auch einen 4,2 Liter großen Sechszylinder ordern, der deutlich mehr Drehmoment zu bieten hatte. Optional war der Motor mit einer Dreigangautomatik zu haben. 1991 erschien der Renegade, der mit extremen Kotflügelverbreiterungen und vergitterten Zusatzscheinwerfern allerdings hässlich wie die Nacht war und ein echtes Angeberspielzeug für Spätpubertierende. Längst hat Jeep auch größere und bequemere Geländewagen im Programm, mal erfolgreicher wie der Cherokee und der Grand Cherokee, mal weniger wie der Compass oder der Patriot. Die Top-Version des Wrangler ist der Rubicon, benannt nach dem Rubicon Trail in Kalifornien. Der Trail ist eine der härtesten Offroad-Strecken der Welt und sozusagen das Nirwana für „Jeeper". Jüngster Spross der Jeep-Familie ist der 2014 auf den Markt gebrachte Renegade, der gemeinsam mit dem Fiat 500X im italienischen Melfi und seit 2015 im brasilianischen Goiana gebaut wird – der erste Jeep, der nicht aus den USA kommt. Jeep gehört den Italienern – auch das ist ein Ergebnis der wechselvollen Firmengeschichte: Willys-Overland, Kaiser Motors, American Motors Corporation (AMC), Chrysler, DaimlerChrysler und jetzt Fiat Chrysler Automobiles (FCA) – es waren auch in dieser Hinsicht 75 turbulente Jahre. GoodTimes
Ostereier Ostereier gibt es nicht nur zu Ostern: Programmierer verstecken in ihrer Software oft kleine Gimmicks, die nur auf geheime Tastenkombinationen hin sichtbar werden – sogenannte Eastereggs. Die kleinen Filmchen, Grafiken oder Comics haben mit der Funktionalität des Programms absolut nichts zu tun – sie sind reiner Spaß, sympathische Signaturen derer, die an der Software mitgearbeitet haben. Wer in die Befehlszeile von Firefox zum Beispiel „about:robots" eintippt, der bekommt aus den Tiefen des Programmcodes einen kleinen Roboter auf den Bildschirm g gezaubert und die Begrüßung „Welcome Humans!" samt ns!" sam mt dem Satz „Gort! Klaatu barada nikto!" kto!" aus dem Science-Fiction-Kult-Klassiker ker „Der Tag, an dem die Erde stillstand". ". Sinnfrei – aber ein Zeichen, dass hinter den Digits Menschen stecken, denen Spaß macht, was sie tun. Auch viele Jeep-Modelle haben n kleine Ostereier versteckt, sagt Klaus us Busse, Director Interior Design bei der Chrysler Group, der auch die Marke ke Jeep gehört. Dabei grinst Busse breit übers ganze Gesicht und zeigt unten rechts auf die Windschutzscheibe des Jeep Wrangler Unlimited. Wer genau hinschaut, der erkennt dort einen kleinen schwarzen Jeep, der bergaufwärts kraxelt. Auch der Jeep Grand Cherokee weist eine kleine versteckte Spielerei auf: In ein Birnchen der Frontscheinwerfer ist der typische Jeep-Kühlergrill mit seinen sieben Lufteinlässen geritzt. Nur wer genau hinschaut, kann ihn entdecken …
2/2016
■
Seite
65
LAUTSPRECHER VON MB QUART
Riesige Kleine
Foto: © Stereo-Archiv
Die kompakte MB Quart One stellte Anfang der 90er Jahre eine Art Preis-Leistungs-Rekord auf: So viel Klang brachte lange kein Lautsprecher für 300 Mark in die Wohnzimmer.
ragt man gestandene HiFi-Freaks nach ihren Kult-Lautsprechern, dann zählen sie meist mit leuchtenden Augen irgendwelche Exoten, teure Titanen oder uralte Legenden auf. Die kennt zwar kaum jemand außerhalb des Insiderzirkels, dafür verleihen sie dem Stichwortgeber die Aura des Kenners. Doch die wahren Kenner schätzen auch die stilleren Stars, die einst einer Menge Musikliebhabern erst den Einstieg in das Hobby HiFi oder auch einfach nur erschwinglichen Klanggenuss ermöglichten. Ein solcher Star war die Quart One des deutschen Herstellers MB. Als sie 1991 das Licht der Wohlklangwelt erblickte, hatte High Fidelity noch einen ganz anderen Status als heute. Es war die Zeit, als die CD ihren Siegeszug erfolgreich abgeschlossen hatte, als die HiFi-Magazine bis heute nie wieder erreichte Auflagenhöhen erklommen, als Download, Streaming, Internet und Heimnetzwerk allenfalls als abstrakte Ideen in den Köpfen der Informatiker herumschwirrten. Im gerade erst wiedervereinten Deutschland stieg zwar die Arbeitslosigkeit bedrohlich an, doch gleichzeitig wuchs auch die Nachfrage nach „vernünftigen" Konsumgütern. Und dazu zählte eben auch bezahlbare Unterhaltungselektronik. Im Westen kamen die Kinder der Babyboomer-Jahrgänge ins Konfirmandenalter, und im Osten gab es auch hier Nachholbedarf. Man zahlte noch in D-Mark, und 600 bis 800 davon für ein Paar Lautsprecher galt uns HiFi-Testern als „Einsteigerklasse". Ich war damals für das Magazin „Audio" tätig, und das arbeitete sich in Ausgabe 6/1991 an einem satten Dutzend dieser Klassenkämpfer ab. Die verwöhnten Kollegen hatten nur bedingt Spaß am schier endlo-
F
Seite
66
■
sen Hörtest. Doch an seinem Ende rief der verantwortliche Autor das gesamte Team zusammen, um einen „Überflieger" vorzuführen: eben die MB Quart One. An dem Ding aus Obrigheim war äußerlich so ganz und gar nichts spektakulär. Eine 21 mal 35 mal 24 Zentimeter kleine Kiste aus Spanplatte und MDF-Holz – mitteldichte Faser, langweilig schwarz furniert. Als Zweiwege-Bassreflex-Konstruktion technisch in etwa so aufregend wie ein 55-PS-VW Golf. Gähn. Doch der Mund blieb offen stehen, wenn das Ding spielte. Ja, auch irgendwie unspektakulär, aber so herrlich selbstverständlich und ausgewogen. So ganz ohne die damals in ihrer Preisklasse üblichen Wummerbässe, die ohne echten Tiefgang mit der Präzision einer Planierraupe über jede Feinheit hinwegwalzten. Auch frei von den überzogenen Brillanzen, mit denen viele Konkurrenten einem die Höhen um die Ohren pfiffen. Nein, da hatte ein unbekannter Entwickler für damalige Verhältnisse so ziemlich das Maximum rausgeholt aus den Zutaten. Zwei Wege: Das heißt im Lautsprecher-Kauderwelsch, den gesamten zu übertragenden Frequenzbereich (sprich: die Musik) aufzuteilen in hohe und tiefe Töne – und diese beiden Bereiche jeweils eher spezialisierten Tönern zuzuteilen. Das macht die so genannte Frequenzweiche, die in der MB die tiefen und mittleren Töne einem trichterförmigen Konus-Chassis mit 16 Zentimeter Durchmesser zuteilte, während die Höhen einer nach außen gewölbten, so genannten Kalottenmembran mit 2,5 Zentimeter Durchmesser zuflossen. Die allerdings bestand, um möglichst leicht und dennoch stabil in Schwingung zu geraten, zum Teil aus dem Metall Titan. Was damals schon sehr fortschrittlich war.
GoodTimes
2/2016
DIE NEUEN
Richtig tiefe Bässe kann so ein Boxenzwerg schon aus physikalischen Gründen nicht liefern, deshalb behalf sich auch die Quart One wie viele ihrer Konkurrentinnen mit dem so genannten Bassreflex. Was die ja immer noch vergleichsweise kleine Tiefmitteltonmembran nach innen ins Gehäuse abstrahlte – ganz einfach, weil sie ja durch Schwingungen vor und zurück Schall erzeugte –, diese Energie wurde über ein speziell berechnetes Rohr wieder nach außen gelenkt. Im Falle der MB über ein Loch in der vorderen Schallwand. Das BR-Prinzip verstärkt die Tiefton-Wiedergabe, allerdings müssen die direkten und die umgelenkten Schallwellen möglichst im Takt (Techniker sprechen von gleicher akustischer Phase) ausschwirren, sonst wird möglicherweise aus dem knackigen Kick gegen eine Bassdrum ein plauschiger Paukenschlag. Bei der MB Quart One aber hatten auch wir knickerigen Tester kaum etwas an ihrer Impulsivität auszusetzen ... Kurz und gut: Da war ein Lautsprecher, den wir besten Gewissens empfehlen konnten. Und der neben seiner Klangqualität noch ein weiteres Pfund in die Waagschale werfen konnte. Er brauchte nicht allzu viel Verstärkerleistung, harmonierte also auch mit kleineren, seiner Preisklasse adäquaten Verstärkern. Es ist ja ein fast unausrottbares Vorurteil, dass eine Box möglichst mehr „Watt haben" sollte als der angeschlossene Amp. Ganz davon abgesehen, dass passive Lautsprecher keine „Watt haben", sondern höchstens eine bestimmte Leistung vertragen, ohne kaputt zu gehen, sollte es im Gegenteil so sein, dass der Verstärker ruhig deutlich mehr Leistung abzugeben in der Lage ist, als das Typenschild der Box so angibt. Ganz einfach, um nie an seine Leistungsgrenze zu geraten und so mit mörderischen Verzerrungen vor allem die Hochtöner angeschlossener Boxen zu meucheln. Bei der MB kam zu dem guten Wirkungsgrad auch noch ein harmloser so genannter Impedanzverlauf, der gleichfalls kaum einen Verstärker vor Probleme stellt: Auf ihr stand „4 Ohm", und sie hielt sich weitgehend dran – was wiederum die Verstärker schonte, denn so manche Endstufe starb seinerzeit den Hitzetod, weil zu niedrige Lautsprecherimpedanzen vor allem im Bassbereich zu viel Strom zehrten. Die Quart One war also ein rundum gelungenes Böxchen, das indes nicht nur vor einem Vierteljahrhundert begeistern konnte. Vor zehn Jahren lud man sie nochmals in den „Audio"-Hörraum. Und höre da: Das klang immer noch mehr als passabel. Selbst heute ist das – bei Gebrauchtpreisen unter 100 Euronen – immer noch völlig ok, obwohl die Lautsprecherentwicklung in den letzten 25 Jahren auch in dieser Preisklasse längst andere Überflieger hervorbrachte. Seinerzeit stimmten jedenfalls S i i i n auch andere HiFi-Postillen in die HiFi-Possti Lobeshymnen auf den n Riesenzwerg aus au us Obrigheim mit m ein; und so startes te t er einen auch koma merziellen Höhenflug. Doch natürD lich ist an l einem sole chen Preisc Champion kaum Geld k vverdient. Und aus diesem au Gründen ging auch und vielen anderen Gründe MB den Weg vieles Irdischen. Aber, und das ist die gute Nachricht: Die Firma Maestro Badenia Akustik und Elektronik GmbH mit der MB-Nachfolgemarke German Maestro in 74847 Obrigheim kann in den meisten Fällen noch Ersatzteile liefern und auch Quart Ones noch reparieren. Das jedenfalls hat sie auf Nachfrage versichert. Die riesige Kleine wird ihren ganz speziellen Kult-Status also weiter lebendig erhalten können! Lothar Brandt GoodTimes
ORIGINALE JE T Z T 2 ALBEN AUF 1 CD
ASTERT * * DIGITAL REM 2/2016
■
Seite
67
!
AB SOFORT ERHÄLT /SCHLAGERORIGINALE
LICH
kult! Von Alan Tepper
B
Bücher
Kultbücher – Geschätzt, geliebt, gelobt
eim Besuch einer Buchhandelskette wird ein Defizit allzu schnell
Dickens, Homer, Jean Paul Sartre, Walt Whitman und sogar Wil-
deutlich: Die Konzentration auf den vermeintlichen Massenge-
liam Shakespeare sind – wenn überhaupt – nur in einer versteckten
schmack. Der
Buch-Suchende" wird durch Stapelplatzierung
Ecke zu finden. Doch gerade diese Titel transportieren allgemei-
" schnell auf Buch X oder Y aufmerksam gemacht, verkaufsträchtige
ne Weisheiten aus Jahrhunderten zwischenmenschlicher Bezie-
Buchcover stehen an vorderster Front, und er wird zu allem Über-
hungen und Erfahrungen und haben somit nichts an Aktualität ein-
fluss auch noch von einer quirligen Verkäuferin bedrängt, die ihm
gebüßt. Mal einen Klassiker in die Hand zu nehmen, ist nicht nur
den neuesten Thriller aufschwatzen will. Und Klassiker? Charles
unterhaltend, sondern auch überaus lehrreich.
Miguel de Cervantes – Quijote von der Mancha" "Don it seiner Erzählung über den Ritter mit der traurigen Gestalt hat
Douglas Preston & Lincoln Child – des Todes" "Labyrinth ie beiden Bestsellerautoren Douglas Preston
M
(29. September 1547–23. April 1616) einen Miguel de Cervantes Cerva unschätzbaren Beitrag zur Weltliteratur verfasst. u Der „Kampf gegen Windmühlen" wurde zu einem D geflügelten Wort, obwohl diese Episode nur einen g Bruchteil des zweibändigen Romans ausmacht, B der fast immer als Einzelausgabe erscheint. Sein d ttreuer Diener Sancho Panza, der Gaul Rosinante, die vied llen Feinde, die sich in versschiedensten Verkleidungen vverstecken und vor allem das Fräulein Dulcinea von d Toboso, deren Ehre er verteidigen muss, sind Toboso in den landläufigen Sprachschatz eingegangen. Die beiden Teile des Romans berichten von den Abenteuern des Don Quijote, die allerdings nur in seiner Einbildung stattfinden. So wird der Kampf gegen Weinschläuche zu einer äußerst „blutigen" Schlacht, und Prostituierte werden zu Burgfräulein, die er retten muss. Am Ende jeder Episode wird der Don mit Schimpf und Schande vertrieben. Ein lohnenswerter Klassiker, der nicht nur oberflächlich wirkt.
und Lincoln Child mittlerweile auf ein stattliches Werk zurückschauen. können mittler Neben den Wissenschaftsthrillern und der leider N eetwas schwachen Gideon-Crew-Serie haben sie mit dem FBI-Agenten Aloysius Pendergast eine m Reihe ins Leben gerufen, die von den Lesern mit R Begeisterung aufgenommen wird. In seinem aktuB ellen Fall wird Pendergast mit Ereignissen konfrone tiert, die über 100 Jahre t zurückliegen. Nach dem z Mord an seinem Sohn und M dem d Fund eines Edelsteins macht die Suche nach dem Täter, ht er sich i h auff d der mutmaßlich in einem seit Jahren verlassenen Ferienressort zu finden ist. Dort wird Pendergast mit einer unbekannten Substanz betäubt, deren Auswirkungen ihn in Lebensgefahr bringen. Jetzt können nur noch sein Mündel Constance Green und der Polizeibeamte D’Agosta den ans Bett gefesselten Pendergast retten. Mit dem 14. Fall des sympathischen Ermittlers haben die beiden Autoren erneut einen unvorhersehbaren Thriller verfasst, der schnelles Lesevergnügen verspricht.
Edith Wharton – der Unschuld" "Zeit dith Wharton (24. Januar 1862 – 11. August 1937) war eine der
H.P. Lovecraft – Stories" "Horror .P. Lovecraft (20. August 1890 – 15. März 1937) ist neben Edgar
der New Yorker Upper Class des bemerkenswertesten Frauen Fr 19./20. Jahrhunderts. Sie kannte keine 1 SStandesdünkel, brach ständig mit Konventionen, bereiste die Welt, unterstützK tte die Franzosen und deutschen Flüchtlinge während des Ersten Weltkriegs und schrieb w spitzfindige und karikierende Romane mit sp eeiner unterschwelligen, aber treffenden SSozialkritik. Für „Zeit der Unschuld", 1993 vvon Martin Scorcese verfilmt, erhielt sie 1921 als erste Frau den Pulitzer-Preis, 1 zzwei Jahre später sogar die Ehrendoktorwürde der w Yale- University. Y Wharton erzählt W Geschichte einer kompliin dem Roman die Geschich zierten Dreiecksbeziehung. Der New Yorker Anwalt Newland Archer muss sich zwischen der angepassten und standesgemäßen May Welland oder ihrer Cousine Ellen Oleanska entscheiden, die gegen scheinbar alle Regeln verstößt. Schnell entwickelt sich ein emotionales Chaos, das unter dem Deckmäntelchen der Etikette brodelt. Gelingt es Archer, sich aus seinem Zirkel zu befreien?
Allan Poe einer der bedeutendsten „Meister des Grauens", den die d amerikanische Literaturszene hervorbrachte. t Zwar kann er nicht mit der Subtilität Poes aufwarten, jedoch enthalten seine Erzählungen a dafür deutlich mehr Elemente der Fantastischen d Literatur. Der Cthulhu-Mythos, das legenL däre Necronomicon und die Charaktere aus d der Zwischenwelt, die sich in das normad le l Leben seiner Protagonisten einschleichen, haben sich im Verlauf h der Jahre in der d Popkultur manifeP stiert und diese durch s eine zusätzliche des Dunklen i ät li h Dimension Di bereichert. In der aktuellen Ausgabe, für die Wolfgang Hohlbein prägnante Stories zusammenstellte und dazu ein Vorwort verfasste, finden sich viele Klassiker wie „Berge des Wahnsinns", „Stadt ohne Namen" und nicht zu vergessen „Die Musik des Erich Zann". Der Leser darf sich bei der Lektüre auf ein Schauererlebnis der besonderen Art einstellen, denn Lovecraft konnte mit Worten weitaus mehr bewirken als ein Dutzend zeitgenössische Regisseure.
E
Seite
68
■
D
H
GoodTimes
2/2016
Frank Herbert – "Der Wüstenplanet" itte der 50er Jahre standen viele Science-Fiction-Autoren vor der
M
dringlichen Frage wie man das Genre nun erneuern könne. Die so genannten Space-Operas hatten sich erschöpft, und die Technologiebeeinflusste SF war schon längst ein alter Hut geworden. Ray Bradbury hatte mit der Anti-Utopie „Fahrenheit 451" für einen Hoffnungsschimmer g g doch es musste mehr geschehen, um neue Leser zu gewinnen gesorgt, und un das Genre aus der Schmuddelecke zu bugsieren. In den nächsten zehn Jahren begann sie das Experimentieren. Theodore Sturgeon brachte da Erotik und Sex in das bislang eher keimfreie Er Weltall, Phillip K. Dick warf die Frage nach mulW tiplen Realitäten sowie einem Überwachungsstaat ti auf, und James Graham Ballard integrierte die au Erkenntnisse der Psychoanalyse in seine von E den Surrealisten geprägten Handlungsorte. Auch d der überaus aktive Frank Herbert (8. Oktober d 1920 –11. Februar 1986) konnte mit einer unge1 aufwarten. Mit dem 1984 von David Lynch verfilmten wöhnlichen Idee aufwar „Der Wüstenplanet" (englischer Titel „Dune") hatte er die verschachtelte, sorgfältig ausgearbeitete Geschichte einer eigenen Welt erschaffen, die in diesem Ausmaß und der detaillierten Beschreibung – und darauf weisen zahlreiche Kritiker hin – nur J.R.R. Tolkiens Trilogie „Der Herr der Ringe" ähnelt. Herbert erzählt die Geschichte des Herzogs Leo, der als Lehen den lebensfeindlichen, von permanenten Sandstürmen geplagten Planeten Arrakis erhält, auf dem aber das so genannte Spice gewonnen wird, eine Droge, mit der Raumfahrer in die Zukunft sehen und somit navigieren können. Durch eine Intrige wird er entmachtet, woraufhin sein Sohn Paul in die Wüste flieht, um die Urbewohner gegen den neuen Herrscher aufzuwiegeln. „Wüstenplanet" ist der erste Teil eines danach fortgeschriebenen Romanimperiums und wirkt nicht nur durch die bereits genannte Liebe zum Detail. Es sind die philosophischen Exkursionen und die aufgeworfenen, übergreifenden Fragen, die den Roman zu einem Kult-Klassiker machen, der bislang mehr als zwölf Millionen Exemplare verkaufte.
Erich Fromm – "Die Kunst des Liebens" s ist sicherlich ein Verdienst der Studentenbewegung,
E
dass die Jahrlang unterdrückten und ignorierten Schriften der wichtigsten Psychoanalytiker in den Sechzigern und Siebzigern wiederentdeckt wurden. Plötzlich las man – natürlich mit einem selbstanalytischen Blickwinkel – Sigmunds Freuds bahnbrechende Werke und Wilhelm Reichs Untersuchungen wie zum Beispiel „Die Funktion des Orgasmus", die einen wichtigen Teil der Bioenergetik, fortgeführt von Alexander Lowen, darstellt. Begriffe ge wie wi „der Ödipus-Komplex", „infantile Phase", die so genannten Abwehrmechanismen oder di die „Archetypenlehre" nach C.G. Jung entdi wickelten sich zu einem festen Bestandteil des w Wortschatzes. Auch wurden die frühen Schriften W von Erich Fromm (23. März 1900 –18. März v 1980) wieder aufgelegt. Der aus Frankfurt kom1 mende Psychologe stammte aus einer jüdischen m Familie und verließ 1933 seine Heimat, um in F den USA neu zu beginnen, wo er einen Großteil seines Lebens verbegin brachte. Mit diesem erstmalig 1956 erschienenen Buch widmete er sich der wohl wichtigsten Thematik der Menschheit. Gegenüber Freud betonte Fromm immer die gesellschaftlichen Bezüge und lehnte eine biologische Determination grundsätzlich ab. Für ihn drückt sich der Mensch in seinen Beziehungen zu anderen aus, die ihn wiederum prägen, womit die Wechselseitigkeit gegeben ist, die die Liebe in all ihren Formen letztendlich so kompliziert macht. Nach einem auch für Laien verständlichen Theorieansatz differenziert Fromm zwischen „Nächstenliebe", „Mütterlicher Liebe", der „Erotischen Liebe", der „Selbstliebe" und der „Liebe zu Gott", womit er die wichtigsten Grundaspekte genannt hat und diese anschaulich erörtert. Im Kapitel „Die Liebe und ihr Verfall in der heutigen westlichen Gesellschaft" erläutert er eine Problematik, die auch 60 Jahre nach Erscheinen hochaktuell ist, während er im Abschnitt „Die Praxis der Liebe" Entwicklungswege für das Individuum und damit auch der Gesellschaft aufzeigt. Ein Meisterwerk fernab jeglichen Psycho-Hokuspokus.
Roman Preiskatalog 2016/2017 Allgemeiner Joachim Knüppel Werner Knüppel Helmut Rohde
Joachim Knüppel Werner Knüppel Helmut Rohde
Mit DDR- und Österreich-Kapitel Alle 1000 Abbildungen in Farbe!
78602
Sonderthema
Hansrudi Wäscher
2016/2017
2016/2017 Volksbibliothek-Hefte ab 1870
Die Sprechblase
49,95€
39,95€ Allgemeiner
IN DIESER AUSGABE NEU:
Im Mai erscheint SPRECHBLASE 235 mit dem großen Wäscher-Special
IN DIESER AUSGABE NEU:
Preisführer für deutschsprachige
Volksbibliothek-Hefte ab 1870
Romanhefte, Bücher von
Mit DDR- und Österreich-Kapitel Alle 1000 Abbildungen in Farbe!
Karl May und Leihbücher
Preisführer für deutschsprachige Romanhefte, Bücher von Karl May und Leihbücher
1928-2016 Sein Leben, in Bildern erzählt
n und schrifte 45 usikzeit riften ab 19 Mit M zeitsch Jugend
n und schrifte 45 usikzeit riften ab 19 Mit M zeitsch Jugend
ISBN 978-3-00-052634-3 SOFTCOVER PREIS: 39,95€
NEU !
Druillets LONE SLOANE 2HVWHUKHOGV (7(51$87$ 6(&5(7 :$56 0$126 .(//< :HU PDFKW GHQ QHXHQ &RPLF 3UHLVNDWDORJ" %XFK Å&RPLF 3LRQLHUH´
Mai 2016 € 9,90 41. Jahrg. Nr. 235
ISBN 978-3-00-052635-0 HARDCOVER PREIS: 49,95€
Rund 1000 Abbildungen! Komplett in Farbe!
IN DIESER AUSGABE NEU: Volksbibliothek-Hefte ab 1870
In unserem Laden findet Ihr aktuelle Comics sowie ein riesiges Antiquariat mit über 100.000 Comics von 1945-2016: Micky Maus ab 1951, Sigurd, Akim, Bessy, Superman ab 1967, Felix, Mosaik, Fix und Foxi usw. sowie Romanhefte wie Billy Jenkins, Utopia, John Sinclair, Jerry Cotton usw. sowie Musikzeitschriften wie BRAVO und Originalzeichnungen. ANGEBOTE IM INTERNET: www.comic-antiquariat.de COMICLADEN KOLLEKTIV Fruchtallee 130, 20259 Hamburg Telefon: 040 / 40 77 81 info@comicladen-kollektiv.de www.romanhefte.de
Öffnungszeiten: Mo-Fr 11.00 – 19.00 Uhr Sa 10.00 – 14.00 Uhr Ständiger An-und Verkauf!
GoodTimes
Im Comicfachhandel 2/2016
■
Seite
69
der Dschungelboy
Dschungelhelden üben eine unglaubliche Faszination auf den Leser bzw. Zuschauer aus. Der Held symbolisiert gleichzeitig Freiheit, Abenteuer und Erotik. Er ist nicht eingebunden in die Zwänge einer modernen Zivilisation und Kulturgesellschaft. Er folgt keinem Modediktat, keiner Kleiderordnung, keiner Stechuhr, keiner ungeliebten Büroarbeit, keinem Fließband. Kein anderer Mensch kann ihm etwas befehlen oder ihm etwas aufzwingen. Der Held des Dschungels lebt in einer Art Paradies, welches in der Realität so überhaupt nicht existiert, aber den Wünschen und Träumen vieler nahekommt. Zu den Grundbedürfnissen des Menschen gehört seit Urzeiten auch die Erfüllung seiner Wünsche, Träume und Sehnsüchte, und sei es nur für kurze Zeit: Mit einem Buch hineingleiten in eine bessere Welt oder im Kino Momente voller Magie erleben ....
Von Hans-Joachim Neupert
Was gut ist und sich verkaufen lässt, wird jedoch auch schnell imitiert und kopiert, oder es kommt sogar zu regelrechten Plagiaten: Der Herausgeber Edward Stratemeyer etwa woll-te vom Erfolg des Urwaldmenschen eben-falls profitieren. In den Redaktionsräumen dess f Stratemeyer Syndicate kreierte man daher kurkurzerhand eigene Figur vor identischem h d eine i i Fi id ti h m Hintergrund und Geschichten mit ganz ähnli-chem Handlungsverlauf in einem vergleichbaren n Szenario. Ein unverwechselbarer Name musste her, er, natürlich ebenso wie Tarzan zweisilbig, einpräggsam und vor allem in keiner Sprache der Welt elt falsch aussprechbar: Bomba war geboren.
I
n einer Welt mit zunehmender Industrialisierung brauchen die Menschen ein Ventil zur Flucht in eine gänzlich andere Sphäre. Schriftsteller wie Edgar Rice Burroughs, der bereits im Jahre 1912 im amerikanischen Pulp-Magazin „The All-Story" die erste TarzanGeschichte veröffentlichte, haben das schon früh erkannt. Die TarzanStories erreichten im Laufe der Jahre eine unglaubliche Popularität. Die Leser waren begeistert, so dass in rascher Folge weitere Abenteuer des Dschungelhelden erschienen, und bereits ab 1918 konnte man Tarzan sogar leibhaftig auf der großen Kinoleinwand bewundern. Der Schriftsteller Edgar Rice Burroughs verdiente mit seinen Dschungelgeschichten und den Filmrechten viele Millionen Dollar. Seite
70
■
GoodTimes
Um etwaige Rechtsstreitigkeit mitt U Edgar Rice Burroughs auszuschließen,, E wurde die Bomba-Serie ausschließ-w lich li für jugendliche Leser konzipiert, während die Tarzan-Geschichten vorw wiegend für erwachsene Leser gedacht w g g
2/2016
D Bücher waren mit einem festen Umschlag Die iin Ganzleinen und einem in Schwarz-Gold gestalteten Schutzumschlag ausgestattet. g Der Erfolg der Serie blieb jedoch in DeutschD lland hinter den Verlagserwartungen zurück. Die ersten 13 Bände waren durchnummeriert D und mit einem Titel versehen. Die deutu ssche Nummerierung entspricht übrigens nicht der Originalnummerierung. Der 14. Roman d (US-Nummer 17) lag wohl schon fertig übersetzt vor, ((US N eerschien dann aber ohne Nummerierung mit dem Titel „„Im Wirbelstrom gestrandet" und nur in einer sehr kleinen Auflage. Diese letzte Ausgabe ist heute sehr selten, n gesucht und auch teuer! Sechs Bomba-Romane warten g iimmer noch auf eine deutsche Übersetzung ...
dl d sicherheitshalber i h h it it h lb iin d waren. Di Die H Handlung wurde den südamerikanischen Dschungel verlegt. Man beaufg eine Reihe von Honorarautoren, die unter dem tragte V Verlagspseudonym „Roy Rockwood" zwischen R 1926 und 1938 in den USA im Verlag Cupples & U LLeon ganze 20 Romane vveröffentlichten. Die Handlung der Bücher D iist einfach, aber abenteueerreich gestrickt: Bomba, der weiße Dschungelboy, d iist ein Findelkind und wird von einem alten w Naturforscher, N urforscher, einem väterlichen der grünen ät li h FFreund, d iin d ü Hölle des Amazonas aufgezogen. Der Jungspund will das Geheimnis seiner Herkunft ergründen. Er will wissen, wer seine Eltern sind und ob sie noch leben. Auf seinen Streifzügen durch den geheimnisvollen Urwald muss er unzählige Gefahren und Abenteuer überstehen. Ständig bedrohen ihn die natürlichen Feinde des Dschungels. Der jugendliche Held muss sich gegen Leoparden, Pumas, riesige Anakondas, Giftschlangen, Alligatoren und Piranhas zur Wehr setzen. Tropische Gewitterstürme, Erdbeben und Vulkanausbrüche machen ihm die Suche nach seinen Eltern schwer. Außerdem gibt i Elt h A ß d ibt es im Dschungel feindliche Eingeborene und grausame Kopfjäger, die auf menschliche Beute Jagd machen. Bomba aber besteht alle Herausforderungen dank seiner katzenhaften Gewandtheit und erstaunlichen Kraft, dank sicheren Instinkts und kühnen Wagemuts. Er rettet eine weiße Familie vor Kopfgeldjägern, unterstützt eine Forschergruppe bei der Suche nach Heilpflanzen und muss gegen Pygmäen und Kannibalen kämpfen. Aber seine rastlose Suche wird belohnt. Schließlich findet er seinen Vater und kehrt mit ihm in die Zivilisation zurück. In den Bänden 11 bis 20 verschlägt es den jungen Dschungelhelden dann noch auf d den „schwarzen Kontinent". Die h K ti t" Di Abenteuer, die Bomba in Afrika erlebt, unterscheiden sich jedoch kaum von denen in den ersten zehn Romanen. Die Weltwirtschaftskrise, der Nationalsozialismus und entbehrungsreiche Nachkriegsjahre verzögerten eine deutsche Veröffentlichung. Mit dem Beginn des Wirtschaftswunders in den 50er Jahren veröffentlichte der AWA-Verlag in München dann allerdings sukzessive 14 Bomba-Romane. Die Übersetzung ins Deutsche stammt von Hansheinz Werner. Die AWA-Ausgaben wurden dem deutschen StandardleihbuchFormat vom Umfang her angepasst und dementsprechend gekürzt. GoodTimes
Mitte der 60er Jahre veröffentlichte der Bastei-Verlag M Gustav H. Lübbe in Bergisch Gladbach im 14-tägiG gen Turnus noch einmal alle 14 Bomba-Bücher des g AWA-Verlages im modernen Taschenbuchformat. A Der Einband-Entwurf von Rolf Krämer und die D Titelbilder von Heinz Osthoff sind sehr schön T gestaltet und waren dem Verkauf der Bücher mit g SSicherheit dienlich. Jugendträume noch einmal erleben möchte, Wer seine Jugendträu W der wird mit Sicherheit im Comicd FFachhandel fündig. Bei Interesse kkann sich unter www.sammlereecke.de oder www.comicmafia.de ssowie unter www.comic-antiquarriat.de informieren. Hier findet der LLeser und Sammler stets ein reichhaltiges Angebot zu fairen Preisen h ssowie kompetente Beratung. Da die Tarzan-Filme mit Johnny D Weismuller in den 30er und W 40er Jahren weltweit überaus 4 eerfolgreich in den Kinos liefen, war es kein Wunder, dass auch w eeine kleine Filmfirma wie die Monogram ein Geschäft witterM tte und ebenfalls Dschungelfilme produzieren wollte. Die Fil Filmrechte d i llt Di ht an der Bomba-Serie waren im Gegensatz zu Tarzan relativ preiswert. Die Kulissen stammten zum Teil aus anderen Filmen. Die Titelrolle in allen Streifen verkörperte Johnnyy Sheffield,, der bereits siebenmal als Tarzans Adoptivsohn Boyy p
Weiter e italienische Tarzan-Plagiate.
auf der großen Leinwand zu sehen gewesen war. Eine Idealbesetzung für die Rolle des jungen Dschungelhelden. Insgesamt wurden so in Hollywood zwischen 1949 und 1955 zwölf preiswert inszenierte Bomba-Filme produziert. In den frühen 60er Jahren wurden dann auch in der Bundesrepublik in den Jugendvorstellungen der Lichtspielhäuser Bomba-Filme gezeigt. Allerdings kamen nur sieben von zwölf Filmen in die deutschen Kinos. Doch keiner dieser Filme wurde jemals im Fernsehen gezeigt, und es gibt auch keine Video- oder DVD-Veröffentlichung. 2/2016
■
Seite
71
Herrenschlüpfer der 60er und 70er Jahre
Feinripp " für alle!"
in sportliches Modell mit zwei Jahren Garantie – sollte Mann da nicht sofort zuschlagen? Eigentlich schon, würde es sich um ein Auto handeln. Aber weit gefehlt: Es geht um die Unterwäsche, genauer gesagt um das, was der Mann unter der Hose trägt. Und was zu diesem Zweck gekauft wird, liegt zu zwei Dritteln in Frauenhand! Zwar steigt die Zahl der Männer, die selbst aussuchen, in was sie ihre Männlichkeit hüllen – und das gilt auch für die Auswahl der Modelle, Formen und Farben: Slip, Boxershorts oder Pants, je nach persönlicher Vorliebe. Nach wie vor sind es jedoch h überwiegend Frauen, die bestimmen, was angeschafft hafft oder aussortiert und wie es gewaschen werden den soll. Der Soziologe Jean-Claude Kaufmann, der er das Zusammenleben von Paaren anhand ihrerr (buchstäblich) schmutzigen Wäsche untersuchte, konnte feststellen, dass für die Unterwäsche der meisten Männer erst die Mutter, später die Partnerin zuständig ist, was nicht selten zu Rivalitäten führte. Aber das ist eine anderee Geschichte ... Die Männer-Unterhose, wie wir sie heute kenennen, ist eine vergleichsweise junge Erfindung. ung. Jahrhundertelang trug der Mann tagein, tagaus us ein langes Hemd, das Nachthemd und „Unterhose"" zugleich war. Anderen Erfindungen war kein Erfolg beschieden, hieden, und wenn es solche gegeben hat, dürfte das letzte Exemplar nach dem Ausrangieren sein Leben als Putzlumpen beendet haben. Erst 1934 wurde auf einer Unterwäscheschau in Chicago ein sensationell neues Kleidungsstück vorgestellt. Man stelle sich Ein als h vor: Ei l Bräutigam gekleidetes Model trug einen komplett durchsichtigen Smoking aus Cellofan – und darunter nichts als eine sehr knappe Unterhose! Arthur Kneibler, der Verkaufs- und Marketingleiter von Cooper’s Inc., hatte
E
Seite
72
■
sich von Bildern eng anliegender Badeanzüge inspirieren lassen, wie man sie zu dieser Zeit an der französi-schen Riviera trug. So entstand der erste Slip unter dem Namen „Jockey Brief", der in Anlehnung an den in den Slip eingearbeiteten „Jockstrap" (quasi ein textiles Suspensorium) benannt wurde. (q p Lizenzen vergab Kneibler weltweit an Hersteller, Über 100 Lizen der Unterhose weiterentwickelten. So die sein Modell M kam auch auc die deutsche Firma Schiesser zu einer der begehrten Lizenzen und beglückte die Herrenwelt begeh 1951 195 mit der ersten und bis heute unvergessenen Do Doppelripp-Unterhose made in Germany. Da wir gerade beim Thema sind: Doppelripp D und Feinripp – wo liegt denn eigentlich u der Unterschied? Antwort: Bei Feinrippd Unterwäsche werden die durchgehenden feinen U Rippen durch die Stäbchen der Rechtsmaschen R gebildet, weshalb man in Fachkreisen auch g von vo „Rechts-Rechts-Maschenware" spricht. Bei Doppelripp-Unterwäsche wiederum lässt sich ein Dop größerer größe Abstand zwischen den einzelnen Rippen erkennen. erkenne Dieser kommt dadurch zustande, dass sich immer mindestens zwei Reihen aus Linksmaschen mit den min Rechtsmaschen Rechtsmasche abwechseln. Unterwäsche aus Doppelripp R pp pp ist daher etwas gröber, dafür aber auch d uch elastischer als solche aus Feinripp. e Neben der Elastizität unter-N scheiden sich die beiden Arten s von Unterwäsche vor allem durch ihre Optik: U ä Während Doppelripp tatsächlich gerippt aussieht, erscheint Feinripp-Unterwäsche glatt und nd lässt sich somit auch gut bedrucken.
GoodTimes
2/2016
Von Farben und Mustern waren die Doppelripp-Unterhosen, deren Zuschnitt mindestens bis zum Bauchnabel reichte, bis in die 60er Jahre hinein allerdings noch weit entfernt. Es gab diese Modelle in Weiß und Hellgrau, und das war es dann auch schon. Grund für diese Tristesse war nicht nur fehlendes modisches Bewusstsein, sondern das leidige Thema „Wäsche". Unter deutschen Hausfrauen herrschte noch jahrzehntelang die Annahme, dass Wäsche blütenweiß sein müsse und nur durch Kochen wirklich sauber werde. Noch in den 60er Jahren entwickelten W Waschmaschinenhersteller h hi h t ll Modelle, die man „wirklich mit 100 Grad kochen" konnte. In der Waschmittelwerbung war man denn auch W bis b in die jüngste Vergangenheit bemüht, dies d als Irrtum zu entlarven und zu beweisen: s „Mit oder ohne Kochen – Dash wäscht so s weiß, weißer geht's nicht!" Oder: „Korall – wenn's so sauber wie gekocht sein soll." Schön oder sexy – das S war w für die Schlüpfer Modell „Harry" oder M „Dirk" zweitrangig. Auf „ den d Verpackungen fanden sich überwiegend d Hinweise wie „kochH fest", „waschautof matenfest" „2 Jahre m Gebrauchsgarantie"; G und Bezeichnungen u wie „Sanarilla" w oder „Restosana" o versprühten das einer fußwarmen üht d erotische ti h Feuer F Markklößchensuppe. Das änderte sich erst in den späten 60er und 70er Jahren, als auch die Oberbekleidung für Männer farbenfroh und wild gemustert wurde. Das modische Echo E h der d HippieHi i Ära und der Beginn der Schwulenbewegung in den USA manifestierten sich auf Textilien in Form schriller Farben, seltsamer grafischer Muster und Paisley-Prints. Braun, Orange und Türkisblau waren die Renner, am besten alles wild durcheinander. Aber nicht nur die Wäsche selbst, auch die Verpackungen wurden bunter und interessanter. Neben bu Neebe eben modisch
f fragte im Juli 1975 besorgt: „Amerikanische Männer kaufen weniger Unterhosen. Gehen M ssie ‚drunter ohne'?" Jahrzehntelang hatten die Männer (oder deren Frauen?) mit berud higender Regelmäßigkeit jährlich vier Prozent h mehr Unterwäsche gekauft. Doch dann kam m der Einbruch: Um 10 bis 15 Prozent sackten d die Verkaufszahlen im ersten Quartal 1975 ab. d Nach Ansicht von Byron Reed, Präsident der N Munsingwear Inc., war Sparsamkeit der Grund. M „Wenn Amerika die Hosen runterließe", mein„ te t Reed, „käme eine ganze Menge schäbiger Unterwäsche bi U t ä h zutage." t " Männer mit Modebewusstsein sahen den Grund des Übels jedoch woanders, nämlich in der grottenhässlichen Beschaffenheit der amerikanischen Durchschnitts-Unterhose. Die berechtigte Sorge, dass die OversizedSchlotterbuchsen unter hautengen Jeans auftragen könnten, bewog nach Ansicht des amerikanischen Modeschöpfers Bill Blass sspeziell jüngere Männer zzum völligen Verzicht. Auch in Deutschland A kkamen in den 70er JJahren Männerhosen iin Mode, die am Unterkörper immer U eenger und an den Beinen immer weiter B wurden. Entsprechend w kkleiner und knapper waren bald die p Unterhosen geschnitten, U die jetzt auch moderd ne Bezeichnungen wie n „„Man-Fit" oder „Brazil" ttragen durften. Zu sehen bekam die Öffentlichkeit die schnittigen Schlüpfer Z h b k h itti S hlü f eher h selten. Noch für Jahrzehnte sollte der Mann in Unterhose eher eine lächerliche Erscheinung denn ein Sex-Symbol bleiben. Blättert man in „Bravo"-Heften aus alten Zeiten, ist auf Bildern der Foto-Love-Story immer auch ein Blick auf die jeweils modische Mädchen-Unterwäsche erhaschen. Männer-Unterhosen man zu erhaschen n. Männer Unterhosen sucht ma an indes vergeblich. Einzige
gekleideten mit Frisuren traten kl id t Männern Mä it lässigen lä i Fi t t darauf d f nun auch h Frauen F in Erscheinung. Und zwar nicht mehr als Hygiene-Wärterinnen, sondern als Bewunderinnen des attraktiven Mannes. „Den und keinen anderen", denkt die liebende Gattin, deren Mann auch noch den passenden knappen Pyjama der Marke Schiesser trägt, und auf Packungen der Marke „Eversit"Feinripp liegt sie dem kernigen Unterhosen-Mann sogar zu Füßen. Auch der männliche Nachwuchs wurde übrigens dank Tausendsassa kunterbunt eingekleidet und konnte sich endlich „frei wie ein Fisch im Wasser" fühlen. Die Hersteller von Waschpulver mussten da nachziehen, es folgten neue Produkte und Werbeslogans wie: „Erst wenn schöne Farben nach jeder Wäsche prächtig bleiben, können sie auch sauber sein." In den USA sahen sich derweil die Fabrikanten von Herren-Unterhosen damit konfrontiert, dass deren Verkauf rückläufig war. Der „Spiegel"
und Zeugen fü für d das b bunte Untendrunter beim d zumeist i t eher h peinliche i li h Z t U t d t b i Mann sind filmische Spätausläufer der Aufklärungswelle. Allen voran „Urlaubsgrüße aus dem Unterhöschen" von 1973, ein wahrhaft unterirdisches Machwerk des Horizontalfilmers Walter Boos, der bereits sechs der 13 „Schulmädchenreport"-Folgen verzapft hatte. Spätestens beim Anblick von Szenenfotos aus diesem Film darf bezweifelt werden, ob die in Orange-Braun-Tönen gemusterten Herrenschlüpfer der 70er Jahre je wieder in Mode kommen werden. Die Unterwäsche aus Doppelripp, die lange Zeit als „Liebestöter" oder „Bauarbeiter-Kleidung" verschrien war, genießt aber inzwischen einen Ruf als Retro-DesignWäsche mit besonders hohem Tragekomfort und behauptet sich wacker neben dem Konkurrenten Boxershort. Tendenz: steigend. Susanne Buck
GoodTimes
2/2016
■
Seite
73
VEB
Deutsche Schallplatten
Musikalische Schätze aus der DDR 1 Teil
lles begann mit Ernst Busch, dem ersten Superstar der DDR. Die deutsche Schallplattenproduktion lag am Ende des 2. Weltkriegs ebenso in Trümmern wie das ganze Land. Produktionsstätten waren zerstört oder auf verschiedenee Besatzungszonen verteilt. Die Sowjetischee Militäradministration erteilte dem charis-matischen Arbeitersänger Ernst Busch den en n Auftrag, 500 Schellackplatten mit seinen Liedern aus den Spanienkämpfen herzustellen, um damit die überlebenden Interbrigadisten zu ehren. Busch schlug daraufhin vor, eine neue, eigene Plattenfirma zu gründen und erhielt dafür eine Lizenz. Zusammen mit den Kaufleuten Gerhard Schwarz und Hans Wolff gründete er die Lied der Zeit Schallplatten GmbH. ihre Am 3. Februar 1947 begann die neue Plattenfirma Pl tt ffi ih Arbeit A b it mit it den Labels Lied der Zeit, Eterna und d Amiga und nutzte das in Babelsberg A befindliche Presswerk der b er alten Tempo-Schallplattenwerke. T rke. Das Label Lied der Zeit D eit brachte vor allem politi-b sches Liedgut heraus, s Eterna widmete sich der E Klassik und dem kultuK rellen Erbe, während bei r Amiga Unterhaltungsmusik A i U t h lt ik erschien. 1949 erreichte diee Plattenfirma eine beachtliche Jahresproduktion von 800.000 000 Platten. Allerdings geriet Ernst Busch als politischer Querulant erulant immer öfter in die Schusslinie der Funktionäre. Die Zensur machte auch vor seiner Plattenfirma nicht halt, Walter Ulbricht kreidete ihm an, dass er amerikanischen Jazz veröffentlichte, und ihm wurde Proletkult unterstellt. 1953 wurden auch auf seinen eigenen Wunsch sein Vertrag gelöst, sein Eigneranteil an ihn ausbezahlt und die Firma in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt. Dass sich Busch bei der Übernahme mit der Kunstkommission und den Parteifunktionären nicht einigen konnte, führte tragischerweise dazu, dass er von der weiteren Arbeit und Entwicklung der Plattenproduktion ausgeschlos-
A
Seite
74
■
sen s wurde. Den ursprünglich von der sowjetischen Besatzungsmacht protegierten Künstler boykottierte man nun durch Auftrittsverbote, p und u ihm wurden keine Neuaufnahmen mehr ermöglicht. Das Label Lied der m Z Zeit wurde eingestellt und das politis sche Liedgut sowie alte Aufnahmen mit E Ernst Busch erschienen nun beim Label E Eterna. In den Folgejahren erhielt Ernst B Busch, der sich auch mit Erich Honecker anlegte, um den man aber nicht heran umkam, noch zwei Nationalpreise. Im u Alter schloss er seinen Frieden mit dem Al Regime und arrangierte sich. 1978 wurde Re im i Zuge dieser Liberalisierung das Label Aurora gegründet, das sich Ernst Buschs A Lebenswerk widmete und insgesamt elf L Titel herausbrachte. T Die Plattenfirma wurde nach dem D Ausscheiden von Ernst Busch zunächst A in i VEB Lied der Zeit und dann in VEB Deutsche Schallplatten umbeV nannt. Sie blieb der einzige Hersteller n von Schallplatten in der DDR mit uneingeSScha h ll l tt und d Musikkassetten M schränkter Monopolstellung und schrä nd verkaufte in der Zeit ihres Bestehens insgesamt knapp Bes 97 9 Millionen Tonträger. Das bei Eterna herausD gebrachte Repertoire der g klassischen Musik bildek te den Hauptschwerpunkt der Produktion des VEB Deutsche Schallplatten. Die Deutsc Aufnahmen waren von unvergleichlicher Qualität und das l kulturelle Aushängeschild k des Sozialismus. Selbst d die Westverwandtschaft d kaufte bei ihren Besuchen k im Ostteil des Landes i Eterna-Platten, und sie E wurden sogar in den w Intershops angeboten. I Große Plattenfirmen wie G
GoodTimes
2/2016
Ariola, Deutsche Grammophon und EMI vertrieben im westlichen Ausland die Aufnahmen des Eterna-Labels. Dadurch wurden dringend benötigte Devisen erwirtschaftet. Mit Teilen dieser Einnahmen konnten die Aufnahmestudios und Produktionsstätten modernisiert werden, so dass ab 1962 im Babelsberger Presswerk ersthergestellt malig Vinyl-LP's Vinyl LP s im 12-Zoll-Format 12 Zoll F werden konnten. w Bis zu diesem B Zeitpunkt war das von der Z FFirma Supraphon in Prag ausgeführt worden. g Bei Eterna erschienen zwar B Arbeiterlieder und aauch Kirchenmusik, vor allem aber K Aufnahmen klassischer euroA päischer Musik. Auf Eternap Platten Stars wie Peter Pl tt waren St i P t SSchreier, Theo Adam, Karl Suske und Ludwig Güttler ebenso zu hören wie der Thomanerchor Leipzig oder der Dresdner Kreuzchor. Es Le h E wurden herausragende Produktionen mit w den großen Orchestern der DDR aufged nommen, wie dem Gewandhausorchester n LLeipzig oder der SStaatskapelle Berlin unter Dirigenten u wie Kurt Masur, w Rudolf Kempe, R Václav Neumann,, V Herbert Herb er Blomstedt. Durch h Austauschprogrammee Au eentstanden für Eternaa aauch Aufnahmen mit it iinternationalen Interpreten und Dirigenten wie Herbert von Karajan oder Collin Davis. w Manche Eterna–Platten waren in M jedem DDR-Haushalt zu finden, selbst jed wenn sich die Bewohner überhaupt nichtt für fü klassische Musik interessierten. Und viele von ihnen legen diese Platten vi noch heute gern auf. Dazu gehört no Smetanas „Mein Vaterland" mit dem Sm Gewandhausorchester Leipzig unter der G Leitung von Vàclav Neumann. Eine L ebenso beliebte Aufnahme ist Carl Orffs e „Carmina Burana", interpretiert vom „ Rundfunkchor und Rundfunkkinderchor R Leipzig sowie dem Sinfonie-Orchester L Leipzig. Unvergleichlich auch Richard L d Wagners „Tannhäuser" mit dem Chor W der d Deutschen Staatsoperr Berlin und der Staatskapelle Berlin d unter Franz Konwitschny u und das Orchesterwerk u von v Richard Strauss unter Rudolf Kempe. R Einen Meilenstein in der E Eterna-Geschichte bildet E die d Aufnahme von Johann Sebastian S b ti B h „Matthäus-Passion", M tthä Bachs bei der nicht nur namhafte Solisten, Thomanerchor und Kreuzchor mitwirkten, sondern auch zwei Kantoren-Legenden des vergangenen Jahrhunderts: Thomaskantor Erhard Mauersberger und sein Bruder, der Kreuzkantor Rudolf Mauersberger. Bei Eterna erschienen nicht nur die bekannten Sinfonien von Anton Bruckner, Franz Schubert und Joseph Haydn, sondern auch selten gespielte Musikstücke wie die Orchesterwerke von Paul Dessau und die „Deutsche Sinfonie" von Hanns Eisler, atemberaubend eingespielt vom Rundfunk-Orchester Berlin. GoodTimes
A Auch die mit Auszeichnungen und Orden überhäufte Brecht-Interpretin Gisela May veröffenth llichte auf dem Eterna-Label. 1972 sang sie das berühmte Album BRECHT-SONGS mit Musik von b Weill, Dessau und Eisler ein. W 1977 erschien bei Eterna das Gesamtwerk von van LLudwig n Beethoven auff B unglaublichen u 116 Lang sspielplatten, ein JJahr später die Gesamtausgabe der gemeinsamen d Werke von Bertolt Brecht und Hanns Eisler. W Der VEB Deutsche Schallplatten verfügte über D fünf Aufnahmestudios und nutzte seit den 80ern f auch die Studios des Rundfunks der DDR. Die a Christuskirche in Berlin wurde C für die Aufnahmen mit f dem Berliner Sinfonie-Orchester genutzt. d B li Si f t. Mit Ludwig Güttler nahm man hier diee Trompetenkonzerte auf. Die Lukaskirche in Dresden wurde ebenfalls als Tonstudio genutzt. Hier dirige gierten Herbert von gi n Karajan und Karl Böhm, Ka m, und u es sangen Solisten n wie w Teo Adam und d Peter Schreier. In P n der Leipziger Paul-d Gerhard-Kirche wur-G den Aufnahmen d n mit dem weltberühmten d Thomanerchor gemacht. Alle Eterna-Platten kosteten 12,10 Mark. Dieser Preis beinhaltete zehn Pfennige Kulturbeitrag, mit dem das sozialistische Kulturleben gefördert werden werde sollte. Die Klassikaufnahmen des Labels D Eterna zählen auch heute noch unter E Schallplattensammlern zu den klanglich S und interpretatorisch besten Aufnahmen u und u sind äußerst begehrt. Heute ist die edel AG Hamburg Besitzer H des Eterna-Kataloges. Unter dem Label d Berlin Classics ist die Eterna-Collection B erschienen, eine Serie von unvergessenen e Eterna-Aufnahmen, versehen mit den oriE ginalen Ebenfalls von Berlin Classics gibt i l Coverbildern. C bild Eb f g es die „EternaVinyl-Edition", liebevoll aufgemachte, audiophile Wiederaufl agen legendärer W Aufnahmen von Eterna, A ebenfalls mit der origie nalen Covergestaltung. n Ein E Trost für alle Freunde der d guten, alten EternaPlatten! P Das zweite bedeuD tende Label des VEB t Deutsche Schallplatten D war w Amiga. Dort veröffentlichten die f tli ht di Stars der Tanz- und Unterhaltungsmusik der DDR. Bei Amiga erschien Musik von Bärbel Wachholz, Frank Schöbel, den Puhdys und die erste Platte von Nina Hagen. Um diese und viele andere geht es in der nächsten Ausgabe. Kati Naumann 2/2016
■
Seite
75
Foto: © ZDF/Arthur Grimm
Spot an jaaaa!
Von Philipp Roser
Fo : © ZDF Foto DF Eri DF/ Eric ch W Windpr prechtiger
Es war ein echter Gewissenkonflikt, der da einmal im Monat zu bewältigen war - zwei Seelen (genauer: Hobbys) wohnten in des Autors Brust: Fußball in Gestalt der Sportschau" oder Musik in Form der " Disco"? Hin- und Herschalten (neudeutsch: " zappen) ging nicht, das ließ Muttern nicht zu. Also entweder Ernst Huberty oder Ilja Richter (mit Fliege oder Schlips!). Und meist hieß es dann: Einen wunderschönen guten Abend, meine " Damen und Herren, hallo Freunde", worauf die Replik Hallo, Ilja!" folgte. Ähnlichen Kult-Status genießt " heute der Ruf: Licht aus! Womm! Spot an - jaaaa!", " wenn der Gewinner des allmonatlichen Preisrätsels präsentiert wurde. Woran sich ein stilistisch kunterbuntes Potpourri anschloss, in aller Regel mimten die damals jeweils angesagten Lieblinge zu Playback, präsentierten ihre Hits.
A
Iglesias oder „Schlagerheinis" wie Dschingis Khan, Marianne Rosenberg, Chris Roberts, Michael Holm, Christian Anders – und die unvergessliche Amanda Lear sowie der junge Udo Lindenberg.
b 1971 lief alle vier Wochen „Disco" am Samstagabend, erst um 18.45 Uhr, dann um 18 Uhr, ab 1975 um 19.30 Uhr; ab 1978 (und bis 1982) jeweils montags. Sie folgte auf die Musikshow „4-3-2-1 Hot & Sweet", die zwischen 1966 und Ende 1970 ausgestrahlt und von der Münchner Sängerin Suzanne Doucet moderiert worden war – und (ab 1969) von Ilja Richter. Die meisten Zuschauer – unter denen nicht nur Teenager zu finden waren – schalteten zwar in erster Linie wegen ihrer Lieblinge ein, doch der eigentliche Star der TV-Show war eben jener Ilja Richter: Er moderierte nicht nur die musikalischen Gäste an, sondern streute regelmäßig Sketche ein, die ihn und seine Schwester Janina zeigten und meist von ihm selbst (und seiner Mutter) verfasst worden waren. „Ein Gemischtwarenladen mit einer Prise Komik" nannte Richter Jahrzehnte später Les Humphries Singers selbst einmal seine Sendung. Foto: © ZDF/Wilhelm Zander
S
Seite
76
■
nd es soll ja auch nicht wenige Fälle gegeben haben, wo – in der Regel – der Vater den Kürzeren zog, mehr oder weniger freiwillig einmal im Monat auf seine „Sportschau" verzichtete und stattdessen gemeinsam Smokie mit dem Nachwuchs, der Ehefrau und sogar Opa und Oma „Disco 71" oder „Disco 82" schaute (mit hinzugefügter Jahreszahl) – die 45-Minuten-Show war in der Tat so etwas wie eine Familiensendung. Und manche dieser trauten Kreise kommen jetzt wieder zu nostalgischen Abenden zusammen, um in Erinnerungen zu schwelgen: Schließlich lässt sich die TV- und Musikindustrie Anlässe wie etwa Jubiläen nicht entgehen, um in den Archiven zu wühlen und diese auszuschlachten – und seien diese Jubiläen noch so „krumm", wie etwa das 45-jährige … Natürlich lässt sich trefflich darüber streiten,
U
Foto: © ZDF/Wilhelm Zander
33 „Disco"-Folgen wurden ausgestrahlt, die letzte lief am 22.11.1982, Sandy Nelsons "Drums à Gogo", "Tric Trac" (André Popp) und der "Disco Stomp" von Hamilton Bohannon waren zu Beginn beziehungsweise Ende der Sendungen zu hören – und sind es auch heute noch, bei den Wiederholungen auf ZDFkultur. Reizvoll aus heutiger Sicht, damals eher nervtötend, war die Bandbreite der Acts, die Richter begrüßte: An erster Stelle standen für viele Heranwachsende natürlich Glam-Rock-Größen wie Marc Bolan/T. Rex, Slade, Sweet, Suzi Quatro, vielleicht noch Hard Rocker à la Deep Purple, Uriah Heep, Status Quo (und Eddie & The Hot Rods!); aber auch angehende Pop-Superstars wie Abba, internationale Größen wie die Bee Gees, Cliff Richard, Rod Stewart, Albert Hammond, Leo Sayer, Ray Davies/die Kinks, Dave Dee, Fats Domino, Frankie Miller, Dave Edmunds, Alvin Stardust, die Rubettes, die Bay City Rollers oder Sailor gaben sich die Klinke in die Hand. Dazu aber eben auch Schmacht-Schmalzer wie Julio
1
o nervig es einst war, all die anderen, vermeintlich verhassten und verabscheuungswürdigen Acts über sich ergehen lassen zu müssen, bis die eigenen Lieblinge an die Reihe kamen, so spannend ist es heute, sich die alten Aufnahmen zu Gemüte zu führen. Man ist (mehr oder wenig deutlich) älter geworden, vielleicht toleranter, vielleicht mit einer breiteren Geschmackspalette.
GoodTimes
2/2016
ob es wirklich die „60 besten Hits" sind, die auf 45 JAHRE DISCO versammelt sind. Das Auswahlkriterium für die neue „Special Edition", die jetzt als Doppel-DVD beziehungsweise 3-CD-Set erscheint, ist jedenfalls eindeutig: Es handelt sich ausschließlich um Nummer-1-Hits der 1970er Jahre – von Sweet, Mungo Jerry, T. Rex, den Les Humphries Singers, Udo Jürgens, Peter Maffay, Smokie, Harpo, Boney M. und vielen anderen mehr. Kultige Auftritte in Schlaghosen und mit Föhnwelle. Ein Wiedersehen mit damaligen Größen, bei dem für die Sahnehäubchen auch ein wenig getrickst wurde. Denn der junge Michael Jackson, der hier mit "Don’t Stop Till You Get Enough" zu sehen und zu hören ist, war nie persönlich von Ilja Richter im Studio begrüßt worden. Seine Fans wird das allerdings ebenso wenig stören wie die Abba-Anhänger, die jetzt mit einer raren, in Schweden aufgezeichneten Version des AbbaKlassikers "SOS" durch Agnetha Fältskog beglückt werden. iese Ansammlung von Evergreens macht auch nachvollziehbar, warum der anfängliche „Disco"-Untertitel „Musik für junge Leute" bereits 1973 gestrichen wurde: Die Zielgruppe erwies sich rasch größer als ursprünglich gedacht – ja geradezu als Generationen übergreifend. Was seinen Niederschlag darin fand, dass neben den Teenagern auch bald etwas gesetztere Herrschaften als Zuschauer ins TV-Studio eingeladen wurden. Zunächst ins Studio Hamburg, dann in die Räumlichkeiten der Berliner Union Film-Studios, ab 1976 ins ZDF-Landesstudio München-Unterföhring.
VON DEN DIRE STRAITS
SEIN NEUES STUDIO-ALBUM! LONG SHADOWS
Foto: © ZDF/Wilhelm Zander
D
JOHN ILLSLEY
nd für lustige Abende bietet die „Disco" auch heute BeschäftigungsBernd Clüver und Unterhaltungswert. Beispielsweise, um aus den Deep Purple Titeln von Songs, die in der Show zu erleben waren, mehr oder weniger sinngetränkte Sätze zu bilden. Wenn beispielsweise an einem "Beautiful Sunday" (Daniel Boone) die "Free Electric Band" (Albert Hammond) zur Begegnung des "Teufels und des jungen Mannes" (Paola) eine "Fiesta Mexicana" (Rex Gildo) feiert und "Der Junge mit der Mundharmonika" (Bernd Clüver) ein Solo spielt, ehe "Dan The Banjo Man" (Dan The Banjo Man) übernimmt und der Beobachter entspannt der Aufforderung folgt: "Lay Back In The Arms Of Someone" (Smokie), während ein "Butterfly" (Daniel Gerard) flattert und der "Fox On The Run" (Sweet) ist sowie "Daddy Cool" (Boney M.) beim "Kung Fu Fighting" (Carl Douglas). Oder im "Theater" (Katja Ebstein) "Charline" (Wallenstein) zum "This Flight Tonight" (Nazareth) in "Kreuzberger Nächten" (Gebrüder Blattschuss) ansetzt und "Josie" (Peter Maffay) "Rocky" (Frank Farian) unzweideutig auffordert: "Komm unter meine Decke" (Gunter Gabriel), während nebenan "Ma Baker" (Boney M.) den "Captain Starlight" (Frank Zander) vor die Tür setzt: "Goodbye, My Love, Goodbye" (Demis Roussos), und in der "Saturday Night" (Bay City Rollers) der "Movie Star" (Harpo) "In The Summertime" (Mungo Jerry) auf dem Weg nach "Amarillo" (Tony Christie) das "Bett im Kornfeld" (Jürgen Drews) sucht und sich dabei an den "Mississippi" (Pussycat) verirrt. Oder "Mama Loo" (Les Humphries Singers) mit "Mademoiselle Ninette" (Soulful Dynamics) und "Michaela" (Bata Illic) während der "Seasons In The Sun" (Terry Jacks) den "Metal Guru" (T. Rex) anbeten S – und das genau "Am Tag, als Conny Kramer starb" (Juliane Werding) und "Shame, Shame, Shame" (Shirley & Company) im "Rose Sh Garden" (Lynn Anderson) angesagt G war w – oder es hieß: "Get Down" (Gilbert O’Sullivan) und "Knock On Wood" (Amii Stewart) ... © Pressefoto
U
8 BRANDNEUE SONGS AUS DER FEDER VON JOHN ILLSLEY! CO-PRODUZIERT VON GUY FLETCHER (EX-DIRE STRAITS)! EINGESPIELT U. A. VON PHIL PALMER UND ROBBIE MCINTOSH!
AB 15. APRIL
ALS CD UND DIGITAL IM HANDEL! AUCH ALS 180-GRAMM VINYL-AUSGABE ERHÄLTLICH!
JOHN ILLSLEY & BAND LIVE: 22.04. ISERNHAGEN – BLUES GARAGE 23.04. KOBLENZ – CAFÉ HAHN 24.04. DORTMUND – PIANO 26.04. NÜRNBERG – HIRSCH 27.04. FREIBURG – JAZZHAUS 28.04. SCHWEIZ: PRATTELN – 27 29.04. REICHENBACH – DIE HALLE 30.04. ASCHAFFENBURG – COLOS SAAL 02.05. BONN – HARMONIE 03.05. MÜNSTER – JOVEL MUSIC HALL 04.05. HAMBURG – DOWNTOWN BLUES CLUB
www.johnillsley.com www.bluebargerecords.com www.cargo-records.de
Cortina d’Ampezzo im Film
Die Perle der Dolomiten – und ihre Schattenseiten Cortina d’Ampezzo genoss einst den Ruf eines mondänen Wintersportortes und erlebte dann als begehrte Location die Geburt von Film-Inspektor Clouseau ebenso e mit wie das Ende der turbulenten Ehe Burton/Taylor ... er Name Cortina d’Ampezzo wurde bereits 1918 in der Filmwelt bekannt, als der legendäre Erich von Stroheim die Handlung von „Blinde Ehemänner" dort ansiedelte. Da war der Regisseur allerdings schon in die USA ausgewandert und hatte die Stadt jenseits des Ozeans im Filmstudio rekonstruiert. Alsbald jedoch entdeckten die Bergfilmer die Dolomiten als dramatischen Hintergrund. Trenker: „Berge in Flammen" drehte er zwiUnd mit ihnen kam Luis Trenker sschen den Nadeln der Cinque Torri und „„Flucht in die Dolomiten". Als ab den 1950er Jahren italienische Stars wie Gina Lollobrigida und Sophia Loren G iihre Ferien quasi „zu Hause" verbrachtten, war es dann endgültig um Cortina geschehen: Es u aavancierte neben Gstaad zum aangesagtesten Treffpunkt des JJetsets. In den 60er Jahren benannte Ford sogar einen b Wagen nach dem Ort: den W britischen Fort Cortina. Weil b der Name Eleganz verhieß. d Ernest Hemingway wiederum E beehrte den O Ortt auff d der D Durchreise – und blieb eine ganze b ht d h Weile, logierte in der Villa Aprile, wo er sich den Roman „Out of Season" ausdachte. Im Caffè La Genzianella ist heute noch bekannt, dass „Hem" hier ab und zu nach dem Skifahren einkehrte. Vielleicht wurde hier ja der „Après-Ski" erfunden. 1963 schließlich wurde der Film gedreht, der noch heute die mondäne Lebenslust jener Tage widerspiegelt: „Pink Panther". Die Kriminalkomödie kombinierte das Flair verschneiter Straßen mit dem Service der Luxushotels. In letzter Minute sagte Peter Ustinov seine Mitwirkung als Inspektor Clouseau ab. Robert Wagner erinnert sich:
D
Seite
78
■
„Blake Edwards (der Regisseur) wollte von Anfang an Peter Sellers. Und dann begannen die beiden, den Charakter des Clouseau zu erfinden – es war reine Magie!" David Niven blieb ein Tag in besonderer Erinnerung, wovon er in seiner Biografie „The Moon's a Balloon" berichtet. Weil er in einer Sequenz einen erfahrenen Skifahrer darstellen sollte, verordnete man ihm Ski-Lektionen. Es herrschten auf dem Gipfel in Nivens Erinnerung 35 Grad unter null, als er plötzlich zwischen seinen Beinen nur noch Eiseskälte verspürte. Er fürchtete, sein bester Freund wäre bereits den Erfrierungstod gestorben. Niven überholte daraufhin seinen erstaunten Fahrlehrer und fuhr mit Karacho ins Tal. Dort waren ihm im Hotel de la Poste drei Italiener behilflich, sein bestes Stück in einem Glas Brandyy zu reanimieren. Während dieses Prozederes betrat ein Gast die Toilette, e Claudia Cardinale in The Pink Panther" " und auf die Frage, was u in i Gottes Namen David Niven da tue, stieß dieser N unter Schmerzen hervor: u „Ich pisse in ein Glas „ Brandy!" Robert Wagner B hat h die Episode in seiner Biografie „Pieces of My B Heart" allerdings etwas H anders in Erinnerung: a Herein kam ein Herr H in i Uniform, und Niven erwiderte dessen erstaune ten „Ich t Blick Bli k mit it der d Aussage: A I h gebe b ihm ih stets t t von Zeit zu Zeit einen kleinen Schluck." Wie auch immer dieser Brandy David Niven gerettet hat – die Episode ist eine der Legenden von Cortina. Genau zehn Jahre später zeigten die berühmtesten Eheleute der Welt, dass sie Brandy lieber tranken als darin zu baden. Liz Taylor und Richard Burton checkten im ersten Haus am Platz ein, dem
GoodTimes
2/2016
Miramonti Majestic Grand Hotel, wo sie gleich zehn Zimmer in Beschlag nahmen. Ihre Entourage bestand aus Verwandten, Botengängern, 30 Koffern und Liz Taylors kostbaren Juwelen, was den Sprungschanze Italia" " Sicherheitsbeamten schlaf lose Nächte IIm winterlichen i t li h Dorfzentrum, D f t im i Schatten S h tt der d Kirche, Ki h bereitet haben dürfte. deren markantes Geläute die Melodie des „Big Ben" wiederd Während Burton tringibt, sollte 007 gemäß Drehbuch von einem Motorradfahrer g Liz Taylor in Die Rivalin" " kend im Hotel herumangegriffen werden. Doch der milde Winter hatte den a hing, drehte Liz im Miramonti Schnee schmelzen lassen. 25 Lastwagen karrten das kostbare Weiß ti den d Film Fil „Ash A h Wednesday" W d d " („Die ( Di Rivalin"). Ri li ") S h h „Burton brodelte am Rand vor sich hin", erinnerte sich Produzent Dominik deshalb von den Bergen herab. Als es einmal tatsächlich schneite, holte Dunne, der vom Glamour-Paar „gleichzeitig fasziniert wie genervt" war. Regisseur John Glen das Kamerateam früh aus den Betten, um wenigDie beiden, einen ständigen Ehe- und Wettstreit im Saufen austragend, stens eine Aufnahme des „verschneiten" Wintersportorts einzufangen. führten sich gleich mit einer schrecklichen Eifersuchtsszene ein: Burton „Auf das Wetter ist einfach kein Verlass", resümierte Roger Moore in beschuldigte Liz, das seiner Biografie „My Word is My Bond". s Bond auf dem Drehbuch wörtFür Stuntman Paolo Rigon wurde der Balkon des Miramonti Hotels lich zu nehmen und Titel T „In tödlicher Mission" hingegen bitterer eine Affäre mit ihrem Ernst. Bond sollte in einer Sequenz auf Skiern E jungen Co-Star zu einem Motorradfahrer im Eiskanal entkome haben, dem Deutschen men, m in dem auch ein Bob hinunterraste. Am Helmut Berger. Richard 17. Februar 1981 brach der Bobfahrer sich wetterte gegen den dabei das Genick. Zehn Tage zuvor war auf d Film: „Mir gefällt die der d Olympia-Bobbahn bereits ein Amerikaner Vorstellung nicht, dass ums Leben gekommen. Die 007-Szenen u du so etwas produwurden während der Viererbob-WM aufgew zierst. Damit repräsennommen, weshalb nur frühmorgens und am n tierst du den schlimmspäten Nachmittag gedreht werden konnte. s sten Menschenschlag." Ein E riskantes Unterfangen, aufgenommen Regisseur Larry Peerce von Star-Kameramann Willy St K Will Bogner. Schon vor dem fatalen Tag war es jedoch trieben Sorgen zu Beinahe-Unfällen gekommen: sowohl Bonds Double wie auch der eigener Art um: Er Kaskadeur auf dem Motorrad flogen aus der Bahn. Der 23-jährige Rigon realisierte, dass Liz saß dann im Gefährt ganz vorne, als der Bob mit einem Baum kollidierden Champagner aus te. Es war die letzte Aufnahme, die am letzten Tag der sechswöchigen Magnum-Flaschen Dreharbeiten noch in den Kasten sollte. Regisseur John Glen dazu in seitrank, ihr weltbener Biografie „For My Eyes Only": „Wie viele Vorsichtsmaßnahmen man kanntes Gesicht für auch trifft, wenn man Hochgeschwindigkeitsaktionen dreht, passieren diesen Dreh aber mit Unfälle." Die italienischen Behörden beschlagnahmten das Filmmaterial. einer Million Dollar Die Untersuchung dauerte fast ein Jahr. Selbst der Regisseur durfte es versichert hatte. „Ihr nicht sehen – „und ich wollte das auch gar „ g nicht",, sagte g Glen. Gewicht schwankte von Woche W h zu Woche", W h " Die bekannte erinnerte sich Peerce. Sie versteckten Elizabeths Kirche von Cortina. Pillen; ihr Medikamentenkonsum war mittlerweile besorgniserregend. Dazu kamen die Verzögerungen. Mal erschien die Taylor zwei Stunden zu spät für eine Szene mit Henry Fonda, ein anderes Mal kam sie gar nicht mehr, und schließlich lag sie mit Masern eine Woche im Bett. Währenddessen sammelte Burton, der vielleicht außergewöhnlichste Schauspieler seiner Generation, die Hundehäufchen im Hotel auf, die ihre exotischen Hunde hinterließen. Fazit des Produzenten: Während des Aufenthalts in Cortina habe sich das sagenhafteste Paar des Planeten „entliebt". 1981 zog dann ein weiterer High-ProfileDas Hotel Miramonti in Cortina Gast ins Miramonti: James Bond. Roger Moore wohnte während der Dreharbeiten auch gleich Die von Unkraut h im i Hotel, H t l wo einzelne i l Di ehemalige h li Bob-Piste B b Pi t ist i t heute h t übrigens üb i U k t überwuchert üb h t Aufnahmen entstanden. Im Film „For Your Eyes Only" ist Bonds und im Dickicht kaum mehr zu finden. Auch der Ort selbst kam anschließend in die Jahre. Die Olympia-Bewerbung 1988 war erfolglos, und Zimmernummer die 300; der Balkon, auf dem der Geheimagent Cortina büßte seinen Ruf als Hotspot des Jetsets allmählich ein. Doch zu sehen ist, gehört aber tatsächlich zu Zimmer 108. Die Crew des noch immer kommen vereinzelt Filmteams. Zuletzt war 2012 Claudia 12. Bond-Abenteuers drehte außerdem waghalsige Szenen unter Cardinale da, die auch in „Pink Panther" mitgewirkt hatte. Für sie war Einbezug der Sporteinrichtungen, die noch von der Winter-Olympiade „Der stille Berg" ein lang erwartetes Wiedersehen mit Cortina d’Ampezzo. 1956 stammten – dem olympischen Eisstadion und insbesondere der Roland Schäfli Sprungschanze namens „Italia". GoodTimes
2/2016
■
Seite
79
Nylons & Strapse
Ein Mythos von Schönheit und Erotik Abb.:: © Camino A Abb. Camino
Nylonstrümpfe und Strapse entzünden nun bereits seit 76 Jahren die Fantasie der Männer und nähren die Sehnsucht unzähliger Frauen nach Eleganz und Schönheit. Die Kunstfaser Nylon inspiriert dabei nicht nur optisch, sondern ist zum unerlässlichen Accessoire und Kleidungsstück geworden. Es handelt sich hierbei nicht nur um etwas, das viele Frauen täglich tragen, sondern darüber hinaus setzt der Feinstrumpf" das Bein ins rechte " Licht. Und Bein zeigt Frau eben besonders gern: Der Strumpf aber bringt ein weibliches Bein erst richtig in Form, verleiht ihm Leben und Glanz. Selbst Beine, die von Natur aus nicht wirklich schön sind, können mit Hilfe des Strumpfes richtig gut aussehen.
E
nde der 20er Jahre fasste die Firma Du Pont, bis dahin Amerikas größter Schießpulver- und Munitionshersteller, den Entschluss, sich mit einem neuen Produkt für den Haushalt zu etablieren. 230 Wissenschaftler sollten dabei helfen, vom Kriegslieferantenimage wegzukommen. Gemeinsam forschten sie jahrelang nach etwas, von dem sie gar nicht genau wussten, was es sein soll. 1927 gelang es Du Pont dann, den Nobelpreisträger Wallace Hume Carothers als Leiter für die PolymerAbteilung zu gewinnen. Schon bald stieß Carothers eher zufällig auf eine organische Verbindung aus Säure und Alkohol, die so genannten Polyamide. Du Pont investierte die damals enorme Summe von 27 Millionen Dollar, und 1935 gelang es dem Team endlich durch ein neuartiges Verfahren – das Schmelzspinnen –, Polyamid zu einem Endlosfaden zu verspinnen. Seite
80
■
N
ylon ist letztlich eine der interessantesten Erfindungen des 20. Jahrhunderts: Aus öligem schwarzem Schlamm werden glänzende Nylonstrümpfe. Ein kleines Stück Kunststoff verursachte eine gewaltige Revolution – und eröffnete dem weiblichen Geschlecht eine neue Welt. e
A
m 15. Mai 1940 wurden zum ersten Mal Nylonstrümpfe in ausgeN wählten Geschäften in den w US-Metropolen verkauft. U Ein Paar kostete damals E stolze 250 Dollar. Trotz s Beschränkung auf ein Paar B p pro Kundin übertraf der Erfolg alle Erwartungen. E Die nylonbegeisterD ten Frauen stürmten die t Warenhäuser, ser und am frühen Abend Abend waren ware bereits fünf Millionen Paare über den Ladentisch gegangen. Ausverkauft! Viele Kundinnen gingen leer aus. In den USA war der Siegeszug der Kunstfaser nicht
GoodTimes
2/2016
mehr aufzuhalten. Bereits 1940 wurden in den Vereinigten Staaten insgesamt 64 Millionen Paar Nylonstrümpfe verkauft, obwohl sie noch doppelt so teuer waren wie japanische Seidenstrümpfe. Dann aber kam der Krieg, und die Frauen mussten vier lange Jahre auf Nylonstrümpfe verzichten, denn Nylon war Mangelware und wurde dringend für die Rüstungsindustrie benötigt, für Fallschirme, Flugzeugreifen usw. In den USA führte die Nachricht von neuen Nylonstrumpfverkäufen im Herbst 1945 zu regelrechten Tumulten. Allein in New York City standen 30.000 Frauen Schlange, und die Polizei musste für Ordnung sorgen.
Haut –, allerdings war ein erotisches Signal und sollte dem Gatten als Zaubermittel dienen. Auch die Männer wollten erobert werden, und dabei nahmen die nahtbestrumpften Beine auf hohen Stöckelschuhen eine Schlüsselrolle ein!
G
lanzvoller Aufstieg, kurzer Ruhm und jäher Tod bieten stets reichlich Stoff für Mythen. Und so findet neben der schönen Marilyn Monroe und dem Superstar James Dean auch der Nylonstrumpf seinen Platz in der Galerie der 50er-Jahre-Mythen. Anfang der 60er begann jedoch bereits der unaufhaltsame Niedergang vieler Strumpfproduzenten. Die Nylonstrümpfe wurden nicht mehr als begehrenswertes Prestigeobjekt angesehen. Zuerst heiß begehrt, verloren sie sehr schnell schon wieder ihren Hauch von Exklusivität, als sie problemlos und preisgünstig überall erhältlich waren. Die Nahtstrümpfe wurden plötzlich von vielen Frauen durch nahtlose ersetzt. Ab 1965 setzte sich immer mehr die Strumpfhose durch. Gleichzeitig war damit aber auch der Weg Gl ffür ü den Minirock geebnet. Eine neue Zeit brach an. b r
F
ast zeitgleich mit Du Pont forschte übrigens in Deutschland auch Paul Schlack für IG Farben nach einer neuen Faser. 1938 entdeckte der Laborleiter eine Lücke in den Patenten von Du Pont. In seinem Labor in Berlin entwickelte er daraufhin eine Kunstfaser, die mit dem amerikanischen Nylon nahezu identisch ist, aber aus einem anderen Ausgangsstofff gewonnen wird. Als Grundstoff verwendeten diee Amerikaner Erdöl, die Deutschen nutzten Steinkohle. Dass deutsche Produkt erhielt den Namen „Perlon".
N
D
ie deutsche Feinstrumpfindustrie lag nach dem Krieg dann allerdings erst einmal brach. Nylonstrümpfe wurden zur absoluten Mangelware. Nur durch die Bekanntschaft mit einem GI kam eine Frau in den Besitz dieser Kostbarkeit. Auf dem Schwarzmarkt galten die Nylons neben den Zigaretten als stabile Währung. Not aber macht bekanntlich erfinderisch. Ausgekochte Walnüsse, schwarzer Tee und ein Augenbrauenstift dienten in der Nachkriegszeit als kostengünstiger Strumpfersatz.
ylonstrümpfe mit Hochferse und Naht waren in den 50er Jahren ein unentbehrliches Accessoire für die elegante Dame. b SSie sind damit das Symbol einer Zeit, als Männer noch Anzüge Mä hA ü ttrugen und Frauen auch angezogen sehr sexy aussahen. Völlig verschwunden waren die Nylons jedoch zu keiner Zeit. Sie gehörten nach wie vor auch in späteren Jahren zur Kleidung älterer Frauen – und sind auch in der Fetischszene als Reizwäsche sehr beliebt ...
S
eit Beginn der 90er Jahre ist ein verstärktes Interesse an den Wirtschaftswunder-Jahren erwacht. Nicht nur bei den Nostalgiefans, sondern auch in der Jugendkultur ist dieser anhaltende Trend zu bemerken. Mode, Design und Musik dieser großartigen Zeit, in der alles noch so einfach schien, faszinieren die Menschen. Rockabilly, die Musik- und Moderichtung der 50er, ist weltweit auf dem Vormarsch. Viele junge Leute lieben den Charme dieser Jahre. Auch der Strapsgürtel ist seit den späten 90er Jahren wieder hochmodern, dank Superstar Madonna und Erotikmodel Dita von Teese. Diese Kleidungsstücke, diese Dessous sind die Basis, auf der eine Frau eben ihre Garderobe aufbaut: Der Nylonstrumpf, einst Symbol des Fortschritts, später dann Zielobjekt der Wächter von Sitte und Moral, hat sich bis heute den Nimbus des Schönen und Verruchten bewahrt. Hans-Joachim Neupert
E
rst 1950 begann in Westdeutschland nach entbehrungsreichen Jahren die Produktion von Perlonstrümpfen. Diese wurden umgangssprachlich allerdings nicht „Perlons", sondern meist „Nylons" genannt. Mitte der 50er Jahre kaufte die deutsche Frau bereits durchschnittlich acht Paar Perlonstrümpfe per annum. Die Strümpfe waren zugleich öffentliche und private Kleidungsstücke: Vom Knöchel bis zum Knie durfte das Bein in der Öffentlichkeit enthüllt werden. Alles, was darüber lag – insbesondere der „Straps" und der nackte Streifen GoodTimes
2/2016
■
Seite
81
FOLGE 1
Von Thorsten Hanisch
Wer sich heutzutage zu Seifenopern bekennt, muss mit hämischen Kommentaren rechnen,, und das nicht ganz zu Unrecht, denn Sinn und Zweck des am Fließband gefertigten Endlos-Formats gehen nur selten über reine Zeitverschwendung hinaus. Es gibt aber selbst in diesem Genre eine überaus interessante Sparte, die 1946 mit Faraway Hill" ihren Anfang nahm, aber erst in den 80er Jahren mit Serien" wie Dallas" zu voller Reife kam: Die Primetime-Soap-Opera! " Seite
82
■
GoodTimes
2/2016
Einsetzen des Erfolgs (1985 bestieg man eifenopern also, die für die dann endlich den Thron) keine wirkliche Hauptsendezeit produziert wurden Überraschung mehr darstellt: Denn mit und deswegen weitaus mehr biesolch einem Charakter musste zwangsten mussten: Während die mittäglichen läufig auch der Inhalt Flügel bekomPendants mit einem Multi-camera setup1) men. Fortan kümmerte sich ein weiteres auf Video produziert wurden, spendierte Drehbuchautoren-Ehepaar, Eileen und man den Varianten am Abend das wesentRobert Mason Pollock, die schon beim lich teurere, aber auch flexiblere SingleNBC-Dauerbrenner „The Doctors" für mascamera-setup2) und drehte auf Film, siven Zuschaueranstieg sorgten, um die was dem Ganzen natürlich einen weitGeschichten im Carrington-Universum: Ab aus wertigeren Look verleiht, der dadurch sofort prasselten dann auf die Großfamilie noch verstärkt wird, dass man bei den Schicksalsschläge im Dutzendpack ein, es Primetimern gerne auch die Studios verwurde intrigiert, dass selbst die alten lässt und mit Außenaufnahmen in oft Römer dagegen wie Schulbuben wirkten, malerischen Kulissen glänzt. Aber auch die und bei den wöchentlichen Cliffhangern Sets und Kostüme sind weitaus pompöser, war nun eine Magnum Flasche Doppelherz die Storys deutlich komplexer und die notwendig. Den Drehbüchern der Pollocks Cliffhanger deutlich spektakulärer als beim wird wegen allzu viel Irrsinns zwar auch Herkunftsformat. Außerdem trumpft man gerne der schlussendliche Niedergang der öfter auch mit von der großen Leinwand Serie in die Schuhe geschoben, was aber bekannten und beliebten Superstars auf, nicht so ganz richtig ist, denn das Ehepaar was damals noch lange nicht so selbstverwar bloß für die Storys der Staffeln 2 bis ständlich war wie heutzutage, denn das Der Kern vom Denver- Clan: Krystle, Blake und Alexis 4 verantwortlich. Von da ab übernahmen Fernsehen galt als der kleine, ungeliebte wechselnde Schreiber, die aber sicherlich der bereits entzündeten Flamme Bruder des Kinos (erst Sir Laurence Olivier bewirkte mit seinem Auftreten gnadenlos folgten und wirklich vor nichts zurückschreckten: Irgendwann in Polaroid-Werbespots 1972 ein langsames Umdenken). Kurz: Man hat ging es etwa auch um einen verschollenen Nazi-Schatz, oder man ließ es mit Eventfernsehen zu tun, bei dem geklotzt und nicht gekleckert bei einem mittlerweile legendären Cliffhanger kurzerhand die komplette wurde, Fernsehen, das auch heute noch viel Spaß macht, das es in dieser Hauptbesetzung von Terroristen niedermetzeln – was der darauffoloftmals sehr exzessiven Form wohl nie wieder geben wird – und das genden Episode natürlich Traumquoten bescherte. Die immer kruder zukünftig an dieser Stelle Thema sein wird. werdenden Inhalte (die, mit der richtigen Haltung, natürlich trotzdem unheimlich Spaß machen) sorgten aber, Hand in Hand mit der größer propos Exzess: Was liegt näher, als diese Rubrik mit der wohl exzeswerdenden Konkurrenz, in der Tat letztlich auch für den Niedergang der sivsten Soap-Opera aller Zeiten zu eröffnen, mit der Soap-Opera, die Serie, und 1989 war dann Schicht im Schacht. 1,2 Millionen Dollar pro Folge verschlang, mit der Soap-Opera, bei der laut offiziellem Mythos sogar die Satin-Bettwäsche und der Kaviar auf den Tischen echt waren? Mit der Soap-Opera, deren eigens für atürlich ist sie kreierte Kostüme so populär waren, dass sogar eine eigees extrem ne Modelinie für Frauen und Männer produziert wurde, die schwer, den dermaßen heiß begehrt war, dass Bloomingdale’s 1984 wegen Inhalt einer übergroßen Andrangs zeitweise die Türen schließen musste Serie mit 218 (die „New York Times" spöttelte süffisant „D-Day")? Episoden in ein paar Zeilen zu gießen – zudem m 12. Januar 1981 flimmerte auf dem US-Sender ABC noch einer Serie die erste Folge einer von den Drehbuchautoren und wie „DenverProduzenten Richard und Esther Shapiro geschaffenen Serie Clan", die sich über eine stinkreiche Familie mit Namen Carrington aus so ereignisreich Denver über den Bildschirm, die einer Serie über eine stinkreiwie 712 Episoden che Familie aus Texas mit Namen Ewing, die seit 1978 bei CBS anfühlt –, aber die Zuschauer in Atem hielt (gemeint ist natürlich „Dallas"), Stürmische Liebe: Jeff und Fallon im Grunde geht quotentechnisch ordentlich einheizen sollte. Und das gelang es um Folgendes: Der ultra-reiche Alpha-Mann Blake Carrington, Chef erst mal … nicht. Die Quoten der ersten Staffel waren nicht gerade der Ölfirma Denver Carrington, heiratet seine ehemalige Sekretärin berauschend, aber während Sendungen heutzutage innerhalb eines Krystle Jennings, was natürlich Neid und Misstrauen auf den Plan ruft, Augenblinzelns abgesetzt werden, hatte man damals noch einen langen weder seine „Untertanen" noch die dickköpfige Tochter Fallon halten Atem und gab seinen Produkten zeitlichen Spielraum, denn was nicht ist, viel von Papas Neuanschaffung. kann ja noch werden – und beim Das Anwesen der Carringtons Der liebt seine Krystle zwar ehrlich „Denver-Clan" wurde es. Und wie. und aufrichtig, hat aber trotzdem in erster Linie das Geldscheffeln im as lag vor allem daran, dass Kopf und merkt deswegen nicht so man mit Beginn der zweiten wirklich, dass sein Herzblatt im heiStaffel eine Figur einführte, die matlichen 48-Zimmer-Protzbunker in den folgenden Jahrzehnten die ziemlich isoliert da steht. Einzig Manifestation des Wortes „Biest" und allein Stiefsohn Steven ist werden sollte: Alexis Carrington, auf ihrer Seite, denn er ist ebenin etwa das weibliche Soap-Operaso außen vor, da er nicht nur Gegenstück zu Darth Vader aus andere politische Ansichten als sein „Star Wars", die Intrigantin aller alter Herr hat, sondern auch nicht Intrigantinnen, die Zicke aller in seine Fußstapfen treten will. Zicken, eine Frau, die so largerFallon wiederum eignet sich für than-life ist, dass der zweite Grund den Job eigentlich besser, wird aber für das langsame, aber stetige Foto: Bildarchiv Hallhuber
S
A
N
A
D
GoodTimes
2/2016
■
Seite
83
s gibt aber nicht nur die Carringtons im Denver-Land; da ist auch die Familie Colby, der dank Einheirat mittlerweile Blakes Ex-Frau noch d Alexis aangehört, die mit Blake noch eine ziemlich große Rechnung offen hat und die Neue an seiner Seite abgrundtief hasst. Damit beginnt es. In den folgenden Episoden wird das Personal dann natürlich noch beträchtfol lich erweitert (besonders die Figur der Sable Colby, quasi ein Alexiserw Klon in Sachen Biestigkeit, sei hier erwähnt) und die Verwicklungen verwickelter und verwickelter, aber grundsätzlich steht das Dreigestirn wick Blake, Krystle und Alexis im Mittelpunkt. Anzumerken wäre noch, dass K der tonale ton Bruch zwischen der ersten und der zweiten Staffel tatsächlich beachtlich ist, weshalb es wirklich nicht verwundert, dass „Der Denverbeachtl Clan" anfänglich die Katzen kaum hinter den Öfen hervorlocken konnte. a Hat man ma aber erst mal die Durststrecke überstanden, wird das anschließende Vergnügen umso größer, was die Frage in den Raum wirft, ob der V „Denver-Clan" auch heute noch sehenswert ist. „Denve
E
eher noch besser als damals funktioniert. Anders formuliert: „Der DenverClan" ist im Kern natürlich absolute Trivialunterhaltung, aber nun mal in visueller und inhaltlicher Hinsicht so dermaßen auf die Zwölf getimt, dass man schon wieder mit gutem Gewissen von Kunst sprechen kann. Genauso jedoch, wie man in formaler Hinsicht auf einem anderen Planeten weilt, ist auch der Inhalt so völlig und absolut larger than life – das heißt, die Guten sind so gut, die Bösen so böse, die Konflikte so schicksalsträchtig, die Verwicklungen so abenteuerlich –, dass man diesem Wahnsinn kaum ernsthaft böse sein kann. ass das alles immer noch so wunderbar funktioniert, ist aber auch ein Verdienst der grandiosen Besetzung, die zwar größtenteils durch die Serie erst so richtig weltberühmt wurde, aber – ein großer Unterschied zu vielen heutigen Soap-Opera-„Stars" – auch schon davor so einige Medaillen einsammelte. Die hervorstechenden Beispiele wären vor allem Familienoberhaupt John Forsythe und natürlich das grandiose Superbiest Joan Collins.
D
Foto: Bildarchiv Hallhuber
von Blake nicht weiter beachtet und reagiert den daraus resultierenden Vaterkomplex in verschiedenen Liebschaften ab. Bei einem Streit zwischen Blake und Steven kommt schließlich heraus, dass Steven homosexuell ist, was zum Zwist und schließlich vor Gericht führt, denn Blake bringt versehentlich Steves Ex-Liebhaber Ted um und wird wegen Mordes angeklagt.
ntw ntwort: definitiv! Und nein, das ist keine nostalgische FanboyVerklärung, sondern es gibt tatsächVerkläru lich Gründe, die auch heute noch Gr für den Clan sprechen. An vorderster Front steht da natürlich das extrem s hohe Produktionslevel: Eine dermaßen P pompöse pompö Soap-Opera war wohl nur in diesem Zeitabschnitt der TV-Historie möglich, möglich es gibt wohl kaum eine Serie, in der die damalige Wirtschaftspolitik unter Ronald Reagan, die dafür sorgte, R dass die di Armen immer weiter verarmten, die di Mittelschicht immer mehr wegbröckelte und die Reichen immer wegbrö reicher wurden (die so genannten Reaganomics), so sehr einsickerte: Hier wird in jeder Szene der Macht des Reagan Geldes gehuldigt, die production values wurden selbstbewusst und ohne Scham ausgestellt, „Denver-Clan" bot und bietet seinem Publikum jede Sc Welt an, die die meisten Zuschauer wohl nie betreten werden. Der eine W Hang zzur Dekadenz geht aber auch Hand in Hand mit einem mehr und ungebremsten Hang zum „Camp"3), der heutzutage, gerade im mehr u
orsythe wollte eigentlich gar nicht ins Filmbusiness, nahm aber – zögerlich – einen Ratschlag seines alten Herrn an und ging schließlich zur damals noch neuen und später weltberühmten Schauspielschule The Actors Studio, wo er in der ersten Abschlussklasse war und als Lehrer spätere Weltstars wie Marlon Brando, Montgomery Clift, Julie Harris und auch seine spätere Mitspielerin Joan Collins unterrichten sollte. Seine Karriere als Schauspieler begann 1943, er landete 1955 („Immer Ärger mit Harry") und 1969 („Topaz") bei Übergenie Alfred Hitchcock und spielte darüber hinaus in famosen Filmen wie „Kaltblütig" (1967) oder „… und Gerechtigkeit für alle" (1979) mit – doch der richtig große, finanziell sehr einträgliche Erfolg war ihm vor allem im Fernsehen vergönnt. Zuerst 1957 mit der Hit-Comedy „Bachelor Father" und danach vor allem während der 13-jährigen Zusammenarbeit mit TV-Mogul Aaron Spelling, die 1976 begann. Zuerst lieh er dem mysteriösen Millionär Charles Townsend in der Kult-Serie „Charlie’s Angels" seine Stimme und wurde dadurch zum Schauspieler mit dem höchsten Stundensatz (sein Text für eine ganze Episode wurde oft kurz vor dem Mittagessen in ein paar Minuten eingesprochen). Ulkigerweise bekam er den Job damals durch Zufall: Eigentlich war Gig Young („Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss") für die Rolle vorgesehen, der erschien aber dermaßen betrunken zur Aufnahmesession, dass er seine Zeilen nicht mehr deutlich rausbekam, weswegen ihn die Produzenten feuern mussten. Es war jedoch Freitagabend, und am Montag sollte der Pilotfilm auf Sendung gehen! Kurzerhand rief Spelling dann Forsythe
Vergleich mit der „realistischen" Soap-Opera-Konkurrenz, die oftmals vor Vergleic darum bemüht ist, banalsten Alltag nachzuzeichnen, wahrscheinlich allem d
an, der noch im Schlafanzug ins Studio fuhr, den Text aufnahm und wieder schlafen ging. Diese Spontaneität brachte ihm 40.000 Dollar
Foto: Bildarchiv Hallhuber
A
Seite
84
■
GoodTimes
2/2016
F
Die Carringtons und die Colbys v.l.: Linda Evans, John Forsythe, Barbara Stanwyck, Charlton Heston, Stephanie Beacham
Foto: Bildarchiv Hallhuber
pro Episode ein und bei den 2000 und 2003 gedrehten Kinofilmen („3 Engel für Charlie" und „3 Engel für Charlie – Volle Power") noch einmal satte fünf Millionen. Gewissermaßen die Pointe: Ein weiteres Fehlverhalten eines anderen Kollegen ermöglichte ihm direkt im Anschluss dann Weltruhm und auch die nächsten Jahre viel, viel Geld. Eigentlich sollte nämlich der spätere „A-Team"Chef George Peppard Blake Carrington zum Leben erwecken. Doch Peppard wurde auch hier wieder seinem Ruf als schwieriger und unzugänglicher Zeitgenosse gerecht und zerstritt sich bereits nach einer Woche Dreharbeiten mit Spelling, da er nicht wollte, dass seine Rolle auch finsterere Seiten hat. Peppard wurde entlassen, Forsythe ergriff die Gelegenheit beim Schopf, der Rest ist Geschichte. ei Joan Collins hingegen handelte es sich nicht um die zweite Wahl – sie war noch nicht einmal die Drittbesetzung, sondern wurde erst genommen, als Verhandlungen mit jeder Menge anderer Schauspielerinnen (u.a. Sophia Loren, Elizabeth Taylor, Raquel Welch) scheiterten und sich Schöpferin Esther Shapiro an sie erinnerte. Das war ein ausgesprochener Glücksfall, denn die zu diesem Zeitpunkt fast 50-jährige Schauspielerin bedankte sich mit einer Jahrhundert-Vorstellung, die zwischen „höchst sensibel" (eher selten) und „tiefster sibirischer Winterkälte" (weitaus häufiger) die komplette Bandbreite abdeckte. In Kombination mit ihren gefühlt 237 Kostümwechseln pro Staffel wurde sie darob zur SoapOpera-Ikone schlechthin. Auch Joan Collins hatte damals jedoch schon eine Menge vorzuweisen: Erste Bühnenerfahrung wurde bereits im zarten Alter von neun Jahren gesammelt, eine Ausbildung an der hochangesehenen Royal Academy Of Dramatic Art in London brachte die Collins-Blüte dann zum Reifen. Im Alter von 22 Jahren ging sie nach Hollywood, der erste große Kassenknüller war „I Believe In You" von Basil Dearden und Michael Relph (1952). Danach drehte sie unter Legenden wie Howard Hawks, Richard Fleischer, Henry King, Henry Hathaway und Raoul Walsh.
B
b 1963 nahm sie nach ihrer Heirat mit dem englischen Schauspieler und Sänger Anthony Newley, mit dem sie zwei Kinder bekam, der Familie zuliebe eine Auszeit und setzte danach ihre Karriere mit eher mäßigem Erfolg im Fernsehen fort. In den 70ern folgten einige Horrorfilme wie die Hammer-Produktion „Furcht in der Nacht", die zwar überwiegend sehenswert sind, ihr karrieretechnisch aber nicht unbedingt förderlich waren. Erst als zwei Romane ihrer jüngeren und als Schriftstellerin extrem erfolgreichen Schwester Jackie Collins verfilmt wurden (1978 „Die Stute" und 1979 „Lady Diamond"), hatte sie ihre nächsten, wirklich großen Kassenknüller („Die Stute" spielte bei einem Budget von gerade mal 600.000 über 20 Millionen Dollar ein). Allerdings waren die Schwestern wenig begeistert von den fragwürdigen, leicht „schmierigen" Werken. Oliver Tobias, der die männliche Hauptrolle in „Die Stute" hatte, befand sogar, dass ihm der Film die Karriere ruiniert habe. Joan Collins war aber dennoch dankbar, denn plötzlich war sie wieder auf dem Radar, und zudem sahen glücklicherweise auch die Shapiros, die gerade auf der Suche nach ihrer Alexis waren, diese Filme. Und so wurde das Biest geboren.
A
er vom „Denver-Clan" an sich noch nicht genug hat, kann übrigens auch zum kurzlebigen Spin-off „Die Colbys" greifen: 1985 erreichte die Mutterserie allerhöchste Einschaltquoten in den USA, und da man die Kuh, solange sie
© Pressefotos
W
Milch gibt, ordentlich melken soll, wurde alsbald ein Ableger entwickelt, dessen Handlungsstränge sich mit denen des „Denver-Clan" nicht nur überschnitten, sondern ihm auch ansonsten recht ähnlich war, allerdings in einer Episode den Wahnwitz in Schwindel erregende Höhen treiben sollte: So ließ man Blakes Tochter Fallon am Ende der sechsten „DenverClan"-Staffel in die erste Staffel von „Die Colbys" wechseln, wo sie dann im Finale der zweiten Runde von einem UFO (!) entführt wurde und in der achten Season des „Denver-Clan" wieder auftauchte! Aller Irrwitz (man engagierte für die Trickeffekte sogar extra jemanden aus der „Star Wars"-Crew) nutzte aber nichts: Nach zwei Staffeln war Schluss, die Quoten zu schwach, die Konkurrenz zu stark. Dennoch: Ein Anschauen lohnt sich! Auch wegen der erstklassigen Besetzung mit Charlton Heston, Stephanie Beacham, Maxwell Caulfield, Ricardo Montalbán und Barbara Stanwyck. 1): Multi-camera-setup: Eine Szene wird mit mehreren Kamera gleichzeitig gedreht, was Kosten spart, da man unter anderem mehrere verschiedene Einstellungen gleichzeitig drehen kann und auch nicht ständig neu ausleuchten muss. 2): Single-camera-setup: Eine Szene wird mit einer, maximal zwei Kameras gedreht, die übliche Produktionsweise bei Kinofilmen, erlaubt große Flexibilität, ist aber auch teurer. 3): Camp: Unter Camp wird eine stilistisch überpointierte Art der Wahrnehmung verstanden, die sich am Künstlichen und an der Übertreibung ausrichtet, dadurch aber auch eine ästhetische Aufwertung erfährt.
– FUN - FACTS – • Esther Shapiro wurde durch den Roman I, Claudius" von Robert " Graves, einer fiktiven Autobiografie des römischen Eroberers Claudius, zu Denver-Clan" inspiriert. " • Pilotfilme sind normalerweise doppelt so lang wie eine Serienfolge; der Denver-Clan"-Pilot ist dreimal so lang. " • Die berühmte letzte Episode der fünften Season ( Königliche " Hochzeit"), das Moldawien-Massaker", wurde allein in den USA von " 60 Millionen Zuschauern gesehen. • Joan Collins bekam ab Staffel sechs 60.000 Dollar pro Episode. • Die Serie wurde 1989 mit einer Reihe von offenen Handlungsfäden eingestellt. Auf Drängen der Zuschauer veröffentlichte man 1991 die Mini-Serie Denver – Die Entscheidung". Die Enttäuschung war " aber groß, da bei weitem nicht alle Fragen beantwortet wurden. • Mit Denver-Clan" hielten die Catfights Einzug in die Soap-Opera: " Vor allem bei den Rivalitäten zwischen Alexis und Krystle wurden mehr als einmal die Krallen ausgefahren, und es kam zu körperlichen Auseinandersetzungen, die bald zum Highlight der Serie wurden. • John Forsythe taucht als einziger Darsteller in allen 218 Episoden auf. • Es war Joan Collins, die vorschlug, aus der ursprünglich weit weniger aggressiv angelegten Alexis-Figur einen weiblichen JR Ewing (Bösewicht von Dallas") zu machen. " • Hollywood-Legende Rock Hudson hatte in der fünften Staffel seinen letzten Auftritt (er starb noch im Ausstrahlungsjahr 1985) und löste dank seiner Todesursache, Aids, noch posthum einen Skandal aus: Es war zu dieser Zeit so wenig über die Krankheit bekannt, dass man Angst bekam, Hudson hätte vielleichte in einer Kussszene Linda Evans angesteckt. Dank der Boulevardpresse, die das Thema noch zusätzlich befeuerte, gerieten Kussszenen im Kino und im TV ins Kreuzfeuer der Kritik. • Laut Klatschpresse vertrugen sich Joan Collins und Linda Evans auch hinter der Kamera nicht. Tatsächlich kamen aber John Forsythe und Joan Collins nicht miteinander zurecht.
GoodTimes
2/2016
■
Seite
85
Drive-In Theater
Der Kinosessel auf vier Rädern wurde 80! Als am 31. März 1960 das erste deutsche Autokino in Gravenbruch öffnete, hatten viele der Besucher nur eines im Sinn – ungestört mit der Jugendliebe kuscheln und knutschen! Der Premierenfilm „Der König und ich" mit Yul Brunner und Deborah Kerr in den Hauptrollen interessierte da nur am Rande. Seitdem hat sich einiges geändert, gekuschelt wird aber immer noch.
Von Markus Nöth Seite
86
■
as sogenannte Drive-In Theater wurde vor über 80 Jahren in Amerika erfunden. Genauer gesagt in New Jersey. Da kam einem gewissen Richard Hollingshead eines Abends die Idee dazu: Er stellte in der Dämmerung einen Projektor auf das Dach seines Wagens, richtete ihn auf das Garagentor und sah sich seinen Lieblingsfilm vom Fahrersitz aus an. Das Autokino war erfunden, und ab 1933 nahm dann alles seinen Lauf.
D
Aber erst die verbesserte Technik führte ab den 1950er Jahren zu einem regelrechten Boom dieses neuen „Abendprogramms". Lautsprecher in den Autos ersetzten fortan die eher unpraktischen Boxen neben der Leinwand. Gegen Ende des Jahrzehnts luden bereits mehrere tausend Drive-Ins zum kuscheligen Filmeschauen auf der Sitzbank ein – der Trend war nicht mehr aufzuhalten!
GoodTimes
2/2016
Nach Europa bzw. Deutschland schwappte die in den Staaten geborene Erfindung – wie so oft – erst Jahre später über. Dafür aber umso heftiger. Das erste deutsche Autokino in Gravenbruch bei Frankfurt war 1960 noch eine kleine Sensation: Mehr als 1000 Besucher kamen bereits am Eröffnungsabend und erlebten erstmals „Hollywood auf dem Parkplatz". Und der Oscar-prämierte Liebesfilm „Der König und ich" war dabei bestimmt für die eine oder andere Inspiration gut. Denn um traute Zweisamkeit ging und geht es ja schon immer bei einem Besuch im Autokino: Zu zweit als Pärchen macht(e) es am meisten Spaß! Viele Autokinos locken ihre Besucher allerdings auch heute nicht nur wegen der Retro-Atmosphäre an. Auf der eigenen Sitzbank gibt es eben kein nerviges Kichern und kein Popcorn-Knistern vom Nachbarn. Man sitzt ganz privat hinter seiner eigenen Windschutzscheibe. Und wer kein eigenes Fahrzeug hat, der leiht sich für diesen besonderen Abend eben einen passenden Wagen aus – vielleicht sogar aus Papas Garage. Zudem kann man seine kulinarische Versorgung bequem von zu Hause mitbringen und muss sie nicht umständlich schmuggeln wie im „normalen" Kino. 1977 war es dann endlich auch im Osten der Republik soweit: Das erste und einzige Autokino der DDR entstand. Im Grunde mehr aus der Not heraus. Denn die Filme in Zempow wurden auf dem Gelände der ehemaligen Hühnermast-LPG open-air gezeigt. Im total verregneten Sommer 1977 flüchteten die Besucher dabei zunehmend in ihre Autos. Das Freiluftkino wurde also kurzerhand zum Autokino umfunktioniert. Besonders gerne lassen sich heute Oldtimer-Besitzer den Reiz dieser speziellen Kinoerfahrung nicht mehr entgehen. Auch ich gehöre zu
1978 der Hit im Autokino – Grease mit John Travolta und Olivia Newton-John
der Spezies, die in ihrem Mercedes-Oldie aus den 1970er Jahren hier ein Stück große Freiheit genießt. Wenn kurz zuvor noch der V8-Motor blubberte und sich der Benzingeruch quasi mit dem Film – der in diesem Fall „The Fast And The Furious" heißt – gedanklich verbindet … einzigartig! Die beste Jahreszeit für diese Träume von der großen Freiheit GoodTimes
ist natürlich zwischen April und Oktober, wenn man noch keinen Heizstrahler fürs Auto-Innere benötigt, um derart die volle Filmlänge mit angenehmer Zimmertemperatur zu überstehen. Apropos Technik: Der Parkplatzboden der Kinos ist stets wellenförmig angelegt, so dass das Auto leicht erhöht steht – also gute Sicht für alle. Der Filmton kam noch bis in die 1980er Jahre aus separaten Lautsprechern, die einfach ins Innere des Fahrzeugs gehängt wurden. Heute wird der Ton allerdings via Dolby Stereo auf UKW direkt auf eine bestimmte Radiofrequenz übertragen. Die Heizstrahler für die eher knackig kalten Wintermonate sind dagegen auch heute noch eher ein Relikt aus der guten alten Zeit. Modern wird es dann wieder bei der Lichttechnik: Die 35-mm-Filmprojektoren besitzen eine Lichtleistung von rund 4500 Watt aufwärts. Ausreichend genug, um die Leinwand von rund 600 Quadratmetern bei einer Höhe von bis zu 15 Metern optimal zu bestrahlen. In den Spitzenzeiten zog ein Autokino in den 1970er Jahren bis zu 500.000 Besucher im Jahr an, und das nicht immer mit den neuesten und schon gar nicht mit jugendfreien Streifen. Doch bereits nach 1980 kam es in Deutschland wie auch in den Staaten zu einem drastischen Rückgang der Besucherzahlen. Der wachsende Homevideo-Markt („Video 2000") und die fortschreitende Privatisierung des Fernsehens zeigten ihre Wirkung. Hinzukam dann 1980 auch noch die Einführung der Sommerzeit – und so wurde es zur schönsten Jahreszeit fortan erst um halb elf dunkel. Zu spät für so manchen Frühaufsteher. So mussten denn viele Kinos in dieser schwierigen Zeit mangels Publikum schließen. Andere wiederum ließen sich was einfallen. Wie beispielsweise das Autokino in Pratteln, wo noch voller Körpereinsatz gefragt ist. Und so mancher Besucher sich fragt, wo hier die Leinwand anfängt und das echte Leben aufhört – die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit verwischen gewollt. Man ist Zuschauer und Darsteller zugleich. Hollywood-Romantik zum Anfassen also, inklusive des dazugehörigen Elvis-Imi Repertoires an Elvis-Imitaten, eines Highway-Cops in waschechter Uniform, Showgirls und vielem mehr, was es später im Film dann im Origina zu bestaunen gibt. Die Vorführung beginnt Original um acht, die Show um sechs! Mit Filmbeginn schl schlägt dann die große Stunde der Rollergirls. Sie serv servieren auf Rollschuhen vom Burger bis zum Mi Milchshake so gut wie alles, was das (nicht nur am amerikanische) Herz begehrt. Und dabei gibt man seine Bestellung vom Fahrersitz aus quasi m direkt ins Dekolleté der Damen auf. Ein Konzept, dir das offenbar ankommt ... 2/2016
■
Seite
87
Der King hält Hof in der hessischen Provinz 1957 war der blutjunge Elvis Presley in den Vereinigten Staaten bereits ein
gefeierter und wohlhabender Star. Erst im Frühjahr hatte der Musiker sein prächtiges Anwesen Graceland in Memphis bezogen, und er genoss seinen Erfolg in vollen Zügen. Doch Ende 1957 änderte sich alles: Presley erhielt seinen offiziellen Einberufungsbescheid zum Militärdienst. Der King soll die Situation allerdings ziemlich gefasst kommentiert haben: „Es ist eine Pflicht, die ich zu erfüllen gedenke.“
K
lar, dass sofort zahlreiche militärische Einheiten um den prominenten Rekruten buhlten. Selbstverständlich wurde angenommen, dass Presley – genau wie andere Berühmtheiten – den bequemen Weg in die so genannten Special Services einschlagen würde. Hier wäre ihm das spartanische Soldatenleben erspart geblieben, und er hätte lediglich Showeinsätze für seine Kameraden absolvieren müssen. Doch Presley erwies sich als eigensinnig und erklärte, er wolle als ganz normaler Soldat dienen. Das Risiko für seine damals noch junge Karriere war immens: Fast zwei Jahre lang würde das Jugendidol keine Bühnenauftritte machen, keine neuen Songs aufnehmen und keine Hauptrollen in Kinofilmen besetzen. War der Elvis-Kult robust genug, eine derart lange Abstinenz zu überleben? Gleich im Frühjahr 1958 startete Presley dann seine Grundausbildung in Fort Hood in Texas. Die Army schulte ihn für den Einsatz in einem Panzerbataillon. Während der letzten Tage seiner Zeit in Fort Hood starb seine geliebte Mutter Gladys am 14. August 1958 Seite
88
■
an Herzversagen. Sie wurde nur 46 Jahre alt. Elvis hatte ein sehr enges Verhältnis zu ihr und verfiel in eine tiefe Depression. Vielleicht war es deshalb ein Segen, dass der Sänger nur wenige Wochen nach der Beerdigung einen Truppentransporter besteigen musste und die Überfahrt ins fremde Deutschland antrat. Am 1. Oktober 1958 machte die General G. M. Randall an der Columbuskaje in Bremerhaven fest, und Elvis Presley betrat zum ersten Mal deutschen Boden. Von der Nordsee-Stadt aus setzte der King seine Reise per Zug fort und erreichte schließlich sein Ziel: Friedberg. Die hessische Stadt liegt etwa 30 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main in der Wetterau. Elvis diente dort im 1st Medium Tank Battalion/32nd Armor der 3. US-Panzerdivision. Die Army gestattete Presley, außerhalb des Militärareals zu wohnen, und so schaute sich der Star in der näheren Umgebung nach einer passenden Bleibe um. Hierbei verschmähte verschmäht er das beschauliche Friedberg und wandte sich lieber der Nachbarstadt w Bad B Nauheim zu. Als Kurort hatte Bad Nauheim um 1900 herum Weltrang N genossen und Tausende von Gästen g empfangen, darunter viele Prominente e wie w Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth von Österreich, den späteren E US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, U Albert Einstein, Erich Kästner, Alfred A Krupp, das deutsche Kaiserpaar K Wilhelm I. und Augusta oder Zar W Der Elvis-Presley-Platz Nikolaus II. und Zarin Alexandra N in Bad Nauheim Feodorowna. F
GoodTimes
2/2016
t treu und trainierte mit großem Engagement. Zweitens lernte E Elvis im September 1959 auf E einer seiner zahlreichen Partys e in i der Goethestraße seine spätere Ehefrau Priscilla Beaulieu t kennen. Das damals erst 14 k Jahre alte Mädchen bezauberJ te t den King auf den ersten Blick! Allerdings kam Presley in B Bad Nauheim jedoch auch zum B eersten Mal mit Amphetaminen iin Berührung. Diese wurden an a die Soldaten ausgegeben, Die Elvis-Stele um u bei den Manövern länger vor der Villa Grunewald einsatzbereit bleiben zu köne nen. Schon bald war der King n vom dauerhaften Nutzen dieser v Präparate überzeugt – eine verDie Wohnungssuche Di W h h erwies i sich i h als l nicht i ht ganz unproblematisch, bl ti h P Botschaften von Fans unter der Stele hängnisvolle Affinität, die viele denn der Familienmensch Elvis reiste nicht allein: Sein Vater Vernon, h Jahre später ihren tragischen seine Großmutter Minnie Mae und zwei Freunde hatten ihn nach J Tribut fordern sollte. Europa begleitet. Zunächst wohnte der Presley-Clan in Hilberts T Nach vielen Abenteuern, Parkhotel, dann bezog die ungewöhnliche Reisegruppe in der monN Erlebnissen und Begegnungen dänen Villa Grunewald eine ganze Etage. Nachdem es durch nächtliE endete Presleys Zeit in Bad che Ruhestörungen zu Problemen mit dem Hotelbesitzer gekommen e Nauheim im Jahr 1960. Am war, entschied sich Elvis für eine andere Lösung und mietete ein Haus N 1. März hielt er bei einer an der Bad Nauheimer Goethestraße 14. Im Februar 1959 bezog die Abschiedskonferenz in den Presley-Entourage diese neue Adresse. In den nächsten 13 Monaten A Friedberger Ray Barracks ein verwandelte sich das äußerlich recht gewöhnliche Einfamilienhaus in F letztes Mal Hof, tags darauf einen wahren Wallfahrtsort für Elvis-Fans aus der ganzen nzen Welt. Tag l fl og er von zurück in die und Nacht belagerten Presley-Verehrer das Anwesen flog on der Rhein-Main-Air-Base Rhein USA. Es war ein Abschied für immer – Friedberg und und hofften auf Blicke, Begegnungen, Gespräche U Bad oder Autogramme. Und im Gegensatz zu heute, wo B Nauheim hat Elvis Presley niemals wiedergesehen. Seiner Karriere hat die Militärzeit in Germany übrigens Megastars von Dutzenden von Sicherheitsspezialisten S allen Befürchtungen zum Trotz keineswegs geschadet. hermetisch abgeschirmt werden, waren die Chancen a Heute sind all diese Ereignisse weit über ein halbes auf Kontakt zu Elvis damals ziemlich gut! Pünktlich H Jahrhundert her, mehr als ein halbes Menschenleben. wie ein Uhrwerk verbrachte der King von Montag J Lohnt sich für Elvis-Interessierte also überhaupt noch bis Freitag seine Mittagspause in der Goethestraße. L ein Nach Dienstschluss um 17 Uhr kam er jeden Werktag e Besuch in der Wetterau? Zunächst wird jeder Besucher überrascht sein, wie wenig Kapital die beipünktlich nach Hause. Ein Hinweisschild machte auf B den Städte aus ihrem hochprominenten Besucher die Autogrammstunde aufmerksam: Täglich nahm d geschlagen haben. Es gibt kein großes Denkmal, sich Elvis zwischen 19 Uhr 30 und 20 Uhr Zeit zum g kein Museum, keine Andenken-Verkäufer. Waren hier Signieren. Zusätzlich konnte man dem Star an vielen k deutsche Bescheidenheit oder deutsche Schläfrigkeit Sonntagen bei seiner liebsten sportlichen Betätigung d die treibenden Kräfte? Immerhin findet jeden vierten zusehen: dem Football. Einigen Fans war dies alles d Die Lieblingskonditorei aber nicht genug. Sie wollten ihrem Idol noch näher SSamstag im Monat eine zweistündige Elvis-Führung des King: Cafe Bienenkorb sein. Aufdringliche Zeitgenossen versuchten, durch iin Bad Nauheim statt. Mit viel Leidenschaft bekommt der Besucher hier Orte wie die Villa die Fenster des Hauses geheime Blicke zu erhaschen d Grunewald, die Goethestraße 14 oder oder gar in das Domizil einzusteigen. Infolgedessen G die Lieblingskonditorei von Elvis zu blieben die Rollläden in der Goethestraße 14 schon d bald Tag und Nacht geschlossen. Trotzdem ließen s sehen. Seit 1995 steht an der Villa es sich die Elvis-Aficionados nicht nehmen, zu jeder G Grunewald sogar eine kleine Elvis-Stele. Tageszeit die Klingel zu betätigen, Presleys Kleidung F Fans aus aller Welt legen hier nahezu von der Wäscheleine zu stehlen oder schmachtende t täglich kleine Botschaften, Blumen oder Liebesbotschaften am Gartenzaun zu hinterlassen. K Kuscheltiere ab. Auch Friedberg ehrt den Mehrmals im Jahr musste Elvis höchstpersönlich den K King mit einem Elvis-Presley-Platz und Zaun neu streichen – auch das war natürlich ein einer Statue vor den ehemaligen Ray e Ereignis der Extraklasse! Barracks. Die Wetterau ist indes nicht B Seine Kameraden beschrieben Elvis Presley als fähig, Graceland, Elvis-Fans erwartet hier eher G Das Elvis-Haus in der Goethestraße 14 umgänglich, großzügig und bescheiden. Der Ruhm ein e stiller Gedenkort, der in schönster und die allgegenwärtige Verehrung waren dem Südstaaten-Jungen Landschaft für Süd t t J L d h ft reichlich i hli h Freiraum F i fü die eigene Fantasie lässt. Nichts ist ganz offensichtlich nicht zu Kopfe gestiegen. Vielleicht bewahrte die kommerziell, grell oder bemüht authentisch gestaltet. So bleibt Platz für Erinnerung an seine Kindheit in einfachsten Verhältnissen ihn vor zu eigene Gedanken an die Musik, das Leben und den Tod des US-Idols. Bad großer Abgehobenheit? Wirkte die beschauliche, altehrwürdige Kulisse Nauheim ist eben Elvis im Kleinen: Fast alles von der Größe, aber auch der Tragik einer Weltkarriere kündigte sich hier – mitten in der friedlichsten von Bad Nauheim beruhigend, ja erdend auf Elvis? Immerhin hatte Provinz – bereits an. Und wenn man mit einem Elvis-Song auf den Lippen der junge Mann immer noch den frühen Tod seiner Mutter und seinen oder seiner Musik in den Ohren gemächlich von der Villa Grunewald zur kometengleichen Aufstieg zu verarbeiten. Feststeht, dass der Aufenthalt Goethestraße 14 promeniert, dann spürt man ihn ganz sanft vorbeistreiin Bad Nauheim gleich in mehrfacher Hinsicht sehr bedeutsam in seiner chen, den ewig jungen Geist von Elvis ... Biografie ist. Erstens entdeckte er in Hessen seine Leidenschaft für Karate: Nicolas von Lettow-Vorbeck Bis zum Ende seines Lebens blieb Elvis dem asiatischen Kampfsport Villa Grunewald
GoodTimes
2/2016
■
Seite
89
Max Kruse
Für immer Kind sein! enn ich im Gespräch mit alten und neuen Freunden irgendwann erwähne, dass ich neben so einigen anderen Städten auch ein paar Jahre in Augsburg zu Hause war, dann folgt mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit rasch der Ausruf: „Ah, Puppenkiste!” Nicht etwa „Fuggerei”, immerhin die erste Sozialsiedlung der Welt, oder „AEV”, immerhin der älteste Eishockeyverein Deutschlands. Nein, mit Augsburg verbindet beinahe jeder zunächst die „Puppenkiste". Gar nicht so verwunderlich, denn dieses Marionettentheater, gegründet 1948 im historischen Heilig-Geist-Spital in der Altstadt, wo es bis heute zu Hause ist, befeuert mit märchenhaften Gestalten wie dem Urmel, Jim Knopf oder dem kleinen König Kalle Wirsch auf überaus sympathische, herzerwärmende Weise die Träume, Sehnsüchte und Fantasien von Millionen Bewunderern, ganz gleich ob jung oder alt. Ein Mann, der den wohl unvergesslichsten, berühmtesten und charmantesten „Puppenkiste”-Figuren LLeben b eingehaucht i h ht hat, ist der am 4. September 2015 verstorbene Autor Max Kruse. Darunter eben neben dem unsterblichen Urmel und seinen Freunden wie Feinden auch „der Löwe”, der „los ist” bzw. „gut gebrüllt hat”. Doch Kruse hat nicht nur bezaubernde Vorlagen für die „Puppenkiste” geliefert, sondern auch Dutzende weitere, immer wieder auch kuriose Gestalten kreiert, erwähnt seien hier nur: Don Blech, Lord Schmetterhemd oder Kasper Lari. Mit ihrer Hilfe schuf sich der 1921 in Sachsen-Anhalt gebore-
W
Seite
90
■
n Kruse nicht nur einen ureigenen Mikrokosmos, ne ssondern avancierte zu einem der bedeutendsten Kinderbuchautoren auf unserem Planeten. K Dass der Mann kein Problem damit haben würde, D ssich regelmäßig im Reich der eigenen Fantasie aaufzuhalten und sich dort die wildesten Abenteuer aauszumalen, lag wohl an seinen Genen. Geboren aals jüngster Spross von insgesamt acht Kindern, waren die Eltern w Vollblutkünstler V par excellence: p Vater Max ein bedeutender Bildhauer, Mutter V Käthe eine heute legendäre Puppenkünstlerin. Die K aausgebildete Theaterschauspielerin empfand die Gesichtszüge der mit weichen Stoffkörpern verseG henen Puppen denen ihrer eigenen Kinder nach. h SSchon bei der ersten Präsentation 1910 im Berliner Warenhaus Tietz erfreuten sich Käthe Kruses W Kreationen äußerster Beliebtheit. Schnell baute sie K aauf dieser Basis eine eigene Manufaktur und damit ein Unternehmen auf. i florierendes i d U t Nach dem Zweiten Weltkrieg – und nachdem ihr Ehemann bereits 1942 gestorben war – konnte die Puppenproduktion in der damaligen pp p g „Sowjetischen Besatzungszone" allerdings kaum aufrechterhalten werden. 1952 wurde Kruses Unternehmen schließlich gar in einen „Volkseigenen Betrieb” umgewandelt. Als Reaktion auf diese Enteignung gründeten zwei von Käthes Söhnen, Seine Eltern Käthe und Max Kruse allen voran der spätere
GoodTimes
2/2016
Kinderbuchautor Max, Werkstätten im Westen Deutschlands, nämlich in Bad Pyrmont und Donauwörth. Die Mutter folgte den Söhnen 1954 in die Bundesrepublik. Max Junior selbst war zu jener Zeit bereits verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er hatte in München zunächst als Werbetexter gearbeitet, später als freier Schriftsteller. Sein erstes Buch, „Der Löwe ist los”, war 1952 in den Handel gekommen und gleich ein großer Erfolg geworden. Letztlich war es seine Mutter gewesen, die ihn dazu gebracht hatte, sich Plots für Kinderromane auszudenken: Sie hatte sich vom jüngsten Spross jede Menge Geschichten zu etlichen ihrer Plüschtiere gewünscht. So wurde als eine Art Pionier der aus dem Zoo geflüchtete Ausreißer-Löwe geboren, der am Ende dafür sorgte, dass Max Kruse seine wahre Bestimmung fand. In den folgenden Jahrzehnten schrieb der scheue, introvertierte Autor mehr als 50 Bücher – Geschichten für neugierige Kinder (und Kind gebliebene Erwachsene), vor allem auch entworfen für Leser, die sich zu Hause fühlten in einer gesunden Natur und diese unbedingt erhalten wollten, gern auch mit nonkonformistischen Mitteln. Max Kruse verlieh seinen unangepassten Helden häufig eine liebenswerte Kauzigkeit und Skurrilität. Vor allem aber hielten seine Schöpfungen unbeirrt in allen Lebenslagen zusammen, so unterschiedlich ihre Charaktere sein mochten. Die berühmteste Figur Kruses – das Urmel – hat die Welt ausgerechnet einer Tiefkühltruhe zu verdanken! Die „Augsburger g g Puppenkiste” pp wünschte sich vom Autor auf Grund der Vorgängererfolge eine neue Geschichte mit neuen Figuren. Das war im Herbst 1967, Kruse erinnerte sich daran in seiner Autobiografie „Im Wandel der Zeit”. Der zuständige Regisseur pochte auf Abenteuer mit Tieren oder tierischen Fantasiefiguren. Doch davon hatte der Literat in der Vergangenheit schon jede Menge kreiert. Er wollte diesmal etwas ganz Besonderes. Max dachte B d M Kruse K d ht nach, doch nichts Vernünftiges wollte ihm einfallen. Erst als er das Abendessen für die Familie plante und sich an eine Forelle in der jüngst erworbenen Tiefkühltruhe erinnerte, fiel der Groschen: „Ich dachte an ein Tier aus der Urzeit, das im Eis viele Jahrtausende überstanden hat”, schreibt er in seinen Erinnerungen. „Das war es!” Zu diesem Urmel (zusammengesetzt aus der „Ur"-Zeit und der Koseform „mel”) gesellte sich dann rasch das originäre soziale Umfeld der Kult-Figur, etwa Professor Tibatong, Schwein Wutz, der Waran Wawa in seiner „Mupfel”, wie das Urmel dessen muscheliges Zuhause nennt, Pinguin Ping sowie der wunderbar-melancholische Seele-Fant, der liebend gern traurige Lieder zum Besten gibt ... Stellt sich eine entscheidende Frage: Woher kam all die überbordende Fantasie? Max Kruse war ein stets zuvorkommender, freundlicher, fröhlicher Mensch – so behielten ihn Freunde und Zeitgenossen jedenfalls in Erinnerung. Aber er war auch ein zurückhaltender, beinahe stiller Charakter. In Interviews mit Medienvertretern sprach der großgewachsene Mann mit dem markanten Bartwuchs „gerne in Pausen”, wie es sein langjähriger Weggefährte, der Journalist und Autor Wieland Freund, in seinem Nachruf auf Kruse in der Zeitung „Die Welt” formulierte. Und er fügte hinzu: „Saß man ihm in seinem hellen Wohnzimmer im bayerischen Penzberg gegenüber, blickte er eher schüchtern GoodTimes
als zögernd auf sein Leben zurück, das schier unvorstellbar weit zurück in die deutsche Kulturgeschichte reichte.” Denn es war ja so: Papa Max Kruse Senior war lange vor und auch nach dem Ersten Weltkrieg Teil der Weimarer Bohème gewesen und als einflussreicher Künstler verehrt worden. Friedrich Nietzsche hatte für ihn Modell gesessen, für Max Reinhardt entwarf er ein berühmt gewordenes Bühnenbild. Max Junior selbst wiederum hatte als Kind einst auf Gerhart Hauptmanns Schoß gesessen. Wen wundert es, dass in einem Menschen mit solcher – auch ererbter – Vergangenheit das Reich der Fantasie in die buntesten,, prächtigsten Farben getaucht ist? Wen wundert es, dass er das Genre des deutschsprachigen Kinderbuchs nach Ende des Zweiten Weltkriegs neu erfand? Dieses Phänomen ist allerdings natürlich nicht auf Max Kruse allein zurückzuführen: In Süddeutschland fand sich damals mit ihm, Michael Ende, Otfried Preußler und James Krüss eine Art „Gruppe 47 der Jugendliteratur” zusammen. Vier junge Männer, die dem Schrecken des Nationalsozialismus mit ihren Texten ein wildwucherndes Paradies für junge Menschen enti d gebetsmühlenartig b t ühl ti iin gegensetzten. Max Kruse hat immer wieder Gesprächen erklärt: „Ich möchte für immer Kind sein, weil sich das schnöde Erwachsenen-Leben nicht wirklich lohnt.” Trotz allem war die Vita von Kruse aber nicht frei von Schicksalsschlägen. So verunglückte etwa – „das ist mein größter Schmerz auf Lebzeiten”, hatte er stets betont – sein Sohn Stefan 14-jährig bei einem Fahrradunfall tödlich. Dieser tragische Umstand führte in der Folge zur Erfindung von äußerst melancholischen Gestalten, insbesondere auch des Seele-Fanten, in dem viele Kruses Alter Ego nach Ableben des Sohns sahen. Aber auch Professor Tibatong ist in gewisser Weise ein Selbstporträt Max Kruses – der manchmal geschwätzige, aber immer grundsympathische Lehrer brachte seinem stillen Schöpfer durch die bloße Anwesenheit das Sprechen bei, die Fähigkeit zum Kontakt und zur Kommunikation mit der Außenwelt. „Mit Max Kruse verliert die deutschee Kinderliteratur einen Autor, der eine ganzee Generation von Lesern geprägt gt hat”, teilte der Thienemann n Verlag nach dem Tod seiness Autors der Öffentlichkeit mit.. Eine glatte Untertreibung! Denn Kruses einzigartige Figuren haben viele Lesergenerationen in zahlreichen – und sehr unterschiedlichen – Ländern auff ih ihrem W Weg iins d Erwachsenenleben begleitet. Das letzte von Max Kruse geschriebene Buch erschien übrigens im Frühjahr 2014. Wieder war es seinem Saurierliebling gewidmet: „Urmel fliegt zum Mond”. Dank Hörspielen, der DVDs der „Augsburger Puppenkiste”, eines Musicals und Kinofilmen hat dieses Geschöpf nicht nur die Eiszeit überlebt. Sondern auch seinen rührigen Erfinder. Es macht damit Max Kruse definitiv unsterblich. Michael Fuchs-Gamböck 2/2016
■
Seite
91
Roland Kaiser
„Ich will Foto: Bildarchiv Hallhuber
Spaß haben"
Foto: © Paul Schirnhofer
Über 50 Millionen verkaufte Tonträger, mehr als elf Millionen Klicks seit August 2014 für das Video zur Single "Warum hast du nicht nein gesagt", Einstieg in die Charts auf Platz 2 mit dem neuen Album AUF DEN KOPF GESTELLT! Seine Plattenfirma übertreibt in der Tat nicht, wenn sie im Info zur CD schreibt, dass Roland Kaiser zu den bekanntesten Protagonisten des deutschen Schlagers gehöre. Am 10. Mai wird der gebürtige Berliner 64 Jahre alt. Er ist wieder obenauf – karrieremäßig ebenso wie gesundheitlich nach seiner Lungentransplantation im Februar 2010. Ein Thema, zu dem er sich heute im Interview nicht mehr äußern will, weil es schon so lange her sei. Der als Ronald Keiler geborene Musiker kann auf eine Laufbahn zurückblicken, die inzwischen 42 Jahre anhält, mit allen Höhen und Tiefen einer derart langen Zeitspanne. Und das nicht nur als Sänger, sondern auch als Songlieferant für zahlreiche Kollegen. Das Interview mit Roland Kaiser bildet den Auftakt einer Serie von Gesprächen in den nächsten kult!Ausgaben mit Künstlern, die in den 70er Jahren groß wurden. Herr Kaiser, Sie sind gerade auf einer so genannten Senderreise, müssen sich in zahllosen Interviews den Mund fusselig reden und immer wieder die gleichen Fragen beantworten, das neue Album vorstellen – wie geht g es Ihnen heute dabei? Besser denn je! Ich bin heute entspannt und will Spaß haben. Der Druck ist raus, die Sorge, läuft es, läuft es nicht – ich bin nur noch entspannt, will nur noch Spaß haben! Wenn man also nicht mehr muss, sondern kann. Hat das auch etwas mit Ihren gesundheitlichen Erfahrungen zu tun, dass Sie heute manches anders, lockerer sehen? Es wäre ja furchtbar, wenn man nach solchen einschneidenden Erlebnissen alles mit demselben Bild sehen würde, in denselben Farben. Nein, man setzt die Prioritäten neu, man fängt an, sich nicht mehr so wichtig zu nehmen. Deswegen ist auch die Verkrampfung raus. Ich merke es bei der Bühnenarbeit, dass man sagt: Ja, es macht Spaß und Freude, und wenn es dem Publikum auch Freude macht, ist es schön. Aber diese Suche nach Perfektion ist weg. Wenn mir jemand vor 15 Jahren gesagt hätte: „Wir bieten dir eine TV-Show an, du kannst ein Konzert machen, drei Stunden live, aber b ohne h Proben", P b " dann hätte ich gesagt: „Nein!" Heute sage ich mir: „Warum nicht?" Fußballspielen kann man auch nicht proben, es läuft, wie es läuft. Das ist das Faszinierende daran! Wie ist das, wenn Sie eine neue Platte machen? Das bleibt nach wie vor aufregend, ob das, was man sich gedacht hat, auch bei den Leuten ankommt. Es gibt kein Rezept. Man weiß nicht, wie es funktioniert – keiner weiß es! Seite
92
■
Wie sind Sie die neue Platte angegangen? Sie hatten viele Songlieferanten dabei, die Ihnen zugearbeitet haben … Ich mache das immer so, dass ich eine Headline habe, einen Titel für das Album, und dann gehe ich die einzelnen Autoren an, sage ihnen, wie die CD heißen wird, damit sie schon mal wissen, in welche Richtung sie denken müssen. Wenn eine LP HEUTE HAU’N WIR AUF DIE PAUKE hieße, würde keiner eine Ballade anbieten. Da ich dieses Album AUF DEN KOPF GESTELLT genannt habe, wollte ich Geschichten haben, die das Leben temporär oder dauerhaft verändern. Es gibt viele Dinge, die unser Leben auf den Kopf stellen können – das kann sein, dass man sich verliebt, entliebt, dass man seine Arbeit verliert, dass man gesund wird oder krank. Sie sind bekanntermaßen selbst Songschreiber, die Liste der von Ihnen für andere Leute verfassten Lieder ist sehr lang. Warum haben Sie dann für sich selbst so viele Fremdautoren einbezogen? Ich habe mich als Autor bei mir oder für mich selbst zurückgezogen. Ich wollte ganz gern, dass Menschen über mich oder für mich schreiben, die mich nicht so genau kennen, wie ich mich selbst kenne. Andere Leute g haben auch andere Worte, die ihnen einfallen. Beim letzten Album SEELENBAHNEN war ein Lied drauf, "Als ich noch Single war" – da kommt eine Zeile vor, die heißt: „Warum soll ich jetzt den Müll rausbringen? Wen stört der denn?" So etwas hätte ich nie für mich geschrieben, Müll rausbringen – im Leben nicht! Aber das hat gepasst, das habe ich gesungen, nur nicht geschrieben. Das ist das Schöne daran: Man kann mit neuen Dingen arbeiten, mit neuen Gedanken. Das macht es spannender für mich. Wie kam das damals, dass Sie für so viele Leute geschrieben haben, ob das nun ein Guildo Horn war, Peter Maffay … Guildo Horn? Nein, da weiß ich nichts von (Horn coverte 2010 "Dich zu lieben", Anm. d. Autors). Ich habe für Maffay geschrieben, für Milva, Nana Mouskouri. Die Kolleginnen und Kollegen haben mich angesprochen, ob ich das machen würde, und dann habe ich es gemacht. Bei Peter Maffay war es sogar ein halbes Album, aber unter Pseudonym. Der wegen? D öffentlichen öff tli h Wirkung Wi Peter hatte mich darum gebeten. Er sagte, er möchte den Redakteuren in den Rundfunkanstalten keinen Raum geben, ihn nur deshalb abzulehnen, weil die den Songautor nicht mögen. Hinterher haben wir das dann bei der Gold-Verleihung in Frankfurt rausgelassen, zu der ich eingeladen war. So haben sie mitbekommen, dass dieser Wolf Wedding meine Person war (lacht). Wie ging es Ihnen damals, als Peter Maffay diese Bitte äußerte?
GoodTimes
2/2016
WWW.DASMAGAZIN.DE Nachvollziehbar! Ich hatte auch meinen Spaß daran. Ich wollte sehen, wie die gucken, wenn sie die Sachen positiv bewerten und hinterher feststellen müssen, das war leider der Texter Roland Kaiser (lacht). Aber es war nicht so schlimm. Wie kamen die Kollegen darauf, Sie um Ihre Mitarbeit zu bitten, während Sie ja dabei waren, Ihre eigene Karriere voranzutreiben? Denen haben meine Texte gefallen, sie haben mich gefragt, und dann habe ich das gemacht. So unspektakulär war das. Aber das Vorantreiben der Karriere ist ja auch immer, speziell zu Anfang, in hohem Maße eine Frage von Glück. Um dahin zu kommen, wo man hinterher landet, muss man 80 Prozent Glück haben, 20 Prozent sind Arbeit. Und wenn man da oben ist, muss man 80 Prozent Arbeit leisten und 20 Prozent Glück haben. Die Kontinuität erreicht man durch Fleiß und Zuverlässigkeit. Das ist wahrscheinlich in jedem Beruf so. Zuverlässigkeit,, Disziplin, p , man muss an sich arbeiten – das gehört dazu. Bei Ihrem neuen Album ist es ja fast wieder wie in den 70er Jahren – es tönt im Bereich zwischen Schlager und Pop ... Diese klare Abgrenzung gibt es heute ja gar nicht mehr. Das sind fließende Grenzen. Ich bin froh, dass wir so eine lebendige deutsche Musikszene haben wie zurzeit. So war es ja eigentlich nie. ntlich noch nie Vielleicht vor dem Krieg in den 30er Jahren in Berlin. Bevor der Verrückte kam, dem wir auch dieses Kulturloch nach Kriegsende zu verdanken haben. Aber diese lebendige deutsche Musik macht uns alle ein bisschen besser, weil wir alle natürlich versuchen, besser zu werden. Das finde ich ganz spannend. In den 70er Jahren waren die Grenzen zeitweise auch relativ fließend, ob das eine Wencke Myhre war oder ein Michael Holm, eine Marianne Rosenberg, die alle deutsch gesungen haben … Marianne Rosenberg wurde ja hochgradig gut produziert! Das war im Prinzip Barry White als Frau, das war ja großartig gemacht, PhillySound mit Streichern! Aber die Grenzen waren fließend ... Naja, was ist Schlager? Wie definiert man Schlager? Ein Schlager ist im Prinzip ein Lied, das die Mehrzahl der Menschen auf der Straße nachsingen und nachpfeifen können! Wie ging das damals bei Ihnen eigentlich los? Sie haben als Telegrammbote gearbeitet, dann als Werbeleiter in einem Autohaus … Das ist ja ewig her, mein Gott! Ich habe jemand kennen gelernt, dessen Bruder den Sänger Randolph Rose gemanagt hat. Dieser Mensch sagte: „Komm mal ins Studio, sing mal vor!" Ich bin hingefahren, und dann hat es mich erwischt. Thomas Meisel (Chef der Meisel Musikverlage und Erfolgsproduzent, Anm. d. Autors) hat mir einen Drei-Jahres-Vertrag angeboten – so fing das an. Und seitdem bin ich da. Hatten Sie vorher schon … Nein!
Überhaupt nicht? Nein! Im Winter 1973 war ich bei denen, und im Frühjahr 1974 kam die erste Single – das ist mittlerweile 42 Jahre her! "Was ist wohl aus ihr geworden?" war die erste Single im März 1974. 1976 war "Verde" der erste Hit? Ja, es war ein Charterfolg. Das war die gesungene Version einer Gitarrenaufnahme von Ricky King. Wie hat man sich die Szene damals vorzustellen, gab es Kontakte der Künstler untereinander? Es gab ja diese Tournee-Pakete mit Dieter Thomas Heck … Sie meinen die „Hitparaden-Tournee"? Da war ich zweimal dabei. Wie war das Verhältnis der Kollegen untereinander? Wir hatten mehr miteinander zu tun als heute. Heute ist man sehr sachlich, man geht in die Fernsehshow und dann wieder nach Hause, sagt „Guten Tag". Mit manchen versteht man sich,, mit manchen nicht. Bei den Tourneen war das anders – Dieter hat damals d sso ein bisschen den Gottvater gespielt, er war irgendwie der g Elder Statesman von allen, hat E ssich um den Zusammenhalt bemüht. Das war teilweise sehr b llustig und unterhaltsam. Das müssen Sie sich so vorstellen, m wie wenn acht Kinder verreiw ssen – speziell Bert von Cindy & Bert hatte immer irgendwelche B Ideen, um Kollegen auf die Schippe witzigen Ideen zu nehmen. War eine lustige Zeit. Wie definieren Sie Erfolg heute für sich? Durch die Dinge, die man macht, die einem persönlich Freude bereiten. Man kann Erfolg nicht immer abhängig machen von den Reaktionen der Leute. Bei einem Konzert ist das schön, weil die Reaktion unmittelbar erfolgt, aber es muss nicht jeder das, was ich tue, gutheißen. Erfolg also auch unabhängig von ChartPlatzierungen? Die sind natürlich ein bestimmter Spiegel, wenn auch nur sehr temporär. Aber das kann nicht immer die Grundlage dessen sein, was man macht. Es ist ein angenehmer Aspekt, wenn’s passiert. Wie viel sind Sie heute im Jahr in Sachen Musik unterwegs? Wir machen im Jahr im Schnitt 50 Konzerte, plus Fernsehen, Rundfunk und Presse. Es sind schon 150 Tage, die ich im Jahr unterwegs bin, auch für diverse Benefizgeschichten. Seit 2003 sind Sie alljährlich mit der Kaisermania" in Dresden zu erleben – wel" che Idee steckt dahinter? Wir haben dort mal gespielt, und dann kam mein Konzertveranstalter Peter Semmelmann mit der Idee, es „Kaisermania" zu nennen. Dann waren es beim nächsten Mal 8000, jetzt sind es um die 50.000 Zuhörer an den vier Tagen – es wächst langsam. Es ist ein schönes Gefühl, man wundert sich, dass man in der Lage ist, so viele Menschen dazu zu bewegen, da hinzukommen. Und man ist erschlagen von deren Emotionen. Das ist sehr bewegend und macht mich letzten Endes demütig. Philipp Roser
Soso, das Magazin. Welches Magazin?
Gegründet 1924 in Berlin, ist DAS MAGAZIN schnell die erfolgreichste Monatszeitschrift der Weimarer Zeit. 1941 »kriegsbedingt eingestellt«, wird das Heft 1954 in der DDR neu aufgelegt und bald mit über 500.000 verkauften Exemplaren zur begehrten »Bückware«. Ab 1990 etabliert sich DAS MAGAZIN erneut auf dem gesamtdeutschen Zeitschriftenmarkt & setzt fort, was bereits in den Jahrzehnten zuvor begeisterte: eine illustre Autorenschaft, der weltoffene, ironisch-charmante Tonfall, dazu die illustrierten Titelblätter und das Ganze im praktischen und reisefreundlichen Format. Für alle, die DAS MAGAZIN erst einmal unverbindlich kennenlernen möchten, haben wir ein Geschenk: Mit diesen QR-Code können Sie sich eine kostenfreie DAS MAGAZIN-Ausgabe als ePaper für ihren Computer oder Ihr Tablet herunterladen: Seit 1924 | Mai 2015 | Euro 3,30
ignorieren Für alle, die Rückbaubefehle
Kleingärtnern für Fortgeschrittene & Kraut für Anfänger
plus
nicht waschen ist keine Lösung Selbstoptimierungswahn Haare nicht richtig Ein Mann, eine Uhr Du tickst wohl g und Fortpflanzungsfragen Er ist 56, sie 29 Generationenvertra
HINTERHER IST MAN IMMER SCHLAUER
Elastolin-Figuren
Als Old Shatterhand und Prinz Eisenherz im Kinderzimmer Einzug hielten
Ab 1967 sah Old Shatterhand auch bei Hausser aus wie Lex Barker
..
Zwei Ritter von Konig Artus' Tafelrunde: Eisenherz und Gawain
Eine von fast 40 Ritterburgen der Firma Hausser, 1957)
Neuartige, seinerzeit modern anmutende Spielfiguren aus Kunststoff erfreuten seit Mitte der 50er Jahre die Babyboomer in West- und Ost-Deutschland. Vor allem der Wilde Westen und die Ritterzeit lieferten für Figurenwelten populäre Stoffe, nachdem in der Generation der Väter noch Soldaten dominiert hatten. Abenteuer aus Fernsehserien, Comics und Büchern konnten solcherart trefflich nachgespielt werden. Auf dem Markt tummelten sich bald diverse Firmen mit wesentlichen Unterschieden bei Qualität und Preis. Im Herbst 1959 ließ ein reich bebilderter Katalog mit Elastolin-Figuren der Firma Hausser meine sechsjährigen Augen überquellen. Mein Vater hatte einen wahren Schatz gefunden – in einem Essener Spielwarengeschäft, das fortan zum Wallfahrtsort vor gewichtigen Geschenkanlässen wurde.
Seite
94
■
inmal im Jahr lag bei Roskothen wie in vielen anderen Läden auch der neue Katalog von Hausser aus. Bekannt und beliebt unter Kindern damals und unter Sammlern heute waren bzw. sind insbesondere die Figuren, die Haussers Atelierleiter Max Weißbrodt nach Vorbildern aus Karl Mays Romanen sowie der PrinzEisenherz-Saga modellierte. 1962, im Jubiläumsjahr der damals führenden Spielzeugfirma, schmückten nicht von ungefähr der Eisenherz-Freund Gawain sowie ein aus „Winnetou I" importierter Medizinmann den Katalogtitel. Solche Motive beeinflussten die Bilder in unseren Köpfen nachdrücklich, bevor Kinofilme manches modifizierten. Ein neuer Old Shatterhand sah dann 1967 auch bei Hausser so aus wie der Schauspieler Lex Barker. Bis Mitte der 70er durften sich Kinder alljährlich auf Überraschungen in sieben und seit 1960 auch vier Zentimeter Größe aus der Fabrik im fränkisschen Neustadt freuen. Der Einzelhandel dekoD rrierte die Traumwelten ganzjährig gut sichtbar. g Das Spielzeug paradies D iin Hamburg etwa prässentierte als Daueraussstellung in drei großen Vitrinen lockende ß Ensembles. E
E
GoodTimes
2/2016
uch daheim wurde für diee Sortimente von Hausser viel Platz gebraucht – und genüP gend Geld beim Einkauf. Mitte g der deer 1950er Jahre entsprach der Preiss einer ein ner handbemalten Elastolin-Figur u noch ur dem m Stundenlohn eines Industriearbeiters. a arbeiters. Das Wirtschaftswunder mit steigenden Löhnen Wir W hatte insofern für viele Kinder einen wunderin nso so w baren Nebeneffekt. Das hochwertige Spielzeug Neb N pielzeug Marke richtete sich hauptsächlich Markke Elastolin El hlic hl ich h an einkommensstärkere Familien. In anderen einko om e eren Haushalten wurde stattdessen eher mit Haussha m Figuren von Heinerle oder Timpo gespielt. l Die Marken wurden im Spiel bunt gemischt und Figuren eifrig getauscht. So erschien mir 1962 ein Old Surehand aus der Wundertüte wertvoller als ein teurer Elastolin-Indianer. Der Besitz schon einiger Elastolin-Exemplare verschaffte auf jeden Fall soziales Ansehen im Kreis der Freunde. Dabei gab es immer wieder Schätze besonderer Art, wie zum Beispiel drei Indianer, bei denen sich per Mechanik die Waffen bewegen ließen. Noch weniger als ihre Gefährten waren sie freilich entgegen den Werbesprüchen „unzerbrechlich".
A
Z
um Sortiment zählten indes nicht nur Personen und Haus- oder Wildtiere in vielen Posen, sondern auch ein hundertfaches Zubehör mit Forts und Postkutschen, Burgen und Katapulten, Indianerzelten und Afrikaner-Dorf sowie Landschaften mit Felsen, Bäumen und Bächen. Langmütige Eltern waren dann gefragt, wenn die Spielfläche über mehrere Räume ausgedehnt werden musste, was gelegentlich angesichts der Regieanweisungen aus unseren „Leitmedien" erforderlich schien. Namentlich eine dreiteilige Westernbahn entfaltete seit 1959 ihre Wirkung auf mehreren Metern Schienen erst dann, wenn Indianerlager und Büffeljagd, Siedlertreck und Westernstadt genügend weit auseinanderlagen. Ähnliches galt für mittelalterliche Panoramen, die seit Anfang der 60er nicht nur Ritter, sondern auch Hunnen, Römer und Wikinger umfassen konnten. Manche Kreationen floppten freilich und verschwanden dann schnell wieder aus dem Programm, wie beispielsweise ein Astronaut
falls fa fall llls für die Produkte von Hausser in westdeutschen eutsc uttsche hen Haushalten massiv geworben wurde. Dem Einzelhandel Hau u ellhand del e offerierte Hausser mobile Schaustücke, die mitt offer r bis zu 1000 Einzelteilen ausgestattet waren. Insbesondere in der Weihnachtszeit drückInssb ten n sich begeisterte Kinder und beeindruckte tee Eltern an den Schaufenstern die Nasen platt. Elt t att. Schon in den frühen 70er Jahren waren die Sch h d Bilanzen bei Hausser allerdings nicht mehr so Bilan nz erfreulich wie zuvor, als vor allem die Elastolinerfre e n nFiguren millionenfachen Absatz gefunden hatFi ig tten. Vor allem gegenüber der Offensive des ess neuen Konkurrenten Playmobil agierte dass Traditionsunternehmen bemerkenswert hilflos. T Es wurden noch viele Pläne geschmiedet, 1976 sogar ein Raddampfer angedacht und einige erfolglose Anläufe unternommen. m Ende wurden gezielt Erwachsene angesprochen, mit historischen Motiven wie einem Kaufmannszug oder einer Römerparade in jeweils limitierter Auflage. Das Geleitwort des letzten Katalogs richtete sich 1980 ausdrücklich an „Sammler historischer Figuren". Drei Jahre später jedoch endete schließlich die fast 80-jährige Firmengeschichte im Konkurs. Ein für Eisenbahnzubehör bekanntes Unternehmen
A ..
Schaustuck mit Westernbahn; links unten im Bild Old Shatterhand, 1962)
Kaufmannszug mit Landsknechten, 1980) Der Autor mit Eisenherzbuch, Ritterburg und Figuren, 1960)
ewährtes und Neues aus den Figurenwelten von Hausser verbreitete der in Fachgeschäften ausliegende Vedes-Katalog für ein breites Publikum über mehr als zwei Jahrzehnte ebenso wirksam wie die Kataloge der Kaufhausketten Karstadt und Horten. Hinzu kamen Hausprospekte größerer Spielzeugläden, in denen jedes Jahr eben-
B
GoodTimes
übernahm Maschinen und Formen. Bis heute werden unter der Bezeichnung „Elastolin by Preiser" manche der alten Figuren in kleinen Kontingenten weiterproduziert. Die alten Schätze wurden von Angehörigen der Jahrgänge 1945 bis 1965 hingegen nach und nach wieder hervorgeholt, mit m viel Aufwand ergänzt und in Vitrinen dekoriert. Eine rege Szene V von Sammlern ist so entstanden, v die d ihren Träumen aus der Kindheit folgen. Für manches Stück in besonf ders schöner Bemalung werden hohe d Beträge ausgegeben. Die wichtigste B Plattform für Sammler findet sich P unter www.figuren-magazin.de. u Malte Ristau
© Malte Ristau
Abbildungen: © Helmut Lang/Verlag Figurenmagazin
mit drei seltsamen Wesen „von anderen Sternen". Für kleinere Kinder wurden Bauernhöfe, Zoo-Anlagen und ein Zirkus offeriert.
2/2016
■
Seite
95
Die Meistermacher der 70er
Ein Jahrzehnt, in dem nicht der FC Bayern die meisten Meistertitel gesammelt hat? Gibt’s nicht? Von wegen! Zwar brachten es die Münchner auch in den 70er Jahren auf eine überaus eindrucksvolle Trophäensammlung. Mehr Meisterschalen aber konnte in diesem Zeitraum die Borussia aus Mönchengladbach in die vereinseigene Vitrine einsortieren. Während es für die Bayern zwischen 1970 und 1979 nur" zu " ie drei Meisterschaften reichte, triumphierten die Borussen gleich fünfmal.
J
Hennes Weisweiler
Von Andreas Kötter
e ein Meistertitel für den 1. FC Köln und für den Hamburger SV komplettierten damals die Meister-Liste. Nicht nur die Überlegenheit der er Gladbacher Borussia bzw. die entsprechende Unterlegenheit nheit des FC Bayern aber war außergewöhnlich in diesem Jahrzehnt. Auch die Tatsache, dass neun dieser zehn Titel auf das Konto von nur zwei Trainern gingen, gehört zu den ganz großen Geschichten der Bundesliga-Historie. In einer Zeit, als Trainer noch als Fußballlehrer bezeichnet wurden, waren es Hans, genannt Hennes, Weisweiler (5.12.1919 – 5.7.1983) und Udo Lattek (16.1.1935 – 31.1.2015), die den deutschen Fußball national und auch international in einer Art und Weise prägten, wie – mit Ausnahme von Ottmar Hitzfeld – wohl kein anderer deutscher Trainer nach ihnen. Weisweiler und Lattek – das erinnerte fast ein wenig an die Geschichte vom Schüler, der den Lehrmeister sogar noch übertrumpfen sollte. Aber der Reihe nach. Als Hennes Weisweiler im Sommer 1964 die Arbeit bei Borussia Mönchengladbach aufnahm, steckte die neue Bundesliga noch in ihren Kinderschuhen und war gerade einmal ein Jahr alt. Borussia spielte damals in der parallel zur Bundesliga neu etablierten Regionalliga West. In nur einer Spielzeit, 1964/65, gelang es Weisweiler, der bereits auf eine langjährige Trainerkarriere mit Stationen u.a. beim 1. FC Köln, der Kölner Viktoria und beim DFB als Assistent von Bundestrainer Sepp Herberger, zurückblicken konnte, die Borussen in die Bundesliga zu führen.
Hennes Weisweiler – Der Vater der Fohlen"-Elf "
Er setzte dabei auf eine junge, weitgehend von ihm selbst geformte Mannschaft, die sich wegen ihres herzerfrischenden Angriffs- und HurraFußballs rasch die schöne und bis heute gebräuchliche Titulierung als „Fohlen-Elf" erspielte. Über die Platzierungen 13 und 8 in den ersten beiden Liga-Jahren stürmten die „Fohlen" in den Spielzeiten 1967/68 und 1968/69 jeweils auf Platz drei der Tabelle und damit mitten hinein in die nationale Spitze. Rechtzeitig zu Beginn des neuen Jahrzehnts konnte man 1970 gar den ersten Meistertitel feiern. Und weil es so schön war, ließen die Borussen in der kommenden Saison gleich einen weiteren Triumph folgen. Tief im Süden der Republik dagegen, beim FC Bayern München, hielt sich die Begeisterung über die Erfolge des sympathischen Klubs aus der Seite
96
■
Udo Lattek ni niederrheinischen Provinz allerdings in Grenzen. al Schließlich hatten die Münchner selbst Sc lb t gerade erst damit begonnen, den deutschen Fußball ßballl für sich zu erobern. 1965 gleichzeitig mit Borussia in die d Bundesliga aufgestiegen, konnten sich die Bayern n unter un nter ihrem damaligen Trainer Branko Zebec bereits 1969 69 ihren ih hren ersten von bis heute 25 Meistertiteln in der Bundesliga deslig ga sichern. Gerade aber, als man dazu ansetzen wollte, te, der deer Liga den Stempel aufzudrücken, machten die „Fohlen" hlen"" den Bayern mit den Titeln 1970 und 1971 zunächst einmal einen Strich durch die Rechnung. In der vielbesungenen Weltstadt mit Herz reagierte man n prompt und engagierte mit Udo Lattek einen jungen, ambitioonierten Trainer, der sich – ähnlich wie Hennes Weisweiler Jahre ahre zuvor – beim Deutschen Fußball-Bund bereits erste Meriten riten verdient hatte. Und Lattek, der beim DFB als Assistent von Bundestrainer Helmut Schön die deutsche Vize-Weltmeisterschaft chaft 1966 in England miterlebt hatte, machte einen Top-Job. Der Vizemeisterschaft hinter der Borussia in seinem ersten BayernernJahr 1971 folgte zwischen 1972 und 1974 das erste MeistererTriple der Bundesliga-Historie. In kurzer Zeit hatte Lattek ek eine Mannschaft mit unbändigem Sieger-Gen geformt, deren Spieler, wie Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Uli Hoeneß oder Paul Breitner, um nur einige zu nennen, zudem das Gerüst der deutschen Nationalmannschaft stellten, die 1972 Europa- und 1974 Weltmeister wurde. Im Weltmeister-Jahr war den Bayern unter Lattek zudem der erste Erfolg einer deutschen Mannschaft im Europa-Pokal der Landesmeister geglückt: In einem spektakulären Endspiel gegen Atletico Madrid konnten die Bayern in der Verlängerung buchstäblich in letzter Minute durch einen Treffer von Verteidiger Georg „Katsche" Schwarzenbeck noch den Ausgleich erzielen und so das damals übliche Wiedererholungsspiel erzwingen. Hier triumphierten die Münchner dann nur zwei Tage später mit 4:0! Höhe- und fast schon Endpunkt zugleich von Latteks erster Amtszeit beim FC Bayern, der in den 80er Jahren noch eine weitere folgen sollte.
GoodTimes
2/2016
Fotos: © Horstmueller
höchste Bundesliga-Sieg überhaupt, das legendäre 12:0 gegen Borussia In der folgenden Spielzeit, der Saison 1974/75, sollte sich aber Dortmund, reichte den „Fohlen" schließlich nicht, um den 1. FC Köln noch erst einmal zeigen, dass solche Triumphe müde machen, körpergewannen zeitgleich ihre Partie beim FC St. lich und vor allem auch mental. So spielten pielten die Bayern die bis dato abzufangen. Denn die Kölner gew Pauli mit 5:0, so dass der Titel wegen der schlechteste Saison ihrer Bundesligaum den Wert drei besseren Tordifferenz Zugehörigkeit – mit dem damals auch in die Domstadt ging (die Kölner hatten für Schadenfreude sorgenden, slapstickmit 86:41 Toren drei Treffer weniger kasartigen Höhepunkt, dass ausgerechnet siert als die Borussen mit 86:44). „Kaiser" Franz Beckenbauer in zwei Und wer hatte den Klub aus der aufeinanderfolgenden Spielen ins eigeKarnevalshochburg zu seiner zweiten ne Tor traf. Am Ende belegte der und bis heute letzten Bundesligaamtierende Meister einen bitter enttäuMeisterschaft geführt?! Man ahnt es schenden zehnten Platz (nur einmal, schon: Hennes Weisweiler! In nur einem in der Saison 1977/78, sollten die Jahr in Barcelona hatte sich Weisweiler Münchner als Zwölfter noch schlechso mit Barca-Star Johan Cruyff zerstritter abschneiden), während man in ten, der damals bereits auf gutem Weg Mönchengladbach zum dritten Mal die zu der Vereins-Ikone war, die er später Meisterschale in den Himmel heben darstellen sollte, dass für den deutschen durfte. Lattek war da längst nicht mehr Meisterschaft Borussia Mönchengladbach 1970 – Trainer Hennes Weisweiler Fußballlehrer eine sportliche Zukunft Bayern-Trainer, hatte man ihn doch präsentiert die Meisterschale in der Kabine. in der katalanischen Metropole nicht bereits im Januar 1975 entlassen. mehr möglich war. Dem „Effzeh", wie die Kölner ihren Klub liebevoll Auch Borussias dritter Meistertitel (und der Gewinn des UEFAnennen, kam das 1976 gerade recht. Wartete man dort, wo Euphorie Cups, ebenfalls der erste für eine deutsche Mannschaft) aber markierte einen Endpunkt – den der Zusammenarbeit mit Hennes Weisweiler. In wie Depression grenzenlos sein können, seit dem ersten Meistertitel im seinen elf Jahren am Niederrhein hatte der mit der Borussia nicht nur Bundesliga-Debütjahr doch sehnsüchtig auf einen weiteren Titel. Ein zahlreiche Titel gewonnen, sondern dank des offensiven Fußballs der ausgewiesener Fachmann und Titelexperte wie Weisweiler, der den Klub Mannschaft um Günter Netzer, Jupp Heynckes, y , Allan Simonsen und Berti zudem dank seiner beiden vorherigen Amtszeiten bestens kannte, war da Vogts, um wiederum nur eine Handvoll die passende Galionsfigur. der Fußballhelden vom einstmals ehrSchon im ersten Jahr trug die würdigen Bökelberg zu nennen, vor Zusammenarbeit mit dem Gewinn des allem auch die Herzen der Fußballfans DFB-Pokals Früchte. Und weil man in in Deutschland und sogar über die der Folgesaison zusätzlich zum Gewinn Grenzen der Republik hinaus erobert. der Meisterschaft diesen Pokal verteidigen konnte, ist die Saison 1977/78 in Weisweiler geht, der Erfolg die Klub-Historie als die schönste, beste, bleibt – dank Udo Lattek erfolgreichste überhaupt eingegangen. Nur einen Titel sollte man danach bis Offensichtlich war Weisweiler nun aber heute noch gewinnen können, erneut zu der Erkenntnis gekommen, dass es den des Pokalsiegers, im Jahr 1983. an der Zeit wäre, etwas Neues auszuWeisweiler dagegen wurde noch zweiprobieren. Und als der FC Barcelona mal Meister, 1980 mit Cosmos New lockte – eine Verlockung, die auch FC Bayern München mit Meisterschale und Europapokal 1974 York und 1983 mit Grashopper Club damals schon nahezu jedwede andere Zürich, mit dem er im selben Jahr auch den Schweizer Pokal gewann. im Vereinsfußball übertrumpfte –, war die Ära Weisweiler bei Borussia Nur wenige Wochen später, am 5. Juli 1983, erlag er mit nur 63 Jahren Mönchengladbach Geschichte. Die der großen Erfolge aber noch lange einem Herzinfarkt. nicht. Denn der passende Nachfolger war schnell gefunden: Udo Lattek! Die Karriere von Udo Lattek dagegen reichte noch bis ins neue Der stand zwar für die Saison 1975/76 längst bei Rotweiß Essen im Wort. Jahrtausend und blieb ebenfalls gepflastert mit Titeln. 1979 holte er Dem Werben der Borussia aber konnte er nicht widerstehen und gab auf der Vereinsgeschichte, drei Nachfrage freimütig zu: „Was würden Sie machen, wenn Sie die Wahl mit der Borussia den zweiten UEFA-Pokal U Jahre später mit dem FC Barcelona den hätten zwischen einem Fahrrad und Europapokal der Pokalsieger. Und mit einem Mercedes?!" Diesen Mercedes dem FC Bayern gelang ihm in seiner bewegte Lattek, um im Bild zu bleizweiten Amtszeit zwischen 1985 und ben, zwar nicht mehr ganz so forsch 1987 zum zweiten Mal das Meisterdurch die Liga wie sein Vorgänger. Wo Triple. Später arbeitete Lattek noch Weisweiler noch auf offensiven Hurrafür den 1. FC Köln, den FC Schalke 04 Stil gesetzt hatte, bevorzugte Lattek und Borussia Dortmund, ein weiterer eine etwas defensivere Ausrichtung. Das Titelgewinn aber war ihm da nicht aber änderte nichts daran, dass man in mehr vergönnt. Stattdessen erwarb er einem Mercedes damals immer sein Ziel sich zwischen 1995 und 2011 Kulterreichte. Status als Experte des Fußball-Talks Zwei aufeinanderfolgende Meister„Doppelpass". Nach langer Krankheit titel holte Lattek mit der Borussia. Die verstarb Lattek schließlich am 31. bis heute letzten für den Klub. Und bei1. FC Köln mit Meisterschale und Pokal 1978 Januar 2015. nahe wäre ihm – wie schon in München Übrigens: Der zehnte und letzte Meistertitel des Jahrzehnts ging – erneut sein persönliches Meister-Triple gelungen, das dann gleichzeitig 1979 an den Hamburger SV. Ebenfalls unter Anleitung eines alten Borussias vierter Meistertitel in Folge gewesen wäre. Etwas, das bis heute Bekannten: Branko Zebec. Der Jugoslawe, der die Münchner Bayern keinem Verein der Bundesliga gelungen ist. Wobei allerdings mit einer 1969 zum ersten Double ihrer Bundesliga-Geschichte geführt hatte, Wette, dass es die Bayern in dieser Saison endlich schaffen, kaum Geld zu machte auch die Hamburger erstmals zu Bundesliga-Champions. Und verdienen sein dürfte ... Wie auch immer. Lattek und Borussia scheiterten legte damit gemeinsam mit Manager Günter Netzer den Grundstein für damals knapper als knapp an diesem großen Traum. Genaugenommen die großen Erfolge des hanseatischen Klubs Anfang der 80er Jahre. Aber ging es um drei Tore mehr oder weniger, die am Ende, beim spektakulären Finale der Saison 1977/78 den Ausschlag gaben. Selbst der bis heute das ist wieder ein anderes Fußballmärchen. GoodTimes
2/2016
■
Seite
97
kult! -Preisrätsel
Lösungswort: 1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
GEWINNSP IEL
11
12
13
14
15
16
kult! verlost unter allen Einsendungen des Lösungswortes: Copyrights © 2016 & TM Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved.
So machen Sie mit: Füllen Sie das Kreuzworträtsel aus. Die Buchstaben in den mit Ziffer und Kreis markierten Kästchen ergeben das Lösungswort. Senden Sie uns eine E-Mail, ein Fax oder eine frankierte Postkarte mit dem Lösungswort an:
3x DVD + Poster
NikMa Verlag · Kennwort kult!-Verlosung" " Eberdinger Str. 37 · 71665 Vaihingen/Enz Fax: 0 70 42/37660-188 · E-Mail: goodtimes@nikma.de Einsendeschluss: 18. Juli 2016 Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Gerichtsstand ist Stuttgart.
Viel Glück!
5x " Die drei ???" -Fanpaket
3x DVD
Seite Se
98
■
GoodTimes
3x 2er DVD 2/2016
Sänger. Tänzer. Schauspieler. Entertainer. Mensch.
PETER ALEXANDER
DIE GROSSE PETER ALEXANDER-GALA ZUM 90. GEBURTSTAGS DER ENTERTAINER-LEGENDE! 63 Titel mit über 3,5 Stunden Musik • Tributes der großen Stars des deutschen Schlagers von damals und heute • Mit allen Hits von der „kleinen Kneipe” bis zum „letzten Walzer” • Raritäten, Duette und exklusive Bonustracks • Unveröffentlichte Live-Medleys
EIN STÜCK DEUTSCHE MUSIKGESCHICHTE, AB SOFORT ÜBERALL ERHÄLTLICH
DAS JUBILÄUMSALBUM ZUM 90. GEBURTSTAG
Licht aus, Spot an!
45 JAHRE
WWW.SONYMUSIC.DE
NEU
!
NR.1-HITS DER 70ER
DAS ORIGINAL ZUM JUBILÄUM!
Jetzt auf CD und DVD! www.sonymusic.de
REPERTOIRE CLASSICS on vinyl
Reviving the 60s
50th
ANNIVERSARY SPECIAL
THE YARDBIRDS
Yardbirds (aka Roger The Engineer)
THE ZOMBIES
Odessey And Oracle
THE YARDBIRDS Live at the BBC
...and many more
THE PRETTY THINGS
www.repertoirerecords.com
Live at the BBC
GRAHAM BOND Live at the BBC